Wer A sagt, muss auch B sagen. Wer ein Theaterstück über den Striptease inszeniert, muss auch in einem Tabledance-Laden auftreten – das Off-Theaterfestival 150 % Made in Hamburg hält sich daran. Das Regie-Duo Monika Truong und Thom Reinhard erklärt in Watch me Strip! den erotischen Tanz zur ernsten Kunstform und zeigt, dass er mehr kann, als bloß sexy zu sein. Sie arbeiteten dafür mit vier Künstlern zusammen, deren Biografien vom Schauspiel über Bewegungs- und Tanztheater bis zur bildenden Kunst reichen. Die gemeinsam konzipierte Striptease-Nummer zeigen sie in Susis Show Bar auf dem Kiez. Anders als beim üblichen Blankziehen wird vor den Augen des Publikums der Striptease analysiert, dekonstruiert und neu erfunden. Wichtiger Hinweis: Der Zutritt ist ab 18 Jahren, Karten gibt es nur an der Abendkasse im Kulturwerk West und wer keine Festivalkarte vorweisen kann, zahlt normale Susis-Show-Bar-Preise!
Vom ästhetischen Experiment bis zur großen Erzählung – rund 50 Beiträge werden im Rahmen der 11. Dokumentarfilmwoche gezeigt. Im Fokus steht 2014 das Thema Migration. Besonders sticht die historische Recherche von Eva Knopf im Programm heraus, welche die Existenz von schwarzen Komparsen in der deutschen Filmgeschichte thematisiert. Die Filmemacherin zeigt das bedrückende Leben von Mohamed Husen (1904–1944), der in „Deutsch-Ostafrika“ zur Welt kam, als Kindersoldat gegen die Briten im Ersten Weltkrieg kämpfte, auf einem Hamburger Schiff anheuerte, sich aus Geldnot heraus als Eingeborener in der Deutschen Afrika-Schau vorführen ließ, kleine Rollen in kolonialpropagandistischen Spielfilmen besetzte und schließlich wegen „Rassenschande“ bei den Dreharbeiten 1941 verhaftet und ins KZ gebracht wurde. Majubs Reise wird am 12. April im Lichtmeß Kino gezeigt. Der Festivalmarathon selbst startet am 9. April mit dem Eröffnungsbeitrag Souvenir: Aus Hunderten von Stunden Filmmaterial eines durch Entwicklungsregionen reisenden – und sehr mitteilungsbedürftigen – Journalisten hat Regisseur André Siegers seinen Beitrag zusammengestellt.
Dokumentarfilmwoche: 9. bis 13.4. im Metropolis, 3001 Kino, B-Movie, Lichtmeß, Centro Sociale
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Das Hamburger Internetradio Byte FM berichtet vom Medienbunker an der Feldstraße aus mit Vorliebe über gute Musik und ihre Macher. Im Februar wurde die Debütplatte der Band Cheatahs als „Album der Woche“ vorgestellt – das ist an sich schon eine Art Gütesiegel. Die vier jungen Männer aus London spielten 2013 als Opener auf mehreren Festivals und eröffneten im Januar auch das Konzert von Metz in Hamburg. Sie blieben vielen im Gedächtnis und der warme und doch so massive Gitarrensound, der damals den Raum durchflutete, findet sich auch auf dem Debütalbum wieder. Wie bereits bei ihren vorangegangenen EPs verlassen sich Cheatahs auf ihr eigenes Talent, produzierten also das nach der Band benannte Album selbst – Bassist Dean Reid war für den Mix zuständig. Die stark verzerrten Songs im Weißraum zwischen Dreampop, Shoegaze und Neunziger-Emo wurden mittlerweile auch von der internationalen Presse entdeckt. Von daher könnte es die letzte Gelegenheit sein, sie auf einer kleinen Bühne zu erleben.
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2014 ist das Jahr der musikalischen Neuerfindungen: Jan Delay wird vom Soulman zum Rocker und Wild Beasts wandelt sich von einer stilvollen Gitarrenpopband zur Elektronik-Formation. Das vierte Album Present Tense der Engländer ist ein synthetischer Songreigen, auf dem auch der Falsett-Gesang von Frontmann Hayden Thorpes nicht zu kurz kommt. Dieses neue elektronische Gewand ist modern, geht in die Beine und wirkt nicht aufgesetzt. Die Vergangenheit von Wild Beasts als konventionelle Band taucht oberflächlich in ein paar rhythmisch eingesetzten Postpunkgitarren auf, in der Treue zu eher traditionellen Songstrukturen ist sie allerdings noch deutlicher zu spüren. Auch wenn sich die Mittel geändert haben, ist der Zweck doch der gleiche geblieben: Pop mit leicht düsterer Unterströmung zu machen, ob die Beats nun programmiert oder live gespielt sind. Was nach wie vor irritiert, ist der Bandname, der eher rockig-animalisch-wild anmutet und nicht diese behutsamen Soundfrickeleien vermuten lässt. Wie Wild Beasts live wirken, sieht man im unten eingebetteten BBC-Mitschnitt.
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Das Theaterfestival 150 % Made in Hamburg bespielt ungewöhnliche Orte in Hamburg mit den Arbeiten von Nachwuchsregisseuren. Am 7. April funktioniert das Ensemble vom Schauspielhaus Dortmund den Keller der Bar Möwe Sturzflug auf St. Pauli zur Bühne um. Die verwitterten Gewölbe im Eiskeller des ehemaligen Pesthofes bieten dem Festival eine Plattform ohne Kronleuchter und ohne Parkett, aber mit Kellermief, so wie es sich für Off-Theater im ursprünglichen Sinne gehört. In dem Stück Embedded begleitet ein Journalist als Frontberichterstatter das Leben von US-Soldaten in den Berglandschaften Afghanistans und fragt sich, was mehr zehrt – die Feuergefechte selbst oder die quälende Zeit des Wartens? Ebedded thematisiert den Krieg der Soldaten und den Krieg der Medien. In der Heimspielstätte in Dortmund wird das Stück auf der Unterbühne gezeigt, einem Raum, in den nicht mehr als 20 Menschen passen.
Ja, Metronomy machen gute Musik, wirklich cool sind aber die Musikvideos der Indietronicer, regelrechte kreative Kleinode. In den stilistisch abwechslungsreichen Clips bewegt sich die Band stets als Teil eines Gesamtkunstwerkes, mal inmitten von Stopmotion-Vögeln, mal als bunt angemalte Figuren in Pop-Art-Kulisse. Ziemlich krass ist zum Beispiel das aufwendige Weltraumszenario im Musikvideo zur Single I’m Aquarius vom neuen Album Love Letters, eine Zusammenarbeit mit The Creators Project, bei dem die Künstler Pete Hellicar und Joel Lewis virtuelle Welten als interaktive Installationen schaffen. Eben dieses Album führt den trockenen Achtziger-Popsound fort, mit dem Bandleader Joseph Mount auch schon die vorherige Scheibe The English Riviera von den elektronischeren Frühwerken der Band abgesetzt hatte. Noch immer pochen Basslinien ohne nennenswerten Raumklang durch analog-digitale Pop-Hybriden, darüber singt Mount mit eher zweckmäßiger als beeindruckender Stimme. Karten für das Konzert in Hamburg gibt es leider nur noch auf dem Schwarzmarkt.
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Sie wurde besetzt, an einen privaten Investor verkauft, ihr drohte der Abriss und nun will die Stadt sie zurückhaben. Die Rote Flora ist einer der Immobilien-Zankäpfel in Hamburg, ihre Zukunft ist ungewiss. Im taz Salon sollen nun im Rahmen eines Streitgespräches mögliche Optionen aufgezeigt werden. Zur Diskussionsrunde in der Patriotischen Gesellschaft sind unter anderem Andreas Blechschmidt, Aktivist der Roten Flora, und diverse politische Vertreter geladen, darunter der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und SPD-Mann Martin Schäfer. Die Moderation übernimmt taz.nord-Redakteur Marco Carini. Die jüngsten Ereignisse rund um das Gebäude am Schulterblatt – die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten im Gefahrengebiet und die Räumungsdrohungen des aktuellen Eigentümers sowie die darauffolgende juristische Auseinandersetzung mit der Stadt – verleihen dem Thema eine hohe Brisanz. Im Streitgespräch soll auf die Fragen eingegangen werden, ob der Eigentümer die Flora behalten, abreißen und das Grundstück kommerziell nutzen kann oder was mit dem Gebäude geschehen soll, wenn die Stadt Hamburg die Flora zurückkauft.
Poetry Slams sind für Poeten, Song Slams für Musiker. Zehn Künstler treten gegeneinander an und müssen sich, typisch Slam, an klare Regeln halten: Jeder Musiker darf genau ein Instrument mit in die Nähe des Mikros nehmen und ausschließlich ein selbst geschriebenes Stück vorzutragen. Schließlich ist man hier beim Kampf der Künste, einer Veranstaltung, die einen kreativen Umgang mit Worten fördert. Doch da Regeln da sind, um gebrochen zu werden, mogelt sich auch mal die ein oder andere Zweit-Mundharmonika oder ein improvisiertes Cover-Medley auf die Bühne. Weiteres festes Element sind die obligatorischen Noten-Täfelchen, mit denen eine aus dem Publikum zufällig gewählte Jury die dargebotenen Leistungen mit 0 bis 10 Punkten bewertet. Wer hier gut abschneidet, hat sich zumindest in Hamburg schon mal einen Namen erspielt. Normalerweise ist das Molotow der Stammclub vom Song Slam. Nach der Evakuierung der Esso-Häuser zieht die Veranstaltung vorübergehend im Grünen Jäger ein.
Die Jupi Bar hat einen Holztresen, fleckige Wände und ein Neonröhren-Sammelsurium an der Decke. Sie sieht aus, wie eine Kneipe im Gängeviertel sein muss: abgefuckt – aber im guten Sinne. Im August vor fünf Jahren besetzten etwa 200 Künstler das Viertel in der Innenstadt, nachdem der Entschluss gefasst wurde, die historischen Häuser abzureißen. Die Kreativen wollten ein Zeichen des Protests setzen. Dass die Besetzung aber nicht nur einige Tage, sondern viele Jahre andauern würde, und dass heutzutage das Gängeviertel als schützenswerter Kulturraum gilt, hätten sich die Aktivisten wohl nicht träumen lassen. Behutsam werden die Gebäude nun saniert, ohne ihren historischen Charakter zu zerstören und auch die Jubi Bar soll restauriert werden. Bis es soweit ist, darf jedoch in abgefuckter Kulisse gefeiert werden, gerne auch schwul-lesbisch bei Gäywatch am 8. April, wenn Musiker unter ihrem queeren Synonym Pop- und Charts-Musik auflegen.
„Der füllige Busen hopste ungeniert, wenn der Wagen durch Schlaglöcher donnerte.“ Sätze wie dieser werden bei der Lesung von Basti Bauer und David J. Becher ins Mikrofon gesprochen. Ersterer ist Bassist der Rockband Winston, Zweiterer ist Ensemblemitglied vom Vollplaybacktheater. Beide leben im Ruhrpott. Auf einem Flohmarkt fanden sie das Taschenbuch Die sexuellen Phantasien der Männer, gedruckt im Jahre 1980. Schnell waren sich die Männer einig: Dieses Werk muss vorgelesen werden, vielen Menschen in einer nordischen Großstadt. Das Publikum ist an diesem Abend auch vor selbst konzipierten Phrasen phallischer Phantastereien nicht sicher. Das ist nicht jugendfrei und manchmal eher schockierend als lustig, aber eine gute Gelegenheit, die Phantasien der männlichen Spezies von vor über 30 Jahren zu studieren – aus rein wissenschaftlichem Interesse natürlich.
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