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Jenseits von Eden

Elia Kazans Filmklassiker mit dem 24-jährigen James Dean in seiner ersten Film-Hauptrolle läuft am 25. Dezember im Metropolis Kino.

„Such startling characters, such untamed emotions, it’s the frankest motion picture ever made“, heißt es im Originaltrailer dieses Filmklassikers von Regisseur Elia Kazan. Und wenn man bedenkt, dass Jenseits von Eden, der den legendären James Dean in seiner ersten Film-Hauptrolle zeigt, schon fast 60 Jahre alt ist, kann man nur darüber staunen, wie frisch das Ganze noch wirkt. Die Handlung: 1917 stehen die USA kurz vor dem Eintritt in den Ersten Weltkrieg. Im Haus der Farmer-Familie Trask schwelt ein tiefsitzender Konflikt: Der sensible Cal bemüht sich verzweifelt um die Liebe seines Vaters, die bisher nur dem geschäftstüchtigen Erstgeborenen Aron zuteil geworden sind. Dann verliert der Vater fast sein gesamtes Vermögen und Cal ergreift die Chance, den Respekt seines Vaters zu gewinnen, indem er ihm mit dem Erlös des Verkaufs von Bohnen als Proviant für die US-Army aus der finanziellen Misere zu helfen versucht. Umso größer ist die Enttäuschung, als dieser das Geld ablehnt, da er aus einem Krieg keinen Gewinn schlagen will… Toller Stoff! Danke Elia, danke Jimmy!

 

„Freakz Like Us“

Die DJs Worakls und Joachim Pastor zeigen den Hamburgern, zu welchen Sounds und Beats man zurzeit auf französischen Tanzflächen abfährt.

Schnell die Kalorien von Plätzchen und Glühwein wegtanzen, bevor sie zu Hüftgold werden – das Fundbureau bietet schon vor den Silvesterpartys die Gelegenheit dazu. Am Ende des zweiten Weihnachtsfeiertags ist nämlich Schluss mit Besinnlichkeit: Die Partyreihe Freakz Like Us läutet mit Elektro die Nachweihnachtszeit ein. Für fachgerechte Tanzflächenbeschallung sorgen die beiden DJs Worakls und Joachim Pastor. Ihr Kollege N’to vom gemeinsamen Label Hungry Music war bereits im August zu Gast, jetzt zeigen seine Kompagnons den Hamburgern, wozu man gerade in Frankreich tanzt. Dort gehören die beiden nämlich zu den erfolgreichsten Produzenten des Landes. Neben den bekannten Freakz-Like-Us-DJs BackForth und Viktor Czyzewski sind außerdem Sven Roesch & Marc Keller aus Mannheim sowie Tribun & Stefanel aus Rumänien zu Gast: ein internationales Line-up für den guten Ton.

 

Jerry Cotton

Aus dem Kriminalroman auf die Bühne: Im Imperial Theater jagt der FBI-Agent im Maßanzug den New York Ripper.

Wie wäre es mit ein wenig Thrill nach so viel Besinnlichkeit in den letzten Tagen? Das Imperial Theater brachte 2014 erstmals einen alten Serienhelden auf seine Bühne: Jerry Cotton, den FBI-Agenten und Helden der Kriminalromane (man nennt sie auch Trivialliteratur) von Delfried Kaufmann. Auch zum Jahresausklang ist das unterhaltsame Stück am Krimitheater an der Reeperbahn zu sehen. Intendant Frank Thannhäuser und sein Ensemble reisen in Jerry Cotton … jagt den New York Ripper zurück in die 1960er Jahre. Darum geht’s: Jerry Cotton (Stefan Brentle) und sein Partner Phil Decker (Gosta Liptow) untersuchen in einer regnerischen Sommernacht den Tatort, nachdem schon wieder eine junge Frau brutal ermordet wurde. Die Ermittler haben es mit einem Serienkiller zu tun, dessen Motiv und Vorgehensweise vollkommen unklar sind. Sie müssen dem Mörder auf die Spur kommen, bevor er wieder tötet. Jerry Cotton hält den Zuschauer, wie aus der literarischen Vorlage gewohnt, mit Erzählungen aus der Ich-Perspektive auf dem Laufenden. Das alles geschieht in einer aufwendigen Kulisse mit Dreh- und Klappbühne, Skyline und originalgetreuer Garderobe.

Text: Lena Frommeyer

 

Hundreds

Nach vier Jahren beglückt das Hamburger Elektropop-Duo seine Fans mit einem neuen Album und dem dritten Hamburg-Gig in diesem Jahr.

Lange musste man auf Aftermath, das zweite Album des Hamburger Elektropop-Duos Hundreds, warten. Fühlte sich beinahe gar nicht so an: Zum einen, weil die Band irrsinnig fleißig durch Deutschland und die ganze Welt tourte, zum anderen, weil sich die Songs des Debüts Hundreds einfach nicht verbrauchen wollten. Nach vier Jahren war es dann aber doch mal Zeit für Nachschub: Aftermath klingt dabei mindestens so zwingend wie sein Vorgänger. Das ist dramatischer Maschinenpop fürs Jetzt. Kürzlich haben Eva und Philipp Milner zusätzlich zum neuen Album noch eine Remix-EP ihres Erstlings veröffentlicht, auf der sich Künstler wie Robag Wruhme und The/Das ausgewählter Stücke angenommen haben. Wer weiß: Vielleicht halten die Neuinterpretationen ja auch Einzug in das Live-Programm der zwei?! Wir werden sehen…

 

X-Mas Bingo

Punktucke und Bingo Ingo laden zum Seniorenspaß der etwas anderen Art in den Goldenen Salon des Hafenklang.

„Bingo!“ gehört zu den befreiendsten Ausrufen, die die Menschheitsgeschichte hervorgebracht hat – neben „Heureka!“, „Da sind die Autoschlüssel!“ und solchen, die man nicht unbedingt aufschreiben will. Der schlechte Leumund des Spiels – „Seniorenspaß“ hört man mitunter – ist darum völlig verfehlt: Bingo ist super. Vor allem, wenn Bingo Ingo die Glück und Wohlstand versprechenden Zahlen ausruft und dazu seine Punkrock-Musikgruppe aufspielt: Bingo Ingo und die Bingo Band. Im Hafenklang wird das Glücksspiel, das jeder noch so pfiffigen Strategie trotzt, endlich so wild betrieben, wie es sich für den Klassiker der Abendunterhaltung gehört. Zwar kann nicht jeder einen der hochwertigen Gewinne einfahren, als Verlierer geht dennoch niemand nach Hause: Schließlich spielt auch die Band Punktucke (Foto) für alle.

 

Rollerskate Jam

Auf alten Rollschuhen tanzt es sich im Mojo Club hervorragend zu Boogie und Funk von Beginner-DJ Mad.

Kreuzschritt und dann eine Drehung. Dabei die Arme, Hüfte und den Stopper an den Oldschool-Rollern einsetzen. Immer schön im Takt bleiben. Ja, ja – das sieht schon cool aus, wenn man’s kann. An der eigenen Choreographie gilt es auch beim Rollerskate Jam im Mojo Club zu feilen. Oder man tanzt einfach wie man lustig ist zu den Disco-Beats von Gastgeber und Beginner-DJ Mad. Stilecht, wie bei den Jams in den 1970er Jahren, steht musikalisch auch Boogie und Funk auf dem Plan. Oldschool-Rollschuhe (nicht Inliner!) bringt man entweder selbst mit oder leiht sie für einen Euro und gegen 20 Euro Pfand im Mojo Club. Die anschließende Mojo Essentials Clubnacht ist für alle Rollschuhfahrer inklusive.

 

Rocketnumbernine

Konzerte mit Radiohead, Begleitband für Neneh Cherry: Das Schlagzeug-Synthesizer-Duo spielt seine Instrumentaltracks live im Pudel.

Ben und Tom Page, die beiden Brüder hinter Rocketnumbernine, pflegen ein Adressbüchlein, in das man gerne mal reinspicken würde: Sie spielten Konzerte mit Acts wie Caribou und Radiohead, nahmen Musik mit Four Tets Kieran Hebden auf und waren Begleitband für Neneh Cherry. Das Duo aus Schlagzeug und Synthesizer hat auf sich alleine gestellt den Durchbruch noch vor sich, mit ihrem beeindruckenden zweiten Album MeYouWeYou sind für den Erfolg die richtigen Weichen gestellt: Die Instrumentaltracks der Geschwister, die Jazz, Funk und Elektronik in einen experimentellen, aber mitreißenden Groove zwingen, schaffen live regelrechte Aha-Erlebnisse: Das war in Hamburg 2013 beim Überjazz und dieses Jahr beim Spektrum zu beobachten. Bei der Rückkehr in die Hansestadt ist dieses Mal der Golden Pudel Club ihr Gastgeber: Dessen intime Atmosphäre sollte den Effekt noch verstärken.

 

Jupiter Jones

Neuanfang mit altem Kumpel: Die Band aus der Eifel präsentiert sich in ihrer aktuellen Besetzung live im Gruenspan.

„Alles auf Anfang“ lautet die erste Zeile der aktuellen Jupiter-Jones-Single Plötzlich hält die Welt an: So fühlt es sich für die Pop-Punk-Band wohl nach dem Ausstieg von Sänger Nicholas Müller an. Doch der Blick nach vorn ging für die verbleibende Band erst einmal zurück in die Vergangenheit: Einen neuen Frontmann fand man nicht durch ein Sängercasting oder Plattenfirmen-Intervention, sondern im Freundeskreis. Jupiter-Jones-Mitbegründer Sascha Eigner und der neue Sänger Sven Lauer sind im selben Eifeldorf aufgewachsen und kennen sich von Kindesbeinen an. So hängt für Jupiter-Jones-Fans der Haussegen wieder gerade. Der wegen Krankheit ausgeschiedene Ex-Sänger gibt seinen Segen zum Weitermachen, und der Neue ist (zumindest für die Band) ein alter Bekannter: Die Gang ist gerettet. Wie sich die Neubesetzung bei den alten Songs wie Still auf der Bühne macht, lässt sich dann kurz vor Jahreswechsel im Gruenspan begutachten.

Text: Thorsten Moor

 

„Panzerkreuzer Potemkin“

Sergej Eisensteins Filmklassiker von 1925 mit musikalischer Live-Begleitung des Hamburger Brass-Ensembles Tuten und Blasen.

Brillante Montage, imposante Bildkompositionen, virtuose Zeitraffer und -dehnungen, harte Kontraste, eindringliche Wiederholungen – all das (und noch viel mehr) macht die bis heute nicht nachlassende Faszination an Sergej Eisensteins Filmklassiker von 1925 aus. Das Setting: 1905 rebelliert im Hafen von Odessa die Besatzung eines Kriegsschiffs. Die Bevölkerung solidarisiert sich mit den Aufständischen. Zarentreue Kosaken richten ein Massaker an. Dann reagiert der Panzerkreuzer Potemkin mit donnernden Kanonenschlägen… Drei offizielle Filmmusiken sind mittlerweile zu diesem Film komponiert worden – die letzte übrigens von den Pet Shop Boys in Zusammenarbeit mit den Dresdner Sinfonikern im Jahr 2004. Für die Vorführung im Metropolis Kino haben sich die Veranstalter das Hamburger Brass-Ensemble Tuten und Blasen als musikalische Live-Begleitung eingeladen.

 

Nostalgischer Bier-Pop

Bessere Musik für alle: Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen spielt die Lieder ihres aktuellen Albums, „Alle Ampeln auf Gelb!“, live im Knust.

„Es gibt, glaube ich, kein westliches Land, in dem so viel beschissene Musik gehört wird wie in Deutschland“, so das Urteil von Carsten Friedrichs in einem Interview mit dem Ox-Fanzine. Wie schön, dass der Frontmann der Liga der gewöhnlichen Gentlemen sich dieses Umstands immer wieder aktiv annimmt und so das Ungleichgewicht von „Gut“ und „Böse“ in der hiesigen Musik austariert; zuletzt geschehen mit dem Album Alle Ampeln auf Gelb! und dem darauf befindlichen „Bier-Pop mit Oldies-Schwäche, Indie-Sozialisation – und herrlichen Bläsereinsätzen“, wie es SZENE HAMBURG-Autorin Theresa Stern so schön formulierte. Dazu lässt es sich dann auch ganz hervorragend aus dem alten Jahr hüpfen. Um die entsprechenden Muskeln auch richtig anzuwärmen, steigt vorher noch die Gruppe Isolation Berlin auf die Bühne.