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22. August 2019 – Ausgabe 35

 

Leserbriefe zu „Partei der Angst“ von Bernd Ulrich

Eine gute Analyse! Doch wenn der SPD eine Figur wie Willy Brandt fehlt und richtigerweise nur eine solche die Partei wieder bedeutend machen kann, dann ist es eben vorbei mit der Partei. Ähnlich wie bei der FDP, wenn nicht klar ist wofür eine Partei steht und sich in der Partei keiner traut wirklich für etwas einzustehen und damit auch die Menschen erreicht, dann dümpelt so eine Partei eben vor sich hin.

Dann ist auch Sentimentalität vor der ältesten Partei nicht angebracht, denn die führt zu nichts. Ade SPD. Vielleicht findet sich ja eine Partei, die wirklich wieder für soziale Gerechtigkeit steht und mehr Demokratie und Programm wagt… – Wolfgang Michel

 

Da hat ihr Bernd Ulrich einen Artikel rausgehauen. Kann es nicht auch sein, daß ihre Angst darin besteht, daß sie aus der Regierung geworfen wird, dank Merkel ist es noch nicht dazu gekommen. So billig kommt sie nicht wieder in die Verantwortung. Die CDU lässt sie das fast täglich spüren. Aller Wahrscheinlichkeit wird es bei der kommenden Wahl aber dazu kommen. Ihr Wortwahl scheint grenzenlos zu sein. Die „unanbellbare Person“ namens Merkel, ist so eine Wortschöpfung, die in den Duden gehört. Für mich ist es eine reine Personenfrage warum die SPD den Anschluß verpasst hat. Sie hat schlicht und einfach die Jugend vernachlässigt. Die Partei der Grünen haben das besser verstanden. Eine Partei, die in NRW die Lehranstalten gegen die Wand gefahren haben. Für ein SPD-Land soll das schon was heißen. Die Abwahl war besonders ihrer Schulpolitik geschuldet. Als Dank dafür, haben die verdummten Schüler die Grünen gewählt. Die fühlten sich ganz wohl unter den Grünen Lehrerinnen, die sympathisieren fast ausschließlich mit der Grünen Partei. Darüber habe ich nie etwas von ihrem Autor gelesen. Deswegen hat diese Partei bei mir bis ans Lebensende verschissen. Die haben die Zukunft unseres Landes auf’s Spiel gesetzt. Die jetzige konservative Regierung braucht, um das wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, mindestens zwei Legislaturperioden. – Gunter Knauer

 

Ad 1) An Ihrem Artikel über einen äußerst desaströsen Zustand der SPD ist ein einziges Wort richtig, Traumata. Τραῦμα ist griechischen Ursprungs und bedeutet Leck, Niederlage, Schaden, Verlust, Wunde. Wenn Sie in dem Zusammenhang der SPD als einer tiefes Leck geschlagenen, gewaltige Niederlagen erlebenden, großen Schaden erleidenden, schwere Verluste hinnehmenden und tiefe Wunden verkraftenden Partei sprechen, sollten Sie nicht verschweigen, dass der einzige Mensch, der diese fünf zu jeweiligem Untergang führenden Untaten seiner Partei zugefügt hat, Schröder ist.

Ad 2) Schröder hat in verbrecherischer Weise seine eigene Partei, die SPD, in Tateinheit mit Müntefering und Steinmeier, zerstört, indem jener ein Gesetz einbrachte, Hartz IV, das, benannt nach einem gerichtlich der Untreue und der Begünstigung überführten Täter, erstens verfassungsillegitim, zweitens sozialpolitisch illegal und drittens parteipolitisch ruinös ist. Es ist verfassungsillegitim, weil es den allgemeinen Verfassungsgrundsatz der Gleichheit menschlicher Lebensbedingungen außer Kraft setzt, indem es erst eine zehn bis fünfzehn Millionen Menschen umfassende gesellschaftliche Aussonderungs-Gruppe erschafft, die unfähig bleibt, sich ihr Leben in Würde und Achtung vor sich selbst erhalten zu können, insofern deren gesellschaftlich Ausgesonderten sich zu einem Preis verdingen müssen, der weit unterhalb ihrer allgemein anerkannten Menschenrechte liegt, es ist sozialpolitisch illegal, weil es erst einen zweiten gleichdominierenden Arbeitsmarkt erschafft, der lohnpolitisch in illegaler Weise parallel zu dem ersten besteht, ohne jedoch dessen Gesetzen zu unterliegen, und es ist, das ist politisch als das Schlimmste und Verheerendste anzusehen, parteipolitisch äußerst ruinös, da das derzeitige politische Gefüge Deutschlands ausschließlich parteistaatlich strukturiert und organisiert ist, ein Umstand, der, wie ihn bereits Maurice Duverger beschrieben hat (Der Wähler, die Hauptperson in der Demokratie. Fünf Aufsätze. Hrsg. v. Maurice Duverger. Heidelberg 1947. 74 S. – Die politischen Parteien und die Demokratie. Heidelberg 1947. 274 S. – Die politischen Parteien. Hrsg. u. übers. v. Siegfried Landshut. Tübingen 1959. XVIII, 440 S.) einen vorausveranschlagten demokratisch bestimmten Parlamentarismus gänzlich ad absurdum führt, denn nicht das Parlament entscheidet, sondern das als parteistaatlich organisierte Gefüge der BRD, die, durch Kohl, der erst die namenlose Physikerin, die sodann die CDU zerstört hat, ermöglicht hat, zudem in widerrechtlicher Weise das staatsparteilich organisierte Gefüge der DDR vereinnahmt hat, und damit eine vierzigjährige Aufbauleistung der kommunistischen DDR zunichte gemacht hat.

Ad 3) Dieses sollten Sie bedenken, wenn Ihr nichtsnutziges Geschwätz über den Zustand der SPD überhaupt einen Sinn ergeben soll. Schröder alleine hat, wie die namenlose Physikerin die CDU (und die FDP) zerstört hat, die SPD zerstört. Wie krank ist Ihr nichtsnutziges Geschwätz über „eine große, stolze Partei“, die kollabiert sei. Sie konnte nicht kollabieren, da Schröder sie bereits zerstört hat. Sie ist bereits untergegangen, jeder Wiederbelebungsversuch bleibt zwecklos, wie soll, außer kraft eines Wunders, einer bereits verwesten Leiche neues Leben einghaucht werden? Beide Parteien, SPD und CDU zeigen sich von ihren jeweiligen Parteivorsitzenden zerstört, ein Umstand, der in das Bild einer reflexiven Moderne hineinzupassen scheint, da dieser die Kraft fehlt, über etwas anderes als über sich selbst nachzudenken.

Ad 4) SPD und CDU herstammen, die CDU über Umwege, aus den Weltanschaungs-Kämpfen des 19. Jahrhunderts, das erst Sozialismus und Konservativismus als weltanschauliche, nicht als politische Parteien, hervorgebracht hat. Ebenso entstammte der weltanschauliche, nicht politische, Liberalismus dem 19. Jahrhundert. Erst der weltanschauliche Romantizismus von Bündnis 90/Die Grünen ist eine Frucht des 20. Jahrhunderts, aus diesem Grunde jene Partei politisch belanglos bleibt. Der als linksextrem einzustufende Kommunismus von Die Linke und der als rechtsextrem einzustufende Nationalsozialismus der AfD, beide Partei-Gruppierungen müssen als verfassungsillegitim betrachtet werden, sie sollten deshalb streng verboten werden, bilden apolitische Bekundungen, die längst obsolet geworden sind. Was bleibt, ist die alle Wertschätzung findende Neugründung der FDP (Neubegründung eines weltanschaulichen, nicht politischen, Liberalismus), die zuvor durch die namenlose Physikerin in einen internen Zerstörungs-Prozess hineingedrängt wurde, weil diesem durch ihre willenlose Führung kein namhafter Widerstand entgegengesetzt werden konnte, ist das grausame Zerstörungswerk Schröders und der namenlosen Physikerin, die, aus unterschiedlichen Gründen, ihre eigenen Parteien zerstört haben, ist der politisch, nicht weltanschaulich, belanglose Romantizismus von Bündnis 90/Die Grünen, sind die beiden links- und rechtsextremen verfassungsillegitimen Gruppierungen von Die Linke und AfD, deren hilfloses Agieren man belächeln oder verabscheuen kann.

Ad 5) Es sei noch einmal in aller wünschenswerten Deutlichkeit gesagt, das ruinöse Verhalten Schröders ist aus demjenigen nicht als staatspolitisch verbrecherisch zu deklarieren, weil es die SPD als Partei zerstört hat, vielmehr ist es aus demjenigen Grunde als in schlimmster Weise staatspolitisch verbrecherisch zu deklarieren, weil es die parteistaatliche Struktur Deutschlands zerstört und aufgelöst hat. Wie, allerdings aus anderen Gründen, die namenlose Physikerin, die Deutschland in den Abgrund getrieben hat, ihre eigene Partei, die CDU, zerstört hat, so hat Schröder seine eigene Partei, die SPD, für immer zerstört.

Ad 6) Alles dieses wäre aber gar nicht der Rede wert, wenn es männlichem Mut, ich sage ausdrücklich, männlichem Mut gelänge, denn, wie der große und bedeutende österreichische Dichter Johann Aloys Blumauer sagt, „nur Weiber zittern in Gefahr“, die konservativ bürgerliche CDU und die sozialistisch lohnarbeiterkonforme SPD neu als politische Parteien zu gründen. Diese hätten sodann einen gänzlich obsolet gewordenen Liberalismus und einen verträumten politisch nichtssagenden Romantizismus auszuhalten. – Ein/e Leser/in

 

Beim Lesen des Artikels viel mir auf, wie klarsichtig und wortgewandt er formuliert war. Mein Verdacht bestätigte sich schnell, Sie sind der Autor. Nur ganz am Ende werden Sie vage. Meiner Einschätzung nach braucht die SPD beim neuen Führungsduo mehr als Charisma und mutige Sprache. Sie muss auf eine zivilgesellschaftliche Entwicklung wetten, die es bislang nicht gibt. Zum Beispiel auf eine Mobilisierung gegen absolute Armut weltweit oder eine Diskussionskultur mit den Rechten. Falls diese Entwicklung dann eintritt, hätte sie sehr gute Karten. Falls nicht könnte der visionäre Einsatz für eine gute Sache trotzdem honoriert werden. – Christoph Maurer

 

Sehr schön reflektierter Artikel, Herr Ulrich. Aber, das ist Geschichte! Einfacher könnte man resümieren: Die SPD ist tot und stirbt, die CDU ist (fast) tot und stirbt, und die FDP ebenso. Und weil man mit Toten und Sterbenden schlecht tanzen kann, wenden sich die Angehörigen nach links (Grüne) und rechts (AFD). Die Hoffnung auf Auferstehung dieser morbiden Parteien ist die Illusion eines Phoenix aus der Asche. – Dr. Harald Schnare

 

Der Artikel von Bernd Ulrich ist eine der inhaltlich gelungendsten und sprachlich brillantesten zur deutschen Parteiengeschichte, die ich seit langem gelesen habe. – Dr. Helmut Reifeld

 

Die politischen Analysen von Bernd Ulrich schätze ich sehr– wie schon so oft. Den Niedergang der SPD sieht er vornehmlich mit der früheren Schuldfrage seiner prägenden Führungsgestalten verwoben (u.a. Wehner, Schmidt). Und in der Unfähigkeit der SPD bis heute, ähnlich schnäuzige, charismatische Gestalten hervorzubringen. Und in einer daraus resultierenden Mehr-Desselben-Anpassungshaltung an bestehende Verhältnisse, die zurück, aber nicht voranbringt. Doch ist da nicht noch mehr?

Könnte der Niedergang dieser Partei aber auch damit zusammenhängen, dass ein Großteil der Gesellschaft von der früheren „Kodderschnauze“ als Politikstil die Schnauze gestrichen voll hat und eher einen Regierungsstil goutiert, der der Sache dient, und den Bernd Ulrich selbst als „Weglassen von Opulenz“ und „Netto Politik“ apostrophiert hat (DIE ZEIT, N° 31, Bernd Ulrich: Die Kunst der Effizienz“)? Einen Führungsstil, der Angela Merkel eignet, mit dem sie sich auf die wichtigen Fragen der Gesellschaft konzentriert, eben nicht auf den politischen Feind, nicht auf ein Sentiment? Und die eine Persönlichkeit entwickelt hat, die Bernd Ulrich selbst mit seiner unnachahmlich scharfsinnigen Sprachfotographie tituliert „Merkel …, eine schlichtweg unanbellbare Person“?

Und gibt es da nicht auch einen Zeitgeist, der natürlich nur seine eigenen Kinder hochspült, z.B. mit der „Fridays für Future-Bewegung“ (Die Grünen), die Alten, Ewig Gestrigen, aber überflüssig macht? Offensichtlich geschieht dieser Tage etwas, was Soziologen die Bildung einer „kritischen Masse“ nennen; ab da wird, was bisher die Meinung von Einzelnen in der Bevölkerung war, auf einmal zum Mainstream und bewegt Mehrheiten. Ja, Kevin Kühnert ist „kritisch“, allein im fehlt wohl die „Masse“ in seiner eigenen Partei. Rette sich, wenn er kann. – Ursula Dörler

 

Falls sich die SPD mal auf die Couch zur Selbstanalyse legen sollte, dann bitte unter der Supervision von Bernd Ulrich. Der Bericht war augenöffnend und wegweisend wie schmerzhaft, wie es sich auf der Couch gehört. Danke. – Sönke C. Weiss

 

Der Artikel über die Probleme der SPD bleibt insofern unvollständig, als er ihre Schwierigkeiten allein auf die Fähigkeiten ihrer Vorsitzenden konzentriert. Eine Partei ist jedoch dann erfolgreich, wenn sie die aktuellen Anliegen der Anhängerschaft wahrnimmt und vertritt. Und genau hier liegt das Problem der SPD. Heute gibt es nicht mehr die Arbeiterklasse als kompakte Gruppe. Vielmehr ist nicht mehr klar, welche Interessen die Partei vertreten soll, zumal ein großer Teil ihrer maßgeblichen Mitglieder der eher saturierten Beamtenschaft angehört (zu besichtigen z.B. in NRW). Die Arbeiterschaft teilt sich auf in diejenigen mit sicherem Arbeitsplatz und guter Bezahlung und diejenigen mit prekären Arbeitsplätzen (Werkverträge, Leiharbeiter, Minijobs etc.). Hinzu kommen diejenigen, die von Harz IV betroffen sind (Folge des neoliberalen Regimes von Gerhard Schröder, SPD!). Eine geschlossene Gruppe wie die Industriearbeiterschaft des 19. Jahrhunderts gibt es nicht mehr. Fazit: man weiß nicht wirklich, welche Interessen die Partei vertritt, weil sie offensichtlich nicht in der Lage ist, auf die veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse im vereinigten Deutschland mit seinen unterschiedlichen Arbeits- und Besitzverhältnissen zu reagieren. Auch darin liegen m.E. die Erfolge der AFD begründet, deren WählerInnen auf die Unfähigkeiten der etablierten Parteien reagieren. Was die SPD braucht, ist eine Modernisierung ihres Programms, das sehr konkret auf die veränderten Probleme in der Gesellschaft reagiert. – Prof. em. Dr. Regine Roemheld

 

Erstaunlich, wie die SPD der Nachkriegsjahre von 3 Männern geprägt wurde deren politischer Lebenslauf nicht verschiedener sein konnte. Hier der verbittere Kommunist und dort der Exilant, der gegen das Hitlerregime sein Leben riskierte, und dann noch der pflichtbewusste ehemalige Wehrmachtsoldat, bei dem man später nie ganz sicher sein konnte ob er mit heimlichen Stolz oder nur noch mit Verachtung auf seine Zeit in Hitlers Krieg schaute. Für die Christdemokraten waren Brandt und Wehner die unerbittlichen Gegner wenn es um die heiligen Kühe Antikommunismus, bürgerliche Wohlanständigkeit und Vaterlandsverrat ging. Schmidt dagegen wurde als Exsoldat von seinem Kriegskameraden Strauss respektiert und stand für die CDU/CSU deswegen auf einem höheren Sockel als der verkappte Klassenkämpfer Wehner oder der als Vaterlandsverräter verunglimpfte Brandt. Die drei waren aber das Spiegelbild einer zutiefst verunsicherten deutschen Nachkriegsgesellschaft. Diese Konflikte und Anfeindungen hatten die SPD bis ins Mark getroffen und begründen ihre Gier nach Anpassung und bürgerlicher Wohlanständigkeit bis heute. Deswegen wurde sie eine psychisch kranke Partei deren Krankheitsverlauf sich immer weiter verschlechterte. Nun muss die SPD endlich über ihren selbstgeschaufelten Graben auf jene Seite springen, die früher mal das Areal Links markierte. Heute kann man das Wort links einfach auf die Bekämpfung akuter gesellschaftliche Fehlentwicklungen wie Wohnungsnot und die drastischen Verschiebungen der Einkommen übertragen. Der Kandidat für den Parteivorsitz, Scholz, ist ja nicht dumm und er könnte, falls er mehr im politischen Kopf als seine Vorgänger hat, endlich mit der Gesundung der Psyche seiner Partei beginnen. – Klaus Reisdorf

 

Vielen Dank für diese Analyse, sehr toll. Vielleicht liest das ja sogar jemand von der SPD und es ändert sich etwas grundlegend :) Nebenbei: Nach Willi Brandt ist Kevin Kühnert der erste Politiker, der meine volle Aufmerksamkeit hat, wenn er spricht. Aber Sie haben Recht, er ist noch zu jung. Es bleibt nur zu hoffen, dass sein Stern noch aufgehen wird. – Rainer Kurt Neh

 

„Aus Angst, mit wenigem auskommen zu müssen, lässt sich der Durchschnittsmensch zu Taten hinreißen, die seine Angst erst recht vermehren.“ (Epikur, 341-270 vor Christus, griech. Philosoph)
„Die Angst ist der Fluch des Menschen.“ (Fjodor M. Dostojewski 1821-1881, russ. Schriftsteller)
„Ängstliche Menschen werden angesichts großer Möglichkeiten häufiger vom Zaudern befallen als von Kühnheit geleitet.“ (Henry Kissinger, geb. 1923 in Fürth, US-amerik. Politikwissenchaftler und ehem. Politiker)
„Wer daher gelernt hat, auf die rechte Weise Angst zu haben, der hat das Höchste gelernt.“ (Sören Kierkegaard, 1813-1855, dänischer Philosoph, Essayist, Theologe und Schriftsteller)
„Fürchte nicht die, die nicht mit dir übereinstimmen, sondern die, die nicht mit dir übereinstimmen und zu feige sind, es dir zu sagen.“ (Napoleon Bonaparte, 1769-1821, franz. General, Diktator und Kaiser der Franzosen)
„Folge nie der Menge, nur weil du Angst hast, anders zu sein.“ (Margaret Thatcher, 1925-2013, ehemal. UK-Politikerin)
„Mehr Angst als Vaterlandsliebe haben.“ (Redensart)
Aller guten Dinge sind „8“, und das achte Ding ist echt gut:
„Die Wurzel des Optimismus ist die Angst.“ (Oscar Wilde, 1854-1900, ir. Schriftsteller) – Klaus P. Jaworek

 

Die Angst vor der Willkür der braunen und der roten Diktatur, die Helmut Schmidt, Herbert Wehner und Willy Brandt haben erleiden müssen, haben sie verwandelt in den Mut zur Demokratie. Aufrecht gingen sie durch die Jahre ihres Lebens und bauten auf, was andere niedergerissen hatten. Ihre historische Leistung war, dass sie mithalfen, die Sozialdemokratie an eine gesellschaftliche Wirklichkeit anzupassen. Und zugleich war die Anerkenntnis des Realen der Anfang für seine Veränderung. Jeder war authentisch in seinem Mut: Herbert Wehner, als er der SPD prophetisch zurief `Fürchtet Euch nicht.´. Das geschah, als die FDP die sozialliberale Koalition aufkündigte; Helmut Schmidt als er mit Giscard d´Estaing aufrief zum Treffen der Regierungschefs des Westens, um die Globalisierung politisch zu gestalten; Willy Brandt, als er die Deutschen ermutigte: „Wir wollen mehr Demokratie wagen.“ Kam dagegen nicht der mörderische Spruch auf: „Brandt and die Wand“? Angst hat die SPD durch Mut ersetzt. Hat nicht Erhard Eppler früher als viele andere erkannt, dass die ökologische Frage die wirkliche soziale Frage unserer Zeit ist? War Egon Bahr voller Angst, als er begann, die Konfrontation der Militärblöcke mit dem Konzept `Wandel durch Annäherung´ aufzulockern? War die SPD angstbesetzt, als sie 1925 auf ihrem Parteitag in Heidelberg beschloss, sie will die die `Vereinigten Staaten von Europa´ anstreben?

War es nicht Mut zum Aufbruch in die Demokratie, als am 7. Oktober 1989 Markus Meckel und Dutzende gleich Gesinnter die Sozialdemokratie in der DDR gründeten und damit das Monopol der `Diktatur des Proletariats´ zerbrachen? Die Aufgaben, die die Sozialdemokratie zu lösen hat, ist nicht, sich von Ketten zu lösen, die große Vorgänger über sie geworfen hätte. Eine Aufgabe ist es, den Mut jener aufzunehmen und sie als Quelle für eigenes selbstbestimmtes Handeln zu erkennen. Solange die SPD eine gesellschaftliche Kraft ist, geht von Deutschland keine Angst aus. Mit ihrer Gründung ist sie, Kind der Aufklärung, unverzichtbarer Teil der globalen Emanzipationsbewegung. Heute sind mutige Antworten nötig, wenn die unveränderten Ziele erreicht werden solle: dem Versprechen der gleichen Freiheit, des gerechten Friedens näher zu kommen, braucht es eine starke SPD. So kann es gelingen, das `Überleben zu sichern´(Willy Brandt). – Wolfgang Thierse, Gert Weisskirchen und Karsten D. Voigt


 

Leserbriefe zu „Runter vom Balkon“ von Mariam Lau

Das Hans Georg Maaßen sich solange halten konnte liegt meines Erachtens daran, daß die CDU von Frau Merkel „sozialdemokratisiert“ wurde. Von Anfang an. Man sie heute eigentlich dem „Seeheimer Kreis“ zuordnen könnte. Wenn ich manche Debatte im Bundestag verfolge, hört es sich für mich so an, wie wenn die Linken in der SPD mit den Rechten in der SPD diskutierten. Die CDU findet doch garnicht mehr statt … außer vielleicht tatsächlich in der AfD? Als langjähriges (46 Jahre) und aktives SPD – Mitglied vermisse ich die Persönlichkeiten im Bundestag, „an denen sich Sozialdemokraten reiben können.“ Helmut Kohl und Alfred Dregger … was waren das für Debatten … mit freier Rede im Bundestag. Ja, und auch mit einer harten Hand im Umgang mit abweichenden Meinungen in den eigenen Reihen. Und heute? Zögern und zaudern! – Frank Ellersiek

 

Vielen Dank für Ihren mutigen Leitartikel. Wir müssen endlich wieder miteinander ins Gespräch kommen! Ich bin katholischer Christ. Jesus hat nichts und niemanden ausgegrenzt. Darauf sollte sich die Partei mit dem C im Namen wieder besinnen. Anders gesprochen: Eine Partei, die sich dem Dialog mit der AfD und anderen Parteien rechts der Mitte (bitte sprechen Sie hier doch nicht pauschal von der „Neuen Rechten“, darunter sind ganz normale wertkonservative Bürger) verweigert, bekommt meine Stimme nicht mehr. Hätten CDU, SPD & Co die argumentative Auseinandersetzung mit der AfD gewagt, stünde diese in den aktuellen Umfragen nicht bei 25 %. Diesen Schritt auch jetzt nicht mehr zu tun, da das Kind schon fast in den Brunnen gefallen ist, macht die Sache nicht besser. Für Dialog ist es nie zu spät. – Stefan Martin

 

Frau Lau beschreibt für mich gut nachvollziebar die unsägliche Meinungsmanipulation der CDU-Führung. Nun ist nur noch zu hoffen, dass das Wahlvolk sich am 01.September verantwortungsvoll entscheidet. Merkelkritiker sollte man aber prinzipiell nicht nach Bautzen schicken. Bedauerlicherweise betreibt die von mir sonst geschätzte Zeit mit dieser Option eine unnötige Erinnerungskultur bezüglich der schönen Stadt Bautzen und ihrer Bürger. – Johann Paulusch

 

„Runter vom Balkon, rein ins politische Handgemenge!“, fordern Sie die CDU auf. Ihr Gedanke zur Auseinandersetzung mit der Rechten gilt sicher für alle demokratischen Parteien. Mir scheint jedoch, was die gesamte Debatte zum Thema in der „ZEIT“ betrifft, eine andere Frage zentral: Wie oder warum kommen diese Gedanken in die Köpfe, die die Hände der Rechten ins Gemenge einbringen? Es sollte darum gehen, die Hand an die Wurzel des Übels zu legen, und nicht ins Gemenge einzubringen. (Verbote etc.) Bildung, Bildung, Bildung (schon in der Grundschule) – vielleicht wäre da die Umschichtung einiger Milliarden des Bundeshaushalts auf den Bildungssektor zur Verteidigung der Demokratie auf deutschem Boden gut angelegt. „Verteidigungshaushalt“ im demokratischen Sinne! Weil es uns, und nicht unbedingt Trump, passt! – Reinhard Kniepkamp

 

Die AfD als die Neue Rechte einzustufen geht an der politischen Struktur dieser Partei vorbei. In ihr tummeln sich enttäuschte ehemalige CDU Mitglieder, Neonazis und andere rechtsextreme Gruppen und machen aus der AfD eine politische Melange die sie zu einer abstossenden und gefährlichen Brühe macht. Leute wie Gauland oder Höcke gefallen sich (und ihren Anhängern) mit Äußerungen wie : Das 3.Reich sei nur ein Vogelschiss der Geschichte, oder, die Zuwanderung zerstöre die deutsche Kultur und sei deswegen schlimmer als der Zivilisationsbruch des Holocaust. Und dabei ist dieser Höcke auch noch Gymnasiallehrer für Geschichte ! Solche Leute und ihre Partei kann man deswegen kaum noch als Neue Rechte bezeichnen. Was schon seit Jahren auffällt, ist der mehr als zögerliche Umgang der etablierten Parteien mit der AfD. Besonders CDU und CSU mieden die strikte Ablehnung dieser Partei -was mehr als peinlich wirkte. Die Frage nach dem Warum ist leicht zu beantworten : Nur keine unentschlossenen Wähler vor den Kopf stossen die ja eventuell dann doch nicht AfD wählen. Dank des Opportunismus von CDU/CSU wurde damit verhindert, dass Deutschlands braune Vergangenheit gegen die AfD in Stellung gebracht wurde. Eine bessere Munition gegen den rechten Spuk haben deutsche Politiker dank unserer Hitler Vergangenheit nicht -aber sie verzichten sträflicherweise darauf. Selbst die unter Hitler gequälte SPD hielt sich merkwürdigerweise zurück. – Klaus Reisdorf

 

„Runter vom Balkon…“ – allein, wenn man springen will, muss man erst konkret wissen „warum und wohin?“ Nach der <alternativlosen> Phase folgt in der CDU offenbar derzeit erst die <orientierungslose> Phase. In weiser Erkenntnis dieser Tatsache hat deren Vorsitzende AKK jetzt zusätzlich das Verteidigungsministerium übernommen. Hier kann sie wenigstens handeln. So verkündet sie aktuell, dass es demnächst ermöglicht werden wird, dass die Soldatinnen und Soldaten in Uniform kostenlos mit Bahn sollen fahren dürfen. Toll! – Klaus Grieshaber

 

Ich denke nicht, dass „Mit Rechten reden“ 2019 noch die angemessene Formel ist. Sie diskreditieren die demokratische Losung „Nazis raus!“ mit einem „Wohin eigentlich?“ Aber so einfältig sind Sie nicht, dass Sie nicht wissen, dass damit gemeint ist „Nazis raus aus den Köpfen!“ und „Nazis raus aus der Gesellschaft!“, nicht „Raus aus Deutschland!“ (so schön diese Vorstellung manchmal wäre). Und exakt, dass ist es, was wir wieder brauchen: Klare Grenzen zu ziehen und wer diese überschreitet, muss eben mit gesellschaftlicher Stigmatisierung rechnen. Wer sich öffentlich rechtsradikal positioniert, gehört geächtet und sollte nicht wie ein ungezogener Junge getadelt werden. Wir haben die paradoxe Situation, dass menschenfeindliche und demokratieschädigende Aussagen tagtäglich öffentlich geäu0ert werden und gleichzeitig, darf man angeblich seine Meinung nicht sagen. Auf diese Ebene sollte man sich nicht herablassen: Deutschland ist eine Dmeokratie und die Meinung frei. Freiheit endet dort, wo die Freiheit anderer eingeschränkt wird.

Dass es zweifelsfrei gerade bei der CDU/ CSU ein Problem mit der rechten Gesinnungen gibt, ist nicht verwunderlich. Besonders in ostdeutschen Bundesländern wurde jahrzehntelang weggesehen, wenn sich rassistische und rechtsradikale Ansichten verbreitet haben. Bis heute tut man sich schwer damit, selbst eindeutig rechtsradikale Ansichten parteiweit zu verurteilen, denn da ist die Angst noch mehr Wähler zu verlieren. Beschämend. Der Versuch der CSU in Bayern die AfD rechts zu überholen ist gescheitert, die Konsequenzen furchtbar: Rechtsradikale Überzeugungen sind in weiten Teilen der Gesellschaft umso mehr akzeptabel geworden, obwohl sie im Widerspruch zur Demokratie stehen. Dazu tragen auch offen rechtsradikale Funktionäre wie Hans-Georg Maaßen zu. Völkisch, national und rassistisch gesonnen, dazu das Verbreiten von rechter Propaganda (man denke nur an seine unbewiesene These von linken „False-Flag“-Aktionen angesichts der über den Chemnitzer Nazi-Mob verbreiteten), bis hin zur Diffamierung der BRD als DDR, die Beispiel für seine undemokratischen Verfehlungen sind unzählig. Und HGM ist – oh Wunder – CDU-Mitglied. Dass Sie jetzt vorschlagen, wegen solcher Gestalten in unseren Organen, nicht auf diese zu setzen, dann bin ich sprachlos. Rechtsradikale unterwandern unsere Institutionen und Sie schlagen vor, wir sollten mehr über deren Thesen reden? Das naiv und geradezu selbstzerstörerisch. Ich erwarte, dass unsere Sicherheitsorgane viel entschlossener bei kriminellen Handlungen durchgreifen, die von Rechtsradikalen und -extremen verübt werden. Es muss klar werden, dass, wer sich so verhält, keine Meinung vertritt, sondern Verbrechen verübt. Die waren besorgten Bürger, dass sind wir, die wir erwarten, dass uns der Staat vor diesen radikalen und undemokratischen Auswüchsen nicht mehr adäquat schützen kann. Denn dort existiert die wahr Mitte, die Mehrheit, nicht bei den radikalen rechten Hetzern.

Was nicht heißt, dass man nicht ANSPRECHBAR sein sollte. Vor 2015 wurde weitestgehend relativiert, nach 2015 ist die CDU auf Tauchstation gegangen. Diese „Strategie“ ist fehlgeschlagen. Wichtig ist Präsenz. Und wichtig ist es Haltung zu zeigen, zu widersprechen, wo gesellschaftliche Grenzen verletzt werden, vor allem aber, ist es wichtig politische Perspektiven aufzuzeigen. Aber ein Diskutieren, wie es vernünftige, logisch und kausal denkende Menschen praktizieren, ist mit diesem Klientel in der Regel nicht möglich. Bei den Anhängern der AfD handelt es sich mittlerweile um Gehirngewaschene, um Zombies, die in 90% der Fälle einfach nur die Propganda, Hetze und Lügen der aus ihrer Filterblase abspult. Die AfD ist zu einer politischen, rechtsradikalen Sekte verkommen. Da kann man noch so oft „Das sind nicht alles Nazis!“ wiederholen, wahrer wird es nicht: Die Funktionäre, Anhänger und Wähler positionieren sich vor allem über rechtsradikale oder sogar -extreme Ansichten, es gibt unzählige Kooperationen mit rechtsextremen Organisatione und wer dies toleriert, ist kein Stück besser. Selbst dem neuen Sprachrohr dieser Rechtsradikalen, der NZZ, ist mittlerweile aufgefallen, dass die Eigendynamik gefährliche Dimensionen für die Demokratie annimmt. Gerade in Zeiten MÖGLICHER Wahlsiege der AfD (dazu möchte ich hinzufügen, dass ihr Artikel suggeriert, dass der Wahlsieg quasi nur noch Formsache ist, was sachlich vollkommen falsch ist: Neueste Umfragen sehen das anders und entschieden wird am Wahltag!), ist es wichtiger denn je klare Kante zu zeigen: Rechtsradikalismus hat in unserer Gesellschaft keinen Platz, auch wenn AfD darauf steht. Oder CDU. – Philip Baum

 

Bravo Frau Lau. Ihr glänzender Beitrag war überfällig. Es ist ein Zeichen von Schwäche, die bis jetzt demokratisch legitimierte AFD auszugrenzen, statt sich mit ihr argumentativ auseinander zu setzen. Wer angelächelt wird, hat es bekanntlich schwer, nicht zurück zu lächeln. Und wer könnte für eine solche Auseinandersetzung besser geeignet sein, als der sogenannte „rechte Rand“ der CDU/CSU? Zu ihm wird ein gemäßigter AFD-ler sicher leichter Zugang finden und sich dessen Argumenten auch leichter öffnen. Herrn Maaßen kalt zu stellen, wäre deshalb taktisch falsch. Es ist nicht einmal ausgemacht, ob nicht eines Tages mit gemäßigteren Kräften der AFD Koalitionen eingegangen werden müssen. – Josef Vogt

 

Diese Art von Artikel in der Zeit zu finden, hat mich sehr überrascht. Endlich wagt ein Journalist dieser Zeitung den Versuch, sich für eine Auseinandersetzung mit dieser stark zu machen. Nicht wie andere in diesem Blatt, die nur die „Rechten“ verteufeln können. Leider haben Journalisten der ZEIZ , wie andere der Mainstream Presse, noch immer nicht begriffen, dass die Beschwörung einer herauf marschierenden braunen Gefahr immer mehr Leute in die Arme der AfD treiben wird. Allerdings meine ich, dass der Hinweis auf den umschwärmten Alfred Dregger nicht gank korrekt ist. Wennich mich an ein längeres persönliches Gespräch erinnere, an dem ich als junger Mann teilnehmen durfte, so muss ich sicherlich zugeben, dass Herr Dregger als Oberbürgermeister von Fulda keine schlechte Arbeit geleistet hat. Der gesamte Stil seiner Rede über andere Themen, würde aber der heutige Zeitgeist, eher zu Unrecht, als rechts von der AfD einordnen. Insofern bräuchte ein Herr Maaßen von dieser Seite keine Krtik oder gar Konsequenzen zu befürchten. – Ulf Hanel

 

Hier wird in geschickter Weise publizistisch eine Zusammenarbeit der CDU mit der AFD in Zukunft das Wort geredet. Das verwundert nicht, sind doch Mehrheitsbildungen diesseits der Neuen Rechten immer schwieriger geworden in der jüngeren Vergangenheit. Die CDU und die CSU hatten schon immer starke Berührungspunkte zum rechten Rand des politischen Spektrums, die sie oft gerne in Politik umsetzte. Sie bekommen hier journalistische Schützenhilfe, ihre Scham gegenüber den Rechten abzulegen und sich gefälligst machtbewusst zu zeigen. – Helmut Schmitz

 

Finde den Diskurs, dass AntiFa demokratisch sein soll, falsch. Demokratie und AntiFa haben mit Nazis, Faschismus und Rassismus den gleichen Feind. Bei Kommunismus, Stalinismus und Sozialismus hört die Gemeinsamkeit schon auf … – Ralf Scholer


 

Leserbriefe zu „Die Fallen grüner Politik“ von Thomas E. Schmidt

Zu Ihrem Artikel gratuliere ich Ihnen sehr. Alleine schon nur dieses konstante und doch dabei stets so elegante Durchhalten des so oft geschmähten Konjunktivs. Herrlich, wunderbar. Nur inhaltlich kollidierte dann jedoch ihr journalistisches Gewissen (Enttäuschungen!) mit ihrem anfänglichen Mut. Ich kritisiere dies mit einer Argumentation meiner 18-jährigen Enkelin. Sie sagt: „Ich lehne diese übliche, erwachsene Denkweise der Dualität ab. Wie bei Anfang und Ende. Zum Beispiel wenn ich mich verliebe. Das Denken gleich an das, ein Ende reduziert schon mal die Lüste des Anfangs, wie Reinheit, Schönheit und auch die Wucht. Und damit vielleicht, wahrscheinlich auch weiter dann einen erfolgreichen Verlauf.“ Na, was sagen Sie dazu? Und was machen die Grünen dann wenn sie dies lesen? Übrigens, mein Enkelkind heißt nicht Greta sondern Anna. – Theo P. Pitzer

 

Die Fragen, die Thomas E. Schmidt in seinem Artikel aufwirft, veranlassten mich, nach vielen Jahren wieder einmal zu den in den 1970er und 1980er Jahren des ver­gangenen Jahrhunderts vom Begründer der politischen Ökologie, Carl Amery, veröf­fentlichten Schriften zu greifen, sind sie doch aktueller denn je. „Was wäre denn eine konsequente Politik des Klimaschutzes?“ fragt Schmidt. Die Antwort findet sich be­reits in Amerys scharfsinnigem – leider bis heute zu wenig beachteten – Buch „Die ökologische Chance“ aus dem Jahr 1985, und wie die verschiedenen Politikfelder, der politischen Ökologie folgend, zu hierarchisieren wären, legt Amery im Detail in seiner schon 1976 erschienenen Schrift „Natur als Politik“ dar. Amery würde Thomas E. Schmidt vermut­lich in manchen, entscheidenden, Punkten widersprechen: Er würde nicht „ökono­mi­sche Zwänge“ als Ursache für die Zerstörung unseres Planeten ins Feld führen, son­dern die Hybris der Gattung Mensch, die glaubt, sich auf Dauer über alle Naturgesetze (insbesondere das Grundgesetz von der Erhaltung der Materie und Energie) hinweg­setzen und sich, als Krone der Schöpfung, die Erde folgenlos untertan machen zu können. Wachstumswahn und Fortschrittsglaube, die für ihn zu einer unumkehr­baren ökologi­schen Verwüstung durch Ausbeutung führen, ist seiner Auf­fassung nach nicht Merk­male „linker“ oder „rechter“ Politik, verantwortlich sind gleichermaßen vielmehr die neuzeitlichen europäischen, amerikanischen, marxisti­schen, christlichen oder liberalen „Macher.“ Amery würde auch nicht, wie Schmidt, von „ethischen Notwendigkeiten“ sprechen, die eine konsequente Umweltpolitik einfordern, sondern er würde unmissver­ständlich sagen (und begründen), dass ein „weiter so“ in den garantierten ökologischen Selbstmord führt, also nach einer Alternative geradezu schreit. Dass es eine solche Alternative (theoretisch) gibt, davon ist Amery überzeugt und er beschreibt sie auch. Im Hinblick auf deren politi­sche Verwirklichung ist er aber eher skeptisch: „Historisch für das Wahrscheinlichste halte ich…eine Mischung aus Katastrophen…aus regionalen Zusammenbrüchen und Rettungsversuchen, aus Blindheiten und mühsam gewonnenen Klarheiten.“ Die Ereig­nisse der letzten Jahrzehnte geben Amery Recht. Wahrscheinlich haben wir Alle umwelt- (und damit lebensfeindliche) Verhaltensweisen in einem Maße verinnerlicht, dass die Politik – welcher Couleur auch immer – der „ökologischen Chance“ nicht zum Durchbruch zu verhelfen vermag. Einem künftigen grünen Kanzler, so es einen geben sollte, möchte man dennoch zur Orientierung Carl Amerys Buch als eine Art „Ökologisches Manifest“ ans Herz legen. – Dr. Wolfgang E. Fischer

 

Diesen Artikel habe ich mit sehr großem Interesse gelesen. Ich hoffe nun nur, für meine Enkel, daß wir an unseren Widersprüchlichkeiten nicht ersticken.Das wir heute alles statistisch sehen und aufbereiten, ist in meinen Augen auch nicht der Weisheit letzter Schluß. Mich beschäftigt seit geraumer Zeit die Frage welche Bewohner meines Landes, z.B. meine 30 kg Fleisch mitessen? Sie fühlen sich ja gut damit, daß sie in der Masse verschwinden. Sie wollen ja gar nicht bemerken, daß sie aus der Norm fallen. Das könnte man nun bei vielem klimaschädlichen Verhaltenweisen durchdeklinieren. In meinen Augen ändert sich Verhalten definitiv nie: Wenn ALLE an etwas Schuld sind, fühlt sich keiner schuldig. Es muß schnell eine Lösung gefunden werden, die den ökologischen Fußabdruck bepreist. – M. Kersten

 

Mit vielen Einzelheiten des Artikels gehe ich durchaus konform und die ersten drei Fünftel des Artikels finde ich auch recht unterhaltsam, aber die anschließenden Bemühungen, das Engagement für den Klimaschutz zu einem Religionsersatz zu stilisieren, kann ich nicht nachvollziehen: Klimaschutz ist eine durchaus rationale Sache. Man kann ihn und die notwendigen Maßnahmen gut begründen. Religion ist dagegen eine ziemlich irrationale Angelegenheit, auch wenn es natürlich rational nachvollziehbare Gründe für den Bedarf an Religion gibt (vgl. z. B. http://www.ulrich-willmes.de/religionen.html). Wenn alle das erwiesenermaßen Notwendige (vgl. z. B. http://www.ulrich-willmes.de/treibhausgasreduzierung.html) täten, könnte man den Klimawandel noch begrenzen. Die Schwierigkeiten liegen in der mangelhaften Bildung, der mangelnden Weitsicht und im Egoismus vieler Menschen, insbesondere vieler Politiker (Trump, Putin, Bolsonaro, Johnson, Modi, Salvini, Erdogan usw.). Mit Religion hat das alles meines Erachtens wenig zu tun. – Dr. Ulrich Willmes

 

Sie kokettieren damit, einer der ungeliebten Skeptiker zu sein. Vieles von dem, was Sie aufführen, trifft zu. Wie ist die Lage? Wir glauben an die Wissenschaft und daran, daß wir ein CO2 Problem haben, dessen Abgabe an die Atmosphäre unbedingt reduziert werden muß. Vom Regierungshandwerk wird gefordert, alle Politikfelder diesem Ziel unterzuordnen, woran man nur schwer glauben kann. Wie Sie schreiben, wird der Westen keine befriedigende Antwort auf die Katastrophe finden. In Europa werden z.B. die Polen sich nicht von der Kohle abbringen lassen, es sei denn mit einer Überkompensierungen durch andere. Je kleiner die Staaten sind, um so mehr die Tendenz, sich der allgemeinen Forderung zu entziehen.

In Deutschland wird argumentiert, daß wir mit unserem begrenzten Ausstoß und dessen Reduzierung sowieso das Klima nicht retten können. Und wenn die Grünen an der Macht und konsequente Klimapolitik betreiben würden, würden SPD und Linke um die 20-30000 Arbeitsplätze in der Lausitz weinen. Daß sie bisher hinnehmen, daß es bei den Banken um Hunderttausend Arbeitsplätze geht, steht auf einem anderen Blatt. Vielleicht rafft sich Merkel am Ende ihrer Kanzlerschaft dazu auf, irgendeine Klimamaßnahme zu „unterstützen“, nachdem sie als Kanzlerin bisher nichts gemacht hat. Wenn etwas schief geht, wird Altenmaier sagen, daß er schon lange davor gewarnt hat. Die Chance, daß ein hypothetischer, grüner Kanzler(in) bei der nächsten Wahl einbricht, ist wahrscheinlich. Und alle nationalen und internationalen Probleme werden uns weiter begleiten.

Eine Politik des Verzichts wird es nicht geben, wenn uns auch ein bißchen Askese gut bekommen würde. Erfolgreich kann eine Klimapolitik nur sein, wenn der CO2-Ausstoß kräftig sanktioniert wird. Das sagen sogar die Wirtschaftswissenschaftler, deren Voraussagen allerdings nur zufällig zutreffen. Dann wird eine Entwicklung in Gang kommen, die versuchen wird, unsere mehr oder weniger überzeugenden Ansprüche wie Mobilität, SUVs etc. zu retten. Dennoch müssen Entscheidungen jetzt getroffen werden, und die werden nicht alle richtig sein. Wie Sie schreiben, ist Klimarettung ein offener, nicht endender Prozeß. Aber da möchten wir Deutschen – und hoffentlich nicht nur wir – doch dabei sein. Sie werden es noch erleben, ich möglicherweise auch. – Dr. Walter Engel

 

Die Insel der Seligen
Die Ausführungen von Schmidt sind ein Lichtblick in dem gegenwärtigen allseitigen Gerede über die Klimakatastrophe. Die Klimapolitik der Grünen führt, wie Schmidt richtig feststellt, zur Askese. Sie will nicht mehr ökonomischen, sondern ethischen Notwendigkeiten folgen. Andererseits soll für sämtliche Dinge und Gewohnheiten der Bedürfnisbefriedigung ein schadstofffreier Ersatz zur Verfügung stehen. Die Welt werde sich mit tollen Technologien nachhaltig verwandeln, die Innenstädte weiter glitzern und die Aktienkurse auf neue Höhen schieben. Also eine Welt frei von CO2, Methan, Feinstaub, atomarer Strahlung und allem, was dem Menschen schaden kann. Das ist aber nichts anderes als ein Märchen, ein Narrativ, eine sinnstiftende Erzählung.

Der Wahrheitsgehalt von Narrativen ist nur schwer nachprüfbar. In ihnen verwischen sich die exakten Grenzen zwischen Tatsachen, Erfindung und Hoffnung. Was des einen Glaube, ist des anderen Spott. Das gilt auch für den „Klimawandel“. Dieser findet zwar offensichtlich statt. Aber die menschliche Verursachung ist nicht erwiesen. Hier vermischen sich Modell und Glaube, Eifer, Geschäftemacherei und Ignoranz. Wer dem Narrativ nicht folgt, gilt als „Umweltsünder“ und „Klimaleugner“. Es wird nicht mehr argumentiert, sondern geglaubt; das ist effizient und erspart mühsame Auseinandersetzungen mit der Realität und den „Ungläubigen“. I n der Psychologie heißt das Eskapismus, das „Davonlaufen“. Es ist die Flucht aus der widrigen, Angst machenden, mit Risiken behafteten Realität in eine scheinbar widerspruchsfreiere, schönere Welt. Narrative verändern so die Welt und bringen die kritischen Bürger dazu, bestimmten Zielen zu folgen. Menschliches Verhalten folgt dann nicht mehr dem Wissen, sondern einem nicht mehr hinterfragten Glauben. Eine Narrativ wird aber nicht deshalb richtig, weil ein Millionen großes Kollektiv hinterher läuft. Das sollte man bei der Diskussion zum Klimawandel nie aus dem Blick verlieren. – Josef Vogt

 

Warum so pessimistisch? Das Religiöse erzwingt eine gewisse Enttäuschungsbereitschaft, weil der Messias nicht wiederkommen will? Da irren Sie. Wir leben in der hoffnungsvollsten aller Zeiten! Seien Sie versichert: Die Menschheit ist reif geworden und wird die Herausforderungen unserer Zeit meistern. Den ethischen Fahrplan dafür finden Sie unter www.bahai.de und www.bahai.org – Marion Claus

 

Für so kritische Worte zur Umweltpolitik haben Sie vermutlich eine Menge Ablehnung erhalten. Deshalb möchte ich Ihnen zu Ihrem lesenswerten Beitrag mitteilen, dass ich die einzelnen Mosaiksteinchen ganz ähnlich sehe wie Sie. Vielleicht wissen Sie es nicht, aber es gab schon vor 30 Jahren ganz ähnliche Beiträge Ihres Kollegen Fritz Vorholz, der damals in der Wirtschaftsredaktion der ZEIT mit seinen Umweltartikeln einen Don-Quichotte-Status hatte. Gegen die Wohlstandssehnsüchte von acht Milliarden Menschen kann keine Umweltpolitik den Planeten stabilisieren (vgl. mein Buch von Ostern ´93: Umweltpolitik. Bilanz, Probleme, Zukunft). – S. Wilhelm


 

Leserbriefe zu „Die Fake-Industrie“ von Felix Rohrbeck Und Christian Salewski

Der Bericht wurde gewissenhaft recherchiert und stimmt mit meinen Erfahrungen der letzten 15 Jahre überein. Der ganz offene Verkauf der Fake Produkte in China ist nahezu zum Erliegen gekommen, stattdessen arbeitet man mit dezenteren Methoden. Anfangs wurden die gefälschten Markenetiketten noch unschön mit der Schere aus den gefälschten Markenhemden herausgeschnitten, dann landeten sie im Hinterzimmer, jetzt warten sie verschleiert im Internet. Das sind Ergebnisse der chinesischen Regierung, den Markt langsam ehrlich zu machen. Aber es kann ja nicht ihre heiligste Aufgabe sein, den Bürgern des Landes von heute auf morgen eine eichtige Existenzgrundlage zu nehmen, auch wenn sie mit den Interessen und den selbst ersonnenen Schutz-Gesetzen, sprich Copyright, der großen westlichen Konzerne kollidieren. Immerhin schlagen diese ja 1000% auf die tatsächlich oft noch in China, Indien, inzwischen eher Bangladesh produzierten Marken-Waren auf und stecken die Gewinne fast vollständig selber ein, während die Arbeiter sich mit Hungerlöhnen zufrieden geben müssen.

Fake-Produkte haben bei den Menschen Erfolg, die noch immer nach der Devise „Geiz ist geil“ und „Mehr Schein als Sein“ leben. China ist ein Schwellenland, in dem alle schuften. Eine breite Schicht, um gerade einmal satt zu werden, und eine, die sich westliche Importware leisten kann. Immer mehr machen sogar das große Geld im westlichen Stil: mit Mitteln, die auch bei uns gang und gäbe sind oder einmal waren. Auch das wird in der interessanten Undercover-Recherche angesprochen. – Uwe-Carsten Edeler

 

… und zahlt mit ihrer Kreditkarte.
…Das Geld, das sie bezahlt hat, läßt sie deshalb über ihre Bank zurückbuchen. …
Das dürfte eine Fake-News sein, denn laut meiner Sparkasse, von der ich eine Kreditkarte habe, nicht möglich. Das Geld ist nicht weg, aber woanders und nicht zurückbuchbar! – Georg Haase

 

Ich habe Ihren Bericht gelesen. Als „Zeitabonnement“ seit fast 40 Jahren finanziere ich auch Ihr sicherlich befriedigendes und auskömmliches Gehalt als Redakteur der von mir geliebten „DIE ZEIT“. Ich verstehe nicht, warum Ihre sicherlich auch super-kluge Ehefrau „Anna“ (fake ??? ) den Rucksack nicht in einem schönen deutschen Kaufhaus kauft – wegen ein paar dummen Euros „Ersparnis“ ??? Sie schreiben ja selbst, dass der Rucksack nur „etwas günstiger“ war. Klagen Sie nicht – denken Sie und ihre tolle und hübsche Frau einfach mal nach: alle wissen doch mittlerweile, dass „Kauf unter Preis“ aus dem internet fast immer “ Verdummung / Verarsche“ verheißt. Da Sie und Ihre Ehefrau dies auch wissen odder jedenfalls wissen müssten, hätte Ihre Frau per internet nicht bestellen dürfen. Also Fazit: Sie wurden Opfer Ihrer eigenen „Dummheit“ – oder Ihres „Sparzwangs“ (verzeihen Sie und Ihre Frau bitte diesen Ausdruck). Warum beklagen Sie (und viele Millionen deutsche Landsleute ebenfalls) diese Umstände ?? Alle wollen „billig“ und „mehr“ und „noch mehr“ – gerade das ist ja unser Problem: alle halbwegs Gebildeten wissen, woher „billig – billig“ (Bsp.: TEDI ………) kommt – es liegt auschließlich an uns, sich diesem Wahnsinn zu entziehen und sich zu verweigern – gerade den Klugen, Gebildeten, Wohlwollenden, Besorgten, Kritischen, …….. wo bleibt da Ihr Ansatz der Nachhaltigkeit – gerade bei so klugen Menschen wie Ihnen ?? Gerade deswegen ist unsere schöne Welt so kaputt – wir haben doch fast alles, wollen aber noch viel mehr – das geht halt nicht – unsere arme Mutter Erde ! – Christoph Schmid

 

Ein klassischer Artikel für die Sommerpause, keine Überraschungen, keine neuen Erkenntnisse, nichts, was einen ernsthaft in Erstaunen versetzen könnte, wenn man sich denn schon mal mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Ärgerlich nur der konstruierte Aufhänger der Geschichte (oder ist der etwa selbst ein Fake?): die Ehefrau des Autoren bestellt auf der hochoffiziell klingenden Webseite „kankeninc.com“, und die Erwartung auf beste Markenware wird unversehens enttäuscht durch minderwertige Plagiate. kankeninc.com? Im Ernst? Ich meine, wer würde nicht ohne Zögern seinen neuen SUV bayerischer Bauart auf „X5inc.com“ bestellen? Die einzige Erkenntnis, die der Artikel liefert ist, dass die Käufer, immer auf der Jagd nach dem „besten Preis“, gerne bereit sind, auch noch dem dubiosesten Shop ihr Geld in den Rachen zu werfen, um ein paar Euro zu sparen und somit selbst ein gewichtiger Teil des Problems sind. Um nicht missverstanden zu werden: Produktfälschungen sind ein riesiges Problem (insbesondere, wenn Medikamente oder Ersatzteile betroffen sind) und müssen strengstens verfolgt werden, aber bei Konsumartikeln sollte sich der Käufer vielleicht mal an die eigene Nase fassen. – Jörg Schimmel

 

Gebannt habe ich den Artikel über Ihre Mission zur Fake-Industrie gelesen! Erstaunt war ich bei meiner Recherche über das Produkt selbst — schwups, eine Anzeige bei eBay zum eindeutig zwielichtigen Anbieter. Der Versand ist angeblich aus D, rechtliche Hinweise allerdings sehr chinesisch. Bei der angeblichen Vielzahl verkaufter Artikel eigentlich verwunderlich, dass dieser noch bestehen kann. https://rover.ebay.com/rover/0/0/0?mpre=https%3A%2F%2Fwww.ebay.de%2Fulk%2Fitm%2F333249254880

EBay verweist auf Beschwerde beim Zoll, der Zoll wiederum an den Hersteller. Sensibilisiert durch Ihren Artikel habe ich dem Folge getan. – Nathalie

 

Seit 1990 bereise ich China als Einkaufsagent. Das nur vorab, um eine gewisse Autenzität zu zeigen. Ihr Bericht ist sehr einseitig. Deshalb folgende Bemerkungen Dazu 1. Die Anzahl von 500.000 verlorenen Arbeitsplätzen allein in Deutschland Wage ich aus dem einfachen logischen Grund zu bezweifeln, dass eine Menge Ware zum deutschen Preis gar nicht erst gekauft worden wäre, also das Einstellen Von 500.000 Arbeitern / Innen gar nicht möglich war. Das größte Problem in dieser Geschichte sind wir Konsumenten, uns kann es nicht billig genug sein. Einen schönen Gruss an Anna, bei den heutigen Infomationsmöglichkeiten hätte sie der Preisunterschied Stutzig machen müssen.Aber nein, sie hat bestellt. Bei meinen Reisem mit Einkäufern nach China konnte ich immer wieder Erleben, dass die Originale aus Europa vorzeigten und dann dem möglichen Lieferanten Klar sagten, er soll das nachbauen. Somit haben wir ganz eindeutig die Saat gesät, die Jetzt so richtig aufgegangen ist. Es ist mir zu einfach die chin. Regierung für die Bekämpfung Allein verantwortlich zu machen. Die Bewegung Geiz ist geil hat uns all diesen Wahnsinn beschert. Zum Schluss noch eine Frage wenn es einen Fake Porsche gäbe, wetten, dass der in Mengen Gekauft würde bei einem Preisunterschied von bereits 20%?? Darüber sollten wir nach denken Und nicht immer mit dem Finger auf die anderen zeigen. – Manfred Mengewein

 

Danke für den spannenden Artikel über Produktpiraterie. Vermutlich erzähle ich Ihnen nichts Neues, wenn ich meine eigenen Erfahrungen schildere. Aber es könnte ja sein, dass Sie in Zukunft noch weitere Facetten des Themas beleuchten wollen. Auch ich bekam einmal Post vom Hauptzollamt, weil da ein Päckchen abgefangen worden sei mit einer Ray-Ban-Sonnenbrille. Diese hatte ich nie bestellt, dafür aber einige Wochen zuvor in einem scheinbar deutschen Internetshop einen Rucksack, per Kreditkarte. An den Abbuchungsdaten hatte ich zum Glück rasch erkannt, dass aus China geliefert werden sollte, und die Sache sogleich bei der Sparkasse gemeldet, die mir dann auch bald das Geld zurückerstattete. Ein Rucksack kam nie.

Vom einem Zoll-Mitarbeiter erfuhr ich, dass es solche Sendungen mit nicht bestellten Waren häufig gibt. Nachdem ich der Vernichtung der Ware zugestimmt hatte, folgte einige Wochen darauf der nächste Akt: eine Abmahnung durch die niederländische Kanzlei React Germany wegen Markenrechtsverletzung, im Namen der Firma Ray Ban. Ich sollte die Kosten für die Vernichtung der Ware übernehmen. Nach Rückfragen beim Zollamt schickte ich dann einen bewusst emotionalen Brief an die Kanzlei, um klarzumachen, dass ich mir das schon rein aus Prinzip nicht gefallen lassen würde. Das hat offenbar funktioniert! Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass viele Leute so einen relativ kleinen Betrag irgendwann lieber zahlen, um weiteren Ärger zu vermeiden. – Christoph Trunk


 

Leserbriefe zu „Wie viel reisen Sie für die Erkenntnis?“ von Annika Joeres

Glückwunsch zu der in Form und Inhalt bemerkenswerten Güte Ihrer Arbeit inkl. übrigens auch der Weigerung des PIK-Direktors, Herrn Edenhofer, seine Reisen offenzulegen. – Gernot Henseler

 

Heute morgen habe ich begonnen, den Chancen-Teil der aktuellen Zeit zu lesen und bin über die kurzen Beiträge, unter anderem von Frau Allmendinger und Frau Becker, auf der ersten Seite gestolpert. Frau Allmendinger schreibt: „Flüge beschränken wir auf unumgängliche Dienstreisen, bei denen die Nutzung anderer Verkehrsmittel nicht möglich ist…“ Da komme ich doch sehr ins Grübeln, warum folgende Flüge nicht durch Zugfahrten zu ersetzen sind: Berlin-München, Berlin-Stuttgart, Stuttgart-Bremen, Nürnberg-Düsseldorf und Köln-Berlin.

Ähnliches trifft für Frau Becker zu, die schreibt „wir sollten unnötige Reiseaktivitäten, die das Klima belasten, wann immer möglich, vermeiden“. Meines Erachtens sind auch die Strecken Frankfurt-Rostok, Frankfurt-Berlin und Frankfurt-München (3:15 ohne Umsteigen!) gut mit dem Zug zu bewältigen. Zumindest, wenn es einem wichtig erscheint. Auf diese Art und Weise werden wir weder den CO2-Ausstoß wesentlich verringern noch können wir so erhoffen, eine Vorbildfunktion diesbezüglich einzunehmen. – Dr. med. Kristina Boos

 

Helfen sie mir bitte den Artikel zu verstehen. Es sind mehrere Tabellen abgedruckt, die „kg CO2“ für Bahnfahrten enthalten. Die Werte sind mir unverständlich, nicht erklärt und nicht ohne Erläuterung nicht nachvollziehbar:
zB: Gießen – Frankfurt: 6,00 hin- u. zurück dagegen München Berlin – einfach 0,10 oder Potsdam – Tübingen: 23,60 hin- u. zurück dagegen Potsdam – Frankfurt hin- und zurück 2,80 oder Potsdam – München hin- u. zurück 1$/%=2,8) entspricht der kürzeren Strecke Potsdam – Leipzig hin- u. zurück.
Wie kann das sein? – Franz Lenk

 

Frankfurt – Berlin, Frankfurt-München, Berlin-München, Berlin-Stuttgart, Nürnberg-Düsseldorf, Köln-Berlin. Lauter Orte, die man mit Bahnfahrten innerhalb von ein paar Stunden erreicht. Die Wissenschaftler*innen haben das Flugzeug gewählt … Es braucht dringend ein Umdenken, bei den Personen selbst, auch bei den verantwortlichen Institutionen – weg von der Fixierung auf den „Billigstbieter“. Dazu eine geringere Besteuerung von Bahntickets und endlich endlich endlich die Besteuerung von Kerosin! – Katrin Sippel

 

Ein aufschlussreicher Artikel, der mich allerdings an der Lernfähigkeit eines Großteils der Bevölkerung zweifeln lässt, wenn sich schon Wissenschaftler so leichtfertig und denkfaul durch die Welt bewegen. Ich habe die Zahlen, die bei Frau Jutta Allmendinger so schnöde aufgeführt sind, mal aufbereitet. Vorausgesetzt die Zahlen stimmen und man verzeihe mir eine gewisse Unschärfe, dann ist das Ergebnis daraus schockierend. Es stehen 4.848 Flugkilometer (ohne Istanbul-Flug) mit 1.116 kg CO2 und 3.584 Bahnkilometer mit 1,73 kg CO2 zu Buche, beim 1,35-fachen an Kilometern also das 645-fache an CO2-Ausstoß.

Das steht in keinem Verhältnis zu der ersparten Zeit durch den Flug wobei ein solcher von München nach Nürnberg noch zu hinterfragen wäre. Ich frage mich, geht es eigentlich noch selbstgerechter? Mein Fazit daraus: Der Zug im Hinblick auf Klimawandel ist abgefahren, da heißt es nur noch Schadensbegrenzung betreiben, allerdings mit anderen Wissenschaftlern und anderen Strategien. – Michael Lang

 

Ihr sehr interessanter Beitrag erinnerte mich an eine Untersuchung zur CO2 Emission einer Grossforschungseinrichtung (https://www.eso.org) von 2012 (https://www.eso.org/sci/publications/messenger/archive/no.148-jun12/messenger-no148-39-41.pdf). Dort kam der frustrierend hohe Wert vom 46 Tonnen CO2 pro referierter Veroeffentlichung heraus. Mittlerweile wird versucht diese Emissionen zu reduzieren, aber es ist noch ein weiter Weg. – Sabine Moehler

 

Die hier präsentierte Heuchelei hätte es verdient gehabt, im Artikel nicht nur brav referiert, sondern auch kritisch kommentiert zu werden: Da fliegt die designierte DFG-Präsidentin munter zwischen Frankfurt und Berlin hin und her, auch zwischen Frankfurt und München – Strecken, die man bequem und in wenigen Stunden mit der Bahn bewältigen kann. Klar, das machen viele, ist ja auch so billig. Aber in diesem Zusammenhang zu verkünden, dass man klimaschädliche Reiseaktivitäten „wann immer möglich, vermeiden“ sollte, erzeugt ähnliches Kopfschütteln wie der Klimaforscher (!), der im selben Artikel angesichts seiner selbst eingeräumten viel zu hohen Emissionsbilanz auf „politische Lösungen“ wartet. Was bitte nützt alles Reisen „für die Erkenntnis“, wenn die gesicherten Erkenntnisse dann nicht umgesetzt werden? – Dr. Wolfgang Tzschaschel


 

Leserbriefe zu „»Wenn sie euch nicht in den Jemen lassen, berichtet trotzdem!«“ von Amrai Coen Und Malte Henk

Lange war ich vom Dossier über die Lage im Jemen erschüttert. Dann las ich folgenden Satz: „Viele Jemeniten sind arm, viele leben in schwer erreichbaren Bergdörfern, in einer vom Klimawandel versengten Landschaft“. Nun zweifle ich, ob jemand, der den Begriff Klimawandel so leichtfertig verwendet, wirklich glaubwürdig ist. – Rolf Schikorr

 

Hätte Claas Relotius diese Reportage geschrieben, wäre er vielleicht auch nie im Jemen gewesen, aber er hätte eifrig Vorurteile seiner Chefredaktion bedient und sensationelle Einzelschicksale porträtiert. So wie den arabischen Jungen, der über seine an die Wand geschmierten Slogans irrtümlich den syrischen Bürgerkrieg ausgelöst hat. Hier – in dieser großartigen Reportage – werden die Ansichten und Erlebnisse verschiedener authentischer Menschen wieder gegeben – woraus ein ebenso erschütterndes wie aufschlussreiches Porträt dieses verheerenden Krieges entsteht. Keine versteckte Propaganda welche die Absicht der Journalisten nur mühsam verbirgt, diese oder jene Seite als Schuldigen hinzustellen. So soll Journalismus sein. Herzliche Gratulation. – Bert Ehgartner

 

Selten wie nie, hat mich dieser “Sammelbericht” über den Jemen betroffen gemacht. Der Weg ein Land zu beschreiben, dass man nicht betreten darf, ist auf ganzer Linie geglückt. Diese Form zu wählen ist ungewöhnlich und brillant. Gleichzeitig vermitteln mir die Schreiber ein großes Mitgefühl mit diesem gebeutelten Land. Was kann ich hier tun ? Ich wünsche mir mehr solche Reportagen wie diese hier. Sie zeigt verschiedene Personen und deren unterschiedlichen Standpunkte ,ohne Partei zu ergreifen. Trotzdem aber spürt man eine große Empathie für dieses zerstörte Land. Allein das Aufzeigen dieser schwierigen Situation macht dem Einen klar: “Ihr seid nicht allein” und dem Anderen, den Kriegstreibern : “Die Welt sieht was ihr tut.” Mehr solche Berichte und ich versöhne mich mit dem Preis ihrer “ ZEIT” ung. – Silke Goevert

 

Ich hoffe Ihr Dossier über den Jemen bekommt einen renommierten Preis! Eine journalisitische Meisterleistung, die für die Menschlichkeit notwendig ist! Meinen haben Sie schon: Ich habe gleich gestern Abend meinen getrennt lebenden Söhnen (10 und 12) davon vorgeschwärmt. Ich bin „amtlicher“ täglicher Nachrichtensager für sie und versuche, sie für den Beruf des Journalisten zu gewinnen. Bisher ging es nach hinten los, Journalisten als Helden zu nennen, denn mein kluger Zwölfjähriger hat schnell verstanden, dass das gefährlich ist. Richtig, in vielen Ländern! Bleiben Sie so mutig und aufrichtig, wie Sie sind, und alles wird gut! – Ralf Kistermann

 

Vielen Dank fuer diesen – wenn auch deprimierenden – Beitrag. Er hat mir klar gemacht, wie schwierig Berichterstattung manchmal sein kann und dass auch solche Probleme eine Erklaerung dafuer sein koennen, dass manche Konflikte ploetzlich „verschwinden“. Ich schaetze auch sehr, dass Sie die Situation in ihrer ganzen Mehrdeutigkeit und Unuebersichtlichkeit wiedergegeben haben – die Hilflosigkeit vieler Menschen mit besten Absichten muss frustrierend sein. – Sabine Moehler

 

Endlich kommt im Dossier mal wieder die Königsdisziplin des Journalismus zur Geltung: Eine Reportage nicht über psychologische Befindlichkeiten oder einzelne mehr oder weniger relevante Personen des öffentlichen Lebens, sondern über verdrängte und unterdrückte harte Fakten. Gerade in der Jemen-Frage zeigt sich die ganze Verlogenheit der europäischen und speziell deutschen Außenpolitik, die gerne in Sonntagsreden über Werte redet, es aber nicht mal schafft, Waffenexporte nach Saudi-Arabien dauerhaft zu unterbinden. Dass überhaupt Saudi-Arabien trotz der Kaschoggi-Affäre und des ungebremsten Exports seines Steinzeit-Islams in ärmere muslimische Länder im Westen immer noch als Bündnispartner gilt, kann einem nur die Schamröte ins Gesicht treiben – da lobe ich mir Donald Trump, der immerhin ganz offen sagt, dass für ihn Geschäftsinteressen ganz oben stehen und ihm Menschenrechte Schnurz sind.

Und was die Reportage über Fake-Produkte angeht, muss ich sagen, dass mir die Dimension dieser Schattenwirtschaft bisher nicht bewusst war. China wird sich irgendwann entscheiden müssen, ob es bei den internationalen Beziehungen auf Dominanz und aggressiven Nationalismus oder aber auf Kooperation und allgemeine rechtliche Standards setzen will. Nur die zweite Alternative öffnet für China wirklich den Weg zu einer Weltmacht, der erste Weg führt letztlich in die Isolation. – Dr. Dirk Kerber

 

So gut es ist, dass die beiden Journalisten über die erschütternden Verhältnisse im Jemen berichtet haben, obwohl man sie nicht ins Land gelassen hat, bleibt die Suche nach den Ursachen für das dortige Choas weitgehend unbeantwortet. Natürlich gibt es ganze Bündel von Ursachen, was aber die jemenitische Gesellschaft selbst angeht, sehe ich keine ernsthaften Bemühungen, die eigentlich lächerlichen Rivalitäten zwischen Huthis und den Anhängern der Regierung – einschließlich der jeweiligen religiösen Verortung – beizulegen. Solange auf Sieger- und Bestimmermentalitäten gesetzt wir, bleiben alle Beteiligten im Modus des Kämpfens und der Abgrenzung. Im Zeitalter der Globalisierung können solche Strategien nicht mehr erfolgreich sein. Solange Fragen nach der Bedeutung von Religionen für gesamtgesellschaftliche Entwicklungen tabuisiert werden, sind die unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften nur numerische Zugehörigkeitsgruppen ohne integrative Werteorientierungen. Konfliktlösungen können aufgrund solcher Standardisierungen nicht erreicht werden. Die vermeintlichen Identitäten berufen sich zwar auf Traditionen, sind in Wirklichkeit aber Illusionen.

Die Bürger (hier des Jemen) sollten sich vorurteilslos aufeinander zubewegen und exklusiv selbstbestätigende Identitätsmuster hinter sich lassen. Sonst fehlt die Basis für menschenwürdige Lebensbedingungen, und solange die fehlt, sollte man von Religion schon gar nicht sprechen. Um es aber doch mal mit religiöser Terminologie auszudrücken: Alle Beteiligten sollten sich so verhalten, als wären sie gerade aus der Hand Gottes geschlüpft – freiwillig und mit Entdeckerdrang, nicht von irgendjemandem irgendwo abgesetzt. – Christoph Müller-Luckwald


 

Leserbriefe zum Titelthema „Warum wir uns nicht mehr verstehen“

Wir leben als „Westdeutsche“ seid gut 11 Jahren in Dresden und das Miteinander hat sich in den vergangenen knapp 2 Jahren verändert. Die Differenzierung zwischen Ost und West ist wie ein Virus aufgebrochen. Eigenartig und nicht zu erklären, selbst von Freunden, die im Osten geboren sind, nicht, Jedoch sind mir folgend Zeilen dazu eingefallen:

WestOstOstWestWestOstWestOstOstWestWestOstOstWestW ee s t Oooo s tO s tW e….
S`bleit wies is S`bleibt wies is S bleibt wies is
Ständig Trennung nur
Nur West, nur Ost?
Kein Nord ?
geht über in Ost
geht über in West!
Kein Süd ?
Geht über in Ost
Geht über in West!
Alles geht über in
Nord Ost Süd West
Doch Ständig nur
Trennung nur Ost West
Mehr aus Ost
Fast nur aus Ost
Ein Irrsinn aus Angst aus Neid Unzufriedenheit
Warum? Wozu?
Auf der Strecke die Antwort
Schweigen, keine, misslingende Erklärung
War schon immer so!
Immer war das so? Immer?
Geteilt ein Land 40 Jahre bloß
Ist das Immer?
Was davor?
Vergangen seid verWENDEt 30 Jahre
Doch der Graben blieb,
größer, mal kleiner, grade ganz groß
Voller Urteile, Vorurteilen,
gesehen das Andere? Wozu?
Das Bild ist fest, gemeißelt in Kopf und Denken
Verschlossen bleiben, jammern, Grenzen bauen
Immer fort und fort
Grenzen stiften Identität, illusionieren ein Gefühl
Von Sicherheit, Beständigkeit, Kontrolle, Stagnation, Erstarrung,
Bleibt wies is, bleibt wies is, bleibt wies ist
Freiheit sollte sein, im Reden, im Denken, Bewegen, im Sein
Jetzt ist sie da!
Doch ist sie da?
Im Ost und West? Im Nord und Süd?
Freiheit des Seins nur normiert,
Eingeschränkt überall. Umgeben mit Zäunen, Türen, Toren.
Verschlossen empfohlen, befohlen, geschützt die Sicherheit, das Eigentum, das Mein
Offen, suspekt eigentümlich anderes erst mal schlecht
Überall gleiche Urteile, Verfestigung
Kann so Freiheit leben?
In Regeln, Ketten, hinter Tür und Tor?
Im Außen und Innen?
Freiheit lebt im Kopf
Frei von Trennen, frei von vielem
Freiheit lässt zu
Im Reden, im Denken, Bewegen, im Sein
Verbindet, erinnert
Freiheit lebt liebt ist
Warum zerstören was gewollt?
Warum trennen was verbunden?
Bleit wies is nix bleibtwiesis nix bleibtwiesis – Kerstin Pöhl

 

Eigentlich ist es ganz einfach. Ein eigenes Erlebnis: Als meine Eltern in den Westen flüchteten und ich wieder zur Schule ging, war ich den westlichen Schülern weit überlegen. Ich hätte glatt zwei Klassen überspringen können, so gut wurde ich im Osten ausgebildet. Und heute ist es nicht viel anders. Im Westen wurde alles mögliche gelernt nur nichts brauchbares was man später im beruflichen Leben hätte gebrauchen können. Das ist das Verdammnis einer dämlichen Demokratie in Westdeutschland. – Gunter Knauer

 

Ich bin seit Jahren Abbonent ihrer Zeitschrift und immer beeindruckt von den klugen Analysen, den intellektuellen Autoren und der schönen Sprache. Das 30 Jahre Mauerfall Jubiläum möchte ich zum Anlass nehmen, ihnen ein wenig konstruktive Kritik zu ihrer redaktionellen Linie zu geben. Dies ist mir schon länger ein Anliegen: Die Zeit Redaktion hat offenbar den Mauerfall und die Öffnung Zentral- und Osteuropas noch nicht verinnerlicht. Ich lebe im Osten, in Wien, und befinde mich damit vermutlich an der äußersten Grenze des „Zeit“ Wahrnehmungshorizonts. Länder wie Rumänien, Bulgarien, Baltikum, etc. kommen redaktionell kaum, oder nur negativ vor. Bei wissenschaftlichen Themen werden lediglich westeuropäische und U.S. Quellen zitiert, bei Symposien kommen nur westliche- oder US-Personen zu Wort. Ich meine damit nicht etwa eine Vernachlässigung Russlands. Nein, der Horizont hört bereits in Ungarn und Tschechien auf. Ist „Die Zeit“ etwa noch nicht in Europa angekommen? Herzlich willkommen!

Wer in ihren Beiträgen jedoch überproportional vertreten ist, ist die U.S.A.. Wir in Österreich haben mit „Rosinenbomber Romantik“ bereits einen Ausdruck für diese dümmlich – anbiedernde Haltung unserer nordwestlichen Nachbarn. Die Spitze dieser redaktionellen Ignoranz war wohl das Zeit Magazin zum 20 Jahr-Jubiläum: Von 20 abgedruckten Titelseiten hatten 18 die USA zum Thema und jeweils einer Frankreich und Großbritannien. Es stimmt schon, daß die USA einen großen Anteil an der Befreiung Deutschlands von den Nazis hatten. Aber dies ist lange her, und der Anteil und die Opfer Anderer waren größer. Den U.S.A. geht Europa am Arsch vorbei und zwar nicht erst seit Trump. Oder leidet die deutsche Gesellschaft an kollektivem Stockholm Syndrom? Ich bleibe trotzdem ihr treuer Leser und werde ihre Fortschritte in Sachen Europa weiter aufmerksam verfolgen. – Uwe Eschner

 

In Ihrem Bericht ist der Begriff „Hochzeit“ m.E. besonders für jüngere bzw. weniger geschichtsbewusste Menschen etwas irreführend. Eine Hochzeit beschreibt im landläufigen Sinne die Vermählung zweier Menschen, die nicht miteinander verwandt sind. Jeder von beiden bringt die Prägung durch seine eigene familiäre historische und gesellschaftliche Tradition mit, was sehr oft zu Konflikten und Anerkennungsschwierigkeiten führt. Die beiden sich vereinigenden deutschen Teile blicken jedoch auf eine gemeinsame „familiäre“ Wurzel, mitunter sogar im wörtlichen Sinne. Sie haben eine gemeinsame historische und gesellschaftliche Tradition (z.B. Kaiser Karl d.Gr., Kirche und Klöster, Reformation, Goethe, Kant, zwei verlorene Weltkriege). Die Gemeinsamkeit wurde in einer historisch relativ kurzen Phase gewaltsam unterbrochen und die beiden Teile einer jeweils gegensätzlichen Beeinflussung von außen ausgesetzt. Dieses Bewusstsein gilt es m.E. zu vertiefen.

Vielleicht sollte man in den Medien mehr das Jahrhunderte alte Gemeinsame in unterschiedlichen Längsschnitten betonen sowie die verbliebenen Gemeinsamkeiten während der Zeit der Trennung mehr herausarbeiten, um daraus Kraft und Perspektive für eine gemeinsame Weiterentwicklung ziehen, anstatt durch Überschriften die (vor allem jüngeren ) Leserinnen und Leser im Denken zu kurz zu halten. – Karin Klausen

 

Hätten Sie gefragt: „Warum wir die (und die uns) nicht verstehen“ wäre ein gewichtiger Teil der Antwort schon in der Frage enthalten gewesen. – Dr. Paul Räppold

 

Ich glaube der Titel ist falsch, denn wir können uns gar nicht verstanden haben. Ich bin Jahrgang 1950. Als Herr Voss in den Osten kam 1990/91 habe ich meine Abteilung von ca. 15 Mitarbeitern abgewickelt, erst die Jungen, dann die Alten in den Vorruhestand. Die Kundschaft, Firmen und Institute in der DDR und dann im Osten der Bundesrepublik wurden geschlossen. Zum Schluss wurde ich entlassen und stand vor der Frage zur Konkurrenz oder trotz der großen Namen selbst im Laborgerätemarkt an zu fangen. Keinen Namen, keine Kunden, kein Geld.

Einen westdeutschen Mehrheitsgesellschafter der auch keinen Markt mit unseren sehr speziellen Produkten hatte. Was 51% Mehrheitsanteile bedeuten habe ich dann gelernt als unsere Firma von zwei auf 25 Mitarbeitern gewachsen ist. Die 49% von meiner Frau und mir hatten keine Bedeutung. Die einzige Chance sah ich zu Beginn, was die in der Schweiz können, können wir auch nur günstiger, wenn wir unsere Löhne niedrig halten und ich als Geschäftsführer lange arbeite. Der alte Spruch, entweder man hat Zeit oder Geld. Der angeführte Mike Winkel ist sehr interessant, denn er hat ein „Kraftwerksstilllegungsprogramm“ geleitet. „Stilllegungsprogramme“ haben im Osten viele geleitet ohne gute Gehälter und ohne Aufstiegschancen. Interessant wäre aber, was hat er aufgebaut? Auf Seite 30 sind besonders die Universitätsrektoren und -rektorinnen interessant. Von Ministerien und Verwaltungen ist gar keine Rede. Sicher gibt es noch andere Bereiche, Grundstücke, Gebäude usw. – Heinz Ewald

 

Wer sind im Titel „Warum wir uns nicht mehr verstehen“ die „wir“ und die „uns“? – Walter Stach


 

Leserbriefe zu „Ausgespart“ von Marc Brost Und Mark Schieritz

Auch wenn man das jetzt öfter liest: Es bleibt doch ein starkes Stück! Die Alten treffen im Namen der Jungen eine Wahl zwischen weniger Verschuldung und (im besten Falle) etwas weniger Schäden an der Umwelt. Wahre Generationengerechtigkeit hieße doch eigentlich: Der nachfolgenden Generation solide Finanzen und eine intakte Umwelt zu hinterlassen. Merkt das niemand? – Christian Endrikat

 

Es stellt schon eine gehörige Portion Chuzpe dar, wenn der Verursacher (alle über 30) eines gigantischen Schadens (Klima und Umwelt) nach fortgesetztem Bedienen aus den Staatskassen und dem zu schützenden Allgemeingut Natur dem Geschädigten (alle unter 30) jetzt erklären, dass es sicher auch in seinem eigenen Interesse sei, diesen mit einem anderen Schaden (Schulden) zu begegnen, der auch vor allem wieder die Jüngeren trifft. Was ist falsch an der Metapher der sparsamen Hausfrau, die im übertragenen Sinne in der Lage ist, Schulen, Internet- und Verkehrswege ohne Schulden zu finanzieren und ohne fortwährend Natur und lebensnotwendige Ressourcen massiv zu schädigen? Ist das nicht einfach nur gesunder Menschenverstand? Gehören nicht zumindest VOR eine Schuldendiskussion weitreichende Entscheidungen, unsere Lebens- und Wirtschaftsweise so zu justieren, dass dieser gesunde Menschenverstand nicht fortwährend beleidigt wird? Sind die notwendigen Schlussfolgerungen zu radikal, als dass wir sie zu denken vermögen? Streiten wir bei der Schuldenbremse über das Richtige zur richtigen Zeit? – Andreas Röhrig

 

Ich brauche Nachhilfe. Wie können Schulden gut sein? Sie sind immer mit Folgekosten verbunden und es profitiert ein dritter (wenn der Schuldner nicht pleite geht). Staatsschulden sind für Geldgeber besonders gut denn Staaten gehen selten pleite und selbst dann (siehe Argentinien) lässt sich meistens noch etwas damit verdienen. Geld verlieren nur einige dumme kleine Investoren. Wenn Sie also nach neuen Schulden rufen wollen Sie primär ein Förderprogramm für (Ausländische) Geldgeber. Steuergelder werden zwangsprivatisiert (ein Ziel von Trump). Warum? Ich würde Sie bitten einmal gegenüberzustellen was wir an freien Steuermitteln hätten wenn wir nicht schon heute so einen gigantischen Schuldenberg hätten. Es wäre trotz der niedrigen Zinsen ein gigantisches Konjunkturprogramm das gezielt eingesetzt werden könnte und nicht einseitig dem Finanzsektor zugute kommt. Aktuell werden für jeden Bürger 350 € ZINSEN pro Jahr gezahlt!

Wer mit seinem Geld nicht auskommt wirtschaftet grundsätzlich falsch. Aktuell leben wir in einer wirtschaftlich guten Phase – und der Schuldenberg wurde nur minimal kleiner. Wann wenn nicht jetzt? Es gibt Gemeinden die sind schuldenfrei und haben heute eine solide Finanzbasis, andere sind mit Schuldlasten beschäftigt. Sie meinen wirklich das sei besser? Alle Modelle setzen vorraus das schuldenfinanzierte Investitionen durch entsprechendes Wirtschaftswachstum etc leichter und schneller zu refinanzieren sind und deshalb die Gemeinschaft als ganzes wächst. Das ist bisher noch nie und bei keinem Land der Fall gewesen. Schulden sorgen für sozialen Frieden und verschieben die Konflikte. Schulden sind ein Schmierstoff zur Machterhaltenung.

Die Schuldenbremse und die schwarze null ist ein MEILENSTEIN. Schulden sind also nicht besonders smart für den Schuldner, Sie beschreiben es aber ganz anders mit lauter Annahmen die sich noch nie bewarheitet haben – es sei den man spekuliert darauf die Schulden nie zurück zu zahlen wie die USA und andere Schuldenschreihälse die Währungsmanipulationen und Schuldenschnitte schon jetzt mit berücksichtigen. Das ist doch Betrug oder? Wie kommen Sie dazu neue Schulden zu wollen? Innovationen gehen auch ohne Schulden! Die sind entscheident! – Benjamin Schubert

 

Investitionen erzeugen in einer Unternehmensbilanz erst mal nicht für Verlust, lediglich die Abschreibungen. Wenn der Vorschlag fremdfinanzierte Investitionen aufgenommen würde, sollte aus meiner Sicht bilanziert werden um Ausgaben von Investitionen zu unterscheiden und mit Abschreibungen auch den Wert der Investitionen über die Zeit auszuweisen. Es könnte dann auch so gesteuert werden, dass jedes Jahr die Abschreibungen und Zinsen aus Steuermitteln bezahlt werden, so dass lediglich immer nur der aktivierte Wert fremdfinanziert ist. – Christian Voss

 

Es wäre mir neu, dass der Staat bisher jahrelang „gespart“ hätte. Stattdessen hat er die gewaltig zufließenden Steuer- und Beitrags-Mehreinnahmen als „soziale Wohltaten“ (vulgär: Wahlgeschenke) verplem­pert. Da gleichzeitig die Tiefbauindustrie und die Planungsbehörden weniger ausgelastet waren, gingen auch dort mittelfristig notwendige Kapazitäten zurück. Glauben die Autoren ernsthaft, dass „real“ durch x Milliarden Mehrausgaben diese Kapazitäten morgen früh schon bereit stünden? – Prof. emer. Dr. Wolfgang Ströbele

 

Es wäre natürlich toll gewesen, wenn auch in den Fotos der wiederholt erwähnte (Kult-)VW-Bus zu sehen gewesen wäre. Aber auch der „kleine Franzose“ war vermutlich zu der Zeit und in den Kreisen Kult. – Hoffentlich fällt Mensch nicht auch beim Kauf von Fjällräven-Rucksäcken bei Zalando auf Fälschungen herein! sh. dazu S. 17 des Blattes! – Horst Behr

 

In diesem Beitrag geben die Autoren unwidersprochen folgende Auffassung einiger Ökonomen wieder, die mich fassungslos macht: „Vom Kampf gegen den Klimawandel profitieren vor allem die kommenden Generationen. Deshalb sollen sie auch an den Kosten beteiligt werden.“ Jedoch haben wir Angehörige der älteren Generationen unseren Planeten in den erbarmungswürdigen aktuellen Zustand versetzt und die kommenden Generationen werden darunter leiden müssen. Also sind wir verantwortlich und junge Generationen bestenfalls in dem geringen Maße, in dem sie selbst zum Klimawandel beigetragen haben. Künftige Generationen vorerst gar nicht. Ich stelle mir folgendes Beispiel vor: Ich beschädige mit meinem Fahrzeug das Auto eines anderen, der daran unschuldig ist. Anstatt Schadensersatz zu leisten, stelle ich mich auf den Standpunkt, dass ja nur er von der Reparatur profitiere und deswegen selbst zahlen solle. Wer wäre damit wohl einverstanden? – Dr. Peter Scheibl


 

Leserbriefe zu „Alle wollten ihr Bestes“ von Hannah Knuth

So eine Zeile (Alle wollten nur ihr Bestes – Die Zeit 35/2919) ist dunkelster Clickbait-Journalismus („Was dann passiert erstaunt alle!“)
Ich habe doch die Zeitung (oder hier das Digitalabo) gekauft, dann sagt mir auch was passiert, und ich kann entscheiden, ob mich das interessiert, und nicht erst, nachdem ich darauf klicke oder den Artikel lese. Das ist mir in letzter Zeit öfters aufgefallen, vielleicht müssen sie weniger auf Effizienz zwischen Online und Print achten (und dabei solchen Mist produzieren), und stattdessen für Print nochmal über die Unterzeilen nachdenken. So ist das nämlich kein Qualitätsjournalismus! – Andreas Basner

 

„Die Mutter wollte die Tochter nie zu etwas zwingen.“ Das scheint wohl die Ursache des Problems zu sein. Erziehung hat etwas mit Führung, Orientierung geben, Fehlentwicklungen entgegenwirken zu tun. Wer hier versagt, versagt seinem Kind die Vorbereitung aufs Leben. Per Polizeieinsatz das Kind in die Enge zu treiben ist absurd. Die Verantwortung für die Erziehung liegt bei Eltern, Schule, Nachbarschaft und Staat. Nachlässigkeit führt zu Vernachlässigung oder anders ausgedrückt: Übertriebene Freiheit führt zu Chaos. Darf man so etwas in einem so überaus freien Deutschland überhaupt noch denken bzw. sagen?! – Marion Claus

 

Endlich thematisiert mal jemand die Nebenwirkungen des deutschen Datenschutzes! Der Tod des Mädchens ist ein besonders tragisches Ende eines staatlichen Handlungsmusters, das es vermutlich öfter gibt. Vor Jahren habe ich als Verfahrenspfleger einmal erlebt, dass fünf verschiedene Institutionen damit beschäftigt waren, einer bestimmten Familie zu helfen, aber keine wusste von der anderen, jede arbeitete nach ihrem eigenen Programm unkoordiniert vor sich hin. In Wirtschaft und Gesellschaft singt man das Hohe Lied von Teamarbeit und Vernetzung, aber den staatlichen Instanzen soll es verwehrt sein, Informationen auszutauschen, um effektiv arbeiten zu können. Ein solcher Datenschutz führt dazu, dass die eine Behörde wieder einreißt, was die andere mühsam aufzubauen versucht. Denn das korrekte Abarbeiten von Rechtsvorschriften garantiert nicht die Wirksamkeit staatlicher Maßnahmen, sondern führt leicht zu sinnfreien oder sinnwidrigen Ergebnissen, wenn die linke Hand nicht weiß, was die Rechte tut. Der Datenschutz muss neu gedacht werden. Er darf nicht die Weitergabe nötiger Informationen verhindern, sondern muss Instrumente entwickeln, die die angemessene und rechtmäßige Verwendung der Informationen überwachen und gewährleisten. Bitte bleiben Sie dran an dem Thema! – Michael Tausch

 

Danke für ihren Artikel. Ich bin selbst Sozialarbeiterin und eine sogenannte Kinderschutzfachkraft – „IEF – Insoweit Erfahrene Fachkraft“. Ich möchte mich nicht auf Grundlage des Artikels zu einer fachlichen Besserwisserei hinreißen lassen. Dennoch folgende Anmerkungen: Zu der Aussage des Jugendamtsleiters ist dringend hinzuzufügen: Kinderschutz steht vor Datenschutz, das ist ganz klar geregelt in KKG – Gesetz zur Kooperation und Information im Kinderschutz. (Dies hätte in ihrem Artikel aus meiner Sicht eigentlich auch noch mal gegenrecherchiert werden müssen, weil ich es selbst kenne, wie sich mancher mit dem „Schutzschild“ Datenschutz einen schlanken Schuh macht.)

Voraussetzung ist die Einschätzung, dass eine Kindeswohlgefährdung bzw. der Verdacht einer solchen vorliegt was aus meiner Sicht, anhand der Fakten aus dem Artikel ganz klar hervorgeht. Was Arrest, Bußgeld oder Arbeitsstunden und die Hausbesuche der Polizei betrifft, dies halte ich für völlig überzogene Mittel, um diese Kinder wieder zurück ins Schulsystem zu holen, deren Wirksamkeit ich absolut in Frage stelle. Ich finde da lassen wir uns Sozialarbeiter*innen auch zu sehr vorspannen, um der Gesellschaft vorzugaukeln das sind die Mittel der Wahl, anstatt „der Gesellschaft“ rückzumelden, hier liegen die Probleme/ Ursachen woanders und nicht in einer Null-Bock-Phase.

Eine weitere Stelle ist die Nichtkommunikation zwischen den Institutionen, Behörden, Ämtern, Fachkräften – wobei neben dem Datenschutz, auch eigene Professionsdünkeleien, Ungenauigkeiten, Überlastungen der Einzelnen eine Rolle spielen. Aus meiner Sicht ein oft unaushaltbares Miteinander das, wie in ihrem Artikel beschrieben ein entsetzliches Ende nimmt. Bedenkt man die vielen Veröffentlichungen zum Thema „Aus problematischen Kinderschutzverläufen lernen“, in denen immer wieder auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit – d.h. letztendlich nichts anderes als der Austausch von Daten – hingewirkt wird, ist dies aus meiner Sicht ein Skandal, dass dies in der Praxis, so wie ich sie erlebe, oft noch zu wenig umgesetzt wird. Obwohl es für alle eine Win win Situation wäre (auch für die Betroffenen, die die Bringschuld nicht mehr leisten können) und im Falle eines Tötungsdelikts oder Selbstmords keiner im Helfersystem sagen kann „Oh das haben wir nicht gewusst, diese Information fehlte uns“. – Anett Olschewski

 

Demilas Geschichte zeigt ein grundsätzliches Problem unserer Gesellschaft, auf das wir noch nicht wirklich vorbereitet sind. Das auffällige Verhalten von Kindern und Jugendlichen ist die Konsequenz von ungenügender oder falscher Zuwendung in den ersten Lebensjahren und mangelnder Feinfühligkeit im weiteren Verlauf. Es muss davon ausgegangen werden, dass bei dem jungen Mädchen schon sehr früh Defizite in Stabilität und Spiegelung zu einem Strukturmangel geführt haben, der immer wieder genährt wurde durch elterliches Versagen und schulische Misserfolge. Übrig blieben depressive Symptome und eine rasende Enttäuschungswut, die Demila gegen sich selbst gerichtet hat, indem sie sich mehr und mehr aus dem Leben zurückzog, pädagogische Hilfe nicht zulassen konnte und dann ihr Leben aufs Spiel gesetzt hat.

Spätestens in der 5. Klasse mit 10 unentschuldigten Fehltagen (das Kind war hier 11 Jahre alt!) hätte psychologische Hilfe notgetan. Hier ist ein Schulsozialarbeiter überfordert, weil ihm die entwicklungspsychologischen Kenntnisse fehlen. Die Gesellschaft muss sich dem Thema der Entstehung von Sucht und Depression stellen, rechtzeitig therapeutische Hilfe leisten, aber vor allem den Blick auf die ersten Lebensjahre unserer Kinder richten, auf die Zeit, in der ein stabiles Selbst entstehen kann, oder ein ewig leidendes. – Anke von Skerst

 

«Das Beste zu wollen» schützt nicht davor, möglicherweise das Unsachgemässeste zu veranlassen, und es eröffnet den Weg zu einer Verantwortlichkeitsklage oder zu einer Neuorientierung im Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit einer Bindungs- und Beziehungsbeeinträchtigung. Kommt zu diesem unseligen das «Beste zu wollen» die Verantwortungsdelegation dazu: weg von den Eltern als Bindungspersonen zu Schulbehörde, Sozialamt, dann zur Psychologin, zum Psychiater, letztlich zum Jugendanwalt mit Beauftragung der Polizei zwecks Handhabung. Viele Schnittstellen, viele unkoordinierte Massnahmen auf den Ebenen der Normanforderung (Leistung, Verhalten), der Zuweisungen (Umteilungen, Heimeinweisung, Etikettierung), der Beeinflussung (Fördern, Therapieren), der Behandlung (Medikamente, Klinikzuweisung aufgrund der Symptome), Verwahrung. Ein an wirklicher Verantwortungnahme mangelndes «Schwarzpeterspiel» ohne Verantwortungsklärung dafür, welche eingesetzten Mittel denn für welches Ziel, aufgrund welcher fundierten Sicht zum wirklich vorliegenden Problem und zudem von wem mit welcher Fachkompetenz entschieden werden sollen.

Ein Mädchen ist in den Tod gefallen. Viele haben zugeschaut bei seinem zunehmenden Engnis zwischen den Fronten, wie blosse Gaffer. Hier der aufbrausende und tätliche Vater, dazu die selbst bedrohte, hilflose Ehefrau und Mutter, da das ungeschützte und für die gesellschaftliche Lebensgemeinschaft immer weniger erreichbare Mädchen, das aufgrund eines Restes von Bindung zu seiner versorgenden Mutter von ihr (mit ihrer Lüge) sich zu schützen und vor der Polizei zu flüchten versucht. Anstelle der so sinn- und hilflos, wie auch übertrieben eingeforderten SchulPFLICHT mit dem läppischen Hinweis auf das «Kindswohl» hätte gelten müssen die Orientierung an der vorliegenden Bindungs- und Beziehungsversehrtheit mit fehlender Assimilationsfähigkeit und mangelnder Frustrationstoleranz. Es hätte ein Bezugsrahmen zur Elternschaft und zum Mädchen aufgebaut werden müssen, primär zugunsten der Persönlichkeitsentwicklung und in der Folge mit zunehmender Berücksichtigung des Rechtes auf Bildung und auf einen nachschulischen (Berufs-) Anschluss.

Entwicklung und Bildung ergeben sich nicht aus der blossen Schulpflicht, um so weniger noch, wenn deren Erfüllung gesellschaftlich-beamtlich-strafrechtlich-polizeilich eingefordert wird. Die Berücksichtigung der Würde der Eltern und der persönlichen Würde des Mädchens lässt nur einen Lösungsweg zu: Abgesehen von Norm- und Ordnungsansprüchen von aussen ist die vorliegende Bindungsstruktur Kind-Eltern (trotz Unvollständigkeit und Übergriffen) zu bestätigen, jedoch behutsam im Hinblick auf die Anforderungen für einen Berufsanschluss zu modifizieren über eine anständige Interaktion und Kommunikation durch eine versierte «Fachperson in Assistenz» zur Familie. Dies setzt eine verantwortliche und interdisziplinär kompetente Bezugnahme zur Familie voraus zwecks einer gelingenden Kooperation, die sich im Verständnis zeigt für die Bindungs-Notlage aller Familienbeteiligten wie auch in der wachsenden Fähigkeit des Familiensystems zur gegenseitigen Gewährung eines persönlichen Weges in Gemeinschaft und in die Gesellschaft hinein. Eine sogenannte Ablösung des Kindes von den Eltern ist nur über die Modifizierung der wie auch immer gearteten, vorliegenden Bindung möglich mit der gleichzeitigen Entwicklung einer Frustrationstoleranz und der Stärkung zur eigenen Identität

In der Schweiz fehlt eine entsprechende Forschungs- und Ausbildungsstätte für Bindungs- und Beziehungsbeeinträchtigungen mit den bekannten, aber oftmals sinnwidrigen «Behandlungen» von Folgesymptomen. Die mir bekannt einzige und dafür engagierte Institution (in Zürich) wird schulpolitisch nicht entsprechend gewürdigt und somit nicht entsprechend alimentiert, obwohl der «social return on investment» beachtlich ist. Sie orientiert sich seit Jahren am Kinderzentrum München mit den herausragenden umfangreichen Publikationen (Prof. Heinz Brisch/Theodor Hellbrügge, et al.), deren Forschungsergebnisse offenbar in unserer unmittelbaren Nachbarschaft Deutschaland auch noch kaum in die verantwortlichen Etagen des Erziehungs-/Bildungs-/Behandlungs-/Rechtssystem implementiert worden sind. In der Schweiz gibt es ähnlich gelagerte Todesfälle auch. Dazu kommen die Jugendlichen, deren Reaktionen – vor einem Suizid – in Richtung Delinquenz, Somatisierung oder Verleugnung gehen und somit am Leben bleiben, allerdings mit oftmals sehr teuren Nachsorgekosten in sechs- bis siebenstelliger Höhe. Eine Erfassung würde für den (Bundes-)Staat die Notwendigkeit einer Neuausrichtung aufzeigen mit der Folgeverunsicherung all jener, die meinen, das «Beste zu wollen» reiche aus, um für einen Lohnbezug berechtigt zu sein. Die Schaffung einer Forschungsstelle mit Professur wäre hilfreich und dringend. – Hans Wyler


 

Leserbriefe zu „Love, Peace and Holiness” von Evelyn Finger

1000 Religionsführer aus über 100 Ländern treffen sich unter dem Motto „Religions for Peace“. Religion äußert sich z.B. oft in zwei Formen: Einerseits sind da die mit weltlicher Macht verbundenen Organisationen. Andererseits gibt es ja auch das individuelle Suchen nach Sinn und Wahrheit. Können wir die Wirklichkeit erfassen und Wahrheit finden? Oder kann die Wahrheit auf uns zukommen? Wohl nur, wenn sie eine Person ist. Seit der Entdeckung der Quantenphysik vor über 100 Jahren ist es einfach noch deutlicher geworden als es vielen auch schon vorher war: Es gibt eine objektive Wirklichkeit. Sie besteht aus Materie und Nichtmaterie bzw. Geist.

Geist ist in der Materie immanent, aber auch transzendent. Der Energieerhaltungssatz wird dann nicht verletzt. Über die Wirklichkeit kann man reden. Man kann Gedanken austauschen. Wahrheit bedeutet: Die Wirklichkeit, wie sie ist. Über 80 % der Weltbevölkerung gehören einer Glaubensgemeinschaft an, sagt der Artikel. Vielleicht in Wirklichkeit noch viel mehr. Agnostizismus, Naturalismus, Atheismus, Szientizismus sind auch Glaubensformen. Oft sogar sehr starke. Dass eine Chemieanlage aus dem Nichts entsteht, ist ein sehr kühner Glaube. Dass eine lebendige Zelle, die unendlich komplexer ist als eine Chemieanlage, aus dem Nichts entsteht, ist ein wesentlich gewagterer Glaube.

Also, Glauben haben wir alle. Wahrheit suchen wir alle. Dann können wir doch friedlich, sachlich und vernünftig miteinander darüber reden. Das eigentliche Problem ist nicht der Glaube, sondern die Unterdrückung des sachlichen Redens über den Glauben. Das aber geschieht leider so oft – offiziell und im Alltag. In manchen Ländern, wo andere verfolgt werden, nur weil sie irgendwie erkennen lassen, dass sie etwas anderes glauben als das in der jeweiligen gesellschaftlichen Gruppe Übliche. Aber das geschieht auch millionenhaft im „liberalen“ Westen, wo man zurechtgewiesen oder gemieden wird, wenn man im Alltag den Glauben auch nur erwähnt. Liberal steht in Anführungszeichen, weil diese Unterdrückung nicht liberal ist. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn statt der 1000 Religionsführer aus über 100 Ländern gewöhnliche Gläubige von wirklich allen Glaubensgemeinschaften, also auch unterschiedlichen atheistischen und agnostischen Weltanschauungen, sich untereinander über die großen Fragen des Lebens, die Fragen nach dem Woher, Wie, Wozu und Wohin austauschen.

Die Voraussetzungen: Offen und sachlich aufeinander zugehen. Die Denkvoraussetzungen der jeweils anderen respektieren und von diesen Denkvoraussetzungen aus die Wirklichkeit logisch und alltagsrelevant betrachten – ohne Voruteile, Etiketten und Stempel. So könnte man die großen Fragen der Menschheit sachlich durchsprechen. Vielleicht sollte man aber nicht gleich mit Tausenden an einem Platz anfangen, sondern überall in den kleinsten Kreisen, und auch nicht nur unter religiösen Autoritäten, sondern unter ganz gewöhnlichen Gläubigen. – Gerhard Jahnke

 

Zu dem Artikel hat der Zeichner Petrat ein Bild entworfen, welches Symbole vereint, die man mit den großen Weltreligionen in Verbindung bringt. Das Judentum fehlt. Gleichwohl findet sich ein Pentagramm. Nun stellt sich dem Betrachter die Frage, ob der Zeichner einen Davidstern unterbringen wollte, aus irgendeinem Grund aber einen Zacken vergessen hat. Dies wäre dann eine ziemlich peinliche Schlamperei. Oder wollte er bewusst das Judentum ausblenden, hat dafür aber ein Pentagramm als religiöses Symbol für diverse weniger vrebreitete Religionen/Kulte/Weltanschauungen aufgenommen. Dies hätte die Frage zur Folge, warum das Judentum als Weltreligion außen vorbleiben sollte. Wie auch immer die Deutung ausfällt, bleibt ein irritierendes Gefühl, und ich finde, in einer Zeit des wachsenden Antisemitismus auch in Deutschland, sendet diese Zeichnung in jedem Fall ein falsches Signal. – B. Brefeld

 

Der Stern in der Taube hätte sechs Zacken haben sollen, wenn Sie an die jüdische Religion gedacht haben. Zum von Ihnen verwendeten Symbol gibt es mehrere Interpretationen. – Uri Fred Schneider

 

Ich mußte zweimal hinsehen, konnte es nicht glauben: die ‚Friedenstaube‘, die die friedliche Gemeinschaft der 5 ‚Weltreligionen‘ illustrieren soll, enthält nicht den Davidsstern, dafür das Pentagramm des Satanskults! Hält Ihr Zeichner das Pentagramm für das Zeichen des Judentums? Hält er das Judentum für einen Satanskult? Hält er das Judentum nicht für eine Weltreligion? Hält er den Satanskult für eine dem Christentum gleichwertige Religion? Ich will es nicht wissen. Ich könnte noch wohlwollend annehmen, daß der verantwortliche Redakteur einfach nur schlampig gearbeitet hat. Die Grafik läßt mich aber grundsätzlich an der Seriosität der ZEIT zweifeln. – Dr. Georg Hanf

 

Das sollte natürlich nicht passieren, dass der Zeichner auf seiner Friedenstaube den Davidstern unterschlägt, zumal Frau Finger in ihrem Artikel die Juden als Teilnehmer am Treffen „Religions for Peace“ erwähnt. Darüber hinaus hätte ich mir für das Thema gewünscht, dass mehr Aufmerksamkeit auf die Integration traditioneller religiöser Werte in gesamtgesellschaftliche säkulare Strukuren gelegt wird. Darin sehe ich jedenfalls die Möglichkeit, sich von standardisierten Vorstellungen zu befreien und mehr gegenseitige Offenheit zu erreichen. Und der im Artikel von Herrn Thumann zitierten Aussage von Patriarch Bartholomäus: „Wirklicher Frieden wird nicht durch Macht, sondern durch Liebe erreicht.“ stimme ich zwar zu, mache ihm aber den Vorschlag, beim nächsten Mal „Liebe zum Leben“ zu sagen. Dann wären interessengeleitete Interpretationen – die es leider auch für die Liebe gibt – stärker ausgeschlossen. – Christoph Müller-Luckwald

 

Ihren Artikel fand ich sehr interessant, vor allem die Frage, ob Religionen eher Konfliktmacher oder Friedensstifter sind. Sie schreiben, sie können beides sein. Aber wann was, und warum? Ich bin überzeugt, die Grenze zwischen einer friedlichen und einer gewaltfähigen Religion läuft zwischen den unterschiedlichen Formulierungen  „ Ich glaube, und was ich glaube, ist MEINE Wahrheit“ einerseits , und andererseits „ Ich glaube, und was ich glaube, ist DIE  Wahrheit.

Nur der religiöse Mensch, der glaubt, dass er DIE Wahrheit besitzt (und nicht nur SEINE Wahrheit“), findet sich in der Lage, Gläubige anderer „Wahrheiten“ zu verachten, sie auszugrenzen, zu bekämpfen oder vernichten zu wollen, oder zu bekehren, mit Wort oder Schwert. Um so mehr, wenn er eine Gruppe bildet, die zusammen sagt: „Unsere Wahrheit ist DIE Wahrheit, es gibt keine andere. Wer an eine andere Wahrheit glaubt, glaubt falsch“. Ab diesem Satz kann (muss nicht) Gewalt entstehen.

Menschen, die klar sagen, dass ist MEINE Wahrheit, andere Menschen haben vielleicht eine andere (sprituelle) Wahrheit, diese Menschen akzeptieren per se, dass es andere sprituelle Wahrheiten geben kann. Hier fände sich kein Nährboden für Gewalt. Insofern liegt im absoluten Wahrheitsanspruch z.B. der monotheistischen Religionen („Es gibt keinen anderen Gott neben mir…) eine gewaltförderndes Potential, das erfreulicherweise das Christentum aktuell weitgehend und hoffentlich nicht nur vorübergehend überwunden hat. – Dr. med. Martin Jentzsch


 

Leserbriefe zu „So einfach ist es nicht!“ von Jochen Homann

Mit Erstaunen habe ich die Antwort des Präsidenten der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, auf den Artikel von Claudia Kemfert gelesen. Herr Homann hat in vielen seiner Argumente recht. Insbesondere sein sehr gutes Argument, dass zum Erreichen der Energiewende alle technischen Optionen – dezentrale Energieerzeugung, Speichertechnologien, flexible Nachfrage und Optimierung der Netze – zusammen zum gesteckten Ziel führen.

Allein, Herr Homann führt in keinem Wort an, dass unsere Gasnetze – Transport- und Verteilnetze nebst Gasspeichern – ein entscheidender Baustein für die Energiewende ist. Mit Hilfe von Power-to-Gas lässt sich regenerativer elektrischer Strom am Erzeugungsort in Wasserstoff und, durch eine nachgeschaltete Methanisierung, Methan umwandeln und in das vorhandene Gasnetz einspeisen. Auf diese Weise lässt sich der „grüne elektrische Strom“ nahezu verlustfrei in sämtliche Regionen Deutschlands transportieren. Und vor Ort in die benötigte Energieform transformieren – sei es Wärme (für Haushalt, Gewerbe-Handel-Dienstleistung, Industrie, aber auch Verkehr) oder elektrischen Strom durch Rückverstromung in Gasturbinen oder Brennstoffzellensysteme. Mit Hilfe des erneuerbaren Gases (Wasserstoff, synthetisches Methan, Biogas) sind auch die sogenannten Dunkelflauten ein Stück unwahrscheinlicher. Und das Gas ist ein „Stromspeicher“, der keinen neuen Platz benötigt, denn die Leitungen liegen schon und die Gasspeicher sind vorhanden. Des Weiteren gibt es beim Gas nicht den Degradationseffekt, der bei Stromspeichern wie Akkus gegeben ist.

Die Nutzung unserer vorhandenen Gasinfrastruktur kann auch dazu führen, dass Bürgerinitiativen sich nicht „genötigt“ sehen, sich gegen neue Stromtrassen zu positionieren. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Aspekt ist, dass die vorhandene Gasinfrastruktur schon bezahlt ist und „nur“ noch für den Wasserstoff, wenn man in reinem Wasserstoff als Gas denkt, oder für ein Methan-Wasserstoffgemsich ertüchtigt werden muss. Die Ertüchtigung wäre zu geringeren Kosten als der von Neune Stromtrassen zu bewerkstelligen.

Nicht, dass ich gänzlich gegen neue Stromtrassen bin. Jedoch bitte nur dort, wo es sinnvoll ist. Und wenn es nicht sinnvoll oder machbar erscheint, die Option Gas als das flexible Element nicht nur zu betrachten, sondern zu nutzen. Nur so sind alle Energiesektoren (Wärme, Strom und Verkehr) zu koppeln und damit die Ziele der Energiewende zu erreichen. Denn Strom und Gas sind die zwei Seiten der Medaille Energiewende.

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass bezüglich Mechanisierung und Wasserstofferzeugung das Argument der Energieeffizienz bzw. des technischen Wirkungsgrads ins Feld geführt werden wird. Als Ingenieur propagiere ich ein Neudenken der Energiebilanzgrenzen. Wir sollten darüber nachdenken, die Wirkunsgradbetrachtung am Eingang der Wassserelektrolyse zur Erzeugung von Wasserstoff beginnen zu lassen. Denn Wind und Sonne, die den regenerativen elektrischen Strom über die Windkraftanlagen oder Solarpanele liefern, stehen uns zum jetzigen Zeitpunkt unbegrenzt zur Verfügung. Da spielt auch der Umwandlungsverlust in den Solarzellen und den elektrischen Generatoren der Windkraftanlagen so gut wie keine Rolle. – Michael Walter

 

Nein, so einfach, wie Politik und Netzbetreiber es sich machen, ist es wirklich nicht. Abgesehen davon, dass sämtliche Zahlen zum Netzausbau von den Übertragungsnetzbetreibern (Tochterunternehmen von fossilen Energieerzeugern) stammen und nicht auf technischen Notwendigkeiten, sondern auf wirtschaftlichen Prognosen unter Berücksichtigung des Stromexports beruhen, lohnt sich auch ein Blick auf die sonstigen Aktivitäten der Regierung in den Bereichen Energiewende und Klimaschutz. Denn: Leitungen produzieren weder Strom, noch speichern sie ihn. Und da bleiben Fragen offen, z.B.:

  1. Warum wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien seit Inkrafttreten des Energieleitungsausbaugesetzes 2009 gesetzlich erschwert und damit künstlich unwirtschaftlich gemacht (z.B. Sonnensteuer, Solardeckel, Ausschreibungsverfahren)?
    2. Warum zahlen Betreiber von Speicheranlagen die doppelte EEG-Umlage?
    3. Warum wird das Windkraftpotenzial im Süden nicht mit in die Kalkulation einbezogen?
    4. Warum investiert man Millionen von Euro in (Forschungs-) Projekte, die die Akzeptanz der Stromleitungen in der Bevölkerung erhöhen sollen, reagiert bei Protesten gegen notwendige Erzeugungsanlagen wie Windräder aber mit einer Verschärfung der Abstandsregelungen sowie bürokratischen Hürden und nimmt dabei in Kauf, dass der Ausbau nahezu zum Erliegen kommt?
    5. Warum werden die Erneuerbaren Energien immer als zu teuer und den Strompreis in die Höhe treibend kommuniziert, die Kosten des Netzausbaus und seine Auswirkungen auf den Strompreis aber verschwiegen (momentan hoch verzinste 6 Milliarden Euro jährlich, Tendenz steigend, gegenüber 1,4 Milliarden möglicher Einsparung durch den Wegfall von Redispatchmaßnahmen)?
    7. Wie will man – wenn man die dezentrale Erzeugung auf der Basis erneuerbarer Energien „abwürgt“ – allein mit Windstrom aus Norddeutschland die gesamte Republik versorgen, dabei obendrein das Exportniveau halten (hier sind die Netzbetreiber sehr engagiert tätig) und alles offenbar ohne Speicher?
    8. Warum plant man gleichzeitig viele kleine Gaskraftwerke nebst Leitungen (Nordstream) und LNG-Terminals und investiert damit langfristig Milliarden in fossile Energien (ein Kerngeschäft z.B. von E.on)?
    9. Warum sind im Ruhrgebiet (Ballungsgebiet und angebliche „Stromdefizitregion“) Konverterstationen mit Einspeisemöglichkeit in Höchstspannungsgleichstromleitungen vorgesehen (z.B. in Oberzier bei Garzweiler; Leitung nach Belgien)?
    10. Warum dürfen Braunkohletagebaue immer noch erweitert werden? (Kerngeschäft der RWE)
    11. Warum werden Modelle mit zellulärem Ansatz in den Medien nicht diskutiert und grundsätzlich von Bundesnetzagentur und Politik als „nicht machbar“ abgeschmettert, obwohl u.a. Kommunen wie Wildpoldsried im Allgäu zeigen, dass eine autarke Energieversorgung zumindest im ländlichen Bereich jetzt schon möglich ist? (Es geht um eine deutliche Reduzierung der Übertragungsnetze, nicht darum, vollständig auf sie zu verzichten)
    12. Warum lässt die Politik Netzentwicklungspläne von profitorientierten Großkonzernen mit obendrein starkem wirtschaftlichen Interesse an fossilen Energieträgern erarbeiten?

Fazit: Wie will man so die Energiewende schaffen und das Klima schützen? Und ist die Bundesnetzagentur tatsächlich die unabhängige Prüfbehörde, die sie zu sein behauptet? Die EU jedenfalls bezweifelt das und hat deshalb im letzten Jahr die Bundesrepublik verklagt – ebenso wegen des Umstands, dass das „Unbundling“ – Gebot (Trennung von Energieerzeugung und Netzbetrieb) in Deutschland nicht ausreichend umgesetzt wird. Und eine letzte Frage: Warum ist der Artikel von Claudia Kemfert nicht frei auf Zeit-online zu lesen, der von Jochen Homann aber schon?! – Sabine Driehaus

 

Herr Homann schreibt der Stromverbrauch der deutschen Haushalte macht nur ein Viertel. Wo bleibt der Rest? Wäre es nicht sinnvoller stromintensive Betriebe wie Elektrostahl- und Aluwerke, sowie stromintensive chemische Werke an die Nordsee zu verlegen? Was kostet mehr HGÜ oder neue Werke? Die Stahlindustrie ist ja auch ins Ruhrgebiet zur Kohle gezogen. Und wenn die gefürchtete Dunkelflaute so ein Problem ist, warum dann nicht solche Betriebe runterfahren? – Hubert Pfahl

 

Was ich bei der Diskussion völlig vermisse, sind Alternativen für Stromtrassen. Land- und Forstbesitzer protestieren, Länderchefs (z.B.von Bayern) weigern sich usw.usw. ….und die Verlegung der Erdkabel von Nord nach Süd soll viele Milliarden (mehr als veranschlagt) kosten. Warum verlagert man die Stromtrassen nicht einfach auf bzw. unter das Schienennetz der Deutschen Bahn? Es werden damit nicht nur alle zentralen Wirtschafts- und Bewohner-Zentren direkt erreicht, sondern auch jeglicher Geländeverbrauch vermieden; – ohne privaten Grundstücksverbrauch, denn das Gelände gehört der Bundesrepublik.

Für die Bauarbeiten wären nicht nur Transportwege -auf der Schiene- unmittel- bar vor Ort gegeben, sondern auch hohe „Wege-Gebühren“ würden der Bahn in Zukunft finanzielle, zusätzliche und dauerhafte Erträge bescheren und ihre Defizite sanieren. Ganz nebenbei könnten auch die Schienenwege erneuert und ausgebaut werden – zur Verbesserung der Infastruktur und Begünstigung der Klimaziele. (Subvention von Schiene, Energiewende und Verkehr -weg von der Strasse- zusammen legen)… und die Stromtrassen stünden sowohl regionalen wie nationalen Einspeisern zur Verfügung. (liegt das nur daran, dass die Ministerien für Wirtschaft und Verkehr getrennt von SPD und CSU besetzt sind?) – Heinrich Albrecht


 

Leserbriefe zu „»Eine CO2-neutrale Wirtschaft ist möglich«“ von Lisa Nienhaus

Sie haben sich große Mühe gegeben, etwas Relevantes für politische Entscheidungen von Prof. Schnabel zu erfahren. Ihre Mühe war umsonst. Prof. Schnabel stimmt zu, daß der CO2 Ausstoß einen Preis bekommen muß, diskutiert aber nur verschiedene Möglichkeiten, ohne eine Abwägung zu geben. Dazu behauptet sie, eine CO2-neutrale Wirtschaft sei möglich, eine Behauptung, die sie ohne genauere Kenntnis der Naturwissenschaften gar nicht abgeben kann. Sie hat die Hoffnung, daß wir nicht an einen Wendepunkt für das Klima kommen, aber die Maßnahmen dagegen dürfen nicht zu schnell gehen usw. In dieser Situation müssen Entscheidungen getroffen werden, daß es nicht zum Wendepunkt kommt. Die Erkenntnis, daß die Zeit dafür ein entscheidender Faktor ist, scheint ihr zu fehlen. Nach dem Lesen des Interviews kommt der Eindruck auf, daß ihre Haltung mit der von Frau Merkel übereinstimmen könnte, die seit 20 Jahren vom Klimaproblem spricht, ohne etwas dagegen getan zu haben. – Dr. Walter Engel

 

Was mir an diesem Interview besonders auffiel war: Warum durften Ökonomen schon auf der Schule die Naturwissenschaften „abwählen“? Diese „ Ökonomie-Expertin“ hat offensichtlich noch nicht verstanden, dass die objektiven Naturgesetze auf ewig die Weltabläufte bestimmen und nicht was ein Ökonom meint. Vielleicht sollte sie mal Nachhilfe in physikalischer Chemie nehmen (3 Hauptsätze der Thermodynamik z. B.) aus denen wir schon seid Helmholtz wissen, dass es kein perpetuum mobile gibt, wir also insgesamt nur Verluste machen können. Wie sagte doch der Physiker Overby (s. „Eine kurz Geschichte von fas allem“, Spiegelbestseller!) der die 3 Hauptsätze mit einem Spiel verglich: du kannst das Spiel nicht gewinnen, Du kannst kein Unentschieden erreichen und Du kannst aus dem Spiel nicht aussteigen. Die Natur recycelt ihre Abfälle zu 100% und wir; 10%? Und da geht die steigende Masse Mensch als „ Abfallproduzent“ ein. Wir verbrauchen die Welt eben verstärkt durch Überproduktion, Autos z. B. und da hilft auch kein E-Auto oder –roller (die sind nicht umweltfreundlicher -Gewinnung, Transport, Herstellung von Lithium etc.), im Gegenteil.

Also Frau Schnabel, fragen Sie mal einen Physiker oder Lesen Sie mal Schrödingers (der mit der schwarzen Katze im schwarzen Raum) Abhandlung über die Entropie aus den 30er Jahren, oder auch in Goethes „Faust“. – Dr. Joachim Gartzke

 

Auf die Frage „Kann Deutschland ein Industrieland bleiben und trotzdem CO2-neutral werden ?“ antwortet Frau Professorin Schnabel : „Ja, bestimmt. Die Frage ist nur, wie schnell …“. In der Theorie mag das alles stimmen. Aber in der Praxis ? Es gibt zu viele Fragen : Kann die noch zur Verfügung stehende Zeit ausreichen, um unseren Ur…enkeln ein Leben oder ein Leben in Würde zu ermöglichen ? Müssen die Durchschnittsbürger/innen der Industriestaaten nicht ihren Lebensstil ändern ? Trotz der vielen logischen Vorschläge von Frau Professorin Schnabel ? Werden die Durchschnittsbürger/innen der Industriestaaten mit dem üblichen Ehrgeiz und Leistungsstreben nicht die beschriebenen Fortschritte pro Klimaschutz ganz oder teilweise zunichte machen ? Sind Ehrgeiz und Leistung nicht die Schwestern von Habsucht ? Warum Überfluss/Luxus-Mobilität und -Konsum ? Den Theorien von Frau Prof. Schnabel könnte ich nur zustimmen, wenn die Deutschen endlich dem Kategorischen Imperativ von unserem angebeteten I. Kant folgen würden. Aber dieser mein Gedanke ist auch nur überflüssige Theorie. – Volker Freiesleben

 

Ein Interview, das mich neugierig machte, weil es mit einem Mitglied des Sachverständigenrates für Wirtschaft geführt wurde. Was mir auch bei diesem Interview sowie bei vielen Artikeln und Kommentaren, die zum Thema Klima publiziert werden, auffällt ist, beherrscht ein Wort die gesamte Thematik „ RADIKAL“. Ich kann mich aufgrund dieser Wortwahl nicht der „ökologisch-radikalen“ Bewegung anschließen, obwohl ich mich beruflich sehr für die ökologische Produktionsweise eingesetzt habe.

Ein sehr interessanter Punkt war die Feststellung über die Ökosteuer auf Benzin und Diesel, sowie die Kosten für das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Die Antwort von Frau Schnabel: die Ökosteuer sei für die Rentenkasse verwendet worden, was auch so stimmt. Für mich stellt sich nur die große Frage, wenn beide Abgaben keine Wirkung auf das Klima hatten, warum sollte dann eine CO2 Steuer etwas bewirken? Ökonomisch wird sie auf alle Fälle zu einer allgemeinen und deutlichen Preissteigerung aller Lebensbereiche führen, ohne den gewünschten Erfolg beim Klima zu erzielen. Das einzige was zielführend sein könnte, ist ein weltweiter Emissionshandel und nicht ein deutscher Alleingang, der nur die Mittellosen stark belastet und zu einer weiteren Spaltung der Gesellschaft führt. Damit die Transformation überhaupt gelingen könnte, müssten wir unser auf Wachstum ausgerichtetes Wirtschaftsmodell, weltweit grundlegend ändern. Nur diese äußerst notwendige Änderung benötigt Zeit. Mit Hysterie und Ängsten werden wir die Klimaproblematik nicht lösen. – Hubert Klemenjak


 

Leserbrief zu “Hundert Jahre Weisheit“ von Klaus Brinkbäumer im ZEIT Magazin

Wäre es nichtauch mal interessant zu sehen wie weniger sowohl leider geistigg als auch materiell ausgestattete Menschen ca. hundertjährig werden ? Was sie motiviert und ob? Ich habe z. B. eine fast Hundertjährige auch notariell betreut, die schon lange erblindet, dann aber auch quasi taub wurde , aber noch nicht ganz mit ihrem „Schicksal,“ immer noch am Leben zu sein nicht haderte. Auch das wäre vielleicht mal eine Reportage wert. Wobei ich die Aussagen in dieser Reportage schon beeindruckend fanf, aber unter den Lebensumständen ok. – Geelke Braun

 

Liebe Frauen des wunderbaren Artikels über die Hundertjährigen….dafür lohnt es, die Zeit als Abo zu behalten. Habe selten so interessante , positive Lebensläufe entdecken können. Danke dafür! – Elke Ehlert

 

Nach so einem Tiefpunkt, Interview mit Helene Fischers neuem Lover, nun so einen Höhepunkt im letzten Zeit Magazin lesen zu dürfen, die Geschichte über die Hundertjährigen, das hat mich wirklich sehr gefreut. Auch so kann man das Sommerloch füllen. Sehr gut recherchiert, sehr gut geschrieben, stimmige Photos, ein Thema, das alle Menschen angeht oder zumindest angehen sollte. Wie geht ein gelingendes Leben? Herzlichen Dank. Darüber hinaus habe ich gelernt, was Ikigai ist. Und das macht mein Leben reicher! Sehr schön! – Andreas Benrath


 

Leserbriefe zu „Der gelähmte Gigant“ von Josef Joffe

Ich stimme der Meinung von Herrn Joffe zu, dass der deutschen Diplomatie zur Zeit Kiel und Kompass fehlen und die deutsche Außenpolitik einen selbstzerstörerischen Schlingerkurs betreibt. Die Feststellungen in den zitierten 4 Punkten entsprechen meiner Meinung nach jedoch nicht den Interessen Deutschlands und der EU, sondern betreiben unterschwellig Propaganda für Donald Trumps, Pompeos und Boltons Kurs der Politik der Stärke mit kriegerischen Mitteln.

Zu Punkt 1:
Der amerikanische Schutzschirm über Deutschland hat seit der Bedrohung durch den Kommunismus in Osteuropa, Gott sei’s gedankt, ausgedient. Durch den Ausbau freundschaftlicher diplomatischer Beziehungen zu unserem „Nachbarn“ Russland sowie China und Indien nach den Grundsätzen der OSZE und entsprechender friedlicher Koexistenz mit Staaten unterschiedlicher politischer Systeme können militärische Großkonflikte im eurasischem Raum mit Sicherheit vermieden werden.

Zu Punkt 2:
Die böswillige Unterstellung, dass Putin das frühere Sowjetimperium wieder herstellen will, schürt offenbar bewusst Unfrieden in Europa. Die Krimkrise und der Konflikt im Donbass haben völlig andere Ursachen. Sie wurden bereits 1996 durch die CIA gelegt, als diese mit ungeheurem finanziellen und logistischen Aufwand Boris Jelzin ins russische Präsidentenamt hievte. Als Dank dafür hat der willfährige Trunkenbold 1997 und 1998 folgende Knebelverträge unterschrieben:

  • Vertrag über Freundschaft und Zusammenarbeit und Partnerschaft, womit Russland die Ukraine als unabhängigen Staat anerkannte.
  • Abkommen über die Schwarzmeerflotte
  • Vertrag über die wirtschaftliche Zusammenarbeit, womit die russischen und ukrainischen Bodenschätze den angloamerikanischen Rohstoffkonzernen quasi zum Nulltarif ausgeliefert wurden.

Es ist einleuchtend, dass ein wiedererstarktes, selbstbewusstes Russland diese Verträge a la Brest Litowsk nicht einhalten kann. Gerade wir Deutsche sollten das verstehen, haben doch die Russen im 2. Weltkrieg die Hauptstadt der Krim Sewastopol gegen alle Angriffe der Wehrmacht heldenhaft verteidigt! Und nun soll die russische Schwarzmeerflotte in einem fremden Land liegen? Grotesker geht es wohl nicht!

Zu Punkt 3:
Die Schifffahrt im Golf ist durch den amerikanischen Vertragsbruch des Iran-Abkommens gefährdet. Hier treiben die amerikanischen Falken ein verantwortungsloses Spiel mit dem Feuer, wohl mit dem Ziel, den Iran militärisch in die Knie zu zwingen. Der Krieg im Jemen und der US-Waffendeal mit Saudiarabien sind das Vorgeplänkel dazu. Die EU, einschließlich Deutschland soll den Teufel was tun, um in diesen Konflikt hineingezogen zu werden. Während kriegerischer Auseinandersetzungen im Nahen Osten, können wir notfalls unser Öl vorübergehend auch aus Russland und von anderen Quellen beziehen.

Zu Punkt 4:
Der Brexit ist eine Katastrophe, die nicht zuletzt mutwillig von Deutschland und Frankreich heraufbeschworen worden ist. Die Briten hatten die richtigen Vorstellungen vom Aufbau der EU. David Cameron wurde diesbezüglich von Angela Merkel sträflich im Stich gelassen, so dass er die Abstimmung darüber verlor, mit dem seither angehenden Chaos. De Gaulle’s Europa der Vaterländer war schon keine so schlechte Idee, welche natürlich Kräften wie der Bilderberger Konferenz und anderen nicht in den Kram passt. Von der britischen und amerikanischen Flüchtlingspolitik sollten wir noch Einiges lernen!

Fazit:
Deutschland darf bei Befolgung der zuvor erwähnten Leitlinien nicht mehr als die derzeitigen 1,36 Prozent vom BIP für die Verteidigung ausgeben. Das ersparte Geld ist viel sinnvoller in Infrastruktur- und Bildungsprojekte zu investieren. Die Chinesen geben da, mit der „Neuen Seidenstraßeninitiative“, den Takt vor. Über sie könnten die Waren und Ideen ungehindert strömen, was zum gegenseitigen Verständnis und Frieden unter den Völkern Europas, Asiens und Afrikas einen positiven Einfluss ausüben würde. Ohne Berücksichtigung der legitimen Interessen Russlands ist ein dauerhafter Friede in Europa nicht zu erreichen. – Rupert Sternath

 

Wie immer habe ich Ihre Rubrik mit höchstem Interesse gelesen. In der Überschrift einen gelähmten Giganten anzukündigen, das halte ich allerdings als geborener und gelernter Hamburger für ein overstatement. Ernsthaft interessiert mich die Frage, wie im persönlichen Leben eines Politikers

eine Entscheidung von „gigantischer“ Bedeutung zu Stande kommt. Ich frage mich dies im Zusammenhang mit Ihren Hinweisen auf die Bundeskanzlerin,die, wenn ich das so sagen darf, mehr allgemein perspektivisch formuliert sind. Um konkret zu werden, erlaube ich mir die Fragen : kann man so etwas wie ein Stundenprotokoll finden zu diesen Entscheidungen. 1. Vorgezogene Entscheidung zum Atomausstieg, 2.Flüchlinge dürfen kommen und 3.frühe Ankündigung der eigenen Amtszeit.- Wie sind hier die Entscheidungen gefallen ? Wo ? Wer war dabei ? Gab es Bremser oder auch Gasgeber ? Gab es nur einen Waldspaziergang mit ihrem Mann ? – Das zu fragen ist mir kaum menschliche Neugier, aber von Bedeutung für politisches Verhalten. Ich neige zu der Annahme, dass es auf die Entscheidung „Weniger“ ankommt, obwohl zur Zeit bei uns die Neigung besteht, sich mit einer “ demokratischen“ Mehrheit aus der Verantwortung zu verkrümeln,- bis zur Unkenntlichkeit, wenn etwas schief gegangen ist. – Ernst Schönfelder

 

Früher gab es in der ZEIT bei wichtigen Themen oft ein Pro und Kontra, in der direkten Gegenüberstellung oder in einer offenen Debatte über mehreren Ausgaben hinweg. Dies war für mich immer eines der wesentlichen Qualitätsmerkmale der ZEIT. Anders in Fragen der Bewaffnung und Aufrüstung. Angeführt von einer regelmäßigen Kolumne des Herausgebers Dr. Joffe, erscheinen seit einiger Zeit nur noch Beiträge, die von derselben Überzeugung getragen sind: Wir in Deutschland müssen aufrüsten, brauchen noch mehr militärische Stärke, damit Europa als politische Kraft wirksam sein und uns militärisch vor wachsenden Bedrohungen schützen kann. Offenbar hat niemand in der Redaktion den Mut, dieser Auffassung entgegenzutreten oder einen entsprechenden Gastbeitrag ins Blatt zu heben. Das war schon einmal anders, aber der letzte Artikel, an den ich mich erinnere, kam von Christoph Dieckmann und liegt sechs Jahre zurück.

Dieser Entwicklung kann ich nicht länger schweigend zusehen. Und so will ich versuchen, selbst einige Gegenargumente vorzutragen.
Erstens. Hinsichtlich der zu erzielenden Sicherheit basiert die Argumentation auf einer fehlerhaften Analogie. Im Inneren sorgt die Polizei für Schutz. Wenn sie zahlenmäßig, technisch, organisatorisch und im Ausbildungsstand stark genug ist, kann sie die Bürger und die Gesellschaft als Ganzes wirkungsvoll schützen. Unsere Sicherheit beruht somit auf der Überlegenheit der Polizei gegenüber (potentiellen) Gesetzesbrechern. Diese Überlegenheit lässt sich durch fortlaufende Modernisierung erhalten. Und so sind auch größere kriminelle Vereinigungen der Polizei letztlich nicht gewachsen. All dies gilt aber nicht auf internationaler Ebene. Im Wettlauf um die Überlegenheit stehen den Staaten bzw. Bündnissen nahezu unerschöpfliche Mittel zur Verfügung (sie müssen das Geld nur ihren Bürgern wegnehmen). Sicherheit wie im Innneren und somit einen stabilen Frieden gibt es bei dieser Aufrüstungsspirale letztlich nicht. Denn irgendwann entzündet sich das Pulverfass, und aus vermeintlichem Schutz entsteht unendliches Leid. In der Geschichte der Menschheit ist unzweifelhaft das Militär die Hauptursache allen menschengemachten Leidens.

Zweitens. So betrachtet, stellt das Militär die furchtbarste Krankheit dar, welche die Menschheit je befallen hat. Und nun die seltsame Logik des konventionellen Denkens: Aufrüstung als Gegenmittel, also Bekämpfung der Seuche durch deren Verstärkung. Das ist gerade so, als würde man zur Eindämmung des Klimawandels weitere Kohlekraftwerke bauen – mit der Begründung, die Chinesen täten dies sowieso. Was damit tatsächlich erreicht wird: Zum einen wird viel Geld verbrannt, das nun bei der Bekämpfung von Hunger, Krankheit und Not fehlt. Zum anderen wächst das Ausmaß des zu erwartenden Leids mit jeder Drehung der Aufrüstungsspirale – letztlich bis zur völligen Zerstörung des Lebens auf diesem Planeten.

Drittens. Aggression und Machtstreben mögen genetisch ererbt sein, auf absehbare Zeit also Merkmal des menschlichen Verhaltensrepertoires. Gewalttätigkeit wird sich somit immer wieder ereignen. Will man nun ernsthaft glauben machen, dass immer stärkere Werkzeuge der beste Schutz vor den furchtbaren Folgen eines Gewaltausbruchs seien? Die Vernunft gebietet doch in diesem Fall, die Hebelwirkung zu verringern, indem man den potentiell Gewalttätigen (also uns allen) die wirkungsvollsten Werkzeuge wegnimmt.

Diese Überlegungen legen im Wesentlichen eine Konsequenz nahe: Wir alle – als Einzelne und als Multiplikatoren, als Nation und als EU – müssen alles daransetzen, die Militarisierung unserer Welt wirkungsvoll zu verringern. Was beim Thema Klimawandel endlich begonnen hat, muss auch bei Kriegswaffen und Militär stattfinden: Stetige Absenkung der Waffenbestände und Truppen weltweit, Jahr für Jahr, bis schließlich die furchtbarste Erfindung der Menschheit entsorgt ist.

Natürlich ist dies ein sehr langer Weg. Umso mehr wünsche ich mir, dass ein Medium wie die ZEIT, das sich durch Weitblick auszeichnet, dafür wirbt, sich auf den Weg zu machen. – Ludger Scholten


 

Leserbriefe zu „Wenn Althistoriker die Welt aufmischen“ von Adam Soboczynski und Thomas Assheuer

Die Werke des Herrn Johnson sind intellektuell flache auf teils schenkelklopfende Pointe und Applaus gebürstete Einlassungen eines Wichtigtuers ohne Eigenschaften. Einen solchen Mann, der gerade mal 8 Semester Altphilologie studiert hat, und danach eine durch Vitamin B abgesicherte mäßige Karriere als windiger Unterhaltungjournalist fern von Begriffen wie Verantwortung oder Haltung hinlegte, als Althistoriker zu bezeichnen oder gar wie im Artikel gleich nebenan als Altertumsforscher, reflektiert die Verwahrlosung des öffentlichen Diskurs unserer Tage, die auch die ZEIT ergriffen zu haben scheint. Welch eine Erniedrigung der Altertumsforscher und Altphilologen dieser Welt und nicht zuletzt der ZEIT. – Max Marlow

 

Boris Johnson kommt mir wie ein Pokerspieler vor,der das UK und seine gesamte Bevölkerung als Einsatz in dem Spiel setzt.Das Ergebnis wird nur leider ein Desaster für EU und UK. – Barbara Mühlhaus


 

Leserbriefe zur Deutschlandkarte „Fussballvereine von Einwanderern“ von Johannes Palm im ZEIT Magazin

Ich beziehe mich im Folgenden auf den Satz „Wenn eine Handvoll Fußballbegeisterter mit ausländischen Wurzeln sich durch deutsches Vereinsrecht kämpfen und einen Fußballclub gründen – ist das nicht ein großer Schritt zur erfolgreichen Integration?“ aus dem Text zur Deutschlandkarte im Zeitmagazin Nr. 35: Ist die Gründung eines eigenen Vereins nicht eher das Gegenteil von erfolgreicher Integration? Laut einer Studie von Stefan Metzger sind zwei Gründe für die Gründung eines eigenen Fußballvereins, dass man sich in anderen Vereinen nicht wohl fühle und dass man bei der Mitbestimmung auf dem Platz und im Ehrenamt auf verschlossene Türen stieße (siehe dazu: https://www.wa.de/sport/studie-erklaert-darum-gibt-viele-tuerkische-fussball-vereine-9980226.html). Das klingt für mich eher nach misslungener Integration durch die bestehenden Vereine.

Ich empfinde die Formulierung im Text als eine sehr verkürzte Darstellung von Integration. Zumal die Gründung eines eigenen Fußballvereins ja auch erstmal eine Abgrenzung von einem möglicherweise schon bestehenden Verein bedeutet. So könnte (muss aber nicht) auch eine kleine Parallelgesellschaft entstehen. – Judith Walz

 

Mit Schrecken musste ich feststellen, wie ein solch kleiner Beitrag doch unterstützend zu einem Misslingen der Integration beiträgt. Das als positiv beschriebene Gründen von reinethnischen Fußballvereinen mag in der Theorie die Vielfalt auf eine interessante Art und Weise darstellen, allerdings erweist es sich in der Praxis als komplettes Gegenteil. Als langjähriger aktiver Fußballspieler ist mir die Tatsache bekannt, dass Spiele dieser Vereine mehr und mehr zu Abgrenzung führen und als gewaltfördernd anzusehend sind. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Es kommt zu einer sprachlichen Differenzierung (man spielt gegen die Kroaten, Türken…), zu einer Mehrzahl an Regelverstößen während des Spiels (statistisch belegbar), im Vergleich zu anderen Spielen zu einer Häufung von Gewaltvorfällen und Beleidigungen außerhalb des Spielfeldes und zu einem jeweiligen unterschwelligen Gefühl der Benachteiligung durch den Schiedsrichter, welches auf den jeweiligen Hintergrund zurückgeführt wird. All dies trägt absolut nicht zur Integration bei und beraubt den Sport um sein völkerverstänsigendes Miteinander!! Dass dies aufgrund der deutschen Geschichte niemand gerne hört ist mir auch durch die Tatsache bewusst, dass die Elite-Universität Heidelberg mir nahelegte keine Arbeit zu diesem Thema zu verfassen aus Angst vor einem möglichen medialen Echo. Schade, und meiner Meinung nach etwas feige, dass Die Zeit an dieser Stelle sich nicht tiefgreifender mit dem Thema beschäftigt, wenngleich doch die aktuelle innenpolitische Situationen in Deutschland häufig auf das Thema Flüchtlingspolitik und Integration heruntergebrochen wird.

Durch die bereits erwähnte Tatsache, dass ein solcher Beitrag in Deutschland nicht gerne gesehen wird, habe ich wenig Hoffnung, dass dieser Brief von jemanden gelesen wird. Dennoch möchte ich gerne abschließend erwähnen, dass ich der Sohn eines Einwanderers bin, eine Vielzahl von ausländischen Freunden aller Religionen habe und durch den Sport zahlreiche völkerverbindende Erfahrungen gemacht habe. Bitte stecken Sie mich somit nicht in die rechte Schublade wenn ich sage öffnet eure Augen und erkennt, dass oftmals zwischen Schein und Wahrheit Welten liegen, und in der offenkundigen Ansprache der Probleme kein Rassismus sondern der Wunsch auf ein besseres Miteinander steckt! – M. Dürr


 

Leserbriefe zu „»Du wirfst mir Selektion vor, oder?« – »Du hast eben entschieden, wie die meisten entschieden hätten«“ von Laura Ewert und Mareice Kaiser

Danke für Ihren Artikel. Ich bin immer wieder dankbar, dass ich nicht in eine so schwierige Situation gekommen bin. Wir sollten uns mit Urteilen in diesen Dingen sehr zurück halten. Jeder hat nur ein Leben und das Recht es -mit welchem Konsequenzen auch immer (denn verlorene Kinder werden nahezu immer betrauert)- für sich zu führen. Wie sie schreiben sind viele Mütter mit kranken oder behinderten Kindern allein. Die fragen sich sicher manchmal wo denn die ganzen sauberen Moralapostel im realen Alltag abtauchen. Ganz zufällige rmnicht in der Unterstützung solcher Familien, denn die Realität ist -ach wie unangenehm- nicht so wie in ihren Bilderbüchern.

In der DDR habe ich Chemie studiert, wo Arbeitssicherheit beim Umgang mit sehr toxischen Stoffen keine Rolle spielte. Da musste man eben mit voller Motivation durch. Hab dich mal nicht so. Ich hatte grosse Angst um mein Kind mit der ich bis zur Geburt leben musste. Hätte ich die Möglichkeit gehabt mehr zu wissen, hätte ich sie genutzt. Was mich im Übrigen immer wieder stört, sind hässliche vorverurteilenden Worte die wie ABTREIBUNG! Leider auch hier. Das hört sich schon mal richtig schön polarisierend an. So ein Wort für den (wenn auch rational bewusst entschiedenen) herzzerreissenden Schritt? Etwas abtreiben wirkt gewaltsam, gefühllos, hässlich, dunkel, abfallartig. In der DDR hiess es im alltäglichen Umgang, dass man sich ein Kind abnehmen lassen hat. Das macht es nicht besser, aber die sprachliche Gewalt ist eine ganz andere und es wirkt aus meiner Sicht sehr viel urteilsneutraler. Ich plädiere dafür es wieder zu verwenden. – Ines Prüfer

 

Ich bin Vater eines zwölfjährigen schwer behinderten Buben. Von ihm habe ich viel gelernt: Wie oberflächlich unsere Gesellschaft, wie mörderisch unser Wirtschaft oder was bedingungslose Liebe wirklich ist. Mein Sohn ist Bürde und Bereicherung. Er hat mich zu einem reiferen Menschen gemacht. Schade, dass meistens nur über die negativen Seiten behinderter und die positiven Seiten der „normalen“ Kinder gesprochen wird. In einer funktionierenden Gemeinschaft hätten alle ihren Platz. – Martin Novotny


 

Leserbriefe zu „Früher war mehr Öko“ von Tina Thoene

Ein wunderwahrer Bericht. So wars, so isses . – Dr. Bernhard Jung

 

Dieser Artikel (nebst nostalgischer Photo-Seite zu den 70ern) war für mich das journalistische Highlight der Woche. Derart ebenso liebenswerter wie frecher Journalismus aus der Alterskohorte unserer 70er-Kinder (ich gehöre der Eltergeneration an) zeigt doch, dass WGs, Kinderläden und (mal mehr, mal weniger) antiautoritäre Erziehung nicht umsonst waren. Wäre schön, wenn diese Autorin öfters mal in der ZEIT zu Wort kommt. Vielen Dank, Tina Thoene! – Prof. Bernd Leber


 

Leserbriefe zu „Braucht das eine einzige Schule?“ von Claudia Lehnen

Vielen herzlichen Dank für den Skandal-Bericht. Warum allerdings, frage ich Sie sehr freundlich, verstecken Sie diese Arbeit auf der Seite 57? Meines Erachtens wären die Politik-Seiten 1 bis 10, speziell die Rubrik Recht&Unrecht angemessen. (?) – Dr. Gernot Henseler

 

Beim Lesen dieses Artikels blieb mir mein Frühstücksbrötchen im Halse stecken! Wer knapp 20 000 Euro im Jahr aufbringen kann, damit dem Nachwuchs der Zugang zur Elite von Anfang an gesichert werden kann, der hat sicher auch kein Problem mit 24 000 Euro. Dies fiele – über den Daumen gepeilt – für jeden Schüler durchschnittlich an Schulgeld an, wenn die 3,9 Millionen Förderung ausbleiben. Und für die Rückforderung finden sich sicher solvente Eltern, nach denen dann bestimmt irgendwas in dieser Schule benannt werden kann (vielleicht eine weitere Bibliothek oder ein Spa?).

Müßig, sich daran abzuarbeiten, dass es Einrichtungen für Privilegierte gibt. Problematisch finde ich, dass sich ernsthaft Politiker darum bemühen, dieser Schule mit Trick 17 die Fördergelder zu erhalten. Ich denke nicht, dass das im Interesse der Mehrheit der Bürger ist, entsprechend finde ich es unfassbar, dass andere Steuerzahler diesen Luxus finanzieren sollen. Und mit Verlaub: ein paar Tausend Euro sind in diesen Kreisen doch eher im Bereich „peanuts“ einzustufen. Und dann noch die anderen unschönen Details – anständig sieht anders aus! – Lena Rotter


 

Leserbriefe zu „Die »Versifften« wehren sich“ von Peter Kümmel

Warum wird in den Medien immer und immer wieder gelogen. Die AfD will die Kultur nicht abschaffen. Sie will sie ändern. Und das wäre auch bitter nötig. Und die ständigen Nazivergleiche mögen für einige stimmen. Die hat es aber immer gegeben. Einmal mehr, einmal weniger. Unser Land hat sich trotzdem gut entwickelt. Eher sehe ich die Gefahr bei den Linken, die wollen tatsächlich unser Land oder besser gesagt unsere Heimat verscherbeln. Warum ist das so schwer zu verstehen. Oder hat das alles Methode. – Gunter Knauer

 

Linksliberal und linksintellektuell trifft auf sehr rechts und noch rechter, moralische und geistige Schönheit wird von unmoralischem und ungeistigem Appeal als versifft an den Pranger gestellt. Das „Theater machen um die AfD“, die Stellung der einen Seite zur anderen ist eigentlich zu diametral und zu widersprüchlich, um über eine positionale Selbstvergewisserung inklusive des Postulats an die jeweils eigene Klientel hinaus eine beträchtliche Relevanz zu haben. Warum also aber doch lieber ein klares Statement?

Etwa für die Unentschlossenen, die erst ins Theater und dann zu einer AfD-Versammlung gehen (oder anders herum), die sich in diesem gesellschaftlichen Spannungsfeld mit gegenseitigen Anschuldigungen vielleicht sogar deshalb wohl und gut unterhalten fühlen, weil ihnen ihr eigener Habitus indes so viel angemessener und erwachsener erscheint? Nein, wer hinsichtlich der kultur-politischen Unterstützung der genannten Antipoden tatsächlich immer noch Zweifel hegt, sucht nicht nach liberaler Aufklärung. Er ersucht nach Umsetzung seines ungeteilten Eigensinns, den es bei der Gestaltung und Austarierung von Demokratie eben nicht geben kann. Um nun auf die Frage zurückzukommen, warum dennoch ein Statement abzugeben hilfreich sein könnte: Wegen der Hoffnung darauf, dass es (nicht) in der menschlichen Natur liegt, vernünftig zu denken und unlogisch zu handeln (nach Anatole France, fr. Schriftsteller, 1844-1924). – Matthias Bartsch


 

Leserbriefe zu „Italien: Scheitert Innenminister Salvinis Griff nach der Macht?“ von Ulrich Ladurner

Vor einer Woche bin ich aus Italien gekommen. Ich hatte Gelegenheit mit zwei Landespolitiker aus der Toscana zu plaudern. An Matteo Salvini kommt keiner mehr vorbei. Der Mann geniest größtes Vertrauen. Kein Wunder, besonders Deutschland hat Italien seit 2005 in der Anschiffung von Flüchtlingen in Stich gelassen. Das verschweigen die Medien – wie so vieles. Die sollen lieber berichten als Politik zu machen. Das ist schon zur festen Einrichtung geworden. Die Journalisten leiden fast alle daran im eigenen Sinne Politik mit zu gestalten und sie zur Gesetzmäßigkeit zu erheben Das sagte Hans-Joachim Friedrichs im Jahre 1992. Auch viele Autoren der „Zeit“ sind davon befallen. – Gunter Knauer

 

Matteo Salvini hat sich irgendwie total verspekuliert oder doch zu hoch gepokert, oder gar beides, wie auch immer. Matteo Salvini wollte seine Rechnung ohne den Wirt machen, aber der „schlauere Wirt“, der machte ihm einen Strich durch seine Rechnung, und präsentierte ihm eine völlig andere Rechnung. Als Innenminister durfte Matteo Salvini zuminderst einmal an der Macht mitschnuppern. Vielleicht entpuppt sich Matteo Salvini wenigstens jetzt, als „der gute Verlierer“. – Klaus P. Jaworek


 

Leserbrief zu „Sein Irrweg zurück“ von Kerstin Kohlenberg

Sie schreiben über eine Pumpgun als halb automatische Waffe. Eine Pumpgun im ursprünglichen Sinne ist aber eine Vorderschaftrepetierflinte, da ist nichts automatisiert. Und beim Laden gibt es fast kein Geräusch, denn da schiebt man nur die Patronen in das Röhrenmagazin unter dem Lauf. Das charakteristische Geräusch entsteht beim Durchladen, erst danach ist die Waffe schußbereit. Oder hat Mr. Weicht seiner Mutter eine Selbstladeflinte gekauft? Da entsteht das genannte Geräusch ebenfalls beim Durchladen, aber nur vor dem ersten Schuß, danach schießt die Flinte im Einzelfeuer beim Drücken des Abzugs, bis das Magazin leer ist. Ansonsten finde ich Ihre Beschreibung des Dilemmas, in dem sich ein US-amerikanischer Wähler befindet, sehr gut. – Thomas Weiße


 

Leserbrief zu „Das Letzte“ von FINIS

Oder wer auch immer Sie sind, das ist wirklich DAS LETZTE. Sie sagen, oje, das tut weh!

Ja, mir tat es weh, als vor 40 Jahren mir der Kopf auf gesägt wurde und ein Tumor entfernt wurde. Ich brauchte 7 Jahre bis ich wieder ohne Panik-Atacken leben konnte. Wenn Sie Ihren Beitrag lustig finden, so haben Sie bei mir das Gegenteil erwirkt. Mit so etwas spaßt man nicht. Heute bohrt man tatsächlich um solche Tumore zu entfernen, aber ein Risiko bleibt in jedem Fall bestehen. – Ute Koch


 

Leserbrief zu „Der Milliardenbeschwörer“ von Thomas Fischermann

Eine ganze Seite Spekulationen, Vermutungen, Jet-Set. Jedem Klatschblatt hätte das zur Ehre gereicht. Ist Ihnen nichts Informativeres eingefallen, mit dem Sie das Sommerloch hätten füllen können? – Rüdiger Weigel


 

Leserbrief zu „Erdoğan will Volkswagen“ von Can Dündar

Ihr Autor, der geschundene Türke, der seinen Ärger Luft macht, sollte endlich inne halten. Seine Wut zu Erdogàn kann ich gut verstehen. Er sollte trotzdem zum Alltag zurückkehren und sein Land nicht ständig zur Sau machen. Er beleidigt nämlich auch viele Landsleute. Wenn ich den Statistiken glauben schenken darf, sind die überwiegenden Landsleute für Erdogàn. Der Brexitbritte, wie ich in der gleichen Ausgabe lesen kann, möchte die Türkei am liebsten in der EU seh’n. Das sehe ich auch so. – Gunter Knauer


 

Leserbrief zu „Gefährliche Lieferketten“ von Thomas Melzer

Zu Ihrem Artikel könnte ich Ihnen eine Menge erzählen, denn ich arbeitete bis vor Kurzem sowohl als Zustellerin als auch einige Jahre am Schalter der Dt. Post. Dass tatsächlich aus den Behältern gestohlen wird – ich denke, das sind nur krasse Einzelfälle, die es auch in anderen Berufssparten und quer durch die Realität gibt. Ich finde, das wäre keinen ZEIT-Artikel wert! Niemand würde in einem einfachen Umschlag ein neues Handy vermuten! – Es besteht also auch die Möglichkeit eines ganz einfachen Verlustes auf dem Transportweg. Was mir an Ihrer Schilderung auffällt: Ein Handy als Einschreiben verschicken, in einem Luftpolsterumschlag?! – Das ist ja unmöglich! So etwas verschickt man nicht als Einschreiben, denn das ist bei Verlust oder Beschädigungen nur bis höchstens €25,- versichert. Das muss als Paket geschickt werden mit inkludierter Versicherung bis € 500,-! Ggf. mit Höherversicherung. Auch wenn man nicht vom Schlimmsten ausgeht, sollte der Versand dem Wert und dem verschickten Inhalt angemessen sein: Sowohl die Verpackung als auch die Versandart. In einem Umschlag ist das unbeschädigte Ankommen eines Handys ohnehin fragwürdig. Bitte mehr Vernunft als erwachsener Mensch! Sie geben einen Wert von € 3,70 für ein Einschreiben an. Ich komme nicht auf diesen Wert, wenn ich die gängigen Einschreiben-Werte nach alter Portorechnung bis Juli ausrechne – und auch nicht mit neuem Preis ab Juli. Welches Einschreiben mag das gewesen sein?

Zu Ihrer Schilderung des falsch adressierten Briefes an die Oma: Das ist wirklich so; es kommt nicht mehr oft vor, dass man als Briefzusteller dauerhaft auf einem Bezirk zustellt und dadurch die Adressen, Leute, Besonderheiten kennt. Oft werden Aushilfen eingestellt, die nur 3 Tage angelernt werden, manche können kein Deutsch (gut für die berufliche Integration – nicht immer gut für die Postzustellung, die oft darunter leidet). Auch bei Krankheitsausfall müssen Kollegen untereinander in den Zustellbezirken rotieren, auch dann weiß man auf einem ‚fremden‘ Bezirk nicht, welcher Einwohner welche Hausnummer hat, und man muss logischerweise falsch adressierte Briefe zurück schicken. – Da kann man noch so gut als Zusteller sein! Die Feinheiten bei der Zustellung, das Persönliche gibt es immer weniger. Dass es auch immer stressiger wird, weil die Bezirke größer und die Werbungen mehr werden, weil die Briefzusteller seit Kurzem auch die kleinen Päckchen transportieren müssen – das wäre ein eigenes Thema. Ein Zusteller hätte jedenfalls auch nicht die Zeit, bei falsch adressierten Briefen ggf. nach richtigen Adressen zu suchen. Es ist irgendwie so, wie bei den DHL-Zustellern: Stressig, und am Ende extrem undankbar! – Margarete Gröll


 

Leserbrief zu „Wer sind Sie?“ von Christina Hertel

Das Foto zu diesem Beitrag ist prima gestaltet. Der junge Mann mit dem markanten Gesicht , den ernsten Zügen und der Frisur eines Paters im Mittelalter, könnte einem Renaissance-Bild entlehnt sein. Die Fotografin hat dazu Licht und Schatten sehr gut eingesetzt. – Hartmut Wagener


 

Leserbrief zu „Über das Älterwerden und die späte Erfüllung eines Traums aus Studentenzeiten“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ihre Kolumne über das Hochbett bzw. die Erfüllung eines Kindheits-oder Jugendtraums fand ich mal wieder richtig nett! Ich selbst würde mir nie eines kaufen. Meine Kinder hatten ein Etagenbett, und ich fand es immer sehr mühsam das obere Bett frisch zu beziehen. Da wird sich Ihre Gattin hoffentlich auch weigern… Und der Staub oben und unten… nein, danke! Nie wieder! Aber trotzdem verstehe ich Sie in diesem Fall sehr gut. Ich habe mir nämlich im zarten Alter von 59 Jahren gerade einen Tretroller gekauft – keinen Cityroller, keinen E-Scooter, sondern einen richtigen Roller mit Luftreifen! Es ist herrlich, damit zu fahren – ich fühle mich 50 Jahre jünger! Mit diesem werde ich nun hoffentlich die Sensation meines Dorfes sein. – Brita Kopf


 

Leserbrief zu „2.166.086.000.000 qm in Bestlage“ von Jens Jessen

Warum kaufen Sie nicht Nordkorea, Mr. Trump?
Donald Trump wollte Grönland kaufen und schmollt nun, dass die Dänen die Insel nicht hergeben wollen. Warum versucht er es nicht mal mit Nordkorea? Die Chance, dass Kim Jong Un sich sein weiteres Leben mit einer Etage im Trump Tower oder einer Villa in Florida oder Kalifornien vergolden lässt, steht ja vielleicht gar nicht so schlecht. Und Trump könnte so unglaublich viel Positives auf einmal erreichen – Nordkorea im aktuellen Zustand bekommt er sicher billiger als Grönland, das Land hat viele Bodenschätze einschließlich Öl, ohne dass man warten muss, bis der (selbstverständlich von Menschen nicht beeinflusste) Klimawandel das ganze Eis abschmelzen lässt, den potenziellen Verkäufer kennt er ja gut, hat dessen Nummer auf seinem Handy und weiß, dass dem bei so einem Deal keiner dreinredet, das Problem mit den Atombomben ist von einem auf den anderen Tag weg, die amerikanischen Soldaten im Süden, die ja so viel kosten, kann man nach Hause holen, und näher dran an den Chinesen, um die gelegentlich mal zu piesacken, geht einfach nicht. Nicht zu vergessen wären noch die 24 Millionen Nordkoreaner, die endlich mal was Ordentliches zu essen und trinken bekämen (Burger und Cola) und sich sicherlich freuen würden, jetzt auch über ein paar Dollar zu verfügen und Trump zujubeln und ihn wählen zu können. Klappt doch in Puerto Rico auch ganz prima, oder? – Dieter Bullinger


 

Leserbrief zu „Mirko Borsche schmeckt das Leitungswasser so gut wie noch nie“ von Mirko Borsche im ZEIT Magazin

Manchmal wurmen Banalitäten. Sie schreiben über Ihr Lieblingswasser, das durch UV Licht noch besser schmeckt. Kein Einspruch, jeder kann sich einbilden was ermöchte, aber eine Frage: Sind Sie schon einmal in Berlin gewesen? Und haben Sie dort Leitungswasser getrunken? Wenn, dann kann es nur im Schwimmbad gewesen sein. Das Wasser sollte man als Europäer aber doch lieber nicht als Leitungswasser bezeichnen. Ich lade Sie ein ( Anruf reicht), mich in Lichterfelde zu besuchen, um auch Leitungswasser zu trinken und sie werden feststellen, dass Sie zu creativ in negativer Hinsicht waren. Es schmeckt nicht nach Chlor. Mein Schwiegersohn aus den USA war anfangs irritiert und fragte, ob man das Wasser trinken kann, weil es nicht gechlort ist. Ob das Wasser in München besser als in Berlin schmeckt, kann man eventuell in einer Blindverkostung feststellen, ich tippe auf Berlin. Schreiben Sie nur weiter, aber creativ sollte nicht heißen, dass man Vermutungen zu Papier bringt! Trinken Sie weiter mit Begeisterung Leitungswasser. Ich auch direkt aus dem Wasserhahn, aber ohne UV Zutat. – Ulf Wagner-Hohenlobbese


 

Leserbrief zu „Stimmt’s?“ von Christoph Drösser

Leider haben sie das männliche Seepferdchen übersehen. Bei diesem ist es so, dass das weibliche Seepferdchen die Eier in den Beutel des Männchens spritzt und dieser die Embryos austrägt. Wenn sie dann soweit sind, stößt der Seepferdchen Mann mit dem Bauch gegen einen Felsen oder ähnliches und oben spritzen die Embryos raus. – Katrin Schobig


 

Leserbrief zu „Angst vor dem Wechsel“ von Thomas Fischermann

Momentan verfasse ich meine Doktorarbeit an der Scuola Normale Superiore in Italien, in der es unter anderem um Wandel der Geld- und Finanzpolitik in Argentinien seit den 1970ern geht. Die Darstellung von Thomas Fischermann ist nicht ausgeglichen genug und mangelt an historischer Kontextualisierung. Seine Aussage, dass Néstor Kichners Politikmaßnahmen einen Scherbenhaufen hinterlassen haben, ist eine schlichte Falschdarstellung. Daher habe ich diesen Leserbrief aufgesetzt:

Es ist selbstverständlich, dass in einem Zeitungsartikel keine größeren historischen Einordnungen und Differenzierungen vorgenommen werden können. Nichtsdestotrotz hilft es sehr, um die gegenwärtigen politischen Entwicklungen in Argentinien erklären zu können, etwas in die Geschichte dieses Landes seit Mitte des 20. Jahrhunderts zu blicken. So wird schnell ersichtlich, dass die Zeit Cristinas Präsdentschaft tatsächlich, wie Herr Fischermann schreibt, wirtschaftspolitisch erfolglos war. Jedoch ist es eine offensichtliche Fehldarstellung, wenn man auf den wirtschaftlichen Erfolg unter Néstor Kirchner Regierung 2003-2007 blickt: Durchschnittliches Wirtschaftswachstum zwischen 8-9%, konstante Bilanzüberschüsse, substanzielle Reduzierung der Armut und die Halbierung der Arbeitslosigkeit von 16% auf 8%. Néstor Kirchner verbindete aktive Entwicklungspolitik, die eine Fortentwicklung der traditionellen import-substituierenden Industriepolitik der 1950er-1970er ist, mit wirtschafts- und finanzpolitischer Offenheit, um ausländisches Kapital für inländische Investitionen zu nutzen.

Die Skepsis vieler Argentinier bezüglich neoliberale Politikmaßnahmen beruht auf der einen Seite auf dem Nachkriegs-Erfolg der import-substituierenden Entwicklungspolitik. Auf der anderen Seite liegen die Wirtschaftskrisen der 1980er, die von den desaströßen Politikempfehlungen des IMFs verschlimmert wurden, als auch die neoliberalen Maßnahmen unter Menem’s Regierung in den 1990ers, welche zur Krise 1998-2002 geführt haben, nicht so weit in der Vergangenheit, dass sie aus den Köpfen der argentinischen Bevölkerung vergessen wurden.

Das Konzept der import-substiutierenden Form der Industrialisierung wurde zentral vom Argentinier, Begründer der Argentinischen Zentralbank und ehemaligen Generalsekretär der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (ECLAC) Raúl Prebisch, vorangetrieben. Der unterliegende Gedanke war, die Länder Lateinamerikas und der Karribik im Hinblick entwicklungspolitischer Position zu vereinen. Dieser Ansatz der ECLAC beruht auf der Idee, dass das internationale Wirtschaftsystem zugunsten von entiwckelten Staaten funktioniert und die industrielle Entwicklung in weniger entwickelten Staaten behindert. Import-substituierende Industrialisierung erklärt den Erfolg wirtschaftlicher Entwickung in vielen Ländern, darunter Chile und auch Argentinien.

Zudem hat die Geschichte den Argentiniern gezeigt, dass globale Finanzmärkte der wirtschaftlichen Entwicklung schaden können. Eine brutale Militärdiktatur hat in den 1970ern einschneidende neoliberale Reformen eingeführt, die auch unter der späteren demokratischen Menem-Regierung in den 1990er vorangetrieben wurde. Die argentinische Wirtschaftskrise 1998-2002 war der vorläufige Endpunkt verfehlter neoliberalen Politikmaßnahmen, allen voran die feste Bindung des argentinischen Pesos zum US Dollar. Nach dieser Krise gab es einen pragmatischen Wandel der Politik unter der Regierung Nestór Kirchners. Er hatte einen Kompromiss zwischen der ursprünglichen Entwicklungspolitik à la ECLAC und neoliberalen Strömungen geschlossen. Im Gegensatz zur Darstellung im Artikel gibt es nämlich einen starken Unterschied zwischen den beiden Kirchners was Wirtschaftspolitik betrifft. Während Nestór globales Finanzkapital nutzen wollte, um die export-orientierte Wirtschaftssektoren voranzubringen, hat Cristina auf unterschiedlichen Wege versucht, die Abhängigkeit von global Finanzinvestoren zu verringern, beispielsweise durch die Einführung von Kapitalvekehrskontrollen im Jahr 2011 und der Einführung einer neuen Zentralbankcharta in 2012. Während Néstors Regime (2003-2007) sehr erfolgreich verlief, konnte Cristina nie an diesen Erfolg anschließen und hat Finanzinvestoren durch ihre Haltung und Politikmaßnahmen verschreckt

Um die gegenwärtigen politische Situation zu versehen, muss die entwicklungspolitische Geschichte Argentiniens berücksichtigt werden. Zudem muss zwischen den Ansätzen Nestórs und Cristinas unterschieden werden. Alberto Fernández steht für die Kompromisspolitik Nestors, die sowohl für globale Finanzinvestoren profitable als auch für die wirtschaftlichen Aufschwung Argentiniens erfolgreichste Zeit in den letzten Jahrzehnten. Es waren von Macri vertretenen neoliberale Dogmen wie die Liberalisierung von internationalen Finanzflüssen in Kombination mit der Flexibilisierung des Wechselkurses, das in der Vergangenheit in weniger entickelten Ländern regelmäßig zu schweren Wirtschaftskrisen geführt haben. – Max Nagel


 

Leserbrief zur Grafik „Mauerreste“ von Doreen Borsutzki und August Modersohn

Kann es wirklich sein, dass die mtl. Rentenzahlungen im Osten 1075 € und im Westen 864 € betragen? Oder anders gefragt, beträgt die monatliche Durchschnittsrente eines Rentners im Osten tatsächlich 1075 €? Sie wäre um 211 € höher als im Westen. Das ist erläuterungsbedürftig. – Heinz Bönig


 

Leserbrief zu „Im Blindflug in die Sucht“ von Harro Albrecht

Mein Name ist David Grunzke und ich musste kopfschüttelnd ihren Artikel lesen. Da es 22 Fälle sind und keine 100,bitte ich sie besser zu recherchieren. Es ist auch eher wahrscheinlich, daß die betroffenen synthetisches THC konsumiert oder THC Öl beigemischt haben. Beide Produkte sind gesundheitlich sehr bedenklich, da sie in Verbindung mit der E Zigarette, wahrscheinlich zusatzstoffe produzieren, die bis hin zum lungenkollaps führen. Ich benutze die E Zigarette seit 5 Jahren und kann mich nur positiv äußern. Mir geht es gesundheitlich und körperlich. Desweiteren sind die Bestandteile des liquids bekannt. Es ist vegetarisches Glycerin, propylenglykol, Lebensmittelaromen und ggf. Nikotin. In Deutschland wird jedes Liquid und jeder Akkuträger auf Herz und Nieren geprüft. Es sind keinerlei schädliche Substanzen in den Liquids erlaubt. Auch das die Akkus entgasen, das ist meist ein Anwenderfehler,wenn man einen Akku mit Schlüsseln oder Kleingeld in der kaufoption Hosentasche transportiert, provoziert man einen Kurzschluss oder durch Unwissenheit überlastet man die Akkus. Ich weiss nicht, ob sie Ihre Artikel, nur von anderen abschreiben oder selber solche Sachen erfinden. – David Grunzke


 

Leserbrief zu „Diszipliniert, um frei zu sein“ von Katja Nicodemus

Romy Schneider ist in Österreich geboren. Udo Jürgens auch. – Ein/e Leser/in


 

Leserbrief zu „»Es gibt viele Vorurteile«“ von Johanna Schoener

Das Interview, das Frau Johanna Schoener mit Herrn Napp, der sich zum staatlich anerkannten Erzieher ausbilden lässt und mit Frau Aukthun, die Altenpflegeschülerin ist, zeigt, wie attraktiv beide Berufe sind. DIE ZEIT bietet hier ein anschauliches und überzeugendes Beispiel, wie scheinbar weniger attraktive Berufe dennoch positiv vorgestellt werden können. Das Rezept ist einfach und wirksam: Die in Ausbildung stehenden jungen Leute kommen selbst zu Wort und beschreiben ihre eigenen Erfahrungen mit Ausbildung und Beruf. Das Interview führt aus der Sackgasse der Larmoyanz, die soziale Berufe in der Öffentlichkeit allzu oft begleitet. Ich hoffe, DIE ZEIT bietet mit diesem Interview eine neue Sicht auf die beiden für uns wichtigen Berufe. – Franz Thurner


 

Leserbrief zu „Hier gibt es nichts zu sehen!“ von Heike Buchter

Die Misere von General Electric hat nicht erst unter Jeff Immelt begonnen. Es waren die Hybris und die durch nichts und niemanden eingeschränkte Macht des Jack Welch, die den Absturz von GE herbeigeführt haben: Unter „Neutronen-Jack“ wurde ein Bauchladen von nicht zueinander passenden Firmen aus völlig unterschiedlichen Branchen zusammengekauft, die dann alle nach denselben GE-Maßstäben strukturiert und geführt wurden, wobei die Top-Manager völlig unabhängig von ihrer fachlichen Qualifikation wie Schachfiguren hin- und hergeschoben wurden – wichtig war nur, dass sie das „GE-Gen“ besaßen. Das konnte nicht gutgehen, und es ist in einigen Branchen, z. B. Versicherungen, sogar dramatisch schiefgegangen. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


 

Leserbrief zu „Brat fettlos!“ von Marcus Rohwetter

Turbosaugstark, auch für den Allerwertesten bestens geeignet. Weg mit dem „xxx-lagigem“ Toilettenpapier; Premium-Küchenpapier, in der „Endlosrolle“, ist mehr als mega-in, das ist ultimativ „fresh & nice“! – Klaus P. Jaworek


 

Leserbrief zu „Das große weiße Nichts“ von Hanno Rauterberg

Im großen weißen Nichts über die Kunst sinnieren! Schon ist er wieder da, der Geist von Joseph Beuys (1921-1986), dem großen „(Anti)Künstler“, der uns mitten hinein in die Kunst führen könnte, der es uns jedoch selbst überlassen würde, wo sie anfängt, die „Kunst“, falls sie überhaupt irgendwo anfangen sollte, geschweige denn, wo sie denn eigentlich am Ende ist, die Kunst! – Klaus P. Jaworek


 

Leserbrief zu „Als Kind hörte er vorübergehend auf zu sprechen, die Musik erlöste den heutigen Dirigenten“ von Christoph Eschenbach im ZEIT Magazin

Eigenartig berührt hat mich diesmal die letzte Seite. Mehr noch als sonst.   Nicht nur, daß Christoph Eschenbach Oberschlesier ist, wie meine Mutter, und daß Musik, ohne Die ich mir ein Leben nicht vorstellen könnte, ihm  a l l e s   ist.  Auch ihn hat erlebter Schrecken Stumm gemacht für lange Zeit.   Die Musik hat ihn gerettet.   Dazu eine persönliche Anmerkung:  Ich soll, Vater hat es immer und immer wieder, ratlos, erzählt, im Alter von 3 Jahren aufgehört haben zu sprechen. Bis dahin ganze Hochzeitsgesellschaften in schönstem Bairisch lebhaft und munter plaudernd unterhaltend, sprach ich von einem auf den anderen Tag  gar nicht mehr. Für Jahre. Ein Klavier war nicht im Haus, das stand nur bei der Oma im Osten. So konnte ich nicht Musik machen. Vielleicht hat  m i c h  das Schreiben gerettet. Später dann, mit 6 Jahren. Mit 6 Jahren habe ich mein erstes (und fast einziges) Gedicht gemacht. Ein Wintergedicht. Es endet mit dem Satz:  „Doch der Sommer kommt ja bald.“   Der Rest liegt bis heute im Halbdunkel.    Fast vergessen inzwischen. Ihr Interview mit Christoph Eschenbach hat da ein Fenster aufgestoßen. – Beate Schwärzler