Lesezeichen
 

Plastisphäre, das neue, gefährliche Ökosystem

Wer gerade seinen Sommerurlaub am Meer verbringt, der stößt immer wieder auf angeschwemmte Plastikfolien, alte Plastikflaschen und anderen Kunststoffmüll. Die Weltmeere sind voller Unrat, doch am häufigsten sind es Plastikteile, die das Wasser verschmutzen.

Wer ein Plastikstück unter das Mikroskop legt, der entdeckt, dass darauf viele Algen und Bakterien leben. Kleine Organismen, die das Plastik als eine Art „mikrobisches Riff“ nutzen. So beschrieben es Wissenschaftler jüngst in der Fachzeitschrift American Chemical Society. Für sie ist der schwimmende Plastikmüll, der von Organismen besiedelt ist, sogar ein neues marines Ökosystem. Der Name des Systems: Plastisphäre. Weiter„Plastisphäre, das neue, gefährliche Ökosystem“

 

Trinkwasser Sammeln mit dem Windrad

Copyright: Eole Water
Copyright: Eole Water

Manchmal gibt es ja in diesem Wimmelfeld Grüne Technologien Ideen, bei denen man denkt: Stimmt, warum ist da eigentlich noch keiner drauf gekommen? Heute: das Wasser sammelnde Windrad. Der Franzose Marc Parent hat jetzt ein Windrad entwickelt, das einen Teil der erzeugten Energie dazu nutzt, Feuchtigkeit aus der Luft zu sammeln. Inspiriert dazu hat ihn seine Klimaanlage, die nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert und mit der er eine eine Zeitlang Trinkwasser in der Karibik sammelte. Zwei Millionen Euro hat er mit der Firma Eole Water bislang investiert, sie hält zwei Patente auf die Technologie und arbeitet unter anderem laut Referenzliste mit Firmen wie Siemens zusammen.

In den Vereinigten Arabischen Emiraten steht seit vergangenem Herbst in der Nähe von Mussafah die Pilotanlage, ein Windrad mit einer Kapazität von 30 Kilowatt. Die Anlage zieht an der Spitze der Turbine Wind mit Hilfe von Ventilatoren ein. Die Luft wird entlang des Generators geleitet. Da sie immer auch Feuchtigkeit enthält, kondensiert das Wasser – wie morgens nach dem Duschen, wenn der Badezimmerspiegel beschlägt. Das Kondenswasser wird gereinigt und landet in stählernen Tanks.

Copyright: Eole Water
Copyright: Eole Water

Ausgelegt ist die Anlage für bis zu 1.000 Liter am Tag. Das schafft sie allerdings noch nicht, die Pilotmühle  komme auf etwa 500 bis 800 Liter, so  Thibault Janin von Eole Water. Wegen Stress mit dem örtlichen Flughafen dreht sie sich auch nicht nicht in der Luft, sondern bislang am Boden.

Aber immerhin. Solche Ideen sind natürlich interessant für Staaten, die weder über eine funktionierende Strom- noch Wasserversorgung verfügen. Und gerade solche Länder haben ein Interesse, ihre Trinkwasserversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen. Bislang verschlingen etwa die riesigen Entsalzungsanlagen in der Golfregion ja enorme Mengen an Energie, um Meereswasser aufzubereiten. Eines gibt es aber dort in der Regel in Überfluss: Sonne und Wind. Nun gilt es, sie zu nutzen. Und den Prototyp günstiger zu machen. Der kostet nämlich laut Eole Water zurzeit noch mindestens eine halbe Million Euro. Aber langfristig sei der Preis halbierbar. Mal schauen.

 

 

Grüne Infrastruktur: Philadelphia prescht vor

Grüne Infrastruktur, das klingt nach Expertenvokabular, nach viel Theorie, aber wenig Praxis, oder? Die Ostküstenmetropole Philadelphia in den USA setzt nun radikal den Begriff um. Zwei Milliarden US-Dollar will „Philly“ in den kommenden 25 Jahren investieren, um eine Art geschlossenen Wasserkreislauf aufzubauen. So will die Stadt grüner im wörtlichen Sinne werden: mehr Grünflächen, mehr Parks, mehr Bäume. Als ein landesweites Vorbild lobt die Umweltorganisation National Resources Defence Council die Pläne (nun gut, sie war bei der Ausarbeitung der Pläne auch beteiligt).

Philadelphia will vor allem Regenwasser sammeln, um die teure Abwasseraufbereitung zu entlasten. Denn Regenwasser, das nicht in den Abwasserkanälen landet, muss nicht gesäubert werden. Das spart Energie und Chemikalien. Ein Drittel der asphaltierten Fläche in der Stadt soll zurückgebaut werden und in grüne Flächen verwandelt werden. Bäume, Bäume, Bäume – her damit. Wo sich sonst auf unebenen Bürgersteigen nach einem Schauer die Pfuetzen sammelten und dann das Wasser in die Kanalisation lief, bewässert es nun einen kleinen Park. Die so genannte Regengärten, gleich an einer Regenrinne gelegen, werden ebenfalls mit Regenwasser bewässert. Neue Brunnen sammeln das Wasser, genauso wie neue Dachgärten.

Das Besondere des Projekts ist wohl, dass erstmals eine Stadt mehr Geld für den Ausbau der grünen Infrastruktur in die Hand nimmt als für die graue (sprich: Kanalisationssysteme). Unterm Strich kommt Philadelphia die Aufforstung und Begrünung der Stadt günstiger als in den Ausbau der Kanalisation zu investieren. Die Bewohner werden sich über mehr Parks und mehr Grün in ihrer Stadt freuen. Und der Investitionsplan enthält sogar Ziele, die Philadelphia in 25 Jahren erfüllt haben soll – so kann man die Stadt an ihren eigenen Ansprüchen messen.

 

Konzerne schwimmen noch

Trotz globaler Wassernot nehmen die größten Unternehmen weltweit das Problem noch nicht ausreichend ernst. Das ist die Bilanz des heute veröffentlichten „Water Disclosure“-Reports, der 302 international tätige Unternehmen zu ihrem Umgang mit der knappen Ressource befragte. Die Studie ist die erste ihrer Art.

Erst die Hälfte der Konzerne gab auf die 51 Fragen Auskunft. Das ist insofern mager, als dass die Studienmacher bereits vorgefiltert hatten und ohnehin nur Unternehmen durchleuchteten, die wie die wie Chemie– oder Nahrungsmittelbranche mengenmäßig besonders viel der kostbaren Ressource verbrauchen und obendrein oft in besonders trockenen Ländern produzieren.

Offenbar hat das Messen des Wasserverbrauchs in Unternehmen weit weniger Konjunktur als sich mit dem CO2-Verbrauch zu beschäftigen. Dabei wird sich die Wasserknappheit noch verschärfen. Bis 2025 erwartet die UN Wasserarmut in jedem zweiten Land. Ab 2050 soll sogar 75 Prozent der Weltbevölkerung Durst leiden. Das ist auch der Hintergrund, warum die Macher des „Carbon Disclosure Project“ (CDP) erstmals nach Wasser- und nicht nach Klimadaten fragten. Das CDP erstellt seine Umfragen im Auftrag von 534 extrem finanzstarken Investoren, die wissen wollen, wie gut Firmen für die Zukunft gerüstet sind.

Deutsche Unternehmen schnitten im Gegensatz zu US-Unternehmen besser ab. Hierzulande beteiligten sich immerhin zehn der zwölf befragten Unternehmen (83 Prozent). Dazu zählen BASF, Bayer, Beiersdorf, BMW, Daimler, Linde, Metro, RWE, Siemens und ThyssenKrupp. Allein E.ON und VW verweigerten die Teilnahme. Von den angefragten ausländischen Unternehmen verweigerten unter anderem der Sportartikelhersteller Nike, der Lebensmittelkonzern Kraft Foods oder McDonalds die Auskunft. Gerade der Anbau von Nahrung schluckt aber weltweit das meiste Wasser. Dabei wurden die Unternehmen ja bislang nicht einmal nach konkreten Zahlen gefragt und eher Lob als Tadel garantiert.

Im ersten Schritt sei es um „eine Annäherung an die Wahrheit“ gegangen, sagt CDP-Geschäftsführer Caspar von Blomberg bei der Vorstellung des Reports in London. Gut ist, dass 86 Prozent der Unternehmen angaben, ihren Gesamtwasserbrauch zu kennen, wenn sie ihn auch nicht exakt regional aufschlüsseln können. Was man messe, könne man auch steuern, sagt von Blomberg, der plant, Unternehmen ab 2012 dezidiert zu bewerten, ob sie vernünftig mit Wasser umgehen oder nicht.  2011 will die gemeinnützige Organisation zunächst zwei spezielle Länderreports vorlegen. Ausgewählt wurden Südafrika und Australien, weil dort aufgrund der Hitze der Wasserstress besonders hoch ist.

Zum Weiterlesen:  CDP-2010-Water-Disclosure-Global-Report.pdf

 

Mini-Wasserkraftwerke – mehr als ein Spielzeug?

Vor einiger Zeit habe ich ja über das wachsende Interesse an Kleinwindrädern für den Garten berichtet (was übrigens auf überraschend großes Interesse stieß). Nun gibt es eine kleine Fortsetzung, diesmal nicht zu Land, sondern zu Wasser. In den USA hat gerade das kleine Dörfchen Eagle in Alaska ein Mini-Wasserkraftwerk in Betrieb genommen, wie Treehugger berichtet und versorgt sich so komplett mit erneuerbarer Energie.

Das Besondere an dem Mini-Kraftwerk ist, dass es auf dem Fluss schwimmt. Es braucht also keinen Damm, der den Fluss aufstaut und aus dem das Wasser abgelassen wird und Turbinen antreibt. Da freut sich die Umwelt, denn gerade der Dammbau für Wasserkraftwerke gilt als extrem schädigend für die Natur (aktuelles Beispiel ist der Bau des Belo Monte-Staudamms in Brasilien). Das Problem ist nur die geringe Leistung: Gerade mal 25 Kilowatt Leistung hat die Turbine – offenbar ausreichend für die 68 Einwohner von Eagle.

Trotzdem reizt die Technologie Investoren und Politik. Der US-Entwickler Free Flow Power hat etwa kürzlich die Erlaubnis bekommen, an 60 Standorten im Mississippi die mögliche Installation dieser schwimmenden Kraftwerke zu überprüfen. Eine direkte Antwort von Lousiana auf die Ölpest vor der Küste und den Drang, auf erneuerbare Energien umzusteigen. Wird es realisiert, dann wären die Turbinen im Mississippi das erste kommerzielle Projekt dieser Art im großen Stil.

Aber genau das ist die Herausforderung. Solange die schwimmenden Wasserkraftwerke nicht leistungsstärker werden, sind sie wohl nur ein schönes Spielzeug für Technologiefreaks und reichen für kleine Käffer wie Eagle. Aber sie sind nicht wirklich eine relevante alternative Energiequelle.

 

Jeder Tropfen Wasser zählt – Firmen sparen Millionen

Nein, diesmal nichts zur Ölkatastrophe oder zur Brennelementesteuer, die sicherlich morgen beim Energiegipfel im Bundeskanzleramt diskutiert wird. Stattdessen eine interessante Studie der britischen „Ethical Corporation“ („Unlocking the profit in water savings„): Danach haben immer mehr internationale Konzerne erkannt, dass sich mit Wasser Sparen (puh, wie langweilig das klingt) viel Cash machen lässt. Die Umfrage bei Firmen wie Unilever, Kraft, Coca-Cola und Shell zeigt, dass 99 Prozent der Manager „Wasser“ in den kommenden zehn Jahren als ein Top-Thema einschätzen.

Was sollen die Nachhaltigkeitsmanager in den Firmenzentralen auch sonst erzählen, mögen Sie vielleicht sagen. Aber schaut man sich die Zahlen an, dann wird klar, dass sich mit Investitionen in Infrastruktur und Recyclingmöglichkeiten viel Geld sparen lässt. Whitbread ist etwa nach eigenen Angaben der größte Hotel- und Restaurantbetreiber in Großbritannien. Das Unternehmen investiert jährlich etwa mehr als 173.000 britische Pfund (rund 208.000 Euro) in den Austausch von Duschköpfen, Spartasten an den Toiletten und Wasseraufbereitungssysteme. Es spart laut Studie dadurch jährlich 350.000 Pfund – also mehr als das Doppelte.

Die Herausforderung bei dem Thema liegt allerdings wohl woanders, nämlich bei uns Privathaushalten. So lange jeder von uns täglich knapp 130 Liter verbraucht (in den USA sind es sogar knapp 300), sind die Anstrengungen der Wirtschaft löblich, aber leider nur ein Teil der Geschichte.