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Diktatorenromane

In der Reihe “Große Romane der Weltliteratur“ liest Thomas Sarbacher aus „Der Herbst des Patriarchen“ von Gabriel Garcia Márquez.

Die Diktatoren Lateinamerikas sind in der Vergangenheit immer wieder zum Gegenstand großer Literatur geworden, zu zentralen Gestalten von Romanen, wie sie in dieser Form vor allem auf diesem Kontinent bekannt geworden sind. In England war es der Abenteuerroman, in Deutschland der Bildungsroman, in Frankreich der psychologische Gesellschaftsroman – ähnlich zu deren Entwicklung hat sich in den Ländern Südamerikas in immer neuen Ausprägungen und Varianten der Diktatorenroman herausgebildet. Der Herbst des Patriarchen von Gabriel García Márquez stellt eine Summe dieser Gattung dar und zugleich ihren Abgesang. Am 6. August liest der Hamburger Schauspieler Thomas Sarbacher (Tatort, Donna Leon) aus Márquez‘ 1975 erschienenem Roman. Es kommentiert der Historiker, Literaturwissenschaftler und Publizist Hanjo Kesting.

 

Useless ID

Der Mittwoch im Knust wird gitarrenlastig. Eine Punkrock-Band aus Israel demonstriert, dass Sommertemperaturen nichts gegen heiße Pogoknödel sind.

Stünden wir im Familienduell der Aufgabe gegenüber, fünf israelische Punkrock-Bands zu benennen, die meisten von uns würden wohl kläglich scheitern. Dem gleich doppelten Servicegedanken folgend, möchten wir an dieser Stelle Abhilfe schaffen und gleichzeitig eine Empfehlung für den Mittwoch im Knust abgeben. Dort spielt die aus Haifa stammende Useless ID, die man bereits vom Rock-Against-Bush-Vol.-2-Sampler kennen könnte, vielleicht als Vorband der Toten Hosen bei ihrer Ballast-der-Republik-Tour in Erinnerung hat oder schlichtweg für das, was sie auszeichnet, im Kopf hat: Melodiösen Punkrock, der je nach Vorliebe zum Pogen oder Tanzen animiert und das nun schon seit exakt 20 Jahren. Okay, das Familienduell gibt es nicht mehr. Aber Gründe, dem Knust für die Band einen Besuch abzustatten somit trotzdem.

Text: Miriam Mentz

 

Misery Index

Die Hitze kann einem die Tage schon mal zu Kopfe steigen. Gut, dass für den Dienstag ein donnerndes Gewitter ins Haus steht, namentlich: Misery Index und Throbbing Pain.

Ein Sonnentag nach dem anderen; fröhliche Trüppchen, die mit eisverschmierten Händen in bunten Tropenmustern rumrennen – da kann schon einmal ein Bedürfnis nach einem gelungenen Ausgleich erwachen. Die Sehnsucht nach etwas dunklem, jenseits von sommertrunkenen Gemütern, zum Beispiel nach einem Konzertabend voller Death Metal. Für den Dienstag hat sich ein besonderer Leckerbissen dieser Kategorie im MarX in der Markthalle angekündigt. Misery Index aus den USA vereinen seit ihrer Gründung 2001 die düstere Präzision des Death Metals mit kleinen Prisen Grindcore und Hardcore. Nach einer vierjährigen Pause veröffentlichten sie jüngst ihr neues Studioalbum The Killing Gods, das einmal mehr euphorische Kritiken der Szene auf sich zog. Im MarX spielen sie zusammen mit Throbbing Pain, einer jungen Hamburger Formation, die sich groovigem Old-School-Death angenommen hat.

Text: Miriam Mentz

 

 

My Place

Besuch aus Busan: Junghoon Kang, Dukkyoung Wang, Jahyun Park, Hyunjeong Lim und Arum Chun zeigen ihre Arbeiten in der Galerie Speckstraße im Gängeviertel.

Fünf Künstler aus Südkorea kehren ins Gängeviertel zurück. Die Busan Cultural Foundation hat fünf Flüge springen lassen, damit sie fortführen, womit sie im letzten Jahr begonnen haben: Der Auseinandersetzung mit der Stadt, der Gentrifizierung und ihrer Rolle als Künstler in dieser Situation. Themen, die ihnen im Gängeviertel begegnet sind und die denen in ihrer Heimat ähneln. Mit dem Aufstieg Busans zur hippen Metropole stiegen auch Mieten und Lebenskosten und ärmere Bevölkerungsschichten mussten in Randgebiete ausweichen. In My Place zeigen sie jetzt Arbeiten, die nach ihrem Aufenthalt in Hamburg entstanden sind. Darin geht es um Stadtlandschaften und die Poesie verlassener Wohnhäuser, um Verlust, darum, dass zu viele Gedanken sich im Inneren drehen, anstatt sich in Protest zu entladen, es geht um imaginäre Gegenden, um alte Meister und eine Neupositionierung darzu, was Kunst kann. Die Ausstellung läuft noch bis zum 9. August.

Text: Sabine Danek

 

Livy Pear

Leinen los zur Akustik-Session: Die Sängerin, Songschreiberin und Gitarristin aus Berlin trägt ihren Indie-Folk-Pop im Goldfischglas vor.

Jeden ersten Montag im Monat heißt es “Leinen los“ im Goldfischglas. Dann lädt das Lokal im Herzen der Sternschanze zur Acoustic Session. Diesmal ist Livy Pear an der Reihe. Die Sängerin, Songschreiberin und Gitarristin aus Berlin pflegt in verschiedenen Besetzungen mit bis zu fünf Mitmusikern aufzutreten. Für ihren Auftritt im Goldfischglas wird eher eine minimale Begleitung erwartet. Das tut jedoch dem Vergnügen keinen Abbruch. Livy Pears Stimme klingt so speziell, dass ihre Indie-Folk-Pop-Lieder selbst dann noch interessant klingen, wenn auch nur jemand dazu auf dem Kamm bläst. Als zweiter Act des Abends steht ein junger Mann auf der Liste, der sich Reisender Spaziergänger nennt, auf seiner Facebook-Seite HipHop als religiöse Ansichten angibt und sich als Anarchist bezeichnet. Sonst ist nicht gerade viel über ihn zu erfahren. Vielleicht ein Grund mehr, am 4. August im Goldfischglas vorbeizuschauen.

 

 

Männer mit Gitarren

Am Montag wird es rockig am Allende-Platz. Die Hamburger David Czinczoll und Herr Uschi Wacker spielen in der Pony Bar.

Beim Sommerkonzert in der Pony Bar gibt es Männer mit Gitarren. Genau genommen: zwei Männer, mit je einer Gitarre. Nacheinander. Doch auf so eine simple Beschreibung lässt sich das zu erwartende Programm natürlich nicht herunterbrechen. Vielmehr ist dieser Abend ein Beweis dafür, dass ein Mann mit seiner Gitarre auch eine ganze Punkband sein kann, zum Beispiel. Das sagt man zumindest Herrn Uschi Wacker nach, der in seinen Songs vor allem all das thematisiert, was schön geradeaus geht, mitten in Mark und Bein. Und dann wäre da noch David Czinczoll, der in der Tradition von Tom Waits oder Matt Corby zeigt, wie eng die Symbiose zwischen Stimme und Instrument sein kann. Wie eine Gitarre zum verlängerten Stimmorgan werden kann. Beide würde man gerne für das sommerliche Lagerfeuer am Elbstrand verpflichten. Nicht um stirnrunzelnd Schiffe zu beobachten, sondern, um wild herum zu tanzen. Aber ein Sommerabend in der Pony Bar ist ja fast genauso schön.

Text: Miriam Mentz

 

 

Butterland Open-Air

Bevor es im Rahmen des Dockville Festivals dann richtig voll wird, wird das Artville-Gelände noch ein wenig eingefeiert – am Sonntag u. a. mit Rampue und Alle Farben.

Es gibt Orte, an denen könnte man fast alles veranstalten – allein schon die Atmosphäre wäre es wert, dort gewesen zu sein. Wer schon einmal auf dem Dockville-Gelände war, weiß, dass der Blick auf Elbe und Container, auf Rethespeicher und Schiffe genau dieses Kunststück zu vollbringen mag. Mit Elbluft in der Nase fühlt sich alles gleich ein bisschen besser an. Und was ist nun, wenn man Künstler hierherbringt, die das Gleiche umgekehrt von sich behaupten können? Die, wo sie auch spielen, mit ihrer Musik metaphorischen Feenstaub verstreuen? Am besten testet man diese Konstellation selbst einmal. Im Rahmen der Aufwärmphase für das anstehende Dockville Festival kommen beim Butterland auf dem bereits weitestgehend fertig gestalteten Artville-Gelände gleich mehrere Acts zusammen, deren Spezialität die musikalische Ausgestaltung großer Kulissen ist. Namentlich sind das Jonas Woehl, Lexer, Rampue und Alle Farben – Letzterer hat sich in der internationalen Elektroszene schon längst unverzichtbar gemacht. Von allen zusammen darf man sich einen vertanzten und verträumten Sonntag zwischen Deep House und Bass-Kanonen erhoffen, der die Kulisse der Halbinsel frohlockend an die Hand nimmt.

Text: Miriam Mentz

 

 

Rosario Smowing

Auf ihrer dritten Europa-Tour spielt das südamerikanische Oktett um Sänger Diego Casanova seinen “Swing Argentino“ im Knust.

13 Jahre hat die Combo bereits auf dem Buckel und daheim in Südamerika sind sie längst keine Unbekannten mehr. Rosario Smowing kommen aus Rosario in Argentinien. Drei Alben hat das Oktett bisher veröffentlicht, das letzte hieß Se Mueve und ist 2011 erschienen. Dass sie keine gewöhnliche Folklore-Gruppe sind, hört man ihrer Musik sofort an. Klar, an dem einen oder anderen Tango, Bolero oder Milonga kommen Rosario Smowing nicht vorbei. Aber viel häufiger tauchen in ihrer Musik auch Elemente aus Ska, Jazz und Rockabilly auf. Und, nicht zu vergessen: Sänger Diego Casanova stammt aus der Punk-Szene und der Typ scheint sich auf der Bühne so wohl zu fühlen wie nirgendwo sonst. Kein Wunder also, dass es bei ihren Konzerten nicht gerade melancholisch zugeht. Nein, hier brennt regelmäßig die Hütte – in diesem Fall der Knust.

 

 

HHer Küchensessions

Mit Kent Eastwood und Jon Flemming Olsen präsentieren sich zwei Singer-Songwriter im Rahmen der Hamburger Küchensessions auf dem Vorplatz des Knust.

Ja, der Mann ist einigermaßen umtriebig und dürfte sich nur selten langweilen. Als Eppendorfer Imbissbudenbetreiber „Ingo“ ließ er – so gut er konnte – den speziellen Style und verbalen Nonsens von Dittsche über sich ergehen. Mit seiner Band Texas Lightning spielte er in großen Hallen und gelangte sogar zum Eurovision Song Contest nach Athen. Und als „Fritten-Humboldt“ bereiste Jon Flemming Olsen die Imbissbuden der Republik, veröffentlichte darüber ein Buch und wurde damit zum Bestseller-Autor. Anfang dieses Jahres hat der Musiker und Darsteller sein erstes Album unter eigenem Namen veröffentlicht. Darauf sind melancholische Singer/Songwriter-Nummern zu hören, aber auch Launiges wie zum Beispiel Cover-Versionen von The Sweets‘ Ballroom Blitz und The Jackson Fives‘ Blame It On The Boogie (umgedichtet zu Karl-Heinz Schmitz und Deine Mutti). Kostproben davon wird es bei seinem Auftritt im Rahmen der Hamburger Küchensessions geben. Zweiter Act des Abends: Kent Eastwood aus Frankfurt/Main.

 

Ocean Film Tour

Marathon-Wellenreiten, Weltumsegelung, Extremtauchen: Ein Filmprogramm zeigt sehenswerte Wassersport- und Umweltdokus der letzten Jahre.

Wer gern in imposanten Bildern unseres Planeten schwelgt, sollte sich diesen Filmabend im Freien nicht entgehen lassen. Die Ocean Film Tour präsentiert „die besten Wassersport- und Umweltdokus des Jahres“ in einem Programm (treffender wäre die Formulierung „der letzten Jahre“, wurden doch einige der Filme in 2011 und 2012 gedreht, aber egal). Auf der Liste stehen unter anderem das Segelabenteuer Maidentrip über die alleinige Weltumsegelung der gerade einmal 15-jährigen Laura Decker. Ray handelt von Ray Ives, der auch im Rentneralter das Tauchen nicht aufgeben möchte. Attention – A Life In Extremes porträtiert den Franzosen Guillaume Néry, ein sogenannter Apnoetaucher (die ohne Atemgerät tauchen). Weitere Kurzfilme zeigen tolle Bilder vom Skaten in der Mojave-Wüste, eines abgelegenen Fischerdorfes aus Madagaskar, einem tanzenden Longboard-Surfers und und und …