Ein Leser schreibt (mit Bezug auf diesen Post):
„Herr Lau,
ich habe die türkische Staatsbürgerschaft, ich bin in Deutschland geboren und habe an der Universität Mannheim Betriebswirtschaftslehre studiert. Derzeit promoviere ich an der Universität ODTÜ in Ankara. Ich muss sagen, dass ich über Ihren Artikel sehr enttäuscht bin. Es ist wirklich Schade, dass es in Deutschland immer noch Journalisten gibt, die so subjektiv und vorurteilhaft an ein wichtiges Thema herangehen. Ich fühle ein Hauch von Nationalismus und bin zutiefst erschüttert. Vielleicht sollten Sie sich einen Gedanken darüber machen, was der Unterschied zwischen Einreisebedingung und Aufenthaltsbedingung ist….Ausserdem ist es nur Schade, dass die Deutschkenntnisse aufgezwungen werden. Wäre es Ihres Erachtens nicht für ein Land wie Deutschland passender, wenn man Menschen zu einem Deutschkurs motivieren würde und mehr Unterstützung in diese Richtung stecken würde ??? Es ist nicht zu übersehen, dass viele türkische Bürger in Deutschland sehr wenig deutsch sprehen können, aber es ist auch sichtlich erkennbar, dass bis dato die Politik nie daran interessiert war, die Türken als Bürger anzuerkennen. Sie sollte hier arbeiten und dann wieder gehen, die Rechnung ist aber nicht aufgegangen. Viele Türken sind geblieben und es werden immer mehr, und dieser Kurs ist nichts anderes als ein Mittel um die Einwanderung zu senken. Die Heirat nach Deutschland ist im Jahr 2008 gesunken, weil viele nicht bereit sind, sich eine Sprache aufzwingen zu lassen und die nötigen Finanzen dafür nicht aufbringen lassen können. Ich wäre allerdings auch nicht bereit, die Sprache eines Landes zu lernen, das ich nicht einmal vorher betreten darf.
Zuletzt würde ich Sie gerne etwa fragen. Ist es Ihnen nicht unangenehm, gar peinlich, Kommentaren auf Ihrer Seite Platz zu geben, die nun wirklich an Rassismus grenzen ?“
Dazu folgende Anmerkungen:
Es hat nichts mit Nationalismus zu tun, wenn der deutsche Staat Mindestanforderungen an die Sprachkenntnisse stellt. Es ist ein nicht zu bestreitendes Faktum – und Sie gestehen es ja auch zu -, dass unter Türken in Deutschland sehr wenig Bereitschaft da ist, sich um Sprachkenntnisse zu bemühen. Sprache ist nicht der alleinige Faktor für erfolgreiche Integration, aber sicher ein sehr wichtiger.
Natürlich geht es auch darum, eine bestimmte Form der Einwanderung zurückzudrängen: das Importieren von Bräuten. Wollen Sie diese Praxis verteidigen? Hat sie der türkischen Gemeinschaft in Deutschland genützt? Eine Schulleiterin in Wedding erzählte mir folgendes: Ihr Lieblingsschüler Erdogan, der es zum Meister mit eigenem Handwerksbetrieb gebracht hatte, stellte ihr seinen Sohn vor. Auch jener sollte auf die Schule gehen, an der der Vater gelernt hatte. Der Junge konnte mit fünf Jahren kaum Deutsch. Die Direktorin fragte ihren Ex-Schüler: Was ist denn hier los, Du warst Doch mein Musterschüler! Und Dein Sohn kann nur radebrechen? Darauf der Angesprochene: Ich möchte Ihnen meine Frau vorstellen. Und er präsentierte eine sehr nette junge Frau, die kein Wort Deutsch konnte.
Die Direktorin sagte mir: „Und so fangen wir immer wieder von neuem an. Jede Generation ist die erste Generation bei den Türken.“
Darüber sollten Sie sich empören, dagegen sollten Sie etwas tun. Da bahnt sich eine gesellschaftliche Katastrophe an, und Sie haben nicht Besseres zu tun, als beleidigt zu sein. Unfasslich. Deutschland hat Ihnen eine tolle Karriere ermöglicht. Wo ist Ihr Patriotismus? Wo sind Ihre Gefühle für Deutschland?
Sorry für den erregten Ton, aber manchmal reicht’s einfach.
Grüße ins schöne Ankara, Jörg Lau