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28. Februar 2019 – Ausgabe 10

 

Leserbrief zu „Hoch die Steuern“ von Mark Schieritz

Ein wichtiges und lange überfälliges Titelthema, danke für die sehr ausgewogene Berichterstattung.
Wie die meisten Ihrer Leser gehöre ich zu den sogenannten „Besserverdienenden“. Und ich bin bereit, mehr Steuern als jetzt zu zahlen und meinen Staat mitzufinanzieren. Das verstehe ich unter Mitverantwortung, schließlich habe ich vieles meinem Elternhaus und meinem Staat zu verdanken und nicht aus eigener Kraft geschafft. Alles über 50% ist natürlich bitter, aber könnte man es uns „Besserverdienenden“ nicht ein wenig versüßen in dem wir wählen können, in welches Ressort unsere Steuern über 42% fließen? Das hätte den herrlichen Nebeneffekt, dass die Ressorts untereinander in Konkurrenz treten würden. Dass ich persönlich dann das Bildungsressort auswählen würde wie derzeit das Gros der Bevölkerung ist klar. Unsere Bildungspolitik bestimmt die Gesellschaft, die wir in 30 Jahren haben werden. Der Weg zur Chancengleichheit ist mit Bildung für alle gepflastert. – Dr. Patricia Klein


Leserbrief zum Titelthema „Die neue Wut auf den Kapitalismus“

Die Beiträge zu Ihrem wirtschaftspolitischen Großthema beleuchten wichtige Aspekte sozialistischen Politikverständnisses. Sie machen klar, dass die sog. Extremität oder Radikalität linker Politikziele in einem rationalen, wissenschaftlich geprägten Diskurs mit der Haltung des ideologisierten Populismus nichts zu tun hat. Es wäre daher dringlich geboten, den Unsinn des Hufeisen-Bildes für die Kennzeichnung der Ähnlichkeit politischer Extreme aufzugeben: die demagogische, aufklärungsfeindliche Gesinnung der Rechtsradikalen hat mit dem humanistischen Boden des demokratischen Sozialismus nichts zu tun. Die in der ZEIT leider allzu häufig aufscheinende These von der Verwandtschaft der Linken mit den Rechten ist schäbig, unfair und unbegründet! In den angesprochenen Beiträgen über die „Wut auf den Kapitalismus“ fehlen meiner Ansicht nach zwei grundlegende Begriffe, deren Klärung zum Verständnis linker Politikziele unabdingbar ist: Menschenbild und Staatskonzept.

Das Bild der gottesgeschöpflichen Gleichheit (säkularer ausgedrückt: der Kreatürlichkeit) aller Menschen wird seit den Zeiten des jungen Marx ergänzt durch die Vorstellung vom arbeitenden Menschen. Zum Überleben der Gattung Mensch ist für jedes Individuum die Beteiligung an der geistig bewussten Umwandlung der Natur ins Lebensdienliche notwendig. Das bedeutet Arbeit. Bekannt ist Marx‘ Lehre von der Entfremdung in der kapitalistischen Produktionsweise. Noch grundlegender aber ist Marx‘ Gedanke der Entäußerung im Arbeitsprozess. Damit ist gemeint, dass die Lebensenergie, das Daseinsgefühl, das Bewusstsein der je eigenen zeitlichen Endlichkeit in der Arbeit vernutzt – oder eben: entäußert – wird. Die Art der Arbeit spielt eine untergeordnete Rolle, denn Entäußerung findet überall statt – ob bei der Landarbeit, unter Tage, am Fließband, in Pflegeberufen, in der Wissenschaft oder am Schreibtisch. Die Lebenswelt des Menschen ist von der Vergegenständlichung seiner Wesenstätigkeit, der Arbeit, geprägt.

Die wechselnden Organisationsformen der Arbeit haben im Lauf der Geschichte unterschiedliche Auffassungen von Gesellschaft und Staat hervorgebracht. Hierbei spielt das Menschenbild eine entscheidende Rolle. Die moderne Vergesellschaftung der Arbeit gerät mit der Vorstellung des Erfolgs individueller Leistung in der kapitalistischen Profitwirtschaft zunehmend in Widerspruch. Das auch in der ZEIT immer wieder beschriebene Auseinanderdriften von Reich und Arm bringt diesen Widerspruch besonders drastisch zum Vorschein. Im Bewusstsein des sich in seiner Arbeit entäußernden Menschen bildet sich der Gegensatz als Ungerechtigkeit ab. Damit verbindet sich Existenzangst, die das Bedürfnis nach einem Gemeinwesen hervorbringt, das die Daseinsvorsorge für alle organisiert. Diesem Bedürfnis fühlten sich die Mütter und Väter des Grundgesetzes bei der Formulierung des Artikels 15 GG verpflichtet. Der demokratische Sozialismus kann sich nicht mit einem Staatskonzept abfinden, das die private Aneignung des Profits bei gleichzeitiger Sozialisierung der Verluste erlaubt. – Viktor Rintelen


Leserbrief zu „Dann ohne ihn“ von Matthias Krupa

Man kann sich dem Eindruck kaum erwähren, dass auch Ihr Autor den Antisemitismus instrumentalisiert. Der Spekulant und Wohltäter Soros ist ohne Zweifel eine zwielichtige Person, der auch in Israel zweifelhafte NGO’s unterstützt. In Sachen Antisemitismus ist noch viel in Deutschland zu tun, denn Juden werden hier tätlich durch militante Muslime bedroht und angegriffen. Und zwar durch sie und viel weniger durch die Rechtsextremisten. Dafür aber durch Linksradikale. – Marek Pelc


Leserbrief zu „Zu viel Geduld“ von Heinrich Wefing

Soeben lese ich im aktuellen Leitartikel zur Asylpolitik, dass ohne Kooperation der Herkunftsländer „niemand aus dem Duldungs-Limbo“ herauskommt. Das ist tragisch, es muss für die Betroffenen sehr anstrengend sein, dauerhaft mit stark nach hinten gebeugtem Rücken unter einer immer niedrigeren Stange hindurch zu tanzen. Oder war gar der Limbus, auf gut deutsch der Schwebezustand oder die Vorhölle, gemeint? Passen Sie doch bitte mit den ständigen und ausgesprochen nervigen Anglizismen auf, die, wie in diesem Falle, mitunter sogar grotesk missverständlich sein können, sofern man der englischen Sprache nicht mächtig ist. In den meisten anderen Fällen sind sie allerdings schlicht prätentios und gänzlich überflüssig. Nachdem ich mich praktisch jede Woche darüber ärgere, überlege ich mittlerweile ernsthaft, Ihre Zeitung just aus diesem Grund nicht mehr zu kaufen. Und ich bin unter 40 und Konferenzdolmetscherin für die englische Sprache, bevor mir Alterspedantrie oder sprachliche Unzulänglichkeit unterstellt werden. – Alexandra Pötz


Leserbrief zu „Dann ohne ihn“ von Matthias Krupa

Antisemitische Hetze gegen George Soros betreibt Viktor Orbán nicht erst jetzt. Der ungarische Schriftsteller György Konrád beklagte sich darüber schon vor 2 Jahren in einem offenen Brief an seinen Ministerpräsidenten. Der Cicero stellte schon 2011, ein Jahr nach Orbáns Wahlsieg, fest: „Unter Viktor Orbán drohen in Ungarn Nationalismus, Antisemitismus und Entdemokratisierung.“ Trotzdem meinte Matthias Krupa noch vor 7 Monaten (DIE ZEIT 27/2018, S. 1), an Ungarns Abkehr von den Werten des vereinten Europas seien „Emotionen“ gegen die Flüchtlingspolitik Angela Merkels schuld. Nachdem sich selbst Markus Söder von Orbán distanziert hat, fordert Krupa nun lauthals den Ausschluss von Orbáns Partei aus der EVP. Was hat sich seit vorigem Jahr verändert? Dass neben George Soros auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker auf Orbáns Hetzplakaten abgebildet ist. Bezeichnenderweise kritisiert der Spitzenkandidat der EVP, Manfred Weber, denn auch nicht den antisemitischen Inhalt der Propaganda, sondern das unsolaridarische Verhalten „gegen den eigenen EVP-Kommissionspräsidenten“. Demokratie und Antirassismus haben bei der ZEIT nicht immer die konsequentesten Fürsprecher. – Jürgen Thiede


Leserbrief zu „Der eigentliche Bösewicht“ von Jan Schweitzer

Herr Schweitzer schreibt dort, dass die genannte statistische Zahl von 385.000 vorzeitigen Todesfaellen in 2015 eine nicht so aussagekraeftige Groesse sei, weil nicht die Anzahl der verlorenen Lebensjahre thematisiert wurde sondern nur die „nackten“ Tode, egal wann (20 Tage vor der Lebenserwartung versus 20 Jahre). In dem Artikel ist das der zentrale Kritikpunkt an der Studie und fuer den Nichtexperten als Leser meinungsbildend. Mit allem gebotenen Respekt (und das meine ich ernst, denn ich lese Ihre Zeitung sehr sehr gerne), das ist doch Quatsch! Ich habe mir eben einmal die Studie angesehen. Dort werden Todesfaelle betrachtet, die unter Beruecksichtigung eines Konfidenzintervalles mutmasslich durch Modellierung mit einer Responsefunktion auf Umweltfaktoren zustande gekommen sind. Die Responsefunktion ist dann (so wie ich das auf die Schnelle sehen kann) aus anderen Studien genommen. Die Umweltfaktoren als Eingangsgroesse sind dann fuer die jeweiligen Laender einzeln gemessen, usw. Ob diese Todesfaelle nun 20 Tage vor der Lebenserwartung oder 20 Jahre stattfinden, ist hier irrelevant. Es werden hier sogar die Todesfaelle derjenigen Menschen beruecksichtigt, die aelter als die Lebenserwartung geworden sind. Es geht hier darum, auszusagen, wieviele Todesfaelle mutmasslich durch die genannten Umweltfaltoren verursacht worden sind, mit einer entsprechenden Aussage ueber die statistische Ungenauigkeit. Das ist doch eine belastbare Aussage und vergleichbar mir dem, was sich der Autor „eigentlich“ wuenscht! Das kann man so doch nicht schreiben.

Und etwas anderes am Rande: Es handelt sich nicht um 385.000 (konkrete) Menschen, die sonst (wie im Artikel so geschrieben) sonst laenger gelebt haetten. Es sind 385.000 Todesfaelle verursacht wurden. Ohne die Umwelteinfluesse waeren trotzdem viele der konkreten Menschen vorzeitig durch etwas anderes (durch Zufall oder wie auch immer) gestorben, aber es waeren insgesamt weniger Todesfaelle (auch anderer Menschen) zustande gekommen. Den ersten Punkt, welchen ich angesprochen habe, halte ich tatsaechlich fuer einen handwerklichen Fehler, der dem Chefredakteur des wissenschaftlichen Ressorts der renommiertesten Wochenzeitung Deutschlands bei einem so wichtigen Thema wie dem angesprochenen einfach nicht passieren darf. Tut mir leid, da bin ich wirklich schockiert. Der zweite Punkt – naja – das ist das uebliche ungenaue Berichten ueber statistische Groessen in gesprochener Sprache. Aber muss das denn sein? Mit ein bisschen mehr Fingerspitzengefuehl kann man das doch alles mit der mathematisch gebotenen Praezision formulieren, ohne dass daraus gleich ein unlesbarer Artikel wird. – Frank Berg


Leserbrief zu „»Aus allen Ecken werde ich mit einer One-Way-Kommunikation beschallt. Es mag ein altes Phänomen sein. Neu ist die Hemmungslosigkeit, mit der das mittlerweile geschieht«“ von Henning Sußebach

Vielen Dank Herr Sussebach und ich würde Ihnen so gerne mal zublinzeln und Ihre Komplizin auf der Suche nach Ruhe sein. Sie haben es genau getroffen. Ich habe bereits daran gedacht, mein kluges Telefon unverbunden ans Ohr zu legen und laut quatschend ein Gespräch zu führen, über genau das: Meine Sucht nach Ruhe im Ruhebereich der Bahn. – Ulrike Weber


Leserbrief zum Titelthema „Die neue Wut auf den Kapitalismus“

Es wundert mich, dass in Ihren Beiträgen ausgeblendet wird, wie leicht sich die Elite der Superreichen den Versuchen einzelner Staaten, sie höher zu besteuern, entziehen kann. Möglich macht dies das weltweit geltende Prinzip der Unternehmensbesteuerung an seinem Sitz. Das reichste Prozent erzielt seine Millionen und Milliarden ganz überwiegend aus Unternehmensgewinnen und kann sich für die Besteuerung dieser Gewinne einen Unternehmenssitz in einem Land aussuchen, das die geringsten Steuerforderungen stellt. Unter diesen Bedingungen sind Steuererhöhungspläne einzelner Regierungen sinnlos und ein europaweites Vorgehen kommt wegen des Einstimmigkeitsprinzips in der EU sowieso nicht zustande. Wenn eine Regierung höhere Steuern von milliardenschweren Konzernen erheben will, dann muss sie dieses am Ort des Umsatzes und nicht an einem frei wählbaren Sitz tun. Wenn bespielsweise ein internationaler Möbelkonzern 20 Prozent seines Umsatzes in Deutschland macht, dann muss er eben auch 20 Prozent seines weltweiten Unternehmensgewinns in Deutschland zum festgesetzten Satz versteuern. Und kann dann nicht imaginäre interne Kosten erfinden, die den Gewinn in Deutschland auf Null bringen und in die Konzernzentrale ins Steuerparadies verschieben. Eine solche Umstellung des weltweiten Sitz-Prinzips auf Besteuerung am Umsatzort wird zwar auf grösste Widerstände der Geld-Eliten und ihrer Lobbyisten stossen, ist aber Grundvoraussetzung für mehr Steuergerechtigkeit. Diesen Knackepunkt müssten doch zumindest linke Vordenker in Politik und Wissenschaft aufgreifen. – Jürgen Klute


Leserbrief zu „Der Teufel war’s? Von wegen!“ von Evelyn Finger

Mein Gott, wie flogen diesem Papst, der sich nach dem heiligen Franziskus benannte, einst die Herzen zu, nicht nur der gläubigen Katholiken, sondern aller Menschen guten Willens! Mein Gott, wie sehr enttäuscht er nun, in der schwersten Krise der katholischen Kirche, wenn ihm zu dem zigtausendfachen Seelenmord an den schwächsten Mitgliedern seiner Gemeinschaft nichts anderes einfällt als diese erbärmliche Rede, in der er zuallererst relativierend darauf verweist, dass der sexuelle Missbrauch Minderjähriger leider in allen Kulturen und Gesellschaften ein geschichtlich (?) verbreitetes Phänomen sei. Wie um alles in der Welt soll man denn verstehen, dass der Papst in einem Atemzug mit dem kirchlichen Missbrauch an die religiöse Praxis des rituellen Menschenopfers in einigen Kulturen erinnert? Es gebe keine ausreichende Erklärung für den Missbrauch von Kindern in der Kirche, da habe eben das Böse die Hand im Spiel, die „von Gott ausgewählte Person“ (!?) des Priesters sei zum Werkzeug des Teufels geworden. Kein Wort zum Zölibat! Kein Wort zur „unchristlichen“ Verbannung der Frauen aus den zentralen geistlichen Kirchenämtern (ein Blick in die Sala Regia des Vatikans während des Bischofsgipfels macht jeden weiteren Kommentar überflüssig)! Kein Wort zur inhumanen Sexualmoral der katholischen Kirche! Die Worte des Papstes: „Sollte in der Kirche auch nur ein Missbrauchsfall ausfindig gemacht werden …“ klingen wie Hohn angesichts der Tatsache, dass allein während seines Pontifikats mehr als 2200 solcher Fälle dem Vatikan angezeigt worden sein sollen, also durchschnittlich einer jeden Tag (wie hoch mag die Dunkelziffer sein?). Bei den desaströsen Zuständen in der katholischen Kirche verwundert es nicht, dass die Mitglieder in Scharen austreten, um den Glauben an diese wunderbare Religion der Liebe für sich zu retten. Es bleibt zu hoffen, dass jene Unzähligen, die in ihrer täglichen Arbeit innerhalb der Kirche (an welche Stelle auch immer) die Botschaft Christi mit Herz und Hand in wohltätiges Handeln umsetzen, an ihrem zutiefst menschlichen Tun nicht irre werden. – Dr. Ludwig Engstler


Leserbrief zu „Wir sind es Wert“ von Christian Seifert

Wie kann ein Fußballer der Millionen jedes Jahr verdient es Wert sein Millionen überwiesen zu bekommen. Das Menschenbild wird er keinem Menschen klar machen können, der über einen gesunden Menschenverstand verfügt. Neid scheitet bei mir aus, weil ich selbst wohlhabend bin. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Die einen sagen »Schmusekatze«, die anderen »Raubtier«“ von Stefanie Kara und Martin Spiewak

Immer wieder wird dieses Thema behandelt, und niemals der größte „Meister“ dieser „Kunst“ genannt. Es war Adolf Hitler. Nehmen Sie einmal „Mein Kampf“ zur Hand, nehmen Sie ein Messer, stecken Sie es irgendwo in das dickleibige Werk. Sie werden erschlagen sein davon, was sich dort an Anschauungsmaterial bietet. Merkwürdigerweise wird dies nie erwähnt. Vielleicht, weil man über Verbrecher nicht gerne spricht. Vielleicht, dass das Werk schon zu Zeiten vor der Machtübernahme zwar in großer Stückzahl verkauft, aber nicht gelesen wurde. Meine Großeltern und Eltern besaßen selbstverständlich Exemplare, gelesen hatte jedoch niemand, nicht einmal ein paar Seiten. Ich bin der festen Überzeugung, dass, hätten mehr Menschen dieses Werk dieses Verbrechers gelesen, so wäre vieles anders gelaufen. Aus diesen Gründen wird mir übel, wenn ich das Wort Dienstmädchenprivileg, Maloche oder Ähnliches lese, selbst wenn es in der ZEIT steht. Alles, was nach Ideologie riecht, ist mir seit meiner Jungvolkjungenzeit höchst zuwider. Und wenn ich einen Menschen ganz übel beschimpfen will, nenne ich ihn Ideologe. Schimpfwörter aus dem analfäkalen Bereich sind verglichen damit für mich Koseworte. – Prof. Dr. med. D. Höffler


Leserbrief zu „Morgen wird’s grün“ von Marc Brost und Petra Pinzler

Liest man den Beitrag, so kommt man schwer ins Grübeln: Sind die „Klimaschutzbremser“ in der Regierung nicht bereits auf dem Rückzug vom Schutz? Könnte es sein, dass bei denen die Erkenntnis reift, dass Dekarbonisierung Schwachsinn ist? Prof. J. Marotzke (Helmholtz Hamburg) rudert auch bereits zurück, indem er einen Rückzug des IPPC aus der bisher propagierten Klimasensitivität des CO2 ankündigt. Er sagt u.a., dass es bei der bisher erwarteten Klimaänderung 3000 (!) Jahre braucht, um das Grönlandeis zu schmelzen und der Golfstrom sei keineswegs gefährdet. (Sehr bemerkenswert bei einem bisherigen Klimawandelbefüworter) Die beiden Autoren schüren mit an einer Schimäre, die da heisst „Klimaschutz.“ Das muss nicht sein, und ich vermute ein schlimmes Erwachen. – Dipl. Ing. W. Eckardt


Leserbrief zu „»Ich bin schockiert über die Vorwürfe«“ von Laura Cwiertnia

Wenn jemand „Institut“ sagt – aber weder Räume noch Mitarbeiter hat, „Veröffentlichung“ schreibt – diese aber nicht publiziert wurden, „Herausgabe“ schreibt – das Journal aber nicht existiert, dann mag das heute als Framing gelten. Früher nannte man es „unter falscher Flagge segeln“, und mit Wissenschaft hat es gar nichts zu tun. Ärgerlich, dass dafür die zwangseingetriebenen Rundfunkgebühren aufgewendet wurden. – Dr. Jacqueline und Prof. Dr. Peter A. Henning


Leserbrief zu „»Aus allen Ecken werde ich mit einer One-Way-Kommunikation beschallt. Es mag ein altes Phänomen sein. Neu ist die Hemmungslosigkeit, mit der das mittlerweile geschieht«“ von Henning Sußebach

Für die Bewältigung der von ihm geschilderten Situationen habe ich eine Strategie des Aktiven Zuhörens entwickelt: im Bedarfsfalle rücke ich möglichst nahe an den Geräuscheverursacher ran, heuchele Interesse, nicke bestätigend mit dem Kopf oder kommentiere das Gehörte leise aus meinem rudimentieren Sprachvorrat an fremdsprachigen Kraftausdrücken. Das Ergebnis ist oft frappierend: unterbrochene Redeflüsse, angewiderte Blicke und danach häufig Wechsel der Lautstärke. Verprügelt wurde ich noch nie. – Herbert Beschmann


Leserbrief zu „Hoch die Steuern“ von Mark Schieritz

Ich lese in diesem Artikel oft darüber, daß es kompliziert sei hohe Vermögen zu bewerten und zu besteuern. Wenn es so einfach ist, das Restvermögen von ALG II Empfängern zu taxieren und die finanziellen Einschränkungen bei Zuverdienst zu bestimmen, sollte das am anderen Ende der Fahnenstange nicht komplizierter sein. Aber da fängt wahrscheinlich genau die Umverteilungsungerechtigkeit an: in den Köpfen. Ach ja, und das Kapital ist ja ein scheues Wild, das geschützt werden muß. Die blökende Schafherde der Gemeinde „Allgemeinheit“ ist da viel robuster im Nehmen und beklagt sich auch nicht. – Wolfgang Michel


Leserbrief zum Titelthema „Die neue Wut auf den Kapitalismus“

Dass die von mir hochgeschätzte ZEIT in ihrer aktuellen Titelgeschichte das Thema Kapitalismus, Steuern und Umverteilung behandelt, ohne mit einem Wort etwas zur aktuellen Situation der steuerlichen Umverteilung z.B. in Deutschland zu sagen, entspricht m.E. nicht dem Niveau des Blattes. Natürlich ist zu diskutieren , ob die Reichen durch höhere Steuern noch stärker zur Finanzierung der Staatsaufgaben herangezogen werden sollten. Von einem professionellen faktenorientierten Bericht hätte ich allerdings erwartet, dass zunächst auch etwas über die aktuelle steuerliche Umverteilung gesagt wird : demnach erbringen nach Angaben verschiedener Forschungsinstitute 10 Prozent Gutverdiener etwa die Hälfte der gesamten Einkommenssteuer. Etwa 30% der Erwachsenen zahlen überhaupt keine Einkommenssteuer. Selbstverständlich kann kritisch hinterfragt werden, ob dieser Beitrag der Reichen ausreicht. Eine beträchtliche Umverteilung , die ich auch für notwendig und sinnvoll erachte, erscheint mir daher heute durchaus schon gegeben zu sein. Das sollte deutlich gemacht werden, wenn weitere Umverteilung angestrebt wird. – Dr. Roland Haselmann


Leserbrief zu „Zu viel Geduld“ von Heinrich Wefing

Wer (sich viel genommen) hat, dem wird noch gegeben, der verlernt das Abgeben: in einem, in Europa einmaligen, anhaltenden euphorischen Taumel der Willkommenskultur und des „wir schaffen das!“ haben wir 100 000e Menschen aufgenommen, ohne ihre Identität zu kennen, ohne zu wissen, ob Asylsuchende, Flüchtlinge, eingeschleuste Terroristen; ohne auch nur einen Augenblick an die Folgen für die Zukunft unseres Landes nachzudenken! Wir haben versucht, mit veralteten, untauglichen Asylgesetzen einer Völkerwanderung Herr zu werden – und nicht einmal die haben wir konsequent angewandt! Die Menschen, die wir einmal als Gäste einluden, werden wir nicht mehr los; dazu gesellt sich nun noch reichlich Familiennachzug statt -rückzug! Wir sind nicht in der Lage, politischen Druck auf die Fluchtländer auszuüben, ihre ausgewiesenen Staatsangehörigen zurückzunehmen; Druck auf unsere europäischen „Freunde“, Asylbewerber nach einem gerechten Schlüssel auf alle europäischen Staaten zu verteilen und, bis das erreicht ist, keine neuen Immigranten aufzunehmen! Das mächtige, wirtschaftsstarke Deutschland ist politisch ein zahnloser Papiertiger geworden, das so lange zukunftsblind an überholten Gesetzen und Verordnungen festhält, bis es auf seinem letzten Schritt in eine grenzenlose Buntheit und Vielfalt seinen Namen aufgibt und künftig „Multikultistan“ heißt! – Dr. med. Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Die einen sagen »Schmusekatze«, die anderen »Raubtier«“ von Stefanie Kara und Martin Spiewak

Wieso ist für Sie plötzlich „Framing“ ein Thema? Sie , die Journalisten machen das doch ständig, oder merken Sie nicht, dass Ihre Wortwahl Framing ist? Als deutliches Beispiel erinnere ich Sie an den Begriff „die 68er“, mit dem Sie studentischen Protest und politisches Programm ausdrücken wollen. Der Protest fand aber schon früher statt, nur weil 68 ein Mord passiert ist, haben Sie, die Journalisten, das ganze Geschehen verkürzt auf „68“, also ist dieses Framing genaugenommen nur ein oberflächlicher Ausdruck für das Geschehen mehrerer Jahre. In meinem Umfeld ist Framing für niemand ein Thema, aber eine oberflächliche Berichterstattung. Sie, die Journalisten, müssten sorgsamer mit ihrer Wortwahl umgehen, oder die Leser darauf aufmerksam machen, dass mangels Platz eine exaktere Darstellung nicht möglich ist. – bernd roth


Leserbrief zu „»Aus allen Ecken werde ich mit einer One-Way-Kommunikation beschallt. Es mag ein altes Phänomen sein. Neu ist die Hemmungslosigkeit, mit der das mittlerweile geschieht«“ von Henning Sußebach

Sie haben ja sooooo Recht! Auch ich gerate in Panik, wenn ich als Bahnpendlerin meinen Kopfhörer daheim vergessen habe und dem hemmungslosen Geplapper meiner Mitreisenden in ihre Smartphones ungeschützt ausgesetzt bin. Falls es Sie tröstet : Sie sind nicht allein! – Sonja Weinreich


Leserbrief zu „Wir sind es Wert“ von Christian Seifert

Eventuell kann man das Ganze auch als massenhysterische Verführung in Ermangelung eines sinnvoll-tätigen selbstbestimmten Lebensentwurfes sehen. Und dafür ist die bräsige Masse auch noch bereit, Geld und Lebenszeit aufzubringen. – Wolfgang Burkhardt


Leserbrief zu „»Der deutsche Adel ist der langweiligste in Europa«“ von Christoph Amend

Ferdinand von Schirach nimmt Gaulands viel zu oft zitierte „Vogelschiss“-Metapher leider so, wie sie gemeint ist (und als zynische Bagatellisierung ungeheurer Verbrechen verstanden werden muss), statt ihre Dummheit zu entlarven. Ein Vogelschiss ist nämlich nur dort eine Bagatelle, wo sowieso schon alles vollgeschissen ist; auf einer polierten Fläche, auf einem eleganten Mantel oder gar auf einer schicken Frisur ist ein Vogelschiss eine glatte Katastrophe, die alles ruiniert. Und genau das haben die Nazis mit der deutschen Geschichte (ob „1000 Jahre erfolgreich“ oder nicht) getan: Ruiniert für alle Zeiten, auf jeden Fall für unsere und Gaulands Lebenszeit. Er sollte nicht zu stolz auf seinen flotten Spruch sein – die Metapher ist ein Eigentor. – Bärbel Haude


Leserbrief zu „Jenseits der Schmerzgrenze“ von Merlind Theile

Eine Kuh lebt einige Jahre in Deutschland, bringt Kälbchen auf die Welt und liefert Milch. Wenn es sich nicht mehr lohnt, was in Deutschland wegen der niedrigen Milchpreise nach 4-5 Jahren Kuhleben der Fall ist, soll die Kuh geschlachtet werden. Das ist schon schlimm genug. Das Tier in das Ausland zu fahren, über die Grenzen der EU hinaus, in engen Transportern, ohne Wasser, Nahrung, und das über viele Tage, ist so grausam, dass man es kaum fassen kann. In der europäischen und besonders in der deutschen Landwirtschaft wird ein Umgang mit Lebewesen gepflegt, der unerträglich ist. Die konnte eine solche Entwicklung vonstatten gehen, ohne das die Bauern, Politiker und Tierärzte etwas dagegen unternommen haben? Sind wir nicht ein zivilisiertes Land? Dank an die Amtstierärzte, die sich endlich weigern, das weiter mitzutragen. Hoffentlich wird diesem Treiben sofort und nicht mit jahrelangen Übergangsfristen ein Ende gesetzt. – Sabine Kiermaier


Leserbrief zu „»Aus allen Ecken werde ich mit einer One-Way-Kommunikation beschallt. Es mag ein altes Phänomen sein. Neu ist die Hemmungslosigkeit, mit der das mittlerweile geschieht«“ von Henning Sußebach

Ihr Artikel über die Telefoniererei im Zug ist einfach toll.Wenn Sie beim Lesen durch einen laut telefonierenden Nachbarn gestört werden,lesen Sie einfach mal selbst laut vor.Mein Mann hat das mit Erfolg gemacht. – Brigitte Steuer


Leserbrief zu „Jenseits der Schmerzgrenze“ von Merlind Theile

Bei der Lektüre des Artikels erlebt man kurz hintereinander drei unterschiedliche emotionale Zustände. Zuerst der Schock über die unglaubliche Brutalität, dann hilflose Trauer und schließlich endlose Wut. Wut über die Menschen, die die Tiere unmenschlich behandeln. Wut über unsere Landwirtschaftsministerin, die auch hier nicht nur durch mangelnde Kompetenz sondern ebenso durch fehlende Empathie auffällt. Aber auch Wut über meine Partei, die GRÜNEN, die sich bei diesem skandalösen Geschehen passiv zurückhalten. Und Wut über meinen früheren Berufstand, die Tierärzte, zu deren Aufgabengebiet es gehören würde, solche Zustände zu unterbinden. Aber letzten Endes auch Wut über mich selbst, der ich es immer noch nicht geschafft habe Vegetarier zu werden, und der durch Konsum „preiswerter“ Lebensmittel dazu beigetragen hat, daß all dies möglich wurde. – Dr. med. vet. Axel Langnes


Leserbrief zu „Sein Satz macht Geschichte“ von Elisabeth von Thadden

Angesichts der jüngeren deutschen Geschichte kann es nicht verwundern , daß die Bundesverfassungsrichter in Karlsruhe allerhöchstes Ansehen in der bundesrepublikanischen Gesellschaft genießen. Es gibt andere Nationen , die die Bundesrepublik ob dessen beneiden. Nun ist die Böckenförde“rische Sentenz, wonach“ der freiheitliche, säkularisierte Staat von Voraussetzungen lebt , die er selbst nicht garantieren kann“, aber keine Eigenerfindung von Ernst-Wolfgang Böckenförde. ^Denn Immanuel Kant konnte seinen °Kategorischen Imperativ° ja auch nur vor dem Hintergrund einer quasi attischen , tief-bürgerlichen, Gesellschaft ,eben absolut mündiger Bürger entwickeln. So wie Adam Smith sein volkswirtschaft-liches Hauptwerk durch die „philosophy of moral sentiments“ ergänzte , die aber in volkswirtschaftlichen Vorlesungen und Seminaren gar nicht vorkommt, weil Moral-Philosophie als unwissenschaftlich gilt. ^Max Weber hat dann in seinem berühmten Essay: „Politik als Beruf“, die Problematik aufgezeigt, wenn plötzlich in Parlamenten nur Menschen sitzen, die nie richtig einen normalen Beruf ausgeübt haben, sondern wie Helmut Kohl, „nur“ Geschichte studiert haben und dann sofort ins Politikerleben einstiegen. ^Sämtliche Zivilisation und Kultur lebt doch von Voraussetzungen. Selbst Böckenförde von den geistigen , messerscharfen Grundlagen von Carl Schmitt, der – wie Heidegger und andere Intellektuelle, den Nationalsozialismus, völlig verfehlt – als in eine Zukunfts-pralle Moderne angeblich hinführend, miß-verstand. Von Ernst Jünger, Gottfried Benn und anderen ganz zu schweigen.^^ Böckenförde denkt in Kategorien von Hegel, insofern zwischen Gesellschaft und Staat sowie intermediären -sehr wichtigen, föderal verfaßten – Institutionen eine Dialektik der Gewaltenteilung stattfindet oder statt zu finden hat. Ohne Gewaltenteilung gibt es aber keine individuelle Freiheit !! – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Dann ohne ihn“ von Matthias Krupa

Arme EU
Seit Jahren ist die EU unfähig, auf Mitgliedstaaten einzuwirken. Viktor Orban wird mal wieder ermahnt, er solle sich doch gefälligst an die Regeln und Werte halten, übrigens gefühlt zum 100sten Mal. Es hat sich natürlich nichts geändert, im Gegenteil es sind noch weitere Demagogen wie Salvini, Kaczyński, Zeman, Dragnea etc. dazugekommen. Auch die CDU und besonders die CSU zeigen ihre Bigotterie. Orban hat schon lange ein Ersatzzelt bei Putin aufgebaut. Die EU muss Schluss machen mit der Finanzierung der Nationalisten. Neuerdings will Orban das EU-Geld verwenden, um ungarische Frauen zum Kinderkriegen zu verführen, damit der Strom an Nationalisten nicht abreißt. Also endlich raus aus dem Zelt. – Wolfgang Scheer


Leserbrief zu „WOCHENMARKT“ von Elisabeth Raether

Ihre Rezept der toskan. Zwiebelsuppe hört sich gut an, aber auf dem Foto war das Brot am Rand so schwarz, dass man beim Essen die Mehrtage-Dosis an krebserregendem Acrylamid zu sich nehmen würde. – Stefan Kaisers


Leserbrief zu „»Aus allen Ecken werde ich mit einer One-Way-Kommunikation beschallt. Es mag ein altes Phänomen sein. Neu ist die Hemmungslosigkeit, mit der das mittlerweile geschieht«“ von Henning Sußebach

Eines der vielen Treffwörter in der neuen >Zeit<-Diagnostik hieß sinngemäß >(lautes) Endlostelephonieren< in vollen Zügen – i.e. eines der gegen alle echten Lösungen resistenten Ärgernisse im zeitmodischen Alltag von Krisenhäufungen (weitab von Zufälligkeit/Ausnahme v.d. R. u. ganz sicher ein Mehrheitstypus unter je Jüngeren). Anmerkungen:

  1. Das lateinische Referenzwort für Bildung ist >e-ruditio<: wörtlich soviel wie Kinder ent-rohen, also zur Reife er-ziehen; man sollte die allenthalben virulente Bildungskatastrophe (abseits vom lächerlich inflationierten Einser-Massen-Abitur) besserenfalls hiervon ausgehend ent-ziffern, zumal die Anfälligkeit für Verrohung extrem verbreitet ist (jede Bagatellisierung also nur über die oft flächendeckende Verrohung hinwegtäuschte: es ist schlicht nicht im Mindesten erzogen worden).
  2. Es ist kaum eine Frage des BImSchG samt der sogen. TA Lärm, worin es um be- wie entlastende Emissionen geht – >Lärm< kommt etymologisch (Italien, 15. Jh.ff.) bekanntlich von all’arma (der kriegerische Aufruf zu den Waffen), u. der Alarm hat eigentlich nur eine soziale wie subjektive Warnfunktion (gegen Unheil etc.); beim billigen, weil schamlosen wie auch übergriffigen Endlostelefonieren im öffentlichen Raum (d.h. zweimal aggressiv anti-sozial, um narzißtisch um jeden Preis aufzufallen u. Zwangspublikum der Freiheit zu berauben sowie ohne jedes Sehen-Wollen&Können der Nächsten/Fremden/Fernen den eigenen Kult um die Rücksichtslosigkeit durchzuknallen) wird jeder intakte Umgang quasi-kriegerisch pervertiert u. entwertet.
  3. Der große Richard Sennett hat inzwischen vor über 1/4 Jh. in weiser Prophetie bzw. Unheilsprognostik die treffliche Erkenntnis- u. Praxisformel von der >Tyrannei der Intimität< geprägt (Ähnliches gilt unter Rekurs auf Neil Postman, bei aller Kritik): der totale Spaßfaktor desavouiert jedes intakte Reifungs- u. Reifekriterium/Erwachsene sind selber fast total infantilisiert/die Alltagsverhältnisse werden schleichend-fatal durch eine endlose Unterhaltungsdiktatur kaputtgemacht/ ein je positiver Sinn von Geheimnis, Würde, Anstand, Respekt, Takt, Grenzakzeptanz usw. verschwindet gegen Null/ das Private ist pseudo-öffentlich – das Politische verkommt einzig personal-privat/die Gewaltförmigkeit in nahezu allen Fragen des Alltags (wie jmd. redet u. sich verhält, Tun&Lassen) steigt zur zentralen impliziten Norm auf (>Bock auf<).
  4. Die Unzähligen heutzutage, die sich ganz bewußt altmodisch gesagt ohne jedes Minimum an Selbstreflexivität u. Grenzgefühl (was geht u. was auf gar keinen Fall) anti-sozial aus- wie abreagieren, entkoppeln sich von dem Wagemut zur reifen Persönlichkeit, ohne derlei von einer mustergültigen Gesellschaftsgegenwart in toto abhängig machen zu wollen; man kann sich auch nicht ernsthaft mit Erziehungsdefiziten aus der Aufwachsenszeit endlos herausreden; zugleich gibt es zugestandenermaßen die Illusion vom total freien Individuum – alle Welt spielt oft fast schicksalsmäßig zeitypische Rollen u. bleibt darin verstrickt (die bekannte Sozialität als(-ob) >2. Natur<) – der Problemfall >endlos laut störend tele- phonieren u. laut reden< (samt der selbstverräterischen Frage des neuen Narzißtypus: >hast du Probleme?<; Stichwort: >one-way-communication<) ergötzt sich notorisch darin, un-reflektiert zu sein (er/sie hat u. ist ja nichts Anderes, u. dieses Negativ-Extrem stellt er/sie zwanghaft zur Schau), reflektiert aber zugleich das sozialdarwinistische Drehbuch der neo- liberalen Imperative: eben die schlagen auf alles&nichts durch/nach unten treten, nach oben gieren, non-stop kämpfen (wenn es wenigstens >Windmühlen< wären) u. ganz larmoyant einzig um sich selber kreisen, auch wenn u. gerade weil so jmd. vermeintlich mit Anderen am anderen Ende palavert.
  5. Was wäre zu tun?! >Stoizismus< könnte eine Antwort sein; frei nach Karl Valentin: >gar nicht erst ignorieren!< (sehr leicht oder auch leichtsinnig gesagt); wer es nach wie vor mit dem braun-schwarzen Heidegger aus-halten will, könnte diese Intermezzo-Existenz in roten bzw. weißen DB-Zügen (DB, db für debil oder dezibel?!) als unvermeidlich >hinge- worfen< umschrieben wissen; wenn die Diagnostik im ganzen wie in Details stimmen sollte, hätte man im Umkehrschluß eine Menge an wohl längerfristigen Lösungsstrategien (gegen die Erziehungskatastrophen zuhause: Schulen als Reparatur- werkstätten für gemeinfährliche Unterlassenschaften von Eltern, die selber nicht erzogen worden waren usw.?) zur Reserve; ansonsten: in vielen kleinen Schritten starten, etwa Zugreisende wie Bahnpersonal lassen sich diesen Terror (darum u. nur darum geht es im Kern!) schlicht u. einfach nicht gefallen – konsequent u. radikal intervenieren ist gefragt; es gibt eindeutige Reglements, erst recht für eindeutig markierte s t i l l e  Zugabteile; wenn man nicht zeigen will, was eine Harke ist, sollte man z.B. eine alte Gestik wiederbemühen: den Daumen ‚runter, incl. Sanktionsfolgen, wer den öffentlichen Raum für die eigene totale Unerzogenheit mißbraucht; das deutsche Manko (eine fehlende große Revolution) könnte als einer inzwischen vielen nötigen >Aufständen der Anständigen< nachgeholt werden; usw.. – Konrad Böhle

Leserbrief zu „»Aus allen Ecken werde ich mit einer One-Way-Kommunikation beschallt. Es mag ein altes Phänomen sein. Neu ist die Hemmungslosigkeit, mit der das mittlerweile geschieht«“ von Henning Sußebach

Wie Sie mir aus tiefstem Herzen geschimpft haben! Vielleicht kann ja die DB, wenn sich schon das immer freundliche Zugpersonal nicht traut, auf den Sinn der „Ruhezone“ hinzuweisen, wenigstens die doch häufige „Kein-Netz-Eigenschaft“ der Ruhezonen technisch herstellen ? Dann entfielen wenigstens schon mal die Telefonate, die man früher peinlich hinter der von innen zugehaltenen Telefonzellentür verbarg… Als Mensch mit erhaltenem Gehör (und noch nicht frühzeitig eingetretener Lärmschwerhörigkeit) hat man was auszuhalten! Weiter gute Reise! – J. L. Neumann


Leserbrief zu „Der Teufel war’s? Von wegen!“ von Evelyn Finger

Wäre die Kirche ein freies Wirtschaftsunternehmen, müsste sie jetzt, nach Abschluss der Bischofs- Gipfelveranstaltung, Konkurs anmelden. Eine Institution, die Schutzbedürftigen, Verfolgten, Armen und Hilfesuchenden, egal ob Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen, statt Zuflucht und Sicherheit hundert- tausendfach üblen Missbrauch durch „Geistliche“ auf der ganzen Welt bietet, hat seine Existenzberechtigung verloren. Statt sich eindeutig auf die Seite der Opfer zu stellen, werden diese vom Papst abschließend an höhere Mächte verwiesen: Die „gottgeweihten Personen“ (Straftäter) seien das „Werkzeug Satans“ gewesen, und überhaupt, Missbrauch gibt es schließlich überall! Was für eine Arroganz und Verhöhnung gegenüber allen Opfern! Die Straftäter dürfen in der welthöchsten Moral- und Ethikinstanz weitermachen oder werden (Höchststrafe!), versetzt bzw. pensioniert. Glaubt jemand im Ernst, dass jetzt Schluss ist mit diesen unfassbaren Verbrechen? Die Kirche ist und bleibt ein Sammelbecken mit einem hohen Anteil von perversen „Geistlichen“, die ihre unfassbaren Missbrauchs- Verbrechen unter dem Schutzmantel ihrer eingebildeten Macht, der Gewissheit des systematischen Vertuschens und der Schuldzuweisungen gegenüber den Opfern weiterhin praktizieren werden. Daran wird auch der angekündigte Maßnahmenkatalog des überforderten Papstes nichts ändern. – Michael Deil


Leserbrief zu „»Aus allen Ecken werde ich mit einer One-Way-Kommunikation beschallt. Es mag ein altes Phänomen sein. Neu ist die Hemmungslosigkeit, mit der das mittlerweile geschieht«“ von Henning Sußebach

Endlich! Herr Sußebach, Sie sind nicht allein, sondern sprechen mir aus der Seele, ich würde jeden Ihrer Sätze unterschreiben! Wäre noch vor zehn Jahren einem ein Passant entgegen gekommen, der laut vor sich hin redet, den Blick starr ins Leere gerichtet, man wäre geneigt gewesen, die nächste Irrenanstalt zu informieren. Heute bewahrt der kleine Knopf mit dem Kabelanschluss im Ohr diesen Schwafler vor der Zwangsjacke. Irgendwie ungerecht….. – Doris Heid


Leserbrief zu „Dann ohne ihn“ von Matthias Krupa

Interessant, dass Sie das Truman-Zitat, das auf Eisenhower zielte – „besser, Ike ist mit im Zelt…“, hier dem Präsidenten L.B. Johnson zuschreiben. Aber vielleicht hat dieser eine so griffige Metapher einfach recycelt. Und vielleicht hat Truman diesen Satz auch nur wiederaufgegriffen. Womöglich von irgendeinem Indianerhäuptling aus den Indianerkriegen des 18. Jahrhunderts. Und dieser wiederum – Harald Schuster


Leserbrief zu „Die Wiege der künstlichen Intelligenz“ von Jürgen Schmidhuber

Europa hat kein Äquivalent zu IBM, Microsoft, Intel, Google, Amazon, Facebook oder Apple. Die Firmen Google, Facebook, IBM, Intel und Microsoft kaufen in Europa Firmen und Experten und Europa verkauft sie. Google hat die britische Fa. DeepMind Technologies erworben, die Computer, die selbstständig lernen, bauen will. Der Mitgründer von DeepMind, Demis Hassabis, ist jetzt Vizepräsident für Engineering bei Google. Google kaufte auch zwei andere britische Startups, Dark Blue Labs und Vision Fac- tory. Apple hat die britische Firma Novauris für Spracherkennung gekauft, Apple erwarb auch die schwedische Firma Polar Rose. Die Firma hat 3D-Ge-sichtserkennungssoftware, genannt „Faceprints“, entwickelt. Intel kaufte das spanische Startup Indisys, fokussiert auf natürliche Spracherkennung und das irisch-rumänische Startup Movidius. Amazon erwarb 2012 die Fa. True Knowledge aus Cambridge, die sich später in Evi unbenannte. Die deutsche Roboter-Firma KUKA wurde den Chinesen verkauft. Der britische Prozessorhersteller ARM mit seiner neuen Technologie DynamIQ hat die japanische Fa. SoftBank gekauft, genauso wie sie die US Roboter-Firma Boston Dynamics kaufte. Die holländische Fa. NXP, ausgegliederte Philips Semiconductors, wurde von dem amerikanischen Prozessorhersteller Qualcomm erworben. . Europa hat Potenzial, wie Herr Schmidhuber schreibt. Großbritannien ist führend in der KI. Es gibt dort Experten wie z.B. Kybernetik-Professor Kevin War- wick an der Uni. Reading, Inman Harvey, Robotik-Professor an der Uni. Sussex und Noel Sharkey, Professor für künstliche Intelligenz und Robotik an der Uni. Sheffield. Unglücklicherweise haben die „Zugpferde“ Europa verlassen. Alex Smola z.B. „der Pate“ von „deep learning“, studierte in München, ging in die USA, wurde Professor an der Carnegie-Mellon Uni. und arbeitet jetzt bei Amazon. Oder Christof Koch, der am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen promovierte und jetzt am Paul-Allen-Institute for Brain Sciences in Seattle in den USA arbeitet.

Bis 2013 war er Professor am California Institute of Technology. Aber den Schweizern ist es gelungen einen Fachmann zurück zu holen: Andreas Krause ist jetzt Professor an der ETH-Zürich, wo er die Learning & Adaptive Systems Group leitet. Vorher war er Assistant Prof. am California Institute of Technology. Google eröffnet ein dediziertes Machine-Learning-Center in Zürich. Die Firmen Google, Facebook, Amazon, Apple und Microsoft kaufen in Europa die Startups und Experten. Wie kann man den Ausverkauf verhindern? Was Europa betrifft, schrieb das Fachmagazin „Wired“ vom 30.11.16: „Manchen der wichtigsten Produkte und Services für diese Firmen (d.h. Google, Facebook, Amazon und Microsoft) werden in Europa gebaut, ob es Amazons Alexa von Cambridge, Facebook at Work von London, Google Assistent in Zürich ist. Die Zukunft dieser Tech-Firmen wird in Europa erfunden.“ Tom Wehmeier, Leiter der Forschung bei der Wagniskapital-Fa. Atomico, sagte 2018, dass die Top fünf der U.S. Tech-Titanen in den letzten 3 Jahren europäische Tech-Firmen mit Raten von etwa eine per Monat gekauft haben. Auch wenn selbstfahrende Autos wurden an der Bundeswehr-Universität München erfunden, weder Deutschland noch Europa hat ein Äquivalent der US-Militärforschungsorganisation DARPA, Nachrichtendienste-Forschung IARPA oder In-Q-Tel (Investitionsarm der CIA). Europa hat auch keine Wagniskapital- Firmen. – Igor Fodor


Leserbrief zu „Wer nicht für uns ist, kann nur verdächtig sein!“ von Christine Lemke-Matwey und Adam Soboczynski

Ich habe mich gewundert über den Begriff „Gendertheorie“, der gleich zweimal vorkommt – im Singular, und beide Male im Kontext von legitimer (bei Ihnen abgedruckter) Kritik an ihr. Mir ist unklar geblieben, was damit bezeichnet werden soll. Meinen die Verfasser damit Gender Studies? Und wenn ja: welche? Oder einfach jeglichen Gebrauch des Wortes Gender? Oder ganz allgemein die Betrachtung von Geschlecht als sozialer Kategorie? Warum schreibe ich das überhaupt? Ich habe mich im akademischen Kontext mit Geschlechterforschung in verschiedenen Disziplinen beschäftigt. Gendertheorie ist da nach meiner Kenntnis nicht der geläufige Begriff. Er ist mir leider meist in anderen Kontexten begegnet: nämlich genau in rechter Agitation gegen die angebliche Umerziehung der Geschlechter durch „Linke“ (wobei Gendertheorie da eher einer der harmlosen Begriffe ist).

Deshalb habe ich Vorbehalte gegen diesen Begriff, zumal er m.E. suggeriert, dass alle Menschen, die sich mit Gender befassen, das gleiche meinen, das gleiche wollen, koordiniert agieren. Gerade wenn es um Gender Studies geht: Diesen Eindruck kann ich aus meiner eigenen Arbeit nicht bestätigen. Und ich finde es potentiell schädlich, diesen Begriff zu wenden, eben weil er im Hintergrund mit einer Annahme von Gender als „Ideologie“ operiert. Das Interesse der Verwendenden, bestehende soziale Verhältnisse durch den Rekurs auf eine vermeintliche Natur zu legitimieren, ist indes leicht ersichtlich. Mir ist bewusst, dass man sich im Rahmen eines kurzen Artikels nicht zu allem differenziert äußern kann – das war ja auch gar nicht der Punkt des Artikels. Aber ich möchte Ihnen trotzdem gern zurückmelden, dass ich diesen Wortgebrauch als mindestens missverständlich und unpräzise, im schlimmsten Fall sogar gefährlich beurteile. Ich möchte Frau Lemke-Matwey und Herr Soboczynski nichts unterstellen. Es sein, dass sie ganz andere Vorerfahrungen mit dem Begriff haben oder dass Ihnen an dieser Stelle vielleicht bislang schlicht das Bewusstsein für die Problematik fehlt. Beides wäre sehr verständlich. Aber ich möchte dennoch für die Konnotation solcher Begrifflichkeiten sensibilisieren und für einen präzisen Sprachgebrauch gerade in Bezug auf kontrovers diskutierte Geschlechterfragen werben. – Laura-Christin Krannich


Leserbrief zu „Wer tötete Daniel H.?“ von Daniel Müller

Ich habe diese Recherche gerade gelesen und danke Herrn Daniel Müller für diese fantastische Arbeit! Das lässt mich wieder der Presse vertrauen und an ihre Berechtigung glauben! Dank an „die Zeit“ für Wahl des Themas und Ehrlichkeit der Berichterstattung! Ich werde das Abo weiter verlängern! – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Zu viel Geduld“ von Heinrich Wefing

Was für ein falscher, polemischer und gefährlicher Artikel, der mit Zahlen und Worten manipulativ umherwirft und Vergleiche von Nicht-Vergleichbarem hinzuzuieht. „Nur gut 26.0000 Abschiebungen…“ steht dem Populismus-Aufruf „Wer bis nach Deutschland kommt, der bleibt auch“ gegenüber – das ist nicht überspitzt, das ist falsch und irreführend. Dass es bei Duldungen rechtliche und faktische Unterschiede gibt, dass den meisten Duldungen Abschiebehindernisse zugrundeliegen, die gerade nicht in der Person des Antragstellers begründet sind, wird bewusst nicht erwähnt. Ebensowenig, dass Duldungen ein nicht minderer Teil unseres Rechtssystems sind als Abschiebungen. Die 55.000 freiwillige Ausreisen und circa 60.000 sonstige Erledigungen von Asylanträgen (ohne Dublin-Fällen, Doppelzählungen und Übertritte in andere Aufenthaltstitel) werden ausgelassen. Es gab und gibt keinen Vollzugsdefizit. Aber es gibt einen erkennbaren Willen einer politischen Gruppierung, die Antragsteller gerade nicht wie Menschen mit Einzelschicksalen darzustellen, sondern als anonyme kriminelle Masse, die mit Vorsatz ihte Papiere verschwinden lässt und sich ihrer Überlegenheit vor dem deutschen Staat erfreut. Und um den armen tüchtigen Deutschen etwas wegnehmen. Und den Rechtsstaat erodieren.

Der Autor erzeugt einen Eindruck des Mangels an Ressourcen, die anderenfalls den Alten und Schwachen zu Gute kämen. Dies entbehrt jeglicher Grundlage. Die deutschen Einwanderungsgesetze sind bereits jetzt darauf bedacht, ausschließlich Hochqualifizierten den Zutritt zu ermöglichen (und deren Wirtschaftsleistung den Herkunftsländern zu entziehen). Darauf zielt auch das im nächsten Jahr in Kraft tretende Fachkräfteeinwanderungsgesetz ab. Es gibt keine Wechselwirkung zwischen einer härteren Durchsetzung der Abschiebungen und vermehrter Hilfe für Kinder, Kranke und Alte. Das aufwendige Prüfverfahren des Bamf ist tatsächlich zu kritisieren. Wenn Menschen wiederholt traumatische Geschichten aufsagen müssen und sich dabei nicht an Details erinnern können, wenn bei der Übersetzung der Unterschied zwischen rituellem Bad und Hamam als Spa verloren geht, wenn zur Überprüfung einer familiären Lebensgemeinschaft die Frage hinzugezogen wird, wer bei der Geburt des Kindes die Nabelschnur durchschnitt, kann nicht von einem tragfähigen Ergebnis ausgegangen werden. Wenn man beim Verständnis der Familie von Vater-Mutter-Kind beim Sonntagsspaziergang ausgeht, wenn man sich anmaßt, Staaten als „sichere Herkunftsländer“ zu deklarieren, in denen JournalistInnen Verfolgung droht, macht man sich als Staat unglaubwürdig. Wer den Rechtsstaat zu Hilfe ruft und Einzelstimmen mit sehr unterschiedlichen Aussagen zu einer „großen Koalition der Abschiebewilligen“ zusammenfasst und gleichzeitig die Teile des Rechtsstaats, die der eigenen politischen Haltung nicht genehm sind verteufelt, der fügt dem Rechtsstaat Schaden zu.

In die Aneinanderreihung von verpassten Chancen fügt sich der Versuch Herrn Wefings ein, die Fluchtursachen zu erörtern. Es gibt keine Zauberlösung, aber es gibt Vorschläge. Waffenexporte kontrollieren, Umdenken in der Entwicklungszusammenarbeit weg von Zuckerbrot und Peitsche, Sonderwirtschaftszonen und andere Mittel, Menschen zum Bleiben zu motivieren statt Bestrafung und Druck durch Androhung von Entzug der Finanzmittel. Agieren auf Augenhöhe statt autoritären Neokolonialismus. Und solange den in Deutschland lebenden Menschen mit ausländischen Wurzeln nicht medienwirksam der Schutz von Leib, Leben und Eigentum zugesichert wird, solange nicht Chancengleichheit unabhängig von Herkunft gewährt wird und ein Umdenken stattfindet, was man sein und haben muss, um in diesem Staat ein Zuhause zu finden, muss man sich nicht wundern, dass diese Bürger das Vertrauen in den Rechtsstaat verlieren. Denn nicht demoralisiert so sehr wie staatliche Hilflosigkeit vor dem populistischen Sendungsbewusstsein aus der Überlegenheitsperspektive. – Elina Udkovskaa


Leserbrief zum Titelthema „Die neue Wut auf den Kapitalismus“

Rundumschlag – ganz oder garnicht
Mit Ihrem Feature „Die neue Wut auf den Kapitalismus“ liefern Sie ein tolles Kaleidoskop der Baustellen und doch, kommen Sie nicht auf den Punkt, es fehlt was, für das komplette Bild, zu dem sie selbst auf Seite 8 die Vorlage geliefert haben. Es geht nicht mehr um Minimalkorrekturen oder einzelne Steuersätze, sondern um ein neues kulturelles Verständnis von Wirtschaft. Mit den Instrumentaldiskussionen verhindern wir genau das, was Svenja Schulze mit dem Klimagesetz hoffentlich beabsichtigt hatte, einen Systemwechsel, auf vielen Ebenen. Herr Heuser referiert lange über den Aufbruch, selbst in den Foren der Reichen, um dann am Ende kleinmütig zu werden. Es wird für die Reichen nicht „ungemütlich“, wenn sie genötigt werden einen relevanten Anteil ihres Einkommens und Vermögens und die Gesellschaft abzugeben – die ihnen dies vorher durch fragwürdige Rechtssetzungen und Durchsetzungsdefizite zu erwerben erlaubt hat. Ungemütlich ist es keine bezahlbare Wohnung zu haben und nicht eine 30m Yacht statt einer 60m Yacht zu fahren. Und unterhalb der Superreichen kommt nicht Mittelschicht, da kommen erst noch die Reichen und die Oberschicht, die alle deutlich mehr beitragen müssen und können. Auch Herr Rohrbeck macht Appetit und speist uns dann mit Hausmannskost ab: Wenn die Städte zum spekulativ entstandenen Marktwert entschädigen, dann ist natürlich nichts gewonnen, der Staat kauft mit Steuergeld und das kommt, wie Herr Schieritz drei Spalten weiter vorne schreibt, anteilig mehr von den unteren als den oberen Einkommensschichten. Auch das Argument, dass man mit Vonovia auch Sparer enteignen würde ignoriert, dass diese Sparer in der Regel schon wieder höheren Schichten angehören – schreibt auch Frau Buchter.

Durch die Artikel zieht sich der Zweifel, ob eine Umverteilung machbar ist und ob nicht mit sanfteren Mitteln ein Ausgleich zu schaffen wäre. Nehmen sie eine Tabellenkalkulation zur Hilfe. B verdient (nur) doppelt so viel wie A, er spart nach Steuern immer noch 2-mal so viel und erwirtschaftet auf das Ersparte eine 2% höhere Rendite (mehr Wissen, mehr Risikobereitschaft, da besser abgesichert) und zahlt auf diese nicht mehr Steuern als A auf sein Einkommen. Da ist die Schere, systemisch! Wenn wir also „oben“ nichts wegnehmen können, müssen wir wachsen, um mehr verteilen zu können, und wachsen wir so wie bisher, wird der Widerspruch zu Seite 8 „Morgen wird‘s grün“ offensichtlich. – Sascha Gajewski


Leserbrief zu „»Ich bin schockiert über die Vorwürfe«“ von Laura Cwiertnia

Die Argumentation von Elisabeth Wehling kann nicht ganz überzeugen, auch wenn man es keinem Geisteswissenschaftler verübeln kann, ähnlich wie bei BWLern oder Juristen ihr akademisches Knowhow in kreative Geschäftsmodelle zu überführen. Denn die eigentliche Schwäche beim sogenannten Framing besteht vor allem darin, dass man hiermit Menschen eine eher brotlose Kunst verkauft, da sich gerade bei Institutionen, die mit einem erheblichen Vertrauensverlust kämpfen, ein positives Image nur über einen echten Kulturwandel wie zum Beispiel mehr Transparenz und nicht über eine Änderung der äußeren Verpackung wiederherstellen lässt. Deshalb bleibt das „Framing“ als Technik in jedem Fall erheblich überbewertet, zumal bereits die DDR in den 1950er Jahren kläglich daran gescheitert ist, Begriffe in der Sprache der Menschen zu ersetzen, um sich so besser darzustellen! – Rasmus Ph. Helt


Leserbrief zu „»Aus allen Ecken werde ich mit einer One-Way-Kommunikation beschallt. Es mag ein altes Phänomen sein. Neu ist die Hemmungslosigkeit, mit der das mittlerweile geschieht«“ von Henning Sußebach

Nein, Herr Süßbach – Sie sind mit Ihrem Unbehagen nicht alleine. Noch nie hat mir ein Artikel so aus der Seele gesprochen wie der Ihre. Mein Groll gegen die permanente Beschallung im öffentlichen Raum regt mich mittlerweile zu Phantasien an, wie ich mich von hinten an die akustischen Umweltverschmutzer heranschleiche und Ihnen mit einer Kneifzange die Kabel zu ihren Kopfhörern durchknipse, welche die Geräusche ohnehin nur verzerren anstatt sie zu dämpfen. Doch zu meinem Leidwesen gibt es immer mehr kabellose Kopfhörer – da ist nichts mehr zu knipsen. Ich könnte höchstens die Stöpsel aus den Ohren ziehen, doch Sie können sich vorstellen, was dann passierte. Also leide ich weiter, jetzt aber mit dem guten Gefühl, nicht alleine da zu stehen und mir als intoleranter Knütterkopf vorzukommen, der den Übergang ins digitale Zeitalter verpasst oder nicht verstanden hat. – Bleiben immer Orchester der akustischen one-way-(Folter-)Instrumente nur noch zwei zu nennen: Heckenscheren im Frühjahr und Laubbläser im Herbst. – Prof. Dr. Joachim Burgheim


Leserbrief zu „Mutter sein ist auch Arbeit“ von Dana Schuster

Selbstverständlich, Mutter sein ist harte Arbeit. Bin auch Mutter und habe immer mitgearbeitet. Ist sich Frau Schuster eigentlich bewußt das wir alle (der Staat) ihr Harz IV ermöglichen und das schon seit 6 Jahren? Hat sie da überhaupt kein schlechtes Gewissen. Eine Junge Frau von 46 Jahren? Ihre Kinder sind 12 und 16 Jahre alt, da kann man doch verlangen das Frau Schuster wieder arbeiten geht. Ich sehe hier eine Frau, die es sich auf Staatskosten sehr bequem macht, und die Kinder vorschickt. Auch ihr Studium hat dem Staat Geld gekostet. Andere Eltern müssen auch die Klassenfahrten für ihre Kinder bezahlen!!!!!! „Ein schlechtes Gewissen, solche Angebote abzulehnen, habe sie nicht. Das Jobcenter gestattet es auch.“ Da war ich doch sprachlos!!!!!!!!! – Bärbel Abadjieff


Leserbrief zu „Mutter sein ist auch Arbeit“ von Dana Schuster

Die Darstellung der persönlichen Lebenssituation zwischen ALG II und Familie von Frau Schuster ist durchaus interessant – auch, weil er eine weit verbreitete Haltung zum Thema „Soziale Leistungen“ widerspiegelt. Wohl wissend, wie komplex das Thema ist, möchte ich Folgendes zu bedenken geben:
Frau Schuster leistet sich den Luxus, trotz eines teuren Studiums seit 6 Jahren nicht zu arbeiten, nicht mal in einem Minijob. „Maximal darf ich 100 € dazuverdienen. Alles darüber wird zu 80 % auf die Hartz-IV-Leistung angerechnet“. Das heißt aber auch: 20 % des Zusatzverdienstes hätte Frau Schuster mehr als ohne den Zuverdienst und könnte damit vielleicht auch die Klassenfahrt des Sohnes bezahlen. Und warum sollte jemand Sozialleistungen erhalten, obwohl er/sie tatsächlich auch selbst Geld verdienen könnte? Sozialleistungen sollen diejenigen unterstützen, die selbst nicht dazu in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie sind eine Solidarleistung all derjenigen Menschen, die arbeiten und mit ihrem Geld die Sozialkassen füllen. Das sind nicht selten Menschen, die unter schwierigsten Bedingungen jeden Tag auf dem Bau, im Handwerk, im Krankenhaus oder an anderer Stelle arbeiten (und das auch mit Kindern). Der Staat und damit die Gemeinschaft hat Anspruch darauf, dass jeder soweit wie möglich für sich selbst und seine Familie sorgt. Erst wenn gar nichts mehr geht, soll und muss er einspringen.

Der Rückgriff auf Leistungen nach ALG II hat ja nicht nur im Moment Konsequenzen, weil der Staat (d.h. die arbeitenden Menschen, die in diesem Staat leben) die Kosten für den Lebensunterhalt bezahlt, sondern gleichzeitig zahlt Frau Schuster auch nicht in die Rentenkasse ein (und der Vater ihrer Kinder wird diese Einzahlungen vermutlich auch nicht für sie übernehmen), so dass sie später, im Rentenalter, wahrscheinlich auch weiterhin vom Staat unterstütz werden muss. Je mehr Leistungen der Sozialstaat verspricht, umso selbstverständlicher werden diese Leistungen von immer mehr Menschen in Anspruch genommen, „weil sie mir zustehen“, nicht immer „weil ich sie dringend benötige“. Der Solidargedanke, der ursprünglich einmal hinter aller Unterstützung stand, ist vielen Menschen nicht mehr gegenwärtig und das ist sehr schade. – Dr. Babina von der Heydt


Leserbrief zu „»Aus allen Ecken werde ich mit einer One-Way-Kommunikation beschallt. Es mag ein altes Phänomen sein. Neu ist die Hemmungslosigkeit, mit der das mittlerweile geschieht«“ von Henning Sußebach

Vergessen haben Sie das Telephongeklingel, das Gekrächze von Nadeldruckern und Brummen der Klimaanlage, was sich vielleicht nicht vermeiden lässt, dazu aber noch das Gedudel angeblich beruhigender Schmalzmusik in offenen Wartezimmern, sogar Sprechzimmern gewisser Ärzte. – Dr. Hildegard Schöndorf


Leserbrief zu „»Der deutsche Adel ist der langweiligste in Europa«“ von Christoph Amend

Die Frage nach dem Wesen von Gewalt, der Herr von Schirach ausweicht, lässt sich leicht beantworten: Die Art von willkürlicher, unautorisierter Gewalt, um die es hier geht, hat gar kein eigenständiges Wesen, aber eine Wirkung, und zwar eine zerstörerische, sie ist nichts weiter als ein Lückenfüller. Mit ihr versuchen Gewalttäter Defizite ihrer eigenen Persönlichkeitsentwicklung und daraus resultierende soziale Mängel zu kompensieren. Die Ausübung selbstsüchtiger Gewalt ist immer selbstzerstörerisch – sie schränkt die eigene Identität auf die Fixierung auf die zu Feindbildern erklärten Adressaten der Gewalt ein. Entsprechender Aktionismus stellt keine Werte, sondern Unwerte dar. In der Menschheitsgeschichte braucht man nicht lange zu suchen, um im Individuellen wie im Gesellschaftlichen jede Menge Beispiele dafür zu finden. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „»Aus allen Ecken werde ich mit einer One-Way-Kommunikation beschallt. Es mag ein altes Phänomen sein. Neu ist die Hemmungslosigkeit, mit der das mittlerweile geschieht«“ von Henning Sußebach

Großes Kompliment für diesen Zeitartikel, in dem auch mein jeweiliges Empfinden beschrieben wird, wenn ich mit der Bahn reise. Der Autor Henning Sussebach ist nicht allein, er hat auch mich als Mitstreiter. Die zunehmende Hemmungslosigkeit dieses Telefonierens ist für mich auch ein weiteres Indiz für Veränderung in unserer Gesellschaft. Die Rücksichtnahme auf andere nimmt ab, auch in anderen Bereichen unseres Lebens. Wir sollten dies zu einem wichtigen Thema in der öffentlichen Debatte machen. – Winfried Götz


Leserbrief zum Titelthema „Die neue Wut auf den Kapitalismus“

Ich zahle ohne Murren meine Steuern. Ich zahle so viel, dass ich bei Thema Spitzensteuersatz, dem neue Goldenen Kalb linker Gesellschafts-Verbesserungstheorien zumindest mitreden kann. Wie gesagt, ohne Murren. In einer telefonischen Umfrage hatte ich auf die Frage ‚Zahlen Sie gern Steuern?‘ mal gesagt: Ja. Stille in der Leitung, man war konsterniert. Ich betone das, weil ich im Folgende einige Dinge sagen möchte, die vielen nicht gefallen werden. Vielleicht muss man, damit wir überhaupt wenigsten etwas Klarheit in die Köpfe bringen, sich in Erinnerung rufen, was Steuern dem Grunde nach sind. Sie sind die unter Androhung von Nachteilen durchgeführte Aneignung von Ergebnissen wirtschaftlicher Tätigkeit, d.h. von Wohlstand, durch Dritte. Sie sind also, semantisch sauber benannt, legalisierter Raub. Historisch waren die Formen vielfältig, z.B. Tribut (Androhung der physischen Vernichtung des Tributpflichtigen), Fronarbeit (Androhung der vollständigen Versklavung), Kirchenzehnt (Androhung des Verlustes des Seelenheils). Steuern zur Finanzierung des Gemeinwohles zu verwenden, ist eine neuzeitliche Erfindung und gewiss, zumindest für gutmütige Personen wie mich, das bisher einleuchtenste Argument, Legalität für solchen Raub zu beanspruchen.

Soweit war das bisher allen klar, die sich ernsthaft mit diesem Thema befasst und versucht haben, die Besonderheit und die Beschränkungen der Legalisierung dieses Raubes zu bestimmen. Zurück geht das bis in die Antike, schob sich aber erst mit der ‚Magna Carta’ in den Vordergrund, als versucht wurde, das Verhältnis von Herrscher und den von ihm Abhängigen in einen geordneten Rahmen abgestufter Handlungsmöglichkeiten und -rechte zu bringen. Und spätesten seit Aufkommen ‚kapitalistischen’ Wirtschaftens, dessen wesentliche Basis die rechtlich garantierte Honorierung von eigener wirtschaftlicher Aktivität ist, weiß man um die Fragilität makroökonomischer Zustände, wenn man nach Gutdünken mit dieser Extraktion von Wohlstand herumspielt. Linken Bewegungen zur Erstürmung der Wohlstandsburgen ist heute davon gar nichts klar. Es ist leider so, dass sich heute kaum noch ein Linker um geschichtliche Hintergründe schert. Ein wichtiger Grund dafür ist nach meiner Beobachtung, dass sich historische Bildungsferne inzwischen wie ein Leichentuch über sämtliche linke Bewegungen gelegt hat. Linke Bewegungen scheinen dem Fluch des ewigen Kreislaufs aus immer gleichen Illusionen und regelmäßigem Scheitern, dem Begehen der immer gleichen Fehler (Einsteins Kriterium für Dummheit), unterworfen zu sein. Gut, das war jetzt wirklich hart. ‚Reiche’ noch stärker zu berauben, war immer eine sehr attraktive Idee. Wobei Linke in der Geschichte immer dazu neigten, die Kühe lieber zu schlachten als sie zu melken. Man brauchte Akzeptanz JETZT. Man hatte ja sonst nichts zu bieten, die Honorierung eigenverantwortlicher wirtschaftlicher Aktität schon gar nicht. Schlimmstes Beispiel dafür war sicher Lenin mit seinen Pogromen gegen die Kulaken, die als einziges Ergebnis das Verschwinden potenter wirtschaftlicher Akteure aus der Gesellschaft hervorbrachte, mit allen seinen bekannten, katastrophalen Folgen.

Vergegenwärtigen wir uns noch einmal, wer eigentlich – in der Summe – den Löwenanteil der Steuern aufbringt: es ist die obere Mitte. Aus dem unteren Drittel kommt fast nichts. Das gleiche gilt übrigens z.B. für die Krankenversicherung. Ich hab’s mal durchgerechnet: Ich finanziere mit meinen Beiträgen 2…3 weitere Personen (wieder: ohne zu Murren, da Gesundheit ein Geschenk und kein Ergebnis wirtschaftlicher Tätigkeit ist). Nur, man sollte nicht so tun, als ob Ungleichheit immer zu Lasten einer, und immer derselben, Gruppe der Gesellschaft geht. Was mir noch auffällt an den aktuellen Umverteilungs-Bewegungen: Ihre zunehmende Infantilität. Das Plakat ‚Dein SUV ist so groß wie meine Küche’ mag ja auf den ersten Blick intelligent und witzig erscheinen. Ich hingegen, obwohl ich SUVs als eine der Plagen des 21. Jahrhunderts ansehe, halte es für anmaßend-dumm und würde mich, so ich einen hätte, mit einem Plakat daneben stellen, und da stünde drauf: ‚Ich habe für meinen SUV auch 40 Jahre gearbeitet’. Meine Küche war weiland so groß wie ein Trabant. Limousine, nicht Kombi. Lebensleistung spielt in den aktuellen Umverteilungsverlangen keine Rolle, jeder hat Anspruch auf ALLES, und zwar JETZT. Insbesondere der Student, der bisher rein gar nichts geleistet hat als ein Zukunftsversprechen abzugeben. Irgendwer wird’s schon bezahlen, notfalls laden wir uns das Geld (BitCoins!) aus dem Internet runter.

Es gibt sicher vieles zu verbessern an der steuerlichen Umverteilung, aber bitte nicht auf der Grundlage eines naturgesetzlichen Anspruches der wirtschaftlich weniger Erfolgreichen auf gleichen Wohlstand. Was wir brauchen ist Einebnung der Chancen-Ungleichheit. Was wir brauchen, ist Umverteilung in Richtung derer, die das Schicksal hat stranden lassen, und damit meine ich keineswegs die Migranten, höchstens einen kleinen Teil von ihnen. Aber wenn ich mich in den linken Bewegungen so umschaue, keine einzige nimmt diese Themen wirklich in die Hand. Es geht immer nur um die Verteilung von mehr Geld JETZT, getreu der Idee von weiland Engelen-Kiefer: jedes Problem lässt sich mit einem genügend hohen Haufen Geld zuschütten. Wo soll das herkommen? Jeder Linke, der mal in die Verantwortung kam, Finanzen zu verwalten, weiß: vom oberen Ende der Einkommensskala definitiv nicht, das ist in Summa viel zu wenig. Gregor Gysi hatte das in Berlin sehr schnell begriffen und sich folgerichtig ebenso schnell aus dem Staub gemacht. Anders als oft behauptet ist die heutige Ungleichheit zu einem großen Teil, wenn nicht sogar überwiegend, seit der Befriedung der westlichen Welt finanziellen und sozialen Akkumulationseffekten geschuldet, die wichtigsten davon sind Erbschaften und eine häusliche Aufgeschlossenheit bzw. fordernde Atmosphäre für Bildungserwerb.

Keine Änderung des Spitzensteuersatzes kann diese Akkumulationseffekte aufheben, ohne die Wohlhabenden regelmäßig totzuschlagen, zu enteignen oder deren Wohlstand, z.B. Autos, abzufackeln. Früher hatte man dafür die großen Gleichmacher Pest und Krieg, auch Judenpogrome waren willkommene Praktiken der Volksermächtigung. Man kann Akkumulationseffekte dämpfen durch Erhöhung der Extraktionsrate, aber immer unter dem Damoklesschwert, dass die vorgebrachten Argumente für die Legalisierung des stärkeren Ausraubens des – aus welchen Gründen auch immer – wirtschaftlich aktiveren und erfolgreicheren Teils der Gesellschaft irgendwann abgelehnt, d.h. mit ökonomischen Ausweichbewegungen honoriert werden. Linke müssen sich zwingend mit den menschlichen Ursachen wirtschaftlicher Aktivität oder Inaktivität befassen. Alles, was von der Linken derzeit angeboten wird, ist eine Art ‚Politische Volksökonomie der Gleichheit’. Steuern auf wertvolle Gemälde: Wieso auf einen Rembrand Ja und auf eine Sammlung von Hunderten alter Teddybären Nein? Hallo, geht’s noch? Solcherart ist, egal ob von den Linksikonen Sanders oder Corbyn (der gern mal wieder die Juden ein bisschen ‚kitzeln’ würde) vorgetragen, blanker Links-Populismus, und ich möchte Piketty dabei ausdrücklich nicht ausnehmen, auch wenn er so gelehrt daher kommt. Zu menschlichen Antrieben sagt er – nichts. Und deshalb werden alle diese Bewegungen, wie schon der Marxismus, der sich ebenfalls niemals mit menschlichen Antrieben beschäftigt hatte, an die Wand fahren. Wie so etwas dann aussehen könnte, erleben wir gerade im linken Schangri-La Venezuela. – Matthias Wagner


Leserbrief zu „Jenseits der Schmerzgrenze“ von Merlind Theile

Diese Tierquälerei gehört sofort abgestellt! Tierschutz darf nicht an der Landesgrenze enden! Appell an deutsche Viehzüchter: findet andere Wege Für die „überzähligen“Tiere . – Dr Andrea Hoffmann


Leserbrief zu „Muster im Blut“ von Ulrich Bahnsen

Vielen Dank, dass Sie diesen neuen Bluttest thematisieren. Ihr Misstrauen ist nicht unberechtigt. Es gibt sehr verschiedene Brustkrebsarten, z. B.
Scirrhöses Carcinom
Hormonabhängige und nicht hormonabhängige
Inflammatorisches Carcinom
Milchgangskarzinom (nie zu tasten!)
Gallertkarzinom
Es wäre wohl die Eier legende Wollmilchsau, wenn man all diese Carcinome mit einem einzigen Bluttest erfassen könnte. Trotz der sicher verfrühten Euphorie ist dieser neue Test aber bestimmt ein sehr großer Fortschritt, der unbedingt weiter verfolgt werden sollte. – Dr. Uwe Roske


Leserbrief zu „Jenseits der Schmerzgrenze“ von Merlind Theile

Obwohl einen hinsichtlich der Tierquälerei um des Profits willen allmählich kaum noch etwas wundern sollte, bin ich doch wieder erschüttert. Profitmaximierung und Globalisierung vertragen sich offensichtlich nicht mit einer anständigen Behandlung und einer schmerzfreien Tötung der Tiere. Deshalb schlage ich vor: Verbot des Exportes von lebenden Tieren, da deren anständige Behandlung und schmerzfreie Tötung in anderen Ländern von Deutschland aus nicht garantiert werden kann, und Verbot des Exportes von Fleisch und Wurstwaren, da dafür in Deutschland von der Agrarindustrie die Umwelt verseucht und in anderen Erdteilen für die Futtermittelproduktion der Regenwald abgeholzt wird, außerdem Verbot des Importes von lebenden Tieren sowie Verbot des Importes von Fleisch und Wurstwaren, sofern nicht sichergestellt ist, dass die Tiere anständig behandelt und schmerzfrei getötet wurden. In Deutschland selbst müssten die Ställe und Schlachthöfe viel häufiger und strenger kontrolliert und Straftäter aus der Agrarindustrie auch tatsächlich bestraft werden. Eine rigorose Tier-, Umwelt- und Verbraucherschutzpolitik hätte natürlich auch für den Verbraucher ihren Preis, aber es gibt eben kein Menschenrecht auf billige Schnitzel und Wurst. Ich selbst wäre bereit, weniger und teureres Fleisch zu kaufen, wenn ich dafür sicher sein könnte, dass die Tiere anständig gehalten ud schmerzfrei getötet wurden. Das garantiert mir aber derzeit meines Wissens kein Siegel – auch kein Bio-Siegel – und die von Frau Klöckner geplanten drei Siegel werden es nach meinem derzeitigen Kenntnisstand auch nicht garantieren. Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass eine anständige Behandlung und schmerzfreie Tötung von Nutztieren in Deutschland eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein und keines besonderen Siegels bedürfen sollte. – Dr. Ulrich Willmes


Leserbrief zu „Zu viel Geduld“ von Heinrich Wefing

Der Artikel sagt alles aus. Gefällt mir! Besonders der letzte Absatz und der Satz davor sind wichtig. Wie oft lese ich „Andere EU-Staaten machen das seit Jahren“ und denke, warum zur Hölle dauert bei uns immer alles so lange?? Ob es die Bildungspolitik ist (Bsp. Finnland), das Verbot des Diesels in Städten (Bsp. Frankreich), der Ausstieg aus der Kohle (Bsp. Großbritannien), die Förderung der E-Mobilität (Bsp. Schweden, Niederlande – zugegebenermaßen mit den bekannten Nachteilen in punkto Material für Lithium-Batterien), das Verbot hinsichtlich Lebensmittelverschwendung (Bsp. Frankreich, Tschechien) oder auch der Umgang mit der Rückführung abgelehnter Asylbewerber. Horst Seehofer meinte mal das Problem in diesem Land sei die Immigration. Nein, sehe ich definitiv anders. Das Problem in diesem sich für achso glorreich haltendem Deutschland ist die Scheinheiligkeit von Worten und die Inkonsequenz im Handeln. Wasser predigen und Wein saufen, hieß es früher. Wenn daraus der Eindruck von Hilfslosigkeit entsteht, ist das kritisch. Dann nämlich übernehmen andere mit den bekannten Folgen, aber ungewissen Optionen auf Verbesserung. Ja, Deutschland ist ein Einwandererland. Ich selber arbeite in einer Industrie, die global vernetzt ist und die ohne ausländische Fachkräfte nicht reüssiert. Meine Kollegen sind erfolgreich integriert, fremdsprachlich oftmals vielseitiger als ich es jemals sein werde und vor allem ticken sie alle europäisch! Fremdenhass, Intoleranz, Machtgehabe etc. sind in erster Linie eine Frage des Charakters nicht der Hautfarbe, der Nationalität! Und diese schwierigen Charaktere haben wir im eigenen Land ja wohl auch zuhauf. Dummerweise können die eigenen Landsleute nicht abgeschoben werden. In Schweden hieß es immer: Halte dich an unsere Regeln und du wirst beschützt. Es wird Zeit, dass in Deutschland Platz ist Werte pragmatisch zu verteidigen ohne gleich in die rechte Ecke abgeschoben zu werden. Es dauert bis ein Volk verinnerlicht hat, welches Spiel Politiker spielen, aber ich denke mittlerweile sind ausreichend Menschen wach geworden. Besonders die junge Generation streitet mit! Insofern waren die besonderen Umstände im Jahr 2015 sicherlich notwendig, um Deutschland überhaupt erstmal wieder klar zu machem, was es heißt „Demokratie zu leben“. Nämlich nicht, sich immer nur auf den Rosinen der früheren Generationen auszuruhen, sondern immer wachsam zu bleiben und sich einzusetzen. Kritisch, konstruktiv, konsequent, mutig, im Sinne aller und nicht im Sinne Einzelner. Damit Deutschland auch weiterhin ein Land bleibt, in dem das Konstruktive im Kleinen wie im Großen überwiegt. – Verena Mohrig


Leserbrief zu „Im Namen des Sohnes“ von Caterina Lobenstein

Auch wenn es für die betroffenen Menschen bitter ist: Es gibt in Deutschland nicht (mehr) die Bereitschaft, sehr viele Flüchtlinge aus Arabien oder aus Schwarzafrika aufzunehmen, seit man gemerkt hat, dass Flüchtlinge keine besseren Menschen und zum Teil sehr schwer zu integrieren oder sogar integrationsunwillig oder sogar kriminell oder fanatisch und gefährlich sind. Man könnte zumindest bezüglich des Zuzugs aus Afrika mittelfristig auch relativ leicht etwas dagegen tun, denn das größte Problem Afrikas ist das rasante Bevölkerungswachstum – und das könnte man in technischer Hinsicht mit Antbabypillen und Kondomen leicht stoppen. Allerdings müsste man dafür die Afrikanerinnen und Afrikaner davon überzeugen, dass es nicht gut und ehrenvoll ist, möglichst viele Kinder zu haben, sofern man seinen Kindern nicht auch gute Lebensperspektiven bieten kann. – Dr. Ulrich Willmes


Leserbrief zu „Morgen wird’s grün“ von Marc Brost und Petra Pinzler

Ich habe mich gefreut, einen Artikel zum Thema Dringlichkeit des Umbaus von Industrie und Gesellschaft für den Klimaschutz zu finden.

Und natürlich ist klar, dass die Autobauer gar nicht anders denken können als in „Lösungswegen“ die dahingehend sind, dass es viel mehr Elektromobilität brauchen wird als jetzt. Obwohl 1/3 mehr Elektroautos natürlich heißt: unglaublich viele Ressourcen für Batterien und weiterhin Energieverbrauch nur um Menschen und Sachen durch die Welt zu karren. Der viel naheliegendere Weg – und der eigentlich leichter umsetzbare – wäre aber doch: sehr viel weniger Autos überhaupt! Dass in Städten ein Großteil des öffentlichen Raums dem Autoverkehr geopfert wird, dass in Städten überhaupt Menschen eigene Autos zu brauchen glauben, ist ein Anachronismus der durchaus aufzulösen wäre durch kostenlosen öffentlichen Nahverkehr. Die Kosten des Autoverkehrs für die Allgemeinheit sind so unglaublich hoch (eintausend Milliarden/Jahr in der EU, veröffentlichte Studie der EU kurz vor Weihnachten 2018) , dass man doch nicht immer weiter so tun kann, als gäbe es ein Menschenrecht auf ein eigenes Auto, und auch nicht, als wäre das durch Arbeitsplätze in der Autoindustrie zu rechtfertigen. Da die Wirtschaft diese Art Umdenken natürlich nicht leisten kann, muss die Politik handeln. – Eleanora Allerdings


Leserbrief zu „Wir sind es Wert“ von Christian Seifert

„Business, Entertainment und ganz am Ende kommt der Sport“
„Der Kern einer Fussball-Liga … ist der Sport selber“! Widerspruch: der Kern ist der Umsatz einer Unterhaltungsindustrie, aus dem sich die immer absurderen Transfersummen und „Gehälter“ der Spieler speisen. Der Fußball ist am Ende nur noch das Medium, auf dem sich gegenseitige Erwartungen, Versprechungen, Emotionen und Identifikationen gewinnbringend transportieren lassen. Die von Seiffert anekdotenhaft zitierte alte Fussballwelt und das mittlerweile knallharte Unterhaltungsgeschäft prallen -derzeit noch erkennbar- an zwei Schnittstellen aufeinander: dem Übungsleiter/Trainer und den Fans, als der Zuschauergruppe mit der intensivsten emotionalen Bindung. Beide werden absehbar Opfer der Spektakel und ihrer Vermarktung, denn die Show -analog zur amerikanischen Business-Sportlandschaft- must go on. – Dr. Wolfgang Klöckner


Leserbrief zu „»Aus allen Ecken werde ich mit einer One-Way-Kommunikation beschallt. Es mag ein altes Phänomen sein. Neu ist die Hemmungslosigkeit, mit der das mittlerweile geschieht«“ von Henning Sußebach

Wir leben in der „gedankenlosen-ego“ Zeit, jeder darf tun und lassen, was er tun und lassen mag; und jeder „muss“ es einfach, alles ganz gnadenlos akzeptieren (können)! Jeder Gedanke muss sofort ausgekotzt werden, er darf nicht mehr im Kopf reifen, er darf nicht mehr abgewogen werden; er will schnell, unreif, ungefiltert, einfach nur raus aus dem Kopf und rein in die Öffentlichkeit! Psssst, ich bin auch noch da, und will auch mal meine Ruhe haben; aber sind wir nicht alle ein bisschen Ruhestörer/Ruhegestörte! – Riggi Schwarz


Leserbrief zu „Jenseits der Schmerzgrenze“ von Merlind Theile

Es macht mich fassungslos das in den 30 Jahren, die ich nun Vegetarier bin, weiterhin solche qualvollen Zustände innerhalb der EU geduldet werden. Solange der Verbraucher nicht bereit ist, mehr für seinen Fleischkonsum zu bezahlen, wird die Tierindustrie sich kaum einen Schritt bewegen.Tiere solchen Strapazen zuzumuten, ihren Tod in Kauf zu nehmen, zeugt von wenig Moral.Nicht zu sprechen über osteuropäische Arbeiter die zu Niedriglohnpreisen in Deutschland arbeiten, damit der Verbraucher weiterhin von billigem Fleisch profiteren kann. – Miriam Lenz


Leserbrief zu „Zu viel Geduld“ von Heinrich Wefing

Ihr Artikel hat mir gut gefallen, besonders der Vorschlag, die Rücknahme abgelehnter Asylbewerber durch die Herkunftsländer mit der Vergabe von Visa zu honorieren. Nur denke ich: Wieso gerade Visa für Studenten? Wieso eine Art Elite? Man könnte ja auch Abkommen schließen, ähnlich wie das mit der Türkei: Das Herkunftsland nimmt einen abgelehnten Asylbewerber zurück, dafür können von dort entsprechend viele (oder, als Köder, z.B. doppelt so viele) Leute nach Deutschland kommen, die eher zu den Notfällen gehören, aber Potenzial bergen. Zum Beispiel junge Familien mit noch kleinen Kindern, die sich um die Aufnahme in Deutschland beworben haben. (Und als Dreingabe noch ein paar Großeltern, die sonst allein zurückblieben.) Hier in den Aufnahmeländern herrscht ja ein Ungleichgewicht beim Geschlecht der Asylbewerber. In den Herkunftsländern sind junge Männer diejenigen, die sich noch am ehesten durchschlagen könnten. In den Aufnahmeländern wiederum neigen junge, nur mit Warten beschäftigte Männer besonders dazu, Unsinn anzustellen. Beides ist ungünstig. Die Mitglieder junger Familien, junge Eltern und ihre Kinder, wären vielleicht leichter zu integrieren, umso mehr, falls es Anreize (oder Sanktionen) für Kindergarten- und Schulbesuch gäbe.

(Man könnte das Ganze sogar zu einer Art Modellprojekt machen: Wenn sich einige Nachbarn (z.B. Leute aus einem Dorf oder Stadtviertel) als Paten finden, könnten sie sich melden und dann gemeinsam um die Integration einer solchen wohnortnah untergebrachte Familie kümmern, so dass Zusammenhalt zwischen den Paten entsteht und keiner überfordert ist. Und ein Kriterium für die Auswahl einer solchen Migrantenfamilie wäre die Integrationswilligkeit, nicht aber irgendeine besondere Vorabausbildung oder – fähigkeit.) So oder so, das Vorhaben hätte zwei Vorteile: Migranten, die kein Asyl bekommen, könnten bei einem solchen Anreiz für die Herkunftsländer schneller abgeschoben werden, und so entfiele ein großer Teil der Verlockung, hierher zu kommen. Es kämen vermutlich weniger Migranten. Und die Leute, die kämen – z.B. integrationswillige Familien und andere, besonders integrationswillige Menschen – könnten leichter und effektiver aufgenommen werden. Das waren die Gedanken, die Ihr Artikel bei mir ausgelöst hat. – Barbara Ostrop


Leserbrief zu „Volkswagen: Lohnt sich die Dieselklage noch?“ von Claas Tatje

Der Umgangs- und Ergebnisvergleich zw. BRD und USA in Sachen Dieselbetrug zeigt, dass es wirksame Verbraucherrechte in den USA gibt – nicht in der BRD. Nach der Politik „versagt“ in der BRD nun auch die Justiz. Die Verwirrungen und Fallstricke unseres Rechts verlagern die Abzockebene von VW auf die Klageverfahren. Und ganz vorn dabei beim Abwatschen und beim Abgewatschtwerden die Bamberger Justiz eine Anhängerin der höchst umstrittenen unsozialen Ideen des dt. Juristentages, ein großer Name für eine abseitige Minderheit. – Hans-J. Giller


Leserbrief zu „Hoch die Steuern“ von Mark Schieritz

Die Darstellung zur Behandlung von Geringverdienern durch die Steuerpraxis ist m.E irreführend. Geringverdiener zahlen meist keine Einkommenssteuer. Zudem geben sie einen Grossteil ihrer Ein- künfte für Miete und Nahrungsmittel aus (rund 80%). Von einer Erhöhung der Mehrwertsteuer sind sie nicht betroffen, da Mieten steuerfrei und Nahrungsmittel seit Jahrzehnten unverändert mit 7% besteuert werden. Ich stimme ihrem Artikel grundsätzlich zu, aber diese Aussage, die immer wieder zulesen ist, ist nicht korrekt. – Siegfried Rose


Leserbrief zu „»Aus allen Ecken werde ich mit einer One-Way-Kommunikation beschallt. Es mag ein altes Phänomen sein. Neu ist die Hemmungslosigkeit, mit der das mittlerweile geschieht«“ von Henning Sußebach

Ich kann Ihnen versichern, Sie sind nicht der einzige, der unter diesem postmodernen Phänomen leidet. Beim Lesen Ihres Artikels musste ich wirklich schmunzeln, so sehr habe ich mich wieder erkannt! Auch ich möchte in der Bahn lesen, keine Chance! Es sind nicht mal so sehr die allgemeinen Geräusche in der Bahn, im Wartezimmer oder sonstwo, die mich stören und vom Lesen abhalten, sondern genau das, was Sie beschrieben haben, die One-Way-Kommunikation. Als das alles anfing, fragte ich mich immer, mit wem jemand rede, ob vielleicht mit mir? Inzwischen weiß ich das natürlich, und ich muss sagen, ich finde es rücksichtslos, indiskret und auch oft genug unhöflich, nämlich dann, wenn derjenige in z.B. einem Geschäft ist, an der Kasse und ja eigentlich mit dem Kassierer/ der Kassiererin kommunizieren sollte, er aber mit einem unsichtbaren Gegenüber beschäftigt ist. Bei allem technischen Fortschritt, den ich teilweise wirklich nicht schlecht finde, Moral und Anstand der Menschen scheinen dabei auf der Strecke zu bleiben. – Jutta Fey


Leserbrief zu „Die einen sagen »Schmusekatze«, die anderen »Raubtier«“ von Stefanie Kara und Martin Spiewak

Welch Glück, dass sich das Ressort WISSEN diese Woche mit dem „Framing“ befasst. Denn die Erklärung im FEUILLETON der letzten Woche („Gemeint ist damit, dass die Wahrheit über die Wirklichkeit ein Effekt des narrativen Rahmens ist, den man für ihre Beschreibung wählt„) habe ich schlicht nicht verstanden. Und dass, obwohl ich für mich eigentlich in Anspruch nehme, auch mit komplizierter Sprache umgehen zu können und dazu mit der ZEIT-Diktion vertraut bin. Amüsant, dass in der gleichen Ausgabe unter CHANCEN eine Kritik an abgehobener Sprache abgedruckt ist. – Dr. med. Dietrich Tamm


Leserbrief zu „Über späte Abtreibungen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ich lese Sie gerne, auch, weil ich meist nicht einverstanden bin. Manchmal sind Sie aber etwas zu deutsch, zu absolut. Abtreibungen während des Geburtsvorganges oder nachher sind monstruös, ebenfalls Tötungen von Dementen oder „Verrückten“. Ob es aber wirklich Mord ist, wenn man die intravenöse Ernährung bei einem Menschen einstellt, der seit Jahren in Koma liegt und wo nach menschlichem Ermessen nur eine geringe Wahrscheinlichkeit besteht, dass er je wieder erwacht? Muss man einem solchen Menschen, wenn er an einer Infektion leidet, auch Antibiotika geben? Man kann über solche Fragen sachlich diskutieren, das Wort „Mord“ ist aber gänzlich unangebracht, um solch heikle ethische Probleme zu beschreiben. – Hans Hegetschweiler


Leserbrief zu „Die einen sagen »Schmusekatze«, die anderen »Raubtier«“ von Stefanie Kara und Martin Spiewak

Was da jetzt als ‚Framing‘ kursiert, hieß früher mal NLP, „Neuro-Linguistische Programmierung“ — „Framing“ ist wohl selbst ein Framing. Und da wird nun beim Artikel über’s Framing mehr oder weniger empfohlen, Frames zu kontern. Als dann: ich halte die Rede von ‚künstliche Intelligenz‘ für ein Framing. Und das möchte ich gerne mit einem ‚berechnender Resultierer‘ kontern. Vielleicht geht dann einigen Leuten ein Licht auf und sie können sehen, wie wir Menschen Entscheidungen mehr und mehr Algorithmen überlassen, weil wir meinen, die können’s besser. Kein Wunder also, das „Neuro-linguistische Programmierung“ einen neuen Rahmen brauchte — sonst könnte ja zu leicht erkannt werden, wie wir selbst immer mehr zu ‚künstlichen Intelligenzen‘ mutieren, die sich weigern einzusehen, dass Maschinen nicht denken und auch keine Entscheidungen treffen. Sie liefern einfach nur ihrer Programmierung gemäße Resultate. Auch wenn sie auf Selbstprogrammierung programmiert wurden. – Volker Homann


Leserbrief zu „Die einen sagen »Schmusekatze«, die anderen »Raubtier«“ von Stefanie Kara und Martin Spiewak

Danke für diesen fundiert geschriebenen Beitrag über die aktuelle Framing-Debatte. Bei Lichte besehen handelt es sich um alten Wein in neuen Flaschen. Nur ein Beispiel, wollten nicht die fortschrittlichen, progressiven Kräfte schon vor einhundert Jahren die Diktatur des Proletariats als soziale Demokratie camouflieren? Und noch vor nicht allzu langer Zeit wurde gemahnt, Probleme doch bitte als Herausforderungen zu deuten. Das Spiel mit der Metapher ist vermutlich so alt wie die Sprache. Und immer neu gilt die Mahnung, genau hinhören und nachdenken. – Peter Schröder


Leserbrief zu „Ein blutiger Bluff“ von Thomas Fischermann und zu „Keiner Nation Untertan“ von Aram Mattioli

„…hast du das Wort schon einmal gehört?Weißt du was es bedeutet…“ Mit diesen Worten eröffnet der spätere Wolf Larson (Dieter Schidor)dem jungen van Waiden seine Welt. Aus der Seewolf;Adventsvierteiler des ZDF der damaligen Zeit (1971) In dem Zeitartikel von Thomas Fischermann wird einfach unterschlagen,das die venezolanische Regierung selbst seit Zeiten Hilfstransporte unterhält. Man kann Maduro mögen oder nicht,aber er ist gewählter Staatspräsident. Die letzten Wahlen anzufechten,ist makulatur!!! Sie sind nach dem gleichen Muster wie 2015 abgelaufen;da hat sich keiner beschwert!!! So beu euch nicht zu lesen. Andererseits: Der Geschichte Artikel : Keiner Nation untertan von Aram Mattioli Die Berichterstattung über die six nacion ist eindrucksvoll. Ergo: Die Irokesen verfügten über einer sozialistisch ähnlichen Struktur. Das wird als GUT beschrieben. Ihre Chiefs waren aber nicht frei gewählt;im weiteren Sinne. Maduro ist – nach westlichem Standart bereits 2015 frei gewählt worden. Quio bono!!! P.S.: Ich verspreche mir von Ihrer Zeitung in Zukunft mehr Ausgewogenheit-mehr kann ich nicht verlangen-. Ich warte erst einmal ab;da ich mich ansonsten dazu gezwungen sehe,das Abo zu kündigen – Norbert Müller


Leserbrief zum Titelthema „Die neue Wut auf den Kapitalismus“

Wenn „die zeit“ Titeln darf, „Neue Wut …… „Spitzen-Steuern … Radikale Lösung“, denke Ich Dass wir auf dem Weg in den Offenen, Brutalen Raubtier-„kapitalismus“ sind – 60% prekär Beschäftigte werden Absolut Menschen-verachtend Ausgeplündert & die Sponsor-Leistungen der Super-Reichen erreichen gerade-mal %-Werte, der ehemaligen Steuer-Leistungen !!! -> Marx, der entwickelte Kapitalismus hat den Faschismus immanent !!! – Norbert, P. Owtscharenko


Leserbrief zu „Zu viel Geduld“ von Heinrich Wefing

Leider schwimmt Heinrich Wefing auf der Welle der wohlfeilen Politiker-Pauschalforderungen nach härten Abschieberegeln für abgelehnten Asylbewerber mit, wohl wissend, dass die Rücknahme durch das Herkunftsland eines der Hauptprobleme darstellt und die Passlosigkeit der Ausreisepflichtigen nicht immer deren eigene Schuld ist. Druckmittel wie Arbeitsverbot und Leistungskürzung auf 5 Euro pro Tag- Niveau führen nur in die Abwärtsspirale der Kriminalität und sind menschlich höchst fragwürdig. Gleichzeitig werden alle möglichen Duldungsgründe gerne in einen Topf geworfen. Eine Ausbildungsduldung z.B. ist vor allem für Mangelberufe eine gebotene Maßnahme. Sie muss nicht einmal humanitär begründet werden, sondern ist einfach nur vernünftig. Migranten in Ausbildung und in Arbeit beanspruchen in der Regel keine staatlichen Leistungen und können sich eine Perspektive aufbauen. Wie wäre es, wenn man diese Menschen endlich aus dem Asyl-Schwebezustand herausnimmt und ihnen den lange geforderten „Spurwechsel“ in den regulären Ausbildungs- und Arbeitsmarkt ermöglicht. Diese Forderung ist fast schon ein alter Hut, von Arbeitgebern und ihren Organisationen häufig wiederholt. Nur der CDU/CSU-Teil der Regierungskoaltion sträubt sich immer noch hartnäckig, diese Möglichkeit im Zusammenhang mit dem Fachkräftezuwanderungsgesetz zuzulassen. Mich stört der alarmistische Grundton in Heinrich Wefings Leitartikel. Ob durch vertrackte Rechtslagen gleich der Rechtsstaat den Bach runter geht, möchte ich bezweifeln. Vielmehr sollten sich verantwortliche Politiker nicht selber im Weg stehen. – Gerhard Junge-Lampart


Leserbrief zu „Die einen sagen »Schmusekatze«, die anderen »Raubtier«“ von Stefanie Kara und Martin Spiewak und zu „»Ich bin schockiert über die Vorwürfe«“ von Laura Cwiertnia

Interessant, dieses Interview und der Artikel über das Framing. Werfen wir doch einfach einen Blick auf das Framing des Framing. In der Zeit Nr. 9 fand sich die Überschrift „Gehirnwäsche in der Anstalt“. So kann man das framen. Geschickt. In der Zeit Nr. 10 wird dann nach der Wissenschaftlichkeit gefragt. Ja, die Methode hat Wirkungen. Aber, wie überall in den Sozialwissenschaften, ist die Wirkung begrenzt. Danach wird Elisabeth Wehling im Interview in die Enge getrieben. Nicht zu unrecht, denn sie nutzt für sich selbst auch einige dieser Tricks aus. Das eigentliche Problem verliert sich dabei im Hintergrund. Da ist einmal das Thema, Psychologie als anwendungsorientierte Technik. Gewiss, jede Technik muss auf ihre Nebenwirkungen hin hinterfragt werden . Doch mit der Psychologie ist es etwas grundsätzlich Anderes. Wenn Framing funktioniert, dann ist das in sich bereits ein Problem. Denn welcher Mensch lässt sich schon gerne steuern? Mit Maschinen ist das kein Problem, bei Menschen schon. Man nennt das dann ja auch „manipulieren“. Das betrifft die gesamte Psychologie. Paare sollten es um Himmels Willen vermeiden, untereinander „psychologisch“ vorzugehen. Das ist wie Gift. Man kann daher fast jede Psychotechnik damit desavouieren. Kaum wird ein Team trainiert, geschickter vorzugehen, ruft das Unwillen hervor.

Dahinter steht aber ein tiefer greifendes Problem. Die Psychologie selbst versteht oft den Menschen nicht. Das hängt mit unserer Gegenwart zusammen, in der der Mensch als Individuum definiert und die Gesellschaft als eine Art Gesellschaftsvertrag begründet wird. Diesem Bild vom freien (oder unfreien) Menschen stehen die meisten Ergebnisse der sozialpsychologischen Forschung entgegen. In ihnen zeigt sich der Mensch als ein abhängiges Wesen, dass mühsam um seine Eigenständigkeit kämpfen muss. Der Einzelne wird permanent durch die Umgebung manipuliert, korrumpiert und ist weder seiner Sinne noch seines Gedächtnisses mächtig. Hierzu gehört auch das Framing. Das Individuum befindet sich in einer fast aussichtslosen Situation. Das kränkt uns dann. Das ist ein grundsätzliches Missverständnis. Der Mensch ist sozusagen nur zur Hälfte Individuum, zur anderen Hälfte ist er ein Gesellschaftswesen. Und das ist kein Makel. Dass muss so sein. Wir können diese Doppelnatur nicht verlassen.

Um die Notwendigkeit dieser Integration zu verstehen, vergleichen wir einmal ganz kurz unsere technischen Rechner mit unseren biologischen Gehirnen. Unsere biologischen Gehirne sind in diesem Vergleich extrem langsam. Um Größenordnungen langsamer. Die Leitungsgeschwindigkeit der Nerven ist sehr niedrig (m/s vs. km/s). Die Signalfrequenz bewegt sich im kHz-Bereich, bei Rechnern im Mega- oder GHz-Bereich. Ähnlich unterschiedlich ist der Arbeitsspeicher. Rechenschritte werden also sehr, sehr viel langsamer abgearbeitet. Auch das Lernen verläuft im Schneckentempo. Dennoch kann unser Gehirn vieles besser als die Maschine. Unser Gehirn kompensiert seine Schwäche durch eine Vielzahl von Routinen. Es webt an einem Informations- und Handlungsuntergrund, der ihn durch den Alltag automatisch trägt, so dass es nur an der Spitze wenige und übersichtliche Entscheidungen fällen muss. Wird es aus diesem Kokon vieler Vorerfahrungen herausgehoben, dann ist es verwirrt und verliert schlagartig seine Leistungsfähigkeit. Um wieder leistungsfähig zu werden, muss es in einer neuen Umgebung längere Zeit sich verhalten und die Umgebung in sich aufnehmen, bis wieder ein weiches Gefühl universeller Beweglichkeit entsteht. Die Routinen arbeiten wieder.

Der Denkfehler vieler Sozialwissenschaftler (und auch der Alltagsmenschen, und – tut mir Leid – auch der Journalisten) liegt darin, dass sie diese Abhängigkeiten nicht zu interpretieren wissen. Man liest dann immer wieder Hinweise, wie wichtig es ist, sich die Täuschungen bewusst zu machen und sich Unabhängigkeit zu erkämpfen. Man erlebt die Empörung gegenüber sozialem Einfluss. Erhebt die Forderung nach neutraler Darstellung. Das Gehirn kann aber nicht unvoreingenommen und rational die Probleme seines Lebens lösen. Es kann das immer nur punktuell im Rahmen eines sehr begrenzten aktuellen Fokus. Die richtige Schlussfolgerung ist eine andere. Das biologische Gehirn ist darauf angewiesen, in einem Milieu vertrauter Regeln zu leben. Dann kann es eigene und auch weiterführende Entdeckungen machen. Wir sind daher darauf angewiesen, dass eine Gemeinschaft sauber funktioniert und die Individuen in ihr ebenfalls sauber funktionieren. Die Gemeinschaft ist darauf angewiesen, dass die Einzelnen klar denken und handeln. Das Individuum ist darauf angewiesen, dass die Gemeinschaft klar denkt und handelt. Das ist ein gemeinsames System, das bereits unbewusst angelegt ist. Kein Gesellschaftsvertrag von Einzelnen. Das muss man verstehen, um Framing richtig einzuordnen. (Sonst kann man bei sowas wie dem Brexit landen.)

Framing ist zunächst einmal kein psychologischer Trick, sondern die Tiefenstruktur unserer Kommunikation. Versuchen wir sie wegzulassen, dann wird die Sprache weitgehend uninteressant und für das menschliche Gehirn sehr anstrengend. Kein Journalist könnte sich das leisten. Das Gehirn braucht dieses assoziative Bedeutungsfeld. Zwischenmenschliche Kommunikation vertrocknet sozusagen und, schlimmer noch, verliert den Assoziationsreichtum, der sie in ihren Spitzenleistungen auszeichnet. Wenn das menschliche Gehirn so gebaut ist, dass es nur sozial und in Erfahrungen eingebettet gut arbeiten kann, dann kann der Rat also unmöglich heißen, lösche die Fülle deiner Assoziationen aus deiner Sprache. So würde jemand nie jene dichte soziale Integration erreichen, die für gutes Wachsen nötig ist. Stattdessen brauchen wir einen Perspektivenwechsel. Das Individuum ist immer eingebettet in sein soziales Umfeld. Also müssen wir unser soziales Feld genauso sauber halten wie unser eigenes Denken und Fühlen. Und was ist „Sauberkeit“? Wirklichkeitsbindung. Wahrheitsbindung. Positive soziale Integration. Ganz einfach. Framing ist gut, aber die Technik muss die Wirklichkeit abbilden. „Gehirnwäsche in der Anstalt“ tut das leider nicht, ist also, so suggestiv das klingt, schlechtes Framing. Das „Berkeley International Framing Institute“ bildet nicht die Wirklichkeit eines Ein-Frau-Unternehmens ab. (Markennamen lügen oft.) Auch das ist schlechtes Framing. „Unser gemeinsamer freier Rundfunk ARD“ ist hingegen gutes Framing. Ob man es mag oder nicht, aber in seiner Gewaltenteilung nähert sich der öffentlich rechtliche Rundfunk der Freiheit ziemlich an und gemeinsam ist er sowieso. Letztlich geht es hier immer um Wirklichkeit und Wahrheit (auch bei Begriffen und Narrativen), auch wenn beides nur schwer zu fassen ist. Es kommt darauf an, dass die Fakten stimmen. Es reicht nicht, dass ein Frame im Wahlkampf nur funktioniert. Das kann dann leicht wieder Gift für das Individuum und die Gesellschaft sein. – Dipl-Psych. Horst Kaemmerling


Leserbrief zu „»Gelbe Gefahr«? Bitte nicht!„ von Jan Ross

Der Rat zur Gelassenheit mutet etwas naiv an von einem Autor, der die industrielle Realität wohl kaum real kennt und erlebt hat.

Wenn nachts im Keller eines Rechenzentrums in einer Forschungseinrichtung für Mikroelektronikentwicklungen ein Chinese an Leitungen stöpselnd vom Staatsschutz festgenommen wird, dann ist Gelassenheit gegenüber dem Verlust von jahrelangen Entwicklungsarbeiten nicht angesagt. Ebenso wenig bei KUKA , deren Produkte die Chinesen gerne kaufen können, nicht aber Kenntnisse über Sensoren, Sensorfusion und Steuerungslogiken von Roboterauftraggebern . Warum kaufen die Chinesen bei ihren exorbitanten Schulden Unternehmen auf? , gewiß nicht aus Investitionsinteresse im klassischen Sinn. Warum werden die techn. Hochschulen mit chin. Studenten überschwemmt? Alterserkennung und Passkontrolle oft sehr schwierig. Die Herrschaften sind oft älter und haben schon ein techn. Studium hinter sich, absolvieren erstaunlich gut Prüfungen und gehen gerne als Hiwis in technische Institute !! Also mehr Bodenhaftung – das meint keine „Stoffhuberei „ im Bloch´sche Sinne – von Seiten der Journalisten. Einige von angehenden Journalisten hat der Leserbriefschreiber im Ökonomiestudium selbst ausgebildet, auf einen Qualitätskommentar wird hier „gelassen“ verzichtet. – Dr. H. Gerster


Leserbrief zu „Die einen sagen »Schmusekatze«, die anderen »Raubtier«“ von Stefanie Kara und Martin Spiewak und zu „»Ich bin schockiert über die Vorwürfe«“ von Laura Cwiertnia

Gut, dass DIE ZEIT sich in der Debatte über das sog. ,,Manual“ von Elisabeth Wehling nicht auf die Höhe von Honoraren und die Zulässigkeit von Kommunikationsberatung für die ARD konzentriert, sondern darauf, was dran ist an der angeblichen neuronalen Fundierung uralter, neuerdings ‚Framing‘ genannter Sprachstrategien. Derzeit noch nicht viel, wie die Fachwelt weiß und wie Sie gut recherchiert haben. Frametheorie und Framingforschung sind allerdings auch ohne weitgehend unseriöse Berufung auf die Gehirnforschung von Belang. Unter diesem Aspekt weist Wehlings ‚Manual‘ allerdings ein entscheidendes Defizit auf: Ausgerechnet die Frametheorie George Lakoffs, des Doktorvater von Wehling, besagt, dass Frames dann besonders wirkungsvoll sind, wenn sie Abstraktes in Bilder sinnlicher Erfahrung fassen, z.B. in Begriffe wie ,,anbieten“ und ,,auswählen“. Doch Wehling empfiehlt der ADR im Gegenteil, sich beinahe ausschließlich in hochabstrakten moralischen Begriffen zu präsentieren. Das betrifft nicht nur das ständig wiederholte Hauptschlagwort ,,unser gemeinsamer freier Rundfunk“. Zahlreiche Begriffe wie ,,Gleichwertigkeitsprinzip“ und ,,gelebte Eigenverantwortung“ oder kurios ambitiöse Sätze wie ,,Die ADR ist die Gesellschaft: Wir sind Ihr!“ liegen auf der gleichen Linie. Hintergrund dafür ist die Vorstellung, dass die Gemeinschaft der Bürger Kollektiveigentümer, Träger und Nutzer der öffentlich rechtlichen Medien ist. In einem abstrakten staatspolitischen Sinne trifft das zwar zu. Aber mit Begriffen auf solcher Abstraktionshöhe lässt sich die angestrebte ,,Begeisterung“ für die ADR nicht erreichen. Wehling arbeitet sich an einem Lieblingsfeind ab: dem Begriffsapparat (den Frames) der Marktwirtschaft. Die von ihr verpönten Begriffe ,,Angebot“, ,,Auswahl“, ,,Konsument“, ,,Wettbewerb“ und ,,Publikum“ sind deutlich näher an der Lebenssituation von TV-Zuschauern mit der Fernbedienung in der Hand als ihre Frames. Lebensnähe lässt sich nicht durch Begriffsabstraktionen schlagen. Dass Wehling diese Diskrepanz nicht gesehen hat, lässt sich nur so erklären, dass antimarktwirtschaftliches Ressentiment über linguistischen Sachverstand gesiegt hat. – Prof. Dr. Josef Klein


Leserbrief zu „Über späte Abtreibungen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ihrer letzten Glosse (die mir mal wieder sehr gefallen hat) möchte ich etwas hinzufügen – und zum Anlass für noch weitergehend Vorschläge zu nehmen: Ich bin auch dafür, eher großzügig zu erlauben, wenn eine schwangere Frau dieses Kind nicht haben will, und dann abtreiben darf; natürlich sollten da die drei Monate Bedenkzeit ausreichen! Denn sehr häufig werden unerwünschte Kinder sehr unglücklich oder krank oder bringen sich auch noch als Erwachsene um, weil sie sich so abgelehnt und unerwünscht fühlen – Ich habe schon viele Patienten mit einer solchen Biographie behandelt, und es war oft schwer, sie vom Suizid abzuhalten und dennoch einen Sinn in ihrem Leben zu finden. Noch weitergehend finde ich, dass es eins der größten Probleme diese Erde ist, dass es viel zu viele Menschen gibt, immer noch mit steigender Tendenz, was die Ursachen der größten Herausforderungen darstellt (Umweltverbrauch, Klima, Kriege um Territorien, Konkurrenz etc.etc.) und ich finde es erstaunlich und erschreckend, dass es bisher kaum eine internat. Organisation gibt, die dies sinnvolle Ziel hat bzw. dafür wirbt. Leider fühle ich mich zu alt, zu schwach und nicht begabt, mich für dies Ziel noch stärker einzusetzen, als es Bekannten, Parteien und jetzt Ihnen zu beschreiben. – Carl Rothenburg


Leserbrief zu „Mutter sein ist auch Arbeit“ von Dana Schuster

Ich respektiere ihre Entscheidung zu Hause zu bleiben nur eins macht mich stutzig: Ihr Jammern. Seien sie doch zufrieden wenn sie nicht arbeiten gehen müssen und die Gesellschaft sie unterstützt. Ihre persönliche Frage hört sich für mich so an: Welche Arbeit kann ich aufnehmen damit ich zu Hause bleiben kann? Welchen Anreiz bekomme ich um gut bezahlt mit wenig Stunden arbeiten zu können. Anrworten könnten sein: Seien sie ihr eigener Anreiz arbeiten zu gehen. Sie haben Abitur und studiert. Wenn sie gerne zu Hause sind, machen sie sich selbständig, schreiben sie Bücher, sie schreiben ja schon. Suchen sie sich einen Couch der sie persönlich berät. Die benötigten 200 Euro sind gold wert. Kommen sie raus aus ihrer Beschwerde ihrer Gewissensfrage und Rechtfertigung. Und fragen sie ihre Kinder was sie sich wünschen. Meine Kinder fragten sich warum sie nicht Abends arbeiten wenn ihr wichtigster Tagespunkt das Frühstück ist. Oder sich bei den Arbeitszeiten mit ihrem Exmann absprechen. Und dieser sich an Schulkosten beteiligt oder vielleicht auch die Oma? Meine persönliche Entscheidung war niemals Harz 4 beziehen zu müssen.

Und ich nehme damit Bezug auf den Artikel von Herrn Schlink 14. Februar 19. Wofür tragen wir Verantwortung? Ich bin Teil einer Gesellschaft einem Sozialstaat den ich in Not in Anspruch nehmen kann. Ich bin gesund und bereit Verantwortung zu tragen für meine Entscheidung glücklich geschieden zu sein. Wer Harz 4 bezieht wird lange auf der selben Stelle tanzen. Natürlich ist es das erste Arbeitssjahr hart penibel ein Haushaltsbuch zu führen und zu wissen wo was am billigsten ist. Und nur eine Kugel Eis erlauben zu können. Aber dann geht es weiter. Gehaltserhöhungen kommen und der Lebenstandard verbessert sich Jahr für Jahr. Alleinerziehende Männer und Frauen oder andersrum brauchen Mut! Und kein Jammern. Der Anreiz ist die gesamte Situation zu überblicken . Nicht Stagnation sondern Entwicklung. Mein persönlicher Wunsch/Anreiz wäre ein ordentlich ausgebauter Nahverkehr um auf das teure Auto zu verzichten und ohne Stress und Stau in der Arbeit anzukommen. Und auch damit den Kindern mehr Unabhängigkeit zu ermöglichen. Außerdem finde ich das Kleinstbetriebe steuerlich nicht wie bisher so sehr in die Knie gezwungen werden sollten. Auch das kann ein Anreiz sein aus Stagnation herauszukommen. – Julia Rau


Leserbrief zu „»Der deutsche Adel ist der langweiligste in Europa«“ von Christoph Amend

Vielleicht spricht es sich langsam herum: ES GIBT SEIT 100 JAHREN KEINEN ADEL MEHR IN DEUTSCHLAMD – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „»Aus allen Ecken werde ich mit einer One-Way-Kommunikation beschallt. Es mag ein altes Phänomen sein. Neu ist die Hemmungslosigkeit, mit der das mittlerweile geschieht«“ von Henning Sußebach

Mit Ihrem Erfahrungsbericht „Aus allen Ecken werde ich mit einer One-Way-Kommunikation beschallt“, haben Sie mir aus der Seele – oder besser – aus den Ohren gesprochen. Mit 58 Jahren hatte ich auch schon die Befürchtung, dass ich nun in dem Alter bin, in dem mich diese „neuzeitigen Umgangsformen“ auch als regelmäßiger Bahnnutzer nerven. Daher vielen Dank, für Ihren Erfahrungsbericht, der deutlich macht, dass ich wohl doch einigermaßen normal bin. – Detlef Feige


Leserbrief zum Titelthema „Die neue Wut auf den Kapitalismus“

In keinem der fünf Artikel, die zu dem Thema von der ZEIT ausgewählt wurden, kommt jene Frage des Kapitalismus vor, die für den ehemaligen Herausgeber der Zeit Helmut Schmidt die eigentliche Herausforderung des Kapitalismus war, nämlich die exorbitante Überproportionalität jener Geldmenge, die durch Derivate gebildet werden, im Verhältnis zu jener Geldmenge, die der Realwirtschaft ( ca. ein Zehntel) zur Verfügung steht. Alle Fragen der Ungleichheit verschieben sich angesichts dieser Finanzblasen, denn diese gefährden alle, jene, die prekär lebenden, sowie jene, die mit 77% besteuert werden sollen. Genau betrachtet ist die Finanzblase auch die Ursache des Prekariats sowie der steigenden Immobilienpreise! – Günter Lierschof


Leserbrief zu „Über späte Abtreibungen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ich habe diesen Beitrag zweimal gelesen und kann immer noch nicht glauben, dass einige US- Feministinnen und -Linke die gesetzliche Berechtigung zum Töten von Säuglingen vor, während oder nach der Geburt fordern, wenn deren Existenz „das Wohlergehen ihrer Eltern beeinträchtigen könnte.“ Sind das Auswüchse einer neuen Egozentriker- Bewegung die auch vor Kindesmord nicht zurückschreckt oder ein Rückfall in den Euthanasie- Albtraum der Nazivergangenheit? Beklemmend ist, dass ähnliche ‚Forderungen‘ auch hierzulande geäußert sein sollen. Aus welchem Bodensatz der Gesellschaft stammen Menschen, die derartiges fordern? Auch wenn sich wohl keine Regierung und auch kaum ein Arzt ernsthaft mit dieser Forderung befassen dürften: Für die Betreiber einer solchen Gesetzesinitiative kann nur eine strafrechtliche Verfolgung die Antwort sein. Die Gesellschaft ist es den schutzlosen Säuglingen schuldig. – Michael Deil


Leserbrief zu „Muster im Blut“ von Ulrich Bahnsen

Der neue Test zur Früherkennung von Brustkrebs würde erst dann überhaupt flächendeckend zum Einsatz kommen können, wenn der Ausschluss von Brustkrebs alleine durch die Blutuntersuchung so sicher ist, dass man sich darauf als Frau in hohem Maße verlassen darf. Dass das jemals gelingen kann, daran bestehen aus meiner Sicht Zweifel, denn je kleiner der Tumor oder aber gar nur eine Vorstufe in den Milchgängen, wird nur wenige oder keine „Signale“ ins Blut senden und damit eine falsche Sicherheit erzeugen. Vorstufen von Brustkrebs oder auch sehr kleine Tumore können wir jedoch bildgebend, wenn natürlich auch nicht immer, finden. In den letzten Jahren wurde im Mammographie-Screening Programm gezeigt, dass bei kleinen Tumoren im weiteren Verlauf der Behandlung, geringere einschneidende Maßnahmen nötig sind und die Prognose günstiger ist für die betroffene Frau.

Es ist auch nicht so, dass sich Bluttest und Bildgebung direkte Konkurrenz machen, denn im Falle eines positiven Bluttestes geht es ja nicht direkt zur Operation. Das Karzinom muss schließlich erst lokalisiert und bioptisch gesichert werden, um das weitere Vorgehen im Detail zu planen. Und letztlich noch der psychologisch schwierige Fall: Bluttest positiv, aber in der Bildgebung wird nichts gefunden. Was dann? Wahrscheinlich wäre, in Anlehnung an das momentan gültige Standardvorgehen in der Brustdiagnostik, Kontrolle in einem halben Jahr von Bluttest und Bildgebung. Ein halbes Jahr in dem viele Frauen schlecht schlafen werden – wegen eines Blutwertes. – Dr. med. Florian Brausewetter


Leserbrief zu „Fluch der Hörner“ von Fritz Habekuss

Mit dem Schutz der Nashörner ist es so ähnlich wie mit dem Schutz der Menschen vor (einzelnen) Rauschgiften. Ordnungs- und Kontrollsucht mithilfe rigider Verbote ist ein hervorragendes Beschäftigungsmodell für Behörden und die Grundlage illegaler Geschäfte. Gut gemeint – Mist gemacht. Das hebt die Preise, die Mafia sollte sich bedanken. Tatsächlich ist die Nashornwilderei nur Ablenkung um den Preis der Schniefpülverchen hoch zu halten. Tatsächlich wird der Rohstoff aus einem weltweiten Netz von Nagelstudios gewonnen. Besser kann internationale Zusammenarbeit nicht aussehen. – Hans-J. Giller


Leserbrief zu „Die einen sagen »Schmusekatze«, die anderen »Raubtier«“ von Stefanie Kara und Martin Spiewak

Schon in der Antike kannten die Griechen „Framing“ unter einer andern Bezeichnung. Mir ist eine der bösesten Formen die, wie sie Victor Klemperer (1881-1960, Philologe als Germanist und Romanist) beschrieb. Er nannte das Phänomen „Lingua Tertii Imperii“ (Sprache des Dritten Reiches) in seinem Buch LTI. Es erschien 1947 im Aufbau- Verlag. Zitat: „Man zitiert immer wieder Talleyrands Satz, die Sprache sei dazu da, die Gedanken des Dplomaten … zu verbergen. Aber das Gegenteil hiervon ist richtig. Was jemand willentlich verbergen will, sei es nur vor andern, sei esvor sich selber, auch was er unbewußt in sich trägt: die Sprache bringt es an den Tag. Das ist wohl auch der Sinn der Sentenz: Le style c´est l´homme; die Aussagen eines Menschen mögen verlogen sein – im Stil seiner Sprache liegt sein Wesen hüllenlos offen.“ (französischer Staatsmann 1754-1838) – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Im Brennpunkt“ von Arnfrid Schenk

Es erstaunt mich immer wieder, wie wenig auf die Chancen frühkindlichen Zweit-Spracherwerbs hingewiesen wird. In den Jahren VOR der Einschulung bereits qualifizierte Sprachförderung anzubieten würde die Arbeit der Grundschullehrer*innen deutlich erleichtern. In einem Kindergarten mit 75% Migranten ist das alltagsintegrierte Deutschlernen nur mit zusätzlicher Vertiefung in Kleingruppen durch geschulte Pädagog*innen zu schaffen. Werden Kinder mit Migrationshintergrund gestärkt in ihrer Zweisprachigkeit, erkennen sie ihre Situation eher als Vorteil und sind so offener für Integration, die sich auch in bildungsferneren Familien erkennen läßt. – Sabine Krause Holzer


Leserbrief zu „Ski Heil!“ von GRN

Mit Niqab, Hidschab, Jilbab oder mit der Burka den Frauen-Steilhang hinab donnern. Die afghanischen Pisten sind bereit und mit Kunstschnee bestens prepariert. Die „Pistensau“, die wird sich dann sicherlich auch bald dort, wie die „Sau auf dem Sofa“, benehmen.

„In der Fruah bin i die erste die wos aufefoart,
damit i ned so long auf´s aufefoarn woart.
Ob´m auf der Hütt´n kauf´i ma an Jagertee,
weil so a Tee mocht´den Schnee erst so richtig schee.
Weil i wü´, Schifoan, Schifoan,wow wow wow, Schifoan,
weil Schifoan is des leiwaundste,
wos ma sich nur vurstelln kann…“ („Schifoan“ von Wolfgang Ambros, 1976) – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Jenseits der Schmerzgrenze“ von Merlind Theile

Und wieder einmal tönt die alte ausgeleierte Leier, die keiner mehr hören will, und alle hören wie immer weg, im System der systematischen Tierquälerei. Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen, die drei „Maulaffen, halten weiterhin ihre Maulaffen feil“! Die Tier-Transporte des Grauens, die beginnen in Europa, und müssen nicht immer in Usbekistan enden. – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Lebenslänglich Tötensen“ von Peter Dausend

Die „BohPo“, die waren nur „grenzleinwertig“, eben eine Randerscheinung im Bereich der Nebensächlichkeit. Für die Boulevard-Presse, natürlich eine tolle Hauptattraktion, auf der Skala der (Un)Lustigkeit; weit, weit unter Null, in der „albernen Schmerzfreiheit-Zone“! Bei der „GroKo“, da liegt das Ganze gänzlich anders. Deren Geschichten, die könnten, und die treffen uns voll hinein ins Mark („Euro“), spätestens dann, wenn sie das „Gesetze-Schmieden“ abgeschlossen haben; dann werden uns die Lacher voll im Halse stecken bleiben! – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Uploadfilter: Ist die Bundesregierung mit dem Internet überfordert?“ von Simon Kerbusk

Nicht nur die Bundesregierung ist überfordert. Der Samen wurde gesät und fleissig digital gedüngt. Die Ernte, die wir ernten werden, die hält leider nicht das, was die Gebrauchsanleitung dereinst versprochen hatte. Dem total überforderten Mensch bleibt nur eines übrig, sich einzugestehen, dass er einfach total (digital) überfordert ist! – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Der Teufel war’s? Von wegen!“ von Evelyn Finger

Eine sehr illustre Gesellschaft der Ewiggestrigen traf sich um Papst Franziskus im Vatikanstaat. Der Pontifex darf und kann nicht, die „ultra-grauzonigen“ Eminenzen aus dem Mittelalter, die wollen hingegen absolut nicht! Außer Spesen und leeren Worten überhaupt nichts gewesen. Wer sich mit dem „erzkatholischen“ Vatikan anlegen will, der beißt, wie so oft, nur auf Granit! – Riggi Schwarz


Leserbrief zu „Der Teufel war’s? Von wegen!“ von Evelyn Finger

Die (katholischen) Christen glauben vielleicht gerade noch an die Auferstehung von den Toten, aber irgendwie glauben sie nicht mehr, dass zum Thema Missbrauch, je eine vollständige Aufarbeitung des Unrechts, und eine Wiedergutmachung für die Betroffenen, erfolgen wird. – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Der eigentliche Bösewicht“ von Jan Schweitzer

Wann machen Sie endlich Schluss mit den unsinnigen wie makabren Todeszahlen aus den Hochrechnungen von Umweltautisten? Diesmal ist es „der Feinstaub“ der 2015 pauschal 385.000 Menschen weltweit vorzeitig hinweggerafft haben soll (13.000 in Deutschland). Nachdem sich hierzulande Gruppen von Fachärzten gegenseitig der Unfähigkeit im Umgang mit statistischen Aussagen bezichtigen, dürfte jedem Betrachter klar geworden sein, dass die ganze Thematik viel zu komplex ist, um derartige empirisch kalkulierte Aussagen zu publizieren. Wie hat der ICCT es wohl herausgefunden, dass sich die genannten Todeszahlen „aus dem Verkehr“ generieren? Sie erwähnen nicht, dass der Straßenverkehr (schon gar nicht „der Diesel“) bei weitem nicht der einzige und größte Verursacher ist und die zahlreichen Verursacher (auch die Natur) höchst unterschiedliche Arten und Mengen von Feinstaub emittieren. Sie lassen unerwähnt, dass Diesel- Pkw bereits seit über 10 Jahren serienmäßig mit einem Feinstaubfilter ausgerüstet sind (nicht erst seit 2015 !) und moderne Benziner spezifisch höhere Feinstaubmengen emittieren als vergleichbare Dieselmotore, was dazu führt, dass erst jetzt mit dem seriellen Einbau von Partikelfiltern bei Benzinern begonnen wird. Der unbestritten skandalöse Dieselabgasbetrug hat offenbar dazu geführt, dass wirklich alle Luftverschmutzungsprobleme auf „dem Dieselmotor“ abgeladen werden. Ein bisschen mehr fachliche Differenzierung und mehr Zurückhaltung bei der Veröffentlichung von Horror- Todeszahlen wäre wünschenswert! – Dipl. Ing. Michael Deil


Leserbrief zu „Die einen sagen »Schmusekatze«, die anderen »Raubtier«“ von Stefanie Kara und Martin Spiewak

Ich begrüße es sehr, dass wir uns über Sprache unterhalten. Dass Wortwahl bedeutsam ist und dass wir Worte bewusst wählen sollten, ist nicht zuletzt für den Zustand unserer Demokratie von Bedeutung. Kein Wort ist davor gefeit, ein „Frame“ zu sein. Es ist nicht möglich, ein „neutrales“ Wort zu wählen, auch, weil die Wirkung jede*r einzelne*r Empfänger*in bestimmt. Ist Framing Manipulation?, ist meiner Meinung nach die falsche Frage. Befassen wir uns doch lieber mit dem genauen Hinhören und dem präzisen Aussprechen von Worten. Wann immer Sie alle dies tun – meinen verbindlichsten Dank. – Friederike S. Bornträger


Leserbrief zu „Mutter sein ist auch Arbeit“ von Dana Schuster

Ich bin der Schreiberin sehr dankbar und DER ZEIT auch, dass der Leserbrief in vollem Umfang veröffentlicht ist. Mutter sein ist eine sehr wichtige Aufgabe und ein Vollzeitberuf, wenn Kinder an Leib und Seele gesund aufwachsen sollen. Die bekannte Psychagogin Christa Meves hat darüber schon vor 60Jahren gesprochen und viele Bücher geschrieben, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Meine Hochachtung vor Frau Dana Schuster, die diesem Vorbild nach lebt. Es ist erschütternd, dass der Staat immer nur Fakten mit vielen Anträgen und Vorschriften sieht, nicht aber die Güte und Wärme, die eine Menschenseele zum Erwachsenwerden braucht. Für Therapien jeglicher Art werden dann oft viele, viele Gelder bereitgestellt.

In diesem Zusammenhang muss ich die Lage einer Mutter offenlegen, wenn der Mann und Vater stirbt (bei Witwern die Frau), und dann die Witwe als SINGLE eingestuft wird und unverhältnismäßig hohe Steuern bezahlen muss. Die Eltern hatten ihr Leben eingesetzt und immer für die Kinder viel Geld bezahlt. Erziehung und Bildung der Kinder kosten viel,viel Geld!! Warum werden Witwen so „bestraft“, dass der Mann und Vater verstorben ist?! Hier ist eine Lücke im Gesetz und müsste unbedingt geändert werden!! – Irmingard Kruse


Leserbrief zu „Zu viel Geduld“ von Heinrich Wefing

Die von Heinrich Wefing zitierten Vorschläge zur Lösung des „Dilemmas“ zielen ausschließlich auf die zwangsweise Durchsetzung der Rückkehr. Wie wäre es stattdessen mit einer ehrlichen Bilanz der Zuwanderung der letzten 3-5 Jahre und der möglichen Erkenntnis, dass wir viele der heute nur „Geduldeten“ gut gebrauchen können (Stichwort: Pflegenotstand u.a.) bzw. sie auch unabhängig hiervon unsere Fürsorge benötigen? Das mag der Regierungspolitik (und dem ZEIT-Autor) in Zeiten von AfD und Co. unpopulär erscheinen – falsch ist es deshalb noch lange nicht. Es tritt hinzu, dass das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie die Verwaltungsgerichte aufgrund der Vielzahl zu treffender Entscheidungen im Asylrecht nicht immer richtig liegen (können) – und durch Duldungen und die weitere Verfestigung des Aufenthalts, etwa für oft hochmotivierte Jugendliche in Ausbildung, in den Kommunen faktisch manche „Unzulänglichkeit“ der Asylverfahren korrigiert wird. Auch das sollte bedacht werden, statt allzu schnell den vermeintlich drohenden Vertrauensverlust von Bürgern in den Rechtsstaat herbeizuschreiben. Ein solcher Verlust nämlich wäre weder berechtigt noch ist in der Breite zu erwarten. – Tim Engel


Leserbrief zu „Die einen sagen »Schmusekatze«, die anderen »Raubtier«“ von Stefanie Kara und Martin Spiewak

Dass man mittels Framing seine subjektive Wertung eines Sachverhalts mitübermittelt und mit Reizwörtern Aufmerksamkeit heischt, scheint mir vertretbar zu sein, solange der objektive Sachverhalt erkennbar bleibt. Viel schwerer wiegen meines Erachtens die von Ihnen gegen Ende des Artikels ebenfalls erwähnten Fake-News, zumal wenn jede sachliche Widerlegung derselben die Unwahrheit nur noch stärker ins Gedächtnis einbrennt. Das einzige geeignete Gegenmittel ist deshalb meiner Einschätzung nach ein Verbot von Fake-News und eine fühlbare Bestrafung ihrer Urheber und Verbreiter einschließlich Facebook, Twitter, YouTube, Google etc. Nur wenn Fake-News gar nicht erst in die Welt gesetzt bzw. nicht verbreitet werden, können sie sich nicht in den Köpfen festsetzen. Und warum sollte jemand für seine bösen Taten nicht zur Rechenschaft gezogen werden? – Dr. Ulrich Willmes


Leserbrief zu „Dann ohne ihn“ von Matthias Krupa

Orban von der EVP auszuschließen wäre eine einfach Antwort auf den Konflikt und würde meiner Meinung nach eher polarisierend wirken. AKK und Seehofer sollten sich hier definitiv liberal verhalten und nicht versuchen auf komplexe Zusammenhänge unkomplex zu reagieren. Und ja, eindeutig Stellung zu beziehen ist hier notwendig und Konsequenzen sollten Orbans Äußerungen auch haben, allerdings nicht in Form seines Ausschlusses.

Den Osten als „anders“ zu bezeichnen ist erstens ungenau und führt zu einer weiteren Abgrenzung zwischen „Ost“ und „West“. Es ist unpassend, dass Die Zeit hier zu einem identitären Fremdbild des Ostens beiträgt. In dieser Zeitung sollte eher dazu beigetragen werden, dass die historischen Hintergründe von der empfundenen „anderen“ Identität Ost- und Mitteleuropas dargestellt werden, um zu verstehen, was die Ursachen für den neuen nationalistischen Kurs sein könnten. Gerade in dieser Hinsicht wäre ein autoritäres Verhalten Deutschlands nicht angemessen. – Marie Meyer-Sahling


Leserbrief zu „Mutter sein ist auch Arbeit“ von Dana Schuster

Gut – kann man, in diesem Falle ja „frau“ so machen. Ein schlechtes Gewissen braucht es auch nicht. Aber: Ein kleines Dankeschön an die arbeitenden und Steuern und Sozialversicherungbeiträge abführenden Menschen, die diesen – sorry „Luxus“ – ermöglichen wäre schon schön. – Wolfgang Siedler


Leserbrief zu „Zu viel Geduld“ von Heinrich Wefing

Ich bin entsetzt über Ihren Artikel auf der 1. Seite! Er ist zu kurz und so wenig recherchiert, unterstützt aber den augenblickliche die national- egoistische Kampagne „Hauptsache Abschiebung“. Es fehlen Recherchen zu den einzelnen Punkten des komplizierten Problems, die ich hier benennen möchte:
Was ist „Rechtssicherheit“? Rechtssicherheit ist ein abstraktes Gut. Wessen Sicherheit wird durch den Aufenthalt von 180 Tsd. Menschen mit Duldung eingeschränkt? Wessen Recht wird eingeschränkt?.Es gibt noch mehr Gesetze, die nicht in die Tat umgesetzt werden. Zum Beispiel „Recht auf Kitaplatz für alle Kinder ab 2 Jahre“. Wahrscheinlich gibt es noch einige andere. Das wäre ein lohnendes Feld für eine gründliche journalistische Recherche.
Wohin sollen die geplanten Abschiebungen gehen? Familien nach Afghanistan? Syrerinnen nach Bulgarien? gutintegrierte Familie zurück nach Mazedonien? Kranke Großeltern einer integrierten Familie nach 29 Jahren zurück nach Serbien? Straftatverdächtige vor einer Verurteilung in ihr „Heimatland“?
Warum bekamen die Menschen, die mit Duldung leben müssen, kein Aufenthaltsrecht? Die Zahl der Anerkennungen durch das Bundesamt ist stark abgesunken obwohl die Herkunftsländer sich nicht wesentlich gebessert haben (z.B. Afghanistan). Die Ablehnungen werden zu fast 50% von Gerichten korrigiert, aber auch da abnehmende Tendenz, obwohl es keine Änderungen der Länder gibt. Warum? Warum ist es für Menschen nach jahrelanger Duldung so schwer, ein Bleiberecht zu bekommen? Es gibt Möglichkeiten (nach acht Jahren, Arbeit, Deutschkenntnisse..) Ein Gesetzentwurf ist in Arbeit.
Die (armen) Heimatländer wollen die Flüchtlinge nicht zurücknehmen. Sie haben Gründe. Welche? Auch die reiche BRD tut sich schwer, die (nur) 40 deutschen Kämpfer der IS zurückzunehmen. Obwohl es hier eine funktionierende Polizei, Rechtssystem und Sozialsystem gibt.
„Das deutsche Zuwanderungssystem hilft nicht den …. Kindern, Alten und Gebrechlichen“. Schon beim Familiennachzug gibt es von deutscher Behördenseite solche Schwierigkeiten und Verzögerungen. Bitte schlagen Sie der Regierung vor, sie sollte vor allem Alten, Kranken und Gebrechlichen ein schnelles Visum geben, so dass diesen geholfen werden könnte. Sie werden auf erhebliche Bedenken stoßen (Einwanderung in das Sozialsystem).
Wenn der Grund für eine Nicht–Abschiebung darin liegt, dass der Chefpilot des Flugzeuges niemanden gegen seinen Willen transportieren will, so ist das eine hoch zu achtende Zivilcourage des Piloten. Wenn ein Ausländeramt eine Abschiebung nicht durchführt weil es die Menschen nicht ins Unglück stürzen will, so ist das ein Akt anerkennenswerter Humanität. Qualitäten, die zu unserem christlich-humanen Abendland gehören sollten. Geduld gehört auch dazu. Ich hatte Sie, Die ZEIT, für eine seriöse, gründlich recherchierende und auch menschenfreundliche Zeitung gehalten. Ich hoffe.. Marianne Speck


Leserbrief zu „»Aus allen Ecken werde ich mit einer One-Way-Kommunikation beschallt. Es mag ein altes Phänomen sein. Neu ist die Hemmungslosigkeit, mit der das mittlerweile geschieht«“ von Henning Sußebach

Wie Sie mir aus der Seele sprechen! Ich fahre selten mit dem Zug, aber nie ohne oro pax und leichte Lektüre. Schwere Kost ist zu anstrengend. Im Metronom Bremen – Hamburg ist der erste oder ( und ) letzte Wagen als Ruhezone gekennzeichnet, keine Gruppen, kein Telefon, keine Musik. Stoisch werden hilft auch. Danke für das Misophonie, könnte bei mir fast zutreffen. – Christa Plagemann


Leserbrief zu „Der Teufel war’s? Von wegen!“ von Evelyn Finger

Es hätte fürwahr endlich eine weitergehende Kontemplation kirchlicher und mit der Kirche verbundener Kräfte gebraucht; Jesus Christus hat die Wege – die ewig gültigen theologischen Tugenden – und das Ziel längst vorgegeben. Doch die daraus resultierenden Erkenntnisse und die sodann anstehenden, konkret durchzuführenden Maßnahmen würden der Kirche viel Macht, scheinbar zu viel Macht, entziehen. Es ist und bleibt der katholischen Kirche, als Institution, mithin der überwiegenden Mehrheit des Klerus, offensichtlich wichtiger, eine Autorität – über die sie nach außen hin allerdings längst nicht mehr verfügt – zu beseelen, als dass sie das Leid und die Ohnmacht der zahlreichen Missbrauchsopfer ernsthaft und konsequent mildern wollen würde.

Zudem hat die Obrigkeit dieser Kirche mittlerweile wohl allzu viel innere Glaubenskraft und substanzielle Glaubwürdigkeit verloren, um sich selbst und insbesondere die betroffenen Menschen mit mehr als (inzwischen) trostlosen Worten und sich wiederholenden Phrasen der deutlichen ethischen und moralischen Einbuße zu erwehren. Der deutsche Theologe und Philosoph Eckhart von Hochheim (ca. 1260-1327/1328) verstand: „Das Auge, mit dem ich Gott sehe, ist dasselbe, mit dem Gott mich sieht. Mein Auge und Gottes Auge sind ein und dasselbe im Sehen, ein und dasselbe im Wissen, ein und dasselbe im Lieben.“ Es bedarf nur wenig Fantasie, um sich vorzustellen, was diese durchaus nachvollziehbare Erkenntnis für die Katholische Kirche in Zukunft bedeuten kann. – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Die einen sagen »Schmusekatze«, die anderen »Raubtier«“ von Stefanie Kara und Martin Spiewak

Seit längerem fällt mir in der ZEIT auf, dass durch Fakten oder auch nur Meinungen negativ bewertete Personen in einführenden Sätzen so geschildert werden, dass schon vor Darstellung der Fakten eine ablehnende Stimmung im Leser erzeugt wird. Jetzt weiss ich, wie man das nennt: Framing. Dafür bietet ihr eine Seite nach dem Interview mit Frau Wehling erschienener Artikel „Fluch der Hörner“ gleich ein Beispiel. John Hume: seine Knie sind von Arthrose zerfressen (vielleicht auch das Hirn angefressen?), er schlurft (haben die Hörner ihm nicht die jugendliche Kraft verliehen?), auf grünen Socken (unkultivierter Mensch, Missachtung gegenüber dem Journalisten), fette Terrier (kriegen die etwas von den Nashörnern ab?), gibt Ihnen Knochen, glaubt aber nicht, dass das gefährlich ist (unbelehrbarer Typ), Stimme, als hätte er Sand getrunken (abgesehen davon, dass man Sand nicht trinken kann, was sagt das über den Besitzer der Stimme?). Ich finde das starkes Framing. Die Tatsachen, die Ffolgen, hätten auch reichlichst genügt, diesen Frevel an der Natur als das darzustellen, was er ist. Es gibt viele Fälle von Framing in der ZEIT, auch in positiver Hinsicht (kürzlich erschienene Idylle zweier auf einem Kreuzfahrtschiff Arbeitender, die sich da gefunden haben, bereits von einem Leser als Kitsch kritisiert). Wie auch immer: besser nicht tun. – Dr. Jürgen Grötz


Leserbrief zu „Zu viel Geduld“ von Heinrich Wefing

Geärgert habe ich mich vergangene Woche über den Artikel von Heinrich Wefing „Zu viel Geduld“. Sicherlich spricht er ein paar gute Punkte in der Debatte an und regt auch mit seinen Zeilen zum Nachdenken an. Gut fand ich die kritischen Hinweise: zum einen, dass die Grauzone der „Nährboden für Unglück, Kriminalität und Fanatismus“ ist. Und zum anderen, dass der Staat an Glaubwürdigkeit verliert bzw. „Bürger das Vertrauen in den Rechtsstaat verlieren“, wenn er sich nciht durchsetzt.

Soweit so gut. Was mir fehlt, ist das größere Bild. Das Problem ist ja nicht, dass die Menschen nicht abgeschoben werden (so verstehe ich die impliziete Forderung des Autors). Der eigentliche Skandal ist, dass so viele Menschen nur geduldet werden, statt einen ordentlichen Aufenthaltstitel und damit die Chance bekommen sich wirklich integrieren zu können, um so auch wirtschaftlich unabhängig zu sein, aus sozialschwachen Milieus herauszukommen und damit auch besser davor gefeit zu sein, in die Kriminalität abzurutschen oder radikalen Ideen zu folgen. Die Menschen werden stattdessen jahrelang in Ungewissheit gelassen. Zurückkehren können die meisten nicht. Es hat ja einen Grund, dass Deutschland in viele Länder nicht abschiebt, selbst wenn sie offiziell als sichere Herukunftsländer deklariert werden. Das sind oft die gleichen Länder für die das Auswärtige Amt ausführliche Sicherheitswarnungen für deutsche Staatsbürger auf ihrer Website veröffentlicht.

Und die Vorschläge Abschiebungen und Entwichlungszusammenarbeit zu koppeln finde ich geschmacklos und menschenverachtend. Mit ihrer verkürzten Darstellung des Problems und ihren Vorschlägen spielen Sie Pateien wie der AfD und anderen in die Karten. Jede/r frustrierte Bürger/in wird sich jetzt schön bestätigt fühlen, dadurch dass selbst ein angesehenes Medium wie die ZEIT schreibt, dass der Staat härter durchgreifen muss bei Abschiebungen, um das scheinbare Problem „Flüchtlinge“ in Deutschland zu lösen. Ich würde mir wünschen, dass in der nächsten Ausgabe ein Artikel das Gesamtbild erweitert und sich differenzierter mit dem Thema auseinandersetzt. – Katja Schulz


Leserbrief zu „Über späte Abtreibungen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ich, 20 Jahre, Student, habe mit großem Interesse Ihre Kolumne ,,Über späte Abtreibungen“ gelesen. Ihr gegen den Feminismuswahn anschreiben und Versachlichung der Thematik unterstütze ich sehr. Vor allem die letzten beiden Abschnitte zeigen die Verrohung des linken Spektrums auf. Behalten Sie Ihre gute Arbeit bei. – David


Leserbrief zu „»Ich empfinde Empathie«“ von Christine Lemke-Matwey

Ich bin empört und schäme mich auf welchem niedrigen und respektlosen Niveau das Interview mit dem Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Maestro, Daniel Barenboim, von einer fragwürdigen Journalistin geführt und sogar auf der 1. Feuilleton-Seite abgedruckt wird. Je berühmter eine Person ist, um so weniger hat er einen Anspruch auf die üblichen demokratischen Rechte. Er wird vorverurteilt, der Ruf wird geschädigt, manchmal auch gemordet und es gibt auch keinen Anspruch auf Verjährung. Erfreut bin ich, dass Daniel Barenboim dennoch so souverän antwortet und dabei auch noch empathisch und sympathisch erlebt werden kann. Bei Journalisten erlebt man fast nie Scham und eine Entschuldigung. – Anton Zollner


Leserbrief zu „»Ich empfinde Empathie«“ von Christine Lemke-Matwey

Das soll ein Gespräch sein? Klingt vielmehr wie eine Vorladung. Ein „alter weiser Patriarch“ muss glaubhaft machen, dass er Empathie empfindet! Herr Barenboim antwortet souverän und einige seiner Statements sind stark und nachdenkenswert. Besonders für die jüngere Generation, sofern sie überhaupt dazu bereit ist, solchen „alten Männern“ auch zuzuhören. – Jürgen Pilz


Leserbrief zu „Über späte Abtreibungen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Haben Sie sich von Harald Martenstein Belege geben lassen, welche Feministinnen „After-birth Abortions“ also Mord fordern? Im Internet sehe ich dazu vor allem einen Eintrag auf Snopes, dass es sich um Gerüchte und Verleumdungen Erzkonservativer handelt. https://www.snopes.com/fact-check/after-birth-abortion/Helga Hansen


Leserbrief zu „Zu viel Geduld“ von Heinrich Wefing

Bereits vor der Merkel-gemachten Migrationskrise von 2015 ff. war die Zahl der Duldungsfälle auf 200.000 geschätzt worden und wird zuletzt (2018) mit 263.000 angegeben. Die Zahl dürfte aber erheblich höher liegen: eine im Auftrag der Bundesregierung durchgeführte McKinsey-Studie von 2016 ging von bis zu 500.000 nicht durchgesetzten Ausreiseverfügungen aus. Nimmt man die geschätzte Zahl der Illegalen hinzu (sans-papier), so kommt man -bei andauernder jährlicher Zuwanderung von fast 200.000 Asylbewerbern und weiteren illegalen Migranten (etwa auf den Güterzügen der Brenner-Route)- auf fast eine Million ausreisepflichtiger Ausländer. Diese deutsche Situation kritisiert auch die EU-Grenzschutzagentur FRONTEX seit langem in ihren Jahresberichten. Ob es sich bei der seit Jahren üblich gewordenen Duldungspraxis gegenüber abgelehnten Asylbewerbern und anderen ausreisepflichtigen Ausländern um zu viel politische Permissivität, um Untätigkeit der Exekutive oder Hilflosigkeit des Staates bei der Durchsetzung geltenden Rechts handelt – darüber wird in der Migrationsdebatte seit Jahren ohne sichtbares Ergebnis gestritten.

Zu den beiden im Artikel genannten Strategien kommt eine dritte, die 2016 kurzfristig vom damaligen Flüchtlingskoordinator Altmeyer ins Spiel gebracht worden war: nämlich die Abschiebung in sichere Drittländer in der Herkunftsregion. Diese Strategie wird von Israel seit Jahren erfolgreich gegenüber den dortigen afrikanischen „Infiltrators“ angewandt. Obwohl bereits seit 2013 von Migrationspraktikern wiederholt eine solche Drittland-Option zuständigen Bundes- und Länderbehörden vorgeschlagen worden waren, wird die Idee nicht aufgegriffen. Angesichts des sinkenden Bürgervertrauens in den Rechtsstaat in Sachen Migration ist mittlerweile die Zeit dafür (über-) reif. – Bernd Leber


Leserbrief zu „Auf der Kippe“ von Uwe Jean Heuser

Zuerst einmal vielen Dank für Ihre interessante Analyse, die bei mir ein „Gedankengewitter“ auslöste. Einige Gedanken halte ich für wert, sie Ihnen mitzuteilen. Neben dem zweigeteilten Prekariat des Guy Standing sehe ich noch einen weiteren Verlierer der Globalisierung und des ungebremsten Kapitalismus: Die Reichen!? Denn was nutzt es langfristig dem Shareholder, wenn er seinen „Value“ hauptsächlich für Dinge ausgeben muss, die der Staat mangels der von den Shareholdern nicht bezahlten Steuern nicht mehr leisten kann? In Mexico-City beispielsweise wohnen die Reichen hinter meterhohen Mauern, lassen sich von privaten Sicherheitsdiensten bewachen und von Bodyguards zum Shoppen begleiten. Ist das wirklich ein „Gewinn“? Mein Mitleid mit den Reichen hält sich durchaus in Grenzen, denn och sollten wir sie nicht ganz außer Acht lassen, wenn wir die Probleme des riesigen ärmeren Teils der Bevölkerung bedenken und ernst nehmen! Wenn es allen besser geht, geht es allen besser! Wenn die Schere zwischen Arm und Reich sich wieder weiter schließt, wenn die Ärmeren lebenswert leben können, wenn Unterschiede plausibler (und damit akzeptabler) sind, dann steigt auch für Wohlhabendere die Lebensqualität.

Wir müssen eine Gesellschaftsordnung (wieder) schaffen, die eine gerechte Teilhabe vieler ermöglicht, die eine breitgefächerte Infrastruktur schafft, an der alle partizipieren können – und müssen. Dabei kann durchaus überlegt werden, Infrastruktur deutlich weiter zu definieren, also neben Straße, Schiene und Glasfaser auch z.B. das gesamte Gesundheitswesen mit einzubeziehen. Ach das Steuersystem muss transparenter, gerechter – und damit akzeptabler werden (neben einer gerade in Deutschland überfälligen Vereinfachung):

  • Wie wäre es, denn Spitzensteuersatz auf z.B. 80% heraufzusetzten (bei Einkommen von z.B. 10 Mio., in den USA hat das ganz gut geklappt –mit bis zu 95%- nach dem Schwarzen Freitag 1929. Siehe auch die Thesen des Thomas Piketty)?
  • Wie wäre es, den persönlichen Steuersatz zu koppeln an einen Faktor aus Durchschnittsverdienst und persönlichem Einkommen plus Vermögen (Das würde auch für Unternehmen Anreiz schaffen, Angestellte besser zu entlohnen – um damit die eigene Steuerlast zu senken)?
  • Wie wäre es, Einkommen unter dem Durchschnitt steuerfrei zu stellen?
  • Wie wäre es, alle Einkommen (aus Arbeit, Verkauf, Kapital) gleich zu betrachten, keine Ausnahmen zuzulassen und damit den durchschnittlichen Steuersatz erheblich zu senken?
  • Wie wäre es zudem, wenn die „schwarze Null“ nicht Selbstzweck bliebe, sondern anerkannt würde, dass Schulden genauso eine Belastung für die nachfolgenden Generationen sind, wie „Asphalt-Schulden“, also nicht erfolgte Instandhaltung.
  • Und wie wäre es, wenn wir eine gemeinsame europäische – langfristig weltweite– Fiskalpolitik hinbekommen, um damit auch Steuervermeider wie Amazon & Co. zu „fassen“? – Michael Koehn

Leserbrief zu „Jenseits der Schmerzgrenze“ von Merlind Theile

Tiertransporte sind nur ein Teil dieses pervertierten Systems: Tiere, in diesem Fall sind es Milchkühe, als Ware zu vermarkten. Die meisten Menschen bringen unsere Milchkühe nur mit saftigen, grünen Wiesen und frischer Milch in Verbindung. Und die Fleischwerbung zeigt vom Rind dazu nur noch das rote, scheinbar so gesunde, leckere Rindersteak. Nicht das, was wirklich dahinter steckt. Dies will der Verbraucher auch gar nicht erst wissen. Zwar werden Milchkühe nicht in Tierfabriken gehalten, die jeder Vorstellung von „artgerechtem“ Tierleben Hohn sprechen, aber ihr Dasein und dann ihr brutales Ende ist dasselbe. Es ist der furchtbare Weg zum Geschlachtet-Werden im Grauen der Schlachthöfe. Zuerst geht es in die Tiertransporter. Hier spätestens ist es aus mit einem rücksichtsvollen Umgang mit diesen sensiblen wundervollen Tieren. Und die Tiere spüren natürlich, wohin die Reise geht. Sie empfinden Freude, Schmerz und Trauer – und vielleicht mehr als so mancher von uns. Kein freundliches Wort, keine Streicheleinheiten begleiten diese Schritte. Wäre ja auch schizophren – sie sollen doch nur zum Schlachten. Oft gelingt es nur, sie mit Schlägen und Tritten in den Transporter zu zwingen. Angstvoll, dicht gedrängt stehen die Tiere dann endlich im Wagen. Diese Fahrt nach Osteuropa, die Türkei oder den Libanon beginnt. Und dann müssen die Tiere diese Todesfahrt viele Tage lang aushalten. Was passiert, wenn ein Tier das Gleichgewicht verliert und unter die Hufe seiner Artgenossen gerät? Werden die Kühe gemolken und werden sie mit Wasser und Nahrung versorgt? Wen kümmert dies schon?

Ich selbst hoffe immer, auf der Autobahn keinem dieser Tiertransporter zu begegnen. Allein schon diese Begegnungen lösen in mir schreckliche Gefühle aus. Letztes Jahr habe ich zu diesem aktuellen Geschehen Strafanzeige „wegen Zufügens erheblicher Schmerzen und Leiden auch gerade in länger anhaltender und sich wiederholender Weise an Hunderten, wahrscheinlich Abertausenden Rindern…“ gegen alle Verantwortlichen dieser unbarmherzigen Tiertransportfahrten gestellt. Fünf Monate später hat mir die Staatsanwaltschaft mit Begründung mitgeteilt, dass meiner Strafanzeige „keine Folge gegeben wird.“ – Peter Gernbacher


Leserbrief zu „Hoch die Steuern“ von Mark Schieritz

Die Entscheidung ob hoch oder tief hängt von der Verteilung des Geldes der Regierung ab. Ihr Autor Mark Schieritz geht darauf nicht ein. Der frühere Ökonom Meyer der Deutschen Bank, hat die Steuer insgesamt bei 30% gesehen. Damit müßte jeder Staat auskommen. Dem folge ich. Vor allen Dingen dann, wenn ich jedes Jahr lesen muß, wieviel Geld der Staat jedes Jahr verschwendet. Milliardenbeträge sollen das sein. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Mutter sein ist auch Arbeit“ von Dana Schuster

Ihre Autorin Dana Schuster gefällt mir. Sie hat das gesagt, was in Deutschland kaum noch gesagt wird. „Das tägliche Dasein ist auch Arbeit“. Dem gibt es eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Ich ergänze: eine besonders wichtige Aufgabe. Und das will kaum einer heutzutage kapieren. Wir haben das genauso gehalten. Und glauben sie mir; es hat sich ausgezahlt. Unsere Kinder sind heute erwachsen und dankbar dafür. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „»Ich empfinde Empathie«“ von Christine Lemke-Matwey

Daniel Barenboim möchte ich beruhigen: Eine solche Diskussionen gibt es nur in Deutschland. Er weiß das bestimmt. Er versucht zu glätten, das hat er nicht nötig. Er sollte nur wissen; unsere Bildung hat versagt, die ist nämlich der Auslöser für eine solche dumme Kritik. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Der Teufel war’s? Von wegen!“ von Evelyn Finger

Der Papst erwähnt gottgeweihte Personen sind Werkzeug des Satans geworden. Weil es dem Papst genehm erscheint, gibt er dem Diabolus mehr Macht als ihm zusteht und schafft so einen innerkirchlichen Präzedenzfall, der bei jedem Verbrechen zitiert werden kann, um die eigene Verantwortlichkeit für seine Tat zu leugnen. Praktischer gehts nicht mehr. In einer Schrift aus den Anfängen des Christentums ist dagegen ganz anders zu lesen:. „Gewiss, dass uns unablässig Feinde nachstellen, können diejenigen nicht leugnen, die Erfahrung mit den Kämpfen des inneren Menschen haben. Wir behaupten aber, dass diese nur insofern Hindernisse für unseren Fortschritt darstellen, als wir sie zwar für die Brandstifter des Bösen, nicht aber für Mächte halten, die uns zum Bösen zwingen. … Deshalb, wie sie Mittel und Wege haben, zur Sünde anzustacheln, so ist uns die Freiheit verliehen, zurückzuweisen oder zuzustimmen. … Es steht also fest: Niemand kann vom Diabolus getäuscht werden außer dem, der ihm freiwillig die Zustimmung seines Willens schenkt.“ (Collationes Patrum, Collatio 7,8). Es gehört schon eine Portion Dreistigkeit dazu, dass gerade die Seelsorger – die höchst reflektierte Menschen sein sollten – andere, den Teufel, für ihre Verbrechen verantwortlich machen wollen, um so den eignen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Innerkirchlich kann sich jeder sein eigenes Traumschloss bauen, aber hoffentlich bringen die Staatsanwaltschaften auch gegen den offensichtlichen Widerstand der Vertreter der Amtskirche die Verbrechen in die Weltlichkeit zurück und finden die weltlichen Gerichte für die Täter und Mitwisser ein angemessenes diesseitiges Strafmaß.
Das Zitat zwischen „…“ ist aus „Johannes Cassian, Unterredungen mit den Vätern, Collationes Patrum, Teil1: Collationes 1 bis 10, Seite 226, Vier-Türme-Verlag, 2te Auflage 2018 – Josef Lutz


Leserbrief zu „Zu viel Geduld“ von Heinrich Wefing

Dreimal scharf zugespitzt, und schon „zappeln“ auf diesem Gedankenspieß die Geduldeten als potentielle Kriminelle und Terroristen, und der „zu geduldige Staat“, ist ein „hilfloser Staat“ weil eben kein starker Staat. Muss ich Sie so verstehen? Ja, Sie betonen zu recht, dass die Geduldeten selbst unter diesem Status leiden. Duldung ist der kleine Bruder der Zurückweisung. Aber Geduld gegenüber Menschen ist eine der wichtigsten Voraussetzung für Humanität. Die Probleme mit unserem eigenen, auf Kosten-Nutzen optimiertem, Kranken- und Altenpflegsystem zeigen das deutlich. Humanität braucht Geduld, besser mehr als weniger. Die 180.000 Duldungen sind daher kein Makel eines hilflosen Staates, sondern Ausdruck einer zerrissenen Gesellschaft, der es nicht gelingt, auf eine große humanitäre Herausforderung mit einer großen (humanitären) Antwort zu reagieren. Man wartet stattdessen darauf, dass die Mühlen der Bürokratie das Problem in kleine, überschaubare Häppchen zermahlt, um sich dann, bei Nichtgefallen, an jedem Büroraten oder Politiker abzuarbeiten. Immer neuere Gesetze und eine effizientere Bürokratie alleine genügen eben nicht. Mir ist ein geduldiger Staat aber allemal lieber als ein harter. – Jürgen Pilz


Leserbrief zu „Beinfreiheit“ von Francesco Giammarco

Sie heißt Jogginghose, und dafür kann die Jogginghose wirklich nichts. Einige Mitmenschen joggen vielleicht mit und in der Jogginghose durch die Gegend, die anderen Jogginghosenträger/innen, die machen alles andere mit und in ihrer Jogginghose, nur nicht damit durch die Gegend joggen. Es soll auch Jogginghosenträger/innen geben, die beides mit und in ihrer Jogginghose betreiben: eben alles praktisch, bequem, megageil und supergut! – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Zu viel Geduld“ von Heinrich Wefing

Das Vertrauen in den Rechtsstaat schwindet, wenn er das Recht nicht durchsetzt. Richtig. Aber das allein an der Asylpolitik festzumachen ist zu kurz gegriffen. Ob massenweise Umgehung des Mindestlohn, ob Dieselskandal, ob Steuerflucht und Steuerbetrug in großem Stil: hartes Durchgreifen des Rechtsstaats Fehlanzeige. Die Abschiebung von Gefährdern du Straftätern geht in Ordnung. Gerne auch der Geduldeten, die es sich in unserem sozialen Netz bequem machen. Aber für alle, die eine Ausbildung machen oder in Vollzeit arbeitend Steuern und Sozialabgaben zahlen, sollte der Staat gesetzlich regeln, aus der Duldung Bleiberecht zu machen. Der absehbare Mangel an Arbeitskräften ruft geradezu danach zum Nutzen von Wirtschaft und Gesellschaft.

Stattdessen gibt es Fälle, in denen sich Kommunen an den Integrationswilligen „bereichern“. Da bezahlbarer Wohnraum bekanntlich knapp ist (und viele Vermieter keine Ausländer wollen), werden vollzeitarbeitende Geduldete als Obdachlose in kommunale Unterkünfte eingewiesen und zahlen dann in unserer Region für einen 12 qm „großen“ Zweibettraum plus gemeinschaftlicher Sanitär- und Küchennutzung 600 €/Monat und begleichen damit auch die Rechnung derer, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beziehen. Ertrag der Kommune im Finanzhaushalt in diesem Fall: 120.000 €/Jahr. – Dietrich Briese


Leserbrief zu „»Wer mich fickt, den ficke ich«“ von Alice Bota, Kerstin Kohlenberg und Eva Schweitzer

Seit einiger Zeit wird es mehr und mehr Mode, ja geradezu ein Zwang, immer mehr englisch/amerikanische Brocken zu benützen, auch wenn es wunderbare, vielfach kürzere und sehr beschreibende Wörter im Deutschen gibt. Selbst wenn man bereit ist, dies als Zeitgeist hinzunehmen, dann überschreitet die oben genannte Überschrift eine Grenze. Diese Grenzüberschreitung passt eigentlich nicht in das Bild, welches ich vom Stil DER ZEIT habe. Nicht etwa, dass ich prüde wäre, aber im Deutschen und in anderen Sprachen drückt man seinen Abscheu, seinen Ärger oder seine Missbilligung aus, indem man es mit etwas Ekligem vergleicht: Scheiße, merde, cacca etc. Im Angelsächsischen dagegen benützt man ein Wort, welches eigentlich für etwas Wunderschönes steht: Die körperliche Liebe zwischen Mann und Frau. Auch wenn das Wort „fuck“ oder „fucking“ ein derber Begriff für die an sich wunderbare Sache ist, dann leuchtet es mir nicht ein, warum man mit diesem eigentlich positiven Begriff andere Dinge in den Dreck zu ziehen versucht. Natürlich ist mir klar, dass im viktorianischen England und im prüden Amerika es früher nichts Schlimmeres gab, als dieses Wort in den Mund zu nehmen. Dabei ist es denn bis heute geblieben – leider. Aber wir müssen ja wirklich nicht alles nachäffen, ohne unseren Verstand zu gebrauchen. Aus diesen Gründen finde ich, hätte DIE ZEIT den Ausspruch von Felix Sater anders übersetzen sollen: „Wer mich anscheißt, den scheiße ich auch an“ oder ähnlich. – Reinhard Eschenhagen


Leserbrief zu „Jenseits der Schmerzgrenze“ von Merlind Theile

Wenn man diesen Artikel liest kommt es uns ebenfalls hoch nicht nur Herrn Haveland(seinen tatsächlichen Namen nennt er vorsichtshalbe nicht), weil er weiß, was mit „seinen Tieren“ geschieht. Wie naiv und ignorant muß man sein, um zu glauben, dass es genug Kontrollen gäbe. Und der Verband RSH gibt sich gennauso ahnungslos und redet sich so dämlich heraus, erhabe noch keinen „Busgeldbescheid bekommen“.Was kann man von Verbandsfunktionären auch anders erwarten! Was geschieht nun wirklich nach dem Bericht der Veterinärin? Nichts! Wir vom Landwirtschaftsministerium haben schließlich andere Probleme als diesen Tierschutz. Skandal, das Wort ist dafür viel zu harmlos. – Johannes Hoffmann


Leserbrief zu „Zu viel Geduld“ von Heinrich Wefing

Die Aussagen in Ihrem Artikel kann ich nur unterstreichen. Nach der unkontrollierten Grenzöffnung durch Merkel hat sie und ihre Regierung es nach mehr als 3 1/2 Jahren nicht geschafft, die Rahmenbedingungen für die Bewältigung der damit verbundenen Krise zu schaffen. Wenn man Merkels totales Versagen bei der Bewältigung der Klimakrise hinzufügt, dann ergibt sich ein Bild, nach dem man unserem Staat nur wünschen kann, daß ihre Regierungszeit möglichst bald endet. Darüber hinaus halte ich es für wichtig, daß Ihr Artikel in der Zeit erscheint, bei deren Journalisten ich mir in den letzten Jahren oft eine distanziertere Haltung gegenüber der Flüchtlingskrise und auch gegenüber Merkel gewünscht hätte. – Dr. Walter Engel


Leserbrief zu „Morgen wird’s grün“ von Marc Brost und Petra Pinzler

Ihr Artikel sowie auch die früheren Artikel von Frau Pinzler geben den Lesern Hoffnung, daß die Einschätzung der Größenordnung und des Rangs der Probleme, denen wir uns gegenüber sehen, in der Redaktion der Zeit nicht verloren geht. – Dr. Walter Engel


Leserbrief zu „Jenseits der Schmerzgrenze“ von Merlind Theile

Nicht nur Kühe sondern auch „überschüssige“ Kälber werden unter grausamen Bedingungen tausende von Kilometern durch Europa und bis nach Usbekistan transportiert. Diese Kälber sind das Ergebnis einer immer erneuten Besamung der Hochleistungs-Milchkühe. Ein Teil dieser Kälber wird viel zu früh von den Muttertieren getrennt, unter hohem Aufwand großgezogen um dann als Ersatz für bis zur Erschöpfung ausgenutzten Hochleistungs-Milchkühen zu dienen. Es ist dringend ein Umdenken in der deutschen und europäischen Landwirtschaft erforderlich. Dies wird aber nicht möglich mit einer, alle Probleme weglächelnden Landwirtschaftsministerin Klöckner, die ihre Gesetze von der Landwirtschaftslobby in die Feder diktiert bekommt. Es besagt doch alles , wenn auf der Homepage des Ministeriums steht: „Ob solche Exporte tatsächlich stattfinden, hängt ausschließlich vom Interesse der Wirtschaft ab“! Da ist Ethik, Moral und Tierwohl doch völlig egal. – Wolfgang Orlowski


Leserbrief zu „»Ich bin schockiert über die Vorwürfe«“ von Laura Cwiertnia

Ganz spontan kommt mir der Gedanke, dass kluge und forsche Frauen ausgebremst werden sollen. Altbackenes, reaktionäres Mobbing. Wer es betreibt? Ich hoffe, unabhängige Journalisten und unvoreingenommene Recherche bringen Licht in diese Vorgänge, über die ich froh bin, dass die Zeit über sie berichtet. – Eva Lehmann


Leserbrief zu „Zu viel Geduld“ von Heinrich Wefing

Zu viel Abschiebebetonung
„Der Rechtsstaat nimmt Schaden, wenn er seine Regeln nicht durchsetzt.“ Oft ist das wohl so. Oft nimmt er aber auch Schaden, wenn er seine Regeln zu wenig hinterfragt. Die Prüfung der Fluchtgründe (an denen der Flüchtling nach seiner Flucht nichts mehr ändern kann) spielt die Hauptrolle, wenn es darum geht, ob jemand als „Flüchtling“ anerkannt wird oder subsidiären Schutz oder wenigstens Schutz vor Abschiebung zuerkannt bekommt. Diese Prüfung ist meistens nicht leicht. Und in nicht wenigen „Fällen“ kommen verschiedene Instanzen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Zudem tun sich tragischerweise traumatisierte Flüchtlinge oft besonders schwer, ihre Fluchtgründe darzustellen. Während des Prüfungsverfahrens hat der Flüchtling nur sehr geringe Chancen, das Ergebnis der Prüfung durch Integrationsanstrengungen (Deutsch lernen, Rechtsordnung beachten, gemeinnützig arbeiten …) zu beeinflussen. Das Verfahren ist für unseren Staat aufwendig und für die betroffenen Flüchtlinge oft zermürbend. Besonders bedrückend erscheint mir, dass nicht selten Menschen, die sich sehr um Integration bemüht haben, ausreisen müssen.

Ich meine, wir sollten „den Sprung ins kalte Wasser“ wagen und allen, die in unser Land fliehen, eine Aufenthaltserlaubnis in Aussicht stellen, wenn sie sich in einer Probezeit bewähren (und nicht im Heimatland kriminell waren). Wir könnten dadurch einen großen Integrationsanreiz schaffen. Nach meiner Schätzung kann unser Land zehn Millionen gut integrierte Flüchtlinge besser verkraften als zehntausend teils apathische, teils kriminelle. Nur bei denen, die die Bewährung nicht schaffen, aber dennoch bei uns bleiben wollen, müsste das Bamf die Fluchtgründe prüfen. Abschiebungen (hässliche Arbeit, hohe Personalkosten, meist tiefe Enttäuschung der Betroffenen!) würde es wahrscheinlich weniger geben als heute. Dass uns die heute verbreitete Abschiebebetonung vor nationalistischen Entgleisungen bewahrt, kommt mir aber unwahrscheinlich vor. – Clemens Niemann


Leserbrief zu „»Aus allen Ecken werde ich mit einer One-Way-Kommunikation beschallt. Es mag ein altes Phänomen sein. Neu ist die Hemmungslosigkeit, mit der das mittlerweile geschieht«“ von Henning Sußebach

Gegen die „unfreiwillige Mithörgemeinschaft“ in öffentlichen Verkehrsmitteln durch Beschallung mit Geräuschen der modernen Kommunikationsmedien sowie durch Gesprächszumutungen mit Belanglosigkeiten aller Art helfe ich mir manchmal einfach durch lautes Vorlesen aus der ZEIT oder einer Buch-Lektüre, der ich mich eigentlich ungestört widmen wollte. Es wird dann oft schlagartig ruhiger um mich herum. Das Getuschel über den seltsamen Spinner im Bus muss man allerdings souverän zu überhören lernen. – Hermann Löhring


Leserbrief zu „»Wer mich fickt, den ficke ich«“ von Alice Bota, Kerstin Kohlenberg und Eva Schweitzer

Ihr sehr interessanter Artikel (mit unwiederholbarem Titel) erwähnt an drei Stellen gegenwärtige oder ehemalige Geschäftspartner Ihres Interviewpartners; einer davon (Viktor Chrapunow) wird namentlich genannt. Sind zwei von den dreien (Chrapunov und der am Kopf der letzten Spalte erwähnte, namentlich nicht genannte Ex-Politiker) möglicherweise identisch? Beide werden als zumindest ehemalige Geschäftspartner bezeichnet, und beide scheinen zur Zeit in den USA wegen Unterschlagung und Geldwäsche angeklagt zu sein. Das macht schon stutzig… – Thomas von Schroeter


Leserbrief zu „Ist das die goldene Zukunft des Stadtverkehrs?“ von Fabian Huber

Stell dir vor es gibt nur noch E-Fahrzeuge, und keiner fährt damit! Alle „Stromerzeugerfabriken“ (AKW´s, Windräder, endlose Solarfelder, Braunkohlekraftwerke, Wasserkraftwerke…) stehen nutzlos in der Gegend herum; und alle die nutzlosen Steckdosen erst! Trotzdem ist ein Ziel erreicht, die totale „(Anti)Mobilität“; extrem feinstaubfrei und umweltfreundlich. – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „»Aus allen Ecken werde ich mit einer One-Way-Kommunikation beschallt. Es mag ein altes Phänomen sein. Neu ist die Hemmungslosigkeit, mit der das mittlerweile geschieht«“ von Henning Sußebach

Ich stimme Ihrem „Schrei nach Stille“ aus vollem Herzen zu! Und nein – Sie sind nicht allein. Als BahnCard 100- Kundin vermute ich viele weitere Leidensgenossen – nur outet man sich nicht, weil das ja spießig sein könnte. Meine konkreten Maßnahmen zur Abhilfe:

– ich habe die Bahn darum gebeten den Reservierung-Algorithmus so umzustellen, dass bei nicht ausgewählten Bereich nicht automatisch der Ruhebereich voreingestellt wird. Man hat mir sogar recht zügig (!) geantwortet und eine entsprechende Anpassung der Software versprochen.
– Ich habe mir die teuren Noise-Cancelling-Kopfhörer gekauft. Allerdings helfen die bei Gesprächen in direkter Umgebung nur bedingt.
– Ich spreche die Quasselstrippen im Ruheabteil an. Obwohl es gefühlt 7-12 Hinweise auf dem Weg zum Sitzplatz gibt, dass man sich im Ruheabteil befindet, weise ich sehr freundlich darauf hin, dass man „das wohl übersehen hätte und es doch sehr nett wäre, wenn man darauf Rücksicht nehmen würde“. Ich verzeichne dabei etwa eine Erfolgsquote von 50%. Das reicht also von „oh – das wusste ich gar nicht“ 🙄 bis zum verständnislosen Grummeln und Weiterquasseln. Zwar ernte ich häufig dankbare Blicke von anderen lärmgeplagten Mitreisenden, dass jemand mich offen gegen Pöbler unterstützt, erlebe ich leider fast nie.
– Ich habe es mir auch abgewöhnt mich sporadisch in die 1. Klasse zu setzen. Denn die Reisenden dort scheinen so sehr von ihrer eigenen Relevanz überzeugt, dass Ihnen gar nicht in den Sinn kommt, dass nicht alle Welt an ihren geistigen Ergüssen interessiert ist. Letztlich bleibt wohl nur: im eigenen Interesse die Ruhe bewahren. – Heidi Koll


Leserbrief zu „»Sie kam in mein Zimmer. Sie sagte, sie muss jetzt weg, kämpfen«“ von Oliver Geyer

Ich habe mich 1965 nach einer Demo der damaligen Studentenunruhen, auf der auch Steine geworfen wurden, aus einem linken Zirkel von Studenten der Frankfurter Goethe Universität verabschiedet. Als wir danach zusammensaßen, wurde mir Druck gemacht, weil ich keinen Stein geworfen hatte. Andere brüsteten sich mit der Zahl ihrer Steine. Ich habe auf die mir gemachten Vorhaltungen erwidert: Ich glaube, wir sind kein Stück anders als unsere Väter; die zählen ihr Geld, wir die Steine, die wir werfen. Grischa Speitel hat wohl recht: „Was Menschen in den Terrorismus treibt, sind Geltungsdrang und Gruppendruck – damals wie heute.“ Frank Müller-Thoma


Leserbrief zu „Über späte Abtreibungen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ich schätze die Beiträge von Harald Martenstein in Tagesspiegel, Zeitmagazin und Rundfunk. Er macht sich jetzt mit einem Organ der nationalkonservativen / AFD nahen Jugendpostille gemein, wenn er behauptet, die Jusos würden fordern, die Abtreibung bis zum neunten Schwangerschaftsmonat zu fordern. Richtig ist wohl, dass die JUSOS beschlossen haben, sämtliche, mit der Abtreibung in Verbindung stehende Vorschriften aus dem STGB zu streichen. Ich weiß nicht, ob Martenstein Jugenddummheiten produziert hat, ich fürchte nicht und kann mir nur so die eine oder andere etwas verklemmt daherkommende Postille erklären – aber das wäre Psychologie…, dass die Jusos den Schwangerschaftsabbruch bis zum neunten Schwangerschaftsmonat „fordern“, scheint widerlegt zu sein. https://correctiv.org/fakten-check/2018/12/14/nein-die-jusos-haben-keine-regelung-fuer-schwangerschaftsabbrueche-bis-zum-neunten-monat-beschlossen-2 Martenstein könnte die Schätzung wiedergewinnen, wenn er seinen eigenartigen Satz klarstellt, anderenfalls dürften auch andere Tatsachenbehauptungen Martensteins künftig kritischer zu bewerten sein. – Hans-Martin Hoeck


Leserbrief zu „Einfach enteignen“ von Felix Rohrbeck

Der Artikel ist beemrkenswert, weil er durch den Mietkostenvergleich zeigt, wsie minimal der Vorteil ist, wenn man Wohnungseigentum in allgemeinen Besitz überführt. Da hilft auch der Hinweis auf die Mietkosten in Wien nicht weiter. Es fehlt bei diesem Abgleich der Vergleich des Wohnungsstandarts, der letzten Renovierung, der Nebenkosten. Nach meinem Wissen liegt das Alter der Wohnungen in Wien deutlich über „unserem“ Schnitt und es fehlt auch bei mehrstöckigen Gebäuden häufig der Lift. Es ist eigentlich allgemeiner Konsens, dass Wohnungen fehlen. Daran würde auch eine Verstattlichung des Wohnungsbestandes nichts ändern. Statt also Milliarden in den Altbestand zu stecken könnte man z.B. die Kommunen verpflichten entsprechend des Wohnungsbedarfs in Neubauten zu investieren. Dass geht doch genauso einfach wie eine Verstaatlichung. Der Wohnungsbauminister verpflichtet die Kommunen und mit allen weiteren Folgen hätte er nichts mehr zu tun. – Dipl. Kfm. Johannes Barth


Leserbrief zu „Zu viel Geduld“ von Heinrich Wefing

Der Autor hat offensichtlich nicht verstanden, wann und warum welcher Flüchtling eine Duldung erhält. Und für wie lange: die wird für 1,2 oder 3 Monate vergeben, in seltenen Fällen (wenn die Voraussetzungen für eine Aufenthaltserlaubnis zu erwarten sind) bis zu 1 Jahr. Die Materie ist tatsächlich so kompliziert, dass ich hier nicht alles auflisten kann. Geduld ist aber hauptsächlich von den Betroffenen der Schikanen verlangt: Warum werden 40 % der syrischen Flüchtlinge nicht nach der GFK anerkannt? Zu viel Geduld wird uns Flüchtlingsbegleiterinnen und -begleitern abverlangt, den Asylmissbrauch von seiten der Bundesregierung mitanzusehen: kaum wird ein Flüchtling aus der Aufenthaltsgestattung (das Warten auf eine Asylentscheidung) entlassen, wird nur noch seine/ihre ökonomische Verwertbarkeit zugunsten der deutschen Volkswirtschaft geprüft, einschließlich § 25 Aufenthaltsgesetz. Das hat nichts mit Humanität zu tun! Warum werden Men-schen nach Afghanistan zurück gezwungen? Das sind keine Gefährder, sondern Gefährdete! Warum müssen Flüchtlinge 2 Jahre warten, bevor sie Frau und Kinder nachholen dürfen, die in der Zwischenzeit syrischen Fassbomben, irakischen Massakern, afghanischen Talibanangriffen ausgesetzt sind? Wissen Sie, wie Muslime in Ungarn und Bulgarien misshandelt werden? Wir kämpfen um Humanität für Geflüchtete, auch wenn sie ökonomisch nicht verwertbar sind, sondern dringend unsere Hilfe brauchen und das ein bisschen Geld kostet – und eine Duldung. DIE ZEIT sollte nicht in solchem Impetus auf der 1. Seite über dieses Thema schreiben. – Katja Madeleine Nau


Leserbrief zu „Über späte Abtreibungen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ihre Kolumne vom 28. Februar geht mir unter die Haut. Ich bin selber betroffen von einem frühen Tod eines Kindes. Mauro kam mit einer Missbildung am Herz auf die Welt (Transposition), die in den ersten Stunden seines Lebens operiert werden musste. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Eltern in diesem Moment nur eine Sekunde daran denken, das Kind zu „töten“. Im Gegenteil, man setzt alles daran, es zu retten, wie auch immer die Zukunft aussehen mag. In unserem Fall hatt es sich zumindest für die ersten sieben Jahre „gelohnt“. Leider ist Mauro dann im 7. Lebensjahr verstorben. Und natürlich hat das unser „Well-being“ nachhaltig verändert, bis es schliesslich zur Scheidung kam. Ich kann die Argumente der Demokratin Kathy Tran nicht befürworten. Ich kann mir nur vorstellen, dass sie noch nie in einer solchen Situation gestanden hat. Die Diskussion ist absurd, weltfremd und verwerflich. (Und schadet dem Image der Demokraten in den USA.) Ich bin übrigens weder religiös noch ein Gegner der Abtreibung. – Max Weber


Leserbrief zu „Über späte Abtreibungen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Harald Martensteins Kolumne, in der er ungewohnt ernst über das am 22. Januar 2019 im Staat New York verabschiedete Gesetz zur Tötung von Ungeborenen bis zum Geburtstermin und über die Gesetzesinitiative in Virginia zur „nachgeburtlichen Abtreibung“ (was für ein Unwort!) schreibt, hat uns zutiefst aufgerüttelt. Das von der demokratischen Mehrheit im New Yorker Senat gefeierte Abtreibungsgesetz hat in den USA eine breite politische und ethische Debatte ausgelöst. Als wir aber Informationen darüber aus den USA erhielten, haben wir – genau wie Harald Martenstein – zunächst an „Fake News“ gedacht. Zu ungeheuerlich lebensverachtend waren Gesetz und Gesetztesvorlage, als dass wir uns dies für die USA vorstellen konnten. Darüber hätten die deutsche Presse und das Fernsehen ausführlich berichtet, so unser Argument. Auch bei Nachfragen im hiesigen Familien- und Freundeskreis kam die gleiche Reaktion. Zur Abschreckung wird hierzulande doch regelmäßig mit lobenswerter Ausführlichkeit an die Gräultaten im Dritten Reich an sogenanntem „lebensunwerten Leben“ erinnert, zuletzt in der sehr sehenswerten Serie über die Berliner Charite´ in der Nazizeit. Sicher, im Internet hätte man sich umfänglich über die Debatte in den USA informieren können, wenn man zuvor nur den hiesigen Medien die entsprechenden Stichworte hätte entnehmen können. Nun, da wir es besser wissen, empfinden wir das breite Schweigen unserer Medien hinsichtlich solch lebensverachtender Liberalisierungsauswüchse im Abtreibungsrecht als verstörend. Als Ergänzung zu Harald Martensteins Kolumne sei noch erwähnt, dass die Organe der getöteten Kinder zu medizinischen Forschungszwecken verkauft werden dürfen. Auch dabei denkt man unwillkürlich an die Nazizeit. – Dr. Susanne von Roemeling-Kruthaup, Dr. Franz Kruthaup und Dr. Reinhard von Roemeling


Leserbrief zu „Der Teufel war’s? Von wegen!“ von Evelyn Finger

Mißbrauch von Kindern und Jugendlichen ist ein Verbrechen und gehört bestraft. Ich bin wie viele empört darüber. Bei der vor einigen Monaten veröffentlichten Mißbrauchsstudie wäre es hilfreich gewesen, außer den Zahlen der mutmaßlichen Täter, die Zahlen vorzulegen, in denen Täter angeklagt und verurteilt worden waren und wie viele der Beschuldigten schon verstorben sind. Aus den mutmaßlichen Zahlen auf Täter-Prozentwerte innerhalb der Priesterschaft vor einer Verurteilung zu schließen , halte ich nicht für redlich; und die Kirche besteht hauptsächlich nicht aus Priestern. Auch die Frage der gelöschten internen Akten sollte differenzierter betrachtet werden. Wenn Anklage bei der Staatsanwaltschaft erhoben worden ist, gibt es Untersuchungs- und Gerichtsakten. In Deutschland muss niemand , wenn er von einem Verdacht oder einer Tat hört, Anzeige erstatten (Bundesjustizministerin Barley) . Wenn das anders wäre, hätten in den 50-er Jahren viele Prozesse gegen die stattfinden müssen, die im Beisein anderer Zwangsarbeiter, Juden, Verfolgte des NS-Regimes ohne Anlass oder wegen Bagatellen ermordet haben , und das nicht nur in den Kriegsgebieten. Hätte die Bischofskonferenz schon 1946 eine Nulltoleranz-Direktive herausgegeben und sie befolgt (!), hätte es nicht in diesem Ausmaß Leid der Jugendlichen gegeben. Dieser Beschluss kam zu viel spät für die Kirche, und vor allem für die Opfer. Reue muss man vom Täter verlangen, nicht von dem, der davon hört, und das Gericht muss Schmerzensgeld und Wiedergutmachung festlegen, die aber diese Taten nicht wieder gut machen können. Doch ein Urteil ist ein Weg zur Gerechtigkeit. Das Verbrecherische an diesen Taten ist zudem, dass es den Opfern zusätzliches Leid aufbürdet, wenn sie die Tat anzeigen müssen. Hier hätten die Erwachsenen viel stärker tätig sein müssen und nicht wegschauen dürfen, und zwar alle, die davon gehört haben. – Alois Lienhard


Leserbrief zu „Superfood für Haare“ von Marcus Rohwetter

Trend: Über einen gewissen Zeitraum bereits zu beobachtende, statistisch erfassbare Entwicklung(stendenz): der neue, vorherrschende, modische Trend, der Trend geht hin zu Vereinfachungen, geht in eine andere Richtung; der Trend hält an, setzt sich fort; damit liegt er voll im Trend (Zeitgeschmack?) (vgl. Duden 7. Auflage 2011, Nachdruck 2014)
Trendsetter: a) Jemand der (weil man ihn als maßgebend ansieht oder Ähnliches) etwas Bestimmtes allgemein in Mode bringt, der einen Trend auslöst,
b) Produkt, dessen Erscheinen auf dem Markt einen neuen Trend auslöst. (vgl. Duden 7. Auflage 2011, Nachdruck 2014)
Der Trend muss so lange gejagt werden, bis er endgültig verscheucht ist, dann hat der Trend sich vertändelt. – Riggi Schwarz


Leserbrief zu „»Aus allen Ecken werde ich mit einer One-Way-Kommunikation beschallt. Es mag ein altes Phänomen sein. Neu ist die Hemmungslosigkeit, mit der das mittlerweile geschieht«“ von Henning Sußebach

Mit Erstaunen und Belustigung habe ich Ihren Artikel gelesen. Amüsiert habe ich mich über Ihre Erlebnisse auf Ihren Zugreisen. Das pubertäre bzw spätpubertäre Gebaren der „jungen“ bzw. jüngsten Generation oder das protzende, überhebliche Gebaren diverser „Schmalspur-Möchtegern-Manager“ ist harmlos im Vergleich zu dem was Sie in deutschen Arzt-Wartezimmern „geboten“ bekommen. Das ist mitunter in Ton und Inhalt im wahrsten Sinne des Wortes Hardcore, da bekommen Sie zuweilen tatsächlich rote Ohren! Aber was ist daran neu? Ist diese Selbstverwirklichung, dieses nur an sich Denken, die mangelnde Höflichkeit – was ist das denn überhaupt für ein fremdes Wort? – die mangelde Toleranz gegenüber seinen Mitmenschen, diese – ja man muß es so nennen – Umweltverschmutzung so schrecklich neu? Natürlich nicht und das wissen Sie auch, Herr Sussebach. Das alles hat nämlich auch etwas mit Bildung und Erziehung zu tun. Aber Erziehung – wieder so ein völlig unbekanntes Wort – ist ja zu einem Fremdwort verkommen. – A. Jeske


Leserbrief zu „Die einen sagen »Schmusekatze«, die anderen »Raubtier«“ von Stefanie Kara und Martin Spiewak

Während des Vietnamkrieges berichteten die Medien von „Bombenteppichen“ der USA-Luftwaffe. Bei uns gab es etwa zeitgleich eine Werbekampagne der Teppichhersteller mit dem Slogan: „Ohne Teppich kein zu Hause“. – Peter Reimer


Leserbrief zu „»Wir wollen nichts klauen«“ von Marcel Laskus

Der Artikel über Herrn Chen Yang ist für mich mit meiner Business Erfahrung im Projektmanagement mit Chinesischen Unternehmen in China aufschlussreich. Herr Chen Yang ist selbst ein Kind der Agenda „Made in China 2025“. Nach der High School , wo er im englisch Unterricht seinen englischen Vornahmen ausgewählt hat, wie alle meine chinesischen Bekannten, hat er die Universität besucht und Betriebswirtschaft studiert. Danach ist er nach Europa vermittelt worden, und hat dort Personalwesen studiert um auch die europäische Kultur und Gepflogenheiten kennenzulernen. Nun wird er von der Firma Chiho Environmental Group nach Deutschland als Leiter der Firma Scholz geschickt. Als Referent von seinem „Freund“ Henry Qin leitet er nun das Europageschäft der Firma Scholz und wird auch für den Wissenstransfer der Recycling Technologie in den Mutterkonzern verantwortlich sein. In den kommenden Jahren werden in China die älteren Fabrikationsanlangen stillgelegt um mit hochmodernen Fabrikationsanlagen „ Made in China 2025“ zu produzieren. Da ist ein valides Recycling Wissen, um die Umweltprobleme zu lösen, für China sehr wichtig!

Herr Chen Yang ist Teil dieses Planes 2025 und an den europäischen Universitäten nicht alleine! Natürlich sprechen Chinesen nicht über die wahren Hintergründe das wäre unhöflich. Auch die Freundlichkeit ist ein Teil der Konfliktvermeidung. Lässt sich der Konflikt nicht vermeiden geht es aber auch in China knallhart zur Sache. Auch privat steht her Chen Yang unter Erfolgsdruck. Aufgestiegen in die Mittelschicht will er natürlich weiterkommen, so ist der Job in Deutschland ein Meilenstein in seiner Kariere und natürlich bleibt seine Familie in China. Dazu wird er über die sozialen Medien kontrolliert. Er benutzt nicht nur Weibo sondern mit Sicherheit auch WeChat (Hierzu der Zeit Artikel zum Sozialpunktesystem) Auch ich bin auf WeChat da es in China keine Alternative gibt. Herr Chen Yang und sein Manager werden das notwendige tun um den Wissenstransfer zu unterstützen so wie es die Agenda 2025 fordert, den Sie sind ja Chinesen und Ihrer Firma und China verpflichtet. Die Firma Scholz wird auch weiterhin für den chinesischen Mutterkonzern interessant bleiben sofern sich wirtschaftlicher Erfolg einstellt und sich die Synergieeffekte von den Chinesen nutzenlassen. China ist auch mit der Hilfe der deutschen Wirtschaft auf dem Weg die „World Leadership“ in der Industrie zu übernehmen, das ist erklärtes Ziel von Xi Jinping (auch in der Zeit nachzulesen). – Wolfram Hartmann


Leserbrief zu „Mutter sein ist auch Arbeit“ von Dana Schuster

Der Artikel von Frau Schuster ist interessant zu lesen und gleichzeitig für jede berufstätige und alleinerziehende Mutter eine Beleidigung. Frau Schuster hat sich, trotz qualifizierter Berufsausbildung, es in der sozialen Hängematte recht bequem gemacht. Sie gibt ihren Kindern ein wunderbares Beispiel, wie man auch ohne Berufstätigkeit ganz gut durchs Leben kommt. Frau Schusters Kinder sind mit 12 und 16 Jahren nicht mehr so klein, dass die Mutter ständig um sie herumglucken müsste. Es ist natürlich angenehm, wenn man nicht früh morgens um 6.30 aus dem Haus muss und den Tag etwas ruhiger beginnen kann. Jeder Frau, die sich mit Kindern trotzdem für Berufstätigkeit entscheidet und dann eventuell die Kinder auch noch allein erziehen muss, wird mit der Argumentation von Frau Schuster das schlechte Gewissen gemacht. Ich war fast 20 Jahre „Alleinerziehend“ und berufstätig, meine Kinder haben trotzdem studiert, obwohl es keinen Unterhalt vom Vater gab und ich behaupte, die Mutter-Kind-Bindung zu meinen Kindern hat nicht unter meiner Berufstätigkeit gelitten. Heute bin ich froh, dass ich immer gearbeitet habe, da ich nun im Ruhestand bin und nicht zu den armen Alten gehöre. – Sigrid Pfaffel


Leserbrief zu „Über späte Abtreibungen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Bevor ich mein Abonnement der Zeit kündige, warte ich noch auf eine deutliche und gut sichtbar plazierte Entschuldigung von Herrn Martenstein und Herrn Joffe: Wie ist es möglich, dass in der ZEIT eine solche Ansammlung „alternativer Fakten“ zum Thema Abtreibung die redaktionsinterne Faktenprüfung passieren konnte? Was treibt diese beiden älteren Herren an, auf diese Weise ihren Verstand und ihre Reflexionsfähigkeit zu verlieren? – Martin Soder


Leserbrief zu „»Aus allen Ecken werde ich mit einer One-Way-Kommunikation beschallt. Es mag ein altes Phänomen sein. Neu ist die Hemmungslosigkeit, mit der das mittlerweile geschieht«“ von Henning Sußebach

Endlich sagt es mal jemand. Es ist wirklich nicht mehr zum Aushalten. Und ich habe das Gefühl, nur Sie und ich empfinden das so. Denn niemand aus dem „betroffenen“ Umfeld sagt etwas. Ich traue mich gar nicht, diese Leute anzusprechen, weil ich befürchte, dass mich dann auch alle anderen so angucken, als sei ich die Außerirdische. Ich wechsle daher in solchen Fällen einfach das Abteil. Was bleibt uns übrig! ;-) – Hille Völkers


Leserbrief zum Titelthema „Die neue Wut auf den Kapitalismus“

Es gibt zwei grundlegende Gedanken zur Wandlung:

  1. Unter reich wird die Ansammlung von Geld und die damit verbundene Macht verstanden, dabei heißt re-ich eigentlich alles, was durch mein Handeln zu meinem ICH zurück kommt.
  2. Die Zeit des Verbrauchers ist vorbei, die Zeit des Schöpfertums ist im Werden. – Hans Joachim Hühner

Leserbrief zu „»Aus allen Ecken werde ich mit einer One-Way-Kommunikation beschallt. Es mag ein altes Phänomen sein. Neu ist die Hemmungslosigkeit, mit der das mittlerweile geschieht«“ von Henning Sußebach

Eines scheint mir klar zu sein, lieber Herr Sussebach: Sie und ich, wir gehören einer kleinen Minderheit an. Denn all die von Ihnen so trefflich beschriebenen Bahn-Telefonierer, Piepstastendrücker und Musik-für-alle-Hörer lärmen ja nur deshalb so hemmungslos, weil sie selbst sich durch solche Belästigungen ebenso wenig gestört fühlen wie es die schweigende Mehrheit tut. Und die Zwangsbeschallung aus Supermarkt-Lautsprechern dient gewiss nicht dem Zweck, die Kundschaft zu vergraulen, sondern soll diese vor der verhassten Stille bewahren. Auch, dass Staat und Gesellschaft die zahlreichen Lärmterroristen auf unseren Straßen sich uneingeschränkt austoben lassen, ist Ausdruck für die allgemeine Gleichgültigkeit gegenüber dem vermeidbaren Krach. Ich für meinen Teil habe aus lauter Verzweiflung einen Roman zu dem Thema geschrieben. Hat aber auch nix genützt … – Wolfgang Tzschaschel


Leserbrief zu „Im Namen des Sohnes“ von Caterina Lobenstein

Die Unchristliche Union
Ich glaube im Sommer 2015 schrieb Bernd Ulrich, dass unsere Werte und unsere Menschlichkeit sich an der (von uns teilweise mitverschuldeten) Flüchtlingswelle beweisen müssten. Angesichts der immer besseren Wirtschaftsdaten klangen zu dieser Zeit die Worte z.B. des damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck wie Hohn, dass Deutschland durch die Aufnahme vieler Flüchtlinge an seine wirtschaftlichen Grenzen stoßen könne. Heute ist offensichtlich, dass es den meisten Politikern wie auch der Mehrheit der immer älteren Wähler allein darum geht, ihren Besitzstand zu wahren und mit möglichst wenigen Menschen anderer Herkunft zu teilen. Christliche und humanistische Werte werden da einfach von den Zinnen der Festung Europa auf die entrechteten Zuwanderer heruntergekippt. Erbärmlich! – Sebastian Koerner


Leserbrief zu „Wer tötete Daniel H.?“ von Daniel Müller

Wenn der Duktus Ihres Artikels richtig ist, wird hier bewusst auf „Freispruch mangels Beweis“ hin gearbeitet. Dann aber sollte ein Medium wie die ZEIT auch auf die -erwartbaren- Folgen eingehen: die jetzt schon feststellbare Krise der Strafjustiz wird noch zusätzlich vertieft, und manch ein Bürger wird sich erneut Pfefferspray und/oder Klappmesser kaufen. Dann ist der Schritt zur Ausschlachtung durch Parteipolitik nicht weit! Soo fördert man die extremen Rechten! Da hilft auch eine Terminierung über die Europawahl hinaus nicht mehr viel! Diese Bauernschläue ist zusätzlich abstossend! – Franz Berger


Leserbrief zu „Über späte Abtreibungen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ich bin tief enttäuscht und irritiert, dass Sie Behauptungen nicht recherchieren und falsche Aussagen abdrucken. Bisher glaubte ich, „Die Zeit“ ist eine seriöse Zeitung und geht gewissenhaft mit Informationen und Falschinformationen um. Das Thema Abteibung ist zu ernst, komplext und zu wichtig, als dass man mögliche Lösungsansätze verschweigt und statt dessen Grüchte in die Welt setzt. Ich hoffe Sie stellen den Artikel von Marteinstein richtig. Am besten in einem umfassenden Artikel. – Brigitte Reinhardt


Leserbrief zu „Über späte Abtreibungen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ich bin schockiert, dass Sie ungeprüft solche politisch tendenziösen Fake News verbreiten. Wird es dazu eine Gegendarstellung geben? https://faktenfinder.tagesschau.de/ausland/fake-news-abtreibungen-101.htmlSteffen Haubner


Leserbrief zu „»Wer mich fickt, den ficke ich«“ von Alice Bota, Kerstin Kohlenberg und Eva Schweitzer

Schade – die Überschrift zu diesem Artikel paßt nicht zu dem Niveau der ZEIT. Brauchen Sie so einen „Aufreizer“?? Die Reporterinnen hätten schreiben können, daß sich Felix Sater sehr vulgär ausgedrückt hat. Das hätte genügt. – Karin Klopfer


Leserbrief zu „Morgen wird’s grün“ von Marc Brost und Petra Pinzler

Marc Brost und Petra Pinzler sei Dank ausgesprochen für den aufschlussreichen Artikel, mit dem sie eine seriöse Umweltpolitik durch die Bundesregierung einfordern. Seriöse Politik sollte allerdings von seriösem Journalismus begleitet werden, und dazu gehört auch, nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Genau das geschieht aber, wenn „Investitionen von insgesamt mehr als 250 Milliarden Euro“ über einen nicht eindeutig benannten Zeitraum (2030 oder 2050?) wie folgt verglichen werden: „Das entspricht mehr als zwei Dritteln des jährlichen Bundeshaushalts.“
Auf den entsprechenden Zeitraum bezogen, wären grob gerechnet tatsächlich nur sechs (bis 2030) bzw. zwei Prozent des jährlichen Bundeshaushalts aufzubringen, um „das Klimaschutzziel zu erreichen, zu dem sich die Bundesregierung verpflichtet hat“. Das klingt weitaus unspektakulärer, macht aber eines deutlich: Es ist machbar. – Ralf Holtzmann


Leserbrief zum Titelthema „Die neue Wut auf den Kapitalismus“

Die Titel-Schlagzeile „Die neue Wut auf den Kapitalismus“ wirkt auf den Leser höchst alarmierend, und das soll sie wohl auch. Begründet wird sie mit dem Bericht von Autor U. J. Heuser über das Weltwirtschaftsforum 2019 in Davos. Dort würden oft „erste Trends in der globalen Ökonomie spürbar“. Sie seien Zeichen, dass „Umbrüche bevorstehen“! Die zum Beweis vorgestellten Auffassungen einiger Forumsteilnehmer zur Bewältigung des zweifellos verstärkt spürbaren Ungerechtigkeitsproblems zwischen Reich und Arm überall auf dem Globus reichen hoffentlich aus, die politisch Verantwortlichen in allen Staaten zu baldigem Handeln zu bewegen. Dabei ist „Wut“ allerdings kein guter Ratgeber. Die Mängel des Kapitalismus müssen mit Verstand und Logik, nicht revolutionär bewältigt werden. Das hat die gar nicht ferne Vergangenheit hoffentlich hinreichend bewiesen. – Hans Anhoeck


Leserbrief zu „Mutter sein ist auch Arbeit“ von Dana Schuster

Ist es Chuzpe oder ein falsch terminierter Aprilscherz? Ich tippe auf Erstes. Frau Schuster hat recht. Warum sollte man für den Unterhalt seiner nicht mehr ganz jungen, bzw. fast erwachsenen Kinder selbst sorgen und aufkommen, wenn die deutsche Sozialgesetzgebung andere Möglichkeiten zuläßt, für die die Gesamtheit der Steuerzahler verantwortlich zeichnet. Ein wirklich bemerkenswerter Standpunkt. Vielleicht kann ein ZEIT-Redakteur Frau Schuster einmal darauf hinweisen, daß u.a. auch viele Geringverdiener durch sie erheblich belastet werden. und die damit zu ihrer komfortablen Situation beitragen. Auch die hohen Kosten für ihr, wie es scheint, völlig überfllüssiges Neigungs-Studium wurden vom Steuerzahler beglichen. Ich danke der ZEIT , daß sie diese Veröffentlichung vorgenommen hat und frage mich natürlich, ob diese Denke von Frau Schuster auch von anderen Arbeitslosen geteilt wird. Dann wäre es an der Zeit, unsere Arbeitslosenstatistik entsprechend zu ergänzen. – Klaus Grasenick


Leserbrief zu „Jenseits der Schmerzgrenze“ von Merlind Theile und zu „Morgen wird’s grün“ von Marc Brost und Petra Pinzler

Eine ganz entscheidende Feststellung versteckt sich als unscheinbare Nebenbeibemerkung im Artikel von M. Theile: „Seine Kühe müssen laufend kalben, damit sie genug Milch geben.“ Was den allermeisten Konsumenten von Milchprodukten überhaupt nicht klar ist, muss einmal viel deutlicher benannt werden: Milchkühe werden ihr Leben lang gewaltsam zwangsgeschwängert und direkt nach der Geburt von ihrem Kalb getrennt. Kalbfleisch ist ein notwendiges Abfallprodukt der Milchproduktion. An jedem Glas Milch klebt somit Blut. Wer das nicht will, sollte auf Milchprodukte verzichten und die entsprechende Aufklärung unterstützen. Da unser Klima aber nicht wartet, bis Aufklärung und Bewusstseinswandel wirksam werden, könnten einige kleine politische Maßnahmen die notwendigen Veränderungen wesentlich schneller herbeiführen: Aufhebung aller Subventionen für Milchbauern. Einstufung von Kuhmilch als Genussmittel statt Grundnahrungsmittel, so dass die volle Mehrwertsteuer fällig wird. Zusätzliche Anhebung der Preise durch eine CO2-Steuer auf Milchprodukte. Im Umkehrschluss Reduzierung der Mehrwertsteuer auf alle pflanzlichen Milchalternativen. Warum hier seit Jahren die volle Mehrwertsteuer fällig wird, kann niemand begründen, der ersthaft am Klimaschutz interessiert ist. Durch die Preisverschiebung wird der Absatz von Pflanzenmilch automatisch steigen. Zusätzlich könnten Schlachtfotos von Kälbern auf den Kuhmilchtüten wirken. Das hat bei Zigarettenschachteln ja auch gut funktioniert. Um den Bedarf (an klimaverträglichen regionalen Produkten) zu decken, erhalten alle Milchbauern großzügige Subventionen, sobald sie von Kuhmilch auf Pflanzenmilch umsteigen und Lupinen, Soja, Hafer, etc. anbauen. Ein Großteil der durch das neue Klimaschutzgesetz geforderten CO2-Einsparungen hätte das Landwirtschaftsministerium damit bereits erreicht. – Sebastian Marcks


Leserbrief zu „Mutter sein ist auch Arbeit“ von Dana Schuster

Ihr Beitrag hat in meinem Bekanntenkreis zu langen Diskussionen geführt. Das liegt daran, dass wir alle unsere Kinder in den 70-er und 80-er Jahren großgezogen haben und dabei alle voll berufstätig waren. Die meisten von uns waren Gymnasiallehrer und hatten es insoweit leichter, als wir nachmittags meistens daheim waren.Was uns alle empört hat, ist Ihr unglaubliches Anspruchsdenken: der Staat soll für Ihre Familie bezahlen, damit Sie mit Ihren Kindern (12 und 16 Jahre alt !!!) frühstücken können! Sie finden es selbstverständlich, dass neben HarzIV ( knapp bemessen!) noch Schulbücher, Klassenfahrt für Ihren Sohn,usw. vom Steuerzahler übernommen werden. Hätten Sie kleine Kinder, würden wir Sie verstehen, aber Ihre Kinder sind groß genug, um auch selbst Verantwortung zu übernehmen. Sie sind ein Sozialschmarotzer! Wir hatten früher bei voller Arbeitszeit monatlich nicht mehr Geld als Sie, denn wir bezahlten Haushaltshilfe , Kinderbetreuer oder Au-pair-Mädchen, damit war oft die Hälfte des Gehaltes aufgebraucht. Wir wollten aber arbeiten, und mit unseren Steuer- und Sozialabgaben leisteten wir einen Beitrag für die Gemeinschaft. Sie scheinen zu meinen, dass der Staat Sie belohnen muss, dass Sie Kinder in die Welt gesetzt haben. Leute wie Sie bringen unseren Sozialstaat in Verruf, aber anscheinend haben Sie gute Beziehungen zu den Sozialarbeitern, denn normalerweise wird nicht so viel Rücksicht genommen auf Mütter mit Teenagern. – K. Göggel


Leserbrief zu „Der Champion tänzelt. Der Trainer bangt. – Es ist ihr letztes Rennen“ von Björn Stephan und Roman Pawlowski

So spannend und schön geschrieben, mit einfühlsamen Bilder, eine wunderbare „feuchte Augen“ Geschichte. – Dr. Bernhard Jung


Leserbrief zu „»Ich bin schockiert über die Vorwürfe«“ von Laura Cwiertnia

Wie naiv muss eine Wissenschaftlerin sein, um anzunehmen, dass ein Strategiepapier für die ARD, das unter anderem den Vorschlag beinhaltet, Privatsender als „medienkapitalistische Heuschrecken“ anzuprangern, nicht bekannt würde. Wie kläglich steht die Linguistin Elisabeth Wehling nun da, wenn sie glaubt, eine Antwort auf alle berechtigten Fragen verweigern zu können, indem sie sich auf den internen Charakter des Papiers beruft, das doch längst öffentlich ist. Noch unbedarfter erscheint allerdings das Verhalten der ARD- Verantwortlichen, die ein solches Papier in Auftrag gaben, von dem doch klar sein musste, dass man seinen Empfehlungen nicht würde nachkommen können, ohne sich lächerlich zu machen; schwerer wiegt der Vorwurf, dass ein solcher Auftrag in offensichtlichem Gegensatz zu einer verantwortungsvollen Wahrnehmung der Aufgaben des öffentlichen Rundfunks steht: „Framing“, das ist doch nichts anderes als Schönfärben oder Schlechtreden, eine Methode, die die Wahrheit nach links oder rechts frisiert. – Dr. Ludwig Engstler


Leserbrief zum Titelthema „Die neue Wut auf den Kapitalismus“

Ich bin immer wieder erstaunt, mit welcher Beharrlichkeit die Erörterung steuerpolitischer Fragen und Lösungsansätze in der ZEIT (aber auch in anderen Medien) auf der Stelle tritt. So auch wieder in ihrem Beitrag vom 28. Februar 2019. Spitzensteuersatz, Reichensteuer, Vermögensteuer – die ewige Wiederkehr des Gleichen. Die Mehrwertsteuer trifft vorrangig die ärmeren Haushalte – auch das hat man schon hundertmal gelesen. Thomas Piketty darf natürlich auch nicht fehlen (zur Abwechslung diesmal im Interview mit Ihrem Kollege Rohrbeck). Alles nicht falsch, aber wo ist der Neuigkeitswert, wo die Weiterentwicklung? Wann wird mal über den Tellerrand geschaut? Neu sind über die Jahre betrachtet eigentlich nur die Zahlen, die Statistik liefert schließlich alljährlich ein Update. Als Leser bin ich gelangweilt und unterfordert. Was ich beispielsweise vermisse, insbesondere bei einem, wie in diesem Fall, Titelhema Ungleichheit, ist eine Ausleuchtung von Immobilienvermögen als bevorzugte Vermögensform der Reichen (siehe hierzu bspw. die einschlägige Bundesbank-Statistik). Vermögen sind ungleich verteilt, völlig richtig und längst Allgemeinwissen (auch dank Ihrer beständigen Wiederholungen…). Aber was noch nicht allgemein bekannt ist: Immobilienvermögen sind ganz besonders ungleich verteilt. Das einmal gründlich aufzuarbeiten wäre wirklich mal was Neues in der ZEIT und ganz erhellend! Es ließe sich nämlich gut zeigen, woran das liegt, etwa welche Steuerprivilegien Immobilien im Vergleich zu anderen Vermögensarten genießen und vor allem welche besondere Rolle dem Boden im Unterschied zum darauf errichteten Gebäude zukommt. Empirische Untersuchungen in zahlreichen Industrieländern inkl. Deutschland zeigen beispielsweise, dass die Vermögenszuwächse bei Immobilien im langjährigen Mittel zu grob gesagt 80 (!) Prozent auf Bodenwertzuwächse zurückzuführen sind. Das alles hat mit der von Wissenschaft und Politik – kurioserweise vor allem ihrer linken Hälfte – vollkommen unterschätzten, um nicht zu sagen negierten Bedeutung des Bodens in einer Volkswirtschaft und als Anlage- und Vermögensform zu tun. Oder schützt die Politik in einem unausgesprochenen Konsens, aber eben einseitig die Interessen der landbesitzenden Klasse…? Die klassische Ökonomie unterschied noch zwischen den drei Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Boden. Die Neoklassik schlug den Boden kurzerhand dem Kapital zu, und diese Sichtweise beherrscht bis heute das politische Denken und Handeln. Von dieser Verblendung profitieren die Vermögenden und lachen sich ins Fäustchen. Dass sich aus dieser Erkenntnis andere als die gemeinhin zitierten steuerpolitischen Lösungsansätze ableiten lassen, liegt auf der Hand. Über die Sonderrolle des Bodens als Anlageform oder darauf zugeschnittene Instrumente liest man etwa bei Piketty: Nichts. Die einschlägige englischsprachige Literatur hingegen gibt dazu schon deutlich mehr her. Staaten mit hoher Besteuerung von Bodenwerten finden sich in internationalen Steuerrankings auf den oberen Plätzen und sind wirtschaftlich überdurchschnittlich erfolgreich. Über all dies würde man gerne mal ausführlich in der ZEIT lesen. – Ulrich Kriese


Leserbrief zu „Fluch der Hörner“ von Fritz Habekuss

Vielen Dank für diesen informativen wie erschütternden Bericht. Absurd, mit welchen Mitteln versucht wird zu verhindern, dass die letzten Nashörner vor den Augen der Weltöffentlichkeit verschwinden . So absurd, wie die Tatsache, dass die Ausrottung nur mit der Vermarktungdes Nashorn-Keratins verhindert werden kann. Daher verfehlt das Argument der Wilderer-Expertin Karen Trendler sein Ziel. John Hume möchte das Horn nicht verkaufen, um den illegalen Handel auszutrocknen, sondern um mit den Verkäufen sein Unternehmen finanzieren und damit letztendlich retten zu können. Solange es Konsumenten gibt, die bereit sind, für vermeintlichen Status, Potenz- und andere traditionsbehaftete Banalitäten eine Tierart leichtfertig zu opfern, scheint die eingeschränkte legale Öffnung des Handels mit diesem… Produkt dringlich wie unumgänglich. Es muss ein streng zertifizierter legaler Handel entstehen; der definitiven Nachweispflicht des Landwirtes/Händlers, dass das Horn vom lebenden Tier stammt. Die Erkenntnis, dass man sich für eine vermeintlich bessere Lebensqualität ebensogut geriebene Fußnägel in die Nahrung mischen kann, scheint nicht in Sicht. Die Einsicht, dass man eine Kuh nicht erschießt, um sie zu melken, evtl. schon eher. – Ein/e Leser/in