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„Soul Allnighter“

Eine liebgewonnene Weihnachtstradition: Michael Wink, Henry Storch, Lars Bulnheim und die Delicious Biscuits legen exquisite Platten auf.

Bei allem Genörgel über die ollen, sich jedes Jahr wiederholenden Gepflogenheiten zur Weihnachtszeit – es gibt auch Traditionen, die man als Hamburger wirklich nicht missen möchte, und dazu zählt der seit Ende der 1980er Jahre regelmäßig stattfindende Soul Allnighter. Also: in Schale schmeißen, Tanzschuhe anziehen und die Finger in Schnipp-Position bringen – es ist wieder so weit. Am 25. Dezember versammeln sich die Soul Sisters und Brothers der Stadt im Mojo-Keller, um ihrem Lieblingssound zu huldigen. „Egal ob es nun mehr nach R’n’B, Jazz, Funk oder nach Latin klingt, es ist die Mischung, die den Soul Allnighter ausmacht“, heißt es in der Mojo-Ankündigung. Und um diese Mischung perfekt zu gestalten, haben sich die Macher auch in diesem Jahr echte Experten als DJs eingeladen: Michael Wink, Henry Storch, Lars Bulnheim und die Delicious Biscuits. Da kann doch nichts schiefgehen.

 

Psychedelic Molotow

Die „Flower Power Space Rock Party“ ist die älteste Veranstaltung im Molotow. Traditionell steht dafür Chef Andi Schmidt selbst am DJ-Pult.

Über das Molotow kann man viele Geschichten erzählen. In diesem Hamburger Club spielten 2004 The Killers, damals noch als unbekannte Band aus Las Vegas, vor gerade mal 30 Gästen kurz bevor sie mit Mr. Brightside den Durchbruch schafften. Das ist eine der älteren Geschichten. Im letzten Jahr sprach man oft über das Molotow, weil es in den Esso-Häusern beheimatet war und, wie alle Bewohner, evakuiert wurde. Nach einigen Monaten im Exil fand der Club am Nobistor auf dem Kiez eine neue Heimat. Im Sommer 1990 eröffnete Andreas Schnoor das Molotow. Der heutige Betreiber Andi Schmidt war von Anfang an als DJ im Laden präsent. Er installierte hier den Club-Abend Flower Power Space Rock, bei dem psychedelischer Rock aus den späten 1960er und frühen 1970er Jahren aus den Lautsprechern schallt. Diese älteste Veranstaltung des Molotow gibt es bis heute, unter anderem traditionell am zweiten Weihnachtstag. Dann steht natürlich Andi Schmidt selbst am DJ-Pult.

Text: Lena Frommeyer

 

„Magic in the Moonlight“

Eine Geschichte wie geschaffen für den Gabentisch: Der neue Film von Woody Allen, die Geschichte eines Illusionisten, läuft im Abaton-Kino.

Einmal im Jahr heißt es: Wir warten aufs Christkind! Und es kommt dann ja auch mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie der nächste Film von Woody Allen. Sein jüngstes Werk (es ist das mittlerweile 43.) heißt Magic in the Moonlight und kommt besonders festlich daher. Im Sommer 2013 in Südfrankreich mit Emma Stone und Colin Firth in den Hauptrollen gedreht, erzählt Allen darin die Geschichte eines Illusionisten, der eigentlich eine Wahrsagerin als Schwindlerin entlarven will und dabei ihrem Charme verfällt – ein Plot, der wie geschaffen ist für den Gabentisch. Wem es also gelingt, sich am Abend des 24. Dezember vom heimischen Weihnachtsbaum loszureißen, der kann sich von dieser romantischen Komödie an die Riviera der zwanziger Jahre versetzen lassen. Vielleicht will ja die ganze Familie mitkommen – ist ja schließlich ein jugendfreier Film.

 

Thalia Vista Social Club

Rentner und Rock ’n‘ Roll: Ein komödiantischer Musikabend unter der Leitung des Regisseurs und Komponisten Erik Gedeon im Thalia Theater.

Seit knapp 14 Jahren gibt es den Thalia Vista Social Club – das Format hat längst Kultstatus erreicht. Hinter der Titulierung verbirgt sich ein musikalischer Abend unter der Leitung des Regisseurs und Komponisten Erik Gedeon. Musik wird hier, wie im Theater üblich, in einer Geschichte verpackt. Diese handelt von einem Altersheim für Schauspieler, die trotz grauer Haare, Demenz und herausfallender Gebisse noch recht partywütig geblieben sind. Im Jahr 2040, das Thalia Theater hat mittlerweile geschlossen, spielen die Schauspieler eine ergraute Version von sich selbst. Die hinkenden und röchelnden Rentner machen sich auf die Suche nach ihrer musikalischen Vergangenheit und entdecken den Rock ’n‘ Roll neu. Der Thalia Vista Social Club hatte im Januar 2001 Premiere, seitdem waren die Vorstellungen meistens ausverkauft.

Text: Natalia Sadovnik

 

„Holy Fish“

Im Anschluss ans große Fressen ist Bewegung auf der Tanzfläche angesagt, beispielsweise im Hafenbahnhof zu Disco-Musik.

Nach der Bescherung kommt die Beschallung: Wenn die Oma im Sessel schläft, die Eltern beschwippst alte Platten hören, die Kinder in ihren Betten mit neuem Schnickschnack kuscheln, dann hört man ihn, den Ruf der Nacht am Heiligen Abend. Schließlich läutet dieser ein viertägiges Wochenende ein. So denn: Schüttelt euch die Besinnlichkeit aus den Gliedern, bewegt die fett gefressenen Bäuche und tanzt, tanzt, tanzt – beispielsweise im Hafenbahnhof beim Holy-Fish-After-Holy-Dinner-Meeting. Hier legen Die Chefs auf, es geht einmal quer durch die Musiklandschaft. Gast-DJ Charlie Schneider aus Berlin präsentiert „rare disco grooves“. Es lebe die Stadt.

Text: Lena Frommeyer

 

„Die Weihnachtsgeschichte“

Tradition im Mathilde Literatur Café: Schauspieler Helmut Gentsch liest am Heiligen Abend die wundervolle Erzählung von Charles Dickens.

In der Mathilde finden jährlich bis zu 100 Lesungen statt, wovon sich mindestens eine inzwischen zur Kultveranstaltung entwickelt hat: Die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens, gelesen am Heiligen Abend von Schauspieler Helmut Gentsch. Kein Wunder, dass dieses besinnliche Event meist schon im Voraus ausverkauft ist – denn was könnte schöner sein, als am Weihnachtsabend in der rappelvollen Mathilde der Geschichte von Ebenezer Scrooges Läuterung zu lauschen? Nach dem ganzen Feiertagsvorbereitungstrubel lässt man sich gemütlich von diesem hartherzigen Geizhals erzählen, für den Weihnachten nichts als Humbug ist, bis ihn die Geister der vergangenen, der gegenwärtigen und der zukünftigen Weihnacht heimsuchen und ihm die Augen öffnen. Danach geht man mit erwärmtem Herzen nach Hause, verbringt einen schönen Abend mit seinen Lieben und spendet vielleicht noch etwas für die Armen. Wer keine Tickets hat, macht sich schon eine Notiz fürs Jahr 2015.

Text: Almuth Strote

 

Joe-Strummer-Night

Silbersackstraße is calling: Der Tod von Punkrocklegende Joe Strummer jährt sich zum 14. Mal. Das Team der Hasenschaukel widmet ihm einen Abend.

Solange es die Hasenschaukel gibt, feiert man hier auch die Joe-Strummer-Night. Am 23. Dezember vor 14 Jahren wurde Punkrocklegende Strummer leblos in seinem Haus aufgefunden. Alle Fans verfluchten daraufhin die Natur dafür, dass sie ausgerechnet dem begnadeten Künstler einen unentdeckten Herzfehler hat mitgeben müssen. Die Musikwelt verdankt Joe viel. Er gründete die Band The Clash und verantwortet Songs wie London Calling, Fight The Law oder Should I Stay Or Should I Go, um nur ein paar der allergrößten Hits zu nennen. Es folgten Solowerke und zahlreiche Musiker zogen Strummer als Inspiration für ihre musikalische Arbeit hinzu. Das Team der Hasenschaukel trauert nicht, sondern feiert den Briten und seine Werke – mit Musik, Tanz und bewegten Bildern. Silbersackstraße is calling!

Text: Miriam Mentz

 

Tonight Fraktus

Die fiktive Band von Jacques Palminger, Heinz Strunk und Rocko Schamoni macht erneut die Bühne des Thalia Theater unsicher.

Die einen schimpfen verblödeter Trash. Die anderen jubeln intelligenter Trash. Fraktus spalten die Nation. Die Band ist ein Produkt des Geistes von Hamburgs Spaßkollektiv Studio Braun. Jacques Palminger, Heinz Strunk und Rocko Schamoni sind Fraktus. Sie tragen Overalls zur asymmetrischen Frisur, Schweißmasken mit grünem Neonlicht und schreien mit verzerrten Stimmen ins Mikro. Nach Fraktus – der Film, der den Aufstieg, Niedergang und die Wiedervereinigung der Band zeigt, die den Techno erfunden hat, folgte im Frühjahr 2014 Fraktus – das Theaterstück. Mit vollem Körpereinsatz, heißen Outfits, musikalischen Darbietungen an Querflöte und Umhängekeyboard und tänzerischer sowie schauspielerischer Unterstützung gehört diese Show genau dorthin, wo sie zum wiederholten Male am 22. Dezember stattfindet: auf die Bühne des Thalia Theater.

Text: Lena Frommeyer

 

Buggy Braune 3

Der renommierte Hamburger Jazz-Pianist spielt in kleiner Besetzung und intimer Club-Atmosphäre, featuring Lena Geue am Mikrophon.

Buggy Braune zählt zu den aktivsten Jazzern der Stadt. Kaum ein Monat, in dem der 1964 in Kiel geborene Pianist nicht an der Seite anderer Lokalmatadoren zu sehen ist, selbst als Bandleader in Erscheinung tritt oder im größeren Rahmen zusammen mit der NDR Bigband oder Stars wie Roger Cicero auf der Bühne steht. Am 22. Dezember bietet sich mal wieder die Gelegenheit, Buggy Braune in fast schon intimer Club-Atmosphäre zu sehen. Dann tritt er nämlich mit seinem Trio auf, zu dem auch der Bassist Giorgi Kignadze und Schlagzeuger Konrad Ullrich gehören, ergänzt durch die Sängerin Lena Geue. Letztere ist ansonsten eher in Soul- und Folk-Gefilden zuhause, die Einflüsse reichen allerdings von Joni Mitchell über Supertramp bis zu Wayne Shorter. Dass sie ihre tolle Stimme gelegentlich auch mal in den Jazz-Kontext stellt, kann man nur befürworten.

 

„Stand by Me“

Gordie, Chris, Teddy und Vern suchen eine Leiche. Das Metropolis zeigt den amerikanischen Abenteuerfilm mit vier Zwölfjährigen in den Hauptrollen.

Damals, als Kinder noch nicht den ganzen Tag über ihren Smartphones hingen, stromerten sie durch die Landschaft, bauten Baumhäuser und fanden Leichen neben den Zuggleisen. Richtig, die Rede ist von den vier Freunden Gordie, Chris, Teddy und Vern aus der amerikanischen Kleinstadt Castle Rock, die im Film Stand by Me (Das Geheimnis eines Sommers) ein Abenteuer erleben, dass man wohl nie wieder im Leben vergisst. So nimmt die Geschichte ihren Lauf: Einer der Jungen lauscht dem Gespräch von älteren Jungen. Diese entdeckten bei einer Spritztour mit einem geklauten Auto die Leiche des vermissten Ray Brower am Rande der Zuggleise. Die vier Freunde beschließen, sich heimlich auf den Weg zu machen, um den toten Jungen zu finden und dafür als Helden gefeiert zu werden. Jedoch warten allerhand Hindernisse und zwischenmenschliche Auseinandersetzungen auf sie. Der US-amerikanische Abenteuerfilm aus dem Jahre 1986 von Rob Reiner nach der Erzählung Die Leiche von Stephen King wird am 23. Dezember im Metropolis Kino in der englischsprachigen Originalversion gezeigt.

Text: Lena Frommeyer