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Lee Fields

40 Jahre im Musik-Biz und kein bisschen müde: Der inoffizielle kleine Bruder von James Brown spielt seine Soul-Nummern im Mojo Club.

Der Mann geht so langsam auf die 70 zu und ist als Live-Musiker immer noch unterwegs. Letztes Jahr spielte er auf dem Haldern Pop Festival, jetzt ist Lee Fields schon wieder auf Tour. Dabei gab es mal eine Zeit, in der es für den Soul-Sänger aus North Carolina gar nicht so gut lief. So sind seine Platten aus den 1970er und 1980er Jahren hierzulande nur Experten bekannt. Doch seitdem Fields, der wegen seiner stimmlichen Ähnlichkeit zu James Brown auch „Little J.B.“ genannt wird, mit der Hausband des New Yorker Labels Truth & Soul kollaboriert, scheint sein zweiter (oder dritter oder vierter) Frühling angebrochen zu sein. Immerhin veröffentlicht er seitdem regelmäßig Alben. Nach Problems (2002), My World (2009) und Faithful Man (2012) kam in diesem Jahr Emma Jean heraus, das Lee Fields bei seinem Hamburg-Gastspiel im Mojo Club im Gepäck hat.

 

Deniz Tek

Solider Rock mit einem Fuß im Punk: Der Mitbegründer der legendären Radio Birdman gastiert mit seinem aktuellen Trio im Hafenklang.

Altehrwürdige Underground-Prominenz im Hafenklang: Mit Deniz Tek ist ein Urgestein des australischen Indie- und Punkrocks zu Gast in Hamburg. Zusammen mit Rob Younger gründete Tek 1974 die einflussreiche Gruppe Radio Birdman – von der sich immerhin spätere Stars wie INXS und Midnight Oil inspirieren ließen – und war auch bei den umjubelten Reunions der Band mit von der Partie. Der umtriebige Gitarrist spielte zwischendurch natürlich noch in anderen Bands, zum Beispiel bei The Visitors und New Race. Als Solist und mit der Deniz Tek Group trat er vor allem in den 1990er Jahren in Erscheinung. Nun tourt der Mann, der schon über 30 Alben und 260 Songs veröffentlicht hat, mit seinem neuen Trio durch die Lande, um sein letztes, 2013 erschienenes und schlicht Detroit betiteltes Werk vorzustellen.

 

Alin Coen Band

Die gebürtige Hamburgerin spielt mit ihrer Band im Nachtasyl. Mit von der Partie sind an diesem Abend außerdem Celina Bostic und Janda.

Hamburg – Weimar – Hamburg: Die Sängerin und Songschreiberin Alin Coen wurde 1982 in Hamburg geboren, zog zum Studieren nach Weimar, lernte dort ihre heutigen Mitmusiker kennen und kehrte dann nach Hamburg zurück. 2010 erschien das erste Album der Alin Coen Band, Wer bist Du?, das es immerhin unter die Top 100 der deutschen Album-Charts schaffte. Diesen Achtungserfolg konnte die Gruppe mit ihrem zweiten Album, We’re Not the Ones We Thought We Were, ausbauen. Auf ihrer Freundinnen-Tour Nr. 3 hat die Alin Coen Band die Sängerin Celina Bostic im Schlepptau, die schon als Background-Sängerin für Farin Urlaub, Udo Lindenberg und Max Herre tätig war, Songs für Yvonne Catterfeld geschrieben und mit Sido und K.I.Z. sowie – unter dem Pseudonym Bo$$bitch Berlin – Bushido kooperiert hat. Als Dritte im Bunde präsentiert sich mit Janda eine weitere vielversprechende Sängerin und Songschreiberin.

 

Food Swap

Im Salon Wechsel Dich tauschen „Handmade-Geeks“ frisch gekochte Marmeladen, geräucherte Forellen, Liköre und Backwaren untereinander.

Die Amerikaner haben’s erfunden, zwei junge Hamburgerinnen adaptieren die Idee: „Food Swaps“ sind Tauschbörsen für handgemachte Leckereien. Die Freundinnen Yelda Yilmaz und Swantje Havermann suchten lange nach einer Plattform – um zu probieren, was andere kochen, und dabei Gleichgesinnte kennenzulernen. Weil es bisher keine geeignete Veranstaltung in Hamburg gab, riefen sie selbst eine ins Leben. Bei ihrem Food Swap im Salon Wechsel Dich ist jeder willkommen, der mit etwas Selbstgemachtem über die Türschwelle schreitet – egal ob Marmelade, Aufstrich, Gebäck, eingemachtes Obst oder Gemüse, Käse, Honig oder Likör. So läuft der Abend ab: Alle Teilnehmer bringen ihren kulinarischen Beitrag in mindestens fünffacher Ausfertigung mit. Dann sitzt die Gruppe zusammen, es wird gegenseitig probiert, und jeder stellt seine Speise vor. Zum Schluss werden Rezepte und Speisen getauscht. Ein Beispiel: Wer mit fünf Gläsern Rhabarber-Marmelade in den Abend startet, könnte mit einer Flasche Likör, einem Glas Chutney, einem Brot, sauren Gurken und geräucherter Forelle nach Hause gehen. Na, wenn das nichts ist?!

Text: Lena Frommeyer

 

Tangon Taikaa

Das Quartett um den Sänger und „Kulturbotschafter“ Timo Valtonen spielt seine amüsant-melancholischen finnischen Tangos auf der MS Claudia.

Hamburg kann sich damit rühmen, als erste deutsche Stadt den Finnischen Tango „entdeckt“ zu haben. Das ist auf zwei Leute zurückzuführen, die seit den 1990er Jahren in der Hamburger Subkultur-Landschaft ihr Unwesen treiben: DJ Litmanen begann vor fast nunmehr 20 Jahren damit, den Hörern des Radiosenders FSK diese Musik vorzuspielen. Das geschah in Allianz mit dem damaligen Wahl-Hamburger, Jetzt-Berliner, Ewig-Finnen und Tango-Experten Timo Valtonen, der vor einigen Jahren ein eigenes Quartett namens Tangon Taikaa ins Leben rief, „um dem deutschen Publikum die größte Tangokultur Europas näher zu bringen“. 2013 feierte der Finnische Tango seinen 100. Jahrestag als argentinischen Import. Am Sonntagnachmittag laden Valtonen und Tangon Taikaa zu einer amüsant-melancholischen Bootsfahrt auf der Elbe.

Text: Michele Avantario

 

Celentano-Tribut

Fast schon eine Hamburger Tradition: DJ Benedetto Nietnagel lädt zur Hommage an den größten noch lebenden Popstar Italiens.

Mindestens ein Mal jährlich findet auf einer der Barkassen von Frau Hedi eine Bootsfahrt mit der Musik von Adriano Celentano statt. Am 8.6. ist es mal wieder soweit. DJ Benedetto Nietnagel (hinter dem aller Wahrscheinlichkeit nach Benny Ruess vom Revolver Club steckt) lädt zur Celentano-Tribut-Tour und verspricht, nur die tollsten Rocker, Shaker und Hüpfer des italienischen Popstars auf die Teller zu bringen. Also nix Azzuro rauf und runter, denn die beiden (sowohl Celentano als auch Herr Nietnagel) haben weitaus mehr zu bieten als die wohlbekannten Hits. Als besonderes Schmankerl wurde diesmal auch eine Live-Band eingeladen. Oublie Loulou haben Chansons von Aznavour, Brassens, Brel und Piaf im Repertoire. Ihr aktuelles Programm heißt Voiles au vent – das passt doch perfekt zu einer (wenn auch maschinenbetriebenen) Bootsfahrt.

Text: Michele Avantario

 

SistaHood!

Der neue Flohmarkt und Basar im Gruenspan bietet Neuware und Gebrauchtes, Rhythmen von Talawah Sound und lecker Soul Food – aus Liebe zur Karibik und Afrika.

Es gibt Märkte wie die Flohschanze, bei der Mädchen in Blümchenkleid und Jungs mit Bart durch die Reihen streifen und Vintage-Klamotten oder Rennrad-Ersatzteile suchen. Der neue SistaHood! Bazaar & Flohmarkt im Gruenspan wird anders. Größter gemeinsamer Nenner ist hier die Liebe zur Karibik und zu Afrika. Ab 12 Uhr öffnen die Türen zur den Ständen mit „Fashion, Accessoires, Schmuck, Kosmetik, Homewear und Habitation“, heißt es in der Ankündigung. Und während man sich durch das Angebot wühlt, wippen die Hüften zu „heftigsten Riddims“ der Dancehall-, Reggae- und HipHop-Artists von Talawah Sound. Neben Privatverkäufern bieten auch Designer und Einzelhändler ihre Ware an. Bei der kulinarischen Versorgung bleibt SistaHood! dem Thema treu und reicht Soul Food, das seinen Ursprung bei Afroamerikanern in den Vereinigten Staaten hat: Süßkartoffeln, Mais, Spare Ribs … Und auch für die Unterhaltung der Kids ist gesorgt.

Text: Lena Frommeyer

 

Tour du Faso

Die Dokumentation von Wilm Huygen porträtiert das deutsche Team, das beim Etappenrennen um „das gelbe Trikot Afrikas“ mitfährt – bei über 40 Grad.

Die Tour de France kennt man ja – als Radsportfan sowieso und seit nicht allzu langer Zeit auch als Leser der Klatschspalten. Weniger bekannt, aber auch weniger skandalbelastet ist die Tour du Faso. Das jährliche Radrennen auf zehn Etappen durch das westafrikanische Land Burkina Faso wird 2014 zum 27. Mal ausgetragen. Meist gewinnt ein Afrikaner „das gelbe Trikot Afrikas“ – das mag an den ziemlich heftigen Bedingungen liegen, klimatisch (Temperaturen von über 40 Grad), infrastrukturell (1.280 Kilometer, oft Schotter) und wegen der gewöhnungsbedürftigen Etikette vieler Fahrer. Die Dokumentation von Wilm Huygen porträtiert das deutsche Team rund um Benjamin Höber. Regisseur Wilm Huygen sagt über seine Beobachtungen, dass sowohl die afrikanischen als auch die europäischen Fahrer sportlich wie materiell krasse Außenseiter, aber mit viel Leidenschaft bei der Sache seien. Der Film wird begleitend zur Ausstellung Das Fahrrad gezeigt, die im Museum der Arbeit in Barmbek zu sehen ist.

Text: Lena Frommeyer

 

Supershirt

Die drei Rostocker Tim Brenner, Faxe System und Timo Katze füllen ihr Publikum im Molotow-Exil mit musikalischen Alkopops ab.

Das 2003 gegründete Hamburger Label Audiolith Records spuckt regelmäßig Bands aus, die nicht nur in ihrer jeweiligen Heimatstadt etwas gelten, sondern auch bundesweit einen gewissen Bekanntheitsgrad erreichen. In den letzten Jahren waren das Der Tante Renate, Egotronic, Frittenbude, Olli Schulz und der Hund Marie sowie Saalschutz. 2006 wurden Supershirt ins Label-Repertoire aufgenommen. Ein Jahr später erschien deren Debüt-Album, Du bist super, auf dem die Band ihren Hip-Hop-basierten Sound, der noch aus dem Vorgängerprojekt Halbe Hemden stammte, durch Elemente aus Indie- und Elektro-Pop ergänzte. Die einst noch hörbaren Hip-Hop-Spuren sind mittlerweile nach zwei Alben, 8000 Mark und Kunstwerk noch weiter in den Hintergrund getreten. Wie viel davon auf dem aktuellen Tonträger, Der vierte Affe, übrig ist, lässt sich am besten während ihres Gigs im Molotow-Exil herausfinden.

 

Quicksand

Der New Yorker Hardcore-Veteran Walter Schreifels (Gorilla Biscuits, Youth of Today) hat seine stilprägende Band aus den 1990er Jahren neu belebt.

Es gab mal eine Band, die Quicksand hieß, sich aus Mitgliedern ehemaliger New-York-Hardcore-Bands wie zum Beispiel den Gorilla Biscuits und Youth of Today rekrutierte, sich 1990 gründete und wenige Jahre später wieder auflöste. Nun, um die geht es hier nicht – oder etwa doch? Gemein, dass die Website des Uebel & Gefährlich ein altes Foto der Band zeigt, sodass man denken könnte, eine neue Band hätte sich mittlerweile dieses Namens bedient. Aber tatsächlich, kaum zu glauben: Walter Schreifels und seine (freilich etwas in die Jahre gekommenen Jungs) sind zurück. Im Juli letzten Jahres soll die Band ein Foto auf Twitter gepostet haben, das sie bei der Studioarbeit zeigte. Ein neuer Tonträger ist also in Planung – man darf gespannt sein, in welche Richtung Quicksand sich weiter entwickelt haben. Erste Hörproben gibt’s am Samstag im Bunker-Club.

Text: Michele Avantario