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24. Oktober 2019 – Ausgabe 44

 

Leserbriefe zu „Süße Versuchung“ von Jan Schweitzer

 

Vielen Dank für Ihren wunderbaren Artikel. Kurz, ehrlich und prägnant, ein Volltreffer…! – Dr. Anton Zellner

 

Vor vielen Jahren habe ich einmal als Vertreter der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft in Stuttgart eine Podiums-Diskussion geleitet. Es waren etwa 200-250 homöopathische Ärzte zugegen. Ich fragte, wie viele der Frauen mit einer homöopathischen Pille verhütet hätten. Natürlich niemand. Dann fragte ich, wie viele Kollegen sich bei einer bakteriellen Pneumonie (oder anderen schweren Infektion) homöopathisch haben behandeln lassen. Natürlich niemand.

Die Veranstaltung war kurz darauf beendet, und ich wurde von Kollegen bestürmt, das aber doch… Ich nahm mir vor, nie wieder mit Homöopathen über Homöopathie zu diskutieren, so wenig, wie ich mit einem Kardinal über die unbefleckte Empfängnis diskutieren möchte. Möge jeder bei seiner Auffassung bleiben, wenn er es selber bezahlt … Nur eine Unterstützung der Homöopathie durch Krankenkassen (also unser aller Geld) kann ich nicht billigen. – Prof. Dr. med. D. Höffler

 

Leider irrt Herr Schweizer in der Annahme, man könne sich der Wissenschaft nicht dann bedienen, wenn es einem passt. Doch, man kann! Man sollte sogar! Ständig alles wissenschaftlich zu sehen, würde das Leben doch sehr einseitig und monoton machen. Es gibt durchaus Momente, in denen Wissenschaft wenig hilfreich ist und auch mal nichts verloren hat. Manchmal ist Wissenschaft sogar auch einfach unzureichend. Diese Lebensweisheit scheint bei Herrn Schweizer aber noch nicht angekommen zu sein. Er begnügt sich lieber mit Schwarz-Weiß-Malerei in guter Hollywood Manier und verteufelt selbst, wo er anderen Verteufelung vorwirft. Er unterstellt den Grünen, das Impfen zu verteufeln. Das zu belegen sollte ihm allerdings schwerfallen. Und er diffamiert die Homöopathie, ein doch sehr verbreitetes Kulturgut als Quatsch und Nonsens. Wenn er so der Wissenschaft hörig ist, sollte er vielleicht mal nach einem Beleg dafür suchen. Nämlich, dass Homöopathie nicht wirkt.

Den gibt es meines Wissens gar nicht. Wenn auch gleich es keinen wissenschaftlichen Beleg dafür geben mag, dass sie Heilwirkung hat. Aber natürliche Belege dafür, dass Homöopathie wirkt gibt es viele. Aber darum schert sich Herr Schweizer wohl nicht. Er setzt lieber seine Scheuklappen auf und drischt einfach mal bei einer fadenscheinigen Gelegenheit auf die Grünen ein. Da fragt man sich doch, hat er ein persönliches Problem mit der Partei? In seiner wilden Zusammenschrift erweckt er den Anschein, als hätte er das Klingeln nicht gehört. Er redet von Aufklärung und Bildung und scheint nicht begriffen zu haben, dass beides nicht immer nur wissenschaftlich basiert ist. Wenn wir uns fortbewegen, dann muss es nicht immer nur mit technischen Hilfsmitteln sein. Man kann auch mal darauf verzichten und einfach zu Fuß gehen. Das macht einen klaren Kopf und entkrampft. Auch wenn es wissenschaftlich nicht erwiesen ist. Das sollte Herr Schweizer vielleicht auch mal probieren. – Simeon Blaesi

 

Wenn Sie mit o.g. Artikel Aufmerksamkeit erzielen wollten, meine haben Sie! Der Autor hat sehr provozierent gegen die Homöopathie geschrieben. Das ist schade! Gibt es zwischen Himnel und Erde Dinge, die nicht immer so erklären sind? Muss man in unserer heutigen Zeit alles bis Detail erfasst haben? Selbst verwende ich auch Homöopathie und habe positive Erfahrungen gemacht. Weder verteufel ich dabei das Impfen, noch die Schulmedizin im Allgemeinen. Können beide nicht ergänzend nebeneinander stehen?. Das sollte in unserer liberalen Gesellschaft doch möglich sein. Homöopathie als „Wellness“ dem Leser zu verschreiben, finde ich anmaßend. Vielleicht hat der Verfasser schlechte Erfahrungen gemacht und zu hohe Erwartungen in die Homöopathie gehabt…oder in die Partei der Grünen. Nur so kann ich mir seine Ausführungen erklären. – Claudia Pohler

 

Jan Schweitzers Aussage „Wissenschaft erfordert Konsequenz. Man kann sich nicht einfach bei ihr bedienen, wenn es einem gerade passt“ entbehrt jeder Evidenz. Natürlich kann jeder Bürger auf die Nutzung der Kosmologie oder der Japanologie verzichten. Die Aussage „Doch wer beim Klima auf die Forscher hört, muss das auch bei der Homöopathie tun“ dagegen ist empörend. Wer beim Klimawandel die wissenschaftlichen Erkenntnisse negiert, gefährdet das Gemeinwohl der Menschheit. Wer er es bei dem Verzicht auf wirksame Medikamente tut, gefährdet nur sein eigenes Wohl. – Walter Böhme

 

Jan Schweitzers Homöopathieartikel wirkt auf mich merkwürdig rigide. Denn man kann sehr wohl die Verdienste der Forschung für Klima und Gesundheit würdigen, ohne die Naturwissenschaft zum Maß aller Dinge zu erheben . Und genau dazu neigt der Autor. Ich halte das für gefährlich. Denn die Naturwissenschaft hat uns nicht nur Segnungen gebracht, sondern auch- gerade dann wenn sie verabsolutiert wird- erheblich beigetragen zu der heutigenProblematik in beider Lebensbereichen. Die ohne naturwissenschaftliche Forschung undenkbare Pestiziden verursachen bis heute immensen Schäden. Und die negative Nebenwirkungen einer technokratischen Medizin- zum Beispiel die Unterbewertung des Pflegeberufes- müssten uns inzwischen doch klar geworden sein.

Dass gerade Bildungsbürger in diesem ambivalent sind und scheinbar widersprüchlich handeln , halte ich für ein gutes Zeichen. Weltweit wächst das Bewusstsein, das Heilen eine äußerst komplexe Angelegenheit ist, die viel das mehr verlangt als das , was von der Forschung bewiesen werden kann. Heute beginnt man zum Glück die Bedeutung von Schamatismus, Kunst, und Religion für die Heilung wieder zu entdecken. Da wirkt sowohl Schweitzers Artikel als auch Jaap Spahns Staatsdirigismus wie aus der Zeit gefallen.

Sowohl für unseren Umgang mit der Natur als mit der Gesundheit brauchen wir ein Mensch- und Weltbild, das die Naturwissenschaft mit einschließt , zugleich weit darüber hinausgeht. Und darin hat Homöopathie sehr wohl einen Platz, auch wenn ihre Wirkung mit der üblichen Forschungsmethoden nicht bewiesen werden kann. Wird man versuchen sie aus dem Gesundheitssystem wegzudrängen, wird das die schon weit fortgeschrittene Entfremdung weiter beschleunigen. – Hans van Zijderveld

 

Großer Artikel, simple Botschaft: „Homöopathie ist Quatsch, absoluter Nonsens“, so belehrt uns der Autor. Hm…hat sich Herr Schweitzer mit der Homöopathie beschäftigt, hat er recherchiert, mit Ärztinnen und Ärzten, Hömöopathinnen und Hömöopathen, mit Patienten und Tierärzten gesprochen? Nein, das hat er nicht, denn nur wenige Fragen seien wissenschaftlich so „eindeutig“wie die Beurteilung der Homöopathie. So einfach ist das. Wirklich? Zum einen möchte ich Herrn Schweizer ein Proseminar über Grundlagen wissenschaftlicher Erkenntnis empfehlen; da wäre zu lernen über die Rolle des Zweifels (Descartes) oder über die Vorsicht eines Popper, nachdem wir wissenschaftliche (auch schulmedizinische …) Erkenntnisse nie verifizieren, sondern nur immer neu falsifizieren können. Anders gesagt: Wo bleibt denn der kritische Blick auf die Schulmedizin?

Zum anderen einfach ein Hinweis auf eigene jahrzehntelange Erfahrung mit Schulmedizin und Homöopathie: Es gibt in der Tat homöopathische Behandlungen und Verordnungen, die nicht wirken. Ebenso gibt es in der Schulmedizin Behandlungen und Medikationen, die nicht wirken und nicht heilen. Manche werden sogar nur durchgeführt, damit man etwas abrechnen kann. Auf den anderen Seite gibt es natürlich homöopathische Behandlungen, die erfolgreich sind und zu Linderung oder Heilung führen. Und es gibt auch schulmedizinische Behandlungen, die erfolgreich sind. So ist es eben in der Medizin, die ganz einfachen Wahrheiten bilden immer nur einen Teil der Wirklichkeit ab. – Dr. Paul Löhnert

 

Ein erneuter Hetzartikel gegen die Homöopathie in der Zeit, es ist nicht der erste und auch nicht der erste Leserbrief den ich dazu schreibe. Da werden „viele Studien“ bemüht, von Handystrahlung bis Horoskop allerlei durcheinandergewirbelt und der offensichtlich hellsichtige Autor weiß auch zu berichten wie unwohl sich viele Grüne mit der Homöopathie fühlen. Mir reicht es allerdings jetzt, ich habe mein Abo nach 20 Jahren gekündigt. Ich wünsche mir weniger Blabla und mehr guten Journalismus. – Alfred Wenger

 

Sie behaupten in Ihrem „ZEIT“-Artikel „Süße Versuchung“ , Homöopathie würde nicht heilen, weil laut „vieler Studien“ ( ohne nähere Angabe ) kein Beleg für eine Wirkung gefunden wurde. Die Gleichsetzung von „Wirkung“ und „Heilen“ scheint mir gerade im Schulmedizinischen Bereich abenteuerlich : Lesen Sie doch mal die Waschzettel von Medikamenten – da überwiegen die „Neben“-Wirkungen das vermeintlich Heilende um ein Vielfaches.

Schulmedizinische Medikamente unterdrücken oder verschieben Symptome , Antibiotika und Chemotherapien zerstören – wo bleibt da die Heilung ? Schulmedizin ist Notfallmedizin – Heilung ist etwas anderes. Und der Placebo-Effekt ist nur ein Beweis, das der Mensch sich gedanklich und willentlich selbst heilen kann ! – Henning Dörpholz

 

Gegen diesen Artikel muß und werde ich mich mit voller Überzeugung zur Wehr setzen: Richtig ist der erste Halbsatz, daß die Homöopathie für vieles taugt. Was folgt, ist an Zynismus und bravem Folgen der Schulmedizin nicht mehr zu überbieten. In meiner Familie hatte mein mittlerer Sohn im frühen Kindesalter einen sog. „Pseudo-Krupp“-Anfall. Zunächst wurden Schulmediziner konsultiert: O h n e sichtbaren Erfolg. Ein auf dem Gebiet der Alternativ-Schulmedizin jahrzehntelang tätiger Arzt in Freiburg verordnete dann homöopathische Mittel und schickte meine Familie für 4 Wochen an die deutsche Nordsee, dies wurde 3-4 mal wiederholt.

Positives Ergebnis: Keinerlei Anzeichen mehr von „Pseudo-Krupp“, mein Sohn hatte seit Jahrzehnten nicht einmal mehr den Ansatz dieser Erkrankung, mit heutigen 34 Jahren ist er gesundheitlich topfit und sportlich sehr erfolgreich. Mir ist nicht unbekannt, daß div. Krankenversicherungen künftig solche Kosten nicht mehr übernehmen werden. Die Pharmazie-Industrie hat -wieder- einmal obsiegt!!! – Otto Karl Hartmann

 

Picken sich auch scheinbar professionelle Journalisten die Studien heraus, die ihnen passen?Doch wer bei der Weltpolitik gründlich recherchiert, sollte es auch bei der Homöopathie tun!Jan Schweitzer schreibt in seinem Artikel, die Homöopathie sei keine Alternative zur Schulmedizin. Das sehe ich auch so. Denn die Homöopathie ist viel mehr. Sie ist eine wertvolle Ergänzung, die schon in vielen Fällen eine wirkliche Heilung erst möglich gemacht hat. Das durfte ich am eigenen Leib erfahren.

Ich hatte fast 20 Jahre unter Asthma gelitten und war – trotz schulmedizinischer Behandlung – in meiner Lebensqualität sehr eingeschränkt. Als naturwissenschaftlich überzeugte Informatikerin konnte ich mir auch nicht vorstellen, dass die Homöopathie irgendeine Wirkung haben könnte. Deshalb erzählte ich der homöopathisch arbeitenden Heilpraktikerin gar nichts davon. Zu ihr war ich Ende 2000 nur gegangen, weil ich mich ausgebrannt fühlte und mir verschiedene Freunde vorschwärmten, sie könne so gut zuhören. Am Ende des Erstgesprächs gab sie mir 3 Zuckerkügelchen, die ich mehr aus Höflichkeit einnahm. Nie hätte ich gedacht, dass Sie mein Leben so ändern würden!

Schlagartig kam meine Lebensfreude zurück. Ich ließ mich weiter von ihr behandeln und schon ein halbes Jahr später merkte ich, dass ich bei Bergwanderungen nicht mehr aus der Puste kam und sogar bergauf radeln konnte ohne absteigen zu müssen. Wollte ich Jan Schweitzer Recht geben (Homöopathie wirkt nicht besser als Scheinmedikamente), müssten wir von einer „Wunderheilung“ sprechen. Ich überlasse es dem Einzelnen, woran er lieber glauben möchte… Mir ist es ein Rätsel, wie professioneller Journalismus so einseitig recherchiert werden kann.

Die Lücken, die z.B. zu der australischen Homöopathie-Studie aufgedeckt wurden www.dzvhae.de/australische-homoeopathie-studie-eine-taeuschung-der-oeffentlichkeit/zeigen, wieviel Aufwand es braucht, bis eine Studie das gewünschte Ergebnis (Homöopathie wirke nicht besser als Placebo) „beweist“. Doch diese Widersprüche werden in Ihrem Artikel einfach nicht berücksichtigt. Ich habe ein 5-wöchiges Probe-Abo der Zeit gebucht und direkt in der ersten Woche musste ich mich so ärgern. Ich hoffe, dass Sie in den künftigen Wochen objektivere Berichte bringen, sonst werde ich das Abo wohl kaum verlängern. – Gabriele Ermen

 

Ich kann nicht ganz verstehen, warum sich die deutschen Journalisten gerade so einmütig auf die Homöopathie eingeschossen haben. Gibt es keine anderen Probleme? Vor allem aber übersehen Sie und Ihre Kollegen eines: dass ein Medikament nicht besser als ein Placebo wirkt, heißt nicht, dass es gar nicht wirkt – denn Placebos wirken signifikant. Das haben ebenfalls wissenschaftliche Studienbewiesen, diese erwähnen Sie aber nicht. Wohlgemerkt: Es geht ausdrücklich nicht um biochemische Wirksamkeit (die sich meines Erachtens nicht nachweisen läßt, weil sie nicht existiert), sondern um die Wirksamkeit als Placebo. Nun weiß man außerdem, dass ein Placebo, um zu wirken, einigen Hokuspokus braucht. Dazu gehört aber auch ganz wesentlich das ausführliche Arztgespräch (Anamnese), das aber sogar einen echten Nutzen bringen kann, weil sich der Patient ernst genommen und verstanden fühlt. Ich bin sicher, dass es Wirksamkeitsstudien für Arztgespräche gibt, und dass Arztgespräche eine bessere Wirkung haben als keine Arztgespräche. Also sollte man die Homöopathie und die, die an sie glauben, doch einfach in Ruhe lassen: wenn man das System stört oder gar zerstört, macht man sein Potential zunichte. Und was wäre gewonnen, ganz ehrlich? Zum Potential der Homöopathie gehört übrigens auch, dass Homöopathika ziemlich sicher nebenwirkungsfrei sind. Welches andere Medikament kann das von sich behaupten?

Zwei Einwände würde ich dennoch gegen die Homöopathie erheben: 1. Sie sollte auf solche Krankheiten beschränkt bleiben, für die tatsächlich ein signifikanter (Placebo-)Effekt beobachtet wurde. (Laut Wikipedia sind das vor allem solche mit peripheren körperlichen Parametern und weniger solche mit biochemischen Parametern. Die Krankenkassen könnten das definieren.) 2. Homöopathika erscheinen mir insgesamt zu teuer und die Gewinnspannen zu hoch. Aber erst einmal weiß ich nicht, ob das stimmt und zweitens gilt für viele der Grundsatz „Was nicht viel kostet, kann nicht gut sein“ – und deshalb müssen Homöopathika halt etwas teurer sein.
Man beachte, dass die meiste Wirksamkeitsforschung (in Doppelblind-Studien gegen Placebo) für biochemisch wirksame Medikamente betrieben wird und den Gold-Standard darstellt. Andererseits ist es schwer zu sagen, wie man die Wirksamkeit eines als Placebo wirksamen Medikament (z.B. eines Homöopathikums) doppelblind geben Placebo nachweisen soll. (Das ist ein methodisches Problem.) Ich würde mich freuen, wenn Sie auf den ein oder anderen Punkt eingehen könnten und mir mitteilen, wie Sie das sehen. Und ob Sie unter Berücksichtigung des hier Gesagten immer noch der Meinung sind, dass Homöopathie ein zu überwindender Hokuspokus ist. – Hans-Peter Stricker

 

Ein Journalist einer Wochenzeitung taugt für vieles. Er kann einer Gruppierung, einer Lobby, einer Partei, eines Industriezweiges nach dem Mund reden, einen Artikel darüber verfassen und versuchen damit der Homöopathie den Garaus zu machen. Für eines aber taugt er nicht. Er kann keine ordentliche Recherche betreiben, sich mit den Studien zur Homöopathie wirklich befassen, sich mit Gegnern und (!) Befürwortern auseinandersetzen und eine faire differenzierte Abhandlung dazu schreiben. Ich würde gerne wissen, woher der Autor sein „Wissen“ nimmt. Hat jemand seine Fähigkeiten als Journalist überprüft? Wie kann ein seriöser Journalist von „Quatsch und absolutem Nonsens“ sprechen? Was ist das überhaupt für eine primitive Sprache auf dem Niveau der Boulevardpresse hier in „Der Zeit“? Über diese einseitige Berichterstattung zur Homöopathie bin ich wirklich sehr verärgert, da ich selber Behandlerin bin und in der täglichen Praxis erlebe, was Homöopathie Positives bewirken kann. – Anita Schachtner

 

In schöner Regelmäßigkeit wird in der ZEIT über die „Kügelchen“ berichtet. Da könnte man denken, das Thema sei durch. Aber nein, jetzt ist es wieder da. Und diesmal mit der Entscheidungsfrage verbunden, wie hältst du es mit der Wissenschaft? Wer kämpft hier gegen wen? Wer sollte denn nicht für eine Evidenz basierte Forschung und ihre beachtlichen Ergebnisse dankbar sein? Aber was tun, wenn eine chronische Krankheit nicht weichen will – und „echte Medizin“ versagt? Wie oft habe ich „zugelassene“ Medikamente abgesetzt und in den Müll geschmissen, weil sie nicht geholfen, dagegen mich mit ihren Nebenwirkungen nachhaltig belastet haben. Da schätze ich die zeitaufwändige Anamnese eines Homöopathischen Arztes. Schon diese tut gut, auch weil ich beginne, die komplexen Reaktionen meines Körpers besser zu verstehen. Das kann der Anfang eines Heilungsprozesses sein. Und nehme obendrein ein entsprechendes Kügelchen. Auch wenn ich gerne wüsste wie auch immer es wirkt. Das ist doch keine Bedrohung. Warum dann das fast ängstliche Fazit von Jan Schweitzer: „Keinesfalls darf Homöopathie echte Medizin ersetzen und damit Therapien verhindern, die tatsächlich einen Nutzen haben“. Ich denke, unter der Sonne ist viel Platz für allerhand Versuche dem Leben zu dienen. – Friedrich Goes

 

Ist doch eigentlich ganz einfach, oder? Kann ich nicht sehen, glaub ich nicht! Kann ich nicht messen, gibt es nicht! So, Thema erledigt! Dass Sie an dieser Stelle die Krise erwähnen, welche in nie zuvor bestehender Härte den Fortbestand unserer Zivilisation gefährdet, finde ich im Übrigen geschmacklos. Ihre Argumentation erinnert an den Pappaufsteller den ich jeden Morgen am Kiosk um die Ecke sehe, da gibt es ähnlich unreflektierte Überschriften. – Thomas Scheuring

 

„Wissenschaft erfordert Konsequenz“, schreibt der Autor. Er hat Recht, und in letzter Konsequenz müssten wir uns endlich der Hochburg des „in die eigene Tasche Lügens“ annehmen: der Religion. – Marc Wiswede

 

Die Logikfalle der Grünen: Wer beim Klima auf Wissenschaft pocht, kann nicht an Homöopathie glauben. Liebe ZEIT-Redaktion, was ist denn das für ein dämlicher Vergleich? Würden Sie auch titeln „Wer an Gott glaubt, darf nicht Physik studieren“? Entweder gehe ich an alles, was mir im Leben begegnet, naturwissenschaftlich heran, oder ich darf nie wieder ein Labor betreten, eine Messung vornehmen, ein Gerät benutzen, ein Antibiotikum nehmen? Man kann ja unbedingt gern unterschiedlicher Meinung sein, auch beim Thema Homöopathie. Aber die engmaschigen Anti-Homöopathie-Texte in der ZEIT sind allmählich wahlweise nervtötend oder echt komisch. Was reitet Sie denn, just zu diesem Thema gefühlt alle vier Wochen einen großen, pathetischen, weißkittelig-herablassenden Artikel gegen die weißen Kügelchen schreiben zu müssen, die gemäß Ihrer Ansicht doch sowieso harmlos sind und nichts bewirken?

Der jüngste Artikel zum Thema („Süße Versuchung“) ließ mich an meine Tochter denken, die, als sie drei war, mal mit Maßband und Legokiste auf dem Fußboden saß und verkündete: „Soviel Grad wiegt die Dose!“ Das Kind hatte was verstanden von Messungen, Einheiten und Angaben, konnte aber alles noch nicht so recht auseinanderhalten. Ihr mantraartig wiederholter, powertrotziger Hinweis, dass Studien aber bewiesen hätten, dass Globuli nichts nutzen, erinnert mich daran. Vielleicht messen Sie auch die Größe der Legodose in Grad, wenn Sie Homöopathie mit Medizin und Globuli mit Medikamenten gleichsetzen?

Sie schreiben: „Menschen verlassen sich auf der einen Seite ganz selbstverständlich auf die Errungenschaften der Naturwissenschaften: Sie nutzen den Strom, der aus der Steckdose kommt, und das Wasser aus dem Hahn; sie nehmen ein Antibiotikum, wenn sie eine Lungenentzündung haben; sie verlassen sich auf die statischen Berechnungen von Architekten und Ingenieuren, wenn sie ein Gebäude betreten oder über eine Brücke fahren; es ist für sie ganz klar, dass sie bestimmte Eigenschaften an ihre Kinder vererben. Auf der anderen Seite aber wollen sie nichts von wissenschaftlicher Evidenz wissen: Sie verteufeln die Impfung und damit eine der größten Errungenschaften überhaupt; sie haben Angst vor Elektrosmog und Handystrahlung; sie richten ihre Wohnung nach Feng-Shui-Kriterien ein; sie studieren Horoskope, richten ihr Leben danach aus. Und sie feiern die Homöopathie als eine sanfte, ganzheitliche Heilmethode“.

Mal abgesehen von Ihrer großartig hanebüchen zusammengewürfelten Liste – ja, natürlich tun Menschen das! Sie berechnen die Statik von Brücken – und sie verlieben sich. Sie verlieren einen Angehörigen an eine tödliche Krankheit und können diese genau erklären – und am Grab beten sie für seine Seele. Sie bekommen ein Kind via Eizellenspende aus Spanien – und tragen es zur Taufe. Sie erforschen CRISPR/Cas9 – und sie schauen Shakespeare im Theater und gehen bereichert und verändert wieder hinaus. Zum Glück haben die Menschen die Naturwissenschaften – und zum Glück haben sie noch mehr! Ich empfehle dringend die Wiederlektüre Ihres Artikels „Zu wem beten die da?“ von Karen Armstrong (Die Zeit, 24.06.2010). Sie erklärt, worin der große Verlust für die Menschheit besteht, wenn sie glaubt, es liege ein großer Fortschritt darin, sich nur noch auf den wissenschaftlichen Logos zu verlassen. https://www.zeit.de/2010/26/Modernes-GottesbildEin Letztes: Ihre lustige Liste vom vermeintlich widersprüchlichen Verhalten der Menschen könnte Sie doch auch zu der Fragestellung führen: Wie kommt das eigentlich? Warum sind diese ach so unwissenschaftlichen Herangehensweisen, Arten der Weltwahrnehmung eigentlich so langlebig? Was ist da dran, dass die Menschen daran so hartnäckig festhalten? Den Artikel, der dabei herauskommt, würde ich gern lesen. – Dr. Katrin Düringer

 

Was für ein Richterspruch! Was für eine scheinbar eindeutige Urteilslage! Einen solchen Hammer haben Sie herausgeholt – und dabei so Wichtiges übersehen. Wie kann es sein, das ein Wissenschaftsredakteur der Zeit völlig ahnungslos über die Forschung zur Homöopathie ist? Wie kann es sein, das Sie sich offenbar auf die Metastudien der letzten Jahre (Shang et all, Australien, Frankreich..) beziehen, aber nicht wissen, das genau dort alle Studien, die evidente Ergebnisse zeigen, nicht mit einbezogen wurden? Wie kann es sein, das Sie die hochinteressanten Ergebnisse mit Homöopathie für Pflanzen (Wasserlinsen, Weizenkeime), Tiere (Kaulquappen) und auch die exzellente ADHS-Studie aus der Schweiz nicht kennen?

Es wäre ein leichtes, all dieses Wissen zu studieren – wie konnte es passieren, das Sie es noch nicht einmal versucht haben? Und wenn Sie diese Studien kennen, warum werden den Lesern dann nicht die Argumente nahegebracht, die Ihrer Meinung nach gegen die Studien sprechen? Sie sind sicher mit mir einer Meinung, das ein fairer Journalismus auch den Menschen einen Raum gibt, die sich, wie in diesem Fall, mit Forschung beschäftigen und Ergebnisse vorweisen können. Sie kennen niemanden? Das ist erschütternd. Als Anhang finden Sie ein paar Adressen, die Sie in Ihrem Weltbild vielleicht weiter bringen können. Sie merken – ich bin zutiefst erbost. Ich bin schockiert, das die „Zeit“ erneut einen oberflächlichen und selbstherrlichen Umgang mit dem Thema zeigt. Das ist schlicht und einfach schlechter Journalismus. – Karin Fronemann-Klos

 

Herrn Schweitzers unkritischer Bekenntnis-Journalismus vernebelt den Blick auf gesellschaftliche Machtverhältnisse: Wenn jedes Jahr auch nur 1 % der von den Kassen bezahlten Medikamente in Deutschland nicht wirken, weil sie überlagert sind, verloren gegangen, nicht eingenommen, falsch verschrieben etc. bedeutet das einen Verlust von 400 Millionen Euro. Nicht dieser Verlust erregt einige Grüne und die an den Mythos vom objektiven Bewusstsein Glaubenden, sondern die 20 Millionen Euro, die homöopathische Mittel kosten. Wie rational ist das? Mündige Patienten – und Journalisten! – sollten sich nicht zu nützlichen Idioten im Krieg der Pharmaindustrie gegen die Homöopathie machen lassen. – Andreas Goletz-de Ruffray

 

Liebe Zeit, Jahrzehnte begleite ich Dich nun, immer lustvoll durch die Ambivalenz konträrer Meinungsbilder angeregt. Keineswegs möchte ich meine Ansichten gespiegelt sehen, in der Vielfalt liegt die Würze. Doch in den letzten Jahren frage ich mich ernsthaft, ob der manisch erscheinende Feldzug im Ressort „Wissen“ gegen Komplimentärmedizin in seiner signifikanten Überbetonung den Hintergrund eines „Heiligen Kriegers“ in Deinen Reihen hat, oder ob, und dieser Gedanke schreckt mich auf, tatsächlich auch schon bei Dir ein klarer Lobbyismus erkennbar wird. Ich bin kein Freund des Leserbriefes, aber bevor ich eine jahrelange Freundschaft kündige, und darüber denke ich nach, wollte ich mich zu Wort gemeldet haben. Über eine Veröffentlichung meines Statements würde ich mich freuen, sehe ich doch eine klare Überbetonung einer dogmatischen Grundeinstellung. – Christian Kornblum

 

Perfide. Eine Zumutung, wie der Autor hier genau das Gegenteil von dem tut, was er fordert ! Wenn er schon die Wissenschaft als Maß aller Dinge ansieht, dann muss er auch anerkennen, dass es längst zahlreiche wissenschaftlich(!) anerkannte Beweise für die Wirkung der Homöopathie gibt – der Plazebo-Effekt ist inzwischen eindeutig wiederlegt und es geht längst nicht mehr um „Glauben“ sondern um Wissen. Der Artikel ist also entweder sehr schlampig recherchiert oder eine absichtliche Irreführung der Leser. Solch perfide Polemik gegen Homöopathie gehört nicht ins Ressort Wissen, sondern am besten gar nicht in eine seriöse Zeitung. – Melanie Brühl-Schobert

 

Zuerst vermutete ich einen Beitrag zum Thema Zucker. Aber dann kam gleich die erste dummdreiste Vermengung unterschiedlicher Ebenen: der Klimawandel ist uns als Erfahrung nur sehr bedingt zugänglich, unser eigener Körper aber ganz direkt. Beim Klimawandel sind wir auf Daten der Wissenschaftler angewiesen, beim eigenen Körper nur bedingt. Also mal wieder ein aggressiver Angriff auf die Homöpathie, an der sich bestimmte Wissenschaftler die Zähne ausbeißen. Weil sie mit ihren (heute noch?) unzulänglichen Methoden nicht beweisen können, was sie erfahren könnten, wenn sie sich darauf einließen. Ja, gebildete, aufgeklärte Menschen zweifeln die Erkenntnisse der Wissenschaft an, wenn sie ihrer eigenen, jahrzehntelangen Erfahrung widersprechen. Wie blöd und manipulierbar wären wir denn, wenn wir unseren Erfahrungen nicht mehr trauen würden?

Selbstverständlich hat Homöopathie ihre Grenzen, genauso aber die „wissenschaftlich bewiesene“ Medizin. Ich lebe seit Jahrzehnten gut mit homöopathischen Medikamenten und bin mit anderen manches Mal auf die Nase gefallen. Und selbstverständlich verlasse ich mich auf die von der modernen Wissenschaft erarbeitete und bewährte Verfahren, wenn es angebracht ist, und bin sehr dankbar, daß es sie gibt. Menschen sind und reagieren verschieden, und „die Wissenschaft“ (Homöopathie ist sehr wohl eine eigene Wissenschaft mit eigenen Forschungsmethoden) wird ihrer Verschiedenartigkeit immer hinterherhinken. Schwarzweiß-Malerei ist ein Zeichen von sehr begrenztem Denken. Um es so polemisch zu formulieren wie der Autor in seinem Untertitel: ich lasse mich nicht gleichschalten, weil ein Teil der Wissenschaft das angeblich fordert. – Talke Neu

 

Seit etwa 20 Jahren erlebe ich am eigenen Körper das Können, die Erfahrung und die Erkenntnisse der so genannten Schulmedizin. Durch diese Leistungen erreichte ich bisher eine Lebensqualität, die auf Grund der Ausgangslage 1974 nicht zu erhoffen war. In extrem kritischen Situationen erlebte ich aber auch die Hilf- und Ratlosigkeit einer Medizin, die nur auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse gestützt therapieren kann und handeln darf. In einer dieser ausweglosen lebensbedrohlichen Situation gelang es mir sozusagen mit letzter Kraft, die (Schul-) Ärzte, die mich bereits als austherapiert einstuften zu überzeugen, mich in eine Anthroposophische Abteilung für Medizin (2000 noch Rote-Kreuz-Krankenhaus in Hamburg Rissen) zu überstellen. Unter Einbeziehung schulmedizinscher Methoden und Verfahren konnte ich durch die in dieser Abteilung praktizierten besonderen Therapien und Arzneien nach 3 Wochen das Krankenhaus als gestärkt verlassen.

Ende der 90ger Jahre gab es glücklicher Weise noch die Möglichkeit, sich in einem „normalen“ Krankenhaus operieren, unmittelbar nach einer schulmedizinischen Erstbehandlung „alternativ“ medizinisch weiter therapieren zu lassen. Noch heute lasse ich mich bei schulmedizinisch angezeigten Diagnosen durch anthroposophische und/oder homöopathische Medikamente und Therapien medizinisch begleiten. Denn nur beide Therapie- und Heilmethoden -Schul- und so genannte Alternativmedizin gemeinsam ergeben ein Ganzes zum Wohle der Patienten. Die Sichtweise in dem o. g. Artikel ist nicht nur kontraproduktiv, sondern auch demütigend für über viele Jahre bewährte Therapie- und Heilmethoden. Sie verhindert eine sachliche Diskussion, schadet dem Wohl der Patienten und befördert die Krankheitskostenspirale in einem kranken Gesundheitswesen an. – Peter Neumann

 

Die Befehdung der Homöopathie hat in der ZEIT längst den Charakter einer Mission. Nun fährt Jan Schweitzer neues schweres Geschütz auf und vergleicht Homöopathie-Nutzer mit Klimawandel-Leugnern. An diesem Punkt schlage ich vor, den Kampf auch auf anderen Glaubens-Fronten aufzunehmen. Es gibt nämlich nicht nur Wellness-Religiöse, sondern sogar Wissenschaftler, die tatsächlich beten und an Gott glauben, obwohl der wissenschaftliche Beweis seiner Existenz noch immer aussteht. Man könnte etwa für ein Verbot von Rosenkränzen plädieren. Das sind auch Kügelchen, deren Verwendung den Einsatz von nutzbringenden Antibiotika bei Juck- oder Zwickbeschwerden verzögern oder gar verhindern könnte. – Thomas Völk

 

Ich bin erstaunt, dass Sie der Polemik gegen die Homöopathie erneut breiten Raum geben. Wenn aber Jan Schweitzer so ohne jeden Zweifel davon ausgeht, dass die Homöopathie wirkungslos, ihre Präparate also lediglich als Placebo einzustufen sind, dann sollte er auch dazu sagen, woher er sein Wissen hat. Es ist nämlich keineswegs so unumstößlich richtig. Ich kann aus eigener Erfahrung als Patient beschreiben, wie genau sich die Wirkungsweisen der Globuli unterscheiden und auf meine Symptome auswirken (und zwar immer wiederkehrend) und ich kann einen besonderen Fall schildern, der für mich unumstößlich zeigt, dass es sich nicht um einen Placeboeffekt handeln kann: ich wurde von meinem Homöopathen nach einer Borrelioseinfektion über ein Jahr mit einer Nosode aus den Stoffwechselgiften der Erreger behandelt. Der Beginn der Infektion war erkennbar an dem roten Ring um den Zeckenbiss herum, der nach kurzer Zeit verschwand. Immer dann, wenn ich die Nosode im Abstand von etwa 4 Wochen einnahm, erschien der rote Ring wieder (und nur dann!), und zwar so, dass sich sein Durchmesser jedesmal vergrößert hatte. Nach etwa einem Jahr war er unten an den Zehen und oben etwa an der Hüfte angekommen. Es hat sich zwar herausgestellt, dass der Infektionsherd damit letztlich nicht entfernt werden konnte und es brauchte doch eine Antibiotikabehandlung, aber dieses Wandern des Ringes war eindeutig immer eine Reaktion auf die Einnahme der Globuli – alles nur Placeboeffekt?

Außerdem ist das Prinzip der Wissenschaft eben der Streit über Modellvorstellungen der Wirklichkeit und der Streit unter den Medizinern ist in diesem Fall keineswegs zu Ende (ich verweise nur auf den Artikel von Dr. med. Ulf Riker in der online-Zeitschrift „homoeopathie-online.info“)! Außerdem: Wenn Elektronen den Modellvorstellungen der Physiker nach zugleich Wellen und Korpuskel sein können, warum sollte es dann nicht auch verschiedene Wirkungsebenen von Medikamenten geben? Die Homöopathen sprechen von der feinstofflichen Ebene. Wenn man diese Möglichkeit bei seinen wissenschaftlichen Fragestellungen von vornherein ausschließt, kann man natürlich auch nichts darüber herausfinden! – Jan Blaß

 

Vielen Dank für den klugen Artikel von Jan Schweitzer über den Widerspuch, der sich bei ‚aufgeklärten Menschen‘ zu ergeben scheint zwischen ihrer wissenschaftsbezogenen Klimadebatte und der gleichzeitigen eigenen Homöopathiegläubigkeit. Der Autor verkennt allerdings, dass es nicht das wissenschaftliche Argument ist, sondern vielmehr die subjektive Interpretation unserer individuellen Welterfahrung, welches das bestimmende Moment darüber darstellt, was wir jeweils für wahr und wirklich halten . So kann der ‚homöopathische Klimaaktivist‘ ohne einen empfundenen Widerspruch sagen: „Der Klimawandel ist zweifellose Realität, man kann seine Auswirkungen doch schon täglich spüren“ und zugleich:

„Ich kann über die zweifellose Wirksamkeit von homöopathischen Behandlungsmethoden eine Menge eigener Erfahrungen beisteuern“. So willkommen hier eine wissenschaftliche Untermauerung im ersten Fall sein mag, so wenig stört deren Unmöglichkeit bei der Homöopathie. – Zudem: Wer sich (wie der Autor und auch der Leserbriefschreiber selbst) einer vernunftbezogenen Weltsicht verpflichtet sieht, könnte die Wirksamkeit von Homöopathie beispielsweisel zurückführen auf Mechanismen der Autosuggestion; diese können sicher nicht ‚echte Medizin ersetzen‘, wohl aber sinnvoll ergänzen. – Dr. med. Roland Schürmann

 

Stefan Schweitzer übersieht bei seinem so gar nicht homöopathischen Bashing zwei entscheidende Aspekte: erstens ist das Argument, wer sich auf die Klimawissenschaft verlasse, könne nicht gleichzeitig die Homöopathie verteidigen in sich nicht schlüssig: während sich die Forschung zum Klimawandel auf eine noch nicht aktualisierte Zukunft bezieht, ihrem Wesen nach also prognostisch ist, bezieht die Homöopathie ihre Legitimation aus den bereits er-lebten konkreten Heilungserfahrungen von Menschen, sie beruht also mithin auf bestätigter Hypothese. Daran knüpft der zweite Aspekt an: die Schwäche der sogenannten empirischen Wissenschaft besteht ja gerade darin, dass sie selbst definiert, welche Form von Evidenz zur Beweisführung taugt und welche nicht. Wenn die Symptome einer Erkrankung in zeitlichem Zusammenhang mit einer homöopathischen Behandlung verschwinden, dann ist dies selbstverständlich ein von vielen Menschen erbrachter Wirksamkeitsbeweis, ohne dass es dazu des verengen Blicks der Empirie bedürfte. Wie Hannemann sagte: „Wer heilt, hat Recht.“ – Dirk Böhm

 

Das Fazit des Autors lautet : „Wissenschaft bedeutet Konsequenz“, von mir hinzugefügt : in allen Belangen. Unglaubwürdig werde, wer dies nicht berücksichtigt. Seht her, ihr Grünen : wenn ihr Homöopathie nicht ablehnt, dann seid ihr auch in eurer Haltung zum Klimawandel unglaubwürdig. Und schon stecken wir in dem Dilemma, diese Haltung nicht nur auf eine, sondern auf alle Parteien anzuwenden und feststellen zu müssen : sie ist nicht umsetzbar. Täglich treffen unsere gewählten Regierungsvertreter Entscheidungen, die nicht wissenschaftlich begründet oder sogar bewußt kontraproduktiv sind. Vielmehr bestimmen vorrangig ökonomisch begründete Parameter das tägliche Politikgeschäft. Für mich schafft Wissenschaft keine eindeutigen, unwiderlegbare Fakten, es gibt hinreichende wissenschaftliche Untersuchungen, die sich – teils auch je nach Interessenslage der Ersteller der Studien – widersprechen. Wissenschaftliche Forschung befindet sich in einem ständigen Prozess. Korrekturen, Nachbesserungen, aber auch Abkehr von bislang scheinbar festgeschriebenen Erkenntnissen findet regelmäßig statt. Interessant an dem Artikel ist der Aufhänger : gerade wieder einmal soll am Beispiel der Homöopathie ein Exempel der Wissenschaftshörigkeit statuiert werden. Und schon verlässt der Autor beim undifferenzierten Hinweis auf den Einsatz von Antibiotika bei einer Lungenentzündung den Pfad seiner eigenen Glaubwürdigkeit. Warum diese ständige Verunglimpfung von Globuli & Co ? Selbst wenn sie „nur“ durch den Placeboeffekt wirksam sind, haben sie ihre Berechtigung. Die Linderung oder sogar Heilung der Krankheiten steht im Vordergrund, und empathische Zuwendung von Ärzten und Klinikpersonal bewirkt mehr als jede schnell verordnete Arzneivergabe.

Ein homöopathisch arbeitender Arzt wird sich niemals dringlich erforderlichen Therapien beispielsweise bei Krebserkrankungen verweigern, sondern sich nach dem jeweiligen sorgfältig ermittelten Krankheitsbild sinnvoll Gedanken über deren Einsatz von Homoöpathika und/oder „echter“ Medizin (vom Autor nicht hinterfragter dubioser Begriff) machen. Die konsequent weiter formulierte Forderung des Autors könnte lauten : Menschen, die zum Beispiel rauchen, Alkohol konsumieren oder sich die entgegen wissenschaftlichen Erkenntnissen schlecht ernähren, sind aus diesen Gründen unglaubwürdig, wenn sie zu wissenschaftlichen Fragestellungen Stellung beziehen. Lassen wir es nicht wo weit kommen! – Hermann Giesenow

 

Ihr regelmäßiger Feldzug gegen die Homöopathie, entsetzt mich jedes Mal. Sie ignorieren systematisch Menschen die über Jahrzehnte diesen Weg zur Heilung gewählt haben, und ebenso Ärzte, die Homöopathie erfolgreich einsetzen. Ihre Berichte über dieses Thema klingen wie eine von der Pharmaindustrie bezahlte Studie, um alles, das nicht mit den Methoden der aktuellen Wissenschaft vereinbar ist, zu verleumden. Unabhängiger Journalismus sieht anders aus. Zum Abschluss eine rhetorische Frage: Wie“ wissenschaftlich“ waren die Schmerzmittel auf Opiaten-Basis die tausende von Menschen in den USA in die Abhängigkeit und Tod gestürzt haben? – Bogdan Rahaian

 

Globuli sind wirkunglos. Das ist leicht festzustellen. Viel schwieriger ist es, beweisfest die Frage zu beantworten, wie es denn dann zu den vielfachen individuellen Heilerfahrungen durch Homöopathie kommt, gerade in Situationen, in denen die Schulmedizin nicht weiterkam. Der Placeboeffekt kann das nicht erklären, denn der hätte seine Wirkung ja bereits im Rahmen der Schulmedizin entfalten können. Dass die Wissenschaft hier eine Hypothese bereithält, war bereits einmal in dieser Zeitung zu lesen:

Es könnte vor allem die Anamnese sein – also das intensive Arzt-Patient-Gespräch, in dem die organischen, seelischen und sozialen Funktionen der Krankheit erfassbar werden -, die eine Selbstheilung in Gang setzen kann. Die Homöopathie-Frage auf die Wirkung der Globuli zu beschränken, ist amputiertes Wissenschaftsverständnis, das exakt korreliert mit dem reduktionistischen Krankheitsverständnis, zu dem die Homöopathie eine vielleicht nicht zu Recht, aber aus guten Gründen nachgefragte Alternative bietet, und im übrigen auch mit der ebenso reduktionistischen Wirtschaftswachstumsideologie auf Kosten der Natur. – Prof. Dr. Marion Eggert

 

Globuli sind Religion. Wir müssen uns endlich ehrlich machen und anerkennen, dass Homöopathie nichts anderes ist als Religionsausübung, nämlich die praktische Anwendung von wissenschaftlich nicht begründeten „Glaubenswahrheiten“. Wie bei der Religion muss gelten: Glauben und meinen darf in unserem säkularen Staat jeder und jede, was sie wollen, solange sie dabei keine Rechte anderer verletzen. Aber das müssen sie dann selbst finanzieren und die Kosten dürfen nicht der Gesamtgesellschaft auferlegt werden. Das Gegenteil ist der Fall: Unser Staat verhält sich mit der Finanzierung der Globuli aus öffentlichen oder gesetzlichen Kassen leider gerade so wie bei der Finanzierung der Religion: So zahlt beispielsweise das Land Baden-Württemberg allein für „kirchenregimentliche Zwecke“, für die Besoldung der amtierenden und der zur Ruhe gesetzten Kirchenbeamten sowie für andere „besondere Rechtstitel“ im Haushaltsjahr 2019 an die beiden Evangelischen Landeskirchen und die beiden katholischen Bistümer zusammen fast 125 Millionen Euro aus der Staatskasse. Mit dieser Verquickung von Vater Staat und Mutter Kirche muss endlich Schluss sein! – Michael Rux

 

Herr Jan Schweitzer sollte in Zukunft über Themen schreiben, wovon er auch Ahnung hat. Das konnte ich beim besten Willen nicht in seinem Artikel erkennen. Dann auch noch Homöopathie politisch zu instrumentalisieren, bedeutet für mich „unterste Schublade“. Homöopathie wird für den Autor kein Quatsch oder Nonsens mehr sein, wenn ihm Ärzte mitteilen, dass er austherapiert ist und sich einen Heilpraktiker oder Homöopathen suche sollte. Vielleicht gibt es ja dann eine Erkenntnis, die mit wissenschaftlicher Evidenz nicht zu erklären ist. Ich wünsche dem Autor, dass er lange gesund bleibt. – Winfried Schmiedel

 

Seit über 50 Jahren lese ich DIE ZEIT. Das hat ab jetzt sein Ende. Der o.g Artikel ist niederträchtig und weist auf ein verflachendes Niveau in Ihrer Zeitung hin, dem ich mich entziehen werde. Zum Schmunzeln ist es, wenn in der gleichen Ausgabe „Wie schnell ist das All?“ erscheint und die „Gesetze und Wunder“ des Makrokosmos dort anders gewürdigt werden als im Mikrokosmos des Menschen. Weil diese „Wissenschaft des All“ der großmaßstäblichen Industrie dienlicher ist ? – Harald Jordan

 

Es wäre wirklich wünschenswert, auch namhafte Ärzte und Veterinäre, die Homöopathie anwenden, endlich zu Wort kommen zu lassen und sie über die Wirksamkeit der angeblich nur als Placebo wirksamen Kügelchen berichten zu lassen- auch in wissenschaftlichen Tests und Untersuchungen. Warum wird nicht jemand Kompetentes vom Verband Deutscher Homöopathen interviewt? Ist der Druck der Pharma- Industrie so groß, dass eine offene Diskussion nicht mehr möglich ist? Traurig, dass da selbst die Zeit drauf reinfällt! – Dr. Yasemin Tuna-Nörling

 

Zwar möchte ich keine Lanze für die Homöopathie brechen, weil ich selbst weder die einen noch die anderen Mittel kaum verwende. Aber ich stelle fest, dass der Verfasser dieses Artikels wohl kaum in der Lage ist über den Tellerrand der eigenen Borniertheit hinauszuschauen. Wissenschaft als Begründung von Wirksamkeit heranzuziehen, ist ziemlich kurz gesprungen, denn wir wissen längst, dass eben diese Wissenschaft längst nicht in der Lage ist viele Phänomene zu beschreiben. Schon allein eine Erklärung warum es Leben, also belebte Materie, überhaupt gibt suche ich vergebens. Wir alle sind ein zusammengewürfelter Haufen von Atomen, die sich auf sonderbare Weise organisieren und denkende, fühlende und handelnde Wesen hervorbringen. Warum das so ist, konnte mir bisher niemand hinreichend erklären. Wenn es also keine Erklärung für das Warum gibt, wie kann es dann eine ausreichende Erklärung für die Wirkzusammenhänge geben? Die so bezeichnete Schulmedizin fasst den menschlichen Körper wesentlich als biochemischen Apparat auf den dann eben nur Chemie einwirken kann. Nur wir wissen längst, dass Heilung mehr voraussetzt, als die richtigen Pillen zu schlucken. Mittlerweile ist allgemein anerkannt, dass benigne menschliche Beziehungen einen mindest ebenso wichtigen Einfluss haben. Einen wissenschaftlichen Beweis hierfür sucht man ebenfalls vergeblich. Allenfalls gibt es empirische Studien.

Angesichts der Tatsache, dass Wirksamkeitsstudien zu den chemischen Mitteln in der Regel durch die Hersteller der Produkte selbst erstellt werden, beschleicht einen oft genug der Zweifel, ob eben diese Studien ausrechend seriös sind. Die jüngste Entdeckung, dass selbst die Wirksamkeit von Antidepressiva nicht hinreichend belegt sind unterstreicht diesen Eindruck. Es wirft sich also eher die Frage auf, ob die derzeitige Kampagne gegen die Homöopathie nicht von der Pharmaindustrie gesteuert ist. Ich denke der Frage nach der Wirksamkeit der Homöopathie kann man derzeit mangels ausreichender Erkenntnis nicht anders begegnen, als der Frage nach Gott. In Anbetracht dessen, dass es weder einen Beweis dafür noch dagegen gibt, bleibt allenfalls ein Schulterzucken. – Bernd Schumann

 

Im Mittelalter setzen sich „wissenschaftliche „ Ärzte lange Schnäbel auf den Kopf, Robert Koch wurde auf einem „wissenschaftlichen“ Ärztekongress belacht und ausgebuht und Semmelweiss von seinen „wissenschaftlichen „ Kollegen gemobbt. Man hat eben seine „wissenschaftliche „Überheblichkeit als gelernter Schulmediziner. Verstehen Sie die Heisenbergsche Unschärfetheorie? Oder die verschränkten Protonen, die eher da sind als man sie losschickt? Plausibel sind beide nicht, aber „wissenschaftlich“. Wie wollen Sie da die Homöopathie verstehen?. Unser „wissenschaftlicher“ Verstand ist eben nicht alles.

Die Homöopathie kann man auch nicht mit schulmedizinischen Werkzeugen beurteilen. Wenn man einen Nagel mit einem Schraubenzieher in die Wand schlagen will, das geht einfach nicht. Und Homöopathie mit Elektrosmog, Feng Shui und Horoskopen in einen Topf zu werfen und kräftig umzurühren, das ist eindeutig unwissenschaftlich, ziemlich gemein und durchsichtig. Seit 200 Jahren versucht man die Homöopathie kleinzukriegen. Es geht aber nicht. Weil man die Erfahrung macht, dass sie hilft. Was kann denn die Schulmedizin heilen ? Diabetes, Rheuma, Hexenschuss oder wenigstens einen ordinären Schnupfen? Nö, nix, nur Symptome behandeln und Symptome lindern, aber richtig heilen ? Die häufige Behandlung der Homöopathie in der „Zeit“ wirft aber schon die Hintergrundfrage auf : Cui bono ? Denn an 8,46 für ein Fläschen Globuli ist wesentlich weniger Geld verdient als an 5876.45€ für wissenschaftliche Pillen von der wissenschaftlichen Pharmaindustrie. – Wolfgang H. Mühl

 

Der Artikel verbreitet die Falschinformation, dass es keine evidenzbasierten Studien zur Wirksamkeit der Homöopathie gibt. Beispielsweise habe ich vor einiger Zeit in einer Homöopathie-neutralen orthopädischen Fachinformation von einer Studie gelesen, die gezeigt hat, dass man mit der Gabe homöopathischer Kombinationspräparate die Verweildauer nach orthopädischen Operationen signifikant verkürzen konnte. Wenn aber die Homöopathie wirksam ist, was auch ich als Arzt vielfach erlebe und erfahre, so wäre ihre weitere Verwissenschaftlichung und ihre Verbreitung ein wirksamer Beitrag zur CO² Reduzierung im Gesundheitswesen. Der Widerspruch, der laut Verfasser zwischen wissenschaftlich begründetem Klimaschutz und Glaube an die Homöopathie besteht, fällt angesichts praktischer Erfahrung gegenstandslos in sich zusammen. Umgekehrt wird ein Schuh daraus! Dass ein solch liederlicher Artikel unter der Rubrik „Wissen“ in der Zeit erscheint, ist kein Ruhmensblatt für ihre Wissenschaftsredaktion. – Dietrich Wendling

 

Eigentlich würde als Kommentar zu diesem Artikel ein Satz reichen: So ein Quatsch!!! Da in der ZEIT jedoch noch nie positiv über Homöopathie geschrieben wurde, möchte ich etwas ausführlicher antworten. Ich habe sowohl einen naturwissenschaftlichen Hintergrund (Diplomagrarbiologin) als auch eine praktische Seite (Krankenschwester). Meine Leben lang habe ich Homöopathie und andere alternative Heilmethoden angewandt und bin damit sehr gut gefahren. Meine Erfahrung ist, dass, wenn ein Therapeut dies zielgenau anzuwenden weiß, man danach gesund ist (bei einmaliger Anwendung! Und ich hatte ernstzunehmende Erkrankungen), während die Menschen, die auf Schulmedizin zugreifen, nur die Symptome unterdrücken und bis an ihr Lebensende Tabletten einnehmen müssen, die eine Nebenwirkung nach der anderen generieren. Mein Grundsatz ist: wer heilt, hat Recht. Dass die Naturwissenschaften – noch – nicht erklären können, wie Homöopathie wirkt, hält mich nicht davon ab, auf meine positiven Erfahrungen zu hören. Und – ich bin durch und durch eine Grünenwählerin!! – U. Nölle

 

Sind Sie gekauft von der Pharmaindustrie? Ich habe mich intensiv seit 1990 mit der Homöopathie befasst. Mein Arzt, studierter Mediziner, befasst sich seit den 80 er Jahren damit und praktiziert es erfolgreich. Ich finde ihren Artikel beschämend, angesichts vieler Erfolge, die ich z.B. selbst erlebt habe an meinem Körper. Die Schulmediziner konnte nicht helfen. Leider , denn diese spritzen mir Cortison und nichts anderes z.B. gegen eine üble Neurodermitis. Ich habe Dank meines Arztes A. Waldecker meine Neurodermitis erfolgreich weg bekommen. Das alles hat die Schulmedizin nicht geschafft .

Auch schaffte sie nicht meine 30 Allergien erfolgreich zu bekämpfen. Es braucht allerdings einen erfahrenen Praktiker für diese alternativen Behandlungen und keine einfachen Heilpraktiker, die sich nicht wirklich viele Jahre intensiv damit befasst haben. Ich halte die Naturmedizin gegen Allergien und andere Beschwerden für sehr gut. Insofern ist es auch nicht der Glaube daran, sondern eine Tatsache, dass die Menschen, die ich dem Arzt geschickt habe, auch befreit wurden von ihren jahrelangen Qualen zu diversen Krankheiten, wo die Schulmedizin am Ende war mit ihrem Latein. Ihrer Autorin wünsche ich keineswegs ein Leiden der Art und ihre Arroganz ist einfach sehr befremdend. – Eva- Maria Horstick

 

Heilen kann man man mit H. Nichts. Wie arrogant muss jemand sein, der die Heilkunst eines Paracelsus oder Hahnemann und andere grosse Geister Europas auszulöschen versucht. Ein Zusammenwirken aller Heilkünste zum Wohl eines im Geiste gegründeten Menschen wäre ein gutes Ziel. – Hans Joachim Hühner

 

Ein erneuter Hetzartikel in der Zeit Nr. 44 gegen die Homöopathie hat das Fass zum überlaufen gebracht. Es ist ja nicht der erste. So stelle ich mir ordentliche Berichterstattung nicht vor und habe mich also nach rund 20 Jahren zur Kündigung meines Abos entschlossen. Schon seit einiger Zeit hatte ich das Gefühl, die Qualität so manchenr Berichte lässt nach. Und auch dass so mancher Artikel unnötig in die Länge gezogen wird, dabei ist oft nach einem Drittel eines Artikels bereits alles gesagt. Im übrigen finde ich die neue Gestaltung mit Wissen 1 und Wissen 2 nicht gelungen. Warum belässt man nicht Wissen und nennt den Stellenmarkt einfach Stellenmarkt? Es spräche auch nichts dagegen diesen mit einem passenden Artikel einzuleiten. All das hätte ich noch in Kauf genommen, aber dieser Kleinkrieg der Zeit gegen die Homöopathie lässt mich an der Unabhängigkeit der Zeit zweifeln. – Alfred Wenger

 

Wer Homöopathie einsetzt, hat zumindest das Erfahrungswissen und sich mit der Materie beschäftigt. (Er weiß, dass die Potenzen nicht allein aus der Verdünnung, sondern zudem aus der anschließenden Dynamisierung erfolgen). Er weiß, dass das homöopathische Mittel ein Heilimpuls, ein Aufmerksamkeitssignal setzt, deren Güte nicht von der Quantität sondern allein von der Qualität abhängt. Eine angezündete Kerze in einem stockdunklen Raum setzt ein für den Menschen stärkeres Aufmerksamkeitssignal, als sehr viel lichtintensivere Strahler unter sehr vielen in einem Rockkonzert. Das unstrittige Weber Fechner Gesetz beschreibt z.B. wie Reizempfinden von der Reizintensität abhängt.

(Eine hohe Quantität, d.h. starke Medikamentation bewirkt sicherlich eine hohe Körper Gegenregulation. Der Therapeut jedoch, zielt nicht auf eine starke Response ab, sondern auf eine starke Wirkung, damit nach dem Impuls die Heilreaktionen eintreten können.) Bei der Homöopathie geht es um die Konzentration auf das Wesentliche, was mit den biophysiologisch wirksamen Potenzen erreicht wird. Aufklärung ist,wie im Artikel beschrieben, notwendig, allerdings für befangene Un-Informierte jeglicher Couleur – das wäre echter Fortschritt! – Dr. Stefan Liebelt

 

Es GIBT wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit der Homöopathie (Machen Sie sich die Mühe zu recherchieren. Es lohnt sich! Links finden Sie anbei) Wie kommt es, dass Sie und viele andere Medienvertreter dies immer wieder konsequent ignorieren?! Ich finde das gelinde gesagt unseriös. In Ihrem Artikel äußern Sie Ihr Unverständnis darüber, wie scheinbar aufgeklärte Menschen wissenschaftliche Beweise ignorieren. Sprechen Sie da nicht auch von sich selbst? Homöopathie mag Ihnen komisch und unplausibel erscheinen. Und dennoch ist ihre Wirksamkeit mehrfach belegt. Allein der Wirkmechanismus ist nicht geklärt. Das galt allerdings schon für viele Phänomene und stellt nur den derzeitigen Stand der Wissenschaft dar.

Homöopathie passt nicht in ihr Weltbild. Okay. Muss sie auch nicht. Dennoch sollten auch Sie die Studien anerkennen, die Ihnen – unliebsam oder – könnte ja sein – nicht bekannt sind. Fehldiagnosen, falsche Behandlungen, multiresistente Keime, unerwünschte Arzneimittelwirkungen kosten Millionen Menschen (lt. WHO, Sept. 2019) jährlich ihr Leben. Es gibt wahrlich dringendere Themen im medizinischen Bereich. Die Diskreditierung einer Methode, die weltweit praktiziert wird, mittlerweile durch wissenschaftliche Studien auch belegt ist und Millionen Menschen geholfen hat, ist dabei wenig hilfreich. https://www.homoeopathie-online.info/wp-content/uploads/Der-aktuelle-Stand-der-Forschung-zur-Homöopathie-2016-WissHom.pdf,https://www.hri-research.org/de/informationsquellen/die-homoopathie-debatte/der-australische-bericht/,https://www.homöopathie-forschung.info/klassische-studien_heuschnupfen/Ulla Rogge-Schöll

 

Nichts auf der Welt ist nur gut oder nur böse. Das gilt auch für Schulmedizin und Homöopathie. Es ist richtig, dass die Wirkung der Homöopathie nicht erklärbar ist, hier fehlt aber ein wichtiges Wort : Nochnicht ! Darauf hat vor Kurzem selbst der Medizinnobelpreisträger Luc Montagnier zum wiederholten Male hingewiesen. Vieles , was für uns vor 10, 20 oder 100 Jahren nicht plausibel erschien, ist heute zweifelsfrei belegt. Die Behauptung , dass Homöopathie erwiesenermaßen wirkungslos ist, wackelt dagegen erheblich. Nicht zu unterschätzen ist die Tatsache, dass Homöopathie eine Erfahrungsmedizin ist . Seit mehr als 200 Jahren werden damit Millionen Menschen in vielen Ländern erfolgreich therapiert. Es ist ein gehöriges Maß an Arroganz erforderlich zu behaupten , diese Menschen seien alle dumm, leichtgläubig und bildeten sich ihre Heilung nur ein.

Welchen Stellenwert die langjährige Erfahrung aufweist, ist beispielsweise daran ersichtlich, dass unsere evidenzbasierte Medizin kein einziges Mittel vorzuweisen hat, das sich annähernd so lange bewährt hat, wie die Homöopathie. Das Älteste noch im Handel befindliche schulmedizinische Arzneimittel ist Aspirin (seit 1897). Viele andere Mittel, für die es ursprünglich evidenzbasierte Studien gab, kamen und gingen wieder. Denn auch evidenzbasierte Arzneimittel kommen nicht ohne Erfahrung aus . Bei so manchem Wirkstoff, der nach Phase 3 auf den Markt kommt, stellt sich nach einigen Jahren Erfahrungheraus,dass Nutzen und Risiko nicht in einem akzeptablen Verhältnis stehen, sodass das Mittel wieder aus dem Handel genommen wird.

Hier soll aber keinesfalls die Schulmedizin verdonnert werden. In der Akutmedizin, Intensivmedizin und Chirurgie ist sie unschlagbar . In der Nachsorge , ebenso wie bei chronischen Erkrankungen, kann Homöopathie ( ebenso wie einige weitere komplementäre Heilmethoden), den Heilungsprozess erfahrungsgemäß enorm unterstützen und die Lebensqualität verbessern. Übrigens gibt es entgegen gängiger Behauptungen vielversprechende Studien über die Wirkung von Homöopathie. Ich denke, wir sind es unseren Kindern schuldig, den Forschungen von Dr.Heiner Frei über die Behandlung von ADHS mehr Beachtung zu schenken. Bei der Mehrheit der Probanden konnte dank passender homöopathischer Arzneimittel auf das extrem durch Nebenwirkungen belastende Methylphenidat verzichtet werden. Diese Tatsache ist für die Gesundheit der betroffenen Kinder von so unschätzbarem Wert, dass sich die betreffenden Institutionen überlegen sollten , ob bei betroffenen Kindern nicht zu allererst eine konstitutionelle homöopathische Behandlung durch ausgebildete klassische Homöopath/innen in den Leitlinien festgehalten werden sollte, bevor mit dem Betäubungsmittel Methylphenidat nur Symptome beseitigt werden ohne jeden Heilungswert.

Selbstverständlich sind wir nach wie vor froh, für den Notfall Methylphenidat in der Hinterhand zu haben, wenn es aus medizinischen und/oder sozialen Gründen keine andere Möglichkeit gibt. Letztendlich ist jeder selbst verantwortlich für seine Gesundheit und die seiner Kinder. Wir sollten aber so tolerant sein, es jedem zuzugestehen, die für ihn passenden Entscheidungen zu treffen und nicht Therapien verbieten zu lassen, von denen man selbst nichts ´versteht, weil man sich nicht ausreichend damit befasst hat. Schon Alexander von Humboldt sagte: Am gefährlichsten sind die Weltanschauungen der Menschen, die die Welt nie angeschaut haben. – Veronika Bruttel

 

Die Aussage dass Homöopathie nicht wirkt ist falsch. Dazu gibt es verschiedene wissenschaftliche Veröffentlichungen (1a-d). Die Homöopathie ist nicht deshalb wirkungslos weil wir den Wirkmechanismus der homöopathischen Mittel nicht erklären können. Ich gehe davon aus, dass die homöopathischen Mittel durch eine physikalische Informationsübermittlung wirken. Viele naturwissenschaftliche Effekte entziehen sich unserer Erfahrungswelt. Die ganze Quantenmechanik entzieht sich unserer realen Erfahrungswelt. So hielten 1935 Einstein, Podolski und Rosen die Quantenverschränkung für paradox und Einstein sprach von „spukhafter Fernwirkung“. 1997 konnte Zeilinger die Quantenteleportation weiter charakterisieren….

Wissenschaft heisst Thesen aufzustellen und dann entweder zu bestätigen oder wenn falsch: zu verwerfen. Und das kann manchmal selbst bei einer mit Drittmitteln gut ausgestatten Physik 62 Jahre dauern. Die Homöopathie hat derzeit keine finanzstarken universitären Forschungszentren mehr. 1994 kam das amerikanische Office of Technology Assessment zu dem Schluss, dass lediglich 10-20 % der schulmedizinischen Verfahren wissenschaftlich überprüft sind. Wir Ärzte arbeiten mit ganz viel Erfahrungswissen. Dürften wir nur Dinge anwenden, die durch randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) abgesichert sind, so würden wir unzählige Patienten verlieren: Fast alle Operationsverfahren sind nicht durch RCTs abgesichert. Aber damit können wir Patienten retten.

2015 hat Nicholas J. Schorkin Nature ein Umdenken in der Medizin angemahnt: weg von statistischen Gießkannen-Medizin (RCTs), hin zur personalisierten Präzisionsmedzin. Er hat Daten zur Wirksamkeit der „Top ten“ von Medikamenten in den USA, die die höchsten Umsätze erzielten, zusammengetragen: nur einem von 4 bis einem von 25 Patienten haben diese Medikamente geholfen. Die Wirksamkeit dieser Medikamente wurde über RCTs erbracht (2). Dass sich an den Hahnmannschen Grundprinzipien in den letzten 200 Jahren nichts geändert hat, ist richtig. Aber aus diesem Grund sind sie nicht falsch. Das Newtonsche Gravitationsgesetzgilt seit 1687 immer noch in der klassischen Physik.

Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit hatte einen Bericht zurGesundheitstechnologiebewertung eingeholt. Dieser Bericht kam zu dem Ergebnis, „dass ausreichende Nachweise für die präklinische Effektivität und klinische Wirksamkeit der Homöopathie sowie für ihre Sicherheit und Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu schulmedizinischen Behandlungen vorliegen.“ Die Schweizer Regierungbeschloss danach, dass komplementärmedizinische ärztliche Leistungen einschließlich der Homöopathie von 1. August 2017 an dauerhaft von der gesetzlichen Krankenpflegeversicherung übernommen werden. Mit 20 Mio. Ausgaben pro Jahr für die ärztliche Homöopathie (nicht für Arzneimittel) in Deutschland, ist diese nur eine Marginalie im Vergleich zu 40 Mrd. für Arzneimittel und Gesamtausgaben von 231 Mrd. Die Patientenversorgung in Deutschland hat weit brennendere Probleme als den Glaubenskrieg der Skeptiker (3) gegen die Homöopathie, damit sollte sich „Die Zeit“ beschäftigen:

Fachkräftemangel. Die Industrialisierung der Medizinund Kommerzialisierunghat menschenunwürdige Arbeitsbedingungen geschaffen, wie dies jedem Klinikbesucher offensichtlich wird: gehetzte Pfleger und Ärzte (z.B. BRD pro Pflegekraft 13 Patienten, USA nur 5,3). Die schön geredete“Arbeitsverdichtung“ führt zu Burnout und Aufgabe der Berufstätigkeit. Die Länder kommen ihrer Krankenhausfinanzierungspflichtnicht ausreichend nach (Investitionsquote der Länder sank von 25 Prozent im Jahr 1972 auf ca. 3,2 Prozent im Jahr 2015), deshalb sind die Krankenhäuser gezwungen Geld für Investitionen aus den laufenden Betriebskosten abzuzweigen. Fehlanreizebei der Vergütung der Krankenhausbehandlung (DRGs) lässt kranke Menschen zum „Geschäftsmodell“ am Fliessband verkommen (4). Quellen: 1) a) https://www.homoeopathie-online.info/ergebnisse-von-original-rcts-mit-individueller-homoeopathie-und-hochpotenzen-im-vergleich-zu-placebo-und-standard-therapien/b)http://www.wisshom.de/dokumente/upload/7cda0_forschungsreader_2016_ergschutzgebühr_180713.pdfc )https://www.hri-research.org/wp-content/uploads/2019/08/Draft-annotated-2012-homeopathy-report.pdfd) https://www.hri-research.org/wp-content/uploads/2019/10/20191009_HRI-Statement_NHMRC-First-Report-Findings-2.pdf2) https://www.nature.com/news/personalized-medicine-time-for-one-person-trials-1.174113) Hashtag #globucalypse auf Twitter4) „Rettet die Medizin“ Stern 05.09.2019 S26-34. – Dr. med Jürgen Fischer-Thalacker

 

Der Vergleich zwischen Klima und Homöopathie ist nicht statthaft, weil Naturwissenschaften und das Heilen kranker Menschen zunächst nichts miteinander zu tun haben. Dass wir einigermaßen, mit Hilfe aller uns zugänglichen Messmethoden und mathematischen Modellen, in der Lage sind, die Klimaveränderung evident zu machen, sagt nichts darüber aus ob wir in der Lage sind, einen kranken Menschen heilen zu können. Es zeigt nur ein überzogenes Vertrauen in die Aussagekraft wissenschaftlicher Erkenntnisse – in diesem Falle Vertrauen in die Aussagekraft von Daten aus der evidenz-basierten Medizin.

Das letzte Jahrhundert hat uns starke Medikamente für z.B. Schmerz, Erkältung und Infektionen geliefert, die fast bei jedem Patienten wirken. Geht man in andere Indikationen, sieht die Sache nicht mehr so eindeutig aus. Beispiel Prostatavergrösserung: die neuen Medikamente, so sie wirken, sind gleich zu Anfang mit Nebenwirkungen wie Brustvergrößerung oder Libidoverlust verbunden. Beispiel Krebs: auch wenn man mittels Biomarkern besser vorhersehen kann ob ein Medikament den Krebs verkleinert oder verschwinden lässt, sagt das nichts darüber aus, ob der bestimmte Patient den der Arzt vor sich hat, davon profitieren wird. Das ist das zentrale (gern versteckte oder eben nicht verstandene) Dilemma der evidenz-basierten Medizin: ein Patient verlangt nach Heilung, nicht nach einer statistischen Wahrscheinlichkeit ob das Medikament ansprechen wird. Die Ursachen, warum ein Medikament bei einem bestimmten Patienten nicht wirkt, sind für diese evidenz-basierte Medizin in aller Regel uninteressant. Und hier kommt der Arzt ins Spiel, der sich eben nicht hinter Apparaten und Beipackzetteln verstecken darf: er soll heilen und keine Vorlesung über Statistik halten. Wie das passiert, sollte doch eigentlich egal sein solange es wirkt.

Ich frage mich, ob die ‚Feinde’ der homöopathischen Medizin jemals ein Kind großgezogen haben. Ich denke so an die Zeit um den Eingang in den Kindergarten, wo der kindliche Organismus massiv mit unbekannten Keimen konfrontiert wird. Dann stellen wir uns eine schlaflose Nacht vor, wo dass Kind offensichtlich erkältungsbedingt Schmerzen hat und all die schönen Medikamente nicht gegeben werden können, weil der kindliche Organismus entwicklungsbedingt diese chemischen Verbindungen entweder nicht verstoffwechseln (Leber) oder ausscheiden (Niere) kann. In diesen Bereich zum Beispiel will sich die evidenz-basierte Medizin nicht wagen, weil der Business-Case fehlt. Wie viele Eltern aber waren schon froh, in solchen Momenten auf homöopathische Mittel zurückzugreifen die dann wegen was auch immer noch halfen. Es gibt auch genügend chronische Erkrankungen erwachsener Menschen, wo sich die evidenz-basierte Medizin herauswindet und deswegen eher (finanzielle) effizienz-basierte Medizin genannt werden sollte. Und wenn solche hilflosen Patienten von homöopathischen Behandlungsmethoden profitieren, was soll’s? Medizin ist was hilft! Wir wissen viel und trotzdem viel zu wenig. – Dr. (rer.nat.) Bernd Langer

 

Um die Menschlichkeit der Humanmedizin zu garantieren, bedarf es neben naturwissenschaftlicher auch geistes- und sozialwissenschaftlicher Kompetenz, Empathie und Kommunikationsfähigkeit. Bei der verantwortungsvollen Entscheidung für eine der vielfältigen Behandlungsmethoden gelten für alle Ärzte die Prinzipien der Toleranz und der Freiheitlichkeit. Das ist maßgeblich für den Stil der Debatte und es ist hinsichtlich unserer kulturellen und gesellschaftlichen Vielfalt die Voraussetzung für eine angemessene Ausübung des ärztlichen Berufs. Wenn sich ein Mediziner auf naturwissenschaftliche Aspekte beschränkt, arbeitet er im Labor oder hinter dem Bildschirm und hat kaum Kontakt mit Patienten. Vielleicht das Beste für beide Seiten. – Stefan Wentzke

 

Herr Schweitzer vergleicht in seinem Beitrag sehr unterschiedliche Dinge. Obwohl er es den Grünen ankreidet, ist es durchaus plausibel, zum einen die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Klimaforschung zu vertreten und zum anderen die Homöpathie nicht ad absurdum führen zu müssen. Der Mensch, als auch geistiges Wesen, konstituiert sich eben anders als exakt berechenbare Wasserströmungen oder atmosphärische Stoffveränderungen. Den naturwissenschaftlichen Erklärungsanspruch hier nun als Totaldeutung für die menschliche Existenz heranzuziehen, grenzt schon an Szientismus.

Die Homöpathie operiert ihrem Selbstverständnis nach an der Grenze von materiellen und immateriellen Weltvorstellungen, wobei letztere mit der Methodik des heutigen naturwissenschaftlichen Paradigmas allein gar nicht adäquat abgebildet werden können. Dies gilt z. B. ebenso für die Akupunktur, die heute auch klinisch eingesetzt wird, obwohl sie aller biologischen Kenntnis zuwider läuft. Den Klimadiskurs nun zu instrumentalisieren um szientistischen Weltdeutungen zum Durchbruch zu verhelfen, hieße, bei den momentanen Umweltproblemen, den Bock zum Gärtner zu machen. – Frank Dreyer

 

Es ist offenkundig eine „süße Versuchung“, in eine Kampagne einzustimmen, die sich die „Zerstörung der sozialen Reputation der Homöopathie“ (U.Endruscheid, GWuP) verschrieben hat. Jan Schweitzer beklagt am Beispiel der Homöopathie die „Inkonsequenz vieler Menschen im Umgang mit Wissenschaft“ und bleibt gleichzeitig weit hinter seinem eigenen, formalen Anspruch zurück, denn: Er vertritt ausschließlich die Argumentationslinie der Homöopathie-Gegner („…heilen kann man mit der Methode nämlich nichts …“) und behauptet, die „erwiesene Wirkungslosigkeit sei fast schon Allgemeingut“) In der Tat: die Kampagne gegen Homöopathie hat – mit tatkräftiger Unterstützung großer Medien – ihre einseitige „Wahrheit“ konsequent in die Köpfe der Leser, Zuhörer und Zuschauer gehämmert.

Mit wissenschaftlicher oder journalistischer Sorgfalt hat das aber nichts zu tun, denn Ergebnisse wissenschaftlicher Studien werden, auch von Herrn Schweitzer, konsequent negiert oder ausgeblendet, wenn sie zum Ergebnis kommen, dass Homöopathie eben doch „über den Placebo-Effekt hinaus“ wirkt. So bleibt regelmäßig unerwähnt, dass die Schweiz Homöopathie nur deshalb in die medizinische Grundversorgung übernommen hat, weil wissenschaftliche Untersuchungen die Wirksamkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit bestätigt haben. Ebenso unerwähnt bleiben positive Ergebnisse einer aktuellen Studie zur Wirksamkeit der H. bei Schlafstörungen, positive Ergebnisse einer lange Zeit unter Verschluss gehaltenen ersten Version einer Analyse aus Australien (sie wurde erst nach Manipulation einzelner Studienkriterien und dem dann resultierenden Negativeffekt für Homöopathie veröffentlicht!), und auch Ergebnisse aus der Grundlagenforschung bleiben regelmäßig ohne Berücksichtigung.

Auf der Strecke bleiben Patient*innen, die besser als jede Studie, nämlich „am eigenen Leib“ den Unterschied zwischen Placeboeffekt und Heilwirkung einer bestmöglich gewählten homöopathischen Arznei beurteilen können. Unerwähnt bleiben auch tausende homöopathischer (Fach-) Ärzt*innen und Heilpraktiker*innen, die mit großer Sorgfalt, Erfahrung und konsequentem Blick auf die Patientensicherheit Homöopathie dann anwenden, wenn sie gewünscht wird und zudem auch erfolgversprechend ist. Den „Grünen“ wurde die Diskussion um Homöopathie von einem „Greenhorn“ der Partei ebenso aufgedrängt wie sie seit Jahren kampagnenartig homöopathischen Ärzt*innen und ihren Patient*innen aufgezwungen wird. Wann endlich werden die wahren Hintergründe dieser meinungsmanipulativen, dogmatischen und mit autoritärer Härte geführten Anti-Homöopathie-Kampagne mit journalistischer und wissenschaftlicher Konsequenz und Entschiedenheit untersucht? – Dr. med. Ulf Riker

 

Mein Leben lang habe ich Homöopathie als Ergänzung zur sogenannten Schulmedizin verwendet und davon profitiert. Seit Kurzem bezeichne ich mich als aufgeklärt und glaube nicht mehr an „Zuckerkügelchen“ als „echte“ Medikamente. Ich teile auch die Meinung, dass Homöopathie niemals gegen andere, womöglich lebensrettende Medikamente und Therapien ausgespielt werden darf. Jetzt das große Aber: Der Autor schreibt, Homöopathie tauge nicht für die Behandlung von Krankheiten. Das ist in dieser Absolutheit schlichtweg falsch. Auch Placebos können eine heilsame Wirkung haben, indem sie über ihre Anwendung Selbstheilungskräfte im Menschen aktivieren. Die große Errungenschaft unserer modernen Gesellschaft und zugleich das Problem im Umgang mit Placebos ist, dass die Behandlung von Krankheiten ohne einen wissenschaftlich nachweisbaren Wirkstoff in aufgeklärten Kreisen nicht akzeptiert wird (außer vielleicht noch bei den Grünen).

Der Erfolg der Homöopathie gründet deshalb vielleicht gerade darin, dass sie sich auf ein (pseudo-)wissenschaftliches Wirkprinzip beruft und sich, auch aufgrund tradierter positiver Erfahrungswerte, in bestimmten gesellschaftlichen Kreisen über Jahre hinweg etabliert hat. Er gründet nicht auf einem wissenschaftlich nachweisbaren Wirkstoff! Doch genau das macht Homöopathie einzigartig. Wir sollten uns daher gut überlegen, welche Folgen es haben kann, wenn wir die Effekte von Homöopathie im Namen wissenschaftlicher Aufklärung „wegerklären“ und damit einen für viele Menschen erfolgreichen Zugang zu ihren Selbstheilungskräften aufgeben. Und was wäre die Alternative? – Dr. Johanna Horle-Herdtfelder

 

Auch scheinbar aufgeklärte Menschen picken sich die Erkenntnisse heraus, die ihnen passen. Doch wer beim Klima auf die Forschung hört, muss das auch bei der Homöopathie tun.Wie wahr, genau wie ein Mensch, der einen Artikel über eine Heilmethode schreibt, sich umfassend informieren und die Quellen studieren sollte. Dazu folgenes: die Studie, auf die sich Kritiker meistens berufen ist die von Shang von 2005. Diese Metanalyse wertete von 110 Studien 8 aus. Diese Metaanalyse weisst schwere methodische Fehler auf. Jahrelang blieb unklar, auf welche Quellen er sich bezogen hatte. Das wurde erst Jahre später offen gelegt. Heute ist ein solches Vorgehen verboten, da müssen die Quellen sofort benannt werden. Eine dieser 8 ausgewählten Studien befasst sich mit der Prävention von Muskelkater. Von ihr hängt massgeblich das negative Gesammtergebnis ab. Klassische Homöopathie wird zur Prävention nie einesetzt.

Die Metastudie vom Mathie e.a. aus dem Jahr 2014. weist für die Homöopathie ein positives Ergebnis auf. Zur Ihrer weiteren Information schicke ich Ihnen eine Zusammenfassung des Homeopathy Research Institute. Sie als Jounalist haben einen erheblichen Einfluss auf die Meinungsbildung und damit allerdings auch eine erhebliche Verantwortung. Ich sehe immer wieder wieviel Leid durch die Homöopathie gemildert wird und wie gross der Zuwachs an Lebenqualität bei homöopathisch behandelten Menschen ist. Durch Ihren Artikel werden sicherlich Menschen davon abgehalten diese Erfahrung zu machen. ich erwarte von Ihnen eine Richtigstellung. – Gisela Florian

 

Niemand, auch die Grünen nicht, kann „das Klima danach befragen“, wie sich wohl die ständige CO2-Begasung anfühlt, und warum „es“ mit extremen Wetterereignissen „zurückschlägt“. Wir können das Klima nur beobachten, Messungen vornehmen und gestützt auf Daten versuchen, zu Erkenntnissen überdas Klima zu gelangen. Menschen sind Subjekte und erleben die Welt und sich selbst. Niemand, auch die klügsten Experten nicht, können das Erleben eines Menschen durch Messungen erschließen. Sie müssen ihn befragen, sie müssen zuhören, damit er ihnen von seinemErleben berichtet. Starke Schmerzen oder eine unangenehme Kälte werden ja auch dann erlebt, wenn der Arzt erst einmal nicht`s finden kann, oder die exakt bestimmbare Temperatur nicht auffällig niedrig ist.

In homöopathischen Medikamenten ist theoretisch (Verdünnung) und tatsächlich (gemessen) kein „Wirkstoff drin“. Einerseits. Andererseits erleben viele Anwender eine heilungsfördernde Wirkung. Beide Tatsachen, eine objektive und eine subjektive, kann, oder will der Autor (und seine Anhänger) nicht zusammen denken, oder wenigstes gemeinsam gelten lassen. Aber liegt nicht gerade darin die Herausforderung, vor die uns eine moderne Wissenschaft stellt? Die „süße Versuchung“, Fakten über Erleben zu stellen, weil sie einem gewohnten hierarchischen Ordnungsdenken entspricht, zeugt nicht von logischer Vernunft, sondern verweist auf ein zugekniffenes Auge. Entspannt geöffnet, verflüchtigt sich das angeprangerte „Dilemma der Grünen“ als Fata Morgana am Horizont. – Jürgen Pilz

 

Ich lese die Zeit seit einigen Jahren und eins dir Dinge die ich sehr zu schätzen gelernt habe, ist, dass ich in „Die Zeit“ Meinungen und Artikel lese die nicht meiner Meinung entsprechen und so zu einer Inneren und auch Äußeren Diskussion führen. Was mich heute veranlasst Ihnen zu schreiben ist der Artikel in der Zeit vom 24.10.2019 zur Homöopathie von Herrn Jan Schweitzer. Ich finde es sehr schade, dass „Die Zeit“ die Kampagne, die in der letzten Zeit in vielen Medien durch Artikel geführt wird (z.B. in der „taz“) unterstützt.

Es gibt seriöse Berichte über die Wirkungsweise von Hochpotenzen die in der Wissenschaft umstritten sind (siehe Benveniste Affäre – hierzu das Buch: „Das Gedächtnis des Wassers“ von Michael Schiff; Zweitausendeins 1.Auflage, April 1997 Deutsche Erstausgabe). Auch das Buch von Prof. Candace B. Pert Entdeckerin des Opiatrezeptors („Moleküle der Gefühle“ rororo 1999) über die Art wie es in der Wissenschaftlichen Gemeinschaft um „Wahrheitsfindung“ geht; um Konkurrenz, Forschungsgelder und Ansehen, ist äußerst aufschlussreich. Ich weiß, dass wir letzendlich für alles was wir glauben Beweise finden genauso wie Gegenbeweise, das „Die Zeit“ aber keine Ausgewogenheit hier in diesem Thema hat sonder Mainstremmeinung wiedergibt finde ich sehr schade. – Vera Schaefer

 

Ein flacher, ressentimentbehafteter Artikel. Der Autor macht sich nicht die Mühe, an das Thema differenziert und unvoreingenommen heranzugehen. Hier werden Patienten und Befürworter einer Medizin pauschal verunglimpft („Scheinbar aufgeklärte Menschen picken sich die Erkenntnisse raus, die ihnen passen“). Es gilt immer noch der Grundsatz: Wer (oder was) heilt, hat recht. Im Artikel kein Wort über empirische Evidenz – es wäre wichtig gewesen, mehrere Stimmen zu Wort kommen zu lassen, von Ärzten und Patienten. Auch der Aufmacher „Süße Versuchung“ ist an populistischer Diffamierung kaum zu überbieten. Für eine der freien Forschung und Lehre verpflichtete Wochenzeitung ein peinlicher Beitrag, der dem Thema nicht im Ansatz gerecht wird. Gefährlich wird es, wenn der Autor sich anmaßt, Homöopathie dürfe keinesfalls „echte Medizin“ ersetzen und allenfalls als „Wellness Anwendung“ dienen. Das klingt nach einem intoleranten Diktum. Die Wissenschaft selbst wird noch lange brauchen, die überaus faszinierenden Phänomene der Wirk-lichkeit zu ergründen. Nur weil etwas mit den bisher verfügbaren Methoden nicht meßbar ist, heißt eben nicht, das es nicht existiert oder nicht wirkt. Was soll ich denn davon halten, dass die Forschung zu geschlechtsspezifischer Medizin noch ganz am Anfang steht, weil man die Wirkung von Medikamenten vorwiegend einseitig auf den männlichen Organismus erforscht? – Peter Kirsten

 

WEISER ODER SCHARLATAN ? Welcher Wissenschaftler kann erklären was vor dem Leben auf dieser Erde und was nach dem Tod kommt ? Homöopathie ist das Prinzip von Energie und Schwingung, nachvollziehbar für diejenigen unter uns, die verinnerlicht haben dass es jenseits unseres menschlichen Verstandes Gesetze gibt, die wir nur ahnen aber nicht belegen können. Zu Hahnenmanns Zeiten wurden kranke Menschen zB mit Arsen oder Quecksilber behandelt. Das hat die (Syphilis) – Erreger getötet aber den Kranken manchmal auch. Es verhielt sich damals so ähnlich wie heute zB in der Chemotherapie. Hahnemann hat erkannt, dass eine hochgiftige Substanz in verdünnter und rhythmisierter Form ihre Giftig- und Lebensfeindlichkeit verliert, nicht aber ihren heilenden Impuls.

Nicht die Materie selbst sondern die Information der Materie, die Information der Energie von Arsen, Quecksilber etc. wird weitergegeben an den Kranken, den aus dem Rhythmus und der Ordnung gefallenen Menschen, um Heilung anzuregen. Es gibt unzählige Beispiele von Heilung durch Homöopathie, auch bei Krebs und anderen schwerwiegenden Krankheiten, aber da jeder Mensch einzigartig ist und somit auch seine Krankheit in Ursache und Wirkung auf den Körper einzigartig sind, gibt es nicht ein Allheilmittel gegen Schnupfen, Husten, Krebs etc. Demnach lassen sich auch schwer Studien erstellen. Und Heilung geschieht im Menschen selbst. Die Schulmedizin, die Homöopathie und jede andere Heilmethode kann nur einen Heilimpuls geben, kann die Selbstheilungskräfte anregen aber den Schritt, ganz und heil zu werden, vollzieht allein der Mensch.

Wenn Homöopathie nur ein leeres Versprechen wäre, nichts als Zucker in Globuliformat, sollten dann all die Ärzte und Therapeuten weltweit, die mit Homöopathie heilen, sie lehren und unter denen sehr bekannte und erfolgreiche Homöopathen sind, nichts als Scharlatane sein? Die gesamte Literatur: Abhandlungen, Materia medica – Bände, Arzneimittelprüfungen, Fallbeispiele nichts als Lüge, Täuschung, Betrug ? Etabliert sich hierzulande gerade eine neue Volkskrankheit : grenzenlose Anmaßung und Besserwisserei die vielleicht bald schon zum nächsten Schlag ausholt um eine andere hochwirksame wenn auch nicht medizinisch nachweisbare Heilmethode an den Pranger menschlicher Arroganz zu stellen ?

Es ist schon interessant, daß die Homoöpathie hier in Deutschland, dem Herkunftsland Hahnemanns, mit Füßen getreten wird, während sie zB. in Indien große Achtung erfährt und sich sämtliche Politiker und Unternehmer homöopathisch behandeln lassen. Hat man dort Demut vor dem großen Ganzen, so glaubt man hier der Wissenschaftler sei gottgleich und nicht ein begrenzter Mensch, der zwar fähig ist zu großer Bildung und Erkenntnis aber doch niemals fähig alle Phänomene dieses Lebens wahrzunehmen, zu begreifen und zu erklären. Wenn wir nicht in der Lage sind etwas zu verstehen oder wissenschaftlich nachzuweisen, sollten wir nicht dem Größenwahn verfallen und wissenschaftlich unerklärbare Phänomene wie die Homöopathie in Ignoranz und blinder Zerstörungswut kaputt treten und breitflächig verleumden. Vielmehr sollten wir dankbar sein und uns in Achtung verbeugen vor dem Arzt und Pharmazeut Samuel Hahnemann, der damals aus der Reihe trat und Neues wagte und die Heilkunst und damit die Menschheit um eine sanfte und hochwirksame Methode bereicherte. – Sissi Fischer

 

In der ZEIT gab es schon richtig gute Artikel dazu, wie sorgfältig man wissenschaftliche Forschungsergebnisse und deren Veröffentlichungen handhaben möge. Auch in Ihrem Artikel gibt es den Satz „Wissenschaft ist oft komplettx, nicht immer einfach zu verstehen, auch leicht misszuverstehen. Und dann hat sie auch noch die unangenehme Eigenschaft, dass längst nicht alles für immer gilt.“ Sofern Sie diese Aussage selbst beherzigen, darf ich mich vielleicht trauen, ohne sofort als „unglaublich inkonsequent“ angesehen zu werden, Sie auf einige fragwürdige Schlussfolgerungen und Verallgemeinerungen in Ihrem Artikel auch anhand neurerer Forschungen hinzuweisen.

Ihre geradezu dogmatische Überzeugung, man könne mit der Methode nichts heilen, sie sei „Quatsch, absoluter Nonsens“, kann ich mir nur damit erklären, dass Sie erstens aus Forschungsergebnissen nach dem sogenannten „Goldstandard“ zur Erfoschung von Medikamenten, die bei homöopathischen Arzneien in der Tat keine höhere Wirkung als die Wirkung von Placebo zeigen, den Schluss der Wirkungslosigkeit ziehen, und zweitens keine andere Forschung gelten lassen. Dabei erliegen Sie leider einem (häufigen) Fehlschluss. Denn es stimmt lediglich: NachdieserForschungsmethode lässt sich die Wirkung homöopathischer Arzneien nicht nachweisen, und zwar aus dem einfachen Grund, dass es für diese Forschung Voraussetzung ist, homöopathische Arzneien auf eine Weise anzuwenden, die nicht lege Artis ist. Korrekt angewendet, geht der Verordnung homöopathischer Arzneien eine lange, detaillierte Befragung und Beobachtung von PatientInnen voraus. Es handelt sich um eine individuelle Form der Behandlung. Und für eine individuelle Form der Behandlung funktioniert Forschung nach „Goldstandard“ nicht.

Sofern Sie tatsächlich interessiert an der Wirksamkeit von homöopathischen Arzneien, korrekt angewendet, sind, finden Sie leicht eine Menge Forschungsergebnisse dazu. Und damit dann auch gleich die Erklärung, warum viele Menschen homöopathische Arzneien einnehmen. Sie erleben nämlich gute bis sehr gute Wirkungen und das oftmals bei Symptomen, bei denen die üblichen Medikamente entweder versagen, oder erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringen. (Was übrigens bei den allerwenigsten Homöopathienawendern dazu führt, andere wirksame Medikamente und Therapien nicht zu nutzen. Jede Methode hat ihr Gebiet und Stellenwert.) Ich kann mir meinerseits nicht erklären, dass dieses simple Wissen so selten zu Homöopathiekritikern durchdringt.

Aber ich glaube an die Möglichkeit zur Veränderung. Und vielleicht hilft ein vor kurzem im Deutschen Ärzteblatt erschienener wissenschaftlicher Artikel (https://www.aerzteblatt.de/archiv/210058/Klinische-Studien-Genauere-Evidenz-fuer-Praezisionsmedizin-notwendig), der sich nicht mit Homöopathie, sondern mit aktuellen Forschungsergebnissen zur begrenzten Aussagekraft dieses so genannten Goldstandards befasst. Hier zeigt sich, dass der Goldstandart der Forschung selbst für übliche Arzneien nur eine geringe Aussagekraft für die Wirksamkeit bei einem bestimmten Individuum hergibt und welche Folgen das hat (z. B. wenn ein Medikament bei einem Menschen nicht bewirkt, was es bewirken soll, die Nebenwirkungen aber dennoch erlitten werden). – Sibylle Riffel

 

Ich gebe Herrn Schweitzer Recht: „Wissenschaft erfordert Konsequenz. Man kann sich nicht einfach bei ihr bedienen, wenn es einem gerade passt.“ Anhänger der Homöopathie sollte man daher wissenschaftlich erfassen und ihnen den Strom und das Wasser abdrehen, Antibiotika vorenthalten, den Zugang zu Gebäuden und Brücken verwehren und verhindern, dass sie Eigenschaften an ihre Kinder vererben. Das gilt auch für alle, die an Gott glauben, Horoskope lesen, Feng Shui machen oder das Impfen verteufeln. Was erlauben sie sich? Alles oder nichts, bitteschön! Schon im Mittelalter waren es die Glaubensabweichler, die es zu geißeln galt. Das hat an Aktualität nichts eingebüßt. – Winfried Nolden

 

Seit 25 Jahren arbeite ich als praktischer Arzt mit Klassischer Homöopathie, und das mit Leidenschaft. Jeden Tag freue ich mich nicht nur am Alltag einer zutiefst menschlich ausgerichteten Methode mit ihrer eigensinnigen Zuwendung zu den Patienten. Viel an der ungebremsten Anerkennung der Patienten geht auf das Konto des Settings in der Homöopathie, und wird als methodenimmanenter besonders ausgeprägter Placeboeffekt identifiziert. Noch mehr freue ich mich täglich über die besonderen Wirkungen der homöopathischen Arzneien an den kranken Patienten über die Begegnung hinaus. Einer meiner ärztlichen Jobs ist nämlich, Plazeboeffekt und homöopathische Wirkung auseinanderzuhalten, schließlich will ich den therapeutischen Überblick behalten. Was mir völlig schleierhaft bleibt: Aktuelle Wissenschaftsredaktionen, ob Zeit, Süddeutsche oder Spiegel wiederholen gebetsmühlenartig und wider wissenschaftliche Evidenz, Homöopathie sei unbewiesen und könne wegen mangelnder Plausibilität nicht wirken.

Das ist schlicht falsch: Jedermann zugängliche Studien zur Homöopathie bescheinigen in hervorragender wissenschaftlicher Qualität eine signifikante Wirksamkeit. Metanalysen fassen hunderte wissenschaftliche Arbeiten nach aktuellen Standards zusammen und geben ein ganz klares und eindeutiges Bild zur Wirksamkeit der Homöopathie ab. Dass sie dennoch im eigentlichen Wirkprinzip ungeklärt bleibt, ist dabei kein Beinbruch: So wie Aspirin Jahrzehnte auf unerklärliche Weise Kopfschmerz beseitigte, lange bevor man die Prostaglandine kannte, die Psychotherapie sich nicht unbedingt molekular abbilden lassen muss, um zu zeigen dass sie heilt, ist die Homöopathie eben eigensinnig materiefrei effektiv – bewiesenermaßen. Aber anscheinend darf nicht sein was nicht sein kann. Wissenschaftlichen Umgang mit unklaren aber gut belegbaren Phänomenen geht jedenfalls anders als im jüngsten Artikel von Jan Schweitzer. – Dr. Jörg Haberstock

 

Die materielle Versuchung.Zugegeben, die Versuchung ist groß, Wissenschaftlichkeit zu verwechseln mit Messbarkeit! Was nicht oder noch nicht messbar ist, wird dann im Handumdrehen als unwirklich oder un-wirksam identifiziert. Dabei wird jedoch übersehen, dass die Logik als wissenschaftliche Methode sich gerade dadurch auszeichnet, dass sie die denkerischen Gesetze ablöst von den materiellen Situationen. Wer Logik nur innerhalb der messbaren Phänomene anwenden will, gleicht einem Mathematiker, der nur mit Äpfeln zu rechnen bereit ist. Es ist zutiefst a-logisch, das folgerichtige wissenschaftliche Denken derart zu beschränken, auch wenn die Versuchung dazu besteht!

Die Frage ob etwas real ist oder nicht, stellt sich ja nicht erst beim Klimawandel oder in der Homöopathie, sondern bereits bei der menschlichen Persönlichkeit: Natürlich kann man sich selbst reduzieren auf das eigene Genom, auf das Gehirn oder den Hormonhaushalt; natürlich kann man den nicht-messbaren Anteil des Menschenwesens wegleugnen. Dann sollte man aber diese Annahme wirklich zu Ende denken und deren Konsequenzen ins Auge sehen. Jan Schweitzer könnte außer der Homöopathie gleich noch die Ethik, das Erlebnis des abstrakten Denkens und etliches andere abservieren. – Reinhard Steidl

 

Und wieder ein einseitiger Bericht gegen die alternativen Heilmethoden und die Homöopathie. Es reicht! Werden Sie von der Pharmaindustrie bezahlt? Wissen Sie wie viele Menschen mit chronischen Krankheiten an den Folgen schulmedizinischer, einseitiger Behandlung täglich sterben? Wissen Sie wie viel Geld für eine Apparatemedizin ausgegeben wird, die den Patienten zwar am Leben erhält, aber seine Lebensqualität nicht berücksichtigt? Darüber würden wir gerne mal einen Artikel lesen. Der kommt aber nicht! Warum nicht? Wir sind im Zeitalter der Quantenphysik angekommen. Es gibt vier bedeutende Gesetze, die die Physiker Werner Heisenberg, Niels Bohr und Erwin Schrödinger begründet haben. Gesetz 1: Die Unschärferelation, Gesetz 2: Die Quantenverschränkung, Gesetz 3: Der Beobachtereffekt, Gesetz 4: Die Nicht-Lokalität.

Diese Gesetze sind längst anerkannt und werden inzwischen weltweit von Wissenschaftlern angewandt und weiterentwickelt. Hat man diese Gesetze begriffen, muss man nicht mehr nachfragen, warum Homöopathie wirkt. Denn nach dem Gesetz der Quantenverschränkung ist alles mit allem verbunden. Innerhalb der Medizin hat sich aus der angewandten Quantenphysik in den letzten Jahren der Begriff der Phantomchirurgie oder Quantentherapie entwickelt, die inzwischen von vielen Medizinern angewandt wird. Sie, Herr Schweitzer scheinen über Ihren längst überholten Tellerrand nicht hinausblicken zu wollen oder auch zu können. Wer oder was steckt dahinter, dass so ein Unsinn ein Forum bekommt? Oder sollten sich DIE ZEIT einfach einen besser informierten Journalisten auf diesem Gebiet suchen. Ich bin wieder mal schwer enttäuscht von einer so einseitigen Berichterstattung. Das haben wir, Ihre Leser, von denen die meisten vermutlich homöopathische Mittel schlucken nicht verdient. Und es würde mich doch sehr interessieren, wie viele Ihrer Journalisten und Angestellten bei einem Homöopathen in Behandlung sind. – Stefanie Stroebele

 

Der Beitrag „Süße Versuchung“ (Zeit 44, 2019 von Jan Schweizer) ist in mehrfacher Hinsicht fehlplatziert. Zum einen innerhalb der Rubrik Wissen I der Zeit, die doch eine halbwegs fundierte Kenntnis des aktuellen Diskussionsstandes zur Wirksamkeit von Homöopathie zur Voraussetzung haben sollte. Gleichzeitig wird damit unterstellt, dass Millionen von PatientInnen sowie zahlreiche KomplementärmedizinerInnen und HeilpraktikerInnen nicht wissen, was sie tun.

Wenn denn schon diese Diskussion in der Zeit einen aufklärerischen Anspruch für sich reklamieren wollte, wäre zumindest eine Gegenüberstellung in Rahmen von PRO / KONTRA notwendig gewesen, zu welchem ein(e) anerkannte(r) VertreterIn der Homöopathie unbedingt hätte zu Wort kommen sollen. So aber hat der ganze Beitrag leider einen unangenehmen Beigeschmack. Der Redaktion ist zu wünschen, dass sie diesen Eindruck zumindest nachträglich korrigiert. – Prof. Dr. Dieter Schäfer

 

Die Homöopathie taugt nicht für die Behandlung von Krankheiten weiß angeblich der Verfasser dieses Artikels. Provokanter geht es nicht! Der Beitrag polarisiert und hat in der Rubrik „Wissen“ nichts zu suchen! Er hätte wunderbar in die neue Streitkultur gepasst mit der Möglichkeit Pro und Contra gleichermaßen zu Wort kommen zu lassen. Warum diese einseitige Darstellung mit dem Anspruch wissenschaftlicher Evidenz? Die Homöopathie hat ihren Platz und viele Menschen haben dazu mehr Vertrauen als zur klassischen Schulmedizin. Wie sagte schon Einstein? „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt“.Böse Zungen werden behaupten: „Von der Schulmedizin lanciert und von der Pharmaindustrie gesponsert“ – Wolfgang Clas

 

Die ganze Seite 33 der letzten Ausgabe (vom 24. Oktober 2019) widmen Sie dem Artikel „Süße Versuchung.“ Darin wird die homöpathische Medizin pauschal als unwissenschaftlich abgeurteilt, die Partei der Grünen als Hort der Wissenschaftsverächter diffamiert. Nur darum scheint es zu gehen. Was ist der Erkenntniszugewinn für den Leser? Was soll dieses emotionalisierende doppelte Bashing, worauf wollen Sie als Redaktion, womit wollen Sie, Herr Schweitzer, mit diesem Artikel hinaus? Sie entsprechen ja selbst dem, was Sie im Untertitel anprangern: „Auch scheinbar aufgeklärte Menschen picken sich die Erkennnisse heraus, die ihnen passen.“ Wo bleibt denn in diesem Artikel die Differenziertheit des Urteils, die wir sonst in den Artikeln der Zeit schätzen, was wollen Sie, außer runtermachen und polemisieren? Auf welche wissenschaftlichen Studien stützen Sie sich? Wenn Sie schon eine ganze Seite Platz haben, könnte man da doch etwas mehr Pro und Contra erwarten, Quellenangaben etc. – Maria v. Bar

 

Ich habe heute die Entscheidung getroffen auf den Artikel „Süsse Versuchung“ von Jan Schweitzer zu reagieren, da er mich sehr gestört hat. Ich könnte mir vorstellen, dass viele Ihrer Leser die über kürzere oder längere Zeit sich mit der Homöopathie beschäftigt haben beim Lesen dieses Artikels ähnliche Gefühle bekamen. (Noch) ein kritischer Artikel über die Homöopathie, das hätte mich nicht so irritiert. Nur empfand ich in diesem Fall, dass man sich regelrecht lustig über sie/uns macht, so vernichtend wirkt er: „Homöopathie ist Quatsch, absoluter Nonsens“. Der Artikel ist voller Klischées und stellt die Homöopathie als lächerlichen Gegenpol zur Wissenschaft, wirft dreist die Frage wie gebildete, aufgeklärte Menschen überhaupt auf diesen Quatsch reinfallen können.

Ich hätte gedacht, dass die Arbeit eines Reporters darin bestehen würde, ein Thema umfassend zu erarbeiten und womöglich alle Seiten und Meinungen darüber zu präsentieren. Dieser Artikel ist genau das Gegenteil dessen, eine einseitige, voreingenommene, abgehobene Lektüre zur Homöopathie, eine Beleidigung für alle Menschen die an sie glauben. Ich finde, solch ein Artikel hat keinen Platz in Ihrer Zeitung. – Lida Zournatzi

 

Es ertönt immer wieder der Ruf nach Wissenschaftlichkeit. Der Homöopathie muß Zugang zu den Universitäten gewährt werden, wenn eine wissenschaftliche Erklärung gefunden werden soll zur Wirkung der homöopathischen Arzneien. Schließlich ist die Erde auch keine Scheibe mehr, das Radium liegt nicht mehr in der Schreibtischschublade, und wir kommunizieren über Mobiltelefone und nicht mehr über Buschtrommeln, alles auch dank universitärer Forschung. Es ist zutiefst unwissenschaftlich, die Homöopathie a priori von der wissenschaftlichen Forschung auszuschließen. Wir bewegen uns damit im Bereich des Glaubens, und wer glaubt, die Homöopathie sei unwirksam, trägt damit nicht zur Wissenschaftlichkeit bei! – Dr. med. Iris Ditmer-Zimmermann

 

Mit Verlaub: Ihr Artikel taugt für vieles, aber nicht für ein Verständnis und eine angemessene Auseinandersetzung mit der homöopathischen Heilweise (es ist eine !!). Er reduziert seine Kritik auf die Tatsache, dass keine wissenschaftlichen Beweise für die Wirkung der Homöopathie existieren. Meiner Meinung nach ist es auch nicht möglich, bei einer derart individualisierten Medizin, mit den bei Arzneimittelstudien üblichen Methoden Heilerfolge zu beweisen. Wir homöopathischen Ärzte beziehen in unsere Arzneimittelauswahl neben den körperlichen Symptomen auch Persönlichkeitsmerkmale, Charaktereigenschaften, Verhaltensweisen – eben die Gesamtheit der Symptome – mit ein, die sich in Studien nicht abbilden lassen. Wir brauchen diese Studien auch nicht. Wenn nur wissenschaftliche Fakten zählen, blendet man unsere Erfahrung als Ärzte komplett aus. Hat es denn keine Bedeutung, wenn wir in der Praxis die Erfahrung machen, dass es unseren Patienten nach homöopathischer Behandlung besser geht. Sollen wir uns nur auf Arzneimittelstudien verlassen, die bei kritischer Betrachtung oft nicht korrekt ausgeführt werden und bei denen Negativergebnisse teilweise unterdrückt werden? Es gibt fast keine öffentlich finanzierten Studien mehr. Die Kosten hierfür sind so hoch, dass sie weitgehend von der Pharmaindustrie bezahlt werden.

Warum sollten Patienten nach einer Heilmethode fragen, von der sie keine Wirkung erwarten? Warum sollten homöopathische Ärzte sich die Zeit nehmen, ein Arzneimittel auszuwählen, von dem sie keine Wirkung erwarten? Für viele Erkrankungen gibt es auch gar kein schulmedizinisches Therapieangebot. Denken Sie an die vielen viralen Erkrankungen, an die funktionellen Beschwerden, bei denen kein krankhafter Organbefund erhoben werden kann. Mehr als ein Drittel der Patienten, die zum Hausarzt kommen, sind organisch gesund, haben aber trotzdem ein Leiden und fühlen sich krank. Natürlich müssen wir für die Auswahl einer homöopathischen Arznei mehr Zeit und Mühe bei der Anamnese aufwenden (Zeit ist knapp, bezahlt wird sie nicht-machen wir trotzdem!), aber deshalb nur von einem Placeboeffekt zu sprechen ist zu einfach. Es gibt sicher in der Medizin viele Bereiche, bei denen es sich lohnen würde über Kosten zu reden. Nicht bei der Homöopathie! – Dr.med. Siegfried Munder

 

„Unsere Gesellschaft ist von Wissenschaft und Bildung durchdrungen wie kein vor ihr“ Dabei blendet sie gerne aus, das es noch sehr viel mehr zu lernen gibt, das wir tagtäglich dazulernen. Aber etwas hat sich auf diesem Planeten noch nicht verändert: Wesen werden geboren und Wesen vergehen. Es gibt also – Dinge die so sind wie sie sind (Leben und Tod) – Dinge die wir verstanden haben (Wissenschaft) – Dinge die wir (noch) nicht verstehen. „Homöopathie behandelt keine Krankheiten“ Richtig ! Weil es eine Abwesenheit von Gesundheit gibt, die mit Medizin (Chemie) nicht zu reparieren ist. Das wird zur Zeit (noch) nicht verstanden. Aber ist das Grund für verteufelung? Ich finde wir sollten uns freuen Alternativen zu haben. Denn sie sind der Schlüssel zu Weiterentwicklung. – Afra Bisom

 

Bei diesem Artikel fällt als erstes auf, wie der Autor verzweifelt zu beweisen versucht, dass die Homöopathie „Kokolores“ für Wundergläubige sei. Dabei beruft er sich ständig auf evidenzbasierte Studien, nennt aber keine einzige. Alle mir bekannten Studien dieser Art erinnern mich immer an die Weisheit aus dem Studium, dass Auftraggeber und Fragestellung schon das Ergebnis vorgeben – „Traue keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast!“. Seriöse Homöopathen behaupten nicht, die Homöopathie könne alles heilen, schon gar nicht Krebs o.ä. Die Homöopathie ist in erster Linie eine „adjuvante Therapie“, die die Selbstheilungskräfte des Körpers unterstützen, sehr wohl aber auch – nachweislich – zu Spontalheilungen führen kann.

Gehe ich zu einem Arzt, der mir ein Medikament verordnet, das dann nicht anschlägt, bekomme ich solange ein anderes Präparat, bis endlich etwas Wirkung zeigt. Die steigende Zahl der Folgeerkrankungen spricht für sich und belastet die Krankenkassen. Verordnet ein Homöopath ein Mittel, das nicht anschlägt, dann heißt es sofort: Die Homöopathie taugt nichts! Mein bestes Beispiel ist unser früheres Hundemädchen, das mit 9 Jahren an Spondylose schwer erkrankt war und schulmedizinisch austherapiert war. Als nichts half, bin ich auf „Strontium carbonicum“ in der C30 gestoßen. Nach ca. einer Woche ist sie wieder wie ein junger Hund gelaufen, gesprungen und hatte wieder Lebensfreude. Kommentar des Tierarztes: Eigentlich kann das garnicht sein! Sie wurde 15 Jahre alt. Das ließe sich mit Erfahrungen vieler Praktiker weiterführen, nur die Art der evidenzbasierten Untersuchungen hat bisher keinen Weg gefunden, sich vorurteilsfrei damit zu befassen – die Pharmaindustrie ist einfach zu mächtig! – Wolf-Rüdiger Zimmermann

 

Danke für diesen Meinungsartikel. Wie befreiend, dass ein kritisches Urteil zur Homöopathie in solch deutlichen Worten formuliert wird. In dieser Frage kann es kein vorsichtiges Abwägen geben. Zu sehen, wie homöopathische „Arzneimittel“ in unserer Gesellschaft immer noch Anerkennung erfahren und sogar von Krankenkassen bezahlt werden, ist mehr als ein Ärgernis. Es stimmt mich sehr besorgt, wie ansonsten vernunftgeleitete Menschen auf jegliche Plausibilität verzichten und sich Hokuspokus verkaufen lassen. Vor Jahren bin ich einer alternativ ausgerichteten Medizinerin in die Hände gefallen, die mir bei einer schweren Halsentzündung das Tragen eines Halstuchs empfahl – es müsse allerdings blau sein. Auf meine erstaunte Nachfrage bekräftigte sie die Vorgabe der Farbe, weil von ihr eine heilende Wirkung ausgehe. Unnötig zu erwähnen, dass sie mir die zugrundeliegende Wirkungsweise nicht näher erläutern konnte. Wenige Tage später wurde mir ein Antibiotikum verschrieben. Wie viel Irrationalität verträgt eine Gesellschaft? Was kann man den Menschen noch weismachen? Welche politischen Scharlatane werden irgendwann diese Mechanismen der Verdummung ausnutzen? – Klaus Keßler

 

Die allwissende Wissenschaft. Der Autor vertritt die Haltung, dass nur das, was wissenschaftlich nachweisbar und belegbar ist, auch existent ist. Dies würde aber voraussetzten, dass die Wissenschaft letztendliche Erkenntnisse besäße. Aber leider ist der Stein der Weisen noch nicht gefunden worden mit der Folge, dass die Wissenschaft die Welt nur mit dem heutigen Wissenstand erklären kann. Wenngleich dem Autor hinsichtlich der segensreichen Errungenschaften der Wissenschaft unbedingt zuzustimmen ist, darf dies den Blick auch auf die negativen Folgen wissenschaftlichen Handelns nicht verstellen- gab es nicht Kontergarn, Hiroshima, die Brücke von Genua? Jedenfalls Elektrosmog und Handystrahlung – für die es wissenschaftlich untermauerte gesetzliche Grenzwerte gibt- in einen Topf mit Horoskopen und Feng- Shui zu werfen, entwertet den ganzen Artikel. – R. Wagner-Gottwalles

 

Ich bin kein Anhänger der Homöopathie, habe jedoch sehr gute Erfahrungen mit der Naturheilkunde gemacht. Bei der Lektüre des Artikels stellte sich mir eine weitere Frage, auch wenn sie bei der Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen keine Rolle spielt: Müssten bei der von Jan Schweitzer geforderten Konsequenz intelligente Menschen nicht jedwede Religion ablehnen? Die Existenz eines oder mehrerer übersinnlicher Wesen ist auch nach Jahrtausenden nicht bewiesen. Und doch finden viele Menschen Kraft im Glauben, im Gebet. – Ralf Weißkamp

 

Dieser Artikel ist leider mit der Hälfte seiner Aussagen unlogisch oder falsch. Richtig ist, homöopathische Kügelchen zeigen bei Untersuchungen keine Wirkung über den Placeboeffekt hinaus. Das heißt aber nicht, wie Jan Schweitzer schreibt, dass homöopathische Behandlungen nicht für die Behandlung auch schwerwiegender Erkrankungen taugen können. Das wurde weder untersucht noch behauptet. Insofern scheitert Herr Schweitzer mit seinem Artikel bereits im ersten Absatz am Umgang mit der Wissenschaft. Damit es klar ist: aus der Austauschbarkeit der homöpathischen Kügelchen gegen Placbokügelchen kann nicht geschlossen werden, dass die Therapie insgesamt nicht wirkt.

Meine eindrücklichste Erfahrungen zum möglichen Behandlungserfolg mit alternativen Medizin sammelte ich bei einer Krebstherapie. Ergebnis: Die Knochendeformation war nach einem Jahr nicht mehr auffindbar. Ohne hier über den Zusammenhang von Therapie und Selbstheilung zu dozieren, möchte ich hier nur kurz nach den Alternativen fragen. Meist ist dann die Rede von pharmazeutischer Medizin. Diese hat zuallererst eine Placebowirkung! Daneben hat sie Haupt- und Nebenwirkungen. Die Medikamente sind in der Regel teurer als Kügelchen. Gerade haben die USA eindrückliche Berichte über Abhängigkeiten von pharmazeutischen Mittelchen geliefert. Somit möchte ich die Frage stellen, womit ist denn der früher übliche Eid des Hippokrates für Ärzte „…ich werde sie bewahren vor Schaden…“ besser zu erfüllen? Mit Chemikalien oder mit Zuckerkügelchen?

Nebenbei ist der Vergleich mit dem menschengemachten Klimawandel auch pervers. Wenn man mit homöopathischen Maßnahmen z.B. Gas- statt verbotener Ölheizungen zu gegen CO2 zu Werke geht, werden weite Teile Afrikas unbewohnbar. Und wer lieber das Flüchlingsthema bearbeitet: Die dadurch ausgelöste Völkerwanderung Richtung Europa wird etwas größer als 2015. Nicht gleich aber absehbar. Vielleicht recherchiert der Autor, der beansprucht um die Komplexität von Zusammenhängen zu wissen über Nutzen, Schaden und Kosten aller verbreiteter Therapieformen, inklusive der Therapien, die ohne hinreichende Indikation durchgeführt werden. Und das bitte mit Zahlen. Dann würde ich die Zeitung auch nicht verärgert über unnötige Polemik weglegen. – Roland Ruegenberg

 

Beim derzeitig angesagten Homöopathie-Bashing machen Journalisten wie Jan Schweitzer es sich z.Zt. sehr leicht: Arzneien , wo kein Stoff mehr drin ist, können nicht helfen, weil kein Stoff drin ist . Schön blöd, wer trotzdem dran glaubt und auch noch dafür bezahlt. Aber gut- wenn denn das Placebo etwas zur Heilung beiträgt- sei´s drum. Da ist man en vogue und kann man sich der allgemeinen Zustimmung sicher sein. Das Einsatzspektrum homöopathischer Heilmethoden in der Tierhaltung wird bei der Berichterstattung kaum betrachtet. Das mag daran liegen, dass die drei meistgenannten Argumente gegen die Fürsprecher tatsächlicher Heilwirkungen der Homöopathie in der Tierbehandlung nicht systematisch untersucht und daher schwieriger zu greifen sind:

1.) Placebowirkungen, 2.) mögliche Spontanheilung, 3.) Die behandelnde Person nimmt sich viel Zeit für das Gespräch mit dem Patienten. Woher weiß das Tier, dass es jetzt die geeignete Arznei bekommt und nicht das falsche Mittel… Gerade, was Homöopathie angeht, sollte sich kritischer und investigativer Journalismus auch mal die Mühe machen , im Umfeld der praktischen Einsatzgebiete der Homöopathie zu recherchieren. Wenn ein Pferdehalter beispielsweise sein wertvolles Tier homöopathisch behandeln läßt, geht es kaum darum, irgendwelchen esoterischen Idealen zum Recht zu verhelfen, sondern rein um den Heilerfolg. Ähnlich nüchtern ist die Situation in der ökologischen Tierhaltung zu sehen, wo aufgrund doppelter Wartezeiten, der Einsatz von Antibiotika und Hormonen schnell unwirtschftlich wird. So ist es kein Wunder, dass auch in der konventionellen Tierhaltung bis hin zur Massentierhaltung das Interesse an alternativen Heilmethoden zunimmt.

Von der komplexen Anwendungsmethodik der klassischen Homöopathie her gesehen wird sich mit den üblichen Versuchsreihen ohnehin nie ein Wirkungsnachweis erbringen lassen, weil dort für die Mittelwahl – mehr als in der Allopathie- neben der Zuordnung Heilmittel zu Krankheit als dritter Faktor noch die Besonderheiten des Patienten ausschlaggebend sind. (z.B. andere Krankheiten, an denen der Patient im Laufe seines Lebens schon gelitten hat) Beim jetzigen Stand der Nachweismethoden würde man möglicherweise in jahrelangen sehr breit angelegten Feldstudien über die Erfolgsquoten homöopathischer Behandlungen in der Tierhaltung zu positiven Ergebnissen kommen. Als Landwirt, der selber seine Milchkühe seit vielen Jahren homöopathisch behandeln läßt, würde ich erwarten, dass am Ende die Erfolgsunterschiede innerhalb der Stichprobe- also zwischen Tierärzten/Heilpraktikern einer Richtung – größer sind als die Unterschiede zwischen den Stichproben sprich Heilverfahren. Es wird auch weiterhin mehr als genug Krankheitsfälle geben, wo die Schulmedizin für eine Heilung unverzichtbar bleibt. Das Potential alternativer Heilverfahren wie der Homöopathie sollte man daneben aber nicht ungenutzt als großen Irrtum voreilig abtun, nur weil man die Wirkungsmechanismen z.Zt. noch nicht ins wissenschaftliche Weltbild passen. – Reinhard Langenberg

 

Sie tun mir jetzt schon leid. Haben Sie doch ein quasi-religiöses Thema mit so bösen Worten wie „unwirksam“ geradezu beleidigt, da wird es viel böse Post geben. Dabei ist die Homöopathie konsequent angewendet durchaus sinnvoll: Die gesamte Homöopathie bis auf Null-Gehalt verdünnen (= maximal potenzieren) und sofort zum Arzt gehen, der gleich richtig helfen kann. Aber Spaß beiseite: Am Wochenende habe ich mir von einem Homöopathie-Gläubigen folgendes erklären lassen:

-Mit der gängigen Wirksamkeits-Prüfung in der Medizin, der Doppel-Blindstudie, kann die Wirksamkeit der Homöopathie nicht nachgewiesen oder widerlegt werden, weil sich die Homöopathie nur ganzheitlich und nach gründlicher Anamnese anwenden läßt und nicht bei ganzen Menschengruppen mit Medikament und Placebo. Und der individuelle Heilungserfolg läßt sich eben nicht so einfach vergleichen, es sind ja alles Einzelfälle.

-Die Suche nach Wirkstoffen in den Globuli mit einem Massenspektrometer ist so sinnvoll wie die Suche nach Computerviren auf der Festplatte mit dem Mikroskop. Es ist nur noch die Information des Wirkstoffes im Lösemittel enthalten. In welchem Täschchen das Molekül diese Information mit sich trägt ist bislang nur noch nicht erforscht. -Die Information des Wirkstoffes wird üblicherweise durch verdünnen, also „potenzieren“ auf das Lösemittel übertragen. Der Heilpraktiker meines Bekannten jedoch hat eine Vorrichtung, mit der er die Information direkt auf das Lösemittel übertragen kann. Das klang schon mal spannend, geht aber noch weiter: -Dieser Heilpraktiker kann mit seiner Vorrichtung die Wirkstoff-Information aber auch direkt in den Patienten übertragen. Wenn ich es richtig verstanden habe geht das ohne Nadel sondern, nun ja, per Wellen oder Strahlen, oder über den Äther oder so, wer weiß.

Wie man eine Apparatur mit solcher Wirksamkeit herstellen kann, ohne die Zusammenhänge verstanden zu haben, finde ich schon erstaunlich. Anders herum betrachtet kenne ich viele Menschen, die sich mit ihren Globulis sehr wohl fühlen. Und ich meine, daß man Menschen, die sich so wohl fühlen, in Ruhe lassen sollte, denn Sie tun nichts schlimmes. Die Grenze wäre für mich erst erreicht, wenn sie sich selbst oder Schutzbefohlene wirklich schaden, indem sie eine wirksame Behandlung verhindern. – Franz Zauner

 

Es ist unfair, die Glaubwürdigkeit der Grünen in Frage zu stellen und ihnen vorzuwerfen, dass sie beim Klimaschutz auf die Wissenschaft hören, bei der wissenschaftlichen Beurteilung der Homöopathie aber eher kritisch sind. Es geht doch darum, die Gesundheit zu verbessern oder sogar zu heilen. Die Homöopathie hat ihre Effektivität bereits bewiesen, indem es Menschen durch die Behandlung eines erfahrenen Homöopathen besser geht. Warum auch immer. Wer helfen kann, hat Recht. Gut, dass die Grünen nicht unreflektiert in dasselbe Horn blasen. – Monika Bröder

 

Der Autor geht von der Annahme aus, dass sämtliche Phänomene im menschlichen Körper naturwissenschaftlich erklärt werden können. Diese Annahme müsste dann auch konsequenterweise Bewusstseinsvorgänge einschließen und das Leib-Seele-Problem der abendländischen Philosophie wäre nur ein Scheinproblem. Selbst wenn die Homöopathie aber – wie vom Autor behauptet – ein Placebo-Effekt wäre – was sie m.E. nicht sein kann aufgrund von erfolgreichen Behandlungen z.B. bei Kindern mit schweren geistigen Beeinträchtigungen – wäre sie dann immer noch ein Vorgang im menschlichen Bewusstsein mit möglichen Einwirkungen auf den Körper und somit prinzipiell einer naturwissenschaftlichen Beschreibung zugänglich. Der Misserfolg einer derartigen Beschreibung nach 200 Jahren kann jedenfalls als prinzipieller Einwand nicht akzeptiert werden.

Da der Autor aber die angebliche Wirkungslosigkeit der Homöopathie auch mit der Abwesenheit materieller Wirksubstanzen begründet, werden sämtliche Bewusstseinsvorgänge bzw. geistig-seelische Prozesse aus seiner Argumentation von vornherein ausgeschlossen. Und Erscheinungen wie die Homöopathie, die nicht in dieses Schema passen, gelten dann als nicht naturwissenschaftlich und werden demzufolge als „Quatsch“ bezeichnet. Diese Argumentation mag in einem derartigen reduzierten Weltbild konsequent sein. Aber eine Gleichsetzung von Klimaleugnern mit Befürwortern homöopathischer Behandlungen kann daraus nicht abgeleitet werden und muss somit andererseits als Quatsch bezeichnet werden. – Dr. Hartmut Kuipers, Dipl.-Physiker

 

Es ist schade, daß in der Zeit nicht über wichtigere Dinge geschrieben wird. Warum ereifert sich jemand so, daß andere Menschen an eine andere Medizin glauben? Wenn ein Mensch Krebs mit homöopathischen Mittel bekämpfen will ist das doch einfach nur sein eigenes Problem! Im Gegensatz zu Menschen, die z.B. mit 200 über die Autobahn rasen gefährdet er nur sich selber. Und jetzt sollen die Grünen gegen Homöopathie sein nur weil sie auch daran glauben daß der Klimawandel von uns Menschen vorangetrieben wird? Weil, wer an die Wissenschaft glaubt muß das immer tun, bedingungslos. Jedes Medikament (auch die mit der wissenschaftlich nachgewiesenen Wirkung) wirkt, unter anderem auch wegen dem Placeboeffekt. Aber abgesehen davon, daß homöopathische Mittel bei vielen Menschen(und sogar bei Tieren) wirken haben sie den großen Vorteil, daß durch die Einnahme dieser Mittel z.B. keine antibiotikaresistenzen gebildet werden.

Mit der nachgewiesenen Wirkung ist das ja auch so eine Sache: solche Tests kosten sehr viel Geld, das hat die Pharmaindustrie, nicht aber die Firmen, die Homöopathiesche Medikamente herstellen. Es gäbe so viele Probleme, über die sich zu schreiben lohnen würde. Zum Beispiel die Zweiklassenmedizin. Wer bestreitet daß es das bei uns gibt hat es wahrscheinlich nie miterlebt. Oder ob es wirklich gut für unsere Gesellschaft ist, daß gewinnorientierte Firmen Medikamente entwickeln, die, z.B. gar kein Interesse daran haben daß die Menschen Gesund werden (deswegen forschen sie nicht mehr an Antibiotika, interessanter sind Medikamente die immer eingenommen werden müssen- das ist jetzt nicht meine Idee, das wurde kürzlich genau so in den Nachrichten eines öffentlich- rechtlichen Senders gesagt). Ich liebe diese Zeitung wirklich aber wenn es um Medizin geht ist sie einfach zu Schulmedizinlastig und das ist schade! – Andreas Dill

 

Ihr Artikel reiht sich ein in eine Fülle von Artikeln, die in den letzten Jahren zunehmend die öffentliche Meinung überschwemmen und beeinflussen, währenddessen eine positive Berichterstattung über Homöopathie nicht zu finden ist. Leserbriefe werden nicht gebracht, Studien parteiisch ausgelegt und unwissenschaftlich dargestellt. Die Medien scheinen da gleichgeschaltet zu sein. Bitte beschäftigen Sie sich doch einmal zum Beispiel mit Professor Robert Hahn – https://www.hri-research.org/de/ – oder der homöopathischen Ärztin Angelika Czimmek in Bocholt oder Rajan Sankaran, dem erfolreichen indischen Arzt und interviewen Sie diese Leute, statt erfahrene Praktiker, wie es modern geworden ist, einfach zu übergehen, lächerlich zu machen und zu behaupten, die Wirksamkeit der Homöopathie sei nicht bewiesen und wir, die wir sie seit vielen Jahren erfolgreich für uns und unsere Kinder benutzt haben und immer wieder extrem profitieren, seien leichtgläubig und „unglaublich inkonsequent.“

Es läuft offensichtlich gerade eine massive Kampagne. Leute behaupten irgendetwas, können es gar nicht nachweisen, werden aber trotzdem immer wieder zitiert und in Talk-Shows eingeladen. Ich finde das extrem unwissenschaftlich und argwöhne, dass es da Interessen geben muss. Homöopathie ist viel günstiger als Pharmaprodukte, hat keine Nebenwirkungen und heilt sanft und nachhaltig. Was ist dagegen einzuwenden? Ich fühle mich auf diesem Gebiet in der Presse überhaupt nicht ernst genommen und nicht gehört, (Frau Ullmann vom „Streit-Ressort“ hat dankenswerterweise einmal eine Rückmeldung gegeben, Herr Lübbers hat sich aber nicht dazu geäußert, siehe unten) ebenso wie all diejenigen aus meinem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis, die aus guten Gründen dankbar für diese Heilform sind. – Bettina Oehmen

 

Es wäre sinnvoll gewesen, wenn der Artikel „Süße Versuchung“ mit dem Hinweis ausgezeichnet worden wäre, dass es sich bei dem Autoren Jan Schweitzer um einen ehemaligen Arzt handelt, der nun Redakteur bei der ZEIT ist. Als Wissenschaftler, der behauptet „sie (die Homöopathie) ist wissenschaftlich nicht plausibel“ hat er verschwiegen, dass die Homöopathie bei Kindern und Tieren mehr als erfolgreich benutzt und angewendet wird. Hier kann man wohl kaum von einem Placebo-Effekt oder von einer „erwiesenen Wirkungslosigkeit“ sprechen. Auch die Behauptung, dass Menschen, die Homöopathie nutzen, die „Impfung verteufeln“ ist eine unzulässige Verallgemeinerung und wird vom Autor einfach behauptet und nicht belegt! Diese Art eines Artikels sollte im Wissen-Ressort der ZEIT vermieden werden! – Christoph Selke

 

Jetzt also mal wieder Homöopathie-Bashing! So sehr ich Die Zeit schätze und mich jeden Donnerstag auf die neue Ausgabe freue, so sehr ärgert und enttäuscht es mich, dass die Herausgeber glauben, mindestens einmal im Jahr ordentlich gegen die Homöopathie draufhauen und ins Horn blasen zu müssen. Da werden, (wenn nicht vom Haus-Medizinmann, dann von einem eingeworbenen „Fachmann“) Millionen internationale Patienten, denen bei bestimmten Beschwerden ein homöopathisches Mittel geholfen hat, und vor allem tausende Homöopathen und Tier-Mediziner, die solche Mittel mit guten Gründen verschreiben, verhöhnt, nur weil die augenblickliche Schulmedizin keinen Wirkmechanismus der Homöopathie nachweisen kann. Wo bleibt da die sonst gepflegte und von mir hochgeschätzte Gewohnheit der Zeit, sinnvolle Argumente pro und kontra gegenüberzustellen? Natürlich fällt es schwer, uns eine Wirkung vorzustellen, die von einer physikalisch scheinbar aufgelösten Substanz ausgeht.

Aber, ganz abgesehen davon, dass es auch in der Physik (z.B. der Quanten-Physik) kaum wahrnehmbare, oft nur indirekt erschließbare Phänomene gibt, müssen wir akzeptieren, dass die Menschheit keine Summe gleichgebauter Apparate ist, in die (bildlich gesprochen) oben ein Jeton eingeworfen wird und unten ein Kärtchen mit dem Vermerk „geheilt“ rauskommt. Wir wissen schließlich, dass alle Säugetiere äußerst komplexe Systeme sind, der Mensch zumal mit seinen hochkomplizierten geistigen und psychischen Potentialen. Und dies alles zu verstehen braucht es immer neue und neuartige Anstrengungen. Der Satz des Artikel-Produzenten Jan Schweizer gegen die Homöopathie: „Gute Wissenschaft lebt davon. Dass sie hinterfragt wird, immer und immer wieder. Das hält sie aktuell.“ Sollte unbedingt gegen ihn selbst gewendet werden. Sein Versuch, die Homöopathie mit dem Titel „Süße Versuchung“ und den Begriffen „Wellness“ und „wohlfühlen“ in die Genuss- oder gar Sucht-Ecke zu drängen ist absurd, arrogant und diskreditiert ihn vollends. Warum können wir nicht in der Heilkunde wie in der Philosophie eine agnostische Einstellung akzeptieren, die nicht alles versteht, aber trotzdem die reale Möglichkeit von mit unseren Mitteln und Methoden (bisher) nicht nachweisbaren Elementen und Vorgängen einräumt.- Da ist mir in seiner Aufgeschlossenheit selbst der alte Hamlet lieber mit seinem Einwand:„There are more things in heaven and earth/ Than are dreamt of in your philosophy.“ – Prof. Dr. Dr. Irmgard Roebling

 

Die Argumentation des Artikels ließe sich genau so gut auf den Umgang der Unions-Parteien mit dem Thema „Tempolimit“ angewenden. Obwohl es zahlreiche Studien gibt, die weniger Unfalltote, weniger Kraftstoffverbrauch sowie weniger Abgase und Emissionen nachweisen, hält es der Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) nicht für nötig, die entsprechenden Anträge im Bundestag zu unterstützen – um nur ein Beispiel zu nennen. Homöpathie und Klimawandel derart plakativ gegenüberzustellen, um davon auf einen Wissenschaftskonflikt einer ganzen Partei zu schließen, erscheint mir doch sehr verkürzt und geradezu effektheischend. – Dr. Axel Felser

 

Ich bedauere sehr, dass „Die Zeit“die Homöopathie derart negativ darstellt. Warum wird nicht über Krankheitsverläufe durch homöopatische Behandlung recherchiert und welche Studien liegen der Negativdarstellung zu Grunde. Besteht seitens der Redaktion eine so große Angst in die Kritik einer unseriösen Zeitung zu geraten. Meine über dreißigjährige Erfahrung mit homöopatischerBehandlung besteht darin, dass meine drei Kinder ohne jegliches Antibiotika oder sonstige schulmedzinische Medikamente aufgewachsen sind.Nachdem ich selbst an einer schweren chronoschen Erkrankung erkrankte, nahm ich auch die Schulmedizin in Anspruch. Beides lässt sich gut ergänzen, wenn sie so auch ärztlicherseits angenommen wird. Aus meiner Erfahrung spielen leider bei den Medikamenten eine Gewinnmaximierung eine große Rolle. So laufen alle Studien, finanziert duch die Pharmaindustrie “ hoch wissenschaftlich“ ab. Eine neues Medikament kommt auf den Markt und das bisherige , vielleicht bisher erfolgreiche wird ersetzt. Neben- und Langzeitnebenwirkungen ( oft nicht ausreichend zu ermitteln ) werden dabei weitgehend außer acht gelassen oder herunter gespielt bzw. in Kauf genommen.

Der hilflose Kranke wird in eine ärztliche Abhängigkeit getrieben. Trotz der hochgeschätzten Wissenschaft gibt es für viele Erkrankungen keine Heilung. Dafür aber Medikamente deren Gewinnspanne und Vermarktung im Vordergrund steht. Die Homöopathie umfasste die gesamte Persönlichkeit, sowohl seine physische als auch psychische Anteile. Der Verdienst steht hier nicht im Vordegrund. Patente laufen nicht ab und im Vordergrund der Behandlung steht der Mensch und nicht die Vermarktung der aktuellen Medikamente , wie sie von den Pharmavertretern präsentiert werden. Dank der Homöopathie kann ich seit vielen Jahren mit meiner Erkrankung sehr gut leben. – K.Maas

 

Der totalitäre mechanistische Szientismus, den dieser Artikel zum Ausdruck bringt (weder als erster, noch als einziger, aber mit außergewöhnlicher Polemik) ist einer liberalen Zeitung unwürdig. Der Autor diffamiert die persönlichen Erfahrungen von Millionen Menschen weltweit, denen die Schulmedizin oftmals nicht helfen konnte, die jedoch durch klassisch-homöopathische Behandlung genesen sind oder denen es wesentlich besser geht. Tausende dieser Fälle sind auch dokumentiert. Herr Schweitzer ignoriert mit seinem Placebo-Verdikt die homöopathischen Heilungen bei Tieren, Babies und Menschen im Koma, bei denen Suggestion keine Rolle spielen kann. Von den 250.000 niedergelassenen homöopathischen Ärzten in Indien, wo die Homöopathie als gleichberechtigte und preisgünstige Heilmethode neben dem der Schulmedizin und der Ayurvedischen Medizin anerkannt wird, hat der Autor offenbar auch noch nie gehört.

Wie kann Herr Schweitzer in Bausch und Bogen alle therapeutischen Wirkzusammenhänge für nicht-existent erklären, die sich Medikamenten verdanken, deren Funktionieren sich nicht auf der Ebene der Chemie erklären lassen? Unterhalb der chemischen liegt bekanntlich die quantenphysikalische Erklärungsebene und dort muss ansetzen, wer ernsthaft nach einer naturwissenschaftlichen Erklärung der homöopathischen Heilwirkungen sucht. Die Chemie ist nicht einmal imstande, die menschliche Subjektivität zu erklären. Bisher hat kein Chemiker jemals den metaphysischen Kran beobachtet, der neurophysiologische Vorgänge ins Reich menschlichen Erlebens hinüberhieft. Warum lassen Sie in Ihrer Zeitung keine renommierten VertreterInnen der klassischen Homöopathie zu Wort kommen? Gilt das „Auditur et altera pars“ hier auf einmal nichts mehr, sondern nur noch die Stimmen fanatischer Mechanisten und der Pharmaindustrie? – Dr. Maria Johanna Lauterbach

 

Glauben Sie auch, dass die AntiBabyPille und BotoxSpritzen, die beide in homöopathischer Verdünnung verabreicht werden, ausschließlich Placeboeffekte hervorrufen? Wären dann auch Nebenwirkungen wie Thrombosen oder noch schlimmer Schlaganfälle, die bei Pillenkonsum auftreten können, reine Einbildung. Sie sind Arzt und sollten sich zu so polemischen Äusserungen wie Ouatsch, Nonsens und wissenschaftlich nicht plausibel nicht hinreissen lassen. Ein wenig mehr Respekt vor den Wundern der Natur und der Lebensleistung eines Herrn Hahnemann wären angebracht. Warum meinen Sie, dass Gifte wie die der Tollkirsche, des Fingerhutes und des Maiglöckchens homöopathisch verdünnt nicht wirken KÖNNEN ? – Christa Schröder-Pfadt

 

Im Vorfeld einer Ausbildung zu einer Tierheilpraktikerin, zu der auch Homöopathie als Teilbereich gehörte, habe ich mich einem homöopathischen Blindversuch unterzogen. Ich wusste nichts über Homöopathie, nur dass sie sehr umstritten ist und war von daher unvoreingenommen und ergebnisoffen. Das Resultat kann man aber nur als fulminant bezeichnen. Inzwischen weiß ich, dass es in der Tierheilkunde sehr gute Erfolge bei homöopathischen Behandlungen von Krankheiten gibt, sogar bei Krebs. Den der Homöopathie oft unterstellte Placebo-Effekt, kann man in diesen Fällen wohl eindeutig ausschließen, zumal auch Erfolge bzw. erwartete und erhoffte Reaktionen eintraten, wenn die Globuli nur im Trinkwasser aufgelöst verabreicht wurden ohne direkten Kontakt zum Tier. Dass Homöopathie also wirkt steht bei mir aufgrund eigener Erfahrungen außer Frage. Allerdings ist mir aufgefallen, dass die Homöopathie, wie auch die Phytotherapie nicht bei jedem Organismus gleich stark zur Wirkung kommt. Das kann einerseits an einer nicht sachgemäßen Mittelverabreichung liegen (unzureichende Anamnese, falsches Mittel), aber auch daran, dass nicht jeder Organismus gleich reagieren kann, so wie auch nicht jeder Körper an Allergien oder Unverträglichkeiten leidet. – Tamara Schmitt

 

Unglaublich dieser aktuelle Angriff auf die Homöopathie! Aber von vorn. Vor ca. 3 Wochen wurde in einem Artikel in „Der Zeit“ vorgerechnet, wieviele Millionen Euro die Kassen diese wirkungslosen Mittel der Homöopathie kosten. – Die Wahrheit ist, dass die homöopathischen Mittel in der Regel wesentlich weniger kosten als die allopathischen – wobei man sich die meisten homöopathischen Mittel ohnehin unfairerweise selbst bezahlen muss! – wodurch den Kassen Millionenausgaben erspartbleiben durch all die Patienten, die die allopathischen Mittel nicht nützen wollen und für die damit nichts oder viel weniger bezahlt werden muss. Ganz zu schweigen von den Nebenwirkungen der Allopathie, die wieder neue Gegenmittel erfordern und damit extra kosten! – Warum also dieser „Vorwurf“ an die Homöopathie? – Wegen der Profitgier der allopathischen Industrie, die diese Gelder nicht an die homöopathischen Konkurrenten verlieren will.

Und jetzt dieser Artikel! – Da kann einem eigentlich der Autor Jan Schweitzer wiederum auch nur leidtun in seiner materialistischen Verblendung. Was er Wissenschaft nennt, ist eben nur ein Teil der Wahrheit: Eine konsequente Wissenschaft müsste sich nämlich, wenn sie das Lebendige erfassen will, sich zur Geisteswissenschaft erweitern! Und beim Menschen und seiner Gesundheit betreten wir nun mal den Bereich des Lebendigen und damit auch des Feinstofflichen, womit wir es in der Homöopathie zu tun haben. Nun bin ich kein Mediziner oder Naturwissenschaftler, hatte aber einmal die Gelegenheit, in einem Fachvortrag nachzuvollziehen, wie die potenzierten Präparate in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft je nach Bedarf die Blatt-, Wurzel- oder Fruchtentwicklung beeinflussen können, und das in ganz unterschiedlicher Stärke je nach niedrigerer oder eben auch höherer Potenzierung (=Verdünnung!) – Hier möchte ich den Autor fragen:

War er noch nie verliebt, hat er noch nie die „Magie“ etwa eines Klavierabends oder eines Sonnenunterganges erlebt? Alles Dinge, die man nicht „wissenschaftlich“ messen oder beweisen kann, bei denen wir aber erst mit den wahren Werten des Menschen oder des Lebens in Berührung kommen. In diesem Sinne haben viele Patienten in echter Not, wenn die Allopathie nicht mehr weiterhalf, zur Homöopathie gegriffen und dann tatsächliche Heilerfolge erzielt – und wenn es nur der Placeboeffekt gewesen sein sollte! – was allerdings nicht meine Meinung ist, es aber im Einzelfall auch sein kann. – Martin Pillwein

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Schreispirale“ von Charlotte Parnack

 

68% der Jugendlichen stimmen laut Shell Jugendstudie 2019 der Aussage „In Deutschland darf man nichts Schlechtes über Ausländer sagen, ohne gleich als Rassist beschimpft zu werden“ zu. Wirklich? Von diesen 68% kann man nämlich getrost jene 20-25% abziehen, die auf den Ja-Sage-Effekt zurückzuführen sind. Denn erfahrungsgemäß stimmen Teilnehmer derartiger Umfragen Aussagen lieber zu, als sie abzulehnen. Würde man die Aussage anders formulieren, erhielte man auch andere Ergebnisse. Ein weiteres Beispiel, warum der Erkenntniswert dieser Art von naiver Demoskopie begrenzt ist: 53% der Befragten glauben, dass die Regierung der Bevölkerung die Wahrheit verschweigt“. Welche Wahrheit denn? Die über Chemtrails, dass Hitler noch lebt oder dass Angela Merkel in Wahrheit ein Mann ist? – Prof. Dr. Stefan Müller

 

Sie machen es sich mit dem Klimawandel der Meinungsfreiheit sehr einfach, wenn Sie Qualität mit Menge vergleichen. In Hamburg wurden bekanntlich nicht Meinungen vorgetragen, sondern Gesinnungsterror, zumindest eine „falsche Idee der Freiheit“ (Udo Di Fabio) praktiziert. Insofern ist der Fall Lucke ein beklagenswertes Beispiel für die von Ihnen dokumentierte statistische Empfindung von Meinungs-Unfreiheit. – Gernot Henseler

 

Sie teilen am Schluß des Artikels „Schreispirale“ mit, dass Herr Lucke im 2.Anlauf seine Vorlesung störungsfrei halten konnte ! Mir stehen bisher nur Informationen zur Verfügung, wonach Herr Lucke seine Vorlesungen mehrfachabbrechen mußte ! Bitte teilen Sie mir mit, weshalb Sie zu dieser Aussage kommen. – Franz Turber

 

78 Prozent der Deutschen geben einer Allensbach-Umfrage zufolge an, vorsichtig zu sein, wenn es um die Äußerung der eigenen Meinung geht. Charlotte Parnack findet es in Anbetracht dessen von „Vorteil, wenn Menschen bei heiklen Themen zweimal nachdenken, bevor sie sich äußern“. Es gebe bereits „mehr Meinung denn je“ und dies sei das Problem. Sämtliche Beobachtungen Parnacks sind richtig, ihre Analyse aber ist gründlich falsch. Es sollte reichen, wenn mündige Bürger einmal sorgfältig über das nachgedacht haben, was sie sagen. Mehrmals nachdenken zu müssen (bzw. dies so zu empfinden und sich dann trotzdem nicht zu äußern) deutet darauf hin, dass etwas im Argen liegt. Zu den Gründen hierfür zählen die Erfindungen des Micro-Bloggings und der sozialen Netzwerke, wo die geschicktesten Vereinfacher die größte Reichweite haben. Vereinfachung schlägt Differenzierung.

Dieser Trend ist stärker denn je und ist unabhängig vom zugrundeliegenden politischen Standpunkt, da es schlicht daher rührt, dass die technischen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts auf unsere kognitiven Voraussetzungen aus der Steinzeit treffen. Es ist wohlfeil darauf zu verweisen, dass es schon genug (teils unsägliche) Meinungen und Gegenmeinungen gebe, denn von der Vielzahl lässt sich nicht auf eine Vielfalt geäußerter Standpunkte schließen. Letztere fällt der Ersteren nämlich immer mehr zum Opfer und dies ist sehr wohl ein Problem. – Dr. Jann Müller

 

Dieser Beitrag ist von der Überschrift weg teils wirr, teils banal. Dass die öffentliche Meinung erstritten werden muss, ist keine sehr aufregende Erkenntnis; dass Meinungsäußerung mit sozialen Kosten verbunden ist, auch nicht. Beide Aussagen sind triviale Allgemeinplätze und treffen auch für repressive Systeme zu. Man könnte dasselbe über Saudi-Arabien sagen. Was wollte uns Frau Parnack eigentlich sagen? Haben wir ein Problem, wie in der Überschrift suggeriert wird, oder haben wir keins, wie der letzte Absatz nahelegt? – Dr. Christian Voll

 

Auch wenn man sich nicht in ein verengtes Rechts-Links-Schablonendenken hineinpressen lassen möchte und lieber kontextsensitiv bleiben will, muss man eine elementare Krise der Demokratie befürchten. Trotz aller Missbräuche basiert Demokratie ja auf Rechtsempfinden und weit verbreitetem Gerechtigkeitssinn, auf Wahrhaftigkeit, Fähigkeit zur Selbstkritik, gegenseitiger Achtung und auf dem Gleichgewicht unterschiedlicher Kräfte. Ein Gleichgewicht, das nur so lange funktioniert, wie es regulierende uneingeschränkte Werte gibt, eine Orientierung, für die in der Bevölkerung eine verinnerlichte Übereinkunft vorhanden ist. Ohne diese gemeinsamen Werte verdrängen sich die unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen gegenseitig, und nicht die harmoniebedürftigsten, sondern die durchsetzungsfähigsten oder rücksichtslosesten behalten dann leider oft die Oberhand. – Gerhard Jahnke

 

Charlotte Parnack schreibt treffend : „Kann man seine Meinung nicht mehr frei sagen, wie viele glauben ? Das Gegenteil ist richtig : Es gibt zuviel davon. “ Egal, ob Herr Bernd Lucke oder „Frau Schmitz aus Köln“ etwas sagen oder schreien. Die Meinungsfreiheit und die Freiheit müssen Grenzen haben ! Stephane Hessel (Mitautor der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen) schrieb glaubwürdig in seinem Buch EMPÖRT EUCH: “Gegen die Diktaturdes Finanzkapitalismus …“ Könnte es vielleicht sein, dass wir trotzdemüber die Meinungsfreiheit verfügen, weil diese nichts ändern kann ? Ist unsere Meinungsfreiheit nicht nur ein Überdruckventil an einem Druckkochtopf ? Wäre das Überdruckventil nicht vorhanden, dann würde doch der Druckkochtopf (also das Volk) „explodieren“. – Ist der Durchschnitts-Bürger wütend/empört, dann macht er Blablabla mit einigen Gläsern Bier, und er wird wieder ruhig. Der typische Spruch : „Daran kann ich ja doch nichts ändern“.Wahrscheinlich will er seinen Lebensstil nicht ändern. Jean-Louis Barrault sagte zur Meinungsfreiheit : “La dictature, c’est ferme ta gueule. La democratie, c’est causetoujours”. – Volker Freiesleben

 

Ich finde, der gesellschaftlichen Dialog zu den Vorgängen um Bernd Lucke hat eine schlechte Qualität – wenn man das, was gerade in der Universität passiert, überhaupt als „Dialog“ bezeichnen kann. Ich hatte gehofft, dass die ZEIT sich dieses Themas annimmt und versucht, dem Vorgang eine konstruktive, sprich: dialogische Richtung zu geben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie es intern nicht diskutiert haben und wäre dankbar für eine Erklärung, warum Sie zu dem Ergebnis gekommen sind, sichnichtöffentlich an der Diskussion zu beteiligen. Ich tröste mich noch mit der Erkenntnis: „Was nicht ist, kann ja noch werden“ und hätte gern eine Antwort. –Dr. Helmut Quitmann

 

Eine Meinung zu haben -und davon kann es gar nicht genug geben- und zu äußern ist die eine Sache, Shitstorms und das Geschrei in Hörsälen als Antwort eine ganz andere. Persönliche Erfahrungen zeigen, dass man, wenn man eine abseits des Mainstreams gelegene Meinung mit entsprechender Argumentation äußert, oft keine Gegenargumente bekommt, sondern entweder zum Antisemit, Fremdenhasser oder was immer gerade zum Thema passt, abgestempelt wird. Frei nach dem Spruch der 60er Jahre: wenn’s dir hier nicht passt, geh‘ doch nach drüben.

Streitkultur geht anders. Streit ist, wie DIE ZEIT an anderer Stelle wenige Seiten weiter ausführt, eine Grundvoraussetzung für Demokratie. Und um die gilt es gerade derzeit mit guten Gründen zu kämpfen. Ich selbst habe erlebt, wie sich Nachbarn aus meinem bürgerlichen Wohngebiet einer Kleinstadt aus Sorge vor der Meinung der Nachbarschaft nicht getraut haben, eine AFD-Versammlung zu besuchen. Wir als Zugezogene haben -und konnten- uns diese Freiheit rausnehmen. Übrigens, das Ergebnis war meinungsbildend, wenn sicherlich auch nicht im Sinne des Gastgebers. Wir haben an dieser Stelle ein Problem und Negieren wird kein Beitrag zu einer Lösung sein. – Hendrik Takes

 

Mir hat der Artikel leider überhaupt nicht gefallen, Formuliert wurde schwammig, Studien die als Begründung benutzt wurden , nicht richtig ausgeführt. Fehlinformationen kamen dazu: Problemlos kamen die Studenten keinesfalls. Jeder einzelne Kursteilnehmer musste sich in einem Hörsaal mit Kapazität von circa 300 Menschen ausweisen und musste auf der Kursteilnehmer Liste stehen, um die in die Vorlesung zu kommen. Dass nenne ich wohl ganz klar NICHT „Störungsfrei“. Ich als Studentin in der Uni Hamburg kann Ihnen dies versichern ! Meiner Meinung nach setzt der Artikel eine falsche Botschaft , Verschiedene Position wurden überhaupt nicht abgeklappert. Ich erwarte ganz klar viel mehr von einem solchen Artikel. Aufgrund dessen habe ich mein Zeit Abo auch schon gekündigt. – Jola Decker

 

Religion ist entgegen Ihrer Behauptung keine „unveränderbare Eigenschaft“, anders als Hautfarbe und (mit gewissen Einschränkungen) Geschlecht. Das sollte Ihnen eigentlich bekannt sein. – PW

 

Dem Internet entnehme ich, dass Sie das Ressort „Streit“ leiten. Großartig, ich gratuliere! Umso mehr, als ich den Umgang mit Streitfragen in Ihrer Zeitung, etwa das Programm, miteinander ins Gespräch zu kommen, sehr schätze. Aber was ist in Ihrem Titelseiten-Kommentar von der Formulierung zu halten: „… unveränderbare Eigenschaften wie Geschlecht, Hautfarbe und Religion“? Darf ich unterstellen, dass das ein Ausrutscher ist? Gerade wer „Streit“ kultiviert, wie Sie und Ihre geschätzte Zeitung, darf doch davon ausgehen, dass dies hin und wieder beim Gegenüber zu Neubewertungen führt! (es sei denn, wir wären alle so in unseren Vorurteilen befangen wie Donald Trump). Denn: Wo kämen wir hin, wenn ein Mensch seine Religion nicht wechseln könnte?

Nun, den Vorgeschmack einer Gesellschaft, die das nicht mehr zulässt, erhält man beim Deutschen Evangelischen Kirchentag, bei dem ausgerechnet Juden, die Christen geworden sind, vom Reden ausgeschlossen werden: Religionswechsel nicht erwünscht! Dabei atmet das gesamte Neue Testament, auf das sich die evangelische Kirche beruft, nichts tiefer als den Wunsch, dass die Juden diesen Jesus als ihren Messias erkennen. Atheisten aus unserer Kultur werden stramme Muslime; und mir als Pastoraltheologen begegnen immer wieder Menschen aus islamisch geprägten Kulturen, die sich von Christus angezogen fühlen, die aber genau wissen: Wenn ich mich zum Christentum bekenne, werde ich aus meiner Sippe, meiner Familie, meiner Kultur ausgestoßen; bis hin zur Androhung massiver körperlicher Gewalt. Wer mag es diesen Menschen verargen, dass sie zögern, zu wechseln? „Streiten“ wir gemeinsam für eine Atmosphäre, in der jeder Mensch seine Religion und Weltanschauung überprüfen und verändern darf, auch mehrfach! – Hanno Herzler

 

Die diskursive, mitunter lancierte Umgangskultur in der deutschen Gesellschaft und Politik unterliegt fürwahr einer zunehmend auch subkutan-toxischen Projektion. Dabei hat jeder Demokrat, zumal jeder demokratisch gewählte Mitbürger, die moralisch-ethische und rechtliche Pflicht, in Wort und Tat für die Menschen- und Grundrechte einzustehen, antithetisches Verhalten konsequent festzustellen. Nicht zuletzt brauchen wir dazu freilich eine breite gesellschaftspolitische Aufklärung, die u.a. verdeutlicht, dass Meinungsfreiheit und politische Korrektheit einander nicht ausschließen, die aber aus guten Gründen gegenseitige Achtung und Toleranz einfordert. Viele werden das Zitat „Ich missbillige, was du sagst, aber ich werde bis zum Tod dein Recht verteidigen, es zu sagen“ sehr wohl kennen. Es gilt, wieder erheblich mehr in ebendiesem Sinne zu streiten. – Ira Bartsch

 

Nein, man kann seine Meinung in diesem System nicht mehr frei aussprechen, sondern ist dem allgemeinen gesellschaftlichen Gruppendruck ausgesetzt und hat sich am vorgegebenen Meinungsbild zu orientieren, weil man sich sonst zum Außenseiter degradiert. Das allgemeine Meinungsklima wird von der „political correctness“ und von der öffentlichen Meinung, die in erster Linie die veröffentlichte Meinung darstellt, vorgegeben. Meinungsabweichungen werden bestraft, weil überkorrekte Perspektiven den Vorteil der vermeintlichen und auch behaupteten moralischen Überlegenheit haben, was dann, allegorisch, bis zum Einsatz spezieller Keulen führt. – Mag. Martin Behrens

 

„In Deutschland darf man nichts Schlechtes über Ausländer sagen, ohne gleich als Rassist beschimpft zu werden“ – dieser Aussage stimmen 68 Prozent aller Jugendlichen zu. Wer möchte, dass man etwas Schlechtes über ihn sagt? War dies wirklich die Frage in der Shell Jugendstudie? Oder ist das der fast wörtliche Vorwurf der Beschimpften? Wenn man aber nicht mehr kritisch oder sachlich über die Zu- und Einwanderung diskutieren oder reden kann, ist dies schon bedenklich. Wenn ich spotan die Frage, wie sie in der Shell Jugendstudie gestellt wurde, im Bekanntenkreis stelle, bekomme ich eine ähnliche Zustimmung. Wenn ich dann nachfrage, wie die oder der Zustimmer es finden würde, wenn man „Schlechtes über sie oder ihn sagen“ würde, beginnt erst ein Nachdenken. Für das Nachdenken nehmen oder haben wir scheibar nur noch wenig Zeit und Übung. War dies also wirklich die Frage in der Shell Jugendstudie? Oder ist das der Vorwurf der Beschimpften? Ich würde mich freuen wenn Sie mir dies beantworten könnten und wie das für Sie ist, mit dem „Schlechtes über Jemanden sagen“. – Wilfried Heitlinger

 


 

 

Leserbriefe zu „Alles, sofort? Das geht nicht“ von Armin Nassehi

 

Nassehi stellt am Ende seines Beitrags die richtige Frage. Seine Sicht als systemischer Soziologe auf die Akteure verstellt ihm aber jegliche Antwort-Idee. Es kommt eben nicht darauf an, „sich von sich selbst zu distanzieren“. Es kommt vielmehr darauf an, sich auf sich selbst zu besinnen. Menschen sind eben nicht total von den jeweiligen Gesellschaftssystemen festgestellt, in denen sie agieren. Diese „Feststellung“ ist lediglich dem dogmatischen „Feststellungsdenken“ von Systemikern geschuldet. Indem sie alle Macht den Systemen zugeschrieben haben, haben sie die Menschen entmächtigt. Menschen sind jedoch eigensinnig und neigen zu Widerstand, wenn sie ihr Leben nicht menschenwürdig genug leben können.

Wenn es gelingt, diese intrinsische Motivation aufzunehmen und diese so engagierten Akteure miteinander zu verbünden, können starre Systeme durchaus flexibilisiert und menschenwürdiger ausgerichtet werden. Das kann dauern, kann aber auch sehr schnell gehen. Wie der Zusammenbruch des DDR-Systems zeigt. Diese Denker können eben nur „enttäuschen“. – Prof. Dr. Ferdinand Buer

 

Jedem differenzierten Beobachter der Klimadebatte dürfte klar sein, dass sich die Maximalforderungen in der Klimafrage gesellschaftspolitisch nicht durchsetzen lassen werden. In meinen Augen ist jedoch die Schaffung eine Narrativs zum Klimawandel eine Vorbedingung, damit Überlegungen zur erfolgsversprechenden Umsetzung der resultierenden Maßnahmen überhaupt Sinn ergeben. Fehlt dieser Anstoß, so werden alle Diskussionen über soziale Aspekte reine Theorie bleiben. Frei nach Hegel bedarf es also einer Antithese zur derzeitigen Klimapolitik, um eine zielführende Synthese aus Forderungen und Ist-Zustand zu ermöglichen. Dabei dürfen und sollten zunächst tiefgreifende Ansprüche gestellt werden. Andernfalls existiert kein Gegenpol zur derzeitig noch kleinlichen Politik der Bundesregierung und kein Anreiz diese zu verändern. – Till Sickert

 

Ich gehöre eher zu den Menschen, die das alles ganz gelassen sehen. Unser Planet ist in erster Linie für die Menschen, Pflanzen und Tiere gemacht. Was hat sich in den letzten 32 Millionen Jahren alles schon geändert. Der Mensch konnte nur zuschauen, wie unsere Welt sich entwickelt. Das wird auch in der Zukunft so sein. Ob mit oder ohne den Homo. Was hat die Wissenschaft schon alles falsch vorausgesagt. Der Jugendwahn hat in Deutschland eine besondere Qualität der Dummheit gezeigt. Der Mensch kann die Natur nicht ändern. Die macht was SIE will. Bestenfalls kann der Smog etwas vermindert werden. Mehr ist nicht drin. – Gunter Knauer

 

Endlich einmal ein sinnvoller Artikel zum Thema, der nicht die heilige Greta (die Ironie richtet sich nicht gegen das Kind, sondern gegen die mediale Ikonisierung desselben) zum Maß aller Dinge erklärt. – Fritz Kronberg

 

Wie bekommt man diejenigen, die unterschiedliche Problemlösungstools und Interessenlagen haben, dazu, sich von sich selbst zu distanzieren und daran zu arbeiten, wie man mit dem Richtigen Geschäfte machen, gewählt werden kann oder gute Lebensformen einrichten kann? Sind das naive Vorschläge?“ fragt Armin Nassehi in diesem lesenswerten Beitrag. Dass diese wichtigen Fragen ausgerechnet zur Un-Zeit aufkommen, in der ungebremster Individualismus und ein Das-steht-mir-zu-Egosimus um sich greifen, liegt vielleicht in der Natur der Sache: Distanzierung von sich selbst – alle mal tief durchatmen – das ist Labsal für Seele, Geist und Körper. Endlich müsste ich nicht mehr um mich selbst kreisen, was ja so langweilig ist wie nur irgendwas; endlich könnte ich mein Objektiv aufziehen und eine weitere Perspektive einnehmen. Distanzierung von sich selbst, oder sagen wir es mit Marlon Brando als Colonel Kurtz am Ende des Klassikers „Apocalypse Now“: „Haben Sie jemals über wirkliche Freiheiten nachdacht? Freiheiten von den Meinungen anderer? Sogar von den eigenen Meinungen? – Thomas Vehoff

 

Applaus, Applaus – für deine Worte! Und vielen Dank für die Leistung, meiner bisher recht diffusen Meinung zum Thema Klimakriseein Stück weit Klarheit zu geben. Gut, dass es Menschen gibt, die in der Lage sind, die eigenen Gedanken so zu formulieren, wie man es selbst manchmal nicht kann. Und dazu noch das grandiose Bild! – Hans Ulrich Sautter

 

Nassehi zählt selbst zur Elite. Um seinen Beitrag zur „Klimakrise“ schreiben zu können, stellt er die Behauptung auf, die Gefahr der Vereinfachung habe auf Seiten der klimapolitischen Bewegungen zugenommen, was in deren Verlangen zum Ausdruck komme, „dass alles sofort und radikal und ohne Kompromisse anders werden muss.“ Das ist ziemlich arrogant und falsch, denn die These ist empirisch nicht verifizierbar. Hat er eine Untersuchung dazu vorgelegt? Nein. Pure Landschaftsbebauptung!

Dagegen nenne ich die Sonderberichte des IPCC und z. B. das kleine, in der“ Wissen“ – Reihe des Beck Verlags in der 9.Auflage erschiene Bändchen von Rahmsdorf | Schnellhuber, das in ausgezeichneter Weise zum Klimawandel und den zu ergreifenden Maßnahmen in Kürze informiert. Nassehi erscheint in der Debatte darüber eher als Bremsklotz und verquaster Bedenkenträger. Der kluge Mann versteckt hinter seinen theoretisierenden Erwägungen seine eigentliche Position: „Keine Gegenkraft entwickeln, sondern die Bewegungsrichtung des Gegenübers für die eigenen Ziele verwenden.“ Diese Art medienpolitische Verwirrung vernebelt den klaren Blick fürs Notwendige. – Johannes Klotz

 

Einen effizienzsteigernden Lösungsansatz bei der Bewältigung unseres Menschheitsproblems Klimawandel sieht der Autor in einer organisatorischen Restrukturierung zur Erarbeitung geeigneter Maßnahmen. Er fordert, „Formen der Selbstdistanzierung zu institutionalisieren“. In der Konkretisierung beschränkt er sich allerdings beispielhaft auf die Schaffung bundesdeutscher Institutionen. Im Hinblick auf die Komplexität der globalen Problematik wird das nicht ausreichen. Bundesdeutsche Institutionen mit „Selbstdistanzierung“ zu schaffen, wäre ebenfalls nur eine dezentrale Herangehensweise und bestenfalls arbeitsteilig, sofern andere mitmachen. Erst mit der Vernetzung nationaler Institutionen auf supranationaler Metaebene, wären weltweit wirksame Vorschläge zur Verbesserung des Klimas möglich.

Selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass unter dem Druck klimatischer Entwicklungen zentrale Institutionen entstehen, die das Weltklima im Blick haben, bleibt noch die Hürde der politischen Umsetzung auf nationaler Ebene. Sollte es zutreffen, dass mindestens drei Viertel oder mehr der Weltbevölkerung nicht willens (reiche Länder) oder in der Lage sind (arme Länder), ihr Verhalten den als notwendig erachteten Maßnahmen anzupassen, sind sämtliche Bemühungen einer Klimaverbesserung zum Scheitern verurteilt. Während wir aktuell weder ernsthaft begonnen haben, leistungsfähige Weltinstitutionen zur Bekämpfung der Klimakrise zu errichten, noch global wirksame Maßnahmen in Sicht sind, wachsen die Klimaprobleme ebenso rasant wie die Weltbevölkerung mit ihrem steigenden Ressourcenbedarf. Keine beruhigende Zukunftsperspektive. – Wolfgang Schmitz

 

Dieser Beitrag faßt in bemerkenswert kluger Weise Kernprobleme der Klima-Politik zusammen. Als Ingenieur, mit beruflicher Lebenserfahrung von 1952 bis 2016, (auch Kernkraft-, Automotive-, energet. Bausanierung) danach immer noch ehrenamtlich mit Projekten beschäftigt, die auf vielen Gebieten die Bremsmanöver interessen-, lobby-, ideologie-,naivgesteuerter Politik unwirksam machen sollen, möchte ich mit u.a. folgenden Gedanken ergänzen: 1. Wenn ich mit meinen Partnern ein Unternehmen sanieren, rationalisieren oder modernisieren mußte, wurde mit einer Risikoanalyse begonnen, die vom „worst-case“ bis zum „best-case“ reichte und Einflußgrößen-Analysen (+/-) nach Ishikawa und eine von mir entwickelte Potenzialanalyse umfaßte. Für den Sanierungsprozess gab es enge Terminziele.

2. Auf den Globus bezogen müßte der Worst-Case-Fall mit Kippgefahren (points of no return) besonders gründlich überprüft werden. Seit einigen Jahrzehnten verfolge ich das Trauerspiel weltweit rund um die Klimapolitik. Ein Tauziehen zwischen ernsthaft Bemühten, Klimaskeptikern (von wem wohl finanziert?) und jenen, die keine dicken Bretter bohren wollen und ihre Fähnchen nach dem Wind richten. Das macht mir manchmal Angst. 3. Ihr Vorschlag interdisziplinär an die Arbeit zu gehen gefällt mir sehr. Bei solchen Teams sollten allerdings Industrial Engineering-Fachleute mit Praxiserfahrung bei der Durchführung von Sanierungsmaßnahmen nicht fehlen. Zu oft verläßt man sich auf Experten, die aus zweiter Hand leben, sich auf Statistiken und e Befragung von interessengeleiteten Managern oder ideologische Vorgaben verlassen. 4. Nachdem wir bei Sanierungen festgestellt hatten, daß weder Top-Down noch Bottom-Up alleine schnell genug zum gewünschten Ziel führten, versuchten wir beide Ansätze im „Gegenstromprinzip“ zu Wirken zu bringen, meist mit großem Erfolg. 5. Zu spät wurde begonnen ernsthaft und systematisch an die Sanierung des blauen Planeten heranzugehen. Es wäre schön, wenn Ihre Denkansätze zu einem wirksamen Brain-Storming über alle Grenzen und Blockaden hinweg führen könnten. – Dipl.-Ing. Diether Sieghart

 

Das ist wahrscheinlich die bisher schlaueste Erklärung für die Trägheit der Politik selbst in lebenswichtigen Fragen. Auch eine neue Hoffnung wird geweckt, doch noch etwas effektvoller in Bewegung bringen zu können. Aber auch die muss scheitern, weil der hier nötige wirtschaftliche Vorteil für alle angesichts der widerstreitenden Interessen nicht zu erzielen ist. Denn nicht mangelnder Lösungswille führt zu Entscheidungen auf dem kleinsten Nenner, sondern das Primat des Wachstums und des Profits. Abgesehen davon, dass so nur der fragliche Wachstumsgedanke weiter angetrieben wird. Die eigentliche Ursache der Misere wird jedoch auch hier nicht benannt, nämlich der grundsätzliche Unwille des Menschen, nach fremden Vorstellungen leben zu wollen. Spätestens wenn es um die Art des Gesellschaftsmodells geht, beginnen Konkurrenz und Aufrüstung. So werden wir uns wohl auf ungemütliche Zeiten einstellen müssen, bis wir uns wegen der Umweltkosten nicht nur keinen Luxus mehr leisten können, sondern das Leben für die meisten zu teuer sein wird. – J. Kirchhof

 


 

 

Leserbriefe zu „Außer man tut es“ von Jörg Lau

 

Habe selten einen Beitrag mit so vielen Fragesätzen gelesen! Und dennoch habe Sie eine wichtige nicht gestellt, nämlich die nach der Rolle der Bundeskanzlerin: Frau Merkel, über den Vorstoß ihrer Ministerin bestens informiert, rührt trotz ihrer Kompetenz und internationalen Vernetzung keinen Finger, um Kramp-Karrenbauer zu unterstützen, eine Ministerin mit der geringsten Erfahrung in Außen- und Verteidigungspolitik. – Ihr Artikel endet mit der Alternative Rettung der Kurden oder Rettung der Ministerin. Die Entscheidung darüber liegt seit der Übereinkünfte zwischen Putin und Erdogan vor: Es geht jetzt um Kramp-Karrenbauer.

Luftschloss: Kaum war die Beute verteilt,/als uns die Neuigkeit ereilt,/die Räuber, also Türken, Syrer/und die Russen, ihre Führer,/sollen zur Absicherung der Beute/möglichst bald, am besten noch heute/internationalen Schutz erhalten/und die Kurden draußen halten./Das ist, man glaubt es kaum,/einer deutschen Frontfrau Traum./Sie merkt, als sie daraus erwacht,/dass die Welt darüber lacht./Annegret Kramp-Karrenbauer/ist ein neuer Luftschlossbauer./Das Einzige, das sie gewonnen,/ist Aufmerksamkeit, die bald zerronnen./Es reicht, verehrte Annegret,/kein Luftschloss, wenn man im Regen steht. – Johannes Kettlack

 

Sie vergessen leider (wie so viele Kommentatoren), dass die Bundeswehr nicht nur mit Luftaufklärung und Waffenlieferung am Kampf gegen den IS beteiligt war und ist, sondern auch an der Ausbildung der Peschmerga im Irak. Mein Vater war letztes Jahr über ein halbes Jahr im Irak. Es ist traurig, dass dieser Einsatz hunderter Soldaten in der Öffentlichkeit vollkommen unbekannt und ungewürdigt bleibt. Zumal, meiner Meinung nach, die Untätigkeit der Eurpäer und insbesondere der Deutschen in diesem Kontext noch schwerer wiegt und den Verrrat an den Kurden umso abscheulicher macht. Wir bilden sie aus, um unsere Feinde zu bekämpfen und dann lassen wir sie fallen, als sie unsere Hilfe brauchen. Das hat auch Symbolwirkung für die zahlreichen anderen Ausbildungsmissionen der Bundeswehr (v.a. in Mali und Afghanistan). Unsere dortigen „Verbündeten“ werden mit Sorge beobachten, ob wir uns weiter für die Kurden einsetzen. – Maik Niederstein

 

Ich bin entsetzt über die Lobeshymne zur Idee AKKs zur Entsendung von deutschen Soldaten nach Syrien. Genau das Gegenteil ist der Fall: als die Amerikaner dort noch Bodentruppen hatten und Trump angekündigt hat, diese abzuziehen, hätte Deutschland, ohnehin schon in der Region tätig und am Kampf gegen den IS beteiligt, die Amerikaner ohne größeres Riskio ablösen oder entlasten können. Jetzt, nachdem massenhaft IS-Kämpfer geflohen sind, die Türkei das Gebiet angegriffen hat und neue Unsicherheit entstanden ist, will AKK aus rein persönlichen ein Engagement dort. Nicht nur, dass sie Minister und Regierung mit einem Affront überrumpelt hat, jetzt sind Deutsche bei einem Einsatz dort WIRKLICH in Gefahr. AKK hat damit endgültig als Ministerin und Parteivorsitzende ihre Unfähigkeit bewiesen. – Peter Helbig

 

Der Vorstoß von Frau Kamp-Karrenbauer dient zum jetzigen Zeitpunkt leider tatsächlich nur noch der Rettung ihrer selbst. Denn die Fakten haben inzwischen Putin und, mit Zugeständnissen, Erdogan geschaffen. So richtig die Idee von AKK sein mag; sie kommt Monate zu spät. Da wäre Zeit gewesen, alle ins Boot zu holen: die eigene Partei, den Koalitionspartner, die Verbündeten in EU, NATO und die UN. Ob das erfolgreich geworden wäre bleibt offen, aber es wäre den Versuch wert gewesen. Allerdings wäre ein Deal mit Russland im UN-Sicherheitsrat in Sachen Krim / Ost-Ukraine letztlich nur der Austausch völkerrechtswidrigen Verhaltens dort gegen das der Türkei in Nordost-Syrien. Kann man das wollen? Und den betroffenen Kurden nützt leider weder das Eine noch das Andere. – Dietrich Briese

 

Ich bin doch einigermaßen erschüttert über die Leichtfertigkeit, mit der Jörg Lau über ein äußerst komplexes Thema schreibt und dem aus der Hüfte geschossenen Vorschlag der Verteidigungsministerin etwas Gutes abgewinnen will. Was ist denn an dem Vorschlag gut, in der aktuellen Situation deutsche Bodentruppen in das Krisengebiet zu entsenden? Es muss doch wohl jetzt primär darum gehen, die völkerrechtswidrige Aggression der Türkei zu stoppen und dafür zu sorgen, dass ihre Truppen das syrische Territorium wieder verlassen. Und dann muss international garantiert werden, dass die Kurden wieder in ihre Heimat zurückkehren können. Zwangsumsiedlungspläne tragen weder zur Stabilität, noch zum Frieden in der Region bei.

Ich darf mir im Übrigen den Hinweis erlauben, dass die syrischen Regierungstruppen mit Hilfe der Russen diesen äußerst brutalen Bürgerkrieg für sich entschieden haben. Es ist daher jetzt neben vorrangiger humanitärer Hilfe die Hauptaufgabe, die Nachkriegsära so zu gestalten, dass die Millionen Geflüchteten in ihre Heimat zurückkehren können, ohne um Leib und Leben fürchten zu müssen. Wenn Jörg Lau meint, wer über die Zukunft Syriens mitbestimmen wolle, müsse bereit sein, eigene Soldaten zu entsenden, dann erinnert mich das an das fatale kolonialistische Weltbild vergangener Zeiten, auch bekannt unter dem Begriff „Kanonenboot-Politik“. Die Zukunft Syriens sollte vielmehr durch das syrische Volk selbst und nicht durch externen Militärmächte mit ihren unterschiedlichen Eigeninteressen bestimmt werden.

Die UNO hat mit ihrem Sondergesandten Geir Pedersen einen Verfassungsprozess mit einem 150 köpfigen Verfassungsrat auf den Weg gebracht. Dieser Prozess bis hin zu späteren Wahlen muss international gestützt und durch Wiederaufbauhilfe fundiert werden. Deutschland sollte auch im eigenen Interesse diese gewaltige Aufgabe nach Kräften unterstützen. Der an Trump erinnernde Alleingang von Frau Kramp-Karrenbauer hat aus meiner Sicht nicht dem Ansehen Deutschlands genützt, sondern nur allseits für Kopfschütteln über ihr dilettantisches Vorgehen gesorgt. – Staatssekretär a.D. Hartmut Wegener

 

Bei der Diskussion über die Sicherheitszone an der türkisch-syrischen Grenze wird ignoriert, dass die Türkei auch die Gründung von 140 Kleinstädten in der Sicherheitszone für 2 Millionen Flüchtlinge vorgesehen hat. Es könnten vorbildliche Friedens-Garten-Städte werden. Europa könnte sich mit Städte-Partnerschaften und mit Rat und Tat beteiligen, um den Menschen endlich erfreuliche Perspektiven zu geben. Erich Kästner hatte schon recht: „Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es.“ – Dieter Seifert

 

Erich Kästner (1899-1974) war ein deutscher Schriftteller, Publizist, Drehbuchautor und Kabarettdichter, der da einst sagte:“Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es!“ Annegret Kramp-Karrenbauer (deutsche Verteidigungsministerin und CDU-Chefin) tat (fast) etwas; …“außer: Frau tut es!“ Vielleicht wäre: „Abwarten und Tee trinken“*), sicherer gewesen, aber „hinterher ist man/frau immer klüger als vorher“*). Heiko Maas (Bundesaußenminister/SPD) wollte drauf die glühenden „AKK-Kohlen“ aus dem türkischen Feuer holen, und hat sich dummerweise auch noch seine Finger dabei verbrannt. „Ich habe gekocht, es gibt Türkischen Tee (Cay) „, möchte ich das rufen! *) deutsche Sprichworte – Klaus P. Jaworek

 

Der Türkei-Deal von Frau Merkel, wie der Sieg der amerikanischen-kurdischen Allianz hat Europa Zeit gekauft. Jedem halbwegs intelligenten Menschen müsste klar sein, dass weder die Türkei auf ewig Geflüchtete zurückhalten wird, noch die Kurden ewig die europäischen IS-Kämpfer zu bewachen in der Lage sein werden. Hier wäre ein Vorschlag längst überfällig. Leider kommt der Vorschlag von Frau Kramp-Karrenbauer, so sehr ich ihn befürworte, zu spät. Er hätte vor dem Abzug der Amerikaner kommen müssen. Abgesehen davon, dass die Bundeswehr, nach allem, was man liest, kaum mehr in der Lage ist, als die Oder-Neiße-Grenze zu bewachen. Es fehlt an Material, wie an Personal. Nachdem die Amerikaner offenbar ihr internationales Engagement zurückdrehen, muss Europa und insbesondere Deutschland mehr tun. Dass die deutsche Verteidigungsministerin jetzt Außenpolitik betreibt, ist ein Armutszeugnis. So wenig in die Zukunft weisende deutsche Außenpolitik wie aktuell war selten. Keine Strategie, kein Plan ist erkennbar. – Till Borchert

 

Annegret Kramp-Karrenbauer sollte damit beginnen, die Dinge vom Ende her zu denken. Bislang jedenfalls ist es ihr nicht annähernd gelungen, das gebotene Bewusstsein ihrer (neuen) amtlichen Verantwortung zu vermitteln. Dabei wäre die von der Verteidigungsministerin (und eben CDU-Chefin)vorgeschlagene Initiative für Syrien sachlich zweifellos richtig gewesen – wenn AKK diese nicht eindeutig zu spät und viel zu schlecht abgestimmt vorgestellt hätte. So jedoch verkommt eine durchaus gute politische Absicht letztlich nicht nur zu einer veritablen Farce; sie wird zudem beim nächsten denkbaren Szenario zu einer internationalen Bürde für die deutschen Außen- und Verteidigungspolitik. – Ira Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Ohne Schadstoffe, ohne Spaß“ von Katharina Heckendorf

 

Wer auf hormonverändernde Chemikalien verzichten möchte, darf vor allem keine Sojaprodukte (also auch kein Tofu), keine Möhren und keine Hülsenfrüchte wie Erbsen und Bohne verzehren. Die darin enthaltenden natürlichen hormonverändernden Chemikalien sind um bis zu 1000 mal höher konzentriert, als die Höchstgrenze dessen, was in Europa aus einigen wenigen Kunststoffarten herausmigrieren darf. In der beschichteten Pfanne z.B. sind keinerlei solcher Substanzen, auch die geschilderten Abfüllschläuche haben sicherlich keine hormonverändernde Chemikalien. Frau Heckendorf scheint dem falschen Teufel auf der Spur und möchte vielleicht auf alles verzichten wollen, was „Poly“ in der Vorsilbe enthält. Dass aber der menschliche Körper aus einer Vielzahl von Polymeren besteht (Haare, Fingernägel, Eiweiße, wie die DNS) wird sie und die Leser wohlmöglich eher irritieren als beruhigen. – C. Bonten

 

Ich finde es durchweg positiv dass über das Thema hormonell wirksame Stoffe berichtet wird. Ich denke dass noch viel zu wenig Menschen über diese Gefahren in Alltagsprodukten informiert sind. In so einem Artikel hätte ich mir eine stärkere Kritik an den Produzenten solcher Produkte gewünscht und einen lösungsorientierten Ansatz für den Verbraucher. Stattdessen stellt die Autorin in den Vordergrund dass vorhandene Alternativen dazu führen, dass man stinkt, fettige Haare hat und nicht mehr vor die Tür gehen kann. Ich bin selbst großer Fan von plasktikfreien Drogerieprodukten, mir hat noch nie jemand gesagt dass ich „nach Klostein“ rieche und ich gehe jeden Tag gerne aus dem Haus und traue mich unter Menschen. Bei Interesse gebe ich der Autorin gerne einen Tipp für ein gutes Deodorant und ein tolles festes Haarshampoo ohne hormonell wirksame Stoffe und ohne fettige Haare. – Insa Dehne

 

Ohne Schadstoffe, und – ganz viel Spaß. Ich hoffe, der Artikel hält niemanden davon ab, sein Leben grüner zu gestalten. Mir macht grüner leben ganz viel Spaß. Ich finde fast täglich etwas, wie ich grüner leben kann – und ich entdecke meine Kreativität dabei. Nie schleppe ich kiloweise Gläser mit mir herum, wenn ich Nudeln, Müsli, Reis ohne Verpackung kaufe. Ich fülle die Sachen einfach in Stoffbeutel, die gibt es im verpackungsfreien Supermarkt zu kaufen. Käse lasse ich mir vom Käselaib abschneiden und auf ein Bienenwachstuch legen. Das konnte bisher sogar jeder normale Supermarkt bewerkstelligen.

Zum Putzen brauche ich nur noch Natron und Essig. Die Anwendungsgebiete des Natrons faszinieren mich. Neuerdings mache ich selbst Spülmaschinentaps selbst, sie sehen genauso aus, wie die toxischen aluminiumverpackten. Ihre Form bekommen sie, weil ich die verrührte Masse aus Speisenatron, Waschsoda, Speisesalz, Zitronensäure und Wasser in einem Eiswürfelfach trocknen lasse. Das Spülergebnis ist hervorragend, besonders die Gläser strahlen. Die Haare wasche ich mir mit einem Bio-Flüssigschampoo aus einem verpackungsfreien Laden. Das spart mir sogar Geld, weil ich seitdem keine anderen Haarpflegeprodukte mehr haben will. Nie wieder werde ich ein Deo kaufen, denn ich habe mein erstes Deo selbst gemacht. Es funktioniert hervorragend. Statt Abschmincktüchern nehme ich ein Stück Baumwollstoff, das ich rund geschnitten habe. Es ist so einfach, spart Geld und ich habe Spaß dabei. – Agnes Nieße

 

Ich habe einen tollen Tipp zum Thema Haarewaschen ohne Schadstoffe: Roggenmehl. Es ist frei von endokrinen Schadstoffen, kommt in einer umweltfreundliche Papierverpackung daher und preisgünstig. Wir (unsere 5 jährigem Zwillingstöchter und ich… mein Mann trägt eine Glatze) waschen uns seit geraumer Zeit die Haare ausschließlich mit Roggenmehl. Die Mädels sind begeistert, denn es gibt kein brennen in den Augen mehr und die Reste des angerührten Mehlbreis werden in der Wanne aus der Schüssel geschleckt… das alte Shampoo wird konsequent abgelehnt. Das Resultat bring Spaß… glänzende, saubere und weiche Haare, nicht ganz so flusig wie mit herkömmlichen Shampoo. Bio-Roggenmehl mit warmen Wasser anrühren, etwas stehen lassen, in die Haare einmassieren und nach 5 Minuten Einwirkzeit mit Wasser ausspülen.

Bitte probieren Sie es mal aus. Hier der Link zu einer ausführlichen Anleitung: https://www.smarticular.net/Roggenmehl-statt-Shampoo-Erfahrungen/Ich freue mich immer, wenn ich eine Plastikflasche aus meinem Badezimmerschrank verbannen kann. Zum Duschen brauchen wir nur noch Olivenseife und die Roggenmehlmischung, die Hand/Fußcreme habe ich durch das Stapeler Ei ersetzt, Cremes in Gasbehältern… und ich bin sicher, es folgt weiteres. Welch eine Wohltat… mir macht es Spaß! – Marion Berthel

 

Ihr Artikel hat mich leider sehr wütend und gleichzeitig traurig gestimmt. Es zeigt ein Beispiel von grünen Leben, das andere nur abschreckt. Denn es hört sich kompliziert, anstrengend und überaus impraktikabel an. Dabei ist der Weg zu einem nachhaltigen Leben und/oder Verzicht auf hormonverändernde Chemikalien gar nicht so unbequem. Wenn der Versuch gestartet wird alles von heute auf morgen richtig zu machen, dann jedoch schon. Wer sich mit Themen wir unverpackt, bio und schadstofffrei vorher nicht auseinandergesetzt hat, der braucht schlichtweg Zeit dafür. Zeit sich zu informieren und den Prozess der Veränderung langsam zu durchlaufen, um ihn zu verinnerlichen. Alles andere gleicht Bulimie-Verhalten. Neben den Kautabletten gibt es die Möglichkeit die Zahnpasta schadstofffrei selbst herzustellen (Anleitungen gibt es unzählige im Internet), bio-Gemüse lässt sich sowieso am besten in einem Biomarkt, statt in konventionellen Supermärkten einkaufen.

Dort muss das Bio-Gemüse und -Obst aus bestimmten Gründen in Plastik verpackt sein. Außerdem benötigt der Körper mehrere Wochen, um sich von den Schadstoffen eines herkömmlichen Deos zu befreien und die natürliche Transpration wieder herzustellen, so dass schadstofffreie Deos funktionieren. Sobald sich der eigene Geruch angepasst hat, kommt man ggf. sogar ohne deo aus. Ich benutze nur im Sommer welches, das auch nur sporadisch und ich müffel nicht! Ähnliches gilt für die Haare, denn es gibt auch Haarshampoos, die super schäumen. Der Artikel zeigt nur wie man es nicht machen sollte, alles auf einmal. Sondern vielmehr Schritt für Schritt, so wie alles andere im Leben auch. Doch Unwissende würde der Artikel eher demotivieren und jegliche noch so kleine Umstellung bleibt folglich aus. Sehr schade, dass die angeführten Punkte nicht Teil der Argumentation waren. Verstehe auch nicht warum bei all dem kein Spaß ist. Sofern es peu a peu geschieht, steckt mehr Neuigier und Spaß dahinter. – Marija O’Connor-Close

 

Mit wachsendem Ärger las ich Ihren Artikel, der Wasser auf die Mühlen der Klimawandel-ist-doof-aber-meine-Bequemlichkeit-hat-Vorrang-Menschen ist. Grüner leben, ja das hat wie alles seine Preis! Und das bedeutet: nicht eins zu eins ersetzen, sondern verzichten. Wofür brauchen wir Make-up, Gesichtscreme und Bodylotion? Für ebenmäßige Haut, wie es die Branche suggeriert? Muss es jeden Abend Schokolade sein? Das Brot für die Mittagspause kann man hervorragend selbst schmieren: beim kleinen, unabhängigen Bäcker trifft man meist auf Verkäuferinnen, die einem das Brot in einen mitgebrachten Beutel packen. Aufstriche aus Paprika oder anderem Gemüse sind schnell und einfach zubereitet. Das Gemüse ist in jedem gut sortierten Bioladen, der keiner Kette angehört und somit ebenso Lohndumping betreibt wie gewöhnliche Discounter, unverpackt erhältlich. Für Käse und Wurst gilt im übrigen das Gleiche. Wer die Verkäufer freundlich bittet, hat meist Erfolg.

Das Haarewaschen mit Seife war auch für mich anfangs ungewohnt, doch wenn man einen Liter Wasser mit einem Esslöffel Apfelessig mischt, das Haar damit und anschließend mit klarem Wasser spült, erzielt gute Ergebnisse. Dass es danach nicht so seidig glänzt wie nach einer Wäsche mit L’Oréal-Super-Glanz-Shampoo, ist ein gutes Zeichen – wenig Chemie, mehr Natur. Der Apfelessig ist in jedem Bioladen günstig in eine Glasflasche verpackt erhältlich. Wenn nicht jeder Bereitschaft zeigt, ist das Projekt von Anfang an als gescheitert zu betrachten. Gehe ich dafür auf die Straße? – Malin Krieger

 

Streiten ist wichtig, so das aktuelle Motto der ZEIT. Solange Herr Ullrich seine Beiträge zugunsten des Umweltschutzes schreibt, dürfen andere Ressorts Grünen-Bashing betreiben. Das Ressort Wirtschaft tut das schon lange gerne. 4 Stunden dauerte der Einkauf für Frau Heckendorf, weil sie einen kompletten Verzicht auf Schadstoffe anstrebte. Als Mitarbeiterin des Wirtschaftsressorts sollte sie wissen, dass jeder Schritt in Richtung auf ein Maximum (hier: auf eines an Verzicht) immer mehr Aufwand kostet. Am Ende wird der Aufwand unendlich. Frau Heckendorf schreibt selbst, dass es beim Maximum keine Autoreifen mehr geben dürfte. Normalerweise strebt, wer zielgerichtet denkt, ein Optimum und nicht ein Maximum an. Aber es geht ja nicht um Vernunft, sondern um Grünen-Bashing. – Christoph Zahrnt

 


 

 

Leserbriefe zu „Eigentum für möglichst viele!“ von Otto Schily

 

Endlich bricht jemand die Lanze für Eigentümer! Nach langer Zeit gibt es nun mal einen Artikel, der auch für Eigentum Partei ergreift. Ansonsten werden Eigentümer in der öffentlichen Berichterstattung meistens nur stigmatisiert. Eigentum erscheint als etwas Unerhörtes. Wer Eigentum hat, sei unangemessen bevorteilt und von dem müsse zwecks Umverteilung mehr genommen werden. Wer Eigentum habe, werde dank steigender Immobilienwerte immer wohlhabender. Nur gehört auch zu der Wahrheit, dass ohne Verkauf diese Wertsteigerungen vom Eigentümer gar nicht abgeschöpft werden können und angesichts der Immobilienblase auch irgendwann wieder platzen werden. Und wenn dank Grundsteuerreform die Grundsteuer und damit infolge Umlegung die Gesamtmietkosten steigen sollten, ist dann etwa der Vermieter schuld?

Natürlich gibt es solche Reiche, die dank ihres Erbes schon von jung an in Luxus schwelgen können, ohne je arbeiten zu müssen. Solche Leute werden immer einen Weg finden, um das Vermögen vor übermäßigem staatlichen Zugriff zu schützen. Denn dieses Vermögen wird nicht von Landesgrenzen aufgehalten, es kann vor staatlichen Maßnahmen leicht ins Ausland flüchten. Nicht so der “normale Bürger”. Er hat sich sein Vermögen oft selbst erarbeiten müssen.

Beim Immobilienerwerb fällt Grunderwerbssteuer an, danach kassiert die Kommune regelmäßig Grundsteuer. Diese Grundsteuer wird allen Beteuerungen zum Trotz im Angesicht der aktuellen Reformen steigen. Und dann wollen einige auch noch die Vermögenssteuer wieder einführen. Wir haben kein Geld von Verwandten geerbt. Während andere ihr Geld mehr für Konsum, Reisen etc. ausgaben, haben wir zurückgesteckt und Geld beiseite gelegt, um möglichst früh unsere Immobilie erwerben zu können. Diese Immobilie gibt uns nicht nur mehr Geborgenheit sowie Unabhängigkeit von irgendwelchen Vermietern und Mietsteigerungen, sie ist auch wesentlicher Bestandteil der Altersvorsorge.

Die Bürger sollen immer mehr selbst vorsorgen und müssen dies auch, denn die staatlichen Renten- und Versicherungsleistungen werden immer weiter zurückgeschraubt. Vorsorge erfordert zwangsläufig, Vermögensrücklagen zu bilden. Doch gleichzeitig geht der Staat immer mehr an genau diese Rücklagen ran oder möchte das zumindest. Da ist dumm, wer überhaupt noch Vermögen bildet. Vielleicht einfach ganz auf staatliche Alimentation bauen?! Mieter befürworten oftmals die Kampagnen gegen Eigentümer. Sie empfinden es als ungerecht, dass andere Eigentum haben, während sie ständig steigenden Mieten ausgesetzt sind.

Dahinter steckt aus meiner Sicht oftmals auch einfach Neid. Dabei kann gerade in den Niedrigzinszeiten sich auch derjenige Eigentum leisten, der wenig Eigenkapital besitzt. Niemand muss das machen, aber soll sich dann bitte auch nicht beschweren, dass andere Eigentum haben. Eigentum bringt nicht nur Rendite, sondern auch Verpflichtungen. Damit sind nicht nur Abgaben gemeint, sondern auch die regelmäßigen Ausgaben. Klar, wer neu baut, hat für die erste Zeit Ruhe. Doch nicht jeder kann sich einen Neubau leisten. Und beim Erwerb einer Gebrauchtimmobilie kommen Modernisierungs- und Instandhaltungskosten sehr schnell auf den Käufer zu.

Ein ganz anderer Aspekt erscheint schließlich noch im Lichte der aktuellen Umweltdebatte. Wir bekommen ständig gesagt, wie schlecht Konsum für die Umwelt sei. Nachhaltigkeit wird gepriesen. Wenn weniger Konsum anfällt, wird das gleiche Geld mehr in Rücklagen gesteckt. Was machen mit Rücklagen? Vermögen bilden. Nur welches Vermögen? Wenn Bankkonten real nur noch Negativzinsen abwerfen und auch andere Geldanlagen gemieden werden, was steht dann näher, als Immobilienvermögen zu erwerben. Wer reale Werte schafft, schafft Werte. Politik und Gesellschaft dürfen Eigentum und Eigentümer nicht immer nur verteufeln. Ohne Eigentum wird die Gesellschaft nicht besser, sondern schlechter. Genau deshalb bin ich Herrn Schily für seinen Beitrag so dankbar! – Björn Reetz

 

Auf Seite 11 der aktuellen ZEIT begründet Otto Schily seine ablehnende Haltung zur Einführung einer neuen Vermögensteuer. Der ist nun schon 87 Jahre alt und hat in seiner Laufbahn als Politiker schon so manchen Haken geschlagen. Ein ehemaliger Vorzeige-Linker schreibt: „Die Vermögensteuer ist weder gerecht noch sozial, sie ist wirtschaftsschädigend und damit unsozial, ungerecht und mittelstandsfeindlich.“ Damit hat Otto Schily die „alte“ Vermögensteuer im Blick, die in 1995 vom BVG als verfassungswidrig erklärt wurde. Unter anderem mit der Begründung, dass deren Erhebung viel zu aufwändig sei. Dem kann man nur zustimmen.

S4itdem sind aber 25 Jahre ins Land gegangen. Die Vermögensungleichheit in Deutschland (und nicht nur bei uns) hat sich dramatisch ausgeweitet, der entsprechende gini-Index bei Vermögen hat sich von 66,7 % auf 88,1 % verschlechtert. Also: die Schere zwischen arm und reich geht immer weiter auf. CDU/CSU und vor allem die FDP wettern (wie jetzt Herr Schily) gegen eine Neuauflage der für verfassungswidrig erklärten „alten“ Vermögensteuer und bedienen dabei längst überholte Argumentationen. Es gibt aber neue Modelle, zum Beispiel die „Alpha-Vermögensteuer für Superreiche“. Dabei werden als vermögensteuerpflichtig nur 4.000 Bundesbürger (bzw. Stiftungen) erfasst, die jeweils über mehr als 100 Mio.€ Vermögen verfügen. Das sind 0,005 % von 80 Millionen Deutschen. Wenn denen eine jährliche Vermögensteuer von 5 % zugemutet würde, würden die das kaum bemerken. Aber es kämen für die Länderhaushalte 116 Mrd.€ zusammen.

Dieses Geld könnte entweder sofort in Form eines „Bürgergeldes“ an alle 80 Mio. umverteilt werden oder es stünde zweckgebunden für Klimaschutzziele oder soziale Projekte zur Verfügung (Bürgergeld von 1.450,00 € pro Kopf und Jahr). Mein Konzept mit Vorschlägen zur Erhebung und Kontrolle ist hier abrufbar. Es müsste lediglich eine hochqualifizierte Steuerfahnder-Truppe aufgebaut werden, am besten unter Leitung von Walter-Borjahns (SPD) – man muss das aber auch wirklich „wollen“. Die Kosten dafür sind unerheblich. Bei den Grünen (und Linken sowieso) hat man den Charme einer „Alpha-Vermögensteuer“ erkannt, bei der kopflosen SPD leider nicht. Auch Martin Schulz hat von „mehr Gerechtigkeit“ nur gefaselt, konkrete Vorschläge machte er nicht. Warum nur? Weil schon das Wort „Vermögensteuer“ ein Reizwort im Wahlkampf ist. Herr Kretschmann weiß das, doch die Grünen-Spitze denkt anders. Warum empfiehlt Herr Schily „Gerade die Sozialdemokraten sollten die Finger davon lassen!“

Wäre es nicht viel besser, eine Aufklärungskampagne zu starten zur Neuauflage einer völlig anderen Vermögensteuer, von der 99,995 % der Bürger überhaupt nicht negativ, sondern sogar positiv betroffen sein würden?? Aber die SPD kämpft um das Überleben in der unglückseligen Groko. Hoffentlich endet die noch in diesem Jahr. – Dr. Jochen Dunkel

 

Bravo, dem Autor! Herr Schily hat aufgezeigt wie man mit Vermögen umgehen sollte. Ich kann nur hoffen, daß das seine Partei beherzigt. – Gunter Knauer

 

Obwohl mir klar ist, Dr.Schily weiß am Ende alles besser, erlaube ich mir zu seiner Ausrede die folgenden Anmerkungen. Dr.Schily weiß sehr wohl, daß ein Teil des sog.Mittelstandes nicht unternehmerisch tätig ist, sondern mit Hilfe von Bankern und Anwälten persönliche Vermögensverwaltung betreibt. Ein steuerlicher Eingriff, so Schily, ist sinnlos,die Kosten sind höher als die Einnahmen. Eine Ohnmachtserklärung eines Ministers a.D. Dr.Schily weiß auch, daß der Niedergang der SPD nicht schwerwiegend mit der Unfähigkeit von Personen zu tun hat. Die „Klassen“ haben sich verändert, vielfach durch. mehr Wohlstand. Interessengruppen sind dabei, das Ansehen von politischen Parteien auszuhebeln. Bei Dahrendorf kann man dazu manches nachlesen, Dr.Schily beschreibt lieber die Unfähigkeit Anderer. Die ZEIT läßt Dr.Schily “ ausreden“ , eine verführerische Idee, – Glückwunsch ! – Ernst Schönfelder, Prof.

 

Der Autor streitet vehement gegen die Wiedereinführung der Vermögenssteuer. Insbesondere bei Immobilieneigentüm würde dies zu „geradezu grotesken Ergebnissen“ führen. Er beschreibt als Beispiel den Fall der Inhaberin eines berliner Handwerksbetriebes ,die sich zur Alterssicherung ein Mietshaus in Kreuzberg gekauft hat. Der Wert des Hauses hat sich in 10 Jahren verdreifacht ,aber niedrige Mieteinnahmen plus mögliche künftige Vermögenssteuer würden die Frau letztendlich zwingen, ihr Haus an Spekulanten zu verkaufen . Ich finde es ausgesprochen unredlich – und das begegnet Einem in der Diskussion um den berliner Mietendeckel auch ständig- ,wenn immer so getan wird ,als seien Mietshäuser unaufteilbare Blöcke , deren Instandhaltung (und mögliche Vermögenssteuern) die Privatbesitzer in den Ruin treiben würden.

Die Eigentümer können doch jederzeit eine Abgeschlossenheitserklärung für ihre Immobilie einholen ,also ihre Miets- in Eigentumswohnungen umwandeln. Würden sie dann die nächste frei werdende Wohnung auf dem freien Markt verkaufen ,würden sie über ausreichende Mittel zur energieeffizienten Sanierung des Gebäudes verfügen u n d könnten noch Vermögenssteuer zahlen. Am Ende wären sie immer noch erheblich vermögender als Mitbürger, die vor 10 Jahren Bargeld im gleichen Umfang bei einer Bank angelegt haben. Die Privatimmobilienbesitzer sind nach einem solchen Verkauf natürlich nicht mehr Alleinherrscher über die Gebäude ,sondern müssen sich mit Miteigentümern auseinandersetzen . Viele wollen das nicht,aber seit wann sind mangelnde Flexibilität und Bequemlichkeit ausreichende Gründe, etwas wirtschaftlich Erforderliches nicht zu tun ? – Dr. Irmingard Weise

 

Der frühere Bundesinnenminister Otto Schily rät seiner Partei, der SPD, die Forderung nach einer Vermögensteuer aufzugeben, weil sie angeblich weder gerecht noch sozial sei. Es ist jedoch unbestritten, dass die Vermögen in Deutschland besonders ungleich verteilt sind und Deutschland damit eher zu den ungleichen Staaten gehört. Die OECD hat nachgewiesen, dass das reichste Zehntel der Bevölkerung hierzulande knapp 60 Prozent des gesamten Vermögens besitzt, während der Durchschnitt in den OECD-Ländern bei 52 Prozent liegt. OECD und IWF kritisieren seit Langem, wie bedrohlich extreme Reichtumskonzentration mit ihrem schädlichen Einfluss auf die politische Machtverteilung für die Demokratie geworden ist.

Der französische Ökonom Gabriel Zucman, der über globale wirtschaftliche Ungleichheit forscht, wirbt deshalb auch für eine Vermögensteuer in Deutschland, weil es ja schon Vermögensteuern auf Grund und Boden kennt, während Finanzbeteiligungen ausgeschlossen sind. Er plädiert dafür, diese „archaischen Steuern“ durch eine Vermögensteuer zu ersetzen, die alle Anlageklassen umfasst. Die meisten Steuerpflichtigen und Unternehmer würden von einer solchen Reform profitieren. Nur Superreiche wären betroffen. Schilys Forderung „Eigentum für möglichst viele“ existiert schon seit den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts, als Fritz Burgbacher, Elmar Pieroth und Walter Rosenthal die Beteiligung der Arbeitnehmer an den Unternehmen propagierten, der Durchbruch dieser Ideen aber bis heute nicht gelungen ist. – Hans-Henning Koch

 

Ihre Auseinandersetzung mit einer – oder besser gegen eine – Vermögensteuer trifft voll meine Gedanken und mein Urteil. Die wirklich Reichen werden im deutschen Steuersystem nicht dazu herangezogen, selbst wenn sie ihr Vermögen legal im Inland halten. Dafür sorgt das BVG-Urteil von 1995. Die Vermögensteuer würde den Mittelstand mit voller Wucht treffen. Genau das haben Sie im ZEIT-Beitrag ausgeführt. Ich hatte das schon vor Monaten mathematisch untersucht als die Diskussion aufkam. Mein Dokument füge ich bei, ein wenig gestrafft. Wegen der Formeln ist es nur als pdf-Datei gut zu verschicken. Diese Mathematik ist recht einfach, vielleicht nicht ganz allgemein. Sie hat den Vorteil, dass man sich vom Einzelfall löst, alle denkbaren Beispiele darin zusammengefasst findet und beliebig viele ableiten kann. – Dr.-Ing. Hanspeter Harries

 


 

 

Leserbriefe zu „Mit Sigi in die Unterwelt“ von Christine Lemke-Matwey

 

Siegfried Mauser ist verurteilt, allerdings in einem Verfahren Aussage gegen Aussage, wobei die Richterin der Opferzeugin glaubte. Daß der BGH das Urteil bestätigte, räumt die Zweifel nicht aus, denn er hatte es lediglich auf Rechtsfehler zu prüfen, und das willkürliche Glauben einer Aussage mag zwar ein Fehler sein, ist aber kein Rechtsfehler. Es ist also nicht zu kritisieren, wenn andere Menschen zu einer anderen Einschätzung gelangen. Verfehlt ist auch der Verdacht, es würde eine geistige Gegengerichtsbarkeit aufgebaut. Das Urteil beraubt lediglich den Verurteilten seiner Freiheit; alle anderen sind in ihrem Denken und Handeln davon vollkommen unabhängig. Wer Siegfried Mauser die kleine Ehrung neidet, kann sich beruhigen: Allein durch die mediale Berichterstattung wird er auch nach der Verbüßung seiner Strafe ruiniert sein. – Thomas Matzner

 

Dieser Beitrag kann nur von einer Frau sein. Nicht, weil ich das Verhalten gut heise, wenn es sich tatsächlich um eine Vergewaltigung gehandelt haben sollte, sondern die Tatsache, daß die Autorin so tut als wäre sie dabeigewesen. Frauen können eine sehr blühende Phantasie entwickeln. Die Autorin lässt die Leser fragen; was ist aus der Sängerin geworden. In dem Fall, wäre das eine wichtige Information. Die Gerichte urteilen in der Regel gegen die Behauptungen der Frauen. Die Praxis hat das gezeigt, daß der Nachweis nur sehr schwer zu führen ist. Für mich trägt ihre Autorin zu dick auf.

Sie zeichnet ein Bild von Siegfried Mauser ( (Mannsbild-Gehabe, machtmissbräuchliche Allüren) das nicht meine Sprache ist und bestimmt auch viele anderer Leser.auch nicht Sie diskreditiert damit auch die hochangesehenen Wissenschaftler, wie Peter Sloterdijk, die Instanz der Philosophie und Geschichte. Ich habe auch den Verdacht, das Sloterdijk, bei seiner kürzlichen Kritik über den politischen Zustand unseres Landes kein gutes Haar gelassen hat. Was ich ebenfalls so sehe. Die Soziologin Brigitte Witzer spricht von der „Diktatur der Dummen“. Meine Freundin fragt sich immer wieder, wieso gehen diese Frauen erst nach Jahren an die Öffentlichkeit. „Wenn mir das so gehen würde, würde ich stehenden Fußes sofort bei der Polizei eine Anzeige erstatten“. – Gunter Knauer

 

Mich würde die Zahl der weiblichen Autorinnen interessieren, die für diese Festschrift für Herrn Mauser zum 65. Geburtstag einen Beitrag geschrieben haben. Oder haben schwerpunktmäßig Männer geschrieben, denen nur die Fachlichkeit des Musikers und nicht die persönliche „Bienséance“ wichtig ist? Denn alleine nur harmlose „Anstands- oder Sittlichkeitsfehler“ können es nicht gewesen sein, wenn Herr Mauser dafür vom BGH zu fast drei Jahren Haft verurteilt wird. Oder geht es dem Verlag nur um das „Finanzielle“, weil man vermutet, dass es – trotz allem – Käufer für das teure Buch geben wird, egal wie es der „Geehrte“ mit der Bienséance den Frauen gegenüber gehalten hat? Eine Festschrift zum Geburtstag hat in der Regel die ganze Person (fachlich und menschlich) im Blick, das scheint hier leider nicht der Fall zu sein. – Dr. Anneliese Mayer

 

Auch wenn ich der sehr differenzierten Einschätzung der Autorin vollumfänglich folgen möchte, so ist die Trennung der nicht in Zweifel zu ziehenden Lebensleistung des Künstlers, Musikwissenschaftlers und Philosophen Siegfried Mauser von seinen dunklen Seiten als Privatperson und rechtskräftig verurteiltem Sexualstraftäter vor dem Hintergrund des einer griechischen Tragödie vergleichbaren Geschehens als eine Quadratur des Kreises anzusehen. Dieser Mensch ist vom Olymp der Musikwelt ins Bodenlose gefallen, salopp formuliert: er hat mit seinem Schwanz sein Lebenswerk und seine Existenz entwertet bzw. vernichtet. Warum er sich so entwickelt hat, wäre einer psychiatrisch-forensischen Kasuistik würdig. Die von ihm vorgetragene libertäre Erziehung in den 70er Jahren kann es kaum gewesen sein. Er ist in einfachen Verhältnissen in einer niederbayerischen Kleinstadt aufgewachsen, seine Eltern waren fromme Katholiken und bei der Bevölkerung beliebte Mitbürger und Musikanten. Früh zeigte sich die musikalische Hochbegabung des Filius, der zum Studieren nach München ging, bald Kulturpreise abräumte und mit Ende 20 bereits Professor an der Würzburger Musikhochschule war.

Irgendwann, mit steigendem Ruhm und Ehren, muß die Bodenhaftung versagt haben und er meinte, sich wie ein ungezogener Bub alles erlauben und nehmen zu können. Er war weder willens noch in der Lage, zu unterscheiden, was „sich gehört und was nicht“. Die Machtfülle seiner Position ließ ihn sich in Sicherheit wiegen, bis sich nach vielen Jahren einige mutige Frauen ans Tageslicht wagten und den Stein ins Rollen brachten. Tragisch ist, daß er offenbar von dem von der Autorin geschilderten Netzwerk an Weggefährten und Männerfreunden auch weiterhin in einer scheinbar sicheren und stimmigen Meinungsblase gewiegt wird. Es wäre aus ärztlicher Sicht anzustreben, daß er im Rahmen eines intensiven psychotherapeutischen Prozesses lernt, zu seinen Verfehlungen zu stehen und diese gründlich aufzuarbeiten, um für den Rest seines Lebens mit sich ins Reine zu kommen und Kraft für einen wie auch immer gearteten Neustart nach der Haft zu tanken. Ob das noch was wird? Das wünsche ich ihm ganz persönlich anläßlich seines 65. Geburtstages. – Dr.med. Birgit Stolzewski

 

Bitte erlauben Sie, dass ich Ihnen zu Ihrem Artikel „Mit Sigi in die Unterwelt“ in der ZEIT vom 24.10.2019 sehr herzlich gratuliere. Das ist ein wichtiges, ins Schwarze treffendes Stück, das hervorragend geschrieben ist. Haben Sie Dank und Anerkennung! – Bernhard Hofmann

 

Der Artikel ist eine Sternstunde kritischen Journalismus. Respekt vor der Klarheit der Darstellung und dem Mut des Urteils. Die Vergötterung öffentlicher Amtsträger, selbst wenn sie Unrecht begehen oder nachweislich begangen haben, ist das deutsche Problem. Ich selbst war Gymnasiallehrer und habe einen Schulleiter erlebt, der hinter dem Rücken der Kollegen nach Gutdünken Noten von Schülern manipuliert hat, ohne dass Mitwisser dagegen eingeschritten wären. Wie hoch ist die Dunkelziffer? Das hat mit Rechtsstaat nichts zu tun. – Winfried Bös

 


 

 

Leserbriefe zu „Das Sterben der Bäume“ von Moritz Aisslinger

 

Ich finde Ihren Artikel interessant. Den wichtigsten Punkt, jedenfalls aus der Perspektive des Arztes, die Therapie, wurde sehr spärlich abgehandelt. Man kennt den Erreger Xylella fastidiosa. Es gibt sicher Antibiotika, die gegen ihn wirken. Wenn man nun ein solches nimmt, dass bei Menschen und Tiere kaum angewendet wird, so sollte es ein Leichtes sein, diese Krankheit zu bekämpfen. Eine andere Möglichkeit: für alle Bakterien gibt es „Phagen“, zu deutsch Fresser. Jedes Lebewesen auf dieser Welt hat seine Feinde.

Ich würde mich anheischig machen, innerhalb einer Woche mehr als 2 Dutzend Phagen gegen das oben genannte Bakterium zu isolieren. Für die Therapie menschlicher bakterieller Infektionen haben sich Phagen leider schon in den zwanziger Jahren als unbrauchbar herausgestellt. Es sind relativ große Moleküle und rufen daher bei der 2. oder 3. Injektion schwere Allergien hervor. Wenn man nun ein Bakterium oder einen geeigneten Phagen finden und weiträumig damit spritzen würde, wäre doch die Sache erledigt? Das klassische Beispiel ist ja die Mückenplage am Rhein mit B.thuringensis: hochwirksam, unschädlich für Mensch, Tier und Pflanze. –Prof. Dr. med. D. Höffler

 

Die vom Autor gewählte sozialromantische Darstellung des Problems geht brutal an der Realität vorbei . Es ist für mich unfassbar , wie jemand der angeblich vor Ort recherchiert hat,sowas verbreiten kann , denn es gibt eben vor Ort durchaus andere Sichtweisen . Ich war in den letzten 8 Jahren regelmäßig in Apulien und habe das Problem der Xilella in Diskussionen und Inaugenscheinnahme erfahren . Die Andeutungen des Autors , Naturschützer und Ökos seien vermutlich für das Desaster verantwortlich , wie auch das Verharmlosen des massiven Spritzmitteleinsatzes der industriellen Landwirtschaft in allen genannten Staaten ist einfach nur diffamierend und legt den Verdacht nah , daß hier Klientelmeinungen der Agrarchemie verbreitet werden .

Ich habe gesehen das die mit Spritzmitteln verseuchten Plantagen massiv von Xilella betroffen waren . Ich habe die Sorgen der Bioproduzenten gehört, aber auch der normalen Landwirte , die auf Chemie verzichten , das durch diese Katastrophe Ihre jahre -und jahrzehnte- oder( jahrhunderte) langen Bemühungen um eine ökologische Landwirtschaft zerstört werden , auch durch jetzt erzwungene Spritzmaßnahmen gegen die Xilella im Rahmen der Sanierungen eben wieder mit Produkten dieser Agrarchemie. Da muss man doch mal fragen , wo war eigentlich die Xilella vor dieser industriell ausgelegten Agrarwirtschaft ?

Die uralten Bäume waren jedenfalls schon da und die Wiesenschaumzikade wohl auch . Perfide gedacht : erst wird gespritzt , bis es kracht , dann wird irgendwie die Krankheit behandelt , dann verkauft man im besten Fall gentechnisch veränderte resistente Pflanzen ( oder man sichert sich die Rechte an Zuchtprodukten). Und nebenbei kauft man dann noch die insolventen Ländereien auf . Das wäre dann Profitmaximierung in bester Ausprägung und das dann bitte global unter der Bemündelung der weiter abhängigen Landwirte. Bravo ! (It. synonym für: tüchtig,gut ,anständig,artig…. ) . Den Rest und viel mehr überlasse ich dann der Phantasie der geneigten Leser . Sie , als Zeit , jedenfalls sollten solchen Autoren wie im o.a. Artikel mit Skepsis begegnen. – Ulrich Kruse

 

„Xylella ist eine gigantische Falschmeldung“ verkündete der Populist Grillo, „una gigantesca bufalo“! Es ist eine schlichte Projektion des Komikers, der schon 1985 verurteilt wurde wegen fahrlässiger Tötung. Er nimmt es in Kauf, seine Person mit Falschmeldungen zu vermarkten, weshalb nun Apulien mit seinen unzähligen Familienunternehmen am Abgrund steht. Moral: Populisten darf man nie das Feld überlassen. Ich fürchte sie, denn sie wissen alles obwohl sie keine Ahnung haben. Schon mittelmäßige Experten handeln weit verantwortungsvoller fürs Gemeinwohl. – Jochen Waibel

 

Dass vielleicht sogar Naturschützer schuld sein könnten an dem Sterben der Olivenbäume in Apulien, ist erstmal eine steile Hypothese, die verfängt. Schon möglich, dass Menschen aus Sorge um die Natur genau das Falsche bewirken. Indessen herrscht bei den Bauern verzweifelte Ratlosigkeit: „ Die Bäume hatten doch immer alles überlebt: Pilze, Parasiten, Trockenheit, Blitzeinschläge. Jedes Mal hatten sie sich wieder aufgerafft“, so der Olivenbauer Sergi, „nun soll es ein Bakterium schaffen?“ Allerdings. Nämlich ein gegen die permanenten Giftduschen resistent gewordenes Bakterium, was überhand genommen hat, während andere, für den Organismus Boden nützliche Bodenbakterien allmählich vernichtet wurden, und damit das nötige Gleichgewicht des Ökosystems. Wie überall in der sogenannten intensiven Landwirtschaft zerstören Pestizide das Zusammenspiel der Bodenbakterien. Als antibakterielles Mittel zum Beispiel wirkt Glyphosat.

Die Folge: der Baum wird über seine Wurzeln nicht mehr ausreichend versorgt, weder mit Nährstoffen noch mit Wasser. Ein kranker Boden lässt keinen gesunden Baum wachsen. Ein solcher kann sich immer gegen Schädlingsbefall wehren, ein geschwächter Baum ist ihm hilflos ausgeliefert. Den Hinweis auf die wahrscheinliche Ursache gibt Salvatore Sergi selbst: er habe die Schuld. Jahrzehntelang hätten er und all die andern Bauern die Bäume und Böden mit Pestiziden behandelt, um maximale Erträge aus ihnen herauszupressen. Aha. Diesem Verdacht widmen Sie nur ganz am Rande ihrer umfangreichen Recherche Aufmerksamkeit. Mein nächster Titel- Vorschlag, ebenso hypothetisch, aber doch sehr viel naheliegender, als über die Touristen, die Baumafia oder sogar Naturschützer als Übeltäter zu spekulieren „Kann es sein, dass Pestizide schuld sind an der Epidemie ?“ – Sybilla Keitel

 

Ich habe bereits eine Radiosendung darüber gehört. Mein Vorschlag war damals, im Ursprungsland des Bakteriums selektive Bakteriophagen zu suchen und diese dann bei den Olivenbäumen einzusetzen. Beides – die Besiedlung durch die Bakterien und eine evtl. Phagenbehandlung – sind zwar ein schwerer Eingriff in das Ökosystem und es würde nur ein Gleichgewicht hergestellt werden. Aber die Bakterien werden nicht weggehen. Die Bäume würden die Zeit bekommen, sich anzupassen. – Dr. Steffen Kunstmann

 

Vielen Dank für den interessanten Artikel. Dazu ein Kommentar: An diesem Fall sieht man deutlich, wie gefährlich Verschwörungstheorien für die Gesellschaft werden können, wenn der Staat sich diese zu eigen macht. – Till Borchert

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich muss keine (…) Falschbehauptungen von Juan Moreno hinnehmen«“ von Christof Siemes

 

Der Bericht über die Klage von Claas Relotius gegen den, der seine jahrelangen, systematischen Betrügereien endlich aufgedeckt hat, hätte in der ZEIT nur einen einzigen passenden Ort gehabt: Auf Seite eins unter „Prominent ignoriert“. –Eva Menasse

 

Als langjährige Abonnentin bin ich von Christof Siemes‘ Artikel „Der Fälscher wehrt sich“ wahrhaftig schockiert. Mein Entsetzen begann schon mit dem Relotius-O-Ton als Überschrift. Ist Relotius eine derart verdienstvolle Persönlichkeit unserer Gesellschaft, dass seine Meinung dreizeilige, fette Headlines bekommt? Wo er sich nie bei Lesern und falsch Porträtierten entschuldigt hat oder einen Prozess hatte? Kommt demnächst ein fettes Björn-Höcke-Zitat als Head in der „Zeit“: „Ich will mir von Ihnen nicht gefallen lassen, Faschist genannt zu werden?“ Wieso berichtet die „Zeit“ nicht objektiv-nüchtern über die Klage (wie z.B. die FAZ), sondern lässt sich von Christian Schertz vor den Karren spannen?

Mit Verlaub, aber in diesem ganzen Skandal-Kontext wirkt dieser Artikel so, als wäre Siemes mit Geyer befreundet und als wären sie, wie in einem schlechten Film, von Schertz in die Herrensauna bestellt worden, wo er ihnen seinen neuesten Coup unterbreitet hat. Alle finden Moreno doof, haben ein Problem mit ihrem Machtverlust – und wollen jetzt nachtreten. Es ist empörend, dass sich die „Zeit“ offensichtlich Herrn Schertz bzw. Relotius (und Geyer) verpflichtet fühlt. Man kann Morenos Buch vorhalten, dass es an einigen Stellen zu sehr im „Spiegel“-Duktus geschrieben ist – und dass der „Spiegel“ insgesamt viel zu gut wegkommt. Aber die Stelle am Ende des Buches, „Relotius auf dem Fahrrad in Hamburg“, ist ganz sicher nicht eine der wichtigsten Stellen, wie Herr Siemes unterstellt! Sie wirkt überzogen, aber der Skandal ist doch weiterhin der, dass Relotius so viele Jahre „passieren“ konnte. Das ist meiner Ansicht nach überhaupt nicht rückhaltlos aufgedeckt worden, weder vom „Spiegel“ selbst noch von anderen Zeitungen. Es ist unerheblich, ob Relotius „krank“ ist oder nicht – das Problem ist, dass keiner genau hinschauen wollte, oder, vielleicht noch schlimmer, man es gesehen, aber gedeckt hat, zum eigenen Vorteil.

Wieso hat Matthias Geyer eigentlich nicht zeitgleich mit Relotius gekündigt? Es glaubt doch kein Mensch, dass Geyer nur ein einziges Mal eine Regieanweisung gegeben hat, nur bei „Jaegers Grenze“. Schon weil er die Aufdeckung behindert hat, hätte er von sich aus gehen oder sofort entlassen werden müssen (nicht erst so viele Monate später). Wieso behandelt die „Zeit“ nicht das Thema „Rückgrat im Journalismus“? Oder wie sehr Geld, Macht und vermeintliches Ansehen im Journalismus die Menschen korrumpieren? Es ist ja immer wunderbar, in alle anderen Berufsfelder zu schauen und kritisch über sie zu schreiben, aber was ist mit der eigenen Zunft, mit dem eigenen täglichen Geschäft? Seit Relotius aufgeflogen ist, ist doch auffällig wenig in diese Richtung passiert.

Und selbstverständlich ist Geyer nicht der einzige Chef, der seinen Reportern Regieanweisungen gibt. Aber man kann die Verantwortung dafür nicht auf den Leser abwälzen! Ja, der Leser kauft – aber wenn in den Zeitungen nur noch danach gearbeitet wird, wie der Leser kauft, dann muss man klar sagen, dass man nicht mehr der Wahrheit dient, sondern dem Geld, dass man nicht mehr nach bestem Wissen und Gewissen arbeitet, sondern nur noch für die Rendite. Per se kauft der Leser keine Zeitung, um unterhalten zu werden. Er will Nachrichten und Fakten, er will, dass etwas aufgedeckt wird, dass der Politik auf die Finger geschaut wird, dass um das Fortbestehen der Demokratie und um die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft gekämpft wird. Wenn er unterhalten werden will, geht er in die Buchhandlung oder holt sich eine Zeitschrift.

Auch Moreno wälzt zu viel Verantwortung auf den Leser/Käufer ab, aber es finden sich insgesamt sehr viele bemerkenswert-ehrliche Stellen in seinem Buch, in dem er überhaupt nicht sympathisch rüberkommt, nicht glänzend weiß, sondern eben grau (also menschlich)! Am schlimmsten finde ich, wie sehr er selbst auf den „Spiegel“-Glamour steht (obwohl der „Spiegel“ ihn als minderwertigen Kanaken ansieht, der mit den anderen Minderwertigen dieser Welt gut kann – allein das sagt so viel über dieses Blatt aus!), und dass er nur in äußerster Not, wo er sich in seiner Existenz bedroht sieht, den Fälscher aufdeckt. Das zeigt, was für krasse Egoisten und Ellbogenmenschen diese Gesellschaft heranzieht und belohnt – ohne seinen Job und den „Namen“ fühlt sich Moreno wie ein Nichts, eine beklemmende Szene. Aber er kriegt die Kurve, er bringt die Wahrheit ans Licht. Die fest Angestellten beim „Spiegel“ hätten mit der Fälschung noch viele Jahre fett und ohne schlechtes Gewissen weiterleben können. Angesichts der Verantwortung der Journalisten gegenüber der Gesellschaft ist das mehr als ein Schlag ins Gesicht von uns allen. – Mina Mann

 

Ihre Berichterstattung über Juan Moreno empfinde ich als infam. Vielleicht hat er ein paar handwerkliche Fehler gemacht – vielleicht nicht. Das wird im Zweifel ein Gerichtsprozess zeigen. Sie ergreifen jedoch voreilig Partei und legen nahe, Moreno könne von einer Art Relotius-Erkrankung („Morbus Relotius“) befallen sein, also ähnlich wie der Großbetrüger agieren, der Ihrer Branche unendlichen Schaden zugefügt hat. Für mich ist Ihre Berichterstattung ein Indiz dafür, dass auch seriösen Journalisten die Maßstäbe kräftig verrutschen können. Hier wird eine Ähnlichkeit behauptet, die es in keiner Weise gibt. – Dr. med. Julia Raabe

 

Der Betrüger Relotius verklagt den Aufklärer Juan Moreno? Alleine das ist schon unglaublich. Was mir mehr als unverständlich ist, warum Sie Juan Moreno nicht zugestehen, auch seine eigene persönliche Meinung über „R“ zu schildern. Sie stellen Juan Moreno mit Ihrem Artikel (letzter Absatz „…. vor der Ansteckungsgefahr … scheint er nicht ganz gefeit zu sein“) mit dem Betrüger „R.“ fast auf eine Stufe. Schade, dass Ihr Artikel sehr tendenziös ist. Es bleibt nur zu hoffen, dass Journalisten, die sich auf Wahrheitsfindung begeben wollen, von dieser doch sehr einseitigen Betrachtung nicht abbringen lassen.

Gerade in diesen Zeiten wäre das sehr fatal. Sie stellen Vermutungen an. Ich erlaube mir, hier auch eine Vermutung anzustellen: kann es sein, dass viele Medien einen vermeintlichen „Nestbeschmutzer“, dem es um das Herausfinden der Wahrheit ging, gar nicht so wohlgesonnen sind? Die etablierten Medien sollten Juan Moreno, der seine journalistische Existenz für die Wahrheitsfindung fast riskiert hat, einen Orden verleihen. – Doris Assmann

 

Man glaubt es kaum: die Zeit setzt den Reporter Juan Moreno, der gegen große Widerstände den Fälschungsskandal im Spiegel aufdeckte, mit dem Betrüger Claas Relotius gleich. Das nennt man dann wohl Schuldumkehr, wie die FAZ ganz richtig schreibt. Ausgerechnet die Zeit, die selbst gefälschte Artikel von Relotius druckte, wirft Moreno wegen angeblicher absolut lächerlicher Fehler unsauberes Arbeiten vor. Aber wie schreibt Moreno selbst: Held ist man nie lange. Schon gar nicht, wenn man dann ein erfolgreiches Buch schreibt, möchte ich hinzufügen. – Claudia Kaufmann

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wir kämpfen jeden Tag um jede Minute«“. Gespräch mit Richard Lutz geführt von Stefan Schirmer und Claas Tatje

 

Die Feststellung von Herrn Lutz DIE BAHN sei in diesem Jahr deutlich pünktlicher als in 2018 finde ich fresch. So wie er es sagte suggeriert er eine Leistung der Bahn. Das ist falsch. In 2018 hatte die Bahn massive Verspätungen aufgrund des Wetters (z. B. Stürme, die Bäume auf die Gleise fallen ließen). Das Problem gibt es bisher in diesem Jahr nicht. Die geringere Verspätungsquote ist also das Verdienst des Wetters und nicht der Bahn. – Horst Schwäbe

 

Ich habe großen Respekt vor Herrn Lutz, der es auf sich genommen hat, diese Herkulesarbeit anzupacken, aber ich finde, Sie haben ihm in diesem Interview zu viel Rhetorik durchgehen lassen. 1. „Wir kämpfen jeden Tag um jede Minute“ – das ist eine freundliche Formulierung, die zu verbergen sucht, dass dieser Kampf leider viel zu oft verloren geht. 2. „Wenn ich von Berlin nach Frankfurt fahre und zehn Minuten Verspätung habe, geht für mich die Welt nicht unter.“ Auch diese nette Formulierung lenkt davon ab, dass seine Situation mit der üblichen Erfahrung der Bahnkunden leider gar nichts zu tun hat. Ich fahre fast nur mit dem ICE und nur ohne Umsteigen, alles andere nenne ich „Abenteuerurlaub“. Dennoch sind meine letzten 7 Fahrten, in der Regel mit dem ICE zwischen Stuttgart und Hamburg, sämtlich mit größeren Störungen verlaufen, Verspätungen dauerten Stunden, nicht Minuten.

Besonders spektakulär war die letzte Fahrt am 18.10. von Stuttgart nach Hamburg mit dem ICE578: Es gab auf dieser Fahrt 5 Probleme, 2 technische (Batterie braucht Neustart, Tür klemmt), 3 externe (Bäume oder Menschen auf den Gleisen), die insgesamt dazu führten, dass der Zug mit 5 Stunden Verspätung auf dem kleinen Bahnhof Suderburg knapp vor Uelzen liegenblieb: Vorher wurde noch durchgesagt, dass wir mit einem anderen Zug nach Uelzen gebracht werden, danach sei die Strecke wieder gesperrt. Von einer Weiterfahrt nach Hamburg war gar nicht mehr die Rede. Man muss sich das mal vorstellen: 1500 Passagiere, mit Koffer, Kind und Kegel, stehen gegen 21 Uhr im Dunklen auf einem winzigen Bahnhof mit der vagen Hoffnung, noch ins nächste Städtchen gebracht zu werden.

Da wir uns nicht mit so vielen Menschen eventuell um die letzten Hotelbetten in Uelzen streiten wollten, haben wir unsere Fahrt hier abgebrochen. Glücklicherweise wohnt ein Neffe in der Gegend, der uns mit dem Auto abholen konnte. Gegen 23.30 Uhr, mit 7 Stunden Verspätung, trafen wir endlich in Hamburg ein. Wie es den anderen Passagieren ergangen ist, wissen wir nicht. Wenn ich von einer Herkulesarbeit spreche, die bei der Bahn zu leisten ist, meine ich nicht den Augiasstall, denn da musste nur durchgespült werden. Hier braucht man wahrscheinlich eine Strukturreform, die ans Eingemachte geht. Oder wollen wir gleich jemand Externes beauftragen? Hat die Schweizer SBB Kapazitäten frei? – Claus Meyer-Bothling

 

Chance vertan. Schade. Da bietet uns Herr Lutz eine „Ursachenanalyse“ zu den ärgerlich-trivialen Mißlichkeiten der Bahn an (muss ja nicht „eine halbe Stunde“ sein) . Aber nein: die Interviewer lehnen ab im Stile der Vorgesetztenkarikatur „Ich will keine Probleme, ich will Lösungen“ und wir Leser bekommen dann Lösungen wie „Sonderprogramm“ oder „wir bereiten vor…“, also Blabla. Dabei hätte der Bahnfahrer ohne Zugang zu internen Dokumenten doch tatsächlich gerne gewußt, wo und warum es denn konkret knirscht im Bahngefüge. Da hätte der Bahnfahrer sogar ein mitfühlendes Verständnis entwickeln können…Die Information über die Treffen von Herrn Lutz mit früheren Bahnchefs ist für den Bahnfahrer natürlich viel wichtiger. Ansonsten ein ordentliches Interview. – Ulrich Strick

 

Nürnberg, Hauptbahnhof, Gleis 1 S-Bahn, am 28.10.2019: Die S-Bahn S2 Nürnberg – Schwabach sollte um 14.01 Uhr abfahren, doch dann die Durchsage, dass diese S-Bahn, in der wir gerade sitzen, „ausfällt“. Wir steigen alle wieder aus, und die S-Bahn fährt als „Leerfahrt“ ab! Die S-Bahn S2 Nürnberg – Schwabach sollte um 14.21 Uhr abfahren, doch diese erreicht Gleis 1 nicht (ohne Durchsage)! Der Regionalexpress Nürnberg – Augsburg, um 14.39 Uhr, fährt auch pünktlich los, und ich erreiche Schwabach gegen 14.51 Uhr. Mein Termin in Schwabach ging zwar „flöten“, aber was soll´s, alles hat halt seine Zeit! Die DB fährt immer und auch bei jedem Wetter, leider oft (sehr) verspätet, oder dann vielleicht doch eher überhaupt nicht! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Time to go“ von Greta Taubert

 

Vielen Dank für den guten Artikel über die o.g. Becher! Hat mir sehr gefallen. – E. Bensiek

 

Lassen Sie sich beglückwünsche zu diesem treffenden Artikel. Eins haben Sie jedoch vergessen (4. Spalte symbolträchtige Accessoires): „Coffee to go“ signalisiert besonders: Ich bin jemand, der’s mit der Work-Life-Balance nicht hingekriegt hat… – Michael Koehn

 

Herrlich dieser Beitrag. Typisch für die heutige Zeit. Es muß nur laut und oft getrommelt werden. Mit Verlauf: Die heutige Generation hat dadurch einen Knick in die Birne verabreicht bekommen. Die laufen ohnehin ständig in die falsche Richtung. Ich hatte noch nie das Bedürfnis unterwegs einen Kaffee zu trinken. Das mach ich lieber im sitzen in einem dafür geeigneten Kaffee. Meine Söhne befragt; die sagen, das hängt mit dem Rauchverbot zusammen. Damit hat das Ding Konjunktur bekommen. Ihre Autorin regt sich über den Deckel auf. Und ich rege mich über die primitive Kaffeekultur auf, die dabei gezeigt wird, abgesehen von der zusätzlichen Umweltverschmutzung. Ich lebe auch in Singapur. Dort würde es so etwas nie geben. Becher, Tüten oder Kaugummi im öffentlichen Raum liegen lassen oder wegwerfen zieht eine Strafe von circa 2.000,-€ nach sich. – Gunter Knauer

 

Der „Coffee-to-go-Becher“, auch als „Öko-Coffee-to-go-Becher“ erhältlich, gehört einfach zum „deutschen Alltag“, das Problem soll der unrecycelbare Deckel sein.

Ich selbst habe eine riesengroße Sammlung von „Bambus-Plastik-Edelstahl-Porzellan-Glas-Papp-Tupperware-Bechern“, die länger durchhalten sollen, sogar länger als das längste Menschenleben dauern könnte! Der „ständig-kaffee-trinkende“ Deutsche, der braucht einfach täglich und literweise sein Lieblingsgetränk. Ich pflege mein Tässchen oder meinen Pott Kaffee eher im Cafehaus meines Vertrauens einzunehmen, aus der Porzellantasse oder auch im Porzellanhaferl; in aller Ruhe, so, beim Zeitungslesen, beim Leserbriefschreiben oder im Gespräch, einfach ohne „Problem-Deckel“, ganz unproblematisch! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Er wankt“ von David Frum

 

Er wankt; das ist aber auch alles. Ersparen sie dem Leser solche Beiträge. Das hat die Politik so an sich, daß ein Politiker wankt. Aber nur für die Medien. Frau AKK wankt auch und kann trotzdem Bundeskanzlerin werden. Was für die Medien wankt, wankt noch lange nicht in der Politik. Besonders für die Deutschen Medien wankt irgendein Politiker. Sie haben es dankenswerter Weise auf der gleichen Seite erklärt, was ein Impeachment in den USA bedeutet. Ich könnte das angebliche Drama auch ins lächerliche ziehen: Das Wappentier der Demokraten ist ein Esel…… – Gunter Knauer

 

Im Gastkommentar „Er wank“ ist Ihnen ein schwerer Fehler unterlaufen – vermutlich bei der Übersetzung des Texts aus dem Englischen; möglicherweise ist er aber auch im Original. Im 1. Absatz wird behauptet: Zum US-Präsidenten wurde er mit nur 46,1 Prozent der Stimmen gewählt. Zum Vergleich: Vier Jahre zuvor erzielte der unterlegene Präsidentschaftskandidat Mitt Romney mehr Stimmen als der Wahlsieger von 2016, ebenso wie 2004 John Kerry und 2000 Al Gore. Trump erhielt auch kaum mehr Stimmen als die gescheiterten Kandidaten John McCain 2008 oder …

Die Aussage ist nicht haltbar. Trump erhielt 2016 62.984.828 Stimmen. Damit übertrifft er alle (!) republikanischen Kandidaten seit 2000 – die meisten sogar deutlich. Nur Obama (2 Mal) und Clinton haben seit 2000 mehr Stimmen erhalten als Trump. Geht es dagegen um seinen Stimmenanteil, ist die Lage etwas anders. Hier liegt Trump mit seinen 46,09 % von 2016 tatsächlich weit hinten. Nur McCain erreichte 2008 weniger. Im Anhang die Daten (Quelle Wikipedia). Bitte achten Sie in Zukunft genauer auf die Korrektheit der von Ihnen publizierten Information – egal ob es sich um Übersetzung oder falsche Dateninterpretation handelt. Ich habe sogar bei Qualitätsmedien in den letzten Jahren das Gefühl, dass sie es mit dem Faktencheck nicht allzu genau nehmen, wenn es um die vermeintlich richtige Sache geht. – Franz Trautinger

 

Vielleicht wankt und schwankt Donald Trump, jedoch nur ganz, ganz „leicht-toll-stark“. Er hält sich (in)stabil im Gleichgewicht, auch wenn es alle „Nicht-Trumps“, irgendwie ganz anders sehen wollen! Was wäre unsere Welt ohne Donald Trump (USA), ohne Boris Johnson (UK), ohne Wladimir Putin (Russland), ohne Recep Tayyip Erdogan (Türkei), ohne Xi Jinping (China), ohne Matteo Salvini (Italien), ohne Baschar al-Assad (Syrien), ohne Friedrich Merz (Deutschland), ohne Papst Franziskus (Vatikanstaat) oder ohne unseren „Glubb“ (Mittelfranken)? Genau, eine reine Männerwelt, aber Thomas Gottschalk (Deutschland), der könnte als Moderator durch das gesamte Welt-Programm führen, mit Helene Fischer, Andrea Berg, Beatrice Egli und mit Nancy Pelosi an seiner grün-ergrauten Seite. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Revolution aus dem Regenwald“ von Evelyn Finger

 

Es geht um alles, so schreibt Evelyn Finger. Tabula rasa am Amazonas: Humanität, Klima, Natur – alles kommt unter die Räder. Wenn nicht mehr viel übrig bleibt, geht es rasch um alles. Um Leben und Tod, Recht, Gesetz, auch um die Rolle der Kirche in der geschundenen Welt. Evelyn Finger stellt Teilnehmer der Bischofssynode in Rom vor, die sonst im Amazonasgebiet unter Lebensgefahr den Indigenen beim Überleben helfen. Ein vorbehaltloser Dienst an Menschen von Menschen, die sich vom christlichen Glauben getragen für die Schwachen und Armen einsetzen. Gegen die von Gier getriebene staatliche und private Gewalt. Gut gegen Böse in einem Brennpunkt unserer anachronistischen Welt. Unprätentiös geschrieben von Evelyn Finger: ohne Empörung, ohne Klage, ohne Eifer, ohne Mahnung. Es geht ohne Zweifel um alles. Revolution aus dem Regenwald. – Reinhard Koine

 

Mit großen Interesse lese ich Ihre Zeilen von der Amazonien-Synode. Da kam mir eine Idee: Die Kirche hat doch auch Grundbesitz, also Grund und Boden. Wie wärs, wenn die Kirche einen Teil ihres Grundbesitzes, welcher jetzt intensiv landwirtschaftlich genützt wird, der Natur zurückgibt. Ich denke da an den biblischen 10. Teil, den Zehent. Die 10% dieses Grundbesitzes ergäben eine ordentliche Fläche für meine Freunde oben und unter der Erde( die Erdbakterien).

Ich habe mein Grundstück von 3600 m2 dem Land Burgenland als Ökozelle überlassen. War ein jahrelanger Kampf, bis ich endlich ernst-und wahrgenommen wurde. Aber in Gebet und Mediation habe ich die Heuschrecken und Grillen, die Glockenblumen und die Kuckuckslichtnelke um Unterstützung gebeten. Immer wenn ich auf dem Grundstück mich aufhielt, habe ich mit den Wiesenbewohnern und dem darüber fliegenden Kuckuck gesprochen. Jetzt bin ich sehr erfüllt mit Dankbarkeit für die Rettung dieser Schutzzone und darf das Grundstück in Zukunft betreten und meinen Freunden zuhören, was sie mir zu sagen haben. Schöne Grüße von der Herbstzeitlose. Jetzt wird sie in Ruhe gelassen. – Ida Diemberger

 

Wenn sich alte katholische „Gottesmänner“ über die menschlichsten Dinge des Lebens unterhalten, dann kann dabei eigentlich nur ein sehr weltfremdes Ergebnis dabei herauskommen! Die katholische Kirche kann und will sich doch noch bewegen, um dann wenigstens vor ihrem endgültigen Niedergang, davonlaufen zu können. Ob Jesus Christus, selbst kein Katholik, ein derartiges prunkvolles Spektakel im Vatikan, so geduldet und abgesegnet hätte? – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Im Notfall bitte hamstern“ von Katharina Heckendorf

 

Ich lese gerade den Artikel über Engpässe in der Medikamentenversorgung. Wir werden wöchentlich angerufen von Angehörigen , die nach dem Tod Unmengen von ungeöffneten Heilmitteln, Medikamenten und dergleichen vorfinden und uns anbieten. Wir dürfen nichts zurücknehmen und es gibt keine Stellen, wo man etwas abliefern könnte. Es werden also Medikamente in ungeheurer Menge als Müll entsorgt. Ein Skandal! Wer kümmert sich um dieses Problem! Wo wird es angeprangert und bekommt mediale Aufmerksamkeit? Wir haben bereits einiges vergeblich versucht. Bitte helfen Sie bei diesem Problem mit Ihrer Zeitschrift! – Rena Krebs

 

Ihr sehr informativer Artikel beschreibt ein Phänomen des weltweiten Siegeszugs des Neoliberalismus. „Monopolisierung bei den Wirkstoffherstellern“, Auslagerung der Produktion in Billiglohnländer bei gleichzeitigem Herauspressen „des letzten Cents aus der Lieferkette“, Aufkaufen von Medikamenten, die“der Großhandel oder Apotheker … in erheblichem Ausmaß in andere europäische Länder exportieren“ (auf Kosten von Lieferengpässen bei uns), künstliche Verknappung durch „Kontingentierung“ seitens der Pharmafirmen – all das sind altbekannte Taktiken, die dem strategischen Ziel des globalisierten Kapitalismus dienen, nämlich der Gewinnmaximierung. Natürlich müssen Unternehmen gewinnbringend wirtschaften, aber sie sind der Daseinsvorsorge in unseren Gemeinwesen verpflichtet – insbesondere im Bereich der Medikamentenversorgung.

Die deutsche Politik diskutiert noch in „Gesprächskreisen“ mit Pharmavertretern, „warum wer keine Schuld hat“. In den USA, die einer planwirtschaftlichen Ideologie wahrlich nicht verdächtig sind, werden „die Warenströme von Wirkstoffen und Medikamenten rigoros überwacht“. Skandalös, dass in Deutschland immer noch keine Transparenzmaßnahme dieser Art durchgesetzt wurde. Im Trüben zu fischen ist eine altbekannte Verhaltensweise mächtiger Konzerne, denen an Transparenz kaum gelegen ist. Pharmakonzerne haben die Freiheit, Schlachtviehproduzenten massenhaft mit Antibiotika zu versorgen. Das ist einer der Gründe, warum sich resistente Keime verbreiten. Dieselben Konzerne fahren die Forschung an neuen Antibiotika herunter, weil sie nicht gewinnbringend ist. Unheilbar Infizierte verrecken als Opfer auf dem Altar des neoliberalen Molochs. Ein systemischer Blick auf diese Verhältnisse zeigt, dass die neoliberale Marktwirtschaft nicht mit Demokratie gleichzusetzen ist. – Viktor Rintelen

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie geht ein Impeachment?“ von WFG

 

Zunächst der Hinweis, dass im Artikel „Wie geht ein Impeachment?“ von Heinrich Wefing im letzten Satz fälschlich behauptet wird Pence würde ggf. der 59. US-Präsident. Da Trump die Nr. 45 ist wäre er vielmehr Nr. 46. Anlass meiner E-Mail ist aber, dass ich explizit das neue Ressort Streit loben möchte. Ich zünde – zumindest gedanklich – jeden Tag eine Kerze an, dass Hans-Georg Maaßen nicht mehr Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz ist. Es ist beunruhigend, dass dieser Mann beinahe noch zum Staatssekretär befördert wurde. Aber: Das heißt noch lange nicht, dass es nicht lohnenswert wäre sich mit ihm oder anderen Vertretern höchst fragwürdiger Meinungen diskursiv auseinanderzusetzen. Die teils heftige Kritik an Ihrer Entscheidung den Herren ins Blatt zu heben teile ich daher nicht. Muten Sie mir und den anderen Leserinnen und Lesern der ZEIT gerne etwas zu. Wenig fände ich nutzloser als eine (Wochen-)Zeitung die zuverlässig alle meine Weltsichten und Meinungen bestätigt, anstatt sie in Frage zu stellen.

Verstehen Sie das aber bitte nicht als Aufforderung auch in Ihren anderen Ressorts noch mehr auf Meinungsjournalismus zu setzen. Davon gibt es schon mehr als genug. Wichtiger fände ich stattdessen „klassischen“ erklärenden Journalismus, der Hintergrund, Fakten und mögliche Standpunkte wohlsortiert aber möglichst unbewertet darlegt. Dies macht es Ihren Leserinnen und Lesern leichter sich eine faktenbasierte Meinungs und einen inhaltlich fundierten politischen Willen zu bilden. Gerade in Artikeln die die eigene Meinung bestätigen, gehen die Fakten die nicht ins eigene Weltbild passen sonst allzu leicht unter. – Martin Lochner

 

Dass der amerikanische Präsident in jeder Hinsicht aussergewöhnlich ist, ist hinlänglich bekannt. Dass Sie aber den Präsidenten, der unwidersprochen erst der 45. ist, um 14 erhöhen, kann ich nicht unwidersprochen hinnehmen. Wenn Mike Pence, als Stellvertreter den DT ablöst, ist er der 46. Präsident und nicht der 59. – Volker R. Lode

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Wendet sich das Blatt?“ von Wolfgang Bauer et al.

 

Bereits 1964 hat der kanadische Kommunikationstheoretiker und Visionär Marshall McLuhan vorhergesagt, dass das Medium die Botschaft sein wird, bar jeden Inhaltes. Genau dort sind wir angekommen. Ob Twitter, Facebook oder Trump: leer bleibt leer. – Sönke C. Weiss

 

Seit dem Amtsantritt von Donald Trump als Präsident der USA hat die amerikanische Administration unübersehbar um ein erträgliches Minimum an Würde und Verlässlichkeit gerungen. Und doch gab es bis heute kaum einen Tag, an dem dieses Ringen nicht vergeblich gewesen ist. Trumps antipolitisches, mitunter geradezu steinzeitliches Wirken hat der westlichen Demokratie und Diplomatie viele Blessuren und mehrere Frakturen beigebracht. Nach diesem Präsidenten ist wohl noch sicherer, dass nichts sicher ist. Leider eben auch nicht der Erfolg eines Impeachment-Verfahrens gegen den Skandalisten aus dem Weißen Haus. – Ira Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „»Und ihr lasst sie laufen!«“ von Thomas Melzer

 

Ich lebe in Deutschland und in Singapur. Ihr Betrag zeigt mir, warum Deutschland politisch so schlecht dasteht. Die Messlatte dafür zeigt mir die hohe Kriminalität, besonders der schwereren Delikte. Das wird von der Justiz nur marginal beachtet. Die Gesetzeslage ist eigentlich klar; wer sich nicht an Recht und Ordnung hält gehört bestraft und nicht nur ermahnt. Ihre Kaffee und Kuchen Episode zeigt mir wie verloren die aufrichten Bürger in Deutschland sind. Um es gleich vorwegzunehmen, in Singapur wäre das alles nicht möglich. Die Kriminalität ist völlig ohne Bedeutung. Welten liegen zwischen den beiden Staaten. Warum ist das so: Dort werden noch Strafen verhängt, die Eindruck bei den Tätern hinterlassen.

Ein Beispiel gefällig: Kaugummi im öffentlichen Raum auf die Straße werfen, kostet dem Verursache mehr als 2.000,-€ Geldstrafe. Beleidigungen grundsätzlicher Art, wird je nach schwere mit 5.000,-€ bis hin zur sechsmonatiger Haft geahndet. Die Haftanstalten sind leer. Nun frage ich sie ernsthaft, wer schützt die Bürger mehr. Wir alle Deutschen in Singapur fühlen sich freier als in Deutschland. Was soll daran verkehrt sein. Abgesehen davon, ist der Wohlstand weit höher als in Deutschland. Es gibt keine Armut. Die Löhne sind circa viermal so hoch. Warum ich auch immer noch in Deutschland lebe ist eine reine Klimafrage. Jetzt ist Regenzeit angesagt und außerdem bin ich auch ganz gern in den österreichischen Alpen wo ich mit Schneesicherheit rechnen kann.

Meine Söhne werden das Gleiche tun. In Deutschland dauernd zu wohnen ist für einen vernünftigen Bürger viel zu gefährlich geworden. Die hohe Einwanderung wird noch zu ganz anderen Verwerfungen führen. Das ist doch alles abzusehen. Die Singapurer schlagen die Hände über dem Kopf zusammen. Die verstehen die Deutschen überhaupt nicht mehr. Was ist bloss in die Politik gefahren. Sehendes Auges stirbt Deutschland jeden Tag ein bisschen mehr. – Gunter Knauer

 

Solche Kleingeister in Führungspositionen gibt es immer wieder. In den Fünfziger -Jahren habe ich beim Versorgungsamt Lübeck (früher ‚Rentenbehörde für Kriegsopfer) erlebt wie ein altes Mütterchen sich so sehr über eine kleine Rentennachzahlung gefreut hatte und deshalb der Rentenbearbeiterin aus Dank selbst hergestellte Topflappen übergab. Bevor die Beamtin diese behalten durfte musste eine Genehmigung vom Ministerium eingeholt werden. Diese wurde zwar erteilt, aber mit dem Hinweis, dass dies in Zukunft abzulehnen sei, Nur gut, dass das alte Mütterchen dies erlebt hat. – M. Jäger

 


 

 

Leserbriefe zu „EZB: Missbraucht als Wirtschaftsregierung“ von Lisa Nienhaus

 

Die EZB hat völlig außerhalb ihres Mandates agiert, das letztlich durch die Maastricht- Verträge vorgegeben ist. Auch die Beaufsichtigung von europäischen Großbanken bedeutet im Prinzip eine unzulässige Selbstkontrolle, da es die EZB selbst ist, die die Bedingungen für die Geschäftsausübung der Großbanken setzt. Zudem ist das „Zuschütten“ der in Europa so unterschiedlichen Finanz-, Wirtschafts- und Sozialsysteme mit „fresh money“ aus den EURO-Gelddruckmaschinen zutiefst undemokratisch, da es letztlich noch immer das Wahlvolk in den jeweiligen EURO-Ländern ist, die darüber entscheidet, ob es z.B. mit 60 oder 67 Jahren in Rente gehen will und hierfür nicht andere Mitgliedsländer dafür haftbar machen kann. – Hans Hardenberg

 

Bei diesem Thema wird still vorausgesetzt, daß Bestand und Erhaltung des Euro alternativlos das Beste für die Euroländer war(und ist). Was aber, wenn ökonomische Expertise und Reflexion zu der Meinung kommen, eine Änderung des Euro (nicht Abschaffung!) wäre die bessere Alternaive zur EZB-Politik gewesen? Diese seinerzeit von vielen Fachleuten vertretene Position wird ignoriert. – Heinz-Dieter Busch

 


 

 

Leserbriefe zu „Gib mir Befehle!“ von Ulf Schönert

 

Bester Aspekt ist der mit der Warnung vor „Pseudo-Digitalisierung“: Zu verstehen, auf welchem letztlich dummen Prinzip Rechenmaschinen basieren und das auch durch eigenes Tun in Erfahrung zu bringen, ist wichtiger als unverstandene High-Tech im Klassenzimmer. Bedenken zu können, was die Algorithmisierung unserer Lebenswelt an Folgen zeitigen kann, ist Inhalt eines anderen Fachs, das Pflichtfach werden sollte: Philosophie. – Volker Homann

 

Ich unterrichte an zwei Husumer Schulen in der Programmiersprache Scratch. Falls Sie es noch nicht kennen: Scratch ist eine vom renommierten Massachussets Institut of Technology entwickelte Programmiersprache für Kinder, kann aber durchaus auch Jugendlichen und Erwachsenen Programmieren nahebringen. Scratch ist extrem visuell aufgebaut, einzelne Codeelemente können in der Art von Puzzleteilen oder Legosteinen zu voll funktionsfähigen Programmen zusammengesetzt werden. So können kindgerechte, aber auch durchaus anspuchsvolle interaktive Animationen, Spiele und auch Steuerungssoftware etwa für Robotermodelle entwickelt werden. Scratch enthält sämtliche Grundelemente jeder anderen Programmiersprache und eignet sich damit hervorragend für das Erlernen des ‚Computational Thinking‘. Benötigt wird für den Unterricht
lediglich ein halbwegs moderner, aber sinnvoll genutzter EDV-Raum, wie er an den meisten Schulen vorhanden ist. Scratch ist überdies absolut kommerzfrei. Vielleicht nehmen Sie sich mal eine halbe Stunde Zeit und schauen sich auf der Scratch-Platform um (www.scratch.mit.edu). Das viele Geld, das jetzt in die Digitalisierung fließen soll, sollte lieber für die Fortbildung des Lehrpersonals (auch solchen von Nicht-MINT-Fächern). und die Anschaffung guter Schulsoftware genutzt werden. Dagegen stimme ich zu, dass die technische Aufrüstung der Schulen eher zweitrangig ist. Jedem Schüler sein eigenes Tablet halte ich für eher kontraproduktiv, siehe auch das kürzlich in der ZEIT erschienene Titelthema zur Bedeutung der Handschrift. Schüler sollen mitdenken, wofür das Mitschreiben förderlicher ist als – wie z.T. schon üblich – das Abfotografieren von Tafelinhalten. – Wolfgang Frey

 


 

 

Leserbriefe zu „Wackelkontakt im Kopf“ von Christian Heinrich

 

Als ein Mensch, der seit mindestens 50 Jahren vom essentiellen Tremor betroffen ist, war es interessant und ein Stück weit entspannend diese wissenschaftlichen Erkenntnisse zu erfahren. Ich habe oft Verspottung erlebt und allgemein ganz viel Intoleranz, insbesondere in der Teenagerzeit von Gleichaltrigen, aber auch von Erwachsenen. Nie von Kindern. Meine Versuche das Zittern der Hände zu verstecken verstärkten das Problem nur. Erst als ich lernte dazu zu stehen konnte ich mich mit dem Handicap arrangieren und ein normales Leben führen. Vor einiger Zeit meinte ein Freund es handele sich seiner Vermutung nach nicht um eine Erkrankung sondern um im Körper festsitzende Ängste. Das scheint mir auch nach der Lektüre Ihres Beitrages noch überzeugend. Nicht zuletzt, weil das Verstecken das Zittern verstärkt hatte und die Aufgabe des Versteckens es deutlich abnehmen ließ. – Horst Schwäbe

 

Ein sehr interessanter Artikel rund um das menschliche Zittern. Ich hätte nie gedacht, dass wir uns von Geburt an ständig durch unser Leben zittern müssen, ob wir nun wollen oder nicht; und meist bekommt kein Mensch etwas davon mit. Ohne ihren Artikel, werter Herr Heinrich, wäre mir das nie bewusst geworden, ob es nun ein Vor- und Nachteil für mich ist, das bleibt die offene Frage. – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbriefe zu „Bauernproteste: Alte Feindbilder retten niemanden in die Zukunft“ von Marcus Rohwetter

 

Es ist flott formuliert, das europäische Subventionssystem solle sich an artgerechter Tierhaltung und klimaschonendem Ackerbau ausrichten statt an der Betriebsgröße. Soll dies heißen, der Bauer bekommt für einen artgerechten Stall (was auch immer dies ist) einen festen Betrag, egal ob dort Platz für 1Kuh, für 10Kühe oder für 100Kühe ist? Und ebenso einen festen Betrag für klimaschonenden Ackerbau,egal ob es sich um einen Garten, um 1ha, um 10ha, um 100ha oder um 1.000ha handelt? Seit 1988 zahlt die EU Prämien an Öko-Betriebe pro Hektar,das heißt der 500ha-Betrieb erhält zehnmal so viel wie der 50ha-Betrieb beziehungsweise hundertmal soviel wie ein 5ha-Betrieb (der Hektarbetrag differiert je nach Mitgliedsstaat und innerhalb von Deutschland je nach Bundesland). Auch mancher Inhaber eines Kleinbetriebes (50ha sind heute klein) empfindet dies als ungerecht. Gefordert wurden in der Vergangenheit seitens einzelner Politiker immer mal wieder Höchstgrenzen oder eine Staffelung, zum Teil wurde dies auch umgesetzt. Wie reagieren die Praktiker darauf?

Sie teilen – wenn es sich lohnt – den Betrieb. In meiner beruflichen Zeit habe ich bis zu 5 landwirtschaftliche Betriebe unter der gleichen postalischen Anschrift erlebt (also etwa: Vater, Mutter, Tochter, Sohn, Schwiegertochter; die Menschen sind erfinderisch). Seit 2002 wird der Bau von „besonders tiergerechten Ställen“ von EU, Bund und Bundesländern gemeinsam gefördert. Auch hier erhält der größere Stall (mit mehr Tieren) mehr Zuschuß. Beispielsställe kann man zum Beispiel auf dem Lehr- und Forschungsgut der Tierärztlichen Hochschule Hannover in Ruthe südlich von Hannover besichtigen. Schon lange nicht mehr dem Förderzweck entsprechend bewirtschaftet wird der von Herrn Schweisfurth („Hertha Wurst) initiierte, im Rahmen der Expo2000 errichtete Kronsberg-Hof bei Hannover. Dieser „Hof der Zukunft“ (laut Medien) erhielt zehnmal soviel Zuschuß wie ein „normaler“ Bauer im Höchstfall erhalten konnte. Schon bald zeigte sich, dass der Hof trotz hoher laufender Zuschüsse und Direktvermarktung im hochpreisigen Sortiment nicht wirtschaftlich zu betreiben ist. Statt Kühen, Schweinen und Hühnern stehen jetzt Pferde im Stall. Auch dies könnte bald vorbei sein. Millionen-Beträge sind „in den Sand gesetzt“. – Adolf Ronnenberg

 

Friede den Bienen! Krieg den Konsumenten! Im Jahre 2019 sieht es so aus, als würde die Bibel Lügen gestraft. Es sieht so aus, als hätten die Aktionäre und Konzerne, die Landwirte und die Verbraucher den 5. und 6. und 7. Tag der Schöpfung zusammengelegt. „Macht euch die Erde untertan!“ – Ist der Freibrief für die grenzenlose Ausbeutung der Ressourcen und die Aufforderung, der Enkel- und Ur-Enkelgeneration nur noch einen ausgebeuteten Planeten Erde zu hinterlassen. „Herrschet über alles Getier das auf der Erde kriecht!“ ist zur Konsumparole des „homo sapiens“ geworden. Verzehren, Verbrauchen, Verschleudern, Vernichten – sind die Maximen des Handelns. Wie in einem Teufelskreis bewegen sich die Menschen in den Industriestaaten und sehen sich getrieben vom Kapital. Die Konzerne müssen den Aktionären die Dividende erhöhen und die Gewinnausschüttungen steigern. Die Aktionäre leben in der Angst, dass sie, die sich nur aus der Vermehrung ihres eingesetzten Geldes versorgen, ihre steigenden Ansprüche ohne Zuwachs ihres Kapitals nicht mehr befriedigen können. Die Menschen, die von ihrer Hände Arbeit leben, sehen sich in der Angst, dass eine Produktionsweise, die nicht den Kapitalismus zur Methode macht, zum Verlust der eigenen Lebensgrundlage führt: Die Arbeitszeit wird verlängert, die Produktivität wird erhöht, die Arbeitstätigkeit wird ausgedehnt, das Rentenalter wird nach hinten verschoben.

Natur und Umwelt werden für die Gewinnmaximierung rigoros ausgebeutet. Mehr Nahrungsmittel für die Konsumwelt zu erzeugen, erfordern industrielle Erzeugungsmethoden, um dem Boden noch mehr abzuringen, ihm noch mehr herauszupressen. Die Vernichtung der natürlichen Flora und Fauna wird verharmlost mit dem Begriff „Schutz“: „Vorbeugender Pflanzenschutz, Pflanzenschutz gegen Schnecken, gegen Schädlinge, gegen Pilzerkrankungen, gegen Unkraut, gegen Tiere und Ungeziefer“ – Das Verschwinden der Insekten wird in Abrede gestellt und ein Begriff wie „Insektensterben“ als Alarmismus abgetan. Wenn sich jetzt die Landwirte zu Demonstrationen organisieren und gegen Reglementierungen protestieren, dann machen sie sich unehrlich und malen selbst „Teufel“ an die Wand: Verlust der Existenz, weil der Fleischexport bedroht ist, wenn weniger Gülle auf die Felder gebracht werden soll.

Verlust der Existenz, wenn weniger Geflügelteile in Kühlcontainer nach Afrika verschifft werden soll, womit dort die einheimische Fleischerzeugung mit den Hähnchenteilen aus Europa nicht konkurrieren kann. Verlust der Existenz, weil der Zuckerrübenanbau nicht länger die Anreicherung mit Zucker in industriell verarbeiteten Nahrungsmittelnerhöhen soll. Verluste bei der Erzeugung von Getreide, das zur Stromerzeugung vernichtet wird. Und die Bienen – sie sollten den Nahrungsmittelerzeugern, den Landwirten,den Viehzüchter und den Gartenbaubetrieben zum Emblem werden, das sie daran erinnert, dass die Menschheit Teil der Natur ist und nicht die sogenannte „Krönung der Schöpfung“, die die Natur als Sklavin ausbeutet. Wo bleibt eigentlich bei der Klimadiskussion der mahnende Zuspruch der Kirchen und die entschiedene Stellungnahme…… oder lautet der theologische Lehrsatz dort immer noch: „Adam, Eva, macht euch die Erde untertan, beutet sie aus!!!! Inspiriert von Georg Büchner, der hessische Landbote. – Martin Schaub

 


 

 

Leserbriefe zu „Quittung in fünf Jahren“ von Tobias Blanken

 

Tobias Blanken kommt im letzten Absatz zum richtigen Schluß. Es liegt zwingend auf der Hand, „dass die Mieter in 5 Jahren sogar schlechter dastehen“. Was allerdings erschüttert sind zwei Dinge. Punkt 1, dass eine Landesregierung 30 Jahre nach dem Mauerfall ganz tief in die Werkzeugkiste des Sozialismus greift . Gerade beim Wohnungsbau war es doch offensichtlich, dass Planwirtschaft nicht funktioniert und zu einem Zerfall der Bausubstanz führt. Punkt 2, dass dieses brisante Thema der ZEIT lediglich eine viertel Seite auf Seite 12 Wert ist. – Dietmar Baier

 

In Ihrem Artikel schreiben Sie die evtl. Auswirkungen bezüglich des Mietendeckels, vor allen Dingen, dass die Gefahr bestehe, dass der neue Wohnungsbau dadurch ins Stocken käme. Sie sind herzlich eingeladen nach Berlin zu kommen und sich die Gegend, in der ich wohne anzuschauen. Es hat einen großzügigen Ausverkauf in den letzten Jahren gegeben. Wenn gebaut wurde, dann fast ausschließlich Gewerbe oder Eigentumswohnungen. Was Sie nicht beantworten, wie Mieter*innen vor diesen horrenden Mietsteigerungen verschont werden, durch eine Deutsche Wohnen und anderen Immobilienanbietern? Wenn Sie schon gegen die Mietendeckelung sind, dann bitte bringen Sie mögliche Lösungsvorschläge, wie gegen unbezahlbaren Wohnraum vorgegangen werden kann.

Sie haben Recht, Berlin hat es verschlafen, genügend neuen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Was aber im Umkehrschluss nicht bedeuten darf, dass wir das denen überlassen, die nur Eigentumswohnungen oder vermietbaren Wohnraum bauen, den fast niemand bezahlen kann, um möglichst viel Geld für sich und ihre Aktionäre zu scheffeln. Sie arbeiten in ihrem Artikel mit Angst und schreiben von „Freiheit oder Sozialismus-Rufer“. Beides ist unangebracht, denn die Angst geht schon seit langen um, dass wir Mieter*innen unsere Miete nicht mehr bezahlen können. – Sylvia Pah

 


 

 

Leserbrief zu „Wie schnell ist das All?“ von Robert Gast

 

Hefeteig geht auf, bis … er einfällt, und ein Luftballon wird aufgeblasen, bis er platzt, mit lautem Knall,alias big bang.Das ist jetzt gerade auch obskurer dark energyund cosmic inflationpassiert. Denn ohne die beiden Produkte der (noch) geltenden Dogmen zu bemühen, erklärt Newtons extrem einfaches Gesetz der Schwere die Rot-Verschiebung von Licht entfernter Galaxien. Hergeleitet in einem kurzen Aufsatz, dessen Ergebnis auch die so genannte Theorie der ‘speziellen Relativität’ betrifft, hergeleitet in einem zweiten kurzen Aufsatz, beide veröffentlicht auf meiner website. – Michael Schmiechen

 


 

 

Leserbrief zu „Pomp und Seele“ von Martin Hecht

 

In Ihrem oben angeführten Artikel über Marie Antoinette ist Ihnen ein Fehler unterlaufen. Sie wurde nicht mit 18 Jahren, sondern bereits mit 15 Jahrendem Bourbonenkönig Louis Seize vermählt. Die Jahreszahl (1770) ist korrekt. Es dauerte dann übrigens deutlich mehr als vier Jahre, bis ein Thronfolger geboren wurde. – Andreas Grimm

 


 

 

Leserbrief zu „Netzwerk für ein neues Denken“ von Mark Schieritz

 

„Sie sollten auch den Wirtschaftsteil Ihrer Zeitung lesen“ – so oder ähnlich versuchte Roman Pletter Beim „Freunde der ZEIT“-Abend am 7. Oktober in München die Leser von FEUILLETON und „Z“ zu er-Mutigen, sich auch mit schwererer Kost zu beschäftigen.. Das tue ich schon öfter, wenn mir auch das Denken und das Fachvokabular der Ökonomen schon Im Studium fremd blieben. Aber was in o.g. Artikel angesprochen wird, hat mich aufhorchen lassen: (Spalte 2, Absatz 2:) „Wer die Welt verändern wolle, der müsse sich mit Gleichgesinnten zusammentun – ein „Ökosystem“ Aufbauen, wie man das heute in der Sprache der Start-up-Szene formulieren würde.“ (Spalte 2, Absatz 3:) (Der Wissenschaftstheoretiker Thomas) „Kuhn hat gezeigt, daß sich Fortschritt in Form von Denk- Revolutionen vollzieht. Weltanschauungen verändern sich plötzlich grundlegend, was gestern noch Für richtig gehalten wurde, gilt nun auf einmal als falsch. (Spalte 1, Absatz 3:) „Am kommenden Donnerstag wird in Berlin nun die Gegenrevolution ausgerufen werden.“ Dann soll in Berlin das Forum New Economy an den Start gehen, ein Netz aus nationalen und Internationalen Experten, die das „marktliberale Denken“ der vergangenen Jahre für die Glaubwürdigkeitskrise der westlichen Demokratien verantwortlich machen und ein „neues ökonomisches Paradigma“ etablieren wollen.

(Die „Gegenrevolution“ bezieht sich auf die zu Beginn Ihres Artikels vorgestellte Vereinigungliberaler und libertinärer Denker, die am 1. April 1947 ins Leben gerufene „Mont-Pélerin-Gesellschaft“, deren Ideen (wann? Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre ?) die strenge Regulierung der Finanzmärkte durch den Staat, den Einfluß der Gewerkschaften auf Löhne und Arbeitsbedingungen, die hohen Steuersätze für Spitzenverdiener außer Kraft setzte.) Ich bin gespannt, sehr gespannt, zu welchem Ergebnis die Experten in Berlin kommen werden. Gegenrevolution – klingt schon mal gut in diesem Zusammenhang. Wann? … Der „kommende Donnerstag“ (ab Erscheinungsdatum Ihres Artikels gerechnet) wäre dann Der 1. November. Und die ZEIT… : 1+7 = 8 – die ZEIT wird also in der Ausgabe vom 8. November Berichten. Am 8. November 2019 werde ich mir den Wirtschaftsteil der ZEIT als Erstes vornehmen. Versprochen. – Beate Schwärzler

 


 

 

Leserbrief zu „Schwiegersöhne statt Bürokratie“ von Can Dündar

 

Es ist für mich auch eine höchst emotionale Erfahrung, wie Sie über die Gebete für die politisch Gefangenen berichten. Ich durfte in meinem Leben erfahren, dass Menschen für mich gebetet haben, als ich noch nicht beten konnte, Dass Menschen mich geliebt haben, als ich mich noch nicht lieben konnte. Dass Menschen mir vertraut haben, als ich mir noch nicht vertrauen konnte. Dass Menschen für mich geglaubt haben, als ich noch nicht glauben konnte. Dass Menschen meine Stärken wahrnehmen konnten, als ich mich nur schwach und nutzlos sah. Die Liste ist nicht vollständig, sie wird aber beständig immer länger.

Sehr geehrter Herr Dündar, Ihre Ausführungen haben mich jetzt motiviert, über meine Reise nach Berlin nächstes Jahr nachzudenken. Freundinnen möchten mich gerne dabei haben, aber ich mag keine Großstädte. Sie haben mich jetzt auf die tägliche Gebet in der Gethsemanekirche neugierig gemacht:da möchte ich auch mal dabei sein. Solidarität ist für mich sehr beglückend, ich darf es 30 Jahre schon erleben. – Ida Diemberger

 


 

 

Leserbrief zu „Blühender Streit“ von Christiane Grefe

 

Ich bin Jahrgang 1961 und kann mich noch gut an die Zeit der Technikgläubigkeit erinnern. Also die Zeit, in der die Menschen dachten sie könnten jeden Mist machen, mit Hilfe der Technik ließe sich das wieder richten. Es hat nie funktioniert. Ein schlauer Mensch hat einmal gesagt es sei das Vorrecht der Jugend noch alles zu wissen. Doch sollte man sich mit 21 Jahren und wenn man solche Initiative zeigt nicht vorher ein wenig mit den Erfahrungen früherer Generationen mit dem selben Ansatz befassen? – Horst Schwäbe

 


 

 

Leserbrief zu „Das unsichtbare Drittel“ von Maximilian Probst

 

Danke für Ihren besorgniserregenden Artikel zum Problem, dass Menschen sich unsichtbar fühlen. Ich weiß nicht, ob die „Zeit“ Verwendung für den Text hat, aber ich hatte mir vor einiger Zeit auch einmal Gedanken zu dem Thema gemacht und füge meinen Andachtstext bei:

Wer im Schutz des Höchsten sitzt, wird bleiben im Schatten des Allmächtigen. Psalm 91, 1. In ihrem Jugendbuch „Schattenkinder“ vermittelt die Autorin Haddix ihren Lesern eindrücklich, was es bedeutet, ein „Schattenkind“ zu sein. Weil es in ihrer fiktiven Romanwelt Familien verboten ist, mehr als zwei Kinder zu haben, müssen „überzählige“ Kinder versteckt leben, sozusagen im Schatten, um von der „Bevölkerungspolizei“ nicht entdeckt zu werden. Ein grausames Schicksal für Luke, die Hauptfigur, der existiert, obwohl es ihn nicht geben darf. Aber auch außerhalb dieser Romanwelt gilt: Wer möchte schon gern im Schatten stehen, ein Schattendasein führen? Wer ist schon gern benachteiligt, zurückgesetzt, wird gern von der Gesellschaft übersehen, kommt im Leben zu kurz? Von anderen wahrgenommen, vielleicht sogar anerkannt zu werden, einmal einen Preis zu gewinnen oder zumindest einen kleinen Erfolg feiern zu dürfen – ein solches Leben ist dem Schattendasein zweifellos vorzuziehen.

Mit o. g. Psalmwort verhält es sich anders. Im Orient hat der Schatten verständlicherweise eine gänzlich andere Bedeutung als in unseren Breiten. Dort ist von einem Schattendasein die Rede, und der, der es führt, ist zuversichtlich und voll Hoffnung. Er steht im Schatten, und der Schatten ist der des Allmächtigen. Der „Schutz des Höchsten“ und der „Schatten des Allmächtigen“ sind ihm Bilder dafür, dass Gott Schutz und Obhut gewährt. Es gibt Menschen, die den Höchsten ignorieren, mit ihm nichts zu tun haben wollen. Und doch verdanken sie ihre Gesundheit, die Tatsache, dass sie noch atmen, allein dem Erhaltungshandeln Gottes. Dann gibt es Leute, die sich nur unter den Schutz des Höchsten begeben, wenn Gefahr droht, wenn Sorgen und Nöte heraufziehen. Ist die Not vorüber, verzichten sie gern wieder auf die „Schirmherrschaft“ Gottes – Dank, bleibende Hinwendung, bleiben sie dem Schöpfer schuldig. Schließlich aber gibt es Menschen – und der Psalmdichter gehört zu ihnen –, die eine persönliche Beziehung zu Gott, dem Höchsten, haben. Sie sprechen ganz vertraut mit ihm und unterstellen ihr Leben auch in sorgenfreien Zeiten seiner Herrschaft. Im Schutz des Höchsten und im Schatten des Allmächtigen zu leben ist für sie keine fromme Einbildung, sondern tiefe Gewissheit. Dieses Schattendasein hat eine schützende und stärkende Wirkung auf sie. Auch in notvollen Lebenslagen bleiben sie gewiss, dass Gottes Hände stark sind. Solche Menschen sind bevorzugt, selbst wenn sie im Schatten der Gesellschaft stehen. – Marcel Haldenwang

 


 

 

Leserbrief zu „Hier scheint die Sonne“ von Adam Soboczynski

 

Die Antwort auf die Frage, wieso Vincent van Gogh zum Lieblingsmaler der Deutschen wurde, kommt an einem Mann nicht vorbei, der mit seiner neuartigen „Schule des Sehens“ den Kunstgeschmack im deutschsprachigen Raum um 1900 wie kein anderer prägte: dem leidenschaftlichen Kunstschriftsteller und einflussreichsten Kunstkritiker des späten Kaiserreichs und der frühen Weimarer Republik Julius Meier-Graefe (1867-1935). Neben seinem Engagement für den französischen Impressionismus beschäftigte ihn – der in aller Kunstgeschichte „lediglich das Lebendige, das unmittelbar erregt und bildet“ bejahte und dem es in der Kunst immer auf die „menschliche Substanz“ ankam – vor allem van Gogh, bei dem Leben und Werk so weit in eins fallen. In seinem Buch „Vincent van Gogh. Der Roman eines Gottsuchers“ setzte der „Feuerzauberer des neuen Geistes“ dem Maler der lodernden Zypressen ein glühendes Denkmal. – Ludwig Engstler-Barocco

 


 

 

Leserbrief zu „Jetzt auch für Frauen“ von Thomas E. Schmidt

 

Dazu eine kurze Bemerkung. Ich habe in Bremen gewohnt und bin sehr gut über das Brauchtum der Eiswette informiert. Frauen sind durchaus erwünscht. Aber bitte nur Frauen die nicht politisch unterwegs sind. Sonst können sie die Eiswette vergessen.– Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Wunder des Geistes“ von Hanno Rauterberg

 

Oh Mann, was für ein Artikel! Hier ist ein zeitgenössischer Baudelaire am Werk, ein Kritiker, in dem die fabelhaften Brüder Goncourt aufs Schönste inkarnieren. Bravo! Bravissimo! Fasziniert, gepackt, erregt, befreit, beglückt verschlinge ich Satz für Satz, unfähig innezuhalten stürze ich von Absatz zu Absatz … und am Ende das überwältigende Bedürfnis, hinauszuschreien in die Nacht: LIFE IS GREAT! Hier wird der Zeichner Leonardo gefeiert, der Linienbesessene beschworen , der auf kleinen Zetteln die Geheimnisse der Welt versammelte: da drängt sich Seltsames, Unerwartetes, Widersprüchliches, Zweideutiges, Fremdartiges, Rätselhaftes, Bizarres zu einem vibrierenden Knäuel Leben zusammen, zu einem brodelnden Vivarium; da regiert die Unmittelbarkeit, der spontane Einfall, die Intuition, die Kühnheit der Skizze; da kann die Hand mit ihren 27 Knochen, 35 Muskeln und mehr als 2000 Nervenzellen in jeder Fingerspitze ihren Eigenwillen und –sinn austoben … – Ludwig Engstler-Barocco

 


 

 

Leserbrief zu „Das Kotelett der Macht“ von Alard von Kittlitz

 

In seiner Kolumne unterschlägt Alard von Kittlitz, dass demokratische Politiker sehr wohl auch eine wichtige repräsentative Funktion haben. Für das bloße, technische Regierungshandwerk gibt es Beamten. Politiker sollten ihre Überzeugungen, sofern vorhanden, auf Demonstrationen zeigen dürfen. – Eugen El

 


 

 

Leserbrief zu „Preisfrei“ von GRN.

 

Ich habe selten so einen Mist auf der S. 1 der ZEIT gelesen. Ein Luxusrestaurant haben schätzungsweise weniger als 1‰ der Weltbevölkerung jemals betreten.Ihr Vorschlag, dies für alle so zu machen, dass sie sich erst hinterher Gedanken machen, was zu bezahlen ist, zeigt, wie weit Sie von der normalen Realität entfernt sind. Über das Thema Gleichberechtigung denken Sie auch nicht nach. Wieviel Prozent der deutschen Bevölkerung gehen nie in ein normales Restaurant, weil sie es sich nicht leisten können? Das wäre mal eine interessante Info. – Klaus Rozinat

 


 

 

Leserbrief zu „Der Protest als Fest“ von Lea Frehse

 

Kann mich mal jemand kneifen, bitte? Hätte jemand mir noch vor wenigen Tagen gesagt, es werde der Tag kommen, an dem Libanesen verschiedenster Konfessionen ihre Angst überwinden werden. Sie werden auf die Straße gehen und ihre Stimme gegen die korrupten, dreisten und unersättlichen Politiker erheben. Sie werden sich weder vor Milizen noch vor Schlägertrupps fürchten. Sie werden im sunnitischen nord-libanesischen Tripolis für das schiitische Sour im Süden singen, im christlichen Beiruter Viertel Achrafiye Liebesgrüße an die Drusen in den Bergen richten… Ich hätte mein Gegenüber für nicht zurechnungsfähig erklärt. Zu häufig gab es diese Erfahrungen. Jedes Mal wurden die Anfänge solcher Bewegungen im Keim erstickt. Die Loyalität zu den Anführern hat am Ende die Oberhand gewonnen. Das Appellieren an niedrigste sektiererische Instinkte hat sich immer wieder durchgesetzt.

Nun scheint all das wahr zu werden. Oder träume ich? Es ist noch zu früh – ja. Es kann noch vieles passieren. Die größte Gefahr stellt die stärkste Armee im Land, die Hisbollah, dar, die einen Teufel tun wird, die Macht an das Volk zu übergeben. So viel steht fest. Dennoch: Diese Revolution, die kleine Schwester ihres Vorbilds in Syrien, lehrt uns alle, was es bedeutet, für Demokratie einzustehen. Die Libanesen sind gerade die Lehrer, wie einst die Syrer, die mit Parolen wie „Friedlich! Friedlich!“ auf die Straße gingen, Tischtennisbälle beschrifteten und ganze Alleen damit übersäten oder ganze Meere von roten Rosen als Antwort auf die Anwesenheit von Schergen bildeten.

„Das Volk! Will! Das Regime! Stürzen!“ Dieser Slogan geht direkt ins Herz, ohne Umwege. Er berührt die Seele. Das kann nur jemand verstehen, der eine ungefähre Ahnung davon hat, was es bedeutet, so etwas in einem arabischen Land zu brüllen. Ich hoffe dieser Traum währt lange. Habe ich gesagt, jemand solle mich kneifen? Bitte nicht! Lasst mich schlafen. Ich bin müde. – Saad Fidaoui

 


 

 

Leserbrief zu „Gibt es Regeln für einen Urlaubsflirt?“ von Thilo Mischke

 

Thilo Mischeks „Regeln für einen Urlaubsflirt“ (Zeit Nr. 44 ) erscheint mir als ein nichtsnutziger Artikel, denn der junge Reisende tut so als bestünde die weite Welt aus Männern, zum Beispiel solchen die „weiter nach Fiji“ wollen. Er gebraucht Jugendsprache wie ein „Vibe“, „Händchenhalten in Dubai“ , „blitzschnelle“Verliebtheit , und er verfügt über einen peinlichen Vorrat an“ Küchenpsychologie“. Aber ein Urlaubsflirt „kann bereichernd sein“ – vielleicht auch aus der Sicht „der Frau“. Ich belustige mich über die Redakteure der ZEIT , die das abdrucken – ja, in einem entfernten Wartezimmer lese ich sowas, weil es so schön gruselig ist. In der ZEIT under der Rubrik „Reisewissen“ – was gibt es nach der Lektrüre denn nun zu WISSEN ?

Wir wollen mal festhalten , daß einer auf Reisen nicht seinen Charakter wechselt, wie eine Outdoor – Jacke. Auch für den „Urlaubsflirt“ gelten dieselben Regeln wie für einen gestandenen Mann zuhause: Respekt, eine gewisse Wertschätzung, Würde. Dieser Autor schreibt auch von echten und unechten „Gefühlen“. Er schreibt nichts über die Sprachen der bereisten Länder (wahrscheinlich „kommt er überall“ mit Englisch „durch“ ) , und die andere Denkweise in anderen Kulturen. Der Ausdruck“Gepflogenheiten vor Ort“ verrät, daß das Herrchen Mischke ( Zitat! Literatur! ) zu den euroäischen Reisenden zählt, die „Rücksicht auf die Eingeborenen“ nehmen – in Japan zum Beispiel – wo habe ich denn das schon mal gelesen? Flirt nach Regeln, einen Date im „Dienstreise- Modus“buchen, Psychologie – Wers mag der mags ja wohl mögen. – Alwin Meynecke

 


 

 

Leserbrief zu „Das Letzte“ von FINIS

 

Finis, ins Poesie-Album zu schreiben: Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter. – Gernot Henseler

 


 

 

Leserbrief zu „»Ich bekomme Mord­ drohungen von türkischen Nationalisten«. »Die PKK ist auch in Deutschland eine Terrororganisation«“. Streit von Cansu Özdemir und Bülent Güven

 

Wie kann es sein, dass ein Herr B. Güven davon spricht „es gibt dort (Türkei) immer noch ein funktionierendes Rechtssystem ? Und warum wird er dann von den beiden Interviewpartner (F. Topcu/H. Driescher) nicht mit der Frage konfrontiert, wie er dies im Falle Deniz Yücel sieht ? Es kann doch nicht sein, dass so eine ungeheuerliche Aussage ohne diese Fragestellung stehen bleibt. Alleine schon die Solidarität zu einem Kollegen hätte dies erfordert. – Poldi Schneider

 


 

 

Leserbrief zu „Facebook: Die eigene Währung ist gescheitert“ von Mark Schieritz

 

Meine Kritik gilt nicht dem Thema von Facebooks Libra anisch, sondern dem erschreckenden Mangel an Grundverständnis für unser monetäres System. Zum Beispiel schreiben Sie „Den Zentralbanken würde durch den Libra die Kontrolle über die Geldversorgung der Wirtschaft entrissen.“ Und das „Staaten mit der Notenpresse nicht immer sorgsam umgehen“. Ich möchte Sie drauf hinweisen, dass das gedruckte Geld der europäischen Zentralbank weniger als 1% des sich im Umlauf befindenden Geldes darstellt. Die restlichen 99% des Geldes wird von Banken kreiert durch die Vergabe von Krediten. Die Zentralbank und die Staaten haben darüber keinerlei Kontrolle.*

Ihr Argument, dass die Menschheit mit staatlich kontrollierten Notenbanken gute Erfahrungen gemacht hat, ist schlichtweg falsch, da unser Geld größtenteils nicht von staatlichen Notenbanken geschaffen wird. Geld wird von privaten Banken erschaffen, die eben nicht kontrolliert werden. Ihre Frage ob es denn wirklich ein Fortschritt ist, wenn das wirtschaftliche Wohlergehen ganzer Staaten von privaten Unternehmen abhängt, ist durch aus berechtig. Fakt ist jedoch, dass dies längst der Fall ist, da gewöhnliche Banken (zum Teil auch die National Banken zB. Banca di Italia, US Federal Reserve und mehr) private Unternehmen sind, die entscheiden wie viel Geld sie kreieren. Ich hoffe sehr, dass ich mich verständlich ausgedrückt habe. Falls Sie noch Fragen oder Zweifel haben, können Sie sich gerne melden. Weiter unten finden Sie einige wissenschaftliche Quellen, die unser Geldsystem in mehr Detail erklären.

Es wäre mir persönlich ein wichtiges Anliegen, dass ein seriöses Medium wie Die Zeit dysfunktionale System, wie unser Währungssystem, aufdeckt statt durch solche Artikel den Irrglauben weiter zu verbreiten, dass all unser Geld von der EZB erschaffen wird (denn es ist nur ein marginaler Bruchteil). * Die Summe aller Euronoten und Münzen der EZB im Umlauf betrug im September 2019 ca. 23 Milliarden Euro. https://www.ecb.europa.eu/stats/policy_and_exchange_rates/banknotes+coins/circulation/html/index.en.html#. Zur gleichen Zeit betrug die totale Summe der Geldmenge im Umlauf (in der Tabelle M3 plus Lont-term financial liabilities) ca. 19 Trillionen Euro. https://sdw.ecb.europa.eu/reports.do?node=1000003478.Diese gesamte Geldmenge sind Schulden (die in der Tabelle als Kredite angeführt werden: credit to General Government, credit to other euro residence und Net external assets). Quellen: https://www.bankofengland.co.uk/quarterly-bulletin/2014/q1/money-creation-in-the-modern-economy, https://www.bis.org/publ/work763.htm, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1057521914001434. – Elena Zepharovich, MSc

 


 

 

Leserbrief zu „Tweet, tweet, tot“ von Wolfgang Bauer

 

In Ihrem Artikel über Kurden war etwas von Kurdenquellen zu lesen. Deshalb sehe ich mich gezwungen der Deutschenzeitung Zeit zu schreiben, um zu erfahren ob man kurdische Quellen meinte? Oft liesst man auch Begriffe wie Kurdendemo. Deutschenpolitiker sollten endlich aufwachen und den Türkenpolitikern die Meinung sagen. Deutschenpolitiker Maas hat sich das nicht getraut. – Haydar Yilmaz

 


 

 

Leserbrief zu „Stimmt’s? Ist die Sauna zu heiß für Keime?“ von Christoph Drösser

 

Der Artikel ist fundiert und hilfreich. Offen bleibt, was man tun kann, um sich nicht an den nackten Füßen zu infizieren, z. B. beim Hochsteigen auf Liegebänken. – Michael Klehr

 


 

 

Leserbrief zu „»Wir werden sie versuchen auf der nächsten öffentlichen Veranstaltung, niederzustechen«“ von Daniel Böldt und Martin Machowecz

 

Der Wähler hat in Thüringen gewählt und dieser Wähler lässt einige Parteien doch ziemlich ratlos zurück. Jetzt sollte in Thüringen einfach noch mehr Demokratie gewagt werden, die demokratischen Chance dazu, die steht jetzt. Wir Menschen sollten uns trotzdem aufraffen und endlich versuchen aus unserer Geschichte zu lernen, dann bräuchte wir auch nicht so extrem „Protest zu wählen“! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Fälschung, lautet die Diagnose“ von Stefan Koldehoff und Tobias Timm

 

Es gibt z.B. im Großraum Nürnberg auch sehr gute, teilweise auch sehr originelle und originale Werke, der hier beheimateten Künstler zu erwerben. Nicht alle in Franken tätige und arbeitende Künstler sind Franken, viele Nationen wohnen und leben hier in Nürnberg, und da im Stadtteil „Gostenhof“, mitten im Herzen der Nürnberger Kunstszene.

Hier in Nürnberg, da gibt es zwar keinen Gerhard Richter, aber doch sehr viele stadtbekannte Künstler, und in Nürnberg, da gibt es eine Akademie der Bildenden Künste. Professor Ottmar Hörl war einst dort der Präsident, und er erreichte selbst mit seiner Installation „Das große Hasenstück“, mit 7000 grünen „Dürer-Hasen“ aus Kunststoff (2003), auf dem Hauptmarkt in Nürnberg, einen sehr hohen Bekanntheitsgrad damit. – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbrief zu „Sonnenkraft für Fukushima“ von Felix Lill

 

Der Inselstaat Japan wollte nach dem Super-GAU von Fukushima aus dem atomarem „Super-Wahnsinn“ aussteigen, jedoch fährt der „Nuklear-Train“ in voller Fahrt, ungebremst und aus „reiner Bequemlichkeit“ durch die Gegend. In Japan, da laufen noch immer mehr als genug Atommeiler (37 AKA´s), und liefern die benötigte Energie, zwar „CO2-frei“, aber jetzt noch risikoreicher denn je, und die Sonne strahlt weiter mit voller Kraft auf den Inselstaat. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Über Sozialismus als Brettspiel, ein politisches Kinderbuch und die religiösen Züge der Klimaschützer“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Welch eine Freude habe ich heute mit dem Zeitmagazin! Harald Martenstein hat es wieder mal auf den Punkt gebracht. Genauso sollt es sein: die Frage des Klimas wird zur Religion. Und einiges wird relativiert. Ich bin der gespannt welche Leserbriefe diesmal zu diesem Thema veröffentlicht werden. Liebe Grüße aus Kaufbeuren sendet Ihnen. – Ulrichs Fürst

 

Harald M., Der Religionsstifter. Im Gegensatz zu H. Martenstein mag ich weder Kitsch noch politische Skurilitäten.Noch weniger mag ich es allerdings, wenn man den Begriff “ politisch“ ohne Sinn und Verstand an ein Kinderbuch pappt, um es dann mit unorginellen Umwegen mit Hitlers „Mein Kampf“ auf eine Ebene zu wuchten.Aber kaum hat man dieses verschwurbelte Konstrukt überstanden, wird auch noch der Begriff „Kunst“ verwurstet. Fotos von politisch aktiven Frauen werden- wie auch immer- als von innen leuchtende schöne Kunstwerke interpretiert. Es folgt ein gedanklicher Salto ohne sinnige Überleitung: Harald M. scheint einen tiefverwurzelten Groll gegen die Forderungen von „radikalen“ Umweltschützern entwickelt zu haben, wobei die Frage offen bleibt,was unradikale Umweltschützer sind -Donald Trump oder Herr Lindner? Aber so oder so sollen seiner Meinung nach die bedrängenden Aktivisten doch lieber ins religiöse Ghetto und so unter sich und den anderen Gäubigen bleiben.

Beschwichtigend wird gefordert, sie müssten dann – wie andere Religonsgemeinschaften – miteinander klarkommen. Das ist ja nun das letzte, was diverse Religionsgemeinschaften auszeichnet, von den Kreuzzügen bis zum IS eine unendliche Geschichte der Brutaliät. Aber letztlich geht es H.Martenstein eigentlich darum, kuschelig-liberal – sowohl als auch ausgewogen in Ruhe gelassen zu werden und Kinderbücher zu lesen. Wie wäre es ,alternativ einmal mit der Lektüre der Ergebnisse des Clubs of Rome oder einem Blick auf den Aral-See zu werfen ,von dem immerhin noch 10% als braune ,salzige Pampe übriggeblieben sind. Vielleicht sollte er alternativ seinen Mallorca Urlaub nach Brasilien verlegen, um sich dort etwas frische Regenwaldholzkohle für den heimischen Grill als Souvenir mitzubringen.Ich weiß: alles fake-news, Negativismen und schon gar kein Weltuntergang – dabei könnte Herrn Martenstein entgangen sein, dass diese radikalen Klimaschützer nie den Untergang der Welt, sondern den der Menschheit befürchten, aber vielleicht hat er die Umweltaktivisten doch mit den Zeugen Jehovas und ihren Krisenszenarien verwechselt….. Übrigens: Kompliment für die Illustration, sie passt so trefflich einfältig zum Artikel und seinem Niveau. – C.Stellmacher

 

Sie sind also der Meinung den Köpfen der Klimaaktivisten haftet etwas Kitschig-religiöses an? Und machen sich als Klima-Ignorant in zynischer Weise lustig? Ist ja schon recht originell, wie Sie das machen, aber trotzdem bedauerlich, dass ein so kluger Kopf wie Sie, den tatsächlichen Todernst der Lage ins Lächerliche zieht. Sind Sie denn wirklich so wenig informiert? Keine Naomi Klein, keinen Harald Welzer gelesen? Oder leisten Sie sich aufgrund Ihres Alters die Haltung: Nach mir die Sintflut? So oder so wäre es jetzt mal wieder Zeit, dass ein shitstorm in den Ausmaßen einer biblischen Heuschreckenplage über Sie herfiele – um in Ihrem Bild zu bleiben. – Gabriele Rohlfes

 

Wer mit 180 auf eine Wand zufährt, der bremst besser, ausser er sei ein potentieller Selbstmörder. Dass die Wand da ist, hat nichts mit Religion oder Glauben zu tun, sondern ist wissenschaftlich längst belegt. Das Verunglimpfen der Leute, die um den Klimawandel besorgt sind, übernimmt in der Schweiz der hysterische Roger Köppel mit seiner Weltwoche, ein Blatt im Auftrag und mit dem Geld eines rechtsradikalen Milliardärs. Dieselbe Meinung im Zeit Magazin lesen zu müssen, gewürzt noch mit Nazi-Vergleich, bewirkt bei mir nur ungläubiges Kopfschütteln. Es ist Zeit abzutreten, Herr Martenstein, interessanter wäre, an dieser Stelle die Meinung Ihrer Kinder zu lesen, die auf einem leergefressenen Planeten nicht werden überleben können. – Peter Weber

 

Herr Martenstein schreibt in seiner wöchentlichen Kolumne: „Ich bin sowieso dafür, die radikalen Klimaschützer offiziell als Religionsgemeinschaft anzuerkennen“. Dieser Satz gab mir viel Anlass zum Nachdenken. Zum Beispiel darüber, was denn eine Religion ausmacht. Im Kern geht es dabei immer um Glauben, also etwas, das nicht wissenschaftlich untermauert ist, das jenseits aller Wissenschaftliegt. Aber auch darüber, wer „radikale Klimaschützer“ sind. Greta Thunberg könnte gemeint sein. Was ist ihre Forderung? Sie lautet im wesentlichen „hört auf die Wissenschaft“, also die Klimawissenschaftler, die sich ganz überwiegend bezüglich der groben Trends, der Ursachen und der immensen Gefahren für die Menschheit einig sind. Herr Martenstein, wer die Ergebnisse einer ganzen Wissenschaftssparte ins Abseits des Irrealen stellen will, tut dies nicht im Sinne der Vernunft. Was sind Ihre Motive?

Liebe Zeit-Redaktion, ich bin für Ihre oft sehr informativen Artikel zu den brennendsten Themen unserer Zeit dankbar; so haben Sie auch unter ZEIT ONLINE zwei hochaktuelle Videos zum Klimawandel eingestellt. Sie leisten damit unbedingt notwendige Aufklärungsarbeit. Weshalb wird jedoch gleichzeitig dieser oben besprochenen Kolumne Platz eingeräumt, die man nur als antiaufklärerisch bezeichnen kann? – Astrid Grüttner

 

Wäre es nicht so langsam Zeit, einen anderen Kolumnen-Verfasser als Nachfolger von Harald Martenstein zu suchen? Herr Martenstein wirkt (altersbedingt?) oft miesepetrig (auf schwäbisch „bruddelig“) , sehr ich-bezogen und längst nicht mehr so geistreich und witzig wie früher. Im Heft Nr. 44 muss er in seiner Kritik sogar zum schweren Hammer greifen und ein Buch mit „Mein Kampf“ vergleichen, so übelgelaunt kann er sein. Könnten Sie nicht mal Jüngere ranlassen, vielleicht verschiedene im Wechsel? Es gibt bestimmt genügend humor- und geistvolle Autoren in Deutschland. Vielleicht entdecken Sie einen neuen Gernhardt, Henscheid oder Bernstein dabei? – Klaus Bernhardt

 

Ich bin ja kein Schriftsteller, Literat oder gar Kolumnist. Vermutlich geht das gleich völlig schief. Denn, auf eine nette Kolumne, kann man eigentlich auch nur mit einer Kolumne antworten. Ich oute mich gleich als Wissenschaftler. In einer meiner letzten Vorlesung ging es – es ist schon ein wenig her – auch um den Klimawandel. Nach ein paar mich doch etwas irritierenden Zwischenfragen („Sind die Daten vom IPCC nicht falsch?“) stelle ich die Gegenfrage: „Wer von Ihnen glaubt an den menschgemachten Klimawandel?“. Etwa die Hälfte der Studierenden meldete sich, offenbar irritiert durch meine direkte Ansprache mit der Aufforderung einer aktiven Beteiligung in einer Vorlesung. Mit meiner nachgeschobenen Frage, „wen denn die erste Frage irritiert hätte“ gewann ich noch weniger Meldungen aber auch ein paar Schmunzler und fragende Gesichter. Gut, es war noch Hoffnung.

Richtig. Klimawandel ist keine Glaubensfrage. Menschgemachter Klimawandel ist ein Fakt, leider. Und ich zitiere hier jetzt nicht, dass das 95% der Wissenschaftler*innen bestätigen. Das legt dann immer nahe in der Wissenschaft läuft alles über Mehrheitsenscheidungen. In dem Zusammenhang, an die Kolleginnen und Kollegen der Presse: Bitte hört auf, in politischen Berichterstattungen x% der Sendezeit der Meinung einer Partei mit x% Stimmenanteil zu widmen, wenn die „Meinung“ (hier Klimawandel) faktisch falsch ist. Dann sind 0% die richtige Quote. Die BBC nennt das „falsche fairness“ und ist da schon weiter. Insofern, nein, Herr Martenstein. Das mit dem Klimawandel ist keine Religionsgemeinschaft wo man ein- oder austreten könnte. Schön wär‘s. Wir haben da keine Wahl. Aber was richtig ist: es kann sinnstiftend sein. Danke dafür. Denn das ist, glaube ich, dass was Wissenschaft viel zu spät verstanden hat – wenn überhaupt. Andauerndes Predigen der Apokalypse, es sei jetzt aber wirklich 5 vor 12 ist tatsächlich wenig erbaulich. Keine Ahnung, warum das Kirche in früherer Zeit gemacht hat. Dabei haben wir jetzt mit dem Klimawandel nicht nur zehn Plagen sondern auch noch Sintfluten oder vielleicht auch einmal einstürzenden Türme – alles frei Haus und alles gleichzeitig. O.k., vielleicht auch etwas übertrieben.

Nehmen wir also mal die Fakten hin und akzeptieren diese. Und dann suchen wir nach einem neuen Sinn (im Leben). „Macht euch die Erde untertan“, war ja nie die Aufforderung alles umzugraben (mit fast Dreiviertel der Welt sind wir damit allerdings auch schon durch). Wohl aber Verantwortung für unsere Umwelt zu übernehmen. Hier passt jetzt aber wirklich der Verweis auf Kirche, die Enzyklika „Laudato si‘“ des Pontifex. Wonach sich Greta, Luise und viele nicht genannte (aber auch ich) sehnen, ist doch in einer Gesellschaft zu leben, in der ich nicht die ganze Zeit darüber nachdenke, was ich jetzt mal gerade nicht darf. Das hab‘ ich bei den Katholiken auch immer als unangenehm empfunden. In einer perfekten Welt würde ich leben (und konsumieren) können und wäre mir sicher, dass in der Lage bin, bzgl. der Umwelt nur richtige Entscheidungen treffen zu können (Wissenschaftsslang: weil Preise alle umweltrelevanten Kosten wiederspiegeln). Von so einer Welt kann man tatsächlich gerade nur träumen, weil es ja tatsächlich immer noch sooo schön ist über die Stränge zu schlagen, wir machen das andauernd. Leider. Nur wird beichten nicht helfen und auch CO2-Kompensationen nur, wenn die Kosten für eine Tonne CO2 deutlich nach oben korrigiert wird. Das alles hat wieder nix mit Glauben zu tun, sondern nur damit, wie wir unsere Gesellschaft (um)organisieren. Bis dahin muss keiner seinen Religionsanbieter wechseln, wir halten uns an die Fakten uns stellen fest: Eine klimafreundliche Welt wäre machbar Herr Nachbar. Daran müssen wir ganz fest glauben, Vertrauen fassen und dann handeln. – Ralf Seppelt

 

Diese Kolumne hätte die Zeit Ihrer Leserschaft ersparen können. Soviel komprimierten Unsinn habe ich selten auf einer Seite gelesen. Die Erfahrung lehrt, dass es etwa 30 Jahre dauert (traurig), bis etwas in der Allgemeinheit ankommt, bei manchen dauert es halt noch länger. Herr Martenstein zieht andere offenbar gerne durch den Kakao und findet es originell, aber er kann mit seiner Meinung sicher eine Menge Ottomotor-Fans, SUV-Liebhaber, Oldtimer-Sammler, Braunkohlemanager und Ölscheichs begeistern – Klimaschädiger als beste Freunde; vielleicht sogar bei der AfD punkten, weil es auch da um Glaube geht. Nur dass er es buchstäblich meint, mit religiösen Riten und so. Da haben wir es wieder: Sex und Religion …sells (die letzten vermeintlichen Bastionen?), etwas pubertär und billig vielleicht, aber noch immer beliebt im männlichen Satiriker-Milieu, wahrlich originell. Andererseits kann sich in ein älterer Herr bei dem Thema auch gerne süffisant zurücklehnen, Herr Martenstein muss die Klima- und Umweltkrise ja nicht kaum selbst ausbaden.

Es erinnert ein bisschen an die AKW-Debatte: Früh war alles bekannt, wissenschaftlich belegt, bis hin zum Super-GAU, die Demonstranten und Warner wurden als Lohn ihrer Mühe zurechtgewiesen, verspottet und übel angefeindet, je nach Temperament und Gesinnung – 30 Jahre gingen so ins Land. Aber es mussten erst Tchernobyl und Fokushima kommen, um quasi über Nacht die Allgemeinheit in Angst und Schrecken zu versetzen (von „Panikmache“ keine Rede mehr, das Sankt Florians-Prinzip hatte ausgedient) und die „Ketzer“ zu rehabilitieren. Jetzt haben wir den (radioaktiven) Salat – vom Verzehr bayerischer Waldpilze und Wildschweinbraten wird noch immer abgeraten, und der strahlende Müll ist bis heute nicht entsorgt. Wo soll auch die radioaktive Hinterlassenschaft die nächsten 1000 Jahre sicher unter Verschluss bleiben? Wenn es überhaupt geht, wer will das Endlager vor der Tür haben? Fragen über Fragen, der erhoffte technologische Fortschritt bleibt die Antwort schuldig.

Und jetzt die Klimakrise. Nach dem vertrauten Motto kommt Zeit, kommt Rat, wird wieder auf fatale Weise dem Machbarkeitswahn gehuldigt, ein irgendwie gearteter technologischen Fortschritt, der da schon irgendwann kommen wird, soll’s wieder richten. Man muss halt nur dran glauben, dann klappt‘s mit der Vogel Strauß-Politik. Und siehe da, die politisch Verantwortlichen von der „AKW-Front“ sind längst abgelöst, Glück gehabt. Also nochmal das gleiche Spiel, nur diesmal könnte das Herumeiern, die Grabenkämpfe und Hinhaltetaktik definitiv böse ins Auge gehen. Kein Planet B für (superreiche) Erdenmenschen in Sicht, so sehr welche danach suchen. Alles ungestraft kaputt machen und sich dann nach einer neuen Bleibe und neuem Spielzeug umschauen? Herr Martenstein ficht es nicht an, selbstgefällig, locker vom Ohrensessel gewissermaßen, spricht er der Jugend, die es angeht, die Kompetenz ab und bietet ihnen Weihrauch an. Wie wäre es mal mit realen Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen – nicht „sexy“ und Kolumne tauglich? Ein bisschen Empathie mit denjenigen, die Badengehen, wäre mal originell gewesen. So ist es halt nur Nuhr und Co. – Claudia Erb

 


 

 

Leserbriefe zu „Gesellschaftskritik. Über Heilige“ von Matthias Stolz im ZEIT Magazin

 

Es ist sogar noch doller so, „wie so oft bei Päpsten“, als Sie glauben: Tatsächlich ist die „Vorabendparty (Halloween)“ nicht „besser besucht“ als die Gräber zu Allerheiligen, sondern sie ist selbst eine „Allerheiligenparty“, ist „Halloween“ doch nichts anderes als die sprachliche Verschmelzung von „All Hallows’ Eve“, also „Allerheiligenvorabend“, der bereits auf Allerheiligen einstimmt. Dass das Brauchtum diese Abends keltisch-konsumistisch vereinnahmt, verformt und aufgeladen wird, hängt mit dem Golfkrieg 1991 und mit den Suchbewegungen des Neopaganismus zusammen, das können Sie hübsch auf Wikipedia nachlesen, aber im Grunde sind die „Hallows“ tatsächlich nichts anderes als die „Saints“ des Papstes, die ja der Ausgangspunkt Ihres Artikels sind. Tatsächlich: „alles ergibt Sinn“, wer braucht schon die Baumarktkerzen – wenngleich ich persönlich am 31.10. den Reformationstag feiere ;-). – Dr. Katrin Düringer

 

Wenn sich alte katholische „Gottesmänner“ über die menschlichsten Dinge des Lebens unterhalten, dann kann dabei eigentlich nur ein sehr weltfremdes Ergebnis dabei herauskommen! Die katholische Kirche kann und will sich doch noch bewegen, um dann wenigstens vor ihrem endgültigen Niedergang, davonlaufen zu können. Ob Jesus Christus, selbst kein Katholik, ein derartiges prunkvolles Spektakel im Vatikan, so geduldet und abgesegnet hätte? – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zum Wochenmarkt „Unkritischer Risotto“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Vor einiger Zeit schon zweifelten Sie, ob überhaupt jemand Ihre Rezepte liest. Dazu eine kleine Geschichte aus dem vergangenen Jahr. Ich bin 82 Jahre alt.Alle 2 Wochen kommt meine Tochter, um mir beim Saubermachen zu helfen. Zum Dank koche ich uns etwas, was sie vielleicht nicht selbst für die Kinder zubereitet. Bevor sie von zuhause losfährt,nimmt einer ihrer Söhne das ZEITmagazin zur Hand und verkündet: heute gibt es…..(z.B. Dinkelrisotto mit Kürbis). Inzwischen ist der junge Mann in der Berufsausbildung. sodaß dieser Spaß vorbei ist. Außerdem bringen Sie jetzt seltener Rezepte, die sich für ein Mittagessen eignen. – Christa Kölling

 

Cara Signora Raether, an Ihren Rezepten habe ich nie etwas zu kritisieren gehabt, und an diesem Risotto-Gericht, das ich gleich ausprobiert habe, schon gar nicht. Es funktioniert eigentlich nur mit echten Salsiccie, die es in Göttingen bei einem vortrefflichen Italiener zum Glück gibt. Grazie per questa ricetta eccellente! Cordiali saluti e tante belle cose. – Hermann Engster

 


 

 

Leserbrief zu „Der Optimist“ Bilder von Tyler Mitchell, Gespräch mit ihm geführt von Christoph Amend und Alard von Kittlitz im ZEIT Magazin

 

Tyler Mitchell. Es ist ein Jammer das schöne Papier und so viele Banalitäten.Schade um das Papier. – K. Küsters

 


 

 

Leserbrief zu „Experten ans Werk“ von Alfred Dorfer in der Regionalausgabe ZEIT Österreich

 

In der Oesterreich-Ausgabe vom 24.Okt (Zeit Nr.44) Seite 18 ‘Experten ans Werk’ schreiben Sie: ‘… pro Kopf – ob intelligent oder nicht – der Zins kennt hier keinen Unterschied – 34.000 Euro an Zinszahlungen aufgebracht werden muessen.’ Diese Zahl ist falsch! Tatsaechlich ist die Zinslast ‘nur’ ca. 800 Euro pro Jahr und pro Kopf. Ihre 34.000 Euro sind vermutlich die gesamte Schuldenlast pro Kopf, nicht jedoch die jaehrlichen Zinsen. Dividiert man 6 Milliarden Zinslast der Repubik aus Ihrem Artikel durch knapp 8 Millionen Einwohner, dann sieht auch der Laie sofort dass sich die 34.000 Euro nicht ausgehen koennen! Ich finde Sie sollten das umgehend klarstellen. – Dr. Robert Aigner

 


 

 

Leserbrief zu „Die Beatmungsmaschinerie“ von Verena Randolf in der Regionalausgabe ZEIT Österreich

 

Manchmal tut es einem leid, dass man ein Interview gegeben hat. Als langjährige Abonnenten der Zeit, gingen wir davon aus, dass qualitätsvoll berichtet wird. Doch der Artikel von Verena Randolf „Die Beatmungsmaschinerie“, Die Zeit Nr. 44., enthält nicht nur zahlreiche falsche Behauptungen, sondern setzt die Zitate in einen verzerrenden Gesamtkontext. Wir distanzieren uns von diesem Artikel, und möchten Folgendes richtigstellen: Verena Randolf lässt die Behauptung von Natalie Lottersberger, dass der Einsatz von LaienhelferInnen bei der Beatmung unverantwortlich und unprofessionell ist nicht nur stehen, sondern macht es zu einem tendenziösen Skandal. Wie es das GuKG (Gesundheits- und Krankenpflegegesetz) seit 2007 vorsieht, dürfen Persönliche AssistenInnen medizinnahe Tätigkeiten, wie beispielsweise das Absaugen der Atemkanüle oder Katheterisieren, durchführen, wenn diese Tätigkeiten von einem Arzt oder einer Pflegefachkraft delegiert und damit qualifiziert und zertifiziert werden (siehe Leitlinie der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie). Das System der LaienhelferInnen ist kein Sparmodell, wie es im Artikel behauptet wird, sondern sinnvoll, effizient und ermöglicht ein autonomes Leben in Mitten der Gesellschaft, was in Deutschland bei einer Heimunterbringung nicht der Fall ist. Die Leitempfehlungen der wissenschaftlichen Gesellschaft für Pneumologie zur Etablierung einer Beatmung zu Hause inkl. der Standards für die nachweisliche Schulung wurden Frau Verena Randolf zur Verfügung gestellt, die Gesetzeslage erklärt, aber blieben im Artikel unberücksichtigt. – im Gegenteil „Unversorgtheit“ tendenziös dargestellt.

Das Argument der „professionellen Betreuung“ in Heimen und Einrichtungen ist zu relativieren, denn wer sind die Profis? Wer, wenn nicht der Mensch mit Behinderung selbst, weiß am besten, wann er wo, wie und von wem betreut und unterstützt werden kann und möchte. Jede einzelne der zehn persönlichen Assistentinnen von Dr. Huainigg ist eine hochspezialisierte Fachkraft für seine Bedürfnisse. Die Aussage, dass Dr. Huainigg unversorgt nach Hause entlassen wurde ist somit unrichtig, denn sowohl seine Frau als auch seine Persönlichen Assistentinnen wurden im Krankenhaus vom Personal eingeschult.

Der zentrale Vorwurf des Berichts, wonach ein autonomes Leben nur für jene beatmete Menschen in Österreich möglich ist, die über „persönliche Geldreserven“ verfügen, ist falsch. Wien ist durch die Pflege- und Ergänzungsleistung des Fonds Soziales Wien ein Vorzeigeprojekt. Die Stadt Wien finanziert die Persönliche Assistenz im Alltag, das Sozialministerium bundesweit einheitlich die Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz. Die von der Pflegeorganisation Care Ring geforderten 25 000€ für den Aufbau von professionellen Heimstrukturen sind reines eigennütziges Lobbying eines Wirtschaftsunternehmens, welches profitorientiert, aber nicht im Sinne der Betroffenen handelt. Diese wollen weiterhin durch die Delegation von Pflegetätigkeiten an Persönliche AssistentInnen ein selbstbestimmtes Leben inmitten der Gesellschaft führen. Heimstrukturen aber würden es vielmehr verhindern. Es ist sehr schade, dass die wichtigen Punkte der Verbesserung der Versorgung, wie die Supervision durch Fachpflege zu Hause, nicht dargestellt wurden und kein Bewusstsein dafür geschaffen wurde. – Dr. Sylvia Hartl und Dr. Franz-Joseph Huainigg

 


 

 

Leserbrief zu „Könnte passen“ von Joachim Riedl in der Regionalausgabe ZEIT Österreich

 

Mit der Meinung von der Sinnhaftigkeit einer türkis – grünen Regierung stimme ich überein. Aber auch wenn DUX ex machina als bewusst verballhornende Form des alten deus ex machina gemeint sein dürfte: ich glaube nicht, daß es noch sehr viele Bildungsbürger gibt, die diese Nuance verstehen werden: Es geht außerdem und vor allem bei diesem Thema nicht nur um grüne Befindlichkeiten. Es geht auch darum, dass b e i d e Ziele wichtig sind: Die Bekämpfung des Klimawandels u n d die Erhaltung der wirtschaftlichen Konkurrenzfähigkeit.Ist ihnen übrigens aufgefallen, daß von der „alten“ schwarzen Partei kein einziger mehr im Verhandlungsteam von Kurs vorhanden ist? Das könnte sich rächen, sobald die Mühen der Ebene kommen. – Manfred Drennig

 


 

 

Leserbrief zu „So sieht es aus!“ Recherche von Marie Charlotte Maas in der Beilage ZEIT Abitur

 

Mit Erschrecken habe ich die Statistik auf Seite 14 des Abitur-Sonderheftes in der aktuellen Zeitausgabe gelesen. Dort steht: „Beliebteste Ausbildungsberufe 2019: 1. Kraftfahrzeugmechatroniker, 2. Kauffrau f??r B??romanagement, 3. Medizinische Fachangestellte“. Nun gibt es zwei Interpretationsm??glichkeiten dieser Statistik: 1. Es wurde die Liste der beliebtesten Ausbildungsberufe (M??nner und Frauen gemeinsam) genommen und bei der Auflistung wurden sie mit Geschlechtern versehen. In diesem Fall bin ich davon entt??uscht, dass hier derartig zu Geschlechter-Stereotypen beigetragen wird. 2. Es wurden zwei getrennte Statistiken „beliebteste Ausbildungsberufe bei M??nnern“ und „beliebteste Ausbildungsberufe bei Frauen“ als Grundlage herangezogen und dann zu einer gemeinsamen vermischt.

In dem Fall erschrecken mich die unklare Darstellung und die implizite Annahme, dass eine Frau und ein Mann in demselben Beruf so grunds??tzlich verschiedene Arbeit leisten, dass man sie nicht als einen gemeinsamen Beruf betrachtet. (Basierend auf den Daten hierl??gen beispielsweise die Einzelhandelskaufleute insgesamt vor dem Mechatroniker, davon ausgehend, dass nicht allzu viele Frauen diesen Beruf ergreifen, h??tten also einen Platz in der Liste verdient! Welche Interpretation trifft zu? Oder gibt es eine dritte M??glichkeit der Interpretation, die ich ??bersehe und die den schalen Beigeschmack verschwinden l??sst? – Lea Conen