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5. März 2020 – Ausgabe 11

 

Leserbriefe zum Titelthema „Leben mit Corona“ von Moritz Aisslinger et al.

 

Nun ist also auch das Zeit-Dossier Opfer des Corona Virus geworden. Was ist bisher passiert? Eine Epidemie zieht über Europa hinweg, ähnlich wie die Grippe-Wellen alle paar Jahre. Warum aber nun auf einmal so eine völlig überdrehte Panik-Mache? Dass die Medien da gerne aufspringen ist schon klar. Im Gegensatz zu singulären Katastrophen (Orkan, Zugunglück) kann man da eine Serie draus machen. Warum aber handeln Vertreter öffentlicher Organisationen als seien wir von der Pest bedroht? Warum lässt sich die breite Masse von der Angst anstecken? Werden wir nur immer ängstlicher, oder ist es auch der Realitätsverlust von Leuten die aus der Digitalwelt auf einmal in die analoge Realität gerissen werden? Im Dossier auf 3 Seiten: nichts dazu. Stattdessen das Übliche: hier ein persönlicher Fall, da ein Konferenzbericht, dort eine Stadt die nun auch dazugehört. Und: ein Bild von einer Hand mit einem Corona-Test-Überweisungsformular. Was soll das? – Frank Hrebabetzky

 

Die Verbreitung und die Erfolgsgeschichte des Coronavirus erscheint mir, wie ein kurzfristiges Korrektivum der aktuellen weltpolitischen Situation. Wir sind mächtig, schnell und rücksichtslos hinsichtlich unseres Verlangens nach Macht, Raum und Kompetenz. Die von uns in die Welt gesetzten medialen Kräfte berauben uns oftmals unserer eigenständigen Wiedergabe von Erfahrungen, Machbarkeit und Abgrenzung. Erfahrung erachte ich als wesentlich für Handlungsfähigkeit im kurzfristigen Geschehen, Machbarkeit erfordert Analyse und Konzentration auf die Möglichkeit, das Geforderte zu tun – mit Aspekt auf Absage. Abgrenzung ist wichtig sowohl im kaufmännischen Bereich – von Jahr zu Jahr – oder weil ich mehr als das mir zu Verfügung gestellte Gebiet, Inhalt, Projekt oder Aufgabe nicht mehr anzubieten habe und eventuell Verantwortung abgeben muss. Das Corona-Virus lehrt uns, dass es eventuell auch Zeit ist, innezuhalten und das „allzugernhabenmöchte“-Programm ein wenig zu straffen.

Vieles haben wir in den vergangenen Jahrzehnten auf die Wege gebracht – erlaubt uns dies nun – im Abonnement ein Mehrfaches einzufordern? Von unseren Kindern oder Enkeln, weil wir das so gewohnt sind, oder wäre es nicht eher an der Zeit, auf allen Vieren krabbelnd die Welt zu erforschen und festzustellen, dass es wichtig ist, dass wir da sind, solange dies noch möglich ist und unseren Kindern mitteilen, wie wir Nahrung, Kleidung, Engerie und Mobilität nachhaltig darstellen. Die Menge und Masse in welcher wir dies aktuell bewerkstelligen, heißt nicht, dass wir dies noch in absehbarer Zeit können.

Hier beziehe ich mich wirklich einmal auf Frl. Thunberg, wobei sie sicherlich nicht nachhaltig das Vorstellungsvermögen hat, welches notwendig ist, allumfassend die aktuelle Weltübersicht zu begreifen. Malaria, Aids und Grippe sowie die eine oder andere Influenza haben uns gelehrt, dass ein „zu-schnell – zu viel – zu weit“ auch Gefahren der biologischen Kommunikation bedeuten kann, welche wir nur schwierig eindämmen können. Computer und Online-Epedemien sind ein weiteres Extrem, welchem Einhalt geboten werden sollte. Ein Leben in Einfalt mit Fokus auf zentrale Bezugspersonen und effektive Beschäftigung mit Erfolg sind mir in dieser Hinsicht wertvoll. – Marion Rica

 

Vielen Dank für eure ausgeglichene und vergleichsweise besonnene Berichterstattung zum Thema Corona. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass unter den potentiell betroffenen Personen die notwendige Ernsthaftigkeit offensichtlich komplett fehlt. In den mir konkret bekannten Fällen aus Bayern (2 Familien, Elternteile sogar in medizinischen Berufen) wurden trotz Bekanntwerdens, dass Südtirol als Risikogebiet deklariert wurde und eine Teilnahme am Schulunterricht der entsprechenden Schüler nicht gewünscht ist, soziale Kontakte der Kinder weiterhin aktiv (physisch) gepflegt. Die schulfreie Zeit wird am Nachmittag für Spieltreffen genutzt und es werden Geburtstage besucht bzw. hirnrissigerweise sogar veranstaltet. Und dies ohne vorherigen Hinweis auf die potentiellen Risiken! Lapidar wurde dann bei Ansprechen des Themas kommentiert, die Kinder hätten ja ohnehin bereits mit zahlreichen Klassenkameraden gespielt, sodass der Schulausschluss komplett sinnlos sei.Einen derartigen Umgang mit der Gesundheit anderer Familien und der Allgemeinheit empfinde ich als grob fahrlässig und vollkommen inakzeptabel.

Ich bitte Sie, auf die notwendige Ernsthaftigkeit der angeordneten (teilweise prophylaktischen) Quarantänen explizit hinzuweisen und derartiges Gefährderverhalten zu verurteilen und nicht durch Anti-Coronaparanoia zu verharmlosen. Ich bin kein Freund der Panikmache, aber da hinreichend bekannt ist, dass insbesondere Kinder oft eine Infektion ohne Symptome aufweisen, denke ich, dass hierin eine besondere Verantwortung der Eltern liegt, das direkte und indirekte Umfeld zu schützen oder zumindest nicht mutwillig zu gefährden. Ich bitte dringend um Rückmeldung zu diesem Thema und wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende. – Ein Leser

 

Einzelne Maßnahmen zur Eingrenzung der Corona-Epidemie entarten zu politischem Aktionismus mit unmenschlichen Folgen. Ich wünsche mir so sehr, daß die Entscheidungsträger das hören, angeordnete Maßnahmen überdenken und auch nicht zögern, bereits geltende Anordnungen wieder rückgängig zu machen. Denn es gibt soviele Situationen, da zählt jede Stunde für die Betroffenen: Mein Vater wurde am 20.02.20 in Aachen an der Herzklappe operiert. Unerwartet kam es danach zu einem dramatischen Verlauf mit Langzeit-Beatmung. Jeden Nachmittag haben wir ihn besucht. Als er nach einer Woche wach wurde und wegen der Beatmung weiterhin nicht sprechen konnte, sahen wir sein Erschrecken, seine erlebte Todesangst. Wir konnten ihm immer wieder erklären, was passiert war, ihn beruhigen, ihn ermutigen, mit ihm beten, ihm vorlesen, ihm mit unserer vertrauten Nähe gut tun. Und sahen, wie er von Tag zu Tag zuversichtlicher und kräftiger wurde. Wie wichtig diese Besuche in einer lebensbedrohlichen Situation sind!! Auch für uns, seine Familie, die wir größte Angst und Sorgen durchleben.

Seit dem 04.03.20 ist alles anders. Ohne Vorwarnung, ohne Möglichkeit des Abschieds, der Erklärung wurden wir an der Tür der Intensivstation abgewiesen. Besuchsverbot aufgrund der zunehmenden Zahl der Corona-Infektionen. Keine Möglichkeit der direkten Kontaktaufnahme mehr, denn mein Vater ist zwar wach, kann aber aufgrund der Beatmung auch weiterhin nicht reden, also auch nicht telefonieren. Unsere entsetzliche Ohnmacht und Verzweiflung weiß seitdem keinen Ausweg. Wir wissen nicht, ob und wann und wie wir unseren Vater wiedersehen. Er ist alleine ohne seine Familie und wir wissen nicht mal, ob er versteht, warum wir nicht da sind. Mein Vater soll durch dieses Besuchsverbot geschützt werden.

Es ist doch Irrsinn. Jeder auf der Station kann potentieller Virusträger sein, die Reinigungskraft, die Ärztin, der Pfleger. Es sollten natürlich strenge Hygieneregeln für jeden gelten: Kein Besuch bei Infektzeichen, Sicherheitsabstand, einfacher Mundschutz, Händedesinfektion. Aber mit Einhaltung dieser Regeln soll man uns doch zu unserem Vater lassen. Alles andere ist unmenschlich! Und letztlich doch auch eine Gefährdung der Genesung durch Einsamkeit und Angst! Wie immer sollten möglicher Nutzen und Schaden gewissenhaft gegeneinander abgewogen werden – ich vermute, daß die Entscheidungsträger den potentiellen Schaden in diesem Fall bislang nicht sehen. Mir geht es nicht um ein Prinzip – mir geht es um existentielle Not und Lebenszeit! Vielleicht hört es ja doch jemand?! – Dr. med. Sandra Schulte

 

Unglaublich aber wahr, so einfach ticken wir Menschen dann doch. Wir blasen eine Mücke zum Elefanten groß, nennen das Projekt „Corona“ und lassen diese Art „Heißluftelefanten-Drohne“ in die Lüfte aufsteigen. „Corona“ kreist nun ständig um die Weltkugel, mit dem Ziel, uns schreckhafte Menschen, einfach mal richtig und andauend zu erschrecken und um uns panisch zu verunsichern.

Gleichzeitig hat diese Aktion den wunderbaren Nebeneffekt, dass „Corona“, die „Ständig-rund-um-die-Welt-fliegenden-Flieger-Armada“, um die Hälfte reduzieren könnte. Der gewaltige CO2-Ausstoß könnte dadurch um mehr, als die Hälfte verringert werden. – Riggi Schwarz

 

Um pandemischer Ausbreitung viraler Infekte entgegenzuwirken, werden Maßnahmen empfohlen-verordnet, die den Eindruck erwecken, es handle sich um kurzfristig, zeitlich begrenzten Verzicht auf altvertraute Lebensgewohnheiten. Internationale Wissenschaft, die sich seit Langem mit Identifikation von Viren befasst,sagt voraus, dass dies zukünftiges Thema bleibt.(Columbia University NY: 300T noch nicht identifizierte Viren ?) Langfristiger wirksam als zB derzeit propagierter Versammlungsverzicht für Großveranstaltungen etc zur Prävention ,erscheint deshalb die Notwendigkeit zum Perspektivenwechsel im Bereich sozialer Verantwortung: Verzicht auf hierzulande übliches Händeschütteln- stattdessen Verbeugung- ist ein Anfang. In Japan sah ich zB den anderen Einsatz von Mund-Nasenmasken : dort trägt der K r a n k e mit Selbstverständlichkeit die Maske im Alltag, um Gesunde nicht in Mitleidenschaft zu ziehen. – Antje Indorf-Fischer

 

Bisherige Medien-Berichte haben es versäumt, die Corona-Pandemie als Chance zu sehen. Ergänzend bietet sich die Möglichkeit an, auf den Oster-Gedanken hinzuweisen. Aktuell fällt auf, dass in den Rundfunk-Nachrichten (zumindest im Bayerischen Rundfunk) seit Tagen immer wieder Zahlen genannt werden von viralen Neu-Infektionen, wobei für Bayern dabei alle Zahlen addiert werden einschließlich der bereits geheilten Fälle. Würden die Medien nach ähnlichen Denkmustern die Krebsfälle der letzten 30 Jahre melden, dann hätten mehr Bürger in Deutschland Krebs als das Land Einwohner. Daran erkennt der aufmerksame Zuhörer die Panikmache und Hysterie. Unsere Gesellschaft ist krank. Wir haben eine krankhafte <Medien-Pandemie> und die medialen Viren sind womöglich sogar gefährlicher als die Corona-Viren.

Die Corona-Viren verursachen (so das medizinische Fachlexikon Pschyrembel) in der Regel milde Erkrankungen der oberen Atemwege, selten Gastroenteritis. Lediglich bei den SARS-assoziierten Viren gibt es das schwere und akute respiratorische Syndrom. Weit gefährlicher sind für Deutschland bisher die resistenten Keime und Bakterien in Krankenhäusern. Die Todesfälle dadurch werden m.W. auf 10.000 bis 30.000 Personen jährlich geschätzt (Todesfälle, nicht Infektionen!). Und wenn es für die deutsche Bevölkerung bald Haus-Arrest gibt, um die Viren-Verbreitung einzudämmen, sei ergänzt: Bei Haushalts-Unfällen liegt die Todesrate jährlich höher als die der Verkehrstoten. Selbstverständlich sind meine Hinweise nur, wirklich NUR, zynisch, ironisch und satirisch zu verstehen.

Corona-Pandemie. Hoffentlich ist dies ein Virus, das die Menschheit infiziert und um ihre Milliarden effizient dann dezimiert. Hoffentlich schrumpft diese Menschheit zur Bedeutungslosigkeit, denn dann regeln sich Probleme der Natur in kurzer Zeit. Wachen Auges ist zu sehen, dass der Mensch die Welt zerstört, da er auf Kassandras Rufen taub sich stellte und nicht hört. Weltweit unken längst die Mahner, woran diese Menschheit krankt und dass sie ihr Existieren dieser schönen Welt nicht dankt. Lasst uns auf Corona hoffen! – Es grassieren Pandemien! – Röcheln sollen unsre Lungen! Nichts an Leid sei uns verziehen! – Endlich komme eine Rache der Natur, die gute Wende, endlich hätten Kriege, Nöte, Klima-Sorgen dann ein Ende! Endlich wäre etwas endlich, was schon lang zum Himmel schrie: Menschen werden niemals klüger und sie lernten Weisheit nie. Endlich werden die Parteien die Parteilichkeiten sühnen und die Meinungs-Diktatoren treten ab von ihren Bühnen. Endlich wird die Luft dann reiner; die geschundene Natur kehrt zurück zu ihren Regeln und verlöscht der Menschheit Spur! – Dr. Kurt F. Schobert

 

Könnten Sie bitte darüber berichten, wie viele Menschen in Deutschland, Europa oder der Welt am Corona Virus erkrankt waren, aber inzwischen wieder gesundet oder auf einem guten Wege der Besserung sind. Man gewinnt den Eindruck, als würde man, einmal erkrankt, die Seuche ein Leben lang mit sich rumschleppen. Wie sind die Heilungschancen? Wie lange dauert die Krankheit und wie ist „normalerweise“ ihr Verlauf? Machen Sie uns Mut! Wo bleibt das Positive? – Sven Herfurth

 

Die weltweite „Corona-Hysterie“ ist bereits jetzt schon im „freien Fall“! Je mehr Coronavirus-Fallzahlen veröffentlicht werden, um so höher wird auch die weltweite Verunsicherung sein; denn hinter jeder dieser Zahlen, da „versteckt“ sich ein Mensch. Die Politiker dieser Welt sollten lieber eine sofortige „Corona-Fallzahlen-Nachrichtensperre“ verhängen, als uns ständig diese „Und-täglich-grüßt-das-Murmeltier-Corona“ um die Ohren zu hauen! Vielleicht geht´s nur mir so, aber langsam habe das Gefühl, dass die Welt mit allen Mitteln an den „Rande des globalen Nervenzusammenbruchs“ geführt werden soll. – Klaus P. Jaworek

 

Ich habe einige generelle Anmerkungen zu Ihren Berichten hinsichtlich der Gefährdung durch den neuen Coronavirus. Nein, das ist nicht die übliche German Angst. Es ist Hysterie. Teilweise ausgelöst durch Nachrichten, die von einer seit vielen Jahrzehnten durch die Abwesenheit jeglicher existentiellen Krisen verwöhnte Bevölkerung als Bedrohung ihrer Komfortzone wahrgenommen wird. In der wir uns doch bisher in der Nestwärme einer allumfassenden Jammer- und Nörgelkultur so ungestört der achtsamen Selbstbespiegelung hingeben konnten. Und nun SARS-CoV-2. Obwohl im Krankheitsverlauf nicht viel anders als eine Influenza, ist offensichtlich Massenpanik ausgebrochen – nicht zufällig gehört Klopapier zu den vorrangig gehamsterten Produkten. Das ist beschämend. Leider wird die gegenwärtige Hysterie zum guten Teil durch die Art und Weise des medialen Dauerfeuers angefacht. DIE ZEIT reiht sich da nahtlos ein: Kaum Fakten und wenn, dann oft unvollständig und damit irreführend, kaum verständnisfördernde Analyse und Interpretation von Daten, viel Gefühliges, viel Spekulation und all das ziemlich bunt durcheinander.

Insbesondere die Suche nach Daten und Fakten ist oft als Schnitzeljagd angelegt. Ein Tiefpunkt war mit der Ausgabe 27.02.2020 erreicht: Ein Titelbild mit der Unterzeile (sinngemäß) “ … jeder Einzelne muss zur Eindämmung der Krankheit beitragen …“ und das Bild zeigt dazu eine Frau mit einer völlig wirkungslosen Atemschutzmaske. Weitere 8 Portraits mit (teilweise lächerlichem) Atemschutz dann auf Seite 22 damit auch noch dem letzten Leser die Dramatik der Lage klar gemacht wird. Auf den Seiten 31 und 32 widmet sich ein Artikel der Frage, wie gut Deutschland auf eine Ausbreitung des Coronavirus vorbereitet ist, ohne jedoch eine Antwort darauf zu bieten: Die medizinische Infrastruktur würde gerade noch mal geprüft und ansonsten behaupten verantwortliche Stellen, gut vorbereitet zu sein. Na denn! Ebenfalls auf Seite 32 ein Bericht über die Entwicklung eines Impfstoffes gegen den neuen Virus. Wenn man sich dort einen Entwicklungsplan erhofft hat und diesem gegenüber den Stand der Dinge, wurde man enttäuscht: Lediglich Allgemeines zu Impfstoffentwicklungen, vermischt mit dem gefühligen Portrait einer beteiligten Ärztin wurde geboten.

Ich wünsche mir, dass DIE ZEIT in einer so sensiblen Angelegenheit wie dem Ausbruch einer neuen Viruserkrankung regelmäßig faktenbasiert und konstruktiv berichtet und so zu der dringend gebotenen Versachlichung beiträgt. Dazu gehört im Kern Folgendes: 1. Den Stand der Infektion berichten Nicht nur die aktuelle Fallzahl und die aktuelle Zahl der Todesfälle sondern unbedingt auch der aktuelle Krankenstand ( = Fallzahl minus Anzahl mittlerweile Genesenen und minus Anzahl Todesfälle) sollten regelmäßig berichtet werden. Der Krankenstand ist die wohl aussagefähigste Zahl hinsichtlich der Belastung des medizinischen Systems, des sozialen Zusammenlebens und der unmittelbaren Auswirkung der Viruserkrankung auf die Wirtschaft. In den ersten 2-3 Wochen der Infektion mag die Fallzahl dem Krankenstand ähneln – später wird sie jedoch sicherlich stark abweichen. Und wäre z.B. eine hohe Fallzahl bei geringem Krankenstand nicht sogar noch eher positiv zu bewerten? Die aktuelle Belastung der Gesellschaft wäre eher gering und der Immunisierungsgrad der Bevölkerung bereits hoch.

Zusätzlich sollten Experten die Dunkelziffer der Fälle schätzen und die damit vermutlich einhergehende erheblich nach unten zu korrigierende Sterblichkeitsziffer (Gefährlichkeit der Krankheit). 2. Kontext geben und Vergleichbarkeit herstellen Wie auch immer die Zahlen ausfallen, der Leser braucht eine Bewertungshilfe. Am besten durch Vergleiche mit Bekanntem bzw. Erlebtem. Hier bietet sich die Grippesaison 2017 / 18 an – einige Zahlen dazu hat DIE ZEIT spät aber immerhin in der oben zitierten Ausgabe genannt: Einige Millionen Erkrankte, 25.000 Todesfälle und 45.000 zusätzliche Krankenhauseinweisungen allein in Deutschland. Und das waren damals nur Randnotizen in den Medien. Umso unbegreiflicher erscheint der gegenwärtige Hype. Man muss an dieser Stelle immer wieder nachdrücklich daran erinnern, dass es bisher nahezu keinerlei Beeinträchtigungen durch den neuen Virus gibt – die Beeinträchtigungen (auch und gerade der Wirtschaft) sind stattdessen auf die Gegenmaßnahmen zurückzuführen! DIE ZEIT berichtet das zutreffend an anderer Stelle. 3. Bekämpfung Falls notwendig, müssen auch in Deutschland wirksame Gegenmaßnahmen hochfahren werden. Leider findet sich dazu wenig Greifbares abseits altbekannter Hygiene- und Benimmregeln. Lediglich Beteuerungen verantwortlicher Stellen werden zitiert, dass man für Krisen gewappnet sei. So, so!

Nach allen Erfahrungen ist doch wohl planvolles und wirksames Krisenmanagement zumindest keine nachgewiesenen Stärke unserer Regierung. Es gilt also, misstrauisch zu sein und es ist die Aufgabe der Presse, hier nachzuhaken: Wieviel Personal könnte kurzfristig zur Aufspürung und Unterbrechung von Infektionsketten verfügbar gemacht werden? Wo käme es her und wer wäre für die Koordination (auch über die Grenzen von Bundesländern) verantwortlich? Wie könnte bei Bedarf Personal aufgestockt werden? Ist die Gesetzeslage zur Quarantäneeinweisung von Erkrankten (notfalls auch unter Zwang) ausreichend? Wie sehen Notfallpläne zur Abriegelung von Regionen aus? Wer wäre für die Ausführung verantwortlich? Wieviel Krankenhausbetten könnten kurzfristig für Erkrankte bereit gestellt werden? Gäbe es dafür ausreichend medizinisches Personal? Vermutlich eher nicht – es wird doch schon bisher Überlastung beklagt! Falls die Anzahl der verfügbaren Krankenhausbetten nicht ausreichen sollte: Was sehen die Pläne zur Bereitstellung von Notlazaretten vor? Würde das der Katastrophenschutz bzw. die technischen Hilfswerke übernehmen? Wo käme das notwendige medizinische Personal her?

Und ganz wichtig: Wie sieht der Masterplan zur Impfstoffentwicklung aus? Welche Institute werden bis wann welche Beiträge zu leisten haben? Wer koordiniert und ist für die Umsetzung des Masterplanes verantwortlich? Wo stehen wir zu Berichtsstichtagen hinsichtlich des Plan-Solls? Es gäbe also genug zu recherchieren und zu berichten und ich würde mich sehr viel besser fühlen, wenn ich dies bald irgendwo lesen könnte. Aber bitte: Zu all diesen Fragen Zahlen, Daten, Fakten – keine Allgemeinplätze, zitierte Beschwichtigungen und Spekulationen. Selbstverständlich muss die Wahl der Mittel verhältnismäßig bleiben, damit wir nicht unter der Belastung durch die Maßnahmen mehr leiden als durch den Virus. Möglicherweise wäre ja auch die Akzeptanz einer moderaten Erkrankungsrate gar kein Problem.

Wie verläuft eigentlich die weit überwiegende leichte Erkrankung typischerweise? Wie eine weitaus seltenere schwerere Form? Wer stirbt an den Folgen? Zur letzten Frage hat sich meines Wissens gerade eine Expertenkommission aufgemacht, repräsentative Fälle zu analysieren und Antworten zu finden. Bitte berichten Sie! Ich bin überzeugt, dass regelmäßige kompakte Berichte zu diesen 3 Punkten bereits einen erheblichen Beitrag zur Versachlichung der Diskussion leisten würden und ebenso zur Begrenzung des Schadens durch die gegenwärtige Hysterie beitragen würden. Wenn denn dann darüber hinaus auch noch spekuliert werden soll und der Leser durch Menschelndes und Gruseligem unterhalten werden soll, dann sei es. Aber bitte klar davon abgegrenzt. – Adrian Hintz

 

Leider wird weder Ihr Dossier zum Thema „Leben mit Corona“ noch Ihr Beitrag in der Rubrik „Wissen“ zum Thema „Aufspüren, testen, isolieren“ dem Ernst der Lage ausreichend gerecht. Drei Monate nach dem ersten Auftreten des neuen Corona-Virus herrscht bereits Konsens unter Experten und bei der Weltgesundheitsorganisation, dass es sich um eine „Jahrhundert-Pandemie“ handelt, die – wenn nicht weltweit drastische Maßnahmen zur Eindämmung getroffen werden – das Potential hat die Auswirkungen der Spanischen Grippe zu erreichen oder sogar zu übertreffen (50 Millionen Tote in den Jahren 1918/19, bei einer viermal kleineren Weltbevölkerung). Das neue Virus ist leicht übertragbar, auch von Infizierten ohne Symptome, und hat eine hohe Sterblichkeit, insbesondere bei älteren Menschen mit oder ohne Vorerkrankungen.

Obwohl belastbare epidemiologische Daten noch ausstehen steht bereits außer Frage, dass die Sterblichkeit ein Vielfaches der normalen saisonalen Grippe beträgt. Auf Deutschland hochgerechnet bedeutet eine Sterblichkeit von 2.5%, wie sie sich momentan auch in Italien abzeichnet, dass bei der Infektion von der Hälfte unserer Bevölkerung die unvorstellbare Zahl von einer Million Menschen sterben würde. Wofür auch immer China in diesen Tagen berechtigterweise kritisiert wird, bei der Bekämpfung dieses neuen Erregers hat das Land im Rahmen der größten und radikalsten jemals weltweit durchgeführten Bekämpfungsaktion einen Riesenerfolg erzielt. Dies wurde auch in der im Februar durchgeführten internationalen Begutachtung (unter Mitwirkung des Robert Koch Instituts) klar dokumentiert, und in China sinken jetzt die Fallzahlen deutlich. Deutschland kann nun davon lernen und profitieren, und sollte nicht wie Italien erst darauf warten, dass sich die Anzahl der Todesfälle exponentiell erhöht!

In dem jetzigen kleinen Zeitfenster kann noch sehr viel erreicht werden, allerdings nur mit massiven Präventions-Maßnahmen – z. B. Schließung aller Kitas, Schulen und Universitäten ab sofort und für die nächsten Wochen, konsequente Absage aller größeren Veranstaltungen, intensive Information der Bevölkerung über die Wichtigkeit von „sozialem Abstand“ und Hygienemaßnahmen wo immer möglich, begleitet von intensiviertem Testen aller Verdachtspersonen, konsequenten Quarantänemaßnahmen, und adäquaten Vorbereitungen des Gesundheitssystems auf die zu erwartende hohe Anzahl schwerer Krankheitsfälle. Hierzu bedarf es allerdings mutiger politischer Entscheidungen, das wäre dann keine Panikmache sondern verantwortungsvolles und Evidenz-basiertes Management bei einer einmaligen gesellschaftlichen Herausforderung. – Prof. Dr. med. Olaf Müller

 

Trifft es zu, dass dem Gesundheitsminister/der Bundesregierung die Hände gebunden sind, Bürger vor der Ausbreitung von gefährlichen Pandemien zu schützen? Den Eindruck vermittelt aktuell u.a. der Bundesgesundheitsminister, der darauf verweist, das für die Absage von Großveranstaltungen, Messen usw. die Veranstalter bzw. die Kommunen zuständig sind. Unabhängig von der aktuellen Situation wäre es eine gravierende Gesetzeslücke, wenn eine Regierung nicht in der Lage wäre, notwendige Maßnahmen in Kraft zu setzen. – Horst Haude

 

Leider wird weder Ihr Dossier zum Thema „Leben mit Corona“ noch Ihr Beitrag in der Rubrik „Wissen“ zum Thema „Aufspüren, testen, isolieren“ dem Ernst der Lage ausreichend gerecht. Drei Monate nach dem ersten Auftreten des neuen Corona-Virus herrscht bereits Konsens unter Experten und bei der Weltgesundheitsorganisation, dass es sich um eine „Jahrhundert-Pandemie“ handelt, die – wenn nicht weltweit drastische Maßnahmen zur Eindämmung getroffen werden – das Potential hat die Auswirkungen der Spanischen Grippe zu erreichen oder sogar zu übertreffen (50 Millionen Tote in den Jahren 1918/19, bei einer viermal kleineren Weltbevölkerung). Das neue Virus ist leicht übertragbar, auch von Infizierten ohne Symptome, und hat eine hohe Sterblichkeit, insbesondere bei älteren Menschen mit oder ohne Vorerkrankungen.

Obwohl belastbare epidemiologische Daten noch ausstehen steht bereits außer Frage, dass die Sterblichkeit (1-3%) ein Vielfaches der normalen saisonalen Grippe (0.1%) beträgt, und daher alles dafür getan werden muss, Infektionen frühzeitig effektiv zu vermeiden. Wofür auch immer China in diesen Tagen berechtigterweise kritisiert wird, bei der Bekämpfung dieses neuen Erregers hat das Land im Rahmen der größten und radikalsten jemals weltweit durchgeführten Bekämpfungsaktion einen Riesenerfolg erzielt. Dies wurde auch in der im Februar durchgeführten internationalen Begutachtung (unter Mitwirkung des Robert Koch Instituts) klar dokumentiert, und in China sinken jetzt die Fallzahlen deutlich. Deutschland kann nun davon lernen und profitieren, und sollte nicht wie Italien erst darauf warten, dass sich die Anzahl der Todesfälle exponentiell erhöht!

In dem jetzigen kleinen Zeitfenster kann noch sehr viel erreicht werden, allerdings nur mit massiven Präventions-Maßnahmen – z. B. Schließung aller Kitas, Schulen und Universitäten ab sofort und für die nächsten Wochen, konsequente Absage aller größeren Veranstaltungen, intensive Information der Bevölkerung über die Wichtigkeit von „sozialem Abstand“ und Hygienemaßnahmen wo immer möglich, begleitet von intensiviertem Testen aller Verdachtspersonen, konsequenten Quarantänemaßnahmen, und adäquaten Vorbereitungen des Gesundheitssystems auf die zu erwartende hohe Anzahl schwerer Krankheitsfälle. Hierzu bedarf es allerdings mutiger politischer Entscheidungen, das wäre dann keine Panikmache sondern verantwortungsvolles und Evidenz-basiertes Management bei einer einmaligen gesellschaftlichen Herausforderung. – Prof. Dr. med. Olaf Müller

 

Ich schreibe Ihnen aus Berlin mit einem persönlichen Anliegen, das mich die letzten Tage sehr umtreibt. Wir befinden uns im Moment in einer Situation, in der die weltpolitischen Akteure drastische Maßnahmen aufgrund des ’neuartigen Coronavirus‘ in den Gang setzen. Tausende Menschen werden in Quarantäne gesteckt, ganze Gebiete, gar Länder werden kontrolliert – und wieso? Aufgrund eines Virus, der in einem Großteil der Fälle verhältnismäßig milde verläuft. In Krankenhäusern in Berlin müssen die Atemschutzmasken überwacht werden, die Bewohner von Berlin-Schöneberg müssen in fünf verschiedene Supermärkte gehen, um noch Klopapier und Nudeln zu bekommen, von Seife und Desinfektionsmitteln ganz zu schweigen. In Italien werden gar Schulen im ganzen Land geschlossen, das ganze Land gilt nun als Sperrgebiet. Die wirtschaftlichen Folgen sind jetzt schon drastisch, das ganze Ausmaß ist noch nicht abzusehen. Das hier irgendwas ganz gewaltig in Schieflage geraten ist, ist unschwer zu erkennen.

Was mich an der ganzen Situation sehr stutzig macht, ist die allgemeine Behandlung der neuen Krankheit sowohl in der Politik, jedoch insbesondere in den Medien. Ich werde etwas nervös, wenn ich sehe, wie die Menschen auf die aktuelle Situation reagieren. Dass das Virus keine außerordentlich hohe Bedrohung darstellt, scheint viele Menschen schlicht und ergreifend nicht zu interessieren. Natürlich ist das Virus für ältere Menschen, Menschen mit Vorerkrankung und Schwangere eine Bedrohung – genauso wie jede andere Atemwegserkrankung und Influenza auch. Und liegt die Letalität auch höher als bei einer normalen Grippe, wobei man das ja immer noch nicht genau sagen kann, so ist sie doch vergleichsweise immer noch sehr, sehr gering. Man kann das ja auch grob anhand von Zahlen selbst einschätzen. Dass alte und geschwächte Menschen tagtäglich an Infektionen sterben, ist keine Neuigkeit.

Für alle anderen ist das Virus eine Infektionskrankheit, die kommt, oder nicht kommt, und wenn sie kommt, auch wieder vorübergeht. Und mehr auch nicht. Was ich im Moment in der Hauptsache sehe, sind Menschen, die in den Medien ‚erschreckende‘ Zahlen sehen, Push-Up Benachrichtigungen bekommen, sobald der erste Deutsche an der Krankheit stirbt, den ‚Corona-Liveblog‘ oder ‚Liveticker‘ lesen und direkt und in Echtzeit jeden einzelnen Kommentar von Jens Spahn auf Twitter angezeigt bekommen. Der ja in der Gesundheitsbranche vor Antritt seines Ministeramts überhaupt keine Erfahrung hatte – dass das Gesundheitssystem überlastet ist, besonders in Berlin, ist keine Neuigkeit – darüber hätte man auch schon ein bisschen früher nachdenken können.

Ganz offensichtlich ist die Politik im Moment überfordert, da sie die Situation nicht einschätzen kann – aber anstatt Besinnung zu bewahren, wird politischer Aktionismus betrieben, angefangen in China, jetzt auch in Europa, insbesondere Italien, und nicht zuletzt in Deutschland, wo 5000 Menschen in Brandenburg unter Quarantäne gestellt werden. Und die Berichterstattung die im Moment erfolgt, und damit meine ich sowohl die Berichterstattung von unseriösen Internetquellen und kleineren Zeitschriften bis hin zu den seriösen Zeitungen Deutschlands, wie die Süddeutsche, aber auch die Zeit, feuert diesen politischen Aktionismus und insbesondere die wohlgemerkt komplett unbegründete Panik unter der Bevölkerung an.

Anstatt Zahlen in Relation zu setzen, Push-Up Nachrichten mit etwas Sinn und Verstand zu erfassen, oder zumindest mal darüber nachzudenken, was solche Push-Up Benachrichtigungen mit der Bevölkerung machen, wird ein Artikel nach dem anderen publiziert, der die Situation überhöht dramatisch und bedrohlich darstellt, es wird über kaum etwas anderes berichtet. Der Corona Virus hat viel zu viel, und das sage ich mit Nachdruck, Aufmerksamkeit bekommen, der von der Politik, und dann wieder von der Bevölkerung aufgenommen wurde. Die Medien, und insbesondere die großen und seriösen Zeitungen eines Landes, wie die ‚Süddeutsche Zeitung‘ oder ‚Die Zeit‘ tragen eine überaus hohe Verantwortung, wie sie Themen behandeln, welchen Themen wie viel Raum gegeben wird und wie sie dargestellt werden. Dass im Falle des Coronavirus eine kritische Annäherung an das Thema fast komplett ausblieb, und damit meine ich auch eine kritische Reaktion auf politische Entscheidungen, macht mich sehr ärgerlich. Ich kann kaum glauben, dass hier nichts mehr in Relation gesetzt wird im Bezug zu tatsächlichen Bedrohungen und Zahlen, und auch anderen, durchaus relevanten Themen.

Durch die extreme Präsenz der Medien im Internet, auf dem Smartphone und in der Öffentlichkeit heutzutage braucht es qualitativ hochwertigen Journalismus, der nicht nach Schnelligkeit produziert, sondern in Verantwortung Artikel verfasst, und der sich kritisch mit dem gesellschaftspolitischen Geschehen in einem Land auseinandersetzt. Gerade in Situationen, die auf den ersten Blick bedrohlich erscheinen, muss ein sachlich investigativer Stil bewahrt werden. Dieser kritische und qualitative Journalismus ist meiner Meinung in den letzten Wochen abgelöst worden von einem Stil, der mich schaudern lässt, der Menschen in Panik versetzt und der nichts mehr in Relation zu setzen scheint. Wir befinden uns nun in einer internationalen (finanziellen) Krise, und zwar nicht ausgelöst durch das Virus, sondern ausgelöst von der Angst und Reaktion der Politiker/-innen und der Berichterstattung der Medien, die in einem negativen Rückkopplungseffekt zueinander stehen. Gerade in solchen turbulenten Zeiten hätte ich mir mehr Verantwortung, Rückhalt und Besonnenheit durch die ‚ZEIT‘ erwartet. – Leonie Hartung

 

Über die Ausbreitung des Coronavirus und die oft hysterischen Folgen wird in allen Medien ausufernd berichtet. Leider vermisse ich eine öffentliche Diskussion über die eigentlichen Ursachen dieser Krankheit. Diese sind nämlich dadurch begründet, dass in China die unterschiedlichsten Wildtiere aus aller Herren Länder gehandelt und eben auch verspeist werden. Warum muß das tonnenweise geschmuggelte bedrohte afrikanische Gürteltier Pangolin in China gegessen werden? (unabhängig von der Frage, ob es die primäre Infektionsquelle in Wuhan war oder nicht). Hunger ist es bestimmt nicht! Nicht nur, dass im Namen der sogenannten „traditionellen“ chinesischen Medizin Tiere wie Tiger und Nashorn knapp vor der Ausrottung stehen wegen vermeintlicher abstruser Potenzmittel, und Tieren wie den asiatischen Kragen- und Malaienbären unermässliches Leid zugefügt wird bei der Entnahme von Gallenflüssigkeit ohne Betäubung, so wird jetzt die ganze Welt mit einer Krankheitsepidemie überschwemmt allein wegen absonderlicher kulinarischer Genüsse. Wenn der Verursacher der weltweiten Virusausbreitung mit erheblichen wirtschaftlichen Folgen feststeht, muss er dann nicht auch benannt und zur Rechenschaft gezogen werden? Von dem Leid der Kranken und von der Trauer über die Toten will ich gar nicht reden. Es bedarf einer wesentlich effektiveren und schnelleren Bekämpfung des illegalen Tierhandels. Ansonsten ist die nächste Epidemie mit womöglich noch schlimmeren Folgen nur eine Frage der Zeit. – Dr. Wolfgang Schawaller

 

Ich möchte gerne mal das Thema povokativ nüchtern betrachten. Selbst bin ich im fortgeschrittenen Alter.Gefährdet sind ja vor allem ältere bereits kranke Menschen.(Was ist das für ein Unglück wenn uralte Leute sterben) .Jüngere gesunde Menschen bemerken manchmal nicht einmal daß sie infiziert sind. Man könnte diesen Virus auch als Notwehr der Natur sehen. Die Umweltprobleme sowie Flüchtlingsströme sind nicht zuletzt durch die immer noch wachsende Überbevölkerung verursacht. Und die Menschheit begreift nicht ,daß sie so immer mehr ihre Lebensgrundlagen zerstört. Und die Politiker sind zu feige klar zu reden und handeln. Wir sollten alle Aktionen abbrechen und normal weiterleben ohne den Viren beachtung zu schenken. Vielleicht könnte die Natur uns helfen damit helfen und als nebenefekt könnte der Pflegenotstand entschärft werden. Nochmals, ich gehöre der gefährdeten Gruppe an und sehe ohne falsche Gefühlsduselei klar. (Wahrscheinlich ist dieser Beitrag politisch nicht erwünscht und landt im Papierkorb) – Rolf Schuler

 

Mit großer Besorgnis verfolge ich die Entwicklung und Verbreitung des Corona-Virus in Deutschland und kann nicht begreifen, warum die verantwortlichen Politiker nicht entschiedener vorgehen. Ich bin keine Wissenschaftlerin, aber es ist in meinen Augen ganz deutlich abzusehen (und auch in mehreren Fachartikeln nachzulesen), dass die Entwicklung in Deutschland genauso ablaufen wird wie in Italien – nur zwei bis drei Wochen zeitverzögert. Worauf warten wir also noch? Dass die Einzelmaßnahmen nichts bringen, haben die vergangenen Tage doch bereits gezeigt. Die Zahl der Neu-Erkrankten steigt jeden Tag stärker an. Inzwischen sind über 1.200 Erkrankte und auch bereits die ersten Todesfälle gemeldet. Wollen wir darauf warten, dass wir wie in Italien über 10.000 Erkrankte verzeichnen können und eine entsprechende Anzahl Verstorbener, bevor wir endlich reagieren?

Wollen wir abwarten, bis das Gesundheitssystem vollständig überlastet ist, bevor konsequente und harte Maßnahmen ergriffen werden? Inzwischen haben einige Bundesländer mit der Empfehlung reagiert, Großveranstaltungen mit über 1.000 Teilnehmern abzusagen. An und für sich schon mal ein guter Schritt, aber leider nur halbherzig. Gehen die verantwortlichen Politiker davon aus, dass das Virus bei unter 1.000 Personen nicht ansteckend ist? Ist die Ansteckungsgefahr in einer kleineren Halle mit 200 Personen geringer als in einer größeren Halle mit 1.000 Personen? Wenn schon Großveranstaltungen abgesagt werden, dann sollte man auch konsequent sein und alle Veranstaltungen absagen. In meinen Augen ist es ebenfalls unumgänglich, dass Kitas, Schulen und andere Bildungseinrichtungen mindestens für zwei Wochen, am besten sogar länger, geschlossen bleiben, um auch hier die Ansteckungsketten zu unterbrechen.

Am Beispiel China sollten wir doch gelernt haben, dass es nur mit konsequentem Handeln möglich ist, die Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Natürlich sind hier Entscheidungen zu treffen, die unbequem sind und die auch Einbußen für die Wirtschaft bedeuten. Aber sollte es das nicht wert sein, um Menschenleben zu retten? Soweit ich weiß, ist es Aufgabe des Staates, seine Bürger zu schützen. Diesem Auftrag kommt die Bundesregierung in meinen Augen momentan nicht ausreichend nach. Ich möchte die verantwortlichen Politiker ausdrücklich darum bitten, hier entschiedener und wesentlich strikter – gemäß dem Vorbild von China und Italien – vorzugehen. – Heike Siegemund

 

Deutschland, Europa und die Welt mit den Symptomen eines Entzugs: Verunsicherung, Ängste, Panik, Wut, Trauer. Die Krankheit sucht nach dem Gleichgewicht zwischen Ökonomie und Ökologie. Weniger ist mehr! Wie wollen wir in Zukunft leben? Der Corona-Virus: ein Bewusstseinssprung ins neue Zeitalter? Das Stichwort des Wandels heisst: Nachhaltigkeit! – Walter Moritz

 

Hurra – ich darf wieder mit dem Auto zu Arbeit fahren statt mit Bus und Bahn! Corona hat es mir erlaubt. – Martin Grau

 

Wie kann es sein, dass Sie als grosses Medienunternehmen und wichtiger Meinungsmacher überhaupt nicht infrage stellen, ob der Umfang mit dem Coronavirus nicht maßlos übertrieben ist? Kann es nicht sein, dass Regierungensvertreter und Entscheidungsträger nur deshalb so drastische Maßnahmen ergreifen, weil sie persönlich Angst haben Fehler zu machen und sich nicht trauen vor der Panik und der Ungewissheit Stand zu halten? Sie befürchten von ihren Wählern abgestraft zu werden und nehmen eine Krise dafür in Kauf! Wie kann es sein, dass Sie uns freiwillig in eine Wirtschaftskrise stürzen bei einer Handvoll Coronafälle? Jedes Jahr sterben in Deutschland viele Tausende an der Grippe und es infizieren sich Millionen. Warum wird das überhaupt nicht ins Verhältnis gesetzt?

Es gibt keinerlei faktische Beweise dafür dass Corona gefährlicher ist als Influenza. Es gibt nur die Ungewissheit. Und meine Erwartung wäre gewesen, dass Medien und Entscheidungsträger Ihrer Verantwortung gerecht werden, nicht zur Panik beitragen und keine drastischen Maßnahmen fordern, fördern oder umsetzen, die uns unnötigerweise in eine Wirtschaftskrise stürzen! Sie schreiben in vielen Artikeln, was der Coronavirus auslöst. Der Virus hat bisher sehr wenig ausgelöst. Ihr Umgang damit allerdings sehr viel. Ich bin sehr enttäuscht. – Anna Ruhland

 

Leere Städte, leere Regale, leere Stadien und ein „biologisches Virus“, das zunächst – so eine Theorie – von Tier auf Mensch übertragen wurde und nun zum „digitalen Virus“ oder „psychologischen Virus“ mutierte, welches der Wirtschaft und den weltweiten Finanzmärkten mindestens genauso gewaltig zu setzt, wie nur wenige Wirtschafts- und Finanzkrisen vergangener Jahre. Das alles ein Ergebnis und eine Mischung notwendiger Maßnahmen und seiner wirtschaftlichen sowie sozialen Konsequenzen daraus, gepaart mit einem individuellen (Einkaufs)verhalten, das von einem nicht gewollten Dominoeffekt in eine Teufelsspirale mündet: Wenn einer anfängt zu hamstern, machen es mehrere; je mehr hamstern, umso mehr hamstert der einzelne.

Eine Sogwirkung. Selbst sehr besonnenes Verhalten in und weitsichtiger Umgang mit dieser Situation vermeiden schwerwiegende Schäden nicht, solange kein effektiv wirksames Heilmittel oder Impfstoff zur Verfügung stehen und der ohnehin von Kapazitätenmangel (Personal, Medikamente, Intensivausstattung…) gequälte medizinische Bereich krankt. Oder um es mit den Worten von Prof. Dr. Schmidt, Vorstand der Lakumed-Kliniken, auf einen Punkt zu bringen: „Supertoll aufgestellt sind wir aber alle nicht […] Ich bin alles in allem nicht sehr optimistisch.“ Inzwischen wird bereits mit verschiedenen Wirkstoffen versucht, schwerwiegend an Corona Erkrankte zu therapieren. Viele davon wurden ursprünglich für andere Infektionen erforscht und entwickelt, und sollen beispielsweise ähnlich wie Aciclovir (gegen Herpes) oder Oseltamivir („Tamiflu“; gegen Influenza) die Vermehrung eines Virus stoppen.

Aktuell soll ein Patient aus Weilheim mit Remdesivir von Gilead behandelt werden. Remdesivir ist ein Nukleosidanalogon, das ursprünglich als Virustatikum zum Einsatz gegen Ebola- und Marburgvirusinfektionen entwickelt wurde. Der Wirkstoff dringt in eine infizierte Wirtszelle ein und wird in das Erbgut der Viren eingebaut, wodurch eine weitere Vermehrung des Virus unterbunden wird. Natürlich gibt es viele verschiedene Ansätze, die man zur Virenbekämpfung verfolgt, z. B. das Verhindern des Eindringens eines Virus in eine Zelle, deren Zusammenbau oder die Freisetzung von Viren aus einer infizierten Zelle. Die Entwicklung antiviraler Wirkstoffe befindet sich jedoch im Gegensatz zu der von Antibiotika, die bei bakteriellen Infektionen zum Einsatz kommen und bereits ein fester etablierter Bestandteil der modernen Medizin sind, noch in der Anfangsphase, denn eine gezielte Entwicklung virushemmender Medikamente wurde erst in den 1980er Jahren durch Fortschritte in der Genforschung ermöglicht. Derartige Entwicklung erfordert aber neben Zeit auch Kapazitäten, ggf. sogar ein Hochsicherheitslabor der höchsten Sicherheitsstufe „BSL4“ (= Biosafety Level 4), wie wir sie derzeit in Deutschland nur in Marburg – das erste in Deutschland -, Hamburg, Berlin und auf der Insel Riems vorfinden.

Die USA betreiben weltweit die meisten Labore dieser Sicherheitsstufe (nicht nur in den USA sondern auch z. B. in Kasachstan nahe der russischen Grenze) und übrigens in China liegt -zumindest offiziell- das einzige BSL4 Labor in: Wuhan. Deutschland ist unter diesem Aspekt also gut aufgestellt, international sehr gut vernetzt und genießt ein gewisses Ansehen: Prof. Christian Drosten als „Entdecker“ von SARS Corona, der gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern entsprechende Identifikationstests entwickelte, ist ein glänzendes aktuelles Beispiel. Aber: ich wünsche und hoffe, dass wir uns nicht nur unter seiner aktuellen Popularität sonnen um eines Tages lediglich genauso nostalgisch auf ihn und sein Team rückblickend erinnern wie an Emil von Behring oder Paul Ehrlich & Co: denn das würde bedeuten, dass wir dann die Weiterentwicklung, Produktion von und Aufrechterhaltung der Versorgung der Bevölkerung mit wirksamen Antiviralen Mitteln genauso vernachlässigen, wie wir es bereits mit einer Entdeckung von Paul Ehrlich und Alexander Fleming machen: den Antibiotika.

Wir haben in Zukunft dafür zu sorgen, dass existenziell notwendige Mittel – dazu gehören für mich neben bestimmte Medikamente auch Lebens- und Hygienemittel, eine Grundversorgung mit Energie und Kommunikationstechnik – nicht unkontrolliert kommerzialisiert und in die Welt hinaus „outgesourced“ und herumkutschiert oder aus der Ferne bezogen werden müssen, damit wir einerseits die lokale Versorgung andererseits aber auch die lokale Wirtschaft aufrecht zu erhalten. Die Welt ist ein Dorf und die Vernetzung der Bewohner miteinander birgt – wie wir gerade erleben –vielerlei Risiken und ermöglicht gleichzeitig unzählige Chancen. Aber diese Vernetzung muss sinnvoll organisiert sein um ein gesundes, erfolgreiches und zukunftweisendes Miteinander zu sichern! Ziehen wir Lehren aus der Globalisierung: manchmal ist es sinnvoll, wenn man nicht zu sehr vom Gemüsegarten des Nachbarn abhängig ist. – Franz Thurmeier

 

Ich trage jetzt, wenn ich raus gehe weiße, dünne Gummihandschuhe, sog. Einmalhandschuhe. Finde ich noch besser als normale Handschuhe, die ich bisher getragen habe, weil ich mir mit den Gummihandschuhen nicht so unbewusst ins Gesucht fasse, wie man es wohl sehr oft unbewusst macht. Prof. Kekulé hat gestern auf diese unbewusste Verhaltensweise hingewiesen. Die Handschuhe muss man nicht nach einmaligem Tragen wegwerden, sondern kann sie durch sehr heißes Wasser zuhause wieder desinfizieren, auch vom Coronar-Virus. Der positive Aspekt des Virus könnte sein, dass er eine Möglichkeit bietet, etwas mehr Achtsamkeit und Empathie, zumindest mit den älteren Familienmitgliedern zu üben. – Dagmar Schön

 

11.03.2020. Die Sache mit dem Virus wird immer enger, immer merkwürdiger und bedrohlicher. Nicht falsch verstehen: nicht der Virus erscheint mir besonders bedrohlich sondern die Menschen. Gestern war unter faz.net ein Artikel zu lesen, der folgendermaßen überschrieben war: „Panik rettet Leben!“ Und liest man diesen Artikel, stellt man fest, dass das ganz ernsthaft genau so gemeint war. Panik heißt aber: nicht mehr überlegen sondern auf alles und jeden schießen, der infiziert scheint. Da der Virus oft keine Symptome zeitigt, ist für den Paniker dann jeder Mensch schon eine Bedrohung, wenn er nur mal hustet, wenn er mandelförmige Augen hat oder aus Italien kommt! Das sind dann seine Feinde, die rücksichtslos sind, weil sie so frech sind, ihm über den Weg zu laufen. Und wegen ihrer Rücksichtslosigkeit hasst der Paniker alle Menschen, die es nicht genau so sehen wie er.

Der Zuschauer eines Fußballspieles oder der Besucher eines Konzerts ist für ihn asozial. Bundesligaspiele sollen nun vor leeren Rängen stattfinden, Theateraufführungen werden abgesagt. Mehl, Konserven und Clopapier werden aus den Supermärkten leergekauft. Hauptsache ich, denkt der Paniker. Herr Kekule aus Halle schlägt vor, die Kindergärten und Schulen zu schließen. Offensichtlich ist er der Meinung, dass die Vermeidung der Ansteckung mit dem Korona-Virus wichtiger ist als eine dauerhafte Beschulung der Kinder, denn ihm muss doch klar sein, dass dieser Virus nun ein wenig in Deutschland bleibt und sich ausbreitet. Bei zwei Wochen geschlossener Schule wird es dann nicht bleiben, wenn man sich erst mal entschieden hat, dass Schule in dieser Situation völlig an Bedeutung verloren hat. Doch wenn alle Kindergärten und Schulen geschlossen werden, müssen viele Krankenschwestern und andere Fachleute im Gesundheitswesen daheim bleiben, um selbst auf ihre Kinder aufzupassen. Dann können die paar Schwererkrankten nicht mehr behandelt werden, die es unter den Infizierten geben könnte.

Das ist das, was die FAZ mit Panik meint: Augen zu, flüchten und nur noch rennen, um dem Teufel zu entkommen! Und wenn ich auf einen Abgrund zulaufe, sagt mir die Panik: Weiter, weiter! Dabei müsste ich, wenn ich nicht lebensmüde bin, kurz stehen bleiben, überlegen und einen neuen Plan entwickeln. Dabei ist dieser Virus auch nicht besonders tödlich. Je eher er die Gesellschaft ein wenig durchseucht, umso eher geht er wieder weg, hoffe ich. Doch die Geschwindigkeit sollte schon unter Kontrolle bleiben, damit unser Gesundheitssystem tatsächlich erkrankte Menschen durchgehend behandeln kann. Das sagen nachdenkliche Leute. Und die andere meinen wohl, der Virus ist das Böse per se und müsste um jeden Preis vermieden und von der Erde vertrieben werden. Die Älteren wie Ilse und mich trifft der Virus härter, Kinder fast gar nicht, junge Leute kaum. Was würde geschehen, wenn der Pest-Virus in Deutschland grassieren würde und nicht dieser relativ harmlose Korona-Virus? Dann würde man asiatisch aussehende Menschen nicht nur den Zugang zu Veranstaltungen verwehren, sondern es würde ihnen noch viel übler ergehen.

So etwas habe ich noch nicht erlebt. Nicht der Virus macht mir Angst sondern Menschen, die durchdrehen. Warum gibt es bei manchen keinen Halt mehr? Das hat mit dem Virus eigentlich nichts zu tun. Hoffentlich geht alles gut aus. Hätten wir die Pest, bräche meines Erachtens die Barbarei aus. Das ist einer Moral geschuldet, die sich in den letzten Jahren immer mehr Raum verschafft hat. „Wir müssen unser Leben retten um jeden, wirklich um jeden Preis, selbst wenn der zu Rettende gern sterben will, selbst wenn die Rettung andernorts mehr Tote schafft als sie hier Leben rettet! Der Tod und die Krankheit sind Phänomene, die wir ausrotten müssen! Sie sind unsere persönlichen Feinde, die wir mit allen Mitteln (!) bekämpfen“, sagt diese verquere Moral. Als meine Oma, sie war Ende siebzig, eines Tages durch Gelsenkirchens Innenstadt ging, wurde ihr flau, und sie fühlte sich plötzlich ganz schwach.

Da fuhr sie mit meinem Opa nachhause, rief ihre jüngste Tochter, damit sie sich um alles kümmert, rief den Pfarrer, der ihr die Letzte Ölung gab, schloss die Augen und starb. So eine Geschichte ist heute unvorstellbar, auch wenn sie erst knapp sechzig Jahre her ist. Heute würde man sagen: Das ist doch Wahnsinn! Wir haben heute eine so ausgefuchste Medizin. Da hätte man Deiner Oma sicher noch ein paar Jahre rauskitzeln können. Doch sie hatte gar nicht gewollt. Sie hatte die Zeichen gespürt und hatte sich nicht gesträubt. Auch meine andere Oma ist so gegangen. Kurz vor ihren Tod sagte sie mir, als ich bei ihr in Detmold zu Besuch war, dass sie bald sterben würde, es wäre nicht so schlimm. Ich habe ihr geglaubt. Und beides trat ein: Zwei Monate später starb sie, und es war nicht so schlimm. Vielleicht würde ich mit dem ganzen Thema ja auch viel panischer umgehen, wenn meine Omas nicht so ruhig, schicksalsergeben und bedächtig gewesen wären. Aber sie waren es, und dafür bin ich ihnen dankbar. – Joachim Wellbrock

 


 

 

Leserbriefe zu „Unter unseren Augen“ von Alice Bota

 

Mal reißerisch mal einfühlsam: Das Abendblatt titelt am 3.3.20 mit einem Foto mit bedrohlichen Flüchtlingsmassen „Wieder wie 2015?“ Da wird Öl ins Feuer geschüttet. Die Zeit titelt am 5.3.20 mit dem Foto eines Flüchtlingspaares mit Kind „Szenen, die Europa erschüttern.“ Hier guckt man in die Gesichter, bemerkt die Gefühle, sieht das Individuum, ahnt die Emotion und das Leid und die Hoffnung. 2015 ist 2015, 2020 ist 2020. Es gibt nur Einzelschicksale. Mensch ist Mensch. – Uwe-Carsten Edeler

 

Ihre Unterüberschrift „Wladimir Putin trägt Verantwortung für die Verbrechen in Syrien.“ ist zu simpel. Bitte, sehr freundlich, dem ZEIT-Anspruch gemäß zu verstehen: Empfehlung eines philosophischen Grundkurses in historischer Dialektik. – Dr. Gernot Henseler

 

Schon vor dem Syrienkrieg hatten US- und britische Truppen den irakischen Staat zerstört. Damit legten sie den Grundstein für die Terrororganisation IS. Ebenfalls eine westliche Allianz bombte Libyen ins Chaos. Während des Syrienkrieges unterstützte der Westen die Aufständischen, die nie „gemäßigt“ waren. Zu ihnen gehörten Dschihadisten, al-Kaida-Gruppen und Einheiten des IS. Saudi-Arabien und die Türkei (Verbündete des Westens) unterstützten den IS jahrelang direkt. Die Politik des Westens hat die derzeitige Situation in der Region herbeigeführt. Rußland trägt daran keinerlei Schuld. Trotzdem tun Medien und Politiker so, als wäre Putin der Hauptverantwortliche für die Lage in Idlib. Die Desinformation (auch durch seriöse „Qualitätsmedien“ wie die ZEIT) hat ein hohes Niveau erreicht. Das fängt mit der Wortwahl an: Idlib ist keine „Rebellenhochburg“, sondern ein Terroristennest. – Wolfgang Hupe

 

Alles Übel kommt von Putin, insbesondere in Syrien. Wie im UN-Bericht dokumentiert, darf man ihn auch als Verbrecher bezeichnen, zusammen mit seinem Atlatus Erdogan. Aber während die Linke Wladimir Putin noch hofiert, sind die EU und auch Deutschland weit davon entfernt, einen Einfluss auf diese beiden Despoten auszuüben. Aber die Verbrechen mit Ross und Reiter zu benennen wäre ein Anfang. – W. Scheer

Leider nehmen die Europäer m.E. die Problematik am falschen Ende auf: selbst wenn wir eine Lösung für die jetzt wieder anschwellenden Zahlen der Flüchtlinge aus den umkämpften Teilen Syriens finden könnten, sollten wir uns darüber klar sein, dass dies nur so lange eine Befriedung bietet, wie die Parteien vor Ort keine neuen Kriege mehr beginnen. So unmenschlich und grausam es für die zivilisierteren Mitteleuropäer ist, die Flüchtlinge hungern und frieren zu sehen, eine andere Möglichkeit als jetzt die Grenzen für Flüchtlinge zu schließen, sehe ich im Moment nicht. Der neue, von Herrn Erdogan hervorgerufene Exodus dient als Druckmittel der Kriegsherren in Ankara, Moskau und Damaskus gegenüber Europa. Das Gerede wegen der angeblichen Unmenschlichkeit der Europäer gegenüber den Flüchtlingen dreht die tatsächlichen Verhältnisse und ihre Ursachen doch um!

Um einen dauerhaften und positiven Abschluss der Flüchtlingsproblematik zu erreichen, muss man doch in Syrien auf eine Lösung hinarbeiten: Z.Zt. ist die Situation doch einigermaßen verworren: da besetzt der NATO-Partner Türkei die syrischen Grenzzonen und provoziert den Angriff der Zentralregierung Syriens mit der Unterstützung der russischen Streitkräfte. Gleichzeitig betont der türkische Präsident die UN-Garantie der Rechte der Flüchtlinge. Er vergisst dabei geflissentlich, dass er selbst einer der maßgeblichen Urheber für diese Situation ist, denn zweifelsohne würde ja niemand flüchten, wenn er nicht Leib und Leben für sich und seine Familie in Gefahr sähe. Europa ist doch, aller Menschlichkeit zum Trotz, nicht der ruhige Hafen für die in ‚failed States‘ auf Grund des Eintretens der Großmächte Russland und USA entstehenden bewaffneten Auseinandersetzungen, die dann wiederum zur Entwicklung von Flüchtlingsströmen führen!

Unsere Presse schreibt wahlweise entweder über die in libyschen / griechischen / türkischen Lagern dahinsiechenden Flüchtlinge, über die Abschottung an den Landgrenzen oder die im Mittelmeer ertrinkenden Menschen und treibt die Regierungen vor sich her. Ich kann mir hier keine einfache Lösung vorstellen, ohne dass nicht irgendwelche festgefügten Handlungspositionen über Bord geworfen werden. In den alten Zeiten hat in solchen Fällen der Sicherheitsrat der UN zumindest die Initiative ergriffen, die Urheber der Kalamitäten zu benennen und hat mit den Nicht-Ständigen Mitgliedern wenigstens versucht, die Missstände zu thematisieren. Heute herrscht hier Fehlanzeige, ist Deutschland nicht z. Z. auch Mitglied im erlauchten Kreis? Wo sind die Initiativen der deutschen Außenpolitik, über die UN die kriegstragenden Parteien zu benennen und eine Befriedung zu erreichen? – Dr.Hartwig Müller

 

Alice Bota beklagt – zugegebenermaßen wortgewaltig und gefühlsstark – das Ausmaß der Kriegsverbrechen in Syrien. Und das tut sie sicher zu Recht. Schließlich kann niemand Krieg führen, ohne Verbrechen zu begehen. Was mich dabei stört ist das wohlfeile Putin – Bashing, das Frau Bota mit der Anklage gegen die Kriegsverbrechen verbindet. Sie tut so, als wäre Putin der einzige Faktor, der hier eine Rolle spielt, und als wäre Idlib der einzige Schauplatz von Flüchtlingselend und wahlloser Bombenattacken. Offenbar liest Frau Bota nicht die „Zeit“, sonst hätte sie nicht nur die Aktivitäten von Herrn Erdogan in Nordost – Syrien, sondern auch die Bilder der Städte Mossul und Rakka nach der Rückeroberung vom IS sowie der ebenso riesigen und verwahrlosten Flüchtlingslager in diesen Regionen, auf die weder Putin noch Erdogan Einfluss hatten, auf ihrem Bildschirm. Auch dort dürften Zivilisten und soziale Einrichtungen zu Schaden gekommen sein, und die Bundesluftwaffe hat ihren Anteil daran gehabt. Und Erdogan hätte wohl auch kaum afghanische Flüchtlinge auf die griechische Grenze loslassen können, wenn nicht die jahrzehntelange „Verteidigung der Freiheit am Hindukusch“ – unter tatkräftiger Mitwirkung der Bundesrepublik und natürlich unter völkerrechtlich einwandfreier Bombardierung des Landes – für deren Anwesenheit in der Türkei gesorgt hätte…

Da rangeln verschiedene Großmächte und internationale Interessengruppen um die Vorherrschaft im Nahen Osten und bedienen sich dabei der Gelegenheiten, die ihnen innenpolitische Machtkämpfe z.B. in Syrien bieten. Europäische Staaten sind dabei, auch die Bundesrepublik. Früher, vor 1914, nannte man das Imperialismus, und alle Beteiligten versuchten, unter Bewegung großer Gefühle dem jeweiligen Hauptgegner die Rolle des bösen Buben zuzuschieben. Wir wissen, wie das 1914 geendet hat. Wir sollten aus der Geschichte lernen und auf solche Inszenierungen lieber verzichten. – Thomas Isensee

 

Das Kernproblem für das „vereinigte“ Europa sind für mich Länder, wie Ungarn oder Polen, deren Schwerpunkte sich auf das Nehmen und weniger auf das Geben konzentrieren. Und nur eigene Vorteile „einzusacken“ und alles Andere von sich zu weisen, geht gar nicht und macht die EU zur Todgeburt. Insofern sollte sich die EU lieber auf den Fortbestand ihrer Gemeinschaft konzentrieren und sich fragen, ob solche Länder überhaupt noch gemeinschaftsfähig sind. Traurig, aber wahr … – Kurt (Curd) Nickel

 

Was hat die derzeitige Situation von Flüchtlingen an der türkisch-griechischen Grenze mit Fridays for Future zu tun? Die Situationen an der syrisch-türkischen und der türkisch-griechischen Grenze ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns in den nächsten Jahrzehnten noch erwartet. Die „Fes- tung Europa“ wird von Tag zu Tag weiter ausgebaut. In den letzten Jahren waren Flüchtlinge aus Staaten, in denen sie Verfolgung und Lebensgefahren ausgesetzt waren, in einigen EU-Staaten von großen Teilen der Bevölkerung noch zumindest akzeptiert und auch gab es politische Be- strebungen Migranten aufzunehmen und soweit möglich zu integrieren.

Inzwischen sind alle Werte der zivilisierten westeuropäischen Gesellscha en in den Hintergrund gedrängt. Einziges Ziel ist die Sicherung der EU-Außengrenzen, das heißt die Verhinderung der Einwanderung. Die „Festung Europa“ wird ausgebaut, Hilfe für die Flüchtlinge spielt trotz deren grauenha er Situation kaum noch eine Rolle. An den Grenzen setzen die Ordnungskräfte Wasserwerfer und Tränengas ein, bauen Barrieren aus Stacheldraht und teilweise misshandeln und berauben sie Flüchtlinge. Wie lange wird es dauern bis Schusswa en eingesetzt werden? Was macht die EU? Sie verspricht Hilfe – für die Grenztruppen. Letztlich bleiben die „Außen- staaten“ der EU trotzdem weiter mit dem Problem allein. Ich frage mich, wie diese seinerzeit vor ungefähr 30 Jahren so blauäugig sein konnten, die Vereinbarung „Dublin II“ zu unterschreiben.

Undfridays for future? Die menschenverursachte Erderwärmung nimmt unbestreitbar zu. Das heißt auch, dass immer mehr Gebiete in Nordafrika und südlicher praktisch unbewohnbar wer- den. Schon jetzt sind Dürreperioden häu ger als vor einigen Jahren. Allein in fünf Staaten nörd- lich des Äquators (Nigeria, Äthiopien, Ägypten, Algerien, Marokko einschließlich Westsahara) lebt eine Gesamtbevölkerung von über 400 Millionen. Und der Bevölkerungszuwachs wird als sehr stark prognostiziert. Was werden diese Menschen machen, wenn Ihnen ihre Lebensgrund- lagen entzogen werden? Dazu muss mit zunehmender politischer Instabilität unter den schlech- ter werdenden Bedingungen gerechnet werden. Der Druck, sich auf den Weg in weniger lebensfeindliche Regionen zu machen nimmt konti- nuierlich zu. Schon jetzt erstaunt es mich, dass Flüchtlinge die extrem hohe Lebensgefahr ein- gehen, man denke nur an die Tausende von Ertrunkenen im Mittelmeer. Die Nachrichten ge- langen über das Internet ja auch in die Ursprungsländer. Wenn Nahrungs- und Wassermangel die Lebensbedingungen weiter beeinträchtigen, werden Risiken einer Flucht weiter relativiert.

Es braucht nicht viel Fantasie, sich kriegsähnliche Szenarien an den Außengrenzen der EU – und an den Grenzen zu anderen Staaten in den gemäßigten Breiten – vorzustellen. Und das wird kein geogra sch eng begrenzter Kon ikt bleiben. Selbst wenn große Teile der Flüchtlinge an einer Einwanderung gehindert werden können – mit vielen Toten – wird es Auswirkungen auf die innenpolitische Situation der „Zielstaaten“ geben. Man sehe nur, wie die bisherige Situation (seit 2015) tief greifende politische Veränderungen generiert hat. Und in Deutschland steht – wie auch schon in anderen Ländern – eine politische Kra in den Startlöchern, die Situation zu nutzen und die innenpolitische Situation in ihrem Sinne zu än- dern. Dass „vernün ige“ Krä e im Land das verhindern können darf zumindest bezweifelt wer- den. Diese Entwicklung werden wir, wenn es soweit ist, nicht mehr au alten können. Den Klima- wandel dann auch nicht mehr. – Rudolf Deiml

 

Ihr Text auf Seite 1 ‚Putin trägt Verantwortung für die Verbrechen in Syrien‘ stellt einen Bruch mit allen Anforderungen an Journalismus dar. Sie wissen, dass dort ein Stellvertreterkrieg vieler involvierter Kräfte stattfindet, mit Verantwortung für Rechtsbrüche auf allen Seiten. Halbwahrheiten in Kriegsberichten erinnern an Kriegspropaganda. Das darf nicht das Niveau einer Zeitschrift mit dem Anspruch sein, die Leser/innen zu informieren und entsprechend Ernst zu nehmen. – Bernhard Traautvetter

 

Ein ganz großes Dankeschön für diesen Klartext. Ohne Assad endlich aus dem Amt zu jagen und mindestens ins Zuchthaus zu bringen sowie Putin in die Schranken zu weisen, wird sich nichts verbessern. – Claus-Hayo Hahn

 

Auf dem Titel(!) ein lamentierender Artikel über das hilflose Vorgehen der Europäer! „Die Europäer hatten dem (Putins Vorgehen) nichts entgegenzusetzen,also nahmen sie Putins Engagement hin“ Was haben denn die Europäer/ die EU? Eine Außenbeauftragte! Kein europäisches Militär! Oder meinen Sie die Nato und damit die USA? Dass die Europäer sich angeblich zu Komplizen machen ist eine These, die sehr viel besser und komplexer hätte begründet werden müssen!! – Inge Daniels

 

Statt Journalismus mal wieder Propaganda: Putin ist schuld. Wie immer. Zur Erinnerung: Der Krieg in Syrien ist nicht vom Himmel gefallen, genauso wenig wie das Leid der dortigen Zivilbevölkerung, oder der Menschen, die auf der Flucht sind. Es war der auch durch NATO-Staaten und Verbündete seit 2011 betriebene Umsturzversuch gegen die Regierung Syriens aus geopolitischen Motiven! Islamisten (Terroristen und keine wohlmeinenden „Rebellen“!) wurden zum Sturz Assads finanziert und Syrien vom Westen sanktioniert, um den Zusammenbruch der Wirtschaft herbei zu führen. Dass Russland das Völkerrecht auf seiner Seite hat, die Türkei und der Westen hingegen nicht – kein Wort davon bei Frau Bota. Auf Fakten wie manipulierte OPCW-Berichte und von US-Truppen besetzte syrische Ölfelder verzichtet Alice Bota ebenfalls. Dieser Beitrag, der einen journalistischen Offenbarungseid darstellt, ist erbärmlich und ein Grund, die Zeit nicht mehr ernst zu nehmen. – Jens-Ulrich Koch

 

Wie war es doch vordem – im kalten Krieg halt schön bequem….klare Feindbilder, dann noch ein Schuss 68er Revolutionsromantik, schon läßt sich die Welt von heute einfach interpretieren. Erst bombte die USA den Despoten im Irak weg und hinterließ wahrhaft „geordnete Verhältnisse“. Dann gab es den „arabischen Frühling“ , in dem u.a. die netten Menschen von IS und Al Kaida neben weiteren Clanmilizen aufblühten und gegen einige böse Machthaber den Aufstand probten. Einige stürzten, andere wehrten sich mit unlauteren Mitteln; der Westen schaute mehr oder weniger begeistert zu, mahnte, goss hin und wieder etwas Öl ins Feuer, unterstützte oft die Falschen, sorgte aber nicht für Ordnung oder Stabilität.

Ja, und dann gibt es noch Erdogan und Putin, die sich die Hände auf unterschiedlichen Seiten schmutzig machen, aber zumindest teilweise dabei versuchen, Ordnung zu schaffen (natürlich nur, um ihre Machtinteressen auszuleben). Dazwischen die von vielen Seiten verratenen Kurden, die ebenfalls einen Großteil der Schmutzarbeit übernahmen. Nun spitzt sich die Situation um Idlib dramatisch zu. Eine wahrhaft apokalyptische humanitäre Katastrophe droht, in der viele Zivilisten als menschliche Schutzschilde missbraucht werden. Nicht zu ertragen für jeden halbwegs mitfühlenden Menschen. Aber ist das die Schuld von Putin? Welche Lösung stellt sich die Autorin vor? Soll der Krieg in Syrien ewig weitergehen? Soll die EU Tausende von radikalen Islamisten aufnehmen? Oder vielleicht in Syrien einmarschieren? Mit Mahnen und guten Worten wird wenig zu erreichen sein, und eine einseitige Schuldzuweisung gen Osten hilft niemandem. – Dr. Martin Schwager

 

Putins militärische Unterstützung für Assads Bürgerkrieg in Syrien nimmt zunehmend verbrecherische Züge an. Kriegsopfer, die nicht schon tot sind oder fliehen konnten, sondern wegen ihrer Verletzungen in Krankenhäusern liegen, von normalen Kranken ganz zu schweigen, müssen jetzt noch aus einem anderen Grund um ihr Leben bangen : Das abscheuliche Vorgehen von Assad + Putin, selbst Krankenhäuser durch Bomben und Granaten zu zerstören. Es gibt doch die Genfer Konvention gegen Kriegsverbrechen ! Staaten wie Russland und Syrien kann demnach mit Strafe gedroht werden. Es scheint aber einer Instrument zu sein, das hier wirkungslos bleibt da es einen Assad nicht weiter stört und seinen Komplizen Putin genauso wenig.

Seit Obamas Zögern gegen den Giftgaseinsatz von Assad hat diese unfassbare Verrohung des syrischen Bürgerkrieges zugenommen da die Amerikaner als halbwegs funktionierende Ordnungsmacht die Segel strichen. Neben Putin militärisch präsent auch noch der irrlichternde Erdogan, womit die kriegerische Bedrohung der Zivilbevölkerung zu einem menschlichen Chaos wurde. Das Assads Retter Putin seine Militärs die gleichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit durchführen lässt, die der Diktator von Syrien schon zigfach verübte, zeigt, dass ein Verschwinden der dunklen Figuren aus der Geschichte der Menschheit eine unerfüllte Hoffnung bleibt. – Klaus Reisdorf

 

Die Verfasserin des Artikels, Frau Alice Bota, verwechselt hier offenbar Ursache und Wirkung. So grauenhaft und grausam dieser Krieg ist, so sollte die Schuldfrage nicht allein bei Putin, Assad und dem Iran gesucht werden. Auslöser des Desasters waren der unsägliche arabische Frühling, der Glaube einiger intellektueller Spinner in den arabischen Ländern, Verhältnisse wie in Westeuropa schaffen zu können und dabei von europäischen Politikern wie Guido Westerwelle und Anderen auf deren Territorien angestachelt wurden. Es folgte danach der Mord an Gaddhafi, der von Geheimdiensten der USA, Großbritanniens und Frankreichs ausgeführt wurde um Libyen zu destabilisieren, was auch geschafft wurde. Dann wendete sich der sogenannte Westen dem nächsten Opfer zu, Syrien, um deren Machthaber Assad zu stürzen, was aber deren Schutzmächte Rußland und Iran auf den Plan rief. Und dieser Konflikt hält bis heute an.

Wie naiv sind Sie eigentlich, es sich so leicht zu machen: Schuld sind immer Rußland und Iran. Die deutsche und europäische Politik sowie die USA tragen einen großen Teil Mitschuld an diesem Konflikt. Außerdem kämpfen syrische und russische Truppen auf syrischem Gebiet gegen Al-Kaida Terroristen, die von den USA ausgerüstet wurden, und gegen türkische Truppen, die als Aggressoren Syrien angegriffen haben. Syrien sollte auf eigenem Gebiet schon das Recht haben j e d e n Angreifer zu bekämpfen. – Jörg Schlegel

 

Sie formulieren die Verantwortung Putins für den Vertreibungskrieg in Syrien. Aber Sie verschweigen dabei die Mitverantwortung Deutschlands mit der Anbiedeung an Putin, den schon Schröder einen „lupenreinen Demokraten“ nannte und den man wegen russischer Gas- und Öllieferungen schont. Man nennt das Diplomatie und in Wahrheit ist eine Schande, die ihre Wurzeln in der von Frau Merkel propagierten“marktkonformen Demokratie“ hat. – Lutz Landorff

 

Die Reportagen über Syrienkrieg, Erdogan und Putin diese Woche waren spannend. Ich wünsche mir danach eine Recherche und deren Veröffentlichung darüber, wie eine mittelfristige Verweigerung Deutschlands und der EU, russisches Erdgas und Öl zu kaufen, implementiert werden könnte, solange Russland den Krieg Assad’s unterstützt. Wie könnte die Energieversorgung Deutschlands und Europas ohne russische Importe erfolgen? Wie könnte man Russland/Putin ähnlich wirksam treffen wie auf dem Energiesektor? Welche Chancen hätte Putin, einen solchen Schlag gegen seine Energiewirtschaft zu konterkarieren? Oder sogar nutzen daraus zu ziehen wie aus den Ukraine Sanktionen? Ich bin gespannt auf ihren Artikel! – Prof. Dr. Wolfgang Tonne

 


 

 

Leserbriefe zu „Die schon wieder“/“Nicht schon wieder“ von Peter Dausend et al.

 

Wenn sich unsere Regierungspolitiker lieber an der Meinungs- und Moralhoheit orientieren, die Linke und Grüne sich in unserer Gesellschaft anmaßen, statt einmal der Mehrheit ihrer Wahlbürger zuzuhören; wenn sie sich weiter von Diktatoren und Schleppern erpressen lassen: dann wird sich Deutschland, nicht nach einer Legislaturperiode, doch in Zukunft allmählich, in ein Klein-Asien und -Afrika wandeln – durch fortdauernde Immigration, spärliche Ausweisung, gegenläufige demografische Entwicklung, fehlende gemeinsame europäische Asylpolitik, Totalverweigerung einiger Staaten, Asylbewerber aufzunehmen! Wenn sie weiterhin Wirklichkeit einfach ignorieren, nur weil ein „Rechtspopulist“ sie auszusprechen wagt, sind sie für die Gestaltung der Zukunft unseres Landes ungeeignet! Wenn sie stattdessen endlich den Auftrag ihres Amtseids und die zeitlose alteuropäische Mahnung: was auch immer du tust, tu es überlegt, u n d b e d e n k e d a s E n d e ! beherzigen würden … doch ich fürchte, daß ihnen pseudomoralisches Agieren in der Gegenwart wichtiger erscheint als verantwortungsbewußtes Handeln für Deutschlands Zukunft! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Muss Europa wirklich «seine Grenzen schützen»? Seit Tagen höre ich in verschiedenen Medien, die über die Flüchtlingskrise an der griechisch-türkischen Grenze berichten, immer wieder die Formulierung, dass «Europa seine Grenzen schützen müsse». Nun findet sich diese Formulierung auch in der Zeit auf Seite 1. Führt diese Formulierung nicht total in die Irre? Und gehört sie nicht in eine ähnliche Kategorie wie der Begriff «Wirtschaftsflüchtlinge»?

Europas Grenzen werden aktuell in keiner Weise bedroht. Vielleicht haben wir Angst um unseren Wohlstand in Europa, aber sicherlich werden unsere Grenzen nicht von unbewaffneten, notleidenden Familien bedroht. Wir müssten also eigentlich davon sprechen, dass «Europa seinen Wohlstand schützen will» vor «Armuts- oder Kriegsflüchtlingen». Jede andere Ausdrucksweise von PolitikerInnen oder Medien spielt nur Rechts-Populisten in die Hände, die darauf spezialisiert sind, Sachverhalte so zu formulieren, dass sie in einem völlig verdrehten Kontext erscheinen, um Urängste für ihre nationalistischen Zwecke zu schüren und natürliche, menschliche Hilfsbereitschaft als naiv zu diffamieren (Reframing). – Richard Stiegler

 

Grenzen schützen? Vor wem, frag ich mich, wollen wir unsere Grenzen schützen? Vor den Schutz suchenden Menschen sicher nicht. Die wollen keine Grenzberge versetzen und keine Grenzflüsse verschieben. Lediglich Krieg und Gewalt hinter sich lassen wollen die, für Asyl, ein Menschenrecht. Grenzen schützen? Wer schützt hier wen, frag ich mich. Nicht wir unsere Grenzen, sondern die Grenzen sollen uns schützen. Wirklich uns? Sind wir bedroht? Oder sollen sie doch eher unseren Wohlstand schützen und unseren Überfluss? Was ist das für eine Angst, die uns wichtiger erscheint als die Angst der Verfolgten? Wichtiger als die Angst vor Hunger und Tod? Wichtiger als die Angst vor Bomben im Krieg? Grenzen schützen?

Was sollten wir schützen, frag ich mich. Sollten wir nicht lieber die Menschen schützen, für die unser Schutz überlebenswichtig ist? Die Menschen und das Menschenrecht? Schutzwürdig sind auch die Barmherzigkeit und das Christliche im Abendland, unsere Solidarität und der gute Geist, der in uns wohnt. Grenzen schützen! Wer schützt unsere Grenzen, frag ich mich, vor Mauer und Stacheldraht? Wer schützt sie vor Gewalt gegen Hilflose? Lasst uns unsere offenen Grenzen schützen, Grenzen mit offenen Toren der Begegnung, Grenzen die uns Mitgefühl und Liebe lehren! Grenzen offen für Gastfreundschaft werden unsere Herzen schützen. PS Auch zur negativen Konnotation der Zahl 2015, wie sie in ihrem Artikel „Ein Nachgeschmack aus Wut und Scham“ deutlich wird habe ich eine Reflektion geschrieben. Diese ist der Großherzigkeit und dem Mut unserer Bundeskanzlerin in 2015 gewidmet, ihr auch schon zugekommen und zu persönlich um so unter meinem Namen veröffentlicht zu werden. Aber im Sinne einer gemeinsamen Erinnerungskultur bitte ich Sie, diesen Text auch zu lesen:

2015 – Wir schaffen das! – Auch ein zweites Mal! 2015 ist zum Synonym geworden. Zum Synonym für Flüchtlingswelle. Zum Synonym für Politikerschelte. Zum Synonym für ungeschützte Grenzen und Überforderung. Zum Synonym für Alleingang. In der Presse ist 2015 negativ konnotiert. Warum bloß? Auch Martin Luther King und Gandhi haben im Alleingang begonnen. Auch Dom Helder Camara hat im Alleingang begonnen. Daraus wurde eine ganze neue Theologie, die Theologie der Befreiung, eine Theologie der Barmherzigkeit und der Option für die Armen. Haben wir all das vergessen? Nun stehen wieder die Allerärmsten vor unseren Türen und wecken Erinnerungen. Es gibt auch ein anderes 2015. Wer versucht die große Bereicherung aus 2015 zu verdrängen? Mein 2015 ist nicht negativ konnotiert. Mein 2015 war ganz anders. Mein 2015 begann im Herbst 2014 mit einem ökumenischen Aufruf zu Hilfsbereitschaft für die Hilfesuchenden, die auf dem Weg zu uns waren. Mit gemischten Gefühlen trug ich mich in die Liste derer ein, die helfen wollten und auch Zeit hatten oder Zeit schaffen konnten. Es gab erste Vorbereitungstreffen mit wunderbaren Menschen. Wo trifft man sonst so viel Offenheit, Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft? Ich weiß, es gibt viele solche Orte, aber für mich war 2015 ein guter Ort der besonderen Art.

Dann kam der Advent 2014, Advent Ankunft des Herrn. Unser Gott will Mensch werden jedes Jahr neu. Das Antlitz Christi begegnet uns auch in jedem armen und besonders im allerärmsten Menschen. Diese waren immer noch auf dem Weg zu uns und mir wurde ganz mulmig bei diesem Gedanken. Gott, das Mysterium Tremendum et Fascinosum wurde plötzlich konkret greifbar. Für wie viel Gottesbegegnung bin ich unter diesen Umständen bereit? Werde ich nicht hoffnungslos überfordert sein? Es wurde Weihnachten, Menschwerdung Gottes, noch immer ohne die Menschen, die da irgendwo auf dem Weg zu uns waren, eine Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung. Wie wenig konkret kann Gott zu uns kommen, ohne dass wir ihn übersehen?

Im Mai 2015 kam die erste Großfamilie aus Afghanistan. Wir waren bereit: Besuche, ehrenamtliche Sprachvermittlung und eine Einrichtung für die Frauen und Mädchen, die in Anwesenheit der Männer zu still waren, um die Sprache zu lernen. Der Teetreff für Frauen ist bis heute ein wichtiger Bestandteil meines Lebens und ein Ort wunderbarer Begegnungen und Erfahrungen des kulturellen und religiösen Austauschs. Als im Sommer die vielen schutzsuchenden Menschen zu uns kamen, waren wir schon geübt in Gesprächen mit wenigen Worten. Wir hatten schon positive Erfahrungen in der Unterstützung in verschiedenen Lebensbereichen. Wir ahnten schon wo unsere jeweiligen Stärken lagen. So wurden die vielen nie zur bedrohlichen Flüchtlingswelle. Immer konnten wir den Blick für den je einzelnen wahren. Aus Erstkontakten wurden feste Partnerschaften in der Begleitung des Ankommens. Es entstanden wertvolle Freundschaften.

Natürlich gab es auch Probleme: Familien, die trotz Hilfe keine eigene Wohnung finden; Jugendliche, die trotz massiver Unterstützung in der Schule nicht Fuß fassen; Streit im Helferteam; nachlassende Kraft auf neue Menschen zuzugehen; Ratlosigkeit und Trauer nach Abschiebungen, aber auch wunderbare Unterstützung durch die Caritas und unser Bistum. Es gab auch gemeinsam geweinte Tränen. Wir sind ja keine Traumatherapeuten. Aber gerade diese gemeinsame Trauer machte die Arbeit besonders wertvoll. Auch in der unvollkommenen Authentizität ist Heilung und sie ist der Boden für tiefe Freundschaften. 2015 Synonym für Barmherzigkeit, Begegnung, neue Freundschaften, kulturellen und religiösen Austausch hat mein Leben sehr viel reicher gemacht! Wir schaffen das! Auch ein zweites Mal! – Hedwig Fritz

 

Die Flüchtlingskrise an der Grenze Europas macht mich sehr nachdenklich. Zur Berichterstattung in Ihrer Zeitung habe ich folgende Meinung: Erdogan sagt, die Grenze nach Griechenland ist offen. Der Grieche sagt, die Grenze zu! Er verteidigt diese mit Mann und Maus, mit Tränengas, mit Gewalt! Aus Brüssel kommt Lob dafür. Die Griechen seien das SchutzschildEuropas, toll! Gerade regten wir uns noch über die Blonde Fönwelle aus den USA auf, die die Grenze zu Mexiko dicht machen will. Heute sagt unser Innenminister: Ordnung vor Humanität! Na klar, er ist halt Deutscher. Eigentlich müssen wir sofort handeln! Es gibt zahlreiche Städte, die z.B. unbegleitete Kinder und Jugendliche aufnehmen würden. Und nur, weil die meisten Europäer keine dieser Heimatlosen aufnehmen wollen, machen wir es natürlich auch nicht. Erst alles regeln! Dann (vielleicht…) aufnehmen! Flüchtlinge werden zum Spielball der Mächtigen. Keiner interessiert sich für die dramatische Lage dieser armen Menschen. Warum auch, wir haben ja jetzt ‘Corona‘… – Achim Bothmann

 

Syrien ein Stellvertreterkrieg an dem sich die ganze Welt beteiligt. Jeder macht sich schuldig, aktiv oder passiv. Lügen haben Konjunktur. Es geht nicht um gute Taten, es geht um Geld, Macht und Rohstoffe. Öl ist das Zauberwort. Die Ölstraße vom Persischen Golf bis zum Mittelmeer ist der militärisch am besten gesicherte Weg der Welt. Die ganze Welt ist im Mittelmeer militärisch vertreten, es dürfte kein Flüchtling absaufen. Wann machen wir uns Gedanken, warum sich die Menschen auf den Weg machen. Wann sorgen wir für eine gerechte Welt für alle. Wohlstand für alle und weg mit Geiz ist geil. Meine Gedanken sind wirr, aber ist unsere Welt nicht wirr und total irre. – Ulrike Diener

 

Wie herzlos kann man eigentlich sein? Ich schäme mich als „Deutsche“, weil wir eine Bundeskanzlerin haben, die sich z.Z. wegduckt, um keine Entscheidung treffen zu müssen. Hamburg, Schlesw.-Holst. und Niedersachsen wollen diesen bedauernswerten Menschen eine Unterkunft geben, doch die CDU-CDU sagt kategorisch NEIN, trotz des „C“im Namen, was ja wohl für christlich steht. Es ist nicht zu verstehen! Was können wir machen, außer demonstrieren ? – Ute Koch

 

Nein: die Aufnahme von Flüchtlingen in der Größenordnung von 2015 wird unsere Gesellschaft nicht verkraften. Die Eingliederung der damals Gekommen ist dank des Einsatzes unzähliger Ehrenamtlicher besser gelungen als zu erwarten war. Aber die Arbeit ist noch nicht beendet. Ja: die Aufnahme weiterer 100.000 bis 200.000 neue Flüchtlinge sollte nicht ausgeschlossen werden. Die Prüfung der Asylberechtigung muss aber kontrolliert vor den Außengrenzen der EU erfolgen, damit nur die wirklich Bedürftigen ins Land kommen. Und erst recht ja: Holt die auf Lesbos Gestrandeten nach hier. Die Bereitschaft ist da und die Aufnahme scheitert nur am Innenminister, der auf einer EU-weiten Verteilung beharrt. Die Zustände auf Lesbos sind zutiefst menschenunwürdig und mit unseren Werten nicht vereinbar. Die Flüchtlinge und die griechische Bevölkerung werden allein gelassen. – Dietrich Briese

 

In den letzten Wochen wird über die Aufnahme minderjähriger Flüchtlinge diskutiert. Ihre Redaktion befaßt sich auch ausführlich zu diesem Thema. Leider habe ich in keinem Artikel erfahren wie diese Kinder den Weg nach Lesbos allein geschafft haben. Wäre Interessant zu erfahren ob auch ein Verwandter in Lesbos ist, der das Kind dann nach Deutschland begleitet.Zu einer ausgewogenen Berichterstattung über dieses Thema gehört auch dieser Aspekt. – Brigitte Geiger

 

Die Türkei hat 3.5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Die grössere und reichere EU verzeichnet (laut Wikipedia) von 2015 bis 2018 „nur“ 1.7 Millionen illegale Einreisen. Trotzdem gibt es Gründe, die diesen Unterschied rechtfertigen. Ein Grund ist: Ein Auslöser der Katastrophe in Syrien war, dass Erdogan dem rechtmässig gewählten Präsidenten Assad die Freundschaft aufkündigte. Erdogan nahm damit die Folgen der Syrien-Tragödie in Kauf, um seinen Einfluss zu mehren. Es ist demnach nicht gerechtfertigt, einen wesentlichen Teil dieser Folgen auf Europa abzuwälzen. Ein weiterer Grund wäre, dass Erdogan durchaus der Meinung ist, dass in der Türkei noch reichlich Platz ist. Denn Erdogan forderte die Türken auf, die Geburtenrate auf 3 Kinder pro Frau zu steigern (Verdoppelung der Bevölkerung in 2 Generationen). Die Annahme, dass die Türkei in der Lage wäre, die Flüchtlinge zu integrieren, ist auch deshalb nicht abwegig, wenn man bedenkt, dass Deutschland nach 1945 14 Millionen Flüchtlinge aufnahm und integrieren konnte.

Ein weiteres Argument fürs Schliessen der Grenze ist, dass mit den vorhandenen Mitteln (auch aus der EU) den Flüchtlingen in der Türkei mehr geholfen werden kann und eine spätere Rückkehr nach Syrien erleichtert wird. In der Türkei sind die Sozialleistungen wesentlich geringer, was Eigenanstrengungen der Flüchtlinge nötig macht, was wiederum die Integration fördert. Vordringlich in der aktuellen Situation ist humanitäre Hilfe. Es geht aber auch darum, Verantwortungen klar zu machen. Im Interesse Aller geht es darum, Lösungen zu finden, die einen guten gemeinsamen Weg in die Zukunft ermöglichen. Dazu aber sind auch grundsätzliche Überlegungen, die sich an der Realität orientieren, notwendig. – Gernot Gwehenberger

 

Im Januar 2020 ein Artikel in der ZEIT: „Ich erinnere mich gut an die erste Bombe!“ – mit einem riesigen Foto „Ein unbekanntes Kind, vertrieben aus Idlib“, eine Reportage aus den Kriegsgebieten in Syrien. Am 07.03.2020 habe ich gegen 18.00 Uhr (ich bin mir nicht sicher, ob auf tagesschau24, jedenfalls im ÖRF) eine Reportage gesehen, über eine junge Dokumentarfilmerin aus Aleppo, die als Wirtschaftsstudentin 2016 angefangen hatte, die Zeit während des Bombardements durch Assads Truppen bis zur Flucht aus Aleppo mit einer Kamera festzuhalten. Gewidmet hat sie ihren Film ihrer Tochter Sana (oder ähnlicher Name), gezeugt und geboren im Kriegsalltag von Aleppo. Genau zu dem Zeitpunkt, als in der Dokumentation zu dieser Frau und ihrem Film offenbart wurde, dass sie während des Krieges schwanger! wurde und sich für die Geburt des Kindes inmitten der Kriegsruinen und Bombardements! gemeinsam mit dem Vater des Kindes entschieden hat, der als Arzt in Aleppo auch für all die Kriegsverletzungen und Verstümmelungen bzw. gewaltsame Sterben von Mitmenschen arbeiten musste, genau zu dem Zeitpunkt habe ich diese junge Frau als völlig IRRE betrachtet.

Wie kann sich in solchen Zeiten und in solchen hoffnungslosen Situationen eine Frau für die Geburt eines Kindes entscheiden??? Und WIR wissen, sie ist dort nicht die Einzige, mit solch einer Entscheidung sondern in diesen Kriegs- und Krisengebieten in Syrien bzw. Asien und Afrika wird in der Regel NICHT verhütet, obwohl die Aussichten für das Kindswohl mehr als grausam und völlig abartig sind! Keinerlei realistische Möglichkeiten, als Eltern die Bedingungen zu schaffen, die ein Kind zum Aufwachsen braucht. Wenn ich diese Bilder sehe und die Kommentare dazu lese, könnte ich laut schreien „Wie verantwortungslos sind die Erwachsenen, wie DUMM?“

Ich, als über 50-jährige, schaue immer wieder gerne in Kinderwagen, freue mich über jedes Kinderlachen und muss schmunzeln, wenn die Kleinen wild werden. Aber bei so viel Verantwortungslosigkeit, wie in dem Film vorgeführt bzw. auf all den anderen immer wieder von Ihnen gezeigten Bildern aus Krisen- und Kriegsgebieten, könnte ich KOTZEN! Diese Eltern, die weder verhüten noch abtreiben, benutzen die lebenden „Kindergesichter“ als Droge für ein bisschen Sonnenschein im eigenen tristen und katastrophalen Dasein.

Wer sein Kind in solchen chaotischen Verhältnissen auf die Welt bringt, hat aus meiner Sicht – als Mutter- schon versagt! Wie in dem nachfolgenden Dokufilm wissenschaftlich bestätigt wird, werden Traumata an Kinder und Enkel genetisch weiter gegeben (junger Deutscher hat Alpträume über Kriegseinsätze, Großvater war im Krieg/Weißrussland). Und wer als Deutsche/Deutscher in der eigenen Familie aufmerksam die Kriegs- und Nachkriegsgeschichten verfolgt bzw. verfolgt hat, braucht für so eine klare Einschätzung keine Wissenschaftler, dem sind die katastrophalen Auswirkungen auf nachfolgende Generationen bereits bewusst.

Eine Abtreibung so schlimm wie das sicherlich für alle Frauen in so einer Situation und kein einfacher gesundheitlicher Eingriff ist, würde jedoch dem Kind unzählige traumatische Ereignisse ersparen! Und dann fliehen diese Kriegsverwirrten und Traumatisierten Erwachsenen mit ihren UNZÄHLIGEN Kriegsverwirrten und Kriegstraumatisierten Kindern nach Europa, in der Hoffnung für alle ein schönes und sorgloses Leben zu finden, am Besten in Deutschland mit einem „rundum sorglos Paket“! WIR müssen dann unzählige Kriegstraumatisierte und Kriegsverwirrte Kinder und Jugendliche mit all den psychologischen Problemen integrieren oder verlieren diese durch absolute Orientierungslosigkeit an Clans und Mafia.

Nein, für solche verantwortungslosen Menschen, habe ich kein Mitleid. Erwachsene, die nicht an das Wohl des Kindes denken, das Kind/unzählige andere Kinder wird/werden in „eine Welt“ ohne vernünftige und lebensnotwendige Versorgung mit Lebensmitteln, ohne ausreichend medizinischer Grundversorgung und ohne Zukunft mit qualifizierten Bildungsmöglichkeiten „ausgesetzt“ bzw. geboren – zudem immer mit der Gefahr leben muss/müssen, beide Elternteile sowie Großeltern und andere liebenswerte Familienmitglieder durch Bombardements oder gar durch Verelendung wegen Hunger zu verlieren.

UND zugleich besteht mit der ersten Minute nach der Geburt bereits das Risiko, dass das Neugeborene sofort sein Leben verliert!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Das Schlimme ist nicht nur dieses „Verantwortungslose Kinder in die Welt setzen“ trotz Krieg und Elend sondern dass Journalisten im fortschrittlichen Westen, dieses grausame Handeln nicht als solches Erkennen und dort vor ORT aufklären, wie dumm dieses unablässige „Kindergebären“ in SCHLIMMEN Zeiten ist! Sondern SIE versuchen UNS als Empfänger Ihrer Bilder und Nachrichten ein schlechtes Gewissen hinsichtlich der Situation der Menschen dort bzw. in den Flüchtlingslagern zu machen: NOCH mehr aufnehmen, NOCH mehr arbeiten für Hilfsgelder, NOCH mehr Spenden für zusätzliche Aktionen!

WANN wachen die Vertreter aller Medien in Deutschland und sicherlich auch die reichlich honorierten Journalisten der „ZEIT“ endlich auf und bringen gesellschaftliche Bildung zu den Menschen in die Krisen- und Kriegsgebiete, ins NICHTdemokratische Ausland!? SIE denken wirklich, der Deutsche muss NOCH MEHR und VIEL BESSER moralischer und menschlicher werden, weil sich immer noch nicht alle der „kunterbunten Weltoffenheit“ anschließen. NEIN, MORAL und MENSCHLICHKEIT fehlt den Menschen dort, wo SIE Ihre Bilder über das Elend von Kindern machen und diese Grausamkeiten noch hofieren.

Selbst in der recht sozial abgesicherten DDR (Vollzeitarbeitsplätze, Kitas und sehr gute Schul- und Berufsausbildung) gab es nicht eine so hohe Geburtenrate wie in den Elendsvierteln, Krisen- und Kriegsgebieten bzw. in all den Flüchtlingslagern Asiens und Afrikas. Und wer die schweren Jahre nach der Wiedervereinigung hier im Osten kennt, weiß auch, dass die 90-er extrem Geburtenschwache Jahre waren. Weil die jungen Frauen gemeinsam mit dem Partner verantwortungsvoll in den neuen gesellschaftlichen Verhältnissen zuerst für eine wirtschaftliche und finanzielle Grundlage zur Familiengründung GEARBEITET haben. WARUM agieren Sie nicht für eine Lösung, dass die Kriegsherren Erdogan und Putin alle durch ihre militärischen Konflikte hervorgerufenen Migrationsbewegungen ALLEIN ohne UNSERE Unterstützung im eigenen Land bewältigen müssen? WARUM agieren Medienvertreter der EU bzw. weltweit nicht ZUSAMMEN mit Aktionen an die Kriegsherren unserer Gegenwart? DORT muss sich was verändern und nicht der Deutsche für Illegale Migranten sein letztes Hemd verschenken!

Schicken SIE den Despoten und Kriegsherren in den Heimatländern der Illegal Zugereisten ihre Forderungen nach Humanität und sozialer Gerechtigkeit!!! Hätte Erdogan der ISIS und anderen islamistischen Terrororganisationen nicht in all den Kriegsjahren das Rohöl aus den besetzten Gebieten abgekauft, hätten die Kämpfe gegen diese Milizen weitaus eher erfolgreich beendet werden können, viele Flüchtlinge hätten sicherlich in der Heimat bleiben können. Oder denken Sie wirklich, die Illegalen Migranten an der EU-Außengrenze sind alles ASSAD- Gegner? Nehmen wir Kinder und Jugendliche aus diesen Lagern auf, dann strömen für jeden Aufgenommenen mindestens 10 neue Migranten an den Grenzen nach. Multiplizieren Sie also die Migrationsbewegungen nach Aufnahme einer Person um mindestens das Zehnfache. Auch unzählige Kinder und Jugendliche (davon gibt es in den Familien ja so reichlich) werden weiterhin aus der Heimat an diese Grenze geschickt, mit der Hoffnung auf Familiennachzug in die EU. EGAL wie SCHEIßE es dem eigenen Kind auf dieser Flucht geht!

Und nicht etwa nach Polen oder Spanien, nee, alle wollen inzwischen ins gelobte Paradies Deutschland. Wissen Sie eigentlich, wie hart so mancher Deutscher in drei-Schichten oder rollender Woche für diese Geschenke aus dem Steuersäckel der Kommunen/der Länder oder des Bundes bzw. aus den Sozialabgabekassen für die Versorgung von Illegalen Migranten arbeiten muss? Es sitzen nicht alle Arbeiter und Angestellten in Deutschland wie Sie entspannt auf einem Drehstuhl im vollklimatisierten Büro oder im „Homeoffice“ auf der Couch. Nicht die Medienvertreter mit all den Fotos „zum Leid und Elend auf dieser Welt“ halten unsere Wirtschaft als Basis für unseren fortschrittlichen demokratischen Rechtsstaat am Laufen und garantieren Stabilität sondern die Arbeitnehmer in der Produktion, im Handel, im Dienstleistungsgewerbe, im Handwerk bzw. im Gesundheitswesen und in der Pflege.Das Schlimme derzeit ist die Ungerechtigkeit, dass lern- und arbeitsunwillige Migranten nicht mit Sanktionen belegt werden! Mit dem deutschen „rundum sorglos Paket“ geht es denen auch ohne Arbeit und Deutschkenntnisse richtig gut!

Medienvertreter sollten sich für innere Gerechtigkeit/ Gerechtigkeit innerhalb der EU einsetzen: Wir „Bio“Deutschen werden bei Anschlägen gegen Menschen mit Migrationshintergrund durch Deutsche Staatsbürger/innen grundsätzlich alle unter „Rechtsextremen“ Generalverdacht gestellt. Wer derzeit nicht in das Horn „bunter Weltoffenheit“ trötet, ist schon ein Rechtsextremer Nazi und gehört sicherlich aus Ihrer Sicht weg gesperrt. Im Gegensatz dazu, versuchen Sie uns mit einzelnen Geschichten von Illegal Eingereisten (Einzelpersonen, die sich hier tatsächlich ehrlich und engagiert integrieren) einzureden, dass auch ALLE anderen Tausenden illegal Zugereisten gleichfalls tolle, liebenswerte und sich integrierende Mitmenschen sind. REALITÄT ist anders! WIR vermissen IHR permanent vorgetragenes Statement, zur Prävention gegen islamistische terroristische Anschläge gegen Staatsbürger/innen auf europäischen bzw. deutschen Boden!

WIR vermissen IHR permanent vorgetragenes Statement gegen die sexuelle Nötigung und auch sexuellen Missbrauch in muslimischen Familien, gegen die Gewalt der muslimischen Männer gegen ihre Ehefrauen! Oja, da schauen alle weg, diese Grausamkeiten sind doch inzwischen so normal wie die Benutzung der Klospülung. WIR Deutschen wissen, was sich in vielen muslimischen Familien abspielt, insbesondere denen, die auf Illegalen Wegen aus Asien und Afrika nach Deutschland gekommen sind, in diesen Familien kennen oder kannten die wenigsten Frauen den Ehemann vor der Hochzeit, die wenigsten muslimischen Ehefrauen können sich wehren gegen sexuellen Missbrauch! AUCH in den Familien mit anderen Religionen aus Asien und Afrika herrscht zumeist das Patriachart.

WIR vermissen IHR permanent vorgetragenes Statement, dass insbesondere die Illegal Zugereisten sich mit Ehrgeiz auf unseren Arbeitsmarkt integrieren sollen, sprich Deutschkurse mit Fleiß und Disziplin durchziehen. WIR vermissen Ihr permanent vorgetragenes Statement, dass sich die ILLEGAL Zugereisten nicht mit den finanziellen Leistungen des Jobcenters auf die faule Haut legen, in dem von Deutschen zur Verfügung gestellten und finanzierten Wohnraum, mit fließendem Wasser, zuverlässiger Stromversorgung und regelmäßiger Müllabfuhr. Wir vermissen IHR permanent vorgetragenes Statement, dass Illegal Zugereiste sich NICHT in kriminellen arabischen oder anderen Clans engagieren, sondern sich auch ohne bemerkenswerte Bildungsabschlüsse trotzdem mit Hilfstätigkeiten auf unserem Arbeitsmarkt integrieren, um einen persönlichen Beitrag für unsere Gesellschaft zu liefern!

Einen gesellschaftlichen Beitrag sprich Integration auf dem Arbeitsmarkt, weil die ILLEGAL Zugezogenen hier KOSTENLOS ein fortschrittliches Gesundheitswesen NUTZEN, weil die ILLEGAL Zugezogenen hier KOSTENLOS für ihre Kinder ein ausgezeichnetes Betreuungsangebot und Bildungswesen NUTZEN. WARUM sollen nur BioDeutsche oder fleißige Osteuropäer die Parks, Einkaufszentren, Arztpraxen/ Kliniken und Kindertageseinrichtungen/ Schulen sauber halten bzw. als Reinigungskräfte arbeiten? Warum nicht auch die Illegal Zugereisten? VIERZIG MigrantenInteressenVertreterOrganisationen forderten vor einer Woche noch mehr Geld vom Deutschen Staat, angeblich braucht es in Deutschland für die BIO-Deutschen noch mehr Bildung, um rechtsextreme Taten zu verhindern. NEIN! NICHT wir BioDeutschen brauchen mehr gesellschaftliche oder politische Bildung, nur weil es vereinzelt Gewaltverbrecher gibt, sondern bessere BILDUNG ist grundsätzlich notwendig für Menschen im oder aus dem NICHTdemokratischen Ausland. – Simone Ahl

 

Für die, durch Feuer zerstörte Kathedrale Notre-Dame in Paris, haben WIR, für den Aufbau, in paar Tagen, ca.1 Milliarde Euro gespendet. Für die Kriegsflüchtlinge an der griechisch-türkischen Grenze, haben WIR, aber nur Tränengas/Wasserwerfer übrig! – Tomek Walter

 

Die Lage in Idlib erinnert mich an die letzte Zeit des 2. Weltkriegs, die ich als Kind sehr intensiv erlebt habe. Auch wir wurden damals angegriffen und unaufhörlich bombardiert, sicher intensiver als die Syrer in Idlib. Auch bei uns wurden Krankenhäuser, Kindergärten, Schulen, die öffentlichen Versorgungseinrichtungen und Privatwohnungen ohne Unterschied zerstört. Wie bei uns damals ist auch in Idlib der Schuldige ein verbrecherisches Regime, das trotz seines nahen, unvermeidlichen Untergangs nicht kapitulieren wollte, sondern lieber die eigene Bevölkerung sinnlos opferte. Aber es gab einen Unterschied: wir konnten nicht fliehen! Wir haben die Ausgebombten und die Flüchtlinge – die aber nicht geflohen sondern vertrieben waren – irgendwie beherbergt und durchgebracht. Humanitäre Hilfe von anderen Ländern gab es erst nach dem Ende des Krieges.

Der andere Unterschied ist, dass heute in Syrien eine dritte Macht – die Türkei – die ISS-Schreckensherrschaft noch unterstützt und damit den Krieg und das menschliche Elend unverantwortlich verlängert. Von drei Staatsmännern – Assad, Putin, Erdogan – wird der Schrecken unnötig, aber wissentlich vergrößert, weil sie bei allen Unterschieden eins gemeinsam haben: absolute Gewissenlosigkeit! Darüber hinaus bauen sie auch noch drauf, dass die Europäer – wegen ihres Gewissens – die Folgen ihrer Grausamkeit schon mindestens abmildern werden. Aufgrund dieser Voraussetzung haben die Europäer aber gerade das Recht, sich diesem Spiel zu widersetzen. Mit geschlossenen Grenzen dürfen sie der ganzen Welt zeigen, wo die Verantwortung für das Desaster liegt. Die Rettung von Kindern wird aber ein wichtiges Zeichen für das trotzdem lebendige Gewissen bei uns Europa sein. – Ludwig Fensch

 

Im östlichen Mittelmeer spielen sich hochdramatische Szenen ab. Der türkische Präsident Erdogan benutzt, ebenso wie Russlands Präsident Putin, Flüchtlinge als Waffe gegen Europa. Erdogan geht es darum, Beistand für seine Eroberungspolitik in Syrien zu erzwingen. Putin zielt darauf, die EU zu destabilisieren und Geld in Milliardenhöhe für den Wiederaufbau Syriens zu bekommen, das gleichwohl unter Kontrolle der Russen bleiben soll. Nun wird überdeutlich, dass die vergangenen fünf Jahre verlorene Jahre waren und der von Bundeskanzlerin Merkel initiierte Flüchtlingsdeal mit der Türkei eine Fehlentscheidung war. Die Zeit wurde nicht genutzt, um eine gemeinsame europäische Position in der Flüchtlingspolitik auszuhandeln, geschweige denn einen fairen Schlüssel für die Verteilung von Migranten innerhalb der EU festzulegen.

Griechenland und Italien werden entgegen anderslautender Versprechen alleingelassen. Außer dem Pakt mit einem zweifelhaften Partner wie Erdogan ist Europas Politikern mit Angela Merkel an der Spitze wenig eingefallen. Eine diplomatische Lösung für Syrien ist reines Wunschdenken, sehr viel wahrscheinlicher ist hingegen der totale Sieg der Russen und des Diktators Assad. Die Europäer, insbesondere aber die Deutschen, haben sich durch Schwäche, Untätigkeit und Fehleinschätzungen selbst in eine Sackgasse manövriert. Die Bundesregierung hat es ungleich schwerer als 2015, die Bevölkerung auf die massenhafte Aufnahme von Migranten einzustimmen. Es ist kaum damit zu rechnen, dass Flüchtlinge mit einer ähnlichen Herzlichkeit wie vor fünf Jahren empfangen werden. Denn die Bundesregierung hat in der Flüchtlingspolitik bei den Bürgern viel Kredit verspielt, sei es durch vollmundige Versprechen, naive Annahmen aber auch durch mutwillige Irreführung.

Die Erfahrung der letzten Jahre hat gelehrt, dass die allermeisten derer, die es in die Bundesrepublik geschafft haben, für immer bleiben, selbst wenn der Grund für ihre Flucht entfallen ist. Deutschland ist nicht imstande, Menschen in größerer Zahl abzuschieben, die das Land verlassen müssten. Das Vertrauen in die Kompetenz des Staates hat seit dem Jahr 2015 spürbar gelitten. Es hat sich zudem gezeigt, dass Integration schwieriger verläuft als zunächst erhofft, darüber hinaus kostspieliger ist und länger dauert. Denn unter den Flüchtlingen sind eben nicht nur gesuchte Fachkräfte, sondern auch zahlreiche Analphabeten. Viele Helferkreise sind mittlerweile erschöpft. Etliche Bürger mussten ernüchtert feststellen, wie ihre Gutgläubigkeit ausgenutzt wurde. Der massenhafte Zuzug junger Männer aus anderen Kulturkreisen brachte auch Kriminalität mit sich. Wohnungen im niedrigen Segment sind knapp, da auch Flüchtlingsfamilien solcher Unterkünfte bedürfen. Deutschland droht eine Rezession was die Gefahr von Verteilungskonflikten deutlich verstärkt. Sollte die Bundeskanzlerin dem Land einen ähnlichen Kraftakt zumuten wollen wie 2015, ist diesmal mit deutlich mehr Widerstand in der Bevölkerung zu rechnen.

Die Parteien am rechten Rand wüssten das zu nutzen. Europas Politiker können in diesen Krisenzeiten zeigen, wie handlungsfähig die Europäische Union ist. Sie müssen zum einen der Bevölkerung glaubhaft vermitteln, dass die Corona-Pandemie beherrschbar ist und zum anderen eine gerechte Lösung für den Umgang mit den Flüchtlingen finden. Scheitern die europäischen Spitzenpolitiker an dieser Herausforderung, werden Populisten und Radikale unweigerlich und deutlich an Zulauf gewinnen. – Alfred Kastner

 

Berlin und Brüssel befinden sich bei der Flüchtlingskrise in einem Dilemma, denn seit 2015 ist nicht viel geschehen. Europa ist gespalten und die Mehrzahl der Länder redet zwar viel von Werten wie Menschlichkeit und Hilfe für Flüchtlinge, aber in der Praxis verweigern sich die meisten Staaten dann doch. Sowohl Frau Merkel als auch die neue EU-Ratspräsidentin von der Leyen sind eigentlich gescheitert und haben ausser leeren Worthülsen keine Rezepte, wie man am besten mit der Flüchtlingskrise umgehen sollte. Auch im Umgang mit dem türkischen Präsidenten Erdogan, der eindeutig als der Verursacher dieser Krise zu werten ist, gibt es nur zögerliche Reaktionen. Es sollte endlich eine klare politische Ansage geben: Die EU-Aussengrenzen müssen geschützt und die Erpessung von Herrn Erdogan muß hart sanktioniert werden. Ansonsten laufen wir Gefahr, daß wir weiter von rechtsnationalen Kräften unterwandert und der Europäische Gedanke keine Zukunft mehr haben wird! – Thomas Henschke

 

Der prägnante Leitsatz eines bekannten deutschen Hilfswerkes lautet: „Würde sollte kein Konjunktiv sein.“ Dieser Aussage ist uneingeschränkt zuzustimmen. Die EU, Friedensnobelpreisträgerin 2012, allerdings ist, wie viele andere Institutionen übrigens auch, nur stark darin, in wohlfeilen Sonntagsreden angeblich gemeinsam vertretene Werte und Normen hochzuhalten. In realiter hat Europa den humanitären Lackmustest bislang nicht bestanden. Und sie wird ihn zukünftig wohl ebenso wenig bestehen. Denn „2015 darf sich nicht wiederholen“. Was das in erster Linie heißt? Das Würde an Aussichtslosigkeit und Grenzen stößt! – Ira Bartsch

 

Über Rechtsstaatlichkeit und Humanität. Man hat den Eindruck, dass in der aktuellen Debatte über die Aufnahme von Flüchtlingen an der griechischen Grenze zwei typische Lager zu erkennen sind. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die es als Gebot der Humanität und als europäischen Wert betrachten, Menschen in Not zu helfen. Auf der anderen Seite jene, die durch den vermehrten Zuzug von Flüchtenden die europäische Ordnung in Gefahr sehen, und die Grenze unter Wahrung der Rechtsstaatlichkeit geschlossen halten wollen. Das Erschreckende und zugleich Ungewöhnliche an dieser Debatte ist, dass letztere den Boden eben dieser Rechtsstaatlichkeit schon lange verlassen haben. Asyl wird in der aktuellen Situation vermehrt als ein Gebot der Humanität betrachtet, als eine Art moralische Freundlichkeit, die man gewähren kann, wenn man sich gerade dazu in der Lage fühlt.

Tatsächlich handelt es sich beim Asyl aber um ein Recht, das einzuhalten die Europäische Union per Gesetz verpflichtet ist. Wer einen Anspruch auf Asyl hat, kann dieses Recht einklagen und muss dann aufgenommen werden. Ob diesen Anspruch alle 13.000 Menschen haben, die momentan an der griechischen Grenze zurückgehalten werden, ist fraglich. Es muss im Einzelfall geprüft werden. Durch das Aussetzen einer solchen Prüfung hat die griechische Regierung jedoch einen offenen Rechtsbruch begangen. Selbst wenn das griechische Asylsystem momentan völlig überlastet und Griechenland nicht in der Lage ist, faire Verfahren durchzuführen, müsste doch zumindest die EU als Garant der Grundrechte in dieser Notsituation einspringen.

Statt dessen wird die griechische Regierung von höchster Stelle für ihr illegales verhalten beglückwünscht. In Deutschland muss man sich zugleich doch sehr wundern, dass ausgerechnet konservative, die sich ja selbst als Hüter des Rechtsstaats sehen, hier eine Fortsetzung des rechtswidrigen Verhaltens fordern. Es geht an Griechenlands Grenze um 13.000 Menschen, die dort unter würdelosen Bedingungen leben. Es geht darum, dass Europa – nicht zuletzt auch Deutschland – diesen Menschen helfen könnte und es nicht tut. Vor allem aber ist eine wichtige Entwicklung der letzten Tage in der bisherigen Diskussion zu kurz gekommen: Die stolze Europäische Union ist – Stand jetzt – zu feige, sich an ihre eigenen Gesetze zu halten. – Paul Stahlhofen

 

Die Bilder von syrischen Flüchtlingskindern berühren mich sehr und natürlich möchte ich da helfen. – Wenn aber unser „Asylsystem“ an seine natürlichen Grenzen gekommen ist, dann liegt das weniger daran, dass Europas Politiker herzlos geworden sind, sondern daran, dass die Bevölkerungszunahme seit den 1950er Jahren unvorstellbare Ausmaße angenommen hat. Dies gilt für die Arabische Welt sowie für Afrika: so lebten in Syrien laut Statistik 1951 knapp 3,5 Millionen Menschen, 2010 waren es 20,7 Millionen. Es geht also nicht um 100 oder 1000 Asylbewerber pro Monat, sondern um Tausende. Tendenz steigend! Helmut Schmidt konnte diesen Zusammenhang schon im Jahre 2008 auf den Punkt bringen:

„Das 21. Jahrhundert wird schlimmer als das 20. Jhdt. – und zwar wegen der enorm gestiegenen Weltbevölkerung. Es wird etwas sein, das sich häufig wiederholen wird: das in irgendeiner Gegend Afrikas 900.000 Menschen umgebracht werden.“ (siehe: Staatsmann und Hanseat. Helmut Schmidt zum 90. Geburtstag. NDR 2008 / Studio Hamburg 2011) Wenn wir also wirklich etwas substantielles gegen Menschenrechtsverletzungen erreichen wollen, dürfen wir diesen Zusammenhang („Große Bevölkerungszunahmen = Krieg & Kindernot“) nicht länger ignorieren! Danke Helmut Schmidt, für diese klaren Worte. – Ottfried Wallau

 


 

 

Leserbriefe zu „Die anderen sind wir“ von Marija Latković

 

Wie kommen sie nur auf den Gedanken dass nur sie Probleme mit der Reihenfolge der Bestecke hatten. Im Arbeitermilieu aufgewachsen und auf verzweigten Bildungswegen aufgestiegen habe ich, obwohl deutsch/deutsch keine anderen Erfahrungen gemacht als sie. Schon 1960 wohnten in dem Haus in welchem ich aufgewachsen bin genauso viele Zuwanderer wie deutsche und ich kann ihnen versichern, es waren alles Arbeiter, alles Kollegen. Ausgrenzung kannte man nicht, die kam später. Plötzlich hieß es, die wollen mit uns nichts zu tun haben. Das war als die türkische Kommunitie größte geworden war und sich offensichtlich bewusst abgrenzte. Die ersten türkischen Familien zogen weg weil sie ihre Kinder in einem deutschen Umfeld aufwachsen lassen wollten. Mit 70 lebe ich wieder in einem ähnlichen Umfeld,deutsch/deutsch ist hier eine Minderheit. Liebe Frau Latkovic, bis vor wenigen Jahren war ich fest davon überzeugt Zuwanderung und Integration werden gelingen. Heute weiß ich das nicht nur ich gefordert bin, sondern auch die die gekommen sind.

Während der ersten großen Flüchtlingswelle unterhielt ich mich mit einem guten Bekannten, türkischer Zuwanderer in der dritten Generation, über die Menge der Flüchtlinge, als dieser plötzlich meinte Deutschland solle noch eine Million aufnehmen dann würde das Land endlich so wie sie es wollten, nicht mehr so deutsch, mehr wie die Türkei. Der Schock saß tief. Heute weiß ich das in der türkischen Gemeinde viele so denken. Mein marokkanischer Nachbar holte sich im Zuge der Flüchtlingskrise eine Frau aus Marokko. Auf meine Frage erhielt ich zur Antwort das er niemals eine deutsche geheiratet hätte, das hätte seine Familie auch nicht akzeptiert. Leider könnte ich diese Aufzählung fortsetzen und feststellen dass der einzige der sich um Integration bemüht keinen Integrationshintergrund hat. Ich glaube inzwischen auch nicht das mein Umfeld eine Ausnahme ist. Wir brauchen keine weitere Quote, wir brauchen ein besseres Bildungssystem.Dannhaben auch Arbeiterkinder unabhängig von ihnen Vorfahren eine Chance. – Reinhard Krauss

 

Vielen Dank für den sehr interessanten Kommentar. So habe ich das noch nie gesehen. Jetzt verstehe ich etwas mehr. Sie haben mich erwas gelehrt. Sehr berührt und auch beschämt hat mich ihre Schilderung der Aussage einer der Mütter der Opfer. „Sie waren alle so großartig. Keiner von ihnen war arbeitslos.“ Dennoch bin ich grundsätzlich gegen Quoten aller Art. Quoten werden viel zu schnell gefordert. Aber Quote bedeutet auch immer eine Einschränkung der Freiheit. Es muss andere Wege geben. – Marko Becker

 

Könnten wir uns nicht mehr mit allgemeinmenschlichen – und wirklich schwerwiegenden – Problemen befassen und das Lamentieren all der Randgruppen-Vertreter etwas reduzieren? Man versteht einfach nicht, warum jeder in seinen Partikularitäten respektiert, dann aber doch nicht unterschieden werden will. Was soll denn der gemeinsame Nenner oder eine Gesprächsgrundlage sein, wenn für jede noch so kleine Splittergruppe jetzt Quoten eingerichtet werden sollen? Das ist doch mit der Quote für Frauen überhaupt nicht zu vergleichen! Immerhin geht es in diesem Fall um die Hälfte, wenn nicht um die Mehrheit der Bevölkerung. Und zum Trost: ich lebe seit über 60 Jahren in Italien, spreche und schreibe besser Italienisch als viele Italiener, habe aber einen leichten Akzent und heisse auch noch Böhmig. Ich werde immer noch als Deutsche wahrgenommen, was nur selten positiv konnotiert ist. Beruhigen wir uns doch endlich mit diesen ewigen Klagen und Schuldzuweisungen, die nicht zur Lösung der Probleme beitragen. – Prof. Michaela Böhmig

 

Die Autorin beklagt, dass sie „als kroatisches Gastarbeiterkind“ zu einer Randgruppe in Deutschland gehöre, deren Förderung zwar „hübsch, aber sinnlos sei“. Nur ein verbrieftes Recht auf Teilhabe, das sich in einer Quote manifestiere, könne zu einer Gleichberechtigung zwischen Zuwanderern und Deutschen führen und die bestehende Diskriminierung beseitigen. Was sollen diese ständigen Quotenforderungen? Ich gehöre selbst zu zwei dieser schützenswerten Gruppen, für die sich die Autorin stark macht. Ich bin eine Frau und ein Arbeiterkind. Aber anders als die Autorin bin ich der Meinung, dass ich keinen Schutz durch eine Quote gebraucht habe und brauche. Natürlich hätte ich während meiner Universitätszeit manchmal gerne zu den Akademikerkindern gehört, wenn es in Gesprächen um die Berufe der Eltern ging, aber es war eben nicht so.

Heute bin ich stolz auf meinen Werdegang und weit davon entfernt, mangelnde Unterstützung zu beklagen. Und die Autorin diskriminiert – sicherlich nicht mit Absicht – selbst, wenn sie konstatiert, dass man als Arbeiterkind kein Drei-Gänge-Menü fehlerfrei hinter sich bringen und in der Folge davon eine aussichtsreiche Karrierechance nicht nutzen kann. Auch meine Restaurantbesuche in Kinder- und Jugendzeit lassen sich nahezu an einer Hand abzählen und dennoch verfüge ich – dank der guten Erziehung durch meine Nichtakademiker-Eltern – über Essmanieren, von denen sich nach meinen Erfahrungen zahlreiche Akademiker eine Scheibe abschneiden könnten, und weiß über den Ablauf eines Menüs Bescheid; dies sich anzueignen, ist, weiß Gott, kein Hexenwerk und sollte zu einer Erziehung, gleich ob Arbeiter- oder Akademikerhaushalt, selbstverständlich dazugehören. Dann gibt es auch keine „unbekannten Codes bei Tisch“ mehr, deren Zahl sich, anders als die Autorin offenbar glaubt, in absolut überschaubaren Grenzen hält. – Dr. Silke Führmeyer

 

Marija Latković schreibt in ihrem Artikel „Mehr als ein Viertel der Deutschen stammt teilweise oder ganz von Zuwanderern ab oder ist selbst zugewandert.“ Aber das stimmt nicht: Alle in Europa stammen von Zuwanderern ab, es ist nur die Frage, wie weit in der Familiengeschichte man zurückgeht. Insofern wird auch keine Quote helfen, zumal dann jede/r, die/der erfolgreich ist, stets damit rechnen muss, als Quoten-Mensch verdächtigt zu werden. Fragt die erfolgreichen Frauen. Das Einzige, was hilft, ist, den Menschen immer und immer wieder zu sagen, dass wir alle von den gleichen Menschen abstammen. Unsere Vorfahren in Europa waren dunkelhäutig, wahrscheinlich hatten sie blaue Augen, und sie kamen aus Mittelost, und deren Vorfahren kamen aus Afrika. Wie blöd muss man sein, von Rassen zu schwadronieren. Die Schulen brauchen mehr Zeit für Geschichtsunterricht. – Werner Lösch

 

Ja, Sprache ist ein Schwert, das trennt – aber auch einen kann. Sprache wird zum unbrauchbaren Werkzeug, wenn sich in Schockstarre befindliche Politiker*innen darin versuchen, tröstende Worte zu finden, weil erneut UNBE-GREIFLICHES passiert ist. Die „Hanauer Buben“ waren Menschen, die nicht hätten sterben dürfen. Punkt! Und wie geht es nun weiter – wie immer – oder ganz anders? Wenn wir über Opfer des Terrors und des Rassenhasses reden müssen, dann verschlägt es mir einstweilen die Sprache. Weil Dinge auf der Welt passieren, für die eine erklärende Sprache noch nicht vorgesehen zu sein scheint. Weil Deutsche, Bindestrich-Deutsche (merkwürdiger Begriff), Muslime, Juden, Christen, Nihilisten und Erdlinge, ich will nicht alle aufzählen – Menschen aus fast allen Bereichen der Welt – sich in einem Karussell des Hasses drehen. Die Gier nach Macht und das oft pathologisch wirkende Verhalten der Mächtigen und Ohnmächtigen lässt aus Menschen Monstren werden.

Dieses gilt auch für eine unförmige Sprache, die sich ja bekanntlich verändert und auch verroht.
Im Schuldienst hörte ich mehrmals, dass Kolleg*innen von Schülern als Nazi beschimpft wurden. Der Grund: Es ging darum, dass ganz einfache soziale Regeln eingehalten werden sollten, die aber auf einer anderen Kulturebene Irritation und sogar Zorn generierten. Wer die Beschimpfenden waren, lasse ich offen. Warum? Weil eine Tatsache in einer Gesellschaft, die Meinungsfreiheit zuweilen mit Drohungen beantwortet, mich ja zum Opfer machen könnte. Deswegen sage ich: Täter werden Opfer und Opfer werden Täter. Schon allein deswegen kann ich immer weniger mit dem undifferenzierten Begriff „Wir“ etwas anfangen. – Bernhard W. Rahe

 

Die Gefühle von Frau Latkovic kann ich sehr gut verstehen. Würde eine unserer Freundinnen oder einer unserer Freunde umgebracht, ganz gleichgültig welchen Namen er trägt, ich würde auf solche Worte auch zunächst befremdet reagieren. Aber natürlich würde ich auch daran denken, dass der oder die Täter von mörderischer Fremdenfeindlichkeit zu ihrer Tat getrieben wurden.Und diese Tat muss samt der verbrecherischen Motive in einer Trauerrede angesprochen werden. einen Freund würde ich sicher weinen und meiner Verweiflung und Wut Ausdruck geben, aber als Politikerist mir der Getötete als Opfer nahe und die das Hassverbrechen stellt die situative Beziehung her, die verbalisiert werden muss. Deshalb sind die Worte eines wirklich erschütterten Politikers sicher nicht als Ausgrenzung zudeuten, sondern eher als Bemühen um Nähe. Die Zusammengehörigkeit herzustellen, zu bekunden und selbstverständlich zu machen ist alltägliche Aufgabe von uns allen, immer und überall. – Dieter Gregor

 

Ihren Artikel habe ich mit einiger Verwunderung zur Kenntnis genommen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass, hätte ich selbst einen ausländischer Nachnamen, mir die Beschreibung der Toten von Hanau als „Hanauer Buben“ durch den dortigen Oberbürgermeister merkwürdig vorkäme. Jedenfalls der Attentäter, dessen Attentat Anlass der Rede war, hat die Toten ganz offenbar als Fremde angesehen. Das dürfte doch als Kontext genügen, zu betonen, dass sie eben keine Fremden waren. Erklärungen dazu, wie gut die Opfer des Attentats vom Breitscheidplatz integriert waren, hätten hingegen keinen vergleichbaren Anlass gehabt; vielmehr war damals davon auszugehen, dass es dem Attentäter ganz allgemein darum ging, möglichst viele Menschen zu töten.

Ihren politischen Vorschlag einer Quotenbildung lehne ich auch ab und, dass es die Mutter eines der Toten offenbar bewegt, dass türkischstämmige Jugendliche überdurchschnittlich häufig arbeitslos sind und sie dabei ganz offenbar die Schuld nicht oder jedenfalls nicht allein in der Fremdenfeindlichkeit potentieller Arbeitgeber sucht, finde ich eher anständig als traurig – aber dies sind sicherlich Aspekte, über die man diskutieren kann. Dass Ihnen aber ganz am Ende als Beispiel einer unsichtbaren Grenze zwischen Deutschen mit und ohne Migrationshintergrund ausgerechnet Tischmanieren einfallen, die sicherlich den allermeisten Deutschen ebenfalls nicht bekannt sind (bei ZEIT-Lesern ist das Verhältnis natürlich umgekehrt), macht mich wirklich persönlich betroffen. In Kroatien gibt es doch sicherlich auch bestimmte Etiquette-Vorschriften, die nicht der gesamten Bevölkerung bekannt sind, möglicherweise sind es sogar genau die gleichen wie in Deutschland. Dass Ihre Eltern Ihnen derartige Sitten nicht beigebracht haben, lässt sich damit nicht einfach auf deren ausländische Abstammung zurückführen.

Ich wäre mir in der gleichen Situation genau so verloren gekommen wie Sie. Einen Satz wie „Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass weniger ich das Problem war als vielmehr die mir unbekannten Codes am Tisch“ würde ich eher nicht formulieren; in keinem Fall würde ich aber davon ausgehen, dass derartige Codes absichtlich aufrechterhalten werden, um Bevölkerungsteile aus ländlischen Gegenden (zu denen ich gehöre) von der Teilhabe an dieser Gesellschaft auszuschließen – allein schon, weil es sicherlich genüg großstädtische Milieus gibt, die derartige Sitten gleichfalls nicht praktizieren. Wenn alle Menschen ständig in derartigen Schemata denken, führt dies doch nur zu einem weiteren Auseinanderbrechen der Gesellschaft. Ich kann Ihnen aber einen Rat geben, den Sie möglicherweise auch den erwähnten „Menschen, die aus einem ähnlichen Milieu wie [Sie] stammen“ weitergeben können, damit sie sich nicht mehr „bei Veranstaltungen immer nur Häppchen und Fingerfood servieren lassen“ müssen – und zwar gibt es so genannte „Knigge-Kurse“, bei denen man solche Sachen lernen kann.

Vielleicht genügt es ja auch, wenn einer Ihrer Bekannten an dem Kurs teilnimmt und den anderen hinterher das Wichtigste weitergibt. Bei so einem Kurs habe ich auch schon mal teilgenommen. In welcher Reihenfolge man das Besteck verwendet, wusste ich bei Lesen des Artikels zwar auch nicht mehr auf Anhieb, aber man kann sich bei solchen Kursen (oder kurz danach, wenn alles noch frisch im Gedächtnis ist), ja Mitschriften machen. Als ich ein paar Jahre nach dem Kurs auf einer Hochzeit war, auf der derartige Tischsitten praktiziert wurden, musste ich auch einen Bekannten fragen. Die Braut war übrigens eine türkischstämmige deutsche Staatsangehörige, die sich selbst aber lieber als Türkin bezeichnet, und der Bräutigam Russlanddeutscher. – Christian Schäfer

 

zwar kann ich durchaus die eine oder andere Kritik oder besser den Frust über gerade auch versteckte Zurückweisungen von Personen mit Migrationshintergrund verstehen, aber insbesondere Ihre Einlassungen zu Beginn des Artikels machen das Problem für „die anderen“ in jedem Fall „richtig“ zu agieren deutlich. Ihre Frage, ob der Oberbürgermeister die Rede auch ähnlich für zwei Biodeutsche (entschuldigen Sie bitte diesen Ausdruck, aber mir ist nicht mehr klar, wie man dies anders bezeichnen soll, wenn man über diese Abgrenzung spricht) gehalten hätte kann einfach beantwortet werden: Nein, natürlich nicht! Grund: Es wäre nicht notwendig gewesen, da sie von diesem Täter nicht getötet worden wären. Der Hintergrund des Verweises auf die „Hanauer Buben“ ist doch das Absprechen der Zugehörigkeit der Opfer durch den Täter.

Darauf wollte der Oberbürgermeister hinweisen, er wollte dem Täter (bzw. dessen Sympathisanten) sozusagen antworten: Nein, sie gehörten zu uns. Sie waren keine Fremden. Der Täter hat nicht Recht! Haben Sie dies tatsächlich anders verstanden? Dann wird es aber wirklich schwierig zusammen zukommen. Dies ist natürlich genau so bei der Rede des Bundespräsidenten nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt. Dem Täter war egal wenn es trifft, er wollte unser Art zu Leben treffen. Er wollte Terror verbreiten. Die Rede war die Antwort auf diese Tat. Beide Reden mussten bzw. wollten auf die (falsche) Sicht des Täters eingehen. Ich weiß daher nicht mehr, wie ich bei Ihrer Sicht überhaupt noch richtig agieren bzw. reagieren kann.

Zu Ihre Hauptforderung, der einer Quote, habe ich auch eine klare Gegenmeinung. Ich bin gegen jede Quote, auch die Frauenquote. Mir ist bis heute nicht deutlich geworden, warum bei einem Autohersteller mit 83% männlichen Beschäftigten und 17% weiblichen Beschäftigten (ist eine durchaus übliche Verteilung in der Automobilindustrie) sowie einer wahrscheinlich ähnlichen Verteilung der Anteilseigner im Aufsichtsrat irgendwann 50% Frauen vertreten sein sollen. Mir ist nicht klar, warum mir als Anteilseigner jemand vorschreiben will, wer mich im Aufsichtsrat vertreten soll. Dies ist ausschließlich meine Entscheidung. Ich würde aber auch eine Quote von 50% für Männer bei der Besetzung der Leitungsfunktion in Grundschulen für unsinnig halten. Weil wahrscheinlich mittlerweile an Grundschulen nur noch 10-15% des Lehrkörpers männlich ist. Aber aktuell ist es eher so, dass jeder Mann, der sich um die Leitungsfunktion bewirbt genommen wird, da von den vielen Frauen zuwenig diese Position übernehmen will (zu viel Zeit, zu viel Verantwortung, etc.).

Bei der von Ihnen vorgeschlagenen Quote wüsste ich gerne: Wie lange soll diese gelten? Für wen soll sie gelten? Auch noch für die Nachkommen der vor 200-100 Jahren zugewanderten Hugenotten, für die Nachkommen polnischer Einwanderer ins Ruhrgebiet Ende des 19. Jahrhunderts, für Ostdeutsche (wurde ja auch schon gefordert), für Hamburger in Bayern, für weitere (still) diskriminierte Personen (kleine, adipöse oder nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechende Personen; werden nach vielen Studien bei beruflichen Erfolg und Aufstieg im statistischen Mittel klar übergangen). Nur für Personen mit Migrationshintergrund, die nun den deutschen Pass haben? Oder soll für eine Millionen aufgenommene Syrer auch eine Syrer (ohne deutschen Pass?) Minister werden? Ich halte grundsätzlich nichts von Quoten, aber bei den von Ihnen geforderten Quoten bekomme ich sogar Angst. Dass bei einer Einführung der Zulauf zur AfD nochmals nach oben springt. Und eins brauchen ich sicherlich nicht: Noch mehr Radikalisierung auf der rechten Seite und rechte Schwachköpfe in den Parlamenten.

Zum Thema verdeckter Abgrenzung durch Sitten/Gebräuche/Codes: Dies betrifft sehr vielen Arten von Gruppen, aber aus meiner Sicht eher sozial abgegrenzte Gruppen. Bei Ihnen liest es sich so als ob diese eingeführt wurden um Migranten auszugrenzen. Wenn dies tatsächlich so von Ihnen gemeint ist, nimmt die Ihre „Opferrolle“ aber doch überhand. Und zum Schluss: Glauben Sie wirklich, dass ich mich in die Welt aller nach Deutschland gekommenen Asylsuchenden, Flüchtlingen und Arbeitsmigranten „vorzuarbeiten“ habe? Frage: Warum?

Aber ich bin auch nur ein alter weißer Mann, der sich wahrscheinlich nicht in die Sicht einer Tochter kroatischer Einwanderer (Kriegsflüchtlinge?) einfühlen kann. Vielleicht liegt es nur daran. Ich befürchte aber, dass Ihre Erwartungen nicht wirklich erfüllbar sind. Und ich würde gerne von Ihnen ein Land auf der Erde genannt bekommen, wo dies tatsächlich umgesetzt ist. Nicht nur auf der Oberfläche, sondern auch bei echten Problemen (siehe die Wandlungen in den Niederlande, Dänemark, Schweden, Finnland). Vielleicht wird es aber auch – nach meiner Generation – in Ihrem Sinne besser. – Jens Kruse

 

Ihren Artikel „Die anderen sind wir“ habe ich mit großem Interesse gelesen. Vieles kann ich uneingeschränkt teilen, hier und da weiche ich von Ihrer Sichtweise ab. Das zu schreiben würde aber zu lange dauern. An einer Stelle habe ich aber innerlich nachhaltig gezuckt: Ihr „Besteck-Reihenfolge-Beispiel“. Bevor ich zum Zucken komme, kurz zu meiner Person. Ich bin 60 Jahre alt und komme aus sogenannten „einfachen Verhältnissen“. Ich kenne die von Ihnen beschriebene Situation aus eigener Erfahrung und auch noch weitere vergleichbare Situationen. Das habe ich zu Hause, also in meinem Elternhaus, nicht gelernt. Ich brauchte einige Jahre um mich in solchen Situationen nicht zu schämen oder Angst vor diesen Situationen zu haben. Selbstvertrauen wächst eher langfristig. Heute fällt es mir (fast) leicht, solche Situationen mit Humor und offensiv anzugehen, im Sinne von „Sagen Sie mir doch bitte, wie das geht. Das habe ich bei meiner Mutter nicht gelernt“.

Was will ich damit zum Ausdruck bringen? Das Beispiel passt schon zum Thema, aber originär geht es meines Ermessens um „allgemein unten und oben“. Das passiert(e) nicht nur Ihnen, sondern auch „Deutsch-Deutschen“. Was ich jedoch nicht einschätzen kann, ist, ob es sich bei Ihrem Beispiel um den „Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt“, handelt. Da fehlen mir ganz einfach die „Bindestrich-Deutschen-Erfahrungen“. Aber so richtig passt das Beispiel nicht „für mich“ (wobei mir klar ist, dass es für Sie passen muss). Zum Abschluss eine Art „Anekdote“. Mein Name und mein Aussehen weisen nicht darauf hin, dass ich genetisch wohl zu mehr als 50% aus mehreren ostdeutschen Ländern stamme. In Unterhaltungen flechte ich diesen Umstand immer wieder gerne ein und freue mich, bei meinem Gegenüber regelmäßig eine nennenswerte Sprachlosigkeit und Irritation auszulösen. Da „ist also was“. Wie auch immer: Ich wünsche Ihnen alles, alles Gute und machen Sie bitte weiter so. – Jörg Jäger

 

Zu Ihren Ausführungen in der o. g. ZEIT muss ich leider etwas sagen, was Ihnen vermutlich nicht gefallen wird. Ich denke, Ihr Menschenbild ist ein wenig korrekturbedürftig. Dabei geht es nicht nur um unzulässige Übertreibungen dergestalt, alle Alteingesessenen seien Rassisten und die Gesellschaft als Ganzes müsse der Tätergruppe zugerechnet werden, sondern um ein fundamentales Missverständnis bezüglich der universalen Natur des Menschen und der Funktionsweise von Gesellschaften. Zunächst einmal ist doch eigentlich selbstverständlich, dass ein jeder lieber mit formal Gleichgesinnten verkehrt. Aber warum wird nun diese urwüchsige Skepsis gegenüber den Fremden und dem Fremden gleich als Fremdenfeindlichkeit und Undankbarkeit ausgelegt? Weil man jetzt den „Unbenannten“ Versäumnisse vorwerfen kann, wodurch Schuld entsteht, die sich zur Instrumentalisierung der eigenen Sache eignet? Nein, diese „Macht“, dem Bekannten und Gewohnten den Vorzug zu geben, ist kein Privileg eines Stammes oder einer Gruppe – sie ist vielmehr universell.

Will der Neubürger irgendwo umfassend dazugehören und sich angenommen fühlen, muss er sich wohl oder übel deren Regeln und Gewohnheiten anpassen – d. h. erst wenn er sich assimiliert, kann Integration gelingen. Das gilt selbstverständlich auch für die Alteingesessenen. Obwohl sie formal integriert sind, müssen sie sich den Gepflogenheiten und ungeschriebenen Gesetzen der jeweiligen Gemeinschaft anpassen, wollen sie da gern gesehen werden. Es klingt daher ein wenig larmoyant, wenn Sie bereits beim Erlernen von speziellen Essmanieren ein Problem haben. Aus diesem Auftrag zur Anpassung kommt man auch nicht durch den Hinweis auf eine theoretische Bereicherung der Gesellschaft durch Diversität heraus.

Es gibt daher keine grundsätzliche Diskriminierung der Migranten; auch nicht, wenn (höhere) Posten lieber an Träger mit den bekannten Qualitätsprofilen und Verdiensten vergeben werden. Letztlich wird jeder Bewerber an seinen Fähigkeiten gemessen, die er bereits irgendwo bewiesen hat oder die sich zumindest als Möglichkeit angedeutet haben. Vermessen erscheint mir, wenn ein Migrant eine völlige Unvoreingenommenheit verlangt. Auch lässt sich eine geeignete Qualifikation wohl selbstverständlich nicht an der Stirn ablesen. Ebenso ist sie nicht automatisch gegeben. Die Realität hat jedoch noch stets bewiesen, dass sich Qualität durchsetzt und Menschen aus allen Völkern bedeutende Positionen einnehmen können. Eine Quote ist dafür nicht nötig.

Dankbarkeit, die sie fordern, hat m. E. immer etwas mit Privilegierung zu tun. Wir Alt-Bürger haben diesen (unverdienten) Kotau gegenüber dem Staat und anderen Autoritäten gerade erst abgelegt. Wem und warum sollten wir dankbar für etwas sein, was 1. der Einzelne nicht zu vertreten hat, und das 2. auf Gegenseitigkeit beruht? – nämlich hier beispielsweise das Bedürfnis der Wirtschaft nach billigen Arbeitskräften, da der Migrant, der glaubt, sich besser zu stellen, wenn er diesem Ruf folgt. Wenn jemand dankbar sein sollte, dann sind es der jeweilige Unternehmer und der Migrant, aber nicht der Einzelne, der womöglich sogar persönliche Nachteile dadurch erfahren hat, und dem es egal ist, ob die Wirtschaft in eine verkehrte Richtung wächst.

Und wenn der Migrant noch keinen passenden Arbeitsplatz gefunden hat, dann soll er bitte sehr Welt-Ökonomie studieren und die Abgehängten in allen Ländern betrachten – das sind eben nicht nur die Zugezogenen. In einem haben Sie jedoch Recht: „Sprache spiegelt tatsächlich (u. a.) die Machtverhältnisse.“ Und weil das so ist, versuchen Sie verständlicherweise mit ihrem Beitrag die Deutungshoheit zu erlangen. Doch der Erfolg dieses Vorgehens beruht i.d.R. nicht bloß auf Raffinesse und Verführungskraft, sondern auf guten Argumenten. Darüber muss allerdings gestritten werden. – J. Kirchhof

 


 

 

Leserbriefe zu „Finde den Fehler“ von Elisabeth Raether

 

Weltfrauentag 08.03.2020 Leiden wir plötzlich alle an Amnesie oder ist Feminismus nicht mehr en vogue? Wann haben wir verlernt die richtigen Vorbilder zu bewundern? Zuerst einmal möchte ich vorwegschicken, dass ich ein großer Fan von uns Frauen bin. Intelligenz, Liebe und Mut sind die Pfeiler auf der unsere komplexe und facettenreiche Persönlichkeit steht. Wir verdienen Respekt und wir sollten daran interessiert sein unsere Fähigkeiten auszuschöpfen. Und damit meine ich nicht, wie von mancher Geschlechtsgenossin fehlinterpretiert, sich als höchstes Lebensziel zu stecken, sich einmal für den „Playboy“ auszuziehen! Ich bin in einer Welt groß geworden, in der es eigentlich keinen Unterschied mehr machen sollte, ob man Frau oder Mann ist. Als Teil einer Generation, deren Mütter ihre Töchter dazu ermutigten zu studieren und ihr eigenes Geld zu verdienen. Zu viele gescheiterte Ehen in der Generation unserer Eltern hatten uns gezeigt, wie wichtig Gleichberechtigung in der Ehe ist. Wir sollten heute im einundzwanzigsten Jahrhundert unbedingt nur noch Beziehungen auf Augenhöhe führen. Alles sollten wir sein dürfen: Ehefrau und Mutter, Frau und Geschäftsfrau. Generationen von Frauen vor uns haben hart dafür gekämpft.

Ihnen ist es zu verdanken, dass wir heute eine Schule besuchen, arbeiten und wählen gehen dürfen. Man muss sich mal vor Augen führen, dass im achtzehnten Jahrhundert eine wunderbare Frau namens Olympe de Gouges hingerichtet wurde, weil sie sich für Frauenrechte, wie diese einsetzte. Erst seit 1918 ist es uns per Gesetz erlaubt zu wählen. Seit 1958 dürfen wir ein eigenes Bankkonto führen. Bis 1977 durfte eine Frau in Westdeutschland nur dann arbeiten gehen, wenn das ihren Pflichten als Hausfrau und Mutter nicht im Wege stand. Ihr Ehemann durfte ihr Arbeitsverhältnis jederzeit für sie kündigen. Erst seit 1986 gibt es einen Lehrstuhl für Frauengeschichte und erst seit 1997 ist Vergewaltigung in der Ehe strafbar. Was würde Olympe de Gouges wohl heute zu einer Frau wie Laura Müller sagen? Was würden sie alle sagen, wenn sie sehen würden, wie wir die Emanzipation der Frau mit Füßen treten. Wenn sie sehen würden, dass sich im einundzwanzigsten Jahrhundert Frauen wieder ganz bewusst für die Rolle der Hausfrau entscheiden, nicht zur Wahl gehen, nicht arbeiten wollen oder die Schule abbrechen? Wenn sie sehen würden, dass wir Frauen wie Kim Kardashian nacheifern?

Liebe Frau Schwarzer, ich kann Ihnen nicht beipflichten. Ich bin nicht dafür, dass wir den Weltfrauentag abschaffen. Ganz im Gegenteil: Laut, donnernd und bebend sollte er stattfinden! Uns an alle Frauen erinnern, die so hart für uns gekämpft haben, an den langen Weg der hinter uns liegt und den ebenso langen Weg den wir noch zu gehen haben. Er sollte jede Frau und jeden Mann erreichen. So lange und so intensiv bis der letzte sexistische Spruch im stillen Kämmerchen verhallt ist und es keinen „Meetoo“ Hashtag mehr braucht, der uns zu Opfern macht. Bis wir uns in Röcken fortbewegen können, ohne Angst zu haben, einer billigen Anmache standhalten zu müssen. So lange bis Mann aufhört, uns auf unser Äußeres zu reduzieren. So lange bis jede von uns gelernt hat, dass Schönheit vergänglich ist, Bildung aber nicht.

So lange bis wir endlich für die gleiche Arbeit das gleiche Gehalt beziehen. So lange bis wir alle an die Gleichberechtigung glauben, sie wollen, für sie kämpfen und sie leben. Jeden Tag! Es gibt genug Frauen , die uns vormachen wie es geht. Ihnen zu Ehren und um an wahre Vorbilder zu erinnern, habe ich ein Frauen ABC geschrieben. Die Art und Weise, wie sie es schaffen eigene Grenzen auszuloten, gesellschaftliche Grenzen zu verschieben und die Grenzen zwischen den Geschlechtern zu überwinden, fasziniert mich. Sie alle sind Vorbilder. Sie sind es die, die Seiten aller Frauenzeitschriften füllen sollten. Sie und die Geschichten, die sie zu erzählen haben: Das Frauen ABC Für zwei sehr starke Frauen: Meine Mama und meine Schwiegermutter. A      Amelia Earhart flog oberste Liga,     Ängste für sie nur Papiertiger.  B         Bertha Benz ermöglicht ihrem Mann,   den Durchbruch in Sachen Autofahren. C         Curie gewann neunzehnulldrei           den Nobelpreis. Später hatte sie zwei. DDiana war die Prinzessin der Herzen,    siebenundneunzig mussten wir ihren Tod verschmerzen.E        Erin Brockovich stellte mutig die Verantwortlichen,      über dreihundertdreißig Millionen waren drin.  F         Frida Kahlo erkennt man an ihren Augenbrauen,      ihre Bilder lassen Dich in ihre Seele schauen. GGellhorn berichtet emotional detailliert,            was in Kriegsgebieten mit Menschen passiert. H   Helen Keller und „der kleine Prinz“ sind voller Mut,     man sieht eben nur mit dem Herzen gut. I         Inge Rapoport versagte man als Jüdin die Promotion,    mit hundertzwei durfte sie ihre Prüfung nachholen.        J         Joanne K Rowling war arm und unbekannt,      bis sie für uns Harry Potter erfand. KKatharina die Große stürzte siebzehn sechs zwei,           ihren Mann, die Orlow Brüder halfen dabei. L  Lindgren fing in Schweden zu schreiben an,    bis Pippi Langstrumpf aus ihrer Feder kam. M  Mutter Teresa half den Kranken und Schwachen,          sie wollte die Welt ein bisschen besser machen. N       Nena schickt Luftballons nach Ost-Berlin,        fälschlicherweise werden sie als Angriff gesehen. O      Oprah Winfrey moderierte jahrzehntelang, die berühmteste Talkshow die im Fernsehen je kam. P  Persephone sollte mit Hades in der Unterwelt leben,      ihre Mutter zwang die Götter sie zurückzugeben.                    Q        Queen Elisabeth der Zweiten sind viele unterstellt,        sie ist die am längsten amtierende Monarchin der Welt. R            Rosa Parks stand im Bus nicht auf,        die Bürgerrechtsbewegung nahm ihren Lauf. S  Sophie Scholl begreift früh, worum es wirklich geht,     mach Lärm, wenn du siehst, das Unrecht entsteht. T   Thatcher war die erste Premierministerin,         lange vor uns kriegten die Engländer das hin. UUrsula Le Guin hat sich ihrer Fantasie hingegeben,        ihre Bücher erzählen vom Erdseeleben.  V        Virginia Apgar entwickelt ein Schema im Streben,        allen Kindern dieser Welt ein Leben zu geben. W       Witt wurde mit Disziplin und Fleiß, vier Mal Weltbeste auf dem Eis. X  Xanthippe stritt sich furchtbar gern,      der häusliche Frieden lag ihr fern. Y           Yousafzai half Frauen und Kindern,     die Taliban wollten sie daran hindern. Z           Zetkin forcierte neunzehn zehn,             jedes Jahr den Weltfrauentag zu begehen. Vor euch allen verneige ich tief mein Haupt, ihr zeigt uns wie man kämpft und glaubt! – Dr. med. Lisa Bedernik

 

Ich schätze Ihre Beiträge in der Zeit sehr, doch dieser war etwas anstrengend. Es war mir nicht klar, auf was Sie eigentlich hinaus wollen. Wer soll sich nun drum kümmern, dass mehr Frauen in die Politik kommen? Etwa die Männer? Ich fürchte, die werden das nicht tun… Bleiben die Frauen selbst. Sie räumen aber selbst ein, dass Frauen im Schnitt weniger Interesse an Politik zeigen. Warum das so ist? Es werden viele Erklärungen angeboten. Die einen behaupten, das Patriarchat treibe den Frauen die Lust zur Politik aus, die anderen sagen, Schwangerschaften und Stillzeiten brächten bei der durchschnittlichen Frau eine Bindung zum Kind zustande, die ein durchschnittlicher Mann nie erreichen könne, allein deswegen würden Frauen (wiederum im Schnitt) sich eher um die Familie kümmern als um den Erwerb oder um die Politik. Ich persönlich halte beide Komponenten (und noch viele mehr…) für möglich, tue mich aber mit einer Gewichtung sehr schwer. Was durchaus beruhigend sein könnte, ist, dass Frauen, wenn man der Glücksforschung glauben darf, nicht unglücklicher sind als Männer. Das senkt zumindest den Druck im Kessel… – Christian Voll

 

Ein wunderbar unaufgeregter Beitrag – ohne den üblichen reflexartigen Ruf nach Frauenquoten. Denn die alleine werden es nicht richten. Ich selbst bin im öffentlichen Dienst beschäftigt. An meiner Dienststelle sind aktuell die Leitungspositionen mehr als hälftig mit Frauen besetzt, ohne Quote, sondern durch Qualifikation. Ehrlicherweise muss man sagen, dass die meisten dieser Frauen keine oder nur ein Kind haben. Aber da bin ich ganz zuversichtlich, durch die immer besser werdenden Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und flexiblere Arbeitszeitmodelle wird sich in den nächsten Jahren zumindest eine Gleichstellung zwischen den Frauen in Führungspositionen – hoffentlich auch bei nicht öffentlichen Arbeitgebern – ergeben.

Das bedeutet natürlich nicht, dass mehr qualifizierte Frauen automatisch in der Politik folgen werden. Wo sollen sie denn herkommen? Frau Raether hat es ganz zutreffend beschrieben. Frauen erledigen neben der Berufstätigkeit noch diverse andere „Jobs“: Mann und Kinder umsorgen, den Haushalt führen, eigene Eltern / Verwandte pflegen usw. Das ist die Lebensrealität vieler Frauen und wird auch noch im 21. Jahrhundert oft und selbstverständlich als ihre Aufgabe angesehen. Da bleibt kaum noch Zeit, zumindest in die Kommunalpolitik einzusteigen. Schade, denn so gehen viel Kompetenz und andere Sichtweisen verloren.

Hier müssen alte Konventionen überwunden werden und es gibt noch viel Erziehung an Jungen zu leisten, damit diese eine andere Einstellung bekommen. Ein Umdenken bei den Männern und die Bereitschaft, den Frauen den Rücken frei zu halten, sind ebenfalls erforderlich. Mir ist es übrigens egal, ob wieder ein Mann den CDU- Vorsitz übernimmt. Zu Friedrich Merz mit seinem dümmlichen Witz über Frauennamen und Wettertiefs und seiner Einlassung „…., wenn nach zwei Jahrzehnten mal wieder ein Mann CDU-Vorsitzender wird.“ kann ich nur sagen, dass er sich damit als Mensch für den Vorsitz disqualifiziert hat. – Regina Stock

 

In dem Artikel „Finde den Fehler“ in der ZEIT Nr. 11 (5. März 2020, S. 10) ist Frau Raether ein Fehler unterlaufen: Es gab in Deutschland bisher sechs Ministerpräsidentinnen, nicht fünf. Es handelt sich um Heide Simonis, Christine Lieberknecht, Annegret Kramp-Karrenbauer, Hannelore Kraft, Malu Dreyer und Manuela Schwesig. Besteht eine Möglichkeit, den Fehler in der nächsten Ausgabe zu korrigieren? – Dr. Stephan Klenner

 

Den Fehler finde ich auch in der Zahl der weiblichen Ministerpräsidentinnen. Ich komme nämlich auf sechs (nicht fünf): Heide Simonis, Christine Lieberknecht, Hannelore Kraft, Malu Dreyer, Manuela Schwesig – und eben AKK. Welche der Damen haben Sie unterschlagen? – Friederike Bosse

 

Mir fehlen die Worte, bin einfach nur begeistert von dieser treffenden Analyse.Bitte schreiben Sie weiter so. – Sabine Stäudtner

 

Ich bin ja nun wirklich ein großer Fan Ihrer z.T. köstlichen und einfachen Rezepte, die Sie fast wöchentlich im ZEITMAGAZIN unter der Rubrik Wochenmarktdarbieten – viele davon habe ich bereits mit großem Erfolg nachgekocht! Dass Sie jetzt aber zum Weltfrauentag Ihre Stimme erheben und diesen „Gemüseeintopf“ zum Thema Frauenquote liefern, befremdet mich doch sehr. Wie kann man von einer „Rückvermännlichung“ sprechen, bloß, weil es bis zum jetzigen Zeitpunkt keine Frauen als Bewerberinnen für den CDU-Vorsitz gibt? Offensichtlich wollen Frauen sich diesen üblen Job nicht antun, weil er einfach zu stressig ist. Dass Frauen sich kümmern, Alte und Kranke besuchen, ist löblich, sollte aber in einer funktionierenden Gesellschaft Aufgabe beider Geschlechter sein.

Aus Ihren Zeilen spricht der kräftige Flügelschlag der vermeintlich nicht beachteten Hühner im Stall. Mir ist es ehrlich gesagt wurscht, wer unser Land regiert, solange es nicht Neonazis vom Schlage der Herren Gauland und Höcke oder Damen von der üblen Sorte einer Frau Weidel sind. Es geht nicht um Frauen, sondern um die besten und klügsten Köpfe, die unser Land voranbringen sollen. Das Bild der „drei Grazien“ ist nebenbei bemerkt mehr als unglücklich gewählt – ich sehe da weder „helles Licht, Pastell noch Fröhlichkeit auf den Gesichtern“. Wenn man die Köpfe abdeckt, würde man die artig dasitzenden Damen dabei vermuten, wie sie gerade von einem gestandenen Oberstudiendirektor ihre Abiturzeugnisse mit der Note 1,0 erwarten – die betenden Hände lassen mich als Katholiken auf das leise Murmeln des schmerzhaften Rosenkranzes schließen. – Franz Schneider

 

Ich habe den Fehler gefunden: Zum internationalen Frauentag das Triumvirat anzubieten, war natürlich provokant, entspricht aber dem Zeitgeist. Da die Frauen die Mehrheit bilden, wäre es ganz leicht, diese Herren an den Herd zu schicken. Warum wählen Frauen immer noch Parteien, in denen die Männer sehr dominant sind? Ich verstehe das nicht. – Maria Haberl

 

Im Nachgang zum Internationalen Frauentag- Jungs, kommt mal runter!Und Frauen; wir haben da fest geschlafen, was da an Universitäten, Instituten und Laboren von unseren Jungs ausgebrütet wurde und immer noch wird. Da wird Zukunft gemacht, auf Teufel komm raus, ohne Rücksicht auf Verluste. Unter Verluste ist die menschliche Gesundheit, das Ökosystem und der Klimawandel gemeint. Ja hamse die nicht mehr alle! Gibt es denn irgendetwas was nicht zu versmarten ist und funkgesteuert werden kann? Sind die Hirne der Forscher und Wissenschaftler bereits ferngesteuert?

Was die Jungs uns da andrehen mit allem nur erdenklichen blinkenden strom- und Ressourcen fressenden ferngesteuerten Maschinchen, die unendliche Vielzahl von strahlemaxigen Endgeräten! Oma und Mutti kriegen die abgelegten Modelle- nun spielt mal schön und vergesst die vielen Nebenwirkungen. Die sind seit Jahrzehnten erforscht. Und unbedenklich sind sie nicht. Beweise für gesundheitliche Auswirkungen werden…. na, schon erraten? So lange unterdrückt und der Öffentlichkeit vorenthalten bis es nicht mehr geht. Das war mit der Zigarettenindustrie und der Zuckerindustrie und der…….ganz genauso. Vor 40 Jahren wurde immer und überall gepafft, auch zu Hause oder im Auto, mit Kindern! Heute werden Sie bestraft wenn sie rauchen und Baby an Bord ist.

Mädels, schaltet mal das WhatsApp ab! Und die schön designte Strahlekiste gleich ganz aus. Lehnt euch mal zurück und entspannt eure Augen, die Daumen und den Rücken. Das WLAN wird durch schöne bunte Kabel ersetzt. Kreativ werden! Jeder kann sich verstrahlen wie er will, aber nur bis zu unserer/meiner Wohnungstur und Wohnungswand. Dann ist Schluss mit Bestrahlung!! Und dann ganz schön langsam die öffentliche Mobilfunkbelastung runterfahren. Das spart Strom und Windräder. Nix da mit Filmchen gucken beim Autofahren. Abgegrenzte öffentliche WLAN-Bereiche in Bus und Bahn und auf Bahnsteigen, gleich neben den Raucherarealen. Das ist der Ansatz: Forschen und herstellen was Sinn macht, was die Umwelt heilt und das Ökosystem entlastet und – vor allen Dingen – was die Menschen gesünder und zufriedener macht! Kapito?? – Doris Reim

 

Keiner dieser CDU-Herren wäre einmal ganz ehrlich gesehen, so der wahre Typus „Traum-Mann“ für mich; aber das steht auch nicht zur Debatte, Gott sei Dank! Da wäre unser „Coronavirus-Krisen-Manager-Nr. 1“ Jens Spahn, der Bundesminister für Gesundheit, ein Mann zum Knuddeln lieb, dann der Rechtsanwalt, Lobbyist und „Ex-Blackrock(er)“ Friedrich Merz, mehr der „eisgekühlte“ Typ, dann Armin Laschet, der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, der lieber in NRW bleiben sollte, und nicht zu vergessen Norbert Röttgen, Ex-Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (von 2009 bis 2012), irgendwie seither ein „Dauergefrusteter“! Mit den Damen-Trio „Merkel-AKK-vonderLeyhen“ bin ich zwar auch nicht so ganz glücklich, aber als Frau, da wären mir diese drei Frauen natürlich lieber, als einer von diesen Kerlen! – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbriefe zu „Lehrst du noch, oder formst du schon?“ Streit von Thomas Fritzsche und Claudia Thiel

 

So so, das hat sich also die redaktion von einer linken lehrerin aus hamburg tatsächlich erpressen und den gender* abpressen lassen! sollte das ein versuchsballon sein, so sage ich: wehret den anfängen! seien sie versichert, dass ich mein jahrzehntelanges abonnement sofort kündigen werden, sollte sich das öfters wiederholen. was denken sie sich eigentlich dabei, die deutsche sprache durch derartigen ideologischen unsinn zu verunstalten? – Winfried Wolf

 

Im Interview des Streit Ressort weichen Sie vom Zeitstandard ab und benutzen auf Wunsch von Frau Thiel das sg. Gendersternchen. Diese Verwendung stört den Lesefluss erheblich und es ist nicht ersichtlich, wieso man auf eine solche Befindlichkeit Rücksicht nimmt. Weder ist der Genderstern Teil der amtlichen Rechtschreibung, noch sppricht jemand mit Vernunft das Wort im sinne von „Schüler-Sternchen-innen“ aus. Es zeugt nicht von journalistischer Sorgfalt, wenn man jedem Modetrend folgt und dadurch die Lesbarkeit einschränkt. Auch im Sinne der Barrierefreiheit ist es seltsam, wenn sich bsps. ein Blinder den Text vorlesen lässt und jedes mal „Schüler-Stern-Innen“ hört. Hier sollte die Zeit überdenken, ob man den Lesefluss und die Barrierefreiheit wegen Befindlichkeiten einiger weniger opfert. – René Karsubke

 

Sehr geehrter Herr Fritzsche, Sie sagen: „Lehrer haben vor allem die Verantwortung, den Heranwachsenden zu helfen, sich in der Welt zu orientieren.“ Wie soll das gehen, wenn man keinen klaren Standpunkt bezieht? Was Sie wollen ist eine Kreuzung aus Wegweiser und Wetterhahn – das geht nicht. „Es hilft nichts, wenn Sie das im Unterricht vermitteln und dann … vor den Augen der Schüler einseitig demonstrieren.“ Was spricht dagegen im Unterricht heraus zu arbeiten „es gibt die und die Positionen“ und dann im Privaten zu sagen „… und das ist meine persönliche“? Oder erwarten Sie von Lehrern, entweder auf ihr Demonstrationsrecht zu verzichten oder wegen der Ausgewogenheit auch für Positionen zu demonstrieren, die sie ablehnen? – Horst Schwäbe

 

Die Diskussion bringt mich auf die Palme. Claudia Thiel ist genau eine solche Person, die entweder nicht weiß wovon sie redet oder sie ist eine Propagandistin reinsten Wassers. Letzteres ist eher der Fall. Als Vater von 3 Kindern habe ich meine Söhne genau wegen solcher Frauen von der Schule genommen. In NRW, wo wir leben, sind solche Pädagoginnen wie Frau Thiel fast nur vertreten. Die machen auch kein Hehl daraus, daß sie mit der Partei der Grünen sympathisieren, manche auch Mitglieder sind. Ich selbst war im Elternbeirat vertreten. Das habe ich auch in den Sitzungen beklagt. Damit war für mich klar, daß meine Söhne keine berufliche Zukunft haben werden. Es wurde alles mögliche Unterrichtet, nur nicht das, was die Schüler/innen beruflich hätte weiter bringen können. Armut war damit vorprogrammiert.

Selbst Diktate waren verboten. „Selbstfindung“ war das Zauberwort. Ich habe meine Kinder dann von den Öffentlichen Schulen in Privatschulen gesteckt. Wer kann sich das schon leisten. Ich kann nur alle Eltern davor warnen, ihre Kinder in die Hände solcher Pädagoginnen (Männer gibt es kaum) zu geben. Genau deswegen wurden sie auch bei der letzten Wahl in NRW abgewählt (SPD, Grüne). Und die meisten Eltern haben sich überhaupt nicht für die Schule ihrer Kinder interessiert. Das zeigt heute auch die Verdummung der heutigen Generation. Jeden Tag können sie das beobachten. In Bayern wird es anders sein. Das Streitgespräch zeigt mir wieder, wie verbohrt viele Pädagoginnen sind. Und wenn ich jetzt die Erfolge dieser Partei mit anschauen muß, dann bestätigt sich mein Verdacht, dass viele in der Gesellschaft verblöden. – Gunter Knauer

 

Der Beutelsbacher Konsens deckt den vorliegenden Fall nicht ab, bei dem Lehrkräfte sich von Schülern überwältigen lassen, indem sie sich auf deren Handlungsebene begeben. Die Regression der Lehrkräfte in die Schülerrolle bringt ihre Schüler nicht weiter und beschädigt die Lehrerpersönlichkeit, die für die Heranwachsenden doch erwachsener Sparringspartner sein sollte. Lehrkräfte fallen hinter ihre Aufgabe und ihre Rolle gerade da zurück, wo Schüler mit der Fridays for Future-Bewegung sich im Sinne einer politischen Reifung auf den Weg machen. Distanzfähigkeit ist eine wichtige Voraussetzung, um die Schüler glaubwürdig und wertschätzend auf diesem Weg begleiten zu können. Ein bekenntnishaftes und ggf. sogar beifallheischendes Verhalten als Lehrkraft ist eine Sackgasse: Die Schüler sind in der Entwicklung, eine Lehrkraft kommt da nicht mehr gut raus. – Reinhard Koine

 

Da muss doch ein Fehler unterlaufen sein. Herr Fritzsche erzählt, er wäre schon 1984 stellvertretender Schuldirektor gewesen. Dann wäre er 21 Jahre alt gewesen. Kann das sein? Können Sie mich aufklären, oder das berichtigen? – Benedikt Flurl

 

Das Streitgespräch der zwei Lehrkräfte über die Neutralität ihrer Funktion war fast zu spannend und zu wichtig, um in den hinteren Seiten zu verschwinden. Beide bewegen sich nämlich um einen Punkt herum, der mir als konkretes Argument dann doch gefehlt hat: Ist es möglich, überhaupt menschlich, neutral, objektiv zu sein? Ich halte das für eine veraltete Illusion, die leider vor allem von der eher „rechtschaffenen“ Seite der Gesellschaft häufig noch versucht wird, aufrecht zu erhalten. Gegenüber den Populisten verlieren wir damit an Schlagkraft, an Gelegenheiten, die sachlichen Argumente in ihrer Stärke zu vertreten, verlieren uns in verwirrten Reaktionen oder, fast noch schlimmer, geben dem Impuls nach, ähnlich kindisch und egoistisch aufzutreten. Einer demokratischen Debatte ist damit kein Gefallen getan!

Sofern im Unterricht Wert auf genaues Hinsehen, Hinterfragen und alle Argumente und Perspektiven gelegt wird, wie sowohl Herr Fritzsche als auch Frau Thiel es betonen, stehe ich völlig auf der Seite letzterer: eine Lehrerin kann den Schülern gleichzeitig demonstrieren, dass sie auch ein denkender Mensch und keine neutrale Maschine ist! Das ist nicht nur ein gelebtes Beispiel dafür, dass all die Debatten nicht nur pure Theorie bleiben müssen, sondern auch Ehrlichkeit. Die vermeintlich neutralen Lehrer sind es eben auch nicht. Ob bewusst oder nicht, transportieren auch sie ihre Meinung. Durch Unausgesprochenes kann mindestens genauso wirkungsvoll eine Beeinflussung ausgehen. Die ausgesprochene Positionierung einer Lehrkraft bei gleichzeitiger ausgewogener Debatte macht es erst möglich, auch ihre Position streitbar zu machen und Transparenz zu schaffen – im Unterricht und darüber hinaus für eine gesellschaftliche Kultur der kritischen Kommunikation anstelle von Filterblasen. – Josephine Ziegler

 

Wer lehrt, der formt Seit die AfD Meldeportale für vermeintliche Indoktrinationsversuche an Schulen eingerichtet hat, wird im Land wieder viel über die Auslegung des Beutelsbacher Konsenses diskutiert, wie vergangene Woche im Streitgespräch unter dem Titel „Lehrst du noch oder formst du schon?“ in der Wochenzeitung DIE ZEIT sowie auf einer Tagung der Friedrich Ebert Stiftung in Magdeburg. Als Lehrerin aus und in Ostdeutschland geht mir dazu Folgendes durch den Kopf: Erstens: Weltanschauliche Neutralität gibt es nicht. Wenn ich als Lehrerin entscheide, meine Überzeugungen im Schulalltag nicht zur Sprache zu bringen, dann setze ich auch damit ein Statement und lebe meinen Schüler*innen die folgende Haltung vor: Politik und Glaube sind Privatsache und gehören nicht in die Öffentlichkeit. Pass also auf was du sagst und sag im Zweifelsfalle lieber nichts, damit du dich nicht angreifbar machst. So erzieht man junge Menschen wohl kaum zu mündigen Bürger*innen … Zweitens: Als Lehrer*in befinde ich mich gegenüber meinen Schüler*innen – ob ich es will oder nicht – in einer Machtposition: Mir gehören mehr Redeanteile im Unterricht, ich habe mehr Erfahrung im Argumentieren und über die Bewertung nehme ich Einfluss auf den Schulerfolg der mir anvertrauten Kinder.

In dem Moment, wo ich im Klassenzimmer für meinen Glauben oder meine politischen Positionen eintrete, besteht daher immer die Gefahr, dass die Kinder und Jugendlichen unter „Anpassungsdruck“ geraten. Wie kommt man aus dieser Falle heraus? Mit drei Wegen habe ich bisher gute Erfahrungen gemacht: Wenn ich – nicht selten auf Wunsch meiner Schüler*innen – meine weltanschaulichen Überzeugungen im Klassenzimmer vertrete, deklariere ich diese ausdrücklich als meine Meinung, die eine unter vielen Meinungen und damit nicht notwendigerweise die Wahrheit ist. Ich ermutige meine Schüler*innen zum Widerspruch, indem ich meine eigene Position mit einem Augenzwinkern vortrage – z.B. mich selbst als „Ökotante“ oder „Demokratiefreak“ etikettiere -Kritik an meiner Position aus ihrem Munde ausdrücklich wertschätze, mich sehr ernsthaft mit ihren Einwänden auseinandersetze und blinde Flecken meiner eigenen Position auch als solche benenne. Ich achte akribisch darauf, in Tests nicht Meinungen, sondern die Form der Meinungsäußerung zu bewerten und erläutere meine Bewertungskriterien vorab im Unterricht.

Nicht selten erhalten daher Statements, die ich inhaltlich kaum ertragen kann, von mir volle Punktzahl, weil die Argumentation nachvollziehbar und in sich schlüssig ist. Meine Einwände notiere ich in solchen Fällen als Gesprächsangebot unter der Arbeit. Ob die Schüler*innen meinen Kommentar lesen und den Diskurs mit mir fortsetzen wollen, bleibt ihnen selbst überlassen. Der Beutelsbacher Konsens zielt aus meiner Sicht nicht primär auf „weltanschauliche Neutralität“, sondern er hat das Ziel, Machtmissbrauch in Form von Indoktrination zu verhindern. Dieses Ziel lässt sich auch dann erreichen, wenn man sich als Lehrer*in im Klassenzimmer klar positioniert. – Cornelia Sorger

 

Lehrst du noch, oder indoktrinierst Du schon? Frau Thiel legt Wert darauf, dass ihre Gesprächsbeiträge unter Zuhilfenahme des Gendersterns schriftlich festgehalten werden. Das hat den Vorteil, dass der Leser gleich weiß, in welche Schublade sie gesteckt werden möchte. Den Stern selbst hört man im Gespräch nicht, sondern Frau Thiel wird der Empfehlung gefolgt sein, eine kleine Pause einzufügen und das „innen“ mit einem Glottisschlag abzusetzen. Das hörte sich dann so an: „wir machen jeden Freitag eine Lehrer-Innendemo“. Na schön, aber was soll das bringen, wenn man nicht nach draußen geht. Später sagt sie, es sei wichtig, etwas konstant im Bewusstsein der Schüler innen zu halten. Ja sicher, die Gedanken sind frei, sie zu äußern ist nicht immer tunlich. Frau Thiel fragt Herrn Fritzsche und sich, „wie Sie ebendiese Schüler innen erreichen wollen.“ Ja, richtig, oft erreicht das Gesagte die Angesprochenen nur an der Oberfläche. Ich wünsche meinen Enkeln Lehrkräfte[1], denen eine grammatisch richtige, gut lesbare und verstehbare Sprache wichtiger ist als eine modische Ideologie. [1] Generisches Femininum. Männer sind selbstverständlich mit gemeint, ohne dass sie darob beleidigt wären. P.S.: … wenn es man nur modische Ideologie wäre. Die Kinder sind intolerant dämlicher Verbohrtheit ausgesetzt. Brecht hat im Arturo Ui wohl recht: … der Schoss ist fruchtbar noch, aus dem dies kroch. Und die ZEIT macht’s mit und weicht der Dame zu gefallen von ihrem *-Standard ab. – Dr. Jürgen Sellschopp

 

Ich möchte lediglich eine kleine Nebensache anmerken: Ich begrüße es sehr, dass der Genderstern in diesem Artikel mal benutzt wird. Wie erfrischend progressiv! Wenngleich dies – mit Verlaub – vom „ZEIT-Standard“ abweicht, scheint es meines Erachtens jedoch nur zeitgemäß. – Anita Müller

 


 

 

Leserbriefe zu „Enttäuschte Liebe“ von Cathrin Gilbert

 

„Enttäuschte Liebe“. Unabhängig von Kollektivstrafen und unklarer Reaktion des DFB sollten sich die Ultras – und gerade die Münchener „Schickeria“ – fragen lassen, wie sie es denn generell mit dem finanziellen Gefälle in der Bundesliga halten. Es bleibt bei der Schickeria das Geschmäckle, daß sie das Mäzenatentum für einen Dorfverein verurteilen, während gerade ihr Verein durch die ungleiche Verteilung der Einnahmen z.b. aus TV alle anderen abhängt. Will man sich da finanzielle Konkurrenz vom Leib halten? Und warum ist die finanzielle Ungleichheit bei den Fans kein Thema? In der NBA z.b. hat jeder Verein gleiche finanzielle Ausstattung und das Budget für Spielergehälter ist limitiert. Der Verein, der darübergeht, muß die Differenz in einen Topf für alle Vereine zusätzlich zahlen. Für eine ähnliche Regelung in der Bundesliga wäre mir jeder Ultraprotest willkommen. Wie ist’s Schickeria? – Wolfgang Michel

 

Es ist schon einigermaßen skurril, dass Anhänger von Vereinen wie VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen gegen Herrn Hopp demonstrieren. So widerwärtig die jüngsten Vorfälle in Bundesliga-Stadien auch sind – ich halte es aber für falsch, als Reaktion darauf Spiele abzubrechen. Wollen wir wirklich künftig den Verlauf von Großveranstaltungen davon abhängig machen, ob einzelne Wirrköpfe sich in Wort und Schrift unflätig, beleidigend oder ehrabschneiderisch äußern? Und was für Fußballspiele richtig wäre, müsste ja auch für Kino, Theater, Konzerte usw. gelten. Vielmehr sollten Veranstalter berechtigt und verpflichtet sein, solche Störer – ggf. mit Hilfe der Polizei – zu entfernen, wenn es ihnen angeblich schon nicht möglich ist zu verhindern, dass riesige Plakate und Spruchbänder nicht nur in die Stadien, sondern auch in die Zuschauerränge gebracht werden. Und vielleicht sollten die Gerichte grundsätzlich bei der Abwägung zwischen freier Meinungsäußerung und Beleidigung die Opfer solcher verbalen Attacken besser schützen. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Seit Jahrzehnten müssen sich gegnerische Torhüter in den Stadien beim Abschlag Sprechchöre anhören wie „A…loch, W…ser, Hurensohn, Deine Mutter….“ Ich will das nicht fortsetzen. Keiner schützte bislang diese Keeper und ihre Mütter. Erst weil es einen nicht unsymphatischer Mäzen aus Hoffenheim trifft, packt der DFB die Kollektiv-Keule aus. Außerdem werden seit ewig Schiedsrichter als „schwarze Sau“ beschimpft und dunkelhäutige Spieler mit Bananenwürfen oder Affenlauten traktiert. Also ist es ganz einfach zu erkennen, wer bei den Funktionären mehr Schutz und Macht hat oder erhält. Das funktioniert aber nur in einem System, in dem die breite Masse schweigt. Also wie in der Politik. Was tun? Schauen wir doch zuerst mal in diese neuen Stadien der Unterhaltungsindustrie. Da halten im VIP-Bereichen, in den Logen und auf den „Business-Seats“ bei genügend Platz Leute Schnittchen und Sekt in der Hand und lassen sich für Geschäftspartner vom Flutlichtglanz bestrahlen.

An den Kopfecken oder den Winkeln des Stadions zwängen sich die ihr letztes Geld dafür ausgebenden Stimmungsmacher mit Heimatgefühl aneinander. Hinter Gittern wie im Zoo. Betrachtet von den begüterten Zoobesuchern auf der Haupttribüne. Wer wundert sich da noch, dass sich die hinter dem Zaun oft wie wilde Tiere verhalten? Vorsicht ihr Edelfans: Denn da schließen sich derzeit die Ultras aller ansonsten verfeindeten Clubs zu meinsamen Aktionen zusammen, weil sie endlich das miese Spielchen dieser Unterhaltungsindustrie begriffen haben. Revolutiönchen ? Also was tun ? Z.B. das hier: Bleibt in Absprache unerwartet bei bestimmten Spielen alle weg und schaut Euch die von Spielszenen unterbrochene Werbeorgie auch nicht im Fernsehen an. Geht doch stattdessen dann hin und wieder bei günstigem Bier und Bratwurst zur Kreisklasse bis Regionalliga oder zu Jugendspielen. Aber auch das: Zeigt den Rassisten neben Euch auf der Tribüne Zivilcourage. Helft den Ordnern oder Polizisten, zeigt auf die Vögel und helft – gewaltlos – beim Rausschmeißen. – Wolfgang Frings

 

Frau Gilbert hat sich in dem Beitrag mit einigen Aspekten auseinandergesetzt, ich vermisse aber den großen Bereich der Korruption im Fußball (WM in der BRD, Beckenbauer und Konsorten, WM-Vergabe nach Russland, nach Katar, Blatter und Freunde). Liegt es vielleicht daran, dass die meisten der Hauptmeinungsträger wie Trainer, Spieler, Kommentatoren, vom DFB und den Profivereinen abhängig sind und deshalb Rummenigge und anderen Steuerhinterziehern Beifall klatschen? Ich glaube, auch normale Fans verspüren eine große Wut darüber, dass nur Gutbetuchte über ihren Sport entscheiden und zudem damit viel Geld verdienen. – Jürgen Neunaber

 

Die Autorin beleuchtet nicht alle Aspekte. Die Frage ist doch, warum gehen die Fans nur auf Dietmar Hopp los? Mateschitz hat Red Bull Leipzig gepäppelt, Kind steht hinter Hannover 96, Kühne hinter dem HSV, Bayer hinter Bayer Leverkusen – die Reihe ließe sich fortsetzen. Dies sind jedoch alles Großstadtvereine. Nur Hopp hat in einer Dorfgemeinde einen Erstligisten hochgezogen und damit allen gezeigt, dass man mit viel Geld alles machen kann. Daraus schließen die Fans, dass es auf sie nicht mehr ankommt, sie taugen nur noch als Kulisse. Hopp ist die personifizierte Demütigung aller Freunde des Fußballs. – Paul J. Bader

 

In der Nähe von Bellinzona habe ich etwa 2 Jahre gewohnt. Ihre Autorin Cathrin Gilbert wärmt das jetzt wieder auf. Es ist kontraproduktiv. So war es auch mit Uli Hoeneß. Der Vorgang war für mich ein Skandal, den die Medien auf dem Gewissen haben. Zum Teufel mit ihnen. – Gunter Knauer

 

Ja, so ist das und vielleicht überdenkt ja jetzt mancher nochmal das „heldenhafte“ NEIN des Superrealisten Schröder und die folgende Demoralisierung des Weltpolizisten USA. Vielleicht wäre es doch besser gewesen mit einem velogenen US – Präsidenten gegen einen Massenmörder vorzugehen als einem verlogenen Massenmörder dabei zuzusehen wie er mit einem anderen Massenmörder Massen mordet. In dieses mörderische Spiel, jetzt auch noch mit Mörder Nummer drei deutsche Soldaten zu schicken ist schlicht verantwortungslos. – Dieter Herrmann

 

Cathrin Gilberts Kommentar stimme ich zu. Ergänzen möchte ich, dass der Mäzen Dietmar Hopp sich bei seinem Fussballclub Sandhausen nur dafür bedankt, dass er als Junge dort trainieren durfte. Nach dem schier unglaublichen „Brandbrief“ der Fan-Organisationen mit der erneuten Androhung von Unterbrechungen oder gar Abbrüchen von Spielen kommt es vor allem darauf an, diesen selbst ernannten Wächtern über ihr falsches Verständnis vom Rechtsstaat klarzumachen, dass sie vollkommen daneben liegen. Nicht der DFB verhält sich verfassungswidrig (ob seiner angeblichen Kollektivstrafe gegen die Ultras) sondern die Ultras selbst. Indem sie den nicht nur in Hoffenheim sondern z.B. auch im Krebszentrum der Uni Heidelberg wohltätigen Dietmar Hopp ins Fadenkreuz stellen, rufen sie zu Hass gegen ihn und gar zu seiner Ermordung auf. Das müssen Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft unverzüglich verfolgen. – Wolfgang HEINZ

 


 

 

Leserbriefe zu „Wir müssen über Nuklearwaffen reden“ von Tom Enders

 

Mich hat schon immer die rüstungsfreundliche Grundhaltung der ZEIT gestört. Das habe ich auch früher zum Ausdruck gebracht. Doch dass Sie solch einem Kriegstreiber eine Plattform bieten, finde ich verheerend. Fakten: – Je weniger Waffen es gibt, desto weniger wahrscheinlich ist ein Krieg und desto weniger schlimm sind seine Folgen, wenn er denn ausbricht. – Waffenproduktion bedeutet immer Geldvernichtung, da Waffen unproduktiv sind. Sie schmälert also den Lebensstandard. – Je waffenstärker ein Land ist, desto mehr Angst verbreitet es in der Welt. – Die Welt hat sich tatsächlich verändert, da stimme ich Herrn Enders zu. Sie hat sich in Richtung von Diktatur, mehr Isolationismus und mehr Fremdenfeindlichkeit gewandelt. Das heißt also auch in Richtung auf eine gestiegene Kriegswahrscheinlichkeit. In eine solche Welt noch mehr Waffen, und dazu die gefährlichsten und zerstörerischsten, die wir bisher entwickelt haben, zu bringen, ist dumm und verantwortungslos. Die Meinung von Herrn Enders passt gut in eine Welt, wie wir sie um 1900 hatten. Da galten Krieg und Soldatentum noch etwas. Doch heute sind wir zum Glück etwas zivilisierter. Und ich hoffe, wir bleiben es auch. – Iman Schwäbe

 

Welche Motivation auch immer hinter den Ausführungen von Herrn Enders stehen mag: Er muß wirklich darum bangen, daß man ihn nicht ausreden läßt. Wer sich dermaßen selbst disqualifiziert wie Herr Enders, indem er die deutsche Friedensbewgung der 1980er- Jahre mit dem Adjektiv „sogenannte“ diskreditiert, der muß sich nicht wundern, wenn er nicht als ernstzunehmender Diskutant anerkannt werden kann. Wer denen, die aus humanen Motiven die Alternativlosigkeit des atomaren Wettrüstens wiedersprechen, mit dem Adjektiv „sogenannt“ die lautere, vom Streben nach Weltfrieden bewegte, Motivation abspricht, muß sich selbst zu seiner eigenen befragen lassen. Sollte der Artikel auch nur annähernd die Positionen des Vereins sein, dem er vorsitzt, müßte dessen Gemeinnützigkeit mindestens ebenso in Frage gestellt werden, wie in letzter Zeit diejenige von kritischen NGOs wie Attac o.ä. in Frage gestellt wurde. – Karl Weiß

 

Ich stimme Ihrem Artikel vollinhaltlich zu. Leider war und ist die Merkel-Regierung zu einer strategischen Neuorientierung nicht in der Lage. Am besten kann man es an 2 Punkten festmachen: – Der strategische Ansatz von Herrn Macron wurde von Frau Merkel ins Leere laufen gelassen und die Antwort von Frau Kramp-Karrenbauer zeugte von wenig Einsicht in die Materie und entbehrte jeglicher Weitsicht. – Von Frau von der Leyen, die sich noch in der Merkel-Regierung als bekennende Amerika-Freundin bezeichnet hat, ist eine Neuorientierung ebenfalls nicht zu erwarten. Damit dürfte auch aus Brüssel nicht viel kommen. Europa sollte sich selbst nichts vormachen; Trump spricht nur das aus, wonach alle amerikanischen Regierungen vor ihm auch gehandelt haben, siehe z.B. das gemeinsam Vorgehen von Republikanern und Demokraten gegen Nord Stream 2. Es ist in keiner Partei auch nur ansatzweise ein Konzept oder Wille zu erkennen, Europa auch militärisch zumindest teilweise auf eigene Beine zu stellen; es ist frustrierend. Die Tragik ist, daß Deutschland von Frankreich und besonders von Herrn Macron eine Chance geboten wird, die wahrscheinlich nicht genutzt wird. – Dr. Klaus Lehr

 

„Close the nuclear umbrella !“ möchte ich Herrn Enders zurufen. Meine Gründe: Nicht nur im September 1983 konnte der versehentliche Ausbruch eines Atomkrieges vermieden werden, wozu in dem Falle die tapfere Gehorsamsverweigerung eines sowjetischen Offiziers beitrug. Eigene Atomwaffen können in einem Atomkrieg leicht zum Angriffsziel einer fremden Macht werden, weshalb solche Waffen besonders in dicht besiedelten Gebieten keinesfalls stationiert werden sollten. Ich neige dazu, den Einsatz von Atomwaffen als verbrecherisch einzustufen. Die Vorbereitung des Einsatzes ist aus dieser Sicht die Vorbereitung eines Verbrechens. Vor ungefähr zehn Jahren setzte sich ein Bundestagsbeschluss für die Entfernung von Atomwaffen aus Deutschland ein. Diesen Beschluss sollten wir endlich umsetzen und dem Atomwaffenverbotsvertrag beitreten. – Clemens Niemann

 

Die Zeit wird mir unheimlich. Ein Beitrag wie der atomaren Aufrüstung von H. Enders (oder ähnlich) darf in der Zeit nicht mehr erscheinen. Wir verteidigen uns gegen eine Gefahr die der Westen allen voran die USA selbst erzeugt. Kein anderes Land setzt so oft ihre Armee ein wie die Amis. Immer wegen ihrer Allmachtsfantasie. ihre Hegemonie muss erhalten werden, koste es was es wolle. Vielleicht geht dass irgendwann mal in die Köpfe „Russland hat nicht vor gegen Westen zu marschieren. Wir Deutschen haben in Russland einen hervorragenden Ruf und sind gerne gesehen, was ich mehrfach selbst erlebt habe, ohne dass ich ihre Sprache beherrsche. Die USA und die Nato ballern irgendwo hinein siehe Libien, dann entsteht da eine Gefahr und die können wieder aufrüsten. Unsere Regierenden spielen das Trauerspiel mit. Das ist erbärmlich und wiederlich. – Hartmut F. Wolf

 

Genau! alles weitere wäre redundant. Ein Lob an „Die Zeit“ man mag dafür oder dagegen sein, erstmal ist wichtig, dass versucht wird eine Debatte anzustoßen, wenn die Politik sich schon nicht (öffentlich?) an solche Themen traut. – Thomas Steinbach

 

Entgegnung,frei nach Heinrich Heine: „Denk ich an Tom Enders in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht!“ zum Artikel von Tom Enders in der ZEIT, Nr. 11, vom 5. März Seite 13 „Wir müssen über Nuklearwaffen reden“Herr Enders stellt in seinem Beitrag die Frage: „Braucht Deutschland selbst Nuklearwaffen, obwohl es im Zwei-plus-Vier-Vertrag 1990 den Verzicht auf Atomwaffen bekräftigt hat?“ Vor dem Hintergrund seiner Forderung nach einer Beteiligung an der französischen Force de frappe und ihrer Nuklearabwehr würde ich Herrn Enders auch einige Fragen stellen: – Können Sie sicher sein, dass Präsident Emmanuel Macron auch in 5 oder 10 Jahren noch an der Macht sein wird oder vielleicht eine Frau wie Marine le Pen? Sollten wir nicht alles daran setzen, das Verhältnis zu den USA als NATO-Partner intensiv zu pflegen, zumal ein kommender Präsident nicht mehr derselbe sein wird wie der derzeitige?

Glauben Sie, dass England trotz des Brexit kein verlässlicher Partner der NATO mehr sein wird? – Sind Ihnen die verheerenden Folgen des Atombombenabwurfs in Hiroshima und Nagasaki vor 75 Jahren nicht bekannt? Ist nicht die gigantische Zahl von mehr als 13.000 Atomsprengköpfen weltweit eine enorme Bedrohung für alle Völker? Glauben Sie ernsthaft daran, dass Atomwaffen einen Krieg verhindern können? Glauben Sie, dass der Einsatz von Atomraketen Ihnen und Ihrer Familie eine Überlebenschance bietet? – Sollte Herr Enders sich als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik nicht vielmehr um Entspannung und Kooperation bemühen? Oder will er als ehemaliger Vorstandsvorsitzender von AIRBUS der Rüstungsindustrie zu neuen Aufträgen verhelfen? – Dr. med. Ernst Reimer

 

Wie verrückt sind wir? Wie verrückt ist diese Welt? Da fordert doch wirklich ein Vorstandsvorsitzender von Airbus, wir Deutschen sollten uns unter einen „atomaren Schutzschirm“ begeben, wenn nicht mehr den amerikanischen, dann schon den französischen. Jeder Vernunftbegabte weiß, dass der Einsatz von Atomwaffen – von wem auch immer – das Ende für unsere Erde bedeuten würde. Auch ein Atomwaffensperrvertrag kann dies nicht verhindern. Ziel einer der Schöpfung gerechten Politik müsste daher sein, alle Atomwaffen abzuschaffen. Wenn der Rüstungskonzern Airbus das Gegenteil fordert, dann geht das um ein Geschäft mit dem Tod. – Werner Bohn

 


 

 

Leserbriefe zu „Mit Ökonomie das Klima retten?“ von João Paulo Braga und Willi Semmler

 

Es wäre mir eine Freude, wenn Sie die vorgestellten Instrumente in weiteren Ausgaben der Zeit konkreter erklären und diskutieren könnten. Es sieht so aus, als hätten Sie viel Arbeit in die Recherche gesteckt, da wäre es doch schade, wenn es bei diesen kurzen Überblicken ohne Tiefe bliebe. Sie könnten sich dabei ja auf die Instrumente konzentrieren, die bisher wenig in Debatten vorkamen, also alles außer CO2-Steuer, Emissionshandel und Gewohnheiten ändern. Dabei hat insbesondere „Generationen überspannen“ mein Interesse geweckt, wenn auch in skeptischer Hinsicht. Anders als bei den New Yorker Wasserwerken würden kommende Generationen ja nicht für eine konkrete Leistung – Wasser – bezahlen, die mal fließt, mal nicht, sondern für die dauerhafte Leistung… Erde nicht im Arsch? Deshalb erstens die Frage, wie das praktisch umsetzbar wäre: Wer würde wann wofür bezahlen? Und zweitens das, was meine Skepsis hervorrief: Warum, moralisch gesehen, sollten kommende Generationen dafür zahlen, dass wir den Planeten NICHT unwirtlich gemacht haben? Das scheint mir Erpressung zu sein. Hier soll nicht nicht für eine Leistung, sondern das Unterlassen eines Schadens gezahlt werden. Das erscheint mir doch reichlich absurd. Aber bevor ich mir ein endgültiges Urteil fälle, könnten Sie ja vielleicht erstmal ausführen, was damit gemeint ist. – Maik Niederstein

 

Vielen Dank für die sehr interessante Aufstellung von Herrn Braga und Herrn Semmler über die verschiedenen wirtschaftspolitischen Instrumente in der aktuellen Zeit N°11. Vor allem an dem Punkt „Gewohnheiten verändern“ bin ich für meine Master-Arbeit interessiert. Können Sie mir bitte sagen auf welche(s) Paper/ Studie(n) sich die Autoren in diesem Punkt („Die Forschung zeigt, dass dieser Wandel mit wenig Geld sehr effektiv durch Aufklärung oder Werbung noch weiter gefördert werden kann.“) bezogen haben? – Alexander Meyer

 

Das unstrukturierte Auflisten einer Pro- und Contra-Sammlung hilft dem Leser wenig weiter. Warum fragt DIE ZEIT eine US-Privat Uni und als „kompetenteste“ deutsche Adresse das DIW? Als jemand, der seit über 25 Jahren zu Klimapolitik und deren Ausgestaltung geforscht hat, wundert man sich über einigen sachlichen Unsinn und wenig Systematisches. Folgende Punkte wären wichtig: Die Autoindustrie (genauso wie die Flugzeugproduktion!) war wegen ihrer geringen Energieintensität nie im EU-CO2-Emissionshandel. Die Autoren meinen wohl den Straßenverkehrsbereich, wozu es aber gute Gründe (z.B. bereits hohe bestehende Steuerbelastungen und deswegen geringe Mengeneffekte eines mittelhohen schwankenden CO2-Preises) und mehrere Untersuchungen gab. Eine Mischung von Systemen wie Emissionshandel mit fixem Mengenziel (und je nach Wetter, Konjunktur,… schwankenden CO2-Preisen), CO2-Steuer mit fixem Preisziel (und ebenso schwankenden CO2-Emissions-Mengen) und noch dazu Förderung erneuerbarer Energien ohne konsistente Abstimmung untereinander (WIE?) richtet schnell Chaos an.

Haben die Autoren noch nie etwas von Rebound-Effekten auf der Angebots- und Nachfrageseite fossiler Energieträger gehört? Wissen Sie nichts von Methan oder Lachgas als Treibhausgase etc.? Seit der CoP in Marrakesch 2001 gilt „changed land use“ auch als sehr klimarelevant. Wenn in den kom¬menden Jahrzehnten die Menschheit nur um weitere 3,2 Mrd. anwächst und jeder davon nur 2,5 t CO2 jährlich verursacht, dann stiegen die globalen CO2-Emissionen um das Neunfache der heutigen Werte von Deutschland an; ganz zu schweigen von der weiteren „Umpflügung“ der Erde. Kein Wort zu Bevölkerungspolitik – und das von US-Amerikanern, die nur die Modelle von Nobelpreisträger William Nordhaus kennen müssten, um ihren Fehler zu merken, etc. etc. Schade, dass auf diese dürftige Art und Weise eine Chance zum Dazulernen vertan wurde! – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Der Artikel sprach mich in der Überschrift „So könnte es gehen“ und dem Untertitel „Klimapolitik muss ökonomisch besser durchdacht werden, sonst wirkt sie nicht gut genug“ durchaus an. Gespannt widmete ich meine Zeit der Lektüre. Doch was soll ich als Fazit dazu schreiben, was nicht bereits im Untertitel stünde? Nichts. Ernüchtert stelle ich fest, dass neben einer oberflächlichen Darstellung der Ausgangssituation (Deutschland ist nicht der Saubermann und die Klimaschutzverabredungen sind nicht mehr als warme Luft) und einer Menge Fragen (Was…, wenn…?) die eigentliche Aussage tatsächlich schon im Untertitel steckt. Also: Die Zeit, die ich geopfert habe, um den Artikel ganz zu lesen, hätte ich getrost in die Lektüre interessanterer Veröffentlichungen stecken können. Schade eigentlich! – Ulrich Schieferstein

 

Der Mensch, der hört das (Un)Wort „Corona“, und hat blitzschnell eine „Panikattacke an der Backe“. Mit der „Corona“, da ist einfach „nicht so gut Kirschen essen“, kein Grund ist da, um vor Freude zu springen („Freudensprung“) oder um ein Tänzchen vor Freude („Freudentanz“) zu wagen! Die „Corona“, die hat jedoch eines sehr schnell geschafft, was der „Fridays-for-Future“-Bewegung bisher verwehrt gelieben, oder nicht so richtig gelungen ist. Die CO2-Abgase durch die „Quer-durch-die-Lüfte-Fliegerei“, die hat sehr stark abgenommen, und so gesehen, können wir jetzt wenigstens auch wieder ganz tief und ordentlich durchatmen. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Was kann man von den Deutschen lernen?“ von Susan Neiman

 

Die Frage ist leicht zu beantworten: Wenig bis nichts. Das wenige ist unsere Wirtschaft, was allerdings zum Leichtsinn geführt hat. Der heutige politische Zustand zeigt das sehr deutlich. Deutschland ist gerade dabei sich selbst wieder weh zu tun. Es regiert eine Bundeskanzlerin, die ihren Posten seit 15 Jahren inne hat, weil die Medien ihr die Stange halten. Die nur nebenbei in Deutschland lebt. Die Medien missbrauchen ständig ihren Beruf, obwohl der Staatsvertrag mit dem Rundfunk aus den 50er Jahren, explizit unterlaufen wird. Das führt zu dem heutigen Zustand. Ihre Autorin sollte das wissen. Deswegen ist ihre Frage völlig irrrelevant. – Gunter Knauer

 

Drei Anmerkungen: 1. Es waren nicht „die Nazis und ihre Mitläufer“, die einen „Wahrnehmungswandel vom Opfer zum Täter“ vollzogen. 2. Es war nicht „Deutschland“, das die Abwehr von Schuld und Scham“ überwand. 3. Der DDR-Antifaschismus hatte nichts Emanzipatives. Die DDR stand nicht auf der „richtigen“ Seite der Geschichte. Zu 1+2: Erst die Generation der 68er haben im Zuge einer Kulturrevolution die Schuld der Vätergeneration gegen die heftigsten Widerstände zum öffentlichen Thema gemacht. Und das immer wieder. Bis heute. Rudi Dutschke war in Deutschland das erste Opfer eines Rechtsterroristen. Die meisten Nazis haben keinen „Wahrnehmungswandel“ vollzogen, sondern sind einfach gestorben. Zu 3: Der von oben verordnete Antifaschismus der DDR hatte vor allem eine entlastende und ein ideologische Funktion zur Rechtfertigung des Stalinismus. Zur Ursache des „Faschismus“ wurde die „Herrschaft des Finanzkapitals“ erklärt, dem man mit dem Sozialismus angeblich seine ökonomische Grundlage entzogen hatte.

Eine sozialpsychologische Dimension des Nationalsozialismus konnte mit den Begriffen des Marxismus nicht erkannt werden. Die geschichtsrevisionistischen und antisemitischen Implikationen der stalinistischen Faschismustheorie (Georigi Dimitroff: Beschluss des XIII. Plenums des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale im Dezember 1933) kann man als Versuch deuten, die Täterschaft und Verantwortung vieler Deutschen im Nationalsozialismus zu leugnen, sie als Opfer des Nationalsozialismus reinzuwaschen und den alltäglichen Rassismus und Antisemitismus zu bagatellisieren. Nicht anders macht es heute die Neue Rechte. Statt über die Ursachen und Folgen des Nationalsozialismus soll über die „deutschen Opfer“ geredet und ein Mythos deutscher „kollektiver Unschuld“ wie schon in den 50er Jahren gestiftet werden. Dies entspricht einem verfälschten Geschichtsbild, das jahrzehntelang auch in der DDR in der Form eines „Antifaschismus“ gepflegt wurde. Bei „einfachen“ NSDAP-Mitgliedern reichte oft die aktive Mitarbeit am „demokratischen Aufbau“ des Sozialismus beziehungsweise der Eintritt in die SED aus, um problemlos in die Nachkriegsgesellschaft integriert zu werden.

Der Historiker und Politikwissenschaftler Martin Sabrow beschreibt, wie in Ostdeutschland Vergangenheitspolitik betrieben wurde: Der ostdeutsche Legitimationsfaschismus wies schließlich tabuisierende Züge auf, indem er wesentliche Aspekte des Nationalsozialismus aus dem kollektiven Gedächtnis wie aus der wissenschaftlichen Forschung verbannte, darunter so zentrale Fragen wie die Massenattraktivität des Hitler-Regimes und die Teilhabe der Bevölkerung an Verfolgung und Vernichtung. Nie brachte die DDR-Geschichtswissenschaft eine Hitler-Biographie hervor, und bis zum Schluss hielt sie an einem dogmatisierten Denken fest, das Hitler als bloßen Handlanger der Monopole verstand, die KPD als führende Kraft des Widerstandes und das deutsche Volk als verführtes Opfer der Fremdherrschaft einer kleinen Clique. Die erste Überblicksdarstellung der DDR-Geschichtswissenschaft zur NS-Zeit widmete der Shoah kein Kapitel und keinen Unterabschnitt.[1] Parteidokumente belegen, dass der Anteil von Altnazis in der SED bis weit in die 1960er Jahre hinein relativ hoch war.

Hinzu kommt eine Nichtthematisierung des Holocaust. „Jüdischen Opfer“ blieben den „kommunistischen Kämpfern“ in Behandlung und Ansehen untergeordnet. Verschwiegen wurde unter anderem, dass Kommunisten im KZ Buchenwald den Nazis beim „Spritzen“ (Töten) behilflich gewesen waren. Wenn man weiß, dass von „56.000 Toten 72 davon Kommunisten“ waren, dann kann man ahnen, wie „unwahrscheinlich effektiv die Lagerorganisation der Kommunisten war“, berichtet der Exhäftling Marko Max Feingold.[2] Nach dem Krieg wurde in der DDR verbreitet, das „Volk“ sei durch die Großindustriellen und die Nazis bloß verführt worden oder die Häftlinge von Buchenwald hätten sich selbst befreit. –Dr. phil. Bruno Heidlberger

 

Der Antifaschismus war zwar Staatsräson in der DDR, wie die Autorin schreibt, aber er war nicht nachhaltig in der Bevölkerung verankert, weil alle antifaschistischen Strömungen von der SED vereinnahmt und instrumentalisiert und daher als SED-Propaganda betrachtet wurden. So verbanden sich Systemablehnung mit bestehenden Ressentiments und einer bis heute fortwirkenden Geschichtsvergessenheit. Bereits 1946/47 mußte der Cottbuser Stadtarchivar darum kämpfen, daß der alte jüdische Friedhof, der die Nazizeit überstanden hatte, nicht aufgelöst und eingeebnet wurde. Der Tag der Befreiung am 8. Mai wurde in den sechziger Jahren zusammen mit Christi Himmelfahrt und Buß- und Bettag zum Ausgleich für eine generelle Arbeitszeitverkürzung aufgehoben. Er war ohnehin nur eine Propagandaveranstaltung zum höheren Ruhme der Roten Armee, an die Bevölkerung ihre eigenen Erinnerungen hatte und taugt daher nicht als Ausweis einer antifaschistischen Grundstimmung. „Komm mit nach Terezin“ – unter diesem einem Operettenschlager entlehnten Motto warb das Cottbuser Reisebüro im Herbst 1963 für einen Tagesausflug in das KZ Theresienstadt. Ein Protest gegen diese Form der Werbung blieb, soweit bekannt, ohne Resonanz. Soviel zu diesem Artikel. – Dr. Karl Klaus Walther

 

Ich habe selten einen so gut durchdachten, sich klar an einem roten Faden orientierenden Artikel gelesen. Die Vergangenheitsbewältigung in zwei Ländern nach zwei gewaltigen Kriegen. Sie beleuchten ein zentrales Thema unserer Moderne: den Zwiespalt zwischen der unsere Kultur bestimmenden Würde des Menschen und der Leugnung unserer schrecklichen Vergangenheiten. Sie führen uns zu einem möglichen Lichtblick. Aber nur bedingt. Deswegen eine weitere Gegenrede. Die Ursachen der beiden Kriege, die sie aufführen, sind vielschichtig und komplex. In beiden stand Gewalt gegen andere im Mittelpunkt, gegen Schwarze und Juden. Nach Kriegen und Bürgerkriegen entstehen ähnliche Gedankengänge. Denn das soziale Miteinander muss neu begründet und etabliert werden. Man muss wieder gemeinsam in einem Land, in einer Stadt als Nachbarn leben. In den Kriegen in Südafrika wurde versucht Ähnliches zu praktizieren.

Sie diskutieren die Vergangenheitsbewältigung, wie sie sich in Deutschland über Jahre hinweg entwickelt hat und weiterentwickelt wurde. Die Analyse und Beurteilung dieses Aufarbeitungsprozesses der deutschen Vergangenheit fällt sehr positiv aus. Endlich würdigt jemand diesen langwierigen und dornigen Prozess. M. E ein Meilenstein deutscher Kultur und Geschichte. Endlich wird dieser als das gesehen, was er M. E. ist, eine zivilisatorische Leistung der deutschen Gesellschaft. Ich finde es schade und furchtbar, dass dieser über viele Jahrzehnt diskutierte und gewachsene kulturelle Einsicht heute fast nur noch kritisch und mit großer Skepsis begegnet wird: das Selbstbewusstsein der Deutschen wurde zerstört, es wurde ihnen die Normalität unter den Ländern der Welt verwehrt, sie hat den Boden für einen Rechtsruck, wie er jetzt unvermeidlichen kommen musste, gelegt. Im Vordergrund Ihres Textes steht „das Erinnern an Traumata“ und Sie sagen, „bewältigt werden solche Traumata vermutlich nie, doch ähnlich wie Schuld können sie aufgearbeitet werden“. Sie fragen weiter: „Wie haben es die Deutschen geschafft, aus Nazis Demokraten zu machen? Scham tut gut, denn nur durch Scham wird eine Gesellschaft verändert“.

Deutlich wird Ihr neuer Gedanke, dass aus Opfern Täter werden mussten und auch wurden. Und sie dabei Scham empfinden oder sich mit dieser auseinandersetzen sollten. Sie beschreiben diesen Prozess eindringlich und einleuchtend. Es ist eine lange bewegende Zeit von Kriegsende bis zum Fall der Mauer und bis jetzt. Dem ist kaum etwas hinzuzufügen. Die Bewältigungsprozesse in der DDR und BRD werden dargestellt und mit ihren Differenzen diskutiert. Der Antifaschismus war in der DDR Staatsräson und wurde in den Schulen und in der Öffentlichkeit intensiv verbreitet und eingeübt. In der BRD entwickelte sich dieser Prozess erst langsam, um dann erst später deutlich an Fahrt aufzunehmen. Ich denke, dass die 68-Bewegung hier einen weiteren kräftigen Impuls gegeben hat. Sie schreiben vieles Richtige über die beiden Länder und deren Entwicklung. Auch den forcierten Antikommunismus der BRD – im kalten Krieg zwar verständlich – , der aber keine gute Bases war, um die BRD in ein gemeinsames Deutschland zu führen. Das sehe ich wie Sie.

Der Antifaschismus war in der DDR eine von oben vorgegeben Haltung und Pflicht. Natürlich bekam sie dabei aufrichtige Zustimmung der Bevölkerung, vor allem nach dem Zusammenbruch 1945. Juden umbringen und einen Weltkrieg anzetteln. Das wurde und wird von allen geächtet. Wie sollte es auch anders sein. Man vermisst in Ihrer Analyse den Hinweis auf die unterschiedliche Struktur der beiden deutschen Staaten. Wie konnten Sie als Philosophin das übersehen oder es nicht als wichtig erachten? Denn diese beiden deutschen Länder, zwar beide mit der gleichen Vorgeschichte, waren doch grundverschieden. Die DDR eher eine Diktatur. Zumindest war es ein Land, in dem in der Öffentlichkeit eine freie Meinungsäußerung oder ein freier Gedankenaustausch ziemlich gefährlich sein konnte. Auch eine freie Presse gab es nicht. Das andere – die BRD, war doch eher mit viel Freiheit, privater und politischer versehen.

Dass die Aufarbeitung im Westen und Osten somit ganz unterschiedlich verlief, ist bekannt und auch Sie schildern es, gehen aber auf die Folgen nicht ein. Die Bewältigung oder besser die Aufarbeitung der Vergangenheit, wie Sie sie beschreiben, ist ein eminent psychologischer Vorgang. Er geht einher mit einer Wandlung von Einstellungen. Das Verstehen von geschichtlichen Zusammenhängen und die Wahrnehmung politischer Gegebenheit sind hierbei grundlegend. So wird die Bewältigung ein psychosozialer und politischer Prozess. Dieses ist ein vielschichtiger Weg. Er ist mit einer Veränderung von persönlichen Einstellungen verbunden. Die Wandlung vom Opfer zum Täter schließt die Empfindung von Scham der Täter ein. Letztlich werden Sichtweisen und Mentalitäten verändert. Sie sagen es selbst, dass solche Prozesse langwierig und schwierig sind. Da müssen die Schulen und die Medien eingebunden sein.

Das geht nur durch vielschichtige Diskussionen. Auch die Gegner dieser Gedankengänge müssen zu Wort kommen. Mit Bücher, Radio und Fernsehsendungen und Reden, auch Parteiarbeit und Arbeit in Sportvereinen und in den Gemeinden der Städte und Dörfern. Ohne kontroverse Debatten geht da gar nichts. Und Sie wollen uns sagen, dass so ein Prozess von oben angestoßen ohne freien Disput zu bleibenden Einsichten bei den Menschen führen kann, so in der DDR. Geläuterte Menschen müssen vorher durch das Fegefeuer der kontroversen Debatte. Die gab es nicht und konnte es auch ohne Freiheit nicht geben. Dass die Aufarbeitung an der Oberfläche blieb, zeigt sich jetzt in fataler Weise. Wie konnte es sonst passieren, dass in den neuen Bundesländern die AfD eine starke Kraft geworden ist und Ausländer eher als Fremdkörper angesehen werden. Schon zu DDR- Zeiten wurden dort arbeitende oder lebende Ausländer wie Russen und Vietnamesen möglichst getrennt von der Normbevölkerung angesiedelt. Menschen mit anderen Verhalten und Aussehen zu akzeptieren, kann man nur unter freiheitlichen Bedingungen erlernen und einüben. Man scheut sich es noch mal zu erwähnen. Der Marxismus – Leninismus besagt, dass alle gesellschaftlichen Probleme durch die Eigentumsverhältnisse und Besitzverhältnisse bedingt sind.

Und Antisemitismus oder Rassismus kann es insofern in einem sozialistischen Staat nicht geben, per Definition nicht geben. Die DDR empfand sich als einen solchen sozialistischen Staat. Wenn es doch irgendwelche Anklänge von Rassismus gabt, lag es an den Unzulänglichkeiten der Menschen. In diesem Sinne konnte die von Ihnen betonte Opfer – Täter – Problematik gar nicht geben und es gab sie auch nicht. Ich bin weit davon entfernt die DDR nur als eine verdammungswürdige Diktatur anzusehen. Man kann über den Sinn und Unsinn der DDR lange streiten. Aber das dort Diskussionsfreiheit existiert hätte und man dort Literatur hätte lesen können, die auch den Antifaschismus, die ANTIFA und auch den Marxismus – Leninismus als kritischen Gegenstand gehabt hätte, war nicht denkbar. Da sind sich alle – die Gegner wie die Befürworter der DDR einig! Selbst 1984 von Orwell stand auf dem Index. Man kann auch die Schulbücher der DDR studieren wie es Herr Brumlik vorschlägt oder besser sich das Leben ansehen, wie es dort war. Mit einigen provokatorischen Fragen war der Weg zum Studium schnell verbaut. Ich selbst habe bis 1961, bis zum Ende meines Studiums in der DDR gelebt, dann in der BRD.

Oder wollen Sie uns eigentlich sagen: auch in einer Diktatur kann eine Vergangenheitsbewältigung gelingen. Das ist kaum vorstellbar. Insofern ist Ihr Artikel leider doch sehr widersprüchlich geworden. Meine Gegenrede wäre: ohne Freiheit gibt es keine Aufarbeitung vergangener Gräueltaten. Herr Brumlik geht in seiner Gegenrede mehr auf Fakten und Zahlen ein. Auch ein möglicher Weg. Wir leben in bewegten Zeiten mit vielen neu entstanden Möglichkeiten, die mehr Offenheit und Information ermöglichen. So bieten Globalisierung und Internet große Chancen. Meine Hoffnung ist, dass die vielen Verbrechen an Minderheiten und Ethnischen Gruppen so wenigstens von allen als solche zur Kenntnis genommen werden (müssen). Ohne Offenheit wird es nicht gehen. Diktaturen, auch schwache oder illegitime Demokratien können Offenheit nicht ertragen. – Hans Lazarus

 

Bei Susan Neiman kommen wir Nachkriegs-Deutschen gut weg, bei Micha Brumlik, in seiner Gegenrede, bekommen wir, was wir verdienen: Sein Fazit: „von „Bewältigung“ (des Nationalsozialismus) lässt sich in keiner Hinsicht sprechen.“ Was die in den Augen von Micha Brumlik ungenügende Aufarbeitung des Nationalsozialismus in der DDR betrifft, so sollte auch daran erinnert werden, dass die Verfolgung der Zeugen Jehovas dort weiterging. 50 Zeugen Jehovas sind in den Haftanstalten der DDR zu Tode gekommen – sie alle waren bereits im 3. Reich inhaftiert gewesen.

Im Westen Deutschland ging es nach dem Endsieg vorrangig um den Schutz der Täter. Sie wurden in atemberaubender Weise weiterverwendet. Um nur dass wohl krasseste Beispiel zu nenne: Der Chef der Reichsbahn, die die Transporte in die KZs durchgeführt hatte, wurde von den Amerikanern mit der Leitung der Eisenbahn in ihrer Zone betraut. Heute schadet es niemandem mehr, die Täter und ihre Taten zu nennen. Im Gegenteil: Die Erinnerung an die Täter ist ein Imagegewinn für die Gesellschaft der Bundesrepublik. Den Opfern nützt es nicht mehr. Ob man das von den Deutschen lernen sollte? – Klaus E. Margraf

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Irrsinn und die Abfalleimer“ von Christoph Drösser und Max Rauner

 

Wenn die Marketingabteilung eines Kaffeekapselherstellers in Euskirchen nicht in der Lage ist, helle Kaffeekapseln zu trenden oder zu branden, sollte diese Abteilung auf den Restmüll. – Volker Homann

 

Auch in Österreich ist Mülltrennung eine Wissenschaft. Das liegt an derselben Problematik wie in Deutschland (gelbe Tonne – Restmüll). Wie so oft in Diskussionen setzt man an beim Endproblem: der Müllindustrie, dem Konsumenten. Wie wäre es, wenn man ENDLICH damit beginnen würde, auch die Verursacher mit einzubeziehen. Wie ein Produkt verpackt ist, kann ich nur schwer beeinflussen. Und solange es möglich ist im Handel für Verpackungen verschiedene Materialien zu verwenden, werde ich als Konsument frustriert bleiben. In allen möglichen Kartonpackungen sind Sichtfenster aus Plastik eingeschweißt. Warum? Damit ich sehe, dass in der Spaghetti Packung wirklich Nudeln sind? Davon geh ich ja wohl aus. In ihrem Artikel wird am Schluss ein Hersteller erwähnt, zumindest. Aber auch bei diesem Problem (wie bei Umweltschutz und Gesundheit) wird immer der Endkonsument zur Lösung des Problems herangezogen. Der Handel hätte aber einen viel größeren und effektiveren Einfluss, würde man endlich die Hemmschwelle ablegen, diesem Regelungen aufzudrücken. – Johanna Rosenleitner

 

Schon vor mehr als 30a musste ich in meiner Diplomarbeit über das Recycling von Kfz feststellen, dass der zunehmende Kunststoffanteil und die Vielzahl an Sorten die Quote des alten, metallenen Autos erheblich verschlechterte. Seitdem hat sich in puncto stoffliches Recycling von Kunststoffen NICHTS geändert. Es ist mir ein Rätsel, wie die Verantwortlichen angesichts der massiven Probleme mit Plastikmüll nur „weiter so“ machen. Das Bekämpfen an der Wurzel ist m.E. die einzige Lösung: Massive Reduktion von Plastik in Verpackungen, Ein- und Kurzweg-Produkten. Und: Energetische Nutzung der Plastikabfälle. Ist doch egal, solange der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen nicht gelungen ist. Hat das Rohöl halt einen Umweg über Plastik genommen, bevor es zu Brennstoff wurde. Mein Konsumverhalten kann ich selbst anpassen, i.W. durch Verzicht auf Schwachsinnsprodukte. Seitdem Sie das mit den intelligenten Fehlwürfen geschrieben haben, fühle ich mich gleich besser. Und ich dachte, es sei nur gesunder Menschenverstand, Müll in die Restmülltonne zu werfen. Ab zur Verbrennung nach Tornesch-Ahrenloe. Ich fühle mich vor Allem von der PolitikerInnen verarscht. ich erwarte Zukunfstgestaltung, enkeltaugliche! – Heidi Eggers

 

Leider hängt die Effektivität des Recyclings nicht allein von der Trennung ab, sondern gerade auch davon, was die Kommunen mit dem gesammelten Wertstoff anfangen. Auch nach Asien exportierter Plastikmüll gilt statistisch als recycelt, wobei dieser deutsche Müll dann durchaus z.T. als Mikroplastik in den Ozeanen endet, auch wenn wir das nicht wahrhaben wollen! Es ist Zeit, dass wir aufhören, uns mit Kampagnen wie der Abschaffung der Plastiktüte selbst zu belügen. Der Verpackungsmüll übersteigt um ein Vielfaches die meist wiederverwendeten Beutel. Aber es ist unbequemer, beim Einkauf auf möglichst wenig Verpackung zu achten und auch mal auf Produkte zu verzichten, die nicht entsprechend lose oder umweltfreundlich verpackt zu haben sind. Dabei sind Konsumselbstbeschränkung und Abfallvermeidung sehr viel wirksamer als das beste Recycling. – Barbara Onahor

 

„Wir wollen den Müll mehrfach abfahren und die Bürger sollen es zahlen“! Das war die Aussage eines bedeutendsten deutschen Müllabfuhrunternehmers, als ich 1976/77 als Projektleiter die Ergebnisse des Feldversuches in Konstanz zur Getrenntsammlung von Hausmüll bei Dornier-System GmbH vorstellte. Diese grundlegende Studie im Auftrag des BMI und des neu gegründeten UBA klärte die Frage, inwieweit die Bevölkerung überhaupt bereit ist, die Wertstoffe des Hausmülls getrennt bereitzustellen und wurde zur Basis des Hausmüllrecyclings. Die Studie klärte auch, ob und wie Parameter wie Siedlungs- und Sozialstruktur sowie verschiedene Erfassungssysteme Einfluss auf den Rücklauf und die Kosten der Wertstofferfassung haben. Prof. Schenkel (UBA) bemühte sich darauf jahrelang, die Wertstoffrückgewinnung „an der Quelle“ gegen die Interessen der Hersteller von Müllverbrennungsanlagen und der auf frische Rohstoffe fixierten Industrie durchzusetzen. Politik folgt nicht wissenschaftlichen Ergebnissen, sondern dem Druck und damit den Bedenkenträgern der Wirtschaft, die durch Beharrung auf ihrem Status quo gekennzeichnet ist. Auch das war eine Erkenntnis aus dem Versuch.

Angedacht war die Sammlung zweier Fraktionen (z.B. nass / trocken) mit mechanischer Sortierung in die Einzelfraktionen. Mit der Verpackungverordnung gelang es dann der Abfuhrbranche und Behälterindustrie – die nun ihre Chancen zur Geschäftserweiterung sahen – die Weichen auf Mehrfachabfuhren zu stellen. Rationalisierungsmaßnahmen wie das Mehrkammer-Müllsystem wurden verzögert, dann zwar international eingeführt aber mit schlechter Fahrzeugtechnik hintertrieben, indem eine weitgehend schon erfolgreich erprobte neue Fahrzeugtechnik nicht aufgegriffen wurde. Einen tiefen Einblick in das Denken der Branche gibt das Buch „ Kabale um Hausmüll“. Niemand hat Interesse daran, die Sammlung in vernünftigen Fraktionen wie Verwertbares / Nichtverwertbares durchzuführen. Dazu: Die Verpackungsverordnung sollte ursprünglich bewirken, dass der Verbraucher entscheiden kann, welche Verpackung er akzeptiert. Ein wichtiges Kriterium wäre das Wissen um den Preis der Verpackung. Dies wird bis heute – und das in Zeiten des verpackungsgewaltigen Internethandels – vermieden. Sähe der Verbraucher auf seiner Rechnung, was er dafür bezahlt, könnte er ja aufwachen. So kommt es wie gewollt: Die Bürger zahlen und jedes Jahr Recyclingdiskussion bringt der Branche und dem Fiskus satte Einnahmen und der Müll wird emsig und in unlogischen Fraktionen gesammelt.

Quellen: –         Getrennte Hausmüllsammlung: Untersuchung über die Trennung und Verwertung von Papier und Glas aus Hausmüll, dargestellt am Beispiel der Stadt Konstanz. Abschlußbericht, Studie im Auftrag des Bundesministers des Innern und des Umweltbundesamtes Verfasser: R. Schiller, Dornier-System, GmbH 1977 (vorleigend in der Bibliothek des UBA) –   – Rolf Schiller: Kabale um Hausmüll oder warum vor ihrem Haus viele bunte Mülltonnen stehen. Verrai Verlag Stuttgart, ISBN 978-3-946834-38-0 – Rolf Schiller

 


 

 

Leserbriefe zu „»Lasst uns noch mal leuchten«“. Gespräch von Benigna Gerisch et al.

 

Ich, Jahrgang 1955, finde auch, dass über die Wechseljahre, besser über die dadurch entstehenden Veränderungen – selbst unter Frauen – wenig gesprochen wird. Aber Über diesen Satz ..die Trauer zuzulassen, schließlich geht etwas unwiederbringlich verloren …. kann ich mich nur ärgern. Oder soll ich das unter Spinnerei einordnen? Eine „nette“ Verstärkung für Vorurteile in den Wechseljahre ist, dass in diesem Interview noch dieser Arzt Robert Wilson mit einem frauenfeindlichem Zitat ( „spitzzüngige Frau“) von 1966 hervorgeholt wird – der Rest über ihn war wenigstens informativ. Würden die körperlichen Veränderungen in den Wechseljahren schon in der Pubertät zur Aufklärung gehören, dann hätten es später die Frauen UND Männer einfacher mit der „veränderten“ Normalität umzugehen! – Brigitte Zimmermann

 

Schade, statt über die Wal Weibchen in der Menopause hätte ich gerne etwas erfahren über schönen Sex jenseits der 70, der nicht weh tut!! Abgesehen von einem kurzen Hinweis auf Mandelöl kam da nichts! Warum denn Mandelöl!!? – Inge Daniels

 

Gerade habe ich begonnen, Ihren o.g. Artikel online zu lesen und schon nach wenigen Absätzen entsetzt abgebrochen. Was für ein ignoranter und verwirrender Umgang mit den Begrifflichkeiten!!! So werden „Menopause“ und „Wechseljahre“ hier vollkommen synonym gebraucht und lustig munter durcheinandergeworfen. In Kurzform: Die Menopause benennt den Zeitpunkt der letzten Regelblutung (rückblickend erst nach einem Jahr bestimmbar). Als Wechseljahre bezeichnet man jedoch einen – je nach Frau – variierenden Zeitraum von 5 bis 15 Jahren, der in mehreren Unterphasen abläuft und in dem sich allmählich der hormonelle Wandel vollzieht. Die Wechseljahre beginnen somit in der Regel schon lange vor der eigentliche Menopause. Die Menopause beschreibt folglcih keine Phase, sondern einen festen Punkt iim Leben einer Frau. Welche Art von Aufklärung und Enttabuisierung soll ein Artikel leisten, der die übliche Verwirrung da draußen nur weiter befördert?!? Von einem Leitmedium wie der Zeit darf man doch eigentlich mehr erwarten … – R.Jung

 

Sehr geehrte Frau Bleuel, in Ihrem Interview sagen Sie, dass nach einer Metastudie aus dem Herbst 2019, es nach 5 Jahren Hormontherapie bei FÜNFZIG Frauen mit Brustkrebs zu einem zusätzlichen Fall von Brustkrebs kommt. Nach meinem Kenntnisstand ist es eine Frau zusätzlich von 500 !!!( FÜNFHUNDERT) Frauen mit Brustkrebs , die nach fünfjähriger Hormontherapie Brustkrebs bekommt. In meiner Praxis erlebe ich täglich, dass Frauen, die nach allgemeinem medizinischen Kenntnisstand sehr von einer Hormontherapie profitieren würden, aus Angst vor Brustkrebs diese nicht in Anspruch nehmen. Sie quälen sich, werden teilweise depressiv, können Ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen, fühlen sich kraftlos und oft überfordert. Eine Hormontherapie kann diese Symptome nicht eliminieren, aber zumindest abmildern und sie auf ein erträgliches Mass reduzieren. Ich bin nicht der Meinung, dass eine Hormontherapie ein Allheilmittel gegen das Älterwerden ist, aber ich finde, dass Frauen gut informiert werden sollten, welche Vor- und Nachteile eine Hormontherapie mit sich bringen kann und dazu ist es notwendig, dass Statistiken richtig zitiert und objektiv interpretiert werden. – Dr. Gabriele Schneider

 


 

 

Leserbriefe zu „Es war einmal die DDR“ von Christoph Möllers

 

Lassen sie mich zuerst feststellen, es gibt zu wenig Literatur in Die Zeit! Damit meine ich Rezensionen als auch Informationen darüber was auf dem Buchmarkt so los ist. Ich habe auch Vorschläge wo Platz in der Zeitung zu schaffen wäre: lassen sie Fotos von Tieren weg, und von Menschen welche sich im Abstand von 20Jahren vor dem Watzmann fotografieren lassen und überrascht sind, dass sie sich selbst stärker als der Berg verändert haben. Wer so was sehen will soll sich noch die Bunte dazu abbonieren. Zur Rezension des neuen Buchs von Ingo Schulze: natürlich kann ein Rechtsprofessor formulieren und er ist sicher auch buchaffin, aber lassen sie Fachleute über ihre Fachthemen schreiben; und empfehlen sie Prof. Möllers die Präzision bei der Namensnennung des Protagonisten die er in juristischen Dingen auch (hoffentlich) von seinen Studenten erwartet. – Thomas Steinbach

 

Meine anfängliche Verwunderung ist einem großen Erschrecken gewichen. Ihr Rezensent Christoph Möllers hat es ausgelöst, aber es sitzt jetzt schon viel tiefer, weil der Einblick in Ihre redaktionellen Abläufe mich schwer trifft. Ich ging doch tatsächlich davon aus, dass in einem seriösen Blatt wie Ihrem die Artikel der Autoren gegengelesen werden. Dann hätte sich weder Peter Turrini ins Dresdner Antiquariat von Norbert Paulini verirren können, noch wäre die folgenreiche Verlegung der Oder nach Dresden passiert… Wirklich tief lässt allerdings blicken, dass Sie ein für den Belletristik – Preis der Leipziger Buchmesse nominiertes Buch von einem in hohem Maße literarisch unkundigen Rechtsprofessor schreiben lassen. Während seines Schulunterrichts in Bochum haben vermutlich Elbe und Oder kaum eine Rolle gespielt. Wie aber steht es um seine Lesekompetenz bei der vorliegenden Fehl-Benennung der Hauptfigur des Buches? Und hat sich aus Ihrer gesamten Redaktion wirklich niemand für die nominierten Bücher interessiert und wenigstens mal hinein gelesen? Eine irritierte Leserin ist gespannt auf die Aufklärung. – Danuta Görnandt

 

Christoph Möllers Rezension Rezension veranlasst mich zu den folgenden Anmerkungen: Oderflut in Dresden? Christoph Möllers rezensiert in der ZEIT vom 5.3.20 Ingo Schulzes neusten Roman „Die rechtschaffenen Mörder“ und bringt bei der Inhaltsangabe einiges durcheinander: Die Hauptfigur, der Dresdner Antiquar Norbert Paulini, heißt bei Möllers Peter Turrini, wie der österreichische Schriftsteller. Bei Ingo Schulze ist es das Elbhochwasser von 2002, das Paulinis Bücherscheune flutet. Christoph Möllers schreibt von der „Oderflut des Jahres 2002“ – Oderflut in Dresden? Aber diese Verdrehungen sind Kleinigkeiten gegen die Beschädigung, die Ingo Schulze dem Andenken des verdienstvollen und einst von vielen Künstlern und Bücherfreunden hoch geachteten Dresdner Antiquars Hans-Georg Kühnel (1927 – 1994) zufügt. (Man lese nur den kurzen Nachruf auf der Seite der Pirckheimer-Gesellschaft.)

Kühnel führte von 1947 bis 1992 unter dem Namen Carl Adlers Buchhandlung sein Antiquariat auf der Brucknerstraße in Dresden, und ganz offensichtlich hatte Schulze ihn beim Schreiben vor Augen gehabt.Jeder, der einst das unauffällige Haus entdeckte und dort in der ersten Etage nach dem Betätigen der Klingel von Kühnel im grauen Arbeitsmantel eingelassen wurde, erinnert sich beim Lesen des Romans unwillkürlich an Carl Adlers Buchhandlung und ihren klugen, zurückhaltenden Inhaber. Die Wandlungen aber, die Schulze seinem Paulini vorschreibt, bis hin zu den häßlichen Schimpfreden gegen Migranten und Flüchtlinge, sind für Hans-Georg Kühnel undenkbar. Selbst Schulze hat vermutlich beim Schreiben gemerkt, dass er diese Wandlung nicht wirklich glaubhaft machen kann, und lässt den ersten Teil des Romans an dieser Stelle abbrechen. – Ein Gebot des schriftstellerischen Anstands wäre es gewesen, den Hinweis auf Kühnel zu verschleiern und nicht noch Paulinis Antiquariat an den gleichen Ort zu setzen. Hans-Georg Kühnel kann sich nicht mehr wehren, und Peter Turrini wird sich nur verwundert die Augen reiben. – Dr. Ulrich Hupbach

 

An sich kann es ja interessant sein, ein Buch (I.Schulzes „Die rechtschaffenen Mörder“) nicht von einem Literaturkritiker besprechen zu lassen. Wenn aber der rezensierende Prof. Christoph Möllers schon die Hauptfigur (Norbert Paulini) ständig fälschlicherweise Peter Turrini nennt, kann es beim Leser zu einer zusätzlichen Irritation kommen, wieso Schulze seinem ‚Helden“ den Namen eines lebenden Autors gibt, da er sichselber ja auch schon in einem Kapitel als „Schultze“ einführt, sodaß man sich natürlich Gedanken macht, wieso gerade Peter Turrini hier als Antiquar auftritt. Wir haben es hier wahrscheinlich mit einem etwas zertreuten Professor bei der Lektüre zu tun gehabt. – Helmar v. Hanstein

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie Merkel, nur anders“ von Tina Hildebrandt

 

Die ganze Persönlichkeit von Anna-Lena Baerbock zu erfassen um ein eindeutiges politisches Profil für die Zukunft zu entwickeln hängt wohl doch eher von den Sympathie Werten von Umfragen und Medien Einschätzungen ab. Deshalb wird auch kein Auftritt in Talkshows und Interview ausgelassen. Die junge Polit Generation der Grünen hat einen insgesamt grossen Vorteil nach 15 Jahren Merkel und GROKO, sie hat einen Neu Anfang verdient, jung weiblich, weltoffen, gradlinig und klare Positionen. Die Bewährungsprobe hat sie allerdings 2021 noch vor sich. Viel Glück.! – Thomas Bartsch-Hauschild

 

Annalena Baerbock (Die Zeit, Ausgabe vom 5.03.2020) als Nachfolgerin von Angela Merkel zu diskutieren ist abwegig. Wenn jemand wie Nobert Röttgen als ihr männlicher Kollege im Jahr 2019 am häufigsten in TV-Talk-Shows aufgetreten ist, kann dies ebenso bedeuten, daß sie sich wie Röttgen auch wegen ihren rein theoretischen Programm-Inhalten auf solch einfache Parketts begibt, wo die Gegenrede vor laufenden Kameras meist mild ausfällt, doch ohne an der Basis und unter dem Volk sich Gehör zu verschaffen und die Praxis kennenzulernen. Baerbock hat im Gegensatz zu Angela Merkel bis zum heutigen Tag keine Regierungserfahrung und hat sich bisher mit keinerlei eigenständigen Gedanken hervorgehoben – Merkel war Umweltministerin, welche mit ihren praktikablen Ideen 2003 – weltweit – die Energiewende in Gang gebracht hat, damit eine urgrüne durchgesetzt, während die ´Grünen` bei diesem Thema noch geschlafen haben. Freilich kann Annalena Baerbock sich noch profilieren durch weitere Übernahme von Ämtern – doch dazu hat sie und bedarf es noch viel mehr Zeit. – Michael Hakenmüller

 

Wo die Projektionen ins Kraut schießen, sollte Annalena Baerbock ihre Erdung behalten. Wie Merkel, nur anders? Klug, wenn sie die Erwartungen unterläuft, um unterhalb der mächtigen Schicht dieser Projektionen geschützt trainieren zu können. Annalena Baerbock kann hervorragend Positionen der Grünen erklären und vertreten. Ihre Überzeugungskraft und Präsenz strahl weit über die eigene Anhängerschaft hinaus. Es ist aber etwas ganz anderes, Entscheidungen in Regierungsverantwortung zu treffen, zu erklären und zu vertreten.

Angela Merkel hat sich den Veränderungen in der Welt nicht entgegengestellt. Die sich ergebenden Krisen hat sie unprätentiös, mit viel Disziplin und klug gemanagt. Erklärt hat sie die Veränderungen und ihre Entscheidungen allerdings nie. Immer mehr zeichnet sich eine Welt im Dauerkrisenmodus ab. Es kommt immer mehr darauf an, Veränderungen zu steuern, nicht nur nicht zu verhindern. Es kommt neben Disziplin und Klugheit immer mehr auf Tatkraft und Überzeugungskraft an. Sehr hilfreich ist hier auch die Erfahrung des Leistungssports: Ein gutes Gespür für den eigenen Leistungsstand, ehrgeizige Ziele und das Wissen, wann alles stimmen muss, um zu gewinnen. – Reinhard Koine

 

Von Ihnen; der Zeitung von Helmut Schmidt ,bin ich zurzeit sehr enttäuscht. Die wirklich wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung mit dem Klimawandel oder grünen „Politikern „wie Frau Baerbock findet bei YouTube statt. nicht bei Ihnen . Merz hat recht ; wir brauchen solche Medien nicht mehr. Zumindest nicht in einem Land.; in dem die Bevölkerung sich selbst kein klares naturwissenschaftliches Urteil bilden kann aufgrund ihrer Schulbildung. – H. Furmaniak

 


 

 

Leserbriefe zu „Jeder für sich“ von Viola Diem et al.

 

China hat es vielleicht sogar, trotz des festen Würgegriffs von „Corona“, irgendwie noch voller drauf! China hat nun die Idee des Tages, und praktiziert diese Idee bereits rücksichtslos, nämlich die totale Total-Überwachung seiner Bevölkerung, und darüber weltweit hinaus. Durch diese grenzenlos global vernetzte Welt-Gesellschaft ist jetzt alles möglich, und mit dieser Erkenntnis werden daher gnadenlos, sämtliche „offenen Türen“ konsequnt eingerannt. Wer vernetzt ist, der ist dran, und wer nicht vernetzt ist, der macht sich stark verdächtig, und ist deshalb mehr als überdran! Sonst ist alles, mehr als okay im „Reich der Mitte“, China ist einfach auf den optimalen Dreh gekommen. Die Rettung der Umwelt, die kann weiter warten, denn diese Rettungsaktion, die ist und war einfach nie ein „chinesisches Ding“! – Klaus P. Jaworek

 

Soll staatliche Hilfe wieder die Lösung sein, wenn unsere privatwirtschaftlichen und öffentlichen Systeme diesmal anlässlich einer Pandemie in die Krise geraten? Immer mehr Systeme sind auf Kante genäht. Sie funktionieren nur unter idealisierten Bedingungen, die infolge von wachsenden globalpolitischen Risiken, Klimawandel und nun auch Pandemien immer seltener als gegeben unterstellt werden können. Redundanzen, Reserven, Puffer: wegoptimiert. Kosten für Lagerhaltung und Umweltverbrauch: externalisiert. Um unrealistische Gewinnzusagen darzustellen: weitere Kostensenkungen. Wenn nichts mehr geht, springt der Staat ein: Wir sind gut vorbereitet. Geld ist da. 50 Millionen Euro Reserven im deutschen Staatshaushalt, schätzt das BMWi. – Unser Wettbewerbs- und Kostensenkungsregime: eine heilige Kuh. – Reinhard Koine

 

Es ist ein hervorragender Artikel von Viola Diem, Ingo Malcher, Claas Tatje und Mark Schieritz über den Coronavirus und die Folgen für die deutsche Wirtschaft. Aber warum will die Politik -wenn nötig- ein klassisches Konjunkturprogramm anlaufen lassen ? Das verstehe ich nicht. Ist die Wirtschaftwachstums-Ideologie überhaupt noch zeitgemäß ? Warum befreien wir Bürger uns nicht z.B. vom globalen Tourismus, vom Essen von Tieren und (wo nicht zwingend notwendig) vom Motorisierten Individualverkehr ? Die Folgen sind doch katastrophal; insbesondere für unsere Ur…enkel. Ich folge lieber Prof. Dr. Meinhard Miegel, der in seinem Buch EXIT WOHLSTAND OHNE WACHSTUM im Jahr 2010 schrieb : „… , dass heutiges Wachstum unseren Wohlstand nicht mehrt, sondern auf dramatische Weise verzehrt. Wollen wir ihn bewahren, müssen wir uns vom Wachstumswahn befreien, eher heute als morgen.“ – Volker Freiesleben

 


 

 

Leserbriefe zu „Gegenrede: In der DDR wurde die NS-Zeit verdrängt“ von Micha Brumlik

 

Immer ganz wichtig das ein schweizerischer westdeutscher mal wirklich erzählt wie es war :D – Theo Gohlke

 

Die „DDR“ Gesellschaft als „eine antifaschistische, eine nationalistische (FDJ/Betriebskampf-gruppen?) Gesellschaft“ zu bezeichnen ist wohl nur Philosophen/*innen möglich, welche die Epoche nicht miterlebt haben. „Gnade der späten Geburt!“ Dabei könnte man es belassen. Weshalb sich noch um Aufklärung bemühen. Zu thematisieren wäre vielmehr die Art eines Versuchs der Wiedergutmachung gegenüber den jüdischen Opfern Deutschlands seitens der Marionette von Moskaus Gnaden, der sog. „DDR“, der nie stattgefunden hat. Die NS Zeit mag ja hier erfolgreich kaschiert worden sein, die verfemten preußischen Wurzeln zwecks Legitimation des vorgeblich sozialistischen Gebildes aber hervorgeholt und die Unterdrückungswerkzeuge der NS eins zu eins voll zur Geltung gebracht. Zu dem Vorwurf aber, in der sog. „DDR“ sei der Antisemitismus und die Schoah „in den Schulbüchern kaum angemessen behandelt“ worden, kann ich hinzufügen: In meinem Schulbuch (West-Berlin) nicht einmal angemessen, sondern gar nicht. – Burkhard Breslauer

 

Der Begriff „Verdrängung“ ist mir hier zu pauschal. War es nicht eher die „Überschreibung“ der NS-Ideologie durch eine neue? Außerdem war die Ost-Bevölkerung anders zusammengesetzt als die im Westen. Man kann „Ost“ und „West“ so nicht vergleichen. Die Ausgangssituation in der DDR war eine andere: Die Meinungsträger, d.h. die „Eliten“, wurden nach dem Kriegsende sofort ersetzt. In der Vor-DDR (1945 bis 1949) sind z.B. alle Lehrer mit NSDAP-Parteibuch aus dem Schuldienst entfernt und dafür Neulehrer eingestellt worden. Die Ausgeschlossenen konnten im westlichen Teil Deutschlands weiter lehren und blieben dort verbeamtet, also gingen sie westwärts. Ich war damals Schülerin und wurde von Neulehrern unterrichtet. Sie hatten noch Angst vor uns Schülern, aber sie waren jung und wollten eine neue und friedliche Gesellschaft.

Keinesfalls trugen sie NS-Gedankengut weiter. Für sie war das vorüber. Bald darauf kam die neue Zwangs-Ideologie, der wohl nur ein Teil der Lehrerschaft freiwillig folgte, viele waren mit ihr nicht einverstanden. Sie mussten sie aber trotzdem im Unterricht vertreten. Die NS-Zeit wurde so nicht „verdrängt“, sondern durch die neue Ideologie „überschrieben“. Im Westen Deutschlands blieben die alten Lehrer im Dienst und waren weiter meinungsbildend. Bestimmt haben auch von ihnen die meisten die NS-Ideologie abgelehnt, aber ihnen wurde nichts Neues aufgezwungen. Ähnlich verhielt es sich in anderen „wichtigen“ Berufsgruppen (Juristen, Ärzte,…), und sie hatten bis zum Mauerbau Zulauf aus dem Osten. Weil es im Westen keine neue aggressive Ideologie gab, lebte bei ihnen die Vergangenheit etwas ungestörter fort. Über die Verbrechen der NS-Zeit wurde auch in der DDR berichtet. Schüler besuchten ebenfalls Konzentrationslager (ich war etwa 1950 in Buchenwald).

Das nahm im Laufe der Jahrzehnte vielleicht ab, denn es wurde zur immer ferneren Vergangenheit. Die Erinnerung an sie wurde als ein Teil der herrschenden lästigen Indoktrination empfunden. Man hörte nicht mehr hin. Keinesfalls entstand ein „deutsches“ Überlegenheitsgefühl. Man hatte eher Minderwertigkeitskomplexe, die eine Ursache für den heutigen Erfolg „rechter“ Ideologien sein könnten. Nachdem ich aus der DDR ausreisen durfte, also 1990/91, besuchte ich eine Tagung in Marburg und ging abends in ein gutbürgerliches Restaurant. Es waren nur wenige Gäste anwesend. Ich hörte und verstand ungewollt deren Gespräche. Am Nebentisch saß eine kleine Gesellschaft, vielleicht eine Geburtstagsfeier eines wohl „wichtigen“ Marburgers.

Alle waren etwa 20 bis 30 Jahre älter als ich (ich war damals Mitte 50). Die Gespräche offenbarten, wie deutlich sie sich zuerst als „Deutsche“ fühlten, wie selbstverständlich sie anderen wirtschaftlich und intellektuell überlegen waren, und sie benutzten Worte wie „Zusammenbruch“ und „Ostgebiete“. So etwas hatte ich Jahrzehnte nicht mehr gehört. Es war kein direktes NS-Vokabular, aber noch ein Schatten davon. Aus solchen Gründen halte ich den Ausdruck „Verdrängung“ für falsch und ich warte bisher vergeblich auf einen analytischen Ost-West-Vergleich. Dieser müsste Faktoren wie die Bevölkerungsstruktur, den Einfluss der Ideologie, die zeitliche Entwicklung und das Selbstverständnis der Bürger berücksichtigen. Es ist der übliche undifferenzierte Blick, der die gängigen Klischees über den „Osten“ im „Westen“ erzeugt und auch im Beitrag von Micha Brumlik aufscheint. Um Unterstellungen vorzubeugen: Ich war nie ein SED-Mitglied oder in irgendeiner Art in der DDR und heute politisch aktiv. – Gisela Härtler

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein katastrophaler Frieden“ von Wolfgang Bauer

 

Der Artikel in Ihrer Ausgabe vom 5.März, bestätigt nur meine Meinung, dass der amerikanische Präsident nicht mehr Herr seiner Sinne ist. Dazu kommen noch seine Speichellecker, die alles das ausführen, was. er anordnet. Es ist zweifellos eine sehr kostspielige Angelegenheit diese Krieg, aber er sollte mit Verantwortung und Weisheit zuendegebracht werden. Quidquid agis, prudenter agas et respice finem . Ob der potus das überhaupt noch kann. – E:Kruschke

 

Leider muss ich Ihren Gedanken voll zustimmen. Trotzdem möchte ich daran erinnern, dass die deutsche Bundesregierung einschliesslich des derzeitigen BuPräs- damals Aussenminister- willfähriger Wegbereiter der US- Entscheidung war. Schon im Regionalbereich Nord hat sich die BuReg bemüht, eigene Präsenz möglichst klein und unauffällig zu halten, vor allem niemanden zu bekämpfen, und einige „Verbündete“ vorzuschicken – bis hin zu Mongolen. Als beim ersten Angriff auf das angedachte „Generalkonsulat“ in Mazar-e-Sharif die gerade neu gebaute Mauer einstürzte, hat Deutschland die gesamte Vertretung zugemacht und ist schmollend abgezogen. Diebstähle im Logistiklager wurden geduldet! Lokale Mitarbeiter der USA, die vor Ort bedroht wurden, haben in Deu (nicht in den USA!) eine neue Bleibe erhalten. Daraus haben sowohl die Taliban als auch Dritte gelernt, vor allem der afghanische Landadel: alle haben inzwischen ein Standbein in der BRD. . Allen war klar, dass die USA irgendwann das Gleiche machen würden – und jetzt sind die infrastrukturellen Arbeiten abgeschlossen. .

Trump machte nun dennoch noch etwas anderes, denn die USA haben ihre Botschaft in Kabul zu einem Führungsbunker mit Helis und Drohnen aufgerüstet – und behalten einen Flugplatz in Händen. Sowohl Ghani als auch Abdullah – wie früher die Karzais- standen auf US- Lohnlisten und haben Ausbildung, Geld und Material der USA bekommen. Wie Karzai werden auch diese beiden Clans bald ausgeflogen – und es ist der Landadel, der schon immer das Steueraufkommen erbrachte (mit Heroin), der sich nun mit den Taliban arrangieren muss – so wie schon die letzten 50 Jahre! Aber künftig überwacht von der NSA! . Frauen kleiden sich wieder züchtig – Mädchen gehen aufs Feld statt in die Schule – und das Produkt ihrer Arbeit, das Heroin, wird weiter in Berlin und Hannover verkauft werden… Daher: „In Afghanistan Nichts Neues“! Wie sagte schon Struck? „Wir sind da ein bisschen blauäugig reingegangen“. Und jetzt gehen wir halt ebenso blauäugig wieder raus…. . Vielleicht fragen Sie mal ein paar Protagonisten aus verschiedenen Sektoren, was wir in 20 Jahren gelernt haben? – Franz Berger

 

Wie es in absehbarer Zeit in Afghanistan weitergeht, lässt sich konkret wohl nicht sagen. Problematisch, um nicht zu sagen katastrophal, wird es wohl noch lange bleiben. Militärisch sind die Konflikte nicht zu lösen, politisch m. E. auch nicht, jedenfalls nicht im Sinne eines stabilen Friedens. „Die Ursachen der Gewalt sind nicht beseitigt“ schreibt der Autor. Wahrhaftig, sie sind nicht nur nicht beseitigt, ein wesentlicher Teil der Ursachen wird noch nicht einmal angesprochen. Nämlich die Grundwerte des Zusammenlebens unterschiedlicher Ethnien, Religionen und sozialen Gruppen. Was die unterschiedlichen Ausprägungen des Religionsverständnisses – von gemäßigt bis fanatisch – angeht, sollte mal einer Bestandsaufnahme unterzogen werden. Da ist das Ergebnis, dass alle Beteiligten Religion mit Kult oder Tradition verwechseln bzw. durcheinander werfen.

Solange es im Islam nicht vorgesehen ist, dass der jeweilige Glaube nicht hinterfragt werden darf, werden die unterschielichen Gruppen weiter krampfhaft an ihren Standardisierungen festhalten: sehr traurig. Und die hiesigen sogenannten Experten – etliche von denen habe ich schon seit vielen Jahren auf das Thema angesprochen – verweigern die Stellungnahme und trauen sich nicht zu sagen, dass das Religionsverständnis dieser ganzen Gruppen mit Religion im ursprünglichen Sinn nichts oder kaum etwas zu tun hat, jeden falls keine Grundlage für gegenseitige Verständigung bietet. Also, ohne die Frage, wie Religion gegenwärtig überhaupt zu verstehen ist und welche Botschaften von ihr ausgehen könnten, sind die Konflikte nicht zu lösen, jedenfalls nicht so, dass man zumindest einigermaßen miteinander zurecht kommt. Oder will man sich weiter auf die Selbstdarstellungen der Konfessionen berufen? Dann werden Religion und ethnische Zugehörigkeiten zu statistischen Angelegenheiten. – Christoph Müller-Luckwald

 


 

 

Leserbriefe zu „Held der Aktionäre“ von Deborah Steinborn

 

Bei all der Verklärung von Jack Welch, dem „Manager des Jahrhunderts“, der GE zur angeblich „most admired company in the world“ gemacht hat, sollte man nicht vergessen, dass sein Geschäftsmodell und seine Management-Philosophie auch für den dramatischen Niedergang von GE in den letzten Jahren verantwortlich sind: GE war am Ende ein gigantischer Gemischtwarenkonzern, in dem auch die unter- schiedlichsten Geschäftszweige nach denselben Grundsätzen geführt wurden – die Produktion und der Vertrieb von Kühlschränken unterliegen aber nun einmal völlig anderen Gesetzmäßigkeiten als z. B. das Bankgeschäft oder die Rückversicherung. Und die Auswahl und Rotation des Top-Managements nach dem Kriterium des „GE-Gens“ unter Vernachlässigung der Fachkenntnis und Markterfahrung mussten früher oder später zu katastrophalen Fehlbesetzungen (Welch selber zu seiner Nachfolgeregelung: „Note 6“) führen. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Ihren „Nachruf“ finde ich ziemlich schräg und unvollständig: 1.Der Aktienkurs von GE lag 2000 bei 48,00 € und bewegt sich zur Zeit um die 8,00€.Wo ist denn da der Marktwert von 500 Mrd.geblieben? Wie ist das für Aktionäre, die um das Jahr 2000 eingestiegen sind? Der Jack Welch hat da keine Spuren hinterlassen? Alles Schuld unfähiger Nachfolger? 2. 417 Mio $ im Jahr 2001 als Abschiedsgeld als „erfolgreiche,grosszügig bezahlte Führungskräfte mehr bewundert als verteufelt wurden“ nur als“schlechtes Vorbild“ zu bezeichnen ,ist schräg :diese Summe ,entspricht heute wohl mindestens 500 Mio, und ich finde das eine Obszönität. 3.Wo bleibt denn die Gegenbilanz zum Shareholder value. “er baute jobs ab…………meinen Sie wohl wohl nicht als Verdienst, kommt hier aber wie eine Bewunderung rüber. P.s.zu2.Führungskräfte werden heute oft zu schnell verteufelt.Da bin ich dabei. – Hans-Georg v.Bechtolsheim

 


 

 

Leserbriefe zu „Stimmt’s? Emittiert die Zementindustrie mehr CO2 als der gesamte Flugverkehr?“ von Christoph Drösser

 

Insgesamt ist Ihre Antwort auf die Frage von Johann Humer aus Wien – ‚Emittiert die Zementindustrie mehr CO2 als der gesamte Flugverkehr?‘ – recht aufschlussreich. Allerdings schreiben Sie, dass darüber nachgedacht werde, zur Verbesserung der Energiebilanz IN BETON ANDERE FÜLLMATERIALIEN ALS ZEMENT ZU VERWENDEN. Dies zeugt von mangelndem Verständnis für den Prozess: ZEMENT IST NICHT FÜLLMATERIAL, sondern das essenzielle Bindemittel, dass dem Beton, im Zusammenspiel mit Sand und Kies (Zuschlagstoffe) durch den anorganisch-technischen Vorgang der Hydratation erst die typische, hohe Druckfestigkeit verleiht. – Werner Förster

 

Zwar schreiben Sie korrekt, dass die Zementherstellung etwa acht Prozent der Treibhausgase verursacht (davon aber nicht die Hälfte, sondern nur ein Drittel wegen der erforderlichen Energie, und zwei Drittel wegen des chemischen Vorgangs*). Doch zwei der wichtigsten Alternativen nennen Sie nicht: Zum einen kann man mehr mit Holz bauen; so entsteht in Wien ein Holzhochhaus mit 24 Etagen, das nur aus statischen Gründen etwas Beton benötigt, aber zu 75 Prozent aus Holz besteht. Zum anderen ist es am klimaschonendsten, gar nicht zu bauen, denn selbst das ökologische Bauen verursacht CO2-Emissionen durch die Baustoffherstellung (auch von Fenstern und Leitungen), den Transport und den Bauprozess selbst.

Stattdessen kann man Abriss vermeiden, Leerstand beseitigen und Altbauten besser nutzen. In Deutschland wächst die Bevölkerung kaum und es wird trotzdem gebaut, weil die Wohnfläche pro Person steigt. Dagegen ermöglichen viele Werkzeuge, dass Menschen mit anderen zusammenrücken (indem man Umbau erleichtert, Umzüge vereinfacht und Untermieter vermittelt), das hilft gegen Einsamkeit und rettet das Klima. * Quelle: IEA International Energy Agency 2018: Technology Roadmap: Low–Carbon Transition in the Cement Industry, Seite 12. – Daniel Fuhrhop

 

Ihr Artikel weißt wichtigerweise auf die hohe CO2-Belastung durch die Zementindustrie hin. Leider wird aber die Aufnahme von CO2 bei der Abbindung und Alterung von Zementbaustoffen völlig übersehen. Die Kohlendioxidbilanz ist also deutlich komplizierter und zum Glück etwas besser als dargestellt. – Ulrich Karthäuser

 


 

 

Leserbriefe zu „Staat gegen Recht“ von Olivia Kortas

 

Die beiden ZEIT-Artikel zu den unglaublichen Drangsalierungen polnischer Richter und zu den offenbar aussichtslosen Plänen, die EU in Richtung Klimaschutz und nachhaltige Landwirtschaft zu manövrieren, lassen mich als Leser und unbedingten Anhänger der europäischen Idee ziemlich pessimistisch zurück. Ohne eine Anpassung der Abstimmungsregeln oder das zusätzliche Herausbilden eines Kerneuropas, innerhalb dessen dann Entscheidungen getroffen werden, scheint kein Fortschritt möglich. Es ist jedenfalls unerträglich zu sehen, dass erklärte Antidemokraten, wie die Regierungen in Polen und Ungarn, der EU auf der Nase herumtanzen und dass ein Ausstieg aus dem absurden Agrarsubventionssystem quasi unmöglich ist. Wenn noch was gerettet werden soll, dann ist es dringend notwendig, dass die gutmeinenden und liberalen Demokratien dem Rest der EU endlich die Instrumente zeigen, was zumindest mal ein glaubhaftes Drohen mit dem Zudrehen des Geldhahns bedeutet. – Priv.-Doz. Dr.-Ing. Dipl.-Inform. Andreas Zabel

 

Vielen Dank für den aufschlussreichen Artikel! Es ist schon beschämend, was in Polen mit dem Rechtsstaat geschieht! Noch beschämende ist jedoch, was sich die EU so bieten lässt, ohne zu reagieren! Nicht nur, dass die polnische Regierung weigert, Flüchtlinge aufzunehmen, nein sie tanzt der EU auch noch auf dem Kopf herum! Ein einfaches und klares Mittel, eine einfache Antwort an die polnische Regierung: Einstellen der Subventionen aus dem Regionalfond und anderen Zahlungen!

Falls das nicht helfen sollte: Ausschluss aus der EU! Solche Mitgliedstaaten brauchen wir nicht! – Dr. Wolf Günther

 


 

 

Leserbriefe zu „Eine philosophische Existenz“ von Jürgen Habermas

 

mit großer Verwunderung habe ich den Text von Jürgen Habermas zum 90. Geburtstag von Ernst Tugendhat gelesen. Würdigung des Werkes von Ernst Tugendhat und Beschreibung persönlicher Eigenarten sind in diesem Text nicht in der Waage und bilden eine ungute Melange – auch dadurch, dass letztere in Beziehung zum Werk gesetzt werden. Das wird diesem Philosophen nicht gerecht. Ernst Tugendhat ist weltweit der einzige Philosoph, der argumentativ kleinschrittig ausgearbeitet hat, in welchem entscheidenden Punkt sich menschliche Kognition von der anderer Tiere unterscheidet und der darlegt, wie der letzte Schritt des Übergangs vom einen zum anderen zu denken ist. In seiner sozialkognitiven Konzeption steht das gemeinsame symbolische Konstruieren unabhängiger Referenzpunkte in der Welt die entscheidende Rolle. Menschen haben ein Symbolspiel entwickelt, das ihnen erlaubt, unterschiedliche Symbole so aufeinander zu beziehen, dass sie auf ein- und dasselbe Objekt referieren.

So ensteht die raum- und objektbasierte Denkweise, die uns auszeichnet und die Basis für die Frage nach Wahrheit und Gründen ist. Wir stehen erst am Anfang, wenn es darum geht, diese komplexe überzeugende Idee für die Theoriebildung der empirischen Entwicklungspsychologie und AI-Forschung nutzbar zu machen. Während Jürgen Habermas in seinen Werken aus großer Höhe und in breiten Pinselstrichen Zusammenhänge in Denktraditionen sichtbar werden ließ, Diskurslinien sozialphilosophisch fruchtbar machte und erweiterte, hat Ernst Tugendhat vertieft nachgedacht, an den wesentlichen gedanklichen Bruchstellen der Tradition mit der Lupe operiert, aufgeklärt, umsortiert und sich selbst Verständnis verschafft. Der Text von Habermas liest sich, als hätte Salieri über Mozart geschrieben. – Prof. Dr. Frauke Hildebrandt

 

Ernst Tugenhat war Anfag der 1970er in Heidelberg mein Prüfer zum „Kleinen Philosophicum“. Der Philosoph von Interesse war Charles Sanders Peirce. Und der Fragegegenstand „Was ist ein Sakrament“?. Ich hatte ein abgeschlossenes Theologiestudium hinter mir und wähnte mich gut gerüstet. Ernst Tugenhat hat mit mit all der ihm eigenen Noblesse, die in dieser Prüfungssituation besonders exotisch schillerte, eines Besseren belehrt. – Prof. Dr.theol. Dr.phil.habil. Dipl.-Psych. Hans-Peter Heekerens

 


 

 

Leserbriefe zu „Guck, guck“ von Ann-Kathrin Nezik

 

Deutsche Firmen bei der Gesichtserkennungstechnik mit unter den führenden Anbietern. Na bitte, unsere Leute sind doch nicht dämlich, wie gern kolportiert wird.Von wegen rückständig und entwicklungsbedürftig. Dämlich sind nur die User und Teilnehmer an diesen Unfug, der im Artikel etwas verwaschen oder euphemistisch „Soziale Medien“ genannt wird. “ genannt wird. Also da, wo Menschen sich offenbaren bis aufs Hemd und dazu ihren Seelenquark ausschütten, möglichst noch mit Foto. Und da wundert sich die Welt, dass diese Daten missbraucht werden.Na so was aber auch. – Hans-Emil Schuster

 

Gibt es nicht ein Gesetz in Deutschland, dass es verbietet, Privatpersonen abzulichten oder zu filmen? 6 Millionen Ermordete im Dritten Reich – wie viel höher wäre der Horror gewesen, wenn es diese Technologie schon gegeben hätte? Im Restaurant oder Geschäft möchte ich freundlich begrüßt werden – ob mit Namen oder ohne ist mir völlig egal – im Gegenteil, die Idee, dass in allen Geschäften oder Restaurants mein Gesicht mit zugehörigem Namen gespeichert wäre, macht mir eher Angst. Und was soll das Ganze im Zoo? Beim Lesen dieses Artikels erschloss sich mir der Vorteil des Tragens einer Burka. Man sollte ein neues Label gründen mit unterschiedlichen Modellen für alle Jahreszeiten. – Ursula Comes

 


 

 

Leserbriefe zu „Aufspüren, testen, isolieren“ von Ulrich Bahnsen und Katharina Menne

 

Es steht zu erwarten, dass auch in Zukunft Infektionen durch Viren und zunehmend auch durch Bakterien mit den vorhandenen Medikamenten nicht ausreichend zu behandeln sind. Darum: Die Empfehlung der Handhygiene ist ohne Frage enorm wichtig und sollte in Kindergarten und Elternhaus frühzeitig – richtig – trainiert werden und jederzeit – auch ohne aktuelle Anlässe – durchgeführt werden. Allerdings fehlt mir in der teils hysterischen Diskussion und auch in Ihrem Beitrags der Aspekt der Stärkung unserer Abwehrkräfte. Der sportliche Spruch „An apple a day keeps the doctor away!“ und das Schwören auf die Wirksamkeit von Nahrungsergänzungen und Kräuterkapseln sind kaum belastbare Grundlagen.

Es braucht wissenschaftlich fundierte Konzepte zur Stärkung unseres Immunsystems, das durch die Impfungen lediglich mit der Lightversion von Erregern konfrontiert wird. Aber wir werden zukünftig immer wieder Hilfe für den „Ernstfall“ benötigen. Meine Einschätzung lautet: Aufspüren: ja. Testen: wenn nötig. Die Abwehr stärken: JAA! Bei unbekannten Erregern ist das Isolieren der Erkrankten sicher bis zur Einschätzung der Krankheitsverläufe notwendig. Für die Coronaepidemie braucht es jetzt aber vor allem einen wirksamen Schutz der Risikogruppen und Handlungssicherheit in Behörden und Politik und in der Bevölkerung. Dennoch: Ich danke Ihnen für die immer wieder differenzierte Bearbeitung komplexer Themen! – Johanne Schloen

 

Deutschland ist im medialem „Corona-Fieber“, und deshalb ist Deutschland auch (fast) leergekauft! Das Coronavirus kurbelt unsere Wirtschaft sehr kräftig an, von wegen, dass nur noch Angst, Panik und Furcht unser Land beherrschen sollen! Der unbeeinflussbare Mensch ist jetzt voll in seinem Kaufrausch-Element, und er kauft völlig kopflos alles auf, was nicht niet- und nagelfest ist, sogar die Hamster sollen schon sehr stark vom Abverkauf bedroht sein; Corona macht´s eben möglich! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Ursulas Mondfahrt“ von Ulrich Ladurner et al.

 

Der gebrochene Amtseid – zum aktuellen Green Deal der EU-Kommission und den Klimakonzepten der Bundesregierung- In ihrem Amtseid verpflichten sich PolitikerInnen bekanntlich, dass sie ihre Kraft dem Wohle des Volkes widmen und Schaden von ihm wenden werden. Mit den beschlossenen Klimaschutzmaßnahmen brechen jedoch politisch Verantwortliche, wie die Bundeskanzlerin Deutschlands A. Merkel oder die durchaus sehr „bemüht“ wirkende Präsidentin der EU- Kommission Ursula von der Leyen, faktisch diesen Amtseid im Kern. Unüberwindbaren Naturgesetzen, nach denen das Klima und sein Wandel funktionieren, setzen sie eigene letztlich unrealistische Zeithorizonte entgegen, Ergebnisse aus Verhandlungen mit Interessengruppen aller Art, politische Kompromisse eben. Sie wollen damit einen „Deal machen mit der Natur“ – eine „Anmaßung“, die uns der Katastrophe immer näher bringt. Die Klimaentwicklung aber funktioniert nun mal fraglos alleine auf Grundlage von Naturgesetzen und die besagen, dass beim Klima nur entscheidend ist, wie hoch der Klimagasanteil in der Atmosphäre ist (Quantität) und um welche es sich dabei handelt (Qualität). Der Rest ist uninteressant.

Vor dem Hintergrund der wissenschaftlichen Fakten muss unsere Lage längst als hoch dramatisch beurteilt werden: – Deutschlands Restbudget an CO2-Emission wird – folgt man den neuesten Zahlen der wissenschaftlichen Studie GERMAN ZERO – in weniger als 4 Jahren aufgebrauch sein! – Der Anteil der Treibhausgase in der Atmosphäre insgesamt ist heute so hoch wie auf diesem Planeten seit Millionen von Jahren nicht mehr! – Da Klimagase weltweit fast ungebremst weiterhin in die Atmosphäre entlassen werden, erscheint mittlerweile das ehemals ambitionierte Ziel „Klimaneutral 2035“ schon als Dead-Line. Der von Bund und EU vielbeschworene „Zielhorizont 2050“ kommt viel zu spät. – Die Wahrscheinlichkeit mit Einhaltung der Pariser Vereinbarungen das 1,5 Grad Ziel zu erreichen und damit einen noch bewohnbaren Planeten zu erhalten, beziffern Klimawissenschaftler des IPCC gerade mal mit einer Wahrscheinlichkeit von nur 67%(!). Wer wollte mit einem Absturzrisiko von 33% in ein Flugzeug steigen? – Hier jedoch geht es um nichts weniger als um die Zukunft der Menschheit!

Doch wie es aussieht, werden wir mit hoher Wahrscheinlichkeit die Pariser Ziele national, wie weltweit krachend verfehlen. Grund: Wie hängen im ewigen „Weiter so“ fest. Wachstum und Konsumsteigerung schieben sich im Prioritäten-Wirrwarr der Tagespolitik permanent weit nach vorne und verweisen sie existentielle Sorge um unsere Lebensgrundlagen auf hintere Plätze. Die irreversible Vernichtung der Lebensgrundlagen der nachkommenden Generation und im Zuge dessen, die Gefährdung des Weltfriedens durch kriegerische Auseinandersetzungen um verbleibenden letzten Lebensraum und letzte Ressourcen – ist damit schon in greifbare Nähe gerückt. Letzte Chancen/Zeitfenster für entschiedenes Gegenhandeln werden gerade vertan.

Politik weigert sich bis heute allen wissenschaftlichen Warnungen zum Trotz, anzuerkennen, dass der „Weg in die Klimahölle genau mit solchen politischen Kompromissen gepflastert ist, welche die Natur ignorieren“: „Kohlekompromiss“, „Klimapaket“ und nun der sog. „Green Deal“ der EU-Kommission. Sie alle sind Ausdruck der Unfähigkeit, Vernunft und Verantwortung vor kurzsichtige Eigen- und Machtinteressen zu stellen. Wir könnten es noch schaffe, das Ruder herum zu reißen – so aber nicht! Mein Fazit mit Blick auf den Amtseid: In Opportunitäten der Tages- und Machtpolitik gefangen, nehmen die Staatengemeinschaft und in ihr die jeweiligen politischen Eliten offenbar wider besseres Wissen in Kauf, dass die Menschheit und ihre Zivilisation den „größten denkbaren Schaden ihrer bisherigen Geschichte erleiden wird“. Mit Blick auf die nachkommenden Generationen ein Totalversagen.. – Martin Rothe

 

Der Titel sagt schon Alles. Noch dazu hat Ursula Kinder. Kinder bekommen heute (zumindest in Industrienationen) Alles – auch eine Billion. Dafür wird Selbstständigkeit und Selbstverantwortung geopfert. Wir Alle waren Kinder; ich zur Zeit des Waldsterbens. Seitdem sind all meine täglichen Wahlentscheidungen ökologischen Überlegungen unterworfen. Ich habe seinerzeit nicht viele Mitstreiter gehabt – heute sind es mehr. Diese Dynamik gilt es zu nutzen und nicht auch hier mit Geld zuzuschütten. Verantwortung heißt das Thema – nicht Verwöhnung! – Dominik Peitsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Das absolute Jetzt“ von Ijoma Mangold

 

Jeder Autor kennt das: Er liest eine Rezension eines von ihm geschriebenen Romans und denkt sich: Diesen Roman hätte ich niemals schreiben dürfen. So könnte es nun auch Leif Randt ergehen. Denn Ijoma Mangold wirft dem Autor vor, dass er seine Leserinnen und Leser blendet, obwohl er alles „extrem gut ausleuchtet“. Die von der Rezensentin empfohlene Sonnenbrille könnte da das Augenlicht auch nicht mehr retten. Leif Randt wird auch wohl kaum annehmen, dass von seinem Roman „eine neue Jugendbewegung“ ausgeht. Öder als die von ihm beschriebene kann eine Beziehung doch gar nicht mehr sein. Sogar die drei Sekunden, die unser Gehirn angeblich als „reine Gegenwart“ empfinden kann, wären schon zu viel für solch eine Beziehung. Wahrscheinlich würde man sich bereits nach dem Bruchteil einer Sekunde wünschen, dass sie zur Vergangenheit wird und sich in der Zukunft niemals wiederholt. Wer nur bewusste Entscheidungen trifft, kann von der Liebe nicht verzaubert worden sein-er liebt also nicht. – Heinz-Peter Tjaden

 

Ijoma Mangold legt seiner Hymne auf Ralf Randts Roman eine sehr spezielle subjektive Weltsicht zugrunde. Das wäre völlig in Ordnung. Aber er überhöht den Lifestyle des Romans zu einem verallgemeinerungsfähigen Welterklärungsmodell der Gegenwart. Das ist starker Tobak, zudem argumentativ unseriös, mehr noch, es ist aufgesetzter Schwindel. – Dr. Andreas Schäfer

 


 

 

Leserbriefe zu „War Pius XII. ein unseliger Papst?“ von Evelyn Finger

 

Hat der Papst wirklich geschwiegen? Im Archiv des Auswärtigen Amtes findet man eine von Botschaftsrat Menshausen dokumentierte Radioansprache Pius des XII vom 29. Juni 1941, in welcher sich der Papst eine Woche nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion äußert. Er spricht hier von Lichtblicken, die das Herz zu großen, heiligen Erwartungen erheben, von großmütiger Tapferkeit zur Verteidigung der Grundlagen der christlichen Kultur und zuversichtlichen Hoffnungen auf ihren Triumph. Im Jahr darauf begannen die ersten Transporte jüdischer Bürger in die Vernichtungslager Polens aus der Slowakei, aus Pressburg (Bratislava). Deren Präsident, Jozef Tiso, hatte diese Transporte nach einer Untersuchung von Yeshayahu Jelinek, nicht nur genehmigt, sondern teilweise persönlich überwacht. Er war römisch-katholischer Priester und hätte auf Anweisung Pius des XII diese Transporte stoppen müssen, denn der Papst war ihm gegenüber weisungsbefugt. Dass Pacelli von den Transporten wusste, ist belegt.

Aber auch in der Frühphase des deutschen Faschismus spielt er – damals noch Kardinalsekretär – eine wesentliche Rolle, denn er war an der Ausarbeitung des Reichskonkordates unmittelbar beteiligt und hatte Hitler dadurch in seiner labilen Frühphase eine wichtige Hilfestellung gegeben. Das Konkordat erkannte das Dritte Reich an und legte die Grundlage für freundschaftliche Beziehungen. Dass es auch Konflikte zwischen der Catholica und dem Faschismus gab, steht auf einem anderen Blatt, denn hier ging es um den ideologischen Primat, nicht um Humanität. Welche Rolle der christliche Antisemitismus beim Holocaust gespielt hat, kann man bei Hyam Maccoby nachlesen, dessen Werk „Der Antisemitismus und die Moderne“ gerade bei Hentrich&Hentrich erschienen ist. – Dr. Peter Gorenflos

 

Im Artikel „War Pius XII. ein unseliger Papst?“ berichtet Evelyn Finger über die Öffnung der Archivperiode Pius‘ XII. in den vatikanischen Archiven, wobei sie ausführlich auf die umfassende Kritik am Kriegspapst eingeht. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg war ich bei der Archivöffnung am letzten Montag in Rom zugegen und möchte auf einige Schwachstellen im Artikel Frau Fingers hinweisen. Ein unvoreingenommener und offener Umgang mit Forschungsergebnissen ist für die Beschäftigung mit der kirchlichen Zeitgeschichte unerlässlich. Umso wichtiger ist es, diese Ergebnisse in angemessener Bandbreite zu berücksichtigen. Keineswegs reicht es aus, die Argumentationsstränge angeblich „berühmter“, doch wohl viel eher berüchtigter Historiker wie Daniel Goldhagen nachzuzeichnen (von dem der angesehene jüdische Forscher Eric Hobsbawm konstatierte, kein seriöser Historiker könne ihn ernst nehmen).

Leider wurde hier zu oft unreflektiert die alte Leier widergegeben. Dass das Ausbleiben der Indizierung von Hitlers bereits 1925 erschienener Schrift Mein Kampf allenfalls Pius XI., nicht aber 14 Jahre später Pius XII. angelastet werden sollte, kam der Autorin offenbar nicht in den Sinn. Ebenso unterbleibt der Hinweis, dass andere Hauptwerke des Nationalsozialismus – wie Alfred Rosenbergs Machwerk Der Mythus des 20. Jahrhunderts – durchaus auf dem Index der verbotenen Bücher landeten. Wenn schon die Forschungsdiskussion referiert wird, sollte dies wenigstens ausgewogen geschehen. Stattdessen wird die erste Enzyklika Pius‘ XII. von 1939, in der er Rassismus und Totalitarismus als Irrtümer der Moderne verurteilt, nicht einmal erwähnt. Ebenso wenig tauchen die Verbotsdekrete der Inquisition gegen Zwangssterilisation und Euthanasie von 1940 (AAS 32 1940, S. 73, 553) auf, die als Verlautbarungen des Heiligen Stuhls selbstverständlich öffentliche Äußerungen darstellen. Pius XII. als der große „Schweiger“?

Diese Frage ist so alt wie der Pontifikat Pacellis selbst. Wenn „am ersten Abend“ nach Archivöffnung jedoch schon definitive Aussagen zum Wissen des Vatikans über die Schoah gemacht werden, zeugt dies lediglich von überhastetem Sensationalismus. Um es auf den Punkt zu bringen: Eine kritische Bewertung der Rolle des Vatikans während der Schoah ist absolut notwendig. Mit einseitigen Nacherzählungen und Meldungen von spektakulären Funden am ersten Arbeitstag in den Archiven ist bei diesem sensiblen Thema jedoch niemandem gedient. Saubere historische Forschung erfordert Zeit sowie eine nüchterne Beurteilung aller Fakten. – Joachim Bürkle

 


 

 

Leserbriefe zu „Flucht in Utopien“ von Mathias Binswanger

 

Vielen Dank für die mutige Veröffentlichung dieses Artikels. Denn er birgt enormen Sprengstoff, wenn man ihn denn genau liest. Dabei hat der Autor noch einen weiteren Sprengsatz nicht erwähnt: „Erstens müssen wir bescheidener werden.“ Welche demokratische Regierung traut sich wohl, das den Bürgern in dem erforderlichen Ausmaß zuzumuten? Ich hoffe auf rege Diskussionen! – Heinz-Dieter Busch

 

Mir scheint, dass die größte Illusion, die bis heute die Realität verdrängt, darin besteht zu glauben, dass exponentielles Wachstum in einer auf Physik beruhenden Welt endlos betrieben werden kann. Dabei muss selbst lineares Wachstum auf der Oberfläche einer Kugel irgendwann aufhören, denn diese Oberfläche hat zwar keinen Rand, aber sie ist trotzdem nicht unendlich. Wenn die uns zur Gewohnheit gewordene Art zu wirtschaften nach unaufhörlichem exponentiellem Wachstum verlangt, dann sollten wir schleunigst nachdenken, wie wir sie auf ein mit der Physik konformes Maß bringen. Sonst fliegt sie uns unweigerlich um die Ohren. Merke: Physik ist nicht verhandelbar. – Hans List

 


 

 

Leserbriefe zu „»Statt aus den Fehlern zu lernen, eskaliert man diese noch«“. Gespräch mit Joschka Fischer geführt von Marc Brost und Xifan Yang

 

Dass „wir lange zu naiv waren und den Blick nur auf wirtschaftliche Vorteile gerichtet haben“ adressiert doch zweierlei: Gier. Mehr für weniger Geld. Damit unterscheiden wir uns in keiner Weise von den „Hunderten Millionen Chinesen“, von denen Fischer spricht. Auch nicht diejenigen, für die es ein Highlight in der Karriere ist – statt einer Station in ‚old Europe’…. Das politische „wir“ der EU muss sich genauso klar positionieren wie das des Einzelnen: Stop buying shit! Mehr Wert/e braucht es erstmal nicht! – Annette Fleck

 

Überall sehen wir heutzutage mehr oder weniger massive Angriffe auf die individuelle Freiheit. Sie ist leider kein unverrückbares Axiom der Menschheitsgeschichte. Der Philosoph, Historiker und Politikwissenschaftler Larry Siedentop weist in seinen Büchern Die Erfindung des Individuums (Klett-Cotta, 2015) und Demokratie in Europa (Klett-Cotta, 2002) darauf hin, dass ursprünglich viel eher Ungleichheit und Unfreiheit herrschten. Individuelle Freiheit und Demokratie kommen nicht ohne die reale, persönlich verinnerlichte christliche Grundlage aus, der sie im Wesentlichen zu verdanken sind. Larry Siedentop schreibt in seinem Überblick über die überlieferte Ideengeschichte der Menschheit, Die Erfindung des Individuums: „Das Christentum hingegen unterstrich die Notwendigkeit einer moralischen Reaktion auf die individuelle Freiheit, die sich aus der Gleichheit der Menschen vor Gott ergab. Das Jesuswort ,Das Reich Gottes ist inwendig in euch‘ … sollte eine solche Reaktion hervorrufen, einen individuellen Willen erzeugen. Die früheren Spekulationen über Gleichheit ergänzte das Neue Testament also durch die Pflicht zu Gegenseitigkeit – ,Liebe deinen Nächsten wie dich selbst‘“. Und er zieht den Schluss: „Christliche Moralvorstellungen erweisen sich als der eigentliche Ursprung der sozialen Umwälzung, die den Westen zu dem gemacht hat, was er ist.“ – Gerhard Jahnke

 


 

 

Leserbriefe zu „Wo Zusammenhalt bröckelt wie die putzgelben Häuser“ von Jens Nordalm

 

Ein freundlicher Hinweis auf eine falsche Bildunterschrift: Ihr Foto zum Artikel „Wo Zusammenhalt bröckelt…“ zeigt neben Charly Hübner als Schaller nicht etwa die wunderbare Rosalie Thomass als Jule, sondern die ebenfalls wunderbare Nina Gummich als Schallers Tochter. – Tobias Roller

 

Unter einem Bild steht „Charly Hübner als Schaller und Rosalie Thomass als Jule“, aber in Wirklichkeit handelt es sich um Nina Gummich, die die Tochter Miriam spielt. Gefühlt nehmen solche Flüchtigkeitsfehler bei der ZEIT zu, was mich ein wenig enttäuscht. Vermutlich ist es wie bei uns in der Firma: immer weniger Menschen müssen immer mehr Arbeit in immer weniger Zeit schaffen. Diese Beschleunigung tut uns nicht gut. – robert klemme

 


 

 

Leserbriefe zu „Unterwegs in … Kassel, Hessen. Bei der Linkspartei“ von Robert Pausch

 

Es ist schon erstaunlich, wie die Medien Aufmerksamkeit und Richtung des politischen Diskurses mittlerweile im Griff haben. Da hat uns eine Partei, die sich besonders auf Landesebene gerade anschickt, Macht zu übernehmen vorige Woche einen Einblick in ihre ganz speziellen Vorstellungen von Machtausübung gegeben. Was da zutage trat, war schon etwas Besonderes. Aber die Medien, insbesondere die öffentlich-rechtlichen, blieben geschlossen ziemlich stumm. Warum nur? Eigentlich hätte es einen lauten Aufschrei geben müssen, angesichts dessen, was da bei den LINKEN aus deren Strategiekonferenz in Kassel als Strategie der Partei nach draußen gedrungen ist. Unter Beifall und keinesfalls unter vernehmbaren Buh-Rufen wird dort tatsächlich der Vorschlag gemacht, unliebsame Gegner, in diesem Falle, die ganz Reichen, ja einfach zu ERSCHIEßEN, um damit bestimmten Zielvorstellungen näher zu kommen.

Aber dass das nicht ungeheuerlich genug wäre, distanziert sich der anwesende Parteivorsitzende Herr Riexinger nicht etwa von dieser Lösungsmöglichkeit, sondern empfiehlt dann noch die Verwendung der Unliebsamen als Zwangsarbeiter. Wer nur etwas von der Vergangenheit mitbekommen hat, weiß, dass Zwangsarbeit auch das langsame Auszehren und Krepieren der Opfer zum Ziel hat. Wohlgemerkt handelt es sich hier um eine hochrangige Veranstaltung einer sich als demokratisch gebenden Partei, die im Bundestag sitzt. Und die übrigens mit ihren Spitzenkräften auch von den Steuern derer bezahlt wird, die sie erschießen oder zur Zwangsarbeit abkommandieren will. Und sollten die dort agierenden Linken hinterher darüber noch gewitzelt haben und ihnen nur ein nachträgliches Retuschieren dazu eingefallen sein, dann zeigt das leider auch ihre ausgesprochene politische Reife. Vielleicht muss man der Partei dann doch dankbar sein dafür, dass sie ihre beängstigenden Planspiele so ausbreitet. Aber auf jeden Fall wissen jetzt jene Teile von SPD und GRÜNEN, die sich ja so sehr nach einer Koalition mit den LINKEN sehnen, etwas genauer, womit sie es zu tun bekommen könnten. – Bernd Hauser

 

Hier wird eine menschenverachtende Aussage verniedlicht, auf einen kaum nennenswerten Betriebsunfall heruntergespielt. Dabei haben sich in diesen Worten die geheimsten Linksphantasien geäußert. Und das von einer Partei, die sich die Menschenrechte in ihrer reinsten Form auf die Fahnen geschrieben hat und in monströser Form vor sich herträgt. Wenn das mal einer aus der rechten Szene gesagt hätte, dann wäre aber was los gewesen. Kann es sein, dass die Presse hier mit zweierlei Maß misst? Bernd Rixinger, der Parteichef, hat schon andere Politiker wegen weit harmloseren Äußerungen zum Rücktritt aufgefordert. Mal sehen, ob er seinen eigenen Maßstab auch an sich selbst anlegt. – Martin Loser

 


 

 

Leserbriefe zu „Was schiefgeht, bleibt an ihm hängen“ von Mariam Lau

 

“ Jeder sollte und könnte mithelfen….“ Zu dieser Einsicht brauche ich sicher nicht einen inkompetenten “ Gesundheitsminister „, der in seinem Verhalten selbst ein schlechtes Beispiel abgibt. Vor 6 Wochen wurde von Seiten der Regierung ( wo war eigentlich Frau Merkel ….? ) und diesem Gesundheitsminister das Thema CORONAVIRUS verharmlost und in arroganter Weise Expertenmeinungen als Meinungsmache abgetan. Man hätte und sollte gleich von Anfang an Maßnahmen ergreifen müssen, Herr Spahn, statt in Talkshows rumzutingeln, um hohle und nichtssagende Phrasen zu dreschen. Nun kommen tröpfchenweise jeden Tag neue Meldungen, Mahnungen und Hinweise, die von einer gr. Nervosität und Hektik zeugen, was allzu deutlich die Unzulänglichkeit dieser Regierung in der Krise offenbart.

In meinem Fall als Rentner und alleinstehend mache ich mir weniger Sorgen, da ich gewisse Vorsichtsmaßnahmen, wie Händewaschen und Abstand halten schon immer wahrgenommen habe. Zu dem verzichte ich auf den Besuch von Groß-Veranstaltungen, Reisen ins Ausland und auch Bus-Fahrten, denn ich bin mit dem Fahrrad unterwegs. Vielmehr mache ich mir Sorgen um meine Kinder und Enkelkinder in Anbetracht dieses Krisen- Management der Regierung , dass man nur als schlecht und unvorbereitet bezeichnen kann. – Dieter R. Rodewald

 

Hallo Herr Spahn, ihre Vorsichtsmaßnahmen bei dem Coronavirus in allen ehren. Aber ich finde es etwas übertrieben, dass Sie empfehlen Veranstaltungen ab 1000 Leute ab zu sagen. Dazu zählen ja bekanntlich auch Fußballspiele. Nur dass Sie uns damit etwas nehmen finde ich nicht toll. Denn solche Veranstaltungen sind für viele eine gelungene Abwechslung zum leidigen Altag und ich finde es wirklich übertrieben. Warum empfinde ich so? Ganz einfach. Ich arbeite im Einzelhandel direkt an der Kasse. Ich habe im durchschnitt mehr als 1000 Kunden an der Kasse, pro Tag wohlgemerkt (an guten Tagen sogar knapp 2000. Ist halt mal so in ner Großstadt) und das einzige was mir mein Chef zur Verfügung stellt ist Desinfektionsmittel. Zudem gibt es genügend Kunden, die einfach so durch die Gegend Husten oder niesen ohne auf die Hygieneetiketten zu achten. Die Chance mich bei meiner Arbeit an diesem drecks Virus an zu stecken liegt genau wie bei einer Großveranstaltung bei 50%. Ich handtire jeden Tag mit Bargeld, welches diese Vieren genauso verbreiten können.

Zudem jetzt wo viele Pollenalergiker unterwegs sind, wird man von den Kunden doof angesehen, wenn man an der Kasse mal einen Niesanfall hat. Dank Ihrer Panikmache. Darum stellt sich mir die Frage, warum wird da nichts für den Einzelhandel getan? Denn wir bekommen es am allermeisten ab. Zudem gibt es durchaus Arbeitgeber, die dann sichtlich genervt sind, wenn man mal krank daheim bleibt. Dann kommen ja noch die Pendler hinzu, die jeden Tag mit Bus, Bahn oder Flugzeug unterwegs sind. Viele können sich schlicht weg kein Auto leisten oder wohnen zu weit vom Arbeitsplatz weg um mit dem eigenen PKW zu fahren. Sind Bahnhöfe und Flughäfen in diesem Moment nicht aus Großveranstaltungen? Und müssten diese nicht auch wie der Einzelhandel geschlossen werden? Ach nein, wir sind ja die dummen Schweine, die für die Kranken den Kopf hin halten müssen. Schon merkwürdig, dass wir immer übersehen werden. Egal mit was auch immer. Also bitte überdenken Sie noch einmal Ihr handeln und überlegen mal richtig und lassen Sie sich etwas für uns im Einzelhandel einfallen. – Zwei Leserinnen

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wir haben die Welt ausgenutzt«“ Gespräch mit Hartmut Dorgerloh et al. geführt von Ijoma Mangold

 

Wir haben die Welt ausgenutzt, weil in den ausgestellten Möbeln Hölzer Verwendung fanden, die nicht aus dem eigenen Forst stammen? Man muss wohl schon gelernter und erfahrener Westdeutscher sein, um so etwas einfach so zu verstehen und hinzunehmen. Kann man eigentlich in Deutschland nichts veranstalten ohne von omnipräsenter Selbstanklage und Übergriffigkeit geprägter Volkspädagogik? Ich glaube hier wollen sich manche Zeitgenossen lediglich Erleichterung bei der Pflege Ihres Schuldkomplexes verschaffen. Ob hier wahrer Respekt für fremde und oftmals vergangene Kulturen Hauptmotiv sind, bezweifle ich sehr. Meine Ehefrau kam vor 20 Jahren nach Deutschland, ich lebte und arbeitete 10 Jahre dort. Eigentlich haben wir und unsere 15-jährige Tochter sehr auf die Eröffnung dieser Ausstellung gefreut, aber nach Lektüre des Artikels, muss man wieder das Übliche erwarten: Akademische Denkansätze amerikanischer Ivy-League Unis (source communities – der Ausdruck ist wohl kaum auf unserem Mist gewachsen) in Verbindung mit deutscher Selbstanklage zur Vermeidung von Erbaulichkeit und Behaglichkeit vor Ort. Mal sehen. – Dr. Marc M. Kalmbach

 

Da schreitet uns nun auf dem riesigen Foto der ZEIT (Feuilleton, 5. März 2020, S. 57) eine gutgelaunte Herrenriege entgegen, lauter weiße Männer im besten Alter, die Selbstzufriedenheit und Optimismus versprühen. Im Artikel wollen sie uns dann die vollkommen verworrene Planung des „Humboldt-Forums“ schmackhaft machen. Aber der Reihe nach. Erst wird der sicher sanierungsbedürftige, aber architektonisch nicht schlechte Palast der Republik abgerissen, um vom Podest (west)deutscher moralischer Überheblichkeit herab auch das letzte Überbleibsel eines Systems auszuradieren, das jetzt krampfhaft auf SED, Stasi und Mauer reduziert werden soll, obwohl es vielleicht auch anderes gab (Vereinbarkeit von Beruf und Familie, weitgehende Emanzipation der Frauen, flächendeckendes Kindergaten-Angebot, funktionierendes Bildungssystem, in dem nicht alles nur Indoktrination war).

An seine Stelle wurde nicht ein leichter, eleganter Neubau hingesetzt, sondern ein „historisches“ Schloss hingeklotzt oder hingeprotzt, das an Geschmacklosigkeit schwer zu überbieten ist: ein modernes Gehäuse mit einer künstlichen Prunkfassade und einem hässlichen Anbau in Weiß, der im Stil und in den Proportionen nicht passt. So etwas ist Kitsch pur! Seit dem Bau nehmen wir Normalbürger immer verwunderter von den Debatten Kenntnis, die sich darum drehen, was denn nun in die Ausstellungsräume kommen soll. Vielleicht hätte mancher Berlin-Besucher gerne etwas mehr über Deutschland und seine Hauptstadt erfahren, ihre Geschichte, (auch, aber nicht nur) über den Nazismus und seine Gräuel, über die deutsche Philosophie, Literatur, Kunst, Musik, die Volkskunst, das Kunsthandwerk, das Leben der Bauern und Arbeiter. Aber nein, das verbietet sich von selbst! Also wird angestrengt nach etwas anderem gesucht und man versteift sich auf die außereuropäische Kunst, die nun bruchstückhaft und unter alles andere als durchsichtigen Verfahren in die Räumlichkeiten des „historischen“ Schlosses verschafft werden soll. Wozu braucht man ein Schloss, und noch dazu ein „historisches“, das an eine – deutsche –Vergangenheit erinnert, die mit den Ausstellungen nicht nur nichts zu tun hat, sondern teilweise in grellem Widerspruch zu den angedachten Vorhaben steht?

Wenn man sich mit dem kolonialen Erbe auseinandersetzen will, könnte man das nicht viel besser im Ethnologischen Museum tun? Das würde die umfangreichen Sammlungen des traditions- und kenntnisreichen, international anerkannten Museums unangetastet lassen, und wer an den komplexen Fragestellungen interessiert ist, kann hingehen, sich alles anschauen und sich damit auseinandersetzen. Und könnte man nicht vielleicht auch zugeben, dass nicht alles Raubkunst ist, sondern manches geschenkt oder sogar verkauft wurde? Und dass Kolonialismus nicht nur – wenn auch hauptsächlich – Ausbeutung war, sondern in einigen der kolonialisierten Länder (vielleicht nicht von deutscher Seite) Schulen eingerichtet, Straßen angelegt und eine einigermaßen funktionierende Verwaltung aufgebaut wurden?

Muss es immer nur einseitig sein? Aber das Gefühl, sich in selbstgerechter Vergangenheitsbewältigung zu suhlen, ist anscheinend zu verlockend. Nun schwärmen also die besagen Herren in alle Welt aus, um vergessene Volksstämme möglichst auf einer inzwischen unwahrscheinlichen, angeblich aber noch nicht vom Fortschritt kontaminierten Entwicklungsstufe aufzuspüren, und mit ihnen in Gespräche und Verhandlungen zu kommen. Wer entscheidet denn, wer die Auserwählten sind, nach welchen Gesichtspunkten sie vor anderen bevorzugt werden und was die Kriterien für die Sammlung der Objekte sind?

Das Gerede vom Lernprozess ist langsam lästig: wer lernen will, hat viele Möglichkeiten, aber wenn Lernprozesse gleichsam aufoktroyiert werden, schlagen sie ins Gegenteil um und sind nicht weit von Indoktrination entfernt. Man könnte ja auch einfach die Objekte ausstellen und auf die Intelligenz der Besucher vertrauen, ohne sie andauernd informieren, aufklären und belehren zu wollen. Kommen noch andere Einrichtungen dazu (Humboldt Labor, Stadtmuseum, verschiedene Sonderausstellungen, Geschichte des Orts, Schlüterhof, Gastronomie und – ja nicht zu vergessen! – Shops), ergibt sich ein Sammelsurium, aus dem niemand klug wird, auch wenn es noch so viele erklärende Tafeln gibt.

Und nun zu den so zuversichtlich in die Zukunft blickenden Herren: weit und breit ist kein Vertreter der Kulturen zu sehen, um die man sich so bemüht, und weit und breit gibt es keine Frau, obwohl der Anstoß zu der Debatte über die Kunstobjekte aus der Kolonialzeit von dem senegalesischen Schriftsteller und Wirtschaftswissenschaftler Felwine Sarr und der französischen Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy ausgegangen ist. Etwas internationales Flair gewinnt die Companie zum Glück durch die Anwesenheit eines Niederländers in der Person von Herrn Spies. Eine etwas differenziertere Befragung des eigenen kritischen Bewusstseins nicht nur im Umgang mit den Kunstobjekten, sondern auch mit sich selbst und den so gutgemeinten wie banalen Ansagen, wäre angenehm und den großen Aufgaben förderlich. – Prof. Michaela Böhmig

 


 

 

Leserbriefe zu „Bäume vergessen nicht“ von Urs Willmann

 

In Ihrem Artikel schreiben Sie über die Bewässerungsexperimente an Fichten. Schon im folgenden Abschnitt benennen Sie die Bäume mit Pinus sylvestris. Das allerdings sind Waldkiefern. Mit welcher Baumart wurde nun das Experiment durchgeführt? – Klaus Böckeler

 

Im Artikel „Bäume vergessen nicht“ von Urs Willmann in Wissen II der Zeit Nr.11 berichtet der Autor von Untersuchungen Schweizer Forscher an Fichten im Trockenstress. Er gibt der Fichte den offiziellen Namen PINUS SILVESTRIS. Die Fichte heißt jedoch PICEA ALBIES, also die Tannenfichte. PINUS SILVESTRIS bezeichnet die Waldkiefer. Welche Baumart wurde nun tatsächlich untersucht? Vermutlich war es doch wohl die Fichte. – Manfred Toews

 


 

 

Leserbrief zu „So gefährlich ist die künstliche Intelligenz“ von Tobias Gohlis

 

So unrealistisch wird Hillenbrands in seinem aktuellen Sci-Fi-Thriller vermutlich nicht sein, daß er in 72 Jahren Menschen „an den Rand der Galaxis“ reisen lassen wird, um irdische Probeme zu klären. Der Kuipergürtel befindet sich keineswegs „am äußersten Rand der Galaxis“, wie der Rezensent glaubt, sondern am Rand des Sonnensystems, also zwischen fünf uns sieben Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. Zum Rand unserer Galaxis ist da, bei einem Durchmesser von rund 100000 Lichtjahren, also 100000 mal knapp neuneinhalb Billionen Kilometer, ist das doch ein gutes Stück weiter. – Roland Burkl

 


 

 

Leserbrief zu „Wir verdammten Zuschauer!“ von Christine Lemke-Matwey

 

Christine Lemke- Matwej beschreibt „Fidelio“-Inszenierungen in London, Bonn und im Berliner Gefängnistheater „aufBruch“. Sie erwähnt die Regisseure Tobias Kratzer (London) und Volker Lösch (Bonn). Aber auch die Berliner Aufführung in der JVA Tegel hat einen Regisseur: Peter Atanassow. Der seit Jahren mit Kleist und Shakespeare, Horváth und Brasch – im konditionellen Stress einer Haftanstalt – erfolgreich künstlerisch anspruchsvolle Zugriffe wagt. Die Rezensentin nähert sich fragend dem Phänomen, dass man Laien „per se Wahrhaftigkeit“ unterstellt. Das ist interessant (Lemke-Matwej: „verstörend“), aber letztlich wird damit ein Klischee bekräftigt, das wohl einzig der abstoßenden Exotik des Ortes geschuldet bleibt. Verstörend ist jeder krasse Außenseiter.

Hier aber ist in Atanassows Regie, mitten in einer gesellschaftlichen Unwirtlichkeit, mit einer Neuschrift des Librettos, mit Szenen aus anderen Stücken, mit formaler Strenge und Augenzwinkern zugleich lodernde Aufklärung und finstere Vernunft – ja: „verstörend“ – zusammengebracht worden. Allein wie Tyrann Pizarro und die mutige Leonore, erbitterte Gegner, einander begegnen und sehr lange in die Augen sehen, als könne es tatsächlich den Neubeginn einer rachefreien, feindlosen Zeit geben – das sah man so vielleicht noch nie. Christine Lemke-Matwej hat es gut gemeint mit der Erwähnung Tegels – es blieb ein Blick aus einer anderen Welt, ohne Mut, sich wirklich darauf einzulassen, dass auch in vermeintlicher „Nichtkunst“ (?) eine Kunst der Gestaltung stecken kann, die Kraft und Geist hat. – Hans-Dieter Schütt

 


 

 

Leserbrief zu „Seefahrt ist not!“ von GRN.

 

Seefahrt ist not! Von Not kann man bei der Gorch Fock wohl kaum sprechen, eher von Verschwendung und Unvermögen. Am Beispiel des Schulseglers Alexander von Humbboldt II, Baujahr 2011, Kosten 15 Mill. € (etwas kleiner als die Gorch Fock) kann man sehen, für die 135 Mill. hätte man vorsichtig geschätzt mindestens sechs neue Gorch Fock bauen können.Die alte Gorch Fock sollte ja als Buddelschiff enden, aber im Ministerium hat man keine so große Flasche gefunden. – Siegfried Wache

 


 

 

Leserbrief zu „Tanzen und hungern“. Protokolle von Daniel Erk

 

Ich will einfach nur sagen, ja, weil es mich auch seelisch selbst getroffen und bewegt hat: Danke für den Bericht >Tanzen und hungern<. – Lilly Lux

 


 

 

Leserbrief zu „Du siehst aus, wie ich mich fühle“. Foto von Pablo Axpe

 

Bilder, wie sie wöchentlich auf der letzten Seite Der Zeit abgedruckt werden, gibt es im Netz wahrscheinlich tausendfach. Es ist mir aber zu anstrengend, dort nachzuschauen. Nein, ich warte lieber jede Woche darauf, dass eine neue Zeit-Ausgabe erscheint. Ich freue mich jedesmal tierisch, über die tollen Schnappschüsse. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Die letztens veröffentlichte Frisur dieses Vierbeiners ist toll. Ich hätte auch gern solche Haare. Bei welchem Frisör war sie/er? – Achim Bothmann

 


 

 

Leserbrief zu „Schimmel und Filz“ von Gero von Randow

 

Zu Ihrem Artikel in der aktuellen Zeit habe ich einige Anmerkungen, die ich gerne mit Ihnen teilen möchte. Ich bin Student in Marseille und wohne nun seit fast zwei Jahren im ersten Arrondissement. Meine Universität befindet sich im 13. Arrondissement. Das Bild, welches Sie von Marseille zeichnen, spiegelt in meinen Augen nicht die Stadt wider, in der ich wohne. Wenn Sie von „monströsen Bauprojekten modernster Architektur“ sprechen, implizieren Sie meiner Ansicht nach, dass diese Bauprojekte nicht den Menschen in Marseille nützen, die es am dringendsten nötig hätten. Hier greifen Sie meiner Meinung nach zu kurz und vernachlässigen zahlreiche Bauprojekte in Marseille, von denen sehr wohl die gesamte Stadt profitiert.

Die Erneuerung des Hafenbereiches Anfang des letzten Jahrzehnts steigert durch Tourismus langfristig die Einnahmen der Stadt; Einnahmen die auch den armen Teilen von Marseille helfen können; Einnahmen die für dringend notwendige Infrastrukturmaßnahmen verwendet werden können. Momentan gibt es in der Innenstadt von Marseille zahlreiche Baustellen, die die lange baufälligen Straßen (Canebière, Cours Lieutaud, Rue de Rome, etc.) modernisieren und verstärkt auf Fahrradverkehr und Fußgänger setzen. Ich sehe hier deswegen nicht die Verschwendung von Geldern aus Brüssel und Paris, die Sie implizieren, sondern ein Beispiel für moderne Stadtentwicklung.

Über das Management der Wohnungskrise im Zuge der Einstürze in der Rue d’Aubagne, schreiben Sie „3500 Bewohner wurden in Notunterkünfte gepfercht“. Ich selber war von dem Vorfall betroffen und verbrachte 6 Wochen außerhalb meiner Wohnung. „Eingepfercht“ wurde ich jedoch sicherlich nicht und auch keiner der Betroffenen, die ich in diesem Zeitraum kennenlernte. Meine „Notunterkunft“ war ein Hotel der mittleren Klasse. Weiterhin waren drei Mahlzeiten pro Tag für alle Betroffenen verfügbar. Mit Ihrer Schilderung tun Sie meines Erachtens nicht nur der Stadt Unrecht sondern auch den zahlreichen freiwilligen Helfern, die uns in dieser Situation unterstützten. Beispielsweise gab es mehrere Anwälte, die auch mir und meinen Mitbewohnern in Streitigkeiten mit unserem Vermieter halfen.

Der Eindruck, den Sie von Marseille vermitteln, ist ein voreingenommener und erinnert mich an das Bild, welches mir von Franzosen, die wohlgemerkt selber nie in Marseille waren, vor meiner Ankunft geschildert wurde. Dies entnehme ich auch Ihren Interviews, die sie für den Artikel geführt haben. Sicherlich sieht ein Polizist die Situation in Marseille in einem besonders pessimistischen Licht. Weiterhin sehe ich es mehr als kritisch, dass Sie einem RN-Kandidaten, der den Kern aller Probleme in „außereuropäischer Migration“ sieht, beipflichten, wenn er sagt, dass wir hier nebeneinander und nicht miteinander leben würden.

Das enorme soziale Engagement in Marseille und die Solidarität mit Migranten lassen Sie hier völlig außer Acht sowie das Miteinander, das sehr wohl in Marseille herrscht. Mehrere Personen in meinem Bekanntenkreis in Marseille geben beispielsweise ehrenamtlich Französischkurse für Migranten oder Nachhilfe für Jugendliche aus dem Quartier du Nord. Letztlich vermisse ich in Ihrem Artikel insgesamt die dieser Tage vielbeschworene Mitte. Denn Marseille besteht nicht nur aus Arm und Reich oder in Ihren Worten aus „weit und breit kein einziger weißhäutiger Mensch“ und „tiptop bis zur Schuhspitze“, sondern ist eine Stadt, die es all ihrer Probleme zum Trotze schafft vielfältig, bunt und kreativ zu sein und als Gesellschaft zu funktionieren. – Marcel Toussaint

 


 

 

Leserbrief zu „60 Zeilen … LIEBE“ von Peter Dausend

 

Dausends Kommentare zu den US Vorwahlen sind köstlich, aber: sich über die Nachnamen anderer Menschen lustig zu machen, das geht GAR NICHT. Das ist nur kränkend und häßlich. – Talke Neu

 


 

 

Leserbrief zu „WIE ES WIRKLICH IST … sich mit Jesus zu verloben“ von Schwester Luzia Zähringer

 

Das schwärmerische Verhältnis zu Jesus (oder war es die Sehnsucht nach dem originären Selbst?) kenne ich aus meiner Jugend in den 50ern. Eine Großtante von mir – evengelische Gemeindeschwester – gab das auch auf die Frage nach ihrem Verlobungsring zum Besten. Ich frage mich nur, wie die Männer im Kloster damit umgehen. Sind oder fühlen die sich auch mit Jesus verlobt? – Christoph Müller-Luckwald

 


 

 

Leserbrief zu „Grün geht gar nicht“ von Robert Pausch

 

Dieses Buch ist eins der wenigen Bücher, die nicht verlogen sind. Es zeigt ehrlich auf, wie die FDP ihre Welt sieht, nämlich den unbedingten Liberalismus des Manchester-Kapitalismus. Nur wird hier die Freiheit sehr unsymmetrisch betrachtet: Gewinne werden generiert, die Folgen trägt die Gesellschaft. Nun will ich hier nicht einer Sozialromantik das Wort reden sondern die Logik in der Politik einfordern. Logik, das heißt: wer seine Mitmenschen oder die Natur (was letztendlich auf dasselbe herausläuft) belästigt, bedroht, gefährdet oder schädigt muss in angemessener Weise dafür aufkommen. Bestes Beispiel ist die CO²-Abgabe. Andere Beispiele bieten sich an, z.B.: Alkohol, Nikotin, Zucker Fett und andere Produkte, aber auch exzessive Sportarten und das Motorradfahren, sollten mit einer Gesundheitsabgabe belegt werden, die dann in den Krankenkassenpool einfließt, was zu niedrigeren Kassenbeiträgen führt. Wer ungesund lebt, muss sich an den „Reparaturkosten“ beteiligen.

Logik heißt aber auch: wer von einer Maßnahme profitiert, muss entsprechend an den Kosten beteiligt werden. Beispielhaft seien Polizei, Justiz und Militär genannt. Diese haben drei Aufgaben: Einhalten von Sitte und Moral, hier ist der Steuerzahler der Kostenträger. Aufgaben der Verkehrsregelung, hier sind die Kosten den Verkehrsteilnehmern anzulasten. Schutz von Eigentum und Besitz, Finanzierung über Vermögens- und Erbschaftssteuer. Alle Aufgaben des Staates sollten unter dem Gesichtswinkel der Logik betrachtet werden, um die Kosten den Verursachern oder Nutznießern zuzuweisen. Es gibt hinreichend Statistiken, die die entstehenden Kosten den einzelnen Problemen zuordnen können. Die Partei der Besserverdienenden wird von dieser Form der Marktwirtschaft wohl nicht begeistert sein. – Wolf Beier

 


 

 

Leserbrief zu „»Wir verheimlichen nichts«“. Gespräch mit Alexander Kekulé geführt von Harro Albrecht

 

Zu dieser Überschrift würde ich gern ergänzen :“…aber manche reden zu viel“. Vor allem auch immer die selben teils selbst ernannten Experten. Was in dem Interview vom 05. März ausgesagt wird ist im Ganzen in Ordnung. Aber Herr Kekule hat an anderer Stelle (in einer „Hart aber fair“ -Sendung) durch seine fachlich sehr fragwürdigen Einlassungen insbesondere in Bezug auf die Influenzaschutzimpfung erheblichen Schaden angerichtet. Ich kann als Hausarzt nicht verstehen, warum jemand, der sich fachlich derart ins Aus gestellt hat, wieder und wieder eine große Bühne für seine teilweise „eminenzbasierten“ Aussagen bekommt. Ich wünsche mir und erwarte von der Zunft der Journalisten, dass auch Menschen zu Wort kommen, die in der vordersten Linie stehen und sich im Zweifelsfall anhusten lassen. – Dr. Tobias Spingies

 


 

 

Leserbrief zum Politischen Fragebogen „»Ich mag Solidarität«“. Gespräch mit Can Dündar geführt von Anna Mayr

 

Das gedruckte Bild zeigt nicht die Sultan-Ahmed / Blaue Moschee. Die Blaue Moschee hat als Ausnahme 6 Minarette, die anderen nur 4. Die abgebildete könnte die Sultan Süleiman Moschee sein (?) – Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbrief zur Infografik „Die Nützlinge“ von Doreen Borsutzki (Infografik) und Sven Stillich (Recherche)

 

Die Aussage: „75 % der wichtigsten Kulturpflanzen werden von Insekten bestäubt“ halte ich für eine gezielte Falschinformation. Die meistangebauten Nutzpflanzen (Welternte), Zuckerrohr (28%), Mais (17%), Weizen (12%), Reis (12%) und Kartoffeln (6%), zusammen 75 %, sind Selbstbestäuber, Windbestäuber oder werden vegetativ vermehrt, benötigen also keine Insekten. Dazu kommen Sojabohne und Raps, die ebenfalls Selbstbestäuber sind, von Insekten zwar angeflogen werden, diese aber nicht benötigen. Auch die meisten neueren Apfel-, Birnen- und Zwetschgensorten sind Selbstbestäuber. Wie kann die ZEIT derartige Falschinformationen vom BUND ungeprüft übernehmen, auch Heinrich Böll (mit seiner Stiftung) war meines Wissens kein Agrarexperte. Das ist einer seriösen Zeitung unwürdig. Ich wünsche eine gute Besserung. – Theodor Häußler

 


 

 

Leserbriefe zu „Über Erbschaften und anderes leistungsloses Einkommen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Ihre Kolumne hat mir mal wieder sehr gut gefallen. In einem Punkt irren Sie jedoch. Sie Schreiben die meisten leistungslosen Einkommens eine Geschenke des Staates. Oft wäre es nicht nötig diese Einkommen zu beziehen, wenn er Staat mir nicht vorher mein Geld in Form von Steuern abgenommen hätte. Daher sehe ich darin kein Geschenk sondern eine Zwangsversicherung wie etwa auch die staatliche Krankenversicherung. Der Staat nimmt mir einen Teil meines Geldes weg (Steuern/Krankenversicherungsbeiträge) und zahlt mir im Schadensfall (Krankheit/ lange Arbeitslosigkeit) etwas. Das kann im Einzelfall deutlich mehr sein, als ich eingezahlt habe, doch für die Meisten fallen die Zahlungen höher aus als die leistungslosen Einkommen. Geschenke dagegen sind dadurch gekennzeichnet, dass es keine Gegenleistung gibt. – Iman Schwäbe

 

Einige Zuschriften befassen sich mit Harald Martenstein und fordern z.T. sogar, seine Kolumnen einzustellen. Sollten Sie dies tatsächlich tun und somit Leuten nachgeben, die anders als Martenstein nicht erst nachdenken, bevor sie sich äußern, sondern unreflektiert ihren Bauch sprechen lassen, dann werden Sie sicherlich nicht wenige Leser verlieren, darunter auch mich. Es ist der Vorteil der ZEIT, unterschiedlichsten Meinungen Raum zu geben, wie z.B. die von Jutta Ditfurth. Deren Ausführungen moegen zwar unsinnig sein, aber man muss sie ja nicht lesen. Martenstein bedient nun mal zum Glück nicht den Meinungs-Mainstream, das sollten aber seine Gegner aushalten können, wenn ihnen eine plurale Gesellschaft etwas wert ist. – Uwe Reuter

 

Danke, wie immer ein spass zu lesen, und dazu auf der basis von zitaten, die in dieser konzentrierten lieferung ihre absurdität und die des künstlers entfalten. – norbert nowotsch

 

Ich hätte nichts dagegen, dass Herr Martenstein seine Befindlichkeiten in der ZEIT einer größeren Öffentlichkeit mitteilen darf, wenn ich nicht wüsste, dass ich ihn mit dem Entgeld für mein Abonnement alimentiere. Wenn Sie also einen Sponsor für seine Kolumne fänden, was bei seinem Engagement für die Wohlhabenden nicht schwer fallen dürfte, wäre mein Widerstand ausgeräumt. Ich brauche seine Kolumne ja nicht zu lesen. – Sven Herfurth

 

Herzlichen Dank & meine unbedingte Zustimmung zu all Ihren Ausführungen. Was für mich noch hinzukommt, ist die Frage, nach welchen Ideologien, Zukunftsbildern & hieraus resultierenden Kriterien Erbschaften denn umverteilt werden sollen? Wer entscheidet dies und nach welchen Prinzipien soll diese Umverteilung erfolgen, wo soll es also hin? Ich spreche hier niemandem mein Vertrauen aus & die Kompetenz, dies mit fremdem Geld entscheiden zu dürfen. Und wer organisiert diesen Apparat, und was kostet dieser? Wieviel kommt überhaupt an? Der Staat ist eigentlich nicht für Effizienz berühmt. Der zu bildende Verwaltungs Apparat wird sich damit natürlich auch selbst füttern & versorgen. – Dr.Martin Pesch

 

Mir fällt auf, dass auf Ihrer Leserbriefseite immer mal wieder gefordert wird, die Martenstein-Kolumne abzusetzen. Also, ich hätte da einen ganz einfachen Rat: Weiterblättern! Es kann ja nicht jedem gefallen, was alles in der Zeitung steht. Es ist eine Dreistigkeit, die Einstellung von etwas zu verlangen, das einem nicht zusagt. Man kann einzelne Aufsätze kritisieren, aber gleich die Entfernung der ganzen Kolumne fordern, geht zu weit. Es ist doch gut, dass Herr Martenstein immer mal wieder gegen den Mainstream keilt, gegen diesen nervtötenden ökologisch-vegetarisch-feministischen Komplex mit seinen humorlosen Verhaltensregeln. Das kriegt man anderweitig zur Genüge vorgesetzt. – Ragnar Reuland

 

In letzter Zeit fordern immer wieder Leser*innen, die Kolumne von Harald Martenstein einzustellen. Offensichtlich trifft Martenstein mit seiner Satire. Gut so! Weiter so! – Dr. Reinhard Pfau

 

Zuerst einmal finde ich Ihre Kolumne oft gut, wobei ich sie vor ein paar Jahren im Schnitt besser fand, sei es, dass man sich daran gewöhnt oder sich selbst verändert. Mein Eindruck ist, dass die Kolumnen früher überraschender waren. Heute lese ich das Thema und weiß was kommt, seltener als früher werde ich überrascht (und dadurch zum Nachdenken angeregt). Die heutige Kolumne ist so ein Beispiel, wenn ich sie im Kern richtig verstehe, vertreten Sie die These, der Staat hat gar nichts von der Erbschaft zu bekommen, sie sei ja schon versteuert und der Staat hat nichts damit zu tun. Meist sind ja die Nachkommen die Erben und sie begründen dass mit der Elternliebe, es könnten aber auch die Geschwister, Nichten, Nachbarn, Vereine oder sonst wer sein. Wenn ich Sie recht verstehe, hätten alle ein Anrecht steuerfrei zu erben, wenn der Vererber sie als Erbe einsetzt.

Warum sollte es gerechter sein, dass die Kinder weniger (oder keine) Steuern zahlen müssen, aber Freunde, denen ich etwas vererbe? Wenn wir Monarchisten wären, dann sollten wir noch den Erstgeborenen (aus Gründen der Gleichberechtigung: die Erstgeborene) bevorzugen, aber wenn ich richtig informiert bin, sind wir nicht mehr als dynastisches System organisiert, wobei ich mir in manchen Bereichen nicht ganz sicher bin. Sie schreiben, beim Lotto muss man nichts machen, um viel Geld zu bekommen. Da wiederspreche ich Ihnen. Lotto muss man spielen. Ich werde nie Lottogewinner werden, weil ich es nicht spiele (ich ziehe lieber Lose, da hat man es selbst in der Hand:); Erbe bin ich sehr wohl geworden, obwohl ich nichts (da waren eher meine Eltern aktiv) dafür getan habe, außer beim Amtsgericht posthum ja zu sagen.

Meiner Meinung ist an der Stelle Ihre Weltsicht zu konservativ (was auch immer das in dem Zusammenhang heißt) 1. Wie sie selbst sagen, machen die Menschen das Meiste für sich, und selten fängt Jemand erst dann an, etwas zu leisten, wenn er Kinder hat. Meist will er etwas gestalten, und hat vielleicht auch Kinder, aber nicht als Motivtion für die Leistung. 2. Die Kinder der Wohlhabenden und da nehme ich mich und meine Kinder nicht aus, profitieren zu Lebzeiten bereits vom Vermögen der Kinder in Form von guter Erziehung (meistens), Bildung, Sozial- und Arbeitskontakten. Meist haben es die Kinder deutlich einfacher als Kinder anerer Eltern. 3. Ich bin ein Vertreter der Leistungsgesellschaft, habe früher Leichtathletik akitv betrieben und ich hätte es als unfair empfunden, wenn neben den immer bestehenden Unterschieden durch Genetik (z.B. beim Hochsprung) oder auch Material (Spikes), zusätzlich bei einem 10km Lauf manche Sportler zwischendrin den Wagen vom Vater hätten nutzen dürfen. Das ist der Grund, warum ich Doping als ungerecht empfinde, weil es dann nicht auf die eigene Leistung ankommt.

Genau so sehe ich Erbschaft. Die Unterschiede durch Erziehung, Kontakte,… lassen sich nicht verhindern, aber eine große Erbschaft ist wie ein zusätzliches Doping. Wenn ein Erbe bis zum Tod der Eltern bereits etwas erreicht, braucht er das Erbe nicht und hat er nichts erreicht, hat er es nicht verdient aufgrund von dynastischen Gesichtspunkten zu erben. Beim Schreiben der mail fiel mir folgende Erbschaftsteuerreglung als Stein der Weisen ein, womit eigentlich keiner ein Problem haben sollte: Eine Erbschaftslotterie: Warum nicht folgendermaßen. Die direkten Erben erben bis zu einer Grenze von beispielsweise 100 000€ (von mir auch eine Null mehr) Alles darüber wird in 100 000€ Stücke geschnitten und unter allen Bürgern/Einwohnern des Landes verlost. Die Gewinner werden informiert und wenn sie den Gewinn annehmen, haben sie das Geld. So könnte auch ein Arbeiter vom Vermögen seines Chefs profitieren, Sozialhilfeempfänger könnten mit Losglück aus der Sozialhilfe kommen, Studenten könnten sich ihr Studium leisten,… (und alles steuerfrei:) – Bernd Schwitzgebel

 

Dass die Martensteinkolumne nicht nur Freunde hat kann man sich nicht nur vorstellen, ich lese es in regelmäßigen Abständen in den veröffentlichten Leserbriefen. Auch ich runzele hin und wieder die Stirn bei manchen Passagen, aber möchte die scharfsinnigen, humorvollen und mitunter provokativen Texte von Herrn Martenstein keineswegs missen. Im Gegenteil, beim kritischen Lesen/Lachen für sich selbst herauszufinden welche Zeilen man begrüßt und wo sich die Meinungswege von Autor und Leser trennen (und warum), scheint mir ein gewinnbringender Zeitvertreib. Mit Freunden über den neusten Martenstein zu diskutieren, möchte ich als ZEIT-Leser nicht missen. Dies nur als Motivation, dem streitbaren Herrn Martenstein als Zeitung weiterhin treu zu bleiben. Zuletzt möchte ich mich für Ihre Arbeit und das Ziel der Ausgewogenheit bedanken. Ich freue mich jeden Donnerstag auf’s neue, wenn ich die ZEIT aus meinem Briefkasten hole. – Tobias Wagenhäuser

 

Ihre Verrenkungen und Verdrehungen sind kaum noch nachvollziehbar und grenzen an Zynismus: „Ohne Reiche und ohne ein gewisses soziale Gefälle kann es keine Gesellschaft wie die unsere geben.“ Anders herum wird ein Schuh draus: Eine Gesellschaft wie unsere schafft erst dieses soziale Gefälle und die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auf. Schauen Sie bitte mal auf die Fakten: Wer finanziert denn unseren Staat maßgeblich? Nicht die reichen Arbeitgeber, sondern die Lohnabhängigen mit Steuerkartenpflicht. Die Einnahmen des Staates über die Lohnsteuer sind drei Mal höher als über die Einkommenssteuer. Großkonzerne bezahlen teilweise gar nichts oder Butterbrotbeiträge auf den Bahamas. Auch Sie können den Kapitalismus nicht schönreden! Befassen Sie sich doch mal mit den Grundlagen der derzeit gängigen Wirtschaftstheorien; Arbeitnehmerfreundlichkeit finden Sie dort nirgends.

Von Neid der Unterprivilegierten kann keine Rede sein. Es gehr um gerechte Grundsicherung für zeitlebens Arbeitende. Wäre das deutsche Prekariat politisch mobilisierbar, sähen unsere derzeit regierenden Parteien alt aus. Aber der staatlich geförderte Kapitalismus ist ja doch so schlau, dass gerade so viel Brosamen vom Herrentisch bzw. von der Sozialhilfe fallen, damit keine Revolution ausbricht und der Lohnabhängige „zufrieden“ ist. Eine Rückkehr zu rigider sozialer Marktwirtschaft a la Ludwig Erhard ist jederzeit möglich und politisch durchsetzbar. Hierfür gibt es immerhin noch ein paar wenige wählbare demokratische Parteien (meist leider noch in der Opposition). Arbeiten Sie in diesem Sinne daran und erschöpfen Sie sich nicht nur in zwar eloquenten, jedoch verschwurbelten Kolumnen. – Roland Fischer

 

Lust auf 60 Stunden-Woche? Nein, viele haben darauf keine Lust!!! Sie arbeiten – auch nur für sich selbst – 80 Stunden in drei Jobs, um zu überleben und können sich dafür nicht mal den Rückspiegel eines Teslas leisten. Oh H&M, diesen leistungslosen Artikel haben Sie hoffentlich – nur für sich selbst – umsonst verfasst. Ja nur die in der „Zeit“ lebenden, den wahren Alltag nicht mehr wahrnehmenden Schöngeister, sind die echten Leistungsträger unseres Sozialstaats. – M.Streicher

 

seit Jahren nehme ich mir immer wieder vor, Ihnen als Rückmeldung auf Ihre Zeit-Kolumne zu schreiben. Aber es gibt dann doch immer wieder einen Grund, es auf nächste Woche zu verschieben…. Ihre aktuelle Kolumne zu den Erbschaften nehme ich nun aber doch zum Anlass, mich endlich einmal hinzusetzen und Ihnen zumindest ein paar Zeilen zu schreiben: Ich möchte mich bei Ihnen herzlich für die Freude bedanken, die Sie mir mit Ihrer wöchentlichen Kolumne immer wieder bereiten. Sie sprechen mir zumeist aus der Seele, bringen die Dinge wunderbar auf den Punkt und beweisen so häufig – was vielen Ihrer Gegner komplett abgeht – die Fähigkeit zur Selbstironie.

Dabei benutzen Sie nie das plumpe Schwert, sondern arbeiten immer mit dem Florett und verletzen nie die Grundgebote der Fairness. Und bei Ihnen gilt wirklich: Freiheit ist immer auch die Freiheit des Andersdenkenden. In dieser Kombination ist das etwas Besonderes. Ich hoffe sehr, dass Sie sich von der offensichtlich auch zahlreichen Gegnerschaft nicht zermürben lassen, sondern die Fahne noch möglichst lange aufrecht halten. Dass dies nicht einfach ist, haben Sie ja auch schon deutlich gemacht. Aber: Es gibt da draußen sehr viele Menschen, die es Ihnen Woche für Woche danken. – Prof. Dr. Jürgen Bruck

 

Mir ist klar, dass Martenstein ein Schriftsteller ist und kein Wirtschaftsexperte aber auch Schriftsteller haben (manchmal) einen gewissen Einfluss auf die öffentliche Meinung. Für ein Paar Fakten empfehle ich ihm: Zucman/Saez „Der Triumph der Ungerechtigkeit“ – dr. Salvatore Algieri

 

Es bedarf sicherlich der Fähigkeit, Ironie zu verstehen, um Herrn Martenstein gut zu finden! Wer ihn als peinliche Zumutung empfindet, sollte ihn nicht lesen! Es steht genug in der ZEIT, was auch Frau Richter ertragen wird. Wenn Sie Martenstein absetzen, kann ich auch mein Abo kündigen: es gibt auch woanders intellektuelle Journalisten, aber keinen Martenstein! – Dr. Wolfgang Pauls

 

Wenn eine Leserin Ihre Aufsätze als peinlich bezeichnet, so schäme ich mich für diese Dame. Sie sind der beste Redakteur der Zeit! Schreiben Sie weiter so. – Dr. med. Stefan Heinrich

 

Kritik an H.M. empfinde ich in etwa so, als würde man meine Katze ohrfeigen, demjenigen stünde er mir gegenüber würde ich mit einer blitzschnellen Pfotenbewegung die Augen auskratzen. Vielleicht verstand ein Leser statt Faschismus – Verschissmus? Lustige Leserbriefe …. Ernsthaft: Martenstein`s Perlen der Weisheit sind fast immer wie ein Spiegel: Wenn ein Affe reinschaut kann kein Heiliger herausschauen. H.M.: You are my hero. Forever and ever, Amen (or: until death do us part.) – Kathryn Jones

 

Meistens schreibt man einen Leserbrief, wenn es etwas zu kritisieren gibt. Das geht mir auch so. Aber die Forderung, Harald Martensteins Kolumne abzusetzen, die ich soeben auf der Leserbriefseite Ihrer aktuellen Ausgabe gefunden habe, motiviert mich, mal etwas Positives an Sie zu senden: Nach meiner Meinung ist diese Kolumne einer der wenigen unverzichtbaren Fixpunkte des Papierberges, der jede Woche bei mir eintrudelt. Und mit Abstand das Beste am Zeitmagazin. – Frank Götze

 

Ich bitte die Redaktion den Leserbrief, der aufforderte den Herrn Martenstein zu feuern, zu beherzigen. Nun zu seiner letzte Kolumne: 1. Harz IV ist in den meisten Fällen kein leistungsloses Einkommen. Ein/*e Harzvier*in muss ständig auf dem Amt erscheinen, Bewerbungen schreiben und sich bei Betrieben vorstellen. 2. Zinsen sind i kein leistungsloses Einkommen, wenn man vorher Verzicht geleistet hat. Verzicht ist auch eine Art Leistung. 3. Was müssen das für Erben sein, denen die Erbschaft den Gang zum Sozialamt erspart? 4. Es geht nicht um eine egalitäre Gesellschaft; aber wenn 1% der Bevölkerung über 50 % des Vermögens besitzt, dann ist da etwas faul.

5. Niemand fordert die Enteignung der Toten; wenn dann wird nur ein zu(?) kleiner Teil der Allgemeinheit zugeführt. Firmeneigentum wird so besteuert, dass der Betrieb gut weiter wirtschaften kann. 6.Was für ein grauslichen Weltbild, das der Herr Martenstein propagiert und den Idealisten unterstellt, sie hätten dieselben Beweggründe wie die, die dem Mammon frönen. 7. Herr Martenstein und seine Erben kommen wahrscheinlich nicht über die Freigrenzen hinaus und das erspart Frau und Söhnen den Gang zum Sozialamt. 8. Warum lässt die Redaktion solch primitiven Kapitalismusverfechter solche Texte durchgehen? Die zeigen doch, dass er nie einen Blick in Ihren Wirtschaftsteil geworfen hat. – Hartmut Bernecker

 

So eine blöde Kolumne wie die von Martenstein im neuen ZEIT-Magazin habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Sie hätte eher ins Manager Magazin oder den Jahresbericht des Arbeitgeberverbandes gepaßt! Seine Vorurteile über „Sozialisten“, die seiner Meinung nach nicht begreifen, daß der Motor der Wirtschaft auch Pflege und Wartungsarbeiten brauche oder ein Anrecht auf ein Erbe auch durch eine 60-Stunden-Woche von Managern erworben werde, sind so plump und widerlich angesichts einer Einkommensschere in unserem Land, in dem Manager zum Teil Gehälter einstreichen, die das 200 fache eines Arbeiterlohns betragen. Auf die Lektüre des Geschreibsel dieses „offen prokapitalistischen deutschen Kolumnisten“, wie er sich selbst nennt, kann ich in Zukunft verzichten. – Björn Luley

 

„Martenstein ist nur peinlich“. Sehe ich das richtig, dass Sie einen solchen Leserbrief zu einem anderen Redakteur niemals veröffentlicht hätten, da er ja überhaupt keine Auseinandersetzung mit dem Inhalt des Artikels enthält? Martenstein ist nicht peinlich, sondern halt nur nicht links! – emer. Prof. Werner Koetz

 

Spannend, die Diskussion! Und Anerkennung dafür, dass Sie einen Leserbrief mit einbeziehen und dadurch Dialog entstehen lassen.Was mir fehlt, ist eine wirklich fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema. Sie argumentieren vor allem mit Ausnahmen. Auch in einer Kolumne dürfen Fakten eingestreut werden. Es geht in der Debatte nicht um Relationen von SGB-II-Beträgen, sondern um Erbschaften von exorbitanten Geldsummen und darum, dass diese zu gering besteuert werden. Es geht auch nicht darum, dass Menschen, die Unternehmen erben, sich durch eine Steuer nicht mehr um die Pflege des Unternehmens kümmern können. Es geht um etwas Essenzielleres: durch die Pflege von extremem Reichtum kann kein sozialer Frieden entstehen. Und auch den braucht´s neben kreativen Unternehmern für einen funktionierenden Sozialstaat. Sie schreiben am Ende, dass Sie sich von dem kritischen Leser in Ihrem Pessimismus unterscheiden. Ich glaube eher, dass Sie sich durch Ihre Polarisierung unterscheiden, durch Ihre Schwarz-Weiß-Malerei und Kategorisierung wie in Kapitalisten und Sozialisten. Falls es für Sie eine Stilfrage ist, fänd ich die Frage spannend, ob man nicht einen konstruktiven und verbindenden Kolumnen-Stil kreieren kann. – Julia Brade

 

In der Ausgabe Nummer 11 vom 5.3.2020 haben Sie einen sehr kurzen Brief von einer Frau Dorothea Richter veröffentlicht, die die Kolumne von Herrn Martenstein als peinliche Zumutung empfindet und ihre Absetzung empfiehlt. Gestatten Sie mir darauf den Hinweis, dass für mich Harald Martensteins Kolumne einer der Gründe ist, überhaupt noch Abonnent der ZEIT zu sein. Ich lese sie immer bei Erscheinen als erstes und stimme ( fast ) immer vollständig mit seiner Meinung überein. Es wäre ein großer Verlust, wenn Sie diese Kolumne absetzten. – Dr. Joachim W. Ekrutt

 

Im Dossier der ZEIT Nr. 11 unter LESERBRIEFE empfindet eine Leserin Martensteins Kolumne als peinliche Zumutung und fragt, wann diese endlich abgesetzt wird. Das wäre das Dümmste, was geschehen könnte. Als langjähriger ZEIT-Leser nehme ich bei jeder neuen Ausgabe als Erstes immer das ZEIT-Magazin zur Hand, um mich an Martenstein zu erfreuen. Lieber Herr Martenstein, ich hoffe, dass Sie uns noch recht lange erhalten bleiben! – Karl Heinz Häusler

 

Schon mehrfach habe ich Leserbriefen eine Ablehnung der Martenstein-Kolumne entnommen, zuletzt in ZEIT Nr.10. Ich hingegen warte jede Woche auf das ZEIT-Magazin, eigentlich nur wegen dieser Kolumne – und natürlich wegen des Rätsels. Für mich agiert Martenstein als advocatus diaboli, der geheiligte linksliberale Ansichten gegen den Strich bürstet. Geistig beweglich schafft er Gegenbeispiele aus den entlegensten Ecken herbei. Diesen Beitrag zu differenziertem Denken und gegen ideologische Starre schätze ich, auch wenn ich dem Ergebnis nicht immer zustimme. – Erikas Nakaten

 

Im Gegensatz zu dem Leserbriefschreiber in der letzten Nummer der ZEIT, bin ich der Meinung, dass Martensteins Beiträge (und auch die von Tillmann Prüfer) der einzige Grund dafür sind, nicht wieder einmal über die Einstellung des ZEIT Magazins nachzudenken – wie vor Jahren schon einmal geschehen. Daneben grüble ich darüber nach, wie lange ich wohl mein ZEIT-Abo nach beibehalte. Ich habe es seit fast 50 Jahren, hatte es sogar während eines 3-jährigen Aufenthalts in den USA behalten und bin dabei Zeuge eines gewaltigen journalistischen Abstiegs geworden. Ich fasse mich kurz: die Aufmachung wird immer marktschreierischer, die niedrigste journalistische Format, das Interview, nimmt überhand. FAZ und NZZ konnten ihr Niveau weit besser halten. Ich schreibe das nicht nur aus Verärgerung darüber, dass man die Jahrzehnte des Bezugs nie mit einem einzigen Satz gewürdigt hat. Sind eben so, die Hanseatischen Pfeffersäcke. – Reiner Papp

 

Vielen Dank für Ihren Artikel im Zeitmagazin Nr. 11. Ich habe mich sehr darüber geärgert. Annahme: Wir nehmen ein fiktives Unternehmen mit 100 Mitarbeitern, dass 40 Jahre erfolgreich vom Unternehmensgründer wurde. Der Unternehmer stirbt oder scheidet aus, das Unternehmen wird von den Nachkommen geerbt, verkauft, das Erbe aufgeteilt. Maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens hat der vor 40 Jahren mutige Unternehmer und die 100 Mitarbeiter ( und natürlich Mitarbeiterinnen) beigetragen. Vor dem Erbfall wird geprüft, in welchem Umfang staatliche Unterstützung und Steuererleichterungen zum Erfolg beigetragen haben. Der ermittelte Betrag fließt zu min. 50% zurück an den Staat. Jeder der fleißigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bekommt eine Abschlussprovision von sagen wir mindestens 20% des letzten Jahresgehalts- dass haben sie sich dann verdient, sonst wäre der Laden nicht so erfolgreich gewesen. Der Rest wird abzgl. der geltenden Erbschaftsteuer an diejenigen vererbt, die zufällig die Nachkommen des ehemals mutigen Firmengründers sind. – Stefan Hofer

 

Wir in unserer Familie lesen seit langem immer als erstes Ihre Kolumne – und wir freuen uns über Ihren Humor und genießen diese Lektüre. Wie traurig, dass es Leser gibt, die intellektuell nicht in der Lage sind Sie zu verstehen, bzw die Kolumne als „peinliche Zumutung“ empfinden. Witz, Satire, Ironie – offensichtlich nicht von allen gern gesehen- Mich nervt oder langweilt (die ewigen 4 Töchter zB) auch einiges in der Zeit – Das lese ich dann einfach nimmer. Aber wenn Sie Ihre Kolumne nimmer schreiben (wollen oder dürfen), dann werden wir mal ne Abo – Pause einlegen … – Elisabeth Mayer

 

Ich hatte nie vorgehabt, Ihnen zu schreiben, denn mit Sicherheit bekommen Sie viele, viele, seeeehr viele Briefe, die Sie ja vielleicht auch alle lesen müssen. Und das ist ja kein Spaß. Ihre letzte Kolumne aber meine ich kommentieren zu müssen. Ich kann Ihrer Sicht in Sachen Erbschaftssteuer Sympathie entgegenbringen (wer zahlt schon gerne Steuern), aber zu ein paar Punken MUSSTE ich mich äußern. Da Sie immer offen für einen Dialog mit Ihren Lesern sind, bin ich so frei. Sie scheinen mir die Position zu vertreten, dass jegliche Erschafssteuer im Grunde unmoralisch und gesellschaftspolitisch unsinnig sei. Finde ich ein bisschen extrem. Und in ein paar Punkten auch argumentativ eher schwach (mit Verlaub, mit Verlaub!). Das Geld ist bereits „vielfach besteuert“: Natürlich klingt es ungerecht, wenn etwas mehrfach besteuert wird. Aber hier liegt ein Missverständnis vor, denn natürlich wird nicht das die Besitzer wechselnde Geld besteuert, sondern die Transaktion (hier: erben).

Nur die Höhe hängt von der Summe des Geldes ab. Dass das Geld „schon einmal“ besteuert worden sei, ist von daher Unsinn: Stellen Sie sich vor, wie das mit der Mehrwertsteuer funktioniert: Nun habe ich Geld verdient (das als Einkommen versteuert wurde) und dann muss ich beim Erwerb von Dingen mit diesem Geld noch einmal Mehrwertsteuer zahlen? Mein Geld wird glatt doppelt besteuert! Profit macht produktiv? Unbedingt. Aber warum nicht ein bisschen von beidem? Warum nicht dem Auseinanderdriften der Gesellschaft in Arm und Reich mit dem Instrument der Erbschaftssteuer begegnen? Sie schreiben, dass ohne ein gewisses soziales Gefälle könne es keine „Gesellschaft wie unsere“ geben und verweisen auf „egalitäre Gesellschaften“ als abschreckendes Beispiel, ohne dabei konkret zu werden. Wenn Sie damit pseudo-sozialistische Gebilde wie Venezuela meinen, stimme ich Ihnen zu. Wenn Sie damit das vermögenstechnisch egalitärere Belgien meinen (dessen Erbschaftssteuer übrigens höher liegt als bei uns), eher nicht. Belgien, keine Gesellschaft wie unsere? (Klar hat Belgien auch Probleme, aber die hängen nicht unbedingt mit der Vermögensstruktur zusammen) Und mittendrin steht da etwas von Neid.

Warum Neid? Von Neid war bisher nicht die Rede. Hat Herr M. den Eindruck erweckt, von Neid motiviert zu sein? Das haben Sie gar nicht verraten. So eingeschoben erweckt das den Eindruck, die Befürwortung einer hohen Erbschaftssteuer – oder gar der bloße Existenz einer Erbschaftssteuer, gleich welcher Höhe – entspränge in erster Linie oder gar ausschließlich Neidgefühlen, Sie Schlingel! Das nahezulegen erscheint mir nun ungehörig angesichts der guten Gründen, die man dafür anbringen kann. Umgekehrt könnte man schließlich auch argumentieren: Die, die gegen eine Erbschaftssteuer sind, sind einfach neidisch, dass andere in den Genuss von Dingen kommen, ohne dafür gearbeitet zu haben – wie man selbst, wie man offengestanden zugeben muss. Lieber Herr Martenstein! Ihre Kolumnen sind oft von dem Getragen, was man den Gestus des gesunden Menschenverstandes nennen könnte. Kann manchmal anstrengend sein. In dem Fall aber ist die Kolumne zweierlei: offen prokapitalistisch (was völlig ok ist) und verdeckt polemisch. Finde ich schade. – Peter Löffelbein

 

Ich nehme an Herr M. bin ich. Dass Sie meinen wohlwollend kritischen Kommentar etwas anders auslegen, als gemeint war, ist völlig in Ordnung. Ich freue mich, Ihnen sozusagen die Anregung für eine weitere Kolumne geliefert zu haben. Zum Inhalt: Nein, ich habe absolut nichts gegen Geschenke. Ich schenke selbst gerne und großzügig (gemessen an meinen Möglichkeiten). Bilde ich mir zumindest ein. Ich kann auch gut Geschenke annehmen. Glaube ich. Und ich gönne anderen Geschenke ohne Neid. Da bin ich mir sicher. Und so möchte ich auch meine „Forderung“ nach einer Besteuerung von (großen) Erbschaften verstanden wissen. Oma Ernas Häuschen ist nicht das Thema. Gerne könnten Erbschaften mit nennenswerten Werten (5-stellig vllt.) auch steuerfrei an dritte gehen, nicht nur an nächste Verwandte. Keine Frage. Ich gönne auch jedem Bedürftigen Sozialhilfe. Ich hätte noch nicht einmal ein Problem mit einem existenzsichernden bedingungslosen Grundeinkommen. Also Geschenken und Einkommen ohne eigene Leistung.

Trotzdem ist es für mich nicht wirklich akzeptabel, wenn Menschen ohne jegliche eigene Leistung zu (Multi-)Millionären werden. Denn ein solcher Reichtum kann von einer Elterngeneration nicht ohne die Mitarbeit vieler erwirtschaftet werden, die dabei nicht reich werden oder definitiv arm bleiben. Und viele leisten viel, und bleiben arm. Das finde ich nicht ok. Die Frage ist natürlich, wie Anteile (angemessene) an solche Helfer gehen könnten. Ja, mir fällt als Repräsentant der vielen Unbekannten, also der „Gesellschaft“, nur der Staat ein. Gemeinnützige Stiftungen wären noch eine Möglichkeit (Bertelsmann, Körber, Bosch), da gibt es ja gute Beispiele.

Ob der Staat immer das Beste mit solchen Mitteln macht, daran zweifle auch ich. Aber Vieles ist gut. Zumindest unser Staat scheint mir in vielerlei Hinsicht nicht so schlecht zu sein. Lieber Herr M., ja, ich verfüge über ein eher positives Menschenbild, trotz vieler schlechter Erfahrungen. Und ja, die Welt ist voller Widersprüche. Und ja, Neid ist dumm oder blöd. Und nein, große Unternehmen zahlen oft wenig Steuern. Und nein, große leistungslose Einkommen werden teilweise gering besteuert. Ich habe mich über Ihr kapitalistische Befürworten des Sozialstaates gefreut. (Den auch ich bisher nur finanziert habe – obwohl, vom Gesundheitswesen habe ich auch schon sehr profitiert.) Vermutlich bin ich Nettozahler. Das ist in Ordnung. – Fritjof Möckel

 


 

 

Leserbriefe zu „»Gab es eine Zeit, in der ich meinen Bauch nicht eingezogen habe?«“ von Emilia Smechowski im ZEIT Magazin

 

Der ganze Artikel wäre an sich OK und behandelt ein wichtiges Thema, wäre da nicht der Aufhänger, sich mit dem Thema zu beschäftigen: Ah, Mist, ich schreibe seit Jahren feministische Texte, aber, nochmal Mist, ich mach ja nicht, was ich in meinen Texten schreibe. An all die selbst proklamierten Feministinnen und Feministen: muss man eigentlich irgendetwas getan oder erreicht haben, um sich Feministin nennen zu dürfen? Ich finde es so schade, dass so viele damit kokettieren Feministin zu sein, ohne wirklich wie eine zu leben. Sie kommen mir vor, wie jemand, der stolz postuliert Veganer zu sein und im nächsten Moment im Restaurant Fisch bestellt, weil er nicht wusste oder verdrängt hat, dass Fische zu den Tieren zählen.

Von jemanden, der sich als Feministin bezeichnet, erwarte ich, dass sie ein Vorbild für andere Frauen sind, dass sie ihr Frau-Sein angenommen haben, dass sie Rollenklischees durchbrechen, dass sie nach feministischen Prinzipien (vor-)leben. „Ich bin Feministin.“ geht, nach meinem Geschmack, zu vielen im Moment viel zu leicht von den Lippen. Sich in der Theorie mit dem Thema zu beschäftigen, reicht mir nicht. Wo sind die Praktikerinnen? Es gibt dieser sehr wichtigen Bewegung etwas Unseriöses, wenn sich deren selbsternannte Vertreterinnen so verhalten. Der ganze Text ist ein Seelen-Striptease der Autorin und bedient unser voyeuristisches Bedürfnis danach, was in Zeiten von Social Media und YouTube-Channels der kleinste gemeinsame Nenner unserer Gesellschaft zu sein scheint. Aber bringt diese Selbstdemontage einer Feministin den Feminismus nach vorne? – Eva Judkins

 

ich habe eben den Artikel von Emilia Smechowski im aktuellen ZeitMagazin gelesen und ich bin zutiefst berührt. Das Thema, das sie in ihrem Artikel diskutiert, betrifft mich, wie so viele und es zermürbt mich. Der Artikel ist so unfassbar nah an der Realität, es gibt Gedankensprünge, Meinungsänderungen, Studien hier, Experten da, es gibt das Selbstbild und die Selbstidee und alles spricht wild durcheinander. Die Beschreibung dessen in einen strukturierten Artikel zu packen und gleichzeitig, den Leser zu fesseln, das ist beeindruckend. Danke für diesen wahnsinnig treffenden Text! Ich weiß nicht wie, aber dass es jeder schaffen kann diese Figuridiotie zu überwinden, das hat mich dieser Text gelehrt. Das gibt mir Hoffnung und Zufriedenheit. – Jacqueline

 

Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen zu sagen: Die Titelgeschichte des aktuellen Hefts zum Thema „Gutes Essen, böses“ Essen, ist hervorragend recherchiert und ebensogut geschrieben. Ich habe selten etwas Vernünftigeres über die neue Religion „Essen“ in Verbindung mit körperlicher Selbstoptimierung gelesen. Meinen Dank an die Autorin. Allein für ihren Beitrag waren die wöchentlich 5,50 Euro bestens investiert. Die ZEIT ist für mich seit vielen Jahren eine der wichtigsten Medien zur Meinungsbildung. Sie liefern beständig einen Qualitätsjournalismus, der wichtiger ist denn je. Der gesamten Redaktion meinen herzlichen Dank für die Arbeit an einem der besten Medienprodukte, die ich kenne. Sehr gut finde ich auch die Besetzung der Redaktion im Hinblick auf Geschlechtergleichstellung und die ausgewiesene interkulturelle Kompetenz. – Alfred Schmidt

 


 

 

Leserbriefe zu „Ich habe einen Traum. James Taylor“ aufgezeichnet von Christoph Dallach im ZEIT Magazin

 

Ich bin schon seit -zig Jahren ein großer Fan von JAMES TAYLOR. nur ein Hinweis sei bitte angebracht,sein wohl größter Erfolg you`ve got a friend wurde nicht von ihm, sondern von CAROLE KING geschrieben, könnten Sie deshalb irgendwann in der Zeit einen Bericht über CAROLE KING anfertigen? – Klaus Dieter Kiefer

 

„Better to shower the people you love with love, yes and show them the way that you feel, I know. Things are gonna be just fine if you only will, what I like to do to you. Shower the people you love with love, show them the way you feel, things are gonna be much better if you only will.“ (Refrain) (Songwriter: James Taylor/veröffentlich auf der LP: In the pocket, 1976) „Überschütte die Menschen mit Liebe und sie werden sich immer besser und besser fühlen!“ (frei übersetzt: kapejott) Neben James (Vernon) Taylor (12.3.1948), Gitarrist, Sänger, Komponist und Texter aus den USA, gehörte Cat Stevens (21.7.1948). Gitarrist, Pianist, Sänger, Komponist und Texter aus Großbritannien zu meinen Lieblingskünstlern anfangs der 1970iger Jahren. James Taylor interpretierte „You´ve got a friend“ von Carole King (9.2.1942), Pianistin, Sängerin und Songschreiberin aus den USA, und er hatte damit seinen ersten großen Hit. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Frag doch den Therapeuten: Müsste sie sich mehr um ihn kümmern?“ von Wolfgang Schmidbauer im ZEIT Magazin

 

Um die Jahrhundertwende frug die Titanic „Wie werden Zeitleserinnen und –leser in ihrer Familie genannt? a) Omi ; b) Opi; c) Pupsi?“ Das nächste Kreuzworträtsel im Zeit Magazin konnte ich nur dank profunder Kenntnis von Fernsehserien der sechziger Jahre lösen. Ich habe die Zeit dann abbestellt. Inzwischen abonniert meine Frau. So konnte ich heute lesen, wie sich der „bekannteste Paartherapeut“ mit „Leonore“ und „Sebastian“ beschäftigte: Sie wollte ihm seinen verschütteten Tee nicht aufwischen! Pupsis mit der Einstellung der fünfziger Jahre geben dem Blatt die Zukunft, bis sie Omi und Opi sind. – Prof. Dr. Thomas Rose

 


 

 

Leserbriefzur Deutschlandkarte „STICKSTOFF IM BODEN“ von Matthias Stolz im ZEIT Magazin

 

Der Beschreibung Deutschlandkarte im heutigen ZEIT MAGAZIN kann ich nicht zustimmen. Die Düngermengen werden in der Landwirtschaft bereits massiv gesetzlich eingeschränkt, da es seit Jahren eine Düngeverordnung gibt. Zudem sind die Landwirte zur Bilanzierung der Düngermengen und -verteilung verpflichtet. Entsprechende Kalkulationen müssen erstellt und der Behörde vorgelegt werden. Sonst werden Subventionen gekürzt. Die Landwirte protestieren zur Zeit unter anderem wegen Verschärfungen der Düngeverordnung, die in der Praxis sehr schwer umzusetzen sind. Hier wäre es besser der landwirtschaftsfernen Bevölkerung das Thema in einem fundierten Artikel nahezubringen. Die Gefahr der gesellschaftlichen Spaltung ist immens. Tatsächlich problematisch sind viele Gebiete in der Weser-Ems-Region. Dort sind die Tierdichten definitiv zu hoch. Gülle wird oft weiter als nur in den Nachbarlandkreis transportiert. Ich hoffe auf einen fairen Dialog mit den Landwirten, dass sie in Zukunft umwelt- und praxisgerecht wirtschaften können. –Christoph Schröder

 


 

 

Leserbriefzum Wochenmarkt „DER FRÜHLING KOMMT“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Wenn Die Zeit mit einfachen Mitteln einen Beitrag zur Klimaherausforderung machen möchte, dann wäre Rezepte mit lokalen, saisonalen Produkten notwendig. Das ist sehr möglich und bereitet unerwartete Gaumenfreuden, weil neue, kreative Kombinationen zum Zug kommen und vorallem frische Zutaten! Es gibt so viel Frisches schon im März, das nicht aus dem beheizten Gewächshaus stammt. Endiviensalat gehört in der Schweiz, woher ich schreibe, nicht dazu, und wohl auch in Deutschland nicht. Wie wäre es Alternativ mit einem fein geschnittenen Weisskohlsalat an einem Kürbiskernpesto und karamellisiertem Buchweizen? Frische, gesunde Gaumenexplosion :-) – Loa Buchli

 


 

 

Leserbrief zu „Stil. Einsame Spitze“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Ich richte mich an Sie direkt, weil es um den Textabschnitt von >Stil; Einsame Spitze< im ZEIT MAGAZIN Nr.11 vom 5.3.20 geht. Und ja, das stimmt eben gar nicht so wie es beschrieben wird. Beim Pas de deux hat sicherlich auch der Mann die Führung, er hält die Tänzerin, hebt die Tänzerin bei den Hebungen. Aber wenn sie sich selbst nich halten würde, würde das nicht gehen. UND auf Spitzenschuhen kann und wird auch einzeln getanzt. Es sind viele Muskeln, viel Training dafür notwenig, um es leicht und schwebend aussehen zu lassen. Aber dann geht das! Ich rede nur so gescheit daher, weil ich selbst 14 Jahre lang Ballett auf Leistungssportniveau getanzt habe, das dann aber leider krankheitsbedingt aufhören musste. Ich musste das jetzt schreiben, mich hat das nämlich irgendwie wütend gemacht! Danke für all Ihre Texte! Sie sind ein sehr geschätzter Autor von mir :)! Wirklich! – Lilly Lux

 


 

 

Leserbriefe zu „Was für ein Theater!“ von Anja Rützel in der Beilage ZEIT Süden

 

Danke für Ihre großartige Reisebeilage „Süden“ in der „Zeit“ vom 5. März. Eine Korrektur mögen Sie Ihren Lesern nicht vorenthalten: In Anja Rützels Beitrag über Italiens Süden berichtet sie über ihren Besuch im Café der Kathedrale von Palermo, wo ihr „Jungfrauenbrüste“ serviert worden seien. Diese süße Köstlichkeit sind die in Italien berühmten „Sankta-Agatha-Brüstchen“! Agatha von Catania, geboren um 225 in Catania auf Sizilien, starb wahrscheinlich unter Kaiser Decius zwischen 249 und 251 als geweihte Jungfrau und Märtyrin. In den orthodoxen Kirchen und der römisch-katholischen Kirche wird sie als Heilige verehrt und steht an jedem 5. Februar in unseren Namenstagskalendern. Der Überlieferung nach verweigerte Agatha als gottgeweihte Jungfrau den Heiratsantrag des heidnischen Statthalters Quintinianus, da sie die Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen gelobt hatte. Weil Agatha ihn zurückwies, ließ sie der Statthalter für einen Monat in ein Freudenhaus verschleppen.

Da sie ihn nach dieser Zeit immer noch ablehnte, ließ Quintinianus ihr die Brüste abschneiden. Nach dieser Folter erschien ihr der Legende nach Sankt Petrus und versorgte ihre Wunden; daher ließ der Statthalter Agatha auf glühende Kohlen legen, wodurch sie schließlich verstarb. Geschmacklos oder nicht geschmacklos – das ist hier nicht die Frage, denn die Brüste der Heiligen Agatha (Minne di Sant´Agata) sind voller Geschmack, ja köstlich! Sie sind nämlich mit Ricotta, Schokolade und kandierten Früchten gefüllt. Minne di Sant’Agata. Der Maler Francisco de Zurbarán verewigte die Hl. Agatha 1630–1633 in einem Gemälde, das die Heilige mit einem Tablett zeigt, auf dem ihre abgeschnittenen Brüste liegen – die sogenannten Attribute eines Heiligen, an denen man ihren Namen erkennt (wie bei Barbara der Turm und bei Petrus die Schlüssel). Guten Appetit! – Barbara Anastasia Klann-Evers

 

Neben den pittoresken Schilderungen Palermos, wäre es ja wohl das Mindeste gewesen, bei Erwähnung der Kathedrale anzumerken, dass sie das Grabmal des Stauferkaisers Friedrich des II. – Stupor mundi – birgt, noch wird die legendäre Capella Palatina erwähnt – Unesco Weltkulturerbe wie die Kathedrale von Monreale, unabhängig von den dortigen Brotlaiben!! – Elisabeth Krikkay

 


 

 

Leserbrief zu „Wir alle sehnen uns nach Seligkeit. Im Süden kommen wir ihr näher“ von Alard von Kittlitz in der Beilage ZEIT Süden

 

Sie schreiben, dass die Ottomanen vor den Toren Wiens standen und das christl. Abendland zu Tode erschrak. Falls die Osmanen wirklich ihre Ottomanen mitgebracht hatten, um darauf auszuruhen, wäre der Schrecken vermutlich geringer ausgefallen. Mit Dank für die Erheiterung. – Jürgen Balser

 


 

 

Leserbrief zu „Auch Brasilianer unter den Gästen“ von Moritz Herrmann in der Beilage ZEIT Süden

 

Den Aufmacher-Absatz könnte man mit dümmlich, z.T. bösartig“ abtun, wäre da nicht das Interesse an einem möglicherweise gut erkundeten und informativen Beitrag zur Vorgeschichte und Geschichte von Tropical Islands. Schlimm sind eigentlich nicht einmal die aus allerlei Werbung abgeschriebenen, vielleicht auch mitunter durch Befragung gewonnenen „Erzählchen“, die wohl Fakten darstellen sollen. Dass sich im Umfeld der Einrichtung längst ein Spottname eingebürgert hat – „Tropical Elend“ – , hat der Autor überhört. Da wäre nämlich tatsächlich die Chance zu einer wirklichen Recherche aufgetaucht, die zum vielfältigen Planungsversagen bei „Cargolifter“ schon vor 20 Jahren Informationen hätte liefern können.

Und bei der Neuplanung eines lächerlich illusionären Tropenbads wären vermutlich die bei so einem Thema zu erwartenden, ja sogar z. T. schon bekannten, angeblich aber nicht vermeidbaren fatalen ökologischen Folgen – Kohlendioxid-Bilanz, enormer Wasserverbrauch, Energieverschwendung, Förderung des privaten PKW-Zielverkehrs in die öffentliche Diskussion geraten. Alles übrigens vergleichbar mit der fragwürdigen Senftenberger Wintersporthalle! Und so gucken aus dem plätschernden Text, allenfalls ein paar winzige, kaum kritisch zu nennende Pünktchen heraus. Der wieder einmal, wie beim sorgenlosen Tourismus fast üblich, vom Nachdenken befreite Urlauber will so etwas auch gar nicht wissen. Sollte er aber! ZEIT-Niveau war das jedenfalls nicht. – Dr. Hubert Illig