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Hamburg ist Slamburg

MC Pospiech und MC Uebel laden mal wieder zum Offenen Poetry Slam in den Nochtspeicher. Musikalische Untermalung gibt es von DJ Blume.

Jawohl, Hamburg ist Slamburg – und das kann man wohl laut sagen. Oder gibt es etwa eine Stadt in der Republik, die noch mehr regelmäßig stattfindende Slams vorweisen kann? Hier in der Hansestadt kommt man jedenfalls aus dem Slammen gar nicht mehr heraus. Hartmut Pospiech und Tina Uebel sind seit Jahren in der Szene aktiv. Ihre 1997 ins Leben gerufene Slamburg bezeichnen sie liebevoll als „Paris–Dakar unter den Literaturlesungen“. Seitdem haben die beiden schon so manchen Slammer die Bühne betreten sehen. Am 30. September ist es mal wieder soweit: MC Pospiech und MC Uebel laden einmal mehr zum Offenen Poetry Slam in den Nochtspeicher. Wer sich traut und eine Geschichte auf Lager hat, deren Erzählung nicht länger als fünf Minuten dauert, möge sich auf der Homepage anmelden. Für musikalische Auflockerung und Überbrückung sorgt DJ Blume.

Text: Miriam Metz

 

Avi Buffalo

Das kalifornische Quartett trägt den liebevollen Gitarren-Indie ihres neuen Albums „At Best Cuckold“ live im Kleinen Donner vor.

Das Aufnahmestudio Tiny Telephone in San Francisco wurde von Death-Cab-For-Cutie-Gitarrist Chris Walla mal als „fünftes Gruppenmitglied“ bezeichnet, so sehr prägte es den Sound seiner Band. Dass Avi Buffalo hier ihr zweites Album, At Best 
Cuckold, fertiggestellt haben, passt ganz gut ins Bild: Die Platte des kalifornischen Quartetts klingt nach ebenjenem liebevollen Gitarren-Indie, der hier bevorzugt eingespielt wird, Echos von Nada Surf und The Long Winters hallen hier wohl ebenfalls noch in den Wänden. Dazu eine Prise Shins, und man kann förmlich hören, wie Garden-State-Regisseur und Soundtrack-Kompilierer Zach Braff an die Studiotür klopft. Oder auch wer anders: Chris Walla ist ja gerade bei Death Cab For Cutie ausgestiegen, der Platz des vierten Bandmitglieds wäre demnach jetzt frei.

Text: Michael Weiland

 

Besonderslecker

Ein Tag für Menschen, die gerne essen, Gin aus Hamburg oder Schweizer Makrönchen lieben und ein Faible für bedruckte Tischdecken und illustrierte Kochbücher haben.

Alles für den Gaumen und die Küche hält der Markt Besonderslecker bereit, der alljährlich im Museum der Arbeit stattfindet. Nicht lang schnacken – lieber zeigen, was hier am 28. September abgeht: 80 Aussteller buhlen um die Gunst der Besucher. Kulinarisch durchquert man hier Schritt für Schritt die Republik, mit Abstechern ins Ausland. Wurst und Schinken von der Insel Rügen, Gebäck aus Frankreich, Makrönchen aus der Schweiz, Hamburger Craftbier und Gin, Fruchtliköre aus Köln, Espresso, der eigentlich ein Rooibostee ist und aus dem südafrikanischen Wupperthal stammt, Kürbis, Chili, Ingwer, Öle, Wildschweinsalami … Die leckeren Dinge können dann mithilfe neuer Designgüter für die Küche (Schneidebretter, bunte Weingläser, bedruckte Tischdecken, handgewebte Geschirrtücher, illustrierte Kochbücher und bemaltes Porzellan) verarbeitet und/oder hübsch angerichtet werden.

 

Cartoon-DJ im Mojo

Am frühen Samstagabend lädt der DJ, Produzent, Cartoonist und Tee-Enthusiast Mr Scuff ins Mojo – ein Start in den Abend, wie er bunter kaum sein könnte.

Der eine oder andere mag in frühen Kindertagen die Erfahrung gemacht haben, dass am Ende keineswegs so etwas wie das erhoffte Extrabunt entsteht, wenn man alle Farben des Tuschkastens miteinander vermengt, sondern ein völlig unansehnliches Braun oder Grau. Manch einer belässt es bei dieser Enttäuschung, andere versuchen es schlichtweg weiter, vielleicht auf anderen Ebenen. Der britische DJ, Produzent und Cartoonist Mr Scuff beispielsweise mischt auf seinen musikalischen Reisen gerne Jazz, Soul, Deep House, Reggae, Afrobeat und Elektrofunk miteinander – das Ergebnis ist alles andere als matschig grau. Drei Stunden lang wird er am Samstag das Publikum im Mojo Club mit auf eine Reise durch die Sphären seiner Farbpalette nehmen. Ob er dazu an der Bar auch mal wieder eine seiner selbsterdachten Tee-Sorten serviert oder neue Visuals in seinem selbsterschaffenen Potato-Style an die Wände wirft, wissen wir nicht. Fest steht aber, dass es schwer sein dürfte, einen mit Mr Scuff begonnenen Abend noch zu steigern.

Text: Miriam Metz

 

K-Ci & Jojo

Das R’n’B-Brüder-Duo hat nach fast zehnjähriger Pause ein neues Album veröffentlicht, das dort anschließt, wo sie Ende der 1990er standen.

Auch wenn die beiden Namen vermutlich nicht mehr bei jedem gleich Musik im Ohr erklingen lassen, ändert sich das schnell, wenn man einmal die erste Takte eines der Hits des R’n’B-Brüder-Duos anspielt, von All My Life oder Crazy beispielsweise. Die kurze Andeutung dürfte genügen, um die Orgel im Kopf in Fahrt zu bringen. Zunächst mit weiteren Musikern als Jodeci aktiv, waren es K-Ci und Jojo, die Ende der 1990er dann nur noch zu zweit unter anderem mit Tupac den Song How Do U Want It an die Chartspitzen brachten und so manchen Kuschelrock-Sampler mit ihren Stimmen ergänzten. Nach einer längeren Ruhephase, veröffentlichten sie nun 2013 wieder ein neues Album und setzen mit My Brother’s Keeper genau dort an, wo sie um den Jahrtausendwechsel aufgehört haben. Besonders live dürften sich diese beiden Stimmen nach wie vor für manch eine Gänsehaut verantwortlich zeigen.

 

257ers

Das Rap-Trio aus Essen hat stets ein Akk! im Ärmel und dazu mit „Boomshakkalakka“ nun noch ein neues Album in den Startlöchern. Ihr Gig in der Prinzenbar ist ausverkauft.

YOLO, Yalla und wulffen drängten Akk! dann doch in der entscheidenden Juryrunde von den ersten Plätzen zurück. Zuvor hatte der Ausruf, der auf die Essener Hip-Hop-Kombo 257ers zurückgeht, beste Chancen darauf, sich Jugendwort 2012 nennen zu dürfen. Ob das irgendwelche Vorteile für Shneezin, Mike und Keule – wie sich die drei Musiker nennen – zur Folge gehabt hätte oder gar gegenteilig zur völligen Abnutzung des eigentlich für alles gebräuchlichen Ausdrucks geführt hätte, sei mal dahingestellt. Vielleicht wäre es ihnen schlicht Akk! gewesen. Akk! in einer anderen, der unendlich möglichen Bedeutungssphären des Wortes ist es dagegen, dass nach dem 2012 veröffentlichten HRNSHN nun ein neues Album fertig ist und nur noch auf seine Veröffentlichung wartet, die, wie es der Zufall will, am kommenden Freitag ansteht, da wäre es dann Zeit einen ordentlichen Akk! hinzulegen – als Ausdruck der Freude selbstredend.

 

„Summer of Hate“

Hinter der Hippie-Idylle lauert der Todeskult: ein musikalischer Höllentrip mit Charles Manson und seiner „Family“.

Neue Musicals braucht die Stadt! Im Thalia beginnt die neue Spielzeit diesbezüglich vielversprechend. Stefan Pucher lässt auf der Theaterbühne die Musik und den Geist der späten 1960er Jahre aufleben, genau genommen beschwört er das größte Schreckgespenst herauf, das inmitten sonniger Hippiekultur sein Unwesen trieb. Charles Manson: Summer of Hate beschäftigt sich mit dem Werdegang jenes erfolglosen Folksängers, der ein solch dämonisches Charisma besaß, dass er Mitglieder seiner Kommune, der Manson Family, dazu brachte, für ihn zu morden. Die Abgründe, die sehr nahe hinter der blumigen Idylle lauerten, erschrecken noch heute und üben dabei eine zweifelhafte Faszination aus. Wie wird Regisseur Stefan Pucher mit dem schillernden und schwierigen Stoff umgehen? Das Thalia Theater verspricht einen „musikalischen Trip zwischen L. A. und dem Death Valley, Hippie-Idealen und Todeskult, dem Überfluss eines Lebens als Rockstar und der Lebensmittelbeschaffung aus den Müllcontainern der amerikanischen Zivilisation“.

Text: Katharina Manzke

 

GusGus

20 Jahre Dancefloor-Erfahrung: Die Band aus Island trägt ihre tanzbaren Club-Sounds live im Mojo Club vor.

GusGus gehörten mit Björks Sugarcubes zu jener Welle isländischer Bands, die das eisige Vulkanland endgültig auf die popkulturelle Landkarte setzten. Das ist eine Weile her, und das prägnante Orgelriff aus Ladyshave von 1999 klingt mittlerweile so zeitgemäß wie die Idee „Musikfernsehen“. Zum Glück sind GusGus nicht dort stehengeblieben, ihre Musik ist so sehr im Fluss wie das unstete Bandgefüge. Nach wie vor ist die Klammer um GusGus tanzbare Clubmusik, womit früher TripHop, neulich Techno, heute eher Popmusik mit House-Einschlag gemeint ist. Ihr aktuelles Album Mexico ist blitzgescheiter Songwriter-Elektro, der wie ein schlüssiges Fazit aus 20 Jahren Dancefloor-Erfahrung klingt. Nachdem die Band eine Weile eher ins Spezialistenfach abgetaucht sind, sind 2014 wieder alle eingeladen. Diese Bitte sollte man unter keinen Umständen abschlagen.

Text: Michael Weiland

 

„Kaspar Häuser Meer“

Rätselhafte Jugendliche und der Büroalltag im Amt: Felicia Zellers Groteske läuft im Winterhuder Fährhaus.

So kennt man das Theater Kontraste: Das neue Stück im September verspricht wieder bissig, zeitgemäß und auf böse Weise witzig zu werden. Kaspar Häuser Meer von Felicia Zeller beginnt mit der häufigsten psychischen Krankheit unserer heutigen Zeit. Björn liegt mit einem Burn-out im Krankenhaus. Seine Arbeit beim Jugendamt hat ihn niedergestreckt. Anika, Barbara und Silvia, seine ebenfalls schwer gestressten Kolleginnen, müssen nun seinen Job übernehmen: 104 lückenhaft dokumentierte sogenannte Kaspar-Hauser-Fälle, die die Schicksale von meist rettungslosen Kindern beschreiben. Als Zuschauer wird man mit der Überforderung und dem vorprogrammiertem Scheitern der Menschen konfrontiert, denen diese anvertraut wurden. Felicia Zeller sammelte das Material für ihr Stück unmittelbar vor Ort in deutschen Jugendämtern. Im Büroalltag stieß sie auf abgründige und irrwitzige Töne und schuf keineswegs ein Sozialdrama, sondern eine Groteske voll bitterbösem Witz.

Text: Katharina Manzke

 

Treib.gut

Deichschafe streicheln, Kekse futtern, „Gemüseflüsterern“ zuhören – zwei Tage lang ist der alte England-Fährterminal Plattform für Kultur und Kulinarik.

Es gibt recht doofe Trends: die „Apple-Mania“ und Ice Bucket Challenges gehören dazu. Und dann sind da jene Entwicklungstendenzen, denen man sich nicht unbedingt verwehren muss. Gutes Essen aus der Region ist so ein Beispiel. Weil gerade jeder, der etwas auf sich hält, Äpfel aus dem Alten Land oder Bier aus der Kreativbrauerei nebenan kauft, mehren sich die kulinarischen Plattformen in Form von Events und Nachbarschaftsmärkten – möglichst noch mit kultureller Einbindung. Treib.gut ist so eine Veranstaltung, bei der gutes Essen aus Manufakturen auf Musik und Film trifft. Für den Mund gibt es beispielsweise Veganes, Gebäck, Käse, Fleisch, Muttis Suppe in Dosen und Salz aus der Ostsee, für die Ohren unter anderem Klaviermusik von Søren, fürs Gehirn einen Vortrag von „Gemüseflüsterer“ Marko Seibold (Sa, 17 Uhr), für die Augen die Hamburgpremiere des Dokumentarfilms Regional wachsen – Eine Reise durch eine neue Landwirtschaft (Sa, 18 Uhr).

Text: Lena Frommeyer