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28. November 2019 – Ausgabe 49

 

Leserbriefe zu „Ich habe es auch getan“ von Verena Friederike Hasel

 

Die Reaktionen auf diesen und ähnliche Artikel zeigen stets eine große und sehr nachvollziebare Unterstützung der Selbstbestimmung der Frau. Gerne würde man den leidenschaftlichen Einsatz für Frauenrechte auch bei anderen Themen wie politische Teilhabe und gerechten Anteil an Macht und Einkommen erleben. Aber da fehlt es sehr. Ein wenig erinnert mich das an das Verhalten der AfD, die ihre Unterstützung der Frauen immer dann besonders leidenschaftlich hochfährt, wenn sie die Übergriffe eines Flüchtlinges dabei quasi gratis vordergründig angreifen kann, was dann auch erkennbar oft zum eigentlichen Anliegen wird. Die Frau wird dabei fast vergessen und auch sonst nicht besonders unterstützt. Schändliche Haltung ist das! Diese Art durchschaubarer Heuchelei ist unerträglich, wenn man sauberes, gerechtes Denken und Fühlen fordert und nicht aussschließlich eine Partei oder ein egoistisches Ziel bevorzugen will, gegen jede Redlichkeit. Beim Thema Abtreibug wird auf die ähnliche Weise bei der Verteidigung der Frauenrechte das Interesse der Kinder im Mutterleib unterdrückt, die ein Lebenspotential von ca. 80 Jahren in sich tragen. So, wie der Samen eines kalifornischen Mammutbaumes ein Potential von 100 Metern Baumhöhe in sich trägt und dies auch entwickelt, wenn man ihn nicht bei 10 cm Höhe bereits ausreißt und vernichtet.

80 Jahre Lebenspotential jedes Embryos x 120.000 Abtreibungen = 9.600.000, fast 10 Millionen vernichtete Lebensjahre von Menschen – jedes Jahr! Dafür sollten wir nicht werben. Wir sollten vielmehr fordern, das Verhältnisse geschaffen werden, die es jeder Frau erlauben würden, voll Freude ein Kind aufwachsen zu lassen und es dabei zu begleiten. Den Frauen, die trotzdem um eine andere Entscheidung nicht herumkommen, sollten wir keine Vorwürfe machen. Das hilft weder der Frau noch dem bereits verlorenen Kind. Wir sollten lediglich leidenschaftlich für eine lebensbejahende Grundhaltung aller Bürger und für eine großzügige wirtschaftliche und juristische Unterstützung der Frauen durch Parlament und Regierung werben. Die Bereitschaft, Geldausgaben für Verteidigung unglaublich drastisch zu steigern, die sollten wir – wenigstens in angemessenem Umfang – auch dafür entwicklen, den Frauen und den von der Abtreibung bedrohten Kindern wirklich zu helfen.“ – Klaus Lachetta

 

Ich empfand diesen Artikel als sehr aufrüttelnd. Bei Thema Schwangerschaftsabbrüche gibt es wirklich nur halbgare „Wischiwaschi-Kompromisse“. Das liegt wohl vielleicht auch daran, dass das Thema „Nachwuchs zeugen“ für die Lebewesen ja auch meistens mit einer gehörigen Portion Spaß verbunden ist. Wenn dem nicht so wäre, müsste sich auch die Kirche nicht seit Jahrhunderten an Allem rund ums Thema „Nachwuchs zeugen“ so verzweifelt abarbeiten. Nun, da wir diese Kombination der Freude oder Lust und des Nachwuchs Zeugens nicht trennen werden können, hilft in der Debatte Schwangerschaftsabbrüche eigentlich nur eines. Ausschließlich Frauen dürfen zu diesem Thema Entscheidungen treffen und Gesetze erarbeiten und wir Männer müssen einfach mal die Klappe halten. Das hat mir der eindringliche Artikel nochmals vor Augen geführt. – Carsten Wirth

 

Frau Hasel macht in ihrem engagierten Beitrag den selben Fehler, den fast alle begehen, die sich in diese wichtige Diskussion einbringen: Sie redet nur von dem Selbstbestimmungsrecht der Frau. Es geht hier aber um das Selbstbestimmungsrecht des Kindes, denn das Kind wird bei der Abtreibung getötet, nicht die Frau. Die Entscheidung muss m. E. also unter Abwägung der mutmaßlichen Interessen uns Wünsche des Kindes erfolgen. Ähnlich als läge unser Kind im Koma und wir müssten über die Abschaltung der Apparate entscheiden. Und ich wechsle hier bewusst zum WIR, denn der Vater hat ebenfalls das Recht und die Pflicht sich in den Entscheidungsprozess einzubringen. Er wird nicht nur Vater, wenn die Frau sich entscheidet das Kind zur Welt zu bringen, wie Frau Hasel zu Recht anmerkt, ihm wird auch das Recht auf sein Kind verweigert, wenn die Frau abtreibt. Und das steht der Frau nicht zu. So, wie es dem Mann nicht zusteht alleine zu entscheiden. Und so wie es dem Gesetzgeber nicht zusteht dermaßen in die Psyche der Betroffenen einzugreifen und im Extrem dem Kind ein unerwünschtes Leben mit es nicht liebenden Zwangseltern zuzumuten. Unsere egoistischen Motive dürfen die Entscheidung nicht beeinflussen. Und auch nicht die Angst vor Strafe, die ein §218 hervorruft. Mir ist natürlich bewusst, dass es fast unmöglich ist die eigene Wünsche und Bedürfmisse außen vor zu lassen, doch man kann sich ja bemühen. – Horst Schwäbe

 

Das ethische Dilemma zwischen dem Selbstbestimmungsrecht der Frau und dem Recht auf Leben auch vor der Geburt lässt sich nicht auflösen, weder durch ein Abtreibungsverbot noch durch eine hürdenfreie Erlaubnis zur Abtreibung. In letzter Konsequenz müsste man sich fragen, ob das Selbstbestimmungsrecht der Frau auch mit dem Lebensrecht eines schon geborenen Kindes konkurrieren kann. Denn der Moment der Geburt ändert zwar schlagartig den juristischen Status eines Lebewesen, auch nomenklatorisch wird es vom Fötus zum Kind, aber ethisch ist die Grenze unschärfer als viele sich das wünschen würden. Ich finde die jetzige Regelung nicht die schlechteste, immerhin bietet sie Freiheit ohne Willkür. Sie ermöglicht es den Frauen, die Situation zu erreichen, in der Sie selbst sich glücklich eingefunden haben, und Schuldgefühle, vielleicht sogar eine gesellschaftliche Skepsis, wären auch bei einer grundsätzlich erlaubten Abtreibung zu erwarten. Ein Gesetz kann schließlich keine Absolution verordnen. – Dr. Christian Voll

 

Ein Text, der dem männlichen Leser eindrucksvoll vor Augen führt, dass seinesgleichen in Sachen Abtreibung eigentlich nichts mitzureden hat: Oder genauer gesagt, dass sich in eben dieser Angelegenheit die Frauen ihre damit einhergehenden existentiellen, moralischen, persönlichen Fragen selber ausmachen sollen, und zwar nicht allein, sondern womöglich alle zusammen. Nur in diesem personalen Rahmen kann es zu dem immer mitschwingendem Verlangen nach gesellschaftlicher “Absolution” kommen (natürlich jenseits jeder Enzyklika oder noch immer ausständiger synodaler Lossprechung und dgl.). Nicht weniger als die Rückgabe des urzeitlich-matriarchalen Vorranges der existenziellen Rolle der Frau wäre damit erreicht. Und die Würde der Frau endlich nur dort zur Diskussion gestellt, wo allein man darüber zu Gericht sitzen kann.

Im übrigen ist es mit der Losung “Recht auf Abtreibung” nicht getan, weil zu einem solchen Recht auch eine korrespondierende Pflicht zu deren Durchführung ansprechbar sein müsste. Man ist insofern also auf das Feld der Vertragsfreiheit verwiesen. Wenn jene “Absolution” bloß (oder auch) von der Rechtsordnung geleistet werden soll, kann das schwerlich bedeuten, dass damit über normative Regelung hinaus über ontologisch-moralische Aspekte abgesprochen wird. Was sonst noch an Recht (und Pflicht) bleibt, liegt in der Hand der schwangeren Frau als Stellvertreterin des “nasciturus”/ der “nascitura”. Wenn daher der Kindesvater mangels Abtreibung zur Unterhaltszahlung herangezogen wird, macht er den jener die Aufzucht besorgenden Person erwachsenden Schaden gut (nicht unbedingt die Kindesmutter); wenn abgetrieben wird, ist der Schaden viel kleiner, sollte aber dennoch, und ganz analog, beim Mit- Verursacher eingetrieben werden. In der letzteren Hinsicht könnte es sein, dass die geltende Rechtslage für die “Stellvertreterin” nicht ganz so komfortabel ist, also tatsächlich ein Revisionsbedarf in Richtung eines glatten, fairen Schadenersatzes besteht. – Dr. Alfred Franz

 

In dieser ZEIT-Ausgabe mit der Titelüberschrift „Die Macht der Stillen“ wird auf S 13 von Frau Hasel, die für die Abschaffung des § 218 eintritt, gezeigt, dass die „Stillen“, die Ungeborenen, eben keine Macht haben. Wenn man den Beginn des Menschseins mit seinem unverwechselbaren , einzigartigen Gensatz , von Frau und Mann stammend, im Zeitpunkt der Zeugung sieht, dann wird dieses neue menschliche Leben durch jede Abtreibung beendet . Dass die Natur vorgesehen hat, dieses werdende Leben 9 Monate im Schutzraum der Mutter heranwachsen zu lassen, bürdet ihr , wie bei allen höher entwickelten Lebewesen , eine ungleich verteilte Verantwortung in diesem Lebensabschnitt auf. Dennoch ist jeder Mensch, ob Frau oder Mann, aufgerufen, jedes werdende Leben, genauso wie das Leben der Insekten, der Tier- und Pflanzenwelt dieser Erde zu schützen, von der Entstehung bis zum Ende. Dass dafür die Gesellschaft Sorge trägt in Form von Gesetzen ist keine Bevormundung der Schwangeren, sondern dient dem Schutz der „Stillen“, die ihr Lebensrecht selbst nicht einfordern können. Ausnahmen sind ausdrücklich bei Gefahr für Leib und Leben und bei Vergewaltigungen vorgesehen. Aber dass in unserem reichen Land, bei den heute überall verfügbaren Verhütungsmittel, bei all der Aufklärung über 100000 Abtreibungen pro Jahr nötig , und vorherige Verhütung nicht möglich sein soll ? Unsere Gesellschaft heißt unbegleitete Jugendliche und Kinder zu Recht willkommen, sorgt für sie , bildet sie aus, gibt ihnen Lebensperspektiven und sollte deshalb auch den Müttern helfen können, die wegen wirtschaftlicher Not an Abtreibung denken. Außerdem: Heute klagen Tierschutzorganisationen stellvertretend für Tiere vor dem Bundesverfassungsgericht für deren Recht auf Unversehrtheit. Wer klagt stellvertretend für die unmündigen Embryos dasselbe und deren Lebensrecht ein? – Alois Lienhard

 

Frauen, wo seid Ihr bloß? Wir müssen zusammenhalten! &218/219 gehört längst abgeschafft! Ich habe mit 18 abgetrieben. Ich habe es zu keiner Zeit bereut. Ich bin danach nicht psychisch krank geworden. Ich liebe meine 3 Kinder. Ich bin 63 Jahre alt. – Dietlinde Schubert-Wiese

 

Ich möchte zunächst einige seltsame Formulierungen aufgreifen. “ Ungewollt schwanger“ und „unverbindliche Geschichte“ !?! Ich weiß nicht wie die Aufklärung bei der Autorin ablief, aber eigentlich ist es doch klar, dass es keine 100 prozentige Verhütung gibt. D.h Ich überlege mir mindestens dreimal mit wem ich Sex habe. Man könnte das verantwortungsvolles Handeln nennen. Und Sex hat einfach immer auch etwas mit Verantwortung zu tun. Von daher ist die Formulierung „unverbindliche Geschichte“ im besten Fall naiv, denn beim Sex verbinden sich nunmal zwei Menschen.

„Unverbindlicher Sex“ ist eine nette Illusion, die sich zwar hartnäckig hält, aber keinem Realitätscheck standhält. Jedenfalls wenn die Beteiligten noch nicht völlig abgestumpft sind. Ein Mann, der die Bezeichnung Mann verdient, ist bereit Verantwortung auf sich zu nehmen. Er entscheidet sich durch den Sex mit einer Frau zu dieser Möglichkeit ! Wenn er die Autorin so behandelt, als wenn durch ein Kind eine Bombe in sein Leben fallen würde, dann ist das einfach nur manipulativ und erbärmlich. Mit so einem „Mann“ Sex zu haben ist äußerst naiv um es vorsichtig zu formulieren. Ich glaube nicht, dass eine Frau gerne mal unbedingt eine Absaugung und Ausschabung ausprobieren möchte, da stimme ich zu. Aber für Viele ist es in der Tat eine akzeptable Option, falls bei einer „unverbindlichen Geschichte“ mal was „schief ging“. Die Zahlen von jungen Frauen, die sich nach einem Wochenende in Scharen um die Pille danach bemühen sprechen da Bände… Es tut Not sich über alle Fragen in Sachen Sexualiltät richtig aufzuklären, wenn es die Eltern versäumt haben ! – Matthias Bolduan

 

…man kann Waren umtauschen, man kann Beziehungen auflösen, und alles kann man ändern. Nur ein geborenes Kind kann man niemals zurückbringen/geben , im schlimmsten strafläigsten Fall es tötlich vernachlässigen. Weil und deshalb gehört den Frauen die, warum auch immer , sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden , auch allerhöchster Respekt. Es gibt meiner Meinung nach keine komplizierter Gewissensfrage. – Geelke Braun

 

Mit Interesse habe ich Ihren Artikel „Ich habe es auch getan“ in der Ausgabe 49 der Zeit gelesen. Sie schreiben dort „Der Widerspruch zwischen dem Lebensrecht des ungeborenen Kindes und meinem Recht auf ein Leben ohne dieses Kind begleitete mich unentwegt.“ Es gibt sehr viele Ehepaare, die sich sehnlichst ein Kind wünschen, aber keines bekommen können. Bestand für Sie keine Möglichkeit, das Kind auszutragen und zur Adoption freizugeben? – Dominik Margraf

 

Habe ich zwar nicht (müssen) und trotzdem vielen Dank für Ihren Artikel. Wäre die Last und Lust der Elternschaft wirklich zu 50% geteilt und die Wahrscheinlichkeit welcher der beiden Beteiligten gebären wird ungewiss, würde auch ein Herr Spahn vielleicht auf die Idee kommen, statt der Studie eine Unterstützung für Menschen die abtreiben wollten/mussten zu finanzieren. Die Emanzipation steckt immer noch in den Kinderschuhen! – Bibijana Münch

 

Immer wieder berichten die Medien von „selbst ernannten ‚Lebensschützern‘ – so auch Ihre Wochenzeitung. Nicht nur ich empfinde diese Ausdrucksweise als abwertend. Auch Menschen, die aus ethischen Gründen für einen strengeren Tötungsschutz ungeborener Kinder eintreten, verdienen es, ernst genommen zu werden. Dies sollte sich in einer angemessenen Wortwahl niederschlagen. Es würde ja auch niemandem einfallen, von „selbst ernannten ‚Klimaschützern‘“ zu reden – geschweige denn zu schreiben! – Angelika Krieser

 

Die Autorin des Artikels “Ich habe es auch getan“, Frau Hasel, gibt zu verstehen, Schwangerschaft bedeute für einen Mann, dass ihm von einer Frau eine Bombe in sein Leben geworfen würde. Gegen ein solches Schablonendenken wende ich mich entschieden. Vermutlich liegt auch nur ein Missverständnis vor, denn man hört gelegentlich von Männern, die sich ein Kind wünschen und für die die Geburt eines Kindes eine Bombe im positivsten Sinne darstellt. Für diese Männer wäre es übrigens eine negative Bombe, wenn sich die Frau gegen das gemeinsame Kind entscheiden würde. Sie müssten die Ohnmacht aushalten. Wir dürfen übrigens nicht allen Frauen eine Gewissenhaftigkeit in solchen Fragen unterstellen.

Außerdem muss in Betracht gezogen werden, dass auch eine Frau irrational entscheiden und handeln kann. Der Staat hat m.E. das ungeborene Leben, die werdenden Väter und die schwangeren Frauen zu schützen. Mitunter mag es auch an der subjektiven Deutung liegen, wie man etwas erlebt. Die Beratung soll jedenfalls vor einer Kurzschlusshandlung schützen – welche ungeahnte Spätfolgen haben kann. Und ja, natürlich kann eine Aufhebung des Werbeverbots zu einer ganz anderen Haltung führen, denn: wenn öffentlich dafür geworben wird, dann könnte u.a. bei schlichteren Gemütern (männlichen wie weiblichen) der Eindruck entstehen, dass das alles ja gar nicht so problematisch ist. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Thematik bliebe unter Umständen aus. In diesem Zusammenhang drängt sich mir spontan die Frage auf, warum es eigentlich Bestrebungen gibt, Tabakwerbung ganz zu verbieten. Der Autorin scheint weiterhin entgangen zu sein, dass es nicht um Schuld geht und dass es neben dem ersehnten Recht auf Abtreibung noch weitere Güter gibt, die es gegeneinander abzuwägen gilt. Daraus eine Frauenfeindlichkeit abzuleiten, entspricht der aktuellen Debattenkuktur. – Volker Kaufmann

 

In Ihrem Artikel („Ich habe es auch getan“ Ausgabe Nr.49/2019) zur Abtreibungsfrage schimpfen Sie auf die Gesetze, die Abtreibungen einschränken. Ich finde es sehr erfreulich, dass in diesem Artikel möglichst alle wichtigen Tatsachen angesprochen werden – so wie man das von der ZEIT ja auch erwartet. Deshalb wird auch deutlich: Eine ungewollt schwangere Frau ist typischerweise eine Frau, bei der es trotz Aufklärung mit der Verhütung nicht geklappt hat. Oft ist sie (und/oder der zugehörige Kerl) in einer etwas leichtsinnigeren Lebensphase (In dem Artikel wird nach der Darstellung der Kondompanne die seinerzeitige Meinung genannt: „Ach, wird schon nichts passiert sein“ -Zitat). Ist es da so abwegig, dass die Gesetze, durch die Beratungspflicht, bei der Entscheidung für eine Abtreibung, nachfragen lassen, ob diese Entscheidung gut überlegt ist ? Sie schreiben „… weil der Staat den Menschen … die Pflicht auferlegen will, (ungewollte) Kinder großzuziehen“. Da kann man nicht oft genug wiederholen: NEIN, durch eine ungewollte Schwangerschaft entstandene Kinder kann man zur Adoption frei geben.

Das ist kein einfacher Schritt. Besonders der typische deutsche Linksspießer hat gaaanz viel Verständnis für Abtreibung, aber ein neugeborenes Kind zur Adoption freigeben -> böööse Rabenmutter ! Dabei haben als Baby adoptierte Kinder hierzulande sogar überdurchschnittlich gute Lebenschancen. Sie wenden sich gegen Menschen, die mit Bildern von zerstückelten ungeborenen Kindern vor Arztpraxen Menschen „unter Druck setzen“ (Zitat). So manches, was diese „Lebensschützer“ tun, finde ich auch zu hart. (Dass meist nicht angesprochen wird, dass hinter den meisten Abtreibungen jeweils ein verantwortungsscheuer oder kaltherziger Mann steht, stört mich besonders.) Aber tun „Tierschützer“ vor Schlachthöfen und „Klimaschützer“ bei Umweltdemos nicht Gleiches ? Sie schreiben von Ihren 3 Kindern liebevoll. Möge es ihnen gut ergehen. Aber wäre es nicht doch besser, Sie könnten hinzufügen: „Und dann gibt es da noch ein 4. Kind, eigentlich eine Panne, dem ich das Leben geschenkt habe. Es hat jetzt andere Eltern, die sich viel besser kümmern, als ich (und dieser Fehlgriff von Kerl) das damals gekonnt hätten.“ ? – Dr.-Ing. Ulrich Dämgen

 

Vielen Dank für Ihren sehr wertvollen Artikel. Bei einem Frauenanteil von 30% im Bundestag wird Politik von Männern für Männer gemacht. Kontrolle über die Reproduktion ist Machtpolitik. Diese wird religiös/kulturell verbrämt seinem Einfluß angedichtet. Die Wahrung dieses Besitzstandes (sein ungeborenes Kind) sieht Mann als seine vorrangige Aufgabe. Denn nur durch die Kontrolle über den Nachwuchs kann Mann einen Staat machen. Männer sollten (als Kavaliere) sich bei Abstimmungen über Frauen, wegen Befangenheit, enthalten. Männer mussten sich noch nie von einem von Frauen geführten Gremium etwas vorschreiben lassen. Unsere Gesellschaft braucht einen Wandel Richtung mehr Respekt, Mitgefühl und Zusammenhalt. Es wird Zeit für einen Umschwung. Bitte machen Sie dies weiter zum Thema. Der Artikel, Rousseau mit Schwanz von R. Sapolsky, zeigt wie dieser aussehen könnte. Wir alle würden davon profitieren. – Klaus Siersch

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Die Macht der Stillen“ von Kerstin Bund und Marcus Rohwetter

 

Sphäreologie//Es ehrt den Kreis im Stillen nur/die praktikable Quadratur,/die heute weltweit ungeniert/das Erdenrund recht hart verziert.//Man würfelt jährlich, Tag um Stund,/ums Erdenmütterliche Rund,/das alles dies ganz still erlaubt,/da sie an ihre Kinder glaubt.//Und ja: recht eckig hat gedacht/der Mensch- und sich fast umgebracht./Es stünd´ dem Mensch der Herzensmut-/quadratologisch- praktisch gut.//Doch würfeln wir das Mangelspiel,/rollt nie kein Würfel nicht ins Ziel./Es ehrt den Kreis im Stillen nur/die praktikable Quadratur. – Michael S. Villanueva

 

Sowohl als auch. Es gibt Dinge im Leben, die nur allein gelingen. Keine Ablenkung, kein stören, versunken in einer neuen Idee. Meine neuen Wege in der Wirtschaft habe ich in ruhe und ganz alleine geschafft. Dann gibt es wieder Abläufe, wie man was am besten organisiert und das geht im Team am besten. So jedenfalls meine Erfahrungen in meiner Firma. Die Autoren, die diesen Beitrag geliefert haben liegen gar nicht so verkehrt. – Gunter Knauer

 

Die Artikel zu Introversion und Extraversion im Wirtschaftsteil der aktuellen Ausgabe habe ich mit Interesse gelesen. Dabei bin ich mehrfach über die Wörter „Extroversion“ und „extrovertiert“ gestolpert, sowohl in den Artikeln als auch im Selbsttest. So werden die Begriffe in der Alltagssprache oft verwendet, richtig wäre aber meines Wissens nach die Dimension Introversion -> Extraversion bzw. introvertiert -> extravertiert…. Von einer introvertierten Psychologiestudentin mit Hang zum Peniblen und genügend Extraversion, um diese Nachricht zu versenden :-) – Anna Ippensen

 

Überall und Nirgendwo: Der Wettbewerb ist groß, das Umfeld dynamisch, die eigenen Unternehmensziele sind ehrgeizig. In Quartalsberichten wird dem Markt das Blaue vom Himmel versprochen. Geschichten, die noch nie stimmten, müssen von Quartal zu Quartal immer überzeugender wirken. So wächst für das Management die Bedeutung der strategischen Selbstvermarktung. Ideen, die suggerieren, die Erfolgsgeschichte eines Unternehmens bestätigen oder fortschreiben zu können, sind daher sehr willkommen. Rund um solche Ideen bilden sich hoch motivierte Projektteams. Inspiriert von der Erwartung grandioser Erfolge und Karrieren, erschaffen diese Teams ihre eigene Realität, in welcher hektischer Stillstand als hohe Dynamik auf der Höhe der Zeit erscheint. Schöne Welt: In einem solchen Kosmos der organisierten Verantwortungslosigkeit gibt es kein Scheitern. Und so tönt es auf allen Managementebenen lange noch: Never change a winning team. Sprachlos schauen die Stillen auf die brüchig werdenden Kartenhäuser und hüten in sicherer Distanz unter weitem Himmel still die Cashcow-Herde – und warten machtlos auf bessere Zeiten. – Reinhard Koine

 

Im 24-bändigen Brockhaus von 1989 wird dem Wort Introversion das Wort Extra(nicht aber Extro)-version gegenübergestellt. In Ihrem Artrikel S.23/24(28.Nov.2019) weichen Sie zweimal von der durch C.G.Jung festgelegten Schreibweise ab, im darauf folgenden Artikel S. 25 gar elfmal! Hat das Methode? Zwar sagt der Deutsch-Schweizer nicht „das Foto“ , sondern folgt der französichen Geschlechtsfestlegung(„la Foto“) und sagt „die Foto“ , was dann für die Deutsch-Schweiz richtig sein mag; aber wenn die Musik-Gruppe EXTRABREIT einen Hit mit einem Intro beginnt, wird sie sich nicht gern sagen lassen, es sei ein Intra gewesen und ihren Band-Namen in EXTROBREIT ändern, oder? – Dietrich Bauer

 

ich beschäftige mich beruflich seit Jahren praktisch mit den Möglichkeiten und Grenzen im Umfeld von agilem Arbeiten und New Work – und vorher mit klassischem Projektmanagement im klassischen Büroumgebungen. Beides hat Vor- und Nachteile. Kausale Zusammenhänge mit dem eigentlichen Titelthema „die Macht der Stillen“ und agilen Arbeitsweisen und modernen Arbeitsumgebungen konnte ich bislang nicht feststellen. Ausschlaggebend für die scheinbare Logik, dass die sogenannte neue Arbeitswelt introvertierte Menschen stärker benachteiligt als die tradierte sind leider eine ganze Reihe fachlicher Fehler oder populistischer Zuspitzungen, auf die ich gerne kurz eingehen möchte. Vorweg: Ich stimme der These zu, dass introvertierte Menschen es schwerer haben beruflich erfolgreich zu sein als extrovertierte. Diese Tatsache lässt sich an der Persönlichkeit vieler Menschen die an den Spitzen von Organisationen angekommen sind beobachten. Schon lange, vielleicht schon immer? Auf jeden Fall viel länger als es agile Arbeitsmethoden und New Work gibt. Offensichtlich gibt es daher zwischen diesen Themen keinen signifikanten Zusammenhang. Leider fachlich nicht ok:

Agiles Arbeiten, New Work, Powerpoint!? viele Meetings – wird alles in einen Topf geworfen (Zitat „ Allein. Nicht im Team. In den Ohren der Powerpoint Verfechter klingen solche Sätze fast blasphemisch“). Inhaltlich richtig: New Work und agiles Arbeiten und arbeiten im Team haben keinerlei Zusammenhang mit der Verwendung von Microsofts Präsentationssoftware. Das Gegenteil ist zutreffender, wenn man unbedingt die Themen vermischen möchte: Sowohl im agilen Umfeld als auch im New Work Kontext setzen sich zunehmend analoge Visualisierungswerkzeuge durch. Ausführliches Storytelling, User Journeys, Essays wären eher Begriffe, die sich in einen sinnvollen Zusammenhang damit bringen ließen.

Agiles Arbeiten kontra der Leistungen genialer Einzelköpfe? Auch da ist wohl etwas durcheinander geraten: Agiles Arbeiten hat zum Ziel, mit den gegebenen Ressourcen (Menschen, Geld und Zeit) das bestmögliche Ergebnis zu erreichen – in dem Sinne, dass durch regelmäßige Überprüfung der Zwischenergebnisse das Risiko verringert wird an den Bedürfnissen des Nutzers, Marktes, Auftraggebers vorbei zu entwickeln. Das schaffen von Kunstwerken, großer Literatur, und die Erfindung des Computers sind keine passenden Anwendungsgebiete.

Dann geht es munter weiter zu den Mythen agiler Arbeitsweisen: „Statt langfristig zu planen, werden Strategien notfalls täglich über den Haufen geworfen“. Richtig wäre: Beim agilen Arbeiten gibt es stabile Strategien bzw. Visionen, der Weg zum Ziel wird dagegen regelmäßig auf Basis aktueller Informationen angepasst, anstatt wider besseren Wissens weiter zu arbeiten. Agile Frameworks erhöhen auch nicht die Anzahl und Dauer von Meetings oder von Gruppenarbeit („Dauernde Interaktion ist eine Zumutung für Introvertierte“, „in ständiger Gruppenarbeit sollen sich Mitarbeiter laufend selbst korrigieren“). Richtig ist: Agile Frameworks versuchen das Verhältnis von Meetings zu produktiver Arbeitszeit zu Gunsten der produktiven Arbeitszeit zu optimieren. Statt regelmäßiger mehrstündiger Jour Fixes gibt es tägliche 15 Minuten Meetings („Dailys“) mit strikten Regeln und regelmäßige Reviews und Planungen der nächsten Arbeitsphasen mit allen notwendigen Personen um Informationslücken und die entstehenden Folge- und Folgefolgemeetings zu vermeiden.

So richtig falsch wird es dann mit der Aussage „…stark verkürzte Projektfristen (Sprints) klagen“. Richtig ist: Ein Sprint ist eine definierte Arbeitsphase, in der die Arbeitsinhalte nicht hinterfragt werden. Er ist durch eine Arbeitsgeschwindigkeit gekennzeichnet, die theoretisch unendlich lange aufrecht erhalten werden könnte. Er ist also das Arbeitsfenster, in dem die Teammitglieder ihre Arbeit selbstorganisiert so gestalten können wie sie möchten – allein, mit mehreren abhängig von der jeweiligen Aufgabe, die erledigt werden soll – das Bild der ständigen Gruppenarbeit hat wirklich so gar nichts mit agiler Arbeit zu tun.

Fröhlich weiter mit New Work: New Work = Großraumbüros = schlecht (mindestens für Introvertierte). Leider nochmal mehrfach falsch: New Work bezeichnet nicht nur Arbeitsumgebungen, sondern auch Arbeitsweisen, Organisation, Kultur etc. Und Arbeitsumgebungen. Aber sicher nicht Großraumbüros im Dilbert Stil. Richtig hier: Arbeitsumgebungen, die arbeitssituativ die richtige Umgebung bieten, von Stillarbeit über Meetings, über Gruppenarbeit, über Telefonkonferenz. Damit das gelingt, ohne dass die Büroflächen explodieren, gibt es tatsächlich in der Regel eine Nebenwirkung: Der „eigene“ Schreibtisch entfällt, da man sich im Verlauf des Tages in der Regel mit unterschiedlichen Arbeitsaufgaben in unterschiedlichen Bereichen der Arbeitsumgebung aufhält. Das ist wie zu Hause: Zum Kochen geht man in der Regel in die Küche, zum Schlafen ins Schlafzimmer. Die Übersetzung des klassischen Einzelbüros ist in dem Bild die Koch-, Wohn-, Schlaf-Toilette. Geht auch irgendwie ist aber offensichtlich nicht für alle Aktivitäten optimal – für Stillarbeit offensichtlich aber sehr wohl.

Lustig dann die Schlussfolgerung, dass es ja eigentlich komisch ist, dass gerade die „introvertierten Softwareentwickler“ agiles Arbeiten erfunden haben, wo es doch scheinbar so stark ihrem eigentlichen Bedürfnissen widerspricht. Wäre es nicht spätestens hier naheliegend gewesen die eigenen Schlussfolgerungen kritisch zu überprüfen? Könnte es am Ende etwa sein, dass die introvertierten Softwareentwickler gerne agil arbeiten, weil es Ihnen ganz im Gegenteil die Möglichkeit gibt sich fokussiert ihrer fachlichen Arbeit zu widmen? Hier sei mir am Ende neben ein wenig Ironie auch noch der Sarkasmus gestattet, dass sollte dieser Artikel im ruhigen Arbeitsumfeld ganz ohne Agilität und New Work und Teamwork entstanden sein, er gut dazu geeignet erscheint eine der großen Begrenzungen dieser Arbeitsweise erlebbar zu machen: Besser als man es alleine kann, wird es dann halt leider nicht. Hier hätten Gespräche mit Praktikern in den beschriebenen Themenfeldern der inhaltlichen Qualität gut getan. Leider führen Artikel wie dieser zu einer weiteren Polarisierung zwischen Befürwortern und Gegnern von „klassischen“ und „modernen“ Arbeitsweisen und machen es in der betrieblichen Praxis schwer die Vorteile, die die unterschiedlichen Ansätze bieten, egal welcher Glaubensrichtung sie zugeordnet werden, zu nutzen. Das sind verpasste Chancen. Schade! – Dr. Ingo Pietsch

 

Herzlichen Dank für Ihren sehr guten Artikel, der mir nach eigenem Erleben als Forscher, Erfinder und Unternehmer aus der Seele spricht (u.a. konnte ich es immer vermeiden, lange und viele Konferenzen abzuhalten, gut vorbereitete Diskussionen Auge in Auge zu Zweit oder zu Dritt waren viel kürzer und produktiver, anstatt Telefonaten kurze knappe emails, jeder wurde wahrgenommen, jeder konnte sich Gehör verschaffen). 2 Aspekte aus meiner Sicht: – Zusätzlich zu Ihren Beispielen von Künstlern und Forschern, eine (rhetorische) Frage an die Befürworter von „Brainstorming“ und „Teamworking“ (also nicht an Sie, die Autoren des Artikels): wie viele Bücher gibt es, die von einem Team geschrieben wurden, sei es Belletristik, seien es Sachbücher (oder auch Lehrbücher)? – Ich würde „Intro-“ und „Extrovertiertheit“ nicht so krass voneinander trennen, sondern eher dazu neigen zu sagen: es gibt Menschen, die mehr introvertiert sind, andere, die mehr extrovertiert sind; ich denke z. B. über mich selbst, daß ich in etwa 50:50 intro- bzw extrovertiert bin – in mancherlei Hinsicht, z.B. beim Forschen, Erfinden, Bücher Schreiben, eindeutig nur introvertiert, ebenso in der Hinsicht, daß ich nie auf große Parties und Empfänge gehe, nie mehr als 4 Personen gleichzeitig bei mir zu Besuch haben möchte, und auch, daß ich Freizeit und Urlaub gern allein oder zu Zweit, und das besonders gern in einsamen Gegenden, verbringe; in anderer Hinsicht, z. B. bei der Führung meiner Unternehmen, bei der Verbreitung meiner Forschungsergebnisse eindeutig extrovertiert (ich habe keine Probleme, vor vielen Leuten Reden zu halten oder meine Erkenntnisse / Ansichten in größeren Diskussionen zu verteidigen). – Dr. Bernhard Wessling

 

Mich wundert, dass das Thema der „Leisen“ mit dem Begriff von Introvertiertheit gleichgesetzt wird (den ich für veraltet halte, ebenso wie den auf mich sehr oberflächlich wirkenden Dialog mit Sylvia Löhken). Sind wir nicht alle mal extro-, mal introvertiert? Mit Elaine Aron wurde vor Jahren der wissenschaftlich tief reichende Begriff der Hochsensibilität (HSP) eingeführt, der genau beschreibt, was hinter dem Leisesein meist steckt: Übersättigung an Sinnesreizen. Die im Artikel beschriebenen Genies sind meiner Deutrung nach eine Kombination aus Hochbegabung (Deutungstempo signifikanter Informationen) und Hochsensibilität (Sinntiefe). Elon Musk etwa ließe sich diesem Typus der Weltveränderer weiter anfügen. Seit ca. 15 Jahren darf (!) ich an meiner Musikschule (ca. 70 Einzelschüler wöchentlich) diese „Sonderlinge“ (Hochbegabte, Hochsensible und Hochkreative) betreuen – z.B. durch spezielles Coaching (darüber schreibe ich gerade ein Buch): es gibt regelmäßig besonders Begabte bzw. Genies, die hauptsächlich eines brauchen, um nicht im Mittelmaß oder depressiv zu enden: Ermutigung. Und natürlich Förderung. Und spezielle Berufsberatung. Dazu braucht es einen ganz neu gedachten Typus Schule. – Michael Zerbs

 

Mit ihrem kritischen Artikel „Leiser, bitte“ treffen Sie einen wichtigen Lebensnerv der Firmenalltage. In meinem Rückblick auf knapp 30 Erfahrungsjahre in einem großen Unternehmen entsprechen Ihre angeführten Situationen mit ihren Schlussfolgerungen durchaus meiner Wahrnehmung. Es hat sich ein allgegenwärtiges „Eventmanagement“ in fast allen Arbeitsebenen mit hohem Fassadenaufwand zur Freude der Extrovertierten breit gemacht. Ein Zeitgeist der kurzen Sequenzen und eloquenten Entertainer interssiert sich weniger für das mühsame Erlenen komplizierter Zusammenhänge und dem Aneignen von Fachkompetenzen. Kompetente Fachleute mit ruhigerem Gemüt fühlen sich in solchen Arbeitsumgebungen ohne die Ruhe zum Nachdenken und Kreativsein nicht mehr wohl, sie ziehen sich zurück. Und es würde mich nicht wundern, wenn im weiteren Sinne der geringen Wertschätzung für Fachkompetenz auch ein Grund für den Fachkräftemangel damit einher geht. Aber wer soll die Produkte für die Zukunftsgestaltung entwickeln? Hier wird am Ast gesägt auf dem wir heute noch sitzen. – Dr. Walter Meon

 

Besten Dank für diesen Beitrag! Mit meiner langjährigen Berufserfahrung als Softwareentwickler in unterschiedlichen Firmen mit unterschiedlichen Arbeitsweltkulturen kann ich Ihnen nur zustimmen. Ein guter Chef erkennt jedoch den Wert der Introvertierten und handelt entsprechend. – Axel Voß

 

Bereits 2004 konnten Wolfgang Stroebe und Bernard Nijstad zeigen, dass Brainstorming in Gruppen keineswegs mehr Ideen hervorbringt als es Einzelindividuuen vermögen (Stroebe, W. & Nijstad, B. (2004). Warum Brainstorming in Gruppen Kreativität vermindert: Eine kognitive Theorie der Leistungsverluste beim Brainstorming. Psychologische Rundschau 55, 2-10). Zwar kann die Kommunikation mit anderen die Ideengenerierung stimulieren, aber die durch das Zuhören erzwungenen Unterbrechungen führen zu einer Produktionsblockierung, die zu einer beträchtlichen Beeinträchtigung der Ideengenerierung beim Einzelnen führt. Erst, wenn man die persönliche Kommunikation mit anderen unterbindet, deren Ideen aber dennoch den übrigen Gruppenmitgliedern zur Verfügung stellt, etwa durch elektronisches Brainstorming oder Brainwriting, führt dies zu einer Zunahme generierter Ideen. Ganz alleine ist also auch nicht die beste Wahl, doch die gruppendynamischen Prozesse müssen kontrolliert werden. – Professor Dr. Joachim Burgheim

 

Eigentlich sympathisiere ich gerne mit Schwächeren. Daher habe ich mich zu Beginn gefreut, etwas über die „Macht der Stillen zu erfahren“. Am Ende würde ich dann lieber doch lauthals schreiend gegen das ignorante Machtgebaren solcher „stillen Macher“, wie die von Google, Facebook oder Amazon protestieren. Auch vermag ich in der Haltung zur Welt, oder der Einstellung zu seinen Mitmenschen, erhebliche Unterschiede zwischen Herrn Einstein und z.B.: den Herrn Zuckerberg oder Bezos zu erkennen. Dass abschließend eine Karriereberaterin den „Idealmenschen unserer Zeit“ sogar als evolutionär erprobtes Modell präsentiert, sie damit die Verrücktheiten unserer Neuzeit auf eine Jahrmillionen lange Auslese zurückführt, irritiert auch einen Biologen wie mich nur im ersten Moment. Denn klar ist, den Menschen gab es noch nie als Einzelwesen. Er wurde als „Teamplayer“ ausgelesen. Kooperation liegt ihm „im Blut“. Das kann er ganz sicher. Nur zwingen darf man ihn nicht. – Jürgen Pilz

 

Mit ganz großem Interesse habe ich Ihren Text gelesen, er ist nach meiner Ansicht genial. Herzlichen Dank dafür. – Angela Jepsen

 

Sehr schön wird in diesem Artikel die jeweils andere Seite von Extra- und Introversion beleuchtet. Recht ulkig finde ich allerdings, die eigentümliche „Lautverschiebung“ bei den Extravertierten, die jetzt Neudeutsch „Extrovertierte“ heißen sollen. Seit mehr als hundert Jahren heißen nach außen gekehrte Personen „Extravertierte“ und die Stillen „Introvertierte“ (das lateinische Wort für „nach innen“ ist „intro“, das für „nach außen“ ist „extra“). Ich würde allerdings den Extravertierten schon zutrauen, dass sie den Introvertierten nicht nur die gesellschaftliche Aktzeptanz, sondern nun auch noch das „O“ entwendet haben. Bei C. G. Jung war die gesellschaftliche Akzeptanz (soziale Erwünschtheit) umgekehrt: Er beschrieb die Introvertierten als prinzipientreue, urteilsstarke Menschen, die sich mehr für die Person interessieren (die eigene wie auch andere Personen), während er Extravertierte eher als oberflächliche und opportunistische Menschen beschrieb, die sich mehr für Sachen und konkrete Anreize interessieren. Allerdings hängen maßgebliche Selbstkompetenzen wie Urteilsstärke, Authentizität und Selbstwachstum nicht von der Extra- oder Introversion ab, sondern davon, ob Menschen gegensätzliche Meinungen aushalten können, was eine der Voraussetzungen dafür ist, dass sie Gegensätze auf einer höheren Ebene integrieren können. – Prof. i.R. Dr. Julius Kuhl

 


 

 

Leserbriefe zu „Glühende Landschaften“ von Andrea Böhm et al.

 

Vielen Dank für die wieder einmal gut gemachte Grafik auf Seite 2 und 3. Leider kann ich sie aber, wie auch knapp 4 Millionen (!) anderer Menschen in Deutschland, kaum entschlüsseln. Ursache ist nicht etwa Analphabetismus, sondern Farbsehschwäche, häufig auch Rot-Grün-Blindheit genannt, unter der knapp 5% aller Menschen leiden. Farbtöne im Bereich rot-grün-braun, insbesondere Mischtöne, sind für uns kaum zu unterscheiden. Farbtöne im Bereich blau-gelb bereiten indess praktisch nie Schwierigkeiten. Seien sie doch so aufmerksam und denken bei der Farbwahl für die Grafiken an uns! – Friedrich Ach

 

Ihre interessanten Reportagen werden leider durch die beigefügte Landkarte entwertet. Darin wird nämlich wieder einmal das Ammenmärchen erzählt, dass durch die Gletscherschmelze in den Anden und im Himalaya die Flüsse in Südamerika und Asien austrocknen. Hätten Sie Ihren Doktor Drösser gefragt, dann hätte er Ihnen erklärt, dass Gletscher kein Wasser erzeugen, sondern nur einen winzigen Teil der Niederschläge speichern. Das heißt, stabile Gletscher haben überhaupt keinen Einfluss auf die jährliche Wasserführung großer Ströme. Schrumpfen die Gletscher, dann steigt vorübergehend der Wasserstand, und wenn die Gletscher verschwunden sind, dann ist der Wasserstand wieder genau so hoch wie vor der Schmelze. Natürlich dürfen Sie nicht Scharlatane wie Franz Alt fragen. – Falk Häckel

 

Ein Intensivleser der „Zeit“ schreibt Ihnen diese Zeilen. Diese Zeitung lese ich seit etwa einem Jahr, mit dem kritischem Blick eines Naturwissenschaftlers. Insbesondere interessiert mich das Thema Klima und der unwissenschaftliche öffentliche Umgang damit. Ihrer Zeitung liegt das Thema ebenfalls am Herzen, gemessen am Anteil der Artikel dazu. Leider halten diese Arbeiten selten einem wissenschaftlichen Prueftest Stand und fordern meinen Widerspruch heraus. Auf meine Widersprüche erfolgten leider selten Antworten, geschweige denn eine Diskussion. Heute versuche ich es mit dieser Email an Sie in der Erwartung einer Antwort. Anlass ist der Beitrag der Damen Boehm, Grefe, Kohlenberg, Pinzler und Borsutzki. Diese konstruieren mit lockerer Hand ein Krisenszenario fuer die Erde, das unverantwortlich Ängste bei jenen erzeugt, die ohne naturwissenschaftliche Grundkenntnisse Ihren Redakteuren und Mitarbeitern vertrauen. Die Schreiberinnen dieses Beitrages kennzeichnen Ihre durch nichts belegbaren Voraussagen nicht als vermutete Projektion. Der Leser soll geaengstigt werden. Mit wenigen Klicks z. B. haetten sie die Horrormeldungen zum Meeresspiegelanstieg relativieren koennen. Sie taten es nicht und beschränken sich auf allgemeine Floskeln. Daher mein Hinweis zur Recherche bei psmsl : Seelevelmessungen Suedafrika : 1995..6,996 m; 2017… 7,049 m = 2,2 mm/Jahr, Penjyrn/Pazific: 1978…7,094 m; 2016…7,191 m= 2,4 mm/a, Midways/Pazific: 1947…6,931 m; 2018..7,062 m = 1,9 mm/a, Florida: 1994..5,939 m; 2018…6,013 m = 2,8 mm/a.

Der Meeresspiegel steigt seit Beginn der Messungen, wobei auch der ständige Sedimenteintrag durch Flüsse und die Ausdehnung durch Erwärmung mitwirken. Meereisschmelze erhöht den Spiegel nicht! Es ist schon sehr verwegen, aus jährlich 2,5 beherrschbaren mm Anstieg ein Szenario zu entwickeln mit Anstiegen, die ueber einen Meter im Jahrhundert hinausgehen und den Untergang zahlreicher Kuestenregionen voraussagen. Muss das sein? Die Autorinnen sollten sich auch das Auseinandertriften des CO2-Anstiegs mit der Temperaturentwicklung anschauen:C02 steigt stetig, der Temperaturanstieg bleibt seit 18 Jahren aus. Das sind außerordentlich glaubwürdige Statistiken nicht nur einer Messreihe. Dass die Satellitmessungen des Meeresspiegels nicht vergleichbar sind mit Vorortpegelmessungen, sollte auch beachtet werden. Kurzum: Ich erwarte mehr Wissenschaftlichkeit und bessere Recherche im Umgang mit Naturereignissen und Vermeiden von Missionierung in eine Richtung, die sich als aeusserst fatal erweisen koennte. – Dipling. Wolfgang Eckardt

 

Über den Einfluss von CO2 auf unser Klima ist schon sehr viel geschrieben worden, meistens unsachlich und teilweise polemisch und verletzend, aber leider meistens eben nicht rein auf Fakten bezogen und Konsens fördernd. Es wurden Schlussfolgerungen gezogen, die zu völlig falschen Entscheidungen in der Gesetzgebung geführt haben, was volkswirtschaftlich schädlich ist. Das ist bei einem wirtschaftlich so ungeheuer wichtigen Thema sehr bedauerlich, da bedingt durch diese falschen Rückschlüsse auf die uns zur Verfügung stehenden Fakten inzwischen bereits sehr viel Geld vergeudet wurde und immer noch wird. Das einfachste ist es doch, sich darauf zu beziehen, was uns die Erdgeschichte, die sehr gut erforscht ist, an Fakten für eine gesunde Entscheidungsfindung liefern kann. Wir wissen, dass es nicht nur in früher Erdgeschichte große Klimaveränderungen gegeben hat, an denen der Mensch und sein zusätzliches CO2 nun wirklich nicht beteiligt gewesen sein kann – es gab ihn noch nicht ! Einen anthropogenen CO2-Einfluss kann es also nicht gegeben haben! Die jüngere Erdgeschichte hatte aber auch schon größere Klimaveränderungen vorzuweisen, und zwar das Ende der großen Eiszeit vor ca. 10.000 Jahren, dann eine Warmzeit vor rund 2000 und 1000 Jahren, als die Temperaturen etwas so hoch waren wie heute und die Wikinger in Grönland („Grünland“) Weizen anbauten.

Das entspricht ziemlich genau den Milleniumszyklen der Sonne. Die Alpen waren schneefrei, und in den Tälern wuchsen Bäume, die jetzt, wo die Gletscher wieder einmal abschmelzen, zu Tage treten. Im frühen Mittelalter gab es eine ‘kleine’ Eiszeit mit Hungersnöten auf der Nordhalbkugel mit vielen Hungertoten. CO2 war daran auch nicht beteiligt, denn der CO2-Gehalt der Atmosphäre blieb bis ca. 1850 nahezu unverändert. Seit ca. 250 Jahren steigt die Temperatur wieder leicht an. Für eine objektive Beurteilung der Gründe für eine Temperaturänderung kann also ein Blick etwas weiter zurück durchaus nützlich sein. Was sich seinerzeit öfters verändert hat, und heute immer noch der Fall ist – war die Intensität der Sonneinstrahlung, was zu den jeweiligen Klimaveränderungen geführt hat. Das ist gut erforscht und kann als Fakt gelten. Seit es die Prognosen des IPCC gibt, sind diese von zuerst „beängstigend“ in mehreren Stufen auf sehr viel vorsichtigere Voraussagen zurückgenommen worden. Auch heißt es im IPCC-Rapport (TAR2001) auf Seite 774: „In der Klimaforschung und Modellierung soll man bedenken, dass wir es hier mit einem gekoppelten und nicht-linearen System zu tun haben und deshalb langfristige Vorhersagen des zukünftigen Klimazustandes nicht möglich sind“. Warum tut es der IPCC trotzdem und will, dass wir daran glauben ? ? ? Mehr als 10 Tage im voraus geht eben nicht. Bestätigen kann man Voraussagungen nur durch Kontrolle mittels Temperatur-Messungen. Da die Temperaturen aber seit ca. 1990 nicht mehr gestiegen sind, während die CO2-Emission ungemindert weitergeht, haben sich die Voraussagen als FALSCH erwiesen. Unter diesem Gesichtspunkt müssen auch die Computersimulationen für die nächsten 100 Jahre beurteilt werden. Bisher hat sich das Klima nicht an die Prognosen gehalten!

Eine etwas philosophische Betrachtung der Computermodelle sagt, dass es viel wichtiger sei zu betrachten, wie der Input aussieht, als zu betrachten, wie der Output aussieht. . . . Darin mag wohl etwas Wahres stecken – wenn nicht sogar die ganze Wahrheit. Garbage in, garbage out“; soll heißen, die falschen Prämissen in die Rechnungen eingesetzt, führen zu falschen Ergebnissen) Es wäre auch zu begrüßen, wenn sich beide Parteien, also die CO2-Pro und CO2-Contra, zu Gesprächen zusammenfinden könnten zu einem offenen Argumenten-Austausch, um dann baldmöglichst zu einem Konsens zu kommen, an dem sich die Politik orientieren kann. Das ist deshalb so wichtig, weil zu viel Geld auf dem Spiel steht – nämlich die Existenz unserer gesamten Volkswirtschaft. Dazu würde auch gehören, dass die Bundesregierung nicht nur auf einen Klimaberater hört – wie bisher – sondern auch andere Klima-Wissenschaftler hinzuzieht, um sich eine wirklich objektive Meinung bilden zu können. Kompetente Wissenschaftler in Sachen Klima haben wir genügend in Deutschland! Anruf genügt. Es ist auch zu beklagen, dass in den Medien praktisch nur Äusserungen zu lesen und zu hören sind, die von Menschen gemachtem Klimawandel handeln. Bedauerlicherweise hat man den Eindruck, dass andere Meinungen gar nicht zur Kenntnis genommen werden – schon bei der Medien-Programmgestaltung. Und das ist ziemlich bedenklich, denn über die Medien sollten die Menschen objektiv informiert werden, da die Medien auch von sich behaupten, für die Meinungsbildung in der Bevölkerung verantwortlich zu sein. Dazu gehört natürlich auch, das Für und Wider zu senden bzw. zu schreiben.Alles andere ist reine Mediendiktatur, und davon hatten wir in Deutschland bis 1989 noch ziemlich viel in der DDR und etwas früher, bis 1945, in ganz Deutschland.

Was dabei herausgekommen ist sollte eine warnende Lehre sein – wird aber offensichtlich ignoriert. Fragt sich nur, wem das nützt ??? Die nach den ersten, etwas alarmierenden IPCC-Prognosen spontan beschlossene Energiewende hat mit einem etwas objektiven Blick auf das bisher Erreichte auch nicht den entscheidenden Erfolg gebracht. Bei 1 % Grundlast der „erneuerbaren“ Energien ist das Ergebnis mehr als ernüchternd, zumal sich dadurch der Strompreis auf 0,30 € je kWh erhöht hat. Da wir gerade bei Strom sind: Die Forderung nach E-Mobilität krankt vorn und hinten an konkreten Gesamtmaßnahmen, damit sie funktionieren kann. Das alles zusammen hat volkswirtschaftliche Auswirkungen, und zwar in Richtung Abschwung. Die anderen wichtigen Punkte sind die Kohlewirtschaft und die Kernkraft. Es ist nicht möglich, aus beiden gleichzeitig auszusteigen – das hat auch der verbissenste CO2-Verteufler inzwischen akzeptiert. Dann fehlt nämlich einfach Strom, und sich nur auf die Nachbarn als Lückenbüßer zu verlassen, ist gefährlich. Will man die natürlichen Ressourcen schonen – aus welchem Grunde auch immer – dann führt kein Weg an der Kernkraft vorbei. Dazu muss aber das schlechte IMAGE der Kernkraft abgebaut werden – eine nützliche Tätigkeit für die Medien. Es ist also Zeit, sich zusammen zu setzen und alle Aspekte der Energiewirtschaft leidenschaftslos, objektiv und konstruktiv zu diskutieren, und dann die richtigen Schlüsse zu ziehen um entscheiden zu können, was machbar und volkswirtschaftlich richtig – oder sinnvoll – ist. – Achim Guenther Mertz

 

Im Holozän, der Warmzeit, in der wir leben, war es die meiste Zeit wärmer als heute, im Quartär, dem Eiszeitalter, in dem wir auch leben, fast immer kälter. Klimastabilität gab es also nie, Klimawandel ständig. Die jüngste Laune der Natur ist der Mensch und sein Wirken als geologischer Faktor. Vielleicht führt die menschliche Klimaerwärmung ja zu einer Abmilderung der nächsten Kaltzeit. Unsere globale Zivilisation steht mit ihrer Milliardenbevölkerung und Ausbreitung bis in die letzten Winkel der Erde auf tönernen Füßen, weil sie keine Resilienz gegenüber naturgewaltigen Ereignissen aufweist. Wissenschaft und Technik sind dafür die Ursache, nicht die Lösung. In Zeiten des Überlebens wird sich unsere heutige Supermoral als hohles Geschwätz herausstellen. Ecce homo. Das Paradies ist anderswo. – Konrad Sauheitl

 

Die Welt-Klimakarte im Artikel muss in alle Schulatlanten! – Peter Kuhlmann

 

Vielen Dank für diesen bewundernswerten, tiefsinnigen Artikel, der sicherlich dazu beitragen wird, die Klimahysterie weiter „an zu heizen“. Hinter dem US Verhalten betreffend Wasser steht noch immer das amerikanische Verständnis, dass Naturschätze in ausreichenden Masse vorhanden sind. Z.B. auch wenn Wasser ausreichend vorhanden ist – wie in „upstate “ New York- so wird es längerfristig nicht als Trinkwasser genutzt werden können, da es von Kaffee verseucht ist. Ihr menschgemachter Klimawandel hat darauf so gut wie keinen Einfluss. Selbst wenn wir alle Kohlekraftwerke abschalten, wird gutes Wasser auch in den USA knapp werden. Sie stellen die Trockenheit um Kapstadt als etwas Außergewöhnliches dar. Es hat aber immer schon in verschiedenen Teilen Afrikas regelmäßig Dürrezeiten gegeben. So fiel Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre fast zwei Jahre kein Regen in der Elfenbeinküste. Das hing damit zusammen, dass nach dem Einschlag von Edelhölzern die einheimischen Bauern diese Waldschneisen benutzten, um durch Brandrodung Ackerland zu gewinnen. Nach drei Jahren und Zerstörung der Urwaldvegetation war der Boden ausgelaugt.

Deswegen konnte sich eine Buschsteppe ausbreiten. In den anderen westafrikanischen Staaten, wie z.B. , wie z.B. Senegal, Niger, führte Überweidung durch Ziegen dazu, dass die Sahara pro Jahr 10 km vorrückte und vorrückt; also nicht wegen Ihres in Deutschland herbeigeführten Klimawandel. Indien hat in Jahrzehnten die Versorgung seiner Bevölkerung sicherstellten können, durch kostenlosen Strom für die Landwirtschaft, überzogenen Einsatz von Düngemitteln und einem ungezügelten Wasserverbrauch. Das und der gehobene Lebensstil führte z.B. dazu, dass in Madras der Grundwasserspiegel Anfang dieses Jahrtausend unter 25 Meter absank und das Meerwasser in diese Leere vorstoßen konnte. In Neu Delhi ist wegen der Menschenmassen das Wasser knapp. Für Expats sind indische Vermieter dazu übergegangen, außerhalb Delhis Farmen mit Tennisplätzen zu bauen; „ausreichend“ Wasser wird für die Farmen dadurch beschafft, dass man Brunnen im Durchschnitt etwa 70 – 80 Meter tief bohrte. – Die Auseinandersetzungen zwischen Hirten und Bauern, wie im Sudan beschrieben, gibt es schon seit Jahrzehnten in Afrika, also nichts Neues.

Zudem hatte dieser Bürgerkrieg einen religiösen Hintergrund, Muslime gegen Christen. aber, das passt ja nicht in Ihr Schema. Leider widersprechen Sie mit Ihrer Forderung, weniger Wasser zu verbrauchen, Ihren Kampfesbrüdern im Geiste, den Journalisten vom Spiegel. Die fordern nämlich, dass wir, wie in Japan, in Toiletten Wasserspülungen einbauen, um die Unmengen von Klopapier zu sparen, die jedes Jahr in Deutschland verbraucht werden. Vielleicht sollten wir ja wieder zum Plumpsklo zurückkehren und als Toilettenpapier abgeerntete Maiskolben benutzen; zu finden auf dem Abtritt eines Gasthauses neben Monticello. Die verbrauchten Kolben könnten dann als Dünger auf die Felder ausgebracht werden; ein wichtiger Schritt zur biologischen Landwirtschaft, von der Herr Ulrich so schwärmt. Tief beeindruckt und fasziniert war ich von dem Computer Modell der holländischen Klimaexpertin , mit dessen Hilfe sich das Klima in 300 Jahren vorhersagen lässt. Der gesunde Menschenverstand erinnert mich aber bei solchen Aussagen an folgenden Ausspruch von Churchill: „Ein Experte (lieber Expertin Gender Mainstream!!) ist eine Frau die hinterher genau sagen kann, warum ihre Prognosen nicht gestimmt haben.“ Machen Sie wieder einen Journalismus, der diesen Namen verdient und keinen Klimakokolores. – Ulf Hanel

 

Wenn wir von einer mittleren Erdtemperatur im Jahre 1850 (= ausgehende Kaltzeit) von ca. 13,5 Grad Celsius ausgehen und diese mit den 14,7 Grad Celsius von heute ( = Warmzeit) vergleichen , dann haben wir einen Temperaturanstieg von ca. 1,2 Grad Celsius. Vergleichen wir dagegen die mittlere Erdtemperatur einer Warmzeit ( z.B. im Jahr 1200) von ca. 15,5 ( eher hôher) Grad Celsius mit der heutigen mittleren Temperatur von 14,7 Grad Celsius , dann haben wir eine Abkühlung von ca. 0,7 Grad Celsius! Der Übergang von Kalt – zu Warmzeiten ( und umgekehrt) war schon immer sehr kurz (nur Jahrzehnte) , was zu heutigen Verhältnissen keine Besonderheit darstellt. Auch das wird leider nicht ( oder fast nicht) kommuniziert. – Dr. Klaus Lösche

 

Ich wende mich an die geschätzten Autorinnen des oben genannten Beitrags : Frau A. Böhm – Frau C. Grefe – K.Kohlenberg – P.Pinzler ! Mit Verlaub , die Damen haben sich besonders viel Mühe gemacht um dem Thema gerecht zu werden; besonders jetzt im Vorfeld der anstehenden Klimakonferenz ! Besonders beeindruckte mich die Grafik mit ihrer Vision was etwa in 100 Jahren auf die Menschheit zu komme , wenn eben die globale Temperatur um +4° Celsius stiege … Bei aller Sorge und Ängstlichkeit für die Zukunft ; aber sind die Schlussfolgerungen nicht allzu pessimistisch und meiner Meinung auch spekulativ ? DER Titel Ihres Beitrags hat zudem auch eine Note an furchteinflößender Dramatik – ob Ihr Szenario kommt kann kein jetzt lebender Zeitzeuge je erleben , denn beweisen – es sei er lebe halt 120 Jahre oder so ? Wenn ich derzeit im Frankenland herum wandere , meine Freund in Kanada spreche, ist nun wirklich nichts von „Glühenden Landschaften „ zu bemerken !

Aber ich konzediere : in der Sahara ist es tatsächlich warm bis heiß und in Australien ebenfalls ; wobei man daran denke, daß es dort im Sommer schon seit Epochen heiß ist und +4° kaum eine Rolle spielen ! Dagegen sind die Brände dort in letzter Zeit dem Umstand von Eukalyptus und anderen Monokulturen zu zurechnen — auch hier in Deutschland sind die Fichtenmonokulturen anfällig für Trockenperioden . Solche Bäume mit ungepflegtem Unterholz neigen bei Bränden geradezu zu explodieren und das auch noch in besiedelten Zonen wo eigentlich niemand was zu suchen hätte. Die gleiche Feststellung gilt auch für Bereiche auf diesem Planeten die kaum 1-2 m über dem Meeresspiegel vorhanden ! Was den Anstieg des Meerespiegels angeht , so darf ich bemerken : einesteils befinden sich ganze Erdkrustenteile unter dynamischen Prozessen , wie beispielsweise die des nordeuropäischen Tafellands von Nordwestfrankreich bis zum Ural , mindest seit der Trias ; und was Venedig angeht , dort ist der Absinkprozess des Po-Deltas schon seit Theoderich dem Großen ( ein Gote) am Gange ! Die Kirchen in Ravenna zeigen dem Besucher wie tief seither der Grund absackte . Und wenn dann der Wind aus Südost das Wasser auf Venedig treibt , dann steigt es eben und flutet — manchmal führt auch der PO noch Hochwasser nach Schneeschmelze in den Alpen und dann flutet es noch mehr !

Das hat aber ALLES nichts mit Klimaveränderung zu tun ! Was will man den Leuten heutzutage denn einreden ! Betrachten Sie doch die möglichen Folgen einer Klimaänderung von der Seite , wenn es nun tatsächlich in 100 -120 Jahren wärmer würde : Wer will die globale Wasserdampfaufnahme der Atmosphäre bis dahin bestimmen und angesichts einer komplexen Dynamik irgendwelche Regenmengen wann und wo abschätzen, geschweige denn vorhersagen zu können welche Regionen des Planeten dann unbewohnbar werden ? Die Aussage dieser Grafik ist das Lächerlichste was mir je zugekommen. Also , mir ist klar , daß man Ihrer Generation „ 20 + bis 50 > und … „ von ihrer Zukunftsangst nicht befreien kann – ich hege den Verdacht , daß all diese Leute die sich so um das Klima sorgen ihre eigene Urangst vor der Erkenntnis des begrenzten Daseins nicht bewältigen können — Angst ist was „ FURCHTBARES „ finden Sie sich damit ab : in 100 Jahre gibt es uns nicht mehr ! Einen Trost kann man noch abgewinnen , wenn es denn wärmer , wird ja ergo auch weniger Brennstoff verheizt und somit das böse Klimagas geringer verblasen ! Einst hatte Hyronimus Bosch seine Zeitgenossen geschockt – Hölle – Feuer –Qualen — heute sind es die Wissenschaftler zudem noch gottlose , die der Menschheit die CO2 Hölle versprechen … aber wie war das mit dem Ablass ?? Denken Sie meine Damen mal in diese Richtung und trinken dazu ein kühles PILS – Klaus Schindler

 

Den Artikel „Glühende Landschaften“ (Die Zeit N“ 49, Seite 3+4) habe ich leider erst jetzt gelesen. Ihre großartige Abbildung, die die Landkarte der Erde mit 4°C höher als jetzt zeigt, muss in allen Schulen gut sichtbar als Poster aufgehängt werden. Ich bin sicher, dass sie viele private Sponsoren für die Kosten finden, die natürlich nicht von ihnen getragen werden sollen. Ich würde die Kosten für die drei Schulen meiner Enkel übernehmen. Diese Abbildung gehört ins Allgemeinwissen. – Günther Scherer (pens. Professor für Pflanzen-Wachstumsphysiologie)

 

Wie lässt sich angesichts dieser Prognose einer vier Grad wärmeren Welt noch annehmen, das Gemeinwohl werde gefördert, wenn alle Akteure am Markt sich nur um ihre eigenen Interessen kümmern? Die Welt soll sicherer werden durch höhere Rüstungsausgaben? Allein schon die Manöver der NATO bringen unsere Landschaften weiter zum Glühen. – Friedrich Brachmann

 

Wann beginnt eigentlich „jetzt“? Es ist „jetzt“ noch nicht zu spät, wenn wir „jetzt“ sofort gegensteuern würden; diese und ähnliche (frommen) Sprüche, die hört man/frau fast tagtäglich! So langsam denke ich „jetzt“, dass es sich so ganz, ganz langsam „ausgejetzt“ hat, mit diesem „Jetzt-Klima“, das wir alle auf dem Gewissen haben! – Riggi Schwarz

 

Der Mensch, der sucht lebenslänglich, ständig nach Ausreden, um untätig bleiben zu können. Er schiebt dabei liebend gerne alle „Schwarzen Peter“ dieser Welt, so lange hin und her, bis diese auf dem „Verschiebebahnhof der Schwarzen Peter“ vergessen worden sind. Das Mensch ist von Natur aus sehr, sehr träge, und deshalb freut sich der Mensch ganz, ganz tierisch, dass er mit seinen noch so unglaubwürdigen Ausreden, doch stets ganz glaubwürdig zu überzeugen weiß! Der Mensch und das Klima, das sind ganz tottraurige Kontrahenten, die miteinander einfach nicht „wollen/können“, einfach zum Totlachen komische Gesellen! – Klaus P. Jaworek

 

Glühende Landschaften, ein Artikel mit einer informativen Grafik, die u.a. alte und neu zu erwartende Dürre Zonen zeigt. Es gibt mehrere Herangehensweisen, die Folgen von Dürren, nämlich Wassermangel in den nächsten Jahrzehnten zu bekämpfen. Mein Ansatz ist einer des direkten Helfens. Der ausgerufene Klimanotstand in unseren Städten ist zwar ganz nett, aber zu „theoretisch“, völlig wirkungslos. Ein Notstandsgebiet, und der Begriff Klimanotstand suggeriert nichts anders, ist eine für die betroffenen Menschen sehr ernste Angelegenheit. Es ist für mich schon lange einem reichen Westen nicht würdig, zuzulassen, das u.a. Millionen Afrikaner versuchen, an Sammelwasserstellen ihren Wasserbedarf mit Kanister zu decken, von der Hygiene ganz zu schweigen. Spanien, ein Land der EU, wird mit Geldern aus Brüssel darin unterstützt, akuten Wassermangel mit Meerwasserentsalzungsanlagen zu decken. Barcelona wird zu einem großen Teil mit „Frischwasser“ aus dem Meer versorgt, Spanische Insel genau so.

Die EU will laut der neuen Vorsitzenden Von der Leyen eine Billion € für den Klimaschutz bereitstellen. Ein ganzer Kontinent könnte mit seinen Ressource „Sonne und Meer“ in Verbindung mit einer umweltfreundlichen Osmose Entsalzungstechnik in einen fruchtbaren Kontinent verwandelt werden. Das bisherige gut gemeinte Klein Klein in der Entwicklungshilfe muß mit Großprojekten ergänzt werden. Gegen drohenden Dürren sowie auch dem Anstieg des Meeresspiegel (Niederlande) sind wir technisch gerüstet. „Wenn nicht wir, wer dann“, Zitat Merkel zum Klimawandel. Klimaflüchtlige muß es nicht geben. – Walter Schroiff

 


 

 

Leserbriefe zu „Alles weg“ von Martin Machowecz und Hanno Rauterberg

 

Oh, arme deutsche Kulturnation….. Da werden tatsächlich Klunker von schwer schätzbarem Wert, die sich August der Starke und seine Mätressen aus Großmannssucht an den Hals gehängt haben, bezeichnet als „Stücke, die unsere Identität als Kulturnation ausmachen“. Und das von der Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Kein Wort darüber, dass die Steine unter menschenunwürdigen Methoden aus den Bergwerken geholt werden mussten, kein Wort davon, dass die damalige, hart arbeitende Bevölkerung über das Eintreiben von Steuern die Taler für den Kauf erwirtschaften mussten. Aber, wenn durch den Verlust dieser Stücke unsere Identität als Kulturnation infrage gestellt wird: oh , armes Deutschland, anderes oder gar besseres haben wir dann ja wohl nicht zu bieten!? Zu beklagen ist, dass diese großartige, kunstvolle Arbeit der Künstler vermutlich zerstört werden wird, von Verbrechern. Aber, wenn dann das Andenken an August den Starken auf diese Weise hochgehalten werden soll, dann ergibt sich sicher die Möglichkeit der Nachbildung ( siehe Bernsteinzimmer). – Udo Bauer

 

Hanno Rauterberg und Martin Machowecz sollten wissen, dass August der Starke schon tot war als Fritz König wurde; 1740! – Heinz Heienbrok

 

Mein Leistungskurs Deutsch auf dem Gymnasium Kronshagen fuhr 1988 in die DDR nach Dresden; sämtliche Eintrittskarten und Photos habe ich aufbewahrt. Sachsen ist das Herz deutscher Geschichte, pflegte unser Geschichtslehrer zu sagen. Im identitätsstiftenden Grünen Gewölbe verdichtet sich für jeden Besucher die sächsische, ostdeutsche, gesamtdeutsche, ja europäische Frage: „Was macht Deutschland aus?“ und führt zu Antworten mit historisch-kulturellem Tiefgang , während in den Straßen falsche Propheten billige Scheinantworten geben. Gerade im so oft verwundeten Dresden Geschichte zu rauben, ist an Tragik schwer zu überbieten. – Felix Evers

 

Danke für den großartigen, weil zutiefst empathischen Artikel von Martin Machowecz und Hanno Rautenberg. Großartig, weil er auch Nicht-Dresdner und Nicht-Sachsen einen Einblick in die identitätsstiftende Bedeutung des Schatzes gibt, und nicht das Getöse um die „Milliardenwerte“ fortsetzt. Dennoch ist es an der Zeit, nach den Verantwortlichkeiten zu fragen. Persönlich habe ich zwar keine Erfahrung mit der Bewachung unfassbarer Reichtümer oder gar Werte von nationaler historischer Bedeutung. Aber kann es denn sein, dass die fast ebenerdig gelegenden Fenster nur durch ein Eisengitter gesichert und offensichtlich leicht zu zertrümmern sind, oder dass die Rahmen nicht gesichert sind? Kann es denn sein, dass die Verantwortlichen den Angaben des Herstellers der Vitrinen blind vertrauen, anstatt die Festigkeit des Glases der Vitrinen selbst von einem unabhängigen Gutachter prüfen zu lassen? Ich habe die provisorischen Aufbewahrungsorte der Schätze schon im Albertinum besucht und das heutige historische Grüne Gewölbe im vergangenen Oktober. Ich hätte nie gedacht, dass die Verantwortlichen ihrem Auftrag so wenig gerecht werden würden. Es ist eine Katastrophe und eine unglaubliche Blamage für das auf seine Besonderheit so stolze Sachsen! – Michael Dericks

 

Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass dieser so propagierte Anschlag auf die kulturelle Identität etwas ausgesprochen sympathisches besitzt. Eine Bande um Egon Olsen schockiert das politische Establishment was sich, ähnliche wie der Artikel, in dekadenten Klageliedern ergeht. Während der sächsische Adel weinend daniederliegt schaltet und waltet der montägliche Pöbel weiter und begeht frohlockend, völlig unbehelligt, den eigentlichen Diebstahl der sächsischen Identität. – Florian Ewald

 

Es ist mit Sicherheit nicht recht etwas zu stehen und dabei noch Schaden anzurichten. Jedoch vermisse ich in ihrem Artikel den Umstand,dass besagter August von Sachsen ein Despot war und sein Volk für seine extravaganten Spielereien bezahlen mussen. Sei es mit Kriegsdienst oder durch Steuern. Eine Verherrlichung solcher Despoten ist nicht angebracht. – Roland Lörcher

 


 

 

Leserbriefe zu „Eine Frage der inneren Sicherheit“ von Elisabeth Raether

 

Ich lese die ZEIT schon viele Jahr und das aus gutem Grund. Dass Sie sich nun aber vermehrt der Thematik der Gewalt / sexualisierten Gewalt annehmen und gleichzeitig auch Stellung beziehen zu einem schlecht ausgestatteten Bildungssystem (siehe auch den Artikel von Raoul Löbert)) finde ich großartig und wichtig. Beides hängt nämlich zusammen: Es ist nicht nur so, dass eigentlich das Innenministerium sich der häuslichen Gewalt annehmen müsste, zumal die Kosten, die durch direkte und indirekte Gewalt entstehen, auch das Finanzministerium interessieren müsste, es ist auch so, dass der deutsche Staat seine Verantwortung für den Menschen, in dessen Auftrag er ja handelt, trotz eines im Vergleich guten Sozialsystems, nicht wirklich nachkommt.

Ich vermute mal, das liegt mit daran, dass die Menschen nicht die Rolle spielen in unserer Gesellschaft, die sie spielen könnten und müssten, wenn wir weiterhin friedlich zusammenleben wollen. Im Bildungsbereich lassen wir nach, das soziale Unterstützungssystem ist mehr Verwaltung als Unterstützung und hängt von einzelnen guten Fachkräften ab, die es Gottseidank gibt! Politik scheint das Soziale Sicherungssystem als Alibi zu sehen und nicht wirklich zu wissen, wie bedeutsam eine gute Qualitätssicherung ist. Das macht sich bemerkbar an der Ausstattung mit Ressourcen (in Jugendämter, Fachberatungsstellen für sexualisierter Gewalt aber auch Einrichtungen für Menschen (Kinder und Erwachsene mit Behinderung und Kinder, die Hilfen zur Erziehung bekommen). Wobei gute Fachkräfte auch mit weniger Ressourcen gute Arbeit machen können, daher ist der Aspekt der Qualität der, den es gilt zu sichern – und zwar ernsthaft und nicht nur durch die Einführung von QU auf dem Papier, sondern durch gute Ausbildung, Weiterbildung und Standards in der Zusammenarbeit und fachlichen Reflexion.

Es gibt keine wirklichen Qualitätskontrollen / Zulassungsvoraussetzungen für Sozialarbeitende, Pflegekräfte, Erziehende und Standards wie fachlich-reflexiv zusammengearbeitet werden muss. So entsteht, dass wir mit den Lücken leben und nicht hinschauen, wenn Menschen in Gefahr sind oder deren Würde durch bspw. schlechte Pflege oder machtvollen Umgang nicht geachtet wird. Es wird vom Beauftragen der Bundesregierung für Fragen zum sexuellen Kindesmissbrauch zu Recht über Schutzkonzepte in Schulen gesprochen, da geben die Länder teilweise etwas vor, müssen sie aber nicht. Die regionale Steuerung der Sozialleistungen macht durchaus Sinn, wenn diese ihren Auftrag ernst nehmen und sich damit beschäftigen, wie Qualität gesichert und gesteuert werden kann. Wir an den Hochschulen tun was wir können, bekommen aber Konkurrenz durch private Hochschulen, mit denen man sich beispielsweise für 200 EUR digital zur Sozialarbeiterin ausbilden lassen kann, um dann in Jugendämtern zu arbeiten….

In Baden-Württemberg sind wir an den Hochschulen ja vergleichsweise gut ausgestattet, kommen bei den anspruchsvollen Inhalten aber auch mit den Ressourcen an unsere Grenzen, weil die jungen Menschen, die bei uns studieren oft erst noch Phasen der Persönlichkeitsstärkung durchmachen müssen. Wir arbeiten im Sozialarbeitsstudium an der Entwicklung einer Haltung, die Sozialarbeitende dringend benötigen, um Menschen zu begleiten, die Gewalt u. a. erfahren haben bzw. sich der Thematik erstmal selbst stellen zu können…wir können schon lange nicht mehr nur Wissen vermitteln, wenn wir einen Beitrag zum Gewaltschutz- oder zu Aufarbeitung von Gewalterfahrungen leisten wollen. Heißt, gut, dass Sie das thematisieren, mehr davon, bleiben Sie kritisch und greifen Sie genau diese Themen weiter auf, denn sie hängen zusammen mit der politischen Entwicklung im Land. Wir müssen uns ernsthaft mit dem Gemeinwohl beschäftigen und den Menschen in den Vordergrund rücken und uns die Wirtschaft für uns zum Nutzen machen und nicht umgekehrt…Sie lesen es, eine Lösung habe ich nur in der Besinnung auf den Menschen und ich weiß, das klingt pathetisch. – Prof‘in Dr. Anja Teubert

 

Wie langweilig. Die nächste Zeitung welche die Männer öffentlich diffamiert. Wie wäre es einmal mit Berichten über Frauen, welche Gewalt und Straftaten im familiären Bereich gegenüber Männern ausüben? Statistisch ist so etwa ja bei rund 20% aller Straftaten im familiären Fall üblich. Wie wäre es mit einem Bericht über Frauen, welche das gemeinschaftliche Konto abräumen? Wie sieht es aus mit einem Bericht über Frauen, die Männer zur Zahlung erheblicher summen erpressen und ansonsten die Teilungsversteigerung gemeinschaftlich angeschaffter Immobilien betreiben. Wie ist es mit einem Bericht über Frauen, die Gegenstände der gemeinsamen Wohnung entwenden und dabei den ehemaligen Partner derart verletzen, daß dieser arbeitunfähig ist. Und dann beleuchten wir noch den Punkt der inneren Sicherheit. Wenn Sie denken, die Staatsanwatschaft ermittelt hier sachgerecht nach StPO dann muß man sich fragen in welchem Land wir eigentlich leben. Beweise über Geldtransfers oder Versichrungsabrechnungen werden entweder dubioser Herkunft bezichtigt oder dem Opfer wird mitgeteilt, daßes die Aufsichtspflicht nicht erfüllt hat. Das Recht oder das Vertrauen in jeglichen Partnerschaften wirt von ermittelnden Staatsanwälten mit Füßen getreten, der „gesellschaftliche Kit“ wird beseitigt. – Ralf Schubert

 

Ich stimme ihnen voll zu, wenn sie fordern, Gewalt in Partnerschaften als Politikum zu sehen, nicht nur als privates Problem zu verniedlichen. Klar ist auch, dass Trennungssituationen für Frauen, die sich aus Beziehungen, die von gewalttätigem Handeln des Mannes geprägt sind, für Frauen besonders gefährlich sind – wobei die Erfahrung von Frauenhäusern ist, dass Frauen ihre Gefährdung häufig unterschätzen. Unterstützen möchte ich auch ihre Forderung, Tatzusammenhänge, Motive und Risikofaktoren genauer zu untersuchen – darüber weiß man wirklich wenig. Wirkungsvoller jedoch, als den Kampf gegen häusliche Gewalt ausschließlich zu einer Aufgabe der Inneren Sicherheit zu machen fände ich es jedoch, wenn die Unterstützungsangebote für Männer, die gewalttätig geworden sind, wesentlich verstärkt würden: Wenn Männer verstehen lernen, welche Gefühle, Motive sie dazu führen, gewalttätig zu handeln, und, auf diesem erweiterten Wissen über sich selbst basierend, Wege zu gewaltfreier Kommunikation entwickeln können, würde das m.E. wirkungsvoller sein als dass man ein Bedrohungsscenario aufbaut. Denn die wohl durch polizeiliche Interventionsmethoden bestimmten Sicherheitsmaßnahmen die zur Förderung der Inneren Sicherheit angewandt werden, bieten keinen Ausweg aus dem gewalttätigen Handeln, erschweren die Auseinandersetzung mit der Frage: „was bringt mich dazu, zuzuschlagen?“ Klar ist natürlich dass manche Männer keine Motivation zeigen, ihr gewalttätiges Verhalten zu verändern; da sind polizeiliche Maßnahmen angebracht. Jedoch auch hier ist zu bedenken: es ist ein weiter Weg, der zurückgelegt wird, bis man jedes Gefühl für sich selbst und die Gefühle der Partnerin nicht mehr wahrnimmt. Ein frühzeitiges, qualifiziertes Hilfsangebot könnte manchen Weg in die Brutalität, Gefühllosigkeit für sich und die Partnerin verhindern. Unterstützung für Männer, Wege aus ihrem gewalttätigen Handeln zu finden und konsequenter, wirkungsvoller Schutz von Frauen vor polizeibekannten Gewalttätern schließen sich nicht aus, sondern beide hätten eine höhere Bestückung mit Finanzmitteln dringend notwendig. – Erhard Scholl

 

In der U7, kurz vorm Hauptbahnhof war ich mal Zeuge von Gewalt, der Ehemann scheuerte der Ehefrau gewaltig eine um die Ohren, sie flog vom Sitz und noch einen Meter den Gang entlang. Ich habe mich da nicht eingemischt, was ich normalerweise tue, auch niemand sonst in der Bahn, ich habe mir aber verkniffen zu sagen: „recht so!“. Denn, die Ehefrau giftete seit der Bockelstraße äußerst fies auf ihrem Ehemann herum, Wörter wie „…“, „…“, „Schlappschwanz“ und „nicht mehr hoch“ fielen mehrmals, ein Wortschwall, lautstark gekrischen, ohne jede Pause, vor Bahnpublikum. Ich wunderte mich nur, warum der Ehemann seiner Ehefrau nicht schon am Schloßplatz eine gescheuert hat. Also, eine ur-uralte Situation, ist doch im 5. Jahrhundert vor, eine Frau Xanthippe ihrem philosophischem Ehemann Sokrates gewaltig auf den Wecker gegangen. Wobei dieser, Vermutung, diese Situation philosophisch gelöst hat: „Mein Schatz, du hast ja recht, wie immer!“. Jetzt ist „Schuld“ ein sehr ambivalenter Begriff, juristische Schuld haben die 122 Männer, die ihre Frauen erschlagen haben mit Sicherheit auf sich geladen, dafür sitzen sie jetzt in der Zelle, und da der Schließer und der Zellennachbar sie verstehen, können sie jetzt richtig gut ausschlafen, ohne jemals wieder von einer Xanthippe angegiftet zu werden. Für die Männer eigentlich paradiesische Zustände. Ist es für die 122 toten Frauen eigentlich wert gewesen? Hatten diese Frauen keine Eltern, Bekannte, Freunde die ihnen gesagt haben: „Halte dich doch einmal ein einziges Mal zurück, du musst nicht immer das letzte Wort haben!“?

Warum wird Mädchen, Feminismus hin oder her, nicht bereits im Grundschulunterricht vermittelt: „Gehe mit keinem fremden Mann auf sein Hotelzimmer!“, Vergewaltigung ist zwar Straftat, aber was nützt das im Nachhinein. „Wenn du einen Mann verbal angehst, der verbal nicht gut kann, aber mit seinen Fäusten, dann wird dieser mit seinen Fäusten reagieren!“. warum ist das so schwierig zu erklären und zu verstehen? „Jeder Faustschlag gegen eine Frau ist ein Faustschlag zu viel!“, dieser Satz, an der Spitze meiner Prioritätenliste, ergibt automatisch: „Jede Frau, die einem drohenden Faustschlag nicht ausweicht, trägt erhebliche Mitschuld!“. Die Bundesfamilienministerin will jetzt verprügelten Frauen helfen, selten dämlich, da wird die Ursache mit der Wirkung verwechselt: Frauen soll geholfen werden bevor sie verprügelt sind, v o r h e r , nicht nachher! Da wird mit viel Brimborium eine blinde Sau durch die politische Landschaft getrieben, ohne Sinn und Zweck, nur damit sich auf die politische eigene Schulter geklopft werden kann. Grauslich. Klar, ich persönlich finde: Frauen sind das Schönste was es gibt auf dieser, unserer Welt! deshalb wünsche ich Ihnen viel Erfolg in Ihrer Redaktion, und wie man hier sagt: „ein glückliches Händle“! – Ulrich Bosshammer

 

Ihr kleiner Artikel tat sooo gut. Sie haben die Sache auf den Punkt gebracht und die Täter in den Mittelpunkt gerückt. An dem besagten Tag hatte ich den Eindruck, die Frauen müssten geschützt werden, bis hin zu einem Rechtsanspruch auf einen Platz im Frauenhaus. Alles gut und schön, aber die Täter gehören bestraft und aus der Wohnung verwiesen. Und es ist eine Sache der inneren Sicherheit und nicht vorrangig Sache der Familienministerin. Heute morgen habe ich einen Bericht zum Thema Kindesmissbrauch gehört. Hier standen eindeutig die Täter im Focus! Warum bei den Frauen nicht? Also danke für Ihren Kommentar. – Marlies Wenzel

 

Vielen Dank für Ihren Kommentar „Eine Frage der inneren Sicherheit“. Bei einem Frauenanteil von 30% im Bundestag wird Politik von Männern für Männer gemacht. Die Wahrung des Besitzstandes sieht Mann als seine hoheitliche Aufgabe. Männer sollten (als Kavaliere) sich bei Abstimmungen über den Schutz von Frauen, wegen Befangenheit, enthalten. Männer mussten sich noch nie von einem von Frauen geführten Gremium etwas vorschreiben lassen. Unsere Gesellschaft braucht einen Wandel Richtung mehr Respekt, Mitgefühl und Zusammenhalt. Es wird Zeit für einen Umschwung. Bitte machen Sie dies zum Thema. Der Artikel, Rousseau mit Schwanz von R. Sapolsky zeigt, wie dieser aussehen könnte. – Klaus Siersch

 


 

 

Leserbriefe zu „Warum tritt er nicht zurück?“ von Robert Pausch

 

Schon immer spielten bei der Berufung von Ministern auch Proporz- und Opportunitäts- aspekte eine wichtige Rolle. So manches Kabinettsmitglied verdankte seine Position einer partei- oder koalitionstaktisch geprägten politischen Arithmetik. Dennoch spielte lange Zeit, insbesondere bei der Besetzung der Schlüsselressorts, die persönliche Qualifikation eine entscheidende Rolle – fachliche Kenntnisse, berufliche Erfahrungen, Führungsstärke und die Fähigkeit, große Organisationen zu lenken. Dies traf z. B. auf die erste Große Koalition unter Kiesinger und die erste sozialliberale Koalition unter Brandt in hohem Maße zu. Unter Merkel sind derartige Qualitätskriterien zunehmend in den Hintergrund getreten, was von den Bürgern, aber auch von den Medien unverständlicher Weise weitgehend ignoriert wird. Niemanden scheint es zu bekümmern, dass unser Land z. B. im Bereich der Digitalisierung auch deswegen immer weiter zurückfällt, weil fachliche Laien wie der Mediziner Braun und die Politologin Bär („Flugtaxis“) hierbei verantwortliche Positionen übertragen bekommen haben. Das Verkehrsministerium wurde zum Erbhof der CSU, und niemanden interessierte die Eignung der Minister Ramsauer, Dobrindt und Scheuer, mit bekanntem Resultat. Erst recht nicht wird die Kanzlerin, die ja bekanntlich seit vierzehn Jahren die Richtlinien der Politik bestimmt, für diese eklatanten Missstände und Fehlentwicklungen verantwortlich gemacht. Ein Trauerspiel. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

ich fand den Artikel sehr erhellend, weil er nüchtern aufgezeigt hat, wie die Mechanismen der Macht in der Politik funktionieren. Gleichzeitig hat der Artikel mich erschüttert zurückgelassen, obwohl ich schon aufgrund meines Lebensalters und der gemachten Erfahrungen reichlich desillusioniert von der Politik bin. Der Artikel hat überdeutlich gemacht, dass Kompetenz in der Politik keine Rolle spielt. Man kann sich alles erlauben, solange die Partei sich ein paar Pluspunkte für die nächste Wahl verspricht. Dann halten die Seilschaften, dann hält das Spinnennetz der Unfähigen und Amoralischen. Die Tatsache, dass ein Minister wie Herr Scheuer sich ohne sofortige Konsequenzen so unfassbar fehlerhaft verhalten kann, ist ein Schlag in das Gesicht jedes anständigen Bürgers und jedes aufrechten Demokraten. Das ist Verhalten, wie man es eigentlich aus Bananenrepubliken kennt. Was einem aber endgültig die Zornesröte ins Gesicht treibt, ist die Tatsache, dass Herr Scheuer das Problem in seiner ganzen gegelten Arroganz einfach weglächelt. Jeden Industrieführer, der so zum Nachteil seines Unternehmens gehandelt hätte, hätte man wahrscheinlich vom Hof gejagt und/oder wegen Untreue angeklagt, außer er wäre bei der Automobilindustrie beschäftigt. Der Verein glänzt ja auch nicht gerade durch Ehrlichkeit, geschweige denn durch strategische Kompetenz.

Dieser Verein hat die Elektromobilität ähnlich verschlafen wie die letzten Verkehrsminister die Erneuerung der Verkehrsinfrastruktur. Gibt es einem eigentlich zu denken, dass die rein zufällig oder nicht zufällig aus der CSU kommen? Herr Scheuer im Verein mit der Clique der Unfähigen in der Regierung, die im Artikel als das Scheuer-Karliczek-Altmeier-Paradox bezeichnet werden – fehlt nur noch unsere außenpolitische Glanznummer Heiko Maas in der Aufzählung -, wäre der beste Wahlhelfer für die AfD, wenn dieser Laden sich nicht durch Realitätsverzerrung, faschistische Tendenzen und verdeckte Wahlkampfspenden disqualifizieren würde. Man treibt quasi den Teufel durch Beelzebub aus, wenn man AfD wählt. Was bleibt einem also noch übrig? Resignation? Innere Emigration? Verzweiflung? Aufstand? Zum Auswandern bin ich leider zu alt. Und etwas Positives hat ja Deutschland: Es gehört zu den Ländern, die aufgrund ihrer geografischen Lage vom Klimawandel mit am wenigsten bedroht sind. – Bernd Riegsinger

 

Kleiner Hinweis: Anja Karliczek hat die 500 Millionen Euro Forschungsgelder nicht „ i n ihren Wahlkreis gelenkt“, sondern knapp daneben. Münster liegt nämlich außerhalb des Wahlkreises 128. So viel Genauigkeit sollte schon sein. – Roswitha Ristau

 

Die vertiefte Mittelmäßigkeit der GroKo, so ärgerlich diese ohnehin schon ist, also als (ein) Grund dafür, dass ein Politiker wie Andreas Scheuer in seiner unverantwortlichen Amtsführung verbleiben kann? Das ist nicht akzeptabel und das darf es auch nicht werden. Weil eben genau diese Gewöhnlichkeit der sogenannten etablierten Parteien die allenthalben beschworene Politik der Mitte gefährdet, mithin die weitere politische Verdrossenheit, Formatlosigkeit und Schwächung der Demokratie befördert. Relationsbasierte Skandalresilienz hin oder her; ein negativer Wert bleibt ein solcher, ganz gleich, wie viele Nullen im Spiel sind. Kurzum: Unsere demokratischen Kräfte brauchen Kompetenz und einen klaren Kompass; und dafür muss selbstverständlich zuvorderst die Bundesregierung einstehen. – Matthias Bartsch

 

Der Fall Scheuer zeigt, wie die herkömmlichen Gesetze der Machtphysik immer mehr außer Kraft geraten: trotz Bodenlosigkeit bleibt der freie Fall aus. Ganz ohne eigene Haftung ist Scheuer fest in die Bundesregierung eingebaut. Was sind das für Zeiten, wo es wie eine staatstragende Pflichterfüllung erscheint, wenn ein Minister trotz absoluter Haltlosigkeit im Amt verbleibt. In der neuen Machtphysik haben Integrität und Werte offenbar keine hohe Anziehungskraft mehr. Im Machtvakuum kommt es immer mehr auf hoch wirksame Adhäsionskräfte an, um die glatten Machtpartikel zusammenzuhalten. Und wer sich dennoch mit allen verfügbaren abstoßenden Kräften aus dem Verband lösen möchte, kann erwarten, sanft nach oben zu fallen. Was für eine Welt! – Es kommt noch so weit, dass man für Amtsträger, die sich ein Gespür für Integrität bewahrt haben, Ausstiegsprogramme entwickeln muss, um ihnen den Weg zurück in die Wirklichkeit zu eröffnen. – Reinhard Koine

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Herumstromer“ von Claas Tatje

 

Der Bericht über den Tesla-Fahrer macht klar: 7,5 Millionen E-Autos schaffen 2028 eine zusätzliche Lastspitze abends von 27 GW, (hypothetisch verdreifachte) erneuerbare Kapazitäten erzeugen bei „schlechtem Wetter“ wie im Januar 2019 über 28 Stunden höchstens 25 GW: Die übrige (insbesondere abendliche) Stromerzeugung mit bisherigen Spitzenlasten über 81 GW (Januar 2019) müsste von den konventionellen Kraftwerken kommen. Aber die sind größtenteils 2028 schon stillgelegt. Die E-Auto-Industrie optimiert für sich, die Politik legt konventionelle Kraftwerke still und „schlechtes Wetter“ mit Windstille, Schnee und Dunkelheit ignorieren wir einfach. Ich habe wohl übersehen, dass bis dahin alle „wünsch-dir-was“-Techniken großtechnisch wun­derbar funktionieren. Ja, wenn es so einfach geht! Falls doch nicht, folgt der Black-Out! – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Ihr Artikel „Der Herumstromer“ über Hansjörg von Gemmingen ist ja wohl der Gipfel der Ignoranz. Das ein „Spross eines Württemberger Adelsgeschlecht die Umweltschädlichkeit seines absolut sinnfreien Tuns nicht erkennt, mag man ja noch verstehen. Dass aber die Redaktion einer angesehenen Zeitung dies auch noch unterstützt, macht mich einfach fassungslos. – Dieter Kugler

 

Wer sich für so ein unsinniges Ziel einsetzt muss schon ziemlich bescheuert sein. Hat der Mann nichts Besseres zu tun? Oder bezahlt ihn Tesla etwa für diesen Unsinn? – Dieter Schmidt

 

Ich hoffe, der Text ist so ironisch gemeint wie ich ihn verstehe. Ein reicher Adliger, der vor lauter Langeweile jeden Tag stundenlang mit seinem schicken Elektroauto durch die Gegend fährt. Welch ein Paradebeispiel für die Sinn- und Zwecklosigkeit unserer modernen Konsumgesellschaft! Er fährt und fährt und fährt, weil er nichts besseres mit seiner Zeit anzufangen weiß. Um diesem Treiben eine Bedeutung zu geben, verkauft er es als Werbung für die Elektromobilität. Und zeigt damit nur auf, dass neue Technologien nicht die Lösung sind für den Klimawandel, wenn diese dann exzessiv angewendet werden und schlussendlich mehr Schaden anrichten, als wenn man sich vielleicht einmal selbst beherrschen und bescheiden würde. – J. Rothmund

 


 

 

Leserbriefe zu „Schadstoffe aus dem Hahn“ von Claas Tatje

 

Bitte auf Seite 34 die Menge des jährlichen Trinkwasser-Verbrauchs in Liter pro Kopf überprüfen. – Gernot Henseler

 

Den Artikel über die Schadstoffe im Trinkwasser mit der Grafik zum durchschnittlichen Jahresverbrauch in Deutschland habe ich mit Interesse gelesen. Was mich neben den Schadstoffen noch irritiert, ist der angebliche Durchschittsverbrauch. Die Schadstoffe kann ich nicht beeinflussen, aber den Verbrauch. Selbst, wenn ich mich bei den beiden Hauptpositionen Körperpflege und Toilettenspülung auf ein von der Familie gerade noch akzeptiertes Minimum beschränke und mich bei den Getränken noch mehr auf Bier und Wein konzentriere, brauche ich alleine fürs Trinken mehr Wasser im Jahr als der Durchschnittsdeutsche für alles zusammen. Was mache ich falsch? Oder stimmt vielleicht in Ihrer Grafik etwas nicht? – Martin Dirnfeldner

 

Zwei Hinweise/Fragen zur aktuellen Ausgabe der Zeit: – Auf Seite 34 befindet sich eine Grafik zum Wasserverbrauch. Die angegebene Menge beziehen sich allerdings auf den täglichen und nicht wie angegeben auf den jährlichen Wasserverbrauch. Ansonsten wären wohl viele Wasserprobleme schon gelöst. – Auf Seite 30 wird ausgeführt, dass die Währung 1.000 Prozent an Wert verloren hat. Aus meiner Sicht ist Wertverlust von mehr als 100 Prozent grundsätzlich nicht möglich. – Alexander vom Grafen

 

Ein Hinweis auf ein Versehen im aktuellen Wirtschaftsteil, S. 34, in der Zeit-Grafik „Wasser marsch“, auf den vermutlich schon mehrfach hingewiesen wurde: Der durchschnittliche pro Kopf Tagesverbrauch ist als jährlicher Verbrauch bezeichnet. – Hendrik Bar

 


 

 

Leserbriefe zu „Wo ist ihre Medizin?“ von Harro Albrecht

 

Wir haben eines der besten Gesundheitssysteme in der Welt ,hoch gelobt , doch die großen Lücken in der mangelhaften Lieferfähigkeit von 500 Medikamenten , die teilweise Lebensnotwendig sind völlig inakzeptabel. Patienten Informationen – eine Liste – in allen Apotheken ausgelegt welche Medikamente fehlen, gibt es nicht. Selbst die Arztpraxen verschreiben nicht vorhandene Medikamente in Apotheken. Der Patient muss nun eine neue Verordnung besorgen. Ersatzmedikamente sind ohne Rabattverträge bei der Krankenkasse in der man versichert ist und muss nun mehr zahlen. Hier gibt es das organisierte Chaos und ohne zentrale Aufsicht durch den Bundesgesundheitsminister.Die Marktwirtschaft scheint hier ohne strenge Regulierung und Auflagen nicht zu funktionieren. – Thomas Bartsch-Hauschild

 

Ihr Artikel „Wo ist ihre Medizin?“ war erhellend und betraf ein sehr wichtiges Thema. Ihnen ist, soweit ich es beurteilen darf, ein Fehler unterlaufen: Der Satz „Diese werden gegen eine Form von Blutkrebs eingesetzt, die besonders Kinder trifft, die akute myeloische Leukämie (AML)“ suggeriert, dass die Inzidenz der AML im Kindesalter höher ist als im erwachsenen Alter. Dies ist nach meinem Wissen nicht der Fall. Mit dem Alter steigt die Inzidenz an und hat ihren Höchstpunkt bei ca. 80-84 Jahren (Vgl. Gunnar Juliusson, Petar Antunovic, Åsa Derolf, Sören Lehmann, Lars Möllgård, Dick Stockelberg, Ulf Tidefelt, Anders Wahlin, Martin Höglund; Age and acute myeloid leukemia: real world data on decision to treat and outcomes from the Swedish Acute Leukemia Registry. Blood 2009; 113 (18): 4179–4187. Als auch die AWMF Leitlinie:https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/025-031l_S1_Akute-myeloische-Leukaemie%E2%80%93AML%E2%80%93Kinder-Jugendliche_2019-09.pdf).
Vermutlich meinten Sie bezüglich der Häufigkeit die ALL – natürlich ist Cytarabin ein Standardmedikament in Kombination mit einem Anthrazyklin bei der AML-Therapie. Vielen Dank für Ihre profunden und spannenden Artikel. – Christopher Fritzsche

 

In Ihrem Artikel analysieren Sie facettenreich ein großes konkretes Problem des Pharmamarktes, halten aber einmal mehr sicheren Abstand zu den Grundproblemen der Bereitstellung von Medikamenten. Offensichtlich strahlt Ihr neues Ressort „Streit“ nur bedingt ins „Wissen“ ab. Die Pharmaindustrie hält Milliarden-schwere Patente auf Wirkstoffe und Präparate, die zu großen Teilen mit staatlicher Förderung entwickelt wurden. Aus der Förderung mit Steuermitteln ergibt sich allerdings keinerlei Anspruch der steuerzahlenden Allgemeinheit. Wer Böses dabei denkt, könnte die Förderung für institutionalisierte Veruntreuung von Steuergeldern halten. Die Pharmaindustrie stellt die Produktion von erprobten Wirkstoffen und Präparaten ein, wenn sie nicht mehr ihre Renditeerwartungen erfüllen, verhindert – trivial – die Weiterproduktion durch Generikahersteller und bringt als Ersatz minimal veränderte Produkte zu vielfach, bisweilen mehrere Größenordnungen höheren Preisen auf den Markt. Produktionsende des alten Medikamentes und Verweigerung der Kostenübernahme durch Krankenkassen für das neue Medikament kann für Patienten im Wortsinn lebensgefährlich sein. Im normalen Leben nennt man ersteres Wucher, letzteres Unterlassene Hilfeleistung.

Belastbare Aussagen zu Zusammensetzung und absoluter Höhe der realen Kosten der Entwicklung substanziell neuer Wirkstoffe für wichtige Krankheitsarten (etwa Infektions-, Tumor- und neurodegenerative Krankheiten) liegen nicht vor. Die von Lobbyisten routiniert genannten 1 oder 2 Mrd. Dollar oder Euro sind nicht nachvollziehbar. Das gleiche gilt für die daraus abgeleiteten Renditeerwartungen und damit Preise. Das Fehlen einer grundsätzlichen Offenlegungspflicht der Entwicklungskosten von Medikamenten liefert das vom Gesetzgeber armierte Fundament der Pharmamacht. Man kann die Gemengelage für „nur“ sittenwidrig oder „eigentlich“ strafwürdig halten, man kann sie aber auch schlicht für verfassungswidrig halten. Die grundsätzliche Priorisierung der Eigentumsansprüche der Unternehmen gegenüber vitalen Patienteninteressen stellt eine Verletzung von Artikel 1(1) GG dar. Das (Nicht-)Agieren von Legislative und Exekutive stellt massives Staatsversagen dar, das wesentliche Bestandteil der verfassungsgemäßen Ordnung wie die Sozialpflichtigkeit von Eigentum (Artikel 14(2) GG) und das Sozialstaatsgebot (Artikel 20(1) GG) verletzt. Die souveräne Missachtung von missbrauchten Patentrechten durch mutige Apotheker und ehrbare Pharmaunternehmer, die dringend notwendige Medikamente zu Selbstkosten bereitstellten, wäre da nichts anderes als Nothilfe und Wahrnehmung des Widerstandsrechts (Artikel 20(4) GG) – Existenzrisiko inklusive.

Noch mehr Arbeitskreise und huldvoll herablassende Selbstverpflichtungen der Industrie sind allerdings keine Alternative. Robuste Prozesse und Strukturen müssen die Interessen von Staat, Gesellschaft und Patienten sichern: Für schwerwiegende Erkrankungen sind Medikamente in rein staatlich finanzierten Projekten von Wirkstoff-Screening bis Zulassung zu entwickeln. Die Patente bleiben zur allgemeinen Nutzung in staatlichem Besitz. Die Produktion der Medikamente erfolgt für Vorratshaltung und mindestens die Hälfte des laufenden Bedarfs in staatlichen Betrieben, z.B. in „Produktionsablegern“ des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte. Die Pharmaindustrie kann exakt definierte und transparent kalkulierte Entwicklungsdienstleistungen und die Produktion von Teilen des Bedarfs auf Auftragsbasis, die Entwicklung von weiteren Formulierungen, Derivaten mit weiter reduzierten Nebenwirkungen, aber auch von weiteren Wirkstoffen als Auftrag und auf eigene Rechnung übernehmen.

Unternehmen sollen zur Lieferung bestimmter Medikamente gezwungen werden können – nicht gegen die branchenübliche, sondern gegen eine auskömmliche Vergütung. Bei fehlender Kooperationsbereitschaft erfolgt die Produktion in staatlichen Betrieben; Patentverletzungen bleiben straffrei; Mitwirkungsverweigerung wird als Unterlassene Hilfeleistung geahndet. Sozialismus, Staatswirtschaft? Mag sein. Aber wer hindert die Pharmaindustrie ihr Geschäftsgebaren zu ändern? Pro-Aktivität der Pharmaindustrie in die skizzierte Richtung ließe zwar die Bilanzen vielleicht nicht mehr golden strahlen, sondern nur noch silbern schimmern, hätte aber den Charme, das gern behauptete Hauptziel der Branche, den Dienst am Menschen, glaubwürdiger erscheinen zu lassen. – Dr. Andreas Patyk

 


 

 

Leserbriefe zu „Ich glaube lieber meiner Putzfrau“ von Bora Ćosić

 

Warum die Menschen nicht nur mit zweierlei, sondern tausenderlei Maß messen, hängt vielleicht damit zusammen, dass es so viele von ihnen gibt und jeder sich sein individuelles Universum aus den Billionen kombinierter Sinneseindrücke und Erfahrungen unwillkürlich zurechtbaut. Und so lugt Peter Handke aus seinem Gerechtigkeits-Universum wie ein grausam verzagter Romantiker, der unbedingt etwas Heimat braucht. Der begeisterte Anhänger der Eugenik George Bernhard Shaw, der 1925 den Nobelpreis für Literatur bekam, verlautbarte 1934 in einem Interview der BBC, man solle Menschen regelmäßig alle fünf bis sieben Jahre vor eine Kommission stellen, um sie zu fragen, wie sie ihre Existenz rechtfertigten. Falls sie das nicht in ausreichendem Maße könnten, solle man sie lieber nicht am Leben halten, „weil Ihr Leben uns nicht nützt, und es kann auch für Sie nicht von großem Nutzen sein […] Ich appelliere an die Chemiker, ein humanes Gas zu erfinden, das sofort und schmerzlos tötet. Kurz gesagt, ein Gentleman-Gas, aber human, nicht grausam.“ Wäre das nicht ein ausreichender Grund, auch seine Ehrung rückgängig zu machen? – Bettina Oehmen

 

Als Nachkomme von Donauschwaben und allem, was ich von meinen Angehörigen von früher erfahren habe, glaube ich Bora Cosic voll und ganz. „Was wir bräuchten, wäre ein unaufgeregter Austausch über diese Dinge, in aller Ruhe, ohne pathetische Rhetorik….“ Peter Handkes Sicht erscheint mir zumindest verkürzt. Das ehemalige Jugoslawien könnte ein Lehrstück für die Politik sein zumindest seit der Habsburger Monarchie, dem Verhalten der Alliierten nach dem 2. Weltkrieg und den Kriegen und Streitereien danach. Als Abonnent freue ich mich, dass Sie nicht nur Handke, sondern auch klügeren Sichtweisen Raum geben. Ich danke Ihnen! – Robert Pill

 

Das aggressive Gerangel um totalitären Einfluss in der Endphase Jugoslawien und danach hat Bora Cosic eindruckvoll beschrieben. In einem Punkt würde ich allerdings eine andere Formulierung wählen: Er schreibt, dass der tragische Konflikt sich an hausgemachten Aggressionen und dem infernalischen Streben nach Macht entzündete. Da würde ich lieber das Wort „Machtmissbrauch“ sehen. Vorsätzlicher Machtmissbrauch. Positionen anzustreben, die einen zum absoluten und alleinigen Bestimmer über gesellschaftliche Entwicklungen machen – dazu noch mit Waffengewalt –, zeugen von Unverständnis sowohl gesellschaftlicher Ordnungen als auch von unserem elementaren, dynamischen und ursprünglichen Menschsein. – Christoph Müller-Luckwald

 


 

 

Leserbriefe zu „Rettung im Namen der Kirche?“ Streit von Sigurd Rink und Ulrich Körtner

 

Das Streitgespräch zwischen den Herren Rink und Körtner zeigt einmal mehr, in welcher Lage sich die beiden Amtskirchen, hier die evangelische, befinden. Seit Jahren entgleiten der Kirche mehr und mehr Mitglieder und die Frage nach einer Kirche für das 21. Jahrhundert wird zwar intensiv diskutiert, allein es fehlen die Antworten. Der praktizierte Lösungsansatz ist seit einiger Zeit die mehr politische Ausrichtung auf globalere Themen, die insbesondere der Ratsvorsitzende der EKD intensiv auslebt; beklatscht von der Christenheit, die vordringlich aus dem städtischen Umfeld kommt und die mittlerweile eine vollständig andere Sicht auf die Kirche hat, als eine Landbevölkerung, die immerhin noch 68% der Gesamtbevölkerung ausmacht. Diese einseitige Ausrichtung verstärkt die anhaltende, schleichende „Kirchenspaltung“ in unserem Land, die auch Herr Körtner so treffend indirekt angesprochen hat. Wo bleibt die Erklärung der Kirchenoberen, warum Pfarrstellen auf dem Land, wo Kirche nach wie vor eine der tragenden Säulen im Sozialleben der Menschen ist, aus Geldmangel gestrichen werden, aber genug Geld für ein Schiff im Mittelmeer da ist? Um nicht falsch verstanden zu werden; die Situation der Flüchtlinge dort ist katastrophal und jeder Ertrinkende ist einer zu viel. Aber die Kirche hat u.a. in der Vergangenheit gerade damit „gepunktet“, dass sie sich eben nicht einseitig auf bestimmte Themen festgelegt hat, sondern ausgewogen agiert hat und damit dazu beigetragen hat, dass viele Menschen unter ihrem Dach Platz gefunden haben; das sollte sie in dem laufenden Selbstfindungsprozess nicht vergessen. Grundsätzlich ist ein Schiff im Mittelmeer gut, aber die Kirche sollte aufpassen, dass dabei das eigene Schiff in der Heimat nicht untergeht! – Tim Frhr. von Campenhausen

 

Mit Interesse habe ich das Interview der beiden Kirchenmänner Ulrich Körtner und Sigurd Rink gelesen. In der Regel stehe ich allem Militärischen skeptisch gegenüber, dieses Mal jedoch bin ich ganz bei Militärbischof Rink. Dieser Mann weiß, wovon er spricht. Ich bin selbst in der evangelischen Kirche verwurzelt und begrüße die Initiative des Ratsvorsitzenden Bedford-Strohm, sich in der Seenotrettung von Geflüchteten mit einem eigenen Schiff bzw. einer Partnerschaft mit Sea Watch zu engagieren, ausdrücklich. Wenn der christliche Glaube mehr sein soll als Mummenschanz, und das Gerede von den christlichen Werten mehr sein soll als theoretisches Geschwätz, dann muss die Kirche angesichts der Katastrophe auf dem Mittelmeer handeln. Die Argumentation des Theologen Körtner finde ich wenig überzeugend. Sein Verweis darauf, dass mit der Seenotrettung gar nicht den Ärmsten der Armen geholfen werde, ist ja ein beliebtes Argument der Gegner von Flüchtlingshilfe. Aber was genau will man denn damit sagen: dass wir, die reichen Europäer darüber zu entscheiden haben, wir sehr am Boden ein Mensch schon liegen muss, bevor ihm eine helfende Hand hingestreckt werden darf? Welche Arroganz kommt hier zum Ausdruck!

Körtner spricht sich dafür aus, für die Menschen, die in den libyschen Lagern sitzen, raschestmöglich eine Lösung finden. Dass es uns seit Jahren nicht gelingt, diese Lösung zu finden, scheint er dabei zu vergessen. Seine Qualifizierung der kirchlichen Seenotrettung als theologisch dürftig begründet und politisch ungerecht, ist ein platter Delegitimierungsversuch. Auch seine Kritik an der Diskussionskultur der Kirche ist für mich wenig überzeugend. Offenbar hat sich ja, folgt man den Angaben der ZEIT über die E-Mail-Reaktionen auf das Vorhaben, eine Mehrheit für das Seenotrettungsprojekt ausgesprochen, nur eine Minderheit dagegen. Was es aber bedeutet, wenn Körtner behauptet, die Kirche dulde in dieser Frage keinen Widerspruch, bleibt im Nebel. Vermutlich ist es wie in der gesamtgesellschaftlichen aktuellen Debatte über die vermeintliche Einschränkung der Meinungsfreiheit generell. Jeder darf auch weiterhin seine Meinung sagen, wenn dies aber nur dann auch als Meinungsfreiheit verstanden wird, wenn man sich am Ende mit seiner Position auch durchsetzt, dann hat man die Meinungsfreiheit wohl falsch verstanden. Meinungsvielfalt bedeutet doch nicht, dass man seine Position gleich aufgeben muss, nur weil andere eine Gegenposition vertreten! Nein, es bedeutet, trotzdem für die eigene Sichtweise zu streiten und für ihre Durchsetzung zu werben. Wenn dieses Werben nun also als Eingrenzung der Meinungsvielfalt kategorisiert wird, schütten wir das Kind mit dem Bade aus. Ich vermute, bei der Kirche verhält sich das genauso. Wer wegen des Seenotrettungsprojektes gleich aus der Kirche austreten will, der hat sich vermutlich schon länger nicht mehr zu Hause gefühlt, in der evangelischen Kirche. Sonst tritt man doch nicht gleich aus! Was mir an Körtners Position auch nicht gefällt, ist seine Reaktion auf Rinks Hinweis zum Dritten Reich und der Judenverfolgung. Nein, einen solchen Vergleich findet man natürlich immer falsch (in anderen Debatten folgt an dieser Stelle gerne der Hinweis, das sei jetzt eine Verharmlosung der Ereignisse im Dritten Reich.) Ich halte dem entgegen: Doch, man muss sich immer fragen, ob man nicht im Begriff ist, wieder so zu handeln wie die Deutschen im Dritten Reich. In meiner Schulzeit in den 80er Jahren wurden wir belehrt, nie wieder dürfe es so etwas geben wie die Judenverfolgung.

Unsere gesamte Erinnerungskultur basiert auf diesem Bestreben. Nur darf man aus meiner Sicht nicht aus dem Auge verlieren, dass Unmenschlichkeit in Gegenwart und Zukunft auch in einem anderen Gewandt daherkommen kann als seinerzeit. Wir müssen es nur erkennen! Die Wahrscheinlichkeit, dass künftige Generationen uns fragen: Warum habt Ihr als Europäer, Deutsche, ja als Weltgemeinschaft nichts gegen das Sterben im Mittelmeer getan, ist jedenfalls ziemlich hoch. Der Verweis auf die Genfer Flüchtlingskonvention hilft aus meiner Sicht an dieser Stelle im Übrigen auch nur wenig. Sie stammt aus dem Jahre 1954. Damals waren der Klimawandel und seine Folgen für viele Regionen unserer Erde noch nicht bekannt. Um sich mit einem Gegenwartsphänomen wie dem Klimawandel und den Klimaflüchtlingen auseinanderzusetzen, müsste man die Konvention richtigerweise erweitern, statt darauf zu pochen, dass diese Betroffenen leider nicht darunter fallen. Das wäre christliches Handeln. Da aber nicht zu erwarten ist, dass die Unterzeichnerstaaten sich angesichts der aktuellen Lage in angemessener Zeit auf eine solche Erweiterung einigen, ist es zumindest nach meiner Auffassung eben genau die Aufgabe der Kirche, sich um die Menschen zu kümmern, die von diesem Versäumnis betroffen sind.

Der Verweis, die Evangelische Kirche begebe sich in ein bestimmtes ideologisches Milieu, das nicht gut für sie sei, ist – mit Verlaub – lächerlich. Ebenso lächerlich ist der Verweis Körtners, auch der Papst schicke kein Schiff. Seit wann orientiert sich die Evangelische Kirche denn am Papst? Die beste Methode, auf die Frage der Seenotrettung eine der Kirche angemessene Antwort zu finden, scheint mir doch, sich zu fragen, was Jesus getan hätte. Und ich kann mir kaum vorstellen, dass er zunächst das Strafgesetzbuch geblättert und geprüft hätte, ob die Hilfebedürftigen auch wirklich arm genug sind – nein, er hätte sicher einfach geholfen. Wenn es anders wäre, dann hätte ich die Bibel aber gründlich missverstanden. – Erika S. Becker

 

Danke für dieses Gespräch und für die gute Moderation. Sie haben es mit diesem Treffen ermöglicht, dass beide Seiten ihre Positionen vertreten konnten. Das tut gut und geschieht zu wenig. Ich selbst vertrete eher die Position von Herrn Körtner, fühlte mich damit aber ausgeschlossen und habe jetzt auch meinen Austritt erklärt. Die Vertreter der Kirche haben sich in der Flüchtlingspolitik eine Meinungshoheit erworben, die kaum Widerspruch oder auch nur andere Meinungen zulässt. Das gestehe ich jeder Partei oder Gruppierung zu, aber von der Kirche erwarte ich, dass sie sich auch mit kritischen Positionen ihrer Mitglieder auseinandersetzt. Und dass sie die Bevölkerungsgruppen im Blick hat, die von der Zuwanderung am meisten betroffen sind. Bildungsarme Schichten, die sich Wohnraum und Schulen mit den Zugewanderten teilen und vielleicht andere Erfahrungen sammeln als die Mittelschichtsgläubigen vom Kirchentag. – Marlies Wenzel

 


 

 

Leserbriefe zu „Mal bitte anstellen“ von Susanne Mayer

 

„Was soll dieses Pamphlet? Eine im Duktus primitive Schreibe: Da wird der Gegner zu einem Popanz aufgebaut – und dann abgeschossen. Beifall der Galerie garantiert. Soll das ein Beitrag zur Verständigung sein? Und wie steht es um den Reifegrad jener ‚fünf, sechs jungen Frauen‘, die es nur mit gigantischem Aufwand vermeiden können, einen alten Mann auszulachen, der vom Konzept genderneutrale Toilette noch nichts gehört hat? Sorry, das ist Grabenkrieg. Von vorgestern. So wird das nichts.“ – Michael Scharenberg-Weinberg

 

Ein kleines Vorwort. Ich lese Ihre Bemerkungen über Männer stets und bin meist amüsiert. Heute nicht. Diese Tirade scheint mir eine Mustervorlage für alle Kommentare zu sein, die irgendjemandem nicht gefallen. Das ist nicht Hass. Das würde voraussetzen, er kennt die Liebe. Das ist Stumpfsinn gepaart mit Dummheit. Passt zur Meldung, dass in Deutschland statistisch 2 mal pro Woche eine Frau von ihrem Partner umgebracht wird. Es gibt, glaube ich, nur die Möglichkeit bei Online-Portalen keinen Kommentar der Leser mehr zuzulassen. Ich lese seit ca. 1 Jahr ZEIT-Online. Habe anfangs auch die Kommentare der Leser und Journalisten gelesen. Habe ich ganz schnell eingestellt. Lese jetzt nur noch die Schlagzeilen. Facebook, Twitter, etc. muss man nicht installieren. Auch nicht, wenn man zur schreibenden Zunft gehört oder Politiker/in ist. Jede/r kann für sich entscheiden, was sie/er liest. – Hartmut van Meegen

 

Danke für deinen klaren Blick auf Ungerechtigkeiten. Danke für die Solidarität mit Margarete, mit Greta und allen, die Hassmails zu lesen bekommen. Danke, dass du den Zusammenhang herstellst zwischen Frauenhass und rechtem Denken, zwischen Menschenunfreundlichkeit und Ignoranz, zwischen Sich-groß-Machen und Kleinheit. Wir lieben deine Leichtigkeit und genauso wie du lieben wir Männer. – der Feministische Salon Ravensburg

 


 

 

Leserbriefe zu „Sagt, was drin ist!“ von Karin Ceballos Betancur

 

Zu dieser ebenso erfrischenden wie konsequenten Idee kann ich Ihnen nur gratulieren. Schon oft habe ich mir beim Einkauf gedacht, wie verlogen doch die Verpackungen mit glücklichen Schweinen und grasenden Milchkühendaherkommen. Die Wirklichkeit sieht – wie Sie sehr richtig beschreiben – ganz anders aus. Und der Verbraucher läßt sich so gern täuschen, also muß es ihm auf der Verpackung drastisch verdeutlicht werden. Wer schaut sich schon die dazugehörigen Dokumentationen im Fernsehen nach 22:45 Uhr an, die die Realität abbilden? – Ruth E. Göttler

 

Ihr Beitrag hat mir aus der Seele „gesprochen“. Ich denke eine solche Etikettierung waere sehr hilfreich fuer jene VerbraucherInnen, die sich durch die schoenen Werbebilder blenden lassen. Vielleicht wuerden sich manche nicht vom Kauf abhalten lassen – aber es waere dann eine bewusste Entscheidung und man/frau koennte nicht mehr in Umfragen behaupten, dass z.B. Tierwohl wichtig fuer die Kaufentscheidung sei. – Sabine Moehler

 

Vielen Dank für diesen längst überfälligen Vorschlag! Der Artikel spricht mir dermaßen aus der Seele, weil ich vor einiger Zeit auch schon diesen Gedanken hatte. Man sollte den Artikel in der Parteizentrale der Grünen plakatieren, damit sie die Idee in ihr nächstes Wahlprogramm aufnehmen. Es ist eine konstruktive Maßnahme, die die Menschen auf die Konsequenzen ihres Handelns hinweist, ohne sie dabei zu bevormunden. – Andreas Dihm

 


 

 

Leserbriefe zu „Alles aus Liebe“ von Evelyn Finger

 

Die Katholische Kirche ist eine der letzten geistigen Zufluchtsstätten für Menschen, die der Liebe zwischen Mann und Frau noch eine Sonderstellung im Reich der Liebe einräumen. Diese Sonderstellung beruht nicht nur auf „erzkonservativen“, überkommenen Traditionen, sondern auch auf dem Potential der Erneuerung, welches die gegengeschlechtlichen Liebe exklusiv auszeichnet. Und Erneuerung berechtigt schließlich zur Hoffnung auch über den Horizont des eigenen Seins hinaus. Wenn nun dem Segen der katholische Kirche ein Stückchen dieser Hoffnung innewohnen würde, wenn der Segen also nicht nur der Verwirklichung des eng befristeten individuellen Glückes gälte, so wäre die gängige Praxis schlüssig, und man müsste der katholischen Kirche eindeutig empfehlen, sie beizubehalten. – Dr. Christian Voll

 

Mit diesem Artikel haben Sie etwas wett gemacht bei mir. „Die größte Gefahr für die katholische Kirche im Westen ist heute nicht der Unglaube, sondern die Liebe.“ So beginnt Ihr Artikel und so kaum zu Fassen ist dies im 21. Jahrhundert mit den die Menschheit in ihrer Existenz bedrohenden Gefahren. War schon im 20. Jahrhundert nicht zu verstehen und eigentlich nie. Die Kirche p r e d i g t L I E B E. Und wenn sie dann tatsächlich passiert… Dann windet sich die Kirche Und wehrt ab.. Es ist das Natürlichste von der Welt, daß zwei Menschen, die sich lieben, möglichst nahe beieinander sein wollen, daß sie größtmögliche Nähe zueinander suchen. Auch körperliche Nähe. Was dann geschieht – das nennt man Sex. Damit hatte auch die evangelisch-lutherische Kirche in meiner Jugend so ihre Probleme – und halste sie uns Gläubigen Konfirmandinnen auf. Mit tieftraurigen Geschichten von Mädchen, die einmal schwach geworden Waren und dann, nachdem sie es gebeichtet hatten, vom Bräutigam wieder verlassen wurden. Wie – auch die Kirche – jahrhundertelang mit dem neuen Leben umging, das aus dieser „Schwäche“ Entstanden ist, ist ebenso ein Schandfleck wie die jetzt ans Licht gekommenen Mißbrauchsfälle. Vor zwei Jahren erst erfuhr ich von so einem – soeben verstorbenen – „Kind der Schande“.

Von einer Frau, katholisch, die, unehelich geboren, in der Kindheit schamhaft versteckt wurde und Die ihr ganzes Leben lang sich Predigttexte auf Kassetten anhörte – gegen die Angst, die sie aber Nie wirklich losgeworden ist. Trotz angetrautem Ehemann und ehelich geborenen Kindern. So gesehen hat die katholische Kirche viel, sehr viel gut zu machen und sollte nicht geizen mit ihrem Segen für Liebende. Und was homosexuelle Paare betrifft, die um den Segen der Kirche bitten, die sich auch vor Gott und Der Gesellschaft zu ihrer Liebe bekennen wollen, – großzügig mit ihrem Segen wünsche ich mir da die Kirche gerade in Zeiten, in denen – auch dies ein Anachronismus – homophobe Vorurteile sich wieder heraustrauen. In der Beilage Christ & Welt Nr. 27 vom 27.6.2019 war auf den Seiten 1 bis 2 in Auszügen die Rede abgedruckt, die Ihr Chefredakteur Giovanni di Lorenzo heuer auf dem evangelischen Kirchentag gehalten hat, am 20. Juni. Für mich persönlich bemerkenswert war darin neben der Geschichte von Hiob, was Herr di Lorenzo von Seinem Besuch bei Papst Franziskus zwei Jahre zuvor mitgebracht hatte: Herr di Lorenzo hatte ihn nach dem Teufel gefragt. G.d.L.: „Und als ich ihn nach dem Werk des Teufels fragte, sagte er schlicht: E i f e r s u c h t, N e i d, K r i e g e.“ G.d.L.: Eifersucht, Neid, Kriege – steht an ihrem Anfang nicht auch häufig Mißtrauen? Bei diesen Stichwörtern war mir (beim Lesen des Artikels im Juni) blitzlichtartig sofort eingefallen, was ich darüber gelesen hatte vor längerer Zeit in einer erotischen Erzählung für Frauen.

Da wurde berichtet von einem Naturvolk im südostasiatischen Raum, bei dem Jungen und Mädchen, wenn sie geschlechtsreif geworden, aber noch nicht heiratsfähig sind, – mit dem Liebesspiel vertraut gemacht werden, zusammen. Und wie da ein jeder / eine jede, sehr „handgreiflich“ teils, lernen muß, aufkommende Eifersucht (wenn das Objekt der Begierde sich auch einem anderen zuwendet) zu besiegen. Später dann, wenn sie heiraten, leben sie monogam und sind treu. So. Und jetzt kommt, worauf ich hinaus will: Die schlimmsten Verbrechen sind bei diesem Volksstamm n i c h t Raub und Mord – d i e e s n i c h t g i b t, (!!) sondern E i f e r s u c h t u n d N e i d. …die, hier schlage ich den Bogen zu Herrn di Lorenzos Gedankengang, durchtränkt mit Mißtrauen – Immer wieder zu K r i e g e n geführt haben. (von den ganz privaten alltäglichen Kleinkriegen aus o.g. Gründen möchte ich hier nichts mehr sagen. Die… möchte ich gerne vergessen.) (Und zu dem Gezänk unserer Politiker (aus o.g. Gründen?) sage ich heute auch nichts mehr.) –Beate Schwärzler

 


 

 

Leserbriefe zu „Schicksalstage“ von Jörg Lau

 

Europa lässt sich derzeit nur im Bündnis mit den USA verteidigen. Europa muss aber seine eigenen Interessen definieren und seine eigene Verteidigungskapazitäten stärken. Ein Bündnis mit den USA im Rahmen der NATO und der westlichen Wertegemeinschaft steht dem – auch in den Zeiten eines Donald Trump – nicht entgegen. Europa muss zu einer gleichberechtigten Säule der NATO werden – mit den USA! Macrons Vision, geäußert anlässlich der Hundertjahrfeier zum Ende des 1. Weltkriegs, dass Europa sich in der Zukunft nicht nur gegen China und Russland, sondern auch gegen die USA verteidigen müsse, zeugt von einer gewissen Geschichtsvergessenheit und gallischer Hybris – ganz in de Gaullescher Tradition. Gerade Frankreich und die USA bildeten und bilden in den letzten 250 Jahren eine Schicksalsgemeinschaft: ohne die Unterstützung Frankreichs wäre der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg gegen das Britische Mutterland 1783 wahrscheinlich nicht siegreich beendet worden und ohne das Eingreifen der USA im 1. und 2. Weltkrieg gegen Deutschland wäre Frankreich heute nicht mehr Groß- und Nuklearmacht und nicht ständiges Mitglied des Weltsicherheitsrats. Auch im 21. Jahrhundert sind die Freiheit und Sicherheit Europas gegen auto- und diktatorische Mächte wir Rußland und China nur im Bündnis mit den USA zu gewährleisten. – Dirk Niemann

 

Der gallische Hahn kräht immer öfter und die germanische Henne gackert gelegentlich dazu. Ihrer beider Fruchtbarkeit scheint scheint am Ende zu sein weswegen kein Ei mehr gelegt wird aus dem ein deutsch-französisches Küken schlüpfen könnte. Draussen vor dem Zaun stehen Fuchs Putin und Esel Trump und schauen neugierig auf das europäische Paar. Dem Fuchs knurrt der Magen und der Esel kapiert nicht, warum die anderen nicht so denken und handeln wie er. Lässt man die Tierwelt beiseite sieht die Weltpolitik vielfach komplizierter aus als zu seligen Zeiten des kalten Krieges. Trump verkörpert die ehemalige Mega-Schutzmacht Amerika nur noch halbherzig da ihm der politische Verstand abgeht der strategisches Denken ermöglicht. Amerikas Quellen der politischen, wirtschaftlichen und technologischen Felder sind so einzigartig und gewaltig das es fast schon tragisch erscheint, wenn ein so untalentierter und tumber Präsident wie Trump aus Amerikas Aussenpolitik einen Scherbenhaufen macht. Europa ist keinesfalls besser dran -nur aus ganz anderen Gründen. In der EU gibt es keine demokratischen Mechanismen (z.B. Mehrheitsprinzip) die eine gemeinsame Aussen- und Verteidigungs-oder gar Finanzpolitik ermöglichen würde. Das führt dazu, dass die Franzosen aussenpolitisch häufig vorpreschen, die Deutschen in alter Gewohnheit auf das amerikanische Gegengewicht dazu setzen ohne den Mut zu haben, politische Selbstständigkeit zu zeigen. Deutschland kann so nicht weiter in seiner peinlichen Passivität verharren. Hier geht es nicht darum über Kriege etwa in der Sahel-Zone zu entscheiden, nur um den Schulterschluss mit der alten Kolonialmacht Frankreich herzustellen. Über Kriege gemeinsam in der EU zu entscheiden setzt gewaltige politische und moralische Fähigkeiten voraus. Viel einfacher ist es, einen Krieg national zu entscheiden wie es Frankreich und England oft getan haben. Aber sich mit solchen Fragen gar nicht zu beschäftigen oder es in gewohnter Weise den anderen zu überlassen kann sich Deutschland nicht mehr erlauben. – Klaus Reisdorf

 


 

 

Leserbriefe zu „Riester für alle“ von Kolja Rudzio

 

Ich finde Ihren Kommentar absolut oberflächlich. Ich selber habe vor vielen Jahren eine Riester-Rente bei der Postbank abgeschlossen. Vor Abschluss wurde die Riester-Rente von dem Berater als sehr lukrativ dargestellt. Nach Abschluss musste ich dann feststellen, das ich mindestens 82 Jahre alt werden müsste, damit ich das angesparte Geld vollständig ausgezahlt bekomme. Nun liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei Männern m. E. bei ca. 78 Jahren. Auch wollte die Postbank jährlich 187.-€ Bearbeitungsgebühr haben, also von meinem Geld und von dem Geld des Staates, das er mir zahlt und mit dem die Postbank Jahrzehnte wirtschaften kann. Absolute Frechheit und ich habe den Vertrag selbstverständlich sofort gekündigt. Und was haben Geringverdiener wirklich von der Riester-Rente? Liegen sie z. B. mit der Riester-Rente nur knapp oberhalb des Sozialhilfesatzes, erhalten Sie keine Rundfunkgebührenbefreiung, keine vergünstigte Monatskarte für den ÖPNV, keinen Berlinpass und damit keine vergünstigten Eintritts etc. und haben dann schlussendlich weniger Geld zur Verfügung als wenn sie nur Grundsichrung bekämen. Bitte das nächste Mal einen differentzierteren Beitrag schreiben und nicht nur Seiten füllen – Dirk Engelke

 

In was für einen Staat leben wir eigentlich? Für „einkommensschwachen“ Einkommensträger wird eine Zwangsabgabe für die Altersversorgung erhoben, von dem der Staat gleichgzeitig weiß, dass die daraus berechnete Rente nicht reicht. Zusätzlich wird gleichzeitig reklamiert, dass die Vermögensverhältnisse eine wachsende Kluft zwischen „arm“ und „reich“ zeigen. Und die Zwangsabgabe wird zusätzlich mißbraucht, um eine Umverteilung zwischen arm und nicht ganz so arm zu erreichen – dank unterschiedlicher Lebenserwatung – auch keine neue Erkenntnis! Es wird Zeit , dass alte Zöpfe (Grundsätze) in der Rente, die nach dem Krieg die vielleicht einzig mögliche Regelung gewesen sind (Prinzip „von der Hand in den Mund“), abgeschnitten werden – schließlich, wie lange ist Kriegsende vorbei? – Dipl. Kfm. Johannes Barth

 


 

 

Leserbriefe zu „Sie ziehn, fallera!“ von Julia Huber und Katharina Menne

 

Das Bayern und Baden-Württemberg aus dem Bildungsrat aussteigt ist vollkommen richtig. Bildung in den übrigen Ländern kann schlechter nicht sein. Ich habe meine eigenen Erfahrungen in NRW gemacht. Erst jetzt, nach dem wir eine neue Regierung haben, wird das anders werden. Das Dilemma ist nur, es gibt zu wenige Pädagogen die dafür qualifiziert sind. Der Murks der Vorgängerregierung lässt sich nur langfristig ändern. Besonders die Grünen sind für diesen Murks verantwortlich. Nur das schreibt keiner. – Gunter Knauer

 

Die beiden Autoren verharmlosen die Bildungsunterdchiede in den Bundesländern. Sie kann nicht größer sein. Es wäre geradezu verrückt dies zu wollen. Ich habe eher den Eindruck, die Autoren wissen nicht was sie schreiben. Schauen sie sich nur den Alltag an, da können sie die Verblödung an jeder Ecke feststellen. Und das geht zu Lasten der Grünen und auch der SPD. Was nützt es ständig darüber zu phantasieren, wenn keine Taten folgen.Hier gehört Klartext hin. Mit der wichtigsten Resource für die Zukunft sollte man anders zu Werke gehen. Verdammt nochmal! – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich hätte es besser hinkriegen können«“ von Adam Soboczynski

 

Wenn man schon über Woody Allen schreiben muss, und es tatsächlich schafft, über die sehr glaubhaften Missbrauchsvorwürfe gegen ihn zu sprechen (wobei das Wort „angeblich“ schon sehr stark suggeriert, die Vorwürfe seien falsch – man muss auch zugeben, dass sexuelle Delikte mangels handfester Beweise sehr häufig kaum zu beweisen sin), dann sollte man schon noch hinzufügen, dass der angeblich unschuldige Herr die Adoptivtochter seiner damaligen Frau Mia Farrow später geheiratet hat und diese zu Beginn der Beziehung möglicherweise minderjährig war. Ebenfalls stellt er sich in seinen Filmen gerne in Beziehungen mit deutlich jüngeren Frauen da, allgemein ist das Frauenbild, dass Herr Allen meist produziert, ein extrem problematisches. Woody Allen produziert keine große Kunst und wir haben eine große Zahle glaubhafter Hinweise darauf, dass er sich sexuell für sehr junge Frauen bishin zu minderjährigen Mädchen, aka Kindern, interessiert und diesem Interesse bereits nachgegangen ist. Dass man trotzdem zu seinen bestenfalls mittelmäßigen Filmen ein derart unkritisches (es wirkt eher desinteressiert) Interview publiziert, finde ich völlig unangemessen und unnötig. – Patricia Loges

 

Ernsthaft? Eine volle Seite für einen ganz offensichtlich richtig schlechten Film von einem Regisseur, der sich nicht mehr von den Vorwürfen gegen sich trennen lässt? Und dann die Vorwürfe in 2 Zeilen als veraltet abtun und ansonsten ein tief gekränktes Männerego, das den früheren Held nicht altern sehen will? Ist Adam Sobocynzski in der Midlife Crisis oder was? Ist das die Zeit Version davon, Clickbait zu generieren? Der Autor passt sich dem Niveau des Film an, anders kann ich mir diesen Mist nicht erklären. Ich hoffe, euch trifft ein richtiger #metoo Shitstorm für diesen Blödsinn. – Michaela Heckner

 


 

 

Leserbrief zu „Es weihnachtet“ von GRN.

 

Entweder ist das ein Testlauf auf den aktuellen Bildungsstand Ihrer bildungsbürgerlichen Leserschaft – oder Sie wissen es halt auch nicht besser, wobei mich das bei Ulrich Greiner (GRN?) überraschte. Fake-News über Mörike sind natürlich aber kein wirkliches Problem, wo es ihm um den Frühling statt den Winter geht. – Prof. Dr. Stefan Scherer

 


 

 

Leserbrief zu „Vertwittert“ von Anja Reschke

 

Alles was Sie über Herrn Wendt schreiben, ist vermutlich richtig und empörend. Nur Ihrer Argumentation, man dürfe ein Land nicht kritisieren in dessen Dienst man als Beamter stand und von dessen Steuereinnahmen man bezahlt wurde, kann ich nicht folgen. Es gab in unserer Vergangenheit eine Zeit, in der Kritik durch Beamte und andere Staatsdiener ein goßes Unglück hätte verhindern können. – Prof. Dr. Ulrich Lauther

 


 

 

Leserbrief zu „Sextoys, Whisky, Würste“ von Luisa Reisinger

 

Neu ist mir bewusst geworden, dass die Aushöhlung altehrwürdiger, sinnstiftender und wertevermittelnder christlicher Feste unaufhaltsam vorangetrieben wird. Kaum habe mich als 90-Jährig widerwillig gewöhnt an die Valentinswerbungen ab Neujahr, die Ostereierverkäufe ab Valentin, die Bräuche zum Schuljahresende und zu den Einschulungen und die Halloweenwerbungen ab dem Sommer, da wird Sankt Martin zum „Singles´ Day“ und der Totenmonat November mit Gräbersegnungen und Volkstrauertag wird zum „Black Month“ mit „Black Weeks“ und mit dem „Black Friday“ und dem „Cyber Monday“ nach Thanksgiving. Die Krönung sind die von Ihnen erwähnten Adventskalender, weil „MANN“ lieber 24-mal eine Flasche Bier hinter einem Türchen herausholt – Prinzip Überraschungsei ohne Überraschung –oder gar Spielzeuge zur Luststeigerung, als täglich neu zum Einkaufsladen zu rennen. Advent bereitet auf Weihnachten vor: Gott, der die Liebe ist, entäußert sich all seiner Macht, um bei den Menschen und inmitten seiner wunderschönen Schöpfung zu wohnen und jedes neugeborene Kind mit unendlicher Würde zu krönen; Kinder, die am Luziafest und beim Sternsingen Kronen und Königsgewänder tragen, sind nicht verkleidet, sondern Sakramente der Liebe Gottes, in dessen Augen wir Menschenkinder Könige, Priester und Propheten sind. Sollten wir nicht solche Bräuche neu erinnern, anstatt den Konsumtempelhändlern zu erlauben, alle christlichen Festzeiten kapitalistisch umzudeuten? – Ingeborg Ziethen

 


 

 

Leserbrief zu „Das Schönste, das erst noch kommt“ von Wolfgang Thielmann

 

 „Adventus Domini“, so heißt es im Text, „bezeichnet ja nicht nur die Ankunft der Herrn, und der Advent ist nicht einfach das Warten auf die Geburt des Heilands, er steht auch für die Hoffnung der Christen auf Erlösung – also darauf, dass das Beste noch kommt.“ Gott wurde Mensch und will bei uns wohnen. Hier schon und in Ewigkeit. Das Problem des Widerspruchs zwischen Wahrheit und Liebe, zwischen Gerechtigkeit und Barmherzigkeit löst Gott Selbst. Er fordert uns auf, das aufzugeben, was Ihn von uns fernhält und uns von innen heraus von Ihm verwandeln zu lassen. Gott sagt in Hesekiel 11,19-20: „Und ich will ihnen ein anderes Herz geben und einen neuen Geist in sie geben und will das steinerne Herz wegnehmen aus ihrem Leibe und ihnen ein fleischernes Herz geben, damit sie in meinen Geboten wandeln und meine Ordnungen halten und danach tun. Und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein“. In Joh. 3.,3 liest man: „Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen“ (Joh. 3,3). Er kam zu uns Menschen, um für uns zu sterben und von Sich aus die Trennung zwischen Gott und Menschen zu überwinden und uns neues Leben zu geben. Warum musste Gottes Sohn wegen unserer Trennung von Gott sterben?

Manchen ist klar: Es muss einen absoluten Moralgesetzgeber geben. Sonst gäbe es ja kein objektives Moralgesetz. Wie könnte man dann zwischen Gut und Böse unterscheiden? Es gäbe nur relative, subjektive Perspektiven. Aber viele stimmen ja zu, dass es Gut und Böse wirklich gibt und Unrecht bestraft werden muss, vor allem wenn sie und die Ihren als Leidtragende betroffen sind. Also gibt es eine richtende Instanz, die allen Urteilen übergeordnet ist. Doch müsste zum Beispiel ein menschliches Gericht, wenn es vollständig gerecht wäre, nicht tatsächlich alle Vergehen ahnden? Würde ein Vergehen übersehen, wäre der Richter schon nicht mehr absolut gerecht. Ein menschlicher Richter hingegen, der alle Verfehlungen barmherzig übersieht, wäre eben uneingeschränkt barmherzig und überhaupt nicht mehr gerecht. Wie geht das: gleichzeitig uneingeschränkte Gerechtigkeit und vollkommene Barmherzigkeit?

Eigentlich gar nicht. Einen absoluten Moralgesetzgeber und Richter, der sowohl vollkommen gerecht als auch vollkommen barmherzig wäre, können wir uns nicht vorstellen. Es geht einfach nicht. Aber wenn der oberste Richter als Schuldloser die Schuld anderer selbst bezahlt und jeden einzelnen Menschen, der diese Bezahlung für sich in Anspruch nimmt, freispricht, ist das möglich. Das war der Sinn von Golgatha und Karfreitag. Daran denken wir, wenn wir Advent feiern. Denn deshalb ist Jesus gekommen. [Jesus] „war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, doch die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben“ (Joh. 1, 10-12). Menschen, die sich auf diese Art freisprechen und freimachen lassen, lieben ihren Retter und wollen aus Dankbarkeit das Böse ans Licht bringen, das Gute tun und mit Ihm und für Ihn leben. Das Schönste kommt dann noch. Ein neues Leben mit Gott auf Basis der Wiedergeburt verändert erfahrungsgemäß auch die Gesellschaft zum Positiven. – Gerhard Jahnke

 


 

 

Leserbrief zu „Küss die Rechte“ von Mariam Lau

 

Was ist das für eine Rhetorik, was für eine innere Haltung, welche die Menschen in Feministen und Antifeministen einteilt! Persönlich bin ich weder noch. Zumindest bin ich ganz grundsätzlich gegen Diskriminierung, also auch gegen die Diskriminierung von Frauen und gegen die Diskriminierung von Männern. Wenn Feminismus nun aber bedeuten würde, dass Männer ganz offensichtlich diskriminiert werden dürfen, wie z.B. im Frauenstatut der Grünen, mit denen ich ansonsten in Vielem übereinstimme, dann wäre ich tatsächlich auch gegen Feminismus.

Außerdem: Ich habe grundsätzlich Verständnis – und gelegentlich sogar Sympathie – auch für diejenigen Menschen, die über die offensichtlichen Unterschiede der Geschlechter sinnieren, oder die es gar wagen, sich mit einer wie auch immer gearteten Geschlechterrolle zu identifizieren. Diese Sorte Mensch findet sich übrigens nicht nur in der Gruppe der Männer oder der weiblichen AfD-Mitglieder, sondern sogar bei „linken“ Frauen. Man kann all dies ganz unabhängig vom traditionellen „Oben und Unten“ tun, dann fühlt es sich recht entspannt an. Jedem steht es letztlich frei, ob er sich außerhalb des klassischen Geschlechts-Dualismus verortet oder ob er sich für eine klassische Geschlechterrolle entscheidet. Wer glaubt, er müsse in seiner unendlichen Weitsicht „schwache“ Frauen“ verachten, die durch ihr selbst gewähltes Rollenverständnis sogenannte feministische Bestrebungen unterminieren, der hat das Grundprinzip einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung noch nicht verstanden. Wer glaubt, dass diese Frauen ihr Rollenverständnis grundsätzlich gar nicht frei gewählt haben können, der ist ein Fundamentalist, und mit Fundamentalisten redet´s sich bekanntlich schwer.

Es bedarf einer gewissen Sensibilität, um die drohende Selbstreproduktion patriarchalischer Gesellschaftmuster zu unterbrechen ohne gleichzeitig in neuen rigiden Stereotypien zu enden. Der vorliegende Artikel glänzt eher durch die eifernde Abwesenheit einer solchen Sensibilität. Jeder hat übrigens auch das Recht, High Heels, knallenge Lederkostüme und Big Hair spazieren zu tragen. Das gilt nicht nur für Menschen, die sich der Queer-Szene zurechnen, sondern sogar für Hetero-Frauen, die fünf oder sechs „Nachkömmlinge“ haben. Und im Wort „Nachkömmling“ – das scheint offensichtlich – tritt die ganze Verachtung der Autorin für diesen Frauentyp zutage, hier verliert sie in unangenehmer Weise die Contenance. Man wird den Eindruck nicht los, dass die fast immer kritikwürdige AfD in diesem Fall lediglich als Plattform missbraucht wird, um eine fragwürdige und letztlich eher polarisierende Gender-Rhetorik möglichst widerspruchsfrei an die Frau zu bringen – und wohl auch an den Mann, um ganz korrekt zu sein. – Dr. Christian Voll

 


 

 

Leserbrief zu „»Eine Katastrophe«“. Interview mit Hadi Marifat geführt von Caterina Lobenstein

 

Dieses Interview mit einem afghanischen Menschenrechtler, auch das so sehr verstörende Foto der Rückkehrerfamilie, verdeutlicht die Unmenschlichkeit, hier gewesene Zu-Flucht-Suchende in so unwägbare Lebenssituationen zurückzustoßen, ein humanitärer Faux-Pas, den sich die deutsche Regierung da leistet in Kenntnis des in Afghanistan weiterhin vorherrschenden Chaos, häufiger Attentate in fast allen Regionen, politischen und kriminellen oft tödlichen Verfolgungen und im Wissen um die Lebensangst der Betroffenen.Warum ? Warum kann hier nicht Gnade vor “Recht” erfolgen; warum wird die Schutzlosigkeit von Abgeschobenen verdrängt, vernachlässigt, ignoriert ,provoziert ? Angefangen mit Seehofers “69”… Hier bedarf es dringend eines Moratoriums und nicht nur zur Weihnachtszeit und einer Untersuchung,in wieweit hier gegen humanitäre Grundsätze verstoßen wurde und wird und warum ? Cui bono – wem werden diese Menschen geopfert ? – Gertrud Tammena

 


 

 

Leserbrief zu „Es geht bergab“ von Henning Sußebach

 

„In der Schweiz ist ein uraltes Bergdorf ins Rutschen geraten. Was kann man tun gegen die Kräfte der Natur? Und soll man diesen Kampf überhaupt führen?“ Sehr geehrter Herr Henning Sussebach, Ja. So muß man schreiben, wenn den Menschen jenseits von Zahlen und Statistiken nahegebracht Und schier körperlich erfahrbar gemacht werden soll, was das heißt: Die Heimat, das Leben in der Natur und mit der Natur durch die Natur zu verlieren. Wer die Natur liebt, weiß, wie es ist, wenn diese sich zunehmend gegen einen wendet. Wenn die Natur sich nicht mehr berechnen und nicht mehr zähmen läßt. Wenn alles, was in Gene- Rationen aufgebaut und treulich weitervererbt, den Kindern weitergegeben wurde, auch das Wissen um Wind und Wetter und Wasser – nichts mehr gilt. Der Bergbauer Georgin Bonifazi mit seiner Frau und den drei Kindern – k ä m p f t in dem Dorf Brienz in Graubünden in der Schweiz, stapft tapfer über die bucklig werdenden, von Wasser unterspülten Wiesen den Kühen hinterher, w i l l seine angestammte Heimat, Haus und Hof, auf denen schon sein Vater, Großvater, Urgroßvater wirtschafteten, nicht aufgeben. K a n n es nicht. Wo soll er auch hin? Und muß es, vielleicht, doch. Der Bergrutsch hat, in diesem Fall, auch geologische Ursachen. Aber nicht nur. Der Berg rutscht schneller. Der Klimawandel schreitet voran. Und während in dem Bergdorf Brienz in den Graubündener Alpen Der Bergbauer, der „Draußenmensch“, seine Kühe von der Weide holt und macht und bangt, Der Geologe, der „Drinnenmensch“ mit all seinen Geräten versucht, den unterirdischen Wegen des Wassers Auf die Spur zu kommen und über einen in den Berg getriebenen Tunnel nachdenkt, zum Entwässern, Der Leiter der kleinen Firma für Gebäudetechnik, Heizung, Sanitär sein Wergzeug schon fluchtbereit Zusammengepackt hat und nun beobachtet und fotografiert und dokumentiert, Der Sakristan festhält an seinem Gottvertrauen und dem Dorfheiligen, während eine kleine Prozession von der Kirche weg durchs Dorf einen bescheidenen Bogen, nein, nicht bis zum Berg, das ist zu gefährlich, – abschreitet und mit Gebeten und Liedern den Bergrutsch zu bannen sucht, Werden andernorts in den Bergen die Schneekanonen in Stellung gebracht und Wasser und Strom Tonnenweise verschwendet, um den über die Autobahn anrauschenden Städtern das gewohnte – Skiparadies bieten zu können. – Beate Schwärzler

 


 

 

Leserbrief zu „Ist der Mensch die einzige Art, bei der die Weibchen einen Orgasmus haben?“ von Christoph Drösser

 

Wie immer ist Ihre Kolumne gut und greift interessante Fragen auf, manchmal welche, die man sich selbst noch nie gestellt hat. Danke! Ihre Frage diesmal hatte ich mir schon früher gestellt und kategorisch mit „nein“ beantwortet, auch wenn ich nicht 240 Makaken-Kopulationen beobachtet habe (aber immerhin habe ich vor vielen vielen Jahren Frans de Waals Buch über Bonobos gelesen, siehe https://books.google.de/books?id=SMWeBgAAQBAJ&printsec=frontcover&dq=frans+de+waal+bonobo+die+z%C3%A4rtlichen+Menschenaffen&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwigio_zuZTmAhVFZVAKHZmzAXcQ6AEIKTAA#v=onepage&q=frans%20de%20waal%20bonobo%20die%20z%C3%A4rtlichen%20Menschenaffen&f=false) Bitte erlauben Sie mir dennoch 2 Kritikpunkte bzw Kommentare: 1) Sie schreiben „Ähnlich wie beim Menschen halten Forscher den männlichen Höhepunkt bei Tieren für banal – er ist eine physiologische Reaktion bei der Ejakulation.“ Es ist überhaupt nicht banal, daß wir Männer bei der Ejakulation einen Orgasmus haben, der sich wunderschön anfühlt und sehr schöne Gefühle in uns auslöst; es hätte auch „einfacher“ gehen können und sich entweder wie beim Niesen, oder wie beim Husten, Pinkeln oder auch wie beim Erbrechen anfühlen können, also entweder neutral oder sogar schlecht. Warum also so ausgesprochen, ja sogar besonders schön? – m. E. ist es ein Ergebnis der Evolution, die dafür gesorgt hat, daß wir gern Sex haben und somit den Fortbestand unserer Art sichern; denn weil der Orgasmus sich so schön anfühlt (und auch gegenseitig liebevolle Gefühle hervorruft), wiederholen wir es sehr gern und erhöhen damit aus Sicht der Evolution die Chance für Nachwuchs.

2) Und wie bei allen Fähigkeiten, die wir Menschen haben, ist es auch beim Orgasmus so, daß sich dieser in hunderten von Millionen Jahren entwickelt hat und nicht plötzlich beim Menschen (und bei der Tierart Mensch auch beim Weibchen) auftauchte. Und es ist auch nicht so, wie Sie schreiben: „… – demnach wäre der Orgasmus ein angenehmes Überbleibsel der Evolution.“ Dieser ist kein „Überbleibsel“, denn alle Tiere haben positive Empfindungen, schöne Gefühle bei der Kopulation (bei Bonobos ganz offensichtlich), und wenn es nicht auch bei allen Tieren die Weibchen hätten – und warum nicht in Form von so etwas wie „Orgasmus“? -, würden sich diese bestimmt nicht so bereitwillig begatten lassen. – ich habe z.B. in der Freizeit Kraniche erforscht: die Kranichweibchen stellen sich sehr bereitwillig auf, locken das Männchen, begattet zu werden, und danach gibt es oft den gemeinsamen Duettruf oder eine zusätzliche Tanzeinlage; und es ist auch eindeutig und bei allen anderen Vogelarten ähnlich, daß die Eier, die sie legen, unabhängig von einer Kopulation befruchtet werden können, wie auch beim Menschen (hiermit auch der Hinweis an Sie: es gibt nicht nur Säugetiere, die Sex haben :-)). P.S.: ach, und vielleicht in kleiner Hinweis in eigener Sache – mein Buch über meine Kranichforschung erscheint am 23. 3. 2020 bei Goldmann, hier die Vorankündigung: www.bernhard-wessling.com/page-4Dr. Bernhard Wessling

 


 

 

Leserbrief zu „»Die dicksten Eier hat die Vorsitzende« »Merz transpiriert schon«“ von Francesco Giammarco et al.

 

Die CDU erhält die Fassade aufrecht. Die Bundesrepublik besteht seit siebzig Jahren. Fünfzig davon stellt die CDU den Kanzler. Bei ausbleibenden Erfolg, was sie natürlich beschreitet, ist die erste Frau dabei unser Land politisch zu zerstören. Der Parteitag in Leipzig war der Anfang vom Ende dieser Partei. Aus der Deckung hat sich nur einer gewagt, der eigentlich schon weg war. Die Aktiven hatten dafür nicht die Eier. Vielleicht jetzt, nach dem die Bundeskanzlerin für sie keine Wahlen mehr gewinnen wird. Es sieht jedenfalls danach aus. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Wilder wird’s nicht“ von Andrea Böhm

 

„In der DDR waren die Sorben … Heute sind sie eine anerkannte Minderheit, und die Ortsschilder in der Lausitz zweisprachig“ Ich möchte ich Ihnen versichern, daß auch in der DDR die Sorben eine anerkannte Minderheit und die Ortsschilder zweisprachig waren. – Helfried Näfe

 


 

 

Leserbrief zu „Hirnforschers Mondfahrt“ von Ulrich Schnabel

 

Wissenschaft als großes Wunschkabinett. Verheißungen mit Hype und Emotionen beworben, für Geldgeber und Politik, die sich selbst ein Denkmal setzen, oder ihrem Wahlvolk Außergewöhnliches bieten wollen. Man gönnt sich ja sonst nichts. Was haben Gentechniker, Stammzellarchitekten und Hirnforscher nicht schon so alles versprochen! Zumindest die Lautstarken unter ihnen. Die „Stillen“ schweigen. Schade eigentlich. Wer kennt schon den Unterschied zwischen Kompliziertheit und Komplexität? Vielleicht ist das wichtig. Wer hat den Mut, auch den Laien zu erklären, was sehr wahrscheinlich gar nicht möglich ist? 800 Wissenschaftler haben 2014 versucht, die Glaubwürdigkeit der Neurowissenschaft zu verteidigen. Die „Rakete“ wurde dennoch gestartet. Wer glaubt, was lautstark verkündet wird, fühlt sich der „Wahrheit“ schon ganz nah. Zweifeln ist riskant, denn vom Kritiker über den Miesmacher bis zum Verräter ist es nicht weit. Wenn die Wissenschaft ihre Glaubwürdigkeit eines Tages verspielt haben sollte, dann bleiben ja immer noch die Kirchen. Da ist genug Platz für alle. – Jürgen Pilz

 


 

 

Leserbrief zu „Madame, übernehmen Sie“ von Ulrich Ladurner

 

Ein äußerst illustrer EU-Kreis will da von Brüssel aus loslegen, braucht aber alleine schon für seine utopisch hochgesteckten Umwelt-Ziele, einen minimalen „Klacks“ von cirka einer Billion Euro. Wie sie an diese „Mäuse“ herankommen willen, das lässt die „Leiterin“ Ursula von der Leyen, vorerst noch offen. Eventuell könnten sie gar als der „Original-Euro-Kommissions-Chor“ durch die Europäischen Lande ziehen, um mit einem vielleicht auch sirenenhaften Euro-Gesang, die Euro-Menschen einzulullen, um damit die benötigten Euro zusammenzusingen. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Ein Sieg und kein Frieden“ von Xifan Yang

 

Die Polizei in Hongkong wurde sicherlich angehalten die Wasserwerfern und das Tränengas, zielsicher aber unmenschlich einzusetzen! Die Freiheit wird in Hongkong nicht nur mit den Füßen getreten, sie wird regelrecht mit den Füßen zertreten, die Freiheit! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „60 Zeilen … Liebe“ von Peter Dausend

 

Wer´s glaubt könnte glatt selig werden! Im Jahre 2020 könnte BER, der „Verschiebe-Flughafen“, zum x-ten Male eröffnet werden; auch die Popgruppe ABBA hat für uns eine sehr freudige Nachricht.BER und ABBA verschieben eigentlich ganz gerne mal etwas auf die lange Bank, vielleicht klappt es ja im Jahre 2020 gemeinsam (das „Weiter-auf-die-lange-Bank-Verschieben“)! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Der Retter der Milliardäre“ von Heike Buchter

 

Der nächste milliardenschwere Kandidat wetzt bereits mit seinen goldenen Hufen, und bringt sich bei Zeiten in Stellung. Präsident der USA zu sein, das scheint wohl im Moment, eines der letzten großen Ziele dieser superreichen „Rentner-Klientel“ zu sein. Wer von beiden, dann das Land am besten spalten kann, der darf vielleicht den nächsten US-Präsidenten spielen: „Donald Trump vs Michael Bloomberg“! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „SUVs liegen vorn“ von DHL

 

Noch liegt das viele „Geld in Deutschland quasi auf der Straße“ herum, aber die guten Zeiten, die werden bald vorbei sein, und das könnte für den deutschen „Autonarr“ bedeuten, das er sich mit sehr viel mehr Straßenschäden herumschlagen muss. Der deutsche „Autonarr“ denkt mit und beugt vor, und kauft nur noch PS-starke SUVs und Pick Up´s, damit diese Allrad-Schlachtschiffe sofort zeigen dürfen, was sie so unter ihrer Hauben haben! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Vormarsch der Kettensägen“ von Thomas Fischermann

 

„Plattebnen“ heißt das Ziel, der (Regen)Wald muss weg. Alle sind im Tofu- und im Rinderwahnsinn, das soll zwar sehr schlecht für die Umwelt sein, aber auch sehr gut für das Geldsäckel! Den Enkeln und den Urenkeln hinterlassen wir (k)eine desolate Umwelt, denn unsere Enkel und unsere Urenkel, die konsumieren selbst ganz mega-fleißig mit, außer, denen von der „Fridays For Future“-Bewegung, vielleicht; jedoch genaueres drüber, das ist auch nicht so genau bekannt! – Riggi Schwarz

 

                                              

 

 

Leserbrief zu „Barista aus Stahl“ von Felix Lill

 

Jetzt nicht im Ernst: für diesen Artikel sind sie nach Seoul gereist? Für ein albernes Männerspielzeug das gegenüber einem herkömmlichen SB-Automaten keinen erkennbaren Vorteil bringt? Man muss doch wirklich nicht jedem Schwachsinn hinterher rennen. Wenn Sie wenigstens eine Glosse geschrieben hätten wie Ihr Kollege Schweitzer auf der gleichen Seite über das Smarte Höschen. Mich erschüttert an solchen „Neuerungen“ nur, wie viel Intelligenz und Kreativität für vollkommen überflüssige Dinge aufgewandt werden. Aber dass Zeit-Redakteure das auch noch so unkritisch aufgreifen macht mich nun wirklich ratlos. – Henrik Rentz-Reichert

 


 

 

Leserbrief zu „Alles Müll“ von Matthias Schütte (Infografik) und Jan Schweitzer (Recherche)

 

In der Grafik steht: „6,15 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle fielen 2017 in Deutschland an“. Und weiter: „Recyclingquote“ 1584 Kilotonnnen Recycling und energetische Verwertung 1589 Kilotonnen. Das sind zusammen aber erst etwas über 3 Millionen Tonnen. Was ist mit der anderen Hälfte der Abfälle? – Henrik Rentz-Reichert

 


 

 

Leserbrief zu „Parkt der bald meinen Radweg zu?“ von Lars Weisbrod

 

Vielleicht, vielleicht spekuliert Elon Musk auch nur auf die bereits vorhandenen Betonpisten am BER. (Der Flughafen soll angeblich Ende Oktober 2020 eröffnet werden!!). Falls vom BER aus weiterhin nicht geflogen werden sollte, dann gäbe es evt. Tausende von „Cybertrucks“ zu bewundern! Was wäre wohl die bessere Alternative? – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „»Songwriting ist sozialistischer geworden«“ Gespräch mit Ryan Tedder geführt von Christoph Dallach

 

„Ich halte mich an deinem Seil fest,/hast mich zehn Fuß über dem Boden./Und ich höre, was du sagst,/doch ich kann einfach keinen Ton von mir geben./Du sagst mir, dass du mich brauchst,/dann gehst du und machst mich fertig, aber warte,/du sagst mir, dass es dir leid tut./Glaubtest nicht, ich würde mich umdreh´n und sagen,/dass es zu spät ist, um sich zu entschuldigen, es ist zu spät,/ich sagte, es ist zu spät, um sich zu entschuldigen, es ist zu spät.“/(Übersetzung der ersten Strophe mit Refrain: „Apologize“ von der amerikanischen Band „OneRepublic“, aus dem Jahre 2007/Songwriter: Ryan Tedder). – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin

 

Die Verfasserin dieser Rubrik legt die Unaufrichtigkeit offen, die mit ihrer Einstellung zu Sprachkritik verbunden ist. Ihre Aussage „Wenn sie gebeten werden, Schokokuss zu sagen“ würde in normaler Umgangssprache lauten: „Wenn sie Schokokuss sagen sollen“. Diese zutreffende und schlichte Formulierung aus dem Alltag wurde vermieden und durch eine gezierte und gekünstelte Fassung ersetzt, deren Funktion offensichtlich ist: Den in der Normalfassung anklingenden gesellschaftlichen Druck zu eliminieren. Die Normsetzung „Wer Negerkuss sagt, ist ein Rassist“ fällt nach meinem Verständnis allerdings nicht in die Kategorie der Bitten. Das soll nicht heißen, dass gesellschaftliche Normsetzung immer falsch ist (s. Berücksichtigung weiblicher Formen). Man sollte aber dazu stehen, wenn man gezielt Einfluss nehmen will und sich nicht hinter Floskeln wie „reine Höflichkeit“ verstecken. Dieses Versteckspiel wird immer von denjenigen veranstaltet, die wissen, dass die gesellschaftliche Mehrheit nicht hinter ihnen steht und auch nicht so einfach zu gewinnen ist wie für die Gleichstellung der Frau und die deshalb auf die „Bitten“ wie oben gezeigt zurückgreifen. Dies ist eine Meinungsäußerung an die Redaktion. Mit einer verkürzten oder sonst veränderten Veröffentlichung bin ich nicht einverstanden. – Dr. Rolf Platho

 


 

 

Leserbrief zum Politischen Fragebogen „»Merkel tat mir leid«“. Gespräch mit Campino geführt von Mark Schieritz

 

Sie veröffentlichen jede Woche Ihr politisches Interview mit „Prominenten Menschen und Politiker*innen“. Grundsätzlich vermitteln Sie in Ihrer Wochenzeitung den Eindruck, dass Sie auch Ihre Leser*innen bei der Gestaltung Ihrer Wochenzeitung mitwirken lassen möchten. Was hindert Sie daran, Ihre Fragen auch „normalen, nicht prominenten Leser*innen oder ehrenamtlich politisch aktiven Leser*innen zu stellen? Jeder 10. Interviewpartner ein „Normaler“? Per Zufallsauswahl. Ein bisschen mehr Farbe und Perspektivenwechsel könnten ja nicht schaden. Der politische Fragenbogen: hier kommen nach 9 Interviews per Zufall ausgewählte Leser*innen zu Wort. Wenn ich ausgewählt würde, könnte das zB so aussehen: Das Chamäleon: Die Fähigkeit vieler Politiker*innen, sich an ihre Umgebung anzupassen; Mein erster Gang an die Wahlurne mit 21 Jahren; Die Kuba Krise und die Angst vor einem weiteren Weltkrieg; Der Rücktritt von Willy Brandt; Die Verteilung des gemeinsamen gesellschaftlichen Wohlstands ist ungerechter als nötig; Die steuerfinanzierten Pensionen ohne Eigenleistung der Pensionsempfänger sind ein Anachronismus; Bei jeder Wahl; Nach fast jeder Wahl; Jeden Tag lieben; Ich bin dafür, dagegen zu sein. Ansonsten ist die Frage schwachsinnig, dh sie hat nur einen schwachen Sinn und fördert sogenanntes populistisches Denken und Handeln; … dass es eine gerechte Welt geben könnte. Es geht nur „gerechter“; Wenn ich ihn mag; Wegen Politik nicht; Mehrere! Das lässt sich bei Demos nicht vermeiden, zB Rote Punkt Aktion in HD; Das hing von der jeweiligen Klasse (sic!) ab. Es kommt immer auf die aktuelle Lage an.; Ihre politischen Einstellungen zur überlieferten Sexualmoral; Ich möchte niemanden beleidigen. Es reicht zusagen: Das sehe ich anders.;

Der ukrainische Präsident! Das ist ein Scheißspiel, in dem er mitspielen muss; Jeder, der nicht plausibel und in wenigen Worten seine Zwickmühlen offenbart. Jeder, der auf einfache Fragen nicht direkt antwortet.; Es sollten alle weniger sagen und mehr handeln; „..Bevor ich darauf antworte, möchte ich erst nochmal was anderes sagen …..“; Ja, wenn es ein legitimes Mandat dafür gibt. Nur im Paradies, das es nicht gibt, sind alle zufrieden und haben alle eine Meinung.; Die Fähigkeit, neugierig durch die Brille der anderen zu schauen. Die Fähigkeit, versuchsweise in den Mokassins der Andersdenkenden zu gehen.; Gerechtigkeit und Zufriedenheit für alle; Immer! Wenn es keine Probleme, wozu bräuchten wir Lösungen?; Homo sapiens von Noah Yuval Harari; Die Welt: 10! Ich selbst: leider nur 6. Ich glaube, man muss in dieser Welt ziemlich verrückt sein, um etwas verrücken können zu wollen.; Die besten politischen Witze finde ich in derTageszeitung und in der Tagesschau; (Ich sehe ein Bild von Nethanjahu vor mir): Oh, dein Gott!; Vor politischer und persönlicher Demenz … dass es noch Menschen gibt, die Hoffnung haben H. Schwehm, Jahrgang 1947; nach eigener Auffassung: nicht prominent; ehrenamtlich politisch tätig. – Helmut Schwehm

 


 

 

Leserbriefe zu „Das Leben danach“. Fotos von Jasper Kettner, aufgezeichnet vonAntônio Cascais et al. im ZEIT Magazin

 

Die Ergebnisse der Recherche von Herrn Kettner „die Zeit danach“ ist etwas vom BESTEN, was ich in der so schwierigen Diskussion im Zusammenhang mit Rassismus und Ausländerfeindlichkeit in Deutschland in den letzten Jahren gelesen habe. DANKE SEHR dafür, an ALLE Beteiligten!!!!!! Es passt mal wieder ( :-) … ) alles, Inhalt, Aufmachung, Fotos, genaue Recherche, Timing! Die Idee ist genauso wunderbar wie ihre Umsetzung! Ich würde mich ausserordentlich freuen, wenn es gelingen könnte, dass diese Recherche und die Stimmen der Betroffenen bundesweit gehört werden könnten. – Brigitte Angerhausen

 

Diese Schicksale lesen zu müssen macht mich unendlich traurig und gleichzeitig wütend. Die Politik gibt eine tragische Figur ab, wenn man die geheuchelte Anteilnahme sieht. Vor Wut könnte ich unserer Bundeskanzlerin die Augen auskratzen bis sie die Verantwortung abgibt. Ich bin davon überzeugt, das viele Menschen nur deswegen krank geworden sind. Alles hausgemachte Zustände. Und der Rest der CDU scheint nur von Claqueure zu bestehen. Jetzt endlich steht einer auf und spricht Tacheles was schon vor sechs Jahren hätte gemacht werden müssen. Und die SPD klammert sich aus Opportunismus an den Rockzipfel von Frau Merkel. Der Lebensfehler dieser Frau, unkontrolliert Bürger in unser Land zu lassen, wird sie bis ans Ende ihrer Tage verfolgen. Heute besser als Morgen müsste sie eigentlich ihre Koffer packen. – Gunter Knauer

 

Das sind die Texte, die wir heute in den Print-Medien brauchen, und zwar auch und gerade in denen, die alle Bevölkerungsschichten erreichen. – Albrecht Hauter

 

Seit vielen Jahren lese ich die Zeit, manchmal flüchtig, manchmal gründlich, wie es eben zeitlich möglich ist. Und sicher bin ich nicht mit allen Berichten und Artikeln einverstanden, habe eine andere Meinung – aber das macht uns ja stark: Nicht alles zu glauben, sondern selbst zu denken, selbst abzuwägen. Das Zeit Magazin vom 28.11.2019 macht mich fassungslos, fassungslos ob der Berichte zum Terror in Deutschland, noch fassungsloser zu den dann verhängten Urteilen. Für Mord, der nach meinem Verständnis in der Regel immer vorsätzlich war: Jugendstrafe – 4 Jahre! Diese Mörder haben handeln wollen wie die Großen, warum werden sie nicht verurteilt wie die Großen? Eine bessere Anleitung zum Mord kann es nicht geben: „Treibe deinen Spaß, du wirst schon glimpflich wegkommen“. Wäre das nicht mal eine intensive Recherche wert? Aus meinem Gefühl heraus urteilen „DIE GERICHTE“ nicht mehr, schon lange nicht mehr „IM NAMEN DES VOLKES“ und noch weniger für „DIE SICHERHEIT UND DEN SCHUTZ DES VOLKES“ –Klaus-Peter Wolter

 


 

 

Leserbriefe zu „Über den Ärger, den eine defekte Waschmaschine verursacht – und das Chaos beim Installieren einer neuen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Wenn sie Lösung das Problem ist , würde wohl Herr Wazlawick dazu sagen. Ungeheuer lustig. Man könnte es nicht besser erfinden . Auch wenn’s bestimmt unerfreulich für Hr. Martenstein war. –Roland Peter

 

DIE ZEIT — es passiert in unserer Gesellschaft … und wir nehmen es gar nicht mehr wahr. Muss ja sein. Wir sind selber „im Teil“ der Veränderung. Dieser Teil wird uns stets als Fortschritt vermittelt, mittendrin im technisch digitalen Fortschrittsglauben. Der andere Teil ist längst zum Rückschritt geworden. Muss ja sein. Unsere kritische Masse im reflektierten bewußten Denken nimmt täglich ab! So kann bewußte kritische Haltung nicht hochkommen, da der Wulst an einhämmernden Informationsmüll täglich größer wird. Zeit für Mülltrennung können wir uns nicht nehmen da sie uns fehlt Resümee 1. Rasanter technischer Fortschritt eint sich mit rasantem menschlichen Rückschritt Nehmen wir Beispiele aus DIE ZEIT auf, da dies auf Redakteure / Artikel ebenso passt. „Der Wechsel einer Waschmaschine“ Zeilenlang wird eine Geschichte malträtiert, die uns zeigt, wie dumm wir geworden sind. Es geht nicht um ob „Mann“ praktisch beholfen oder unpraktisch unbeholfen veranlagt ist, oder ob aus der Geschichte eine Situationskomik für humoraffine Menschen ableitbar ist. Nein es geht um Darstellung von Dummheit. Heute werden seitenlang Sicherheitshinweise (mindestens in 12 Sprachen) von Herstellern gedruckt, damit es nicht zu Kosten von Rechtsstreitigkeiten kommt. Heute werden Betriebsanleitungen großteils bereits im Netz zum Download angeboten um sich Kosten für Druck zu ersparen. Heute wird dem Kunden nicht mehr zugemutet zu lesen, sondern mit Zeichnungen und Strichfiguren die Bedienung zu erläutern.
Versicherungen, die nichts wirklich abdecken sind Abzocke pur. Dumm ist der Kunde, der sich so etwas aufschwatzen lässt — ohne es zu prüfen welche Leistungen damit abgedeckt sind. Dumm ist der Kunde, wenn er nicht lesen kann (will) und die Hinweise über die Entfernung der Transportsicherung missachtet. DIE ZEIT — über Dumme Menschen zu schreiben — ist nicht erbaulich sondern zeigt nur unseren ZEIT-Dummgeist. Resümees 2. Über dumme Menschen zu schreiben lässt weitere Dummheit3 hochkommen. 30.11.2019, Klappe die 2.: Nehmen wir Beispiele aus „der Zeit“ auf, die Macht der Maschinen. Schon alleine die Überschrift irritiert, denn richtig müßte es heißen: Die Macht des Marketing. Marketing hat heute eine nie gekannte „Freiheit“ erreicht — eine „Freiheit“, die zerstörend wirkt auf unser menschliches Wertesystem. So gesehen können wir nicht von Freiheit sprechen, sofern von einer fatalen subtilen Übergriffigkeit, die sich in einer fast gesetzlosen und verantwortungslosen Raum ausdehnt.

Um mehr Umsatz zu generieren, entstehen Apps Nutzungen, die gerade Süchtige „unterstützen“. Unterstützen in was? – Noch mehr dem Mobil zu vertrauen, da es aufmerksam macht, wenn menschlich erotische Bedürfnisse nicht wahrgenommen werden, wenn solche von alleine nicht mehr entstehen und wenn wir von außen Anleitungen benötigen um die Spezies Mensch zu leben. Nein — da wird nur Dummheit wieder erweitert! Unser Abfall des IQ wird noch gesteigert. Resümees 3. Über neue dumme „Geiz ist Geil“ Produkte zu schreiben, steigert weiter Dummheit4: Von erotischen Adventkalendern zu schreiben — nein ich wiederhole mich nicht, es käme nur zu Gedankenmultiplikation von bisher gesagtem. DIE ZEIT müßte heute eine andere Aufgabe übernehmen, sich verändern und eine Richtung einschlagen um Menschen neugierig zu aktivieren. DIE ZEIT könnte so ein Mit-Gestalter der Zukunft werden. Sicher ist das nicht gewollt, sonst würde „MANN & FRAU“ es längst tun! Ich finde daher kein Argument mir Dummheit weiter einzulesen, denn wer sichert mir zu, dass auch andere Artikel bereits subtil kontaminiert sind und ich es nicht durchschauen oder prüfen kann. – Manfred Sadler

 

Da hat sich leider der falsche ältere Mann in den Ruhestand und aus Ihrem Magazin verabschiedet. Die Janosch Karikaturen waren bis zum Schluss geistig frisch und lesens- wie betrachtenswert wie schon seit der ersten Ausgabe. Wohingegen die Martenstein Kolumne schon langer nicht mehr lustig ist, ausschließlich die Sicht und das Wertesystem alter Männer spiegelt und fast in jeder Ausgabe das Gestrige hochleben lässt. Schade, dass Martenstein anders als Janosch nicht merkt, wann die Zeit gekommen ist, zu gehen. Vielleicht können Sie ihm einen Tipp geben? – Christian v.Appen

 


 

 

Leserbriefe zur Fotokolumne „Wer bist du?“ von Florian Jaenicke im ZEIT Magazin

 

Guten Morgen, Familie Jaenicke. ich sehe eben Ihr Foto – und wieder bewegt es mich unfassbar stark. Ich freue mich dran und bedanke mich. Und es beschäftigt mich, warum es so wichtig ist. Ich bin in diesem Jahr nun noch Bezieherin der ZEIT – nur wegen Friedrich. – Ute Vos

 

Ihre Seite im zeitmagazin ist für mich die schönste! Sie berührt mich sehr. Neben den schwierigen Momenten, die sie festgehalten haben, zeigen Sie wie groß die kleinen Glücksmomente sind. Ich wünsche Ihrer Familie viele, viele mehr! – Angelika Schaack

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Schade, dass Janosch in Rente geht, aber das hat er sich wohl verdient. Sicherlich finden Sie eine Figur mit interessanten Geschichten, Ratschlägen etc. Zu Ihren Töchtern:: Als erstes lese ich tatsächlich diese, Ihre Seite, weil: Auch meine Tochter, 1983 geboren, könnte sich in die Reihe der Ausagen Ihrer Töchter einreihen. Himmlisch – bitte nicht auch noch in Rente ;-) schicken. Und: Was mein Leben reicher macht bzw. die ganzen Seiten „Z“ bekommen immer einen besonderen Zeitrahmen, an dem ich diese Seiten lesen. Kompliment an alle Ihre Redakteure, die es immer wieder verstehen, schwieirige und/oder Tabu-Themen aufzugreifen. Auch hier herzlichen Dank und weiter so, Ihnen einen schöne Adventszeit, friedvolle Weihnachten (auch wenn das manchmal mit den Töchtern so eine Sache ist, gell Herr Prüfer) und einen gesunden Start ins Jahr 2020. – Brigitte Meier

 


 

 

Leserbrief zu „Der gute Hirte“ von Fabian Federl im ZEIT Magazin

 

S. 47, Z. 4/5 steht: „… Ziegenhirten, die das feuergefährliche Unterholz kurzhalten.“ Aber sie selbst sind es ja nicht, sondern ihre Ziegen fressen das Unterholz!!! Fazit: Kurze Relativsätze führen semantisch manchmal nur ins Unterholz, jedoch nicht zum an sich Gemeinten. – Volker Morstadt

 


 

 

Leserbrief zu „Alles oder nichts (Folge 12): Worum geht es eigentlich bei Entertainment? Menschen zu unterhalten. Und das, findet unsere Kolumnistin, ist das Schönste und das Schwierigste“ von Sophie Passmann im ZEIT Magazin

 

Jahrelang habe ich micht nicht mehr so fremdgeschämt, wie beim Lesen der Kolumne „Worum geht es eigentlich bei Entertainment“. Die Autorin beurteilt Unterhaltung durch peinlichste Äußerungen und Videos als „die großartigste und komplexeste Ideologie, die man haben kann“, ja ihrer Meinung nach ist da eine Art erstrebenswerte Geisteshaltung. Der aus meiner Sicht völlig absurde Inhalt und Wortgebrauch des Artikels erinnern fatal an die Tweeds von Herrn Trump. Liebe „Zeit“ bitte verschonen Sie uns mit Kolumnen auf so schlichtem Niveau. Dr. Karlheinz von Jan