Rein fußballerisch betrachtet ist der HSV immer noch eine einzige Zumutung. Aber für den Klassenerhalt wird das schon reichen.
Es hätte die spielentscheidende Szene werden können, als der noch recht junge Schiedsrichter Daniel Siebert HSV-Spieler Lewis Holtby in der 44. Spielminute mit einer Roten Karte vom Platz schickte. Der HSV hatte bis dahin ein recht ordentliches Spiel gemacht und sich die eine oder andere Torchance erarbeitet. Doch nach dem Platzverweis mussten die Hamburger umdenken, die Spielausrichtung wurde defensiver – ein Sieg schien zur Halbzeit unwahrscheinlich.
Tatsächlich wurde Augsburg nach der Pause stärker. In der 52. Minute hätte der Hamburger Gegner dann eigentlich auch in Führung gehen müssen, doch Stürmer Altintop vergab aus kurzer Distanz frei vorm Tor stehend. Großes Glück für den HSV, denn von diesem Gegentreffer hätte die Mannschaft von Markus Gisdol sich wahrscheinlich nicht mehr erholt.
Der HSV glaubte auch in Unterzahl an seine Chance und kämpfte weiter, und nach etwas mehr als einer Stunde wurden die Hamburger „belohnt“: Augsburgs Dominik Kohr sah in der 66. Spielminute die Gelb-Rote Karte und musste wie zuvor schon Lewis Holtby den Platz verlassen. Der HSV war plötzlich nicht mehr in Unterzahl und witterte seine Chance. Keine zwei Minuten nach dem Augsburger Platzverweis folgte die Erlösung für die Hamburger: Filip Kostic staubte nach einem starken Sololauf von Nicolai Müller zum 1:0-Endergebnis ab.
Wer hätte das gedacht? Vor einigen Wochen schien der Abstieg des HSV bereits besiegelt zu sein. Doch nach vier Spielen ohne Niederlage steht der HSV aktuell nicht einmal mehr auf einem direkten Abstiegsplatz. Das hat natürlich mehrere Gründe, aber meiner Meinung nach liegt es vor allem an den Offensivspielern Müller, Kostic und Gregoritsch. Dass die Jungs Fußball spielen können, hat niemand je ernsthaft angezweifelt. Es brauchte wohl nur jemanden, der diese Spieler daran erinnert, und das ist Markus Gisdol in den vergangenen Wochen eindrucksvoll gelungen – so scheint es zumindest.
Bitte nicht falsch verstehen: Der Abstiegskampf ist noch längst nicht vorbei, und rein fußballerisch betrachtet ist der HSV immer noch eine einzige Zumutung. Aber wenn es der Mannschaft gelingt, das neu erlangte Selbstvertrauen ins neue Jahr zu retten, dann wird es wohl auch in dieser Saison zum Klassenerhalt reichen.