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29. Oktober 2020 – Ausgabe 45

 

Leserbriefe zu „Runter in die Zukunft“ von Petra Pinzler

 

Die Grundannahmen der Wuppertaler Wissenschaftler werden nicht von allen geteilt. Volkswirtschaften, die aufschließen wollen zum westlichen Standard, also „arme“ Länder und Schwellenländer, sehen unseren Wohlstand auf der bereis stattgehabten Verbrennung großer Mengen fossiler Brennstoffe begründet. Daher scheint es diesen Ländern nicht wirklich gerecht, das bereits in die Luft gepulverte und noch immer wirksame CO2 unter den Tisch fallen zu lassen. Der reiche Westen hat nach dieser Sichtweise sein Kontingent bereits übereizt, ärmere Länder sollten zumindest einen deutlich größeren Anteil an den verbleibenden Kontigenten bekommen. Diese Position ist für mich durchaus nachvollziehbar, aber der Westen kann sich nicht zu derartigen Zugeständnissen durchringen. Die unterschiedlichen Positionen bezüglich einer „gerechten“ Lösung blockieren den unentbehrlichen supranationalen Prozess.

Ein weiteres schwer zu lösendes Dilemma hinsichtlich der Grundannahmen besteht darin, dass ein individuell gleiches CO2-Emissionsrecht auf Gruppennebene Anreize für hohe Geburtenraten setzt, um den Anteil der Gruppe am Gesamtkontingent zu erhöhen. Das ist nicht nur für´s Klima kontraproduktiv. Das mag zunächst theoretisch klingen, ist es m.E. nach aber mitnichten. Schon Friedrich der Große wollte Preußen durch mehr Menschen stärker machen. Und besonders die heutigen autoritären Regimes haben durchaus Möglichkeiten, die demographische Entwicklung zu steuern. Auf nationaler Ebene kann man letztlich nie von „Klimazielen“ reden, sondern von nur Emissionszielen. Diese richten sich natürlich – unter gewissen nicht konsentierten Grundannahmen – an den „Klimazielen“.

„Klimaziele“ im engeren Sinn sind aber der internationalen Gemeinschaft vorbehalten. Natürlich kann man mit nationalen Maßnahmen nicht warten, bis der große supranationale Wurf konzipiert ist. Natürlich liegt auch eine „dornige Chance“ in der Vorreiterrolle eines einzelnen Staates. Mit Europa drängt sich aber ein erster supranationaler Rahmen nahezu auf. Eine europäische Lösung hätte aufgrund des supranationalen Charakters eine deutlich höhere Strahlkraft. Es gibt nun einige Studien zur konkreten Umsetzbarkeit deutscher Emissionsziele. Aus meiner Sicht hätte man zumindest eine dieser Studien auch einem konkreten Lösungsvorschlag auf europäischer Ebene widmen können. Knapp daneben ist auch vorbei… p.S.: und bitte reden Sie von Frau Merkel nicht als „Klimakanzlerin“, das wäre reine Propaganda… – Christian Voll

 

Ihren interessanten Artikel (Runter in die Zukunft) zu den Wegen zur Klimaneutralität habe ich gelesen. Interessant wäre auch das Aufgreifen des Aspektes, wie die Kommunen vor Ort die Klimaneutralität anstreben können. In meiner Stadt ( Gießen) geht das nur schleppend voran, weil die BedenkenträgerInnen (u.a. die OB) überwiegen, die darauf verweisen, dass die Stadt es alleine nicht schaffen könne. Anders in der Nachbarstadt Marburg, wo es bereits ein Konzept gibt. – Stefan Kaisers

 

Die Wuppertal-Studie geht von irreal hohen Effizienzsteigerungen aus , dazu sehr hohen Importen CO2-freier Energien (woher und zu welchen Kosten?) sowie „eine beispiellos große Anstrengung bei energetischen Sanierungen als auch ein massiver Austausch von fossilen Heizungen vor allem gegen Wärmepumpen“. Deutschland hat ja genug qualifizierte Handwerker, die in Null-Komma-Nichts rund 40 Millionen Wohneinheiten kostengünstig sanieren und modernisieren können . Einige Vorschläge aus Wuppertal hätten zudem vor dem Bundesverfassungsgericht kaum eine Chance. Selbst eine Erhöhung der Wind- und PV-Kapazitäten auf 300 bzw. 200 GW ergäbe an einem kalten Winterabend bei Dunkelflaute (< 2 % der WKA verfügbar; PV = 0!) für viele Stunden nur 6 GW. Zu¬züglich anderer EE-Kapazitäten (von bei Kälte optimistisch hohen 17 GW) wären unter 23 GW für viele Stunden verfügbar.

Ohne großtechnische Speicher reichte dies höchstens zum Aufladen der 2035 erhofften E-Autos mit Batterien. Ach so: Wuppertal hat ganz riesige verfügbare H2-Speicher (Technik, Sicherheit, Kosten, rechtzeitige Aufladung mit vielen Mrd. kWh H2, …???) schon unterstellt! Das ist dennoch „segensreich“: Deutschland mit unter 2 % Anteil der Treibhausgase rettet die Welt alleine vor der Klimakatastrophe! Dumm nur, wenn die Weltbevölkerung weiter auf 9 Mrd. ansteigt! Freu Pinzlers Ahnungslosigkeit zu Energie- und Umweltfragen wird nur noch durch ihren „Mut“ übertroffen, ZEIT-Texte fast ohne substanziellen Gehalt zu veröffentlichen.

– Von 4.000 Mill. kWh nötiger Erzeugung kommen nur 700 Mill. kWh (17,5 %) von EE. •Bei Lasten bis deutlich über 70 GW gab es 23,5 Stunden (39,2 % der Stunden) mit EE-Verfügbarkeit < 10 GW und fast alle der 60 (genau 59) Stunden mit EE-Ver¬füg¬bar¬keit < 18 GW. Für 24 zusammenhängende Stunden war (durchschnittlich) Wind-Kapazität < 1.180 MW verfügbar, was 2,0 % der installierten Kapazität entspricht (Max. 2520 MW; Min. 630 MW). Solche „unglücklichen Wetterlagen“ darf es ab 2030 einfach nicht geben! – Prof. emer. Dr. Wolfgang Ströbele

 

Seit gut zwei Jahren finden sich in der ZEIT wieder interessante Beiträge zum Menschheitsproblem Klimakrise. Fast jeder Beitrag rechtfertigte bisher einen tiefen Pessimismus gegenüber einer Klimarettung und damit die uns drohende Apokalypse zu bannen. Der Artikel von Petra Pinzler ist gerade in dem, was sie zu Papier gebracht hat und was sie weg lässt tief beunruhigend und verstörend. Wenn die junge Generation Fridays-for-Future ab 2050 ohne Apokalypse auskommen soll, dann muss heute schon Verzicht in den Ländern passieren, die für das Klimaproblem hauptverantwortlich sind.

Deutschland ein klimaneutrales Land wäre wünschenswert, wenn alle anderen Länder das gleiche täten und auch klimaneutral würden; aber das ist schlicht utopisch. Photovoltaik und Windräder bei gleichbleibender Mobilität (E-Autos) und hohem Konsum lösen keine Klimakrise. Allen Menschen muss mit großer Klarheit und überdeutlich gesagt werden: die Generation Fridays-for-Future hat nur eine Überlebenschance auf dieser Erde, wenn die Gesellschaft sich von ihren Konsumgewohnheiten trennt, sehr sparsam mit ihren Ressourcen umgeht und ihre Vermehrung erheblich reduziert. „Wer darf das Kind beim rechten Namen nennen? ….“ – Wolf Lübcke

 

Es werden zwei wissenschaftliche Theorien kurz vorgestellt und sofort lamentiert, dass die aktuelle Politik diese nicht umsetzt. Ich hätte erwartet, dass man zumindest einmal die Aussagen der Theorien auf ihre Belastbarkeit prüft. Z.B. „Und das Essen auch, denn die Forscher gehen von leicht veränderten Ernährungsgewohnheiten aus: weniger Milch, weniger Fleisch, mehr Geflügel, mehr Bio-Lebensmittel“ Gemeint ist ja wohl weniger Schweine- und Rinderfleisch denn Geflügelfleisch ist doch wohl auch Fleisch? Wie viel mehr an Geflügelfleisch müsste wohl produziert werden? Wie ist das mit der Massentierhaltung vereinbar?

Und wenn man tatsächlich den Schweine- und Rindfleischbedarf durch Geflügel ersetzen würde, wie viel CO2 würden denn diese Massen von Geflügel erzeugen? Ist die Summe der Abgase, die diese Tiere erzeugen, wirklich geringer? Es schreibt sich alles schön dahin, gelegentliches Querdenken wäre vielleicht hilfreich. Nur weil Wissenschaftler zielorientierte Thesen aufstellen, müssen die nicht richtig sein und Aufgabe der Politik ist es dies zu hinterfragen und erst zu handeln, wenn man belastbare Ergebnisse hat. Aber es bliebe Frau Pinzler ja frei gestellt, sich politisch zu engagieren und es besser zu machen. – Ulf C. Hermanns – von der Heide

 

Danke für Ihren Artikel! Selten hat jemand so klar und deutlich das Problem und die gleichzeitige Unfähigkeit unserer Regierenden, es zu lösen (oder hinreichend auf eine Lösung hinzuwirken), beschrieben. Man fragt sich, wie oft und wie laut führende Klimawissenschaftler noch aufschreien müssen, bis unserer Politiker konkrete Maßnahmen ergreifen (Symbolpolitik einmal ausgenommen)?

Antworten gibt auch noch eine andere Wissenschaft: die Psychologie. Ihr Beispiel der EU-Subventionen für Landwirte, die wichtige Reformen hin zu einer umweltverträglichen Produktionsweise blockieren, ist kein Einzelfall, sondern (wie so oft in der Umweltpolitik) die Regel. Das aktuelle Ziel einer Teilgruppe kollidiert mit dem nachhaltigen, übergreifenden Ziel der Gemeinschaft.

Dies lässt sich auf viele Branchen, Wirtschaftsbereiche und Staaten (und auch auf Individuen) übertragen. Fast immer streben Teilgruppen stärker nach einem kurzfristigen wirtschaftlichen Vorteil, als jetzt zu verzichten, um dadurch einen Vorteil in der Zukunft zu erlangen. Bei der Klimakrise bestünde der zudem noch darin, einem weniger schlimmenZustand, als dem prognostizierten, ausgesetzt zu sein. Die tatsächliche Bewältigung oder Lösung des – bekannten – Problems wird auf zukünftige Generationen verschoben.

Das ist umso tragischer, als dass wir das Handlungswissen haben: die technischen, wirtschaftlichen und sozialen Lösungen liegen auf dem Tisch. Ein Umbau zu einer nachhaltigen Lebensweise ist (noch) möglich. Doch die psychologischen, soziologischen und kulturellen Gegenkräfte sind enorm – vor allem auch, weil diese Kräfte darin besehen, ein System von jahrhunderte-alten, bisher erfolgreichen Grundüberzeugungen und -werten zu erhalten. In 300.000 Jahren menschlicher Evolution und besonders in den letzten 12.000 Jahren galt die umgebende Natur als „vogelfrei“: diese stand einfach zur Verfügung, um sie maximal auszunutzen.

Die „Nebenwirkungen“ konnte man lange ausblenden. Mit der globalen Erderwärmung geht das nicht mehr. Hoffen wir, dass noch ein Wunder passiert: dass ehrliche, unabhängige Politiker, mutig und entschlossen die notwendigen Entscheidungen fällen, statt sich mit Symbolpolitik, taktischen Rechenspielen und Ausweichma-növern über die Legislaturperiode zu retten. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. – Jan Frehse

 

Gut zu wissen wie immens der technologische Aufwand ist, um Klimaneutralität 2050 zu erreichen. Aber geht das mit einem auf Wachstum (1.3%/a) basierten Wirtschaftssystem? Seit Jahren bleiben Energieproduktivität und Primärenergieverbrauch auf gleich hohem Niveau (DeStatis). Beim Rohstoffverbrauch zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Entkoppelung von Umweltverbrauch und BIP ist bisher gescheitert. Das Wuppertal Institut war an der Agora- Studie beteiligt. Auf seiner Website, Thema „Wohlstand, Konsum und Lebensstile“ ist das Institut der Ansicht: „…die Übernutzung der Ressourcen lassen sich technisch längst nicht mehr in den Griff bekommen“ und plädiert für neue Lebensstile. In der Algora-Studie verzichtet das Institut auf diesen Aspekt einer Transformation. Die BürgerInnen werden nicht gefordert – ein Widerspruch!? – Peter Vollmer

 

Es ist richtig, dass das Kohlenstoffdioxid zur Erderwärmung beiträgt, aber nicht durch Wärmebildung, sondern durch Wärmeabsorption. Damit Kohlenstoffdioxid seine absorbierende Wirkung entfalten kann, muss zunächst einmal Wärme vorhanden sein. Wärme entsteht bei der Verbrennung fossiler Energieträger aber auch beim Verbrauch des regenerativ gewonnenen Stroms von Windrädern und Solaranlagen – und das ohne Kohlenstoffdioxidemission! Die energieaufwendige, durch Industrie und Verkehr, Haushalts- und Medientechnik immer mehr (Ab)Wärme produzierende menschliche Kultur ist das eigentliche Problem.

Und das Kohlenstoffdioxid macht im Prinzip das, was es schon beim natürlichen Treibhauseffekt gemacht hat, das „Fenster“ zum Weltraum schließen, jetzt vielleicht etwas fester. Dazu ein Hinweis: In den letzten 50 Jahren erhöhte sich der Kohlenstoffdioxidgehalt in der Atmosphäre von 330 ppm auf 410 ppm, die Zahl der Menschen auf unserer Erde aber stieg in diesem Zeitraum um mehr als das Doppelte: von 3,5 auf 7,8 Milliarden! Erderwärmung und Klimawandel sind also der typisch menschlichen Kultur geschuldet. Und das wird sich so schnell nicht ändern, es sei denn, man will den Menschen in den Entwicklungsländern die Teilhabe am technischen Fortschritt vorenthalten. Mit freunlichen Grüßen und besten Wünschen für eine gute Gesunheit! – Dr. Manfred Gutz

 

Die von Ihnen genannten Studien-zumindest in Ihren Texten-erwaehnen nicht die KKW als CO2-sparender Energiequelle. Nun ist das fast nur in Deutschland ein heikles Thema und wir werden dazu auch unsere Klimaziele verfehlen, als Beispiel Frankreich liegt heute mit 75% Atomstrom und 17,5% Strom aus Gruener Energie pro Kopf viel guenstiger da! (Uebrigen waren weltweit 2019 452 KKW in Betrieb, die Zahl ist steigend!) Ich bin der Ueberzeugung, dass in 1-2 Jahrzehnten dieses Thema auch in Deutschland anders gesehen wird, hoffentlich nicht zu spaet. – Juergen Keller

 

Und wieder das Mantra der Energiewende: Der Ausbau der Erneuerbaren muß vorangetrieben werden. Das ist grundsätzlich richtig, aber leider nicht die ganze Wahrheit, lange nicht. Zur Erinnerung noch einmal etwas Grundsätzliches: Für eine stabile Versorgung mit Elektroenergie muß diese in dem Moment erzeugt werden, da diese gebraucht wird, ansonsten besteht die Gefahr von Netzstörungen. Das heißt also, daß die schwankende Erzeugung der Erneuerbaren in irgendeiner Form mit dem Bedarf in Deckung gebracht werden muß. Das geschieht derzeit hauptsächlich durch eine angepaßte Fahrweise konventioneller Kraftwerke sowie den gezielten Einsatz von Pumpspeicherkraftwerken. Die konventionellen Kraftwerke stehen in absehbarer Zeit nicht mehr zur Verfügung, deren Part muß also auf andere Weise erbracht werden.

Und da kommen wir zu den vielen weiteren Baustellen, die neben dem weiteren Ausbau der Erneuerbaren abgearbeitet werden müssen, um die Energiewende zu einem Erfolg zu führen und damit auch die Klimaziele zu erreichen. Die folgende Aufzählung ist sicher nicht vollständig und die Reihenfolge auch keine Wertung: – Speicherung, das kann in potentieller, kinetischer, chemischer oder anderer Form sein – Transport und Verteilung, Standorte von Erzeugern und Verbrauchern müssen miteinander verbunden sein – Dezentralisierung, um den vorher genannten Punkt zu minimieren – intelligente Vernetzung, um den Verbrauch soweit wie möglich an die schwankende Erzeugung anzupassen – usw. usf. Und nicht zuletzt: Die beste Kilowattstunde ist die, welche nicht erzeugt werden muß. Was das für jeden Einzelnen bedeuten kann, überlasse ich Ihrer Phantasie. Ich hoffe, den Blickwinkel mit diesen Ausführungen etwas zu weiten. – Thomas Weiße

 

Ich habe Ihren Beitrag mit Interesse gelesen. Liest sich alles ganz gut. Aber aus meiner Sicht muss es andere Wege geben. Es wir viel zu viel geredet und viel zu wenig umgesetzt, auch in Ihrem Beitrag, sorry. Wir diskutieren jahrelang über Klimaziele und beuten unseren Planeten nebenbei weiter aus. Das Wichtigste ist, dass alles wächst, vor allem die Wirtschaft. Doch irgendwann ist nichts mehr da, um die Wirtschaft zu befeuern. Die Rohstoffe gehen uns nämlich aus. Außerdem arbeiten mehr und mehr Maschinen für uns. Überall. Arbeitskräfte werden irgendwann kaum noch benötigt. Doch wer soll dann konsumieren? Schon viele Jahre beschäftigen sich Postwachstumsökonomen mit dieser Thematik. Sie zeigen andere Wege auf. Weg vom Konsum. Lesen Sie mal das Buch ,ALL YOU NEED IS LESS‘. Sehr erleuchtend! Und vor allem sollten wir mit der dort erklärten Transformation nicht mehr so lange warten… – Achim Bothmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Und wer schützt uns?“ von Mouhanad Khorchide

 

Als eifriger Zeitleser und engagierter Christ lese ich regelmäßig auch die o.a. Rubrik. Herr Korchide hat mal wieder den Finger in „Wunde Islam“ gelegt. Ein deutscher Journalist würde sich nicht trauen, so einen Artikel zu verfassen. Daher finde ich es gut, dass Sie als „Zeit“ immer wieder den Finger in die Wunde legen. Wer schützt uns, diese Frage ist berechtigt. Ich habe den Eindruck, dass unsere Bundesregierung nur reflexartig bei einem Attentag ihr Bedauern ausspricht und dann zur Tagesordnung übergeht. Ich hoffe, dass Sie diesen Artikel auch an Angela Merkel persönlich schicken werden.

Wenn es der Bundesregierung nicht gelingt, die liberalen Muslime zu schützen, die berechtigte Kritik an den Islam anbringen, dann werden wir uns wundern, wie in 10 bis 15 Jahren Europa aussehen wird. Gibt es überhaupt deutsche Journalisten, die Kritik an den Islam anbringen. Ich bin es leid, immer wieder zu hören, die Anschläge haben nichts mit dem Islam zu tun. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, dass sie die Entwicklung des Islams in Deutschland und Europa weiter kritisch begleiten. Ich weiß, dass die schweigende Mehrzahl der Muslime in Deutschland hinter der freiheitlich demokratischen Ordnung stehen. Man hört aber so wenig von Ihnen. Außerdem muss die Regierung dafür sorgen, dass die unsägliche Finanzierung der Imane durch Erdogan aufhört. – Helmut Köther

 

Vielen Dank für diese Stimme des liberalen Islams. Ich habe immer geglaubt, dass unser Staat gerade solche Stimmen unterstützen würde, musste aber durch Herrn Khorchide erfahren, dass es nach wie vor schwierig ist, solche Meinungen gefahrlos zu vertreten. Das ist sehr beschämend, denn gerade seine Positionen würden viel dazu beitragen, um die größer werdende Kluft zwischen Muslimen (besonders jüngeren) und Nichtmuslimen zu schließen. Gelinge das nicht, profitieren davon nur die Scharfmacher im islamistischen und rechtsextremen Bereich. – Jens Kleber

 

Vielen Dank für diesen Artikel. Ich muss vorausschicken, ich bin Atheistin, habe also eine distanzierte Haltung allen Religionen gegenüber. Selbstverständlich aber respektiere ich den Glauben anderer, sofern er sich nicht in mein Leben einmischt und zur Gewalttätigkeit (seelisch wie physisch) neigt. Ich verstehe Ihren Standpunkt und Ihren Schlusssatz, dass wir es nicht länger zulassen sollten, dass solches (meine Anmerkung: jedes) identitäre Denken unser Land spaltet.

Genauso wie im Fall der katholischen Kirche und den abstoßenden Missbrauchsfällen dort, wünsche mir auch im Fall islamistischer Gewalttaten mehr Deutlichkeit und Klarheit im Widerstand dagegen. Ich wünsche mir auf Seiten der Muslime genauso wie auf Seiten der Christen eine deutlich geäußerte Meinung und Rückgrat. Es tut mir sehr leid, dass Ihr Leben wie das einiger anderer, die die Wahrheit sagen (bspw. Hamed Abdel-Samad und Seyran Ates) so eingeschränkt werden muss, um Sie schützen zu können. – Annette Haagen

 

Herr Khorchide schreibt: „Das Beharren auf der angeblichen Spaltung unserer Gesellschaft nach Religionszugehörigkeiten ist ein identitätspolitischer Irrtum …“. Dem stimme ich zu. Wenn Identitäten als festgelegte Muster vorgegeben werden (von welchen Interessenvertretern auch immer), werden Menschen manipuliert und eigene Entfaltungs- und Entscheidungsmöglichkeiten versucht man, ihnen vorzuenthalten. Identität gewinnt man durch eigene Erfahrungen, Hinterfragungen und durch dialogisches Verhalten – man ist schließlich nicht allein auf der Welt, weder als Inividuum noch als Gruppe.

Wie ist nun ein Weg aus diesem Schlamassel herauszufinden? Um zunächst obiges Zitat zu bemühen: Irrtümer gehören zu uns Menschen, aber durch Beharren auf irrtümlichen, weil pauschal übernommenen Identitäten, wird’s gefährlich. Im hier thematisierten Zusammenhang geht es darum, mal einen Schritt von den gesellschaftlichen Ist-Zuständen zurückzutreten und sich die Frage zu stellen, was Religion überhaupt ist bzw. sein könnte. Gibt es dafür allgemein verbindliche Kriterien? Wenn die Antwort auf diese Frage sich nicht an vorgegebenen Glaubensmustern orientieren soll, kann es zugegebenermaßen schwierig werden. Mit punktuellen Antworten bleibt man im eigenen Echoraum stecken. Aber auch dann kann man sich einer Antwort durch den Ausschluss all dessen nähern, was Religion nicht sein kann: Gewalt, Diskriminierung und Überheblichkeit.

Daraus folgt, dass salafistischer und islamistischer Aktionismus weder mit Politik noch mit Religion etwas zu tun hat. Er ist nichts weiter als die Fokussierung auf standardisierte Lebens- und Wirklichkeitskonzepte, also die Vermeidung persönlicher Verantwortung für sein eigenes Denken, Fühlen und Handeln. Wenn man sich aber um selbsterworbene Identitäten bemüht, dann wird die exklusivistische Parole von Hasan al-Banna, der Islam sei die Lösung, zwar nicht richtig, aber für Muslime könnte es dann heißen: Der Islam kann eine von vielen anderen Lösungen sein.

p.s. Sehr geehrter Herr Kochide, vor ein paar Tagen habe ich angefangen, Ihr Buch „Gottes falsche Anwälte“ zu lesen. Ich bin zwar erst auf S. 55 angekommen, möchte mich aber jetzt schon für die Darstellungen der historischen Zusammenhänge bedanken. Auch wenn ich mir das nicht alles im Detail merken kann, ist es doch ein wichtiger, quasi lexikalischer Beitrag. – Christoph Müller-Luckwald

 

Es verdient große Anerkennung, daß die ZEIT das Thema Islam/Islamismus stets oben auf die Agenda setzt. Dies um so mehr, als bei einem großen Teil der Bevölkerung Unkenntnis über die Begrifflichkeiten herrscht. Der Religionspädagoge Mouhanad Khorchide, führender Vertreter eines aufgeklärten, liberalen und humanen Islams, schafft hier Klarheit. Warum findet er bei den Politikern kein Gehör? Deren Hauptansprechpartner ist ausgerechnet Aiman Mazyek, Vorsitzender des kleinsten von 4 muslimischen Verbänden (ZMD), selbsternannter Obermuslim, wie selbst einige Muslime spotten. Mazyek ist einer der führenden Vertreter des Islamismus.“ Er will eine wörtliche , fundamentalistische Auslegung des Koran zum Gesetz machen, zum Gottesgesetz. “Haben das unsere Politiker noch nicht begriffen? Nur so ist zu erklären, daß sich noch kein Politiker in der ZEIT zu Wort gemeldet hat. Oder ist es Feigheit vor dem Feind? – Günter Riemer

 

Ich habe Ihren Artikel erst nach dem Artikel von Frau Kelek gesehen, sonst hätte ich vielleicht auf beide Artikel zusammen in einem einzigen Leserbrief reagiert, denn das Problem ist meines Erachtens im Grunde das gleiche, nämlich das für – heterosexuelle – Männer mit vielen Vorteilen verbundene Beharren auf patriarchalischen Traditionen und auf einem Verständnis des Koran als unmittelbarer Offenbarung Gottes. Damit lässt sich die Herrschaft des Mannes über die Frau und des Muslim über den Nicht-Muslim als Gottes Wille rechtfertigen. Außerdem wird so ein Exklusivitätsanspruch des Islam hinsichtlich der Qualität der Offenbarung begründet:

Schließlich haben die großen christlichen Konfessionen schon vor längerer Zeit anerkannt, dass die Evangelien den Evangelisten nicht von einem Engel diktiert wurden, sondern Glaubenszeugnisse der Verfasser und historisch-kritisch zu untersuchen sind. Ihnen und Ihren Mitstreiter*innen wünsche ich, dass die deutschen Politiker*innen endlich erkennen, wie wichtig Ihre Arbeit zur Reformierung des Islam für die Integration und die Förderung eines gesetzes- und grundgesetzkonformen Verhaltens der hiesigen Muslime ist, und Sie vor Anschlägen schützen lassen sowie gegen Lügen und Diffamierungen im Internet endlich angemessen zivil- und strafrechtlich vorgehen. – Dr. Ulrich Willmes

 

Ich fürchte in einem haben die radikalen Verteidiger des Glaubens (welchen Glaubens auch immer) recht: Die Aufklärung ist letzlich das Ende der Religion.Die Wissenschaft hat sie als Ort der Wahrheit abgelöst und der Mensch hat sich selbst die Menschenrechte gegeben (Autonomie als Selbstgesetzgebung), damit Gott als Gesetzgeber abgelöst und sich aus seinem Diktat befreit (Autonomie als Freiheit).

Der Boom, den Religion in letzter Zeit erlebt hat, verdankt sie ihrer Gegnerschaft zu bestehenden Herrschaftssysthemen. Sowohl während des kalten Krieges als Gegner zum Sozialismus (siehe Polen) wie auch nach dem Untergeang des Sozialismus als Gegner zum Westen (Kapitalismus/Kolonialismus).Hier (im Westen) beweisen die Kirchenaustritte das unvermeindliche Ende der Religionen mag ihr Untergang auch noch lange dauern und viele Opfer fordern. Dies (der Untergang) gilt auch für die perversen Ersatzreligionen wie Faschismus (Blut und Boden) Scientologie, und andere. – Dieter herrmann

 

Ich habe ihren artikel aufmerksam gelesen. sie brauchen keinen schutz vor andersgläubigen. wenn sie sich mit anderen hochintelligenten menschen, christen, juden, hindus, budhisten, taoisten usw. auf eine gemeinsame weltumspannende ethik auf diesem planeten einigen könnten!!?? dann, ja dann brauchten sie alle diese hilfkonstruktionen wie religionen,götter, kirchen, moscheen und was es auf dem gebiet noch für angebote gibt nicht mehr!!! ja dann, kann es endlich ruhe geben auf dieser erde und wir können alle diese energie, die in diesem nutzlosen „glauben“ vergäudet wird, endlich positiv für die menschheit nutzen. machen sie doch einfach mal eine kosten/nutzen rechnung auf, geht ganz einfach mit einem t-konto. vielleicht hilft das zu einem erweiterten verständnis dafür was unsere gesell- schaft wirklich braucht. – klaus j clemens

 

Sie haben in der aktuellen Ausgabe (Die Zeit Nr 45/2020) einen wie ich finde äußerst scharf analysierten und intelligenten Artikel über das Funktionieren des politischen Islam geschrieben, der ein Augenöffner für viele sein kann. Insbesondere die vermeintlich so offensichtliche Erkenntnis der Νotwendigkeit, den politischen Islam mit Pluralismus und Freiheit zu vereinbaren, um ihn als Teil einer freiheitlichen Europäischen Gesellschaft sehen zu können, hat mich sehr beeindruckt – und diese Erkenntnis lässt sich auf viele andere politische Schauplätze und Haltungen ebenso anwenden. Trumps Amerika und das Erstarken der Rechten in Europa sind nur zwei sehr offensichtliche Beispiele.

Eine Religion oder eine Weltanschauung, die keine offenen Ohren für Kritik und keinen Willen zum kritischen Diskurs hat, wird auch nicht für die sich ständig ändernden Probleme der Menschen da sein können; viel eher werden die Menschen für die dann weggeschobenen Probleme der Doktrin instrumentalisiert. Sie wird also immer polarisieren, polemisieren und letztlich nicht durch Inhalt sondern nur in radikaler Hetze existieren können. Ich danke Ihnen für den wirklich aufschlussreichen Text, von dem ich hoffe, dass er viele erreicht. – Johann-Baptist Kleber

 

Ein Professor mit palästinensischen Wurzeln, der islamische Religionspädagogik in Münster lehrt, versucht, seine Religion von der Krankheit Extremismus und Radikalität zu befreien. Ob das gelingt ist mehr als zweifelhaft da die gewaltigen Kräfte von politischem Islam und Salafismus ihren Einfluss auf den politischen Alltag in Europa ständig vergrößern. Die Apologeten eines radikalen Islam ignorieren und bekämpfen die Errungenschaften der europäischen Aufklärung. Stattdessen propagieren sie den totalitären Anspruch ihrer Religion, was leider auch von vielen Herrschern islamischer Länder mehr oder weniger offen unterstützt wird.

Die Gläubigen werden auf diese Weise leider auch in ihrer politischen Orientierung stark eingeschränkt -natürlich in voller Absicht. Diese Spielart der Machtausübung ist gut zu erkennen an der Politik des Türken Erdogan oder der arabischen Saudis, wo eine scheinbare Verschmelzung von weltlicher und geistlicher Macht vorgeführt wird. Ob das den Gläubigen hilft ihr Verständnis des Islam zu vertiefen ist mehr als fraglich. Aber das interessiert die Politiker vieler islamischer Länder weniger da sie nur darauf fixiert sind, dieses uralte Spiel mit religiösen Sehnsüchten und politischen Hoffnungen zum Zwecke ihrer Machtausübung zu gewinnen. – Klaus Reisdorf

 


 

 

Leserbriefe zu „Geboren in Deutschland Lebenserwartung: 81,2 Jahre. Geboren in Deutschland Lebenserwartung: 75,8 Jahre“ von Henning Sußebach

 

Seit vielen Jahren lese ich „Die Zeit“, in der Jahrgangsstufe 1 nutze ich mit großem Erfolg das Angebot des Klassensatzes, viele Abiturtexte in Baden-Württemberg wurden in Ihrer Zeitung veröffentlicht. Heute schlage ich, wie gewohnt, meine geschätzte Wochenzeitung auf und dann fällt mir die Bildauswahl im Buch „Dossier“ auf. Schon die Auswahl der Grundfarbe ist suggestiv, der rote Hintergrund steht für die SPD. Die blaue Farbe steht für Bayern? Zumindest lassen die Landesfarbe diese Vermutung zu. Absicht? Sicherlich. Der Arm des Jungens von Bremerhaven wird abgebildet, dieser Junge hat/leidet offensichtlich an Neurodermitis/Endogenem Ekzem. Der Arm des Jungens aus Bayern sieht so aus, wie man sich so eine Kinderhand vorstellt.

Nichts Auffälliges, glatt, ein bisschen speckig. Was wollen Sie mit dieser Bildauswahl vermitteln? An Neurodermitis erkrankte Kleinkinder haben eine geringere Lebenserwartung? Nur aus ärmlichen Verhältnissen kommende Kinder erkranken an Neurodermitis? Hat die Erkrankung was mit der etablierten Partei zu tun? Ich danke Ihnen, dass Sie mir für meinen Gemeinschaftsunterricht so ein klares Beispiel geliefert haben, um die Berichterstattung in der Presse äußerst differenziert zu behandeln. Hier wird mit Bildern ein Eindruck erweckt, der in der Gesamtschau nicht nachvollziehbar ist. So wird Stimmung erzeugt. Die Zusammenstellung von Bild und Text sieht offensichtlich gut aus, bedient Ressentiments und damit offenbar Ihr Interesse an Öffentlichkeit. Schade! – Susanne Landes

 

Spannender Artikel zur Lebenserwartung von Männern und Frauen in Deutschland! Und immer wieder wichtig, darauf hinzuweisen, welche gravierenden Folgen Armut hat. Dennoch scheint ein weiterer Faktor berücksichtigt werden zu müssen: Die Grafiken auf Seite 17 zeigen, dass sowohl bei Männern als auch Frauen die Lebenserwartung in einem ganz bestimmten Gebiet der Republik besonders niedrig ist. Dort lag das Chemie-Dreieck der DDR. Schwer vorstellbar, dass das keine Auswirkungen auf die Lebenserwartung haben soll. – Violetta Paprotta

 

Jedes Mal, wenn im Zusammenhang mit Armut, Arbeitslosigkeit, Sterberate und Rechtsruck meine alte Heimatstadt Bremerhaven Negativrekorde aufstellt, steigt in meinem Innern große Wut auf. Wie kann es sein, dass sich seit meiner Kindheit in den sechziger Jahren im Stadtteil Lehe, nichts zum Positiven verändert hat? Die Recherche zu den Krisen dieser Stadt ist gewissenhaft und richtig, lässt aber außer Acht, dass Bremerhaven einen der größten Containerhäfen der Welt betreibt. Es scheint eher ein Verteilungsproblem vorzuliegen, wenn die Bevölkerung vom Warenumschlag nicht partizipiert aber gleichzeitig am Neuen Hafen Luxusquartiere entstehen. Gleichzeitig verkommt in unmittelbarer Nähe die Hafenstraße zum Ghetto. In dieser Stadt hat die Politik total versagt. – Andreas Golanowski

 

Der Bericht hat mich erschüttert. Es gibt aber noch fürchterlichere Szenarien, als das Ende des Jahrhunderts nicht zu erleben (was sicherlich zu einem lebenslangen Trauma führt) : Es gibt Leute, die sterben schon mit 20 !! Als nächstes erwarte ich eine Statistik über die unterschiedliche Lebenserwartung von Blau- und Braunäugigen. Alter weißer Mann aus dem jahrzehntelang verdreckten und verrußten Saarland (Montanindustrie), der es trotzdem niemand neidet, der drei oder fünf Jahre länger lebt: – emer. Prof. Werner Koetz

 

Legt man als Maßstab für die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in den Artikeln 72 und 106 des Grundgesetzes (GG) zugrunde, so zeigen die erschreckenden Forschungsergebnisse des Rostocker Professors für Demografie Roland Rau zur unterschiedlichen Lebenserwartung in manchen deutschen Regionen ein politisches Versagen auf, wie es schon in der Diskussion um den wirtschaftlichen Niedergang einiger Regionen in Ost und West und im Auseinanderdriften der Vermögensschere zwischen Arm und Reich in Deutschland deutlich wurde. Das vom Autor geschilderte Desinteresse der Bundesregierung an der von Rau herausgestellten Notwendigkeit einer Reduzierung der existierenden Unterschiede der Lebenserwartung von fünf Jahren bei deutschen Männern ist ein weiterer Beweis für diese „verdrängte Ungerechtigkeit“.

Vielleicht ruhen sich die Politiker auch auf der Tatsache aus, dass sich die Lebenserwartung in Deutschland aufgrund vieler positiver Faktoren sowohl bei Männern als auch bei Frauen im Durchschnitt jährlich erhöht. Die Ignoranz der Vorgaben des GG durch die Regierenden in einem so wohlhabenden Land schadet unserer Demokratie und sollte ein Alarmzeichen für uns alle sein, damit die Ursachen für ein langes Leben oder für einen frühen Tod nicht weiter so unterschiedlich sind. Die Lebensstandards für ärmere Teile der Bevölkerung wie zum Beispiel in Bremerhaven und damit einhergehend auch die Lebenserwartung müssen verbessert werden, um den Anforderungen des GG gerecht zu werden! Die Corona-Pandemie hat diese schreiende Ungerechtigkeit noch verstärkt. – Hans-Henning Koch

 

Langes Leben – kurzes Leben Der Artikel ist interessant. Ich habe ihn mit Interesse gelesen. Im Abschnitt 3 Jahre steht ein Satz veröffentlich im Deutschen Ärzteblatt. Vor diesem Satz wird vom Autor mit den Worten gewarnt, dass er sich etwas Kompliziert liest. Lieber Autor, danke für diesen Intelligenzhinweis, über den Ich mich erst geärgert habe, aber heute doch nur noch lachen kann. Ich darf Ihnen sagen, ich habe den Intelligenztest bestanden, so wie wahrscheinlich 99% der Leser der ZEIT. – Manfred Mengewein

 

Ich möchte den Begriff „selektive Migration“ aus Ihrem Artikel etwas auffächern. Wenn schon der Allgemeinmediziner in Pullach sich in seinem Patientenkreis als Geringverdiener fühlt und er Clogs braucht, um sich so „groß und gerade“ zu fühlen wie sie, wie mögen sich Menschen dort fühlen, denen das Leben Wunden geschlagen hat? Viele arme Menschen wandern in arme Städte. Ich berichte aus Wilhelmshaven, Arbeitslosigkeit etwa 11%, hauptsächlich durch Zuwanderung. – Hier kann eine Alleinerziehende mit drei Kindern im Hartz IV – Bezug durchaus ein einfaches Reihenhaus mit Garten zugewiesen bekommen, während sie in Köln z.B. nur eine enge 3-Zimmerwohnung bewohnt. Das Jungendamt bemüht sich intensiv um alle Kinder ( wie auch in Bremerhaven) und diese finden in den Schulklassen viele, die so sind wie sie.

Eigentlich verdienen Städte wie Bremerhaven und Wilhelmshaven eine Ausgleichssumme für Ihre Bemühungen um Menschen, die in reichen Gegenden abgehängt und ausgegrenzt werden. Dass es in Deutschland, so viele Menschen über 80 Jahre gibt, zeigt allerdings, dass vom Reichtum das lange Leben nicht so wesentlich abhängt, denn sie waren alle Kriegskinder. Das wichtigste scheint mir, in eine fürsorgliche, Anerkennung gebende Gemeinschaft hineingeboren zu werden; dazu einfaches, frisch gekochtes Essen. – Sigrid Linsen Steiner

 

Ich fühle mich als Frau durch Ihren Schreibstil angegriffen und sehe in Ihrem letzten Artikel ein patriarchalisches Manifest. In Ihrem Artikel über die Lebenserwartung der Deutschen im Dossier vom 29.10.2020 schreiben Sie unter anderem: “5 Jahre! Das ist die komplette Amtszeit eines Bundespräsidenten. Das ist, in den Augen vieler Männer jedenfalls, mehr als die Spanne zwischen zwei Fußball-Weltmeisterschaften. Das ist zehnmal so viel Zeit, wie Raumfahrer für eine Reise zum Mars veranschlagen”. Es zeugt von Regression, dass Sie hier NUR männliche Personen erwähnen. Klar, Sie sind ein Mann, aber Männer sind nicht allein auf der Welt.

Es gibt auch RaumfahrerINNEN, BundespräsidentINNEN und 5 Jahre sind FÜR ALLE mehr als die Spanne zwischen zwei Fußball-Weltmeisterschaften. Was soll dieser Fokus auf das männliche Geschlecht? Dies sind nicht mehr nur sprachliche Details sondern sie offenbaren, mit Verlaub, Ihren herabschauenden Blick auf Frauen in dieser Welt. Und Ironie (für Frauen mehr als die Summe von 735894729 Perioden) würde es nur schlimmer machen. Wir Frauen bevorzugen, nicht extra genannt zu werden, sondern gleichgestellt. “5 Jahre! Das ist die komplette Amtszeit eines Bundespräsidenten. Das ist mehr als die Spanne zwischen zwei Fußball-Weltmeisterschaften.

Das ist zehnmal so viel Zeit, wie Raumfahrerinnen für eine Reise zum Mars veranschlagen”. Zeitgemäß. Punkt. (Neutralität beziehungsweise willkürliche Abwechslung des Genus schließen sogar die LGBTQ+ Kommunity ein, wären also ein Gewinn für alle!) Ich möchte keine Artikel in meiner ZEIT lesen, die das männliche Geschlecht über das Weibliche stellen. Wenn Sie so schreiben wollen, muss eben jemand Ihre Texte ent-sexisieren bevor sie gedruckt werden um deren guten Inhalt sprachlich ins Zeitgemäße zu heben. – Marlinde Spira

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Zeit läuft“ von Caterina Lobenstein

 

Insgesamt finde ich Ihren Artikel sehr informativ. Ein zentraler Punkt, der auch im Folgeartikel von Herrn Jorde angesprochen wird, ist die unzureichende Bezahlung der Pflegekräfte. Was mich dabei wirklich sehr stört ist, dass nirgends steht, was Pflegekräfte tatsächlich verdienen. Natürlich wird es eine Gehaltsverteilung geben, aber mir ist völlig unverständlich, wie man sich fast schon seitenweise über das Thema auslässt und die wichtigste Information nicht liefert. Ohne zu wissen, wieviel Pflegekräfte verdienen, kann ich doch nicht beurteilen, ob das Gehalt im Vergleich zu anderen Einkommen angemessen ist. – Gerold Schneider, Prof. Dr.

 

Ich war etwas entsetzt den o.g. Artikel zu lesen. Ich empfehle dem Autor mal ein einmonatiges Praktikum im Krankenhaus. Der Autor schreibt von der Trivialisierung des Berufs und schreibt kurz darauf selbst „Fachleute, die wissen, wie man behutsam einen Fremden wäscht, … wie man Trost spendet,….“ Als ob das alles ist, was man in der Ausbildung lernt. Dass die Ausbildung zur Pflege mehr ist als waschen und Händchen halten, wird hier (mal wieder) ignoriert. Zum Beispiel, dass man Fachwissen braucht, wenn man Infusionen und Medikamente verabreichen möchte. Oder um eine gute Vor- und Nachbereitung nach Operationen zu gewährleisten.

Und dass gute Gespräche zwischen ÄrztInnen und KrankenpflegerInnen Fehler verhindern können. Ich habe höchsten Respekt vor allen KrankenpflegerInnen, die unter diesen Bedingungen noch durchhalten und die täglich so viel mehr leisten, als sie müssten. Die auch häufig noch krank auf Arbeit kommen, weil sie niemanden haben, der noch einspringen kann. Und die sich dann von den Patienten beschimpfen lassen müssen, weil sie unterbesetzt sind. Ich hätte mir etwas mehr gewünscht, als die alten Klischées. – A. Michael

 

Zu dem bemerkenswerten Artikel über diese hochkomplexe Thematik von Frau Lobenstein möchte ich noch folgende Aspekte ergänzen: der Ursprung der Krankenpflege, lange vor dem Beginn der Industrialisierung, in unserem christlich-abendländischen Kulturkreis ist die Caritas, übersetzt: die christliche Nächstenliebe und Wohltätigkeit, basierend auf Matthäus 25, 31-46: …ich war krank und Du hast mich besucht…Zu den ersten Pflegenden zählten Nonnen – (Ordens-)Schwestern – , die in Ordensgemeinschaften lebten und die ihr Leben Gott und ihren Nächsten und ihrer Arbeit gewidmet hatten, für den Gotteslohn. Diese Berufsbezeichnung (Kranken-)schwester hat sich in Deutschland bis heute erhalten. Warum tragen Pfleger eigentlich nicht mit demselben Stolz, wie 9 von 10 Pflegerinnen die Berufsbezeichnung Schwester tragen, die analoge Berufsbezeichnung Bruder ?

Was viele, v.a. Pflegerinnen immer schwerer belastet, ist, daß ihre urchristliche Motivation für die Pflege- und Sorgearbeit, die Caritas, schändlichst ausgenutzt wird, um Rendite, sei es im ambulanten oder stationären Bereich, zu erwirtschaften. Und dann wird ihre Arbeit für den Nächsten auch noch als Helfersyndrom denunziert (Gutmenschen ?). Pflege- und Sorgearbeit wird in Pflegeminuten aufgeschlüsselt, damit ausgeklügelte und die Pflegenden immer mehr Zeit kostende Abrechnungs- und Dokumentationsnachweise für fernab vom Patienten am Rechner arbeitende Kranken- und Pflegekassenmitarbeiter, für kaufmännisch denkende Entscheider und ihre Gehilfen in Zahlen umgerechnet werden können.

Persönliche Gespräche mit den Patienten oder die sogenannte Tagesstrukturierung werden gezielt mit nur wenigen Minuten berechnet, da sie schwer kontrollierbar sind. Dieser offene Verrat unserer christlichen Ideale und Grundwerte ist mit Geld allein nicht zu kompensieren. Wieviel Stundenlohn soll es denn wert sein, ein betagtes, pflegebedürftiges Väterchen morgens aus einer stinkenden und übervollen Windel herauszuholen, in der er schon die halbe Nacht gelegen hat ? Gotteslohn ? Oder etwa soviel, wie ein gerade den Windeln entwachsener testosterongesteuerter junger Investmentbanker mit einem Druck auf die Enter-Taste seines Rechners verdient, nachdem er ein steuerfinanziertes BWL- Studium durchgezogen hat ?

Der durch die Coronapandemie offen zu Tage tretende Webfehler unseres renditeorientierten Gesundheitssystems macht sehr deutlich, wie hohl unser Gerede von den christlich-abendländischen Werten (in anderem politischen Kontext hochgejazzt, siehe Kruzifixe in bayerischen Amtsräumen…) geworden ist. Rendite beisst Caritas. Und wenn dann noch primitive finanzielle Versprechungen nicht eingehalten werden… – Dr. C. Aring

 

Selbst erlebt in einem Pflegeheim: jede Medikamenten- oder Dosisänderung mußte 1. handschriftlich in eine Kladde eingetragen 2. in den Computer eingegeben und 3. auf eine DIN A 4 Seite ausgedruckt werden! Bearbeitung von Haufen toten Papiers statt Beschäftigung mit lebenden alten Menschen! Soll das die Attraktivität der Pflege, neben der mickrigen Bezahlung, für junge Menschen steigern? Wir leisten uns die Beherbergung 100000er Flüchtlinge, die – gäbe es einen fairen Lastenausgleich – längst von anderen „befreundeten“ europäischen Staaten hätten übernommen werden müssen; für deren Betreuung viele zusätzliche Lehrer und Sozialarbeiter, für deren Überwachung, als „besondere Gäste“, leider auch viele Polizisten gebraucht werden; die nach einer Straftat, Terrordrohung oder gar Mord nicht einmal in ihre Heimatländer abgeschoben werden dürfen, weil ihnen dort unzumutbare Unbill oder aber Gefahr für Leib und Leben droht, der man uns wie selbstverständlich aussetzt, nicht aber den kriminellen Asylbewerber (s. gleiche DIE ZEIT Ausgabe).

Stattdessen sollten wir uns die Menschen selbst aussuchen, die gerne, bevorzugt als Schwestern und Pfleger, in Deutschland arbeiten und unsere Gesetze und Regeln achten würden! Warum nicht, zur Abwechslung, mal ein bißchen (über)lebensnotwendiger Egoismus? – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Alles sehr richtig und eindrucksvoll formuliert! Ich arbeite ebenfalls im öffentlichen Dienst und verdiene Geld bei einem Versorgungsunternehmen. Auch hier wurde gestreikt. Ich war dagegen. Das ändert aber nichts daran, dass ich einen kräftigen Lohnanstieg für Pflegekräfte uneingeschränkt befürworte! Für viele andere Beschäftigte im öffentlichen Dienst, kam dieser Streik allerdings zur Unzeit. Ganze Branchen unterliegen einem Berufsverbot, und wir nehmen einen kräftigen Schluck aus der Pulle. Wir sollten lieber Solidarität zeigen und diese Berufsgruppen unterstützen. Als Argument hörte ich von einem Gewerkschaftler, dass wir es endlich schaffen müssen, auf das Niveau der VW-Beschäftigten zu kommen. Das ist Egoismus und eine schallende Ohrfeige für Menschen die hart arbeiten, nun aber ausgebremst sind und existenzielle Sorgen haben. – Achim Bothmann

 

In Ihrem Artikel auf S.2 in der Zeit Nr 45 vermisse ich, dass Sie einen weiteren Hemmschuh auf dem Weg zu einer gerechteren Bezahlung der Pflegekräfte „verschonen“, vielleicht wegen Beisshemmungen? Die Gewerkschaft Verdi. Wenige Pflegekräfte seien in ihr Mitglied, schreiben Sie. Aber die Gewerkschaft nahm diese kleine Klientel um kräftig auf die Tube zu drücken und mit ihr zu hebeln. Aber sie hätte auch die hehren Absichten vom Frühjahr , gerade diesen monetären Zuschlag erkämpfen zu wollen , umsetzen können, wenn sie jetzt Ende 2020 eine spezielle Tariferhöhung nur für diese erkämpft hätte und einmal , über den eigenen Schatten springend, nicht auch noch für die Rathausangestellten (z.B.) gekämpft hätte. Das hätte der Verdi mal richtig Lob eingebracht. Aber der Gewerkschaft ist auch hier das Hemd näher als der Kittel (der wenigen innige beheimateten Pflegekräfte). Leider. Da hätte ich an ihrer Stelle ein wenig spotlight verwendet! – Alois Lienhard

 

Es ist gut und überaus wichtig, die Problematik der Pflege zum Gegenstand eines Artikels zu machen. Ihre Betrachtung auf die Ursachen und Fehler greift aber zu kurz. Es gibt nicht den Fehler – es gibt davon unzählige! Ihre Betrachtung erstreckt sich hauptsächlich auf den stationären Teils des SGB V. Pflege findet aber in fast allen Bereichen der 12 Sozialgesetzgebungsbücher statt. Unterschiedliche Verwaltungsstrukturen und zuständige Kostenträger sind an Vereinfachung und Vereinheitlichung nicht interessiert. Die gesamte Sozialgesetzgebung ist ein Wirrwarr ohne Ende. Ich habe fast 20 Jahre in einem ambulanten psychiatrischen Pflegedienst gearbeitet und erlebt, wie die zuständigen Kostenträger, die Krankenkassen, Lücken in den gesetzlichen Vorgaben ausnützen, um Kosten zu sparen. So gibt es in vielen Bereichen keine vorgeschriebenen Kalkulationsvereinbarungen. Der Dienstleistungspreis wird quasi auf Zuruf „verhandelt“.

Die tatsächlichen Kosten der Organisation für Mitarbeiter, Verwaltung und Infrastruktur sind nur vordergründig Gegenstand von Vergütungs-Verhandlungen. Ein Grund, dass es so wenig tarifliche Vereinbarungen in diesem Bereich gibt. Die Refinanzierung von Gehältern und von Organisationen ist schlichtweg nicht gesichert. Meines Wissens, ist dies im Bereich des SGB XI und des ambulanten Bereiches des SGB V die Hauptursache, dass die Mitarbeitenden so schlecht bezahlt werden. Für die Psychiatrie bedeutet das, dass die Ambulante Psychiatrische Pflege (eine gesetzlich vereinbarte Regelversorgungsleistung) in Deutschland so gut wie nicht vorkommt. Der ewige Ruf nach gewerkschaftlicher Organisation hilft an dieser Stelle nicht.

Ähnlich wie es sich bei Corona gezeigt hat, ist das Wirrwarr an Zuständigkeiten und Entscheidungsträger der eigentliche Grund für das Problem. Wir bräuchten lediglich über unsere Grenzen gucken (Schweiz, Holland etc.) und uns anschauen, wie dort Pflege und Soziale Arbeit organisiert und bezahlt wird – und einige grundlegende Reformen vornehmen. Dass das sicherlich nicht geschieht, hat uns z.B. die Reform des Bundestages deutlich vor Augen geführt. Immerhin stelle ich fest, dass Herr Spahn mehr getan und angeschoben hat, als unzählige Vorgänger vor ihm. Bitte veröffentlichen Sie noch mehr zum Thema Pflege/Soziale Arbeit. – Helmut Thiede

 

Ihr Bericht trifft den Nagel auf den Kopf.Worüber allerdings nie gesprochen wird, jedoch eine bittere Realität für viele Klinikmitarbeiter darstellt ist, dass jede (einseitige) Erhöhung der Lohnkosten in der Pflege zu Lasten des nichtmedizinischen Personal geht. Hier wird mit allen Mitteln versucht die Kosten zu senken. Die meisten Kliniken haben dieses Personal bereits in Tochterfirmen ausgelagert um Kosten zu sparen.Es entstehen Klinikarbeitsplätze 1. und 2. Klasse. Ein Blick auf das gesamte System wäre wünschenswert! – Ralf T.

 


 

 

Leserbriefe zu „Weihnachten ohne Märkte“ von Jens Jessen

 

Es ist tatsächlich merkwürdig, dass sich in den Wochen vor Weihnachten bis Neujahr die “Menschen” an Standard-Holzbuden drängen, die wahlweise minderwertigen Soft- und Hard-Liquor, zweifelhafte Bratwürste und Weihnachtsdevotionalien ordern. Grosse Zustimmung! In Flensburg sollte ich einräumen, dass sich traditionelle Rum-Hersteller schon um Qualität an ihren Ständen bemühen. Aber dass diese einheitlichen Stände, ohne jeden Schnee, ersatzweise die Straße mit Holzschnitzeln bedeckend so angenommen werden, ist schon ein Phänomen. Der Verzicht auf die vorweihnachtliche Glühwein-Szene wäre ein hoffnungsvoller Beifang. Aber den fundamentalen Bedarf an einfacher Kommunikation sollte man nicht außer Acht lassen. – Gerhard Schroeder

 

Es ist weder lustig noch an der Zeit, den Ausfall der Weihnachtsmärkte, und sei es in Form einer Glosse, zu bejubeln. Wenn Sie Weihnachtsmärkte tatsächlich so verabscheuen, dann ist Ihnen zu empfehlen, in hoffentlich corona-freien Folgejahren in der Adventszeit einfach zu Hause zu bleiben und Ihre Miesepetrigkeit dort auszukurieren. – Stefan Sickert

 

Danke Jens Jessen für seinen „Aufklärungsartikel“ über die Qualen, die man doch beim Gang in früheren Jahren über einen Weihnachtsmarkt aufsichnehmen respektive über sich ergehen lassen musste; das Szenario, das einem H. Bosch Gemälde ähnlich ist, beim Lesen lief mir sofort ein kalter Schauer über den Rücken und, der „Zwingherrin“ sei Dank, bleibt uns all das in diesem Jahr vor Weihnachten erspart !

Jahr für Jahr bin ich auf das Trostlose, Betrügerische und die Falschheit des Zaubers von Weihnachtsmärkten hereingefallen, warum haben mich vor Jahrzehnten meine Kinder und im letzten Jahr noch mein Enkel nicht mit ihren sensiblen Sinnen auf all das Schreckliche aufmerksamgemacht ? Keine Weihnachtsmärkte, zu Sylvester bleibt es am Himmel finster, mehr als 10 Personen aus 2 Haushalten dürften um 0 Uhr eh nicht auf die Strassen – oder noch weniger – , die Kinder und Jens Jessen haben sicher zu/bei früheren Jahreswechseln schon die „Falschheit“ bei der Begrüßung eines neuen Jahres mit Feuerwerk und Böllern aller Art erkannt , in Bezug auf das kommende besteht dank der auch in 2021 herrschenden o.a. „Zwingherrin“ – welche netter Ausdruck für eine Pandemie – sicher auch kein geringster Anlaß sich zu freuen; da zehren wir alle doch noch von Weihnachten bis zu den Heiligen 3 Königen von der „fröhlichen ( mit Maske ), seligen ( in die Kirche darf man sicher auch nicht mehr ) und gnadenbringenden ( der Impfstoff kommt sicher wie jetzt die BER -Eröffnung heute ) Weihnachtszeit “ !

Gott bewahre uns – sorry für diese Blasphemie in diesem Zusammenhang – vor den Phantasien eines Hans-Holger Albrecht Orwellscher Prägung, KI serviert mir das was ich vorgeblich in einem bestimmten Augenblick an Musik hören möchte ! Die Fitnessuhr ermittelt meinen Gemütszustand und dann wird „kombiniert“ , Streaming befreit mich von den Zwängen, aus meinem noch sehr umfangreichen Vinyl- und CD Bestand eine bestimmte Musik herauszusuchen und anzuhören und dies obwohl ich mich in der Beurteilung meines augblicklichen Gemütszustandes vielleicht geirrt habe „Schöne Maid“ statt Sarah Brightman&Andreas Bocelli oder Eltons John Ode an Lady Di, nicht auszudenken ! Welch steile Karriere von SuperRTL über einen luxemburgischem Mobilfunkanbieter zu Deezer; „Wir sind abhängig“ – und wollen die „User“ abhängig machen, hoffentlich bleibt es beim gegenwärtigen Marktanteil von 2 % !

P.S. Ja die Fremdwahrnehmung, „auf den deutschen Autobahnen ein kollektives, großes Bewußtsein für die jeweils anderen Verkehrsteilnehmer“ , wann und wo war denn Un-Su-Kum auf dem „hervorragend ausgebautem“ Autobahnnetz unterwegs, sicher nicht in der Rush-hour auf der A 8 kurz vor oder aus München ? Das mit dem kostenlos hat vielleicht dank dem CSU Verkehrsminister Andreas Scheuer bald ein Ende, ach so und „Heißes Blut“ kann man -noch -. kostenlos auf vielen Strecken der bundesdeutschen Autobahnen bekommen, eingeklemmt zwischen einem 20 Tonner LKW vor sich und einem Porsche Cayenne mit Lichthupe hinter sich, mal testen Herr Kim ! – Norbert Sandermann

 

Armer Jens Jessen! Jahre- oder jahrzehntelang zwang ihn seine Frau oder bei wem auch immer er sich in Abhängigkeit befindet, mit vorgehaltener Waffe dazu sich auf Weihnachtsmärkte zu begeben. Dort hat man ihn dann festgeschnallt und er bekam nur eiskaltes Mineralwasser zu trinken, während seine Begleitung durch den Glühwein immer ausgelassener und fröhlicher wurden. Als er dann vor lauter Hunger doch etwas essen wollte, instruierte man den Mann am Grill und dieser ließ 2 Würstchen verkohlen und legte ihm diese mit sardonischem Lächeln auf seine Pappschale, während seine Freunde und der zufällig anwesende dicke Weihnachtsmann sich schlapplachten. Aus Mitleid liess dieser ihn seine trockenen Käsestullenreste essen.

Ich kanns mir so gut vorstellen… Ach Herr Jessen, warum so misantrop? Schon Ihre Wortwahl: Kitsch, Nippes, Fusel, Ramsch, Wegwerfmüll, schwarz verdorrte Würste, bitterlich schluchzende Kinder, giftgrelle Hütten, Glühweintrinken ist Sucht – so muss sich jemand rechtgläubiges die Hölle vorstellen. Ich wünsche Ihnen von Herzen das wahre und richtige und einzige Weihnachten im 21. kapitalistischen Jahrhundert. Schön, dass Sie sich Ihre kindliche Sichtweise bewahrt haben. – Achim Hauck

 

Immer drauf auf die, welche schon am Boden liegen. Was vielen Menschen Freude bereitet ist für Herrn Jessen „schreiend bunter Wegwerfmüll“. Ja, besser alle Menschen bleiben zu Hause und bestellen Weihnachtsgeschenke und Pizza nur noch online. Allerdings kann man Zeitungen auch prima online lesen und solche Artikel besser wegklicken. – Uwe Speer

 

Auch ohne Corona habe ich mir und wahrscheinlich viele andere sich das auch schon gewünscht. Ich freue mich, dass Sie dieses Thema so famos formuliert haben. Es ist ein Genuss Ihre Zeilen zu lesen. Bleibt zu hoffen, dass die Menschen dieses Jahr merken, dass diese sinnentleerten und „pseudoweihnachtlichen“ Verkaufsveranstaltungen überflüssig sind. Vielleicht sollten Sie Ihre Bestandsaufnahme textlich angepasst, jedes Jahr im November als FORDERUNG veröffentlichen. – Klaus Prinz

 

Was ist denn in Sie gefahren Herr Jensen, den Weihnachtsmärkten so eine Klatsche zu verpassen? Werden Sie durch einen in Ihrem Wohnkomfort gestört? Meinem Mann und mir ist es unerklärlich, was Sie da so zusammengeschrieben haben! Dabei können wir auch ohne Märkte leben, für sehr viele Menschen hängt aber sehr viel Brauchtum und Tröstendes an diesen Märkten, sie fühlen sich dort einfach wohl. Übrigens schmecken die Bratwürste sowohl auf dem Wiesbadener Sternschnuppenmarkt wie auch in Heidelberg. Unsere Enkel haben auch Freude auf den Märkten! Etwas arrogant Ihr Zerriss, schade. – Brigitte Bos-Kroschewski

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ein Verbot des Kinderkopftuchs wäre zum Wohl aller Kinder«“ von Necla Kelek

 

Es will mir nicht in den Kopf, wie man ein Kleidungsstück derart überhöhen kann. Angesagt wäre doch wohl, die Kinder zu stärken, sodass sie lernen, wie sie eine eigene Position entwickeln können – wozu auch immer – und wie sie sich mit dieser Position dann anderen, auch Erwachsenen gegenüber so verhalten können, dass sie nach Möglichkeit keinen Schaden nehmen, und wie sie außerdem dafür sorgen können, von „geeigneten“ Erwachsenen Unterstützung dabei zu erhalten. Das Problem besteht doch darin, dass es solche „geeigneten“ Erwachsene zu selten gibt! Da können Eltern und Lehrer gleichermaßen versagen.

Das Mädchen in dem schlimmen Beispiel hat etwas ausprobiert. Es hat sich der elterlichen Doktrin widersetzt. Ob sie das getan hat, um es ihrer Lehrerin recht zu machen oder weil sie selbst kein Kopftuch tragen wollte, wissen wird nicht. Und was passiert – es zeigt der Lehrerin die schlimmen Folgen und wird allein gelassen. Darüberhinaus hat die Lehrerin es offensichtlich versäumt, mit dem Kind über mögliche Reaktionen ihrer Eltern VORHER zu sprechen und gemeinsam zu überlegen, welches Verhalten unter den gegebenen Bedingungen FÜR DAS KIND das beste ist.

Also ein Verhalten, in dem das Kind die Eltern fordert, sich mit ihm auseinander zu setzen, ohne Gefahr zu laufen, Gewalt zu erleiden. All das tut not und zwar völlig unabhängig vom Kopftuch. Es gibt unendlich viele Situationen, in denen Kindern das Recht auf freiheitliche Entwicklung verwehrt wird, von Eltern, Lehrern und sonstigen Erwachsenen. Und es gibt unedliche viele Situationen, in denen Kinder, die so etwas erleben, keine Unterstützung durch Erwachsene erhalten. Anstatt dass wir unsere Energien bündeln, um DARAN zu arbeiten, streiten wir uns seit – Jahrzehnten? – um ein Kleidungsstück. Ich bin es so müde.

Dann gibt noch ganz andere Argumentationslinien. Wenn das Kopftuch verboten wird, müsste auch das Kreuz an der Halskette zu tragen verboten werden. Ebenso wie das Kopftuch KANN auch das Kreuz am Körper zu tragen ein Symbol für elterliche Unterdrückung und Einbindung in Strukturen sein, die den Kindern verwehren, zu eigenständigen Persönlichkeiten zu werden. Und wie steht es um die Freiheit, ein Kopftuch zu tragen, wenn das Kind es will? Welche Botschaft werden Kinder wohl aufnehmen, wenn ihnen das Tragen des Kopftuchs in der Schule verboten ist? Die Botschaft der Freiheit und Selbstbestimmung oder die Botschaft der Restriktion? – Dr. med. Sibylle Riffel

 

Ich stimme Ihnen zu, dass ein Verbot des Kinderkopftuches und darüber hinaus des Kopftuches generell an Schulen – und am besten auch an Universitäten – für die muslimischen Mädchen und Frauen aus den von Ihnen genannten Gründen von Vorteil wäre, aber es würde das Grundproblem, nämlich die starke Abwertung von Mädchen und Frauen und ihre Unterordnung unter Jungen und Männer im Islam aufgrund der Aussagen im Koran selbst – nicht etwa nur aufgrund der islamischen Tradition – nicht beseitigen. Die Abwertung und Unterordnung lassen sich meiner Einschätzung nach nur beseitigen, wenn sie von den Muslimen selbst als kulturell und historisch bedingt und als Unrecht erkannt werden.

Das aber ist nur möglich, wenn der Koran nicht mehr als unmittelbare, wörtliche Offenbarung Gottes gilt, als die er von den allermeisten Muslimen derzeit aufgefasst wird, sondern als kulturell beeinflusstes und historisch einzuordnendes Glaubenszeugnis des Menschen Mohammed. Nur dann kann man seinen Inhalt teilweise als überholt, weil historisch bedingt, bewerten und Gleichberechtigung für Mädchen und Frauen einfordern. Um dahin zu kommen, ist es meines Erachtens unerlässlich, einen europäischen Islam zu schaffen, der den Koran nicht als unhinterfragbares unmittelbares Wort Gottes, sondern als historisch-kritisch zu hinterfragendes Glaubenszeugnis des Menschen Mohammed betrachtet.

Notwendig sind also meiner Meinung nach entsprechende staatlich kontrollierte Lehrstühle an europäischen Universitäten – viel mehr als bislang eingerichtet – und die Ausbildung von europäischen Imanen daselbst, damit diese wiederum in der Folge die Gläubigen grundgesetz- und menschenrechtskonform unterrichten und anleiten. – Dr. Ulrich Willmes

 

 

Kindeswohl ist wichtiger als Religionsfreiheit Als Lehrer kenne ich die Mentalität muslimischer Schülerinnen sehr gut. Im Grunde möchten sie genauso erfolgreich lernen wie ihre deutschen Freundinnen und sie möchten dasselbe freie Lebensgefühl genießen, das diesen Mädchen eigen ist. Deshalb kann man erahnen, was geschieht, wenn schon Grundschülerinnen von ihren Eltern das Kopftuch verordnet bekommen: Sie hören auf, unbeschwert herumzutollen. Sie stellen sich auf dem Pausenhof stumm an den Rand und schauen dem ausgelassenen Treiben ihrer Kameradinnen zu. Durch das Kopftuch und den langen Umgang, der mit dem Kopftuch einher geht, werden diese Mädchen noch in ihrer Kindheit domestiziert.

Wenn man all das erlebt hat, weiß man, welche Wirkung zudem von dem Kopftuch ausgeht, das eine Lehrerin trägt. Für Schüler sind Lehrer Vorbilder. Eine Lehrerin mit Kopftuch signalisiert den muslimischen Mädchen, dass eine streng religiöse Einstellung letztlich wichtiger sei als gute Bildung. Solche Mädchen werden kaum Widerstand leisten können, wenn ihre Eltern bestimmen, dass sie nach der 10. Klasse die Schule verlassen, um zu heiraten. Dabei zählen gerade muslimische Mädchen, wenn sie es bis zum Abitur schaffen, zu den Besten. Ich sehe nur einen Weg, das Kopftuch aus der Schule zu verbannen, und zwar bei Grundschülerinnen und bei Lehrerinnen gleichermaßen: Der Bundestag muss die Neutralitätsgesetze der Bundesländer so schärfen, dass sie justiziabel sind. Das dürfte nicht schwer fallen, weil es bei sich widerstreitenden Grundrechten immer um eine Güterabwägung geht.

Erziehungsrecht der Eltern nach Art. 6,2 und Religionsfreiheit nach Art. 4 finden dort ihre Grenzen, wo das Kindeswohl gefährdet wird. Beurteilungsmaßstab ist die UN-Konvention über die Rechte der Kinder. Darin heißt es, dass „das Kind zur vollen und harmonischen Entfaltung seiner Persönlichkeit in einer Familie und umgeben von Glück, Liebe und Verständnis aufwachsen sollte.“ Deutschland hat diese Charta unterzeichnet. In den Jugendschutzgesetzen findet sich davon auch ein Niederschlag. Ein höheres Gewicht bekämen die Kinderrechte allerdings, wenn der Bundestag im Grundgesetz verankerte, dass die elterliche Erziehung das Kindeswohl nicht gefährden darf. Das Nähere könnte wie immer ein Gesetz verdeutlichen. – Rainer Werner

 

Weiter so und bleiben Sie standhaft, Frau Kelek! Das linke Spektrum scheint den Zusammenhang zwischen dem Erstarken rechter Kräfte und der Weigerung, solche Themen wie eben Kopftuchverbot – es gäbe noch einige andere Punkte im Rahmen der Migration – zu diskutieren, immer noch nicht zu begreifen. Wenn selbst eine nicht mehr ganz junge Frau mit Migrationshintergrund ein Kopftuchverbot fordert, wie kann dann die Berliner Politik inaktiv bleiben und, wenn es schon bisher keine rechtliche Handhabe gibt, nicht wenigstens die Lehrerschaft moralisch unterstützen? Die politische Linke ist in puncto Migration erstarrt und nicht handlungsfähig – aus der Angst heraus, für Nazis gehalten zu werden. – Jörg Weddigen

 

Warum ein Kopftuch Verbot in der Schule ,nicht aber auch ein Kreuzverbot in der Schule? Ich komme aus ein Land, das nicht religiös ist. Seit langem hört man ständig in Deutschland über ein Kopftuchverbot in der Schule. Aber wie ist es mit einem Kreuzverbot in der Schule? ” Der Staat schützt so das Kind vor unbedachten Handlungen und den Folgen möglicher Indoktrination. Denn auch die Freiheitswahrnehmung muss gelernt werden.” (Seite 11, 29.10.20, Zeit) laut Gerichtsurteil in Neresheim sei unter 14 der Freiheitsgebrauch auch vor Religion nötig. Denn die Kinder unter 14 sind nicht reif genug um dies selbst zu entscheiden.

Das finde ich richtig und gut für das Kinderwohl. Sie sollen ihre Freiheit von der Religion bewahren. Aber wie ist es mit dem Kreuzen in der Schule in Bayern? Hier fehlt die Neutralität in der Schule. Warum bleibt die Schule nicht Neutral? Wo ist die “ Freiheit gebraucht “ für die Schulkinder, die nicht aus Religiösen Familien sind? Deutschland und andere Länder sehen Muslimische Kinder mit Kopftuch sehr kritisch. Ich finde, dass das Argument für das Kindeswohl sehr gut. Aber wenn man selbst die Wand der Klassenzimmer in Bayern anschaut, ist man auch kritisch, warum die Kritiker nicht die Kreuze in der Schule sehen.

Ich weiße es nicht, wie die Eltern von Muslimischen Kindern das Kreuz in Klassenzimmer sehen. Aber ich würde fast vermuten, dass sie sich viel mehr als in ihrem Heimatland darum bemühen müssen, dass ihre Kinder unter solche Atmosphäre mehr islamisch erziehen. Religion ist auch eine Art von Kulturpflege oder viel mehr als Kultur, denke ich. Ich bin nicht religiös. Ich kann dies nur mit Sprache und Kulturpflege vergleichen. Als Mutter eines deutschen Kindes spreche ich mit meinem Kind Zuhause meine Sprache, pflege meine Kultur. Denn mein Teil der Kultur wird sonst verloren gehen, wenn ich nicht meine Kultur pflege. An das Kopftuch zu tragen denken die Eltern möglicherweise auch.

Außerdem, was hat die Religion in der Schule zu suchen? Man kann nicht auf einer Seite das Kopftuch tragen kritisieren, andererseits hängt dann das Kreuz in der Schule. Ich bin nicht gegen eine bestimme Religion, aber ich bin gegen ein Kreuz in der Schule. Denn die Schule verliert so ihre Neutralität. Die Schule solle hier ein Vorbild sein. – Uie-Liang Liou

 

In dem Artikel „Ein Verbot des Kinderkopftuchs wäre zum Wohl aller Kinder“ zitiert die Autorin Necla Kelek, dass laut Gesetzgeber „erst im Alter von 14 Jahren (…) der Gesetzgeber die ‚kognitiven und intellektuellen Fähigkeiten (für) ausgereift‘ [hält], die für einen ‚Freiheitsgebrauch (der Religionsfreiheit) nötig seien“. Angenommen, mit dieser Begründung würde der Gesetzgeber ein Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren begründen, wie würde sich das auf andere Religionen auswirken?

Insbesondere ziele ich mit dieser Frage auf die römisch-katholische Erstkommunion ab: Ich hatte meine römisch-katholische Erstkommunion 2006 in der dritten Klasse mit neun Jahren, laut Wikipedia der für Deutschland reguläre Zeitpunkt. Wäre dies mit der obigen Begründung dann nicht eigentlich auch unzulässig? Da ich mich weder mit der Gesetzgebung noch mit der katholischen Kirche genauer auskenne, auch, da ich mich bewusst gegen die Firmung entscheiden habe, soll dies kein Kritikpunkt, sondern eine tatsächliche Frage sein. – Ann-Cathrin Rühlmann

 

Wenn „wir Linksliberale“ (zu denen ich mich mehr oder weniger selbst zähle) wirklich so aufgeklärt, reflektiert und gerecht sind, dann sollten wir um unser aller Frieden, Freiheit und Solidarität willen endlich genauer hinschauen und benennen. Die allzu oft abstrakte Zuordnung von Täter- und Opferschaft, Schuld und Unschuld, Ideologie und Standardisierung – das gilt freilich und unbedingt für alle politischen Denkrichtungen – sind das Gegenteil eines nachhaltig wirkenden Verständnisses im Sinne unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung. Wir brauchen auch das ausgesprochene Pathos des Verstandes, wenn wir kommunizieren und handeln. Das gilt freilich zuallererst für unsere gesamten politischen Vertreter.

Wer gesellschaftliche Integrität durch Unwahrheiten, das Schüren von negativen, separierenden Emotionen, den Missbrauch von Wort und Tat begeht, der verachtet nicht allein seine eigene, sondern unser aller Würde. Und, nicht zuletzt, unser aller Glauben; ob wir uns nun als Angehörige der christlichen, jüdischen, muslimischen oder einer atheistischen Zuversicht begreifen. Denn nur, wenn wir unseren Glauben, der stets Liebe, Respekt und Hoffnung mit einschließt, wirklich und überzeugend ernst nehmen, handeln wir gleich dem Wort Gottes. Allen, die um die redliche und friedliche Verständigung unserer Gesellschaft bemüht sind, die also ihre erklärten Werte mit Leben und humaner Verantwortlichkeit (er-)füllen, all denen gebührt daher allerhöchster Dank und Zuspruch. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Dancing in the Grauzone“ von Hannah Knuth, Annika Lasarzik und Anna Mayr

 

In Ihrem langen Beitrag haben Sie die wichtigsten Fragen gar nicht gestellt. Können Sie sie mir trotzdem beantworten? Nämlich: 1. Wie viele Corona-Neuinfektionen gab es in der Zeit von Anfang September bis Ende Oktober in Berlin? 2. Wie viele Jugendliche davon haben sich auf Parties infiziert? 3. Wie und wo hat sich der große Rest infiziert? 4. Wie viele der infizierten Partygänger mussten ins Krankenhaus? 5. Wie viele Personen haben sie ihrerseits angesteckt? 6. Wie erklären Sie das rasante Ansteigen der Neuinfektionszahlen in der zweiten Oktoberhälfte, da kaum anzunehmen ist, dass plötzlich zehnmal so viel Jugendliche Party machen wie vor zwei Monaten? – Wilhelm Büttemeyer

 

Zu Ihrem Artikel „Dancing in the Grauzone“ könnte man (ich) vieles schreiben! Aber ein Aspekt ist mir dazu noch eingefallen: Alex und Tom (ganz egal, was sie widerrufen wollten) sind offenbar aktiv gegen die Klimakrise und in der Flüchtlingshilfe – wohl aber nur so lange, wie die Flüchtlinge aus dem Meer geholt werden sollen. Was ist, wenn sie hier angekommen sind? Feiern sie mit denen auch Party oder gehen mit ihnen irgendwo hin, wo sich diese „Geretteten“ mit Corona infizieren können? – Editha Rochow

 

Im Versuch „die Partygänger“ repräsentativ für „die Jugend“ zu porträtieren zeichnen die Autoren einige hübsche Clichés und beantworten nichts. Können einige feiernde Mitzwanziger in Berlin und Hamburg die explodierenden Zahlen in Esslingen und Bertesgaden erklären? Nein. Die Frage in der Überschrift ist allerdings interessant und lässt mich schon seit Wochen nicht los. Es ist die schnell gefundene Schuldzuweisung der im Homeoffice sitzenden. Wir sind schuld! Es ist die Jugend! Es ist Zeit das auch die Jugend mal Solidarität zeigt! Zeigt Vernunft für die Gesellschaft! Dabei sind wir seit Jahren die Vernünftigen. Seit Jahren fordern wir Solidarität mit uns Seit Jahren bitten wir darum uns doch etwas belebbare Erde übrig zu lassen, unsere Schulen und Kindergärten anständig auszustatten, unsere Unis zu modernisieren und Deutschland endlich mit Internet auszustatten, das uns Zukunftsfähig macht. Es folgte nichts.

Jetzt sind Arbeitsplätze bei Daimler und der Lufthansa in Gefahr und die „Ach so Vernünftigen“ machen das Portemonnaie auf für Rettung, Kurzarbeit, Krisensicherung. Die neuen Schulden nicht zu Last der nächsten Generation? Alles was Ihr tut ist passiert zu Lasten der nächsten Generation Wir finden in der Krise keine guten Jobs und werden sie wohl auch die nächsten Jahre kaum finden. Wir frieren in Schulen, deren einzige Lüftungen die offenen Fenster sind oder haben erst gar keinen Unterricht. Universitäre Lehre wird ersetzt durch lustlos hochgeladene Power-Points und am besten bleiben wir alle zu Hause. Ihr bezahlt die Krise mit Ressourcen, die wir nie hatten. Wir bezahlen die Krise mit unserer Jugend und der Perspektive auf eine Zukunft, die Ihr schon hattet. Aber hey, Hauptsache keiner ist so unsolidarisch und tanzt. – Simon Bachmann

 

Am voraussichtlichen Ende der heute beginnenden öffentlichen Kontaktbeschränkungen wird es ein böses Erwachen geben. Denn die Infektionszahlen werden weiter steigen, da ab jetzt alle privaten Treffen (z. B. Geburtstagsfeiern) hinter verschlossenen Wohnungstüren stattfinden werden, die dann nicht mehr zu kontrollieren sind.

Bislang wären öffentlichen Einrichtungen wie Restaurants, Sportbetriebe oder auch Fußgängerzonen und Märkte zu kontrollieren gewesen. Dies hat aber nach meinen Erfahrungen nicht stattgefunden. Wie Sie es auch für bisherige Partys beschreiben, werden dann jetzt immer mehr Teilnehmer wohl nicht zugeben, ohne Abstände und Masken dabei gewesen zu sein oder beschönigende Angaben machen. Das erklärt schon heute die ca. 75 % der nicht nachverfolgbaren Infektionsketten. – Ulrich Hungar

 

Wenn man von den negativen Konnotationen absieht, beschreibt der Begriff „Grauzone“ die Entwicklungssituation junger Menschen sehr gut. Grauzone als jene kreative Zone, die außerhalb der staatlich mit Geld und Garantien geschützten Normalitäten liegt. Wo junge Menschen frei ausprobieren, in welcher Richtung sie sich als Persönlichkeit entwickeln möchten. Jene Welt, die immer auf Anfang steht. Jenem Anfang, dem ein Zauber innewohnt, der neue Lebensentwürfe, neue Bindungen und neue Perspektiven entstehen lässt. Dancing ist nur ein Ausdruck, Party nur ein Ort für die Vitalität junger Menschen. Die Grauzone ist ein ganzes Biotop für ihre Entwicklung, ein zentraler Ort für die Entwicklung unserer Gesellschaft. Das Biotop ist durch eine hohe Dichte von Optionen bestimmt. Der Staat schützt diese Zone nicht durch Garantie der Optionen, sondern durch Gewährenlassen. Lässt der Staat nicht mehr gewähren, trocknet das Biotop aus, die Optionen sterben ab. Entwicklung findet nicht statt.

Der Lockdown ist notwendig, um die Gesundheitskrise unter Kontrolle zu bringen. Die Verantwortung für diese Gesundheitskrise liegt nicht bei den jungen Menschen. Gleichwohl sind sie bereit, Verantwortung zu übernehmen. Wir sollten wenigstens aufhören, die negativen Konnotationen der Grauzone zu pflegen und junge Menschen als Schuldige zu stigmatisieren. Es geht nicht nur um Freizeit und Vergnügen. Das Leben wartet nicht. Eine Gesellschaft, die stagniert, entwickelt sich zurück. Viele ältere Menschen wissen das. Auch jene in dem interessanten Artikel angesprochen Polizisten, die Verständnis zeigten und auf eine Anzeige verzichteten. – Reinhard Koine

 

In ihrem Artikel der Ausgabe haben sie ein Porträt einer jungen Partygeneration gezeichnet, welche sich in Anbetracht der Coronakrise unsolidarisch verhält. Viele junge Menschen haben aus Solidarität mit alten Menschen, Risikogruppen sowie Krankenhauspersonal ihr Verhalten drastisch geändert, wenn auch die Menschen in ihrem Bericht nicht so weitgehend, wie es für #flattenthecurve nötig wäre. Ich frage mich, warum sie nicht auf Seite vier auch ein derartiges Porträt von Senior*innen setzen, die trotz Klimakrise alle paar Jahre in den Urlaub fliegen?

Diese Krise trifft zwar eine andere Generation als die Coronakrise, ist aber keineswegs weniger gefährlich, oder abhängig von menschlichen Verhalten. Urlauber*innen oder Reiseveranstalter*innen könnten daher von ihnen als ähnlich moralfrei dargestellt werden, angesichts ihres Wissens um überlastete Systeme und gefährdete Menschenleben. Der moralische Zeigefinger sollte nicht die einzige Antwort auf soziale Krisen sein – wenn man ihn jedoch nutzt, halte ich es für fragwürdig von der jungen Generation Solidarität in Form von gravierenden Verhaltensveränderungen einzufordern, von den älteren Generationen jedoch nicht. – Paula H.

 


 

 

Leserbriefe zu „Wenn ich nicht aufpasse, stirbt der Patient“ von Alexander Jorde

 

Danke für diesen äusserst anschaulichen Beitrag über den strapaziösen und verantwortungsvollen Alltag des Pflegepersonals in Krankenhäusern – den es nicht erst seit den unglaublichen, zusätzlichen Belastungen durch die Corona-Pandemie gibt. Es bleibt zu hoffen, dass den hohlen Versprechungen und wiedergekauten Floskeln endlich erkennbare Bemühungen folgen, diese beschämenden Missstände ernsthaft beseitigen zu wollen. Oder müssen wir zynisch darauf warten, bis entsprechend viele der Verantwortlichen selbst zu Betroffenen werden, also am eigenen Leibe Krankheit und Schmerz erleiden und auf kompetente, ausgeruhte und zugewendete Pflege hoffen? – Brigitte Kupfer-Dicks

 

Dieser Artikel von Alexander Jorde beschreibt deutlich, dass die Gier des Wirtschaftsmarktes unersättlich ist. Was wir dringend benötigen, ist eine Neu-Orientierung bzgl. unseres Gesundheitssystems. Krankenhäuser sind mehr als systemrelevant, was sich gerade jetzt drastisch offenbart. Das Pflegepersonal ist es, das die Menschen, die die Wirtschaft als Arbeitskräfte braucht, versorgt und wieder gesunden lässt.

Nun wurden aber die meisten Krankenhäuser aus finanzpolitischen Gründen verkauft, weil sie die Haushalte der Länder zu sehr belastete! Diese Entscheidung war fatal, denn so wurden aus den Krankenhäusern Wirtschaftsunternehmen gemacht, denen es nur noch um Gewinne zu Lasten des Personals ging. Es wurde versäumt, Gewinne zweckgebunden für gutes und genügendes Personal festzuschreiben. Das Pflegepersonal ist ausgebrannt (siehe Artikel: wenn ich nicht aufpasse, stirbt der Patient!). Das, was täglich im Krankenhaus geleistet wird, grenzt an´s Übermenschliche!! Dieser Beruf erfordert Disziplin, Hingabe, Kontrolle und Selbstkontrolle in jeder Sekunde. Ein Privatleben ist nur dann möglich, wenn der Partner großes Verständnis für diesen Beruf aufbringt.

Da haben Politiker die Dreistigkeit, sich hinzustellen und dem Pflegepersonal Beifall zu bekunden, obwohl sie (die Politiker) es doch waren, die den Weg freigemacht haben für ein System, das nur ausbeutet, aber nichts für eine gesunde Personaldecke der Krankenhäuser unternimmt, um so für die Entlastung der Pflegekräfte zu sorgen, damit eine adäquate Pflege gewährleistet werden kann.

Das ist Blasphemie. Jeder Politiker, der sich in eine Klinik begeben muss, nimmt private Leistungen in Anspruch. Fazit: Diese wissen nicht, wovon sie reden, geschweige denn, dass sie sich wirklich auseinandersetzen, mit dem, wie der personelle Realzustand in den Kliniken und Pflegeheimen überhaupt ist. Da wundert es nicht mehr, dass immer mehr Pflegekräfte aus ihrem Beruf herausgehen. Wir verlieren sehr qualifizierte Menschen, von denen sich viele sehr identifizieren mit dem, was sie dort täglich leisten. Zu verdanken ist dieser Trend der Verantwortungslosigkeit unserer Politiker und der Gier des Kapitalismus. P.S.: Eines sei noch hinzugefügt: In der von mir geschriebenen Anmerkung sind, wenn hier von Personen die Rede ist, sind alle Geschlechter gemeint. Es liegt mir fern, zu diskriminieren. – Amray Wendt

 

Die Lösung: Politiker, Entscheidungsträger (auch Menschen genannt) bei schwerer Erkrankung die gleiche intensivmedizinische Behandlung zukommen lassen wie allen anderen auch, nämlich im Extremfall gar keine. Oder ihm/ihr anbieten, das schwerkranke Kind selbstständig intensivmedizinisch zu versorgen, Geräte hierfür (It’s the economy, stupid!) sind ja ausreichend vorhanden. Ich bin vor 13 Jahren aus der pädiatrischen Intensivmedizin ausgestiegen, schon damals war es manchmal schlimm, ich kann es nicht mehr hören, an eine Veränderung im Sinne von Besserung glaube ich schon lange nicht mehr.

Oder um es zynisch auszudrücken: Nachtdienst verkürzt die Lebenserwartung, Pflegepersonal liegt dem Staat so oder so nicht allzu lange auf der Tasche, da kann man doch mal nen Euro springen lassen, ist ja nur von kurzer Dauer. Das Leben. Und an Alexander Jorde: Danke für Ihren Artikel, ich befürchte, er wird nichts an der Situation ändern. 24 Jahre – in dem Alter konnte ich damals auch noch, war sogar mit Idealismus infiziert. Hut ab vor Ihrer Arbeit und DANKE! – Birgit Jennerjahn-Hakenes

 

Ich finde, dass Sie in allen Punkten recht haben. Glaube aber auch wie Sie, dass sich wohl nichts ändern wird. Die Goodies, welche zum Beispiel aus der Automobilindustrie kommen, sind für unsere Politiker einfach viel zu praktisch. Welche Geschenke hat da schon unsere Pflegebranche zu vergeben, die reizvoll wären, um wirklich tiefgreifende Veränderungen herbei zu führen. Vielleicht sollten vergleichbar zu Finnland die Pflegekräfte in Deutschland ähnliches androhen. Flächendeckende Kündigungen würden das System kollabieren lassen. – Yves Pulst

 

Eine beeindruckende und beängstigende Schilderung des Pflegenotstands auf Intensivstationen in Covid-19-Zeiten. Herr Jorde, Sie kennen die Zustände aus eigener Erfahrung besser als jeder Bundestagsabgeordnete! Gehen Sie als Abgeordneter in den Bundestag, um eine Verbesserung in den Intensivstationen zu erreichen!! – V. Schenk

 


 

 

Leserbriefe zu „Der klagende Held“ von Tina Hildebrandt

 

Über selbstgerechte, selbstverliebte, arrogante, machtgeile Egomanen und Lehrmeister rege ich ich nicht schnell auf. Dann müsste ich mich zu oft aufregen. Ich verstehe allerdings nicht, dass ein Mensch wie Merz in Deutschland und speziell in der CDU und JU noch so viele Fans hat, dass man befürchten müsste, dass der mal Kanzler sein wird. Liegt es an unserem Volkscharakter, streng dreinschauende Politiker den eher fröhlichen, menschlich und gelegendlich mit Sorgenfalten versehenden Integratoren vorzusehen. Also lieber Helmut Schmidt, Söder oder Merz als Blüm, Gysi oder Laschet? Hat unser Land immer noch zu viel Symphatie für „Ritterkreuzträgertypen“. Ist da noch zu viel von Opas Traumata in uns übrig geblieben. Ist das heilbar? Ja! Einfach mal den Begriff „Blackrock“ googeln und alles drüber lesen. Dann geht das vorbei. – Wolfgang Frings

 

Auch in ihrer Redaktion wird völlig falsch über Friedrich Merz berichtet. Ich hätte bald gesagt, last ihn doch erstmal regieren. Es gibt zur Zeit keinen anderen Politiker der unseren Staat wieder auf die Beine stellen kann. Unser Land ist politisch in einem desaströsen Zustand. Außerdem heißt es überall, das der Entscheid über den Parteivorsitz einem Vorentscheid über den Kanzlerkandidaten der Unionsparteien gleichkomme, auch wenn Herr Söder das nicht gerne hört. Und fürs wichtigste Amt im Staate könnte es beim Spahn tatsächlich noch nicht reichen. Und bei Rössler (oder so ähnlich) geht ohnehin nichts. Der Mann kann nicht gewinnen, jedenfalls nicht in NRW. Dann gibt es noch Frau Merkel. Liebe Freundinnen und Freunde in der CDU.

Unser Land durchlebt eine schwere Zeit, die uns allen viel abverlangt. Es ist daher angezeigt, dass ein jeder seine Pflicht erfüllt. Auch unsere Partei durchlebt wechselvolle Tage, die bisweilen ungewöhnliche Antworten erfordern. Daher habe ich nach langem Ringen entschieden, mich meiner Verantwortung für die Menschen in Deutschland und in unserer Partei zu stellen und abermals für den Vorsitz der CDU zu kandidieren, um unser Land in dieser Zeit voller Prüfungen auch nach der kommenden Bundestagswahl als Kanzlerin zu führen. Ich hör schon einige sagen, denken sie an Helmut Kohl. Das wird mir nicht passieren. Helmut Kohl mußte sich nicht mit einem Virus herumschlagen…… – Gunter Knauer

 

Hätte Tina Hildebrandt praktische Erfahrung in der Parteiarbeit, wüsste sie, dass “gemeinsame Planung gegen jemanden“, also Verschwörung auch in der CDU gang und gäbe ist. Oder meint sie, die Abwahl des Fraktionsführers Kauders sei ohne geheime Absprachen erfolgt? Merz habe durch seinen Auftritt verhindert, dass über seine berechtigten Einlassungen gesprochen werde, schreibt Hildebrandt. Wer hindert sie daran, das in aller Ausführlichkeit zu tun? Merz sei zu einer nüchternen Selbstanalyse nicht imstande. Merkel etwa, oder Röttgen oder Laschet oder irgendein Alphatier?

Von den drei Kandidaten wird keiner die Wahlen zum Bundestag gewinnen. Merz nicht wegen der von Hildebrandt angeführten Abneigungen aufseiten der linksliberalen Merkelwähler; Röttgen nicht, wegen seines unausgereiften Urteilsvermögens, wenn es um die eigene Karriere geht, und Laschet nicht, weil er als Merke II das kleine Extra hat, was viele weibliche Wähler nicht mögen. Und das ist gut so. Die CDU gehört zur Generalüberholung in Oppostionswerkstatt. Es geht also nicht um die Wahl eines Bundeskanzlers, sondern um die eines Oppositionsführers. Und wer wäre da besser geeignet als der Mann, der “klare Führung und Kante“ zeigt? – Johannes Kettlack

 

Mit dem Untertitel zur Überschrift Ihres Beitrages (siehe Betreff) verpassen Sie m. E. einem der drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz ein Etikett und nehmen sobewusst oder unbewusst Einfluss auf die Meinungsbildung der CDU-Mithlieder über einen der drei Kandidaten. Journalisten sollten über alles berichten, was ist. In diesem Falle ist das aus meiner Sicht leider nicht geschehen. Warum erwähnen Sie nicht – die Verschiebung der Nominierung des Vorsitzenden ursprünglich auf unbestimmte Zeit im kommenden Jahr, – die gegenwärtigen Umfragewerte über die Meinungen in der CDU über die drei Kandidaten, – die Geschichte des des „Kölschen Klüngels“ hinter den Kulissen der Öffentlichkeit. Obwohl ich kein Mitglied der CDU bin, halte ich eine Einflussnahme auf die Delegierten des Parteitages der CDU mit zielgerichtet ausgewählten Tatsachen nicht Aufgabe der Presse und der Journalisten. Die aus vom Sport bekannte Fan-Kultur verhindert eine ehrliche, offene Debatte. – Schmolling

 

Merz‘ ziemlich klare „Ungehaltenheit“ über die Verschiebung des CDU-Parteitages offenbart emotionale wie intellektuelle Taktlosigkeit. Genau das dürfte auch einer der Gründe sein, warum der Sauerländer bei dem sogenannten Establishment nicht erste Wahl für den CDU-Vorsitz und die Kanzlerkandidatur der Union ist – und hiernach ebenso wenig werden wird. Die Union will vor allem politische Macht; und ohne machtvolle linksliberale Kompatibilität kann daraus nichts werden. Denn Friedrich Merz wird insbesondere beim mutmaßlich künftigen Koalitionspartner mitunter als wenig demokratischer und kaum progressiver Politikrentner aus den Untiefen des 20. Jahrhunderts eingeschätzt. Es fehlt die Überzeugung, dass Friedrich Merz die höchst notwendige, zukunftsgerechte ökonomisch-ökologische Wende unter sozial ausgewogenen Bedingungen gestalten kann. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Hohes Risiko“ von Anne Hähnig et al.

 

Ich verstehe nicht ganz die Frage, ob ein Terrorist überwacht oder abgeschoben werden soll. Sollten wir nicht lieber diskutieren was man alles mit dem Geld, was eine Überwachung kostet, anfangen könnte? Vorschläge wären: Prämien fürs Pflegepersonal von Coronakranken Modernisierung von Schulen oder unterstützung von Lehrern in dieser schwierigen Zeit? Ich habe Angst, das unsere Kinder oder Enkel solchen Leuten begegnen. – Liane Hampel

 

Schon gehen wieder die seit Jahren immer wieder anlassbedingt aufflackernden Phantomdebatten über die Notwendigkeit zu mehr und schnelleren Abschiebungen, konsequenterem Umgang mit Gefährdern, besseren Präventionsprogrammen, Aufrüstung der Sicherheitsbehörden etc.etc. los. Und wie üblich enden diese Debatten im Nirgendwo. Denn wir alle wissen doch mittlerweile: Abschiebungen, bessere Präventionsprogramme, Personalaufrüstung bei den Sicherheitsbehörden und sonstige kluge Massnahmen kriegen wir aus den verschiedensten Gründen nicht auf die Reihe.

Angesichts der hohen Zahl der von der Polizei als Hochrisikopersonen eingestuften Gefährder dürfte insbesondere eine immer wieder ins Spiel gebrachte Vollzeitüberwachung völlig illusorisch sein. Nein, wenn ein ausreisepflichtiger, hochgradig krimineller und ohne jeden Zweifel als Gefährder Erkannter nicht ausgewiesen werden kann, gehört er in eine wie auch immer geartete Form von Sicherheitsverwahrung, und wenn die vorhandenen rechtlichen Möglichkeiten dazu nicht ausreichen, müssen sie eben geschaffen werden. Ansonsten sind die routinemäßig eintreffenden Beileids- und Betroffenheitsbekundungen leeres Gerede. Den Opfern bringen sie jedenfalls nichts mehr. – Dr.-Ing. Herbert Hahn

 

Ich kann die juristischen Spitzfindigkeiten eines Herrn von Notz schwer verstehen. Weshalb sollte ein Mensch, der sich erkennbar gegen Toleranz, Gedankenfreiheit etc stellt und durch wiederholte Taten zu verstehen gegeben hat, dass er das Leben anderer Menschen nicht achtet, sondern ihnen nach demselben trachtet, nicht dahin geschickt werden, wo sein Leben auch nicht geachtet wird? – Alfred Böttger

 

Einen psychisch Kranken, der glaubhaft droht, Menschen zu töten, bringt man vorsorglich in eine geschlossene Anstalt, und einen Mörder, der auch nach seiner Entlassung weiterhin eine ernsthafte Gefahr für seine Mitmenschen darstellt, behält man in Sicherheitsverwahrung. Meines Erachtens sollte man auch einen Islamisten oder sonstigen Extremisten, der nach eigenen Angaben und glaubhaft vorhat, Menschen zu töten, vorsorglich in einer geschlossenen Anstalt unterbringen und psychiatrisch und/oder – im Falle des Islamisten – von entsprechend geschulten islamischen Geistlichen behandeln lassen, bis er glaubwürdig von seinem Vorhaben abrückt. Da die deutschen Gesetze ein solches Vorgehen derzeit offenbar nicht zulassen, sollte man sie meiner Meinung nach entsprechend ändern. – Dr. Ulrich Willmes

 

Falsche Prioritäten Einigen Politikern scheint die Unversehrtheit der in Deutschland lebenden islamistischen Gefährder (etwa 630, davon mehr als 300 ohne deutsche Staatsbürgerschaft) wichtiger zu sein als die Unversehrtheit der Menschen, die hier leben. Wenn man potenzielle Mörder nicht abschieben kann oder will, setzt man m.E. die falschen Prioritäten. Hier ist dringend ein Umdenken erforderlich. Den Worten des grünen Bundestagsabgeordneten Konstantin von Notz im Artikel kann ich in keiner Weise zustimmen. – Raimund Helbrich

 


 

 

Leserbriefe zu „Die reine Leere“ von Uwe Jean Heuser

 

Ja, Deutschland hat solide gewirtschaftet – auf Kosten seiner europäischen Nachbarn. So hat die deutsche Wettbewerbsfähigkeit die anderen Euro-Länder gezwungen, dem deutschen Kurs in der Lohnpolitik zu folgen. Die Lohnabschlüsse im öffentlichen Dienst betragen aufs Jahr betrachtet 1,4 bzw 1,8 % (2022) und liegen damit unter dem Inflationsziel der EZB. Willkommen Deflation! Wo die Konjunktur coronabedingt aufs Messer Schneide steht, das falsche Signal. Das Resultat: alle Sektoren (Staat, Unternehmen, private Haushalte) sparen per Saldo.

Nur, wenn alle sparen, gibt es nicht genug Investitionen, unsere Ersparnisse fließen ins Ausland und finanzieren unsere Exporte und verschenken Wohlstand. Anstatt diese Exportüberschüsse mit verstärkten schuldenfinanzierten Infrastrukturinvestitionen abzubauen klopfen wir uns auf die Schulter und freuen uns über den Titel Exportweltmeister. Der Schaden, den wir damit vor allem in unserem engen europäischen Umfeld anrichten, wird einfach ausgeblendet. – Rüdiger Weigel

 

So viel wirtschaftspolitischen Sachverstand habe ich in der ,Zeit‘ noch nie gelesen. Walter Eucken läßt grüßen. Der Staat ist weder innovativ noch guter Unternehmer. Er sollte den Wettstreit um die besten Lösungen befördert und nicht glauben selbst die besten Lösungen zu kennen.Jean Heuser hat es auf den Punkt gebracht. Danke . Das ist richtig verstandener Neoliberalismus. – Peter Knappmann

 

Endlich einer, der gegen den Stachel löckt, sogar gegen seine Kollegen. Es geht um den Dauer-Keynes, das ständige deficit spending, egal ob Vollbeschäftigung oder Rezession. So war der „Keynes“ von Keynes eigentlich nicht gemeint. Keynes war mehr schwäbische Hausfrau: spare in der Zeit, so hast du in der Not. Die schwarze Null des Schwaben Schäuble passte schon. Der permanente Keynes Long ist eine Pervertierung seiner Idee, wurde zum einäugigen Polyphem-Keynes, Denn mit jedem Zyklus wächst der der Staatsanteil, am Ende winkt die real existierende Staatswirtschaft. Die wollte er mit Sicherheit nicht.

Und weil der Zins nicht mehr existiert, ein weiteres Marktregulativ, wird auch noch jedes kranke Unternehmen mit Geld und Krediten über Wasser gehalten – eine Zombiewirtschaft: eben wie die vor 30Jahren abgehalfterten Staatswirtschaften. Einäugig ist auch die Geldpolitik. Die Wirtschaft wird mit Geld geflutet wie in der großen Sintflut. Aber, und hier zitiert keiner Keynes, die Pferde saufen nicht. Die These: Ende der Inflation ist genauso naiv wie die des Ende der Geschichte. Also. wenn die Inflation kommt, werden der EZB die Hände gebunden sein. Denn jede Zinserhöhung würde das Schuldenungetüm zum Einsturz bringen. Sie wird also die Inflation galoppieren lassen müssen.

Es erinnert vieles derzeit an den Tsunami 2004: damals zog sich das Wasser zunächst zurück, viele staunten über das Phänomen „Deflation“, nur die Kundigen konnten sich in Sicherheit bringen. Und schliesslich noch: Herr Heuser hat die Target-Salden vergessen, inzwischen über eine Billon Euro Forderungen Deutschlands. Wenn eins der großen Schuldnerländer schlapp macht und aus dem Euro rausfällt, ist das Geld futsch. Wir könnten es uns auch nicht selbst zurückholen,nicht mal mit der Steinbrückschen Kavallerie von damals. – Dr. Günter Kirchhain

 

Herr Heuser vergisst die realwirtschaftliche Identität „Sparen = Investieren“. Hätten wir in den vergangenen Jahren mehr in öffentliche Infrastruktur, Schulgebäude und elektronische Ausstattung auch im Gesundheitssektor investiert, wären wir heute besser für die Pandämie gerüstet als durch die Investitionen in ausländische Wertpapiere mit negativer Rendite. Die Zahl der Erwerbstätigen war so hoch wie nie zuvor. Wie sollen wir in der Zukunft Ersatzinvestitionen vornehmen, wenn diese Zahl zurückgeht und wir gleichzeitig mehr Personal für den Konsum (z.B. in der Pflege) brauchen? Private Haushalte und Geschäftsleute machen das besser: viele nutzen die unfreiwillige Freizeit während der Lockdowns und ihren Urlaub zu Hause um ihre Häuser und Gärten aufzuhübschen oder Geschäftsräume zu renovieren, sofern sie über die nötige Liquidität verfügen. Diese Liquidität aber verschafft uns die EZB durch den Ankauf von Wertpapieren. – Prof. Dr. Frank Heinemann

 

Solche Artikel wie der Ihre gibt es wirklich zu wenige. Vielen Dank dafür. Es ist völlig absurd immer wieder zu lesen, dass solide Haushaltsführung eine ganz böse Eigenschaft ist. Ständig liest man allerdings auch in der ZEIT, dass „Austerität“ Eine Finanzpolitik der ewig Gestrigen ist. Vermeintlich progressiven Politikern sollte in einem weiteren Artikel auch einmal der Unterschied zwischen „Geld verteilen“ und „Investieren“ erklärt werden. Angesichts des derzeitigen politischen Personals treibt mich die Sorge um, dass wir uns zwischen einer zukunftsweisenden Klima- und Gesellschaftspolitik einerseits und solider Haushaltsführung andererseits entscheiden müssen. Ich sehe keine Partei, die alle Aspekte gleichermaßen vertritt. Von Wirtschaftspolitik und Verteidigungspolitik mal ganz zu schweigen. – Karlheinz Martin

 


 

 

Leserbriefe zu „Benimm dich, Bürger!“ von Marcus Rohwetter

 

Ja. Es ist eine Sch…zeit. Ich bin genervt, weil ich nicht so verreisen kann wie ich will, immer an diesen Schnutenpulli denken muss. Und wenn ich mal wieder im Selbstmitleid zu versinken drohe, denke ich an meine Mutter (Jahrgang 1936), die sich ihre Kindheit vielleicht auch ganz anders vorgestellt hat mit einem Vater, der nicht in Gefangenschaft war. Oder meine Großmutter, die zur Trümmerfrauen-Generation gehörte. Dann relativiert sich ganz schnell ganz viel.

Darüber sollten vielleicht auch die Jammerlappen nachdenken, die fast heulend vor der Kamera stehen und soo traurig sind, dass sie nicht im Club abfeiern können. Die Clubbesitzer, die haben in der Tag die A-Karte gezogen, aber die Besucher? Gleiches gilt für die Gastronomen, Hoteliers, Selbstständige. Also, Leute. Hört auf mit dem Jammern, beißt die Zähne zusammen und schaut auch während dieser Nervzeit über den Tellerrand hinaus und freut Euch, dass Ihr gerade nicht in den USA oder Brasilien seid. Nur so als Beispiel. – Annette Haagen

 

Markus Rohwetter springt mit Blick auf den coronabedingten Trend zu mehr Kontrolle im öffentlichen Raum unvermittelt von der Ebene kommunaler Ordnungsbehörden in die Stadtplanungsebene, macht bei ausgewählten Gestaltungen öffentlicher Räume eine verhaltenslenkende Planungsabsicht aus und leitet generalisierend hieraus eine erzieherische Haltung von Stadtplanern und Landschaftsarchitekten ab. Er flankiert seinen Gedankengang mit Hinweisen auf das Buch „Handbook of Tyranny“ des Architekten Theo Deutinger, der seinerseits in weltweit ausgewählten Beispielen (z.B. Flüchtlingslagern, Gefängnissen, Grenzanlagen) einen staatlichen Hang zu systematischer alltäglicher Kontrolle sieht.

Wenn Markus Rohwetter unter dem Titelthema „Mit unsichtbarer Hand“ eine manipulativ angelegte Stadtplanung entlarvt, so bezieht er sich tatsächlich auf Deutschland, nicht etwa auf autoritäre Regime wie China oder Nordkorea. Er sieht systematisch manipulatives Handeln, wo aus meiner Sicht eher Hilflosigkeit zum Ausdruck kommt. „Grausamkeiten“, die aus Ideenlosigkeit entstehen, sind meines Erachtens kein Beweis für einen durchgängig repressiven Hintergrund kommunaler Planungsmacht. Auch wenn schlechte Qualität in unseren öffentlichen Räumen sehr weit verbreitet ist, kann Stadtplanung in Deutschland nicht als Methode der „urbanen Bevölkerungserziehung“ interpretiert werden. Im Sinne dieser Auslegung wäre jede Tür in der Wand eines öffentlichen Gebäudes eine übergriffige Lenkung für uns freie Bürger, da sie nur an der entsprechenden Stelle einen Durchgang durch die Wand erlaubt.

Jede Treppe im öffentlichen Raum würde im Verdacht stehen, eine Anlage unterschwellig-lenkender Gewaltausübung zu sein und nicht eine Möglichkeit, Höhenunterschiede zu überwinden (die ggf. bereits sogar zusätzlich mit einer Rampe nachgerüstet ist). Auch wenn Markus Rohwetter abschließend den Fokus weitet und in der Stadtplanungsgeschichte durchaus auch gelingende Beispiele bei der Herstellung gesunder Lebensverhältnisse anspricht, bleibt sein Generalverdacht bestehen, dass die Städte die Coronakrise nur zum Anlass nehmen, ihr Kontrollregime auszuweiten. Wasser auf die Mühlen von Verschwörungserzählungen. Ist wirklich damit zu rechnen, dass „der aktuelle Kampf gegen das Coronavirus den öffentlichen Raum nachhaltig verändern wird“? – Reinhard Koine

 

Kraft (menschlicher) Vernunft geht mit jedem Recht auf (Meinungs-)Freiheit ohne weitere Bedingung die Pflicht zur Verantwortung einher. Die Frage im Zwischentitel, ob zur Freiheit auch die Freiheit des Individuums gehört, sich gelegentlich über Regeln hinwegzusetzen, mag einen philosophisch wertigen Diskurs um die Tyrannei von Freiheit und Dummheitden oder den sogenannten freien Willen ansprechen. Schließlich und endlich jedoch erscheint mir diese Fragestellung vergleichbar sinnvoll und demokratisch qualifiziert wie etwa die Bezeichnung der „alternative Fakten“. Insbesondere in gesellschaftlichen Stresszeiten wie der anhaltenden Corona-Pandemie, die leider so manche Einfältigkeit offenbart, sollten wir irrationale Leere mit rationaler Lehre und Aufklärung durchdringen; um somit mehr Angemessen- und Sinnhaftigkeit, gleich Akzeptanz, zu schaffen. – Matthias Bartsch

 

Der R-Wert hat in den letzten Tagen etwas abgenommen, die Zahl der täglichen Neuinfektionen sinkt. Die Bürger haben ihr Verhalten offenbar schon vor dem Shutdown Light geändert. Aber ob RKI oder Medien – niemand lobt, niemand freut sich oder bestärkt die Bevölkerung im Sinne eines „Yes, we can!“. Wie motiviert man Menschen? Durch immer mehr Angst und Mahnungen? Auch. Aber noch mehr und noch besser durch (realistische und wahre) positive Botschaften, die den Glauben an die Selbstwirksamkeit stärken!

Ja, wir zusammen können es schaffen, die Infektionszahlen in den Griff zu bekommen! Und ja, darüber dürfen wir uns auch mal freuen! Ist es so schwer, aus der angestammten Spur des Jammerns und Warnens umzuschwenken in Richtung anpackende Zuversicht und gemeinsame Zielerreichung? Psychologen, Journalisten, Medienleute, Politiker: da seid ihr gefragt! Oder erzieht ihr eure Kinder nur mit Drohungen? Mut machen und sich über Effekte freuen, das hat nichts mit Schönreden zu tun – so sieht Motivation aus! – Dr. Christine Feldmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Außen hui“ von Mariam Lau

 

Die Analyse trifft den Punkt: die CDU ist in einer paradoxen Situation. Paradox ist, wenn ausgerechnet drei deutlich angejahrte Männer um den Vorsitz einer Volkspartei streiten, obwohl mehr als die Hälfte des Volkes Frauen sind. So what? Vielleicht findet sich ja irgendwo doch noch eine Frau? Zu den drei aktuellen Kandidaten wäre Jens Spahn eine sehr gute Alternative. Er ist jünger, als krisenerprobter Minister bewährt und bewegt nicht nur den Mund. – Wolfgang Sartorius

 

Sie schreiben in der viert.-/drittletzten Zeile der linken Spalte: „um Armin Laschet aufs Schild zu heben“. Das ist falsch, denn es muss korrekterweise heißen: „um Armin Laschet auf DEN Schild zu heben“. Ich darf Sie daran erinnern, dass das Neuhochdeutsche zwischen der Schild (Plural: die Schilde) und das Schild (Pl. die Schilder) unterscheidet und dass das von Ihnen herangezogene Sprachbild die alte Ritter-Sitte des Auf-den-Schild-Hebens meint; diese beschreibt z.B. L. Röhrich in „Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten“, Taschenbuchausgabe bei Herder-Spektrum, 1994, Bd 4, S. 1333 ff. – Volker Morstadt

 

Seien Sie ehrlich: Der wievielte unerträgliche Klugscheißer bin ich, der schadenfreundlich anmerkt, dass es „der Schild“ sein müsste, auf den Armin Laschet gehoben wird und nicht „das Schild“? – Felix Goth

 

Die CDU ist vergleichbar einem Passagierschiff wo vor geraumer Zeit die Kaptänin von Bord gegangen ist. Diese hatte ihre Wunschkandidatin zu neuen Kapitänin wählen lassen. Das Experiment ist gescheitert. Jetzt sollen die über 1.000 Passagiere neu wählen. Zur Wahl stehen ein Leichtmatrose (Laschet) und zwei Schiffsjungen (Merz und Röttgen). Jetzt glaubt der Schiffsjunge Merz, da zu Coronazeiten nicht über 1.000 Passagiere die wählen dürften an Bord sein können, man wolle ihn über die Planke gehen lassen. Welch ein Irrtum. Die derzeitige Kapitänin (Kramp-Karrenbauer) wäre augenscheinlich um jeden Tag froh das Ruder einem Nachfolger übergeben zu können. Warum nicht mit neuesten technischen Hilfsmitteln operieren?

Oder alle Mitglieder und nicht nur die angedachten Passagiere den neuen Kapitän per Brief und das so schnell als möglich, also noch im Dezember 2020, wählen zu lassen. Dazu muss das schlingernde Schiff nicht vor eine Schleuse sondern elegant hineingefahren werden. Es gibt in diesen Tagen viel wichtigeres als Parteitage (egal welcher Partei) aber einer Volkspartei muss es gelingen noch im Dezember einen neuen Kapitän zu wählen. Am besten durch die Mitglieder/innen, da die politische Gewalt vom Volk, auch vom Parteivolk, ausgeht. Daher wünsche ich der CDU immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel. Schiff Ahoi! – Felix Bicker

 


 

 

Leserbriefe zu „Grundeinkommen, das“ von Viola Diem

 

Danke für die übersichtliche Darstellung der verschiedenen Ideen. Wie Sie mehrfach treffend bemerkten, sind diese Ideen oft zu komplex oder erregen zu viel Widerspruch. Ich habe da, wie ich meine, eine einfache Idee. Alle Einkünfte, egal welche, sind bis zu einer Grenze von jährlich € 20.000,00 steuer- und abgabenfrei. Bei Steuerklasse 5 und rund € 2.500,00 monatlichem Gehalt, klassisches Muster, wenn jemand verheiratet ist, beträgt die Steuer 25% und die Sozialversicherung 20%. Macht wenig Spaß, wenn man (oder meistens frau) sich die Lohnabrechnung ansieht. Ein Freibetrag lässt sich einfach handhaben. Der Freibetrag fördert einen Vermögensaufbau und/oder den Konsum. Beides ist erstrebenswert. Wenn aber fast die Hälfte vom Gehalt abgezogen wird, und sogar der Arbeitgeberzuschuss zum Vermögensaufbau besteuert wird, kann das alles nichts werden. – Hartmut van Meegen

 

Sie haben sehr interessant und aufschlussreich die unterschiedlichen Ideen zum Grundeinkommen dargestellt. Bei der Variante von BAG/Linke findet sich allerdings unter dem Punkt „Wo hakt’s“ nur ein einziger Satz: „Arbeitnehmer müssen hohe Einschnitte in Kauf nehmen.“ Wieso das denn? Ausgerechnet bei dieser Variante mit 1200/600€ monatlich plus Wohngeld und einem Mindestlohn von 13€? Das hätten Sie wirklich genauer erklären müssen, was Sie ja bei den anderen Varianten auch versucht haben. Vielleicht kann ich ja eine Antwort bekommen, denn es interessiert mich wirklich, da ich diese Art des Grundeinkommens für eine vergleichsweise positive, gerade für Arbeitnehmer, halte. – Renate Ahrens

 

Die Diskussion ums Grundeinkommen ist aus verschiedenen Gründen wichtig (Fortschritt erhöht Produktivität, was Zahl der Arbeitsplätze reduziert, Begrenzen der Notwendigkeit von mehr Wirtschaftswachstum). Dabei müssen aber nicht nur die finanziellen Aspekte diskutiert werden. Denn das Arbeitseinkommen (als Grundlage für Lebensunterhalt) hat nach wie vor unentbehrliche Funktionen. Es motiviert, Arbeitseinsatz dort zu leisen, wo Arbeitseinsatz nötig ist. Dazu kommt, dass der Arbeitsmarkt auch Lebensperspektiven bietet (Erfolgserlebnisse, Kontakt mit Arbeitskollegen). Fehlen diese, dann werden Ersatz-Perspektiven gesucht. Darunter sind auch solche, die geeignet sind, die Geburtenrate zu erhöhen oder Extremismus zu fördern.

Dieser Effekt ist vermutlich eine der Ursachen für den demographischen Graben zwischen Norden (Industrieländern) und Süden (z.B. Afrika). Der Effekt könnte allerdings auch im Norden zu einem entsprechenden Graben führen, wenn er zur Bildung von wachsenden Gruppen führt, die über Generationen hinweg auf Sozialhilfe angewiesen sind. Die sich daraus ergebenden Fragen haben eine lokale aber auch eine globale Dimension. Lokal geht es z.B. ums Grundeinkommen. Global geht es um Transferleistung zwischen Norden und Süden. So ist etwa die Wirtschaft vieler Länder mit hohen Geburtenraten abhängig vom Erbringen von Leistungen, die im Interesse der Umwelt weniger nachgefragt werden sollten. Diese Leistungen betreffen Ausbeuten von Bodenschätzen wie Öl aber auch arbeitsintensive Industrien wie die Textilindustrie.

Die Finanzierung von Transferleistungen ist demgegenüber ein geringeres Problem. es kann genug produziert werden und es sollte daher möglich sein, die durch den Fortschritt erzeugten Unterschiede im Einkommen so auszugleichen, dass die Lebensgrundlagen aller gedeckt sind. Hilfreich fürs Lösen der Zielkonflikte um das Grundeinkommen wäre eine umfassende Begründung, die etwa so lauten könnte: Jeder hat ein Recht auf Arbeit, in dem Masse in dem er durch seinen massvollen Konsum selbst Arbeit schafft. Wenn sein Einsatz nicht gebraucht wird, hat er trotzdem ein Recht auf massvollen Konsum. Wird sein Einsatz benötigt, hat er die Pflicht, diesen zu leisten. Ausserdem muss es eine Pflicht geben, das nötige zu tun, damit dieses Prinzip wirksam wird. Das betrifft insbesondere Faktoren, die für den Klimawandel verantwortlich sind: zu hohes Bevölkerungswachstum und zu hoher Konsum.

Daraus lassen sich Folgerungen fürs Gestalten des Grundeinkommens ableiten, aber auch für den Leistungstransfer zwischen Nord und Süd. Langfristig gesehen werden solche Begründungen wichtiger. Denn Leistungstransfer muss auch moralisch begründet werden. Denn hohe Steuersätze und reduzierte Möglichkeiten, das Geld für (über das Nötige hinausgehenden) Konsum zu verwenden, könnten bewirken, dass die Bereitschaft sinkt, notwendige Leistungen zu erbringen. Z.B. für eine Zahnärztin könnte es befriedigender (aber auch finanziell interessanter) sein, für den Eigengebrauch Obst und Gemüse anzubauen, anstatt fulltime Zähne zu ziehen.

Oder ein Psychologe arbeitet nur so viel als unbedingt nötig ist und betreibt vor allem Ahnenforschung. Es muss daher auch gewürdigt sein, dass man durch Verzicht und Anstrengungen erfolgversprechend zu einer guten Zukunft der Menschheit beiträgt. Dazu gehört aber auch, dass die Erwartung nicht ins Leere geht, dass – wo nötig – Länder im Süden erfolgreiche Anstrengungen unternehmen, zur Anpassung der Geburtenrate an die nachhaltig verfügbaren Ressourcen. – Dr. tech. Gernot Gwehenberger

 

Zu den von Ihnen genannten Grundeinkommensvarianten gibt es eine meines Erachtens durchaus diskussionswürdige Alternative, nämlich das gestaffelte bedingungslose Grundeinkommen: https://www.ulrich-willmes.de/grundeinkommen.htmlDr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbriefe zu „Heilsteine werden gegen Husten und Liebeskummer angewendet. Und das soll helfen?“ von Jan Schweitzer

 

Heilsteine ? Unterhosen können Heil bringen! Ich bin 73 Jahre alt, alleinlebend, einige Semester Psychologie während einer Ausbildung zur Gestalt-Therapeutin auf dem Buckel. Bis ein verordneter Untersuchungstermin im Krankenhaus ein Herzklappern klären sollte verstärkten sich die Symptome : …., nicht einschlafen können. Eines Abends stieg ich mit Unterbüx ins Bett und schlief himmlisch ! Bis also der Kalender den Untersuchungstag anzeigte , stieg ich nur so in die Koje. Alles war gut! – Charlotte B. Kautz.

 

Entgegen meiner langjährigen Gewohnheiten, möglichst veschiedene Zeitungen zu lesen und keine zu abonnieren, habe ich mich auf eindreimonatiges Abo Ihrer ZEIT eingelassen. Ich werde es ganz bestimmt nicht verlängern und zu meiner bisherigen Praxis zurückkehren. Warum? Ganz einfach. Ich bin eine fast siebzigjährige, gebildete, unabhängig denkende und (Menschen)erfahrene Dame und ja eigentlich auch eine Ihrer Zielgruppen, vielleicht…, vielleicht auch nicht. Immerhin war ich in den 68igern schon 17 Jahre alt und habe später dann in Frankfurt studiert. O wei… Nun wird meine Verweigerungshaltung auch wackere Journalisten treffen, die in Ihrer ZEIT veröffentlichen und Bemerkenswertes schreiben.

Doch so hie und da schleichen sich bei Ihnen Artikel ein, bzw. sind ja ganz sicher genau so gewollt, die derart diffamierend und primitiv, ja flach, banal, dumm und bewusst böswillig missverstehend ( das meine ich alles genauso, auch oder gerade weil es gebildete Journalisten schreiben) in ihrer Schreibe sind und damit zur heiligen Inquisition aufrufen! Mir erschließt sich der Sinn der jeweiligen Pamphlete nicht, außer, dass sie spaltend wirken und eine ganz bestimmte „Ecke“oder „Nische“ der Gesellschaft meinen und damit Menschen ( ganz verschiedene, durchaus auch erfahrene, studierte und unabhängige Menschen und ganze Gebiete unserer pluralistischen Gesellschaft) ausgrenzen, lächerlich machen oder ihnen gar Böswilliges unterstellen.

Zwei Beispiele, die ich hier meine und bei denen ich feststelle, dass ähnliche „Produkte“ in ritueller Gleichmässigkeit bei der ZEIT immer wieder auftauchen. Das ist die bewusste Unterstellung und hinlänglich widerlegte Behauptung, Rudolf Steiners Schriften seien rassistisch und damit natürlich auch alle ihre Vertreter, die sogenannten Anthroposophen. ( Wobei es ja simpel ist, weil in allen unseren gesellschaftlichen Bereiche Vertreter/innen rassistischer Gedanken und Äußerungenzu finden sind, was Ihre ZEIT ja auch hin und wieder thematisiert und ich für niemanden die Hand ins Feuer legen würde…, ( Sie etwa? ) aber grundsätzlich etwas zu unterstellen und abzuleiten, finde ich diffmamierend und sachlich falsch)

Heute reicht es mir mit dem Artikel Ihres Jan Schweitzer über die Heilsteine. Kann man sehen wie man will und machen wie man will, was soll das in Ihrer Zeitung? Unter der Rubrik MEDIZIN! Nebenbei wird wieder zur Inquisition auf die Homöopathie aufgerufen! Das scheint ja inzwischen Standard in gewissen Kreisen, ich frage mich auch ernsthaft, warum. Auf Einzelheiten des Artikels einzugehen, wäre Ressourcenveschwendung. Es reicht mir einfach. Simpelste Logik. Ich werde mein Abo wieder kündigen. Punkt. Wir brauchen andere Visionen und gescheitere Geister/ Denker / Praktiker, um unsere Gesellschaft menschlicher zu machen. Simpelste Logik. – Waltraud Brüggemann

 

Seit vielen Jahren lese ich die Zeit. Dass Sie auch immer wieder kontrovers berichten und Dinge hinterfragen sehe ich als sehr positiven Aspekt. Ich bin nebenberuflich Tierheilpraktikerin und konnte auch mit Homöopathie bereits „austherapierten“ Tieren helfen. Dass Sie gegen die Homöopathie wettern, ist bekannt. Und es stört mich auch nicht, wenn der Bericht gut recherchiert und professionell geschrieben ist. Aber dieser Bericht passt besser in die „BILD“ als in die „ZEIT“. Es wäre besser gewesen, der Autor hätte sich erst etwas besser damit befasst, was die Grundlagen der Homöopathie und der Heilsteinkunde anbelangt. Der Bericht ist nicht kritisch, sondern kindisch und lächerlich. Traurig! – Marion Westermayer

 

Ich halte wirklich sehr große Stücke auf ihre Wochenzeitung und lese sie schon seit langem, aber bei Artikeln über alternative Heilmethoden, insbesondere Homöopathie, stößt mir regelmäßig der Ton auf, indem darüber berichtet wird. Er ist in der Regel herablassend und ins Lächerliche ziehend und das versetzt mir jedes Mal aufs Neue einen Stich. Muss das denn sein? Ich würde nicht sagen, dass ich daran glaube, dass Heilsteine Husten heilen. Aber wenn wir doch eines wissen, dann dass wir nicht alles wissen. Und ich bin mir sicher, dass jenseits von wissenschaftlich Belegbaren jede Menge Dinge existieren, die uns nur nicht bewußt sind. – Angela Weis

 


 

 

Leserbriefe zu „Mehr Zeit zum Reden“ von Ruth Eisenreich

 

Eine wesentliche Problematik spricht niemand auf der Doppelseite an: Den Mangel an Muttersprachlern vor allem auf der Ebene der Assistentärztinnen und-ärzten….. Die dadurch verursachten Schäden will niemand messen….. „Liebeskoma“ statt Liebeskummer zu verstehen, und zu dokumentieren, ist ja fast noch lustig….. Aber sonst? Dieses Land braucht seit Jahren eine massive Vermehrung der Studienplätze für Medizin. Für die Psychiatrie fallen dann vielleicht auch ein paar an. – Dr. Stefan Stöppler

 

Erst einmal vorweg: Ich finde es super, dass das Thema seelische Gesundheit immer wieder Aufmerksamkeit in der Zeit erhält. Trotzdem habe mit o.g. Artikel Schwierigkeiten: In Ihrem Artikel schreiben Sie: „… vor allem die Psychotherapie ist wichtiger geworden.“ und „… die alten Regeln sahen für einen großen Teil der Patienten nur 20 Minuten pro Woche bei einem Psychologen vor.“ Es geht also vor allem um die Verbesserung der psychotherapeutischen Leistungen. Wessen Erfahrungen werden anschließend berichtet? Die eines Patienten (gut, weil oft missachtet) und die zweier Psychiater*Innen. Wo sind denn die Psychotherapeut*Innen? Mit ein wenig Mühe hätte sich doch sicherlich eine/r auftreiben lassen. – David Köhler

 

Habe Erfahrung als psychiatrische Patient in der Klinik. Für mich war vor allem der Kontakt mit anderen betroffenen hilfreich. – Ein Leser

 


 

 

Leserbriefe zu „Haben Sie das im Griff, Herr Brockmann?“ von Friederike Oertel

 

Ihre Berichte „Haben Sie das im Griff..“und „Benimm dich, Bürger“ (Zeit vom 29.10.) lassen bei weiter explodierenden Zahlen vermuten, dass wir es nicht im Griff haben und die Strategie fehlt, um es in den Griff zu bekommen. Ob die neuen Maßnahmen im November, mit denen man der jungen Generation sogar kontaktlosen Sport im Freien verbietet, die Wende bringen, ist fraglich. Eine ganze Generation könnte sich in den privaten Raum, aber mit wenig Abstand – zurückziehen. Gesundheitsämter werden die Infektionen mit Zettelwirtschaft auch mit mehr Personal nur unzureichend erfassen können.

Was fehlt ist der Mut zur App. Datenschutz gegen Gesundheitsschutz ist die falsche Alternative. Datenschutz darf Gesundheitsschutz nicht verhindern. Die App und eine App für ältere Handys (vielleicht weniger raffiniert und damit bzgl Datenschutz noch kritischer) müssen für einige Monate verpflichtend werden oder zumindest muss so viel moralischer Druck und Werbung ausgeübt werden, dass ein überwiegender Teil der Bevölkerung sie nutzt. Die Gesundheitsämter müssen für diesen beschränkten „Notstandzeitraum“ direkten Zugriff auf die Daten der Einzelnen haben.

Datenschützer müssen überwachen, dass die Informationen nur für die Verfolgung der Infektionswege genutzt werden und dass sie nach 3 Wochen vollständig gelöscht bzw. z.T. für wissenschaftliche Zwecke anonymisiert werden. Für polizeiliche Zwecke und für Bestrafungsaktionen dürfen die Daten nicht genutzt werden (außer bei Mord auf gerichtliche Anordnung). Gaststätten und Veranstaltungsorte müssen Daten elektronisch – nicht per Zettel – an Gesundheitsämter übermitteln. Zutritt zu Innenräumen von Gaststätten und zu Veranstaltungen nur mit App.

Was noch fehlt: Mehr Schutz, aber Teilhabe für Risikogruppen durch besondere Angebote: Z.B. besondere Einkaufszeiten mit garantiert weniger Personen in Läden, Waggons mit sehr wenig besetzten Plätzen im öffentlichen Verkehr, zusätzliche besondere Vorführungen bei Kulturveranstaltungen und Kinos mit noch mehr Abstand etc.. Umgekehrt muss es Angebote für junge Leute geben, sich auszutoben und Kontakte zu pflegen. Z.B. Sportvereinen bieten kontaktlosen Sport im Freien, Stehtische vor Clubs im Freien etc.. Die Jungen dürften auch für die elektronischen Hilfsmittel empfänglich sein. Fazit: Wir brauchen dringend eine realistische, zielgruppenorientierte Strategie, digital unterlegt, um einigermaßen unbeschadet über den Winter zu kommen. – Dr.-Ing. Werner Weigand

 

Ihr Artikel ‚Haben Sie das im Griff, Herr Brockmann?‘ zeigt im beklemmender Deutlichkeit, wie fragil unser Umgang mit der Corona-Pandemie ist und wie abhängig wir von wahren Helden wie Stefan Brockmann sind. Mein Titel für Ihren Artikel würde lauten: ‚Wie halten Sie das aus, Herr Brockmann?‘ Harald Seidel

 

Als aufmerksamer Beobachter (u.a. der RKI-Seite) habe ich gesehen, dass fast alle 375 Gesundheitsämter Deutschlands über das System DEMIS mit den Laboren verbunden sind, von denen Untersuchungsergebnisse der Covid19-Tests elektronisch übermittelt werden. Wie passt das zu Ihrer – natürlich bildhaft schönen – Geschichte von den Faxgeräten? – Joerg L. Neumann

 


 

 

Leserbriefe zu „Hart in einer harten Welt“ von Jörg Lau

 

Abgesehen von dem Fauxpas, Staaten auf der arabischen Halbinsel als Nachbarstaaten zu Israel zu bezeichnen, ist der Artikel (wieder einmal) einseitig zugunsten Israels. Zwar ist es richtig, dass die wahrgenommene Bedrohung durch den Iran auf der arabischen Halbinsel der Schlüssel zum Verständnis des ausgehandelten „Deals“ zwischen VAE und Bahrain auf der einen und Israel auf der anderen Seite ist. Allerdings wird mit keinem Wort erwähnt, dass Israel durch die Deal-Strategie der amerikanischen Administration dazu gebracht werden soll, endlich das internationale Recht NICHT zu verletzen, sprich: die über 1 Mio bewaffneten Siedler auf der palästinensischen Westbank abzuziehen.

Ob die Regierung des korrupten Netanjahu dies überhaupt macht, ist allerdings fraglich. Und so ist zu befürchten, dass die Deal-Strategie eben auf der einen Seite ökonomische Vorteile für Israel und auf der anderen Seite den arabischen Staaten auf der arabischen Halbinsel mehr Sicherheit bringt. Erst durch den Abzug der bewaffneten Siedler aus der Westbank würde der „Deal“ auch für die Palästinenser Vorteile bringen. – Prof. (A.D.) Dr. Elias Jammal

 

Wie Jörg Lau schreibt: Der Trumpismus ist eine Reaktion auf eine zunehmend multipolare Welt. Und er ist unerwartet erfolgreich. Ja, aber er ist keine neue Strategie, sondern nur eine neue Taktik, um weiter optimal die Interessen der USA in der Welt durchsetzen zu können. War bisher internationale Bündnispolitik der geeignete Rahmen hierfür, so verschiebt sich in diesem Rahmen die Kosten-Nutzen-Relation immer weiter zuungunsten der USA. Der Unilateralismus verspricht einen größeren Nutzen. Allein schon der Akt der Aufkündigung von internationalen Vereinbarungen ist eine starke Geste, die ein Gefälle schafft, das für vorteilhafte Ad-hoc-Effekte in bilateralen Verhandlungen genutzt werden kann. Reziprozität ist dabei gerade nicht das Ziel.

Der Raum der Optionen ist ohne Bindungen an internationale Abkommen und Standards kurzfristig größer. So konnte z.B. auch der Mord an Adnan Khaschoggie genutzt werden, in Nahost aus einer damit gewachsenen Abhängigkeit der Saudis von den USA Kapital zu schlagen. Der Nachteil: es handelt sich letztendlich um Einmaleffekte in der außenpolitischen Bilanz. Das internationale Vertrauen ist schnell verspielt. Die Welt positioniert sich neu. Eine nachhaltige Außenpolitik ist auf der Grundlage von Unberechenbarkeiten und Überraschungseffekten nicht möglich. Es besteht letztendlich kein Anlass, in der Rückschau die außenpolitischen Windfall-Profits der Trump-Regierung konzeptionell zu überhöhen. – Reinhard Koine

 

Man könnte ihrem Artikel ( Hart in einer harten Welt , Zeit vom 29.10.20 ) entnehmen , Donald Trump habe seine ganze Außenpolitik bewusst und zu Amerikas Wohl geplant. — Sie sollten einmal “ Michael Lüders “ ( Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft in Nachfolge von Peter Scholl-Latour ) : “ Armageddon im Orient “ lesen , um festzustellen, dass Trump ( zumindest in dieser Region ) ganz andere , ganz persönliche Gründe für sein Handeln hatte ! – Heidrun Besenfelder

 


 

 

Leserbriefe zu „Angriff der Zwitscherer“ von Andreas Bernard

 

Vorab: Den Artikel „Igor Levit ist müde“ aus der SZ habe ich nicht gelesen. Nun geht es in der Kritik an diesem Artikel wohl nicht nur um den Inhalt, sondern auch um dessen Format in papierform. Darf man sich fragen, welches Format eigentlich Leute haben, die auf Twitter die von Ihnen beschriebenen Kommentare abliefern? Erst habe ich laut darüber gelacht, dass einer dieser Zwitscherer Twitter als wach, genau…sachlich (besonders köstlich) bezeichnet. Dann habe ich nur noch mit dem Kopf geschüttelt. Was ist es für eine „Leistung“, mit ein paar Zeichen so einen Tweet hinzuwerfen und dann zu behaupten, traditionelle Redaktionen seien ungenau, schlampig und faul. Für mich ist das ein selbst ausgestelltes Zeugnis von Borniertheit, Ignoranz und Selbstüberschätzung.

Jedem bleibt es überlassen, wo und wie er sich informiert, im Internet, der Zeitung, im Fernsehen usw. Aber auf Twitter? Gerade zu absurd ist es doch, wenn sich hier eine Community zusammentut und mit einer unglaublichen Geringschätzung und Intoleranz gerade die Printmedien totschreiben will, aus denen sie selbst die für ihre Tweets benötigten Informationen bezieht. Die Redaktionen der Printmedien müssen sich zwangsläufig mit den Anwürfen der sog. Social Media Communities befassen. Hier find offensichtlich ein Kulturkampf statt, der unter ungleichen Voraussetzungen geführt wird. M.E. macht man sich gemein damit, wenn man sich eines Publikationsortes wie Twitter bedient, der keine Moral kennt. Tonfall eines vermeintlich moralischen Gewissens hin oder her. Die Redaktionen von Printmedien wie die der ZEIT oder auch der SZ müssen sich nicht verstecken.

Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich verantwortlich der Kritik stellen und auch Gegentexte, wenn berechtigt, veröffentlichen. Das ist keine Schwäche, sondern ihre Stärke und unterscheidet sie von anderen. Die Redaktionen schwächen sich aber in dem Moment selbst, wenn sie, wie von Herrn Bernard beschrieben, Gegentexte veröffentlichen „müssen“ , weil sie sich dieser “ ballistischen Kommunikation “ auf Twitter ausgesetzt sehen und so vor ihr einknicken. Wird da vielleicht nicht zu viel auf die „Meinung“ irgendeiner Community gegeben, die sich für repräsentativer ausgibt, als sie wirklich ist? Schlimm genug, wenn Redaktionen dann auch noch intern auf Distanz gehen, statt sich zu solidarisieren. Hier ist Selbstvertrauen gefragt, dieser Beitrag ist ein hervorragendes Beispiel dafür. Ich bin da ganz bei Ihnen! – Regina Stock

 

Der Name Igor Levit und der darum entstandene, von Ihnen so genannte Skandalwar an mir vorbeigegangen. Dank Ihres Artikels habe ich mich nun rundherum belesen und bedanke mich für Ihren diesbezüglichen Impuls. Ich empfand den infrage stehenden SZ-Artikel von Helmut Mauró resp. dessen Aussage zur künstlerisch/publizistischen Ausrichtung Igor Levits eher als plausibel denn als zu beanstanden, verrutscht oder gar als missraten oder verfehlt.

Sorge bereitet mir (1) die fallweise üblich gewordene Relativierung des Artikels 5 GG im Spiegel der medial begünstigten Empörungskultur, speziell unter den Schlagworten Gender, Rassismus und – ich stocke es auszusprechen – jüdische Befindlichkeit sowie noch mehr (2) das Einknicken der verantwortlichen Herausgeber/Chefredaktionen vor eben solcher damit korrespondierenden Shitstorm-Kultur. Was tun? Aus Ratlosigkeit vor Konsequenzen aus (1) und (2) erlaube ich mir, Frau Katrin Budde, SPD, MdB, Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien, diesen meinen Leserbrief – in Cc gesetzt – zur Kenntnis zu geben. – Dr. Gernot Henseler

 


 

 

Leserbriefe zu „Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin

 

Wieder nehmen Sie mit Ihren Torten der Wahrheit kuriose Auswüchse einer übersättigten Gesellschaft und politische Reizthemen gekonnt auf den Arm. Wie Sie stets den treffenden Vergleich finden, ist hohe satirische Kunst. Chapeau! – Prof. Dr. Claudia Reuter

 

Weder die Frage, ob etwas wünschenswert ist, wie zum Beispiel eine Geschlechterparität in Parlamenten, noch bloße Vernunft gelten als primär entscheidende Kriterien für Verfassungsgerichte. Hier zählt vor allem der Wortlaut der Verfassung. Trotzdem haben die brandenburgischen Verfassungsrichter bei den Klagen von NPD und AfD schlicht vernünftig geurteilt. Das zeigt ein einfaches Gedankenspiel: Das brandenburgische Paritätsgesetz hätte eine „Frauenpartei“ dazu genötigt, jeden zweiten Listenplatz mit einem Mann zu besetzen. Das wäre absurd. Kein Wähler ist jedoch gezwungen, sein Kreuz bei einer Machopartei zu machen. Anmerkung zur Frage ob reine „Frauenparteien“ rechtlich zulässig wären: Laut §10 (1) ParteienGesetz können zuständige Parteiorgane ohne Angabe von Gründen Mitgliedsanträge ablehnen. Nur allgemeine Aufnahmesperren sind unzulässig. https://www.gesetze-im-internet.de/partg/__10.htmlDr.-Ing. Franz Ulrich Häusler

 


 

 

Leserbriefe zu „Soll sie sich ums Klima kümmern?“ von Mark Schieritz

 

Man muss die diskutierte Ausrichtung der EZB auf die Klimapolitik von ihrem Ende her denken: Handelt die EZB erst politisch, könnte sie in Zukunft auch bevorzugt Rüstungskonzerne finanzieren, wenn die politische Großwetterlage in Europa diese Richtung einschlagen würde. Schon jetzt werden Forderungen laut, die Anleihen CO2-freier Atomenergieunternehmen im Rahmen des Klimaprogrammes überproportional aufzukaufen. Wie Herr Schieritz sehr richtig schreibt, ist ein Zusammenhang von Klimawandel und Inflation eine völlig unsichere Vermutung und Geldpolitik wohl eher ein ungeeignetes Instrument für Klimapolitik. Darüber hinaus ergäben sich schwierige Bewertungsfragen, die die politische Neutralität der EZB beschädigen würden.

Soll wirklich heute das Greenwashing und morgen das XYZ-Washing von Unternehmen gefördert werden? Wer kontrolliert die Entscheidungen der EZB, die sich schon in der Vergangenheit beim Aufkauf von Anleihen nicht immer an selbst gesetzte Regeln gehalten hat? Wie will eine von der nicht demokratisch gewählten Nicht-Ökonomin Lagarde politisierte EZB den Anspruch auf Nichteinmischung durch Politiker noch legitimieren? Statt neue Spielwiesen zu suchen, sollte die EZB sich um steigende Mieten kümmern, denn durch ihre Zinspolitik hat sie die unsoziale Inflation der Immobilien- und Sachwerte wesentlich mitverursacht. – Benno Blessenohl

 

Sie arbeiten die Problematik sehr gut auf. Allerdings vertreten Sie die typisch deutsche Sichtweise auf die Risiken der Geldpolitik. Wie jetzt zu Coronazeiten beobachtet werden kann, ist nicht die Inflation sondern Deflation die Gefahr in Krisenzeiten. – Rüdiger Weigel

 


 

 

Leserbriefe zu „Ruhe jetzt!“ von Ingo Malcher

 

Sie haben vollkommen Recht! Aber bei den Schulen haben die Kultusminister versagt bzw uns für dumm verkauft: https://www.news4teachers.de/2020/10/ich-teile-die-in-der-pressemitteilung-aufgefuehrte-meinung-nicht-wie-die-kmk-das-ergebnis-einer-expertenanhoerung-zu-luftfiltern-in-schulen-verzerrtIch wundere mich, dass das nicht für einen Aufschrei in der medialen Öffentlichkeit gesorgt hat. – Rüdiger Weigel

 

Zum famosen Kommentar Ihres Herrn Ingo Malcher kann man ja nicht schweigen ! Es erstaunt mich wie doch die Zeitgenossen – vor allem die noch so jungen ,von Angst belastet unablässig die mysteriöse Coronapandemie mit Kassandrarufen beschwören – als gäbe es keine anderen Gefahren die der Menschheit drohen ! Leute wie Herr Malcher scheinen bezahlte Herolde die zur Attacke auf einen übermächtigen Gegner blasen ! Das grenzt an Verfolgungswahn und Demagogie . Es ist unverantwortlich solchen Leuten eine Plattform wie die der ZEIT zu gewähren.

MIT solchen Kommentaren wird im Land nur das Misstrauen und Unsicherheit verbreitet – das tolle an dem , dieser Herr trägt für alles was noch kommen mag keinerlei Verantwortung ! Ich sage hier , man sollte einst diese Leute zur Rechenschaft ziehen und wegen Volksverhetzung anklagen ! Im Übrigen hoffe ich , daß diesem Herrn die Viren wie in einer Nachtmaar so groß wie Maikäfer durchs Hirn schwirren ! Ich bin im 82 . Lebensjahr , möchte nicht krank werden woran auch immer, aber ewig leben geht halt nicht – an diese Tatsache sollten sich Malcher & Co. gewöhnen ! – Klaus Schindler

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich bin eher auf der ängstlichen Seite«“. Gespräch mit Boris Herrmann geführt von Stefan Schirmer und Marc Widmann

 

Ganz schön kokett der Mann. Ist ängstlich,aber geht auf so eine maritme Gewalttour. Soll er zu Hause bleiben. Und seine Ängste pflegen. – Hans-Emil Schuster

 

Beabsichtigt DIE ZEIT in regelmäßigen Abständen über diese Weltumseglung zu berichten ? Wäre ein kleiner (auch größerer angenehm) Bericht mit Zeichnung über Start- und Ziel und über die Route möglich ? Von mir für den Skipper “ ALLZEIT GLÜCKLICHE FAHRT ! “ Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbriefe zu „Welche neue Welt blitzt da auf?“ von Maximilian Probst

 

Herzlichen Dank für diesen Artikel. Er spricht mir aus der Seele. Ich war schon dabei, mich von der „Zeit“ zu verabschieden, weil sie mir vielfach zu sehr Mainstream, zu wenig kontrovers und reflektiert war. Doch dieser Artikel bewegt sich auf der Meta-Ebene und bringt viele Erkenntnisse auf den Punkt. Mit diesen Themen haben wir uns zu beschäftigen, persönlich, sozial, politisch, gesellschaftlich, ökologisch, weltübergreifend wie regional. Es gibt für die gegenwärtigen Probleme das Wissen, Studien und Erkenntnisse. Es gibt auch Lösungsansätze. Jetzt geht es um Entschiedenheit, Mut und konsequente Umsetzung. Ich denke es ist an der Zeit auf all diesen Ebenen von einer Ethik her an das Notwendige heranzugehen. Was ist uns soviel wert und so wichtig, dass wir uns dafür konkret und tatkräftig einsetzen. – Elisabeth Reiter

 

Auch wenn ich die Umfrage vom 15.10. zum Corona-Thema nicht gut fand und generell die Berichterstattung über Corona & Lockdown etwas einseitig in Richtung „allgemeinen Konsens für die Maßnahmen“ empfinde, so muss ich doch sagen, dass der Artikel „Welche neue Welt blitzt da auf?“ von Maximilian Probst in der jüngsten Printausgabe durchaus ausgewogen und differenziert sowie philosophisch tiefgehend wirkte. Sehr schön daran auch, dass meine beiden Lieblingstheoretiker, über welche ich meine Magisterarbeit geschrieben habe, Gilles Deleuze und Félix Guattari, darin erwähnt und in einen konkreten aktuellen politischen Diskurs eingebettet wurden – was bei diesen beiden Autoren selten gelingt.

Daher meine Frage bzw. Bitte: Könnte Maximilian Probst (oder wer anders) mir die Textstelle oder das Kapitel aus „Tausend Plateaus“ nennen, auf welche er sich bezieht? Fände es durchaus spannend, mir das noch einmal im Original durchzulesen. Schön, dass in der ZEIT nach wie vor auch sich widersprechende Positionen ihren Platz finden. (Danke an dieser Stelle auch für den sehr guten und tiefgehenden Leitartikel zum Thema „Klima und Wir“ Mitte September.) – Mandus Craiß

 


 

 

Leserbriefe zu „Jagt den Krimi in die Luft!“ von Simone Buchholz

 

Ihre Romane haben mich stets begeistert und Ihr neues Werk ist bereits bei meinem Buchhändler vorbestellt. Zu Ihrem herrlich positiv, destruktivem Artikel wollte ich insbesondere deshalb gratulieren, weil ich noch niemals vorher eine so perfekte, hingebungsvolle Werbung für Heinrich Steinfest gelesen habe! Ich hoffe, dass sich dass auf seine Auflage auswirkt! – Torsten Heydrich

 

Ich würde mir wünschen, dass Kunstschaffende aus allen Bereichen den Gedanken von Frau Simone Buchholz in ähnlicher Weise folgen würden. Zerlegt die Genres, jagt sie in die Luft und setzt etwas völlig Neues zusammen. Wir brauchen eine neue Kunst. Eine Kunst, die uns das besondere im Menschen zeigt. Eine Kunst, die uns hilft den „ver-rückten“, derzeit geltenden Strukturen zu entkommen. Eine Kunst, die uns Kraft gibt, Neues zu denken und zu wagen. Nur so können wir eine Welt von morgen zukunftsfähig gestalten. Vielen Dank, Frau Buchholz, für die wunderschönen Gedanken. Und auf Ihren neuen Krimi werde ich sehr gespannt sein! – Johannes Herrmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Gleich unter die Gürtellinie“. Gespräch mit Aminata Touré et al. geführt von Laura Ewert et al.

 

Es ist und war dieser Sorte von Penisträgern noch niemals zu vermitteln, dass auch sie unter Schmerzen, Stöhnen, Schreien zur Welt gebracht wurden. Daraus folgen können doch nur lebenslang Respekt, Demut und Verehrung dem weiblichen Geschlecht gegenüber. Warum nur Ist das so schwer? – Renate Hofmann-Dietrich

 

Das Problem der beleidigenden, lügnerischen, hasserfüllten oder sogar direkt oder indirekt zur Gewalt aufrufenden oder mit Gewalt drohenden Veröffentlichungen in den sogenannten sozialen Medien ließe sich meines Erachtens leicht lösen, wenn man die Betreiber*innen von Facebook, Twitter etc. zivil- und strafrechtlich für die Veröffentlichungen und die Weiterverbreitung der Veröffentlichungen verantwortlich machen würde. Wenn sie zahlen müssten oder die verantwortlichen Manager*innen ins Gefängnis müssten, würden sie sehr schnell solche Veröffentlichungen – die eben keine Meinungsäußerungen, sondern Beleidigungen, Lügen, Hassbekundungen, Aufrufe zur Gewalt etc. sind – unterbinden.

So wie ich für die Inhalte meiner Website verantwortlich bin, so sollten meiner Meinung nach auch Herr Zuckerberg, seine Manager*innen etc. für die Inhalte ihrer Websites verantwortlich sein. Wer mit der Schaltung von Werbung bei der Veröffentlichung und Verbreitung von Beleidigungen, Lügen, Aufrufen zur Gewalt etc. Geld verdient, sollte meinem Rechtsempfinden nach für diese Inhalte und alle eventuellen Folgen wie Körperverletzung und Mord auch zivil- und strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Zum Weiterlesen: https://www.ulrich-willmes.de/internetriesen-regulieren.htmlDr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbrief zu „Er lässt nicht locker“ von Klaus Brinkbäumer

 

Gut zu lesen, dass die Gerechtigkeit in Alabama Fürsprecher hat – ich drücke Senator Jones die Daumen für diese pivotal election Es gibt ein sehr anrührendes Buch The Watsons Go to Birmingham von Christopher Paul Curtis von 1995, das mich an In the Heat of the night oder To kill a mockingbird erinnert, auch wenn es in erster Linie für Kinder geschrieben wurde. Rassismus, dem Kinder zum Opfer fallen, Kindern zu schildern, ist dem Autor sehr gut gelungen! – Heike Kupfer

 


 

 

Leserbrief zu „ROMINENT IGNORIERT. Armer König!“ von GRN.

 

Auch wenn mit der Sprache wahrscheinlich an dieser Stelle die Einstellung des thailändischen Königs zur Geltung gebracht werden sollte, würde ich mir von der Zeit wünschen nicht anzudeuten man könne Frauen besitzen wie Flugzeuge und Villen. – Marlene Neumann

 


 

 

Leserbrief zu „Solche Filme braucht die Wirklichkeit“ von Georg Seesslen

 

Die Filmbesprechung von Seesslen enthält einen äußerst irritierenden Satz. Alle Fragen, die sich die (filmische „Antifa“-) Protagonistin stelle, seien „auch die unseren: Wie weit kann Gewalt in der Abwehr des neuen Faschismus gehen?“ Mit dieser auf das Wie und nicht auf das Ob abzielenden Formulierung übernimmt der Autor gewollt oder ungewollt die linksmilitante Prämisse der Legitimität des privaten Gewalteinsatzes gegen den „neuen Faschismus“.

Abgesehen von der historischen und gewaltanalytischen Untauglichkeit des Labels „neuer Faschismus“ zur Beschreibung gegenwärtiger rechter Mobilisierungs- und Gewaltphänome bedeutet diese Aussage die Abkehr von der pluralistischen Fundamentalnorm des gewaltfreien Austrags politischer und weltanschaulicher Konflikte. Zur Beantwortung der Frage, wie weit Gewalt aus der linksmilitanten Szene reichen kann, sei dem Autor ein Blick auf die Realwelt der Datenlage empfohlen: Sie reicht, u.a. abzulesen an der der Zahl versuchter Tötungsdelikte oder an Diskursen zur „Legitimität der Tötung von Faschisten“ bis hin zu exzessivem Gewalteinsatz gegen rechte Akteuren und Polizeikräfte. – Matthias Mletzko

 


 

 

Leserbrief zu „Die Älteren holen digital auf“ von Jan Wetzel

 

Digital aufholen ? Das werden die Älteren wohl müssen, wenn sie mithalten wollen.Vom Personalausweis bis zur Steuererklärung kann alles nur noch digital erledigt werden. Die Frage ist doch,ob die Älteren das auch wollen. Denen ist sicher lieber,Friedrich Merz hat was zu sagen bei uns. Und wenigstens die Steuererklärung lässt sich nichtdigital auf einem Bierdeckel schreiben. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Bremsen, bevor das Virus nicht mehr aufzuhalten ist“ von Katharina Menne und Jan Schweitzer

 

Natürlich ist einleuchtend, dass Maßnahmen getroffen werden, die das Virus bremsen. Mit einigem Optimismus darf gehofft werden, dass dadurch die Klinikkapazitäten ausreichen und die Überlastung der Gesundheitsämter verhindert wird. Wenn es gut geht, werden durch die Einschränkungen Werte wie im Sommer erreicht. Dann sind wir so weit, wie zum Beginn des Anstiegs der Infektionszahlen im Oktober. Was muss getan werden, um einen erneuten massiven Anstieg zu verhindern? Wir müssen schon jetzt lernen: Mit den Maßnahmen der Vergangenheit gelingt kein grundsätzlicher Erfolg.

Der ist jedoch möglich, wie folgende Zahlen zeigen: Infekte pro 100000 Einwohner und 100000 Einwohner Datum       28.10.20          29.10.20            30.10.20 Deutschland   17,9     20,06   22,35 Taiwan   0,004   0,01     0,004 Japan     0,07     0,07     0,07 Südkorea0,17     0,03     0,2 Singapur            0,12     0,12     0,16 In Südkorea kein Lockdown: Schulen, Kindergärten, Gasthäuser, Restaurants usw geöffnet!!!!!! Wenn wir daraus nichts lernen, ist sicher, dass nicht nur unseren Mitarbeitern im Gesundheitswesen ein trauriges Weihnachtsfest bevorsteht. Anmerkung: Ist bekannt, ob unsere Bürger die Einschränkungen der erfolgreichen Staaten den deutschen Maßnahmen vorziehen würden? – Siegfried Veile

 


 

 

Leserbrief zu „1. Die Erfahrung des Patienten“ aufgezeichnet von Bente Lubahn

 

Ich möchte zunächst einmal herzlich dafür danken, dass Sie das brisante und immer aktuelle Thema der stationären und ambulanten Versorgung psychisch Kranker aufgegriffen haben.nIch selbst bin quasi das Vorläufer Modell vom System Dr. Walle und habe mit Hilfe des Soziologen Gerd Holler in den 80-iger Jahren darum gekämpft, dass eine Brückenfunkton zwischen psychiatrischer Behandlung und einer Einbindung in ein stabiles soziale Umfeld (mit Hilfe anderer Berufsgruppen und dem Ziel eines ambulanten Komplexleistungssystems ) ermöglicht wurde.

Mein Verein, die Arbeitsgemeinschaft für psychisch Kranke im Rhein- Erft kreis besteht seit 40 Jahren und versorgt erfolgreich mit ihren Abteilungen ca. 3.000 Patienten pro Jahr. Ich selbst bin seit 10 Jahren die Altersabteilung des o.g. Verein, die Alzheimer Gesellschaft Rhein-Erft-Kreis . Schade ist, dass diese „Erfolgsmodelle“ sich innerhalb der ärztlichen Versorgung nicht flächendecken durchsetzen konnten. Gerne kann ich ihnen bei Interesse weitere Informationen geben, ich meine das Thema ist es wert. – Dr. Sibylle Schreckling

 


 

 

Leserbrief zu „Wessen Stimme zählt?“ von David W. Blight

 

Ich verstehe nicht, wie man in Deutschland die USA als Vorbild sehen kann. Das ist eher ein abschreckendes Beispiel. Demokratisch war dieses Land noch nie. Über das Thema Sklaverei war man sich zur Zeit der Verfassungsgebung nicht einig geworden. Man vertagte es einfach. Man versagte also einem Teil der Bevölkerung schon am Anfang die Rechte. Man klammerte diese Menschen einfach aus. Erst wurden sie in dieses Land deportiert und dann schloss man sie einfach aus der Verfassung aus. Das ist das gelobte Land der großen Freiheit. Ihre Ketten sind die Afro-Amerikaner bis heute nicht losgeworden. Die Freiheit wird in diesem Land bei der Geburt verteilt. Members only. Eintritt nur mit der richtigen Hautfarbe und wer nicht so blöd ist und Steuern zahlt. Black lives matter? Fuck you! I’ve got the money you’ve got nothing! – Olaf Goldschmidt

 


 

 

Leserbrief zu „Eine Abwehr gegen Drohnen, bevor sie überall herumfliegen. Der Fortschrittsbericht“ von Burkhard Strassmann

 

Hilflos & naiv protestiere ich seit 4 Jahren gegen Kriegsdrohen, die auch als lockere Friedensdrohnen nicht nur Spaß bereiten… Ich habe auf meinem Auto „OHNE DROHNEN“ schreiben lassen… Wurde sicherlich schon hunderte Mal auf der Autobahn fotografiert… Immerhin meine ich, dass mein Audi A4 wohl kaum geklaut werden würde, da es so auffällt… – Hartwig Runge

 


 

 

Leserbrief zu „»Homosexuelle sind Kinder Gottes«“ von Evelyn Finger

 

Ich habe bereits eine Beschwerde beim Presserat eingereicht wegen einer Falschmeldung in einem Artikel von Evelyn Finger vom 28.10., wonach Papst Franziskus die „Homo-Ehe“ befürworte. Der fehlerhaft zitierte Filmausschnitt stammt aus einem Televisa-Interview von 2019, in dem der Papst von der Notwendigkeit einer „ley de convivencia civil“ sprach, unmittelbar nachdem er seine Zustimmung zur katholischen Lehre zur Homosexualität geäußert hatte. Die Äußerung des Papstes betrifft den zivilrechtlichen Bereich und nicht die Sexual- und Familienethik der Kirche. Die ZEIT selbst hatte am 21.10. richtig berichtet:

„Während der Papst schon in früheren Aussagen eine Duldung eingetragener Partnerschaftenfür Homosexuelle signalisierte, spricht er sich dieses Mal ausdrücklich für eine solche rechtliche Form der Partnerschaft aus. Eine gleichgeschlechtliche Ehe hingegen lehnt er weiterhin ab. Schon 2016 erklärte er: Die Ehe zwischen Mann und Frau müsse von anderen Verbindungen unterschieden werden.“ Ich erwarte von der ZEIT eine rasche und eindeutige Klarstellung. Der Fehler hätte schon längst berichtigt werden sollen. Umso unverständlicher ist es, dass die Facebookseite der ZEIT heute um 15:17 den Artikel mit der fehlerhaften Information postete. – Konrad Glosemeyer

 


 

 

Leserbrief zu „Die eigene Schröderwerdung“ von Francesco Giammarco

 

Keine Angst, das Ergebnis der Gleichung „Mann+Alter = Gerhard Schröder x Boris Becker“ kann vermieden werden: Sorgen Sie dafür, dass Sie in der mittleren Lebensphase, also zwischen nicht mehr jung und noch nicht alt, erwachsen werden! – Tatjana Dravenau

 


 

 

Leserbrief zu „Chicken Tikka Masala“ von Verena Lugert

 

Im sonst sehr interessanten Artikel befindet sich am Schluss leider eine Unkorrektheit. Die Behauptung zur Erfindung des Telefons ist nicht korrekt. Herr Bell bezog sich in seiner Weiterentwicklung des Telefons u.a. auch auf Herrn Reis. Siehe auch Link auf WIKIPEDIA. Vielleicht wäre auch eine INFO aus dem Reis-Museum hilfreich. Korrekt wäre im Artikel evtl. eher gewesen: „Telefon zur technischen Marktreife entwickelt“. Vielleicht könnte sich die Verfasserin des Artikels auch informieren bei den NOKIA-Bell-Labs in Stuttgart(ehemals Alcatel-Lucent/SEL,….) oder dem evtl noch dort angesiedelten Telekom-Museum oder direkt im P.J.Reis Haus. https://de.wikipedia.org/wiki/Erfindung_des_Telefons, Philipp-Reis-Haus und Hugenottenmuseum in Hessen. – Harald Kalmbach

 


 

 

Leserbrief zu „WORTSCHATZ. Fidibus“

 

Auf der letzten Seite der Ausgabe vom 29. Oktober schreibt Frau Reimann-Möller über Ihre Auslegung der Wortherkunft von „Fidibus“. Mir ist noch vom Religionsunterricht her in Erinnerung, dass die lateinisch gesprochenen Einsetzungsworte bei der Eucharistie ja früher schlichtweg nicht verstanden wurden. Leider habe ich eben vergeblich im Internet nach dem genauen lateinischen Wortlaut gesucht. Also nur grob aus meiner Erinnerung: Hoc est = dies ist. Von der Gemeinde wurde daraus „Hokuspokus“. Filius = Sohn. Von der Gemeinde wurde daraus „Fidibus“. Da das Ganze als Zauber empfunden wurde, wenn aus Brot und Wein Fleisch und Blut Christi werden sollte, hat man Zauberei allgemein als Hokuspokus bezeichnet. Am besten fragen Sie mal einen gestandenen Lateiner, einen Priester! – Claudia Sofia Sörensen

 


 

 

Leserbrief zu „Wut im Bauch“ von Olivia Kortas

 

In der Nr. 45 erscheint ein längerer sehr einseitiger Artikel über die Proteste in Polen, wobei die Auswüchse der Proteste doch reichlich knapp beschrieben werden. Auch das Berichten über Verbindungen von Kirche und Staat ist grob und allgemein geraten, was soll man damit anfangen? Ich denke, eine kritische und vor allem differenzierte Auseinandersetzung hiermit wäre notwendig, statt nochmal insgesamt überblickshaft darzustellen, was ständig gesagt wird, was der gerechte Feminismus und der Freiheitskämpfer und der Demokrat in Polen beklagen muss. Die Christen in Polen werden/wurden massiv eingeschüchtert, diese Seite sehen sie nicht und das halte ich für respektlos.

Zu den Vorfällen schreibt Kirche und Leben online am 28. Oktober: „Seit dem Urteil kommt es täglich zu Protesten vor Büros der Regierungspartei PiS, vor katholischen Kirchen und Bischofshäusern. Wegen Beschmierungen von Kirchengebäuden und Störungen von 22 Gottesdiensten nahm die Polizei laut Innenministerium seit Sonntag 76 Menschen fest. Aus Wut über die Unterstützung der Kirche für das fast völlige Abtreibungsverbot wurde auch ein Denkmal Johannes Pauls II. in einer Kleinstadt geschändet. Der katholische Primas Erzbischof Wojciech Polak bat: „Lasst uns keine Spaltungen verursachen, lasst uns nicht dazu beitragen, dass sie zunehmen.“ Er kritisierte, der Protest werde manchmal auf sehr gewalttätige und andere verletzende Weise zum Ausdruck gebracht.

Er rief dazu auf, keine Grenzen zu überschreiten, auch mit Blick auf „heilige Orte“ wie Gotteshäuser. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, ermunterte „alle zum Dialog über die Mittel, mit denen das Recht auf Leben und die Rechte von Frauen geschützt werden können“. Vulgäre Ausdrücke, Gewalt, Störungen von Gottesdiensten und Entweihungen seien in einer Demokratie nicht der richtige Weg. – Sebastian Schröer

 


 

 

Leserbrief zu „Wie gelingt eine Entschuldigung? Der akademische Rat“ von Hedwig Richter et al.

 

Drei akademische RatgeberInnen geben ein paar Hinweise, wie eine Entschuldigung gelingen kann. So weit, so gut, vielleicht auch hilfreich. Leider unterbleibt der elementare Hinweis, dass man sich nicht selbst entschuldigen, sondern nur um Entschuldigung bitten kann – nämlich das Gegenüber, dem man z.B. Unrecht getan hat. Dieser wichtige Aspekt geht beim Wort „Entschuldigung“ leider häufig verloren; anders als bei „um Verzeihung bitten“ – da ist klar, dass die Bitte an eine andere Person gerichtet wird..

Und jetzt kann die Sache kompliziert werden. Wenn man Herrn Tolans Beispiel der Plagiatsvorwürfe aufgreift, dann stellt sich die Frage, wer denn nun um Entschuldigung gebeten werden soll: Der Doktorvater/die Doktormutter, der/die betrogen wurde? Die eigene Familie, die mit Spott und Häme und den Konsequenzen des Betrugs leben musste? Die Gesellschaft, die einem vermeintlich seriösen Politiker vertraut hat? Dass man das im Alltag nicht so genau nimmt mit den Formulierungen (und wir reden jetzt nicht von einem – mit Verlaub – hingerotzten „Tschuldigung“), ist verzeihlich, aber nicht in einem Beitrag, der sich genau mit diesem Thema befasst. – Friederike Lehndorfer

 


 

 

Leserbriefe zu „Unter Taliban“ von Wolfgang Bauer im ZEIT Magazin

 

Ich habe erst mit Interesse und dann mit einigem Befremden die Reportage von Wolfgang Bauer über die Taliban gelesen. Dass er es schafft, in einem so langen Text zwar viel über sein eigenes Befinden während des Aufenthalts dort unterzubringen, aber gerade mal drei Absätze den wieder massiv in ihren Rechte. bedrohten Frauen und Mädchen widmet, ist – ehrlich gesagt – unfassbar. Ist ihm deren Unsichtbarkeit im öffentlichen Leben nicht aufgefallen? Denkt er, er muss nicht thematisieren? Frauen sind die Bevölkerungsgruppe, die früher und mit Sicherheit auch in Zukunft am meisten unter der Herrschaft der Taliban zu leiden hat, bzw. haben wird. Sie zahlen den Preis dafür, dass die Friedensverhandlungen weitgehend ohne weibliche Beteiligung stattfand. Es ist klar, dass der Autor vor Ort nicht mit Frauen sprechen konnte – ihre Abwesenheit und ihre Bedrohung hätte er allerdings durchaus thematisieren können. Er hat also einen Artikel über die Hälfte der afghanischen Bevölkerung geschrieben. Finde ich für die „Zeit“ echt zu wenig. – Silke Lambeck

 

Bitte übermitteln Sie Wolfgang Bauer und Andy Spyra meine Hochachtung und meinen Dank für die aufschlussreiche Recherche — und ihren Mut!! – Steffen Böttcher

 

Danke, dass sich ein „Blatt“ zu dem man Vertrauen hat, dem man Objektivität zutraut, des Themas angenommen hat. Bedauerlicherweise kann der im Ton vorwiegend positiv eingestellte Bericht am negativen Erscheinungsbild der Taliban nichts ändern; keine Chance, es ist eine terroristisch eingestellte Männerbande. Sie lässt – auch unter sich – der Hälfte der Bevölkerung, den Frauen, nur eine sehr untergeordnete Existenzberechtigung. Berichtet wird von einem frei gelassenen Taliban. Zitat: „Er war verhaftet worden als er eine 29-jährige Französin ermordet hatte. B. G., eine Mitarbeiterin des UN-Flüchtlingshilfswerks. Wir haben seine Rückkehr bis lange in die Nacht gefeiert.“ Ferner wird die „junge Elite“ hervorgehoben. Sie sei „technologisch der Moderne zugewandt“ und filme junge Selbstmordattentäter, bevor diese sich in Menschenmengen in die Luft sprengen… – Claus Richter-Haffelder

 


 

 

Leserbriefe zu „Verbesserungswürdig“ Bilder von Volker Hermes im ZEIT Magazin

 

Danke für die interessante Bilderstrecke über das Werk von Volker Hermes. „Bildnis einer Frau“ ist allerdings von Rembrandt VAN Rijn. – Sophie van Rijn

 

Verbesserungswürdig wäre, die Verbesserungen des Herrn Hermes an den Bildern der Alten Meister nicht zu veröffentlichen. Wirklich kraus die Idee und ein wenig irre. – Erwin Kruschke

 

           

 

 

Leserbrief zu „Da draußen“ von Ilka Piepgras im ZEIT Magazin

 

Im Gespräch mit der vielfach ausgezeichneten Publizistin Judith Schalansky werden die Schwierigkeiten des Schreibens heute über die Natur sichtbar gemacht. Pathos im Ton, Vereinfachung in der Sache, Vermenschlichung der Naturkräfte oder auch die mangelnde gelebte Nähe zu Wetter und Jahreszeiten lauern als Gefahren. Das aufzuzeigen, ist lobenswert. Aber mit dem „Abdriften ins Symbolische“ „ohne jemals rauszugehen“ (?) sind die Natur-Poeten des 19. Jahrhunderts nur ungenügend beschrieben. Als Deutschlehrer habe ich meinen Schülern diese Zeit stets differenzierter zu vermitteln gewusst.

Zum Abschied in den (Un-)Ruhestand habe ich mir das neue Werk des Germanisten Heinrich Detering über die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) von den Kollegen schenken lassen. Ihr im Münsterland und am Bodensee konkret gelebter (!) Zugang zu verschiedensten Bereichen der Natur sei von „ideosynkratischer Großartigkeit“ geprägt, schreibt Detering. Ihre charakteristische „Überempfindlichkeit“ als Mensch inmitten einer auch ächzenden Schöpfung hat sie „sprachmächtig“ werden lassen. Erst heute können wir anfangen, ihre Gedichte und Erzählungen nicht nur metaporisch zu verstehen. – Franz-Josef Reismann

 


 

 

Leserbrief zu „Über gemeinsame Erlebnisse mit dem Vater und das allmähliche Erlernen des Älterwerdens“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Vorab: Ich schätze Ihre Beiträge im ZEIT Magazin sehr. Im veröffentlichen Text des gestern erschienenen Magazins überlegen Sie unter anderem, dass doch bitte auch an den Universitäten gelehrt werden solle, inwiefern das Alter als gewaltvolle Zuschreibung mit ausgrenzender Systematik benutzt werde (oder so ähnlich – weil ich nach der Lektüre gestern morgen unterwegs bin, die abonnierte ZEIT zu Hause liegt und ich kein Abo der elektronischen Ausgabe habe, kann ich Sie nun nicht zitieren und muss, möglicherweise etwas falsch, Ihre Überlegung aus der Erinnerung abrufen).

Aber wir können uns freuen: Dieses geschieht! Alter als konstruierte Differenzkategorie wird gelehrt! 2019 habe ich im Rahmen meiner Abschlussarbeit meines Studiums der Medienkulturwissenschaften an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf zum Altern als Codierung von Alterität geforscht und inwiefern das Alter als Merkmal des Mangels oder Abscheus konstruiert werde. Und die Hinwendung zu diesem Thema wurde – außer durch mein eigenes Eingebunden-Sein als Studentin mit Mitte 40 – natürlich in den vorangegangenen Semestern in zahlreichen Seminaren, Projekten, Gesprächen angelegt. Es gibt haufenweise Literatur dazu. Ich empfehle Ihnen (und allen anderen) hierzu als Einstieg einen Text von Hanna Hacker: „Sick sad mad crip queer: Für ein feministisches Begehren der Senilität.“ blog feministische studien. Hg. Birgit Riegraf. Universität Paderborn, 19. Februar 2016. https://blog.feministische- studien.de/author/hanna-hacker/.

Man könnte einwenden, dass sich die Hinweise, die hier untrennbar verbunden sind mit der Geschichte von Frauen als zu den Anderen des weißen, europäischen, gesunden Mannes Gemachten gerade nicht auf Männer übertragen lassen. Ja, da muss ich jetzt auch erstmal weiter darüber nachdenken. Und dass ich dieses Bewusstsein und diese Diskussionen in einem fest umrissenen Studienkreis entwickelt habe, in dem es eine Art agreement dazu gab. Dem kann ich nicht viel entgegensetzen, und leider blieb es auch oft dort.

Ich bemühe mich aber, das Bewusstsein für diese Dynamik nach außen zu tragen, es nicht nur am Familien-Abendbrottisch aufzuwerfen, sondern auch Einwürfe zu machen, wann immer ich in der Konversation mit anderen Menschen diese Konstruktion bestätigt sehe. Und: Diese Blogs, diese Texte existieren. Ich hatte sie früher auch nicht gefunden, aber wenn man sich einmal damit beschäftigt, geht eine ganze Welt mit vielen anderen Menschen auf :) So, wie Sie die am Ende kurzzeitig als alterlos empfundene Begegnung zwischen Ihnen und Ihrem Vater beschreiben, kann es dann immer öfter sein. – Katja Stüben

 


 

 

Leserbrief zum Wochenmarkt „HUHN ZUM WARMWERDEN“ von Margit Stoffels im ZEIT Magazin

 

Also „Hühnereintopf mit Granatapfelkernen „ein tolles Rezept.Aber Granatapfelkerne gibt es „beim Türken um die Ecke“-wie schon eine ihrer Kolleginnen in einem ähnlichen Rezept bemerkte-und so auch in Fürth /Bayern und denke auch in ?Berlin ? – Eva Leitermeier

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Ganz gern allein? Das sollte für Herrn Prüfers 20-Jährige kein Problem sein. Auch seine anderen Töchter werden wohl allein bleiben wollen oder müssen. Denn was Herrn Prüfers Töchter so daherplaudern und er uns so mitteilt,wer will da Schwiegersohn sein? – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Generation Umbruch“ von Oskar Piegsa in der Beilage ZEIT Hamburg

 

Das beste Jahr unseres Lebens Ich sitze auf der Couch und schaue mir die Nachrichten an, wie so oft in letzter Zeit. Söder hält eine Pressekonferenz, blickt ernst in die Kamera und betont wie so oft: In dieser Krise gehe es darum, die Vernünftigen vor den Unvernünftigen zu schützen. Und ich finde es schrecklich, dass ich mich bei seinen Worten schuldig fühle – denn in seinen Augen bin ich eine Unvernünftige. Dabei möchte ich doch einfach nur meine Freunde treffen und neue Leute kennenlernen. Das hat sich schon in den letzten Wochen als schwierig erwiesen, da möchte ich mir gar nicht ausmalen, wie das erst im „Lockdown Light November“ werden soll.

Ich bin 18 Jahre, habe dieses Jahr das Corona-Abitur gemacht, und fange jetzt zum Wintersemester mein Bachelorstudium an. Ich bin alleine in eine fremde Stadt gezogen und habe gehofft, dass…, ja, was habe ich eigentlich gehofft? Am zweiten November ist der offizielle Studienstart in Bayern – pünktlich zum zweiten Lockdown. Das Semester wird zum größten Teil online stattfinden, meine Kommilitonen sehe ich vielleicht ab und zu über ZOOM oder, ganz vielleicht, mit Maske und eineinhalb Metern Abstand in einem Hörsaal in der Uni. Ich weiß, dass viele der Meinung sind, dass man ja so auch Kontakt zu seinen neuen Studienkollegen habe – und das stimmt auch. Aber es ist etwas anderes, sich frei und gelöst auf dem Campusgelände zu treffen, zusammen in der Mensa zu essen und gemeinsam nach Hause zu fahren, als sich über ZOOM zu sehen, wo es vielen unangenehm ist, ihre Kamera anzuschalten, weswegen die meisten meiner Kommilitonen für mich ein schwarzer Bildschirm mit einem Namen darauf bleiben.

Ich hatte das Glück, wenigstens bei einem der Vorkurse an der Präsenzveranstaltung teilzunehmen und immerhin habe ich schon einige Leute ein bisschen besser kennengelernt. Die meisten werde ich jedoch nicht wiedererkennen, wie auch? Ich habe nur ihr Gesicht, verborgen hinter einer Maske, gesehen – somit sind die wichtigsten Merkmale, die ein Gesicht definieren, wie die Gesichtsform und die Mund- Nasenpartie verdeckt. An dieser Stelle möchte ich nicht falsch verstanden werden: Ich finde es sehr sinnvoll, eine Maske zu tragen und ich setzte sie auch gerne in der Bahn, in Geschäften und an Orten mit vielen Menschen auf. Allerdings bleibt eine Maske eine Maske und der Mensch dahinter zu einem großen Teil anonym. An einem Tag des Vorkurses haben wir beschlossen, uns danach zu treffen.

Zu dem Zeitpunkt war die Corona-Ampel in meiner Stadt schon rot, aber wir haben uns trotzdem in einem Park zusammen auf einer Wiese hingesetzt. Unter anderen Umständen hätten wir Grüppchen gebildet, herumgealbert und unser Leben so genossen, wie es junge Erwachsene auch tun sollten. Bei unserem Treffen haben wir teilweise eine Maske getragen, uns in einen großen Kreis mit möglichst viel Abstand gesetzt und uns so ein bisschen „beschnuppert“. Uns war allen bewusst, dass das, was wir hier tun, verboten ist. Das hat die eigentlich lockere Atmosphäre getrübt, weswegen unser Treffen auch schon vor fünf Uhr aufgelöst wurde, aus Angst vor der Polizei – und auch aus Angst, verpetzt zu werden, denn die Menschen, die an unserer Wiese im Park vorbeigingen, haben uns unfreundliche Blicke zugeworfen, unseren Kreis länger als nötig angestarrt – einmal wurden wir sogar fotografiert. Ich weiß, unser Ministerpräsident hätte dieses Treffen nicht gutgeheißen – vernünftige Menschen hätten so etwas nicht gemacht.

Aber ich persönlich bin lieber unvernünftig als einsam und alleine in einer fremden Stadt. Und obwohl Unvernünftigkeit eigentlich nicht meine Art ist, fällt es mir schwer, meine Kontakte so sehr einzuschränken, wie es die Regierung von uns erwartet. Ich möchte nicht einsam vor meinem Laptop sitzen und mir die Vorlesungen online anschauen, in der Mittagspause alleine schnell etwas essen, und abends alleine die Vorlesungen nachbereiten. Ich weiß, dass ich wie eine trotzige Teenagerin klinge, denn ich habe nichts zu beklagen: Ich bin gesund, ich habe das Privileg, studieren zu dürfen, ich habe eine liebende Familie – im Vergleich zu vielen anderen Menschen geht es mir unglaublich gut. Trotzdem bin ich traurig und fühle mich hilflos und teilweise auch wütend, denn von meinem Studentenleben habe mir viel erwartet.

Da ich schon immer eine recht gute Schülerin war und mir das Lernen Spaß machte, stand für mich schon seit Jahren fest, dass ich nach dem Abitur studieren möchte. Ich habe viele Bücher gelesen, bei denen es ums Studentenleben ging; Bekannte erzählten mir von den legendären Partys und meinten, dass Studium sei die beste Zeit ihres Lebens gewesen und sie hätten Freunde fürs Leben gefunden. Auch meine Eltern plauderten manchmal mit mir über das, was sie als junge Erwachsene so erlebt haben und versprachen mir immer: „Warte ab, bis du erst 18, 19, 20 bist – da geht das Leben erst richtig los, das war die beste Zeit unseres Lebens.“

Jetzt, da ich 18 bin, habe ich aber keineswegs das Gefühl, dass ich mitten in der besten Zeit meines Lebens bin. Letztes Jahr war ich oft am Wochenende mit meinen Freunden unterwegs, gemeinsam haben wir Dinge erlebt, an die ich mich mein Leben lang erinnern werde – doch seit Fasching dieses Jahr haben wir am Wochenende nichts mehr gemeinsam unternommen. Nach dem Abitur habe ich auch mit vielen Freundinnen Kontakt verloren, weil es durch die ganzen Beschränkungen nicht möglich war, abends in einen Club oder eine Bar zu gehen. Natürlich bleiben wir über die sozialen Netzwerke wie WhatsApp, Instagram und Co teilweise in Kontakt, aber jeder weiß, dass das Hin- und Herschicken von Textnachrichten auf keinen Fall ein echtes Treffen ersetzt.

Jetzt wird es im November für soziale Kontakte nochmal schwieriger werden, weil alle Restaurants geschlossen haben. Sich schnell auf einen Kaffee treffen oder abends etwas trinken zu gehen ist unmöglich geworden. Ich finde das persönlich sehr schade, denn genau das macht man doch als junger Erwachsener mit seinen Freunden und vor allem auch mit Menschen, die man erst kürzlich kennengelernt hat. Und da ist er wieder, dieser Zwiespalt. Bin ich egoistisch, weil ich mich weiterhin mit meinen Freunden treffen und mein Leben so gut wie es geht genießen möchte, was aber auch bedeutet, dass ich meine Großeltern, meine Eltern und andere Menschen dadurch gefährde?

Ja, das bin ich. Und gleichzeitig finde ich es unerträglich, zuhause zu sitzen und die „beste Zeit meines Lebens“ einfach so verstreichen zu lassen. Macht mich das zu einem schlechten Menschen? Ich finde es immer noch unglaublich, dass ich mich plötzlich wegen Dingen schlecht fühlen muss, die einst so selbstverständlich waren. Manchmal frage ich mich, ob die Regierung weiß, was sie da anrichtet. Vor allem jüngere Kinder und Teenager leiden unter der Krise, während sie im öffentlichen Raum als die Übeltäter beziehungsweise Verursacher der misslichen Lage dargestellt werden. Meine 14-Jährige Schwester ist dafür das beste Beispiel: Als Berchtesgadenerin wurde sie vom Unterricht ausgeschlossen, weil sie eine Schule im angrenzenden Landkreis Traunstein besucht. Nur zu den Prüfungen durfte sie in die Schule kommen.

Dort wurde sie von ihren Mitschülern gemieden und wie eine Aussätzige behandelt – am Telefon erzählte sie mir, dass sie sich gefühlt habe, als wäre sie eine Jüdin damals im zweiten Weltkrieg. Genau das ist es nämlich, was die Coronakrise mit uns macht: Wir verlieren das Vertrauen in unsere Mitmenschen, wir meiden sie, verurteilen sie, grenzen sie aus und denunzieren sie. Diese Entwicklung finde ich entsetzend, denn das 21. Jahrhundert stand doch für den sozialen Fortschritt, die Inklusion und eine Gemeinschaft ohne Diskriminierung – doch anstatt diese Werte umzusetzen, gehen wir als Gesellschaft kontinuierlich rückwärts. Unter solchen Bedingungen ein Studium zu beginnen, ist natürlich suboptimal. Die legendären Semesterpartys werden durch Discord-Spieleabende ersetzt – Präsenzunterricht ist nur sehr eingeschränkt möglich und jetzt ist alles, was (jungen) Erwachsenen, Teenagern und Kindern Spaß macht, für mindestens einen Monat geschlossen. Vor allem die Regelung, dass sich nur zwei Haushalte treffen dürfen, ist für Studierende problematisch: Da die meisten, so wie ich, alleine wohnen, bedeutet diese Maßnahme, dass man sich nur mit einer weiteren Person treffen darf – immerhin besser als gar kein Kontakt.

Und trotzdem muss ich mich weiterhin schuldig fühlen, wenn ich mich mit jemandem treffe. Oft habe ich das Gefühl, dass die Regierung so viel an die Rettung der Wirtschaft denkt, dass die Gefühle von Kindern und Jugendlichen völlig untergehen. Es wurde sich beispielsweise zu wenig um Hygienemaßnahmen an Schulen gekümmert und viele Universitäten stehen immer noch ohne wirklich gute Alternativen zu den Onlinevorlesungen da. Wenn diesbezüglich auf Konzepte anstatt von Verboten gesetzt werden würde, müsste man nicht auf private Feiern ausweichen, die sich ja oft als Superspreaderevents erwiesen haben. Das ist es auch, was ich mir für die Zukunft wünsche: Einen Weg zu finden, der die Risikogruppen schützt, die Ausbreitung des Virus eindämmt – der aber auch für die junge Generation nicht die völlige Einschränkung bedeutet. – Tamara Müller