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25. April 2019 – Ausgabe 18

 

Leserbriefe zu „Im Wartezimmer eines Arztes steckt ein Elfjähriger zwei Säuglinge mit Masern an. Der Junge war nicht geimpft. Rekonstruktion eines tödlichen Versäumnisses“ von Amrai Coen und Nicola Meier

Der Titel des Dossiers hat dazu geführt, dass ich mich nun doch einmal zu Wort melde, obwohl das Thema meines Leserbriefes mir schon lange ein Anliegen ist. Wünschenswert wäre es doch, wenn die Medien in unserer Gesellschaft die Rolle einer (möglichst) objektiven Informationsquelle, des wachsamen Mahners u.ä. spielen würden. Dadurch könnten sie in Zeiten, in denen eine Polarisierung der Gesellschaft – oftmals gerade auch von den Medien zu Recht kritisch betrachtet – voranschreitet, eine wichtige ausgleichende Aufgabe erfüllen. Gerade dieser Aufgabe werden die Medien aus meiner Sicht jedoch immer weniger gerecht. Auch DIE ZEIT verfällt leider immer wieder, um nicht zu sagen immer öfter, der Versuchung, eine reißerische Schlagzeile, Überschrift über die Aufgabe einer seriösen differenzierten Darstellung eines Sachverhaltes zu stellen. Sie wird dadurch ihrer wichtigen Rolle als Teil der Vierten Gewalt in einer pluralistischen Gesellschaft nicht gerecht. Beim Titel des Dossiers ist dies meiner Meinung nach offensichtlich und ärgerlich (unabhängig vom Inhalt des Artikelsund unabhängig von meiner eigenenEinstellung zu diesem Thema). Dies ist eher einer Schlagzeile der Boulevard-Presse (z.B. der BILD-Zeitung) „würdig“. Dieser Trend in der Berichterstattung zieht sich leider wie ein roter Faden durch die Medienlandschaft. Liebe ZEIT-Redaktion, stellen Sie sich diesem Trend verstärkt entgegen. Nur so haben wir Leser die Chance, nicht wie Lemminge einer scheinbar auflagensteigernden Leser-Community hinterher zu laufen, sondern sich unabhängig zu informieren und als Teil einer pluralistischen Gesellschaft eine eigene Meinung zu bilden. – Klaus Teichmann

Danke für den Artikel, die Pharmaindustrie freut sich. – Ein/e Leser/in

Als Mutter von vier Kindern, die stets alle Impftermine eingehalten hat, stellt sich zur Impfverlässlichkeit momentan eine besondere Schwierigkeit. Nach über zehn Jahren Treue, in der wir immer unzufriedener mit „unserer“ Kinderarztpraxis wurden, beschlossen wir zu wechseln. Nur gibt es in dem Landkreis, in dem wir wohnen einen Mangel an Kinderärzten und keiner ist bereit uns in seine Patientenkartei aufzunehmen. Alle Praxen sind übervoll und nur noch Neugeborene werden aufgenommen. Für jede U-Untersuchung oder Impfung muss ich nun herumtelefonieren bis ich ausnahmsweise (und frühestens in vier Monaten) einen Termin bekomme. Ohne diese Hartnäckigkeit im telefonischen Verhandeln hätten sich bei meinen Kindern längst Lücken im Impfschutz aufgetan. Bevor nun über eine Impfpflicht gesprochen werden sollte, müssen ersteinmal genügend Kinderärzte vorhanden sein! – Eva Albert

Im Dossier berichten Sie in epischer Breite, mit ausgefeilter Rhetorik über das tragische Schicksal zweier Kinder, die an Spätfolgen einer Maserninfektion starben. Den betroffenen Kinderarzt zitieren Sie dabei mit den Worten: „Ich habe es abgelehnt, die Eltern zu informieren … Die Eltern leben sonst jahrelang in Angst.“ Dank Ihres Artikels leben nun alle möglichen Eltern jahrelang in Angst, wenn ihre Kinder irgendwann mal Masern hatten. Super. Reife journalistische Leistung. In der Impfdebatte tut Versachlichung not. Ihr Artikel dürfte dazu wohl eher nicht beigetragen haben. Die Seite, auf die Sie sich schlagen, mag die richtige sein – aber heiligt der Zweck auch Ihre Mittel? Meines Erachtens hat niemand das moralische Recht, Menschen, die aus was für Gründen auch immer sich oder ihre Kinder nicht impfen lassen, wie kleine Dummchen darzustellen („Aber die Risiken von Impfschäden. Aber die Chemikalien in den Impfstoffen. Aber die Pharmaindustrie, die nur Kasse machen will.“) Oder sie wie Aussätzige zu behandeln, was in der Gesellschaft zunehmend geschieht. Wie wäre es stattdessen mit belastbaren Fakten zu den Fragen, die Impfskeptiker beschäftigen? Wie gut sind Multi-Impfstoffe wirklich ausgetestet? Wurden die verschiedenen Antigene in Kombination an Tieren getestet oder nur einzeln? Welche Chemikalien sind tatsächlich in Impfstoffen enthalten und was kann damit im Körper passieren? Und was steht eigentlich in den Packungsbeilagen der Impfstoffe, welche kaum ein Patient jemals zu sehen kriegt? (Bei meinen Impfungen hieß es immer nur „Das kann da an der Einstichstelle nochmal ein bißchen wehtun“ – Aufklärung über Risiken und Nebenwirkungen sieht anders aus.)

Ein Blick in meinen Impaß weckt in mir Verständnis für die Skepsis beachtlicher Teile der Bevölkerung. Acht empfohlene Impfungen im ersten Lebensjahr, weitere neun im zweiten, plus zahlreicher Auffrischungen im Laufe eines Lebens. Ob das wirklich gesund ist? Vielleicht ist vieles, was Impfgegner ins Feld führen, bei genauer Betrachtung ja haltlos; nur würde ich das gerne in der ZEIT etwas fundierter lesen als in diesem Artikel. Die präsentierten statistischen Zahlen sind mir dafür zu mager, zudem nicht sauber belegt. Von mir selber kann ich sagen, daß ich mich weder vor Impfschäden noch Infektionen allzusehr fürchte. Bedenklich fände ich jedoch, wenn eine Masernimpfplicht nur der Anfang wäre, und am Ende jeder Bürger zu dutzenden Impfungen gezwungen (oder auch nur genötigt) würde, die vielleicht nicht alle mit der gleichen Dringlichkeit daherkommen. Bevor das passiert, müßte tatsächlich eine breite Diskussion zwischen beiden Seiten stattfinden, einschließlich der Wissenschaftler und Mediziner, die eine andere Meinung zu dem Thema vertreten. Ich würde mir wünschen, daß die ZEIT dazu einen ebenso fairen Beitrag leistet, wie ich das bei anderen kontroversen Themen von Ihnen gewohnt bin. – Martin Söllinger

Das Dossier der aktuellen Zeit ist in seiner einseitigen und populistischen Art unwürdig für die Zeit. Deutschland hat aktuell weniger Masernfälle als im Mittel der letzten 10 Jahre. Zudem sind 50% der aktuellen Masernfälle mehrfach geimpfte. Auch der Vergleich der Komplikationsraten ist irreführend, da wir ja kein 100% Chance haben uns mit Masern anzustecken. Die Komplexität des Themas wird in dem Dossier nicht abgebildet. Auch bei einem Impfzwang würden wir Menschen etwas aufzwingen Evtl. Auch einen Impfschaden. Ein Kind hat in meiner Praxis nach einer MMR Impfung aus Nase, Ohren und Mund geblutet, weil die Blutgerinnung durch die Impfung gestört würde. Zum Glück hat das Kind keine Hirnblutung bekommen. Unser medizinisches handeln muss immer wieder abgewogen werden. Nihil nocere – niemals Schaden ist der Leitsatz des hippokratischen Eides. Da wir keine Placebo kontrollierten Studien bei Impfungen haben, ist letztendlich nicht geklärt, ob wir mehr gutes tun oder auf die Dauer mehr Schaden zuführen. Ich habe in fast 40 Jahren Beschäftigung mit Medizin so einige sicher geglaubte Therapien verschwinden sehen, da wir entdeckt haben, dass sie mehr schaden als nutzen (z.b. Antiarrhytmika oder Digitalis). Eine große kanadische Studie zeigte z.b., dass Hepatitis B geimpfte ein deutlich erhöhtes Risiko haben an MS zu erkranken. Die größten Masernzuwächse haben wir aktuell in Europa in Ländern mit impfpfpflicht (Frankreich, Polen, Rumänien). Eine investigativ kritische Darstellung wäre da sehr viel hilfreicher. Dieser Artikel unterscheidet sich in keiner Weise von der einseitigen Darstellung eingefleischter impfgegner, die Einzelfälle von schweren impfkomplikationen publizieren. – Dr.med. Andreas Pauw

Sehr herzlichen Dank, dass Sie über das Masern/ Impfthema so ausführlich berichten. Neben der ZEIT beziehe ich eine große Tageszeitung, deren einzige Stellungnahme zu diesem Thema bislang der Leserbrief eines Arztes war, der sich eine – für mich – merkwürdige Behandlung dieses Themas zurecht gelegt hatte und darüber berichtete: Er empfahl Patienten, die sich in der Homöopathie nicht so gut auskannten wie er, ihre Kinder impfen zu lassen; seine Kinder wurden nicht geimpft, die Masern wurden dann homöopathisch behandelt. Er sprach sich außerdem gegen den Mehrfachimpfstoff aus – sein Wissen darüber bezog er aus der Roten Liste.. Meine Gegendarstellung wurde nicht abgedruckt. Ich bin keine Freundin der Impfpflicht und will nicht, dass “ der Staat“ in das Elternrecht eingreift – andererseits hat „der Staat“ die Pflicht einzugreifen, “ wenn die Eltern versagen“. Lieber wäre mir, Eltern würden von sich aus verantwortungsvoll handeln und ihre Kinder impfen lassen, und alle Ärzte würden die gute Durchimpfung ihrer Patienten – groß und klein – sehr ernst nehmen. – Dr. Ursula Augener

Ihr Artikel könnte auch die Überschrift tragen:
Krampfartige Anfälle eines 8jährigen Mädchens nach Masernimpfung! Pharmaindustrie verhindert Studien über Impfschäden!

Warum schreiben Sie darüber nichts? Kommentar des Neurologen, den die panische Mutter nach dem Anfalls aufsuchte: »Das haben wir regelmäßig bei uns in der Praxis. Kinder mit Krämpfen, nach Impfungen.« Das Mädchen hat bis heute regelmäßig Anfälle. Die Mutter wollte eigentlich nicht impfen und wurde von der Kinderärztin überredet. Fakt ist, dass Impfschäden statistisch nicht erfasst werden, weil es dafür keine Lobby gibt. Ihr Artikel ist tendenziös und bewegt sich am Rande des Bildzeitungsniveaus. Üble Meinungsmache, die die andere Seite nicht berücksichtigt. – Stefanie Stroebele

Ganz im Sinne der Pharmaindustrie gibt dieser Artikel ein stark emotional aufgeladenes, aber völlig falsches Bild eines ungeimpften Jungen, der zwei Säuglinge tötete. Schlecht recherchiert und reißerisch aufbereitet Amrei Coen und Nicola Meier!
1. Der Kinderarzt aus der ehem. DDR war aus seiner Vita staatlich verordnete Impfaktionen zwangsweise gewöhnt.
2. Viren machen keinen Bogen um geimpfte oder ungeimpfte Menschen, es kann also jeden treffen. Der 11-Jährige hatte keine Schuld.
3. Masern können auch geimpfte Menschen bekommen, es gibt keinen lebenslangen Schutz. Bei keiner Impfung!
4. Andere Experten als die der o.g. Autoren sagen, durch die Masenrimpfung werden die Masern verbreitet, da es ja eine Lebendimpfung ist.
5. Den beiden Autoren empfehle ich mal das Video von Dawid Snowdon anzuschauen, um keine weiteren reßerischen Fehlurteile zu verbreiten: https://fb.me/dawid.snowdenMichael Wach

Mit großer Bestürzung habe ich Ihren Artikel über die zwei an den Spätfolgen der Masern verstorbenen Kinder gelesen. Es ist furchtbar, was diesen Familien widerfahren ist und erschüttert mich zutiefst, nicht zuletzt, weil ich selbst Mutter zweier kleiner Kinder bin. Meine Kinder sind gegen Masern geimpft und mein Mann und ich gehören nicht zu den von ihnen vielfach zitierten Impfgegnern. Jedoch haben auch wir uns ausführlich damit auseinandergesetzt, zu welchem Zeitpunkt und gegen welche Krankheiten genau wir unsere Kinder impfen lassen. In Ihrem Artikel vermisse ich die Differenzierung zwischen Menschen, die Wert auf eine individuelle Impfentscheidung legen (und nicht ohne zu Hinterfragen jede Empfehlung der STIKO wie bspw. die Impfung eines 2 Monate alten Säuglings gegen Hep. B befolgen) und denjenigen, die strikt jede Impfung ablehnen. Die verschiedenen Impfungen, die heute empfohlen werden, sind sehr unterschiedlich gut wirksam, haben unterschiedlich starke Nebenwirkungen und sind unterschiedlich gut erforscht. Deshalb ist es meines Erachtens nach durchaus legitim und angebracht, sich als Eltern auch eigenständig zu informieren und mit zu entscheiden, ob, wann und wogegen das eigene Kind geimpft wird, nicht zuletzt, weil es eben doch immer wieder auch zu Impfschäden kommt. Ich jedenfalls bin froh, dass es in Deutschland keine Impfpflicht gibt. – Angela Schneider

Wurde dieser Jahre zurückliegende Fall, bei dem doch viel Zufall und Pech im Spiel war – was seine Tragik natürlich nicht schmälert – nun ausgegraben, um die impfmüden Deutschen wieder etwas in Angst zu versetzen und zum Impfen zu bewegen? In Ihrer Zeitung – sonst sehr facettenreich und Themen von mehreren Seiten betrachtend – wurde schon mehrfach vehement für Impfungen bzw. eine Impfpflicht das Wort ergriffen. Gute Argumente dafür will ich gar nicht leugnen, doch wäre es schön, wenn Sie auch kritischere Stimmen zu Wort kommen lassen würden (natürlich keine esoterischen Verschwörungstheoretiker, sondern kritische Kinderärzte oder Wissenschaftler). Außerdem berücksichtigt keiner Ihrer Autoren die Einflussnahme von Lobbyisten der Pharmaindustrie auf die öffentliche Meinungsbildung, die Beeinflussung von Studienergebnissen durch selbige (nachzulesen im Deutschen Ärzteblatt, Schott 2010) oder eventuell bestehende Interessenkonflikte der Stiko-Mitarbeiter (einsehbar auf der Website des Robert-Koch-Instituts). Über mögliche Risiken von Impfstoffen und negative Effekte einer Durchimpfung der Gesellschaft hinaus wären das einige Punkte, die meiner Meinung nach in der Diskussion nicht fehlen dürfen. – A. Scherer

Inzwischen findet sich fast in jeder Ausgabe ein Artikel mit Argumenten für die Einführung einer Impfpflicht in Deutschland. Die Argumentation der Autoren lautet im Kern stets „Impfungen sind statistisch betrachtet in höchstem Maße wichtig und sicher, das ist wissenschaftlich erwiesen. Kritische Betrachtungen der gängigen Impfpraxis beruhen auf rein emotionaler, nicht faktisch fundierter Ablehnung“. Tatsächlich stoßen mir die Beiträge zum Impfthema in der „Zeit“ als enorm emotional dargestellt und argumentativ höchst einseitig, somit „unwissenschaftlich“, auf. Berechtigte Fragestellungen werden kaum recherchiert und fehlen in der Darstellung der Autoren. Hier nur ein paar Aspekte die in meiner Wahrnehmung fehlten:
– Ist die erfasste Zahl von Impfschäden repräsentativ, oder ist von einer systemimmanent sehr hohen Dunkelziffer auszugehen?
– Wurden andere Impfrisiken, beispielsweise die Ansteckung von ungeimpften Personen durch Empfänger von Lebendimpfstoffen (z.B. bei der Masernimpfung), umfassend und kritisch erforscht?
– Ist ein so gravierender Eingriff in die Grundrechte, wie ihn eine de-facto Impfpflicht für Schulkinder darstellt, durch die Zahl der Ansteckungen Dritter durch Nicht-geimpfte zu rechtfertigen? Oder wird hier ein statistisch eher unbedeutendes Gefahrenpotential überbewertet, bei gleichzeitiger Vernachlässigung relevanterer Gefahren (z.B. Handynutzung von Fahrzeuglenkern)?
– Ist die Vermutung, dass Impfempfehlungen und politische Debatten zur Impfpflicht stark von wirtschaftlichen Interessen beeinflusst werden bei näherer Betrachtung tatsächlich unhaltbar?

Gerade zu Beginn der 2000er Jahre gab es gravierende Missstände innerhalb der ständigen Impfkommission (STIKO) durch Interessenkonflikte und fehlende Transparenz (Stichworte: Windpocken, HPV, Schweinegrippe, H.J. Schmitt, Dr. Heininger). Bedenken gegenüber den Empfehlungen der STIKO sind somit nicht als unbegründete Schwarzmalerei von verschwörungstheorieaffinen Impfgegnern abzutun, sondern verdeutlichen die Notwendigkeit, den begonnenen Reformprozess innerhalb dieser mächtigen Kommission hin zu mehr Transparenz und dem Abbau von Interessenkonflikten weiter voranzubringen, um Glaubwürdigkeit zurück zu gewinnen. Statt der Holzhammermethode „Impfpflicht“, plädiere ich daher für für eine Mischung aus Hürdenabbau bei Impfungen (bspw. durch Impfangebote an Kindergärten/Schulen/Arbeitsplatz) in Kombination mit „ehrlicher“ Impfaufklärung, die Vertrauen zurück gewinnt. Hierbei müssen fundierte impfkritische Argumentationen genauso ernsthaft erforscht werden, wie die Vorteile von Impfungen. Dies wäre eine Herangehensweise, die einer mündigen Bevölkerung in einer freiheitlichen Gesellschaft gerecht wird. Dazu gehört auch, es ggf. aushalten zu können, wenn am Ende ein (geringes?) Restrisiko durch eine ungeimpfte Gruppe in der Bevölkerung bleibt. Gerade bei Bedrohungsszenarien ist statistische Abwägung ein viel besserer Ratgeber, als die Angst – dies sollten sich beiden Gruppen, die Impfkritiker wie Impfbefürworter, vor Augen führen. – Jürgen Muddlich

Sie beschreiben in Ihrem Artikel einen Fall mit besonders tragischem und bedauerlichem Ende. So etwas ist zum Glück nicht die Regel. Das Ganze entwickelt sich allmählich zur Hysterie. Hier wäre eine ausgewogene Diskussion angebracht: In Berlin, in den Räumen von GESUNDHEIT AKTIV e.V. , Gneisenaustraße 42 10961 Berlin, fand ein Symposion „für oder gegen die Impfpflicht“ statt. Neben den Kinderärzten nahmen auch zwei Vertreter von Zulassungsstellen für Impfstoffe und ein FDP-Abgeordneter teil. Die Diskussionen verliefen sehr kontrovers. Im Mittelpunkt stand die Pflicht zur Masernimpfung. Alle teilnehmenden Ärzte, auch die Vorsitzenden der Zulassungsstellen, waren gegen die Impfpflicht. Aber ein Vorwurf ging an die Pharmaindustrie: Sie forscht überhaupt nicht zum Thema „Unverträglichkeiten und Spätfolgen durch Impfen im Kindesalter“. Für sie ist das kein lohnendes Forschungsgebiet. Stattdessen setzt sie sich an die Spitze Aller, die moralischen Druck auf Eltern ausüben. Dem hat niemand widersprochen.

Ich bin nicht grundsätzlich gegen Impfen zum Schutz gegen Infektionskrankheiten. Aber Vieles ist hier bedenkenswert und bedarf eines genauen Vorgehens. Weshalb werden fast nur Mehrfachimpfstoffe bei Babys eingesetzt? Es gibt auch Einfachimpstoffe. Weshalb hier gegen Tetanus impfen, obgleich Tetanus bei Babys fast nie vorkommt? Bedenklich bei der Kombination Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Polio ist der Begleitstoff Aluminiumhydroxid, der für das Anspringen des Immunsystems sorgen soll. Dadurch können später Rheuma und Diabetes entstehen. Weshalb wird der Kombiimpfstoff doppelt so hoch dosiert wie bei Erwachsenen?
Masern sind nicht auszurotten! Weshalb wird im 11.Monat dagegen geimpft? Warum nicht, wie in Schweden nach 18 Monaten? Mumpsimpfung ist erst in der Pubertät notwendig. Zusammenfassend möchte ich sagen: die Notwendigkeit und den Zeitpunkt der Impfung sollten Eltern und Kinderärzte gemeinsam entscheiden, nicht der Gesetzgeber. – Axel Klette

Ich verneige mich vor Ihnen in Hochachtung! Solch einen Kinderarzt habe ich als junge Mutter immer zu finden gehofft. Sie schützten das Leben Ihrer kleinen Patienten und das deren Eltern, indem Sie auf Aufklärung über diese hoffnungslose Krankheit SSPE verzichteten. So ermöglichten Sie durch Ihren Mut zum Schweigen den betreffenden Familien ein unbeschwertes Leben. Herr Dr. Holzhausen, Ihnen gebührt Dank und Anerkennung! – Monika Behling

Es ist keiner Mutter zu wünschen, dass ihr Kind stirbt und ich kann verstehen, dass Frau Giesbrecht und Frau Knöpp ihren Beitrag dazu leisten möchten, dass andere Kinder durch Impfungen vor einer tödlichen Folgeerkrankung geschützt werden. Problematisch ist allerdings, dass im Bereich der Immunologie enorme Forschungslücken bestehen. Auch zu den Faktoren, die im Zusammenwirken SSPE fördern. Einzig auf eine Masernerkrankung in der frühen Kindheit abzustellen, erscheint ungenügend, da nicht alle Kinder, auf die dies zutrifft, SSPE entwickeln. Es ist zu hoffen, dass Faktoren gefunden werden, die SSPE hemmen oder ganz verhindern können. Wenn stattdessen flächendeckend geimpft werden soll, um die scheinbare Alleinursache Masern auszurotten, erscheint dies verfehlt. Das Immunsystem wird von vielen Faktoren beeinflusst, ist abhängig von den Lebensumständen und reagiert nicht bei allen Menschen gleich. Ich bin Impfversagerin und habe die Masern trotz Impfung im Kindesalter durchgemacht. Eine bestimmte Gruppe von Menschen bildet allen Studien zufolge nicht die erwünschte Immunreaktion auf die Impfung. Die Frage ist, warum. Ebenso ist mir nicht klar, wieso bei mir nicht die Röteln ausbrachen, obwohl ich (noch ungeimpft) den ganzen Tag mit meinen erkrankten Schwestern spielte. Zur Beantwortung solcher Fragen zur individuellen Reagibilität des Immunsystems würde ich gern an einer wissenschaftlichen Untersuchung teilnehmen. Das Impfprogramm nach Impfkalender bei meiner Tochter habe ich abgebrochen, als sie überschießende Immunreaktionen zeigte und dadurch sehr geschwächt war. Eine zusätzliche Reizung des Immunsystems, welche bei Impfungen beabsichtigt ist, um die entsprechende Reaktion des Körpers hervorzurufen, war eindeutig kontraindiziert. Wenn man uns zwingen will, gegen Masern zu impfen, werde ich alle Wege gehen, um zunächst den Sinn oder Unsinn dieser Maßnahme in unserem Einzelfall auszuloten. Viel hilft nicht immer viel. Hoffentlich kann ich noch aus dem Haus gehen, ohne dass man mit Steinen nach mir wirft, weil ich als sogenannte „Impfgegnerin“ „das Leben anderer aufs Spiel setze“ und „einfach über andere bestimme“. Ich möchte nur, dass anerkannt wird, dass die Wirkung von Impfungen begrenzt und nicht in jedem Fall förderlich ist. – Claudia Herbst


 

Leserbriefe zu „Ein Mann wird gut“ von Tina Hildebrandt

Ein Kreuz sehe ich bei Geflüchteten aus Afrika oft. Die meisten legen es nie ab. Es hat sie auf der Flucht vor Verfolgung begleitet und beschützt, es half ihnen, mit nur einem Glas Wasser täglich die Wüste zu durchqueren, der Hölle libyscher Gefängnisse zu entkommen und es hat sie auch übers Meer gebracht. Das Kreuz ist steter Begleiter: bei der Anhörung im Asylverfahren, im Deutschkurs, bei der ersten Arbeitsstelle. Und manchmal umklammern seine Träger es besonders lange und flehentlich. Wenn ihre Frauen und Kinder sich auf den gefährlichen Weg in die Flüchtlingslager Äthiopiens machen, nachdem ihre Ehemänner nach Monaten bis Jahren – je nach Bearbeitungsdauer der Asylanträge – in Europa als Verfolgte nach der Genfer Flüchtlingskonvention anerkannt wurden und damit das uneingeschränkte Recht haben, ihre engste Familie nachzuholen. Doch dann wird die Geduld auf eine erneute Probe stellt. Circa 18 Monate müssen die Angehörigen in den Flüchtlingslagern Afrikas derzeit auf einen Termin bei den Deutschen Botschaften z.B. in Addis Abeba warten, um lediglich die Visaanträge abgeben zu dürfen. Der fröhliche Anblick und die Lebensfreude, die Herr Söder vielleicht vordergründig wahrgenommen haben mag, täuschen. Dass ein Kind lacht und spielt, bedeutet nicht, dass es nicht traumatisiert ist! Viele dieser Kinder wünschen sich nichts sehnlicher als ein normales Familienleben. Nachdem sie bereits alles Vertraute hinter sich lassen mussten, nach allen schrecklichen Erlebnissen, die sie durchlitten haben, sehnen sie sich nach einem normalen Alltag mit Vater, Mutter und Geschwistern in Sicherheit und ohne Angst. Leider wird diesen Familien durch immer höhere und teilweise unüberwindbare bürokratische Hürden die Zusammenführung erschwert, verzögert und nicht selten ganz unmöglich gemacht. Und so sind sie Protagonisten in einem kafkaesk anmutenden Drama und würden sicherlich lieber bei Star Trek mitspielen, wo „die Schwachen zusammenhalten und die Werte der Menschlichkeit verteidigen, um am Ende zu obsiegen.“ – N.Theisen

Ein schwarz-schwarzer Gedankenaustausch mit Markus Söder in Addis Abeba (Äthiopien). Ein „Kreuzzug“ unter blau-weißer Flagge, aber mit einer original-echten, fränkischen „Schäuferla-Gesinnung“; eben urbayerischer Außenpolitik mit dem fränkischen CSU-Chef. – Riggi Schwarz

Auch wenn mir klar ist, dass die Autorin ihren Fokus Markus Söder und nicht dem in ihrem Artikel vertretenen Afrika-Bild widmet, halte ich die Darstellung des Geflüchtetencamps in Äthopien für äußerst problematisch. Die einzigen Beschreibungen erzählen von elendig armen Kindern, die „singen, tanzen, hüpfen klatschen“ und vor den „wilden Löwen“ beschützt werden. Diese einzelnen Eindrücke mögen alle verständlich sein, doch einen ganzen Kontinent (schließlich wird im Artikel meistens von „Afrika“ und nicht von Äthopien geredet) für ein möglichst leicht verständliches Bild auf diese vorurteilsbehafteten Eigenschaften zu reduzieren, wird der weder den beschriebenen Menschen noch den Leser*innen gerecht. – Paul Göttle

Es mag ein Kampf gegen Windmühlen sein, aber ich gebe nicht auf. Herr Söder hat sich entgegen der sich verfestigenden publizierten Meinung – jetzt auch in „DIE ZEIT“ vom 25.04.2019, „Ein Mann wird gut“ von Tina Hildebrandt – n i c h t entschuldigt. Beweis: Markus Söder am 11.07.2018 im bayerischen Landtag (vorläufiges Protokoll, S. 134, eingesehen am 22.07.2018) „Ich werde das Wort ‚Asyltourismus’ nicht wieder verwenden, wenn ich den Eindruck habe, dass es jemanden verletzt.“ Und was macht er, wenn er „den Eindruck“ hat, das Wort verletze niemanden mehr? So etwas nennt man dann wohl „Eindruckspolitik“? Das Wort gibt es nicht? Macht nichts, es ist ja auch nur ein Söder-Eindruck, der hier zählt, und keine Frage von Anstand, Empathie, Moral etc. Bedenklich finde ich es, dass in der Öffentlichkeit immer und weiterhin „der Eindruck“ erweckt wird und dann auch als Tatsache gehandelt wird, Söder habe geäußert, dass er das Wort Asyltourismus nicht mehr verwenden werde, ja er habe sich sogar entschuldigt. – Roswitha Ristau

Mit einer Mischung aus Verblüffung und Entsetzen las ich diese Woche Ihren Artikel über Markus Söder und durchkämmte die Zeilen hilfesuchend nach einer Spur selbstironischen Eingeständnisses. Einem Ministerpräsidenten eines von 16 Bundesländern aus dem Nichts (abgesehen von seiner scheinbar heroisch-selbstinszenierten Abkehr vom „schlechten Mann“) so viel Platz einzuräumen, erschien mir schon sehr zweifelhaft. Am Ende des Artikels konnte ich mich leider dem Eindruck nicht verwehren, dass es fünf Spalten Hochglanz-PR an prominente Stelle in ein bedeutendes unabhängiges deutsches Qualitäts-Medium geschafft hatten – scheinheilig getarnt als politischer Journalismus. Was ich sagen möchte ist: Ich finde es schade, dass ein wichtiges Medium wie DIE ZEIT sich in diesen Momenten so weit von seiner Kritik- und Kontrollfunktion entfernt. Für mich erschließt sich keinesfalls, welchen Beitrag ein solcher Artikel zur politischen Information und zur unabhängigen Meinungsbildung haben soll. Offensichtlich beruht der Nachrichtenwert auf einer von Söder selbst induzierten Persönlichkeitsveränderung, deren Auswirkungen auf gesellschaftliche und politische Verhältnisse zumindest sehr fraglich sind.

Der Artikel ist, meiner Meinung nach, eine einseitige Darstellung von positiven Charaktereigenschaften des Ministerpräsidenten. Der visual Frame des Bildes, der eine „König von Afrika“- Suggestivkraft besitzt, unterstützt den Text in der Botschaft, Söder sei ein selbstloser Helfer und sein Äthiopien-Besuch ein Geschenk abseits von materiellen Zuwendungen. Zumal die Bedeutung eines solchen Staatsbesuchs fürs öffentliche Interesse auch eher zweifelhaft erscheint (nicht nur bei Söder natürlich, aber hier scheint das massenmediale Merkel-Tagebuch-Führen kurz gegen das Söder-Tagebuch eingetauscht zu werden). Da bleibt für mich die Frage, wie so ein Artikel gegen den Vorwurf der Politiker*innen-Journalist*innen-Klüngelei steht, denen sich Massenmedien ausgesetzt sehen. Ein Wort der Kritik ist für mich aus dem Artikel nicht rauszulesen, so dass es sich nicht gerade um ein (ausgewogenes) Porträt handeln kann – als Gegenpol zu den ganzen Habeck-Schwärmereien immerhin mal mit unerwarteter Protagonistenwahl. Ich schätze den Journalismus, den DIE ZEIT betreibt grundsätzlich sehr und verfolge die politische Berichterstattung. Die Themensetzung und Herangehensweise begrüße ich sehr oft. Da finde ich es umso erstaunlicher, wie ein solcher Artikel auf Seite 2 landen kann, ohne dass dies vorher als glatte Söder-PR in Frage gestellt werden kann. – Fabian Klaproth

Ich habe ihren Artikel in der jüngst veröffentlichten Ausgabe der Zeit gelesen und bin über einige Begrifflichkeiten gestolpert. Es ist ja schön und gut Markus Söder jetzt als den Philanthropen schlecht hin zu bezeichnen, aber ist es wirklich notwendig, dies auf Kosten eines derart rückständigen Afrika Bildes zu tun? Die Problematik, die ich in ihrer Wortwahl wie „Nicht die USA, nicht Frankreich, nicht China. Sondern Afrika soll es sein.“ sehe, ist das höchst stigmatisierte Bild, dass in Afrika jedes Land dem anderen gleicht. Markus Söder hat Äthiopien bereist, ein Land in Afrika und nicht ein ganzer Kontinent. Wieder und wieder wird in dem Artikel davon gesprochen, wie nah Afrika doch sei, nämlich 7000 km entfernt von Deutschland. Ich würde allerdings einfach mal die Behauptung aufstellen, dass Südafrika sehr wohl weiter entfernt ist. Sie schreiben, als würde ganz Afrika aus Kindern mit verkrusteten Nasen und alten Menschen ohne Zähne bestehen, die vor Löwen beschützt werden müssen. Afrika ist allerdings ein Kontinent, dessen Länder kulturell, sowie sozio-ökonomisch fundamental unterschiedlich sind, als sich auch im Hinblick auf ihre Problematiken nicht über einen Kamm scheren lassen.

Markus Söder und Gerd Müller, welcher nicht Entwicklungshilfe, sondern Minister f[r Entwicklungszusammenarbeit ist , werden hier als nahezu heroisch dargestellt, die armen Kindern FC-Bayern T-Shirts schenken. Es gibt zahlreiche Menschen und Organisationen, die sich seit Jahren dafür einsetzten, die Länder Afrikas als Partner und nicht als machtlosen Empfänger von Hilfeleistungen darzustellen. Ihr Artikel, den ich ansonsten sehr interessant und gut finde, stellt leider das komplette Gegenteil dazu dar. Ich gehe stark davon aus, dass es nicht ihr Ziel ist, ein rückständiges Afrikabild zu implizieren, jedoch sollten Artikel in der Zeit den Anspruch haben, dem entgegenzuwirken. – Dana Altpeter

Ich musste an gleich vier Stellen mit einiger Irritation feststellen, dass die Autorin völlig undifferenziert von Herrn Söders Reise nach „Afrika“ berichtet. Zwar wird schon zu Beginn klargestellt, dass Herr Söder lediglich Äthiopien, eines von 54 Ländern in Afrika, besuchte. Trotzdem wird schon im Untertitel („Unterwegs in Afrika mit dem ganz neuen Markus Söder“) sowie im Text („»Jetzt «, sagt Söder in Afrika“) sich entschieden, diesen Besuch für einen ganzen Kontinent zählen zu lassen. Den zweitgrößten Kontinent auf ein Land, in diesem Fall Äthiopien, zu reduzieren ist nur nicht vor dem Hintergrund der deutschen und europäischen Kolonialgeschichte problematisch, sondern festigt ein Bild von einem nicht als gleichwertig anerkannten, kleingehaltenen Kontinent und ist Ausdruck einer eurozentristische Haltung. Weiter heißt es in dem Artikel: „Denn hier in Afrika, über 7000 Kilometer von der Heimat und Welten von der deutschen Innenpolitik entfernt, […]“. Diese Kilometerangabe trifft aber selbstverständlich lediglich auf Äthiopien zu, die Entfernung zur südafrikanischen Stadt Kapstadt beträgt fast das Doppelte. Solche Fauxpas spiegeln ein Weltbild und eine Undifferenziertheit wider, die mich bei der ZEIT doch sehr erschreckt und geärgert haben. Es bestätigt und reproduziert Vorurteile, die immer noch vor allem in Bezug auf Afrika bestehen, die mE gerade von einem Medium wie der ZEIT bekämpft und kritisch hinterfragt werden sollten.. Es hat für mich dazu geführt, dass mir das Lesen des Artikels unerträglich wurde und ich die Kompetenz der ZEIT und der Autorin, Dinge differenziert darstellen zu können, anzweifeln muss. – Jana Berberich

Den Artikel habe ich mit Interesse gelesen. Obwohl ich keine CSU Wählerin bin, freue ich mich, dass Herr Söder anscheinend eine Gewisse Refelektionsfähigkeit zu besitzen scheint. Hoffen wir, dass es so positiv ist, wie es sich liest. Was ich an dem Artikel stark kritisiere, ist die sich immer wiederholende Bezeichnung des Schauplatzes dieses Artikels. Afrika ist ein Kontinent mit 55 Ländern. Diese haben das Recht, als einzelne Nationen dargestellt zu werden. Die Kulturen, die polititschen und gesellschaftlichen Strukturen unterscheiden sich voneinander. Der Kontinent sollte nicht als homogene, bewohnte Landmasse betrachtet werden. Ich fände es schön, wenn eine Zeitung wie die Zeit dazu beitragen würde den Kontinent Afrika mit seinen vielen Ländern, Kulturen und Facetten abbilden würde. – Anna Liebrecht


 

Leserbriefe zu „Krank ist das neue Gesund“ von Iris Radisch

Danke, Frau Radisch, für den so einfühlsamen und zugleich aufrüttelnden Text. Man versteht, wie es Greta möglich war, das zu tun, was sie getan hat. Man glaubt auch zu verstehen, warum aus dem Funken, den sie gezündet hat, ein Feuer wurde, so weithin sichtbar. Man wünscht sich, dass es nicht erlöschen wird. – Dr. Wolfgang Butzkamm

Ich finde die Beschreibung von Greta in dem Artikel als „kindliche Jungfrau“ äußerst unangemessen. Was hat denn das mit ihrem Sexualleben zu tun? Ansehen tut man die Jungfräulichkeit einem Menschen sowieso nicht. Es wird bloß ein Bild kreiert, in dem Greta abgewertet wird. Mir war auch neu, dass inzwischen zwischen „kindlicher“ oder etwa „erwachsener (?)“ Jungfrau unterschieden wird. Sehr merkwürdig. – Ein/e Leser/in

Das Treffendste zu Greta hat Sloterdijk prophetisch bereits unter dem 29.12.2012 notiert: „So sei die Grausamkeit der Jungen willkommen, die uns mit ihrer glücklichen Ignoranz aus dem Zirkus werfen“. Sein hier eingeführter Begriff der „Glücklichen Ignoranz“ scheint mir das Phänomen Greta am besten auf den Punkt zu bringen. – Prof. Bernd Leber

… und wieder folgt meine Seele dem Intellekt – Die Zeit Nr. 18 – „KRANK IST DAS NEUE GESUND“ – und ich danke meinen Menschenfreunden in der ZEIT – REDAKTION – und besonders der grossartigen IRIS RADISCH für diesen wunderbaren Artikel! – Pipa von Froreich

Schade, dass Gretas Mutter dieses Buch geschrieben hat. Es hilft einmal mehr, sich darüber auszulassen, dass diese Familie ja krank ist, und wir „Gesunden“ deshalb den Spiegel, den Greta uns vorhält, umdrehen können, um das „Kranke“ doch wieder beim Spiegelnden zu unterstellen .„Zwischen den Brötchenhälften den zerquetschten Muskel eines getöteten Lebewesens wahrzunehmen und ständig den gigantischen Müllberg und den unerträglichen Plastikmüll in den Weltmeeren vor Augen zu haben“ bezeichne ich als „Bewusstsein“ und nicht als „Autismus“, auch wenn Greta diese Diagnose bekommen hat. Solange wir weitermachen mit der Zerlegung dieser jungen Frau und nun auch ihrer Familie, müssen wir nicht darüber nachdenken, was wir jetzt ändern müssen. Wir habe keine Zeit mehr für „Übergangs- und Teillösungen“, weil wir die letzten 30 Jahre tief geschlafen haben, um weiterhin so gierig, egozentrisch, arrogant, ausbeuterisch und ignorant zu leben, jenseits allen Wissen, was wir schon hatten. Und was ist das für eine Freiheit, als „Krone der Schöpfung“ der Schöpfung die Lebensgrundlage zu entziehen. Der „Homo sapiens“ ist nicht weise, er ist lebensgefährlich. – Katharina Gun Oehlert

Immer wieder verblüfft mich die allgemeine Überzeugung, Greta habe einmalige Erkenntnisse aufgrund ihres Autismus. Und nun ist es gar die ganze Familie, die sich damit brüstet! Weshalb wird dieser Mythos gepflegt? Tatsache ist doch, dass viele Menschen bereits vor Greta exakt diese Erkenntnisse hatten und – wie ich – konsequent darüber sprachen und ebenso konsequent in ihrem Leben umsetzten – bei bester geistiger Gesundheit (wie ich hoffe). Fakt ist ebenso, dass ich und all die anderen Menschen, die jahrzehntelang auf die Entwicklung unserer Umwelt hinwiesen, nicht gehört, ja belächelt wurden und nicht einmal zum Bürgermeister durchdrangen mit ihren Anliegen. Keinesfalls möchte ich missverstanden werden – wenn Greta durch ihre Auftritte vor weltweiten Entscheidergremien, gar dem Papst, erreicht, was wir alle nicht in Gang bringen konnten, so ist der Sache gedient, und das ist gut so. Doch bislang habe ich nagende Zweifel daran, dass da alles mit rechten Dingen zugeht und Greta „ganz allein ins Rampenlicht getreten“ ist. Und, was viel schlimmer ist, ich befürchte, der Hype um das Kind, mit dem man sich gern schmückt, wird ohne spürbare Konsequenzen für unseren Erdball im Sande verlaufen – der Gipfel der gesellschaftlichen Schizophrenie. – Ein/e Leser/in

Der Tatort wird im Schnitt von 10 Millionen Menschen gesehen. Der Vortrag von Prof. Dr. Harald Lesch „Die Menschheit schafft sich ab“ bei der Teleakademie des SWR und jetzt auf Youtube bringt es innerhalb eines Jahres nicht mal auf 1 Million. Die Ignoranz und Egomanie der Gesellschaft in Sachen Klimawandel ist besorgniserregend. Deshalb muß sich die Jugend der Welt im Sinne von Stéphane Hessel empören. Greta, danke für den Startschuß. – Gisela Berger


 

Leserbriefe zu „Fehlgelenkte Bewegung „ von Katrin Wilkens

Ich bin 61 Jahre und habe vor 34Jahren meine Examensarbeit mit dem Titel `Der Einfluss des Vaters auf die frühkindliche Entwicklung´ geschrieben. Es ging uns Frauen, die wir von Gleichberechtigung träumten, damals schon darum, Männer und Frauen gleichermaßen an der Erziehung der Kinder und dem Haushalt zu beteiligen. Es tut mir leid, aber Frauen, die lieber kochen, putzen, joggen, wenn die Kinder im Kindergarten sind, und nun auch noch von uns Frauen, die wir gearbeitet haben, Beistand erwarten und noch die Rente mitfinanziert bekommen wollen, warten sicher vergebens auf feministischen Beistand. – Dagmar Brandt

Ich bin 26 Jahre alt und Mutter eines 14 monatigen Sohnes. Ich bin in letzter Zeit verwirrt, wie es wohl gehen soll, dass ich mich liebevoll, zugewandt und bedürfnisorientiert um mein sehr kleines Kind kümmere und dabei gleichzeitig nicht verhungere. Mein sehr kleines Kind jedoch stattdessen (weil es nicht anders geht) in die Krippe zu stecken für viele viele Stunden jeden Tag, finde ich nicht kindgerecht. Ein Dilemma, was kaum zu lösen ist. Ich wünsche mir sehr, dass es im Feminismus von heute mehr um die Frauen geht, die Mütter sind. Was eine Mutter leistet ist unbezahlbar und kostbar. Das sollte gewürdigt werden. – Ein/e Leser/in

Vielen Dank für den anregenden Kommentar. Endlich mal spricht jemand das aus, was ich auch denke. Die wirtschaftliche Situation von Müttern muss stärker fokussiert werden und das Ehegatten-Splitting gehört endlich abgeschafft. Warum erledigen wir stillschweigend – oft trotz eigener Berufstätigkeit – den ganzen Haushaltsquatsch und Kindertaxi? Wir gehen in freudiger Erwartung nach der Babypause auf Teilzeit und erwachen irgendwann unzufrieden, weil wir mit der ganzen Arbeit und weniger Rentenansprüchen dastehen. Wenn es gut geht, hält die Beziehung. Und wenn nicht? Wir Frauen müssen aufwachen und uns statt um die Zufriedenheit des Partners stärker um unsere eigene wirtschaftliche Unabhängigkeit kümmern. Schließlich ist das Unterhaltsrecht im Trennungsfall schon lange angepasst….. – Viola Emsbach

Bei der Bewegung #MeToo haben sich Frauen gegen sexuelle Übergriffe gewehrt. Diese Kränkungen offen zu legen war sehr tapfer und zu Beginn sicher ein riskanter Schritt. Oft werden solche Beschwerden ins Lächerliche gezogen, die Geschädigten noch einmal herabgesetzt. Katrin Wilkens beschwert sich nun, dass die #MeToo-Bewegung keine Mütter anspricht, dass „der Feminismus“ von heute die Lage der Mütter vernachlässigt. Damit entmündigt die Autorin Mütter. Frauen können sich entscheiden, ob sie Kinder wollen oder nicht. Sie können einfordern, dass die Väter für den gemeinsamen Nachwuchs auch Verantwortung übernehmen. Sie können Arbeit und Familie vereinbaren – dies ist anstrengend, wird aber seit Jahrzehnten von Müttern praktiziert. Denn seit Jahrzehnten ist klar, dass eine Versorgungsehe keine finanzielle Sicherheit bietet und eine persönliche Weiterentwicklung einschränkt. Sie können politische Forderungen stellen. Und umgekehrt: Für welche unbeachteten Rechte anderer haben sich umgekehrt denn die Mütter eingesetzt, bevor sie Kinder hatten? – Tina Banse

Über den Artikel von Katrin Wilkens könnte ich mich maßlos aufregen. In der Mitte gab es einen Absatz, der hoffen ließ dass sie das wahre Problem doch begriffen hätte – „Wahrscheinlich sind wir Mütter für dieses Problem.. mitverantwortlich“ (ja!) – doch diese Hoffnung wird im darauf folgenden Absatz sogleich wieder zunichte gemacht, spätestens wenn es lamentierend heißt: „..Wer 10, 15 Jahre aus dem Vollzeit-Berufsleben ausgestiegen ist, hat einen beruflichen Selbstwert kurz oberhalb der… Grasnarbe“. Niemand zwingt heutzutage eine Mutter, jahrelang den Hauptteil der Kinder- und Hausarbeit (ebenso wie verkürzte Kita-Öffnungszeiten oder kranke Kinder) alleine auf sich zu schultern. Hier ist jede (auch potenzielle) Mutter selbst in der Verantwortung, die konkrete Ausgestaltung mit dem (ggf. potenziellen) Vater auszuhandeln. Oftmals scheitert das wohl nicht mal am Durchsetzungsvermögen, sondern erschreckend häufig an der Annahme eines vermeintlich „naturgegebenen“ Fahrplans: erschreckend viele Frauen glauben nach wie vor, dass den Vätern üblicherweise nur zwei Monate Elternzeit, den Müttern hingegen mindestens ein ganzes Jahr „Auszeit“ zustünden; dass man es als Mann soviel schwerer (bzw. als Frau soviel leichter) hätte, mit dem Babybrei und den Windeln, um in Teilzeit zu arbeiten; etc. etc. … (Kleiner Hinweis: mit beiden Eltern 2x zu etwa 75-80% berufstätig erhält man ebenso viel „Familienzeit“, bleibt jedoch beruflich deutlich flexibler, als mit dem häufigen Modell 100% + 50-60%… Und ja, beide Elternteile profitieren von dieser gewonnenen Zeit!) Wenn sich Eltern (welchen Geschlechts auch immer) sich dazu entscheiden, den Großteil der beruflichen Einschnitte zugunsten der Familie sowie zugunsten der Karriere des Partners hinzunehmen, so ist diese Entscheidung genauso wie jede andere zu respektieren. Aber es kann meiner Meinung nach überhaupt nicht angehen, dann im Nachhinein über die Konsequenzen dieser selbst getroffenen Entscheidung zu jammern. Auch wenn ich selbst (beides mit Begeisterung) berufstätig und Mutter bin – Mit Müttern, die sich nach mehreren Jahren „Babypause“ und langjährigem Halbtagsberuf beschweren, dass sie nicht mehr dem ehemals hochqualifizierten Beruf nachgehen können und nun deutlich weniger verdienen als ihr Mann (natürlich!), möchte ich sicher nicht in einen Solidaritäts-Topf geworfen werden. – Daniella Schittler

An alle Redakteurinnen die meinen, daß Frauen nur dann intelligent, fortschrittlich und unabhängig sind, wenn sie arbeiten. Anscheinend kann man sich ausschießlich bei Arbeit ausser Haus wirklich verwirklichen. Die Art und Weise wie über Frauen geurteilt wird, die nicht arbeiten gehen (warum auch immer) ist die wahre Frauenfeindlichkeit. Da wird Rückständigkeit, Dummheit und Abhängigkeit unterstellt – die absolut nicht zutrifft. Arbeiten macht nicht grundsätzlich frei, sondern schafft Abhängigkeit vom Wohlwohllen der Arbeitgeber. Was Frauen brauchen ist finanzielle Sicherheit und die müsste es längst geben, wenn sogenannte Feministinnen ihren Auftrag ernst nehmen würden. Aber anstatt dafür zu kämpfen, dass jede Arbeit, Arbeit ist und entsprechend bewertet wird, müssen Frauen um ernstgenommen zu werden, sich in der Arbeitswelt bewähren – unter allen möglichen widrigen Umständen. Ist es nicht sonderbar, dass eine Frau die zur Nachbarin zum Putzen, Kochen, Waschen geht, dafür Geld bekommt, aber wenn sie lieber zu Hause putzt, kocht, wäscht, dafür nichts bekommt – außer euren Hohn – weil sie rückständig und altmodisch ist.

Kann schon sein, dass manchen Frauen zu Hause die Decke auf dem Kopf fällt, das liegt dann aber an der individuellen Fähigkeit sich eine sinnvolle Beschäftigung zu finden, oder eben nicht. Wenn einem als Beschäftigung nur „Shoppen“ oder am Tablett herumwische einfällt, dann kann ich das verstehen. Es ist eben viel an Tätigkeiten verloren gegangen. Selbst dann, wenn Kinderbetreuung mehr kostet als man selbst verdient, selbst dann, wenn man eigentlich lieber gerne den Haushalt meistern möchte, selbst Brotbacken, selbst Kleider nähen, die Kinder selbst betreuen, und Hobbys pflegen möchte die ohnehin niemand bezahlt, sollte es sinnvoller sein für jemanden zu Arbeiten, den man womöglich nicht mag, die Arbeit sinnlos findet und mit dessen Unternehmenspolitik man nicht einverstanden ist? Arbeiten zu gehen ist für die allermeisten Frauen kein Honiglecken, die meisten müssen tagtäglich lästige Arbeiten verrichten und sind am Abend ausgelaugt und müde. Nicht nur dass die Arbeit schlecht war, sie müssen ständig auf der Hut sein, um den Arbeitsplatz ja behalten zu können, weil sie so nonst womöglich völlig mittellos dastehen, wenn es keinen zweiten Verdiener gibt in der Familie. Irgendwie scheint bei euch scheinbar Gebildeten und Gutsituierten nicht wirklich durchzudringen, dass eure Probleme nur ein Minderheitenproblem ist, die die allermeisten Frauen überhaupt nicht betreffen und an deren Lebensrealität nicht einmal annähernd heran kommen. Mir ist solche Weltfremdheit unbegreiflich – wo lebt ihr den? Wahrscheinlich in einem abgeschotteten Ghetto. – Ulrike Orso


 

Leserbriefe zum Titelthema „Erwachsen werden“

Der Beitrag beginnt schon mit politisch korrekter Anpassung, indem eine undeutsche „Sarah“ auftritt. In der Folge wird Coming-of-Age-Film „Die Reifeprüfung“ erwähnt. Nicht fehlen darf der berühmte „Klimaschutz“, den es gar nicht geben kann, da man langzeitliche Statistiken nicht schützen, sondern nur auswerten kann. Und zur Krönung deutschen blinden Gehorsams muss der Leser die widersinnige Schelte gegen Donald Trump über sich ergehen lassen, obwohl der demokratisch gewählte Präsident der USA wesentlich mehr für sein Volk und sein Land tut, als all die liberalen Kartell-Lieblinge. Was das Erwachsen werden betrifft, muß sich die Jugend rechtzeitig entscheiden, ob sie gefangen bleiben will in blindem Gehorsam politischer Korrektheit, der immer noch in deutschen Genen schlummert, oder Wahrheit sucht und Realität anerkennt. Mit anderen Worten zu entscheiden, ob Kanzlerin Merkel richtig handelt und ob es die EU-Regierung in Brüssel mit uns gut meint oder unseren Untergang plant.
Fazit: liebe Jugend, hinterfragt alles, was man mit Euch vorhat und begehrt auf gegen all die Böswilligkeit, die in Berlin und Brüssel ausgeheckt wird. – Peter Christian Vogl

Könnte sein, dass wir dann erwachsen sind oder werden, wenn wir das innere, ursprüngliche (göttliche?) Kind in uns spüren und ab und zu mal spontan wirksam werden lassen, mit ihm sprechen. – Christoph Müller-Luckwald

Zunächst einmal stimme ich Herrn Jessen darin zu, dass Erwachsenwerden keine reine Privatsache ist, sondern auch eine gesellschaftliche Angelegenheit, wachsen wir doch immer in Gesellschaft(en) auf. Allerdings scheint mir das Verständnis vom Erwachsensein als dem Finden eines vernünftigen Mittelwegs zwischen gesellschaftlicher Anpassung und individuellen Freiheitswünschen ebenso zu kurz zu greifen wie es mir zu eng erscheint, die seelische Gesundheit eines Menschen als abhängig vom Gelingen dessen zu definieren. Für eine völlig unangemessene Dramatisierung halte ich, Erwachsenwerden als verstandesgefährdende Lebensaufgabe darzustellen, für eine unzulässige Vereinfachung hingegen, Erwachsenwerden als vor allem eine Frage danach zu beschreiben, wie man von der und über die Gesellschaft denkt, deren System nun mal über kein eingebautes Wohlwollen verfüge. Schließlich scheint mir Erwachsenwerden, (für Videospielliebhaber vielleicht schwer nachvollziehbar: deren Notwendigkeit hat sich wohl tatsächlich niemand „ausgedacht“) schon gar nicht zu bedeuten, die Einsamkeit seiner Entscheidungen zu akzeptieren und dabei der Stimme seines Herzens zu folgen. Auch vermag ich keinerlei Ausweis von Erwachsensein darin zu erkennen, das eigene Auto zu Schrott zu fahren – in der Verantwortungsübernahme dafür und die daraus entstandenen Folgen könnte ich das schon eher.

Allein schon die erwähnten Ausführungen in diesem Artikel sowie das schwer überlesbare Augenzwinkern gegen spießiges Erwachsensein zwischen dessen gesamten Zeilen scheinen mir ein weiterer Beleg für die geistige Situation unserer Zeit, in der es offenbar schon schwer ist, Erwachsenwerden/-sein einigermaßen überzeugend zu beschreiben und die Oliver Nachtwey als „große Regression“ bezeichnet hat; das im Artikel aufgeführte Phänomen Trump ist nur ein besonders verhängnisvolles Beispiel dafür. Echte Erwachsene scheinen tatsächlich über einen Kompass ihres Fühlens, Denkens und Handelns zu verfügen (ja, Herr Jessen), den sie durch eine Sozialisation, Erziehung und Bildung erworben haben, in der jeweils nicht nur Anpassungs- und Karrierewissen/-können sowie die eigene Bedürfnisbefriedigung, sondern auch Werte wie das Wohl der anderen, das politische, ökonomische und kulturelle Gemeinwohl sowie der Mut und die Fähigkeit zum Selberdenken, Selberfühlen und Selberhandeln von Bedeutung waren – bei keineswegs notwendiger Einsamkeit oder etwa Spießigkeit. Sie sind dann auch in der Lage und bereit, für sich selbst, andere, die Gesellschaft und die Welt, in der sie leben, Verantwortung zu übernehmen. Man nannte das einmal Mündigkeit. – Dr. Roswitha Peters

Jugendliche haben im allgemeinen verinnerlicht, was Güte, Ehrlichkeit, Treue, vielleicht auch Tapferkeit bedeuten. Aber erst wenn sie auch Maß halten können, also die Tugend der Mäßigung zu beherrschen gelernt haben, sind sie reif. Das dauert nicht selten länger als 18 Jahre. – Johannes Kettlack

 

Leserbriefe zu „Endlich reif … oder nicht?“ von Stefan Schmitt

Ich wundere mich über eine Aussage Ihres Autors Stefan Schmitt im Artikel „Endlich reif…oder nicht“. Darin heißt es „Jedes zweite Atom in unserem Körper stammt von außerhalb der Michstraße“. Ich kann mir ja allenfalls vorstellen, dass es von außerhalb des Sonnensystems stammen könnte; andererseits wüsste ich aber nicht, wie man dies konkret nachweisen könnte. Falls das aber doch stimmt, möchte ich um die Nennung einer Quelle bitten. – M. Kratzsch


 

Leserbriefe zu „Willst du das?“ von Antonia Baum

Selten hat mich ein Artikel der Rubrik „Entdecken“ so erheitert wie in der aktuellen Ausgabe – daher meinen Dank an Frau Baum! Als Trauzeuge auf der Heirat meines langjährigen Schulfreundes hat mir Frau Baum aus der Seele gesprochen. Es hat mich auch damals vor zwei Jahren schon erstaunt und belustigt, wie hartnäckig sich alte Rollenverteilungen auch noch in meiner Generation (bin 1991 geboren) halten. Viele Frauen in meinem Alter, die ich bisher größtenteils im akademischen Sektor kennengelernt habe, liebäugeln inzwischen ganz offen mit dem früher als „spiesbūergerlich“ verschrieenen Eheleben – auch weil sie oftmals nach der universitären Ausbildung merken, dass Kind und Karriere wie erträumt doch nicht gleichzeitig funktionieren. Auch die Idee des künftigen Ehemannes, der genug für die gesamte Familie alleine aufbringen kann, scheint vor allem in Zeiten von Teilzeit und befristeten Arbeitsverträgen bei gleichzeitigem Optimierungswahn und online inszenierter (Familien)Idylle erstaunlich attraktiv… – Helge Christian Pfeffer

Kurz vor unserer kirchlichen Trauung im Juli diesen Jahres, las ich diesen Artikel mit besonderem Interesse. Möglich, dass Frau Baum mit Ihren Thesen richtig liegt. Möglich ist aber auch, dass zwei Menschen aus tiefer Liebe vor den Traualtar treten und die Hochzeit kein bedeutungsloses Detail im Leben ist, sondern das Ergebnis einer detaillierten Auseinandersetzung mit den Verantwortlichkeiten, die sich aus einer Beziehung ergeben, besonders wenn es Kinder gibt. Dass ein emanzipiertes Paar seine Liebe feiert als Höhepunkt im Leben, weil es unfassbar dankbar und glücklich darüber ist, eine wundervolle,gleichberechtigte Ehe erleben zu dürfen. Dass eine emanzipierte Frau aus Überzeugung und mit großer Freude Mutter ist und gerne zu Hause bleibt, während Ihr moderner Mann viele Stunden am Tag hart arbeitet, damit es der Familie finanziell gut geht. Dass sich ein Ehepaar stets auf Augenhöhe begegnet, ohne den Aushandlungsprozess im Vorfeld. Möglich, dass Frau Baum mit Ihren Thesen richtig liegt. Möglich ist aber auch, dass Frau Baum die Magie von Liebe und Respekt in einer Beziehung verkennt. – Claudia Osthues

Frau Baum moniert, dass sich zu viele Frauen freiwillig für die Katastrophe Ehe entscheiden, die man aus weiblicher Sicht ja auch zusammenfassen könne mit folgenden Stichworten: Gebärschmerzen, Karriereaus, Scheidung, weniger Rente. Abgesehen von dieser recht krassen Wertung, die der Autorin unbenommen sei, frage ich mich, ob nach der Entmündigung der Frauen durch Patriachaten und jener aktuellen Entmündigung durch Feministinnen, Frauen dereinst tatsächlich selbst entscheiden werden dürfen, ob sie eine Prinzessinhochzeit feiern möchten oder nicht. – Leonhard Riemer

Der Artikel hat mir aus der Seele gesprochen. Mir erscheint der Hochzeits-Wahn vieler (oft sehr gut ausgebildeter) Frauen befremdlich und als Rückschritt in der Gleichstellungsdebatte. Kommentare von Freunden und Verwandten lassen erschließen, dass die Hochzeit noch immer der wichtigste Tag im Leben einer Frau sind. Wenn es nach mir geht dürfte der Schulabschluss, eine abgeschlossene Ausbildung oder der Uni-Abschluss, vielleicht eine Promotion, Auslandsaufenthalte, die eigene Unabhängigkeit, etc. in der Rangliste gerne vor der Hochzeit stehen. Danke! – Ein/e Leser/in

Wir hatten vor zwölf Jahren ein ähnliches Problem mit dem Brautstrauß, da nur wenige Frauen bei der Hochzeit noch unverheiratet waren. Wir wussten dies und hatten deswegen einen anderen Plan. Der Brautstrauß sollte an die Ehefrau des am längsten verheirateten Ehepaares gehen, als gutes Zeichen für unsere Ehe. Auch wenn dies nicht üblich ist/war, alle nicht verheirateten Frauen fanden die Idee toll und das lange verheiratete Ehepaar freute sich über den Brautstrauß. Diese Entscheidung hat bei unserer Hochzeit viel Entspannung gebracht. Vielleicht sollten wir manche Traditionen der Zeit anpassen. – Dirk Dantz


 

Leserbriefe zu „Lichter der Welt“ von Ulrich Greiner

Der Leser wird auf einen beschwingt-beschaulichen, bewundernden Kurztrip durch die Jahrhunderte des Kirchen- und Kathedralenbaus mitgenommen. „Das eigentliche Motiv aber, sie zu errichten, war der Gedanke, dass der Mensch nicht allein durch Arbeit und zweckhaftes Streben definiert ist, sondern auch durch das Bedürfnis, sich selbst zu übersteigen und Halt im Göttlichen zu gewinnen“, heißt es so einfühlsam und aufschlussreich im Text. Dahinter versteckt sich vielleicht die Idee, Menschen hätten sich Religionen ausgedacht und versuchten kraft ihrer Wahrnehmung und Vorstellung, sich dem Höchsten zu nähern. Von dieser Denkvoraussetzung gehen viele heute aus. Da wir alle aber in unserer modernen Welt laufend mit intelligent konstruierten Maschinen und Systemen konfrontiert werden, die offensichtlich von intelligenten Wesen entwickelt wurden, erlaubt es die übliche Anwendung des Vergleichens durchaus, den überaus intelligent mathematisch und zielorientiert gestalteten Makro-, Mikro- und Nanokosmos, der sich uns immer mehr erschließt, als Werk von etwas Höherem anzusehen. Dann wäre im Umkehrschluss auch der Gedanke nicht so fernliegend, dass dieses Höhere durchaus in der Lage sein müsste, sich seinerseits dem Menschen zu nähern und ihm diesen Halt zu bieten, den er durch eine Trennungskatastrophe verloren hat. Wir kommen gerade von Ostern. Da denken wir daran, dass dieses Höchste einen Weg gefunden hat, uns Menschen wieder in Verbindung mit ihm zu bringen. Das Höchste ist in der Person des Gott-Menschen Jesus Christus zu uns herabgekommen und hat durch seinen schrecklichen Tod und seine herrliche Auferstehung die menschliche Schieflage erduldet und begradigt. Er bietet jedem Einzelnen dadurch, die freie Möglichkeit an, zum Höchsten zurückzukommen und mit ihm ein neues Leben zu führen. – Gerhard Jahnke

Ihren Hauptaussagen habe ich nichts hinzuzufügen. Aber der Satz „dass es lange Zeit kein Dorf gab, das nicht in seiner Mitte eine Kirche errichtet hätte“ kann so nicht stehen bleiben. Ortsnamen wie „Kirchdorf“ oder „Wehdem“ (mittelniederdeutsch = Pfarre) gäben keinen Sinn, wenn jedes Dorf eine Kirche hätte. Der Landkreis Lüchow-Dannenberg zum Beispiel hatte 1971 noch 226 Gemeinden, die zum Teil noch aus mehreren Dörfern bestanden; Kirchen/ Kapellen gibt es dort aber weit weniger. Im ländlichen Raum gehören häufig mehrere Dörfer zu einer Kirche, zusammen als „Kirchspiel“ bezeichnet. Aus der Siedlungsforschung wissen wir, dass im 11./12.Jahrhundert im Deutschland neu angelegte Dörfer in der Regel aus 3 Höfen bestanden. In der Hagenhufenkolonisation von Schaumburg bis nördlich von Hannover in der 1.Hälfte des 13.Jahrhunderts siedelten zunächst 3 bis (große Ausnahme) 30 Bauern in einem Dorf. Wenn dann nach etlichen Jahren die Bauern mehrerer Dörfer eine „ecclesia“ haben wollten, so musste dies nach dem Kirchenrecht der Rechtsakt gut begründet werden („2 Stunden Weges, Bösheit des Weges…“). Ausserdem musste die Tochtergemeinde an die „Mutterkirche“ für den Einnahmeausfall eine Abgabe zahlen. Wurde in einem Dorf ein Kloster errichtet, so musste eine schon vorhandene Pfarrei – nach Kirchenrecht -in ein Nachbardorf verlegt werden, dort eine Kapelle/Kirche gebaut werden. In der Wüstungsperiode im 14.Jahrhundert (Pest ca.1350, „Katharinenflut 1342“ etc.) wurden nach Schätzungen ein Drittel der Dörfer wieder aufgegeben, regional mehr.

Im Extremfall (zum Beispiel im Kreis Peine, im Solling) stand dann eine Kirche ohne umgebendem Dorf in der Landschaft. In der Reformation wurden vielfach Klöster und Stifte aufgegeben, Archidiakonatskirchen verloren ihre Bedeutung. So konnte es passieren, dass Dörfer mit ein paar Dutzend Höfen eine 3-schiffige Kirche hatten (zu der aber noch weitere Dörfer eingepfarrt waren). Auch wollte eine katholische Obrigkeit nicht zulassen, dass ihre Leibeigenen weiter zu den Predigten des prostestantischen Pfarrers im benachbarten Kirchdorf ging und ließ eine Kapelle im eigenen „Territorium“ errichten. In einigen Gegenden Europas führte die Landflucht im 20.Jahrhundert dazu, dass Dörfer schrumpften, die Kirche aber in der bisherigen Größe blieb. Manchmal baute man auch eine neue, „schönere“ Kirche, um dann die alte „marode“ abzureissen; Fremde aber erkannten den (kunst-) historischen Wert der alten Kirche und sorgten für den Erhalt der alten Kirche: ein Dorf hatte dadurch 2 Kirchen. Das Thema Wallfahrtskirche will ich nicht mehr anreissen. Fährt man als Tourist durch eine Landschaft, so erfährt man kaum all die historischen Hintergründe der bestehenden Kirchen und kann schnell Fehlschlüsse ziehen. Aber eines ist gewiss: Kirche war den Menschen in früheren Jahrhunderten wichtig. Aber auch heute noch beeindrucken ihre Bauwerke uns heutigen „Kulturchristen“ (so ein ZEIT-Autor vor ein paar Jahren). – Adolf Ronnenberg

Ulrich Greiner schreibt im letzten Absatz: ‚Die Zeiten, da neue Kirchen gebaut werden, scheinen einstweilen vorüber. … Eine Ausnahme ist „Deutschlands modernster Kirchenneubau“, wie die Katholische Probstei in Leipzig verkündet.‘
Der Verfasser ist herzlich eingeladen, sich die neu erbaute Genezareth-Kirche in Aachen (Entwurf Frau Prof. Weinmiller, Berlin) und die dazugehörenden Gemeinderäume anzusehen; der Innenraum der Kirche besticht auch durch die Helligkeit im Innern aufgrund des Lichteinfalls nur von oben, nicht durch die Fenster. – J. Petersen

Im genannten Aufsatz steht, daß „Brest und Coventry von deutschen Bombern dem Erdboden gleichgemacht“ wurden. Für Brest stimmt das nicht. Diese Stadt wurde durch permanente Luftangriffe der Briten und später der Amerikaner systematisch zerstört. Die Alliierten hatten auch viele andere französische Innenstädte total zerstört, z.B. Le Havre. Dort kamen beim britischen Bombardement 1944 etwa achtmal mehr Menschen um als beim deutschen Angrif auf Coventry 1940. – Wolfram Beier

Auch heute noch werden Kirchen gebaut, die keinen Vergleich mit dem Anspruch der gotischen Baumeister scheuen müssen. Von Hamburg aus ist es zwar weit, aber der Weg zu St. Laurentius in Buchbach im Frankenwald (1971 geweiht) und ein Besuch dieser Kirche wird den Beweis für meine These bringen. Architektonische Grundidee ist ein Amphitteater mit dem Alter im Mittelpunkt, ungeben von einem rings um die Kirche laufenden, nicht unterbrochenen, aus Glasmosaikfenstern bestehenden farbigen Lichtband, überdeckt mit einer frei über dem Lichtband schwebenden Kuppel, durch deren Gauben wiederum das Licht die Kirche durchflutet. Fahren Sie mal hin, es lohnt sich. Adresse für’s Navi: Laurentiusstraße 11a, 96361 Stteinbach am Wald. – Dr. Paul Räppold


 

Leserbriefe zu „Falsche Hoffnung“ von Yassin Musharbash

Ich habe Ihren interessanten und auch recht umfassenden Artikel gelesen. Danke. Aber mir ist bei Ihrem Artikel wieder wie auch allgemein in den deutschen Medien aufgefallen, dass Sie nicht den Ursprung dieser „Blutspur“ beim Namen nennen: Wahabiten! Anfang des 19. Jahrhunderts schloss der Wuestenstamm der Ibnsaudis sich dieser extremen sunniteschen Glaubensrichtung an, die alle anderen Religionen als Unglaebige ansieht, Christen, Juden, Jesiden und weitere und sogar die Schiiten! Die erste „Bluttat“ erfolgte Anfang des 19. Jahrhunderts in Bagdad mit der Ermordung von einigen Tausend schiitischen Pilgern! Aber die Saudis sind ja die sogenannten „Freunde des Westens“!? Warum wird das nicht thematisiert? – Juergen Keller

Dieser Artikel veranlasst mich zu einer generellen Kritik an der Verwendung von Begriffen, deren Sinn oft ein anderer ist, als im Text gemeint. Im Artikel wird beklagt, dass „Unschuldige“ bei dem Anschlag getötet wurden. Gibt es denn Schuldige in der Kirche oder in der Gesellschaft, die man ermorden darf? Richtet ein Land oder ein Staat „Sollbruchstellen“ ein, geplante Schwachstellen also, an denen seine Gesellschaft bei welchen Gegebenheiten auch immer auseinander brechen soll? Gemeint sind doch wohl Bruchstellen, die existieren, die die Politik möglichst beheben sollte. Sollbruchstellen sind in der Technik vorgesehen, die bei unvorhergesehenen Ereignissen größere Schäden verhindern sollen. Soweit zu diesem Artikel.

Immer wieder tauchen bei Politikern oder in Medien – auch in der ZEIT – Modebegriffe auf. Hier drei Beispiele:
Blaupause: Gemeint ist aber oft eine Vorgabe, also ein Original, für ein bestimmtes Handeln. Eine Pause ist nie ein Original, sondern dessen Kopie.
Masterplan: Steht doch für eine besonders hohe Qualität eines Plans. Die tatsächlichen, meist politischen Pläne sind leider oft gar nicht so meisterhaft.
Quantensprung: Wird meistens für große Ereignisse verwendet, ist in der Physik aber nur ein ganz kleines Sprünglein (eines Elektrons von einem auf ein anderes Energieniveau innerhalb eines Atoms).
Es gibt noch mehr gut klingende, aber – auch in der ZEIT – falsch verwendete Modebegriffe. Dies finde ich nicht gut. Die ZEIT sollte sorgfältig in der Wahl der Begriffe sein. – Wolfgang Schäfer

Mitnichten traf es im Nahen Osten nur Jesiden und Schiiten. Mossul wurde im Juni 2014, Karakosch im August 2014 von der IS eingenommen, Tel Amer im Februar 2015 – und immer wieder der gleiche Ablauf bei der christlichen Bevölkerung: Männer wurden hingerichtet, Frauen versklavt und bei anderen durch Geiselnahme Lösegeld erpresst, Kirchen zerstört, Friedhöfe geschändet, die gesamte christliche Kultur vernichtet. Schon ab dem 9. Jh. gab es eine wachsende Aggression gegen die Christen. Fanatische Muslime massakrierten wehrlose Christen. Christen wie Juden mussten unter muslimischer Herrschaft als „Schutzbefohlene“ stets einen hohen Preis zahlen und blieben dauerhaften Diskriminierungen ausgesetzt. Seit dem 13. Jh. wurden die Gesetze für Minderheiten immer schärfer ausgelegt. Wer nicht freiwillig zum Islam übertrat, erhielt ein Brandmahl, wurde auf einem Auge geblendet, kastriert oder lebendig verbrannt. Die muslimischen Mongolen metzelten 200.000 ostsyrische Christen nieder. Durch den Vormarsch der Türken ab dem 11. Jh. wurde die berühmte Bibliothek von Edessa (Urfa) genauso wie die christlichen Einwohner von Edessa vernichtet. Später drangsalierten die Kurden die dort verbliebene christliche Bevölkerung. 1743 wurden im Kloster von Mor Elya bei Mossul 150 Mönche abgeschlachtet. Und im Jahr 2016 wurde dieses 1400 Jahre alte Kloster von der IS endgültig mit Planierraupen niedergewalzt. Von 180 christlichen Dörfern im Norden des Iraks wurden etwa 150 dem Erdboden gleich gemacht. Die aramäischen Christen im Nahen Osten bluten aus – zum einen durch eine repressive Gesetzgebung und zum anderen durch blutige Massaker. Christliche Gebiete existieren heute zum großen Teil schon gar nicht mehr. Die christlichen Bewohner – sowie sie überlebt haben – sind als Flüchtlinge in der ganzen Welt zerstreut. Die Christen des Ostens sind anders als die Christen des Westens – trotz aller Verfolgung – bis heute gewaltfrei geblieben. Ihr Zeugnis ist uns ein großer Schatz! – Matthias Halsch

Phänomenologisch stellt der IS nicht nur eine perverse Abweichung von allem, was Religion genannt werden kann, dar, sondern gleichzeitig ein Weltdeutungsmuster, das sich auch in anderen Zusammenhängen beobachten lässt: Wer im gesamtgesellschaftlichen Konsens Machtpositionen gewaltsam durchsetzen, also die Regeln des Zusammenlebens monopolistisch bestimmen will, kann das zwar mit Mitteln der Eliminierung alles anderen versuchen und vorübergehend damit sogar Teilerfolge haben, verdrängt aber, dass es eindimensional strukturierte Lebewesen, und demzufolge auch keine entsprechenden Gesellschaften geben kann. Absolutheitsansprüche sind wie Seifenblasen, die bald zerplatzen. Sie widersprechen den Gegebenheiten des Lebens – und können schon deshalb mit Religion nicht das Geringste zu tun haben. Die willkürliche Einteilung der Menschen in Dazugehörige und Ausgestoßene, in Gläubige und Ungläubige entspricht genau dem Muster, die Vernichtung und Unterdrückung anderer so weit zu treiben, dass man schließlich allein übrig bleibt und sich dann natürlich dem Rausch, die Regeln und Strukturen der Gesellschaft bestimmen zu können, hingeben kann. Seltsame Hingabe! Man übersieht dabei, dass man dann nicht mehr bei sich selbst ist, denn jeder Mensch ist multidimensional, multitalentiert und kann nicht auf eine einzige Identität reduziert werden – alltägliche Erfahrung. Aus dieser Perspektive sollte das Thema so differenziert diskutiert werden, dass die selbstbezüglichen Argumente der Terrorgruppen nicht mehr greifen. – Christoph Müller-Luckwald


 

Leserbriefe zu „Dame und Mammon“ von Josef Joffe

Habe ich das richtig verstanden: Der moderne Wohlfahrtsstaat als Farce? Und als – wenn auch sanfte – Form des Realsozialismus? Ist das der Geist der ZEIT? – Susanne Seidel

Genau Herr Joffe, lassen Sie uns die Löhne und die Steuern auf Aktiengewinne doch noch etwas weiter senken, dann können die Familien Pinault, Gucci, St. Laurent etc. noch mehr Vermögen anhäufen und uns mit noch größeren Spendensummen und Museen beschenken. Dafür können wir diese dann huldigen. – Gunnar Bewig

In diesem Artikel fühlt sich Herr Joffe wieder bemüßigt, sich mit ebenso kurzschlüssiger wie selbstgefälliger Sozialkritik zu produzieren. Wie beim unsäglichen Trump-Sykophant Sean Hannity von Foxnews hallt aus seinen Worten die erbärmlich kindische Sozialismus-Kritik des US-Präsidenten wider. Vom reaktionären Monarchisten Stéphane Bern übernimmt Herr Joffe gedankenlos die zweifelhafte Verklärung der Notre-Dame als „Seele Frankreichs“. Eine identitäre Fiktion, denn für diese „Seele Frankreichs“ hatten Molière („diese abscheulichen Monstrositäten eines unwissenden Zeitalters“) sowie sämtliche französischen Klassiker – Boileau, Fenelon, La Bruyère, Molière, Voltaire, Rousseau, Michelet, etc. – nichts als Verachtung. Erst ein Deutscher, Goethe, hat die Gotik entdeckt, aber als „Verkörperung des deutschen Genies“, also auch eine identitäre Fiktion.

Herr Joffe krönt seine blasierte Selbstdarstellung mit einem anrührenden Bild einer idealen liberalen Gesellschaft. In dieser „freiheitlichen“ Umgebung entwickeln sich die Schurken – wie Rockfeller, Carnegie, Morgan – prächtig und häufen sagenhafte Vermögen an. Sie spenden einen winzigen Teil des ergaunerten Geldes, was noch sehr viel ist, und werden für ihre grenzenlose Solidarität hoch gelobt. Die beste aller möglichen Welten. Leibniz wäre begeistert. Als Herausgeber einer seriösen Zeitung ist Herr Joffe untragbar. Deshalb haben uns entschlossen, nach vierzig Jahren unser Abonnement der „Zeit“ zu kündigen. – Stéphane Vézina

Heiliger St. Josef, viel billiger gehts nicht. Oder will Herr Joffe uns veralbern? Bei dem Artikel ist man ja froh, wenn die eigene Seele her-nach intakt bleibt. Liebe >ZEIT< ….. – Hans-Peter Kloos


 

Leserbriefe zu „»Die Geschichte ist ein Teufel«“ von Peter Kümmel

Ach, wie hat mich das Gespräch von Peter Kümmel mit dem 85jährigen Theatermann Roberto Ciulli in der ZEIT Nr. 14 angerührt! Wie enttäuscht lässt mich dagegen nun das Gespräch mit Peter Handke zurück. „Schuld“ daran ist ohne Zweifel der interviewte Schriftsteller, der im Wesentlichen nichts als floskelhafte (B)Analitäten und pauschale Verunglimpfungen von sich gibt: Der Stiefvater Bruno, ein „Arschloch“, ein „armer Hund“; der „scheiß Kaiser Wilhelm“, auch er ein „Arschloch“; der Parisien, „kulturell eine Scheißzeitung“; Sarkozy und Hollande immerhin: die „beiden Pflaumen“, „sinnlose Gestalten“. Fazit: „Scheiß aufs Heil.“ Vermutlich stellt der hehre Literat sich so die beschworene „Melodie“ der Sprache vor, die er bei Macron („seufzt so viel“) vermisst. – Ludwig Engstler-Barocco

Man muss ihn ja nicht schneiden oder einen Trottel nennen, den Handke. Aber wenn er die Bombardierung Belgrads als den größten Skandal in der Nachkriegszeit bezeichnet, könnte man ihn doch an Srebrenica erinnern. Mich persönlich, einst in Beziehung mit einer Frau, die ihren Vater dort verloren hat, kränkt diese Aussage, aber auch die Reaktion von Peter Kümmel, sehr. Mich würde es auch interessieren, was die Chefredaktion darüber denkt. Weil: Das Thema wird ja von Handke eingebracht. Und: Wie es wohl den direkt betroffenen mit diesem Interview geht? Handke, der Missverstandene. Oder: Was für ein eitles Arschloch? – Daniel Kudernatsch

Leider habe ich erst heute am 1. Mai die Zeit gefunden, die ZEIT auch zu lesen; eine gute und eine schlechte Nachricht für mich als Leser darin : Die gute vorweg, ich beginne mich daran zu gewöhnen, daß in der Übersicht der Museen & Galerien wie gehabt Hannover nicht auftaucht, der kleine Ausgleich ist wieder bei den Kulturtipps mit den Kunstfestspielen Herrenhausen ! Gut in Hannover bahnen sich derzeit auch weitaus negativere Dinge an, der hiesige Fussballverein steigt – mal wieder – aus der ersten Bundesliga ab und der Oberbürgermeister S. Schostok, wg. Untreue vorerst nur angeklagt, wird nächste Woche um die Versetzung in den Ruhestand bitten, was sagte er gestern “ er spüre keinen poltischen Rückhalt mehr “ , meine Ergänzung auch nicht mehr von/aus der eigenen Partei SPD, die sonst das Banner der Solidarität vorsichherträgt !

Nun aber zu der für mich beim ersten Lesen doch erschreckenden Erkenntnis, daß ein Peter Handke ohne vom Interviewer etwa auf das Massaker von Screbenica und andere serbische Gereueltaten angesprochen zu werden seine abwegige Sicht der Geschehen und Zusammenhänge aus dem Balkankrieg verbreiten kann ! „Ich habe Kompetentes gesagt von A bis Z“ , der Sidestep zu dem unsäglichen Auftritt am Grabe des Kriegsverbrechers Milosevíc, diese in meinen Augen das Andenken der zahlreichen Toten mesnchenverachtenden Ausführungen hätten zwingend einen Widerspruch P. Peter Kümmels hervorrufen müssen ! Die zahlreichen anderen Geschichtsverdrehungen und z. T. -fälschungen des P. Handke, es schmerzt, sowas in der ZEIT lesen zu müssen ! „Der Irre, der Irrsinn verbreiten darf“ , das trifft es zumindest für diesen Bereich ! – Norbert Sandermann

Peter Handke, der große Literat, weiß um die Macht, Kraft und Bedeutung der Worte und der Sprache – er ist kein seniler Alter, dem man „dummes Zeug“ durchgehen lässt. Umso mehr wundere ich mich darüber, dass ein ZEIT-Redakteur Herrn Handke unwidersprochen sagen lässt, dass die ganze Welt Serbien 1999 allein gelassen habe und dann auch noch bombardiert hat. Es sei ein „Skandal, was man mit Jugoslawien damals gemacht habe“. Kein Wort darüber, dass unter Milosevic‘ Präsidentschaft bosnische Muslime von Serben aus ihren Gebieten vertrieben wurden: Der traurige Höhepunkt war der Genozid von Srebrenica, der größte Völkermord in Europa seit dem Holocaust.

Dieser Milosevic wird als „tragische Figur“ von Handke verharmlost. Offensichtlich ist Ihrem Redakteur entgangen, dass Milosevic in Den Haag vor dem Internationalen Gerichtshof für das ehemalige Jugoslawien wegen Kriegsverbrechen in Kosovo, Kroatien und Bosnien, in Bosnien auch wegen Völkermordes, auf der Anklagebank saß. Zu einer Verurteilung kam es nicht wegen Milosevic‘ tödlichem Herzinfarkt. Handke ist nicht nur Literat, er ist auch gewiefter Rhetoriker, der so geschickt wie unverfroren ist, die Pariser Terroranschläge der vergangenen Jahre mal „eben so“ mit dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien zu verknüpfen. Unglaublich! Bedauerlich, dass Ihr Redakteur darauf hereingefallen ist! – Bernd Ziemens


 

Leserbriefe zu „»Hauptsache, ein sauberes Laken«“ von von Jörg Kramer und Henning Sussebach

In den Artikel ist leider der englische Begriff „clean sheet“ falsch übersetzt. Es bedeutet ein sauberes Blatt wie Papier wo nichts drauf geschrieben ist. – Sarah Johannsen

Das „saubere Laken“ der britischen Fußballer hat mich sehr amüsiert. Das „clean sheet“ bezieht sich in diesem Fall nicht auf ein Laken, sondern auf ein Blatt Papier – im Sinne eines Strafregisters. Also ist bei einem „clean sheet“ das Register leer, bzw. sauber, ohne Eintragung. Auch englische Sprache schwere Sprache. – Gerd Novotny

Vielen Dank für diesen sehr aufschlussreichen Meinungsaustauch. M.E. gehört die Auswärtstorregel längst abgeschafft. Zunächst einmal sollte man ein Fußballspiel nicht aus Sicht eines (passiven) Fernsehzuschauers bewerten, sondern aus Sicht desjenigen, der sich die Mühe gemacht hat (und dafür in aller Regel auch noch Geld ausgegeben hat), um ein Fußballspiel der „eigenen“ Mannschaft live im Stadion mitzuverfolgen und die Mannschaft dort nach besten Kräften anzufeuern und ihr jede Unterstützung zu gewähren. Aufgrund ihrer zahlenmäßigen Mehrheit sind das in aller Regel die Heimfans. Und da mutet der Befund, wonach die Chance, einen Sieg der Heimmannschaft zu sehen, mittlerweile unter 50% liegt, doch eher ernüchternd an.

Die Kuriosität, dass Mannschaften weiterkommen, die zunächst Heimrecht haben, wo sie weitgehend defensiv bleiben, um im zweiten Spiel den Gegner auswärts mit einem oder zwei Toren zu überrumpeln, lässt sich übrigens noch viel besser in den Relegationsspielen zur ersten und zweiten Bundesliga beobachten. In den beiden Spielpaarungen muss der Zweitligist immer zuerst auswärts antreten (warum das so ist, konnte mir niemand bisher vernünftig erklären). Seit Wiedereinführung dieser Regel in der Saison 2008/09 fanden zusammengerechnet 20 Spielpaarungen (Auf- und Abstiegsrelegation) statt, in denen sich insgesamt bisher nur 5 mal am Ende der Zweitligist durchsetzen konnte. Demgegenüber war in 15 Spielpaarungen der Erst- oder der Drittligist Sieger, welcher zuerst in den Genuss des Heimrechts kam. Im Verhältnis des Zweit- gegenüber dem Erstligisten lässt sich das möglicherweise noch mit fehlender Qualität erklären. Gegenüber dem Drittligisten dürfte das aber sicherlich kaum ausschlaggebend sein. Der Befund ist – wie ich finde – schon recht auffällig. Und was den Enthusiasmus angeht, den Henning Sussebach als vorrangiges Argument für die Auswärtstorregel anführt, wäre mein Vorschlag: Man lässt die Mannschaft weiterkommen, die den an Toren höheren Sieg einfährt, egal ob auswärts oder zuhause. Das wäre für jede Mannschaft von Anfang bis zum Schluss Anreiz genug, nach vorne zu stürmen. Nur bei Gleichstand nach zweimal 90 Minuten gäbe es – wie bisher auch – Verlängerung und Elfmeterschießen. Dabei hätte freilich diejenige Mannschaft den – vielleicht noch zu tolerierenden – Vorteil, die dann vor dem eigenen, euphorischen Publikum spielen darf. – Torsten Weickert


 

Leserbriefe zu „Schluss mit lustig“ von Alice Bota

Verkehrte Welt! Die Liste der Komiker wird länger und länger, die sich einen (Neben)Job in der Politik suchen! Viele (un)lustige Männer setzen sich einfach an die Spitze von Staaten ab. Wer soll eigentlich demnächst beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg, noch wen derblecken? Verkommt die Fastnacht in Franken aus Veitshöchheim, vielleicht gänzlich zu einem (un)politischen Comedy-Treff? – Riggi Schwarz

Den Beruf des Schauspielers finde ich nicht ehrenrührig, aber Alice Bota unterschlägt, dass Wo­lo­dy­myr Se­lens­kyj Jura studiert hat, um ihn in die Schublade „Ko­mi­ker“ stecken zu können. Und um einen regelrechten Trend zum „Unpolitischen“ oder gar „An­ti-Po­li­ti­ker“ nachzuweisen, verschweigt sie, dass Marjan Šarec 8 Jahre Bürgermeister von Kamnik war, bevor er zum slowenischen Ministerpräsidenten gewählt wurde: „In Slo­we­ni­en re­giert ein Ko­mi­ker“. Auf die neue slowakische Präsidentin Zuzana Čaputová, die Juristin, Umweltaktivistin, Bürgerrechtlerin und Stellvertrende Parteivorsitzende war, trifft das Etikett „von Po­li­tik kei­ne Ah­nung“ auch nicht zu. So bleiben der Sa­ti­ri­ker Bep­pe Gril­lo, der die italienische Bewegung 5 Stelle gegründet, aber nie für ein politisches Amt kandidiert hat, und Donald Trump übrig, eine echte Lachnummer, aber alles andere als unpolitisch. – Jürgen Thiede

Wolodymyr Selenskyj ist bekanntlich nicht der erste politische Quereinsteiger – und, sollte er über einen einigermaßen gesunden Menschenverstand verfügen, so wird er wohl auch kaum zum unwürdigsten im neuen Amt werden. Zudem steht ein bemerkenswerter Großteil des ukrainischen Volkes hinter ihm; eine demokratische Zustimmung von 73 Prozent diktiert geradezu die Abkehr von dem bisherigen Polithabitus nebst dessen Vertreter. Mit seiner politischen Unverbrauchtheit kann Selenskyj diese selten starke Legitimation und Chance durchaus zu einem relativen Neuanfang für sein Land nutzen. Die deutsche Regierung jedenfalls sollte es sich mit dem Komiker a.D. und designierten Präsidenten der Ukraine mitnichten verscherzen. – Matthias Bartsch


 

Leserbriefe zu „Gründe und Abgründe“ von Andrea Böhm

Dem Beitrag ist es gelungen, die komplizierten religiösen, kulturellen und politischen Hintergründe der grausamen Anschläge in Sri Lanka, prägnant und übersichtlich aufzuzeigen. Danke, dass Sie damit auch auf das wichtige Thema religiöser Verfolgung und seiner Dynamik in der Gegenwart aufmerksam machen. An manchen Stellen hätte besser recherchiert werden sollen: Anders als geschrieben, war eine der drei betroffenen Kirchen die nicht-katholische, pfingstkirchliche Zionskirche. Diese etwa 800 Mitglieder zählende Kirche des Pastors Roshan Mahesan ist das auf der Karte angezeigte Anschlagsziel in Batticaloa an der Ostküste der Insel. Neben den drei genannten Hotels, die sich alle in Colombo befinden, war zudem auch ein kleines viertes Hotel in der Hauptstadt betroffen. Die Zahl der Opfer korrigiert das Gesundheitsministerium am Donnerstagabend herunter: 253 Tote und 149 Verletzte, wobei die genaue Zahl der Toten durch die massive Verstümmelung schwer zu ermitteln ist. – Prof. Dr. Christof Sauer und Colin Bergen

Anscheinend sind in Sri Lanka Graphiken zwischen der 2. und 3. Graphik ca. 100.000 Muslime dazugekommen. In der Graphik „Wie sich die Bevölkerung zusammensetzt“ gibt es dort von etwas über 20 Millionen Einwohnern 9,2 % Muslime. Aber laut „Welchen Anteil die Religionen haben“ ist der Anteil auf 9,7% angewachsen. Nun könnte es ja noch sein, dass die beiden Prozentsätze auf unterschiedlichen Grundgesamtheiten beruhen, z.B. könnte „Welchen Anteil die Religionen haben“ sich auf die Gläubigen beschränken und die Atheisten unter den Einwohnern der Graphik „Wie sich die Bevölkerung zusammensetzt“ ausgenommen sein – was aber in keiner Weise in der Graphik ausgewiesen wird. So bleibe ich verwirrt über den schnellen Zuwachs von 100.000 Muslimen in Sri Lanka zurück. Mit der Bitte um Aufklärung zwecks Beseitigung meiner Verwirrung – Volker Thomaszik

Ich schreibe nicht sehr oft Leserbriefe, aber manchmal muss ich meinen „Senf“ einfach zu einem Artikel dazu geben. So gut strukturiert und recherchiert ich Ihren Artikel über die Anschläge in Sri Lanka auch fand, so muss ich doch erheblich Kritik äußern. Wie kann es sein, dass eine so renomierte Zeitung wie „Die Zeit“ in einer Graphik, in welcher die Zusammensetzung einer Bevölkerung in verschiedenen Volksgruppen dargestellt wird, eine Gruppe als „Muslime“ betitelt? Als ich das letzte Mal nachgeschaut habe, war der Islam noch eine Religion und kein Kriterium für die Zugehörigkeit zu einer Bevölkerungsgruppe. Schließlich würde Sie auch nicht behaupten, dass in Deutschland nicht ca. 82 Millionen Deutsche wohnen, sondern deutlich weniger, weil die restlichen Menschen ja Muslime und Juden seien. Eine derartige Klassifierung hatten wir das letze Mal vor 70 Jahren!! Eine Zeit in die niemand zurückkehren möchte. Also passen Sie bitte das nächste Mal auf, wenn Sie solche Graphiken beschriften. – Sven Beinke


 

Leserbriefe zu „»Schlaf mit mir, Baby!«“ von Fritz Habekuss

Worüber schreibt der Fritz eigentlich unter der Rubrik „Wissen“ und was teilt er uns bei all dem Geschwafel ernsthaft über die Nachtigall mit. Bei dem Titel ging ich jedenfalls davon aus es gehe um die Nachtigall. Aber nein:um an der Siegessäule (4spuriger Kreisverkehr) diesem Vogel zu „lauschen“,trifft er sich mit Forscherin an S-bahnhof Tiergarten,dann riecht er Benzin? etc.pp. Ich vermute es geht ihm nicht sonderlich gut,dem Fritz. URLAUB!?? – Ein/e Leser/in

Nnetter Versuch von Forscherseite, aber was sagt mir ein gedrucktes Spektogramm? Eduard Mörike hat es lustiger gelöst, als er den Gesang der Nachtigall im Wald von Cleversulzbach mitstenografiert hat. Da hört man sie doch – vielmehr ihn – mit Wonne. – Elsemarie Maletzke

Mit Freude habe ich Ihren Artikel über die Nachtigall in Berlin gelesen und möchte Ihnen zwei meiner Nachtigall-Spots verraten: Am Schwedter Steg im Prenzlauer Berg, wenn man stadteinwärts läuft, auf der linken Seite, täglich ab ca. 18 Uhr und bei der Kieler Brücke am Nordhafen im Wedding, wenn man stadtauswärts läuft, ebenfalls auf der linken Seite, hier eher so ab 22 Uhr. So oft habe ich sie gehört auf meinen nächtlichen Heimfahrten auf dem Rad! Leider wohne ich nicht mehr in Berlin und vermisse Stadt und Vogel sehr. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lauschen, Grüße aus der schrecklichen Stadt Nr. 401 – Virág Imrics


 

Leserbriefe zu „Der Judenhasser, der uns malte“ von Maximilian Probst

Haben Sie Dank für den so ruhigen und bei der heftigen Diskussion um den Maler Emil Nolde so wohltuend abwägenden Artikel von Maximilian Probst. Bitte überprüfen Sie aber doch seine Aussage, daß Christoph Probst mit seiner Schwester und seiner Mutter 1921 im sogenannten „Russenhaus“ von Gabriele Münter in Murnau gewohnt haben soll. Gabriele Münter lebte nach der Trennung von Wassily Kandinsky im Jahr 1914 in den frühen zwanziger Jahren abwechselnd in Köln, München und in Murnau, bevor sie dann wieder völlig in Murnau in ihrem Haus wohnte. Da erscheint eine Vermietung ihres Hauses an die Mutter von Christoph Probst doch unwahrscheinlich. Das Geburtshaus von Christoph Probst ist in Murnau, aber in der Kohlgruberstraße 20, nicht weit vom Haus Gabriele Münters entfernt. Könnte es sein, daß sich Maximilian Probst irrt? Das würde seinem so klugen Artikel kein Abbruch tun, aber um der historischen Wahrheit willen wäre eine Überprüfung seiner Aussage doch richtig. – Thomas Köthe

Der bewegende persönliche Bericht von Maximilian Probst macht in eindringlicher Weise jenseits aller kunsttheoretischen Betrachtungen deutlich, dass der eigentliche Wert eines Kunstwerks, wenn es aus dem Atelier seines Schöpfers entlassen ist, in seiner Fähigkeit zum Dialog mit dem jeweiligen Betrachter begründet liegt. Ein gutes Gemälde ist ein eigenes, vom Maler getrenntes, Lebewesen, das sich uns als individuelle Existenz nähert, uns herausfordert, seine Freundschaft anbietet, uns beglückt, tröstet oder verzweifeln lässt. Es ist an uns, es mit eigenen Assoziationen und Empfindungen in Besitz zu nehmen. Insofern brauchen wir nicht davor zurückzuschrecken, einem Bild die Treue zu halten, auch wenn der Maler als Schurke enttarnt ist. – Ludwig Engstler-Barocco

Danke für diesen wunderbaren Bericht und die sehr persönliche Betrachtung (aus aktuellem Anlass) von Ihnen, lieber Herr Probst. Mein Interesse gilt der Geschichte, dort den Kulturen der Völker, und natürlich damit auch der Kunst. Und ich weiß, dass ich viel zu wenig Zeit dafür investiere. Jeder von uns dreht halt so an seinem Rad – aber ab und an entkommt man… Die Geschichte von uns wird immer bestimmt – wie die Geschichte von allen Völkern – durch Kunst, Musik, Kultur, Politik und Menschen, die dazu schreiben. Seit fast 30 Jahren arbeite ich die Geschichte der Wiedervereinigung auf. Als Kölner lebe ich seit 1990, vollständig seit 1992, in den so genannten „neuen Bundesländern“. Damit weiß ich auch, dass die vorgenannten Kriterien alleine nicht maßgebend sind, sondern jeder von uns als Bestandteil des Volkes auch Bestandteil der Geschichte ist. Vielleicht zuvor schon, aber seitdem ich auf dem ehemaligen Gebiet der SBZ, der sowjetischen Besatzungszone und damit der DDR, lebe und mit so vielen Einzelschicksalen, Geschichten der Menschen konfrontiert werde, gilt mein besonderes Interesse den Diktaturen und dem, was diese mit und aus den Menschen machen. Das gilt damit besonders für den deutschen Boden, den ersten Weltkrieg, die Weimarer Republik, dann das Dritte Reich und den zweiten Weltkrieg. Für mich ist es immer noch ein Rätsel, wie 80 Millionen Deutsche sich von einem Vollidioten so viel Scheiße (sorry) erzählen lassen können. Und so viel Unheil anrichten!

Wenn man nach der Ursache sucht, ist das Ganze viel subtiler. Und genau das wird von Ihnen, lieber Herr Probst, in ihrem Bericht auf faszinierende Art und Weise beschrieben. Schubladendenken hilft kaum weiter. Es ist sogar kontraproduktiv und gefährlich. Ebenso undifferenziertes und pauschaliertes Getöse und Getrommle. In dem viertletzten Absatz wird das in meinen Augen gut beschrieben. Wenn aus einzelnen Aktionen, warum auch immer sie geschehen, dann gleich ein System gemacht wird, stehen wir fast mittendrin. Man darf ja wohl noch ein Bild aufhängen dürfen. Gleichermaßen gilt: … man darf es aber auch hängenlassen. Das zumindest dann, wenn man über ähnlich differenzierte Möglichkeiten der Betrachtung verfügt wie der Autor seines eindrucksvollen Erfahrungsberichtes. Das können leider wohl nur wenige. Die Menschen müssen auch nicht so dezidiert in die Geschichte einbezogen sein. So dass auch eine Angela Merkel einen Emil Nolde und seine Bilder durchaus hätte hängen lassen können. Aber was zählt schon das Wort eines Fabian Hasselblatt … Danke für die nuancierten Beschreibungen. Fast schon wie eine Arglosigkeit, wie die Beteiligten in ihrer Geschichte agiert haben. Und das über viele Jahre hinweg. Entschuldigung aber das darf man wohl als normal bezeichnen. Oder etwa nicht? Danke für den neuen Blick, den Sie bei mir geöffnet haben dafür, dass man natürlich auch dann, wenn man nicht bis in die Details der (Jeweiligen) Geschichte verwickelt ist/war, in Details denken und auf diese achten darf. Immer wieder danke ich aber auch den Widerstandskämpfern im Dritten Reich und allen Widerstandskämpfern, die noch heute mit aufrichtigen Zielen gegen menschenunwürdige Systeme vorgehen. Oder das zumindest versuchen. Wie immer man zu der Entscheidung gelangt, dass ein System ab sofort zu bekämpfen ist. Eine sehr schwierige Entscheidung, die meistens sehr alleine getroffen wird. Und da zählt niemals der Mainstream, die herrschende Meinung oder das, was von oben diktiert wird. Danke ihrem mutigen Großvater, seinen Freunden und Helfern. Danke dafür, dass ich jetzt weiter über die Geschehnisse nachdenke. – Dr. Fabian Hasselblatt


 

Leserbriefe zu „Bleib cool, Europa“ von Matthias Krupa

Es ist völlig zutreffend , wie Zeit-Redaktor Matthias Krupa schreibt, daß die anstehende Europa-Wahl eben keine Schicksalswahl ist. Dies wäre eine völlige Überhöhung, weil diese °SAGA° offenbar gezielt übersieht, daß EUROPA sehr wohl ein weltpolitischer Faktor ist, vor allem auch KULTURELL. ^Wir Europäer machen uns einfach zu einfach zu klein. Es bedarf eines mehr als nur Portions“chen von Selbstbewußtsein der EU ! – Sigurd Schmidt

In ihrem jüngsten Beitrag schreiben Sie einiges Richtige, jedoch möchte ich auf drei Punkte eingehen, die ich definitiv anders sehe.
1. Die EU ist in der Tat von einer Welle von Nationalisten bedroht. Deswegen auch die intensiven Wahlkampfrhetorik der Europabefürworter.
2. Denn im Unterschied zu Ihrer Aussage, dass es in der Europäischen Union keine Opposition gebe, gibt es diese sehr wohl. Die Europäische Kommission muss vom Europäischen Parlament ins Amt gewählt werden und zwar in zwei Schritten: erst wird nur der Präsident ins Amt gewählt und dann muss in einer zweiten Wahl die gesamte Kommission mit allen vorher einzeln befragten Mitgliedern in einer Wahl bestätigt werden. Dies ist ein Verfahren, welches intensiver ist als in den meisten Mitgliedsstaaten. Schon bei der letzten Wahl gab es aus einer Reihe von Parteienfamilien eine Reihe von Gegenstimmen, und die letzte Kommission wurde mit 423 von 699 abgegebenen Stimmen, also nur 61% ins Amt gewählt. 30% stimmten gegen die Kommission, 10% enthielten sich. Die 209 Gegenstimmen kamen überwiegend aus dem Lager der Nationalisten und Rechtsextemen, viele auch von der GUE-Gruppe, also den Linksparteien. Diese alle muss man als Oppositionsparteien ansehen. Natürlich ist das Europäische Parlament viel mehr ein konsensorientiertes Parlament als viele nationale Parlamente, weil in der Tat jeder Abgeordnete über seine Änderungsanträge viel beitragen kann. Auch ist die Sacharbeit deutlich stärker als in vielen hauptsächlich lautstark agierenden nationalen Parlamenten. Dennoch gibt es radikale Opposition von manchen radikalen Oppositionsparteien und daher gibt es echten Wahlkampf.
3. Die Wahlbeteiligung wird hoffentlich nach den Ereignissen, die Sie in Ihrem Artikel auch beschrieben haben (inklusive den Brexit-Querelen) deutlich erhöht werden. Das ist nicht nur, aber auch auf die Schicksalswahl-Lage zurückzuführen. Man kann nur hoffen, dass nicht nur die Europagegner zur Wahl gehen. Dies wäre in unser aller Interesse. – Dr. Michael Rupp


 

Leserbriefe zu „Böse Plakate“ von Laura Cwiertnia

Auch ich halte das Plakatieren für nicht mehr zeitgemäß und hätte gerne darauf verzichtet. Die Slogans sind oft austauschbar und daher relativ bedeutungslos. Verzichtet man jedoch als einzige Partei auf Wahlplakate, könnten die Wähler das womöglich als Arroganz verstehen. Oder aber könnte es ein Anstoß zum Umdenken sein? – Thomas Andresen

Was sollen diese mal wieder unbeschreiblich stereotypen Europaplakate, deren Dummheit ihre meist ansehnliche Größe um das Vielfache übersteigt!? Kann man nicht e i n m a l etwas mehr an Kreativität, Schlauheit, Überzeugungskraft ausbreiten, echte Hingucker, Gedankenentwickler, Alternativen zum ewigen Bla-Bla-Bla!? Plakate, die wirklich das viele Geld wert sind, das man da heraushaut? Z.B., indem an Plakatwände Handzettel zum Abreißen getackert werden, mit konkreten, gebündelten Informationen über alles, was die EU schon geleistet hat!? Was den Wissensstand erhöht, statt ihn zu senken?? Es wäre so wichtig! Die Überlegungen der Grünen Susanne Haak – auch eine Idee, um, richtig, Müll, Kosten und den Frust der Wähler zu vermeiden. – Susanne Jungbecker


 

Leserbriefe zu „Fordernd und fragend und liebend“ von Dani Levy

Ja sie hatte eine durchdringende Intelligenz und war mehr als eine schöne Frau und eine der Wenigen, die zu dem Alter in ihrem Gesicht stand. Sie spielte auch sehr gern die extrovertierte Diva, dadurch konnte sie dann auch mal etwas Wichtiges sagen. Nur warum zeigen Sie ein 30 Jahre altes Foto anlässlich des Todes von Hannelore Elsner? Und warum, wird eine große deutsche Schauspielerin, mit einem winzigen Artikel gewürdigt? Schade, vielleicht in der nächsten Ausgabe. – Jeanette Podßuweit

Gerade habe ich den Nachruf auf Hannelore Elsner gelesen und möchte mich dafür bedanken! Hier wird ein Mensch beschrieben, keine „Diva“, es wird ihr kein publikumswirksames Label aufgedrückt, schon gar nicht als „letzte“ Diva! Diese besondere Frau wird noch einmal lebendig und liebenswert! Danke! – Barbara Weckwerth


 

Leserbriefe zu „Der Stoff, aus dem Helden sind“ von Ulrich Schnabel

Umberto Eco (Schriftsteller) hat mit seinem „Heldenspruch“ schon (irgendwie) recht. Der Mensch kann sich selbst nie zum Helden machen, er wird, wenn es schon unbedingt sein muss, immer durch irgend jemand anderen zum Helden gemacht. – Klaus P. Jaworek

Dank für diesen Beitrag aus dem Ressort WISSEN! Zumal er helfen kann, die Feuilletonkritik an der Stauffenberg-Biographie von Thomas Karlauf zu versachlichen (ZEIT Nr. 11/13). Die wird hier zwar nicht erwähnt, wohl aber Stauffenberg mit seinen Mittätern als Beispiel für „jene Menschen, die sich bewusst für ein Ausnahmeverhalten entscheiden“ und deren „Beweggründe“ sich „oft erst im Nachhinein wirklich erschließen“. Alle in der Forschung herausgefundenen „Gemeinsamkeiten“ solcher Menschen dürfen aber nun nicht die eine Grundeinsicht verstellen, dass „Menschen in der Regel nicht von Natur aus böse oder gut“ sind, sondern „durch ihre Umstände dazu gemacht“ werden. Es muss also sehr sorgfältig nach diesen „Umständen“ gefragt werden. Das allein reicht aber auch nicht: Wenn stimmen soll, dass „wir alle in uns das Potential tragen, unter den richtigen Umständen zu Helden zu werden“, müssen wir uns zugleich der Tatsache stellen, dass dies „Potential“ (wie gerade das Beispiel des gescheiterten Attentats zeigt) höchst unterschiedlich verteilt ist, vielleicht sogar ganz fehlen kann. Dass dies unsere unendliche „Vielfalt“ ausmacht, die sich in kein – wie immer geartetes – „moralisches“ System pressen lässt, welches vom homo sapiens an unterschiedlichen Orten zu unterschiedlichen Zeiten kulturell unterschiedlich entwickelt wurde, um menschliches Zusammenleben zu ermöglichen. Eben weil menschliches Verhalten – abhängig von all den Faktoren, die den Einzelnen in seiner Entwicklung und dann in der konkreten Situation bedingen – nie völlig vorherseh- oder planbar ist. Deshalb trifft auch Umberto Ecos schönes Diktum gerade auf die Attentäter vom 20. Juli 1944 nicht zu: „Der wahre Held ist immer ein Held aus Versehen.“ Das mag in dieser Ausschließlichkeit für die fiktionale Welt eines Schriftstellers gelten und sollte vermutlich vor allzu übertriebener Heldenverehrung warnen. „Wahre Helden“ gibt es aber nur in unserer Vorstellung. Und die formt sie – individuell oder mit anderen – nach ihren jeweiligen Bedürfnissen bzw. Interessen. Mit „wahren“ im Sinn von wirklichen Folgen. – Eckhard Heumann


 

Leserbrief zu „Gesellschaftskritik – Über Treue“ von Heike Faller im ZEIT Magazin

Zu dem Artikel ein paar Anmerkungen: Auch beim Schreiben einer Glosse, sollten Sie sich die Mühe machen, Fakten sorgfältig zu recherchieren.
– Tiger Woods aussereheliche Eskapaden führten an Thanksgiving 2009 zu einem Ehesstreit in dessen Folge Tiger einen Autounfall hatte
– die Rückenprobleme begannen 2014 nachdem er sich zurück an die Nummer 1 der Weltrangliste gespielt hatte. Also hatte LaCava durchaus eine erfolgreiche Zeit als Tigers Caddy
– seine Verhaftung 2017 erfolgte wegen Autofahren unter Einfluss von Medikamenten (u.a. Schmerzmittel) und Alkohol. Drogen (das deutschen Wort ist mit illegalen Substanzen konnotiert) haben keine Rollen gespielt
– das Masters ist eines von 4 sogenannten Major Turnieren, von denen 3 in den USA und eines in UK ausgetragen wird
– Bei dem „mittelgroßen“ Turnier welches Tiger 2019 gewann handt es sich um das Finale des FedEx Cups, den die 125 besten Spieler der PGA Tour des Jahres ausspielen. In dieser Serie reduziert sich die Teilnehmerzahl bei jedem Turnier. Beim Finale, welches Tiger gewann spielen die besten 30 Spier der Saison.
Schade, dass Ihre Botschaft am Ende des Artikels dadurch untergeht. – Peter Hangen


 

Leserbrief zu „Die Not der Demokraten“ von Kerstin Kohlenberg

Tut mir leid, aber auch das muss sein. Kerstin Kohlberg schreibt in „Der Kongress, in dem die Demokraten die Mehrheit haben, …“. Dass das nicht stimmt, weiß sie, dessen bin ich mir sicher. Die Mehrheit haben sie im Repräsentantenhaus und dieses „House“ ist nun mal nur ein Teil des Kongresses. So viel Genauigkeit sollte dann doch sein. Denkbar wäre ja auch, dass die Redaktion merkt, dass an dieser Behauptung etwas zu korrigieren ist. – Roswitha Ristau


 

Leserbrief zu „Über die Gefahren von Frischmilch und die erleichternde Erkenntnis, dass im Grunde alles schädlich ist“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

mit Vergnügen lese ich wöchentlich Ihre Kolumne im Zeitmagazin und bin jedoch in der Ausgabe Nr. 18 vom 25.04.2019 bei dem Thema „Über die Gefahren von Frischmilch und die erleichternde Erkenntnis, dass im Grunde alles schädlich ist“ vor den Kopf gestoßen worden, sodass mir mein Kindle aus der Hand gefallen ist. Denn das „die Sojaproduktion eine Öko-Sauerei darstellt“ liegt nicht an den produzierten Sojadrinks, sondern an der Verwendung von Soja für die Futtermittelproduktion. Folglich verbraucht die Milchkuh ebenfalls Soja als Futtermittel. Die Verwendung von Soja wurde auch schon bei Zeit Online vom 07.11.2013 „Veganer, die Klimaretter“ beleuchtet. Zudem gibt es neben Sojadrinks noch Erzeugnisse aus Hafer, Dinkel, Mandel, Haselnuss, etc. – Adrian G.


 

Leserbrief zu „Was Hegel schon über Greta Thunberg wusste“ von Dominik Finkelde

Mit großem Interesse habe ich Ihren Beitrag zu Hegel, Greta Thunberg und Kaspar Hauser gelesen und fand Ihre Analyse sehr erhellend. Beim zweiten Durchlesen bin ich dann am letzten Satz hängen geblieben: „Sie verkörpert ein Handeln, welches unser Wissen…überbietet.“ Geht denn Handeln nicht immer über das bloße Wissen hinaus? Müßte es nicht heißen: „Sie handelt, wo wir als Herdentiere noch im allgemeinen Nichtstun gefangen sind.“? Denn: Ich denke nicht, daß Greta mehr über den Klimawandel weiß als wir. Das Wissen ist – dank Al Gore und anderen – schon wesentlich länger in der Welt als Greta an Lebensjahren zählt. Sie tut etwas und beschämt uns Erwachsene damit – zu Recht. – Ruth E. Göttler


 

Leserbrief zu „Die lieben Zehlein“ von Susanne Mayer

Welch ärgerliche, inhaltslose Kolumne mit einem verallgemeinert abfälligen Blick auf Männer! Man stelle sich vor, ein ähnlicher Kommentar würde über Frauen abgegeben. Ein Sturm frauenbewegter Kommentare wäre die Folge. Aber wir bösen, unkultivierten Labradore müssen uns schwanzwedelnd damit abfinden, immer mehr zu den Buhmännern zivilisierterer Wundergeschöpfe zu werden. – Thomas Buchholtz


 

Leserbrief zu „Raum für (böse) Überraschungen“ von Stefan Schmitt

„Nachtigall, ick hör Dir trapsen.“
…..so also lockt eine durchweg seriöse ZEITung den Leser/die Leserin via Sex-Versprechen, hier nicht durch die Blume, sondern ganz shakespeaeresk durch einen nur scheinbar unscheinbaren Piepmatz gesagt, ach, nein: gesungen… hin zu dem, was im Moment und schon lange und noch lange Thema Nr. 1 ist. Nach der Liebe.
Zum Klima. Absatz 3, ich zitiere: „Während die verschiedenen Berechnungen bisher……., schere nun ein Teil der Modelle aus: „Sie laufen heißer als je zuvor. Bald könnte die Erde dasselbe tun.““
Absatz 6, ich zitiere: „Tatsächlich findet man in der Klimaforschung inzwischen öfter dieses beunruhigende Muster: Je genauer man hinsieht, desto unerfreulicher wird es.“
Ich bin, schon vom Typ her, keine Wissenschaftlerin. Das Geheimnis, das nicht völlig Ausdeutbare, das eigene, ganz persönliche Hör-, Seh-, Empfindungsweise zuläßt, liegt mir näher, als letzte Erkenntnisse, die der Phantasie keinen Raum mehr lassen. Dies gilt für den Gesang der Vögel, z.B., dies gilt für die Kunst. Es gilt nicht für die Dinge, die physikalischen Gesetzen unterworfen sind. Es gilt nicht für das Klima. Angesichts der Wissenschaftler, die sich nun immer besorgter und drängender zu Wort melden – Im Radio hört man/ich es den Stimmen an – ist mir unerfindlich, wie die beiden Parteien, über Deren Parteitage bzw. Auftakt zum Europawahlkampf im öffentlich-rechtlichen Fernsehen so Ausgiebig berichtet wurde, sind mir also deren Äußerungen zum Thema „Klima“ unerfindlich. Und wenn – verzeihen Sie, sehr geehrter Herr Schmitt, wenn ich mich jetzt direkt an Herrn Lindner Wende – wenn sich eine Familie erst mal k e i n e n Flug in den Urlaub mehr leisten kann – Vor zwei Generationen konnte das noch kaum jemand – dann bitte ich Sie, nach Mozambique Zu schauen und in all die Länder, in denen dank Klimawandel kein normales Leben mehr möglich Ist. Geschweige denn eine Urlaubsreise. Darf ich Sie, sehr geehrter Herr Schmitt, noch auf zwei Radiosendungen der letzten Zeit aufmerksam Machen:

Ö1 : 4.4.2019, 21:00 Uhr Im Gespräch „Im Kampf gegen den Klimawandel können wir unsere Kinder nicht allein lassen!“ Renata Schmidtkunz im Gespräch mit Ulrich Kasparick, ehemaliger Pfarrer und Staatssekretär
Bayern2 26.4.2019, 9:30 Uhr radioWissen Eindeutig Klimawandel. Was Forscher wissen und was schon geschieht. Gestern begonnen, geht diese Post erst heute ab. In das Licht der Abendsonne hinein. – Beate Schwärzler


 

Leserbrief zu „Um Kopf und Kragen“ von Gregor Becker

Nach dem uns ein so tiefer Einblick in die Hintergründe der Brexit-Akteure gezeigt wurde, ist mir schlagartig klar geworden, wer das Drehbuch für den Brexit geschrieben hat. Es muss J.K. Rowling sein. „Death Eaters“ –die Brexitiers – wollen unter der Führung eines oder mehrerer Lord Voldemorts wieder ein glorreiches Reinblut-England errichten. Dafür bekämpfen sie Muggels – Europäer – und Halbblütler – britische EU-Befürworter – mit allen Mittel. Die Premierministerin steht bereits unter dem Imperium-Fluch. Nur ein weiser Dumbledor, der die schrecklichen Folgen für England und die ganze EU voraussieht und eingreift, fehlt. Jeremy Corbyn, für den die Rolle vorgesehen war, ist im Grindelwaldstadium stehen geblieben. Und dafür fehlen jetzt auch einige junge Potters, Weasleys und Grangers, die das Unheil noch abwenden könnten. – Jürgen Gauer


 

Leserbrief zu „Der politische Patient“ von Martin Machowecz

Ein lebensbedrohlich erkrankter (Spitzen)Politiker wie Mike Mohring, eine an einer chronisch fortschreitenden Erkrankung leidende (Spitzen)Politikerin wie Malu Dreyer stecken in einem Zwiespalt: sollen sie auf ihren Körper hören, der ihnen zu verstehen zu geben versucht: die Gesundheit ist das höherwertige Gut als das Amt! – oder auf ihre innere Stimme, die ihnen sagt: um eure politischen Überzeugungen durch- und umzusetzen, dürft ihr keine Rücksicht auf euren angeschlagenen Körper nehmen! Gibt es überhaupt einen gangbaren Weg, sich aus diesem Dilemma herauszuwinden, ohne daß ein Teil der Persönlichkeit auf der Strecke bleibt? In einem Zwiespalt steckt auch der Wahlbürger: soll er dem geschätzten, aber angezählten Politiker seine Stimme geben, von dem er nicht weiß, ob er eine ganze Legislaturperiode durchsteht, um dann einem anderen, weniger geschätzten, sein Amt übergeben zu müssen? Wahl ist weniger Abstimmung über ein Programm als über eine Person! Wie soll sich der politische Gegner verhalten? Soll er seinen kranken Konkurrenten mit Samthandschuhen anfassen und sich nur an seinem Programm abarbeiten? Oder soll er ihn genauso hart wie jeden anderen (gesunden) politischen Gegner anpacken – was das Wahlvolk wohl nicht tolerieren würde? Vielleicht aber könnte ein kranker Politiker den Blick endlich einmal auf das Wesentliche lenken – parteiliches Aufplustern hat er ja nun nicht mehr nötig -: auf das Wohl des Landes und des Volkes, so, wie es der Amtseid fordert: „…Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden…“ Ein überparteiliches Grundsatzprogramm für jeden, gesunden oder erkrankten, Politiker! Auch ein an Parkinson erkrankter Entertainer (Dann zittere ich halt!) wird sich ab jetzt auf das besinnen, was ihm wirklich wichtig ist, und in seinen künftigen Sendungen das kleinere, aber aufmerksamere Publikum nicht mehr in seichte Pfützen, sondern vielleicht in tiefe, klare Seen eintauchen lassen! Qualität steht, auch im Alphabet, vor Quote! – Dr. med. Ulrich Pietsch


 

Leserbrief zu „Verlässliche Freunde“ von Claas Tatje und Fritz Zimmermann

Immer verzögere die Bundesregierung notwendige Veränderungen, so beobachtet Rebecca Harms seit fast 2 Jahrzehnten. Das sagt für mich ganz viel über die Wertigkeit des Amtseides der Regierungsmitglieder aus. Schaden von ihm (dem deutsche Volke) zu wenden. Die einen (Automobilindustrie) betrügen durch Abschaltvorrichtungen. Wie ist das Unterlassen der Bundesregierung zu betiteln? – Eckhard Bannas


 

Leserbrief zu „»Elisabeth, warum?«“ von Sören Kittel

Der Fall dieser Kindsmörderin erinnert auf geradezu unheimliche Art an den 2016 erschienenen Roman „Chanson douce“ der franco-marokkanischen Schriftstellerin Leyla Slimani: Aufbau und Ablauf der Geschichte sind mit dem realen Fall nahezu identisch. Der Roman war unter dem Titel „Dann schlaf auch Du“ 2017 in Deutschland erschienen, in der ZEIT rezensiert im November 2017. Könnte er der tragischen Mörderin als Vorlage für Ihre Tat gedient haben? – Prof. Bernd Leber


 

Leserbrief zu „Gegen die Enge der Tradition“ von Matthias Nass

Verkehrte(s) Welt(bild), der alte Kaiser soll (weiter) leben, es lebe der neue Kaiser! Papst Benedikt XVI, aus dem Vatikanstaat, ging „freiwillig“ in den Ruhestand. Jetzt tut es ihm der Tenno, aus Japan, gleich! Einfach verrückte Zeiten, wenn sogar die sogenannten „Vorbilder“, beizeiten, die Flucht in der Rente suchen. – Klaus P. Jaworek


 

Leserbrief zu „»Schlag hart und früh zu«“ von Alice Bota

Verkehrte Welt! Die Liste der Komiker wird länger und länger, die sich einen (Neben)Job in der Politik suchen! Viele (un)lustige Männer setzen sich einfach an die Spitze von Staaten ab. Wer soll eigentlich demnächst beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg, noch wen derblecken? Verkommt die Fastnacht in Franken aus Veitshöchheim, vielleicht gänzlich zu einem (un)politischen Comedy-Treff? – Riggi Schwarz


 

Leserbrief zu „Sie spricht Zukunft“ von Deborah Steinborn

Mrs.Parsoms hatten wir doch schon mal hier in der ZEIT.Und was Mrs.Parson bewegt, hat sich wohl auch nicht geändert. Kohle machen , was sonst. Abe nur mit den Programmen ihrer Firma.Etwas dreist,oder? Oder nur etwas ungesundes Selbstbewusstsein ? – Hans-Emil Schuster


 

Leserbrief zu „Schönes für den Vorstand“ von Anna von Münchhausen

Zu einem Punkt in Ihrem Artikel muss ich mir doch etwas „Luft“ verschaffen, da ich den Ton zumindest an dieser Stelle für überheblich bzw. besser herablassend empfinde. Und mit dies in diesem Fall gelinde gesagt „auf den Zeiger“ geht. Welche Recherchen konkret haben Sie durchgeführt, um die Behauptung aufzustellen, dass die Sammlung Würth „ohne echte Kontur“ sei? Was ist aus Ihrer Sicht eine „echte“ Kontur bei ca. 18.000 Kunstgegenständen? Was genau befähigt Sie dazu, zu wissen, welche Künstler „im nächsten Augenblick vergessen sind“? Kann man sich an Sie wenden, wen man dies vermeiden will? Wie viele Sammler/Museen haben Sie bereits beraten? Wer kann die Sammlung kaum noch überblicken? Sie oder Reinhold Würth mit seinen Mitarbeitern? Wissen Sie wie viele Bücher bereits von der Sammlung Würth herausgegeben wurden? Weil die Mitarbeiter die Sammlung nicht mehr überblicken können? Mir fällt leider immer wieder auf, dass beim Thema „Würth“ unterschwellig mitklingt: Dieser Neureiche „Schraubenkönig“, nicht einmal mit Schulabschluss, welche Ahnung kann der schon von Kunst haben. Waren Sie schon einmal in Schwäbisch Hall in der Johanniterhalle? Nennen Sie mir bitte ein paar Ausstellungsräume für mittelalterliche Kunst, die einen entsprechenden Eindruck auf den Besucher hinterlassen! Welche Ausstellungen in einem der mehr als zehn Museen/Kunst Dependancen von Würth in ganz Europa haben Sie bisher gesehen? Wollen Sie tatsächlich so viele Häuser mit einer „echten Kontur“ bespielen? Das wird aber auf Dauer sehr langweilig bzw. einseitig werden.

Und nebenbei: Zur Überschrift „Schönes für den Vorstand“ passt ein Sammler Würth nun überhaupt nicht. Er verwendet nicht fremdes Geld zur eigenen Ego-Stärkung (wie jeder Sparkassen-Vorstand, der auf Veranstaltungen gefeiert wird, obwohl kein Cent von ihm kommt, sondern ausschließlich von der Sparkasse; ebenso bei den Großbanken), sondern eigenes Geld; meiner Kenntnis nach gehört ihm das Unternehmen, dem der Großteil der Kunstgegenstände gehören. Aber auch seine Frau hat eine eigene Kunstsammlung. Das ein reicher Mitbürger sich gerade auch einschaltet, wenn Sammlung aus den unterschiedlichsten Bereichen durch Verkauf in alle Herren Länder verstreut werden würden (die Sammlung Fürstenberg war der Grund für den „Einstieg“ in die mittelalterliche Kunst), erscheint mir doch eher positiv zu sein, in Zeit wo die öffentliche Hand kaum über ein Ankaufsbudget verfügen. Und dies alles unter einem besonderen Punkt: Kein Verstecken in irgendwelchen Bürotürmen, Zolllagern oder Privatvillen, sondern Neubau von Museen in ganz Europa oder Umbau alter Gebäude (siehe Schwäbisch Hall und Künzelsau), Bestückung mit der Kunst im laufenden Wechsel bei kostenfreiem Eintritt. So manches große Museum in einer Großstadt wäre heilfroh um den Zulauf an einem normalen Wochenende im Museum in Schwäbisch Hall. Also zusammengefasst: Lassen Sie Ihre akademische, aus meiner Sicht eher dümmliche, Überheblichkeit stecken. Machen Sie eine sauber journalistische Arbeit und keine arrogante, anscheinend durch Vorurteile belastete Kommentierung. Zur Klarstellung: Ich arbeite nicht für die Würth-Gruppe, ich kenne Herrn Reinhold Würth nicht persönlich, aber ich schätze die Arbeit, die in den von mir bisher besuchten Museen der Würth-Gruppe gemacht wird. Es arbeiten ja seit einiger Zeit auch Institutionen wie die Staatsgalerie Stuttgart oder das Bode-Museum Berlin sehr gerne mit der Würth-Gruppe zusammen. Und ich bin froh über einen Mäzenen wie Herrn Würth. – Jens Kruse


 

Leserbrief zu „Abschied vom Nutella-Tag“ von Peter Dausend

Der Artikel von Herrn Dausend liest sich ja ganz kurzweilig – bis auf den letzten Satz… Anstatt in puncto „Frauen“ mal ein Adjektiv wie z.B. „erfolgreich“ anzuwenden (trifft ja auf alle aufgeführten Frauen auf), wird wieder einmal nur auf die stereotype Aussage „schön“ zurückgegriffen. Schade drum …tja, „Sprache“ schafft Wirklichkeit. – Cornelia Jäger


 

Leserbrief zu „Die Medizin wird weiblich“ von Julie Cleuziou, Lena Eschenbach, Zara Alalawi, Elisabeth Beran, Mara Hubbuch, Madé Neumair, Nazan Puluca, Susanne Samadinger, Keti Vitanova und Stephanie Voss

Auch wenn ich viele ihrer Anmerkungen verstehen kann und es natürlich schwierig wird mit einem „Mitstreiter“ auf dem Niveau von Prof. Hagl noch mit Argumenten durchzudringen, so fühle ich mich doch dazu gedrängt auch auf die Sicht eines anderen Mitarbeiters – von dem sie anscheinend die erwähnte Unterstützung für die notwendige Flexibilität wünschen (die von den Vorgesetzten betrifft ja selten diesen selber) hinzuweisen:
Die des allein stehenden Manns (er kommt bei ihren Ausführungen nicht vor), der die Nachtschicht, den Wochenenddienst oder die Bereitschaft übernehmen soll, jederzeit einspringen kann (er hat ja keine privaten Verpflichtungen). Sich dann – zwar nicht direkt auf ihn bezogen, aber allgemein auf „die Männer“ – anhören muss, dass es nicht sein kann, dass Frauen weniger verdienen (Frage: für welche gleiche Arbeit?). Und bei der nächsten Beförderung gesagt bekommen soll: Na, leider nicht diesmal. Jetzt sind die Frauen dran für die Erreichung der festgesetzten oder gewünschten Quote. Als könnte er sich etwas dafür kaufen, dass aus der Vergangenheit Oberarztstellen durch andere – ggf. sogar unqualifizierte – Männer besetzt sind. Diskriminierung scheint es nicht mehr persönlich, sondern nur noch strukturell zu geben. Meine Fragen an sie alle:

  • Finden sie dann zukünftig noch „Kollegen“, die sie unterstützen oder verlassen diese Mitarbeiter ihr Haus, weil sie sich für die „Deppen“ des Teams halten.
  • Welche Unterstützung erhalten diese Mitarbeiter, wenn es nicht mehr das Geld sein soll, aber auch nicht die Beförderung?

Nur aus Interesse, da mir dies aus ihren Ausführungen nicht so richtig deutlich wird: Wie groß ist der Unterschied zwischen „nicht einmal jeder dritte Oberarzt“ und 34 % konkret? 2, 3 oder 4 Prozent-Punkte? Sind die Verhältnisse in ihre Abteilung damit tatsächlich soviel besser? – Jens Kruse


 

Leserbrief zu „Etwas Frühlingshaftes, Trotziges“ von Stephan Wackwitz

Wackwitz schreibt über den Osten zwischen Berlin und Russland als von einer Zone des „Nicht-wissen-Wollens“ seitens des „aufgeklärten Westmenschen“. Auf die Ukraine bezogen verkündet Wackwitz aber selbstsicher („as we know it“), dass deren Existenz „durch Russlands Kreuzzug zur Rückeroberung der untergegangenen Sowjetunion bedroht ist“. Warum fällt in Ihrer Redaktion diese Widersprüchlichkeit nicht auf? Auch nicht, dass der Begriff Kreuzzug eher auf historisch belegte Vorgänge in entgegengesetzter Richtung passt? Der aufgeklärte Westmensch will, so Wackwitz, eigentlich vom Osten nicht viel wissen – gut so, dann kann man ihm auch immer wieder unwidersprochen einbläuen: An allem sind die Russen schuld. Für die Beschreibung der inneren, auch regionalen Widersprüche der Ukraine genügt Wackwitz die Einteilung der Ukrainer in Typen: Die harvardoiden Reformer, die osteuropäische Intelligenzija und den Homo sovieticus.

Mit welcher Begeisterung dagegen nimmt der Autor die Ausführungen seines Gesprächspartners Prochasko über den verlorengegangenen imperialen Gedanken in Deutschland auf – ein leises Bedauern klingt mit. Nun soll es die EU richten. Doch da äußert Wackwitz nicht einen Gedanken zu einem „politischen Europa“, das „wichtig und irgendwie ehrwürdig“ erscheint, in dem die Hoffnungen vieler Ukrainer sich erfüllen könnten. Kann es dabei nur um die Erhaltung der Renaissance-Ensembles, die netten Cafes von Lemberg und die Reisefreiheit der harvardoiden Reformer und der osteuropäischen Intelligenzija gehen? Sollte es nicht auch um die Menschen gehen, die in der Ukraine dringend gebraucht werden, aber für die z.B. Deutschland den attraktiveren Arbeitsplatz bereithält? An allem sind eben doch nicht die Russen schuld. – Bernd Devantier


 

Leserbrief zu „TikTok: Verliert das Netzwerk ohne Lisa und Lena seine jungen Nutzer?“ von Elisa Schwarz

Zu Lisa u. Lena erschien nebst Artikel ein wunderschönes Foto der beiden äußerst hübschen jugendlichen piekfeinen Damen, welche sich im verkommenen und mies funktionierenden Mannheimer Waschsalon #Schnell und Sauber# in G 7 ablichten ließen. Wäre prima gewesen: auch den Ort zur besseren Orientierung Ihrer jugendlichen Leserschaft deutlich hervorzuheben! Die örtliche Bürgerschaft (BIW) hätte vor Freude einen dreifachen Salto über die nicht laufenden Waschmaschinen, Schleuder- und Trockengeräte, wenn nicht in weltmeisterlicher so doch in urbaner Manier hingelegt. – Franz Bellmann


 

Leserbrief zu „Ich bin wie der Fluss und der Fluss ist wie ich“ von Konstantin Richter

Ich habe mich auf den Artikel zum Fluss Whanganui in Neuseeland gefreut. Einen Fluss zu einer juristischen Person zu erklären, ist ja eine spannende Angelegenheit, insbesondere kommt es uns doch in Deutschland sehr seltsam vor. Dann allerdings beschreibt der Autor als ob das irgendwie zufällig passiert sei, keiner unterstützt das richtig, alle finden das gut, aber nur irgendwie. Das ist doch nicht umfassend recherchiert, denke ich. Die Maori wissen doch sicher, was das zu bedeuten hat?! Im übrigen wurde der indische Ganges, ebenso wie der Whanganuri, 2017 zur juristischen Person erklärt. In Indien ist die Gänge eine Göttin, ALLE Inder wissen um die Bedeutung des Ganges. Vielleicht reist der Autor mal nach Indien, dort erfährt er sofort, was es bedeutet, wenn ein Fluss eine juristische Person ist. – Silja Joneleit-Oesch


 

Leserbrief zu „Da musst du durch, Junge!“ von Lisa Nienhaus

Das ausführliche Porträt des Vorstandschefs der Deutschen Bank, Christian Sewing, hat einen Tag vor dem Abbruch der Fusionsgespräche mit der Commerzbank interessante Einblicke in die Psyche und Persönlichkeit eines führenden Bankmanagers vermittelt. Mitten in den Fusionsverhandlungen tauchte auch das aus der Finanzkrise von 2008 sprichwörtlich gewordene Argument „too big to fail“ auf, nachdem Bundesfinanzminister Olaf Scholz und sein Staatssekretär Jörg Kukies unbedingt einen „nationalen Champion“ mit der Fusion schaffen wollten, der als starker internationaler Partner der deutschen Wirtschaft fungieren sollte. Sewing hat das Finanzministerium für seine Aktivitäten zugunsten einer „gesunden Finanzindustrie“ gelobt. Ob er dabei mit seinen Erfahrungen aus der Lehman-Pleite das Gespenst einer möglichen „systemischen Krise“ vernachlässigt hat, wissen wir nicht. Für den Abbruch der Fusionsgespräche nach sechs Wochen Verhandlungen, der überwiegend Beifall fand, wurde der „fehlende Mehrwert“ eines Zusammenschlusses genannt. So steht Christian Sewing ohne Fusion auf dem steinigen Weg zur Konsolidierung der Deutschen Bank mit mehr Gewinn vor einer neuen Herausforderung, bei dem ihn der frühere Rat seines Vaters erneut hilfreich begleiten kann! – Hans-Henning Koch


 

Leserbrief zu „Draufschreiben, was drin ist“ von Johanna Kuroczik

Alle wissen, dass die aktuelle Kennzeichnung von Lebensmitteln ein Witz ist! Um im Supermarkt diese winzigen Angaben lesen und bewerten zu können, benötigen wir neben Lupe und Tascherechner auch einen guten, mathematischen Verstand. Diese winzigen, missverständlichen Verpackungsaufdrucke sind nicht mehr als ein Alibi. Man könnte auch sagen, dass Verbraucher hier gezielt veräppelt werden. Foodwatch und andere Organisationen kämpfen schon jahrelang für die einfache Ampellösung, aber die Politik lässt sich immer wieder von Lobbyisten einlullen. Statt für das Wohl der Wähler zu sorgen, wird hier lieber der Wirtschaft gedient. Doch warum sollte es ausgerechnet bei der Ernährung anders sein? Es geht ja nur um unsere Gesundheit… – Achim Bothmann


 

Leserbrief zu „Politik mit Horrorzahlen“ von Mark Schieritz

Die Gegenrechnung von Herrn Schieritz ist völlig aus der Luft gegriffen, da seine Unterstellung, dass die Kommunen zur Kompensation der höheren Messbeträge die Hebesätze senken werden, völlig unrealistisch ist. So wird z.B. die Stadt Freiburg ihren sehr hohen Hebesatz von 600% schon allein deswegen nicht senken wollen, um ihren Milliardenhaushalt gegenzufinanzieren. Im übrigen scheint die neue Grundsteuer ebenfalls verfasssungswidrig zu sein, da sie gleiche Tatbestände ungleich behandelt (soz. Wohnungsbau, Wohnungsgenossenschaften etc.). Aber so ist das eben, wenn man das FinMin der SPD in Koalitionsverhandlungen zu Füssen wirft, um Kanzlerin zu bleiben! – Hans Hardenberg