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Lesebühne Längs

„Sex on the beach“ gefällig? Die Hamburger Autorengruppe lädt zur Lesung einer Best-of-Auswahl ihrer Sexgeschichten an den Elbstrand Övelgönne.

Wer auch nur ein Mal mit Fahrrad und offenen Augen durch die Stadt gefahren ist, wird bemerkt haben: Hamburg ist nicht gerade arm an schönen Eckchen und lauschigen Plätzchen, die an einem Sommerabend, wie sie in diesem Jahr fast schon inflationär vorkommen, den Alltag und so manche Sorge vergessen lassen. Doch kaum ein anderer Ort in Hamburg weckt so starke Urlaubsgefühle, erzeugt Fernweh und Reiselust wie der Elbstrand in Övelgönne. Kein Wunder also, dass es einmal im Jahr auch die Lesebühne Längs aus dem Mathilde Literaturcafé zu den Sonnenanbetern ans Wasser zieht. So viel nackte Haut bietet den idealen Rahmen, wenn es mit Jan Kluczewitz und Thomas Nast beim „Best Of“ ihrer legendären Sexgeschichten etwas anzüglicher wird. Wem dabei zu heiß wird, kann ja zum Abkühlen kurz einen Fuß in die Elbe setzen.

Text: Alessa Pieroth

 

Das Münzviertel feiert

Das kleinste und zugleich charmanteste Straßenfest der Stadt bietet einen Flohmarkt, diverse Gastro-Angebote und einen Haufen toller Live-Bands.

Es mag das kleinste Straßenfest der Stadt sein, und das Viertel, in dem es stattfindet, zählt nicht gerade zu den bekanntesten, erst recht nicht zu den beliebtesten Wohngegenden Hamburgs. Doch nicht nur das Musikprogramm ist hier immer wieder bestechend hochklassig, auch die bescheidene Do-it-yourself-Atmosphäre, die dieses Straßenfest (anders als andere) ausstrahlt, macht es so ungeheuer sympathisch. Neben einem Flohmarkt, gastronomischen Angeboten und Infoständen verschiedener politischer Initiativen, spielt die Musik ab 14 Uhr auf der großen Bühne des Münzviertel-Fests, wo verschiedene Hamburger Acts auftreten werden, so zum Beispiel das imposante Gitarre-Schlagzeug-Duo Totenzug, die Minimal-Rocker von Twisk und das Jazz-Trio ¡CARAMBA!. Aus Berlin wird das Abstract-Pop-Duo Hunger erwartet, für Musik vom Plattenteller sorgt DJ Dorien Grey.

 

Death Metal

Volle Brachial-Packung im Marx: Devastator, Rebattered und Hydrophobic ballern ihre tiefergelegten Riffs im MarX herunter.

„Zarte Melodien und Akustikgitarren werden also eher weniger an diesem Abend zu erwarten sein!“ – so kündigt die Website der Markthalle diesen Abend an. Und, in der Tat: Am 9. August gibt es im kleinen Saal der traditionsreichen Venue am Klosterwall ordentlich auf die Ohren. Verschiedene Varianten dessen, was sich Ende der 1980er Jahre als Death Metal herausgebildet hat, werden hier zu hören sein: reiner Death Metal von Hydrophobic; Boreout Syndrome stehen mit mindestens einem Zeh im Grindcore; und Rebattered reichern ihren Death-Sound mit Elementen aus dem guten, alten Thrash Metal an. Headliner des unter dem Motto Passionate Brutality Vol. 1 stehenden Konzertreigens sind schließlich Devastator, fünf Jungs aus Hamburg, die ihren komplex strukturierten Tech-Death mit zahlreichen Ideen vollballern, anstatt sich auf zwei Riffs pro Song auszuruhen. Ein intensiver Abend ist also garantiert.

 

Rausch

Im Rahmen des Internationalen Sommerfestivals auf Kampnagel präsentiert der ehemalige Selig-Frontmann Jan Plewka sein Song-Programm über Liebe, Drogen und Alkohol.

Dass Jan Plewka einen Hang zur Inszenierung hat, hat er mit seinen Interpretationen von Rio Reiser und Simon & Garfunkel gezeigt. Diesmal geht es beim Frontmann der wiedervereinigten Rockband Selig um Rauschzustände. Beim dreiteiligen Konzertabend auf Kampnagel ist jedes Konzert einem eigenen Suchtmittel gewidmet: Alkohol, Drogen und Liebe. Dabei singt Plewka Lieder von Heinz Erhardt bis zu den Dead Kennedys in Begleitung seines Bandkollegen, dem Komponisten Leo Schmidthals. Inszeniert wird das musikalische Kammerspiel vom Ex-Schauspielhaus-Intendanten Tom Stromberg. Nicht nur die Themen des bacchantischen Konzertabends muten anarchisch an, sondern auch die Spielstätte: Das Kanalspielhaus Flora bildet das besetzte Rote-Flora-Gebäude nach und trägt damit zur Debatte über öffentliche Räume bei. Der alternative Kulturraum mit subversivem Flair wurde nach ökologischen Prinzipien von der Hamburger Künstlergruppe Baltic Raw gestaltet. Es ist Platz für nur 99 Besucher – Ticketreservierung wird empfohlen.

Text: Natalia Sadovnik

 

Peaches

Grand Dame des Elektropunks und exaltierte Rampensau: Die kanadische Performerin gastiert auf Kampnagel – das Konzert ist ausverkauft.

Anfang des Jahrtausends trat Merrill Nisker erstmals als Peaches in Erscheinung. Im Verbund mit Bands wie Chicks On Speed und Le Tigre stellte sie Geschlechterrollen infrage, allerdings ohne allzu akademischen Gender-Theories-Gestus. Diese Musik kochte sich aus Elektro und Punk ihr eigenes Süppchen, Niskers Debüt The Teaches Of Peaches fügte dem Ganzen außerdem eine gehörige Portion Hip-Hop hinzu. Und sie fand Nachahmer: Bands wie Gossip oder die ebenfalls beim Kampnagel-Sommerfestival auftretenden Perfect Pussy schulden einiges dem selbstbewussten Feminismus der kanadischen Wahl-Berlinerin. Mittlerweile wäre Peaches also so etwas wie eine Grand Dame des Elektropunks, nur dass der exaltierten Rampensau nach wie vor alles Damenhafte abgeht. Ihr jüngstes Album I Feel Cream zeigte sie 2009 noch immer voller Energie, auf Kampnagel darf sie beweisen, dass sie in den vergangenen Jahren nichts verlernt hat: Ihre Konzerte sind immer auch perfekt gestylte, provokative Performances, mit Sexappeal abseits degradierenden Hip-Hop-Hinterngewackels.

Text: Michael Weiland

 

Protomartyr

Das Quartett aus Detroit präsentiert die Songs seines zweiten Albums, „Under Color Of Official Right“, live im Hafenklang.

Klingt gut: Die Gitarren auf Protomartyrs zweitem Album, Under Color Of Official Right, haben jenen leicht verschwommenen Post-Punk-Punch, zu dem auch Interpol mit der Single All The Rage Back Home gerade zurückgefunden haben. So lange niemand eine bessere Idee hat, kriegt man aus dem Sound doch immer noch ein paar ganz gute Songs heraus. Das Quartett aus Detroit begegnet der desolaten Kaputtheit ihrer Heimatstadt zwar nicht gerade mit ansteckender Lebensfreude, aber auch nicht mit achselzuckender Niedergeschlagenheit. Under Color Of Official Right ist pulsierender Punkrock kurz vorm Siedepunkt, Krach mit Selbstbeherrschung, auch der Gesang macht nicht viel Aufhebens um sich. Natürlich hat man das alles schon mal gehört, und gelegentlich besser. So oft aber nun auch wieder nicht. Muss man im Auge behalten.

Text: Michael Weiland

 

 

Massaya Soundsystem

Die Hamburger Reggae-Crew feiert im August das 11. Jahr ihres Bestehens mit zwei Partys – eine davon ist der „Boat Ride“ mit Mango Tree.

Im Sommer 2003 veranstaltete das Massaya Soundsystem seine ersten Tanznächte in der Roten Laterne auf dem Kiez. Dann folgte der Sieg beim renommierten Hamburg 45 Clash, und als erstes deutsches Soundsystem konnte Massaya in Großbritannien einen Soundclash gewinnen. 2006 startete die eigene Partyreihe Destination: Kingston – zunächst im Fundbureau, später im Waagenbau. Mittlerweile wurde mit dem Hafenklang ein perfekter Ort gefunden. Interview mit Semik, einem der Massaya-Betreiber.

SZENE HAMBURG: Ihr feiert an gleich zwei Tagen Geburtstag. Was erwartet eure Gäste?

Semik: Wir wollten unser Jubiläum unbedingt Open Air an der Elbe feiern, denn so haben wir vor elf Jahren begonnen – mit einem Soundsystem am Elbstrand gegenüber den Landungsbrücken. Wir mögen aber auch die heißen, lauten Clubnächte – und deshalb laden wir noch in unseren Stammclub.

Was hat sich für euch als Veranstalter in den letzten Jahren verändert?

Semik: In unserer Anfangszeit profitierten wir sehr vom Reggae- & Dancehall-Hype, den man mit Sean Paul und Gentleman assoziiert. Wenige Jahre später war es nicht mehr so leicht, viele Leute für die Soundsystem-Kultur zu begeistern. Veranstaltungen wurden eingestellt, auch weil viele Clubs keine Lust mehr auf Reggae & Dancehall hatten. Die Entscheidung mit „Destination: Kingston“ vom Waagenbau ins Hafenklang umzuziehen, war großes Glück. Dort passt alles: der Sound, das Publikum, die Leute, die Preise.

Bei der Bootsfahrt sind erneut Mango Tree zu Gast. Wie entstand die Verbindung nach Nürnberg?

Semik: Wir haben vor acht Jahren das erste Mal zusammen mit ihnen auf einer Party von Hakuna Matataa aus Leipzig aufgelegt. Das war eine der heftigsten Partys, die wir bisher gespielt haben. Seitdem sind wir regelmäßig in Nürnberg zu Gast und laden die Franken immer wieder nach Hamburg ein. Wir ergänzen uns perfekt.

Interview: Ole Masch

 

The Knights

Das Hamburger Indie-Rock/Synthie-Pop-Quartett feiert die Veröffentlichung seiner neuen EP – und verabschiedet sich von seinen treuen Fans.

The Knights haben sich vor wenigen Jahren gegründet und einen recht steilen Aufstieg hingelegt: Gewinner des N-Joy-Nachwuchswettbewerbs 2010, Auftritt beim Reeperbahnfestival und bei Rock am Ring, schließlich Plattenaufnahmen im traditionsreichen Hamburger Chameleon-Studio, in dem schon Pop- und Schlagerstars von Udo Lindenberg über Mirelle Mathieu bis Tina Turner ihre Nummern produzieren ließen. Das dort entstandene Album trug den Titel Pardon My Riot, ein ritterliches Jahr hat man damit einläuten wollen. Es folgte eine republikweite Club-Tour und ein nicht gerade langweiliges Jahr 2013. Mit der Veröffentlichung von Facing A Giant hat das Hamburger Indie-Synthie-Rock/Pop-Quartett nun beschlossen sich aufzulösen. Der Release-Gig für die neue EP ist gleichzeitig der letzte Auftritt der Band. Als Support hat sich die befreundete Gruppe This Void angekündigt.

 

Club der Dinge

Das Golem macht Sommerpause – und kann die Action doch nicht lassen: Eine „Revue Golemesque“ lädt zur MS Artville nach Wilhelmsburg.

Die Golem-Crew hat kürzlich unter großem Aufwand die Krypta ihres Lokals renoviert und befindet sich jetzt in der wohlverdienten Sommerpause. Aber so richtig still halten können die Typen eben doch nicht. So wird für den 8. August im Rahmen des Dockville-Festivals und im Sub-Rahmen des Kunstcamps MS Artville mit dem Club der Dinge eine Revue Golemesque angekündigt, deren Programmpunkte einen reizvollen Spagat von Taschenspieltrickserei und wissenschaftlichem Storytelling bis hin zu Singer-Songwriting und Jazz ergeben. Das Line-up im Einzelnen: Digger Barnes, Sophia Kennedy, Jonathan Johnson, Radio Granulitpavillon & Fat Jazz Orchestra, ISM – Harrison Wiesengrund & Noe Derbyshire, Majiec Antonski, Kalinka Grimaldis Königspudel & das vierhändige Klavier. Der Conferencier nennt sich Clemens Hell.

 

Electro Swing Crew

Die Sternbrücken-Clubs erwachen langsam aus der Sommerschlaf: Im Fundbureau stehen am 8. August alle Zeichen auf Electro Swing.

Die Astra Stube macht den August über Sommerpause. Und auch im Club schräg gegenüber wurden kurzfristig mal gepflegt die Füße hochgelegt. Aber an diesem Wochenende geht’s auch schon wieder rund unter der Sternbrücke. Die Nacht vom 8. auf den 9. August steht im Fundbureau ganz unter im Zeichen von Electro Swing. Die Electro Swing Crew fordert auf zum ausgelassenen Schwoof. Zur Verstärkung wurden Gäste geladen, die nicht zum ersten Mal auf die Electro Swing Crew treffen. So legten Bob, Matz & Viele Töne ihre Platten bereits im Mai im Fundbureau auf. Und auch Paul Poulson und Heiße Pladde waren hier schon zu Gast. Mit Wolfgang Lohr wird außerdem ein Vertreter des Labels Ton liebt Klang aus Berlin erwartet. Und für den Live-Aspekt sorgt der Hamburger Sebastian Drießen, Trompeter der Swing-Gruppen Lux Gold und The Happy Oysters.