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Al-Kaida schimpft über Obama

Aiman al-Zawahiri, die Nummer 2 des Terrornetzwerks Al-Kaida, hat nun auch seinen Senf zur amerikanischen Wahl dazugegeben. Obama wird darin als „Haus-Neger“ beschimpft (ach, der gute alte arabische Rassismus, er kommt immer wieder durch).

Und als Apostat: gezeugt von einem muslimischen Vater, habe er sich entschieden, auf die Seite der Feinde des Islam überzugehen.

So viel zum Thema: Obama, der Muslim. Danke für die Klarstellung, Herr Zawahiri.

Auch dies ist ein Beleg für meine These, dass Obama es für die radikalen Muslime, die gegen den Westen hetzen, verdammt schwer macht. (Siehe auch die Aufregung im iranischen Regime.)

Köstlich.

„Jeremy Binnie, an analyst with Jane’s Terrorism and Insurgency Center, said al-Zawahri’s message suggests al-Qaida leaders are worried „that Obama could be effective in rebuilding America’s image.“

„They hated Bush, but Bush was good for them in many ways because he was such a polarizing figure. But Obama seems at the moment to be a more uniting figure,“ Binnie said. „Al-Qaida very much would like the U.S. to stay with its old policies that put it in opposition to much of the Muslim world.“

Bruce Hoffman, a terrorism expert at Georgetown University, said al-Zawahri, who is Osama bin Laden’s top deputy, aimed specifically to keep the Islamic militant base energized. He’s sending them a message, „don’t believe all this stuff about a big ‚change‘, we have to fight just as hard as ever,“ Hoffman said.“

Quelle.

 

Gründe für den Niedergang der Republikaner

Curt Anderson, ein republikanischer Stratege, der den neuen Hoffnungsträger Bobby Jindal berät, hat eine Analyse der Wahlmotive der Republikaner gemacht.

Anderson ist sichtbar sauer, als er an der Kennedy School of Government zu seinem Vortrag ansetzt: „Ich lese Ihnen mal eine Mail vor, die ich vom Vorsitzenden des Nationalen Komitees der Republikaner bekommen habe: ‚Liebe Freunde, während sich unsere Partei nach unserer knappen Niederlage…‘ Knappe Niederlage? Nein, so nicht!“ Anderson wirft seinen Blackberry verächtlich vor sich auf den Tisch: „Diese Leute haben nicht kapiert, was hier vor sich geht!“ 

Etwa ein Drittel der Wähler McCains, hat Anderson herausgefunden, hat ihn gewählt, um Obama zu verhindern. Nur zwei Drittel, in anderen Worten, waren von dem Kandidaten McCain oder seinem Programm selbst überzeugt.

Ein Drittel der republikanischen Wähler hatte den Eindruck, dass die Republikaner in Washington „ihre Werte“ verraten und Teil der Maschine geworden seien.

62 Prozent der republikanischen Wähler sagen, die Republikaner hätten ihre Macht im Kongress nicht genutzt, Korruption und Lobbyismus zu bekämpfen, wie sie es seit 1994 versprochen hatten.

Zwei Drittel der republikanischen Wähler sagten, die Partei sei nicht mehr die Partei des „small government“ und der Ausgabenbegrenzung.

Anderson meint aber seinen Ergebnissen ablesen zu können, dass das Land sich politisch-ideologisch nicht plötzlich nach links bewegt habe, auch wenn Obamas Sieg das suggeriere.

Was die Grundwerte der Mehrheit angeht, sei immer noch eine solide Basis für eine Beschränkung der Bundesregierung (i.e. Steuersenkungen), für starke Militärausgaben und für sozial konservative Meinungen (gegen „Drogen, Pornographie, Homoehe etc.“) vorhanden. Die Republikaner hätten hauptsächlich ein Glaubwürdigkeitsproblem, und es gebe keinen Grund, in Zukunft weniger konservativ zu sein und in der Mitte um Obamas Wähler zu konkurrieren.

Wenn das mal stimmt!

 

Iran plant Obama-Konferenz

Im Iran ist eine Konferenz zu folgender Frage geplant: „Die Wahl Barack Obamas: Was sie für die iranisch-amerikanischen Beziehungen bedeutet.“ Das berichtet ein iranischer TV-Sender nach Angaben von ABC

Letzte Woche hatte sich der stellvertretende Kommadeur der Revolutionsgarden sinngemäß so zitieren lassen: „Menschen, die die Maske der Freundschaft tragen – in der Absicht zu betrügen – und dabei von der Seite der ‚Gespräche ohne Vorbedingungen‘ kommen, sind gefährlicher.“

Was meine Ahnung bestätigt, dass ein Präsident Obama mit seiner offeneren Haltung tendenziell destabilisierender sein kann für das Regime als ein Falke, der es leicht macht, Amerika weiter als „großen Satan“ zu denunzieren.

 

Vom Baumwollpflücken zum Weissen Haus

Diese Karte zeigt die Gewinne Obamas im Süden der USA. Sie wurde mit einer alten Karte überblendet, die die Zentren der Baumwollproduktion verzeichnet (schwarze Punkte). Die Überlappung ist frappierend.

„From picking cotton to picking presidents.“

Quelle: Strange Maps

 

Condoleeza Rice: Obamas Wahl macht Amerika glaubwürdig

Die scheidende Aussenministerin sieht in der Wahl des ersten schwarzen Amerikaners zum Präsidenten einen Schub für das Demokratisierungsprojekt, das sie mit Bush angefangen hat. 

Genau wie den Afghanen sei übrigens auch den Schwarzen die Fähigkeit zur Demokratie abgesprochen worden. Guter Punkt. Das ganze Gespräch zum Abgang hier.

Auszug: 

WHAT THE ELECTION THAT HE WON MEANS.
Electing a black president says around the world that you can overcome old wounds. I’ve said in our case, We have a birth defect, but it can be overcome.

WHAT THE ELECTION THAT HE WON MEANS.
I’ve heard people commenting on how in this election, in far places, people talk about what is a caucus and how does that differ from a primary. I think that links up with the fact that the United States under this president has been more active and more insistent that democracy is not just something for a few. People are watching, and I think they’re trying to learn from democratic experience.

WHAT ALL THOSE ELECTIONS IN IRAQ AND UKRAINE AND LEBANON MEANT.
It’s not that you deliver on it tomorrow. Maybe 2005 was a bit deceptive in that way because you had the Iraqi elections, the Cedar Revolution, the Orange Revolution, the Rose Revolution and the Palestinian election.  So maybe people came to expect too much too soon.

WHAT ELECTIONS COULD MEAN FOR PEOPLE WHO DON’T TEND TO HAVE THEM.
I’ve seen too many peoples dismissed as not ready for self-government. First it was Asians, and then Latin Americans and Africans were there for a while. I know for a while black Americans were, too.

I’ve seen it said, well, you know: They’re illiterate; how could they vote? And then you see in Afghanistan people line up for long, long lines. Because somehow they know that making a choice matters.

 

Amerikanisches Krisentagebuch VIII

Spam macht ein Comeback. Nicht im Sinne des Email-Mülls – nein, der Fleischersatz, der den belästigenden Emails seinen Namen gab, ist zurück auf amerikanischen Tellern. Die Büchsen der Marke „Crazy Tasty“ kosten $2.40 (bei 340 Gramm Inhalt). Spam ist eine glibberige, rosige, fleischartige Masse („Something posing as meat“, wie es der Volksmund verhöhnt) aus Schinken, zerkochtem Schweinefleisch, Gelatine und Gewürzen. Es wurde während der Great Depression erfunden. Bei Hormel, dem Haupthersteller in Minnesota, werden seit dem Sommer Doppelschichten gefahren. Einen solchen Boom wie jetzt hat man dort seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt.

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Der Bostoner Investment-Riese Fidelity Investments – größte Fondsmanagement-Firma der Welt –  wird bis zum nächsten Frühjahr 3.000 Angestellte entlassen. Das sind 7 Prozent der Belegschaft. Die Firma hat in den letzten Wochen einen 13-prozentigen Wertverlust der von ihr verwalteten Vermögenswerte hinnehmen müssen.

Die Verkausfszahlen für Damendüfte sind in den letzten vier Wochen (verglichen mit dem Vorjahr) um 39 % gefallen. Gefrorenes Gemüse (billiger als frisches) verkaufte sich hingegen um 48 % besser.

Die reichsten Bosse in den USA (die jeweils als Gründer der Firmen große Anteile an den Aktien halten), haben bis zum 27. Oktober 2008 folgende Verluste hinnehmen müssen: Warren Buffett 16 Milliarden Dollar, Larry Ellison (Oracle) 8 Milliarden, Steven Ballmer (Microsoft) 2,5 Milliarden, Jeff Bezos (Amazon) 4,3 Milliarden, Eric Schmidt (Google) 3,4 Milliarden, Rupert Murdoch (News Corp.) 2,5 Milliarden.

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Die LA Times, bei der ich mich wegen einer Archivrecherche angemeldet habe, bietet mit per Mail „großartige Gelegenheiten“ auf dem Immobilienmarkt in Nordkalifornien an. „Neue Enteignungen“ werden auf einer zentralen Auktion angeboten, die man online mitverfolgen kann. Häuser mit einem Listenpreis von 120.000 Dollar werden ab 40.000 Dollar angeboten. (Ich würde mein Auge auf dieses Haus in den Oakland Hills werfen, nahe dem Sequoia Country Club,  das ursprünglich 460.000 kosten sollte und jetzt ab 160.000 zu haben wäre.) Die Krise ist eine gigantische Umverteilungsmaschine. Wer jetzt noch Geld hat, kann Schnäppchen machen.

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Jeder will jetzt ran an den Bail-out-Fund des Henry Paulson. General Motors steht ja schon seit langem Schlange. Die Städte Philadelphia, Phoenix und Atlanta wollen 50 Milliarden Dollar aus dem Fond haben. Philadelphie wird Büchereien und Schwimmbäder schliessen und 2220 städtische Angestellte entlassen, um zu sparen. Aber es reicht hinten und vorne nicht. Die Times meint heute beobachten zu können, dass die Chancen für den größten Autohersteller der Welt sinken, dass er mit Steuergeld aus Paulsons Fond am Leben erhalten werden wird. Die Republikaner wollen die Firma offenbar sterben (Bankrott gehen) lassen. Bei manchen scheint dahinter der Glaube an kapitalistische Prinzipien zu stehen. Schlechte Management-Entscheidung müssen auch vom Markt bestraft werden. Schöpferische Zerstörung ist das A und O eines freien Marktes, etc. Nebenbei hätte die Sache noch den schönen Effekt, dass dem neuen Präsidenten Obama eine nationale Katastrophe in den Schoß fiele, gegen die der 11. September ein Klacks wäre.

Überhaupt interessant in diesen Tagen: Die Selbstzerstörungskräfte unseres Systems sind heutzutage offenbar viel größer als die äußeren Gefahren. Was wir uns durch eine falsche Risikokultur, schlechtes Management und durchgeknallten Konsumismus antun können, kann niemand überbieten, der in einer afghanischen Höhle sitzt.

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Im zweiten Quartal 2008 sind die Benutzerzahlen für öffentliche Verkehrsmittel um 5,2 % angestiegen (wegen der hohen Spritpreise). Bei Straßenbahnen sogar um 12,3 Prozent. Mehrer amerikanische Städte versuchen vom autozentrierten Verkehr umzusteuern auf die Öffentlichen, die meist in den 50er und 60er Jahren aus den Innenstädten eliminiert wurden (teilweise aufgrund von Lobbyarbeit der Autoindustrie). Die Tram, eine amerikanische Erfindung, ist die billigste Möglichkeit, neue Infrastruktur aufzubauen. Allerdings gibt es keine amerikanischen Trambauer mehr. Und darum kommen nun die Europäer zum Zuge, die weltweit Marktführer sind. Siemens hat in diesem Jahr zwei Megaprojekte in USA an Land gezogen: einen $277 Mio Vertrag in Utah, und einen für $184 Mio in Denver.

 

Sarah Palins Afrika-Unwissen: ein Hoax

Die kürzlich von Fox News verbreiteten Gerüchte, Sarah Palin habe Afrika nicht als einen Kontinent, sondern als ein Land bezeichnet, sind jetzt zum Anlaß für einen ziemlich bösen Hoax geworden.

Gegenüber dem Sender MSNBC hat sich Martin Eisenstadt, ein  „Berater der McCain-Kampagne“  als Quelle dieser üblen Nachrede geoutet.

Das Problem: „Martin Eisenstadt“ existiert nicht. Er und sein rechtslastiger Think Tank „Harding Institute“ sind die Erfindung einer Gruppe von Medien-Guerilleros. Trotzdem wurden ihre absurden Behauptungen immer wieder willig aufgegriffen. (Die wahre Quelle der Palin-Gerüchte ist weiter im Dunkeln.)

Was lernt uns das? Vorsichtig mit dem Internet umzugehen. Und Statements aus der weiten Welt der Think Tanks zu mißtrauen.

Hier seine Website. Hier ein Stück aus der NYT zum Casus.