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03. Mai 2018 – Ausgabe 19

 

Leserbrief zu „Gott steht im Grundgesetz“ von Udo di Fabio

Ich könnte als Atheist viele Argumente gegen den religiösen Mumpitz anführen, aber das führt letztlich zu nichts. Ich wünsche mir von einem aufgeklärten, modernen Staat, daß er Religions- oder Nichtreligionsfreiheit garantiert und er sich deutlich und entschieden aus symbolhaften Bekenntnissen zu Glaubensrichtungen heraushält. Letztlich ist das Vereinnahmen religiöser Symbole durch den (bayerischen) Staat dieselbe Schiene, die dem Islam als politische Ideologie und Hort von Gewalt und Intoleranz (so gerade propagiert von den Rechten) vorgeworfen wird. Waren wir durch die Aufklärung – ob die nun christlich war oder gar freimaurerisch – nicht schon viel weiter? Wenn der Satz von Evelyn Beatrice Hall „Ich verachte Ihre Meinung, aber ich gäbe mein Leben dafür, daß Sie sie sagen dürfen.“ irgendwie noch den Geist einer aufgeklärten Gesellschaft wiedergibt, dann hat der Staat sich verdammt nochmal aus einseitigen Bekundungen herauszuhalten! Punkt. – Wolfgang Michel


Leserbrief zu „Von wegen Absturz“ von Michael Thumann

Ihr Autor flüchtet in die Zukunft. Er weiß schon heute wie die Nachfolger den ganzen Müll, den Trump hinterlassen hat, wieder aufsammeln müssen. Die ganze Welt ist veramerikanisiert, ob das die Sprache oder die Wirtschaft ist. Die Elektronik hat auf der ganzen Welt Nachahmer gefunden. Die besten Universitäten sind fast durchweg in den USA zuhause und, und, und. China kann schon allein durch die Sprache niemals Weltmacht werden. Mit Rußland ist es nicht viel anders. Und die EU dreht sich seit vielen Jahren im Kreise und Deutschland kann auch nichts regeln. Alles nur Versager. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Abschied von Collegah Arndt“ von Benedikt Ehrenz

Ich bin seit vielen Jahren Leser der ZEIT und meist positiv beeindruckt von der Qualität ihrer Artikel, deshalb auch Abonnent. Leider musste ich in der letzten ZEIT vom 3.Mai einen so schwachsinnigen Beitrag von Herrn Benedikt Erenz auf Seite 19 lesen, der  geeignet ist, an der journalistischen Qualität zu zweifeln. Schon die Überschrift „Abschied von Collegah Arndt“ läßt Schlimmes vermuten: Bezug auf einen Rapper (Echo), der nun weiß Gott nichts mit Arndt zu tun hat. Die Unter-Überschrift (keine Ahnung, wie das im Journalisten-Jargon heißt): „… Greifswalds Universität gibt ihren Nazi-Namen auf“ aber schlägt dem Fass den Boden aus. Der Rest des Beitrages ist dann auch genau von dieser unbedarften Sicht eines ahnungslosen Voreingenommenen geprägt. Zwar bemerkt Herr Erenz noch, dass es auch in anderen Regionen der Bundesrepublik Deutschland Schulen und mindestens eine Kirche (von den unzähligen Straßen abgesehen, davon weiß Herr Erenz offenbar nicht) mit diesem Namen „Ernst-Moritz-Arndt“ gibt, aber die primitive Verurteilung, nur weil unter den Nazis solche Namen mißbraucht wurden, reicht ihm. Abgesehen davon, dass als „Judenhasser“ dann auch Martin Luther hier einzureihen wäre, Herrn Erenz ist das offenbar egal, Hauptsache er kann sich irgendwie auf die Zeitungsseite bringen. – Dr. Hinrich Meyer


Leserbrief zu „Es muss nicht jeder, der grün wählt gleich mit mir in den Urlaub fahren wollen“ von Giovanni di Lorenzo

„Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“. Warum nur muss ich immer kan dieses Zitat aus dem Matthäus-Evangelium denken, sobald ich Robert Habeck sehe? Wenn er in der ZEIT davon spricht, die Grünen bräuchten „neue Antworten“ und es ginge „nicht darum, Menschen umzuerziehen“, klingt das erst einmal sehr sympathisch. Doch leider klafft zwischen diesem Anspruch und der Wirklichkeit eine gewaltige Lücke. Habeck hat sich jüngst dem Kampf gegen Wegwerfprodukte aus Kunststoff verschrieben. Und dies zu Recht. Plastik baut sich nicht ab, sondern zerfällt in kleinste Teile (Mikroplastik). Diese werden von Tieren gefressen und gelangen so wieder in die Nahrungskette – und damit zu uns Menschen. Der Kampf gegen die Plastikflut ist daher höchst dringend. Ich war sehr gespannt, mit welchen Lösungsvorschlägen Habeck von sich reden machen würde. Etwa damit, die Entwicklung von kompostierbarem Plastik voranzutreiben? Oder damit, ein internationales Umweltabkommen zu schließen, das sich speziell mit der Herstellung, Verwendung und Entsorgung von Kunststoffen beschäftigt? NEIN! Seine Idee ist: eine neue Steuer auf Wegwerfartikel aus Kunststoff. Ist es das, was Habeck mit „neuen Antworten“ meint? Das scheint mir eher die Fortsetzung der alten Politik der Grünen zu sein. Diese planen am laufenden Band neue Steuern – wie z.B. eine CO2- bzw. eine Vermögenssteuer. Und aus welchem Grund möchte Habeck die „Pastik-Steuer“ zuvörderst einführen? Weil diese eine „Lenkungswirkung“ habe. Also geht es in Wahrheit doch darum, die Menschen umzuerziehen. Die Grünen mögen sich mit Habeck eine neue schickere Verpackung gegeben haben. Im Inneren bleiben sie jedoch die alte erziehungsdiktatorische Verbotspartei. – Michael Pfeiffer


Leserbrief zu „Hirten ohne Schafe“ von Ulrich Greiner

Die Forderung Markus Söders Kreuze in alle Amtsstuben „zu dübeln“ erinnert mich an eine Karikatur aus den 60er/70er Jahren (ich glaube aus der Pardon, die ein Dutzend Mönche in Kutte und mit Tonsur zeigt, die am großen Werkstatt-Tisch Christusse an Kreuze nageln. Vielleicht gelingt es, in den Ihnen zugänglichen Archiven das Bild aufzutreiben und es mit dem neuen Titel „Ein Großauftrag aus Bayern“ nachzudrucken. Aber ernsthaft: Muss ein solcher Auftrag nicht ausgeschrieben werden? Mit präzisen Maßangaben (Normen) und Vorgaben zu Material und Beschaffenheit.? Dürfen auch nicht-christliche Firmen ein Angebot abgeben? Muss eine Kommission oder Jury bestellt werden, die ästhetische Entscheidungen fällt? Oder macht das qua Amt der Ministerpräsiden selbst? Oder kann etwa jeder Amtsleiter selbst aussuchen, gar kostenlos aus privatem Besitz? Kann auf kommunaler Ebene eine Kommune sich auch – demokratisch – ganz anders entscheiden, weil die große Mehrheit der Bevölkerung nicht-christlich ist)? Fragen über Fragen an die bayrische Vorwahl-Politik. – Ernst E. Böll


Leserbrief zu „Hirten ohne Schafe“ von Ulrich Greiner

Ich war als Probe Abo Leser bei der Lektüre diese Artikel sehr massiv verunsichert, ob ich bei der richtigen Adresse bin, d.h. bei einer Zeitung des Qualitätsjounalismus. Danach las ich einige Seiten weiter den Artikel von Udo di Fabio und war einigermaßen beruhigt. Trotzdem möchte zu dem Artikel von Hn Greiner, wenn auch nur grundsätzlich, Stellung nehmen. Der Artikel ist in meiner Wahrnehmung journalistisch völllig mangelhaft, bedingungslos selbstgewiß subjektiv, dabei jedoch -ich kann es einfach nicht anders sagen- so doof, daß ich es nicht fasse. Für mich spricht da ein Blinder über die Farbe. Vor allem fasse ich es nicht, daß ihre Zeitung sowas auf der ersten Seite bringt. Sie haben doch Redaktionsmitglieder, die was verstehen, von Aufklärung, Freiheit, Gleichheit, Menschenrechten, das alles basierend und untrennbar verbunden mit europäisch-christlicher Kultur und damit auf Christi Botschaft. – Dafür steht als schlichtes Symbol das Kreuz.- Solche Leute sollten einen diesbezüglichen Meinungs-Artikel auf der ersten Seite doch gemeinsam mittragen. Anders gefragt, ist das inhaltlich wirklich common sense in ihrem ZEIT-Kompetenz-team, was da in diesem Artikel steht? Oder doch -hoffentlich- eher die Machart und der Inhalt von Udo di Fabios Artikel? – Wolf Jaenecke


Leserbrief zu „Forever young!“ von Hannah Schmidt

Anders als Sie es darstellen, war ABBA nie eine „Band“ wie etwa die Beatles oder die Rolling Stones. ABBA war ein Projekt von zahlreichen Musikern, Arrangeuren, Produzenten und Toningenieuren um Björn Ulvaeus und Benny Andersson, deren Partnerinnen Agnetha Fältskog und Anni-Frid Lyngstad als Sängerinnen (aber auch als Model-artige Prototypen der 70er und 80er Jahre) ideale Interpretinnen der von diesem Team geschaffenen Lieder waren. Ulvaeus und Andersson waren als Musiker absolut entbehrlich, sowohl bei den Studioaufnahmen wie auch bei den üppig arrangierten Live-Auftritten, und bis auf ein paar Klavierakkorde meist auch kaum vernehmlich. ABBA war also – ähnlich wie die Bee Gees nach deren Anfangszeit – keine Band, sondern eine überaus erfolgreiche Show- und Hit- maschine. Gerade daher eignen sie sich besonders gut als Wiedergänger oder Avatare ihrer selbst. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Gott steht im Grundgesetz“ von Udo di Fabio

  1. So zu tun, als sei ein Kreuz in öffentlichen Gebäuden eine neutrale Referenz an die „geschichtliche Prägung“ unseres Staates (oder eines seiner Bundesländer), ist eine billige Ausrede. Auch der Nationalsozialismus hat unsere Geschichte nachhaltig geprägt. Glücklicherweise kommt dennoch niemand auf die Idee, Hakenkreuze in öffentlichen Räumen aufzuhängen. Nein, das Aufhängen von christlichen Kreuzen ist offensichtlich eine positive Wertung des Christentums. Die Frage ist also, ob es dem Staat gestattet sein soll, diese spezifische Wertung vorzugeben. Die Vorstellung Herrn di Fabios, mit Kreuzaufhängungen könne der Staat „aus der Welt des Glaubens auch Symbole und Botschaften übernehmen“, und dabei „nicht Parteinahme oder gar theologische oder gar inhaltliche Positionierung“ betreiben, ist naiv. Zu naiv, als dass ich sie diesem Autor abnehme. Bleiben wir doch wenigstens ehrlich darin, worum es in dieser Diskussion überhaupt geht!
    2. Es wäre utopisch, zu glauben, der vom Verfassungsrecht gegenüber einem übergriffigen Staat zu verteidigende Rechtsbereich könne absolut definiert werden. Die Rechtsprechung des Verfassungsgerichts unterliegt zwangsläufig gesellschaftlichem Wandel. Doch ist dieser Wandel zäh und langsam. Oft zu langsam. Ein Beispiel: Ein Urteil, wie das von 1957 (BVerfGE 6, 389), in dem die Karlsruher Richter die Verfassungskonformität des § 175 StGB in der Fassung von 1935 bejahten (übrigens mit Verweis auf die Lehren der „beiden großen christlichen Konfessionen“), wäre heute (hoffentlich) nicht mehr denkbar. Doch was nützt diese Erkenntnis? Zwischen 1957 und 1969 (dem Jahr der ersten Nachkriegsreform des § 175) wurden zehntausende Homosexuelle von deutschen Gerichten verurteilt. Aus heutiger Sicht hat ihnen ein übergriffiger Staat Unrecht angetan. Einige Opfer wurden entschädigt, doch wer redet über die Verantwortung der Richter des Ersten Senats von 1957? Ein Verfassungsgericht muss nicht gesellschaftlichem Wandel (in jenem Fall: dem Umgang mit Homosexualität, in diesem Fall: der Säkularisierung) vorauseilen. Aber es schafft Unrecht, wenn es ihm zu weit hinterher hinkt. – Ulrich Leuchtmann


Leserbrief zu „Hirten ohne Schafe“ von Ulrich Greiner

Ich glaube,  bei dieser Thematik wird aneinander vorbei geredet. Die Sinn des Kreuzes wurde schon immer unterschiedlich ausgelegt. Seit 1600 Jahren ( 400 nach Chr. wurde das Christentum Staatsreligion), seit damals  hat die Kirche sich immer nur um Macht gekümmert. Dem Gläubigen wurde erzählt, er müsse in Demut die Auflagen der Kirche erfüllen und zu Kreuze kriechen. Und sie selbst hat Politik betrieben. Seitdem, seit 400 nach Chr., wurden Andersgläubige und Abweichler von der eigenen Lehre von der römischen Kirche bekriegt. Dann, vor 1000 Jahren nun, war der Islam dem Christentum überlegen ( in Kunst, Wissenschaft und Medizin) und folgerichtig hat der Papst zum Kreuzzug gegen Muslime aufgerufen. Und jedem Streiter, der im Kampf fallen sollte, wurde das ewige Leben versprochen. Die Verbrechen, die damals begangen wurden, waren so schrecklich, das sie heute noch im Islam gegenwärtig sind. Im 30 jährigen Krieg ging es um den Anspruch, die alleinige christliche Kirche zu sein. Die   Kirche hat nicht  nach dem Wohlergehen des Volkes gefragt. Der Krieg fand nach 30 Jahren ein Ende, weil Keiner mehr weiterkämpfen konnte. Deutschland war ausgebrannt und die Hälfte der Bevölkerung erschlagen. Der Papst wollte aber  das noch weitergekämpft würde, seine Ziele waren noch nicht erreicht. Bei den Hexenverbrennungen hat auch Niemand nach den Menschen gefragt. Oder dem Kreuz einen barmherzigen Sinn gegeben. Im 1. und 2. Weltkrieg wurden Waffen gesegnet. Heute nun, jetzt ist das Christentum endlich friedlich geworden. Das Volk kann endlich aufatmen.  Und kann sich an dem Christentum, das sich heute endlich wieder auf die Lehre Jesu beruft, erfreuen. Und jetzt sieht sich der Bürger einer islamischen Einwanderungswelle  gegenüber. Wobei der  Islam heute dem Christentum unterlegen ist und folgerichtig zum Kampf gegen das Christentum aufruft. Und wenn im Namen Allahs in Europa Attentate geschehen, erklären Muslimverbände unison, dies habe nichts mit dem Islam zu tun. Mit was denn sonst? Auch die christlichen Verbrechen hatten nichts mit der Lehre Jesu zu tun und waren trotzdem christliche Verbrechen. Eine abgehobene deutsche Elite sonnt sich den islamischen Wirtschaftsflüchtlingen gegenüber in Barmherzigkeit (wir haben aus den Verbrechen des Nazi-Regimes gelernt). Opfer werden als Kollateralschäden akzeptiert. Teile der Bevölkerung aber sehen sich einem neuen Wettbewerb um Arbeitsplätze, Wohnraum und Geldmitteln gegenüber. Der Politik kann es im Gegensatz zur Kirche nicht egal sein, sie kann abgewählt werden. Die in München versuchen nun, im Gegensatz zu Berlin, darauf zu reagieren. Das was mit dem Kreuz heute geschieht, hat wieder einmal ( wie fast immer schon) nicht viel mit christlichen Gefühlen zu tun, es ist heute mehr ein Ausdruck der Unzufriedenheit von Bürgern mit der politischen Lage und dem versucht die CSU zu entsprechen. – Reiner Püschel


Leserbrief zu „Arme Armee“ von Peter Dausend et. Al

Gemäß Sipri-Bericht (Zeit-Online vom 02.05.2018) betrugen die Militärausgaben Russlands 66 Mrd. US-Dollar, die Deutschlands 44 Mrd. US-Dollar. Russland bedroht mit diesem Etat ganz Europa, bedroht die halbe Welt. Deutschland stemmt mit seinem riesigen Rüstungsetat nicht einmal den Betrieb und die Reparatur der bestehenden Ausrüstung. Was läuft da schief, in welchen Kanälen versickert die Steuergelder? Ich bin mir sicher, auch mit einer Verdoppelung des Etats würde sich daran nichts Wesentliches ändern. Abgesehen davon ist Deutschland keine internationale Ordnungsmacht. Die deutsche Armee hat die Grenzen Deutschlands und im Rahmen der EU die EU-Außengrenzen zu sichern. Basta! Abenteuer in Afghanistan, in Afrika,.. sind nicht im Interesse des deutschen Volkes! Diese Aktionen schaffen keinen Frieden, sondern tragen den Krieg in Form von Terror nach Deutschland. – Rainer Funke


Leserbrief zu „Wladimir Putin liest mit“ von Alice Bota und Maxim Kireev

Der aufstrebende Unternehmer Pawel Durow leidet unter den restriktiven Maßnahmen von Putin und dem Geheimdienst FSB. Aber wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Das ist nicht hämisch gemeint. Im sog. „Westen“ haben wir im Prinzip das gleiche Problem: Viele StartUps, Firmen, Parteien haben in Projekte investiert, die darin bestehen, dass man auf Windows, Facebook, Apple o.a. Applikationen, „APPs“ registrieren läßt. Was ist denn, wenn es geboten wäre, diese Provider zu verbieten? Oder wenigstens unter strenge Kontrolle zu nehmen? Da ist doch auch Mißbrauch. Trump liest doch auch mit, resp. lässt durch die NSA mitlesen. Auch Obama (s.Karikatur)! Der BND darf – nur -jegl. Auslandsmails etc. mitlesen. Aber ca. 90% des Internetaufkommens am Internetknotenpunkt DE-CIX in Ffm mit 50 Ländern geht per Glasfaser in die USA (via UK) und zurück. Da ist für Benutzer auch zeitlich nicht spürbar.Man kann Glasfaser an leichten Krümmungen mitlesen. Krypto ist ein Problem. Viele APPs sind doch auch ärgerlich: Sie versuchen sich zwischen ursprünglich Mensch zu Mensch Beziehungen zu stellen und dann abzusahnen. Was ist da eigentlich der ökonomische Sinn? Das sind doch „blöde“ Arbeitsplätze? Auch im „Westen“ oder besser in der EU, in D, kann sich die Notwendigkeit ergeben, Facebook, Google, Windows… abzuschalten, wenn es gefährlich wird oder zumindest zu reglementieren. – Gerhard Schroeder


Leserbrief zu „Hirten ohne Schafe“ von Ulrich Greiner

Die CSU befindet sich fürwahr auf einem zwielichtigen Kreuzzug. Weil die von Ministerpräsident Söder initiierte Kruzifix-Kampagne ganz offensichtlich weniger aus religiöser Überzeugung und grenzenloser Nächstenliebe (siehe die „bayrische Abhandlung“ der Flüchtlinge), sondern vielmehr aus einem polittaktischen, verfassungsrechtlich höchst fragwürdigen Grund ihre Umsetzung findet, die zudem an theologischer und kultureller Ignoranz kaum zu überbieten ist. So wird de facto für eine Handvoll bayrischer Identität ein eindeutig christliches Symbol entwürdigt, werden wahrhaft religiöse Gefühle verletzt und kulturelle Vielfalt limitiert, und somit wird nicht zuletzt der gesellschaftlichen Distinktion und Spaltung verantwortungslos weiter Vorschub geleistet. Erkennen wir doch endlich an, dass der Glaube und Nichtglaube, ganz gleich nach welcher Religion, Philosophie oder Wissenschaft, auf einer inneren, höchst persönlichen Einstellung beruht und dass einem demokratischen Staat weder die Pflicht noch das Recht zu einer ideologischen Missionierung immanent ist. Dabei schließt die gesetzlich vorgegebene Trennung von Staat und Kirche die universelle Gewissheit über den existenziellen Anspruch auf Humanität und Ethik freilich mitnichten aus (Art. 1 GG). – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Gott steht im Grundgesetz“ von Udo di Fabio

Das Verachtenswerte bei solchen Juristen wie Di Fabio ist die anmaßende Rechthaberei. Die deutsche Geschichte weist zuviele derartige juristische Wesen auf, die sich an soziologischen Fragen unerlaubt und völlig fehl wagen. Glücklicherweise wird sein „altes“ Gericht seine Interpretation der eigenen Rechtssprechung widerlegen. – Jürgen Dressler


Leserbrief zu „Was hör ich da eigentlich?“ Antonia Baum

Das hat ja ein Weilchen gedauert, bis die Autorin mal auf die Texte der genannten Rapper gehört hat. Aber mit welchem Grund werden diese als „begabt“ bezeichnet? Ist es eine Begabung möglichst frauenverachtende Zeilen über ein paar Loops, die man sich aus einer Sample-Library zieht, zu sprechen? Es ist mir unbegreiflich mit welch kruden Argumenten sich die Autorin selbst belügt. Der größte Feind der Frau ist wohl die Frau selbst. – Richie Keller


Leserbrief zu „Abschied von Collegah Arndt“ von Benedikt Ehrenz

Endlich hat sich die Greifswalder Universität von dem unsäglichen Nazi-Namen “Ernst Moritz Arndt” verabschiedet, dabei aber leider eine Chance der Wiedergutmachung verpasst. Eine Rückbesinnung auf den international anerkannten Klassischen Philologen KONRAT ZIEGLER hätte der Universität zur Ehre gereicht. KONRAT ZIEGLER (1884 – 1974), Rektor der Greifswalder Universität, wurde 1933 als offen bekennender Gegner des Nationalsozialismus entlassen. Auch nach der Entlassung blieb Ziegler unter Lebensgefahr seinen politischen Überzeugungen treu. So half er zahlreichen Juden über Jahre hinweg. Im Januar 2001 erhielt er von Yad Vashem (Jerusalem) die Auszeichnung des Staates ISRAEL “Gerechter unter den Völkern”. KONRAT ZIEGLER, ein Streiter für Demokratie, Menschenrechte und Menschenwürde, – es fällt schwer, sich einen würdigeren Namenspatron für eine Universität vorzustellen. – Otto Geudtner


Leserbrief zu „Es war ein Schock für unsere Kinder“ Jana Gioia Baurmann und Jens Tönnesmann

Vielen Dank für das Interview mit Wolfgang Beltracchi. Selten habe ich mich über einen Beitrag in Ihrer geschätzten Wochenschrift so amüsiert; einfach köstlich! Dies gilt selbst nach mehrmaliger Lektüre. Dass Sie dies in der Rubrik „Wirtschaft“ veröffentlicht haben, untersteich die Ironie und verleiht dem Ganzen noch eine besondere Würze. – Dr. Thomas Sarholz


Leserbrief zu „Gott steht im Grundgesetz“ von Udo di Fabio

Als Wähler (oder als derjenige, der die von ihm nicht durch Wahl mit bestimmte Verfassungsordnung akzeptiert) kann ich hinnehmen, dass die Verfassungsgeber sich namens des Volkes zu der sie leitenden „Verantwortung vor Gott und den Menschen“ bekannt haben und weiter bekennen. Desgleichen, dass Regierungsmitglieder, Amtsträger und Richter in ihrem Eid die Hilfe Gottes erbitten (ohne dass ihnen dieses Bekenntnis zwingend abverlangt wird). Damit wird bestätigt, dass verfassunggebende und staatliche Gewalt von Menschen ausgeübt wird, die sich öffentlich zur Bindung an eine Macht des Guten bekennen. Das schafft Vertrauen, auch bei denen, die die Glaubensaussage nicht teilen. Wer sich an dieser vertrauensbildenden Handlung nicht beteiligt (d.h. den Eid ohne Anrufung Gottes leistet), bekundet auch damit öffentlich, sich von inneren Überzeugungen leiten zu lassen. Dagegen wird mit einem Kreuz im Eingangsbereich von Amtsgebäuden jeder Bürger, Besucher und Beschäftigte mit der Aussage konfrontiert, dass hier – neben dem Recht –  eine christliche Überzeugung oder Moral dominiert, die Atheisten ebenso wie Muslime, Juden, Yeziden usw. als fremd, ihren Überzeugungen widerstreitend empfinden. Auch der neutrale, an Glaubensfragen uninteressierte Besucher oder Beschäftigte der Dienststelle wird dadurch betroffen, kann betroffen reagieren, wenn er zu dem Schluss gelangt oder befürchtet, dass die dort für den Staat Handelnden, insbesondere auch die Vorgesetzten, bei wertenden, evtl. Ermessensspielräume ausfüllenden Entscheidungen Leitbildern folgen, die in christlichen Lehren, Thesen oder auch Programmen „christlicher“ Parteien wurzeln. Das verzerrt den Rechtsstaat. – Herbert Sommer


Leserbrief zu „In der Russenhocke“ Moritz von Uslar

Die traurige Wahrheit „Proll gehört zu Deutschland“ wurde mit dem Beitrag von Moritz von Uslar für mich wieder einmal bestätigt – und das gleich auf einer ganzen Seite. Warum promoten Sie diesen Schwachsinn, den zwei clevere Proll-Darsteller (Zitat: „Blödmänner“) auf YouTube für ein Publikum inszenieren, daß bestimmt nicht Ihr Blatt liest? Diese abgestandene Mischung aus Pidgin-Deutsch, Machotum, Sexismus und Gangsta-Prahlerei muß  wohl einen unterschwelligen Reiz auf Intellektuelle ausüben. Man amüsiert sich über diese in jeder Hinsicht hohlen und eigentlich abstoßenden Subkultur-Erscheinungen auf der Ebene eines reinen Medienthemas und kann sich gleichzeitig überlegen davon distanzieren, denn die Nachbarschaft der ZEIT-Autoren sieht bestimmt anders aus. Dabei ist es eben kein Ost Boys-Spielfilm, was dort auf YouTube abläuft, sondern bewußt produzierte „Reality Soap“, die ihren Reiz aus der vorgeblichen Authentizität gewinnt und ihr  jugendliches Publikum gerade deswegen beeindruckt und mit beeindruckenden Klickzahlen auch noch Vorbildcharakter gewinnt. Die „südländisch“ aussehenden Raser, die mit ihren getunten Premium-Karossen nachts über den Jungfernstieg brettern, sind aber Realität und ich kann mir vorstellen, daß auch sie zum YouTube-Publikum der „Ost Boys“ mit ihrem neuen Mercedes und ihren albernen Gucci-Taschen gehören. Brauchen wir noch mehr davon? Auf Seite 54 dagegen rechnet Antonia Baum mit eben diesem Proll-Schwachsinn ab und distanziert sich deutlich von der Rapper-Szene, die ähnliche Inhalte absondert, wie die „Ost Boys“ auf Seite 42 – nur mit Musik unterlegt. Interessant, diese beiden sehr konträren Sichtweisen in einer Ausgabe zu lesen! Mich stößt die ganze Rap-Phänomen schon lange ab, wie auch immer man diesen aufgeblasenen Großmäulern qua Sozialisation und Rassismus und Chancenlosigkeit & Ghettoumgebung schon immer alles verziehen oder gar ihr Auftreten als besonders „authentisch“ geadelt hat. Der Echo-Skandal war nur die längst fällige Reaktion auf einen gesamtgesellschaftlichen Verprollungsprozeß, der die Medienlandschaft längst über kommerzielle TV-Kanäle und BILD-Zeitung hinaus überflutet hat und auch den kulturellen Leuchtturm ZEIT umspült. Beispiel: Galt in meiner Schulzeit „Scheiße“ noch als Kraftausdruck, ist es mittlerweile verbreitet, alles und auch coram publico „scheiße“ zu finden. Sogar der von mir hochgeschätzte Harald Martenstein ließ sich schon mal in der ZEIT zum S-Wort hinreißen. Vom S-Wort ist es dann nicht mehr weit zur Bitch und all den anderen Four-letter-words, ohne die kaum ein Rap und keine juvenile Pöbelei auskommt.Bitte verschonen Sie mich künftig mit Ausflügen in eine hohle, uninspirierende Subkultur, die außer derber Provokation und negativer Energie nichts zu bieten hat außer grenzenloser Zeitverschwendung in digitalen Netzwelten. – Andreas Sperwien


Leserbrief zu „Ab jetzt zu Fuß“ von Susan Djahangard

Ohne Frage braucht unsere Mobilität der Zukunft neue Antworten. Die Verkehrsentwicklung der letzten Jahre ist dramatisch. Ein wesentlicher Grund hierfür ist jedoch auch, dass die angestammte Bevölkerung durch explodierende Mieten und Kaufpreise für Wohnungen aus den (Innen-)Städten verdrängt werden. Dafür entstehen dort Bürokomplexe und Gettos für Reiche. Nach der Gentrifizierung des Wohnens droht nun die Gentrifizierung des Verkehrs. Durch hohe Parkgebühren und Citymaut soll das gemeine Volk in den überlasteten öffentlichen Nahverkehr abgedrängt werden. – Rainer Funke


Leserbrief zu „Dreckige Milliarden“ von Felix Rohrbeck

Aus diesem Artikel strahlt m.E. viel Arroganz vom urbanen Bürgertum. Dort wird von Bürgern der, wie ich es nenne 3. und 4. Wertschöpfungsebene (Beamte, Verwaltungsangestellte, Künstler, Journalisten etc.) mit spitzem Finger auf Investitionen in die breite Basis (mehr als 80%) der Energieversorgung gezeigt. Bürger der 1. und 2. Wertschöpfungsebene, die den Großteil unseres Wohlstands in der Industrie, der Landwirtschaft und den Dienstleistungsunternehmen (Gesundheit, Pflege, Polizei, Feuerwehr, Logistik etc.) erwirtschaften, sehen das sicherlich anders. Denn eine zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung ist nach der Entwicklung der letzten 100 Jahre die wichtigste Grundlage für hochindustrialisierte und dicht bevölkerte Staaten wir Deutschland. Davon sind erneuerbare Energien, so wichtig sie auch sind aber noch meilenweit entfernt. Von der Akzeptanz in der Bevölkerung ganz zu schweigen. Ob dann alle „erneuerbaren“ Energien dauerhaft „sauber“ sind muss sich noch erweisen. Die Umstellung wird, so sie sozialverträglich abläuft, Jahrzehnte dauern und das darf der Staat bei seinen Pensionsfonds auch berücksichtigen. – Egbert Mohr


Leserbrief zu „Arme Armee“ von Peter Dausend et. Al

Vielen Dank für den Beitrag „Arme Armee“ in der aktuellen Ausgabe der ZEIT. Viele Missstände im Beschaffungswesen existieren zwar praktisch schon seit Gründung der Bundeswehr, wurden aber auch jahrzehntelang ignoriert. Wie Sie ganz richtig schreiben, hat in der Bundeswehr wirklich kaum jemand ein gutes Wort für das BAAINBw übrig. Gerade deshalb finde ich es erfreulich, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, einmal vor Ort zu recherchieren, um der Sache auf den Grund zu gehen. Aufgrund der im Beitrag klar aufgezeigten Unzulänglichkeiten ist es kein Wunder, dass z.B. auch die Entwicklung des „Eurofighters“ schon im Jahr 1986 begann (damals noch unter dem Namen „Jäger 90“), die Indienststellung bei der Luftwaffe aber erst im Jahr 2006 erfolgte (was nicht unbedingt heißt, dass die Dinger auch fliegen). Es entbehrt auch nicht einer gewissen Ironie, dass das BAAINBw erst im Jahr 2012 explizit mit den Ziel geschaffen wurde, Entscheidungswege zu straffen und Beschaffungsprozesse zu beschleunigen. Wie wenig das bisher gebracht hat, kann man nun in Ihrem Artikel nachlesen. Vor diesem Hintergrund kann ich allerdings nicht nachvollziehen, dass Ihre Kollegen vor zwei Wochen an gleicher Stelle eine strategische Debatte über Deutschlands Außenpolitik und über militärische Fähigkeiten angemahnt haben. Angesichts der von Ihnen geschilderten Defizite erscheint mir eine solche Debatte nicht nur illusorisch, sondern geradezu visionär. Was hätte wohl Helmut Schmidt dazu gesagt, der ja bekanntlich klare Empfehlungen zum Umgang mit Visionen hatte? – Ingo Scholz


Leserbrief zu „Gott steht im Grundgesetz“ von Udo di Fabio

Die Überlegungen von Udo di Fabio zum bayerischen „Kreuzerlass“ sind deutlich differenzierter, als es Überschrift und Untertitel vermuten lassen. Er macht im Verlaufe seines Textes klar, dass es darauf ankommt, in welchen Zusammenhang der Erlass entstanden ist, ob also „die Begleitmusik“ zu kultureller Grabenbildung führt oder nicht. Um dies zu verdeutlichen, sei an ein Ereignis erinnert, das sich im nächsten Jahr zum 800. Mal jährt. Im Jahr 1219, während des Fünften Kreuzzugs, versucht der Heilige Franziskus, Franz von Assisi, in Damiette (heute Ägypten)  die Führung des Kreuzfahrerheers von Angriffen auf muslimische Städte abzuhalten, da er eine Missionierung „mit dem Schwert“ zutiefst ablehnt. Als dies misslingt, sucht er unbewaffnet mit wenigen Begleitern den Sultan al-Kamil Muhammad al-Malik im muslimischen Heerlager auf. Zuerst wurde er wohl als Spion behandelt, aber es kam dennoch zu Gesprächen mit dem hochgebildeten Sultan, der zum Sufitum mit einer stärker mystischen Interpretation des Islams neigte. In diesen Gesprächen scheint sich gegenseitig ein großer Respekt für den Glauben des jeweils anderen entwickelt zu haben. Jedenfalls konnte Franziskus nach drei Wochen geehrt wieder abreisen. Zwar vermochte er die Kreuzfahrer nicht von weiteren Angriffen abzuhalten. Aber als das Kreuzfahrerheer auf dem Weg nach Kairo schließlich von den Muslimen vernichtend geschlagen wurde, sollen die Verwundeten und Gefangenen auf Anordnung von al-Kamil ungewöhnlich gut behandelt worden sein. Und al-Kamil schloss 1229 mit Kaiser Friedrich II. den Vertrag von Jaffa, der den Christen einen friedlichen Zugang nach Jerusalem gewährte. Hier wurden „Kreuz“ und „Halbmond“ zum Anlass genommen, die jeweilige religiöse Überzeugung in einem ernsthaften, sachkundigen Gespräch darzulegen, sodass der Gegenüber sie respektieren konnte. Das kann funktionieren. Wenn man jedoch das Aufhängen des Kreuzes lediglich mit dem platten Satz kombiniert „Der Islam gehöre nicht zu Deutschland“ – was eine ziemliche Unkenntnis sowohl der abendländischen Kulturgeschichte als auch des Korans demonstriert -, dann kommt es zu kultureller Grabenbildung. Zu der Begegnung 1219 gibt es eine Darstellung auf einer mittelalterlichen Ikone, die symbolisch zwei gläubige Menschen auf Augenhöhe zeigt (S: Anlage). Die Dynamik ihrer Hände steht für behutsame Annäherung. Das verbindende rote Band zwischen Minarett und Kirchturm symbolisiert die Überwindung der Fremdheit. Quelle: https://franziskaner.net/fremdes-und-der-fremde/Ulrich Waas


Leserbrief zu „Gott steht im Grundgesetz“ von Udo di Fabio

„Gott steht im Grundgesetz“. Und genau da hat er nicht zu suchen. Eine Republik ,und das ist Deutschland ja ,hat sich laizistische Ideale in die Verfassung oder das Grundgesetz  zu schreiben Vor allen Dingen, das Eintreiben der Kirchensteuer ist nicht Aufgabe des Staats. Das Mitreden von Kirchenmännern. in Rundfunk- und Fernsehräten ist schon eine Dreistigkeit. Die Einmischung der Kirche,im Auftrag des Herrn, ist so zur Gewohnheit geworden, dass es oft gar nicht mehr auffällt. Sollte es aber. Es wird wohl ein paar Jahrhunderte brauchen, bis der Laizismus sein Recht bekommt. – Hans-Emil Schuster


Leserbrief zu „Hirten ohne Schafe“ von Ulrich Greiner

Wasser in Wein verwandeln, Brot vermehren, Tote wieder zum Leben erwecken – das sind faule Taschenspielertricks im Vergleich zu dem wahrlich beeindruckenden Wunder, dass eine Religion, die Intoleranz, Sippenhaft, Genozid, Diskriminierung und andere Menschenrechtsverletzungen predigte, sich in die Grundlage unseres Grundgesetzes verwandeln konnte. Verblüffend, dass Gleichberechtigung, Selbstbestimmung, Religionsfreiheit, Toleranz, Meinungsfreiheit, Demokratie, Freiheit von Kunst, Wissenschaft und Forschung – alles gegen den Widerstand der Kirchen erkämpft – auf einer Religion basiert, der es wichtig ist, dass man seines Nächsten Sklaven nicht begehrt, aber gegen Sklavenhaltung selbst nichts einzuwenden hat. – Margot Neuser


Leserbrief zu „Was halten Sie von diesem Mann?“ von Heinz Bude et. Al

Im Verlauf der Geschichte wird das Werk großer Philosophen und Wirtschaftshistoriker durch die Generationen entsprechend der eingetretenen Veränderungen immer neu interpretiert. Marx war ein genialer Analytiker der frühkapitalistischen Entwicklung und sah mit einem historischen Weitblick einige Entwicklungen im Kapitalismus voraus. Für den Zustand der erschöpften Anpassung und der nicht mehr Reformierbarkeit des Systems prognostizierte er den Untergang und die Herausbildung neuer Wirtschaftsweisen. Seine Analysen und Vorhersagen haben in unserer Zeit eine neue Aktualität gewonnen. Im Speziellen sind dies unter anderem:
Die Kapital- und Unternehmenskonzentrationen sind dem System immanente Prozesse bei der ständig notwendigen Verbesserung der Verwertungsbedingungen des eingesetzten Kapitals und führen zu zyklischen Krisen. Diese erschüttern das System in seinen Grundfesten. Aber bisher haben diese Krisen stets zu neuen Anpassungen und Verbesserungen geführt. Gleichzeitig haben diese Entwicklungen zu vielen Varianten der kapitalistischen Wirtschaft geführt, die heute in Konkurrenz zueinander sich entwickeln und neue Machtzentren in der internationalen Auseinandersetzung hervorbringen.
Ohne Umverteilung und sozialen Ausgleich führt die kapitalistische Marktwirtschaft in soziale Unruhen und gravierende gesellschaftliche Veränderungen, die die Existenz dieser Gesellschaftsformation gefährden. Aus dem Sieg im Kalten Krieg, der den Kapitalismus für einen langen Zeitraum global stabilisiert und als alternativlose Wirtschaftsform in der gegenwärtigen Entwicklung etabliert hat, darf nicht die arrogante Haltung entstehen den Sozialstaat zu schleifen. Die Folge wären neue soziale und gesellschaftliche Spannungen mit brutal einsetzenden Verteilungskämpfen.
Die Tendenz zur globalen Produktion, stärkeren Vernetzung der Kapitalflüsse und die ständige Erweiterung der Konsumption bei der Notwendigkeit der kontinuierlichen Steigerung des Profits führen zur Suche nach neuen Formen von Gesellschafts- und Lebensbedingungen, die die Ressourcen der Erde erhalten und für nachfolgende Generationen regenerieren. Daher das Comeback des Karl Marx, auch wenn er Fehler gemacht hat und für den Missbrauch seiner Erkenntnisse und Theorie durch Diktaturen und Populisten nicht persönlich verantwortlich gemacht werden sollte. Marx sollte man Lesen, zeitnah adaptieren und philosophisch und wirtschaftspolitisch nach vorn Denken in Richtung der Anpassung der kapitalistischen Wirtschaftsweise an die veränderten technischen und medialen Bedingungen des 21. Jahrhunderts. Wer denkt macht Fehler, wer analysiert läuft Gefahr die Ergebnisse falsch zu interpretieren und ein Missbrauch der wissenschaftlichen Ergebnisse konnte  ein Wissenschaftler und Philosoph wie Marx nach seinem Tod auch nicht verhindern. Aber sein Werk ist Weltkulturerbe, dass man unbedingt bei der weiteren Entwicklung im 21.Jahrhundert beachten sollte. Denn unsere gegenwärtige Entwicklung ist sehr fragil und bedarf der Arbeiten von Marx bei der Festlegung neuer Leitplanken für die kapitalistischen Wirtschaft im Zeitalter von Digitalisierung und Globalisierung. – Klaus-Dieter Busche


Leserbrief zu „Gott steht im Grundgesetz“ von Udo di Fabio

Ebenso wie Herr di Fabio meine ich, dass der Staat den weltanschaulichen Frieden nicht durch eigenes Handeln gefährden darf. Leider verstößt der bayerische Ministerpräsident eklatant gegen diese Forderung. Desweiteren verstoßen dagegen der Gottesbezug in unserer Verfassung, das Erziehungsziel „Ehrfucht vor Gott“ im NRW-Schulgesetz und das gesamte säkulare Staat-Kirche Verhältnis. Menschen mit naturalistischer Weltsicht werden in Deutschland als weniger achtenswert angesehen und steuerlich benachteiligt. Ich frage mich, wie lange religionsfreie Bürger noch die „Gelassenheit und ironische Distanz“ aufbringen können, diese Zumutungen zu ertragen. Meine Utopie: Laizität, Religionsunterricht ist kein Schulfach mehr, das Bildungswesen kann sich auf Inhalte wie Menschenrechte, (anzustrebende) Gewaltenteilung, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit konzentrieren, jede Diskriminierung von Atheisten ist Vergangenheit. – Elisabeth Thierbach


Leserbrief zu „Bruder, hört die Signale!“ von Rainer Esser

meinen Respekt, wie offen Sie die Probleme ansprechen. Unter Herrn Ratzinger wäre es Ihnen ähnlich ergangen wie Herrn Drewermann. Die Kirchen kranken daran, und ich meine beide, dass sie den Menschen nicht die Wahrheit sagen, die sie nach meiner Überzeugung selbst nicht kennen. 1944 ging ich zum Konfirmandenunterricht und kam für mich zu der Überzeugung, die Sache mit der Auferstehung und der Himmelfahrt ist physikalisch nicht möglich, also Blödsinn. Die Rote Armee beendete den Unterricht, aber die Fragen blieben. Bei allen Wundern, die Christus vollbrachte, wurden die auf dieser Erde geltenden physikalischen Gesetzte eingehalten. Das jetzt im Einzelnen zu belegen, würde hier den Rahmen sprengen. Nur so viel, das Bewusstsein der Menschen vor 2.000 Jahren hatte nicht den heutigen Stand. Die Texte der Bibel sind heute nicht immer verständlich, hier fehlt das Hintergrundwissen, das die Kirchen nicht haben. Die Menschen damals hatten noch ein intuitives Wissen, das uns heute fehlt. An den Texten der Bibel gibt es nichts zu mäkeln, nur die neueren Übersetzungen sind teilweise nicht viel wert. Die Kirchen haben die inzwischen fortgeschrittene Evolution verschlafen und da gibt es eine Menge aufzuarbeiten. – Immo Richter


Leserbrief zu „Von wegen Absturz“ von Michael Thumann

Es ist amüsant und zugleich schockierend mit ansehen zu müssen, wie ein mit z. T. dubiosen Mitteln an die Macht gekommer Immobilienhaendler die gesamte Welt am Nasenring vorführt. Taeglich weltweit greifen Politiker nach dem Aufwachen als erstes zum Mobiltelefon um sich zu informieren, in welcher Manegenaufstellung und an welcher Position sie heute präsentiert werden. Maximal 280 Zeilen genügen, um die Welt in Schnappatmung zu versetzen. Das Fragwürdige daran ist nicht die Dramaturgie selbst, nein, verblüffend ist, daß sie funktioniert. Nicht mehr die wohldurchdachte und auf Langfristigkeit angelegte Diplomatie zeigt die Lösung, nein, es ist die morgendliche, emotionale Momentaufnahme der maechtigsten Person der Welt, die zu unkonventionellen Reaktionen zwingt und somit vielleicht schon seit längerem totverhandelte Problemmuster aufbricht. Wenn es stimmt, daß die Intelligenz eine Konstante ist und nur die Weltbevölkerung wächst, dann hält Trump dieser Welt den Spiegel vor: seht her, ich bin der Richtige für Euch. Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Spätestens jetzt ist es Zeit, darüber noch einmal nachzudenken. – Hans H Krueckemeier


Leserbrief zu „Abschied von Collegah Arndt“ von Benedikt Ehrenz

Für Martin Luther waren Juden auch Ungeziefer. Mehr noch: Er hat unverhohlen dazu aufgefordert, sie umzubringen: Häuser, Schulen und Synagogen der Juden soll man „mit feuer anstecken und was nicht verbrenen will, mit erden beschütten, das kein Mensch ein stein oder schlacke davon sehe ewiglich“. Käme deswegen jemand auf die Idee, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Universität zu Wittenberg umzubennen? Hier wird mit gesinnungsethischem Furor das Ansehen einer historischen Person mutwillig desavouiert. Dass Ernst Moritz Arndt mehr war als ein „nationalistischer Hassprediger“ wissen Sie als Historiker besser als ich. Wie gesagt, ich plädiere für eine sofortige Umbenennung der Martin-Luther-Universität in Universität zu Wittenberg. Nach diesem frühen Nazi kann man unmöglich eine Universität benennen. Welch absurdes Theater! – Stefan Martin


Leserbrief zu „Arme Armee“ von Peter Dausend et. Al

Also im Ernst, was ist daran so schlimm, dass eine Armee, die ohnehin nicht weiß, wozu sie dienen soll, nicht funktionstüchtig ist. Es ist ja nicht die Bundeswehr, die das nicht weiß, sondern die Politik. Wer sollte der Gegner sein, an welcher Stelle der Welt, wenn es nicht um Landesverteidigung geht, wofür eine andere Strategie nötig wäre? Angesichts der katastrophalen Ergebnisse der militärischen Einsätze des Westens in den letzten Jahrzehnten (Irak, Afghanistan, Libyen etc.) wäre mir eine politische Entscheidung an so etwas sich nicht zu beteiligen angenehmer, aber eine praktische Begründung, weil unsere militärischen Gerätschaften kaputt sind, finde ich führt doch auch zu einem Ergebnis. Die Logik, ein System, dessen Zweck unbestimmt ist und zudem nicht funktioniert, mit noch mehr Geld wieder flott zu machen, die bleibt mir schleierhaft.  Da könnte man doch andere Denkmuster verfolgen z.B.: Wenn man vor Jahrzehnten jedem Afghanen einfach 30.000 € in die Hand gedrückt hätte, das wäre billiger gewesen und wäre doch mal ein Experiment wert gewesen. – Dieter Schöneborn


Leserbrief zu „Bruder, hört die Signale!“ von Rainer Esser

Die Kirche soll nicht die Jugend begeistern, sondern zu Christus und seiner Botschaft hinführen. Denn sonst begeht sie einen Kardinalfehler, indem die jungen Menschen dem Begeisterungswahn, wie ihn ein Benedikt XVI. ausgelöst hat, anheimfallen und in die Irre laufen. Kann man sich denn für einen Mann, Jesus Christus, begeistern, der öffentlich gesagt hat: „Wer sein Leben liebhat, der wird´s verlieren“? Noch weniger Begeisterung, Empathie und Optimismus wird jener Zusatz auslösen können: „Und wer sein Leben auf dieser Welt haßt, der wird´s erhalten.“ Wer diese wenig anheimelnde und freudige Botschaft weiterreichen will, macht sich keine Freunde. Aber an ihr führt kein Weg vorbei, oder die Kirche drechselt sich ihre eigenen Freudenbotschaften zurecht. Was durchaus ein Zug der Zeit ist. Wer will denn in dieser durch und durch saturierten Gesellschaft und auch Kirche solche fundamentalen, christlichen Werte heute noch glaubwürdig vorleben? Das Christentum, Leiden, Kreuz, Tod und Auferstehung, kann aber auch für junge Gläubige keine Spaßangelegenheit sein, sonst wird Christus gleich nochmal verraten. – Axel Spellenberg


Leserbrief zu „Gott steht im Grundgesetz“ von Udo di Fabio

Vielen Dank für die durchaus facettenreiche Darstellung der durch den bayrischen Ministerpräsidenten ausgelösten Debatte in Ihrer Zeitung. Udo di Fabios Ausführungen stören mich dabei aber auf zweierlei Ebenen erheblich: Der gegebenenfalls gelockerte Umgang des Einzelnen mit religiösen Symbolen ist nicht übertragbar auf Institutionen. Gehe ich in einen Gerichtssaal, eine Schule, ein Amt oder einen Kindergarten und hängt dort ein Kreuz, ein Davidstern oder eine Ikone an der Wand, ist das ein Statement. Dass Eltern ihre Kinder aus Angst vor den öffentlichen Schulen an konfessionelle Privatschulen geben, ist kein lobenswertes Zeugnis religiöser Errungenschaften, sondern eine niederschmetternde Aussage über das Versagen des Staates in einer seiner wichtigsten Aufgaben. Die Bundesrepublik kann mit Stolz darauf verweisen, dass ihre Verfassung und ihre Gesetze das Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen ihrer menschlichen Bürger sind, und nicht die – durch Verweis auf über-menschliche Entitäten der Kritik und der Lebensrealität entrückten – gesetzten Regularien einer Priesterschaft und ihrer Privilegien. Zum anderen ärgert mich die Aussage, dass sich Flüchtlinge und Immigranten sicherer und wohler fühlen dürften, wenn sie nicht auf eine „gottlose“ Gesellschaft treffen. Die meisten dieser Menschen kommen aus Ländern, in denen Religion maßgeblich an der Errichtung und Erhaltung restriktiver Systeme beteiligt ist. Wer vor dem IS Syrien aus flüchtet, flüchtet vor einer brutalen Theokratie. Wer Russland verlässt, verlässt einen durch die russisch-orthodoxe Kirche aktiv unterstützen autokratischen Staat. In Polen, Ungarn und der Türkei, im Maghreb, ja sogar in den USA: religiöse Gemeinschaften und Ansichten gehen symbiotische Beziehungen mit Regierungen ein, gewähren ihnen die Gefolgschaft ihrer Anhänger und veredeln fragwürdige Positionen mit ihrem Wahrheitsanspruch ‚von oben‘, und unterstützen den Machtanspruch ihnen genehmer Politiker. Ob Menschen nun wirklich erleichtert sind, dass auch in Deutschland eine Regierung eine Gefolgschaft über die Abkürzung des Glaubens sucht, oder ob sie vielleicht ganz froh um einen neutralen Staat wären, der nach humanistischen Gesetzen handelt? – Sarah Werner


Leserbrief zu „Bruder, hört die Signale!“ von Rainer Esser

Wenn man viele Jahre Grundschüler auch im Religionsunterricht erlebt hat, liest man diesen Artikel  mit besonderem Interesse.  Nach meinen Erfahrungen haben Kinder viel Freude an diesem „Schulfach“. Ihr Bedürfnis nach Religion, Glauben und Kirche und der damit einhergehenden Wertevermittlung ist sogar im Laufe der Jahre gestiegen. Dies sollte man nicht „einschlafen“ lassen und gerade in der heutigen sehr turbulenten Zeit alles tun, um auch den älteren Nachwuchs für Religion zu begeistern. Wenn es den Verantwortlichen der Kirche gelingt, mehr auf die Menschen zuzugehen, sich mit ihnen zu unterhalten, ihr häusliches   Umfeld kennenzulernen und sie bei der Lösung ihrer Probleme zu unterstützen, werden sie ihren „Schäfchen“ das Gefühl vermitteln können, dass Religion, Glauben und Kirche das Leben bereichern und nicht einengen. Man sollte mehr Zeit in die   Verkündigung der „Frohen Botschaft“,  dafür weniger in die Verwaltung klerikaler Angelegenheiten investieren, auch nicht in den Fehler verfallen,  Gottesdienste als Orte der Ruhe, Stille und Besinnung gegen sog. Events einzutauschen, die heutzutage woanders zur Genüge angeboten werden. – Gabriele Gottbrath