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Rosario Smowing

Auf ihrer dritten Europa-Tour spielt das südamerikanische Oktett um Sänger Diego Casanova seinen “Swing Argentino“ im Knust.

13 Jahre hat die Combo bereits auf dem Buckel und daheim in Südamerika sind sie längst keine Unbekannten mehr. Rosario Smowing kommen aus Rosario in Argentinien. Drei Alben hat das Oktett bisher veröffentlicht, das letzte hieß Se Mueve und ist 2011 erschienen. Dass sie keine gewöhnliche Folklore-Gruppe sind, hört man ihrer Musik sofort an. Klar, an dem einen oder anderen Tango, Bolero oder Milonga kommen Rosario Smowing nicht vorbei. Aber viel häufiger tauchen in ihrer Musik auch Elemente aus Ska, Jazz und Rockabilly auf. Und, nicht zu vergessen: Sänger Diego Casanova stammt aus der Punk-Szene und der Typ scheint sich auf der Bühne so wohl zu fühlen wie nirgendwo sonst. Kein Wunder also, dass es bei ihren Konzerten nicht gerade melancholisch zugeht. Nein, hier brennt regelmäßig die Hütte – in diesem Fall der Knust.

 

 

HHer Küchensessions

Mit Kent Eastwood und Jon Flemming Olsen präsentieren sich zwei Singer-Songwriter im Rahmen der Hamburger Küchensessions auf dem Vorplatz des Knust.

Ja, der Mann ist einigermaßen umtriebig und dürfte sich nur selten langweilen. Als Eppendorfer Imbissbudenbetreiber „Ingo“ ließ er – so gut er konnte – den speziellen Style und verbalen Nonsens von Dittsche über sich ergehen. Mit seiner Band Texas Lightning spielte er in großen Hallen und gelangte sogar zum Eurovision Song Contest nach Athen. Und als „Fritten-Humboldt“ bereiste Jon Flemming Olsen die Imbissbuden der Republik, veröffentlichte darüber ein Buch und wurde damit zum Bestseller-Autor. Anfang dieses Jahres hat der Musiker und Darsteller sein erstes Album unter eigenem Namen veröffentlicht. Darauf sind melancholische Singer/Songwriter-Nummern zu hören, aber auch Launiges wie zum Beispiel Cover-Versionen von The Sweets‘ Ballroom Blitz und The Jackson Fives‘ Blame It On The Boogie (umgedichtet zu Karl-Heinz Schmitz und Deine Mutti). Kostproben davon wird es bei seinem Auftritt im Rahmen der Hamburger Küchensessions geben. Zweiter Act des Abends: Kent Eastwood aus Frankfurt/Main.

 

Ocean Film Tour

Marathon-Wellenreiten, Weltumsegelung, Extremtauchen: Ein Filmprogramm zeigt sehenswerte Wassersport- und Umweltdokus der letzten Jahre.

Wer gern in imposanten Bildern unseres Planeten schwelgt, sollte sich diesen Filmabend im Freien nicht entgehen lassen. Die Ocean Film Tour präsentiert „die besten Wassersport- und Umweltdokus des Jahres“ in einem Programm (treffender wäre die Formulierung „der letzten Jahre“, wurden doch einige der Filme in 2011 und 2012 gedreht, aber egal). Auf der Liste stehen unter anderem das Segelabenteuer Maidentrip über die alleinige Weltumsegelung der gerade einmal 15-jährigen Laura Decker. Ray handelt von Ray Ives, der auch im Rentneralter das Tauchen nicht aufgeben möchte. Attention – A Life In Extremes porträtiert den Franzosen Guillaume Néry, ein sogenannter Apnoetaucher (die ohne Atemgerät tauchen). Weitere Kurzfilme zeigen tolle Bilder vom Skaten in der Mojave-Wüste, eines abgelegenen Fischerdorfes aus Madagaskar, einem tanzenden Longboard-Surfers und und und …

 

Danube’s Banks

Das Hamburger Sextett spielt Gipsy Swing mit Herz und Feuer und hält damit die Musik des Gernre-Königs Django Reinhard in Ehren.

Danube’s Banks sind sechs Hamburger Jungs, die mit ihrer Musik den Gipsy Swing im Allgemeinen und insbesondere den König aller Gipsy-Swing-Musiker, Django Reinhard, in Ehren halten. Das beweist schon mal musikalisches Geschichtsbewusstsein und einen guten Geschmack. Und wie das Sextett dabei zu Werke geht ist nicht nur charmant, sondern auch so stilsicher, dass das Erbe dieser Musik hier in guten Händen zu sein scheint. Egal, ob Danube’s Banks in Jazz-Clubs, auf Festivals oder im Sommer auf den Straßen Hamburgs und anderen Großstädten musizieren: Es dauert in der Regel lediglich ein paar Takte, bis das Publikum, mitgerissen von den flotten Rhythmen und schönen Melodien der Band, begeistert zu tanzen beginnt. Der Musikpavillon in Planten un Blomen ist als Auftrittsort optimal – bietet das dortige Publikumsrund doch genügend Platz für einen gepflegten Schwoof.

 

 

Vogelball

„Die Realität hat eine Meise“ ist das Motto, zu dem bei diesem Maskenball in schillernder Aufmachung gefeiert wird – eine extrovertierte Veranstaltung im Rahmen vom MS Artville.

Wenn man das Wort „Maskenball“ hört, springt der innere Projektor an. Man erinnert sich an Filmszenen und fühlt: ein erotisches Kribbeln beim Anblick der splitternackten Damen in Eyes Wide Shut, die Anspannung beim kriminalistischen Finale in Über den Dächern von Nizza, Schmetterlinge im Bauch bei der Begegnung von Romeo und Julia. Welche Szenen sich wohl beim Vogelball im Rahmen des MS Artville abspielen? Auch hier gilt es sich zu verkleiden – schillerndes Make-up und/oder eine Maske gehört zwingend zum Dresscode. Gemeinsam entfliehen dann die hier herumflatternden Paradiesvögel der Wirklichkeit, um zu feiern… „Die Realität hat eine Meise“, so das Motto des Tages. Hört sich extrovertiert und verrückt an. Ist es auch. Der Vogelball steigt auf dem MS Dockville-Gelände mit musikalischem Einsatz von Die VögelPLANNINGTOROCK (UK), Hans NieswandtAnklepants aka REECARD FARCHÉ (AUS), Gazelle Twin (UK), Antoine BaiserLennart Richter und Jens Hussmann b2b, Fuchs & Hase sowie Trip Cool.

Text: Lena Frommeyer

 

Weltturbojugendtage

Manche Bands spielen Konzerte. Andere veranstalten Messen, sind Ziel von Pilgerreisen und Ursprung lang gepflegter Rituale – wie Turbonegro.

Unwissende, die am Freitag auf der Reeperbahn landen, dürften sich einer ungewöhnlichen Invasion ausgesetzt sehen – so sehr auf dem Hamburger Kiez überhaupt noch etwas ungewöhnlich sein kann. Denn rund um das Gruenspan werden selbst Großgruppen-Junggesellenabschiede zwischen Scharen von Jeansjacken mit aufgenähten Ledermützen-Stickern optisch untergehen. Ursache sind die 10. Weltturbojugendtage, die am Freitag und Samstag junge und alte Turbojugendliche aus der ganzen Welt nach Hamburg locken werden. Das Rahmenprogramm findet am Freitag mit dem Auftritt von Turbonegro selbst seinen Höhepunkt, am Samstag wird die Versammlung mit Konzerten von The Hip Priests, Honningbarna und Abramowicz fortgeführt. Ein Event, das in Sachen Fankultur seinesgleichen sucht. Neugierige sind auch ohne Kutte willkommen und können sich etwa bei der zugehörigen Ausstellung vom 1. bis 3. August in der St. Pauli Gallery weiterbilden.

Text: Miriam Mentz

 

Spektrum

Die dritte Ausgabe des HipHop-Festivals in Wilhelmsburg besticht durch eine Menge angesagter Musiker und schottisch-britische Höhepunkte.

Nicht, dass wir das Spektrum mit seinem Grenzgängertum zwischen HipHop und artverwandten elektronischen Spielarten in den letzten zwei Jahren nicht eh schon extrem lieb gewonnen hätten, aber was die Macher in diesem Jahr alles an Künstlern auffahren, lässt uns schier den Atem stocken: Haftbefehl, Stalley, SSIO, Araabmuzik, Betty Ford Boys, Ahzumjot, Chefket, Psaiko Dino, Hiob Morlockk Dilemma, Teesy, Sierra Kidd, Gerard und viele andere. Zu den Höhepunkten des diesjährigen Festivals zählt der schottische Produzent Hudson Mohawke, der mit Chimes seine aktuelle EP im Gepäck hat. Und mehr als nur ein Highlight, sondern eher eine Offenbarung stellt der angekündigte Auftritt von Neneh Cherry dar, die mit dem britischen Duo Rocketnumbernine auf die Bühne steigen wird. Sollten die Veranstalter jetzt noch das Getränkeversorgungsproblem in den Griff bekommen, steht dem Spektrum eine glänzende Zukunft bevor.

Text: Jan Kahl

 

Hafengrün

Das Festival für elektronische Musikkultur liegt idyllisch auf einem alten Werftgelände und hält 40 Acts an drei Tagen bereit.

Wenn die Piñata unter den Festivals zum Platzen gebracht wird, purzeln drei Tage lang DJs aus England, Österreich, Tschechien und diversen Städten der Bundesrepublik auf die fünf Bühnen im Hafen. Beim Hafengrün dabei sind vom 1. bis 3. August unter anderem Andrea Fissore (Österreich), Anëk (England), Kruse & Nuernberg, David Keno, David Dorad sowie Roberto Savaggio (Berlin), Junge & Mädchen (Frankfurt), Mikah, Im Prinzip, Chris Kistenmacher sowie Mona Moore (Hamburg) und viele andere. Ziemlich elektronisch geht es zu, mit den Genres Techno, Tech House, Deep House, Nu Disko, Minimal, Downbeat und Ambient. Eine Bodypainting-Zauberfee und Nightshows im Wilhelmsburger Club Tonne komplettieren das Spektakel. Futter für den Geist gibt es bei Workshops und Kleinkunst in der Mindzone.

Text: Lena Frommeyer

 

Müssen alle mit

Das kleine Open-Air in Stade, das dieses Jahr zum zweiten Mal stattfindet, hat sich feinem, freundlichem Indiepop verschrieben, mit Schlagseite Richtung Rock und Folk.

Den etwas ungriffigen Namen hat sich das Festival Müssen alle mit von einer Compilation-Reihe des Labels Tapete Records geborgt. Auch ohne den deutlichen Hinweis spürt man die musikalische Federführung der Hamburger Plattenfirma, die hier als Veranstalter auftritt: Das Freiluft-Festival in Stade, das dieses Jahr zum zweiten Mal stattfindet, steht für feinen freundlichen Indiepop, mit Schlagseite in Richtung Rock und Folk. Zu Gast ist dieses Jahr der US-amerikanische Singer/Songwriter William Fitzsimmons (Foto) mit andächtigen Gitarrensongs, lauter wird es bei den britischen Garagenrockern Mozes & The Firstborn und dem Headliner des Abends: Ex-Tomte-Frontmann Thees Uhlmann, der mit seiner Band den letzten Auftritt des Abends bestreitet. Moderiert wird das eintägige Festival vom plauderigen Liedermacher Bernd Begemann, der nachmittags auch mit seiner Band Die Befreiung spielt. Des Weiteren auf der Bühne im Bürgerpark: Psychedelik von Brace/Choir, Surfsounds von Soda Fabric und deutschsprachiger Pop von Die Höchste Eisenbahn. Gutes Stichwort: Nach der letzten Zugabe geht es für Städter schnell zurück zum Bahnhof, um den letzten Metronom nach Hamburg zu kriegen.

Text: Michael Weiland

 

Night Birds

Punkrock im Hafenklang: Den Goldenen Salon teilt sich das US-Quartett mit zwei Bands, darunter dem Hamburg-Quintett No Weather Talks.

Der Bandname klingt sehr alt – als hätten wir es hier mit einer reunierten Band aus den 1970er Jahren zu tun. Ist aber nicht so. Die Night Birds kommen aus New Jersey und haben sich 2009 gegründet. Ihre Einflüsse reichen zurück in die besten Zeiten des Hardcore-Punks, zu den Bandfavoriten zählen Circle Jerks, Zero Boys, Adolescents und Dead Kennedys, was die Night Birds aber nicht davon abgehalten hat, für ihr aktuelles Album Born To Die In Suburbia ein Instrumental-Cover der Titelmelodie aus John Carpenters Escape From New York einzuspielen. Den Goldenen Salon des Hafenklang teilt sich das US-Quartett bei seinem Hamburg-Gastspiel mit zwei weiteren Acts, deren Version von Punkrock mehr Melodien mit einschließt: Irish Handcuffs aus Regensburg und das Hamburger Quintett No Weather Talks.