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Grünanlage + MS Stubnitz

Wer die volle Ladung Electro draußen will, dem sei dieses Zweiergespann aus Festival in Entenwerder und Uebel-goes-Stubnitz empfohlen.

Endlich wieder Grünanlage! Bereits mittags geht die Feierei im Elbpark Entenwerder los. Erstmals Tanz im Doppelpack: Ab 14 Uhr wird zu elektronischen Beats von Extrawelt, Oliver Huntermann und weiteren Hoschies das Tanzbein geschwungen. Wer noch nicht genug hat, geht ab Mitternacht entweder in der Villa Nova mit den Grünanlagen Allstars weiter tanzen oder aber bleibt in Elbnähe: Uebel goes nämlich Stubnitz. Die Veranstalter aus dem Bunker haben verstanden, dass viele Partygänger im Sommer ihre Zeit lieber draußen verbringen – so begibt man sich mit zahlreichen elektronischen Feiercrews und u.a. Pilocka Krach oder Monkey Maffia in Richtung Baakenhafen, um nicht nur in den Tiefen der Stubnitz sondern auch auf dem Deck in den Morgen zu feiern – frei nach dem Motto: Bunker ahoi!

 

DJ Amir

Musikalisch lässt er sich nicht mit drei Worten beschreiben: Der US-DJ kommt in den Mojo Club mit Compilations voller Soul, Boom Bap und Co.

Dass uns die Sounds der Jugend oft lebenslang verfolgen, würde der US-amerikanische DJ Amir Abdullah, der am Samstag im Mojo Basement auflegt, sofort unterschreiben. Jazz, Gospel, Soul und Disco, das war die Musik, die bei seinen Eltern früher gespielt wurde. Und die prägte von früh auf seine Leidenschaft für Musik und Platten. Heute mixt er die Sounds professionell mit Hip-Hop, Rap und Co. Bedenkt man nämlich, dass Amir 1970 geboren wurde – und damit rein biologisch der Vater der jüngsten Partygäste sein könnte, kommen gleich noch ein, zwei Dekaden seiner eigenen reichen Musikerfahrung hinzu. Ihr wollt einem Meister lauschen? Dann zieht eure Tanzschuhe an und gönnt euch feinstes Vinyl und DJ-Skills.

Text: Ina Volkmer

 

Livingston

Das zweite Album floppte, doch ihr neues Werk kennt keine Kompromisse – und das beweisen die Jungs jetzt live auf Tour.

Sein Handeln von den Erwartungen anderer bestimmen zu lassen, geht meistens schief. Diese Erfahrung machten auch die vier Musiker der Band Livingston. Nachdem ihr Debütalbum Sign Language die Charts stürmte, konnten sie mit dem Nachfolgealbum Fire to Fire nicht an den Erfolg anknüpfen. Als Grund gibt die Londoner Band an, auf kommerzielle Abwege geraten zu sein und nicht mehr auf die eigene Intuition vertraut zu haben. Das alles, um dem Major Label, bei dem sie unter Vertrag waren, zu gefallen. Nach dem Flop folgte die Trennung vom Label und die Bandmitglieder schworen sich, nie wieder Kompromisse einzugehen. Für die Produktion des dritten Albums Animal schottete sich die Kombo in einer kleinen Hütte im Spreewald ab. Niemand sollte auch nur einen klitzekleinen Ton vor Fertigstellung der Platte zu hören bekommen. Jetzt sind sie wieder im Flow. Ihr Konzert im Knust wird für ihre erste Live-DVD mitgeschnitten. Garantiert ein magischer Abend.

Text: Jakob Luy

 

Eagles of Death Metal

Ein Rockstar, wie er im Buche steht, kommt nach Hamburg: Jesse Hughes spielen mit seinen Metal-Adlern in der Markthalle.

Auf die Frage, wann er sich besonders nach Rock ’n’ Roll fühle, antwortete Jesse The Devil Hughes, Frontmann der Eagles of Death Metal, kürzlich das: „Wenn ich meinen Sohn von der Schule abhole und die verschreckten anderen Eltern sehe, die Angst haben, dass ich ihre Kinder kidnappe.“ Hughes zieht die Rockstarnummer innerlich und äußerlich gnadenlos durch und geht mit EoDM, der selbstironischen Blues-Boogie-Rock-Truppe, erneut auf Tour. Mittlerweile 42, wird der Kalifornier des wilden Lebens nicht müde. Warum, erklärte er dann auch noch: „Ich werde schlafen, wenn ich tot bin.“ Und so lange geht er unter anderem auf Tour. Am Samstag machen die Eagles of Death Metal Halt in Hamburg in der Markthalle und jeder kann selbst erleben, wie viel Rockstar in The Devil steckt – oder in der Vorband Dolimite Minor.

Text: Erik Brandt-Höge

 

Kampf der Künste

Verneigung vor den Slammerkönigen: Die Premier League des Poetry Slam lädt zur Geburtstagsgala in den Mojo Club.

Freunden des Pathos, der gepfefferten Ironie und der spitzfindigen Wortkunst ist es zu verdanken, dass sich das Format Kampf der Künste in zehn Jahren zu einer Erfolgsgranate mauserte. Egal ob im großen Saal im Schauspielhaus, im Ernst Deutsch Theater oder auf der Halbinsel Entenwerder ­– bei Poetry-Slam-Veranstaltungen sind die Zuschauerreihen lückenlos gefüllt. Das danken die Veranstalter ihrem Publikum mit einer großen Geburtstagssause im Mojo Club: eine fette Gala, moderiert von Michel Abdollahi, bei der mit Sicherheit an nichts gespart wird. Im Anschluss an das Bühnenprogramm wird bei der abschließenden Party im Mojo das Tanzbein zu Swingmusik des Dresdner DJ-Duos Les chats de nuit geschwungen.

 

Patriotische Gesellschaft

„It don’t mean a thing if it ain’t got that swing“: Der ehrwürdige Bürgerverein feiert sein 250-jähriges Bestehen mit ordentlich Swing.

Die Hamburgische Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe, besser bekannt als die Patriotische Gesellschaft von 1765, ihres Zeichens engagiert in Sachen Völkerverständigung, Toleranz und Fürsorge für Bedürftige, feiert Geburtstag. Rechtzeitig zum 250. Jahrestag der Gründung dieser ur-hanseatischen Vereinigung wurde die Sanierung ihres mächtigen Vereinshauses (fast) abgeschlossen. Anlässlich des denkwürdigen Jubiläums und der Modernisierung des Gebäudes lädt die Gesellschaft zusammen mit der New Swing Generation zu Talk und Tanz. Neben einem Vortrag über die Swingjugend der 1930er und 1940er Jahre gibt es einen Swing-Crashkurs und passende Melodien von den Duke & Dukies und The Killin’ Trills, mit Support von Mr. Tumbleweed und Herrn Mosquito Hopkins an den Turntables. Swing op’n Fleet ist das Motto.

Text: Kathrin Schatlo

 

„ECHO“

Bissige Intelligenzbestie: Georg Kühns Ausstellung im 2025 Kunst und Kultur e.V. ist auf herrlich gehässige Weise wortgewaltig.

Was zum Henker ist das eigentlich: ephemer? Dafür, dass man es auch mit „flüchtig“ oder „vorübergehend“ übersetzen könnte, hält es sich beharrlich lange als eines der liebsten Wie-Worte der Kunstrezension. Diese und andere schreckliche Blüten aus Feuilletons und Ausstellungsankündigungen säuseln manchmal fast so schön wie der Singsang einer Immobilienbroschüre. Georg Kühn legt deshalb im 2025 Kunst und Kultur e.V. ein öffentliches Geständnis ab. „Oft versuchen Künstler ihre Versuche auf den Punkt zu bringen, oft ohne Punkt und Komma und in 9 Punkt“, gesteht er. „Gelegentlich werden sogar bezahlte Kronzeugen engagiert, die besonders kluge Dinge schreiben, welche die zu erwartende Arbeit bereits in kultur- und zeitgeschichtliche Zusammenhänge setzen und schlimmstenfalls zur Eröffnung eine Rede halten, die alles bisher Gesagte in den Schatten stellt.“ Dass auch das durchaus einen Wert besitzt, demonstriert Kühns Ausstellung ECHO: Sie will als „interaktive, multimediale und selbstverständlich ephemere Rauminstallation (mit Soundcollage!) einen weiteren Beitrag zur differenzierten Selbstreflektion leisten, Eitelkeiten bedienen und böse beißen wie eine beleidigte Intelligenzbestie“. Kann man es noch schöner sagen?

Text: Nik Antoniadis

 

„Warten auf Godot“

Gott? Der Tod? Bessere Tage? Im Thalia warten Samuel Finzi und Wolfram Koch gemeinsam und – wie üblich – vergeblich.

„Nichts passiert. Zweimal“, lautet das geflügelte Fazit von Warten auf Godot. Becketts Stück über zwei Obdachlose an einem Straßenrand, die auf eine nie eintreffende Gestalt warten, avancierte schnell zum Inbegriff des modernen Theaters. Heerscharen von Literaturwissenschaftlern und Theaterkritikern haben sich die Zähne an der Frage ausgebissen, wie das Stück wohl zu interpretieren sei. Wer Godot ist, vermochte selbst Samuel Beckett nicht zu beantworten – ist es Gott? Bessere Tage? Erlösung? Der Tod? Wladimir und Estragon warten schon so lange, dass sie vergessen haben, worauf. Das Beste am Stück ist, dass man es nicht interpretieren muss. Beckett scheute sich nicht vor Komik, und so setzt auch Ivan Panteleev auf Albernheit und Slapstick. Für seine Darstellung hat das clowneske Duo aus Samuel Finzi und Wolfram Koch den Gertrud-Eysoldt-Ring 2014 erhalten. Ursprünglich sollte Dimiter Gotscheff Regie führen, jedoch starb er während der Vorarbeiten zur Produktion. Panteleev übernahm die Arbeit und stellte das Stück, das jetzt zu Gast ins Thalia Theater kommt, als eine Widmung an den großen Meister fertig.

Text: Natalia Sadovnik

 

„Die drei Musketiere“

Im Thalia-Theaterzelt wird das berühmte Werk von Alexandre Dumas als amüsanter (Geschlechter-)Rollenwechsel inszeniert.

Peter Jordan, bekannt aus dem Thalia Vista Social Club, und der Hörspielregisseur Leonhard Koppelmann bringen Kunst in die HafenCity. Im Thalia-Theaterzelt am Baakenhöft wird erneut Sommertheater gespielt. Die Regisseure haben das Stück als buntes Spektakel inszeniert, mit üppigen Kostümen, witzig, leicht und frech. Die drei Musketiere fechten, singen und tanzen, während ein Bänkelsänger durch die Geschichte führt: Charles träumt davon, ein Musketier zu werden. Er nimmt Abschied von seinem Dorf und will nach Paris. Neben den beeindruckenden Fechtszenen und Liedern gibt es noch etwas zu sehen, oder besser gesagt, zum Staunen. Denn wer sagt, die Musketiere müssen männlich sein? Die Regisseure drehen alle Rollenklischees um und lassen die Musketiere als Frauen und die verruchte Lady de Winter als Mann auftreten. Diese Verwechslung sorgt für amüsante Szenarien und das Stück bringt neue Erkenntnisse über Mut, Ehre und Freundschaft.

Text: Adriana Jodlowska

 

„Couchsurfing im Iran“

Unterwegs auf der „Achse des Bösen“: Stephan Orth präsentiert bei Dr. Götze Land & Karte ein ganz besonderes Stück Reiseliteratur.

Sadomaso-Treffen in Teheran, ein Besäufnis mit einem persischen Prinzen und Bikinipartys in der Pilgerstadt Maschhad: Stephan Orth erlebte den Iran, wie er den meisten Touristen verborgen bleibt. Als Couchsurfer reiste der Spiegel-Online-Autor 9.000 Kilometer kreuz und quer durch die Islamische Republik, schlief auf Dutzenden von Perserteppichen und lernte dabei ein überaus gastfreundliches Volk kennen. Dabei präsentiert sich ihm dieses Ende der sogenannten Achse des Bösen gänzlich anders, als die bekannten Klischees über das Land vermuten lassen. Bei seiner Lesung aus Couchsurfing im Iran in der Buchhandlung Dr. Götze Land & Karte verrät Orth, wie man im Iran zurechtkommt, welche Gesetze seine Einwohner täglich brechen und wo sie ihren Wodka besorgen.

Text: Natalia Sadovnik