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25. März 2021 – Ausgabe 13

 

Leserbriefe zu „Regiert da wer?“ von Bernd Ulrich

 

Intelligente Impfstrategie statt planlosen Regeldurcheinanders. Da mittlerweile auch in Regierungskreise durchgedrungen zu sein scheint, was dem Normalbürger schon lange bekannt ist, nämlich daß uns die Pandemie für viele weitere Monate, wenn nicht Jahre (s. die jüngste Studie der University of Warwick in der Fachzeitschrift „Lancet Infectious Diseases“) in Atem halten und in Atemnot bringen wird, ist es wohl noch immer sinnvoll, eben dieser Regierung einige eklatante Versäumnisse in Erinnerung zu rufen, die nachzubessern höchste Dringlichkeit haben sollte.

Erstens müssen endlich die Gesundheitsämter aufgerüstet werden – personell (z. B. für einen flächendeckenden und permanenten Telephondienst) und materiell (z. B. zur Schulung für die neue Software Sormas) –, damit sie effektiv und dem Ausmaß der Krise entsprechend agieren können. Massenhafte Testungen sind, wenn überhaupt, als Bestandteil der Corona-Eindämmungs-Strategie nur zielführend, wenn sie von Amts wegen verarbeitet werden können. Nebenbei bemerkt: Die Beschaffung geeigneter Luftfiltersysteme für öffentliche Gebäude könnte künftig auch zu den Aufgaben gehören.

Zweitens müssen der Verwaltungsaufwand und die verschiedenen Abrechnungsmodelle für Impfungen in den Hausarztpraxen reduziert, besser noch aufgehoben werden. Wenn die Politik die Pandemie als nationalen Notfall betrachten sollte, worauf ja der permanente Lockdown schließen läßt, dann sollten die Kosten gerade in diesem Bereich der Pandemiebekämpfung gar keine Rolle spielen. Die Impfung muß einheitlich, nicht nach Berufsgruppen oder Kassenvorgaben, abgerechnet und staatlich finanziert werden.

Drittens muß eine Impfstrategie her, die das Altersmodell durch ein anderes Dringlichkeitsmodell ersetzt. Mobile Impfzentren sollten sowohl in den am schwersten betroffenen Regionen als auch in den am wenigsten betroffenen in kürzester Zeit und mit höchstem Nachdruck die Bevölkerung durchimpfen, damit sich zügig Inseln der Entspannung bilden und das Infektionsgeschehen anfängt, punktuell zum größtmöglichen Stillstand zu kommen.

Viertens müssen die Lockdown-Maßnahmen allesamt und für jeden Bereich im einzelnen durch die Politik hinsichtlich ihrer Ziele begründet und auf ihre Effektivität hin nachbereitet werden. Die Kommunikation der Regierung ist desaströs, leistet der Politik und damit auch der Demokratie keinen Dienst, im Gegenteil, und erinnert fatal an das ausgefeilte Kommuniqué zum „Masterplan“ während der Flüchtlingskrise: „Wir schaffen das“.

Fünftens bedarf es eines Notfallplans, der seinen Namen verdient, also auf systematischer Auswertung des völligen Versagens im derzeitigen Krisenmanagement und umfassender Beratung durch krisenerfahrene Nationen basiert, für den Fall, daß die aktuelle Pandemie nicht dauerhaft eingedämmt werden kann (z. B. aufgrund von Mutationen). Im Raum scheint, die Virologen mögen darüber schon tragfähige Erkenntnisse haben, das Szenario zu stehen, daß mit Abschluß der Impfkampagne, bei Mutationen möglicherweise schon währenddessen, bereits die Phase nachlassenden Immunschutzes in der Gesamtbevölkerung einsetzt. – Dr. Michael Lingohr

 

In diesen Zeiten wird in gewissen Abständen nächtelang verhandelt und nach Kompromissen gesucht. Das Bundes-Kabinett legt mit den MinisterpräsidentInnen der Länder nämlich gemeinsam Regeln zur Corona-Bekämpfung fest. Dabei kommt es vielleicht zu handwerklichen Fehlern. Anschließend wissen viele alles besser und raten dies und das. Nur wenig später wird lustig geändert, verschärft, gelockert. Das führt zu undurchschaubarem Wirrwarr. Das Einhalten der Regeln überfordert große Teile der Bevölkerung (mich eingeschlossen). Dabei sind diese Änderungen – allein betrachtet – vielleicht sogar nachvollziehbar. Mmmmh… Vielleicht wäre es sinnvoll, sich einmal mit einem zweiwöchigen, harten Lockdown für die gesamte Bundesrepublik zu befassen!

Das bedeutete natürlich, dass die gesamte Bevölkerung zu Hause bliebe. Homeschooling und -office hätten Bestand. Sämtliche Grenzen würden geschlossen. Natürlich müsste die Grundversorgung weiterlaufen, systemrelevante Bereiche wären weiterhin aktiv. Das beträfe z.B. die Aufrechterhaltung von Lebensmittelverorgung, Rettungsdiensten, Gesundheitswesen usw.. 14 Tage später könnte dann schrittweise alles wieder gelockert werden. Nach mehr als einem Jahr Pandemie, würden wir derartige Ruhetage sicher auch noch durchhalten. Zumal wir die Gewissheit hätten, dass die Inzidenzien danach wirklich rapide sänken! – Achim Bothmann

 

Sie legen den Finger in die Wunde. Die Bundeskanzlerin ist aus meiner Sicht nicht schwach, sie verwaltet den Staat, geniesst die internationale Anerkennung für Erfolge, die sie nicht inspiriert hat. Sie selbst hat keine Ideen, kann daher ihre Richtlinienkompetenz nicht wahrnehmen. Boris Palmer, Mathematiker und OB in Tübingen, wie auch Claus Ruhe Madsen, Unternehmer und OB in Rostock haben Ideen und Konzepte. Diese setzen sie mit persönlichem Einsatz um.

Frau Merkel ist dazu offensichtlich nicht fähig. Sie fährt auf Sicht, denkt alles bis zum Ende. Dazu braucht sie etwas länger. Dabei kommt jedoch wenig, das In die Zukunft weist, heraus. Ihre Personalpolitik ist ebenfalls ein Desaster. Die Minister aus den Reihen der CDU verfahren ebenso wie ihre Chefin. Keiner „tritt besonders hervor“, wie es bei Beurteilungen von Beamten heisst. Die Omas und Opas sehen in Frau Merkel die Spiegelung ihrer eigen Person und liegen ihr wahrscheinlich immer noch zu Füßen, entschuldigen alles und verlagern die Verantwortung auf die anderen Politiker. Selbst Journalisten wagen es nicht, sie mit sachlichen kritischen Argumenten zu konfrontieren. – R. Renaux

 

Es ist doch paradox: Man macht einen schlechten Job (z. B. die Kanzlerin in der Pandemiebekämpfung) und wird dafür – zu Recht – heftig kritisiert. Man setzt noch einen dicken Fehler obendrauf (z. B. die Kanzlerin mit der „Osterruhe“) und erntet ein verheerendes Echo. Man rudert eilig zurück, kassiert den Unsinn und bittet zerknirscht um Entschuldigung. Und prompt ist man wieder everybody’s darling, weil man angeblich „Größe gezeigt“ hat. Die Fehler und Versäumnisse sind vergessen und vergeben, und die Frage, ob die „Größe“ nicht in Wahrheit schiere Verzweiflung oder kalte Berechnung ist, wird nicht einmal gestellt. Ein perfektes Rezept für ein Comeback nach großem Murks und schwerem Versagen. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Heutzutage lohnt es sich, ein Opfer zu sein. Denn Opfer sind stark. Wer gegen sie spricht, ist vermutlich Täter. Die Verlockung der Opferrolle ist groß. Und das Getöse der selbsternannten Opfer ist zumindest eine der Schlangen, von welcher sich die Politik zum wehrlos starrenden Kaninchen degradieren lässt. Besser nichts tun als etwas falsch machen. – Dr. Christian Voll

 

Die derzeitige Pandemie hat uns gezeigt: Nur mit klaren, rechtzeitig (d.h. schnell) ausgesprochenen Maßnahmen können wir wirksam etwas erreichen. Im politischen Kontext werden solche Ansagen schnell als Verbot gebrandmarkt. Wenn wir das negative Image von „Verbot“ akzeptieren (es wird uns etwas „weggenommen“), würden wir alle Maßnahmen und uns selbst blockieren. Wir müssen Verbote mit einem Versprechen auf ein besseres Leben verknüpfen. Nicht für ein schlechteres Leben, sondern für Verbesserungen sind Menschen bereit sich zu engagieren.

Verbote bringen Gutes, sie verhindern z.B. ruhestörenden Lärm des Nachts oder auch Mord und Totschlag, da sind alle einig. Aber wie ist das beim Tempolimit auf den Autobahnen, bei den Klimaforderungen von „Fridays for Future“, beim Verbot Kinder zu züchtigen? Und dann gibt es einen kulturellen Wandel bei Verboten: Hunde anleinen ist in angelsächsischen Ländern selbstverständlich. Das Rauchverbot in Gaststätten war lange in Deutschland ein Tabu, heute ist es allgemein akzeptiert. In asiatischen Ländern konnte die Pandemie viel erfolgreicher bekämpft werden als bei uns. Welchen Sinn macht eine „freiwillige Selbstverpflichtung“ in der Industrie? Die 10 Gebote der Christenheit sind im Wesentlichen klare Verbote: „Du sollst nicht …“

Wir müssen die Debatte um Verbote dringend führen, sonst wird eine „Unfähigkeit des Staates“, wie jetzt in der Pandemie teilweise angeklungen, bei der kommenden Klimakatastrophe fatal. Das gilt besonders, weil die Klimakatastrophe nicht so plötzlich kommt wie Covid-19. Außerdem dauert sie viel länger. Was bedeutet das für die Bevölkerung, wenn man sich die schnelle „Coronamüdigkeit“ vergegenwärtigt? Die bisherige, kurzsichtige Politik, bloß keinem Bürger wehtun, heißt am Ende viel größere Schmerzen für alle. Durch Verbote könnten wir ein besseres Leben gewinnen! – Martin Ketels

 

Zum Kommentar von Bernd Ulrich und dem Artikel von von Marc Brost und Jakob Simmank: Die Analyse von Marc Brost und Jakob Simmank scheint mir den Kern des Problems ganz gut zu treffen. Als Lösung desselben würde aber der von Bernd Ulrich herbeigesehnte Wechsel der politischen Kultur wohl zu lange auf sich warten lassen um hilfreich zu sein. Erforderlich ist vielmehr eine konkrete Änderung der institutionellen Entscheidungsfindung:

Meiner Meinung nach hat der letzte Flop der Bund-Länder-Konferenz vom 21.03.21 endgültig deutlich gemacht, was sich bei allen Corona-Beschlüssen seit November bereits abzeichnete: diese Form der Entscheidungsfindung ist einer nationalen Notlage wie der Pandemie nicht angemessen. Anstatt rational und konsequent geeignete Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung zu beschließen und sich dabei an den wirklich wichtigen medizinisch-wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Kriterien zu orientieren liefern, die Beteiligten alle paar Wochen ein Bündel von unzureichenden, teils widersprüchlichen Maßnahmen ab, die zuletzt nur noch Kopfschütteln in der Bevölkerung hervorrufen. Man erinnere sich nur an das Hin- und Her mit den Inzidenzwerten: erst wurde die 50 angestrebt, dann musste es die 35 sein, plötzlich aber war – trotz steigender Infektionszahlen – die 100 auch irgendwie in Ordnung. Ähnlich planlos und fragwürdig erscheinen die diversen Schließungen und Öffnungen in unterschiedlichen Bereichen des öffentlichen Lebens. Ganz zu Schweigen von den Regeln zu Zusammenkünften im Privaten, die ohnehin kaum beachtet oder kontrolliert werden.

Diese gefährliche Unfähigkeit der Herausforderung der Pandemie zu begegnen, scheint mir der Tatsache geschuldet, dass die MP von diversen auseinanderdriftenden Interessen beeinflusst werden, teilweise auch von Wahlterminen. Da in der Bund-Länder-Runde niemand über die Autorität verfügt, die der Kanzlerin im Kabinett zusteht – nämlich letztlich eine Entscheidung zu treffen und klare Vorgaben zu machen, stellen die Beschlüsse immer Kompromisse dar, auf die sich alle gerade noch einigen können, an die sich aber nicht alle halten. Die Fehler, die in dieser Hinsicht im letzten halben Jahr gemacht wurden, sind daher nicht einzelnen Personen oder Parteien zuzurechnen, sondern einem untauglichen System der Kompetenzverteilung. Ich halte es daher für notwendig, angesichts einer nationalen Notlage die Entscheidungsfindung auf die nationale Ebene zu heben. Schließlich käme auch niemand auf die Idee, dass sich im Verteidigungsfall die Bundesländer einzeln um die Verteidigung kümmern müssten.

Das IFSG sollte daher dahingehend geändert werden, dass im Falle einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite die erforderlichen Befugnisse von den Bundesländern auf den Bund übertragen werden. Die Feststellung einer entsprechenden Notlage und deren Ende könnten von der Bundesversammlung festgestellt werden, so dass auch die Länder an der Entscheidung beteiligt sind. Auf nationaler Ebene könnte z. B. ein Krisenstab, eine Pandemiekommission (mit Kanzler/in und Vertretern von Gesundheitsministerium, RKI, Wirtschaftsministerium…) entsprechende Beschlüsse zu geeigneten Eingriffen ins öffentliche Leben erarbeiten, die dann vom Parlament bestätigt würden. Auch hierbei bliebe die Möglichkeit offen, dass es Ländern oder Kommunen ggf. frei gestellt werden könnte, entsprechend regionaler Besonderheiten eigene Entscheidungen zu treffen.

Nun mögen viele an dieser Stelle einwenden, dies sei verfassungsrechtlich bedenklich oder unmöglich und gegen die Länder nicht durchsetzbar. Ich bin der Meinung, dass es – angesichts der Tatsache, dass es um zigtausende Menschenleben geht – sinnvoll und notwendig ist. Die nächste Pandemie könnte schließlich noch tödlicher sein als Covid 19. Mit einem solchen Instrumentarium könnte einer Bedrohung, die das gesamte Land betrifft, konsequenter und effektiver entgegengetreten werden, ohne dass als sinnvoll erachtete Entscheidungen in der Bund-Länder-Mühle zu einem kleinkariertem Maßnahmen-Hickhack zerschreddert werden. – Michael Weyand

 

Organisationsversagen im Kanzleramt!Die Mängel und Fehlleistungen beim Krisenmanagement in der Pandemie am Prinzip „zu spät und zu wenig“, an einer erschöpften Kanzlerin am Ende ihrer Ära, am Föderalismus mit 16 Ministerpräsidentinnen und -Präsidenten, an den Machtkämpfen um die Kanzlerkandidatur der Union, am Zeitdruck, an der Angst der Volksvertreter vor dem Volk und am beginnenden Bundestags-wahlkampf allein festmachen zu wollen, greift wohl zu kurz. Diese Faktoren spielen zwar eine Rolle, aber sie sind nicht die alleinige Ursache für die gegenwärtige Regierungsmalaise. Wenn die föderale Republik mit 16 MPs zu schwer regierbar ist, hätte Merkel längst die Pandemiebekämpfung durch einen Parlamentsbeschluss zentralisieren können. Offensichtlich wollte sie aber die Verantwortung mit den 16 MPs teilen.

Die Konzept- und Planlosigkeit beim Krisenmanagement der Pandemie ist nach einem Jahr unübersehbar. Durch Merkels Bitte um Verzeihung für einen persönlichen Fehler ist jetzt noch etwas anderes offenkundig geworden, nämlich ein unglaubliches Organisationsversagen im Kanzleramt. Wie kann es sein, dass beim letzten Corona-Gipfel am vergangenen Montag die Kanzlerin mit mehreren Dutzend hochrangiger Politiker und Beam­ter 12 Stunden lang konferiert und dabei nichts oder nur „Unsinn“ he­rauskommt. Ist das Kanzleramt nicht in der Lage, so eine bedeutsame Konferenz effi­zient und effektiv vorzubereiten, was zur Aufgabe und zum Handwerkszeug je­der Behörde und sonstigen Institution gehört.

Was hier am vergangenen Montag im Kanzleramt abgelaufen ist, kann ich nur als „Dilettantismus pur“ bezeichnen. Zur Organisation solcher Konferenzen gehört eine zielführende Vorbereitung, Leitung und Durchführung mit Entscheidungsvorlagen sowie eine ausgewogene Ergebnisnachbereitung. Zur Vorbereitung gehören selbstverständlich auch sorg­fältig ausformulierte Ergebnis- und Entscheidungsvarianten, die im Vorfeld als Beschlussvorlagen zur Absicherung des Erfolgs der Konferenz mit den teilneh­menden Entscheidern abgestimmt werden.

So weitreichende und folgenschwere Entscheidungen der Corona-Gipfel für die gesamte Bevölkerung und für deren Grundrechte müssen vorher nach allen Seiten abgewogen und geprüft werden. Dabei ist der juristische Verhältnis-mäßigkeitsgrundsatz anzuwenden: Überprüfung der Entscheidung auf ihre Zweck-Legitimität, Geeignetheit, Erforderlichkeit, Angemessenheit und Ver-hältnismäßigkeit. Das gilt insbesondere für Grundrechtseinschränkungen, wie dies mehrfach am Parlament vorbei – nach Gutsherrenart – erfolgt ist.

Die ehrenvolle Entschuldigung der Kanzlerin für ihren Fehler zeigt aber auch, dass es sich dabei nicht um einen einmaligen Ausrutscher handelt, sondern um ein grundsätzliches und systemisches Problem im Kanzleramt. Wir erleben gerade, wie eine Mana­gementkrise in eine veritable Vertrauens- und Regie-rungskrise übergeht. Dann wird die Vertrauensfrage, die von der Kanzlerin gestern noch vehement abgelehnt wurde, unausweichlich. „Die virologische Lage explodiert, die politische Führung implodiert.“ – Dietmar Keil

 

Danke! Zum erstenmal lese ich in der Diskussion einen Beitrag, der den Faktor Dynamik berücksichtigt. Sie haben völlig recht. Ein zentrales Beispiel: Die Priorisierung der Impfreihenfolge. Sofern die Menge an Impfstoff und die Zahl der Impfenden und derjenigen, die ihnen zuarbeiten beliebig gross ist kann man eine „Gerechtigkeitspriorisierung“ wie bekannt entwickeln. Diese Voraussetzung liegt aber nicht vor. Es war richtig, zunächst die Altenheimbewohner zu impfen. Nicht weil sie alt waren sondern weil ihre Lebensumstände eine Infektion mit tödlichem Ausgang hochwahrscheinlich machen.

Das trifft auf die bettlägerigen Pflegefälle , die zu Hause leben schon nicht mehr in dem Masse zu, sie haben einfach VIEL weniger Sozialkontakte als Gleichaltrige im Heim. Andererseits ist die Impfung solcher Menschen mit einem erheblich höherem Zeitaufwand verbunden, deren Versorgung verlangsamt also die Durchimpfung der höchsten Priorisierungsgruppe. Da wäre es viel sinnvoller, und vor Allem SCHNELLER, die diese Menschen Pflegenden zu impfen, das sind oft nur ein, zwei Personen, die jemals Kontakt haben und somit eine Gefährdung darstellen.

WIr müssen erkennen, daß der Versuch „Gerechtigkeit“ durch eine stringente Impfreihenfolge herzustellen darin mündet, daß es Allen schlechter geht weil das Ziel der Herdenimmunität in immer weitere Ferne rückt. Es sind Millionen Impfdosen angekündigt aber ich sehe keinen Plan, diese Dosen schnellstmöglich und effektiv ans Ziel (den Impfling) zu bringen. Wir Betriebsärzte stehen genau wie die Kollegen Hausärzte bereit, schnell und UNBÜROKRATISCH zu helfen, wenn man uns nur lässt. Ohne Zettelwirtschaft und Androhung von Ordnungsstrafen für „Vordrängler“.

Um es auf den Punkt zu bringen: Es ist im Interesse eines JEDEN in diesem Land, daß wir so schnell wie möglich eine Herdenimmunität erreichen. Zur Zeit haben wir Impfberechtigte, die Termine platzen lassen und Impfwillige, die nicht dürfen. Und gestern war es der Teletextredaktion der ARD wichtig, zu berichten, ein Impfarzt hätte am Ende des Tages unverbrauchte Impfdosen statt diese zu entsorgen widerrechtlich verimpft. Haben wir noch alle Tassen im Schrank? – Dr. med. Mathias Bieberbach

 

Es war wohl keine Überraschung mehr, als die Bundesregierung nach einer langen Nachtsitzung einen verschärften Lockdown verkündete. Der Unmut in der Bevölkerung jedoch wächst und das ist auch verständlich. Denn die verantwortlichen Politiker muten der Bevölkerung schon eine Menge zu und versäumen es auf der anderen Seite, selbst sich auch immer um das beste Ergebnis und um das Wohl der Menschen in diesem Lande zu kümmern. Zu viele Fehler wurden im letzten Jahr gemacht: Erst gab’s keine Masken und dann wurde die Bestellung des Impfstoffs vergeigt, weil man angeblich eine europäische Lösung anstrebte, die letztendlich doch nicht klappte.

Und nun fehlt nicht nur der Impfstoff für eine schnelle Bekämpfung der Pandemie, sondern auch noch die Testkapazitäten für eine schnelle Erkennung des Covid 19-Virus. Das alles kann nur noch als Versagen auf der ganzen Linie gewertet werden! Ist es da noch ein Wunder, wenn man als Bürger dieses Landes kein Vertrauen mehr in das Regierungshandeln hat und die Beschlüsse nur noch mit Kopfschütteln quittieren kann? – Thomas Henschke

 

Den Bewertungen und Analysen im Kommentar von Bernd Ulrich stimme ich vollauf zu. Nur fehlt hier, wie auch in allen anderen Artikeln zum Thema etwas Entscheidendes: Nirgendwo kommt der Zusammenhang von Pandemieentwicklung, Pandemiebekämpfung und Ökonomie mit seiner Tragweite in den Blick. Die Politik des „Auf Sicht Fahren“ betrifft ja auch die Wirtschafts- und Finanzpolitik, mit, wie ich finde, verheerenden Folgen. Die staatlichen Wirtschaftshilfen für die vom ersten Lockdown am meisten betroffenen Branchen und Menschen konnte noch beruhigen.

Spätestens mit der zunehmenden Dauer des zweiten, viel zu spät erfolgten Lockdowns mussten jedem die weiteren wirtschaftlichen und sozialen Folgen klar sein. Viele fürchteten nun um ihre Existenz, einige haben schon aufgegeben, anderen steht das Wasser bis über das Kinn. Dass die versprochenen Wirtschaftshilfen z.T. zu spät oder nur unzureichend ankamen, gab Anlass, den politischen Versprechen zu misstrauen. Das „Auf-Sicht-Fahren“ wurde ständig begleitet von Vertröstungen und falschem Optimismus: „Bald sind wir über den Berg, nur noch diese kleine Anstrengung, dann wird alles wieder normal.“ Auch in die dritte Welle ist man so hineingefahren. Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen potenzieren sich.

Der berechtigte Druck der betroffenen Branchen und Verbände hat zugenommen. Die politisch Verantwortlichen reagieren mit z.T. widersprüchlichen, populistischen Maßnahmen: Modellregionen sollen lokal für Entspannung sorgen und anderen Hoffnung auf Normalität, ein Ende der Durststrecke vermitteln. Nach Mallorca ja, an Nord- und Ostsee nein. Das ist kein proaktives, auf längere Zeiträume ausgerichtetes Handeln. Was ist, wenn die Pandemie nun doch länger dauern wird, die Mutanten größere Probleme als erwartet bereiten? Spätestens mit der Unausweichlichkeit des zweiten Lockdowns hätte man an einen Lastenausgleich denken und ein entsprechendes Gesetz schnell auf den Weg bringen müssen:

Diejenigen, die wirtschaftlich von der Pandemie nicht betroffen sind oder sogar von ihr profitieren, sollten in einen Solidaritätsfond Corona einbezahlen (Geringverdiener und Harz IV.-Empfänger ausgeschlossen). Eine heterogen besetzte unabhängige Kommission könnte die Verteilung der Finanzhilfen organisieren und unter Beweis stellen, dass so etwas in einem hochtechnisierten Land kein Hexenwerk ist. Den in Not geratenen Menschen und Branchen eine echte mindestens mittelfristige Perspektive zu geben, hätte zur rechten Zeit den verständlichen Druck auf die politischen Entscheider aus dieser Richtung genommen und eine erfolgreiche Pandemiebekämpfung durch einen wirklich stringenten Lockdown ermöglicht.

Ich bin sicher, dass die große Mehrheit der Bevölkerung das alles noch bis vor Kurzem akzeptiert hätte, ebenso wie sie bis zu Beginn dieses Jahres die politischen Entscheidungen zur Bekämpfung der Pandemie mitgetragen hat. Stattdessen bekommt man aus dem Finanzministerium mit, wie der Finanzminister seine Bazooka wieder mit Krediten unglaublichen Ausmaßes lädt. Es sind Wechsel auf die Zukunft. Die Finanzen werden für wichtige Zukunftsaufgaben (Bildung, Umwelt, Gesundheit, Alter) fehlen. Zukünftige Generationen werden damit weiter belastet und in ihren Möglichkeiten eingeschränkt.

Die Rechnung über die gesamtgesellschaftlichen Kosten der Pandemie ist noch nicht abgeschlossen. Die Entscheidung darüber, wer sie wie zu bezahlen hat, wird noch zu größeren Konflikten und Verteilungskämpfen führen. Mit alledem wird sich die zukünftige Bunderegierung nach den Wahlen zu beschäftigen haben. Der jetzige Finanzminister und SPD-Kanzlerkandidat kann sich bei den aktuellen Umfragewerten ausrechnen, dass er mit diesen Problemen dann nichts mehr zu tun hat. – Bernd Schmidt

 

Danke für den Leitartikel zu den neuesten Corona-Beschlüssen. Die ZEIT war der Zeit voraus, wenn sie eine Aussage wie die „Bitte um Verzeihung“ vermisste. Diese folgte schneller gedacht. – Wolfgang Hennig

 

Lassen Sie mich zwei provokante Thesen hinzufügen: 1. Deutschland ist ein Rechtsstaat. Wichtiger als die Frage, ob die Coronamaßnahmen sinnvoll sind und gut wirken, ist ihre juristisch korrekte Formulierung. 2. Der Dienstweg ist heilig. Abweichungen davon sind unter allen Umständen zu vermeiden. Ich fürchte, genau so werden wir regiert. – Roland Ernst

 

Bei Impfstoffbestellung musste die EU zwischen zwei Übeln wählen, 1.) Dem Vorwurf der Geldverschwendung, wenn es keinen kurzfristig zulassungsfähigen Impfstoff gegeben hätte und 2.) einem Mangel an Impfstoffen falls man früher mit Impfen anfangen könnte. Bei der Möglichkeit einer weiteren Infektionswelle ab Herbst 2020 musste die Politik wieder zwischen zwei Übeln wählen 1.) dem Eingeständnis einer realen Gefahr mit unangenehmen Konsequenzen und 2.) dem Überrascht-Werden vom realen Eintreten einer neuen Infektions-Welle. In beiden Fällen entschied sich die Politik für die Mikado-Strategie: „Wer sich zuerst bewegt, macht sich angreifbar und hat verloren.“

Im Moment muss die Politik zwischen zwei Übern wählen 1.) Schädigung der Wirtschaft oder 2.) Schädigung der Menschen. Inzwischen aber hat die Politik einen grundsätzlichen Wechsel der Vorgehensweise vollzogen – von der ängstlichen Mikado-Strategie auf eine Panik-Strategie: „Panik ist ein evolutions-biologischer Mechanismus, um bei Bedrohungen, die keine Zeit mehr zum Überlegen lassen, „irgendetwas“ zu tun. Dies vergrößert gegenüber der Schock-Starre die Chancen zum Überleben.“. Die aktuelle Abläufe in den Bund-Länder-Konferenzen und insbesondere die nach Mitternacht beschlossenen „verlängerten Oster-Feiertage“ sind für letzteres ein hübsches Beispiel. – Günter Hess

 

Zur Schilderung der fatalen Situation unseres Gemeinwesens im Angesicht der Pandemie durch Bernd Ulrich erinnerte ich mich dazu passend an ein Zitat als Anleitung zum Handeln in der jetzigen Situation von Friedrich Schiller, unserem sehr geschätzten schwäbischen Landsmann:“Lebe mit Deinem Jahrhundert, aber sei nicht sein Geschöpf. Und gib Deinen Zeitgenossen, was sie brauchen, nicht was sie loben!“. – Christian Gehring

 

Dass die Krisenbewältigung in Sachen Corona keine einfache Sache ist, ist klar. Parlamente und Regierung sind aber gewählt, um Schaden vom Volk abzuwehren und auch sehr komplexe Probleme zu lösen. Freilich werden Fehler gemacht, mittlerweile muss ich aber konstatieren, dass es eine wahre „Fehler-Kette“ wurde. Die Entschuldigung unserer Kanzlerin zu der Fehlentscheidung für den Oster-Lockdown, kann man annehmen, ändert aber am desolaten Regierungshandeln nichts. Manches was in den MPK so diskutiert und vereinbart wurde, ist nicht vermittelbar und schlicht unverständlich. Eine enorme, unnötige Bürokratisierung erschwert in vielen Bereichen gut angedachte Lösungsansätze, oder macht solche zunichte.

Da rufe ich nach Berlin: Geschätzte PolitikerInnen, handelt doch bitte nach bestem Wissen. Hört bitte den Soziologen und Psychologen mit gleicher Aufmerksamkeit zu wie all den Virologen und Medizinern. Auch hätten die Parlamente längst vorgeschaltet werden müssen. Das bedarf der unverzüglichen Korrektur. Nun kann man freilich darüber nachdenken, welche Reformen unseres Föderalismus nötig sind. Mir graut aber jetzt schon vor einer Debatte, die unsere Staatsorganisation des Föderalismus in Frage stellen könnte. Da kann ich nur sagen: Finger weg. Sonst nähern wir uns einem Zentralismus ohne Korrektiv. Der Schlimmste aller Fälle für unsere Demokratie. – Erich Röber

 

Unsere Regierungsform ist zur Bekämpfung der Pandemie ungeeignet. Der Föderalismus bremst und behindert die Arbeit, und Datenschutz ist wichtiger als Gesundheitsschutz. Es werden noch viele Menschen sterben, bevor die Politiker begreifen, dass der Föderalismus dringend reformiert werden muss. – Dr. Sven Dirks

 

Deutschland gleicht derzeit einer großen Schule. Die einzelnen Klassen (Bundesländer) werden von fachfremd unterrichtenden, überforderten Lehrkräften (Ministerpräsidenten) auf eine Prüfung (dritte Welle) vorbereitet. Beim Kennenlernen (erste Welle) machte die Schülerschaft noch weitgehend brav mit. Über die Ferien erholten sich alle (große Feiern, Reisen im Sommer). Dann aber begann das, was immer in Schulklassen passiert, wenn ihre Lehrkräfte widersprüchlich handeln. Im Oktober 2020 zeichnete sich der Beginn der 2.Welle ab. Die Inzidenz überschritt die rote Linie 50. Was passierte? Nichts. Nur mahnende Worte, sich doch an die Hygienemaßnahmen zu halten. Jeder Pädagoge weiß, dass das der Anfang vom Ende ist.

Wenn in der Arbeit mit Jugendlichen nicht konsequent und nachvollziehbar gehandelt wird, wird man nicht mehr ernst genommen. Die Zahlen steigen weiter. Lehrerkonferenzen (Ministerpräsidentenrunden) unter Vorsitz der Schulleiterin (Kanzlerin) werden einberufen – große Uneinigkeit dringt nach außen, Beschlüsse werden in den Klassenzimmern (Bundesländern) nicht umgesetzt. Auch hier ein Pendant zur Schule. Wenn Lehrkräfte pädagogische Maßnahmen, gerade wenn sie unangenehm sind, nicht konsequent umsetzen, verlieren sie ihre Autorität. Sie tun das oft nicht, weil sie Angst davor haben, von ihren Schülern nicht mehr geliebt zu werden (die nächste Wahl steht immer bevor).

Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Wenn eine Lehrerschaft gemeinsam einen klaren, nachvollziehbaren Rahmen vorgibt und Umsetzung einfordert, hat sie gewonnen. Wenn sie das nicht tut, verselbstständigen sich einzelne Gruppierungen und beginnen, eigene Rahmenbedingungen zu entwickeln. Ein weiterer Autoritätsverlust wird befeuert, wenn Schüler merken, dass ihre Lehrer aufgrund mangelnder Kompetenz Fehler machen (schlechte Vorbereitung auf die 2.Welle, keine rechtzeitige Bestellung von Schnelltests, katastrophale Impfstoffbestellung). Sie beginnen aufsässig zu werden, was wiederum zur Folge hat, dass die Lehrer ihnen nicht mehr zuhören. Denn auch Schüler haben gute Ideen und können berechtigte Kritik äußern (wieso nur eine freiwillige Selbstverpflichtung der Wirtschaft zu Schnelltests?).

Da die Lehrkräfte längst den Überblick über eine zunehmend lauter maulende Schulklasse verloren haben, in schlecht vorbereiteten Konferenzen keine Einigkeit mehr erzielt werden, die Schulleiterin nur mahnen kann, aber keinerlei Einfluss auf das Handeln in den einzelnen Klassenzimmern hat, versuchen sie es mit undifferenzierter Strenge (maue Kompromisse, wie z.B. Schließungen, wo sie nicht nachvollziehbar sind) – das funktioniert aber nicht mehr. Es beginnt ein Tumult, warum dürfen die das und ich nicht jenes? Jeder in der Klasse hat nun guten Grund, sich ungerecht behandelt zu fühlen. Die überforderten Lehrkräfte haben längst die Verbindung zur Schülerschaft verloren, wollen aber den Kontakt durch kleine Zugeständnisse wieder herstellen, was aber in einem „zu spät und zu wenig“ gipfelt.

Längst haben sie selbst die Bravsten verloren, die nun im Geheimen ihre eigenen Regeln leben (eine kleine Party mit 10 Leuten, die man kennt, muss ja möglich sein), längst sind andere im offenen Widerstand (Demonstrationen), längst schimpfen alle so laut, dass kein Unterricht mehr möglich ist. Und das inmitten der Abschlussprüfung (dritte Welle). Keiner glaubt mehr, was die Lehrkraft sagt (jetzt müssen wir aber die Kontakte endgültig richtig runterfahren), denn wohin hat es geführt? Mitten in die Katastrophe. Mitten in die 3.Welle. Mitten in neue Mutationen, die schlimmstenfalls nicht durch Impfungen zu kontrollieren sind.

Wer hat nun Schuld an der Misere? Politiker müssen sich eingestehen, dass es hier nicht um die Erhaltung des eigenen Machtanspruchs geht, ganz im Gegenteil, wenn sie so weitermachen, werden sie ihn verlieren. Politiker müssen sich eingestehen, dass sie überfordert sind, fachlich und kommunikativ. Ministerpräsidentenrunden brauchen mehr als fachliche Beratung (die man im Übrigen auch ernst nehmen sollte, alle negativen Entwicklungen wurden von Virologen und Mathematikern vorhergesagt), sie brauchen kommunikative Beratung in Verhandlungsrunden und nicht zuletzt psychologische Beratung, um eigene Interessen und Ängste von dem, was wirklich zu tun ist, trennen zu lernen.

Und wir? Wir müssen uns eingestehen, dass wir eben keine pubertierenden Schüler sind, die sich in Formen von übersteigertem Individualismus auf Freiheiten unserer Demokratie berufen und eigene Regeln entwickeln, sondern erwachsene Mitglieder einer selbstverantwortlichen Gesellschaft, die bereit sind, sich in Solidarität mit den von dieser Pandemie am meisten Betroffenen (Risikogruppen, Kinder, Selbstständige in der Dienstleistung und viele mehr) zurückzunehmen. – Sibylle Käß

 

Ihre Analyse und Ihr Fazit sind wie immer scharfsinnig. Es stimmt, der Fehler liegt aktuell nicht in den Details, sondern im System: wir brauchen nicht nur eine neue Regierung, sondern auch eine neue politische Kultur. Allerdings blenden dabei Sie eins nonchalant aus, nämlich die Verantwortung der Medien im Allgemeinen und die der ZEIT sowie Ihre ganz persönliche im Besonderen. Jahrelang haben Sie die fehlende Haltung der Kanzlerin als „Flexibilität“ und „Pragmatismus“ über den grünen Klee gelobt und ihr ein hervorragendes Krisenmanagement bescheinigt.

Jetzt zeigt sich jedoch, dass ihr Krisenmanagement vor allem darin bestand, Tempo aus einer Sache zu nehmen, um sie dann auszusitzen. An einer wirklichen Lösung der zahlreichen Krisen ihrer Kanzlerschaft oder zumindest an Fortschritten – sei es die Energiewende, sei es die Migrations-„Krise“ – war sie nie wirklich interessiert, denn dazu hätte es mehr bedurft, als Sekundärtugenden: eine klare Haltung und strategische Geduld (im Unterschied zu taktischer Geduld). – Dr. Dirk Kerber

 

Doch, doch Herr Ulrich, da wird schon noch regiert. Fragt sich im Moment bloß , wie regiert wird. Der „Super-Oster-Lockdown“ ist ja nun vom Tisch, die Kanzlerin hat die Verantwortung übernommen und um Verzeihung dafür gebeten. Gebongt, meinetwegen. Leider ändert das nichts an dem Eindruck, dass das Krisenmanagement zunehmend konfus und trotz ellenlanger MPK`s übers Knie gebrochen wirkt. Es verschlimmert den Eindruck sogar.

Ja, tatsächlich ein Unding, dass wieder nach Mallorca gereist werden darf, innerhalb von Deutschland ein Osterurlaub aber fast unmöglich ist. Rechtlich gesehen mag das ja gehen, politisches Gespür lässt es aber sehr vermissen. In Spanien werden die deutschen Urlauber übrigens auch nicht überall als „Gewinn“ betrachtet.

Die regierenden Politikerinnen und Politiker erscheinen zudem mehr und mehr überfordert, wenn nicht gar ratlos und die Kanzlerin möglicherweise zu schwach, zumindest aber erschöpft. Beruhigend ist das nicht, ganz besonders jetzt, wo auch noch die brasilianische „Turbo – Mutation“ aufgetaucht ist. Das Virus überrollt uns gerade, schafft Fakten und das in einem rasenden Tempo. Insofern kann ich Ihnen nicht so ganz folgen, wenn Sie die Unfähigkeit der Politik beklagen, ihr Tempo der Wirklichkeit anzupassen. Ich glaube, dass das schlicht und einfach gar nicht mehr möglich ist.

Wir leben aus guten Gründen in einem föderalistischen Staat. Gerade in dieser Lage halte ich es für richtig, dass schwerwiegende Entscheidungen in der Krise nicht nur von einer Seite aus getroffen werden, sondern unter Berücksichtigung verschiedener Standpunkte und mit einem größtmöglichen Konsens von mehreren. Das ist natürlich anstrengend. Allerdings stimme ich Ihnen zu, wenn Sie feststellen, dass die Politik so wirkt, als wolle sie es sich nicht mit dem eigenen Volk verscherzen und das Wesentliche aus den Augen zu verlieren scheint; ob in diesem Zusammenhang zu sehr auf lautstarke Minderheiten oder gar die AfD geachtet wird, wage ich nicht zu beurteilen.

Völlig richtig ist auch, dass keine Politikerin und kein Politiker, regierend oder nicht, gerade jetzt auf potentielle Wahlergebnisse bei den anstehenden Landtagswahlen und der Bundestagswahl schielen sollte. Hier nicht der Versuchung zu unterliegen, falsche Hoffnungen in der Bewältigung der Corona – Krise zu wecken, würde tatsächlich eine neue politische Kultur bedeuten. Geboten ist das meiner Ansicht nach sowieso, denn ohne weitere Zumutungen wird die Krise auch künftig nicht zu überwinden sein. Der Großteil der Bevölkerung weiß das auch. Da kann die Politik dem eigenen Volk durchaus mehr zutrauen. Egal, wer jetzt regiert oder nach den Wahlen regieren wird darf angesichts der Herausforderung und der Bürde, die die Corona – Krise bedeutet, eines nicht verlieren: den Mut! – Regina Stock

 

„Durch Worte kann der Mensch den anderen selig machen oder zur Verzweiflung treiben, durch Worte überträgt der Lehrer sein Wissen auf die Schüler, durch Worte reißt der Redner die Versammlung der Zuhörer mit sich fort und bestimmt Urteile und Entscheidungen. Worte rufen Affekte hervor und sind das allgemeine Mittel zur Beeinflussung der Menschen untereinander.“ (Sigmund Freud, 1856-1939, österreichischer Psychiater und Neurologe, Begründer der Psychoanalyse) – Klaus P. Jaworek

 

Der Kernaussage: „Die Kanzlerin ist zu schwach“ kann man nur hinzufügen: sie war schon immer zu schwach. Die Mär, dass Frau Merkel als Physikerin „die Dinge immer vom Ende her denkt“, zerplatzt jetzt in ihrer letzten Amtsperiode wie eine Seifenblase. Sie hat als Kanzlerin nie „die Dinge vom Ende her gedacht“, sondern immer situativ gehandelt. Strategische Entscheidungen waren nicht ihre Sache. – Klaus Grieshaber

 

Das Virus regiert. Die Bundeskanzlerin agiert, die Ministerpräsidenten reagieren. Manchmal ist es auch andersherum. Selten aber zugleich. – Ira Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein deutscher Heiland“ von Hanno Rauterberg

 

Als ich vorhin zu Tische ging, sah ich im Vorbeigehen die Artikel-Ankündigung in der Zeit: „Wie braun war Joseph Beuys?“. Sofort dachte ich an die intellektuelle Schlüssel-Frage zur deutschen Vergangenheits-Bewältigung: „Wie braun war damals die Haselnuss?“ Danach fing ich an, zu denken und dachte an eine Aussage von Jeschajahu Leibowitz [29. 01.1993-18.08.1994]: “Intellektuelle sind nicht Menschen, die viel denken, sondern solche, die sich mit Denken ihren Lebensunterhalt verdienen“. Dieses korrigierte ich aber sofort im Kopf: „mit Denken über Denken“ wäre hier besser. Dann fiel mir auf, dass mir Joseph Beuys vollkommen gleichgültig ist. Ich setzte mich hin und ergriff meine Pizza. – Günter Hess

 

Mit jedem Jubiläum anlässlich eines 100. Geburtstags haben wir Gelegenheit zur Begegnung mit unserer Geschichte, mit der Nazizeit, mit ihrer „Überwindung“ und „Verarbeitung“ im Nachkriegsdeutschland. Und wir haben Gelegenheit zur Begegnung mit unserer Vätergeneration, mit den eigenen Wurzeln und weitern Ausläufern in den Lebensgeschichten der Kinder- und Enkelgeneration. Kein Reifezeugnis, wenn in der aktuellen Erinnerung an Joseph Beuys nichts Besseres einfällt als Heldenverehrung. Offenbar gibt es in Deutschland eine starke Sehnsucht nach Verzauberung, Überhöhung, Heilung.

Die Aktualität von Beuys zu beschwören ist ein ungeeigneter Kunstgriff, der das Kunstwerk „Beuys“ genauso wenig lebendig macht, wie ein künstlich von ihm getrenntes Werk Bestand und Gültigkeit beanspruchen kann. Mit dem Tod von Beuys ist auch seine Unmittelbarkeit als Lehrer und als Kunstwerk vergangen. Ein ehrendes Gedenken an Beuys müsste diejenigen in den Mittelpunkt stellen, die er mit dieser Unmittelbarkeit inspiriert hat und die bleibende Kunst geschaffen haben. Oder, wie Hanno Rauterberg schreibt, Beuys als Künstler der Ambivalenz und Amnesie zeigen. Jeder Mensch ist ein Künstler? Als Heilungsversprechen ist dieser Satz unhaltbar. Er war schon immer ein Placebo. Die deutschen Phantomschmerzen bleiben. – Reinhard Koine

 

Hanno Rauterberg hat fleissig recherchiert und ist mit Hilfe von google fündig geworden. Er hat alles gefunden, was Joseph Beuys verdächtig macht, ein Nazi gewesen zu sein und später in diesem Dunstkreis geblieben zu sein. Das ist ihm gelungen, aber mir fehlt das andere: Natürlich hat Beuys sich 1941 freiwillig als Soldat verpflichtet, da war er 20 Jahre alt und wurde von klein auf von Nazi Propaganda bearbeitet. Das habe ich selbst bei meinem Vater erlebt, er war wie alle anderen nicht freiwillig in der HJ. Er hat als 15 Jähriger mit viel Empathie Hakenkreuze in sein Zeichenheft gemalt. Mit 16 Jahren war er stolz, bei der Flak mitzuhelfen.

Das habe ich ihm nie übel genommen. Das wichtige ist doch, was die Generation nach dem Krieg gemacht hat. Hat sie sich den Traumata dieser Zeit gestellt oder sie unter den Teppich gekehrt? Hanno Rautenberg schreibt nicht, dass Beuys jahrelang schwerste Depressionen hatte, es ist anzunehmen, dass dabei auch eine Rolle spielte, für welche schrecklichen Taten er persönlich verantwortlich war. Seine Kunst entstand aus diesen dunklen Jahren, wo er sich und sein Leben komplett in Frage stellte. Und er zog den Schluss daraus, dass die Politik und die Kunst radikal in Frage zu stellen ist. Dieser Wechsel von einem begeisterten Nazi zu einer Person, die es mit grossem persönlichen Einsatz geschafft hat, der Kunst völlig neue Visionen zu vermitteln, verdient mehr Respekt, unabhängig, ob einem die Kunst von Beuys gefällt oder nicht. – Martin Sautter

 

Schon der Titel dieses Artikels möchte auf eine Weise provozieren , die ich bedenklich finde. Da springen die Leute an. Und genau zum Jubiläum gibt es maximale Aufmerksamkeit. Viel Feind , viel Ehr. Hier täuscht sich der Autor (und die ZEIT) gewaltig. Wenn jemand einen weltberühmten Künstler so neben dem angreift, was ihn berühmt macht, dann muss er sich fragen lassen, ob er sich überhaupt sachlich mit ihm auseinander gesetzt hat. Hier wird nicht nur eine andere „frische“ Meinung geschrieben, sondern die Kernfragen des Werks und die Essenz seiner persönlichen Leistung ignoriert. Was Beuys mit „Jeder Mensch ist ein Künstler“ gemeint hat, wird in dem Katalog der neusten Ausstellung der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen umfassend dokumentiert und schlüssig zusammen gebracht mit exemplarisch geistigen Erben aus aller Welt.

Die vielen Ausstellungen zum Jubiläum tauchen in ihrem zeitgenau platzierten Artikel nicht auf. Wenn man 10 000 namhafte Künstler der 1. Hälfte des 20ten Jahrhunderts befragte, wer sie am stärksten beeinflusst bzw. in der Arbeit inspiriert habe, so weisen sie in eindeutiger Mehrheit auf Picasso. Dasselbe passiert in der 2ten Hälfte mit Sicherheit mit Josef Beuys. Es wäre ein leichtes , Picassos Charakterfehler, seine Sicht der Frauen und einiges andere in Grund und Boden zu kritisieren, aber das ist Bildzeitungsniveau, kaum besser als die Kritik an den Jacken der Bundeskanzlerin anstatt an ihrer Politik. So geht es in dem Artikel munter um Fettecken, die weg können, ohne einen Funken von Verständnis dafür, auf welche Weise Beuys vielfältig dokumentiert seine und jede Kunst als geistigen Akt in der Auseinandersetzung mit der Welt definiert hat.

Das ist Basis. Fehlte nur noch der Spruch, dass Kunst von Können kommt. Lesen sie wenigstens den Katalog der Ausstellung. Ich kenne Beuys persönlich, ohne sein Freund zu sein. Ich habe einiges zu kritisieren an seiner Art als Lehrer, als „Guru“ und erst recht als Politiker (da ist er grandios gescheitert). Ich bin kein Jünger,der ihn anbetet (die gab es allerdings). Aber ich bin nicht so begrenzt, seine immense künstlerische Wirkung auf Künstler und Rezipienten ein halbes Jahrhundert lang und in der ganzen westlichen Welt auf braun herunter zu schreiben, um mir in einem Fenster der Aufmerksamkeit einen Namen zu machen. – Tilmann Krämer

 

In Ihrem Beuys Artikel schreiben Sie vom entschiedenen Willen zum Unbestimmten und vom hingeraunten Geheimnis, in dem alles mit allem verbunden sein kann. Diese Beschreibungen treffen vor allem auf Ihr Verständnis von Kulturjournalismus und Kunstkritik zu, das in der „Zeit“ eigentlich nichts zu suchen hat und auch den toleranten und langmütigen Abonnenten schon lange auf die Nerven geht. Haben Sie denn gar nichts aus Ihrem Interview mit Boris Groys vor über 20 Jahren gelernt? Keine Ihrer Behauptungen ist gründlich recherchiert, Ihre Spekulationen, Zuspitzungen und Kontextverweigerungen sind unseriös, Sie plappern eigentlich nur Hans Peter Riegels stillose, dümmliche Biographie nach. Die Kunst und das frische, neue Denken des Bildhauers Beuys, sein Denken in Prozessen und in der Verkörperung (nicht Illustration) von Prozessen untersuchen Sie nicht; daß dieses Denken schließlich hin zum Nachdenken über Politik und Gesellschaft führte war konsequent.

Nichts war Beuys wichtiger als die Kreativität eines jeden von uns. Und das soll braun sein? Viele Kasseler Bürgerinnen und Bürger bewahren und versorgen sein Projekt „7000 Eichen“, Kassel grünt. Ihre Schilderung dieses jahrelangen Werkprozesses ist nicht nur verkürzt, sondern falsch. Wohlfeile Polemik überall. Warum lässt die „Zeit“ nicht richtige Köpfe über Joseph Beuys schreiben, Thomas E. Schmidt z.B.? Vor 10 Jahren wurde Beuys retrospektiv und umfassend hier in unserer Kunstsammlung NRW mit der Ausstellung „Parallelprozesse“ untersucht. Wenn Sie nun, Herr Rauterberg, so unzufrieden mit den wichtigen Ausstellungen zu Beuys in diesem Jahr sind, dann kuratieren Sie doch selber eine Schau. Sicher werden Ihnen wichtige Werke dafür gerne ausgeliehen, denn man schätzt Sie, nimmt Sie ernst. Ha ha. – Markus Kottmann

 

Danke für Ihre Würdigung Joseph Beuys´. Leider erwähnen Sie nicht, dass dieser Künstler auch die grassierende Pandemie prophetisch thematisiert hat. „Zeige deine Wunde“ist von Joseph Beuys ist die Kunstinstallation, die unsere aktuelle Coronakrise („365 Tage ohne“) deutet, indem sie ein neuzeitliches „Memento mori“ verkörpert, das auf unser aller Krankheit, Schwäche, Alter und Sterblichkeit verweist. Beuys betrachtete den – in unseren Tagen leergefegten – öffentlichen Raum als „Krankenzimmer“, in dem der Betrachter seiner eigenen Vergänglichkeit gewahr wird. 1976 stolperte der Fußgänger mitten im hektischen Alltagsgetriebe der Münchener Maximilianstraße auf einen großen, klinisch anmutenden Raum, in dem sich u.a. zwei Leichenbahren, mit Fett gefüllte Zinkblechkisten, ein Fieberthermometer und ein Reagenzglas mit Vogelschädel befanden.

Zwei schwarze Schultafeln waren in Kinderschrift von Beuys mit Kreide bemalt: „zeige deine Wunde“.Der Künstler erklärte zu seiner Rauminstallation: „Zeige deine Wunde, weil man die Krankheit offenbaren muß, die man heilen will. Der Raum […] spricht von der Krankheit der Gesellschaft.“ Das Kunstwerk bleibe nicht bei der Verwundung stehen; es enthalte darüber hinaus „Andeutungen, daß die Todesstarre überwunden werden kann.“ Etwas sei „angelegt, das, wenn man genau hinhört, einen Ausweg weist.“ Jeder kann heute im Münchener Lenbachhaus dieser Erfahrung von vor 45 Jahren nachspüren, auch weil Bayern in der Coronakrise derzeit besonders verwundet ist. – Felix Evers

 

Danke, liebe ZEIT, lieber Herr Hanno Rauterberg, für den so „aufklärerischen“ Artikel über den „braunen“ Beuys…. War er mit dem SPIEGEL, mit Frau Ulrike Knöfel, abgesprochen?… Jedenfalls Hut ab vor diesem „Qualitätsjournalismus“ aus Hamburg… – Gerd Hornung

 

Was für ein wunderbar scharfsinniger Artikel! Kritisch, ausgeglichen, witzig und würdevoll. Herzlichen Dank! – G. Jungbluth

 

Schamane, Scharlatan, Befreier, Heiland, Nazi – und nun auch noch (unter Amnesie leidender) Querdenker? Mit jedem neuen Text über Beuys wird klarer, dass er sich zu Recht lustig gemacht hat über die konventionelle Kunstrezeption. Bitte Ihren Artikel nochmals am 1. April veröffentlichen. Da passt er am besten hin. – U. Elsner

 

Wer ordentlich im Leben der anderen herumkramt, der dürfte immer fündig werden. Joseph Beuys (1921-1986) Akitonskünstler, Zeichner, Bildhauer und Professor an der Kunstakadmie Düsseldorf hatte bestimmt auch dunkle und düstere Seiten im Leben. Geboren zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg und in sehr unruhigen bzw. sehr braunen und düsteren Zeiten aufgewachsen. Ich bin glücklicherweise nach dem zweiten Weltkrieg geboren, mein Vater (Jahrgang 1926) sprach nie über den Krieg, und mein Schwiegervater (Jahrgang 1920) erzählte laufend von diesen schrecklichen Zeiten.Beide mussten nach dem Krieg mit ihren Familien ihre Heimat (Schlesien bzw. Böhmen) verlassen.

Zurück zu Joseph Beuys, der bald seinen 100. Geburtstag feiern könnte. Vielleicht war er doch mehr ein Scharlatan, denn ein Künstler, vielleicht oder bestimmt sogar, war er auch beides. Er verkaufte einfach den geldgeilen Reichen im Lande, Dinge des altäglichen Lebens als seine Kunst, warum auch nicht! Damit hatte er Erfolg. Wie schrieb der Spiegel in seiner Ausgabe Nr. 12 vom 20.3.2021: „Beuys erklärte fast nie, warum und wozu er tat, was er tat!“ Ich sage und schreibe dazu: Warum sollte er auch erklären, was er tat und wozu er das tat? – Klaus P. Jaworek

 

Mit Entsetzen habe ich den Beitrag über Joseph Beuys gelesen. Warum fühlt sich der Schreiber berufen, ein international anerkanntes Genie dermaßen mit Schmutz zu überziehen? Hat er nur nichts verstanden? Ist es Neid wegen Mangels an eigener Kreativität? Joseph Beuys war ohne Zweifel Naturschützer, das kann selbst dem dümmsten Kritiker nicht entgangen sein. Er war überzeugter Grüner, ich habe damals mit ihm gesprochen. Ihn mit AfDlern gleichzustellen, ist auf unfassbar absurde Weise neben der Realität. Ihn mit den jetzigen „Querdenkern“ gleichzusetzen, ebenso, geradezu verblendet von einem unerklärten Hass. Dass Zitate wie „Jeder Mensch ist ein Künstler“ aus dem Zusammenhang der sozialen Plastik genommen und dumm nachgequatscht werden, ist schlechter Journalismus und peinlich. Was ist falsch am Versuch, zur Verbesserung der Gesellschaft beitragen zu wollen? Ihn in eine Art Nazilicht zu stellen, ist in beschämend Effekthascherei.. „Frohgemut ging er zur Wehrmacht“. Was für eine kurzsichtige Darstellung über einen 20jährigen Bengel, der in einer vollkommen verseuchten Welt aufwuchs.

Hat der Schreiber von seinem Entwurf zum Auschwitz-Denkmal gehört? Sowas macht kein Nazi. Ich bin 1955 geboren, in meiner Jugend war ich von Erwachsenen umgeben, die fast alle eine Nazivergangenheit hatten. Nicht viele hatten vorher die Einsicht und den Mut z.B. der Geschwister Scholl. Die alten Nazis waren nachher leitende Beamte, Richter, Lehrer, fast alle eben. Das war ein durchgehend verlogenes Deutschland. Jemanden, der das anprangert, jetzt als von braunem Gedankengut geleitet darzustellen, ist nicht nachvollziehbar. Die allermeisten, die nachher behaupteten, eigentlich Gegner der Nazis gewesen zu sein, haben einfach gelogen. Aber um das zu wissen, ist der Schreiber ja zu jung. Möge er sich zurückhalten, über Zusammenhänge zu schreiben, die er nicht versteht. Wer mit Schmutz um sich wirft, bleibt selbst nicht sauber. – Herbert Lorbach

 

Hanno Rauterberg erhebt in seinem Artikel „Ein deutscher Heiland“ einige Vorwürfe gegen Beuys, die ich für ungerechtfertigt halte. Rauterberg beleuchtet die „düsteren Seiten“ bei Beuys, dabei rückt er ihn in die Nähe von Aluhut-Trägern, Querdenkern oder AFD und konstatiert eine „bräunliche Grundierung“. Für seine Argumente liefert Rauterbach keine Quellenangaben und leitet aus Beuys Zitaten oft eigene Interpretationen und Unterstellungen ab. Natürlich darf man die politischen, weltanschaulichen Ansichten von Beuys kritisch beleuchten und hinterfragen. Es bleibt die Frage, ob man diese Ansichten von seinem künstlerischen Werk trennen kann. Ich meine, man sollte sie nicht isolieren, aber diese im Kontext der damals vorherrschenden gesellschaftspolitischen Debatten betrachten.

Dass viele Beuys als einen „Jahrhundertmenschen“ sehen, kann man Beuys selbst nicht vorhalten. Wenn man seine künstlerische Arbeit bewertet, kommt man kaum daran vorbei, Beuys als Ausnahmekünstler zu verstehen, der auf vielen Feldern Erneuerungen bewirkte. Wenn Beuys nur als Zeichner und Produzent von Arbeiten auf Papier in Erscheinung getreten wäre, blieben diese Arbeiten mit ihrer außerordentlichen Sensibilität von herausragender Bedeutung. Wenn er nur als Bildhauer und Produzent von plastischen Werken und Objekten tätig gewesen wäre, hätte er durch die Einführung ungewöhnlicher Materialien den Begriff von Plastik erweitert.

Wenn er nur Multiples, plastische Bilder und Collagen hergestellt hätte, würde er auch hier z.B. durch den Gebrauch armer, alltäglicher Gegenstände eine wichtige Rolle in diesem Sektor einnehmen. Als Performer und Aktionskünstler ist sein Einfluss auf Künstler*innen in diesem Feld bis in die Gegenwart abzulesen und wenn Beuys nur als Lehrer an der Akademie gewirkt hätte, wäre seine Rolle als Förderer und Ausbilder von Künstler*innen festzuhalten, die ihrerseits künstlerische Weiterentwicklungen vorangetrieben haben. Dass ein Künstler allein auf diesen fünf Feldern eine so herausragende Position einnimmt, bestätigt seinen Ausnahmestatus.

Dass ein solcher sich auch noch in politische Auseinandersetzungen einmischte, wurde ihm kaum verziehen. Rauterberg zitiert den Bildhauer Manfred Sieler, als ein Beispiel für Kollegen, die Beuys ablehnend gegenüber eingestellt waren. Wer kennt noch Manfred Sieler? Hat er auch nur annähernd eine vergleichbare Bedeutung für die Kunstgeschichte wie Beuys? Heute scheint der Einfluss von Beuys auf junge Künstler gerade in seiner Rolle als politischer Aktiviist zu liegen, auch wenn sie sich nicht ausdrücklich auf ihn berufen. Beuys hat den Kunstbegriff tatsächlich erweitert, ob es einem in den einzelnen Inhalten gefällt oder nicht. Solange die Werke und die Person Joseph Beuys weiter die Gemüter erhitzen und kontroverse Diskussionen auslösen, sind sie noch nicht ganz erkaltet, fließt der Honig noch in alle Richtungen. – Michael Behn

 

„Wie braun war Joseph Beuys?“, titelt die Nummer 13 der Wochenzeitung DIE ZEIT rechts außen am Rand und und frei nach dem Motto -nicht kleckern sondern klotzen- wie es zu Zeiten meiner Großmutter, einer Cousine der Mutter vom „Mann mit dem Hut“, dem Jupp, gern hieß, liefert der Autor HANNO RAUTERBERG die Antwort mit den zwei Sätzen „Der Künstler wird 100 und als Lichtgestalt gefeiert. Wenn da nicht seine dunkle Seite wäre“, gleich mit.

Marion Gräfin Dönhoff, im März vor 19 Jahren gestorben, Chefredakteurin und Mitherausgeberin dieses Blattes, hätte sich, ein Pardon für diesen Ausdruck, „im Grabe umgedreht“, ob diesen reißerischen Zeilen. Mitte der 50er Jahre hatte sie aus Protest die Redaktion verlassen und gekündigt, als rechte Schreiberlinge und Altnazis die Oberhand in der Hamburger Redaktion ergriffen, konnte etwa ein Jahr später wieder zurückkehren und liberale Töne in der ZEIT erklingen lassen, aber was hat Hanno Rauterberg geritten, seines Zeichens Vizechef im Ressort Feuileton, eine solche Schreibe zu verfassen?

Verwirrt und fassungslos lassen mich seine Zeilen zurück und finden ihren Widerhall darin, dass ich aus seiner Promotionsarbeit zur Frührenaissance, das Wort „FÜHRERRENAISSONCE“ kreiere und bei Speersort, dem Redaktionssitz, wohin er zurück gekehrt ist, an Albert Speer, Hitlers Vorzeigearchitekten und Rüstungsminister denke. Als junger Soldat der Luftwaffe saß Joseph Beuys in einer Stuka, die Maschine stürzte 1944 auf der Krim ab. Er hat die Kriegszeiten, das Trauma einer ganzen Nation, auf kreative, auf seine persönliche Weise verarbeitet, hat schamanische Züge entwickelt, war sperrig, ein bißchen crasy, hat sich auf Irrwege begeben und es und sich, mit seiner Kunst nicht immer leicht gemacht, aber warum in Gottes Namen bekommt er dafür VON HANNO RAUTERBERG sein rechtes Fett wech?

Joseph Beuys war Bildhauer, Zeichner, Kunsttheoretiker, Performancekünster und Professor an der Akademie in Düsseldorf. Er war vieles, aber ein Radikaler in der rechten Ecke war er nicht. „Wir sind Papst“ titelte einst die Bildzeitung, und mit „Ein deutscher Heiland“ ist der Artikel im Feuilleton der ZEIT überschrieben und zeigt den Künstler Joseph Beuys mit ausgebreiteten Armen auf einem Berg, während HANNO RAUTERBERG wie wild mit Begriffen um sich schmeißt was das Zeug hält, versucht aus ihm einen Aberglauben Versprühenden zu machen, einen potentiellen Querdenker-Demonstranten, einen neonationalen Aktivisten, Impfgegner, Spiritualisten und was weiß ich noch alles. Bei alledem und alledem, lieber Herr Rauterberg „und trotz vieler brauner Kreuze“, eine braune Vergangenheit hat Joseph Beuys nicht, aber eine „dunkle Seite“ hat im Beuys’schen Sinne, jeder. – Titus Grall

 

Ihren Artikel zum „Überkünstler“ Beuys habe ich mit Interesse gelesen. Zunächst mal denke ich, dass Linke und Grüne, die sich etwas informieren, bereits wussten, dass Beuys eine Vergangenheit wie viele seines Jahrganges hatten. Und dass er sich ausgiebig mit Anthroposophie beschäftigt hat, und daraus auch geschöpft hat, dürfte nur den wenigsten verborgen sein. Wenn es von Ihnen hier wieder erwähnt wird, dann kann es also nicht wirklich um Aufklärung gehen. Ich denke, wenn sowas wie Verehrung für Beuys gepflegt wird, hat es weniger mit diesen Zusammenhängen oder Zuordnungen zu tun, sondern meist mit einer Suche nach einem Ausweg aus der Polarität von Ost und West, Sozialismus und Kapitalismus; wo, wenn eine halbwegs funktionsfähige Balance zwischen beidem gefunden wird, meist die Lebensfähigkeit unseres Planeten und seiner Biosphäre geopfert wird. Und zu Zeiten einer Pandemie wird es insgesamt noch etwas mehr auf die Spitze getrieben; getrieben auch mit dem Beschleunigungswerkzeug Digitalisierung.

Ich, Jahrgang 1957 beobachte das alles aus einer Perspektive der politischen Mitte und dem Eingebundensein in unsere konventionell-materielle Welt, wenn auch ein bisschen mit dem Gefühl des Gefangenseins. Die Brüder meines Vaters, der brav im WK2 kämpfte, ohne je ein Nazi zu sein, verlor einen Bruder durch die Nazis und einen durch die Moskauer Kommunisten und war Zeit seines Lebens Sozialdemokrat. Ich allerdings habe meine Kinder in die Waldorfschule geschickt und mich ausgiebig mit deren geistiger Grundlage und dem organisatorisch-ideologischen Fundament beschäftigt, eine interessante Epoche, in der ich einiges an deutscher Kulturgeschichte interessanter finden konnte als durch Schulbildung. Es hat mich nicht zum Aluhutträger oder Freund brauner Ideen gemacht, auch nicht zum Nationalisten, eher zu einem weltoffenen Mitteleuropäer; so schätze ich auch 90% des dazugehörigen Milieus ein.

Die Aussagen von Beuys über Kapitalismus, Staatskapitalismus und Parteien an sich, über den Geldbegriff und die immanente Korrputionsneigung bis in alle Verästelungen sind wichtig und ernst zu nehmen und sie markieren bis heute nur einen Anfang, seither ist wenig neues passiert. Von Beuys‘ FIU hört man weniger als von den Waldorfschulen (wobei diese aus meiner Sicht völlig unpolitisch und unideologisch sind). Neulich war ich gerade noch in einer Beuys-Ausstellung in Ulm. Zwei Sätze sind mir seitdem wieder besonders im Bewusstsein: „Ich ernähre mich durch Kraftvergeudung“ „Ohne die Rose tun wir’s nicht; da können wir gar nicht mehr denken.“ Ich weiß nicht so recht, wo das hinführen soll, wenn man Ihrem Rat folgt, sich mit „den Irrwegen des Idealismus“ zu beschäftigen. Gibt es die nur im Idealismus? Man kann statt so mancher teuren Hobbys sich auch mal 1 Jahr lang sprachlich mit Hölderlins Patmos auseinandersetzen. Oder auch Novalis hat originelle Ansätze formuliert wie diesen: Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren, / Sind Schlüssel aller Kreaturen, Wenn die so singen, oder küssen / Mehr als die Tiefgelehrten wissen

Wenn sich die Welt ins freie Leben, / Und in die Welt wird zurückbegeben, Wenn dann sich wieder Licht und Schatten / Zu echter Klarheit wieder gatten Und man in Märchen und Gedichten / Erkennt die wahren Weltgeschichten, Dann fliegt vor Einem geheimen Wort / Das ganze verkehrte Wesen fort. Was wir heute zu sehr leben, ist eine Aneinanderreihung fauler Kompromisse, Aufschübe in der Angst vor großen Umbrüchen, Mittelmäßigkeit als Grundgesetz mit der Tendenz zum Herunterwirtschaften. Auch bei mir selbst sehe ich Mutlosigkeit. Und da wird auch die tollste Technik keine Rettung bringen, nur weitere Verstrickungen. Vor einem Jahr erschien ein zweibändiges Buch von Habermas, der wichtigste Satz darin (bin noch lange nicht fertig):

Wir begegnen einem Fatalismus, der sich in dem Maße ausbreitet, wie sich die Menschheit in die Komplexität der unbeherrschten Nebenfolgen ihrer selbsterzeugten ökonomischen und technologischen Wachstumsdynamik verstrickt. Man kann das einfach nicht in eine andere Sprache übersetzen. Es dürfte mal wieder etwas mehr Beuys sein, natürlich nicht seine Wiederholung, das leisten die Ausstellungen wohl kaum. Aber Erinnerung tut gut, da war doch mal was. Andere Zeiten. Und Nietzsches Zaratustra ist auch zu empfehlen – siehe auch die Anlage . – Uwe Mannke

 

Es ist bedauerlich, dass die Zeit eine ganze Seite dafür opfert, um Beuys in die braune Ecke zu stellen! Noch dazu, wo der Autor seine Argumente teilweise selbst entkräftet, so als hätte er doch ein bisschen ein schlechtes Gewissen. Ich schreibe hier, weil ich Beuys-Fan bin, aber auch weil dieser Artikel so typisch für unsere Cancel-Gesellschaft ist und mich deshalb zu ein paar Anmerkungen reizt.

Beuys ist ein hochbegabter bildender Künstler im klassischen Sinne, was man an seinen frühen Arbeiten und Zeichnungen unschwer erkennen kann. Sein großer Verdienst ist aber, dass er dafür eingestanden ist, dass das Leben mehr Dimensionen hat, als die damalige Wirtschaftswundergesellschaft glauben machen wollte. Ohne 68er, aber auch Menschen wie Beuys, wäre die BRD heute nicht so liberal, divers und an Nachhaltigkeit interessiert.

Niemand zwingt einen die Kunst von Beuys und sein anthroposophisches Weltbild gut zu finden. Woher kommt dann der Moralismus? Sympathisiert der Autor mit Hilal und Varatharajah, für die ja ein Großteil von uns Nazihintergrund hat? Dies ist eine Binsenweisheit, es sei denn sie wird missbraucht, um Schuld zuzuweisen. Einen solchen Artikel rechtfertigt sie nicht. Wie kann Hanno Rautenberg eine Bezug zwischen Josef Beuys und QAnon erfinden? Versteht er nicht den Unterschied zwischen Spiritualität und Verschwörungstheorie? Ist das nicht total übergriffig, zumal der Gescholtene sich nicht mehr wehren kann? Und dann die Kritik mit einem Wortspiel, dass Beuys ein Führer gewesen sei. Die Welt leidet heute eher an Führungspersönlichkeiten. Angela Merkel ist z. B. eine große Führerin. Rückt sie das deshalb in die Nähe der Nazis?

Leider kommt es derzeit wieder in Mode, den moralischen Zeigefinger zu heben, wenn einem der Andere nicht passt. Eine missverstandene Digitalisierung ist in den Köpfen angekommen. Es gibt nur noch Null und Eins. Das ist so wider die menschliche Natur mit ihrer Individualität und mit ihren Gefühlen. Die Gemeinschaft kann nur funktionieren, wenn das simple Prinzip von These, Antithese und Synthese akzeptiert wird. Der sich verbreitende Verlust an Diskussionskultur ist sehr gefährlich und nicht zuletzt schuld an der Gefolgschaft von Trump und Co.. Ich hoffe deshalb, dass die Antithese zu Hanno Rautenberg, am besten von einem Beuys-Experten und -Verehrer in einer der folgenden Ausgaben der Zeit erscheint. – Dr.-Ing Friedrich Curtius

 

Ein erfrischend aufklärerischer Artikel! Endlich wird der Säulenheilige, für den Beuys sich gehalten und als der er sich mit viel Getöse installiert hat, vom Sockel gestürzt. Beuys‘ Nazi-Vergangenheit wird nicht beschönigt, sondern deutlich benannt; und die Kontinuität seiner tiefbraunen Gesinnung lässt sich erkennen. Das lässt mich hoffen, dass auch andere esoterische Säulenheilige, deren Heiligenscheine längst Risse bekommen haben, nicht mehr lange auf ihren Sockeln bleiben. Zum Beispiel Beuys‘ Religionsstifter Rudolf Steiner, der sich selbst als „Menschheitsführer“ installiert, sich für eine „Jesus-Reinkarnation“ gehalten und eine tiefbraune Sekte gegründet hat. – Gerlinde Heinze

 

Vielen Dank für diesen pointierten Artikel von Hanno Rautenberg. Immer wieder habe ich mir Beuys-Ausstellungen angesehen, ich bin also ein Fan. Doch ist es mir gerade deshalb sehr wichtig, dass differenziert und auch kritisch über ihn berichtet wird. Ich habe bei Ihnen vieles gelesen, was ich bislang nicht wusste, über manches muss ich erst einmal gründlich nachdenken. Beuys hätte das bestimmt gefallen. Er war ja sehr dafür, die üblichen Gewissheiten immer wieder zu hinterfragen und nichts für selbstverständlich zu halten. Insofern könnte man Ihre Kritik an Beuys auch als Beuys-Erbe verstehen. In jedem Fall freue ich mich schon auf die Ausstellung in Köln, um mein Bild dieses Künstler neu befragen zu können. – Carla Bogner

 

Als ich Ihren Beuys-Text las, war mir ein wenig mulmig. Schon als Jugendlicher war ich zur Dokumenta gereist, um Joseph Beuys kennenzulernen. Auch meine Frau hält große Stücke auf sein Werk. Insofern waren wir zunächst empört, hier einen Künstler kennenzulernen, der mit unserem Beuys wenig zu tun hat. Aber vielleicht braucht es solche kritischen Texte, schon zu Lebzeiten war Beuys ja umstritten. Und ich habe es immer so empfunden, daß der Streit zu seiner Kunst dazugehört.

Sein anthroposophisches Weltbild war mir zwar vertraut, ebenso der Mythos der Tartarenlegende. Aber erst jetzt bei der Lektüre ist mir so richtig klar geworden, welche gesellschaftliche Entlastungsfunktion von dieser Erzählung ausgeht. Danke für diese Einsicht! Und danke, dass Sie sich so wohltuend differenziert und klar mit Beuys befasst haben. Ich vermute, dass es den Museen nicht gelingen wird, ihn von so vielen Seiten zu betrachten. Dafür braucht es schon eine gute Zeitung. – Jochen Roth

 

In den 60ern war ich Student in der Klasse von K.O. Götz an der Kunstakademie Düsseldorf und bei vielen der Veranstaltungen von Beuys. Er hatte leichtes Spiel, denn seine Ideen waren ungewohntes Neuland und lösten bei den meisten bestenfalls phänomenales Grübeln, Zweifel oder Bewunderung aus. Er selbst beherrschte das Spiel der Geheimniskrämerei gekonnt und freute sich diebisch, dass man ihn nicht verstand.

Aber er erlag seiner eigenen Strategie, indem er seine Ideen verabsolutierte. Dass die Berufung auf Intuition keine Rechtfertigung für die Umgehung des Präfontalen Cortex sein kann, überging er einfach. Insofern halte ich seine Großprojekte und deren Ansprüche für irrelevant, die kleinen Objekte nicht minder, den größten Teil seiner Zeichnungen für Planskizzen und seinen bekannten Slogan kann man auch umdrehen: Wer kein Künstler ist, ist nach Beuys auch kein Mensch.

Zu seinen Kontakten mit Altnazis: Beuys hatte m. E. den Versuch unternommen, die Geschichte zurückzudrehen und bei seiner Geburt oder Jugend noch mal anzufangen. Das befreite ihn von den Umständen der Nazizeit, denn die gab es ja in seinem Geschichtskonstrukt noch nicht. Also konnte er sich mit deren Protagonisten treffen, wahrscheinlich noch mit dem Motiv, tatsächliche Geschichte zu relativieren. Aber das sind Illusionen auf dem Boden seiner totalitären Kunstwelt. Bleiben Posing und Pseudo-Mythen, und – das gebe ich zu – Anregungen für das Denken über den Kunst…fast hätte ich markt geschrieben. – Christoph Müller-Luckwald

 

Ich wollte Ihnen kurz schreiben, dass ich Ihren Beuys-Text mit wachsender Begeisterung gelesen habe. Oft hatte ich mich gefragt, was diesen Künstler eigentlich beschäftigt hat und vor welchem geistesgeschichtlichen Hintergrund seine Kunst zu verstehen ist. In den Museen und in vielen Texten, das ist mein Eindruck, wird Beuys verklärt. Man will in ihm ein großes Rätsel sehen. Bei Ihnen wird das Rätsel gelöst. Sie sprechen viele unbequeme Wahrheiten an, aber ohne die Kunst oder den Künstler bloßzustellen. Im Gegenteil, ich habe mich von Ihnen eingeladen gefühlt, mir Beuys einmal wieder gründlicher anzuschauen. Eine im wahrsten Sinne anregende Lektüre. Vielen Dank dafür! – Joachim Heller

 

Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel vom 25.03.21 über Josef Beuys gelesen und mir ist die Indifferenz dieser Person Beuys nochmals anschaulicher und erklärbarer geworden. Meine Baumschutzeinführungsaktion 1981 hatte eine große Nähe zu Frau Dr. Rhea Thönges-Stringaris, die in Kassel eine der wichtigsten Vertrauten von Beuys war.

Engagement für eine Baumschutzsatzung für privates Grün in Kassel 1981: Mein langjähriges Engagement für Privates Grün mündete im Jahr 1981 in die Bundesgartenschau in Kassel. Ich erhoffte mir ein verändertes Bewusstsein und versuchte, im Alleingang Unterschriften für mein Vorhaben zu sammeln. Als ich etwa 600 Unterschriften zusammen hatte, gab ich diese der Stadtverordnetenversammlung. Die Parteien gaben mir abschlägige Antworten bis auf die damals neu gegründeten Grünen in Person der Stadtverordneten Dr. Rhea Thönges-Stringaris, damals schon Vertraute von Josef Beuys. Sie hatte mir zugesagt, mein Projekt als Vorlage in die Stavo einzubringen. Da diese Partei unter chronischer Arbeitsüberlastung litt, erfolgte nichts.

Umso erstaunter war ich, als ich dann im September 1981, drei Monate nach meiner Initiative, von Beuys Idee, 7000 Eichen in Kassel zur documenta 7 zu pflanzen, hörte. Dass der Titel „Verwaldung statt Verwaltung“ entstand, verwunderte mich und ich fragte mich, ob dies eine Reaktion auf meine Aktion im Hinblick auf Verwaltung (Baumschutzsatzung) war. Es freute mich doch sehr, dass der Umkehrschluss aktiv Bäume zu pflanzen, also zu Verwalden, in Kassel fruchtete und in der folgenden Zeit Bäume ein wichtiges Gesprächsthema wurden, sowohl was ihre Zustimmung anbelangte als auch ihre heftige Ablehnung. – Ingrid Pee

 

„Jeder Mensch ist ein Künstler“ ; diese Aussage stammt von Friedrich Schleiermacher (1768-1834); sie ist eingebettet in eine zentrale Bewegung der deutschen Geistesgeschichte, der Romantik und abgeleitet aus Schleiermachers Ethikkonzept in Engführung von Philosophie, Kunst und vor allem Religion. Das Diktum bezieht sich auf einen erweiterten Kunstbegriff, der die dem Menschen innewohnenden kreativen Potenziale – heute würde man von Selbstverwirklichung sprechen – einschließt. Es geht Schleiermacher in der „Ästhetik“ vor allem auch um die psychologischen Prozesse des Kunstschaffens, um „Selbstmanifestation“ des Künstlers (Helmut Mauro´, SZ v. 21.8.2018).

Das einleitende Zitat stammt aus: Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher: Ästhetik (1832/33.). Über den Begriff der Kunst (1831-33), Hrsg. Von Holden Kelm. Meiner Verlag, Hamburg 2018, 561 Seiten, vgl. ferner Udo Kultermann, Geschichte der Kunsttheorie, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt,1987,.S141 mit weiteren Nachweisen. Hanno Rauterberg verweist in seinem Beitrag im Zusammenhang mit dem 100. Geburtstag von Josef Beuys u.a. auf die Ambivalenz des Künstlers, auf seine Prägungen, Anleihen und auf die entstandenen Mythen und Legenden und auf die sich anbietende Gelegenheit, aus aktuellem Anlass eine Gesamtwürdigung von Person und Werk vorzunehmen.

Bei den zur Zeit stattfinden und geplanten flächendeckenden Feierlichkeiten, bei der Würdigung von Werk, erweitertem Werkbegriff und charismatischer Persönlichkeit des „Hoffnungsträgers“ (Karlheinz Schmid, Kunstzeitung, Februar/ März.2021 Nr.291) und des „Befreiers“ (April 2012, Sonderbeitrag des Kunst Magazins ART) böte sich eine Gelegenheit an Friedrich Schlegel zu erinnern und eine mögliche Prägung des Meisters durch Friedrich Schleiermacher in die von Hanno Rauterberg vorgeschlagene Gesamtwürdigung einzubeziehen, zumal die zentrale Ausstellung in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen unter dem Motto steht Josef Beuys „Jeder Mensch ist ein Künstler“. Friedrich Schleiermacher war u.a. ein philosophisch ausgerichteter Theologe, der auf der Basis der Aufklärung ein neues Verständnis von Vernunft und Glaube suchte. Seine die Kunst und Künstler betreffende Aussage beansprucht die ihr zukommende Geltung. – Dr. Dieter Rübsaamen

 


 

 

Leserbriefe zu „Suchbild ohne Chefin“ von Marc Brost und Jakob Simmank

 

Peinliche Stille statt Osterruhe. Diese Regierung hat definitiv ausgedient. Merkel fehlt die Autorität, die Tollpatschminister Scheuer, Spahn und Altmaier wursteln vor sich hin, Söder bellt selbstgefällig aus dem Hintergrund. Falls Ihnen meine Bemerkungen respektlos erscheinen: Ja, ich schüttle den Kopf ob eines Gesundheitsministers, der während der Pandemie Immobiliengeschäfte tätigt – um dadurch seinen eigenen Rettungsschirm aufzuspannen. Mir ist schleierhaft, weshalb Unternehmer und Solo-Selbstständige noch keinen Cent erhalten haben.

Mir fehlt jegliches Verständnis für raffgierige Parlamentarier, die sich „Volksvertreter“ nennen. Ihnen sollte eine Ausgangssperre auferlegt werden – nicht den denjenigen, die mit ihren Steuergeldern die Forschung unterstützt haben, aber noch lange auf eine Impfung warten müssen (derweil sich einzelne Spitzen von Politik und Verwaltung schamlos bedienen). Zur Zeit der Griechenland-Krise grassierte in Deutschland der Witz über „die neue Währung“ des europäischen Partners: Fiasko, Debakel und Desaster. Die drei Bezeichnungen passen heute zu Impfung, Masken und Teststrategie des „Entwicklungslands Germany“. – Karin Unkrig

 

Ich sehe mich nun nach mehreren Jahrzehnten kritisch und politisch interessiert, war nie auf einer Demo, habe eigentlich immer gewählt und sogar bis vor der Pandemie die Regierung Merkel (als Nie-CDU-Wähler) schätzen gelernt. Aber die „Bewältigung“ dieser Naturkatatrophe hinterläßt einfach nur noch Groll! Das hochnäsige „Dafür sind Sie nicht zuständig“ oder das „Das kann man auf Deutschland nicht übertragen“ erzeugt einfach nur noch Wut. Man „entscheidet“ aus Unwissen, weil man so hochnäsig ist und meint Studien zum Infektionsgeschehen nicht zu benötigen. Und was hat sich eigentlich geändert zu Königszeiten, als die Landesfürsten es dem König schwermachten?!? Diese Inkompetenz-Kompetenz ist nicht mehr auszuhalten. Wenn die Wahlen im September nicht ein „Blutbad“ werden, sollte das sehr überraschen… – Wolfgang Michel

 

„Eigentlich wusste man früh, wie die Corona-Krise zu bewältigen war…..“ Ja, Respekt sage ich! Respekt. DIE Zeit(man) wusste früh, wie die Corona-Krise zu bewältigen war? Dieses Wissen dürften Sie wohl exklusiv haben. Haben Sie es nicht ein Bisschen kleiner? In den EU-Staaten wusste das scheinbar niemand, wie sonst wären die hohen Opferzahlen zu erklären? Weltweit haben sich knapp 125 Millionen Menschen mit dem Coronavirus angesteckt. Über 2.7 Millionen Menschen sind bisher im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Warum haben Sie denn nicht Alarm geschlagen, Wer nach dem Segen aus der Kirche rausgeht, ist immer schlauer. – Bruno Fey

 

Da sind wir – so nebenbei – in manchen Köpfen angelangt: „Doch Angela Merkel hat keine andere Entscheidungsmethode. Mit einem schlichten Parlamentsbeschluss hätte sie im vergangenen Herbst die Pandemiebekämpfung zentralisieren können „. Willkommen im System Putin , Orban u.A… Das „Herzstück der Demokratie „ zur puren Bestätigung der Handlungen der Exekutive dekradiert. Der Weg von oben nach unten gebahnt. Die Pandemie zeigt auf ernüchternde Art und Weise wie unser Rechtsstaat seinen verfassungsrechtlichen Aufbau zugunsten einer schnell agierenden Gewalt aufgeben soll. Hoffentlich nur in den unreifen Formulierungen mancher Autoren. Gerade in Zeiten wie dieser sollten Legislative, Exekutive und Jurisdiktion in den in unserer Verfassung vorgegebenen Bahnen mit Bedacht funktionieren. Wehret den Gedanken beim Entstehen. – Oliver Marhold

 

Seit einem Jahr beharrt die Kanzlerin auf wechselndes nicht sachlich begründetes Schließen des öffentlichen Lebens. Ausnahmen waren lediglich die Kirchen und die Produktionsbetriebe. Die Beschaffung von Schnelltests und der Impfmittel wurde nicht mit dem gebotenen Nachdruck wie z. B. in Britannien, USA, Israel betrieben. Nach einem Jahr räumte die Kanzlerin selbst einen Strategiefehler ein. Erst jetzt bemerkt die Öffentlichkeit den geistigen Stillstand der Bundeskanzlerin, die fehlende Suche nach alternativen Maßnahmen zum Schutz vor Ansteckung und beginnt, diese Haltung der Frau Dr. Merkel zu kritisieren.

Diese Haltung gegenüber der Regierungschefin gleicht dem Umgang mit der Queen in England. Im Unterschied zur Queen als Repräsentantin ist Frau Dr. Merkel jedoch Kanzlerin, lenkt die Regierungsgeschäfte, hat die Richtlinienkompetenz in der Bundesregierung, wählt die Minister aus und ist für die Arbeit ihrer Regierung verantwortlich. An eine ähnliche Situation der Konzeptionslosigkeit einer Kanzlerin oder eines Kanzlers kann ich mich nicht erinnern. – R. Renaux

 

Vielen Dank für Ihren aufschlussreichen Artikel zur Corona-Lage im Deutschland. Endlich mal Klartext und eine Fehleranalyse, die auch die Gründe benennt und die Menschen, die es „verbockt“ haben. Einerseits wohltuend, andererseits sehr beängstigend. Ich maße mir gar nicht an, die geschilderten Fakten zu prüfen, dazu reicht mein Wissensstand nicht. Aber die Hauptursache des Debakels, dass die Bundeskanzlerin sich weigerte, Verantwortung zu übernehmen und den „Landesfürsten“ das Zepter aus der Hand zu nehmen, lese ich nicht zum ersten Mal. Der Föderalismus hat sich durch dieses Rumwursteln ad absurdum geführt. Es kann einem angst und bange werden, da sich an der desolaten Situation und dem Hickhack um Zuständigkeiten vermutlich nichts ändern wird. Die Verantwortlichen kümmern sich lieber um Wahlprognosen, Stimmungsbarometer und Kandidatensuche – schließlich ist Wahljahr.

Ihre Analyse haben Sie ja zwei Tage vor dem Super-GAU mit der „Ruhepause zu Ostern“ und der Entschuldigung fertiggestellt. Gar nicht auszudenken, zu welchem Urteil Sie jetzt kommen (falls sie nicht schon explodiert sind). Hoffentlich bleibt uns noch etwas Hoffnung, dass sich die Politik besinnt und das Zepter in verantwortungsvolle und kompetente Hände legt. Sachverstand unter Virologen, Wissenschaftlern – und Journalisten wie Ihnen – gibt es ja. Von mir aus auch mit Frau Merkel, aber bitte ohne die Landesfürstinnen und -fürsten. – Wolfgang Stickel

 

Das ist der Regierungstil Merkel. Es wird so lange verhandelt, bis ihre Meinung als Ergebnis dasteht. Denn die ist ja alternativlos. Und wenn nicht? Ja dann ist das Ergebnis eben Nichts. So was passiert wenn man das Parlament kalt stellt. Dann hat die Demokratie eben Sendepause. Demokratie ist eben nicht die regelmäßige Wahl bzw. bei Merkel die Wiederwahl. Das Parlament füllt die Demokratie mit Inhalt. Das sechszehner Direktorium mit Volkstribun an der Spitze sieht sehr nach Revolution aus. Aber das einzig revolutionäre was dabei heraus kommt, ist, das man nach rund siebzig Jahren erfolgreicher Anwendung des Grundgesetzes dieses suspendiert. Bravo! Die CDU die früher Angst vor dem linken Umsturz hatte, reißt jetzt ein was sie mal mühsam mit aufgebaut hat.Das C war schon länger überflüssig geworden, das U ist auch schon untergegangen, na dann schmeißen wir eben das D noch hinterher. – Olaf Goldschmidt

 

Corona und die Deutschen. Sicher gilt nicht nur Deutschland die Erkenntnis, dass man immer erst im Nachhinein alles besser weiß. Was allerdings der deutsche Journalismus teilweise abliefert, grenzt schon an Heuchelei. Da werden zur Lösung des Problems mehr Tests gefordert. Finden diese statt, steigen die Infektionszahlen. Diese höhere Zahl wird dann wieder damit kommentiert, dass es ja nur an den vermehrten Test läge. Steigen die Infektionszahlen werden seitens der Regierung Maßnahmen gefordert Diese dürfen natürlich niemandem wehtun, müssen aber alles retten. Natürlich ist vieles nicht richtig gelaufen, wenn man rückwirkend die Entwicklung betrachtet. Und die Pandemie hat viele Reibflächen, Unzulänglichkeiten und Ungereimtheiten der deutschen Politik und Verwaltung offengelegt.

Vorschriften und Arbeitsmethoden, die außerhalb der Pandemie relativ reibungslos gehandhabt werden konnten. Das Gesundheitsministerium und die Gesundheitsämter hätten sich bereits Anfang der 2000 Jahre, als die ersten Sars-Epidemien in Südostasien waren, auf eine Pandemie vorbereiten können. Aber das war ja weit weg. Es galt die schwarze Null, der Staat musste sparen. Und und und. Deshalb arbeiten einige Behörden auch heute noch wie in der Vorcomputerzeit. Nur da ist ja auch der Föderalismus, der uns so wichtig ist und eigentlich noch auf die Kleinstaaterei des 1900 Jahrhunderts zurückgeht. Deshalb haben wir heute sicher ein Entscheidungsgremium – Bund-Länder-Konferenz – was die Verfassung so nicht vorsieht.

Sicher hätte man durch eine Entscheidung im Bundestag durch eine Änderung des Infektionsschutzgesetztes die gesamte Handlungsbefugnis und Verantwortung an den Bund übertragen können und somit alles Bundeseinheitlich regeln können. Nur wer sagt denn, dass diese Änderung problemlos den Bundestag passiert hätte. Dies wird einfach so unterstellt. Den Nachweis kann niemand liefern. Dann gibt es das Gejammere, dass es ja Länder gibt, die dies alles viel besser gemacht haben. In dem Artikel selbst werden drei von 194 Staaten – wow – genannt. Ist den Autoren eigentlich aufgefallen, dass dies alles Inselstaaten sind, die ihre Ein- und Ausreisen ja wesentlich einfacher kontrollieren können? Zum Glück wird in dem Artikel ja nicht auch noch das Beispiel Israel genannt, welches ja in der Impfung so viel besser wäre. Nun wenn ich wie ein Kaninchen nur auf die Prozentzahl der Geimpften schaue, dann kann ich mich natürlich selbst betrügen. Israel hat ca. 8,8 Millionen Einwohner.

Dies entspricht ungefähr der Einwohnerzahl von Niedersachsen und dem Saarland. Stand 25. März wurden in Israel 5,2 Millionen Menschen geimpft. In der gleichen Zeit wurden in Deutschland 7,9 Mill. Menschen geimpft. Wenn ich also die zahlen auf die Landesgröße beziehen, steht Deutschland besser da. Wenn ich die 60% der geimpften in Israel auf ganz Deutschland beziehe, hätten wir bereits 50,3 Mill. Menschen geimpft haben müssen. Somit ca. 43 Mill. Impfdosen mehr benötigt. Impfdosen, die allerdings anderen Ländern ja fehlen würden. Wem hätten wir sie denn wegnehmen sollen? Den Franzosen, den Österreichern? Wir wissen doch, dass die Menschheit diese Pandemie nur gemeinsam bewältigen können. Aber der Nationalismus ist auch hier auf dem Vormarsch. Und praktisch alle anderen Industriestaaten, die ja für die Menschheit angeblich so wichtig sind – stehen halt in allen wichtigen Zahlen zu dieser Pandemie nicht besser da als Deutschland. Also bleiben wir doch mit den Beinen auf dem Teppich.

Nein, unser Wirtschafts- und Währungssystem ist auf solche ein Naturereignis nicht vorbereitet. Nun kann man natürlich sagen böse, böse Natur. Oder man kann sich Gedanken darüber machen, ob unsere Systeme im Einklang mit der Natur stehen, oder ob sich der Mensch weiterhin aus der Natur entfernen kann. Wie auch das Klimaproblem zeigt, kann er dies nicht. Es gilt also umzudenken, auch wenn die Interessen einer kleinen Gruppe von Menschen dem entgegenstehen. Sicher, es sind Fehler gemacht worden. Wir waren absolut nicht auf so eine Pandemie vorbereitet. Dies gilt allerdings praktisch für alle Statten. Lernen wir daraus. Testen ist wichtig, um Infektionen frühzeitig zu erkennen und isolieren zu können. Nur seit wann gibt es effektive Testmethoden? Die Tests müssen ja auch produziert und verteilt werden.

Die fallen nicht vom Himmel und sie werden auf der ganzen Welt benötigt, nicht nur in Deutschland. Aber auch die Infektionen kommen nicht aus dem Nichts. Sie entstehen ausschließlich aus dem Kontakt unter den Menschen, denen hierzu die vernünftige Einsicht fehlt, diese Kontakte extrem zu vermindern. Dann ist natürlich die Impfung notwendig, auch wenn die Menschheit durch die Mutationen – böser Virus – eine Zeitlang dem Virus hinterherlaufen wird. Wir sollten erst einmal froh sein, dass – auch durch finanzielle Unterstützung der Staaten – überhaupt so schnell Impfstoffe entwickelt werden konnten. Im November 2020 hat die EU alleine bei Biontech 300 Mill. Impfdosen bestellt, bei einer Bevölkerungszahl von 450 Mill. Somit reicht alleine diese Anzahl für eine Erstimpfung bei ca. 66 % der Bevölkerung. In dem Bewusstsein, dass es noch andere Impfstoffe geben wird, scheint mir dies eine gute Quote.

Es hätte doch auch keinen Sinn gemacht, wenn die EU 900 Mill. Dosen bestellt hätte. Das Zeug lag doch nicht im Keller, sondern muss erst produziert werden. Stand 25. März gab es auf der ganzen Welt gerade mal 425 Mill. Impfungen – da genaue Zahlen aus China fehlen, ist der Wert etwas ungenau. Dies bedeutet allerdings, dass von November bis jetzt durch sämtliche Produzenten erst ungefähr 425 Mill. Impfdosen überhaupt produziert werden konnten. Wir sollten immer daran denken, wer mit einem Finger auf andere Personen zeigt, zeigt mit mindestens drei Finger auf sich selbst. – Volker Duckerschein

 

Totalversagen auf allen Ebenen, Seit 1 Jahr sehen wir, wie unsere politischen Verantwortlichen in der Pandemie nur irrlichtern, egal ob es sich um die Kanzlerin, die zuständigen Mitglieder des Kabinetts oder um die Ministerpräsidenten und -präsidentinnen handelt. Totalversagen und Unvermögen auf allen politischen Ebenen. – Verharmlosung am Beginn der Pandemie selbst durch das RKI (nur eine kleine Grippe, Masken nicht notwendig) – Organisationschaos (der Föderalismus ad absurdum geführt, keine klaren Zuständigkeiten, keine Übernahme von Verantwortung) – Digitales Scheitern ( 2 Weltfirmen wie SAP/Telekom werden von Amateuren wie Smudo in den Schatten gestellt) – Unfähigkeit bei der Beschaffung und Verteilung von Masken

– Totalversagen von Regierung und (EU) beim Beschaffen von Impfstoff, kein Prozess einer Beschleunigung in den nächsten Monaten zu erkennen ( im Gegensatz zu USA, Israel, Grossbritannien) – Keine Teststrategien in Firmen, Schulen und Kitas – Urlaubschaos( Mallorca, Nord- und Ostsee) – Selbstdarstellung der Ministerpräsidenten und -präsidentinnen (letzter Coup: der blasse Hans entwickelt das Saarland zum Vorzeigemodell, ein paar Meter weiter in Frankreich das Gegenmodell) Das einzige Modell, das sehr gut läuft, ist das Bereicherungsmodell der Union. Man hat den Eindruck, dass Deutschland nicht zu den führenden Industrienationen gehört und wieder – wie der Economist 1999 treffend bemerkte- zurück auf die Intensivstation muss. – Wolfgang Scheer

 

Ausführlich wird beschreiben, was alles jetzt helfen würde, wenn man das früher eingeführt hätte. Das ist auch zutreffen. Viel davon (nicht alles) hat damit zu tun, dass nach der Rechtslage die Bundesregierung empfehlen kann, aber die Bundesländer anderes machen können. Aber dann bin ich über folgenden Satz gestolpert: „Mit einem schlichten Parlamentsbeschluss hätte sie ()Merkel) im vergangenen Herbst die Pandemiebekämpfung zentralisieren können.“ – Wie bitte? An dem Satz sind zwei Dinge falsch: Erstens wäre der Beginn der Zentralisierung schon im Frühjahr erforderlich gewesen, damit wir im Winter wirklich davon etwas gehabt hätten. Die Änderung von Verwaltungsabläufen oder Investitionen in die Infrastruktur wirken sich ja erst nach einiger Zeit positiv aus.

Zweitens: Der „schlichte Parlamentsbeschluss“, von dem da die Rede ist, hätte eine Grundgesetzänderung vorausgesetzt, um die Zuständigkeitsverteilung zwischen Bund und Ländern zu ändern. Ich will nicht dagegen argumentieren, dass es sinnvoll sein kann, ein passendes Notstandsgesetz zu haben, um die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung systematisch und schnell umzusetzen. Aber welche Chancen hätte Merkel etwa im Mai 2020 gehabt, eine solche Verfassungsänderung durch Bundestag und Bundesrat durchzubringen – als die Inzidenzzahl im Bundesdurchschnitt bei etwa 5 lag und viele meinten, eine zweite Welle wäre fraglich? Ist da der Untertitel „Aber die Kanzlerin hat die Chancen verpasst“ nicht reichlich überheblich?

Die Bundeskanzlerin hat in ihrer Regierungserklärung vom 25.3. als positive Beispiele zurecht auf die Städte Rostock und Tübingen verwiesen. Wenn man die Urheber für diese positiven Entwicklungen fragt, womit es bei ihrem Projekt Schwierigkeiten gab, wird in beiden Fällen auf Behinderungen durch die jeweilige Landesregierung und den Landesgesundheitsminister verwiesen, nicht auf die Bundesregierung. Es wäre hilfreich, wenn man mehr Grips investiert, um von Frau Dr. Federle in Tübingen oder von Herr Madsen in Rostock zu lernen, und sich nicht so sehr an der „Schuldverschiebungsdebatte“ beteiligt, die von einigen Akteur:innen in einem Wahlkampfjahr gerne betrieben wird (von Frau Merkel allerdings nicht). – Ulrich Waas

 

Sie machen es sich mit Ihrer Schelte der Kanzlerin zu einfach. Natürlich hat die Bundeskanzlerin Fehler gemacht. Wer würde sich trauen zu sagen, er würde sie nicht gemacht haben? Aber: Das Amt eines Bundeskanzlers gibt nur das her, was in ihm konstitutionell-strukturell angelegt ist.Auch eine Bundeskanzlerin kann in Sachen Pandemie nicht gegen die Summe der Ministerpräsidenten ankommen. Außerdem: Dass die Ministerpräsidenten ihre Abstimmung mit der Bundeskanzlerin dazu nutzen, um sich – spätestens am nächsten Tag – zu profilieren und gegenseitig in den Schmutz zu treten, kann nicht der Bundeskanzlerin angekreidet werden.

Kein Wort haben Sie über die Rolle der Presse gesagt, die vor über einem Jahr eine Kuh gefunden hat, die sie Tag für Tag und Woche für Woche mit Lust melken kann. Das Thema wäre längst etwas heruntergekühlt, wenn sie, auch die ZEIT, nicht mit unendlichem Eifer in diesem Quark rühren würden. Ich als Leser sage: Ich kann es nicht mehr hören!! Bitte, wenden Sie sich endlich wieder verstärkt anderen Themen zu. Es gibt zu Corona wirklich nichts Neues mehr zu sagen. – Hartmut Mühlen

 

Die Recherche, dass angeblich 68 Prozent einer Umfrage wg. Lockerungsschritten ausschließlich nur für Corona-Geimpfte diesen ihre Rechte (auf Freizügigkeit) nicht zurückgeben würden, kann man als marginal betrachten – eine Aussage aufgrund einer Umfrage – mehr nicht ! Eine Ausnahmegenehmigung sollte niemals erteilt werden , alleine schon aus dem Grund der rel. Unsicherheit einer latenten Virus-Last und dem Grund von Gleichbehandlung. Endscheidend ist doch folgendes: Da man sog. Grenzwerte wie Inzidenzen etc. als rel. unbrauchbar zur Beurteilung von Lockerungsschritten bzgl. des Corona-Lockdowns neuerdings erwogen hat sollte der Fokus alleine au die Entwicklung der Neuinfektionen gerichtet sein. Die Entwicklung der Neuinfektionen in Deutschland zeigt (schlüssig; auch dies ist relativ), dass im Verlauf der Zeit um Weihnachten 2020 die Zahlen für Neuinfektionen täglich um die Höhe von 20 bis 30 Tausend schwankte.

Diese Entwicklung hielt bis Ende Januar 2021 an mit deutlicher Tendenz abwärts, bis es ab Anfang Februar 2021 zu einer deutlichen Entspannung mit Werten um die 10 Tausend pro Tag kam und ab Ende Februar/Anfang März 2021 sogar deutlich unter 10 Tausend pro Tag gereichte. Allein dies sollte Maßstab für Lockerungsschritte sein. Sog. Grenzwerte führen zur Verunsicherung, zudem sie noch „aus der Luft gegriffen“ scheinen. Gelegentliche Schwankungen der Neuinfiziertenzahlen wie zB heute, am 11.03.21 mit einem Wert auf 14 Tausend sollten als normal eingestuft werden. Ableitungen daraus hin zur Deutung einer dritten Welle (britische CoV2-Variante) sind natürlich legitim. Gem. der Wissenschaftler wird CoV2 uns wie eine „normale“ Ansteckungsgefahr begleiten. Immunisierungen dagegen auch unter Zwang sind die beste Alternative, um die Gesellschaft zu schützen. Folgemeinung per 27.03.21 • insbesondere zu ihrem Artikel „Suchbild ohne Chefin“, DIE ZEIT Nr. 13/21, S. 3 „Aber die Kanzlerin hat Chancen verpasst!“ Stimmt das so?

Ja und Nein. Zum einen hätte sie der Brisanz und der Erkenntnisse wegen schon ab Herbst 2020 mit einem klaren JA zum zweiten Lockdown die Massen „einstimmen“ können. Dies umso mehr, als selbst das RKI noch im Januar/Februar 2020 von einer eher harmlosen Geschichte um das CoV2-Problem sprach, um „kurz danach“ heftigst in die andere Richtung zu rudern. Dann der Supersprung der Neuinfizierten per März/April 2020; das wäre Stoff genug, zudem durch die Charite reichlich begründet, das Land auf Nächstes vorzubereiten. Alles andere ist wie bekannt schiefgelaufen: Die App, die Maskenbeschaffung, die Tests, die vertraglich feste Bestellung der diversen Vakzinen. Hier hat insebesonders U.V.d.Leyen versagt

Ein Versagen auf breiter Front! Das ist „Kanzlerin`s“ Versagen! Das passt augenscheinlich zu der Behauptung, auch das Flüchtlingsproblem der Jahre 2014 – bis 2017 nicht richtig eingeschätzt zu haben: Große Worte: „Wir schaffen das !“; aber versagt im Technischen. Was sind die Hilfsmittel, um so etwas zu managen? Was muß man tun. Um „Gut von Böse“ zu trennen, was, um völlig fremde Menschen, dazu elendig traumatisiert ohne Sprachkenntnisse, in unsere „schöne deutsche Welt“ einzupassen. Versagen ohne Ende – alles Kanzlerin`s Versagen. Wie es ist, wenn man auf Menschen – aus dem Osten, dem Süden, dem Südosten, dem Süden – trifft, läßt sich am besten am Arbeitsplatz erfahren. Solche Berührungspunkte haben Politiker nicht, deshalb diese Weltfremdheit. Jetzt per 27.03.21 gibt es wg. der „Dritten Welle“ nur eine Erkenntnis: Weg mit den Richtwerten wie Inzidenz- und R-Wert.

Alleine das Augenmerk sollte gerichtet sein auf die „Kurve des Infektionsverlaufes“ (in Verbindung mit der Vakzinierung) seit März 2020; und die ist allemal positiv in dem Sinne, dass ganz natürlich die Geschäftstätigkeit, der Einkauf etc. zugelassen werden kann, was technisch für die Unternehmen überhaupt kein Problem darstellt wie auch die Einkäufe in Supermärkten, bei Discountern. Auch hierbei ein grundsätzliches Versagen der Kanzlerin und Kollegen: Eine reale Alternative zum ganzen Dilemma um „mehr oder weniger Lockdown“, dass darin besteht, die die Inzidenzen treibenden „Hotspots“ streng zu isolieren und sämtliche Flüge und Auslandsurlaube prompt zu verbieten und den Bundesbürgern ihren „Heimaturlaub“ zu gestatten. Nur das wären die richtigen Mittel. !!!!! Man weiß, dass eben nur bestimmte „Hotspots“ – Reiseerlaubnisse ins Ausland 2020, „Tönniesproblem“, Urlaube von ausländischen Arbeitnehmern (Altenheime, Krankenhöuser, Schlachtunternehmen etc.) in 2020/21 – uns diese Wellen bescheren. !!!!! – Rainer Rehfeldt

 

Danke! Dieser Beitrag ist eine brilliante Analyse des totalen Regierungsversagens, weil er alle Fehlleistungen und -entscheidungen einer völlig überforderten Kanzlerin brutal offenlegt. Das fatale Versäumnis, die Führung der Pandemiebekämpfung zu zentralisieren, was im vorliegenden Fall ausdrücklich vom Grundgesetz gebilligt ist, hat einen föderalen Debattierclub etabliert, dessen innere Reibung konsequentes Handeln geradezu ausschließt. Das Tragische an der Sache ist nur, dass die Unfähigkeit der Kanzlerin, echte Führung zu übernehmen, zahlreiche Menschenleben kostet, wobei sie doch geschworen hatte, Schaden vom Volk abzuwenden. Man darf gespannt sein, ob es hierzu eine juristische Aufarbeitung geben wird, oder ob der Begriff Verantwortung wieder einmal zur Worthülse – Michael Deil

 

Wer ist zuständig? Ich danke den Herrn Brost und Simmank sehr für ihre Coronapolitikanalyse „Suchbild ohne Chefin“. Ergänzen möchte ich nur: Ob Föderalismus oder nicht, in Krisensituationen solchen Ausmaßes ist von oben zu führen, rasch, verbindlich und über alle Ebenen. Die vielfach erfolgreiche Taktik der Kanzlerin (merkeln), Abwarten bis das Problem ausdiskutiert ist und dann die Ergebnisse für sich übernehmend verkünden, reicht nicht. Auch die Situation dramatisch zuzuspitzen und Mut zuzusprechen ist keine Erfolgsmethode. Deutlich geworden ist, Deutschland ist mit seiner überdemokratischen Haltung in globalen Krisen nicht regierbar, dafür sind Regularien zu schaffen. – Wolfgang Clausmeyer

 

Vergessen wir „eine Generalin“, wir brauchen eine „Task force“. Effektive, zeitlich begrenzte und durchsetzungsfähige Führung ist angesagt für die derzeitige und zukünftige Krisen. Unsere Parlamente haben die personelle Zusammensetzung, Befugnisse, Kompetenzen etc. sowie Anfang und Ende der Tätigkeiten der „Task force“ jeweils verbindlich festzusetzen. Bei den derzeitigen Entscheidungsfindungen und deren Umsetzung sind keine kurzfristigen, effektiven und einvernehmlichen Lösungen zu generieren. Aber es sind Handlungs- und Durchsetzungesfähigkeit geboten. Nur das schafft Vertrauen in staatliches Handeln und ermöglicht erfolgreiches Beherrschen einer Krise. – Udo Bauer

 

Die Regierenden leben in einer Blase. Früher dachte ich mal, naja, Vorgänge in der Politik dauern halt lange – so viele Beteiligte, komplexe Probleme. Nach über einem Jahr Corona sehe ich nur noch die Unfähigkeit, konkrete Probleme zu lösen, notwendige Entscheidungen zu treffen, nicht endlos zu debattieren, sondern zu handeln.Der Gipfel war die Erfindung der „Osterruhetage“, die an Realitätsferne nicht mehr zu überbieten ist. 16 Ministerpräsidenten und eine Kanzlerin, nach 19-stündiger Sitzung! Es ist wirklich egal, wer genau das wollte.

Die Regierenden wissen offenbar nichts von dem Leben da draußen, wie das so funktioniert. Von Produktionsprozesses, Lieferketten, von Kosten, wirtschaftlichen Zwängen und rechtlichen Verpflichtungen, von den ganzen bürokratischen Zumutungen, die sie selber geschaffen haben, unter denen sie aber persönlich nicht leiden müssen. Und sie wissen nichts von existenzieller Angst und Not. Woher auch – sie werden doch bestens versorgt und sehen die Welt nur beim Blick durch die Seitenscheibe ihres Dienstwagens. Und manche haben noch nie in ihrem Leben in einem Beruf außerhalb der Politik gearbeitet. Am schwersten zu ertragen sind die ständigen Drohungen und der Ruf nach noch mehr Härte, von Leuten, die ganz offensichtlich ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben. Ich finde das alles nur noch bestürzend.

ps: ich habe noch ein paar kreative Vorschläge: – Madsen for President (oder Frau Federte)! – mindestens 5 Jahre Berufserfahrung außerhalb der Politik als Vorbedingung für ein Mandat oder einen Ministerposten! Das wird anderswo bei vergleichbarer Dotierung auch erwartet…. – ein Solidarbeitrag, aufzubringen von denjenigen, die in der Krise infolge ausgeschalteter Konkurrenz prächtig verdient haben – S. Kennepohl

 

Ein großartiger und analytisch klarer Bericht. Unbeweglichkeit, Verkrustung, Verantwortungsscheu auf allen Ebenen der Exekutive. Resumee: In Notzeiten braucht es einen Helmut Schmidt. Allerdings würden Kompetenzüberschreitungen (Hamburger Flutkatastrophe) oder individuelle Mitschuld (Schleyer-Entführung) von der aktuellen (nicht nur Politiker-) Generation wohl nicht als persönliches Opfer, sondern als unverzeihlicher Makel bewertet. Dies ist eine Meinungsäußerung an die Redaktion. Mit einer gekürzten, kommentierten oder in sonstiger Form bearbeiteten Veröffentlichung des obigen Textes bin ich nicht einverstanden. – Dr. Rolf Platho

 

In der aktuellen Zeit (Print) lese ich auf der dritten Seite von zwei männlichen Journalisten, dass Ihnen die Führung der Kanzlerin fehlt. Sollten wir wieder einen Basta-Kanzler haben? Wäre die Pandemie dann besser zu ertragen und wären wir dann noch eine Demokratie? Auf der gegenüberliegenden Seite (2) schreibt die Kollegin, dass Frau Schwesig kämpferisch und kaltblütig ist. Also soll eine Frau doch nicht führen?

In unserer Firma führen wir seit einiger Zeit agile Arbeitsweisen ein. Die Anregung kommt aus der Softwareentwicklung. Im Mittelpunkt soll der Kunde stehen. Es geht darum, dass die Mitglieder der Teams Lösungen in kleinen Schritten entwickeln und diese auch immer wieder am Kunden bzw. an der Realität testen. Führungskräfte sind dabei eher Enabler und strategische Zielesetzer. Das scheint mir für die Pandemie die richtige Haltung, denn wir lernen alle immer mehr über das Virus uns seine Wirkung. So kann flexible reagiert werden.

Es gab in der Zeit im letzten Jahr einen Artikel über die „Strippenzieher“ im Finanzministerium, die so schnell das machbare ausgelotet haben. (Leider scheiterte dann die Umsetzung im Wirtschaftsministerium.) Auch Frau Merkel scheint viel vom agilen Mindset zu haben. Sie moderiert und gibt keine „Wahrheit“ vor. Bei mir hat sie damit viel Anerkennung gewonnen. Sehr viel mehr, als ein Herr Söder, der immer vorgibt zu wissen, was richtig ist. Vielleicht verträgt der Bürger viel mehr von dem agilen Mind Change. Die Medien sollten das nicht so zerreden sondern lieber besser erklären. – Ulrike Mix

 

Marc Brost und Jakob Simmank meinen: zwar hat Merkel „…recht behalten. Aber in einer Jahrhundertkatastrophe braucht das Land keine Chefvirologin an der Spitze. Sondern eine Generalin.“ An dieser Stelle hätte ich doch gern ein oder zwei Beispiele gelesen, wann in den letzten fünftausend Jahren das Militär etwas besser gelöst hätte als die Zivilgesellschaft. Die Sehnsucht nach dem Hackenzusammenknallen scheint groß zu sein. – Rafael Wiemker

 

Dieser hervorragende Beitrag listet erschreckend viele Mängel auf beim Kampf des Staates gegen die gefährliche Infektionskrankheit durch Coronaviren. Nun haben wir ein Coronachaos und ein Impfchaos noch dazu. Die Ursache dafür sehe ich in dem großen Irrtum der Regierung, einen medizinischen Notfall, für den die Ärzte zuständig sind, nicht als solchen zu erkannt zu haben. Es ist noch nicht zu spät, die Leitung einem kleinen Krisenstab von 1 Hausarzt, einem Notfallarzt und einem Virologen zu übergeben, die bereit sind, Risiko und Verantwotung mit der Bundeskanzlerin zu teilen oder allein zu übernehmen.

Wie ein Feuerwehrkommandant, ein Kapitän ihm Notfall ganz allein das Risiko und die Verantwortung übernehmen kann mit dem Fachwissen seiner ausgebildeten Mannschaft, so können die praktischen Ärzte, viel mehr gegen die Verbreitung dieser Infektionskrankheit bewirken wie die Politiker. Die Hausärzte besitzen mehr Vertrauen bei der Bevölkerung. Wenn der Hausarzt sagt, die Maske schützt dich vor der Infektion, dann wird sie getragen, und die Inzidenzzahl bleibt niedrig. Schulen und Läden können offen bleiben. Die bisher angerichtete Schäden werden nicht noch größer wie beim allgemeinen Lockdown. Die Impfungen werden rasch erledigt ohne die bürokratische Blockade durch eine von Oberbürokraten erfundene Priorisierungsliste. Es ist höchste Zeit zu begreifen, dass die Infektion mit dem Coronarvirus ein medizinischer Notfall geworden ist, für dessen Behandlung die praktischen Ärzte zuständig sind.

Nicht nur zur Impfung, sondern zur Verhütung einer Infektion. Abstand und Maske durchschneiden den Übertragungsweg über die Atmung, sie sind das beste Verhütungsmittel gegen eine Virusinfektion der Lunge. Die Politiker verzetteln sich im Streit untereinander und verlieren viel kostbare Zeit durch Konferenzen nächste Woche. Haben noch nicht erkannt, dass Lockdowns die Inzidenzen nur vorübergehend absenken. Aber nicht dauerhaft, weil die Virusverbreitung unberechenbar geworden ist. Die Mutanten sind ein alter Hut bei den Viren. Mutationen dürfen nicht als Ausrede für den großen Fehler gelten, eine Infektionskrankheit mit bürokratischen Mittel behandeln zu wollen. – PD Dr. med. Johannes Unseld

 

Marc Brost und Jakob Simmank meinen: zwar hat Merkel „…recht behalten. Aber in einer Jahrhundertkatastrophe braucht das Land keine Chefvirologin an der Spitze. Sondern eine Generalin.“ An dieser Stelle hätte ich doch gern ein oder zwei Beispiele gelesen, wann in den letzten fünftausend Jahren das Militär etwas besser gelöst hätte als die Zivilgesellschaft. Die Sehnsucht nach dem Hackenzusammenknallen scheint groß zu sein. – Rafael Wiemker

 


 

 

Leserbriefe zu „Gute Besserung!“ von Moritz Aisslinger

 

Gute Besserung von MoritzAisslinger. Ausgezeichnet, spannend, informativ. So stelle ich mir gute Artikel vor. Danke – Marianne Werner

 

Ich bin kein Mediziner, dennoch vielen Dank für Ihr interessantes Dossier „Gute Besserung“. Darin erwähnen Sie auch den Zytokinsturm. Darüber erhalte ich unterschiedliche Aussagen. Insbesondere Covid-Genesene sollen zur Vermeidung eines Zytokinsturms mindestens 6 Monate oder länger mit einer Impfung warten. Wie verhält es sich dann mit einer zweiten Impfung, ist diese notwendig? Könnte mittels eines kompetenten Immunologen darüber berichtet werden? – Bernd Lange

 

Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank! Auf diesen Artikel habe ich seit einem Jahr gewartet. Erhellendere Worte zum Thema Corona-Pandemie gab es noch nie. Nach monatelangen Seitenfüllern zu den Themen Masken und Impfstoffe jetzt endlich Daten und Gewissheiten, die uns einmal mehr klar machen, worauf es ankommt: die Balance. Im Körper, in der Gesellschaft, in der Natur. Daran zu arbeiten ist wohl die wichtigste Lehre dieser Pandemie, jeder Einzelne im Rahmen seiner Möglichkeiten. Zusätzlich hat ihr Dossier noch das Zeug zu einem echten Krimi! So liebe ich Die Zeit. UND: sie haben ihn allein geschrieben, nicht wie mittlerweile üblich im Team! Kompliment!! – Simone Mack-Kugel

 

Beim Lesen dieses Artikels musste ich an die Worte von Paulo Coelho denken. Denn das Immunsystem ist mit seiner Zellteilung mindestens genauso geheimnisvolle wie die Liebe: ,,Je häufiger wir sie teilen, umso größer wird sie‘‘. Tausend Dank für diesen wahnsinnig informativen Artikel. Das nenne ich Wissenschaftskommunikation auf höchstem Niveau. Moritz Aisslinger gelang es dadurch, selbst Laien, die nichts mit Medizin am Hut haben, das Immunsystem verständlich zu machen. Hut ab! – Judith Hirsch

 

Mit regem Interesse habe ich das Dossier über unser Immunsystem gelesen. Ich habe gestaunt, gelacht, mich ein kleines bisschen vor meinen bombenzündenden Neutrophilen und Killerkommandos (T-Zellen) im Körper gefürchtet und die Komplexität des menschlichen Abwehrmechanismusses bewundert. Am Ende des Artikels blieb ich allerdings mit einer Frage zurück: Warum kommt solch ein Artikel und die damit einhergehende Diskussion während einer Pandemie nicht zu einem früheren Zeitpunkt? Stattdessen wird öffentlich oft eine Art von dem Virus “Ausgeliefertsein” propagiert, wo die wissenschaftlichen Erkenntnisse doch eindeutig dafür sprechen, dass wir das ganze Jahr über sehr viel für die Immunabwehr unseres Körpers hätten tun können (was viele sicherlich auch getan haben) Warum steht das nicht im Mittelpunkt? Stattdessen erzeugen wir großflächig Angst (Angst = Stress = schlechteres Immunsystem). Dieser großartige Artikel kommt meiner Meinung nach ein Jahr zu spät! – Stefan Czimmek

 

Die ZEIT hat mir heute gleich zwei Geschenke bereitet: 1) den Podcast zu den „Fehlern der anderen“; 2) das Dossier aus der aktuellen Nummer zum „besten System der Welt“. Im Podcast erfuhr ich mit Interesse, warum man vor ein paar Jahren auf meine Initiativbewerbung beim Korrektorat der ZEIT nicht einmal freundlich ablehnend geantwortet hat. Im Dossier wurde ich darin bestärkt, dass die dahinter stehende Einstellung ein Fehler sein könnte. Denn „Makrophage“ – S. 15, unübersehbar mit Bild – ist nun mal so maskulin wie beispielsweise der Erythrozyt. Dem Geisteswissenschaftler mag das entgehen, dem Mediziner und ehemaligen Redaktionsmitglied des „Pschyrembel“ jedoch eher nicht. Hier sei es angemerkt. Vielleicht findet es Eingang in Ihren Kanon des Richtigen und Schönen (meine Diktion; wie z.B. „Generale“ [Pl.], die sich im besagten Dossier tatsächlich genau so fanden). – Dr. Jochen Stecher

 

Ein Bericht wie „Die Sendung mit der Maus“ für Erwachsene, herrlich geschrieben, verständlich erklärt. Dieses Dossier gehört zum Besten, was ich in mehr als 50 Jahren in der ZEIT gelesen habe. – Dr. Bernhard Jung

 

In der 13.Ausgabe der Zeit sind die Artikel über Herrn Pfeiffer, CDU Bundestagabgeordneter, und über die Kanzleramtsbaupläne, deren Abbildung mich sofort an Albert Speers Nord-Süd Achse erinnerte einzigartig. Die Ausführung über unser Immunsystem im Dossier sind so anschaulich aufklärend und wichtig, da wir die Begriffe T-und B-Zellen , Antikörper-Antigene so häufig mit Unverständnis begegnen. – Christa Galow

 

Das Leben ist interessant. Und mit der Lektüre dieses großartigen Dossiers wurde es noch viel interessanter. Welch unfassbares Wunder der Abwehr vollzieht sich da ohne Unterlass – meist unbemerkt – in unserem Körper, diesem Trillion-Bacteria-Hotel, dessen schlagfertige security gefährliche Gäste mit sicherem Zugriff eliminiert. Moritz Aisslinger schildert die Forschungen und Entdeckungen auf dem Gebiet der Immunologie und ihre Protagonisten so lebendig und anschaulich und verständlich, dass ich die spannende Lektüre nicht eine Minute unterbrechen konnte. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Als Polly Matzinger in dem (großartig gemachten und sehr interessanten Dossier, aus dem ich beim Abendbrot meinem Mann und unserem 13-jährigen Sohn vorgelesen habe) mit der Aussage zitiert wurde, sie habe 1968 40 Cent die Stunde verdient und das sei „ein Vermögen“ gewesen, da habe ich gestutzt. 40 Cent? Das kam mir nun doch etwas wenig vor, aber vielleicht irre ich mich.

Unter https://ttu-ir.tdl.org/ttu-ir/bitstream/handle/2346/73903/Batura_Amber_Thesis.pdf?sequence=1 findet man eine Masterarbeit, in der erwähnt wird, dass eine Frau Scott in einem nicht näher bezeichneten Jahr (im näheren Kontext ist von den Sechzigerjahren die Rede) 1,40 Dollar pro Stunde erhielt. Laut https://www.dol.gov/agencies/whd/minimum-wage/history betrug der Mindestlohn in den USA bereits 1949 75 Cent pro Stunde; in den späten Sechzigerjahren lag er bei über einem Dollar und 1974 stieg er auf zwei Dollar. Frau Matzinger hätte eine Bezahlung unter dem Mindestlohn doch kaum als „Vermögen“ bezeichnet, oder? Vielleicht gibt es noch eine Aufzeichnung des Interviews und jemand möchte noch mal reinhören, ob sie nicht „one dollar and forty cents“ gesagt hat? – Corinna Friese

 

Zuerst einmal möchte ich mich ganz herzlich für diesen wunderbaren Artikel über das Immunsystem bedanken. Ich habe ihn mit großem Vergnügen gelesen, weil ich selber immer wieder über die Leistung und Koordinationsfähigkeit dieses unglaublichen Organs erstaunt bin. Nun habe ich mich selbst vor Jahren in meiner Doktorarbeit mit dem Thema beschäftigt, mit welchen Metaphern man das Immunsystem und seine Funktionsweise wissenschaftlich korrekt und verständlich erklären kann und in diesem Zusammenhang damals nebenbei recherchiert, dass die Benennung der B-Zellen von der Bezeichnung „Bursafabricii“ kommt, einem Organ der Vögel, in dem diese reifen. Dort wurden sie – nach meiner damaligen Recherche – auch das erste Mal entdeckt und bekamen den Namen B-Zellen (von Bursa).

Auch wenn die Erklärung mit „bone marrow“ sehr schlüssig klingt, werden alle Zellen des Blutes – also auch alle Zellen des Immunsystems – im Knochenmark gebildet, somit ist dies zumindest kein Alleinstellungsmerkmal der B-Zellen. Das nur als winzige Ergänzung zu diesem wunderbaren Artikel. – Cornelia Sander

 

Frenetischer Beifall für den Artikel „Gute Besserung!“ (Dossier) von Moritz Aisslinger. Die Funktionsweise des menschlichen Immunsystems wird äußerst anschaulich, fröhlich und teils spannend wie ein Krimi erklärt. Wunderbar! – Norma Frentzel

 

Munteres Immunsystem. Herausragende Reise in die Welt der Abwehrkräfte und unserer „Streitkräfte“, die Tag und Nacht in und für uns schuften. Selten habe ich im Zusammenhang mit „dem Virus“ einen verständlicheren und interessanteren Beitrag über die Geschichte der Erforschung unserer Zellen und des Immunsystems gefunden – bravo! Genug schlafen und viel küssen – auch daran werde ich mich gern halten. – Juliane Sachse

 

Klasse geschrieben, nachvollziehbar in der Entwicklung, leicht zu lesen, spannend, angefangen und man kann nicht mehr aufhören, komplexe Sachverhalte dennoch anschaulich dargestellt, ….. deshalb freue ich mich auf meine Wochenendzeitung und schätze ich den Journalismus. Dickes Lob !!!! – Dirk Dirksen

 

Zu dem Beitrag von Moritz Aisslinger: „Das beste System der Welt“, Titelthema Zeit No 13 möchte ich folgenden Leserbrief übersenden: Die Ernüchterung: „Das beste System der Welt“, welches „auf uns aufpasst „ und an ein „Wunder“ grenzt, gleicht einer einzigen Kriegsmaschinerie. Ehrlich, ich bin fassungslos. Mit einer schier unerschöpflichen Kriegs- und Vernichtungsmetaphorik versucht der Autor, die Funktionszusammenhänge des menschlichen Immunsystems dem Leser nahe zu bringen. Glaubt er im ernst, dass die mit seiner Sprache erzeugten Bilder von Vernichtung auch nur irgendeinem Aspekt von Heilung gerecht werden? Was soll denn der Leser verstehen? Wie darf er sich die lebendige Welt vorstellen? Folgen etwa auch die komplexen und faszinierenden Lebensprozesse einer Logik, wie die von Kriegsgenerälen oder Terroristen, die ja ebenfalls das „Gute“ verteidigen und das „Böse“ besiegen wollen? Woran würden wir bemerken, dass unser Denken über die lebendige Welt zu erkranken beginnt, und wie wäre Heilung möglich? – Jürgen Pilz

 

Bitte richten Sie Moritz Aisslinger, dem Autor der Dossierausgabe vom 25. März 2021, „Das beste System der Welt“ ein dickes, fettes, unglaublich begeistertes Lob von mir aus! Ich habe schon sehr lange nicht mehr einen so tollen biologie-fokussierten WIssenschaftsartikel gelesen (zugegeben lese ich auch eher selten), der in meinem Kopf so viele Bilder, Begeisterung und Vorstellungskraft erzeugt hat mit den Geschichten, Fakten und Handlungssträngen, die in diesem Artikel verknüpft wurden. In meinem Kopf ist ein großes, ganzes Bild entstanden und ich habe ganz viel gelernt.

Gefühlt habe ich nun zuletzt so viel auf einmal über die menschliche Biologie gelernt im Biologieunterricht in der Schule mit 16 (und das ist nun 18 Jahre her) – aber das kann ggf. auch leicht übertrieben sein ;) Dennoch, bitte geben Sie ein riesengroßes, schwer begeistertes Lob an Herrn Aisslinger weiter. Wunderbar, erklärt und geschrieben. Dankeschön! – Omolara Farinde

 

Mutig hat es Ihr Autor auf sich genommen, ein komplexes Thema wie die Immunbiologie im zwar ziemlich weiten, letztlich aber doch arg begrenzten Rahmen eines ZEIT-Dossiers zu behandeln – und es gelang ihm so gründlich, dass interessierte Leserinnen und Leser seinen großen Text mit immer neu wachgehaltener Neugier von Anfang bis zum Ende durchhalten, auch wenn sie (wie die allermeisten) nicht vom Fach sind. Moritz Asslinger liefert ein erklärjournalistisches Musterstück, seriös informierend und doch unterhaltend, ohne Angst vor dem humoristischen Schlenker.

Nirgends kommt der Anschaulichkeit der Darstellung die anekdotische Methode des Autors in die Quere: Sie erlaubt es ihm, wissenschaftliche Erkenntnis immer als Ertrag lebendiger Menschen anzusehen, die naturgemäß ihre eigene Geschichte in die Geschichte der Gelehrsamkeit einbringen. Befremdlich wirkt da der zitierte Forscher Gerold Schuler, der seine „ganz besondere Beziehung“ zu seinem Lehrmeister Ralph Steinman mit Kaffeesatzleserei am Firmament begründet:

„Er war halt Steinbock, ich bin Steinbock.“ Kaum hält man für möglich, dass eine Koryphäe solchen Ranges einem einfältigen makrokosmischen Aberglauben an Himmelskörper anhängt, die Millionen Lichtjahre von uns und voneinander entfernt sind. Moritz Asslinger hingegen lässt uns Normalmenschen ahnen, welch unvorstellbare, schicksalsentscheidende und doch ergründbare Wunder sich im Mikrokosmos unserer Innereien abspielen. – MICHAEL THUMSER

 

Ein ausgesprochen informativer und sehr spannend geschriebener Artikel! Aufhebenswert für uns! Wir bitten um eine Fortsetzung mit Erklärung der Funktion des Vektorenimpfstoffs von AstraZeneca. Was ist in dem Verktor-Virus drin und wo kommt dieser Inhalt her? Wie reagiert das Immunnsystem darauf? Können Sie den Unterschied von Vektor- und mRNA-Impfstoffen griffig erklären? – Merret und Jörg Ehlers

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich bleibe im Amt«“ Gespräch mit Kardinal Woelki geführt von Evelyn Finger

 

Unbelasteter Neuanfang erforderlich! Einer, der im System Meisner groß geworden ist, der wird sich sehr schwer tun, die großen Schattenseiten dieses Systems aufzuarbeiten, selbst wenn er es will. Verbrechen eines Priesters wurden z.B. sehr milde, Verbrechen eines Laien viel konsequenter verfolgt. Systemmitglieder wusste durchaus, was man hätte tun müssen.Das weist auf ein tief sitzendes klerikalistisches Denk- und Handlungssystem hin. Dieses ist zutiefst unchristlich, weil man nicht auf die Opfer und auf die ihnen geschuldete Hilfe zuerst geschaut hat. Das Image der Amtskirche, die Minimierung des finanziellen „Schadenersatzes“ und der Zusammenhalt des klerikalen Netzwerkes war viel wichtiger.

Ob man sich damit in der Nachfolge Jesu befand, diese Frage stellte man sich nicht oder unterdrückte sie. Wer mitmachte, der wurde gelobt und bekam päpstliche Ehrentitel wie den eines Prälaten, eines Apostolischen Protonotars und er wurde befördert und für das Bischofsamt für würdig beurteilt usw. Die Ausrede für dieses moralische Versagen ist das hierarchische System: man ist zum Gehorsam dem Papst und dem Erzbischof gegenüber verpflichtet. Hinzu kommt eine falsch verstandene Trennung von Kirche und Staat: auch der Staat hat weggeschaut.

Kardinal Woelki fragt: Was wäre mit einem Rücktritt gewonnen? – Sehr viel, denn ein unbelasteter neuer Erzbischof könnte viel leichter das System Meisner aufarbeiten und die nötige Trauerarbeit bzw. Buße leisten. Aber Woelki will und soll nicht zurücktreten, weil dann die Vertreter des Systems Meisner um ihre Ehrentitel und Ämter fürchten müssen. Sie stehen fest hinter Woelki. – Axel Stark

 

Panzerkardinal. Evelyn Fingers Interview mit dem Kölner Bischof ist erschütternd. Sichtbar wird ein Panzerkardinal, der, trotz öffentlicher Reuebekundungen, die längst fälligen Reformen ablehnt: Sexualreform, Aufhebung des Zölibats, Frauenordination, Würdigung der gleichgeschlechtlichen Liebe. Sollte die jüngst verstorbene katholische Religionsprofessorin Uta Ranke-Heinemann mit ihrer Prognose Recht behalten: „Die Kirche ist eine Konserve von vorgestern, deren Verfallsdatum längst überschritten ist.“ – Dr. Mathias Jung

 

Siehe, wie gut und wie schön ist es, wenn Brüder miteinander in Eintracht wohnen. Es ist wie köstliches Salböl auf dem Haupt, so kann man es in der Bibel, im Buch der Psalm lesen. Nur leider ist der Wohlgeschmack des duftenden Salböls verloren gegangen und zu einem ranzigen Öl geworden, wenn man sich den stiefbrüderlichen Umgang einiger katholischer Bischöfe mit ihrem Amtsbruder in Köln betrachtet. Wenn man sich die Vorgänge in Köln distanziert betrachtet, muss man unumwunden zu dem Ergebnis kommen, dass Kardinal Woelki im gesamten deutschen Episkopat mit der Aufklärung der Missbrauchsfälle, neben der Aufklärung der Missbrauchsfälle bei den Domspatzen durch das Bistum Regensburg, bisher den weitreichendsten Schritt getan hat.

Seit der Veröffentlichung des Gercke-Gutachtens hat es erste und wirklich einschneidende personelle Konsequenzen gegeben, die man sich bisher kaum vorstellen konnte. Die Aufarbeitung läuft an und wird sich sicherlich noch auf verschiedenen Ebenen weiter fortsetzen. Für diese Schritte gilt es dem Kardinal Respekt zu zollen. Dass ein erstes Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW-Gutachten) nicht veröffentlicht werden konnte, da es rechtlich sehr bedenklich war, gilt es auch zu verstehen und zu akzeptieren. Kardinal Woelki berief sich dabei auf eine Einschätzung von Rechtsprofessoren, welche dem Papier äußerungsrechtliche und methodische Schwächen attestierte. Auch die Täter bzw. Vertuscher haben in einem Rechtsstaat Rechte. Namen zu nennen und damit Schuld festzustellen ist im Zuge der Aufklärung dieser schrecklichen Taten innerhalb der katholischen Kirche unabdingbar.

Jedoch muss der rechtliche Rahmen eindeutig geklärt sein. Das Gercke-Gutachten hat dies im Gegensatz zum ersten in Auftrag gegeben Gutachten rechtskonform gelöst und wir haben gesehen, dass es möglich ist Namen zu nennen, wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden. Kardinal Woelki den Vorwurf zu machen, er habe ein Gutachten zurückgehalten, weil er die unangenehmen Ergebnisse unter der Decke verschwinden lassen wolle, wird durch die unmittelbare Beauftragung eines zweiten Gutachtens eigentlich ad absurdum geführt. Ein weiteres Moment der Nicht-Veröffentlichung ist auch die Schlussfolgerung, die das erste Gutachten gezogen hat. Auftrag war die Klärung des Umgangs mit Meldungen von Missbrauch und der Konsequenzen für die Täter bzw. die Reaktionen der Bistumsleitung.

Das erste Gutachten kommt aber zu moralischen und theologischen Forderungen, die in erster Linie fragwürdig und in zweiter Linie weder moraltheologisch noch irgendwie wenigstens theologisch sind. Dazu hat sich auch das zweite Gutachten geäußert und darauf verwiesen, dass die Gutachter Juristen seien und sie folge dessen eine moralisch-theologische Wertung außer Betracht lassen müssten. Natürlich kann man das Informationsgeschick des Kardinals Woelki, seiner Berater und des Erzbistums kritisieren, man muss es auch. Zugleich gilt es zu bedenken, dass ein fundiertes, dieser schlimmen Sache gediegenes Gutachten eben zeitlich großen Raum in Anspruch nimmt. Und Geduld gefordert ist. Nur so kann den Opfern Gerechtigkeit widerfahren.

Was aber ein sehr dunkles Licht auf diesen Kölner Aufklärungsversuch wirft, sind Schatten die von Amtsbrüdern von außen hineingetragen wurden. Auch ein Vorsitzender der Bischofskonferenz muss sich wohl in Geduld üben und die Aussagen seines Kölner Mitbruders ernst nehmen, wenn er darauf verweist, dass das erste Gutachten nicht rechtskonform sei. Bischof Bätzing aber bezeichnete voreilig die Vorgänge in Köln als Desaster. Noch beschämender ist die Handlungsweise des Kardinals von München. Dieser selbst hat bei besagter Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) vor Jahren nur einen „Bericht“ über die Fälle der Erzdiözese München in Auftrag gegeben und allein ihm genehme Teile daraus veröffentlicht. Leider wurde dies in der Öffentlichkeit nicht so wahrgenommen, wie es wert wäre wahrgenommen zu werden. Für mich persönlich ist dies keine Aufarbeitung des Missbrauches, sondern eher Tarnung, wenn man den Anschein der Aufklärung erweckt, brisante Teile zurückhält und keinerlei Konsequenzen zieht wie in Köln.

Dass Kardinal Marx seinen Amtsbruder in Köln bezichtigt die katholische Kirche zu beschädigen, zeigt mir, dass er von seinen eigenen unzulänglichen Aufklärungsversuchen ablenken will. Wenn der Kardinal in München ein Gewissen und eine gewisse Selbstreflexion hat, gleiches gilt von all seinen bischöflichen Mitbrüdern, die nicht ansatzweise den Stand der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in ihren Bistümern wie in Köln erreicht haben und Kardinal Woelki öffentlich geißelten, wäre für deren Glaubwürdigkeit nun eine öffentliche Entschuldigung mehr als angebracht. Man kann nur hoffen, dass in dieser für die Kirche so wichtigen Angelegenheit ein wenig Brüderlichkeit und Einheit unter dem sonst so gespaltenen Episkopat einkehrt. Auch das sind die deutschen Bischöfe den Opfern schuldig. – Dekan Alexander Huber

 

Ich bin begeisterte Zeit-Leserin und habe bemerkt, dass Sie Herrn Wölki regelmässig zum Thema haben. Dieses Mal also im Interview. Ich möchte es mal so sagen, diese Art Amtsträger sind der Grund, warum so viele Menschen ausgetreten sind und auch weiterhin austreten werden. Sie scheinen zu glauben, dass sie über dem Gesetz stehen und das tuen sie ja scheinbar auch, weil der Staat es den Kirchen überlässt diese Straftaten in eigenem Ermessen zu verfolgen. Das gibt es an keiner anderen Stelle in der Gesellschaft. Missbrauchsfälle müssen doch bei Verdacht polizeilich verfolgt werden! Dieser Typ hat sich seine eigene Moralecke gebastelt in der alles erklärbar, entschuldbar ist und wird.

Scheinheiligkeit, Selbstliebe (oh, interessantes Thema an dieser Stelle) gepaart mit einem verklärten Selbstbild wird zunehmend unerträglicher. Diese Typen sollte neben vielen anderen Positionsinhabern (alle durchweg männlich!) ihre Kardinalskutten einpacken und auf sich selbst gestellt einen Versuch der Einsicht üben, aber vorher sollten Sie, so auch Herr Wölki auf Mitwisserschaft, Täterschaft vor Gericht gestellt werden. Natürlich würde er (wegen vermeintlicher Mitwisserschaft einer Vergewaltigung an einem Kinder!!!) im laufenden Ermittlungsverfahren vom Amt FREIGESTELLT und hätte überhaupt nicht mehr die Wahl zu glauben, dass er einfach so im Amt bleiben könne. – Jutta Esser

 

Grundgütiger!!! Um mal in der kirchlichen Sphäre zu bleiben. Selbstgerechter als Woelki geht kaum. Einerseits müssen wir natürlich auch immer der anderen Seite die Möglichkeit zur Äußerung geben; aber DAS hätte ich wirklich nicht gebraucht. Wie wenig Bereitschaft in ihm steckt, diese Themen wirklich bearbeiten zu wollen, sieht man an seiner Antwort auf Ihre Frage zum Verbot der Segnung homosexueller Paare. Er sagt, er steht ihm nicht zu, die Entscheidung der Glaubenskongregation zu beurteilen. Weiter im Artikel ist er dann aber sogar bereit, Kirchenrecht zu brechen und Akten nicht zu vernichten. Wie es ihm eben passt, er tut nur das, was ihm hilft, sein Amt zu behalten. Mich widert das so an, ich kann Ihnen gar nicht sagen wie. Homophobe Honks brauchen wir nirgendwo. Ganz bestimmt aber nicht in einer Institution, die „eigentlich“ für alle Menschen da sein sollte. – Annette Haagen

 

Als ihre Bürger davonliefen baute die DDR eine Mauer. Die Katholische Kirche kann das nicht – Gott sei Dank! – Stefan Albrecht

 

Ein etwas spaetes aber ganz herzliches Dankeschoen fuer diesen Beitrag, der endlich einmal das Gesamtproblem betrachtet anstatt in lokalpatriotischer und zeitweise schon hysterischer Weise ueber die Situation in Deutschland und die Unfaehigkeit deutscher PolitikerInnen zu jammern und zu zetern. Es scheint, dass die Impfungen in Grossbritannien und den USA auch deshalb so schnell voranschreiten, weil beide Laender bis vor kurzem keinen Impfstoff exportieren. Wollen wir wirklich in einer Welt leben, in der gnadenlos das kurzfristige Wohl der eigenen Bevoelkerung ueber alles andere gestellt wird?

Diese Haltung ist fuer mich voellig unvereinbar mit dem angeblich so hochgehaltenen Menschenbild des christlichen Abendlandes und der Aufklaerung. Darueberhinaus kann sich diese Haltung mit der Entstehung und Verbreitung von Virus-Mutationen sehr schnell raechen. Und wir sollten auch die Moeglichkeit in Betracht ziehen, dass wir vielleicht einmal auf jene Laender angewiesen sein koennten, die jetzt ganz am Ende der Prioritaetenliste stehen – man sieht sich immer zweimal im Leben. Nochmals herzlichen Dank. – Sabine Moehler

 

Der Kardinal behauptet, die Kirche wäre das Volk Gottes und nicht nur einfach eine Institution ! Das ist erst einmal schwer verständlich da Gott mit seinem Volk anders umgehen würde wenn es Verbrechen verübt und die Opfer sich selbst überlässt. Dann der Satz dieses katholischen Konservativen Woelki, dass es ihm nicht zustehe zu beurteilen, ob das Verbot der Glaubenskongregation, homosexuelle Paare zu segnen, rechtens ist. Es folgt der fatale Satz, dass die Glaubenskongregation nur bestätige was immer die Lehre der Kirche war. Also ein Lehrgebäude für die Ewigkeit -das kann eigentlich nur Gott erstellen. Der Kardinal befindet sich damit geistig im Mittelalter und somit weit vor der Aufklärung und vermittelt den Menschen von heute ein ungeschminktes Bild einer verknöcherten Amtskirche. Genauso verstörend die bisherige Rechtsaufassung einer Kirche, die den Verstoß gegen das Zölibat mit sexuellen Verbrechen gleichsetzt.

Es sind fast nur juristische Nebenkriegsschauplätze wie der Vergleich und die Bewertung zweier Gutachten die der Diskussion um das Kölner Erzbistum zurzeit Schlagzeilen beschert. Die Lage der Opfer und die Bestrafung der Täter bzw. die geballte Energie, mit der in der Hierarchie der katholischen Kirche versucht wurde sexuelle Verbrechen zu vertuschen müssen das Hauptthema bleiben. Eine dringende Frage bleibt auch, wieso sich ein ansonsten gut funktionierender Rechtsstaat solche weißen Flecken bei der Verfolgung von Sexualtätern noch leisten kann. Die Kirche darf bei solchen Verbrechen keine Anwendung ihres Kirchenrechts mehr erlaubt werden. Hier liegt aber auch ein Problem bei den sogenannten christlichen Parteien und ihrer Angst, kirchentreue Wähler vor den Kopf zu stoßen. Diese Rücksichtnamen waren in der Adenauer-Republik noch üblich -heute aber verbieten sie sich. – Klaus Reisdorf

 

Herr Woelki : “Wenn es im Matthäus-Evangelium heisst, “Was ihr dem geringsten meiner Schwestern und Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan”, dann sind Missbrauchsverbrechen schwere Sünde”. Offensichtlich braucht Herr Woelki das Evangelium um sich eine Meinung zu bilden über Missbrauchstaten! Wie würde sein Urteil lauten ohne diesem Bibeltext? Vielleicht sollte er ausser dem Bibel auch mal etwas anderes lesen, anstatt “von Termin zu Termin zu hetzen”. Vermutlich würde das Lesen des Gutachtens schon reichen zur Meinungsbildung. – Geert Jan Wichers

 

Kirchenaustritte nehmen in den westlichen Industrieländern zu. Dies erfolgt gerade dort, wo der materielle Wohlstand am größten ist. Die Missbrauchsskandale der Vergangenheit, deren strukturelle Vertuschung, der Zölibat, die Stellung der Frau, unwissenschaftliche Erzählungen über die historische Rolle der Kirche und die Kirchensteuer werden oft als Begründung angeführt. Läufen die Mitglieder den Kirchen bald in Scharen davon? Gute Gründe sprechen dafür, diese Gemeinschaft nicht zu verlassen. Einer ist dieser:

Die 1,2 Milliarden Menschen umfassende und weltweit wachsende Katholische Kirche ist von ihrem Wesenskern antirassistisch und menschenfreundlich. Sie ist damit etwas Einzigartiges in der Welt. Jeder Mensch kann teilnehmen. Die Kirche weist uns darauf hin, dass jedes Leben zählt und niemand Sklave sein soll. Die Deutschen sollten auch wegen ihrer verunglückten Historie sich besonders angesprochen fühlen. 1940, als sie es zuließen, dass hier das kirchenferne NS-Regime menschenverachtenden Terror ausübte, schrieb Albert Einstein im times magazine: “Nur die Katholische Kirche protestierte gegen den Angriff Hitlers auf die Freiheit und Menschenrechte. Ich hatte nie ein besonderes Interesse an der Kirche, jetzt aber fühle ich eine große Liebe und Bewunderung für sie.“

Materialismus und Geschichtsvergessenheit sind die Hauptursache der Kirchenaustritte. Die Sklaven von einst sind die Klügeren von heute. In ihren Ländern steigen die Mitgliederzahlen. Gründe auf sie mit Überheblichkeit zu schauen, wie es in der Vergangenheit üblich war, gibt es nicht. Die Weisheit und Herzensgüte von Albert Einstein können die Austretenden in den reichen Industriestaaten nicht für sich in Anspruch nehmen. Es gibt weiter gute Gründe, der Kirche treu zu bleiben und die Liebe zu ihr mit Albert Einstein und vielen Katholiken weltweit zu teilen. – Lüder Stipulkowski

 

Es erschließt sich mir nicht, wieso sich Frau Evelyn Finger diesem Thema widmet. Als Katholik sehe ich mit großem Bedauern, wie die Kirche sich nun schon seit vielen Jahren mit den subcingulären Verfehlungen und vor allem deren Vertuschung beschäftigen muss. Doch welche Menschen interessiert das noch? Die meisten haben sich mit Grausen abgewendet. Meinen sie wirklich, dass dieses Thema unter GLAUBEN & ZWEIFELN eine angemessene Einstimmung in die Karwoche ist? Es wäre bei den derzeitigen Belastungen vielleicht hilfreicher über ein ehrwürdiges Gebet zu berichten, von dem Romano Guardini, Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels 1952, schreibt , „es sei kein Weg, sondern ein Raum, und es hat kein Ziel, sondern eine Tiefe. In ihm zu weilen tut gut.“ – Helmut Vogel

 

Im Hinblick insbesondere auf die Vorfälle im Kölner Erzbistum hat der bekannte Journalist Heribert Prantl die moralische Insolvenz der Kirche ausgemacht und meint, dass es für das Ostern der Kirche, für die Auferstehung des Vertrauens, eine fundamentale Reform von unten braucht. Da diese notwendige Reform des Systems Kirche von oben nicht zu erwarten sei. Der von Vielen erhoffte Bau der Kirche für die Gesellschaft von heute und morgen muss hiernach von den „Wasserträgern“ des Glaubens geleistet werden. Zumal von jenen, die nicht mehr bereit sind, die Bibel mit der machtgefälligen Ignoranz der Voraufgeklärtheit zu lesen und zu interpretieren. „Seid nicht bekümmert; denn die Freude am Herrn ist eure Stärke“, heißt es in Nehemia 8,10.

Die Hoffnung ist nun, dass uns nicht ausgerechnet die Schwäche der Kirche dieser Freude, Kraft und Zuversicht beraubt. Man stelle sich vor, die Kirche hätte allenthalben Gottes Wort gehalten: Wieviel weiteres Leiden zum bereits Erlittenen, wieviel Würdelosigkeit, Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit hätte vielen gut-gläubigen Menschen erspart bleiben können. Und auch in der anhaltenden Pandemie hätte eine verlässliche Kirche gewiss für viele Menschen ein starker Anker sein können. Realiter indes hat sich der Theologe und Kirchenrechtler Thomas Schüller von der Universität Münster ob der zahlreichen Kirchenaustritte genötigt gesehen, den größten Exodus von Katholiken aller Zeiten zu konstatieren.

Die inzwischen mehrmals geäußerte Kritik an der aktuellen Verlautbarung der vatikanischen Glaubenskongregation teile ich auch abseits der einschlägigen Aufgeklärtheit und Wissenschaft des 21. Jahrhunderts. Denn allein durch das In-der-Welt-Sein hat der allmächtige Gott jedes Wesen in der von Ihm verliehenen Einzigartigkeit bezeugt und gesegnet. Diese Segnung, geäußert auch im bewussten Glauben, sollte mittels einer im Dienste Gottes und der Gemeinschaft der Gläubigen stehenden Kirche bestätigt, gewiss aber nicht in Zweifel gebracht und verweigert werden (können). – Ira Bartsch

 

Seitdem das Kölner „Gutachten des Grauens“ bekannt ist, exhibiert sich Kardinal Woelki als brutalstmöglicher Aufklärer nach dem Motto „Nichts riecht besser als die Leiche des Vordermanns“. Dabei zelebriert die Eminenz als Oberministrant des Papstes mit bemerkenswerter Chuzpe das gewohnte zum Himmel schreiende Ritual zur Stabilisierung eines Systems, das mittlerweile deutsche Gläubige zuhauf zur Abstimmung mit den Füßen drängt.

Inzestuöse Regelkreise innerhalb der katholischen Kirche im Verbund mit einer Sprechblasen- Theologie sind Beschleuniger für den seit Langem spürbaren kirchlichen Schrumpfungsprozess: mit dem Priestermangel korrespondiert in Deutschland der Mangel an Gläubigen. Die Aussage in der Weihe-Liturgie, dass der Bischof vom Heiligen Geist bestellt ist, lässt nicht erst seit Tebartz-van Elst die kühne Assoziation zu, dass der Heilige Geist sadistische/masochistische Züge haben könnte. Wenn ohne päpstliche Zustimmung niemand zum Bischof geweiht werden kann, dann muss bei wiederholten Fehlbesetzungen der Jurisdiktionsprimat eines omnipotenten Alleinherrschers zur Disposition stehen. – Josef M. Kasuch

 

Wann endlich wird es von staatlicher Seite beendet, dass die katholische Kirche wie ein „Staat im Staate“ mit eigener Rechtsprechung und eigener Straf (nicht-)verfolgung (dafür aber wohl christlicher Sündenvergebung) auftreten darf?! Der Kardinal Woelki sagt öffentlich (s. o.g. Artikel in der DIE ZEIT), dass „geltendes Kirchenrecht“ gebrochen wird, wenn zukünftig keine Akten (zum Kindesmißbrauch) mehr vernichtet werden (was der Kardinal allerdings auch nicht mehr zulassen will). Was hinderte die staatlichen Strafbehörden daran, Akten und damit mögliche Beweismittel vor deren Vernichtung sicherzustellen? Grenzt das an Staatsversagen ? Vor dem Gesetz sind doch alle Menschen gleich! Alle….? – Udo Bauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie viel soll man machen?“ von Jan Schweitzer

 

Ich bin 81 Jahre alt und gerade nach Untersuchungen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Ihr Artikel spricht mir nach meinen letzten Erfahrungen aus der Seele. Vorab, ich bin in einem sehr gutem Krankenhaus als Kassenpatientin gewesen, bin von hervorragenden zuhörenden Ärzten und Pflegepersonal behandelt worden und sehr zufrieden mit meiner Diagnose nach 7 Tagen nach Hause gegangen. Diese Vorgeschichte war nötig, damit mein nachfolgender Text verständlich ist. Mit mir im Zimmer lag eine 90jährige Frau: schwerhörig, mit Wasser im Herzen, ihre Ausscheidungen konnte sie nicht mehr kontrollieren, weder der Weg ins Bad noch sonst eine selbstständige Aktivität war ihr möglich. Sie lebt allein, konnte aber über Befindlichkeit durchaus Aussagen machen. Sie hat fast nichts mehr gegessen, manchmal auch erbrochen.

Es wurden mit ihr die nötigen Untersuchungen durchgeführt, sie sagte auch gelegentlich: „Ich gehe nirgends mehr hin “ und beklagte sich, dass sie nun nicht mehr allein leben kann. Zudem kam ein aphganischer Pflegeschüler und sollte bei ihr seine Prüfung machen. Sie sprach bayerisch und er sehr schlechtes Deutsch (mit Maske) und er stellte ihr unendlich viele Fragen ihr ganzes Leben betreffend. Er verstand sie oft nicht und sie ihn auch nicht, inhaltlich und akustisch. Als Zuhörerin bekam ich mit wie quälend anstrengend das Alles für diese alte sehr kranke Frau war. Ich empfand das als psychische Quälerei. Ein Arzt erfahren mit so schwer kranken Patienten sollte in diesem Fall ein Gespräch mit ihr führen wie es in Ihrem Artikel auch seh plastisch beschrieben ist. Sie hatte auch eine Patientenverfügung, da sie schon sehr oft im Krankenhaus war.

Ein in Kempten wohnender Neffe war ihr Betreuer. Meine Erkenntnis aus dieser Erfahrung ist: Sobald ein Mensch nicht mehr in der Lage ist, seine Wünsche und Bedürfnisse klar und auch mit Nachdruck durchzusetzen, wird über ihn verfügt und das ist furchtbar. Wir haben ein hervorragendes Gesundheitssystem, aber Ärzte sollten sich nicht dazu verführen lassen, Alles zu machen was machbar ist, wie es in Ihrem Artikel auch ausgedrückt wird. Ich danke der Zeit, dass Sie den Mut haben in diesen schwierigen Zeiten einen solchen Artikel herauszubringen. Aufruf zu mehr und genauen Patientenverfügungen wäre auch wichtig. – Ute Timmermann

 

Am besten gar nichts machen, einfach palliativ in Ruhe sterben lassen. – Hans-Emil Schuster

 

Die von Herrn Professor Janssens beschriebene Realität auf deutschen Intensivstationen kann ich als Assistenzarzt, der aktuell auf einer Intensivstation arbeitet nur bestätigen. Aus meiner Sicht ist es dringend notwendig, dass die angestrebte Diskussion v.a. unter Medizinern stattfindet und wir uns mehr zutrauen, bei fehlender Perspektive für den einzelnen Patienten, Therapien nach Rücksprache mit den Angehörigen und dem Patienten einzugrenzen, auch wenn dies schwerfällt und schmerzt. Diese Entscheidungen sind schwer und dennoch im Sinne des Patientenwohls unerlässlich. Dem Thema der Therapielimitierung nach ethischer Abwägung muss auch auf gesundheitspolitischer Ebene begegnet werden. Hier muss die Palliativmedizin unbedingt gestärkt werden; denn Palliativmedizinische Versorgung verringert intensivmedizinische Aufenthalte!

Den von Herrn Prof. Janssens vorgeschlagenen Therapiebegrenzungsbogen halte ich für sinnvoll. Ein seit Jahren in einigen Städten erfolgreich verwendetes und noch kompakteres Instrument zur Informationsweitergabe der Therapielimitierung nach ausführlichem ärztlichem Beratungsgespräch bei schwer kranken Patienten ist der Palliativausweis, der z.B. im Geldbeutel des Patienten die Information über eine Therapielimitierung mit den vier wesentlichen Punkten: Intensivbehandlung ja/nein, Beatmung ja/nein, Reanimation ja/nein und Krankenhausaufenthalt noch gewünscht ja/nein enthält. Eine Initiative im deutschsprachigen Raum zur Verbreitung des Palliativausweises würde viele Intensivaufenthalte vermeiden und ein würdigeres Lebensende für den Patienten bedeuten. – Dr. med. Aaron Becker von Rose

 

Dank für die Beleuchtung des schwierigen Themas. Beide redaktionelle Beiträge machen deutlich, es gibt Bedarf an „sprechender Medizin“ und Selbstreflexion. Ansatzpunkte sind entsprechende Ausbildungsinhalte im Studium zu verankern und z.Bsp. supervisierte Fallbesprechungen, BALINT-Gruppen. Kostendruck und die Personalknappheit mag dazu führen, dass im Krankenhaus Einnahmen durch „Überversorgung“ generiert werden und die kollegiale Selbstreflexion und das Gespräch mit Patient und Angehörigem zu kurz kommen. Persönliche Faktoren bei Ärzten und Pflegepersonal spielen wohl auch eine Rolle. Tangieren austherapierte Patienten das Selbstbild und kränken die Person?

Selbstüberschätzung und Allmachtsphantasie mit negativen und letalen Konsequenzen sind Realität. Patienten, denen ohne Einverständnis und gegen ihren Willen Medikamente verabreicht wurde, Patienten, die – bei vollem Bewußtsein .. für jeden erkennbar, also auch für den voll orientierten Betroffenen – nicht versorgt wurden und dann am Herzinfarkt (broken heart) gestorben sind. Wenn vorher der Stationsarzt eine hinreichende Versorgung abgelehnt hat und dies keine Konsequenzen hat, “ Herztod ist eine natürliche Todesursache „, stellt sich die Frage, wird das Gesundheitswesen als closed shop gesehen dessen Renomee nicht beschädigt werden darf? Die aktuelle Situation sollte den konstruktiv-kritischen Blick in die Zukunft nicht verstellen. – Robert Gfrörer

 

Danke liebe Zeit, für diesen wieder einmal tollen Artikel. Ich bin froh über mein kürzlich geschlossenes ABO. Auch mich mit meiner chronischen Krebserkrankung treibt dieser Gedanke ständig um. Die derzeit zur Verfügung stehenden Patientenverfügungen bringen das, was ich möchte, unzureichend zum Ausdruck und ich möchte meine Kinder nicht überfordern bzw. es Ihnen leichter machen, wenn sie entscheiden müssen, weil ich evtl. nicht mehr in der Lage dazu bin. Schön wäre es, wenn Aspekte aus dem „Begrenzungsbogen“ auch in eine Patientenverfügung einfließen könnten. – Heike Samel

 

Ihr Autor bringt aus meinem Fachgebiet zwei Beispiele für vermeintliche Überbehandlung: Bei Rückenschmerzen würden zu viele bildgebende Untersuchungen durchgeführt, und es werde zu oft operiert. Ersteres wird zwar immer wieder behauptet, es mag auch so sein, entspricht aber nicht meiner Erfahrung. Schlimm ist es, wenn solche Untersuchungen von Ärzten veranlasst werden, die das Ergebnis nicht beurteilen können und sich auf den Bericht des Radiolgen verlassen, dem aber gar keine gezielte Frage gestellt wurde, so dass er sich nur allgemein äußern kann. Das kostet Mühe und Geld und hilft keinem weiter, am wenigsten dem Patienten. Dass zu oft operiert wird, habe ich in meinen bisher 42 Berufsjahren auch oft gedacht. Man muss aber beachten, dass der technische Fortschritt in den operativen Fächern enorm ist und dass es gerade bei Wirbelsäulenerkrankungen Operationsverfahren gibt, von denen man sich früher gar nicht vorzustellen wagte, dass so etwas irgendwann zum Routineprogramm gehören könnte. Nicht wenige meiner Patienten haben davon profitiert.

Im ambulanten Bereich kommt etwas hinzu, was Ressourcen nutzlos verbraucht, aber oft positiv gesehen wird, statt kritisiert zu werden: Durch die Verwirtschaftlichung der Medizin wird der Patient immer mehr zum Kunden, dessen Bedürfnisse geweckt, erkannt und befriedigt werden müssen. Es geht immer weniger um Not und Hilfe, Krankheit und Heilung, auch nicht um Mitmenschlichkeit, sondern um Geld. Und das wird dort verdient, wo es leicht zu holen ist. Wenn die fünfzigjährige Lehrerin nachweislich gesund, aber mit nicht abweisbarem Behandlungswunsch im Sprechzimmer sitzt, schlägt eine Sternstunde der ganzheitlichen Orthopädie. Die Patientin wird geheimnisvollen Tests unterzogen, die sich auf apokryphe Quellen stützen. Eine lichtoptische 4D-Vermessung der Wirbelsäule und die statische und dynamische Pedographie geben Aufschluss über das, was man durch eine sorgfältige körperliche Untersuchung auch gefunden hätte.

Notfallmäßig erfolgt eine schmerzlindernde Ohrakupunktur, und eine umfangreiche Spritzenbehandlung wird eingeleitet, am besten mit homöopathischen Mitteln. Ergänzend werden Schuheinlagen verordnet, die es nicht beim Orthopädieschuhmacher gibt, sondern die man nur über die Praxis beziehen kann. Durch den breiten Einsatz vieler Mittel kann schließlich das vermieden werden, was ohnehin nicht passiert wäre. Das kostet viel Geld, und dafür könnte man dem Achtzigjährigen, der in seiner letzten Lebensphase gern mobil bleiben würde, eine Endoprothese bezahlen. – Dr. Dr.Joachim Meyer-Holz

 

Der Artikel verleitet hoffentlich Ihre Leser (unter denen bestimmt auch Ärzte sind) nicht dazu, in großen Stil Therapien einzustellen oder abzulehnen! Weil irgend jemand oder irgend etwas behautet – dass eine „massive Überversorgung vorliegt“. Ihre Beispiele sind sehr fragwürdig und für den Leser in jedem Fall mißverständlich. Ich finde darüberhinaus Ihren Artikel ethisch sehr bedenklich! Eine Intensivstation bietet die Möglichkeit einer viel intensiveren personellen Betreuung, als dies auf einer Normalstation mit dem aktuellen Pflegenotstand möglich wäre. Sie könnte also vielmehr dem Wunsch nach einer intensiven, würdevollen persönlichen Betreuung des Krebspatienten in den letzten Stunden vor dem Ableben entsprechen – ohne das zwangsläufig kostenintensive Beatmungsstunden und Übertherapie anfallen.

Und von welchen „positiven Effekte“ hier für künstlich beatmete demente Patienten gesprochen wird, ist mir ebenso ein Rätsel: im Vergleich zu künstlich beatmeten Gesunden oder künstlich beatmete Kindern! Nicht das demente Patienten grundsätzlich beatmet werden sollten – aber wie fortgeschritten ist die Demenz, und wie glücklich und selbständig ist der Patient in seinem häuslichen Umfeld vorher gewesen?! Und setzt eine ärztliche Behandlung nicht eine entsprechende Aufklärung des Patienten (oder seines gesetzlichen Betreuers) und nachfolgend eine Zustimmung zur Behandlung voraus? Und wird diese Therapie nicht selten gar eingefordert (vielleicht zu Recht!), etwa im Fall des künstlich beatmeten dementen Patienten von seinen gesetzlichen Betreuern, nicht selten liebende Angehörige des Dementen?! Sie fordern sie, weil Sie die Betreuung und Fürsorge für ihren dementen lieben Großvater übernommen haben. Oder weil sie in schrecklicher Fürsorge sind, für ihren Vater oder ihre Mutter, die sie erbarmungslos in wenigen Tagen an den Krebs verlieren werden.

Ja, mit der modernen Intensivstation ist einiges machbar – und es ist Sache der Ärztin oder des Arztes, nicht sinnvolle Therapien einzustellen. Sobald sie dies mit 100%ger Sicherheit feststellen können! Besteht jedoch eine kleine Chance – dann sollten sie weiter kämpfen? Wie groß darf oder muss jedoch diese Chance sein? 1%? 5%? Sollen wir das die Ärzte auf der Intensivstation entscheiden lassen? Oder eine medizinische Fachgesellschaft! Oder einen eigens dafür berufenen Ethikrat? Für jeden Fall? Oder grundsätzlich? Ich glaube, Ihr Artikel ist unglaublich eindimensional! Falls wirklich eine massive Überversorgung vorliegt, dann muss der Ansatz an einer Stelle erfolgen, an der Anreize für eine Überversorgung vorliegen, und nicht am dementen Patienten oder am sterbenden Krebspatienten! – Dr. S. Markovic

 

Im Folgenden sind Patient*innen/ Ärzt*innen gemeint. Es klingt ganz einfach: Der Patient muss das an Diagnostik und Therapie bekommen, was medizinisch notwendig ist, nicht weniger aber auch nicht mehr. Das musste ich zu Beginn meiner Kassenarzt-Tätigkeit unterschreiben, es sollte natürlich auch für Privatpatienten gelten. Täte das jeder Arzt, ginge es den Patienten gut, den Ärzten – und den Krankenkassen.

Dafür braucht es ärztliche Kompetenzen, die nicht mehr selbstverständlich sind: Neben hoher medizinischer und ethischer Kompetenz auch- wie in dem Artikel erwähnt – das Beherrschen der Sprechenden Medizin, die zu wenig gelehrt und schlecht bezahlt wird. Denn natürlich müssen Entscheidungen MIT dem Patienten (oder seinen Angehörigen) getroffen werden. Sinnvoll entscheiden kann er aber nur, wenn er umfassend, verständlich und einfühlsam aufgeklärt wurde. Stattdessen ist es in unserem medizinischen System üblich geworden, Krankheiten zu verwalten – unter marktwirtschaftlichen Gesichtpunkten. Der Patient ist zu häufig zum Klienten mutiert. – Dr. Ursula Augener

 

Diesen Leserbrief schreibe ich als Arzt mit 44 Jahren Berufserfahrung. Der Artikel von Jan Schweitzer bringt die ganze Problematik in unserem Gesundheitssystem so richtig auf den Punkt. Und Uwe Janssen trifft im folgenden Interview ebenso den Nagel auf den Kopf. Kompliment! Und danke! – Thomas Balthasar

 

Meines Erachtens darf man von jedem mündigen Menschen erwarten, dass er sich Gedanken darüber macht, was ihm im Falle einer schweren Erkrankung oder eines schweren Unfalls wichtig ist – z. B. möglichst lange zu leben oder möglichst lange weitgehend gut oder zumindest gut erträglich zu leben -, und dass er eine Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht verfasst und beides in einer für befugte Ärzte zugänglichen Datenbank im Internet hinterlegt. Der Staat sollte eine solche zentrale Datenbank einrichten und das nicht der Bundeszentralstelle Patientenverfügung oder der Bundesnotarkammer oder sonstigen kommerziellen Anbietern überlassen. Insbesondere die Benennung einer/s Bevollmächtigten, die/der die Interessen der/des Kranken/Sterbenden gegenüber den Ärzt(inn)en vertritt, wenn sie/er selbst das nicht mehr kann, ist sehr wichtig.

Beides würde nicht nur der/dem Kranken/Sterbenden selbst, sondern auch den Angehörigen und Ärzt(inn)en und letztlich der Gesellschaft insgesamt helfen. Eine Patientenverfügung kann und muss zwar meines Erachtens nicht auf jeden konkreten Einzelfall eingehen, aber sie kann meiner Meinung nach sehr wohl deutliche Hinweise geben, was die Verfasserin / der Verfasser im konkreten Fall an medizinischen Maßnahmen für sich wünschen oder ablehnen würde. Für alle Personen, die keine Patientenverfügung und keine Vorsorgevollmacht verfasst und für die behandelnden Ärzte leicht auffindbar hinterlegt haben, sollte es klare – nötigenfalls gesetzliche – Regeln geben, was in welchem Fall wann zu tun oder zu unterlassen ist.

Die derzeitige Situation, dass eventuell überforderte oder uneinsichtige Angehörige oder aber Ärzte, die – bewusst oder unbewusst – mehr auf das finanzielle Wohl der Krankenhausgesellschaft als auf das physische und psychische Wohl des kranken/sterbenden Menschen achten, selbstherrlich die Entscheidungen fällen, ist jedenfalls unbefriedigend. Zum Weiterlesen: https://www.ulrich-willmes.de/gesundheitsreform.html und http://www.ulrich-willmes.de/lebenswert.html und https://www.ulrich-willmes.de/sterbehilfe.html. Übrigens: Der Link hinter „Hier“ in dem Satz „Hier benennt die OECD das Problem der Überversorgung.“ auf https://www.zeit.de/wq/2021-13 führt derzeit nicht weiter, sondern nur wieder auf die Ausgangsseite. – Dr. Ulrich Willmes

 

Zu Ihrem durchaus interessanten Beitrag über unangemesse Behandlungen in der Intensivmedizin möchte ich wie folgt Stellung nehmen: Den OECD-Bericht als Beweis dafür zu nehmen, dass in Deutschlands Medizin „zuviel“ therapiert werde, erscheint fragwürdig: Die nationalen Gesundheitssysteme sind nur beschänkt miteinander vergleichbar. Ein Beispiel: In den Niederlanden wird ein Prostata-Patient nur einen Tag nach einer Radikal-OP mit einem Blasenkatheter nach Hause geschickt. Nur zum Ziehen des Katheters kommt er eine Woche später nochmal zurück in die Klinik. In Deutschland behält man denselben Patienten 5 Tage stationär in ärztlicher Überwachung und schickt ihn dann (normalerweise) ohne Katheter nach Hause bzw. in eine Reha-Klinik. Das ist ein Stück Lebensqualität. Auch ist in den Niederlanden reine Alterstriage gang und gäbe:

Ein 80plus-Schlaganfallpatient ist per Definition kein Notfall mehr und hat auch keinen Anspruch auf einen Platz in einer Stroke-Unit. Anschließend: Ab ins Pflegeheim. So kann man leicht den Bedarf an Krankenhausbetten und damit auch die Gesundheitskosten senken. Der Preis dafür ist mindere Lebensqualität bei den Betroffenen. Wollen wir das? – Das alles nimmt jedoch nicht weg, dass überzogene (jedoch lukrative) Geräte- und Intensivmedizin an Sterbenden ein Übel ist, das es abzustellen gilt. – Dr.-Ing. Franz Ulrich Häusler

 


 

 

Leserbriefe zu „Überlebensfrage“ von Giovanni di Lorenzo

 

Ich bitte Sie sehr herzlich, sprechen Sie nicht von „Mangel an Gestaltungskraft und der [Un]Fähigkeit zum Krisenmanagement“. Auch wenn Helmut Schmidt immer von Tatkraft sprach und damit voll überzeugte. Sondern ich bitte Sie (ähnlich der London Times) den internationalen Kontext mehr zu analysieren: Wir erleben derzeit „America first“ und „Britain first“. Internationale Verträge und Absprachen gelten nicht mehr. (Pacta servanta sunt!) Und China hat die Pandemie längst als seine große Chance begriffen.

Wir bekommen schlicht keine Vakzine geliefert und ich würde auch Positionierungs-Absichten der oben genannten Staaten unterstellen. Es ist die Aufgabe einer hervorragenden Zeitung, die Herrschenden zu kritisieren. Fehlleistungen oder gar Fehlverhalten zur Sprache bringen, notfalls mit investigativem Nachdruck. Heute aber haben wir einen historischen Kniefall der Bundeskanzlerin vor den Tatsachen erlebt, die ein Virus zu schaffen in der Lage ist. Die Motivation unserer Bundeskanzlerin verstehe ich als allergrößte Besorgtheit. Ich finde, dass sich Schwächen des föderalistischen Systems Deutschlands zeigen. Oder vielleicht fordert die veränderte Welt, einen neuen Umgang mit dem Instrument des Föderalismus zu lernen.

Schon in der Flüchtlingskrise hatte der deutsche Föderalismus nicht gut kooperiert: Amerikas Position in der Welt wie auch der Reichtum der Schweiz sind auf der geschickten Nutzung des Fleißes und der Leidensfähigkeit von Immigranten begründet. Dies hatte unsere Kanzlerin wohl begriffen gehabt. Auf den unteren Ebenen hingegen werden junge Menschen, die auf dem Höhepunkt Ihrer Leistungsfähigkeit stehen, behandelt, als ob sie krank oder kriminell wären. Ich denke z.B. an das „Ankerzentrum“ in Bamberg, aber es gibt auch andere Beispiele. – Michael Scheppler

 

Wenn Herr Laschet Kanzlerkandidat werden will, obwohl eine deutliche Mehrheit der Wähler ihn nicht will und seine Kandidatur der Partei schaden würde, disqualifiziert er sich damit schon. – Iman Schwäbe

 

Der Souverän hat im Herbst wieder die Wahl zwischen: Not und Elend, Pest und Cholera? Oder doch zwischen: Kandidatinnen / Kandidaten und/oder der jeweils favorisierten Partei? Es bleibt spannend zu sehen wer wem auf die Pelle rückt. Hat sich bisher eine regierende Parteikonstellation im Bund oder den Ländern bei der Bekämpfung der Pandemie positiv hervorgetan? Ich habe davon nichts gesehen, gehört oder gelesen. Einzelne Chefs von Kommunen haben gezeigt wie es geht. Vielleicht wäre Boris Palmer ein guter Kanzlerkandidat der Grünen für das Amt des Bundeskanzlers? Da aber Kompetenz und Sachverstand nicht notwendigerweise Voraussetzungen für eine Karriere als Bundestagsabgeordnete/Bundestagsabgeordneter sind und schon gar nicht für ein Ministeramt oder den Chefsessel wird, wie immer, nach Parteiproporz entschieden.

Warum nicht mal eine Regierung die aus Fachleuten und Praktikern besteht und deshalb ziel -und lösungsorientiert und ohne Parteigeplänkel arbeiten könnte (zum Wohl des Volkes)? Aber leider leben wir nicht in Utopia und auch nicht in der beste aller Welten. Es wird so kommen, dass wir demnächst wieder von Juristen, einer Völkerrechtlerin oder einem Philosophen (und Germanisten) regiert werden. Herr Habeck könnte dann seine Regierungserklärung in Jamben vortragen im Gegensatz zu dem Knochentrockenem Juristendeutsch der anderen. Das macht die Wahl echt zur Qual! – Felix Bicker

 

Mit mir werden sie es schwer haben, wie ihr Chefredakteur bereits weiß. Die Wähler sind gar nicht in der Lage, einen Politiker zu wählen, der auch das Zeug für das Bundeskanzleramt hat. Die meisten Wähler, wählen nach Sympathie. Besonders die Frauen. Keiner der Favoriten erfüllt die Wünsche der weiblichen Wähler – vielleicht am ehesten Herr Laschet. Für mich wäre Herr Merz der richtige Mann. Der hat aber leider keine Chance. Er ist kein Frauentyp – jedenfalls heute nicht mehr. Herr Söder, nach seiner politischen Verwandlung, könnte noch eher Glück haben. Er ist aber ein Bayer. Das ist sein Makel. So ähnlich ist es mit dem Fußball. Ich lebe in NRW, hier liebt man den BVB Dortmund und Schalke 04. Der FC Bayern ist zu erfolgreich. Selbst in Europa ist dieser Verein das Maß aller Dinge. Das mag Versteh’n wer will – ist aber so. Für mich wäre Herbert Diess von VW ein guter Kandidat, der ohnehin VW verlässt. – Gunter Knauer

 

Ich vermisse eigentlich seit der Vorstellung der 3 Kandidaten für den CDU-Vorstand den eigentlichen Gewinner: Herrn Röttgen. Und ich vermute, dass es vielen Menschen in der Republik genau so geht. Der Mann hat Erfahrung, wirkt besonnen, sachlich kompetent und geradlienig. Alle 3 Übrigen (jetzt mit Söder) haben m. E. nicht das Profil, bzw. Rückgrad zum Kanzler. Söder unterstellte in einer der letzten Nr. den Grünen Profillosigkeit, Schlingerkurs,etc. das was man b ei ihm vermuten kann. Warum bringen Sie Röttgen nicht ins Spiel? – Udo Quarz

 

Gott schütze diese Republik vor allem vor Söder und auch vor Laschet, Baerbock und Habeck! Söder hat sich ab Corona-Beginn einen Lapsus nach dem Anderen geleistet! So einer wie Söder darf sich gerne in die bayerische nicht Kanzler gewordene Tradition einreihen! Warum lese ich in Ihrem Kommentar den Namen Norbert RÖTTGEN nicht? Wir brauchen zwischen den beiden Polen USA und Asien endlich ein starkes, gefestigtes und wettbewerbsfähiges EUROPA und das kann nur ein fähiger EUROPA-Politiker wie Norbert RÖTTGEN! Seine Auftritte in Talkshows sind makellos, er lässt Andere ausreden, hat Sachverstand und Stil! Nehmen Sie ihn ins Kalkül; er hat es verdient! – Peter Senghas

 

Den Autoren einen herzlichen Dank für diese messerscharfen Analysen! Es ist jedoch unser Wahlzettel, der im September entscheidet, ob Passivität, Klüngelwirtschaft und klimapolitischer Neglekt weiter regieren dürfen. Bleibt nach all den „Weiter so“-Jahren sowie der nachgewiesenen Handlungsunfähigkeit der vergangenen Monate die doch eher rhetorische Frage: ist es nicht endlich an der Zeit für eine echte politische Zäsur mit neuen politischen Köpfen, wie wirklich etwas bewegen wollen? – Dr. Thorsten Böing

 

SEHR enttäuschend, daß jetzt auch die ZEIT umstandslos in das große Lamento über „Versagen“ der Regierenden im Krisenmanagement einstimmt – SEHR enttäuschend! Eine nüchterne, realistische Analyse der Pandemie-Politik des zurückliegenden Jahres müsste – aus meiner Sicht, der eines Arztes an der „Corona-Front“ – zu einem wesentlich differenzierteren Urteil kommen. Besonders enttäuschend bei einem Presseorgan wie der ZEIT ist die Fixierung auf vermeintliche Fehlentscheidungen der MPK („16 + 1“), die sich im Großen und Ganzen, auch im internationalen Vergleich, als handlungsfähiges Entscheidungsgremium der föderal strukturierten Gesundheitspolitik in Deutschland bewährt hat und überwiegend „richtige“ Entscheidungen getroffen hat. Und die dabei zu Tage tretenden Gegensätze sind Spiegelbild der entsprechenden Konflikte im Alltag dieser Gesellschaft, die sich oftmals nur widerwillig (oder gar nicht) wissenschaftlich begründeten Ratschlägen unterordnen möchte: „there is no glory for Prävention“ (C.Drosten).

Im Gegensatz zum sonstigen PRO und CONTRA in der ZEIT wird in der Ausgabe 13 auf Seite 1 – 4 ein völlig unterkomplexes, sehr einseitiges, auf journalistische Effekte zielendes Bild gezeichnet: 1) Giovanni d. L.: Baerbock / Habeck als Lichtfiguren, die „alles besser machen“ machen – auch wenn Sie nur auf Umfragen Bezug nehmen? Das können Sie einem ZEIT-Leser nicht verkaufen: die GRÜNEN sind an vielen Regierungen beteiligt, Herr Kretschmann trinkt dabei genauso Wasser statt Wein wie alle anderen Regierenden. Ausgerechnet die beiden, von Ihnen offenbar ernsthaft als kanzlertauglich angesehenen Lichtfiguren sind aktuell in keinerlei Regierungsverantwortung! 2) B. Ulrich: brillant wie immer! Und wie immer nur eine Thema. die „andere“ Naturkatastrophe“ Klimawandel im Blick und die (auch) dafür nötige Politik der „Zumutungen“.

3) Auf einer ganzen Seite wird dem Leser in „Hochschreib“-Prosa die MP aus Schwerin als Geheimwaffe der SPD ans Herz gelegt. Mit der Erkenntnis, daß der Impfstoff die „beste Lösung gegen die Pandemie“ wäre, aber das hätten ja „Spahn und von der Leyen vermasselt“. In etwa BILD-Zeitug-Niveau! Im Vergleich zur Bundeskanzlerin, die Verantwortung für einen ganzen „Geleitzug“ hat (und für ihn persönlich Verantwortung übernommen hat!!), leitet Frau Schwesig einen einzigen Schlafwagen im ganzen Zug. Und fiel zuletzt dadurch auf, daß sie den Reisenden in diesem Schlafwagen „kontaktarmen Urlaub auf dem Campingplatz“ ermöglichen wollte und sich mit den Testaktivitäten des Rostocker Oberbürgermeisters schmückte, gerne einen kleinen „Heiligenschein“ in möglichst vielen Talkshows aufscheinen lässt.

4) Die Kanzlerin hat den Plan „vergeigt“, der schon seit Ende April 2020 „auf dem Tisch“ lag? Wenn man – beispielsweise – den NDR-Podcast von C.Drosten und S.Cisek (und den von Herrn Kekule) seit einem ganzen Jahr verfolgen konnte, dann erkennt man: 1. die wissenschaftlichen Erkenntnisse und daraus folgenden Empfehlungen für „die Politik“ sind ständig im Fluss. Nirgendwo gab und gibt es DEN Plan! Und mann erkennt 2.: es war gerade die Kanzlerin, die soweit es politisch durchsetzbar war, diesen Erkenntnissen Rechnung getragen hat!

Mein Fazit: die Bundesregierung, eingeschlossen der Gesundheitsminister und die Kanzlerin, das RKI ebenso wie alle anderen politisch Verantwortlichen in den Ländern haben überhaupt nicht versagt: ich empfinde diese plakative Aussage – nun auch in der ZEIT – schlicht als populistischen Quatsch. Diese Krise ist weder ein Acker für Parteipolitik noch eine Proflierungsbühne für Kanzlerkandidat(innen). Vielmehr sollten – endlich einmal – auch Journalisten sich selbstkritisch prüfen, welche Rolle und – ja! – Schuld sie bei dem wortreich beklagten „Vertrauensverlust der Menschen“ spielt. Nach dem SPIEGEL mit „Schimpf und Schande“ nun also auch die ZEIT. Schade! – K.-U. Langenheim

 

Um ein altes Zitat zu benutzen (ich glaube es betraf Helmut Kohl und Franz Joseph Strauß): „Das schlimmste an Armin Laschet ist, dass er Marcus Söder so sympathisch macht“. P.S. Zwei ausgezeichnete Leitartikel. – Sven Herfurth

 

Vor Corona habe ich noch genau gewusst, wo meine politische Heimat ist, welche Partei ich wählen kann, und wer mich zumindest ansatzweise politisch vertreten kann! In diesen unsäglichen Corona-Zeiten mit unendlichen Dauerlock- und shutdown-Pipapo, da gibt es für mich, so etwas wie eine „vernüftige Politik“, längst nicht mehr: „Hau den Lukas“! Keine dieser Parteien im Lande hat noch irgendein Interesse daran, genau meine Interessen vertreten zu wollen. Wir hier in Deutschland, wir werden völlig oppositionsfrei regiert. Es gibt nur noch diesen politischen Einheitsbrei an Meinung, der durch das RKI und das „Millionenheer von Corona-Experten“ immer wieder mehr und mehr zerwürzt wird. Nein diese ungenießbaren Pampe mag ich nicht. Wer am Schluss die politisch längere Nase hat, das ist mir eigentlich schnurzpiepe und ziemlich egal. – Riggi Schwarz

 

Das dargetane Anspruchsdenken mancher Unionisten war und ist erschreckend bis unverschämt. So wäre für die deutsche Demokratie der ein oder andere Rollenwechsel zwischen Regierung und Opposition ganz grundsätzlich nicht von Nachteil. Abgesehen davon hätten CDU/CSU mit Norbert Röttgen als Kanzlerkandidaten durchaus die Möglichkeit, einen personellen Neustart zu vermitteln und den inhaltlich erforderlichen Richtungswechsel für eine glaubwürdige zukunftsorientierte Politik vorzunehmen. Mit Annalena Baerbock wohl sodann als erster Vize-Kanzlerin in einer schwarz-grünen Bundesregierung. – Ira Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Ami, go home?“ Streit von Franziska Brantner und Stephen Wertheim

 

Ich neige sponatan der Position von Herrn Wertheim zu. Ich würde fast mit Frau Käßmann sagen: Nichts ist gut in Afghanistan. Unsere politischen Positionen gegenüber den USA sind mir meist zu gefühlig. Gut, die Umgangsformem haben sich verbessert. Ja, Frau Brantner, wir müssen mehr Verantwortung übernehmen: Uns auf die Verteidigung Europas konzentrieren. An der Grenze Polens und des Baltikums aufpassen und uns auf Angriffe Raketen und Drohnen jedweder Dritter einrichten etc. Das müßte unser Kernziel sein. Alle Inteventionseinsätze der BW sind für mich fraglich. Da folgen wir „Anfragen“ der amerikanischen Administration und bei Mali der Franzosen ohne Diskussion der eigenen Interessen. Keck gesagt: Wir müssen Jo Biden erziehen, dass er nicht in die Fußstapfen von Trump zu treten versucht.

Aus North-Stream-II soll er sich heraushalten. Und zu dem unglücklichen „Killer“ Vorwurf: Wie steht denn Joe zu den Einsätzen gegen Osama Bin Laden und die Tötung des iranischen Generals Kassem Soleimani durch einen Drohnenangriff? Keine Frage: Das waren wohl Bösewichter. Aber „westliche Werte“? Und Assad? Wenn, dann wäre der doch dran? Wenn Jürgen Trittin Außenminister werden sollte? Da muß sich bei den Grünen einiges klären, ehe ich sie wähle. (Hier in Flensburg bin ich für Habeck, obwohl er sich in einer lokalen Kontroverse zum teil-gerodeten Bahnhofswald zugunsten seiner Ortsgrünen zurück gehalten hat.) https://bahnhofsviertelflensburg.wordpress.com/2021/03/22/tag-des-waldes/Gerhard Schroeder

 

Ich war recht schockiert, als ich begann, den Artikel „Ami, go home?“ von Jochen Bittner und Jörg Lau, im Interview mit US-Historiker Stephen Wertheim und Franziska Brantner, grüner Außenpolitikerin, zu lesen. Der Grund: Bereits die Schlagzeige verlautete „Amerika strebt nach bewaffneter Dominanz“. Amerika, das ist ein Doppelkontinent der Erde und erstreckt sich vom 84. Breitengrad Nord bis zum 56. Breitengrad Süd. Er hat eine Fläche von ca. 43 Millionen km², 980 Millionen Menschen wohnen dort. Die größten Einzelstaaten des Kontinents sind Kanada, die Vereinigten Staaten, Brasilien, Argentininen und Mexiko. Die Ballungszentren verteilen sich auf den nördlichen, sowie südlichen Teil: New York City, Mexiko-Stadt, Sao Paulo, Los Angeles, und Buenos Aires.

Amerika, selbst die Namensgebung ist abgeleitet vom italienischen Forscher Amerigo Vespucci, welcher als erster Europäer die Amazonasmündung entdeckte – welche sich keineswegs auf dem Staatsgebiet der USA befindet. Ich frage mich immer wieder: Warum verwenden wir „Amerika“ als Synonym für die Vereinigten Staaten? Dies betont nicht nur unser US- und eurozentrisches Weltbild, sondern negiert auch sämtliche anderen Staaten, die sich auf dem Kontinent befinden. Wenn ein Artikel, welcher sich kritisch über die Machtdominanz „Amerikas“ äußert, genau diese machtdominante Wortwahl übernimmt, ist er dann nicht genau jener verfärbten Wahrnehmung verfallen, die er zu kritisieren versucht? Amerika, das ist noch so viel mehr, und beschreibt so viele weitere Staaten, die eben nicht, wie im Artikel angedeutet, nach „bewaffneter Dominanz streben“. Daher muss unbedingt eine Unterscheidung her: Amerika ist nicht (nur) die USA! – Klara Wippenbeck

 

Seit 30 Jahren bin ich, 74Jährige ehemalige DDR-Bürgerin, endlich ZEIT-Leserin und ebenso lange wähle ich endlich GRÜN. Nun aber angesichts der Naivität von Frau Brantner bezüglich der „notwendigen“ Weltpolizei USA komme ich ins Grübeln. Was denken meine Grünen wirklich? Mir riecht das so wie damals das Gerede von der ewigen unverbrüchlichen Freundschaft mit der Sowjetunion. Die USA sind mit weitem Abstand das Land mit dem höchsten Rüstungsetat, besitzen die meisten Militärstützpunkte in anderen Ländern, haben als erstes und einziges Land Atomwaffen eingesetzt, sind ungefragt in zig Länder kriegführend einmarschiert:

Korea, Vietnam, Irak, Afghanistan, …haben dort Kriegsverbrechen begangen mit Giftgas und Folter, haben unsere Kanzlerin ausspioniert („das geht gar nicht“) , haben ein riesiges Rassismus-Problem und da schwadroniert diese junge Frau: Europa braucht die USA! Nein sage ich, die USA brauchen wir nicht (mehr). Wir brauchen auch nicht das teure umweltschädliche Fracking-Gas , wir bestimmen selbst von wem wir was kaufen und wem wir was verkaufen, ob USA, Russland oder China. Wir hoffen ja sogar, dass wir von Russland den Impfstoff Sputnik beziehen können… Und wir bestimmen auch, wie wir mit welchem Partner umgehen. Ich werde mir sehr überlegen müssen, ob ich im Herbst bei meiner Partei bleibe! – Ingrid Kube

 

Amerika hat Deutschland in der Nachkriegszeit Militärisch und wirtschaftich in die Demokratie hinein geführt Im 21. Jahrhundert hat sich die geopolitische Lage gravierend verändert, China ist zur Welthandelsmacht aufgestiegen.Europa hat die Pflicht sich als eine eigenständige Politische Kraft für sich selbst zu sorgen.Amerika verliert an Macht und Einfluss in der gesamten Welt.Amerika ist kein Weltpolizist mehr um die Demokratie überall im Nahen Osten oder anderswo Konfliktfrei zu etablieren. Europa und Amerika müssen gemeinsam eine Vision entwickeln um den Weltfrieden zu erhalten. Partner zu haben ist gut brauchen aber eine gemeinsame Politische Basis. Nord Stream 2 zeigt ein Konflikt Potential auf,das nicht für alles eine gemeinsame Auffassung gibt. – Thomas Bartsch-Hauschild

 

Das hätte ich nicht gedacht, eine Streitgespräch erleben zu müssen, in dem eine Sprecherin der Grünen ein stärkeres militärisches Engagement der USA gegenüber einen amerikanischen Politikbeobachter einfordert. Verkehrte Welt. Ich dachte mal, die Grünen stehen für Abrüstung und weniger Waffen in der Welt. Auch weil gerade die amerikanische Rüstungsindustrie und das Militär ihren Anteil an den hohen CO2-Emissione des Landes haben. Und das sagt jemand, der gedient hat und kein Pazifist ist. Ich weiß aber, dass Aufrüstung auf der einen Seite zur Nachrüstung auf der anderen Seite, also in eine Rüstungsspirale führt. Danke für diesen Beitrag, ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt Grün zu wählen… –Axel Voß

 

Vielen Dank für den Abdruck des Gesprächs zwischen Franziska Brantner und Stephen Wertheim. Was ich dazu sagen möchte habe ich bereits an das Büro von Frau Brantner geschickt. Ich möchte mich aber bei der Zeit dafür bedanken, solche Beiträge zu verbreiten und damit die Diskussion um die künftige Rolle Europas in der Weltpolitik voranzubringen. Ich bin davon überzeugt, dass wir eine Neuausrichtung europäischer Politik brauchen, wenn wir Frieden und Freiheit in Europa bewahren wollen und dass wir dringend eine breite Diskussion über Ziel und Ausrichtung der zukünftigen Außenpolitik Europas führen müssen. Dass die ZEIT dazu beiträgt ist ermutigend. Einen besonderen Gruß auch an Alice Bota, die mir einmal die Augen dafür geöffnet hat, dass niemand die volle Wahrheit für sich beanspruchen kann, aber dass viele Stimmen ein klareres Bild ergeben können. Bitte machen Sie weiter auf diesem Weg.

Liebe Frau Brantner, ich bin einigermaßen überrascht über Ihre Einschätzung der Politik der USA. Nur weil Schutz von Demokratie und Menschenrechten die Begründung für ein – oft militärisches – Eingreifen der USA waren, waren das nicht die wahren Gründe. Demokratie und Menschenrechte waren die offizielle Rechtfertigung für eigentlich nicht zu rechtfertigende Einmischungen. Diese Einmischungen in die Politik anderer Länder fanden und finden statt, weil die USA aufgrund ihrer militärischen Überlegenheit der Meinung sind, sich nehmen zu können, was sie eben wollen. Und in der Tat können sie das. Europa ist dazu benutzt worden, das zu unterstützen. Es geht nicht darum, die USA zu verteufeln, es geht darum die Realität zu sehen wie sie ist.

Das ist eine wichtige Voraussetzung um eine vernunftbasierte Außenpolitk zu machen, die dann auch zu Lösungen führt die Bestand haben. Solange man der Ideologie anhängt der Westen ist gut, demokratisch und menschenrechtsorientiert und der Rest der Welt ist autokratisch und „böse“ – solange man also dem von den USA vorgegebenen Schema folgt die Welt in gut und böse einzuteilen, bleibt man im Sumpf der Ideologie stecken und wird Entscheidungen treffen, die nicht realitätsgerecht sind. Europa teilt sich einen Kontinent mit Rußland. Genau wie die USA nicht nur gut sind, ist auch Rußland nicht nur gut. Aber Putin zu verteufeln ist eine amerikanische Erfindung die den Zweck hat ein militärisches Eingreifen in Rußland zu „rechtfertigen“ und Europa sollte sich nicht darauf einlassen dieser Propaganda zu folgen. Es kann dabei nur verlieren. Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass alle Nationen auch ihre Schattenseiten haben und wir mit ihnen so klar kommen müssen, wie sie eben sind.

Europa braucht ein möglichst gutes Verhältnis zu den USA, denn sie sind zu groß und zu gefährlich um sie zum Feind zu haben. Europa braucht aber auch ein gutes Verhältnis zu Rußland, denn es ist unser Nachbar und es wird uns besser gehen, wenn es auch unserem Nachbarn auf diesem Kontinent gut geht. Dann kann man vielleicht tatsächlich inhaltlich über Menschenrechte reden, statt die Menschenrechte zu misbrauchen, um sich gegenseitig zu diskreditieren oder eigene Agressionen zu kaschieren. Die Glorifizierung von Joe Biden ist schwer nachzuvollziehen. Er ist sicher ein Mann mit angenehmen Umgangsformen. Aber er wird die Grundzüge amerikanischer Politik nicht verändern und im Zweifelsfall wird er von Europa bedingungslose Unterstützung einfordern – ein Verhältnis auf Augenhöhe existiert de facto nicht.

Ich wäre sehr viel beruhigter wenn europäische Außenpolitik europäische Interessen vertreten würde, die sind aber nicht deckungsgleich mit amerikanischen. Europa hat nur eine Chance in Frieden und Freiheit zu existieren wenn es schafft unabhängiger von den USA zu werden. Das geht nur wenn es ein gutes Verhältnis zu Rußland und China aufbauen kann. Die Zeit in der der „Westen“ die Welt dominiert hat ist vorbei. Von dieser Tatsache muss man ausgehen, wenn man eine zukunftsfähige Außenpolitik etablieren will, sonst endet man im Nirwana und wer will da schon hin… – birgit moeller

 

Als Grüner bin ich fast erschüttert über die Ansicht man müsste einen Staat auf den Posten der Weltpolizei hieven um gegen Menschenrechtsverletzer und Agressoren wirksam zu sein. Gerade an den USA wurde es doch mehr als deutlich, dass ein Staat niemals so stabil sein kann, diese Aufgabe zu übernehmen, da er selbst verletzbar ist. Und was helfen uns heute noch die Denkmuster des kalten Krieges? In welcher Zeit leben wir? Wo ist die UNO? Wo sind Wertebündnisse, die im Fall der Fälle -unabhängig von Einzelinteressen- bereit sind Menschenrechte und Frieden zu verteidigen? Die NATO hat ausgedient, s. Türkei. Bitte nicht gleich wieder den USA nachlaufen nur weil der Name des Präsidenten sich geändert hat. – Rainer von Hesse

 

Die Grünen haben mit dem völkerrechtswidrigen Beitritt zum Kosovokrieg 1999 leichtfertig ihre Unschuld als Friedenspartei preisgegeben und finden seitdem den Weg nicht mehr zurück. Die europapolitische Sprecherin der Grünen vertraut weiterhin unbeirrt auf den Schutzschild Amerikas. Davon abbringen können sie selbst die mahnenden Worte eines Amerikaners nicht, dass „…hinter der US-Politik nicht der Wille steht, Demokrarie in aller Welt zu unterstützen,….sie vielmehr die Welt spaltet und Feindseligkeiten am Leben erhält…“ Wie gut, dass sich in Deutschland Menschen gegen den Euphemismus deutscher Politik stellen, wir müssten weltweit mehr Verantwortung übernehmen, was heissen soll, militärische Präsenz aufbauen. Unter www.sicherheitneudenken.de hat eine breite zivilgesellschaftliche Gruppe ein nachhaltiges Sicherheitskonzept für Deutschland und Europa entworfen, das vielleicht auch für die Grünen ein Weg seien kann, ihre Einstellung zum Frieden in der Welt zu überdenken. – Andreas Brinkmann

 

Ein des Antiamerikanismus unverdächtiger US-Amerikaner liefert einer grünen Außenpolitikerin diplomatisch verpackt mehrere Steilvorlagen, die sie als Aufhänger für grüne Kritik an der US-amerikanischen Außenpolitik hätte nutzen können. Stattdessen verteidigt sie uneingeschränkt diese Politik, die NATO und versteigt sich sogar zu der Äußerung „Viele militärische Interventionen waren kein Erfolg“, ohne die Übereinstimmung dieser Einsätze mit dem Völkerrecht zu hinterfragen. Militäreinsätze, die irgendwo auf der Welt die Demokratie fördern, sind offensichtlich erlaubt. Ich empfehle einen Blick ins Völkerrecht und die UN-Charta. Die Grünen machen sich fein für die Koalitionsverhandlungen nach den Wahlen. Oder waren sie immer schon so? – Hartmut Streppel

 

Vielleicht bin ich naiv, aber man verlangt von jedem zivilisiertem Menschen, zumindest in Europa, dass er/sie seine/ihre Konflikte gewaltfrei löst. Tut er/sie es nicht, wird er/sie von der Justiz sanktioniert. Woran liegt es, dass Politiker, es sind ja hauptsächlich Männer, die diese Regeln nicht akzeptieren können oder wollen? Wenn, wie in Amerika (oder auch Russland?) erlaubt, jeder seine private Waffe legitim besitzen darf und sein Eigentum damit vetrteiligen darf, kann man wohl auch nicht erwarten, dass sich Machthabenden aus solchen Ländern gewaltfrei organisieren können.

Man sollte doch Staatenlenkern ein Handeln ohne menschlich nicht verständliche, „niedrige Beweggründe“, die ein Ausdruck niedriger Gesinnung sind, unterstellen können und dürfen. Sollte es dennoch solche unzivilisierten Taten geben, braucht es einen internationalen Gerichtshof, der zivilisiert solche Probleme behandelt und sanktioniert und löst, aber keine Waffen! – Marion Wittmann

 

Ich glaube es ist weitgehend unstrittig, dass wir unter dem atomaren Schutzschild der Amerikaner („Gleichgewicht des Schreckens“) seit über siebzig Jahren in unserer Region von großen Kriegen verschont sind. Franziska Brantner die grüne Außenpolitikerin hat klar erkannt, das Europa dazu die USA braucht. Die Thesen des US-Historikers Wertheim, dass die USA nach bewaffneter Dominanz streben sind zwar historisch belegbar, aber was wäre die Alternative für Europas Schutz? · Glaube an die Vernunft der Menschen und eine friedliche ungeschützte Zukunft? · Völliger Verzicht auf Schutz und damit dem jeweils Mächtigen völlig ausgeliefert? · Aufrüstung bis zum kompletten Selbstschutz, d. h. auch Aufbau einer ausreichenden europäischen atomaren Abschreckung – d. h. Zweitschlagskapazität! ·

Weiter mit und unter dem Schutzschild der USA. Wenn man die Geschichte der Menschheit, deren Verhalten und unsere realistischen Möglichkeiten nüchtern betrachtet, bleibt „alternativlos“ nur die enge Zusammenarbeit mit den USA. Die Amerikaner haben immer wieder bewiesen, das sie sich von Übel (Trump) befreien können und wandlungsfähig sind. Die Schwerpunkte europäischer Außen- und Sicherheitspolitik müssten sein, unsere Maßnahmen zum Selbstschutz erheblich zu steigern, dann als „Partner auf Augenhöhe“ mehr positiven Einfluss zu gewinnen und unseren Partner USA von bewaffneten Alleingängen abzuhalten. PS: Vielleicht sollte man der SPD-Parteiführung im Rahmen der Tornado-Nachrüstungsdebatte auch einmal verraten, dass die „atomare Teilhabe“ ein Teil dieser Einflusspolitik ist. – Peter Wunder

 


 

 

Leserbriefe zu „Erlaubt die Leihmutterschaft!“ von Katrin Helling-Plahr

 

„Wir wollen in einer freien, modernen und zukunftsgewandten Gesellschaft leben.“ – Wenn ich mich zur Zukunft hinwende, sehe ich eine zerstörte Erde, auf der wesentlich mehr Menschen leben, als sie verkraften kann. Ist es liebevoll und fürsorglich dies (m)einem Kind zuzumuten? „Wenn es aber für mehr Menschen mit Kinderwunsch die Chance gibt, dieses Glück zu erleben:“ – Die Autorin sollte fragen, ob es für die Kjnder ein Glück ist. Die Gründe, weshalb Menschen sich Kinder wünschen, sind nur selten am Wohl der Kinder orientiert, sondern fast immer egoistisch.

„Sie sollte nur dann legal sein, wenn sie aus altruistischen, nichtkommerziellen Motiven heraus stattfindet.“ – Davon, dass Menschen Gesetze ignorieren hat die Autorin vermutlich noch nie etwas gehört. Hier täte sich ein neuer Markt für Schwarzarbeit auf. „Im Zweifel würde die Geburtsmutter dann doch die rechtliche Mutter. “ . Erst klare Regeln fordern udn sie dann aufweichen. Sehr konsequent durchdacht. Und das Kind bleibt dabei auf der Strecke wie bei Trennungseltern so oft. Sehr liebevoll und fürsorglich. – Iman Schwäbe

 

Diesem Artikel muss ich widersprechen. Die Argumentation der Autorin für die Erlaubnis von Leihmutterschaft beruht im Ansatz auf einem gravierenden Fehler: Sie setzt die ethischen Probleme bei Lebendorganspende und Leihmutterschaft gleich. Das ist unzulässig. Mit einer Organspende soll das gefährdete Leben eines Menschen erhalten werden. Unfreiwillig kinderlose Menschen leiden sicher unter ihrer Kinderlosigkeit. Aber sie leiden nicht unter einer lebensbedrohlichen Krankheit. Deshalb können die ethischen Probleme bei Organspende und Leihmutterschaft unmöglich gleichgesetzt werden.

Weitere Punkte müsste man diskutieren: Die eidesstattliche Erklärung der Leihmutter, dass ihre Familienplanung abgeschlossen ist; ihre Rücktrittsmöglichkeit nach der Geburt usw. Bemerkenswert finde ich die Idee, dass Notare nach der Vorstellung der Autorin Verträge beglaubigen sollen, die „kein normales Rechtsgeschäft“ darstellen. Ist das nach Meinung von Katrin Helling-Plahr der wahre Fortschritt, im Gegensatz zum „vermeintlichen“ der Grünen? – Petra Kümmerle

 

Der Artikel läßt mich mit Empörung und fassungslosem Erstaunen zurück.Eine Akademikerin, zweifache Mutter und Mitglied des Bundestages macht deutlich daß sie nicht die geringste Ahnung von den Dimensionen tiefenpsychologischer Phänomene hat. Der Artikel suggeriert: In einer Frau entsteht in 9 Monaten ein Mensch und wenn er unter Schmerzen geboren ist, wird er altruistisch weitergereicht, z.B.an eine krebskranke, ehemals eispendende Schwester, denn es ist ja ein „Leihmutterschaftsvertrag“ geschlossen.Dieses Maß an selbstlosem Altruismus ist selbst von einer Frau mit stabiler psychischer Konstellation kaum ohne Schädigung zu leisten.Und der Staat soll diesen schrägen Deal und jede beliebige Wunschwelt des Menschen (jeder muß in unserem Land alles machen können und dürfen) absegnen.

Die bisherige Handhabung mit Leihmüttern funktioniert recht und schlecht weil die (meist finanz.bedürftigen)Frauen eine finanzielle Entschädigung erhalten die ihnen ermöglicht aufkeimende mütterliche Empfindungen in Schach zu halten und sie es in ihrer Psyche als Geschäftsbeziehung deklarieren können. Damit können auch Schuldgefühle kleingehalten werden. Die konservative Haltung der Regierung ist ein Segen und eine mutige Positionierung mit dem Tenor „Es gibt noch so etwas wie Schicksal“ in einer Welt die meint alles medizintechnisch machbare und menschenmögliche muß selbstverständlich gemacht und rechtlich abgesichert werden. Weiterhin unerträglich ist in dem Artikel der menschenverachtende Vergleich zwischen Nierenspende und Schwangerschaft. Die Behauptung daß ein Viertel der Männer und Frauen zwischen 20 und 50 Jahren ungewollt kinderlos seien, ist reine Polemik und durch keine saubere Statistik in der Welt zu belegen. – Dr. med. Wolf Lieb

 

Mit der Aussage „Eine Leihmutterschaft ist eben kein normales Rechtsgeschäft“ liefert die Autorin die Begründung, warum Leihmutterschaft verboten bleiben muss. Frauen entschließen sich üblicherweise nicht aus altruistischen Gründen zur Leihmutterschaft, sondern aufgrund finanzieller Not. Eine Begegnung auf Augenhöhe, wie es das Rechtsgeschäft erfordern würde, ist so nicht möglich. Abgesehen von den psychologischen Auswirkungen einer Leihmutterschaft auf die Leihmutter, machen die Unvorhersehbarkeiten während Schwangerschaft und Geburt den Abschluss eines fairen Vertrags nahezu unmöglich. Was passiert, wenn es sich unplanmässig um eine Mehrlingsschwangerschaft handelt, aber vertraglich die Übernahme nur eines Kindes vorgesehen war? Was passiert, wenn ein behindertes Kind zur Welt kommt, die Auftraggeber aber nur ein gesundes Kind übernehmen wollen? Welche Antworten liefert die liberale FDP, die vor allem „die Vorteile für ungewollt kinderlose Paare“ im Blick hat, auf solche ethisch schwierigen Fragen? – Prof. Dr. Claudia Reuter

 

Fassunglos habe ich diesen Artikel gelesen: Offenbar geht es vielen Menschen nicht um das Leben mit Kindern, sondern um Blut und Boden-Mentalität. Der Gedanke, ein Kind im Leib auszutragen und dann hergeben zu müssen, ist grausam. Es nicht den „Eltern“ auszuhändigen, die sich monatelang gefreut haben, ebenfalls. Geld und ärztliche Kunstfertigkeit und Ausbeutung von Frauen, die aus Not sich als Leihmütter zur Verfügung stellen, können doch liebevolle Eltern nicht garantieren!

Wer Kinder um sich haben möchte, denke daran: Patenschaften, die wirklich gelebt werden, mit viel Kontakt und Zuspruch, helfen Kindern erwachsen zu werden (um das sollte es ja gehen). Und diese Bindungen sind oft belastbarer und dauerhafter als die zwischen leiblichen Eltern und Kindern. Die Ausgaben für Leihmütter, Bürokratie etc.etc. sind enorm und die Abwicklung kostet viele Nerven. Ein Ausbau der Pflegeelternschaft wäre doch sicher hilfreicher! – Afra Margaretha

 

Ausweitung der Verfügungszone.Die Bindung zwischen Mutter und Kind ist während der Schwangerschaft tiefer, als die FDP-Politikerin uns glauben machen will. Es ist mehrfach vorgekommen, dass kommerzielle Leihmütter, Frauen aus der Ukraine oder aus Polen, das horrende Honorar verschmäht haben, wenn sie nur i h r Baby behalten durften. Die Leihmutterschaft auf nahe Blutsverwandte beschränken zu wollen, ist zudem unrealistisch. So viele altruistische Schwestern kann es gar nicht geben, dass alle Kinderwünsche per Leihmutterschaft erfüllt werden könnten. Unter der Hand würde ein grauer Markt entstehen, bei dem Geld doch eine Rolle spielt. Das sollte der Partei der Marktwirtschaft eigentlich geläufig sein.

Engpässe bei der Adoption von Babys gibt es nur, wenn man die Suche auf Kinder mit weißer Hautfarbe beschränkt. In den armen Ländern unserer Welt warten viele Kinder auf liebevolle Eltern aus reichen Ländern. Sollten bei deutschen „Wunscheltern“ doch „rassische“ Merkmale eine Rolle spielen? Dann sollte man ihnen ein fremdes Kind ohnehin nicht wünschen. Von dem Dichter Matthias Claudius gibt es das Gedicht „Der Mensch“ mit den herrlichen Anfangsversen: „Empfangen und genähret / Vom Weibe wunderbar…“. Dass es Dinge gibt, die sich der Verfügung des Menschen entziehen, muss der Partei der Immobilienmakler und Notare, der FDP, freilich verborgen bleiben. – Rainer Werner

 

Das Familienmodell [Frau, Mann, Kinder(er)], dem die Menschheit ihr Dasein verdankt, ist für die meisten Menschen weder lebensfremd noch realitätsfern, sondern Alltag und Normalität. Leibliche Verwandtschafts-Beziehungen spielen sowohl für Kinder als auch für Erwachsene eine große Rolle. Es macht in beide Richtungen einen Unterschied, ob Kinder/Eltern leiblich sind oder nicht. Ich würde zudem dafür plädieren, dass in der Rubrik Streit die Quellen für postulierte Statistiken genannt werden (müssen!). Das wurde die Diskussion fruchtbarer machen und das ein oder andere unnötige Missverständnis auflösen helfen. In diesem Fall würde mich interessieren, woher die Zahl kommt, das „fast“ ein Viertel der Frauen und Männer zwischen 20 und 50 Jahren ungewollt kinderlos seien. Frau Plahr, wären Sie so gut und lassen mir ihre Quelle zukommen? – Dr. Christian Voll

 

Die deutschen Liberalen scheinen ein wichtiges liberales Prinzip vergessen zu haben: Die eigene Freiheit endet dort , wo sie die Freiheit des Anderen einschränkt. Und: Der Mensch hat eine Würde, aber keinen Preis. Beide Prinzipien dürften sie vergessen haben. Anders ist der Aufruf zur Freigabe der „alturistischen“ Leihmutterschaft der FDP-Abgeordneten Katrin Helling-Plahr nicht zu beurteilen. So gut wie alle Leihmutterschaftsverfahren laufen nach dem Prinzip des „sale of children“ ab: Eine Leihmutter wird nicht dafür bezahlt, dass schwanger ist. Sie erhält den Großteil des Geldes erst dann, wenn sie das Kind, das sie austrägt, nach der Geburt aushändigt und abgibt. Es muss natürlich ein gesundes, nicht-behindertes Kind sein. Das widerspricht der Kinderrechtskonvention, Artikel 35, wo festgehalten ist, dass ein Kind das Recht hat, nicht gegen Geld gehandelt zu werden, und zwar egal zu welchem Zwecke. Ich gehe davon aus, dass auch Deutschland weiterhin diese Konvention anerkennt. Insofern kann es wohl kaum eine kinderrechtskonforme Form der Leihmutterschaft geben. Verletzungen von Menschenrechten, auch jene von Kindern, sind definitiv und strikt abzulehnen.

Man kann sich natürlich vormachen, dass die beste Freundin und die Schwester stets zur Hilfe bei ungewollter Kinderlosigkeit zur Hilfe eilen. Doch ehrlich ist der ungeschönte Blick auf die Realität. Und auch ein anderes, differenziertes Frauenbild. Denn Frauen sind nicht immer gerne schwanger, schon gar nicht für Andere. Die aufopferungsvolle, stets hilfsbereite Frau, die ihren Körper zur Verfügung stellt, ist ein doch etwas eindimensionales Bild im Jahr 2021. Wenn Helling-Plahr von „Emanzipation“ schreibt, blendet sie die Leihmütter aus. Sie meint natürlich nur jene Frauen, die sich ein Kind wünschen und dafür die Dienste anderer Frauen in Anspruch nehmen wollen. Tatsache ist: Die meisten Leihmütter sind weder wohlhabend noch privilegiert, sie tun es vor allem aus einem Grund: Sie brauchen das Geld. Ob man das nun Honorar oder Aufwandsentschädigung nennt, ist für Menschen in prekären Lebenssituationen völlig irrelevant.

Falls es in Einzelfällen tatsächlich zu angeblich „altruistischer“ Leihmutterschaft kommt – man hört in keinem Bereich so oft von hehrer Selbstlosigkeit wie bei den Debatten rund um Eizellenspende und Leihmutterschaft –, dann findet dennoch immer ein geplanter Beziehungsabbruch zwischen Mutter und Kind in einer der fragilsten Lebensphasen statt. Es geht in der Regel um belastende Verfahren wie die künstliche Befruchtung samt genetischen Tests sowie Eizellenspende, weil die Leihmutter normalerweise nicht die genetische Mutter sein will oder sein soll. Die Bindung an das Kind wäre zu groß, was die Abgabe rechtlich und emotional problematischer machen könnte, so die Erfahrungen.

Auch wenn angeblich kein Geld fließt, muss – wie Helling-Plahr auch ausführt – eine Vereinbarung zwischen Leihmutter und Wunscheltern ausgehandelt werden, in der das ungeborene Kind zu einem Vertragsgegenstand wird, also zu einem verhandelbaren Objekt degradiert wird. Klar ist auch, dass die Schwangere sicher nicht autonom entscheiden kann, ob sie alle pränatalen Untersuchungen macht oder ob es zu einem Kaiserschnitt kommt.

Das mühsam errungene Selbstbestimmungsrecht der Frau bei einem Schwangerschaftsabbruch ist ebenfalls ausgesetzt. Denn welche Wunscheltern lassen hier eine freie Entscheidung zu? Dass eine Leihmutterschaft mit einem genetisch völlig fremden Embryo ein höheres Risiko von Fehlversuchen und Fehlgeburten hat und potenziell schwere Gesundheitsproblemen für die Schwangere verursachen kann, verschweigt die Liberale. Die dürftige Studienlage zum Thema erklärt Helling-Plahr lapidar damit, dass es dann wohl kaum Probleme gebe. Ja, so wird es sicher sein. Das ist natürlich alles nur im besten Interesse des Kindes und der betroffenen Frauen. Eine ziemliche Illusion angesichts der realen Machtverhältnisse.

Ich stelle seit Jahren fest: Es geht bei dem Thema zwar ums Kinderkriegen, aber eigentlich nicht um die Rechte und Bedürfnisse von Kindern, sondern stets um die Wünsche von Erwachsenen. Menschenrechte wurden jedoch nicht dafür ausformuliert, dass die Stärkeren ihre Rechte durchsetzen, sondern in erster Linie zum Schutz der Schwächeren. Und das sind in dem Zusammenhang wohl eindeutig die Kinder.

Kindern gehe es nur darum, in Liebe erzogen zu werden, es kümmere sie nicht, wer sie ausgetragen habe, meint Helling-Plahr. Interessante These. Von der Realität aber meilenweit entfernt, wenn man auf Experten hört. Kinder, die aus einer Eizellen- oder Samenspende und Leihmutterschaft entstanden sind, gründen Selbsthilfegruppen. Sie wollen wissen, wer dieser Mensch ist, von dem sie abstammen und der Teil ihrer Identität ist. Letztlich ist es ebenfalls ein verbrieftes Kinderrecht zu wissen, woher man kommt.

Wieso reden wir in der Medizin eigentlich immer wieder von Aufwandsentschädigungen für selbstlose Spenden und Leistungen? Ich arbeite als Sozialarbeiterin mit obdachlosen und geflüchteten Menschen, wir werden von zahlreichen Ehrenamtlichen unterstützt, die auch viel Aufwand haben. Wenn schon selbstlos, dann konsequent, Sämtliche soziale Einrichtungen könnten nicht mehr arbeiten, wenn all die altruistischen Helfer auch eine Aufwandsentschädigung beanspruchen würden. Ich würde jedenfalls von meiner sterbenskranken Schwester, der ich meine Niere spende, sicherlich und keinesfalls auch noch eine Entschädigung erwarten. Auch nicht für eine Eizelle. Was ist das bitte für eine „altruistische Hilfe“? Zudem: Wieso werden ungeborene Kinder überhaupt mit Organen verglichen, wie es auch Helling-Plahr tut? Ein Organ wird nie nach Identität und Herkunft fragen. Die Abgeordnete meint auch, dass Leihmutterschaft ein „rotes Tuch“ für Konservative sei. Schubladen sind da einfach bequemer: Zuerst denunziert man Argumente als „konservativ, religiös = retro, verstaubt“ und flugs muss sich nicht mehr inhaltlich mit den kritischen Argumenten auseinandersetzen.

Ihr ist offenbar entgangen, dass die feministische Kritik an der Reproduktionsmedizin so alt ist wie dieser Zweig der Medizin selbst. Alice Schwarzer oder Kajsa Ekis Ekman, eine schwedische, feministische Publizistin, oder die britische Feministin, Publizistin und LGBTI-Aktivistin Julie Bindel sind definitiv nicht konservativ oder religiös motiviert, um Leihmutterschaft kritisch bis ablehnend gegenüber zu stehen. In Österreich haben sich zahlreiche Expertinnen und Experten aus den Bereichen Psychologie, Ethik, Recht, Medizin, etc. zu der Initiative „Stoppt Leihmutterschaft“ zusammengefunden, überparteilich, überkonfessionell, die zudem Teil der internationalen Kampagne „Stop Surrogacy Now“ ist. Sie wird getragen von zahlreichen Organisationen und Aktivistinnen, die sich jeder Schubladisierung, wie Helling-Pahr sie vornimmt, entziehen und die offenbar liberaler und pluraler sind, als der Politikerin offenbar lieb ist.

Dem frommen Wunsch der Abgeordneten, dass dem sogenannten „Reproduktionstourismus“ durch liberale Gesetze in Deutschland Einhalt geboten werde, sei gegenübergestellt, dass Länder wie die Niederlanden, Großbritannien, Israel und Kanada Leihmutterschaft schon länger erlauben. Dennoch finden sich die Bürgerinnen und Bürger dieser Länder weiterhin in Kliniken in ärmeren Ländern. Der Preis regelt den Markt, Billig-Länder ziehen an. Und natürlich auch die Frage, ob sich genügend Frauen für eine Leihmutterschaft zur Verfügung stellen. Tun wir doch bitte nicht so, als ob es nur um medizinische Behandlungen gehe. Es geht auch um ein gutes Geschäft mit einem innigen Wunsch. Die Legalisierung der Leihmutterschaft bringt nicht nur mehr Möglichkeiten für ungewollt Kinderlose, sondern eben auch mehr Profit für private „Kinderwunschkliniken“.

(Kinder-)Wünsche aller Art sind ernst zu nehmen, ja, wir leben offenbar in einer „Will-haben“- Gesellschaft, wo alles für Geld zu haben sein muss. Doch nicht alle Wünsche müssen zu einem Rechtsanspruch führen, denn sie können mit Rechten anderer im Widerspruch stehen – beim Thema Leihmutterschaft ist dort eine klare Grenze erreicht, wo Kinderrechte verletzt werden. Mit dieser Haltung ist man mittlerweile in der Minderheit in einer egozentrischen Machbarkeits- und Konsumgesellschaft. Es geht nur noch um die Wünsche einzelner Erwachsener, die absolut zu gelten haben. – Eva Maria Bachinger

 

Vor Jahren haben wir im Theater Freiburg ein Stück mit dem Titel Leihmüttern, Samenspender, Googlebabies erarbeitet und aufgeführt, SchülerInnen, LehrerInnen und andere interessierte Laien. Wir haben recherchiert, mit Bioethikern der Uni Freiburg diskutiert, Filme geschaut, ein Gespräch mit Ed Houben geführt. Am Anfang waren wir alle total offen und tolerant: warum soll nicht jede/r ein Kind ˋbekommenˋ können, der sich eines wünscht, besonders da der Leidensdruck oft sehr groß. Je länger das Projekt wurde, desto schwieriger wurde es, bei einem klaren Ja zu bleiben. Ein Kinderwunsch ist letztlich immer ichbezogen.

Nicht immer sind Eltern mit großem Kinderwunsch letztlich die besten Eltern. Nicht immer sind sich Paare einig und man muss die Rechnung bei Kinderwunschbehandlungen am Ende immer ohne das Kind machen, das nicht gefragt werden kann was es sich wünscht. Auch ein Wunschkind ist wenn es auf der Welt ist oft nicht so, wie man es sich gewünscht hat. Was passiert mit dem Kind, wenn sich die Partner während der Schwangerschaft trennen, wenn es eine Behinderung hat, bei einer Risiko- oder Mehrlingsschwangerschaft oder das Kind das ´falsche Geschlecht´ hat und es plötzlich niemand mehr will? Wer vertritt dann die Interessen des Kindes? Auch der Alltag mit Kind(ern) ist selten so, wie man ihn sich gewünscht und vorgestellt hat. Was ist, wenn man plötzlich feststellt, dass das Kind so wie es ist doch nicht in den eigenen Lebensentwurf passt. Gibt es ein ˋRückgaberechtˋ? Darf das Kind zur Leihmutter, wenn es das lieber mag? Hat sie ein Kontaktrecht?

Es ist naiv zu glauben, dass die wenigen altruistischen Leihmutterschaften, die es in Deutschland geben würde, den ´Leihmuttertourismusˋ ins Ausland ersetzen würden. Ja, es ist ungerecht, dass nicht jede/r, der sich ein Kind wünscht auch eins bekommen kann. Ja, es haben Menschen Kinder, die besser keine haben sollten. Aber sollte man deshalb alles möglich machen? Manchmal ist es das größte Glück, zu bekommen was man sich wünscht und manchmal ist es das größte Unglück. Eine einfache Lösung gibt es leider nicht. Vielleicht wäre es ein Ansatz, Frauen statt einem Schwangerschaftsabbruch eine Leihmutterschaft vorzuschlagen. Das würde unter Umständen manchen Frauen einen Ausweg aus einem Konflikt bieten.

Auch stimmt es natürlich, dass eine neue Debatte weg von alten und überholten Argumenten und Vorstellungen von Familie geführt und die Gesetzgebung erneuert werden muss. Aber am Ende des Tages muss man sich immer eingestehen, dass der wichtigste Mensch in der Gleichung nicht zu Wort kommt. Nur wenn man die Rechte der zukünftig so ausgetragenen Kinder garantieren kann, darf es einen solchen Vertrag geben. Dass es anderswo erlaubt ist, ist kein stichhaltiges Argument. – Annette Schuck

 


 

 

Leserbriefe zu „Anwalt in eigener Sache“ von Robert Pausch und Christina Schmidt

 

Alfred Sauter hat in Fragen der Unmoral kein Alleinstellungsmerkmal in der CSU. Diese Partei hat zusammen mit der CDU die Strafbarkeit der Bestechung und Bestechlichkeit von Abgeordneten hartnäckig verhindert, bis ihr 2014 auf Druck der EU kein Ausweg mehr blieb. IUnd wie lange haben CDU und CSU das Lobbyregister verhindert! Nach den Gründen muss man nicht lange suchen; und Franz Josef Strauss – In Ihrem Artikel als Übervater von Sauter bezeichnet- lässt grüßen. –Lutz Landorff

 

So etwas entwickelt sich: Es fängt klein und in kleinem Kreise an und wird immer größer. Alle (Kollegen, Mitglieder,…) schauen weg und bekommen es doch mit. Alle sind dadurch beteiligt und laden fortlaufend Schuld auf sich. Auch ein unfreiwilliger Zeugen, der nicht aktiv gegen das System vorgeht, unterstützt das System. Mit der Zeit gibt es niemanden, der nichts gesehen hätte. Ein falsches Verständnis von Loyalität ist der Nährboden für die wachsenden Verstrickungen, für das enger werdende Netz wechselseitiger Abhängigkeiten. Die Spinne im Netz, von der dies alles ausgeht, ist immer fein raus: Janusköpfigkeit bietet immer die Möglichkeit, in die Rolle zu wechseln, die schützt oder Vorteile bietet (Hütchenspielertrick).

Auch die wachsende Schuld der Beteiligten schützt die Spinne, den Hauptakteur. Keiner will auffliegen. Und alle Nebenspieler und Statisten machen sich Sorgen, dass der Hauptakteur irgendwann auspackt und einen mit in den Abgrund reißt. Im Laufe der Jahre entsteht eine eigene Welt mit einem eigenen inneren Rechtsverständnis und einer eigenen Agenda. Ostentative Geschlossenheit schützt diese Welt. Auch ein Minister mit einem großen Etat im fernen Berlin profitiert davon. Sich selbst gegenüber ist man extrem großherzig, gegenüber anderen äußerst engherzig.

Man inszeniert sich als letzte prinzipientreue Hüter des Rechtes gegen die Herrschaft des Unrechts, als letzte Bastion eines wahren Verständnisses von konservativen Werten (heile Welt, Ehre, lebendige Tradition) und brandmarkt hart ausgrenzend z.B. Flüchtlinge als Einwanderer in unsere Sozialsysteme. – In einem System, in dem alle schuldig geworden sind, bräuchte man Kronzeugenregelungen, keine „Ehren“-Erklärungen. – Reinhard Koine

 

Seit F.J. Strauß und Nachfolger-Amigo Max Streibl könnte man der CSU selbstbereicherndes Verhalten als parteipolitisches Gen zuschreiben. An den Zufall, dass die im bundesweiten Vergleich nur kleine Partei aus Bayern mehr “Unanständige“ in ihren Reihen hat als alle anderen Parteien zusammen, glaubt ja wohl kein vernünftiger Mensch. Darum ließe sich in modischem Neudeutsch das Kürzel CSU auch mit „Corrupt Self-service User“ dechiffrieren. – Ernst Kaffanke

 

Mit dem System Sauter beschreiben Sie mit vielen Worten einen völlig normalen Vorgang, auf dem sowohl das Funktionsprinzip der Bundesrepublik Deutschland als auch das Geheimnis der Volksparteien auf allen Ebenen beruht. Einer Partei tritt man bei, um sich einen persönlichen Vorteil zu verschaffen, wie auch immer der aussehen mag, und die Wirtschaft nutzt die Verbindungen zu den Volksvertretern mit ihren Mitteln. Und alle wissen es. Fragen Sie einen Politiker, so wird er Ihnen sagen: So funktioniert Politik; und der Ökonom wird Ihnen antworten: So funktioniert Wirtschaft. Es kommt allein auf den Blickwinkel an. – Dr. Claus Doenecke

 

„Gier frisst Hirn“ oder „die eine Hand wäscht die andere“. Das ist mein Kurz-Kommentar zum unsäglichen Verhalten von CSU-Politikern (hier keine inklusive Schreibweise, weil es nur Männer waren!), die sich am Maskengeschäft bereichert haben und sehr hohe Summen an Provisionen in die eigene Tasche steckte, verkleidet als Anwalts-Honorar. Solche „Geschäftsmodelle“ gab und gibt es in allen Parteien. Und dass Alfred Sauter MdL nun behauptet, er habe sein hohes Anwalts-Honorar gespendet, empört mich noch mehr . Will er sich „gut reden“? Zumindest hat er zugegeben, dass er am Masken-Deal verdient hat. Wieviel? Das muss er nun zeitnah durch Spendenquittungen belegen.

Das jahrzehntelange „Geschäftsmodell“ von Sauter, das weder von Ethik noch von Moral geprägt war, wird nun hoffentlich von der Wurzel (radix) her radikal ausgerottet. Mir fehlt bei diesen Männern, die Politik und Anwaltsgeschäfte bisher zum eigenen Vorteil verquicken konnten, jegliches Gespür für Klugheit, Weisheit, Besonnenheit und Mäßigung. Diese christlichen Tugenden sollte ein Politiker leben, der einer Partei angehört, die das Wort „christlich“ im Namen trägt. Söder, Blume und Aigner müssen „endlich aufräumen“, wenn die CSU nicht weiterhin Wähler*innen verlieren will. Danke für die stets kritische Berichterstattung zu vielen Themen. Als Abonnentin der ZEIT möchte ich das auch noch kurz anfügen. – Dr. Anneliese Mayer

 


 

 

Leserbriefe zu „Herr Pfeiffer vermietet unter“ von Christian Fuchs et al.

 

Der weltweit unerreichte Lobbyismus in Deutschland hat eine neue Strategie mit neuen Geschäftsfeldern entwickelt und scheint dabei außer wenigen Investigativ-Journalisten keinen zu interessieren. Entgegen früher bemüht man sich heute als Lobbyist nicht mehr mit der Pflege von Netzwerken und Kontaktaufnahme mit unabhängigen Abgeordneten, sondern wandelt mit der Unterstützung naivster Mitglieder an den Parteibasen als Abgeordneter und damit getarnter Lobbyist durch die Interessensphären. Dass sich diese Wandlungsfähigkeit ausgerechnet in der CDU auffällig zeigt, wird in einem anderen Artikel der heutigen ZEIT durch die Häutungsfähigkeit des Ernst Lemmer bestens beschrieben. Die CDU „leidet“ ja nicht an zu großen Politikfähigkeiten, sie zeichnet sich durch einen sehr pragmatischen Politikstil aus. Und da geht der Pragmatismus eben manchmal mit den „Pferden durch“. – Jürgen Dressler

 

Typisch CDU: wirtschaftsnah, was an und für sich zielführend sein könnte. Wenn die persönliche Gier jedoch das politische Verantwortungsbewußtsein übersteigt, und der moralische Kompass eine nur untergeordnete Rolle spielt, dann kommt dabei nicht nur ein abstoßender persönlicher Charakter zum Vorschein, sondern, viel gravierender, führt dies auch zur weiteren Demontage der Glaubwürdigkeit von Politik und demokratischen Institutionen. Und bedeutet auch ein Schlag ins Gesicht für die Mehrheit der rechtschaffenden und anständigen Politiker. Bei einem Vermieter wie H. Dr. Pfeiffer möchte man nicht einziehen müssen. Eine Partei und Fraktion, die solchen Typen Mitgliedschaft gewährt, hat ihre schlechteste Zeit noch vor sich. Man darf gespannt sein, welche Haltung die neue CDU Führung zu solchen Praktiken einnimmt und zwar ganz unabhängig von der tatsächlich juristischen Aufarbeitung des Vorgangs zum Vermieter Pfeiffer. – Hans-Jörg Glaß

 

Nur die vor Gier Verdummten lassen sich das Geld fast direkt überweisen und können erwischt werden. Die überwiegende Zahl der MdB’s halte ich für sehr klug, es ist unsere Elite und es gibt sicher auch viele Ehrliche darunter. Hr. Pfeiffers Variante ist gesetzlich kaum angreifbar, er lässt sich nicht abschmieren, im Schatten der großen Lobbyisten nutzt er seinen MdB-Job allein als Schmiermittel für seine eigenen Geschäfte im Trüben. Dennoch muss die Politik solche Leute vom Hof jagen. Sie sind keine Volksvertreter, sie sind nur zum Schein MdB. – H. Giller

 

Gerade las ich den obigen Artikel, der mich überrascht und schmunzelnd zurück lässt. Als ehemalige DDR-Bürgerin war mir der Schock des Westens, so wie ihn Herr Kümmel beschreibt, unbekannt. Zu den Überlegungen, was zur Namensgebung Sputnik V geführt haben könnte, möchte ich ergänzen., dass es im russischen Alphabet keinen Buchstaben gibt, der unserem V in der Schreibweise ähnlich ist. Kennen Sie das Original Schriftbild der russischen Bezeichnung, also in kyrillischen Buchstaben? Als hier in Deutschland vermehrt über den Impfstoff als Sputnik V berichtet wurde, hatte ich, in Kenntnis des russischen Alphabets, vermutet, dass es sich da um eine römische 5 handeln könnte. Übrigens, Sieg ist im russischen Pobjeda, also nirgendwo ein V. – Gabriele Menzendorf

 


 

 

Leserbriefe zu „Corona-Demos. Warum greift die Polizei nicht härter durch?“ von Muriel Kalisch

 

Zweierlei Maß. Zum wiederholten Mal erleben wir das relativ passive Verhalten der Polizei,trotz des vielfältigen Verstoßes gegen Versammlungsauflagen und Abstandsregeln.Die klägliche Rechtfertigung seitens der Polizei, es gäbe hier keine Straftaten macht nachdenklich.Wie war das noch einmal bei den Demonstrationen in Brockdorf, Gorleben, Stuttgart 21… Da waren sehr schnell Schlagstöcke ,Reiterstaffeln und Wasserwerfer im Einsatz, obwohl seitens der Demonstranten keine Gefahr für die Gesellschaft ausging.Dagegen gefährden die Corona- Querdenker sowohl die Sicherheitskräfte ,letztlich aber auch den Rest der Gesellschaft durch die Vernachlässigung der Corona– Auflagen.Letztendlich ist die Polizei bei ihrem Vorgehen weitgehend von den politischen Vorgaben der Regierung abhängig.Letztere ist somit auch dafür verantwortlich, dass die Corona-Leugner triumphierend das Versagen der Ordnungskräfte als Staatsversagen erleben dürfen. – C. Stellmacher

 

In Ihrer Ausgabe Nr. 13 vom 25.3.2021 schreibt Muriel Kalisch über Corona-Demos. Nach der Lektüre muss man zu dem Schluss kommen, dass die Querdenker gegen Auflagen verstoßen, Journalisten attakieren und sich Auseinandersetzungen mit den Einsatzkräften liefern. Sie haben einen hohen Selbstanspruch und wir Leser haben auch einen hohen Anspruch an Sie und so ein Artikel genügt diesem Anspruch in keinster Weise! Es wurde offensichtlich nicht recherchiert sonst hätte erwähnt werden müssen, dass die aggressiven Aktionen von den linken Gegendemonstranten ausgegangen sind. Die Hauptdemo der Querdenker verlief ziemlich gesittet. Einfach von Reuters (oder wo auch immer) abschreiben sollte nicht Ihr Niveau sein! – Liesel Gutbrod

 

Frau Kalisch meint, daß die Polizei gegen die verbotene Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen hätte härter durchgreifen müssen. Das Problem an dieser Ansicht ist, daß diese offenbart, daß sich Frau Kalisch nicht mit Gegenargumenten auseinandersetzen will, sondern nur bedingungslos der Regierung und bestimmten Virologen folgt. Dies ist weder liberal noch im Sinne der Aufklärung eines Voltaire, dem der Satz zugeschrieben wird: „Ich teile zwar nicht Ihre Ansicht, aber ich werde mich immer dafür einsetzen, daß Sie sie sagen können.“ In diesem Sinne ist z. B. zu hinterfragen, ob eine Auflage zum Tragen einer Mund-Nasen-Abdeckung im Freien verhältnismäßig ist, wenn Aerosolforscher eindeutig feststellen, daß die Corona-Infektionen ein Innenraumproblem ist.

Ebenso ist zu fragen, ob es überhaupt möglich ist, eine Demonstration zu verbieten, da eine solche nur die Wahrnehmung eines Grundrechts darstellt, ebenso die Gründe, die auf der Demonstration vorgetragen werden. Dies stellt nämlich die Wahrnehmung eines anderen Grundrechts dar, nämlich das auf freie Meinungsäußerung. Mit diesen Argumenten muß sich die Gesellschaft auseinandersetzen müssen. Das erreicht man aber nicht so wie Frau Kalisch es will. Ihre Meinung führt dazu die Gesellschaft zu spalten, indem Menschen mit von der eigenen Meinung abweichenden Meinung ausgeschlossen werden. Das geht gar nicht. – Christoph Meißner

 

Ich finde es nicht ganz fair, der Polizei den schwarzen Peter zuzuschieben. Dass dies Demonstrationen regelmäßig aus dem Ruder laufen, hat die Vergangenheit gezeigt. Das Problem ist, dass solche Veranstaltungen überhaupt genehmigt werden. In Zeiten des Lockdowns, in denen die Stadien, Restaurants, Flughäfen und Konzerthallen leer sind, und sogar getestete und/oder geimpfe Menschen nicht zu Familienfeiern zusammen kommen dürfen, ist es absurd, solche Demonstationen mit dem Argument der Versammlungsfreiheit, zuzulassen.

Die Meinungsfreiheit würde ja nicht eingeschränkt, nur eine Form davon. Es können weiterhin Plakate aufgehängt, Fernsehspots gedreht, Handzettel verteilt, in sozialen Medien gepostet, Youtube Videos gedreht werden. Noch nie konnte man seine Meinung so frei und weitreichend äußern wie jetzt. Also bitte schützt uns vor diesen rücksichtslosen Menschen und verbietet Demos. – Katrin Schobig

 


 

 

Leserbriefe zu „»Mein Klassenlehrer ist ein echtes Highlight!«“. Aufgezeichnet von Sarah Koldehoff und Anja Reiter

 

Ich fand es sehr wohltuend, einmal so positive Nachrichten über die Schule zu lesen. Oft liest man vor allem, was nicht funktioniert und wie schlecht es den SchülerInnen und LehrerInnen geht. Wir alle müssen aufpassen, dass nicht einseitig zu viel Negatives berichtet wird. In diesem Sinne ist auch der regelmäßige Beitrag „Was mein Leben reicher macht“ zu loben. – Roland Wildner

 

Ich freue mich, dass Sie bei allen Dingen, die in Schulen in der Pandemie nicht oder nicht gut funktionieren, das Augenmerk auf gelungene Begleitungen von Schüler*innen in der Zeit der Schulschließungen gelegt haben. Ich wundere mich allerdings etwas über die Auswahl. Fünf von elf Beiträgen stellen Gymnasien dar (LG Bad Schwartau sogar zweimal), Gesamtschulen kommen nicht vor (nur in der bundesweit eher unbekannten schleswig-holsteinischen Bezeichnung als Gemeinschaftsschule). Gesamtschulen leben seit Jahrzehnten – die IGS Linden wird dieses Jahr als älteste Gesamtschule Niedersachsens 50 Jahre alt – enge pädagogische Begleitung ihrer Schüler*innen, was natürlich nicht heißt, dass dies anderen Schulen nicht auch gelingt. – Tobias Langer

 

Ich habe Ihre neue Ausgabe der ZEIT zum Teil erst gelesen. Sie haben zu viel interessante Artikel. Besonders gefreut habe ich mich, dass Sie eine ganze Seite mit positiven Kommentaren (von verschiedenen Schülern) veröffentlicht haben. Bitte machen Sie so weiter – und uns Mut. Positives hilft. – August Wehrmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Studentin im Visier“ von Christian Fuchs

 

Kompliment zu dieser ganz besonders gelungenen, vielschichtigen Ausgabe. Ein grosses, erkenntnisreiches Vergnügen! Überhaupt nicht sarkastisch: Aber im Beitrag „Die Studentin im Visier“ habe ich den Hinweis auf Ihren vorherigen Beitrag https://www.google.de/amp/s/www.zeit.de/amp/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-11/bundesanwaltschaft-linksextremismus-leipzig-verhaftung-rechte-kneipe-eisenach-ueberfall  vermisst. Da war der Zungenschlag durchaus anders. Auch diese Veränderung wäre mE einen Hinweis wert gewesen. – Thomas Stuwe

 

Und wieder gibt es einen Ruck in Deutschland – nach rechts. Mit Gestapo-Methoden darf die Polizei ungestraft Menschen mit linken politischen Ansichten ausspähen und einsperren, während rechte Mörder jahrelang unbehelligt durch das Land streifen. Sie unterwandern seelenruhig die Polizei und die Verantwortlichen stellen sich blind. Auf Demos spazieren Rechte Brutalos aufreizend grinsend vor linken Demonstranten auf und ab und filmen ihre Gesichter. Sie wissen gut, dass von den danebenstehenden Polizisten keine Gefahr für sie ausgeht. Wehrt Euch! – Regina Kaiser

 

„Die Soko Linx ermittelte mit Hochdruck“ heißt es im Artikel. Aber gerade bei einer Soko bedeutet dies auch, dass sie *unter* Hochdruck ermittelt: unter dem Druck ausgesprochener und unterschwellig signalisierter Erwartungen von Polizeiführung, Staatsanwaltschaft und auch der Öffentlichkeit. Das kann dazu führen, dass bei der der Beurteilung der Ermittlungsergebnisse verdachtserregende und -begründende Umstände überbewertet werden. Der Ermittler-Vorwurf, „klandestin aus dem Untergrund heraus agiert zu haben“ hat keine rechtliche Bedeutung und ist vor allem kein Grund, die Anforderungen an die Beweisführung zu vermindern. Einzelne Indizien sind noch keine Beweise und selbst eine Indizienkette ist so schwach wie ihr schwächstes Glied. – Holger Gundlach

 


 

 

Leserbriefe zu „»Die Leute wollen Haltung sehen«“ von Peter Dausend und Tina Hildebrandt

 

Im Artikel geht es u. a. um Beschreibung von Führungseigenschaften. Geschlechtsspezifisch. Die männliche Führungskraft gilt als durchsetzungsfähig und durchsetzungsstark. Die entsprechende Frau als penetrant. Wie schräg ist das denn? Mal zurückhaltend gefragt. – Michael Will

 

Peter Dausend und Tina Hildebrandt sprechen in Ihrem Porträt über Manuela Schwesig zwei Mal das Thema Nordstream 2 an, ein Thema bei dem Frau MP Schwesig – da Endpunkt der Pipeline ihn ihrem Bundesland – im Gegensatz zu den anderen genannten Themen eine herausragende Stellung einnimmt. Hier hätte sie einen echten Unterschied machen können: Indem sie sich bereits früh – und auch entgegen der Meinung in ihrem Land – gegen die Pipeline gestellt hätte – und es geht hierbei nicht einmal um Nawalny:

Wenn wir wirklich beabsichtigen, die mit unseren Gas-Euros bereits heute zumindest kofinanzierten Kriege in Syrien und der Ostukraine zu beenden (und mögliche zukünftige zu verhindern) sollten wir Putin unseren Euros aus Nordstream 1 und anderen Pipelines im Süden nicht noch weitere hinterherwerfen. Das sind wir den Getöteten, Traumatisierten und Geflohenen zwischen Jordanien und dem Balkan schuldig – und nebenbei befreit uns das vom Erdogan-Flüchtlingsdeal und vielleicht auch den zweistelligen AfD-Wahlergebnissen, gerade in Mecklenburg-Vorpommern. Da Frau Schwesig diese hässlichste Form der Globalisierung entweder nicht zu durchdringen scheint oder nicht wahrnehmen möchte oder vielleicht auch Ihrem eigenen Opportunismus (Umfragen) opfert, halte ich sie für jedes höhere Amt außer das der MP in einem 1,6 Mio. Einwohner Land für gänzlich ungeeignet. – Markus Pütz

 

Ich habe mich mit meiner Mutter über den Artikel über Manuela Schwesig (DIE ZEIT Nr. 13 vom 25.3.21 auf Seite 2) unterhalten, den wir beide gelesen haben. Meine Mutter erzählte mir, dass Manuela Schwesig in diesem Artikel als „kaltblütig“ bezeichnet wurde. Ich erwiderte, dass ich mich nicht erinnern kann, dieses Wort im Text gelesen zu haben und diese Beschreibung meiner Meinung nach auch nicht zu dem passt, wie Manuela Schwesig in dem Artikel beschrieben wurde.

Wir haben dann festgestellt, dass „Kämpferisch und kaltblütig“ in der Bildunterschrift in der gedruckten Ausgabe stand, die meine Mutter gelesen hat. Ich habe den Artikel auf dem Kindle gelesen. Dort werden die Bilder und somit auch die Bildunterschriften nicht angezeigt. Ich frage mich, warum als Bildunterschrift das Wort „kaltblütig“ gewählt wurde. Meiner Meinung nach passt es nicht zu dem Rest des Artikels. Das Bild das meine Mutter und ich von Manuela Schwesig bekommen haben, war aufgrund der Bildunterschrift völlig unterschiedlich, obwohl wir den gleichen Artikel gelesen haben. – Nathalie Ruckelshausen

 


 

 

Leserbriefe zu „IDEE 10. Brillen für die Welt“ von Leon Kirschgens

 

Den Lobgesang auf Frau Schwesig kann ich nicht nachvollziehen. Von Beginn an hat sie bei den Kanzlerin- MP-Runden eine einheitliche, konsequente Pandemiestrategie sabotiert. Dies hatte weitere MP -Opponenten gegen einen konsequenten Kurs zur Pandemiebekämpfung bestärkt. Ohne die damit ins Chaotische abgleitenden, regionalen Sonderregelungen hätten wir sehr wahrscheinlich keine 3.Welle zu verzeichnen gehabt. Schwesigs Strategie nimmt sich geradezu populistisch und keinesfalls strategisch zur Beendigung der Pandemie aus. Nicht vergessen darf man auch ihre Haltung 2015 an Silvester in Köln zur Polizei. Wie weit sie zu gehen bereit ist, sieht man an der Verteidigung der verlogenen ,russlandfinanzierten Klima -und Umweltschutz -Stiftung mit dem alleinigen Zweck zur Förderung der Gaspipeline. Der Blick für das große Ganze? Fehlanzeige. Der Blick in die Augen der Angehörigen und der Intensivpatienten, auf die Coronatoten ? Fehlanzeige. Aber sie blickt in die traurigen Augen der Coronademonstranten. – Dr. Herbert Zimmer

 

„Sie kann mittlerweile wieder für ihre 15 Kinder und 54 Enkelkinder nähen.“ Wie ueblich, faellt es niemanden auf, wo der hase im pfeffer liegt. Ich bin ja nun wirklich kein verschwoerungstheoretiker, aber langsam hab ich den verdacht, dass sich die medien verschworen haben, das Hauptproblem der entwicklungslaender – wobei Brasilien ja keines ist— einfach zu ignorieren. Wenn die Oma keine 15 kinder haette, ginge es ihr sicher besser, aber das interessiert die Gutmenschen ja nicht. Wann wacht die Menschheit denn auf und macht sich daran, die geburtsraten in solchen laendern auf ein vernuenftiges niwo zu bringen? Thailand hat es schon in den 80iger jahren vorgemacht, dass es geht und steht heute vergleichsweise gut da. Die philippinen, das nach dem 2. Weltkrieg eines der wohlhabenderen laender in Ostasien war, steht heute fast am ende, weil nichts unternommen wurde. Afrika muss man da als absoluten Problemfall ja nicht mal erwaehnen. – Siegfried Wittmann

 

Aus Anlass ihres 75-Jahre-Jubiläums veröffentlicht DIE ZEIT 75 «Ideen für ein besseres Leben». Bei Idee Nr. 10 geht’s darum, die weltweite Armut zu bekämpfen, indem möglichst vielen Armen geholfen wird, die Sehprobleme haben. Das ist eine Idee, die ohne grosse Umwege eine wertvolle Hilfe bietet. Was noch wichtig ist: Der Artikel streift ganz am Ende das Thema Demographie, und damit eine wesentliche Ursache der Armut. Als Beispiel wird die Geschichte einer 79 jährigen Frau aus Brasilien erzählt. Dank einer Brille kann sie «mittlerweile wieder für ihre 15 Kinder und 54 Enkelkinder nähen.» Das wirft eine Frage auf, die nicht mit Brillen aber dafür mit Armut zu tun hat: Wie kann man für 15 Kinder sorgen, obwohl man so wenig Mittel hat, dass der Kauf einer Brille zum Problem wird? Wie kann man genug Wohnraum, Kleider, Nahrung etc. besorgen?

Diese Frage ist wichtig, um Wege aus der Armut aufzuzeigen, auch indem man auf lokale Erfahrungen zurückgreift. Etwa die folgenden: In meiner Kindheit lebte ich mit Eltern und zwei Geschwistern in einer geräumigen Vierzimmer-Wohnung, allerdings waren das kleinste und das grösste Zimmer vermietet. Wir fühlten uns privilegiert, es war eine gute Altbauwohnung. Die Sommerferien verbrachte ich von meinen 9 ten bis zum 14 ten Lebensjahren bei Grossmutter, Onkel und Tante auf deren kleinen Hof (3 Kühe) in den Alpen. Onkel und Tante waren die Geschwister meines Vaters. Wohl aus Mangel an finanziellen Mittel hatten sie nicht geheiratet. Grossmutter hatte als 28 jährige Magd meinen damals 58 Jahre alten Grossvater geheiratet. Vor der Heirat hatte sie ihre zwei ersten Kinder weggeben müssen. Denn damals konnten Arme und Dienstboten nicht heiraten. Am grössten Bauernhof des Dorfes gab’s zeitweise 21 Dienstboten (vom Moaknecht bis zum Schaf-Halter, von der Moadirn bis zur Kinds-Lock). Grossvater hatte – als nicht erbberechtigter Bauernsohn – erst mit 58 die Mittel für eine Heirat erarbeiten können.

Solche Erfahrungen kontrastieren mit Beispielen für den Kinderreichtum in Entwicklungsländern, der meist nur summarisch thematisiert wird. So wird laut einer Prognose der UN Nigeria 2050 mehr Einwohner haben als Europa. Individuelle Beispiele werden nur so nebenbei erwähnt. Etwa am 26. 6. 2020 berichteten die Zeitungen, ein Bauer aus Tansania, «Vater von mehr als 30 Kindern» und Besitzer von 2000 Kühen sei nach einem Edelstein-Fund Millionär geworden. Tansania hatte 2018 eine Geburtenrate von 5.2. Dazu zwei Beispiele aus der SRF-Sendung «Persönlich»: Am 14. April 2013 erzählte eine Architektin von einem Auftrag in Burkina Faso: Häuser für die 29 Frauen und 120 Kinder eines Häuptlings. Am 29. November 2015 erwähnte eine weltweit bekannte Sängerin aus Nigeria ihre 150 Cousinen und Cousins.

Auf Grund unseres Wohlstands sind wir zur Hilfe verpflichtet. Aber wir können die volle Verantwortung nicht übernehmen. Verantwortungsvolle Elternschaft ist unabdingbar. Die Ursachen für den Klimawandel liegen auch auf dem Gebiet der Demographie: Roden der Urwälder am Amazonas, in Indonesien oder in Afrika erfolgt im Wesentlichen auf Grund des Bevölkerungswachstums und der sich daraus ergebenden Ansprüche. Wir haben die Mittel zu helfen, aber die sind beschränkt. Das Bevölkerungswachstum kann nicht durch Wirtschaftswachstum angemessen begrenzt werden. Auch in Europa (oder z.B. in Südkorea oder China) war der ökonomische und gesellschaftliche Druck auf die Geburtenrate wirksam, bevor sich in der Folge Wohlstand einstellte.

Daher haben wir die Pflicht, nicht nur zu helfen, sondern auch auf die Notwendigkeit von verantwortungsvoller Elternschaft hinzuweisen. Bei weltweit tiefen Geburtenraten wären die Probleme des Klimawandels lösbar. Einer von vielen Gründen: Es entfiele der Zwang zum Wirtschafts- und Konsum-Wachstum, um Arbeitsplätze zu schaffen. Bei den hohen Geburtenraten vieler Entwicklungsländer sind diese Probleme nicht lösbar. – Dr. Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „IDEE 9. Powerhouse Helgoland“ von Marc Widmann

 

Als Windkraftbefürworter hat mich Ihr Artikel zur Wasserstoffproduktion auf der See/Helgoland angesprochen. Falls die angegebene Endausbauleistung mit zehn Gigawatt kein Druckfehler ist, bedeutet dies 1000 Windräder a 10 MW oder 666 WEA a 15 MW im Bereich von Helgoland. Da die Anlagen sicherlich weitab von der Insel errichtet werden sollen, wird die Akzeptanz bei Bewohnern und Touristen womöglich gegeben sein. Bin mal gespannt, welche Haltung die Umweltverbände einnehmen werden. – Hubertus Fehring

 

10 GW zusätzlich Offshore Windkraft-Kapazität könnten bei rekordverdächtigen 3650 Voll-Laststunden im Jahr 36,5 Mrd. kWh Strom und via Meerwasserentsalzung + Elektrolyse + Pipeline-Transport bestenfalls 720.000 t H2 (≈ 24 Mrd. kWh H2) liefern . In der FFF-Studie des eher „grünen“ Wuppertal-Instituts (für Fridays for Future) vom Oktober 2020 werden für eine CO2-freie Zukunft in Deutschland rund das 25 – 35-fache des Helgoländer Wasserstoffs 2035 unterstellt. Das Helgoland-Projekt ist überfällig – dennoch trüge es nur 3,7 % zum (schon optimistisch niedrig geschätzten) benötigten Wasserstoffbedarf bei.

Trotz phantastischer Aussichten: Mit der CO2-freien Zukunft stehen wir wie alle Industriestaaten erst ganz am Anfang – seit 2011 produzierte unsere Politik mehr warme Sprüche als reale Konzepte! Wenn in den Wintermonaten 2032 bspw. dank einer zweitägigen Fast-Flaute, Kälte und Schnee rund 3 Mrd. kWh Strom aus Brennstoffzellen (Wasserstoff als Energieträger) erzeugt werden müssen, benötigt Deutschland für 2,5 solcher Ereignisse über den Winter (Nov – Febr) bereits ¾ des insgesamt erzeugten Wasserstoffs, um via Brennstoffzelle den Black-Out zu verhindern. Für Treibstoffe etc. bliebe sehr wenig übrig! Verstehen Sie und die ZEIT-Redaktion langsam die Größenordnungen sowohl in der Technik als auch in den erheblich künftig steigenden Kosten für die Verbraucher? Oder kann bei Ihnen niemand rechnen?

Wuppertal-Studie: rund 650 Mrd. kWh jährlich für etwa 2040 bei Annahme extremer Energieeffizienzsteigerung über die nächsten Jahrzehnte. Dumme Frage am Rande: Haben wir überhaupt die Facharbeiter und Ingenieure dafür, um 40 Millionen Gebäude/Wohnungen/Büros + Infrastruktur und Verkehrswege energetisch innerhalb der nächsten 20 Jahre zu sanieren? Bei „gutem Willen“ kann man solche lächerlichen kleinen Nebenbedingungen getrost vergessen, oder hinterher beim Scheitern den „bösen Konzernen“ die Schuld geben. Das eigene analytische Unvermögen von Politik und Journalisten kann ja nicht verantwortlich für einen größeren Black-Out sein: Es war jemand anderes! – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Im Artikel Powerhouse Helgoland wird der neue Hoffnungsenergieträger, der grüne Wasserstof, nahezu bejubelt. Ein Wasserstofpark bei Helgoland lohnt sich und alle große Energieunternehmen wollen mitmachen. Ein Riesenerfolg! Die Prophezeiung, „eines Tages werden Unmengen von Wasserstof, klimaneutral erzeugt mit erneuerbaren Energien, eingesetzt werden“, wird sich vor der Küste Helgolands bewahrheiten.

Mir wird gruselig bei dieser Euphorie um Wasserstoff. Bin ich die Einzige die sich fragt, woher das Wasser kommen soll? Und vor allem, wo das Wasser bleibt? Wenn Unmengen von Wasser für Wasserstoffverbrennung eingesetzt werden soll, wird dann nicht irgendwann doch der Wasservorrat unseres Planetes schrumpfen? Wenn das Wasser gespaltet wird in Wasserstof und Sauerstoff, ist das ursprüngliche Wasser erstmal weg, oder? Von einem regenerativen Ressource ist hier nicht die Rede. Wenn der Wasserstoff verbrennt wird, kann es nicht irgendwann wieder im Kreislauf zurückkehren, sich wieder an einem Sauerstoffmolekul binden und zu seinem ursprünglichen Wasserform zurückkehren.

Warum ausgerechnet das wichtigste Element der Erde verbrennen um unsere Energiehunger zu sättigen? Wer hat sich die Mühe genommen, die Folgen für das Klima, für Flora, Fauna und Menschheit, zu untersuchen, wenn die Wassermengen über die Jahre verschwindet? Wer hat sich die Mühe genommen zu untersuchen was passiert, wenn der Reststoff, der Sauerstoff, als Abgase in der Luft gestoßen wird?

Diese Fragen habe ich schon Die Grünen und Greenpeace geschrieben. Die Grünen antworteten nur kurz; Wasser haben wir genug. Wenn es aber um Unmengen geht? Wenn im Zukunft alle Länder der Erde mit Wasserstof ihre Wirtschaft am laufen halten möchten? Hat irgendjemand das mal durchgerechnet? Von Greenpeace kam gar kein Antwort. Über ein fundierter Artikel in die Zeit, der mir diese Fragen befriedigend beantworten und meine Sorgen nehmen kann, würde ich mich sehr freuen. Bis dahin werde ich das Gefühl nicht loswerden, dass wir uns mit dieser Wasserstoffeuphorie ökologisch endgültig gegen die Wand fahren. – Katja Schaap

 


 

 

Leserbriefe zu „»Mit dem Tod offen umgehen«“. Gespräch mit Uwe Janssens geführt von Charlotte Parnack und Jan Schweitzer

 

Das Interview mit Herrn Dr. Uwe Jansen hat mich sehr interessiert. Seine Aussage: „Patientenverfügung ist nicht präzise auf die jeweilige Situation anwendbar.“ ist für mich die zentrale Bemerkung. Und das scheitert-meiner Meinung nach- an dem Wissen der Patienten VOR einer Erkrankung. Nach einer Recherche im Internet überleben nur 20% der inturbierten Patienten auf einer Intensivstation. 80% überleben nicht- oder nur mit großen bleibenden Schäden ( Pflegefall). Für mich war es sinnvoll, mit diesem Wissen meine Patientenverfügung für einen schweren Covid -Verlauf zu ergänzen. Altersabhängig ( 79 Jahre) habe ich mich für die ersten beiden Schritte (Sauerstoffbehandlung …) entschieden,aber eine Intubation ausgeschlossen. So stelle ich sowohl den Arzt als auch meine Angehörigen nicht vor Entscheidungen, die einen sinnlosen Aktionismus auslösen. Hier gibt es Informationsbedarf! – Dr. Christine Pfeifle

 

Patientenverfügungen helfen vielleicht, wenn in ihnen ein schweres chronisches Leiden beschrieben wird, das sich ständig verschlimmert und unbehandelt zum Tode führt; nur mit eingreifenden medizinischen Maßnahmen zwischenzeitlich aufgehalten werden kann! Die Therapie eines schwerkranken Patienten kann sich an den Punkten des „Therapiebegrenzungsbogens“ orientieren, oder sie wird vom Fachwissen, der Empathie und der langjährigen Erfahrung eines Klinikarztes bestimmt. Er sollte dabei geflissentlich die €-Zeichen in den Pupillen des Verwaltungschefs übersehen und sich stets fragen, wie er selbst behandelt werden möchte, hätte er die gleiche Krankheit wie sein Patient, der sich ihm anvertraut hat! Der fiktive „95-jährige, hochdemente, multimorbide Patient mit schwerer Lungenentzündung“ sollte gar nicht erst stationär eingewiesen werden (s.a. ein Beitrag in einer der letzten DIE ZEIT-Ausgaben)! Er sollte palliativ zu Hause oder im Pflegeheim behandelt werden, wo er in vertrauter Umgebung wiedergenesen kann oder aber friedlich und beschützt sterben darf! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Land dreht auf“ von Richard C. Schneider

 

Seltsamerweise erwähnt der Autor nicht mit einem Wort, wie die gegenwärtige Impflage in Palästina ist. Dabei ist Israel als Besatzungsmacht seit 1967 völkerrechtlich voll verantwortlich für das Wohlergehen der Menschen in der Westbank. Was also in Palästina passiert oder nicht passiert, geht auch auf das Konto von Netanyahu. Der Autor schreibt: „Israels Premier Benjamin Netanjahu kaufte Impfstoff für sein Land…..“; ihm fiel aber nicht ein zu fragen, ob die israelischen Siedlungen im Westjordanland wohl auch zu „seinem Land“ gehören.

Wenn er aber die Siedlungen mit Impfstoff versorgt hat – und es besteht kein Anlass, daran zu zweifeln – , wie steht es dann mit den ihnen unmittelbar benachbarten palästinensischen Wohngebieten? 61% des Westjordanlandes stehen unter unmittelbarer israelischer Kontrolle. Hatte der Autor keine Zeit, einen Abstecher in die besetzten Gebiete zu machen? Oder wollteer nichts dazu sagen? – Dr. Wilhelm Otto Deutsch

 

Sowas waere in Deutschland schon wegen unseren hysterischen datenschuetzern schon nicht moeglich, frei nach dem Motto: ICH BIN JETZT ZWAR TOT, ABER GOTT SEI DANK SIND MEINE DATEN SICHER! Ausserdem koennten dann nicht unzaehlige bedenkentraeger zu wort kommen um irgendeinen bloedsinn von sich zu geben. Schoenes Beispiel war vor einem jahr die Monatelange Diskussion um Masken, um sie dann verpflichtend einzufuehren. Gleiches gilt fuer die schnelltests etc. etc. nur nichts uebereilen! – S. Wittmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Grünen und das Geld“ von Robert Pausch und Mark Schieritz

 

Die Grünen sind in der monetären Echokammer angekommen und spielen mit finanzwirtschaftlichen Begriffen. Wo ist das grüne Bewusstsein für realwirtschaftliche Wirklichkeit? Der Staat gewährt monetäre Transfers in seinem Binnenmarkt. Warum gewährt er keine Gütermarkttransfers? Die Selbstentfaltung unserer Wirklichkeit funktioniert auch ohne Geld und Menschen – seit dem Urknall dehnt sich das Universum aus. Warum sollte eine „Energiefluktuation im Quantenraum“ ihre Wirkmacht einstellen? Ein universaler Blick verschleiert inhärente evolutionäre Wachstumsprobleme. Wenn wir mit unseren Gütermarkttransfers einen Kipp-Punkt überschreiten, reagiert die „Wirkmacht“ mit einer Abwärtsspriale: wie eine „unsichtbare Hand“.

Diese Hand kommuniziert mit Gütermarkttransfers: Warum lernen wir nicht ihre Sprache? Der Mensch lernte das Fliegen in dem er wirksame Kräfte verstand – und nicht leugnete. Natürlich könnte der Mensch seine Gütermarkttransfers abstrahieren und Gütermarkttransfers mit Finanzmarkttransfers vernetzen. Danach würden beide Hände an einem Strang ziehen. Leider sind auch die Grünen in der monetäre Echokammer – ähnlich dem Höhlengleichnis – gefangen: sie trauen sich nicht mehr ins Licht. – Matthias Losert

 

Ich glaube nicht, dass die Grünen langfristig so naiv sind, da weder Finanzpolitik noch Wirtschaft so primitiv wie gewünscht funktionieren. Wir sollten alle wissen, dass nur eine unvermeidliche Knappheit von Geld, Gütern und Ressourcen dafür sorgt, dass begrenzte Mittel sinnvoll ausgegeben werden. Wenn wir uns beliebig zu Lasten der Zukunft verschulden, um uns alles zu gönnen, was gut oder richtig ist, führt das automatisch zu fataler Vergeudung, die wir uns alle nicht leisten wollen und können. Dann fehlt es nämlich an anderer Stelle. Durch das bequeme Leihen oder faule Drucken von Geld werden noch keine neuen Werte geschaffen. Wir müssen uns wohl oder übel der Mühe unterziehen, intensiv darüber nachzudenken, zu debattieren, zu überzeugen, um dann am Markt der Möglichkeiten das Optimale zu priorisieren. Als parteiloser Bürger vertraue ich eher dem Markt, den mündigen Wählern, aber auch der Mehrheit der meistens irgendwann vernünftigen Mitglieder in den Parteien. – Dirk Schroeder

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich bin gerne trotzig«“. Gespräch mit Laura Karasek geführt von Cathrin Gilbert und Carly Laurence

 

Das Interview mit Ihnen, sehr geehrte Frau Karasek, hat mir sehr gefallen! Bitte bleiben Sie weiterhin so wie Sie sind. Ich finde es gut, wenn wir uns darin unterstützen, Vielfalt, Komplexität und Widersprüche zuzulassen. Bitte lassen Sie sich nicht kleinkriegen. Allein durch Ihre Individualität, verändern Sie Ihre Umwelt – wer weiß, vielleicht erleben unsere Kinder sie schon als freier, gleichberechtigter. Im Grunde ist es auch egal, was Ihre Umwelt auf Sie projiziert: Hauptsache Sie folgen Ihrer inneren Stimme, denn die führt sie sicher. @ Zeit Redaktion: Ihre Überschrift ist leider aus dem Kontext gerissen: trotzig ist eine Zuschreibung der Journalistinnen und stammt nicht von Frau Karasek. Warum nicht ein Originalzitat, z.B.: „Ich mag mich aber nicht anpassen“? Aber vielen Dank für dieses Interview! Es wird vielen Menschen Mut machen, zu sich selbst zu stehen. – Maya Ludwig

 

Mit Erstaunen las ich Ihren Artikel über Promi-Tochter Laura Karasek . „Top-Anwältin“? Ehemalige Halbtagsanwältin. Vielleicht ein wenig recherchieren – kein Anwalt in Ffm wird Ihnen diese Aussage unterschreiben. Eine Dame, die nach 100-facher Talkshow-Durchreichung, in denen sie umfänglich über ihren Vater berichtete, es tatsächlich auf 29 Tsd (hui!) Instagram-Follower bringt, hauptsächlich männlich wie zu erkennen, die Frau Karaseks tiefen Ausschnitt und stark gemachte Lippen bewundern. Dazu pseudo-intellektueller Jammer-Feminismus und selbstinszenierende, linke Wohlgefallensattitüde einer Luxus-Tochter mit guten Promi-Kontakten. Da hätte ich mehr Verstand bei ZEIT verortet. – Sebastian v. Eichfeld

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Klima-Idee: Verwitternde Gesteine schlucken CO2 – das lässt sich beschleunigen“ von Stefan Schmitt

 

Ob man nun spiegelnde Schwebeteilchen in die Atmosphäre verbringt, die südlichen Ozeane mit Eisen düngt oder die Verwitterung unserer Gesteine in großem Stil beschleunigt – jedesmal versuchen wir, Probleme einer technischen Welt mit noch viel größeren Eingriffen zu beheben. Das ganze klingt hohl und düster. Solange wir immer noch davon träumen, dass Ingenieure uns einen Planeten bauen, der sich hemmungslos konsumieren lässt ohne dabei vebraucht zu werden, solange haben wir nicht verstanden, um was es eigentlich geht. – Dr. Christian Voll

 

Der Hype um den Wasserstoff erinnert mich an den Hype, der einst durch die Kernspaltung ausgelöst wurde. Die Wasserstoff-Technologie bedeutet einen tiefen Einschnitt in die Natur, die wir eigentlich schützen wollen. Gefahr droht nicht erst durch eine Havarie, sondern geht vom eigentlichen Produktionsprozess aus. Nicht nur der natürliche Wasserkreislauf wird gestört, es erfolgt auch ein einschneidender Eingriff in die natürliche Ressource Luft, der Luft, die Mensch und Tier zum Atmen brauchen. Ein Zuviel an Sauerstoff in dieser Luft wirkt toxisch, ein Defizit ebenfalls.

Das ist eine Binse, dafür braucht es keine aufwendigen Studien. Sollen wir in Ballungsgebieten ständig mit unserem persönlichen Sauerstoffgerät leben? Die Mode würde sich gewiss etwas Passendes einfallen lassen. Gewiss gibt es kritische Stimmen aus der Wissenschaft. Ich wünschte mir eine breite Diskussion unter kompetenten und wirklich unabhängigen Wissenschaftlern. Dieses Problem ist gewiss existentieller als Radwege es sind. – Dr. Annebärbel Jungbluth

 


 

 

Leserbriefe zu „Macht Wissenschaft zur Vorsorge!“ von Michael Madeja

 

Großes Lob für den grandiosen Bericht über die Wunder des Immunsystems. Er kommt zwar ein Jahr zu spät, aber besser später, als wenn alle schon tot sind. Dagegen erklärt in der Rubrik „STELLENMARKT“ der Herr Madeja von der Else-Kröner-und Fresenius-Stiftung, es möge zwar „bei dem Leiden, den Toten und den wirtschaftlichen Schäden“… „zynisch klingen, aber Sars-CoV-2 ist ein vergleichsweise harmloses Virus. Eine durchschnittliche Sterblichkeit von etwa 3 % der Infizierten ist gering gegenüber anderen Viren wie etwa einzelnen Stämmen der Vogelgrippe, bei denen die Hälfte der Erkrankten sterben, oder dem Ebola-Virus, bei dem es annähernd 90 % sind.“ Ja, Herr Madeja, das klingt nicht nur, das ist zynisch.

Diente das nun doch nicht so gefährliche Virus dem STELLENMARKT in einer wohlstandsverschiebenden Weise, wie sich der Gedanke den in die Insolvenz und Armut Getriebenen förmlich aufdrängt? Wie sagte man doch jüngst einem beliebten hiesigen Gastronomen, der darauf drängte, sein Restaurant mit Hotelbetrieb baldmöglichst wieder eröffnen zu dürfen, da die laufenden Kosten seine Existenzgrundlage förmlich wegfressen: „Beantragen Sie doch Hartz 4.“ – Bettina Oehmen

 

Daumen hoch: Endlich mal jemand, der das Offensichtliche ausspricht! Schade nur, dass der Beitrag von Herrn Michael Madeja sich so im hinteren Teil der Zeitung versteckt. – Roland Ernst

 


 

 

Leserbriefe zu „Bayern oder NRW, was ist besser?“ von Tin Fischer und Matthias Schütte (Infografik)

 

Statistik: Kölner Dom 6 Millionen Besucher laut Wikipedia!? Vergessen? – Manfred Menke

 

Wäre es nicht wieder einmal eine schöne Aufgabe unserer Medien, all diese Corona-Strafmaßnahmen, die uns täglich um die Ohren gehauen werden, endlich einmal kritisch zu hinterfragen, und nicht nur darüber zu berichten, was wir nicht mehr machen dürfen. Jeden Tag nur noch diese einseitige Schwarz-Weißmalerei; wo die Corona-Politiker inklusive des RKI die „Guten“ sind, Demonstranten und Andersdenkende aber nur noch die „bösen Buben und Mädchen“ im Lande. Wohin hat sich bloß der kritische Journalismus verkrochen? – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbriefe zu „PROMINENT IGNORIERT. Uhrenvergleich“ von GRN.

 

In der Reihe prominent ignoriert, haben Sie offenbar etwas prominent ignoriert. Das Beispiel Sommer/Winterzeit zeigt eher die Grenzen des Plebiszits auf. Hier kann nämlich nur etwas entschieden, aber nicht verhandelt werden. Die Abstimmung fand asymmetrisch statt: meistens Deutsche kaum Spanier. Die Parlamentarier wollten dann dem Volkswillen huldigen und haben das Ergebnis umgesetzt. Nur um herauszufinden, dass die iberische Halbinsel schon durchs Hintertürchen verschwinden wollte. Also: wenn schon EU-Bashing, dann sollten eher die getadelt werden, die etwas mit einem Plebiszit lösen wollten. Oder habe ich da etwas verpasst? Jedenfalls Nett, dass Sie gleich darunter die Leserbrief-Adresse geschrieben haben. – Eckard Schütte

 

Es ist schön, dass die ZEIT das Thema Sommerzeit „prominent ignoriert“, nachdem sie vor einigen Jahren noch heftig gegen die Zeitumstellung anschrieb und dadurch zu dem Eindruck beitrug, die Politik müsse sie unbedingt abschaffen, um die Bevölkerung glücklich zu machen. Ich möchte die Zeitumstellung unbedingt behalten, denn ich finde sie sehr hilfreich. Und ich befürchte, dass es ein böses Erwachen geben wird, falls die EU die Abschaffung doch noch hinkriegt.

Plötzlich würden alle merken, dass sie entweder auf die hellen Sommerabende verzichten müssten (dauerhafte Winterzeit wie in Deutschland vor 1980, wobei das ja wohl nicht der Plan ist) oder dass es im Winter erst um 9 Uhr anfängt, hell zu werden (das ist wohl das geplante Szenario). Ich vermute, dass dann ein Heulen und Zähneklappern losgeht und viele sich die Zeitumstellung zurückwünschen (ähnlich wie damals, als nach der Einführung von G8 in Westdeutschland – was ich persönlich eine sehr gute Idee fand – plötzlich das große Jammern ausbrach). Wollen wir nicht doch noch versuchen, sie gleich zu behalten? – Corinna Friesen

 


 

 

Leserbrief zu „IDEE 5. Sandkasten mit Leadership“ von Thomas Fischermann

 

Glückwünsch an Herrn Ihlenfeld, der mit Hilfe von Thomas Fischermann sich und seine Bücher in der Zeit promoten kann. Leider verkennt der Artikel, welcher das komplexe System Kita mal eben mit einem Sandkasten gleichsetzt, völlig, dass bundesweit seit Jahren Leitungskräfte professionell aus- und fortgebildet werden und Kitas vieler großer Träger ein Qualitätsmanagementsystem eingeführt haben oder derzeit einführen. Herr Ihlenfeld gibt selbst Fortbildungen zum Kita-Recht auf großen Kongressen und schreibt Bücher bei seriösen Verlagen. Herr Ihlenfeld leitet eine eher kleine Kita eines kleinen Trägers. Dass er Jurist und nicht Pädagoge ist, scheint da nicht zu stören. In der Regel verfügen Kita-Leitende bundesweit über einschlägige Ausbildungen, Berufserfahrung, Studienabschlüsse und Weiterbildungen.

Kitas erreichen durch den quantitativen Ausbau inzwischen schnell mal eine Größe von über 100 Kindern sowie einer entsprechend hohen Anzahl Mitarbeitenden, was einem mittelständischen Betrieb entspricht. Weiterhin ist es als Leiter bei einem kleinen Träger Herrn Ihlenfeld offenbar möglich, den Mitarbeitenden Jahresboni auszuzahlen. In der Regel sind bundesweit die meisten Träger aber an das Tarifrecht gebunden. Hier sind solche Sonder-Zahlungen nicht vorgesehen. Eine Kita erwirtschaftet normalerweise kein Geld, dass sie nach belieben an Mitarbeitende auszahlen kann. Dennoch sind viele Träger bemüht, Leistungen ihrer Mitbeitenden zu honorieren, z.B. duch Freistellung für Fortbildung über ein reguläres Maß hinaus.

Das Einbeziehen der Mitarbeitenden in wichtige Entscheidungen ist in den meisten Kitas gängige Praxis. Das Einbeziehen von Kindern in Dinge, die sie betreffen, ist sogar gesetzlich verankert und wird seit Jahren in Kitas erfolgreich umgesetzt nicht nur „ausprobiert“. (vgl. hierzu auch „Die Kinderstube der Demokratie“) In diesen Wochen kämpfen in Niedersachsen Eltern, Kita-Leitungen und Träger unterstützt von der Wissenschaft um ein neues, verbessertes und zeitgemäßes Kita-Gesetz! Wenn Kitas endlich als Bildungsrichtungen ernstgenommen und demensprechen gut ausgestattet würden, wäre den meisten Leiterinnen und Leitern mehr geholfen als durch das Lesen eines Frédéric Laloux oder eines neuen Ratgebers von Herrn Ihlenfeld.. – Iris Hoffmann

 


 

 

Leserbrief zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Ich möchte Sie trösten, erfolglos und verzweifelt gegen Klischees anzukämpfen. Es zählt zu den unausrottbaren Weigerungen von Politikern und Journalisten, der Gesellschaft ihren natürlichen Anteil an Dummköpfen nicht zubilligen zu wollen. Stattdessen wird dieser faule Teil im Organismus Gesellschaft hinreichend dafür genutzt, den mehrheitlich gesunden Teil zu marginalisieren. Aus welchen intellektuellen, aber auch sachlichen Gründen dieses notwendig ist, erschließt sich mir nicht.

Und die Gazetten füllen sich wöchentlich damit mehr. Reiner Empathie-Journalismus a’la di Lorenzo ist eben kuscheliger, will man noch an das Gute im Untergang glauben. Oder doch eher profitieren? Eine Menschheit, welche sich aber wie eine Plage vermehrt und dabei ungezügelt ihre eigenen Lebensgrundlagen zerstört, bedarf keines Glaubens an eine eigene Einkehr, sondern die fortwährende harte Konfrontation mit ihrem zukünftigen Schicksal. Und dieses ist zum Überleben des Globus ohne Plage vielversprechend. – Jürgen Dressler

 


 

 

Leserbrief zu „Sanktionen gegen China. Kippt nun das Investitionsabkommen mit der EU?“ von Ulrich Ladurner

 

Die Sanktionen-Drohung der EU bzw. des Westens interessiert China kaum, zurecht. Der Schuss kann sogar nach hinten losgehen. So unabhängig von China ist Europa nicht. Uiguren sind Chinesen, mit anderen Worten die EU maßt sich an, sich in die inneren Angelegenheiten der Chinesen einzumischen. Nach dem 2. Weltkrieg hat der Westen unter Führung der USA außerhalb seiner Territorien Kriege und Waffen exportiert, gewählte Politiker liquidiert und korrupte@ Diktatoren inthronisiert, die nachweislich Menschenrechte verletzt haben. In Afrika und besonders im Nahen Osten sind die Folgen noch gegenwärtig. Deutschland ist der viertgrößte Waffenexporteur der Welt und exportiert am liebsten nach Saudi Arabien und die Emirate sowie an Ägypten, wo Menschenrechte tagtäglich verletzt werden. Das ist doch eine Politik der Heuchelei seitens der EU und Deutschlands! – R. N. Soetarjono

 


 

 

Leserbrief zu „Die spinnen, die Menschen“ von Burkhard Straßmann

 

Vielen Dank für Ihren Artikel dessen Anliegen ich als Mitglied der Arachnologischen Gesellschaft und Autorin/Illustratorin von „SpinnenAlarm! Das große Spinnen(Angst)wegBuch“ (Oetinger Verlag) von Herzen teile. Ich hatte ja FAST den Verdacht, dass Sie mein Buch schon kennen, denn Sie haben diiiirekt im ersten Satz meinen phänomenalen Spinnenangstvertreibetrick angewandt … :-) Dankeschön. – Nina Dulleck

 


 

 

Leserbrief zu „Der Junge aus dem Bergwerk“ von Urs Willmann

 

Habe ich da etwas falsch gelernt oder handelt es sich beim Backenzahn 36 um eine Abnormität? Bisher dachte ich, der Mensch hätte nur 32 Zähne. Bitte um Aufklärung. – Bernd Vögelein

 


 

 

Leserbrief zu „Rauchende Politiker“ von Francesco Giammarco

 

Bei zuletzt 127.000 Toten durchs Rauchen in Deutschland in einem Jahr müsste das Vorgehen der Politik nach den Maßstäben, die sie für Corona anlegt, ein ganz anderes sein: einfach eine flächendeckende Maskenpflicht fürs Rauchen einführen – selbstverständlich ohne ein Loch in der Maske, um eine Zigarette einzuführen. Die zweistelligen Milliardenbeträge aus der Tabaksteuer ließen sich ganz leicht kompensieren, wenn man gleichzeitig die umwelt- und klimaschädlichen Subventionen abschafft, die sich laut Umweltbundesamt pro Jahr auf rund 50 Milliarden Euro summieren. Das käme dann zugleich einem anderen Bereich zugute, wo man sich in Zeiten von Corona die Augen reiben muss, wie unterschiedlich Politik auf Todesgefahren reagiert. Die Klimakatastrophe hat 2018 schon so viele Hitzetote bei den über 65jährigen in Deutschland gekostet wie Corona in der gleichen Altersgruppe im Jahr 2020. – Reiner Neises

 


 

 

Leserbrief zu „WIE ES WIRKLICH IST … im Segelflugzeug abzustürzen“. Aufgezeichnet von Niko Kappel

 

Ich bin ZEIT-Abonnent und liebe den hohen Anspruch, für den diese Wochenzeitung steht. Deshalb war ich etwas erschüttert, als ich die Aufzeichnung über den Unfall des 31-jährigen Leon las. Der Beitrag ist reich an Unstimmigkeiten, die jedem Leser, der sich auch nur ein wenig mit Segelflug auskennt, sofort auffallen dürften. Als studierter Luft- und Raumfahrtingenieur (wiewohl ich heute in diesem Beruf nicht mehr aktiv bin) und als Segelfluglehrer (im Hobby) möchte ich Ihnen kurz erklären, was ich meine.

Sie lassen Leon in seiner Schilderung formulieren, er habe einen Absturz überlebt. Das ist aber nicht der Fall, weil ein Absturz mit dem Verlust der Flugfähigkeit des bzw. der Kontrolle über das Flugzeug einhergeht. Was Sie beschreiben, ist eine Bruchlandung oder noch besser: eine schlecht vollzogene Außenlandung. Jedenfalls wird im Text eine Situation beschrieben, die für einen Segelflieger weitgehend alltäglich ist und deshalb in der Aus- und Fortbildung auch ausführlich geübt wird. Wir sprechen dann von einer ganz klassischen Außenlandung.

Die hat im beschriebenen Fall ziemlich wenig mit schlechtem Wetter im Sinne von Regen, Wolken und Niederschlag zu tun. Hier ging es vielmehr um das Ausbleiben von aufsteigenden Luftmassen, der sogenannten Thermik. Bewegte Luftmassen sind für das menschliche Auge nicht sichtbar, weshalb man auch an tollen Thermiktagen bei strahlendem Sonnenschein auf einer Wiese oder einem Feld landen kann. Umgehen von hervorragender Thermik, man hat dann halt Pech gehabt und die unsichtbaren Aufwinde an den falschen Stellen vermutet.

Leon ist folglich nicht in einen Gewitterregen oder eine undurchdringliche Nebelbank geflogen, wie ihr Leser vermuten dürfte, wenn er von schlechtem Wetter liest. Sein Flugweg war einfach nur schlecht gewählt, weshalb sein Sinken zu stark oder das Steigen zu schlecht ausfiel. In solchen Fällen sucht man sich ein Feld, das für eine Außenlandung geeignet ist. Deutschland ist voller Wiesen und Felder, die einem Segelflugzeug die für eine sichere Außenlandung benötigten rund 200 m ebenen und einigermaßen festen Untergrunds bieten.

Man kann auch auf seinem Handy in einer Datenbank nachschauen und sich von entsprechenden Apps unkompliziert via GPS zu einem geeigneten Außenlandefeld führen lassen. Immerhin gleitet ein Segelflugzeug aus 300 m Höhe noch rund zwölf Kilometer weit. Man muss dann auch gar nicht hundert Dinge gleichzeitig machen, um diese Außenlandung durchzuführen. Jeder Pilot hat die Landecheckliste im Kopf, die nur wenige Punkte umfasst. Man sucht sich eine Wiese oder einen Acker, plant den Anflug und steuert ihn dann so, dass das Flugzeug sicher vor dem Ende des Landefeldes zum Stehen kommt. Das ist Routine, die an Sommerwochenenden in Deutschland dutzendfach vollzogen wird.

An der Stelle gelangen wir im Text an einen besonders fragwürdigen Punkt. So dürfte jeder Pilot, der als Mitglieder der Segelflug-Nationalmannschaft im Gespräch war, eine Außenlandung souverän beherrschen. Die Wettbewerbssituation bringt es mit sich, dass Außenlandungen ziemlich häufig stattfinden vollzogen und von den Teilnehmern entsprechend sicher beherrscht werden. Auch dürften solche Kandidaten eine Landesituation präzise und mit der korrekten Terminologie beschreiben, was jedoch in dem Bericht nicht erfolgt ist. Wer auf einem solchen Niveau fliegt, wählt und hält die richtige Anfluggeschwindigkeit. Und man entscheidet sich auch nicht für ein Feld, das erkennbar zu kurz ist. Das sind gleich zwei Fehler, die vielleicht einem Flugschüler unterlaufen würden oder einem Scheininhaber, der wenig Erfahrung im Überlandflug mitbringt. So jemand sollte dann aber eingestehen, in einen Unfall verwickelt worden zu sein, der auf Mängel an Flugfertigkeit und Erfahrung gründet.

Haben Sie Lust, mehr über dieses Thema zu erfahren und eigene Erlebnisse zu sammeln? Dann möchte ich Sie zu einem Schnuppertag an die Deutsche Alpensegelflugschule in Unterwössen einladen (www.Dassu.de). Ich arbeite dort, wie oben erwähnt, in meiner Freizeit als Segelfluglehrer. Die Fliegerei in Unterwössen ist durch die wunderbare Natur am Rand der Alpen besonders reizvoll. Sie würden an einem Tag, oder wahlweise auch zwei, einen guten Einblick in dieses faszinierende Hobby erhalten. Und zwar nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch. Die ersten sechs Starts könnten Sie – ein wenig Talent vorausgesetzt – dazu in die Lage versetzen, das Segelflugzeug weitgehend eigenständig zu steuern. Eine unfallfreie Außenlandung würde Ihnen so wohl nicht gelingen, aber Sie würden einen guten Einblick in ein faszinierendes Hobby gewinnen. – Thorsten Kerbs

 


 

 

Leserbrief zu „Der neue Sputnik-Schock“ von Peter Kümmel

 

Sputnik (russisch: Gefährte), von der UdSSR gestarteter erster künstlicher Erdsatellit (Duden 2011, 7. Auflage, Nachdruck 2014) Im Endeffekt ist das auch nur ein Name, einer für den russischen Impfstoff. Markus Söder macht sich mittlerweile auch für diesen Impfstoff stark. Stufe eins: „testen testen testen“, liegt dann die Zahl der Neuinfektionen im exorbitanten Bereich, dann wird Stufe zwei gezündet: „impfen. impfen, impfen“, was da gerade dem Impfpersonal in die Finger kommt. Stufe drei: „impfen, impfen, impfen“, Stufe vier: „impfen… „Eine Impfpflicht wird es bei der Corona-Schutzimpfung nicht geben. Wir müssen jetzt als erstes dafür sorgen, dass wir das Gesundsheitssystem durch Impfung von medizinischem Personal so aufstellen, dass alle Erkrankten gut versorgt werden können.“ (Christine Lambrecht, *1965, Bundesministerin für Justiz und Verbraucherschutz; Zitat 12.11.2020) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Jetzt sprechen sie mit einer Stimme“ von Ijoma Mangold

 

Leider kann ich den Vorgang um die Rückgabe der Benin-Bronzen nicht ganz so positiv sehen, wie es hier dargestellt wird. Gut, die Nigerianer haben nun mit einer Stimme gesprochen und Deutschland weiß, mit wem man bezüglich einer Restitution sprechen muss. Aber wenn man gewillt gewesen wäre, die geraubten Kulturgüter wirklich zurückgeben zu wollen, hätte man das ja auch von sich aus schon seit über 40 Jahren machen können. Nun müssen erstmal neue Institutionen geschaffen werden, die Gelder für ein Museum müssen fließen, die Museumsangestellten sollen nach westlichem Vorbild ausgebildet werden etc. Alles so, wie es uns gefällt, wie wir uns das vorstellen. Das sieht nach wie vor aus wie eine Fortsetzung kolonialen Denkens, weniger wie eine Vorreiterrolle in Richtung der Überwindung desselben. Wir wollen schlicht die Kontrolle behalten darüber, was wir heute den globalen Schutz von Kulturgütern nennen und lassen lieber gewaltige Schätze in unseren Museumsarchiven vergammeln, als sie vorbehaltslos ohne Vorbedingungen zu restituieren. – Dieter Schöneborn

 


 

 

Leserbrief zu „Ab in die Präsidialrepublik“ von Oliver Weber

 

Die Kanzlerschaft von Angela Merkel ist geradezu davon geprägt, dass sie die Richtlinienkompetenz äußerst zurückhaltend nutzt. Quantität schlägt nicht immer in neue Qualität um: Das Stellenwachstum im Kanzleramt muss gut begründet sein. Das Parlament übt im Rahmen des Budgetrechts seine Kontrollrechte gegenüber dem Kanzleramt in besonderer Weise aus. Keine Spur von Präsidialrepublik. Die Erfahrung zeigt doch: Um in großen Fragen einen Konsens zu finden, nutzt das Kanzleramt zunehmend maßgeschneiderte Gremien, in denen alle relevanten Gruppen vertreten sind, um einen Konsens zu erarbeiten. Wenn der Konsens dann vorliegt, gehen in der Umsetzung die jeweiligen Entscheidungsträger (z.B. Bundesressorts, Ministerpräsidenten) dann doch ihren eigenen Weg, ohne dass die Kanzlerin von ihrer Richtlinienkompetenz Gebrauch macht. Es wird geradezu die Schwäche des Kanzleramtes sichtbar.

Vielleicht ist diese Schwäche auch der Grund, weshalb sich das Kanzleramt mit dem Erweiterungsbau einschließt, sich „einigelt“ und zugleich gegen die Stadt abgrenzt. Der Neubau war (und ist) Ausdruck einer mutigen und modernen Offenheit, ohne verstecken zu wollen, dass das Kanzleramt in unserer repräsentativen Demokratie ein wesentlicher Machtfaktor ist und nicht nur irgendein Verwaltungsbau. Mit dem baulichen Konzept der Erweiterung unterlaufen die Architekten allerdings diese eigene ursprüngliche Idee und führen Funktionalität an, wo doch das abschließende Kreissegment eine Formalie ist, die für den Zuschnitt der inneren Funktionen eher Probleme aufwerfen dürfte. Ein Architektenwettbewerb, um ggf. geeignetere Lösungen und bauliche Aussagen zu finden, wäre der richtige Weg gewesen. Der Bund hat sich aber gegenüber den Architekten des Bundeskanzleramts aus Urheberrechtsgründen nicht durchsetzen wollen. So entsteht ein Symbol der Schwäche, nicht der Präsidialisierung des Regierungssystems. – Reinhard Koine

 


 

 

Leserbrief zu „Abhängig von der ganzen Welt“ von Ingo Malcher

 

So ganz mag ich Herrn Malchers Argumentation nicht folgen. Viele Produktionsprozesse sind heute international vernetzt, soweit bin ich bei Herrn Malcher. Aber dass Deutschland als Exportweltmeister, selbst im Verbund mit der EU, nicht genügend Argumente im Köcher hätte, um die notwendigen Importe sicherzustellen, erscheint wenig glaubhaft. Seiner Argumentation folgend, müsste Großbritannien völlig autark sein. Und was ist mit den 5,4 Millionen Impfdosen, die an Japan und Saudi Arabien gingen? Überhaupt ist die Grafik sehr irreführend und (bewusst?) unvollständig.

Ich zitiere aus der FAZ vom 25.3.2021 „Seit Anfang Dezember wurden insgesamt sogar 77 Millionen Dosen exportiert. Von diesen wurden 31 Millionen für das globale Hilfsprogramm Covax bereitgestellt, das dazu beitragen soll, dass auch in armen Ländern zügig geimpft wird. „ Selbst seit Anfang Februar wurde deutlich mehr ausgeliefert als die Grafik suggeriert: „EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen berichtete, 41,6 Millionen Dosen seien seit Februar aus der EU in Nicht-EU-Staaten geliefert worden“. Ich verstehe diese Art von unvollständiger, halbwahrer Berichterstattung im Wirtschaftsteil nicht. Mir drängt sich leider der Verdacht auf, dass es sich hierbei um ein Stück Gesinnungs- und Haltungsberichterstattung handelt. Wenn ich von den 77 Millionen 31 für Covax und nochmal 11 für andere Länder abziehe, bleiben bis heute 35 Millionen Dosen, die besser in der EU geblieben wären.

35 Millionen Menschen mit zumindest einer Erstimpfung. Das entspricht 33% der EU Einwohner die 65 oder älter sind. Man muss den Egoismus der Schnellimpfer nicht bedingungslos teilen, aber ich erwarte schon, dass sich die Politik in Deutschland und der EU mehr für die Bevölkerung Deutschlands und EU einsetzt als für die anderen 7,5 Milliarden Menschen auf diesem Planeten. – Dietmar Baier

 


 

 

Leserbrief zu „Der Seuchenfahnder“ von Friederike Oertel

 

Dieser Bericht würde die chinesische Regierung sehr freuen. Enthält er doch vor allem die Behauptung, ein Labor als Ursprung des Corona-Virus sei so gut wie ausgeschlossen und jeden der das Gegenteil für möglich hält, gleich als gefährlichen Gerüchteverbreiter denunziert. Bravo ! Ich dachte immer, offene Diskussionen seien eine Voraussetzung wissenschaftlicher Arbeit. Es gibt in China, das ich seit 30 Jahre bereise, zig tausende solcher Tiermärkte, wie in Wuhan. Und ausgerechnet in einer Stadt, wo es ein Hochsicherheitslabor der Corona-Viren gibt, soll eben dieses Virus aus einem Tiermarkt kommen? Diese geringe Wahrscheinlichkeit könnte noch durch das sehr zögerliche Verhalten der chinesischen Regierung gesenkt werden.

Niemand kann in China frei forschen bzw. untersuchen, das gilt erst recht für ausländische Forscherteams, besonders die der China devoten WHO. Entsprechend die „Ergebnisse“ dieser Untersuchungskommission, die erst 1 Jahr nach Ausbruch einen längst geschlossenen und gründlich desinfizierten Markt untersuchen durfte. Aufklärung sieht anders aus. Auch die Wucht, mit der Zweifler bekämpft wurden und werden, lässt Bedenken aufkommen. Leute, die Zweifel an der offiziellen Version des Corona-Ausbruchs äußern, als unwissenschaftliche Gerüchtemacher zu denunzieren, ist unredlich. – Dr. Bernhard Jung

 


 

 

Leserbrief zur Infografik „Comeback“ von Asuka Grün (Illustration) und Urs Willmann (Recherche)

 

Bei der Infografik zum „Comeback“ der Wildtiere ist Ihnen leider die Verbindung zwischen sachlich richtiger Information und plakativer Grafik dieses Mal nicht gelungen. Sie haben als Schlaglicht auf die einzelnen Tierarten u.a. den Aspekt „Feinde“ genannt. Im Zusammenhang mit Wildtieren spricht man oft von natürlichen Feinden, wenn diese eine relevante Todesursache für die Art darstellen. Beim Wolf nennen sie als Feinde: Bauern (Weidetierhalter). Unter Ihren eigenen Quellenangaben beziehen Sie sich auf eine Pressemitteilung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN vom 30. Okt 2020).

Hier sind die Todesursachen für tot aufgefundene Wölfe aus dem Monitoringjahr 2019/2020 genannt: Gesamtzahl 126 Totfunde, davon 98 Verkehrsunfälle, 11 illegale Tötungen, 10 natürliche Ursachen wie z.B. Krankheiten. Somit ist als „Hauptfeind“ der Straßenverkehr zu nennen, wie sie es beim Luchs richtigerweise getan haben. Beim Wolf nennen Sie aber als Feinde die Bauern, speziell die Weidetierhalter, die durch Nutztierrisse wirtschaftlich von der Rückkehr des Wolfes am stärksten betroffen sind.

Wer für illegale Tötungen verantwortlich ist, bleibt bisher weitgehend im Dunkeln, die Aufklärungsquote ist marginal. Neben den Weidetierhaltern ist mindestens eine weitere Gruppe unter uns Menschen nicht gerade begeistert, wenn fleischfressende Beutegreifer ihren ursprünglichen Lebensraum zurückerobern. Durch die Rückkehr der Großen Beutegreifer verbleibt jagdbares Wild im natürlichen Kreislauf. So kann z.B. der Wolf vom Jäger durchaus als Konkurrent im Revier gesehen werden. Für den Prozess des Rückkehrs der Wildtiere, die europaweit gesetzlich geschützt sind, benötigen wir einen guten gesellschaftlichen Ausgleich zwischen den verschiedenen Interessengruppen und keine Vorverurteilung. Unbestritten führten Lebensraumverlust und Jagd zum Verschwinden vieler Wildtierarten, so ist es einzig der Mensch, der ihnen die Rückkehr ermöglichen kann. – Joachim Hußlein

 


 

 

Leserbriefe zu „»HERR BECK, ICH NEHME IMMER PASTA AUS DER PACKUNG«. »IST AUCH SEHR GUT«“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Ein wunderbares und „köstliches“ Interview, wie ein Zwei-Personen-Stück. Der Patron Heinz Beck immer souverän, charmant. Bin gespannt auf die nächsten Besuche mit den informativen Fragen von Elisabeth Raether. – Wolf-R. Schwebe

 

Wir sind seit langem begeisterte Abonnenten der Zeit und kommen als kochbegeisterte Menschen nicht um Ihre Kolumne herum. Mittlerweile gibt es ein festes Donnerstagsritual in unserem Haus: Aufstehen – Anziehen – zum Briefkasten gehen – Die Zeit von Werbebeilagen befreien – Cappuccino zubereiten- ZEIT-Magazin aufschlagen und das Rezept der Woche erkunden. Es ist immer wieder fantastisch, wie es Ihnen gelingt, mit „einfachen“ Zutaten derart fantastische Rezepte zu kreieren. Mindestens acht von zehn davon landen in unserem Familienkochbuch – und dafür müssen die echt was können.

Aber es gibt einen großen Kritikpunkt: Die Mengenangaben. Ein Rezept für vier Personen schaffen wir locker zu Zweit – ohne Völlegefühl oder dramatische Gewichtszunahme :-)). Es ist zum Verzweifeln… die Gerichte wollen einfach nicht für vier Personen reichen (Vermutung: extreme Überdimensionierung von Leckerheit). Wir sind keine Restaurantkritiker, bei das musste mal gesagt werden :-). – Tabea Meißner und Ralf Moritz-Meißner

 

Selten gelungenes Porträt eines großen Künstlers. Das Gericht zum Nachkochen ist für Laien nicht nachvollziehbar und das weiß Herr Beck auch. Wunderbare Gesprächsführung von Frau Rether, die mehr über den Koch verrät als der banale Titel. – Christof Lippold

 

In letzter Zeit fallen mir immer häufiger sowohl in Kochbüchern als auch in Zeitschriften Fotos auf, die nicht zu den jeweiligen Rezepten passen. Leider ist dies auch im aktuellen Zeitmagazin der Fall. In dem Rezept auf Seite 31 heißt es „…das Fleisch in zwei mal zwei Zentimeter große Stücke schneiden…“, das Foto darüber zeigt aber deutlich eine kleine Roulade und ein aus zwei Rippen bestehendes Stück. Trifft für dieses Rezept denn nun die schriftliche Anleitung zu oder das abgebildete Foto? – Margit Völckel

 


 

 

Leserbriefe zu „Über den Versuch, sich impfen zu lassen, und die Frage, wie man Sechsjährige auf dem Schulhof auf Abstand hält“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

In einer Zeit der Impfstoffknappheit möchten sich viele impfen lassen, um so schnell wie möglich der Pandemie zu entfliehen. Für diese Zeit haben wir eine bemerkenswerte Prioritätsliste, Alte zuerst, Schwerkranke, Menschen mit Tumoren, Organersatz, Trisomie 21 und vieles mehr. Einige wären noch vor ein paar Jahrzehnten als lebensunwertes Leben vernichtet worden. Daher bin ich besonders stolz, daß sich unsere Gesellschaft diese Vorrangliste gegeben hat. Wer sich wie Sie an dieser Priorisierung vorbei einen Impftermin über den Hausarzt erschleicht und erhält (deswegen sollte man sehr vorsichtig damit sein, die Hausärzte in das Impfen einzubeziehen, solang nicht genug Impfstoff vorhanden ist), nimmt diese Impfung einem anderen weg, der vielleicht viel kränker ist und es sehr viel nötiger hätte.

Boris Palmer sollte die Impfstoffe bestellen? Auch da bin ich sehr froh, daß gerade die Deutschen gesagt haben, wir wollen keinen Impfnationalismus, die Bestellungen soll die EU-Kommission übernehmen und die Dosen bevölkerungsabhängig auf die einzelnen Länder verteilen. Was halten Sie davon, daß in Afrika noch so gut wie keine Impfdosen angekommen sind? Mit Boris Palmer würden sie vielleicht nie geimpft werden! Deutschland hätte beinahe zwei Weltkriege gewonnen, kann aber nicht einmal einen Donut backen? Meinen Sie damit, daß diese großartigen Kriege, geführt von klugen und erfahrenen Menschen, ein Beispiel dafür wären, wie man es richtig anpacken müßte?

Laßt die Hohenzollern oder die Nazis die Pandemie regeln, damit das Loch in der Mitte des Donats nicht vergessen wird! Michael Jackson: All I want to say is that they don’t really care about us! Wenn Sie sich das immer wieder vorspielen müssen, dann verstehe ich, warum Sie sich an Ihrem Nächsten vorbei selber einen Impftermin verschaffen wollen. Der Nebeneffekt, der etwas Schwächere als Sie, erkrankt an Covid-19 und verstirbt. Ist das wirklich witzig, ist das Humor, ist das noch lesbar, ist das noch erträglich? – Prof. Dr. Wolfgang Rutsch

 

Eigentlich bin ich ein Fan Ihrer Kolumne. Dieses Mal nicht. Oder ist wirklich Ihre Frau schuld (ich vermute, das Zitat haben Sie ihr untergeschoben, das mit dem „fast gewonnenen“ Ersten Weltkrieg). Falls ja: Berichten Sie Ihr doch bitte von folgendem Dialog. Fragesteller an Herrn Ludendorff (deutscher General, Oberste Heeresleitung, der tatsächlich führende Kopf von Militär und Staat in der zweiten Hälfte des Ersten Weltkriegs): „Warum haben Sie den Ersten Weltkrieg verloren?“ Antwort Ludendorff: „Der Jahrgang 1899 war bereits verbraucht, der Jahrgang 1900 war noch nicht so weit.“ Mit dieser Einstellung den eigenen Leuten gegenüber – und da hat Ihre Frau (oder haben Sie selbst?) vollkommen Recht – mit dieser Einstellung wäre auch Corona überhaupt kein Problem. (In der nächsten Kolumne ist vielleicht alles wieder gut) – Christof Hardebusch

 

Bis vor ca. 1 Jahr waren die Beiträge von H. Martenstein das Erste, was ich von der Zeit und dem ZeitMagazin am Donnerstag gelesen habe. Ich habe sicher nicht Alles gut gefunden, was er geschrieben hat. Und war manchmal auch empört über seine Sicht auf manche Probleme. Zuspitzen um so eine andere Sicht auf manches was in klischeehafter Weise in die Denkmuster eingefressen hat. Das war seine Kunst. Die Kunst von Martenstein! War !!!???

Was Herr Martenstein in den letzten Wochen abgeliefert hat, ist einfach und im wahrsten Worte jämmerlich. Es ist schrecklich, dass da eine Seuche grassiert, dass da Millionen von Menschen Ihre Arbeit, ihre Existenz verlieren, ihre Gesundheit. Es ist schrecklich, dass trotz modernster intensivmedizinischer Behandlung Menschen über Wochen sich zu Tode quälen… Es ist schrecklich, dass Herr Martenstein sich hat noch nicht impfen lassen können. Es ist schrecklich, dass Herr Martenstein allein mit seinem Sohn Fußball spielen muss!!! – Dr. Frank Reiche

 


 

 

Leserbriefezum Wochenmarkt „RISOTTO DELLO CHEF“ von Giovanni di Lorenzo im ZEIT Magazin

 

Danke für das leckere Rezept. Wie wär’s, wenn Sie für uns kochwütige Italien-fans ein Kochbuch schreiben? Sie haben bestimmt noch etliche wunderbare Rezepte in der Hinterhand? Schauen Sie mal in ZEIT-ONLINE, wie viele kochbegeisterte Leserinnen und Leser Sie haben. Italien ist für viele ein Sehnsuchtsland, in das keiner zur Zeit reisen kann. Aber mit so einem leckeren Risotto kann man sich hinein träumen. Grazie. – Ute Koch

 

Danke für das hervorragende Risotto-rezept. Mit wenigen Zutaten: ein wunderbarer Genuss. Danke. – Hermann Josef Bergmann

 


 

 

Leserbriefzu „TATAR VOM THUNFISCH MIT AVOCADO“ von Sabine Rückert im ZEIT Magazin

 

Vielen Dank für ihr Zeit Magazin Heft vom 25.3. Mit etwas mehr italienischem Lebensgefühl lässt es sich bestimmt besser durch die aktuelle Zeit kommen. Auch ihr Interview mit Herrn Beck war sehr unterhaltsam und amüsant zu lesen. Aber … mit dem gewachsenen Bewusstsein für den Einfluss des Menschen auf unsere Umwelt und vor allem für unseren Planeten finde ich ein Rezept für ein Thunfischtatar mit Avocado sehr fragwürdig. Die Avocado mag man da ja noch durchgehen lassen aber den Tuna bestimmt nicht. Der Fisch ist völlig überfischt und befindet sich am Rande des Aussterbens. Mit der Veröffentlichung dieses Rezeptes senden Sie leider das total falsche Signal. In diesem Kontext erwarte ich von Ihnen und vor allem von Frau Rückert mehr Feingefühl im Umgang mit den Resourcen unseres Planeten. – Peter Bechthold

 


 

 

Leserbrief zur Deutschlandkarte „THERAPIE FÜR JUNGE MENSCHEN“ von Matthias Stolz im ZEIT Magazin

 

In unserer Pandemie-Zeit gehört es mittlerweile zum guten Ton, dass wir – kaum haben wir uns auf Veränderungen einzustellen – psychisch Leidende sind. Das Leben ist und soll herausfordernd sein – aber bitte nicht so. Und so werden wir überschwemmt mit einem bislang wenig bekannten Topos. Beflissene Geister warnen vor den Folgen, die uns diese Herausforderung kostet und so lässt sich das Thema schon deswegen gut verkaufen, weil – es geht uns ja alle an.

Vorher waren die Kinder mit Smartphone oder Computerspielen beschäftigt, jetzt aber begegnen die Eltern ihnen qua Homeschooling unmittelbarer. Das Verhältnis zwischen den Generationen, über dessen Qualitäten sich schon längst trefflich streiten ließe, muss neu austariert werden. Eine scheinbar unlösbare Aufgabe. Ganz ähnlich jene Paare, die sich vor mehr als einem Jahr schon mit Smartphone gegenüber saßen, jeder in seiner Welt, und nichts besonderes daran fanden – nun sind sie gezwungen, sich im Berufsalltag zu begegnen. Etwas, das bis zur Industrialisierung selbstverständlich war, wir haben es gänzlich verlernt, mit dieser Unmittelbarkeit zurecht zu kommen.

Jetzt erhält auch noch ein Berufsstand Gelegenheit, von sich Reden zu machen. Psychotherapie, nein, das ist nichts, das man etwa mit Krankheit verbindet. Es ist nicht mehr Woody Allen, nicht der Coach an seiner Seite, über den wir uns erstaunt und belustigt zeigten. Er ist vielmehr zur Normalität auch in der Alten Welt geworden. Und wir müssen uns selbstverständlich mit aller Ernsthaftigkeit darauf einlassen. Keiner der Psychotherapeuten aber wird laut sagen, dass uns schon längst eine krankhafte Entwicklung im Nacken sitzt. Die Krankheit ist, dass wir uns mehr und mehr zu ganz normalen Hilfsbedürftigen stilisieren. Das ist einfacher, als der „Herausforderung“ mit Eigeninitiative zu begegnen, ihre Gründe ausfindig zu machen und ihr etwas entgegen zu setzen – mit Phantasie und Ideen. Ja, auch mit Unsicherheit, denn wenn alles immer sofort zum Ziel führte, bleibt unser Sensorium, unsere Fähigkeit, uns mit Dingen auseinanderzusetzen, ja auf der Strecke.

Stattdessen werden wir mit einer Flut an Ratgeberliteratur und – auch mit dem konzentrierten Lesen haben wir mittlerweile ja unsere liebe Mühe – an Ratgebern und einschlägigen Kolumnen überschwemmt. „Die Funktion der Probleme in unserem Leben bestand im Wesentlichen darin, über sie reden zu können“, so der Philosoph Wolfram Eilenberger. Das Gefühl für Peinlichkeit – ein so feiner Gradmesser für unser Tun und Lassen – glauben wir erfolgreich ad acta gelegt zu haben. Der Rest, er fällt unter die „Kunst der Verdrängung“ (Wolfgang Schmidbauer). Und so bindet etwa das Paar auch noch einen Fremden, den Paartherapeuten, in die Problembewältigung seines sonst so perfekten Lebens ein.

Anstatt vager Aussagen über die Schwelle zwischen Normalität und Krankheit einerseits und konkreten Wünschen der Psychotherapeuten im Hinblick auf die „systemrelevante“ Bedeutung ihres Berufszweigs andererseits wäre es weitaus wünschenswerter, von unseren Staatslenkern zu erfahren, was sie zu den digitalen „Fortschritten“ und deren katastrophalen Folgen für das Miteinander zu sagen haben. Zu einer Entwicklung, die vorangetrieben wird ohne Blick für deren Folgen. Dazu Soziologen, Philosophen und Literaturwissenschaftler. Letztere vermitteln uns womöglich, dass eine „Kommunikation“ via Smartphone das Gegenteil von Kreativität, von Phantasie ist.

Besinnung statt „Freizeitstress“, das wäre einmal wieder eine Erfahrung wert. Und dass die Beschäftigung mit Literatur und damit mit uns selbst das bessere „Deutungsangebot“ (Thomas Auchter) ist als das des Psychotherapeuten. – Und Ihre Kolumne, die wollen sie doch bitte als PR-Seite kennzeichnen. Kritische Distanz zu jenen, die wir früher Seelenklempner nannten, wäre – ja, gerade in dem Moment, da das Thema inflationäre Ausmaße annimmt – absolut angebracht. – Christian Schlender

 


 

 

Leserbrief zu „RAGÙ NAPOLETANO ALLA MAMMA“ von Patrik Schwarz im ZEIT Magazin

 

Das Zeit Magazin hat ja immer sehr interessante Artikel, über manche muss man länger nachdenken, und ich denke, auch vorher länger recherchieren. Aber bei Rezepten muss man das eigentlich nicht. Nun habe ich mich gefragt, ob sie die zuletzt Abgedruckten eigentlich selbst (gegen)gelesen und ausprobiert haben. Am Köstlichsten war, leider nicht beim nachherigen Essen, das Ragù Napoletano. Diese Namensschöpfung hätte ins 01. April Heft gehört.

Aber nun zum Rezept und meiner Frage. Wie kann eine Sosse = Ragù um die Hälfte reduziert werden, wenn der Deckel aufgelegt ist? Habe dazu mit einem befreundeten Fachmann (Koch, Ausbildung im Restaurant „Traube Tonbach“) gesprochen und er musste mir bestätigen: Das geht nicht! Was mir auch meine Nichte als promovierte Physikerin bestätigte. Wo soll denn die umgewandelte Masse auch hin, wenn der Topf zu ist! In diesem Sinne, freue ich mich auf das 01. April Heft mit neuen schönen Rezepten. P.S. Ein bisserl Spass muss sein. – Alexander von Widekind

 


 

 

Leserbrief zu „ZABAGLIONE“ von Anna Kemper im Zeit Magazin

 

Beim Zabaglione-Rezept S. 36/37 macht mich stutzig, dass ganze Eier in der Zutatenliste angegeben sind, im Rezept aber nur die Eier getrennt werden und die Dotter mit dem Zucker aufgeschlagen werden. Wo bleiben die Eiweisse?? Noch etwas frage ich mich immer bei Auberginen-Rezepten (in diesem Heft auf S.29): immer soll man die Auberginen-Würfel salzen, damit die Bitterstoffe entzogen werden. Die heutigen Augerginen enthalten aber praktisch keine Bitterstoffe mehr ( alles für den Konsumenten weggezüchtet wie bei Spargel, Rosenkohl etc auch) , hat das Salzen noch eine andere Funktion? Herzlichen Dank für baldige Aufklärung! Ansonsten habe ich das ganze Heft voll Genuß gelesen – das Interview mit Sternekoch fand ich saukomisch (wegen der Fragen und Antworten der beiden Interview-Partner) und interessant, Martenstein wie immer wunderbar zynisch, auch das Interview mit Hr. Schmidbauer war informativ und gut zu lesen – was ich von seinen Antworten auf Beziehungsfragen nicht immer sagen konnte.

Wenn ich Tilmann Prüfers Kolumne über seine Töchter lese, habe ich immer ein ungutes Gefühl – finden die Mädels das wirklich gut, dass ihr Papa aus dem Nähkästchen plaudert?? Gerade die Älteste muß ja davon ausgehen, dass ihre Freunde das auch mal lesen. Ich muß da immer an Axel Hackes Kolumne in der SZ denken (die in das Buch „der kleine Erziehungsberater“ mündetet), wo er alle familiären Ereignisse sehr humorvoll aufarbeitete. Wir haben von Hackes das Haus gekauft, wo das alles geschah ( echt wahr) und wissen, dass die Beziehung daran gescheitert ist :-(( Weder Frau noch Kinder fanden es am Ende noch lustig ihr Familienleben vor allen ausgebreitet zu finden. Schöne Grüße an Herrn Prüfer – nix für ungut! – Herta Schoof-Simon

 


 

 

Leserbrief zu „Unter Strom“. Aufgezeichnet von Luisa Jabs im ZEIT Magazin

 

Wir hatten ein ähnliches Problem wie Sie und sind dabei auf „The Frame“ von Samsung gestoßen. Das Teil hängt jetzt seit 2 Monaten in unserem Schlafzimmer und wir sind sehr zufrieden. Und verglichen mit ihrem Beamer ist die Größe wählbar, der Preis deutlich geringer und man hat keine kahle Stelle an der Wand. Schauen Sie es sich mal an. :) – Ole Akeston

 


 

 

Leserbrief zu „Heiter bis glücklich“ von Claire Beermann im ZEIT Magazin

 

Nie fühle ich mich mehr veräppelt als bei der wöchentlichen Lektüre der o.g. Seite! Leider steht sie am Anfang des sonst meist lesenswerten Zeitmagazins und ich schaffe es merkwürdigerweise nicht, sie zu ignorieren. Wann findet Frau Beermann endlich keinen Nonsens mehr? – Ulla Gardner