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„Romeo and Juliet“

Rasta Thomas und Adrienne Canterna haben den Staub rausgeklopft und die Schmonzette mit viel Musik und Rock ins Hier und Jetzt geholt.

Im Jahre 1935 schrieb Sergej Prokofjew die Musik zu Romeo und Julia und brachte das Stück als romantisches Ballett auf die Bühne. Rasta Thomas und seine Frau Adrienne Canterna haben mit ihrer Version von Romeo and Juliet 2013 ein modernes Update von William Shakespeares zeitloser Liebesgeschichte geschaffen und als Rock-Ballett in Hamburg uraufgeführt. Gemeinsam mit der von Thomas gegründeten Formation Bad Boys of Dance bringt das Schöpferduo hinter der international gefeierten Erfolgsshow Rock the Ballet ihre Show erneut an die Elbe und garantiert im Thalia Theater einen Abend mit atemberaubender Choreografie, ausdrucksstarkem Tanz, herzergreifender Emotion – und einer geballten Ladung Rock.

Text: Jan-Hagen Rath

 

„8Min Eimsbüttel“

Wenn’s gut ist, isses gut. Wenn nicht, tut’s drei Minuten länger weh: Die Auster Bar übergibt das Mikro an Hamburgs beste Poeten.

Keine Zeit zum Luftholen. Die Slammer kennen keinen Urlaub. Der Mob will keine Sommerpause. Deshalb wird in der Auster Bar jeden letzten Freitag im Monat das Mikrofon angeknipst, damit alle berufenen und unberufenen Dichter und Erzähler ihrer Neigung freien Lauf lassen können. Das dürfen sie hier ganze acht Minuten lang: eine Minute länger als man ein gutes Fassbier zapft und drei Minuten länger als jeder handelsübliche Slam seinen Kandidaten gewährt. Die Initiatorin (und Moderatorin des Abends) Friederike Moldenhauer will den Poeten damit endlich die Chance geben, auch mal längere Texte zum Besten zu geben, mit allen Vor- und Nachteilen: Wenn der Vortrag gut ist, ist es schön … wenn nicht, tut’s drei Minuten länger weh.

Text: Nik Antoniadis

 

„Regenbogentag“

Für mehr Vielfalt und Toleranz: Der Sommerdom und die Hamburg Pride Week stellen erstmals eine gemeinsame Aktion auf die Beine.

Seit einer Woche ist er wieder geöffnet, der Sommerdom. Und neben dem Dom-Dancer, dem Panic Room, Euro Coaster und Turbo Force gibt es in diesem Jahr zwei weitere Premieren. Zum einen ist da der Beach Club, den die Veranstalter mal ganz ungeniert und mit typisch Hamburger Untertreibung „karibisch“ nennen. Jedenfalls hat er einen Strand, zwei Pools, echten Sand und Drinks mit Kokoswasser und Schirmchen. Und genau hier startet die zweite Premiere: Denn wenn in der Hamburg Pride Week zum ersten Mal die Regenbogenflagge über dem Dom gehisst wird, startet am Beach Club eine bunte Parade der schwul-lesbischen Community, gewissermaßen als Warm-up für den CSD. Wer auf dem Dom also mehr will als Zuckerwatte und Schleudertrauma, sollte sich mit Flaggen, Schildern und Transparenten bewaffnen und sich dem Umzug für mehr Vielfalt und Farbe in Hamburg anschließen. Anschließend kann man sich mit einem Besuch in der Beach Bar belohnen und zur Musik von DJ Berry E. an seinem Papaya-Cocktail nippen.

Text: Nik Antoniadis

 

Robbie Boyd & Naoto

Dass es ihnen an Leidenschaft nicht mangelt, stellen der britische Troubadour und der YoYo-Artist aus Japan beim Duckstein Festival eindrucksvoll unter Beweis.

Zwei Highlights an einem Abend! Charmant, leidenschaftlich, folkig und britisch ist der Singer-Songwriter Robbie Boyd, der sich musikalisch irgendwo bei Mumford and Sons oder auch Passenger orientiert. Im Gepäck hat er eine Band Gleichgesinnter, seine Gitarre und seine brillant geschriebenen Texte. Außerdem gibt es eine fesselnde Performance des japanischen YoYo-Artisten Naoto, der ganz unglaubliche Dinge mit dem unscheinbaren Kinderspielzeug bewerkstelligen kann, einhändig, zweihändig, dabei atemberaubend schnell und präzise.

Schon zum 18. Mal schlägt das Duckstein-Festival seine Zelte auf. Neben zahlreichen Performances, Konzerten und Straßentheatern steht bis zum 2.8. auch Genuss in Form vielseitiger Essensstände auf dem Programm.

Text: Anna Reclam

 

„Sekretärinnen“

Kaffee kochende Geliebte im Vorzimmer: Der Liederabend in den Kammerspielen lässt kein Klischee aus und kein Auge trocken.

Sekretärin – der Begriff rangiert irgendwo zwischen Berufsbezeichnung und Schimpfwort. Jeder hat sofort Bilder von telefonierenden, schreibenden und Kaffee kochenden Frauen vor Augen. Inklusive der Funktion als gute Seele eines Büros oder als Geliebte des Chefs – genug Stoff also, um die Berufsgruppe abendfüllend zu porträtieren. Das gelang dem Musiker, Komponisten, Arrangeur und Pianisten Franz Wittenbrink vor genau 20 Jahren: Sekretärinnen gehört zu dem von ihm erfundenen, neuen Genre des sogenannten Liederabends. Darin werden Schlager und Arien, Volkslieder, Popsongs und Balladen ohne falsche Scheu ihres ursprünglichen (Kon-)Textes beraubt und für den neuen Zusammenhang umgedichtet. Gesprochene Sprache ist überflüssig, denn alle Stimmungen, Beziehungen und Situationen erklären sich durch Gesang und Körpersprache. Dass die Klischees großartig überspitzt und bis zur Karikatur überzeichnet werden, macht aus den losen Szenen einen zum Brüllen komischen Liederabend an den Hamburger Kammerspielen.

Text: Dagmar Ellen Fischer

 

Whiskey & Women

Schöner als ein 25 Jahre alter Single Malt: Im Puhsthof Haus beweisen die drei kalifornischen Ladies, dass ihr Name Programm ist.

Es geht die Legende, die drei Mädels aus Kalifornien wären an einem verregneten Tag im schottischen Edinburgh in einer Bar gestrandet, ohne einen müden Cent, um sich eine anständige Flasche Whiskey zu genehmigen. Um diesen unwürdigen Zustand zu beenden, gaben sie – ohne jemals zuvor zusammen geprobt zu haben – ein Spontankonzert und hauten so lange Seemannslieder, Honky-Tonk-Klassiker und Cajun-Sweeties raus, bis sie mit Drinks reichlich versorgt waren. Seitdem touren sie zusammen unter dem treffenden Namen Whiskey & Women und kommen dabei auf ihrem Weg ins Puhsthof Haus in Wilhelmsburg. Aber auch Jahre nach ihrem ersten Gig in Edinburgh, so lautet ihr süßes Versprechen, „scheint der Spaß bei ihren Auftritten durch wie ein Sonnenstrahl durch einen 25 Jahre alten Single Malt“. Amen.

Text: Nik Antoniadis

 

Lucifer Star Machine & CNE

Runde 2 der Weltturbojugendtage: St. Pauli wird zittern, wenn im Indra die beiden Turbojünger in die Saiten greifen.

Seit Mittwoch isses wieder soweit: Turbonerds aus aller Welt pilgern nach St. Pauli, um bei den Weltturbojugendtagen ihren Heroen zu huldigen, ihre Kutten auszuführen und dabei ganz amtlich abzurocken. Im Biergarten des Indra steht erst mal ein zünftiges Turbo-BBQ auf dem Programm; mit dem nötigen Grillfleisch im Magen wird dann die richtige Masse erreicht, um den Laden ordentlich aufzumischen, wenn Lucifer Star Machine und Chuck Norris Experiment die Verstärker andrehen. Sowohl die Chuck-Familie aus dem schwedischen Gothenburg als auch die Jungs um Tor Abyss, die seit letztem Jahr in Hamburg hausen, haben an jeder Hand fünf Mittelfinger und machen, was Rocker eben so machen: Sie geben Stoff! Mit dabei: ne Menge Totenköpfe, Tattoos und motherf*#$ing Turbo Style!

Text: Nik Antoniadis

 

Hanna Nordholt und Fritz Steingrobe

Das Duo Nordholt und Steingrobe dreht Filme nur mit alten Fundstücken. Jetzt zeigen sie ihre animierten Werke in geballter Ladung.

Wunderkammern gingen den Museen voraus. In den meist höfischen Sammlungen des 16. und 17. Jahrhunderts trugen künstlerisch und wissenschaftlich Interessierte alles zusammen, was ihnen nur irgendwie „kurios“ erschien und mithin ihre Neugier erweckte. Wunderkammern sind auch die Filme des Hamburger Kurz- und Experimentalfilmkollektivs Hanna Nordholt und Fritz Steingrobe. Possierliche Trickfilmfiguren sucht man in ihnen vergeblich. Lieber arbeiten sie mit found footage, gern auch technischer Natur, darunter Schaltpläne und Architekturzeichnungen, die sie mit Zitaten hochkarätiger Literaten wie Thomas Pynchon oder William S. Burroughs kommentieren und verfremden. „Wir machen Filmforschung“, sagen die zwei. Ihre filmischen Animationen sind im Juli Thema eines kinelab-Kinoabends im Metropolis. Zur Vorführung gelangen Arbeiten aus den Jahren 1988 bis 2010, auch die programmatisch titulierte medienarchäologische Collage Wunderkammern ist dabei – genauso wie die Filmemacher persönlich.

 

„Brighton Rock“

Rockerbandenkämpfe im Süden Englands werden direkt auf den Rathausmarkt projiziert. Die Freiluftkino-Saison macht’s möglich.

Dass Sommer und Kino gut zueinanderpassen, beweist seit wenigen Wochen unter anderem das Zeise Open Air im Rathaus Altona. Die Innenstadt hat mittlerweile nachgezogen und noch bis Anfang August werden auf dem Rathausplatz for free Kultfilme gezeigt. Am Dienstag ist es eine Geschichte aus England. Als die Mods sich mit den Rockern messen, nimmt es auch der Kleinganove Pinkie mit Gegnern auf, die eine Nummer zu groß sind für ihn: Vor dem Hintergrund des britischen Seebades Brighton erzählte Graham Greene in seinem Dreißiger-Jahre-Krimi Brighton Rock eine Liebesgeschichte, die für den halbstarken Pinkie ein böses Ende nahm. Die Neuverfilmung mit Sam Riley kombinierte 2009 die klassische Story mit dem Look der Swinging Sixties, in denen tatsächlich Bandenkämpfe an der „sunny seaside“ tobten.

 

Hamburg ist Slamburg

Schöne Literatur in Form von Prosa und Poetry gibt’s für alle, einen formschönen Preis nur für den Gewinner in Slamburg.

Was, wie, wo Sommerloch? Davon kann in einer Stadt wie dieser nicht die Rede sein. Ein Open Air jagt das nächste, Konzerte gibt es wie eh und je en masse und am Dienstag können sich alle Wortakrobaten und ihre Fans freuen. Im Nochtspeicher wird Hamburg zur Slamburg – so wie jeden letzten Dienstag eines jeden Monats. Und Slamburg hält viel auf sich: „Prosa und Poetry, Genie und Wahnsinn, Shock and Awe – seit 1997 das Paris-Dakar unter den Literaturlesungen.“ Kühne Performer und fragile Poeten haben fünf Minuten Zeit, ihre Werke zu präsentieren. Das Publikum findet’s meistens gut, seltener nicht. Aber am Ende entscheidet eine Jury über den Poetry-König von Slamburg. Neben Ruhm und Ehre gibt es auch einen Preis, einen formschönen sogar. Und für alle sowieso Musik von DJ Blume. Achtung: Wegen des großen Andrangs wird allen Teilnahmewilligen empfohlen, sich vorher anzumelden.

Text: Andra Wöllert