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15. März 2018 – Ausgabe 12

 

Leserbrief zu „In Braunschweig machen 48 Prozent der Schüler Abitur. In Cloppenburg 18 Prozent. Wie kann das sein?“ von Bastian Berbner und Henning Sussebach

Fällt denn den Verfassern nicht auf, dass sie ein komplett antiquiertes, ständisch geprägtes deutsches Schulsystem einfach als gottgegeben voraussetzen?  Wäre es in Cloppenburg und Braunschweig so wie im größten Teil der Welt, würden alle nach der Grundschule auf die Oberschule gehen. Ob jemand Abitur macht, stellt sich dann am Ende heraus und wird nicht von zwangsneurotischen Eltern für zehnjährige Kinder festgelegt. Damit wäre Marie wie Ellen geholfen. Gesamtschule für alle! – Thomas Isensee


Leserbrief zu „Großes Karo, bitte!“ von Manuel J. Hartung

manche meinen wohl, man müsse die Schulen flächendeckend mit Tablets und WLAN ausstatten, damit der Nachwuchs in Zukunft bestehen kann. Schmarrn! Das ist Wirtschaftsförderung, aber keine Bildungsförderung. Statt noch mehr Technik: lieber mehr Menschen, die sich gut mit den Kindern beschäftigen! So wie in der Montessorischule unserer Tochter: zwei Lehrer pro Klasse, Jahrgangsmischung und ein Lernen am Gegenständlichen, Greifbaren. Da würde ich selbst gern in die Schule gehen! Aber es ist eine Privatschule — weil sich die Gesellschaft diesen vermeintlichen Luxus nicht für alle Kinder leisten will? Manch anderes Geld wäre hier gut investiert, denn starke selbständige Heranwachsende mit einem guten Fundament von menschlichen Fähigkeiten und Strukturwissen, die bilden eine Zukunft für die Gesellschaft. Und das „Digitale“ machen sie dann ganz nebenbei, da hat noch fast jedes Kind locker seine Eltern überholt. Also sollen bitte nicht Erwachsene, die schon die Gegenwart oft nicht verstehen, Kinder in die Schablone dessen pressen, was sie für die Zukunft halten. Eltern, unterstützt gemeinsam mit der Schule eure Kinder, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und zu entfalten! Politiker, schafft die Rahmenbedingungen dafür! Und laßt die Kinder nicht zu früh ins digitale Nadelöhr stürzen. – Bernhard Jerabek


Leserbrief zu „6000 vorzeitige Todesfälle durch Stickstoffdioxid. Was diese Zahle bedeutet. Und wie sie entstand“ von Stefanie Kara und Jan Schweitzer

Dieselabgase sind schädlich – keine Frage. Aber wie brennend ist das Problem? Die Zahlen dazu haben Sie geliefert. Acht verlorene Lebensstunden pro Mensch in Deutschland bei mittlerer NOx Konzentration. Das ändert meine Meinung. Wahrscheinlich liegt die mittlere Konzentration nah beim Wert für ländliche Gebiete (10µg/m³). Wer im dicksten Mief in Stuttgart 90 µg/m³ ausgesetzt ist, verkürzt sein Leben geschätzt um 8 * (90/10) Stunden, also um drei Tage. Um wieviele Tage verkürzt er sein Leben, wenn er mit der U-Bahn in die Stadt fährt und jährlich statt einer Erkältung eine Grippe und zwei Erkältungen bekommt? Also keinen Aktionismus, keine Fahrverbote. Ich fahre übrigens einen kleinen Benziner. –Almut Stribeck


Leserbrief zu „Von wegen klein! Von Bernd Ulrich

Ihre abgehobene Kritik fügt den „kleinen Leuten“ sicherlich mehr Schaden zu, als wenn man sie bloß die „kleinen Leute“ nennt. Ihre Worte entwürdigen diese Menschen. Zunächst wünschen sich diese „kleinen Leute“ (wobei Seehofer mit dem Begriff eher die breite Mitte der Gesellschaft als die sog. Unterschicht meinte) sicherlich nicht, dass man ihnen aufdrückt, dass sie etwa einmal in „Demutshöhlen“ gewesen sind oder dass sie etwa Aufmerksamkeit brauchen: nur Weltfremde würden behaupten, dass ein Durchschnittsmensch etwa mediale oder politische Aufmerksamkeit für sich selbst wünscht. Auch nicht, dass sie als „Verlierer“ und „sozial Schwache“ bezeichnet werden. Der breiten Mitte der Gesellschaft ist es nämlich wurscht, wie sie genannt werden. Glauben Sie mir, Menschen fühlen sich nicht durch eine Äußerung von Horst Seehofer oder Ihnen gekränkt, weil sie in ihrer Welt selbst entscheiden, was sie sind. Was ihnen indes nicht egal ist, ist, dass die Politiker ihnen die besten Rahmenbedingungen für diese Selbstverwirklichung schaffen, also Probleme lösen. Auch Sie täten besser daran, anstatt solchen Quatsch zu schreiben, ordentlich inhaltlichen Druck auf die Politiker zu machen. Für die „kleinen Leute“ – uns Massen. – Radoslaw Dawiec


Leserbrief zu „Großes Karo, bitte!“ von Manuel J. Hartung

Der Autor (leider kenne ich ihn nicht und nicht seinen Hintergrund) stellt drei Fragen zur „Neufindung“ der Schulen. Was sollen die Schüler lernen? Wie? Und mit wem? Auf jede komplizierte Frage gibt es eine einfache Antwort … und die ist falsch. Hier meine drei Antworten: Lesen, Schreiben, Rechnen! Gut! Egal! Ich halte meine Antworten für genauso falsch wie die Antworten des Autors. Obwohl ich sehr viele Jahre Lehrlinge (EDV und Büro) ausgebildet habe und Lesen, Schreiben und Rechnen sehr oft ein massives Problem waren. Weiter hinten im Artikel beschreibt der Autor das was die Gesellschaft von den Lehrern erwartet … Wissen, lehren, Kinder erziehen, Inklusion. Da trifft er mit „Kinder erziehen“ den Nagel auf den Kopf. Kinder erziehen ist nicht Aufgabe der Schule, das ist die Aufgabe der Eltern. Lehrer helfen (gern), können die die Eltern aber nicht ersetzen. Die Erziehung soll Kinder zu weltoffenen, aufrechten, neugierigen und selbstständigen Menschen machen. Wissensvermittlung hat damit so wenig zu tun wie der Aufrechte Gang mit einem Smartphone. Kinder sind „Nestflüchter“ und wollen in einer Gruppe (Klasse = Bourgeoisie?) sich selbst finden. Alibaba ist ein orientalisches Märchen. Lesen hilft da mehr. Von Kant bis Montessori. Wenn die Gesellschaft es will das die Gesellschaft die Kinder (in den Schulen Kindergärten, Horten zu was?) erzieht dann sollte das auch offen ausgesprochen und diskutiert werden. Wir leben in Hamburg. D.h. keine Kosten für die Kita. Was unsere Kinder sehr schätzen und den Mädchen auch eine echte Hilfe ist. Sie kämen aber nie auf die Idee das der Hort und später die Schule die Kinder erziehen. Sie halten das für das Privileg der Eltern. – Dietrich Becker


Leserbrief zu „Was wir von Uwe Tellkamp hören, kennen wir von Pegida“ von Adam Soboczynzki

Durs Grünbein hat Glück, dass sich seine Aussagen in dem Interview im Rahmen des linksliberalen, ‚zeit‘-gemäßen Mainstreams bewegen. Denn manche Aussagen sind durchaus gewagt und könnten einem anderen echte Schwierigkeiten bereiten. Da sagt er zum Beispiel, der Umgang mit Thilo Sarazin machte ihn „fassungslos“. Dessen Buch aber offenbar nicht? Ob Frau Nahles, die bald SPD-Vorsitzende wird und Sarazin aus der Partei werfen wollte, ihm das durchgehen ließe, wenn es nur deutlicher gesagt würde? „Der Großstadtbewohner“, sagt Herr Grünbein, „hat sich an die Völkermischung gewöhnt“. Ob man ihm, wäre er Tellkamp, die „Völkermischung“ durchgehen ließe? Und dann „der Großstadtbewohner“ – gibt es denn dort keine Frauen? Ich vermute bei den Studierenden des Gender-Wohlfahrtsausschusses käme Grünbein nicht durch, vom Schicksal seiner Lyrik in deren Händen will ich gar nicht erst spekulieren. Aber schlimmer noch ist Grünbeins Grundsatzerklärung: „Es sind die Grenzen, die der Anstand setzt: die zehn Gebote …“ Das sagt sich immer so schnell dahin und wird auch allgemein beklatscht und unter seinesgleichen wohl geduldet. Aber sind die zehn Gebote wirklich linksliberal, will Grünbein das wirklich?: „Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. … Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation…“ – Das ist nur das erste Gebot. Und ich weiß natürlich, dass die Gläubigen und ihre Vorbeter beteuern, das habe nichts mit Ketzerverbrennung, Wissenschaftsfeindlichkeit und Intoleranz gegenüber Fremden zu tun. – Martin Koch


Leserbrief zu „6000 vorzeitige Todesfälle durch Stickstoffdioxid. Was diese Zahle bedeutet. Und wie sie entstand“ von Stefanie Kara und Jan Schweitzer

Die Zahl 6.000 an für sich ist selbstverständlich erschütternd, aber ohne einen Vergleich zu anderen Lebensrisiken ist die Zahl eine Form von Populismus. Was ist mit Zigarettenkonsum (110.000 Tote), Alkohol (74.000), Feinstaub (66.000), Hausarbeit (10.000), Stress in der Arbeit, …? Müsste nicht zuerst Rauchen und Alkohol strickt verboten werden? Dürfen Kinder in Familien bleiben, deren Eltern rauchen? Moderne PKW mit Benzinmotor produzieren ein Vielfaches an Feinstaub wie Diesel PKW mit Rußfilter! Die Diskussion um Stickoxid ist nichts anderes ein fantastisches Konjunkturprogramm für die Autoindustrie. – Rainer Funke


Leserbrief zu „In Braunschweig machen 48 Prozent der Schüler Abitur. In Cloppenburg 18 Prozent. Wie kann das sein?“ von Bastian Berbner und Henning Sussebach

Sicherlich stimmen viele der Beobachtungen, die in dem Artikel gemacht worden sind. Aber es gibt sicherlich andere ländliche Gegenden mit höheren Abiturquoten als in Cloppenburg, und andere Universitätsstädte mit kleineren als in Braunschweig. Die Ursachen sind mitnichten aufgeklärt. Noch bevor ich den Artikel anfing zu lesen, habe ich mir die Deutschlandkarte des Westfälischen Friedens angeschaut: Cloppenburg fußt in katholischer, Braunschweig in protestantischer Tradition. Das hatte ich fest vermutet, sobald ich den Titel Ihres Artikels gelesen habe, und diesen konfessionellen Unterschied gibt es nach den Unterlagen des statistischen Landesamtes bis heute. Möglicherweise haben Sie also in Ihrem Artikel einen entschiedenden Faktor übersehen. – Prof. Christoph van Wüllen


Leserbrief zu „Von wegen klein! Von Bernd Ulrich

Danke, Herr Ulrich! „Die Mitte der Gesellschaft besteht aus kleinen Leuten und ich habe mich immer bemüht, sie zu sehen.“  So habe ich Herrn Seehofer sagen hören, ich zitiere aus dem Gedächtnis. Als Lehrerin und überhaupt bin ich in der Mitte der Gesellschaft, allerdings nur einmeterzweiundfünfzig groß. Vielleicht muss er sich deshalb so bemühen. Mit Ihrem Artikel sprechen Sie mir aus der Seele. – Bettina Heine


Leserbrief zu „In Braunschweig machen 48 Prozent der Schüler Abitur. In Cloppenburg 18 Prozent. Wie kann das sein?“ von Bastian Berbner und Henning Sussebach

Das Dossier von Bastian Berbner und Henning Sussebach ist für mich das Interessanteste, Klügste, Respektvollste, was ich seit einiger Zeit in der ZEIT zum Thema Bildung im weiteren Sinne gelesen habe. Ich stamme selbst vom Land und bin Lehrerin an einem Gymnasium ungefähr zwischen Braunschweig und Cloppenburg. In der ZEIT erscheint mir ansonsten oft eine seltsam schwadernde, nervig-unrealistische Vorstellung von „Provinz“ – so etwa alles außer zehn großen Städten – vertreten zu sein. Das ist hier anders, die Klischees werden offen thematisiert und mit offenem Ausgang betrachtet – zum Teil entlarvt, zum Teil bestätigt, aber alles differenziert. – Anne Kallenberger


Leserbrief zu „Von wegen klein! Von Bernd Ulrich

Richtig. Wer schon schlechter bezahlt wird, sollte nicht auch noch mit Missachtung gestraft werden. Allerdings sagt Herrn Ulrich nur, was alles nicht geht. Wie wäre es mit Bürgermehrheit. Das wäre nicht nur politisch korrekt sondern auch noch zutreffend. – Gerd Heuft


Leserbrief zu „Von wegen klein! Von Bernd Ulrich

Ich lese seit nunmehr mehr als 50 Jahren die Zeit und seit Ihrem Dabei-sein auch Ihre Artikel. Es ist kein Kompliment und auch keineswegs beabsichtigt: Je älter Sie werden, erscheinen Sie mir nicht klüger zu werden – wie normal. Sie werden offenbar nur verschrumpelter und bärtiger und selbstgefälliger und mit dem Artikel,  “Von wegen klein”, auch scheinbar seniler. Bewegen Sie sich jetzt schon auf dem Niveau einer Frau Krämer, die ihr persönliches Problem mit “Kunde/Kundin” juristisch bis zum EuGH zu treiben gedenkt – und erfinden noch ein  weiteres “Problem” – Sie setzen noch eine Lapalie drauf?  Ist das Ihr persönliches – und evtl. ein neues “Zeit-Niveau”, weil Sie irgendwie als “Chef-Redakteur oder was” fungieren? Was haben Sie da für einen simplen polemischen – pseudo intellektuellen – Artikel “fabriziert”. Dazu muss man ja schon irgendwie “etwas an der Waffel” haben, um  einen solchen Artikel zu schreiben. Und wie Sie den durch die Zensur der “Zeit-Redaktion” (einem bestangesehenen “Wertmedium”) gebracht haben, ist mir absolut schleierhaft. Sehr geehrter Herr Bernd Ulrich – ich denke, Sie hatten einen “Black out” – im Rückblick betrachtet, hatte ich bereits öfter den Eindruck, aber jetzt bin ich mir ziemlich sicher.   Sie haben sich vom “jungen dynamischen Intellektuellen” zum “profanen populistischen Schreiber” “abgewirtschaftet”. Schreiben Sie besser nichts mehr – als solchen Schwachsinn – und dann auch noch auf Seite 1 –  peinlich – für Sie und vor allem  “Die Zeit”. – Nikolaus Krost


Leserbrief zu „Was wir von Uwe Tellkamp hören, kennen wir von Pegida“ von Adam Soboczynzki

Ja, ich war an dem Abend in Dresden dabei. Ich lebe seit 11 Jahren in Dresden und das gut und gerne, wie unsere Kanzlerin sagt. Davor viel in der Welt herum gekommen und davor Westdeutschland. Wenn Herr Grünbein an dem Gesprächsabend doch nur halb so engagiert gewesen wäre, wie in dem Zeit Interview! Dann wäre es ein Gespräch geworden über die Meinungszensur und nicht über den Zufluss der Flüchtlinge. Ihre Überschrift “Was wir von Uwe Tellkamp hören, kennen wir von Pegida“. Was kennen die Menschen von Pegida, die nicht hier leben? Wenig, dass was die Presse aussucht. Also Meinungsmache, Meinungszensur. Leicht werden Menschen in die linke oder rechte Ecke gesteckt, das Schubladendenken vereinfacht so wunderbar. Alles Andere ist anstrengend. Dass Uwe Tellkamp nicht zu einem Interview mit der Zeit bereit war, ist nach zu empfinden. In Ihrer Zeitung wurde ja auch die Initiatorin der Charta 2017, die Buchhändlerin Susanne Dagen in eine Schublade gesteckt, in die sie nicht gehört. Ihre Buchhandlung wurde sogar von den „guten Menschen“ zum Kaufboykott aufgerufen. Das wiederum erweckt bei mir seltsame Assoziationen: kauft nicht…..die Schwere ist natürlich nicht zu vergleichen, angefangen hat es genauso. Ich habe sie verteidigt, dass würde ich jetzt auch mit vielen Äußerungen Uwe Tellkamps  tun. Das brauche ich nicht, er kann das sehr gut für sich. Er weiß er ist nicht allein. Die Reaktion des Suhrkamp Verlags ist weit unter seiner Gürtellinie und dumm dazu. Wenn wir jetzt nicht scharf aufpassen, reden wir die braune Sauce noch herbei. Es ist schon soweit, dass ich Sie bitte meine Meinung nicht unter meinem Namen zu veröffentlichen. Dann lassen Sie es lieber, wenn es anders nicht möglich ist. –  Ein/e ZEIT Leser/in


Leserbrief zu „Beschneidung überdenken!“ von Jochen Bittner

Der folgende Leserbrief wurde am 27.2.2018 vom „Hamburger Abendblatt“ veröffentlicht. Ich hatte ihn als Reaktion auf deren Artikel über Islands neues Verbot der Beschneidung nun auch von männlichen Kindern geschrieben. Die noch grausamere Körperverletzung an Mädchen wird dort schon lange strafrechtlich verfolgt. Am Ende der Zeitungsnachricht hiess es ganz knapp, dass aber eine isländische Bischöfin gegen das Gesetz gestimmt habe. „Ich hoffe, dass wir bald Island folgen und endlich Beschneidungen unter 18 Jahren auch hier verbieten! Es ist eine Schande, dass es bei uns nach jeder verbalen Pöbelei einen Aufschrei der Empörung bis hin zum Ruf nach dem Verfassungsschutz gibt, körperliche Verletzungen an Kindern aber stillschweigend toleriert werden. Religionsfreiheit bedeutet, dass man glauben, aber nicht machen darf, was man will! Kulturelle Traditionen haben ihre Grenze am Grundgesetz und Menschenrecht, Minderjährige stehen sogar unter dem besonderen Schutz von Eltern, Staat und United Nations. Wenn Erwachsene  sich gern freiwillig verstümmeln wollen, ist das ihre persönliche Entscheidung, aber Kindern darf niemand Schmerz und Leid zufügen, auch nicht, wenn es ein uraltes Ritual aus Gruppenidentitätsgründen verlangt! Dass eine Bischöfin sich als Christin gegen das neue Gesetz ausgesprochen hat, ist besonders schockierend.“Anscheinend liegen ihr die Religionsrituale der Juden und Muslims mehr am Herzen als deren kleine Kinder. Dabei hätte sie mutig sein sollen und betonen, dass alle Eltern natürlich das Recht haben, die nächste Generation in dem eigenen Glauben zu unterrichten und auch in die typischen althergebrachten Traditionen der Gemeinden in Moschee oder Synagoge einzuführen, aber dass wir im 21. Jahrhundert keine medizinisch unnötigen und unwiderrufbaren Eingriffe in den Körper von Minderjährigen mehr dulden können. Eine Taufe dagegen tue weder weh, noch habe das bisschen Wasser einen lebenslangen und sichtbaren Schaden zur Folge. – Julia Berendsohn


Leserbrief zu „Tod im Ikea-Regal“ von Hannah Schmidt, in der ZEIT Hamburg

So gut geschrieben und richtig die Kritik zum Verdi-Requiem von Calixto Bieito in der Hamburger Staatsoper auch ist: Warum werden ganz selbstverständlich Regie, Bühne, Solisten und musikalische Leitung namentlich erwähnt, das Kostümbild aber nicht? Das ist leider sehr häufig der Fall, auch in Theaterkritiken. Oft werden Kostüme sogar beschrieben, wie auch im Artikel von Hannah Schmidt („frühlingshaft gekleidet“, „grüner Pulli“) und natürlich steht außer Frage, wie stark die Kostüme eine Inszenierung inhaltlich bestimmen können – mindestens so stark wie beispielsweise das Bühnenbild. Wer dafür verantwortlich ist, wird in den allermeisten Fällen von den Kritikern verschwiegen. Ignoranz? Unwissenheit? Im Fall von „Messa da Requiem“ in Hamburg heißt die Kostümbildnerin übrigens Anja Rabes. Keine ganz Unbekannte ihres Fachs. – Kay Borowietz


Leserbrief zu „Großes Karo, bitte!“ von Manuel J. Hartung

Der Satz gefällt mir sehr gut: „Was und wie Schüler lernen, muß völlig neu erfunden werden.“ Ich bin ein geschundener Vater von 3 Kindern (heute erwachsen). Selbst im Elternbeirat einer Realschule in den 80er Jahren resigniert aufgegeben und meine Kinder gleich mitgenommen. Für mich war der ganze Schulbetrieb ein einziges Chaos. Das mag nicht überall so gewesen sein. In NRW, wo ich lebe, war das Chaos fast überall Standard. Die Vorschläge des Autors in allen Ehren, aber dieser Aufwand lässt sich nicht einrichten. Aufgrund meiner Erfahrung braucht es auch gar nicht. Für mich bedarf es eigentlich nur 2 Änderungen. 1. Weg von der Antiautorität. Eine Lehranstalt ohne Autorität lässt sich nicht vernünftig führen. 2. Bessere Ausbildung und Bezahlung der Pädagogen mit gleichzeitiger Gewichtung für männliche Pädagogen. „Es muß wieder gelernt werden“, wie vor einiger Zeit der Präsident Dieter Lenzen der Freien Universität in Berlin, gesagt hat. Inklusion wird auch falsch organisiert. Gemeinsamer Besuch der Lehranstalt aber getrenntes lernen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Von wegen klein! Von Bernd Ulrich

Viel bedenklicher finde ich jedoch, dass von Angehörigen des Prekariats bzw. der Mittelschicht inzwischen Aussagen kommen wie „Was wird aus dem kleinen Mann?“ oder „Die da oben denken nicht an die kleinen Leute“. Wer sich selbst klein macht, wird jedoch ewig klein bleiben. Scheinbar haben viele im deutschen Volk noch obrigkeitsstaatliche Vorstellungen von einem Subordinationsverhältnis zwischen Volk und Politik, die im 21. Jahrhundert eigentlich obsolet sein sollten. Rufen wir uns in Erinnerung, dass die Politiker unsere Diener sind. Sie existieren um des Volkes Willen – und nicht umgekehrt. – Michael Pfeiffer


Leserbrief zu „Von wegen klein! Von Bernd Ulrich

Die Arroganz der Macht ist nicht mehr zu ertragen. Die vollkommen verantwortungslose (oder trägt ein Politiker für irgendwas Verantwortung?) „Arbeit zum Wohle des Volkes“ mit Überversorgung bei gleichzeitigen Armutsrenten macht nicht mehr nachdenklich. ..nur noch wütend. – Klaus W. Knabenschuh


Leserbrief zu „Beschneidung überdenken!“ von Jochen Bittner

Vielen Dank für Ihren sehr lesenswerten Artikel über Beschneidung! Als das Gesetzt 2013 verabschiedet wurde, war auch ich entsetzt. Sie regen auf angenehme, sachliche Weise zum Nachdenken an und machen Initiativen von Menschen bekannt, die aufgrund persönlicher Erfahrungen wichtige Kompetenzen besitzen und gehört werden sollten. Ich kannte den Verein Mogis beispielsweise nicht. Erlauben Sie mir einen Kritikpunkt. Wie kommt es zu Ihrer Überzeugung, die Wahrscheinlichkeit von Traumatisierungen sei bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres gering? Ich gehe davon aus, Sie haben gut recherchiert und vermute, dass der aktuelle Forschungsstand noch nicht überall angekommen ist. Leider ist nämlich das Gegenteil der Fall. In der Fachliteratur finden Sie überall Hinweise darauf, wie fatal sich gerade frühe Gewalterfahrungen auf die Entwicklung von Bindungs- und damit Beziehungs- und Liebesfähigkeit, auf die Persönlichkeitsentwicklung, die Anfälligkeit für Erkrankungen etc. auswirken. Und zwar je früher desto dramatischer. Um nur ein kleines Beispiel zu nennen, im Fachbuch „Psychotraumatologie“ von Thorsten Heedt, erschienen 2017 bei Schattauer, findet sich auf S. 39: „Risikofaktoren für die Entstehung einer PTBS (Posttraumatischen Belastungsstörung) sind eigene Vortraumatisierungen oder psychische Erkrankungen, geringeres Einkommen, weibliches Geschlecht und jüngeres Alter“. (Als Quelle nennt der Autor einen Artikel aus dem Jahr 2000, Brewin et al., Meta analysis of risk factors for posttraumatic stress disorder in trauma-exposed adults. J Consult clean Psychol 2000, 68(5):748-766) Das leuchtet unmittelbar ein, wenn man sich klarmacht, dass die ersten Beziehungserfahrungen einem Menschen gewissermaßen die Blaupause nicht nur für das eigene Beziehungsverhalten bieten, sondern auch für den Umgang mit sich selbst (Näheres dazu z. B. in Frank-M. Staemmler, „Das dialogische Selbst“, 2015, Schattauer, und in vielen anderen Büchern). Und Beschneidungen werden ja ausgerechnet durch die Menschen veranlasst, die einem kleinen Kind am allernächsten stehen und für sein Wohlergehen verantwortlich sind. Diesem vertraut sich das Baby blind an – es hat ja auch keine Wahl – und erlebt dann eine krasse Verletzung. Sofern diese Erfahrung einmalig bleibt und es ansonsten in gewöhnlichem Maße liebevoll behandelt wird, wird kein Schaden sichtbar werden. Aber es entsteht gewissermaßen eine Sollbruchstelle, sollte es im späteren Leben zu größeren Belastungen kommen. Die Resilienzentwicklung wird ungünstig beeinflusst. – Sibylle Riffel


Leserbrief zu „Was wir von Uwe Tellkamp hören, kennen wir von Pegida“ von Adam Soboczynzki

Das Gezerre um die Äußerung eines Schriftstellers ist kein Novum, wenn es um »heikle Themen« der Gegenwart geht. Kurz vor der Buchmesse äußert er das, was zwar opinio communis ist, aber eben nicht öffentlich gesagt werden darf. Ob sich die Hoffnung auf gute Zahlen aus dem Verkauf seiner Bücher erfüllt, bleibt abzuwarten. Eilig erklärte sich sein Verlag, denn er möchte morgens nicht in der AfD-Schublade aufwachen. Man weiß zu gut, dass die Enkel und Urenkel von NS-Mitläufern, die heute mit Gutmensch-Maske und Geißelpeitsche herumlaufen, ihre Phrasen eingeübt und daher schnell auf der Zunge haben. Wie es in den Asylheimen zugeht und was sich im Asylgeschehen sonst noch abspielt, davon haben jene die Meinungsfreiheit nur für sich Beanspruchenden tatsächlich nicht die geringste Ahnung. So wie sie keine Ahnung haben, dass es ein Geschäft um Milliarden Staatsgelder ist und dass die Bürger nur noch abwinken, wenn sie ihre abgegriffenen Humanitäts-Phrasen hören, weil sie sehr genau wissen, warum sie den »Entrüstungsrummel« inszenieren. Sie geben überlegen tuende Weltweisheit, die in oberflächlichem Denken begründet ist und am Kern der Begebenheiten fortwährend vorübergeht. Sie fordern dauernd Toleranz, besitzen aber selbst nicht ein Fünkchen davon, wenn es um eine andere Meinung geht. Übrigens geht es hier nicht um eine »Meinung«, sondern um eine Tatsache, und die wir nicht einmal von den Asylanten selbst geleugnet! – Henning Gans


Leserbrief zu „6000 vorzeitige Todesfälle durch Stickstoffdioxid. Was diese Zahle bedeutet. Und wie sie entstand“ von Stefanie Kara und Jan Schweitzer

M.E. berücksichtigen Sie  folgende Gesichtspunkte nicht: -Die Toxikologen   setzten   Versuchstiere einem Stoff XY aus.Man kommt hier zu einer Menge oder Konzentration, die als die highest tolerable concentration, HTC, bezeichnet wird. Dies ist die Konzentration, bei der die Versuchstiere keinen erkennbaren Schaden mehr nehmen. Diese Konzentration wurde für NO2 bei 9600 µg/Kubikmeter Luft gefunden.   Nun sagt der Gesetzgeber, von der HTC darf der Mensch nur 1/100 abbekommen. Dies erscheint mir  aus Vorsichtsgründen sinnvoll.  NO 2 ist also bei 90 µg/Kubikmeter zugelassen, d.h., ein Arbeiter kann in einer Fabrikhalle arbeiten, in der diese Konzentration vorliegt. In. In den Straßen sollen aber nur 40 herrschen. Diese Herabsetzung von 90 auf 40 ist auch eine reine Vorsicht. – Die meiste Erfahrung in dieser Frage der Luftverschmutzung  haben verständlicherweise die Asiaten mit ihren Megastädten.  Es gibt mindestens ein Dutzend großer und guter Arbeiten, die die Schädlichkeit der Abgase beweisen. – Alle Autoren erklären aber, dass da, wo NO 2 vorhanden ist, auch andere Stoffe in erhöhter Menge vorliegen wie zum Beispiel Feinstaub. – Die meisten Menschen, die an stark belasteten Straßen leben, gehören den weniger gebildeten Schichten an (low educted people). Diese haben, und dies wissen wir seit vielen Jahrzehnten, eine deutlich geringere Lebenserwartung als Menschen mit höheren Bildungsgraden. Die Zahlen sind erschreckend und liegen bei 6-8-10 Jahren. Die Ursachen dafür sind lange bekannt. Wenn man sie im Gesprächskreis erwähnt, wird man auf der Stelle zum schlechten Menschen erklärt. Diese Ursachen sind tabu. – Keiner steht den ganzen Tag vor seiner Haustür. Es gilt also zu berücksichtigen,  wieviel Zeit er in unbelasteter Umgebung  verbringt z.B. in einem Hochhaus, einem Gärtchen hinter dem Haus usw. – An Straßen, die belastet sind, ist auch viel Lärm. Auch dazu gibt es verschiedene Arbeiten, die zeigen, dass Lärm auf die Dauer dem  Menschen nicht gut tut. – Die genannten Arbeiten sind keine Vergleichsstudien. Ich wünschte mir eine Untersuchung an sagen wir 10.000 Menschen, die in belasteten Straßen wohnen und 10.000, die in unbelasteten Straßen wohnen. Solche Arbeiten habe ich nicht gefunden. Wie man bei dieser Gemengelage zu Zahlen wie etwa 8000 Tote in der Bundesrepublik kommt, ist für mich rätselhaft. – Dieter Höffler


Leserbrief zu „Wir schüren Abstiegsängste“ Mark Schieritz

Es ist müßig, darüber zu streiten, welche Parameter oder Statistiken, ob relativ oder absolut, den Begriff der Armut sinnvoll beschreiben – Wissenschaftler, Politiker wie Spahn und Sarrazin und Vertreter der Wohlfahrtsverbände werden sich nie einig sein. Angeblich leben wir in einem Wohlfahrtsstaat, also in einem Staat, der Maßnahmen zur Steigerung des sozialen, materiellen und kulturellen Wohlergehens seiner Bürger ergreift. Dieser Staat gibt Milliarden z. B. für Schulen, Universitäten und kulturelle Einrichtungen aus. Ist es dann nicht armselig, den Begriff der Nicht-Armut darauf zu reduzieren, dass ein Mensch dank Hartz IV nicht verhungert, verdurstet und erfriert? Gehört zur Nicht-Armut nicht auch die Teilhabe an Bildung, Ausbildung, Beschäftigung, Kultur usw.? Kann sich eine Hartz-IV-Familie auch nur regelmäßige Zoo- oder Theaterbesuche leisten? – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Bleibt alles anders“ von Peter Dausend

zu Ihrer „Suche nach dem richtigen Song zur Groko“ möchte ich die folgenden Vorschläge, jeweils persönliche Befindlichkeiten betreffend, unterbreiten. (Man erkennt unschwer, dass es sich um lauter Songs der Beatles handelt.) Misery – Hermann Gröhe. Not a second time – Lothar de Maizière Julia (alternativ: Sexy Sadie) – Julia Klöckner. I’m a loser – Sigmar Gabriel, Nowhere man – Martin Schulz. Taxman – Olaf Scholz. Here, there and everywhere – Heiko Maas. The fool on the hill – (außer Konkurrenz:) Christian Lindner- Happyness is a warm gun (alternativ: Sgt. Pepper) – Ursula von der Leyen. Rocky racoon – Dorothee Bär. Why don’t we do it in the road? – Andreas Scheuer. Bungalow Bill – Horst Seehofer. Bad boy – Jens Spahn. I’m down – (ebenfalls außer Konkurrenz:) Cem Özdemir. Und der ganze lustige Laden begibt sich nun auf eine Magical mistery tour. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Wir schüren Abstiegsängste“ Mark Schieritz

Der ehemalige Generalsekretär Georg Cremer sagt im Interview: „Gerade Eltern aus bildungsfernen Schichten schrecken davor zurück, ihr Kind zum Beispiel bei einer Musikschule oder einem Sportverein anzumelden, selbst dann, wenn der Staat die Kosten komplett übernehmen würde.“ Als Musiklehrer an einem niedersächsischen Gymnasium musste ich leider eine andere Erfahrung machen, als ich versuchte, einer musikalisch sehr begabten Schülerin Geigenunterricht zu vermitteln. Die Eltern sind Einwanderer, das Kind in Deutschland geboren. Derzeit lebt die Familie vom Hartz IV-Satz, hat also Anspruch auf das sogenannte Bildungspaket. Ein Anruf beim Landkreis brachte jedoch ein ernüchterndes Ergebnis: Für den Bereich „Kultur, Sport und Mitmachen“ können Kinder monatlich insgesamt bis zu 10 € erhalten. Der Instrumentalunterricht bei der Musikschule in gemeinnütziger Trägerschaft kostet allerdings in der allergünstigsten Variante (Gruppenunterricht, ermäßigter Beitrag) monatlich € 28,50. Dazu kommen 15 € Miete für das Instrument. Damit blieb der Instrumentalunterricht für das betreffende Kind etwas, das sich ihre Mitschülerinnen leisten können, sie jedoch nicht. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales nennt auf seiner Informationsseite zum Bildungspaket ausdrücklich den Zweck „Gebühren der Musikschule“. Das ist zynisch. Wollen wir Kindern wirklich den gesellschaftlichen Aufstieg erleichtern? Dann muss sich am sogenannten Bildungspaket sehr viel ändern. – Jochen Kallenberger


Leserbrief zu „In Braunschweig machen 48 Prozent der Schüler Abitur. In Cloppenburg 18 Prozent. Wie kann das sein?“ von Bastian Berbner und Henning Sussebach

Die Gegenüberstellung der beiden Extreme finde ich sehr gelungen. Dies macht Lust auf mehr: Wie sind die Abiturientenquoten in anderen Landkreisen, zum Beispiel im Nachbarkreis Vechta, ebenfalls Oldenburger Münsterland (also gleiche Geschichte), ähnlicher Anteil an Katholiken und CDU-Wählern und ebenfalls hoher Tierdichte, aber mit einer Hochschule (Pädagogik, Tierische Produktion). Oder der Nachbarkreis Emsland, wie Cloppenburg und Vechta zur „metropolfernen Boomregion“ (Forschungsprojekt der Leibniz-Universität) gehörend. Oder, oder… – Adolf Ronnenberg


Leserbrief zu „Was wir von Uwe Tellkamp hören, kennen wir von Pegida“ von Adam Soboczynzki

Wunderbar. Danke, Durs Grünbein, für die klare Sprache, Haltung und vor allem die klare und offensive Argumentation. Ja, wir brauchen einen Cordon sanitaire, einen humanistischen Raum, den wir verteidigen, aber auch nachvollziehbar begründen müssen. Denn es gilt: „Achte auf deine Gedanken, denn sie werden zu Worten. Achte auf deine Worte, denn sie werden zu Handlungen.“ – Karl Giebeler


Leserbrief zu „Von wegen klein! Von Bernd Ulrich

Ich bin schon erschrocken, als ich den Untertitel des Artikels sah. Was dann im Artikel folgt, lässt mich schaudern. Was ich lese, bestätigt alle Kritik an abgehobenen Eliten. Was Sie in Horst Seehofers Aussage hineininterpretieren ist vollkommen übertrieben. Ich sehe darin lediglich ein Wortspiel mit „groß“ und „klein“, sowie die Absicht, sich um Leute zu kümmern, die im Allgemeinen zu kurz kommen. Aber Sie blasen diese simple Aussage zu einem sprachphilosophischen Machwerk der allerschlimmsten Sorte auf. Ihren Kommentar halte ich für völlig überzogen, weltfremd und arrogant. Solche Reaktionen auf einfache Aussagen der Politik lähmen jegliche Diskussion. Sie sorgen dafür, dass nicht ausgesprochen wird, was der Diskussion bedarf. Es ist das Gift der political correctness, das den Gegner diffamieren und mundtot machen soll. Was die Politik und die Demokratie brauchen sind nicht eloquente Empörungen über Worte, sondern ehrliche Diskussionen um Werte, Ziele und Absichten, in denen jeder seine Worte benutzen darf, ohne dafür von vornherein verurteilt zu werden. – Andreas Matt


Leserbrief zu „In Braunschweig machen 48 Prozent der Schüler Abitur. In Cloppenburg 18 Prozent. Wie kann das sein?“ von Bastian Berbner und Henning Sussebach

Der Artikel über die beiden Gymnasien in Cloppenburg und Braunschweig ist ganz großartig. Tolle Idee, die beiden sympathischen Schulleiter-Geschwister miteinander ins Gespräch zu bringen. Noch toller, wie Berbner und Sussebach die dazugehörigen städtisch-akademischen und ländlich-bodenständigen Lebenswelten zwar ein bisschen überspitzt, aber ideologisch unvoreingenommen beschreiben und vor allem nebeneinander als gleichwertig gelten lassen. Ja, man kann tatsächlich mit und ohne Abitur auf dem Land glücklich leben und mit und ohne Abitur in der Großstadt extrem unglücklich werden. Und das ganze gilt natürlich auch umgekehrt. Nur eines wäre falsch: allen das gleiche Bildungsrezept für ihr Lebensglück vorzuschreiben. – Dr. Herbert Grieshop


Leserbrief zu „Beschneidung überdenken!“ von Jochen Bittner

Jochen Bittners Appell, das „Gesetz über den Umfang der Personensorge bei einer Beschneidung des männlichen Kindes“ gründlich zu überdenken, möchte ich unterstützen. Unter einer me too-Flagge kann ich ein wenig Leben beisteuern; und wenn ich ein Savant in Sachen Beschneidung bin, so kann ich das am ehesten einem Großvater vom Fach zuschreiben. Hautarzt war er und er hat sich zur Vorsorge gegen die ihm tagtäglich vertrauten Infektionen des Reproduktionsapparates niemals auf eine Toilettenbrille gesetzt. Es sind nicht allein etwaige körperliche Langfristfolgen des Eingriffs im Intimbereich zu bedenken oder mögliche Schmerzen, die mit einer mehr oder weniger fachmännischen Operation zusammenhängen. Ich erinnere mich lebhaft: Über einige Jahre erwachender Sexualität war ich grundlegend verunsichert, ob denn bei mir anatomisch alles zum Rechten stünde oder ob ich nicht beim eigentlichen Initiations-Erlebnis kläglich versagen würde oder auch nur schief angesehen werden müsste. Mit wem sollte man solche Sorgen abwenden? Mit Eltern, die immerhin den nicht revidierbaren Schnitt selbst angeordnet hatten? Der i.J. 2012 erfolgreiche Gesetzentwurf war unter Druck der Kölner Entscheidung und einer schnell hoch erregten öffentlichen Debatte eiligst zusammengestoppelt; als Teil der amtlichen Begründung musste etwa ausdrücklich dies herhalten: „Aus Bayern wurde 1843 der Fall berichtet, dass die Polizeibehörde einen jüdischen Vater, der sich geweigert hatte, seinen Sohn beschneiden zu lassen, sogar anwies, sein Kind beschneiden zu lassen: Solange er der Religion angehöre, habe er sich auch deren Religionsgebräuchen zu unterwerfen (Der Orient 1843, Heft 40, S. 316).“ Und genau da liegt das Problem: Die Beschneidung, die selbst auf vorjüdische, archaische Rituale gründet, ist aus meiner Sicht ein ausschließlich ritueller, gruppendynamischer und traditioneller, aber kein philosophischer, mystischer oder ethischer Teil von Religion. Die Beschneidung dient schlicht der Kennzeichnung und Herkunftsbezeichnung, nicht anders als ein Brandzeichen, als das Schwarz-Rot-Gold des Lützowschen Freikorps oder Margarete Steiffs berühmter Knopf. Diesen Gradienten im Religiösen und Ethischen sollten wir künftig beachten, wenn wir das individuelle Recht auf körperliche und psychische Unversehrtheit und auf selbstbestimmte Entwicklung der uns anvertrauten Kinder unumkehrbar beschneiden wollen. – Dr. jur. Karl Ulrich Voss


Leserbrief zu „Was dürfen Künstler?“ von Juliane Rebentisch

Ich hatte mir sehr viel vom Titel dieses Artikels versprochen und dann das: „Die Reaktion auf diese problematische Entwicklung kann jedoch nicht sein, auf die Ideologie der Kunstfreiheit zurückzufallen. Man muss sie vielmehr noch einschiedener verabschieden.“ Aufklärung ist für mich die Idee, dass die Freiheit der Kunst die Trennung des Künstlers von seinem Werk voraussetzt. Man kann einen Menschen für seine ethisch-moralischen Vergehen bestrafen, Kunstwerke dagegen werden verbrannt, verschwinden in Museumskellern oder landen bei Sammlern, deren Kunstsinn im Auge des Betrachters liegt. Mich erinnern die Debattenanmerkungen von Frau Rebentisch an den Geist der die Ausstellung „Entartete Kunst“ hervorgebracht hat. Ist die Darstellung von Leid gleichzusetzen mit der Verhöhnung desselben? Kann eine bestimmte Pinseltechnik perse „rassistisch“ sein? Und wenn ja, wer bestimmt das? Wie würde man anhand der „neuen Ideologie der verabschiedeten Kunstfreiheit“ Werke von Goya, Kollwitz oder auch Spitzweg beurteilen? Würde man sich auf diesen Paradigmenwechsel einlassen, wären dem „Geschmäckle“ und der Subjektivität von sog. Expert*en, die sich hinter einer verschwurbelten, den eigenen Standpunkt verschleiernen Spache verschanzen, Tür und Tor geöffnet. Frau Rebentisch unterscheidet hier nicht zwischen der Kunst und ihrem Markt- und ich meine damit speziell den Markt der intellektuellen Kunstverwerter: der Philosophen, Künsthistoriker und allen anderen kunsttheoretischen Rezipienten. Abschließend und ganz allgemein möchte ich Frau Rebentisch für ihre nächste Veröffentlichung in einer Tageszeitung anraten, sich eines klaren, verständlichen Stils zu bedienen. Andernfalls sollte ein erfahrener Redakteur*in eine „Übersetzung“ dieses Fachkoreanisch erarbeiten. Das „Sujet“ dieser Debatte wäre es jedenfalls wert. – Christiane Bärmann-Frontzek


Leserbrief zu „Großes Karo, bitte!“ von Manuel J. Hartung

In dem Artikel wird behauptet: „….wie Schüler lernen, muss völlig neu erfunden werden.“ Eine in zweierlei Hinsicht fragwürdige, ja falsche, unsinnige normative Aussage.

  1. WIE Menschen, hier Schüler, lernen ist ein empirisch zu ermittelnder Sachverhalt von der gleichen Qualität wie die Frage, wie „verdauen“ Menschen, wie atmen sie. Ihre Forderung würde also auf diese Sachverhalte übertragen lauten: „Wie Menschen, Schüler, verdauen, atmen muss völlig neu erfunden werden.“
  2. Mit der Frage, wie Menschen (einschließlich Schüler)  lernen, haben sich eine Armada von Wissenschaftlern in den Disziplinen der Psychologie (Lernpsychologie, Kognitionspsychologie, Entwicklungspsychologie) einschl. Neuropsychologie, den Neurowissenschaften  sowie der Erkenntnistheorie seit Generationen auseinandersetzt und Theorien über das Lernen entwickelt.*
  3.  Aber dennoch ist unser Wissen über das Lernen noch sehr bescheiden, z. B. über Transfereffekte. Auch über Lernstörungen, Lernhindernisse wissen wir noch relativ wenig.
  4. In Anbetracht dieser Forschungen erscheint Ihre Forderung, abgesehen von ihrem kategorialen Denkfehler, anmaßend und zudem unmöglich: Wie will man feststellen, ob etwas „neu“ ist, ohne Kenntnis des Vorhandenen?
  5. Es wäre sowohl für die Ausbildung von Lehrkräften als auch für die schulische Unterrichtsarbeit schon sehr viel gewonnen, wenn die vorhandenen Erkenntnisse über das Lernen von den an Schulen unterrichtenden Lehrkräften und denjenigen, die diese ausbilden, bekannt wären, in praxi angewandt und auf ihre empirische Haltbarkeit überprüft werden würden.
  6. Wir haben sowohl in der Lehrerausbildung als auch im schulischen Unterricht beträchtliche Defizite in der Anwendung lern- und lehrtheoretischer Erkenntnisse/Theorien!
  7. Eine notwendige Forderung wäre deshalb, im Rahmen dessen, was Sie unter „drittens“ schreiben, diese Defizite zu beheben und erheblich mehr Mittel in die Erforschung des Lernens zu investieren. Andere Fragen sind die, welche Werkzeuge, welche Instrumente des Lernens stehen zur Verfügung, sollen zur Verfügung gestellt werden und was soll gelernt werden. Diese Fragen lassen sich zwar apodiktisch, dogmatisch beantworten mit normativen Setzungen, Vorgaben für Schulen. Aber wenn sie losgelöst formuliert werden von dem vorhanden Wissen über das Lernen werden diese Ansprüche mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht oder nur unzulänglich eingelöst werden. Im Übrigen gilt für alle Frage des Lernens, also auch solchen, die beabsichtigen das Lernen zu verbessern, zu fördern: LERNEN LÄSST SICH NICHT BESCHLEUNIGEN – der kapitalistische Beschleunigungswahn stößt hier auf seine Grenzen. – Rainer Egold

Leserbrief zu „Und jetzt Europa?“ von Paul Middelhodd et. Al

wie kommt es, daß die Intellektuellen sich nie die Frage stellen, warum das so ist. Das fällt ja nicht so ohne weiteres vom Himmel. Kann es nicht eher so sein, daß sie mit ihrer Theorie völlig falsch gelegen haben und es dadurch zu einem Rechtsruck gekommen ist. Sie sind heute noch ständig unterwegs und predigen immer noch denselben Quatsch. Dafür ist es zu spät. Sie haben sich selbst aus dem Spiel gebracht. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Maas‘ Ziel“ von Peter Dausend und Michael Thumann

Damit Sie gleich wissen mit wem Sie zu tun haben: Maas ist eine glatte Fehlbesetzung und die das zu verantworten haben klage ich auch an. Wer, wie Maas eine demokratische Partei regelrecht hasst, der hat eigentlich in der Politik überhaupt nichts zu suchen. Aber da die Autoren ähnlich ticken, hat er nichts zu befürchten, daß er in die Pfanne gehauen wird. Gott sei dank gibt es Journalisten die das anders sehen. Allein sein Habitus hat keine Ausstrahlung, keine Aura, von einer Persönlichkeit weit entfernt. Der Mann kann weder herzlich lachen noch verbindlich anderen Menschen entgegentreten. Von Humor keine Spur. Eine wichtige Voraussetzung um ein angenehmes Gesprächsklima zu schaffen.  Für mich ist das Ganze ein Armutszeugnis und Blamage für unseren Staat. Ich kann mir kaum vorstellen, daß er jemals in den aussereuropäischen Staaten Freunde gewinnen wird. In Europa wird es nicht viel anders sein. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Großes Karo, bitte!“ von Manuel J. Hartung

Was bestimmte zentrale Aussagen betrifft, stimme ich mit Herrn Hartung überein. Bildung ist ein elementares Thema. Insbesondere für eine Land wie Deutschland, dessen Wohlstand weitgehend auf Wissen und Können beruht. Auch kann das, was in der Schule vermittelt wird, nicht statisch verharren, sondern muß technologische und gesellschaftliche Entwicklungen rasch abbilden, im Idealfall teilweise vorwegnehmen. Einige Teilaspekte bewerte und ordne ich dagegen anders ein. Industrialisierung, Maschinen, Automatisierung, Telekommunikation, Computer und Vernetzung verändern die Gegebenheiten seit mehr als zwei Jahrhunderten fortlaufend. Was Herr Hartung als hereinstürzende Digitalisierung sieht, sind für mich die technologischen Entwicklungen der letzten 50 Jahre, ermöglicht durch Mikroelektronik und Software. Wir sollten diesem Aspekt grundsätzlich mit weniger Dramatik und Hype begegnen. Ob die Geschwindigkeit der Entwicklungen stetig zugenommen hat (Beschleunigung), wie manche behaupten, oder ob dies lediglich das subjektive Empfinden der jeweiligen Generation ist, vermag ich nicht objektiv zu beurteilen. Erst müße man sich darüber einigen, in welcher Einheit die Geschwindigkeit gemessen werden soll (Produktivität?). Berufe und Tätigkeiten entfallen, verändern sich oder werden weniger gebraucht, gleichzeitig entstehen neue, meistens weniger gefährliche, weniger zeitaufwendige, weniger belastende. Parallel steigt der gesellschaftliche Wohlstand, die medizinische Versorgung wird besser, die Lebenserwartung steigt. Und das fortlaufend seit zweihundert Jahren. Natürlich kommt es dabei zu Verwerfungen und Diskontinuitäten, nicht alles verläuft glatt und reibungslos. Bestimmte Umbrüche sind für den Einzelnen, für einzelne Gruppen zum Teil fraglos schmerzlich und schwierig. Wenn LKWs also in 30 Jahren weitgehend autonom unterwegs sein werden, wird das volkswirtschaftlich eine gute Entwicklung sein. Auch wenn dadurch wesentlich weniger LKW Fahrer benötigt werden. Wir beklagen heute doch auch nicht mehr den Verlust von hunderttausenden von körperlich sehr anstregenden Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft durch Erntemaschinen. Die Medien sollten keine übersteigerten Ängste vor Veränderungen der Arbeitswelt schüren, sondern solche Veränderungen, als das beschreiben, was sie sind: Als den Normalfall. Mit in der Regel mehr Chancen als Risiken und seit  mehr als 200 Jahren mit einer anhaltend positiven Entwicklung in den Bereichen Wohlstand und Lebensqualität. In der Schule zu vermittelnde grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben, Text verstehen, sprachlicher und schriftlicher Ausdruck, Rechnen und Mathematik, Argumentation und Diskussion sowie geschichtlich-politisch-gesellschaftiches-technisches Verstehen und Einordnen werden durch diese Entwicklungen nicht obsolet. Der schnelle Zugriff auf umfassende Wissens- und Informationsmengen verlangt darüber hinaus eine ausgeprägte Fähigkeit zur Bewertung, Einordnung und Abstraktion. Auch werden in Zukunft neue substantielle Erkenntnisse nicht ausschließlich in Projekt- und Gruppenarbeit gewonnen. Die Fähigkeit zu konzentrierter Einzelarbeit über mehr als 5 Minuten wird auch zukünftig gefragt sein. Wer zumindest das Basislager der höheren Mathematik erreichen will, wird in der Regel  weiterhin nicht umhin kommen, sich in mühsamer und anstrengender Einzelarbeit dort hin zu bewegen. Unabdingbare Voraussetzung, um Algorithmen zu verstehen und neue zu entwickeln. Programmieren selbst hat in der Grundschule und wohl auch in der 5. und 6. Klasse noch nichts verloren. Das wäre Aktionismus, gut gemeint aber schlecht gemacht. – Dietmar Baier


Leserbrief zu „Über eine sexistische Ikone“ von Harald Martenstein im ZEIT-Magazin

darf ein Verfasser von Glossen, für die er sozusagen verbeamtet ist, dennoch oder gerade deswegen, pardon, blühenden Unsinn schreiben? Macht es die Sache besser, dass er diesen Unfug aus dem Internet abgekupfert hat, leider ohne die Quelle zu nennen? Nein, ich meine nicht Ihren, nochmals pardon, kindischen Reim „Nieder mit den Nymphen, in jeglichen Sümpfen!“, mit dem Sie „alle Kämpferinnen und Kämpfer gegen den Sexismus“ lächerlich machen wollen, ohne offenbar zu bemerken, dass Ihre diesbezüglichen Bemühungen nicht weniger verbissen sind als die gegenteiligen der von Ihnen Veräppelten. Ich beziehe mich auf den Kern Ihrer Analyse, das Zitat aus dem Elvis-Presley-Hit „Jailhouse Rock“, das dem gleichnamigen Film aus dem Jahre 1957 entstammt. Dazu schreiben Sie eine recht freie Übersetzung aus dem Internet ab. (Oder sollte die Seite http://www.songtexte.com/uebersetzung/elvis-presley/jailhouse-rock-deutsch-1bd6b1a4.html von Ihnen stammen? Aber dann würden Sie den „Jailhouse Rock“ vielleicht doch etwas besser kennen.) Ich beschränke mich auf einen besonders eklatanten Missgriff des Übersetzers bzw. Irrtums des, nun ja, Zitators. Die Szene spielt in einem amerikanischen Männergefängnis der fünfziger Jahre. Allein deswegen eignet sich der Text denkbar schlecht zur Illustration missratener Geschlechterbeziehungen. Gefangener Nr. 47 sagt zu seinem Mitgefangenen Nr. 3 „You’re the cutest jailbird I ever did see.“ Dafür übernehmen Sie die die Übersetzung (s. obiger Link): „Du bist die geilste Schnitte hier in unserer Kartei“ und wollen allen Ernstes damit beweisen, „wie sehr Elvis Frauen auf ihren Körper reduziert hat.“ Eine wirklich glanzvolle Exegese! Ein Mann sagt zu einem anderen „Du bist der schlaueste Knastvogel, den ich je gesehen habe!“, Elvis singt das und wird damit von Harald Martenstein zweifelsfrei der Frauenfeindlichkeit überführt. Gratuliere! Ein weiterer Meilenstein auf Ihrem tapferen Kreuzzug gegen den Genderwahn. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Von wegen klein! Von Bernd Ulrich

Mit einer Politik für kleine Leute konnte auch John Rawls (1921-2002), Professor für Philosophie an der Harvard University, dessen Theorie der Gerechtigkeit schon zu Lebzeiten zu den klassischen Texten der politischen Philosophie, Ethik und Moralphilosophie des Liberalismus gezählt worden ist, nichts anfangen. Möglicherweise hatte Rawls Theodor W. Adornos „Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben“ gelesen. Hier hat Adorno sich mit deutlichen Worten geäußert zur Politik für „Kleine Leute (…) Hitler (…) der wie kein anderer Bürger das Unwahre im Liberalismus durchschaute, durchschaute doch nicht ganz die Macht hinter ihm, eben die gesellschaftliche Tendenz, die in Hitler wirklich bloß ihren Trommler hatte. Sein Bewusstsein ist auf den Standpunkt des unterlegenen und kurzsichtigen Konkurrenten zurückgeschlagen, von dem er ausging, um ihn in abgekürzten Verfahren zu sanieren. Notwendig fiel die Stunde der Deutschen solcher Dummheit zu. Denn nur solche, die den in Weltwirtschaft und Weltkenntnis gleichermaßen Beschränkten glichen, konnten … einspannen ihre Sturheit in den Zug des von keiner Reflexion Ungehemmten. Die Dummheit Hitlers war eine Liste der Vernunft.“ (Adorno 1951). Jedenfalls fordert Rawls Gerechtigkeitstheorie eine ganz andere Politik ein. Keine für kleine Leute, sondern eine Politik für die „am wenigsten begünstigten Angehörigen der Gesellschaft“ (John Rawls 2003). Die sozialen und ökonomischen Ungleichheiten müssen sich „zum größtmöglichen Vorteil für die am wenigsten Begünstigten Gesellschaftsmitglieder auswirken“ (Rawls 1998). Außerdem müssen die „Bedingungen fairer Chancengleichheit“ (Rawls 2003) im Wettbewerb um knappe gesellschaftliche Ressourcen und Güter wie Macht, Geld und Anerkennung gewährleisten sein, wenn soziale und ökonomischen Ungleichheiten die soziale Kooperation kennzeichnen. Die am wenigsten begünstigten Angehörigen der Gesellschaft in den Mittelpunkt zu stellen, dass müsste doch eigentlich für eine Partei, die sich als christlich bezeichnet, eine attraktive Option sein. Ebenso für eine Partei, die sich als sozial bezeichnet. Kein Demokrat kann gegen eine Politik argumentierte, die sich zum größtmöglichen Vorteil für die am wenigsten Begünstigen Gesellschaftsmitglieder auswirkt. Vielleicht würde sich diese Politik zum Nachteil der am meisten begünstigten Angehörigen der Gesellschaft auswirken. Aber wer kann sich daran stören, solange der größtmögliche Vorteil für die am wenigsten Begünstigen gesichert ist. Wahrscheinlich alle, die nicht zur „Weltwohlstandsnische Bundesrepublik Deutschland“ (Ulrich Beck 1988) gehören. Nun ja, lebendige Demokratie weltweit, die Hoffnung von Rawls wie Adorno, hier treffen sich die universalistischen Ambitionen der christlichen und sozialistischen Traditionen, die sich in der GroKo zusammen getan haben, in trauter Einigkeit. Die am wenigsten Begünstigten Weltbürger wird’s freuen. Zur Freude der am meisten Begünstigten Weltbürger. Kurzum, Politik für Demokraten, das ist die unbedingte Forderung der Vernunft! – Dr. Berno Hoffmann


Leserbrief zu „Von wegen klein! Von Bernd Ulrich

Vielen Dank für Ihren oben genannten Artikel. Als Prädikantin rede ich immer mal wieder von der Kanzel herab über die „Schwachen“ in der Gesellschaft, die Gott besonders auf der Agenda hat. Besonders glücklich bin ich nicht mit dieser Formulierung.  Ich selber als Grundschullehrerin im Ruhestand und Frau eines Pastors, jetzt auch i.R., weiß zwar, dass ich auch sehr schnell zu den Schwachen gehören kann, aber eben auch dann noch mit besserem finanziellen Polster. Und von oben (Kanzel) als schwach bezeichnet zu werden, würde mir auch nicht gefallen. Die Frage nach dem richtigen Wort für die gemeinte Gruppe von Menschen ist schwierig, da stimme ich Ihnen voll zu. Ich habe nach gründlichem Lesen des Artikels herausgefunden, dass Sie sie als Menschen, die es schwerer haben, bezeichnen. Für diese Formulierung bin ich Ihnen dankbar, weil darin Empatie liegt, weil das weit gefasst ist und weil darin so wenig Überheblichkeit wie möglich steckt. Danke also für die Hilfe. – Ilse Wittenborn


Leserbrief zu „Wir schüren Abstiegsängste“ Mark Schieritz

Chapeau für den Caritas-Ökonomen Georg Cremer! Gegen die journalistische und politische Bugwelle der oft mit fragwürdigen Statistiken begründeten stereotyp erhobenen Forderungen nach mehr Umverteilung setzt Cremer seinen Wunsch nach mehr Realismus in der Armutsdebatte entgegen. – Hans Hardenberg


Leserbrief zu „Wir schüren Abstiegsängste“ Mark Schieritz

Jawoll, der Mann von der Caritas steht mit beiden Beinen fest auf dem Grund unseres Planeten. Mein reden seit Ostern. Auch in Ihrer „Zeit“ muß ich mich über den Populismus ärgern, obwohl es Gott sei dank die Ausnahme ist. Da gibt es ganz andere Blätter, die nur vom skandalisieren und moralisieren leben. Und mein Motto ist: Wer unsere Sozialeinrichtungen missbraucht, der nicht einen Pfennig eingezahlt hat, sollte daran nicht partizipieren. Die Kriegs-Flüchtlinge und nur um die geht es, sollten daraus für eine gewisse Zeit schöpfen können, solange wie ihr Land noch in Gefahr ist. Auch mit der Integration sollte man nicht voreilig vorgehen. Wir kriegen noch früh genug viele Arbeitslose. Alles andere ist Spinnerei. Dann benötigen wir selbst eine starke Kasse. Es gilt also Vorsorge zu treffen. Andere sollten nur Sachleistungen erhalten und schneller wieder nach Hause geschickt werden. Das befriedet unser Land auch wieder und bringt mehr Ruhe in den Stall. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „In Braunschweig machen 48 Prozent der Schüler Abitur. In Cloppenburg 18 Prozent. Wie kann das sein?“ von Bastian Berbner und Henning Sussebach

Die Reportage über das Abi in Cloppenburg und Braunschweig fand ich unheimlich interessant. Ich habe beim Leserparlament für die Reportage gestimmt. Beide Reporter haben sich super mit dem Thema auseinander gesetzt. Danke. Beim diskutieren mit meiner Frau kamen wir zu dem Schluss, dass wahrscheinlich 48% der Braunschweiger  den Artikel lesen und 18% der Cloppenburger, aber es müsste eigentlich genau anders herum sein. Denn dann würde sich bei der Förderung der Schüler in Cloppenburg vielleicht etwas ändern. Sowohl durch Lehrer, Arbeitsamt als auch Eltern. Übrigens würde meiner Frau auch durch ihre Eltern das Gymnasium verweigert obwohl die Zensuren gepasst hätten. Dann hätte sie evtl. noch studieren wollen, und das ginge ja gar nicht …. Da war übrigens in Hamburg der 70er Jahre. Interessant wäre jetzt in ein paar Jahren zu erfahren was aus den Marie , Yannik und Ellen geworden ist. – Joachim Schleu


Leserbrief zu „6000 vorzeitige Todesfälle durch Stickstoffdioxid. Was diese Zahle bedeutet. Und wie sie entstand“ von Stefanie Kara und Jan Schweitzer

Statistik hin, Statistik her – seien wir mal ehrlich: die derzeitige Situation in deutschen Städten ist so beschaffen, dass die Minderung der Lebenserwartung durch Dieselabgase eine rein virtuelle Größe ist. Das kommt ja auch in Ihrem gut recherchierten Artikel zum Ausdruck. (Fast) Jeder, der Panik veranstaltet, macht dies aus der Hoffnung heraus, etwas länger zu leben. Dummerweise haben alle diese Mortalitätsstudien einen entscheidenden Nachteil: sie enden IMMER bei 100%. Reibt sich nach einem Dieselverbot der Pulmologe befriedigt die Hände, wenden sich die Blicke schnell dem Urologen zu, dem jetzt die fehlenden 6.000 Toten ins Heft geschrieben werden, und alles geht von vorne los. Im Grunde werden mit dem Diesel, veganer Ernährung, rülpsenden Kühen und anderen Sachen ohnehin schon genügend Säue durchs mediale Dorf getrieben, die sich gegenseitig Konkurrenz machen. Wäre nicht mal ein wenig mehr Gelassenheit angesagt? Man kann Weichen stellen, dass die Entwicklung in bestimmte Richtungen geht, aber bis man da ankommt, soll man zwischendurch die Leute doch bitte einfach mal Leben lassen. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Stimme, Geräusch, Stille“ von Moritz von Uslar:

Sandra Hüller ist eine sehr schöne Frau. Eine richtig gute Schauspielerin ist sie auch, keine Frage. Aber „Schauspieler-Königin“? Ich habe das Gefühl, beim Feuilleton hecheln manche Schreiber Ikonen hinterher, die irgend jemand aufgerichtet hat und keiner weiß mehr, wer es war und warum. Egal: Hauptsache, man sitzt im Szene-Café, beschreibt kenntnisreich die Dr.-Martin-Schuhe des Kellners und hechelt mit. Des Kaisers neue Kleider 2018. Gut zu beobachten ist das an dem – für mich – unsagbar langweiligen und völlig überschätzten Film „Toni Erdmann“. Die unvergleichliche Maren Ade! Ach wie genial! Erstens haben wohl die meisten dieser Schönschreiber den Streifen niemals in voller Länge geschaut (denn er hat gruselige Längen!), und zweitens scheinen sie fürchterliche Angst davor zu haben, dann nicht mehr im Leipziger Süden registrieren zu dürfen, dass es auch dort Eier im Glas gibt. Jedenfalls nicht mehr gegen Bezahlung. Auch Wolfgang Herrndorf ist scheinbar unkritisierbar. Ich finde „Tschick“ langweilig, tut mir leid. Aber Herrndorf war ein richtig großartiger Maler! Die ZEIT hatte einmal kurz darüber berichtet. Es ging irgendwie unter. – Rudolf Heym


Leserbrief zu „Von wegen klein! Von Bernd Ulrich

Der Autor manövriert sich mit seinen semantischen Verrenkungen offensichtlich in eine Sackgasse. Er läge mit seiner Analyse richtig, falls der Begriff eine Wertung i. Sinne von “ zu kurz Gekommenen” enthielte. Das ist jedoch nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um die völlig wertneutrale Beschreibung einer bestimmten Spezies. Irgendein Name muss sich schließlich finden lassen, sonst hätten wir eine arme Sprache. Daneben liegt auch die These, jene Bevölkerungsgruppe werde ….”klein gehalten”. Das erinnert ein wenig an die von Ludwig Marcuse in den Sechzigern propagierte sog.  “strukturelle Gewalt”. Als ob es einen übernatürlichen, sozusagen systemimmanenten Unterdrückungsapperat gäbe. Natürlich finden sich jene “kleinen Leute” nicht auf der Sonnenseite einer wie auch immer skalierten Hierarchie. Das wäre aber auch dann der Fall, wenn zB der Mindestlohn auf das Durchschnittseinkommen heraufgesetzt würde. Sie wären dann zwar materiell einigermassen saturiert, würden sich dennoch gesellschaftlich aufgrund Bildung, Herkunft, Beruf etc. nicht im Mittelfeld wiederfinden. Also eine bloße Zustandsbeschreibung, nicht mehr und nicht weniger. – Christoph Schönberger


Leserbrief zu „Beschneidung überdenken!“ von Jochen Bittner

Ich habe Ihren Artikel mit großem Interesse gelesen – bis zum letzten Absatz. Nur diesem muss ich deutlich widersprechen. Generell gilt, dass die Wahrscheinlichkeit von Traumatisierungen höher ist je früher sie im Leben stattfinden. Und: Säuglinge empfinden Schmerz, auch wenn dies lange Zeit für unmöglich gehalten wurde und Babys deshalb bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts ohne Schmerzmittel und Betäubung operiert wurden. In Ihrem letzten Absatz sind wohl noch Reste unserer eigenen Kultur im groben Umgang mit Babys vorhanden. Beschneidungen sind potentiell auch im Säuglingsalter traumatisierend. – Ulrike Gritsch


Leserbrief zu „Von wegen klein! Von Bernd Ulrich

Es wäre eine schöne Karrikatur. Ein großer runder Tisch , unter dem Tisch viele Kinder ,  um den Tisch herum sitzend viele Menschen, Groß und Klein, die kleinen geduckt mit hängenden Ohren und geballten Fäusten, sich gegenseitg zuraunend und oben drüber am gleichen Tisch die großen Damen und Heren der Politik, die sich Sprechblasen (PHRASEN) zuwerfen , aber da soweit auseinandersitzend sich nicht zuhören können mit zugreklappten Ohren oder auch Ohrenschützer auf den Ohren wäre noch schöner. Leider kann ich nicht zeichnen, aber vielleicht Janosch. – Geelke Braun


Lesebrief zu „Wir bleiben im Elfenbeinturm“ von Wolfgang Spohn

Es ist gut, daß Wolfgang Spohn, Professor für Philosophie und Wissenschaftstheorie an der Universität Konstanz, die doch sehr pauschale  Einschätzung der gegenwärtigen deutschsprachigen Philosophie als  „ in desolatem Zustand befindlich “ zurecht gerückt hat. Gegen rein akademische Katheder-Philosophie hat es immer schon Einwände der Beschränktheit gegeben. Auch Autoren wie Nietzsche, Sloterdijk oder Schopenhauer („ nur“   Privatgelehrter) und jetzt Richard David Precht können ein Eigenrecht für ihren jeweils partikularen Ansatz des Philosophierens beanspruchen.  Wenn nicht Alles täuscht, ist es aber der Philosophie in Deutschland heute sehr wohl gelungen, in viele neue Lebensfelder und Berufe  einzudringen .  Daß Philosophie sprachlich/intellektuell immer ad hoch verständlich sein muß, ist, wie Wolfgang Spohn zu Recht anmerkt,  schlicht ein Irrtum. Wer verlangt dies etwa von Martin Heidegger? – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Viele Gurken“ von Felix Dachsel

Der kurze Selbstversuch von Felix Dangel, sich einen Tag lang nur von deutschen Produkten zu ernähren, verdeutlicht augenzwinkernd den Irrsinn der Lebensmittel-Industrie. Allerdings suggerieren regionale Label wie etwa „Schwarzwälder Schinken“ zwar bodenständige Heimeligkeit, sind aber häufig genau das nicht: Das Fleisch muss zwar in der Region geräuchert, geschnitten und verpackt werden. Woher aber die Schweine stammen, die das Fleisch liefern, ist nicht vorgeschrieben — und mit was sie gefüttert wurden schon gar nicht. Bevor Herrn Dangel jetzt aber sein schmales Frühstück im Halse stecken bleibt empfehle ich einen Besuch auf dem Wochenmarkt: Hier gibt es nicht nur made in Germany, sondern auch regionale Produkte. Ohne lange Lieferwege, saisonal und frisch. Und nicht nur Verkäufer, sondern Erzeuger, die genau wissen, was woher kommt. Das löst zwar das Kaffee-Problem nicht, wäre aber mal ein Anfang… – Dana Hoffmann


Leserbrief zu „Lässt sich das verhindern?“ von Susan Djahangard

Aus meiner persönlichen Erfahrung vor Ort in Afrika (immerhin zusammenhängend 5 Jahre und viele individuelle Reisen…) wäre es besser eine „Überschrift“ wie z. B. „ So versucht die BRD Menschen davon abzuhalten, zu uns zu kommen“ oder alternativ: „Zum Scheitern verurteilt“ zu wählen… Allerdings sind all diese amateurhaften Versuche des Entwicklungsministeriums und z. B. auch der GIZ bestenfalls dazu angetan, „schöne Bilder und auch wohlklingende Worthülsen“ in D zu verbreiten. Um wirklich und nachhaltig eine Basis für den Verbleib der Menschen in ihrem Heimatland zu schaffen, bedarf es primär ganz anderer Maßnahmen, welche eigentlich selbstverständlich sein sollten. Dazu gehört u. a., dass z. B. die Landwirtschaft in Afrika so „wiederbelebt“ wird, dass eine angemessene Selbstversorgung wieder möglich wird und parallel, die von der EU verhängten Einfuhrerschwernisse für Produkte aus Afrika, so fair ausgerichtet werden, dass diese überhaupt ermöglicht werden. Im Gegenzug kann es nicht sein, dass die EU eine massive Überproduktion von landwirtschaftlichen Produkten in der EU (z. B. Fleisch, Geflügel, Weizen, eine Vielzahl von Fertigprodukten etc.) finanziell fördert, den Export dieser Produkte ebenfalls subventioniert und dann noch „Projekte“ z. B. durch das Entwicklungsministerium in D vor Ort in Afrika fördert, obwohl klar ist, dass dadurch ein noch größeres Ungleichgewicht gefördert wird und dafür zumindest keine Exportmöglichkeit (wieder in die EU), wegen des unfairen Wettbewerbs, besteht. Alles das, ist leider eine große Augenwischerei und einfach total unfair. Nur noch ein zweites Beispiel: Die „Raubfischerei“ vor der Küste Westafrikas! Dort wird alles gefischt, was „schwimmen kann“ und mit den technisch versierten Fangflotten nach, z. B. der EU, „heimgebracht“. Zurück bleiben die Fischer vor Ort, welche nicht einmal mehr für den Eigenbedarf Fische finden, da diese z. B. auch „technisch völlig unterlegen“ sind. Kann so ein Fischer vor Ort bleiben? Zuletzt die GIZ-Aussage: „…es gibt immerhin 180.000 unbesetzte Stellen…“. Sind diese wirklich vorhanden (oder nur statistische Daten…???), um welche Stellen (Qualifikation, Bezahlung, Dauerhaftigkeit etc.) handelt es sich, wie ist der Zugang zu diesem Arbeitsmarkt geregelt und wer hat überhaupt die Chance einen solchen, vermeintlichen Arbeitsplatz zu bekommen (Korruption, Zugehörigkeit zu bestimmten Bevölkerungsgruppen, sprachliche und kulturelle Voraussetzungen u. v. a. m.)? Es ist schade, dass viele Institutionen (hier z. B. das Entwicklungsministerium und die GIZ) nicht unerhebliche Summen ausgeben (können), welche, wenn überhaupt, nur einen minimalen Einfluss auf die Situation vor Ort haben. Nur eines ist sicher: Schöne und wohlklingende Interviews (z. B. von Herr Müller) ohne jeglichen „Inhalt“ und meistens realitätsfremd,  große Mengen bunter Bilder, insbesondere von „kick-off“ Veranstaltungen und unzählige Folder, Flyer und andere Hochglanz-Produkte, meistens mit dem Ziel verbunden, sich selbst und seine „tolle Arbeit“ zu loben. Was kann allein mit diesem Geld vor Ort verbessert werden? Sehr viel! Was bleibt ist die Hoffnung: Dass irgend einmal „Ehrlichkeit und Fairness“ in die Überlegungen Einzug hält. Wenn wir das nicht wollen, wird alles so bleiben, wie es ist. Einfach nur ein „Lippenbekenntnis“ zu Lasten anderer Menschen! – Klaus Frankenberger


Leserbrief zu „6000 vorzeitige Todesfälle durch Stickstoffdioxid. Was diese Zahle bedeutet. Und wie sie entstand“ von Stefanie Kara und Jan Schweitzer

6.000 Todesfälle oder 50.000 verlorene Lebensjahre klingen beeindruckend bis furchterregend. Aber es könnten doch mal die gewonnene Lebenszeit durch die Bequemlichkeit und den Komfort, den Autos bieten, ausgerechnet werden. Ein ganz anderer und sehr schnell zu realisierender Ansatz wäre ein generelles Tempolimit von 120 km / h auf Autobahnen, 80 km / h auf Landstraßen und max. 40 km / h innerorts. Damit sinkt der Spritverbrauch und die Umweltbelastung. Außerdem wird die Anzahl und Schwere von Unfällen zurückgehen. Wie groß wäre hier die gewonnene Lebenszeit? – Martin Fehrle


Leserbrief zu „Beschneidung überdenken!“ von Jochen Bittner

Als Kinderchirurg habe ich einige Anmerkungen zu dem Artikel von Jochen Bittner: Unterschieden werden sollte nicht nur zwischen Beschneidungen bei Jungen oder Mädchen (1), zwischen Beschneidungen, die aus medizinischem oder religiösem Grund (2), sondern auch zwischen medizinisch korrekt und nicht korrekt durchgeführten Beschneidungen (3).  (1) Beschneidungen bei Mädchen sind nie medizinisch indiziert. Bei Jungen gibt es unabhängig von der Religion medizinische Situationen, die eine Beschneidung erfordern. Aus der Häufigkeit dieser Situationen hat sich wahrscheinlich die Fixierung dieses Eingriffes als Ritus in einigen Weltreligionen ergeben. (2) Ein grosser Prozentsatz der männlichen Kleinkinder, die wegen einer Vorhautenge zum Kinderchirurgen geschickt werden, hat keine operationsbedürftige Phimose sondern eine alterbedingt noch normale Vorhautenge oder -Verklebung. Die Erfolgsraten einer konservativen Behandlung mit Cortisonsalbe sind hier durchaus hoch. Viele dieser Kinder haben auch keine Beschwerden, sodass man problemlos ohne Behandlung bis zur Pubertät warten kann. Nur echte Vorhautengen, die nach erfolgloser konservativer Behandlung weiterhin deutliche Beschwerden verursachen, erfordern einen chirurgischen Eingriff, der dann eine Pflichtleistung der Krankenkasse ist. Vor einer rituellen Beschneidung müssen beide Eltern aufgeklärt werden über Risiken, Folgen und Kosten des Eingriffes. Nur mit deren schriftlich erklärtem Willen und Einverständnis ist eine solche Beschneidung überhaupt vertretbar. (3) Eine weitere, leider bisher wenig diskutierte Voraussetzung ist die medizinisch korrekte Durchführung. Absatz 1 des § 1631d BGB fordert die Einhaltung der Regeln der ärztlichen Kunst und verbietet die Gefährdung des Kindswohls. Ein chirurgischer Eingriff in einer heiklen Körperregion lässt bessere Ergebnisse erwarten, wenn er in Narkose, im OP und durch einen Chirurgen erfolgt. Die eigentlich nicht akzeptable Alternative sind einige schnell durchgeführte Schnitte und Nähte bei einem festgehaltenen unruhigen Kind, das vorher allenfalls eine zweifelhafte örtliche Betäubung erhalten hat. Bei einer in Narkose chirurgisch korrekt durchgeführten Circumcision ist die Komplikationsrate sehr gering. Auch eine unnötige Traumatisierung der Kinder ist nicht zu erwarten, wenn mit Kindern erfahrene Pflege und Ärzte eine gute Schmerzausschaltung und Nachsorge gewährleisten. Kinder, die in einem anderen Umfeld und ohne korrekte Schmerzausschaltung beschnitten werden, sind regelhaft stark traumatisiert, wenn sie wegen der dann häufigen Komplikationen doch in einem Kinderkrankenhaus gesehen werden. Die im Artikel von Jochen Bittner geäusserte Annahme, Kinder unter einem Jahr würden weniger traumatisiert, beruht allein auf der Tatsache, dass diese sich später nicht mehr bewusst an den Eingriff erinnern. Schmerzen verspüren Säuglinge eher stärker als ältere Kinder weil bei ihnen die Schmerz-hemmenden Fasern im Rückenmark noch unvollständig ausgebildet sind. Das höhere Risiko einer Narkose bei Kindern unter 6 Monaten ist eigentlich der einzige vorbringbare medizinische Grund dafür, den Eingriff in dieser Altersgruppe ohne Anästhesie durchführen zu wollen. Die Altersgrenze von 6 Monaten im BGB klammert zwar die jüdische Beschneidung am 8. Lebenstag aus, Grund zur Annahme, dass man Kindern damit Leiden erspart, gibt es aber nicht. Gerade auch dann nicht, wenn muslimische Eltern aufgrund solcher Regeln zunehmend entscheiden, ihre Söhne schon als Säuglinge beschneiden zu lassen. Kinderchirurgen haben kein wirtschaftliches Interesse daran, Beschneidungen durchzuführen, diese Eingriffe sind oft defizitär, gerade wenn sie mit Narkose erfolgen. Aber sollten diese Operationen, wenn sie doch gemacht werden, nicht wenigstens so schonend und sicher wie möglich erfolgen? Diese Diskussion wäre für das Kindswohl schneller zielführend als die Abwägung zwischen Religionsfreiheit und Recht auf körperliche Unversehrtheit. Eltern, die ihr Kind aus religiösen Gründen beschneiden lassen wollen, werden das tun. Eine Beratung wäre gut, aber bitte nicht nur mit dem kurzfristig leider wenig Erfolg versprechenden Ziel, den Eltern etwas auszureden, sondern um ihnen zu erklären, welche Anforderung die Gesellschaft an eine Operation bei einem Kind hat, zu dessen Schutz. Das OB der rituellen Beschneidungen kann man also absehbar kaum beeinflussen, das WIE aber sehr wohl. – Prof. Dr. Steffen Berger


Leserbrief zu „Großes Karo, bitte!“ von Manuel J. Hartung

Beeindruckend, wie wahr der Artikel über Schule und deren Zukunft daher kommt und das auf Seite 1. Richtig, dass Schule, wenn sie „Chancenland“ sein möchte, sich radikal verändern muss. Jeder weiß, dass dazu lediglich kleinere Reparaturen am System  nicht ausreichen. Im Zeitalter der Digitalisierung genügt belehrende Wissensvermittlung nicht, sie wirkt eher altbacken deplatziert. Die Illusion, Schule würde auf das Berufsleben vorbereiten, greift wahrlich nicht mehr, bedenkt man, dass wir heute mehr als die Hälfte der Berufe in zwanzig Jahren gar nicht kennen(!). Es ist im Grunde unsinnig zu glauben, dass Schule einfach weiter machen kann, wenn alles Andere um sie herum sich grundlegend ändert: die gesellschaftlichen Brüche der letzten Jahre, die systemisch veränderte Arbeitswelt mit völlig neuen Herausforderungen, die komplett neu strukturierte Art zu kommunizieren lässt Schule nach den Maßstäben des 20. Jahrhunderts logischerweise nicht mehr zu. Das bedeutet: Die „Neuerfindung“ der Schule ist überfällig, die spannende „Entdeckungsreise“ muss gewagt werden und Visionen sind lebensnotwendig und zielführend. All das nicht, weil in den letzten dreißig Jahren alles falsch gemacht wurde, sondern weil dies heute überholt ist. Wir benötigen lernende Systeme, die mit der „Highspeed-Welt“ kompatibel sind und es SchülernInnen ermöglicht, was für das Leben zu lernen, und zwar das des 21. Jahrhunderts. Schulen müssen heute andere Schulen sein als gestern: Lernen darf sehr wohl Spaß machen, die Individualisierung von Lernwegen fußt zwingend auf der Erkenntnis bzgl. der  Heterogenität der Schülerschaft; vernetztes Denken kann nicht im 45 Minuten-Rhythmus in streng voneinander unterschiedenen Schulfächern gelingen; Nachhaltigkeit braucht nicht ausschließlich intellektuelle Angehensweisen;  Lernen im und am Leben benötigt nicht nur die Schulbank; Wertschätzung als Gelingensbedingung von Lernen ist nicht rein theoretisch; Eigenverantwortung lernt man nicht  aus Büchern und Selbststeuerung schon gar nicht im lehrerzentrierten Fachunterricht, SchülerInnen sind beileibe nicht zu dumm, das zu lernen, sondern das alte System gibt ihnen nicht die Möglichkeit dazu. Das kann tradierter Unterricht nicht leisten, er wollte dies auch nie.Neue Schule braucht neue hard ware: gebäudetechnisch, vom Raumangebot her, in Bezug auf Bewegung und Kultur, bei einem W-Lan, das nicht ständig zusammenbricht. All das ist wichtig, aber noch viel entscheidender ist, dass alle Gruppierungen, die an Schule mittun, Mut und Zuversicht aufbringen, Schule für SchülerInnen neu denken und positiv verändern zu können. Die „Neuerfindung“ von Schule ist überhaupt nicht illusorisch, es gibt diese Schulen längst, Schulen im Aufbruch, die mit Elan, Hand, Kopf und Herz Veränderungen herbeiführen, aber „Großes Karo, bitte!“, nicht eine kleine Arbeitsgemeinschaft Global Goals am Nachmittag, sondern systemische Antworten auf die Anforderungen des 21. Jahrhunderts und damit auf die Anforderungen, denen sich die jetzigen SchülerInnen zu stellen haben. Die Kinder und Jugendlichen heute brauchen Schulen, die Individualisierung ermöglichen, die Potenziale suchen, entdecken und sich entwickeln lassen, die Zeit und Räume schaffen, damit komplexe Auseinandersetzung nachhaltig gelingen kann, die Handlungsorientierung und Verantwortung als zentralen Bestandteil von Unterricht etablieren, die Wertschätzung allgegenwärtig spürbar, erfahrbar machen. Die Kinder und Jugendlichen heute brauchen neue und offene Unterrichtsformate.  Die Kinder und Jugendlichen heute brauchen LehrerInnen, denen es Spaß bereitet, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und neue Wege einzuschlagen. Kinder und Jugendliche heute brauchen eine Schulaufsicht, die unterstützt und nicht blockiert, wenn Neues umgesetzt wird. Kinder und Jugendliche heute brauchen PolitikerInnen, die sich konkret einmischen, und die die Ausrichtung auf Potenzialentfaltung und „Chancenland“ offensiv und öffentlich vertreten. Der Aufgabe, SchülerInnen und Eltern zu überzeugen, sehe ich mit großer Zuversicht entgegen: Die merken doch direkt, ob etwas passt oder nicht, ob Kinder wachsen können oder eingeschränkt werden, ob Zutrauen gelebt oder Weltschmerz vermittelt wird, ob soziale Herkunft über Zukunft entscheidet oder gelernte Kompetenzen. – Martin Spätling


Leserbrief zu „Keine Elektronik“ von Heike Buchter

Die Frage ist doch: warum sind da so wenige Weltmarktführer in spezialisierten Märkten in den USA wie es sie z.B. in Deutschland gibt? Es gibt hier so viele mittelständische Betriebe, die Weltmarktführer mit ihren Produkten sind. Mit den personellen Ressourcen und der individuellen Innovationskraft der Menschen, sollten die USA da führend sein. Warum sind sie es nicht? Das hat wahrscheinlich gar nichts mit der internationalen Konkurrenz zu tun… – Wolfgang Michel


Leserbrief zu „Viele Gurken“ von Felix Dachsel

Ihr Autor Felix Dachsel ist ein ausgesprochener Gurkenfreund. Ich fahre fast täglich an der Firma in Neuss vorbei – wenn ich in Deutschland bin. Der Chef wird sich über Ihren Beitrag freuen. Aber Ihr Autor wird sich weniger darüber freuen. Bei der Firma ist alles deutsch, selbst die Arbeiter und Angestellten sind Deutsche. Ausländer raus…….Dieses Gemüse steht in der Tat für Deutschland. Es fehlte nur noch das Bier und die Bockwurst. Die gesamte Maschinenbaubranche ist fast Deutsch. Das wäre das Feld für Ihren Autoren gewesen. Er war nur in der falschen Abteilung. Die Maschinen und Geräte werden allerdings zum größten Teil im Ausland fertig gebaut. Da kommen ganz andere Beträge zusammen als die lächerlichen Nahrungsmittel. Warum ist er sauer auf den Protektionismus.? Das ist doch nicht verkehrt. Wenn Sie mich fragen: Trump keilt jetzt nur zurück und das war überreif. Das hätte schon Obama vor gehabt, aber der hatte die Hosen zu voll, um das auch in die Tat umzusetzen. Was denkt sich Deutschland eigentlich.? Selbst unsere Sprache wird langsam ausgelöscht. Hier wird alles Subventioniert, um sich Vorteile am Weltmarkt zu verschaffen und keiner regt sich darüber auf. Ihr Autor gehört zu denen. Das ist typisch „Deutsch“! – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Wer die Nachtigall stört…,“von Lorenz Maroldt

Ihrem Bericht über ein, wie Sie meinen, vielversprechendes Experiment mit Nachtigallen möchte ich ein paar andere Blickwinkel hinzufügen. Sie bezeichnen diese Experimente als ‚harmlose Tierversuche’ mit ‚leichtem Messgerät’ und ‚haardünnen Sonden’. Wenn man alle Angaben auf menschliche Dimensionen umrechnen würde, sähe das allerdings so aus, dass man – Anschauungsweise – einer Opernsängerin vor dem Auftritt einen millimeterdicken Draht ins Gehirn stecken würde und dazu ein mindestens 3 kg schweres Messgerät auf den Kopf kleben würde. Dann könnte man verfolgen, wie sich die Kommunikationsimpulse bei Arien, Duetten und Chorsätzen verändern. (Über die Perforation der Blut-Hirn-Schranke und deren Konsequenzen wurde gar nicht gesprochen.) Wenn das so schmerzfrei und harmlos ist, warum braucht es dann Nachtigallen? Wissenschaftlich unumstritten ist: der letzte gemeinsame Vorfahre von Nachtigallen und Menschen lebte vor ca. 300 Millionen Jahren im ausgehenden Karbon. Damals trennten sich innerhalb der Landwirbeltierpopulation die Synapsiden (viel später: Affen und Menschen) von den Sauropsiden (viel später: Vögel). Die daraufhin völlig getrennt verlaufende Evolution von Körperaufbau, Reproduktion, Physiologie und Verhalten fand auch ihren Niederschlag im Aufbau der Gehirne. Da hat sich bei diesen beiden Großgruppen vieles völlig anders entwickelt. Was immer man bei den Nachtigallenexperimenten also an Ergebnissen bekäme, und selbst wenn sie vergleichbar zum Menschen erschienen, würde auf analogen aber nicht gleichen Prozessen beruhen. Deren Übertragbarkeit auf menschliche Gegebenheiten würde somit einer wissenschaftlichen Bewertung nie standhalten. Ganz zu schweigen von angeblich neu zu erhaltenden Erkenntnissen über die Entstehung und Therapie von Autismus. Diese Versuche sind ein erschreckendes Beispiel dafür, mit welchen Begründungen man Forschungsgelder in Brüssel bekommen kann. – Dr. Bernd Langer


Leserbrief zu „Großes Karo, bitte!“ von Manuel J. Hartung

Bei der Diskussion um die Digitalisierung von Unterricht wird eigentlich nur vom Breitbandausbau gesprochen. Das betrifft aber nur die grundsätzliche Zugänglichkeit zum Internet. Die tatsächlichen Herausforderungen beginnen erst danach. Ein Comidian hat neulich formuliert, es gäbe keine Bildugslücken mehr, sondern nur Funklöcher. Da ist etwas dran. Wissen ist überall und zu jeder Zeit so einfach zu erlangen, wie nie zuvor. Gleichzeitig verändert sich Wissen rasend schnell. Was Hänschen also gelernt hat, kann Hans getrost vergessen. Die Aufgabe von Schule muss demnach darin bestehen zu lernen, wie gutes Wissen zu erlangen ist. Als Lehrer einer berufsbildenden Schule versuche ich also meine SchülerInnen so für die digitalisierte Welt fit zu machen: Sie sollen eigenständig recherchieren können; sie sollen wissen, wie sie qualitativ gute Quellen von Ramsch unterscheiden können; Sie sollen sich eine eigene Meinung mit Hilfe des Netzes bilden und dabei die Logorhythmen von Google und co zu hinterfragen lernen. Dies geht nur, wenn alle einen verlässlichen Zugang zum Netzt haben. Dazu gehört neben einem funktionierenden Internetzugang auch jemand, der bei technischen Problemen sofort ansprechbar ist: der einen Rechner eben mal reparieren kann, der das Netzwerk wieder herstellt. Und hierfür brauchen wir echte Profis. In der Regel bekommen diese Aufgaben interessierte, technikaffine LehererInnen zugeschanzt, die vielleicht sogar Informatik unterrichten, aber für diese Aufgaben nicht ausgebildet sind und auch viel zu wenig Zeit zur Verfügung haben. Manchmal bekommen externe Firmen hierfür einen Auftrag. Die sind aber nicht vor Ort tätig, sondern werden bei Bedarf angefordert. Und kommen dann – oder eben später. So muss es Stückwerk bleiben. Was in der Diskussion bisher übersehen wird, ist also folgendes: Wir brauchen dringend in jeder Schule Fachleute für Digitales, die neben den oben genannten Aufgaben auch uns KollegInnen in der Digitalisierung unserer Unterrichtsmethoden unterstützen können und außerhalb des lehrenden Kollegiums stehen müssen. Meines Wissens gibt es solche in Neuseeland. Warum nicht bei uns? Bei mir im Unterricht recherchieren die SchülerInnen in der Regel mit Ihrem Handy. Was in der Regel  bedeutet, dass das erarbeitete Wissen nicht weiterverarbeitet werden kann (zusätzlich haben viele Webseiten für Handies eine eingeschränkte Aufmachung – wissenschaftliches Recherchieren ist dann oft nicht möglich). Von unserer Partnerschule in Schweden weiß ich, dass dort alle SchülerInnen/ Auszubildenden zu Beginn der Ausbildung einen Tablett (MacBook!) zur Verfügung gestellt bekommen, die sie zum Ende der Ausbildung der Schule (für €200) abkaufen können. Warum nicht bei uns? Meine SchülerInnen (alle volljährig) sind viel in sozialen Netzwerken unterwegs. Uns ist es verboten, mit ihnen darüber verbunden zu sein und zu kommunizieren. Das ist so, als verböte man uns, einen Schüler auf der Straße anzusprechen. Wir LehrerInnen dürfen in der Regel weder Filme von Youtube noch aus den Mediatheken der Öffentlichen Sender im Unterricht verwenden. Es fällt schwer, noch nahe bei den SchülerInnen zu sein, wenn wir nicht mit Materialien aus deren Lebenswelt arbeiten können – oder uns gegebenenfalls strafbar machen. – Friedemann Scheffler


Leserbrief zu „6000 vorzeitige Todesfälle durch Stickstoffdioxid. Was diese Zahle bedeutet. Und wie sie entstand“ von Stefanie Kara und Jan Schweitzer

Danke für Ihre betont sachliche Darstellung die sich positiv von Überschriften anderer Printmedien zu den UBA- Veröffentlichungen unterscheidet (z.B. „Tausende Todesfälle durch Dieselabgase“). Hierbei werden sich gewiss nicht alle Bürger für die komplexe Art des Zustandekommen derartiger Horrorzahlen interessieren, nämlich den Versuch des UBA bzw. des Helmholtz- Zentrums, anhand zahlreicher Annahmen und der Wahrscheinlichkeitsrechnung die unbestrittene Schädlichkeit von NOx resolut in feste Todeszahlen zu transformieren: Fertig ist ein neuer Beitrag zum Diesel- Bashing. Das ist m. E. Wissenschaftspopulismus von der schlimmeren Sorte. Bitte erlauben Sie mir noch zwei Anmerkungen: Erstens: Lt. UBA sind alle Diesel- PKW in Deutschland zu etwa 26% am gesamten NOx- Anteil in der Luft beteiligt. Angenommen, man würde diese Fahrzeuge sofort aus dem Verkehr ziehen, blieben immerhin noch 74% NOx- Anteil durch die übrigen Verursacher wie Schwerlastverkehr, Kraftwerke, Landwirtschaft, Industrie, private Heizungen, Bahn und Schiff. Zweitens: Die Grenzwerte für NOx in der Außenluft liegen lt. WHO- Empfehlung bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, für Menschen am Arbeitsplatz hingegen bei unfassbaren 950 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, also dem fast 24- fachen! Die Begründung hierzu ist erneut eine Annahme des Helmholtz- Zentrums, nämlich, dass am Arbeitsplatz ’nur gesunde Menschen arbeiten‘ !!! Geht’s noch?? Zumindest ist somit klar, dass es noch keinen medizinisch begründeten Grenzwert gibt, denn wenn 950 Mikrogramm NOx pro Kubikmeter Luft für robuste Naturen zumutbar sind, dann werden Menschen bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Außenluft nicht gleich tot umfallen, oder? Unbestritten: Es müssen alle technisch und wirtschaftlich realisierbaren Schritte zur Verringerung von NOx in der Atemluft realisiert werden und zwar bei allen Verursachern, nicht nur bei Automobilen, und dies bitte betrugsfrei. Das UBA sollte sich jedoch überlegen, ob das höchst komplizierte Berechnen von vorzeitigen Todesfällen unter Verwendung zahlreicher Annahmen tatsächlich ein seriöser Beitrag zur Versachlichung des Themas ist. – Dipl. Ing. Michael Deil


Leserbrief zu „In Braunschweig machen 48 Prozent der Schüler Abitur. In Cloppenburg 18 Prozent. Wie kann das sein?“ von Bastian Berbner und Henning Sussebach

Schafft das Gymnasium endlich ab ! Das ist keine Schule für die Besten, sondern für die Kinder besserer Leute. Erst ab der neunten Klasse sollte der Übergang in die höchste Schulform sein.Entscheidend muß die Leistung bzw. die Fähigkeiten des Schülers sein und nicht dessen Herkunft. Dann reicht auch die zwölfte Klasse. Das Gymnasium ist ein Relikt aus der Kaiserzeit. Wollen wir wirklich immer noch höhere Bildung ausschließlich für die besitzende Klasse? Denn das ist der einzige Grund für die Trennung ab der fünften Klasse. Die bessere Gesellschaft geht auf das GYMNASIUM, für den Pöbel reicht Volksschule. Das ist keine Schulbildung, das ist ein Armutszeignis für ein führendes Industrieland. – Olaf Goldschmidt


Leserbrief zu „Von wegen klein! Von Bernd Ulrich

Herr Ullrich spricht in beeindruckender Weise an, was sein sollte. Ich denke dabei an meinen verstorbenen Vater (Briefträger), zehn Geschwister, arm inder Weimarer Republik redeten wir von bessernen Leuten (reicher) wandte er immer ein, nicht besser, nur anders. Aber nun zu Heute. Ich hatte das Glück Abitur und Studium (Lehramt) zu absolvieren. Bin aber umgeben von kleinen Leuten. Mieter „Hartz IV“, Tochter 70 % schwerbehindert arbeitet für € 500,00 Werkstattlohn in einem Behindertencafé. Um diese Menschen kümmert sich diese Politik nicht! Ich beobachte das seit über 10 Jahren. Die Spitzenmanager nehmen sich (weil sie die Macht haben) raffgierig unvorstellbare Summen. Ich sehe (49 Jahre lang in der SPD linker Sozialdemokrat) seit Schröder`s Agenda 2010 keine Verbesserung für „die kleinen Leute“. – Herbert Kugelmann


Leserbrief zu „In Braunschweig machen 48 Prozent der Schüler Abitur. In Cloppenburg 18 Prozent. Wie kann das sein?“ von Bastian Berbner und Henning Sussebach

Ihren Artikel habe ich mit großem Interesse gelesen. Ich finde es interessant, den wahrscheinlichen Lebensweg der Protagonisten Yannik und Freya bzw. Ellen weiterzudenken. Yannik kommt aus einem Elternhaus mit 2 gehobenen beruflichen Karrieren. Deren selbständige Entwicklung hat erst zu einem Einzelkind und später zur Trennung geführt. Yanniks Mobilität hat dazu geführt, daß er in der ganzen Bundesrepublik zu Hause ist, und mag weiter dazu führen, daß er Tokio, Rio, New York etc. genau so kennt wie Berlin. Seine zukünftige Partnerin kommt aus derselben mobilen Schicht wie er aus irgendeinem Land. Kinder? Weniger wahrscheinlich bei einem derartigen, mobilen Leben. Ellen wird sich entwickeln, aber nicht annähernd so wie Yannik. Sie wird in der Gegend um Cloppenburg hängen bleiben, Kinder kriegen, keine 9, aber 2-3. Geht ja auch leichter als bei Yannik mit der Unterstützung der vorhandenen sozialen Struktur, und die Großeltern werden erst zur Unterstützung in Anspruch genommen und dann bedient, wenn sie sehr alt werden. Bei den hypothetischen Lebensläufen zeigt sich der Einfluß der gegenläufigen Faktoren Struktur und Mobilität. Zu feste Struktur verhindert persönliche Entwicklungen, wenn sie nicht mit der Struktur in Einklang stehen. Zu hohe Mobilität läßt es unwahrscheinlich werden, daß Verantwortung für irgendeinen Ort oder ein Problem übernommen wird. Man ist überall zu Hause und nirgends. Überlegt man, wie die beiden hypothetischen Lebensläufe zu unseren beiden Hauptproblemen Energieversorgung/Klimaproblematik und demoskopische Entwicklung passen, dann muß man konstatieren, daß Cloppenburg weniger klimaschädlich ist als Braunschweig. Vergleichen Sie Yanniks Flüge mit dem Artikel von Petra Pinzler auf S.34 dieser Ausgabe, was die CO2-Bilanz ausmacht. Dagegen passen Ellens Kinder zur Verbesserung der demographischen Situation. – Dr. Walter Engel


Leserbrief zu „Großes Karo, bitte!“ von Manuel J. Hartung

Es zeichnet sich immer mehr ab, dass es die „unverfügbaren“ Qualitäten und Kompetenzen sein werden, die wir für eine gute gemeinsame Zukunft brauchen! Diese Kompetenzen sind persönliche Eigenschaften wie eine unkonventionelle Phantasie und Findigkeit sowie Mut und Empathie. Unverfügbar sind sie, weil sie nicht wie bisher eingefordert und angewiesen werden können. Sie sind kein Wissen, was gepaukt und abgefragt werden kann. Die Zukunftskompetenzen gedeihen kaum unter Druck und Angst und auch nicht in einem zwischenmenschlichen Klima, wo Gehässigkeit und Zynismus herrschen. Viele Lehrer, Chefs und Politiker werden sich damit schwer tun, fürchte ich. Auf das Ermöglichen und Ermutigen dieser Zukunftskompetenzen sind sie kaum vorbereitet. Das Potential für diese Kompetenzen haben wir in uns, sagt die Hirnforschung. Und wie es geweckt und entfaltet werden kann, weiß sie auch, nämlich in dialogischer Kommunikation auf Augenhöhe. Und oft gelingt uns diese Kommunikation bereits, wenn uns etwas gemeinsam am Herzen liegt… – Gerd Heistermann


 Leserbrief zu „Wer die Nachtigall stört…,“von Lorenz Maroldt

VIELVERSPRECHENDES EXPERIMENT? Man kann die Verantwortlichen der Berliner Senatsverwaltung gar nicht genug loben, dass sie hier äußerst kritisch diese verstörenden Anträge abgelehnt haben. Immerhin sollten zunächst 35 (!) Nachtigallen für dieses verwerfliche Versuchsvorhaben „verbraucht werden und aus der Natur entnommen werden. Nachdem von der Verwaltung zu Recht Ablehnung kann, ging es auf einmal mit nur einem halben Dutzend, und davon die Hälfte „nur“ aus der Natur zu entnehmen. Schon allein hier erkennt jeder vernünftige Leser die Unseriösität der Versuchsanträge. Und: Was haben Nachtigallen und ihre Lernfähigkeit und ihre Nervenzellen mit dem Autismus beim Menschen, zu dem weltweit seit Jahrzehnten geforscht wird, zu tun? Wenn der Autor von „harmlosen“ Tierversuchen spricht, hat er die Methodik Tierversuch nicht verstanden. Schon das Handling mit den Wildtieren erzeugt erhebliche Leiden, und das wiederholt über längere Zeiträume. Angesichts von stetig steigenden Tierverbräuchen in Deutschland in Tierversuchen (aktuell: knapp 3 Millionen), davon der Großteil auch aus Steuergeldern der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert, kann man nur froh sein, dass hier eine Behörde endlich mal kritisch hinschaut und nicht alles an Tierversuchsanträgen durchwinkt, wie dies üblicherweise der Fall ist. – Edmund Haferbeck


Leserbrief zu „Beschneidung überdenken!“ von Jochen Bittner

Wie Sie bin ich der Meinung, dass die Beschneidung von Minderjährigen ein Eingriff in die körperliche Unversehrtheit darstellt. Die Entscheidung darüber den Eltern zu überlassen, wie in § 1631d BGB festgelegt, halte auch ich für falsch. Was ich allerdings nicht verstehe ist, dass Sie in Ihrem Artikel fast ausschließlich auf die Beschneidung von Jungen eingehen. Es ist sicher unangenehm und kann zu dauerhaften Nebenwirkungen führen, die nicht erwünscht sind. Aber die nur in einem Halbsatz angesprochene Beschneidung von Mädchen ist sehr viel schwerwiegender. Hier wird nicht nur ein Streifen der Vorhaut abgeschnitten sondern ein Teil oder sogar die ganze Klitoris wird entfernt. Wenn die Mädchen das überleben, haben sie oftmals ihr Leben lang Schmerzen und Erkrankungen im Genitalbereicht. Jeder sexuelle Kontakt ist eine Qual, ein Orgasmus ist nicht mehr möglich. Das Entfernen der Klitoris bei Mädchen entspricht der vollständigen Kastration von Jungen. Wenn Sie das Entfernen von einem Streifen Haut schon so empört, dann beschäftigen Sie sich doch mal mit der Verstümmelung von Mädchen. Im Kampf gegen die Beschneidung beiderlei Geschlechts ünterstütze ich Sie gerne! – Katrin Schobig


Leserbrief zu „Wir schüren Abstiegsängste“ Mark Schieritz

Im Interview mit der DIE ZEIT verweisen Sie zurecht auf die zu überarbeitende Berechnungsgrundlage für den HartzIV-Satz (Ihr Hinweis “Kosten für Strom nicht auskömmlich berechnet”) und auf das Verfahren für Zuschüsse der im Lebensbereich von HartzIV-Empfängern angeordneten Kinder, das zu bürokratisch sei. Sie fordern nach Ihren Erhebungen den HartzIV-Satz um 80 Euro zu steigern. Und sogleich kommt die “Wer soll das bezahlen”-Diskussion und schon greift Schieritz in die Konfliktkiste “Erbschaftssteuer”. Ich möchte Sie und Herrn Schieritz und die DIE ZEIT darauf aufmerksam machen, dass der Bund 8 Milliarden an Dieselsubvention vergibt bzw anders gesagt: ohne diese nicht nachvollziehbare Dieselvergünstigung, wären diese 8 Milliarden genau für die HartzIV plus Kinderumfeld einsetzbar. Sie dürfen das mal gerne rechnen und werden schnell erkennen, dass wir ganz schnell etwas tun können ohne jetzt eine große Diskussion rund um Erbschaftssteuer auszulösen und damit die HartzIV-Empfänger mit “Erbschleicherhinweis” zu stigmatisieren. – Franz Steiner


Leserbrief zu „6000 vorzeitige Todesfälle durch Stickstoffdioxid. Was diese Zahle bedeutet. Und wie sie entstand“ von Stefanie Kara und Jan Schweitzer

Vorschlag für die Überschrift: „Es sind viel mehr als 6000 Tote. Stickstoffdioxid ist nicht das Schlimmste bei Dieselabgasen.“ Es ist journalistisch bedeutsam, wie die ZEIT die wissenschaftlichen Ergebnisse zum Dieselabgas-Skandal hinterfrägt. Der Artikel behandelt dieses Thema erschöpfend. Leider läßt das Umweltbundesamt einen wichtigen Anklagepunkt ganz beiseite. Es beziffert bei der Diesel-Abgasstudie nur die Schäden, die auf Stickstoffdioxid NO2 zurückzuführen sind. Das ist nur die Spitze eines Eisbergs. Seit 1990 ist bekannt, dass Dieselruß aus Motoren und Heizungen für unzählige Allergisierungen in der Atemluft auslösend ist und auch Krebs verursacht (3.Internationales Symposium „New Trends in Allergy“, München 1990). Dazu gab es ernste Warnungen von Regierungsberatern in den USA und England (New Scientist, 4.6.94). 1994 schätzte man wegen der Dieselbelastung zusätzlich 15000 bis 16000 Tote jährlich in Deutschland. Dieselruß greift unser Immunsystem an. Natürliche Pollen zum Beispiel würden höchstens ein kurzes Niesen auslösen. Aber wenn sie mit Dieselruß ummantelt sind, dann schlägt unser Immunsystem Alarm. Es löst eine heftige Abwehr aus gegen die Invasoren und bildet auf Dauer Antikörper. Dabei merkt sich das Immunsystem nicht die aggressive Ummantelung „Dieselruß“, sondern das Eiweiß darunter, um die vermeintlichen Bakterien jederzeit schnell wieder zu identifizieren. Ab jetzt wird sich der Körper gegen alle diese Pollen wehren, auch wenn sie nicht mit Diesel belastet sind. Dieselruß wirkt neben vielen anderen Chemikalien über diese Fehlreaktion des Körpers als Auslöser für Allergie, Asthma, Autoimmunkrankheiten und Krebs, je nach Veranlagung der Patienten, indem es als „Scharfmacher“ agiert. Die Pharmaindustrie, insbesondere die Firmen, die Impfstoffe herstellen, wissen sehr wohl, wie man „Scharfmacher“ einsetzt, um den Körper gezielt zu sensibilisieren. Hier heissen sie „Adjuvantien“. Sie benutzen dazu verschiedene Chemikalien, Aluminium oder Quecksilber, die sie den Impfstoffen beimischen. Die Liste der Allergene auf unseren Speisekarten wird immer länger, die Unverträglichkeiten nehmen massiv zu. Das kommt von den vielen tausend chemischen Stoffen, die an unseren Speisen und den Luftpartikeln haften. Bei der Glutenallergie z.B. sind es Konservierungsstoffe, die als Ummantelung und Adjuvantien fungieren, so wie Dieselruß bei Inhalationsallergenen. Leider taucht das Thema der unabsichtlichen oder absichtlichen Adjuvantien in den medizinischen Veröffentlichungen immer seltener auf. Es wird wohl damit zusammenhängen, dass die deutschen Universitäten fest im Griff der Auto- und Pharmaindustrie sind (DIE ZEIT 8.März 2018 „Mit freundlicher Unterstützung … „). – Dr. Franz Schuberl


Leserbrief zu „Was wir von Uwe Tellkamp hören, kennen wir von Pegida“ von Adam Soboczynzki

Noch einmal Uwe Tellkamp, wie er medial bearbeitet wird. Über ihn, den „umstrittenen Schriftsteller“ schreibt die frühere liberale ZEIT: „Das kennen wir schon von Pegida“. Daran ist dreierlei bemerkenswert: „Umstritten“ ist Tellkamp erst, seit er dazu gemacht wurde – er hat nur eine vom die Kanzlerin verherrlichenden Leitartikel der Zeit abweichende Meinung geäußert. Das macht ihn „umstritten“, also verdächtig. Und zweitens ist, wer selber denkt „Pegida“, das war früher gottlos. Und drittens ist auffällig, welches Verständnis Journalisten über ihre Arbeit pflegen. Früher kritisch, sehen sie heute ihre vornehmste Aufgabe in der Teilname an der Demonstration der Einigkeit mit der Kanzlerin. – Ein/e ZEIT Leser/in


Leserbrief zu „Beschneidung überdenken!“ von Jochen Bittner

Das Denken fällt schwer, wenn es um die Beschneidung geht. Die kritische Sicht des Autors auf das patriarchalische Disziplinierungsritual der Jungenbeschneidung ist aus ärztlicher Sicht uneingeschränkt zu begrüßen. Es existiert aus medizinischer Sicht kein Grund dafür, einem gesunden kleinen Jungen seine gesunde Vorhaut, den sexuell sensibelsten Teil seines Gliedes, unter großen Schmerzen und Gefahren abzuschneiden und dadurch seine sexuelle Selbstbestimmung und genitale Integrität irreversibel schwer zu beschädigen. Deshalb zahlen die gesetzlichen Krankenkassen zu Recht nicht für diesen Eingriff. Die unberechtigte Kostenübernahme einer eigentlich rituell motivierten Beschneidung durch die Krankenkassen über die inflationäre Stellung der Scheindiagnose einer Phimose – wo eigentlich nur eine natürliche und spontan sich lösende Vorhautverklebung vorliegt – wird hoffentlich künftig durch die neue ärztlichen AWMF-Leitlinie zur Phimosebehandlung erschwert. Beispielsweise geht die Neugeborenenbeschneidung mit dem erheblichen Risiko einer narbigen Verengung der äußeren Harnröhrenöffnung (und dadurch einem erhöhten Risiko von Blasenentleerungsstörungen und Harnwegsinfektionen) einher und sie wird in aller Regel trotz der enormen Schmerzen ohne ausreichende Anästhesie und daher im Übrigen auch ungesetzlich durchgeführt. In einer koreanischen Studie finden sich Hinweise auf ein speziell nach einer Neugeborenenbeschneidung gestörtes Längenwachstum des Penis. Auch unter gut kontrollierten chirurgischen Bedingungen liegt die Rate der z.T. erheblichen (Langzeit)Komplikationen der Jungenbeschneidung hoch, es kommen sogar Todesfälle vor. Die genitale Empfindsamkeit bleibt nach einer Beschneidung der männlichen Vorhaut zudem zwangsläufig lebenslang beeinträchtigt und führt zu einer erhöhten Häufigkeit partnerschaftlicher Störungen der sexuellen Zufriedenheit. Die reale Erfahrung der Beschneidung von Jungen im Vorschulalter kann deren in dieser Entwicklungsphase starke Kastrationsängste traumatisierend verstärken. Schätzungsweise 400 kleine Jungen werden allein in Deutschland jedes Jahr mit schweren Komplikationen und Verletzungen nach einer rituellen Beschneidung in eine kinderchirurgische Klinik eingeliefert. Warum also einen gesunden kleinen Jungen mit der unärztlichen Ausübung körperlicher Gewalt verletzen und oftmals auf Dauer beschädigen? Warum nicht warten, bis er selber entscheiden kann, ob und wann und warum er sich beschneiden lassen will? Warum stellt man die genitale Integrität kleiner Jungen im Gegensatz zu der kleiner Mädchen schutzlos? Was den menschenrechtlich zu fordernden Schutz kleiner Kinder vor jeglichen Übergriffen auf deren genitale Integrität angeht, wissen wir heute aus der Gewaltopferforschung und aus entwicklungspsychologischer Sicht mit Gewissheit zwei Dinge: Erstens, man tut kleinen Kindern nicht weh, beschädigt sie nicht, weil jeglicher Schmerz Spuren hinterlässt. Zweitens, Erwachsene haben an den Genitalien von Kindern nichts zu suchen. Das gilt auch für Jungen. Und im Übrigen bringt die Evolution keine überflüssigen Körperteile hervor. Behauptungen zur medizinischen Rechtfertigung der Jungenbeschneidung sind heute sämtlich unhaltbar und widerlegt. Sie dienen einer medikalisierenden Rechtfertigungsstrategie zur Verschleierung der patriarchalischen Hintergründe dieses Rituals. Das uralte und bereits lange vor allen abrahamitischen Religionssystemen praktizierte Ritual der Jungenbeschneidung enthält eine Botschaft der Gewalt. Es basiert aus psychoanalytischer Sicht auf manipulativ genutzten Kastrationsängsten der betroffenen Jungen und Männer. Es geht bei der Beschneidung – als einem archaischen Rechtsinstitut zur Sicherung gruppaler Funktionalität und Identität – in erster Linie um die zumeist religiös verbrämte Aufrechterhaltung des Rechts des Stärkeren auf Kosten des Schwächeren durch körperliche und psychische Bedrohung seiner Sexualität. Dies mag in grauer Vorzeit dem Schutz der eigenen Gruppe vor der – zur Jagd und Verteidigung nach außen hin erforderlichen – Aggression ihrer männlichen Mitglieder und der Kontrolle sexueller Impulse gedient haben. Es ist aber fraglich ob ein solcher Entstehungszusammenhang noch heute zur Rechtfertigung dieser schweren Körperverletzung herangezogen werden darf. Je nach dem Alterszeitpunkt seiner Beschneidung erlebt der Junge den verletzenden Akt, den ihm seine Eltern zufügen, bereits unmittelbar bewusst oder mittelbar über die fortgesetzte Gewaltzeugenschaft im Rahmen der ritualisierten Tradition. So wird er keineswegs nur einmalig verletzt. Vielmehr wird der Junge täglich mit der Realität (und der mithin grundsätzlich gegebenen Möglichkeit) eines Angriffs auf sein Genitale konfrontiert, im Falle von Komplikationen umso schlimmer. Das so eingeschriebene Trauma, die hierdurch bedingte Normalisierung schneidender Gewalt und deren kindlich-phantasmatische Fortschreibung („Wird mir der Rest vielleicht auch irgendwann einmal abgeschnitten?“) bewirken den konstitutiven Ewigkeitscharakter der Beschneidung und nicht selten auch einen tiefgründigen Vertrauensverlust in die Eltern. Der Junge kann dieses Dilemma nur durch eine weitere phantasmatische Operation bewältigen, indem er die Eltern und deren Handlungen idealisiert und sich mit ihnen identifiziert. Die Identifikation des Jungen mit den Glaubens- und Handlungsbedürfnissen der allmächtig phantasierten elterlichen Aggressoren ermöglicht ihm das seelische Überleben in der Beziehung zu seinen Eltern: „Ich mache künftig alles was ihr wollt und ich denke sogar auch alles was ihr braucht. Vorwürfe braucht ihr von mir nicht zu befürchten.“ Ihr Verweis auf religiös-normative Rechtfertigungsgründe macht die Eltern schließlich endgültig unangreifbar. Der Junge und später der Mann reden sich die Wirklichkeit sozusagen (den Eltern zuliebe) schön. Aus der angstgetriebenen Identifikation des Jungen mit den Glaubensbedürfnissen und Handlungsmotiven seiner Eltern – insbesondere seines Vaters – erwächst schließlich seine patriarchalische Loyalität mit den dazu gehörigen sozialen Rollenausformungen. Dies dient letztlich der Sicherung der Bindung des Kindes an seine Eltern und an deren soziale Bezugsgruppe – und macht jegliche spätere Kritik an ihnen unmöglich. Zudem bewirkt diese Loyalität die ausagierende replikative Reinszenierung des Beschneidungstraumas in der nächsten Generation und eine individuelle wie gruppale Einfühlungsstörung in das Leid und die Angst der eigenen Jungen, die nun die nächsten manipulierten Opfer sind. Unbewusster und kollektiv tradierter Beweggrund ist die durch die Kastrations- und Trennungsangst bewirkte Phantasie bei Illoyalität endgültig kastriert und aus der Bezugsgruppe ausgestoßen zu werden. Kritisches Nachdenken über das Gewesene ist so nicht möglich – oder wird mit Todesdrohungen verfolgt. Es rührt an zu große Ängste (Möglichkeit der Kastration) und an tabuisierte Realitäten (Aggression der Eltern): „Jetzt beschneide ich meinen Sohn auch und damit beweise ich (mir), dass die Beschneidung, die ich durch meine Eltern erfahren habe, in Ordnung geht und ich über meine Ängste und Schmerzen und meinen Vertrauensverlust nicht mehr nachzudenken brauche.“ Die transgenerational wirksame Opfer-Täter-Transformation ermöglicht so über das Zufügen des ehedem selbst Erlittenen einen individuellen wie gruppalen Stabilisierungsgewinn und eine zudem normativ gerechtfertigte Ausblendung der traumatischen Aspekte des Geschehenen. Handeln im Tätermodus erspart das Leiden im Opfermodus. Sollte die Abschaffung der Prügelstrafe für Kinder wirklich die letzte zivilisatorische Großtat für die Kinderrechte bei uns gewesen sein? – Prof. Dr. Matthias Franz


Leserbrief zu „Aus Ankara gesteuert“ von Arnfried Schenk

Nur nirgends anecken ist leider die Devise heutzutage. Wenn wir aber nicht aufpassen, werden die Islamisten immer stärker. Wir sind durch das Christentum geprägt wie jeder weiß und sollten auch zu diesen Grundwerten stehen. Leider verleugnen viele Menschen diese Werte nur um als liberal dazustehen. Es hat aber nichts mit liberal zu tun, sondern mit Schwäche die christlichen Werte zu verteidigen. Allerdings ist dies auch vielen egal, was mit unseren Grundwerten passiert. Selbstverständlich muss Religionsfreiheit gewährleistet sein, aber Fanatikern muss das Handwerk gelegt werden, auch denen die von Ankara aus agieren. Herr Erdogan darf doch keinen Zugriff auf unseren Staa bekommen. Ein Verbot solcher Organisationen in Deutschland ist angesagt. Die Bundesregierung muss endlich reagieren, sonst bekommt die AfD noch mehr Zulauf und was das bedeutet, muss jedem vernünftigen Menschen einleuchten. Das will doch hoffentlich niemand. – Elisabeth Sintermann


Leserbrief zu „Die Frau des Heilands“ von Evelyn Finger

Dieser Beitrag entstand aus einem tiefen Unbehagen an dem theologischreligionsphilosophischen Reflexionsniveau, das allenthalben die deutschen Debatten beherrscht. Er versteht sich explizit nicht als Filmkritik und zielt vielmehr auf die die Analyse Evelyn Fingers leitenden Hintergrundannahmen. Von der Ressortleiterin der Sparte „Glaube und Zweifeln“ der ZEIT glaubt man, Basiswissen zu Grundeinsichten der reflexiven Durchdringung religiöser Bestände, sprich Theologie, erwarten zu können. Jedoch lässt der Komplexitätsgrad ihrer Analyse des Films „Maria Magdalena“ deutlich zu wünschen übrig. Der Beitrag stellt sich weder als Filmbesprechung noch als Darstellung der persönlichen Frömmigkeit der Autorin dar, sondern als ein großformatiges Amalgam aus Kuschelreligiosität und pseudoaufklärerischem Gestus. Dabei gehen die verschiedenen Ebenen des Fiktionalen des Films, des Fiktionalen der Narrative der Evangelien und der in Erzählungen eingebetteten zu erschließenden „Fakten“ der historischen Analyse wild durcheinander. Dies wird durch die ungeklärte Verwendung der Reflexionstermini „wirklich“ und „tatsächlich“ nahe gelegt, wenn es bspw. „dieses Motiv aus dem Lukas-Evangelium wird im Film endlich entlarvt.“ oder: „Es ist aber ein ergreifendes und kluges Epos über die Liebe und was Jesus mit dem Wort wirklich gemeint hat“ heißt. Man möchte Frau Finger gerne fragen, woher sie, ohne sich die Mühe einer historischen Analyse der Umgebung Jesu und der kulturellen Praktiken des ersten Jahrhunderts zu machen, und ohne Zugriff auf die Debatten der Religionswissenschaft und Theologie ihren Wirklichkeitsanspruch bezieht. Um nicht falsch verstanden zu werden: Frau Finger steht es völlig frei, „ihren“ Jesus zu konstruieren, wenngleich der liberal-moralische Frauenversteher wahrlich nicht zu den spekulativ anspruchsvollsten ersonnenen Bilder zu zählen sein dürfte. (Verkörpert dieser doch „die unwahrscheinliche Hoffnung, dass es eine bessere Welt gibt“). Nur dieses Jesusbild, oder theologisch gesprochen, diese Christologie, als die aufgeklärte und von Konstruktionsleistungen befreite auszugeben und gleichzeitig den klassischen dogmatischen Christusbildern eine Täuschungsabsicht oder voraufgeklärte Verzerrung vorzuwerfen, kommt einer teilweisen Amnesie gleich. Wäre die Einsicht in die produktive Einbildungskraft menschlicher Geschichtsdarstellungen in Bezug auf die Eigene nicht unkritisch unterschlagen worden, wäre gegen das Vorgehen der Autorin nichts einzuwenden. Der Autorin sei daher abschließend ein Blick in Albert Schweitzers „Geschichte der Leben-Jesu-Forschung“ ans Herz gelegt. Von einer, vielleicht der großen deutschen Wochenzeitung, die es sich dankenswerterweise bewahrt hat, religiöse Themen in aufgeklärter Absicht in einer eigenen Sparte zu behandeln, ist wahrhaft mehr zu erwarten. Jedoch  und das sei der ZEIT und ihrer Ressortchefin zu Gute gehalten  ist dieser Mangel an philosophisch-theologischer Bildung kein Einzelfall, sondern Ausdruck eines gesamtgesellschaftlichen Zustands: In Bezug auf Religion und deren theoretische Durchdringung fehlt uns flächendeckend basales Wissen. Für eine Zeit, in der Religionsdebatten ebenso wie deren Reflexionsobjekt zurück in die Öffentlichkeit drängen, wahrlich kein gutes Omen. – Andreas Eder


Leserbrief zu „6000 vorzeitige Todesfälle durch Stickstoffdioxid. Was diese Zahle bedeutet. Und wie sie entstand“ von Stefanie Kara und Jan Schweitzer

Sehr habe ich mich gefreut über ihren Artikel zum Thema „6000 vorzeitieg Todesfälle duch Stickstoffdioxid.“ In informativer Weise haben sie über Statistiken dieser Art und ihre Fallstricke informiert, insbesondere wenn sie in zu solchen Zahlen und Feststellungen mit knackigen Überschriften in manchen Medien münden. Nicht nur im Zusammenhang mit Statistiken ist „selber denken“ angesagt; das macht Freude und schlauer. Eine hilfreiche und unterhaltsame Seite im Zusammenhang mit Statistiken ist in der Internetseite des RWI Essen „Unstatistik des Monats“ gegeben, zu finden über http://www.rwi-essen.de/unstatistik/. Ich rege an auch einmal den Unterschied zwischen Emissionen und Immissionen aufzuarbeiten, denn das wird gerade auch im Zusammenhang mit Abgasen aus Dieselmotoren (Stickstoffdioxid) immer wieder durcheinander geworfen. Im Übrigen darf der Band WISSEN in der ZEIT – ohne der Zeitschrift „ZEIT WISSEN“ Konkurenz zu machen – gerne etwas umfangreicher werden! – Bernhard Veith


Leserbrief zu „Großes Karo, bitte!“ von Manuel J. Hartung

Manuel J. Hartung fordert den großen Wurf in der Bildungspolitik, bleibt aber letztendlich in einer kleinkarierten Vorstellung gefangen, die Bildung mit der Institution Schule verwechselt – ein methodischer Kurzschluss! Das ist so, als wollten wir den Umweltschutz nur dem Umweltbundesamt oder die Liebe zur Gerechtigkeit ausschließlich dem Gesetzgeber und den Gerichten überlassen. Bildung kann nicht mit der Schule abgehakt werden, sondern ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, für jede und jeden, an jedem Ort, das ganze Leben lang. Bildung, die den ganzen Menschen meint und die sogar glücklich machen soll, in einen schulischen Fächerkanon und ein institutionalisiertes Zertifizierungssystem pressen zu wollen, greift zu kurz und ist Denken von gestern. Zudem verpasst es der Autor, die Floskeln „Bildungsrepublik“ und „Chancenland“ zu demaskieren und als das zu benennen, was sie im Kern sind, nämlich versteckte Forderungen aus Wirtschaft und Politik. Solange Schule ein Spielball der Parteipolitik bleibt und nicht, wie es der ursprüngliche Sinn des griechischen Wortes ist, zu einem Ort der Muße und Ruhe wird, also zu einer Schule der Freiheit, kann Bildung nicht gelingen. Ganz großes Karo, bitte! – Alexander Scherf


Leserbrief zu „Luxemburger Donnerschlag“ von Petra Pinzler

Es gibt durchaus problematische Aspekte, wenn Streitfälle zwischen ausländischen Investoren und Staaten durch private Schiedsgerichte entschieden werden. Das rechtfertigt es allerdings nicht, eine ausgewogene Recherche durch plakative und einseitige Stimmungsmache zu ersetzen. Wie verträgt es sich zum Beispiel mit dem „Symbol des globalen Schreckenskapitalismus“, in dem es für die Konzerne angeblich ein Leichtes ist, die verklagten Staaten in die Knie zu zwingen, dass in weniger als einem Drittel der entschiedenen Fälle zugunsten der klagenden Investoren geurteilt wurde? – Dr. Peter Nunnenkamp


Leserbrief zu „Wir schüren Abstiegsängste“ Mark Schieritz

Seit den Vorgängen um die Tafel in Essen ist das Thema Armut, die Hartz-IV-Regelsätze und die Suppenküchen wieder in das Zentrum des öffentlichen Interesses gerückt. Reflexartig wird auch wieder Dr. Georg Cremer dazu interviewt, ehemaliger Generalsekretär des Deutschen Caritasverbands und zu diesem Zweck aus dem Ruhestand bemüht. Diesmal bietet  nicht die FAZ sondern die ZEIT ihm die Bühne, um seine seit Jahren immer gleiche Argumentation gegen eine kritische Armutsdebatte vorzutragen. Seine Aussagen wiederholen sich, die Berechnung der Armutsrisikostatistik wäre falsch interpretiert, zur Tafel würden die Menschen gehen, um das Geld für andere Zwecke zu sparen, die Armut in Deutschland zu skandalisieren wären ungerechtfertigte Horrormeldungen und würden Abstiegsängste in der Bevölkerung schüren. Als er aber konkret befragt wird, spricht er sich doch für eine kleine Erhöhung (80,- Euro) des Regelsatzes und für die im Koalitionsvertrag bereits vereinbarte Erhöhung des Kinderzuschlags aus, der aber für Hartz-IV-Familien nicht gilt. Dennoch banalisiert er das Thema Armut, ohne zu erklären, wie man einen Säugling oder ein Kleinkind mit 2,99 € satt bekommen soll. Was treibt einen – mit mehr als auskömmlicher Rente ausgestatteten – ehemaligen Caritas-Generalssekretär dazu, die Armut in Deutschland kleinzureden, das Armutsrisiko zu relativieren und damit die Politik aufzufordern, den Ist-Zustand zu belassen so wie es Frau Merkel am Tage ihrer Vereidigung im Interview gesagt hat ? – Annette Wippermann


Leserbrief zu „Was wir von Uwe Tellkamp hören, kennen wir von Pegida“ von Adam Soboczynzki

Zu den bemerkenswerten letzten vier Sätzen des Interviews kann und muss man eigentlich weiter nichts hinzufügen, denn den gleichen Gedanken hatte ich selbst angesichts des geschichtlich Bekannten schon oft; doch es bleibt, sich zu fragen: Schaffen wir es dereinst, das zu ändern, oder gehen wir an uns selbst zugrunde? (Homo homini lupus). Lasst uns an dieser Stelle lieber anknüpfen und weiter diskutieren – besser als Mord und Totschlag ist es allemal! – Aleksandar Ćirković


Leserbrief zu „Von wegen klein! Von Bernd Ulrich

Zu dem o.a. Artikel kann ich nur sagen: Ich bin empört! Dieser Beitrag der ZEIT – zumal noch auf Seite 1 – geißelt den Begriff der „kleinen Leute“ und versucht dann, ihn gegen die Bevölkerung zu instrumentalisieren. Das ist schon peinlich. Die kleinen Leute müssen keine Angst haben, dass ihre Kinder mit schlechten Noten nach Hause kommen. Ich war 42 Jahre lang Lehrer einer Grundschule und habe mit meinen Kollegen immer darauf geachtet, dass es gerecht zugeht in der Schule und dass Leistungsschwache und –starke gefördert werden. Die kleinen Leute müssen hierzulande nicht in Straßen wohnen, die durch Lärm und Abgase entwertet und entmenschlicht werden. Die Familien meiner Schulkinder lebten in einer Mietwohnung im Dorf und hatten Wald und Wiesen um sich herum. Die kleinen Leute sitzen bei uns nicht im Altenheim, in dem sie bestenfalls notdürftig versorgt werden. Meine Schule lag in der Nähe eines Altenheims, wo mit den Menschen würde- und respektvoll umgegangen wurde. Dieser Bericht strotzt vor Pauschalierungen und ist einer Wochenzeitung wie der ZEIT unwürdig. Er spricht zusätzlich gegen „die“ Politiker einen Generalverdacht aus. Den Autor dieses Beitrages lade ich gerne einmal ins Saarland ein, damit er sich vor Ort davon überzeugen kann, wie die Wirklichkeit der kleinen Leute aussieht, die er aus ihrem Elend zu retten vorgibt. – Georg Fox


Leserbrief zu „Ein Jahr grün leben“ von Petra Pinzler und Günther Wessel

vielen Dank fuer diesen sehr lesenswerten Artikel und Hochachtung fuer Ihren Reduktionserfolg! Leider greift die Regel „Nie mehr Rindfleisch“ zu kurz – denn auch Milchprodukte wie Butter, Kaese, Joghurt, Milch etc. werden ueberwiegend von Rindern produziert. Darauf zu verzichten finde ich sehr viel schwerer als auf Rindfleisch – und ob Hafermilch wirklich klimafreundlicher ist, ist mir nicht klar (in Margarine ist jedenfalls haeufig Palmoel, was seine eigenen Probleme hat). Die Vegetarier haben daher also auch ein Problem, wie mir jemand vor einigen Jahren klar machte: Wer Eier oder Milchprodukte isst, nimmt damit den Tod der maennlichen Tiere dieser Arten in Kauf – entweder durch Schreddern bei den maennlichen Kueken oder fuer den Verzehr im Falle der Rinder oder Zweinutzungshuehner. Also bin ich dazu uebergegangen, meinen Fleischkonsum zu reduzieren und vorzugsweise Biofleisch zu essen, in der Hoffnung, dass das Tier wenigstens ein vernuenftiges Leben hatte. Will man aber Tier- und Klimawohl gleichzeitig erreichen steht man schon vor dem naechsten Problem: Zweinutzungshuehner setzen langsamer Fleisch an konventionelle Masthaehnchen – pro Kilogramm Huhn wird also mehr Energie verbraucht. Es ist manchmal zum Haareraufen, wie schwierig es ist, den eigenen Anspruechen zu genuegen. Trotzdem hat Ihr Artikel Mut gemacht – ja, wir schaffen nicht alles und schon gar nicht auf einmal und alleine. Natuerlich muessen auch die Politik, Verwaltung und Wirtschaft in die Pflicht genommen werden – aber das eine schliesst das andere nicht aus und sollte nicht als bequeme Ausrede dienen. – Sabine Moehler


Leserbrief zu „Von wegen klein! Von Bernd Ulrich

Der Beitrag von Bernd Ulrich ist unterkomplex und sprudelt nur vor Populismus. Allein die Definition der <kleinen Leute> erscheint eindimensional und diffus: Sie sollte jene Schichten (Klassen?) beinhalten, die wenig Geld verdienen und allerlei Stress ausgesetzt sind (als ob „Wohlhabende“ nicht unter Konkurrenzdruck und Digitalisierung leiden könnten und würden). Doch die deutsche Gesellschaft ist im frühen 21. Jahrhundert keine feudale, folglich deutlich vielschichtiger und differenzierter, als wenn man ihr analytisch mit dem Dualismus <groß/reich/privilegiert> versus <klein/arm/unterprivilegiert> beikommen könnte. Der Satz, dass die Menschen, die ihren Mitbürgern „mehr Güte, Witz und Zuwendung“ geben, groß seien, ist edel, hebt aber intellektuell die monierten sozio-ökonomischen Realitäten auf und löst sie durch die puren Charaktermerkmale ab. Noch gravierender ist die etatistische und deterministische Denkweise, die hinter der Logik des Artikels steht. Sie gaukelt vor, die Regierung könnte, im Guten wie im Schlechten, alles bewirken, wenn sie nur wollte. Sie unterstellt zugleich, dass die >kleinen< Leute durch die „unsichtbare Hand“ derselben <klein> gehalten werden, z.B. durch nicht genug Bildung. Diese Argumentation verkennt nicht nur die Vielfalt an individuellen Eigenschaften wie Fleiß und Intelligenz, an Begabungen und Potenzialen, schließlich unterschiedlichen Neigungen und Interessen innerhalb der Bevölkerung. Sie ignoriert ebenso, dass in einer einigermaßen freien und liberalen Gesellschaft die Menschen durchaus über gewisse Spielräume und Handlungsoptionen verfügen. Das in den Aufruf zu einer Entschuldigung bei den <kleinen Leuten> mündende Politiker-Bashing legt nahe: Bernd Ulrich ist die Sicherung durchgebrannt. Im Zeitalter der „flüchtigen Moderne“ (Z. Baumann) ist er wohl nicht der einzige. – Dariusz Adamczyk


Leserbrief zu „Was wir von Uwe Tellkamp hören, kennen wir von Pegida“ von Adam Soboczynzki

Ich bin ganz bei Tellkamp. Für mich ist es immer wieder verwunderlich welche Wahrnehmung einige Intellektuelle von unserem desolaten Staat haben. Die wollen einfach nicht zur Kenntnis nehmen, daß das. was Tellkamp bewegt, auch den Tatsachen entspricht, jedenfalls bei der überwiegenden Zahl der Flüchtlinge. Die ehrlichen Flüchtlinge geben das auch zu. Das ist für mich auch völlig in Ordnung. Wer würde das bestreiten wollen, daß es menschlich zu verstehen ist, wenn das bei den Flüchtlingen im Vordergrund steht. Besonders dann, wenn man weiß, was sie alle erleben mussten und durchgemacht haben. Wo bleibt der gesunde Menschenverstand bei Grünbein, den er eigentlich hat. Ich schätze ihn, was er sonst öffentlich von sich gegeben hat. Er ist kein Sturrkopp und auch kein Besserwisser. In der Sache kann er auch gnadenlos reagieren. Das entsprach zwar nicht immer meinen Vorstellungen, aber trotzdem völlig in Ordnung. Offensichtlich ist er mit seiner Wahrnehmung in diesem speziellen Fall etwas überfordert gewesen. Vielleicht war auch Leichtsinn im Spiel. Ich bin mir ziemlich sicher, daß er darüber noch einmal nachdenken wird. Was Tellkamp sagt: „Meinungsfreiheit wird ausgehöhlt und ein Gesinnungskorridor errichtet.“ Das empfinde ich auch so. Vor allen Dingen dann, wenn man die elektronischen Medien heranzieht. Das ist oft abenteuerlich was da so zusammen gesponnen wird. Auch da muss ich Grünbein widersprechen. Für mich wird die Pressefreiheit oft für Agitation und Demagogie missbraucht. Das sollte nicht die Aufgabe der Medien sein. Dafür haben wir die Politiker. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Beschneidung überdenken!“ von Jochen Bittner

Kinder bedürfen der Liebe und Fürsorge ihrer Eltern, die für die körperliche Unversehrtheit ihrer Kinder verantwortlich sind. Die Beschneidung von Kindern ist Körperverletzung, eine Straftat an Schutzbefohlenen, wie sie ekelhafter und hässlicher kaum sein kann. § 1631d BGB ist ein Akt politischer Feigheit und mit dem Grundgesetz unvereinbar. – Michael Siebke


Leserbrief zu „Beschneidung überdenken!“ von Jochen Bittner

Die Debatte über die Beschneidungspraxis im Islam und Judentum hat anscheinend erneut begonnen. Schon vor einiger Zeit habe ich einen Fachartikel aus christlicher Perspektive verfasst und diesen dem „Bundesforum Männer“, dessen Mitglied die katholische Männerarbeit und ich selber als ihr Vertreter ebenfalls sind, zur Verfügung gestellt. Ich meine, dieser Aufsatz könnte ein hilfreicher Beitrag in einer schnell emotional geführten Debatte sein. Ich füge den Artikel bei. Vielleicht haben Sie ja Interesse an diesem und lassen es mich wissen. Möglicherweise ist der Beitrag noch nicht zeitungtauglich genug. Ich wäre bereit, daran noch einmal zu arbeiten, z.B. die Argumente für ein neues Nachdenken im Islam und Judentum aus der Sicht der christlichen Nicht-Beschneidungspraxis, wohl aber der Befürwortung von Zugehörigkeitsritualen zu profilieren. Grundsätzlich, das geht hoffentlich aus dem Aufsatz hervor, ist mir an einer religionsfreundlichen Debatte gelegen, in der alle Seiten sicher Kompromisse machen müssen. Herr Bittner hat sich in seinem Artikel zu recht auf die Seite der Traumatisierten gestellt, aber auch schon wohltuend differenziert. Mein Beitrag könnte aus Sicht eines katholischen Theologen diese Debatte ergänzen, meine ich. Was meinen Sie? – Andreas Heek


Leserbrief zu „Von wegen klein! Von Bernd Ulrich

Ein solcher Beitrag und das in der ZEIT. Bravo!!!!.  Dem SPIEGEL hätte ich dieses schon eher zugetraut, denn ich meine, aus der Sicht Ihrer Zeitung, grenzt das ja schon als Rebellion. Ich bin Ihnen dankbar für diesen Artikel, weil er genau das ausdrückt, was ich seit langer, langer Zeit auch so empfinde. Diesen Beitrag lesen in der Regel Menschen, die eine sogenannte “ erfüllende “ Arbeit ausführen. In der Politik sind das die Regierenden, die anscheinend vergessen, das sie aus Steuergeldern bezahlt werden, die diese „kleinen “ Leute erbringen. Es ist an der Zeit, das man diesen „kleinen“ Leuten ihre Würde zurück gibt und sie ernst nimmt. – Karsten Winterfeld


Leserbrief zu „Von wegen klein! Von Bernd Ulrich

Wen meinen die denn bloß mit den „kleinen Leuten“? Alle Nicht – Großen? Die, denen man nicht unterstellt, dass sie dauerhaft ausgesorgt haben, weil sie irgendwie zwei Legislaturperioden in einem Parlament geschafft haben? Alle, die nicht im Vorstand eines internationalen Großkonzerns tätig sind, sondern stattdessen dort die Flure und Büros putzen? Wie auch immer, wenn man diesen Maßstab – also den des Einkommens – für die Größe eines Menschen anlegt, kann man nur daneben liegen. Das schreibt Herr Ulrich ja auch. Und ich stimme ihm auch weiter zu, wo er diese Einteilung für arrogant hält. Denn sie erhält das feudale Bild einer elitären, kastenhaften Bevölkerungspyramide aufrecht. Oder das Bild der leider so oft zitierten und deshalb vielleicht schon stumpfen Schere zwischen armen und reichen Menschen. Jetzt könnte man dieses Bild weiter beklagen und genauso kann man es, von machtpolitischem Kalkül gelenkt, weiter pflegen. Das wäre dann die bekannte Masche im Stil von Teile und Herrsche. Kann man so machen. Bis dann mal wieder so ein richtig kleiner Mann mit gescheiterten Künstlerambitionen kommt und die – eben vielen- kleinen Leuten die Macht übernehmen. Die richtig großen Leute müssen davor keine Angst haben, die werden schließlich gebraucht. Nur die, die irgendwie anders klein sind, also vielleicht noch kleiner, weil anders, für die wird es gefährlich. Und für den Rest der Welt. Ist alles bekannt. Denn von klein zu groß zu wachsen, das geht dann nur durch Klein-Machen und -Halten von anderen. Und dass andererseits die Versuche, alle gleich klein zu machen, gescheitert sind, weil es eben nicht alle aushalten mit dem Klein-Sein, ist ebenfalls bekannt. Mit den kleinen Leuten, die sich ohnehin viel zu sehr nach Playmobil – Männchen anhören, kommen wir also nicht weiter. Es sollte überhaupt keine kleinen Leute geben. Außer als Bezeichnung für Kindergärten ist diese Begrifflichkeit nicht nur arrogant sondern auch albern. Es ist ja schon nicht möglich anzunehmen, dass jemand, der so denkt und spricht, sich selbst zu den großen Leuten zählt. Das erscheint mir hochmütig, weltfremd und ja – unchristlich. Es ist ja gerade so in Mode, den Untergang des Abendlandes zu fürchten. Wer allerdings Menschen nach Größe sortiert, die er vorher selbst an Status oder woran auch immer bemessen hat, beerdigt unser Christentum im Wesenskern selbst. Denn bei Gott gibt es keine großen oder kleinen Leute. Wenn ich auch an Manchem zweifele – dessen bin ich mir ganz sicher. An einen Gott, der Menschen sortiert, könnte und wollte ich nicht glauben. Wer waren denn Maria und Josef – ganz schön kleine Leute, oder? Man braucht allerdings keinen Wortfindungsprozess, keine Arbeitsgruppe und noch nicht mal einen Balanceakt auf dem Hochseil der Political Correctnes. Wir sind einfach Bürger*innen. Alle, ob Regierende oder Regierte, mit Arbeit oder ohne, Kinder, Greise, arm, reich, hoch- normal,- oder minderintelligent. Wir alle haben einen Anteil an dieser Gesellschaft und es ist unmöglich aufzuzählen, welche Gründe dazu führen, wo und wie wir diesen erleben. Es wäre auch formulierbar, wir wären Grundrechtssubjekte. Klingt sperrig, kommt aufs Gleiche raus. Deshalb Bürger. Und Menschen. Das zuallererst und zuletzt. Worin bestünde der Vorteil, es so zu sehen? Nun, mündige Bürger lassen sich nicht so ohne Weiteres gegeneinander ausspielen, vor allem, wenn sie sich ihrer Bürgerschaft bewusst sind. Und dem Bürger fehlt, Achtung Utopie: etwas, was heutzutage bis zum Erbrechen überstrapaziert wird, so dass der Ernstfall schon nicht mehr auszumachen ist: Angst! Bürger haben keine Angst. Keine Angst, zu kurz zu kommen, keine Angst, nicht genug zu haben, keine Angst nichts wert zu sein. Bürger dienen dem Staat und nehmen den Staat in Anspruch. Bürger bringen sich ein und können sich auf ihre Mitbürger verlassen, wenn sie sie brauchen. Bürger haben keine Angst. Kleine Leute schon. Und zwar reichlich. Angst, die hasst; Angst die lähmt; Angst die entmündigt und sich entmündigen lässt. Jemanden mit Angst kann man schön unten halten. Vielleicht kann man sich derzeit die Angst der kleinen Leute noch dienstbar machen, die Angst vor Jobverlust, Abstieg und Armut. Ich finde es allerdings, auch und vor allem angesichts der Angst – und Hassrhetorik, die längst nicht mehr nur auf Facebook, sondern auf den Straßen und Plätzen der Republik gepflegt wird, schlicht unverantwortlich, das Kleine-Leute-Bild weiter zu pflegen. Bürger kann man in die Pflicht nehmen – mit kleinen Leuten geht das nicht. Denen ist ihr klein sein vielleicht auch mal ganz recht. Wer klein ist, muss sich nicht um Großes kümmern. – Juliane Hieke


Leserbrief zu „6000 vorzeitige Todesfälle durch Stickstoffdioxid. Was diese Zahle bedeutet. Und wie sie entstand“ von Stefanie Kara und Jan Schweitzer

Für wie blauäugig hält die Präsidentin des UBA den Leser, wenn sie auf die Frage antwortet, wie politisch sie sein darf, dass das UBA nur die Politik berät. Natürlich ist das UBA Teil des politischen Willensbildungsprozesses. Es berät nicht nur Politiker, sondern geht auch mit Studienergebnissen an die Öffentlichkeit. Es beeinflusst als unabhängige Institution über die Medien den demokratischen Willensbildungsprozess. Die Art und Weise in der Ergebnisse präsentiert, Pressemeldungen formuliert werden, ist wichtig für die Meinungsbildung. Insofern ist es bemerkenswert, wenn unzulässig verkürzt von 6000 Toten durch Stickstoffdioxid gesprochen wird. Für den Adressaten dieser Zahl, den von der Stickoxidbelastung betroffenen Bürgern, wäre es natürlich hilfreich gewesen, wenn er nicht nur eine Information über die mit dieser Zahl implizierte Gefährdung erhält, sondern eine Einordnung dieser Zahl in den zeitlichen Zusammenhang: Im Klartext müsste zumindest die Reduzierung der Stickoxidbelastung der letzten Jahrzehnte gleichwertig daneben genannt werden, die ein Erfolg all derer ist – auch des UBA, die sich für ein besseres Klima und eine gesündere Umwelt einsetzen. Die spannende Frage, die sich dem Leser aufdrängt und auch dem Wissenschaftler aufdrängen sollte: Wieviele Tote ergeben sich unter Verwendung der den Untersuchungen zugrunde liegenden Rechenmethoden, wenn die Stickoxidbelastung der 1990er Jahre unterstellt wird. – Dr. Hans-Günther Vieweg


Leserbrief zu „Wer die Nachtigall stört…,“von Lorenz Maroldt

In dem o.a. Artikel entsteht der Eindruck, die Gesetze zum Schutz der Tiere wären zu vernachlässigen. Und die, die ihre Einhaltung fordern , betrieben ‚grüne Fundamental- Obstruktion‘. Fakt ist, dass eine Auflistung der Meriten, die Höhe der zu erwartenden Förderung oder wage Hoffnungen auf einen medizinischen Durchbruch in einer fernen Zukunft mitnichten jedes Mittel rechtfertigen. Wieso haben die herauragenden Nachwuchsforscherinnen wichtige tierschutzrelevante Aspekte ‚zunaechst übersehen‘ ? Wieso geraten angeblich besondere Foerdgelder in Gefahr und wieso ist nicht genau das etwas,worueber man sich aufregen  sollte ? Es zeigt sich, das für sogenannte Prestigeobjekte immernoch alles machbar gemacht werden soll, ich kann nur hoffen, dass die Gesetzeshüter dem Druck standhalten. – Ines Hubold


Leserbrief zu „Von wegen klein! Von Bernd Ulrich

Der Autor widmet sich engagiert dem Begriff „kleine Leute“ unter dem Gesichtspunkt, es wäre ein Ausdruck von Arroganz der Macht. Nur wird dabei übersehen, dass es sich bei dem strittigen Ausdruck um einen in der Geschichte feststehenden Begriff der Gesellschaftskunde handelt. Seit mehreren tausend Jahren ist man sich dessen bewusst, dass  sich  die Mitglieder eines Gemeinwesen durch Macht, Einfluss, Besitz und Bildung unterscheiden. Den sich abzeichnenden Abstufungen der Gesellschaft wurden Namen bzw. Begriffe zugeordnet Im antiken Athen waren es die „Metöken“ und in Sparta die „Periöken“., in der mittelalterlichen Stadtkultur die „Beisassen“ und „Hintersassen“ und im 18. und 19.Jahrhundert in der sich abzeichnenden bürgerlichen Gesellschaft waren es eben die „Kleinbürger“, die „kleinen Leute“ und  nach politisch-marxistischer Terminologie die „Proletarier“. Selbst Carl Marx verwendete den „Kleinbürger-Begriff“ in seinen Schriften.  In späterer  Zeit tendierte der Begriff  „kleinbürgerlich/ Kleinbürger“ zu dem karikierenden Wort „Spießbürger“. Es ist zu bedenken, dass sich von Generation zu Generation  Benennung, Wertung und Einstellung von Begriffen verändern (panta rei). Zum Beispiel wird in derselben Ausgabe der ZEIT („Wir schüren Abstiegsängste“)  von „Menschen geringerer Qualifikation“ und von“bildungsfernen Schichten“ gesprochen.  Vielleicht ging man hier in der Ausdrucksweise etwas sensiebler und differenzierter  vor,  doch wer ein Haar in der Suppe sucht, der wird es auch hier finden können, der wird die beiden zuletzt erwähnten Begriffe ebenfalls als herablassend einstufen! – Ulrich Bratfisch


Lesebrief zu „Wir bleiben im Elfenbeinturm“ von Wolfgang Spohn

Wolfgang Spohn kritisiert in seinem Artikel unter anderem die (laut ihm von Philosophiejournalisten vertretene) Meinung, „wirklich gute Philosophie müsste öffentlich vermittelbar, ein wirklich grosses Philosophiebuch auch für die allgemein Gebildeten verständlich sein“.  So etwas werde heute kaum noch von Wissenschaften erwartet. Nur: Es sind ja die akademischen Philosophen selbst (jedenfalls viele von ihnen), die den Anspruch erheben, sie hätten der Öffentlichkeit etwas mitzuteilen. Sehr viele von ihnen gehen nämlich davon aus, die Öffentlichkeit, die Gesellschaft, die Menschen … wollten von ihnen orientiert werden. In Texten, in denen sie darüber nachdenken, warum und wozu sie philosophieren, stösst man ziemlich sicher auf diese Aufgabenbeschreibung: Philosophen und Philosophinnen sind zuständig, wenn es um Orientierungs- bzw. Sinndebatten geht.  Wenn aber aus dem Elfenbeinturm nichts an die Öffentlichkeit dringt bzw. dringen soll, wie Spohn es beschreibt, wie soll diese Orientierung dann gelingen? Er schlägt zwar selbst die Philosophiejournalisten als Vermittler vor, sie sollen die Orientierungsaufgabe übernehmen. Allerdings arbeiten diese offenbar nicht so, wie er es gerne hätte. (Und würden sie anders arbeiten, wäre auch nicht sicher, was genau sie denn vermitteln würden.) Dann ist es wohl doch besser, die akademischen Philosophen verlassen (hin und wieder) den Turm  und orientieren die Gesellschaft direkt selber, verständlich und ohne den Umweg über Vermittler.  Wenn sie den Orientierungsanspruch ernst nehmen, bleibt ihnen auch gar nichts anderes übrig (ausser sie würden den eigenen Anspruch ganz aufgeben):  Die Öffentlichkeit orientieren wollen, ohne dass etwas an die Öffentlichkeit dringt – das passt einfach nicht zusammen. – Duglore Graf Estermann


Leserbrief zu „Wir schüren Abstiegsängste“ Mark Schieritz

Ein ziemlich entlarvendes Interview … Georg Cremer, Generalsekretär der Caritas, also jemand, der die politischen Standpunkte seiner Gesellschaft (bis 2017) nach außen vertrat, sagt: Höhere Regelsätze für Bedürftige seien „politisch schwierig“, weil dadurch „der Eindruck entsteht, es gäbe mehr Hilfsbedürftige“. Kann man das noch zynischer sagen? Mich interessiert, bei welchem Politiker dadurch tatsächlich „faire Lösungen blockiert“ werden. Der Herr Tauber ist wegen ähnlicher Arroganz gestrauchelt. Wer hat gesagt, „Der Staat hat sich zurückgezogen, weil es Tafeln gibt“? Dennoch halte ich es für kein „Empörungsritual“, wenn man nicht gut findet, dass immer mehr Menschen zur Tafel gehen (müssen). Die Schere zwischen arm und reich geht zwar weiter auseinander, aber „die Angst vor der Arbeitslosigkeit ist sehr stark zurückgegangen“. Das ist der logische Zusammenhang wie bei den Störchen und der Geburtenrate. Und falls ausgleichende Gerechtigkeit vielleicht wirklich noch „nicht mehrheitsfähig“ ist, heißt dann „realistisch bleiben“: Sich auch nicht dafür einsetzen? Relativierungen und kritisches Abwägen sind sicher gut, aber für die Caritas ist es vielleicht besser, dass der Herr Professor Cremer sie nicht mehr offiziell vertritt. – Harald Arnst


Leserbrief zu „Was wir von Uwe Tellkamp hören, kennen wir von Pegida“ von Adam Soboczynzki

Durs Grünbein drückt sehr gut aus, was mir so unbegreiflich ist – Warum gerade im Osten so viele Menschen, die die Unfreiheit in der DDR mit all ihren Einschränkungen erlebt haben, nicht heute „die glücklichsten Menschen auf Erden sind“ und dankbar in einer starken Demokratie zu leben (ich übertreibe). Und auch der Hinweis auf eine U-Bahn-Fahrt durch Paris oder London ist treffend… ich bin aufgewachsen zu Zeiten, als sich die EU öffnete, habe in London gelebt und die ethnische Vielfalt immer als aufregend und spannend erlebt. Es herrschte ein Gefühl „die Welt gehört uns“. In einer überfüllten Londoner U-Bahn zu sitzen mit Menschen aller möglichen Hautfarben fand ich persönlich immer erhebend. Aber anscheinend gilt das nicht für alle, nicht alle möchten Erfahrungen mit fremden Menschen erleben – sie fühlen sich in einem „geschützten Raum“ wohl.. :-/ Ich mag mir trotzdem nicht vorstellen, wie man der Meinung sein kann, in einer großen Stadt sollten am besten nur „Ur“-Einwohner leben. Was ist das für ein Gedanke? Machen sich diese Anhänger von „homogenen“ deutschen Städten niemals Gedanken darüber, ob ihre eigenen Vorfahren möglicherweise selbst zugewandert sind? Ich finde, sie sollten unbedingt mal in ihrer Biografie forschen. Wie können Menschen für sich beanspruchen „Ihr“ Land auf diese Weise zu „verteidigen“. Ich stimme hingegen überein, dass nicht die ganze Welt zu uns kommen kann, das wird leider nicht gehen, das werden wir nicht schaffen. Und das wäre das Schwierigste: Toleranz aufzubringen, sollte tatsächlich einmal ein Kanzler der AFD regieren. Das fände ich unglaublich hart und zwar aus diesem einfachen Grund: Ich kann einfach nicht verstehen, wie man diese Partei unterstützen kann. – Birgit Kasimirski


Leserbrief zu „Von wegen klein! Von Bernd Ulrich

Danke Bernd Ulrich für die vierfache Ablehneung der Bezeichnung ‚Kleine Leute‘. Bei uns in CH sprechen die Politikerkasten jeweils vom Volk und meinen die Dummen von da unten. Die Grömöko-Graphik auf S. 46 ist wohl richtig. Es fehlen die dreifache Menge an Lobbyisten. Jedes der farbigen Quadrätchen spiegelt eine/n derjenigen, die unter sich ‚das Volk‘ sagen und nicht mehr verstehen, wo ‚die Kleinen‘ der Schuh drückt. ‚Das Volk hat bestimmt‘ heisst es nach Wahlen und Abstimmungen und die Mächtigen setzen um, wie’s ihren Interessen entspricht. ‚Gross‘ ist jemand, der mehr Güte, Mitgefühl und Zuwendung gibt und lächeln kann, auch über sich selbst. Ob das die ‚Quadrätchen‘ und die Lobbyisten noch können? – Hanspeter Schneider


Leserbrief zu „6000 vorzeitige Todesfälle durch Stickstoffdioxid. Was diese Zahle bedeutet. Und wie sie entstand“ von Stefanie Kara und Jan Schweitzer

Den Artikel „6000 Tote durch Stickstoffdioxid …“ fand ich außerordentlich gut recherchiert, verständlich geschrieben und sehr notwendig. Leider ist das Verständnis für Epidemiologie und Statistik in der Medizin auch bei hochgebildeten Menschen in Deutschland sehr unterentwickelt! Auch bei vielen Ärzten besteht in dieser Hinsicht Nachholbedarf, sonst hätte die sog. „Evidenzbasierte Medizin“ (EbM) mehr Anhänger unter den Ärzten. Weiter so! – Günter Schütte


Leserbrief zu „Beschneidung überdenken!“ von Jochen Bittner

Warum soll sich die deutsche – oder, etwas weiter gedacht, die europäische – Legislative um Rituale kümmern und diese regeln, die elementarer Bestandteil einer Religion sind? Zum Grundsatz der freien Religionsausübung gehört alles, was für diese Gemeinschaften Wert hat, und niemand würde beispielsweise auf die Idee kommen, den Koran oder andere Grundlagen einzuschränken, soweit sie leitkulturelle Grundsätze nicht in Frage stellen. Wie man von höchster Stelle immer wieder hört, gehört der Islam zu Deutschland, und die Beschneidung letztlich zum Islam. – Martin Behrens


Leserbrief zu „Großes Karo, bitte!“ von Manuel J. Hartung

Da erfahren wir also, was alles an der Schule reformiert werden soll: Neue Inhalte bzw. Fächer müssen her, multiprofessionelle Teams mit Lehrern, Sozialarbeitern, Coaches, gar Physiotherapeuten müssen her, mit Milliarden soll das Niveau unserer Schulen und die Qualifikation bzw. das Bildungsniveau unserer Schüler gepusht werden. Dabei wird wie fast immer vergessen: Bildung beginnt nicht in der Schule, auch nicht im Kindergarten, sondern im Elternhaus. Wird den Kindern vorgelesen? Oder werden diese von Kindesbeinen an die für Eltern oft bequeme, weil zeitsparende Selbstbespassung mit Tablet, Smartphone und Computer gewöhnt? Leben Eltern vor, dass Bildung unabhängig von Karriere und Einkommen ein Wert ist? Dass es bereichernd ist, sich für geistige Inhalte und Themen zu interessieren, die nicht mit Youtube und Facebook zu tun haben? Vielleicht ließe sich manche Milliarde sparen, wenn man Eltern hier mehr sensibilisieren, fördern und schulen würde. – Dr. Klaus-Dieter Beims


Leserbrief zu „Großes Karo, bitte!“ von Manuel J. Hartung

Dieser Artikel und einige der Leserbriefe im Blog veranlassen mich, ein wenig zu konkretisieren, was Schule als Erstes leisten müsste. Ich beziehe mich auf 29jährige Erfahrung als Schulleiter in NRW (drei öffentliche Gymnasien), in Schweden und New York (private deutsche Auslandsschulen). 1. Wenn rund 168 Unterrichtstage im Jahr vorgesehen sind (NY), fällt davon  keiner aus; für wetterbedingte Ausfälle werden 3 bis 5 Ersatztage schon bei der Jahresplanung reserviert. 2. Der Unterricht wird vollständig und anspruchsvoll erteilt. Sogenannte „Springer“ sind immer abrufbar. (Das ist an deutschen Auslandsschulen oft schon durch die Bereitschaft der Lehrerinnen unter den Eltern gesichert). Rund 10 Prozent Unterrichtsausfall bzw. anspruchslose Vertretung würden an privaten Schulen zu Schadensersatzansprüchen führen! 3. Die Klassen sind besonders bei Integrationsbedarf klein. Die Einstufung der Seiteneinsteiger und Kinder mit Förderbedarf erfolgt nach allgemein verbindlichen Tests. Der Umfang des verpflichtenden ‚Förderunterrichtes ergibt sich aus den Testergebnissen. 4. Ganztagsschulen sind keine Nachmittagsbetreuungen, sondern regulärer Unterricht mit den Phasen Einführung, Anwendung, hinreichende (!) Übung, Überprüfung und, gegebenenfalls, zusätzliche Anleitung oder Förderunterricht. Auf Hausaufgaben wird vor allem in den höheren Klassen trotzdem nicht verzichet. 5. Die Schulen wählen die Lehrer nach ihrem besonderen Bedarf aus oder, wo das aus arbeitsrechtichen Gründen schwer ist, werden ihnen die Pädagogen bedarfsgerecht zugewiesen. 6. Die Schulen erhalten darüber hinaus den finanziellen Spielraum, Experten für besondere Fächer oder Projekte anzuwerben: Schriftsteller, Architekten, Komputerspezialisten, Richter, Ärzte, Abgeordnete, Leistungssportler… Eltern, die Zeit zur Vorbereitung von Feiern und Festen haben, gibt es an deutschen Auslandsschulen schon deshalb mehr, weil ein Elternteil oft keine Arbeitserlaubnis hat. Leider hat sich  in Deutschland durch die Berufstätigkeit beider Eltern diese Möglichkeit gegenüber früher eher verschlechtert, so  dass auch diese Aufgabe an Lehrern und Schülern hängen bleibt – nicht selten zu Lasten des eigentlichen Unterrichtes. 7. Spezialisten erstellen Lehrpläne, Lehrer unterrichten, Verwaltungsleiterinnen verwalten, Mediothekare ordnen und leiten an, Psychologen und Sozialarbeiter beraten, die Krankenschwester steht im akuten Notfall zur Verfügung, der Techniker und der Hausmeister pflegen und reparieren. Wer diese Aufgaben alle beim Fachlehrer ablädt will sparen. Bildungsinvestitionen  sehen anders aus. Eine interessante Beobachtung zum Schluss: Sowohl die Republikaner in den USA als auch die Moderaterna in Schweden weisen wie die deutschen Konservativen gern darauf hin, dass eine bessere Schule weder teurer sein müsse noch die Klassen kleiner. Ein Schelm, der Böses dabei denkt! – Johannes Kettlack


Leserbrief zu „Beschneidung überdenken!“ von Jochen Bittner

Ein Dank an DIE ZEIT, dass die Problematik der Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen erneut aufgegriffen und eine Reform angestoßen wird. Nach dem Kölner Beschneidungsurteil 2012 ist der Akt der Beschneidung eine rechtswidrige Körperverletzung. Daran ändert auch der § 1631 BGB nichts, der eine Zirkumzision ohne medizinische Notwendigkeit  im Säuglingsalter rechtlich  legitimiert.  Der Paragraf  wurde als politischer Entscheid nach dem Urteil  ergänzend eingefügt.  Als Begründung heißt es, dass eine Zirkumzision als wichtiger Bestandteil der religiösen und kulturellen Identität gilt. Das ist die Sicht aus der Perspektive Erwachsener.  Sie haben für Ihre Überzeugung, die religiös kulturell motiviert ist, eine gesetzliche Grundlage geschaffen, die zwar auf Papier geschrieben steht, aber dem Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit und Religionsfreiheit widerspricht.  Ethisch moralisch zu verantworten, ist die vermeintliche Lösung ebenfalls  nicht. Deshalb sollten wir uns bemühen, die Perspektive des Kindes einzunehmen, auch wenn es dann zunächst schnell ungemütlich werden kann. Das Kind hat ebenso ein verbrieftes  Recht.  Und zwar auf ein selbstbestimmtes, freies Leben und Unversehrtheit an Leib und Seele. Erwachsene haben dafür Sorge zu tragen. Stattdessen überschreiten sie zu verantwortende Grenzen der Erziehung und riskieren, dem  wehrlos ausgesetzten Kind in seiner Identitätsentwicklung  durch das Entfernen der Vorhaut,  nachhaltigen Schaden zuzufügen. Identitätsentwicklung lässt sich erstens  nicht per Gesetz erzwingen. Und zweitens schon gar nicht durch einen körperverletzenden Eingriff positiv unterstützen. Die Annahme, dass ein Kleinkind „nicht einsichts- und urteilsfähig sei“ und daraus das Elternrecht auf Bestimmung abgeleitet wird, ist nicht zu rechtfertigen.  Gerade weil es sich  bei einem verletzenden Eingriff in seinen Körper noch nicht willensbildend äußern kann,  ist jegliche Beschneidung  zu unterlassen. Kinder wollen ebenso wie Erwachsene ernst genommen werden, nur anders.   Daran wachsen sie. Wer couragierte, dialogfähige Kinder und Erwachsene  möchte, stützt sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und maßt sich nicht an, sie in einer hilflosen Entwicklungsphase zu verletzen. Dafür stehen Erwachsene, die nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht haben,  Normen und Werte einer gewaltfreien Erziehung, wie sie in der UN Kinderrechtskonvention  weltweit verankert sind,  für das Kind gegen Wiederstände  zu vertreten. – Dagmar Sommerfeld


Leserbrief zu „In Braunschweig machen 48 Prozent der Schüler Abitur. In Cloppenburg 18 Prozent. Wie kann das sein?“ von Bastian Berbner und Henning Sussebach

Einfach sensationell guter Journalismus!! In der Fragestellung, in der Herangehensweise, in dem Tief –Eindringen. Und bei der Beschreibung der unterschiedlichen Lebensvisionen in der Stadt und auf dem Land. Und genial, die beiden Schulleitergeschwister als authentische, zögernde Analytiker zu nehmen (neben anderen). Als einer, der in der Stadt groß geworden ist, dort in der Schulverwaltung arbeitete und jetzt seit 14 Jahren auf dem Land lebt – ich würde alles genauso beschreiben. Chapeau an die Herren Berbner und Sussebach! – Ulrich Kaschner


Leserbrief zu „Was wir von Uwe Tellkamp hören, kennen wir von Pegida“ von Adam Soboczynzki

Das Aufregendste in der Nummer 12 der ZEIT für mich, der ich – verspätet, da erst von einer Reise zurückgekehrt – mir die beliebte Wochenlektüre vorgenommen habe, ist zweifellos das sehr gelungene Interview mit Durs Grünbein! Ein neuerliches Verdienst des Feuilletons, ähnlich dem des gewitzten Moritz von Uslar mit Sandra Hüller! Die stets ruhige und überzeugende, gleichwohl auch leidenschaftliche Art des Dichters voll zum Zuge kommen zu lassen und sich in knappster Diskursführung zielbewußt zurückzuhalten ist (mir) eine lobenswerte Kunst des vielfach bekannten  Interviewers. Wer Grünbeins facettenreiche Darstellungskunst in seinem frühen Buch über seine Heimat kennt, erstaunt nicht wenig über die Ausgewogenheit auch seines politischen Urteils, selbst ohne den Dresdner „Schlagabtausch“ mitgemacht zu haben. Spricht er doch sehr genau aus, was ich seit 2015 immer auch dumpf gefühlt habe, ohne es präzise in Worte haben fassen zu können: Flüchtlinge unbürokratisch aufzunehmen, wogegen damals überhaupt nichts sprach, wurde in dem Moment zum Fehler, dass „keines der Landesämter auf eine Überprüfung der Personalien … vorbereitet war.“ So kamen „bei der großen Einwanderung … mit den Opfern auch die Täter herein.“   Wie wahr! Dem Autor ist ferner zuzustimmen, wenn er – verallgemeinernd – sich überrascht zeigt von dem Mangel an politischer Fantasie hierzulande. Das gipfelt in seiner rhetorischen Frage „Würde es mich überraschen, wenn wir in ein paar Jahren einen AfD-Kanzler hätten?“  Deutlicher kann man wohl gegenwärtig nicht hinweisen, wie notwendig kluge und hinreichend ausdiskutierte Politik dieser Tage und Jahre ist. In Klammern: Dafür hat vor allem wohl unser Bildungssystem zu sorgen! Dass DIE ZEIT weiterhin der wesentlichen Tagesdiskussion auf den Versen bleibe, ist mir Garantie für weitere langjährige Abonennten- und neuerdings eben auch Freundschaft!  Danke bestens! – Rüdiger Brendel


Leserbrief zu „6000 vorzeitige Todesfälle durch Stickstoffdioxid. Was diese Zahle bedeutet. Und wie sie entstand“ von Stefanie Kara und Jan Schweitzer

Prima, dass und wie die ZEIT (Nr. 12) die vermeintlich 6000 Toten durch Stickstoffdioxid, die das Umweltbundesamt (UBA) plakatiert hat, aufspießt und aufdröselt. In Wahrheit sollte es also eher um verkürzte Lebenszeit (years of life lost) durch „vorzeitiges“ Versterben gehen. Und so wird für 2014 aus ca. 6000 Stickstoffdioxid-Toten bei 80 Millionen Deutschen ein um durchschnittlich 8 Stunden vorgezogenes Sterben. Politpropagandistisch wenig eindrucksvoll. Die meisten Umweltepidemiologen kennen die Zusammenhänge und das UBA wohl auch. Im Interesse ihrer eigenen Glaubwürdigkeit und die der Wissenschaft insgesamt sollte deshalb die Epidemiologie vielleicht eher von diesem  missverständlichen statistischen Konstrukt Abstand nehmen, oder es zumindest gegenüber politisch motivierten Behörden wie dem UBA narrensicher erläutern. Im Kontext der Dieseldiskussion ist es aber auch missverständlich, die gesundheitliche Dimension des Diesels auf Stickstoffdioxid (NO2) einzuengen, wie das aufgrund älterer Studien gern und auch hier wieder gemacht wird. Neuere Mortalitätsstudien, die eben auch andere Komponenten von Kfz-Abgasen erfassen zeigen, dass Feinstäube die eigentlichen Krankmacher sind. Dies belegen z.B. die mit je über 350000 Teilnehmern größten und methodisch besten Mortalitätsstudien, wie etwa die der US-amerikanischen Krebsgesellschaft oder die europaweite ESCAPE-Studie. In beiden Fällen sind Feinstäube und eben nicht Stickstoffdioxid für Lebenszeitverkürzung verantwortlich. Durch heutige Dieselruß-Partikelfilter kommt es bundesweit aber kaum noch zu Grenzwertüberschreitungen für Feinstäube, was aber nicht bedeutet, dass unterhalb bestehender Grenzwerte keine nachteiligen Wirkungen gesehen würden.. – Dr. Gerhard Winneke


Leserbrief zu „Allah liebt dich“ von Ahmad Mansour

erstmal Hut ab für Ihr Engagement für die Jugendlichen in ihrem Projekt Mind Prevention. Junge orientierungslose Männer brauchen einen authentischen Abi. Da spielen Sie als Israelischer Muslim eine sehr authentische Rolle. Ich habe das Bedürfnis, Ihren Beitrag in der Zeit vom 18. März 2018 namens „Allah liebt dich“ nicht kommentarlos stehen zu lassen. Am Ende könnte die Leserschaft die Botschaft Ihres Textes so deuten: Die jungen Araber und Türken, die in Berührung kommen mit Religion, sind gefährlich und deshalb irgendwie tickende Zeitbomben, die gesondert behandelt werden sollten (z.B. von Ihrem Verein) und auf jeden Fall aus der Mitte der Geselllschaft, der Mitte der Klassenzimmer und der Mitte der Stadt fern gehalten werden sollten. Und die Moscheen sind allgemein eigentlich auch potenzielle Herde der Radikalisierung. Kurzum: Islam = gefährlich. Da Sie als gläubiger Muslim Allah in Ihrem Herzen tragen, kann das nicht Ihre Meinung sein, vermute ich. Doch warum machen Sie das dann? Sie schreiben, dass in den Moscheen die Menschen predigen, der Westen würde sich gegen die Muslime wenden. Was sie nicht erwähnen ist die Bertelsmann Studie von Kai Hafez, der 2015 ermittelt hat, dass 57 % aller Deutschen den Islam als „bedrohlich“ empfinden. Wenn sich Gläubige über diesen Zustand beklagen wollen in einem geschützten Raum, dann ist doch eine Moschee hierfür eigentlich der einzige Ort, oder? Sie schreiben, dass Sie arabische und türkische Jugendliche gesprochen haben in einer Berliner Schule, die besonders aggressiv reagieren auf Themen wie Diskriminierung. Was Sie auslassen, ist die Tatsache, dass gerade mal 3% in den Berliner Behörden (also auch im Lehrpersonal) nicht weiß sind. Und wenn es stimmt, was der Forscher Hafez ermittelt hat, können wir davon ausgehen, dass jede zweite Lehrkraft den Islam als Bedrohung ansehen. Meine eigene Wahrnehmung als Vertretungslehrer in einer Berliner Brennpunktschule ist eher die, dass eher 90% im Kollegium Vorbehalte gegenüber dem Islam haben. Sie wissen, dass das Auswirkungen hat auf das Verhalten der Lehrkräfte auf ihre muslimischen Schüler*innen. Auch diese sind umfassend erforscht: Nicht weiße Kinder und insbesondere Schwarze und Muslime werden systematisch benachteiligt, sowohl in Notengebung, bei Praktikumsplätzen und später bei der Wohnungssuche. Deren Mütter mit Hijab werden systematisch benachteiligt in der Jobauswahl. Ich habe sehr viele Sprüche im Lehrerzimmer gehört, die dieses bestätigen und weiß von den Gesprächen mit den Schüler*innen, dass Ihnen sehr wenig zugetraut wird. Sie schreiben, dass bei Ihren Begegnungen mit Mädchen mit Hijab es zu hitzigen Debatten gekommen ist. Wundert Sie das? Sie wissen doch, dass das Kopftuchverbot in vielen Bundesländern nur eine Scheindebatte über Neutralität ist. In Baden-Württemberg und Bayern zum Beispiel darf mit jüdischer Kippa, und mit christlicher Nonnenhaube unterrichtet werden, so steht es in deren Schulgesetze. Nur das muslimische Kopftuch ist nicht erlaubt. Warum? Nun ja, das könnte daran liegen, dass 57 % der Menschen, die über das Schulgesetz wachen womöglich eine Bedrohung im Islam sehen? Anders kann ich es mir nicht erklären, dass die Beamten im Jahr 2003 nach der erfolgreichen Klage einer deutschen Lehrerin vor dem Verfassungsgericht im Eiltempo ein Kopftuchpassus in ihre Landesgesetze gequetscht haben, die eigentlich nur eine Lesart zulassen: Um Gottes Willen darf hier niemals ein muslimisches Kopftuch im Lehrerzimmer sitzen. Ich kann ehrlich gesagt sehr gut nachvollziehen, woher die Aggression der jungen Leute kommt. Sie erwähnen soziale Umwelt und private ungünstige Vorfälle. Das macht aber aus dem Durchschnittsdeutschen noch keinen Rassisten aus einem Durchschnittsmuslim noch keinen Terroristen. Forscher*innen wie Daniel Gyamerah oder Mark Terkessdis weisen seit Jahren darauf hin, dass die Ursache in den kolonial geprägten Strukturrassismus zu suchen sind, die sowas wie NSU oder den berühmten Sherbini-Fall möglich gemacht haben. Zu behaupten, die Entgleisungen der jungen Araber und Türken wären vorrangig in einem vermeintlichen politischen Islam zu suchen, halte ich für sehr einseitig. Was soll das überhaupt sein: Politischer Islam. Wer als gläubiger Jude oder gläubiger Muslim die Religion ungestört ausüben möchte in Sachsen oder Cottbus, kann nicht anders, als sich politischer Werkzeuge zu bemächtigen: zum Beispiel dem Artikel 3 des Grundgesetzes, wo solche Grundrechte verbrieft sind. Und dennoch wird den Muslimen die Minarette und der Adhan verwehrt. Kann man offen religiös sein ohne politisch zu sein? Wie soll das gehen? Und falls es den politischen Islam geben sollte, gibt es dann auch sowas wie ein politisches Christentum? Was könnte das sein? Die Christlich Demokratische Union? Das Heimatministerium von Seehofer? Oktoberfest? Deutsches Rotes Kreuz? Die Johanniter? Evangelischer Pressedienst? Die Tafel? USA? Falls ja, warum sollte das schlecht sein, wenn sich Menschen auf Grundlage einer religiösen Überzeugung politisch engagieren? In God we trust. Allahu akbar. Von mir aus. Wenn es den Menschen Kraft gibt, warum nicht? Sie schreiben, dass die Moscheen von Ankara gesteuert werden und aus der Türkei heraus die deutschen Professuren beeinflusst und nennen das politischen Islam. Ich nenne das schlichtweg Politik. Was hat das mit Allah zu tun? Oder behauptet Diyanet etwa, dass ihre Funktionäre seien von Gott gesandt? Dass der Vatikan und Diyanet und Ditib und wie sie alle heißen Politik betreiben, ist doch sehr normal. Das liegt in der Natur der Sache. All diese Organisationen sind politische Institutionen. Kein Mensch geht in den Vatikan oder zur Vollversammlung der Diyanet, um zu beten. Die Männer suchen dort nicht Gott, sondern Macht. Das alles wissen Sie sicherlich und deshalb wundert es mich, dass sie diese wichtigen Zusammenhänge weglassen. Ich werde Ihnen hier nicht unterstellen, dass Sie das aus Marketinggründen machen. Wir wissen beide, welches Buch sich besser verkauft: ein bedrohliches Buch für die 57 Prozent, die den Islam als Bedrohung ansehen oder ein optimistisches Buch für Minderheiten wie mich, die es leid sind, anzusehen, wie hier andere Minderheiten systematisch gebasht werden. – Van Bo Le-Mentzel


Leserbrief zu „6000 vorzeitige Todesfälle durch Stickstoffdioxid. Was diese Zahle bedeutet. Und wie sie entstand“ von Stefanie Kara und Jan Schweitzer

Die Frage, wie 6000 vorzeitige Todesfälle durch Stickoxide zu deuten sind, interessiert mich sehr; vielen Dank für den Artikel. Bitte sagen Sie mir, ob ich es richtig verstanden habe: Im Jahre 2014 wurden in Deutschland statistisch gesehen 50000 Lebensjahre verloren auf Grund von durch Stickoxide ausgelösten Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 6000 Menschen starben frühzeitig. 50000/6000 = 8.3 Jahre: so viel starben die 6000 Menschen im Durchschnitt zu früh. Wenn man die 50000 jedoch auf die ganze Bevölkerung bezieht, sind es nur etwa so viele Stunden, nicht Jahre. Aber jedes Jahr kommen ja etwa gleich viele Tote dazu. Während eines Menschenlebens von 80 Jahren sterben also in Deutschland 480000 Menschen 9 Jahren zu früh; das sind 0.6% der Bevölkerung. Dazu kommen andere Schadsstoffe und Erkrankungen wie Feinstaub und Krebs, also gibt es mehr, sagen wir grob 1% der Bevölkerung, was sich etwa mit publizierten Zahlen in der Schweiz decken dürfte. Oder 10% der Bevölkerung der Bevölkerung stirbt 11 Monate zu früh, oder die ganze Bevölkerung einen Monat. Das tönt nicht nach viel, aber vor einem solchen Tod gibt es ja eine Krankheits- und Leidenszeit. Wie auch immer die Zahlen genau lauten, es ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, was die von den Regierungen unterstützte Autoindustrie den Menschen antut. – Theo Schmidt


Leserbrief zu „Von wegen klein! Von Bernd Ulrich

Zu Ihrem Kommentar „Von wegen klein!“ vom 15. März 2018: Ein „Ja“ zu jedem Ihrer Neins – danke für diese klare Analyse voller Verständnis und Empathie, die ihrerseits zeigt, was menschliche Größe ausmacht. – Karin Winter


Leserbrief zu „Von wegen klein! Von Bernd Ulrich

Es gibt das Wort des Jahres, vielleicht ist das der Satz des Jahres: „Groß ist doch jemand, der seinen Mitmenschen mehr Energie, Güte, Witz oder Zuwendung gibt, als er von Ihnen bekommt.“ Vielleicht schafft es der Satz ja von der Titelseite in die Köpfe, dann in die Herzen und am Ende bleibt er. Er bleibt dann als das, wonach dann alle streben – nach der neuen „Größe“. – Uwe Direnga


Leserbrief zu „Von wegen klein! Von Bernd Ulrich

Für Ihren Artikel „Von wegen klein!“ in der aktuellen Zeit möchte ich Ihnen ausdrücklich danken – Sie sprechen mir aus dem Herzen! Nun haben wir also eine Regierung für die „kleinen Leute“? Wer soll das sein? Und wenn ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung klein ist, was sind dann die anderen? Groß? Wohl kaum. Eher Dummschwätzer, wie wir im Saarland sagen würden. Den Herren Seehofer, Spahn, Tauber fehlt es an Anstand und Respekt vor Lebenswegen, die sie nicht kennen. Vor der Leistung von Millionen Bürgerinnen und Bürgern, die genau genommen die Politiker in ihre Ämter wählen und mit ihren Steuern die Ministergehälter finanzieren, quasi als Arbeitgeber. Armut beschämt, Armut ist demütigend. Das wissen Sie, das weiss ich. Horst Seehofer weiss das augenscheinlich nicht. Würde er ansonsten Gedemütigte ohne Not einmal mehr demütigen? Und das Vertrauen der Menschen in die etablierten Parteien weiter erschüttern? Die Menschen, die unsere Regierung jetzt beglücken will, sind vielleicht einkommensschwach. Die Äußerungen von Herrn Seehofer zeugen von sozialer Schwäche und das ist auch mit viel Geld nur schwer zu korrigieren. – Sabine Baltes


Leserbrief zu „In Braunschweig machen 48 Prozent der Schüler Abitur. In Cloppenburg 18 Prozent. Wie kann das sein?“ von Bastian Berbner und Henning Sussebach

Si tacuisses, philosophus mansisses… In Wolfenbüttel existieren drei sehr gut ausgestattete städtische Gymnasien mit einem vielfältigen und qualitativ hochwertigen Unterrichts- und AG-Angebot, engagierten und qualifizierten Kollegien und einer hochzufriedenen Schüler- und Elternschaft. Diese müssen sich keinesfalls hinter dem Wilhelm- oder irgendeinem anderen Braunschweiger Gymnasium verstecken, auch wenn Schulleiter Volker Ovelgönne im Artikel diesen Anschein erweckt. Dass Wolfenbütteler Eltern ihre Kinder nach Braunschweig schicken, weil ihnen die heimischen Gymnasien “nicht gut genug” sind, ist uns als Vorständen der Elternräte dieser drei Gymnasien jedenfalls vollständig unbekannt. Kinder, die in dritter Generation die jeweilige Schule besuchen, sowie Latein ab der 5. Klasse sind für unsere Wolfenbütteler Gymnasien ganz normal, ebenso bilingualer Unterricht und Abitur, Orchester-/ Bläserklassen, Sportprofile usw. Außerordentlich ist das Engagement aller drei Schulen außerhalb des eigentlichen Unterrichts im musisch-künstlerischen, naturwissenschaftlichen, sportlichen und gesellschaftlichen Bereich, z.B. in Form von AGs, Zertifizierungen, vielfältigen Kooperationen, sowie weltweiten Schulpartnerschaften mit entsprechenden Austauschprogrammen. Auf diese Weise erreichen die drei Wolfenbütteler Gymnasien ihr Ziel, den Schülerinnen und Schülern eine umfassende Bildung und auf fundierten Kenntnissen basierende Urteilsfähigkeit zu vermitteln. Alexandra Tomerius, Silke Brüggemann, Birgit Dlugosch