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Ecuador macht´s vor – Regenwald statt Erdöl

Die Idee ist simpel und genial: Ecuador verzichtet auf die Förderung eines milliardenschweren Ölvorkommens unter seinem Yasuni-Nationalpark mitten im Regenwald – und erhält im Gegenzug eine Milliardenspende der Vereinten Nationen. Seit zwei Jahren schon ist der Plan in der Welt. Gestern ist er ein großes Stück vorangekommen. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und Ecuador unterzeichneten ein Abkommen, nachdem der Staat  die 846 Millionen Barrel unter Tage belässt. Die UNEP richtet für Ecuador einen 3,5 Milliarden Dollar schweren Fonds ein. Das entspricht etwa der Hälfte der entgangenen Ölmilliarden. Dem Weltklima bleiben durch diese ungewöhnliche Klimaschutzmaßnahme rund 400 Millionen Tonnen CO2 erspart. Und eine der artenreichsten Regionen des Globus bleibt erhalten.

Fragt sich jetzt nur, ob die UN-Mitgliedsstaaten mitspielen. Die öffentlichen Kassen sind leer. Erst vergangenes Jahr hatte der Deutsche Bundestag seine Unterstützung für die Yasuni-Initiative bekundet, 50 Millionen US-Dollar Einzahlung kursierten als Gerücht. Noch allerdings hat die Bundesregierung nicht gezahlt, wie das Bundesentwicklungsministerium gerade auf Nachfrage mitteilte. Sicherlich auch, weil noch viele Fragen offen sind. Wer garantiert etwa, dass die nächste Regierung nicht doch zum Ölbohrer greift? Auch wenn Ecuador sich über den Fonds freut – erst die nächsten Monate werden zeigen, ob Yasuni ein neues, akzeptiertes Instrument der internationalen Klimaschutzpolitik wird.

 

Nächste Öl-Tragödie in China

Ölkatastrophe in China
© Jiang He / Greenpeace

© Jiang He / Greenpeace

Diese Bilder haben mich wirklich bewegt: Arbeiter, die durch ein schwarzes Meer von Öl schwimmen und völlig erschöpft von ihren Kollegen gerettet werden.

Im chinesischen Dalian explodierte von wenigen Tage eine Ölpipeline, das Öl ergoss sich in den Hafen und verdreckt seitdem die Strände am Gelben Meer und eine Fläche von mehr als 430 Quadratkilometer. Mit bloßen Händen versuchen die Arbeiter verzweifelt, das Öl abzutragen und das Loch zu stopfen. Ein 25-Jähriger starb bei den Rettungsarbeiten, als er von einer Welle in das ölverdreckte Meer gezogen wurde. Mehr Bilder gibt es hier.

 

Mini-Wasserkraftwerke – mehr als ein Spielzeug?

Vor einiger Zeit habe ich ja über das wachsende Interesse an Kleinwindrädern für den Garten berichtet (was übrigens auf überraschend großes Interesse stieß). Nun gibt es eine kleine Fortsetzung, diesmal nicht zu Land, sondern zu Wasser. In den USA hat gerade das kleine Dörfchen Eagle in Alaska ein Mini-Wasserkraftwerk in Betrieb genommen, wie Treehugger berichtet und versorgt sich so komplett mit erneuerbarer Energie.

Das Besondere an dem Mini-Kraftwerk ist, dass es auf dem Fluss schwimmt. Es braucht also keinen Damm, der den Fluss aufstaut und aus dem das Wasser abgelassen wird und Turbinen antreibt. Da freut sich die Umwelt, denn gerade der Dammbau für Wasserkraftwerke gilt als extrem schädigend für die Natur (aktuelles Beispiel ist der Bau des Belo Monte-Staudamms in Brasilien). Das Problem ist nur die geringe Leistung: Gerade mal 25 Kilowatt Leistung hat die Turbine – offenbar ausreichend für die 68 Einwohner von Eagle.

Trotzdem reizt die Technologie Investoren und Politik. Der US-Entwickler Free Flow Power hat etwa kürzlich die Erlaubnis bekommen, an 60 Standorten im Mississippi die mögliche Installation dieser schwimmenden Kraftwerke zu überprüfen. Eine direkte Antwort von Lousiana auf die Ölpest vor der Küste und den Drang, auf erneuerbare Energien umzusteigen. Wird es realisiert, dann wären die Turbinen im Mississippi das erste kommerzielle Projekt dieser Art im großen Stil.

Aber genau das ist die Herausforderung. Solange die schwimmenden Wasserkraftwerke nicht leistungsstärker werden, sind sie wohl nur ein schönes Spielzeug für Technologiefreaks und reichen für kleine Käffer wie Eagle. Aber sie sind nicht wirklich eine relevante alternative Energiequelle.

 

Sarah Palin verteidigt „Drill Baby Drill“

Manchmal lohnt sich wirklich ein Blick auf den Twitter-Account von Sarah Palin. Eines der jüngsten Postings:

„Extreme Greenies:see now why we push“drill,baby,drill“of known reserves&promising finds in safe onshore places like ANWR? Now do you get it?
6:07 PM Jun 1st via Twitter for BlackBerry®“

Soviel Chuzpe muss man erst einmal haben: Das Öldesaster im Golf von Mexiko sei nur passiert, weil extreme Umweltschützer gegen Ölbohrungen an Land, etwa im Arctic National Wildlife Refugee (einem Nationalpark in Alaska), gekämpft hätten. Auf ihrer Facebook-Seite geht Palin übrigens mehr ins Detail.

Daher, liebe Frau Palin, eine kurze Richtigstellung: Umweltschützer haben nie On-und Offshore-Bohrungen gegeneinander ausgespielt. Und vielleicht ist es wohl wichtiger, sich auf die Nachfrage-Seite zu konzentrieren. Es geht darum, die Ölnachfrage zu reduzieren, auf Energieeffizienz und eine Senkung des Ölverbrauchs zu setzen, etwa in der Automobilbranche. Dann brauchen wir erst gar nicht solche riskanten Ölbohrungen – egal, ob an Land oder auf See.

 

BP wegen Ökozid belangen

Seit einigen Wochen schon wabert in den USA eine Debatte durch die Blogs, etwa hier bei bei der Konsumguerilla Adbusters aus Vancouver. Wie lässt sich BP für die Ölkatastrophe belangen? Jetzt kommen die ersten Stimmen auf, die sogar den Internationalen Strafgerichtshof  involvieren wollen: Er solle ebenfalls für Umweltzerstörung bzw. Ökozid (im Englischen ist von „Ecocide“ die Rede)  zuständig sein. Eine Facebook-Gruppe hat sich bereits etabliert. Aufgebracht hat die Idee übrigens unter anderem Polly Higgins, eine Umweltrechtlerin, die sich für eine stärkere Verankerung des Umweltschutzes im internationalen Recht einsetzt – gerne auch radikal gedacht, wie ihre Homepage www.treeshaverightstoo.com zeigt.

 

Und Putin räumt mit russischer Ölpest auf

Während die Welt auf den Golf von Mexiko starrt, wo die USA vor der wohl größten Ölpest ihrer Geschichte stehen, ist mir im Netz eine passende Meldung von der anderen Seite des Globus untergekommen.  Auch der russische Premier Putin hat sich des Themas angenommen. Bei einem Besuch der arktischen Insel Alexandraland, nur etwa 600 Kilometer vom Nordpol entfernt, erklärte er, dass Russland die Ölkatastrophen auf den ehemaligen Militärposten endlich beseitigen will. So Sowjetzeiten unterhielt Russland dort mehrere strategische Militärstationen, die mit Öl versorgt wurden. Nach dem Zusammenbruch der UDSSR gerieten sie in Vergessenheit – und vor allem für die Öllager interessierte sich niemand mehr. Sie rosteten vor sich hin. Schon seit Jahren  sickern Milionen Barrel von Öl unkontrolliert in die sensiblen Regionen, die durch den Klimawandel schon an sich arg gebeutelt sind. Der Nachrichtenagentur Reuters sagte Putin:

„The decrease in military activity after the collapse of the USSR has left this dump which we see now. The pollution level is six times higher than normal. What we need to do now is to organize a sweeping cleanup of the Arctic.“

Tja, fragt man sich da nur: Ist das nun wirkliche Sorge um die kostbare Natur in dieser Eisregion? Kaum vorzustellen bei Putin, der sich bislang kaum um Umweltschutz scherte.  Wohl eher ist es auch mal wieder ein Kräfte Messen mit den USA: Seht her, Ihr habt da eine Ölkatastrophe, aber wir tun was. Und natürlich will Putin die Sorgen von Umweltschützern zerstreuen, die  Öl- und Gasbohrungen in der Arktis fürchten.

 

Peak Oil: Virgin-Chef Branson ist alarmiert

Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat zwar viele Staaten noch immer im Griff. Aber inzwischen mehren sich die Stimmen, die einen steigenden Ölpreis prognostizieren. Der Gründer der britischen Virgin Airlines, Milliardär Richard Branson, wird diese Woche gar mit einer spektakulären Prognose seine Aufwartung in London machen, meldet der Guardian: Er erwarte eine handfeste Ölkrise innerhalb der nächsten fünf Jahre, so Branson. Und sie werde sogar noch schlimmere Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben als die Finanzmarktkrise.

Dass der Ölpreis in die Höhe schnellen könnte, erwarten auch Experten der Internationalen Energie-Agentur in Paris. Ende vergangenen Jahres sorgten dort allerdings Vorwürfe eines Insiders  für Unruhe: Die IEA solle auf Drängen der USA gezielt die Gefahr von knappem Öl heruntergespielt haben, um für Ruhe an den internationalen Börsen zu sorgen. Es könnte also noch weitaus schlimmer kommen.

Noch allerdings rauscht der Ölpreis weiter nach unten. Am vergangenen Freitag kostete das Barrel gerade mal 70 US-Dollar. Allerdings rät schon jetzt die amerikanische Großbank Goldman Sachs, sich mit Ölkontrakten einzudecken. Die könnten sich als lukratives Geschäft entpuppen, weil sich das Angebot an Öl bald wegen der anziehenden Nachfrage wieder verknappen werde, ist Goldman Sachs überzeugt.

Steigende Preise gefallen natürlich den Ölkonzernen. Aber gibt es tatsächlich noch genug Vorräte oder ist an „Peak Oil“, der Theorie, dass die Produktionsspitze bald erreicht ist, etwas dran? Die großen Ölkonzerne bestreiten das. Erst in Davos gab sich der Chef der saudi-arabischen Ölgesellschaft Aramco noch bewusst gelassen: Es sei noch immer genug Rohöl da, die „Peak Oil“ Debatte habe sich zum Glück erledigt, zitiert ihn die Financial Times Deutschland.