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21. Januar 2021 – Ausgabe 4

 

Leserbriefe zu „Eine Frage der Endung“ von Eugen Ruge

 

Ich finde es wichtig, dass die Diskussion über Gendern nicht zu linguistischer Rechthaberei verkommt, sondern betont wird, dass es eigentlich um den Umgang mit Menschen und soziale Ungerechtigkeit geht. Dennoch kann ich als ausgebildete Germanistin diesen Artikel nicht unkommentiert lassen, denn Herr Ruge behauptet Dinge, die aus sprachwissenschaftlichter Sicht so einfach nicht stehen bleiben können.

Es ist richtig, dass es in der deutschen Sprache generell kein natürliches Geschlecht, sondern ein grammatisches Geschlecht gibt. Jedoch lässt der Autor völlig unerwähnt, dass das Genus bei ganz vielen Personenbezeichnungen eben doch das tatsächliche Geschlecht repräsentiert. Es ist doch gerade der Kern des Problems, dass hinter diesen Wörtern, im Gegensatz zu vielen anderen Wörtern, fühlende Menschen stehen, die sich durch einen Sprachgebrauch, in dem sie nicht mitgemeint sind, verletzt fühlen. Die Feststellung Herrn Ruges, dass das grammatische Geschlecht nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun hat, ist also bei diesen Wörtern schlichtweg falsch.

Aus diesem Grund entbehrt ein Vergleich von Begriffen wie „Leiche“ oder „Mond“ mit Personenbezeichnungen wie „Chef“ oder „Frau“ jeglicher Grundlage, da hier zwei verschiedene Kategorien vermischt werden, die man jedoch unbedingt differenziert betrachten muss. Dass die Wortendung das Genus bestimmt, ist nebenbei bemerkt sowieso nur für eine Minderheit der deutschen Nomen der Fall und damit eine sehr begrenzt richtige Aussage. Viel wichtiger ist jedoch, dass diese Argumentation für Menschen, die sich durch Sprache diskriminiert fühlen, ein Schlag ins Gesicht ist, da der Autor dadurch deren Lebenswirklichkeit ignoriert. Man kann der Praxis des Genderns vieles entgegensetzen, aber eine ausschließlich auf grammatische Logik basierende Argumentation gehört nicht dazu.

Ich nehme es zudem nicht so wahr, dass die Genderbefürworter durch Sprache die Welt verbessern wollen. Es ist der Versuch, einer Veränderung in der Welt Rechnung zu tragen. Das ist ein großer Unterschied. Herr Ruge scheint hier das grundlegende Wissen zu Sprachwandel abzugehen. Der Duden hat nicht „beschlossen“, das generische Maskulinum abzuschaffen. Sprachwandel funktioniert nicht durch Beschlüsse „von oben“, sondern überwiegend durch eine Anerkennung des Sprachgebrauchs der Mehrheit. Sprache verändert sich, weil sich die Welt verändert. Der Duden erkennt hier also eine Veränderung an, die sich seit Jahren in Medien, Behörden, Universitäten, gelegentlich sogar in der Tagesschau beobachten lässt.

Es ist außerdem inzwischen sprachwissenschaftlicher Konsens, dass das generische Maskulinum eine grammatische Fiktion ist. Es gibt unzählige soziolinguistische Studien, die beweisen, dass es trotz einer logischen Unabhängigkeit von Wörtern im generischen Maskulinum diese Unabhängigkeit empirisch eben nicht gibt, also bei Wörtern wie „Lehrerschaft“ oder „Ärzte“ überwiegend an Männer gedacht wird. Und umgekehrt wurde gezeigt, dass eine gendergerechte Ausdrucksweise die Wahrnehmung verändern kann und sich dadurch geschlechtstypische Normen untergraben lassen. Letztlich zeigt Herrn Ruges Artikel beispielhaft ein Phänomen, das aus anderen emotional geführten Debatten wie dem Klimawandel oder Rassismus bekannt ist: jeder hat eine Meinung dazu, ganz besonders diejenigen, die weder Experten noch davon betroffen sind. – Anna-Fee Schuller

 

Vielen Dank für den grandiosen Artikel zum Thema Gendersprache! Sie bringen die Sache auf den Punkt: Sprache ist keine Moralanstalt. Noch dazu tut man der Sprache Gewalt an, wenn man inmitten von Wörtern Sternchen, Doppelpunkte und Unterstriche einfügt. Man darf sich als mündiger Bürger die Frage stellen, ob man diese Art der Sprachverhunzung noch länger über sich ergehen lassen möchte, oder ob es nicht an der Zeit ist, sich der (in meinen Augen übergriffigen) sprachlichen Gängelung zu widersetzen. Ich für meinen Teil habe mich just dazu entschieden. – Stefan Martin

 

Das Gendern personenbezogener Begriffe schafft unter dem Anspruch von Emanzipation und Gleichheit neue Diskriminierung und Ausgrenzung. Seien wir doch froh, dass das Wort „Bürger“ ein einigendes Band der Zusammengehörigkeit um Frauen, Männer und alle weiteren Geschlechtsidentitäten einer bestimmten Gemeinschaft schlingt. Genauso, wie der Begriff „Mensch“ die Gesamtheit aller Lebenden umfasst (oder will man den auch gendern?).

Ich finde es alles andere als empathisch, die zahlreichen Geschlechteridentitäten neben „weiblich“ und „männlich“ in ein erbärmliches Fußnotensternchen ohne Erläuterung zu verbannen oder mit einem gutturalen Gurgeln abzuspeisen. Die Bezeichnung „generisches Maskulinum“ – sicherlich ein rotes Tuch für Feministinnen – sollte freilich durch einen anderen Begriff ersetzt werden, der die umfassende Bedeutung zum Ausdruck bringt. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Man kann sich meine Freude und Erleichterung nach der Lektüre dieses Artikels kaum vorstellen – nicht etwa, weil ich gegen eine Anerkennung der Gleichrangigkeit der Geschlechter wäre: Davon war ich schon sehr früh in meinem langen Leben überzeugt. Die Erleichterung, die mir dieser Artikel gebracht hat, rührt daher, dass sich hier mal jemand mit großer Kompetenz gegen die entsetzliche Verhunzung unserer schönen deutschen Sprache wendet. Muss ich mir wirklich die ernsthaft verwendete Formulierung „die Gästin“ anhören, wenn in einer bekannten Fernsehsendung ein weiblicher Gast angekündigt wird? So geschehen vor wenigen Tagen im ZDF! – Karl H. Kirch

 

Mannoman, da bin ich aber beinahe sprachlos. Ihren Ausführung zur geschichtlichen und grammatikalischen Erklärung der Sprache bin ich gerne gefolgt. Wie Sie es aber schaffen das Thema Gendern auf Umwegen mit Krieg, Hunger, standrechtlichen Erschießungen, Säuberungskampagnen, Bolschewismus, DDR-Diktatur und zu guter Letzt der AFD in irgendeinen Kontext zu bringen, ärgert mich.

Auch die Säufer und Spitzel sowie die Ermordung der Juden und der Genozid von Armen müssen für Ihre seltsame Beweisführung herhalten. Das hätten Sie doch auch positiver besetzen können, z.B. Sonne, Mond und Sterne. So fühle ich mich schlecht während des morgentlichen Lesens und eine unterschwellige Drohung bricht sich Bahn: „Aha, das * wird die Menschen bezwingen und die staatliche Ordnung und Demokratie gefährden, wir werden uns gegenseitig umbringen…“ Das will ja keiner! Also Schluß damit!

Sie kritisieren die Duden-Redaktion für die Abschaffung des generischen Maskulinums und verweisen auf die Tatsache, dass der Duden Sprache abbilden und nicht erfinden soll. Von Erfindung kann keine Rede sein. Es können Ihnen doch nicht die vielen Menschen und damit verbundenen jahrzehntelangen Medienberichte entgangen sein, die Gleichstellung in jeder Form fordern. Bislang war ich ambivalent zu diesem Thema und arbeite noch an einer Meinung. Wie wäre es einen Blick auf die englische Sprache zu wagen? Wir adaptieren das the und vieles wird einfacher. Mannoman ist im Duden übrigens noch nicht bearbeitet, daher benutze ich es genderneutral. – Tanja Konermann

 

Bei der Lektüre des Artikels jagt es einem Schauer über den Rücken- denn der Autor schafft es, die ungeheuerliche Entwicklung, die sich in besagtem Feld über und unter uns vollzieht, zu beschreiben, zu sezieren, zu entlarven, ohne dafür laut und aggressiv und hysterisch zu werden- es genügen die Fakten, und die gezogenen Parallelen zur DDR machen jeden denkenden Zeitgenossen mindestens nachdenklich, sollte man meinen!

Vermutlich ist Herr Ruge noch einer der wenigen, die den Mut haben, das so anzusprechen, sich damit selbst schon in ein Abseits zu stellen, denn heute heißt es offensichtlich im Strom mitzuschwimmen, wie man am Gendergestottere selbst der Nachrichtensprecher beim ZdF schon beobachten kann. Danke für das kleine Hoffnungszeichen dieses Artikels, auch wenn es die Tendenz nicht wird umkehren können, davon gehe ich leider aus. – Karl-Heinz Grau

 

Herrn Ruge kann ich nur aus vollem Herzen zustimmen, wenn er sich gegen die Regelung der Sprache durch Ministerien und Aufsichtsbehörden wendet. Die Dudenredaktion soll sich gefälligst um korrekte Rechtschreibung und Grammatik kümmern und vom Gendern die Finger lassen. Das Gendersternchen und andere Mätzchen haben nicht dafür gesorgt, dass Mütter in der Coronakrise nicht die Hauptlast der Kinderbetreuung tragen.

Auch Lohngerechtigkeit und mehr Aufsichtsratsposten für Frauen werden durch politische Handlungen und nicht durch Schriftweisen und Sprachregelungen erreicht. Der von mir sonst sehr geschätzte Claus Kleber hat jetzt auch schon mit dem unsäglichen Gendersternchenstottern begonnen. Damit ich nicht falsch verstanden werde: im Herbst werde ich nur Partei(en) wählen, die die volle Parität zwischen Frau und Mann bei der Besetzung von Mandaten praktizieren. – Klaus Philipp

 

Herzlichen Dank für Ihren Beitrag „Eine Frage der Endung“ in der „ZEIT“ vom 21. Januar 2021! Endlich ein Stimme der Vernunft gegen den die Sprache verhunzenden Gender-Zwang, dem sich ansonsten, leider, auch DIE ZEIT unterworfen hat. Möge Ihre Argumentation viele zum Nach-DENKEN veranlassen und dazu, sich diesem Zwang zu widersetzen. – Vera Hauschild

 

Gerne beantworte ich die eingangs von Herrn Ruge gestellte Frage («Aber müssen wir wirklich die Sprache verändern, damit das Leben besser wird?») mit einem klaren Ja. Ich kenne Herrn Ruge nicht, stelle ihn mir aber als älteren weissen Herrn vor, der die von ihm empfundene Unbequemlichkeit der gendergerechten Sprache nicht akzeptieren möchte (einige Gegner der gendergerechten Sprache – sie sind meist männlich – betiteln Befürwortende als «selbst ernannte Sprachpolizisten», Herr Ruge spricht von der Nähe zur DDR). Bis jetzt habe ich noch keine junge Frau gehört, die sich offen gegen gendergerechte Sprache gestellt hätte. Warum ist das wohl so?

Herr Ruge argumentiert, dass das biologische Geschlecht, dass man sich unter einem Begriff vorstellt, nichts mit dem grammatischen zu tun habe. Das ist leider falsch. Studien haben erwiesen, dass z.B. bei der Aussage «Es werden Chefs gesucht» die meisten Personen an Männer denken, Frauen fühlen sich nicht angesprochen. Auch Kinder trauen sich einen typisch männlichen Beruf eher zu, wenn er auch in der weiblichen Form dargestellt wird (z.B. Strassenbauerin).

In der Schweiz benutzen wir gendergerechte Sprache seit über 20 Jahren, niemand ist heutzutage noch irritiert darüber. Die Argumente, die in der deutschen Debatte in Bezug auf gendergerechte Sprache ins Feld geführt werden, haben wir hier seit Jahrzehnten nicht mehr gehört. Bei uns ist man irritiert, wenn z.B. von «Lesern» die Rede ist: Sind da Frauen und nicht binäre Personen mitgemeint? Schön, wandelt sich die Sprache – in diesem Punkt stimme ich Herrn Ruge zu – und bildet so die Entwicklung der Gesellschaft ab. Noch schöner, dass auch in Deutschland die längst überfällige Debatte der gendergerechten Sprache geführt wird. – Lena Gregoris

 

Der Artikel beschreibt sehr schön das Problem des Genderns der Sprache und warum es keine einfache Lösung geben kann. Ich glaube, das Problem löst sich von selbst. Sprache dient ja hauptsächlich der Kommunikation, und immer wenn die „amtliche“ Sprache zu umständlich wird, ersetzt die Umgangssprache die Begriffe durch einfachere, mein Lieblingsbeispiel: der Auszubildende ersetzte den Lehrling, weil er aber schlecht auszusprechen ist, sagt jeder Azubi. – Peter Pielmeier

 

Ja. Herr Ruge, Sie sprechen mir, bekennende Feministin, aus der Seele. Politisch korrekte Endungen sind kein Garant für Gendergerechtigkeit. Im Gegenteil, die dialektische Erfahrung lehrt: je enger oben der Kragen, umso bestialischer geht es „untenrum“ zu. Nie wurden Mädchen und Frauen im Internet und auf der Straße dermaßen sexistisch gemobbt, verfolgt, drangsaliert wie heute; mit Wörtern, die größtenteils in der neuen Dudin nicht vorkommen. Nie gab es mehr organisierte Pädokriminalität als heute; das Foltern, Vergewaltigen, Verkaufen, ja das Gebären eigener Sexsklaven ist – wie heißt es so schön – in der Mitte unserer aufgeklärten Gesellschaft angekommen.

Wo bleibt der mediale Aufschrei gegen diese flächendeckende Brutalisierung, der mit grammatischen Finessen nicht beizukommen ist. Ich selbst habe als junge Autorin in den achtziger Jahren für einen reflek- tierteren Umgang mit der Sprache im Patriarchat gekämpft und weibliche Endungen in meinen Texten verwendet, allerdings spielerisch, kreativ, nicht mit der saisonal geschliffenen Sprach-Guillotine. „Reinheits- und Säuberungs- kampagnen“ aller Art waren in Deutschland schon immer beliebt. Wir wissen, was sich dahinter verbarg.

Mir gruselt vor Kritiker*innen, die sich bei der Lektüre eines neuen Werkes nicht der ästhetischen Dimension widmen, sondern den Text zunächst nach unerlaubten Wörtern absuchen, die irgend- eine gesellschaftliche Gruppe beleidigen könnten. Mit Verlaub, 99% der Weltliteratur ist zutiefst frauenfeindlich. Ich habe „Lolita“ oder „Montauk“ dennoch gerne gelesen; mir all der Ambivalenzen bewußt, die unser Leben so unfaßbar abgründig machen. Wollen wir wirklich Shakespeare, Proust oder Lindgren im Sinne einer mit dem Zeitgeist wechselnden Identitätspolitik, eines „dekolonialisierten“ Agit-Prop, umschreiben? Das ist nicht nur Geschichtsvergessenheit, das ist das Ende der Kunst. – Barbara Maria Kloos

 

Es ist vielleicht ganz interessant zu erfahren, welches Geschlecht eine Person hat. Darüber hinaus wäre aber auch die Information über ihre Intelligenz ein wissenswertes Detail. Daher fordere ich eine zusätzliche Endung für einen IQ unter Hundert „<“ und „>“ für über Hundert. – M. Neuser

 

Bravo und Danke für Ihren Artikel. Endlich hat sich jemand gefunden, der sich mit diesem Genderwahnsinn sachlich auseinander gesetzt hat. Sie haben mir aus dem Herzen gesprochen. Außerdem werde ich in Diskussionen bestimmt Ihre Argumente verwenden können. P.S. Ein im Westen sozialisierter Mensch hätte diese klare Haltung nicht einnehmen können! – Jürgen Lungwitz

 

Ich freue mich gerade über die Gnade der frühen Geburt, denn als ehemalige Kommunikationstrainerin und Paartherapeutin, würde ich wahrlich nicht mehr in diese Welt passen. Ich käme nicht mehr an den mächtigen Tugendbeauftragten vorbei, die zukünftig über Jobs und Karrieren entscheiden. Leistung, werden die Tugendbeauftragten sagen, Leistung wurde früher überwertet. Heute stellen wir nach Haltung ein. Die politisch richtige Sprache zählt, nicht die Sprache, die sich langsam entwickelt und von Menschen wie selbstverständlich akzeptiert wird. Aber ich bin schon derart jenseits von Gut und Böse, dass ich noch nicht einmal kapiert habe, wie ich denn nun jemanden aus der Stadtverwaltung Hannover anzureden habe. Anstatt „Sehr geehrte Damen und Herren“ zukünftig …??? – Bruny Fritz

 

Gedanken zum Gendern Durch das zwanghafte Gendern – ob mit Sternchen, Großbuchstaben oder Schrägstrich – sind die Deutschen beim Aussprechen zu einem Volk von Stotterern geworden. Oder sollte ich sagen Stotter*innenern ? Die BVG in Berlin wirbt auf ihren Bussen „Wir suchen Fahrer * innen“. Jedes Mal wenn ich hinter so einem Bus hinterher fahre, lese ich gedanklich „Wir suchen Fahrer innen und außen“. Klingt doch viel besser als das ewige Gestotter. Wie wäre denn das, liebe Politiker innen und außen ? Und wenn schon Gendern, dann doch bitte konsequent. Dann darf man auch nicht mehr von Bäckerei, Fleischerei, Gärtnerei, Druckerei und so weiter sprechen, sondern von Bäcker*innenei, Fleischer*innenei, Gärtner*innenei, Drucker*innenei und so weiter.

Ganz schlimm ist es mit der Anrede: Herr Soundso, aber Frau Soundso. Da ist ja jede Bedürfnisanstalt fortschrittlicher. Da heißt es entweder „Damen und Herren“ oder Frauen und Männer“. Ich werde also dann Briefe an weibliche Personen ab sofort an „Dame Soundso“ senden. Ist sie nicht wunderbar, unsere Sprachdiktatur ? Ach so, um es nicht zu vergessen: Ich bin absolut für die völlige Gleichberechtigung von Mann und Frau – und da ist wirklich noch viel zu tun. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man das erreicht, indem man Sexus mit Genus verwechselt. – Reinhard Eschenhagen

 

Die Auswahl des Begriffs „Führungskraft“ als Beispiel dafür, dass sich darunter niemand eine Frau vorstelle, lässt schon am Anfang der Lektüre die genderkritische Tendenz des Beitrag erkennen. Hätte der Autor ein anderes Beispiel gewählt wie etwa „Lehrkraft“, stünden wie selbstverständlich Lehrerinnen und Lehrer vor dem geistigen Auge. Auch wenn ich die Meinung des Autors nicht teile und die sprachliche Sichtbarkeit von Frauen bzw. deren Nichtdiskriminierung im Sinne von gendergerechter Sprache für wichtig erachte, war der Beitrag gleichwohl lesenswert. – Elke Diehl

 

Wo bleiben eigentlich die Linguisten? Was haben Sprachwissenschaftler und Sprachwissenschaftlerinnen zur Gendersprache zu sagen? Was entgegnen sie den Argumenten, die Eugen Ruge in seinem Artikel ausführt? Ich wünsche mir, dass die Diskussion weiter geführt wird! Zu einem Argument Ruges möchte ich etwas ergänzen: Ruge führt aus, dass sich Bedeutungen im Verlauf der historischen Entwicklung verändern. Damit verweist er auf eine entscheidende Fehlannahme der Befürworter der Gendersprache, nämlich die, dass es eine feste Verbindung zwischen einem Wort und einer Bedeutung gibt. Wenn das so wäre, müsste man Sprache nicht interpretieren.

Aber wer sich mit Sprachwissenschaft beschäftigt hat, kennt den Wittgenstein-Satz: „Die Bedeutung der Sprache ist ihr Gebrauch“, anders ausgedrückt: Die Bedeutung wird erst durch den Kontext festgelegt, den historischen – den Ruge anspricht – und den situativen. Das heißt, es kommt darauf an, wer, an welchem Ort, zu welcher Zeit, zu wem, mit welcher Intention spricht. Ein Beispiel: Wenn an einer Schule die Mitteilung erfolgt, dass sich beim Feueralarm Schüler und Lehrer auf dem Schulhof vor der Turnhalle einzufinden haben, dann kommt niemand auf die Idee, dass nur die männlichen Schüler und Lehrer gemeint sind und alle weiblichen Personen im brennenden Haus bleiben sollen. In diesem Kontext geht es gar nicht um das Geschlecht der Personen, sondern um ihre Funktion oder ihre Rolle.

Deshalb ist es durchaus sinnvoll, auf die Kennzeichnung des Geschlechts zu verzichten. So lässt sich auch erklären, warum Frauen früher im Westen – und länger noch im Osten die männliche Form nannten, wenn sie nach ihrem Beruf gefragt wurden. Das heißt, selbst bei Berufsbezeichnungen ist es nicht immer so, dass nur die Männer gemeint sind, es ist auch nicht so, dass die Frauen mit gemeint sind, sondern manchmal geht es gar nicht um das Geschlecht, sondern um das gemeinsame Merkmal, in diesem Fall die gleiche Berufstätigkeit.Sprache ist eben mehrdeutig. Das gleiche Wort kann in unterschiedlichen Kontexten unterschiedliche Bedeutungen haben. Die paradoxen Folgen einer Sprachregelung, die auf der generellen Hervorhebung des Geschlechts besteht, deutet auch Ruge an: Sie verhilft der Geschlechtszugehörigkeit zu mehr Wichtigkeit als sie bislang hatte.

Das kann doch nicht das Ziel eines emanzipatorischen Sprachgebrauchs sein! Aber man kann den Eindruck gewinnen, dass es darum auch gar nicht geht, sondern vielmehr darum, zu zeigen, dass man auf der richtigen Seite steht. Wenn das stimmt, dann ist das Gendern ein Teil dessen, was man heute Identitätspolitik nennt und damit ein Instrument zur weiteren Polarisierung der Gesellschaft. Vielleicht sollten wir uns doch besser auf die Wirklichkeit konzentrieren; wenn wir sie verändern, wird die Sprache schon folgen. – Brigitte Zetkowski-Boldt

 

Vielen Dank für diesen Artikel. Da kann man nur sagen: Glaubt der Sprachwissenschaft! Die Vorstellung, dass die Sprache historische Ressentiments gespeichert hat, diese unterschwellig in unser Gehirn einschleust und uns damit manipuliert, ähnelt einer Verschwörungstheorie. Allerdings wird sie nicht von obskuren Querdenkern vertreten, sondern von politischen und wissenschaftlichen Institutionen. – Dr. Sabine Brandenburg-Frank

 

Wenn man Meinungsumfragen glaubt, wird die gendergerechte Sprache, so wie Eugen Ruge sie beschreibt, von einer Mehrheit der Bevölkerung nicht gewollt. Umso bemerkenswerter ist es, wie gut es einer aktiven Minderheit derzeit gelingt, unsere Alltagssprache in erheblichem Umfang zu verändern. Institutionen passen sich dem in zunehmendem Maße an, mitunter hat man hier den Eindruck vorauseilenden Gehorsams.

Ob diese Entwicklung dem berechtigten Ziel, die gesellschaftliche Sensibilität in Bezug auf Geschlechterfragen und Akzeptanz von Diversität zu erhöhen, zuträglich ist, kann man bezweifeln. Dass Sprache sich parallel zu gesellschaftlichen Entwicklungen verändert, ist normal. Der Bevölkerung oft umständliche und mitunter widersprüchliche Anpassungen „überzustülpen“, könnte hingegen kontraproduktiv sein und – wie von Eugen Ruge befürchtet – Polarisierungen Vorschub leisten. – Dr. Walter Hewer

 

Eugen Ruge hat recht, wenn er behauptet, Sprache lasse sich nicht verordnen. Ja, Sprache verändert sich, genau wie die Gesellschaft, kontinuierlich und unaufhaltsam und folgt dabei keinen demokratischen Regeln. Aber wenn Sprache aus Gründen der – sich ebenfalls ändernden – political correctness einer von oben dirigierten, vermeintlichen Säuberung unterworfen wird, dann ist das zumindest undemokratisch und führt in den meisten Fällen zu einer Verhunzung derselben. Beispiele dafür sind Auszubildende statt Lehrling ,Reinemache- oder Zugehfrau statt Putzfrau respektive Haushaltshilfe. Hingegen sindStudierendeanstatt Studenten schlicht falsches Deutsch und weibliche Gäste mit Gästinnen ansprechen zu müssen, würde diesen Sprachdirigismus schließlich ad absurdum führen.

Wenn ich ganz allgemein von meinen Patienten, meinen Klienten, meinen Kunden rede, dann meine ich selbstverständlich alle, weibliche wie männliche, ohne dass ich dies ausdrücklich immer betonen müsste. Und wenn ich meine Gäste begrüße, warum sollte ich dann dabei nur die männlichen meinen, nur weil das Wort im generischen Maskulinem verwendet wird? Denn wenn ich von einer Person, die mich verletzt, rede (merke: diePerson), dann meine ich auch nicht automatisch eine weibliche. Genus und Geschlecht sind im deutschen zweierlei. Die Katze als liebstes Haustier schließt auch den Kater ein! Ich wünsche mir, dass emanzipierte Leserinnen (und natürlich Leser) einsehen, dass gesellschaftliche Gleichstellung, so wichtig und richtig diese ist, nicht schneller durch sprachlich erzwungene Schönfärberei erreicht werden wird. – Peter Breuninger

 

Was habe ich gejauchzt, immer wieder, als ich die Betrachtung von Eugen Ruge las, eine anregende Betrachtung des ‚Genderns‘ aus mehreren Blickwinkeln, auch aus solchen, die bislang nicht im Bewusstsein der beiden Lager zutage traten. Meine Sorge ist, dass selbst die robuste Vitalität unserer überaus differenzierungsfähigen (Mutter-)Sprache die zeitgleiche Dreifach-Infektion vielleicht nicht überstehen wird: überdauernde fremdsprachliche Inseln in den Metropolen, einen Tsunami von Anglizismen, die wir nicht einmal mehr bemerken und die zergendernde Befrachtung unserer im Wettlauf befindlichen Sprache mit Ballast aus der Gleichsetzung von Genus und Sexus. Wenn wir das Hirn fairer machen folgen Mund und Hand sofort; andersherum wird’s nur Gezerre! Ich danke Ihnen für Ihren Mut und Eugen Ruge für die wertvollen Zeilen. – Rolf Mohr

 

Das ist das Vernünftigste, das ich bisher zu diesem Thema gelesen habe. – Prof. em. Dr. Wolfgang Butzkamm

 

Es wird auch 2021 Wodka und Würste geben. Darüber freuen sich Russen und Deutsche – oder Russen und Russinnen und Deutsche und Deutschinnen? Bestehe ich als Mann demnächst darauf, als „der“ Personerer angesprochen zu werden, weil ich mich als „die“ Person nicht gendergerecht adressiert fühle? Eugen Ruge hat den Nagel auf den Kopf getroffen: Wo soll das hinführen? Zumal sprachliche Gendergerechtigkeit mit dem Empfinden des Großteils der Bevölkerung so gut wie nichts zu tun hat und aller Voraussicht nach auch zukünftig nichts zu tun haben wird.

Zumindest alle meine Kinder und deren Partner und Partnerinnen und Freunde und Freundinnen und Bekannte und Bekanntinnen halten es ausnahmslos für affig, wenn bei offiziellen Statements mehrfach alle Bürger’n’B’erinnen angesprochen werden – es klingt für Ältere von uns wie bei Honecker, der ständig von der Soz’ischt’Ei‘tspartei gesprochen hat. Insofern erscheint das Verhalten der Duden-Redaktion in der Tat als Versuch, Sprachentwicklung nicht mehr nur zu beobachten und zu beschreiben, sondern auch aktiv zu gestalten. Sorge ist angebracht, dass wir in ein orwellsches Neusprech-Zeitalter schlittern, in dem sich am Ende mächtige Sprachmacher-Sekten und genötigte Bevölkerung aggressiv gegenüberstehen. – Wir brauchen keine amerikanischen Verhältnisse. – Kurt Schäfer

 

Die Bundesrepublik Deutschland hat laut den amtlichen Veröffentlichungen 83 Millionen Einwohner. Und keine Einwohnerinnen? Allein diese Frage zeigt, dass die Unterscheidung zwischen Bürgern und Bürgerinnen gemäß Duden unverständlich ist. Unverständlich ist alles, was dem allgemeinen Verständnis widerspricht. Wenn sich ein Neubürger nach dem Einwohner*innenmeldeamt oder nach dem Bürger*innenmeisteramt erkundigte, würde das auf Unverständnis stoßen. Verständlicherweise. – Winfried Grabitz

 

Biologisches Geschlecht und grammatikalisches Geschlecht. Jahrelang gehe ich nun schon „zum Bäcker“, wohl wissend, dass ich eine nette Bäckerin oder Fachverkäuferin dort antreffe. Ebenso verhält es sich beim „Metzger“ oder beim „Notar“ usw. Die scheinbar hypermoderne Justizministerin beglückt nicht nur die Juristen mit einer „gendergerechten“ Insolvenzordnungsnovelle. Warum möchte sie wohl das Strafgesetzbuch nicht auch entsprechend ändern, damit aus Mördern Mörderinnen, aus Betrügern Betrügerinnen usw. werden? Aber nach den Sprachchaoten müsste es ja dann sowieso „Mordende“ oder „Betrügende“ lauten, weil man das Partizip Präsenz nicht kapiert hat.

Und überhaupt fühle ich mich als Mann durch die 100 %igen Pluralbezeichnungen, selbst männlicher oder sächlicher Substantive diskriminiert und schlage daher dem Duden und anderen Sprachpanschern vor, dass der Singular-Artikel auch im Plural beibehalten wird, also „der Männer“, „der Bäume“,“das Häuser,“ „das Kinder“ usw., ggf. „das MitgliederInnen,“ „der BürgerInnen“ usw. I.Ü. ist die Werbesprache zu integrieren, also „das Klavierstücke 2 spielen für der EnkelInnen.“ Oder “ 4 You, geehrter LeserInnen“.“No problem“, im Aufsatz, liebe Reifegeprüftwerdende 4 you, blick 2 Duden… – Rudolf Döring

 

Plädoyer für eine klare, unmissverständliche und präzise Sprache. Herr Ruge hat recht: Unter dem Begriff Chef kann man sich sowohl einen männlichen als auch einen weiblichen Menschen vorstellen. Um das Ganze also zu präzisieren, braucht man einen eindeutigen Begriff – zum Glück gibt es einen, sowohl für den männlichen als auch für den weiblichen Menschen (Chef / Chefin). Leider wird der erste Begriff (Chef) noch etwas schwammig manchmal auch für den weiblichen Menschen verwendet.

Hier muss dringend nachgeschärft werden – zukünftig bitte nur noch Chef, wenn es dann auch wirklich einer ist (also ein Mann). Und in der Mehrzahl ? Auch da bitte präzise: Chefs, wenn es nur Männer sind – entsprechend Chefinnen bei ausschließlich Frauen. Und wenn beide Geschlechter in der Gruppe sind ? …Chef*innen. Ich finde für soviel Klarheit, Präzision und Unmissverständlichkeit lohnt es sich auf alte Gewohnheiten zu verzichten und Neues zu etablieren. – Karola Nestele

 

Für mich als Germanist:in mit dem Schwerpunk „Sprache und Geschlecht“ ist es erfreulich, dass die Zeitdem Thema einer geschlechtergerechten Sprache eine ganze Seite im Feuilleton widmet („Eine Frage der Endung“). Umso bedauerlicher ist es, dass die aufgeführte Perspektive von Frau Ruge, die im Ton sehr versöhnlich ist, verkürzt, unwissenschaftlich und mitunter leider schlichtweg falsch ist.

Obwohl das erste Beispiel wissenschafltich korrekt ist, verliert sich diese Argumentation im Folgenden; es wird die eminet relevante Unterscheidung zwischen der psycholinguistisch belegten, grammatikalisch aber nicht konsistenten Genus-Sexus-Verschränkung missachtet. Weiterhin ist es nur wenig plausibel, genuslose Sprachen (wie z.B. das Englische oder das Türkische) mit Sprachen wie dem Deutschen, die einem Genussystem folgen, miteinander zu vergleichen und daraus Schlüsse über die Geschlechtergerechtigkeit in dem entsprechenden Land zu ziehen.

Da das Thema einer geschlechtergerechten Sprache derart brisant und emotional ist, sollte noch mehr als ohnhin auf eine wissenschaftlich korrekte, objektive Argumentation geachtet werden. Warum ist es emotional? Weil es uns alle angeht, uns alle, die wir Menschen sind, uns in irgendeiner Weise geschlechtlich identifizieren und (durch die Sprache, die Realität konstruiert und konstituiert) an-erkannt fühlen möchten. Eines der wohl wichtigesten Argumente in dieser Debatte bleibt, dass alle Menschen Menschen sind und nicht nur ein bestimmter Typus gemeint ist. Und das ist kein emotionales Argument. Eugen Ruge erklärt nicht, warum die Sternchen-Schreibung nicht gerecht sein soll, bezeichnet sie optisch als „hässlich“, in der Aussprache als „Stotterpause“.

Es ist schade, dass derartige Beschreibungen getätig werden, deuten sie aber doch an, wie wir uns den Prototypen vorstellen dürfen, der durch das generische Maskulinum abgebildet wird. Liebe:r Eugen Ruge, waren Sie irritiert ob der Anrede als Frau? Nun, so geht es vielen Menschen, jeden Tag. Und dabei wäre es ein Leichtes, diese Menschen von dieser Irritation zu befreien. Denn eine Anrede kann der Komplexität der Geschlechterfrage sehr wohl gerecht werden, und zwar ganz einfach, durch ein einziges Zeichen, ob nun :, *, _. Denn damit sind ALLE Menschen gemeint. – Dr:in Nadine Bieker

 

Wir Menschen, nicht zuletzt Corona gibt das frei, sind vor allem eines: divers. Das probateste Mittel, eine Gesellschaft überzeugend zu einer verbindlichen Lebensgemeinschaft zu motivieren, ist die Vernunft. Hiernach sollten wir in der Tat nichts unterlassen, das der tatsächlichen, nachhaltigen Umsetzung von Gleichberechtigung dient. Für das inhaltliche Verständnis eines Textes erweist sich die Verwendung der geschlechtergerechten Sprache indes verschlimmbessernd; womöglich sogar kontraproduktiv hinsichtlich der übergeordneten emanzipatorischen Akzeptanz und Effektivität.

Aus Liebe zur Sprache und der Vernunft zum Dialog sollten wir unsere wertvollen Bemühungen um mehr Gerechtigkeit allenthalben daher „nicht so enden lassen“. Verwenden wir das generische Femininum oder das Maskulinum und halten wir damit unsere Worte denk- und definierbar. Denn das Letzte, das eine zivilisierte Gesellschaft braucht – wissend, dass Sprache Wahrnehmungen und Identitäten prägt – wäre/ist die unverbindliche Sprachlosigkeit. – Ira Bartsch

 

„Glückwunsch zu und Danke für diesen hervorragenden Artikel.“ Es war für mich ein Genuß, diesen Aufsatz zu lesen. Nach der genialen Einleitung folgten klare Argumente in unverschnörkelter Sprache und überzeugende Beispiele ! Wer kann nach dieser Lektüre noch die Gendersternchen befürworten ? – Steffen Lasch

 

Bedauerlich, dass bei dieser Gender-Frage „Umgang mit der Endung“ viele komplizierte Lösungen diskutiert, aber der sehr einfache Vorschlag – bestehend aus folgenden 2 Änderungen – nicht mal erwähnt wird: 1) Im Singular gibt der verwendete Artikel das Geschlecht an: der Student oder die Student; die Worte Studentin, Bundeskanzlerin, Autofahrerin usw. werden gestrichen. 2) Im Plural gilt die alte Vereinbarung: „die Studenten“ bezeichnet eine Gruppe von weiblichen und/oder männlichen Studenten ohne Geschlechter-Differenzierung; das Wort Studentinnen wird gestrichen; falls auf eine Gruppe mit ausschließlich Frauen oder Männer Bezug genommen werden soll, schreibt man „die weiblichen Studenten“ oder „die männlichen Studenten“.

Zugegebenermaßen würde uns bei diesem Vorschlag der Satz „Die Student Maria Mayer hat bestens abgeschnitten“ eine zeitlang schwer über die Lippen kommen, aber bald hätten wir uns dran gewöhnt – und vor allem die jetzt diskutierten sprachlichen Verrenkungen vermieden. Diskutieren müssen wir dann allerdings noch, ob Divers-Menschen sich zwischen den Artikeln „der“ und „die“ entscheiden müssten oder auf „das“ ausweichen sollten bzw. einen neuen Artikel (z.B. „derie“) für sich kreiieren dürften. –Dr. Georg Ohmayer (Prof. im Un-Ruhestand)

 

Chapeau, Herr Ruge für diesen wunderbaren Beitrag. – Angelika Adler

 

War wenig überraschend, wieder ein alter, männlicher Autor, der die sprachlichen Veränderung um ihn herum zwar sehr genau wahrnimmt – aber dann doch lieber lang und umständlich ausführt, warum alle andern sich wieder ändern und damit aufhören müssen. Ich lese so Texte oft – oft kommen interessanten Gedanken, Vergleichen und diesmal sogar die DDR mit ins Spiel. Nur tut das alles kaum wirklich etwas zu Sache und ist so absurd hergeleitet und konstruiert, dass man es nach wenigen Augenblicken wieder vergessen hat. Am Ende ist auch dieser Text für mich kein anti-gender Text, sondern ein Text über den Schmerz, den Veränderungen in Menschen auslöst, wenn sie sie eben diese Veränderung nicht haben wollen. – Katrin Heimes

 

Frage der Endung. Ganz verständlich ist mir nicht warum man den Plan des Genderns in den Hauptwörtern bezüglich der weblichen Endungen auch noch in den Dduen aufnehmen muß. Als ca. 75 jährige Rentnerin , die sich immer auch in dem Ihr gegebenen Rahmen eingemischt hat, habe ich keinerlei Diskriminierung diesbezüglich erfahren. Als “ Mensch“ wahrgenommen und akzeptiert zu werden. stand immer über allem. Und so sollte es bleiben. Haben wir immer noch nicht gelernt dass entscheidend das Miteinander ist. Ganz abgesehen dann später auch von den sprachlichen Verbiegungen, auch das müßte ja daraus folgen. Fazit: Wir leben als Menschen auf dieser Welt , nicht als „der Mensch und die Mensch/:*in). – Geelke Braun

 

Danke für den tollen Text. In 45 Berufsjahren als Architekt (!) hat es mich noch nie gestört, wenn die männliche Form in der Sprache verwendet wurde. Ich habe einmal gelernt: „Der Empfänger entscheidet über den Wert der Nachricht.“ Die Frage ist doch, ob man sich als Frau angesprochen FÜHLT. Außerdem finde ich: „Wer sich als Frau darüber aufregt, hat keine anderen Sorgen.“

In den 1990er Jahren wurde die Bauordnung NRW erneuert. § 51 lautete danach (sinngemäß): „Wer als Bauherr oder Bauherrin ein Bauvorhaben beantragt, muss einen Architekten, eine Architektin, einen Bauingenieur oder eine Bauingenieurin und einen Statiker oder eine Statikerin beauftragen.“ Wo waren da die Mitglieder (haha) der GRÜNEN, um gegen das Fällen der Bäume zu protestieren, die für den neuen Druck der dickeren Bauordnungen benötigt wurden. Wo werden wir in einigen Jahrzehnten mit unserer verweiblichten Sprache sein? Fühlen sich dann wieder die Männer benachteiligt? Haben wir wirklich keine anderen Sorgen? Und für den FAN eines Fußballvereins ist mir auch noch keine weibliche Form eingefallen. – Christa Mischke

 

Danke – von ganzem Herzen, danke! – Ursula Reith

 

Das letzte ZEIT-Feuilleton hat mit einem guten, umfangreichen Beitrag von Eugen Ruge auf den nachlässigen Sprachgebrauch und den fortschreitenden Verfall von Sprache und Umgang mit Wörtern im täglichen Gebrauch wie in politischen Debatten aufmerksam gemacht. „Eine Frage der Endungen“ hat er getitelt und vorausgestellt „Sprache ändert sich. Inhalte sind nicht an Buchstaben gebunden“. Dennoch haben Hauptwörter eine historische Entwicklung, eine Herkunft und ursprüngliche Bedeutung. Im modernen Sprachgebrauch, im Schulunterricht wie in journalistischen Elaboraten kann das kaum noch berücksichtigt werden, die linguistischen Einmischungen und technisch gebundenen Neuschöpfungen sind übermächtig, durch Globalität in Wirtschaft und Politik bestimmt. Herr Ruge hat die Crux der Gegenwartssprache eindrücklich vorgeführt, dafür sollte man ihm danken. Ich habe lediglich eine klärende Anmerkung:

Die grammatikalische Geschlechtszuordnung ist in den modernen Sprachen prinzipiell geregelt, aber nicht immer adäquat übertragbar. Bei Abweichungen sollte der Übersetzer etymologische Recherchen anstellen, um den Sprachinhalt korrekt erfassen zu können. Hier ist als Beispiel der Begriff für „Mann“ in der russischen Sprache angeführt. Er lautet mush, hat eine maskuline Endung.mushtschina , d.h. eine Mannsperson,bezeichnet etymologisch einen verweiblichten Mann, eine Abweichung von der Norm mit inkludierter Doppelgeschlechtlichkeit, daher die weibliche Endung, kommt in vielen Sprachen vor. Die Sprache ist also ursprünglich sehr genau; nur die Inhalte sind (vor allem in deutschen Übersetzungen) oft verloren gegangen. – Dr. Lydia Icke-Schwalbe

 

Ich sehe alles noch viel kritischer als Sie: ‚Gender‘ und all ihre Verwandten wie z.B. ‚Political Correctness‘ und ‚Cancel Culture‘ sind politische Minderheitenprojekte, die die Ambivalenz menschlichen Lebens negieren und die Gesellschaft in Rechtgläubige und Ungläubige spalten. Inzwischen ist diese Aufteilung selbst in Europäischen Demokratien mit der Androhung von Nachteilen verbunden, falls man nicht Mitglied der Gemeinschaft der Rechtsgläubigen ist (oder konvertieren will, wobei Konvertiten oftmals ihr Leben lang Rechtgläubige zweiter Klasse bleiben). Geschichtlich ist das alles nicht neu, aber interessant sind heute vor allem zwei Dinge:

Erstens sind die Denkansätze, obwohl absichtsvoll wissenschaftlich verbrämt (z.B. Butler und Kolleginnen), und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen nicht nur partiell, sondern bereits im Kern oftmals falsch. Zumindest sind sie nicht, wie immer behauptet, universell gültig, wie Sie schon am Anfang mit einem hübschen Beispiel belegen. Für mich überraschend ist, gemessen am Bildungsstand unserer Zeit, dass sich viele irrtümliche Annahmen auf fehlendes Faktenwissen zurückführten lassen. Ich hatte einmal auf die Konstruktion der japanischen Sprache verwiesen, die jedes Ansinnen, Sprache wäre ‚Gender-bar‘, geradezu der Lächerlichkeit preisgibt. Wie ist solches in einer sich als ‚aufgeklärt‘ bezeichnenden, modernen Gesellschaft möglich?

Und zweitens frage ich mich, wie in Demokratien, mit ihren immer wieder beschworenen Integrationszielen und -grundsätzen, fundamentalistisches, unwissenschaftliches, spaltendes, ja geradezu quasi-religiöses Gedankengut für den Grundtenor des Zusammenlebens zunehmend tonangebend werden kann. Trost gibt mir nur die Gewissheit, dass alle politischen Bewegungen, die die Ambivalenz menschlichen Denkens, Sprechens und Handelns negieren, irgendwann zu befremdlichen oder putzigen Dogmen degenerieren und, falls (!) es geschichtlich harmlos verläuft, ihre Protagonisten irgendwann einfach dem Vergessen anheim fallen.

Es gibt allerdings genügend Beispiele solcher Entwicklungen, deren Verlauf alles andere als menschlich harmlos war, und zwar nicht nur für die Ungläubigen, sondern schlussendlich auch für diejenigen, die ihr Leben lang meinten, selbst zu den Rechtgläubigen zu gehören. Die sich sicher waren, die Zukunft auf ihrer Seite zu haben. Rechtgläubig zu sein, ist eine Wette auf die Zukunft, und die ist immer offen. Als ehemalige DDR-Bürgen wissen wir beide, wovon wir reden. – Matthias Wagner

 

Man muss Herrn Ruge für seinen entlarvenden Artikel zur Sprachgenderung dankbar sein, auch wenn er schon fast resignierend klingt. Die Sprachgenderaktivisten waren bisher so erfolgreich, weil sie den Menschen suggerieren, die Sprachgenderung diene der Geschlechtergerechtigkeit – eine bis heute durch nichts ernsthaft belegte Behauptung. Was wären wir auch für eine erbärmliche Gesellschaft, wenn wir keine anderen Mittel hätten, unseren Willen zur Gleichbehandlung aller Menschen in diesem Lande zu realisieren.

Das Deutsche benutzt das generische Maskulinum und Femininum als universelle Formen der Bezeichnung. Es schließt, auf Personen bezogen, alle, wirklich alle, mit ein, unabhängig von ihrer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit oder eben auch ihres Geschlechts. Die Genderformen tun genau das nicht mehr, sondern sie reduzieren die Menschen auf ihre sexuellen Identitäten. Deutlich wird dies in den Aktivitäten der Sektion „Feministisch Sprachhandeln“ im deutschen Genderspracholymp, der Humboldt Universität Berlin. Man strebt offenbar eine Sexualisierung unserer Sprache und des gesamten gesellschaftlichen Lebens an. So geht es bei der Sprachgenderung auch keineswegs um Geschlechtergerechtigkeit, sondern um Macht und Einflussnahme sowie Pfründe der Genderlehrstuhlinhaber*innen, die sich schneller ausbreiten als die neuen Coronamutanten.

Diese Misshandlung unserer Sprache wird die Gesellschaft spalten, wie es in den USA geschehen ist. Hier die selbst ernannte Elite, die Herrenrasse, und ihre Mitläufer, die weiß, wie man sich „geschlechtergerecht“ ausdrückt und dort die tumben Toren, der Plebs, verhaftet in seinem Altsprech. Wie weit die Verunsicherung und Einschüchterung bereits gediehen ist, zeigt schon der Anzeigenteil dieser Zeitung. Da wird ein geschlechtsneutraler Begriff wie „Professur“ mit dem Zusatz (m/w/d) versehen oder es wird eine Stelle ausgeschrieben für „eine Sachbearbeiter*in (m/w/d)“. Daraus spricht die nackte Angst, niedergemacht zu werden, falls man eine sexuelle Präferenz übersehen haben sollte.

Selbst Nachrichtenmoderatoren des ZDF, Frau Gerster und Herr Kleber, Angestellte einer öffentlich- rechtlichen Anstalt, stellen sich seit geraumer Zeit in den Dienst der von Herrn Ruge dargelegten Bestrebungen zur gendergetriebenen Gleichschaltung. Dieser Totalitarismus, diese illegitime Aneignung von Macht wird sich fortsetzen, wenn niemand auf politischer Ebene den Mut aufbringt, ihr entgegenzutreten. Als nächstes dürfen wir die Attacke auf unsere Kinder erwarten, die dem Eingiff in ihre Sprachentwicklung in Kitas und Grundschulen schutzlos ausgeliefert sind. Wir dürfen keine Zeitungen kaufen, die gendern, keine Fernsehsender einschalten, die gendern und keine Politiker wählen, die gendern. – Dr. Rainer Götz

 

Ich danke Ihnen herzlich für Ihren klugen Artikel. Sie weisen auf Aspekte hin, nehmen Blickwinkel ein, dir mir neu sind und mich nachdenklich machen. Ich wollte schon umblättern, aber nach den ersten Zeilen was ich gefesselt. :-) Ihren Artikel werde ich verbreiten. – Dr. med. Sibylle Riffel

 

Max Frisch schrieb das Bühnenstück „Biedermann und die Brandstifter“. Leider hatte er versäumt, politisch korrekt zu formulieren. Das Stück hätte lauten müssen „Biedermann und <Biederfrau> und die Brandstifter“. Warum sollte es nicht auch <Biederfrauen> geben? Die „gendergerechte Sprache“ harrt noch ihrer Umsetzung: Wenn in Medienberichten zu lesen ist, die Polizei suche noch „den Mörder“ – warum steht dann nicht ergänzend „oder die Mörderin“? Wenn von „Hampelmännern“ die Rede ist – warum nicht quotengerecht auch von <Hampelfrauen>? Wenn eine Anzeige wegen Beleidigung möglich ist, sofern ein derber Bayer sagen würde, jemand sei „ein Arschloch“ – warum sollte es nicht ebenso eine Beleidigung sein, wenn er gesagt haben würde „eine<Arschlöchin>“? Und bei „du Depp“ gendergerecht „du <Deppin>“?

Wenn es für Stellenausschreibungen gesetzlich vorgeschrieben ist, das „dritte Geschlecht“ ebenfalls aufzuführen (nicht vorzuführen?), warum dann nicht auch das „vierte und fünfte Geschlecht“? Wäre der Gesetzgeber nicht gut beraten, neben das „m/w/d“ noch ein „v/f“ für das „vierte und fünfte Geschlecht“ zu setzen, besser ein „b“ und „z“ für das „bisexuelle“ und das „zwitterhafte“ Geschlecht? Oder ein „s“ für das „sich selbst liebende“ Geschlecht? Oder ein „a“ für das <ambivalente Geschlecht>? Oder sollte es besser „Das asexuelle Geschlecht“ lauten? Immerhin gibt es die „Asexualität“, wie der Bayerische Rundfunk dies in einer Podcast-Sendung in Bayern 2 Radio am 09.06.2016 verdeutlicht hatte.

Ein Vorschlag zur gendergerechten Stellen-Ausschreibung wäre also die Kennzeichnung mit „a/b/d/m/w/z“ – mindestens! Und weil dies nur 6 Alternativen (gar „Sex-Alternativen“) sind – warum nicht vorsorglich noch das sich selbst liebende Geschlecht mit „s“ als siebte Variante und eine aufgerichtete „8“ anstelle der querliegenden Hab-Acht-Verbindung, ergänzt um ein kleines Teufelchen: „a/b/d/m/s/w/z/8/“? In einer alternativlosen Politik-ANOMIE sollte es doch zumindest noch im Passwesen und bei Stellen-Ausschreibungen Alternativen geben, oder nicht? Ja, die deutsche Sprache muss „gendergerecht“ werden! Warum nur „Müllmänner“ und keine <Müllfrauen>? Warum nur „die Hebamme“ und nicht auch <der Hebammer>?

Warum sollte „der Mond“ männlich sein? Das kreisende Gestein entstammte keinem Kreiß-Saal, es ist eine SACHE; konsequenterweise wissen Experten, dass das sonnenbeleuchtete Gestirn längst „das Mond“ heißen müsste. Wohlan! In gendergerechter Sprache lautet dann beispielsweise ein Satz: „Die Schüler und Schülerinnen haben mit den Lehrern und Lehrerinnen über die Hebammen und <Hebammer> gesprochen und dass die Krankenschwestern und <Krankenbrüder> für alte Menschen und <Menschinnen> sich im Gebet an Gottes Göttin wenden sollten, um deren Rat und <Ratin> zu erhalten.“ – Ist dies nicht poetisch?

– Warum sollte es nur eine „Recht-Schreibung“ und keine <Links-Schreibung> geben? Ja, ja, die DUDEN-Redaktion und unsere überaus einfallsreichen (oder sollte man(n)/frau meinen <einfalts-reichen>) Sprach-Experten haben da noch viel Arbeit vor sich. Es lebe das Gendern! P.S.: Warum gibt es nur Hampelmänner, keine <Hampelfrauen>? Hier sollte man doch bitte auch nach einer Quote schauen! – Dr. Kurt F. Schobert

 

Die Meinung, die der Autor, Herr Ruge, in seinem Artikel vertritt, trifft meines Erachtens voll die Problematik und Unnötigkeit der „gendergerechten Sprache“. Durch diese Ausdrucksweise, die Geschlechterunterschiede erst in den Fokus rückt, wird die Gleichberechtigung in keiner Weise erreicht. Weder in der Bezahlung noch in der Besetzung von Vorstands- oder Aufsichtsratsposten u.a. Gleichberechtigung muss gelebt – nicht nur gesprochen – werden. Zudem ist es für Menschen, deren Muttersprache (oder vielleicht Vatersprache bzw. Diversen-/Transgendersprache) nicht die deutsche Sprache ist, sehr schwer verständlich, warum von den Bürger*innen gesprochen wird.

Diese Menschen verstehen manchmal nicht, warum es Bürger gibt, die nur dann angesprochen werden, wenn sie sich „innen“ befinden und nicht auch dann, wenn sie sich „außen“ befinden. Es gibt nun mal in der deutschen Sprache ein generisches Maskulinum, Femininum und Neutrum. Lassen wir es dabei und sprechen Menschen nicht allein nach ihrem Geschlecht an und beurteilen sie dann auch danach. Auch nicht durch die Sprache. Selbstbewusste Frauen fühlen sich auch dann angesprochen, wenn man sie in Serienbriefen als „Kunde“ bezeichnet. Und verknoten wir unsere Zungen nicht unnötig mit einer sog. „gendergerechten“ Sprache, die bei vielen Menschen nur Widerstand erzeugt. – Rosemarie Hofmann

 

Wie bin ich Herrn Ruge dankbar, dass er sich, als Mann und überhaupt, an dieses Thema gewagt hat. Seinen Ausführungen ist nichts hinzuzufügen, außer der Hoffnung, dass vielleicht DIE ZEIT diesen Unsinn der Medien und des Duden nicht mitmacht. Denn was haben wir Frauen erreicht, wenn die männliche Form vollständig ist und die weibliche nur als Endung angehängt wird. Die weibliche Form ist dann ein unselbständiges Anhängsel der männlichen. Wobei ich diesen sprachlichen Unsinn, der besonders in der gesprochenen Sprache den Redefluss unangenehm stört, bei Frauen wahrnehme.

Vielleicht täusche ich mich, was haben sie für Gründe, welchen Sinn macht es, sich selbst auf ein Suffix zu reduzieren? Wie lange hat „der Duden“ (arbeiten da nur Männer?) gebraucht, um eine Rechtschreibreform zu erarbeiten und nun rennt er jedem Modewort nach und erhebt es in den „Dudenstand“, anstatt unsere Sprache schlicht zu pflegen. Denn wenn wir die Sprache im Alltag nicht richtig pflegen, wird viel verloen gehen. Und zur Probe lesen Sie doch einmal mit 16jährigen Schülerinnen und Schülern einen Text von Kleist oder Kafka . – Irmtraud Dieringer

 

Endlich einmal ein Beitrag mit Expertenstatus! Endlich jemand, der nicht aus persönlicher Betroffenheit (oder angekratzter Ehre) argumentiert, sondern aufgrund von Fachkompetenz! Wenn wir glauben, eine Diskriminierung der Geschlechter in unserer Gesellschaft durch Reglementierungen aufzuheben, die ihre Wurzeln gar nicht in der Sprache hat, sondern in unserer Interpretation, sind wir bestimmt nicht progressiv, sondern leider einfach nur ignorant. – Dr. Lioba Faust

 

Ich ärgere mich sehr über diesen Artikel. Herr Ruge sollte besser Romane veröffentlichen und dort schreiben, so gut er kann und wie er möchte. Doch derart krude Gedanken zum Thema geschlechtergerechte Sprache in der ZEIT zu lesen, das nervt. Es wird Zeit, für neue Bilder im Kopf – der Männer: Ab sofort bitte nur noch die weibliche Form. Geht einfach und ist bestimmt kein Problem. Warum auch. Wenn hunderte von Jahren nur die männliche Form benutz wurde und die Weibliche mitgemeint war/ist, dann kehren wir es ab morgen um. Das ist nicht diskriminierend, sondern gerecht. Oder? – Astrid Klingen

 

Zu diesem Artikel kann man sich eigentlich jeden Kommentar sparen. Trotzdem: Das Gendersternchen als Attacke auf die Demokratie zu sehen, ist ähnlich hanebüchen wie der Rest der zusammengestöpselten Argumentationskette. Warum gibt man einem 66jährigen Herren – der vor Urzeiten mal in eine Lehrerin verliebt war, und deshalb ja weiß, dass es auch solche gibt – eine ganze Seite Platz, um seine Sicht auf die Welt darzustellen? Zum Thema gendergerechte Sprache und deren Notwendigkeit gibt es ausreichend Literatur und Informationsquellen. Vielleicht sollte man sich vorher besser informieren, bevor man sich zu Themen äußert, die den eigenen Erfahrungshorizont übersteigen? Und vielleicht sollte die Zeit nicht jeden Artikel unkommentiert übernehmen, und hierfür sicher auch noch Honorar zahlen, nur weil der Autor vor einem Jahrzehnt einen Buchpreis gewonnen hat? – Claudia Wagner

 

Es ist sehr dankenswert, dass der – wie ich – alte weiße Mann Eugen Ruge seinen entbehrlichen Beitrag gegen das Gendern gleich mit dem Hinweis beginnt, ich könne seinen Artikel getrost zur Seite legen (was ich dann getan habe), denn: Ich bin ja nun Ruge zufolge erwiesenermaßen gegen Argumente resistent. So etwas Präpotentes ist mir schon lange nicht mehr untergekommen. Weil er „befürchtet“, die meisten stellten sich unter „Führungskraft“ einen Mann vor, obwohl es doch die Führungskraft heißt, soll also das Gendern sinnlos sein, und ein für alle mal sei geklärt, dass das biologische Geschlecht nichts mit dem grammatischen Geschlecht zu tun habe. Ob Herr Ruge die ganzen Studien, die genau das Gegenteil nachweisen, ignoriert oder ob er dagegen ähnlich schlagkräftige Argumente wie zum Einstieg anführt, werde ich nicht erfahren; ich bin seiner Argumentation ja dezidiert nicht würdig. – Michael Praschma

 

Dieser Artikel ist mit das Beste, was ich zu diesem Thema bislang gelesen habe. Der teilweise inquisitorische Eifer, mit dem unserer gewachsenen Sprache Gewalt angetan wird, kann perspektivisch zu nichts Gutem führen. Lassen wir sich die Sprache doch weiter entwickeln, die gesellschaftlichen Veränderungen werden ihre Spuren hinterlassen. Einer erzwungenen und kaum beherrschbaren Genderisierung bedarf es nicht. – Thorsten Schütt

 

Wer würde es sich heute leisten, sich nicht umfassend gendergerecht zu verhalten? Gewiss niemand, niemand will das in Wahrheit auch, ich auch nicht. Aber wenn die deutsche Sprache durchgegendert werden soll, dann bitte auch konsequent. Was eigentlich rechtfertigt das (n.b. das!) genuine Masculinum? Mal-er/Bäck-er ist so etwas. Also bitte sehr: die Bäckin/der Bäcker, die Malin/der Maler („Malen die Malinnen / Maler*innen heute innen? – nein, außen!“). Der Bürger/ die Bürgin: oh, ein Problem!

Neulich eine SWR Nachrichten-Sprechende: Sie wollte sagen, beide Eltern könnten einen Antrag stellen. Sie wählte den vermeintlichen Königsweg: „Das Elternteil, das den Antrag stellt …“- oh je, das Altenteil lässt grüßen! Wenig später Bericht über eine Straftat. „Der oder die Täter drangen in das Haus ein.“ Und wenn es eine Tät-er-in war? Oder ein Tät-er zusammen mit einer Tät-er-in? Oder zwei Tät-er-innen und ein Tät-er? -oh je, oh je! – Gregor Schulte

 

Eugen Ruge gelingt es in seinem Artikel, ohne Polemik, und ohne jemanden persönlich anzugreifen, die Problematik zu veranschaulichen, die durch das „gendergerechte“ Schreiben und Sprechen entsteht. Der Vorgang unterscheidet sich fundamental von allen anderen Sprachveränderungen, die sich fortlaufend vollziehen. Gewöhnliche Sprachveränderungen ergeben sich meist ohne dass eine bestimmte Personengruppe sich die Veränderung vornimmt: Das „Rendezvous“ wird zum „Date“, das „Niveau“ wird durch „Level“ ersetzt, die Formulierung „es hat Sinn oder ergibt Sinn“ dankt zugunsten des „es macht Sinn“ ab. Diese Veränderungen vollziehen sich quasi demokratisch, indem genügend deutschsprachige Menschen die neue und eben nicht mehr die voher übliche Ausdrucksform verwenden.

Ob die neue Form dabei treffender oder genauer ist, spielt dabei gar keine Rolle. Jedem Menschen steht es dabei frei, mit der Mehrheit mitzugehen oder bewusst oder unbewusst bei der alten Sprechgewohnheit zu bleiben. Die Menschen reagieren dabei auch auf das, was um sie herum gesprochen wird, aber sie haben mit ihrem Verhalten die Möglichkeit mitzuentscheiden, ob es neue Formulierungen schaffen, sich durchzusetzen. Die „normalen“ Sprachveränderungen sind Veränderungen im Sprechen, das eine Wort ersetzt das andere, wird aber nicht anders geschrieben als vorgesehen. Natürlich gibt es auch Wortspiele wie U2, was wie You two oder You too klingt. Das sind Veränderungen, die nur beim Lesen erfasst werden können.

Die Entscheidung, „gendergerecht“ oder „genderneutral“ zu sprechen und schreiben, ist keine zufällige, und demokratisch im oben genannten Sinn wäre sie auch nur, wenn man es den Menschen freistellte sie zu befürworten oder abzulehnen. Die Entscheidung der Stadt Hannover, in ihrer Verwaltung nur noch „gendergerechte“ Sprache zu verwenden, ist mit Zwang verbunden, da es allen in ihr arbeitenden Personen die Entscheidungsmöglichkeit nimmt, ob sie davon Gebrauch machen oder nicht. Wer die Sprache vorschreiben will, braucht dafür gute Argumente. Die Befürworter einer staatlich verordneten Vorgabe zum „gendergerechten “ Sprechen setzen zum ersten voraus, dass die bisherige Sprachregelung diskriminierend ist, und dass zweitens durch das Verändern diese Diskriminierung beseitigt oder zumindest gemildert wird.

Der normale Vorgang in der Politik ist: Es gibt einen Missstand, der von vielen als solcher erkannt und benannt wird und dann einen Handlungsdruck erzeugt. Diese vielen sind in der Regel nicht die Politiker, sondern Betroffene oder deren Anwälte. Wer sind aber die durch traditionelle Sprache Diskriminierten? Die Frauen? Sexuelle Minderheiten? Lässt sich nachweisen, dass eine Frau nur deswegen nicht Pilotin wird, weil es eine Pilotenvereinigung gibt und keine Pilotinnenvereinigung? Ist der Bund für Steuerzahler für reiche Frauen nicht attraktiv? Hält es einen Transsexuellen vom Schreiben ab, weil die Rubrik „Leserbriefe“ heißt? Und was sollen die gerechten Ersatzwörter für Schneemann und Mannschaft sein? Schneeperson? Menschschaft? Der Schneemann hat übrigens in der Regel keinen Penis!

-Es gibt keine täglichen Demonstrationen, die „patriarchale“ Sprache abzuschaffen. Es gibt sicher keine Mehrheit der Frauen und Männer in diesem Land, die nachts nicht schlafen können, weil das generische Maskulinum noch in allen größeren Druckerzeugnissen benutzt wird. Aber es gibt eine starke und einflussreiche Bewegung, die die Bevölkerung glauben machen möchte, dass unsere bisherige Sprachregelung ersetzt gehört, damit es -dadurch erst?- möglich wird, wirkliche praktische Gleichbehandlung zu erzielen. Dass Sprache die Wirklichkeit beeinflusst, ist sicher unstrittig. Zuletzt konnte man es in den USA sehen, dass die stete Behauptung eines Wahlbetrugs, die schon vor der Wahl einsetzte, viele Leute glauben machte, es ginge nicht mit rechten Dingen zu, auch wenn sich der Verdacht nicht bestätigte. Aber werden durch Sprachänderungen konkrete gesellschaftliche Misstände beseitigt? Es wäre zu schön.

Das Umbennen von „Neger“ in „Schwarzer“ in „Farbiger“ in „Afroamerikaner“ oder „Afrodeutscher“ in „POC“ hat Rassismus nachweislich nicht beseitigt. Der treffende Ausdruck wäre wahrscheinlich „dunkelhäutig“, aber das eigentliche Problem liegt darin, in diesem Merkmal etwas problematisches zu erkennen. Warum soll etwas nicht stimmen, wenn ein Mensch eine dunkle Hautfarbe hat? Oder einen arabischen Nachnamen? Oder einen Busen? Nun könnte man einwenden, es wäre doch einen Versuch wert, die Sprache zu verändern, um die dahinter stehende Haltung zu verändern und zu verbessern. Vielleicht wird dadurch die Gesellschaft wenigstens ein bisschen besser… Mal abgesehen davon, dass es auch unter Beibehaltung der bisherigen Sprachregeln möglich ist, sich humanitär zu verhalten, ist es fraglich, ob das „gendergerechte“ Sprechen tatsächlich für Gerechtigkeit sorgen kann.

Wenn eine Mail mit „Liebe Kolleg*innnen“ beginnt, dann ist dort nur die weibliche Form zu sehen. Ich als Mann bin ein „Kollege“ und kein „Kolleg“! Man kann zwar sagen:“ Aber Herr Rein, Sie wissen doch, dass sie mitgemeint sind“, doch das wäre die selbe Argumentation wie zu sagen in dem Sammelwort „Kollegen“ seien auch die Kolleginnen mit drin. Es gibt Leute, die sagen:“ Jetzt haben wir jahrhundertelang die männliche Form benutzt, jetzt ist einfach mal die weibliche dran.“ Prima, aber wird sich eine Mehrheit freiwillig darauf einigen? Schließlich gibt es genügend Menschen, die sich nach wie vor bei dem gesprochenen Begriff Ärztinnen eine Gruppe von ausschließlich weiblichen Ärzten vorstellen und beim Begriff Ärzte, insbesondere wenn sie als Berufsgruppe mit einer anderen Berufsgruppe verglichen werden:

„Ärzte verdienen mehr als Apotheker“. Diese Menschen müssten ja nicht nur ein Wort durch ein anderes ersetzen, sondern ihre Denkgewohnheit. Das ist anstrengend. Das kann sich natürlich mit der Zeit ändern. Bietet aber die neue Denkgewohnheit einen Zugewinn an Humanität, um das Wort „Gutmenschentum“, im positiven Sinne gedacht, zu vermeiden? Wer die männliche Form einfach durch die weibliche ersetzt, erhält sich das Denken des Geschlechtlichen und verstärkt es vielleicht noch:“Ach ja, stimmt, Ärzte können ja auch Frauen sein…“. Wenn es aber darum geht, durch eine Operation am leben zu bleiben, ist das Geschlecht des Operateurs völlig unerheblich. In nahezu allen täglichen Situationen ist das Geschlecht einer Person unerheblich. Wollte man aber ganz auf Geschlechtliches verzichten, um „Neutralität“ zu wahren, müsste man eine neue Sprache erfinden. Versuche des Umgehens (Betonung auf ge!) gibt es ja:

Da werden Student und Studentin zu Studierenden, da ist man Lehrkraft anstelle von Lehrerin und Lehrer. Aber diese Möglichkeiten sind nicht beliebig übertragbar: um nicht „Müllmann“ zu sagen, gibt es den „Müllwerker“, und weil der zu einem Prozent weiblich ist, müsste es die „Müllwerkenden“ geben. Wie aber weiss aber dann eine Nichtdeutschmuttersprechende Person, also ein Ausländer, welche Wortteile zusammengehören: Müllwerk- Enden oder Müll-Werkenden? Wie steht es also mit der Sternchenschreibweise? Wenn die Innenarchitekt*innen innen fertig geplant haben, machen sie dann außen weiter? -Schwer zu verstehen und schwer auszusprechen. Ausserdem zerstört das * den Fluss der Sprache, ist für den Gaumen unangenehm.

Die praktischen Schwierigkeiten beim Umstellen auf „gendergerechte“ Sprache sind also nicht so gering. Das problematischste aber ist die Haltung, die dem zugrunde liegt: Das bisherige ist schlecht, das neue ist gut und macht die Menschen besser und gerechter. Indem man immer Schülerinnen und Schüler sagt, wird zwar jeder Text doppelt so lang, aber dafür hat man jede und jeden „mitgenommen“… Advantage English! Aber was passiert in den Köpfen der Leute, die an ihrem bisherigen Sprachgebrauch nichts problematisches finden? Denen man nach 80 oder 90 Lebensjahren erzählt, sie seien einem Minderheiten und Frauen unterdrückenden Patriarchat noch gerade so entkommen? Es ist ein großer Irrtum der politischen Linken, dass Sprache unser ganzes Denken ist und nicht nur ein Teil davon. Gerade dort, wo wir uns ihrer bewusst sind, kann das Denken davon abweichen. In jeder DDR-Rede kam die deutsch-sowjetische Freundschaft vor und die friedliche DDR wurde in Gegensatz zum „imperialistischen“ Westen gestellt.

Was die Leute tatsächlich dachten, wich davon ab und verstärkte den inneren Widerstand zu ihrer Regierung, gerade weil es Konsequenzen hatte, wenn man sich der offiziellen Sprachregelung verweigerte. Wo wir aber frei sind, zu sprechen, wie uns der Schnabel gewachsen ist, dort achten wir viel weniger auf unsere Wortwahl und unser Denken kommt viel ungefilterter ans Tageslicht. In der Zeitausgabe vom 14. Januar gibt es ein Interview mit Robert Habeck von den Grünen. Im ganzen Interview versucht er den Verdacht von sich und seiner Partei zuweisen, ideologisch zu sein. Er will diejenigen verstehen, die nicht seiner Meinung sind. Das ehrt ihn. Bei der Frage nach dem Gendersternchen in seinem neuen Buch antwortet er aber:“ Na ja, die sprachliche Norm hat sich dahin entwickelt, dass man eben Unterstrich oder Gendersternchen nutzt“.

Das heißt nichts anderes als: Freunde, damit müsst ihr jetzt leben, das ist gesellschaftlicher Konsens, und wir oder ich haben damit nichts zu tun, das ist so über uns gekommen. Leider hat die Zeit da nicht nachgehakt, ob er das jetzt begrüßt und warum er das für notwendig hält. Oder ist er dagegen und hat Angst, Position zu beziehen, weil er sich im eigenen Lager nicht nur Freunde damit machte? Vor der Bürgermeisterwahl in Aachen habe ich die grüne Kandidatin, die auch nachher die Wahl gewann, gefragt, ob sie sich früher nie mitgemeint gefühlt hat, als man sich an die Bürger gewandt hat. Sie sagte, das habe sie immer schon gestört, und es war quasi ihre erste Amtshandlung, eine Beauftragte für Bürger*innnenfragen zu instalieren.

Daraufhin meldete sich in der Zeitung ein erzürnter Herr, der ihr vorwarf, „per Dekret“ eine neue Sprachregelung zu etablieren statt Politik zu machen. Dieser wurde von einem anderen Herren in einem Leserbrief scharf angegangen mit den Worten „er schäme sich für das patriarchalische Denken“ und überhaupt für alle „Alten weissen Männer“. Wenn Sprache dazu führt, dass man sich alle alten weiss(-häutigen, oder ist -haarigen gemeint?) Männer als fortschrittsfeindliche Unterdrücker vorstellt, dann sollte das uns allen zu denken geben. Besonders weit fortgeschritten scheint mir das differenzierte neue Denken nicht zu sein. Frau Keupen, unsere neue Oberbürgermeisterin, wird aber auch noch zum Politik machen kommen, da bin ich mir ganz sicher. Und sie hat mir versichert, dass sie auch für diejenigen ein Ohr haben wird, die nicht gendern möchten.

Der CDU-Kandidat plakatierte die Stadt übrigens vor der Stichwahl mit dem Slogan“ Kompetenz statt Ideologie“. Vielleicht hätte man ihm vorher erklären sollen, dass das Gegenteil von Kompetenz nicht Ideologie heißt, sondern Inkompetenz… P.S.: Was hat es eigentlich für einen Grund, dass der gut geschriebene und interessante Artikel es nicht in den Onlineteil der Zeit geschafft hat? – Matthias Rein

 


 

 

Leserbriefe zu „Hat hier jemand Charisma gesagt?“ von Elisabeth Raether

 

Armin Laschet, Olaf Scholz und Annalena Baerbock ist gemein, dass sie vor allem auf der Sachebene unterwegs sind: Inhalt, Sprache, Argumentieren stehen im Vordergrund. Laschet und Scholz sind nun auf dem Weg, zur Erhöhung ihrer Anziehungskraft gezielt an der je eigenen Ausstrahlung zu arbeiten. Wo Laschet bisher dazu neigte, mit körpersprachlichem Druck seinen Argumenten Nachdruck zu verleihen, trat auf dem virtuellen CDU-Parteitag ein neuer Mensch auf: Entspannt, frei, beherzt, nah, persönlich, humorvoll und facettenreich bewegte er sich souverän und siegesgewiss auf der Beziehungsebene.

Wo die beiden Konkurrenten verkrampft in der Rednerrolle vor großem Publikum blieben, spielte Laschet locker seine eingeübte Rolle wie in einem Casting. Aus inhaltlichem Überdruck ist dabei allerdings ein leichter inhaltlicher Unterdruck entstanden, was ihm wahrscheinlich aber sogar genützt hat. Sein ihn unterstützendes kampagnenorientiertes Coaching wird den langen Weg zum Erfolg sicherlich professionell im Auge haben und zu gegebener Zeit die jetzt noch leeren Sprechblasen mit passenden Slogans füllen.

Auch bei Scholz sind mit der Aufweichung seiner überbetonten Statik, der puristischen Diktion und der gebremsten Emotion in Richtung von mehr Dynamik, Offenheit und Farbe relativ deutliche Veränderungen zu beobachten. Annalena Baerbock allerdings ist und bleibt betont inhaltlich. Ihre hohe Identifikation mit den eigenen Überzeugungen verleiht ihr im Vergleich zu Scholz und Laschet eine erheblich größere Überzeugungskraft. Sie wirkt dabei sehr glaubwürdig, authentisch und kompetent. Im Wettbewerb um die Gunst der Wähler und um die Macht wird diese Überzeugungskraft gleichwohl nicht reichen.

Sicherlich könnte Annalena Bearbock durch eine geeignete Unterstützung noch mehr Annelena Bearbock aus sich herausholen und damit die eigene Position im Wettbewerb um Wählerstimmen weiter verbessern. Wo allein schon die Ausstrahlung als „Überzeugte“ manche Menschen eher abschreckt und ihnen Angst einjagt, kann es vorteilhaft sein, noch stärker den Menschen sichtbar werden zu lassen. – Reinhard Koine

 

Artikel von Elisabeth Raether über Charisma: Behauptungsstrukturen durchziehen Ihren Artikel: „Wer aber Merkels Ästhetik kopiert, wer stets so sachlich und vernünftig auftreten will wie sie, muss auch ihre Form der Politik übernehmen. Ein Projekt zu verfolgen, also wirklich etwas zu wollen, das lässt sich mit dem Merkelismus schon mal nicht vereinbaren. Ein Merkelianer hat kein Programm, weshalb für die programmatischen Parteien SPD und Grüne der Merkelismus eigentlich nicht infrage kommen kann.“

Dies ist schlicht eine Aneinanderreihung von Behauptungen. Ob diese sich beweisen und belegen ließen bleibt offen. Finden Sie, nicht nur an dieser Stelle, Argumente zu langweilig und „old school“ oder finden Sie keine? Darüber hinaus: Begrifflichkeiten, wie „Merkelianer“, „Merkelismus“, werden gebraucht, gerade so, als ob jeder wüsste, was diese konkret bedeuten. Weiß aber, wenn man ehrlich ist, keiner; auch wenn sich jede und jeder irgendetwas dabei denkt. Wäre natürlich eine tolle Sache, wenn sie Leser hätten, denen Pfusch auffällt. – johann siemon

 

Hitler hatte mit Sicherheit Charisma – weitere Kommentierung erübrigt sich wohl. Helmut Schmidt war einer der ersten Kanzler, die ich in meinen Jugendjahren bewusst wahrgenommen habe. Ich schätzte seinen trocknen Pragmatismus bei der Sturmflut als Hamburger Senator und der späteren RAF-Terrorismus-Bekämpfung als Kanzler. Mir scheint, dass Sie da etwas überschätzen: Es sind die „langweiligen“ ruhigen, nachdenklichen Menschen, die Gesellschaften einen, zusammenhalten, ja, die Angela Merkels und – Joe Bidens. Ich habe nicht geglaubt, dass er die Wahl gegen den charismatischen, sich volkstümlich gerierenden, chaotischen, narzistischen Angeber Trump gewinnen könnte und bin unendlich erleichtert, dass es doch so kam.

Wünschen wir uns besser nicht das Falsche für unsere wirklich wichtigen Politiker! Ein so großes, wirtschaftlich schwergewichtiges Land wie Deutschland klug, mit politischer Intelligenz, Einfühlungsvermögen, richtigem Augenmaß, vernünftigem Taktieren nach innen und außen kompetent zu „verwalten“, wie Sie das abfällig nennen, erscheint mir als keine geringe Aufgabe. – Dr. Sabrina Hausdörfer

 

Ich kann Kanzler glauben Armin Laschet, Olaf Scholz, Annalena Baerbock und nicht zu vergessen auch Markus Söder. Jeweils Vorsitzende ihrer Parteien (hoppla Herr Scholz nicht). Wer hat denn hier eine besondere Ausstrahlungskraft? Wer vermittelt hier kreative Bewusstseinsinhalte? Es kann doch eigentlich nicht sein, dass Sachkunde, strategisches Denken und eine Wahl, trotz schlechter Prognosen, zu gewinnen als ausreichend erachtet wird Bundeskanzler zu werden? Welcher Kanzleraspirant hat denn echte eigene Ideen die das Land mit seinen Menschen voranbringen?

Da sehe ich Rot und Grün und vor allem Schwarz! In vielen Kommentaren und Fernsehformaten wird die Kanzlerkür der CDU/CSU und auch der Grünen erörtert. Was aber ist derzeit wirklich wichtig? Die Kanzkerkandidatur der CDU/CSU und der Grünen? Oder doch die Bekämpfung der Corona-Pandemie mit geeigneten, von sehr vielen akzeptierten Mitteln? Oder eine Impfstrategie, die den Namen verdient und ein erkennbares Vorankommen zu einer Herdenimmunität erkennen lässt? – Felix Bicker

 

Der interessante Beitrag erörtert die Frage, ob Charisma für einen Spitzenpolitiker eher nützlich oder hinderlich ist. Am Ende lässt er die Leser:innen ratlos zurück. Sicherlich ist der emotionslose und sterile Politikstil der Kanzlerin nicht zu kopieren, der ihr über 12 Jahre den Machterhalt gesichert hat. Ob er der Republik und insbesondere der Demokratie gut getan hat, ist zu beweifeln. Auffällig ist, dass die Autorin auf die „Strahlkraft“ von Laschek, Baerbock und Habeck, auch auch Merz näher eingeht, aber den SPD-Kanzlerkandidaten mit seiner Aura des Leiters eines Eichamtes ganz links liegen lässt. Das ist schon bezeichnend. Kanzler Helmut Schmidt sah sich hanseatisch bescheiden als leitender Angestellter der Republik. Aber er war kein Politik-Roboter, seine Persönlichkeit sprach Menschen an und überzeugte sie von seiner Politik. – Stefan Kaisers

 

Eine Partei suchte ganz verzweifelt ihren „Superstar“! Jetzt haben sie ihn gefunden, Armin Laschet heißt der neue Titelaspirant der CDU. Der Sieger Laschet dürfte nun endgültig auch als der Topfavorit für einen vierjähriger Aufenthalt im Berliner Nobelhotel „Im Kanzleramt“ mit Vollpension und Taschengeld, gelten. Vorerst muss er aber noch ein paar Tage in seiner alten Bude in NRW ausharren. Armin Laschet hat seine nächste Wahl gewonnen, Friedrich Merz ist wieder nur der ewige „Zweitsieger“, und Norbert Röttgen, der „Youngster“ macht weiter auf „George-Clooney-Double“! – Klaus P. Jaworek

 

Auch über Kompetenz sagt Charisma wenig. Dieser völlig zutreffende Satz im o. g. Beitrag drückt das ganze Dilemma der Politik im In- und Ausland aus. Wenn z. B. Annalena Baerbock glorifizierend Spitzenleistungen zugeschrieben werden, betrifft das leider nur ihre geschliffene Rhetorik, mit der sie einem Eskimo einen elektrischen Kühlschrank aufschwatzen könnte, auch wenn dieser in seinem Iglu keine 230 V- Steckdose hat. Gerade meldet ntv, dass sie einen endgültigen Stopp für Nord- Stream II fordert, wobei uns dieses Projekt nach dem Atom- und Kohleausstieg während einer kalten Dunkelflaute in Verbindung mit anderen Pipelines und unseren Gasspeichern vor einem Blackout bewahren muss.

Frau Baerbock geht offensichtlich davon aus, dass das elektrische Netz den unzuverlässig gelieferten Wind- und Sonnenstrom speichern kann und man keine zusätzlichen Speicher benötigt, wie sie unsinnigerweise im Deutschlandfunk- Interview am 21.01.2018 behauptete. Weiterhin hält sie Kohlendioxyd für gesundheitsschädigend und bezeichnete „Kobolde“ als Material für Batterien. Olaf Scholz wird im Beitrag bescheinigt, dass er sachkundig und ein schneller Kopf wäre. Diese Eigenschaften haben offensichtlich dazu beigetragen, dass 2016 in seiner Zeit als Hamburger Oberbürgermeister das ihm unterstellte Finanzamt gegenüber der Warburg- Bank auf die Rückzahlung von 47 Mio. Euro verzichtete, die von ihr vorher im Rahmen der Cum- Ex- Geschäfte unrechtmäßig erworbenen wurden.

Diesem Sachverhalt sind Gespräche mit dem Bank- Mitinhaber Olearius vorangegangen, was aus Beiträgen des ZDF und von NDR (Panorama, 3.11.2020) zu entnehmen war. Dass es überhaupt zu diesem Cum- Ex- Skandal mit einem Milliardenschaden für alle Steuerzahler kommen konnte, liegt jedoch an einer lücken- bzw. fehlerhaften Gesetzgebung durch das Finanzministerium noch vor Olav Scholz. Hier wurden die hochbezahlten Beamten offensichtlich mehr nach ihrem Charisma und der Parteizugehörigkeit anstelle ihrer fachlichen Kompetenz eingesetzt.

Dies gilt leider auch für das Ministerium für Wirtschaft und Energie, durch dessen umstrittenes EE- Gesetz wir Stromverbraucher innerhalb dreier Jahrzehnte um 2 bis 3 Billionen Euro geschröpft werden, ohne damit dem Weltklima helfen zu können. Während wir uns abrackern und unsere Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von 44 GW bis 2038 abschalten sollen, erweitert allein China bis 2035 diese Kapazität von z. Zt. 1 100 auf 1 400 GW! Heinrich Heine hätte auch heute noch so recht: „Denk ich an Deutschland in der Nacht. Dann bin ich um den Schlaf gebracht“. – Dr.- Ing. Wolfgang Rasim

 

Herzlichen Dank für Ihren Beitrag „Hat hier jemand Charisma gesagt?“. Klug, witzig und nicht verletzend. Chapeau! PS.: Die Lektüre Ihrer Rubrik „Wochenmarkt“ ist für mich stets gesetzt. – Reinhold Bommes

 

Vielleicht haben Sie sich viele Leserbriefe gewünscht. Mit Ihrem Artikel auf der prominenten Seite 3 der neuesten ZEIT-Ausgabe vom 21.01.2021 dürften Sie das vermutlich geschafft haben. Er ruft meinen ganzen Widerstand und Widerspruch auf den Plan. Wenn ich es noch richtig weiß, hatte auch Giovanni di Lorenzo vor einiger Zeit einen charismatischen Politiker (auch eine Politikerin?) herbeigesehnt und dafür viel Widerspruch geerntet. Ich versuche, es kurz zu machen: genau diese Art von Meinungsjournalismus, der wie in diesem Artikel null Information enthält, sondern lediglich eine einzige Behauptung aufstellt (ein Politiker braucht Charisma), trägt aus meiner Sicht zu einer gesellschaftlichen Stimmung bei, bei der Gefühl über Verstand und Glaube über Fakten gestellt werden.

Wenn wir von Politikern und Kanzler-Anwärterinnen im bequemen Sessel oder gut geheizten Arbeitszimmer sitzend in diesen Zeiten multipler Krisen Charisma erwarten, dann verdeckt dies doch die eigentliche Anforderung an Politik und PolitikerInnen, die entscheidenden prioritären Fragen zu erkennen und Lösungswege im Sinne eines Gemeinwohls zu entwickeln. Und es verdeckt unsere eigene Unfähigkeit und mangelnde Bereitschaft, als Bürgerinnen und Bürger selbst Verantwortung für ein größeres Ganzes zu übernehmen. Meine Präferenz ist jedenfalls ein PolitikerInnen-Typus, der mit kühlem Kopf, Sachverstand, Verantwortungsbewusstsein und natürlich auch mit Herz sowie im Diskurs mit der Gesellschaft Lösungsansätze für die schwierigen Fragen sucht.

Eine solche Person muss gleichzeitig in der Lage sein, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen und für diese die Verantwortung übernehmen. Ich finde es mutig, sich in diesen Zeiten für eine Führungsposition in der Politik zu bewerben, sei es als Bürgermeister oder als Kanzlerin. Und ich würde mich freuen, wenn Journalismus – zumal in der ZEIT – nicht zu destruktiver Stimmungsmache, sondern zu faktenbasierter Aufklärung beitragen würde. – Dr. Barbara Malburg-Graf

 

Armin und die Wiederentdeckung der Pause. Auf dem CDU-Parteitag vor gut einer Woche hielt Armin Laschet eine Rede. Kurz darauf wurde er zum neuen Parteichef gekürt. Etwas war besonders an seiner Rede – es fiel mir auf, weil ich seit langem auf der Suche nach diesem verlorengeglaubten rhetorischen Schatz bin: Armin Laschet machte Pausen, er hielt inne – besonders als er auf das Vertrauen zu sprechen kam, auf das es in der Politik ankomme. Ich wüßte gern von anderen ZEIT-Lesern, ob sie auch aufgemerkt haben bei diesem selten gewordenen, kurzen beredten Schweigen.

Auf der politischen Weltbühne konnte man den bestechenden Effekt von Pausen zuletzt bei Barak Obama beobachten: Der vorletzte Präsident der USA – war da was zwischen 2016 und 2020? – vertraute auf die Wirkung seiner Worte und konnte sie daher sekundenlang im Raum stehen lassen, bevor er fortfuhr und einen Gedankengang vollendete oder zum nächsten überging. Politiker früherer Generationen hatten sich oft Zeit genommen, wenn sie sprachen – nicht bloß redeten – Herbert Wehner, Gerhard Stoltenberg, Helmut Schmidt sind Beispiele dafür.

Ich bin als Dolmetscher überdurchschnittlich stark von schnellredenden Wortgauklern betroffen, ja gepeinigt: In unserer modernen Zeit, in der alles getaktet ist und in jede Sekunde Medienaufmerksamkeit möglichst viel hineingepackt werden muss, spulen Menschen oft bis zur Atemnot Bandwurmsätze ab, die keine Unterbrechung dulden – so glauben sie jedenfalls. Versiegte der eigene Redefluss, könnte der Gesprächsgegner (von –partner verbietet es sich hier zu sprechen) in Gestalt des Interviewers oder Moderators das ‚ausnutzen‘ und eine Frage stellen! Das wollen viele in den Medien Sprechende offenbar unbedingt vermeiden und sie machen so viel mehr Worte, als zur Vermittlung ihrer Botschaft nötig wären. Folge: Als Simultandolmetscher muss man den reißenden verbalen Fluss der Ausgangssprache über mehrere mentale Staufstufen leiten, um den Inhalt herausfischen zu können, diesen in verdaubare Fischhäppchen zu gliedern und sodann den Zuhörern in der Fremdsprache appetitlich zu servieren.

Ich habe die Vertreter dieser Spezies des homo cataractus im Verdacht, dass sie aus einem weiteren Grund wie ein Wasserfall sprechen: Sie sind von ihrem eigenen Wortschwall gelangweilt. Ob Politiker, Manager, Hochleistungssportler oder Filmstar – wer in den Medien ständig zu Talkshows eingeladen wird, wer gegenüber der Belegschaft seines Unternehmens immer wieder das gleiche Blabla von Manager Speak absondert, wer atemlos nach einem Sprung von der Skischanze von Reportern befragt wird oder wer als VIP zehn Interviews an einem Tag absolviert, der wiederholt oft Sätze oder Satzfragmente, die er bereits bei anderer Gelegenheit gesagt hat. Das langweilt ihn selbst – also will man das schnell hinter sich bringen. Als Zuhörer stellt sich dann bei mir oft ein Gefühl unendlicher Leere ein: Ich kann nicht mit-denken, weil der Redner nicht denkt, während er angeblich ‚kommuniziert‘. Er sendet und sendet, schert sich aber nicht darum, ob ihn auch jemand empfängt.

Dagegenentwickeltder gute Redner einen Gedanken, wenn er Pausen macht, er bereitet seinen mir (und anderen Zuhörern) zugedachten Beitrag sozusagen aus frischen Zutaten live vor meinen Augen, besser Ohren zu. Hmm, da läuft einem das Wasser im Munde zusammen. Man spürt, wie der Redner um eine Formulierung ringt, wie er justiert, ergänzt, das treffende Wort sucht. Das fesselt mich als Zuhörer, ich fühle mich in seine Gedankenwelt einbezogen, ja hänge an seinen Lippen, weil seine Gedankengänge originell und unerwartet sind. Da will ein Mensch etwas von mir: meine Empathie, meine kritische Analyse, meine Reaktion. Das ist der Rede wert! – Niels Hamdorf

 

„Mit Langeweile ins Kanzleramt“ – diese Herbst-Aussicht von Elisabeth Raether lässt mich gruseln. Armin Laschet, Olaf Scholz und Annalena Baerbock, alle drei ohne Charisma? Und Robert Habeck, der doch zumindest ein Buch geschrieben hat, darf nicht, weil er ein grüner Mann ist. Zugegeben, wenn eine/r der vier bei Anne Will sitzt, weiß man schon vorher, was er/sie gleich sagen wird. Dann lieber Markus Söder, der Charisma zumindest inszenieren kann und beim Publikum besser ankommt? Nein, wir haben leider keinen Willy Brandt mehr, erst recht keinen Mathatma Ghandi oder Mutter Theresa. Wir müssen aus denen auswählen, die vorne hingestellt werden. Da lohnt es sich schon, darauf zu schauen, was dahinter steht, mit welchem Programm die Parteien antreten. Wenn man bewertet, was „hinten heraus kommt“, wie ein anderer Nicht-Charismatiker einmal gesagt haben soll. Und da hat die vielleicht langweiligste Partei, die SPD, noch am meisten zu bieten. – Werner Bohn

 

Wenn Herr Scholz „sachkundig und ein schneller Kopf“ ist, müsste er doch sehr schnell verstehen, dass seine verschlossene Haltung samt Erinnerungslücken beim Thema CumEx und Wirecard nicht wirklich zuträglich für eine Kanzlerkandidatur sind. Vielleicht ist es natürlich damit gemeint, sich „schnell und sachkundig“ neuen Thema zu widmen und alles zu verdrängen, was unangenehm werden könnte. – Steffen Kaufmann

 

Elisabeth Raether beschreibt sehr treffend, dass Charisma in der Merkel-Âra zu etwas geworden ist, das ein Politiker mit Ambitionen bislang lieber nicht haben sollte. Im Zeitalter des „Merkelismus“ regiert das Mittelmaß in Auftritt, Habitus und rhetorischen Fähigkeiten der sog. politischen Elite. Mit Armin Laschet setzen die Funktionäre in der CDU offenbar weiterhin auf Farblosigkeit als Erfolgsmodell. Wenn sie sich da mal nicht irren. – E. Herdemerten

 

Haben wir denn wirklich keine anderen potenziellen Kanzlerkandidaten aufzubieten als die rundgeschliffene rheinische Frohnatur Armin Laschet, den netten Philosophen Robert Habeck, die junge – durchaus kluge und intelligente – aber regierungsunerfahrene Annalena Baerbock und die Verkörperung eines Narkotikums Olaf Scholz? Dann kann man ja nur hoffen, dass Markus Söder doch noch aus der Deckung kommt. Zeit wird es jedenfalls, dass Deutschland aus der Strategielosigkeit der Ära Merkel (vielen Dank übrigens für den Begriff „Merkelismus“ im Artikel) und aus der Sedierung durch sie aufwacht. So wenig Charisma jedenfalls war selten. – Bernd Riegsinger

 


 

 

Leserbriefe zu „Wenn das Gestern endet“ von Robert Pausch und Bernd Ulrich

 

Sollte der Zeitgeist wirklich müde geworden sein und nicht mehr die Kraft aufbringen, sich herrschend über uns zu erheben? Ist der Zeitgeist in seinen multiplen Ausprägungen nun endlich und wirklich von gestern, alt geworden, ein totes Pferd? Bisher sind wir immer bereitwillig überall hin mitgegangen, wohin er uns auch geführt hat: Wir haben in seinem Sinne, mit bestem Wissen und Gewissen, alle Lebensverhältnisse auf dem ganzen Globus total durchökonomisiert. Wir haben zum Wohle aller Menschen die Regenerationsfähigkeit der Natur ziemlich ausgereizt und feuertrunken das globale Klima aus dem Gleichgewicht gebracht. Wir sind nun jubelnd auf dem Weg, uns an Algorithmen auszuliefern.

Und jetzt, wo wir den Zeitgeist so dringend brauchen, zieht er sich zurück und zeigt uns nicht den Ausgang? Allein, ohne Anleitung? Ohne Nationalismus, Liberalismus, Sozialismus, Konservativismus, Revisionismus? Der biedermeierliche Vor-Merz ist schon vorbei? Bricht jetzt im Superwahljahr 2021 die Zukunft an? Bricht jetzt die Zeit an, wo wir befreit von der strengen aber auch behütenden Hegemonie des Zeitgeistes entlang von realen Fragen und Interessen in der Politik um gute Lösungen ringen müssen? Kommt jetzt das Primat der Politik?

Ach, das Gestern endet nie. Heute ist das Gestern von morgen. Morgen wird es ein neues Gestern geben, das dem Gestern von Vorgestern voraussichtlich sehr ähnelt. So geht es weiter. Auch das Morgen wird zuverlässig bevölkert sein von Atavismen und Ewiggestrigen, die Brücken in die Vergangenheit schlagen, während sie die Welt entfesselt den Klippen und Kippunkten entgegentreiben. Und wenn der Zeitgeist nicht gestorben ist, dann lebt er heute noch. Ein neuer Ismus wird sich finden, und wenn es ein alter Neo-Ismus ist. Aber ernsthaft: Wir schaffen das. Nicht nur der Klimawandel, auch der Zeitgeist ist menschengemacht. Wir schaffen das. – Reinhard Koine

 

Im Politikteil der ZEIT darf man präzise und vor allem prägnante Analysen erwarten. Herr Ulrich scheint sich zunehmend darin zu gefallen, den Leser in einem Wortschwall zu ertränken. Im Artikel dieser Woche schießt er den Vogel ab, indem er gefühlt 50mal den Begriff „Hegemon“ in seinen verschiedenen Abwandlungen bemüht. Ich schlage Herrn Ulrichs Beförderung in das Feuilleton vor. – Peter Hach

 

Hans Georg Maaßen wird süffisant als „der oberste, nun ja, Verfassungsschützer“ bezeichnet, „abschüssig zur AfD“. Und sechzig Seiten weiter erfährt man, dass Anne Weber aus ihrem Herzen keine Mördergrube macht: „Für Höcke wäre mir jede Beleidigung recht.“ Ich könnte etliche ähnliche Zitate aus früheren Ausgaben nennen. Bundespräsident Steinmeier hat wiederholt betont, dass Hass und Hetze die Demokratie gefährden. Im „Kampf gegen Rechts“ scheint das aber erlaubt zu sein? Ich bin seit fünfzig Jahren ZEIT-Leser und stelle immer wieder fest, dass die Aggressivität der Sprache auch in dieser Zeitung deutlich zugenommen hat. Schade. – Reinhard Gilster

 

Vielen Dank für diesen absolut lesenswerten Artikel. Es scheint paradox: während Herr Laschet von konservativen Teilen der CDU grün gefühlt wird, trauen ihm viele andere allenfalls den Versuch zu, Klimawandel und Artensterben wegzugrinsen. Für viele Akteure und auch für machen Berichterstatter ist politischer Erfolg nicht mehr bloße Voraussetzung für eine gewisse Gestaltungsmacht sondern respektabler und selbstgenügsamer Selbstzweck. Für mich bleibt es ein eher beunruhigendes Phänomen, dass Norbert Röttgen, aus meiner Sicht der mit Abstand zukunftstauglichste Bewerber, im Rennen um die Parteiführung eine Randfigur blieb. – Dr. Christian Voll

 

Dieser Rückblick auf das Gestern ist aus meiner Sicht befangen. Der Blickwinkel ist durch eine vorgefasste Meinung zu einem erheblichen Teil verengt. Die Rolle des Mainstream und der unrühmliche Einfluss der Kanzlerin auf denselben bleibt aussen vor. Das ist nicht nur mein persönlicher Eindruck. Er ist durch verschiedene nachweisliche Tatsachen belegt und blieb einem kritischen Medienkonsumenten nicht verborgen.

Wenn ich auf das Gestern zurückschaue, sehe ich vor allem die Hegemonie des Mainstreams (nomen est omen) und den Einfluss der Bundeskanzlerin (teilweise sogar persönlich) auf denselben. Die sich daraus ergebende Meinungsführerschaft erstickt die unvoreingenommene, offene, sachliche Debatte mit nachvollziehbaren Argumenten. Die aktuelle „cancel-cilture“ und die Hetze und Verleumdung missliebiger, in der Öffentlichkeit stehender Personen sind die Folge. – R. Renaux

 

Huch – schon wieder Donnerstag! Die Ausgabe der ‚Zeit‘ vom letzten Donnerstag ist noch nicht einmal im Schnelldurchlauf ganz durchgeblättert. Das wiederkehrende Gefühl, dass ich dieser Zeitung nicht gerecht werde, dass ich schlicht nicht die Zeit für die ‚Zeit‘ aufbringe. Sollte ich sie doch abbestellen?

Und dann wieder so ein Artikel wie ‚Wenn das Gestern endet‘. Mein oft nur angedachtes, unstrukturiertes Bauchgefühl wird hier, präzise analysiert, in Worte gegossen. Meine schwammige Empfindung wird zur Erkenntnis. Das sollte nicht aufhören. Robert Pausch, Bernd Ulrich, Tina Hildebrand, ich werde die ‚Zeit‘ nicht abbestellen! – Klaus Günther

 

Ein Gegensatzpaar zieht sich wie ein grün(schwarz)er und ein braun(schwarz)er Faden durch den gesamten Text: der grüne, offenbar sakrosankt, da nirgends kritisch hinterfragt, steht für Zeitgeist, erneuerbar, weltoffen, urban, der braune für Scholle, fossil, einfältig, dörflich – herablassend „besorgte Bürger“ genannt, die keinem Argument mehr zugänglich sind und nur noch brüllen! Um keinen Deut besser aber führt sich ein Teil unserer linken akademischen „Elite“ auf, die Andersdenkende (Professoren) niederschrei(b)en und mundtot machen wollen!

Die Zeitgeistler bestehen auf Gendersternchen und „korrekten“ Hautfarbenumschreibungen, die besorgten Bürger pfeifen drauf; die einen fordern offene Grenzen für alle Menschen unserer Erde, wünschen, daß wir die kunterbunteste aller Nationen werden, die anderen wollen, daß das deutsche Volk sein Gesicht behält und nicht in Multikulti-Polyethno-Parallelgesellschaften aufgeht; die einen wollen ausschließlich saubere, erneuerbare Energie, auch bei Windstille und Dunkelheit, die anderen auch Kohlekraftwerke, um im Falle einer Naturkatastrophe die Stromerzeugung zu sichern!

Klima-, Naturschutz und plastikfreie Ozeane wollen alle, so daß sich über dieser gemeinsamen Grundlage beide Extreme die grüne und braune Hand reichen könnten! Ihre zukunftstauglichsten Gedanken sollten von unseren klügsten Köpfen aufgenommen und, statt Parolen und Parteiprogrammen, in die praktische Politik einfließen! Vielleicht ließe sich so die Kluft quer durch unsere Gesellschaft überbrücken? – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Meines Erachtens hat die Familie als Solidargemeinschaft durch die Konzentration auf den wirtschaftlichen Erfolg gelitten, denn nunmehr stehen statt der Solidarität (was bedeutet, dass jemand zugunsten des Ganzen auf den persönlichen Vorteil verzichtet) die wirtschaftliche Unabhängigkeit und die Vermarktbarkeit der Arbeitskraft im Vordergrund. Das neue Lebensmodell (beide Partner gehen einem Beruf nach, nebenher existiert noch eine Familie mit Kind) funktioniert jedoch nur unter der Voraussetzung, dass die Kinderbetreuung und -erziehung weitestgehend outgesourced werden und die Familie eine Mehrbelastung akzeptiert.

Sobald ein Rädchen in der Maschine nicht mehr funktioniert, steigt die Mehrbelastung einseitig oder für das System Familie als Ganzes. Welche Wertschätzung die Care-Arbeit in unserer Gesellschaft geniesst, zeigte das Phänomen „Klatschen auf dem Balkon“, was bedeutete, dass sich diejenigen, die in Altenheimen und Krankenhäusern arbeiten doch bitte mit einem Applaus zufriedenstellen lassen sollen. Solange dem so ist (und die Gefahr eines Streikes des mit der Care-Arbeit betrauten Personals gering ist), wird sich nichts ändern, aufrüttelnden und anteilnehmenden Artikeln zum Trotz. – Würth

 


 

 

Leserbriefe zu „Wertvolle Bildung“ von Kolja Rudzio

 

„In Hamburg zeigten Tests für Mathematik und Deutsch kürzlich, dass die Schulschließungen im Frühjahr keine messbaren Lücken hinterlassen haben (ZEIT Nr. 52/20). Wößmann vermutet aber, die Ergebnisse könnten verfälscht sein, weil viele Schulen nicht daran teilnahmen.“ – Da passt das Untersuchungsergebnis nicht zur Theorie. Also wird das Ergebnis angezweifelt. Nur ja nicht bei sich und der eigenen Theorie hingucken, ob dort der Fehler liegen könnte.

„Fuchs-Schündeln stellt fest, dass benachteiligte Familien ihre Kinder weniger unterstützen und Unterrichtsausfall schlechter kompensieren könnten.“ – Es gibt Eltern, die gerade deshalb sehr auf Bildung be ihren Kindern achten, weil sie selber so wenig davon abbekommen haben. Es gibt Schüler, die von sich aus aus dem bildungsarmen Milieu heraus wollen. Da stellt sich mir schon die Frage inwieweit Benachteiligung eine bequeme Ausrede ist. – Iman Schwäbe

 

Nach Aussage der OECD habe ich (Einschulung 1953) also 5% weniger verdient als wenn ich ein Jahr früher eingeschult worden wäre, da mein Abiturjahrgang 1966/67 fünf Monate verkürzt war. Das betraf 13 Jahrgänge im Bundesgebiet ohne Bayern. Das war aber gleichzeitig eine Zeit steigender Schülerzahlen in den weiterführenden Schulen. Der Berufseinstieg war erschwert durch die Minirezession in 1966-68, durch die Ölpreisexplosion in 1973 ff ausgelöste Rezession, die folgenden Sparmassnahmen der öffentlichen Hände, die nächste Ölpreisexplosion ab 1979 …

Wer sich bewarb, konkurrierte meistens mit Absolventen etc., die ebenfalls ein oder zwei Kurzschuljahre in ihrer Laufbahn hatten, das Gehalt wurde aber deshalb nicht gekürzt. Man hatte aber zumindest die Möglichkeit, mit der Berufsausbildung, dem Studium, dem Berufseinstieg ein halbes Jahr früher zu beginnen. Ist die Vergleichsgruppe (also ohne Kurzschuljahr) die Schülerschaft in Bayern? Dann müsste man berücksichtigen, dass Bayern in der Zeit ökonomisch stark aufholte, aber in zum Beispiel Nordrhein-Westfalen Industrien wegbrachen: Ist dies auch durch Kurz- versus Normalschuljahr bedingt? Oder haben die Bayern außerhalb ihres Bundeslandes alle höher bezahlten Positionen erobert? – Adolf Ronnenberg

 

Weniger Schule, geringere Lebenschancen: Um die Zukunft der Corona-Generation scheint es alles andere als gut bestellt zu sein. Zurecht wird aber darüber diskutiert, ob sich Fluch und Segen des Fernlernunterrichts bis auf die erste Stelle nach dem Komma berechnen lassen. Die zentrale Botschaft der Fachleute liegt jedoch auf der Hand: Bildung braucht Zeit und lohnt sich. Wenn das so ist, dann mutet die Verkürzung der gymnasialen Schulzeit in manchen Bundesländern an wie ein fataler Fehltritt der Politik mit weitreichenden Konsequenzen für Kinder und Jugendliche. Eine Pandemie lag noch in weiter Ferne, da erschien die vorgezogene Begegnung mit dem „wahren Leben“ vielen Entscheidungsträgern als Königsweg zur individuellen Reife.

Die neuen Bedingungen brachten aus ihrer Sicht keine ernst zu nehmenden Gefahren für das allgemeine Qualifikationsniveau und die materielle Sicherheit künftiger Generationen mit sich. Aktuell lautet der Tenor: Gut Ding will Weile haben. Deshalb bringt Corona viele Befürworter des achtjährigen Gymnasiums in Erklärungsnöte. Mehr noch: Das Virus hat die Debatte um die Lernzeit-Dividende bereits entschieden. – Georg Weinmann

 

Dass jedes zusätzliche Schuljahr zu 10% mehr Lebenseinkommen führt, gilt ja wohl nur im bestehenden Schulsystem, schließlich gibt es unterschiedliche Verweildauern und entsprechend Abschlüsse unterschiedlicher Qualität, was sich auf das spätere Einkommen auswirkt. Diese Tatsache auf eine völlig andere Situation – z.B ein paar Monate Unterrichtsausfall in Klasse 8 – anzuwenden, ist schon mehr als mutig. Schließlich will ja auch niemand G12 statt G9 einführen, in der Hoffnung, dass dann alle 30% mehr Lebenseinkommen hätten.

Mir ist nicht bekannt, welche Jahrgänge mit und ohne Kurzschuljahr zum Vergleicch herangezogen wurden, aber dass der erste „Sommerjahrgang“ mit Kurzschuljahr wesentlich schlechtere Starbedingungen hatte als der nicht von einem solchen betroffene letzte „Osterjahrgang“ ist klar. Schließlich waren die freien Arbeitspläte wenige Monate vorher vom „Osterjahrgang“ weitgehend in Anspruch genommen worden. Mir scheint hier aus der Korrelation „Person mit durchlaufenem Kurzschuljahr“/“Geringeres Lebenseinkommen“ eine nicht vorhandene Kausalität abgeleitet worden zu sein.

Zumal ein kurzer Artikel der Professoren Björn und Sören Christensen (Sochastiker /Statistiker) im SH-Journal, Wochenendbeilage vom 9.5.2020 darauf hinweist, dass ein Vergleich zwischen Bundesländern mit und ohne Kurzschuljahre keine messbaren Unterschiede erbrachte. Die fehlenden Kontakte und die Gefahr, dass schwache Schülerinnen und Schüler abgehängt werden, sind die Kernprobleme. Darum sollte Schule sich kümmern – mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen. – W. Gehrich

 

Ihr Artikel „Wertvolle Bildung“ in der ZEIT Nr.4 vom 21.1.21 ärgert mich insofern, als hier Kindern suggeriert wird, welch materielle Nachteile sie später einmal infolge der Corona-Krise hinnehmen müssten. Es empört mich, dass Bildung ausschließlich in zukünftigem Geldsegen gemessen wird, zumal unsere Vergangenheit genügend Beispiele liefert, wie leicht man reich werden kann, ohne entsprechende Bildung genossen zu haben. Der Reichtum der Gebildeten ist immer schon ein anderer gewesen, als der derjenigen, die geschickt genug waren, die Gunst der Stunde auszunutzen.

Warum also soll Heranwachsenden vermittelt werden, dass ein erstrebenswertes Ziel unbedingt vom Geld abhängt. Können Sie sich nicht vorstellen, dass auch das Leben selbst eine wunderbare Schule sein kann, selbst wenn es über längere Strecken aus Langeweile besteht? Übrigens ist gerade Langeweile schon oft der Grund dafür gewesen, dass Menschen auf ganz brauchbare Ideen gekommen sind, die sich gut zu Geld machen ließen. Corona ist ganz gewiss eine harte Zäsur. Es kommt darauf an, was wir daraus machen – Durchhalten oder Jammern, und das auf immer noch hohem Niveau. – Herma Brandenburger

 

„Nach Lektuüre dieses Artikels ist mir nun endlich klar geworden, warum ich ein um 5% geringeres Arbeitseinkommen in meinem – vor 14 Monaten zu Ende gegangenen – Berufsleben gehat hatte: Ich bin ein Opfer der „Kurzschuljahre in Baden-Württemberg in den Jahren 1966 und 1967“. Nun kann ich auf Basis dieses Artikels das Land Baden-Württemberg auf Schadenersatz verklagen: 5% weniger EInkommen in meinem Berufsleben, das summiert sich. Und wer einen Schaden verursacht (das Land Baden-Württemberg hatte diese Kurzschuljahre seinerzeit so beschlossen) muß auch für den Ausgleich dieses Schadens aufkommen.

Wenn DIE ZEIT mir jetzt noch die exakte Quelle zu diesen angesprochenen Studien übermitteln kann, dann habe ich fundierte Argumente an der Hand ….. Oder habe ich diesen Artikel lediglich falsch verstanden ? Weil niemals alle Schülerinnen und Schüler eines Schuljahrgangs (ob mit oder ohne Kurzschuljahre) jemals das identische Jahreseinkommen bzw. „Berufslebenseinkommen“ hatten oder haben werden und daher diese pauschale Aussage „.. später 5 Prozent weniger Geld:“ beindruckend klingt, aber nicht belegbar sein kann ? – Steffen Lasch

 

Wann hören die Medien endlich damit auf, einen solch simplen linearen (!) Zusammenhang von Schuljahren und Einkommen weiterzuverbreiten. Als ob berufliche Erfolge sich hauptsächlich nach der schieren Zahl der im Bildungswesen verbrachten Jahre richten würden. Wie kann ein Studienabbrecher zu einem der reichsten Männer der Welt werden? Sind SitzenbleiberInnen und LangzeitstudentInnen unter den Hochverdienern besonders oft zu finden? Und – um gleich noch einen Verschwörungsmythos zu begründen – hat „das Kapital“ durch die Verkürzung der Gymnasialzeitvon 13 auf 12 Jahre eine besonders perfide Strategie entwickelt, um den Lohn der Beschäftigten zu drücken? Fragen über Fragen. Es grüßt ein Mann, der durch die Kurzschuljahre 1966/67 – noch dazu in Abitursnähe – um fünf Prozent seinen Lebenseinkommens gebracht wurde (oder vielleicht doch nicht?) – Udo Kroschewski

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie alles begann“ von Ulrich Bahnsen et al.

 

Ich bedanke mich für diese Biografie des COVID-19-Virus. Diese Übersicht stellt vieles richtig, u.a. auch ein kollektives Versagen von Politik und Wissenschaft. Es grenzt geradezu an Naivität, wenn man bei einem pandemischen Virus lediglich seine Wirkungsfolgen mit adäquatem Verhalten der Bevölkerung zu bekämpfen versucht.

Es müsste zum Grundwissen von Virologen und Epidemiologen zählen, dass ein Virus sich mit seinem ersten Auftritt ständig den Gegebenheiten anpasst und mutiert. Die allererste wissenschaftliche und politisch gestützte Reaktion hätte eine sofortige und umfassende DNA-Sequenzierung des Virus sein müssen. Im Kontext dessen hätte neben der Erforschung eines Impfstoffes in Analogie der HIV-Therapie die Erforschung von Medikamenten der staatlichen Fürsorge bedurft. Nun zeigen sich Politik und Wissenschaft von der Existenz mutierter Viren überrascht und fordern, sich darauf beziehend, von der Bevölkerung konsequentere Verhaltensregeln.

Es ist nicht die Existenz eines Virus, den wir alle fürchten. Die Furcht und damit einhergehend der Vertrauensverlust betrifft die zunehmend erkannte Hilflosigkeit von Politik und Wissenschaft. Hier aber von einer Unerfahrenheit im Umgang mit COVID-19 zu sprechen, bestätigt die scheinbare Oberflächlichkeit im Umgang mit Viren allgemein. Damit wird die Coronakrise zu einer politischen Gefahr, erst recht in dem so bedeutsamen Wahljahr 2021. Aber vielleicht haben wir Glück, weil die Politik auf allen Ebenen zwar einen Anspruch auf Gestaltung reklamiert, jedoch ihren Höhepunkt der Unfähigkeit noch nicht erreicht hat. – Jürgen Dressler

 

Zu diesem Artikel: ich habe ihn mit Interesse gelesen, vor allem den Teil über China. Ich stelle mir seit einiger Zeit die Frage, warum ein Thema überhaupt nicht diskutiert wird: TCM und die Behandlung von Corona. Dazu muss ich sagen: ich bin bei einem TCM Arzt in Düsseldorf in Behandlung, der vor Kurzem ein Buch geschrieben hat und dort beschreibt, wie China den Virus (auch) mit Methoden der TCM, u.a. Tee bekämpft hat. Er legt es in seinem Buch sehr detailliert dar.

Das klingt phantastisch und möglicherweise ist es nicht wahr, aber es könnte auch Wahrheit daran sein. Es finden sich hierzu überhaupt keine Informationen. Ich bin selber Journalistin und es macht mich zumindest stutzig, dass hierüber überhaupt nicht gesprochen (virtuell) wird. Ist es einfach nicht wahr? Bringt es nichts? Ist der Westen dem Gegenüber total verschlossen? Berichtet mein behandelnder Arzt die Unwahrheit? Ich finde es extrem schwierig, mir hier eine Meinung zu bilden und würde diese Frage gerne an die Journalisten stellen, die an dem Bericht über China in dem Artikel mit- geschrieben haben… – Birgit Kasimirski

 

Am Anfang des Artikels wird eine Rekonstruktion der globalen Katastrophe versprochen. Da fallen mir zwei Rahmenbedingungen auf: Diese Rekonstruktion endet praktisch schon im März, bald nach dem Beginn der erklärten Pandemie. Was am Anfang eventuell schnellstmöglich hätte getan werden müssen, muss natürlich nicht der Leitfaden für das weltweite Handeln bis zum heutigen Zeitpunkt – fast 1 Jahr nach den ersten Fällen – sein. Sondern dieses Handeln sollte auf Basis gezielter transparenter Forschungen und eines kontroversen multilateralen wissenschaftlichen Diskurses mit Experten aus allen beteiligten und betroffenen Gebieten klar evidenzbasiert erfolgen.

Wenn man Fachleute wie z.B. die Professoren Hendrik Streeck (Virologie), Dr. John Ioannidis (Gesundheitswissenschaft, Statistik, Epidemiologie), Dr. Martin Haditsch (Mikrobiologie, Virologie, Infektionskrankheiten), Dr. Stefan Homburg (Öffentliche Finanzen), Dr. Stefan Hockertz (Immunologie und Toxikologie), Dr. med. Sucharit Bhakdi (Mikrobiologie, Infektionsepidemiologie), Dr. Christian Schubert (Psycho-Neuro-Immunologie), Dr. Max Otte (Wirtschaft), Dr. Markus Gabriel (Philosophie), Dr. Matthias Burchardt (Bildungsphilosophie) und den vielseitigen Mediziner und ehemaligen Politiker Dr. Wolfgang Wodarg und Tausende andere mehr aus der Expertendiskussion nicht ausgeklammert hätte, WÄRE MAN ZIEMLICH RASCH zu einer realistischen Einschätzung der Situation gekommen, weil die Evidenz aus der Gesamtsicht überschaubarer wird. Und da sind echte Demokratien natürlich im Vorteil, weil sie differenziert und spezifisch forschen, recherchieren, kommunizieren und vorgehen können.

Z.B. sind so human wie möglich Immunschwache zu schützen und die Aktivierung und Gesunderhaltung des Immunsystems ist zu fördern. Aufgrund von üblichen Differentialdiagnosen müssten bei PCR-positiv Getesteten alle anderen möglichen Erkrankungs- und späteren Todesursachen untersucht, statistisch erfasst und publik gemacht werden. Die vorhandene (auch kreuzreaktive) T-Zellenimmunität hätte so in der Bevölkerung gemessen werden können. So könnte man auch feststellen, welche und wie viele PCR-positiv getestete Verstorbene an welchen anderen Erkrankungen gestorben sind und könnte gesundheitspolitisch und gesellschaftlich spezifisch und differenziert vorgehen.

Sie berücksichtigt nicht die weltweite finanzpolitische Situation. Die finanzpolitische Situation ist natürlich der Hintergrund, vor dem allein die jetzige Situation zu verstehen ist. Wer seit der Weltfinanzkrise vor etwa 12 Jahren die Entwicklung der Finanzwirtschaft und ihre vielen Krisen verfolgt hat, weiß eigentlich Bescheid. Damals war der Ballon am Platzen und man „reparierte“ oder überklebte ihn durch nicht enden wollendes weiteres Gelddrucken. Oberflächlich merkt man das dann nicht so, aber der Ballon dehnt sich natürlich immer weiter aus. Es wäre dringend eine transparent und demokratisch herbeigeführte Lösung im Interesse aller Bürger nötig. Aber einige Leute sehen das anders und ziehen Panikmache und undemokratische Mittel vor.

Das ist natürlich überhaupt kein Geheimnis und schon gar keine „Verschwörungstheorie“, sondern kann in sehr vielen relevanten Büchern und Veröffentlichungen nachgesehen werden. Es sollte sich jeder Bürger umfassend informieren, wie die Situation ist und welche demokratischen, marktwirtschaftlichen Alternativen sich bieten. Unter Hunderten von Experten kann man sich zum Beispiel Videos von Markus Krall, Max Otte oder Ernst Wolff oder zahlreiche ähnliche unabhängige Expertisen anschauen. Viele Millionen von Bürger hinterfragen längst die offizielle Hypothese, die hinter der jetzigen Panik und Ablenkung von den finanzpolitischen Umbrüchen steht: SARS-CoV-2 wäre ein Killervirus, das wir durch PCR-Test-Verfahren feststellen könnten und gegen das wir keine Immunität hätten und ein großer Teil oder sogar alle PCR-positiv-getesteten Tote wären Covid-19-Opfer.

Ein Killervirus, gegen das nur drastische Lockdown-Maßnahmen und Aussetzung der Grundrechte helfen würden. Selbst wenn wir dabei unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft und unsere Rechtsstaatlichkeit und Menschlichkeit sowie die freie Demokratie plattmachen und 1,6 Milliarden Menschen weltweit ihrer Lebensgrundlagen verlieren (nach Aussage der UN-Organisation ILO im April 2020). . Der Great Reset ist da! – Max Otte im Gespräch – YouTube Markus Krall: Der Crash kommt 2021! Gelddrucken hat das Denken ersetzt – YouTube Alles Ablenkung für das neue Geldsystem | Ernst Wolff – YouTube Ernst Wolff: Crash wird bewusst herbeigeführt Medizinprofessor Schrappe: Zahlen des RKI sind „nichts wert“ – ZDFheute Medizinprofessor Matthias Schrappe: „Die Bundesregierung ist beratungsresistent“ – YouTube Epidemiologe Dr. Norbert Schwarz: Corona ist kein Killer-Virus! – YouTube Prof DDr Martin HADITSCH: Wie gefährlich ist Covid 19 – YouTube Coronavirus: Sterberate in Deutschland niedriger als befürchtet – Übersterblichkeit ist ausgeblieben

Keine Übersterblichkeit durch Covid-19: Chef von Gesundheitsamt vergleicht Corona mit Grippe und Hitzewellen Corona: Neue WHO-Studie überrascht Experten – So tödlich ist das Virus wirklich | Welt WHO Finally Admits COVID19 PCR Test Has a ‚Problem‘ | Principia Scientific Intl. Hochkarätiges internationales Forscherkonsortium demontiert PCR-Test von (…) – Corona Transition Gegen das Virus könnten nur drastische Lockdown-Maßnahmen und Aussetzung der Grundrechte helfen. Selbst die WHO ist da anderer Meinung: who lockdowns make porer people poorer nabacco – Google Search Ein Segen für Großkonzerne und Oligarchen: Lockdowns und der Ausverkauf des Mittelstandes

Corona Aktuell: Keine Hinweise für Wirksamkeit der öffentlichen Maskenpflicht! (Ines Kappstein) – YouTube 026% extrem niedrig, 105 Counties, erschrfeckende Ergebnisse, Fallsterblichkeit bei Covid-19 bei extrem niedrigen 0.026% niedriger als Influenza, Fallsterblichkeit bei Covid-19 mit0, Herdenimmunität, Lockdown trifft die falschen, Maskenpflicht, Maskentragen um das 5 Fache gefährlicher, Mit Maskenpflicht ist das Sterberisiko deutlich erhöht, Studie aus dem Englischen übersetzt, Studie aus Kansas, Vergleiche zwischen den Staaten | Querdenken-761

Selbst wenn wir dabei unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft und unsere Rechtstaatlichkeit und Menschlichkeit sowie die freie Demokratie plattmachen: Menschen des Jahres 2020 1/3 „Aus dem normalen Leben in die Demokratiebewegung“ Aufzeichnung 4.11.20 – YouTube Demokratie in Gefahr – Punkt.PRERADOVIC mit Gunnar Kaiser – YouTube Meinungsfreiheit & Demokratie sind in Gefahr – Bundesrat Ueli Maurer – YouTube Als investigativer Journalist und „Detektiv“ muss man diese offizielle Hypothese hinterfragen. Vielleicht erklären andere Hypothesen die festgestellten Zustände ja viel besser.

Tausende von Experten haben auf vielen Kanälen und Weisen darauf hingewiesen, dass keine ausreichende Evidenz für diese Hypothese und dieses Narrativ vorliegt. Zum Beispiel haben viele Länder in Ostasien und Afrika bis zu TAUSEND MAL weniger PCR-positiv getestete Tote pro Millionen Einwohner als Länder Europas und Nordamerikas mit harten Lockdowns. Worldometer – real time world statistics Also hier lässt sich die erwünschte Kausalität nicht finden. Auch das PCR-Testverfahren ist nicht standardisiert und damit für sich nicht aussagefähig. Drosten-Papier in der Kritik: Experten finden zehn schwerwiegende Fehler im PCR-Testverfahren – YouTube Deshalb sollten Journalisten und Redakteure auch andere Hypothesen prüfen, wie z.B. die von Ernst Wolff, Max Otte oder Markus Krall (siehe oben). Sie befinden sich unter Hunderten von anderen „Detektiven“, die zu ähnlichen Ergebnissen kommen. Das muss sich natürlich nicht alles hundertprozentig so in der Zukunft realisieren.

Aber es ist gut recherchiert und sollte deshalb von investigativen Journalisten ernst genommen werden. Es wäre dann die Aufgabe von Journalisten, wirklich detailliert und völlig vorurteilsfrei zu recherchieren, welche Teile und welche Version der Hypothesen glaubwürdig sind. Die Antwort, das sei eine Verschwörungstheorie und damit nicht diskutabel, darf natürlich nicht gelten. Denn eine Theorie oder Hypothese einer Verschwörung soll ja helfen, die Hintergründe von Schieflagen und verdeckten Bedrohungslagen herauszufinden. Sie dient auch Detektiven als Ansatz, um durch genaue Recherche den Dingen wirklich auf den Grund zu gehen. Wir können sehr dankbar sein, dass so viele Menschen sich für das Allgemeinwohl aufopfern.

Und jeder von uns sollte deshalb die von oben gefällten Entscheidungen umfassend überprüfen, ob sie in Theorie und Praxis evidenzbasiert sind. Beruhen diese ganze Aktionen auf Fakten? Dazu muss man sich ein Bild aufgrund von Informationen AUS ALLEN RELEVANTEN MEDIEN machen. Dabei sollte natürlich nur die wissenschaftliche Expertise und der Gesamtkontext eine Rolle spielen, auf keinen Fall irgendwelche ideologischen oder machtpolitischen Gesichtspunkte ODER GAR VORURTEILE. Begriffe wie Verschwörungstheorie oder „rechts“ dienen leider oft nur als Beleidigungen, haben aber keinerlei entsprechende inhaltliche Bedeutung. Vor allem muss kontrovers und evidenzbasiert diskutiert werden. Gefährlich ist, was die Gewaltenteilung und damit die Demokratie aushebelt, Zensur einführt und den Debattenraum einschränkt.

Auch die bereits weltweit berichteten Gefahren und Folgen der jetzt laufenden ganz speziellen, Impfungen sollte jeder gründlich berücksichtigen und recherchieren. Die Corona-Impfung: Aussage Prof. Hockertz – YouTube Prof. Stefan Hockertz warnt vor millionenfach vorsätzlicher Körperverletzung | VÖ: 17.07.2020 – YouTube 80.000 Menschen zeichnen Impfstoff-Petition – die EMA schweigt – 2020 NEWS Prof. Hockertz: 80.000 Tote durch Corona-Impfung – Blauer Bote Magazin – Wissenschaft statt Propaganda Chinesische Experten warnen nach Todesfällen in Norwegen vor BioNTech/Pfizer-Impfstoff — RT DE Dabei dürfen wir natürlich auch nicht die Wissenschaftler unberücksichtigt lassen, die sich zum Wohl der Betroffenen freiwillig aufgeopfert haben und immer noch aufopfern, um das Geschehen aus dem Blickwinkel ihrer Fachbereiche und ihrer Expertise bestmöglich und mit einem Blick für Details UND für das große Bild zu verstehen und dieses Verständnis zu verbreiten.

Wir sollten schnellstmöglich aus der Panik herauskommen, die durch eine entsprechende Fokussierung auf SARS-C0V-2 unter Ausschluss fast aller anderen Gefahren und der entsprechenden Aufbereitung und Weitergabe von Zahlen geschürt wurde. Gewähren Sie bitte auch in Ihrer Zeitung unbedingt und schnellstmöglich Wissenschaftlern wie den oben genannten ein Forum, die zwar in der Fachwelt und in den alternativen Medien wegen Ihrer Expertise sehr geschätzt werden, in herkömmlichen Medien aber unverständlicherweise in den letzten Monaten viel zu wenig zum Zug kamen. Siehe z.B.: Great Barrington Declaration

Die bizarr anmutende und wissenschaftlich unreflektierte Einstufung von außergewöhnlich kompetenten Experten als „Corona-Leugner“, „Verharmloser“ oder „Verschwörungstheoretiker“ können wir uns jetzt wirklich nicht mehr leisten. Damit wurde unendlich viel Schaden angerichtet. Solche unqualifizierten Bewertungen berauben uns wissenschaftlicher Ressourcen, die wir dringend nötig haben. Alle relevanten Fachleute und Fachgebiete gehören gehört und berücksichtigt. Das entscheidende Thema der weitgehend längst vorhandenen, zum Teil kreuzreaktiven T-Zellen-Immunität z.B. wurde kaum in den Leitmedien behandelt.

Ehe man ans Impfen denkt, sollte man diese Immunität in der Bevölkerung feststellen, erst repräsentativ, dann darüber hinaus, wenn es noch notwendig sein sollte.Oxford Immunotec Joins Forces With Public Health England in a Large Clinical Trial Utilizing T-SPOT® Discovery™ SARS-CoV-2 Test | Technology Networks Oxford Immunotec Global PLC: Oxford Immunotec Signs Exclusive Distributor Agreement with RIKEN Genesis, a Subsidiary of Sysmex, to Market the T-SPOT Discovery SARS-CoV-2 Kit for the Measurement of the T cell Immune Response to SARS-CoV-2 Infection in Japa Neuer Test auf Corona-spezifische T-Zellen bestimmt Immunität binnen 24 Stunden kreuzreaktive t-Zellen Testungen Schnellverfahren Oktober – Google Search So funktioniert Immunität gegen Coronavirus durch T-Zellen Dann könnten wir uns wieder transparent und demokratisch der Lösung der eigentlichen finanzpolitischen Probleme zuwenden. – Gerhard Jahnke

 

365 Tage ohne „40 Tage ohne“ überschreiben die Kirchen die Fastenzeit vor Ostern auch in diesem Jahr 2021. Was niemand geahnt hat, dass die ganze Welt ausnahmslos und religionsübergreifend seit genau einem Jahr eine Fasten- und Passionszeit durchlebt und durchleidet, zurückgeworfen auf das Private, dem öffentlichen Leben und „wilden Treiben“ pflichtmäßig entsagend, nicht enden wollende Fast- und Abstinenztage im wahrsten Sinne des Wortes. Selbst der Karneval und die Rosenmontagsumzüge werden ausfallen und führen erstmals das bekannte Lied „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“ ad absurdum; denn schon vorher, lange vor dem Aschermittwoch, dem gebotenen Fast- und Abstinenztag, an dem wir unserer Verwundbarkeit und Vergänglichkeit durch ein Aschekreuz auf unserer Stirn gewahr werden sollen, war schon „alles vorbei“. 365 Tage wie ein immerwährender Karfreitag – still und klar.

365 Tage ohne. Jedes Geschöpf wird in dieses Wort „OHNE“, in dieses uns schier verschlingende schwarze Loch der fehlenden Normalität, des unerträglichen Ausnahmezustands, des entbehrungsreichen Mangels an Begegnung, Zärtlichkeit und Gemeinschaft, die je eigenen Verlusterfahrungen hineinlegen – auch die Existenzängste, Schulden, Insolvenzen und Suizidgedanken. Ein ganzes Jahr Fastenzeit; 365 Jahre österliche Bußzeit; 52 Wochen ohne; eine schier unendliche Karsamstagsabstinenzzeit, von der niemand weiß, wann endlich Ostern sein wird. Wann haben wir uns eigentlich das letzte Mal so sehr nach einem Ostern gesehnt, das der Fastenzeit ein seliges Ende bereitet?

„Sieben Wochen ohne“ liegen also vor uns, auf die sich gewiss niemand freut. Wenn wir allerdings in diese ganz besondere Fastenzeit, in die eine ganzjährige Abstinenzzeit mündet, unsere tiefsten Erfahrungen der Existenz hineinlegen und uns dem bewusst stellen, was wir sonst zu verdrängen versuchen, könnten die Quadragesima zum Segen werden – für jeden sehr unterschiedlich. Wenn uns die zurückliegenden Monate etwas gelehrt haben, dann doch weltweit die Kontingenz jedweder Kreatur, die Verwundbarkeit des Menschen, die Todesverfallenheit. Existenzieller konnte niemand einen Fastenkalender zu Papier bringen als diese Pandemie. – Felix Evers

 

Schönwetterdemokraten! Vielen Dank für diesen notwendigen und umfassenden Artikel – bei dem mir doch ein Punkt zu kurz kommt: Deutschland und die Frage “ Wie demokratisch sind die Deutschen eigentlich?“ Ich halte zuviele von ihnen für Schönwetterdemokraten. Sie genießen die Freiheit der Demokratie, übergeben schon länger immer mehr Verantwortung an „den Staat“ für das, was ihnen zu anstrengend ist:

Alte, Kranke, Kinder, Menschen mit Behinderung… Damit übergeben sie auch immer mehr Macht an „den Staat“. Ist ihnen das bewusst? Freiheit geht in einer Gesellschaft nicht ohne Verantwortung für das Ganze, die erst das Zusammenleben ermöglicht. Zur Zeit erleben wir es, dass immer mehr Menschen ungezügelt ihre Freiheit leben, sich der – positiven – Verantwortung für die Gesellschaft entziehen, und damit die – sehr negative – Verantwortung dafür tragen, dass Kinder und Jugendliche nicht in Kita und Schule gehen dürfen, Studenten nicht in die Uni, Alte und Kranke nicht besucht werden dürfen, Familien dekompensieren, die Wirtschaft dabei ist, in die Knie zu gehen – ja, und dass wir seit fast einem Jahr mit Ausnahmeregelungen regiert werden!

Nein, es ist nicht das Virus, es sind die Verantwortungslosen. Diese fragen ständig:“ Was kann mein Land für mich tun?“ Dieses Land könnte hochgradig weise Regeln erlassen, die für die Katz sind, wenn die Bürger sie nicht umsetzen. Kontrolle und Sanktionen sind in einer Demokratie – zum Glück – begrenzt. Diese „Freiheitlichen“ fragen nicht die urdemokratische Frage:“ Was kann ich für mein Land tun?“ Ganz wenig, von allen, über eine begrenzte Zeit, würde ganz viel bewirken: Maske tragen, Abstand halten, Kontakte auf das Notwendige reduzieren, Hände von Gesicht und Maske! Und wir alle könnten Freiheit endlich wieder leben. – Dr. Ursula Augener

 

Wer wird besser mit dem Virus fertig – totalitäre Staaten oder Demokratien? Falsche Frage! Ein Vergleich mit totalitären Staaten ist nicht zulässig. Ein Vergleich von Demokratien untereinander wäre durchaus möglich und sinnvoll, insbesondere mit den Demokratien in Asien (bzw. mit ihren stärker gemeinsinnbasierten Gesellschaften). Auf der phänomenologischen Ebene ist interessant, dass alle im Dossier recherchierten Beispiele die Annahme einer bedrohlichen Situation verweigert haben. Allerdings aus sehr unterschiedlichen Gründen. Merke: Äpfel und Birnen kann man nicht vergleichen.

Im Betätigen korrespondierender Stellschrauben verhalten sich Demokratien und totalitäre Staaten umgekehrt proportional zueinander. Eine Optimierung für eine Demokratie ist für einen totalitären Staat eine Verschlechterung, und umgekehrt. Beispiel: Sich ehrlich machen ist in Demokratien Teil der Lösung, z.B. Abwahl von Trump in den USA, oder bei uns doch hoffentlich das Ziel der Beendigung der kosten- und renditeorientierten Fehlsteuerungen in der Gesundheitspolitik. In totalitären Regimen ist Ehrlichkeit ein Angriff auf das Wahrheitsmonopol der Herrschenden und damit Teil des Problems. Oder: Repression (im Hinblick auf innere bzw. äußere Feinde) stabilisiert die totalitäre Herrschaft, nicht akzeptierte Freiheitseinschränkungen destabilisieren Demokratien.

Wir Demokraten haben keine Wahl: auf totalitäre Elemente dürfen wir nicht zurückgreifen. Demokrtaie ist nie einfach, immer aufwendig. Totalitäre Systeme haben ebenfalls keine Wahl: freie Wahlen und Rechtsstaatlichkeit sind ausgeschlossen. Durchregieren ist möglich. Das aktuelle Triumpfgehabe der Herrschenden in den totalitären Systemen soll nur deren Schwäche überspielen. Die Angst sitzt ihnen im Nacken. Die Angst vor der Freiheit. – Reinhard Koine

 

Vielen Dank für den aufschlussreichen Artikel. Doch warum hören Sie im Frühjahr auf? Denn mittlerweile zeigt sich, dass Deutschland auch nicht besser ist, als die meisten Demokratien. Nicht nur für die Entscheidungsfindung benötigen sie deutlich länger, auch haben Demokratien ein strukturelles Problem “vor” die Krisen zu kommen. Prävention bedeutet Im Wesentlichen Verzicht. Verzicht zu üben, ohne dass eine greifbare Krise vor der Tür steht, ist einer demokratisch verfassten Gesellschaft aber offenbar nur sehr schwer zu vermitteln. Wohl gemerkt, ich möchte in keiner anderen Gesellschaft leben. Aber angesichts der größten Herausforderung dieses Jahrhundert, habe ich mittlerweile wenig Hoffnung, dass es unserer Gesellschaft auch nur ansatzweise gelingen wird, die aufkommenden Klimaveränderung zu bewältigen. – Till Borchert

 


 

 

Leserbriefe zu „»Nur die Zuschauer können uns verändern«“. Gespräch mit Barbara Buhl geführt von Katja Nicodemus

 

„Nur die Zuschauer können uns verändern“, so der Titel des Beitrags. De facto tun sie es jedoch nicht, weil es zwischen Zuschauern und Sendeanstalten keinen wirksamen Austausch gibt. Die Messung der Sehgewohnheiten von 5000 Haushalten ist der einzige Mechanismus, der diesbezüglich greift; er ist aber fragwürdig und nur begrenzt aussagekräftig, denn er unterstellt fälschlicherweise, dass das Betrachtete auch vom Betrachter als erwünscht und/oder gelungen eingestuft wird.

In meinem Leben, das nun schon einige Jahrzehnte andauert, bin ich noch nie abgefragt worden, was ich als Beitragszahler denn vorzugsweise gerne sehen möchte. Mittlerweile bediene ich mich zu 90% bei den Streamingdiensten, weil ich dort meistens bekomme, was ich möchte: Anspruchsvolle Unterhaltung auf einem hohen Niveau zu einem vernünftigen Preis. Ein wirklicher Wandel ist nur doch konsequente Transformation des ÖRTV machbar, denn sonst machen die Immergleichen das Immergleiche. – Daniel Hardt

 

Der ‚Zwangsbeitrag’, die Diskussion um dessen Erhöhung sowie die beleidigte, arrogante und unüberlegte Reaktion von Tom Burow haben unser Bewusstsein dafür wachgerufen, was im öffentlich-rechtlichen Rund- und Fernsehfunk geschieht und wo mögliche Fehlentwicklungen liegen. Ich kann Frau Buhl in allen Punkten nur zustimmen und sehe eine Handvoll Fragen, um was es geht: Welche Aufgabe bzw. Berechtigung hat das öffentlich-rechtliche Programm überhaupt, um einen hohen Prozentsatz an reiner Unterhaltung zu bieten?

Welche Programmvielfalt wird benötigt, wenn der Bildungsauftrag wahrgenommen wird, auf den man sich immer gern beruft, wenn es ums Geld geht? Welche Bedeutung hat die Quote in diesem Zusammenhang, welche darf sie haben, welche nicht? Welche Gebührenstruktur ist seriös? Gibt es nicht eine fairere Form nach dem Motto: wer viel sieht, zahlt viel? Eine Smart-Card könnte das lösen. Warum streitet eine ARD-Sprecherin ab, wie hoch der Anteil der Krimis in den wichtigsten Sendezeiten ist, noch dazu mit den Wiederholungen in den Regional-Programmen? Wie viele Talk-Runden sind wirklich notwendig, um die Alltagsthemen zu diskutieren? Warum müssen weltweit immer zwei Teams im Wechsel vor Ort sein?

Es ist an der Zeit, das Gesamtkonzept auf den Prüfstand zu stellen – politisch, wirtschaftlich, inhaltlich. Wir laufen Gefahr, dass kommende Generationen (auch in den politischen Gremien!) die momentane Form nicht mehr mittragen, sich vom TV-Konsum abwenden, und dass es neue Mehrheiten auch gegen die derzeitige Gebührenstruktur gibt. Die dann anstehenden Konflikte können sehr schmerzlich sein. – Walter Stupp

 

Krimis, Krimis und die Sachfilme im Nachtprogramm — der Intendant des WDR „verdient“ ein Vielfaches der Bundeskanzlerin — Krise des öffentlich rechtlichen: es riecht nach Untergang — und das zu Recht. Wir werden zu Tode amüsiert und die Information ist nur für „Nachtmenschen“. Und dann wundert sich jemand, dass eine Gebührenerhöhung zu Unmut führt — entweder Reformen oder Untergang — Amüsement können die privaten ehrlicher ! – Volker Passing

 

Frau Buhl spricht mir aus dem Herzen. Nach einem Jahr Zwangsdauerfernsehen ( man muss nicht wirklich aber man tut es trotzdem) hat man wirklich keine Lust mehr auf TV. Wir sind zu 95% bei ARD, ZDF und deren anderen Programmen unterwegs. Morgens ab 10.30 Uhr Wiederholung von 2 Sokos, teilweise 3. oder 4. Wiederholung. Zwei Mittagsmagazine mit Berichten, die man schon bei Wiso oder in den Nachrichten gesehen hat. Nachmittags wieder Sokos in Wiederholung ausser 18.00 Uhr im Winter. Werbung zur Abendessenszeit seit Jahren mit den Themen Verdauungsstörungen, Prostata und Inkontinenz. Zum kotzen.

Manchmal den ganzen Tag Sport, zeitweise bei ARD und ZDF gleichzeitig. Ab 19.30 weiter mit Wiederholung ausser im Winter. Warum nicht wenigstens eine wissenschaftliche Sendung vor 20.30 und eine Reisesendung. Interessante Talkshows erst ab 22.15 oder später. Die muss man dann aufnehmen wenn man nicht erst nach Mitternacht ins Bett geht. Es gibt jede Menge verbessern, Mitsprache der Kunden erwünscht. Dann erübrigt sich vielleicht auch die Diskussion die Beiträge. – Ralf-Otto Fäckenstedt

 

Danke für das Interview mit Barbara Buhl – sicherlich hat sie sehr viele ZEIT-Leser betroffen gemacht; die Verflachung des Rundfunk-Angebots ist betrüblich. Abhilfe wäre konkret möglich; Ihre geschätzte Zeitung müßte lediglich ein selektives wöchentliches TV-Program publizieren, in dem sich Ihre Leserschaft bei Sehens- und Hörenswertem wiederfindet. Vielleicht wird irgendwann eine ganze Seite daraus, die Kommentare & Kritiken Ihrer ambitionierten Leser publiziert und damit Interesse an ‚Juwelen‘ weckt, die im üblichen Thrash gerne untergehen… Ich bin gespannt, ob ich bald auf einen solchen Service zugreifen kann. – Dr. Hans-Georg Fritz

 

Tja, dann lasst es doch zu, und entmündigt die Zuschauer nicht, sondern , vorausgesetzt das Programm ist so relevant wie ihr TV-Menschen vorgebt, lasst die Bürger selbst entscheiden, was sie sehen und bezahlen wollen. Aber es gibt kein Vertrauen in die Demokratiestandhaftigkeit der Bürgerinnen und Bürger, man fürchtet eine Verführbarkeit (wovor eigentlich?) , die es , wenn man die Printmedien und die unkontrollierte freie internet-Welt betrachtet nicht (mehr) gibt (in China wird das Eingreifen des Staates angeprangert). Wer, wenn nicht die Vernunft eines jeden einzelnen freien Menschen, soll entscheiden, was der Einzelne zu lesen, hören, kaufen ,essen, denken hat? Emanzipation, Aufklärung? Wir sind in einer gewissen Gängelung stecken geblieben, und das wird uns als Fortschritt verkauft. – Alois Lienhard

 


 

 

Leserbriefe zu „Lach mal!“ von Hanna Gieffers et al. in ZEIT leo, die Seite für Kinder

 

Was für eine herrliche Überraschung: „Lach mal“ in ZEITleo. Hat bei mir funktioniert! :-) Bitte mehr davon … Danke! – Dr. Jürgen Hagemeyer

 

Die Kinderseite habe ich immer mit Freude vor- und gelesen. Was Fr. Rückerts Spieglein Spieglein an der Wand bei so manchem Kind ohne gesellschaftlich geforderte Optimalmaße auslösen mag, kann ich nur ahnen. Notwendig ist es nicht und froh macht es noch weniger. Schade. – Juliane Schön

 

Der frauenfeindliche Witz von Sabine Rückert ist ausgesprochen ärgerlich. Jemand mit einer solchen Einstellung von vorvorgestern sollte nicht stellvertretende Chefredakteurin Ihrer Zeitung sein! – Dr. Bernhard Hartung

 

Der frauendiskriminierende und klischeebedienende Witz von Sabine Rückert hat mich verärgert. Er passt in das Bild von ihr, da sie bereits in der Affäre Kachelmann einseitig für Kachelmann (einschließlich der Kungelei mit seinem Anwalt) und gegen das mutmaßliche weibliche Opfer agitiert hat. Ich verstehe nicht, wie Frau Rückert nach dieser extrem unausgewogenen Berichterstattung mit einer solchen frauenfeindlichen Einstellung stellvertretende Chefredakteurin geworden ist und in dieser Position verbleiben kann. Wegen der Witze habe ich die Seite gelesen und fand die meisten anderen amüsant. – Elke Diehl

 

Bitte etwas mehr Aufmerksamkeit: Der Witz mit dem Frosch ist gewaltverherrlichend, tierquälerisch aggressiv und abscheulich. Warum muten Sie so etwas Kindern und Erwachsenen zu ? Oder ist diese Ihre Gedankenlosigkeit nur ein Ausdruck für die Entfremdung von der Natur? ( Die gerade massiv zurückschlägt !) Gerade in diesen Zeiten geht es darum Kindern Liebe und Respekt für die Tierwelt und jedes Lebewesen zu vermitteln – solange wir die Tierwelt noch haben, die wir alle gemeinsam immer weiter zurück gedrängt haben. – Ulja Krautwald

 

Wir haben viel gelacht über Holzwurmmutter und Kekse, Möhre, Föhn und Cowboy – aber der Mixer – das ist purer, zynischer, sadistischer Horror. Diesen „Humor“ können wir nicht teilen. Der ist dumm und grausam. Hanna Geifers wünschen wir, dem Frosch nicht begegnen zu müssen. Bitte denken sie mal über ihre Fantasie nach. Sie wissen zwar immer, wo der Chefredakteur ist, aber wissen sie auch, was sie da tun, wenn sie mit dem Mixer hantieren? – Elfi Mikesch

 


 

 

Leserbriefe zu „Unverzichtbar, aber unsichtbar“ von Johanna Schoener

 

DANKE für Ihren Artikel in der aktuellen Zeit. Uns geht es in der gegenwärtigen Situation vergleichsweise gut: Als Lehrer beide finanziell abgesichert, ich in Elternzeit mit dem jüngsten Kind, mein Mann schon seit Kind 1 in Teilzeit. Aber eine Tochter darf wohl erst nach Ostern wieder in den Kindergarten, Besuche bei den Großeltern sind verboten – obwohl wir ja keine gefährdenden Kontakte haben, mit wem auch? Einfach mal zu lesen, dass man als Familie gesehen wird, hat unglaublich gutgetan und mir die Tränen in die Augen getrieben. – Anne Kallenbeger

 

Ihre Autorin hat ihr wissen wahrscheinlich von einer Bekannten. In einer Demokratie wie der unseren, lässt sich kaum noch etwas regeln. In meiner Kindheit wäre das weniger ein Problem. Da wurde nämlich das gemacht was die Eltern vorgaben und nicht die Kinder. Das ist „leider“ alles vorbei. Wenn es ungewöhnliche Veränderungen gibt, wie jetzt durch das Virus, ist man schnell mit seinem Latein am Ende. Ich habe mich daran erinnert, wie wir damals am Ende des Zweiten Weltkrieges, als Kinder im Luftschutzkeller saßen oder standen, und auch um unser Leben bangten.

Wir vertrauten unseren Eltern, dennoch war die Angst immer da. So ist es mir am Ende des Krieges im Jahre 1945 (Februar) in Dresden ergangen. Unser Mehrfamilienhaus wurde durch mehre Bomben getroffen, die bis zum Erdgeschoß reichten. Der Luftschutzraum konnte das abwehren. Wir waren aber nach Beendigung der Bombenflut eingeschlossen und kamen zunächst gar nicht raus. Die Erwachsenen trugen Stein für Stein ab um auf die Strasse zu kommen. Sonst wären wir alle erstickt – das dauerte nämlich über 3 Stunden. Endlich auf der Straße angekommen, konnten wir die vielen Leichen vor uns sehen.

Wir wohnten in der Nähe der Elbe, dorthin sind wir zunächst geflüchtet. Wie sind dann zu Fuß nach Pirna gelaufen. Für uns Kinder war das eine Weltreise. Mein Vater schaffte irgend wie Nahrung herbei, woher weiß ich bis heute nicht. Er hat nie darüber gesprochen. Das Virus wird auch schlimme Folgen haben, zwar etwas gedämpfter, aber auch für manche (besonders Ältere) schlimm genug. Keiner weiß wie lange das dauern wird. Sie hoffen fast alle auf eine Impfung (ich konnte mich impfen lassen). Das habe ich an meinem eigentlichen Wohnort in Singapur machen können. Die Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. – Gunter Knauer

 

Kleiner Kommentar zum Artikel Familie aus der Zeit No. 4/2021: Mir erscheinen die Angaben zu den Nettoeinkommen unrealistisch. Wurde evtl. Brutto und Netto vertauscht? 5490 Euro monatliches NETTO-Einkommen für ein Paar mit 1 Kind? – Stefan Hippler

 

Johanna Schoener klagt an: Im zweiten Lockdown sind Familien erneut auf sich selbst zurückgeworfenen und wieder heillos überfordert. Angeklagt ist eine Politik, die zur Bewältigung der Corona-Megakrise fortgesetzt die kostenlosen Familienleistungen in Anspruch nimmt. Und die unterfinanzierten Care-Leistungen. Nach wie vor wird die Politik ihrem Primat-Anspruch nicht gerecht, wenn sie vor allem die Unterbrechungsfreiheit der Wertschöpfungsketten und die korrespondierenden Arbeitswelten im Blick hat. Das Motto „Ökonomie und Gesundheit sind kein Widerspruch“ ist nur eine Schönwetterfassade, hinter der den eingeschlossenen Familien langsam die Luft ausgeht.

Die deutsche Wohlstandsmaschine hat zwar zur Sicherung der Funktionalitäten verschiedene Netze und einen doppelten Boden, aber keine Steuerungslogik, die eine kontinuierliche Verbesserung der Qualität des Lebens bewirkt. Mit dem Klimaschutzgesetz von 2019 war es gelungen, eine übergreifende Steuerungslogik zu etablieren, die alle Ressorts zu messbaren Beiträgen zum Klimaschutz verpflichtet. Das sollte in der Sozialpolitik z.B. im Hinblick auf das Thema Kinderarmut auch möglich sein. Vielleicht wird es im Superwahljahr 2021 ja eine Partei geben, die sich dem Motto „Ökonomie und Leben sind kein Widerspruch“ (oder so ähnlich) verschreibt. – Reinhard Koine

 

Vielen Dank für diesen sehr schönen Artikel, dem ich fast allen Bereichen ausdrücklich zustimmen möchte. In einem Punkt geht er mir allerdings nicht weit genug. In Ihrer Aufzählung fehlt die Aussetzung des bis dato gültigen Leistungsprinzips. Warum ist das meritokratische Leistungsprinzip so heilig und anscheinend so unantastbar? In einer nie dagewesen globalen und gesamtgesellschaftlichen Situation der Unsicherheit, die selbst die Erwachsenen höchst verunsichert, sollen die Kinder in Institutionen der Bildung Leistung bringen wie üblich. Seit einem Jahr steht die Welt wegen Covid 19 Kopf.

uvor unvorstellbare Systemänderungen fanden und finden statt, Flugverkehr fast eingestellt, ganze Branchen liegen angewiesen brach, Ausgangssperren, die Politik fährt auf Sicht – aber das Leistungsprinzip in Bildungsinstitutionen steht. Nebenbei, in Bildungsinstitutionen erwerben die Kinder viel weniger über die formalen, intendierten Bildungsgänge als weithin angenommen, nur ca. 30-40%. Die Fachleute wissen dies. Das informelle Lernen, innerhalb wie außerhalb der Institutionen ist, was die anderen 60-70% ausmacht.

Das Recht der Kinder auf Bildung (§28,29 UN-KRK), das derzeit in politisches Kreisen m.E. Übergebühr strapaziert wird, basiert wesentlich auf dem Recht der Kinder auf Gesundheit (§24 UN-KRK). Das ist die Basis für gelingende Bildung. Unsere Bildungsinstitutionen sollten in der aktuellen Lage diesem Recht Rechnung tragen dürfen und zwar offiziell politisch legitimiert. Erst die Gesundheit, dann die Bildung. Nicht die Lehrpläne und der zu qualifizierende Output sind in so einer Lage Priorität 1, sondern das seelische Wohl unserer Kinder.

Bildungsinstitutionen bieten unseren Kindern das, was sie zur Entwicklung dringend benötigen, den Kontakt zu Gleichaltrigen. Diesen können die Eltern nicht ersetzen, egal ob alleinerziehend oder gut situiert. In der aktuellen Pandemie sollten Bildungsinstitutionen offen sein als sicherer Rahmen für alle die ihn zu Hause nicht haben, als Ort der geregelten sozialen Begegnung mit den Peers, als Ort der Anregung mit welchen Themen auch immer die Kinder sich derzeit beschäftigen wollen und können.

Das Erleben von Zusammenhalt, die Ausbildung von Resilienz und die Einsicht, dass `wir´, angesichts dieser Ausnahmesituation in der Lage und Willens sind uns gegenseitig beizustehen wären im Übrigen auch sehr erstrebenswerte Lernziele. Die Bildungsakteure*innen wären stark entlastet, müssten sie sich nicht gleichzeitig um Hygienekonzepte und Leistungsvermittlung und -erbringung kümmern. Auch die Eltern wären entlastet, weil sie nicht mehr versuchen müssten etwas zu erbringen, was sie nicht erbringen können und weil sie wissen, dass ihre Kinder in einem geregelten, geschützten Raum, der Sicherheit bietet sind und wo lernen sein kann, aber derzeit eben nicht sein muss. – Silke Fink

 

Da ich es als Alleinerziehende immer gut finde, wenn über „uns“ berichtet wird, habe ich den Artikel „Ich spüre einen ungeheuren Druck“ auf Seite 26 in der aktuellen ZEIT aufmerksam gelesen. Allerdings bin ich überrascht, wie mangelhaft dieser inhaltlich geraten ist. Es kann nicht sein, dass eine pharmazeutisch-technische Assistentin mit Steuerklasse 2 bei einer 30-Stunden-Woche 900.- € netto verdient, damit wäre sie weit unter dem Mindestlohn. Und es ist auch eher unwahrscheinlich, dass das Jobcenter einer alleinerziehenden Mutter nahelegt, in Vollzeit zu arbeiten, sobald ihre Kinder schulpflichtig werden. Eine Halbtagsstelle gilt in so einem Fall als zumutbar – das kann man nachlesen. Vielleicht wurde Frau D. auch einfach nur falsch zitiert? Oder wo ist der Fehlerteufel? – Kathrin Hägele

 


 

 

Leserbriefe zu „Wo ist die alte weiße Frau?“ von Stefanie Flamm

 

Im 3. Absatz Ihres Artikels fragen Sie: „Nur wer genau könnte das sein, die alte weiße Frau?“ und weiter: „Sie müßte etwa so alt sein wie der alte weiße Mann, also irgendwas zwischen 55 und 105, und sie wahrscheinlich keine Hausfrau. Ich sehe sie auch nicht als Kindergärtnerin oder Bibliothekarin. Die “ alte weiße Frau, die ich mir vorstelle, hat durchaus Einfluss, vielleicht sogar Macht…. !“ und weiter “ ich suche die alte weiße Frau also in Bereichen, die bis heute von den Männern bestimmt sind, in Justiz, Medizin und Wirtschaft. Und natürlich klingt „alte weiße Frau“ nicht partout wie ein Kompliment.

Sie meinen doch „die alte weise Frau“ oder irre ich mich da? ( Mein Mann sagte gerade, sie schreiben „alte weiße Frau“, weil Frauen oft im Alter weiße Haare haben!) oder nennt man heute „weise Frauen “ „weiße Frauen“, nennen Sie deshalb Ihren Artikel „Wo ist die alte weiße Frau?“ Kann ich mir wirklich nicht vorstellen, denn Sie schreiben ja über Frauen, die noch gar keine weißen Haare haben! Bei Google find ich unter „wei-se“: Adjektiv 1.Weisheit besitzend, „eine weise alte Frau“, 2. Auf Weisheit beruhend, von Weisheit zeugend, eine weise Antwort, weise Entscheidung. Eine Kindergärtnerin, z.B. hat Ihrer Meinung nach keinen Einfluß, keine Macht?

Ich war bis Juli letzten Jahres Erzieherin, ich bin 75 Jahre alt, und ich erinnere mich sehr gut an den Einfluß, den ich hatte, auf die Kinder, die Eltern und meine Kollegen, denn ich habe bis zu Letzt einenSchülerhort geleitet in Freier Trägerschaft, wenn Sie wissen, was das bedeutet! Auch eine Hausfrau soll keine Macht haben? Ich weiß (kommt von wissen, schreiben Sie deshalb „alte weiße Frau?“) was Sie meinen, Ihnen geht es darum, das endlich Frauen die Positionen von Männern einnehem, wenn sie die gleiche Ausbildung haben. Bin ich natürlich auch dafür! Oder verstehe ich Sie wieder falsch? – Monika Hepp-Hoppenthaler

 

Danke für Ihren Beitrag, er hat mich kalt erwischt und zum weiteren Nachdenken angeregt. Als Kulturwissenschaftlerin liebe ich es, mich einen anderen Blickwinkel provozieren und weiter inspirieren zu lassen. Ich möchte Ihnen hier in einem zentralen Punkt widersprechen, vielleicht lieben Sie ja auch dieses nochmalige Durchdenken und Immer-Wieder-Prüfen? Meiner Meinung nach wird der Artikel von einem strukturellen Fehler begleitet: Der ‚alte weiße Mann‘ besetzt Plätze, die bis heute für ihn bestimmt seien. ‚Frau‘ sein als Andere des Mannes besetzt genau diese Plätze nicht („kulturell für sie nicht vorgesehen“), und zwar aus einer strukturellen Benachteiligung heraus.

Ich finde, deshalb kann man nicht über Frau und Macht in diesem Kontext schreiben, ohne den Diskurs zu öffnen, warum es für Frauen total anders ist, an solche Machtpositionen zu gelangen. Das wäre ja dann so – und da bin ich mir jetzt selbst nicht sicher, ob dieser Vergleich überhaupt legitim sei -, als ob eine Person of Colour nach kolonialistischen, eurozentristischen People of Color fahndete und damit das System der Kolonisierung und des Zu-Blackness-Gemacht-Worden-Seins völlig außer Acht ließe? Die ‚alte weiße Frau‘ kann nicht schon wieder einfach das Pendant zum ‚alten weißen Mann‘ sein, wird aber hier so dargestellt, wird auf den Mann bezogen – siemuss ihn durchschauen und kann nur als sein Kumpel weiterkommen.

Dass Sie sich aber durchaus auch fragen, ob man als künftige weiße Frau „jeden Mist nachmachen [muss], den der alte weiße Mann vormacht“, wurde mir gegen Ende des Artikels klar. Sie schreiben: „Man wird keine alte weiße Frau, wenn man das Gefühl hat, die Welt stehe einem offen.“ Aber eben ein alter weißer Mann! Hier blitz der Unterschied auf, warum eine alte weiße Frau nicht in diesem Zuschreibungsrahmen funktionieren kann. Was ist mit den alten weißen Frauen ohne „Power“? Hier sind nur die einen betrachtet. Warum kann der alte weiße Mann auch arbeitslos sein, die alte weißt Frau wird hier aber nach Status aussortiert? Warum nehmen wir diese „Power“, die Macht als zentrale Bedingung des Frau-Seins im Alter?

Unter der Voraussetzung, unter der der Artikel geschrieben ist, kommen ja hier auch nur wieder die „Königinnen“ zu Wort (zumindest in deren Ist-Zustand; einige haben ja prekäre Zeiten hinter sich). Wie gesagt, ich habe verstörte und auch wütende Gefühle beim Lesen entwickelt, aber das ist auch etwas, was ich sehr begrüße und wo ich selbst weiterdenken kann. Ich wünsche mir genau so wie Sie (wenn ich das richtig verstanden habe) für uns Frauen und irgendwie auch für die ganze Welt, dass wir nicht mehr nur als „beste[r] Kumpel“, den er [der Mann] je hatte“ altern dürfen und dass junge Frauen auch von alten Frauen (und von alten Männern) gefördert werden. Vielleicht habe ich bei meinen Überlegungen auch zuwenig auf den Aspekt des Weiß-Seins geachtet und bin zu Unrecht unausgewogen zu einseitig bei dem Frauen-Begriff hängengeblieben… Wie auch immer. – Katja Stüben

 

Meinen Sie wirklich „weisse Frau“ oder „weise Frau“? Schöne Grüße von einer weißen Frau mit weißen Haaren, die schon ein wenig weise geworden ist. – Jutta Montenbruck

 

Endlich einmal ein Artikel, der sich der „alten weißen Frau“ widmet. Frau Flamm gelingt es, über drei interessante Frauen in Führungspositionen zu berichten, ohne dabei irgendwelche Klischees zu bedienen. Das unterscheidet ihren Beitrag doch sehr von anderen Beiträgen, die den „alter weißer Mann“ zum Thema hatten. Frauen (nicht nur alte und weiße) in Führungspositionen werden noch oft genug in Klischees gepresst. Wie wenig Klischees passen, zeigen die drei sehr unterschiedlichen beruflichen Werdegänge der interviewten Frauen, ihre persönlichen Erfahrungen mit männlichen Vorbehalten und ihren eigenen Umgang damit. Das hat mir sehr gut gefallen. – Regina Stock

 

Autorin Stefanie Flamm glaubt, die „alte weiße Frau“ gebe es „vermutlich“ – das denken wir nicht. Beziehungsweise, ja alte weiße Frauen gibt es, aber nicht in Anführungszeichen. Es gibt sie als körperliche Attribute. Dabei handelt es sich aber nicht, um „das weibliche Pendant“ zum „grauhaarigen Mann mit Macht“. Und übrigens auch hier sollte man den „alten weißen Mann“- Begriff nochmal überdenken: Muss dieser zwingend mit einer (wirtschaftlichen) Spitzenposition verknüpft sein, wie es der Artikel auch durch die Auswahl der (Karriere- )Frauen suggeriert?

Ist der Begriff „alter weißer Mann“ nicht vielmehr ein Synonym für eine stark neoliberale, rassistische sowie sexistische Denkweise, die viele alte weiße Männer an den Tag legen, weil sie sich ihrer Privilegien nicht bewusst sind? Sind aber diese körperlichen Eigenschaften für ein solches Denken vermutlich nur eine hinreichende und keine notwendige Bedingung? Es erscheint uns, als würde genau dies im Artikel dargestellt: Frauen, die die Gier nach einem prestigeträchtigen Job verkörpern, sich zwei Sekretärinnen leisten, obwohl sie nur eine brauchen und auf extra lange Redezeit bestehen. Wenn man im Spiel der Macht mitspielen möchte, scheinen diese vollkommen sinnlosen, ressourcen-strapazierenden Praktiken unumgänglich.

Zu Recht spricht Flamm von Assimilierung – sprich einer einseitigen Veränderung von Seiten der Person, die in das neue Milieu eintritt. Die sogenannte „Männerwelt“ bleibt gleich und wird auf diese Art sogar reproduziert. Flamm nennt diese Frauen „Komplizinnen des alten weißen Mannes“. Hier möchten wir einhaken: Sie sind noch viel mehr. Was hier offengelegt wird, ist der „alte weiße Mann“ verkörperlicht von einer alten weißen Frau. – Lena Homburg, Johanna Puth

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Unterschätzte“ von Mariam Lau

 

Die Überschrift wäre besser der Zickzack – Kandidat, Laschets Antrittsrede mit USA Vergleich ,Rechtsextimismus hatte Laschet keinen Arbeitnehmer Kern ,Nur die Marke seines Vaters Bergmann hat etwas Nostalgie, und diese sollte die CDU nicht haben nach 15 Jahren Merkel..Er hat in seiner bisherigen MP Zeit kein AN Profil e, Ihr Argument mit einem Tafel Chef aus ‚Essen ist zuwenig.Wo war Laschet bei der Coronakrise bei Tönnies,er kam nicht nach Gütersloh.Das sollte Laumann ,katholischer Soziallehre Westfalen-CDU -chef machen. Nein ein Johannes Rau Typ mit Skat spielen und Ecken und Kanten sieht anders aus. Laschet ist ein zerstreuter Professor der Akten in Aachen verlor,der keinen roten Faden hat.

Nein so ein MP aus NRW kann als Kanzlerkandidat keinen Blumentopf gewinnen , dafür fehlt Erfahrung auf nationaler Ebene und einen klaren Kurs. Die Landesverbände in BW und Rheinland Pfalz sowie im Osten wollten Merz, jetzt wird es Mai, dann werden alle Bäume grün und Söder . Vielleicht kommt dann die Headline,der Zickzackchef der CDU gibt auf. – M. Rakers

 

Danke für diese Meinungsäußerung. Sie beruht auf eine sachliche, nüchterne Wahrnehmung. Sie sprechen mir damit aus dem Herzen. Unser Latein-Lehrer, Dr. Carl Ulbricht, wendete sich an die leistungsstarken Mitschüler mit den Worten: „Führe mein Sohn“, wenn er Fragen an die Klasse richtete und Antworten ausblieben. Führung ist von Herrn Laschet wohl kaum zu erwarten, eher weiter so, lange überlegen, nicht zu Ende denken, weiter moderieren, statt eine Strategie zu haben. – R. Renaux

 

Schon der Untertitel unterstellt Laschet Hinterhältigkeit. Wo ist der Beleg? Schwappt diese amerikanische Unart auch schon über den Teich? Der Beitrag versucht die CDU und den neuen Vorsitzenden durch Polemik beizukommen, indem sich die Autorin äußere Klischees des angeblich „typischen CDU-Wählers“ zu Nutzen macht. In jedem Fall zu kurz gegriffen.

Man stelle sich umgekehrt eine Grüne, in Turnschuhen mit selbstgestricktem Pulli und Wollgamaschen und natürlich kein Gramm Farbe im Gesicht vor. Sind ihre Beiträge in Wort und Schrift deshalb unzutreffend. Grundsätzlich nein, in diesem Fall tatsächlich schon! (nebenbei kommt der Beitrag auch nicht ohne Spekulationen und Suggestionen aus – ob nun ein Kabinett Laschet rechter ist als das mit Merz; , sehr hypothetisch, kaum überprüfbar; da „trumpelt“ doch was?)

Nein Herr Laschet ist nicht wegen der Klischees und Einstecktuch abzulehnen, sondern weil er lediglich ein braver Parteisoldat ist, der meist nicht regiert, sondern lediglich reagiert, was besonders in der Pandemie-Politik deutlich wurde: Zuerst beginnt er Anfang Sommer mit Herrn Söder ein Wettrennen, wer zuerst am weitesten öffnet, um im Winter reumütig vor die Kameras zu treten und zu sagen, es tue ihm leid. Von einem Landesvater erwarte ich, dass er im aktuellen Geschehen um eine Fuß-Spitze voraus ist – neudeutsch: „proaktiv“. Fast alle Fachleute haben berechtigterweise vor dem Winter gewarnt – nein Herr Laschet öffnet. So ist es auch mit anderen Themen, wo die Visionen fehlen. Und schließlich (ohne Visionen zu bemühen) einfaches politisches Handwerk: Warum werden die Baubehörden nicht angewiesen zu kontrollieren, ob chinesischer Stahl in Brücken verbaut wird?

Na insgesamt gesehen, was nutzt ein Parteivorsitz ohne Kanzlerschaft? Und seien wir doch mal ehrlich: Herr Laschet hat als Ministerpräsident schon alle Hände voll zu tun, wenn Herr Söder gerade mal auf Betriebstemperatur kommt. Aber auch mit diesem Herrn wird die Autorin – Sie wissen schon, vielleicht doch die mit den Wollgamaschen ? – ihre Schwierigkeiten haben. Er ist grün, gehört aber nicht den Grünen an. Aber – rhetorische Frage: Kann man nicht auch grün sein, ohne der Partei anzugehören? Übrigens ist die bayrische Verfassung die einzige in Deutschland, in der das Recht auf Bewahrung des Naturschutzes verbrieft wird.

Ferner unterstellt die Autorin, dass die Grünen vor BioNTecht, weil Pharma-Riese, Abscheu und Entsetzen befällt. Es ist zwar Gentechnologie, die schließlich die heilbringenden Antikörper erzeugt, die Impfung greift aber nicht in unsere Erbanlagen ein. Vielmehr sollte gelobt werden, dass eben wegen der Größe des Pharma-Unternehmens Kapazitäten gebündelt werden konnten, in der Kürze der Zeit einen Impfstoff zu entwickeln. – Helmut Achilles

 

Armin Laschet: Der Burtscheider. Hr. Laschet stammt wie ich aus dem Aachener Stadtteil Burtscheid, dem eigentlichen Kern-Aachen. Dort stammen alle in direkter Linie von Karl dem Großen ab, drunter machen wir es einfach nicht. Trotz der bevorzugten Herkunft des Ministerpräsidenten war es ihm nur dank seines internetkundigen Sohnes – Jo Laschet, dem Ryan Gosling von Bonn-möglich die Kontaktdaten eines hiesigen Textilfabrikanten herauszubekommen und die schwierige Beschaffung von Mundnasemasken endlich stilgerecht abzuwickeln. Die Aachener lassen sich vom Onkelhaften mit hintergründiger Bergmannskapelle nicht beindrucken: Der Botscheder het sövve Hazze – engs davon es fuul. (Der Burtscheider hat sieben Herzen- eines davon ist faul.) – Jörg Heinen

 

Eine brillanter Artikel und Einschätzung des neuen CDU Vorsitzenden. Die Gefahr hat die SPD noch nicht erkannt. Noch immer hofiert sie nur die „alten Tintenpisser“ aus dem roten Rathaus. Statt endlich neue, strategisch-grüne Allianzen zu bilden. – M. Bohn

 


 

 

Leserbriefe zu „Das Ziel ist der Weg“ von Marc Brost und Martin Machowecz

 

Da rockte unser Corona-Powertrio aber richtig kraftvoll in Berlin den Saal, dagegen sind ACDC nur noch eine ganz schlappe Rentercombo! Wir bleiben weiterhin ganz stur auf dem eingeschlagenen „Lock- und Shutdown-Weg“ mit automatischer Selbstnachschärfung, so deren Credo!. Wer sich jetzt noch hochprozentigen Mut antrinken muss, der kann das wieder völlig ungestraft in aller Öffentlichkeit in Bayern tun. Auf gehts ihr faulen Säcke, bewegt endlich euere faulen Ärsche in Richtung „Highway to hell“, ACDC sind auch dort, aber out, in ist unser Corona-Powertrio! – Klaus P. Jaworek

 

Ja zu Fakten – Nein zu Panikmache. Früher umgaben sich Herrscher mit Hof-Astrologen, die die Zukunft voraussagten – meistens schlecht. Die Kanzlerin umgibt sich mit zwei Hof-Virologen, die auch die Zukunft voraussagen – ganz schlecht! Panikmache! Die Fakten: Die Zahlen gehen nach unten – kontinuierlich. Aber das zählt wohl nicht. Die beiden Hof-Virologen Frau Brinkmann und Herr Drosten stehen für ZERO-COVID, und das erklärt das Verhalten der Kanzlerin, die am liebsten alles dichtmachen will und dabei den Hirngespinsten der ZERO-COVID Befürworter folgt. Die Situation von Familien mit Kindern im Lockdown spielt keine Rolle – ist der Kanzlerin und ihren Hof-Virologen wohl unvertraut oder egal. Zum Glück stellen sich noch einige Ministerpräsidenten /-innen der Kanzlerin entgegen. Hoffentlich bleiben sie standhaft. – Raimund Helbrich

 

Der in Rede stehende Beitrag verzichtet auf eine grundsätzliche Betrachtung der Herausforderung durch die Pandemie. Diese Herausforderung ist ein gesellschaftliches Problem. Wenn Menschen ein Problem zu lösen haben, sagt ihnen ihre Vernunft, sich umzuschauen, wie eventuell Andere dieses Problem bereits gelöst haben. Wenn es um die Corona-Epidemie geht, werden die erfolgreichen Maßnahmen in China, Vietnam, Südkorea und Taiwan als untauglich für unsere freiheitliche, pluralistische und demokratische Gesellschaft erklärt. Gründe sind das politische System und/oder die andere Einstellung des Individuums zur Gemeinschaft.

Wenn es auch nicht ausdrücklich gesagt wird, bedeutet es doch, die freiheitliche demokratische Verhasstheit einer Gesellschaft ist nicht in der Lage, ihrem eigenen Anspruch auf den Schutz der Gesundheit ihrer Bürger gerecht zu werden. Eine Gesellschaft stellt sich selbst in Frage, wenn: – sie die Gesundheitsfürsorge „heiligen“ Grundsätzen opfert, – den Datenschutz zum Hemmschuh für den Schutz der Bürger werden lässt, – Toleranz gegenüber Kräften verordnet, die die Lebensweise dieser Gesellschaft ablehnen oder – beliebige, unkontrollierte Einwanderung auf der Suche nach einem besseren Leben hinnimmt, ohne die Folgen zu bedenken. – R. Renaux

 

ALLE Parteien sollen bitte konkrete Vorschläge machen, um jedwede Form der coronabedingten Lasten, fair und gerecht und ohne weitere Verschuldung jetzt sofort umzuverteilen. Ein coronabedingtes Grundeinkommen für alle schwer Betroffenen und besonders Personen mit Kleinkindern ist definitiv fällig! Natürlich soll das keinesfalls durch neue Schuldenaufnahme, sondern solidarisch von finanziell abgesicherten Einkommensbeziehern, besonders auch Beamten, Staatsbediensteten, Pensionären, Rentnern und Politikern (die übrigens auch die Entscheider der Massnahmen sind), auf Pandemiezeit und ab einem gewissen Mindesteinkommen beglichen werden, sozusagen eine Art ‚Corona-Soli‘. In einem solchen Rahmen individuellem Abgesichertsein und fairer Solidarität könnte sogar ein maximaler Shutdown über Wochen bei der Bevölkerung Zustimmung finden! Eine Covid-Zero Strategie wäre so sogar europaweit vorstellbar. Ob ich wohl träume? – Albert Wickler

 

Immer wieder dieses Mantra, wenn sich alle nur an die Regeln halten würden, dann würde die Zahl der Neuinfektionen schon runtergehen! Immer wieder dieses Implizieren, dass ein zu großer Teil der Bevölkerung die Massnahmen ignorieren bzw. nach ihrem Gusto zurechbiegen würden und dieses als das wesentliche Problem darstellen. Ich finde dasmittlwerweile unerträglich. Tatsächlich wesentliche Treiber des Infektionsgeschehens finden bei Ihnen nicht mal Erwähnung. Ich wohne im Landkreis Nordfriesland. Lange Zeit waren die Infektionszahlen sehr niedrig. Bis sich die beiden Krankenhäuser des Landkreises entschlossen in ihre leeren Intensivstationen Corona-Kranke aus belasteteren Regionen aufzunehmen. Diese Massnahme ist an und für sich natürlich sinnvoll. Aber offensichtlich war das Hygienekonzept der beiden Häuser nicht ausreichend belastbar.

Es kam zu Ausbrüchen unter dem Personal und weiteren Beteiligten. Zeitgleich kam es zu Ausbrüchen in Alterheimen im Landkreis. Diese beiden Faktoren vervielfältigten den Inzidenzwert des Landkreises. Beides in Institutionen, die um ihre Empfindlichkeit wussten, aber es nicht schafften entsprechend zu reagieren. Das ist exemplarisch für viele Infektionsgeschehen deutschlandweit. Jetzt auf die Pflegeheim-Mitarbeiterin zu verweisen, die zu viele Sozialkontakte pflegte, und ihr die Schuld in die Schuhe zu schieben, wie Sie es in Ihrem Artikel tun, finde ich mehr als nur unfair und darüber hinaus völlig respektlos demgegenüber, was so eine Pflegerin speziell unter den gegebenen Umständen leistet.

Es wurde immer nur auf die Gesamtinzidenz gestarrt und das Schützen neuraler Institutionen wie zum Beispiel die Alters- und Pflegeheime als sekundär bewertet. Das fällt uns jetzt auf die Füße. Und das geht zurück auf genau die Experten, von denen sich die Regierung derzeit beraten lässt. Aber Ihrer Meinung nach haben ja nur diese die „richtigen Wahrheiten“… Niemand kann mit Sicherheit sagen, wie das beste Konzept für eine derartige Situation in einem eng vernetzten 80-Millionen-Einwohnerland aussieht. Immer nur auf die selben zu hören und Pluralität bei der Meinigsbildung möglichst auszublenden, hat uns meiner Meinung nach nicht gedient. – PD Dr. Ulrike Taylor

 


 

 

Leserbriefe zu „Was die Querdenker denken“. Gespräch mit Oliver Nachtwey geführt von Paul Middelhoff

 

Es ist aufschlussreich zu lesen, dasss die Klammer der Querdenker eine negative ist. Der Soziologe Oliver Nachtwey schreibt von Misstrauen, Entfremdung vom politischen System und der parlamentarischen Repräsentation, dem Wissenschaftssystem sowie den etablierten Medien. Ich möchte noch eine weitere Klammer hinzufügen. Die Querdenker nehmen sich wichtiger, als sie es eigentlich sind. Das sieht man schon an der Bezeichnung, die sie für sich gewählt haben. Sie nennen sich Querdenker. Querdenker wird man aber nicht von selbst. Zum Querdenker wird man ernannt. Diese Bezeichnung ist eine Auszeichnung. Querdenker sind Menschen, die etwas Neues oder etwas Originelles denken. Etwas, das im besten Fall die Gesellschaft voranbringt.

Die Grünen waren, als sie erstmals in den Bundestag einzogen, Querdenker. Sie brachten das Thema Klimaschutz auf die Tagesordnung. Das war neu und das hat unser Land vorangebracht. Zum Querdenker wird man ernannt. Querdenker wird man nicht von selbst. Die Querdenker, wie wir sie kennen, haben diese Bezeichnung gekapert. Sie haben sich so genannt, weil sie dadurch weise wirken und als etwas Besonderes wahrgenommen werden wollen. Eine neue oder originelle Idee haben sie nicht. Im Gegenteil. Sie leugnen, dass es das Corona-Virus gibt und sie leugnen, dass es deshalb eine Pandemie in unserem Land gibt. Das ist weder neu noch originell, das ist anmaßend. In ihrem Gebaren grenzen sie sich außerdem weder von Reichsbürgern noch von Rechtsradikalen ab. Viele der Querdenker sind darüber hinaus radikale Verschwörungsgläubige.

Und deshalb plädiere ich dafür, dass den Querdenkern diese Bezeichnung entzogen wird, dasss sie von heute an anders genannt werden. Die Querdenker können sich nur schwer vorstellen, dass durch das Einhalten einiger Hygienemaßnahmen das Corona-Virus gestoppt werden kann. Und sie können sich nur schwer vorstellen, dass sie, wenn sie ohne Hygienemaßnahmen demonstrieren, das Leben ihrer Mitbürger gefährden. Weil sie sich das alles nur schwer vorstellen können, sind sie keine Querdenker, sondern Schwerdenker. Diese Bezeichnung haben sie sich verdient. – Klemens Hofmann

 

Querdenker denken nicht nur quer, und das macht sie noch verdächtiger als verdächtig. Diese hiesige politische Pandemie-Verwaltung hört nur auf das RKI, auf die eigene Meinung und sonst auf Niemanden; querdenken ist hier nicht angesagt. Die Politiker der etablierten Parteien (be)liefern nur ihr eigenes Ding, alles andere sehen sie als einen verantwortungslosen Irrsinn an, und diese Quacksalbereien dieser Querdenken-Clique, die muss mit allen (un)demokratischen Mitteln bekämpft und unterbunden werden. – Riggi Schwarz

 

Sie schreiben im Einführungstext, das Team von Nachtwey habe mehrere Corona-Demonstrationen in Deutschland und der Schweiz besucht. Das ist falsch. Nachtweys Team hat exakt je eine Demonstration in der Schweiz und in Deutschland besucht. Ihre Eingangsbehauptung lautet: „Auf den Querdenker-Demonstrationen laufen Familien mit Kindern neben Alt-Hippies und Rechtsradikalen mit Reichsflaggen.“

Das ist alles? Merkwürdig. Ich habe an vielen Demonstrationen teilgenommen und finde mich in keiner Ihrer Klassifizierungen wieder. Auch wären mir solche Beschreibungen der anderen Demonstranten nicht möglich, trotzdem ich dabei war. Was sind in Ihrer Welt „Alt-Hippies“? Wie viele „Rechtsradikale mit Reichsflaggen“ haben denn an den Demos teilgenommen? Konnte Nachtweys Team sie zählen? Wie viele waren es? Ich selbst habe auf den Demos keine Reichsflaggen gesehen. Davon habe ich stets erst im Nachgang aus den Medien erfahren und mich gewundert. Allerdings ließen sich diese Bilder bei näherer Analyse den Orten nach stets anderen parallel in der Nähe stattgefundenen Naziveranstaltungen zuordnen. In den Medien wurden diese Bilder einfach den Querdenken-Demos zugeordnet nach stets dem selben Muster: Verbaler Bericht über eine Querdenken-Demo, unterlegt mit Bildern einer Naziveranstaltung.

Bestes Beispiel journalistischer Schäbigkeit ist der Bericht von Markus Schmidt in der Tagesschau vom 06.09.2020/20:00 Uhr über die Querdenkendemo vom 29.08.2020 in Berlin. Kein einziges im Bericht gezeigtes Bild wurde weder auf dem Demonstrationstreffpunkt noch auf der Kundgebung am Großen Stern und Straße des 17. Juni aufgenommen. Ich habe von Beginn bis zum Schluss an beiden Veranstaltungen teilgenommen. Als Berliner kann ich Ihnen zu jeder einzelnen Bildsequenz der Tagesschau exakt sagen, wo diese aufgenommen wurde. Nur ist darunter kein einziger Ort, an dem die beiden Querdenkerveranstaltungen an diesem Tag stattfanden. Offensichtlich beziehen Sie Ihr Bild aus solchen Nachrichten und haben es sich zu eigen gemacht.

Auf der Straße war der Querschnitt der Bevölkerung. Genausogut könnten Sie die Kundschaft eines Supermarktes untersuchen. Warum können Sie die Teilnehmer nicht einfach „Demonstranten“ nennen? Oder Bürger? Das ist übrigens die einfache Erklärung für die Heterogenität der Demonstrationsteilnehmer: Eingriffe der Regierung in die Verfassung betreffen alle Bürger des Landes gleichermaßen. Anders als bei Bauernprotesten oder Demonstrationen wie Fridays for Future wird mit den Demonstrationen nicht eine bestimmte Klientel oder politische Denkrichtung angesprochen, sondern über alle politischen und partikularen Interessen hinweg alle Bürger.

Wenn Sie sich fragen, was wir Demonstranten gemeinsam haben, dann schauen Sie und Nachtwey einfach in die Begründungen, mit denen die Demos angemeldet wurden: Wiederherstellung aller mit Corona begründeten Einschränkungen der ersten 20 Artikel des Grundgesetzes. Das war das Anliegen, dem die Menschen gefolgt sind auf die Straße zu gehen: Für den Erhalt unserer verfassungsgemäßen Grundrechte und Neuwahlen, da die derzeitige Regierung schwerwiegend und nachhaltig die Verfassung missachtet. Es hat vielleicht einen Sensationswert, ein paar irrlichternde, auffällig gekleidete Demonstrationsteilnehmer (wie auf dem Foto in Ihrem Beitrag) mit wirren Äußerungen medial in den Mittelpunkt der Berichterstattung zu stellen, aber diesen journalistischen Stil sollten Sie der Bildzeitung überlassen.

Die Forderung nach dem Machtwechsel als Entfremdung vom politischen System, in Ihrer anschließenden Frage gar als Verschwörung zu verstehen und im Gesamtzusammenhang negativ zu konnotieren verwundert etwas. Ist die Ablösung von Merkel nicht auch Anliegen von Merz, Röttgen, Spahn und Laschet? Auch erklärtes Ziel von Baerbock und Habeck? Haben sich nicht auch Scholz und Kühnert dazu gemeldet? Söder? Haben Sie denen jemals Entfremdung vom politischen System vorgeworfen? Warum dann den Teilnehmern der Querdenkendemos? Was liegt ferner, als auf die maßlose Übergriffigkeit der Regierung auf ihre Bürger mit der Forderung nach deren Ablösung zu antworten, um durch einen demokratischen Wettbewerb der politischen Ausrichtungen, vulgo Wahlkampf, eine Regierung zu bilden, die sich wieder an die Verfassung hält?

Über mein Wahlverhalten kann ich Ihnen folgendes sagen und das können Sie ja Herrn Nachtwey zur Ergänzung seiner „Studie“ weiterleiten: Ich bin männlich, Jahrgang 1969, habe einen Fachschulabschluss, wähle seit 30 Jahren kommunal und bei Bundestagswahlen jeweils mit Erst- und Zweitstimme DIE LINKE (und ihre Vorgänger) und würde, wäre heute Wahl, erstmals in meinem Leben meinen Stimmzettel als ungültig entwertet abgeben. In der augenblicklichen Lage mit massiven Eingriffen in die demokratischen Strukturen unseres Landes und unsere Grundrechte sehe ich mich durch keine Partei vertreten. Zwar nehme ich wahr, dass der einzige parlamentarische Widerspruch von FDP und AfD kommt, allein deshalb sind diese Parteien für mich jedoch nicht wählbar.

Es wäre der Wechsel vom Regen in die Traufe. Das Schweigen und die Anbiederung der Linken an den Regierungskurs sind mit schlichtweg unverständlich. Meine Fragen dazu an meinen Bundestagsabgeordneten bleiben unbeantwortet. Entgegen der Deutung Nachtweys bewege ich mich keineswegs von links nach rechts. Ich bin weder radikalisiert, noch glaube ich an Verschwörungstheorien. Alles, worauf sich meine und die Kritik der Demonstrationsteilnehmer richtet, liegt offen und ist für jedermann zugänglich. Auch bin ich ökonomisch nicht durch die Regierungsmaßnahmen betroffen.

Leider fehlt sowohl Nachtweys Studie als auch Ihren Einlassungen eine Definition, was Sie überhaupt unter Verschwörungstheorie verstehen und wo die Schnittmenge zu den Anliegen der Querdenkendemos sein soll. Die Begriffe Verschwörungstheorie und Rechtsradikal gehören bedauerlicherweise auch in der ZEIT zum Standardrepertoire der Diffamierung von Menschen, die sich für die verfassungsgemäßen Grundrechte einsetzen oder die Grundrechtseingriffe der Regierung kritisch beleuchten. Ich dachte immer, Ihr journalistischer Auftrag bestehe im Infomieren und Hinterfragen. Inzwischen verbreiten Sie zu denn Coronathemen allenfalls Regierungspropaganda.

Ihr Buch „Das Netzwerk der Neuen Rechten“ habe ich mit großem Interesse gelesen. Vielen Dank für diese Einsichten. Eine ähnlich tiefe Recherche und das Aufzeigen von Zusammenhängen würde ich mir von Ihnen hinsichtlich der Motive und wirtschaftlichen Abhängigkeiten und Verflechtungen der maßgeblichen Akteure der Ausrufung einer milde verlaufenden Grippewelle zur uns alle lebensbedrohenden Pandemie wünschen. Ich bin übrigens gespannt, mit welchem Framing Sie und Ihre journalistischen Berufskollegen aus den Qualitätsmedien den Richter am AG Weimar für seine Urteilsbegründung vom 11.01.2021 (AG Weimar, Urteil vom 11. Januar 2021 – 6 OWi – 523 Js 202518/20) versehen werden, anstatt sich gründlich mit seiner 19-seitigen Urteilsbegründung auseinanderzusetzen. Der Mann kann einem jetzt schon leid tun. – Friedemann Winkler

 

Vieles in Ihrem Interview mit Oliver Nachwey scheint doch sehr widersprüchlich und versucht zudem alt bekannte Vorurteile zu verfestigen. Schon Ihre erste abfällige Frage,“Auf den Querdenker-Demonstrationen laufen Familien mit Kindern neben Alt-Hippies und Rechtsradikalen mit Reichsflaggen. Was haben diese Leute gemein?“, trifft genau den diffamierenden Ton, den die Kritiker der Corona -Maßnahmen von Beginn an ausgesetzt sind. Was heisst hier laufen, gibt es Familien ohne Kinder, sind AltHippies nicht zurechnungsfähig, und wieviele Reichsbürger sind denn tatsächlich auf diesen Demos? Natürlich ist auch der gemeinsame Protest, ein Protest gegen die Regierungspolitik (also negativ) aber mit einem klaren Bekenntnis zur Demokratie , dem Grundgesetz und den darin enthaltenen Grundrechten!

Auch das ist in der heutigen Lockdownwut ein Zeichen der Emanzipation und gegen staatliche Repressalien gerichtet! Auch die Parteien Wir 2020 und Die Basis haben ein Programm, das nicht nur reagiert, sondern auch gestalten will. Ganz im Gegensatz zu der einseitigen Verbotspolitk der Regierenden. Fehlt nicht hier die Gestaltung, die Perspektive, all das, was eine vernünftige Politik ausmachen sollte. In der auch Politiker und nicht nur das Volk zur Verantwortung gezogen werden. Was heisst,dass nur eine Minderheit von ihnen AFD wählt. 27 % müsste für Sie doch eine nationale Katastrophe darstellen. Die CDU liegt ja immerhin bei 1 %. Und natürlich kommt die Bewegung aus einem ehemals links-liberalen Spektrum und nicht diese entwickeln sich nach rechts, sondern die Parteienlandschaft entwickelt sich zu einem autoritären, demokratiefeindlichen Konstrukt.

Und was Verschwörungstheorien angeht. Herr Nachwey zeigt doch selbst auf, dass die meisten Querdenker eine andere Motivation haben und zudem einen hohen Bildungsabschluss. Doch der soll dann plötzlich nicht mehr vor Verschwörungstheorien schützen? Und blicken Sie mal in das vergangene Jahr, hätten Sie da nicht auch die derzeit herrschenden Maßnahmen als Verschwörungstheorien abgetan? Glauben Sie denn wirklich unsere Kanzlerin tut das alles nur aus purer christlichen Nächstenliebe? Es reicht! – Thomas J. Birgel M.A

 

Wenn Bildung den gesunden Menschenverstand ausgleichen soll, ist bekanntlich Obacht geboten, denn: „Gesunder Menschenverstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber kein Grad von Bildung den gesunden Menschenverstand“ (Arthur Schopenhauer). Wobei ich Bildung und die Diagnose „Querdenken zur Coronakrise“ im Gegensatz zum „gefährlichen Halbwissen“ nur außerordentlich ungern in einen kausalen Zusammenhang bringen möchte. Nicht zuletzt deswegen, weil ich die menschliche Vernunft, die (wahre) Aufklärung und Bildung eines Menschen grundsätzlich als Phalanx gegen gesellschaftspolitische Ignoranz und Arroganz und somit als stärkste Kraft gegen undemokratischen Egoismus und Habitus betrachtet habe. Man/frau lernt eben (leider) nie aus. – Ira Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Papierkrieg gegen das Virus“ von Uwe Jean Heuser

 

Uwe Jean Heuser beklagt zu Recht, dass die Digitalisierung in Deutschland stockt. Eigentlich wollen alle. Aber in Deutschland steht vor jeder digitalen Innovation (oder auch nur schlichten Übersetzung ins Digitale) der Datenschutz. In seiner aktuellen bedenkenträgergestalteten Ausprägung wohl der größte Mühlstein am deutschen Innovationswillen. Die Corona App ist nur das offensichtlichste Beispiel. – Tim Böger

 

Herr Heuser überzeichnet bewusst, um den Missstand deutlich zu machen. Denn auf dem Feld der Digitalisierung gibt es in der Politik eindeutig Versäumnisse, die Gesundheitsämter betreffend sogar schwere Versäumnisse. Immer wieder wird betont, wie wichtig die Kontaktverfolgung von Corona-Kranken ist, um die Ansteckungen zu reduzieren, aber immer noch muss die Arbeit in den Ämtern großenteils analog gemacht werden und das mit ohnehin zu knappem Personal. Wir könnten sicher mehr Erfolg bei der Pandemiebekämpfung haben, wenn die Gesundheitsämter komplett digital arbeiten würden. – Dr. Christa Lütkenhaus

 

So sehr ich Ihrer Analyse der Mängel zustimme, so wenig glaube ich eine Digitalbundesamt würde da wirksam Abhilfe schaffen. Mein Gefühl sagt mir, diese Herausforderungen müssen dezental gelöst werden. In der Wirtschaft ist die Digitalisierung schon in vollem Gange. Ich glaube, die Anstöße werden eher von der Privatwirtschaft in die Behörden getragen werden als umgekehrt. Also sehe ich keine Vorbildfunktion des Staates. Dennoch ist der Staat als Moderator sehr wichtig. Ich sehe mittelfristig die Gefahr des Abbaus von Arbeitnehmerrechten und stagnierender Löhne. Da es auch durch Digitalisierung immer leichter wird Arbeit an Niedriglohn- Standorte zu verlagern. – Marko Becker

 

Ihr kurzer Artikel hat mich zum Nachdenken angeregt, darum ein paar Sätze als Ergänzung. Im Prinzip stimme ich Ihnen zu, aber… Kann es sein, dass die Digitalisierung besonders in staatlichen Einrichtungen hinterherhinkt? Krankenhäuser, Forschung, Speditionen, Fertigungsbetriebe, alles arbeitet voll digitalisiert. Warum schaffen es die Behörden nicht? Könnte Frau Bär mehr erreichen? Könnte ein Digitalbundesamt alles verbessern? Ich fürchte nein. Wir haben eine Bildungsministerin und 16 Minister/innen in den Ländern. Keinem ist es gelungen das Chaos in den Schule zu strukturieren. Das gleiche mit den Gesundheitsminister/innen.

Es ist doch so, dass Anordnungen im öffentlichen Dienst nicht angesagt sind, und wenn, die Umsetzung sehr individuell gehandhabt werden kann. Selbst die Leiterin eines Gesundheitsamtes kann eigene Entscheidungen treffen und hat dann noch das Problem, ihre Mitarbeiter/innen und den Personalrat von den Maßnahmen zu überzeugen. Da kann ein Prozess schon mal ins Stocken geraten. Das gleiche gilt für Schulen und das Kollegium. Wenn 20 oder 30 % sich verweigern, nützt uns keine Digitalisierungsbeauftragte. Es gibt im öffentlichen Dienst zu wenig Sanktionen und zu wenig Anreize. Und über allem schwebt der Föderalismus. So kann jedes Bundesland ein eigenes Lernprgramm einführen.

Warum gibt es Deutschland kein einheitliches Programm zur Förderung von sozial benachteiligten Kindern? Basierend auf wissenschaftlichen Untersuchungen, Erfahrungen und Evaluation? Digital begleitet und unterstützt? Wäre doch genial. So versucht jedes Bundesland, jede Schule und die vereinzelten Lehrer/innen ihr eigenes Programm- Ich bin überzeugt, wir bekommen eher ein Gesetz über die korrekte Ausstattung eines Home Office Arbeitsplatzes mit Nachverfolgung der Umsetzung. Und wir erhöhen eher die Hartz IV Regelsätze bevor wir ein Bildungskonzept erarbeiten um Benachteilgung auszugleichen.

Alles ist einfacher, als in unserem schwerfälligen öffentlichen Dienst und bei den Privilgien unserer Angestellten und Beamten etwas durchzusetzen. Es betriift natürlich nicht alle Beschäftigten im öffentliche Dieinst, aber leider haben die wenigen viel Macht und Einfluss um zu blockieren und zu verlangsamen. Vielleicht sollte man diesen Aspekt bei der Digitalisierungsdiskussion auch berücksichtigen. Das war jetzt keine Kritik an Ihrem Artikel, aber ich fürchte, die Ursachen für unsere Problem sind vielfältiger und sollten benannt werden. – Marlies Wenzel

 


 

 

Leserbriefe zu „Nach den Regeln der Natur“ von Ulrich Bahnsen und Andreas Sentker

 

Gerade bin ich über eine Ungenauigkeit im Artikel „Nach den Regeln der Natur“ gestolpert: Meines Wissens sind HIV-Viren Retroviren. Ihr „Kopierenzym“ ist gerade keine RNA-abhängige RNA-Polymerase. Sie besitzen eine Reverse Transkriptase, die die Virus-RNA zuerst mal in DNA übersetzt. Deshalb eignen sie sich schlecht als Beispiel für den beschriebenen Fall. An der hohen Mutationsrate ist jedenfalls bei ihnen keine RNA-abhängige RNA-Polymerase schuld. – Eva Schüßler

 

Ja, die Viren bestimmen die Evolution. Ein ansprechender Artikel. Seit Milliarden von Jahren sind Viren unsere Begleiter. Mit der Entschlüsselung des menschlichen Genoms Anfang dieses Jahrhunderts wissen wir sogar, dass wir zu ca. 50% aus Viren bestehen. Ohne Viren würden wir immer noch aus Eiern schlüpfen.(Prof. Karin Mölling, Virologin).Sie wehrt sich auch vehement dagegen, Viren als Feinde anzusehen. Somit gibt es auch keine „Killerviren“. Sie beeinflussen schlimmstenfalls ein wenig die Selektion und vielleicht hat das Grippevirus einfach nur ausgedient.

Wir Menschen „Irrläufer der Evolution“ (Arthur Köstler) sollten etwas demütiger werden, was das Walten der Natur angeht. Alle Maßnahmen, die gegen das Virus unternommen wurden, sind aus Sicht der Evolution mehr als dilettantisch. Ohne Maßnahmen hätten wir längst eine Herdenimmunität in Deutschland. Allein der PCR-Test, ungeeignet von Anfang an, hat einen unendlichen Schaden angerichtet. Aber um Gesundheit ging es ja auch garnicht – doch das ist ein anderes Thema. Wir sollten uns schämen. – Fritz Junghans

 

Meine Gratulation zu Ihrem Artikel über die Art des Virus in der aktuellen Ausgabe. Es ist eine gelungene Faktenbeschreibung. Und er tröstet über die weniger gelungenen, parteilich gehaltenen Politikkommentare hinweg. Dort in der politischen Ecke fehlt allenthalben die vom Ansatz her schon fehlende Information, wann denn dieses Virus bekannt geworden wäre. Und dazu fehlt dann – sehr zu meinem Bedauern – jedes Mal die Zitierung des Gutachtens über eben dieses Sars-Virus aus dem Jahr 2012. Für ebenfalls verbrauchtes Steuergeld hatte die Bundesregierung alle nötigen Informationen dazu. Sie hatte also mindestens 8 Jahre (in Worten: Acht Jahre) Zeit sich um die Masken, Kittel, Impfstrategien und vor allem um die Regelungen des menschlichen Verhaltens in einer Pandemie zu kümmern.

In Untätigkeit verharrende Politiker verbreiten als reine egoistische Propaganda- Meldung nun des Öfteren man habe sich, „als Erster“ und, „im Vergleich“ (vor allem zu noch unfähigeren Führungsfiguren anderer Länder, aber nicht zu erfolgreicheren Ländern mit deren Führung/en) doch ganz hervorragend und wacker geschlagen. Sie tragen als Medium der Information und Meinung, mit zu diesen Falschmeldungen bei. Bitte achten Sie doch wenigstens etwas auf die Wortwahl in diesem Zusammenhang. – H. Schumacher

 

Der griechische Philosoph Demokrit soll geschrieben haben: Es gibt nichts als die fallenden Atome und den leeren Raum, alles andere ist Meinung. Dieser Satz fiel mir ein als ich im letzten WISSEN den Beitrag der Herren Bahnsen und Sentker gelesen habe. Was mich an dem ansonsten sehr schönen Artikel gestört hat, ist die häufige Verwendung des „Fehler“-Begriffs, um die Veränderungen bei der Replikation von Viren-RNA zu veranschaulichen. Möglicherweise wird demnächst die Impfstoffforschung diesem Phänomen hinterher hecheln, sind das aber tatsächlich Fehler im System? Die Bezeichnung Fehler zielt auf Mangelhaftigkeit, evtl. sogar Betrug oder Täuschung ab und nimmt somit eine Wertung vor. Mit Wertungen können sich Menschen, vor allem Forscher und Politiker, motivieren, etwas zu tun. Fehler gehören abgestellt.

Emmanuel Macron: „Nous sommes en guerre“.Wir werden aber mit Wertungen Naturprozessen nicht gerecht. Tatsächlich sind gerade „Ablesefehler“ die Ursache für Mutationen und damit die Grundlage für Evolution. Aus dieser Sicht wäre letztendlich sogar jeder Mensch das Endprodukt einer nicht endenden Fehlerkette. Arthur Schopenhauer würde sich bestätigt fühlen. Sollten Replikationsfehler nicht auftreten, würde es keine Dynamik biochemischer und biologischer Prozesse und damit kein Leben geben. Homöostase und nicht Homöodynamik (N. Luhmann). Dass die RNA im Vergleich zur DNA besonders häufig ihre Zusammensetzung und Struktur ändert, liegt an ihrem chemischen Bau. Mit dem Aufkommen der DNA in der Evolutionsgeschichte wurden schnelle biochemische Abbauprozesse entschleunigt und höhere Organismen mit komplexeren Aufbau möglich.

Die Stichworte sind monoanionische Phosphorsäurediester, Umesterung, Reduktion einer konkurrierenden Hydroxygruppe an der D-Ribofuranose, Verlust seltener Nucleobasen und Doppelstrangbildung durch Wasserstoffbrücken. Nur die zugehörigen Formeln und nicht die Namen zeigen diese Zusammenhänge auf. Wie kann man so etwas den Lesern der ZEIT zumuten und warum plädiere ich für die Chemie und deren Formeln? Chemische Formeln sind keine sprachlichen Symbole, wie RNA oder DANN, aus der großen Abkürzungskiste der Biochemie und Genetik, sondern sie korrelieren zur physikalischen Realität auf atomarer Ebene.

Sie sind in ihrer Aussagekraft nicht diskutierbar und „Fehler“ gibt es auf diesem Niveau nicht. Leider hat sich die Biochemie nicht nur mit dem Präfix „Bio“ aus der Schmuddelecke der Chemie verabschiedet, sondern verzichtet möglichst auch ganz auf die komplizierten Formeln, mit denen offensichtlich kaum einer etwas anfangen kann. Die Situation erinnert an die schöne Metapher vom „Zweikammersystem“ von Friedrich Nietzsche: Deshalb muss eine höhere Cultur dem Menschen ein Doppelgehirn geben, (…) einmal um Wissenschaft, sodann um Nicht-Wissenschaft zu empfinden.“ Leider scheint mir die chemische „Wissenschaftskammer“ bei den meisten Mitmenschen leer zu sein.

Das Alibi für diese Unwissenheit in Sachen Naturwissenschaften allgemein hat der Professor für englische Literatur und Kultur Dietrich Schwanitz in seinem Buch „Bildung. Alles, was man wissen muß“ geliefert: „So bedauerlich es manchem erscheinen mag: Naturwissenschaftliche Kenntnisse müssen zwar nicht versteckt werden, aber zur Bildung gehören sie nicht.“ Die Nagelprobe kann man nicht nur am inhaltlichen Aufbau der ZEIT, sondern in jedem x-beliebigen Buchladen antreten. Dort stehen Tausende Bücher aus den Sparten Belletristik, Geschichte, Ökonomie und Politik nur wenigen aus dem naturwissenschaftlichen Bereich gegenüber. Und auch der ist noch unterteilt.

Neben den drei bis vier Biologie-Regalen, gut gefüllt mit Empathie getränkter Literatur über Hund, Katze, Pferd und Garten, gibt es neben ein paar Physikbüchern noch das kleine Bord mit einer Handvoll Chemietexten. Die tragen dann noch solch aufschlussreiche Titel wie: „Chemie für Dummies“, obwohl gerade aus dieser Ecke die nachhaltigste Erkenntnis kommen könnte. Krisen in der Geschichte der Menschheit waren auch immer Ausgangspunkte für veränderte Denkgewohnheiten. Ein besonders heftiger Umbruch im 18. Jahrhundert wird bis heute Aufklärung genannt. Die Schlussfolgerung aus der gegenwärtigen Krise könnte sein: Bildung muss völlig neu gedacht werden, das betrifft die Schulen und die Universitäten.

Weniger nutzloses Spezialwissen, dafür mehr naturwissenschaftliche Allgemeinbildung und besonders wichtig sind anwendungsfähige Chemiekenntnisse, denn chemische Verbindungen und Reaktionen bilden die materielle Basis für Biochemie, Genetik, Biologie und Medizin. Vielleicht könnte die ZEIT als führende meinungsbildende Zeitung mit dem Ressort BILDUNG und darüber hinaus dazu einen Beitrag leisten. – Armin Börner

 


 

 

Leserbriefe zu „Kann dieses Land sich erneuern?“ von Jedediah Purdy. Aus dem Englischen von Michael Adrian

 

Der Autor verunglimpft die Verfassung der USA als „veraltet“, mit „undemokratischen Nebenwirkungen“. Als Begründung dafür wird angeführt, dass im Oberhaus des Kongresses jedem der 50 Bundesstaaten – unabhängig von dessen Einwohnerzahl – zwei Senatoren zustehen. Aber ist die Lage in der Bundesrepublik Deutschland wirklich bedeutend „demokratischer“? Die Deutschen täten nämlich gut daran, zuerst vor ihrer eigenen Haustür zu kehren, bevor sie zusammen mit Herrn Purdy die 230 Jahre alte Verfassung einer der ältesten und erfolgreichsten Demokratien der Welt als „anachronistisch“ mitbeschimpfen.

Wyoming (das U.S.-Bundesstaat mit der geringsten Bevölkerungszahl) ist im amerikanischen Senat mit 2 Vertretern zwar überrepräsentiert, muss trotzdem gegen eine Übermacht von 98 Senatoren aus anderen Landesteilen um Gehör für seine Stimme ringen, was ausgleichend wirkt – während Bremen (etwa gleich groß wie Wyoming) mit satten 3 Mitgliedern gegen nur 66 Bundesratsmitglieder aus anderen Bundesländern seine Interessen eher durchsetzen kann. Durch die schiere Größe der USA und die entsprechende Zusammensetzung ihres Oberhauses werden also Ungleichgewichte abgemildert. Im Gegensatz dazu wirkt dieUnverhältnismäßigkeit des deutschen parlamentarischen Systems krass. – Alexander F. BUSEK

 

Die Bewertung der Entwicklungen in Asien ist aus meiner Sicht sehr oberflächlich und voreingenommen. Die Betrachtung des heutigen China erfolgt sehr oft voreingenommen. Eines von vielen Beispielen: „Die Planwirtschaft hat in China zur Anlage großer Reisplantagen geführt“. Bis heute hat noch niemand mitbekommen, dass bereits im 19. Jahrhundert dann wohl auch die Planwirtschaft in den USA zur Anlage großer Plantagen für den Anbau von Baumwolle bzw. Getreide führte. Eine solche „Berichterstattung“ blendet die wirklichen Tatsachen aus. Sie hat mit Journalismus wenig zu tun und erinnert an die Zeit der durch Dogmen geprägten „Öffentlichkeitsarbeit“ im sogenannten Ostblock.

Jede Regierung hat die Aufgabe, für das Wohl der Bevölkerung zu sorgen. Daran ist sie zu messen. Inzwischen hat so mancher Zeitgenosse begriffen, dass Geschichte, Kultur, Mentalität und Einstellung zur Gemeinschaft territorial sehr unterschiedlich ist. Wirtschaftliche Erfolge haben bisher überall auf der Erde zu wachsendem Selbstbewusstsein und zu politischen Ansprüchen geführt. Das ist nicht nur bei den USA der Fall, die Unsummen in ihre Rüstung stecken. Das trifft ebenso auf die Türkei und andere Länder zu, die einen wirtschaftlichen Aufschwung vollzogen.

Die Wirtschaft interessierte sich beim Umgang mit China einzig und allein um die Steigerung ihrer Gewinne. Die Politik beschäftigt sich mit sich selbst. Sie betrachtet die andere fremde Welt nur mit westlichen Maßstäben und hat bis heute keine Strategie im Umgang mit China. Man hat den „Großen Sprung“ belächelt. Das Überlegenheitsgefühl überwog und erstickte jede andere Betrachtungsweise. – R. Renaux

 

Um Haaresbreite – oder: Wenn die US-Präsidentenwahl zum Glücksspiel wird: Auf den ersten Blick erscheint das Ergebnis der Präsidentschaftswahl in den USA eindeutig. Joe Biden erhielt landesweit 7 Millionen Wählerstimmen mehr als Donald Trump. Und auch bei der Anzahl der Wahlmänner und -frauen liegt Biden mit 306 Wahlleuten deutlich vor Trump, der auf nur 232 Wahlleute kommt. Ein zweiter Blick jedoch zeigt, wie knapp der Ausgang der Wahl in Wirklichkeit war. In den drei Bundesstaaten Arizona, Georgia und Wisconsin beträgt der Vorsprung von Biden auf Trump gerade einmal 45000 Stimmen. Ohne die 37 Wahlleute dieser drei Staaten hätte Biden die Wahl verloren und könnte Trump sein Zerstörungswerk fortsetzen. Nicht 7 Millionen Stimmen, sondern die Haaresbreite von 45000 Stimmen entschied letztlich über Sieg oder Niederlage!

Die Zahlen belegen, wie antiquiert das Wahlrecht ist, das den Ablauf der Wahl des US-Präsidenten regelt. Das Prozedere, nach dem das immer noch mächtigste Amt der Welt vergeben wird, gleicht mehr einem Glücksspiel als einer fairen Wahl. Die Ereignisse der letzten Wochen belegen aber auch die zentrale Rolle des Wahlrechts für das Funktionieren einer Demokratie. Ein Wahlrecht, durch das 7 Millionen Wählerstimmen für irrelevant erklärt werden, diskreditiert das Wahlergebnis und schafft Raum für Verschwörungstheorien und Betrugsvorwürfe. Das Präsidentschaftswahlrecht sollte daher umgehend reformiert werden, wobei die Reform denkbar einfach ist: Der US-Präsident wird künftig direkt von den Wählern gewählt, und nicht indirekt mittels Wahlleuten. – Roland Sommer

 

Zu diesem sehr klugen und gehaltvollen Artikel von Prof. Purdy möchte ich aus deutscher Sicht nur ergänzen: Erster (spöttischer) Gedanke: Ein Glück, dass unser Grundgesetz 1949 nicht von dem deutschen Erfolgsschriftssteller Karl May mitgeschrieben worden ist. Dann hätten wir heute auch solche Verfasssungsprobleme wie sie die USA seit 200 Jahren haben!

Und zweiter (reumütigen) Gedanke: Wir Deutschen haben nicht das historische Recht, über eine 200 Jahre alte Verfassung der USA herzufallen, welche den großen Bürgerkrieg im 19. Jh. erduldet, die zwei Weltkriege siegreich beendet, die Ermordung von Martin Luther King und John F. Kennedy ausgehalten und den primitiven Trumpismus im 21. Jh. überstanden und (hoffentlich bald) überwunden hat. – Erhard Brüchert

 


 

 

Leserbriefe zu „Herr Spahn, Ihre Masken sind da!“ von Ingo Malcher und Fritz Zimmermann

 

Wenn ich unseren Gesundheitsminister sehe und seine Kommentare zur Impflage höre, schnürt sich mir der Hals zu. Er legt als „Entschuldigung und Herausrede“ immer die gleiche Platte auf. Doch dass es eine außergewöhnliche Leistung war, schnellstmöglich einen Impfstoff gegen Corona zu entwickeln, wissen wir mittlerweile alle. Doch an eine „außergewöhnliche Leistung“ in Bezug auf das Impfen ist nichts zu erkennen. Währen z.B. Israel fast schon die halbe Bevölkerung durchimpfte, liegen wir mal gerade bei einem Prozent. Als wären in dem Land, in dem jener Impfstoff entwickelt wurde, die Planer mit Schlaftabletten zugedröhnt gewesen. Was mich nun wirklich zornig macht, ist das Herumeiern bezüglich des eigenen Verhaltens.

Anstatt sich zu stellen und offen und ehrlich elementare Fehler zuzugeben, wird immer wieder die alte Platte über die Impfstoffentwicklung heraus gekramt. Diese Mutlosigkeit wird der Wähler bestimmt nicht vergessen, wenn der Tag der Stimmabgabe gekommen ist. Ich bin wahrlich kein Fan von Bode Ramelow. Doch seinen Mut, sich gestellt und zugegeben zu haben, dass er besser auf die Kanzlerin gehört hätte, beeindruckte mich. Bei Jens Spahn jedoch weiß man, dass er sich wegduckt und Kritik schönredet. Für viele erschien er als ein positiver, politischer Mann der Zukunft. Ich denke, für viele hat er diese Vorschusslorbeeren verwirkt. Man sollte denken, sie hätten kein Brett, sondern eine Spa(h)nplatte vorm Kopf … – Kurt (Curd) Nickel

 

Niemand da, der Bundesgesundheitsminister Spahn und seine extrem inkompetenten Handlungen stoppen kann oder will. Unsere Regierung ist leider seit Jahren, Jahrzehnten daran gewöhnt, das Geld der Steuerzahler mit vollen Händen zum Fenster hinauszuwerfen. Strafen für Spahn und Konsorten sind leider nicht vorgesehen. Der Bestrafte ist der Steuerzahler. (Übrigens, für den der sich mit den FFP2-Masken-Preisen nicht auskennt:

Bei solch hohen Stückzahlen, wie hier im Video beschrieben, liegt der Einkaufs-Preis pro Maske weit unter einem Euro.- Ebenso ist unerklärlich, wieso bei solch einem primitven Einkaufsgeschäft die inzwischen doch berüchtigte Beratungsgesellschaft Y&R eingeschaltet werden musste, und das auch noch zu einem absoluten Mondpreis.) https://www.facebook.com/story.php?story_fbid=3633590360055937&id=100002150270071&scmts=scwspsddKlaus Elgner

 

Die Kosten der kostenlosen Abgabe an alle Bundesbürger steht nicht im Verhältnis zu den zu erwartenden Krankheitsverläufen ohne solche Präventionen. Allein die Frage der Mehrfachverwendung ist in Zeiten der genügenden Bevorratung ist pervers. So bekräftigte Herr Sebastian Gülde in der heute laufenden Pressekonferenz, dass die Erarbeitung des Konzepts der Mehrfachauslastung der FFP2 -Masken vom „Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte“ im Zuge der Engpässe erfolgte. Ich erinnere mich noch der Bilder aus Krankenhäuser, wo Masken zum Trocken aufgehängt waren. So weit mir bekannt ist, dürfte es diese chaotischen Verhältnisse nicht mehr geben. Wann können die 34,1 Millionen Menschen denn mit der Post von ihrer Krankenkasse rechnen? Bis gestern war der Briefkasten leer. – Bernhard Dohr

 

Endlich! Die Beschlüsse von Bund und Ländern zur Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr kommen viel zu spät! Genauso hätte man die Personen in Alten- und Pflegeheimen durch Schnelltests und FFP 2-Masken viel früher besser schützen müssen! Tübingen mit Frau Dr. Federle an der Spitze hat vorgemacht, wie eine vorausschauende Strategie aussieht. Dort wird schon seit einigen Wochen getestet und es werden schon länger FFP 2-Masken verteilt.

Mit diesen zielgerichteten Maßnahmen hätte man die steigenden Infektionszahlen bundesweit effizienter bekämpfen und vermutlich auch viele schwere Krankheitsverläufe und Todesfälle verhindern können. Die politisch Verantwortlichen haben es in den Sommermonaten versäumt, für die kalte Jahreszeit vorzusorgen und sind deshalb mitverantwortlich für die jetzige Situation, die der Bevölkerung große Zumutungen abverlangt. Der schleppende Verlauf der Impfungen ist ein weiteres Armutszeugnis für die Bundes- und Landesregierung. – Jürgen Koch

 


 

 

Leserbriefe zu „»So günstig wie Diesel«“. Gespräch mit Marco Alvera geführt von Claas Tatje

 

Vielen Dank für dieses Interview (https://www.zeit.de/2021/04/marco-alvera-wasserstoff-energie-klimaschutz-nord-stream-2). Es zeigt an so vielen Stellen, das die Energiewende durchaus unterschiedlich interpretiert wird und auch schief gehen kann. Wasserstoff wird einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zur Klimaneutralität leisten können, aber nicht wenn nicht im gesamten Energiesystem und vor allem beim Energiekonsum Veränderungen eingeleitet werden. Zwei Punkte aus dem Interview möchte ich dabei besonders hervor heben:

Woher kommt die benötigte Menge an grünem Wasserstoff? Importe spielen in allen mir bekannten Szenarien eine wichtige Rolle. Herr Alvera möchte die NIMBY-Bewegung in Deutschand und vermutlich darüber hinaus bei ihrer Ablehnung von neuen Windanlagen an Land verharren lassen und träumt von großen Strukturen in Nordafrika. Ich würde gern wissen: was lässt ihn so sicher sein, das der dort erzeugte Strom aus erneuerbaren Energien nach Europa transportiert wird und nicht besser die Abhängigkeit von Öl- und Gasexporten der nordafrikanischen Länder lindern sollte? Auch die anderen möglichen Weltregionen, die er als potentielle Lieferanten für Wasserstoff ansieht (u.a. den Nahen Osten und Afrika) haben einerseits auch eigene und andere potentielle Abnehmer in ihrer Region, als auch – am Beispiel von Sub-Sahara-Afrika- zuerst einmal viel größere Herausforderungen in der Bekämpfung von Energiearmut zu bewältigen, als Wasserstoff für Europa herzustellen. Im Nachhaltigkeitsziel Nr 7 kommt „nachhaltige Energie für alle“ vor – und nicht nur „Wasserstoff für Europa“.

Wasserstoff zu erzeugen ist selbst sehr energieintensiv. Bei der Umwandlung können bis zu 40 Prozent verloren gehen. Andererseits kann er für Prozesse angewendet werden, für die wir heute noch keine kohlenstofffreie Alternative haben – das sind nach den Autor*innen der Studie „Klimaneutrales Deutschland 2050“ (Agora Energiewende, Agora Verkehrswende, Stiftung Klima…) Industrieprozesse, Fliegen und Schifffahrt. Wäre es dann nicht besser, diesen kostbaren Energieträger nur dort einzusetzen und nicht im Straßenverkehr, für den es bereits gute und deutlich energieeffizientere Alternativen gibt?

Ich meine ja und bin sicher: anders als Herr Alvera annimmt, werden bald „Familien, die sich zwei Autos leisten können“ dies nicht mehr tun, sondern für Kurzstrecken auf Fahrrad und den ÖPNV und für Langstrecken auf andere klimafreundliche Verkerhrsmittel, oder ein Mietfahrzeug zurück greifen. Die Weltgemeinschaft hat sich im Pariser Klimaabkommen darauf verständigt, bis Mitte des Jahrhunderts klimaneutral zu sein. Jeder Beitrag und viele technische Möglichkeiten müssen dafür eingebracht werden, aber im Globalen Norden ist „weniger Energie“ unter den TOP 3 der To-Do-Liste. Schade, das dieser Aspekt in der Wasserstoff-Vision von Marco Alvera so gar nicht vorzukommen scheint. – Kathrin Schroeder

 

Auch wenn SNAM-Manager Alvera mit vielen Argumenten zugunsten einer langfristigen Wasserstoff-Strategie Recht hat, ist eine wichtige Frage offen: Das Wuppertal-Institut errechnet in seinem Diskussionsbeitrag (Okt. 2020) für Fridays for Future einen Bedarf an Wasserstoff von rund 650 Mrd. kWh jährlich für etwa 2040 – 50. WOHER kommt dieser? Soll ein „DESERTEC II-Projekt“ mit H2 Erfolg haben, braucht man neben einer guten Stromerzeugung auch sauberes Wasser, ein in der Wüste eher seltener Stoff. Meerwasserentsalzung + Elektrolyse erfordern zudem 1.100 Mrd. kWh „grüne Stromerzeugung“ für rund 650 Mrd. kWh H2.

Auch wenn in der Sahara 2.000 Volllaststunden/Jahr der Photovoltaik erreicht würden, benötigte man dafür das Elffache von Deutschland 2020 an installierter PV-Leistung (550.000 MW). Ab 2024 wären jährlich über 30.000 MW zu errichten: Zu spät für kommende Engpass-Situationen! War der Beschluss zum Kohleausstieg voreilig und wird ab¬sehbar vor 2030 die Energiewende mit hoher Wahrscheinlichkeit wegen regelmäßig auftretender „Dunkelflauten“ an die Wand gefahren? – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Der Chef von Snam, Marco Alvera, beziffert die Kosten für Wasserstoff auf 5 € pro Megawattstunde. Eine Kilowattstunde würde demnach 0,5 €-Cent kosten. Die Organisation Green Hydrogen Catapult, der Snam angehört, geht von 2 $ pro Kilogramm Wasserstoff aus, entsprechend 6 $-Cent pro kWh. Auch das ist blauäugig. Geht man von einem Wirkungsgrad für die gesamte Lieferkette, von der Herstellung bis zum Transport von 65% aus, dann würden bei Stromkosten von nur 4 $-Cent pro kWh schon 2 Dollar allein für Strom benötigt.

Das Investment und den Betrieb des Gesamtsystems ist damit noch nicht eingepreist. Eine faktenbasierte Ökonomie würde warnen: Wasserstoff wird sicher ein fundamentaler Baustein einer klimaneutralen Wirtschaft sein; unsere Business-as-Usual-Philosophie (Erstauto mit Brennstoffzelle, Zweitauto mit Batterie, so Alvera) hat aber ausgedient. Sie wird für die Normalbürgerschaft unbezahlbar sein. Es geht also darum, eine für alle erschwingliche Wirtschafts- und Lebensweise anzustreben. Konzepte dafür liegen ja vor. – Hermann Pütter

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich spüre einen ungeheuren Druck«“. Aufgezeichnet von Malte Born

 

Am Ende des Artikels „Mein Corona-Jahr“ auf Seite 26 steht „Rund 2,6 Millionen Alleinerziehende leben in Deutschland“. In der Infografik auf Seite 37 ist zu lesen „Alleinerziehende in Deutschland 1,34 Mio Mütter + 185.000 Väter“. Das wären zusammen 1,525 Mio. Ich kann mir die hohe Differenz nicht erklären. Lese ich die Daten falsch? Es wäre schön, wenn Sie mich aufklären könnten. Vielen Dank im voraus. – Jürgen Bonnet

 

Bei aller Erschütterung und dem Mitleid, das man mit den Alleinerziehenden in ihrer jetzigen Situation haben sollte, stellt sich doch die Frage, ob das wirklich nur etwas mit der Corona-Pandemie zu tun hat. Angenommen, es gäbe kein Corona, hätte die Mutter dann mehr als 900€ netto, einen kürzeren Arbeitsweg, mehr Zeit für ihre Kinder und würde das Jobcenter ihr keinen Druck machen? Ist diese ungeheure Belastung nicht vielmehr Ausdruck einer Gesellschaft, die ganz ohne das Corona-Virus Menschen krank macht? Und das ist unsere viel gepriesene „Normalität“? – Uwe Bergemann

 

Da ich es als Alleinerziehende immer gut finde, wenn über „uns“ berichtet wird, habe ich den Artikel „Ich spüre einen ungeheuren Druck“ auf Seite 26 in der aktuellen ZEIT aufmerksam gelesen. Allerdings bin ich überrascht, wie mangelhaft dieser inhaltlich geraten ist. Es kann nicht sein, dass eine pharmazeutisch-technische Assistentin mit Steuerklasse 2 bei einer 30-Stunden-Woche 900.- € netto verdient, damit wäre sie weit unter dem Mindestlohn. Und es ist auch eher unwahrscheinlich, dass das Jobcenter einer alleinerziehenden Mutter nahelegt, in Vollzeit zu arbeiten, sobald ihre Kinder schulpflichtig werden. Eine Halbtagsstelle gilt in so einem Fall als zumutbar – das kann man nachlesen. Vielleicht wurde Frau D. auch einfach nur falsch zitiert? Oder wo ist der Fehlerteufel? – Kathrin Hägele

 


 

 

Leserbriefe zu „Zeit für was Festes“ von Anna Mayr

 

Ihr Artikel hat mich zum Schmunzeln gebracht! Die perfekte Arztwahl ist nicht einfach. Was mich allerdings wundert: Sie schreiben von Sprechstundenhilfen!!! Wer hilft denn der Sprechstunde? Anfang der 1960er Jahre wurde die „Berufsbezeichnung“ in Arzthelferin umbenannt. Inzwischen ist das auch Vergangenheit und es sind Medizinische Fachangestellte. Ich weiß, es ist ein Zungenbrecher – aber soviel Respekt und Zeit muß sein. – Silke Löffler-Andrews

 

Wohne zwar nicht im Prenzlauer Berg, sondern ziemlich weit weg auf dem platten Land, habe mich vor 1 Jahr, mit 74, berenten lassen, wie sich dann herausstellte, gerade zur rechten Zeit, privatisiere noch ein wenig und biete kostenlose Zweitmeinung an. Da in dieser verseuchten Zeit Fernkontakte salutogener als Direktkontakte sind, steht ja die Nähe einer Hausarztpraxis nicht mehr im Vordergrund! Beim Telefongespräch kann man darüberhinaus die FFP2-Maske abnehmen, was die Verständigung erleichtert; eine Virenübertragung per Orts- oder Ferngespräch ist mir nicht bekannt! Schließlich entfällt ja auch das hausärztliche Basisdiagnostikum, Gesichtsaus- und Händedruck!

Wenn Sie sich aber lieber in Wohnortnähe einen Hausarzt suchen wollen, was zu begrüßen ist, und sie gehen zu ihm, weil Sie wirklich krank sind, nicht nur des Schreibens müde, dann stellen Sie ihm immer folgende beiden Fragen: wenn Sie die gleiche Krankheit hätten wie ich, würden Sie sich der gleichen Behandlung unterziehen, die Sie mir gerade vorgeschlagen haben? Wenn er zögert, vergessen Sie’s! Und: welche Alternative gibt’s zu dieser Behandlung? Nichts außer unserer Noch-Kanzlerin ist alternativlos! Meistens sind die Alternativen einfacher, weniger belastend und kostengünstiger! Auf dieser Basis hatte ich knapp 4 Jahrzehnte meistens Einvernehmen mit meinen Patienten! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Klima-Erwärmung? – Anregung zur Berichterstattung. Zusammenhang mit Nachlässigkeiten der politisch Verantwortlichen? Wäre derzeit nicht eine ideale Gelegenheit, wieder einmal über die Klima-Erwärmung aufzuklären? Die beiliegende SATIRE möge Sie ermuntern:

Hört und Seht! – Sie quaken, schreiben, jetzt ist wohl die beste Zeit! Bietet sich – nun seht doch, Deutschland! – es nicht an, ein neuer Streit? Ach, das Klima! Ach, die Hitze! – Kaum noch ist es auszuhalten! Endlich müssen wir gesteuert ALLES „nachhaltig“ gestalten! Überall nur Dürre, Dürre! Wasser fehlt – und Regen auch! Und die üble Sonnen-Hitze brennt den Bürgern auf den Bauch! Drosselt endlich Eure Öfen, schaltet ab Atom und Kohle, denn es schmelzen Schnee und Gletscher schon an jedem Erden-Pole. In Sibirien wird ́s wärmer?- In den Wüsten glüht der Sand? – Hier braucht man dann wenig heizen – das ist wirklich allerhand! Nun: Vielleicht sind die Probleme bald gelöst mit den Mikroben, die die Menschheit dezimieren – dies ist durchaus dann zu loben! Denn die Menschen sind ZU VIELE – warum wird dies kaum beschrieben? Jeder Mensch bringt Unrat, Unheil – oder ist dies übertrieben? – Wenn es tatsächlich so wäre: Menschen sind am Klima schuld? – Dann lasst auf die Viren hoffen – nur ein wenig noch Geduld! –

Exzerpt/Abschrift aus Nachrichten Rundfunk BR2 Radio 23.01.2021 11 Uhr: Der Nachrichtensprecher: Berlin: Der Deutsche Hausärzteverband kritisiert unzureichende Schutz-Konzepte für Pflegeheime in der Corona-Pandemie. Der Bundesvorsitzende Weigeldt beklagte in der Rheinischen Post, im zweiten Jahr der Pandemie und trotz vorhandener Schnelltests gelänge es immer noch nicht, dass jeder – egal ob Pflegekraft, Koch oder Gärtner – getestet wird, sobald er ein Pflegeheim betritt. Es sei völlig unverständlich, dass die Regierung und ihre virologischen Berater die Menschen in den Heimen erst jetzt in den Fokus nähmen, allerdings auch noch halbherzig. Weigeldt kritisierte auch die Kommunikations-Strategie und forderte inhaltliche Aufklärung und eine klare Perspektive statt die – so wörtlich – immergleichen telefonschleifen- artigen Durchhalte-Appelle. – Dr. Kurt F. Schobert

 


 

 

Leserbriefe zu „Irlands Schande“ von Derek Scally

 

Begrüßenswert ist die Offenheit, mit der hier auf die Folgen menschenfeindlicher Moralvorstellungen eingegangen wird. Den Titel des Beitrages halte ich jedoch für unzutreffend. „Ehre wem Ehre gebührt“, gleiches sollte auch für die Schande gelten. Die katholische Kirche hat die irische Gesellschaft über Jahrhunderte beherrscht. Sie hat den Menschen ein schlechtes Gewissen eingeredet, wenn sie nicht den Moralvorstellungen der heiligen Kirche folgten. Dabei blieb es nicht nur beim „Einreden“. Die unumschränkte Macht der Kirche entwickelte sozialen Druck, dem sich der Einzelne nicht entziehen konnte. Von Ketzern auf dem Scheiterhaufen und Hexenverbrennungen auch in Irland ist auszugehen, denn die katholische Kirche wurde vom Papst geführt. Aus meiner Sicht handelt es sich hier um die Schande der Kirche, die sie über die Menschen gebracht hat. – R. Renaux

 

Mit Bestürzung las ich den obengenannten Artikel, erinnerte er mich doch an meine eigenen Erfahrungen, hier in Deutschland , in den sechziger Jahren. Zuhause war ich wegen der “Schande“ nicht mehr geduldet.Als noch minderjährige ledige Mutter konnte ich in einem kirchlichen Heim in Kiel nur durch Zufall mein Kind vor einer Wegnahme retten. Wir Mütter wurden nicht gefragt. Ganz sicher bin ich kein Einzelfall, sondern in “bester“ Gesellschaft. “Irlands Schande“ ist traurig und groß, aber wir sollten dabei nicht über Deutschlands Schande hinwegsehen. – Marlis Weinhold

 

Hier ein passender Hinweis auf den vielfach preigekrönten Film „Philomena“ (England 2013) nach einer wahren Begebenheit, mit der eindruckvvollen Judi Dench in der Hauptrolle. Ihr erschütternder Bericht liest sich wie die tragische Vorlage zu diesem Film. Ansehen! – Dr. Maria-Theresia Derchain

 


 

 

Leserbriefe zu „Neues Urheberrecht – Entrechtung oder Befreiungsschlag?“ Streit von Carsten Knop und Rezo

 

Rezo fordert „Beweise“ für Aussagen, bleibt selbige schuldig, wirft „Angstmacherei“ vor, spielt mit derselben. Ich finde es bedenklich, dass ein von sich und seiner schwarz / weiß Meinung überzeugter Influencer diese Reichweite hat. – Daniel Scheffler

 

Was für ein Interview! Ich zitiere mal Rezo: „Ich war total schockiert, wie sehr man merkte, dass die Leute, die da entscheiden, teilweise überhaupt keinen Plan haben von dem, was sie machen.“ Man muss, ob der Ahnungs- und Konzeptlosigkeit des Herrn Knop, permanent laut auflachen. Selten, dass in einem überregionalen Blatt ein „einflussreicher Macher“ (Herausgeber FAZ) von einem „YouTube-freelancer“ so faktenbasiert zerlegt wird wie hier. Die „alten Eliten“ at their worst. Danke Rezo! – Johann Siemon

 

Zum Thema Urheberrecht freue ich mich zwar über den Einsatz Junger für Ältere und Alte im Artikel „Neues Urheberrecht – Entrechtung oder Befreiungsschlag?“ Was mir aber auffällt:Die Oma ist immer noch Synonym für einen Personenkreis von naiven, mit schlichten Bedürfnissen ausgestatter Mensch. Die Oma ist keine Künstlerin, keine Musikerin, keine netzaffine Person. Die Oma ist weiblich und steht für den kleinen Mann im Netz. Seit 10 Monaten bin ich Oma, seit dem fallen mir häufig Zuschreibungen auf, die genau in diese Richtung zielen. Was soll denn meine Enkelin von mir denken, für die ich so viel Wissen bereithalte und der ich es gern weitergeben möchte. Sie wird mich Oma nennen. Vor allem im Glossar „Nutzer“ ist doch diese Zuschreibung überflüssig. – Karola Lieck-Wieckhorst

 


 

 

Leserbriefe zu „Fünfzehn Kilometer“ von Floria Illies

 

Der Arikel v. F.Illies üb. Wilhwlm 2 u. Doorn ist recht interessant, Der ehem. Kaiser lebte . v. 1918 – 1941 im holländ Exil u. hat auch den 2. Weltkrieg etc. wohl noch miterlebt. Dabei wurden auch die Niederlande v. Hitlers Truppen überrollt. Es ist auf alle Fälle verständlich, daß er das Gelände kaum verlassen durfte u. das ist durchaus eine Sperre gewesen. Vermutlich war die Fam. in den 1.Weltkrieg verstrickt u. er hat einiges an Besitztum aus Berlin/Potsdam in das Exil gebracht. Das ist wohl gesichert. – R. Kays

 

Zu dem vortrefflichen Artikel von Florian Illies „Fünfzehn Kilometer“ fällt mir Familiäres ein: Meine fromme, pietistische Oma aus Hinterpommern (1886 bis 1979) hat noch zu mir als Fünfzehnjähriger nach dem 2. Weltkrieg gesagt: „Junge, glaub´ mir, es wäre besser für ihn gewesen, wenn der Kaiser sich 1918 hätte erschießen lassen – egal, ob von den Franzosen, Russen oder den Deutschen selber!“ – Erhard Brüchert

 

Die Beugung der Majestäten. Florian Illies schreibt in der Zeit vom 21. Januar S. 57: „Hermine sorgte vom ersten Tag an dafür, dass die Hausangestellten ihren Gatten wieder mit ‚Ihre Majestät‘ anredeten – wie sie selbst.“ Hierzu ist zu bemerken: Weder Wilhelm noch Hermine wurden jemals mit „Ihre Majestät“ angeredet. Letztere wurde ja nie Kaiserin und hatte somit keinen Anspruch auf den Titel Majestät. Wenn sie es geworden wäre, hätte man sie wie ihren Gatten mit „Eure Majestät“ angeredet. Verbeugungen vor Majestäten sind heute nur noch in sehr speziellen Fällen erforderlich. Die Beugung des Wortes Majestät sollte jedoch korrekt erfolgen, besonders wenn es sich um historische Ausführungen handelt. – Dr. Clemens Alexander Wimmer

 


 

 

Leserbriefe zu „Das wächst sich nicht aus“ von Jens Jessen

 

Danke für Ihren hervorragenden Text, dem ich nur zustimmen kann! Zwei Fragen seien mir erlaubt: Wo ist in diesem Land familienfreundliche Politik zu finden, wo die Kinder nicht vorwiegend auf arbeitsbelastete Eltern treffen? Inwieweit tritt auch unser Staat bereits an die Stelle der Familie, wenn ich unser ganztägiges Betreuungs-und Bildungssystem betrachte? … dort treten dann an die Stelle der Eltern und Großeltern bezahlte Erzieher und ein System behördlicher Regeln. Nach langer Berufstätigkeit in Schulen und Kindertagestätten (Berlin, Lübeck, Osnabrück) sorge ich mich weiter… – Klaus Busch

 

Warum so negativ? Natürlich haben wir alle viel von unseren Eltern und Großeltern, aber doch nicht nur die negativen Seiten! Warum nicht die Hilfsbereitschaft, Sparsamkeit oder das Bildungsinteresse betonen? Es ist doch bekannt, dass sich die Generationen heutzutage so gut verstehen wie noch nie, es viel weniger Konflikte gibt als früher, sich die Kinder weniger abgrenzen von ihren Eltern. Dementsprechend finde ich, dass Ihre Artikel ein ziemlich falsches Bild von „Familie“ darstellen. – Sidonia von Proff

 

Natürlich geht uns die Familie nicht nur sprichwörtlich durch Mark und Bein. Wie könnte es auch anders sein. Familie, zumeist Mutter und Vater, vermitteln die ersten regelmäßigen Impressionen und interaktiven Begegnungen in den jüngsten Kindesjahren; nichts prägt Sein und Nichtsein auf der Bühne unseres Lebens intensiver und verbindlicher. Und wenn unser familien-persönliches Drama, die Mischung also aus Komödie und Tragödie, das tagtägliche Auf und Ab, die Zeit des gemeinsamen Lachens und Weinens, auch nicht an den Aufstieg und Fall manch bekannter Familie heranreicht, so bleibt die Mitgift einer Verwandtschaft doch stets relevant. – Ira Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Warum wir so erschöpft sind“ von Christine Lemke-Matwey

 

Erschöpft? Wirklich? Natürlich maße ich mir nicht an, die Gefühle der Autorin zu bezweifeln. Umgekehrt wehre ich mich aber dagegen, mir die gleichen Gefühle von ihr einreden zu lassen („Wir“ sind erschöpft…). Was ich empfinde, sind vor allem Traurigkeit über fehlende Kontakte zu meinen Lieben sowie zunehmend Ungeduld und Wut über eine Politik und veröffentlichte Meinung, die vor den Erkenntnissen und Konsequenzen kneifen, die Corona geradezu aufdrängt. Die Lachsbrötchen im Theater und den „Blick über die Schulter“ auf andere Leute vermisse ich jedenfalls am allerwenigsten. Das mag durch meine ganz anderen Lebensumstände bedingt sein, und ich schätze mal, dass das auch für die Masse unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger gilt: Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Insofern verorte ich die Klagen und Begründungen von Frau Lemke-Matwey eher im Milieu der Kulturschaffenden oder (verärgert formuliert) der Schicki-Mickis.

Denn: Diese Befindlichkeiten der gesamten Gesellschaft zuzusprechen, empfinde eine als unzulässige Verallgemeinerung und, schlimmer, Verharmlosung. Der „Corona-Meltau“, von dem Hartmut Rosa spricht, verrät in meinen Augen – okay, das ist vorerst auch nur eine Vermutung – vor allem Ratlosigkeit, der Sehnsucht nach der „Normalität“ früherer Tage (bei dem gleichzeitigen Verdacht, dass es damit ein für allemal vorbei ist) und der Angst: Wenn uns schon ein einziger Virus dermaßen aus der Bahn wirft, was wird dann erst die ungleich komplizierter zu handelnde Klimakrise abverlangen? Da stellen wir uns lieber gleich tot…

Oder wir flüchten uns in schizophrene Kuriositäten, wie ich sie zum Beispiel auf den regelmäßigen Reise-Seiten meiner „Qualitäts-“ und Regionalzeitung beobachte: Da macht die Redaktion mir Appetit auf die Namib, den Bryce-Canyon und welche Weltwunder auch sonst – um daneben in einer „Info“ pflichtschuldig klarzustellen: Untere den derzeitigen Corona-Bedingungen rate das Auswärtige Amt dringend… (Nebenbei: Dieser Zwiespalt dürfte auch im ZEIT-Verlag wohlbekannt sein.)

Helfen könnten unter solchen Bedingungen sicher nicht die von der Autorin zu Recht belächelten Ratgeber-Weisheiten: Routinen, Rituale etc. – denen demnächst ohnehin andere die Empfehlung entgegenhalten werden, diese Routinen zwecks Vermeidung vom Stillstands-Gefühlen einmal bewusst zu brechen. Stattdessen träume ich von einer Politik, die ihre Verantwortung und ihre Führungs-Aufgabe endlich wahrnimmt, konkrete Ziele formuliert (z.B. nach Muster der Null-Covid-Strategie von Brinkmann et al.) und die Bürgerinnen und Bürger nicht länger (vergeblich) nach möglichen „Lockerungen“ bei der jeweils nächsten Videokonferenz mit den Länderchefs im Kanzleramt hecheln lässt.

Und: die sich zu einem „Wir haben verstanden“-Eingeständnis durchringt und, statt weiter mit Milliarden für Lufthansa und TUI Träume von der Rückkehr in die Konsumgesellschaft von gestern zu nähren, die Daseinsvorsorge in Bildung, Gesundheit und Umweltschutz zur Priorität macht. Wie gesagt: Ich träume. Und fürchte, daraus zu erwachen mit der Frage, die sich das ZEIT-Feuilleton in der gleichen Ausgabe eine Seite vorher im Blick auf die USA stellt: Kann sich dieses Land erneuern? – Josef Pütz

 

Vom Nutzen und Nachteil der Corona-Krise für das soziale Seelenheil Christine Lemke-Matwey stellt in ihrem Artikel einen vermeintlichen Nachteil der Corona-Krise heraus. Sie vertritt die These, dass diese Nerven und soziales Seelenheil koste und somit einen humanen Schaden anrichte. Indem sie „Nerven“ und „soziales Seelenheil“ als ungefragt gegeben hinstellt, so als sei dies natürlich und nicht gesellschaftlich, stellt sie sich in den Dienst der gesellschaftlichen Verdrängungsleistungen, die den Nutzen einer solchen Auszeit, die Möglichkeit einer Besinnung nicht in den Blick kommen lässt. Dass die sogenannte Normalität nicht nur ein gesellschaftliches Konstrukt, sondern auch Ausdruck der geschichtlichen Formierungsprozesse ist, scheint inzwischen unumstritten.

Thomas Assheuer hatte erst neulich darauf hingewiesen, dass Bedürfnisse und Gefühle nicht einfach vorhanden, sondern über diese Formierungsprozesse erst erzeugt sind. Deshalb sind auch die „Nerven“ und das „soziale Seelenheil“ nicht naturgegeben, sondern gesellschaftlich produziert. Dass diese Formierungsprozesse über die jeweiligen Kulturtechniken und Kommunikationsmedien verlaufen, zeigt sich bereits an der frühen Kritik von Sokrates an der Schrift, als Entfremdung der lebendigen Rede (Platon: Phaidros oder Vom Schönen). In der Moderne ist die stete Kritik an der technischen Reproduzierbarkeit und dem Einfluss der Massenmedien der deutliche Hinweis auf die damit einhergehenden Formierungsprozesse.

Neil Postman stellte dies unter dem Titel: Wir amüsieren uns zu Tode heraus. Horkheimer und Adorno lieferten für diese Kritik in ihren Studien zur Kulturindustrie einen immer noch aktuellen Bezugspunkt, in dem das von Walter Benjamin konstatierte Verschwinden der Aura des Kunstwerks durch die technische Reproduzierbarkeit, in einen gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang gestellt und die durchgängige Produktion und Verwertung von Bedürfnisstrukturen beschrieben wird. Die sogenannte Normalität und damit auch das von Lemke-Matwey herausgestellte „soziale Seelenheil“ kann somit zutreffend als Verblendungszusammenhang verstanden und begriffen werden. Dieser Verblendungszusammenhang scheint zunächst keinen Ausweg für eine konstruktive Antwort auf das leitende Interesse einer kritischen Theorie – „warum die Menschheit, anstatt in einen wahrhaft menschlichen Zustand einzutreten, in eine neue Art von Barbarei versinkt“ (Horkheimer/Adorno) – zuzulassen. Und dann kam die Corona-Krise.

Plötzlich schien der Stecker gezogen zu sein. Die Verwertungsindustrie kam zum Stillstand. In den Talkshows und Nachrichtensendungen war die Rede von Nachhaltigkeit und einem anderen Wiederanfang. Die Frage der Humanität trat im Gewand des Schutzes des Lebens auf und wurde maßgebend für das politische Handeln, das sich scheinbar über die wirtschaftlichen Zwänge setzen konnte. Plötzlich war Zeit zum Aufatmen. Den systemproduzierenden und –erhaltenden Reizüberflutungen wurde eine Pause, eine Auszeit verordnet. Die verdrängten Fragen nach einem wahrhaft menschlichen Zustand, einem wahrhaft menschlichen Leben und Arbeiten schienen neu gestellt werden zu können.

Diese neue Chance scheint jedoch sehr große Angst zu bereiten, weshalb durchgängig und in letzter Zeit immer stärker der Ruf nach einer Rückkehr zur früheren „Normalität“ laut wurde. Ein Beispiel für die hiermit verspielte Chance und die perfide Begriffsbesetzung ist auch im Artikel von Frau Lemke-Matwey zu sehen. Hier wird die kulturindustrielle Formierung der Bedürfnisse und Innerlichkeiten als scheinbar natürliches „soziales Seelenheil“ bezeichnet, das es nun möglichst bald zu retten gilt. Damit wird gleichzeitig die eigentliche Frage nach einer humanen Formierungsmöglichkeit des sozialen Seelenheils (weiter) verdrängt und damit ein möglicher Nutzen der Corona-Krise leichtfertig verspielt. – Dr. Ewald Titz

 


 

 

Leserbriefe zu „Jetzt geht es los“ von Samiha Shafy

 

Endlich musste dieser Schreihals das Weiße Haus räumen, endlich. Die meisten machen drei Kreuze! Die Töne, die jetzt aus diesem hohen Gebäude kommen, sind ruhig und bedacht, versöhnlich und bestimmt. Die Aussichten, dass die Spaltung der Amerikanischen Bevölkerung weiter fortschreitet, sind eher gering – nicht zuletzt durch das Versprechen Bidens, Präsident für alle (!) US-Bürger zu sein. Auch Europäer und NATO atmen spürbar auf. Aber es wird ein schwieriges Unterfangen für Harris und Biden, den in letzten vier Jahren aufgetürmten Scherbenhaufen wieder zu beseitigen. Denn der abgewählte Präsident wird diese Aufgabe noch mit diversen Störfeuern begleiten. Ich wünsche Kamala Harris und Joe Biden viel Kraft für Ihren neuen Job und gutes Gelingen! – Achim Bothmann

 

Mittwoch, 20.01.2021, 17.48 Uhr. Man atmet wieder auf, als wär ein böser Fluch vergangen. Das Goldne Kalb ist stillschweigend verschwunden zieht scharfen Odem hinter sich noch her. Das Land darf Hoffnung schöpfen, auftauchend aus dem Meer von Lügen, von Drohungen, Gewalt und von Betrügen. Das Ich hat er gesetzt statt Recht, Demokratie ersetzt durch „Herr und Knecht“. Das Goldne Kalb ist abgegangen. die Rückkehr aber hat es angedroht. Das Land hat ein groß Verlangen nach Heilung, aber Unheil droht, wenn man nicht aufpasst, denn: ‚Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.‘ – Rolf Schowalter

 


 

 

Leserbriefe zu „Maßlos mutig“ von Alice Bota

 

Diesen Beitrag habe ich mit Interesse gelesen. Er öffnet hoffentlich die Augen einiger Zeitgenossen, die sich auf grundsätzliche „Weisheiten“ beschränken und die Wirklichkeit außerhalb ihres engen eigenen Horizontes nicht mehr wahrnehmen. – R. Renaux

 

Daran ist nichts auszusetzen, Nawalny einen Helden zu nennen, wenn auch mit diesem Begriff zu oft Schindluder getrieben wurde. Die weißrussische Dissidentin Kolesnikowa gehört ebenfalls zu diesen Menschen, deren Mut Bewunderung verdient. Aber nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang Angela Merkel, die großen politischen Mut bewies, als sie den vergifteten Nawalny nach Deutschland holte. Putin wurde von seinem gefährlichsten politischen Gegenspieler in eine Sackgasse manövriert und es scheint, dass er große Mühe hat da wieder herauszufinden. Nawalny geht ein enormes Risiko ein da man nicht weiß, wann der nächste Versuch des von Putin gelenkten Staatsapparates startet seine Stimme endgültig zum Schweigen zu bringen.

In der politischen Logik der Regierung des totalitär regierten Landes Russland läge es aber eher, den Störenfried diesmal nicht einfach umzubringen, sondern in die Rolle des politischen Flüchtlings zu zwingen um ihn in ein westliches Land abschieben zu können. Einfach noch mal versuchen ihn vom Geheimdienst ermorden zu lassen kann sich selbst ein Putin nicht mehr leisten da sein Ansehen weltweit auf einen neuen Tiefpunkt fallen würde. Selbst ihm wohlgesonnene Potentaten zweifeln inzwischen an seinen politischen Fähigkeiten. Bei der SPD wird es höchste Zeit, dass dem ehemaligen Kanzler Schröder in seiner Paraderolle als Lobbyist des russischen Konzerns Gazprom die rote Karte gezeigt wird.

Sein Männerfreund Putin ist zu einer Belastung für die deutsche Politik und der SPD geworden. Auch die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, spielt ungeniert mit der Karte Putin um die Arbeiten an der Ostsee-Pipeline wegen der wirtschaftlichen Vorteile für ihr Bundesland fortsetzen zu können -ihren Parteifreund Schröder wird es freuen. – Klaus Reisdorf

 


 

 

Leserbriefe zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Potzdausend, schon länger nicht mehr so geschmunzelt. Nach der sehr gut herausgearbeiteten Analyse der Merkel-Grün-Hegemonie auf Seite 2 war Dausend Prozent genau das passende Sahnehäubchen. Vielen Dank. – Uwe Apel

 

Ich lese Ihre Kolumne immer gern, sie ist intelligent und witzig. Diesmal aber haben Sie sich selbst übertroffen – ich habe Tränen gelacht. Das tut gut in diesen tristen Zeiten. Vielen Dank! – Dr. Sabrina Hausdörfer

 


 

 

Leserbriefe zu „»Die Eltern spuken im Kopf herum«“. Gespräch mit Sandra Konrad geführt von Stefanie Kara

 

„…….spuken im Kopf herum“ ! Wo bleibt denn da das Herz, Bauchgefühl und Mitgefühl ? Ich bin Betroffene von Kindern, die uns vor ca. 25 Jahren verstoßen haben. Mir fehlt in diesem Artikel die Definition Liebe : Liebe ist Weiblich, wie Frieden, mütterlich, Verständnis, Versöhnung, Mitgefühl, Hingabe, Dankbarkeit , Treue, Vergebung, etwas durchstehen. Eltern und Kinder müssen sich abnabeln, um sich von Illusionen, Erwartungen, Täuschungen, Projektionen zu befreien um Zu ihrer Be-Ruf-ung und zu dem zu finden, um was es im Leben wirklich geht. Wie der unsichtbare Virus breitet es sich aus, die Eltern zu verstoßen und wird sichtbar mit oft schrecklichen Konsequenzen. Diese tiefe Wahrheit, vergraben unter der Sehnsucht nach Heilung wird unterdrückt, ignoriert, vergessen, zugeschüttet mit materiellen Dingen, Workaholik, Lethargie, positiver Manipulationen oder mit Gier nach mehr und mehr. Für mich sind das folgsame Sklaven von Medien, Wirtschaft und das Geschäft blüht mit Depressionen und zerrütteten Familien. Die Mütter, tragen die Hauptlast der Erziehung, Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder es besser machen. Väter und Mütter wünschen sich Anerkennung, für das was uns die vorherige Generation hinterlassen hat. Diese Hinterlassenschaft als persönliche Lernaufgabe in der Schule des Lebens anzunehmen. – Renate Ui Lani Moschner

 

Korrobbyismus. Frau Konrads zwar richtige Schlussfolgerungen aus der beklagenswerten Dauerkrise des Gesellschaftsbausteins „Familie“ gehen aber ursächlich am Problem vorbei und demonstrieren geradezu beispielhaft seine tieferen Ursachen: Wir ignorieren die (unangenehmen) Hauptsachen und inszenieren uns damit, dass wir (populäre) Nebensachen zu Hauptsachen „aufschäumen“. Alle klugen „Begründungen“ sind faktisch nur die Symptome der drei dabei leider nicht genannten „Hauptsachen“: 1. Die gesellschaftszerstörende Entwicklung der Einkommen bzw. Steuern, 2. die damit verbundene Entwicklung von Wohneigentum bzw. Wohnkosten, 3. die verhängnisvolle Gehirnwäsche der Menschheit, nur mehr Konsum verheiße mehr Glück.

Die Mutter dieser drei Missgeburten heißt: ‚Lobbyismus‘, eine besonders infektiöse ‚Mutation‘ des Virus ‚Korruption‘. Wann macht ‚Die Zeit‘ endlich ein ‚Dossier‘ darüber? Wenn unser ‚System Staat‘ nicht bald ein ‚Immunsystem‘ gegen diese ‚Seuche’ entwickelt, werden unseren einst so staken ’Mittelstand’ sehr bald die Probleme seines kranken amerikanischen Bruders erreichen und unsere jungen Familien endgültig zu den „Deppen der Nation“ gestempelt werden. – Erich Priemer

 


 

 

Leserbriefe zur Infografik „Kinder, Kinder!“ von Kathrin Fromm (Recherche)

 

Die Nettoeinkommen kamen mir überraschend hoch vor. Wer soziale Verhältnisse darstellen will, sollte immer mit dem Median und nicht dem Durchschnitt arbeiten. Tatsächlich liegen Median und Durchschnitt hier aber gar nicht so weit auseinander. Was mir aber bei der Recherche auffiel, ist die Differenz zwischen kinderlosen Paaren und Paaren mit Kindern. Der Durchschnitt liegt dort bei 4.311 € (ggü 5.490), der Median eher Richtung 3.700/3.800 €. Rentnerhaushalte scheinen hier nicht die entscheidende Rolle zu spielen. Vielmehr ist die Gruppe „Paare mit Kindern“ bereits eine soziale Auswahl. DINKs und „social freezing“ sind medial viel zu präsent. Viel größer ist der Anteil an Paaren, die sich nur noch ein bzw. gar kein Kind mehr leisten können. – Rüdiger Zwarg

 

In ihrem Bericht „Kinder, Kinder!“ auf der Seite 37 habe ich eine Anmerkung: Das Nettoeinkommen von Alleinerziehenden soll 2560 € und von Paaren bei 5490€ im Jahre 2018 liegen. Durchschnittlich natürlich. Die Zahlen haben sie sicherlich ordentlich recherchiert. Da muss ich etwas polemisch fragen: In welchem Stadtteil von München waren die Allensbacher Demoskopen hier evtl. unterwegs? Wohl eher in Bogenhausen statt in Milbershofen. Sorry, die Zahlen sind mir völlig fremd und überhaupt nicht nachvollziehbar. – Klaus Roth

 


 

 

Leserbrief zu „Mit dem Concierge durch die Pandemie“ von Heike Buchter

 

„In den USA erkaufen Reiche sich Ärzte, Tests und sogar frühe Impfungen“ – nur in den USA? Was ist mit unserem DFB? – Reimar Schappach

 


 

 

Leserbrief zu „Das Licht von Handys und Computern ist schädlich. Stimmt’s?“ von Christoph Drösser

 

Vor etwa 15 Jahren besuchte ich eine Weiterbildung, zu der auch eine Einheit zum Gestalten von Webseiten gehörte. Damals wurde uns erklärt, man solle immer einen dezent farbigen Hintergrund wählen, weil das schonender für die Augen sei. Im Gegensatz zum Papier, das Licht nur reflektiert, strahlt der Bildschirm selber Licht aus. Das blendet und belastet so die Augen wesentlich mehr. Damals war es im Officepaket noch möglich die Dokumente mit einem dezenten farbigen Hintergrund zu versehen. Das hat meinen Augen gut getan. Vielleicht ist das Problem also nicht die Farbe des Lichts sondern die Blendwirkung. – Iman Schwäbe

 


 

 

Leserbrief zu „Brauchen wir noch Noten? Das sagt das Lehrerzimmer“ von Patrick Bronner et al.

 

„Noten sind Anreize für Schüler, damit sie sich anstrengen.“ – Das ist sowas von falsch! Der Wissenszuwachs, die zunehmende Fähigkeit Zusammenhänge zu erkennen und Dinge selbstständig aus dem bereits Bekannten zu erschließen sollten Anreiz sein. Und natürlich die naturgegebene Wissbegierde und Freude am Lernen, die jedem Menschen von Geburt an zu eigen sind. Als ehemaliger Schüler und ehemaliger Lehrer kann ich nur sagen, dass schlechte Noten und die Angst davor Stressfaktoren für Schüler sind . Wenn man dann noch die Untersuchungen kennt, aus denen hervorgeht,. dass die selbe Arbeit, von verschiedenen Lehrern benotet, das gesamte Notenspektrum von 1 bis 6 abdeckt – egal ob in Deutsch oder Mathe -, kann man nur am Nutzen der Noten zweifeln. – Iman Schwäbe

 


 

 

Leserbrief zu „Wir waren nicht die Besten“ von Roberto Saviano. Aus dem Italienischen von Verena von Koskull

 

Wir waren sicher nicht die Besten, aber ich kann Herrn Savianos Einschätzung zur bisherigen Bewältigung der Coronakrise in Italien nicht teilen. In Norditalien lebend und arbeitend, habe ich die Maßnahmen, die die italienische Regierung zur Eindämmung der Corona Pandemie getroffen hat und deren Kommunikation, als deutlich nachvollziehbarer gefunden, als das Hin und Her und die ständigen „Nachbesserungen“, mit denen die Einwohner Deutschlands und Österreichs von ihren jeweiligen Regierungen beglückt wurden. Der Vorteil eines Zentralstaates in Pandemiezeiten ist nun mal der, dass Regelungen deutlich konsequenter angewendet und durchgesetzt werden können und dass Ausnahmen bzw. Sonderregelungen, nur in sehr begrenztem Ausmaß möglich sind.

Diese Tatsache hat allerdings wenig Einfluss auf schon bestehende Problematiken, wie der Mangel an Intensivbetten in der Lombardei aufgrund der Privatisierung der Krankenhäuser während der ersten Coronawelle, deutlich gezeigt hat. Auch die strukturellen Mängel des staatlichen Gesundheitswesens in Süd- und Mittelitalien sind nicht neu und haben erwartungsgemäß zu einem Zusammenbruch dieser Strukturen während der zweiten Welle vor allem in der Region Kampanien geführt, auf die sich Herr Saviano in seinem Artikel bezieht.

Wie wir auch aus gesundheitstechnisch besser aufgestellten Ländern wie Deutschland wissen, können Systemmängel wie fehlendes Personal und schlechte Ausstattung, vor allem im intensivmedizinischen Bereich, von keiner Regierung kurzfristig behoben werden. Die Maßnahmen, die von der Regierung Conte während und nach der zweiten Welle getroffen wurden, haben Italien bisher die dritte Welle nach den Weihnachtsfeiertagen erspart – und auch wenn das Ganze ein bisschen großsprecherisch kommuniziert wurde …. es zählen die Ergebnisse, nicht die Worte. – Dr. Gabriele Schnapper

 


 

 

Leserbrief zu „Endlich wieder Disco“ von Jens Jessen

 

Jetzt mal im Ernst geantwortet: Mein Immunsystem hat heute Purzelbäume geschlagen! In strahlendem Sonnenschein den Artikel gelesen und Tränen gelacht. Lieber Jens Jessen, die „Petersilien-Erbsen-Schnecken-Mus im fingerhutgroßen Deckeltöpfchen“ hat ein Übriges getan und die Vorstellung, eine Disco im „überbreiten Sakko“ zu besuchen, hat mich heute schon zum Tanzen gebracht. Ich werde Ihren Artikel griffbereit ins Regal legen und an weniger heiteren Tagen lesen. Vielen Dank. – Helga Tillmann

 


 

 

Leserbrief zu „Wo bleiben die Hilfen?“ von Roman Pletter und Mark Schieritz

 

Steuerberater sind seit dem Sommer 20 als systemrelevant eingestuft. Die Anträge auf Ü-Hilfe sind sehr wohl kompliziert. So hat es z.B. Wochen gedauert bis der Systemzugang hergestellt werden konnte. Die Zuordnung von Aufwendungen und Erträgen zu einzelnen Monaten ist es eher nicht. Wirklich problematisch sind Restriktionen durch die Subventionsvorschriften der EU. So kann es vorkommen, dass bereits gewährte Fördermittel im Rahmen der Schlussabrechnung (weiterer bürokratischer Aufwand)wieder zurückzuführen sind. – Dr. Bonaventura Lehertshuber

 


 

 

Leserbrief zu „Zu viel Schwein gehabt“ von Marcus Rohwetter

 

Der Mensch will sehr viel billiges Schweinfleisch essen und diese Gier nach Billigfleisch, das müssen die betroffenen Tiere, eben die Schweine, ausbaden; und diese Tierhalterei ist oft wirklich unter aller Sau. Der Staat kündigt für die Haltung der Tiere im Schweinemastbetrieb verschärfte Maßnahmen und Kontrollen an, doch am Ende des Tages, passiert dann wieder einmal absolut nichts. Irgendwie kann es in einem Schweinemastbetrieb von 1000 Tieren und mehr, einfach keinen ausreichenden Tierschutz geben. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Es hört nicht auf“ von Kerstin Kohlenberg

 

Die zornigen jungen Männer werden nicht aufhören zu rumoren, jedenfalls nicht bald: Das ur-amerikanische Aufstiegs-Versprechen ist lange hohl; die USA zeigen seit Jahrzehnten weniger soziale Konvektion als andere westliche Staaten. Die Konflikte, zu denen der Staat seit Vietnam bevorzugt die untere Schicht für die Trauma-Zone rekrutiert, sie stiften keinen Sinn mehr und schaffen nur noch mehr Verlierer. Und die zu Asien relative Produktivitätskrise – und dann auch eine gezwungenermaßen stärker in die Ökonomie eingreifende Anti-Corona-Politik – die lassen selbst das „trickle down“ versiegen, das Bisschen, was die Eliten freiwillig nach unten durchsickern lassen. Verglichen mit Joseph Biden hat Angela Merkel auf ihren letzten Metern einen absoluten Traumjob. – Dr. jur. Karl Ulrich Voss

 


 

 

Leserbrief zu „Drei verdächtige Mutanten“ von Jan Schweitzer

 

Es war doch zu erwarten, und nun sind sie da, die britische (die Brexit-Variante), die südafrikanische und die japanische Mutation des Coronavirus, und sie mutieren weiter. Diese Mutationen sollen extrem ansteckend sein, über den Gefährlichkeitsgrad ist nichts zu erfahren. Vorsichtshalber schärft unsere Regierung jetzt schon alle ihre „Lockdown-Messer“, noch schärfer. „Ich glaub´mich knutscht ein Elch“, sagt indes der Profi-Kicker im menschenleeren Stadionrund. „Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird. Aber so viel kann ich sagen, es muss anders werden, wenn es gut werden soll.“ (Georg Christoph Lichtenberg, 1742-1799, deutscher Physiker, Naturforscher, Mathematiker & Schriftsteller) – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbrief zu „Spiegelbilder“. Zusammengestellt von Anja Reiter

 

Der Beitrag von Frau Bär zu o.g. Thema hat mich doch etwas irritiert – oder besser:amüsiert?! In einem Satz spricht sie davon, daß zuhause Gleichberechtigung “ …wie selbstverständlich gelebt wurde…“. Im nächsten Satz heißt es dann: “ … die Mädchen waren die Krone der Schöpfung.“ Beim Lesen dieser Zeilen mußte ich an meinen Vater denken, der gerne bei wirren Aussagen von uns Kindern sagte: “ Erst denken, dann reden!“ Wobei ich bei Herrn Lutz Seiler und den Zitaten hinsichtlich seines Vaters wäre! – Hannelore Bollwin

 


 

 

Leserbrief zu „Wie sie der Statistik entkam“ von Jeannette Otto

 

Es ist beeindruckend zu lesen, wie Frau Sattarian ihren Weg meistert. Sie musste viel Energie, Eigeninitiative und Durchhaltevermögen an den Tag legen, um dorthin zu kommen, wo sie jetzt ist. Gleichzeitig hat sich durch ihre familiäre Situation Vieles mitbekommen, woraus sie „heute ihre Kraft zieht“: hartes Arbeiten, Hoffnung und Zielstrebigkeit. Das sind zwei Pakete, die jeder Mensch auf seinem Weg mitbekommt: Förderliches und Hinderliches.

Wenn ich aber lese, dass sie sich in ihrer Migrationsgeschichte nicht repräsentiert fühlt“, dann regt sich in mir ein gewisser Unmut. Wir lernen gerade als Gesellschaft, alle Deutschen als Deutsche zu betrachten und eben nicht zu fragen, wo jemand herkommt. Jetzt wird dies aber auch als Kritik formuliert. Jeder Mensch soll im persönlichen Kontakt mit seine Lebensgeschichte gesehen werden, das gilt für jeden Menschen. Aber institutionell geht es um Gleichbehandlung. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, ob es Migrationshintergrund, Krankheit, schwierige Familienverhältnisse, Lernschwierigkeiten… heißt. Es kann sich nicht jeder mit seinem Paket repräsentiert fühlen. Das schaffen wir nicht. – Andrea Beck

 


 

 

Leserbrief zu „Wer hält sie auf?“ von Matthias Naß

 

Was der Westen braucht, ist eine langfristige Strategie gegen den chinesischen Expansionsdrang. Und diese Strategie muss sowohl militärische als auch politische und wirtschaftliche Aspekte abdecken. Wer jetzt noch nicht kapiert hat, dass China auf dem besten Weg ist, mittelfristig die USA als führnde Weltmacht zu überholen, begreift gar nichts mehr und hat jedenfalls in verantwortlichen Regierungspositionen nichts zu suchen.

In diesem Zusammenhang finde ich den Abschluss eines Investitionsabkommens durch die deutsche Regierung mit China noch vor Ende der Ratspräsidentschaft einfach strategisch kurzsichtig. Man hat sich mal wieder zugunsten wirtschaftlicher Interessen prostituiert und sich mit wagen Zusicherungen der chinesischen Regierung bzgl. Arbeitsschutz und Zwangsarbeit abspeisen lassen. Man hat mal wieder Leib und Seele wegen wirtschaftlicher Vorteile verkauft.

Wie ignorant muss man sein zu glauben, dass man sich durch so ein Anbiedern das Wohlwollen Chinas erkaufen kann. Der deutsche Michel lässt grüßen. Warum begreift die deutsche Politik und Wirtschaft nicht, dass eine stärkere wirtschaftliche Abhängigkeit von China auch zu einer stärkeren Erpressbarkeit führen wird. Wie das funktioniert, sieht man ja am Blockadeverhalten Chinas gegenüber Australien, das es gewagt hat, u.a. die Unterdrückung der Uiguren und die Zerschlagung der Demokratiebewegung in Hongkong zu kritisieren.

Wenn der Westen nicht bald aufwacht und eine konsequentere und geschlossenere Haltung gegenüber China einnimmt und der chinesischen Expansion eine Eindämmungspolitik entgegensetzt, dann werden als nächste Bastionen Hongkong und Taiwan fallen. Eine „Appeasement-Politik“ jedenfalls wird China als Einladung zu einem solchen Handeln verstehen. Wozu appeasement führt, hat man ja leidvoll im Zweiten Weltfrieg erfahren. – Bernd Riegsinger

 


 

 

Leserbrief zu „Der Retter von Czernowitz“ von Mariana Hausleitner

 

Mit großen Interesse habe ich den Artikel über den Retter von Czernowitz von Mariana Hausleitner gelesen – auch weil ich (niederländische Historikerin, www.reinildis.nl) die Bukowina und ihre Hauptstadt kenne und dort recherchiert habe. Noch dazu habe ich ebenfalls über einen jüdischen Verfolgten, ein reichlich bebildertes gleichartiges Buch geschrieben: „Liebesbriefe aus Lemberg. Eine Spurensuche um die halbe Welt“, basiert auf bis jetzt unbekannten Archivstücken in einem Wiener Privatarchiv, sowie auch in Czernowitz und Lemberg. Es ist zwar schon in Wien herausgegeben worden, aber in einer beschränkten Auflage. – Reinildis van Ditzhuyzen

 


 

 

Leserbrief zu „»Es schmerzt nur noch manchmal«“ aufgezeichnet von Tanja Stelzer

 

Zum einen: danke, dass Sie sich des ungeliebten Themas annehmen. Besonderen Dank an das Ehepaar aus München, welches so toll und offen über die letzlich nicht gelungene Adoption berichtet. Große Baustelle in allen Ländern. Große Chance, an beiden Enden des Leides viel Gutes zu tun: vergebliches Warten auf Adoption hier – Abtreibung gesunder Kinder dort. In Österreich kümmern sich getrennte und unterschiedliche Institutionen darum. Auf die Idee, das Gute auf der einen Seite durch etwas ebenso Gutes auf der anderen Seite zu bewirken, müßte man die verantwortlichen institutionen und Politiker erst bringen. Großes Potential.

Ich möchte als Ingenieur auf einen Irrtum in der Graphik zur Familienstatistik hinweisen und lege einen Scan bei. Ein Drittel (33,3 %) und 40% sind doch recht unterschiedliche Zahlen. Warum das nicht irrelevant und nicht als Zahlenspiel vernachlässigbar ist? Weil die Aussage „Ein Drittel Kinder hat Migrationshintergrund“ oder die Aussage „Fast die Hälfte und demnächst die Hälfte aller Kinder“ hat Migrationshintergrund sind doch recht verschiedene Botschaften. – Martin Ripka

 


 

 

Leserbrief zu „Wie war die Stimmung im Saal?“ von Lisanne Dehnbostel et al.

 

In dem Artikel zum Laschet-Sieg fehlt m.E. ein wesentlicher Aspekt: die hochprofessionelle Umsetzung der Merkel-Dauerstrategie „Merz verhindern“! Es begann bereits bei der emotionalen Einstimmung der Parteitagsdelegierten durch den Sender Phoenix. Denn natürlich saßen die Delegierten nicht nur an ihren Notebooks, sondern ließen nebenbei den Fernseher mit der Liveübertragung aus Berlin laufen. Und da lief nicht etwa vorab ein Rückblick auf die zwei Jahre Amtsführung von AKK als Parteichefin oder ein historischer Überblick über sämtliche Parteivorsitzenden der CDU. Nein, Phönix strahlte erneut eine komplette Merkel-Hommage samt Werdegang aus, um auf diesem Wege noch unschlüssige Delegierte wirkmächtig einzuwickeln: ‚Denkt daran, es geht um das Erbe der großen Vorsitzenden…‘ Wahrlich kein Ruhmesblatt eines eigentlich der Objektivität verpflichteten Senders!

Und dann die entscheidenden 15 Minuten des Tages: Schon 2018 lag bei der überraschend versierten Rede der Kandidatin Kramp-Karrenbauer das rhetorische Niveau weit über dem erwarteten Potential. Bei Armin Laschet nun gab offensichtlich es eine ganz neue Dimension des Ghostwritings: Zweifelsohne wurden hochprofessionelle Werbetexter und Redenschreiber eingekauft, um den zaudernden NRW-Ministerpräsidenten, der zunächst sogar sorgenvoll wg. ‚mangelnder Performance‘ den Parteitag weiter verschieben wollte, von der Last eines drohenden Versagens beim Rededuell zu befreien.

Das Ziel war klar: Es ging um vielleicht noch 100 Delegierte, die es letztlich bei der voraussehbar anstehenden Stichwahl zu überzeugen galt. Die entscheidende Rede musste wirkmächtig und gleichzeitig dem Kandidaten auf den Leib geschneidert sein! Da half das Format des Online-Parteitages sogar, denn man konnte Rede und Auftritt bis ins kleinste Detail mit dem Kandidaten einüben. Das Ergebnis: Ein Lehrstück in Sachen Rhetorik und Performance!

Punkt für Punkt wurde das Herz der Delegierten gewärmt: Verständnis für die Problematik eines Digital-Parteitages für jeden Einzelnen, Lob für AKK, Erinnern an Merkel. Sodann: mahnendes Erinnern an die Gefährdungen von Demokratie am Beispiel Capitol-Sturm, eine hochemotionale Story vom Vater als Bergmann mit der Zentralbotschaft VERTRAUEN als Kern aller Politik. Als nächstes: Aufgreifen der Vorwürfe bzgl. angeblich eigener Schwäche-Positionen z.B. eines „weiter so“ mit gleichzeitigem Widerlegen der Negativkonnotation (…bedeutet harte Arbeit). Auch mangelndes ‚Polarisieren können‘ wurde zum Direktangriff gegen Merz umgemünzt (…kann jeder, bedeutet aber Gift verspritzen, dass unberechenbar wirkt – entscheidend ist vielmehr, Kompromisse schmieden und versöhnen zu können).

Und als Finale: Der souveräne Redner tritt neben das Pult, lehnt sich locker daran an, greift in die Hosentasche und holt eine Bergmannsmarke hervor; es ist die Marke seines Vaters, die er eingangs als besonderen Sicherheitsaspekt der Leute Unter Tage hervorgehoben hatte (…erst wenn auch alle Marken wieder an ihrem Platz sind, kann man VERTRAUEN haben, dass keiner vermisst wird). Dann folgt, die Marke in die Kamera haltend, das Zitat des Vaters: „Armin, wenn die Leute dich fragen, sage Ihnen, dass sie dir vertrauen können!“ Mit diesem beispiellosen Auftritt wurde der anerkannt fähige Rhetoriker Friedrich Merz, der eine derart professionell gecoachte Rede (natürlich…) nicht für erwägenswert hielt, innerhalb von 15 Minuten an die Wand gespielt und ausgebremst! Ein Lehrbuch-Stück für jedes Rhetorik-Seminar. – Thomas Oppermann

 


 

 

Leserbrief zu „Hummus“ von Agnes Fazekas

 

„Nun nehmen uns die Israelis nicht nur unser Land weg, sondern auch unsere Kultur“, so ein Palästinenser aus einem Flüchtlingslager. Seit Jahrhunderten und lange bevor der Staat Israel entstanden war, stand auf jedem palästinensischen Familientisch eine Schale Hummus. Auch in Syrien, wo ich zum ersten Mal Hummus serviert bekam, in Jordanien, Libanon bis nach Tunesien ist Hummus ein tägliches und beliebtes Gericht und wegen der reichhaltigen Nährstoffe (Eiweiß, Kohlenhydrate, Vitamine und Mineralstoffe) gelten Kichererbsen auch als Fleischersatz.

Erst seit 72 Jahren besteht der Staat Israel inmitten der arabischer Welt. Von ihren Nachbarn, den Palästinensern haben sie nun gelernt, dieses arabische Gericht zuzubereiten und ausgerechnet von einem jüdischen Israeli wird das arabische Nationalgericht mal eben zu einem jüdischen Nationalgericht ernannt ? How bizarre ! Für den Fall, dass sich ein Journalist der Zeit für Felafel interessiert, schlage ich vor, sich dann in Palästina die besten Felafel servieren zu lassen. – Renate Khurdok

 


 

 

Leserbrief zum Politischen Fragebogen „»Auf die Beliebten kann man reinfallen«“. Gespräch mit Anne Weber geführt von Stephan Lebert

 

So ein lustloses Interview – auch noch von einer Schriftstellerin – selten so etwas gelesen. Man hatte mittendrin das Gefühl, dass es Frau Weber dermaßen lästig war… Schade. Lese diese „Interviews“ sehr gerne. – Gerd Winter

 


 

 

Leserbriefe zu „Über Werbespots zum Thema Blähungen und Schauspieler, die ihr Bestes geben“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Ich bin ein regelmäßiger Leser Ihrer Kolumne, Sie sprechen mir inhaltlich fast immer aus dem Herzen, ich bewundere Ihre gebändigte und dadurch umso treffendere Polemik, Ihren spezifischen Stil … Aber bitte versuchen Sie nicht noch einmal, “schwäbische” Äußerungen zu transkribieren wie im Magazin Nr.4. “Schräcklich” habe die Dame gesagt, d.h. das kurze e von “schrecklich” offen gesprochen. Dann hätte sie es ja richtig gemacht – im Normdeutschen ist das kurze e immer offen! In Wirklichkeit hat die Schwäbin offenbar ein kurzes geschlossenes e benutzt (wie in englisch get).

“Bauchwäh” hat sie sicher nicht gesagt, im Schwäbischen ist das lange e von “Weh” geschlossen, wie im Normdeutschen. In “Blähunga” ist das ä ja völlig korrekt. Das einzige Schwäbische im Zitat ist das –a (als Ersatz für den nasalierten Murmelvokal im Auslaut) statt –en am Ende des Worts. Sie sind gewiss nicht der einzige Medienschaffende, der sich mit dem Schwäbischen schwertut und trotzdem auf den Spott darüber nicht verzichten möchte, aber das macht es nicht wirklich besser, denke ich. – Gerhard Vogt

 

Gerade habe ich Ihre Kolumne zu Kijimea gelesen und bin davon, wie fast von all Ihren Kolumnen, sehr angetan. Oft wünsche ich mir, so wie Sie formulieren zu können, was mir aber sehr selten gelingt. Ich habe diese besondere Begabung leider nicht. Aber: Mir hat in der Kolumne etwas gefehlt, nämlich ein Hinweis darauf, dass es in der Werbung immer heißt, dass die Beschwerden „wie weg“ seien. Sollte Ihnen das womöglich nicht aufgefallen sein?

Was heißt „wie weg“? Sind sie nun weg, oder nicht? Vielleicht will man ja zum Ausdruck bringen, dass die Beschwerden „wie weggezaubert“ seien oder Ähnliches. Aber warum sagt man das dann nicht? Ich habe tatsächlich mal an die Herstellerfirma geschrieben und diese Frage gestellt. Die mir bescherte weitestgehende Ruhe wegen Corona lässt mich solche Dinge tun. Aber ich habe nie eine Antwort bekommen. Hatte ich auch nicht mit gerechnet. Trotzdem schade. – Marita Kruckewitt

 

Ihre Kolumne ist in aller Regel das Einzige, was mein Mann und ich im ZEIT-Magazin lesen, dies aber mit zuverlässiger Regelmäßigkeit und meist mit Vergnügen. Die Kijimea-Werbespots im Fernsehen nerven uns allabendlich vor den 20-Uhr-Nachrichten in der ARD und wir können Ihre Kommentare für jeden einzelnen von Ihnen erwähnten bestätigen. Eines jedoch fehlte uns: Sie ignorieren die „Pointe“ am Schluss des kurzen Films, dass nämlich die Beschwerden „wie weg“ seien. Ja was nun: wirklich weg – oder nur wie weg, also in Wirklichkeit noch da? Die Vermutung drängt sich auf, dass mithilfe dieser – gewiss teuren – Werbesekunde Regressansprüche wegen Wirkungslosigkeit vermieden werden sollen. Unfreiwillig witzig. – Diemut und Dieter Daub

 

Danke Harald Martenstein für diesen Beitrag: „über das Schicke, das Gemütliche und die Liebe zum Kitsch“ Seit einiger Zeit wieder ein gelungener Ausflug in die Vergangenheit und Gegenwart. Das Kopfkino meldet sich vehement und anhaltend. Und nur die Parallelen zu meiner eigenen Geschichte schaffen das. Dankeschön dafür. – Peter Spang

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Vertrauensmann“ von Jana Simon im ZEIT Magazin

 

Ich habe nun nach einem Jahr Pause wieder die Zeit abonniert und bin voller Euphorie sie endlich wieder lesen zu können. Ein Mehrwert im Alltag durch und durch! Vor allem das Zeit Magazin habe ich vermisst. Umso mehr hat es mich gefreut, als ich gesehen habe, dass es in der aktuellen Ausgabe einen Artikel über Thomas Mücke gibt. Ich bin selber Sozialarbeiterin (für Geflüchtete) und verfolge seine Arbeit. Der Artikel hat mir gut gefallen. Allerdings würde ich mich über eine gendersensible Sprache freuen. Ich bin sehr überraschst, dass dies mittlerweile nicht schon zum Standard der Zeit gehört. – Johanna Traub

 

Krise als Chance für die Bildung?! Thomas Mücke macht die Erfahrung, dass Radikalisierung immer mit Brüchen im Leben und mit dem Aufwachsen in einer schwierigen Familie verbunden ist. Was junge Menschen brauchen, ist Anerkennung und Beteiligung. In unserer globalisierten Welt stehen wir vor existentiellen Herausforderungen, auf die wir mit unserem bestehenden Bildungssystem keine Antwort mehr geben können, wir verlieren das Verständnis und die Akzeptanz von zu vielen Mitbürgern.

In der Pandemie wird plötzlich vieles möglich, auch im Bereich der Bildung. Es ist höchste Zeit, Schule neu zu denken: SchülerInnen könnten sich dank der technischen Möglichkeiten Basiswissen auf unterschiedlichen Niveaustufen selbst aneignen. Lehrer müssten Lernschritte nicht kleinteilig aufbereiten, sie könnten über weite Strecken Angebote von Lernplattformen und Verlagen verwenden und ihre wertvolle Zeit für die individuelle Begleitung von SchülerInnen nützen, Lernhemmnisse wahrnehmen, auch schwierige Rahmenbedingungen, seelische Not.

Hier ist auch die Schulsozialarbeit ein wichtiger Baustein. Neben der Vermittlung von Basiswissen sollten die Lernpläne für jede Jahrgangsstufe zwei bis vier Fragen aufnehmen unter dem übergreifenden Thema „Wie können wir unsere Lebensgrundlagen bewahren und schützen und das menschliche Miteinander gestalten?“. Daraus ergibt sich, welches Wissen die Fächer bereitstellen müssen. Alle, wirklich alle, leisten dann zur Bearbeitung der Teilaspekte ihren Beitrag, Schüler bereiten Informationen auf und präsentieren sie dem Klassenverband, diskutieren sie.

Fachliche Inhalte, Methoden, Informationsgewinnung, damit verbunden Medienkompetenz, Teilhabe an der demokratischen Gesellschaft begleiten diesen Bildungsprozess. Die SchülerInnen erleben dabei Anerkennung und Beteiligung. Ein aktives Lernen fordert angemessen heraus, wirkt wesentlich sinnstiftender als isolierter Fachunterricht. Hoffentlich entdeckt in diesem Prozess jeder junge Mensch sein Thema, für das sie oder er brennt, das auch als Basis für die Berufsentscheidung taugt. Vielleicht müssen Abiturienten in Zukunft nicht erst ein Jahr chillen, überfüllt mit totem Wissen. – Mariele Kohlhauf

 

Vielen Dank für den interessanten Artikel. Sie stellen deutlich die Mühen des Unternehmens und seiner Mitarbeiter dar. Dabei zeigen sie sich sehr mitfühlend. Die Ehrlichkeit und Ausgewogenheit ihres Artikel tut gut. Leider stolper ich auf Seite 21 über die Sätze: „D. war zweieinhalb Jahre in Haft und ist jetzt in Freiheit, Er hat kein GELD, keine WOHNUNG, keine ARBEIT und keine FREUNDIN.“ Die Prägnanz ihres Satzes „verdinglicht“ Menschen. Hier hätte besser gestanden: „Herrn D. ist arbeitslos und verfügt deshalb weder über Geld noch über eine Wohnung. Freund oder Freundin hat er auch nicht.

1. GELD, WOHNUNG, ARBEIT verdinglicht Personen als ob diese nur durch das HABEN einen Wert besitzen. Zärtlichkeit, Spontanität, Kreativität, persönliche Eigenschaften zählen nichts. Nur ein Besitzender ist etwas wert. 2. FREUNDIN, schließt sich daran an wie ein weiterer Gegenstand, als ein Besitzt bzw. Trophäe des Mannes. Es „verdinglicht“ Frauen zum Besitz Objekt des Mannes. Herrn D. hat vielleicht gerade die Härte unserer materialistisch-individualistischen Leistungsgesellschaft in die Arme von illusorischen und idealistischen Heilsversprechern getrieben weil in unserer Gesellschaft Werte wie Offenheit, Treue, Genügsamkeit, e.t.c. zu wenig zählen.

Macht über Dinge und Menschen verleiht einem in unserer Gesellschaft so sehr Anerkennung, dass manche einen Anspruch darauf ableiten. Junge Männer sehen sich gar häufig als „involuntary celibate“ (Incel) davon überzeugt, dass jeder Mann recht auf eine Frau habe. Es ist schade, dass gerade in ihrem sehr lesenswerten Artikel diese Sätze so reingerutscht sind. – Klaus Siersch

 


 

 

Leserbriefe zu „Da draußen. In unserer Naturkolumne beschäftigen wir uns aus aktuellem Anlass mit dem Wesen des Deutschen Schäferhundes“ von Ilka Piepgras im ZEIT Magazin

 

Viel Spaß beim versinken in der Echokammer; social media scheint nicht nur facebook-uwes zu radikalisieren sondern auch den linken Journalismus. Immer noch einen drauf und immer hahnebüchene Gründe finden warum X und Y doof sind erfinden. Nichtmal Fox-News, Bild oder AfD-Parteizeitungen schreiben so verallgemeinernde, nur von Haß und schlechtmachend ausgehende Artikel und bullshitten diese Tag für Tag auf ihre Homepage.

Selten so einen haßerfüllten, schlecht recherschierten von rassistischen Stereotypen überspitzten Schund gelesen. Mein Abo der Zeit ist gekündigt. Gratismutbesoffen sich in die tiefsten linksradikalen Echokammern zu schreiben und den Schäferhund von Biden einem Artikel zu widmen und zu kritisieren, dass diese Hunde ja von der bösen Polizei benutzt werden, ja sogar dem Hund iwas Deutsches nachgesagt wird (und darum irgendwie widerlich sei) und natürlich ist es auch schrecklich, da Hitler einen Schäferhund hatte.

Merkt ihr eigentlich garnichts mehr? Kritik an Nationalismus und Patriotismus oder Rechts ist der Zeit in den letzten Jahren einfach in eine anti-Weiß, antideutsch Haltung gewichen die dem Rassismus von Pegida und AfD in nichts nachstehen und nur noch auf Häme und Haß aus sind. Solche Artikel wie dieser, aber auch Ähnliche (vorallem von dem Schund von ze.tt) über andere Gruppen würde als Hatespeech sowas von euch beheult werden. – Steffen Peter Johannes Erlen

 

Hier wird von der Autorin, in deren Freundeskreis bezeichnenderweise niemand einen Schäferhund hat, gefragt, wieso sich Joe Biden einen Schäferhund aussuchen konnte, dessen Ruf darunter leide, auch Hitlers Lieblingshund gewesen zu sein. Was kann der Deutsche Schäferhund dafür ? Mit dieser wenig reflektierten Argumentation machten sich auch Vegetarier*innen verdächtig, da Hitler sich vegetarisch ernährte.

Und auch unser Bundespräsident würde sich mit seinem mitgefühlvollen Vorschlag, eine Kerze zum Gedenken der an Corona Verstorbenen ins Fenster zu stellen, verdächtig machen, da auch schon Hitler dies seinerzeit für die Auslanddeutschen propagierte. Ist bei der „Zeit“ nicht bekannt, dass die zwanghafte Fixierung auf das historische Trauma, bei der alles und jedes aus dieser Zeit in Misskredit gerät, genau das Gegenteil von dem erreicht, was verhindert werden soll ? Dass diese Art von „Negatividentität“ oder einer Identität, die nur auf Abwehr beruht, vergleichbare autoritäre Kräfte geradezu anzieht ?

Sie macht genau diese gesellschaftlichen Gruppen und Strömungen stark, die mit nationalistischen und autoritär-religiösen Ideologien westlichen Demokratie- und Freiheitswerten feindlich gegenüber stehen. Die immer noch vorherrschende Furcht vor der Kritik an antidemokratischen Ausprägungen des Islam ist ein Beispiel dafür, welche Kräfte in Wirklichkeit von der stets gezückten historischen „Schuldkeule“ profitieren. – Elke Diehl

 


 

 

Leserbriefezur Deutschlandkarte „GERECHTE UNTER DEN VÖLKERN“ von Matthias Stolz im ZEIT Magazin

 

Mit Interesse habe ich die Deutschlandkarte „Gerechte unter den Völkern“ studiert und habe natürlich auch die Namen von Heinrich und Maria List entdeckt. Leider haben Sie die beiden dem Ort Eltville zugeordnet. Das ist falsch. Beide lebten in Ernsbach im Odenwald, das wiederum ein Stadtteil von Erbach im Odenwald ist und nicht in Erbach als Teil von Eltville. Wie unsere Heimatforscher recherchiert haben ist Heinrich List wohl auch der einzige Deutsche, der für seine Bereitschaft, einem Juden zu helfen,mit dem Leben bezahlen musste. Er starb im KZ Dachau. Weitere Informationen finden Sie im jährlich erscheinenden Jahrbuch des Odenwaldkreises „gelurt“, hier die Ausgaben für 2013 und 2009. ISBN: 978-3-9815625-0-7 und ISBN: 978-3-9805891-6-5. – Annette Herrmann

 

Zur Deutschlandkarte „GERECHTE UNTER DEN VÖLKERN“ schreiben Sie, dass nur einige Hundert Menschen in der Nazizeit Juden geholfen haben; die Liste von Yad Vashem „vermutlich nicht ganz vollständig“ sei. Das ist sie in der Tat nicht. Das jüdische Ehepaar Krakauer hat das 3. Reich überleibt, weil es über 2 Jahre lang in ungefähr 50 verschiedenen Stationen untergekommen ist, davon waren sehr viel in württembergischen Pfarrhäusern, die teilweise der bekennenden Kirche angehörten oder nahestanden. Max Krakauer hat seine Geschichte im Buch „Lichter im Dunkel“, (das ich leider nicht habe) dokumentiert. Mir scheint aber, es fehlen die meisten Menschen dieser Stationen in Ihrer Aufzählung und das sind gar nicht so wenige, wobei natürlich auch damit immer noch nur einige Hundert Menschen geholfen haben.

So auch meine Großmutter Grete Werner, damals mit 5 Kindern. Sie hat das Ehepaar im Riedericher Pfarrhaus (als ausgebombte Berliner Verwandte ausgegeben hat) für einige Wochen aufgenommen, ebenso wie ihre Schwägerin Hilde Gölz in Wankheim. Meine Großmutter hat später dafür das Bundesverdienstkreuz bekommen. Das schwierigste und gefährlichste war wohl, jemanden zu finden, der bereit war, das Ehepaar danach zu übernehmen. Aus dem unten verlinkten Bericht geht hervor, dass in den Dörfern auch immer wieder Bauern Bescheid wussten und das Ehepaar mit Lebensmitteln unterstützt haben.

Ich würde mich freuen, wenn Sie über die Geschichte dieses Ehepaares und die „Pfarrhauskette“ berichten würden (und stelle auch gerne Kontakt zu den noch lebenden Kindern meiner Großmutter/Großtante her), die sich noch an einiges erinnern. Das jüdische Ehepaar Krakauer auf der Flucht im 3. Reich – Zeitreise BB (zeitreise-bb.de)Kathrin Werner

 


 

 

Leserbrief zu „HILFE!“ Gespräch mit Thomas Auchter geführt von Alard von Kittlitz im ZEIT Magazin

 

Thomas Auchter behauptet: „Das Baby empfindet seine Ohnmacht als Kränkung: Ich habe Hunger, ich kann mich nicht gut allein bewegen…All das macht dem Baby seine Machtlosigkeit sehr deutlich.“ Diese Machtlosigkeit sei für den Säugling „schwer aushaltbar“. Wie können Sie sowas unwidersprochen lassen? Die frühe Kindheit bringt ständig neue, lustvolle, tief befriedigende Könnenserlebnisse, beim Greifen- und Gehenlernen, beim Sprechenlernen usw. , die zum Weitermachen anspornen. Von wegen Ohnmachtsgefühle, von wegen Kränkung. Das kann auch nur einem Psychoanalytiker einfallen. – Prof. em. Dr. Wolfgang Butzkamm

 


 

 

Leserbriefzum Wochenmarkt „BLUMENKOHL NAPOLI“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

In freudiger Erwartung sehen wir stets ihren Rezepten im Magazin entgegen und sind meistens positiv überrascht. Sie haben uns schon unendlich viele Impulse und Ideen gegeben, die wir dankbar und manchmal staunend in unsere alltägliche Küche eingebaut haben. Ihr Rezept von den neapolitanischen Nudeln mit Blumenkohl hat uns allerdings extrem verwirrt: Diese weißliche Pampe ohne Geschmack mit madenähnlich darin klebender Pasta war sowas von fade und enttäuschend, dass selbst unser Boxer sich angewidert abgewendet hat.

Dabei liebt er Nudeln so sehr! Um das ganze dennoch genießbar und optisch ansehnlich zumachen, haben wir folgenden Vorschlag: Statt Wasser Hühnerbrühe angießen und anschließend den fertigen Brei mit ausgelassenen Speck und glatter Petersilie garnieren- wahlweise mit Käse im Ofen überbacken. Da freut sich sogar der Boxer und die Katze frisst mit. – Stephanie Abke

 


 

 

Leserbriefe zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Große Freude beim Lesen Ihrer Sauerteigkolumne! Ich habe zwei Sauerteige im Kühlschrank; Didi und Roger. Einer basiert auf Dinkel, der andere bekommt Roggenmehl gefüttert. Tatsächlich empfinde auch ich einen Haustierbezug, würde aber nicht von Intelligenz sprechen. Eher Schwarmintelligenz! – Thilo Stumpf

 


 

 

Leserbriefe zu „Landleiden“ von Madeleine Londene in der Regionalausgabe ZEIT Österreich

 

Ich habe heute Morgen Ihren Artikel „Landleiden“ gelesen. Sie schreiben, dass die erstgenannte Bäuerin anonym bleiben will. Auf diesen Absatz folgt dann aber: „Ihr Bruder Ernst Halbmayr – selbst Biobauer in St. Peter…“ Mit dieser Information kann man ohne größere Mühe rauskriegen, wer die Bäuerin wirklich ist. Ich schätze, dass es ca. 15-30 Min. dauert. Für Menschen, die dort leben ist es wahrscheinlich schon jetzt völlig klar wer gemeint ist. Ich würde daher dringend empfehlen den Hinweis „Ihr Bruder“ rauszulöschen. Das wird den Inhalt des Artikels nicht ändern. – Elisabeth Brüning