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Heilsamer Busch

Eine Pfückerin schneidet Jaborandi-Blätter ab.
Eine Pfückerin in Piauí schneidet Jaborandi-Blätter ab

In der Sprache der Indianer heißt Jaborandi, „was uns Sabbern macht“. Der Busch, der im Schatten der Wälder ausschließlich dreier brasilianischer Bundesstaaten wächst, hat kleine, dunkelgrüne, sehr feste Blättchen. Sie enthalten den Wirkstoff Pilocarpin, der zu Augentropfen gegen den Grünen Star verarbeitet wird. In Piauí wird der Busch höchstens hüfthoch, in Pará kann er bis zu zehn Meter hoch werden. In diesen beiden Bundesstaaten und in Maranhao organisiert die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Rahmen eines zweijährigen Projektes Jaborandi-Sammler zu Kooperativen. Diese Kooperativen verkaufen die Blätter an Centroflora, ein brasilianisches Unternehmen, das rund 400 verschiedene Pflanzenextrakte für die pharmazeutische und die Kosmetikindustrie herstellt. Centroflora verkauft das Pilocarbin dann an Boehringer-Ingelheim, das daraus ein Medikament herstellt.

Centroflora hat vor zehn Jahren die Pilocarpin-Fabrik gekauft, die das deutsche Pharmaunternehmen Merck 1972 in Parnáiba gebaut hatte. Merck produzierte die Jaborandi-Büsche auf einer Planatage selbst. Nach fünf Jahren endete die Lieferpflicht für die Fabrik, und Merck verlangte einen Einkaufspreis, der „zur Schließung der Fabrik geführt hätte“, sagt Werksleiter Michael Anderson. Also sah er sich nach neuen Bezugsquellen um. Dabei gab es zwei Probleme: Jaborandi wird auch noch von anderen Pharmaunternehmen in Brasilien für die Pilocarpin-Produktion genutzt. Es gab also eine relativ hohe Nachfrage. Deshalb wurden die Büsche immer stärker geplündert und oft mit Stumpf und Stiel ausgerissen. Jaborandi landete auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten. Centroflora musste eine eigene Farm aufbauen. Es gibt sie inzwischen auch, und bei einem Ertrag von 3000 Kilogramm pro Jahr und Hektar ist sie auch erfolgreich. Aber die Firma hat einen Jahresbedarf von 250 Tonnen getrockneter Blätter, das sind 500 Tonnen frisch gepflückte. Michael Anderson sagt zudem: „In der Landwirtschaft beschäftigen wir nur wenige Leute.“ Inzwischen sammeln 1700 Sammlerfamilien die Blätter für das Unternehmen.

Centroflora ist mit seinen Produkten täglich mit der strengen aber nach Einschätzung selbst der Regierung wenig praktikablen Gesetzgebung zur Nutzung der genetischen Vielfalt und des traditionellen Wissens konfrontiert. Dabei geht es darum, die Vereinbarungen zum Zugang und gerechten  Vorteilsausgleich (ABS, Access and Benefit Sharing) unter der UN-Konvention zum Schutz der biologischen Vielfalt umzusetzen. Für Jaborandi hat Centroflora mit der Regierung eine Vereinbarung über die Nutzung der genetischen Ressourcen geschlossen. Und weil Jaborandi zwar seit Jahrhunderten als Heilpflanze bekannt war, die Anwendung gegen den Grünen Star aber von einem brasilianischen Arzt in Paris 1870 erst entdeckt worden ist, muss Centroflora keine Kompensation für die Nutzung traditionellen Wissens leisten. Doch weil diese Genehmigungen so schwer zu bekommen sind, ist es für Centroflora von Vorteil, die anderen politschen Ziele der brasilianischen Regierung zu beherzigen und zu versuchen, möglichst viele Menschen zu beschäftigen. Auch deshalb wollte Centroflora mit den Sammlergemeinschaften zusammenarbeiten.

Weil die Pflanze aber auf der Roten Liste steht, ist das Wildsammeln der Blätter verboten. Die  brasilianische Umweltbehörde muss jede Ernte genehmigen. Durch Vermittliung der GIZ hat sie das nun getan und damit die Sammler legalisiert. Die haben nun eine Schnitttechnik gelernt, die eine rasche Erholung der Pflanze ermöglicht. Zuvor war das Sammeln nicht nur deshalb illegal, weil die Pflanze unter Schutz steht. Eine Sammlergemeinde in Piauí hat dies auch auf Land getan, das ihr nicht gehörte. Das Dorf Cutias in der Region Territorio dos Cocais hatten die Landlosen irgendwann besetzt. Durch die Registrierung als nun offizielle Sammler ist seit zwei Jahren aus dem illegalen ein legales Dorf geworden, in das die Agrarreformbehörde INCRA, die damals 18 Familien nun offiziell angesiedelt hat.

Die Gesamtkosten des Projekts liegen bei rund 700 000 Euro, von denen das deutsche  Entwicklungsministerium 25 Prozent trägt. Den Rest der Kosten bringen die Unternehmen auf. Boehringer-Ingelheim zahlt 100 000 Euro, Centroflora trägt 450 000 Euro. Wenn die Kooperation mit der GIZ endet, müssen die Sammlerkooperativen auch weiterhin jedes Jahr Managementpläne für die  Bestandserhaltung von Jaborandi vorlegen, damit die Umweltbehörde ihre Ernte genehmigt. Dabei wird sie wohl auch in Zukunft eine Nichtregierungsorganisation unterstützen, die zu 40 Prozent von  Centroflora finanziert wird.

Michael Anderson strahlt, als er die selbstbewussten Frauen von der Sammlergemeinde über ihre Erfolge reden hört. Und auch Adrian von Treuenfels von Boehringer-Ingelheim ist sichtlich gerührt. Margarida Silva Oliveira, die Generalsekretärin der Sammlergemeinschaft, sagt: „Wir haben keine Angst. Wir sind mutig.“ Sie hätten erkannt, dass die Pflanze für sie weit wertvoller ist, als sie erwartet hätten, und „dass wir besser auf unsere Natur aufpassen müssen“. Denn die Zwischenhändler der Vergangenheit haben ihnen nicht nur verschwiegen, wofür die Pflanze gebraucht wird, sondern auch noch einen hohen Illegalitätszuschlag verlangt. Wenn die Sammler 3,50 Reais pro Kilo Jaborandi bekamen, blieben ihnen am Ende 60 Cent, der Zwischenhändler kassierte den Rest. Seit sie direkt an Centroflora verkaufen, verdient der zertifizierte Aufkäufer einen Reais und 3,50 Reais bleiben bei den Sammlern. Centroflora muss zehn Reais pro Kilogramm aufbringen, um die Ware der Sammler einzulagern. Von der Farm kostet die Ware nur zwei Reais.

Da die Pflanze nur drei Monate im Jahr geerntet werden darf, um ihren Bestand nicht zu gefährden, sammeln die Leute von Cutias in der restlichen Zeit Babassu-Nüsse. Diese Frucht einer Palmenart enthält einen ölreichen Kern, der sich zur Ölerzeugung nutzen und verkaufen lässt. Die Schicht direkt darüber wird zu einem Mehl verarbeitet, aus dem Babynahrung, Kuchen oder sogar Eiscreme werden kann. (Sie schmeckt süß aber nicht zu süß und hat eine sahnig-sämige Konsistenz.) Die Schalen wiederum haben einen hohen Brennwert und werden bisher zu Holzkohle gebrannt. Michael Anderson hat aber schon das nächste Projekt im Kopf: Er will in der Nähe von Cutias eine Fabrik aufbauen, die die Schalen zerkleinert und sie dann zu Bricketts verpresst. Denn noch muss dort täglich für drei Stunden ein Dieselgenerator angeworfen werden, um wichtige Produktionsprozesse am Laufen zu halten, wenn die Fabrik von fünf Uhr nachmittags bis zehn Uhr Abends abgeschaltet wird. Der Generator schluckt 30 Liter Diesel pro Stunde. Anderson würde den Diesel gerne durch die Babassu-Brickets ersetzen. Die Boiler für die Trocknungsanlage werden bereits mit Ölabfällen aus der Paranuss-Produktion betrieben.

Anderson weiß, dass das größte Risiko für seine Firma und die Sammlerfamilien „der Markt ist“. Er befürchtet einen Kostenwettbewerb um die Blätter und denkt ernsthaft darüber nach, mehr Blätter aus Sammlergemeinschaften aufzukaufen, als die Firma braucht, um die Ware dann als zertifizierte und legale Ware an die eigene Konkurrenz weiterzuverkaufen. Dabei erhofft sich Centroflora noch einmal Hilfe von der GIZ und der deutschen Regierung. Außerdem forscht das Unternehmen gemeinsam mit der Universität Piauí an neuen Einsatzfeldern für Pilocarpin. Und gegen zwei hässliche Tropenkrankheiten scheint der Wirkstoff auch zu helfen: gegen Leishmania (Elefantenfuß) und gegen Schistosomiasis. Beide Krankheiten werden durch Parasiten ausgelöst. Wenn die Tests gut verlaufen, will Centroflora sich um eine Medikamentenzulassung bemühen. Und warum der ganze Aufwand? Michael Anderson sagt: „Wir leben von der Natur – seit 50 Jahren.“ Reich wird man mit einer solchen Wirtschaftsweise übrigens nicht. „Das ist keine Cash-cow“, stellt Anderson klar. Aber wirtschaftlich betreiben, lässt sich eine Fabrik so schon. Ein grünes Geschäft eben.

 

Kernfusion: Die Geldvernichtungsmaschine Iter

Seit der Eurokrise können die Zahlen ja gar nicht mehr groß genug sein. Aber 16 Milliarden Euro sind immer noch eine unvorstellbar große Zahl. So viel Geld wollen die Europäische Union, Japan, die USA, China, Indien, Südkorea und Russland für eine Idee ausgeben: den Traum von der unerschöpflichen Energie, dem Sonnenfeuer auf Erden – für den Internationalen Thermonuklearen Experimentalreaktor (Iter) im südfranzösischen Cadarache.

Seit den 1950er Jahren wird an der Kernfusion geforscht. In unkontrollierter und überwältigend zerstörerischer Form hatten die Physiker das Problem schon bald im Griff. Die Wasserstoffbombe fusioniert während ihrer Explosion Wasserstoffatome zu Helium und setzt unerhört hohe Mengen Energie frei. Doch die „kontrollierte“ Fusion von Tritium und Deuterium, zwei verschieden konfigurierten Wasserstoffatomen, zu Helium ist bisher nur einmal für 15 Sekunden geglückt. Trotzdem sind die Wissenschaftler seit Jahrzehnten überaus optimistisch, dass die Atomfusion „in etwa 50 Jahren“ einen großen Beitrag zur weltweiten Energieversorgung leisten könnte. Das aktuelle Zieldatum liegt irgendwo jenseits von 2050.

Wenn die Atomspaltung, um mit Bertholt Brecht zu sprechen, so etwas ist wie ein Banküberfall ist, dann ist die Kernfusion mit der Gründung einer Bank gleichzusetzen. Kein Rückschlag hat die gläubige Fusionsgemeinde je irre machen können. Und selbst die unkontrollierte Kostenexplosion bei Iter hat bisher nicht zur Besinnung geführt.

Erst vor wenigen Tagen  hat das Europäische Parlament erneut mit 403 gegen 61 Stimmen beschlossen, die jüngsten Kostensteigerungen in Cadarache ungeachtet aller Sparappelle wieder einmal auszugleichen. Allein 2012 fließen deshalb weitere 650 Millionen Euro aus dem Etat der Europäischen Union in den Iter. Allein davon ließen sich mindestens zwei Offshore-Windparks vom Kaliber Alpha Ventus bauen, dem deutschen Experimental-Offshore-Windpark, bei dem die Kosten ebenfalls aus dem Ruder gelaufen waren. Alpha Ventus hat 250 Millionen Euro gekostet.

Helga Trüpel, haushaltspolitische Sprecherin der grünen Europafraktion, sagt:

„Wir halten zusätzliche 650 Millionen Euro für eine dramatische Fehlinvestition in eine atomare Risikotechnologie, die im Fusionsprozess radioaktives Tritium verwendet, und die wir daher grundsätzlich ablehnen.“

Die Bundesregierung dagegen hält weiter Fusionskurs. 2011 hat das Forschungsministerium 144 Millionen für die Fusionsforschung ausgegeben, 2012 werden es sogar 158 Millionen Euro sein. Das ist ein Fünftel der staatlichen Energieforschungsmittel. Für die weitere Erforschung der erneuerbaren Energien wird lediglich ein Zehntel der Mittel verwendet, obwohl davon im Gegensatz zur Fusion schon heute reale Beiträge zur Energieversorgung geleistet werden. Im Reaktor Wendelstein 7-X in Greifswald werden aktuell über das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik rund 500 Millionen Euro dafür ausgegeben, herauszufinden, ob ein Magnetfeld die Fusionsreaktion unter Kontrolle halten könnte.

Wenn der Experimentalreaktor Iter einmal fertig ist, wird allein die EU 7,5 Milliarden Euro in das Projekt investiert haben, 45 Prozent der Gesamtkosten. Alle anderen beteiligten Nationen tragen je neun Prozent der Kosten. Dass die Fusionsenergie tatsächlich einmal ein kontrolliertes Sonnenfeuer entfachen und „alle Energieprobleme“ lösen könnte, ist eher unwahrscheinlich. Warum die EU und die anderen Partner dennoch weiterhin unbeirrt ihre Haushalte plündern, dafür hat Helga Trüpel nur eine Erklärung:

„Weder der französische Weg (mit Atomenergie in die Zukunft) noch der deutsche Weg (ohne Atomenergie in die Zukunft) können einen europäischen Energiekonsens stiften, sodass einzig Iter für die Sehnsucht steht, in der diese gemeinsamen Fortschrittsvisionen der europäischen Industrienationen aus dem 20. Jahrhundert wie zur Selbstvergewisserung bewahrt und verdichtet werden.“

 

McKinseys umstrittene Studie zur Energiewende

Ein Schelm, der Böses dabei denkt: Heute Vormittag hat McKinsey eine Studie zur Energiewende präsentiert. Darin kommt die Düsseldorfer Unternehmensberatung zu dem Schluss, dass die Bundesregierung ihre Klimaschutzziele nicht erreichen wird und die erneuerbaren Energien den Strompreis in die Höhe schießen lassen könnten. Kostenexplosion beim Ökostrom schrieb gleich Spiegel online.

Konkret in Zahlen heißt das bei McKinsey: Statt wie geplant die CO2-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent zu verringern, würde Deutschland nur 31 Prozent erreichen. Ziel verfehlt. Und die EEG-Umlage auf den Strompreis, mit der sich jeder Stromkunde am Ausbau der erneuerbaren Energien beteiligt, sowie die Netzentgelte würden im Jahr 2020 bei 21,5 Milliarden Euro liegen – ein Plus von 60 Prozent im Vergleich zu 2011.

Nun sind Studien, Prognosen und Szenarien immer so eine Sache. Und der Veröffentlichungszeitpunkt noch viel mehr. Zurzeit diskutiert ja die EU über ein bisschen mehr Ehrgeiz beim Klimaschutz: Statt 20 Prozent will die EU-Kommission 25, wenn nicht sogar 30 Prozent CO2-Einsparungen bis 2020. Doch natürlich ziehen da nicht alle Mitgliedsstaaten mit, vor allem Polen hat sein Veto eingelegt. Solchen Staaten und den Branchen, die durch strengere CO2-Ziele betroffen wären (also die energieintensiven Branchen wie Stahl und Zement), liefert eine solche Studie natürlich wunderbar Munition.

Aber nun einmal kurz in die Details der Studie.

McKinsey kommt zu dem Schluss, dass gerade einmal 31 Prozent CO2-Reduzierung bis 2020 möglich seien. Hier einmal eine andere Zahl. Das Öko-Institut hat gerade zusammen mit dem DIW und dem Chefaufseher der Energiewende, Hans-Joachim Ziesing, für die Bundesregierung sehr detailliert berechnet (und leider noch nicht veröffentlicht), dass Deutschland auch auf 34 Prozent kommen könnte. Stoppt die Politik erfolgreich den Preisverfall im EU-Emissionshandel und ist man ehrgeiziger beim Energiesparen und im Verkehrssektor, dann sind die 40 Prozent immer noch zu schaffen. So ganz fatalistisch wie McKinsey muss man also nicht sein.

Ein weitere Punkt: In der Studie fehlt – wirklich irritierend – komplett die Diskussion des Merit-Order-Effekts (keine Sorge, der tut nicht weh). Er sagt aus, dass die erneuerbaren Energien an der Börse strompreissenkend wirken. Schließlich speisen zu manchen Zeiten so viele Windräder ihren Ökostrom ein, dass es gar negative Strompreise gibt. Davon profitieren die Großabnehmer, die Großhandelspreise zahlen – also die energieintensive Industrie (die auch Ausnahmen bei den Netzentgelten genießen). Vergangenen Herbst bezifferte eine Studie im Auftrag des Bundesumweltministeriums den Merit-Order-Effekt auf rechnerische 2,8 Milliarden Euro.

Der Merit-Order-Effekt habe keine großen Auswirkungen, heißt es auf Nachfrage bei McKinsey: Zumal er ja auch dazu führen würde, dass konventionelle Gas- und Kohlekraftwerke wiederum öfter an-und abgeschaltet werden würden. Deren Verschleiß müsse man wiederum auch einrechnen.

Nun gut, auch wenn es kompliziert ist: Das alles hätte doch in eine gute, umfassende und wissenschaftliche Studie gehört.

Ergänzung 17:16 Uhr: Ein Recherchepartner macht mich übrigens gerade auf eine McKinsey-Studie aus dem Jahr 2010 für die European Climate Foundation aufmerksam. Ziel war es, zu zeigen, dass bis 2050 sich die Co2-Emissionen um 80 Prozent in der EU mindern lassen. Die Studie liest sich ein wenig anders und weniger pessimistisch. Dort schreibt McKinsey im Kapitel Technical and Economic Analysis:

„Despite the complexities, the transformation of the European power sector would yield economic and sustainability benefits, while dramatically securing and stabilizing Europe’s energy supply.“

 

 

Trinkwasser Sammeln mit dem Windrad

Copyright: Eole Water
Copyright: Eole Water

Manchmal gibt es ja in diesem Wimmelfeld Grüne Technologien Ideen, bei denen man denkt: Stimmt, warum ist da eigentlich noch keiner drauf gekommen? Heute: das Wasser sammelnde Windrad. Der Franzose Marc Parent hat jetzt ein Windrad entwickelt, das einen Teil der erzeugten Energie dazu nutzt, Feuchtigkeit aus der Luft zu sammeln. Inspiriert dazu hat ihn seine Klimaanlage, die nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert und mit der er eine eine Zeitlang Trinkwasser in der Karibik sammelte. Zwei Millionen Euro hat er mit der Firma Eole Water bislang investiert, sie hält zwei Patente auf die Technologie und arbeitet unter anderem laut Referenzliste mit Firmen wie Siemens zusammen.

In den Vereinigten Arabischen Emiraten steht seit vergangenem Herbst in der Nähe von Mussafah die Pilotanlage, ein Windrad mit einer Kapazität von 30 Kilowatt. Die Anlage zieht an der Spitze der Turbine Wind mit Hilfe von Ventilatoren ein. Die Luft wird entlang des Generators geleitet. Da sie immer auch Feuchtigkeit enthält, kondensiert das Wasser – wie morgens nach dem Duschen, wenn der Badezimmerspiegel beschlägt. Das Kondenswasser wird gereinigt und landet in stählernen Tanks.

Copyright: Eole Water
Copyright: Eole Water

Ausgelegt ist die Anlage für bis zu 1.000 Liter am Tag. Das schafft sie allerdings noch nicht, die Pilotmühle  komme auf etwa 500 bis 800 Liter, so  Thibault Janin von Eole Water. Wegen Stress mit dem örtlichen Flughafen dreht sie sich auch nicht nicht in der Luft, sondern bislang am Boden.

Aber immerhin. Solche Ideen sind natürlich interessant für Staaten, die weder über eine funktionierende Strom- noch Wasserversorgung verfügen. Und gerade solche Länder haben ein Interesse, ihre Trinkwasserversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen. Bislang verschlingen etwa die riesigen Entsalzungsanlagen in der Golfregion ja enorme Mengen an Energie, um Meereswasser aufzubereiten. Eines gibt es aber dort in der Regel in Überfluss: Sonne und Wind. Nun gilt es, sie zu nutzen. Und den Prototyp günstiger zu machen. Der kostet nämlich laut Eole Water zurzeit noch mindestens eine halbe Million Euro. Aber langfristig sei der Preis halbierbar. Mal schauen.

 

 

Lesetipp: Blumenwiese statt Mais für die Biogas-Anlage

Der klassische Vorwurf an die Biogas-Branche geht ja so: Ihr sorgt dafür, dass mit euren riesigen Maisflächen unsere artenreiche Natur ausstirbt: Überall wächst nur noch Mais, diese Monokultur ist eine Gefahr für unsere biologische Vielfalt.

Dass es auch anders geht, ist in der taz zu lesen: Malven, Lichtnelken und Wilde Möhre landen hier bei einem Pilotprojekt in der Biogasanlage. Der Output liege zwar nur bei 50 bis 70 Prozent im Vergleich zum Mais. Ist aber nicht schlimm, sagen die Wissenschaftler.  Schließlich benötige man weniger Saatgut, Dünger und Spritzmittel.

Lesenswert!

 

Energiegipfel bei Merkel: Na, da fehlt doch jemand…

Heute Nachmittag hat Bundeskanzlerin Merkel zum Energiegipfel ins Kanzleramt geladen. Die Energiewende wird jetzt also Kanzlerinnen-Sache. Merkel will insbesondere diskutieren, wie sich der Bau konventioneller Kraftwerke lohnen könnte, wenn sie bei dem vielen Ökostrom immer schlechter ausgelastet sind – aber für die Energiewende gebraucht werden. Auch das Thema Offshore-Windenergie steht auf der Tagesordnung, denn da hakt es beim Netzanschluss und unklaren Haftungsregeln.

Viele brisante Themen, welche die Teilnehmer diskutieren. Da lohnt sich doch ein Blick auf die Gästeliste. Die ist zwar nicht öffentlich, aber ein bisschen sickert ja doch immer durch.

Interessant ist vor allem, wer heute Nachmittag nicht ins Kanzleramt kommt:

– Das ist zum einen Tennet, der Netzbetreiber, der den Anschluss der zahlreichen Offshore-Windparks in der Nordsee stemmen muss. Gerade Tennet hat zurzeit eine Schlüsselposition inne: Das Unternehmen ist einfach nicht finanzstark genug, um die milliardenschweren Investitionen zu tätigen – selbst eine Bundesbeteiligung wurde zwischendurch diskutiert. Verrückt, dass Tennet heute nicht die aktuelle Situation an der Küste schildert und Lösungsvorschläge macht.

– Und da sind die zwei Minister Rösler (Wirtschaft) und Röttgen (Umwelt). Beide Ministerien werden „nur“ ihre Fachbeamten schicken. Sicher, nun könnte man sagen: Es ist doch ein informelles Treffen, nix wird beschlossen, da reicht es doch, wenn die Fachleute Fachwissen diskutieren.

Aber kommt dann am Ende wirklich etwas heraus? Wenn Merkel das Thema kapert, warum sollen dann nicht auch die zuständigen Ressortminister kommen? Wenn die Energiewende nun schon auf höchster politischer Ebene angesiedelt sein soll, dann macht es doch auch Sinn, die Minister am Tisch zu haben. Schließlich werden doch in ihren Häusern die Energiewende-Gesetze gemacht.

 

 

Der Sieg der Kettensäge

Das neue Waldgesetz in Brasilien enthält eine Amnestie für die Zerstörung von Regenwald bis 2008. Foto: dpa

Das Timing ist geradezu unübertroffen. Im vergangenen Dezember hat der brasilianische Senat dem umstrittenen neuen Waldgesetz zugestimmt. Und in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hat das brasilianische Unterhaus das Waldgesetz, das ihn nun viel weniger schützen soll, nach einer hitzigen achtstündigen Debatte mit 274 zu 184 Stimmen gebilligt. Und das knapp zwei Monate vor dem UN-Gipfel Rio plus 20, bei dem es in Rio eigentlich darum gehen soll, wie das Weltwirtschaftssystem „grün“ werden und wie Entwicklung nachhaltig werden kann. Es ist der dritte Weltgipfel zu Umwelt und Entwicklung (20.-22. Juni 2012) – und Brasilien steht als Gastgeberland gerade besonders unter Beobachtung.

Mit ein paar Tricks kann Präsidentin Dilma Roussef das Inkrafttreten des Gesetzes noch über den Gipfel hinwegretten. Und am Freitag deutete sich auch schon an, dass sie diese Chancen nutzen wird. Mit einem Veto kann Roussef das Gesetz zumindest noch etwas aufhalten. Sie wird es aber vermutlich nur gegen die umstrittensten Teile des Gesetzes einlegen. Das gibt ihr aber die Chance, vor den rund 100 Staats- und Regierungschefs, die sich für den Rio-Gipfel angemeldet haben, vor allem die Erfolge der brasilianischen Klimapolitik zu preisen, die tatsächlich beachtlich sind. Wenn sie wieder abgereist sind, könnte der Kongress die Präsidentin dann in Sachen Waldgesetz überstimmen und der durchlöcherte Waldschutz danach Recht werden.

Schon im Dezember kündigte Roussef an, sie werde kein Gesetz unterzeichnen, das eine Amnestie für das illegale Abholzen von Regenwald enthalte. Die hat die Agrarlobby im Kongress aber durchgesetzt. Für Wälder, die bis Ende 2008 abgeholzt wurden, soll es keine Strafen mehr geben, die Waldzerstörung also nachträglich legalisiert werden. Der grüne Entwicklungspolitiker Thilo Hoppe schreibt in einer Bewertung der Abstimmung, dass nach Angaben des brasilianischen Instituts für Weltraumforschung (Inpe) in allein 2012 eine Fläche von 388 Quadratkilometern Wald vernichtet wurde. Und weiter zitiert Hoppe die brasilianische Umweltministerin Izabella Teixeira: „Noch haben wir keine Erklärung für die Zunahme der Abholzung. Aber wir wissen, dass es Leute gibt, die glauben, dass sie am Ende amnestiert werden.“

Auf die Frage, ob er denn die Amnestie richtig fände, hat Eduardo Riedel, stellvertretender Vorsitzender des brasilianischen Landwirtschafts- und Viehzuchtverbands, bei einer Veranstaltung der Friedrich-Naumann-Stiftung vor ein paar Wochen in Berlin, denn auch eher ausweichend geantwortet. Aber warum es die Parlamentarier in Brasilien womöglich gar nicht besonders kümmert, was die Welt von ihnen denkt, das konnte Riedel, der grundsolide und sympatisch ist, mit Zahlen gut erklären. Schließlich stehe knapp die Hälfte der gesamten Fläche Brasiliens unter Naturschutz. Allein die auf landwirtschaftlich genutzten Flächen vorgeschriebenen Schutzzonen nehmen nach Riedels Angaben elf Prozent der Landesfläche ein. Lediglich 27,7 Prozent der Landfläche werde für Ackerbau und Viehzucht genutzt. Gleichzeitig trägt die Landwirtschaft mit 20,2 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt Brasiliens bei. Das sind 2011 nach Riedels Angaben immerhin 481,8 Milliarden US-Dollar gewesen. Das ist eine Größe, an der Roussef kaum vorbeikommt. Auf die Kritik des Waldgesetzes lächelt Riedel freundlich und fragt: „Wie groß ist denn die deutsche Landfläche, die unter Naturschutz steht?“

Gute Frage. Und sie ist tatsächlich gar nicht so leicht zu beantworten. Denn in Deutschland gibt es wegen der langen Tradition des Naturschutzes sechs verschiedene Schutzniveaus. Eine Antwort auf Riedels Frage lautet also: 29,9 Prozent der Landesfläche in Deutschland sind Landschaftsschutzgebiete, die sich allerdings dadurch von brasilianischen Schutzgebieten unterscheiden, als in diesen Gebieten teilweise eine landwirtschaftliche Nutzung möglich ist. Streng geschützte Naturschutzgebiete bedecken in Deutschland nach Angaben des Bundesamts für Naturschutz 3,3 Prozent der Landesfläche. Einen relativ strengen Schutz genießen die Flora-Fauna-Habitat-Gebiete und Vogelschutzgebiete, die immerhin rund 14 Prozent der Landesfläche einnehmen – darin sind die Naturschutzgebiete in weiten Teilen enthalten, und für diese Flächen gilt ein „Verschlechterungsverbot“. Aber es gibt auch noch eine andere Zahl, die Riedels Frage beantworten kann: 30 Prozent der deutschen Landesfläche sind mit Wald bedeckt. Darin gilt das deutsche Waldgesetz, das Kahlschläge verbietet.

Brasilien steht dann immer noch besser da. Aber mit dem neuen Waldgesetz könnte Brasilien in nicht allzu ferner Zukunft bei deutschenVerhältnissen ankommen. Und der brasilianische Regenwald ist wegen seiner Bedeutung für das Weltklima und seine Artenvielfalt dann doch nur schwer mit dem deutschen Forst vergleichbar. In Sachen Artenvielfalt ist Deutschland selbst bei bestem Naturschutz im Vergleich zum tropischen Regenwald eine Art Wüste. Die Artenvielfalt ist relativ gering. Umso wichtiger, dass nicht nur der grüne Thilo Hoppe sondern auch sein Kollege von der CSU, Christian Ruck, die brasilianische Präsidentin dringend zu einem Veto gegen das Waldgesetz aufgefordert haben. Denn sonst ist die Debatte darüber, wie die Erhaltung der Wälder im Vergleich zu deren Abholzung lukrativer gemacht werden kann – im UN-Jargon heißt das REDD (Reducing Emissions  from Deforestation and Degradation), schon bald relativ sinnlos.

 

Shwopping und Shirtmob: Tausch Dein Shirt!

Okay, anfangs konnte ich mit diesem Wort auch nichts anfangen: Shwopping. Ähhh, wie bitte? Es ist ein ziemlich kruder Mix für meine deutschen Muttersprachler-Ohren von shopping (einkaufen) und swap (austauschen). Aber die Idee, die dahinter steckt, könnte ein neuer Trend werden.

Heute hat in London die britische Klamottenkette Marks & Spencer zusammen mit der Entwicklungshilfeorganisation Oxfam eine „Shwopping“-Initiative vorgestellt. Jedes Jahr verkauft die Kette rund 350 Millionen Kleidungsstücke. Wie wäre es, wenn jeder beim Kauf eines neuen Kleidungsstückes ein altes in eine Sammelbox im Laden wirft  (ein Schelm, der Böses dabei denkt)? M&S reicht die ausrangierten Stücke weiter an Oxfam und will sie so vor der Mülltonne bewahren. Dort landen nach M&S-Angaben schließlich alle fünf Minuten rund 10.000 Altkleiderstücke in Großbritannien. Oxfam verkauft die Stücke entweder secondhand weiter oder nutzt sie als Recyclingmaterial – und entlastet so die Umwelt.

Copyright: Beyond Berlin/ReShirt
Copyright: Beyond Berlin/ReShirt

In Deutschland ist mir das Shwopping zwar noch nicht untergekommen, auch die großen Ketten wie H&M und C&A halten sich bei solchen Mitmach-Aktionen seltsam zurück. Also machen es die Leute eben selbst. Etwa morgen in Berlin. Beyond Berlin und ReShirt laden dort gerade per Facebook zum weltweit ersten Shirtmob ein.

Um 17 Uhr werden auf dem Alexanderplatz mitten in Berlin wildfremde Menschen aufeinander zustürmen, sich ihrer T-Shirts entledigen und sie untereinander tauschen. Auch eine Idee, um an neue Klamotten zu kommen. Erste Bedingung: Es sollen exzentrische Shirts sein, also bitte nicht das Polo von Ralph Lauren. Zweite Bedingung: bitte frisch gewaschen.

 

Wenn´s sonst keiner macht: Windmüller bauen eigene Stromleitungen

Es klingt nach einem „Pfff, dann machen wir’s eben selbst“: Die ersten Windpark-Betreiber bauen inzwischen ihre eigenen Stromleitungen, um den Ökostrom von Windparks abzutransportieren und ins Stromnetz einzuspeisen. Das Besondere daran ist: Kein Privathaushalt oder Gewerbebetrieb hängt an diesen Stromleitungen. Es sind reine Einbahnstraßen, der Strom kann nur zum Übertragungsnetz abtransportiert werden.

Normalerweise speisen Windparks ins Verteilnetz ein, an das Haushalte und Unternehmen angeschlossen sind und das daher gewisse Sicherheitsstandards für einen möglichen Blackout erfüllen muss (Ich sag‘ nur (n-1)-Sicherheit, aber das führe ich hier lieber nicht aus). Das müssen die neuen Einspeisenetze nicht – und das macht sie, obwohl sie Erdkabel sind, günstiger. Zu ihnen präsentierte der Bundesverband Windenergie heute eine passende Studie und titulierte die Idee Mosaikstein im Gesamtbild Energiewende.

Das längste Öko-Einspeisenetz in Deutschland hat inzwischen der Windparkbetreiber Enertrag für sein Kraftwerk Uckermark errichtet. Das sei schneller und günstiger, als den Ausbau des Verteilnetzes abzuwarten. Rund 600 Kilometer Erdkabel hat Enertrag verlegt.

Wir wollten das Heft selbst in die Hand nehmen und uns unabhängig von regionalen Verteilernetzen machen“, sagt Enertrag-Vorstand Jörg Müller.   

Bislang hat das Unternehmen die Kosten, mehr als 35 Millionen Euro, aus eigener Kasse finanziert. Allerdings hört man auch hier den Ruf nach finanzieller Unterstützung. Die Branche fordert eine Umlage auf den Strompreis, ähnlich den Netzentgelten, um die neuen Einspeisenetze zu finanzieren.

Aber ob’s die wirklich geben wird? EEG-Umlage und Netzentgelte haben wir ja bereits auf den Strompreis. Nun ist auch noch eine Art Offshore-Umlage im Gespräch. Dass sich die Politik dann auch noch zu einer Einspeisenetz-Umlage hinreißen lässt – wohl kaum.

 

Höhenwindanlagen, der jüngste Coup der Windmüller

Copyright: NTS
Copyright: NTS

Wat es alles gibt, oder? Die Windmüller starten jetzt in die nächste Liga: Sie wollen die besseren Windverhältnisse in – Achtung – 300 bis 500 Metern Höhe ausnutzen. Das Unternehmen NTS aus Berlin entwickelt dafür zurzeit die erste Höhenwindanlage in Deutschland. Dabei bewegen hoch am Himmel ziehende Drachen kleine Fahrzeuge auf einem Schienenkreis am Boden. Es ist sozusagen die Skysails-Idee fürs Land. Ein Kite soll eine Kapazität von etwa einem Megawatt schaffen. Die Effizienz sei wegen der besseren Ausbeute bis zu drei Mal höher als bei den herkömmlichen Windrädern.

NTS ist inzwischen sogar aus der Zukunftsvisionsphase heraus. In Mecklenburg-Vorpommern hat das Unternehmen in der Gemeinde Friedland eine erste Testanlage gebaut, die 400 Meter lang ist. Die Entwicklungskosten liegen im einstelligen Millionenbereich, die Berliner Förderbank IBB unterstützt das Projekt. Der Geschäftsführer des Start-Ups gibt sich optimistisch, bislang erfülle der Testbetrieb alle Erwartungen, so Uwe Ahrens.

Wie also genau funktioniert die Technik? Die Idee ist, die stärkeren Winde dort oben besser auszunutzen, NTS schwärmt sogar von grundlastfähigem Strom. Die Kites ziehen die kleinen Fahrzeuge  auf den Schienen immer in der Runde. Dabei erzeugen Generatoren Strom und speisen ihn ins Netz ein. Wenn es keinen Wind gibt oder die Fahrzeuge gerade auf einem Abschnitt unterwegs sind, auf dem der Wind aus der falschen Richtung bläst, übernehmen die Schienenfahrzeuge den Antrieb und ziehen die Kites. Auch wenn das wiederum Energie verbraucht: Das sei vergleichsweise wenig, sagt NTS. So sollen die Kites in der Luft gehalten werden. So funktioniert übrigens auch der Start der Kites: Die Mini-Fahrzeuge ziehen die Drachen in die Luft hoch. Es ist das gleiche Prinzip wie beim Drachensteigen, die ersten Meter muss man eben selbst rennen.

Teststrecke in Friedland, Copyright: NTS
Teststrecke in Friedland, Copyright: NTS

Eine Herausforderung ist, das wird gleich klar, der Flächenbedarf an Land und in Luft. Über der Anlage können Flugzeuge nur eingeschränkt fliegen, schließlich sind die Drachen auf bis zu 500 Metern Höhe unterwegs. Und damit sich nichts vertüddelt, brauchen die Kites einen Mindestabstand von etwa 400 Metern. NTS stellt die Schienen auf Stelzen, damit die landwirtschaftlichen Flächen noch zu nutzen sind. Trotzdem würde eine Anlage, die etwa 120 Gigawattstunden im Jahr produzieren können soll, rund 9,6 Kilometer lang sein müssen (weil sie die Form einer Ellipse hätte wäre sie de facto rund 4.000 Meter lang und rund 800 Meter breit).

Tja, ob das jetzt was für Deutschland ist? Erst einmal sicher nicht, dafür ist die Technik ja noch in der Pilotphase. Aber die Entwicklerfreudigkeit, die dahinter steckt, die braucht Deutschland jetzt in der Energiewende auf jeden Fall. Und wer weiß: Vielleicht finden sich ja die ein oder anderen Landwirte, die ihre Äcker lukrativ an die Drachenflieger von NTS verpachten wollen.