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9. Mai 2019 – Ausgabe 20

 

Leserbriefe zu „Informiert Euch!“ von Luisa Neubauer

Vielen Dank für diesen hervorragenden Artikel von Luisa Neubauer. Er spricht mir aus der Seele. – Gerhard Krohmer

 

Mit dem Aufmacher „Informiert euch!“ und einem schicken Foto der hübschen Aktivistin oberhalb der halbseitigen PRADA-Werbung beweist die ZEIT, dass sie sich einreiht in die durch Frau Neubauer völlig zurecht kritisierte Desinformations- und Verharmlosungskultur der meisten Medien. Danke für den Reality-Check. – Ingo Kraupa

 

Ihr Beitrag „Informiert Euch!“ macht mich – wieder einmal – verzweifelt über meine Generation. Ich bin 65. Um es auf den Punkt zu bringen: erst müssen wir, meine Generation ausgestorben sein, damit sich wirklich etwas ändern kann. Vorher: nein. Wir krallen uns fest an den Werten und Ideen, die für unsere Eltern nach dem Krieg wichtig waren, das ist 74 Jahre her! Wir leben immer noch in dieser Haltung, in diesem Gedankengut: vorwärts, aufwärts, immer mehr, immer besser. Und nehmen die Gegenwart nicht zur Kenntnis. Seit Jahrzehnten nehmen wir möglichst nichts mehr zur Kenntnis. Ausser der eigenen Bequemlichkeit. Ich lebe im Münchner Süden, dem sog. „Champagnergürtel“, eine schrecklich zutreffende Charakterisierung. Hier kann man die grausame Einfalt, die anmaßende Rücksichtslosigkeit und den eklatanten Mangel an Zivil- courage auf Schritt und Tritt studieren. Hier sagt man: „AfD? Wie schrecklich!“ Aber ihre Haltung ist nicht anders als die der AfD, auf bitterste Art konservativ. Und sie geben sie an ihre Kinder weiter. Diese Jeunesse d’oree lebt – also erneut – ohne Hinterfragen, ohne Skrupel ein gehetztes, langweiliges weil inhaltsloses Streben nach Werten, die längst nicht mehr relevant sind. Wiesenblumen, Blumenwiesen, wenig Fleischkonsum, Fahrradfahren, Zugreisen, E-Auto, Verpackung vermeiden, Bio – genügt das? Es darf nicht einmal dafür genügen, unser Gewissen ein wenig zu beruhigen! Gegen Eitelkeit und Gier, Heuchelei und Bequemlichkeit, gegen Neid und Feigheit muss schon ein anderes Kaliber her! Eine neue Ieologie? Eine andere Moral? Eine Katastrophe? Ich weiß es nicht. Ich gehöre dieser alten, leider inzwischen destruktiven Generation an, ich bin geprägt und kann mich kaum befreien. lhre Generation wird, muss! sich befreien. Ich will mutiger werden. – Elisabeth Dick

 

Ich bin sehr dankbar, dass „Die Zeit“ immer wieder die Klimafrage aufgreift. Ich glaube, das mangelnde Handeln in Sachen Klimapolitik ist eine der größten Katastrophen unserer Zeit. Es handelt sich hierbei meiner Meinung nach um eine Art Massenhypnose oder kollektiver Verdrängung, denn eigentlich war die Klima/Umweltfrage schon zu meiner Schulzeit ein Thema und ich bin unwesentlich jünger als Frau Merkel!! Damals haben wir schon über AKWs und die Berichte des Club of Rome diskutiert. Eigentlich hat man zu der Zeit schon gewusst, dass es so nicht weitergeht. Dem Satz von Frau Neubauer, „Wir (…) sorgen durch Nicht-Handeln dafür, dass die Disruptionen des ökologischen Kollapses unser Leben weit mehr beschränken werden, als das jegliche Umweltauflage vermag“, ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. – Birgit Schmerfeld

 

Ich darf dich als Grüner duzen. Dein ZEIT-Artikel „Informiert euch“ ist sehr gut. Im Zusammenhang mit dem Thema Informationen möchte ich dich auf eine Internetseite hinweisen, die ich pflege und die dir und anderen nützlich sein könnte: https://gruene-jena.de/themen/informationen-zu-gruenen-themen/ Dort sammle ich gute Beiträge aus verschiedenen Medien, die mir so unterkommen. Deiner steht da jetzt auch (über dem über Anton Hofreiter ). Ich bin 71 Jahre alt, fühle mich aber der „Friday for Future“- Bewegung tief verbunden. – Horst Winkler

 

Ich habe den Text eigentlich als erstes gelesen, weil ich mich gefreut habe, dass vermeintlich das Problem, das Journalisten bei den komplizierten Umweltfragen aus natur- und technikwissenschaftlichen Bildungsdefiziten heraus zu sehr „agitieren“, angesprochen wird. Dann musste ich aber leider eine noch viel derbere Agitation lesen. Eigentlich befasse ich mich (siehe unten) nicht mit Debatten in Twitter und Co. ber hier musste ich meine Meinung einmal kurz deutlich machen. Ich lese sehr häufig die gedruckte Ausgabe der Zeit und freue mich, dass Sie das Meinungsspektrum recht ausgewogen zum Ausdruck bringen. Eine wohltuende Seltenheit!

„Uninformiert“ über „Uninformiert“
In der Überschrift greift Frau Neubauer die ihrer Meinung nach „ökologisch unterbelichteten Politikjournalisten an. Um dann eine Reihe dramatischer Umweltfakten aufzuzählen. Ihr Mantra: „Wacht auf! Macht was!“ Das Drama ist, dass der „Motor“ des ganzen Systems die „Weltwirtschaft“ nur ein Ziel hat WACHSTUM. Und so lange das gilt und die Weltbevölkerung ebenfalls dramatisch wächst, ist das KLIMA NICHT ZU RETTEN. Elektro-Autos, künftig auch für jeden Inder, Afrikaner müssen kommen. Sie brauchen Batterien mit seltenen Erden… Mobilität, Wohnkomfort (wieviel Kubikmeter beheizten Wohnraum braucht eigentlich ein Mensch?) müssen bleiben. Sobald sich wirklich einer an die Lösung machen sollte, gibt es Tabus ohne Ende. BILLIG soll auch alles sein. Also Wettbewerb. Mit dem Ergebnis, dass fünf Paketdienste durch die Städte fahren und drei Mobilfunkanbieter Masten aufstellen… All das darf nicht angetastet werden!

Unlängst tönte ein Politiker: „Wenn Deutschland, das Land der Ingenieure, die Klimawende nicht schafft, wer dann? Ist Deutschland noch das „Land der Ingenieure“? Schweigen die Ingenieure nicht schon lange? Weil sie sich einfach der geballten Redekunst von „Aktivisten“, die Rhetorik, Kunst, Politik studiert haben – aber nicht Physik und Mathe – nicht gewachsen fühlen. Ich befürchte das die Überschrift des Texte „haben eine Meinung, aber wenig Ahnung“ nicht nur auf „Politikjournalisten zutrifft. – Dietmar Rößler

 

luisa neubauer hat ja recht,aber sie wie auch die gesamte politk und medien verschweigen,dass klimaschutz nicht ohne verzicht geht. wenn man weiss,das wir dreimal soviel resourcen verbrauchen als wir dürften,dann frage ich mich,warum wirtschaftswachstum das oberste ziel ist.
MEHR WACHSTUM = MEHR CO 2
wenn es die weltgemeinschaft nicht schafft, jetzt!!!!!
a.) alle intakten regenwälder (z.b. in brasilien,afrika,indonesien) zu kaufen und zu beschützen. (das geld kann ja unter anderem von noblen spendern kommen, siehe notre dame)
b.)für den grossteil der meere (wo die hälfte unseres sauerstoffs herkommt) die kommerziele ausbeutung zu verbieten.
c.) die plastik und kunststoffdrastisch einzuschränken (kunststoffe nur noch für ganz wichtige sachen)
d.) innerhalb von 10 jahren den grössten teil der energie aus solar -wasserstoff zu erzeugen. (dazu sind natürlich internationale mega projekte in den wüsten dieser erde notwendig). dann wird sich die erde nicht wie geplant 1,5 – 2 grad celsius erwärmen, sondern um 4 grad und mehr mit den dazugehörigen folgen. wenn wir das umweltproblem wirklich ernst nehmen (und es ist ernst) ist erstmal vezicht angesagt. kreuzfahrtschiffe braucht keiner und spritschluckende s.u.v. auch nicht. natürlich wird das grosse umbrüche in unserer gesellschaft geben und das erste gegenargument der ewig gestrigen wird sein, dann bricht vieleicht die weltwirtschaf ein und die vielen arbeislosen!!!! aber lieber jetzt arbeitslosigkeit die man vieleich noch kontrollieren kann,als später chaos und dann einen unbewohnbaren planeten. – rudi knidlberger

 

Der Artikel von Luisa Neubauer wendet sich deutlich an den Journalismus, der über das Problem Klimawandel nur gelegentlich und zu oberflächlich berichtet. Dies hat natürlich sehr große Auswirkungen auf den öffentlichen Diskurs, denn es sind sich immer noch zu wenige Teile der Bevölkerung über die immensen Probleme unser aller Zukunft bewusst. Ein noch viel größeres Problem sehe ich darin, dass die meisten Menschen keine einschneidenen Veränderungen nicht akzeptieren wollen. Selbst wenn jeder Bürger, die Brisanz des Klimawandels erkennt, scheitert eine schnellere Wende daran, dass andere Bereich wie Lebensstandard, Finanzen , Wirtschaft immer mehr Priotität genießen als der Klimawandel. Ändert sich nicht die Denkweise eines jeden Einzelnen, weg von einem kapitalistischen zu einem ökologischen Handeln, wird sich nichts Entscheidendes ändern. – Christoph Harwalik

 

Ich hoffe, dass sich die meisten von Ihnen sich geschämt haben, als sie diesen hervorragenden Artikel gelesen haben. Besonders die jungen Redakteure mit ihren larmoyanten Selbstbespiegelungen, die keinen interessieren. Und die älteren, die sich ihres Kuscheljournalismus bewusst wurden. Ich würde es begrüßen, wenn Sie regelmäßig, Woche für Woche, eine Rubrik erstellen würden, wie viel CO2 Sie bei der Herstellung der „ZEIT“ verbrauchen. Mal schnell für ein Interview mit Fotografen nach New York, mal schnell mit dem Flugzeug nach London, mal schnell eine Theateraufführung in Wien, Filmfestspiele in Cannes, Gespräche mit Lesern, etc. Nur der Verbrauch der Redaktion. Ich bin sicher, sie werden staunen, wenn Sie die Tonnen zusammenrechnen. – Hartmut van Meegen

 

Wenn ich sehe wie die Schulkultur, wie in NRW von den Grünen an die Wand gefahren wurde. Die Demonstranten, auffällig fast nur Mädchen, gehen lieber auf die Straße anstatt zu lernen. Mathematik und Deutsch ist weitgehend abgeschafft worden. Wer das für richtig hält muß dringend psychiatrische Hilfe in Anspruch nehmen. Die Politik hat auch eine Meise, daß sie sich das aufdrücken lässt. – Gunter Knauer

 

Recht hat sie, die Klimaaktivistin Luisa Neubauer, mit ihrem Artikel „Informiert euch!“. Ihre Kritik am Politikjournalismus ist treffend. Obschon radikal in der Sache, bleibt sie moderat im Ton. Die Kritik trifft auch auf die Journalisten der ZEIT zu. Viel zu spät und nur von wenigen Ausnahmen wurde hier die Problematik der wissenschaftsbasierten Klima- und Ressourcenentwicklung dargestellt. Insbesondere aus der Wirtschaftsredaktion gab es so gut wie keine Reflexion auf den Zusammenhang von Wachstum und Umwelt, geschweige denn eine Bewertung des politisch proklamierten Gleichgewichts zwischen Ökologie, Soziologie und Ökonomie. Luisa Neubauer bleibt angesichts des Erfolges von „Friday on Future“ positiv. Bleibt zu hoffen, dass die ZEIT-Journalisten verstärkt die „Kurve kriegen“ und mit ihrer Berichterstattung (für über 400.000 Entscheider) zukünftig Impulse setzen, die den von Uwe Schneidewind (u.a. Wuppertal Institut und Kammer für nachhaltige Entwicklung der EKD) skizzierten kulturellen Wandel beflügeln und dazu beitragen, dass das verlassen ausgetretener Pfade „Spaß macht“. Es geht zunehmend um interredaktionelle Arbeit. – Peter Vollmer

 

Vielen Dank für den tiefschürfenden Artikel der Frau Neuvauer. Aus eigener Erfahrung weiss ich, es gibt für einen Jugendlichen nichts schöneres, als die Alten vor sich herzutreiben. Gestatten Sie mitr bitte zu fragen, was hat Frau Neubauer bisher getan, um die Welt zu retten? Hat Sie mit Ihren Mitstreiterinnen* ; Mitstreitern einmal an einem Wochenende versucht, die sozial verlotterten Parkplätze an den Autobahnen von Müll zu säubern? Hat sie die Zigarettenkippen auf den Bahnhöfen aufgesammelt? Haben Sie die Wände, insbesondere von Häusern von Privaten neu gestrichen, um die übliche “ Kunst“ zu entfernen? Hat Sie mit Ihren Mitkämpferinnen* Mitkämpfern für die Abschaffung der Standby Schaltung von Fernsehern und Radios und sonstigen Elektrogeräten im ITBereich protestiert? Der Stromverbrauch solcher Geräte benötigt die Leistung eines Kraftwerks! Wichtig wäre aber vor allen Dingen , dass sich Frau Neubauer und Konsortinnen* Konsorten dazu entschliessen könnten, sich pro Woche auf 2 handyfreie Tage festzulegen. Denn, wie bekannt , auch wenn es sich vielleicht bei der ZEIT noch nicht herungesprochen haben sollte, jeder weiterer Zuwachs des Stromverbrauchs im IT Bereich führt alle 3 Jahre zu einer Verdoppelung des Verbrauchs. Zum Schluss doch noch eine bescheidene Bitte: die ZEIT als grünrotes Kampfblatt sollte doch solche bahnbrechende Artikel auf stark holzhaltigen und saugfähigen PApoier drucken. Dann könnte man es noch einem wichtigen Zweck zuführen, sparte dadurch Energie ( der CO 2 Austoss liesse sich um 0,0000000001 % senken) und die Umwelt würde eindrucksvoll geschont. – Ulf Hanel

 

Vielen Dank für Ihren Beitrag in der ZEIT. Was halten Sie davon, allen Mitgliedern des Deutschen Bundestages ein Exemplar des Büchleins „Kleine Gase-Grosse Wirkung, Der Klimawandel“ von David Nelles und Christian Serrer zu schenken? Ich würde das finanzieren. Und nicht nachlassen! – Peter Krüger

 

„Informiert Euch“ fordern Sie vom Leser und übersehen , dass Ihre Appelle genau das Gegenteil bewirken. Sie verbreiten Unwahrheiten, teilweise Halbwahrheiten mit einer Vehemenz, die erschreckt. Welchen vermeidbaren Katastrophen setzen wir uns denn aus? Welchen Zustand unseres Planeten gilt es aufzuklären? Sie schreien Schlagworte und abgewetzte Floskeln heraus, die Ihnen die Katastrophenprognostiker aus Potsdam erfolgreich eingehaemmert hatten: Wir schaffen Wuesten, veraendern Meeresstroemungen. Solch Urgewalt sind wir in der Lage hervorzubringen, goettergleich und unverbesserlich! Halten Sie die Luft an: Dank mehr CO2 in der Atmosphäre wird die Erde grüner, verhelfen wir dem Kohlenstoffmangel der Pflanzen zu besserem Wachstum und verzögern möglicherweise den baldigen Eintritt in die nächste Eiszeit. (Das wäre die wahre Katastrophe!)

Kein Naturereignis hat bisher ein bereits stattgefundenes und dokumentiertes übertroffen. Weder der heiße Trockensommer 2018 noch ein möglicherweise verregnetes 2019 sind außergewöhnlich. Wir schaenden auch nicht, indem wir uns der Stoffe bedienen, deren eine Wohlstandsgesellschaft bedarf. Befragen Sie Ihre Großeltern nach der Lebensqualität von deren Eltern, und Sie werden sich nicht wünschen, diese unbequemen Bedingungen zu erneuern. Hätten Sie im Chemieunterricht aufgepasst, könnten Sie erkennen, dass wir einer ausgeklügelten Recyclingwirtschaft entgegen gehen, in der wir jede Art verwendeter Stoffe (keineswegs „verbrauchter“) rueckgewinnen können. Mit ausreichend Elektroenergie können Moleküle getrennt und neue gefügt werden. (Allerdings wird das nicht ohne Kernenergie machbar sein.) Zwei Zahlen muss ich Ihnen noch nahebringen: Die Sonne sendet ständig 342 Watt je m2 auf die Erde, der Mensch trägt 0,04 Watt bei. Soviel zur Allmacht des Menschen. Beschränken Sie bitte Ihre Aktivitäten auf Umweltschutz, und tun Sie das in jenen Regionen, die Sie gern bereisen und die Aufklärung besonders nötig haben! – Dipl. Ing. W. Eckardt

 

Danke für Ihre Klarheit der Argumentation, für Ihre Kritik und den Aufruf an die „Nachrichtentransporteure“!! Sicher, Journalisten wählen aus was sie und wann „transportieren“. Nach welchen Auswahlkriterien auch immer, ja, diese sollten sie ändern!! Ich glaube die Politiker sind Kompetent und informiert und werden beraten. Dadurch sind sie auch verantwortlich für ihre Entscheidungen. Ob Minister Scheuer sich europaweit beim Thema Grenzwerte lächerlich macht, ist seine Sache, aber sicher einem Machtkalkül geschuldet. Politiker mit Zielen und Überzeugungen für das Wohl der Allgemeinheit (ihr Schwur als Minister…!) brauchen nicht erst den Druck von unzähligen Kindern oder Bienenfreunden wie in Bayern. Die Anderen aber reagieren nur, und zwar auf den Druck der Macht – bitte bleiben Sie mit Ihrer Bewegung so mächtig, denn sie wirken!! Ich helfe mit, dass Sie wachsen! – Erhard Schneider

 

Vielen Dank für den hervorragenden Beitrag. Ich habe selten einen gleichzeitig so sachlichen und emotionalen Beitrag gelesen, der dazu noch auf Polemik weitgehend verzichtet und sprachlich gut formuliert ist. Das lebenswichtige Thema ‚Eindämmung des Klimawandels‘ ist so zunehmend auf gutem Wege, in den Köpfen der Menschen anzukommen. Weiterhin viel Erfolg! – E. Goette

 

Wieder ein Artikel zum Thema Klima, der im Wesentlichen polemisch und unterstellend daherkommt, aber selbst, im Gegensatz zur Aufforderung in der Überschrift, keine Fakten liefert. Warum erfahre ich nicht folgende Fakten aus ihrer Zeitung:
1, Deutschland ist mit einem EE-Anteil von 39% an der Stromerzeugung in 2018 führend unter den großen Industrienationen.
2.Wir sind das einzige große Industrieland, dass den gelichzeitigen Ausstieg aus der Atom- und der Kohlstromerzeugung betreibt.
3. Deutschland hat einen Anteil von 2,1% an den weltweiten Emissionen, davon werden ca. 1/3 von den Kohlekraftwerken beigesteuert.
4. Entsprechend dem Kohleausstiegsplan sollen also um eine 0,7% CO2-Verringerung zu erreichen über 35Mrd € für den Ausstieg bereitgestellt werden. Das dürfte weltweit ein Spitzenwert sein.
5. In der TOP 100 Liste der People Killing the Planet von Greenpeace ist nur ein deutsches Unternehmen (RWE) aufgeführt.
Ich verstehe ja, dass Fr. Neubauer diese Fakten nicht präsentiert, aber stattdessen vom „größten Politikversagen“ in Bezug auf Deutschland zu sprechen ist schon unverschämt. Leider scheint es keinen kritischen Journalismus bei diesem Thema mehr zu geben. Für mich ist das Populismus. – Axel Vos

 

Ich kann Frau Neubauer in vollem Umfang zustimmen: Es ist mir unverständlich, wieso man, wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, noch darüber diskutiert, ob man in Salz- oder Süßwasser ertrinken will. Es geht doch um den Fortbestand unserer Lebensgrundlagen, unserer Erde, und da ereifern sich Politiker, Journalisten, Wirtschaftsfachleute und eine breite Öffentlichkeit, ob und mit welchen noch in Zukunft zu erfindenden Methoden die Welt gerettet werden kann. Die einzig effektiven Möglichkeiten sind doch: Gibt es gegenwärtig Institutionen, Methoden und Maßnahen, mit denen das Klima bis 2030 gerettet werden kann. Die Hoffnung auf das große Wunder wird unseren Planeten nicht retten. Wir müssen mit den Möglichkeiten arbeiten, die uns heute zur Verfügung stehen. Alles andere ist fahrlässig. Herr Blüm ist mit seiner Aussage immer noch aktuell: „Alle sind sich einig: Wir müssen den Gürtel enger schnallen, aber jeder nestelt am Gürtel des anderen herum“. Diskussionen in der Öffenflichkeit enden meist darin, dass die einen sagen:“Rettet das Klima und die Welt, aber nicht auf meine Kosten“; andere sagen:“Ich habe weder Kinder noch Enkelkinder: nach uns die Sintflut“. Die Einsicht, dass man mit der Natur nicht verhandeln kann, ist nur bei denjenigen vorhanden, die den Zustand unserer Welt ehrlich analysieren. Man kann die Katastrophe nicht vermeiden mit Talk-Shows, Diskussionen, parlamentarischen Prozeduren oder endlosen Datensammlungen: Die Zeit läuft uns unwiederbringlich davon. – Rolf Julius

 

Dein Artikel hat mich angesprochen. Mit „ Informiert euch“ reizt Du und regst zum Lesen an. Auf mich wirken Deine Ausführungen wohlüberlegt ( Bsp: selbst heute (2019) bewerben sich auf das höchste Amt der EU Kanditen ohne klimapolitische Expertise und ohne erkennbare Ideen…) und fundamentiert – wenn Du aufzeigst, dass Ihr am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung Euch von Wissenschaftlern detaillierte Informationen zum aktuellen Stand weltweit einholt. Du schließt Deinen Artikel mit den Worten an die Politiker: wir haben mit unseren Streiks vorgelegt.. „Macht aus dieser Vorlage etwas. Jetzt ist die Zeit dafür.“ Kurzum: AUCH DU FORDERST! Nichts Anderes machen die Politiker aller Fraktionen. Wenn Ihr es ernst meint und wirklich etwas verändern wollt, dann geht mit gutem Beispiel voran. Lebt den Umweltschutz! Wie wäre es, wenn Ihr nach Eurem wöchentlichen Streik durch die Straßen Berlin geht und aufräumt? Euch in den stadtnahen Wäldern verabredet und Müll auflest, oder Gewässer reinigt, oder und…? Zeigt den Politikern wie´s geht: Wir können mehr als nur fordern – wir packen´s an. “Es gibt nichts Gutes, außer man Tut es“! Seid Vorbild für die, die Ihr kritisiert J. – Grit O.

 

Ein toller und sehr notwendiger Artikel von Luisa Neubauer!!! Ich stimme in allem mit Frau Neubauer überein – wo ist die „vierte Kraft”, die sich traut, über die Wahrheit zu informieren?? Ich hoffe, auch Ihre Redaktion hat den Appell gehört. Wenn der 3. Weltkrieg drohen würde, wären alle Zeitungen voll mit Analysen. Bei der drohenden Zerstörung unser Lebensgrundlagen bleibt das Echo erstaunlich verhalten. Über Schulpficht zu diskutieren ist natürlich auch einfacher. Bleiben Sie weiterhin informiert! – Julia Molina

 

Es gibt Hoffnung, Gottseidank! Satz für Satz klug geschrieben, überzeugt dieser Artikel, ebenso wie die medialen Auftritte dieser jungen Frau. Bleibt nur, die Daumen zu drücken, dass Umwelt, Klima und Gesellschaft durchhalten, bis diese Generation an den Schalthebeln der Macht sitzen wird. Die geforderte Klimapolitik stellt Besitzstandswahrung und Durchmonetarisierung unserer Gesellschaft in Frage. Das macht sie für viele Menschen so bedrohlich. Noch hoffen die Entscheider, dieser Krug möge an ihnen vorbei gehen. Deshalb ist es so praktisch, sich an Schulstreik, Unrat und lauter Musik festzubeissen. Wir können die Verantwortung nicht bei den Jugendlichen belassen. Es wird verdammt Zeit für uns Erwachsene, Verantwortung zu übernehmen! – Laura R. Bauer

 

Ein großartiger Beitrag von Luisa Neubauer! Glasklar analysiert und auf den Punkt gebracht. Wann wachen endlich die „verantwortlichen“ Politiker und Entscheidungsträger auf? Hoffentlich nicht erst, wenn unsere Autoindustrie gewonnen und Tesla verloren hat. – Steffen Piotrowski

 

Ich muss leider zugeben, dass Lisa Neubauer Recht hat. Hier ein konkretes Beispiel über ein wichtiges Thema, das in der ZEIT noch nicht berichtet wurde: Im Erneuerbare-Energien-Gesetz von 2017, §49 Abs. 5, wird die Einspeisevergütung für neu installierte Anlagen für Solarenergie auf NULL reduziert, sobald die Solarenergie einen Anteil von 52 GW im Netz hat. Diese Grenze wird auch 52-GW-Photovoltaikdeckel genannt. In dessen Folge werden ab dieser Grenze in Deutschland keine neuen Anlagen mehr gebaut werden. Diese Grenze ist technisch und ökologisch gesehen jedoch unsinnig. Wo bleibt der Journalismus, der das thematisiert? Fangt bitte endlich an, Euch zu informieren und über Fakten statt Meinungen zu berichten. – Till Maas

 

Luisa Neubauer –erfrischend natürlich! Wir handeln un-natürlich, gegen unsere Natur. Normalerweise reagiert der Mensch auf Bedrohung, Gefahren gemäß seinem natürlichen Selbsterhaltungstriebes mit erhöhter Wachsamkeit, mit in seinem Wesen bereitgestellter Aggressivität, um die Gefahr abzuwehren: Angriff, Flucht oder Ähnliches. Die Gefahr ist seit 50 Jahren bekannt: die Vernichtung des Planeten bedroht uns in der Existenz – warum funktioniert unser natürliches Abwehrsystem bei dieser Gefahr nicht? Gefahren können herbeigeredet werden und Gefahren können verharmlost werden. Herbeigeredet wurden sie vor und im Ersten und Zweiten Weltkrieg durch eine Verteidigungsideologie: Deutschland ist von Feinden umzingelt (Wilhelm II.), die internationale jüdische bolschewistische Welt will unser Volk vernichten (Hitler). Funktion: Nichtempfundene Bedrohung herstellen, um Abwehr und Kriegsbereitschaft zu erzeugen. Gefahren können aber auch verharmlost, vernebelt werden. Das trifft bei der drohenden Klimakatastrophe zu.
a) das Problem erscheint bei den meisten Parteien und den meisten Medien (Ausnahmen: “Zeit“, Publik Forum, SZ) an hinterer Stelle. Es erscheint daher unwichtig, führt zum Nicht-Handeln, was die Krise ungemein verschärft.
b) die Wirtschaft und ein Teil der Parteien und der Medien suggerieren: Wir haben alles im Griff, es besteht keine Gefahr.
c) Von gleicher Stelle: Verhöhnung, Verspottung derer, die auf die Gefahr hinweisen: “Hört nicht auf die hysterische Panikmache dieser Tierliebhaber, dieser Ökodiktatoren (Ökostalinisten!).“
d) unser Wohlstand nebelt uns ein: jeder weiß, dass der Wohlstand gefährdet ist, wenn wir das machten, was absolut notwendig wäre.
So nehmen wir die objektiv vorhandene Gefahr nicht mehr wahr. Wie können wir unserem natürlichen Schutzmechanismus wieder Raum verschaffen? Fridays, parents (und vielleicht bald auch grand parents) for future haben hier in kurzer Zeit erstaunlich viel bewirkt. – Vitus Lempfert

 

Es ist etwas bezeichnend, dass ein solcher Artikel als Gastbeitrag erscheint – aber immerhin. Begreifen kann man ihn als fundamentalen Vorwurf an die Gesamtredaktion. Und dem ist nur zuzustimmen. Ihre Grundsatzkritik an der Art des ZEIT-Journalismus ist leider zutreffend. Aber es trifft natürlich auch die anderen Medien. Gibt es nicht genug gute Journalisten auf dem Markt? Die Kritik betrifft aber auch die generelle Linie der Redaktionspolitik. Die Hype-Verarbeitung von Kevin Künert´s Aussagen – zwei Seiten Belanglosigkeiten im Wirtschaftsteil und nur eine Seite, bezeichnenderweise im Feuilleton, Koenen`s „Im Motorenwerk des Sozialismus“ verdeutlichen die Fehlausrichtung. Die Diskussion um die fundamentalen Fragen, so wie sie Koenen und Neubauer formulieren, bilden nicht das Fundament der konkreten Artikel. Stattdessen treibt man orientierungslos an der Oberfläche und lässt sich von jedem aufkommenden „Neuigkeitsstürmchen“ mitreissen. Das Titelthema „Der Kampf um Raum und Ruhe“ zeigt zumindest, dass es noch Ansätze eines besseren Journalismus gibt. Nur sollte es damit nicht erledigt sein. Ich wünschte mir, dass es kontinuierlich weiterbewegt wird. Es ist zumindest ein konkretes Feld, auf dem die grundsätzlichen Fragen unseres Zusammenlebens ausgetragen werden. – Helmut Altenhofen

 

Die Fridays for future – Bewegung und natürlich viele Ökoinstitute haben sicher recht mit der Warnung vor den Folgen des schnellen Klimawandels. Nur ist das leider nur eine Seite der Medaille. Die soziale Seite ist die andere. In mehr als 200 Jahren haben wir in den Industriegesellschaften uns an den wachsendem Überfluss an Energie, Plastik und Luxusgütern gewöhnt, bis tief hinunter in die sozialen Schichten. In gewissem Sinne ist das auch der Kitt der sozialen Markwirtschaft. Wer da jetzt Verzicht und eine forcierte Energiewende mit Zupflasterung der Landschaft mit Windrädern und Überlandleitungen (zum Pseudoerhalt der Industrie) fordert, der erfährt zunehmenden Widerstand, wie er schon vielerorts zu besichtigen ist. Ich denke, dass ohne klar erkennbare Einschränkungen für jeden einzelnen in der ganzen Welt kein kollektives Handeln erreichbar ist. Denn Viele denken, warum soll ich jetzt schon aus Angst vor dem (Klima-) Tod sozialen (oder politischen) Selbstmord begehen? – Egbert Mohr

 

DANKE Luisa und euch allen, die ihr die Politik dazu herausfordert, den Klimaschutz endlich ernst zu nehmen. Nach langjähriger Auslandstätigkeit arbeite ich mich in die „Fakten“ hiesiger Energieversorgung ein, um mitdenken und handeln zu können. Aus Altersgründen werde ich kaum noch zu den Opfern des Klimawandels zählen, aber ich liebe unsere Kinder und Enkel-kinder und all die kleinen Menschen um mich herum, die stark und selbstbewusst ihre Welt erobern und habe Angst um ihre Zukunft. Und ich denke an unsere Freunde in Tansania und Bangladesch, die schon seit vielen Jahren unter extremen Hitzewellen, Wasserknappheit und Überschwemmungen leiden. Inzwischen erahne ich die ungeheure Komplexität einer Energiewende. Ich kann mir die riesige Herausforderung, einen tiefgreifenden Strukturwandel zu verantworten, vorstellen und ich weiß auch um die Schnelllebigkeit der Medien-Berichterstattung, die von einem Thema zum nächsten springend allzu oft an der Oberfläche zu bleiben gewohnt ist.

2020 wird das Erneuerbare Energiegesetz EEG 20 Jahre alt. Die ersten Pionier-Solaranlagen fallen aus der Förderung und produzieren nach wie vor Strom. Einer der dynamischsten, politischen Kämpfer für den Umstieg von Atomkraft, Kohle, Öl und Gas auf die solaren Energien, der Sozialdemokrat Dr. Herrmann Scheer, trug das EEG in die Welt und machte Deutschland zum Hoffnungsträger einer globalen Energiewende. Aber die politische Gegenbewegung ließ nicht auf sich warten und deformierte das EEG, indem sie Unternehmenssubventionen, fallende Börsenpreise, monopolistische Netzentgelte und Bürokratiemonster einbaute und so die bisherigen Kosten der Energiewende vollständig bei Stromkundinnen und Stromkunden ablud. Die Strompreise stiegen, auch wenn die Börsenpreise für Strom wegen des Überangebotes zeitweise nahe Null sanken. Hoffnungsvolle CO2-Emissionszertifikate, geboren aus dem Kyotoprotokoll von 1997 und von der Europäischen Union 2005 eingeführt, verpufften ohne spürbare Lenkungswirkung, so dass nun der Ruf nach einer CO2-Abgabe immer lauter wird.

Nach wie vor hoffe ich darauf, dass die nächsten Generationen in einer Welt leben werden, in der jedes Land seine ihm von der Natur zur Verfügung gestellte erneuerbare und kosten-lose, solare Primärenergie für die eigene Energieversorgung einsetzt und Kriege um Kohle, -Öl und Gas-Vorkommen der Vergangenheit angehören. Technische Entwicklungen der letzten 3 Jahrzehnte haben dies in greifbare Nähe gerückt. Trotzdem bedarf es besonders intelligenter und mutiger Politikerinnen und Politiker, die sich der Mammut-Aufgabe eines umfassenden Strukturwandels stellen. Und wir sind als Bürge-rinnen und Bürger gefragt, uns nach Kräften einzubringen. Deshalb noch einmal meine Bitte an „Die Zeit“, wöchentlich 1 Seite „Energiewende“, infor-mativ und gründlich aufbereitet, damit wir besser verstehen, wo wir selbst mittun können. – Andrea Karsten

 

Auch in Hinblick auf den Artikel „Fahnen runter“ von Jochen Bittner, DIE ZEIT Nr. 16, vom 11. April 2019, wo es um ein Plädoyer gegen Haltungsjournalismus mit Auszüge aus seinem Buch „Zur Sache, Deutschland“ geht, möchte ich folgende Anmerkungen zu diesem „Gastbeitrag „machen.
„Ein rudimentärer Überblick über planetare Leitplanken und Status quo in Sachen Emmisonen, Senken und Kipppunkten wäre schon ein Anfang.“ Eine erste Expertise, so meint die Autorin, sozusagen als Einstiegswissen für Journalisten, die sich mit dem Thema Klima beschäftigen. Was für eine überdrehte Formulierung und Anmaßung. Dieser Jounalismus soll zu einer informierten und aufgeklärte Öffentlichkeit beitragen, die durch eine kritische Berichterstattung mit weit geöffneten diskursiven Arenen entsteht. Ich glaube nicht, mit dieser Einstellung und Sprache, im Wechselspiel drohender Klimakatastrophen und gefordertem journalisten Aktivismus einen breiten tragbaren Konsens in der Gesellschaft zu erreichen. „Wenn Journalisten missionarische Eifer entwickeln, oder entwickeln sollen, wird es problematisch.“ Die Autorin Luisa Neubauer aber fordert dies im Grunde. Eine kritische Sicht zu den soziololgischen und wirtschaftlichen Auswirkungen einer Klimapolitik, der alles unter zu ordnen ist, kommt in ihrer Weltsicht offensichtlich nicht vor. „Die Mehrheitsmeinung ist eine der stärksten Kräfte des Universum. Ihr skeptisch zu begegnen und prinzipiell zu widerstehen, gehört zum journalistischen Berufsethos.“, lese ich bei Bittner. Das gilt für mich auch für die Klimapolitik. Hinter dem Vorwurf an die Politikjournalisten, wenig Ahnung vom Klima zu haben, versteckt sich offensichtlich der Wunsch, diese drohenden Klimakatastrophen bitteschön drastisch und so oft wie möglich zu publizieren. Auf der anderen Seite werden gegliche kritische Anmerkung oder auch Bedenken gegen eine zu „schnelle Klimapolitik“, Beispiel Braunkohle Ausstieg, durch einen Ideologischen Aktivismus diskreditiert. – Walter Schroiff


 

Leserbriefe zum Titelthema „Der Kampf um Raum und Ruhe“

M.E. lautet der zentrale Satz (weil >lösungsfundamental<), daß >wir< (wer ist gemeint, u. wenn ja, wieviele?!) den >Kampf um Raum u. Ruhe< nur weg-kriegen (sic!) (Zitat) >durch ein neues Bewußtsein für den Wert der Bewegungs- freiheit< (!). Das illusorische (u. trotzdem nicht falsche) optimum liest sich wie eh u. je bei Blaise Pascal so: >Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, daß sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen.< Die schrecklich normale, akute Zeittypik ist dagegen trefflich verdichtet im Titel formuliert: >Platz da!< Übersetzt: es ist der total(itär)e, also gewaltförmig entfesselte Markt, der sich quasi-kriegerisch im pervertierten öffentlichen Raum (physische/materielle/mediale/virtuelle Straßen) zuvor ungekannt brachial austobt (platt, aber wahr: >Sein spiegelt Bewußtsein<); oder auch: der neoliberale Behemoth/Leviathan dereguliert u. frißt seine Blagen (von alt bis jung); i.e. die Herrschaft der Regellosigkeit, egal (!) wo man/frau langskommt; der angezüchtete Maschinenmensch hat keinen Begriff von Würde/An- wie Abstand/Takt/pardon, ich habe einen Fehler gemacht! Es geht um eine flächendeckende Dezivilisierung in Mikro- wie Makroformaten, etwa als Rache einer enterbten Generation von kids&teenies seit > 1/4 Jh. (es sei denn, die Masse der kalten Herzen versteigt sich obendrein zu einer Kultapologie von Bock auf Gewalt); der Imperativ auf alles&nichts bezogen (eben auch: sich u. Anderen weder Raum noch Ruhe gönnen) heißt: endlose Selbstinszenierung (Lust als Aggression et v.v.) – u. die Dinge heben sich trotzdem/deswegen in der Summe ganz u. gar nicht auf. Kurzum: eine stadtökologische Großreform der Infrastruktur (Füße, Rad, ÖPNV u. Entschleunigung) scheitert u. verschlimmert die Dinge, wenn die Mentalität der Individuen wie der Massen nicht gereinigt ist (s.o.)! Eingefleischte Neolib’s (in nichts lieb!) schreien wie vertrotzte kleine Narzißten prompt etwas von >Verbotspolitik<, wenn eine intakte Raum- u. Ruheöffentlichkeit einen elementar menschlichen Regelsatz für den Umgang anmahnt u. vor allem auch konsequent u. radikal sanktioniert … – Konrad Böhle

 

Mit Schmunzeln lese ich gerne Ihre „wöchentliche Einkaufshilfe“. In der plakativen Graphik des Artikels fehlt was: Der Platzbedarf von LKW`s und Bussen, der sicherlich bei 420 m² auf der Straße liegt und, vor allem der Platzbedarf der neuen bis zu 12 km/ h schnellen Elektroroller, der sicherlich bei 20 m² auf dem Gehweg incl. Sicherheitsabstand liegt. Das entspricht dem Platz von 21 Fußgängern ! Übrigens: Auch Elektroautos, die vielerorts bevorzugt behandelt werden, brauchen Platz beim Parken und Falschparken. Und auch deren Reifen- und Bremsenabrieb trägt erheblich zur Feinstaubbelastung bei. – P. Wurmbauer

 

Die Selbstverständlichkeit, mit der Millionen von deutschen Autofahrern die Strassen in den Städten zuparken, liesse sich ganz leicht beenden. Dazu braucht man sich nur in der Schweiz umzusehen. Seit Jahren zahlt dort fast jeder in den Städten, der regelmässig öffentlichen Grund für das Parken seines Autos in Anspruch nimmt, monatlich 40 bis 60 Schweizer Franken an die zuständige Gemeinde, die dadurch zu einer nicht unerheblichen Mehreinnahme kommt. Schon höre ich das übliche deutsche Totschlagargument: Das ginge in Deutschland nicht, weil es unsozial wäre. Fragt sich nur, warum das in der Schweiz seit Jahren funktioniert, ohne dass sich irgendjemand darüber aufregt. – Dr. Eberhard Leppin

 

Vielen Dank für das interessante Titelthema diese Woche und den guten Rundumschlag zum Thema Raum in der Stadt. Leider sind Ihnen bei der großen Grafik „Platzfresser auf der Straße“ eine Reihe von Fehlern unterlaufen:

  1. Die Quelle wird von Ihnen falsch zitiert, sodass der Flächenbedarf für’s Auto zu klein dargestellt wird
  2. In der Quelle wird der Flächenbedarf grundfalsch berechnet
  3. Die Kennziffer „Fläche pro Person“ bzw. „Fläche pro Fahrzeug“ ist irreführend
  4. Die angenommenen Geschwindigkeiten (Auto 50 km/h, Fahrrad 30 km/h) sind für den Innenstadtverkehr zu hoch

Ist das wichtig? Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast. Viele Ihrer Leser trauen den Zahlen und Statistiken in der Zeit. Dieses Vertrauen missbrauchen Sie, wenn Sie unzureichend geprüfte Inhalte ungenau wiedergeben.
Und jetzt? Für Ihre Leserschaft würde es mich freuen, wenn Sie die Fakten richtigstellen, z.B. in der nächsten Ausgabe Ihrer Zeitung. Mir persönlich wäre es wichtig dass Sie mir sagen, warum ich den in der Zeit genannten Daten in Zukunft vertrauen soll, da mir vergleichbare Ungereimtheiten bei Zahlen schon mehrmals aufgefallen sind.

Zu 1: Der gezeigte Flächenbedarf laut Quelle bezieht sich auf den Bedarf pro Person, nicht pro Fahrzeug. Da in der Quelle 1,4 Fahrgäste pro Auto angenommen werden, geben Sie den errechneten Flächenverbrauch pro Auto deutlich zu niedrig wieder.
Zu 2: Der Quellenautor hat theoretische und unlogische Berechnungen vorgenommen zur Ermittlung der Sicherheitsabstände vorgenommen (das wurde übrigens auf der Quellenseite schon 2015 in einem Kommentar kritisiert): Die implizierten 27 Meter bei Fahrrädern mit 30 km/h und auch die 53 Meter bei Autos mit 50 km/h liegen deutlich über realistischen und empfohlenen Sicherheitsabständen, der Flächenbedarf ist damit tendenziell zu hoch angegeben. Die Fußgängerfläche wurde nicht hergeleitet, ist aber vermutlich deutlich zu niedrig angesetzt.
Zu 3: Die zugrundeliegende Frage ist doch eigentlich: wie hoch ist die Transportkapazität einer bestimmten Fläche bei unterschiedlichen Fortbewegungsmodi, also z.B. wieviele Personen können bei Rushhour auf einem 3,5 Meter breiten Streifen passieren. Wenn nämlich ein Transportmodus wenig Fläche verbraucht, dabei aber sehr langsam ist, dann besetzt die transportierte Person den Platz deutlich länger. Der geschwindigkeitsabhängige Zeitfaktor fehlt bei der reinen Flächenbetrachtung in Quadratmetern, beim Durchsatz pro Stunde ist er enthalten enthalten. Bei Betrachtung des Durchsatzes pro Stunde ist der Unterschied zwischen Fußgängern und Radfahrern viel kleiner als der Flächenverbrauch. (Google: „praktische leistungsfähigkeit im stadtverkehr je transportmittel“) – Felix Schaar

 

Vielen Dank für Ihren interessanten Artikel „Platz da!“ Tatsächlich ist es erstaunlich, dass selten einmal die Frage gestellt wird, wem eigentlich der öffentliche Raum gehört. Die Tatsache, dass die Stadt kein Parkplatz ist, sondern für ihre Bürger da sein sollte und auch eine soziale Aufgabe erfüllt (als Treffpunkt, für Erholung, Freizeit etc.), ist irgendwie seit dem „Siegeszug“ des Autos in Vergessenheit geraten… In einem wesentlichen Punkt aber stimmen Ihre Berechnungen nicht (Grafik zu den „Platzfressern auf der Straße“): Die Durchschittsgeschwindigkeit eines Radfahrers beträgt nie und nimmer 30 km/h! Wir sind nicht alle mit dem Rennrad unterwegs! Der Bußgeldrechner der Polizei geht von einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 bis 20 km/h aus. Das entspricht auch eher meinen Erfahrungswerten. (Siehe https://www.bussgeldrechner.org/fahrrad/geschwindigkeit.html) Der Platz, den die Radfahrer (inklusive Sicherheitsabstand) beanspruchen, dürfte, mit dieser realistischen Geschwindigkeit berechnet, wesentlich kleiner ausfallen. Übrigens kommt mir auch der Platzanspruch eines geparkten Rades mit 1,2 qm übertrieben vor – schauen Sie sich mal am nächstgelegenen Bahnhof an den Fahrradständern um!

Als Alltagsradlerin finde ich es schade, dass Sie Radfahrer in Ihrem Artikel so niedermachen – als aggressive, Fußgänger bedrängende, Verkehrsregeln missachtende Asoziale, die sich unrechtmäßig als „Avantgarde der Verkehrswende aufspielen“ – das ist diffamierend und unsachlich! – „Je nach Laune fahren sie über Straßen und Gehwege…“ – Die Laune ist wohl nicht entscheidend, sondern ob ein Radweg vorhanden ist oder nicht. – Sie sind schnell (nun ja, durchschnittlich 15 km/h), leise (was ist daran denn nun verwerflich?) und nachts „gerne“ unbeleuchtet? Erstens: was heißt „gerne“? Gibt es darüber Statistiken? Und zweitens: im Zweifel gefährdet der Radfahrer in erster Linie sich selbst, wenn er unbeleuchtet auf der Straße fährt. Wie viele Fußgänger werden im Jahr denn durch Radfahrer getötet? Vermutlich wenige. Wie überall gibt es schwarze Schafe, und ich kann mir vorstellen, dass in der Großstadt der ein oder andere Radfahrer aus purer Überlebensangst aggressiv wird. Doch allein deshalb den Fußgängern ein Recht auf den öffentlichen Raum zuzusprechen und den Radler als Feind des Fußgängers hochzustilisieren? Das finde ich nicht zielführend. Ich sehe vielmehr Fußgänger und Radfahrer als Partner im Sinne ökologischer Fortbewegungsarten. – Gesine Weiß

 

Dieser hervorragend redigierter und recherchierter Artikel bewegt mich als Multimobiler in Wien (ca. 25 % zu Fuß, 40 % per Rad, 25 % Öffi, 10 % Auto) zu einigen Statements:

 Es gibt für Verkehrsteilnehmer an der Ende der Mobilitätskette (Fußgänger und Radfahrer) zwei Arten von bedeuteten Verkehrshindernissen: feste (Ampeln) und bewegliche (Autobusse, sowohl Öffis als auch Reise- und Touristenbusse), während aus meiner Sicht Autofahrer und Lkw meist wesentlich rücksichtsvoller auf diese Verkehrsteilnehmer reagieren.

 Offensichtlich haben Radverkehrsanlagen eine magnetische Anziehungskraft, besonders auf Fußgänger, teilweise auch auf Taxis und Mietwagen

 Mich regt die Disziplinlosigkeit der Radfahrer wesentlich mehr auf, als jene der Pkw-Fahrer, oft sind es „Rotfahrer“, „Geisterradler“ (fahren gegen Einbahnen und gegen Richtungsradwege) und aggressive Schimpfer

 In vielen Städten werden Radfahranlagen von Leuten geplant, die offenbar noch nie mit dem Rad gefahren sind. (Wartezeiten von bis zu 3,5 Minuten bei Ampeln mit Grüntastfunktion, Verenden von Radwegen im Nichts…=

Angemerkt muss werden, dass in Wien der öffentliche Verkehr vor allem dank den Schienenlinien, recht gut funktioniert. – Herbert Peherstorfer

 

Ich habe kein Auto und schon öfters überlegt, ob ich nicht „meinen Parkplatz“ als Arbeitsplatz nutzen kann. Der Artikel „Platz da“ trifft den Nagel auf den Kopf. Danke.- Dunja Schnabel

 

Warum nicht von anderen Ländern lernen? Die japanische Regelung, nur sehr kleinen Pkws die kostenlose Nutzung des öffentlichen Raumes zum zeitlich begrenzten Parken zu erlauben, scheint mir sehr vernünftig zu sein. Größere Wagen müssen dann halt ins Parkhaus oder in die Tiefgarage fahren. Und: Radfahrer haben in der Tat nichts auf Gehwegen zu suchen! – Dr. Ulrich Willmes

 

Herr Marcus Rohwetter hat hervorragend das Thema bearbeitet. — Richtig, es gäbe genug öffentlichen Raum für verantwortbare Mobilität in der Stadt. Aber Flächen des Motorisierten Individualverkehrs (MIV) verdrängen Fahrradflächen sowie Straßenbahnen unter die Erde. Fahrradflächen verdrängen Fußwegflächen. Zu schmale Fahrradwege haben zur Folge, dass Fahrradfahrer auf Fußwege ausweichen und gemeinsam mit Rollern (künftig sogar E-Roller !) Fußgänger gefährden und erschrecken. Verkehrs-Flächen in der Stadt für Fußgänger, Radfahrer, Bahnen, Busse, Taxen, Notfahrzeuge und Nutzfahrzeuge müssen unbedingt Vorrang erhalten. Gott sei Dank beginnt z.B. Köln, Fahrradwege auf Kosten von MIV-Flächen zu verbreitern. Es muss aber schneller gehen. Der MIV gehört raus aus der Stadt. Und das nicht nur aus Gründen des Flächenmissbrauchs. Die Luft-„Qualiät“ und andere furchtbaren Folgen des MIV müssten für ein Fahr-Verbot in der Stadt ausreichen. — Es ist aber unfair, Politik und Wirtschaft zu beschimpfen. Die Ursache allen Übels ist der Durchschnitts-Bürger mit seinem egoistischen Mobilitätsverhalten. Er missachtet bewusst Freiheit und Verantwortung, die unlösbar zusammen gehören. – Volker Freiesleben

 

Vielen, vielen Dank für Ihren Artikel „Platz da!“, der endlich einmal einen ebenfalls sehr wichtigen Aspekt beim Thema Auto hervorhebt. Es geht tatsächlich nicht nur um Abgas-und Lärmbelästigung, sondern auch um das Sich-breit-machen, wo es nur möglich ist. Seit Jahren ärgere ich mich schon darüber, dass die komplette Organisation, Strukturierung und Gestaltung des öffentlichen Raumes, sich einzig und allein an den Autos und deren Besitzern orientiert. Der Rest der Bevölkerung muss sich anpassen, sich irgendwie damit arrangieren, da er ja der schwächere Part in dieser Sache ist. Das wird stillschweigend vorausgesetzt und auch ( von den Schwächeren) stillschweigend geduldet, dabei stellt die Vereinnahmung des öffentlichen Raumes durch die Autofahrer eine ungeheuerliche Zumutung dar. Natürlich besitze ich selbst kein Auto; zunächst, weil ich es mir nicht leisten konnte. Seit vielen Jahren könnte ich es mir allerdings leisten, verzichte jedoch bewusst, da ich die Anschaffung eines Kfzs für nicht mehr zeitgemäß halte. Ich würde auch gerne mit dem Rad zur Arbeit fahren, muss jedoch auch in diesem Punkt wegen der Autofahrer auf etwas verzichten, das ich gerne tun würde, weil es mir einerseits zu gefährlich ist und andererseits ich nicht die geballte Ladung Abgase im Berufsverkehr einatmen möchte. Es muss dringend ein Umdenken einsetzen, hin zu mehr Verantwortungsbewusstsein mit Betonung auf Bewusstsein dafür, was man anderen durch sein Verhalten eigentlich zumutet. – Susanne Bartsch

 

In Ihrem Artikel „Platz da“ auf beklagen Sie zu Recht, daß parkende Autos kostenlos viel öffentlichen Raum beanspruchen. Auch private Parkplätze beanspruchen oft mit der größten Selbstverständlichkeit öffentlichen Raum: Mit Belustigung sehe ich, wie Vorgärten in Wohngebieten durch Absenken der Bordsteinkanten zu Privatparkplätzen mutieren – oft so, daß das geparkte Fahrzeug auf privatem Grund steht, aber die zugehörige Rangierfläche im öffentlichen Bereich liegt! Solche privaten Stellplätze entstehen auch, wenn bei Umbaumaßnahmen Parkmöglichkeiten auf eigenem Grund nachzuweisen sind. Allerdings entziehen private Stellplätze in vielen Fällen allein durch ihr Vorhandensein ca 50% der auf privatem Grund gelegenen Parkfläche trotzdem an potentiellem öffentlichen Parkraum – und zwar ganztägig, auch wenn der so „privilegierte Parker“ gerade ganz woanders parkt. Manche Anlieger schaffen es darüberhinaus, auf der ihnen gegenüberliegenden Seite Parkeinschränkungen bei ihrer Kommune durchzusetzen, damit sie ihre Privatparkplätze auch wirklich bequem erreichen, was den Effekt noch steigert. Eigentlich müßte die Länge vor einem Grundstück – ggf auch die gegenüber – die als Zufahrt dauerhaft von geparkten Fahrzeugen freizuhalten ist, als zusätzliche Bemessungsgrundlage in die Grundsteuer eingehen – und zwar nach einem Schlüssel, der sich an der dadurch beeinflußten Nutzungseinschränkung im öffentlichen Raum orientiert! Ob jemand darauf bei der Grundsteuerreform kommt? Der Nutzen privater Stellplätzen für die Allgemeinheit ist oft gar nicht so groß, wie angenommen. – Adalbert Hanßen

 

Wer steht im Stau? „Berliner Autofahrer stehen pro Jahr 154 Stunden im Stau“, schreibt Marcus Rohwetter. Das habe ich noch nie erlebt. Die Autofahrer, die ich vom Straßenrand sehe, sitzen im Auto, manche liegen auch eher in tiefen Autosesseln. Ich stehe allerdings mit und ohne Rad am Straßenrand, an der Bushaltestelle, in der U-Bahn, auf dem Bahnsteig und warte, warte, warte. Auf Grün bei der Ampel, auf Lücken zwischen den Autos, bei denen ich mich hindurch hasten kann., Ich stehe im Regen, Wind, der Kälte, der Hitze, meine Klimaanlage ist meine Jacke, mein Regencape , meine Kapuze. Und ich stehe natürlich in der S-Bahn, wenn ich überhaupt hinein komme, der U-Bahn, im wackeligen Bus, halte mich fest, damit ich nicht umfalle, werde angestoßen und kann nicht verhindern, dass ich andere mit meinem Rucksack anremple. Den höheren Sinn, dass ich den ÖPNV nutze, hat der Hamburger Bürgermeister Tschentscher bei mehreren Bürgertreffen erklärt: Wenn viele mit der U-Bahn unter der Erde fahren, haben alle auf der Straße mehr Platz. Alle? Das sind – so macht Marcus Rohwetter sehr schön deutlich, vor allem Autos, die fahrend so viel Platz brauchen wie 150 Fußgänger. ÖPNV, Zu Fuß gehen und Radfahren ist so gesehen ein Mittel, damit die Autofahrer möglichst freie Fahrt haben. Und so wird es politisch auch behandelt, jetzt genauso wie vor 50 Jahren. – Michael Rothschuh

 

Auf die Interessenkonflikte im öffentlichen Raum und die staatlich geförderte stehende Blechlawine hinzuweisen ist richtig und ein großes Zukunftsthema. Leider vermisst man hier objektive Recherche zum Konflikt zwischen Fußgängern und Radfahrern. Die Zahl der verursachten Verkehrstoten zeigt, dass die von Ihnen zitierte subjektive YouGov Passantenbefragung nicht das Kern des Problems trifft. Fahrradfahrer treten mangels Blechblase in wahrnehmbareren Konflikt mit Fußgängern, verursachen aber in Unfällen seltenst tödliche Opfer, keine Langzeitfolgen durch Feinstaub oder Stress durch zähflüssigen Verkehr. Städte wie Münster zeigen, dass ab gewissen Radfahreranteilen verstärkt deren Regeldisziplin kontrolliert werden sollte und erfolgreich erhöht werden kann. Die Ihrer Infografik zugrundeliegenden Sicherheitsabstände und die resultierenden 42m2 Platz pro Radfahrer würde ich mal gerne auf der Straße erfahren. Und sportlich, dass die rasenden Reporter der Zeit mit 30kmh auf dem Rad unterwegs ist. Repräsentativ ist das nicht. – Florian Kraemer

 

Zu Ihrem sehr schönen Beitrag möchte ich einen kleinen, wie ich meine recht spannenden Beitrag leisten – nicht zuletzt, zugegeben, auch in eigener Sache: Wutausbrüche, und ich denke, das wissen wir alle, sind manchmal befreiend, aber selten wirklich konstruktiv. Konstruktiv ist das, was sich Axel Schmitz und Kurt Eimers von Cello Kommunikation in Düsseldorf ausgedacht haben: „Projekt FAR“ – Kampagne für mehr Verständnis zwischen Fußgängern, Autofahrern und Radfahrern, für mehr Verkehrssicherheit und Verkehrskultur in Deutschland.* Sind Sie auch ein FAR? Wir jedenfalls sind welche – und wir werden immer mehr. Ein FAR ist FußgängerAutofahrerRadfahrer, kurz: der mobile Städter der Zukunft. Leider, das kann man jeden Tag immer wieder feststellen, weiß der FAR viel zu oft nicht, das er einer ist. Je nachdem, wie der FAR unterwegs ist, ist er immer nur entweder Fußgänger, oder Autofahrer, oder Radfahrer. Entsprechend benimmt er sich auch und gerät so immer wieder in Konflikt mit den beiden anderen. Und somit auch immer öfter mit sich selbst. Dies möchten wir ändern. Mit einer Kampagne, die für mehr Verständnis wirbt zwischen Fußgängern, Autofahrern und Radfahrern. Und somit einen weiteren, wichtigen Beitrag leistet zur Verkehrssicherheit und zum sozial, ökonomisch und ökologisch verträglichen Verkehr der Zukunft. Das Besondere am „Projekt FAR“: Wir wenden uns nicht an eine einzelne, sondern an alle drei Verkehrsteilnehmergruppen. Unser Ziel ist zum einen die Verkehrssicherheit. Unser Ziel ist zum anderen aber auch die Verkehrskultur, der tolerante, verständnisvolle Umgang miteinander im Verkehr. Wir, das ist die Cello Kommunikation aus Düsseldorf. Eine Arbeitsgemeinschaft von gestandenen Kreativen, die sich, je nach Kunde und Projekt, zu genau der Agentur zusammentun, die zur kreativen, kommunikativen und effizienten Lösung einer Aufgabe nötig ist. Mehr zu Cello Kommunikation erfahren Sie unter www.cello-kommunikation.de. Mehr zu mir als Ihrem Ansprechpartner erfahren Sie unter www.kurteimers.de. Es würde uns sehr freuen, wenn Sie unsere Idee ähnlich gut finden wie wir es tun. Gerne erzählen wir Ihnen dann mehr über unser „Projekt FAR“ – welches vielleicht ein gemeinsames Projekt von ZEIT und Cello werden könnte.
* Aus Gründen der Lesbarkeit wurde im Text die männliche Form gewählt, nichtsdestoweniger beziehen sich die Angaben auf alle Menschen und Geschlechter. – Kurt Eimers

Platz da!
Das Problem in der Kleefelder Straße – Hannover – hätte sich doch mit Leichtigkeit friedlich lösen lassen. Vielleicht hätte der Lasterfahrer sagen können: „Es tut mir leid, ich kann wegen der parkenden Autos nicht nach rechts ausweichen. Darf ich Ihr Fahrrad anfassen und auf den Bürgersteig heben?“ Wir Menschen können doch miteinander reden! Und müssen nicht wie die Steinböcke Stirn an Stirn unsere Kräfte messen! – Uta Obermeyer


 

Leserbriefe zu „Roter Popanz“ von Bernd Ulrich

Applaus für Bernd Ulrich!
Endlich bedient sich jemand seiner spitzen Feder und, angelehnt an Goyas Caprico 43: „Der Schlaf der Vernunft erzeugt Ungeheuer“, schreibt er „Der Schlaf der Regierung gebiert Ungeheuer“. Ja, vom Schlaf der Vernunft wird da auch niemand mehr sprechen wollen… Un dann der wunderbare Begriff „ein Buchhalter des Unausweichlichen“, Kühnert in einer Talksow. Besser kann man es nicht auf den Begriff bringen. Was bleibt, ist ein Fremdschämen für die ach so“ Erwachsenen“, die „Fachleute“. Spitzen Sie bitte Ihre Feder weiter! – Michael Dericks

 

So gut wie fast immer kann ich Bernd Ulrich zustimmen, so auch diesmal, vor allem zu einem Aspekt seiner Meinungsäußerung im Artikel „Roter Popanz“: was ein Sturm im Wasserglas von allen Seiten, wenn Kühnert sich zu einer Position bekennt, die einem Jungsozialisten durchaus adäquat zu Gesicht steht, jedoch, anders als zu Zeiten der Altachtundsechziger, nur noch als politisch völlig inkorrekt, radikal und absolut nicht als mainstreamfähig auch nur gedacht werden darf. Wie recht hat Ulrich, die Furcht der Koalitionäre und anderer Politikprominenz vor digitalen Hate-Stürmen und Wahlverlusten als kleingeistig zu charakterisieren, statt dass sich diese mutig zu Entscheidungen bekennen und zu Maßnahmen durchringen, die, wenn auch nicht populär und sicher schwierig durchzusetzen, eventuell doch besser geeignet sind als das ständige Kleinklein des aktuellen Regierungshandelns, die gewiss disruptiven Zeitläufte zu gestalten. Nur eins hat mir an Ulrichs Ausführungen nicht gefallen: die kaum als ironisch zu verstehende, eher als großväterliche Anmerkung zur Flauschigkeit unseres Jungzozialisten. Wenig „witzisch“, mehr herablassend. – Angela Mattke

 

Ich stimme den Ausführungen von Bernd Ulrich zu, ohne Vorbehalte. Eine Frage bleibt jedoch: „Welche Partei könnte Abhilfe schaffen, sollte also gewählt werden?“ Alternativ: Müssen die Bürger wichtige Sachen selber machen?? – Peter Schwarz

 

Ihr Bericht treibt mir die Zornesröte ins Gesicht! Um es noch deutlicher auszudrücken, diese Art von Journalismus k…. mich an. Das Rundumschlagen mit dümmlichen, ausgelutschten Zitaten aus der bekannten Ecke bringt der – noch geneigten – Zeitleserschaft keinen Mehr-und auch keinen Unterhaltungswert. Schon gar nicht, wenn in jeder Ausgabe die gleichen Themeninhalte wiederholt werden. Die Schuldigen sind schnell ausgemacht, wie könnt es anders sein, Schuld trägt die Politik! Wer ist denn Politik? Lebt Politik nicht besonders von und durch Presseorgane? Und weil es so gut passt, wird auch die Industrie abgeklatscht. Bei Gelegenheit empfehle ich den Weg zur Selbsterkenntnis. Es ist sicher keine Medienschelte, wenn man Volkes Stimme als Ergebnis der Berichterstattung begreift. Gehätschelt werden derzeit die ach so beklagenswerten Medien, denen man böses will! Doch Journalisten sollten objektiv beobachten und nicht zu schreibenden Akteuren werden!

Rückblickend erinnere ich mich an die Lobeshymnen der Medien über den mündigen Bürger. Wie oft war vom mündigen Leser, Hörer und Zuschauer geschrieben worden. Genau dieser Spezies müsste es heute dank guter journalistischer Berichterstattung leicht fallen auf Grund von Ausbildung und Vorbereitung die Zeichen der Zeit zu verstehen und für die heutigen Herausforderungen an Umwelt und Lebensansprüchen gewappnet zu sein. Der Ist-Befund ist doch ein gesellschaftliches Problem, somit auch mangelnder Objektivität der Medien und nicht nur der Politik! Verantwortung nur zu delegieren erscheint als bequemste Lösung und findet je nach Bedarf die geneigte Leserschaft. Politik, Industrie, Wissenschaft, Forschung, Dienstleistung wird durch und von Menschen gestaltet und alle haben Verantwortung für das „Ist“. Und wenn Sie gestatten zählen hierzu auch die Journalisten. Ihr Fokus auf die Person des Juso-Vorsitzenden und die windmühlenartigen Wiederholungen von Aufregern bereichern unseren Horizont kaum mehr. Personenkult hat kurze Beine und zeigt in der Regel lediglich die persönliche Interessenlage des Verfassers. Ich appelliere an die persönliche Verantwortung bei den Medienschaffenden. Sie mögen sich bitte mit ins Boot der Gesellschaft begeben und gemeinsam die Lebensgestaltung mit beeinflussen. – Karl Steidle

 

Ein weiteres großes Problem unserer Gesellschaft sind die ungleich verteilten Vermögen. Die untere Hälfte der Haushalte verfügt – statistisch gesehen – kaum über ein nennenswertes Vermögen, während auf das oberste Zehntel fast 60 Prozent des gesamten Nettovermögens entfallen. Als Liberaler hätte ich kein Problem hiermit, wenn diese Ungleichverteilung auf den richtigen Gründen beruhen würde. Dies tut sie jedoch nicht. Die Statistik zeigt, dass heutige Vermögen zum weitaus größeren Teil durch Geschenke oder Erbschaften entstanden und nicht durch eigene Hände Arbeit geschaffen wurden. Wenn finanzieller Wohlstand jedoch nicht mehr von der von der eigenen Leistung, sondern vom Glück die „richtigen“ Eltern zu haben – und damit letztendlich vom Zufall – abhängt, ist ein zentrales Versprechen der sozialen Marktwirtschaft gebrochen. Wie wäre es damit, die Erbschaftssteuer auf 100 % anzuheben, und die so erhaltenen Vermögen den jährlich Neugeborenen als „Startgeld“ auszuhändigen? So hätte jeder die Chance, das Beste aus seinem Leben zu machen. Auf diese Weise entstandene Vermögensunterschiede würden dann nicht mehr auf dem Zufall, sondern auf der eigenen Leistung und auf Unterschieden im Lebensweg beruhen. Dies wäre liberal und gleichzeitig sozial gerecht – Adjektive, die sonst selten zusammentreffen. Dieser Vorschlag mag radikal sein. Aber wie Sie selbst schreiben: In der Politik fehlen große Lösungen. – Michael Pfeiffer

 

Der Artikel verzichtet zunächst (s. letzter Satz) sinnvoller Weise auf eine inhaltliche Bewertung der Utopien Kevin Kühnerts. Dessen Äußerungen sind das Ergebnis eines Nachdenkens über die Probleme der Gegenwart: Zerstörung der ökologischen Lebensgrundlagen (Klimawandel, Artenrückgang, Verteilungsprobleme (globale und nationale Gerechtigkeit), Vormarsch der Autokratien…: alles hängt mit allem zusammen! Was liegt da für einen (nicht nur) jungen Menschen näher, als gewohnte Denkmodelle zu hinterfragen. Schon die Fragen der interviewenden Zeitjournalisten*Innen verraten eine bemerkenswerte Verhaftung an ausgetretene Denkpfade, sind nicht konstruktiv provozierend, suchen nicht die Chancen sondern bestätigen suggestiv bestehende Vorurteile gegen staatliches Unternehmertum. Eine von Wissenschaftlern für die Zukunft propagierte Transformation ist geradezu angewiesen auf Infragestellungen alter Denkpfade und Skizzierungen utopischer Szenarien. Bernd Ulrich weist in seinem Artikel auf fehlende zukunftsorientierte Lösungen hin. Die vorurteilsgeprägten Ansichten eines Alexander Dobrindts, verantwortlich für einen nicht ökologischen Bundesverkehrswegeplan 2030, dokumentieren das auch in Politikerkreisen verbreitete Unverständnis dessen, was mit Transformation gemeint ist, nämlich: umfassender kultureller Wandel! Der Hinweis Bernd Ulrichs auf die Risiken einer schlafenden Regierung ist nachvollziehbar, die Einordnung Kevin Kühnerts als flauschiges Ungeheuer eher nicht – oder verstehe ich da was nicht? – Peter Vollmer

 

Wenn derzeit das Kürzel °KK° häufiger als das Kürzel °AKK° in der Öffentlichkeit gebraucht wird und die Leserbriefspalten der Zeitungen Kevin Kühnert gleich mehrere Leserbriefe widmen, dann dürfte dies vor allem damit zu tun haben, daß Große Koalitionen auf den Wähler einschläfernd wirken. Man hat sich nach der Zeitenwende 1990 darüber lustig gemacht, daß der US-amerikanische Zeitdiagnostiker Francis Fukuyama das “ Ende der Geschichte “ verkündete. Dazu ist es bekanntlich nicht gekommen, aber in den westlichen Gesellschaften wird die „Systemfrage“ in der Tat nicht oder kaum mehr gestellt. Dies führt zu einer Ermattung des politischen Diskurses und zum Aufflammen höchst unerfreulicher, autoritärer ,Populismen. Daß Kühnert nun den alten Hut der „Vergesellschaftung von Produktionsmitteln“ als Lösung der Systemfrage aus der Versenkung hervorgekramt hat, zeigt, wie virulent nach wie vor das Bedürfnis in der Öffentlichkeit ist, durch grobe begriffliche Vereinfachungen gesellschaftlich/wirtschaftliche Ungleichgewichte bekämpfen zu wollen . Politik bleibt aber stets Reparaturbetrieb und es gibt keine ganz großen Stellräder, an denen beliebig gedreht werden könnte. Was hätte aber die SPD davon, sich wieder als “ Schutzmacht der kleinen Leute zu verstehen“ , wenn sie mit einer solchen Vereinseitigung der politischen Haltung, also der Fokussierung auf sogenannten abgehängte Schichten der Gesellschaft , gar nicht an die Regierung kommt? Es zeichnet sich am Horizont gegenwärtig keinerlei Alternative zu einer sozial einigermaßen abgefederten Marktwirtschaft ab. Im Übrigen sind soziale Schieflagen im Zeitalter der Wissensgesellschaft im Wesentlichen bildungs-bedingt verursacht. Bildung kann man aber nicht einfach umverteilen. Sozialistische Vorstellungen einer Umverteilungs-Euphorie sind geschichtlich vollständig korrumpiert. Dies müßte auch Kevin Kühnert einsehen. Ob marktwirtschaftliches Unternehmertum etwa durch eine Wiederbelebung des Genossenschaftsgedankens auf breiter Front ersetzt werden können, ist eher fragwürdig. Darüber hinaus haben heute ökologische Fragen sogar einen gewissen Vorrang vor Fragen der Wirtschaftssteuerung eingenommen. Und nicht aus dem Auge zu verlieren ist, daß das chinesische Wirtschaftsmodell hinsichtlich seiner Kompetivität mit westlich-demokratischen Wirtschaftsordnungen inzwischen die eigentliche Herausforderung darstellt. – Sigurd Schmidt

 

Wenn es darum geht zu zeigen, dass die SPD noch lebt, dann sind es doch Männer wie Kevin Kühnert und Hubertus Heil, die es wagen, die Probleme unserer Zeit anzusprechen und zu handeln, und nicht die zahnlos brüllende Löwin Nahles oder die schweifwedelnd angepassten Leisetreter Scholz und Maas, die immer nur sagen, was man tun oder besser nicht tun solle und sich damit nicht von ihren Mitstreitern von der CDU/CSU unterschieden. Ganz sicher sind es auch nicht die in Ehren ergrauten Gewerkschaftsbosse, die nur noch ihre Pfründe verwalten und nicht mehr so genau zu wissen scheinen, welcher Partei sie überhaupt angehören. Gerade wegen und nicht trotz Kühnert werde ich am 26. Mai SPD wählen, weil ich mir wünsche, dass Leute wie er in Zukunft das Bild der Partei prägen. Auch er wird nicht alles ändern können, aber er bringt wenigstens Bewegung in eine lauwarme Plörre namens SPD, die einmal scharf wie Chili war, und hoffentlich auch in diesen zähen Brei, der sich „Große Koalition“ nennt. – Dr. Claus Doenecke

 

Mir wäre es lieber gewesen, wenn man die Rotznasen und den falsch geleiteten Kühnert hätte abtropfen lassen, wie ihr Autor schreibt. Aber was dann von ihm kommt, zeigt wenig Größe. Die Welt war sich doch einig, bis auf ganz wenige Länder. Nur der Kapitalismus, die freie „soziale“ Marktwirtschaft schafft den Wohlstand für alle. Nun kann man streiten, ob das Soziale zu kurz kam. Wer aber glaubt, der Staat hätte es besser machen können, der weiß nicht wovon er redet. Das ausgerechnet die Deutschen, die den Untergang in DDR hautnah erlebt haben, jetzt ständig nach den Staat rufen, zeigt eine Verblödung ersten Grades. Und ihr Autor scheint das auch nicht richtig verstanden zu haben. Jeder Mensch ist für sein Leben selbstverantwortlich. Wo steht das? Nur Notfälle sind auszuschließen. Leichtfertig haben die Lehranstalten den Schülern seit über 40 Jahren brauchbares nicht mehr beigebracht und die Erziehung schleifen lassen. Das hat heute zur Armut geführt. Das wird von den Medien unterschlagen. Ihre Zeitung war eine Ausnahme. Sie haben das mehrfach veröffentlicht. Die AfD braucht nur abzuwarten. Die etablierten Parteien machen genug Wahlreklame für sie. Ende Mai 2019 wird sich das in Brüssel und Straßburg zeigen. – Gunter Knauer

 

Exzesse der Normalität! Das Ausufernde, Hysterische wird zur Gewohnheit, zum Standard. Zuwiderhandelnde/s sind/ist abseits des Gewohnten, Vertrauten. Und weil das so unvermittelt passiert, macht es Angst! Angst ist willkommen, wenn sie bewusst von den Machthabenden inszeniert wird. Hier ist es aber unkontrollierbare Angst: Enteignungsgelüste, Ungehorsamkeit, Aufruhr! Inszeniert von (scheinbar) Machtlosen. Eine weitere, treffsichere Analyse der politischen Gegenwart Bernd Ulrichs! – Wolfgang Sauer

 

Leider: Es drängt sich in unserem Land der Eindruck auf, die Politiker fühlten sich nicht dem Gemeinwohl verpflichtet, sondern eher ihrer gegenwärtigen Karriere in der Politik und – da die in einer Demokratie recht unsicher ist – einer zukünftigen, einträglichen in der Wirtschaft. Mutige, kantige und Werten verpflichtete Charakterköpfe bringt unser System nur noch viel zu selten an die Spitze. Da erfrischt ein kühner Kühnert mit den richtigen Fragen, tatsächlich auch mit konsequent weiter gedachten systemverändernden Antworten, für die er aber leider eine Begrifflichkeit mit stark belasteten Konnotationen wählt und damit an gescheiterte Unrechtssysteme der Vergangenheit erinnert. Die Reaktionen darauf aber grenzen an ein Denkverbot, zumindest an ein Unvermögen und eine höllische Angst, das System zu hinterfragen, das Teile davon schon selbst zerstört hat. Mut für konsequente Kurskorrekturen aber ist das Gebot der Stunde, um dringend notwendige, adäquate Wege zu finden, unserer Verantwortung gerecht zu werden, unseren Lebensraum zu retten und unser Gemeinwesen national und international zu stärken. Unsere Zukunft braucht neue Antworten, keine aufgewärmten. – Uwe-Carsten Edeler

 

Wie wir alle wissen kann man mit Geld Geld verdienen und mit mehr Geld mehr Geld und mit noch mehr Geld… Braucht man um zu verstehen, dass dann irgendwann einige sehr viel Geld haben werden und andere sehr wenig wirklich Karl Marx oder den „wissenschaftlichen“ Sozialismus oder sonst irgendeinen großartigen Ökonomen? – Ichdenke nicht. Wenn also das „normale Wirtschaften“ zu einer Spaltung in arm und reich führt, die den inneren Frieden (doch wohl immer noch das höchste Gut?) bedroht, dann bedarf es einer Korrktur. Der Verfassungsgrunsatz „Reichtum verpflichtet“ reicht offensichtlich nicht aus, da er Reichtum nicht in Frage stellt, zu welch gigantischem Ausmaß er sich auch immer entwickelt haben mag. Genau dies aber fordert Herr Kühnert und er hat recht. Kein Rechtsgrundsatz hat absoluten Anspruch, auch nicht der, der das Eigentum garantiert. So wichtig Eigentum für die Existenz (die Freiheit?) des Einzelnen sein mag, so zerstörerisch wird es, wenn es ein Ausmaß angenommen hat, das für Andere nichts mehr übrig lässt, sprich in ihrer Existenz (Freiheit?) bedroht (zb Niedriglohn und hohe Mieten). – Dieter Herrmann

 

Ich mag mein Privateigentum, aber es ist hoch an der Zeit die Regeln unseres Wirtschaftssystems zu hinterfragen. Der grassierende Raubtierkapitalismus führt zur Zerstörung des Planeten und zur Verarmung des Großteils der Bewohner. Auch in Europa. Wohnungen werden als Investment be- und gehandelt, die Mieter/Käufer, die wirklich selbst wohnen müssen, können natürlich nicht mit globalen Finanzinvestoren mithalten. Die einen haben wortwörtlich unbegrenzt Geld zur Verfügung, die anderen nicht. Apropos Geld. Ein guter Teil unserer Jobs ist erstens sinnlos und zerstört zweitens unsere Existenzgrundlage. Warum führen wir diese Jobs also aus ? Weil wir das Geld brauchen. Es wird eine Entkoppelung der finanziellen Existenzsicherung und des Arbeitseinkommens brauchen. Dann muss nicht dauernd irgendwas möglichst schnelllebiges hergestellt werden bei dessen Verkauf der Löwenanteil des Gewinns an die Ultra-Reichen geht bei Löhnen an der Armutsgrenze.

Und wer/was soll diese Utopie bezahlen? Die Einhaltung bzw. Einführung gerechter Regeln! Alle Einkommensarten müssen in gleicher Höhe zum Erhalt des Gemeinwesens beitragen. Wer für 3500,- brutto (Kosten des Unternehmens) arbeitet, findet nur die Hälfte seines Lohns am Konto, des Rest sind Steuern und Sozialabgaben. Wer ein Aktienpaket von 400 Mio. Euro erbt, zahlt zuerst ein Nichts an Erbschaftssteuer, dann maximal die Kapitalertragssteuer und natürlich keine Sozialbeiträge. Einem Ultra-Reichen bleiben also, wenn er sehr sehr sehr ehrlich ist und bei seinen laufenden Einnahmen das Maximum an Steuern und Abgaben leisten will, in etwa 75% Netto vom Brutto während der arbeitende Rest 50% Netto erhält. Wenn alle Einkommensarten (Erbe eingeschlossen) gleich behandelt würden könnten die Steuersätze für Lohnempfänger halbiert und/oder ein Grundeinkommen eingeführt werden. Wenn alle Einkommensarten mit Sozialbeiträgen belegt wären könnten die Sätze für Lohnempfänger halbiert werden UND das Pensionssystem wäre auch bei sinkenden Arbeitnehmerzahlen auf ewig gesichert. Kollege Roboter soll ruhig mehr arbeiten gehen, solange er brav seine Sozialabgaben zahlt. Und seine Firma ihren Gewinn versteuert.

Die Wirtschaft muss wirklich wieder dem Menschen dienen, nicht umgekehrt. Länger leerstehende Wohnungen müssen mit mindestens 8% Leerstandsabgabe belegt werden damit sie zu marktgerechten, also leistbaren, Preisen dem wohnungssuchenden Kunden angeboten werden. Der exzessive Verbrauch von natürlichen Ressourcen muss besteuert werden, mit diesen Geldern können dann wiederum die Arbeitnehmer entlastet werden. Alle Firmen müssen ihre Steuern zahlen, nicht nur Klein & Mittelunternehmen. Wer sich mittels Steueroasen drücken will, dem werden auf alle Produkte & Dienstleistungen 50% Strafzoll aufgebrummt. Das nannte sich früher mal Soziale Marktwirtschaft. Die Möglichkeit etwas zu schaffen und, ja ich stehe dazu, für sich Wohlstand zu erwirtschaften. Aber zu fairen Bedingungen die allen die Möglichkeit geben, etwas zu erreichen. Unser aktuell praktizierter Finanzkapitalismus ohne strenge und gerechte Regeln untergräbt sich selbst, untergräbt die Zustimmung zum Privateigentum und fährt den Planeten gegen die Wand. Wir haben also die Wahl. – Chris Veber


 

Leserbriefe zu „Sie müssen es verstehen“ von Harro Albrecht

Anbei ein Artikel zur Impfpflicht, den ich verfasst habe. Es würde mich freuen, wenn Sie Zeit fänden, diesen zu lesen, um möglicherweise Anregungen davon in Ihr Programm mit aufzunehmen. Gerne dürfen Sie den Artikel auch drucken. Ich selbst bin kein Impfgegner, jedoch gibt es genügend Gründe kritisch hinzusehen. Ich hoffe, unsere Gesellschaft schafft es noch vor der Einführung einer Impfpflicht, eine offene Diskussion über Impfungen zu beginnen, in der auch die Argumente der impfkritischen Menschen Gehör finden.

Kritik am Impfen darf nicht im Keim erstickt werden!
Die Impfpflicht gegen Masern ist im Gespräch und die meisten Menschen in Deutschland sind sich sicher, das sei eine gute Sache. Aber ist es das wirklich? Wenn selbst der Leiter des Robert Koch Instituts (Ausgabestelle für Impfempfehlungen), Prof. Wiehler, die Impfpflicht nicht befürwortet, dann kann man den Sinn des Vorhabens durchaus hinterfragen. Ob die Gründe, die Prof. Wiehler vorträgt (Aufweichen der Argumente für das Impfen / befürchteter Widerstand von Impfgegnern), die eigentlichen sind, darf indes hinterfragt werden. Prof. Wiehler dürfte klar sein, dass eine Impfpflicht keine Besserung der Situation hervorbringen würde. Es würden weiterhin wie bisher Masernausbrüche stattfinden. Prof. Wiehler weiß sicherlich auch, dass erst durch das Impfen gegen die Masern die Probleme entstanden sind, mit denen wir es heute zu tun haben. Aber vor allem müsste man sich mit den gewichtigen Argumenten der Impfkritiker ernsthaft auseinandersetzen.

Das Problem mit den Erwachsenen
Eine große Gruppe der heute bei Masernausbrüchen gefährdeten Personen sind Jugendliche und Erwachsene, die die Masern nie hatten, oder nicht, bzw. nicht ausreichend gegen Masern geimpft wurden. Diese Gruppe gab es jedoch bis Anfang der 80er Jahre nicht. Vor Beginn der Impfungen hatte ganz einfach jeder als Kind die Masern bekommen. Zu Beginn der Impfungen Anfang der 70er wurden nicht alle Menschen vom Impfprogramm erreicht. Zudem verdrängte das Impfen das Virus zunehmend und es wurde immer unwahrscheinlicher, die Krankheit als Kind zu durchleben. Lange Zeit wurde auch nur 1-fach gegen Masern geimpft. Gründe, weshalb viele heute Erwachsene keinen Schutz haben. Ein Riesenproblem, das unstrittig das Impfen gegen die Masern erst geschaffen hat.

Das Problem mit den Babys
Eine weitere Gruppe, die bei Masernausbrüchen gefährdet ist, sind Babys und Kleinkinder, die keinen Schutz haben. Auch diese Gruppe gab es bis Anfang der 90er Jahre nicht. Babys waren vor dem Impfen durch den Netzschutz ihrer Mütter, die die Maser noch gehabt hatten, bis weit ins dritte Lebensjahr geschützt. Diese Leihimmunität – so auch das RKI – ist bei geimpften Müttern deutlich gedämpft und gibt die kleinen Kinder viel zu früh ungeschützt den Masern preis. Kinder zwischen 3 und 9 Jahren hatten mit Masern zum Zeitpunkt des Impfbeginns bis heute aber nie ein Problem. Masern waren bei uns in den Siebzigern tatsächlich eine – zugegeben lästige – aber weitestgehend harmlose Kinderkrankheit und wurden auch als solche wahrgenommen. Bei Ärzten gab es keine Isolierzimmer, Babys und Masernkranke trafen sich im Wartezimmer und kein Baby wurde dadurch krank. Und so hat das Impfen gegen die Masern ein Schutzlücke zu Lasten der Schwächsten unter uns geschaffen.
AUSZUG RKI: (Da geimpfte Mütter über niedrigere Antikörperspiegel verfügen als nach natürlicher Infektion, hält die Leihimmunität deshalb bei ihren Kindern im Mittel weniger lange an und kann so potenziell nicht mehr den Zeitraum von Geburt bis zur ersten Masern-Impfung voll überbrücken, insbesondere wenn diese zu spät verabreicht wird. Ferner kommt es durch steigende Impfquoten und einen selteneren Kontakt mit dem Wildvirus zu einem Nachlassen des natürlichen Boostereffekts bei den Müttern, was zu niedrigeren maternalen Antikörper-Titern bei Säuglingen beiträgt. („Epidemiologisches Bulletin“, RKI, Nr. 48, S. 486, 02.12.2013)

Das Problem mit der Lebenslang-Garantie
Es heißt ja, einmal die Masern -> immer immun. Das Gleiche wird auch der Impfung gegen Masern angedichtet. Jedoch schon vor Beginn der Impfungen wurde unter Fachleuten diskutiert, ob die lebenslange Immunität nach Erkrankung nur deshalb besteht, da man mit dem Virus immer wieder in Kontakt gerät und es dadurch quasi regelmäßig zu einem natürlichen „Booster Effekt“ kam. Durch das Verdrängen der Masern durch das Impfen ist heute ein Kontakt mit dem Wild-Virus kaum mehr möglich. Ob dies dazu führt, dass auch Menschen, die die Masern hatten, nicht mehr ein Leben lang immun sind, müsste untersucht werden. Einzelfälle von Zweitmasern gab es jedenfalls. Bei geimpften Personen ist ein lebenslanger Schutz mehr als fraglich. Bei dem Masernausbruch in Berlin 2013, mit knapp 1500 Masernerkrankten, gab es 49 betroffene Personen, die mindestens zweimal geimpft waren (RKI).*1 Wirklich an die Öffentlichkeit kam diese Zahl jedoch nie, zeigt sie doch, dass die Qualität des Impfstoffs unzureichend ist. Die Pressemitteilung entsprechend verschleiernd: „Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) waren 85 Prozent der Infizierten der aktuellen Masernwelle ungeimpft, der Großteil der übrigen Infizierten war nicht ausreichend geimpft.“. *2 (Hervorhebung durch Autor)

Weiter im gleichen Text: „Die Ständige Impfkommission (STIKO) am RKI empfiehlt für jeden Menschen bis zum zweiten Geburtstag zwei Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR-Impfung als Kombiimpfung). Nur wer beide Impfungen hat, ist ausreichend gegen Masernviren geschützt.“* (Hervorhebung durch Autor) Hier widersprechen sich die Informationen. Oben verschweigt man 49 Fälle doppelt Geimpfter, um darunter zu behaupten, man sei mit einer Doppelt-Impfung ausreichend geschützt.
*1
(„Epidemiologisches Bulletin“, RKI, Nr. 48, S. 489, 02.12.2013)
*2 „Masern: Die Mär von der harmlosen Kinderkrankheit“, Eva Wolfangel, AOK, Presse, 24.07.2013), Original Link nicht mehr verfügbar: http://www.aok-bv.de/presse/medienservice/ratgeber/index_10333.html
Hier ist er archiviert: https://web.archive.org/web/20140227210508/http://www.aok-bv.de/presse/medienservice/ratgeber/index_10333.html
Die Qualität des Impfstoffs ist mangelhaft. 1-7 von 100 doppelt Geimpften erkranken mit Symptomen und sind selbstverständlich dann auch ansteckend. („Fragen und Antworten“ des RKI zu MMR-Impfungen (Stand August 2013).
Auszug: Unabhängig vom Impfalter (mindestens aber 9 Monate) und geografischer Region beträgt die Effektivität einer Masern-Impfstoffdosis im Durchschnitt 91%. Die Impfeffektivität der zweimaligen Masernimpfung zur Verhinderung einer Masernerkrankung wurde mit 92%–99% angegeben.
Und so werden die meisten Geimpften im Umkehrschluss unnötig mehrfach geimpft, alleine um die schlechte Qualität des Impfstoffs auszugleichen – was laut den Zahlen von oben offensichtlich nicht gelingen will.

Das Risiko-Problem
Die Wahrscheinlichkeit durch Masern zu sterben, liegt heute bei 1/1000 Masernfälle. *1 Rechnet man diese Zahl auf die hohen Geburtenjahrgänge Anfang der 70er (Impfbeginn) mit bis zu 1 000 000 Kinder, so hätte es damals 1000 Tote / Jahr durch Masern geben müssen – und das Milieu-unabhängig (alle Kinder hatten damals die Masern bekommen). Es gab aber zu dieser Zeit keine 1000 Tote durch Masern und schon gar nicht Milieu-unabhängig. Probleme hatten noch Kinder in schlechtem Allgemeinzustand und Kinder in Heimen (siehe Impfempfehlung von 1968) *2. Die durch das Impfen verursachte Verschiebung der Masern ins Erwachsenen- und Säuglingsalter machte die Masern zu einer für diese Gruppen gefährlichen Krankheit.
*1 Auszug RKI: Daten der Todesursachenstatistik … weisen für Deutschland 15 Todesfälle aufgrund von Masern im Zeitraum 2001 bis 2012 aus. Dies entspricht etwa einer Letalität von 1 Todesfall pro 1.000 Masernerkrankte.
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Masern.html
*2 Empfohlene Impfung gegen Masern […] im Säuglings- oder Kleinkindesalter bei Kindern, die durch Allgemeinerkrankungen besonders gefährdet sind oder in Heimen wohnen.
(„Infektions-Fibel““, Alexander M, Raettig H, 1968, S. 61)

Das Problem mit der Ausrottung
Das Ziel des Masern-Impfprogramms ist es, die Masern gänzlich auszurotten. Dieses Ziel wird auch herangezogen, um die verfassungsrechtlichen Hürden zur Einführung der Impfpflicht zu überwinden. Der Termin für die geplante Ausrottung wurde jedoch von der WHO immer wieder nach hinten verschoben. Als Grund für das Nicht-Gelingen nennt man die mangelnde Impfdisziplin. Laut RKI müssten 95 % aller Menschen geimpft sein, um das Masern Virus dauerhaft zu verdrängen. Wenn nun schon bei 1-7 von hundert ausreichend Geimpften der Impfschutz versagt (siehe oben) und 1-2 % der Menschen aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können, dann wird es alleine schon rechnerisch sehr knapp, alle praktischen Probleme einmal weggedacht. Eine Studie aus Belgien untersuchte bei 160 mindestens 1-fach geimpften Personen im Alter von 17-23 Jahren den Antikörperstatus. Bei 1-fach Geimpften fand man nur noch bei knapp 59% Antikörper, bei 2-Fach geimpften bei 77,1%. Es ist davon auszugehen, dass mit zunehmender zeitlicher Entfernung zur Impfung, der Schutz gegen das Virus schwindet.*
*https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17692439
Ein weiteres wichtiges Kriterium, um einen Erreger ausrotten zu können, ist, dass der Mensch der alleinige Wirt des Erregers sein muss. Nur dann kann man über Impfungen theoretisch eine Ausrottung schaffen. Für das Masern-Virus jedoch hat man viele weitere Wirte in der Tierwelt gefunden. Alleine dies macht eine Ausrottung unmöglich. Auszug der Forschungsergebnisse des Virologen Prof. Dr. Christian Drosten / Institut für Virologie Universitätsklinikum Bonn: Forscher der Universität Bonn enthüllen Fledermäuse als gemeinsamen Ursprung zahlreicher Viruskrankheiten… Die vielfältigen Mitglieder dieser großen Virusfamilie verursachen beim Menschen etwa Masern, Mumps, Lungenentzündungen und Erkältungskrankheiten…Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich gefährliche Viren nicht so leicht ausrotten lassen wie bislang angenommen. Denn um einen Erreger dauerhaft durch Impfungen aus der Bevölkerung zu entfernen, darf es keine Wirte im Tierreich geben, aus denen heraus es zu einer Neuinfektion kommen kann. „In den Fledermäusen vermuten wir ein umfangreiches Reservoir solcher Erreger“, sagt der Virologe. „Wenn nach Ausrottung von Viren die Impfprogramme gestoppt werden, lauert hier eine potenziell große Gefahr – vielleicht müssen wir neu nachdenken.“ (Hervorhebungen durch Autor).*
*
https://www.uni-bonn.de/neues/102-2012

SSPE durch Impfstoffe?
Als Nebenwirkung wird in den USA für den MMR-Impfstoff des Herstellers Merck die Masern-Folgeerkrankung SSPE aufgeführt. „Based on estimated nationwide measles vaccine distribution, the association of SSPE cases to measles vaccination is about one case per million vaccine doses distributed.“* („Basierend auf der geschätzten nationalen Verbreitung der Masern-Impfung, tritt pro 1 Million Impfungen etwa ein Fall von SSPE auf.“). *1
In Deutschland wurden im Zeitraum 2007 – 2015 ca. 6 Mio. Kinder geimpft (Summe Geburtenzahlen * Impfrate). So wären laut Herstellerangabe statistisch gesehen 6 von 29 in diesem Zeitraum gemeldeten SSPE -Todesfällen zurückzuführen auf die Gabe eines Masern-Impfstoffs. *2
In der Deutschen Version des gleichen Produkts fehlt der Hinweis. Stattdessen findet sich dieser Text: „Es gibt keinen Beleg dafür, dass Masern-Impfstoffe SSPE verursachen können.“ *3
*1 https://www.who.int/immunization_standards/vaccine_quality/PQ_168_MMR_MSD_PI_July2008.pdf
*2 Das Statistische Bundesamt erfasste für diesen Zeitraum 29 Todesfälle durch SSPE.
*3 https://studylibde.com/doc/2743432/m-m-rvaxpro–inn-measles–mumps–and-rubella-vaccine–live-

Alles Marketing?
„Kinderlähmung ist bitter, Schluckimpfung ist süß“. Unter diesem Marketing-Dach aus den Siebzigern hausen heute alle Impfungen. Impfen ist durchweg positiv besetzt. Ein Hinterfragen findet selten statt. Man erhält Schutz, ohne dafür einen Preis zu bezahlen, so die Überzeugung. Aber ist der Preis, den wir für diesen vermeintlichen Schutz bezahlen nicht doch höher, als die meisten vermuten? Gibt es DAS IMPFEN überhaupt? Folgt nicht jede Krankheit ihren eigenen Gesetzen, hat nicht jeder Impfstoff seine eigene Rezeptur und jede Impfung ihre eigene Wirkweise? Macht es nicht Sinn, über eine Impfung individuell und auf die jeweilige persönliche Situation ausgerichtet zu entscheiden. Ist DAS IMPFEN nicht selbst eine Ideologie, die der Vorstellung folgt, der Mensch hätte die Macht, alles zu kontrollieren? Kritik am Impfen wird im Keim erstickt. Eine offene und ehrliche Diskussion findet nicht statt. Doch wenn nun die Impfpflicht im Gespräch ist und elementare Rechte auf dem Spiel stehen, dann muss diese Diskussion stattfinden. – Stephan Roth

 

Leider kann ich ihrer Sichtweise nicht zustimmen und ich finde Ihre statistische Begründung irreführend. Richtig ist, dass die Impfrate bei Schuleingang 97% beträgt (das muss das Ministerium auch eigentlich nicht zugeben, denn es sind die zuletzt am 02.05. veröffentlichten Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI)). Allerdings betrifft das nur die ERST-Impfung. Für die Zweitimpfung sind die Zahlen deutlich ernüchternder, was Sie nur beiläufig erwähnen. Wie aus den Zahlen des RKI hervorgeht liegen da die Zahlen zwischen 89,1 und 95,5% und nur Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg melden mehr als die von der WHO empfohlenen !minimal! 95%. Ein wirksamer Schutz besteht erst nach der zweiten Impfung (auch hierüber informiert das RKI: „Die bei Ausbruchsuntersuchungen in Schulen und Universitäten oder bei Haushaltskontakten errechnete Wirksamkeit der 1. Dosis einer Masernimpfung betrug zwischen 92 % und 98 % und nach einer 2. Impfung bis zu 100%. … Im Rahmen eines großen Ausbruchs in der Ukraine ergab eine Fall-Kontroll-Studie eine klinische Wirksamkeit von 50 % nach einer Dosis … und 93 % … nach zwei Dosen…“). Damit ist festzustellen, dass die Impfrate bei Schuleingang unzureichend ist.

Nun kann man streiten, welche Maßnahmen hierzu sinnvoll sind. Eine Impfung zu verpflichten und den Rest auf dem Level einer Empfehlung zu belassen birgt das Risiko, dass andere Impfungen dann aus Trotz tatsächlich verweigert werden. Was in dem Gesetzesentwurf auch unterzugehen scheint (ich habe ihn aber nicht gelesen), ist die Tatsache, dass der Masern- Impfstoff in Deutschland praktisch nur in Kombination mit Mumps und Röteln erhältlich ist- damit muss auch hier eine Regelung vorgenommen werden. Es bei reinen Empfehlungen zu belassen, scheint aber auch nicht zu helfen. Es wird schon viel aufgeklärt, nicht zuletzt durch die Kinderärzte bei den Vorsorgeuntersuchungen- und das obwohl das ärztliche Gespräch mit die am schlechtesten von den Krankenkassen honorierte ärztliche Leistung ist. Auch aus eigener Erfahrung muss ich zudem feststellen, dass die Diskussion mit einem tatsächlichen Impfverweigerer den Charme eines Schachspiels mit einer Taube hat. Da jedoch eine relevante Ursache das „Vergessen“ einer Impfung zu sein scheint, kann eventuell auch eine Art aktive Impfkontrolle im Sinne regelmäßiger Erinnerungen sein, bis die Impfung durchgeführt wurde. Hier wäre nur die Frage, wer das leistet und vor allem bezahlt- sicher nicht die ausgelasteten Kinderärzte, deren Budget zur Vorsorge bestenfalls kostendeckend ist; vielleicht die zuständigen Landesbehörden- in Schleswig-Holstein wird so z.B. schon die Wahrnehmung der Vorsorgeuntersuchungen überwacht. In jedem Fall scheint auch in Sachen Masern- Impfung die Bevölkerung mal wieder zu Ihrem „Glück“ gezwungen werden zu müssen. – Andreas Gehrke

 

Ich ergänze, vieles andere steht schon lange fest und „wir müssen es verstehen“
– Tempolimit verhindern Todesfälle und langfristige Gesundheitsschäden
– Verzicht/Reduzierung von Zucker
– Glyphosatverbot
– Senkung des Stickstoffdioxide
– Senkung der Feinstaubbelastung
– Senkung des Umweltlärmes
– Senkung des Ozonwertes
– Verzicht von Weichmachern in Kunststoffen
– ……
die Liste kann man fast unendlich verlängern. Warum sich H.Spahn ausgerechnet für die Masernimpfung so stark macht? „Es gibt viel zu tun, packen wir es an“ – Sagi Margit

 

Noch in Januar 2019 meinte in der niederländischen Zeitung De VOLKSKRANT ein Befürworter der Impfpflicht: Wenn der Staat mündige Bürger will, kann er sich jetzt nicht beschweren, wenn bestimmte Menschen sich gegen die Impfpflicht wehren! Das schien mit damals und scheint mir noch immer ein vernünftiger Ausgangspunkt für einen Dialog zwischen Befürwortern und Gegner der heutigen Impfpraxis. Denn er setzt voraus, dass auch die letztere mündige, vernünftige Menschen sind, und als solche behandeln werden sollten. Und wenn die Befürworter sie überzeugen möchten, dann sollten sie bereit sein auf die Argumente der anderen Seite zu hören. und sogar die Möglichkeit, dass an diese was daran sein könnte, nicht von vornherein auszuschließen. Aber gerade daran hat es zunehmend gefehlt. Seriöse Impfkritiker kommen kaum zu Wort. Sowohl Politiker als Medien behandeln Impfgegner als dummen, lästigen Asozialen, die das Leben von Kindern auf dem Spiel setzen. Karl Lauterbach spricht von „abstrusen Argumente“ , Oliver Welcke schaut in der Heute Show streng in der Kamera und sagt: „Das ist dumm und asozial“( womit er zweifellos nicht sich selber meint). Das TV Programm Kontraste glaubt mit suggestiven, aus dem Zusammenhang gerissen Bildern den harten Kern von Impfgegner entlarven zu können: Baden-Würtenbergischen Grünen, Waldorfeltern und Anthroposophen (deren Gründer, Rudolf Steiner „an Geister glaubte“). Aber welche Menschen verbergen sich wirklich hinter diesen Feindbildern? Wie denken sie, was sind ihre Motiven? Die Impfgegner bzw. Kritiker, die ich kenne, sind meistens bewusst lebende Eltern und Erzieher. Gerade deswegen suchen sie nach einen differenzierten Umgang mit Gesundheit und Krankheit. Vor allem diejenigen unter ihnen werden heftig kritisiert und angegriffen die der Meinung sind dass Kinderkrankheiten natürlich sorgfältig pflegerisch und ärztlich begleitet werden müssen, aber auch zum Leben gehören und sogar Sinn machen können. Sie stehen damit in einer langen Tradition der Kindermedizin, die viele Älteren unter uns aus eigener Erfahrung noch kennen. Es gibt , so weit ich weiss, keine Forschungen, die diese ihre Richtigkeit widerlegt oder bestätigt. Man hat sie einfach nicht erforscht, weil- so vermute ich- man keine Interesse an einer derartigen therapeutischen Möglichkeit hat. Denn sie ist weitaus lästiger und risikovoller als die einfache Impfungslösung. Sie setzt auch eine grundsätzlich andere Auffassung von Krankheit und Heilung voraus. Sie verlangt pädagogisches und therapeutisches Bewusstsein. Wer möchte schon darüber nachdenken?

Die Impfskepsis scheint mir darüber hinaus ein Symptom einer viel grundsätzlicheren Skepsis gegenüber der heutigen medizinischen Entwicklung. Diese kann fast Wunder vollbringen, ist zugleich auch zunehmend bürokratisch, technologisch geprägt, und nicht zuletzt auch profitorientiert. Sie betrachtet den menschlichen Körper materialistisch als eine Art komplizierte Maschine. Sie ist ein Betrieb geworden, in welchem Zeit Geld ist und Pflegekultur Mangelware. Diese Medizin droht ihr humanes Fumdament zu verlieren. Damit machen auch werdende Eltern so ihre Erfahrungen. Pränatale Diagnostik ist heute ein selbstverständliches Ritual, eine natürliche Geburt dagegen fast eine Unmöglichkeit. Kinder werden in der schulärztlichen Behörde nicht wirklich individuell angeschaut, sondern immer mehr nach statistisch festgelegten Normierungen beurteilt. Es wird vehement für Masernimpfung geworben, nebenbei werden mittlerweile auch Windpocken von den Gesundheitsbehörden zu einem lebensbedrohlichen epidemischen Problem aufgebauscht. Dass Eltern dies kritisch bis mißtrauisch betrachten ist nicht nur verständlich, sondern einfach notwendig.

Ich würde sagen: jeder mündige Bürger bzw. Patient muss sich heute fragen: brauche ich diesen Eingriff, brauche ich dieses Medikament, brauche ich es in dieser Dosierung? Es bleibt ihm leider Gottes nichts anders übrig! Das stärkste Argument der Impfbefürworter lautet natürlich: Impfungen verhindern Todesfälle. Auf dem ersten Blick ist das ethisch unschlagbar und faktisch unwiderlegbar. Man kann sich als Impfgegner nicht dagegen wehren. Vor allem, weil es um Kinder geht. Denn wer möchte schon die Verantwortlichkeit für den Tod eines Kindes auf sich laden? Dennoch kann man sich – erstens- fragen, ob Angstmacherei Gegner und Skeptiker überzeugt. Zweitens, ob hier nicht die Doppelmoral auf die Lauer liegt. Was würde man sagen, wenn man die Gegner von einer 130 Kmh Tempolimit auf deutschen Autobahnen damit um die Ohren schlagen würde? Und warum gehen unsere Politiker nicht mit ähnlicher Vehemenz gegen den Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung vor? ) Laut The Lancet sterben jährlich in Europa etwa 33.000 Menschen an den Folgen von Antibiotika-Resistenten!) Hinter scheinbar eindeutige Wahrheiten verbirgt sich eine widersprüchliche, zwiespältige gesellschaftliche Wirklichkeit. Die heutige Medizin beschwört die lebensbedrohende Gefahr von Masern, sie ermöglicht gleichzeitig zum Beispiel das werdende Leben von Menschen mit Down Syndrom. Das wird zum Glück allmählich als problematisch empfunden, die Betroffenheit darüber hält sich allerdings in Grenzen. Darunter kann man noch was anderes vermuten. Wenn Impfgegner Kinderkrankheiten nicht als unerwünschte Bedrohung, sondern als Herausforderung , an welcher ihre Kinder sogar seelisch-geistig wachsen können betrachten, brechen sie damit ein Tabu unserer säkularisierter Gesellschaft. Sie sprechen eine Reihe unbequeme, irritierende, denn im Grunde genommen spirituelle Fragen an, über welche wir am liebsten schweigen. Zum Beispiel: Nach dem Sinn von Krankheiten und sogar des Sterbens, nach Schicksal, nach Leben mit Unsicherheiten und Risiken. Sie rütteln an der Idealvorstellung einer Medizin, die alles im Griff hat und relativiert technologischen und Pharmazeutischen Fortschritt. Und irgendwie dringt sich zum Schluss auch ein Vergleich mit der heutigen Umweltproblematik auf. Auch die Natur dachten wir manipulieren zu können. Damit alles beherrschbare , produktiver, für die Menschheit besser werden sollte. Die Folgen kennen wir. Sind wir dabei als nächsten, das eigen Öko-System (Immunsystem, genetischen System), den eigenen Körper, zu zerstören? – Hans van Zijderveld

 

Wie gehen wir damit um, wenn Kinder nachweislich durch die Impfungen an sich zu Schaden kommen? Über Impfschäden wird hier überhaupt nicht gesprochen. Wir Eltern werden und wurden nie bzw. nur sehr selten aufgeklärt welche Nebenwirkung solche Impfungen haben können. Wenn ich ein allergisches Kind habe, darf ich nicht einfach so in die Allergie hineinimpfen. Das muss in Ruhe abgeklärt werden. Kinder wurden schon durch beides, Masern und auch Impfschäden, schwerbehindert. Nur werden Impfschäden i.d.R. nicht großartig thematisiert, wie der eine Fall von Masern neulich in der Presse breitgetreten wurde. Es gibt genügend wissenschaftlich Abhandlungen durch Ärzte, vor allem Haus- und Kinderärzte, die über Impfschäden berichten. Wenn man dieses genau betrachtet, wäre die Impfung, rechtlich gesehen Körperverletzung, wenn das Kind dadurch, staatlich verordnet, zu Schaden kommt. Das ist der Skandal. Dass das Allgemeinwohl über die Gesundheit und Unversehrtheit Einzelner gesetzt wird. Natürlich sind die Auswirkungen von Masern nicht zu unterschätzen, wie eben auch die der Impfschäden. Die Entscheidung muss nach wie vor bei den Eltern mit den Ärzten zusammen bleiben und nach Abwägung der gesamten Situation des Kindes getroffen werden. Insgesamt muss auch den Eltern mehr Zeit eingeräumt werden, ihre Kinder in Ruhe gesund zu pflegen und sie nicht krank in Kitas und Schulen zu schicken, wo sie andere anstecken. Es geht hier um Vertrauen, auch in den Staat. Deshalb ist die staatlich verordnete Impfpflicht m.E. nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Die Würde des Menschen ist unantastbar. – Ursula Dörhage

 

Gegenwärtig ist etwas Ungewöhnliches für die Bürger und Bürgerinnen in Deutschland zu erleben: eine Politik, die Handlungsfähigkeit demonstrieren will. Diese Handlungsfähigkeit wird in Bezug auf eine „hochansteckungsfähige“, „ gefährliche“ Kinderkrankheit bewiesen, die Masern. Nachdem es in einigen Bundesländern zum Auftreten der Erkrankung gekommen war, demonstrierte der Gesundheitsminister Jens Spahn seine Handlungsbereitschaft und kündigte einen Gesetzesentwurf zur Impfpflicht für Masern an. Das Problem, das er mit Zwangs- Impfungen unzureichend geimpfter Kinder und Bußgeldern von bis zu 2500 Euro impfunwilliger Eltern angehen will, ist folgendes: bis Ende April gab es knapp 300 Erkrankungen an Masern. Die höchste Zahl an Erkrankungen in den letzten zehn Jahren war im Jahr 2015 mit 2465 Masernfällen. Danach lagen sie immer unter 1000 pro Jahr, 2018 mit 543 Erkrankungen. Todesfälle im Gefolge von Masern, die bereits vor (!!!) der Einführung der Impfung massiv zurückgegangen waren, geschahen in der Regel Jahre nach der Infektion. Die größte Zahl- von drei Todesfällen- war im Jahr 2011. Um diese Sachlage zu ändern, die die jedem Einzelnen überlassen sein soll, wie schwerwiegend dies angesehen werden muss, scheinen die großen Parteien CDU/CSU und SPD gegenwärtig tatsächlich bereit, per Gesetz und mit Zwangsmaßnahmen vorgehen zu wollen. Sie sind bereit, das Recht auf körperliche Unversehrtheit, das elterliche Erziehungsrecht vor dem Hintergrund, dass Eltern weniger Angst vor der Kinderkrankheit als vor den- seltenen- Impfrisiken haben, aufgrund obiger gelegentlicher Masernausbrüche auszusetzen. Wegen also etwa 300 Masernfällen herrscht in der Regierung Aktionsbedarf, der bis zur Infragestellung grundgesetzlicher Werte geht.

Keine 3 Monate liegt es zurück, dass eine Nachricht die Öffentlichkeit in Deutschland erreichte, die von Seiten der Politiker keine Handlung notwendig machte: 43 000 vorzeitige Todesfälle, wobei auch höhere Zahlen möglich sind, ereignen sich in Deutschland aufgrund des Feinstaubausstoßes des Verkehrs jährlich. Das hätte für den Gesundheitspolitiker Jens Spahn und alle seine Unterstützer ein guter Anlass sein können, den Verkehr in all seinen gesundheitlichen Auswirkungen, über den Feinstaub hinaus, bezogen auf Lärm, Verletzungen, Todesfälle, die Herabsetzung der Lebensqualität in den Städten und Dörfern, endlich in Frage zu stellen und erste aktive Einschränkungen gesetzlich einzuleiten. (Dabei habe ich nicht von seinen vielen anderen destruktiven Folgen gesprochen, etwa der klimaschädlichen Wirkung, seinem Beitrag an der Ausplünderung der Rohstoffe, der Versiegelung von Landschaft und den Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt.) Warum gibt es kein Tempolimit auf den Autobahnen, warum keinen massiven Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, warum keine Fortsetzung der Ökosteuer oder eine CO2-Besteuerung (mit sozialem Ausgleich für Pendler), keine Kerosinbesteuerung? Wo bleibt der Umbau des Verkehrs wieder hin zum Vorrang der Menschen und ihrer Umwelt gegenüber den PKWs? Deutlicher als mit dem Gesetzesvorhaben bezüglich einer Impfpflicht für Masern, einer relativen „Banalität“ gegenüber den tatsächlichen, vielfältig für die Gesundheit der gesamten Bevölkerung wichtigen Problemfeldern der Gegenwart, konnte die Politik ihr Handlungsversagen nicht machen! Gegenüber der kleinen Zahl an Menschen und Eltern, die aus sehr persönlichen Gründen, vielleicht manchmal auch aus Gleichgültigkeit, sich oder ihre Kinder nicht impfen lassen wollen, ist sie bereit, Härte zu demonstrieren. Gegenüber dem Lobbyismus von Wirtschaftsverbänden und Autoindustrie aber knickt sie sofort ein und verweigert das überfällige, der Gesundheit jetziger und folgender Generationen weit über dieses Land hinaus erforderliche Handeln! So zeigen die Vertreter einer Impfpflicht zwar mit einem Finger auf die Impfverweigerer, aber mit vier Fingern auf sich und ihr Versagen gegenüber den viel zentraleren Gefährdungen der Gesundheit, wo sie gesetzliches Vorgehen verweigern. – Dr.med. Klaus-Dieter Preis

 

In der aktuellen Ausgabe der ZEIT beschreiben Sie in dem Artikel „Damit ist nicht zu rechnen“ von Thomas Kerstan, dass ein grundlegendes Verständnis der Mathematik unabdingbar ist, um in den verschiedensten Wissensgebieten und öffentlichen Debatten sachkundig argumentieren zu können. Dem kann ich nur beipflichten. Ich bin weder ein Mathematiker noch ein Experte in Impfangelegenheiten, will aber dennoch versuchen, etwas Schulmathematik auf Ihren Beitrag zur Impfpflicht (ZEIT Nr. 20/2019, „Sie müssen es verstehen“ von Harro Albrecht) anzuwenden:
Um die Masern zu eliminieren ist laut Robert Koch-Institut (RKI) eine Immunität von 95 % der Bevölkerung notwendig. Wohlgemerkt: Es geht um die Immunität, nicht um die Impfquote. Beides steht zwar im statistischen Zusammenhang, ist aber nicht das gleiche, da einerseits nicht jeder nach einer Impfung Antikörper entwickelt und andererseits auch Menschen auf natürlichem Weg eine Immunität herausbilden können. (Was für die Mehrheit der vor 1970 Geborenen zutreffen dürfte.) Die MMR-Impfung führe bei einmaliger Anwendung im Durchschnitt lauf RKI bei 91 % zu einer Immunität (die Angaben hierzu variieren). Selbst bei einer Impfquote von 100 % wären also nur 91 % immun gegen das Masern-Virus. Darum, und nicht etwa, weil die 1. Impfung bei der einzelnen Person nur einen unzureichenden Schutz böte, sei die 2. Impfung notwendig, nach der 99 % immun seien.
Was bedeutet das für die Debatte zur Impfsituation in Deutschland? Würden 95 % der Kinder wie gefordert 2-mal geimpft, würde man lediglich eine Immunisierung von etwas über 94 % erreichen. – Ziel verfehlt! Wie sieht es aber mit der aktuellen Lage aus? Zu den 93 % mit 2 Impfungen kommen noch 4 % mit genau einer Impfung, von denen statistisch 91 % Antikörper haben. Der Anteil der Immunisierten ergibt sich also rechnerisch aus
0,93 x 0,99 + 0,04 x 0,91 = 0,957
Ziel erreicht! Mehr als 95 % Immunität! Der Status quo ist damit sogar besser als das, was gefordert wird. (Diese Daten gelten nur für die zuletzt untersuchten Schulanfänger und nicht für die Gesamtbevölkerung, aber um die geht es ja in der ganzen Debatte.) Das ist freilich kein prinzipielles Argument gegen eine Impfpflicht, lässt einen aber die aktuelle Lage in einem anderen Licht betrachten. Ich finde es verstörend, dass diese einfachen Zusammenhänge in der öffentlichen Debatte (und auch in der ZEIT) keine Berücksichtigung finden, zumal häufig jenen, die impfkritische Fragen stellen, pauschal Wissenschaftsfeindlichkeit und Unbelehrbarkeit unterstellt wird. Um Vertrauen zu schaffen, wäre es m. E. zweckmäßiger, in der Sachlichkeit der Diskussion mit gutem Beispiel voran zu gehen, anstatt offensichtlichen Unfug zu perseverieren. Aber vielleicht unterliege ich mit meinem Einwand ja selber einem Denkfehler – dann wäre ich für einen entsprechenden Hinweis dankbar. In der Hoffnung, dass mein laienhafter Versuch einer eigenen Meinungsbildung zu Impfthemen anhand der allgemeinverfügbaren Daten nicht gleich als globale Bedrohung eingeschätzt wird. – Endrik Böhle

 

Erst spricht sich Jens Spahn (Bundesgesundheitsminister) für eine allgemeine Organspendepflicht aus, dann für eine allgemeine Impfpflicht; vielleicht spricht er sich demnächst, sogar für eine allgemeine „Blutspendepflicht“ aus. – Klaus P. Jaworek

 

Es gab Zeiten, da wurden alle Bürger zur Roentgenreihenuntersuchung gerufen. Mehrmals im Leben. Bis die Tuberkulose ausgerottet war. Gleiches wird doch wohl auch für die Masernimpfung möglich sein, die wohl harmloser ist. Ein Aufwand für die Gesundheitsämter, sicherlich. Aber so erreicht man auch die Erwachsenen. – Ulf Kauffmann

 

Dass Eltern „reihenweise die Impfung verweigern“ wird von niemand Vernünf-tigem bei dieser Frage behauptet, dass es aber einen kleinen Prozentsatz von religiösen Sektieren und von Gesundheitsaposteln gibt, die Impfungen grund-sätzlich ablehnen, schon. Und gegen sie richtet sich im Interesse der Allgemein-heit der jetzige Gesetzesentwurf zur Masern-Impfung von Gesundheitsminister Spahn. Mit einer Impfpflicht verhält es sich genau wie mit der Gurtpflicht im Auto. Als diese in der alten Bundesrepublik 1976 eingeführt wurde, gab es auch eine Minderheit, die sie ablehnte, weil sie sich persönlich nicht fest-schnallen wollte. Denn sowohl die Impfung gegen eine ansteckende Krankheit wie das Anschnalllen im Straßenverkehr kann sich im Einzelfall negativ auswir-ken. Es geht aber nicht um den Einzelfall, sondern um das utilitaristische Prinzip vom größten Nutzen für die größte Zahl. Und weil das so ist, deshalb muss es für alle stark notwendigen Regelungen des Umgangs miteinander in der Gesell-schaft Regelungen mit Zwangscharakter geben. Das sich Verlassenkönnen auf freiwillige Einsicht ist ein schöner, aber falscher liberaler Traum. Denn so sind die Menschen nicht gebaut. Weil das aber eine Grenze der politisch liberalen Grundhaltung übersteigt, wird man dieses Argument in der ZEIT nicht finden. – Dr. Helmut Gross

 

Vielen Dank für Ihren Artikel zur geplanten Impfpflicht in Deutschland. Nach zwei fragwürdigen Beiträgen glaubte ich schon, die falsche Zeitschrift abonniert zu haben. Könnten Sie mir die erwähnten Textstellen zusenden (Auswirkung einer Impfpflicht in vergleichbaren Ländern)? – Prof. Dr. Eva Luber MSc


 

Leserbriefe zu „Todesursache: Mensch“ von Fritz Habekuss

Einige Politiker haben es noch nicht verstanden. Es geht hier und heute nicht um Arbeitsplätze, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit, es geht auch nicht mehr um Natur-, Umwelt- oder Artenschutz. Es geht hier und heute um nicht weniger als um den Erhalt der Lebensgrundlagen der Menschheit. Wir sind wie der Mann, der im Baum sitzt und sägt. Von unten ruft ihm ein Passant zu: ,,Achtung! Sie sägen an dem Ast, auf dem Sie sitzen.‘‘
,,Keine Sorge! Ich habe schon einen Zentimeter tief gesägt und es ist nichts passiert.‘‘
Am nächsten Tag: ,,Sie sägen ja noch immer an dem Ast, auf dem Sie sitzen.‘‘
,,Sehen Sie nur! Ich habe schon zwei Zentimeter tief gesägt und es ist nichts passiert.‘‘
Am dritten Tag … – Raimund Poppinga

 

Es muss um 1990 gewesen sein, eine Karikatur in der Zeitung: Die Erde trifft einen anderen Planeten, der sie entsetzt fragt, ob es ihr nicht gut gehe. Die Antwort: „Ach, ich habe Homo sapiens…“. Seitdem beobachte ich unser menschliches Treiben aus dem Blickwinkel unserer Erde. In jeder Beziehung ein Trauerspiel. Jeder weiß es und mittlerweile ist die Awareness hoch. Aber die Wirtschaft! Es geht schließlich um die Wirtschaft! Wir sind halt alle egoistisch, konsumorientiert und kurzsichtig. Jeder auf seine Weise und entsprechend seiner Position. Wenn wir eins verinnerlicht haben, und da sind sich ausnahmsweise alle Religionen einig, dann den Bibelsatz (1 Mose 1,28) „[…] Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan […]“. Schade auch, denn das könnte unser Untergang sein. Wirklich schade? Im Grunde ist genau das meine große Hoffnung für diesen schönen Planeten. Der Mensch muss weg! Wenn man es aus dieser Perspektive betrachtet, ist es eine Freude zu sehen, wie fleißig wir daran arbeiten, uns abzuschaffen. Und wie schön, dieses Ziel ist umsetzbar! Einfach unsere Lebensweise weiter intensivieren, alles auf die Spitze treiben. So können wir es in hoffentlich möglichst kurzer Zeit schaffen für unseren eigenen Garaus zu sorgen und die Erde von dem Parasiten Homo sapiens zu befreien. Und ich bitte darum, alle Weltraumforschungen einzustellen! Es wäre zu schade, wenn wir einen weiteren Planeten finden würden, den wir bevölkern könnten, um auch ihn zu zerstören. – Katrin Strick

 

Der Artikel hat mich sehr berührt, denn als ehemalige Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung Brandenburg und als Psychologin sehe ich in dieser Art von Berichterstattung über Klimawandel und Artenschutz einen fundamentalen Fehler, der Reflexionsbereitschaft und Veränderungsmotivation vieler Leser bremst. Darf das das Ziel von Pressearbeit bei diesem Thema sein? – Mareike Lehnert

 

Auch wenn die ziemlich pauschale, schwer überprüfbare und wissenschaftlich nicht gerade präzise Aussage, wonach bald eine Million Arten (von geschätzten 7-8 Millionen Arten) aussterben könnten, ziemlich vage bleibt, so fällt doch auf, dass unsere Reaktionen auf solche Berichte, die globale Katastrophen heraufbeschwören, stets nach dem gleichen Schema verlaufen. Zuerst sind wir überrascht, dann verängstigt, danach wütend und schließlich fordern wir, dass die Politik endlich handeln müsse. Wir kommen nur selten (und ungern) zu dem Schluss, dass wir es selbst sind, die das Problem schaffen. Ich, Du, Sie. Die schlichte Masse an Menschen auf der Erde ist das Problem und die wird scheinbar unaufhaltsam immer größer. Wenn wir also das Bevölkerungswachstum nicht in den Griff kriegen und auch unser Verhalten drastisch ändern – beides Mammutaufgaben – dann setzt der Mensch sein eigenes Überleben sowie das unzähliger Tier- und Pflanzenarten aufs Spiel. Dass das gelingt, bevor der Mensch den Globus und damit sich selbst schwerst geschädigt hat, mag man aus heutiger Sicht bezweifeln. Der einzige Trost: aus Evolutionssicht kann der Mensch sich zwar selbst und viele andere Arten mit ihm ausrotten, aber unsere Erde lebt weiter, solange nicht eine Großkollision mit einem anderen Himmelskörper oder das Erlöschen unserer lieben Sonne dem Ganzen ein Ende setzt. – Peter Breuninger

 

Es war schon immer falsch, den Naturschutz als eine Art Hobby von pensionierten Oberstudienräten abzuqualifizieren. Und genauso falsch sind unsere Wirtschaftssysteme, solange sie das Goldene Kalb Wachstum anbeten; die ihnen zugrundeliegende Denkweise stammt, bei Licht betrachtet, aus dem 19. Jahrhundert, als man noch glaubte, Wasser, Luft und Bodenschätze seien unerschöpfliche Ressourcen. Inzwischen sollten wir, die wir uns den Gattungsnamen Homo sapiens sapiens zugelegt haben, klüger geworden sein und einsehen, dass in einer endlichen Welt der Glaube an ein unendliches Wirtschaftswachstum an Dummheit nicht zu überbieten ist. Aber vielleicht sind wir auch dazu zu dumm. – Frank Hoffmann

 

Der Mensch ist manchmal einfach noch zu unentschlossen und zu inkonsequent; denn die Vorgabe lautet auf „mindestens“ 100%igen „(Miss)Erfolg“. Gott sei Dank, hat es der Mensch noch rechtzeitig gemerkt, und er wird dieses Manko freudig egalisieren! – Klaus P. Jaworek

 

Ich wundere mich ein wenig über die Platzierung des Artikels hinten im Bereich „Wissen“ auf Seite 41. Sicherlich geht es darin um Naturwissenschaft, aber zugleich doch auch um eine dringende Aufforderung zum Handeln an die Politiker(innen) und an uns alle als Konsument(inn)en und Wähler(innen). Sind z. B. die Porträts der Herren Timmermanns und Weber auf den Seiten 2 und 3 wichtiger? – Dr. Ulrich Willmes

 

Drei Jahre Forschungsarbeit, 400 Wissenschaftler und 15.000 Studien – eine beeindruckende Leistung- und doch nichts im Vergleich zu viereinhalb Milliarden Jahre, die unser Planet für seine wunderbare Entwicklung benötigte. Die wissenschaftlichen Fakten wachsen seit Jahrzehnten weiter gen Himmel und doch wird dieser einmalige Planet in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit buchstäblich verheizt, ausgeweidet und vergiftet. Nur ein sofortiger und globaler Super-Paradigmenwechsel könnte die Existenz aller Arten und unserer Spezies auch in langer Zukunft sichern. Doch dieser erscheint angesichts unserer exzessiven, rücksichtslosen Wirtschafts- und Finanzmaschinerie als naiv und utopisch. Die globale Politik wird von der Wirtschaft bestimmt und diese Wirtschaft kennt nur eine Maxime: rascher, maximaler Profit. Klimawandel, Artenschutz, Menschenrechte oder gar Moral sind in der Wirtschaft keine großen Hindernisse. – DI(FH) Franz Josef Dorn


 

Leserbriefe zu „Losgelöst“ von Anne Backhaus

Einen ganz großen Dank für den Beitrag „Losgelöst“ im Magazin. In den letzten 2,3 Jahren sind mir schon mehrfach – 2,3/Quartal? – ähnliche Anzeigen in der Tageszeitung aufgefallen. Jedes Mal habe ich mich dann gefragt, welche Schicksale dahinten stecken mögen. Sensibles Thema… Natürlich nehme ich diese Inserate deswegen so aufmerksam wahr, weil ich selbst seit Jahren Teil einer solchen Geschichte bin. Glücklich!! Doch, das geht, wenn die Beteiligten genau wissen, was es ist und was es nicht ist. Ich bin 57, außerordentlich zufrieden geschieden. Immer voll berufstätig, sehr guter Job, ich lebe gut und gern alleine. Tochter erwachsen, sehr guter Kontakt. Kontakt zu Ex-Mann ok. Noch einmal Wohnung, Konto, Leben, Altersversorgung mit einem Mann teilen?! 24/7?! Auf gar keinen Fall! Meine Selbstbestimmung und Unabhängigkeit fühlen sich viel zu gut an, um sie aufzugeben. Wenn mein Leben eine Torte wäre, dann wäre meine Affäre der Klacks Sahne obendrauf. Nicht mehr, nicht weniger. Alles schön so…auch für IHN, den ich schon seit fast 10 Jahren regelmäßig treffe. Letztes Jahr im Kino, „Kindeswohl“. Geschichte bekannt, will ich hier nicht weiter ausführen. Ganz ähnliche Konstellation. Langjährige Ehe, Sex schon lange nicht mehr. Ehemann teilt seiner Frau vorab mit, dass er eine Affäre haben wird. Lautes Lachen der älteren weiblichen Zuschauerinnen…wie kann er nur, völlig schwanzgesteuert, der Typ! Männer! Das Übliche also. Aber dann stellt er die entscheidende Frage: „Nur, weil du es nicht mehr willst, soll ich auch darauf verzichten?“ – tja, und da war es ganz still in den Reihen…da wurde nicht mehr gelacht. – Ein/e Leser/in

 

Danke für den einfühlsamen Bericht über ein bisher nicht öffentlich diskutiertes Thema. – Ein/e Leser/in

 

Mit Interesse habe ich den Artikel gelesen. Ich frage mich, ob ich den Tenor der Reportage falsch verstanden habe, wenn es mir so vorkommt, als sei Fremdgehen in einer zwar „tolle(n)“, aber erotikfreien Partnerschaft durchaus eine gute und sinnvolle Option. Der Artikel ruft sicher Nachhahmer auf den Plan. Ich möchte hier widersprechen. Natürlich ist Bedürfnisbefriedigung eine angenehme Seite des Lebens und gut fürs Ego, andererseits opfert man in diesem Fall doch auch große Werte: Aufrichtigkeit, Vertrauen. Wenn eine Partnerschaft so gut ist, dass man sie auf keinen Fall aufgeben will, dann ist sie doch auch ein hohes Gut, ein schützenswerter Raum der Innigkeit und Zweisamkeit. Bedürfnisse ohne Rücksicht auf ihnen höher gestellte Werte zu befriedigen, ist in unserer Gesellschaft eine Gegebenheit, die in vielerlei Hinsicht zerstörerisch sein kann. Zurecht wird im Moment viel diskutiert über Dinge, die man aus Rücksicht auf unsere Natur und unser Klima unterlassen sollte. Viele Menschen schränken auch um ihrer Gesundheit willen ihre Bedürfnisse nach Fett, Zucker, Alkohol oder Nikotin ein. Sein Bedürfnis nach Sex hintanzustellen, um eine wertgeschätzte Beziehung nicht zu gefährden: Sollte man das denn nicht ernsthafter versuchen, als es hier in diesem Artikel dargestellt wird? – Helga Eham

 

Meine persönliche Erfahrung und Sicht (über den eigenen Gartenzaun und das engere Thema hinaus): Das traditionelle Symbol der Ehe/Lebenspartnerschaft – im Grunde jeder Beziehung zwischen jedweden Lebewesen – sind zwei goldene Ringe, die sich teilweise überschneiden. Dieses Symbol beinhaltet drei Elemente: zwei indviduelle/persönliche Wirklichkeiten und eine aus deren Existenz und Überschneidung resultierende kollektive/gemeinsame. Wird der eigene individuelle Lebensraum und -inhalt oder der des Anderen durch den einen oder anderen oder gesamtgesellschaftlich unterdrückt, dann verwandelt sich der Lebensquell Ehe in das Gefängnis Scheinehe, in dem das Leben und die Lebensfreude ersticken. Bin ich der der einzige, der das so erfährt und sieht? Siehe auch: Todesursache Mensch, DIE ZEIT 20/2019, S. 41 – Ein/e Leser/in

 

Wir alle begehen doch so viele Verbrechen ungestraft – und von uns selbst meist unbemerkt. Die Frage ist doch: WILL ich ein Verbrechen begehen? Ich würde Sie vermutlich nach Ihrer Immer-dasselbe-Schema-Frage vor der Brücke schon stehen lassen müssen. Höflich, versteht sich. Würde mir dafür aber gerne die Gedanken Ihrer tollen Ehefrau zum Thema ‚lebendige, erfüllte Sexualität und Erotik‘ sowie ‚tolle Partnerschaft’anhören. Nein ich bin nicht lesbisch. Weiterführend wäre auch die Frage: Warum hat denn Ihre Frau Ihrer Meinung nach keine Lust mehr? Was haben Sie – früh, viel früher – überhört, übersehen oder einfach nicht zur Kenntnis genommen? Aber dann wären wir schon über der Brücke….. – Daniela Orth

 

Die einfühlsame und umsichtige Darstellung des „Fremdgehers“ Herrn Erik Meinhard in der Ausgabe „Sie sucht Ihn“, beeindruckte mich sehr. Und der letztlich unbefriedigende Weg des sich selbst gestatteten Fremdgehens erzeugte in mir großes Mitgefühl. Aus eigener positiver Erfahrung möchte ich Herrn Erik Meinhard gerne die Bücher „Die psychologie sexueller Leidenschaft“ und „Intimität und Verlangen“ des amerikanischen Sexualtherapeuten David Schnarch empfehlen, um ihm und seiner Ehefrau einen möglichen gemeinsamen Weg zu eröffnen, auch körperlich wieder zueinander zu finden. Ich würde mich freuen, wenn Sie meine Buchempfehlungen an „Herrn Meinhard“ weiterleiten könnten. – Emese Sagi

 

Ich wüsste zu gern, wie viele Frauen am letzten Donnerstag Ihre Ausgabe mit der Frage „hast Du das gekringelt?“ ihren Männern vorgehalten haben… – Dr. Faesecke

 

Vielen Dank für diesen gelungenen Artikel über „einen Ehemann der a n g e b l i c h seine Ehefrau b e t r ü g t“. Ich fand dass man daraus nicht gerade betrügerische Absichten erkennen konnte, sondern ein unausgesprochener Versuch auf sich selbst und sein Partnerin zu achten, weil zu dieser Zeit noch keine endgültige ‚Wertung‘ der Beziehung zwischen den Eheleuten möglich war, nicht jeden Schritt zu kommunizieren. Ich konnte bei diesem Herrn Taktgefühl erkennen, das zeigt, wie sehr er seine Frau liebt und keinerlei betrügerische Absichten. – Karin W.


 

Leserbriefe zu „Das ist doch Käse!“ von Greta Taubert

Wir bestellen uns ein grosses Rad Bergkäse in der Sennerei Untermeiselstein ca. 25kg und teilen das mit unseren Nachbarn. Schmeckt besser, ist billiger und macht weniger Müll. – Hans Joachim Hühner

 

Vielen Dank für den Artikel über Käseverpackungen. Sie haben mir völlig aus der Seele gesprochen! – Mirjam Zylla-Kilian

 

Nicht nur der Käse ist zu befreien vom Plastikmüll –
Obst
Gemüse
Fleisch und Wurst
oft nicht nur einfach in Folie – sondern doppelt eingeschweisst in Plastik

und was mich jede Woche einmal mächtig ärgert: Die ZEIT kommt in Plastikhülle daher – statt in einer simplen Papierbanderole Karin König

 

Danke! Dieser Artikel ist genau auf dem Punkt. All die Sachen, die einfach immer nicht ausgesprochen werden, auf dem Punkt. Ich hab mich so oft gefrag: Sieht das denn alles Keiner? Zum Glück, eine sieht es doch. Eine Frage beim Downcycling beschäftigt mich momentan und ich erlaube mir, sie an Sie weiterzugeben, (ohne Verpflichtung zu antworten, also als Gedanke in die Welt gesetzt): Wäre es nicht am besten, denn Kunststoffmüll der nicht sinnvoll wiederverwendet wird zu deponieren statt ihn zu verbrennen? Er ist großteils inert und definitiv leichter zu deponieren, als CO2, würde aber eben auch CO2 dauerhaft aus der Luft entfernen. Nochmal danke, für den guten Artikel und bitte weiter so! – Ulrich Karthäuser

 

Sie haben recht: Es muss etwas passieren! Schnell! Das schlimmste, auf der Erde lebende Raubtier benötigte gerade mal die Dauer eines Menschenlebens, Umwelt und Meere komplett zu verschmutzen. Doch wir produzieren weiter Millionen Tonnen Kunststoff, wir rasen weiter über Autobahnen. Es werden Verbote beschlossen, deren Umsetzung aber erst in in einigen Jahren erfolgt. Es steht viel auf dem Spiel. Müll, Klima, Biodiversität sind nur einige Stichworte. Noch könnten wir das Ruder herumreißen. Statt es auch zu tun, machen wir lieber nix oder verlassen uns auf andere. Staatenlenker führen Handelskriege, haben Machtphantasien, streiten um Religionen. Die Energie und Geld, welches dafür verpufft, wäre für die Rettung unseres Planeten besser aufgehoben. Aber bis wir das irgendwann merken, ist es wahrscheinlich zu spät… – Achim Bothmann

 

Man hört den berechtigten Zorn über derart viel Unfug heraus, zu dem die Erfüllung der angeblichen Wünsche der Verbraucher führt. Das wirklich Desaster ist nur: bei so ziemlich jedem anderen Produkt aus Supermarkt, Drogeriemarkt, Baumarkt oder Onlineversand ist es das gleiche Bild. Nur beim wirklichen ‚Markt‘, dem Wochenmarkt, sind die Verhältnisse etwas besser. Wann wird dem Verpackungsmüll endlich durch eine beherzte Gesetzgebung Einhalt geboten? Man kann ganz offenbar die ‚Rettung der Welt‘ nicht dem verantwortlichen Verhalten der Verbraucher überlassen – insbesondere dann nicht, wenn diese fast keine Wahl für weniger Verpackungsmüll haben. Wann verändern wir das ‚Angebot‘, auf das die Verbraucher dann verantwortlich reagieren können? – Dr. Ing. Christian Endrikat

 

Baby(bel) Blues: Der Käse ist in Wachs eingewachst, der eingewachste Käse ist extra noch in Folie eingewickelt. Der eingewachste und eingewickelte Käse befindet sich im „unkaputtbarem Netz (ohne Halbwertszeit)“! Alles (Plastik)Käse oder was!? – Riggi Schwarz


 

Leserbriefe zu „Wie rechts ist die Polizei?“ von Mohamed Amjahid et al

Seit geraumer Zeit bin ich treuer Leser eurer guten Wochenzeitung. Allerdings bin ich auch seit weit über 30 Jahren, davon die meisten als Polizeibeamter auf der Straße unterwegs. Trotz u.a. mangelndem Respekt einiger Bürgern uns gegenüber mache ich diesen Job immer noch sehr gerne. Ich distanziere mich aufs Äußerste von rechtem -Gedankengut- dieser ewig Gestrigen. Personen dieses Schlages haben weder in unserer Gesellschaft geschweige denn bei der Polizei, die Vorbild für unsere Gesellschaft ist und sein sollte, etwas zu suchen und sind meiner Meinung für den Staatsdienst nicht tragbar. Trotzdem finde ich die Überschrift ihren Artikels als daneben gegriffen, da er dem geneigten Leser meiner Meinung nach suggeriert die Polizei wäre rechts orientiert. Dies ist ein – Schlag ins Gesicht- jedes Polizeibeamten der nach Recht und Gesetz seine Pflicht tut. In der Mitte dieses Artikels wird von ihnen zwar relativiert, dass es sich hier um einen kleinen Kreis handeln würde. Anderseits nehmen die von ihnen zu recht aufgezählten und zu recht als widerlich beschriebenen deutlichen Verfehlungen einiger Beamten / Anwärtern einen großen Platz in ihrem Artikel ein und erschüttern damit unnötig das Vertrauen der Bevölkerung in diesen Berufsstand. Außerdem entsetzt mich die Aussage des Professors Singelnstein der Polizeibeamten eine verzerrte Wahrnehmung der Wirklichkeit attestiert. Wer lernt diese Wirklichkeit denn Tag und Nacht auf Deutschlands Straßen kennen ? Vom Strafrecht mag Herr Singelnstein ja Ahnung haben, dass stelle ich auch außer Frage, aber ohne ihm zu nahe treten zu wollen, von dem was wirklich draußen passiert können Polizeibeamte wahrscheinlich deutlich mehr berichten. Und in Bezug auf den Begriff Clankriminalität dürfte jedem Polizeibeamten klar sein, dass es sich nicht nur um arabische sprechende Mitglieder handelt, sondern hier generell Personengruppen gemeint sind, die sich ihre eigene Parallelgesellschaften geschaffen haben oder schaffen wollen. Ich bin gespannt auf ihre Antwort. – Markus Errens

 

Mich hat die Dramaturgie des Beitrags beeindruckt: diese Verbindung der schon immer fragwürdigen Erzählung von den wenigen schwarzen Schafen in einer im Ganzen doch untadeligen großen weißen Herde mit dem Stakkato der Schilderung vermeintlicher Einzelfälle, die durch den fest zugehaltenen Deckel auf der Sache dann aber doch nach draußen und an die Öffentlichkeit gelangen. Mit der pflichtgemäßen Abarbeitung am Einzelfall ist es hier sicher nicht getan. Den anfällig für Populismus und rechtes Gedankengut machenden Crimefighter-Mentalitäten und Ressentiments in den Reihen der Polizei ist nachhaltig entgegen zu treten. Kultur und Selbstverständnis der Polizei gehören kritisch auf den Prüfstand. Zielprojektion ist dabei eine Polizei, die ihr Gegenüber nicht als Gegenstand der Aktion, sondern zuerst als Träger von Ansprüchen begreift. – Michael Schütte

 

Eigentlich war ich hoch erfreut, dass die ZEIT sich dieses heiklen Themas angenommen hat. Angesichts des Aufwands von 14 (sic) Autoren bin ich angesichts der Oberflächlichkeit des Ergebnisses sehr enttäuscht: Sie haben noch nicht mal den Umriss des vermuteten Eisberges skizziert! Insofern haben Sie den Mangel an Aufklärung (-swillen), den Sie den Polizeien zuschreiben, in die ZEIT überführt! Wenn Sie schon die Kanzlerin mit ihren Versprechen zitieren: warum führen Sie nicht aus, welche konkreten Richtlinien sie ihren Lippenbekenntnissen folgen liess? Und was dann Justizminister und Innenminister hieraus gemacht haben? Wenn Sie das Fehl und die Nicht- Belastbarkeit statistischer Daten kritisieren: warum fragen Sie nicht, wer die Richtlinien für die Datenerfassung herausgibt? Und wenn Sie das Einstellungsverhalten kritisieren, weshalb schreiben Sie nicht, dass die Einstellung das am Weitesten verbreitete Verhalten der Staatsanwalt-schaften, also der Normalfall, geworden ist? Last not least: warum hinterfragen Sie nicht, weshalb nicht JEDE Polizeiabfrage eine Begründung -und eine Speicherung!!) braucht, sondern nur jene, die von einem Zufallsgenerator ausgewählt wurden? . Ohne das Übel beschönigen zu wollen: Für mich ist Gesinnungsschnüffelei ebenso verwerflich wie Straflosigkeit und Führungsschwäche! Transparenz wäre erforderlich – aber niemand fördert sie! Auch nicht die ZEIT! Selbst Fromm und Maassen sind letztlich straffrei gegangen – und erfreuen sich einer Pension von ca 10.000€ im Monat! – Franz Berger

 

Vorneweg. Ich bin 55 Jahre alt, seit 1982 bayerischer Polizeivollzugsbeamter und bestimmt nicht „rechts“. Ich habe einen Eid auf unser Grundgesetz und die bayerische Verfassung geleistet und fühle mich nach 37 Dienstjahren nach wie vor der Freiheitlich Demokratischen Grundordnung verpflichtet. Genauso wenig, wie Sie z. B. mit Ihrem Ex-Kollegen Relotius und den anderen „schwarzen Schafen“ Ihres Berufstandes in einen Topf geworfen werden wollen, empfinde ich es mir und allen Kolleg*Innen, gegenüber, die täglich für diesen Staat und die Gesellschaft, in der auch Sie sicher leben wollen, ihren Kopf hinhalten, fast schon unverschämt, wieder einmal mit meinem gesamten Berufsstand undifferenziert diskreditiert zu werden. Noch dazu in Teilen schlecht recherchiert, werden aus meiner Sicht polemische Aussagen getroffen, die bei objektiver Betrachtung so anders dargestellt werden müssten. Zwei Vorschläge:

Befassen Sie sich doch einmal tiefergehend mit dem Staatsaufbau und der Gesellschaft in Deutschland, der Gewaltentrennung und dem ordnungsgemäßen Ablauf von Straf- und Disziplinarverfahren.
Zweitens würde ich vorschlagen, dass Sie sich persönlich intensiver mit den vielfältigen Herausforderungen polizeilicher Tätigkeiten auseinandersetzen. Hierzu könnte ich mir durchaus vorstellen, dass Sie live und vor Ort Kolleg*Innen der Polizeiinspektionen, der Kriminalpolizei oder auch der anderen Polizeibereiche einige Male beim Dienst begleiten sollten. Das müsste sich beispielsweise über die Pressestellen der Präsidien realisieren lassen. Die Betrachtung von Doku-Soaps meine ich übrigens nicht!
Also zusammengefasst: Ich erlaube mir zu sagen: Reden Sie mit „der Polizei“ bevor Sie über sie schreiben und schreiben Sie nicht über „die Polizei“, bevor Sie sich nicht selbst ein umfassenderes Bild gemacht haben. Für weiterführende Diskussionen stehe ich selbstverständlich zur Verfügung. – Alexander Losert

 

Warum haben im Gegensatz zu vielen and. Ausbildern die Landespolizei- behörden keine Nachwuchs- probleme ? Ziemlich einfach: es ist erstens nat. die staatliche Absicherung, die bekanntermassen auch Minderleistungen finanziell stets voll honoriert. Zweitens aber ist fast genauso richtig: es ist die übermässige Zuteilung von Macht, (hier rechte Macht), wie es sie in kaum einem and. Berufszweig gibt. Wie sagte ein bekannter Strafver- teidiger einmal: „es ist eine besondere Sorte Mensch, die Polizeibeamter wird“ ! – Bauer Siegfried

 

Die gehören zur Rechten Fraktion. Jedenfalls wenn ich einige Polizisten hinter verdeckter Hand höre. Das kann ich gut verstehen. Die müssen tagtäglich den ganzen menschlichen „Müll“ bewachen. Mehr dürfen die ja nicht. Das höre ich im Fitnissstudio. Wenn in Deutschland alle Polizisten wären, dann hätte die AfD keine Sorgen – schließe ich daraus. Und ein Armutszeugnis für unser Land. Bei der Politik ist es auch kein Wunder. – Gunter Knauer

 

Eine absolute Unverschämtheit gegenüber allen schuldig oder unschuldig von individueller oder struktureller Polizei- oder anderer staatlicher Gewalt BetroffeneR! Einzelfälle aufzulisten bringt niemandem etwas – Journalismus muss über das zu Beweisende, das Offensichtliche, das Offizielle auch hinausgehen. ‚Gibt es etwas Rechteres als Dt. Polizei‘ – das o.ä. wäre wohl die richtige Überschrift. Zumindest wäre für jeden einzelnen dieser Einzelfälle eine psychologische Analyse angebracht, was das mit dem Betroffenen, dem Revier, der Gesellschaft macht. Kindesmissbrauch in Lügde NRW – polizeigemacht. Die Kinder werden extra dafür geboren. Die doppelte Anzahl der Stellen dort als Kinderporno-‚Ermittler‘ – polizeigewollt. Wie rechts ist die Dt. Polizei? Sie haben jawohl nicht alle Buchstaben in der Leiste … Was es mit den ‚Menschen‘ auf den karmatisch versifften Revieren macht, in der Tradition der Wehrmacht zu stehen ist eine andere Sache. Das aber muss jedeR mit sich selbst klären, was nicht geschieht. Dt. Polizei sind zumeist behinderte, oder aber schwer seelisch abartige Killer, nicht mehr nicht weniger. PK steht ja nun eindeutug für psychisch krank. Ob nun allein oder als Mob – ach wissen Sie – vielleicht werfe ich beim nächsten G20 mal ein Ei gegen Ihre Redaktionsscheiben …! – Ein/e Leser/in


 

Leserbriefe zu „Diverse Missverständnisse“ von Martin Spiewak

Mir erscheint die Schnittmenge diverser Menschen größer als vom Autor abgeschätzt. Nicht nur die wenigen biologisch zwischen den Geschlechtern stehenden Menschen sind erleichtert über die Möglichkeit, sich nicht auf einen Pol festlegen zu müssen. Auch einige der seelisch ambivalenten Menschen (Transgender) sind heilfroh, nun ein besser zu ihrer Identität passendes Ettikett wählen zu können. In seiner Verkürzung rutscht der letzte Teil des Kastentexts leider in eine Schieflage, weil er Transvestiten „nur“ auf den Aspekt der Kleidung reduziert. Mein Vorschlag: Transgender dagegen sind Menschen, die mit einer Diskrepanz zwischen ihrem biologischen und ihrem seelischen Geschlecht leben. Ihr Spektrum reicht von Transvestiten, die nur zeitweise den Habitus des anderen Geschlechts annehmen müssen über seelisch diverse Menschen, denen keiner der beiden Pole gerecht wird bis zu Transidenten, die Ausgeglichenheit erst in der permanenten Rolle ihres seelischen Geschlechts finden. – Almut Stribeck

 

In seiner Argumentation lässt der Autor einen Punkt aus, der bezüglich der Frage wie viele Menschen sich weder als männlich noch als weiblich identifizieren eine wichtige Rolle spielt – die binäre Geschlechternorm in unserer Gesellschaft. Das heißt, auch wenn es in Deutschland möglich ist „divers“ als Geschlecht einzutragen, herrscht in der Gesellschaft eine starke Norm vor entweder weiblich oder männlich zu sein. Daher ist es verständlich, dass sich viele Betroffene und deren Eltern gegen eine „dritte Option“ entscheiden. Der Ansatz sollte also nicht sein dieser Gruppe weniger Platz einzuräumen, wie der Autor vorschlägt, sondern die binäre Geschlechternorm aufzubrechen und ihnen einen Platz in der Mitte der Gesellschaft zu geben – eine Toilette, in der du willkommen ist, gehört dazu. – Selma Steitz

 

Ich verstehe, dass der Autor es absurd findet, dass Toiletten für ein drittes Geschlecht gebaut werden sollen. Da scheint mir eine in Kanada gesehene Lösung praktikabler: An jeder Toilette steht auf einem Schild, dass nicht binäre (also „diverse“) Personen die Damen- oder die Herrentoilette benützen dürfen, je nachdem, wo sie sich wohler fühlen. Ich verstehe nicht – und frage mich, ob es sich hier nicht um ein weiteres Missverständnis handelt – wie Herr Spiewak auf die Idee kommt, das Gendersternchen sei nur erfunden worden, um Intersexuelle mit zu meinen. Denn es geht dabei darum, dass sich Frauen, Männer UND alle anderen Personen angesprochen fühlen. In der Schweiz sind wir seit langen Jahren gendergerechtes Schreiben, Lesen und Sprechen gewohnt (Menschen werden also z.B. als Mitarbeitende oder Maler/innen bezeichnet), und es wirkt irritierend, wenn beispielsweise eine Frau sagt, sie sei „Brillenträger“. Ich wünsche mir definitiv kein Zurück zur nur männlichen Form, durch die sich „alle“ angesprochen fühlen sollen. – Lena Gregoris

 

Ich habe noch nie das Bedürfnis gehabt, einen Artikel zu kommentieren, aber als ich gestern den neu erschienenen Artikel „Drittes Geschlecht : Diverse Missverständnisse / Wie viele fühlen sich wirklich weder weiblich noch männlich?“ von Martin Spiewak gelesen habe, hat mich das so sehr geschockt und verängstigt, dass ich gerne Feedback geben will. Ich selbst bin vom Inhalt dieses Artikels betroffen und es macht mir große Angst, welche Aussage hier von einer großen intellektuellen Zeitung wie der Zeit getätigt wird. Der Artikel ist in meinen Augen manipulierend, da er einen aufklärenden Charakter zu haben scheint, aber nur darauf abzielt, das gesamte Thema der geschlechtlichen Vielfalt (mittels sehr spezieller extremer Zahlen) kleinzureden. Es geht bei der Debatte um das dritte Geschlecht nicht nur darum, wer innerhalb der kleinen Gruppe an intersexuellen Menschen sich als divers verortet. Es geht um Vorbildfunktion, Sichtbarkeit von geschlechtlicher Diversität (die sich eher seltener biologisch in Form von Intersexualität ausdrückt), Schaffen von Akzeptanz, Gerechtigkeit, Anerkennung, Schutz durch öffentliche Sichtbarkeit für eine Vielzahl von Menschen, die weit über die Zahl von intersexuellen Menschen hinaus geht. (Nämlich für den Großteil der Menschen aus dem LGBTIQ+ Spektrum oder auch einfach Menschen, die nicht den typischen Geschlechterrollen entsprechen)

Der Artikel ruft dazu auf, wichtige Fortschritte hin zu geschlechtlicher Vielfalt nicht ernst zu nehmen bzw. sich wieder davon abzuwenden. Z.B. das Anpassen der Sprache mit Gender-Sternchen, oder das Ausschreiben von Stellenanzeigen (m/w/d). Begründet wird dies mit der geringen Zahl von intersexuellen Menschen. Dabei wird aber völlig außen vor gelassen, dass interexuelle Menschen nur einen Bruchteil derer ausmachen, die von einem ausschließlichen Zweigeschlechtersystem diskriminiert werden. Es gibt z.B. wesentlich mehr transidente Menschen als intersexuelle Menschen, für die das herkömmliche Zweigeschlechtersystem in vielen Fällen ebenso problematisch ist, wie für Intersexuelle, ganz gleich, welches Geschlecht sie sich offiziell dokumentieren lassen. Transidente Menschen werden hier aber im Nebensatz als psychisch gestört (was übrigens mit in Kraft treten der ICD-11 auch offiziell veraltet sein wird) und somit für die Debatte irrelevant abgetan, da ihre gefühlte Identität nicht biologisch belegbar sei.

Ich möchte Ihnen gerne sagen, was ich als Trans*Person mit dem Thema zu tun habe (und auch viele andere Menschen aus dem LGBTIQ+ Spektrum oder einfach Menschen, die nicht den typischen Geschlechterrollen entsprechen):
Das Gender-Sternchen oder das „d“ in Stellenausschreibungen geben mir, auch wenn ich mich als männlich oder weiblich bezeichne, das Gefühl in einer weltoffenen Gesellschaft zu leben. Ein Unternehmen, das offiziell „m/w/d“ in Stellenausschreibungen anspricht, gibt mir als Trans*Person das Gefühl, dass ich dort keine Diskriminierung erfahren werde, da bereits angenommen wird, dass sich auch jemand, der kein Mann oder keine Frau ist, dort bewerben könnte. D.h. jemand der auf andere Weise nicht der Geschlechternorm entsprcht, wird vermutlich auch akzeptiert. Ebenso positioniert sich ein solches Unternemen (oder Land) dafür, dass geschlechtliche Vielfalt normal und sogar wünschenswert ist und hat somit einen wichtigen Vorbildcharakter. Das Gender-Sternchen und andere Fortschritte haben eine ähnliche Funktion. Diese, für eine große Zahl an Menschen in unserer Gesellschaft (alle im LGBTIQ+ Spektrum) wichtigen Funktionen, mit der niedrigen Zahl an intersexuellen Menschen, die sich divers verorten, wegzuargumentieren, macht mir Angst.

Denn wenn man nicht selbst betroffen ist, sieht man diese Aspekte vermutlich nicht und dieser Artikel hat zwar einen aufklärenden Charakter, beleuchtet das Thema der geschlechtliche Diversität aber sehr einseitig (um nicht zu sagen nur punktuell auf Intersexualität), tut dabei aber so, als könnte man mit diesen Zahlen umfassend argumentieren. D.h. der Artikel gibt vor umfassend zu informieren und aufzudecken, spricht dabei aber nur über die Spitze des Eisberges und verschweigt den Teil unter Wasser. Ich habe Angst davor, dass unsere Gesellschaft durch Artikel wie diesen (der nur mit einem Bruchteil der Wahrheit argumentiert und somit manipuliert) Rückschritte im Bezug auf geschlechtliche Vielfalt macht. Ich habe Angst, dass durch geringes Bewusstsein (wozu der Artikel aufruft) in der Gesellschaft…
…Anfeindungen wieder mehr werden.
…Diskriminierung wieder mehr salonfähig wird (in einer Gesellschaft, die grade wieder einen starken Rechtsruck erlebt)
…mein Alltag dadurch gefährlicher wird
…Menschen, die sich nicht im herkömmlichen Zweigeschlechtersystem vertreten sehen, wieder aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden und sich entscheiden müssen, ob sie Teil der Gesellschaft oder sie selbst sein wollen.
Ich hoffe jemand nimmt sich die Zeit, diese E-Mail zu lesen und gibt die Gedanken an die Personen weiter, die für das Erscheinen dieses Artikels zuständig waren (und ähnlicher Artikel sein werden). – Ari Stöppler

 

Guter Artikel, der endlich mal alles allumfänglich auf den Punkt bringt. Jeder hat schließlich seine Daseinsberechtigung. Ein zwei Themen haben mir in dem Artikel allerdings trotzdem noch gefehlt. Ich selber arbeite im öffentlichen Dienst in der Personalabteilung und bin dort für Stellenausschreibungen zuständig. Dort war das ganze ein sehr großes Thema bzw. ist tagtäglich ein Thema. Neulich erst hatte ich das Thema, dass das Wort „Benutzerinformation“ zu männlich sei. Ich finde das Thema an solchen Stellen ja eher übertrieben, aber nun ja. Fragen die aber aktuell noch gar nicht geklärt sind: Wie kreuze ich einen Bewerber in der Recruitingdatenbank an. Männlich oder weiblich? Für divers gibt es keinen Haken. Wie spricht man sie an? Man kann ja schlecht schreiben „Sehr geehrter Divers Müller.“ Auch die Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern. Was ist mit diversen? Des Weiteren wird immer noch pro Entgeltgruppe analysiert, wer unterrepräsentiert ist. Bislang aber ohne Divers. Und zu guter letzt die Gleichberechtigung von Schwerbehinderten Bewerberinnen bzw. Bewerbern. Auch hier fällt divers. Man sieht, es sind doch noch einige Fragen offen. – David Höffler

 

Der Mensch kann alles übertreiben, und der Mensch übertreibt zu gerne auch alles. Wenn der Mensch das „stille Örtchen“ aufsuchen muss, dann könnte es dem Menschen, je nach „Drucklage“, auch völlig egal sein, welches Piktogramm die Toilettentüre ziert. Alles hat irgendwie immer mit Toleranz zu tun, und eine gewisse Toleranz sollte man/frau/(drittes Geschlecht?) erwarten können. Die bisherigen Herren- und Damentoiletten, die sollten doch wirklich ausreichend sein! – Klaus P. Jaworek


 

Leserbriefe zu „Damit ist nicht zu rechnen“ von Thomas Kerstan

„Früher“ soll es also so gewesen sein, dass im Mathematikunterricht mit „Formeln Formelfragen“ gelöst wurden – man wüsste zu gerne, wann. Kerstan spricht von einem „Kurswechsel“, sofern neuerdings „mit Formeln Probleme“ zu lösen seien, und dem entspricht auch beispielsweise Aufgabe 2, Teil B (Stochastik) des diesjährigen Abiturs in Bayern, wo es um einen (einfachen) Signifikanztest geht. Wie aber ein Blick in den bayerischen Lehrplan von 1990 zeigt, war dies bereits „früher“ eine übliche Anforderung. Der Bezug zur Praxis ist bei diesem Aufgabentyp von vornherein gegeben, so dass sich auch in dieser Hinsicht die entsprechenden Aufgaben nur wenig voneinander unterscheiden, seien sie von Lehrer/innen oder von Bildungsexperten konzipiert. Um den „lust- und ideenlosen“ Lehrern eins auszuwischen zu können, konstruiert Kerstan hier einen falschen Gegensatz. So wird die wichtige Debatte um die Bedeutung der Statistik durch einen schlecht recherchierten Artikel in die falsche Richtung gelenkt. – Dr. Matthias Tichy

 

Warum muss ich mich nach 40 Jahren als Mathematiklehrer von Thomas Kerstan beleidigen lassen? Zitat: “Darin stecken zwei gute Nachrichten und eine gute Tat. Erstens…; zweitens …; drittens wärmen die Protestler die Herzen all jener Eltern, die daran verzweifeln, d a s s i h r e K i n d e r i m M a t h e – U n t e r r i c h t b e i l u s t – u n d i d e e n l o s e n L e h r e r n u n t e r g e h e n.” ********************************************************************************************************* Schlimmer war nur Gerhard Schröder mit seiner Beleidigung der Lehrer als “Faule Säcke”. Für mich ist DIE ZEIT gestorben, ich bin zutiefst enttäuscht!!! – Manfred Weiss

 

Ich hätte damit gerechnet, dass sich ein Artikel auf der Titelseite der Zeit mit dem Schülerprotest zu den diesjährigen Abituraufgaben in Mathematik differenzierter und sachkundiger auseinandersetzt. Stattdessen bemüht Herr Kerstan das vertraute Klischee vom „lust- und ideenlosen Lehrer“ und wagt die These, dass der Unterricht den Prüfungen hinterherhinke. Der Widerspruch zur eigenen These folgt wenige Zeilen später mit dem Hinweis, dass die Leistungen der Schüler seit dem Jahr 2000 laut Pisa-Studie deutlich besser wurden. Wie ist diese Verbesserung denn zu erklären? Doch wohl damit, dass Lehrerinnen und Lehrer ihren Unterricht verändert haben und die Anwendungsorientierung der Mathematik mehr in den Mittelpunkt gestellt haben. Die vom Autor als neu bezeichneten Standards für die Abituraufgaben gelten nicht erst seit diesem Jahr.

Was meint der Autor damit, dass früher im Unterricht mit Formeln Formelfragen und keine Probleme gelöst wurden? Probleme mathematisch zu lösen, ist eine von fünf allgemeinen Kompetenzen, die in den Bildungsstandards für den Mathematikunterricht seit den 2000er Jahren festgelegt wurden. Diese Kompetenz auf das Lösen außermathematischer Fragen zu reduzieren, spricht für die geringe Sachkenntnis des Autors. Die Mathematik bietet innerhalb des Faches ein schier unendliches Feld von gelösten und noch zu lösenden Problemen. Das Schülerinnen und Schülern zu vermitteln ist eine große Aufgabe, die täglich von vielen engagierten Lehrerinnen und Lehrern geleistet wird. – Dr. Michael Voss

 

Leider scheint es heutzutage zur Berufsbezeichnung des Lehrers zu gehören, an allen möglichen Problemen Schuld zu sein. Auch Herr Kerstan bedient in seinem Kommentar diese populäre Formel. Ärgerlich wird es in diesem Fall, dass Herrn Kerstan zunächst die Grundlagen fehlen, um diesen Vorwurf zu machen. Weder ist nachgewiesen, dass das Matheabitur zu schwer, noch kann die Vermutung bestätigt werden, dass es an der Art der Aufgaben lag. In Niedersachsen lässt der Kultusminister die Umstände zunächst untersuchen. Außerdem steht zum Zeitpunkt des Kommentars noch gar nicht fest, dass die Ergebnisse wirklich schlechter sind als in den Jahren zuvor. Herr Kerstan weiß trotzdem schon Bescheid, Vor allem weiß er schon Bescheid, wer daran die Schuld trägt. Natürlich die Lehrer, die angeblich in der Mehrheit „lust- und ideenlos“ sind. Herr Kerstan hat nur Mutmaßungen zu präsentieren, die allein geeignet sind Stimmung zu machen, wie auch die Überschrift nahelegt. – Bernd Möllenberg

 

Seit ich mich zurückerinnern kann, fanden wir Schüler und dann Generationen von anderen Schülern das Mathematikabitur immer zu schwer. Ich musste 1960 eine Aufnahmeprüfung für das Neusprachliche Gymnasium ablegen und war dann einer unter den 7% eines Jahrganges, der ein Gymnasium besuchen durfte. Damals gingen etwa 80% eines Jahrganges auf die Hauptschule. Waren die 7%, die das Gymnasium besuchten, eine herausgeprüfte Elite? In der 12. Klasse legte ich das Vorabitur in Mathematik ab, in der 13. Klasse dann das Abitur in Latein, Französisch, Deutsch usw.. Vor Beginn meines Studiums der Fächer Mathematik und Physik musste ich an der Universität Würzburg einen vierwöchigen Aufbaukurs mit Prüfungen in Mathematik, der vor dem Semesterbeginn stattfand, ohne in die Öffentlichkeit getragenes Murren und klaglos besuchen, damit ich an das Mathematikniveau meiner Mitkommilitonen von den Naturwissenschaftlichen Gymnasien herangeführt wurde. Ohne diesen Förderkurs wäre mir wahrscheinlich der Beginn des Mathematikstudiums sehr schwer gefallen.

Nach dem 9. Semester legte ich dann ein Prädikatsexamen und nach 2 weiteren Jahren auf Platz 7 von insgesamt 98 Prüfungsabsolventen das 2. Staatsexamen ab. Anschließend promovierte ich in 3,5 Jahren in Physik. Heute gehen in Bayern ca. 42% eines Jahrganges auf das Gymnasium bei einem Mindestnotenschnitt von 2,33. Ansonsten muss eine Aufnahmeprüfung gemacht werden, die erfahrungsgemäß von ungefähr der Hälfte der Teilnehmer bestanden wird. Bundesweit haben wir mittlerweile über 50% eines Jahrganges, die z.T. nur aufgrund eines Elternwillens auf das Gymnasium gehen können. Damit ist das Gymnasium zur Hauptschule der Nation verkommen; die eigentliche Hauptschule wird nur noch von etwa 20% der Kinder / Jugendlichen besucht. Es ist nachvollziehbar, ja selbstverständlich, dass unter diesen 50% eines Jahrganges es einen erheblichen Teil von Gymnasialschülern/-schülerinnen gibt, die mit einem nicht leichten Fach, wie die Mathematik es ist, ihre Probleme haben wird. Deutschland ist kein mathematik und naturwissenschaftlich affines Land wie z.B. Taiwan, Japan, China, Vietnam, Indien, Lettland, Polen usw.. Sie schreiben im letzten Satz des 2. Absatzes, „… dass ihre Kinder im Mathematik-Unterricht bei lust- und ideenlosen Lehrern untergehen.“

Wie können Sie eine solche haltlose, ja diffamierende Behauptung, in der sie die Mathematiklehrer pauschal verunglimpfen, aufstellen? Welche Beweise haben Sie dafür? Waren Sie in Gymnasien und haben Sie dort den Mathematikunterricht besucht? Ich kenne drei bayerische Gymnasien, als normaler Lehrer, als stellvertretender Schulleiter an einer Seminarschule und dann als Schulleiter an einem Gymnasium mit gebundenem Ganztageszweig. In allen drei Schulen wurden nur sehr engagierte und kompetente Lehrer in der Oberstufe eingesetzt, die wenigen schwächeren Lehrer wurden von Abiturklassen ferngehalten. Ich habe in meiner Funktion als stellvertretender Schulleiter und als Schulleiter hunderte von Schulstunden besucht und dann hunderte Beurteilung von Referendaren, von StR z.A. und von Gymnasiallehrern erstellt. Ich habe dabei keine „lust- und ideenlosen“ Lehrer erlebt, bei denen die Schüler untergehen, sondern kompetente, sehr engagiere, kreative und den Schülern zugewandte Lehrerpersönlichkeiten, denen ich in den Beurteilungen Bewertungen zwischen 2 und 4- auf einer 7 stufigen Notenskala geben konnte. Nur in sehr seltenen Fällen mussten wir Referendare das Zeugnis „nicht geeignet“ ausstellen.

Am Freitag wurde das Mathematikabitur geschrieben, am Samstag schon wurde von den öffentlichen Medien die Präsidentin des bayerischen Grundschullehrerverbandes gebeten, eine Stellungnahme zur Schwierigkeit des gymnasialen Mathematikabiturs abzugeben. Da muss man sich doch an den Kopf langen: Eine Grundschullehrerin, die nie am Gymnasium unterrichtet hat, geschweige eine Abiturklasse in Mathematik zum Abitur geführt hat, soll das Mathematikabitur bewerten!! Als Vergleich dazu: Wie könnte der Präsident des Radfahrerverbandes die Funktionsweise eines Motors z.B. des 911 Porsches explizit erklären oder eine Lernschwester im Krankenhaus die komplexe Operationstechniken im Operationssaal?? Jeder normal denkende Mensch würde diese Auswahl von „Experten“ als eine lächerliche Maskerade in die Mülltone werfen. Nur die „engagierten, kompetenten und ideenreichen“ Journalisten der öffentlich rechtlichen Medien fanden ihr Vorgehen und ihre Auswahl hochprofessionell. 2 Tage später durften dann eine Person von einem Nachhilfeverein und ein pensionierter Lehrer zur Schwierigkeit des Mathematikabiturs ihre Meinungen dazu kundtun. Welche Expertise!

Nur die eigentlichen Fachleute, nämlich die aktiven Mathematiklehrer wurden nicht gefragt. Erst am vorigen Dienstag konnte ein Professor der Didaktik der Mathematik aus Würzburg gegenüber dem BR sich dazu äußern: Er fand weder die Aufgabenstellungen als zu schwer noch die Zeitvorgaben als zu niedrig bemessen. Die Aufgaben basierten auf dem Lernplan und entsprachen den Aufgabentypen in den Schulbüchern. Wir sprechen hier immerhin von einem Abitur, dem höchsten schulischen Abschluss, der die allgemeine Hochschulreife vermittelt und mit dem man dann alle Fächer an der Universität studieren kann. Warum hat die Zeit nicht einen Auszug der inkriminierten Aufgaben abgedruckt, vielleicht noch mit individuellen Lösungsvorschlägen von Zeit Redakteuren, so wie es die SZ es gemacht hat? Somit hätten die gebildeten Leser – hoffentlich zahlreich mit Abitur (am besten aus Bayern!) oder sogar Studium – sich selbst ein Bild von der Schwierigkeit des Mathematikabiturs machen können. Stattdessen wurde uns ein voreingenommener, doch recht polemischer und unsachlicher Kommentar präsentiert, der uns etwas hilflos und doch sehr wütend wegen dem Lehrerbashing zurücklässt! Die FAZ hat ebenfalls einen rein sachlichen Artikel – ohne Polemik – dazu verfasst. – Kurt Blaschke


 

Leserbriefe zu „Im Motorenwerk des Sozialismus“ von Gerd Koenen

Der Historiker Gerd Koenen hat in der ZEIT einen bemerkenswerten Essay über die plötzlich wieder aufbrechende Debatte hinsichtlich der Rolle von Privateigentum in der modernen Wirtschaft, die Möglichkeiten der Einflußnahme auf die Wirtschaft via dem Staat und seiner Gesetzgebungsgewalt und die offensichtliche Unverwüstlichkeit von Oberbegriffen wie dem des “Sozialismus“ verfaßt. Seine zentrale Erkenntnis ist die, daß die großen gesellschaftspolitischen Fragen heute eher um gegensätzliche Zivilisationsentwürfe als um das alte politische Schema : Links gegen Rechts , kreisen. Man könnte auch sagen, daß das Kriterium einer bloßen ökonomischen Effizienz seine Dominanz für viele Gesellschaftsbereiche verliert. Der „nur“ instrumentelle Verstand wird von einer sich darüber lagernden, sehr viel weiter verfaßten , Vernunft zunehmend überformt. Die Ökologie gewinnt einen ganz eigenen Stellenwert. – Sigurd Schmidt

 

Eigentlich war ich auf Ihren Artikel durchaus gespannt, aber leider bin ich schon in der ersten Spalte ärgerlich hängen geblieben. Aufgrund der zahlreichen Falschbehauptungen bzw. Verzerrungen. Ich möchte hier drei Beispiele nennen:
1. Mischkonzern mit dem idyllischen Namen „Bayerische Motorenwerke“
Bitte lesen Sie die Definition für den Begriff Mischkonzern und lesen Sie dann den Geschäftsbericht der BMW Group. Welche Geschäftszweige betreibt den diese BMW Group neben Automotive, Bikes und Financial Services (Leasing/Kreditfinanzierung für den Vertrieb)? Wo sehen Sie da einen Mischkonzern? Den letzten abweichenden Teilbereich „Turbinen (Rolls Royce) hat BMW schon vor vielen Jahren (ich glaube Ende der 90er) veräußert. Entweder Sie haben sich nie mit BMW beschäftigt oder es ist die Nutzung eines Wordings, das in Ihr Konzept passt. Dann aus meiner Sicht eine glatte Falschinformation des Lesers.
2. BlackRock, dem größten Hedgefonds dieser Welt
Auch hier: Entweder wissen Sie nicht was ein Hedgefonds ist oder Sie informieren die Leser wieder bewusst falsch. BlackRock ist die größte Kapitalverwaltungsgesellschaft der Welt. Ob sie auch noch echte Einzel-Hedgefonds verwaltet oder nur noch ETF (also börsennotierte Fonds), die in Hedgefonds anlegen bzw. besser gesagt Hedge-Fonds-Indices nachbilden, kann ich nicht sagen (dazu sind es zu viele), aber dieser Teilbereiche der Geldanlage für andere ist sehr klein. Die Vorgängergesellschaft Blackstone war tatsächlich ein Hedgefonds. Dies ist aber schon sehr lange her (1994). Die Abspaltung BlackRock ist ein Fondsverwalter bzw. nach europäischen Recht eine Kapitalverwaltungsgesellschaft. Aber Hedgefonds ist so ein schöner Begriff und wirkt wissenschaftlicher/sachlicher als „Heuschrecke“.
3. „die Kosten und das Risiko des Scheiterns getragen“
Natürlich hat Herr Quandt BMW nicht gegründet, aber dass er nicht Kosten und Risiko des Scheiterns getragen hat ist doch eine starke Verzerrung der Realität. Er ist 1960 bei BMW – auf Wunsch des Betriebsrates, der Belegschaft, der selbständigen BMW-Händler und durchaus der Kleinaktionär – bei BMW eingestiegen, die nach hohen Verlusten 1957/58 und der gerade noch abgewendeten Übernahme durch Daimler/Dt. Bank, kein Geld mehr für die notwendige Entwicklung neuer Modelle hatte. Und zu dieser Zeit sind einige Automobilhersteller untergegangen (Borgward = Daimler in Bremen/Glas = BMW in Dingolfing). Warum Quandt hier nicht die Kosten und das Risiko des Scheiterns getragen hat kann ich nicht sehen. Und dies ist auch der Grund, warum die Belegschaft bis heute hinter der Familie Quandt als Ankereigentümer steht. Aber dies passt natürlich wieder nicht in Ihr verbreitetes Weltbild und da wird schnell ein bisschen geflunkert: Quandt ist ja kein Unternehmer, sondern nur ein Geldinvestor.

Nach diesen Beispielen habe ich mir den Rest Ihres Beitrages gespart. Wer so arbeitet will nicht informieren (an „eine Analyse“ will ich da nicht im Ansatz denken), sondern Meinung „machen“. Hier passt ja nicht einmal „seine Meinung wiedergeben“. Haben Sie so auch als Historiker „wissenschaftliche“ gearbeitet? Mir ist schleierhaft wie so eine fehlerhafter Artikel als Analyse in „Die Zeit“ gelangen kann. – Jens Kruse

 

Wieder einmal einer Ihrer Super-Artikel, den man sich zweimal durchlesen sollte; mit einem Karl Marx im BMW-Cabrio! Fabelhaft! Eine Debatte, vom sympathischen Jung-Sponti Kevin Kühnert (bei dessen Namensnennung ja bereits gute Demokraten rot anlaufen!) angestoßen, die Herr Gerd Koenen als Historiker von echter Klasse so fein seziert, daß es auch Nicht-Akademiker gut verstehen können, um sich von seinen Schlüssen einer notwendigen Konfrontation mit unseren europäischen – wie auch der Welt-Problemen und der Justierung bzw. erst einmal der Debatte darüber auf neue Lebensentwürfe aufgefordert zu fühlen. Weil ja fast die ganze Welt schon alles zum Leben Notwendige hat, die ständig erzeugten Fetischprodukte auch einmal an ihr Ende kommen werden, sollten die übermächtigen Hersteller von Kriegswaren nicht in die Lage versetzt werden, ersatzweise Kriege anzuzetteln, um wieder bei Null anzufangen. Im großen wirtschaftlichen und politischen Durcheinander von heute braucht es mutige Menschen (wie Gerd Koenen oder unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel) mit Kompaß zum Navigieren! Bitte jede Woche „so was“. – Ingrid Schröter

 

In China werden die Karten keineswegs neu gemischt, vielmehr vollzieht sich in China ein Modell, dass bereits 1968 im Zuge des Prager Frühlings von Ota Šik entwickelt und als „dritter Weg“ bekannt wurde. [nach dem Einmarsch der Warschauer Pakt Staaten emigrierte Ota Šik in die USA] Vereinfacht gesagt: beim dem dritten Weg ging es im Prinzip darum, dass die Unternehmen in ihrer Produkt- und Preispolitik weitgehend frei agieren und quasi als Unternehmer eigenverantwortlich tätig sein sollten. Wirtschaftliche Anreize sollten belebend wirken. Die Partei sollte nur noch für die politische Stabilität der Rahmenbedingungen sorgen. Diese Grundkonzeption wurde in der Volksrepublik China weiterentwickelt, ist aber mit Nichten neu. – Bruno Fey

 

Der Ball, den Kevin Kühnert in`s Feld geworfen hat bewirkt ein Spiel, bei dem Klugheit zum Ziel führen kann. Die Debatte kann fruchtbar sein und kann uns nur weiter bringen. Ich erwarte aus den Reaktionen Ideen, Vorschläge, und Auswirkungen beim Gesetzgeber. Nicht alte Hartleibigkeit sondern Flexibilität ist gefragt.Unsere aktiven Spieler sind die Politiker. Danke, Herr Kühnert. – Charlotte Bossinger


 

Leserbriefe zu „Die sonderbare Gelassenheit der Deutschen“ von Rudi Novotny

Ihren Artikel habe ich mit Interesse gelesen. Dazu folgende Frage: Ich zitiere wörtlich „Für die neue Runde befragten Interviewer 2070 Bürger in Einzelgesprächen“ und an anderer Stelle „Es ist ein überraschendes Bild der deutschen Gesellschaft, das aus den Daten der Vermächtnisstudie hervorgeht. Ein völlig anderes, als es von Medien, Politik, Wirtschaft, von den Bürgern selbst gezeichnet wird“. Dieser merkwürdige Widerspruch, auf den Ihr Artikel abhebt, könnte daran liegen, dass Bürger generell schizophren sind. Da ich das nicht unterstelle, muss aus meiner Sicht der Grund für diesen Widerspruch in der mangelnden Representativität der jeweiligen Auswahl unter den Bürgern liegen. Sehe ich das richtig so? – Lutz Cleemann

 

Ihre Vermächtnis- Studie ist ein gutes Konzept und hat interessante Aussagen über die Deutschen. Doch den Artikel dazu ebenso wie das darauf folgende Interview finde ich alles andere als gelungen. Die Ergebnisse werden in einem Fort als überraschend beschrieben, aber ist es denn wirklich so oder haben die Medien und eben auch sie nicht einigen Themen in den letzten Jahren viel zu viel Aufmerksamkeit geschenkt? Überall schreit einem entgegen, dass die Digitalisierung Arbeitsplätze vernichten wird. Seltener mit dem Hinweis, dass sie auch Neue erschafft. Die Arbeitswelt ist schon immer in einem stetigen Umschwung und hat sich vollständig gewandelt. Die Angst um Arbeitsplätze haben auch schon die Weber, die Angst vor den ersten dampfbetriebenen Webstühlen hatten, geäußert, heute wird quasi keine Kleidung mehr in Deutschland produziert, gibt es deswegen denn ein Problem außer dem Klimawandel? Deren Nachfahren entwickeln heute die Softwares, die jeder Deutsche tagtäglich benutzt, um mal den größtmöglichen Kontrast zu nennen und wenn sie noch am Fließband stehen, dann um Autos zusammen zu bauen. Das bestätigt die Studie. Das Thema Flüchtlinge und die damit einhergehenden Vorbehalte und Ängste der hiesigen Bevölkerung hat für Monate, fast schon Jahre alles Andere von den Sendeplätzen und Zeitungsseiten vertrieben. Dabei zeigt die Studie, dass es die Mehrheit nicht wirklich ängstigt. Diese Aufmerksamkeit hätte lange Wichtigerem gewidmet werden können, allem voran dem Klimawandel und Umweltschutz, ob die immer wieder beschworene Angst nicht auch genau für diese mitverantwortlich ist, ist ebenfalls ein Thema, über das nachdenken könnte.

Für mich ist es also eher überraschend, dass sie so überrascht sind über die Ergebnisse. In dem anschließenden Interview (und vor allem in der Überschrift) fand ich es schade, dass die ganze Studie auf den ständig propagierten “Riss durch die Gesellschaft“ herunter gebrochen wurde. Gibt es nicht mehr Erkenntnisse daraus zu ziehen als etwas, dass in vielen Medien sowieso einhellige Meinung ist? Können sie nicht mal anregen, abwechslungsreichere Standpunkte zu bringen? Informiert euch! Lassen sie auf diese Artikel Taten folgen, der Klimawandek muss das alles beherrschende Thema werden, alle anderen sind dagegen fast Kindergarten. Bei dem Bericht über den Weltvielfaltsbericht fand ich es traurig und tragisch für die betroffenen Lebewesen (also so ziemlich allen, die man auf diesem Planeten findet), dass viele Menschen erst einen solchen Bericht in dieser Größenordnung brauchen, um das Thema nicht mehr kleinzureden. – Eva

 

Herzlichen Dank erst einmal für den großartigen Ansatz, die Vermächtnis-Studie durchzuführen und die Ergebnisse ausführlich zu dokumentieren. Noch erfreulicher, dass die meisten Deutschen so zufrieden mit ihrem Leben, ihrem Land, ihrem Beruf sind. Um so ärgerlicher die „sonderbare“ Überschrift, denn nicht die Gelassenheit der Deutschen ist „sonderbar“, sondern es ist „sonderbar“, das „sonderbar“ zu finden. Leider scheint auch in der ZEIT-Redaktion die Meinung vorzuherrschen, dass alles in Deutschland ganz schlimm ist und grandios den Bach runtergeht. Vollkommen absurd wird es, wenn Frau Allmendinger, die „Chefin“ der Studie, im Interview die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung erklärt. Wenn also 73 Prozent der Studien-Teilnehmer mit ihrer Arbeit zufrieden sind, aber nur 9 Prozent glauben, dass ihre Mitmenschen mit ihrer Tätigkeit glücklich sind, folgert Frau Allmendinger – man muss sich dass echt mal auf der Zunge zergehen lassen – dass die meisten Befragten ihrer Studie lügen. Denn, und das scheint im Grundgesetz verankert zu sein, mit seiner Arbeit kann doch nun wirklich kein Mensch zufrieden sein. Liebe Frau Allmendinger, vielleicht ist es genau umgekehrt: 73 Prozent der Befragten sind wirklich zufrieden mit ihrem Job, bekommen aber ständig medial (und leider verstärkt in der letzten Zeit auch von der ZEIT) vermittelt, dass alles ganz schrecklich sei. Ähnliche Studien gibt es auch bezüglich tatsächlicher und gefühlter Altersarmut, tatsächlicher und gefühlter Kriminalität. Fakt ist dagegen, dass wir im Jahre 2019 in paradiesischen Zuständen in Deutschland leben. Selbstverständlich gibt es in allen Lebensbereichen Missstände, die gilt es anzugehen. Aber prinzipiell ging es diesem Land und seinen Bewohnern (inklusive der vielen Millionen Migranten, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten zu uns gekommen sind) im Vergleich zu früheren Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten blendend. Ich kann mich entsinnen, dass in früheren Jahren das auch genau so in der ZEIT dargestellt wurde, dank nüchterner Analyse der Entwicklungen in allen Lebensbereichen, von der Umwelt über die Bildung bis zur Ökonomie. Es wäre schön, wenn die ZEIT-Redaktion auf diesen Pfad der realitätsnäheren Betrachtung zurück finden würde. – Manuel Andrack

 

Obwohl ich kein Freund von Umfragen oder Statistiken bin, bin ich doch überrascht, was die Umfragen ans Tageslicht befördert haben. Ihrer Redaktion sollte das zu denken geben. Sie berichten, wie so viele Printmedien, über die falschen Themen, die die Bürger gar nicht interessieren oder nur am Rande. Das allerdings zeigt mir als Vielleser; ich habe mich beeinflussen lassen. Die Medien sollten in Ehrfurcht versinken, was da alles für Unsinn geschrieben wurde, das geht auf keine Kuhhaut. Skandalisieren und Moralisieren steht im Mittelpunkt. Eine solche Studie, nur als Zielgruppe die Journalisten, wäre auch nicht verkehrt. Nach meinen Erfahrungen, die ich zuhauf durch meinen Job gemacht habe, mehr als die halbe Welt bereist und unzählige Gespräche mit verschiedenen Nationalitäten geführt, viele mit Dolmetscher, habe ich mir ein Wissen aneignen können, die mir keine Universität hätte bieten können. Die Asiaten haben mich am meisten begeistert. Die gelassene Art wie sie ihren Alltag meistern, fleißig aber gelassen und sehr respektvoll zu den Mitbürgern und regelrechte Landesliebe. Es wäre für sie undenkbar Millionen fremde Menschen aufzunehmen. Das hätte ich mir auch für mein Geburtsland Deutschland gewünscht. In Düsseldorf leben viele Asiaten, die sich nicht integrieren lassen. Die Art und Weise wie sich viele Deutsche benehmen ist ihnen fremd. Selbst mir als ehemaliger Deutscher gefällt das auch nicht. Die Vermächtnis-Studie zeichnet ein Bild, das mich staunend zurücklässt. – Gunter Knauer

 

Ich sehe keine sonderbare Gelassenheit, sondern eine gewisse Vernunft und Weisheit, sich nicht von jeder Kleinigkeit (und schon gar nicht von den Medien) verrückt machen zu lassen. Über die ernsten Probleme wird viel zu wenig diskutiert, z.B. dass der Abstand zwischen arm und reich immer größer wird. Die BRD ist ein Kleinvölkerstaat, jedes Bundesland, jede Behörde hat ihre eigenen Gesetze, ihre eigene Datenbank, ihren eignen Datenschutz, …. Jeder macht was er will, alle machen mit. Aber in den Medien über EU (mit und ohne GB) diskutieren und diskutieren und diskutieren, ein sehr teures EU-Parlament an 2 Standorten, eins reicht ja nicht, …..
Zum Thema Gelassenheit das sogenannte „Oettinger-Gebet“:
Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann;
gib mir den Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann;
und gib mir die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden!
ist nicht von Friedrich Christoph Oettinger (1702 – 1782), sondern möglicherweise vom deutsch-amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr. – Klaus Rozinat


 

Leserbriefe zu „Es ist wieder da“ von Marlene Streeruwitz

Mit Interesse habe ich Ihren Beitrag in der ZEIT gelesen. Wenn ich dazu Stellung nehme, schicke ich voraus, dass ich seit vier Jahren ehrenamtlich Sprachunterricht für Migranten erteile und und diese Zuwanderer bei der Kommunikation mit Behörden helfe. In den überwiegenden Fällen habe ich eine sehr begrenzte Bereitschaft zum Spracherwerb, der über einen äußerst begrenzten Wortschatz hinausgeht, festgestellt. Das trifft ebenso zu für die Bereitschaft zum Antritt einer Ausbildung. Mit den hervorzuhebenden Ausnahmen stehe ich im Kontakt und freue mich über deren weiteren Fortschritte bei der Integration. Die Verkehrssprache eines Landes ist eine interdisziplinäre Angelegenheit, die viele Bereiche der Gesellschaft betrifft. Daher bin ich über Ihre Interpretation des „Verbots“ von Türkisch als Prüfungssprache sehr verwundert. Entschuldigen Sie bitte meine harte Ausdrucksweise: Welche „Gehirnakrobatik“ muss ich betreiben, um in dem Verbot von Türkisch als Verkehrssprache den Antiislam zu entdecken. Sie unterstellen automatisch, dass alle türkisch sprechenden Menschen Muslime sind. Sind Sie sich dessen wirklich sicher?

In welchem Land ist es eine Selbstverständlichkeit, eine Prüfung jeweils in der „bestverstandenen Sprache“, d. h. in der jeweiligen Muttersprache abzulegen, beispielsweise in Deutsch, Chinesisch oder Russisch? Ist die türkische Gesellschaft antideutsch, weil dort die Führerscheinprüfung nicht in der „bestverstandenen Sprache“, also anders als auf Türkisch abgelegt werden kann? Wieviel Verkehrssprachen und wieviel zertifizierte und öffentlich beglaubige Übersetzer verkraftet eine Gesellschaft personell und finanziell, um Ihren Vorstellungen gerecht zu werden ? Bei der Beherrschung der Verkehrssprache eines Landes geht es um eindeutige Begrifflichkeiten und um die Integration aller Bürger in die Gesellschaft, in der sie leben und deren Solidargemeinschaft sie nutzniessen wollen? Im Alltag ist eine Kommunikation mit den Hütern der geprüften Ordnung, hier im Straßenverkehr unausbleiblich. Wenn ich Ihrer Vorstellung folge, müssten eine Vielzahl von zertifizierten und beglaubigten Übersetzern unterhalten und bezahlt werden. Diese Fragen lässt der Beitrag außer Betracht. Mir erscheint diese Auffassung als Reflex auf die Äußerung eines „Rechtsaussen“. Auf diese Art ist jedoch die Frage der „Rechtsaussen“ nicht zu beantworten. Hier sind vorurteilsfrei sachliche Argumente gefordert. – R. Schmolling

 

Ich widerspreche vehement Ihrer These, dass die deutsche Sprache oder das Deutsch-Sprechen an sich antisemitisch oder ausländerfeindlich sei. Ihr Argumentations-Potpourrie, dass die aktuelle Sprachpolitk an Napoléons Herrschaft, die angeblich antisemitische K.u.K.-Monarchie sowie natürlich das NS-Regime erinnere, wirkt als wählten Sie als Grundlage für Ihre Vorwürfe selektiv was auch immer gerade gerade passt. Und für diese These spricht auch folgende, ich hoffe nicht bewusste, Unvollständigkeit: Die Sozialhilfe wird gekürzt, wenn nicht entweder Deutsch auf B1 oder aber Englisch auf C1 Niveau gesprochen werden kann. Das Beherrschen einer dieser beiden Sprachen ist nunmal unentbehrlich am österreichischen Arbeitsmarkt. Englisch haben Sie allerdings leider vergessen zu erwähnen, was natürlich besser ins Bild passen würde einer vermeintlich verkrampften Idealisierung der deutschen Sprache. Frau Streeruwitz, ein Text wird nicht überzeugender je mehr Jahreszahlen willkürlich eingestreut werden. Und Argumente muss man aufgrund von Fakten formen, nicht umgekehrt. – Leonhard Riemer

 

Es tut weh, Marlene Streeruwitz‘ Wutausbruch zu lesen, vor allem, weil sie mithilfe kruder NS-Vergleiche das einende Potenzial der deutschen Sprache in unserer Einwanderungsgesellschaft niedermäht. Ich denke, es gibt nicht wenige Migranten, die sehr deutlich darauf bestehen, dass im öffentlichen Raum die deutsche Sprache vorherrschen möge. Das ist nicht rechts, sondern die Erfahrung aller Einwanderungsgesellschaften, egal ob Israel, USA oder Großbritannien. Wo nicht einmal eine gemeinsame Sprache gesprochen wird, endet die Gesellschaft, und die Tribalisierung beginnt. Frau Streeruwitz meint es sicher gut. Wut und Verzweiflung sind aber, meine ich, keine guten publizistischen Ratgeber. – Eugen El

 

Frau Streeruwitz hält eine Rede und würfelt alles bunt durcheinander. eine Führerscheinprüfung kann ich in der Türkei auch nicht in deutscher Srpache ablegen, ebenso nicht in Albanien, China u.a. Die Sprache ist das alleroberste Verständigungsmittel zwischen den Menschen, ohne Sprache geht nichts. Das Land, das ich ansteuere oder mir aussuche, dort zu leben, oberste Voraussetzung, diese Sprache lernen und auch sprechen. Und bitte, dieses Ansinnen mit der Shoa zu vergleichen ist mehr als gewagt und ungerecht, und von Frau Streeruwitz, eine Schriftstellerin, die mir bekannt ist, hätte ich etwas anderes erwartet. – Marlis Funk

 

Als Schriftstellerin eh schon ganz oben hat Frau Streeruwitz stets auch ein Anliegen. Gerade sie. Und mehr als nur ein bisschen so, wenn es um Faschismus geht. Gegen den Faschismus, natürlich. So beklemmend am Schluß der Text, so skeptisch zum Schluß der Leser: nämlich in Ansehung der Frage, ob jenem Anliegen mit einem stilistisch noch so perfekt ausformulierten, aber geradezu totalitär unbedingten Anspruch wirklich gedient ist. Da nach Lage der Dinge eine faschistisch absolut unkontaminierte Sprache eine Illusion bleiben muss, reduziert sich die ganze Aufregung letzten Endes auf einen Aktionismus wider allerlei einschlägige Ausrutscher, woran nicht nur in Österreich kein Mangel ist, und das gar nicht einmal nur „am rechten Rand“. Wäre solch Engagement nicht besser investiert in die Ermunterung eines demokratischen Selbstvertrauens, das mit jenen Unzukömmlichkeiten so umgeht, wie si es verdienen, nämlich nicht einmal ignorieren? – A. Franz


 

Leserbriefe zu „Die geliebte Gebühr“ von Sarah Jäggi

Der Fahrer eines Diesel-Pkw, der jeden Tag eine Wegstrecke zur Arbeit von 50 km in Kauf nehmen muss, was angesichts der erforderlichen beruflichen Flexibilität heute keine Seltenheit mehr darstellt, hätte nach Einführung der CO2-Steuer mit einer jährlichen Mehrbelastung von 70 Euro zu rechnen. Zugegeben kein Betrag, der einen Normalverdiener in existenzielle Nöte stürzen würde. Viele Deutsche ächzen jedoch seit Jahren unter der Abgabenlast des Staates. Vor allem in der Mittelschicht macht sich das Gefühl breit, dass Leistungsträger finanziell regelrecht ausgeschlachtet werden. Eine OECD-Studie hat gezeigt, dass die Bundesrepublik weltweit zu den Steuer-Spitzenreitern gehört. Andere Länder senken dagegen die Belastung. In Deutschland scheint das Motto vorgegeben: „Schaff und erwirb, zahl Steuern und stirb“!. Sterben sollte man zur Entlastung der krisenanfälligen Rentenkasse am besten noch vor Rentenbeginn. In Deutschland ist seit dem vergangenen Jahr eine regelrechte Klimahysterie ausgebrochen. Ein einziger trockener Sommer hat ausgereicht. Am weltweiten CO2-Ausstoß ist Deutschland mit gerade mal rund 2 % beteiligt. China, die USA und Indien machen hingegen zusammen mehr als 50 % aus. Trotzdem glaubt ein Teil der Deutschen felsenfest daran, dass das Klima nur in Deutschland gerettet werden kann. Der Anteil des Menschen am CO2-Ausstoß beträgt rund 3 Prozent. Nimmt sich das relativ kleine Deutschland auch in der Klimadebatte schlichtweg für zu wichtig? Um Missverständnissen vorzubeugen, auch ich plädiere für Alternativen zu den fossilen Brennstoffen.

Leider wurde in den vergangenen Jahren in die Forschung nach alternativen Antriebstechniken viel Zeit vergeudet bzw. in diese Techniken nicht ausreichend intensiviert. Die Einführung einer CO2-Steuer könnte sogar kontraproduktive Auswirkungen nach sich ziehen. Denn der allgemeinen Mentalität, dass man für sein (Steuer-)Geld etwas zurückbekommen möchte, hat der Staat nichts entgegenzusetzen. Möchte man mittels der C02-Steuer Flugreisen nur noch auf privilegierte Personen beschränken? Die Reisefreude der Deutschen hat zu dem international insgesamt deutschlandfreundlichen Bild und zur Weltoffenheit der Bürger dieses Landes erheblich beigetragen. Gefragt wären große und nachhaltige internationale Lösungen. Aber hierzu hängt der Hintern der Bundesregierung offensichtlich zu weit unten. Am gemeinen Steuer- und Abgabenzahler hingegen glaubt man seine Machtdemonstration ausüben zu können. In diesen Zeiten greife ich immer häufiger in mein Plattenregal, um mir das leicht verstaubte Konzeptalbum „Animals“ von Pink Floyd hervorzuholen. Der geniale Roger Waters war seiner Zeit 40 Jahre voraus. – Alfred Kastner

 

Die jährliche Mehrbelastung durch eine CO2-Steuer würde einen Normalverdiener sicherlich nicht gleich in existenzielle Nöte stürzen. Viele Deutsche ächzen jedoch seit Jahren unter der Abgabenlast des Staates. Vor allem in der Mittelschicht macht sich das Gefühl breit, dass Leistungsträger finanziell regelrecht ausgeschlachtet werden. Eine OECD-Studie hat gezeigt, dass die Bundesrepublik weltweit zu den Steuer-Spitzenreitern gehört. Andere Länder senken dagegen die Belastung. In Deutschland scheint das Motto vorgegeben: „Schaff und erwirb, zahl Steuern und stirb“!. Sterben sollte man zur Entlastung der kriselnden Rentenkasse am besten noch vor Rentenbeginn. Der Anteil des Menschen am weltweiten CO2-Ausstoß beträgt rund 3 Prozent. Hiervon ist Deutschland mit etwas über 2 % beteiligt. China, die USA und Indien machen hingegen zusammen mehr als 50 % aus. Trotzdem sind viele Deutsche der Überzeugung, dass das Klima hierzulande gerettet werden muss. In den vergangenen Jahrzehnten wurde viel Zeit vergeudet, um nachhaltig in die Forschung nach Alternativen zu den fossilen Energiequellen zu investieren. Die Einführung einer CO2-Steuer könnte sogar kontraproduktive Auswirkungen nach sich ziehen. Denn der allgemeinen Mentalität, dass man für sein (Steuer-)Geld etwas zurückbekommen möchte, hat der Staat kaum etwas entgegenzusetzen. Möchte man mittels der C02-Steuer Flugreisen nur noch auf Besserverdienende beschränken? Die Reisefreude der Deutschen hat zu dem international insgesamt deutschlandfreundlichen Bild und zur Weltoffenheit der Bürger dieses Landes erheblich beigetragen. Möchte man manchen Leuten ihr Freizeitvergnügen, beispielsweise schnell mal nach New York zum Shoppen oder nach Kalifornien zum Eisschlecken zu jetten, madig machen? Gefragt wären große und nachhaltige internationale Lösungen. Aber die werden, seit Trump die USA regiert, immer unwahrscheinlicher. Aber auch seine Vorgänger und andere westliche Regierungsvertreter wie Bundeskanzlerin Merkel ließen ihren Absichtserklärungen zur CO2-Reduzierung zu wenig Taten folgen. Der Klimawandel wird nicht kommen – er ist bereits da. Die Meinungen der Experten differieren höchstens darin, ob es zu einer globalen Heiß- oder Eiszeit kommen wird. Mehr noch als auf die Aussagen der Klimaforscher vertraue ich auf das Jahrhundertgenie Stephen Hawkins, der kurz vor seinem Tod noch einmal eindringlich gewarnt hat, dass die Erde zu einem für den Menschen unbewohnbaren Planeten werden könnte. Die Erde wird auch danach weiter existieren. – Alfred Kastner

 

„Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, sondern mit den Augen die Tür zu finden.“(Alexander Macintosh)
Das gilt auch für den Klima- und Umweltschutz, selbst wenn es in diesem Bereich bereits später als fünf Minuten vor zwölf ist. Hoffnung macht derweil, dass die notwendige Einsicht, den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid deutlich reduzieren zu müssen, zunehmend auch von den demokratischen Parteien rechts der Mitte geteilt wird. Überdies reift die Erkenntnis, dass eine weltweite CO2-Steuer der effizienteste Weg wäre, um den Verbrauch von fossilen Energien, mithin die Kohlendioxid-Emissionen zu begrenzen. Die Frage ist also nicht ob, sondern wie nunmehr eine CO2-Besteuerung sozial-ökologisch und marktwirtschaftlich sinnvoll ausgestaltet werden kann; selbstverständlich unter der Prämisse, den Ausbau einer zukunftsgerechten, Mobilität sichernden Infrastruktur zügig voranzutreiben. Allein die wohlgefällige Zustimmung gegenüber denen, die freitags für die Zukunft demonstrieren, oder der allzu bequeme Hinweis, die (fortschreitende) Technik werde uns ausreichend Mittel zwecks Klimaschutz an die Hand geben, sollte jedenfalls vergangenem Wunschdenken angehören, wenn wir Menschen nachhaltig noch „ein Bein auf diese unsere Erde bekommen“ wollen. Und ja, nicht zuletzt werden volkswirtschaftliche Begriffe und Ziele wie etwa Wohlstand und Wachstum definitiv neu definiert werden müssen; von dem Wort Artenvielfalt im Übrigen ganz zu schweigen. – Matthias Bartsch

 

Ist es, um Umweltprobleme besser in den Griff zu bekommen, nötig eine neue Steuer zu beschließen? Es gibt andere Lenkungsmöglichkeiten die einfacher zu realisieren sind. Eine gerechte Angleichung der Steuern auf Benzin, Diesel und Kerosin (wie auf europäischer Bühne bereits diskutiert) erfüllt alle Kriterien, um Schadstoffausstöße zu reduzieren. Die Verteuerung reduziert die Transporte per LKW und Billigfliegerei mit hohen Stickoxid- und CO2-Anteilen und es existieren bereits verwaltungstechnische Mechanismen durch die heutigen Steuereinnahmen. Die Verteuerung reduziert die ‚Lagerhaltung’ auf der Autobahn, unsägliche (Vieh-) Transporte quer durch Europa, kostenunrealistische Flüge für einen Witzbetrag und bringt endlich den umweltfreundlichen Bahntransport infrastrukturmäßig voran. Hier haben die Politiker eine sinnvolle Aufgabe eine europäische Regelung/Lösung zu beschließen. Wobei Sie sich gegen den starken Lobbyismus behaupten müssen und nicht wie häufig umfallen dürfen. – Dipl.-Ing. Lutz Küssner


 

Leserbriefe zu „Im Glashaus“ von Christian Staas

Im Artikel wird die Fünfprozentklausel bei Bundestagswahlen fälschlicherweise auf das Grundgesetz zurückgeführt. Im Grundgesetz ist aber nur die „allgemeine, unmittelbare, freie, gleiche und geheime Wahl“ vorgeschrieben. Die Ausgestaltung des Wahlrechts ist Sache des Bundestags, der darüber mit einfacher Mehrheit entscheidet; das Bundesverfassungsgericht kann gegebenenfalls, wie wiederholt geschehen, einen Verstoß gegen die im Grundgesetz formulierten Prinzipien feststellen. Eine auf die Gesamtzahl der Stimmen im Bundesgebiet bezogene Fünfprozentklausel gibt es erst seit 1953. Diese Regelung könnte jederzeit geändert werden, wobei eine Erhöhung angesichts der bisherigen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts vermutlich verfassungswidrig wäre. – Prof. Dr. Wilfried Nippel

 

Vielen Dank für Ihren Artikel über das Zustandekommen unseres Grundgesetzes. Nun hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen am 10.12.1948 die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verkündet. Die ersten Artikel des Grundgesetzes weisen auffällig viele Gemeinsamkeiten mit diesen Menschenrechten auf. Die Väter und Mütter des Grundgesetzes, die genau in dieser Zeit an der Formulierung des Grundgesetzes gearbeitet haben, dürften die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte gekannt haben. Inwieweit sind diese verkündeten Rechte ins Grundgesetz eingeflossen? Auf diesen Aspekt gehen Sie in Ihrem Artikel gar nicht ein. – Martin Hoheisel

 

In seinem Beitrag schreibt Christian Staas: „Aus der Bizone (1947) wird die Trizone (1948), …“ Dem steht die Feststellung von Wolfgang Benz entgegen: „Eine Trizone hat es nicht gegeben. An die Stelle der Bizone trat im September 1949 die Bundesrepublik.“ in: Theodor Eschenburg, Jahre der Besatzung 1945-1949 (Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Band 1, Stuttgart/Wiesbaden 1983, S. 515. – Reinhold Schrieck

 

Durch ihren Artikel zur Entstehung des Grundgesetzes ist mir eine Frage, die mich schon seit Jahren dazu umtreibt, wieder ins Bewusstsein gerückt. Wann darf das „wiedervereinigte“ deutsche Volk endlich über sein vorläufiges Grundgesetz abstimmen? Das wäre doch mal ein schöner Beitrag, um Ost und West etwas zu geben, auf das sie gemeinsam stolz sein könnten. Und dann würden sich die Ossis (zu denen ich mich, glücklicherweise, zu hundert Prozent zählen kann, nämlich im Osten geboren (1973), aufgewachsen und sozialisiert und noch immer im Osten lebend) ein wenig mehr dazugehörig und ihrer Lebensleistung anerkannt, fühlen! Das mit der Lebensleistung meine ich natürlich ironisch, denn in Wirklichkeit brauchen wir niemanden, der uns das Köpfchen streichelt uns sagt, wie toll wir unser Leben in der DDR – Diktatur gemeistert haben! – Steffen Piotrowski


 

Leserbriefe zu „Links und unverzagt“ von Matthias Krupa und zu „Rechts und herzlich“ von Ulrich Ladurner

Ihre Autoren werden sich nach der Europawahl korrigieren müssen. Europa lässt sich so wie sie bisher aufgestellt ist, nicht zusammenbringen. Ich komme gerade aus Singapur, das mittlerweile über 1500 deutsche Firmen angesiedelt hat. Durchgehend alle Unternehmer sind schwer enttäuscht von der Politik in Deutschland. Die Politiker in Singapur haben das schon vor 20 Jahren vorausgesagt, das Europa nur noch eine Randbemerkung Wert sein wird. Asien ist schon heute wirtschaftlich stärker als Europa. China und Amerika werden in Zukunft die großen Player sein. Wenn ich jetzt höre, was manche Politiker von sich geben, dann wird Deutschland bald gar nichts mehr bewegen können. – Gunter Knauer

 

Ordnung und Gestaltung der Weltpolitik befinden sich inzwischen auf dem niedrigsten Niveau seit rund 80 Jahren. Die internationale Währung, bestehend aus dem Respekt und der Achtung vor Freund und Nichtfreund, dem Willen zum Aufbau von Vertrauen durch Verlässlichkeit, hat massiv an Wert verloren. Die Gründe dafür liegen, wie immer, in der Zunahme nationaler Egoismen, im Rechtspopulismus und Rechtsradikalismus. Begünstigt werden sie freilich mitunter durch historische Ignoranz und Unwissenheit, gepaart zuweilen mit dem naiven Egoismus der Gegenwart. Die damit einhergehende Erosion der Demokratie indes hilft nur den Regierenden bzw. den Diktierenden. Auch unser gemeinsames Haus Europa, die Heimat der europäischen Idee und Werte, wird immer kleiner am globalen und geistigen Horizont. Dabei hat Europa trotz seiner Vielfalt wie kaum ein anderer Kontinent die außerordentliche Chance auf eine (weiterhin) friedvolle, demokratische und sozial-ökologisch ausgewogene Zukunft.

Die anstehende Europawahl bedeutet deshalb in der Tat eine durchaus schicksalsverhaftete Richtungsabstimmung. Denn all jene, die die Werte und die Relevanz der EU bis hierhin nicht verstanden haben, werden das notwendige Verständnis wohl kaum mehr aufbringen. Zudem macht natürlich die populistische Menge das illiberale Gift. Aus diesem Grunde: Demokraten aller EU-Länder, vereinigt Euch. Geht wählen, denkt dabei besonders an die jüngeren Menschen und schließt mit demokratischer Vernunft einen neuen europäischen Generationsvertrag. – Matthias Bartsch

 

Leserbriefe zu „Rechts und herzlich“ von Ulrich Ladurner

Die Bundesrepublik steht im Begriff, sich vor der ganzen EU lächerlich zu machen, indem sie für das wichtige Amt des EU-Kommissionspräsidenten allen Ernstes einen Mann vorschlägt, der in seiner ganzen politischen Karriere noch nie ein wirklich verantwortungsvolles Regierungsamt ausgeübt hat, und der obendrein Mitglied einer kleinen deutschen Regionalpartei ist, die sich der grossen Mehrheit der Bevölkerung noch nie zur Wahl gestellt hat. Man könnte auch sagen: Jetzt ist die CSU endgültig übergeschnappt ! – Dr. Eberhard Leppin

 

Wer vom Traumjob träumt, der soll ruhig so lange vom Traumjob träumen; denn die Traumblase könnte eher zerplatzen, als gedacht! – Riggi Schwarz

 

„Rechts und herzlich“ – richtig sympathisch kommt Manfred Weber in dem Artikel von Ulrich Ladurner herüber. Wahrscheinlich ist er das auch, und wohl nicht zuletzt deshalb wird über seinen Anfang 2018 gefallenen Ausspruch, wonach „die finale Lösung der Flüchtlingsfrage“ das „zentrale europäische Thema“ des Jahres sei, gnädig der Mantel des Vergessens gebreitet. Er hatte seine Wortwahl im Nachhinein bedauert. Aber sein damit direkt verbundenes Austeilen („absichtliche Missinterpretation“, „unredlich“) in die Richtung von Berichterstattern, die entsetzt waren über die klangliche Ähnlichkeit mit dem furchtbaren Begriff „Endlösung der Judenfrage“, deutet auf ein allzu leichtes Abtun und einen bedenklichen Mangel an nötiger Auseinandersetzung mit der Geschichte hin.
Der Begriff „Judenfrage“ trug schon vor der NS-Zeit zum Schüren des Antisemitismus bei, und dies auch in Verbindung mit der Aufnahme von Menschen, die auf der Flucht vor Pogromen in osteuropäischen Ländern waren (Eugen Dühring, „Die Judenfrage als Rassen-, Sitten- und Kulturfrage“, 1881, mit Vorschlägen zur Deportation und erster Einführung des Begriffs „endgültige Lösung der Judenfrage“; Theodor Fritsch, „Handbuch der Judenfrage“, 1907; Erich Bischoff, „Klarheit in der Ostjudenfrage“, 1916). Von den vielen, die über Jahrzehnte zur Verbreitung von Parolen wie „Endlösung der Judenfrage“ beitrugen, hatten wohl die wenigsten eine Vorstellung davon, welche Dynamik sie schließlich damit begünstigten, und wohin sie führen würde.
Wer heute eine große politische Verantwortung wahrnehmen will, hat nicht das Recht auf Ahnungslosigkeit über bestimmte Rhetorik. Aber auch jenseits von unakzeptabler Rhetorik hat die Vorstellung, dass die globalen Ursachen von Flucht und Migration und ihre Auswirkungen in Europa mit einer kernigen Sofortlösung aus der Welt zu schaffen seien, mit der Realität wenig zu tun. Eine echte Reflexion über seine Worte von der „finalen Lösung der Flüchtlingsfrage“ sollte die Öffentlichkeit Herrn Weber als Kandidaten für die Präsidentschaft der EU-Kommission nicht erlassen. – Heide Richter


 

Leserbriefe zu „Die Ohnmacht der Kapitalisten“ von Lisa Nienhaus

Die Debatte über potentielle Verstaatlichungen zeigt unerwartete Phobien. Man kann sehr gute Gründe haben, Verstaatlichungen von Unternehmen abzulehnen, aber man sollte doch nicht so tun, als seien sie grundsätzlich verfassungsfeindliches Teufelszeug. Lisa Nienhaus suggeriert das, wenn sie schreibt, eine Demokratisierung des Kapitals durch breite Streuung von Aktien in der Bevölkerung sei wünschenswert, da diese „rechtsstaatlich akkurat ohne Enteignung oder Vergellschaftung“ erfolgen könne. Enteignungen sind demnach also nicht rechtsstaatlich? Dann wäre das Grundgesetz selbst verfassungswidrig, denn es widmet Enteignungen einen eigenen Artikel innerhalb des Grundrechtekatalogs, den Artikel 15: „Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden.“ – Michael Serrer

 

Eine klarblickende, erfrischend realistische Analyse des Systems Aktiengesellschaft! Für das vom Begriff der sozialen Marktwirtschaft bestimmte bundesdeutsche Selbstbild kingt das Folgende beim ersten Lesen vielleicht bizarr: Tatsächlich ähnelt die Struktur der AGs, vielleicht unseres Wirtschaftssystems überhaupt, frappierend der Adelsgesellschaft, wie sie sich seit dem Hochmittelalter herausgebildet hat. Der Adel entwickelte, beschränkt nur durch die Wirtschaftkraft der von ihm beherrschten Ländereien, zahlreiche Methoden der maßlosen und von Erfolg unabhängigen Selbstbereicherung (Prämien und Abfindungen), der Repräsentation (Dienstwagen, Dresscode), der Distinktion von den unteren Ständen (abgeschottete Vorstandsetagen, Privatschulen für die Kinder), der wirtschaftlichen Abhängigkeiten (prekäre Beschäftigungsverhältnisse) und der politischen Einflussnahme (Lobbys) – letztlich gestützt auf ein Netzwerk von Gleichgestellten (Vorstände und Aufsichtsräte), die durch das Postulat der Unumstößlichkeit dieser vermeintlich göttlichen Ordnung (keine Experimente!) einander mit größerem Erfolg stützten, als jede linke „internationale Solidarität“ dies je ermöglichen könnte. Es wäre unrealistisch, wenn man allen damals Agiernden generell den guten Willen bei der Staatsführung absprechen würde, oder ihr Ethos, auch für das Gemeinwohl zu handeln. Noch unrealistischer wäre es jedoch, wenn man die Mitverantwortung an diesem Ausbeutungssystem allein Adel und Vorständen zuschreiben wollte. Denn die naive Bewunderung der angeblichen Eliten und ihrer Vermögen sowie die Gier der vielen, einen Zipfel des unverdienten Ansehens und des nicht selbst erarbeiteten Reichtums selbst zu erwischen, war bzw. ist eine nicht zu unterschätzende Stütze dieses Systems. – Norbert Becker

 

Es ist sicherlich richtig, Regeln aufzustellen, die bewirken, dass Unternehmen nicht zu Selbstbedienungsläden für Manager – und Aufsichtsräte, die selbst in anderen Unternehmen Manager sind oder vor ihrer Aufsichtsratstätigkeit Manager waren – werden, weil es keinen Großaktionär gibt, der ihnen Einhalt gebietet. Dass Großaktionäre wie Susanne Klatten und Stefan Quandt Milliarden kassieren, ohne dafür selbst etwas Nennenswertes zu leisten oder geleistet zu haben, finde ich allerdings auch nicht richtig. Es gibt mehrere Auswege: Man könnte Manager aus Aufsichtsräten verbannen; man könnte, wenn sich die Aktien vorwiegend in Streubesitz befinden, z. B. das Wirtschaftsministerium ermächtigen, treuhänderisch die Interessen der Kleinanleger zu vertreten; man könnte einen Staatsfond einrichten, der sich an Unternehmen beteiligt und Druck ausüben kann, sofern er genug Aktien des jeweiligen Unternehmens besitzt. Solange freilich selbst die Gewerkschaftsvertreter im Aufsichtsrat Gehaltsexzesse und unternehmerische Fehlentscheidungen ermöglichen und mittragen, kann man meines Erachtens den Managern kaum vorwerfen, dass sie ihre Position ausnutzen. – Dr. Ulrich Willmes


 

Leserbriefe zu „Links ist das neue Schwarz“ von Peter Dausend und Robert Pausch

In Ihrem Artikel Seite 4, 3. Spalte, 21. Zeile, schrieben Sie über Frau Kipping und ihre „Parteigenossen”. Ich nehme an, dass Sie in diesem Fall ihre Genossen gemeint haben. Gern gebe ich Ihnen einen kurzen Überblick zum Begriff „Parteigenosse”: Adolf Hitler prägte in seiner 1924 entstandenen Schrift „Mein Kampf” die Begriffe der „Volks- und Rassegenossen“, sowie des „rassen- und national- bewußten Volksgenossen“ als Gegenbegriff zu der Anrede „Genossin, Genosse“ in den sozialistischen Organisationen (z. B. SPD, KPD). „Parteigenosse” wurde so Gegenbegriff zu der Anrede in SPD und KPD und als Erkennungswort benutzt, z. B. in Schreiben an Behördenmitarbeiter, mit dem sich der Absender als NSDAP-Mitglied auf gesonderte Vorzugsbehandlung berief. Umgangssprachlich waren das die „Pgs“. Ende 1944 gab es fast 9 Millionen „Parteigenossen” Nach 1945 zur Entnazifizierung fanden sich aber nur noch erheblich weniger „Pgs”. Mit Persilscheinen ausgestattet und als Mitläufer eingestuft, verschwanden die „Parteigenossen” und verloren sich im Nichts. Sie tauchten dann Jahrzehnte später fälschlicherweise in Texten „geschichtsferner” Journalisten auf. Nachlesbar u. a. bei Wikipedia: „Parteigenosse”, Abwandlung des Wortes Genosse durch die NSDAP aber auch Duden, andere Nachschlagewerke und sonstige einschlägige Literatur. Und jetzt ganz neu, Matthias Heine in seinem Buch „Verbrannte Wörter”. Nicht nur ich finde, wir sollten mit der Verwendung von bestimmten Begriffen aus dem Wortschatz der Nationalsozialisten korrekt umgehen und nur jene „Parteigenosse” nennen, die es waren oder wieder gerne wären. Für eine kurze Stellungnahme wäre ich Ihnen dankbar. – Uwe Schoormann

 

Ich hätte der Zeit mehr Weitsicht zu getraut. Realismus statt Dogmatismus und Populismus. Die Grünen sind nicht fähig seriös und realistisch zu denken. Es fehlen schlicht weg die Persönlichkeiten. Der Klimawandel und Zuwanderungshype werden nur wegen Stimmenfang populistisch ausgeschlachtet. Der Rattenfänger von Hameln hat alle Schulschwänzer hinter sich . Crisis for Future. Die Medien treiben ein böses Spiel. 1933 ist ein Menetekel. Aber hinterher haben sie es alle nicht gewollt. Links und Rechtsextremismus sind gefährlich. – H.Oehmig

 

Es klingt etwas schief/unfair, jemanden zu tadeln, bloß weil er ausnahmsweise mal nicht so schlecht aussieht wie der durchschnittliche Bundespolitiker (könnte ich angesichts von Dausend noch als satirisch durchgehen lassen), aber der Zusatz „ein Bundesland regieren oder ein Ministerium führen“, das haut nicht mehr hin, denn sowohl Habeck als auch AKK führten Länderministerien, wenn ich das recht erinnere, sprich dann ist entweder AKK auch kanzleruntauglich aufgrund der Biografie oder beide sind tauglich. Und sowohl optisch als auch vom Beherrschen der Sprache fiele mir da die Wahl sehr leicht!!!! Ich weiß, es geht nicht um die CDU in dem Artikel, dennoch schimmert in der Gesamtkonstellation, die zur Wahl steht, eine Qualifikationsschieflage durch. – Eick


 

Leserbriefe zu „Hätte Kevin Kühnert besser geschwiegen, Herr Scholz?“ von Robert Pausch und Mark Schieritz

In der einen Ausgabe der ZEIT die Thesen von Kevin Kühnert, in der neuen ZEIT Olaf Scholz, der sich nun mit diesen auseinandersetzt. Offensichtlich finden Debatten in der ZEIT nur noch innerhalb des linken Spektrums statt. Daran ändern auch nichts die publizierten Meinungen der Vorstände, Aufsichtsräte und Verbandsvertreter …. also jene Stimmen, die ganz früher von einem Juso-Vorsitzenden Gerhard Schröder als Vertreter des „STAMOKAP“ bezeichnet wurden. Wo bleibt da die Position der vielen tausend ganz kleinen und mittelständischen Betriebe, die auf den staatlichen Schutz eines liberalen Ordungssystem („ORDO“) setzen und die der eigentliche Garant des wirtschaftlichen Erfolges der Bundesrepublik sind? Wahrscheinlich medial zu uninteressant und altmodisch……! – Hans Hardenberg

 

Was fūr eine Ūberheblichkeit, was fūr eine Aroganz! Herr Scholz ist ein politisches Ars*loch par exellance! – Tomek Walter


 

Leserbriefe zu „Der dritte Mann“ von Markus Sehl

Sie weisen in Ihrem Artikel auf zahlreiche Unklarheiten, Fragwürdigkeiten und Widersprüche im Fall des Attentäters Anis Amri hin. Mir ist von Anfang an die Geschichte von dessen Tod höchst zweifelhaft erschienen: Da wird angeblich in ganz Europa intensiv, aber erfolglos nach Amri gefahndet, und dann läuft er bei Nacht und Nebel in einem Vorort von Mailand einer Polizeistreife in die Arme, die sogleich eine Personenkontrolle durchführen will und ihn dann in Notwehr erschießt. In einem Fernsehkrimi würde man einen solchen „Zufall“ als höchst unglaubwürdig einstufen – in der Realität wurde dieser Ablauf trotz der Brisanz des Vorgangs offen- sichtlich von niemandem ernsthaft hinterfragt oder gar in Zweifel gezogen. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

In der Rubrik Recht und Unrecht wird im aktuellen Beitrag „Der dritte Mann“ leider wieder ein Attentäter namentlich und mit Bild präsentiert. In vorhergehenden Beiträgen der „Zeit“ wurde dies unter dem Aspekt einer möglichen Heroisierung kritisch diskutiert. Leider sind Sie hier nicht konsequent Ihrer Ankündigung gefolgt, dies zukünftig zu vermeiden. Die von Ihnen vertretene Meinung sollte weiterhin sein, „nicht dazu beizutragen, dass Mörder zu Helden stilisiert werden – und dass ihr Kalkül aufgeht: durch Grausamkeit berühmt werden.“ – D. Klüppel


 

Leserbriefe zu Gestrandet in… „Krefeld“ von Judith Luig

Ihr Kurzporträt über die immer noch schöne Stadt meiner Kindheit finde ich selbst nach dem globalisierten Niedergang der einst stolzen Samt- und Seidenmetropole am Niederrhein erschütternd oberflächlich. Selbst bei selbstverordnet nur zwei Stunden Aufenthalt der Autorin würden alternativ mindestens der vielbesuchte Krefelder Zoo, die wunderbaren Parks und Seen, die Ritterburg Linn und das international bekannte Eishockey-Zentrum an der Westparkstraße ebenso eine Erwähnung verdienen wie das Theater, an dem vor Jahrzehnten der große Ulrich Matthes seine große Schauspielerkarriere, wie jüngst als neuer Präsident der Deutschen Filmakademie begann. – Jochen Freihold

 

Leider vermisse ich in dem Artikel über die Stadt Krefeld die erforderliche Seriosität in der Berichterstattung, die ich sonst als Leser der ZEIT gewohnt bin. Oder war es Ziel, die Gegebenheiten des Ortes verbal so negativ aufzuladen? Krefeld ist wie manch andere kleine Großstadt seit Jahrzehnten von einem strukturellen ökonomischen Wandel ergriffen (Niedergang der Textilindustrie, der Stahlindustrie und angegliederter Branchen), der immer noch nicht kompensiert werden konnte. Die schwindende Kaufkraft spiegelt sich sicherlich in den Angeboten der Einkaufsregionen wider. Die kurz bemessene Aufenthaltsdauer des Autors ließ es dann aber wohl nicht zu, neben den „heruntergerockten“ Teilen der Einkaufsstraßen auch solche zu durchqueren, die ein hochwertiges Angebot aufweisen. Bei sorgfältigerer Recherche wäre es dem Autor auch sicherlich nicht entgangen, dass die Konditorei Heinemann auf der ersten Etage sehr wohl über ein großzügiges Sitzplatzangebot verfügt, wo die „Dame von Welt den ganzen Tag herumsitzen“ könnte.

Die Seiden- und Krawattenindustrie geht übrigens im Wesentlichen auf die mennonitischen geschäftstüchtigen Glaubensflüchtlinge in die Stadt Krefeld zurück, die hier im 17. 18. und 19. Jahrhundert eine neue Heimat fanden. Eine größere Zahl jüdischer Händler findet sich erst später, als der Reichtum der Stadt durch die Seiden- und Samtindustrie schon etabliert war. Ach ja, eine Weltstadt war Krefeld nie, wohl eine sehr wohlhabende Stadt. – Dr. Horst Obdenbusch


 

Leserbriefe zu „Glück. Was ist das, Ágnes Heller?“ von Elisabeth von Thadden

Um alt zu werden, muss man jung bleiben. Wer verkörperte diese Erkenntnis besser als die wunderbare Lady, deren belebende Weisheit weit über den bloßen Komparativ ihres Nachnamens hinausreicht? Durch diese Begegnung, die den europäischen Geist so überzeugend beschwört und so vieles zum Guten anstößt, fühle ich mich beschenkt und bereichert. Möge Àgnes Heller sich noch lange an ihren 90. Geburtstag erinnern, und an eine Europawahl 2019, die in ihrem Sinn glücklicher ausfiel als erwartet. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Keiner sieht nach Asien. Die Philosophen könnten viel dazu lernen. Insofern kann ich mit der europäischen Philosophie wenig anfangen. Mit Ausnahme von Peter Sloterdijk und vielleicht einigen anderen. Sie gibt es, nur Deutschland will nichts von denen wissen. Das zeigt deutlich ihr Beitrag über die ungarische Philosophin Ágnes Hiller. Mein zweites Leben erlebe ich in Asien. Die haben längst erkannt, daß die europäische Philosophie vom Kommunismus durchdrungen ist. Ich habe mich damit nie anfreunden können, obwohl ich kein Philosoph bin. Vielleicht gerade deswegen. Es braucht nur einen gesunden Menschenverstand, der scheint bei vielen Philosophen unterentwickelt zu sein. Singapur ist eines der reichsten Länder auf unserem Kontinent Die Armut ist dort völlig fremd. Die Demokratie wird unter Kontrolle gehalten. Wer kriminell wird, erwarten hohe Strafen. Selbst wenn sie Unrat auf die Straße werfen, erwarten sie hohe Geldstrafen. In Deutschland undenkbar. Gern spricht die Politik in Deutschland von Freiheit. Die es lange schon nicht mehr gibt. Frei bin ich nur in Singapur. Und das ist das Paradies. Europa wird die Menschen auch nicht zusammenführen; sagen die Asiaten. Die Flüchtlingspolitik war die Krönung. Wenn der Nationalstaat zum Gelände wird und so zur Gegend heruntergestuft wird, dann sind die Demokratie und der Rechtsstaat am Ende. So sagen das die Singapurer. Da steckt für mich viel Weisheit drin. „Wer zu viel Demokratie verlangt wird eines Tages ins Koma fallen“. Das ist bei jeder zu hohen Dosis so. – Gunter Knauer


 

Leserbriefe zu „»Er wirkte wie ein offenes Buch«“ von Evelyn Finger

Das Interview zeigt, dass es doch ziemlich anspruchsvoll zu sein scheint, den Menschen Joseph Ratzinger zu erfassen. Etwas verwundert bin ich, dass Christoph Röhl, über dessen theologisch wissenschaftliche Qualifikation mir nichts bekannt ist, den Glauben von Joseph Ratzinger als heilen Kinderglauben charakterisiert und damit als kindisch und letztlich als unreflektiert qualifiziert. So manches fällt Röhl ein, was sein Glaube für Ratzinger bedeute; aber der für Ratzinger entscheidende Begriff „Vernunft“ kommt Röhl nicht in den Sinn. Warum musste ich unwillkürlich an „La coche et la mouche“ von Jean de la Fontaine denken? – Dr. Wolfgang Simon

 

Der Zustand der katholischen Kirche ist ein besonders schwieriger Fall. Ratzinger wird jetzt für die abartigen Missetaten herangezogen. Oder irre ich mich! Ratzigers Feinde, die 68er, sind auch meine. Röhl hat eine eigene Vorstellung von Politik, wie alle 68er. Die sehen alle die Welt anders als die Mehrheit der Erdenbewohner. Die große, weite Welt hat längst unseren Staat den Einfluss entzogen. Ihre Autorin Evelyn Finger hat andere Erfahrungen mit den Klerikern gemacht, die auch meine sind. Zwar spät, aber immer noch besser als gar nicht. Ratziger hätte lieber schweigen sollen. Die 68er müssten seine Freunde sein. Die Grünen, die fast nur aus der 68er Generation stammen, wollte in den 90er Jahren ernsthaft Sex mit Kindern erlauben. Die haben das später als Unsinn erklärt. Aber immerhin. – Gunter Knauer


 

Leserbriefe zu „Vorglühen der Demokraten“ von Kerstin Kohlenberg

Kann man South Bend, wo Peter Buttigieg seit 2012 Bürgermeister ist, mit mehr als 101.000 Einwohnern eine „Kleinstadt“ nennen? Übrigens: South Bend und nicht South Bent. – Jürgen Thiede

 

Vorschlag zur Güte: Trump sollte sich an unsere Bundeskanzlerin orientieren. Alles bejahen was die Widersacher sagen. Ich finde das gut was gesagt wird. Oder ich werde das unterstützen. Das reicht für sie um weiter zu regieren. Sie zieht trotzdem ihr Ding durch. Und zieht weiter von Land zu Land. Was dabei herauskommt weiß kein Mensch. Das ist ihr Regierungsstil. Das hatten wir bisher noch nicht. Trump sollte sich einen ähnlichen Regierungsstil angewöhnen. – Gunter Knauer


 

Leserbrief zur Fotokolumne „WER BIST DU?“ von Florian Jaenicke im ZEIT Magazin

Jede Woche in diesem Jahr bin ich nun immer wieder erneut zutiefst gerührt von Ihren schönen Bildern Ihres wunderhübschen Sohnes Friedrich. Ich danke Ihnen, dass Sie uns Einblick in Ihre Welt mit Friedrich geben. Ich bin Mutter von vier gesunden, noch recht kleinen Kindern, und halte jeden Donnerstag mit Hochachtung vor Ihrer und den Leistungen Ihrer Frau inne. Ich wünsche Ihnen, Ihrer Frau und Friedrich von Herzen alles Gute. – Johanna v. Wichelhaus


 

Leserbrief zu „Über Schlechtes, das wiederkommt. Und über den Leonberger“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ich geniesse Ihre wöchentliche Kolumne sehr, das erste was ich lese. Bitte bleiben Sie dran, auch wenn es Ihnen zuweilen schwer fallen mag (was ja heute nicht verwunderlich ist). Bleiben Sie sich treu. – Markus Rupp


 

Leserbrief zu „Enteignungen in Deutschland? Das sagen die Unternehmer“ von Jürgen Heraeus et al.

Kapitalismus, Enteignung, Kollektivierung, Vergesellschaftung, Sozialismus, Allgemeinwohl, Soziale Gerechtigkeit etc. sind in ihrer idealtypischen Überbeanspruchung sämtlich Totschlagbegriffe . Solche „Bedeutungshuber“ bedürfen sämtlich einer präzisen Konkretisierung. Wer z.Bsp. mit dem Begriff °Kapitalismus° hantiert, sollte besser von Marktwirtschaft sprechen. Viele, als unsozial empfundenen, Eigentümlichkeiten der Marktwirtschaft hängen mit dem Charakter einer jeden Geldwirtschaft zusammen. Den Popanz Kapitalismus aufzubauen , führt zu keinem Erkenntnisgewinn darüber, welche Seiten einer ausufernden Geld-und Marktwirtschaft rechtlicher Normierung bedürfen. Sowohl das Allgemeinwohl wie die soziale Gerechtigkeit müssen jeweils in einem konkreten politischen Zusammenhang definiert werden. Was die Chefin der Trumpf-Gruppe Nicole Leibinger-Kammüller sagt, trifft den Kern der Sache “ . Der soziale Zusammenhalt wird nicht durch das Eigentum per se aufs Spiel gesetzt , sondern durch den unredlichen Umgang mit Eigentum, ein Umgang, der nicht am Gemeinwohl orientiert ist. – Sigurd Schmidt


 

Leserbrief zu „Nennt es nicht Ehrenmord“ von Can Dündar

Nennt es Intoleranzmord!
Im Kino läuft der Film Nur eine Frau an, der die Ermordung der jungen Türkin Hatun Sürücü zum Gegenstand hat. Can Dündar beschreibt (DIE ZEIT 20/2019, Seite 51), aus welcher Mischung von patriarchalischer Gesinnung, rückständiger Stammesordnung, religiösem Moralverständnis und feudaler Gesellschaftsstruktur der Wille zu solchen Verbrechen erwächst. Er überschreibt seinen Artikel: „Nennt es nicht Ehrenmord“. Im Text schreibt er: „Ob das Motiv nun Ehre oder Sitte ist, es ist Mord.“ Er hat anscheinend, wie auch die Journalisten aller anderen Medien, noch nicht das richtige Wort gefunden. Man muss es nennen: Intoleranzmord. Das Problem ist nicht die Sitte. Zur freien Entfaltung der Persönlichkeit gehört, dass man beliebige Sitten üben darf. Das Problem ist die Intoleranz. Der Intoleranz ist es egal, was die Sitte verlangt, sie straft das abweichende Verhalten. Zum Problem wird die Sitte nur, wenn die Intoleranz als ihr Wesensbestandteil betrachtet wird.

Zutreffend beschreibt Dündar, das auch die Männer ein Opfer dieser Sitte sind, sie liegen zwar nicht im Grab, sitzen aber als Mörder im Gefängnis. Dündar kritisiert das türkische Strafgesetzbuch und eine Geisteshaltung, die die Männer der Familie für die „Ehre“ der Frauen zuständig macht. In diesem Zusammenhang ist übrigens eine Äußerung des türkischen Präsidenten Erdogan heftig zu kritisieren, der bei seiner Rede im Mai 2010 in Köln zu seinen Landsleuten sagte: „Niemand kann von Ihnen erwarten, Assimilation zu tolerieren. … Denn Assimilation ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.“ Wie bitte? Wenn ein Familienmitglied einer Einwandererfamilie sich in Deutschland assimilieren möchte, dann braucht das von seiner Familie nicht toleriert zu werden? Hallo Herr Erdogan, die Assimilation ist eine Option wie man seine Persönlichkeit frei entfalten kann, und ich bin heilfroh, dass dies eines der höchsten Güter unserer Gesellschaftsordnung ist. Bitte erklären Sie einmal genauer, in welcher Form ihre Landsleute Assimilierung von Familienmitgliedern unterbinden dürfen. Wägen Sie Ihre Worte gut ab, sonst zeige ich Sie wegen Anstiftung zum Mord an. – Roland Fischer


 

Leserbrief zu „Die USA steigern den Druck auf den Iran – verspricht das Erfolg?“

Kinder bekommen vielleicht eins auf die Finger, wenn sie beim Zündeln erwischt werden, alte verbohrte Männer aber nicht! – Klaus P. Jaworek


 

Leserbrief zu „Frag doch den Therapeuten: Hat er ihren Ruf beschädigt?“ von Wolfgang Schmidbauer

Ihr Dossier über die Masernschutzimpfung hat mich sehr beeindruckt. Um so erstaunter bin ich über Herrn Schmidbauers lockeren Vorschlag zur Einzelfallentscheidung bei Durchfall im Kindergarten. In der Stadt und Städteregion Aachen, in der ich als Erzieherin arbeite, gibt es eine Hygieneschutzverordnung, die besagt, dass an Durchfall erkrankte Kinder erst 48 Stunden nach dem Vorfall wieder in die Kita dürfen. „Joachim“ würde sich also die Augen reiben – 48!!! Stunden. Dies dient nicht nur dem Ansteckungsschutz für die anderen Kinder, ihre Familien und das Personal. Es soll auch verhindern, dass Einzelne Keime in Umlauf bringen, die eine Kettenreaktion der Mangelbetreuung wg. fehlendem kranken Personal bewirkt und so auch die gesunden Kinder und ErzieherInnen unter Stress setzt. Gerne würde ich hören, was andere ELTERN sagen, wenn „Joachim“ sie anfragt, sein potentiell noch infektiöses Kind in ihrer Familie zu betreuen. In einer öffentlichen Einrichtung gelten verständlicher Weise die rechtlichen Vorgaben, „Einzelfälle“ sollte es da nicht geben. Die betreffende Erzieherin hat sich also völlig korrekt verhalten. Wie alle Eltern hat „Joachim“ zugesicherte Zeiten zur Betreuung seines kranken Kinde. Als Gesellschaft tun wir gut daran, den Kindern auch ein Recht auf die Zeit ihrer Eltern zu lassen. Umso größer vielleicht die Freude, wenn diese wieder gesund in die Einrichtung gehen können, – bei allen Betroffenen. – Gertrud Emmerich


 

Leserbrief zu „Imam Gesucht“ von Arnfrid Schenk

Warum es nicht klappt, für deutsche Moscheen hier ausgebildete Imame zu finden? Alle im Artikel erwähnten Lösungsvorschläge und Statements dazu gehen am Kern des Problems vorbei. Die Frage muss lauten: Wie kann man heute Anliegen und Botschaft von Religionen verstehen? Und zwar nicht im Sinne einer einzuhaltenden Liste von Glaubens- und Verhaltensvorstellungen, sondern als offenes Modell zum Vorteil aller, die sich direkt oder indirekt darauf einlassen. Es geht um den Versuch, dem Sinn des Religiösen gerecht zu werden, ohne dabei in standardisierten Mustern zu landen. Das würde dem ursprünglichen Sinn der Religionen nämlich widersprechen, da sie versuchten das Unbegreifliche der Wirklichkeit – einschließlich unseres eigenen Lebens – zu etwas Begreiflichem und damit Verfügbarem und Kontrolierbarem zu machen. Man nennt das Totalitarismus.

Solange die islamische Theologie die grundsätzliche Frage nach dem offenen Wesen des Religiösen nicht zu ihrem zentralen Anliegen macht, bleiben nur statistische Einordnungen sekundärer Effekte übrig. Die Frage, ob man dann den Islam überhaupt pauschal als Religion bezeichnen kann, oder man nicht besser von einem Gesellschaftsmodell nach antikem Muster sprechen sollte, muss noch beantwortet werden. Bis dahin finde ich jedenfalls die sich weitgehend säkular orientierenden Muslime glaubwürdiger als die Frömmler, die meinen, bereits im Besitz einer unverrückbaren Wahrheit zu sein. Solange der Islam von deren Protagonisten als geschlossenes Welterklärungsmodell dargestellt wird, bleibt das Tor zu vorurteilsfreier Wissenschaft und davon ausgehenden Impulsen für nützliche gesellschaftliche Entwicklungen wie Integration und Erfahrungsaustausch geschlossen. Für Imame bliebe dann nur noch die Funktion als Lautsprecher von Vorgaben, die anderswo beschlossen worden sind. Resultat: Verharren in Passivität, Ablehnung von Verantwortung. Und das bringt niemanden auf seinem Weg weiter – weder zu sich selbst, noch, wenn man so will, zu Gott. – Christoph Müller-Luckwald


 

Leserbrief zu „Es ist ein Junge!“ von GRN

Ein (Brexit) Kindlein ist uns geboren worden! Menschen kommen auf die Welt, und Menschen verlassen der Welt, das ist eben der Lauf der Dinge; meist ohne großen (Gelb)Presserummel! „Baby Sussex“ trägt den Namen Archie Harrison Mountbatten-Windsor! – Klaus P. Jaworek


 

Leserbrief zu „Kli|ma|flücht|ling, der„ von Fabian Franke

Endlich mal wieder ein exzellenter Artikel in der Rubrik Wissen – sachlich, gründlich, objektiv und nicht zu lange. Mehr davon, bitte! – Peter Breuninger


 

Leserbrief zu „Streit um die E-Roller“ von Marcus Rohwetter

Diese Angst, die dürfte gänzlich unbegründet sein. Die E-Scooter werden wohl sicherheitshalber, einfach neben den E-Bikes, ziemlich narrenfest und narrensicher, auf den Autodächern von SUV & Co., installiert werden, und aus Sicherheitsgründen auch dort für alle Zeiten stehen bleiben. – Riggi Schwarz


 

Leserbrief zu »Du kannst damit zaubern« von Christoph Dallach

Ihr Autor hat nur wenig von George Benson erfahren. Er war für mich und auch für andere ein Jahrhundert Musiker. Er hat technisch alles aus der Gitarre herausgeholt. Seine rhythmische Intensität war phänomenal. Miles Davis hat nur gestaunt als er ihn hörte. Barney Kessel scherzte: Ich glaube, ich muß das Gitarrespielen aufgeben. Und er war schon kein schlechter. Das ganze Können war aber nur im Jazz zu hören. Er hat später den Jazz verlassen um in der Popmusik endlich Geld zu verdienen. Was ihm viele Jazzer verübelt haben. Als Jazzer konnte man nicht einmal eine Familie ernähren. Heute ist das etwas besser geworden. Benson ist zwischenzeitlich einer der reichsten Jazzer geworden – wenn nicht gar der Reichste. Die Filmmusiken, die er geschrieben hat, waren besonders lukrativ. Die Bemerkung ihres Autors über Trump war fehl am Platze. Der Mann macht für sein Land Politik, was man von unserer Bundeskanzlerin nicht sagen kann. Ein Trump wäre für unseren Staat bitter nötig. – Gunter Knauer


 

Leserbrief zu „Eine schwierige Beziehungskiste“ von Hanno Rauterberg

Diese Kunst vergleiche ich mit Bitcoins. Nur eine Idee ohne Substanz! Das digitale Zeitalter macht’s möglich. – Gunter Knauer


 

Leserbrief zu „Europa ist Zaungast“ von Ulrich Ladurner

Zur Graphik: Wessen Europa ist denn das? Die Schweiz ein Loch, Norwegen abgesoffen…den Rest möchte ich gar nicht wissen! Ansonsten finde ich die ZEIT nach wie vor erquickend. – Werner Peter


 

Leserbrief zu „Vom Telegramm zum Tweet“ von Peter Neumann

Ist das alles, was Ihnen zum Fontane-Jahr einfällt, oder kommt da noch was? Mag Steinmeiers Vergleich auch noch so schief sein, es ist immerhin eine dilettantische, vielleicht auch ernst gemeinte Reverenz an Fontane. –Martina Winter


 

Leserbrief zu „Richtig beschweren“ von Nadine Oberhuber

Beruht Ihre Angabe, die in der Tat in 10 Jahren wie Pilze aus dem Boden gesprossenen Schlichtungsstellen hülfen „schnell“ (Spalte 2 unter 4.), auf irgend etwas anderem als Marketing-Broschüren dieser Stellen? Meiner (freilich begrenzten) Erfahrung nach könnte man in der Bearbeitungszeit z. B. der SÖP für einen simplen Flugausfall, den die Luftfahrtgesellschaft mit der üblichen „höheren Gewalt“ wegreden will (obwohl sie lediglich die Kosten für die Maschinenwartung radikal gesenkt hat), völlig bequem einen Amtsgerichtsprozess von Klageeinreichung bis Urteil führen. Und seltsamerweise ist die Quote von Zusprüchen bei Amtsgerichten deutlich höher als die, z. B., des „Versicherungs-Ombudsmannes“ bei gleicher sich stellender Rechtsfrage. Aber wenn Sie belastbare Zahlen zu Laufzeiten und Ergebnissen recherchiert haben, würde ich mich freuen, davon in zumindest etwas mehr Detail zu hören. Vielleicht ist ja mein Eindruck nicht-representätiv schlecht. – Dr. Christian Naundorf


 

Leserbrief zu „WIE ES WIRKLICH IST … Haifische zu angeln“ von Ralph J. Kloos

Was mag Herrn Stark motiviert haben, die postpubertäre Selbstdarstellung eines Haifischanglers als lesenswert zu erachten. Vielleicht die Wandlung vom provozierten ‚Weichei‘ zum Pappmaché-Macho, der mannhaft dem bösen Raubtier einen Haken in die Kiemen rammt, um es von seinem Leiden zu erlösen. Jedenfalls weiß der 53-jährige Hopbbyangler heute immer noch nicht, ob er ’noch mal mit an Bord gehen würde‘. Für mich: einfach abstoßend! Falls es denn wirklich so sehr an interessanteren Ideen mangelt, wie wär’s mit dem Beitrag eines Karl May-Zeitzeugen: Wie es wirklich ist … einen Grizzly zu vergewaltigen.Günter Wilbert


 

Leserbrief zu „Geht doch nach Pakistan“ von Jan Ross

In ihrer aktuellen Ausgabe heisst es in dem Artikel von Jan Ross peinlicherweise:“Eines haben daher alle buhmänner der der BJP gemeinsam: Sie sind Muslime.“ Muss ja wohl heissen: Hindus. Wie viele Leser haben sie darauf schon aufmerksam gemacht? – Jörg Isenberg


 

Leserbrief zu „Ihre Lieblingskolumne“ und zu „Platz da!“, beides von Marcus Rohwetter

Vielen Dank für Ihre wunderbare „Quengelzone“, über die ich mich, wie fast immer, köstlich amüsiert habe. Ich kann Ihnen aber trotz des Titels versichern: Es gibt viele gute Kolumnen in der ZEIT und anderswo, aber Ihre ist wirklich – da mir seit vielen Jahren ans Herz gewachsen – meine „Lieblingskolumne“. Der andere Artikel ist auch toll! Gestolpert bin ich allerdings über einen Satz. Sie schreiben: „Seit Jahren steigt die Zahl der Menschen, die in der Großstadt oder einer Metropolregion wohnen möchten.“ Mit dem „Möchten“ bin ich nicht ganz glücklich. Viele Menschen möchten gar nicht unbedingt in die Großstadt, finden aber bei sich zu Hause auf dem Lande keinen (adäquaten) Arbeitsplatz oder nur einen schlecht bezahlten, wo dann schnell die erforderliche Dachdeckung des ererbten Häuschens zum Problem wird, weil dafür nicht genügend Resourcen gebildet werden konnten. Wirtschaftliche, verkehrstechnische und soziale Infrastruktur sind auf dem Lande extrem schlecht.

Ich selbst habe als gebürtige Berlinerin, aber am Stadtrand Sozialisierte (mit dem unendlichen Horizont direkt vor der Haustür, da unmittelbarer Ausblick auf die Gersten-, Rüben- und Kürbisfelder der Mark Brandenburg) lange für meine alten Tage nach einem Häuschen dort gesucht. Bin aber inzwischen davon abgekommen: Man wird i.d.R. mit zunehmendem Alter nicht gesünder – die ärztliche Versorgung ist prekär. Nach systematischer Ausdünnung der Verkehrsinfrastruktur sind viele notwendige Orte (Ärzte, Supermärkte, Banken, Orte sozialer Aktivitäten etc.) ohne Auto extrem schwer zu erreichen. Ein kleines Auto könnte ich mir leisten, nur gibt es Situationen, in denen es, obwohl extrem gebraucht, gar nicht benutzt werden kann: Bestimmte orthopädische Probleme, internistische Erkrankungen (hohes Fieber) u. ä. Wir in den großen Städten werden jetzt heimgesucht von der jahrelangen systematischen Vernachlässigung der ländlichen Gebiete in wirklich jedem nur denkbaren Aspekt. – Dr. Sabrina Hausdörfer