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13. Februar 2020 – Ausgabe 8

 

Leserbriefe zu „Lasst den Shitstorm im Internet!“ von Mercedes Lauenstein

 

Zuerstmal: ich bin auch für freundliche Umgangsformen. Dennoch geht es auch mir so, dass ich vielen Autofahrern ihre Gedankenlosigkeit vorwerfe. Wenn ich zum dritten Mal auf dem Fahrradweg nur noch 20 cm Platz habe, weil da Autos parken. Wenn ich in der schmalen Straße nicht am Auto vorbeikomme, weil es ein SUV ist, der Platz für fünf belegt. Wo sind die Autofreien Städte in denen ich gerne wieder Mensch sein möchte? Warum muß ich die Abgase der Anderen einatmen? Auch die Kinder und Tiere müssen das. An ihre Zukunft denkt der Autofahrer nicht. Wo sind die energiesparenden Kleinwagen geblieben? Warum hat jede Familie 2 oder 3 Autos? Ich sehe zu wenig Willen zur Verbesserung. – Ute Klapschuweit

 

Was der Autorin an Aggression widerfuhr ist selbstverständlich nicht hinnehmbar, da dürften sich ja alle einig sein! Wie aber sieht es mit ihrem eigenen Verhalten und dessen gründlicher Reflexion aus? Leider mache auch ich oft die Erfahrung, dass Autofahrer länger anhalten- eigentlich parken -und minutenlang den Motor laufen lassen- und das war sicher nicht kürzer im geschilderten Fall, da ihr Mann aussteigen und in ein Geschäft musste, um etwas umzutauschen. Wie „unbedarft“ muss jemand heute sein, um sich so zu verhalten? Es geht ja keineswegs darum, ein „Klimasünder“ zu sein, wie es in dem Artikel heißt, sondern den Mitmenschen, die zuhauf am Auto vorbeilaufen, die Luft vor ihren Nasen zu verpesten! Die Autorin schreibt von „Toleranz“ und einem „erträglichen Miteinander“, und torpediert mit ihrer Praxis genau diese hehren Ziele. Was verrät dies? Man kann es „Unachtsamkeit“ oder „Gedankenlosigkeit“ nennen – ich zöge hier „Ignoranz“ und „Rücksichtslosigkeit“ vor! – Karl-Heinz Grau

 

Es ist aber auch wirklich ein Übel, dass es immer noch Menschen gibt, die einen einfach nicht da parken lassen wollen, wo man gerade will und auch noch von einem verlangen, bei unzumutbaren 3 Grad (!) den Motor auszustellen und schwerste gesundheitliche Schäden zu riskieren. Wenn das andere Menschen stört, dann sollen die einen doch wenigstens freundlich, höflich, nett und verständnisvoll darauf aufmerksam machen, dass sie damit ein Problem haben, dass andere sich nicht an Regeln halten können, und den ohnehin schon so kritisierten Autofahrer nicht weiter belästigen und erst recht nicht von ihm verlangen, sein Verhalten auch noch zu ändern. Wo kämen wir denn da hin? – Professor Dr. Joachim Burgheim

 

In der Ausgabe vom 13.2.20 haben Sie auf Seite 66 einen guten Artikel über die Aufgeregtheit und Verrohung der Gesellschaft veröffentlicht. Gut beschrieben, man kann das Beschriebene auch an jeder Ecke beobachten. Jetzt sehe ich mir Ihre Zeitung an: Titelseite: Die Mitte wankt. Chaostage in der CDU, Seite 3: Stehend ko. Wenn ich das lese, habe ich auch großes Unbehagen, und fühle mich alles andere als wohl. Es fühlt sich an wie die hautnahe Berichterstattung des Zusammenbruchs, die ja von rechter Seite durchaus erwünscht ist. So können die sich noch besser als Heilsbringer präsentieren. Überlassen Sie das doch der Springerpresse. Es reicht, das Der Spiegel sich auf dieses Niveau begeben hat. Und da man täglich von allen Seiten mit solchen Untergangsnachrichten bombardiert wird, ist es nicht verwunderlich, dass die Stimmung in der Gesellschaft immer gereizter wird. Seite 17: Putins Tänzer. Hier bekommt ein Tänzer mit rechtsextremen Tätowierungen und entsprechenden Ansichten einen Riesenartikel mit großen Bildern. Der muss sich doch totlachen. There is no bad publicity. Und so hat er ganz gratis eine Plattform für seine Ansichten. Ich würde es begrüßen, auch etwas über positive Entwicklungen lesen zu dürfen, etwas,was Mut macht. Gerne auf der Titelseite. Dann wird die Stimmung in der Gesellschaft vielleicht wieder etwas entspannter. Die Medien haben großen Anteil daran. – Josef Völker

 

Autorin Mercedes Lauenstein schildert, wie sie in einem geparkten Fahrzeug bei laufendem Motor sitzt und von einem Passanten angegangen wird. Natürlich ist es übergriffig und ungehörig dazu, eines Fremden Autotür aufzureißen und etwas hinein zu plärren. Trotzdem habe ich ein gewisses Verständnis für solches Handeln. Wie pausbäckig ist das, sich irgendwie doch im Recht zu fühlen, wo seit Jahren immer wieder betont wird, wie viel schädliche Emissionen gerade im Leerlauf freigesetzt werden. Weiß ein Passant, dass sie nur drei Minutenhier stehen wird? Geht vielleicht von solchem Handeln auch Signalwirkung aus in dem Sinne: „Das kann man ruhig machen!“? Zudem: in einer dünnen Seidenbluse wird Frau Lauenstein nicht im Auto gesessen sein. Ich finde ihr Verhalten falsch und würde ungerne daran herumdeuteln lassen. – Christoph Schilling

 

ich habe es versucht, das können Sie mir glauben: AutofahrerInnen freundlich darauf angesprochen, wenn sie den Straßenraum der Fußgänger für sich beanspruchten und die Sicht auf vorbeigehende Schulkinder versperrten; mit Taxifahrern diskutiert, ob man in einer verkehrsberuhigten Zone wirklich Schritt fahren sollte; mit dem Fahrrad ohne großes Trara auf die Fahrbahn ausgewichen, wenn mal wieder der UPS- oder ein anderer Bote den Fahrradweg für sich reklamierte etc.. Und was soll ich sagen: Ich bin froh, dass ich mit dem Leben davongekommen bin. Den beliebten Autofahrergruß zeigen oder Verbalinjurien in meine Richtung brüllen gehörten zu den harmloseren Vorkommnissen… Jugendliche Raser haben nur ihren Spaß, meinen also die Ordnungshüter? Die haben wohl noch nie davon gehört, dass dabei ungepanzerte Menschen – Fußgänger, Radfahrer – zu Tode kommen können?

Seit die autogerechte Stadt in den 60ger Jahren des vergangenen Jahrhundert erfunden wurde, wurden langsamer Verkehrsteilnehmer auf die „Nebenanlagen“ (ja, die heißen im Planerjargon wirklich so!) verbannt oder am besten gleich aus dem Stadtbild entfernt. So wurden sie nicht nur nicht mehr gehört, sondern auch nicht mehr gesehen. Den Straßenraum nebst dem Menschenrecht auf das Abstellen seines dann „Stehzeugs“ im öffentlichen Raum reklamiert der KFZ-Verkehr für sich. Klar kann man gelassen sein, wenn man in einem wohltemperierten SUV oder was auch immer Sie fahren bei winterlichen Temperaturen auf den Gemahl wartet. Glauben Sie mir, alle anderen Autofahrer – und das sind viele, und sie sind immer die Stärkeren – haben ebenso Gründe wie Sie für derlei Verstöße. Ich wundere mich allerdings nicht mehr so sehr, dass frustrierte andere, die sogenannten schwächeren, Verkehrsteilnehmer nach 60 Jahren „Nebenanlage“ ihre Benachteiligung nicht mehr so ohne weiteres hinnehmen und auch schon mal laut und sichtbar werden. Um Ihre These des Shitstorms im analogen Leben zu untermauern, eignet sich der Straßenverkehr am allerwenigsten. – Marlies Weidenfeller

 

Es überfielen mich ein paar Gedanken beim Lesen Ihres Artikels: Auch ich empfinde so, nämlich dass sich Kultur und Respekt im Rückzugsmodus befinden. Hätte dieser mittelalte Herr jedoch, der Sie wegen des laufenden Motors angebrüllt haben soll, eine andere Herangehensweise gewählt, Sie hätten ihn vermutlich müde lächelnd gefragt, ob er sich nicht vielleicht doch lieber um seinen eigenen Kram kümmern möchte. Manchmal ist der Mensch eben nur unter Zuhilfenahme „militanter“ Maßnahmen zu erreichen. Auch Ihre Leser können nun darüber nachdenken, ob es in Zeiten des Klimawandels nicht doch Sinn machen könnte, beim Warten den Motor abzustellen. Ohne diesen Menschen wäre das übrigens gar nicht angestoßen worden.

Die aktuellen Verhältnisse könnten mit der Überschrift “Abgestumpftheit“ – in allen Belangen und Richtungen – zu versehen sein. Wenn ich nämlich im weiteren Verlauf lese, dass Sie Ihr Auto leicht auf dem Fußgängerüberweg einer Kreuzung parkten, so lässt sich in dieses Handeln ebenfalls eine Gleichgültigkeit den Interessen Ihrer Mitmenschen, den Gesetzen und auch den guten Sitten gegenüber hineindeuten. Wenn das alles in Ihren Augen auch nur klitzekleine Verfehlungen sind, Beifall sollten Sie dafür jedenfalls nicht erwarten. Es beginnt übrigens immer mit den kleinen Dingen, später steht man dann „nur kurz“ auf dem Behindertenparkplatz – natürlich ohne entsprechend behindert zu sein. Weitere Steigerungen sind durchaus denkbar.

Wenn Sie nun auch noch das Handeln einiger Menschen diskreditieren, sie als auf Demos rumbrüllend und mit Ökostrom und Bambusstrohhalm sich selber Engagement vorgaukelnd und ihre diffuse Unzufriedenheit in Form von Bürgersteigs-Pöbeleien kanalsierend beschreiben, so zeugt das ebenfalls nicht gerade von Respekt. Und es verrät viel über Sie. Sicher ist die Heftigkeit der geschilderten Reaktionen bedenklich, allerdings sollten Sie sich auch mal zwischendurch fragen, ob Sie durch Ihr Verhalten etwas angestoßen haben. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass ein derart „freundlicher“ Hinweis, wie der von dieser Susanne, gleich beim ersten Parkverstoß hinterlassen wird. Sie leben übrigens in der Stadt, trotzdem scheinen Sie viel mit dem Auto zu fahren. Dürfen wir uns so manche persönliche Vorliebe noch gönnen – bevor sie, mangels Vernunft, politisch wird und es zu Verboten kommt? Es soll ja Menschen auf dem Land geben, die ihre Angelegenheiten zu einem ganz großen Teil unabhängig vom Individualverkehr erledigt bekommen. Und das alles nur, weil Sie Notwendigkeiten erkannt haben und auch danach handeln. Sie können das sicherlich besser! – Volker Kaufmann

 

Sie beschreiben und beklagen den Trend des aufblühenden Bösen, Dummen, Eitlen, Gierigen sehr anschaulich in alltäglichen Bildern. Zu den tieferen gesellschaftlichen resp. politischen Ursachen des exponentiellen Aufblühens schweigen Sie sich aus. Oder sollte ich etwas überlesen haben? Einen Hinweis gibt uns der ehem. Richter am BVerfG, Udo di Fabio, in seinem Buch, „Die Kultur der Freiheit“ – ich ergänze, der neoliberalen Freiheit. Dort heißt es: „Der Westen gerät in Gefahr, weil eine falsche Idee von Freiheit die Alltagsvernunft zerstört.“ Ich rede nicht der Law and Order-Mentalität das Wort, aber Demokratie und Freiheit, potenziert durch das Internet, haben angesichts der Unendlichkeit der menschlichen Dummheit (EINSTEIN) den Preis der potenziellen Entgleisung.

Die gelebte Freiheit, soeziell der neoliberalen Selbstoptoimierung orientiert sich eben gern an der „falsche Idee von Freiheit“. Die Zufriedenheit in der Bevölkerung ist anscheinend nicht proportional der gefühlten resp. gelebten Freiheit. Im Gegenteil, ich bemerke ein unterschwelliges, zuweilen hörbares „Murren“. Und dieses Murren muss von der Politik wahrgenomnen werden und auch ein Anliegen der Medien sein. Statt dessen unsere Frau Bundeskanzlerin, vorher: Ein Land, in dem man gut und gerne lebt.“; nachher: Ich kann nicht erkennen, was wir hätten anders machen sollen.“ ??? – Gernot Henseler

 

Sie haben ein unterstützenwertes Plädoyer für mehr Gelassenheit und ein „Leben und Leben lassen“ in der Zeit N.8 am 13.2..2020 veröffentlicht. Ich bin auch ein Fan von mehr Gelassenheit und Freundlichkeit im Umgang miteinander. Und gleichzeitig erlebe ich eine große Bereitschaft sich ganz gelassen über Werte und Standards hinwegzusetzen, weil es „ja in meinem Fall gute Gründe dafür gibt„. Als Eingangsbeispiel beschreiben sie das Parken mit laufendem Motor. Sowohl die Strassenverkehrsordnung § 30 Abs. 1 StVO als auch das Bundesimmissionsschutzgesetz (§ 38 Abs. 1 Satz 2 BImSchG) verbietet es, den Motor laufen zu lassen, sofern dafür keine Erfordernis besteht. Die Wagenheizung ist kein solches Erfordernis. Bis zum Beschluss solcher Gesetzte und Verordnungen gibt es einen politischen Prozess.

In den können Sie mit ihrem Wahlrecht und allen anderen demokratischen Mitteln eingreifen. Danach wäre es angebracht sich daran zu halten. Und wenn die Parklücke zu klein ist dann muss man einen anderen Parkplatz suchen. Oder sogar mieten bzw. kaufen. Jeder hat das Recht ein Fahrzeug zu erwerben, aber es gibt kein verfassunggemäßes Recht auf einen Parkplatz dafür. Wenn in unserem Viertel alle Parkplätze gefühlt belegt sind – dann entsteht auf einmal das „Recht“ Einfahrten zu zuparken, mitten auf dem Bürgersteig direkt vor einer Fußgängerampel zu parken oder Grünflächen zu beparken. Und da die Polizeibehörden nicht genügend Personal haben um zeitnah passendes Feedback zu geben, finde ich es gut, wenn das die Mitbürger tun. Der Ton sollte freundlich sein – aber ich verstehe auch, das Geduld endlich ist, wenn man jeden Tag die selben Verletzungen unserer gemeinsamen Werte durch Fahrzeugführer erlebt.

Gerade im Strassenverkehr mangelt es völlig an horizontalem Respekt der Fahrzeugführer den Fußgängern, Kindern, Kinderwagen und Rollstuhlfahrern gegenüber. Letzten Sommer bin ich ausgerastet, weil ein Mercedes unsere Einfahrt und die Haustür so blockiert hat, das ich mit Fahrad und Fahrradanhänger nicht in unser Haus gelangen konnte. Die von mir und dem Mercedsfahrer hinzugerufenen Polizeibeamten haben das dann sortieren müssen. Wenn eine Autofahrerin ihr SUV direkt vor meinen Augen in unsere Einfahrt parkt und ich sie bitte weiterzufahren, weil wir die Einfahrt brauchen, und sie steigt einfach wortlos aus und geht davon – dann fehlt da Respekt. Leben und Leben lassen wäre für mich – „Es tut mir Leid, ich muss kurz etwas aus- oder einladen. In 5 Minuten fahre ich wieder weg.“ Fünf Minuten kann ich warten – aber die Einfahrt ist mehrere Tage von den selben Fahrzeugen blockiert. Es ist zu mühsam jeden Tag das Ordnungsamt anzurufen. Wir blockieren jetzt beim Be- und Entladen die Einfahrt der Nachbarn – und müssen uns da jedesmal wortreich entschuldigen. – Dr. Jürgen Hoffmann

 

Sind das wirklich Hasskommentare vergleichbar wie im Internet? ich sage nein, denn hier ist echte Aktion und echte Reaktion. Solche Dinge passieren, weil ohne Nachdenken Gesetze missachtet werden (STVO nicht mit laufendem Motor stehen) und der Pöbler, der in meinen Augen keiner ist, denn er hatte einen guten Grund so zu reagieren, hat darauf aufmerksam gemacht. Sollte er lieber in den Auspuffgasen stehen und bitte bitte vergiften sie mich nicht sagen? Automotoren stinken, Abgase sind giftig, da hat man eher Rücksicht auf die Schwachen zu nehmen. Die meisten fahren kein Auto, Kinder zum Beispiel in ihren Buggys, die atmen Abgas immer ein. Und da wundern sie sich, wenn sie mit ihrer anarchistischen Haltung mal eine Ansage bekommen? Und der Metzger, der Geld Geld Geld scheffelt, weil er gequälte Tiere schlachtet und verkauft ist dann der gute, bessere Mensch mit hoher CO2 Agabe?

Und Menschen, die lieber in einer sauberen, geregelten Welt leben möchten, sind nicht gemeinschaftsfähig? Liebe Politiker, SUV Fahrer, Tierquäler, Radfahrer auf dem Gehweg und Plastikliebhaber, es sassen da Menschen, die Gesetze gemacht haben (BGB) und nun gibt es eben Menschen, die sich nicht daran halten und das wird denen gesagt und zwar so, dass sie es sich auch merken! Und das soll böse sein? Nein, es sind wohl eher die Menschen, die sagen:och es sind nur dreissig Zentimeter, da kommt man noch vorbei….ach, es sind nur zwei Meter Wasseranstieg, da schwimmt man dann einfach…och, es sind nur Pöbler und Hassmenschen, mit denen gehen wir Anarchisten keine Gemeinschaft ein! Denkt mal drüber nach. So meine Ansicht. – Regina Ruth

 

Ich verstehe Ihren Zorn über die Art und Weise, wie Ihnen der Shitstorm entgegenstürmte. Aber die StVO ist ja nun mal für alle da, auch für Sie, und da gilt es auch mal das Fahrzeug, weit von dem zu halten oder zu parken, wo eigentlich Ihr Ziel ist und zu laufen (sehr gesund). Das heisst nicht, dass sich Menschen unter aller Würde benehmen und sich gegenseitig anbrüllen oder schlimmeres tun. Und nun mal eine andere eigene Geschichte: Unlängst fuhr ich mit mein Hündchen in der Bahn in Dresden. Mein Hündchen hatte es sich auf den Nebensitz gemütlich gemacht. Ich stieg an der gewünschten Haltestelle aus, Hündchen auf den Arm, vor mir eine ältere Dame, die ebenfalls ausstieg. Nachdem wir ausgestiegen waren, kam die ältere Dame zu mir und sagte im sehr freundlicher Weise: „Entschuldigen Sie, darf ich Ihnen mal was sagen? Sie haben ja ein sehr hübschen und niedlichen Hund. Und wenn Sie das nächste Mal ein Tuch mitnehmen würden und das Hündchen darauf setzen würden, könnte der Sitz nicht beschmutzt werden.“ Für eine Sekunde staunte ich nicht schlecht und bedankte mich für den Hinweis. Wir gingen kurz einen gemeinsamen Weg, unterhielten uns, und wünschten uns anschliessend einen wunderschönen Tag. Seitdem sitzt mein Hündchen immer auf meinen Schoss, wenn ich mit der Strassenbahn fahre. – Dietmar Friedo

 

Vielen Dank für Ihren Artikel. Natürlich haben Sie Recht, kein Mensch will beleidigt werden, und niemand darf den Anderen beleidigen … … und ich wollte schon umblättern, aber dann überlegte ich, warum denn die Anderen so böse reagiert haben? Sie hatten zwei Beispiele erlebt, in einemwurden Sie übel beschimpft, weil Sie Ihren Motor im Auto laufen ließen, während Ihr Mann eine Schraube im Laden umtauschte, und im zweiten weil Sie „leicht auf dem Fußgängerüberweg der Kreuzung geparkt“ hatten. Auch zwei Regelverstöße – welcher war denn der Auslöser, ehe die Situation eskalierte? Vielleicht war es einfach nur so, dass die Leute dachten, Regeln und Gesetze seien zum Einhalten da. Vielleicht denken diese Leute, dass sich in einer Stadt alle an Regeln halten sollten, wenn man gut miteinander auskommen will.

Und ganz zweifellos ist es mit gutem Grund hier verboten, den Motor im Leerlauf laufen zu lassen, und es ist auch verboten, auf dem Fußgängerüberweg zu parken. Und die Regel gilt, auch wenn man noch so viele persönliche Entschuldigungen findet: Fragen Sie mal einen Polizisten, wie viele Ausreden es für alles möglich gibt! Wenn man die Regel nicht mehr haben will, soll sie eben gelöscht werden. Aber solange sie da ist, gilt sie – auch wenn man mal eben kurz den Motor so lange laufen lässt, wie der Umtausch einer Schraube im Laden eben dauert. Sie haben damit indirekt auch gezeigt, dass Ihnen ihre persönlichen Motive (warmes Auto, Parkplatz in der Nähe) in diesen beiden Momenten wichtiger waren als Klimaschutz oder Freihalten des Fußgängerüberwegs für Andere. Und die haben dann – ganz sicher unangemessen – reagiert. Damit das klar ist: Niemand will beleidigt werden, und niemand darf den Anderen beleidigen.

Am Schluss Ihres Artikels fordern Sie „Leben und Leben lassen“. Aber sicher – und für das „Leben lassen“ haben wir Regeln und Gesetze eingeführt, es geht einfach nicht anders. Ich interpretiere Ihren Klageruf nämlich auch so, dass viele in unserem Land nicht mehr sicher sind, ob Regeln wirklich für alle gelten. Am Ende bleiben bei mir zwei Sorgen zurück: Ich frage mich, wie man Ihren Beschimpfern klar machen kann, dass das so nicht geht und dass man das auch mit Anstand (wunderschönes Wort) sagen kann. Und ich frage mich, ob Ihnen denn beim Schreiben nicht aufgefallen ist, dass Sie in beiden Beispielen ihre Motive über die Motive der Anderen und über die geltenden Regeln stellen? Und noch was: Der Artikel ist prima geschrieben, dankeschön! – Udo Becker

 

Ihr Artikel der Autorin Mercedes Lauenstein bewegt mich zu dezidiertem Widerspruch. Wenn Ihre Autorin ihren „neueren 3-er BMW-Kombi“ (ist das wichtig??) auf einem Fußgängerüberweg parkt, vergeht sie sich zweifach an ihren MIT-Menschen: Zum einen beansprucht sie auf Kosten anderer Menschen Raum (=Ressourcen), der ihr nicht zusteht. Sie nimmt sich aber das Recht heraus wegen des „chronischen Parkplatzmangels“, mit dem ihre MIT-Menschen, z. B. Corsafahrer auch zu kämpfen haben. Sie ist demnach eine „Herrenmensch“, der darf, was andere nicht dürfen. Das ist per severwerflich und charakterlos. Zudem verstößt sie gegen das Gesetz und begeht eine Ordnungswidrigkeit, gefährdet Fußgänger und auch Fußgängerinnen, ja auch Kinder. Das ist ihr egal, wenn sie ihren „neueren 3-er BMW-Kombi“ dort abstellt, damit sie’s nicht soweit zu ihrem Netflix-Sofa hat.

Daß sich andere über ihre selbstgerechte Rücksichtslosigkeit echauffieren und sie schriftlich ermahnen, geht ihr zu weit. Früher hatten wir ein Ordnungsamt oder Kontaktbereichsbeamte, die sich um so Rüpel wie Frau Lauenstein kümmerten. Da die Städte wie z. B. Köln dieses Personal weggespart haben, dürfte es Frau Lauenstein nicht wundern, daß die Opfer ihrer Rücksichtslosigkeit sich selbst wehren, wenn eine versagende Exekutive solch rüpelhaftes Verhalten nicht umgehend und streng sanktioniert. Nun dreht die Schneeflocke den Spieß um und verhöhnt unter dem Deckmäntelchen der „kritischen Journalistin“ die Menschen, die sich Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit wünschen und die an die Rechtsstaatlichkeit glauben, vulgo: gleiches Recht für alle herbeisehnen. Daß Sie so etwas abdrucken, trägt nicht zu meiner Wertschätzung für Ihr Presseorgan bei. – Norbert J. Heikamp

 

Ich schreibe keine Wutzettel und schreie auch keine Verkehrsteilnehmer an. Allerdings würde ich an dieser Stelle ein Perspektivwechsel vorschlagen: Könnte es nicht sein, dass die Kinder der wütenden Susanne sich täglich auf ihrem Schulweg genau an diesem Zebrastreifen in Lebensgefahr befinden, weil sie durch die verkehrswiedrig parkenden Autos vom fließenden Verkehr nicht wahrgenommen werden? Und ganz ehrlich, vor dem Hintergrund, dass ich auf meinem Weg zu meiner Arbeitsstelle demnächst mit einer Umweltzone rechnen muss und ich mit meinem Diesel dann ein großes Problem habe, ist mein Verständnis für mit laufendem Motor parkenden Autos ebenfalls sehr begrenzt. Will damit sagen, ja die zwischenmenschliche Stimmung ist rauher geworden, aber vielleicht sollte man sich die Frage stellen, warum das so ist… – Anne Mann

 

Da fällt uns nun etwas auf die Füße, was uns damals als das Mittel der Wahl vorgestellt wurde: Die antiautoritäre Erziehung (Summerhill). Menschen die zur damaligen Zeit Kinder bekommen haben konnten darauf hoffen, dass nicht sie, sondern die Umwelt ihren Kindern die Grenzen aufzeigen würden. Maximale Freiheit für jeden war die Devise. Nun ist diese Generation groß geworden und muss feststellen, dass sie belogen wurde. Die versprochene Freiheit ist leider nicht grenzenlos, sondern wird im Gegenteil, durch die zunehmende Zahl der Mitstreiter, immer kleiner. So dringt man bewusst oder unbewusst immer wieder in Gebiete vor, die andere, ebenfalls freiheitsliebende Menschen, für sich beanspruchen. Der Konflikt ist vorprogrammiert. Die, die damals wahrscheinlich in guter Absicht gehandelt haben erkennen, (oder auch nicht) dass sie einen Fehler begangen haben und werden ungehalten. Und die „Erzogenen“ stellen fest, dass „Großwerden“ alleine wohl nicht reicht. Zum „Erwachsenwerden“ gehört blöderweise auch Verantwortung zu übernehmen. Und zwar nicht NUR für sich, sondern auch für Andere. Denn wenn wir so weiter machen, dann wird „Das Leben“ unser Lehrmeister und diese Autorität werden wir anerkennen. Ob uns das nun gefällt oder nicht. – Walter Degroot

 

Ganz sicher hat die Autorin völlig recht, wenn sie sich über die Art und Weise beklagt, in der sie von Mitmenschen auf ihr Verhalten angesprochen wird. Dieses hingegen ist mehr als kritikwürdig und ihr Toleranzpostulat an dieser Stelle fehl am Platz. Mit laufendem Motor in der Münchner Innenstadt parken, weil ihr kalt ist in ihrem Auto? Dabei in Kauf nehmen, dass die Passanten die Abgase dieses Fahrzeugs unmittelbar einatmen müssen? Auch kleine Kinder im Kinderwagen auf Auspuffhöhe ? Oder – Parkplatznot hin oder her – mit einem Teil des Autos auf einem Fußgängerüberweg parken? Das, glaubt sie, sei Intoleranz, wenn ihre Mitmenschen das nicht wollen? Toleranz als einseitige Duldung jedweden die Gesellschaft schädigenden Verhaltens zu definieren, zeugt von einer merkwürdigen Einstellung. Toleranz hat mit gegenseitigem Respekt zu tun, Respekt aber fehlt in erster Linie Frau Lauenstein, sie benötigt Aufklärung. Die pöbelnden Kritiker brauchen einen Benimmkurs. – Monika Klutzny

 

Wissen Sie, Frau Lauenstein, welche Bilder mir spontan in den Kopf kamen, als ich von den Klebebändern mit der Aufschrift „Geschlossen wegen Tierquälerei“ an dem Fenster einer Metzgerei gelesen hatte ? Die Schmierereien der Nazis an den Fenstern von jüdischen Geschäften. Meine eigene Assoziation hat mich bestürzt und tut es immer noch. Natürlich kann man das systematische verbrecherische Vorgehen der Nazis nicht mit der Handlung eines Einzelnen heutzutage vergleichen, das weiß auch ich. Und selbstverständlich unterstelle ich auch keinen Menschen, der meint, sich an dem Schaufenster einer Metzgerei vergreifen zu müssen, eine Nazi – Gesinnung! Aber diese neue Radikalität, aus einem eigentlich bürgerlich angesiedelten Bevölkerungskreis, verbunden mit dem Glauben an die eigene moralische Überlegenheit und dem Anspruch auf die Deutungshoheit, was richtig oder falsch ist, macht mir Angst um unsere Gesellschaft. – Regina Stock

 

Der kritische Blick auf unsere Gesellschaft ist mir sehr wichtig und deshalb hat mich der Artikel zum lesen animiert. Einige Ihrer Beispiele muss ich jedoch widersprechen oder eine andere Sicht der Dinge aus meine Perspektive geben. Natürlich ist es nicht angebracht über jedes menschliches Handeln ein Urteil zu fällen oder gar zu verurteilen. Aber für ein freundliches und gelassenes Miteinander welches Sie einfordern bedarf es auch Grenzen zu respektieren. Ich kenne dies nicht nur aus meinem privaten Umfeld, sondern auch aus meinem beruflichen Wirken als Führungskraft. Ich sage bei jeder Gelegenheit (und handle auch entsprechend) dass die Grenze derjenige definiert wessen Grenze überschritten wurde und nicht der der die Grenze überschritten hat.

In Ihren Beispiel führen Sie an, dass Ihr Auto „nur“ 30cm in den Fußgängerüberweg geragt hat und für die anderen noch genügend Platz vorhanden wäre. Bei allen Respekt Ihnen gegenüber orte ich in diesen Verhalten doch einen gewissen Egoismus und eine Ellbogentaktik. Sie rechtfertigen es die Grenze überschritten zu haben mit dem chronischen Parkplatzmangel, welches Ihnen aus Ihrer Sicht das Recht gibt die Grenze eines anderen zu überschreiten. Dann beurteilen Sie noch die Situation so, dass scheinbar den Fußgängern,… sowieso genügend Platz eingeräumt wird (wenn nicht sogar zuviel) und rechtfertigen damit Ihr Verhalten. Die Fußgänger hatten keine Gelegenheit mitzudiskutieren. Sie haben für sich entschieden, dass jemand anderer etwas hergeben muss, damit Sie es leichter haben.

Ich möchte auch in einer Welt leben wo ein gelassenes und freundliches Miteinander ist. Dies funktioniert aber nur dann wenn in der Gesellschaft nicht der eigene momentane Vorteil auf Platz 1 steht und immer bis an die Grenzen gegangen wird oder diese sogar überschritten werden. Der nächste parkt 40cm und der übernächste dann 50cm in den Fußgängerweg hinein. Die Zeit der Parkplatzsuche oder die Nähe zwischen Parkplatz und Wohnort zu minimieren ist nicht das Hauptziel der Gesellschaft. Ich möchte es erleben, dass es anders geschieht. Das man zur Grenze noch 30cm Abstand lässt und nicht alles bis zum letzten ausreizt. Dann schafft man es meiner Meinung nach auch zusätzlich zu Recht in die Kolumne „Was mein Leben reicher macht“ in der Zeit. – Günter Renner

 

Mercedes Lauensteins Beirag durchzieht eine latente Arroganz, die mir Angst macht. Sie erhebt ihre Verhaltensweisen und ihre für sich selbst reklamierten Privilegien zum einzig Gültigen. – Willi Kemper

 

Ich gebe Ihnen völlig Recht, dass die von Ihnen geschilderten Vorfälle so nicht akzeptabel sind. Aber daraus abzuleiten, dass niemand mehr etwas sagen/kritisieren darf, ist dann doch ziemlich daneben. „Leben und leben lassen.“ Ist das eine Moto. Das andere lautet, dass die eigene Freiheit da aufhört, wo die des anderen beginnt. Es ist völlig überflüssig, einen Auto-Motor unnütz laufen zu lassen. Spätestens seitdem es die Stopp § Go-Technik gibt, müsste auch Ihnen klar sein, dass es Sinn macht, den Motor auszumachen, wenn man ihn nicht braucht. Ob drei Grad ein Grund sind zum Laufenlassen, wage ich zu bezweifeln. Als ich neulich mit meiner Katze bei der Tierärztin war, atmete ich sofort beim Aussteigen aus dem Auto einen dicken Schwall Abgase ein. Das lag daran, dass die Parkplätze dort längs versetzt sind, sich also der Auspuff des Nachbarautos direkt neben meiner Tür befand. Der Herr am Steuer ließ auch den Motor laufen, während er auf seine Frau wartete, die in der Praxis „nur“ etwas abholen wollte, was allerdings dauerte.

Nun habe ich ihm keine Delle in seinen Wagen getreten oder den Spiegel abgerissen, aber ihm gesagt, dass ich ihm nicht zu nahe treten wolle, ich aber unter einer COPD (Chronische Lungenerkrankung) leide und schon mit der „üblichen“ Luftverschmutzung genug zu kämpfen habe. Sie verstehen, was ich meine? Wir alle müssen diesen Dreck einatmen, das ist nicht nur eine andere Lebenseinstellung, das ist Rücksichtslosigkeit, das nicht zu beachten. Ich habe schon als Kind gelernt, in einem Raum, in dem sich niemand aufhält, das Licht auszumachen. Soll ich schweigen, wenn meine Nachbarin die Lampen im Treppenhaus zum x-ten Mal nicht ausmacht? Wer schweigt, stimmt zu. Weggucken war schon immer falsch. – Marita Kruckewitt

 

Das Motto Leben und Leben lassen ist gut, es darf aber nicht dazu führen, dass einige ihre Vorteile zu Lasten anderer suchen. Das führt nur dazu, das Gesetze und Regeln als Angebot behandelt werden. Ja, wenn nur noch die Finanzämter oder die Verkehrspolizei die Vergehen verfolgen, dann sollte man die anderen Gesetze abschaffen und durch Leben und Leben lassen ersetzen. Vielleicht wäre es ja für Sie auch ein Motto zu sagen, meine Freiheit geht nur so weit, wie sie die Freiheit und Rechte der anderen Mitbürger nicht einschränkt? Wenn sich vielleicht mehr Menschen daran orientieren würden, gäbe es ja vielleicht auch weniger Ignoranz und Gleichgültigkeit gegenüber den anderen Mitmenschen. – Ulf Hermanns-von der Heide

 

Sicher hat Frau Lauenstein recht, wenn sie für mehr Toleranz, gegenseitige Rücksichtnahme und verständnisvolles Entgegenkommen plädiert. Doch anstatt ausschliesslich die grassierende Aggressivität zu beanstanden, sollten wir – und auch Frau Lauenstein – uns auch eimal fragen, ob dieses unschöne soziale Phänomen nur auf reine Bosheit oder vielleicht auch auf andere Gründe zurückzuführen ist. In einer Gesellschaft, in der die Autos immer grösser und aufdringlicher werden, die Fahrer immer arroganter, die Regeln immer lascher, meint eben manch irritierter Bürger, sich nur noch mit kleinen Racheakten verteidigen zu können. Nach welchen Kriterien – ausser den eigenen – sollen 3 Minuten laufender Motor oder 30 cm auf dem Fussgängerüberweg Lappalien sein? Ab wann hat man das Recht, verärgert zu sein: bei 5 Minuten und einem halben Meter? Gleiche Regeln für alle wären die beste Voraussetzung für nicht falsch verstandene, nur eigene Interessen berücksichtigende Toleranz. – Michaela Böhmig

 

Auch ich gehöre zu den Menschen, die es wahnsinnig rücksichtlslos finden, wenn jemand bei laufendem Motor in seinem Auto sitzt. Vielleicht hätte ich mich etwas höflicher ausgedrückt, aber grundsätzlich hatte der Mann recht, über den Sie sich so aufregen mußten. Besonders lustig fand ich die Temperaturangabe (nur 3 Grad, man stelle sich das vor!), und das im geschlossenen Wagen! Ich denke, auch in München gibt es Winterpullover und -jacken. Zudem macht man Einkäufe dieser Art am besten zu Fuß, dabei wird einem nämlich warm.Und dann im weiteren Verlauf des Beitrags: Parken, zum Teil, auf dem Fußgängerüberweg einer Kreuzung. Kann man doch machen, die Verkehrsteilnehmer zu Fuß oder Fahrrad können sich doch problemlos vorbeidrücken. Merken Sie nicht, wo das Problem ist? Daß Autofahrer immer noch denken, die Stadt sei für sie da? Und unangemessen viel PLatz und Rücksicht beanspruchen, der ihnen nun wirklich nicht zusteht. Vielleicht denken Sie mal darüber nach, statt sich als Opfer eines Shtistorms zu fühlen, wo Sie doch eigentlich eher der Täter sind. – Dorothea Haßler

 

In Ihrem Artikel in der aktuellen ZEIT stellen Sie sich die Frage, woher „diese neue Selbstverständlichkeit moralischer Übergriffe unter erwachsenen Menschen“ kommt. Mich wundert es bei einigen Ihrer Beispiele kaum. Wobei Sie in dem Artikel Beispiele bringen, in denen die „moralischen Übergriffe“ im Vergleich zum Anlaß nicht übermäßig übertrieben wirken, und solche, in denen die Übergriffe vollkommen überzogen und auch sehr realer Natur und nicht akzeptabel sind. So wage ich es kaum, gegen die einen Beispiele zu reden, ohne in den Verdacht zu kommen, die schlimmen Beispiele gutzuheißen. Sie schildern, dass Sie mit laufendem Motor vor einem Laden hielten. Natürlich nur kurz, und der Motor lief nur, weil es draußen kalt war. Ein Mann beschimpft Sie deswegen. Was mag in dem Mann vorgegangen sein? Tagsaus, tagein wird ihm vorgeführt, dass der CO2-Anstieg weltweite Probleme bis zum Weltuntergang mit sich bringt.

Und ihm wird klargemacht, dass er etliche seiner Gewohnheiten ändern müse, um CO2 zu sparen. Nun sieht er also ein Auto, dessen Motor minutenlang im Leerlauf vor sich hintuckert. Warum sollte ihm da nicht die Hutschnur platzen, wenn er sieht, dass Sie scheinbar gedankenlos CO2 und Feinstaub und was nicht alles in die Luft blasen, während ihm in jeder Tageszeitung Einschränkungen empfohlen werden? Und vielleicht steht da nicht nur Ihr Auto. Sondern den ganzen Tag stehen dort Autos mit laufendem Motor. Sie schildern, dass eine Anwohnerin einen Zettel an Ihrem Auto hinterlassen hat, mit der Drohung bei etwaigen nochmaligen Falschparken auf einem Fußgängerüberweg den Lack zu zerkratzen. Natürlich haben Sie nur aus Not und außerdem so rücksichtsvoll falsch geparkt, dass niemand behindert ist. Wer entscheidet dies eigentlich? Sie in einer Abwägung zwischen „noch 10 Minuten weitersuchen“ oder „für 10 Euro ein Parkhaus nutzen“ oder „einfach mal bisschen auf dem Fußgängerüberweg stehen“?

Oder derjenige, der diesen Fußgängerüberweg nutzen möchte und gegebenenfalls sich behindert fühlt? Vielleicht wird die Anwohnerin sehr häufig durch parkende Autos, die noch rücksichtsloser als Sie parken, behindert? In beiden Situationen haben Sie aus eigener Bequemlichkeit und zum eigenen Vorteil sich über Regeln hinweggesetzt. Natürlich nur ein bisschen und mit guten Gründen. Sie sind auf Menschen getroffen, die in diesen Situationen überreagieren mit einer „neue(n) Selbstverständlichkeit moralischer Übergriffe“. Aber wie sollen diese Menschen sich denn reagieren? Möchten Sie auf einen Tee zu einem kleinen Gespräch geladen werden, um zu klären, was dort gerade falsch gelaufen ist? Mich wundert allerdings auch die Selbstverständlichkeit von Regelverstößen wie Ihr laufender Motor oder Ihr Auto, dass mit „nur“ 30cm auf dem Fußgängerüberweg steht.

Die Sicht der überreagierenden Menschen ist vermutlich, dass Sie sich aus Rücksichtslosigkeit gegen die Regeln Ihren Vorteil genommen haben und dass sie keine Möglichkeit haben, sich gegen Sie zu wehren. Das Ordnungsamt ist weit, die Bußgelder sind lächerlich niedrig. Sie schreiben: „Was die Aufgebrachten aber zu einen scheint, ist die Überzeugung, sie würden nicht mehr gehört, wenn sie nicht permanent brüllten.“ Sie liegen vermutlich richtig mit Ihrer Vermutung. Ich denke aber, dass die Aufgebrachten durchaus zu Recht aufgebracht sind, weil sie andauernd spüren und sehen, wie sie von den Geschickteren und Rücksichtsloseren übervorteilt werden. Der Beispiele gibt es viele:

Parken in zweiter Reihe, Parken auf Anwohnerparkplätzen, Parken im absoluten Halteverbot, selbst wenn dadurch die Fahrbahn eingeengt wird, Fahrradfahrer bei Dunkelheit ohne Licht, Fahrradfahrer auf dem Gehweg. Sagt man was, wird man angepöbelt. Ist mir selber widerfahren. Wenn ich mal wieder 10 Minuten durch die Gegend fahren musste, weil alle Anwohnerparkplätze von Nicht-Anwohnern besetzt sind, kann ich „moralische Übergriffe“ wie von Ihnen geschildert schon verstehen. Und auch, wenn mich als Fußgägner auf dem Fußweg mal wieder in der Fahrradstraße ein Radfahrer ohne Licht von hinten überholt. –Dr. Thorsten Bauer-Yang

 

Vielleicht nimmt man den Pöblern und Schmierfinken ein bisschen den Wind aus den Segeln, wenn man sich einfach an die Straßenverkehrsordnung hält und nicht locker drübersteht oder vielleicht doch in der zweiten Reihe? – H. Lochbühler

 

Gutes Thema. Ich finde auch, dass wir toleranter und weniger aggressiv sein sollten. Nur war der Einstieg ins Thema völlig daneben. Wer unnötig den Automotor laufen lässt und den Sicherheitsabstand zum Zebrastreifen nicht einhält, verstößt gegen die StVO und verhält sich seinen Mitmenschen gegenüber wenig rücksichtsvoll. Und dann wird auch noch ganz selbstverständlich erwartet, dass dieses Benehmen toleriert wird. Leider denken immer mehr Menschen so und handeln nach ihren eigenen Maßstäben. Kein Wunder, dass die Aggressionen bei denen steigen, die sich an allgemeine Regeln halten. Merke: Toleranz ist keine Einbahnstraße. – Gerda Knels

 

Machen wir uns nichts vor – wir sind / waren schon einmal alle Sünder- pardon Verkehrssünder. Hier mal kurz verkehrswidrig geparkt, Motor nicht abgestellt, zu schnell, Verbotsschild – geflissentlich – übersehen … Nie hätte ich aber gedacht, dass man wegen einer deswegen (wohl auch zu Recht) erteilten Rüge eines anderen Verkehrsteilnehmers eine mehrspaltige Kolumne in DER ZEIT veröffentlichen kann – um die eigene Kränkung zu verarbeiten. Für mich als – übrigens selbst einen SUV fahrende – Juristin findet sich der „Aufreger“ tatsächlich erst kurz vor Ende des Artikels, wo die Autorin vermeintlich für „Die Polizei“ das Wort ergreift. Zitat:“ Na ja, wir waren doch alle mal jung, nun lassen sie denen mal ihren Spaß.“ Tatsächlich ergreift sie wohl für sich selbst das Wort und holt damit ihre Rechtfertigung für falsches Anhalten mit laufendem Motor nach. Noch (zu) jung offenbar.

Indes ist die Rechtslage natürlich anders: strafmündig ist man bereits mit 14 Jahren und erwachsen – pardon volljährig – mit 18. Wer ein Kfz selbstständig im Straßenverkehr führt, ist also strafmündiger Erwachsener. Verstöße gegen die Straßenverkehrsregeln stellen deshalb auch Bußgeld bewehrte Ordnungswidrigkeiten dar, wer einen anderen Verkehrsteilnehmer verletzt oder gar tötet, macht sich strafbar. Hier gibt es keinen Platz für durch Jugend indiziertes und deswegen verzeihliches Verkehrsrowdytum und schon gar nicht gibt es Raum für polizeiliches Ermessensverhalten. Wenn es um die Verfolgung von Straftaten geht, handelt die Polizei schließlich als sogenanntes „Hilfsorgan der Staatsanwaltschaft“. Nur die präventiv polizeiliche Maßnahme nach den Landespolizeigesetzen kennt eine Ermessensausübung.

Diese offensichtlich bei einzelnen Polizeibeamten nicht ganz klare Trennung ihrer Aufgabenfelder führt bei den Bürgern nachvollziehbar zu Unverständnis und wohl auch dem Bedürfnis, dann eben selbst für die Einhaltung des Rechts Sorge tragen zu müssen. Die Autorin wünscht sich „Leben und leben lassen“. Außerhalb des Straßenverkehrs mag man darüber diskutieren. Überall dort nämlich, wo „Waffengleichheit“ herrscht. Zwischen Fußgängern und Radfahrern einerseits und Motorrad- und Autofahrern andererseits herrscht aber keine „Waffengleichheit“. Wenn die Autorin sich mit ihrer Meinung auf unseren Straßen durchsetzen sollte, begegnet uns James Bond an jeder Kreuzung und handelt zukünftig nach dem Motto „Live and let Die“. In Schutzwesten vermummte Kinder und Mütter sprechen eine eigene Sprache: die der Angst und Hilflosigkeit als schwächster Teilnehmer im deutschen Straßenverkehr.

Wer als dazu aufgerufenes Staatsorgan (Polizei) die Einhaltung des für alle Bürger (Art 3 GG) gleichermaßen geltenden Rechts nicht schützt, schätzt das Recht auch nicht.Und dieser Aspekt der Lebenswirklichkeit wäre zur Abwechslung auch tatsächlich mehrere Spalten in DER ZEIT wert. Übrigens an alle, die jetzt glauben, man dürfe andere Menschen anpöbeln oder gar physisch attackieren: auch die Androhung eines empfindlichen Übels, wie z.B. das angekündigte Zerkratzen eines Autos oder das Beleidigen anderer Verkehrsteilnehmer stellt ebenfalls je eine Straftat dar, genannt Nötigung und Beleidigung.Andrea Michel-Dieterle

 

Das Halten, geschweige denn das Parken im Abstand weniger als 5 Metern vor Fußgängerübergängen ist verboten, damit die Autofahrer erkennen können, ob ein Fußgänger die Straße überqueren will. Wenn die Autorin „wie so oft bei chronischem Parkplatzmangel“ „etwa 30 Zentimeter“ auf dem Fußgängerüberweg steht, parkt sie mit Ihrem 4,70 Meter langem 3er BMW genau in der Lücke, die rücksichtsvollere oder besser informierte Autofahrer frei gelassen habe. Die Quintessenz „leben und leben lassen“ empfinde ich als Hohn, wenn sie von jemandem kommt, der im Zweifelsfall Kinderleben riskiert (das Auto ist 1,44 Meter hoch). Insofern empfinde ich den Brief von Nachbarin Susanne nicht als unangemessen. – Joachim Koch

 

Dem allgemeinen Tenor des Artikels (dass der Ton bei Meinungsdifferenzen immer rauer wird und oft gleich mehrere Eskalationsstufen übersprungen werden, also quasi von Null auf Hundert) kann ich zustimmen. Auch Eigenjustiz, etwa durch Sachbeschädigung oder -zerstörung, lehne ich ab. ABER: Ich vermisse in Frau Lauensteins Artikel das Eingeständnis, dass die Politik in den Bereichen der Klima-Politik und der Stadtplanung alles dafür tut, dass Menschen das Gefühl haben, dass auf dem regulären demokratischen Weg wenig vorangeht. Wenn z.B. in Bayern die Regierung sich weigert, Gerichtsentscheidungen zu Dieselfahrverboten zu respektieren oder die Regierung versucht, Verbote zu umgehen, indem europaweit geltende Grenzwerte angezweifelt werden; wenn Radwege-Konzepte für Berlin längst in der Schublade sind, aber außer in wenigen Stadtteilen wenig passiert; wenn in vielen europäischen Städten Pläne für PKW-freie oder PKW-arme Städte geschmiedet (und in Skandinavien bereits umgesetzt) sind, in Deutschland aber weiterhin der Grundsatz gilt:

zwei Drittel des Platzes auf den Straßen und Plätzen gehört den (fahrenden oder parkenden) Autos; wenn man all das ständig mitbekommt, dann kann man schon nachvollziehen, warum manche Leute meinen, sie müssten zu rabiaten Methoden greifen. Wutbürger sind auch mir unsympathisch und ich will deren Verhalten überhaupt nicht rechtfertigen. Ich bin zwar wütend über die Verkehrs- und Umweltpolitik (auf unterschiedlichen politischen Ebenen), würde meine Wut aber nie in der Weise kanalisieren, wie in dem Artikel beschrieben. Ich würde vielmehr Frau Lauensteins 3er-BMW, wenn er mal wieder einen Fuß- oder Radweg behindert, fotografieren und das Falschparken – ganz neutral und ohne Hasstiraden – bei der Polizei anzeigen. Das sollten möglichst alle tun, dann würden nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer vielleicht auch mal als gleichberechtigte Partei im Straßenverkehr wahrgenommen. – Anselm Hahn

 

Frau Lauenstein macht aus einem Erlebnis – als Autofahrerin von einem Fußgänger beschimpft worden zu sein – einen Rundumschlag zum Thema „Respektvoller Umgang“. Und vieles, was sie da schreibt und beschreibt über die neue Unkultur des Beschimpfens, bereitet auch mir Unbehagen. Aber doch bleibt da ein schales Gefühl. Beim Lesen hatte ich häufig ein kleines Kind vor Augen, das Mist gebaut hat, von einem Erwachsenen deswegen angeschrien wird und am Ende bleibt da nur eine ewige Diskussion darüber, dass ein Erwachsener nicht zu schreien hat. Warum aber geschrien wurde? Das Thema ist vom Tisch. Ganz ehrlich, ich mag manchmal auch Autofahrende anschreien. Hin und wieder würde ich sogar gerne die Reifen ihrer Autos zerstechen. Vor allem, wenn mal wieder unser Müll im Hinterhof eine Woche lang stehen bleibt, weil die Zufahrt widerrechtlich zugeparkt war.

Manchmal schreie ich innerlich, wenn ich in meiner idyllischen Heimatstadt an kleinen Kreuzen vorbeifahre – in Erinnerung an Menschen, die dort von Autofahrenden mit Tempo 50, innerstädtisch, getötet wurden. Ich kenne also die Wut, die Frau Lauenstein beispielhaft benennt und versucht aus dem Weg zu räumen, indem sie sie verallgemeinert. Ich glaube aber, dass diese Wut nicht nur berechtigt ist, sie ist notwendig. Denn sonst wird sich im Straßenverkehr nichts verändern. War mir aber Sorge macht, dass sich bei vielen Menschen schon zu viel Wut aufgestaut hat. Einfach, weil die Autofahrenden den richtigen Zeitpunkt verpasst haben, respektvoll auf die Menschen zuzugehen, die zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren.

Diese Menschen werden von Autofahrenden zumeist als Störung wahrgenommen. Dass sie selber – als Autofahrende – die Störung sein könnten, diese Interpretation ist neu. Und darauf hingewiesen zu werden, das ist wirklich neu! Die Reaktion darauf lautet „Lasst mir meine Freiheit“ – oder in Frau Lauensteins Worten „Leben und leben lassen“. Und, ja, Frau Lauenstein hat recht, es wäre besser, wenn diese Probleme sinnig, adäquat angesprochen würde: „Frau Lauenstein, könnten Sie Ihr Auto bitte regelgerecht parken und den Motor ausmachen, wenn Sie nicht fahren. Für Sie mag das ein wenig unbequem sein, aber für mich bedeutet das wirklich mehr Lebensqualität.“ Aber viel schöner wäre es ja, wenn im Hause Lauenstein folgender Dialog normal wäre: „Schatz, ich muss mal die Schraube im Laden umtauschen. Magst du mich fahren?“ „Sag mal, geht`s noch? Nein! Nimm das Fahrrad!“ – Matthias Klockenbusch

 

Noch selten hat mich ein Artikel so sprachlos wütend gemacht .Deshalb kann ich keinen bösen Brief schreiben. – Dr. Regine Bonn

 

Sie haben schlechte Erfahrungen gemacht und nennen drastische Fälle aus dem Bereich Politik. Dass der Tonfall und manche Aktionen entgleisen ist definitiv Besorgnis erregend. Aber was machen die Begebenheiten um das Auto hier? Die genannten Beispiele sind doch bereits friedlich ausgehandelt worden: Stand ist, es ist nicht erlaubt, Autos auf dem Gehweg zu parken und bei abgestelltem Wagen den Motor laufen zu lassen. Und genau deswegen möchte ich mich nicht mit den jeweiligen Fahrern in einen Dialog begeben und das quasi individuell noch einmal aushandeln müssen. Autos werden mehr und größer und beansprochen faktisch immer mehr Platz; das summiert sich und nervt. Aber mal angenommen, ich wäre an Ihrem Wagen vorbei gekommen, hätte mich bemeistert, tief durchgeatmet, leicht an Ihr Wagenfenster geklopft; Sie hätten es geöffnet.

Eine Abgaswolke umspielt meine Beine, Ich bitte Sie höflich, Ihren Wagen auszuschalten. Sie erklären mir, dass Sie nur ganz kurz …. Ihr Mann im Geschäft …. es seien doch nur 3 Grad heute, wäre mir das nicht bewusst? Ich bin nicht sicher, dass dieses Gespräch meine Laune verbessert hätte. Mein lokaler Favorit aus derselben Reihe: in der Nähe unseres Hauses mündet ein für Kraftfahrzeuge gesperrter landwirtschaftlicher Weg ein. Auf der anderen Straßenseite befindet sich eine katholische Kirche. An fast jedem Sonntag biegen mit schöner Selbstverständlichkeit ein paar Autos in den Wirtschaftsweg ein und parken auf der Wiese. An kirchlichen Feiertagen oder bei Hochzeiten können das auch ganz schön viele werden. Wenn ich gerade vorbei komme, spreche ich aussteigende Fahrer machmal an. Ja, das wissen sie, da steht ja das Schild. Aber sie wollen schließlich zur Kirche, nicht wahr. Nein, um jetzt auf einen legalen Parkplatz zu fahren, dazu ist es natürlich zu spät: der Gottesdienst beginnt doch gleich, wir sind ohnehin spät dran! Das Parkhaus? Das ist doch ganz da hinten …? Soll man lachen oder weinen? Zettel schreiben oder anzeigen? Ich schlage vor, Sie nehmen sich Ihren eigenen Rat zu Herzen und erlauben sich eben nicht hin und wieder diese kleinen Übertretungen, aus Respekt vor geltenden Regeln, den Anwohnern und anderen Verkehrsteilnehmern. – Dr. Gunda Matschonat

 

Egoismus ist nicht „leben und leben lassen“. Der Autorin fehlt also im Alltag das „leben und leben lassen“? Mir scheint, sie verwechselt dieses schöne Motto mit „ich mache, was ich will“. Wie anders ist ihr Unverständnis über den Ärger eines Mannes zu verstehen, der sich daran stieß, dass sie mit laufendem Motor am Straßenrand parkte? Was für ein Egoismus spricht aus der Aussage, dass ihre Beweggründe, den Motor laufen zu lassen, ihn nichts angingen. Natürlich gehen sie ihn etwas an: Ihre Abgase und der Lärm ihres Autos beeinträchtigten das Wohlbefinden genau dieses Mitbürgers und vieler anderer. Welche Gründe hat sie sich denn zurechtgelegt für diesen Verstoß gegen § 1 StVO? Ihr war kalt, denn es hatte nur 3C? Ihr Mann wollte doch „nur schnell raus, um eine Schraube umzutauschen“. Die kurze Zeit wird das Auto die Wärme wohl halten! Oder dauerte es womöglich doch länger? Dann ist das Laufenlassen des Motors umso dreister. Die Luft in München ist schlecht genug.

Auch die Szene am Fußgängerüberweg zeigt anschaulich, was die Autorin von Regeln hält: nämlich wenig. Sie biegt sie sich nach Belieben zurecht. Ihr Auto habe ja „nur 30cm“ hineingeragt. Selbst wenn sie sich da nicht zu ihren Gunsten verschätzt hat: Fußgängerwege sind freizuhalten. Es kann nicht sein, dass Autofahrer individuell entscheiden, ob Fußgänger und Radfahrer problemlos vorbeikommen oder nicht. Der Nächste parkt dann 50cm drüber und so weiter. Am wenigsten verstehe ich aber ihre Unterstützung der Raser auf der Leopoldstraße. Wer hier Kontrollen fordert, sei eine Spaßbremse. Ich fasse es nicht! Wie viele Unschuldige müssen noch sterben, weil Idioten meinen, mit ihren PS angeben zu müssen?

Sie möchte in derartigen Situationen „den mitfühlenden Dialog suchen“. Wenn sie selber als Fußgänger oder Fahrradfahrer in der Stadt unterwegs ist, sollte sie wissen, wie oft man mit parkenden PKW auf Fuß- und Radwegen zu tun hat, wie oft am Morgen unter Produktion stinkender Abgaswolken die Scheiben freigekratzt werden, wie oft man als schwächerer Verkehrsteilnehmer rücksichtslosen Autofahrern ausweichen muss. Die Erfahrung zeigt leider, dass freundliche Ansprache auf Dauer nichts nützt. Der Gehwegparker nimmt den freundlichen Zettel unterm Scheibenwischer kurz zur Kenntnis und beim nächsten Mal parkt er wieder da, wo es für ihn am bequemsten ist. Die Raser ziehen nach freundlicher Ansprache an einem Abend eventuell eine Straße weiter und am nächsten Tag sind sie wieder in der Leopoldstraße. Nur „bitte, bitte“ bringt nichts, da muss der Ton härter werden und die Strafe schärfer.

Gewalt gegen Dinge und Personen geht natürlich nicht, und auch verbal sollten gewissen Anstandsregeln eingehalten werden. Wenn aber auf FFF-Demos Umweltschutz-Slogans gerufen werden, dann ist das kein „Rumbrüllen“ und keine „Bürgersteigs-Pöbelei“, sondern die Artikulation berechtigter Sorge unserer Kinder. Die wenigsten „gaukeln sich mit Ökostrom und Bambusstrohhalmen genügend eigenes Engagement vor“. Nein, ganz viele (gerade auch junge) Menschen wollen nachhaltig leben und machen weitaus mehr, als Altglas zum Container fahren. Und ganz viele engagieren sich sehr wohl längerfristig in Initiativen und Gruppen/Parteien. Sie wollen nicht nur entspannt über den Problemen stehen, sie wollen, dass sich endlich etwas bewegt. Denn ihnen geht es im wahrsten Sinn des Wortes um das „Leben und leben lassen“. Es geht um das Überleben auf dieser Erde. – Christiane Heusel

 

Die Erfahrungen, die Frau Lauenstein schildert, sind in der Tat beunruihigend. Ein Aspekt, der mir an ihren Überlegungen jedoch etwas aufstößt, ist, dass darin Grobheit, Aggression und, Kommunikationsunfähigkeit vornehmlich das Phänomen eines satten links(?)liberalen, ökologisch bewussten Milieus zu sein scheint, dem es zu gut geht und das „die Wahrheit für sich gepachtet“ hat. Kein Wort von den weit über grobe Kommentare hinausgehenden Anfeindungen, denen Menschen im öffentlichen Leben etwa von rechts ausgesetzt sind. Nun geht Frau Lauenstein von ihren eigenen Erfahrungen aus, zu denen Letzteres glücklicherweise nicht gehört. Da sie aber von diesen auf gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge schließt, wäre eine entsprechende Bemerkung dazu doch angebracht gewesen? Denn sonst sind diese „Ökos“ plötzlich ganz alleine schuld an aller gesellschaftlicher Misere.

Dazu kommt der Punkt, dass Frau Lauenstein nicht nur die (in der Tat natürlich unannehmbare) Art und Weise kritisiert, wie ihr gegenüber Kritik angebracht wurde, sondern dass sie das Anliegen gleich mit verunglimpft, indem sie jeden Unterschied zwischen zivilgesellschaftlich Aktiven und Pöblern verwischt. Denn was machen Letztere? Sie „brüllen […] auf Demos rum, wieso denn keiner was tue, gaukeln sich mit ihrem Ökostrom und dem Bambusstrohhalm genügend eigenes Engagement vor und kanalisieren ihre diffuse Unzufriedenheit in Form von Bürgersteig-Pöbeleien […].“ Hier wird alles in einen Topf gekehrt.

Woher nimmt Frau Lauenstein überhaupt die Kenntnis über Handeln und Motivaton von Demonstrierenden? Von denen, die versuchen, ihr Leben nachhaltiger zu gestalten? Sie beweist hier genau so viel Kenntnis über die von ihr Verunglimpften, wie der Mann, der sie im Auto angegangen ist. Demonstrierende, Ökostrom- und Bambusstrohhalmnutzer*innen sind zunächst einmal das: Demonstrierende, Ökostrom- und Bambusstrohhalmnutzer*innen. Menschen, die auf ihre Weise versuchen, ihr Leben nachhaltiger zu gestalten und sich für eine nachhaltige Politik einsetzen. Eine Politik, die diesen Namen verdient. Aber wer hört zu? Vielleicht brauchen wir, als Gesellschaft, auch einmal jemanden, der uns beschimpft, damit wir den Motor abstellen? – Peter Löffelbein

 

Selbstverständlich haben Sie Recht, wenn Sie einen angemessenen und sachlichen Umgangston einfordern, besonders wenn es sich um Kritik handelt. Doch darf ich Sie einladen, die beschriebenen Situationen mal aus einer anderen Perspektive anzuschauen? Es gibt Regeln, die das Zusammenleben der Menschen ordnen sollen. Dazu gehören beispielsweise Geschindigkeitsbegrenzungen, eine Parkordnung oder auch die Bitte, den Motor abzustellen, wenn das Auto nicht fährt. In einer Zeit vor der Klimadebatte standen Schilder an Bahnübergängen. Darauf zu sehen: die Bahnschranke und ein Auto aus dessen Auspuff eine Qualmwolke stieg, die durchgestrichen war. Niemand atmet gern Abgasdünste ein oder lauscht gern dem Klang von PKW-Motoren. Im fließenden Verkehr ist diese Art der Belästigung unvermeidbar, beim Halten oder Parken hingegen schon.

Im Handumdrehen lassen sich Motoren abstellen bzw. anlassen. Selbst wenn es draußen kalt ist – um es selbst warm zu haben, wird mehreren Passanten Auspuffgas und Motorenbrummen zugemutet. Gleiches geschieht sommers ebenso, um die Klimaanlage am Laufen zu halten. Mein persönlicher Komfort vor den Interessen der Allgemeinheit! Das gilt auch für die jugendlichen Raser, die „mal eben ihren Spaß“ haben sollen. Keinen Parkplatz gefunden? Also vor einem Fußgängerüberweg an der Kreuzung geparkt. Es ist nicht immer einfach, mit dem Kinderwagen die eine Stelle mit dem abgeflachten Bordstein zu erreichen, diese Herausforderung wird doppelt mühsam empfunden, ist man mit dem Rollator unterwegs. Und das Kleinkind mit Laufrad neben der Mama mit dem Kinderwagen … an einer Kreuzung könnte das gefährlich werden.

Gelänge es uns allen, mehr Rücksicht in allen Bereichen des öffentlichen Lebens zu nehmen, würde sich der Aggressionspegel automatisch senken und das Miteinander unbeschwerter gestalten. Solange Sie für sich und Gleichgesinnte das Recht einfordern, unkommentiert Regeln zu brechen und Ausnahmen für sich allein in Anspruch zu nehmen, wäre es vorteilhaft, sich nicht über die Pöbeleien anderer zu beklagen. – Freda Carlow

 

Mit der Individualisierung der Bevölkerung ist der Maßstab, was ist Konsens im zwischenmenschlichen Miteinander, verlorengegangen: Wenn ich als Anfang der 60er geborener noch gelernt habe, was ich von meinen Lebensvorstellungen meinem Umfeld zumuten kann, ohne sie auf die Palme zu bringen, so können Jüngere dies oft nicht mehr einschätzen, denn sie sind aufgewachsen mit der Lebensvorstellung, jeder kann alles aus seinem Leben machen, wozu sie/er Lust hat und die Frage, inwieweit ihre Lebensweise die der anderen berührt, wird dabei mindestens als sekundär eingestuft. Lange Zeit hat die jeweils ältere Generation über die Sperenzien der Nachgewachsenen vielleicht unter ihresgleichen getuschelt und sie haben einfach einen großen Bogen um die Leute gemacht. Ein entscheidender Faktor weshalb nun gerade für so manch einem Zeitgenossen das Maß voll zu sein scheint, ist die Tatsache, dass in den Städten immer mehr Menschen auf immer enger werdendem Raum miteinander klarkommen müssen. Und das scheint nicht so einfach zu sein. – Thorsten Spanuth

 

Ich denke, dass ich mich normalerweise nicht als ‚Wutbürger‘ bezeichnen würde. Es kann jeder gerne nach seiner Fasson glücklich werden, essen, lieben, leben wie er/sie möchte. Auch Störungen für andere müssen einfach möglich sein. Hey, wo Menschen leben, ist es nicht still! Trotzdem stelle ich auch an mir fest, dass mich beim Erreichen einer Hauptstrasse zum Feierabendverkehr das Gefühl übermannt, einen Edding herausholen zu müssen und ‚Merkt ihr noch was?‘ quer über alle Autotüren zu schreiben. Das Motto ‚Leben und leben lassen‘, das Mercedes Lauenstein nennt, passt hervorragend zu Dingen, die nur den Einzelnen etwas angehen oder vielleicht nur etwas Toleranz durch andere benötigen. Im Gegensatz zum Dorf muss man in der Stadt nicht über die Marotten des Einzelnen alles wissen. Wenn jedoch von Wissenschaftlern dringende Verhaltensänderungen von Allen gefordert werden um die Zukunft der Menschen zu ermöglichen, fehlt mir jedes Verständnis, wenn einige sich dies zu Herzen nehmen und für die Änderungen im Alltag Mühen aufwenden und andere noch nicht einmal bereit sind, beim Halten den Motor auszumachen.

Hier kann man nicht einfach mit ‚ach, so sind sie halt…’weitermachen, weil man voneinander abhängig ist. Diese Wut zu verhindern, wäre Aufgabe der Politik. Indem sie den Schaden nach oben begrenzt. Für jeden, der sein Auto abschafft, darf es nicht zwei geben, die sich einen SUV oder ein anderes schweres Auto anschaffen, sonst macht die Änderung auf der anderen Seite keinen Sinn. Die Menschen haben nicht aufgehört Eier aus Käfighaltung zu kaufen, weil sie solches Mitleid hatten und es hat sich auch nicht der Handel freiwillig dazu verpflichtet, so etwas nicht mehr anzubieten. Es wurde einfach verboten. – Heike Lehmann

 

Ihre Autorin hält ein Plädoyer fürs Drüberstehen, damit meint sie leider nur die anderen. Sie selbst ärgert sich über die unflätige Kritik an ihrem Verhalten so, dass sie dieser einen ganzen Artikel widmet, in dem sie angeblich nicht ergründen kann, „wie die Wut der vielen unterschiedlichen Beleidiger… zustande kommt.“ Eine kleine Hilfestellung: Trotz besseren Wissens lässt sie den Motor ihres Autos laufen, was anderen Menschen schlechte Atemluft bereitet. Genauso parkt sie teilweise auf dem Fußgängerüberweg, was sie selbst nicht stört, Fußgänger, die den Weg benutzen wollen, aber doch, da es ihre Verletzlichkeit im Straßenverkehr erhöht.

Und nun erklärt sie die Wut, die sie bei anderen angeblich nicht versteht, bei sich selbst aber sehr wohl. Sie findet dafür recht drastische Worte: „Wer droht mein Auto zu zerkratzen, macht mir gute Lust, ihn mit dem Panzer zu überfahren.“ Wie einem so etwas in den Sinn kommen kann, wenn man Aggressionen nicht nachvollziehen kann, verstehe ich nicht. Alle Beispiele im Artikel handeln von nicht vorbildlichem Umweltverhalten der einen und den nicht höflichen Reaktionen der anderen darauf und man könnte fast meinen das Problem eines verschärften Diskurses sei ein Alleinstellungsmerkmal vermeintlicher Umweltschützer. Sie erwähnt eine Bürgermeisterin, die nicht mehr kandidiert und beschreibt in diesem Fall die Ursache der Pöbeleien nicht, so wirkt es im Gesamtkontext, als ginge auch dies auf das Konto militanter Ökoaktivisten. Eine kurze Recherche zeigt aber, dass die Drohungen gegen die Bürgermeisterin nach ihrem Aufruf zur Mitarbeit in einem Asylhelferkreis begannen.

Das alles lässt mich mit der Frage zurück, was dieser Artikel tatsächlich bezwecken soll. Schreibt die Autorin wirklich für mehr aufrichtige Kommunikation und einen aggressionsfreieren gesellschaftlichen Diskurs? Oder ist das Ziel Umweltschützer allgemein in ein schlechtes Licht zu rücken? Oder ist es doch eher eine Rechtfertigung der eigenen als schlecht erkannten Verhaltensweisen, die man noch nicht aufgeben will, für die man aber auch bitte nicht, schon gar nicht unhöflich, kritisiert werden möchte. Dafür habe ich in gewissen Maße Verständnis. Die meisten von uns rechtfertigen jeden Tag Dinge vor sich selbst, von denen sie wissen, dass sie schädlich für den Planeten sind: das Handy, das Auto, das Palmöl… Doch wo wären wir ohne die Mahner und ohne Vorbilder, die es anders machen. Und dies manchmal auch drastisch von uns verlangen? Und warum kritisieren wir diese so gerne?

Nochmal zu den Beispielen. Fakt ist: beides ist unangenehm: Über den Zebrastreifen gehen, wenn einem ein Falschparker die Sicht versperrt genauso wie angebrüllt werden im Auto. Beides sind Situationen, über die die meisten von uns sich ärgern würden. Aber was davon ist gefährlicher? Ich möchte an die Autorin appellieren, ihre eigenen Worte ernst zu nehmen. Demokratie braucht ein freundliches Miteinander. Das heißt auch, dass ich die Bedürfnisse der anderen (die im Falle des Umweltschutzes auch unsere eignen und die zukünftiger Generationen sind) wahrnehme und zuhöre und dann, wenn ich mein Verhalten als schlecht erkannt habe, dieses auch ändere. Wenn dieser letzte Schritt, die Verhaltensänderung, ausbleibt, zeige ich, dass ich die anderen nicht ernst genug nehme. Dann kann ich nicht umhin ihre Wut zu verstehen. Vorausgesetzt ich bin ehrlich zu mir selbst. – Michaela Edin

 

Haben Sie Ihren Artikel nochmals gelesen, bevor er in den Satz ging? Dann wäre Ihnen vielleicht etwas aufgefallen. Sie regen sich wegen Intoleranz von Mitbürgern auf , stellen Ihr eigenes Handeln aber nicht in Frage. Sie hielten vor einem Haushaltswarenlade, damit Ihr Mann kurz eine Schraube tauschen konnte. War das ein Parkplatz, dann hätten Sie mit aussteigen können und in den warmen Laden gehen? War wohl doch eher Parkverbot oder gar Halteverbot, so musste Ihr Mann nicht 50 oder 100 m laufen bis zu dem Laden. Dann Parken auf dem Zebrastreifen -auch Ihnen ist klar dass das verboten ist. Nur nicht für Sie, Sie nehmen sich das Recht heraus Regeln zu ignorieren und fordern für Ihr Fehlverhalten auch noch Toleranz bei Ihren Mitmenschen ein. Menschen wie Sie gibt es viele, Übertretung von Regeln und Gesetzen wird bei uns kaum geahndet, das macht viele Menschen, auch mich manchmal, wütend. Gedeihliches Zusammenleben in einer Gesellschaft geht eben nur mit Beidem: Gesetzestreue, sich an bestehende Regeln zu halten und dann kann man auch Toleranz üben. In einer egoistischen Gesellschaft geht das nicht. – Günter Hebel

 

Glüchwunsch, Frau Lauenstein, Ihr Schamreflex funktioniert ja noch. Hoffentlich konnte Ihr Mann die Schraube tauschen u d an der richtigen Stelle einsetzen! Das dachte ich bevor es blitzte -Satire! – Das Dilemma beklagen Kabarettisten schon länger. Alle Zuspitzungen werden von der Realität überholt. – Erika Menzel

 

Natürlich ist Frau Lauenstein zuzustimmen, wenn sie den rüden Umgangston Ihrer Kritiker bedauert. Da besteht Handlungsbedarf. Doch der besteht noch viel mehr bei Frau Lauenstein und den Anderen, die sich rücksichtslos verhalten. Offenbar fehlt ihr jegliches Bewusstsein für ihre Fehler und ihre Rücksichtslosigkeit. Das kenne ich auch von meinen Nachbarn, die Sonntags Rasenmäher, Kettensägen und ähnliche Lärmquellen starten und mich hochaggressiv angehen und teils beschimpfen, wenn ich darauf bestehe, dass sie die Sonntagsruhe einhalten.

Als Täter kann man leicht „drüberstehen“. Doch wenn Autofahrer meinen sie müssten die zwei Prozent Verkehrsflächen, die für Fußgänger und Radfahrer zur Verfügung stehen auch noch für sich in Anspruch nehmen, sehe ich keinen Grund dafür Verständnis aufzubringen. Nach meiner Erfahrung werden Hinweise und Beschwerden von den Ordnungsämtern ignoriert. Die Bürger haben also nicht nur das Gefühl nicht gehört zu werden, sie werde tatsächlich nicht gehört. Gefühlt bleiben da nur noch Aufschrei und Selbstjustiz. Das ist nicht schön, vielleicht auch nicht in Ordnung, doch ansetzen muss man an der Quelle des Problems, also bei den Menschen, die – sei es nur im Moment oder aus ihrem Wesen heraus ständig – Rücksichtnahme missen lassen. – Iman Schwäbe

 

Die Autorin führt zunächst einige Regelverstöße, wie wir sie vielleicht schon alle einmal erlebt haben, auf. Sie beginnt mit ihrem eigenen. In einer bemerkenswerten alle gesellschaftlichen Bereiche umfassenden Analyse erhebt sie dann den Anspruch auf den Zustand der Demokratie insgesamt zu schließen. Stark!? Vielleicht verwechselt Frau Lauenstein in ihrer Weisheit bei den von ihr beschriebenen Beispielen auch nur eine lange Entwicklung von Ursachen und Wirkung. Sie glaubt ähnlich wie viele Politiker die Lebenswirklichkeit anderer genau zu kennen. Ihre Schlussfolgerung „ Leben und leben lassen“ wirkt auf mich eher hilflos. Wirkliche Lösungsansätze zeigt auch sie nicht auf. Es könnte m. E. schon helfen, ein wenig höflicher miteinander umzugehen. – W. Tempelmann

 

Frau Lauenstein macht mit ihrem Artikel genau das, was sie vorgibt, verhindern zu wollen: Das Verhalten einer aus dem „gutbürgerlichen Münchner Viertel“ stammenden Autofahrerin, so zu tun, als wären Vorschriften nur für andere da, sie könne überall mit ihrem vermutlich hochmotorisierten und für Städte zu großen Auto halten oder parken, wo sie gerade ein paar Schritte zu Fuß vermeiden möchte. Der Stil, wie sie über die daraus folgenden – sicher keinesfalls erstrebenswerten oder zu verteidigenden – Shitstorm-Aktivitäten beschreibt, soll zeigen, dass ihre Regelverstöße absolut vernachlässigbar seien.

Ich bin zwar auch Autofahrer, habe aber das Glück, seit 40 Jahren in einer Kleinstadt zu wohnen, wo ich nahezu alle Besorgungen per Fahrrad erledigen kann. Wie viele der hier an und neben beliebigen Straßenrändern halten- und parkenden AutofahrerInnen es auch hier gibt, die jeden Fußweg sparen wollen, schafft auch bei mir nicht gerade gute Laune! Da ich eine „gute Kinderstube“ durchlaufen habe und weder bei Facebook noch anderen von mir „asozial “ genannten Medien aktiv bin, vermisse ich aber oft, keine vorbereiteten Zettel mit dem Hinweis „parkt nicht auf unseren Wegen“ oder ähnlich freundlichen Ermahnungen in der Tasche zu haben, um sie möglichst an die Sicht störende Stellen unter die Scheibenwischer zu stecken. Ich weiß aber auch, dass andere Radfahrer mit solchen Zetteln keine Erfolge zeitigen, außer wieder Müll zu produzieren, der nicht im Altpapier landet. – Helmut Mörchen

 

Davon mal ganz abgesehen, dass Sie gegen die StVO verstoßen (Motor laufen lassen, im Kreuzungsbereich parken…) sind es genau Ihre „… 50 Gründe … “ die mich daran zweifeln lassen, dass die Menschen bereit sind, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. Außerdem „…ist es ja eh schon zu spät…“ – J. Rothmund

 

Vieles von dem, was Sie beschreiben, kann ich aus vollem Herzen bestätigen. Dass es schön wäre, man käme eher ins Gespräch über laufende Motoren während der Beifahrer einkaufen geht, oder über Parksünder, die auf Gehwegen, Zebrastreifen etc. parken, aber – und das kann ich aus vielfacher Erfahrung sagen – das gelingt sehr selten, da das Gegenüber genau darüber mit mir nicht reden möchte. Die Empörung, die Ihnen entgegengeschlagen ist, rührt wohl auch daher, dass daran etwas über unsere Gesellschaft deutlich wird, was tatsächlich beängstigend sein kann:

Die Selbstverständlichkeit, sich an bestimmte Regeln und Normen zu halten, verschwindet allmählich. Wenn es draußen 3° C hat, dann lässt der Einzelne gerne sein Auto laufen, weil er ja frieren könnte. Er denkt gar nicht an die Anderen, die Luft, das Klima – er denkt ja an sich. Oder wenn der nächste Parkplatz unbequem weit entfernt ist, dann stellt man sich halt ein Stück auf den Fußgängerüberweg. Dass kleine Kinder schwerlich die Straße einsehen können, hat der Parkplatzsuchende nicht auf dem Schirm, weil er ja seine Bequemlichkeit im Blick hat. Die Bedürfnisse des Einzelnen werden zunehmend höher bewertet als Interessen der Allgemeinheit. Das ist das, was Wut hervorruft und hilflos macht. – Andrea Beck

 

Mercedes Lauenstein hat natürlich völlig Recht, wenn sie Agressivität der Auseinandersetzung im zwischenmenschlichen Bereich beklagt. Ich hätte mir zwar eher eine Überschrift gewünscht, die „Schafft die Shitstorms alle ab“ lautet, denn auch im Internet ist der Ton nicht passend, aber sei es drum. Was mich allerdings stutzig macht ist der Satz „Wenn eine Gruppe glaubt, sie habe die Wahrheit für sich gepachtet“, denn offenbar ist Frau Lauenstein der Meinung, dass es sich hierbei auf jeden Fall um die jeweils anderen handeln muss.

Ohne das Gekeife rechtfertigen zu wollen, aber vielleicht werden manche Menschen mittlerweise laut, weil freundliches Nachfragen seit Jahren ja offenbar nicht hilft. Natürlich sitzt man wenns kalt ist bei laufendem Motor im Auto. Das Ding kühlt ja dummerweise innerhalb von Sekunden aus. Und indem Millionen Leute weltweit das seit Jahrzehnten so machen, tragen sie damit auch zu einem Teil zur in diesem Fall völlig unnötigen Erderwärmung bei. Weil es daduch im Sommer immer so unerträglich heiß ist, setzt man sich denn auch schön mit laufender Klimaanlage in die Karre. Das läuft. Ich selbst habe zweimal zaghaft versucht, entsprechende Mitbürger auf dieses Verhalten anzusprechen. Beim ersten mal war die Antwort „Ach, bist Du hier die Chefin, oder was?“, beim zweiten mal gabs ein „Verpiss Dich, Du blöde Fotze“. Seitdem ärgere ich mich lieber in mich hinein.

Als Fußgängerin frage ich mich aber bei jedem Fahrzeug, das ganz oder teilweise auf einem Fußgängerüberweg parkt, ob nicht der entsprechende Fahrer auch denkt, die Weisheit für sich gepachtet zu haben. Mit welcher Berechtigung werden die Regeln der Straßenverkehrsordnung denn individuell ausgelegt? Ob jemand trotzdem noch vorbei passt ist hier doch gar nicht relevant, sondern dass durch dieses rücksichtslose Verhalten der Überweg vom fließenden Verkehr nicht mehr rchtig eingesehen werden kann und damit die schwächsten Verkehrsteilnehmer bewusst in Gefahr gebracht werden. Nicht ohne Grund gilt vor und nach Fußgängerüberwegen eine Parkverbot von 5m (statt 30cm hinein)! Ich stelle mein Fahrrad ja auch nicht auf der Straße an den Rand, selbst wenn dann noch alle Autos vorbei passen. Just sayin. Wenn eine ganze Seite lang das Verhalten anderer beklagt wird, ist ggf. auch etwas Selbstreflexion angebracht. – Sandra Seilmann

 

Ich möchte anmerken, dass Frau Lauenstein in ihrem Artikel auf der Prominenten Bühne eines Zeitartikels letztlich leider nichts anderes macht als der schreiende Gegenüber. Sie äußert sich recht abfällig über ihre Mitmenschen. In der Äußerung „ganzkörperverpanzerte Warnwesten Astronauten“ sehe ich zumindest keine Wertschätzung. Aber nicht nur diese Bemerkung ist mir aufgefallen. In dem ganzen Artikel schwingt ein Unmut mit, welcher das von ihr selbst gewünschte „Drüber stehen“ leider vermissen lässt. Frau Lauenstein nutzt als Journalistin nur elegantere Methoden diesen Unmut auszudrücken, was es aber nicht besser macht. – Ingo Bolm

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer jetzt dem Osten nicht hilft, ruiniert das ganze Land“ von Jana Hensel

 

Ich bin Wessi aus einfachen Verhältnissen, mittlerweile 51 Jahre, und habe in verschiedenen norddeutschen Städten gearbeitet und gelebt. Die Wiedervereinigung fand ich super, aber habe sie als Soldat leider nur vom Fernseher in der Kaserne aus miterlebt. Meinen Solidarbeitrag zum Aufbau Ost habe 30 Jahre immer gerne gezahlt. Aber Anfang der 90er habe ich auch erlebt, wie das Braunschweiger Land viele Arbeitsplätze verlor, weil West-Firmen lieber 50km östlich eine Fertigung mit hoher Förderquote aufbauten und im Westen nur noch die Zentrale oder Entwicklung blieb. Ich habe als Student erlebt wie Millionen in Förderprogramme für die ersten „Naziwellen in Ostdeutschland“ geflossen sind, teilweise vielleicht sinnvoll in Jugendzentren, aber teilweise unsinnig in Pädagogische Erlebnistouren nach Korsika oder für pädagogisch betreute Segeltörns.

Als IGMetaller habe ich mit Unverständnis erlebt, wie trotz massiver Unterstützung aus dem Westen, die Kumpels im Osten gegen die Einführung der 35 Stundenwoche gestimmt haben. Heute jammern sie dafür für mehr Geld. Als Tourist habe ich fast nur im schön sanierten Ostharz Urlaub gemacht, weil der Westharz ohne Fördermillionen längst abgehängt war. Auch im Westen gibt es nach 80 Jahren nach WK II viele Millionen Menschen, die kein Vermögen aufbauen konnten, und in einfachen Mietshäusern leben, und später von ihrer kargen Rente. Die Einwandererfamilien in den 70ern und 80ern haben nicht so gejammert, wie sie stellvertretend für viele „Ossis“. Ich habe mittlerweile Null Verständnis für die ewige fast schon typische ostdeutsche Jammerei. Ihr fühlt euch so oft „zu kurz“ gekommen, seid ihr aber nicht. Bitte mal aufwachen und Augen aufmachen, oder in den Westen reisen und schauen, wie es da ausschaut.

Ich habe Null Verständnis für Eure Ausländerfeindlichkeit, gerade weil im Osten im Verhältnis zum Westen kaum Ausländer leben. Ich habe Null Verständnis für weiteres Geld für den angeblich armen Osten. Schauen sie sich Ostfriesland, die Eifel, das Saarland und Ruhrgebiet an. Auch diese Regionen sind seit Jahrzehnten strukturschwach. Dort verfallen Schulen, Büchereien, Brücken, Straßen, Gartenanlagen und sonstige Infrastrukturen. Aber die jammern nicht so rum, wie sie für den Osten, sondern versuchen selbst Lösungen zu finden. Viele Kommunen in diesen Westregionen kommen nicht von ihren Dispokrediten runter und haben eine bis zu zehnmal so hohe Pro-Kopf-Verschuldung wie viele ostdeutsche Kommunen. Zeigt endlich mal Haltung gegen eure Nazis, gegen die Ost-AFD, gegen Pegida, gegen Ost-Jammerei. Helft euch endlich mal wieder selbst! 1989 hat es doch auch geklappt. Und hört bitte mit dieser Jammerei auf! Ich kann sie nicht mehr hören und viele „Ossis“ vermutlich auch nicht mehr. – Christian Sprute

 

Mit Freude und gerührt habe ich den Artikel von Jana Hensel gelesen, die sich für ihre Heimat einsetzt, und zwar auf eine ehrliche und emphatische Weise. Ich möchte als „Westdeutsche“, dass wir zusammen von der Wiedervereinigung profitieren. Ich möchte nicht, dass der „Westen“ einziger Gewinner ist und bleiben wird! Als die Wiedervereinigung im Gange war lebte ich in Frankreich. Ich kann mich an eine Dokumentationsserie erinnern, in der ich (aus deutlicher Entfernung) sah, wie der Osten und die Menschen dort von westlichen Geschäftsleuten vereinnehmt wurden….es war traurig das sehen zu müssen. Ich kann mich an den Namen der Serie nicht erinnern, aber es war eine filmische Arbeit, die mich sehr berührte und wenn ich heute die Probleme in den östlichen Bundesländern sehe (und darüber lese) wundert es mich nicht. Wenn keine gesunde Basis für ein vereinigtes Land aufgebaut wird, kann man nicht erreichen, dass die Menschen sich mit der BRD identifizieren. Jana Hensel zeigt überzeugende Maßnahmen auf. Ich bete, dass unserer Politiker auf sie hören und endlich etwas tun, anstatt die Stimmung in den ehemaligen DDR-Ländern zu ignorieren. – Christine Eisenacher

 

Einfach mehr von Jana Hensel drucken und politisch auch umsetzen! Würde die AFD ärgern und damit ja automatisch die westdeutsche „Elite“ freuen. – Theo Gohlke

 

Ihren artikel über den „armen osten“ habe ich mit interesse gelesen. ohne auf die einzelnen punkte einzugehen, sage ich ihnen zu ihren klagen allumfassend: wenn die menschen im osten nach mehr als einer generation und nach unterstützungen in milliardenhöhe (zu viele) nicht in der lage sind sich selbst zu entwickeln, dann ist jede weitere unterstützung nur verbranntes geld. Ihre jungen frauen, die den weg in den westen genommen haben, sind hier grossenteils erfolgreich. und wenn eure jungs den hintern nicht hochkriegen, wie sich in den letzten 30 jahren gezeigt hat, dann kann auch noch mehr geld nicht helfen. ich möchte nur noch kurz an die zeit von 1945 bis 1960 erinnern, da gab es einen marshall-plan und dann haben hier alle in die hände gespuckt und auch noch millionen flüchtlinge intergriert. wann fangt ihr an in die hände zu spucken??? – klaus j clemens

 

Ihre Autorin ist eine intelligente Frau. Der Osten hat noch viel mehr zu bieten. Die echten Ostler sind intelligenter als die Wessis. Im Osten ist unsere Kultur entstanden, die nicht nur von Goethe oder Schiller geprägt war. Andere große Persönlichkeiten wie Luther und Gropius sind dort groß geworden. Das sieht man auch an den Beitrag ihrer Autorin. – Gunter Knauer

 

Den Beitrag von Jana Hensel „wer jetzt nicht dem Osten hilft…“ hätte ich in der Rubrik Streit erwartet. Eine Polemik, eine Streitschrift, man kann es gut finden oder nicht, sich aufregen oder gelassen bleiben. Der Beitrag bietet keine inhaltliche Diskussion zur Fragestellung. – Marianne Sammann

 

Zum Artikel „Wer jetzt dem Osten nicht hilft …“: Der Satz „ im Gegenzug verlassen seit drei Jahrzehnten die Jungen, Klugen, Fitten den Osten gen Westen“ müsste dahingehend ergänzt werden, dass diese Flucht in den Westen bereits seit 1945 anhält. Wer aus dem Westen jetzt in den Osten geht, hat seine Wurzeln, seine Vorfahren großenteils im Osten. Den Trend in den Westen hatten nach dem Krieg alle bedeutenden Firmen. Hier sind sie ansässig. Was sollte sie und ihre Führungskräfte motivieren, jetzt in den Osten zurückzukehren? Wenn man aber die Familien Deutscher Führungskräfte betrachtet, wird man überproportional viele mit Wurzeln im Osten finden. – Ernst v. Ledebur

 

Die Autorin kann sich glücklich preisen, inzwischen in der Freiheit unserer Sozialen Marktwirtschaft zu leben und in der Zeit-Redaktion liberale Ressortleiter gefunden zu haben,ihre agitatorischen, fast umstürzlerischen kruden Ideen zu veröffentlichen. Wenn ich die Biografie der 1976 Geborenen mir vergegenwärtige, dann hat sie bis zum Beitritt 1991 die Segnungen der untergegangenen DDR mit frühzeitiger politischer Indoktrination und erzieherischem Einfluß ihrer Eltern sozusagen mit der Muttermilch resorbiert. Offenkundig hat sie in ihrem selbst bestimmten Leben,sich geistig nicht aus der früheren Prägung befreien wollen und zieht es vor,die Entwicklungen in dem östlichen Teil der Republik als weitgehend mißlungen anzuprangern,um dann dialektisch unsägliche Patentrezepte für die Regierung zu verkünden.

Einen ernst zu nehmenden Resonanzboden kann auch die unsinnige Überschrift nicht liefern. Hensel sollte mal über den Tellerrand ihrer beschränkten Einsichten hinausblicken,um zu sehen in welcher positiven Ausnahmesituation das Beitrittsgebiet im Vergleich zu allen anderen,aus dem kommunistischen Ostblock unabhängig gewordenen Staaten war und nach wie vor ist. Wer in Staat und Gesellschaft mehr Geltung erlangen will, muss das weniger durch Beklagen einer zu geringen Beachtung als vielmehr durch persönliche Stärke,seine positiven Vorstellungen zu realisieren, anhaltend beweisen.Davon gibt es in Ost und West genügend gute Beispiele, wie jedermann weiß! – Heinz-W. Raderschatt

 

Frau Hensel beklagt den geringen Anteil an ostdeutschen Führungskräften. Sie vergisst dabei, dass eine ziemlich wichtige Führungskraft Ostdeutsche ist und genau in 2015 mit einer einsamen Entscheidung den Rechtsruck ausgelöst hat. – Claude Weber

 

Danke für diesen mutigen Artikel, endlich ein Beitrag, der nicht weichgespült wurde. Hut ab vor Ihrer Courage, die Widersacher werden laut sein. Ich, ebenfalls Ossi, kann diese ungeschminkte, klare Analyse nur begrüßen. Sie haben den Finger in eine Wunde gelegt, das ist gewiss schmerzhaft. Ich möchte Sie jedoch ermutigen, diese Sicht der Dinge beizubehalten und ernst zu nehmen. Erst wenn zugefügte Wunden heilen können, wird sich unser gemeinsames Land gesund entwickeln können. Vielleicht beginnen Sie bei sich selbst: Stampfen sie Ihre Sonderausgabe Ost ein und räumen diesen Themen einen breiteren Rahmen in Ihrer gesamtdeutschen Ausgabe ein. Es wäre ein weitere Schritt in die richtige Richtung. – Dr. Annebärbel Jungbluth

 

Jana Hensel erklärt der Welt also wieder einmal, was zu tun ist. Und wieder werden die Antworten kommen, die immer kommen. Eine Quote für Ostdeutsche? Ich bin Jahrgang 1974, habe 15 Jahre in der DDR und 30 Jahre in „Gesamtdeutschland“ gelebt. Trotz des Ungleichgewichts würde ich bei einer Ostquote vermutlich als Ossi durchgehen, denn bei einem ausgewogenen Verhältnis wäre ich mindestens 60 Jahre alt. Ich denke nicht, dass Jana Hensel ausschließlich über 60jährige ostkompetent findet. Von den 30 Gesamtdeutschen Jahren lebte ich zwei Jahre im „richtigen“ Westen und 20 Jahre in Berlin, wobei ich hier noch nach West- und Ostberlin trennen müsste, was die Sache komplizierter macht. Würde ich damit noch unter die Ostquote fallen? Wie wäre es mit meinem Kollegen 1986 geboren, durchaus sehr sympathisch „ostsozialisiert“ wie ich meine. Aber er käme nur auf 5 Jahre im „richtigen“ Vorwendeosten, allerdings auf mehr „richtige“ Nachwendeostjahre als ich, war aber nach dem Studium zunächst auch im Westen tätig. Oder meine Kollegin, die als Kind mit Ihren Eltern von München nach Dresden gegangen ist. Reicht das für die Ostquote? Gelitten hat sie als „Westkind“ im Osten durchaus, aber das ist ein anderes Leid und bedarf sicher einer anderen Quote… Komplizierter wird es bei der Förderung einer „ostdeutschen“ Nachwuchselite. Und bei all diesen Überlegungen haben wir noch den zweiten Part „die Führungspositionen“ definiert…

Wir werden die Fehler die nach der Wiedervereinigung gemacht wurden, nicht korrigieren können nicht mit Milliarden und nicht mit einer Ostquote. Wir benötigen vernünftige Lösungen, eine Förderung für strukturschwache Gegenden und Teilhabe- und Entwicklungsmöglichkeiten unabhängig von der Herkunft und dem Geldbeutel der Eltern. Widergutmachen kann man damit zerrissene Familien, den Weggang ganzer Generationen nicht, aber eine andere Entwicklung auf den Weg bringen. Eine gute Kinderbetreuung, bezahlbarer Wohnraum oder auch bezahlbare Grundstück, Lebensqualität statt Stau locken bereits jetzt Rückkehrer in die alte Heimat. Soziale Infrastruktur, gute Schulen, ein gut ausgebauter öffentlicher Nahverkehr, schnelles Internet, manchmal würde vielleicht sogar der durchgängige Handyempfang reichen, um sogenannte „abgehängte“ Regionen lebenswert zu machen und das unabhängig von der Himmelsrichtung. Viele Vorschläge würde ich sofort unterstützen – Abschaffung Ehegattensplitting, höhere Erbschaftssteuer usw. – nicht da sie eher dem Osten zugute kämen, sondern weil es sinnvolle gesamtdeutsche oder schlichtweg gesellschaftlich sinnvolle Vorschläge sind. – Sylvia Schimke

 

Die Argumentation kann ich nicht nachvollziehen. Die Wessis sollen es wieder richten mit Geldtransfer und Quoten? In Ungarn und Polen gab es keine übergriffigen Besserwessis und trotzdem gibt es dort starke nationalistische Strömungen. Die Therapie muss also woanders ansetzen. Vielleicht bei den Folgen von jahrzehntelanger Unterdrückung durch Diktatur, Kriegstraumatas usw. ? – Michael Großmann

 

Am Anfang dachte ich, der Text sei ironisch gemeint, was sich aber beim Weiterlesen leider nicht bestätigte. Frau Hensel gibt selbst für die beklagten Missstände u.a. das Wahlverhalten der Ostdeutschen bei der ersten gesamtdeutschen Wahl an. Die im Umfeld es Neuen Forums erarbeiteten Konzepte fanden nach der Wende keine Beachtung mehr, weil die Ostbürger Helmut Kohl wählten, obwohl es genug Warnungen gab, dass den blühenden Landschaften ein schmerzhafter Prozess vorausgeht. Der Aufbau Ost ist nun weitgehend abgeschlossen. Der alte DDR Ruf nach denn da oben, die sich einen Kopp machen müssen, klingt aber immer noch. Auch 30 Jahre nach der Wende wird der Westen für das Wahlverhalten der Ostdeutschen verantwortlich gemacht. Nein, ich kann nicht erkennen, dass die Not in den östlichen Bundesländern so groß ist, dass man gezwungen ist, Parteien zu wählen, die man eigentlich nicht wählen will. Die Verantwortung für ihr Wahlverhalten haben die Ostdeutschen selbst und auch für die möglichen Folgen. – Hans Lawo

 

Vielen Dank für Ihre courgierten Einsatz. Ich glaube nur, dass schnell eine Reihe von leicht zu verwirklchenden Strukturverbesserungen nötig sind, bevor die Industrie- und Führungsstruktur verbessert werden können. Deshalb sende ich hier meinen Vorschlag. Die Alt-Parteien wollen zu Recht nicht mit der populistischen AfD zusammenarbeiten. Es gelingt ihnen aber nicht sie einzudämmen, weil sie sich nicht näher mit den Gründen für die hohe Akzeptanz befassen oder ratlos sind, wie man den Ursachen für den Protest entgegentreten kann. Seit dem Ende der DDR, die selbst in ländlichen Gegenden Industriebetriebe angesiedelt, also die Arbeit zu den Menschen gebracht hatte, hat eine Deindustrialisierung stattgefunden. Die darauf folgende Abwanderung jüngerer Arbeitskräfte ist in den zwei Bundesländern Sachsen-Anhalt und Thüringen, die direkt an die alte BRD grenzen, am stärksten.

Als zweites Problem, das den Menschen, je älter sie werden, immer stärker bewusst wird, betrachte ich die Rationalisierung im ländlichen Raum durch Konzentration aller Versorgungseinrichtungen. Viele Dörfer haben kein Lebensmittelgeschäft mehr. Die Dorfgaststätten sind verschwunden, an ihre Stelle sind bestenfalls Imbissstände getreten. Bäcker und Fleischer sind durch Verkaufsstände in den Supermärkten verdrängt worden, von Obst- und Gemüseläden ganz zu schweigen. In manchen Dörfern fahren fliegende Händler zu festen Verkaufszeiten auf. Diese müssen dann von den alten Leuten wahrgenommen werden, die zunehmend auf ihr Fahrrad oder ihr Auto verzichten müssen. Für sie hat sich die Lage im Vergleich zur DDR verschlechtert, denn damals gab es wenigstens einen Konsum in jedem Dorf, wenn auch das Warenangebot überschaubar war.

Aber auch die öffentliche Verwaltung wurde konzentriert. Gemeinden wurden zusammengelegt, nur noch ein Rathaus anstatt drei oder vier Gemeindeverwaltungen. Zur Grundschule werden die Kinder mit dem Bus gebracht. Für alle anderen gibt es auch nur drei oder vier Busverbindungen pro Tag. Bahnhöfe wurden stillgelegt. Weil zu wenig Fahrgäste auf dem Bahnsteig warteten, hält der Zug nicht mehr. Weit weg ist auch die nächste Polizeistation, eine Arztpraxis oder das Krankenhaus. Vor dreißig Jahren war jeder begeistert, sich ein eigenes Auto leisten zu können. Da machte es ihr oder ihm nichts aus, dass man, um billig einzukaufen, das Auto brauchte. Die Kinder waren noch da und halfen im Zweifelsfall aus. Die jetzt alt Werdenden sind oft auf sich allein gestellt. Sie brauchen PflegerInnen, die Mangelware sind. Da verkündet der Gesundheitsminister, man müsse ausländische Arbeitskräfte für diese Dienstleistungen zu Hause, im Krankenhaus und im Pflegeheim anwerben. Das ist für die Dorfbewohner ein Horror. Ihre jüngeren Verwandten sind weg, arbeiten im „Westen“.

Die freien Wohnungen im Dorf werden von Ausländern bezogen. Sie kennen ihre Heimat nicht mehr wieder. Wir möchten ihnen zurufen: „Das bedeutet nicht Überfremdung und die Frauen, die Euch helfen, sind auch nicht die potentiellen Straftäter, denen Ihr, ohne Polizeischutz ausgeliefert zu sein, befürchtet.“ Doch müssen wir diese Furcht ernst nehmen. Unsere Politiker können nicht die Augen davor verschließen, denn das ist das Feld, auf dem die AfD erntet, was sie nicht gesät hat. Aus Berichten über die stadtfernen Regionen erfährt man, dass die Betroffenen nicht untätig sind. Sie organisieren Nachbarschaftstreffen und beleben damit den Zusammenhalt. Aber das bedeutet noch lange nicht ein tägliches Angebot. Es ersetzt nicht das Gasthaus oder das Café. Vorrangig müssen Mittel bereitgestellt werden für möglichst täglich zur Verfügung stehende Gemeinschaftsräume, deren Trägerschaft sich die Parteien, Kirchen- und Sportvereine teilen könnten.

Subventionen sind auch notwendig für einen Fahrdienst, der aus öft verkehrenden Klein-Busverbindungen oder einem Bedarfsverkehr nach dem Vorbild des Berlkönig, einem Versuchsbetrieb der BVG, eingerichtet werden könnte. Nur schwer kann ich den Wunsch unterdrücken, die riesigen Supermärkte zu verbieten und von unseren Einzelhandelskonzernen die Rückkehr zu Emma-Läden zu verlangen. Wegen des darauf zu erwartenden Widerstandes habe ich mich auf zwei Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur auf dem Lande beschränkt, die sich zeitnah umsetzen lassen. Dringend müssen durch Ansiedlung von Unternehmen Arbeitsplätze geschaffen werden, damit den „Umsiedlern“ die Rückkehr in ihre Heimat ermöglicht wird. – Jürgen Kirschning

 

Ebenso wie es der Autorin „ziemlich auf die Nerven geht“, solche Texte zu schreiben, nervt es mich, diese zu lesen. Doch ist beider Klage verzichtbar, da das Schreiben, wie das Lesen freiwillig geschieht. Da ich aber mit Frau Hensel darin übereinstimme, die Lage im Land für dramatisch zu halten, schreibe erstmals ich in dieser Angelegenheit. Es geht um den Osten, demgegenüber der Westen eine Mauer von Unverständnis und Desinteresse errichtet habe, weil jener sich lieber mit sich selbst beschäftige, während über „gesamtdeutsche Kompetenz […] vornehmlich die Ostdeutschen allein“ verfügten. Plausible Begründungen für diese Behauptungen bleibt die Autorin schuldig, sondern beschreibt den Osten mit „Pegida, AfD [und] Ausnahmezustand“, wie ein emotional verwahrlostes, nach Aufmerksamkeit schreiendes Kind, demgegenüber der Westen endlich Verantwortung übernehmen müsse – „mehr Geld, Macht und Quoten für den Osten“. Von der Verantwortung der Ostdeutschen für sich selbst, von Verantwortung für die in ihrer Mitte entstehende Intoleranz und den Haß, die verbale und zum Teil auch physische Gewalt, von Verantwortung für das Schweigen, Zuschauen oder Zustimmen an der Wahlurne und auf der Straße gegenüber dem Treiben der Rechten schreibt Frau Hensel nicht.

Ich bin nun einer von jenen Ostdeutschen, die seit 1989 den Westen „unterschichten“ – so habe ich mich selbst bisher nicht sozial verortet, aber vielleicht stimmt es ja auch in gewisser Weise: Alt genug, um in der DDR am Abitur gehindert und stattdessen in eine Berufsausbildung genötigt zu werden und jung genug, um nach der Wende das Abitur nachzuholen, zu studieren und inzwischen seit über 20 Jahren in Bayern als Arzt und Psychotherapeut zu praktizieren und eine Familie zu gründen. Berufshalber habe ich also täglich mit den „Unterschichten“ aus West und Ost stammender Menschen zu tun. Wesentliche Unterschiede sehe ich hierbei nicht – in den Familien im Westen gibt es nicht weniger Bruchlinien, Beziehungslosigkeiten, Entfremdungen, unerfüllte Versorgungswünsche als in jenen aus dem Osten. Fremd ist mir aber gerade als Ostdeutscher an der Gesellschaft im Osten deren Gefühl geworden, anders, unverstanden, benachteiligt, abgehängt zu sein. Das wirkt auf mich vor allem wie eine kollektive Weigerung, erwachsen zu werden, was heißt Selbstverantwortung zu übernehmen und die Konsequenzen eigenen Handelns (und Wählens) selbst zu tragen.

Daran hat natürlich die Alimentierung und Bevormundung, die „Überschichtung“ aus dem Westen wichtigen Anteil, woraus aber gerade eben nicht der Schluß gezogen werden kann, nun so weiter zu machen. Als Ostdeutscher verstehe ich die ostdeutsche Selbsteinmauerung in die Opferhaltung deshalb nicht, weil doch gerade die Eigenverantwortung, der „aufrechte Gang“, das selbstverantwortete Ergreifen der Initiative, gegen alle Widerstände und Bevormundungen sein Leben selbst gestalten zu jenen Fähigkeiten gehörten, die die „friedlichen Revolutionäre“ in die gesamtdeutsche Gruppenmatrix einbringen könnten.

Aber vielleicht stimmt ja die Analyse des (ostdeutschen) Historikers Ilko-Sascha Kowalczuk (u.a. „Endspiel“, 2009 und „Die Übernahme“, 2019), wonach eine Revolution immer nur die Sache einer Minderheit ist, der die hierdurch veränderte Mehrheit unbeteiligt, gleichgültig gegenübersteht. Der Erfolg der Rechtspopulisten und Antidemokraten hat wohl mehr mit dem „vormundschaftlichen Staat“ (Rolf Henrich), der allgegenwärtigen Lenkung, Beeinflussung und Überwachung in der DDR, in der „die allseitig entwickelte sozialistische Persönlichkeit“ gerade nicht erwachsen werden und damit die Unfreiheit empfinden sollte. Eine „Wende 2.0“ zu sein können die Rechten wohl kaum für sich beanspruchen. Sie verschaffen eher den Stalinisten und deren realsozialistischer Diktatur einen späten Triumph, dem dekadenten Westen noch einmal so recht das Fürchten zu lehren. – Dr. med. univ. Peer ARNDT

 

Die Larmoyanz im Osten. Zugegeben, den Menschen in den östlichen Bundesländern pauschal Larmoyanz zu unterstellen ist ziemlich platt. Aber wenn Frau Hansel in ihrem Beitrag nur so mit Plattheiten um sich wirft („meine Leute“, „Der Westen muss sich um den Osten kümmern“, „die Mauer, die der Westen um sich gezogen hat“ usw. usw.) kann man eigentlich gar nicht anders darauf reagieren. Ich frage mich, ob Frau Hansel hier nur ein bisschen provozieren will (das ist gelungen), ober sie wirklich ernsthaft meint, was sie hier schreibt. Und wenn zweites stimmen sollte, so möchte ich sie hiermit einmal auffordern, doch vielleicht mal die „westdeutsche“ Perspektive zu beachten; dass wir im Westen die so einzigartige und verletzte ostdeutsche Seele verstehen müssten, wird uns ja in irgendwelchen Talkshows oder sonstigen Verlautbarungen und das fast seit Anbeginn der Wiedervereinigung immer wieder stakkatoartig erzählt.

Ich bin ein typisches westdeutsches Nachkriegskind; geboren 1961 und meine Heimat war Deutschland, was meinte West-Deutschland. Die DDR war Ausland, noch zudem weit entferntes (natürlich nicht geographisch) Ausland mit einem völlig anderen Staats-und Gesellschaftsmodell. Gefühlt hatte meine Generation mit Holland, Frankreich, England, selbst den weit entfernten USA mehr gemein als mit der DDR. Dann kam die Wiedervereinigung und ich habe mich gefreut; nicht aus nationaler Begeisterung, sondern weil es den Menschen gelungen war, eine schlimme Diktatur abzuschütteln und die Chance für ein besseres Leben zu bekommen. Solidaritätszuschlag, ein Absenken der Renten, eine sprunghaft steigende Staatsverschuldung und viele Projekte, die im Western plötzlich auf der Prioritätenlisten nach unten rutschten, habe ich gerne in Kauf genommen. Das war nun mal so, und es war gut.

Dass nicht alles so schnell und gut lief, wie sich das vielleicht einige Leute gedacht haben, kann schon sein. Aber, gab es einen Masterplan für dieses Unterfangen und ist es wirklich so schlecht gelaufen? Von ausländischen Freunden habe ich schon oft gehört, wie sehr sie uns Deutsche für diese Aufbauleistung bewundern, und dass man dies in anderen Ländern wohl so nicht hinbekommen hätte. Das Image der deutschen Leistungsfähigkeit und Effizienz existiert im Ausland wohl immer noch, vielleicht sogar gerade wegen einer doch als gelungen empfundenen Wiedervereinigung. Und jetzt kommen Sie, Frau Hensel, und klagen, jammern, fordern und befeuern damit nur die ohnehin schon weit verbreitete Krisenstimmung in den neuen Ländern. Manchmal weiß ich aber gar nicht, ob es nicht vielleicht sogar wirklich einen gewissen Hang zum großen Drama in den neuen Bundesländern, ganz unabhängig von den tatsächlichen Gegebenheiten, gibt.

Beispiel Dresden: jedes Jahr wird dort ein Riesen-Bohei wg. der Zerstörung der Stadt im 2. Weltkrieg gemacht. Kaum einer, der dies miterleben musste, lebt heute noch, aber die ständig wiederholten Betroffenheitsinszenierungen lassen einen vermuten, die Bomben wären erst gestern runtergekommen. Was soll das? Natürlich war die Zerstörung Dresdens schlimm und ein Kriegsverbrechen, aber in Sachsen scheint man wohl der Meinung zu sein, Dresden wäre als einzige deutsche Stadt zerstört worden (in Hamburg, nur um ein Beispiel zu nennen, gab es doppelt so viele Opfer).

Ich wohne in der Nähe von Köln. Dort findet jedes Jahr ein großes Feuerwerk statt und jedes Jahr unter einem anderen Motto. Vor ein paar Jahren war das Motto die „Geschichte der Stadt“ und dabei konnte ihre fast vollständige Zerstörung im Krieg natürlich nicht einfach übersprungen werden. Bei den rührseligen Reinländern flossen Tränen, aber nach 5 Minuten wurde auch schon wieder das hohe Lied auf die schönste Stadt der Welt angestimmt. So geht Umgang mit Geschichte und Vergangenheit.

Fazit: liebe Frau Hensel und liebe Mitbürger in den neuen Bundesländern. Ich freuange mich immer noch wie Bolle, dass Ihr jetzt in einem freien und in weiten Teilen prosperierenden Land leben könnt. Sicherlich gibt es noch einiges zu tun, aber hört endlich mit dem Gejammer auf und freut Euch über das Erreichte. Und wartet nicht immer nur darauf, dass der reiche, aber angeblich so teilnahmslose Westen was für Euch tut. Apropos, es soll doch gerade in Brandenburg ein riesiges TESLA Werk mit tausenden von Arbeitsplätzen gebaut werden, aber das wollen ja auch wieder viele nicht, weil das die schöne Landschaft ruiniert, geht’s noch? Und wen Ihr meint, mit einer rechtsextremen AfD besser zu fahren, dann kann ich nichts anderes (und dies ganz platt) sagen: „Habt Ihr sie noch alle auf der Reihe?“ – Andreas Trippe

 

Was sind denn nun eigentlich Ostdeutsche? Menschen, die 1989 im Osten gelebt hatten und deren Nachkommen, auch wenn diese im „Westen wohnen“? Reicht auch ein Elternteil, um in den Genuss von Macht, Quoten und Geld zu kommen? Was ist eigentlich mit denen, die vor 1989 „rüber “ sind? Wenn es in 30 Jahren nicht gelungen ist zu Macht und Geld zu kommen liegt das an den allgemeinen Strukturen. Die Strukturen sind aber für alle gleich und hängen direkt und indirekt mit der Hinwendung zum Neoliberalismus und der geistig moralischen Wende in den meisten Industrieländern von Anfang der 80er Jahre zusammen. Seitdem driftet die Lebenswirklichkeit derjengen, die erben und Grundbesitz haben und jenen, die ausschliesslich von Ihrer Arbeit leben müssen immer weiter auseinander und die Chancen selbst aufzusteigen werden immer geringer. – Ulrich M. Lehmann

 

Frau Hensel entlarvt sich in diesem Artikel unbewusst selbst, indem Sie ein West-Zentriertes Weltbild forciert. Der Westen müsse sich um den Osten kümmern, als wäre der Osten ein ungehöriges Stiefkind, das es niemand Recht machen kann! Auch die Auffassung das der „Westen“ einen demokratisch funktionierenden Osten bräuchte, ist gelinde gesagt Unverschämt, insinuiert dies doch einen angeblichen Demokratie Mangel des letzteren. Das der Osten vielleicht absolut richtig liegt und der Westen das Problem darstellt, wird selbstgefällig nicht mal in Erwägung gezogen. – Marc Hindel

 

Als Westdeutscher, der u. a. den „Ostausverkauf“ durch die Treuhand miterlebt hat, empfinde ich Ihren wiederholten „Aufruf“ mehr als notwendig und hoffe, dass er nicht wieder zu den Akten gelegt wird. Um ihn als Handlungsanweisung zu diskutieren, sollte er an die Politiker/Abgeordneten aller Parteien per Einschreiben gesandt werden. Wenn nicht umgehend und über Parteigrenzen hinweg die richtigen Weichen gestellt und konsequent verfolgt werden, schaffen wir Tolerenz, Frieden, Demokratie ganz ab. – Peter Gwinner

 

Die Ausführungen von Frau Hensel kann ich insgesamt nur unterstützen, bis auf einen Vorschlag: Bitte kein eigenes Ministerium. Ministerien neigen dazu sich irgendwann zu verselbständigen und zu verwalten. Nicht noch mehr Lobbyisten und Berater, die sich gnadenlos bedienen; siehe Bundeswehr und Verkehrsministerium. Es geht auch einfacher: Jedes ostdeutsche Bundesland sucht 5 Personen aus der jeweiligen Landesregierung aus. Nicht die Ministerriege und auch keine Staatssekretäre, sondern Menschen von der Basis, die wissen wo der Schuh drückt. Diese Personen treffen sich einmal im Monat und erarbeiten Vorschläge. Nach 6 Monaten verständigen sich die ostdeutschen Bundesländer auf eine gemeinsame Vorschlagsliste und stellen einen gemeinsam Antrag an die Bundesregierung. Wenn es gut gemacht wird, werden auch die anderen Bundesländer ihre Zustimmung nicht verweigern. Und zum Schluss; eine Beteilung von Westdeutschen „Beratern“ kann außen vor bleiben. – Werner Alz

 

Als „waschechter Wessi“ und langjähriger SPD-Wähler möchte ich Frau Jana Hensel unterstützen. Weitermachen! Die „Mauer“, die der Westen um sich gezogen hat“ beginnt so langsam zu bröckeln (wie die BERLINER MAUER vor über 30 Jahren). Die „gutgemeinten Almosen“ (Soli und andere „Aufbau-Hilfen) müssen jetzt endlich (nach dem „Thüringen-Debakel“) in echtes Ernstnehmenumgewandelt werden. Zuletzt hat sogar ein Markus Söder in einer Talkrunde bei Anne Will davon gesprochen, den „neuen Bundesländern“ mehr Achtungentgegen zu bringen und zu überlegen, wie das in die Tat umgesetzt werden kann. Ist nicht der Zulauf zur AfD im Osten ein Beweis dafür, dass auch mit Geld (und nicht nur mit Panzern) ein Beitritt, der als eine echte „Wiedervereinigung“ gedacht war, gut über die Bühne gebracht werden kann. Vielleicht haben die vergangenen 30 Jahre nicht gereicht und so etwas wie Erfurt musste passieren. – Dieter R Tröndle

 

Als gebürtiger Ostdeutscher, der seit 10 Jahren in Rheinland-Pfalz lebt und arbeitet, spricht mir Frau Hensel teilweise aus dem Herzen: Heimatliebe – Ja!, Viele Westdeutsche verstehen den Osten nicht. – Stimmt!, Der Westen hat von der Wiedervereinigung profitiert. – Was sonst?! Wie der Osten auch. Man müsste sich einmal vorstellen, die Mauer wäre erst im letzten Jahr gefallen. Internet, Smartphones, Autos mit allerlei Assistenzsystemen hätte es in der DDR nicht gegeben, die Kluft zwischen Ost und West wäre noch viel größer gewesen. Deshalb sollten wir froh sein, dass die Einheit 1990 stattgefunden hat. Die Lösungsansätze von Frau Hensel erscheinen mir jedoch nicht alle zielführend. Die neuen Bundesländer können aus eigener Kraft agieren, der Verdruss der Bürger ist nicht mit einfachen Geldmitteln zu stoppen.

Durch Kreisreformen wurde z.B. wertvolle Infrastruktur zerstört, die staatlichen Behörden vom Bürger entfernt. Der Kohleausstieg verlangt der Gesellschaft einen neuerlichen Kraftakt ab. Dadurch sinkt das Vertrauen in den Staat. Ideenwettbewerb? – Gute Idee!: Warum schafft man nicht in schwachen Regionen wie der Oberlausitz ein positives Klima für Firmengründer und Start-ups? Leere Gebäude gibt es genug. Eine Quotenregelung für Ostdeutsche? – Wer oder was ist ein Ostdeutscher? Jeder, der in den neuen Bundesländern geboren wurde? Muss er noch immer dort wohnen? Was ist mit Westdeutschen, die vor dreißig Jahren zugezogen sind und deren Kinder dort aufgewachsen sind? Ich glaube auch nicht, dass eine solche Regelung das Selbstbewusstsein erhöht. Geld für Rückkehrer? Es gibt Rückkehrermessen zwischen Weihnachten und Neujahr, die immer gut besucht sind. Das Interesse ist groß, aber da geht es nicht um Geld, sondern um KITA-Plätze und Arbeitsplätze, die den eigenen Qualifikationen entsprechen, damit man diesen Schritt wagt.

Wir wollten letztes Jahr zurückkehren. Sachsen braucht Lehrer v.a. fernab von Dresden und Leipzig. Aber wie sich herausstellte konnte man uns nur ein Angebot an anderen Schulformen unterbreiten, obwohl mehrere Schulleiter uns signalisiert hatten, dass man uns gut gebrauchen könne. Will heißen: Es liegt nicht nur am Westen, sondern auch an den jeweiligen Regierungen in den neuen Bundesländern, die es nicht verstehen, eine zukunftsorientierte und bürgernahe Politik zu betreiben. – Kai Küchler

 

Ich bin Jahrgang 1966 und als Kind einer Arbeiterfamilie in Brandenburg/H. aufgewachsen. Die politische Wendezeit ging mit schmerzlichen gesellschaftlichen Umbrüchen einher. Dramatische Einzelschicksale im Familien-und Bekanntenkreis habe ich hautnah miterlebt. Industriebetriebe starben und mit ihnen die Hoffnung vieler Menschen. Vor diesem Hintergrund fühle ich mich berechtigt, Frau Hensel zu widersprechen. Sie macht sich zum peinlichen Sprachrohr des dauerhaft jammernden Ossis, der jegliche Verantwortung für sein eigenes Tun an „den Westen“ abgibt. Sie fordert Respekt bei westdeutschen Mitbürgern ein, ohne ihnen diesen selbst auch nur ansatzweise entgegenzubringen. Zudem schürt sie Neid auf vermeindlich bessere Lebensverhältnisse im Westen. Strukturschwache Regionen und soziale Brennpunkte gibt es nicht nur im „Osten“. Das ist prämierter Kulturjournalismus? Ich bin fassungslos.

Demagogische Abgrenzungen von „Ost“ und „West“ vertiefen Gräben im täglichen Miteinander. Toleranz und Respekt vor unterschiedlich sozialisierten Mitbürgern ist die Grundlage für ein friedliches Miteinander. Glücklicherweise bin ich in den vergangenen 30 Jahren vielen Menschen aus den alten Bundesländern begegnet, die mein Leben bereichert haben. Für Frau Hensel schäme ich mich deshalb intensiv fremd. – Kerstin Schimmeck

 

Meine Familie ist eine Ost-West Mischung, entstanden dadurch, dass nicht alle rübergemacht haben, wie meine Eltern. So ist diese OstWestLinie immer und ganz direkt seit meiner Geburt in meinem Leben, verstärkt durch viele Besuche und Verschickungen noch nach dem Mauerbau, Pakete inbegriffen. Also, ein Gefühl und ein Wissen für die gefühlten Unterschiede habe ich schon…. und auch VorUrteile in jede Richtung inbegriffen. Eine Lehre ist, es gibt solche und solche in Ost und West, meine Frage an Sie Frau Hensel: Weshalb kümmert sich der Osten, die im Osten oder wie auch immer, nicht auch mal selbst um seine/ihre Probleme? Weshalb sollen ‚wir‘ das machen?

Weshalb organisieren sich im Osten nicht solche Projekte wie der Chiemgauer, die regionale Stromversorgung, die Versorgung mit den althergebrachten Krankenschwestern auf dem Mofa, dem privat organisierten Hofladen und was es sonst noch so gibt? Wenn die Infrastruktur so schlecht ist, man(n) nicht umziehen will, muss jeder etwas tun und kann auch was tun, Selbstempowerment ist das in NeuSprech. Das soll auch die Zufriedenheit mehr beleben, als ewiges Jammern und Fordern an der falschen Adresse, der der AfD. Muss Wessiland diese in Ossieland zurückgebliebenen alten weißen Männer umerziehen, damit die AfD, die für all deren Probleme keinerlei Plan hat, auf ihre Geisteshaltung geschrumpft wird, nämlich o,ooo Promille? Und ist die AfD insgesamt nicht auch ein gesamtdeutsches Problem, hervorgerufen durch Digitalisierung, Klimawandel und Globalisierung? – Ulrike Weber

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Die Mitte wankt“ von Tina Hildebrandt et al.

 

Ich ertrage Überschriften wie Ihren Aufmacher ‚Die Mitte wankt“ nicht mehr. Ich bin wahrlich keine CDU-Wählerin aber gleich vom Niedergang zu schreiben scheint mir nicht nur übertrieben, sondern auch demokratieschädlich. Mit genau solchen Titeln bekommen rechte Parteien doch erst ein Gefühl von Macht, weil es zunehmend so erscheint als könnten diese auch die etablierten Medien und die Politik durch Agendasetting gezielt beeinflussen. Bitte arbeiten Sie mit weniger populistischen Aufmachern und helfen Sie auch durch Ihre Wortwahl und die dadurch evozierten Bilder aktiv die Demokratie zu schützen. – Dr. Katrin Ullmann

 

Beim Lesen der politischen Beitraege zur Ministerpraesidentenwahl in Thueringen und ihren Konsequenzen fiel mir auf, dass die Rolle der FDP und ihrer Abgeordneten kaum vorkam, obwohl durch den FDP Kandidaten die ganze Situation ueberhaupt erst entstehen konnte. Wo sind die Fragen an die FDP Abgeordneten, warum sie sich so verhielten? Wo ist der Bericht ueber die Debatten in der FDP – oder finden die etwa nicht statt (was vielleicht auch zumindest eine Notiz wert waere)? Frau wundert sich… – Sabine Moehler

 

Ach ja, die politische Mitte. Seit der Gründung der BRD gibt es sie, sie ist eine Art Synonym für Stabilität und Wohlstand in Deutschland. In Thüringen wurde ein Politiker der Mitte gewählt und zwar Thomas Kemmerich der bei der Wahl 2019 gerade so mit 5 Prozent in den Landtag gekommen war. Ist er dann wirklich ein Kandidat der Mitte ? Und ist Bodo Ramelow der in neusten Umfragen auf bis zu 39 Prozent kommt ein Extremist ? Und sind über 70 Prozent der CDU Anhänger in Thüringen die laut Infratest die Arbeit des Ministerpräsidenten gut finden auch Extremisten ? Sollte nicht eigentlich der Kandidat der die größte Beliebtheit im Land hat (Bodo Ramelow) der Kandidat der Mitte sein ? Warum lässt man sich lieber von einem Faschisten wählen Anstatt einfach diesen Kandidaten der Mitte zu Wählen? – Günther Schuhbeck-Rosenthal

 

Der große Umbruch in Berlin: Der Rückzug von Frau Kramp-Karrenbauer war längst überfällig. Um Deutschland handlungs- und zukunftsfähig machen zu können, müssen sich die vormaligen Volksparteien SPD und CDU wieder sammeln. Auf Seiten der CDU ist das nur möglich, wenn jetzt der große Umbruch in Berlin stattfindet. Und das heißt: 1. Friedrich Merz sollte ehestmöglich zum Vorsitzenden der CDU und Kanzlerkandidaten ernannt werden, spätestens in drei Monaten. Nur mit ihm sind substantielle Rückgewinne von konservativen Wählern, die sich derzeit in der Union nicht wiederfinden, zu erreichen. 2. Frau Dr. Merkel sollte in der Folge noch vor dem Sommer das Kanzleramt übergeben, um ein monatelanges, das Land und Europa zermürbendes Nebeneinander von Kanzlerin und Kanzlerkandidat zu vermeiden und um Deutschland fit zu machen für die Bewältigung der schwierigen Aufgaben, die sich bereits jetzt schon angehäuft haben. Sollte die SPD beim Wechsel im Kanzleramt nicht mitziehen, dann müsste es halt vorgezogene Neuwahlen im Bund geben.

3. Ein derart zügiges Verfahren hätte den Vorteil, dass Herr Merz gegebenenfalls schon am 1. Juli 2020 als Kanzler die nicht ganz unwichtige EU-Ratpräsidentschaft übernehmen könnte, mit frischem Wind, den jetzt alle gebrauchen können. Hauptsächlich muss aber in nächster Zukunft gewährleistet werden, dass die extremen Ränder des Wahlspektrums wieder ausgetrocknet werden, das gilt als den inneren Frieden sichernder Arbeitsauftrag nicht nur für die CDU, sondern auch für die SPD, die es aktuell ja noch schwerer hat. Jedenfalls war und ist das auf Unionsseite mit Frau Kramp-Karrenbauer und Frau Dr. Merkel nicht mehr zu erreichen. Das muss man klar konstatieren. – Univ.-Prof. Dr. Oliver Brüggemann

 

Die Linken und die Afd haben zusammen die absolute Mehrheit in Thüringen. Daraus folgt, dass die „Mitte“ aus ihren Reihen keinen Ministerpräsidenten stellen kann. Bis eine Neuwahl durchgeführt werden könnte, würden Monate vergehen. Eine günstigere Sitzverteilung ist ungewiss. Die CDU hat die Festlegung „Nicht mit den Linken und der AfD “ in Beton gegossen. Wäre aber nicht die Wahl des Linken Ministerpräsidenten sinnvoll, um kurzfristig eine Regierung bilden zu können, zumal Ramelow – wie die vielen Stimmen für die Linken auch zeigen – anerkannt ist? – Werner Wittig

 

Es ist müßig darüber zu recherchieren, wie und wann Landtagsabgeordnete von AfD, CDU und FDP mit Hütchenspielertricks die Wahl des einzigen befähigten und von der Mehrheit der Thüringer gewünschten Ministerpräsidenten Bodo Ramelow verhinderten. Beliebtheitsumfragen zählen bei solchen Vorgängen nicht, sollten aber bei Personenwahlen von den nur ihrem Gewissen verpflichteten Abgeordneten beachtet werden. Stattdessen propagierten besonders CDU-Ideologen mit pharisäerhafter Selbstgerechtigkeit überholte Parolen. Die Thüringer Linke hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einer anerkannten demokratischen Partei entwickelt und leider die SPD in den Schatten gestellt. Ihre Gleichsetzung mit der AfD hat schon jetzt fatale Folgen für das Land Thüringen. – Karl-Heinz Hoffmann

 

„Die Mitte wankt“? Nein, die Mitte bleibt die Mitte. Wenn man den Teller zur Seite neigt, schwappt die Suppe zum Rand, unter Merkels Herrschaft nach links. Merkel war in all den Jahren mehr Links- als Christdemokratin. Dass sie aus der letzten Koalitionssitzung heraus in Anwesenheit des politischen Gegners und auf dem Handy eines CSU-Funktionärs das Gespräch mit Herrn Ramelow suchte, macht aus all den CDU-Mandatsträger, die die Zusammenarbeit mit AfD und den Linken kategorisch ablehnen, leere Sprachhülsen.

Sie sprechen von der „hohen Kunst des Kompromisses“, die Sie und andere der Volkspartei CDU attestieren. Was meinen Sie? Das Abschalten der Atomkraftwerke als Mittelweg zwischen Beibehalten oder Verlängern der Laufzeiten? Die Einführung des Mindestlohnes als Kompromiss zwischen Dafür und Dagegen? Die Gaspipeline aus Russland, das Ergebnis von Interessenausgleich mit europäischen Freunden wie Frankreich, Polen, baltische Staaten, USA und deutschem Sonderweg? Die Öffnung der Grenzen für Flüchtlinge als Kompromiss zwischen Rechtsstaatlichkeit und Großzügigkeit? Die falsche Maut als Mittelweg zwischen Maut oder Nicht-Maut? Selbst die Aussetzung der Wehrpflicht ist kein echter Kompromiss zwischen Beibehaltung und Abschaffung. Dann meinen Sie, die Volkspartei (CDU) habe den Stellenwert eines Weltkulturerbes. Wem fällt dabei nicht die Völklinger Hütte ein: rostig, rissig, ramponiert – ein Requiem. – Johannes Kettlack

 

in Thüringen ist ein Ministerpräsident demokratisch gewählt worden. FDP und CDU hätten jetzt Größe zeigen können und Herrn Kemmerich jegliche Unterstützung zusichern können. Dabei hätte die AFD noch nicht einmal in die Regierung aufgenommen werden müssen (ich bin wahrlich kein Freund von denen), eine Minderheitsregierung war ja auch so geplant. Auch die SPD – und ggf. die Linke – hätte von Fall zu Fall mit der Regierung abstimmen können, sie stellt sich ja immer als staatstragend dar. Der jetzige Fall ist praktisch aus dem Lehrbuch „Wie erzeuge ich Politikverdrossenheit“, die Provinz entscheidet und von oben kommt die Korrektur. Das hierbei das Wort „DDR“ fällt, braucht einen nicht zu wundern. Wäre Herr Kemmerich von sich aus zurückgetreten, nach Abwägen der persönlichen Argumente, hätte das ein anderes Bild ergeben. – Detlef Koß

 

Hört die Mitte den Weckruf von Jana Hensel mit ihrem Artikel „Wer jetzt dem Osten nicht hilft, ruiniert das ganze Land“? Offenbar nicht, wenn die von westlichen Erbhof-Routinen und Erlösungs-Sehnsüchten geprägte politische Fantasie nur auf Kandidaten aus Nordrhein-Westfalen als Nachfolger von AKK kommt. Allein schon die im Leitartikel von Giovanni di Lorenzo beschriebene Anforderung, das konservative Lager so weit es nur geht einzuschließen, ohne sich die Basis für eine Zusammenarbeit mit den Grünen zu verbauen erscheint von diesen kaum erfüllbar zu sein. Wenn dann auch noch die von Jana Hensel dringend gemachte Aufgabe hinzugenommen wird, nämlich die nach der Wiedervereinigung entstandene Realität noch einmal grundlegend zu ändern, zu korrigieren, ist dies keinem der ins Spiel gebrachten Kandidaten zuzutrauen. Diese Aufgabe allerdings definiert das Fundament, auf dem ein Kandidat stehen können muss, ohne gleich bei der nächsten zu erwartenden Erschütterung ins Wanken zu geraten und zu scheitern. – Reinhard Koine

 

Jeder weiß spätestens jetzt, dass Teile von CDU und FDP – und sehr große Teile der ostdeutschen Landesverbände von CDU und FDP – bereit sind, sich mit den Stimmen der AfD in politische Ämter wählen zu lassen. Es dürfte klar sein, dass die AfD für diese Hilfe Gegenleistungen verlangen und die Demokratie und die Geltung der Menschenrechte weiter einzuschränken versuchen wird. Besser wäre es, wenn CDU und FDP dem Rat von Frau Hensel folgten und den Hauptgrund für die guten Wahlergebnisse der AfD vor allem in Ostdeutschland beseitigten – nämlich das Fehlen einer ausreichend großen, mit zukunftsträchtigen und gut bezahlten Arbeitsplätzen versehenen sowie Eigentum besitzenden Mittelschicht. Solange die Jungen und Klugen Ostdeutschland verlassen (müssen), um in Westdeutschland gut bezahlte oder überhaupt Arbeit zu finden, und die Frustrierten zurückbleiben, wird die AfD in Ostdeutschland stark sein. – Dr. Ulrich Willmes

 

Äquidistanz – oder doch eher Anlegen unterschiedlicher Maßstäbe, aber anders als Bernd Ulrich dies andeutet: vor nur etwas mehr als einer Generation gab es noch den „real existierenden Sozialismus“ in der DDR – schon verdrängt, vergessen oder gar ostalgisch verklärt? Massenhafte Bespitzelung, Gefängnis für freie Meinungsäußerung, Schießbefehl gegen Republikflüchtlinge! Die heutige Linkspartei hätte nahtlos diese „Politik“ ihrer SED-Funktionärseltern fortgeführt, hätten unsere mutigen ostdeutschen Revolutionäre sie 89 nicht in den politischen Vorruhestand geschickt! Sie bleibt aber weiterhin der kommunistische Wolf im demokratischen Schafspelz! Die AfD ist dagegen eine junge Partei ohne Erblast – sie ist keine NPD!

Sie wurde gegründet und wuchs, nachdem unsere Altparteien bei der Griechenlandhilfe und in der Asylpolitik fortwährend ihre eigenen Gesetze mißachteten! Ihre Abgeordneten in den Parlamenten wie Coronainfizierte zu schneiden ist gleichbedeutend mit der Ausgrenzung ihrer Millionen Wähler als Rechtspopulisten aus unserer Gesellschaft! Die große Mehrheit sind Protestwähler, Konservative und Patrioten, die in den Altparteien weder Gehör noch Heimat mehr fanden! Die linksprogressive Mehrheit in unserem Land braucht dringend ein konservatives Korrektiv! Warum nicht eine Regierungskoalition mit der AfD? Die Kompromisse und Zwänge, das ministerialbürokratische Korsett würden allmählich ihre scharfen Kanten abschleifen. Der radikale Flügel würde irgendwann frustriert zur NPD wechseln, die konservative Mehrheit dagegen konstruktive Regierungspolitik mitgestalten! –Dr. med. Ulrich Pietsch

 

… aber sie fällt nicht. Es ist natürlich bestürzend, wie die zweite große politische Kraft der Mitte, die die CDU bislang war, scheinbar den Weg der SPD nachschreitet. Auf der anderen Seite ist die deutliche Mehrheit der Bevölkerung nach wie vor offensichtlich entschlossen, den Nationalisten, Rassisten und Faschisten die Stirn zu bieten. In Gegendemonstrationen anlässlich rechter Aufmärsche, Parteitagen der AfD oder wie zuletzt im Fußballstadion bei Preußen Münster zeigt sich diese Mehrheit, offen und deutlich. Und davon abgesehen, bei der letzten Sonntagsfrage vom 13.02. zeigt sich im Deutschlandtrend: Über 70 % der Befragten würden Parteien wählen , die auf dem Boden der Demokratie und des Grundgesetzes stehen. Also, die Mitte steht, nach wie vor. – Karim Rahman

 

Das Gerede um die politische Mitte geht mir auf die Nerven. Aus meiner Sicht gibt es keine politische Mitte. Was soll das sein? Ein Strich auf dem steht: politische Mitte? Nicht einmal das Zentrum, das die Mitte gewissermaßen im Namen trug war eine Partei der Mitte, sondern gemäßigt rechts. Für mich gibt es die linke Seite und die rechte Seite des politischen Spektrums, die zum Teil außerhalb des demokratischen Spektrums steht. Dazwischen bewegt sich der Rest. Das Gerede und das Schielen nach der Mitte hat nach meiner Meinung den Volksparteien geschadet. Erst hat Schröder mit seiner Öffnung nach der Mitte die SPD ruiniert, indem er damit die Linke geschaffen hat. Die PdS, die darin aufging, wäre eine Regionalpartei geblieben. Dann folgte ihm Frau Merkel nach dem für sie traumatischen Wahlkampf 2005, als ihre sichere Führung durch einen in vorher nicht gekannter Art und Weise pöbelnden und diffamierenden Schröder (z. B. Professor aus Heidelberg) fast überholt worden wäre. Die Lehre die sie, die damals ein eindeutiges Profil hatte, war die Ausrichtung auf die Mitte Die Folgen sehen wir jetzt: die CDU, der ich angehöre, bröckelt und wackelt. Franz Josef Strauß würde sich im Grabe umdrehen.

Sowohl die SPD, als auch die CDU haben mit dem unisinnigen Schielen nach der Mitte den Platz auf den Flügeln, auch innerhalb des demokratischen Spektrums geräumt und damit für mich dafür gesorgt, dass sie sich immer ähnlicher werden und das kostet Wählerstimmen. Wir brauchen Volksparteien, die wirklich unterscheidbar sind und nicht nur in Nuancen. Die Grünen sehe ich, im Unterschied zu ihren Kollegen in Österreich, nach wie vor als in der linken Hälfte des politischen Spektrums angesiedelt. Sie werden ihre Wurzeln niemals verleugnen können. Es ist auch immer noch richtig, wenn die CDU sagt, wir koalieren weder mit der Linken, noch mit der AfD oder arbeiten mit diesen Parteien zusammen.

Eine Wahl oder Unterstützung für den „guten“ Bodo Ramelow hätte rein hypothetisch als Gedankenspiel (ich bin ein entschiedener Gegner der AfD) irgendwo zu einer Situation führen können, in der die CDU aus einer ähnlichen Gemengelage heraus mit der Versuchung liebäugelt, einen „guten“ AfD-Mann (sofern soetwas überhaupt möglich ist) zu unterstützen. Die interessanten Aussagen der thüringischen CDU-Abgeordneten (S. 4) zeigen, dass diese Position und damit ihr Wahlverhalten an diesem 5.2., die ja in gewisser Weise eine Position der Mitte ist, von speziell ostdeutschen Befindlichkeiten geleitet worden sind. Auf der einen Seite aus Berlin kommandiert zu werden weckt ungute Erinnerungen. Auf der anderen Seite: kann man eine Partei wählen oder unterstützen, in der offenbar nach wie vor Stasi-Spitzel aktiv sind und das wohl nicht nur als Parteileichen? – Dr. Peter Winter

 

Die Vorgänge in Thüringen waren meines Erachtens kein Sündenfall, sondern eine vertane Chance: Thomas Kemmerichs Entschluss, als Kandidat der Mitte anzutreten, war aller Ehren Wert, auch wenn damit das Kalkül von Herrn Ramelow, dass die Angst vor der AfD ihm CDU- oder FDP-Leihstimmen zuführen würde , nicht aufging. Von den sich nach seiner Wahl ergebenden Alternativen hat Herr Kemmerich dann leider die schlechteste gewählt. Mit einem klaren Nein zur Annahme der Wahl hätte er vermutlich viel Lob geerntet und seine politischen Karriere befördert. Die beste Lösung aber wäre gewesen, zum Ja zu stehen, eine Regierung mit Ministern aus Nicht-AfD-Parteien oder aber Experten zu bilden und dann mit einer sozialliberalen, weltoffenen Politik die AfD mit ihrem Fraktionschef Bernd Höcke schnell zum Offenbarungseid zu treiben und so den Bürgern klar zu machen, dass zumindest Teile der AfD nicht wählbar sind, weil sie nicht gestalten, sondern nur unser System aufmischen wollen.

Das aber hätte sehr viel persönlichen Mut, aber vor allem auch Rückendeckung aus Berlin gebraucht. Dort aber hat man sich ohne sorgfältiges Abwägen schnell entschlossen, den einfachen Weg zu gehen und in den Chor der „kreuziget ihn“ – Stimmen einzustimmen. Mit den dirigistischen Anweisungen aus den Parteizentralen hat man, für alle Wähler sichtbar, die Souveränität gewählter Abgeordneter missachtet und der Demokratie einen Bärendienst erwiesen. Wann wird man endlich begreifen, dass links- wie rechtextreme Parteien nicht durch Ausgrenzung, sondern durch striktes Einhalten demokratischer Spielregeln und sachorientierter Politik erfolgreich zu bekämpfen sind. – Manfred Hensler

 

Was für ein schiefes Bild! Eine Mitte kann nicht wanken. Als ein mathematisch bestimmbarer geometrischer Ort kann der Begriff „Mitte“, aufgrund seiner Inhaltsleere, niemals als Metapher für die Bestimmung einer politischen Position taugen. Das hat der Pragmatismus der Merkel-Ära bis zum Zeitpunkt der Flüchtlingssituation 2015 überdecken können. In dem Satz „Wir schaffen das!“ bäumte sich der schon lange hohl gewordene Pragmatismus noch einmal auf, brach aber schnell ein, weil er durch kein inhaltliches Konzept von Integration sowohl innenpolitisch wie außenpolitisch gedeckt war. Hier nun offenbarte sich dramatisch die Inhaltsleere des Begriffs „Mitte“, sodass nun die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Strömungen sich berechtigt fühlten, sich als die eigentliche Mitte zu definieren.

Das galt insbesondere für den rechtsnationalen Flügel, den es in der CDU/CSU schon immer gab und der nun sich als der rechtmäßige Vertreter eines Volkes sah: „Wir sind das Volk“ skandierten nun lautstark über Pegida und mit ihr die AFD, die sich von einer zunächst euroktitischen Partei zu einer völkisch-nationalen häutete. So verschoben sich die Koordinaten sowohl des gesellschaftlichen Gefüges als auch im Besonderen der CDU/CSU, dass nicht mehr recht erkennbar wird, wo nun eine Mitte zu verordnen ist. Kurioserweise zeigt sich das darin, dass der Repräsentant einer Fünfprozent-Partei nun auf einmal als „ein Mann der Mitte“ bezeichnet wird. Repräsentierten CDU/CSU und SPD doch schon in den Zeiten, als sie noch 60-70 Prozent der Wähler hinter sich versammeln konnten, niemals eine irgendwie geartete Mitte, sondern nur das breite Spektrum von politischen Strömungen unter den inhaltlichen Bildern von „christlich-konservativ“ und „sozial-demokratisch“. Solche vereinheitlichenden Bilder sind uns verloren gegangen.

Daher müssen wir uns wohl mit der Tatsache befassen, dass keine Partei mehr eine größere Wählerschaft unter sich wird vereinigen können. Koalitionen von mindestens drei Parteien werden in Zukunfts an der Tagesordnung sein. Das wird aber nur funktionieren, wenn es eine große Toleranz für Kompromisse gibt. Danach sieht es nur leider nicht aus, weil die Sehnsucht nach einem neuen Totalitarismus, wie es China und Russland schon lange praktizieren und wie es das Amerika Trumps und das Vereinigte Königreich Großbritanniens eines Boris Johnson nun ebenfalls versuchen, die Menschen erfasst hat. Im Kleinen einer CDU zeigt sich das an der Sehnsuchtsgestalt eines Friedrich Merz. Ohne inhaltliche Auseinandersetzung mit der Frage, was denn nun „die Mitte“ als vereinheitlichendes und tragendes Bild der CDU sein soll, wird es nicht gehen. Die bloße Wahl einer Person wird das Problem nicht lösen. – Werner Pohlmann

 

Dass die Mitte wanken kann, ist ein gutes Zeichen dafür, dass etwas Ganzes, hier also die Demokratie, immer noch elastisch, flexibel und zu zielführenden Absprachen bereit ist. Also kein Grund zur Panik. Wer meint, nicht wanken und schwanken zu dürfen, geriert sich als Teil eines starren, geschlossenen Systems, das sich als einzig mögliche Alternative im Wettbewerb der Parteien und Gesellschaftsmodelle versucht darzustellen. Wohin Einheitsparteien aber führen, sollte man hier niemandem erklären müssen. Auch nicht, wenn die Vorgänge in Thüringen der Auslöser für ein ungewolltes Durcheinander waren – und vielleicht zur Besinnung auf mehr streitbare und zugleich konstruktive Flexibilität führen. – Christoph Müller-Luckwald

 

Ist die für mich mit Abstand beste“ Zeit“ aller Zeiten, mit der Ausgabe Nr 8, zu messen aus der puren Anzahl und Qualität der Artikel, die ich im Lauf der Jahre (seit 92) ausreiße, archiviere und mit Freunden diskutiere. Großartig und einen Oscar verdient für „die Mitte wankt, alles über Thüringen,Nepal,Wasserstoff, ja aber, das Wetter, Olaf Scholz, Cum Ex, usw. Und dann noch der Leitartikel. Di. Lorenzo for chancellor!! Sie brauchen das nicht zu drucken, wollte es nur mal gesagt haben. It made my week! – Kristof Schöber

 

Die Ausgabe vom 13,2,20 hat mir im Unterschied zu den letzten Ausgaben sehr gut gefallen. Besonders hat mich der Politik-Teil über die Chaos-Tage in Thüringen beeindruckt, sowie die Artikelnauf der Seite „Glaube und Zweifel“ über die Amozonassynode. Auch der Artikel über Olaf Scholz hat mir neue Blickwinkel eröffnet. Auch wenn es wichtig ist, über den Zaun des eigenen Landes zu schauen: Ihre innenpolitische Sicht auf Deutschland ist für mich besonders wichtig; dazu zählt meistens auch der Wirtschaftsteil. – Alfred Bergrath

 

Zitat Norbert Röttgen: Wir haben derzeit die Mehrheit bei den über Sechzigjährigen. Sonst nirgendwo“. Auch da irrt sich die CDU gerade da sind viele AfD Wähler und es werden mehr trotz aller Medien Propaganda. – Wolfgang Wahl

 

Die Mitte, die wankt eigentlich nicht mehr, sie ist nur nach den demokratischen Vorgängen in Thüringen leicht demokratisch verschoben. Die „Linken“ und die „AfD“, die besetzen die Plätze links und rechts von der nicht mehr mittigen Mitte; außerdem könnten diese Parteien bald über mehr als die Hälfte aller „Sitz-Plätze“ in den Landtagen, sowie auch im Bundestag demokratisch besetzen. – Klaus P. Jaworek

 

Je näher der politische Abschied von Bundeskanzlerin Merkel rückt, umso mehr wagen sich bei der CDU aus der Deckung. Nun hat auch Norbert Röttgen, der bereits seit rund einem Vierteljahrhundert im Bundestag sitzt, seinen Hut in den Ring geworfen und seine Bewerbung um den Parteivorsitz angemeldet. Mit Angela Merkel verbindet Norbert Röttgen eine lange, sehr wechselvolle Geschichte. Röttgen ist, wie Friedrich Merz, eine besondere „Kerbe in Merkels Colt“. Der ehemalige Vorsitzende der CDU in Nordrhein-Westfalen galt in der CDU einmal als „moderner Schwarzer“ und als ein Hoffnungsträger im Kabinett Merkel. Bei der Landtagswahl 2012 erlebt er sein politisches „Waterloo“. Die CDU stürzte auf ein historisches Tief. Merkel schmiss ihn daraufhin kurzerhand aus dem Kabinett und entledigte sich mit dieser Aktion gleichzeitig einem potenziellen Konkurrenten um die Macht in der Partei. Die „politischen Leichen“ Merkels kommen nun, kurz vor ihrem Scheiden, nach und nach aus dem Keller hervor.

Norbert Röttgen verkörpert ebenso wie Friedrich Merz oder Armin Laschet die CDU von gestern. Es ist schwer vorstellbar, dass diese Politiker, die in der Vergangenheit nicht die Courage aufgebracht haben, eine zeitweilig allmächtig agierende Vorsitzende in ihre Parteischranken zu verweisen, den dringend erforderlichen Wandel in der CDU nachhaltig vollziehen können. Die CDU bräuchte in ihrer schwierigen Situation eine echte Führungspersönlichkeit. Felix Austria. Dem österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz ist es gelungen, die schwarz-grüne Regierungskoalition nicht gegenseitig auf Minimalkompromisse herunterzuverhandeln, sondern das Beste aus beiden „Welten“ im Sinne der Bürger zu vereinen. Eine Politik, die sich nicht nach eigenen Machtinteressen, sondern nach dem Wohle einer Mehrheit der Bürger orientiert, würde man sich in Deutschland wieder wünschen. – Alfred Kastner

 


 

 

Leserbriefe zu „Ja, aber…“ von Uwe Jean Heuser

 

Sie sind nicht aktuell. Neueste Erkenntnisse bezweifeln z,. B., dass genügend Kohlenstoff zur Verfügung steht, um den atmosphärischen Gehalt zu verdoppeln, und die tatsächlichen Temperaturerhoehungen passen nicht zu den vorausgesagten. Nun sucht die Wissenschaft nach dem Verbleib der stetig steigenden Emissionen und nach der tatsächlichen Wirkungsweise erhöhter CO2 – Werte in der Atmosphäre. Die Kritiker an der mit CO2 begründeten „Energiewende“ werden lauter, und selbst von grüner Seite wird Kernenergiestrom wieder salonfaehig. Und wie reagiert die Presse und Sie, Herr Heuser? … Zu bequem um, um sich zu informieren und konservativ denkend, predigen Sie altideologische Halbwahrheiten und verunsichern Ihre Leser. Sie verkennen Ihre Aufgabe. Ein wenig Physik, etwas Chemie und ein Schuss Verstand koennten hilfreich sein. Es bedarf keiner Wohlstandsaskese. Predigen Sie Zuversicht! – Dipl. Ing. W. Eckardt

 

Abkürzungen sind häufig sinnvoll, aber wenn man neue benutzt, sollte man für die Leser bei der ersten Nennung die Klärung der Abkürzung mitliefern. Im Text taucht CEO auf, aber was heißt das ? Man kann es nur aus dem Kontext erschließen : Big-Bosse !? Ich lese die ZEIT schon lange und auch andere Tageszeitungen, CEO ist mir noch nicht begegnet. – S.Kaisers

 

Als ich die Überschriften las, war ich hoffnungsvoll, insbesondere, als ich „vom Feind in uns selbst las“. Als ich weiterlas, wurde ich desillusioniert, denn es begann das übliche Fingerpointing „Die Politiker schaffen es nicht,die CEO’s schaffen es nicht, die Vermögenden im Lande schaffen es nicht …“. Kein Wort von Dir und Mir. Ich persönlich schere mich nicht um das Gestichle der Nachbarn ob meinem Auto, das in der Tiefgarage verstaubt, ich schere mich nicht darum, dass mich niemand nach meinem Urlaub fragt, den ich in ca 100 km Entfernung verbracht habe. Ich schere mich auch nicht darum, dass ich durch meine Smartphone-Verweigerung der Kommunikationsindustrie schade,mit meinem Nicht-Fliegen der Luftfahrt, mit meinem Nicht-Verreisen dem Tourismus etc.. Ein Blick aus dem Fenster oder in die Zeitung reicht aus, um festzustellen, dass wir Menschen die Axt an den Ast gesetzt haben, auf dem wir sitzen. Schade, dass dies die Meisten nicht wahrhaben wollen, denn noch können wir etwas tun. Schliesslich ist es ein Untergang mit Ansage. Das Beispiel Covid-19 zeigt, wie schnell man auf etwas verzichten kann, was vorher als unverzichtbar gilt (Flugreisen …). – Würth

 

Ich finde, ganz so einfach ist das nicht mit dem inneren Ich, „Ja, aber..“ nicht sofort, vielleicht später.
Gibt es nicht heute schon durch einen übertriebenen Aktivismus getrieben, Fehlentwicklungen in Sachen Energiewende. Von der Unabdingbarkeit in Sachen Klimawandelm zum schnellen Handeln muss man schon überzeugt sein. Da gibt es eine erforderliche konstante Netzstabilität von 50 Hz, die durch eine entsprechende Pufferung durch die Windenergie alleine nicht gewährleistet werden kann. Die Aluminiumindustrie, die ca. 1% des gesamten deutschen Stromverbrauchs ausmacht, hätte 2019 ca. 100 Stromabschaltungen mit steigender Tendenz (VDI Nr. 40). Eine entsprechende Speichertechnologie gibt es noch garnicht. – Das braucht Zeit. – Woher. – Andreas Schioff

 

Das wirkliche Problem bezüglich Klimaschutz und Ressourcenverbrauch wird gar nicht angesprochen, nämlich die schon jetzt sehr große Weltbevölkerung und deren Wachstum. Jeder Mensch, selbst der Ärmste verbraucht Ressourcen. Richtig ist, je höher der Lebensstandard um so höher der Verbrauch. Wenn 8 oder gar 10 Milliarden Menschen auch nur einen bescheidenen Wohlstand anstreben kann dies die Erde nicht leisten. Deshalb muss sowohl der industrialisierte Teil der Menschheit als auch die stark wachsenden Entwicklungsländer ihre jeweilige Verantwortung übernehmen. – Ernst Lothar Helwig

 

Wenn ich meine Spülmaschine regelmäßig mit nur 5 Tellern, 5 Gläsern und 5 Bestecken laufen lasse ist das – ökologischer und ökonomischer Quatsch. Wenn ich mit meiner Zweitonnen-Familienkutsche regelmäßig allein rumfahre ist das – normal. Hierin liegt doch das wahre Potenzial einer Verkehrswende, weg vom Besitz von großen Autos deren Fahrgast- und Gepäckpotential nur bei jeder fünfzigsten Fahrt komplett ausgeschöpft wird, hin zu einem auf Carsharing fußenden Individualverkehr mit zur Verfügungstellung flexibelster Mobilitätsformen. Zur Arbeit mit dem Einsitzer, in den Urlaub mit dem Kleinbus.

Sicherlich ist der Weg dahin mit zahlreichen Hürden versehen (Aufschrei der Automobilindustrie, Verabschiedung von gewohnten Verhaltensmustern, Umstellung der Fahrzeugflotte). Aber das Ziel wäre für alle Beteiligten ein ungeheurer Gewinn an Lebensqualität (mehr Raum für Grün, weniger Lärm, keine Parkplatzsuche, kein Ärger mit Reparaturen, keine Unsicherheit bei Anschaffungen, Mobilitätsspaß bei der Auswahl von unterschiedlichsten Modellen). Wieso denkt kein Verkehrsforscher wissenschaftlich fundiert und zu Ende gedacht in diese Richtung? Solche Ansätze vermisse ich sowohl in der Diskussion um die Verkehrspolitik in Hamburg als auch in der Artikelreihe „Ja, aber“, in der, wie schon häufig geschehen, die Vergangenheit fundiert erklärt wird, die Zukunft aber offen bleibt. – Carsten Wirth

 

Herr Heuser beschreibt eindrucksvoll, wie „grottenschlecht“ wir regiert werden. Ich weiß zwar auch nicht, wie man „da“ raus kommt (vermutlich gar nicht, weil längst zu spät). Aber ich weiß, wie jedenfalls ganz bestimmt nicht: indem man es dabei belässt, Alibi-verdächtige „Anreize“ zu schaffen, es dem Einzelnen und der Wirtschaft überlässt, ob man sich klimaschonend verhalten möchte oder doch lieber nicht, ob man sich zu den Dummen gesellt, die sich freiwillig Beschränkungen auferlegen oder zu denen, die sich einen Scheißdreck um das Klima scheren. Ich würde jedenfalls keiner Partei meine Stimme geben, die sich nicht für knallharte Regeln für ausnahmslos alle einsetzt. Die Zeit für wirtschaftsliberale Spielchen ist nun wirklich vorbei. – Gebhard Boddin

 

Uwe Jean Heuser beanstandet, dass die Maßnahmen zur Vermeidung des Klimawandel von Bedenkenträgern behindert werden, obwohl Eile geboten sei. Treffsicher nennt er die Behinderungen für Windräder durch Bürger. In anderen Punkten aber ist die Eile „aber“ so anzusetzen, dass die Prozesse in der richtigen Reihenfolge und nicht in Panik aufgesetzt werden, was in der gleichen Zeitausgabe des Artikels auch von Klaus Töpfer in einem Interview deutlich bemerkt wird. Ein Beispiel zu panischem Verhalten ist leider die mit großem Pathos vorgetragene Verkehrswende in Deutschland, die zu sauberer Luft und CO2 Reduktion führen soll. Bedingt durch die allgemeine Aufbruchsstimmung zur Verkehrswende werden landesweit Maßnahmen ergriffen, die den Autofahrern das Autofahren madig machen sollen, damit sie auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen. Es wird das Parkplatzangebot in der Stadt stark verteuert, Tempo 30 an Hauptschlagadern eingeführt und Fahrspuren allein für Busse und e-Autos begrenzt, was natürlich zu den letztlich gewünscht Staus führt. Das alles mit dem erklärtem Motiv, den drohenden Fahrverboten durch die Grenzwertüberschreitung für Stickoxide durch weniger Verkehr zu entgehen.

Aber wie sollen Pendler auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, wenn es sie bislang nur in der Weise gibt, dass sich die Fahrtzeit sich erheblich verlängert – den Stau einbezogen? Wenn denn überhaupt ein Angebot zum Umsteigen vorhanden ist. Politiker können heute, egal aus welchem politischen Lager, mit der Verringerung des Verkehrs in der gegenwärtigen Stimmungslage punkten, Greta läßt grüßen, aber dieser Wille alleine ist eben keine Lösung. Lassen wir Fakten sprechen: In Kiel weist der aktuelle Luftreinreinhalteplan aus, dass sich der Verkehr auf dem Theodor Heuss Ring halbieren müsste, um den NO2 Grenzwert einhalten zu können. Das ist schlicht nicht möglich, schon gar nicht in der gebotenen Zeit, da Kiel schon gerichtlich zum Fahrverbot aufgefordert wurde! Deswegen führt Kiel jetzt eine technische Lösung ein, indem die Luft am betroffenen Ort abgesaugt und gefiltert wird. Dem war ein in aller Härte durchgeführter ideologischer Streit vorausgegangen, weil man doch nicht an den durch die Autos verursachten Symptomen arbeiten will.

Letztlich blieb Kiel aber nichts anderes übrig, als eben zu dieser technischen Maßnahme zu greifen, die dieses Jahr noch umgesetzt wird. Dieser ideologische Streit ist überall in Deutschland zugange und ist damit vergleichbar, dass ein Herzkranker zu einer Änderung seiner gesundheitsschädlichen Lebensweise behördlich verdonnert wird, ihm aber gleichzeitig eine lebensrettende Stent Operation verweigert werden soll. Ein solch überspitzte Ideologisierung einsteht durch Panik. Keine Behörde möchte sich verdächtigt machen, der Verkehrswende im Wege zu stehen – und macht dann den zweiten Schritt vor dem ersten. Eine Verkehrswende kann nur greifen, wenn die strukturellen Maßnahmen dazu umgesetzt worden sind, sie kann kaum durch Verbote und Einschränkungen erreicht werden. Und zur Verkehrswende gehört auch eine Energiewende. Der panische Aufbau in e-Mobilität verleugnet die Tatsache, dass für die erwünscht vielen e-Autos nicht genügend sauberer Strom zur Verfügung steht.

Das Handeln und Denken findet nur in Teilsystemen statt, der große Zusammenhang geht verloren. Dieses von Uwe Jean Heuser so bemängelte „ja, aber…“ hat in vielen Fällen seine Berechtigung. „Aber“ die Eile kann eben auch zu großen Verzerrungen in unserer Gesellschaft führen, was einfach nur Streß bedeutet, der nicht produktiv ist. Vor allem sozialer Streß, denn wer es sich leisten kann, lebt in der Stadt und fährt dann Fahrrad auf den kurzen innerstädtischen Wegen – Umweltbewusstsein demonstrierend. Deswegen ist auch die Förderung für Fahrradwege sehr beliebt, ist „aber“ auch nur ein Feigenblatt, weil der massive Verkehr an den städtischen Schlagadern nicht durch Fahrräder ersetzt werden kann und wird. Selbst die so oft als Beispiel genannte Fahrradhauptstadt Kopenhagen hat bei ihrer Verkehrsschlagader ein großes NO2 Problem. Weniger Erregung und mehr auf Fakten basierende Differenzierung, sowie weitsichtige Planung ist das Gebot der Stunde. Und eine schlaue Planung ist, wie im Artikel von Uwe Jean Heuser berichtet, beim Aufstellen der Windräder die Bürger finanziell zu beteiligen, eben der erste Schritt vor dem Zweiten… – Dipl.Ing. Christoph Kronhagel

 

Um es auf den Punkt zu bringen: Der Egoismus, die Bequemlichkeit und die Fantasielosigkeit der Heutigen verhindern rechtzeitige und wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel. Da von den regierenden Politiker*innen offensichtlich keine ausreichenden Klimaschutzgesetze kommen werden, plädiere ich für die Einrichtung einer von den Politiker*innen weitgehend unabhängigen Institution ähnlich dem Bundesverfassungsgericht oder der EZB, die zugunsten des Klimaschutzes national oder europaweit geltende Gesetze erlassen dürfen sollte. Solange es diese Institution nicht gibt, empfehle ich allen, die die Dringlichkeit des Klimaschutzes erkannt haben und danach handeln wollen, zukünftig bei allen Wahlen die Partei „Bündnis 90/Die Grünen“ zu wählen, denn das ist derzeit wohl die einzige Partei in Deutschland, die ernsthaft etwas gegen den Klimawandel unternehmen will. Zwar hat inzwischen auch die Partei „Die Linke“ ein ambitioniertes Klimaschutzprogramm beschlossen, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie es auch wirklich umzusetzen versuchen wird. Von der AfD ist meines Erachtens nichts, von der FDP fast nichts, von CDU/CSU und SPD bei Weitem nicht genug bezüglich des Klimaschutzes zu erwarten. – Dr. Ulrich Willmes

 

Ich finde, ganz so einfach ist das nicht mit dem inneren Ich, „Ja, aber..nicht sofort, vielleicht später“. Gibt es denn nicht heute schon einen übertriebenen Aktivismus, der zu Fehlentwicklungen in Sachen Energiewende geführt hat. Von der Unabdingbarkeit in Sachen Klimawandel zum schnellen Handeln laut Artikel muss man schon überzeugt sein. Leute, die „1 und 1“ zusammen zählen können, werden bei einer recht einseitig geführten Berichterstattung, vorsichtig formuliert, nachdenklich. Da gibt es Beispielsweise eine Aluminiumindustrie, die ca. 1% des gesamten deutschen Stromverbrauchs ausmacht. Die hatte 2019 ca. 100 Stromabschaltungen durch die Netzbetreiber, Tendenz steigend (VDI Nr. 40). Grund dafür ist u.a. der Wegfall einer konstanten ausreichenden Grundlast durch Kohle- und Atomstrom.

Die erforderliche Netzfrequenz von konstant 50 Hz, wird zur Zeit durch das Zu-und Wegschalten der konventionellen Kraftwerke sichergestellt, der grüne Strom hat ja Vorrang. Und da ist ja noch das europäische Stromverbundnetz, wo allerdings wenig grüner Strom fließt. Entsprechende notwendige Speichertechnologien gibt es noch garnicht. -Das braucht Zeit- „Da sind die Techno Träumer, die behaupten, man müsse wenig tun, dem Silicon Valley wird schon, wenn es schlimm wird, was einfallen.“ Was will der Autor uns damit eigentlich sagen? Ich glaube, das ein wirksamer Klimaschutz ausschließlich nur durch Investitionen in technologische Weiterentwicklungen zu erreichen ist. Die Selbstgeiselung wie der propagierte CO2 Fußabdruck oder ähnliche Alltagsvorschläge zur besseren Umwelt stärken zwar das Umweltbewusstsein, haben aber in der Summe nur symbolischen Charakter für das Klima. Unsere Nachbarn, z. B. die Polen, kaufen auf dem freien Markt unsere Emissions-Zertifikate und setzen damit weiterhin auf Kohle.

So ist es in der EU. Und wie ist es global gesehen. Diese Frage ist völlig irrelevant, oder? Bei uns wird über die Inbetriebnahme eines völlig neuen Steinkohlkraftwerkes mit 40% Wirkungsgrad als ÜBERGANGSLÖSUNG gestritten und demonstriert. Weltweit sind ca. 1400 Kohlekraftwerke in der Planung oder im Bau. Was denken hierbei die Leute, die „1 und 1“ zusammen zählen können? Vor allem, wenn sie lesen, das durch die Abwärme dieses Kraftwerkes 100.000 Wohnungen über Fernwärme geheizt werden könnten. Zur Erinnerung, 2030 sollen keine neuen Ölheizungen in Deutschland gebaut werden. Wer Logik und Verstand durch einen breiten Verzicht und vor allem durch entsprechende Kampagnen ersetzen will, erreicht die sogenannte Eliten und den Mittelstand immer weniger. – Walter Schroiff

 

Ich bin sehr gespannt, ob die nun folgende Email in die ZEIT findet … zu groß meine Enttäuschung. Uwe Jean Heusers Artikel „Ja, aber …. “ spricht mir aus dem Herzen … die Beilage in derselben Ausgabe zur ZEIT-Reise „Auf den Spuren Alexander von Humboldts“ tut es nicht! Werbung für Kreuzfahrten in der ZEIT sind für mich schon schwer zu ertragen, dass jedoch die Zeitung, die ich so sehr schätze, eineeigeneFlug-Kreuzfahrt-Reise anbietet, lässt mich an meiner Zeitungs-Wahl zweifeln. Was ist das ? Reicht der SUV als Statussymbol hier nicht mehr aus? Soll gezeigt werden, dass 21.900 € kein Problem für eine Erweiterung des eigenen Horizonts darstellen? Braucht man Dias für den nächsten geselligen Abend? Kommt es einer Mutprobe gleich, das krisengeschüttelte Mittel- und Südamerika mit einem wohligen Schauer vom Reisebus aus zu bewundern? So viel Gutes, das man für diesen Betrag tun könnte. Wir alle werden Alexander von Humboldt nie kennenlernen, aber – so unmöglich dies ist – es würde mich interessieren, was er dazu zu sagen hätte. – Petra Oppermann

 

Mehrere Seiten zum „Klimaschutz“, „Ja-aber“, Probleme der Wasserstoff-Wirtschaft etc. mit wenig Gesamtsicht. Weder Politikernoch Journalisten haben eine Idee, wie ihr Land im Jahre 2050 mit funktionierender neuer Technik aussehen könnte, welches nur noch 100 Mill t energiebedingte CO2-Emissionen haben soll. Ebenso fehlt mangels ausreichend technischem Verständnis eine Konzeption für die notwendige „Übergangsphase“ von 2020 bis 2040 ohne Black-Out-Gefahr.

Dazu müsste man den Stand der Technik in vielen Bereichen kennen, die Bedeutung einzelner Sektoren wie fossile Stromerzeugung im EU-Emissionshandel mit einem EU-Ziel, Verkehr, Heizung (Winterhalbjahr!) und Warmwasser etc. Wenn der Löwenanteil der Enenergie-Bedarfsdeckung zu überwiegend aus erneuerbar erzeugtem Strom kommen soll, bräuchte man riesige „Zwischenspei­chertechniken“ angesichts einer dramatisch schwankenden Erzeugung aus Photovoltaik und Wind. Zum einen sind diese Techniken noch nicht großtechnisch ausgereift, haben selbst in der Kette hohe Wirkungsgradverluste, so dass die Primärstromerzeugung doppelt so hoch ausfallen muss wie der letztliche Stromeinsatz, denn die andere Hälfte geht im Speichereinsatz futsch: Die erneuerbare Stromerzeugung müsste 2050 gegenüber 2018 rund 10-mal so hoch sein. Zum anderen sind natürlich auch die Transport- und Verteilungsnetze samt Garagenanschlüssen für E-Autos noch nicht vorhanden, Wärmepumpenlösungen in Großstädten auch noch nicht etc. Nichts davon ist leicht!

Die Bürger könnten sich leichter für etwas Neues entscheiden, wenn es realistische und technisch funktionierende Konzepte für die kommenden 15 Jahre gäbe. Die technische Unkenntnis der Politik ist mittlerweile jedoch mit Händen zu greifen. Wenn dann ein Tesla um 100.000 € kostet und eine Schnell-Ladestation mit 120 kW in der eigenen Garage auch noch einmal über 12.000 €, wären vielleicht Zweifel angebracht, ob der normale Bürger immer noch bereit wäre, damit „das Klima“ bei derzeit 2 % CO2-Anteil von Deutschland zu retten, zumal die abendliche Stromerzeugung noch lange insbesondere im Winter zu großem Teil doch aus Kohlekraftwerken kommen muss.

Langfristigen Lösungen werden Bürger nur dann folgen, wenn auch für einen guten Weg dorthin konkretere Konzepte mit diskutierbaren Vor- und Nachteilen vorliegen. „Muttis“ Segen reicht nicht! Über konkrete Konzepte spricht Politik aber ungern: Einerseits hat sie derartige vielleicht gar nicht; andererseits könnte das ja die Bürger verunsichern! Frau Merkel verkündete zwar Mitte 2011 die „Energiewende“, hat aber die Größe und technische Herausforderung dieser Aufgabe nicht einmal wahrgenommen. – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Zu obigem Thema ein Vorschlag, der mich schon länger umtreibt und der in letzter Zeit auch wieder stärker in Ihrer Zeitung angeklungen ist, in aller Kürze: Sicherlich ist unbestritten, daß die aktuelle Klimaproblematik durch die seit der kurzen Zeit der Industrialisierung erfolgte Verfeuerung der fossilen Brennstoffe, die sich durch die Einwirkung der Sonnenenergie über Millionen von Jahren gebildet haben, verursacht ist. Um diese Entwicklung zu stoppen und den übermäßigen Verbrauch dieser Rohstoffe radikal einzuschränken, müßte weltweit eine hohe Abgabe auf deren thermische Nutzung erhoben werden und zwar sowohl im privaten wie im gewerblichen Bereich. Um die daraus resultierende Verteuerung der Lebenshaltung (sowohl im unmittelbaren Energieverbrauch wie auch beim Erwerb von Industrieprodukten) abzufedern, müßte aus dem Fond, der sich aus der Abgabe bildet, pro Kopf ein Ausgleichsbetrag ausgeschüttet werden, der sich nach der Verteuerung der Lebenshaltung eines Geringverdieners bemißt.

Um Ausnahmeregelungen, zumindest übergangsweise, wird man nicht herumkommen. Damit würde eine Vielzahl der angedachten Regelungen überflüssig werden, denn es ergäbe sich das meiste von selbst und es würde ein Schub für die Entwicklung alternativer Lösungen entstehen. Die Transportkosten z.B. würden so hoch, daß sie nicht mehr – wie heute vielfach – vernachlässigbar sind. Und wer sich das dennoch leisten kann, der bezahlt dann eben seinen gerechten Beitrag dafür. Der Aufwand für die Bewirtschaftung eines solchen Systems würde sich in engen Grenzen halten und keine übermäßige Bürokratie erfordern. Eine dankbare, jedoch nicht einfache Aufgabe für die Politik. Es wäre noch viel zu dem Thema zu sagen, aber ich will es dabei belassen. – Klaus Kunkel

 

Perspektivenwechsel. So vernetzt und komplex wie unsere Welt geworden ist, gibt es eine unüberschaubare Vielfalt von Interessen und Eigenlogiken ihrer sozialen Elemente. Zur Markierung und Stabilisierung ihrer jeweiligen Identität scheinen sie sich voneinander abgrenzen zu müssen! Erkennbar am Rückzug ins Nationale und Irrationale autokratischer Führung. Spaltung scheint stärker als das Verbindende und macht damit auch das weltumspannende, für alle Menschen bedrohliche, Klimathema aktuell unlösbar. J. Franzen schlägt vor, sich nichts mehr vorzumachen: ökologische, ökonomische und soziale Katastrophen sind bereits in vollem Gang. Ohne unsere verständliche und zugleich kontraproduktive Verdrängung eine nahezu kaum erträgliche Erkenntnis. – Dr. Wolfgang Klöckner

 

Fast in jeder Ausgabe bringen Sie so überzeugende Artikel zum Thema Klimaschutz, doch wenn es darum geht, selbst einen Beitrag zu leisten, heißt es auch bei Ihnen „Ja, aber …“. Ich meine damit die von mehreren Leserinnen und Lesern angesprochene Werbung für Aktivitäten, die auch in der ZEIT als umweltschädlich angeprangert werden, zum Beispiel die Kreuzfahrten. Haben Sie doch endlich mal den Mut, derartige Werbung abzulehnen und mit einer solchen Maßnahme für sich zu werben. Mir ist klar, wie wichtig die Werbeeinnahmen für sie sind, doch ich bin mir sicher, dass eine damit einhergehende Preiserhöhung des Bezugspreises Ihres Blattes bei entsprechender Argumentation von Ihren Leserinnen und Lesern akzeptiert wird. Spielen sie doch mal „die Greta Thunberg der Presse“. Machen Sie den Anfang. Andere werden vermutlich folgen. Alternativ zur Ablehnung umweltschädlicher Werbung: Verlangen Sie für jede Reise die Angabe des CO2-Fußabdrucks pro Person. Was in der Werbung für Elektrogeräte, Glühlampen und Autos verbindlich ist, sollte auch für die Freizeitgestaltung eingeführt werden. Machen Sie den Anfang! Und kein „Ja, aber …..“. – Gerd Menzel

 

Stand dem Autor U.J. Heuser eigentlich nicht der in der gleichen Ausgabe der ZEIT erschienene Artikel „Das politische Element“ (Wasserstoff) zur Verfügung? Letzterer erhielt viele interessante Bespiele von aktuellen Initiativen und Projekten zu Energiewende und Klimawandel. Als ob man hierzulande nichts täte. Ein bisschen Geduld in dieser Sache sollte man aber schon aufbringen. Und wer sagt, dass in Deutschland verwendeter grüner Strom und power zu X-Produkte ausschließlich hier erzeugt werden müssen? – Dr. Uwe Temper

 

Die bisher aus fossilen Brennstoffen gewonnene Energie soll im Kampf gegen den Klimawandel durch Erneuerbare Energie ersetzt werden. Falls in Deutschland – wie zu befürchten – nicht so viele Windräder installiert werden können wie erforderlich und auch die Photovoltaik nicht ausreicht, die Lücke in der Energieversorgung zu schließen, bleibt als Nothelfer nur die Kernenergie. Das Risiko hierbei ist, ob auch die Kernkraftgegner – Umfrage nach Fukushima: 80% – dies einsehen oder ob ihnen die durch Verzicht auf die Nutzung von Kernenergie zu erwartenden Schäden für unsere Volkswirtschaft und unseren Lebensstandard gleichgültig sind. – Joachim Meier-Schellersheim

 

Schwarzer Peter. Dass wir die Klimaproblematik ganz ohne Gefeilsche, Geschacher, Trickserei lösen können, ist wohl nie zu hoffen gewesen. Dazu ist das Thema zu kompliziert, sind die vorliegenden Lösungsvorschläge zu divers, ihre Auswirkungen höchstens in ihrer Qualität bekannt, nicht aber in der Quantität. Am allerklarsten wäre der 100%-ige Purismus: Zurück in die Steinzeit. Alles dazwischen braucht viel Zeit und eine Menge Ausprobieren, privat, öffentlich und bei den Herstellern. Währenddessen geht es wohl nicht ohne »Ja, aber« und ist das Herumschieben des schwarzen Peters oder der vielen schwarzen Peter, die da sind, unvermeidlich. Immerhin wird miteinander gerungen »Ja, und?«, und es ist nicht total unmöglich, dass eine Art Einigung herauskommt. Bei Donald Trump ist das schon sehr anders: für ihn ist alles klar, er geht in die Vollen und hat uns die Spielkarten vor die Füße geschmissen. – Herbert Eberle

 

Zu Ihrem Artikel „Ja, aber …“ in der ZEIT Nr. 8 möchte ich Ihnen wirklich gratulieren! Sie fassen toll und auf den Punkt zusammen, welche Zöger-Probleme eine wirkliche Klimawende verhindern, ohne dabei Gruppen-Bashing zu betreiben. Dieser Artikel ist argumentativ und sprachlich ein kleines Fest. Vielen Dank dafür. – Julia Molina

 

Die Politik sollte möglichst bald mit finanziellen Anreizen die Grundlagen für einen zweiten Wirtschaftskreislauf schaffen, um mit der Wirtschaftskraft der Konsumenten die nachhaltige Wirtschaft zu stärken. Dazu wäre nicht einmal eine Parallelwährung notwendig. Bürger*innen sollten neben ihrem Girokonto ein Ökokonto mit der dazugehörigen Öko-Chipkarte führen, worüber nur Waren/Produkte mit einem Nachhaltigkeitssiegel gekauft bzw. gehandelt werden können: ein Aufbruch zu neuen Innovationen und einem Bewusstseins- wandel in der Bevölkerung! – Walter Moritz

 

In Brandenburg plant „Tesla“ ein riesengroßes „E-Autowerk“, voll im Zeichen des aktiven Klimaschutzes. Vorher muss aus diesen Klimaschutzgründen eine Menge Wald gerodet; alles hat eben seinen Preis, dafür gibt es eine Menge neuer Jobs. Die E-Autos werden sehr viel „E“-nergie brauchen; vielleicht könnten deshalb bald alle (stillgelegten) Autokraftwerke wieder „voll im Saft“ hochgefahren werden, alles im Zeichen von strahlender „CO2-freien“ Abgasen. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Weltkulturerbe“ von Giovanni di Lorenzo

 

Beide Beiträge sind eigentlich gar nicht so verkehrt. Aber halt nur auf der Basis ihrer persönlichen, politischen Sichtweise. Das was die Politik machen müsste, kommt von vornherein nicht infrage. Die politische Grundhaltung gibt das nicht her.Für mich liegt das Übel ganz woanders. Ihre Redaktion weiß das auch. Weil der gesunde Menschenverstand das nicht her gibt. Ich lebe nur noch hin und wieder in Deutschland. Mein Hauptwohnsitz ist Singapur. Einer der reichsten Länder unserer Welt. Arbeitslosigkeit und Armut ist dort ein Fremdwort. In Deutschland wird nur ideologisch gestritten und das war noch nie ein guter Ratgeber. – Gunter Knauer

 

Wann lernt auch der letzte Journalist, dass die sogenannte „AfD“ keine Rechtspopulisten sondern lupenreine Nazis sind, eine Partei die vor „Mischvölkern“ warnt (Jens Maier), die die NS Zeit als „Vogelschiss“ betitelt (Alexander Gauland), selbiger der Stolz seien will – auf die wie er sie nennt „Leistungen deutscher Soldaten in 2 Weltkriegen“, sprich auch und vorallem auf deutsche Kriegsverbrechen und deren Führer (Führerlein ist fast schon verniedlicht) ein Buch geschrieben hat, das selbst Parteifreunde nicht von den Aussagen Hitlers aus „Mein Kampf“ zu trennen vermögen. Wenn Angela Merkel aussagt, dass die Wahl Kemmerichs zurückgezogen werden müsse, ist dies kein Ausspruch Vorweimar Zeiten, sondern der Kern des rechtsstaatlichen Nachkriegsdeutschlands, sich diesem zu verwehren und eine 5% Partei an der Demokratie vorbei durch Faschisten (rechtskräftig verurteilt) an die Macht zu putschen ist nicht einmal einer athenischen Demokratie würdig, gerade wir deutschen sollten das wissen. Und was Annegret Kramp-Karrenbauer angeht, so hat sie den Anstand abzutreten, die die Stephen Kings Clowns Scheuer und Seehofer nie innehatten. – Gregori Six

 

Wie Herr Schäuble sagt, der Konflikt liegt tiefer, noch tiefer. Die eigentliche Hilfe sieht die Menschheit noch! nicht. – Hans Joachim Hühner

 

CDU durch nichts zu ersetzen? also alternativlos? wie Herr Lorenzo für die ZEIT? – „sie hat den Ausgleich der Intressensgruppen geschafft“? Zwischen Millionen Niedriglöhnern und den wenigen mit gigantischem Reichtum? – Mann Mann Mann! Demokratie lebt vom WECHSEL! Wann kommt die neue Zeitchefin? dann können wir uns ja mal im Rahmen eines „awm“ (alt, weis, männlich)-meetings auf ein Bierchen Treffen. – Dieter Herrmann

 

Brillant, Herr di Lorenzo, Ihren Ausführungen und Rückschlüssen muss man nichts mehr hinzufügen. Dennoch ein paar Gedanken aus der Mitte, zu der auch mein privates und berufliches Umfeld zählen. Die Besorgnis ist angesichts der politischen Lage groß. Natürlich wird die aktuelle Politik da auch kontrovers diskutiert. Am Ende besteht aber bei allen in einem Punkt Einigkeit: dem Wunsch nach Stabilität. Diese können nach wie vor die Volksparteien „liefern“. Dazu sollten sie sich jedoch wieder auf die eigenen Stärken und ihre Profile konzentrieren (und nicht immer und immer wieder wie paralysiert auf die Wahlerfolge am Rand starren). Stattdessen wird beispielsweise die Große Koalition (auch wenn diese zur Zeit vielleicht das kleinere Übel bedeutet) routinemäßig in Frage gestellt, ohne aber Alternativen anbieten zu können. Gestritten wird über alles und jedes, Nebensächlichkeiten werden aufgeblasen (bestens dargestellt in dem Artikel „Politik simulieren“ in der 6. Ausgabe). Dann diese ewigen Personaldebatten und die damit verbundene Selbstbeschäftigung. Geradezu grotesk erschien da diese unsäglich lange Prozedur der SPD zur Wahl der Parteispitze, insbesondere wenn man weiß, wie schnell dann auch der Rausschmiss aus derselben folgen kann.

Und so weiter und so fort. Ja, zur Politik gehört es auch, dass Unangenehmes und die daraus folgenden -vielleicht unbequemen – Lösungen benannt werden müssen. Das ist unbeliebt, das weiß ich. Hierzu gehören Mut und Selbstvertrauen. Aber nur so kann eine Partei ihre Ziele klar machen und dem Volk die Wahl lassen. Ja, Kompromissbereitschaft ist genauso wichtig. Wenn es um die Bewältigung großer Herausforderungen geht, müssen auch eigene Ansätze überprüft in u.U. zurückgestellt werden, wenn andere Parteien sachgerechtere Lösungen anbieten können. Politische Dogmen und falsche Eitelkeit sind hier unangebracht. Ja, auch Toleranz dem politischen Gegner gegenüber gehört dazu. Von den Ausnahmen abgesehen, wo Fehlverhalten eine klare Replik nötig macht, wäre ein gnädigerer Umgang manchmal sehr wünschenswert. Selbst ein gutes Vorbild abzugeben ist weitaus souveräner, als sofort auf den anderen zu zeigen. Das gilt, wie so vieles, nicht nur für die Politik, sondern ganz allgemein. – Regina Stock

 

Herr Di Lorenzo glaubt die CDU sei ein Weltkulturerbe. Ich denke die CDU/CSU ist eher ein Naturdenkmal. Sie steht, nicht erst seit dem Wahldebakel in Thüringen auf der „Roten Liste“ und ist akut vom Aussterben bedroht. Der Versuch über neues Personal, ohne geänderte Inhalte, das Vertrauen der Wähler zurück zu gewinnen ist, wie die SPD es vorgemacht hat, zum Scheitern verurteilt. Es helfen keine Ab-und/oder Abgrenzungen von Parteien links und rechts. Da helfen eigentlich nur Umsetzungen von Zielen die für die Bevölkerung und nicht für die Wähler wichtig und spürbar (vor allem in der Geldbörse) sind. Herr Lindner von der FDP sitzt hoch auf dem gelben Wagen und steuert diesen mit höchstmöglichen Tempo gegen die nächste braune Wand. Von dem letzten Aufprall wird es schwierig sich zu erholen und zur Tagesordnung überzugehen und kommende Wahlen zu zu überstehen und die 5% Hürde zu überspringen.

Immer und Immerwieder von denselben Politikerinnen und Politikern dieselben Sprüche, Floskeln und leeren Worthülsen. Dann noch die Selbstbeweihräucherung bei Anne Will am Sonntag und wer dann noch nicht genug in Sachen Eigenwerbung „verzapft“ hat wird Montags bei Maischberger die nächste Gelegenheit erhalten um dann am Donnerstag bei Maybritt Illner der finalen Volksverdummung sehr nahe zu kommen. Ehrlich, da wir mir früher der Internationale Frühschoppen mit Rauchern und Weintrinkern echt lieber, als heute die Spaßbefreiten, verkrampften und faktenverkennenden Dauertalker. Recht hat Herr Di Lorenzo damit, dass nun bei der CDU/CSU alsbald also schnellstens einen Kandiat oder eine Kanditatin für den Parteivorsitz und auch für das Kanzleramt gefunden werden sollte. Allerdings ohne den Fehler der SPD zu begehen und in langwierigen Konferenzen ein Schaulaufen zu veranstalten das letzendlich in einem eher faulen Kompromiss endet. Die Mitte wankt. Aber sie darf nicht stürzen, denn das wäre für das gesamte Land ein demokratisches Armutszeugnis. – Felix Bicker

 

Starkes Signal der Kanzlerin! Mich verwundert die durchweg auch von vielen Journalisten – einschließlich der ZEIT (!) – erfolgte kritische Bewertung der Worte von Angela Merkel aus Südafrika zur MP-Wahl in Thüringen. Zuvor wurde doch gerade oft beklagt, dass die Kanzlerin sich zu den ein oder anderen Vorgängen kaum noch äußere. Mit der Wertung „unverzeihlich“ hat sie ein ganz starkes politisches Signal gesetzt. Auch die Wortwahl „muss zurück genommen werden“ im Sinne notwendiger Korrektur dieses Wahlausganges finde ich in diesem Zusammenhang nur folgerichtig und schon gar nicht „vordemokratisch“. Es handelte sich schließlich in Erfurt um einen üblen Schurkenstreich der AFD. Dieses wahlbetrügerische Manöver- einem eigenen Kandidaten keine einzige Simme aus der eigenen Partei zu geben – verhöhnt alle demokratischen Spielregeln und verdient Abscheu und Empörung. Ein so durch Falschspielerei zustande gekommenes Wahlergebnis verlangt einfach die Rote Karte und ist defacto für ungültig zu deklarieren. Es irritiert, wenn mittlerweile große Teile der Bevölkerung einen solchen Wahlprozess als „demokratisch abgelaufen“ sanktionieren. Zum Fest der Populisten wird die Aussage der Kanzlerin nur noch dadurch, wenn sie nicht im Demokratie erhaltendem Sinn interpretiert wird. – Dr. Jochen Gensel

 

Was ist das eigentliche Desaster ? Ein Ministerpräsident aus den Reihen der FDP wurde demokratisch gewählt. Dies wird als „Betriebsunfall“ beschrieben. Genau das ist jedoch Demokratie ! Die AFD hat ihren Wählern versprochen Rot-Rot-Grün abzuwählen und hat es getan. Dazu hat sie niemanden bedroht, niemanden angespuckt, keine „Dokumentation “ von Wahlen gefordert, keine Gebäude beschmiert. Sie hat einfach gewählt. Punkt. Wo ist das Verbrechen ? Wenn unsere Kanzlerin mit all ihrer politischen und medialen Macht diese Wahlen erfolgreich rückgängig macht, dann zeigt dies ihr desaströses Demokratieverständnis und all jener, die meinen jetzt gar die FDP als Nazis titulieren zu müssen. – Matthias Bolduan

 

Die Cdu als Volkspartei ein Weltkulturerbe – dass ich nicht lache! Diese Partei hat noch nie für eine substanzielle inhaltliche Auseinandersetzung gestanden, sie wollte immer nur die Macht und es wird Zeit, dass sie sie verliert, die Macht, die sie immer nur missbraucht hat, um wichtige Reformen zu blockieren (s. Reformstau unter Kohl, Merkel). Wie stünden wir heute da, wenn die Cdu nicht ständig mitregiert hätte? Statt einer fundierten Kritik an der politischen Situation begnügt sich G.di Lorenzo wieder einmal auf die Sozialdemokraten zu verweisen, die machen sich immer gut als Sündenbock. – Herbert Freyaldenhoven

 

in Ihrem Leitartikel in der Zeit vom 13. 02. 2020 beschreiben Sie treffend die Krise der CDU als Volkspartei und ihre Bedeutung für die Stabilität von Politik und Gesellschaft. Sie betonen die Wichtigkeit diese Kraft der politischen Mitte vor dem Zerfall zu bewahren. So weit, so gut Ihre Analyse. Was aber tun in Zeiten einer existenziellen Krise? Man besinnt sich auf seine Wurzeln und die der CDU finden sich nach Ende des Krieges und der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft. 1947 formulierten die Gründungsmitglieder der Partei unter dem Eindruck der schrecklichen Geschehnisse das Ahlener Programm, das die meisten heutigen Mitglieder nicht mehr kennen und als sozialistisch oder gar kommunistisch diffamieren würden.

Im Ahlener Programm wird der Kapitalismus mitverantwortlich gemacht für die Entstehung der Nazidiktatur und eine starke staatliche Lenkung der Wirtschaft gefordert, unter anderem eine Verstaatlichung der Schlüsselindustrien, um die Entstehung von Machtkonzentrationen und/oder einer Diktatur zu verhindern. Die Forderungen von damals mögen heute überholt sein, nicht aber das Prinzip der staatlichen Regulierung. Der Liberalismus hat seine Chance gehabt und hat sie nicht genutzt. Will die CDU Volkspartei bleiben, muss sie auch die Interessen des Volkes vertreten und nicht einseitig die von Kapital und Wirtschaft. Die Gleichung – „Geht es der Wirtschaft gut, geht es auch dem Volk gut.“ – geht schon lange nicht mehr auf. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer noch, mit wachsendem Tempo auseinander. Hier sind klare Ansagen und Regeln gefordert:

  • Anstatt Kappungsgrenzen für Sozialversicherungsbeiträge, braucht es eine Kappungsgrenze für Managergehälter. Ein Spitzenmanager sollte nicht mehr verdienen dürfen als das 20fache eines/einer Arbeiter/in oder eines/einer Angestellten der untersten Lohngruppe seines Unternehmens.
  • Ein Mindestlohn, der ein menschenwürdiges Dasein gewährleistet, einschließlich gesellschaftlicher Teilhabe.
  • Eine faire Besteuerung. Kapitalerträge müssen genauso hoch besteuert werden wie Lohnarbeit.
  • Schließen von Steuerschlupflöchern.
  • Besteuerung von Unternehmen da, wo sie ihre Geschäfte machen. ( Google, Apple, Facebook, Microsoft, Amazon etc..)
  • Die höheren Steuereinnahmen werden dringen benötigt für öffentliche Investitionen, z.B. in Forschung, die Sanierung von Kitas und Schulen, den öffentlichen Nahverkehr etc..
  • Ein Lieferkettengesetz, das Unternehmen verpflichtet Verantwortung zu übernehmen für die Einhaltung von sozialen und ökologischen Standards entlang der gesamten Lieferkette.
  • Ein Gesetz zur Lobbytransparenz.

Soweit einige Beispiele. Ginge die CDU hierbei voran, einem grundlegenden Wandel in Richtung Wiederbelebung der sozialen Verantwortung und Zurückdrängung des Wirtschaftslobbyismus, könnte wieder etwas werden mit der Volkspartei; ansonsten stehen die Zeichen weiterhin auf Schrumpfung. – Horst Willenbacher

 

Ob die CDU es verdient, als Weltkulturerbe eingestuft zu werden, ist durchaus zweifelhaft. Sie steht wie keine andere Partei nämlich auch für die nicht aufgearbeitete Geschichte der Nachkriegszeit – u.a. die Integration von Altnazis (Filbinger, Kiesinger), Pressezensur (Spiegel Affäre) und den nie wirklich aufgearbeiteten Parteispendenskandal der Regierung Kohl. Eine Parteiauflösung nach der Spendenaffäre wäre auf jeden Fall eine Alternative gewesen, die Democrazia Cristiana in Italien wählte diesen Weg. Werte wie Weltoffenheit und Toleranz, um die uns andere Länder mittlerweile beneiden, haben wir uns in erster Linie nach der 68er Zeit in der darauffolgenden sozialliberalen Ära erarbeitet. In die inhaltliche Diskussion mit der neuen Rechten sollten wir deswegen eher das Erbe Helmut Schmidts einbringen – auf das Erbe Helmut Kohls können wir verzichten. – Dr. Peter Hübner

 

Es ist schon eine kühne Behauptung, der Niedergang der CDU sei eine Gefahr für unser Land. Die Gefahr sehe ich eher darin, dass es zunehmend schwieriger wird, stabile Regierungsmehrheiten zu bekommen. Am deutlichsten zeigt sich dies in Thüringen. Unsere Demokratie hat aber in gewisser Hinsicht auch schon unter den Auswirkungen der großen Koalitionen gelitten. Wenn zwei Parteien, mit unterschiedlichen politischen Grundansätzen über viele Jahre hinweg eine Vernunftehe eingehen müssen, weil kein anderer Partner zur Verfügung stand, hinterlässt dies auf jeden Fall tiefe Spuren. Giovanni Di Lorenzo meint, dass es Auswege gebe – die aber Überwindung kosten. Wie wäre es z.B., einfach mal unser Wahlsystem selbst in Frage zu stellen und nach besseren Lösungen Ausschau zu halten, die den Vielparteien-Parlamenten und der Ausschließeritis einiger Parteien besser gerecht werden.

Mein Vorschlag hierzu: Wenn es keiner Partei gelingt, eine absolute Mehrheit zu erzielen bzw. binnen 6 Wochen eine Koalition zu bilden, wird ein zweiter Entscheidungswahlgang hinterher geschoben. In diesem Entscheidungswahlgang, in welchem nur die beiden stimmenstärksten Parteien aus dem ersten Wahlgang zugelassen werden, kann der Souverän bestimmen, wer nun die alleinige Regierung bilden soll. Die Siegerpartei wird dabei mit 50 % + x der Parlamentssitze belohnt. Die Oppositionsparteien müssen sich mit den restlichen Sitzen zufriedengeben, die entsprechend des Ergebnisses des ersten Durchgangs erzielt wurden. Der Vorteil dieses Systems: Es gibt keine Hängepartien mehr. Der Wählerwille wird eindeutig. Auch die Wähler, deren Stimme durch der 5 % -Hürde entwertet wurden, können wieder mitbestimmen. Die Parteienvielfalt im Parlament bleibt gewahrt. – Wolfgang Lenz

 

Es ist unerträglich in den letzten Tagen nach der Thüringen Wahl festzustellen, wie der Journalismus im Wording UND in der Beschreibung der angeblich tatsächlichen Lage dieser Republik die Arbeit der AFD, nämlich das Herbeireden einer Staats- und Regierungskrise, freiwillig und ohne Not mit betreibt!! Auf unheilvolle Art und Weise kommen die das demokratische System zersetzende Arbeit der AFD und die nach Sensation gierende Arbeit des Journalismus hier zusammen! Was für eine gefährliche Melange für Menschen, die sich selbst nur noch schwer ein eigenes politisches Urteil zu bilden! – Sabine Reif

 

Vielleicht etwas atypisch für die im Betreff genannte Rubrik, aber aus meiner Sicht dennoch passend. Denn nach einer gewissen Fassungslosigkeit ausgelöst durch das Thüringer Erdbeben und folgendem Berliner Nachbeben hat mich der Leitartikel wieder etwas aufgerichtet. Also was mein Leben reicher macht: Der Leitartikel „Ein Weltkulturerbe“ von Giovanni Di Lorenzo. Präzise analysiert, nicht lamentierend sondern richtungsweisend. Besonders hervorzuheben der erste Satz im letzten Absatz, den man als Leitsatz eingerahmt in alle Abgeordnetenbüros des Bundestages und der Landesparlamente hängen sollte, in der Hoffnung, dass unsere Politikeliten in Berlin, Thüringen und überall den Sinn ihres Daseins wieder begreifen. Gern möchte ich die Gelegenheit einmal nutzen, um dem gesamten Team der ZEIT allgemein zu danken für die Bereicherung meines Lebens mit jeder Ausgabe. Im speziellen diesmal der besondere Dank an Herrn Di Lorenzo für seine klaren Worte im besagten Leitartikel. – Detlev Lehmann

 

Für Sie, mich und viele andere Mitmenschen ist die AfD ein Graus. Allerdings ist die Partei ( noch ) nicht verboten. Im Landtag von Thüringen ist sie zweitstärkste Partei. Die Wahl des Landtages und des Ministerpräsidenten ist also immer noch demokratisch vonstatten gegangen. Die unerhörte Einmischung von außen erinnert doch fatal an die Bürgermeisterwahl in Istanbul. Damit wurde der Demokratie kein guter Dienst erwiesen. Im Gegenteil. Gerade die Leute, die vorgeben die Demokratie zu verteidigen, haben der AfD in die Hände gespielt. Die Wähler der AfD werden oft abwertend als Protestwähler eingestuft. Der Protest richtet sich allerdings gegen die Politik dieser Bundes- regierung. So mancher Wähler wird die Beschädigung der Demokratie nicht bei der AfD suchen. –Günter Belschner

 

Die „hohe Kunst des Kompromisses“ zum Weltkulturerbe ernennen zu lassen, wie Chefredakteur di Lorenzo in der ZEIT-Ausgabe Nr. 8/2020 vorschlägt, dürfte wohl kaum den dazu nötigen Antragsteller bei der Unesco finden. Dennoch ist sie wichtig und wurde bisher besonders gut von der nicht zu ersetzenden CDU beherrscht. Wenn denn dieses allein nur so wäre! Völlig übersehen wird, daß der sich vollziehende Wandel des Parteiensystems im Wandel der Gesellschaft begründet ist. Die frühere Klassengesellschaft mit den „Bourgeois“ auf der einen, den „Proletariern“ und Bauern auf der anderen Seite und vertreten durch jeweils entsprechend ideologisierte Parteien, gibt es nicht mehr.

Die heutigen Parteien sind Geschäftsmodell und Existenzbasis für einzelne Personen geworden. Nur indem sie die substantiell sachlichen Interessen möglichst großer Teile der Bevölkerung vertreten, also populistisch sind wie zuletzt die CDU, können sie sich in der Regierung halten. Die populistischen Positionen haben in Thüringen inzwischen die Linken und Rechten übernommen. Wieder populistisch zu werden, darüber muß nicht allein die CDU, sondern auch die Partei Willy Brandts und Helmut Schmidts und auch die von Theodor Heuss und H.-D. Genscher schnellstens gründlich nachdenken. Auch darüber, warum der von populus, das Volk, abgeleitete Begriff eigentlich so schlimm sein soll. – Hans Anhoeck

 

Annegret Kramp-Karrenbauer ist an den eklatant eskalierten Fliehkräften innerhalb der CDU gescheitert, die sich in Merkel-Jahren aufgrund inhaltlicher Diffusion und Volatilität entwickelt haben. Sie ist überdies gescheitert an der fehlenden Unterstützung sogenannter Parteifreunde und natürlich nicht zuletzt an vielen eigenen Fehlern, deren es doch überraschend viele waren. Die Macht, all das zu kompensieren, hatte sie allein qua Trennung von Parteivorsitz und Kanzleramt zu keiner Zeit. Die CDU leidwandelt somit inzwischen mit großen Schritten auf den Spuren der SPD; mit Verlaub, so viel Illoyalität und Dummheit hätte ich der letzten Volkspartei mitnichten zugetraut. Wehe Deutschland, wenn nun gilt: „Ist der Ruf erst ruiniert,…“ – Matthias Bartsch

 

Ihrer Analyse des Zustandes der CDU als Ergebnis der Thüringenwahl stimme ich zu. Ich möchte noch auf einen Aspekt hinweisen, der mir als Ostberliner beim Lesen der CDU-Politikerantworten zur Frage: Warum haben Sie das gemacht? einfiel. Ostdeutsche reagieren besonders allergisch wenn ihnen weit weg aus Berlin was vorgeschrieben wird. In der DDR war Berlin in vielfältiger Hinsicht privilegiert. Hier wurde in vielfacher Hinsicht (Kultur, Freizeit, Sanierung, Versorgung) mehr Investiert, man wollte ja das Aushängeschild des Sozialismus sein. Bei Familienbesuchen in Sachsen gab es auf Aufträge Waren aus Berlin mitzubringen, die es dort nicht gab. In der heißen Phase der Wendezeit war es schon mutig mit einem Auto mit Berliner Kennzeichen nach Dresden oder Leipzig zu fahren, weil es in Berlin noch zu keinen größeren Demos kam. Man fühlte sich im Stich gelassen. All das wirkt nun nach. Order aus Berlin können deshalb als Angriff auf die endlich gewonnene Freiheit bewertet werden. Dieses Sentiment gibt es bei Parlamentariern in Westdeutschland nicht! Ansonsten fand ich auch Ihre Ausführungen bei Anne Will sehr treffend. – Axel Voß

 

Ein Welkulturerbe bzw Thüringen: Schon wieder . mit heuchlerischen Argumenten – eine Chance verpaßt, diesmal die AfD – demokratisch zu intergrieren. „Warum Hegel lesen“: 0berflächlich angedacht… Die Entgegnung auf derselben Seite war schon besser, weil sie nach vorne denkt. Beide sind sich nicht im Klaren auf wie wenige Menschen + Gesellcschaften Hegels und ihr Denken zutrifft, w.h. für diese aktuell sein kann Gnerell: Aufpassen, daß sich die ‚Zeit’ung nicht – noch weiter – zu einer geschwätzigen ,,Gartenlaube II“ entwickelt. – Axel Magnus:Maurer

 


 

 

Leserbriefe zu „Warum haben Sie das gemacht?“ von Jörg Kellner et al.

 

Sie haben allen 21 CDU Abgeordneten eine Frage zum Wahlverhalten gestellt. Für mich zeigt sich bei den Antworten eine unglaubliche Naivität in politischen Entscheidungen. Es gab einen Parteitagsbeschluss, nicht mit der AfD zu stimmen. Wen ich dann lese, „dass man bei Sachentscheidungen mit der AfD nicht so weit auseinander sei“ frage ich mich, welche Sachentscheidungen das sind. Ob die Schulpflicht abgeschafft wird, oder HartzIV, oder die ärztliche Unterstützung für Asylbewerber, oder deren Abschiebung sofort vollzogen wird, da sind sie sich einig?

Man hört schon wieder, dass man das nicht gewusst habe, dass man das nicht habe kommen sehen. Die DDR gibt es seit 30 Jahren nicht mehr, sie sollen nicht so tun, als sei sie gestern erst verschwunden. Wo ist eigentlich das demokratische Verständnis, wenn man einen Ministerpräsidenten wählt, der von knapp 5% der Bürger gewählt wurde? Wie haben sich die Abgeordneten eine Regierung von Höckes Gnaden vorgestellt? Sicher hätte es dann einen Innenminister von der AfD gegeben. Es kann einem Angst und Bange werden, wenn Faschisten wieder in ein deutsches Parlament kommen werden. – Erika Tischer-Oberdorf

 

Das Debakel in Thüringen umfasst einige Aspekte, die ich bislang für unvorstellbar gehalten habe und die mich an der Demokratiefähigkeit und -Willigkeit des Ostens der Republik zweifeln lassen. Die Interviews der ZEIT mit den thüringischen CDU-Landtagsabgeordneten haben mich jedoch nachgerade schockiert. Lediglich zwei der Personen haben ein zumindest kleines Problem damit, dass ihr Abstimmungsverhalten ein klares Paktieren mit rechtsradikalen Verfassungs- und Demokratiefeinden darstellt. Der Rest findet an einer Kooperation mit Leuten wie Höcke nichts Verwerfliches – man ist ja pragmatisch-konservativ – oder gibt sich überrumpelt. Wer sich derart von der AfD vorführen lässt, verfügt – bei allem Respekt – nicht über die erforderlichen intellektuellen Fähigkeiten, um die Bürger in einem deutschen Landtag angemessen vertreten zu können. – Priv.-Doz. Dr.-Ing. Dipl.-Inform. Andreas Zabel

 

Auf die offensichtliche Idee, durch die Kandidatur von Mike Möhringen allen Unwägbarkeiten das Wasser abzugraben, ist wohl keiner gekommen. Stattdessen sind alle anderen (Wähler, Ramelow, FDP, SPD, AKK, etc) schuld. Nur die Fraktion der CDU fühlt sich völlig unschuldig. Ja ne is klar. – Rüdiger Weigel

 

Die Antworten sind sicher nicht ehrlich gemeint. Es muss in der CDU-Fraktion vorher eine Absprache gegeben haben, damit das Ergebnis 45 zu 44 herauskommt. In der CDU-Fraktion sicher 2 für Ramelow, eine Enthaltung und 18 für Kemmerich – das kann kein Zufall sein. – Ulrich Roedel

 

Ich fand den Ansatz die CDU-Abgeordneten zu Ihrem Abstimmungsverhalten zu befragen hervorragend, denn schließlich wurden sie bundesweit als Deppen dargestellt. Auch wenn ich das inhaltsleere Argument nach dem Kandidat der „bürgerlichen Mitte“ höchst fragwürdig finde, kann ich den Frust dieser Menschen nachvollziehen. Im Prinzip zeigt sich ein fast kolonialistischer Habitus in den westlichen Parteizentralen: „Ihr verzapft dort einen Mist und das wird sofort rückgängig gemacht! Wir wissen besser was für das Land Thüringen gut ist und ihr wählt jetzt gefälligst so lange bis uns euer Walergebnis passt!“ Der Frust der Thüringer über die Bevormundung, der monatelange Schwebezustand, das Ausbleiben von, für die Bürger wichtigen, Entscheidungen in diesem Zeitraum werden als Kollateralschäden hingenommen. Symbolpolitik ist wichtiger!

Bestimmt jetzt ein uraltes Göbbels-Zitat die aktuelle Politik? Geschah der „Dammbruch“ nicht schon in den Fünfzigern, als vor allem die CDU Altnazis in führende Positionen brachte? Hat unsere Demokratie das ausgehalten? Aber hält unsere Demokratie es aus, wenn demokratische Wahlergebnisse für ungültig erklärt werden? Ich finde, man hätte die Thüringer mal machen lassen sollen. Vielleicht hätte die Minderheitsregierung der „bürgerlichen Mitte“ ja was Gescheites auf die Beine gestellt. Im Übrigen hätten mich in diesem Zusammenhang auch die Erklärungen der AfD-Abgeordneten zur ihrem Abstimmungsverhalten interessiert. Welche konstruktive Politik im Sinne der Bürger von Thüringen hat denn ihr Abstimmungsverhalten beeinflusst? Denn schließlich sind sie es ja, die ihr „Ohr an den wahren Sorgen der Bürger“ haben. – Carsten Wirth

 

Warum haben Sie das gemacht? Warum die CDU im 3. Wahlgang keinen eigenen Bewerber ins Rennen schickte, bleibt leider unbeantwortet. Noch bedenklicher ist allerdings die ganzseitige Bildergalerie, die CDU Thüringens ist offensichtlich eine Männervereinigung (2 Frauen bei insgesamt 21 CDU Landtagsabgeordneten). – Stefan Hippler

 

Vielen Dank für Ihre „einzige Frage an CDU-Abgeordnete: Warum haben Sie das gemacht?“ Aus einzelnen Antworten (und aus Ihrem Artikel „Huch, ein Aufstand“) geht deutlich hervor, dass die perfide AfD-Taktik vor der Wahl zumindest in der CDU-Fraktion als eine mögliche Variante durchgespielt wurde. Jeder Schachspieler lernt, mind. 3 – 5 Züge vorauszudenken.Und Politik ist Schachspiel Natürlich kann eine geheime Wahl diese von der AfD gespielte Variante hervorbringen. Dann folgt zwangsläufig: „Wie geht es danach weiter mit einer Minderheitsregierung, die niemals auf Zustimmungsvoten der AfD angewiesen sein will?“ Dass Herr Kemmerich trotzdem in diese Falle tappt, ist unentschuldbar. Alle Äußerungen danach beweisen, dass viele Politiker offensichtlich noch nicht wissen, dass man auf Pepita kein Schach spielen kann. Und denen wollen wir die Zukunft anvertrauen? – Günter Rossmann

 

Wie habe ich mich gesorgt, als 1989 Hunderttausende meiner ‚Landsleute‘ – der Begriff geht mir zusehends schwerer von den Lippen – auf die Straße gegangen sind, gehofft, dass die Demonstranten nicht überziehen und die Staatsmacht nicht die Nerven verliert! Wie habe ich mich gefreut, als die Mauer fiel und uns Deutschen die Einheit geschenkt wurde! Dass die doppelt bestraften Verlierer des Krieges endlich jene Freiheit würden genießen können, die ich damals schon 41 Jahre lang genießen durfte und wofür ich so dankbar war! Und wie habe ich mich in den folgenden 30 Jahren über viele Wahlentscheidungen im Osten Deutschlands gewundert und mich immer wieder bei dem Gedanken ertappt: „Ach,würde die Mauer doch noch stehen!“

Die Stellungnahmen der CDU-Abgeordneten machen mich fassungslos! ‚Richtig‘ abgestimmt haben all jene, die mit der Höcke-AfD sympathisieren! Die Kemmerich-Wähler aber haben sich bis auf die Knochen blamiert! Und viele haben das (Vor-) Urteil über ‚Ossis‘ vollumfänglich bestätigt: Von der Funktionsweise unserer parlamentarischen Demokratie keine Ahnung haben und dann eine haarsträubende Entscheidung treffen, die nicht nur einzigartig für Thüringen, sondern für die ganze Republik ist! Deshalb war es auch geboten, dass Bundespolitiker dort eingreifen, wo eine inkompetente Laientruppe dem ganzen Staatsgefüge Schaden zufügt! Und jetzt seien alle anderen schuld an der Misere: die Berliner Politiker, die AfD, ja sogar die Linke trage eine Mitschuld! Nur jene, die ganz allein dafür verantwortlich sind, wo sie ihr Kreuzchen machen, flüchten sich in dümmste Ausreden.

Wie kann man den Kandidaten der kleinsten Fraktion wählen, obwohl der gar nicht gewählt werden will und ohne Koalitionspartner, ohne vorherige Koalitionsverhandlungen zur Wahl antritt? Wie kann man für ihn stimmen, wenn jedem bekannt ist, welches Ränkespiel vonseiten der Höcke-AfD drohen kann, nur um unser Staatswesen der Lächerlichkeit preiszugeben? Wer beseitigt jetzt das von dieser Laientruppe angerichtete Chaos? Die CDU- und FDP-Abgeordneten? Nein, es sind Linke, SPD, Grüne und die Staatssekretäre der früheren Ramelow-Regierung! Unglaublich! Deshalb,CDU-Laientruppe: Sofort zurücktreten – selbst wenn nichts Besseres nachkommen wird! – Erwin Beck

 

Die CDU – ein thüringisches Trauerspiel. Herr Kemmerich und andere argumentieren, sie hätten ihren Wählern versprochen, einen Ministerpräsiden- ten Ramelow zu verhindern (welche katastrophalen Entscheidungen oder Äußerungen, getrieben von sei- ner linken Ideologie, sind von Ramelow eigentlich bekannt?). Das hätteman gerne genauer gewusst. Ha- ben sie versprochen, das um jeden Preis zu tun, notfalls mit Unterstützung von Faschisten? Falls nein, dann zeigt uns das, dass sie ihrer Verantwortung intellektuell nicht gewachsen sind. Manche CDU-Parlamentarier verbitten sich Ratschläge aus dem Westen. Damit provozieren sie die Frage, ob ihnen bewusst ist, dass es sich bei der CDU um eine gesamtdeutsche Partei handelt, mit einer Zentrale in Berlin und lokalen Verbän- den auf der Ebene z. B. von Gemeinden, Landtagen von Bundesländern usw. Das ist eine andere Situation als bei der bayerischen CSU. Bei einer solchen Struktur ist es nicht überraschend und undemokratisch, dass zentrale Linien, oder um den viel strapazierten Begriff Werte zu verwenden, für die gesamte Partei vorge- geben werden.

Dazu gehört, dass Beschlüsse gefasst werden, und dass erwartet wird, dass sich alle Grup- pierungen der Partei daran halten. Was wäre von einer Partei zu halten, von der bekannt ist, dass bei ihr in einem Bundesland die einen, in einem anderen Bundesland die anderen Werte gelten? Natürlich kann man darüber streiten – vor einer Beschlussfassung – , ob Redeverbote sinnvoll sind (nebenbei bemerkt liefern die Erfahrungen der deutschen Vergangenheit gute Gründe dafür, dass man mit Feinden der Demokratie bes- ser nicht kooperieren sollte) und ob man sich auf einem engen Streifen gegen rechts und links einmauern sollte. Es ist aber nicht bekannt, dass sich die thüringische CDU an der Diskussion darüber beteiligt oder Vorbehalte angemeldet hätte. Kann sich die thüringische CDU wirklich darüber wundern, dass ihr Kritik entgegenschlägt, wenn sie ihr bekannte Beschlüsse kommentarlos zur Kenntnis nimmt und sie dann, wenn sie ihnen zur Situation nicht zu passen scheinen, einfach zu missachten? Um es auf den Punkt zu bringen:

– War es der thüringischen CDU bekannt, dass es einen Beschluss gab, nach dem es keine Kooperation mit Faschisten geben soll? – Ist es ihr klar gewesen, dass die Abstimmung gemeinsam mit der AfD für einen gemeinsamen Kandidaten diesem Beschluss widerspricht? Ein weitere Argument wird auch noch gerne vorgebracht: es sei undemokratisch, wenn so oft abgestimmt wird, bis sich das „erwünschte(?)“ Ergebnis zeigt. Das trifft auch nicht ganz den Kern der Sache. Ein jedes Gemeinwesen, z. B. auch das Bundesland Thüringen, hat das Anrecht auf funktionierende Strukturen, um darin bedenkenlos leben zu können. Was ist dagegen einzuwenden, dass so oft abgestimmt wird, bis es eine arbeitsfähige, stabile Regierung gibt? Außerdem geht die Diskussion gar nicht um das Ergebnis einer Abstimmung sondern um die Art und Weise wie dieses zu Stande kam, nämlich mit der Unterstützung von Feinden unserer Demokratie.

Seltsamerweise sagen manche, diese seien doch schließlich demokratisch ge- wählt. Gewählt ja, aber werden sie dadurch zu Demokraten? Was ist vom Demokratieverständnis einer Par- tei zu halten, die einen eigenen Kandidaten aufstellt, um einen anderen zu wählen? Auch wenn gerne mit Nebelkerzen hantiert wird, mehr Klarheit in den Fragestellungen und Orientierung an Fakten würde der Auseinandersetzung gut tun! Die thüringische CDU lässt uns darüber im unklaren, welche Werte sie vertritt. Ihr größter Fehler ist es, diesem Eindruck nicht entgegen zu treten. – Dr. G. Zeyer

 

„Neues aus dem Kindergarten“:Die anderen sind schuld, die AfD, Bernhard Vogel, Kemmerich, Kramp-Karrenbauer, u.s.w. Und die Wähler wollten das so. Dabei hätte man leicht die Umfragewerte von Ramelow und das Wahlergebnis der FDP vergleichen können, um festzustellen, wohin eine konstruktive Regierungsarbeit tendieren könnte. Im Übrigen scheint sich keiner der Abgeordneten (überwiegend akademisch gebildete Herren) darüber Gedanken gemacht zu haben, was nach der Wahl Kemmerichs gefolgt wäre. Man hätte sich schon „irgendwie“ auf die Mitte geeinigt. Auf eine Minderheitsregierung, unterstützt von den beiden stärksten Fraktionen, mal den Linken, mal der AfD? Beide Parteien würden das wohl kaum eine ganze Legislaturperiode mitspielen, ganz zu schweigen davon, dass es in beiden Lagern Anhänger gibt, die dann auf ihre Weise außerparlamentarische Opposition betreiben würden. Wenn so viel Ignoranz und Naivität dann von Mama Merkel gestraft wird, mit einem Machtwort aus dem fernen Afrika, stampfen die Herren trotzig mit dem Fuß. Ob es sich um „ostdeutsche“ Unmündigkeit handelt, lässt sich nicht feststellen, da nicht bekannt ist, wir viele Abgeordnete – ähnlich wie Kemmerich – West-Importe sind. So oder so: Die CDU wird sich neu positionieren müssen. – Martina Hiemes

 

Die Geschehnisse der letzten Tage haben mich veranlasst, folgende Mail an die CDU Fraktion in Thüringen zu senden. Ich hoffe damit die Befindlichkeiten vieler Menschen in unserem Land zumindest zu streifen: Liebe CDU Fraktion in Thüringen, Ihr unsägliches Lavieren bezüglich der anstehenden politischen Fragen und Probleme, allein während der letzten Wochen, ist für mich schier unerträglich. Ich bin fünfundsechzig Jahre alt, lebe in Hessen, und habe mich bisher nie in dieser Form zu irgend einem politischen Geschehen geäußert. Dieses werde ich auch hier und jetzt aus gutem Grunde nicht tun. Meine Zeit ist schlicht zu kostbar, Die Ungeheuerlichkeit Ihres Handelns zu grell und schrill, und in ihrer Durchsichtigkeit zu offensichtlich, als dass sie auch nur eines Wortes der Begleitung oder Kritik bedürfte.

Statt dessen einige nüchterne Worte und Wünsche. Ihr Handel bewegt sich mit rasanter Geschwindigkeit weg von allen demokratischen Grundwerten. Ich hoffe, Sie alle werden für Ihren unerträglichen Egoismus, Ihr Machtkalkül, Ihre Geschichtsvergessenheit und Ihre politische Verantwortungslosigkeit von den Wählern „Ihres“ Bundeslandes abgestraft. Sie, als Fraktion. Sie, als Partei. Und jeder Einzelne von Ihnen persönlich. Sie fügen unserer Gemeinschaft und unserer Demokratie einen immensen Schaden zu. Sie tun das bewusst und wiederholt. Das ist Unverzeihlich. P.S. Selten im Leben habe ich mich dermassen zusammennehmen müssen, um in meiner Wortwahl nicht zu entgleisen. – Dieter Krehbiel

 

Die Argumentation der CDU und Ihre Abgrenzung zur Linken verkennt völlig, dass in der Nachkriegszeit (sicherlich) auch viele CDU Mitglieder mit Nazivergangenheit „ohne Behelligung“ in Ämter kamen. Und wir bekannt, waren und sind die Taten im Nazideutschland wohl kaum vergleichbar mit den Menschenrechtsverletzungen in der DDR. Einer Partei (Die Linken), welche nun auch schon seit gut 30 Jahren im demokratischen Deutschland angekommen ist, verdient eine solche Ausgrenzung nicht (im Gegensatz zur AfD). Ich wundere mich, dass Sie als „fachkundige“ Journalisten nicht auch mal dieses Argument in Ihren Beiträgen berücksichtigen. P.S. Ich möchte klar zum Ausdruck bringen, dass ich (bisher) kein Wähler der Linken bin, geschweige denn jemals ein Wähler der AfD sein werde. – Detlef Eulner

 

Zu der durchaus interessanten Frage an die CDU Abgeordneten fehlen noch 2 weitere : An Herrn Kemmerich: Warum haben Sie sich zur Wahl gestellt, wenn die FDP nur ganz mühsam in den Landtag kam? An den Kandidaten der AfD (dessen Namen mir schon nicht mehr präsent ist – ich bitte um Entschuldigung) : Wie fühlten Sie sich nach der Wahl, als klar war, dass Sie keiner wollte? – Franz Zauner

 

Die „Bewertungen“ des Tuns ostdeutscher Politiker im Fall „Thüringen“ hat mich nicht überrascht. Mir ist noch einmal deutlich geworden, wie sehr DER Westen kaum bis gar nicht die „Empfindungen“ so vieler ostdeutschen Mitbürger wahrnimmt oder berücksichtigt. Man hat sein Urteil gefällt: Schuld am Übel ist die AFD und ihre Wähler. Dass für so viele Bürger der ehemaligen DDR die „Unrechtspartei“ SED in der neuformierten „Linke“ weiter existiert, ist für sie ein Schlag ins Gesicht und ins Herz der vielen Verletzungen, die so viele erleiden mussten durch den Staatsapparat der DDR. Dass so viele Bürger der ehemaligen BRD es nicht so sehen, hängt vermutlich damit zusammen, dass es bis heute eine (große!?) Gruppe von Menschen gibt, die sich mit dem „Unrechtssystem“ der DDR nicht wirklich befassen (wollen!). MAN (die 68- Generation) glaubte in der DDR ein besseres System zu sehen, weswegen von Anfang gute Kontakte vieler links ausgerichteten Bürger zur DDR bestanden!? Ja, und wir im Westen müssen aufpassen, nicht schon wieder als jene aufzutreten, die die Geschichte anderer bewerten wollen und teilweise sogar ignorieren und ihnen unsere Vorstellungen überzustülpen! – Wolfgang Zopora

 


 

 

Leserbriefe zu „Huch, ein Aufstand“ von Martin Machowecz

 

Das Desaster der CDU in Thüringen. Auch in der Politik gilt das Prinzip Ursache – Wirkung. Die AfD ist also nicht vom Himmel gefallen. Sie ist das Ergebnis der Merkelschen Politik. Viele ehemaligen CDU- Wähler geben heute wegen der gesetzeswidrigen Grenzöffnung durch die Bundeskanzlerin und deren Folgen ihre Stimme der AfD. Die AfD überall auszuschließen, hält Altkanzler Schröder für falsch. Es ist nichts anderes als Berufsverbot. Unter seiner Regierung hätte man die argumentative Auseinandersetzung mit der AfD gesucht, so Schröder. In den 1970 Jahren verteidigte Schröder DKP-Mitglieder, denen Berufsverbot drohte. Als Hausbesitzer nahm ich in Erfurt an einer Demonstration gegen „Überhöhte Kommunalabgaben“ teil. Zu meiner Überraschung wurde diese von Politikern der Linken organisiert. Der anwesende Innenminister der CDU begründete die Erhebung der Beiträge mit der Werterhöhung der Grundstücke.

Ein Hauseigentümer berichtete, dass er über 140 000 Euro bezahlen sollte. In seiner Verzweiflung rief er in die Menge: „ Nicht einmal die Kommunisten haben das gemacht.“ Ich stand hinter Ramelow und dem Linkspolitiker Kummer. Feixend sagte dieser zu Ramelow: “Da siehst Du, nicht einmal die Kommunisten haben das gemacht“. Die Organisation der Demos durch die Linke war ein kluger Schachzug und hat den Aufstieg der Linken eingeleitet. Der CDU hat ihr unsensibles Verhalten bei den Kommunalabgaben viel Sympathie gekostet. Auf dem CDU-Parteitag 2015 bekam Frau Merkel lang anhaltenden Beifall für ihre Grenzöffnung. Hätten die Delegierten ihr damals die rote Karte gezeigt, die AfD wäre klein geblieben und die CDU hätte sich die schallende Ohrfeige in Erfurt erspart. – Dr. Karl Hahn

 

Knall, Peng, Bumm…, das saß! Die Alternative, die keine ist, mischte unsere Politiklandschaft spürbar auf. Die ganze Republik diskutiert. Ministerpräsidenten und Parteivorsitzende treten zurück. Es gibt Erklärungsversuche und Schuldzuweisungen. All das wird in den Medien dann noch breit und breiter getreten. Die Initiatoren dieser nicht unbedingt vorhersehbaren Demokratie-Verballhornung, klopfen sich derweil auf die Schenkel. Bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen der etablierten Parteien kühle Köpfe bewahren und die richtigen Schlüsse daraus ziehen – nämlich: Ablehnung jedweder Zusammenarbeit mit den Alternativen!- Achim Bothmann

 

Die Erde hat in Thüringen in der Tat gebebt. Ursächlich war hier in der Hauptsache absolut die Entscheidung von Berlin, in persona Frau Angela Merkel, die Wahl im thüringer Landrat für quasi fehlerhaft zu erklären. Es wurde eine demokratische Wahl für null und nichtig erklärt. Ich bin noch immer fassungslos und dachte eigentlich, dass wir diese Zeiten überstanden hätten. Sicherlich sind wir noch weit entfernt von einer Diktatur, nur hat unsere Kanzlerin und somit die Bundes CDU ein unmissverständliches Ausrufezeichen gesetzt, indem sie einen gewählten Kandidaten einfach nicht akzeptiert haben. Und schlimmer noch, seinen Rücktritt erzwungen haben. Die CDU hätte doch einfach nur einen eigenen Kandidaten stellen müssen und mit Mike Mohring gab es schließlich jemanden, der diesen Job hätte übernehmen können.

Aus welchen Gründen sollte ich bei der nächsten Bundestagswahl noch meine Kreuze setzen? Aus welchen Gründen sollte ich überhaupt noch zu einer Wahl gehen? Wenn doch von oberster Instanz ein Ergebnis so schonungslos und humorfrei widerrufen werden kann. Es wurde nur ein FDP Kandidat gewählt, ein Mann der Mitte. Kein AFDler, kein Rechtspopulist, kein Feind der Demokratie. Ich bin sehr gespannt auf die kommende Bundestagswahl und würde mich nicht wundern, würden die Umfragewerte der CDU vor allem in den neuen Bundesländern noch schlechter ausfallen und die AFD und die Linke weiteren Zulauf erhalten. Vielen Dank Frau Merkel. Vielen Dank Frau Kamp-Karrenbauer. – Yves Pulst

 

Wie war das noch mal in Thüringen? Die Wahl fand am 27. Oktober 2019 statt; und am 5. Februar 2020, nach 14 langen Wochen, hätte es nun endlich im dritten Wahlgang die Chance gegeben, dass das Land Thüringen wieder zu einer Regierung kommt. Aber Bodo Ramelow, der mit seiner Koalition aus Linken, SPD und Grünen die Mehrheit verloren hatte, sollte als Ministerpräsident um jeden Preis, koste es, was es wolle, verhindert werden. Darüber waren sich CDU und FDP einig – und sie sind es noch immer. Darüber, wie hoch der Preis sein könnte, machten sie sich jedoch keine Gedanken – und das erbittert mich. Nur das Interesse an der Macht der eigenen Partei zählte und zählt noch immer, sonst nichts. Alle Rechtfertigungen nach der Katastrophe, all die Begründungen, greifen für mich zu kurz. Mit Thomas Kemmerich, dem Vorsitzenden einer Fünf-Prozent-Partei, kam ein Kandidat ins Rennen, der da nichts zu suchen hatte. Wäre er nicht angetreten, wäre Bodo Ramelow jetzt wieder Ministerpräsident.

Dass es CDU und FDP darum ging, genau das zu verhindern, wird auch jetzt immer noch betont. Wie kann man nur aus rein parteitaktischen Gründen mit aller Macht eine Regierungsbildung verhindern, ohne an die Folgen für das Land zu denken. Von sich „bürgerlich“ Nennenden erwarte ich Verantwortung, die über ihr eigenes parteipolitisches Kalkül hinausgeht. Zumal Bodo Ramelow kein Radikaler ist, seine Politik könnte man auch sozialdemokratisch nennen. Hinzu kommt, dass ich vermisse, dass die beiden großen Parteien sich endlich einmal Rechenschaft darüber ablegen, warum ihnen die Wähler weglaufen. Ein Faktor sind diese Machtspielchen, für die niemand Verständnis aufbringt, denn Machtspielchen statt Zukunftsplanung erzeugen Politikverdrossenheit. – Ursula Schwarzer

 

Die Reaktion eines Großteils der west-CDU über das Verhalten der CDU im Osten zur AFD, insbesondere in Thüringen, ist doch geheuchelt. Die CDU in der BRD war doch 1969 bereit, mit den Stimmen der NPD in der Bundesversammlung einen Gerhard Schröder (Außenminister/CDU) zum Bundespräsidenten zu wählen, um einen „linken“ Gustav Heinemann von diesem Amt fernzuhalten. Der Bundeskanzler hieß 1969 Kurt-Georg Kiesinger (CDU, vormals Mitglied der NSDAP). Während die Ost-CDU doch früher mit dem SED-Regime verbandelt war, kann man Herrn Ramelow keine Verbundenheit zum SED-Regime nachweisen. Hingegen regiert in Baden-Württemberg die CDU unter einem Ministerpräsidenten mit, der früher in kommunistischen Studentenbünden agiert hat. Den einen (Kiesinger, Kretschmann, Ost-CDU) wird ihr ehemaliges politisches Verhalten entschuldigt, die anderen (Linke und der unbelastete Ramelow) werden für immer als ‚rote Socken‘ verunglimpft? – Rudolf Blick

 

Bodo Ramelow beschwert sich: „Seine Familie stehe unter Polizeischutz, täglich gingen Hass und Hetze ein.“ Noch schlimmer geht es wohl dem gewählten Ministerpräsidenten Kemmerich. Im Gegensatz zu Ramelow hat dieser aber niemals Stalin als „lieben Genossen Stalin“ bezeichnet. Man stelle sich vor, Alice Weidel spräche von Adolf Hitler als „Kameraden Hitler“. – Rolf Schikorr

 

Das Beben von Thüringen. Eine gute Idee, die Ost-Regionalseiten bundesweit zu veröffentlichen. Eine gute Idee, den O-Ton von CDU-Abgeordneten aus Thüringen einzufangen. Sehen so Aufständische aus? Eher Besiegte, die jetzt erleben, dass Unwissenheit nicht vor Strafe schützt. Unfallfahrer, die ohne Licht in der Dämmerung unterwegs waren und die Reichweite der eigenen Argumente falsch einschätzten. Mandatsträger, die auf einen Einsatz im Maschinenraum der Demokratie nicht gut vorbereitet waren, als die Sicherungen durchbrannten. Überlebende, denen die Anspannung noch anzumerken ist, wenn sie über das Erlebte im Escape Room der Zeitgeschichte sprechen. – Wie hätte eine entsprechende Seite mit Statements von verantwortlichen Spitzenpolitikern der CDU aus Berlin wohl ausgesehen? Mit welcher Frage hätten sie sich auf einen Nenner bringen lassen? Vielleicht: War es unvorhersehbar? Großer Respekt jedenfalls vor dem Mut der Abgeordneten aus Thüringen, sich authentisch zu äußern. –Reinhard Koine

 

Das Fazit einiger Rechercheure nach dem 11.9.2001 war, dass Osama Bin Laden die westlichen Demokratien in eine Falle gelockt habe, in die „Afghanistan-Falle“ – mit dem Ziel, Amerika und den Westen moralisch, politisch und wirtschaftlich in den Bankrott zu treiben. Das eigentliche Ziel war also ein langfristiges; die ikonographischen Bilder der einstürzenden Türme hingegen waren lediglich kurzfristige Schreckensziele. Es gibt im Klassiker „Die Feuerzangenbowle“ eine Stelle, in der sich das Lehrerkollegium nach dem Lausbubenstreich mit einem Baustellenschild dazu durchringt, tatsächlich eine Baustelle einzurichten: „Aber lieber Kollege, wie stellen sie sich das vor? Wir haben doch gar keine Bauarbeiten!“ – „Dat mach ich ihnen schon zurecht.“ Zum Ärger der Schüler laufen die Lehrer nicht in die gestellte Falle, sondern erweisen sich als klüger als ihre „Gegner“. In meinen Augen ist es in Thüringen so gelaufen, dass alle (Politiker wie Medien ohne Ausnahme) in die Falle getappt sind, die die AfD ihnen gestellt hat; das Ziel waren gar nicht die ebenfalls im kollektiven Gedächtnis bleibenden Bilder der Amtsübernahme Kemmerichs, sondern die langfristigen Folgen der Selbstzerstörung des deutschen Parlamentarismus – weil sich die Akteure dümmer verhalten als ihre Gegner.

Nur ein Beispiel dafür ist Gaulands Aussage am 9. Februar: „Die kopflose Reaktion von CDU und FDP bringt mich zu der Empfehlung an die thüringischen Freunde, das nächste Mal Herrn Ramelow zu wählen, um ihn sicher zu verhindern – denn er dürfte das Amt dann auch nicht annehmen.“ Wie recht er damit hat, sollten sich alle politischen Gegner einmal in Ruhe bei einer Feuerzangenbowle überlegen und nächstes Mal besonnener, ruhiger und abgestimmter reagieren auf eine Falle, in die niemand tappen muss, der sich das Jesuswort zu Herzen nimmt: „Betet für eure Feinde, und tut Gutes denen, die euch hassen.“ Soll heißen: Endlich mit den demokratisch gewählten AfD-Politikern konstruktiv reden und parlamentarisch einbinden, weil nur so eine dauerhafte Entzauberung gelingt. – Cäcilia Kowalski

 

In der Ausgabe vom 13. Februar fand ich die Seiten „Zeit im Osten“ endlich auch in der allgemeinen Ausgabe. Ich habe mich immer gefragt, warum diese Seiten nur unter der Rubrik „Regionalausgaben“ stehen neben der Schweiz und Österreich. Themen, über die dort geschrieben wurden, hätten mich auch sehr interessiert, die waren ja nicht nur für „den Osten“ lesenswert. Weiter so! – Liesel Schmelzkopf

 

Die AfD hat Kemmerich den Schierlingsbecher gereicht und der FDP-Mann hatte nicht den demokratischen Anstand, den Zugriff zu verweigern. Danach triumphierte allein die Höcke-Partei, dem neuen Thüringer Ministerpräsidenten blieb nur noch der sofortige Rücktritt von Amt und Unwürden. Spätestens nach diesem Dammbruch gilt es, ernsthaft um die politische Kultur, vor allem um Verantwortungsbewusstsein in Deutschland zu ringen. Denn der Schoss ist vernehmbar fruchtbar noch. – Matthias Bartsch

 

So hat das Thüringen-Wahlchaos doch was Gutes: in der ZEIT gehört „der Osten“ jetzt auch zu Deutschland! Bitte behalten Sie diese Seiten bei, damit die gegenseitige Wahrnehmung endlich gestärkt wird. – Rosemarie Hackmann

 

Nachdem der ehemalige Ministerpräsident Ramelow einen taktisch sehr klugen Vorschlag unterbreitet hat, seine Vorgängerin Christine Lieberknecht von der CDU für eine Übergangsregierung als Ministerpräsidentin vorzuschlagen, hat die CDU nichts anderes zu tun, als die ganze Thüringen-Krise noch künstlich zu verlängern. Sowohl FDP als auch CDU sollten eigentlich als Verursacher dieser ganzen Misere den Mund nicht so voll nehmen und noch Forderungen stellen. Sie alleine sind verantwortlich und werden dies auch bei einer Neuwahl in Thüringen zu spüren bekommen, wenn die FDP wahrscheinlich aus dem Landtag herausfliegen und die CDU sich mit ihrem Stimmenanteil halbieren wird. Als großer Gewinner aus dieser Krise wird Bodo Ramelow hervorgehen, der schon jetzt hohe Zustimmungswerte von 65 bis 70 Prozent in der Bevölkerung hat! Jede Verzögerung des Vorgangs arbeitet weiter für die Linken! – Thomas Henschke

 


 

 

Leserbriefe zu „Kampf gegen die neue Rechte? Auf die Konservativen kommt es an!“ von Thomas Assheuer

 

Ein lesenswerter und zugleich provozierender Aufsatz. Sie beginnen groß, aber können sich der Versuchung nicht entziehen, die AfD und die Nazis gleichzusetzen (Thüringen als Ort des politischen Fehltritts statt Weimar und Erfurt, keine „aktualisierende Vergleiche“. „Dennoch…“). Was Goebbels als Strippenzieher angeht, der Störenfriede in die Versammlung einschmuggelte, erinnere ich daran, dass heute Versammlungssäle, die die AfD angemietet hatte, auf Druck von außen wieder gesperrt wurden, „Musterdemokraten“ aus Volkshochschule und Kirche Versammlungen durch Zwischenrufe erheblich störten, harmlose Bürger belästigt werden, weil man sie für AfD-Mitglieder hält, Parteibüros beschmiert und AfD-Funktionäre samt Familien bedroht werden, vermutlich auch von den Konservativen, auf die es Ihrer Meinung nach ankommt.

Sie unterstellen den Rechten „ein ungebrochenes Verlangen nach dem zeitlos Konservativen“, weil sie die „verwirrend komplexe Wirklichkeit“ nicht wahrnehmen. Ist es nicht in Wirklichkeit so, dass heute anything goes und bewährte Werte tagesaktuellen Wertungen aller Art nachgeordnet werden? Sie loben die Konservativen, die nach dem Krieg ihren Frieden gemacht haben mit „Kapitalismus und Gewaltenteilung“. Mit Ausnahme der FDP wollte niemand den Kapitalismus: soziale Marktwirtshaft sollte es sein für die einen, Sozialismus für die anderen. Dass daraus im Laufe der Zeit ausufernder Kapitalismus geworden ist, gibt Anlass zu Sorge. Darüber hinaus gab es in der Bundesrepublik den Skandal der „Neue(n) Heimat“ (Gewerkschaft), den Spendenskandal (Kohl u.a.), die Privatisierung des Volkseigentums zugunsten westlicher Kapitalisten, die Übernahme eines hoch dotierten Postens in einem (feindlichen) Land durch einen gutvernetzten Geheimnisträger (Schröder) und vor wenigen Tagen, die Forderung unserer Kanzlerin, eine einwandfrei demokratische Wahl rückgängig zu machen. Wer so etwas öffentlich fordert, hat Demokratie nicht mit der Muttermilch aufgesogen. Zusammengefasst, die Konservativen waren keinesfalls so über Kritik erhaben und tragen als langgediente Regierer Veranwortung für die Fehlentwicklungen.

Zu Recht weisen Sie darauf hin, dass die Bundesrepublik keine Diktatur ist. Man könnte allerdings versucht sein, eine Parallele zu ziehen zwischen den „Staatsfeinden“ in der DDR, die für alles herhalten mussten, was dem Sozialismus misslang, und der AfD, die rechtsradikal, faschistisch, nazistisch, antidemokratisch, systemzerstörend, rassistisch, antisemitisch, inhuman, und und ist. Andere Menschen wie Paria zu behandeln ist einer Demokratie unwürdig. Darf demnächst ein todkranker Musterbürger das Spenderherz eines AfD-Mitgliedes noch annehmen? Ist die Behauptung der AfD und anderer wirklich falsch, dass Deutschland nach wie vor nicht seine volle Souveränität besitzt? Und dass wir in Kriege verwickelt sind, die nicht unseren nationalen Interessen dienen? Wenn Konservative solche Fragen nicht zulassen, darf man sich nicht wundern, wenn andere sie zum Thema machen!

Was nun den ideologischen Überbau der AfD angeht, muss ich zugeben, dass ich über das von Ihnen Dargestellte hinaus nicht viel weiß. Natürlich sind Drohungen gegen politische Gegner, die man ins Flugzeug setzen will (Roth, Özdemir) oder vertreiben (die heute Regierenden und die Medien) nicht akzeptabel und schaden nur. Aber das Anliegen von Jongen, anders formuliert, ist berechtigt und keineswegs ein Alleinstellungsmerkmal der AfD: Was Sie „Resakralisierung des Staates“ nennen, ist nichts anderes als der Respekt und die Anerkennung dessen, was Aufgabe des Staates ist: Sicherheit durch Schutz der Grenzen nach außen und innen, Absicherung der Existenz (Gesundheit, Bildung, Infrastruktur, Wohnen), Übereinstimmung von Wahlversprechen und Politik, Transparenz im Regierungshandeln, Verfassungstreue und umfassende Information, auch bei Regierungsversagen.

Die sozialdemokratischen und nun auch die konservativen Parteien zerlegen sich „unter dem Druck der Globalisierung“ schreiben Sie; nein, sie werden unbedeutender, weil sie ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen und alles tun, um ihre eigene Macht zu erhalten. Länder wie Österreich, Dänemark, Schweden, Finnland, die Schweiz, Großbritannien, die USA kommen mit der Globalisierung ganz gut klar. Eine letzte Bemerkung: Ich begreife nicht, dass man durch das Kontaktverbot bezüglich der AfD diese zur alleinigen Opposition macht; die „ guten“ Oppositionsparteien werden berechtigte Kritik nicht mehr üben, wenn sie von der AfD kommt oder von ihr geteilt wird. Die SED hatte ihre Blockflöten; bekommen wir sie auch? – Johannes Kettlack

 

Auch dieser Beitrag ist von Ideologie getragen. Das war schon immer ein schlechter Ratgeber. Und Thomas Mann hat auch gesagt: Die Deutschen verwechseln die Politik ständig mit Moral. Die scheinen nicht in der Lage zu sein, das zu unterscheiden. Die Konservativen zerlegen sich nicht wie bei der SPD, die sind in einem Überlegungsprozess, ob die Politik noch zeitgemäß ist. Das hat jetzt die Sicherheitskonferenz in München deutlich gezeigt. Rußland und andere osteuropäische Länder gehören in die Union, wenn etwas aus Europa werden soll. Sonst können sie das alles vergessen. Dann stehen wir in 50 Jahren immer noch da, wo wir heute stehen. – Gunter Knauer

 

Die Menschen der Weimarer Republik hatten offenbar die Hoffnung verloren, dass die demokratische Regierung die enormen Probleme der Massenarbeitslosigkeit, der Verelendung des Mittelstandes, der Auslandsverschuldung etc. lösen könnte. Diese Hoffnungslosigkeit machte Hitler möglich. Die heutige Situation ist völlig anders. Die vorgenannten Faktoren spielen zur Zeit keine Rolle. Der entscheidende Punkt, der immer schamhaft verschwiegen wird, ist die unentwegte Zuwanderung armer, ungebildeter Menschen aus fremden Kulturen. Vor 40 Jahren brauchten wir Arbeitskräfte. Wir holten Gastarbeiter ins Land. Nach Genehmigung des Familienzuzuges machten wir daraus bis heute nicht integrierte Bürger. Die absolut beängstigende Massenzuwanderung 2015 führte den Deutschen die völlige Hilflosigkeit ihrer Regierung vor Augen. Es ist eine Gefühlslage entstanden, die mit der vor 1933 vergleichbar ist. Da die „Mitte“ bisher zu keiner Lösung fähig oder willens ist, werden die Ränder weiter erstarken. – Hans Spichalsky

 

Vielleicht kommt es auf die Konservativen an. Worauf es aber auf jeden Fall ankommt (vielmehr ankäme): auf Journalisten, die die Menschen nicht für dumm verkaufen. Dass Sie die Wut vieler Menschen darüber, wie die Wiedervereinigung Deutschlands abgelaufen ist, als verrückt bezeichnen, ist schändlich. Das macht nämlich die Vereinnahmung – und Umdeutung – der Geschichte durch die Rechten erst möglich. Zur Erinnerung: Das blanke Entsetzen über den Wiedervereinigungsprozess nebst Verfassungsbruch durch Missachtung von Artikel 146 stand einst nicht den Rechten, sondern gerade den Sozialdemokraten ins Gesicht geschrieben. Ich empfehle hierzu die (Wieder-)Lektüre der Reden, die Günter Grass 1990 zu verschiedenen Gelegenheiten gehalten hat, nachzulesen in dem Bändchen „Ein Schnäppchen namens DDR“ (erschienen 1993 bei dtv).

Ich erlaube mir zu zitieren: „Die bisherige Entwicklung im Prozeß deutscher Markterweiterung hat bewiesen, dass meine ärgsten Übertreibungen von der Wirklichkeit überboten worden sind.“ Mithin suggerieren die Rechten nicht nur, dass „nach dem Fall der Mauer die Zeitenwende mit Absicht hintertrieben wurde“ – viele Menschen (mehrheitlich solche, die nicht rechts sind) empfinden die Wiedervereinigung tatsächlich als verpasste Zeitenwende, wenngleich sich die meisten eine andere Zukunft als die von der AfD skizzierte gewünscht haben dürften. Die Menschen (wiederum) kleinzuhalten, ihnen (immer noch) nicht zuzuhören wird noch mehr Menschen in die Arme der Rechten treiben. Auch das hat Günter Grass bereits vorausgesehen: „Auf solchem, mittels Kahlschlag sanierten Gelände gedeiht Haß.“ – Christiane Plociennik

 

Zu viel des Guten, Herr Assheuer ! In der Zeit vom 13.2.2020 singen Sie ein Loblied auf Thomas Mann. – Völlig zu Unrecht! Denn es gab keinen größeren Verwandlungskünstler als Thomas Mann: Mal war er Anhänger der Monarchie, dann der Sozialdemokratie, dann der Räterepublik und, wie aus einem Brief an Herman Wolf vom 30.7.1936 (!) hervorgeht, teilte er mit diesem seine Vorliebe für die „Sowjetunion“. – Bernhard Löbbert

 

„auf die Konservativen kommt es an“ … betont doch grad dies Lager immer wieder, 75% hätten die AfD nicht gewählt und wollen damit den Anschein erwecken, das reicht doch als rechnerische Basis fürs Demokratiespielen wie bisher; man müsse nur die aufrechten „Wechsel-Rechten“ wieder einfangen. Drum ist Ihr Hinweis, wie klammheimlich sich „orbànische“ Zustände etablieren könnten und wie wirkungsvoller Systemunterwanderung von Rechts zu Demokratieverlust führen kann ist treffend formuliert. Sei’s drum, hoffentlich lesen „alle“ Demokraten Ihren Appell. – peter schrader

 

CDU Gremien haben einst beschlossen – keine Zusammenarbeit mit der SED Nachfolgepartei – Die Linke. Sie sollten die Ausführungen von Herrn Assheuer 2x lesen. Nach – 30 Jahre Deutsche Einheit – braucht die CDU auf Länderebene einen Neuanfang im Umgang mit der Linken. – Gerhard Knaak

 

Nachdem ich den Artikel von Thomas Assheuer in der ZEIT- Ausgabe Nr. 8 vom 14.02.2020 mit dem Titel: „Kampf gegen die Rechte? Auf die Konservativen kommt es an“ gelesen habe, kamen mir noch folgende Gedanken Gedanken: Der Autor beschreibt eindrücklich die Entwicklung des Nationalsozialismus in der Weimarer Republik und zieht Parallelen zu der neuen Rechten. Mit den 3 „Formeln“ werden ihre Absichten beschrieben. Angesichts dessen ist es kein Wunder, dass alle demokratisch Gesinnten erschrecken und ihrer Empörung Luft machen. Und tatsächlich ist der gesellschaftliche und politische Aufstand nach den Vorgängen in Thüringen ein beruhigendes Zeichen. Doch Empörung reicht nicht, denn genau darauf zielen die unzähligen Provokationen der neuen Rechten, die Übergriffe verbaler und geistiger Art, die dreiste Selbstverständlichkeit des Unmöglichen in einer zivilisierten Gesellschaft.

Empörung reicht nicht! Wir müssen über das Scheitern sprechen. Ohne Zweifel widert es angesichts des Holocaust an, über ein Scheitern des Nationalsozialismus zu reden. Und doch ist es so wichtig, immer wieder zu benennen, dass die Naziköpfe ihren Kampf verloren haben. Der Plan vom Weltreich ist gescheitert und beruhte auf einem Irrtum. Da gibt es nichts zu verherrlichen. Und wir müssen auch über die Illusionen reden! Die Vorstellung, die „Schutthalden einer Moderne zu beseitigen“, wie T. Asshauer Björn Höcke zitiert und damit die (vermeintliche)Rückkehr in eine vertraute, überschaubare heile Welt zu schaffen, ist eine Sehnsucht nach dem Paradies. Es gibt sie nicht, die Menschheit, die man dazu bräuchte. Auch Ausrottung, Gewalt und sogenannte Vaterlandsliebe haben dieses Paradies nicht hergestellt.

Wenn aber eine solche Sehnsucht wirklichkeitsnah und erwachsen werden darf, wird daraus die Idee von Freiheit, Frieden und Menschlichkeit. Und dann sind wir bei den demokratischen Werten. Auf diesen Säulen lassen sich Tradition und Fortschritt gut vereinen. 70 Jahre bewegte Demokratie hat den Menschen Wohlstand und keinen Krieg gebracht hat. 70 Jahre Demokratie ist keine fertige Geschichte, aber bewährt genug, um eine Gesinnungsheimat werden zu können. Der Boden einer demokratischen Gesellschaft muss natürlich gepflegt werden, beackert, bestellt und eingebracht. Arbeit bietet er für alle und Früchte auch. – Ellen Specht

 

Ehe ich noch einmal Thomas Mann lese, vertraue ich lieber dem zeitgemäßen Thomas Assheuer und fange an zu spekulieren, dass die äußerlich scheinbare „Harmlosigkeit“ des Mauerfalls als Berechnung der Revanchisten bei Kommunisten und Rechtsradikalen auf Wiederkehrmöglichkeit gedacht werden muss. In der Wartezeit züchteten sie Samen in Ungarn, Polen und atavistischen Religionen. Mit Dank für den Artikel von Thomas Assheuer. – Ch.Krüger

 

Ein offenbar guter Rat an die konservativen Parteien, jetzt noch einmal Thomas Mann zu lesen, den Autor Th. Assheuser in Ausg. Nr. 8 der ZEIT gibt. Dieser Rat sollte auch den immer zahlreicher werdenden und potentiellen Wählern der in diesem Beitrag direkt benannten AfD gelten. Alle Genannten werden diesem Rat aber vermutlich kaum folgen. Dennoch müssen wir nicht allzu aufgeregt sein, denn bekanntlich wiederholt sich Geschichte nicht. Wenn Autor Assheuser meint, die konservativen Volksparteien zerlegen sich unter dem Druck der Globalisierung, die sozialdemokratischen haben das schon getan, dann dürfte das keine ganz stimmige Interpretation sein. Diese Entwicklung ist vor allem im Wandel der Gesellschaft begründet. Die frühere Klassengesellschaft mit den „Bourgeois“ auf der einen, den „Proletariern“ und Bauern auf der anderen Seite und vertreten durch jeweils entsprechend ideologisierte Parteien, gibt es nicht mehr. Die heutigen Parteien sind Geschäftsmodell und Existenzbasis für einzelne Personen geworden. Nur indem sie die substantiell sachlichen Interessen möglichst großer Teile der Bevölkerung vertreten, also populistisch sind, können sie stark werden, bzw. bleiben. Der Sonderfall Thüringen mit der relativ starken SED-Nachfolgepartei bedarf einer gesonderten Betrachtung, denn auch hier will niemand den gescheiterten „real existierenden Sozialismus“ ebenso wenig zurückhaben wie eine braune Vergangenheit in Gestalt der AfD. – Hans Anhoeck

 


 

 

Leserbriefe zu „Stehend k.o.“ von Bernd Ulrich

 

Nach einer 3/4 Spalte musste ich aufhören zu lesen, ich konnte es nicht mehr ertragen. Was treibt den Chef des Politik Ressorts dazu, in den ersten 10 Sätzen seines Artikel auf Seite 3 zweimal(!) auf AKKs letztjährige Karnevalsbemerkung mit dem moralischen – und sich damit selbst überhöhend – Zeigefinger zu deuten? Das ist mir zu viel gänzlich humorlose Gesinnungsethik, zu viel Ideologie. Warum kein Artikel darüber, ganz ohne Moral und ethisches Sendungsbewusstsein, ob Angela Merkels Forderung, ein rechtsstaatlich zustande gekommenes Wahlergebnis müsse rückgängig gemacht werden, mit den rechtsstaatlichen Prinzipien der Bundesrepublik Deutschland zu vereinbaren ist? Wo beginnt die Willkür, wo das Totalitäre? Dieses Thema treibt mich um und ist m.E. der eigentliche Tabubruch. Ihr Chefredakteur reißt diesen Punkt auf der Titelseite ganz kurz an. Allerdings nicht ohne solche Fragesteller sofort mit dem Etikett Populist zu versehen. Rechtsstaat ist, wenn der Staat sich immer, wirklich immer, an die gesetzlichen Normen hält. Jenseits dieser Grenze beginnt das weite Feld der Willkür. – Dietmar Baier

 

Man darf sehr wohl Bernd Höcke einen Faschisten nennen und darf keine Angst davor haben, den extrem rechten Politiker damit unnötig wichtig zu nehmen. Das ist alleine schon deshalb wichtig um seine Gefährlichkeit für die deutsche politische Kultur nach den Verbrechen der Nazi-Jahren deutlich zu machen. Das ist das neudeutsche Dilemma : Dem Glauben anzuhängen, Parteien wie die AfD besser halbwegs zu ignorieren oder zu verharmlosen um deren Bedeutung nur nicht zu steigern. Es ist wie die Flucht vor der jüngeren deutschen Geschichte -sie kann aber nie gelingen. Oder fast noch schlimmer, wie es CDU/CSU vorgemacht haben, in die gleiche Richtung zu tönen nur um den einen oder anderen unentschlossenen AfD Sympathisanten wieder zurück zu holen. Es stimmt, dass Markus Söder hier überzeugend eine Wende vollzogen hat -in meinen Augen deswegen der beste Kandidat der Union für das Amt des Kanzlers.

Da geht es nämlich nicht nur um Durchsetzungsfähigkeit und politisches Geschick sonder auch um ein klares historisches Bekenntnis zur deutschen Katastrophe des vorigen Jahrhunderts. Hier hat die SPD hat aus ihrer Geschichte heraus mehr Glaubwürdigkeit zu bieten um den politischen Kampf gegen die AfD zu führen.. Die CDU ist ist dagegen in einer jämmerlichen Position, Gefangene ihrer eigenen Illusionen von einer christlich konservativen Partei. In den 50- und 60er Jahren bestimmt von einer christlichen und strikt antikommunistischen Ideologie, die beide Denkschulen im Sinne der extrem konservativen katholischen Kirche wie Himmel und Hölle gegenüber stellte. Eine der Unvereinbarkeiten von Marxismus und christlicher Heilslehre war der Anspruch von der Gleichheit aller Menschen und ihr Anspruch auf gleichen Besitz.

Für die Kirche waren das Forderungen die nur Gott -oder die Kirche- erfüllen konnten und keinesfalls eine gottlose Ideologie. Von diesem ideologischen Ballast haben sich CDU/CSU bis heute nicht befreien können. Das zweite Dilemma der CDU/CSU ist ihr gestörtes Verhältnis zu historischen Zusammenhängen. Da die Folge der nationalistischen Schreckensherrschaft auch der zweite Weltkrieg mit seinen Verwüstungen menschlicher Bindungen und geopolitischer Veränderungen war hat besonders die Union mit ihrem militanten Antikommunismus den Schuldigen am Nachkriegselend schnell dingfest gemacht. Es war die zu einer Siegermacht aufgestiegene kommunistische UDSSR. Nie kam es Unionspolitiker über die Lippen, dass es ohne Hitler keine DDR und damit auch keine Kommunisten auf deutschem Boden gegeben hätte. – Klaus Reisdorf

 

Der CDU eine Zukunft ausschließlich im Grün/Linken Denkraum zuzuordnen ist typisch für die Zeit. Alle die es wagen auch eine gelingende Zukunft im prosperierenden liberal/wertkonservativem Denkraum zu sehen werden als ewig gestrige diffamiert oder höhnisch niedergeschrieben. Freier offener Diskurs selbst an Universitäten wird,wenn er nicht eine Grün/Linke Konnotationen hat ,bekämpft. Die Gesinnungstotalitarismus ist ein schleichendes Gift in unserer noch pluralistischen Gesellschaft. – Peter Knappmann

 

Einen derart unausgegorenen Artikel habe ich schon lange nicht mehr in der Zeit gelesen, man könnte sagen: gequirlte K….! – E. Kruschke

 

Herr Ulrich beschwert sich zu Recht über den zunehmenden „Pöbelhumor“ in der politischen Auseinandersetzung, scheut sich selbst aber nicht, zu Lasten der Büroleiterin von Frau Merkel einen schlechten Witz zu machen, sie damit buchstäblich in die Öffentlichkeit zu zerren und eine politische Position „ungefähr auf dem Flur zwischen dem Büro der Bundeskanzlerin und dem ihrer Büroleiterin Beate Baumann“ zu verorten. Und das bei einer Frau, die ganz offensichtlich seit vielen Jahren einen ausgezeichneten Job macht und alles tut und vermeidet, um selbst nicht in die politische Auseinandersetzung hineingezogen zu werden – mit all den inzwischen reichlich belegten Folgen. Dass dieses Outing gegen elementare journalistische Pflichten verstößt, müsste Herrn Ulrich eigentlich bekannt sein, besser jedenfalls als mir, der ich diese Entgleisung allenfalls mit moralischen Maßstäben bewerten kann, so dass das Mindeste wäre, dass Herr Ulrich sich zumindest bei Frau Baumann für diesen „Pöbelhumor“ entschuldigt. – M. Lange

 

Ich hatte noch den sehr durchdachten Kommentar von Giovanni di Lorenzo auf der Titelseite vor Augen, als ich mich der Seite 3 zuwandte. Einerlei, wie ich über Frau Kramm-Karrenbauer denke, ich empfand den zweiten Absatz, in dem all ihr Versagen hervorgekramt wird, als geradezu peinlich. Die Sätze in der Karnevalsrede – in solchen Reden wird bekanntlich üblicherweise vermieden, auf Schlipse zu treten – werden mittlerweile zur Pöbelei hypertrophiert, dabei habe ich sie vor allem als Seitenhieb auf den Berliner Senat gelesen. Der Höhepunkt dieses Absatzes ist freilich die Bemerkung, sie habe sich als unfähig erwiesen, das Thema Klima zu bewältigen. Das ist unübertrefflich. Wie macht man das? Ist das nicht die Anstrengung von Jahrzehnten?Haben Sie nicht mehr gefunden, Herr Ulrich? Alles andere ist aus meiner Sicht läppisch (Rezo etc.) und ungerecht (Forderungen, in Syrien klarer zu agieren). Wie Ihr Chefredakteur sinngemäß bemerkte – welcher Mann wäre wegen solcher Lappalien sturmreif geschossen worden? Danach hatte ich keine Lust mehr weiter zu gelesen. – Dietrich Heuer

 

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder lässt neuerdings kaum eine Gelegenheit aus, um Bundeskanzlerin Angela Merkel öffentlich den Rücken zu stärken und sich für deren Amtsverbleib bis zum Ende der regulären Regierungsperiode zu engagieren. Vorzeitige Neuwahlen kämen Söder derzeit tatsächlich höchst ungelegen. Söder legt als bayerischer Ministerpräsident zwar an Popularität zu. Seine CSU hält jedoch nicht mit, denn derenUmfragewerte sind historisch schlecht. Von seinen offensichtlichen Bemühungen, die Grünen „asymmetrisch zu demobilisieren“, profitiert das Original in der Umwelt- und Klimapolitik sogar. Der „Schafspelz“ ist nicht dick genug, um den „Wolf“ darunter zu verstecken. Wichtige Stammwähler der CSU fühlen sich durch diese Södersche Annäherungspolitik an den aktuellen Zeitgeist und die Verschiebung der Parteiachse nach links nicht mehr durch ihre Partei vertreten. Markus Söder ist heute in Bayern, was sein Vorbild Franz Josef Strauß nie sein wollte. Er ist „everybody’s Darling“, überall beliebt und nach seiner Wandlung vom „Saulus zum Paulus“ respektiert ihn selbst das urbane grüne Großstadtmilieu. Viele Bayern, die ihn persönlich gut finden, würden seine Partei dennoch niemals wählen.

Die Grünen hingegen jagen von Höhenflug zu Höhenflug. Dem ursprünglichen Wählerklientel kann die CSU unter Söders Führung keine ausreichend attraktiven Angebote mehr unterbreiten. In der Migrationspolitik scheint es, als habe Söder seiner Partei ein Schweigegelübde auferlegt. Söder wandelt damit direkt auf den Pfaden von Angela Merkel. Er wirkt präsidial, über den Parteien schwebend, während seine Beliebtheitswerte steigen. Aber warum sie ihr Kreuz ausgerechnet bei der CSU machen sollen, ist zunehmend vielen Wählern nicht mehr klar. Söder war in der Altbayern-Fraktion der CSU nie sonderlich beliebt. Die kommenden Bundestagswahlen könnten im Falle eines schlechten Ergebnisses für die CSU ein abruptes Ende seiner politischen Karriere bedeuten.Er müsste anschließend den selben Weg antreten wie sein neues „Vorbild“ Angela Merkel. – Alfred Kastner

 

Es geht mir nicht um den Inhalt des Artikels, den man diskutieren kann; es geht mir um den ersten Absatz, genauer gesagt, um den Ton. Zwei Dinge könnte man m.E. besser machen: A) Nicht katastrophisieren (zwei recht negative Dinge werden aufgezählt, die NICHT das Problem der Partei seinen, gefolgt von dem Satz ‚Die Sache ist viel ernster‘). B) Personen nicht angreifen, sondern das jeweilige Verhalten diskutieren/kritisieren (‚verblüffende Schwächen von Annegret Kramp-Karrenbauer‘). Diese beiden Punkte mögen wie Kleinigkeiten erscheinen, aber um die Diskussions- und Streitkultur zu beleben, ist es meiner Meinung nach wichtig, sich zu überlegen, wie man möglichst effektiv diskutiert und streitet. Der Ton macht bekanntlich die Musik und ich denke, dass die beiden genannten Punkte nicht zu einem objektiven, möglichst rationalen, Lesen des Artikels beitragen. – Dr. Petra Schweinhardt

 


 

 

Leserbriefe zu „Das politische Element“ von Petra Pinzler et al.

 

Es geht doch immer weiter in der Forschung, sogar in der guten alten Physik! Da wird der gesamte deutsche Stromverbrauch vom Verfasser doch in Terrawattstunden angegeben, also in „Landwattstunden“ (terra lat. = Land, Erde, wie beim Terrarium). Und in der Tat, hier oben bei uns im Norden wäre es vielleicht nicht weiter verwunderlich, wenn das Watt für einige Stunden aufs Land käme. Tut es aber nicht. Warum, das wissen wir nicht so genau (vielleicht weil es nicht laufen kann?). Wir wissen allerdings, dass es hier nicht um Terra-, sondern um Terawattstunden (TWh) zu gehen scheint. Die Terawattstunde ist ein entfernter Verwandter unserer wohlbekannten Kilowattstunde (kWh). Nur größer: so wie „kilo“ einen Faktor 1000 angibt gibt Tera den Faktor eine Billion an, also eine Eins mit 12 Nullen. Tera kommt übrigens vom griechischen Wort für „Ungeheuer“. Ungeheuer groß also ist diese Anzahl von Wattstunden. Schön eigentlich! – Michael Bickel

 

Zwei Aspekte werden in dem Artikel über Wasserstoff als Lösung aller Energieprobleme leider vernachlässigt: Die Energiedichte und die Kohlenstoffdioxid-Emissionen. Energiedichte beschreibt, wieviel Energie in einem bestimmten Volumen oder einer bestimmten Masse enthalten ist. Sie ist die große Hürde, welche die Elektromobilität im Vergleich mit fossilen Brennstoffen nur sehr schwer überwinden kann. In einem Kilogramm Dieselkraftstoff oder Kerosin beispielsweise ist ca. 50 mal mehr Energie enthalten als in einem Kilogramm Lithium-Ionen-Akkumulator. Nimmt man das Volumen als Maßstab verändern sich die Verhältnisse kaum: In einem Reserve-Kanister von 5 Liter Inhalt ist genügend Energie, um ein Auto ca. 100 Kilometer weit zu bewegen. Ein gleich großer Lithium-Ionen-Akkumulator ermöglicht nur einen Bruchteil dieser Reichweite. Wasserstoff als Energieträger erscheint da ungleich attraktiver.

Seine Energiedichte ist vergleichbar oder sogar größer, aber nur in flüssiger Form oder unter sehr hohem Druck. Die im Artikel genannten 350 bar Druck sind ein sehr hoher Wert, den zu erreichen erhebliche Energie benötigt. Das gilt auch für das Erreichen und Beibehalten von Temperaturen, bei denen Wasserstoff flüssig ist: – 252°C müssen unterschritten werden. Beides – hoher Druck und extrem tiefe Temperaturen – stellen nicht nur ein energetisches Problem dar, sondern auch enorme technische Herausforderungen. Es findet sich im Artikel auch kein Hinweis auf die Bedeutung von gasförmigem Wasser oder Wasserdampf als Treibhausgas und welche Folgen die massive Zunahme haben könnte, wenn Wasserstoff fossile Brennstoffe ersetzen sollte.

Dass nur CO2-freie Technik auf Dauer eine Zukunft hat verstellt den Blick auf langfristige Strategien. Das „künstliche Blatt“ bzw. die künstliche Photosynthese ist die Nutzung von Sonnenenergie. Sie könnten deshalb solche langfristigen und nachhaltigen Strategien darstellen. Dabei gilt es zu beachten, dass in der Natur die Spaltung des Wassers in Sauerstoff und Wasserstoff nur einen Teilschritt der Photosynthese darstellt, der als Photolyse bezeichnet wird. Tatsächlich wird der Wasserstoff letztlich an CO2gebunden. Daraus entstehen die Bausteine des Lebens und Kohlenwasserstoff-Verbindungen als Energieträger. Würde also die künstliche Photosynthese ausschließlich dazu genutzt, Sonnenenergie in Brennstoff umzuwandeln, ergäbe sich immer noch eine ausgeglichene Bilanz, obwohl bei der Freisetzung der Energie, also der Verbrennung, wieder CO2entstehen würde. Realistisch ist diese Überlegung nicht.

Bei allen Energie-Diskussionen wird übersehen, dass die fossilen Stoffe mehr sind als nur Brennstoff. Das Versiegen der Erdölreserven wird die Menschheit vor einen gravierenden Mangel an organischen Rohstoffen stellen. Diese könnten aus den Produkten einer künstlichen Photosynthese erzeugt werden. Somit wäre langfristig mit einer günstigen CO2-Bilanz zu rechnen. Die gegenwärtige CO2-Problematik eines zu hohen Gehaltes in der Atmosphäre ist das Ergebnis einer von Menschen verursachten Verschiebung eines natürlichen Gleichgewichtes aus Freisetzung und Bindung dieses Gases. CO2-freie Technik als Dogma könnte deshalb vermeintliche Lösungen anbieten, die sich mit natürlichen Stoffkreisläufen nicht vereinbaren lassen. Die wieder aufkommende Diskussion über die Nutzung der Atomkraft ist das prominenteste Beispiel. – Thomas Wartusch

 

Schon wieder haben Sie die blöde Flächeneinheit “Fußballfeld” (S 40 Spalte 1 letzte Zeile) verwendet .!!!!.Wenn Sie wenigstens die Größe auch in legaler Einheit (ha, km²) angeben würden … Zwei Spalten später fordern Sie, mit TWh, den Leser doch ein wenig. Warum bei TWh kein plakativer Vergleich?! Eine kleine Nachhilfe, gefällig: 1 Liter Öl hat einen Energieinhalt von ca. 10 kWh, 1000 Liter (1m³) ………….. 10 MWh, 1 “Ölwürfel” mit 10 m Seitenlänge 10 GWh, 1 “Ölwürfel” mit 100 m Seitenlänge (1 Million m³) 10 TWh – Manfred Uttenthaler

 

Vor etwa 8 Jahren fiel mir ein absurder Rechtschreibfehler in einem Ihrer Artikel auf und ich schickte Ihnen dazu einen kleinen Text: „Monster im Watt?Ginge ein Journalist auf dem Planeten Terra bei Ebbe eine Stunde im Watt spazieren, könnte man von einer Terrawattstunde sprechen. Begegnete ihm dabei zufälligerweise ein τέρας(teras; griechisch: Monster), könnte ihn das an die korrekte Schreibweise Terawattstundeerinnern.“Fand ich damals ganz witzig, aber Sie haben mir nie geantwortet. Jetzt entdecke ich diesen bizarren Fehler erneut. Aber vielleicht werden ja mittlerweile beide Schreibweisen geduldet.- Michael Dammann

 

Danke für den guten Artikel, der den Überdruck aus dem Wasserstoff-Hype auf rationale Verhältnisse reduziert. Frau Schulze hat schon recht, wenn sie den Einsatzbereich von Wasserstoff aus CO2-freiem Strom und Elektrolyse auf die Industrie begrenzt. Leider verbindet der Normalbürger Wasserstoff immer mit dem „Wasserstoffauto“, weil er die Verwendung von Wasserstoff bei der Herstellung von Stahl, chemischen Produkten und Margarine nicht kennt. Das hat den unerwünschten Nebeneffekt, dass ein wachsender Teil der Bevölkerung auf das „Wasserstoffauto“ warten will und solange den Diesel oder Benziner weiterfährt. Dieses „Wasserstoffauto“ verursacht aber heute noch deutlich mehr CO2 als jeder Diesel oder Benziner, weil der Wasserstoff überwiegend mit grauem Strom aus Erdgas hergestellt wird. Die scheinbar bessere Alternative führt in eine andere Sackgasse, die Sie gut beschreiben: wollten wir den gesamten deutschen Pkw-Bestand auf Brennstoffzellentechnik umstellen bräuchten wir 410 Terawattstunden Ökostrom. Den werden wir auf absehbare Zeit nicht haben. Deshalb setzt die Autoindustrie zu recht auf Batterieelektrische Autos, die dieselbe Fahrleistung mit weniger als einem Drittel des Stroms und weniger als einem Drittel der CO2-Emission erbringen. – Reinhard Schmidt-Moser

 

Es ist mir fast unangenehm, aber ich muss Sie im Artikel „Wasswestoff: Das politische Element“ auf einen heftigen Fehler aufmerksam machen: Wolfgang Tiefensee war zwar Bundesverkehrsminister, aber nie und nimmer CDU-Mitglied. Als Vorsitzender der thüringischen SPD hörte er sogar zum rot-rot-grünen Dreierbündnis, das als Regierung Ramelow bis zur skandalösen CDU-FDP-AfD-Wahl von Thomas Kemmerich (FDP) das Bundesland geleitet hat – aber wahrscheinlich hat Ihnen das schon gleich am 13.02.2020 ein/e aufmerksame/r Leser/in mitegeteilt. – Raimund Scholzen

 

Sie schreiben bei Wasserstoff käme nur ein Drittel der Energie auf die Straße, bei Strom ca. 50 %. Wie berechnen Sie das bzw. von welcher Grundlage gehen Sie aus? Bei Strom gehen bereits zwei Drittel der im Kraftwerk eingesetzten Primärenergie verloren. Wenn vom restlichen Drittel die Hälfte auf die Straße kommt, sind das nur rund 16 %. Bei Solarzellen auf dem Autodach sieht die Bilanz gänzlich anders aus. Wenn der Wasserstoff mit Hilfe von Strom aus konventionellen Kraftwerken gewonnen wird, frage ich mich daher ob unter dem Strich nicht mehr Energie eingesetzt als gewonnen wird. Bitte: Es heißt TERA- und nicht Terra-Watt. Mit der Erde hat das nichts zu tun. – Iman Schwäbe

 

Ich habe mit viel Interesse Ihren Artikel gelesen, denn ich bin als Ingenieur seit Jahrzehnten ein Befuerworter der Brennstoffzelle und freue mich,dass diese Energiegewinnung nun auch in Deutschland intensiver verfogt wird. ( Wussten Sie, dass Huyndai und Toshiba bereits seit gut einem Jahr einen SUV mit Brennstoffzelle anbietet?) Eines hat mich allerdings in Ihrem Artikel verwundert:Sie bringen im Text und auch in der Bilddarstellung nicht den Atomstrom als CO2-freie Produktion von „Gruengas“, denn das wird weltweit zusammen mit der „Erneuerbaren Energie“ die Energieqelle sein, denn weltweit ist die Zahl der KKW in den letzten Jahren auf 451 gestiegen ! und wir in D. stehen recht allein mit unseren schnellen Ausstieg! ( Man sieht es auch an den verfehlten Klimaziehlen in D.!) Ich hoffe, auch Sie sehen die Situation „Weltweit “ aehnlich`!? – Juergen Keller

 


 

 

Leserbriefe zu „Das Millionen-Geschenk“ von Oliver Hollenstein et al.

 

Bei allem Verständnis für die Notwendigkeit, diesen Sachverhalt aufzuklären: Das ist parteilicher und höchst fragwürdiger Journalismus. Mutmaßungen und Unterstellungen ersetzen nicht die Wahrheit! In dem Artikel stellen Sie den Sachverhalt subjektiv und einseitig dar. Sie legen Aussagen bewusst anders aus als es der Wortlaut eigentlich her gibt. Der Gesamtkomplex ist schlecht und unvollständig recherchiert. Informationen, die Ihnen fehlen, werden durch Mutmaßungen ersetzt und und als Wahrheit präsentiert. Art und Zeitpunkt dieser Berichterstattung lassen nur einen Schluss zu: Einflussnahme auf den Wahlkampf und das Wahlergebnis. Und das ist unverantwortlich! – C. Müller

 

Der Bericht über die Warburg-Bank erweckt bei mir etwas Unbehagen. Warum? Das so kurz vor der Bürgerschaftswahl in Hamburg der Bericht sowohl in der ZEIT, als auch im Fernsehen platziert wird, könnte als Wahlkampfhilfe für andere Parteien gesehen werden. Es wurde ja schon öfter darüber in den Medien berichtet, also denke ich, dass der Bericht ganz gezielt jetzt erscheint. Wenn es nicht so ist, belehren Sie mich eines besseren. – Ute Koch

 

Seit 20 Jahren zahle ich in diesem Land hohe Steuern. Leider darf ich aber die Ausgabenentscheider dieses Landes nicht mitwählen, da ich keinen deutschen Pass besitze. Was mit den Cum-Ex Geschäften in diesem Land passiert empört mich daher unbeschreiblich. Dass dieses Thema Menschen in Millionen nicht auf die Straße bringt überrascht und empört mich noch unbeschreiblicher. Und Sie, liebes Zeit Team, fragen immer wieder, was ich mir als Zeitleser wünsche. Ich wünsche mir, dass Sie im Gespräch mit Herrn Scholz nicht nur unterhaltsam sind, sondern ihm auch mit seiner Rolle und die Rolle seiner Partei in Cum-Ex Geschäften der Privatbank M.M. Warburg konfrontieren. Natürlich wussten mehrere Politiker davon Bescheid. Hätte Herr Scholz damals Herrn Olearius nicht mit der Aussage beruhigt, dass er sich keine Sorgen zu machen braucht, sondern ihm ganz deutlich gemacht, dass was vom Staat -bewusst oder aus Versehen- gestohlen wurde eben wieder zurückgezahlt werden muss, hätte er in seiner Rolle verantwortlicher gehandelt.

Auch wenn diese Politiker heute behaupten würden, dass sie davon nichts wussten, wären sie trotzdem schuldig für ihre Ignoranz, die mit ihrer damaligen und heutigen Rolle und Verantwortung nicht vereinbar ist. Aus welchem Grund immer, sie haben sich für die Interessen einer reichen Minderheit eingesetzt -wohlwissend auf Kosten der Mehrheit. Nicht für die Schulen, zum Beispiel, deren aktuellen Stand Herrn Scholz sowieso ausreichend aussieht -nur weil seine Schuljahren 30-40 Jahre in der Vergangenheit liegen? Der Stand der Schulen sieht für die Eltern im ähnlichen Alter wie Herrn Scholz aber mit Kindern die täglich in diesen Schulen sind, sieht etwas anders -tatsächlich erbärmlich- aus. Der Bildungsstand sei heute höher denn je, meint Herr Scholz. Wie und warum sollte ich seine Meinung höher halten als was ich selbst mit deutschen Schulen und dem Schulsystem erlebe? Wieso schämt er sich nicht für was er getan hat, womöglich weil er ein Streber war und ist? Haken Sie soweit nach, dass solche Politiker ihren Posten aufgeben, sich für ihren Taten oder Nicht-Taten entschuldigen, statt weiterhin stolz auf ihren Posten zu sitzen und Interviews zu geben. Wenn jemand diese Gesellschaft nachhaltig heilen kann, dann eher die Journalisten als die Politiker. – Didem Özkan

 

Ich bin mehr als irritiert: Im Wirtschaftsteil erscheint die hervorragende Recherche von Hollenstein u.a. über die Verquickung unseres ehemaligen ersten Bürgermeisters in die Cum-Ex-Geschäfte der Warburg-Bank und parallel dazu lassen Sie es mit dem Spiewak-Interview im Wissensteil auf unangenehme Art und Weise „menscheln“. Haben sich die Ressorts nicht abgestimmt oder soll das so? Wenn ja, warum? – Ulrike Kramme

 

Die Bewertung der sogenannten „Cum/Ex“-Geschäfte hat durch die möglicherweise bewusst nicht verhinderte Verjährung von Rückforderungsansprüchen gegen die Warburg-Bank eine völlig neue Dimension des Geschehens deutlich gemacht. Möglich erscheint plötzlich, dass die Finanzverwaltung das System der pauschalierten Vorauszahlung von Aktionären auf künftige Steuerschulden aus Dividendenbezug und deren Rückerstattung im Falle von Steuerausländern, bei denen mangels inländischer Steuerpflicht diese künftigen Steuerschulden nicht entstehen können, nicht verstanden hatte und sich den Folgen dieses Missverständnisses nicht stellen mochte. Weniger charmante Deutungsmöglichkeiten bleiben hier unerörtert.

Die Berichterstattung der Presse erweckt den Eindruck, dass tatsächlich erhebliche Missverständnisse möglich zu sein scheinen. Das gilt auch für Ihren ansonsten ausgezeichnet geschriebenen Artikel in der Zeit Nummer 8 vom 13.2.2020 auf S. 26 und beispielsweise auch den Kasten im Bericht des Abendblattes auf Seite 13 der Ausgabe vom 14.2.2020. In beiden Fällen wird die Darstellung der Abläufe am entscheidenden Punkt unscharf und ermöglicht keinen klaren Blick auf das Geschehen. In Ihrem Bericht taucht z. B. der Investor auf, dem die Aktien „formal schon“ gehörten, bevor er die Dividende beziehen durfte. Im Abendblatt war, eine andere Variante, dem Fiskus nicht mehr klar, wem dank fleißigen Handels mit der Aktie um den Dividendenstichtag herum die Papiere überhaupt gehörten. So wörtlich die Reportagen.

Aber beide, der schon vor der Dividendenzahlung Berechtigte und der hinsichtlich seiner Empfangsberechtigung nicht eindeutig identifizierbare Beteiligte sind in Wirklichkeit Phantome, die nach eifrigem Reiben vieler Interessierter an Aladins Wunderlampe farbenprächtig aufleuchteten und offenbar mit beiden Händen zulangen durften. Die Wirklichkeit ist aber ganz anders und ganz einfach und jeder, der einmal die Bescheinigung der Depotbank eines nicht im Inland steuerpflichtigen Aktionärs über die Abführung der Steuervorauszahlung bei der Finanzverwaltung eingereicht und Erstattung erhalten hat, weiß das.

Man kann sich da auch nicht irren: berechtigt ist immer nur einer und der steht fest. Ihn identifiziert unverrückbar, daß die Aktie, auf die er Dividende erhielt und für die Steuer abgeführt wurde, am Zahltag der Dividende in seinem Depot lag und deshalb in seiner Inhaberschaft stand – wann immer er sie und zu welchen Bedingungen gekauft oder verkauft haben mochte. Wo „formal schon“ Berechtigte aus Aladins Lampe aufsteigen oder „Beteiligte“ sich über ihr zum undurchschaubar bunten Reigen mischen, wird allem Anschein nach eine simple Tatsache übersehen. In der Systematik des deutschen Rechts begründen Kauf und Verkauf einer Aktie kein Recht aus der Aktie auf die Dividende. Begründet werden nur die Pflicht des Verkäufers, die Aktie zu liefern und die Pflicht des Käufers, sie zum vereinbarten Preis zu bezahlen, ob über die Börse oder außerhalb.

Erst wenn in Vollzug des Kaufvertrages die Aktie in einem gesonderten Rechtsakt übertragen wird und für den im Kaufvertrag bezeichneten Erwerber in das Depot seiner Bank wandert und im System entsprechend registriert wird, kann der Erwerber die Dividende von der Aktiengesellschaft fordern. Sie wird auch an keinen anderen zahlen. Da könnte ja auch jeder kommen. Für den Kaufpreis ist die Frage, ob der Käufer die Dividende behalten darf (Kaufpreis „cum“ oder nicht (Kaufpreis „ex“) natürlich von ausschlaggebender Wichtigkeit. Aber nur da. Gezahlt wird die Dividende immer nur an den, in dessen Depot sie am Tag der Zahlung der Dividende durch die betreffende Aktiengesellschaft liegt. Und nur der kann berechtigt sein, Erstattung der für ihn an den Fiskus abgeführten Vorauszahlung zu verlangen. Eigentlich ganz einfach.

Diese Trennung zwischen Kauf einer Aktie und Übertragung der Inhaberschaft an der Aktie ist eine deutsche Besonderheit, die jeden Jurastudenten das ganze erste Semester hindurch fasziniert, wenn er lernt, daß für den zum Verzehr berechtigenden Erwerb einer Tüte Erdbeereis vier sich jeweils deckende Willenserklärungen und eine Besitzbegründung durch Übergabe erforderlich sind. Sie sind gerichtet auf das Angebot und die Annahme eines Kaufvertrages über die Eistüte und anschließend über das Angebot und die Annahme der Absicht, selbige zwecks Verzehrs zu übereignen, gefolgt von der Tatsache der körperlichen Übergabe. Dann kann verzehrt werden: egal, ob Erdbeereis oder Dividende.

Bis man das erklärt hat, ist jedenfalls das Eis allerdings geschmolzen. Deshalb erklärt man das nicht und deshalb wird das gerne auch dort übersehen, wo es dann einmal sehr praktisch wird, weil es plötzlich auf den Unterschied ankommt. Das Besondere: das gibt es so nicht in allen Rechtsordnungen und nicht einmal in allen europäischen Rechtsordnungen. Man muß das auch nicht so machen, dahinter steht kein Naturgesetz. Bei uns ist es aber so im BGB geregelt und das deutsche Steuerrecht knüpft nun einmal an diese Systematik an und verpflichtet und berechtigt allein den Inhaber der Aktie, der auf die beschriebene Weise diese Rechtsposition erlangt hat. Er wird in der Bescheinigung seiner Depotbank als derjenige benannt, der die Dividende erhalten hat und für den die Steuervorauszahlung geleistet worden ist und nur er kann, wenn er denn Steuerausländer ist, ihre Erstattung verlangen. Ob er sie behalten darf oder an den Käufer weitergeben muß ist, auch steuerlich, eine ganz andere Frage, siehe oben.

Die für die Beurteilung der Herren Scholz und Tschentscher interessierende Frage ist nun natürlich, wer wem wie in der Finanzverwaltung eingeredet hat, daß auch andere Personen als die wie oben geschildert ausgewiesenen erstattungsberechtigt sein könnten und wer in der Finanzverwaltung das wem warum geglaubt hat oder warum dort niemand gemerkt hatte, daß mehrere Leute das Geld für eine zurückgegebene Eistüte zurückbekommen hatten. Das ist wie in dem Witz mit dem bekannten Apfelkuchen, den der Gast mit der Bitte um einen Kognak zurückgibt, den er dann trinkt, aber nicht bezahlt, weil er ja den Kuchen zurückgegeben hat, den er allerdings auch nicht bezahlt, aber ja auch nicht gegessen hat. Das ist ein logischer Trick, eine sehr verblüffende Auswechselung des entscheidenden Merkmales bei der Prüfung des Falles: bezahlen muß ich, was ich gekauft habe und das ist nun einmal der Apfelkuchen, nicht aber, was ich gegessen habe, denn was ich mit gekauften Gegenständen mache, ist mein Privatvergnügen. Ich kann sie auch wegwerfen.

In diesem Austausch des entscheidenden Merkmals bei der Prüfung der Erstattungsberechtigung liegt auch hier der Trick: auch wenn ich „cum“ Dividende gekauft habe, habe ich die Dividende noch lange nicht nach Abzug der Steuervorauszahlung zu meinen Gunsten auch bekommen und allein dieser Abzug gelegentlich der Auszahlung der Dividende berechtigt mich zur Erstattung – eigentlich eben ganz einfach. Zu spekulieren, wie das Verhalten des Senates gegenüber der Warburg-Bank zu bewerten ist und welche Motive dabei eine Rolle spielten, ist nicht Absicht dieser Zeilen. Das führt auch zu nichts: auf den Tisch gehören die Fakten, die Fragen stellen sich dann von ganz allein. – Ein Leser

 

Vielen Dank für Ihre Arbeit und für den o.a. Artikel. Wer sich heute über die weitverbreitete Politik und Staatsverdrossenheit noch wundert, dem sei dieser Artikel empfohlen. Mich machen diese Machenschaften einfach Fassungslos. – Theo Reiners

 

Vielen Dank für Ihre Berichterstattung über den Cum-Ex Skandal. Leider geben Ihre Berichte keine klare Antwort und ich kann basierend auf Ihren berichten keine Wahl-Entscheidung fällen. Bisher konnte Peter Tschentscher die Steuer-Forderung gegen die Bank in Frage stellen, und es wirkt als sei der „Skandal“ fabriziert: Ich wüsste deshalb gerne: 1. War die Forderung gegen die Warburg -Bank valide? Ja oder nein? Wenn ja: 2. Warum wurde sie nicht eingetrieben? Wurde es verschlafen oder ließ jemand sie bewusst verjähren ? Ich würde mich freuen, wenn Sie diese Frage noch vor der Wahl klären würden! – Nathanael Winter

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Welt wird besser“ von Martin Spiewak

 

Die Armut geht also weltweit zurück, die Statistiken, gründlich genug gelesen, sind ein „Gegengift gegen den Zynismus“. Aha. Vielleicht liegt aber all den guten Nachrichten, die von manchen Statistikern verbreitet werden, ein blinder Fleck zugrunde. Sie betrachten nur Prozente, nicht die absoluten Zahlen. Bei einer weiterhin stark ansteigenden Weltbevölkerung ist es zwar toll, wenn der Anteil der Hundernden zurückgeht. In absoluten Zahlen aber hungern auf der Welt nicht weniger, sondern mehr Menschen. Das festzustellen ist nicht Zynismus, sondern Realismus. Mit den guten Nachrichten kann man das schlechte Gewissen leicht beruhigen. Wenn ohnehin alles besser wird, muss man ja nicht dafür sorgen, dass die irdischen Güter gerechter verteilt werden. – Serrer

 

Die Welt wird besser? Welche Erkenntnis, so schhlecht wie sie ist ,könnte sie ja nur besser werden. Wird sie aber nicht werden,weil sie immer schlecht war. – Hans-Emil Schuster

 

Die Welt wird besser – tatsächlich? Die sechs Grafiken des Beitrages zeigen zweifellos positive Entwicklungen in der menschlichen Gesellschaft. Aber ist das die Welt, unsere Erde? Der Menschheit geht es definitiv besser als vor 200 Jahren. Niemand möchte auf die großen medizinischen Fortschritte verzichten. Dass angesichts unseres stark gestiegenen materiellen Reichtums aber immer noch viele Menschen in extremer Armut leben, ist eine Schande. In absoluten Zahlen hat sich in den letzten 200 Jahren kaum was geändert. Die Grafiken geben nur relative Anteile wieder, der starke Bevölkerungszuwachs von einer Milliarde auf fast acht bleibt außen vor. Und: Die Grafiken zeigen nur ein halbes Bild, sind Ausdruck eines anthropozentrischen Weltbildes, das Ursache ist für die aktuelle Umweltsituation und die zu Recht düsteren Zukunftsprognosen.

Das ganz große Aber: Zu wessen Lasten gehen diese positiven Entwicklungen? Vielfach zu Lasten unserer Mitbewohner auf dem Planeten, unserer belebten Umwelt, zu Lasten natürlicher und endlicher Ressourcen – und damit auch zu Lasten kommender Generationen. Die positiven Entwicklungen sind zu begrüßen, aber, um eine Grafik aufzugreifen: Selbst wenn wir bei der Alphabetisierung bei 100 % angekommen wären, wir aber immer noch mit unserer Umwelt so umgehen wie aktuell, kann dieser Wert nicht als Beleg genommen werden für die Aussage „Die Welt wird besser“. Erst wenn es uns gelingt, dem viel strapazierten Begriff „Nachhaltigkeit“ in der Form gerecht zu werden, wie er gemeint ist – dass wir nämlich die Chancen für nachfolgende Generationen nicht mindern – dann könnten wir sagen „Die Welt wird besser“. – Manfred Großmann

 

Es ist zweifellos richtig, dass es der Menschheit insgesamt heute besser geht als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte, aber richtig ist leider auch, dass mit dem technischen Fortschritt und der Herrschaft des Menschen über die Erde die Gefahr entstanden und gewachsen ist, dass die Menschheit sich selbst umbringt, sei es mittels atomarer, chemischer oder biologischer Waffen, sei es durch Umweltzerstörung und Klimawandel. Ihr Artikel ist mir deshalb allzu optimistisch: Mit den Chancen auf ein gutes und langes Leben sind auch die Risiken gewachsen, weil die meisten Menschen die langfristigen Folgen ihres Tuns offenbar sehr schlecht abschätzen können – oder einfach nach dem Motto „Nach mir die Sintflut!“ leben. Auch sind die natürlichen Gefahren nicht beseitigt: Es gibt immer wieder neue gefährliche Viren, gegen die zunächst oder dauerhaft kein Gegenmittel existiert und die sich dank des technischen Fortschritts in Form von Flugzeugen rasant ausbreiten können, und viele gefährliche Bakterien werden inzwischen infolge des massenhaften und unsachgemäßen Einsatzes von Antibiotika multiresistent. – Dr. Ulrich Willmes

 

Max Roser hat recht, der technische Fortschritt der Menschheit ist beachtlich. Aber was ist der Grund dafür, dass es keine befriedigenden Lösungen für wichtige Zukunftsprobleme gibt, als da sind die Abhängigkeit vom Wirtschaftswachstum, insbesondere auch die Abhängigkeit vieler Staaten von den Einnahmen aus Öl- und Gasförderung, die wachsenden demographischen Gräben, die wachsende Instabilität in vielen Ländern von Afghanistan bis Mali. Zum Beispiel: Nach einer UN-Prognose hat allein Nigeria im Jahr 2100 mehr Einwohner als Europa (794 gegenüber 645 Millionen). Roser nennt einen Grund «Öffentliche Wirkung ist bis heute keine vorrangige Kategorie der Wissenschaft.» Tatsächlich erfordern die genannten Probleme eine spezielle Art von öffentlicher Wirkung und für die fehlen der Wissenschaft die nötigen Werkzeuge, und es fehlt auch das nötige Interesse, diesbezüglich wirksame Werkzeuge zu entwickeln. Erfahrungen aus anderen Bereichen könnten ein breiteres Bild von den Ursachen liefern. Ewa aus dem Informatik-Bereich. In einem Bericht (1990) der Beraterfirma Diebold International über Software-Regierungsaufträge der USA wird gefragt: Was ist aus den Softwareprodukten geworden?

Die Antwort: bezahlt, nicht eingesetzt 29 % Produkt geliefert, funktioniert nicht 47 % reengineered, eingesetzt 3 % benutzt wie entwickelt 2 % reengineered, nicht eingesetzt 19 % Eine Ursache fürs Scheitern war damals ebenfalls der Mangel an geeigneten «Werkzeugen», um in nützlicher Zeit zu Resultaten zu kommen und um flexibel auf Änderungen reagieren zu können. Ein Grund warum zu wenig Wert aufs Entwickeln von Werkzeugen gelegt wird ist: Für Projektleiter aber auch für Politiker mit Netzwerken und Kommunikationstalent ist es nicht unbedingt Karriere schädigend, keine erfolgversprechende Lösungen zu entwickeln. Zudem ist es aufwendig und riskant, die grundlegenden Überlegungen anzustellen, die oft fürs Entwickeln von Werkzeug nötig sind. Aber wie könnten «Werkzeuge» aussehen, mit denen sich die Zukunftsprobleme lösen lassen und wie komme ich dazu, Vorschläge zu versuchen? Zunächst zur letzteren Frage. Wegen zu wenig Kommunikationstalent war ich genötigt, IT-Projekte erfolgreich zu beenden. Bei Bedarf begann ich mit dem Bau der nötigen Werkzeuge.

Zum Beispiel: Im Jahre 1968 publizierte ich eine Methode zum flexiblen Aufbau und Anwenden von Listen (Stichwort: Suchbaum). Bei einer kürzlichen Googel-Suche nach Anwendungen dieser Methode kamen auch schon mal 644 000 Antworten, davon allerdings nur 244 mit Angabe meines Namens. Bei meiner zweiten Arbeitsstelle bastelte ich ebenfalls Werkzeug, das ich ebenfalls in Artikeln beschrieb («Data Management by Exception» und «Design von Programmoberflächen») und das (auf Wunsch von Programmieren, die die Firma verliessen) an 12 Firmen verkauft wurde und dort zum Teil über 25 Jahre eingesetzt wurde. Eine dieser Firmen schrieb 1991 einen Wettbewerb aus zum Thema «Vision einer permanenzfähigen Weltgesellschaft». Die Namen der Einsender waren der Jury vorab nicht bekannt. Zeit um teilzunehmen hatte ich damals, da meine Projekte (dank Werkzeug) prima liefen. Ich gewann einen der vier Preise von je 8000 Sfr. Als Untertitel des Beitrags wählte ich «Der Aspekt des Werkzeugs». Es ging dabei um Gesellschaften, denen es gelang, ihre demographische Entwicklung den Ressourcen anzupassen.

Die fünfköpfige Jury (mit zwei Uni-Professoren) fand: «….Nach Meinung des Preisgerichts stellen die vom Autor beschriebenen Modelle einer permanenzfähigen Gesellschaft sehr interessante Beispiele dar. Sie zeigen, dass die vom Wettbewerb angestrebte Zielsetzung, mindestens in kleineren Gesellschaften, ohne weiteres als erfüllbar zu betrachten ist.» 25 Jahre später (2016) erweiterte ich den damaligen Wettbewerbsbeitrag (30 Seiten) auf ein Buch (240 Seiten). Titel «Die Technik reicht nicht, Was ist nötig, damit die Menschheit lange, gut fortbestehen kann» (BoD 2016). Im Buch geht’s ums Sammeln und Abgleichen von (vor allem nicht-technischen) Werkzeugen nach dem Motto: «Für Einfaches reicht der gesunde Menschenverstand, für Komplexeres braucht man Werkzeuge, für grosse Aufgaben, die viele Menschen betreffen, braucht man eine „Technologie“.» Ich schlug eine solche vor, strukturiert nach den fünf wichtigen Wörtern im Satz: Die Menschheit musssich der Realität anpassen, um zuüberleben.

Zu jedem dieser fünf Worte wird entsprechendes Werkzeug vorgeschlagen. Zu erwähnen bleibt, dass die Idee zum zuerst genannten IT-Werkzeug damals praktisch in der Luft lag. Denn im gleichen Monat (October 1968) wurde das Werkzeug unabhängig voneinander in zwei Artikeln (mit unterschiedlichen Schwerpunkten) vom Amerikaner Donald R. Morrison und mir beschrieben. Schön wäre es, wenn ausreichend umfassende Vorstellungen vom guten Weg in die Zukunft auch in der Luft lägen, zunächst mehrfach publiziert würden und schliesslich zu koordinierten Lösungen führten. Der Satz «Die Welt wird besser» hätte dann mehr Berechtigung. – Gernot Gwehenberger

 

Bei solchen Artikeln frage ich mich, für wie dumm Sie Ihre Leser eigentlich halten. (Und bei Kommentatoren wie REZO kann ich Ihre Zeitung endgültig nicht mehr Ernst nehmen.) Sie scheinen in Ihrem Kampf um junge Leser immer mehr abzuflachen. Entschuldigen Sie meinen Abschied als Leserin. Ihr Niveau ist nicht mehr das meine. – Dr. K. Jungfeld

 


 

 

Leserbriefe zu „Freie Fahrt oder Verbote?“ Streit von Lisa Fränzel und Dennis Thering

 

In diesem inszenierten Interview haben die Moderatoren fast keine verkehrspolitische Banalität ausgelassen. Klar: Wenn es um Einschränkungen des Autoverkehrs geht, zieht die CDU sofort die soziale Karte, die sie sonst gerne wegdrückt. Aufschlussreich war nur, dass sich der „Verkehrsexperte“ der CDU-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft erklären lassen musste, wie die City-Maut in London und anderen europäischen Großstädten funktioniert. – Florian Müller

 

Mir erscheint die Argumentation von Herrn Thering doch etwas angestaubt. Viele andere Großstädte in Europa gehen da nicht so feinfühlig um, auch nicht mit dem ausländischen Autofahrer, der in gleicher Weise zur Kasse gebeten wird, wie die Inländer. Das bezieht sich sowohl auf die Gebührenhöhe als auch auf die Erfassung (häufig werden die Nummernschilder erfasst) und der ausländische Autofahrer erhält dann Monate später eine mehr oder minder hohe Rechnung, je nachdem, ob er so schlau war oder nicht, sich vor Antritt der Reise im Zielland registrieren zu lassen. Eine schöne Übersicht, was es wo kostet, mit ungenügend gereinigtem Abgas einzufahren, gibt die App ‚Green Zones‘, die sollte sich Herr Thering mal ansehen (s.Anlage für ein Fahrzeug mit Diesel und E4 Abgasreinigung).

Völlig schräg finde ich die Argumentation mit den kleinen Leuten, die dann nicht mehr in die Innenstadt fahren können, wenn eine Maut erhoben wird. Seit wann nimmt denn der Staat darauf Rücksicht? In den Kommunen muss ich horrende Preise für unverzichtbare Personalpapiere ausgeben, die mit einer elektronischen Ausrüstung versehen sind, die ich nur für den Grenzübertritt ins EU-Ausland nutzen kann, Rundfunk und Fernsehen sind nicht kostenfrei und in meinem (ländlichen) Landkreis achtet der Staat mit Argusaugen darauf, nur ja den ÖPNV nicht zu unterstützen, ganz zu schweigen von den jetzt wieder ansteigenden Stellplatzkosten in den Großstädten. Damit jetzt keine Missverständnisse auftreten, wegen der Kausalität Autoverkehr – schlechte Luft und Lärm, bin ich absolut dafür, in den Großstädten auch Fahrverbote anzuordnen, die Parkgebühren zu erhöhen und die Fuß- und Radwege samt ÖPNV auszubauen. – Dr. Hartwig Müller

 

Weder Lisa Fränzel noch Dennis Thering konnten nicht mit ihren Positionen und Argumenten überzeugen. Bei Frau Fränzel stoße ich mich an zwei Punkten. Erstens passen Wort und Tat nicht zusammen. Wer so vehement für eine Reduzierung des Autoverkehrs im Stadtbereich eintritt, kann nicht mit dem Auto zu einem Interview zu genau diesem fahren. Das Argument häufig ausfallender oder verspäteter S-Bahnen verfängt nicht. Normale Arbeitnehmer haben jeden Tag einen wichtigen Termin. Wenn ich weiß, mein ÖPNV Verbindung hat häufiger eine halbe Stunde Verspätung, dann muss ich eine halbe Stunde früher los, wenn der Termin wichtig ist. Walk the Talk, Frau Fränzel, alles andere wirkt unglaubwürdig.

Der zweite Punkt ist das moralische Aufladen und Überhöhen der eigenen Argumentation. „Während wir uns darüber aufregen, dass Autofahren teurer werden sollte, sterben anderswo … bereits Menschen wegen des Klimawandels“. Ich halte dagegen: Die Menschheit schafft es 8 Milliarden Menschen zu ernähren. Viermal soviel wie vor 100 Jahren. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist in dieser Zeit signifikant gestiegen. Bei Herrn Thering fehlt mir der Mut, Neues zu wagen. Der PKW Verkehr im innerstädtischen Bereich großer Städte muss reduziert werden, das bestreiten selbst große Befürworter des Individualverkehrs kaum. Mehr Parkplätze unter Sportplätzen ist mir da etwas zu wenig. – Dietmar Baier

 

Ich wohne am äußersten nördlichen Stadtrand von Hamburg und am nördlichsten Rande des Wahlkreises von Herrn Thering. Dennoch habe ich in der Regel keinerlei Schwierigkeiten, mit dem ÖPNV in die City zu gelangen. Ich stehe nicht im Stau, und wenn der ÖPNV mal Verspätung hat, komme ich doch entspannter an, als wenn im Stau meine stete Aufmerksamkeit hinterm Steuer notwendig ist. Warum kommt es überhaupt zum Stau? In erster Linie doch, weil zu viele Autofahrer so wenig progressiv und uneigennützig denken wie Herr Thering. Wenn ich im Auto über eine Stunde für eine Fahrt in die City brauche, bin ich mit dem ÖPNV auf keinen Fall langsamer. Die Busse sind hier im Hamburger Norden so gut getaktet, dass sie über weite Strecken nahezu leer fahren. Besser takten sollte man die U1 bis an die Endstationen. Und P&R-Parkplätze müssen natürlich gebührenfrei sein, wenn die Fahrgäste schon für die Bahnkarte zahlen!

Apropos P&R-Parkplätze- egal, welche auswärtige Stadt ich ansteuere, ich empfinde es immer als angenehmer, mein Auto am Stadtrand zu parken und mit dem ÖPNV weiter in die City zu fahren, als stundenlang nach einem Parkplatz zu suchen oder in der City horrende Parkgebühren zu entrichten. Und damit sind wir bei Maut oder Anwohnerparken in der Innenstadt. Wer mit dem Auto von Staus gestresst bis in den innersten Stadtkern fährt, fährt bestimmt nicht sozialverträglicher als jemand anders umweltschonender und u.U. noch schneller im ÖPNV. Viele Städte profitieren schon von einer funktionierenden und akzeptierten Mautregelung. Was mir vor allem bei diesem langen Streitgespräch gefehlt hat? Mit keinem Wort wurde von den beiden jungen Gesprächspartnern der so wichtige Faktor Klimaschutz erwähnt. Wer sozial agieren will, muss alleine schon dem Klima und dem zukünftigen Leben zuliebe das Auto stehen lassen. – Heike Ladewig

 


 

 

Leserbriefe zu „Olaf Scholz, waren Sie ein Streber? »Meine Mitschüler würden das so sehen«“. Gespräch mit Olaf Scholz geführt von Peter Dausend und Martin Spiewak

 

Es ist einfach merkwürdig: Das sind große Teil der ZEIT-Redaktion Fan von Olaf Scholz, den ja auch noch viele SPD-Mitglieder und Sympathisanten für einen respektablen Repräsentanten ihrer Partei halten. Während dessen überlegen Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans, dass die SPD trotz ihres Rückgangs an Wählern und Prozenten bei Umfragen einen Kanzlerkandidaten oder –kandidatin benennen sollten – aber dabei nicht an Scholz denken! (Außenminister Heiko Maas schwebt noch mehr in einer SPD-Wolke.) Das Wohlwollen de ZEIT gegenüber der SPD baut sicher auf der langen Liste markanter Mitglieder, die Hamburg hervorgebracht hat. Im Gegensatz zu anderen Familienmitgliedern bin ich linksliberal aber auch wohlwollend der SPD gegenüber orientiert. Aber bei Olaf Scholz finde ich drei Haare in der Suppe: 1. Aktuell: Wieweit sind heutige und frühere Bürgermeiser der Stadt in die Cum-Ex-Skandale speziell bei der Berenberg und bei der Warburg Bank verwickelt.?

Am Tag des Interviews hat Scholz Gespräche eingeräumt, die andere wohl vergessen haben! Nichts davon im Interview. Was mag er besprochen haben? 2. Der G20-Gipfel hat imagemäßig wohl nichts für Hamburg gebracht. Bei der NYT u.a. kann man noch heute die Videoschnipsel sehen, als ob Hamburg – zumindest im Schanzenviertel – brennt. Die friedlichen Demonstrationen gegen etwa Frei?Handelsverträge lies man ins Leere laufen. Die Verträge wie CETA erlauben globalen Firmen Klage und Mitwirkungsrechte gegen Staaten (nicht etwa umgekehrt). Hier vertritt die GroKo aber auch die SPD und Scholz eine undemokratische Position. Merkwürdig auch, dass man einen Sonderzug aus Genf Randalos an der Strecke einsammeln ließ und dann ohne hinreichende Aufsicht ins Schanzenviertel ließ oder gar dorthin lenkte. Ganz zu schweigen von den anderen Hamburgerinnen, die kaum einen Fuß vor die Tür setzen mochten. 3. Eine vorgeschlagene Steuer, die sich auf den Kleinhandel mit Aktien beschränkt und alle Unarten wie “Hi Frequency” und allgemein Computerhandel und Derivate ausnimmt, “Finanztransaktionssteuer” zu nennen, ist ein Hohn – gerade auch gegenüber der Wissenschaft.

Die Tobin Tax, benannt nach James Tobin, wurde als theoretische Einhegung des Derivatehandels und der Börsenunarten vorgeschlagen. Nicht für die kleinen Leute bei der SPD , die sich nach der Mißachtung ihres Sparwillens vielleicht mal an den Aktienhandel heranwagen möchten. Scholz ist einer der ganz wenigen Persönlichkeiten, die für die Kanzlerschaft infrage kommen. Deswegen wäre eine Stellungnahme, ein Klärung, mindestens ein Bedauern zu diesen Punkten wünschenswert. Friedrich Merz hat nicht die Regierungserfahrung und Schlagseiten. Bei Robert Habeck wäre es Hoffnung, dass er Vieles besser machen würde. Der Vorschlag der Kieler Grünen, die Bundesnarine bei der Kieler Woche auszunehmen, könnte sich zu einem Hinkefuß ausbilden. – Gerhard Schroeder

 

Fehlendes Thema. Man weiß nicht recht, ob man die Interviewer für ihre Kunstfertigkeit bewundern oder sie dafür kritisieren soll, dass sie es geschafft haben, ein ganzseitiges Interview mit Olaf Scholz zu führen, ohne dass auch nur ein einziges Mal der Begriff CumEx gefallen ist. Das hätte sicher viele Leser interessiert! – Dr. G. Zeyer

 

Gelegentlich wundert man sich mit wem die Zeit Interviews veröffentlicht und warum sie sie überhaupt führt. So auch das Interview mit Scholz, dessen Beteiligung an der Steuerverschwendung in vielfacher Milliardenhöhe mit der NordLB bekannt ist, der unter Verdacht steht zusammen mit seinem damaligen Finanzsenator Tschentscher den Stadtstaat Hamburg und seine Bürger gegenüber der Warburg Bank in vielfacher Millionenhöhe durch Untätigkeit betrogen und damit seinen Amtseid gebrochen zu haben. Nach welchen Kriterien wählen sie ihre Interviewpartner aus? – Günter Hebel

 

„So ein Mann, so ein Mann, zieht mich unwahrscheinlich an. Dieser Wuchs, diese Kraft, weckt in mir die Leidenschaft. So ein Mann, so ein Mann, macht mich zapplig und nervös, und schon ist es passiert, bitte sei´n sie mir nicht bös´.“ (Refrain aus: „So ein Mann“, gesungen von Margot Werner (1937-2012); Songwriter: Wolfgang Hofer (*1950), bekannt durch das Lied vom: „Trödler Abraham“, ein Hit (1971) in Deutschland) Kaum zu glauben, ich hätte diesen jungen Olaf Scholz mit sehr vollem und lockigem Haupthaar fast nicht wiedererkannt! – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbriefe zu „»Nicht jeden Tag Schnitzel!«“ Gespräch mit Vincent Klink geführt von Ingo Malcher

 

Genau, selbst kochen ist günstig auch mit Biolebensmitteln, so gesund und so unterhaltsam, kreativ und sozial, wenn es gemeinsam geschieht. Es ist praktisch in jeder Lebenslage, denn es kann super vorbereitet werden, kann sorgfältig portioniert und aufbewahrt auch nach ein zwei Tagen aufgewärmt werden, wovon alle besonders schwärmen! Und genau: Wir alle müssen wieder kochen lernen, wenn wir es denn nicht können und es praktizieren und kultivieren, das bringt mehr für’s seelische und körperliche Wohlbefinden als das tägliche Verdrücken von Billigfleisch in all seinen Varianten. Und wie echter Schmuck, dicke Autos und Luxus-Reisen: Es kann sich nicht jeder immer alles leisten! Wieso wird dieser Tatbestand beim Essen verdrängt? Von allen Kochstellen aus sollte dieses Feuer weitergereicht werden und damit guten Appetit! – Ulrike Weber

 

Danke an Herrn Klink, dass er Tacheles redet und danke an DIE ZEIT, dass Sie das auch so veröffentlichen. – Iman Schwäbe

 

Sicher ist hier gar nichts, und selbst Menschen, die über doch genügend Geld verfügen können, die erliegen früher oder später auch diesem „Geiz-ist-geil-Virus“, und werden sich dagegen vermutlich nicht einmal zur Wehr setzen wollen. – Riggi Schwarz

 

Vincent Klink ist ein Mann deutlicher Worte. Seine Wortschöpfung „Quälverbrecher“ bringt alles auf den Punkt. Mehr muss dazu nicht gesagt werden. – Jörg Baumann

 


 

 

Leserbriefe zu „Rache als schöne Kunst“ von Thomas E. Schmidt

 

Zu Ihrer Rezension des neuen Opus minusculum des Schandke Poeter, der immer sagt : „Seht alle her, ich bin der große Po-e-ter und komme von Homer her!“ Sie kennen sich offenbar bei dem Theoterroristen und Axiopathen Augustinus nicht genug aus, um Handke seine absurde Pascal-Verehrung vorzuwerfen. Aug. verdammte willkürlich über die Hälfte aller Menschen per angeblichen Gottes-Ukas zur ewigen Hölle. Lesen Sie bitte: Kurt Flasch, „Logik des Schreckens“ , und Dolf Sternbergers Aug. der Inhumanität zeihenden Aufsatz in der Festschrift für Gerhard Storz. Handke ist auf allen Gebieten ein peinlicher Dilettant, der leider vom Feuilleton hochgejubelt wurde. Er ist begriffsschwach und ebenfalls wie Aug. hochaxiopathisch (d.h. morally insane). Sein Sprachtalent ist dürftig und sollte vor den wahren Literaturgrößen erblassen. Ein Horribiliscribifax. – Guido Kohlbecher

 

Wunderbar: diese herrliche Ambivalenz einer Buchkritik, die sich weder ihrer Ambivalenz noch üblicher Werturteile traditioneller Literaturkritik („… ein Meisterwerk im Fluss eines OEuvres…“) ganz sicher sein kann! Denn ihr vermag jederzeit „Das zweite Schwert“ des Nobelpreisträgers in die Parade zu fahren, das Wort eines Dichters von eigenen Gnaden, der selbst für seine „Transzendenzsehnsucht“ keinen Gott mehr braucht; der – egal, was die Bibel, Pascal oder der Jansenismus gesagt haben – aus sich selbst heraus etwas Immaterielles, den „Schein“, sogar als „Wiederschein“ selbst zur „Materie“ erklärt, ja zum „Urstoff“, zum „Stoff der Stoffe“, um dann – wieder egal ob bibeltreu, pascalgemäß oder jansenistisch – demütig zu werden, „langsam die Luft aus dem Popanz des Rächers“ zu lassen, „virtuos das Hohe und das Possenhafte“, „die apodiktische Rede mit Partikeln der Alltagssprache“ zu verschränken, sodass sich die vorverlegte „Maigeschichte frühlingshaft leicht“ liest und „doch ein altmeisterliches >ernstes Spiel<“ ist. „Literatur am Ende der Literatur“? Wohl nur in der Vorstellung des preisgekrönten „Autors“ und seiner Verehrer. Eine „Antwort auf den Nobelpreis“ (und dessen Kritiker), also „Rache als schöne Kunst“? Nach eigener Aussage lediglich die ‚Fortsetzung der Fortsetzung‘, nicht die „Ewige Wiederkehr“! Ob da alle wirklich erleichtert sind? – Eckhard Heumann

 


 

 

Leserbriefe zu „Was hat der Papst nun entschieden?“ von Evelyn Finger

 

Alles bleibt beim Alten. Auch der als Reformer angetretene Franziskus reformiert nicht; er besteht weiterhin auf dem Zölibat. Noch schlimmer ist aber, dass er jetzt in Amazonien missionieren lassen will, obwohl wir doch aus Erfahrung wissen, dass das das Ende indigener Völker bedeutet. Wer nicht mal Frauen zulässt, kann es mit Indigenen auch nur falsch machen, die Vergangenheit beweist es. Zumindest ist jetzt für die Nachwelt belegt, dass die bedeutende deutsche Wochenzeitung „DIE ZEIT“ und die Journalistin Evelyn Finger diesen letzten großen indigenen Völkermord befürwortet haben. – Ruth Gehring

 

Im katholischen „Zölibats-Rausch“ versucht die katholische Kirche ihren „neu-alten“ Fahrplan in Richtung Zukunft zu planen. Diese katholische Kirche, die braucht anscheinend ihr Alleinstellungsmarkmal, das „Zölibat“ für immer und in alle Ewigkeit. Dieser katholische Altmännerverein, der hält einfach so lange am Zölibat fest, solange sie in der katholischen Kirche das Sagen haben. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Arme Schweine“ von Alard von Kittlitz

 

Und gleich kommt ein Aufschrei, ihr gönnt uns nicht die lächerlichen 170 Gramm Fleisch um glücklich und dabei zu sein. Jahrelanger Politik, die die Zufriedenheit (hier billigen Fleischgenuß) ihrer Bürger als oberstes Ziel sieht, ist es zu verdanken, dass die Gesetze der Marktwirtschaft ausgehebelt sind und alle profitieren. Die Bauern brauchen mehr Subventionen, die Handelskonzerne und die Industrie bedankt sich mit vollen Kassen, der Verbraucher mit glücklichem runden Bauch und der Zuwachs an Treibhausgas auch. Die Medien unterstützen das mit unzähligen, unsäglichen Kochsendungen, die billig herzustellen sind. Fleischessen wurde zum Statussymbol für alle hochstilisiert. Wenn wir weniger Fleisch kaufen, wohin mit der Überproduktion? Bauern könnten unternehmerisches Denken üben und ihr Angebot verknappen, dann steigen die Preise. Statt Subventionen für Massenproduktion eine gezielte EU Marktpolitik (siehe Schweiz) und vergleichbare Arbeitsbedingungen, dann hätte vielleicht auch familiäre Landwirtschaft wieder eine Chance und entsprechendes Potential für Arbeitsplätze. – Gottfried Wenger

 

Gott sei Dank bin ich seit fast zwei Jahrzehnten Vegetarier! Diese „Billig-Billig-Spirale“ dreht sich auch im „Nicht-Fleisch-Bereich“ immer schneller, bzw. wer weiß schon so genau, ob und was im Obst und im Gemüse alles so enthalten ist, was dort drinnen eigentlich gar nichts verloren hat. Und solange es diese „Billig-Billig-Angebote geben wird, solange werden diese weiter gekauft werden, „koste es auch, was es wolle“! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Hirte für den Weg durch die Wüste“ von Patrik Schwarz

 

Nach Kardinal Marx braucht es einen Mann … Wie wäre es denn mal mit einer Frau? Die Männerclique war jetzt 2000 Jahre lang dran; halten starrsinnig ihre Macht fest. Ich glaube nicht, daß Jesus sich das so vorgestellt hat. – Angelika Adler

 

Ich habe bereits ein Kerze aufgestellt, in der Hoffnung auf Erleuchtung für alle Menschen, die Verantwortung für die kath. Kirche tragen, die wissen, dass diese Kirche sich erneuern muss. Woelki hat bereits Ambitionen auf den Vorsitz geäußert, Gott mag es verhüten. Sollte er sich durchsetzen, werden die Erzkonservativen in der kath. Kirche diese in die Wüste führen. Gott mag es verhüten! – Helga Tillmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Das Wetter“ von Marc-Uwe Kling

 

Das ist ein typischer Beitrag den ich gar nicht mag. Marc-Uwe Kling ist ein klassischer Vertreter solcher verquerter Ansichten. Der soll bei seinem Handwerk bleiben und seine Phantasie im Theater verbrauchen. Der Typ aus den USA wäre auch der richtige Kanzler für Deutschland, dann würde es den Menschen besser gehen. Er soll lieber mit seinem Känguru spielen. – Gunter Knauer

 

Welch geniale Idee, dem Känguru von Marc-Uwe Kling das Wort zu erteilen. Ich bin begeistert und hoffe, dass da noch mehr kommt!! Gerne noch etwas frecher und bissiger, so wie man es aus den Chroniken kennt. – U. Nölle

 


 

 

Leserbriefe zu „Was hat der Papst nun entschieden?“ von Evelyn Finger

 

Der katholische Klerus sollte im Sinne Jesu entscheiden, wie es im Evangelium Matthäus 7,18ff im Gleichnis von guten und faulen Bäumen überliefert ist. Welche Früchte bringt das Zölibat? Sexuelle Verklemmung, Heuchelei,Freudlosigkeit. Das Zwangszölibat ist ein fauler Baum mit argen Früchten. – Wilfrid Remy

 

Der Papst sollte nicht von Amazonien und sonstigen Brennpunkten träumen, sondern handeln! Allerdings konnte sich bisher kaum ein katholisches Oberhaupt gegen den römischen Klüngel durchsetzen. – Roland Fischer

 


 

 

Leserbriefe zu „Bitte tief durchatmen!“ von Viola Diem

 

Zum Folgenden möchte ich vorausschicken, dass ich seit vielen Jahren in Taiwan lebe und von dort einen anderen Blick auf die Maßnahmen zum Coronavirus habe. In Ihrem Artikel schreiben Sie, dass es ein Asien „Engpässe“ an Mundschutzmasken geben soll. Ich kann nur gesichert für Taiwan schreiben, glaube aber dass „Engpässe“ nicht stimmt, sondern dass die Masken im ganzen asiatischen Raum vergriffen sind. Zur Situation in Taiwan. Die Regierung hat schon während des chinesischen Frühlingsfestes Ende Januar erkannt, dass es Hamsterkäufe geben wird, die Verteilung der Masken zentral geregelt und bereits Ende Januar ein Exportverbot für Mundschutzmasken erlassen Die Regierung hat auch erkannt, dass bei einem knappen Gut die Preise drastisch steigen werden. Deshalb gab es schon seit Ende Januar die Regel, dass in den Geschäften jeder Käufer nur noch drei Masken bekommt UND dass die Preise nicht erhöht werden dürfen.

Man konnte aber immer noch von Geschäft zu Geschäft gehen und versuchen mehr Masken zu bekommen. Taiwan ist ein demokratisches Land und der freien Marktwirtschaft verpflichtet, aber in Notsituationen ist Taiwan auch sehr verantwortungsbewusst und regelt – wie in diesem Falle die Preise. Dann wurde innerhalb von zwei Wochen eine weitere Regel eingeführt. Die Masken gibt es jetzt nur noch noch in Apotheken mit Krankenversicherungskarte und nur zwei Stück pro Woche. Dazu wurde ein neue Software entwickelt um das auch kontrollieren zu können. Und seit dieser Woche bekommen alle Ärzte über die Krankenversicherungskarte eine Warnung, wenn ein taiwanischer Patient die letzten Wochen in Hongkong, Macao oder China war. Auch durch eine neue Software. Da passiert also gerade unglaublich viel, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen.

Sie schreiben in dem Artikel weiter, dass diese Mundschutzmasken vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus nicht schützen. Mich wundert das etwas, weil asiatische Länder sehr wohl auf diese Maßnahme setzen. Ich meine Sie könnten recht behalten, wenn man die Situation so betrachtet. Wenn ein einzelner Mensch unter vielen Infizierten eine Maske trägt, ist der Schutz nicht so hoch. Wenn aber eine Gesellschaft kollektiv im öffentlichen Raum Masken trägt, ist das sicherlich eine hilfreiche Maßnahme. Denn dadurch erreicht man vor allem, dass infizierte Menschen, die keine Symptome zeigen, die Viren nicht so leicht leicht verbreiten. Die Maske wirkt eher anders rum als Sie schreiben, das Verbreiten des Virus wird stark eingeschränkt und zweitrangig das Aufnehmen. Und die Maske hat eine zweite Wirkung. Menschen fassen sich häufig unbewusst an Nase und Mund. Wenn Menschen eine Maske tragen, wird das Berühren von Mund und Nase faktisch unterbunden, was eine weitere Schutzmaßnahme darstellt.

Und was die Versorgungslage in Deutschland für Mediziner betrifft. Auch wenn die Krankenhäuser Einkaufsgemeinschaften haben und die Hersteller und Händler zu längerfristigen Verträgen verpflichtet sind, werden die Händler keine Masken mehr bekommen, wenn es staatliche Exportverbote gibt. Wenn das Virus für längere Zeit tatsächlich verbreitet ist, kann es in Deutschland sehr wohl zu einem Mangel kommen. Auch hier ist Taiwan vorbildlich. Durch die zentrale Verteilung der Masken ist sichergestellt, dass medizinisches Personal vorrangig beliefert wird und dann abgestuft weitere Bevölkerungsgruppen je nach Infektionsgefahr. Ich selbst stehe in der Infektionsgefährdung relativ weit hinten, deshalb bekomme ich auch nur zwei Masken pro Woche.

Taiwan baut jetzt auch mehr Produktionsanlagen um für die Bevölkerung ausreichen Masken herstellen zu können. Die Produktionskapazität beträgt zur Zeit etwas 5 Millionen Masken täglich. Ende Februar werden es dann 10 Millionen Masken täglich sein. Und das in vier Wochen! Und um die Bevölkerung mit Informationen aus erster Hand zu versorgen gibt es eine offizielle LINE Gruppe (das ist das asiatische WhatsApp) der Regierung. Nach meiner Meinung hat Taiwan sehr früh, sehr konsequent gehandelt und liegt momentan mit 18 bestätigte Fällen, trotz der immer noch bestehenden Flugverbindungen zu China, auf einem ausserordentlich niedrigen Niveau, während in den „Flug“-benachbarten Ländern wie Japan oder Singapur die Zahlen steigen. Vielleicht wäre das auch mal einen Artikel wert. – Josef Lutz

 

„Corona“ macht weiter und weiter. Immer mehr Menschen werden (meist in China) davon angesteckt, selbst ein Klinik-Chef gehörte zu den Opfern, und ist diesem Virus bereits erlegen. In China selbst, hat die regierende „Regierungs-Einheits-Partei“, keine Macht über das Corinavirus, und eiert ziellos herum. Was noch zu vertuschen geht, das wird jetzt schnell vertuscht oder gleich totgeschwiegen. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „»Es gibt diese neue Lust am Verbot«“. Gespräch mit Ina Hartwig und Carsten Brosda geführt von Alexander Cammann und Thomas E. Schmidt

 

In No 8, S. 58 bekennt Ina Hartwig: „Wir machen in Frankfurt mit dem freien Eintritt unter 18 in Museen ebenfalls höchst ermutigende Erfahrungen.“ Warum müssen dann 16jährige im bedeutendsten Frankfurter Museum, dem Städel, 14 Euro Eintritt zahlen, wenn sie Van Gogh und seine Wirkung erleben möchten? – Frank Statzner

 

Auf die „Hypermoral“ der Linksliberalen zu schimpfen, gehört seit eh und je zur Metapolitik der konservativen Kulturkritik. Irritiert stelle ich fest, dass diese Art von Kritik nun auch in einer linksliberalen Zeitung Platz findet, wenn im Jargon des Generalverdachts formuliert wird, „die Linke“, wer das auch immer sei, ließe „Meinungen nicht“ zu. Frau Hartwig, Mitglied im PEN-Zentrum, bestätigt die von Cammann und Schmidt intendiere Antwort umgehend, „die Tendenz zu einer Hypermoralisierung der Kunst“ sehen zu können.Bekanntlich steht die Frankfurter Kulturdezernentin der „neuen Tugend- und Verbotskultur, sei es die Bildungspolitik betreffend, sei es die Normierung von Lebensformen, […] äußerst skeptisch gegenüber.“ (Wikipedia)

Als Beispiel nennt Frau Hartwig die „Debatte um Peter Handke“. Während das amerikanische PEN-Zentrum „sprachlos“ über die Wahl Handkes ist, beklagt Hartwig, wie schon Bodo Strauß – der erst kürzlich gegen die „Aufmischung“ des deutschen Volkes „mit fremden Völkern“ zu einem „vitalen“ anschrieb – das Gift der politischen Korrektheit, das einen „Schriftsteller auf sein moralisches Fehlverhalten reduziert; das Werk“ drohe „zu verschwinden.“ Hartwigs Missbilligung scheint auf den ausgezeichneten Text von Thomas Assheuer in der Zeit vom 17. Oktober 2019 fokussiert. Anders als Frau Hartwig trennt Assheuer bei seinen Anmerkungen zu Handke nicht zwischen Moral, Politik und Werk. „Sie würde“, so Assheuer, „dem Werk nicht gerecht, denn zum Glück und zu seinem Unglück hat sich Handke selbst nie an diese Trennung gehalten“.

Wie die Neue Rechte mythisiert Handke die Gesellschaft. Die neue Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk hingegen geht nicht, wie Handke, über die Dörfer, sondern durch die Städte. Für Tokarczuk sind Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit Normen menschlichen Handelns. Für Peter Handke ist es die Natur. Sie gebe „das Maß“ des Zusammenlebens, man müsse nur länger hinschauen. Nur wenn alle Dinge, wie früher, an ihrem Platz seien, so Handke, sei der Friede möglich. – Dr. phil. Bruno Heidlberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Intelligenz, die keinem hilft“ von Dirk Asendorpf

 

Ich bitte Sie zu einer Stellungnahme zu dem Zeitungsbericht „Intelligenz, die keinem hilft“ von Dirk Asendorf. In dem Artikel schreibt der Autor selber, dass 90 Prozent der deutschen Haushalte von dem Rollout der intelligenten Messysteme nicht betroffen sind. Wieso ist der Artikel dennoch auf Haushaltskunden ausgerichtet? In einem durchschnittlichen Haushalt in Deutschland leben zwei Personen. Dementsprechend würde, gemäß des durchschnittlichen Stromverbrauchs eines zwei Personenhaushalts, der Stromverbrauch zwischen 3000 kWh und 3200 kWh liegen. Gemäß § 31 Abs. 3 Nr. 2 MsbG liegt die Preisobergrenze für einem Verbrauch zwischen 3000 kWh und 4000 kWh bei 40 € pro Jahr. Im Artikel werden pauschal 100 € genannt, ohne auf die Stufenweise Preisobergrenze hinzuweisen. Der Artikel macht den Eindruck, dass die bösen Energieverogungsunternehmen planen mit dem Rollout der intelligenten Messysteme die Haushalte zusätzlich zu belasten und nur Profit erzielen wollen. Daher haben ich folgende Fragen an den Autor:

  • Von wem wird der Rollout der intelligenten Messysteme vorgeben?
  • Wurden intelligenten Messysteme ausschließlich für Haushaltskunden zum schalten und für Mehrwertdiensten konzipiert?
  • Ist ein intelligenten Messysteme in der Lage ohne Zusatzgeräte zuschalten?
  • Können die intelligenten Messysteme der ersten Generation bereits schalten?
  • Ist die Energiewende und die damit verbundenen Infrastruktur Maßnahmen aus Ihrer Sicht nicht notwendig?
  • Profitieren nur Energieunternehmen von der Versorgungssicherheit?
  • Können Sie bitte Ihre Daten veröffentlichen, die die Wirtschaftlichkeit der intelligenten Messysteme belegt?
  • Sollten die Energieversorgungsunternehmen an der zentralen Energieversorgung festhalten?
  • Ist ein eingreifen zugunsten der Natur und gegen den Klimawandel notwendig?
  • Existiert der Klimawandel?
  • Wurde der Klimawandel durch den Menschen beeinflusst?
  • Ist die Energiewende notwendig?
  • Profitieren nicht alle Menschen von dem gelingen der Energiewende?
  • Profitieren nur Energieunternehmen von der Versogungssicherheit?
  • Haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen durch die Energiewende für die Energieversorgungsunternehmen verbessert?
  • Welches politische Ziel verfolgen Sie mit dem Artikel?

Ich habe Energiewirtschaft an der Hochschule Darmstadt studiert und bin entsetzt über Ihren Zeitungsbericht. Das gelingen der Energiewende ist nicht in Stein gemeißelt. Ein Zeitungsbericht sollte neutrale erfolgen. Wenn ein Autor seine eigene Meinung in einem Artikel äußert, muss dies kenntlich gemacht werden! In Zeiten in denen Donald Trump, die AFD und andere Parteien die Bevölkerung mit einfachen Antworten auf komplexe Fragestellung ideologisch beeinflussen ist eine neutrale Berichterstattung unabdingbar! – Ein Leser

 

Vielen Dank für Ihren Artikel! Diese „Intelligenz“ hilft nicht nur keinem wirklich, sondern sie schadet eventuell sogar: Mein Mann und meine Wenigkeit leben zur Miete in einem Haus mit etlichen Parteien – auch unter ZEIT-Leser*innen gibt es arme Leute – im Erdgeschoss und unter dem Schlafzimmer befindet sich der Gemeinschaftsraum mit den Waschmaschinen. Die Maschinen sind insbesondere beim Schleudern im Schlafzimmer sehr gut zu hören. Bislang konnten wir noch jede*n Mieter*in dazu bewegen, die Waschmaschine nach 22 Uhr nicht mehr schleudern zu lassen. Wir wissen nicht, ob das immer noch gelingen wird, wenn die Nachbar*innen durch das – automatisierte – Anstellen der Waschmaschine zur Nachtzeit ein paar Cent sparen können. Es wäre schön, wenn unsere Politiker*innen und das BSI auch an solche Folgen dächten, bevor sie die „intelligenten“ Stromzähler bejubeln und Menschen geradezu zu asozialem Verhalten drängen. – Dr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ihr seid echte Pioniere!«“ von Tina Hildebrandt

 

Also bitte! Lauter Mädchen sind nicht „Pioniere“, sondern „Pionierinnen“. Das ist nicht verbohrte Feministinnen-Ideologie, sondern korrektes Deutsch. – Ulrike Brüne

 

In meinen 77 Jahren habe ich viel idiotisches Zeug gelesen, aber der Vergleich im obigen Artikel von Tina Hildebrandt hat mich sprachlos gemacht. Nachdem die Frau des Bundespräsidenten von der Sozialarbeiterin in Nepal hört, dass diese bettelarm täglich für die Gemeinschaft arbeitet, sagt sie:“Sie sind also hoch angesehen, aber unbezahlt.“ Und dazu schreibt Frau Hildebrandt lapidar: „Das gilt auch für Büdenbender selbst, verheiratet mit Bundespräsident Frank- Walter Steinmeier…..“ Ein solcher Vergleich mag in der Yellow Press über Prinzessin Diana die Herzen erfreuen, aber halten Sie uns, die Zeitleser, für so blöd? – Katharina Göggel

 


 

 

Leserbriefe zu „Verderbliche Ware“ von Daniel Dettling

 

Herr Dettling schreibt:“ Der Einsatz von neuen Technologien wie künstlicher Intelligenz kann die Verschwendung von Lebensmitteln verringern…“. Wie wäre es mal damit die menschliche Intelligenz zu nutzen? – Iman Schwäbe

 

Danke für Ihren Artikel. In diesem Zusammenhang empfehle ich sich einmal….. www.winnowsolutions.comanzusehen und evtl. ueber deren umweltschonende Aktivitäten zu berichten. – H. Peter Krebs

 


 

 

Leserbrief zu „Zu später Triumph“ von Barbara Achermann

 

Mit großem Interesse habe ich Ihren o.g. Bericht gelesen! Als seit 20 Jahren pensioniertem „Qualitätssicherer” in einer größeren Firma hat mich das von Ihnen geschilderte Schicksal von Frau Motarjemi sehr berührt und mich an ähnliche – wenn auch in Ausmaß und Tragweite nicht vergleichbare – Erfahrungen erinnert. Gerne würde ich deshalb mehr über die Umstände wissen unter denen Frau Motarjemi zu leiden hatte und frage bei Ihnen an, ob und wo das Gerichtsurteil veröffentlicht wurde. – Hansjörg Hahn

 


 

 

Leserbrief zu „Dudenhöffer streitet mit Universität“ von Claas Tatje

 

Ein von den Medien vornehmlich überschätzter Experte hat dieses nun mit seinem unsouveränen Verhalten selbst bestätigt, nur weil er einen normalen akademischen Vorgang für sich nicht gelten lassen will. – Jürgen Dressler

 


 

 

Leserbrief zu „Sie wollten eine deutsche Heimat“ von Tomasz Kurianowicz

 

Ein sehr beeindruckender Beitrag. Die geschilderten Morde lassen mich eigentlich ratlos zurück. Jetzt kann ich gut verstehen, wenn sich eine Partei wie die AfD im laufe der Jahre gut entwickeln konnte. Das würde in jedem anderen Land nicht anders sein. Deswegen halte ich den Umgang mit dieser Partei der etablierten Parteien für einen Skandal. Und die Medien sind keinen Deut besser. Zur Wahrheit gehört auch, was verschwiegen wird, die wirtschaftlichen Gründe für viele Flüchtlinge und normal Einreisende. Für viele Fremde ist Deutschland ein Paradis. Für viele Deutsche ein Desaster. Auch das wäre in anderen Ländern nicht anders. Österreich macht es uns vor wie man mit Vernunft das Problem auch lösen kann. Frau Merkel ist damit zur Unperson von den Bürgern gewählt worden. Ihr Ansehen in der Gesellschaft war über Nacht damit beschädigt. Davon wird sich die Frau nie wieder erholen. Bei der türkischen Einwanderung sah die Sache ganz anders aus.

Der Türke wurde dringend gebraucht um die Arbeit unseres steigenden Wohlstandes noch erfüllen zu können, warb man sie an. Geplant hatten das die Politiker für 3 oder 4 Jahre. Sie gingen davon aus, daß die türkischen Männer danach zu ihren Familien, die in ihrem Land blieben, zurückkehrten. Pustekuchen! Die fanden alle Deutschland paradiesisch und holten stattdessen ihre Familien nach. Viele Türken mussten auch erst noch zivilisiert werden. Auch das hat viel Unheil angerichtet. Besonders in Berlin. Daran haben wir noch heute dran zu knacken. Jetzt hat die Sache eine ganz andere Dimension, und damit fing die ganze Scheiße erst richtig an. Als dann noch von Integration die Rede war, sind viele Bürger ausgeflippt. Und das wird sich fortsetzen in einem Ausmaß was heute noch keiner vermuten mag. Alle anderen Westeuropäische Unionsmitglieder haben dagegen klüger gehandelt. Wir werden sehen. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Vergesst die Logik nicht!“ von Klaus Vieweg

 

Wahrscheinlich bin ich nicht der einzige ZEIT-Leser, der aktuell einen großen Bedarf an Vernunft und Freiheit feststellt, wenn er sich weltweit umschaut. In dem sehr interessanten Artikel schreibt Professor Dr. Klaus Vieweg: „Für ein Comeback von Hegel sollten zwei miteinander verbundene Grundsäulen seines Denkgebäudes herausgehoben werden: Vernunft und Freiheit.“ „Hegel bestand vehement darauf“, so Klaus Vieweg weiter, „dass sein Philosophieren ‚auf dem logischen Geiste beruht‘“. Es sollte also eine angemessene rationale Grundlage für unsere Weltsicht geben. Da muss ich unwillkürlich an den LOGOS aus dem Johannesevangelium denken, wo wir alles haben, was wir als rationale Grundlage für Logik und Freiheit brauchen: „Im Anfang war das Wort [der LOGOS]. Das Wort war bei Gott, ja das Wort war Gott. Von Anfang an war es bei Gott. Alles ist dadurch entstanden. Ohne das Wort entstand nichts von dem, was besteht. In ihm war Leben, und dieses Leben war Licht für die Menschen.

Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst. … [Jesus Christus] kam in sein Eigentum …“ und „allen, die ihn aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden. Sie wurden das nicht aufgrund natürlicher Abstammung, durch menschliches Wollen oder den Entschluss eines Mannes, sondern durch eine Geburt aus Gott. Er, das Wort, wurde Mensch und wohnte unter uns. Und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, eine Herrlichkeit wie sie nur der Eine und Einzige vom Vater hat, erfüllt mit Gnade und Wahrheit.“ „Die Gegenwärtigkeit des Hegelschen Denkens“ erläutert Professor Vieweg, „liegt außerdem in seinem Gedanken eines modernen sozialen Staates – fußend auf einer Theorie des freien Willens und Handelns, auf Anerkennung, Gerechtigkeit und Bildung. Hier geht es um eine Verknüpfung von Rechts- und Sozialstaat, die auch den Weg in das Grundgesetz gefunden hat. … [Hegel] trat als entschiedener Kritiker des Nationalismus, des Antijudaismus und des Rassismus hervor.“

Dafür war der grundlegende Rahmen eines rationalen Weltbildes mit einem logischen, rationalen Ursprung notwendig. Bibelorientierte, lebensechte christliche Denkvoraussetzungen, Überzeugungen und Handlungen stellen in der Geschichte ein Fundament für kultivierte Freiheit und Vernunft, Gerechtigkeit und Bildung und somit für einen Rechts- und Sozialstaat dar, in dem Freiheit ohne Chaos und Ordnung ohne Tyrannei möglich wird. Wir sehen die Wirklichkeit oft durch eine Brille, einen Filter. Manchmal hört man die Aussage, jemand sehe nur, was er sehen will. Es gibt unzählige Filter, durch die man die Wirklichkeit wahrnimmt. Man könnte sie aber zur Vereinfachung in zwei Arten einteilen: a. Den materialistischen Filter, der angeblich nur experimentell untersuchbare Materie zulassen darf und für alles nur materielle Ursachen sucht und alle andere Erklärungen ablehnt und b. den umfassenden Filter mit rationaler Basis, der auch andere Ursachen zulässt und so ein vollständiges Bild der Wirklichkeit und gesellschaftlichen Realität ermöglicht.

Mit einem rein materialistischen Filter, der nur auf dem experimentell Wahrnehmbaren beruht, erhält man kein komplettes Bild von der Realität. Tatsächlich erleben wir viele essentielle Elemente, die wir gar nicht ursächlich erklären könnten und die gar nicht existieren dürften, wenn wir nur den materialistischen Filter zulassen: Menschenwürde und Menschenrechte, Leben, Geist, Bewusstsein, Persönlichkeit und Identität, freier Wille, Zielorientierung, Denken, Sprache, Information, Gedächtnis, Vernunft, Kommunikation, Gewissen, Wahrheit und Wahrheitsliebe, Richtigkeit und Falschheit, Logik, die mathematische Beschreibbarkeit und die unendlich unwahrscheinliche lebensfreundliche Feinabstimmung des Universums, die Naturgesetze, die Korrelation zwischen unseren Sinnen, unserem Gehirn und der Wirklichkeit, ethische Gesetze, Liebe, Freiheit, Hoffnung, Sinn, Einheit in der Vielfalt, Ästhetik und vieles mehr. Und doch wissen wir, es gibt sie und sie sind auch unverzichtbar.

Eine Person, ein lebendiges, geistiges, denkendes, sprechendes und mit uns kommunizierendes, vernünftiges, logisches, ethisches, schöpferisches, liebendes Wesen, das uns persönlich, die ganze Welt und die ganze Menschheit erschaffen hat und erhält, das allmächtig ist, allwissend, allgegenwärtig und gerecht, wäre eine adäquate, schlüssige Ursache für die naturwissenschaftlich wahrnehmbaren UND die naturwissenschaftlich nicht wahrnehmbaren Elemente unserer Wirklichkeit. Wenn dieses Wesen die Welt nach dem für ihn charakteristischen Eigenschaften und den Menschen als begrenztes, aber ihm ähnliches Wesen geschaffen hätte und u.a. in Form der Naturgesetze erhalten würde, wäre das eine notwendige Grundursache für ALLE beobachtbaren und erfahrbaren Elemente und eine notwendige Erklärung für die Tatsache, dass wir rational denken, Wissenschaft betreiben und nach Wahrheit, Freiheit und Gerechtigkeit streben können. Wir könnten die Grenzen der naturwissenschaftlichen Forschung erkennen, weil wir uns dann – ohne von naturalistischen Theorien eingeschänkt und gefesselt zu sein –, wie die gottgläubigen Pioniere der analytischen Naturwissenschaft auf das konzentrieren könnten, was empirisch und experimentell beobachtbar ist. Ganz entscheidend ist also, ob wir Gott als den Maßstab und Grund aller Dinge ansehen oder alles vom menschlichen Standpunkt aus interpretieren und dann die Offenbarung Gottes nach unseren subjektiven Gefühlen und Eindrücken uminterpretieren.

Ein Beispiel: In der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts hatte eine Theorie über die Entstehung der Arten für weltanschauliche Furore gesorgt, die bis heute noch entscheidend nachwirkt. Aber was kann man bezüglich der Artenbildung empirisch beobachten und logisch schlussfolgern? Gregor Mendel, der Vater der Genetik, ist Schülern wegen seiner Vererbungsgesetze bekannt. Allerdings hatte er bei seiner akribischen Pflanzenforschung das Rekombinationsgesetz gefunden, ein Gesetz, das die Kombination von Merkmalsausprägungen erfasst. Angesichts einer Vielzahl neuerer Befunde macht dieses Naturgesetz plausibel, wie sich Arten innerhalb genetischer Familien ändern. Es erklärt die Entstehung der Arten innerhalb weniger Generationen, da die Unterschiede zwischen den Arten schon von Anfang an bereits angelegt sind und durch bestimmte Kombinationen zur Ausprägung gelangen. Wenn diese verdrängte naturwissenschaftliche Erkenntnis heute angemessen berücksichtigt wird, führt das wohl zu weltanschaulichen Schlussfolgerungen. Wir könnten wieder erkennen, dass alles einen rationalen Ursprung hat, keinen zufälligen oder rein materialistischen. Entscheidend ist also, dass Gott, der Schöpfer, der Maßstab aller Dinge ist und nichtder Mensch. Dann haben wir eine echte Basis für Vernunft und Freiheit, für Rechts- und Sozialstaat und für eine fundamentale Abwendung von Nationalismus, Antijudaismus und Rassismus. – Gerhard Jahnke

 


 

 

Leserbrief zu „Bademoden? Abgeschafft!“ von Julia Kopatzki

 

Bademoden? Abgeschafft! Das Büro Opal Strumpfwerke GmbH Margaritoff & Schaffer befand sich Mitte der fünfziger Jahre in der obersten Etage in Hamburg Große Bleichen 31. Natürlich die gesamte oberste Etage. Schon damals: Nicht kleckern, sondern klotzen. Die Fenster zeigten auf den Innenhof bzw. die Dachluken direkt in den Himmel. Man fertigte im Sauerland Damenstrümpfe, wohl gemerkt, Damenstrümpfe mit Naht. Das wurde der Firma zum Verhängnis. Man, genauer jede Frau, wollte plötzlich hüftlange nahtlose Strumpfhosen. Und darauf waren die Maschinen nicht ausgelegt. Neben der Produktion von Strümpfen richtete die Firma Opal Strumpfwerke die Miss-Germany-Wahlen aus: 1955 wurden Margit Nünke (+), 1957 Gerti Daub Miss Germany. Sie wurden damit bundesweit bekannt. – Monika Ampferl

 


 

 

Leserbrief zu „Probleme jetzt auch in Sachsen“ von Adam Soboczynski

 

Ich war mit einer Freundin im Oktober bei den Badenweiler Literaturtagen. Beide lesen wir recht viel, ich arbeitete zehn Jahre in unserer Gemeindebibliothek (und habe auch den „Turm“ sehr gern gelesen). Am ersten Abend las Uwe Tellkamp aus seinem Manuskript. Wir waren beide peinlich berührt und haben uns gesagt, dass man das nicht publizieren kann, ohne den Ruf des Autors zu beschädigen. Nicht publizieren geht unter den gegebenen Umständen auch nicht: So oder anders wird sich Tellkamp als ( politisches) Opfer präsentieren…. – Silvia Kraus-Billeter

 


 

 

Leserbrief zu „»Ich hätte so etwas nicht für möglich gehalten«“ Gespräch mit Wolfgang Schäuble geführt von Tina Hildebrandt

 

Herr Schäuble sagt etwas, das ich seit über 10 Jahren nicht mehr von einem Politiker hörte: „Abgeordnete sind nur ihrem Gewissen unterworfen“ Ich kann mir vorstellen, dass es in Thüringen eine klügere Lösung gegeben hätte, wenn man die Vorgabe des Grundgesetzes berücksichtigt hätte. Stattdessen gilt in deutschen Parlamenten auf allen Ebenen: Der Fraktionszwang. Seine Befürworter sind überzeugt, dass man ohne ihn „keine Mehrheiten organisieren“ könne. Halten sie die Abgeordneten wirklich für so dumm, dass sie das bessere Argument nicht verstehen könnten? Natürlich geht Fraktionszwang schnell, Überzeugung dauert. Doch Fraktionszwang ist autoritär! Autoritäre Systeme arbeiten schnell und effektiv, demokratische sind langsam und umständlich. Aber autoritäre Beschlüsse sind teuer: Sie kosten die Freiheit – Wollen wir das? – Dr. Ursula Augener

 


 

 

Leserbrief zu „»Wir können den Amerikanern wehtun«“. Gespräch mit Gabriel Felbermayr geführt von Mark Schieritz

 

Den Amis wehtun? Wie denn? Mit ein paar Nadelstichen, na so was. Der Author dieser Hoffnung meint doch wohl nicht auch den Ami Trump? Der hat in seiner Karriere ganz andere Sachen überlebt .Und er wird wieder Präsident.So sicher, wie sein Kollege im Kreml die Krim nicht wieder herausgibt. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Putins Tänzer“ von Jana Simon

 

Wie kann man ein ganzes Dossier über Polunin schreiben und als einen Beleg für seine Widersprüchlichkeit den verkehrten Video-Clip (mehrfach!) anführen? Polunin hat nicht in „Take me to Church“ gegen sich selber getanzt, sondern in „Movement“. Da geht es auch gar nicht um Homosexualität. Schwache Recherche! Der Clip dauert keine 5 Minuten. Was soll man denn der ZEIT glauben, wenn so einfache Dinge falsch berichtet werden? – Hilde Fischer

 


 

 

Leserbrief zu „Die Macht der Maschinen. Gesicht unter Verdacht“ von Friederike Oertel

 

„Algorithmus“ oder doch nur Programm? Vorschlag zur genaueren Verwendung dieser Begriffe. Sehr geehrte Damen und Herren, neuerdings liest und hört man oft in den Medien von gefährlichen oder bedenklichen „Algorithmen“, die unser Leben immer stärker kontrollieren. Auch in der Zeit 8, vom 13.2.2020 gab es einen solchen Artikel „Die Macht der Maschinen“. Mit der inhaltlich gemeinten Aussage habe ich keine Probleme. Mich stört aber die Verwendung des Fremdwortes Algorithmus anstatt des wahrscheinlich zu banalen, aber allgemeinverständlicheren Begriffs Computer-Programm. Wenn Journalisten statt „Programm“ „Algorithmus“ schreiben, mystifizieren Sie die Zusammenhänge unnötig. Was ein Computerprogramm ist, weiß nahezu jeder, hat zumindest eine Vorstellung von einem maschinellen Ablauf mit gelegentlich seltsamem und unflexiblem Verhalten. Fragen Sie dagegen mal im Bekanntenkreis, was man sich unter einem Algorithmus vorstellt und ob jemand bitteschön den Unterschied zu einem Programm erklären kann.

Die journalistische Tendenz, „Algorithmus“ ständig im Zusammenhang mit machine-learning-software zu verwenden (Gesichtserkennung, Bewertung auf Kreditwürdigkeit, Kriminalität, Verhaltensvorhersage aller Art, …) lässt viele _nicht_ denken an: „eine eindeutige Handlungsvorschrift zur Lösung eines Problems […] bestehen[d] aus endlich vielen, wohldefinierten Einzelschritten“ (Def. von Algorithmus in Wikipedia). Gerade bei solcher („KI“-)Software handelt es sich nämlich um Programme, die sich selbst erst durch Anlernen mit vielen Datensätzen geformt haben. Und zwar in einer so undurchsichtigen Form, dass niemand genau weiß, was für Einzelschritte das Programm bei seiner Entscheidungsfindung wirklich durchläuft, schließlich hat sich die Software selbst programmiert. Und eben leider nur so gut oder schlecht, wie die Datensätze dies zuließen. Deshalb fände ich es besser, wenn gerade in solchen Zusammenhängen nicht von (abstrakten) _Algorithmen_, sondern konkreten _Programmen_ gesprochen würde. Schließlich liegt in diesen Fällen der Algorithmus gar nicht in abstrakter Form vor, sondern nur versteckt in der Form eines besonders undurchsichtigen Programmes. – Christian Mascher

 


 

 

Leserbrief zu „Ihr Großstadtrevier“ von Matthias Krupa und Martin Machowecz

 

Nachdem schon die letzte ZEIT in Teilen eine Werbebeilage für den rot-grünen Hamburger Senat war, schlägt der Artikel „Ihr Großstadtrevier“ von Krupa und Machowecz dem Faß den Boden aus. Sicher werden Bayrische Großstädte teilweise auch von tüchtigen SPD-OBs regiert. Aber „rote Blüten in einem wüsten Land“ ??? Wie besoffen muss man gewesen sein , um so etwas zu schreiben ! Frechheit. Spätestens seit den 70er Jahren ist Bayern Spitze in Deutschland in Sachen Bildung, Wirtschaft, Infrastruktur und neuerdings auch auch auf den Feldern Umwelt und nachhaltige Landwirtschaft. Als Badener schaue ich zunehmend neidischer nach Bayern, spätestens seit bei uns ein grüner Ministerpräsident die ehemalig erfolgreiche Südschiene verlassen hat, und unser Bundesland auf allen Politikfeldern sukzessive von ehemals Platz 2 auf hintere Ränge manövriert. Wüste Länder gibt es in ganz Deutschland nicht. – Dr. Martin Schwerdtfeger

 


 

 

Leserbrief zu „»Weil’s gar so schön is!«“ von Christine Lemke-Matwey

 

„Ein Sioux-Indianer, ein ganz ein dicker klaaner, sah eines Tages eine Sqauw, so jung und fesch, er war ganz baff! Er folgte ihrer Fährte, weil er sie so begehrte, bis in das nächste Jagdrevier, dort sprach er dann zu ihr: Schnucki, ach Schnucki, foahr´ma nach Kentucky! In der Bar Old Schetterhänd, dort spielt a Indianerbänd! Dann in die Pampas, auf a Flaschen Schampass. Um halber achte geht der Zug! Ich hab gesprochen! Hough!“ (aus: „Schnucki, ach Schnucki“ von Hermann Leopoldi & Rudolf Skutajan; gesungen u.a. von „Andre Heller“, auf seiner LP: „Neue Lieder“ von 1973) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Lob der Ladehemmung“ von Matthias Geis

 

Dass Frau Merkel militärische Zurückhaltung übt, liegt nicht in den Lehren aus dem desaströsen Irakkrieg, sondern hängt mit einer ganz anderen Lehre aus dem Jahr 2005 zusammen, in dem sie beinahe nicht Kanzlerin geworden wäre: Frau Merkel wollte unbedingt an der Macht bleiben und hat deshalb jede Entscheidung vermieden, die unpopulär gewesen wäre und Wählerstimmen gekostet hätte. Deshalb hat sich die Bundeswehr auch, wenn sie schon eingesetzt wurde, aus Kampfeinsätzen weitgehend herausgehalten. Diese unangenehme Arbeit hat man den Verbündeten überlassen – Solidarität ist etwas Anderes. Dem Verfasser ist grundsätzlich zuzustimmen: Militärische Einsätze, flankiert von zivilen Maßnahmen, müssen ein Ziel haben. Aber gerade aus diesem Grund ist doch der Irakkrieg gescheitert: nicht an sich selbst, sondern weil man glaubte, den Irak so belassen und einfach nur die Regierungsform austauschen zu können. Und der Afghanistaneinsatz? Mädchen können die Schule besuchen, Verurteilte werden nicht mehr öffentlich gehenkt usw. , wenngleich auch nur in bestimmten Gebieten – war es das allein nicht schon wert? – Dr. Bernhard Suermann

 


 

 

Leserbrief zu „Mit ihr muss man rechnen“ von Ann-Kathrin Nezik

 

Vielen Dank für den interessanten Artikel über die erste Informatik-Professorin Christiane Floyd! Es ist immer wieder berührend, wenn man beim Lesen eines ZEIT-Artikels merkt, dass man selbst eine (nicht gekannte) Verbindung zum Thema hat. Der im Artikel genannte wissenschaftliche Mitarbeiter von Frau Floyd, Reinhard Keil, war mein Informatik-Professor an der Universität Paderborn. Die Grundsätze von Christiane Floyd haben ihn beeinflusst und seine Lehre wiederum hat mich beinflusst. So wirkt ihre Art der Softwaregestaltung, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, in meiner täglichen Arbeit weiter. – Andreas Ridder

 


 

 

Leserbriefe zu „Über Erbschaftsscham und andere Tabus“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Sie sind so ein intelligenter Mensch, wie mir scheint. Und Sie schreiben schön pointiert. Aber auch intelligente Menschen sind nicht gegen logische Denkfehler immun. Ich meine, hier sind einige Ungereimtheiten in Ihren Ausführungen zur Erbschaftssteuer: Sie fordern, das Leistungsprinzip solle gelten und verkennen, dass erben eine komplett leistungslose Form des Gelderwerbs ist. Sie sagen zurecht, dass Ihr Geld Ihnen gehöre, meinen aber Ihre Nachkommen. Vor allem aber: Sie bemühen das Bild des fleißigen Sparers, der sich sein Eigenheim erarbeitet, und ignorieren (bewusst?), dass es in der Debatte um eine Erbschaftsteuer immer nur um Erbschaften geht, die weit über dem Lebenseinkommen eines Normalmenschen geht.

Vielleicht überzeugt Sie das folgende Argument: Die Verteilung der Einkommen wird seit Jahrzehnten ungleicher. Wenn das so weitergeht, ist es eine Frage der Zeit, bis die abgehängte Mehrheit diesen Zustand korrigiert, wahrscheinlich gewaltsam. Dieser Punkt könnte in 100, 50, 30 oder 10 Jahren erreicht sein, wer weiß? Aber dass er kommt, erscheint mir unausweichlich. Eine gut funktionierende, auf dem Leistungsprinzip beruhende, aber auch solidarische Gesellschaft vermeidet eine solche Entwicklung. Wer aber in unserem Wirtschaftssystem einmal über ein übergroßes Vermögen verfügt, erzielt – ohne eigene Leistung – einen steten Zuwachs seines Vermögens. Es hat demnach nichts mit Neid zu tun, wenn man diesem Automatismus eine Grenze setzt. Das ist nicht nur gerecht, sondern verhindert auch Mord und Totschlag.. – Jörn Lütjens

 

Mit viel Vergnügen habe ich Ihren Artikel gelesen. Sie haben mit Ihren Aussagen bezüglich der Ansichten hinsichtlich Erbschaften eines von Steuergeldern lebenden Berliner Politikers absolut ins Schwarze, oder eigentlich viel mehr ins Rote, getroffen! Die heuchlerische, selbstgefällige Art von anderen zu fordern, was man selbst aber keinesfalls zu leisten bereit ist, scheint gerade bei denen besonders ausgeprägt, die selbst nicht durch eigene Leistungen überzeugen können, sondern sich zunächst z. B. vom Elternhaus, dann von der Gesellschaft, dauerhaft alimentieren lassen. Kontinuierliche Alimentation durch die Allgemeinheit von der Wiege, über die besonders ausgeprägte Pensionsphase bis hin zur Bahre. Dazwischen wenig bis kein substantieller Beitrag. Diese Art von scheinheiligem Schmarotzertum gerade aus politischen Kreisen ist einer der inzwischen schon vielen Gründe für die Abwendung unserer Bevölkerung von der Politik allgemein und der Hinwendung zu vermeintlich einfachen, Demokratie zersetzenden, Lösungen. Sie werden sicher zu diesem Artikel aus gewissen Lagern, besonders aus dem Bereich der obigen Klientel, ordentlich Gegenwind erfahren, zumindest aber meines Rückenwindes können Sie in dieser Sache versichert sein! – Ralph Resch

 

Ich Lese ihre Kolumne gern und nahezu jede Woche. Wenn nicht, dann aus Versehen. Und sehr häufig stimme ich inhaltlich zu. Diesmal nicht. Ich habe nicht nennenswert geerbt, aber meine Eltern Leben auch noch. Und im Erbfall wird es übersichtlich bleiben mit dem Erbe. Ich habe in meinem nun auch schon über 60jährigen Leben viel erlebt und auch Einiges erreicht. Und Einiges wieder verloren. (Nicht verzockt :-) Meine Kinder haben eine ordentliche Ausbildungsmesse genossen. Und können für sich sorgen. Meine Frau soll mein altes Haus nutznießen, damit sie nicht im Rentenfall auf Sozialhilfe angewiesen ist. Sie hat immer gearbeitet. Und sie hat drei Kinder (nicht meine) großgezogen. Alleine. Und ist auch dadurch arm geblieben, dass sie eben (im Osten) keine Erwerbsbiografie hat erreicht können für eine Grundrente. Standard hier drüben. Sie hatte keine Chance dazu.

Danach ist es mir egal, was mit dem Haus geschieht, zumindest was das Eigentum angeht. Der SPD-Abgeordnete will ja nur nicht die Hälfte seines nicht allzu großen Erbes verschenken und die wirklichen Großerben behalten alles. Von Generation zu Generation. Ohne jede eigene Leistung. Denn auch die Eltern haben ihrer Reichtum nicht aufschließlich aus eigenen Kraft erschaffen, selbst wenn sie selbst nicht geerbt haben. Ohne die Gesellschaft, in der wir leben, kann niemand reich werden. Deswegen sollte ein Teil des zur Lebenszeit erworbenen Reichtums zurück gehen an die Gesellschaft, damit dringend notwendige Aufgaben Erfüllung werden können. Die zähle ich nicht auf. Sie kennen sie. – Fritjof Möckel

 

Im Strafgesetzbuch gibt es gleich zwei Tatbestände, die den übergriffigen Umgang mit Tatsachen sanktionieren: Wenn unwahre Tatsachen verbreitet werden, ist das eine Verleumdung. Wenn sie jemanden verächtlich machen, ohne erweislich wahr zu sein, bezeichnet man das als üble Nachrede. Die Art, wie sich Harald Martenstein in seinem Text „Über Erbschaftsscham und andere Tabus“ (Zeit Magazin Nr. 8 vom 13.02.2020) über Yannick Haan und dessen taz-Debattenbeitrag übers Erben ergeht, hat etwas von beidem. Martenstein wird sich ob eingehender Kritik wahrscheinlich wieder seiner Meinungsfreiheit verlustig sehen, aber absichtliches Missverstehen und verzerrte Wiedergabe sind keine Meinung, sondern allenfalls ein Defekt in der Wahrnehmung.

Beim Cum-Ex-Skandal hatte die ZEIT zu Recht noch ein „Staatsversagen“ erkannt (Jens Jessen, „Viel mehr als ein Schlupfloch“, ZEIT vom 04.12.2019), das an den Grundfesten unserer Demokratie nagt. Noch deutlich wirkungsmächtiger wird es leider sein, dass aktuell die größten Erbmassen der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte den Eigentümer wechseln – in jährlich höherem Volumen als der gesamte Bundeshaushalt –, ohne dass der Staat dabei seiner Zielbestimmung, ein Sozialstaat zu sein, und dem Eigentum, auch Verpflichtung zu sein, mehr als nur in homöopathischer Form Hilfe zu leisten in der Lage wäre. Und zu diesem Thema müssen wir ausgerechnet Martensteines verbitterte Ergüsse über uns ergehen lassen, der Vermögen lieber vernichten würde, als der Allgemeinheit zukommen zu lassen? Die ZEIT mag Martenstein seinen skurrilen Platz im Speaker’s Corner gerne lassen. Aber können Sie seinen Wirkungskreis nicht auf harmlose Geschichten wie die über seinen Hund begrenzen? – Martin Ratheke

 

Das Männerheft des Zeit Magazins – eine Wohltat. Danke! Bitte mehr davon. Frauenmagazine gibt es wahrlich genug. Und Kompliment an die Kolumne von Harald Martenstein. Genial wie immer. – Rudolf Seuhs

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Fall seines Lebens“ von Jana Simon im ZEIT Magazin

 

Was die Redakteure des ZEIT-Magazins bewogen hat, den Beitrag über Mario Melzer und seinen aussichtslosen Kampf gegen Rechtsextremismus und für demokratische Grundprinzipien, der mir Tränen der Wut und der Fassungslosigkeit in die Augen trieb, zwischen Bling-Bling-Journalismus und Fotos von lächerlicher Männermode zu platzieren, ist mir ein Rätsel. Wir brauchen ernsthaften Journalismus, für Schmarrn ist momentan einfach nicht die Zeit. – Bettina Güttler

 

Die Schilderungen sind bedrückend. Mir macht das Angst. Die Methoden, wie sich die Nazis die Macht in der Weimarer Republik erschlichen hatten, sind frappierend ähnlich. Wir sollten genauer hinschauen, wes Geistes Kind so einzelne Staatsdiener sind. In der Vergangenheit ist zu oft weggeschaut worden oder einschlägige und eindeutige Äußerungen sind bewusst verharmlost worden. Dahinter steckt Methode in deren Windschatten sich einschlägig bekannte Nazifreunde bewegen. – Rudolf J. Prigge

 

Herzlichen Dank für Ihren Artikel über Mario Melzer. Der Artikel hat mich tief beeindruckt, aber auch geschockt und meine tiefe Entrüstung über die deutschen Behörden in Sachen NSU und Passivität gegenüber Nazis bestätigt. Leider gibt es zu viele Hinweise, dass Mitglieder der Behörden selbst im rechtsextremen Sumpf feststecken. Uns alle dürfte u.a. tief geschockt haben, wie lange die Polizei brauchte, um auf den Notruf aus der Synagoge in Halle zu reagieren. Leider war die Kommentarfunktion zu diesem Artikel nicht eingeschaltet, ich hätte gerne öffentlich Worte der tiefen Anerkennung gegenüber Herrn Melzer geäußert… – Cornelia Folger

 

Gerade habe ich Ihren Artikel im Zeit-Magazin gelesen. Es will mir nicht in den Kopf, dass solche Machenschaften gegen einen besorgten Staatsdiener in Deutschland möglich sind! Man muss nach der Lektüre des Artikels zu der Überzeugung kommen, dass offensichtlich rechte Gruppierungen in Thüringen von staatlichen Verfolgungsbehörden wenigstens verschont werden. Ich habe große Hochachtung vor Herrn Melzer in Bezug auf seine Haltung und bitte Sie, falls das möglich ist, ihm dies auch mitzuteilen! Ich selbst tue alles im Rahmen meiner Möglichkeiten, meine Mitbürger über die drohenden Gefahren von Rechts aufzuklären. Siehe meine Blogbeiträge in my-passion-flyfishing.de. Danke für Ihren mutigen Bericht! – Volker Krause

 

Ihre Ausführungen zur Geschichte von Mario Melzer hat mich sehr aufgewühlt. Wenn ich von Tierquälerei höre, bin ich emotional sehr betroffen . Die tote Kuh enthält eine Botschaft, die ich so verstehe: Weg aus dem Dorf! In der Traumatherapie wird dringend empfohlen, den Ort des Täter/der Täter zu meiden. Ein Dorf ist nicht mehr das, was in den Heimatfilmen vermittelt wurde und war es auch nie. Es hat eher mit dem Film “ Das finstere Tal“ zu tun. Ich bin schon mit 16 Jahren aus einem Dorf geflüchtet, in welches ich nur zurückkehre, um die Natur zu genießen, die aber leider auch immer mehr zerstört wird. Gegen die Komplizenschaft in einem Dorf ist sehr schwer anzukommen. Es gibt unzählige Orte auf dieser Welt, wo es besser zu leben ist. – Ida Diemberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Sehr gern lese ich immer Ihre Artikel über die Erlebnisse mit Ihren 4 Töchtern. :-) Bei unseren beiden Töchtern ist es schon etwas länger her. Wenn Sie Argumente für die Diskussion mit Ihrer Tochter Lotta suchen, gibt es sicherlich die verschiedensten Möglichkeiten, zu argumentieren, dass es nicht nur die Möglichkeit 0 oder 1, wahr oder falsch, … gibt. Trotzdem gibt es natürlich Sachverhalte, die Ihre Tochter in der Zukunft interessieren werden, wo es nur 2 Möglichkeiten gibt: Entweder sie ist schwanger oder sie ist nicht schwanger.;-) – Klaus Rozinat

 

Ich fasse mich kurz: Als Vater zweier Töchter, 15 und 19, lese ich mit großem Vergnügen Ihre Kolumne. Es ist fast unheimlich, wie Sie meine Erlebniswelt beschreiben, ohne das wir uns begegnet sind. Gratulation, wie Sie es schaffen, die Kuriositäten aus einer liebevollen väterlichen Perspektive in Worte fassen können. Weiter so. – T Averesch

 

wieder ein wunderbarer Text in dem Sie beschreiben wie man in der Familie zum Helden wird wenn man ein paar Batterien austauscht. Bei mir haben Defekte im Haushalt auch einen anderen Effekt; ich erkenne Geräte als eigentlich überflüssig. Ein Knethaken des Rührgerätes brach, die elektrische Wage versagte und die Spülmaschine hat den Löffel abgegeben. Zuerst ein Anflug von Panik (was soll ich ohne bloß machen?), dann zeigte sich jedes mal; es geht! Ich freue mich auf viele weitere Eindrücke der Erlebnisse mit Ihren Töchtern. – Thilo Stumpf

 

„Du hattest auch mal mehr Haare“, hat Ihre Tochter gesagt. „Wo Geist und Klugheit sich entfalten, da können sich keine Haare halten“ – hätten Sie auch darauf sagen können… vielen Dank für Ihre amüsante Seite, ich lese sie sehr gern. – Gisela Lell

 


 

 

Leserbrief zu „SCHACH“ im ZEIT Magazin

 

Das Schach-Rätsel hat im Level 19 einen Fehler. Matt ist in vier Zügen möglich. 1. c2a4 – c7c6 2. h8d8 -d7e7 3. f2h4 – e7f7 4. h8f8 – matt. Im Level 19 sind jedoch zwei Züge vorgegeben. Gerne um Ihr Feedback. – Max Beermann

 


 

 

Leserbrief zu „Ich bin immer zwischendrin, immer ist etwas anders“ von Wolfram Eckert. Fotos vonTereza Mundilováim ZEIT Magazin

 

Ich lese gerade Ihr Heft und fühle mich sehr gut unterhalten. Da fällt mir, Angesichts des DJs auf dem Cover Danny Beuerbach ein. Der Starfriseur hat die Aktion „Book a look“ ins Leben gerufen und reist damit durchs Land anstatt auf Leonardo DiCaprios Einladung hin mit ihm über den Roten Teppich zu flanieren. Ich empfehle ihn für Ihr Heft. Er ist auf Instagram wie auch Facebook zu finden. – Nina Dulleck

 


 

 

Leserbriefzum Wochenmarkt „SCHWARZWURZEL AUF FRANZÖSISCH“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Ich beginne diese E-Mail mit den Worten, die mir in den Kopf schossen, als ich soeben das ZEIT-Magazin öffnete, um nach dem dieswöchigen Wochenmarkt-Rezept zu blättern: Nein, ich habe nichts gegen Martina Stoffels. Und das habe ich auch wirklich nicht. (Schon allein, weil sie mit dem Nachnamen so heißt, wie der Leiter des Berliner Chores, in dem mein Vater singt.) Und doch muss ich eingestehen, dass Sie – nichtzuletzt wegen der tollen Kochbücher – meine persönliche Heldin des ZEIT-Magazins sind. Es ist eine Abmachung zwischen meinem Partner und mir donnerstags (wenn die ZEIT bei uns hereinschneit) gemeinsam nach dem Wochenmarktrezept zu sehen. Der Spoiler-Moment ist nämlich schmachvoller für den oder die Nachzügler*in, als triumphal für den oder die Erst-Leser*in.

Ich möchte Ihnen für die vielen köstlichen Abende danken, die Sie uns bisher beschert haben. Es ist fast so, als wären Sie schon unzählige Male bei uns gewesen. Aber bekanntlich solle man versuchen, Künstler*in und Werk zu trennen. Das fällt bei Ihnen allerdings besonders schwer, weil Sie mit Ihren Einleitungen genau unseren Sinn für Humor treffen. Allein aus diesem Grund gehören Sie irgendwie zur Familie. Mit dieser kleinen Ode an Sie, Frau Raether, werde ich mich wieder dem Magazin widmen und wünsche Ihnen von Herzen alles Gute. Und, ich freue mich schon auf das nächste Rezept von Ihnen. PS: Ja, erwischt. Ich habe das heutige Rezept ohne meinen Partner gelesen. Vielleicht ist gar nicht der Moment des Triumphes ausschlaggebend, sondern die unbändige Neugier, welches Rezept sich wohl heute hinter den ersten Seiten verbirgt… Einhergehend damit: Wie schön, dass Sie es schaffen, Neugier bei Erwachsenen auszulösen! Dafür kann ich nur abermals Danke sagen. – Luisa Breitenstein

 


 

 

Leserbrief zu „Mit großen Sprüngen in den Frühling“ Bilder von Markus Pritzi, Styling von Klaus Stockhausen im Zeit Magazin

 

Wenn Sie schon einen Artikel über Luxus- Sneaker veröffentlichen, sollten Sie auch darüber berichten, unter welch menschenunwürdigen und gesundheitsschädlichen Bedingungen Sneaker produziert werden. Im vergangenen Jahr wurde darüber- ich meine in einem Beitrag im ZDF- darüber berichtet. Für das, was ich da gesehen habe, schäme ich mich: auf den Philippinen verleimen Menschen, die auf die Hungerlöhne angewiesen sind, ohne jeglichen Arbeitsschutz in Hitze und giftigen Dämpfen die Sohlen mit den Schuhen. Mir ist nur vom Zuschauen übel geworden. Ich werde keine Schuhe mit verleimten Sohlen, weder günstige noch teure, mehr kaufen. – Gisela Schock