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Wo bleibt der 18. Sachverständige?

Die Internet-Enquête hat nach langem Ringen eine Plattform für den „18. Sachverständigen“ eingerichtet. Erwartet wurden „tausende“ engagierter Bürger. Angesichts einer hohen Alphabetisierungsrate sowie einer stetig kleiner werdenden „Digitalen Kluft“ ist das bei einer Bevölkerung von rund 80 Mio. Einwohnern ein eher bescheidenes Ziel. Tausend Sachverständige entsprächen nämlich einer groben Schätzung zufolge einer Beteiligungsrate von 0,0000125 Prozent der Bevölkerung. Eine realistische Zielvorgabe?

Die Resonanz ist bislang recht überschaubar: Gerade beim Thema Datenschutz ließe sich trefflich streiten. Doch tatsächlich meldeten sich nur ganz wenige. Zwei bis drei Stimmen konnten einzelne Themenvorschläge auf sich versammeln. Insgesamt lässt sich damit die Bilanz nach drei Wochen Diskussionszeit mit einem durchschnittlichen Blog vergleichen.

Das Thema „Datenschutz und Persönlichkeitsrechte“  fand insgesamt 101 Mitglieder, mit nur 46 Vorschlägen sowie mageren 48 Kommentaren (wobei ich selbst die Statistik heute morgen, also bereits nach dem offiziellen Redaktionsschluss, um 9 Kommentare geschönt habe). Es gibt im Moment also 1 Kommentar pro Vorschlag. So sieht keine Debatte aus.

Da liefen die drei Debatten zu Netzneutralität, Urheberrecht und Medienkompetenz noch ein wenig reger: Bei der Netzneutralität waren es 188 Mitglieder mit 9 Vorschlägen und 119Kommentaren, beim Urheberrecht 283 Mitglieder, 25 Vorschläge, 256 Kommentare. Bei der Medienkompetenz waren es jedoch nur 148 Mitglieder mit 16 Vorschlägen und 92 Kommentaren.

Müßig festzustellen, dass – vorausgesetzt, die Mitglieder doppeln sich nicht –  im Moment 720 Mitglieder aktiv sind – und dass dies einer Beteiligungsrate von 0,000009 Prozent entspräche. Das Ziel wurde damit knapp verfehlt. Wirklich irritierend ist es, dass das Engagement mit der Zeit offenbar nicht zu-, sondern abnimmt. Woran kann das liegen?

Ich vermute, dass sich auch Adhocracy wie jedes Blog, jedes Forum erst einmal etablieren muss. Und dass immer wieder Anstrengungen unternommen werden müssen, um die Aufmerksamkeit auf den „18. Sachverständigen“ zu ziehen. Am meisten helfen wohl Verlinkungen, die auf neue Beiträge verweisen. Twitter wäre ein ideales Mobilisierungsinstrument, ist jedoch nicht direkt eingebunden. Verweise der 17 anderen Sachverständigen sowie der Politiker auf die Plattform wären vermutlich auch hilfreich, um die Vernetzung zu verbessern.

Wenig Resonanz findet übrigens auch ein Positionspapier einer Arbeitsgruppe des Dialog Internet des Bundesfamilienministeriums zum eigentlich sehr umstrittenen Thema Jugendschutz, das seit dem 9. Mai im Etherpad-Format kommentierbar ist.

 

Die ganze Menschheitsgeschichte auf einer Karte

Europa hat in der Menschheitsgeschichte lange keine Rolle gespielt. Wer diese Aussage so einfach in den Raum stellt, erntet vielleicht nicht sonderlich viel Interesse für seine These. Worten allein mangelt es oft an Überzeugungskraft.

Nicht umsonst heißt es von überzeugenden Sätzen, man „führe jemanden etwas vor Augen.“ Das jedenfalls macht die interaktive Karte, die Wikipedia-Einträge entlang eines Zeitstrahls auf einer Map anzeigt und dabei bunt aufleuchten lässt: „Wenn es nach der freien Enzyklopädie im Netz geht, dauerte es fast 1100 Jahre, bis außerhalb von Europa irgendwas Interessantes passierte.“ So beschreibt De-Bug den Eindruck, den die Visualisierung beim Betrachter hinterlässt.

Sie ist aber auch einfach so hübsch anzusehen, ganz ohne Erkenntnisinteresse.

A History of the World in 100 Seconds“ von Gareth Lloyd hat auch den Preis der „Best Visualization“ beim Matt Patterson’s History Hackday gewonnen.

Zum Verfahren heißt es laut eigener Beschreibung, man habe für die Karte ein großes Paket (30 Gigabyte) von Wikipedia-Artikeln genommen, daraus 424.000 Artikel mit Koordinaten und 35.000 Referenzen zu Ereignissen destilliert und in der Folge daraus 15.000 Orte ermittelt. Diese Orte wiederum hat man dann in ihrer zeitlichen Abfolge auf der Karte verzeichnet – fertig.

 

Ushahidi: wissen, was wo in Japan passiert

Stündlich, minütlich ändert sich in Japan jetzt die Lage. Für die Betroffenen sind Nachrichten über das Atomkraftwerk Fukushima-1 wichtig, noch wichtiger sind jedoch Informationen darüber, wo sie in ihrer Umgebung am schnellsten Hilfe finden. Wo gibt es Unterkunft, wo gibt es etwas zu essen?

In Japan wurde nun die Ushahidi-Plattform aufgesetzt, um den Katastrophenopfern zu helfen. Ushahidi wurde 2008 in Kenia entwickelt, um die Unruhen nach den Wahlen zu dokumentieren. Das Wort bedeutet „Zeuge“ und die Plattform hat es sich zur Aufgabe gemacht, lokale Entwicklungen zu dokumentieren. Jeder Bürger kann mit seinem Handy Informationen beitragen.

Die Daten werden im Crowdsourcing-Verfahren von vielen Freiwilligen erhoben und in verschiedene Kategorien wie etwa „Vertrauenswürdige Berichte“, „Zustand der Infrastruktur“, „Versorgung“, „Gefahrenzone“ oder „Andere Sprachen“ eingeordnet. Aber auch Daten des Wetterdienstes zu den neuesten Erdbeben werden automatisiert eingelesen. Das ist wichtig, da es nahezu ununterbrochen zu mehr oder weniger schweren Nachbeben kommt. So kann Hilfe geleistet – aber auch ein minutiöser Überblick über die Entwicklung behalten werden:

Die Ushahidi-Daten können wiederum über offene Schnittstellen in andere Dienste importiert werden, zum Beispiel in diese Krisenkarte des Geodatenunternehmens Esri, die die Daten in einem Mashup zusammen mit RSS-Nachrichtentickern, Erdbebendaten, Twitter- und Youtubeinformationen anzeigt. Die Youtube-Einträge sind allerdings in vielen Fällen nicht treffend lokalisiert, auch die Nachrichtenmeldungen passen noch nicht ganz. Dafür dass die Karte aber erst vor wenigen Tagen eingerichtet wurde, bietet sie eine gute Orientierung.

Ein Klick auf den Link, der in die oben ausgewählten Ushahidi-Meldung eingefügt wurde, führt beispielsweise weiter zu einem Mobildienst, der über die Einbindung von GoogleMaps anzeigt, an welchen Orten es Verpflegung und Unterkunft gibt:

 

Smartphone-App erstellt Krebsdiagnose

Nein, es ist noch nicht der 1. April. „Live Science“ berichtet über ein neues Gerät, das relativ zuverlässig innerhalb von einer Stunde eine Krebsdiagnose anhand von neun Proteinen erstellen kann. Das Gerät, ein kleiner, mobiler Kernspintomograph, untersucht eine präparierte Gewebeprobe und gibt seine Scan-Ergebnisse an eine Smartphone-App weiter. Diese wertet sie angeblich in 96 Prozent der Fälle richtig aus. Getestet wurde das Gerät bislang an 50 Patienten im Massachusetts General Hospital.

via Andreas Milles

 

Das Geheimnis des Trinkvogels

Eine gute Idee: Professoren der Universität Nottingham erklären 60 Symbole aus der Physik und Astronomie leicht, verständlich und manchmal auch witzig. Das Projekt „Sixty Symbols“ erklärt aber nicht nur die mehr oder weniger bekannten Symbole, sondern zeigt auch Menschen, die das, mit was sie sich beschäftigen, einfach lieben und daher einiges zu erzählen haben – mit manchmal überraschenden Vergleichen und Beispielen.

Hier das Video über den „Trinkvogel“ und darüber, wie schon Albert Einstein sein Rätsel nicht lösen konnte.

Es gibt übrigens auch Geschichten, zu denen es noch keine Symbole gibt wie etwa die über „Schrödingers Katze“ oder über „Flugzeuge und vulkanische Asche“, für die das Projekt dann aber natürlich ein neues Symbol eingeführt hat. Da sich jeder ein Video über ein Symbol wünschen kann, gibt es inzwischen auch mehr als die geplanten 60 Symbole. Und vielleicht gibt es ja auch irgendwann auch Nachahmer im deutschen Sprachraum.

 

Wundertüte Wikimedia

Wie aus einer Wundertüte quellen hier die Bilder, die unzählige Menschen in die Wikimedia sekündlich hochladen und die fortan von allen frei verwendet werden dürfen. Sie sind ein Abbild der Themen, die gerade in der Wikimedia aktuell sind. Am Dienstag, den 28.12. gegen 11 Uhr waren das diese:

Wikimedia-Autoupdate
Wikimedia-Autoupdate

 

Symantec: Stuxnet-Code zielte auf Iran

Virenanalysten des IT-Sicherheitsunternehmens Symantec ist bei ihrer Untersuchung des Schadprogramms Stuxnet vermutlich ein Durchbruch gelungen: Sie können nun den Zweck von Stuxnet beschreiben: Demnach soll ein Angriffsziel des Programms die Steuerung von Frequenzumrichtern sein. Das sind Generatoren, die Strom mit veränderbarer Frequenz liefern und so die Drehzahl von daran angeschlossenen Motoren bestimmen können.

Das Programm zielt dabei auf einen Rechner vom Typ S7-300 CPU, der bis zu sechs Profibus-Module vom Typ CP-342-5 steuert. An diesen wiederum können bis zu 31 Frequenzumrichter hängen:

Dabei greift Stuxnet nur die Umrichter eines finnischen und eines iranischen Herstellers an: Wenn die Umrichter mit einer sehr hohen Frequenz zwischen 807 und 1210 Hertz arbeiten, wird die Arbeitsdrehzahl für kurze Zeit auf 1410 Hertz gesteigert, dann auf 2 Hertz gesenkt und schließlich wieder auf 1064 Hertz hochgefahren geändert. Die Änderung der Arbeitsgeschwindigkeit des Motors kann damit verbundene industrielle Prozesse sabotieren.

Es scheint so, als habe Frank Rieger mit seiner Vermutung, Stuxnet ziele auf das iranische Atomprogramm, richtig gelegen.

Symantec weist darauf hin, dass in den USA Umrichter mit mehr als 600 Hertz einer Exportbeschränkung durch die Atombehörde unterliegen und nicht einfach ausgeführt werden dürfen. Sie können nämlich für die Urananreicherung genutzt werden.

Man habe nun zwar, schreibt Symantec, den Code des Programms entschlüsselt und verstanden. Doch könne es gut sein, dass er noch auf andere industrielle Prozesse wirken könne als auf die bisher bekannten. Die Firma hofft dazu auf entsprechende Hinweise der Leserschaft.

 

Advanced Search

Alles begann mit Archie – einem Index von FTP-Seiten. Und dann dauerte es nur noch zwanzig Jahre bis aus der Idee, das Netz zu durchsuchen, einer der größten Konzerne wurde, die wir kennen: Google.

Word Stream Internet Marketing hat diese Geschichte der Suchmaschinen in einer schönen Grafik zusammengestellt.

Via.

 

Aalglattes iPhone

Neue Technik schafft neue Herausforderungen. Das erlebt beispielsweise gerade die Telekom.

Denn zwar gibt es das neue iPhone4 bei ihr schon zu kaufen, doch wird es nicht wie sonst üblich in den Läden ausgestellt, damit es jeder anfassen und ausprobieren kann. Will man das Gerät sehen, muss man danach fragen, woraufhin ein Mitarbeiter es aus einer verschlossenen Schublade holt und die Nutzung argwöhnisch beäugt. Ein wenig wie bei der Erstpräsentation durch Apple, bei der neben jedem Gerät ein Aufpasser stand.

Der Grund ist banal: Die Rückseite des iPhones besteht wie der Bildschirm nun aus Alkali-Aluminosilikat-Glas, das besonders kratzfest und hart sein soll. Vor allem aber ist es glatt, sodass kein Kleber an ihm haftet. Zumindest nicht der der Telekom.

„Wir können es nicht sichern“, lautet die etwas verschämte Auskunft im T-Punkt, fragt man nach dem Grund der in der Schublade versteckten Geräte. Normalerweise werden die ausgestellten Geräte mit einem Kabel und einem Sicherheitsdongel verbunden, der bei Diebstahlsversuchen piept. Doch die Dongel lassen sich schlicht nicht ans iPhone4 kleben.

Man suche derzeit hastig nach einem besseren Kleber, heißt es. Solange bleiben die Geräte in der Schublade und Kunden können nur die alten 3GS befingern. Oder sich einen Flyer anschauen, auf dem lustigerweise steht: „So viel iPhone gab’s noch nie.“ Zu sehen zumindest gab es noch nie so wenig iPhone.