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22. April 2021 – Ausgabe 17

 

Leserbriefe zu „Brust raus!“ von Lisa Marie Peters

 

Eine Möglichkeit zu reagieren wäre für die Autorin gewesen, auf die Bedenken ihrer Lehrerkollegen einzugehen und sich etwas zurückhaltender vor ihren Schülern zu präsentieren. Auf die eigenen „Rechte“ zu bestehen muss nicht immer geboten sein. Ein Lehrer, dessen natürlicher Hoden und Penis aufgrund des bevorzugt getragenen Beinkleides deutlich sichtbar wäre, könnte ebenfalls Aufmerksamkeit erregen. Als emanzipierte Frau muss man – meiner Meinung nach – sich nicht sofort „lächerlich gemacht“ und „untergeordnet“ fühlen oder sich dem „Gegenteil von Emanzipation“ ausgesetzt wähnen. Manchmal darf man auch, ganz unaufgeregt, mit Eigenschaften wie Einfühlungsvermögen, Rücksichtnahme und gutem Stil agieren. – Klaus Wagner

 

Eigentlich sollte es gerade in der Schule einfach sein: Respekt schlägt Ideologie. – Marlis Blatt-Homrich

 

Als langjähriger Leser habe ich die gesellschaftliche Ausrichtung Ihrer Zeitung mit Neugier verfolgt. Ich habe den Eindruck, dass bestimmte Personengruppen von weiten Teilen der Redaktion kritischer als in den vergangenen Jahren betrachtet werden. Hierzu möchte ich u.a. die alten weißen Männer, die Waffenbesitzer, die SUV Fahrer und die Fleischesser zählen. Nun gehöre ich zu fast allen genannten Gruppen und lese trotzdem die ZEIT, auch wegen Artikeln wie die von Herrn Spiewak und Frau Peters. Herr Spiewak, mich hat die Zahl der Menschen in Deutschland die sich über das 3. Geschlecht definieren, schon eine Weile interessiert. Nur 300 haben die Ämter registriert, vermutlich liegt die Gesamtzahl etwas höher, was aber meiner Meinung nach nicht den Einfluss dieser Gruppe auf die öffentliche Diskussion rechtfertigt. Frau Peters, nach der Lektüre Ihres Artikels war ich verärgert über die Reaktion die Sie erfahren haben.

Woher kommt der Wunsch von Leuten anderen etwas verbieten zu wollen, einzig und allein aus einer subjektiven Empfindung heraus? Die Toleranzbereitschaft nimmt ab und die Blockwartmentalität nimmt zu. Sie verstoßen gegen kein Gesetz, wenn Sie keinen BH tragen wollen. Auch ein Mann, der „breitbeinig“ (??) in der Bahn sitzt, verstößt gegen kein Gesetz. Beide Verhaltensweisen gehen andere Menschen einen Dreck an. Sind Ihre Kritiker prüde oder neidisch auf Ihr Selbstbewusstsein? Ich habe vor rund 30 Jahren mein Abitur gemacht und kann mich nicht erinnern, dass die Brüste einer Lehrerin Anlass zu einer solchen Kritik gegeben hätten. – Tobias Böhm

 

Dieser Artikel reizt mich zum Widerspruch. Normalerweise bin ich der Meinung, daß jeder so leben soll wie er möchte aber in diesem Fall kann ich die Autorin nicht verstehen. Es sollte schon aus Respekt vor den Beteiligten gerade in der Schule selbstverständlich sein, sich mit der Kleidung an bestimmte Regeln zu halten und nicht nur sein ego auszuleben. Der Vergleich mit Bart beim Mann ist total daneben. Was hat das Gesicht, Frisur oder Bart mit einer durchscheinenden Brust ohne BH zu tun? Da muss man schon fast nach der charakterlichen Eignung für den Lehrerjob fragen. – Ralf Fäckenstedt

 

Ja, durchaus „Brust raus“! Aber nur wo es angebracht, nicht (ver-)störend, provokativ ist! Und gewiss nicht aus von der Autorin vorgeschobenen erziehlichen Gründen. Es gibt nun mal einen wohlerwogenen zivilisatorischen Comment, das erotisch aufgeladene Sekundärmerkmal „Brust“ nicht zu Markte zu tragen (Stillende Mütter natürlich ausgenommen!), schon gar nicht im Kontakt mit pubertierenden Schülern. Wenn Frau Peters exhibitive Neigungen verspürt, möge sie jene ausleben, nicht jedoch im Unterricht.

Ich bin durchaus „mammaephil“, aber im Zusammenleben hat alles seinen ureigenen, in der Regel intimen, Platz. Als Schulleiter habe ich selbst, im Beisein meiner Stellvertreterin, in einem ähnlichen Fall ein Gespräch mit einer (einsichtigen!) Kollegin geführt! Noch eine Frage an die Redaktion: Gehen Ihnen die Themen aus! – Peter Schiel

 

So traurig es ist: ich habe herzlich gelacht über Ihren Artikel. Ihnen war bestimmt nicht zum Lachen. Mit welchen Dingen wir Frauen konfrontiert werden…. – ohne Worte. Ich bin sehr froh, dass Sie dieses Thema so deutlich zur Sprache bringen. Ich habe zwar keine „ungehaltenen Brüste“ (ich bin vor Lachen fast vom Stuhl gekippt!! Herrlich!!!), aber ich wehre mich gegen eine Benachteiligung und/oder die Herstellung eines kausalen Zusammenhangs, wo gar keiner ist.

Die testosteron-geschwängerte Luft (auch in Klassenzimmern) wird durch einen BH sicher nicht weniger. Ich wünsche mir, dass sich Schulen und Schulleitungen einmal damit befassen, wie sich denn eine Frau/ein Mädchen fühlt, wenn ein Lehrer mit oder ohne Wampe seine Hose so hochzieht, dass man das Gemächt deutlich hängen sieht (let him swing) oder vor der Klasse (oder sonst wo in der Schule herumsteht) und sich die Eier schaukelt… – Annette Haagen

 

Stöhn ! Wie weit sind wir doch im Rückwärtsgang gegangen. Keinen BH zu tragen, war für uns junge Frauen in den 70ern in Berlin ein Zeichen von stolzer Autonomie über unseren Körper. Ich bin jetzt 68 und werde im Leben keinen mehr tragen. Und es ist auch ein geheimes Komplizinnen-Zeichen unter Frauen unserer Generation zumindest, wenn wir uns gegenseitig als Nichtträgerin augenzwinkernd entdecken. Doch als lange schon im (katholischen) Ausland lebende, ist mir schon aufgefallen, dass ich dort eher eine Ausnahme bin. Aber noch niemals in 40 Jahren bin ich darauf hin angespro- chen worden. Und ich lehre seit 30 Jahren. Voilà la classe. – Marianne Bernecker

 

Was für eine Pointe, dass ausgerechnet die Gleichstellungsbeauftragte versucht hat, Frau Peters zum BH zu bekehren. Weiß die Gleichstellungsbeauftragte nicht, dass zu Beginn der 2. Frauenbewegung – vor etwa 50 Jahren – häufig BHs öffentlich verbrannt wurden um gegen die Sexualisierung der Brüste zu protestieren? – Gerda Lischke

 

Ihr Beitrag in der ZEIT erinnert mich sehr an meine erste Zeit als Lehrerin. Damals fand ich es fortschrittlich, keinen BH zu tragen. Irgendwann einmal machte ein Schüler eine Bemerkung darüber: „Die Almglocken dudeln“ Ich war sehr gekränkt, mein Verhältnis zu diesem Schüler war schwer gestört. Ja, die Schüler und Schülerinnen nehmen ihre Lehrer und Lehrerinnen auch körperlich wahr. Sie kennen Haut, Haare, Gewicht, Größe, Alter, Sportlichkeit, Atem, Geruch. Alles natürliche Bestandteile der diversen Menschen in Schule und anderswo. Als Referendarin hatte ich einen etwas unförmigen Schulleiter, der kurze, weite Hosen trug, in beige, dazu graue Socken in Sandalen. Das hat meine Arbeitsbeziehung zu ihm beeinträchtigt.

Die Schüler:innen wissen sehr viel über ihre Lehrer:innen: kennen die Anzahl der Pullover und wissen, welche Schuhe ihre Lehrerinnen und Lehrer tragen, sie wissen, ob Sie zu Fuß, mit dem Rad oder mit welchem Auto sie zur Schule kommen. Sie kennen die bevorzugten Unterrichtsmethoden und die Konfliktfähigkeit. Die Schüler:innen sind gezwungen, ihre Lehrer:innen stundenlang anzusehen, sie sind gezwungen, ihnen sehr nah zu kommen. Davor müssen wir keine Angst haben, weil Schülerinnen und Schüler auch aus ihren Familien sehr unterschiedliche Menschen kennen, aushalten, ja manchmal schätzen. Schule ist ein Raum, in dem die Frage von Nähe und Distanz sehr differenziert wahrgenommen werden muss.

In erster Linie ist Schüler:innen wichtig, ob der Unterricht interessant ist und ob sie sich geschätzt und gefördert fühlen. Die Frage ist, wie wir professionell auch in der Gestaltung unseres Äußeren dazu beitragen, dass nicht unsere Körper, sondern das inhaltliche Interesse am Unterrichtsinhalt und an den vielseitigen Charakteren, die sich in Schule begegnen, im Zentrum der Wahrnehmung stehen. Kleidung kann dazu beitragen, dem Gegenüber Wertschätzung und Konzentration auf die gemeinsame Arbeit zu vermitteln. Frauen und Männer haben da jeweils spezifische, aber vergleichbare Fragestellungen. Ein Lehrer in sehr kurzer, sehr enger Hose und weit offenem Hemd oder in Fahrradkleidung würde Vielfalt repräsentieren, nicht aber eine Konzentration auf die Arbeit signalisieren.

Solche Lehrkräfte werden durchaus von Schulleitungen auf ihre Kleidung angesprochen. Es gehört zu den Aufgaben von Schulleitung, im Konfliktfall unterschiedliche Auffassungen in der Frage angemessener Berufs-Kleidung zu formulieren und unter Wahrung der individuellen Freiheit und Verhältnismäßigkeit mit der Lehrkraft zu diskutieren. Diesen Weg wollte Ihnen die Frauenbeauftragte wohl ersparen. Eine Frauenbeauftragte gerät bei diesem Thema schnell in Interessenskonflikte, diesen bekommt sie nun um die Ohren gehauen. Die Frage ist ja immer: Wem nützt das? Sehr geehrte Frau Peters, Sie können anziehen, was sie richtig finden, aber ihr Umfeld darf das schrecklich finden und muss Ihren Körper nicht genauso wichtig und attraktiv und frei finden wie Sie selbst.

Man kann fremde Körper, mit denen man nah in einem Raum sein muss, auch unangenehm, zu nah, zu körperlich finden, zu sexualisierend finden, natürlich auch zu kalt, zu distanziert, zu abweisend finden ohne frauenfeindlich oder diversitätsfeindlich zu sein. Überlegen Sie, welche Wirkung Sie bei Schüler:innen und Kolleg:innen erreichen wollen, und finden Sie Wege, diese Wirkung zu erreichen. Werfen Sie aber nicht anderen vor, dass die (offensichtlich schon seit Ihrer Schulzeit) die Wirkung Ihrer Kleidung anders erleben als Sie selbst das wünschenswert finden. – Christiane Steitz

 

Ich war auch mal Lehrerin und zwar an einer Hauptschule. Da ich der 68er Generation angehöre, war es so üblich, dass wir keinen BH trugen. BHs waren spießig, Ausdruck des Bürgertums, dass wir verschmähten. Es gab sogar öffentliche BH Verbrennungen. Die älteren Kolleginnen trugen zwar BHs, aber die gehörten ja auch zum Establishment. Damals wurde ja auch das öffentliche Stillen zum Kult erhoben. Ohne Bh zu laufen war zwar in, brachte aber auch manche ästetische Probleme mit sich. Nicht jede hatte einen strammen , attraktiven Busen. Und selbst wir „fortschrittlich“ jungen Frauen fanden einen Busen , der über der Taille hing, nicht unbedingt schön.

Ganz davon abgesehen, dass es der Gesundheit manchen Busen besser getan hätte, wenn dem an sich schon schwachen Bindegewebe durch einem BH Halt gegeben worden wäre. Ich hatte keine Probleme, weil ich einen sehr kleinen Busen hatte. Ein kleiner Busen gilt nicht unbedingt als sexy, dafür hat er meist keine Bindegewebsprobleme. Trotzdem merkte ich, dass im Sommer, wenn man nur ein TShirt oder eine dünne Bluse trug, die pubertierenden Schüler recht interessiert meinen nur dürftig verhüllten Busen anstarrten, die der anderen Lehrerinnen natürlich auch. Öffentlich wurde über unsere Busen diskutiert, auch von Schülerinnen. Und hin und wieder geschah es auch, dass im Gedränge der eine oder andere Schüler einen am Busen berührte.

Heute würde man den Knaben zurechtweisen oder sogar den Rechtsanwalt einschalten, aber damals durfte man ja nicht prüde sein.Trotzdem war mir das unangenehm. Und so kaufte ich mir ganz verschämt einen leichten BH , der meine Brüste verhüllte. Ich fühlte mich nun sicherer. Ich würde der Dame anraten, sich nackt vor den Spiegel zu stellen und sich genau ihren Busen zu betrachten. Ist er knackig und zumutbar oder nicht. Ein wackelnder Hängelinbusen ist ohne Bh einfach nicht ästhetisch! – Ingrid Grenzmann

 

Vielen Dank für den Artikel in der Zeit vom 22. April 21. Es ist schon ein bisschen merkwürdig, dass in den Zeiten von sexualisierten Themen, dass gerade das Tragen von einem BH in den Fokus gerät. Möchte ich als Frau in einen intimen Blickwinkel geraten – oder nicht. Ein BH schützt mich, damit ist ein direkter Blick auf meine Busen gesperrt. Die Mitarbeiter in der Restaurant- sowie Hotelbranche tragen über die Bluse meist eine Veste – das gibt einen guten Schutz auf den Busen. So die Frage ist – was will ich erreichen? Sollen die Schüler, Besucher oder Kunden meine Worten lauschen, oder den Blick auf meine Brust werfen? Keinen BH u tragen zwingt geradezu auf die „Nipppel“ zu schauen – genau das möchte man doch gerade nicht, Oder….? – Jutta Simon

 

Mit grösstem Vergnügen habe ich Ihren Beitrag „Brust raus“ in der letzten Ausgabe von „Die Zeit“ gelesen. Was Sie schreiben, ist ja kaum zu glauben, liegt doch BH-frei total im Trend. Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Standhaftigkeit. – Martin Hoch

 

Lassen Sie Ihre Brust nicht unter kriegen (unter Polster, Plastik, über Bügel etz.). Erstaunlicherweise wurde ich in der 1990er Jahren, als ich nie BH trug, weil meine Brust gut tragbar war, von meiner Gleichstellungsbeauftragten darauf angesprochen, wie mutig sie das fand. Ich war überrascht, denn damals gab es noch keinen Brustverhüllungshype. Andere mögen damals darüber getuschelt haben, meine Freiheit um die Brust war mir wichtiger. – Wird der Sportlehrer auch so gegängelt, wenn die Hose knapp sitzt? Brust raus -Zäng usenander! (frei nach BAP). – Bettina Frieben

 

Den sehr guten Artikel von Frau Peters hab ich in staunender Ungläubigkeit gelesen. Ich trage auch keinen BH und auf Nachfragen sage ich z.B.: „Brauche ich nicht, ich kann alles selber halten“. Ein solcher Vorfall, wie im Artikel beschrieben, wäre Ende der 60er Jahre kaum denkbar gewesen. Wir Frauen haben uns von vielem befreit und unsere BHs weggeworfen oder sogar verbrannt. In der Pubertät hatte ich einen BH, weil meine Brüste so klein waren und ich sie dadurch größer machen wollte (Größe AA, gibt es heute gar nicht mehr).

Und auch später ab und zu einen nicht auffallenden fleischfarbenen, wenn ich etwas Durchsichtiges oder Grobmaschiges an hatte, und bemerkte, dass mir die Blicke von fremden Männern und Frauen auf meine Brust unangenehm waren, und unliebsames Verhalten, Bemerkungen nach sich zogen. Da hätte ich mehr Selbstbewusstsein gebrauchen können, wie Frau Peters.

P.S.: Es könnte auch sein, dass Frau Peters mit ihrer Haltung diejenigen Kolleginnen (die Gründe der angeblich mitfühlenden Kollegen lasse ich jetzt außer acht) in ihrer Gewohnheit einen BH zu tragen, verunsichert hat, wenn mehr dahinter steckt, als den Brüsten zu einem Halt zu verhelfen, nämlich dem Selbstgefühl Halt und Sicherheit zu geben. Die pubertierenden Schülerinnen und Schüler wären dann vorgeschobene Gründe, eine Projektion der eigenen Verunsicherung. – Jutta Montenbruck

 

Ich hab’s jetzt zweimal gelesen – damit mir nicht was Wichtiges auskommt. Sie WISSEN, daß es UNKLUG ist in Ihrer Situation als Lehrerin keinen BH zu tragen Wollen es dennoch tun. Ihr gutes RECHT ! Jede Disziplinarmaßnahme oder sonstige Maßregelung, die sich darauf stützen wollte, liefe ins Leere. Daher ja wohl auch der Versuch des „freundlichen Überredends/Überzeugens“ Von mir daher nur sachliche Anmerkungen zu Ihren Ausführungen: Es ist schlichtweg FALSCH, daß „ein BH viel mehr zur Sexualisierung der Brüste beiträgt als kein BH“. Da kommt es, und zwar sehr stark, auf den Einzelfall an. !!! Und: nippellose Brüste sind sexier? Das können Sie nicht im Ernst meinen.

Und schließlich: alle Mädchen sind, genau so wie sie sind, wunderschön? Nein, genau das sind die eben (oft genug) nicht. Und DAMIT gilt es zurecht zu kommen. DAFÜR ist es wichtig, Selbstbewusstsein zu entwickeln. Ich persönlich (* 1955) finde im Zweifelsfall übrigens bärtige Männer attraktiver als glattrasierte. Aber der Vergleich ist dennoch arg weit hergeholt. Ganz abgesehen davon, daß – sollten wirklich bärtige Männer das Nonplusultra an Sexiness ausstrahlen, insbesondere gegenüber pubertierenden Mädchen – diese vermutlich längst nicht so von ihren Geschlechtshormonen bedrängt bzw umgetrieben werden wie ihre männlichen Altersgenossen. Manche Sachen sind einfach so wie sie sind. Von Natur aus. Nichts für ungut. – Rena Rappel

 

Vielen Dank für Ihren Artikel, Ihre Gedankengänge, Thesen und Argumente – und die Auflösung/Clou am Schluss der Artikel. Ich habe mich beim Lesen gefragt ob dann DER SchulleiteR die männlichen Kollegen zum Gespräch bittet und auffordert weite Buntfaltenhosen, Flanell- oder am besten Jogginghosen zu tragen damit (pubertierende) Jugendliche Mädchen UND Jungen nicht irritiert sind wenn sie sehen dass ein Lehrer in engen Jeans „Links- oder Rechtsträger“ ist. ;-) Es wird eben (wenn) (nur) (stets) die Erscheinung der Frauen betrachtet, kommentiert und normiert – nach den Normen der männlichen Gesellschaft. – Frauke Häger

 

Ein größerer Blödsinn wie im Bericht „Brust raus“ ist mir in meiner ganzen Zeit als Lehrerin nicht vorgekommen. Was zu meiner Zeit, ich bin jetzt 80 Jahre alt, vorgekommen ist, haben ich und meine Kolleginnen und Kollegen meistens mit Humor lösen können. Ich wurde eines Tages vom Schulleiter an der Eingangstüre der Schule empfangen. „Guten Morgen Frau…. drehen sie sich einmal um. Aha sie kommen nicht aus dem Busch, dann können sie eintreten“. Der Schulleiter hatte am Morgen aus der Zeitung entnommen, dass der damalige Kultusminister sich über die Lehrer und ihre Kleidung mächtig empörte. Besonders heiter gingen wir an diesem Morgen zum Unterrichten in unsere Klassenzimmer. – Ursl Bruntner

 

Das wurde aber mal ZEIT! Diese Idee, die eigenen Brüste nicht erkennbar zu zeigen sondern lieber den Push up im Dirndl oder auch unter dem Pullover – das gehört zum Rollback der vergangenen Jahrzehnte. Außer orthopädischen Gründen (zu große Brüste führen zu Haltungsschäden) gibt es kaum einen Anlass, seinen Oberkörper in enge Gummischnüre einzuzwängen und sich dadurch in seiner Bewegungsfreiheit und Lebenslust reduzieren zu lassen. Die jungen Frauen heute, die ihre gepanzerte Brust mit teuersten BHs so offensiv in die Welt tragen und gleichzeitig voller Unsicherheiten und Scham sind, tun mir leid. Danke für diesen Befreiungsartikel. Dann sollen lieber auch gleich die Bärte ab, wenn das der Preis für Gerechtigkeit ist. Danke für den unterhaltsamen und anregenden Text, liebe Frau Peters. – Gabriele heise

 

Als ich den Artikel las, wusste ich nicht, ob ich weinen oder lachen sollte. In diesen Zeiten das Thema „BH-Tragen“ als Lehrerin diskutieren zu wollen, ist an Banalität nicht zu überbieten. Die Kollegin wäre ein Vorbild, wenn sie die Befindlichkeiten ihrer Schülerinnen und Schüler ernst nehmen würde und ihnen zeigt, wie individuelle Bedürfnisse mit öffentlichen Interessen in Einklang zu bringen sind. Reibungsprozesse zwischen Individuum und Gesellschaft sind hervorragende Lerngelegenheiten, da passt auch das Laben feministischer Wunden rein.

Den Vielfaltsgedanken in den Zusammenhang mit dem Tragen eines BH´s zu setzen, ist trivial. Vielfalt hat eine andere Dimension verdient. Als Lehrerin geht es doch zunächst einmal um ordentlichen Unterricht und wenn dieser durch phänotypische Schlüsselreize gestört ist, liegt es in der Verantwortung der Lehrperson geschickt damit umzugehen. Ob Provokation dazu gehört, wage ich zu bezweifeln. Mir fällt dazu Richard Sennett in „Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität.“ ein, er sagt: „Zivilisiertheit herrscht dort, wo man nicht das eigene Selbst zu einer Last für andere macht.“

Was mute ich den Menschen meiner Umgebung mit meinem Auftreten zu? Was löst mein Verhalten im Anderen aus und wie tief greife ich damit in seine Persönlichkeitsrechte ein? Es geht hier nicht um Männer mit Bärte, es geht um das heranwachsende Kind, welches ich begleite. Meine eigene Verletztheit steht mir da nur im Weg. Dem Äußeren so viel Aufmerksamkeit zu schenken, hat eine kluge Frau sowieso nicht nötig. – Silke Moeske

 

Dieser wahrhaft couragierte Artikel stimmt auch ein wenig traurig. Als vor 50 Jahren einige meiner Mitschülerinnen auf den BH verzichteten, wurden sie weder gerügt noch angefeindet. Erst recht nicht danach meine vom Fortschrittsglauben beseelten Mitstudentinnen. Eine derselben zeigte mir schmunzelnd ein Kapitel in dem damals populären Buch „Die Töchter Egalias“, das „Pimmelhalter“ für junge Männer beschrieb . . . Nun, 50 Jahre danach, wird eine Frau wegen „fehlender“ Unterwäsche angefeindet – wohl leider kein Einzelfall. Vielleicht erforscht eine kluge Professorin, wie es dazu kommen konnte. Aber sicherlich gibt es Wichtigeres – solange nicht auch noch das Baby-Stillen in der Öffentlichkeit wieder verpönt wird . . . Zeitgleich wird Hochkonjunktur für Pornografie im Internet vermeldet. Wie passend. – Friedrich Schweikert

 

Bleiben Sie standhaft. Ich empfinde all jene, die ein Problem mit Ihrem Kleidungsstil haben und es Ihnen direkt oder über andere indirekt kommunizieren, als übergriffig. Sich treu zu bleiben, wo Ihnen nun die Perspektive anderer auf Sie so nahe gerückt wurde, ist schwer. Argumente bei Ihrem Kleidungsstil zu bleiben, haben Sie ausreichend benannt. In der Grundschulklasse eines meiner Kinder haben sich Eltern (!) beklagt, dass die Klassenlehrerin schwarze Leder(imitat?)Hosen tragen würde und zum Teil zu sexy/körperbetont (?!) aufträte, was aber meines Wissens nicht zu weiteren Gesprächen mit der Lehrkraft führte. Ich bin als Mensch, Frau und Mutter froh um Vorbilder bzw. Bereicherung durch Variation. – Ursula Hüttner

 

Mach ich genauso! Ich bin auch Lehrer, und jetzt, wo es in die wärmere Jahreszeit geht, trage ich leichte, dünne Stoffhosen. Den Slip lasse ich weg, der stört mich. Geht doch, oder? – Rainer Bernhard

 

Wie sich eine Gleichstellungsbeauftragte, von einem Lehrerkollegium so instrumentalisieren lassen kann macht mich fassungslos. Sie hat damit unter Beweis gestellt, dass sie Ihrer Aufgabe nicht gerecht wird. Ich würde der Dame wünschen ,dass Sie dies selbst erkennt und Ihr Amt mit sofortiger Wirkung aufgibt. Der Verfasserin des Artikel Brust raus! Wünsche ich das Sie bei sich selbst bleit und darüber hinaus Kraft für Ihren Widerstand. Meine Hochachtung hat Sie. – Josef Holthausen

 

Darf ich mal das „Problem“ BH aus der Schülerperspektive darstellen. Eine unserer Lehrerinnen im Internat gab uns Anlass zu Spekulationen: Oft kam sie mit Ausbuchtungen knapp über der Gürtellinie, manchmal aber waren die Konvexe auch wesentlich höher platziert. Das regte uns Pubertierende zu wilden Theorien an. Meine Vorstellung versuchte ich in einer Bilderfolge darzustellen: Auf dem ersten Bild stand die Lehrerin mit blankem Oberkörper vor dem Spiegel. Mit einer ähnlichen Kurbel, wie sie früher zum Öffnen von Ölsardinen Büchsen benutzt wurde, wickelte sie auf dem zweiten Bild einen ihrer veritablen Hängebusen auf.

Das dritte Bild zeigte sie schließlich, wie sie ihre aufgerollten Brüste in dem BH verstaute. Diese Karikaturen fanden großen Anklang bis zu dem Augenblick, als sie der Lehrerin in die Hände fielen. Der Urheber wurde von dem Rektor schnell ermittelt. Ich schrammte knapp an einem Rausschmiss vorbei, bekam aber drei Wochen Hausarrest. Ich dachte, die prüde Adenauerzeit damals sei längst einer gewissen Freizügigkeit gewichen. Es amüsiert mich, dass manche Probleme geblieben sind. – Joachim Scheil

 

Alles was baumelt wird schon seit Jahrhunderten irgendwie festgezurrt, eingefangen, und teilweise erhöht und attraktiver gemacht durch alle möglichen kunstvollen Finessen, die den Körper sublimieren, entziehen und gleichzeitig paradieren. Das gilt für beide Geschlechter. Diese Kunst scheint sich zu verlieren.La nature brute hat nichts mit Befreiung zu tun. – Christa Figge

 

Die Autorin stellt ihre persönliche Überzeugung über das Gemeinwohl, den „Schulfrieden“. Sie sollte sich freuen, dass das Kollegium, Schülerschaft und Eltern dieses hohe Maß an Toleranz aufbringen! Aber: persönliche Freiheit gelangt in diesem Fall an eine Grenze. Sollte sich die Lehrkraft nicht diesem Grundsatz weiter verweigern, müssen dienstrechtliche Maßnahmen greifen. – Marlene Krause

 

Irgendwie liest sich das für mich, wie ein Aprilscherz im April. Ob jedoch in Zeiten von Corona, auch Aprilscherze verboten sind, das entzieht sich meiner Kenntnis. Nun gut, der April geht noch ein paar Tage, und falls es doch kein Verbot von Aprilscherzen geben sollte, dann sollte man es sich mit dem April verscherzen, oder auch nicht, oder irgendwie doch, oder doch auch nicht, oder…! „Das zwischen uns kann ja nichts Ernstes werden“, sagte der 2. April zum 31. März. (Brigitte Fuchs, *1951, schweizerische Autorin und Lyrikerin) – Riggi Schwarz

 

Sie hielten es für wichtig, eine ganze Seite dem Kampf einer Lehrerin um ihr Recht auf BH- Freiheit zu widmen. Warum so halbherzig? Wo bleibt das Recht, an heißen Tagen ungefoltert durch jede Art von Kleidung seiner Freiheit leben zu dürfen? Ich hatte bisher gedacht, der Griff zur Kleidung vor 170 000 Jahren sei ein Schritt in der Entwicklung zur Zivilisation gewesen. Ich habe mich geirrt; es war der Beginn unserer Versklavung durch Gleichstellungsbeauftragte etc. Ein weiteres Beispiel: ich werde ab jetzt dafür kämpfen, dass Rülpsen in Gesellschaft nicht mehr als unschicklich angesehen wird; schließlich dient es meiner Gesundheit und meinem Wohlbefinden. Ein Hoch auf die absolute Freiheit meines einzigartigen, kostbaren Ichs, die durch nichts, aber auch gar nichts eingeschränkt werden darf! – Barbara Sutor

 

Frau Peters sollte sich einen anderen Beruf aussuchen. Mein Rat: Versuchen Sie gegen die patriarchalische Gesellschaft kreativer zu arbeiten. Wieder mal so einen Artikel der Zeit wo ich mich frage, was ist denn los? Frühlingsloch? Übrigens, ich bin auch Lehrerin, allerdings in Frankreich. Unsere Schüler müssen sich auch an bestimmten Regeln halten: Keinen Kopftuch und keine Miniröcke. Bärte sind aber erlaubt! – Andrea Szatmary

 

Ihr Artikel hat offen verfasster, lebhafter und sehr ernsthafter Artikel hat mir sehr gefallen. Gleichzeitig habe ich als Mann gemerkt, dass mich das Thema in Verlegenheit bringt. Es gefällt mir, wenn ich bei einer Frau ihr Brüste frei unter ihrem T-Shirt sehe. Doch troztdem: Was ist eine angemessene Reaktion von mir als Mann? Soll ich geflissentlich darüber hinwegsehen. Ist ja schließlich ganz normal, oder ist es ok, wenn ich es erotisch finde und möglicher Weise tagträumerisch meinen Blick darauf verweilen lasse? Wie sehen Sie das?

Noch eine kleine Anekdote zu Ihrer Aussage, der BH zur Sexualisierung beiträgt. Wenn meine Mutter unsere Nachbarin mit ihrem BH gesehen hat, sagte sie: Frau X hat ihre Scheinwerfer heute hoch eingestellt. Das bestätigt Ihre Feststellung. Was davon zu halten ist, wenn eine Frau sich einer anderen gegenüber so äußert, ist noch eine andere Sache. In meinen Augen ist es in jedem Fall geschmacklos. Außerdem: Eine Generation früher war das Tragen eines BH verpönt. – Reinhard Wick

 

Ihre Argumentation in Ehren. Wenn Ihnen indes als Autofahrerin auf der Autobahn vergleichsweise alle Autos entgegen kommen, dann sollten Sie sich schon die Frage gefallen lassen, speziell im Lehrerberuf mit Vorerfahrungen aus Abiturzeiten, wer hier die Geisterfahrerin ist. – Dr. Gernot Henseler

 

Hoffentlich kommt sie eines Tages nicht auch noch auf die Idee, ohne Slip vor ihrer Klasse zu sitzen. – Manfred Ceriatke

 

Vorab vielen Dank! Licht in das Dunkel hilft auf dem Weg zur Erkenntnis. Wirklich intelligente, starke und individuelle Persönlichkeiten wurden und werden stets stigmatisiert, ausgegrenzt, diskriminiert, verhöhnt, verspottet. Insbesondere von denen, die instinktiv die eigene geistige Begrenztheit spüren, getrieben von Neid, Inkompetenz, geplagt von Minderwertigkeitskomplexen. Im Schutze der Herde fühlen sie sich mutig und greifen hinterrücks an. Feige, bornierte Bande! Erscheint ein intelligentes Wesen, verbünden sich die Dummen.

Wem nützt es, wenn die Menschen sich untereinander wechselseitig das Leben schwer und schwerer machen? Wem nützen widernatürliche, sinnlose, jegliche humane Entwicklung hemmende Regeln, die somit jegliche wirklich freie Entfaltung und Entwicklung der Persönlichkeit unterdrücken. Sie schnüren uns die Kehle zu. Wem nützen Intoleranz, Eigennutz, Wichtigkeit, Neid, Ausgrenzung, Hass …?

Der Weg ist steinig, wüst und lang. Was hindert die Menschen eigentlich an einem respektvollen Umgang miteinander? Getragen von Verstand, gegenseitiger Achtung, Anerkennung, Intelligenz, Empathie, Ehrlichkeit, Miteinander, Füreinander, wechselseitiger Hilfsbereitschaft, Toleranz, Freude am Freudebereiten … Lassen sie sich nicht unterkriegen!!! Segui il tuo corso, e lascia dir le genti! – Wolf Hollitscher

 

Wenn ich als Frau im Leben schon mehrmals auf mein Büstenhalter-loses Dasein angesprochen wurde, von Frauen wie Männern, von Kollegen wie Mitschülerinnen, kann ich auf stur schalten oder beginnen, mein Verhalten zu hinterfragen. Ihre Autorin hat sich, vermutlich ihrer Jugend geschuldet, für stur entschieden – und über ihre Kontakte zur Zeit zum „atomaren“ Gegenschlag ausgeholt. Die Zeit sollte sich für so etwas nicht missbrauchen lassen! Und für die Autorin wäre sich zu hinterfragen sinnvoller: Warum mache ich das, wie fühlt sich das für mich an, was macht das mit mir, will ich meinen Exhibitionismus ausleben oder meine Mitmenschen provozieren? Eine interessante Gemengelage!

Unabhängig von stur oder hinterfragend, angepasst oder frei, exhibitionistisch oder nicht, ist die Argumentation der Autorin fragwürdig. Sie schreibt: Woher sollen Mädchen und junge Frauen wissen, dass sie genau so, wie sie sind, schön sind? Ja woher nur? Meine Meinung: von Frau Lisa Marie Peters im Rewe oder im Vorgarten gerne, am FKK-Strand auch ganz unverhüllt sowieso. Nicht aber von der Lehrerin Lisa Marie Peters in der Schule!

Die Autorin stellt dann – ungefragt – eine Bedingung: wenn Männer ihre Bärte rasierten, dann trüge sie BH. Sehr interessant, darum geht’s also. Gegenfrage: Müssen dann, wenn Männer rasiert sind, junge Mädchen nicht mehr lernen, dass sie, so wie sie sind, schön sind? Fakt ist, dass männliche Bärte und weibliche Brüste ungefähr gar nichts miteinander zu tun haben, außer dass sie, per definitionem, sekundäre Geschlechtsmerkmale sind. Man könnte nun eine Studie in Auftrag geben, die untersucht, ob das Tragen eines Barts bei pubertierenden Mädchen dieselben sexuellen Gefühle auslöst, wie das BH-lose Tragen von Brüsten bei pubertierenden Jungs. Nervtötend…

Wenn ich Frau Peters BH-los im Rewe träfe, würde ich ihre Brüste angucken, bis der Arzt kommt! Genau das habe ich vor Jahren mal bei einer Frau in der Fußgängerzone gemacht und wurde von ein keifenden BH-losen Biest zurechtgewiesen. Ich entgegnete der Dame so, wie auch Frau Peters entgegnen würde: Ziehen sie sich einfach anders an, dann gucke ich woanders hin. Denn so geht’s ja nun nicht: Dass Weibchen provozieren dürfen bis der Arzt kommt, Männchen aber nicht… – Berend Detsch

 

Herzlichen Dank für den Artikel „Brust raus“! Ich hätte nicht gedacht, dass im Jahr 2021 das Tragen eines BHs erwartet wird. Ich bin mit dem Buch „die Töchter Egalias“ sozialisiert worden und wenn ich mich richtig erinnere, heißt es dort: erst wenn die Männer einen Hodenschutz tragen kann man wieder über BHs reden. Ich finde es unglaublich wichtig, dass Sie dieses Thema weiter bearbeiten. Es kann nicht sein, dass es so einen rollback gibt und sicher gemeinte Errungenschaften wieder einkassiert werden. Siehe nun die Situation der Frauen in der Corona-Pandemie. Es erinnert mich insgesamt an die Erwartungshaltung in konservativen Gesellschaften wie eine Frau sich zu kleiden und zu verhalten hat. Der Anpassungsdruck darf nicht wieder zunehmen. Im Kleinen zeigt sich oft so vieles. – Christa Herkströter

 

Jetzt habe ich endlich verstanden, warum dieser Posten ‚Gleichstellung-Beauftragter‘ heißt: Er soll alle Menschen (und Menschinnen!) auf die gleiche Lebens-Ideologie, auf die richtige Leitkultur einschwören! (Hieß das Amt nicht früher einmal ‚Blockwart‘?) Danke für den Artikel, den genialen Schluss – und den Titel! – H. Fuss

 

Welcher Geist herrscht an einer Schule, an der Immanuel Kant und seine Aufforderung, „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ und das Siècle des Lumières so weit in Vergessenheit gerät. – R. Renaux

 

Ein kleiner kulturgeschichtlicher Hinweis für die sogenannte Gleichstellungsbeauftragte: Der BH wurde nicht erfunden, um die weibliche Brust zu verhüllen oder böse Jungen und Männer nicht auf böse Gedanken kommen zu lassen, sondern im Gegenteil, um die weibliche Brust als Verführungsmittel herauszustellen. Wer schon ein paar Jahre länger auf der Welt ist, kann sich an den Hype in den Bunter Blättern erinnern, in denen es um die (herbeigeredete) Konkurrenz der, so hieß das damals, „Busenwunder“ Gina Lollobridgida und Sophia Loren, außer Konkurrenz lief, weil Französin, Brigitte Bardot. Ich erinnere mich noch gut an einen Auftritt der Bardot in der Pariser Oper, ich glaube, die Callas debütierte dort, mit etwas, was man heute einen push up nennen würde. Die Brüste gestützt, bedeckt nur durch etwas Gaze und an wichtiger Stelle mit einem schwarzen Sternchen (war kein Gendersternchen).

Also nochmal: Die Funktion des BH ist nicht die Verhüllung oder „Bändigung“ der Brüste, sondern deren Zuschaustellung! Wie traurig, dass eine Gleichstellungsbeauftragte, die ja wohl auch unterrichtet, so wenig Bildung hat. Und soviel Chuzpe…. Zuletzt: Wer glaubt denn, dass in Zeiten des Internets etc. pubertierende Jungen aus dem Takt geraten, weil sie unter dem T-Shirt einer Lehrerin (zu Recht) eine weibliche Brust vermuten???? – Michael Dericks

 

Ich bin 66 Jahre alt; das bedeutet, dass mein Studium und der größte Teil meines früheren beruflichen Lebens (an der Uni GH Essen) in einer Zeit stattfand, wo ein Vorkommnis wie der Vortrag Ihrer Gleichstellungsbeauftragten zwar nicht undenkbar, aber doch – nach kurzer Schockstarre – in Einrichtungen wie einer Schule als absolut deplatziert disqualifiziert worden wäre. Sie haben komplett Recht, diesen Vorgang öffentlich zu machen, und noch mehr haben Sie Recht mit Ihrem Standpunkt dazu. Mein erster Impuls in der Phantasie war, dieser Dame verbal mit allen Vieren ins Gesicht zu fahren und ihr nahezulegen, sich erst einmal eingehend mit den Grenzen ihres eigentlichen Aufgabenbereichs auseinanderzusetzen.

Und in der Sache: Na klar finden Schüler es aufreizend, wenn sie die Kontur von Brustwarzen durch die Kleidung erkennen. Aber hey, Jungs, kommt damit klar, das ist der Job! Es gibt ein paar komische Gesetze, die euch davor bewahren, in der Öffentlichkeit nackte Menschen zu sehen, aber das wars dann schon. Wenn es da ein Problem gibt: Ich stehe auf Ihrer Seite. Das darf nicht passieren, dass wir wieder Richtung 19. Jahrhundert schlittern. – Michael Praschma

 

Der Titel schreckte zunächst ab, der Inhalt aber hat mich zu Erinnerung und Reflexion angeregt. Ich bin Jahrgang 1951 und war von 1975 an vierzig Jahre Lehrer für Biologie an diversen Gymnasien. In meiner Schulzeit wurde das Schulmobiliar geändert, da die Mädchen Miniröcke trugen. Meine Referendarzeit begann mit Sexualkundeunterricht in der Klasse 7 (unbegleitet). In der Studentenzeit war es für viele Kommilitoninnen normal, keinen BH zu tragen. Als Lehrer hatte ich SchülerInnen, die sich breitbeinig auf einen Tisch setzten, Schüler, die provokativ Hüte trugen, Schüler mit schwarzen Stiefeln, Nieten und Piercings, Schülerinnen, die ihren Stingtanga und tiefe Ausschnitte zeigten. Ein Kollege an der deutschen Schule Madrid kam mit Sandalen und Shorts, Kolleginnen zeigten Unterröcke oder fleckige Blusen – Kleidung war immer ein Thema.

Wer soll auf wen und was Rücksicht nehmen? Ich habe als Biologielehrer auch auf die optischen erotischen Wirkungen von Merkmalen, Verhalten und Kleidung aufmerksam gemacht. Das ist bei uns nicht anders als bei sehr vielen Tieren. Aber wir zeichnen uns darin aus, dass wir kulturelle Regeln haben und i.a. einhalten. Diese sind in verschiedenen Kulturen und Zeiten sehr unterschiedlich. Verhüllung im Islam und Nacktstrände in Europa sind bekannte Extrema. Diese Regeln ändern sich und sind in unseren demokratischen Gesellschaften ständige Verhandlungssache. Grenzen werden im Diskurs ausgehandelt und gesetzlich festgelegt. Diese Grenzen sollte jede und jeder einhalten. Darüberhinaus gibt es private und öffentliche Auseinandersetzungen. Darf ich mich nackt auf der Terrasse sonnen, auch wenn das ein Nachbar mit Anstrengung sehen könnte? Durfte die Nachbarin kurz barbusig ihre Mülltonne an die Straße stellen? Ist es schicklich, nur mit Shorts bekleidet den Garten zu bearbeiten? Ist Nacktwandern nun empörend oder erfrischend natürlich?

Der Bericht zeigt sehr eindrücklich, was ich auch erlebt habe: Ein Gespräch darüber ist außerordentlich schwierig, vielleicht peinlich, für viele tabu. Wir sind verklemmt. Keine meiner Kolleginnen war je bereit, eine Schülerin auf aufreizende Kleidung anzusprechen, obwohl es sie auch störte. Ich als Mann wagte es natürlich nie. Wir sind beleidigt. Frau Peters legt den Widerspruch klar auf den Tisch, dass Pornografie für Schülerinnen und Schüler inzwischen in weiten Bereichen normal ist, aber ein natürlicher sich abzeichnender Busen nicht. Er wirkt als verstörend, also wird er als Zumutung abgelehnt. Gilt das auch für hochgepuschte Schülerinnenbusen? Und wer darf Hot Pants tragen, oder hautenge Leggins?

Frau Peters führte ja aus, dass sie seit ihrer Schulzeit mit den Kommentaren lebt. Die Dessous-Industrie wird es freuen, dass ihre Werbung solchen Erfolg hat. Aber wir müssen uns in zunehmendem Maße dagegen wehren, dass jedem Beleidigtsein gehorcht werden muss. Unsere Gesetze definieren die Grenzen des Erlaubten und darüberhinaus soll und darf diskutiert werden – aber nicht diskriminiert. „Jeder soll nach seiner Fasson selig werden“ ist immer noch eine gute Maxime. Und Schule muss vielfältig sein. Frau Peters, bleiben Sie bei Ihrer Kleidung; reden Sie mit Schülerinnen und Schülern über deren und Ihre Kleidung. – Bertold Durst

 


 

 

Leserbriefe zu „Geschenkte Zeit“ von Anna Mayr

 

Vom Sommer 2020 bis zum Sommer 2023 werden so viel Kinder schulreif, wie in den entsprechenden drei Jahren geboren wurden. Wenn man in dieser Zeit zwei- statt dreimal erste Klassen bildet, dann sind es jeweils anderthalb mal so viele Kinder wie sonst, so dass die Klassen unweigerlich größer oder zahlreicher werden.

Dieses Problem lässt sich nicht vermeiden, nur weiterreichen, indem man einen Jahrgang später einschult: Wenn die üblichen Erstklässler des Sommers 2022 auf den Sommer 2023 warten müssen, so werden dann die ersten Klassen größer – oder der nächste Jahrgang muss bis Sommer 2024 warten, und so weiter. Der Artikel zielt auf den Jahrgang der Kita-Anfänger 2022, aber auch das ändert nichts. – Arno Eigenwillig

 

Die Idee, den Kindern und Jugendlichen Zeit einzuräumen für die Dinge, die sie durch das Corona-Jahr versäumt haben, ist bestechend. Allerdings wir dies durch eine Verlängerung der Schulzeit alleine nicht gelingen, denn die Heranwachsenden haben in Bezug auf ganz verschiedene Dinge Nachholbedarf, und dem kann man nicht gerecht werden, indem man sie einfach ein Jahr länger in den in unserem Bildungssystem noch immer viel zu weit verbreiteten Gleichschritt zwingt. Dadurch würde für viele nur noch mehr unerfüllte Zeit erzeugt. Die zusätzliche Zeit in der Schule müsste deshalb Raum geben für wirklich individuelle Lern- und Erfahrungswege.

Dann aber könnte daraus ein Impuls für unser Bildungssystem entstehen, der ganz grundsätzlich für erfolgreiche Talententwicklung möglichst aller dringend erforderlich ist. Leider wurde das Nachdenken darüber, das durch die Initiative „Leistung macht Schule“ gerade erst angestoßen wurde, in den letzten Monaten durch all die ständig neu aufkommenden organisatorischen Herausforderungen an den Schulen und die Debatte um die Digitalisierung weitgehend verdrängt. Nach Corona ist aber der Blick gerade darauf dringender denn je. – Dr. Beate Sauereisen

 

Herzlichen Dank für Ihren treffenden Artikel , Es wäre wunderbar wenn nicht nur Zeitleser diesen Artikel lesen könnten . Sollte dringend in den Abendnachrichten vorgelesen werden — vielleicht schließen sich endlich die Eltern unserer Kinder zusammen und f o r d e r n die vorgeschlagene Maßnahme ! – Angelika Kellner

 

Sie müssten da einem zugegebenermaßen schon ein wenig betagten Grundschulleiter ein wenig auf die Sprünge helfen. Sie beginnen in Ihrem Artikel mit: „und die Idee geht so:…..“ Ich habe mir sehr viel Mühe gegeben und den Abschnitt, wie sie vorschlagen, mehrfach gelesen. Leider habe ich die Idee nicht gänzlich nachvollziehen können. „Die Erstklässler kämmen im Januar“. Soweit alles klar. Aber wann endet deren erstes Schuljahr? Möglichkeit 1: Im Sommer 22. Das können Sie nicht meinen. Es scheint ja kaum möglich Kindern, die ohnehin schon belastet aus dem Corona – Kitabetrieb kommen das erste Schuljahr in einem halben Jahr absolvieren zu lassen.

Ok, Möglichkeit 2: Diese Kinder haben eineinhalb Jahre Zeit für die erste Klasse, werden dann im Sommer 23 Zweitklässler. Und an dieser Stelle taucht für mich ein Problem auf. Wer unterrichtet die Klassen, die am 1.8. 22 schulpflichtig werden? Die Kolleginnen sind alle verplant. Wie gesagt, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir meinen Denkfehler erklären könnten. – Dirk Hoffmann

 

Frau Mayr, Mathematik ist wirklich nicht Ihre Stärke. Ihr Vorschlag, die Schulzeit um 2 x ein halbes Jahr zu verlängern ist vollkommen undurchdacht. Stichtag für die Einschulung ist der 30.9. Mein Enkelkind wird im Oktober 6 Jahre alt. Dürfen die Kinder , die von Oktober bis Dezember 2021 6 Jahre alt werden noch in diesem Schuljahr eingeschult werden? Dann gibt es ein Problem, denn es müssen mehr Klassenräume und mehr Lehrer auch für diese zusätzlichen Kinder her. Und wenn nicht, dann kommt sie erst 1,5 Jahre später in die Schule – mit fast 8 Jahren!!!

Was ist mit den Kindern, die – wie mein 2. Enkelkind – im August neu in die Kita (und den Kindergarten) gehen. Die Plätze sind eh schon knapp und jetzt werden sie auch noch blockiert durch die Kinder, die nun erst ein halbes Jahr bzw. ein ganzes Jahr später eingeschult werden. Nein, das funktioniert wirklich nicht. – Gisela Harbecke

 

Ihr Beitrag, als einer der Leitartikel in der aktuellen Zeit veröffentlicht, hat mich in solches Entsetzen versetzt, dass ich mich tatsächlich hinsetze und mich genötigt fühle, dazu zu schreiben. Mir ist es wichtig, Ihnen mitzuteilen, dass ich mich als Mutter zweier schulpflichtiger Kinder (3. Und 6. Klasse) überhaupt nicht in ihrem Artikel wiederfinde und auch nicht ihr Anliegen unterstütze, die Schulzeit aufgrund der Pandemie um ein Jahr für alle Schüler zu verlängern. Und ich spreche hier nicht nur als Mutter, sondern auch im Namen meiner Kinder, die mich tatsächlich gebeten haben, mich für sie zu äußern. Vorab: für die Klassen meiner Kinder gilt, dass trotz des Unterrichtsausfalle der für die Jahrgänge notwendige Stoff ausreichend durchgenommen werden konnte.

Laut Klassenlehrerin hat der Wegfall der sozialen Komponente des Unterrichts (Gruppenarbeiten sind zB aufgrund der Corona-Regeln derzeit nicht möglich, was ich auf jeden Fall sehr traurig finde!) und die Einteilung der Klasse in kleinere Einheiten (Wechselunterricht) dazu geführt, dass die Lerninhalte sehr viel schneller und konzentrierter durchgenommen werden. Meine Kinder freuen sich in diesen schwierigen Zeiten auf die Versetzung in das nächste Level, mein älteres Kind erwartet eine Klasse mit bilingualem Schwerpunkt, mein jüngeres Kind macht den nächsten Schritt zur ersehnten Versetzung auf die weiterführende Schule. Im letzten Jahr mussten beide Kinder auf SEHR VIEL NORMALES Leben verzichten.

Ihnen diese Ziele zu nehmen halte ich für vollkommen falsch! Dann bin auch ich mir nicht mehr sicher, ob ich meine Kinder vor einem Burn-out bewahren kann. Wirklich nicht. Wo bleiben die Ziele, die Zukunft? Haben meine Kinder, die zu ihrem Schulabschluss dann im europäischen Vergleich nochmal „älter“ sind, noch den Mut zu reisen, alles mal liegen zu lassen, die Welt kennenzulernen? In einer globalisierten Welt unwahrscheinlich. Und dieses „Welt erkunden“ ist in meine Augen um einiges wichtiger als ein weiteres Schuljahr. Dieses Jahr der Freiheit wird ihnen meiner Ansicht nach mit Ihrem Vorschlag genommen.

Deutschland hat sowieso schon eine der längsten Schulzeiten im europäischen Vergleich. Dinge, die mich schon lange an der Schule an sich stören, wie z.B. zu große Klassen, werden durch diese Maßnahme nicht verbessert. Die Schüler werden sogar gezwungen, sich noch ein weiteres Jahr ihres Lebens diesem System auszusetzen – welches sich bis zum Start ihres vorgeschlagenen „Projekts“ nicht verbessert haben wird. Das Einzige, was mir zu ihrem Vorschlag einfällt, ist „VERschenkte Zeit“. – Marion Wendorff

 

Diesen Beitrag habe ich mit besonderem Interesse gelesen. Der eingeschränkte Schulunterricht hat weitreichende Auswirkungen. Dieser kreative Vorschlag ohne Vorbehalte weist einen Ausweg aus der entstandenen Situation. Ich hoffe, dass sich die Verantwortlichen nicht erneut überschätzen und nach Anhörung einzelner Experten allein in einer MPK entscheiden. Dann kann es erneut zu Entscheidungen kommen, die nicht nachvollziehbar und teilweise widersprüchlich sind. Die Möglichkeit einer ständigen Denkfabrik, eines „Think-Tank“ zur Nutzung der „Schwarmintelligenz“ ist bei diesem komplexen Problem wie eine Pandemie m. E. Das Gebot der Stunde.

Dieser Vorschlag sollte in einem ständigen interdisziplinären Arbeitsstab beraten und die Umsetzung danach von diesem Stab begleitet werden. Bisher wurde das versäumt. Allein uf diesem Wege sind abgestimmte, nachvollziehbare Entscheidungen möglich. Dabei sollten auch die Schüler bedacht werden, die es verstanden haben, selbstständig zu lernen, die digitalen Medien zu nutzen und folglich keine Lernverluste zu verzeichnen haben. Sie haben sicherlich ein Problem, wenn bekannter Stoff erneut „durchgekaut“ wird.

Allerdings habe ich Zweifel daran, dass die Möglichkeit sich auf der Klassenfahrt das erste Mal zu verlieben, “schlimm“ ist. Damit wird der Klassenfahrt ein Stempel aufgedrückt, der mehrheitlich nicht zutrifft. Dieser Eindruck ergibt sich wohl eher aus der eigenen romantischen Erinnerung. Abgesehen davon bestätigt die Betonung solcher Einzelerscheinungen die Vorurteile und die Ablehnung der Klassenfahrten durch muslimische Eltern.

Die „Mathe-Schwäntzer“ hatten im nun endenden Schuljahr wieder Gelegenheit zum Schwänzen oder waren die Schulen etwa ganzjährig geschlossen? Der in Rede stehende Vorschlag verdient eine offene, vorbehaltlose öffentliche Debatte. Dazu wird es wohl nicht kommen. Der große Stab zur Leitung und Lenkung des Schulsystems wird das zu ersticken wissen, denn der Vorschlag respektiert nicht die dort gewachsene Hierarchie. – R. Renaux

 

Mit Verwunderung habe ich den Leitartikel von Anna Mayr auf der Titelseite der neuesten Ausgabe der Zeit gelesen. Nicht wegen der „genialen Idee“, sondern weil anscheinend niemand vorher drüber schaut. Zwei halbe Jahre Verzögerung bei der Einschulung wirken für die Nachfolgenden genauso wie ein Jahr am Stück (abgesehen von dem einem Jahrgang dazwischen). Alle Kinder, die nachkommen, müssen sich ein ganzes Jahr gedulden, bis sie in die Kita oder in die Schule kommen. Man muss also 800.000 Elternteile nicht einmalig aus dem Beruf nehmen (ja, manche werden tatsächlich dort gebraucht) und bezahlen, sondern Jahr für Jahr!

Vielleicht ist die Idee deshalb immer wieder verworfen worden? Aus Sicht eines Gymnasiallehrers ändert sich nicht viel, die Universitäten, denen ein kompletter Jahrgang fehlt, werden es schon anders sehen, und ja, auch wenn im Moment genug Geld da zu sein scheint, alle langfristig ein Jahr weniger Steuern und Sozialversicherung zahlen zu lassen, würde die Diskussion um Erhöhung des Renteneintrittalters wieder neu entfachen. – Klaus Over

 

Der Vorschlag von Frau Anna Mayr, die Länge der nächsten beiden Schuljahre zu verändern, stellt aus meiner Sicht eine sehr gute Möglichkeit dar, ohne großen Aufwand allen Schülern Zeit und somit ein Stück jugendliche Unbeschwertheit zurückzugeben. Eine ähnliche Änderung der Schuljahre wurde schon einmal erfolgreich praktiziert, als der Beginn des Schuljahres 1967 von Ostern auf den Herbst verlegt wurde. Es gab zwei (recht arbeitsintensive) Kurzschuljahre. Das erste endete im zum Jahresende 1966, das zweite vor den Sommerferien 1967. „Technisch“ müsste sich der aktuelle Vorschlag auch heute wieder durchführen lassen. Die erwähnten emotionalen Vorteile für die Schüler sollten aber bei aller eventuellen Skepsis von politischer bzw. behördlicher Seite den Ausschlag für die vorgeschlagene Lösung geben. – Gabriele Jaeger

 

Zurecht weist der Leitartikel aus „Die Zeit“ Nr. 17, vom 22. April darauf hin, dass den Kindern vor allem Zeit fehlt, um die Defizite, die durch die Corona-Pandemie entstanden sind, auszugleichen und aufzuarbeiten. Die Idee, ihnen deshalb ein zusätzliches Jahr in der Schule zu schenken, sollte unbedingt mit der Forderung verknüpft werden, endlich die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 2013 zur Kulturellen Kinder- und Jugendbildung umzusetzen. Unter den Begriffen Teilhabe und Partizipation am kulturelle Leben im weitesten Sinne lässt sich vieles zusammenfassen, was den Schülerinnen und Schülern heute vorenthalten wurde.

Es sind nicht nur die Klassenfahrt und das heimliche Trinken im Park, es sind die außerschulischen Lernorte, wie die Besuche im Konzert oder im Museum, das Betriebspraktikum, der Kletterpark, es ist das gesamte Schulleben, das Fußball Turnier, die Theater-AG, das Schulfest, die künstlerischen, sozialen oder politischen Projekte, die zwischenmenschlichen Erfahrungen, die den Kindern fehlen. Schule ist mehr als ein Ort der Berufsvorbereitung, es ist ein Ort der allgemeinen Bildung und ein Ort, der Raum schafft für Persönlichkeitsentwicklung. Konzepte zur Kulturelle Bildung an Schulen liegen, sofern sie nicht von einzelnen Schulen erfolgreich ungesetzt werden, in allen Bundesländern in den Schubladen.

Es müsste nun ebenso schnell gehen, wie vielerorts die Digitalisierung vorangeschritten ist. Die Schule ist ein Spiegel der Kultur, in der wir leben und wir sollten uns fragen, in welcher Kultur wir nach Corona leben wollen. Das Geschenk an die Schülerinnen und Schüler, als Gesamtpaket von Wissensvermittlung und Kultureller Bildung, könnte sich als ein Geschenk für die gesamte Gesellschaft herausstellen. – Maria-Elisabeth Ranft

 

Die Lektüre des Leitartikels (!) von Anna Mayr „Geschenkte Zeit“ auf der Titelseits der neuen Zeit lässt das Auge zuerst nach oben auf das Datum der Ausgabe schweifen – nein, der 1.4. ist schon vorbei. Einfach zwei Schuljahre um je 6 Monate verlängern also? „Die Schulen müssten keine zusätzlichen Klassen einrichten, keine neuen Lehrer einstellen. Es gäbe nicht mehr Kinder und nicht mehr Unterrichtsstunden“. Wie konnte eine solche Behauptung es auf Seite 1 der Zeit schaffen? Hat bei Ihnen im Hause denn niemand in der Redaktion auch nur 5 Minuten über diesen Geistesblitz von Anna Mayr nachgedacht?

Wenn die Einschulung der Erstklässler um 6 Monate verschoben wird, werden zum späteren Termin im Januar eben nicht nur die ursprünglich geplanten Kinder eines normalen Jahrgangs eingeschult, sondern 50% mehr Kinder als sonst. Denn Frau Mayr will innerhalb von drei Jahren alle Schüer, die sonst in drei verschiedene Jahrgängen eingeschult würden, eben in zwei stopfen, behauptet aber – naiv oder dreist? – die Zahl der Kinder würde sich dabei nicht ändern. Das stimmt global betrachtet zwar – aber die Zahl der Kinder in einem Jahrgang ändert sich sehr wohl! Es bräuchte also bei der auf Januar verschobenen Einschulung anderthalbmal soviel Klassen wie sonst, mit anderthalbmal sovielen Unterrichtsstunden, wofür wohl neue Lehrer eingestellt werden müssen – alle vier Behauptungen der Autorin zerschellen bei der leichtesten Grundberührung mit der Realität.

Oder möchte Mayr die betreffenden Klassen dann mit 45 statt 30 Kindern pro Raum betreiben (sofern Grundschulen überhaupt hinreichend große Räume dafür hätten)? Oder still und leise das Einschulungsalter parallel und dauerhaft um 1 Jahr heraufsetzen? Im Streben nach einer immer weiter ausgedehnten Infantilisierung der Gesellschaft, die die unschuldigen Kindlein möglichst lange vor den „Zumutungen“ des Erwachsenwerdens „behüten“ möchte? Nein, einen solchen Zeit-Artikel möchte ich nicht einmal geschenkt haben. – Sören Kaschke

 

Danke, liebe Frau Mayr!! Ihr Artikel „Geschenkte Zeit“ auf Seite 1 (!) spricht mir – einer gerade pensionierten Grundschullehrerin – sehr aus dem Herzen. Die Idee von zwei verlängerten Schuljahren würde so manchen Leidensdruck nehmen und wieder mehr Unbeschwertheit zulassen. Zudem würden Kinder und Jugendliche in ihrer Klassengemeinschaft bleiben. In dieser außergewöhnlichen Pandemie sind sie besonders auf empathische, verlässliche Begleitung angewiesen. Schule ist Lebens- und Begegnungsraum und könnte gerade jetzt wertvolle Lebenskompetenz fördern. Persönlichkeitsentwicklung und individuelles Lernen brauchen Zeit. Hilfreiche Ideen finden sich dazu auch in der Reformpädagogik. Kinder und Jugendliche sind von kostbarster Relevanz für unsere Gesellschaft. PS: Bitte bleiben Sie an diesem so wichtigen Thema dran. – Brita Hofmann

 

Herzlichen Glückwunsch, Frau Mayr, dass Sie es mit Ihrem bemerkenswerten und, selbst für die ZEIT, außergewöhnlichen Artikel auf die Seite 1 der aktuellen Ausgabe geschafft haben. Es ist ein Kennzeichen der jungen Generation, der Sie angehören, ausgetretene Gedankenpfade zu verlassen und radikale Ideen zuzulassen. Ich bin Ihrem Rat gefolgt und habe Ihren Vorschlag zweimal gelesen, um ihn in Gänze zu verstehen. Ich möchte ihn hier mir eigenen Worten und anhand praktischer Beispiele zusammenfassen, um das bahnbrechend Neue darin noch einmal hervorzuheben.

Schüler Paul besucht aktuell die erste Klasse. Er muss nicht schon nach den Sommerferien in die zweite Klasse wechseln, sondern verweilt noch bis Januar 2022 in der ersten. Seine ein Jahr jüngere Schwester Emma würde eigentlich heuer eingeschult. Das verzögert sich nun um ein halbes Jahr, weil Paul diese Klasse noch besetzt. Zum Dank für das halbe Jahr warten, darf Emma dann auch anderthalb Jahre in der ersten Klasse verbringen. Im Sommer 2022 fällt die Einschulung aller 6-Jährigen aus, weil Emma den Erstklass-Lehrer nebst Räumen noch für ein Jahr belegt. Ab 2022 ist somit die Einschulung generell vom sechsten auf das siebte Lebensjahr angehoben. Dieses zusätzliche Corona-Gedächtnisjahr der Vorschulkinder bleibt damit ein dauerhaftes Mahnmal an die, von künftigen Generationen wohl allzu schnell wieder vergessenen Corona-Katastrophe. Das finde ich gut.

Die Lehrerschaft an den Gymnasien, die demnächst den diesjährigen Abiturjahrgang verabschiedet, bekommt nach den Sommerferien keinen neuen Jahrgang an ihre Schulen, weil die Viertklässler noch bis Januar an den Grundschulen verbleiben. Das Sabbatical sei diesen Corona-gequälten Lehrern vergönnt. Mag sein, dass der Vorschlag daher überhaupt aus der Gymnasial-Ecke kommt.

Geplante Milliardenprogramme des Bundes für Nachhilfeunterricht von bedürftigen Schülern verblassen natürlich gegenüber Ihrem genialen und noch dazu kostenlosen Entwurf. Vielleicht sollte man einen Teil des gesparten Geldes dafür verwenden, Schülern, die den Matheunterricht schwänzen, einen kostenlosen Alkoholkonsum in einem Park zu ermöglichen. Ich bin auch der Meinung wie Sie, dass das essentiell wichtig für die Entwicklung von Jugendlichen ist. Nur so kann auch die nächste Generation junger Erwachsener wieder derart unkonventionelle Vorschläge entwickeln, die den streng mathematisch geschulten Altvorderen auf den ersten Blick absurd erscheinen mögen. – Helmut Greisinger

 

Vielen Dank für diesen großartigen und klugen Leitartikel! Wir haben drei Kinder im Homeschooling (17,14 und 12 Jahre) und in der Tat fehlt die Kraft für Forderungen. Wir wohltuend ist da eine solch konkrete und lebensnahe Idee. Nicht viele Worte, dafür umso mehr Substanz. Hoffentlich findet sie zu den Verantwortlichen, hoffentlich finden sich mutige Politiker, die das aufgreifen und umsetzen. – Friederike Mattes

 

Meine Kinder aus der 7g geben Ihnen recht: es sei Ihnen ein halbes Jahr weggenommen worden, sagten sie mir am ersten Schultag nach fast 5 Monaten Lockdown. Bei der Wehmut, Trauer oder gar Wut, die da durchklingt, setzt der angekündigte Maßnahmen-Aktionismus ein falsches Zeichen: die Kinder können doch nichts dafür, dass sich diese entmutigenden Rückstände aufbauten! Sollen Sie jetzt zur Strafe auch noch Ihre Nachmittage oder gar die Ferien für Nachhilfe und Kurse aufopfern? Dabei geht es eigentlich viel leichter: wir brauchen an den Schulen einfach nur Zeit, noch ein wenig unterstützendes Personal und das Vertrauen der Gesellschaft. Gemeinsam werden wir es dann vor Ort schon noch irgendwie richten können. – Pablo Postigo Olsson

 

Ich habe mich besonders über den Artikel auf Seite 1 von Anna Mayr gefreut. „Geschenkte Zeit – Was hilft Schülern jetzt wirklich? Geld allein nicht. Aber vielleicht ein zusätzliches Jahr“ Alle von Frau MAYR genannten Argumente kann ich voll unterstützen, denn ich habe sie bereits in 2020 formuliert und diese auch der ZEIT und dem Herausgeber direkt mit der Bitte um Thematisierung vorgelegt. „Langschuljahr 2020/21 bis Ende/Weihnachten 2021“ Aber die von Frau Mayr für das folgenden Schuljahr beschriebene Regelung zur Rückkehr zu „Schuljahresende Sommerferien“ ist keine guter Vorschlag, denn damit sind unter anderem erhebliche Probleme mit der Zuordnung der Unterrichtsinhalte verbunden, die nicht auftreten, wenn für das kommende Schuljahr 2022 und die folgenden Schuljahre gilt: „Schuljahr gleich Kalenderjahr“.

Bitte bleiben Sie bei der Thematisierung der Situation der Schülerinnen und Schüler und bringen Sie auch meinen Vorschlag „Schuljahr gleich Kalenderjahr ab 2022“ ins Gespräch, d.h. in die Köpfe der Bildungsexpert*innen und verantwortlichen Politiker*innen. Die Zeit drängt! Bitte richten Sie meinen DANK an Frau Anna Mayr aus! Ich würde mich freuen, wenn Frau Mayr oder … mit mir Kontakt aufnehmen würde, denn die Zeit kann / muss jetzt genutzt werden, damit Chancengleichkeit und … hergestellt wird. Konfuzius (523 – 502 v. Ch.) „Bildung soll allen zugänglich sein. Man darf keine Standesunterschiede machen.“ „Der Mensch hat drei Wege klug zu handeln. Erstens durch Nachdenken, das ist der edelste, zweitens durch Nachahmen, das ist der leichsteste, und drittens durch Erfahrung, das ist der bitterste.“ – Heinrich Battermann

 

Als ich den Artikel gelesen habe, musste ich, als Schülerin diesen Vorschlag erstmal verkraften. Ich meine, ich sitze tagtäglich vor meinem Laptop und versuche mitzukommen. An manchen Tagen fühlt man sich schlapp und fragt sich für was man das eigentlich macht. Und nach all diesen Anstrengungen und Stunden vor dem Bildschirm, wird jetzt vorgeschlagen, das Schuljahr zu verlängern? Nein, danke. Ich verstehe wirklich nicht warum manche Erwachsene denken sie würden unsere Situation verstehen und darüber urteilen können.

Es wird Zeit, dass die Betroffenen gefragt werden, wir Schüler. Natürlich ist es unsere Zeit, unsere verpassten Erlebnisse und der ausbleibende Spaß miteinander, doch denkt ihr wir haben das in dem verlängerten Schuljahr dann plötzlich wieder? Lasst uns einfach dieses chaotische Jahr gemeinsam zu Ende bringen und nächstes Jahr voller Energie in die nächste Klassenstufe starten. Natürlich hätte ich gerne Präsenzunterricht, aber man muss die aktuelle Situation akzeptieren um die Menschen aus der Risikogruppe nicht zu gefährden, denn wir sind ja schließlich alle gemeinsam in dieser Pandemie. – Carolina Voll

 

Herzlichen Dank an Anna Mayr für das Aufgreifen des Vorschlags zur Verlängerung des laufenden Schuljahres. Als Lehrkraft an einem bayerischen Gymnasium weiß ich: Die Pandemie hat mehr oder minder große Löcher in die Lernbiographie aller Schüler geschlagen. Mit bloßen Nachhilfekursen für „wo am nötigsten“ allein werden wir sie nicht schließen (außerdem: wann? – am Nachmittag? Am Wochenende? Wir haben auch Ganztagsschulen!) Wie lange sollen diese Nachhilfekurse laufen? Ich fürchte, zu kurz, um nachhaltig zu sein. Und mit welchem Personal? Wir klagen allenthalben über Lehrermangel! Das ist nicht der Königsweg.

Deshalb sollte der Vorschlag zur zweistufigen Verlängerung des laufenden und des kommenden Schuljahres um je 6 Monate von allen Gremien ernsthaft geprüft werden. Ich denke an Schüler- und Elternvertretungen, Grundschul-, Realschul-, und Gymnasiallehrerverbände, Direktorenkonferenzen und Ministerien. Wenn wir schon Gelder für die Bildung unserer Kinder in die Hand nehmen, dann dürfen wir nicht kleckern – die Wirtschaft wurde schließlich auch schon mit Milliarden unterstützt! Was unsere Kinder jetzt brauchen ist Zeit – Zeit zum Lernen und Zeit für soziale Kontakte. Diese Zeit sollten wir ihnen finanzieren! Es wird allen Bereichen in unserer Gesellschaft zugutekommen! Gehen wir es an – das nächste Schuljahr steht vor der Tür! – Margot Dörr

 

In der Arbeitswelt wird man wohl nie herausfinden was richtiger ist, ob nun dauerhaft800000 Fachkräfte weniger, die dann mehr Zeit hatten Bildungslücken zu schließen – oder andersrum. Mir persönlich wäre wohler, wenn wir solche gesellschaftspolitischen Großexperimente unterließen und stattdessen auf individuelle Anstrengungen setzen würden, gern mit Unterstützung vom Land (Stichwort Sommerschulen und Referendare).

Das Model ist aber vor allem nicht zu Ende gedacht am Anfang der Bildungskette. Es bedeutet nämlich, dass in Zukunft jedes Jahr 800000 Kita-Kinder eine Extrarunde im Windelhöschen drehen müssen! Will man nun nicht auch noch pro Kind ein Elternteil mit einem Zusatzjahr „Elternwartegeld“ von der Arbeit fernhalten, dann kann man den Vorschlag noch mit einer Ergänzung der aktuellen Lockdownregeln abrunden (Umsetzung möglichst sofort): Ein Jahr Lockdown beim Sex, mit wissenschaftlich begründeten Ausnahmeregeln für homosexuelle Paare. – Stephan Uhlemann

 

Vier Monate als Fünftklässler, Sechst-, Siebtklässlerin und höher zu Hause im besten Fall vor dem Bildschirm lernen, oder Videokonferenzen und Schulcloud auf dem Handy – wer von uns Erwachsenen musste als Kind diese einsame Flachheit und deprimierende Isolation aushalten und trotzdem täglich Leistung bringen? Was Lernen lebendig macht, fehlt. Gemeinsam üben, forschen, lachen, schimpfen, den Geist und nicht nur den bewegen, und so viel mehr, das bleibt auch weiterhin vielen SchülerInnen verwehrt.

Für andere ist es wieder möglich – wie lange? Zum Beispiel in Berlin: Schon der Wechselunterricht verlangsamt entscheidend. Wie gut! Endlich kleinere Lerngruppen, in denen SchülerInnen differenzierter lernen können, die LehrerInnen sich den Einzelnen intensiver zuwenden können und vor allem mehr Zeit da ist, wenn in zwei Wochen passieren darf, was sonst in eine Woche rein muss. ‚Sich entwickeln, etwas entdecken, Spaß haben‘ schreibt Anna Mayr.

Um diese inneren und äußeren Räume, Bedürfnisse und Kompetenzen muss es auf dem Weg zu kreativen, intellektuell und sozial befähigten und ausgeglichenen Menschen besonders gehen, und dies ganz im Sinn der Allgemeinheit! Zwei Mal ein halbes Jahr länger – und niemand muss in dieser ohnehin verunsichernden Zeit aus der Klasse raus, von Freunden weg, andere Lehrer, neu Fuß fassen, und das alles um ‚besser abzuschneiden‘. Und die Leistungsstarken, die langweilen sich dann? Für LehrerInnen und auch für SchülerInnen eine sinnvolle Herausforderung, ungeahnte Möglichkeiten und neue Ufer! – Dorothea Digel

 

Gerade auf das Gymnasium gewechselt, verbrachte meine Tochter nach einem sehr lückenhaften Curriculum am Ende ihrer Grundschulzeit nun seit Dezember wieder 4 Monate statt in der Schule vor dem Computer. Kein Kennenlernen mit Klassenfahrt, kein Chor, kein Sport und keine Pausen sorgen für eine Klassengemeinschaft. Vermutlich haben Corona und die für die Belange von Kindern blinde Politik Deutschland wieder ans untere Ende der Pisaerhebungen katapultiert.

Ein zusätzliches Jahr gäbe den Schwachen eine gerechte Chance aufzuholen, den Starken die Möglichkeit sich sozial einzubringen. Costa Rica als Schlusslicht des internationalen Vergleichs bei den Schulschließungen dürfte von Hamburg mit Leichtigkeit bei den 180 Tagen in einem Jahr überholt werden. Leider in einer Gesellschaft die weit weg von starken Familienzusammengehörigkeiten, eher auf Vereinzelung setzt. Vermutlich würden zwei halbe, zusätzliche Schuljahre Geld kosten. Tatsächlich jedoch nicht, wenn die Ausgaben der Länder dafür als das betrachtet werden was sie sind: Daseinsvorsorge! Wenn die wenigen Kinder hierzulande nicht noch weniger werden sollen, wäre es Zeit für ein starkes Signal der Wertschätzung für Kinder und Familien, das wäre ein guter Start für eine neue Kanzlerschaft. – Ulrich Garbe

 


 

 

Leserbriefe zu „»Der Tag war ein bittersüßer«“. Gespräch mit Robert Habeck geführt von Jana Hensel und Tina Hildebrandt

 

Chapeau Herr Habeck !!! – Kosha M. Schloß- Brütting

 

Wenn Annalena Baerbock nun Kanzlerkandidatin der Grünen ist, so kommt es jetzt darauf an, diesen Schritt nicht in die Logik „Sieg und Niederlage“ oder in die Gefühlswelt abzuschichten. Richtig, wenn Robert Habeck sagt: Es ist ein Moment, der die Dinge neu formatiert. Das bewährte Team Baerbock / Habeck sollte sich nach diesem Schritt als „Winning Team“ auf einer neuen Stufe neu finden. Wenn man ein Vorbild für ein solches Team suchte, so böte sich das Gespann „Brandt / Bahr“ an: der inspirierende Visionär und der Architekt. Beide Rollen sind in den Zentren der politischen Macht in Deutschland schon lange vakant.

Und angesichts der anstehenden großen Herausforderungen unserer Zeit ist es wichtig, beide Rollen zu aktivieren und gut zu besetzen. Für eine Kampagne, die gerade auch im Osten mobilisiert, wird ein breites Fundament benötigt, auf dem das Vertrauen in einen notwendigen Aufbruch wachsen kann. Der bereits mit Annelena Bearbock und Robert Habeck fest verbundene Teamgedanke könnte fortleben und im Wahlkampf weiter glaubwürdig an Kontur gewinnen. Er könnte im Wettbewerb mit den Spitzenkandidaten der anderen Parteien als attraktives Alleinstellungsmerkmal der Grünen herausgearbeitet werden und in diesem Prozess den gegebenen positiven Trend immer weiter befeuern: Ein starkes Team auf der Höhe der Zeit: Unverkrampft, besonnen, kompetent und mutig. – Reinhard Koine

 

Grünen-Chef Robert Habeck bezeichnet seinen Verzicht auf die Kanzlerkandidatur als „schmerzhaftesten Tag“ seiner politischen Laufbahn. Das ist mehr als nachvollziehbar. Sollten die Grünen im September 2021 nach der Bundestagswahl das Kanzleramt übernehmen, sollte Annalena Baerbock als Kanzlerin R.Habeck anbieten, als Minister den Chefposten des Kanzleramtes zu übernehmen, eines Amtes, in dem alle Fäden für politische Vorhaben und Entscheidungen zusammenlaufen und engste, einvernehmliche Zusammenarbeit geboten ist.

Das sollte verbunden werden mit der verbindlichen Vereinbarung, bei erneutem Erreichen der Kanzlermehrheit nach der Bundestagswahl 2025 die Rollen zu tauschen. Also fair und partnerschaftlich das Polit-Duo Baerbock/Habeck auf Sicht zu etablieren. Das wissend, werden Wähler-innen das schon im Sept.2021 honorieren. Und R.Habeck hat gesichtswahrend die Chance, sich weiterhin für gemeinsame Ziele zu engagieren und Kanzler zu werden. Lässt das Ego der beiden zu, sich darauf einzulassen? – Udo Bauer

 

Nur Warmduscher bin ich auch nicht. Ganz so harmonisch und einvernehmlich, wie viele geglaubt haben oder glauben machen wollten, verlief die Kandidat*innenkür bei den Grünen offenbar auch nicht. Dies lässt der liebe Robert zwei Stunden nach der Ausrufung von Frau Baerbock durchaus erkennen. Da hat sich wohl viel frust angesammelt. Die hätte ihren berühmten Vorstellungssatz besser so vollendet: „Ich war noch nie Ministerin, noch nie Bundeskanzlerin, aber Ellenbogen habe ich schon immer“ – dann wäre er zumindest logisch gewesen. Mit denen hat sie die strukturelle Bias der Grünen gnadenlos für sich ausgenutzt. War ‚der‘ Robert wirklich so naiv?

Ihm muss man allerdings vorwerfen, dass er sein Dilemma nicht vorzeitig öffentlich gemacht und auf ein anderes Prinzip der Grünen für sich beansprucht hat: die Basisdemokratie. Dann hätte er vielleicht auch verloren, aber transparent und in offenem Wettstreit – und nicht im Hinterzimmer. Wohin ist diese Bewegungspartie bloß geraten? Und (fast) alle Mitglieder lassen sich diese Verzwergung und Geheimnistuerei gefallen! Kann man den Grünen überhaupt noch ein politisches Projekt anvertrauen?!. Frau Baerbock hat ja nach ihrer Kür auf allen Sender nur Sprechblasen und Leerformel abgesondert – und Teile der Journaille jubelten bereits. Das sind Laschet und Scholz im Vergleich noch substantieller. Und der liebe Robert will trotzdem Minister von Annalenas Gnaden werden, wenn er sich da mal nicht erneut vertut. Jedenfalls muss er erst noch Sprechblasen-Deutsch üben – oder sich doch lieber gleich in den meerumschlungenen Norden zurückziehen. – Prof. Dr. Hans-Dieter Kübler

 

In diesem Interview drängt sich mir der Eindruck auf, die beiden Interviewerinnen seien mit vorgefertigten Meinungen (im Spektrum des verbreiteten Stimmungsgebräus über die Grünen und ihre Spitze) in das Gespräch gegangen. Der Befragte wird dann von einer Ecke in die andere gestellt – vom Messias zum hauptsächlichen Beitrag des Verzichts – und am Ende sei vielleicht alles nur eine gute Show gewesen. Erinnert mich fatal an die abstoßende Strategie eines Markus Lanz. Ist es wirklich so schwer, offen und neugierig in eine solche, zugegeben erstmalige und damit besondere politische Entscheidung zu gehen? Schade, die Chance zu verstehen, dass hier neue politische Handlungsmuster praktiziert werden, wurde vertan. – Barbara Ratschow

 

Es war fast zu erwarten, dass das Interview mit Robert Habeck in DIE ZEIT vom 22. 04. 2021 Wellen schlagen würde. Dass aber auch seriöse Medien den Inhalt des eindringlichen Gespräches verkürzen auf „Der Tag war ein bittersüßer“, hatte ich so nicht erwartet. Beglückwünschen möchte ich Jana Hensel und Tina Hildebrandt, dass sie in dem Gespräch mit Habeck offenbar eine Umgebung geschaffen haben, die Habeck frei gemacht hat für diese Darstellung. Ich habe den Eindruck, dass dazu nur Frauen fähig sind. In einer anderen Umgebung kommen nur vermeintliche! Siegertypen zu Wort. Vielleicht wäre es aber auch gut gewesen, einen ergänzenden Untertitel zu wählen, sinngemäß: Die Verfolgung einer Idee ist wichtiger als persönlicher Vorteil. Ich habe Rober Habeck unmittelbar nach dem Lesen des Interviews einen Brief geschrieben, den ich im Nachgang in Kopie aus gegebenen Anlass beifüge:

Ich möchte Ihnen herzlich gratulieren zu dem Gespräch, das Sie mit Jana Hensel und Tina Hildebrandt geführt haben und das in DIE ZEIT vom 22. 04. 2021 abgedruckt wurde. Sie stellen in dem Gespräch sich und Ihr Selbstverständnis, Ihre Erwartungen und Ziele in einer Weise dar, wie ich das seit Langem in dem üblichen langweilenden und ärgerlichen „Politikersprech“ nicht gelesen oder gehört habe. Sie verwirklichen in dem Gespräch Ihr Ziel: „Nach dem Ausscheiden als Minister hatte ich meine politische Rolle darin gesehen, die Distanz zu verringern zwischen den Typen, die man aus dem Fernsehen kennt, und denjenigen, die von politischen Entscheidungen betroffen sind.“

Ich habe Ihr Denken und Handeln im Makrokosmos Politik verglichen mit dem Denken und Handeln auf der durchaus anderen Ebene des mir bekannten Mikrokosmos eines 600Betten- Krankenhauses, inzwischen Teil einer Uni-Klinik. Ich bin bei diesem Vergleich, – und das spätestens seit meinem Ausscheiden aus dem Dienst vor 15 Jahren, – zu dem Ergebnis gekommen, dass es im Nachhinein ausgesprochen wohltuend ist, wenn man keine verbrannte Erde hinterlassen hat und auch keine Mitglieder der eigenen Kommunity gemeuchelt hat. Dieser durchaus friedliche Rückblick hat aber in der „aktiven“ Zeit manche Arbeit an meinem Ego notwendig gemacht, manche Rückstellung persönlicher Interessen und Vorteile gefordert, viele Male verlangt, eine als nachhaltig erkannte Idee höher zu bewerten als den kurzfristigen persönlichen Erfolg.

Betrachten Sie diesen Brief als Ermutigung eines alten Mannes, der zur Generation und Sozialisation Ihrer Eltern gehört und der Ihnen und Annalena Baerbock von Herzen wünscht, dass Sie durchhalten, auch wenn in der nächsten Zeit auf Sie immer wieder zukommen wird: Sind Sie und Ihre Partei regierungsfähig? Können sie Kanzlerin? Sind Sie ministrabel? Und nicht gefragt wird nach Haltung und Charakter. – Dr. med. Wolfgang Sielemann

 

Selten ist es einer Partei gelungen, die ganze Nation einschließlich Presse so hinters Licht zu führen wie jetzt den Grünen. Die Äußerungen Habecks in dem Ihnen gegebenen Interview zeigen, dass keine Rede davon sein kann, Baerbock und Habeck hätten in freundlicher Zugeneigtheit und ebensolcher Übereinstimmung Baerbock zur Kanzlerkandidatin gemacht. In Wirklichkeit wollte Habeck mit aller Macht Kanzlerkandidat werden, worauf er seit Jahren hingearbeitet hatte. Jetzt musste er „eine persönliche Niederlage“ einstecken und erlebte den „schmerzhaftesten Tag in meiner politischen Laufbahn“. Ersichtlich hatte hier starke Einwirkung von außen stattgefunden. Inhaltlich war es wohl nicht viel anders als bei der CDU/CSU (die entsprechende Interviewfrage beantwortete Habeck mit langem Schweigen), doch hat diese, wie es in Demokratien sein sollte, die Frage in der Öffentlichkeit diskutiert und dann demokratisch entschieden, während die Grünen das Hinterzimmer vorzogen, offen ließen, wer letztlich den bestimmenden Einfluss hatte, und so der Allgemeinheit Frieden und Freundschaft vorgaukelten. – Dr. Eberhard Foth

 

Welche persönlichen Eigenschaften sind es denn, die einen Mensch dazu bewegen, sich um das Amt als Bundekanzler/in zu bewerben. Am Schluss: Persönlicher Bedeutungszuwachs, im besten Sinne Gestaltungswille. Letzteres wurde sowohl von Frau Baerbock als auch von Herrn Habeck oft akzentuiert. Nach dem Interview bleibt ein fader Beigeschmack: An erster Stelle steht wohl erst einmal das angesprochene persönliche Ego, wenn auch oft genug öffentlich unterdrückt.

Und etwas viel Wichtigeres kommt hinzu: Für den geneigten Wähler ist eine parteipolitische „Doppelspitze“ verwirrend. Man bekommt nämlich nicht beides, den politisch häufig abstrahierenden Robert Habeck mit einer neuen Sicht auf die Dinge und der ausschließlich konkretisierenden Annalena Baerbock ohne grundlegend neues Politikverständnis, abgesehen von manchen Inhalten. Die Mischung aus beidem wäre wohltuend, aber so ist nicht die Realität. Wir werden sehen. – Armin Seitz

 

Ich vermute nicht, dass Habeck bei dem Interview Tränen vergossen hat, die er mit seinen Fingerspitzen berührt hätte, um anschließend damit die Lippen zu benetzten und so den bittersüßen Geschmack zu genießen. Aber seine Äußerungen legen nahe, wie sehr er unter seinem Schmerz, die Kandidatur nicht zu seinen Gunsten klären zu können leidet, was aber gleichzeitig seinen Hang zum Selbstmitleid deutlich macht. Wenn der Politgott den Politiker Habeck als seinen Sohn zu uns geschickt hat, musste er, um im Bild zu bleiben, am Kreuz sterben. Das er dort enden musste ist diesmal nicht die Schuld der Schriftgelehrten, Hohepriester und Römer, sondern die Verantwortlichen heißen heute Zeitgeist und Feminismus, verkörpert durch die Grünen.

Sein Tod befreit die Menschheit von den Sünden der männlichen Politiker aller Zeiten. Aber jetzt zurück zur banalen Politikerwelt. Das was Habeck über sich sagt wäre keinem der bekannte Spitzenpolitiker zuzutrauen. Egal ob Merkel, Söder, Laschet, Scholz, Lindner usw., keiner von denen wäre willens oder mental in der Lage seine Persönlichkeit so vor der Öffentlichkeit auszubreiten. Die Maske des Berufspolitikers besteht aus Hartplastik, ist wasserdicht, feuerfest und schlagresistent und der Wähler erwartet auch nicht mehr von den Leuten die unser Land regieren -zurzeit eher schlecht als recht.

Wenn Annalena Baerbock Kanzlerin werden sollte, die zweite Frau nach Merkel, ist die Zukunft der von Männern dominierten Politik mit noch mehr Fragezeichen belastet. Es sei denn, Habeck gelingt die Wiederauferstehung, und damit würde auch die Chance anderer männlicher Kandidaten wieder verbessert, Bundeskanzler zu werden. – Klaus Reisdorf

 

Überrascht und auch ein wenig verstört habe ich das Interview von Jana Hensel und Tina Hildebrandt mit Robert Habeck in der jüngsten Ausgabe der Zeit gelesen! Zum einen irritiert in Richtung des befragten Politikers – einer der Gender-Equality immer oben auf seine Agenda gesetzt hat. Jetzt dürfen wir ein Auswahlprozess auch als erfreulich unaufgeregtes Prozedere von gelebter Gleichberechtigung erleben und der vermeintlich unterlegene weisse, alte Mann lässt sich auf genau die Diskussion ein, für deren zukünftige Abschaffung er expressis verbis kämpfte – waren das vielleicht nur Lippenbekenntnisse auf dem Weg zur Erarbeitung von grösserem politischen Einfluss?

Leckt da einer seine Testosterongeprägten Wunden? Genauso verstört mich allerdings auch die Tatsache, dass sich DIE ZEIT zu eben diesen Interviewschwerpunkten hinreissen lässt, die so gar nicht zu einer manchmal anstrengend feministisch daherkommenden Redaktion passten. Verfangen sich die Kolleginnen hier vielleicht in einem undifferenzierten, lediglich auf falsch verstandener political-correctness aufbauender Diskussionskultur anstatt dem Anspruch des Blattes auf einen offenen, allumfassenden und in jede Richtung offenen Diskurs zu ermöglichen. – Dr. Georg Stark

 

Herr Habeck meint, dass die „Berliner Politikwelt (…) auf sich selbst bezogen“ sei. Offenbar ordnet sich dieses Interview leider genau dort mit ein. Ratlos fragt man sich, ob die Kandidatenkür bei den Grünen nur etwas mit Emanzipation und Karriereplanung zu tun habe. Habecks Hinweis auf „Vertraulichkeit“ in Bezug auf die Kriterien einer politischen Personalentscheidung galt keiner privaten Frage. Warum wurde Habeck nicht gefragt, ob die Entscheidungsfindung bei den Grünen nicht diametral gegen ihr Selbstverständnis der sogenannten Basisdemokratie verstoße? Was ist übrigens mit der Trennung von Amt und Mandat?

Gilt Transparenz nur für den politischen Gegner? Warum wurde nur zurückhaltend nachgefragt, welche Konzepte Frau Baerbock hat, welche Herr Habeck, wo sie sich unterscheiden und wie transparent die Grünen künftig ihre Entscheidungen treffen möchten, um welchen politischen Willen wie umzusetzen? Der ZEIT-Leser wartet – wie auch in den Artikeln zu Laschet und Söder – vergeblich auf die Konzepte zur Lösung der drängenden Aufgaben und eine darauf aufbauende kontroverse und möglichst trennscharfe Diskussion, die Helmut Schmidt einfordert. – Gerd Rosinsky

 

Nqch dem Harbeck-Interview bestätigt sich einmal mehr die Richtigkeit der Entscheidung für Annalena Baerbock. Wer glaubt, sich in aller Öffentlichkeit so larmoyant äußern zu müssen, dem fehlt der nötige Biss für ein so hartes Amt. Barbock ist die Richtige. – Carsten Lorenzen

 

Nach 16 Jahren Kanzlerschaft von Angela Merkel, ist das Geschlecht also weiterhin das wichtigste Kriterium für die Entscheidung der Grünen für die Kandidatur! Wie man aus Ihrem (sehr guten) Interview mit Robert Habeck herauslesen kann, gab es sonst kein plausibler Grund, dass der nachdenkliche, sympathische Philosoph mit Regierungserfahrung es nicht geworden ist. Schade! – Venkat Rao

 

Robert Habeck ist ein Fuchs. Er weiß ganz haargenau, dass Annalena Baerbock im September höchstens unter Armin Laschet in das Amt der Vizekanzlerin kommt, wenn die Grünen als Juniorpartnerin der CDU/CSU in eine Regierungskoalition einsteigen. Nach vier Jahren guter grüner Regierungsarbeit und angesichts der demographischen Entwicklung kommt dann 2025 Habecks Kanzlerstunde. Wetten? – Michael Schankweiler

 

Im Interview mit der Zeit sagt Robert Habeck :“Nichts wollte ich mehr, als dieser Republik als Kanzler zu dienen.“ In seinem Buch „Patriotismus – ein linkes Plädoyer“ schreibt Herr Habeck: „Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen. Ich wußte mit Deutschland noch nie etwas anzufangen und weiß es bis heute nicht“. Mir stellt sich die Frage, warum jemand, der mit Deutschland nichts anzufangen weiß, ausgerechnet Kanzler dieses Landes werden wollte. – Edmund Scheuern

 

Die aus dem Interview sprechende Larmoyanz von Robert Habeck überrascht und enttäuscht. Sah es doch lange so aus, dass da zwei im rationalen Diskurs und im Kontext des (feministischen) Selbstverständnisses der Grünen Partei eine passgenaue Entscheidung finden, die nicht dem Ego von ihm oder ihr geschuldet ist, sondern im Blick auf Partei, Amt und gesellschaftliche Herausforderung getroffen wird. Habeck beweist sich hier nicht wirklich als Politiker mit einem realistischen Blick auf eine Situation, an deren Ende m. E. kein anderes Ergebnis stehen konnte. Er betrachtet die Entscheidung aus dem Blickwinkel narzisstischer Verletztheit. Sein Ich-Buch („Wer wagt, beginnt. Die Politik und ich“) hat diese eitle Seite an ihm schon offenbart.

Schade, ist er doch ein kluger und ehrlich streitbarer Kopf, ein Intellektueller, der in der zweiten Reihe viel wichtiger ist als dort, wo man im politischen Alltagsgeschäft im Vertrauen auf seine Berater Entscheidungen unter dem Eindruck vielfältiger Einflüsse treffen muss. Deshalb ist die Durchsetzung von Baerbock keine Niederlage für ihn, sondern ein Gewinn für alle. Und das ist auch gut so. Annalena Baerbock hat sich mit viel Unterstützung von Freunden:innen durchgesetzt, und zwar nicht, um Habeck als Verlierer erscheinen zu lassen. Nichts ist verloren für die Grünen und die Politik, sondern viel gewonnen.

Wenn es Habeck darum geht, die grünen Inhalte wirksam zur Entfaltung zu bringen, dann ist das möglich ohne die Konzentration auf sein Ich, ohne die Inbesitznahme des politisch wichtigsten Amtes, ohne die Hybris, „nichts mehr zu wollen, als dieser Republik als Kanzler zu dienen“. Befremdlich ist diese Ambivalenz von Machtwille und Demutsgeste. Gerade weil er sich als emanzipierter Mann versteht, ist die Entscheidung für die kluge und kompetente Baerbock doch nur als Großmut und Sieg zu verstehen, als Sieg nämlich für die politische Kultur und als Sieg über die Illusion, dass ein Karriereplan, ein einmal gefasster Entschluss in der Politik eben nicht gradlinig zum persönlichen Erfolg führt. Dennoch, Robert Habeck wird und soll eine wichtige Rolle spielen. – Dr. Dieter Sinhart-Pallin

 

Jetzt hat es einmal eine Frau ganz nach vorne geschafft und anstatt sich darüber – gerade als Frau- zu freuen, es als Zeichen einer doch langsam vorangeschrittenen Gleichberechtigung und Normalität anzusehen, hacken ausgerechnet JournalistINNEN wie Frau Hensel und Frau Hildebrandt genau wie auch Anne Will darauf herum, dass Frau Baerbock es ja „NUR“ geworden sein kann weil sie eben Frau ist. SCHADE!

Wie wäre die Reaktion wohl, wenn männliche Journalisten so fragen würden? Wie wäre es, wenn wieder mal ein Mann an erster Stelle wäre und eine Frau an zweiter- würde das Mann/ Frau sein so im Mittelpunkt stehen? Ich hätte mir von Journalistinnen DER ZEIT im 21. Jahrhundert weniger Stutenbissigkeit und inhaltlich interessantere Fragen erhofft. – Carola Starz

 


 

 

Leserbriefe zu „DER ÜBERLEBENDE“ von Mariam Lau

 

Mit großem Interesse habe ich Ihren o.g. Artikel gelesen. Ein großer „Wehrmutstropfen“ ist darin aber für mich, daß Sie sowohl in den Zeilen unter der Überschrift als auch am Ende des Artikels – wieder mal – den Begriff „… ist gespalten“ verwenden. Seit einigen Jahren fällt mir auf, dass kaum noch ein Artikel ohne diesen „Spaltungsbegriff“ auskommt. Bringt man seine Artikel in der Presse nicht mehr unter, wenn man nicht wenigstens einer Gesellschaft, einem Land, einer Partei oder sonst irgendeiner Gruppe bescheinigen kann, daß sie „gespalten“ ist ?

Gerade die ZEIT hält das Thema „Streit“ im positiven Sinne hoch (Motto gem. Helmut Schmidt: „Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine“). Zum Streit kann es aber logischerweise nur kommen, wenn Menschen über eine Sache (oder Personalie) unterschiedlicher Meinung sind. Folglich sind unterschiedliche Meinungen – und der Streit darüber – grundsätzlich etwas Positives – oder etwa nicht ? Warum diskreditiert man dann aber ständig das Vorhandensein von unterschiedlichen Meinungen (und damit „Streit“) als „Spaltung“, als „Chaos“ und dergleichen ? Das verstehe ich nicht und würde von der ZEIT auch etwas anderes erwarten. Zum Anlass Ihres o.g. Artikels: Wie ich sehe, sind wir fast gleich alt (ich bin Jahrgang 1961). Somit haben Sie eine ähnlich umfangreiche Erfahrung wie ich, was die politische Geschichte Deutschlands angeht. Da sollten Sie beispielsweise die Kanzlerkandidatur von F.J.Strauß schon mitbekommen haben.

Nach meinem Eindruck hat diese Kandidatur damals sowohl die Bevölkerung als auch – natürlich – die CDU-Mitglieder – stark „polarisiert“ (würde man heute sagen). Es gab in Bayern Schüler, die wegen des Tragens einer „Stoppt-Strauß-Plakette“ der Schule verwiesen wurden. Aber niemand hat damals von einer „gespaltenen Gesellschaft“ oder „gespaltenen Partei“ gesprochen. Auch die Kandidatur von Stoiber 2002 war in der CDU keinesfalls unumstritten. Aber auch da war von einer „Spaltung der CDU“ nicht die Rede.

Sie schreiben, die CDU sei „so gespalten wie lange nicht“. Muss ich davon ausgehen, daß dieses „lange nicht“ nicht einmal bis 2002 heranreicht ? Das fände ich sehr schade, denn Erfahrungen verjähren nicht und wer die Kanzlerkandidaturen von Strauß und Stoiber miterlebt hat, sollte in der Lage sein, den jetzen „Kampf“ zwischen Laschet und Söder nicht unnötig zu dramatisieren, wie es der Begriff „Spaltung“ leider unnötigerweise macht. Wenn ich mehr unnötige Dramatisierung lesen möchte, dann würde ich die BILD lesen, aber nicht die ZEIT. – Herbert Rein

 

Die Verzweiflung unter den CDU-Mitgliedern muss schon recht groß sein, wenn sie sich im Wettbewerb um den gemeinsamen Kanzlerkandidaten der Union von Söders Lust an der Macht so ungebremst anstecken ließen. Ist es Autoaggression, den eigenen Kandidaten so heftig abzuwehren? Ist es Identifikation mit dem Aggressor, um in aussichtloser Lage für sich noch das Beste herauszuholen? Aus dem Machtkampf mit Söder ist der Parteivorsitzende der CDU jedenfalls deutlich geschwächt hervorgegangen, Söder dagegen gestärkt. Der Bayer muss jetzt bis zum politischen Ende von Laschet nur noch ausstrahlen, der Bessere und Erfolgreichere gewesen zu sein, freilich ohne es je beweisen haben zu müssen. Bei allem was Laschet nun tut oder lässt, die Messlatte Söder steht immer neben ihm. Gewonnen hat Laschet einen Scherbenhaufen.

Wie will er im ewigen Vergleich mit dem „Kandidaten der Herzen“ die nach oben offenen Erwartungen der CDU-Mitglieder erfüllen? Wie will er deren große Sehnsucht nach Machtfülle stillen? Eine Laschet-One-Man-Show wird es im Wettbewerb mit den Spitzenkandidaten der anderen Parteien aus unterschiedlichen Gründen nicht geben. Bleibt nur die Teamlösung. Aber auf wessen loyale Unterstützung kann Laschet bauen? Wem kann er vertrauen, wen kann er gewinnen? Was ist aus dem Zusammenhalt in der Partei geworden, was aus Maß und Mitte, was aus der Rolle des Stabilitätsankers in Deutschland und Europa? Die CDU hat sich selbst in die Enge getrieben. Nicht unwahrscheinlich, dass sie im Wahlkampf immer wilder um sich schlagen wird, um sich aus der Enge zu befreien. Keine guten Aussichten. – Reinhard Koine

 

Was jetzt im Herbst entschieden wird ist eine Güterabwägung zwischen Klimaschutz und ökonomischen Interessen. Diese Auseinandersetzung wird im wahrsten Sinne des Wortes ein Kampf auf Leben und Tod. Dafür braucht es Politiker, die auch mal 10 Runden im Ring stehen können, sowohl Söder als auch Laschet haben ausgeteilt und eingesteckt. Am Ende hat Söder das Handtuch geworfen und Laschet ist als Sieger ohne KO aus dem Kampf hervor gegangen. Die eigentliche Frage die nicht beantwortet ist, auf welcher Seite steht der Sieger Laschet? Erhaltung oder Untergang unserer Art. – Thomas Kroll

 

Da nun nach einigen Tagen die Aufregungen um die Schlachten der Bundeskanzler- Kandidaten zur Ruhe gekommen sind, werden nun Wahlstrategien neu ansetzen müssen, die auf Söder und Habeck gesetzt hatten. Laschet könnte sich vielleicht in den nächsten Monaten aus Erfahrung wieder auf die Beine stellen. Aber Annalena Baerbock bleibt nach wie vor noch zu jung und unerfahren für ein Kanzleramt. Ich könnte sie mir zwar als erstklassige Bundesministerin vorstellen, die frischen Wind in ein Kabinett bringt, kaum aber als eine Kanzlerin, die den schwierigen, komplizierten Granden der Weltmächte wirkungsvoll parieren könnte und von ihnen ernst genommen würde .

Selbst in der Bundesrepublik ist außer Sachkenntnis Fingerspitzengefühl gefragt. Da ist der blutjunge Bundeskanzler Österreichs nicht als gelungenes Beispiel heranzuziehen. Hatte er doch immerhin einige Erfahrungsjahre Zeit, um in das Kanzleramt hinein zu wachsen. Nach Merkel Kanzler/ìn sein ist kein leichtes Amt, zumal in unserer schwierigen Zeit, große Herausforderungen an das Kanzleramt gestellt sind. – Karl Heinz König

 

Seit dreizehn Jahren lese ich DIE ZEIT im Abonnement. Stets fand und finde ich darin Beiträge, die aktuelle Fragen und Probleme betreffen. So hat auch dieser Beitrag mein Interesse geweckt. Um es vorweg zu nehmen: Diese Zeilen haben nicht das Ziel, gedruckt zu werden. Ich schreibe Ihnen nur, um Ihnen, der Redaktion und Ihnen, verehrte Frau Lau, meine Sicht auf dieses Geschehen darzustellen.

Der Beitrag stellt noch einmal alle Tatsachen zusammen, wie es zur Entscheidung für Herrn Laschet zum gemeinsamen Spitzenkandidaten der beiden Unionsparteien kam. Dieses Procedere wirft einige Fragen auf, die mein Verständnis von Demokratie betreffen. Die Sprache verrät oft viel über die Denkweise der Beteiligten. Der „Griff der CSU nach der Macht“, die „Angriffe auf den CDU-Vorsitzenden“ offenbaren aus meiner Sicht das Missverständnis eines demokratischen Prozesses. Dieses Missverständnis ist weit verbreitet. Deshalb war Herr Lammert von der Gründlichkeit, Schonungslosigkeit und Ernsthaftigkeit der Debatte in der Fraktion beeindruckt. Das sollten meines Erachtens die Merkmale möglichst jeder politischen Debatte sein. Wenn Herr Schäuble auf die Bedeutung der Gremien, gemeint sind offensichtlich die kleineren Zirkel, der Partei beharrt, dann fürchtet er wohl um die Chancen seines Protagonisten.

Sowohl die Entscheidung für Laschet zum Spitzenkandidaten der Unionsparteien steht am Ende eines langen Marathons auf der Karriereleiter der Parteihierarchie. Gründlichkeit, Schonungslosigkeit und Ernsthaftigkeit der Debatte treten dabei oft in den Hintergrund. Daher war Herr Lammert beeindruckt, als diese hier wahrhaftig wurden. Leider war das nicht immer der Fall. So kam es zu der von vielen Bürgern empfundenen Lähmung der öffentlichen Debatten. Wem diese Entwicklung nicht gestoppt werden kann, wird sich früher oder später eine andere (hoffentlich bessere) Qualität durchsetzen. An dieser Aufgabe entscheidet sich m. E. die Zukunft der repräsentative Demokratie.

Was den Sprachgebrauch angeht, vermisse ich den Aufschrei der Gender-Aktivisten, die mit Sprachvorschriften das gesellschaftliche Bewusstsein ändern wollen. Den unzutreffenden Gebrauch des Wortes „Notbremse“ bemerken sie nicht. Die Notbremse ist eine absoluter, sofort wirkende Vollbremsung bis zum Stillstand, wie sie in Verkehrsmitteln zu erleben ist. Dieser Begriff trifft für die beschlossenen Massnahmen nicht zu. Er dient dazu, die getroffenen Entscheidungen als alternativlos darzustellen. Eine tatsächliche Notbremsung sieht anders aus. – R. Renaux

 

Beide Parteien haben sich ihre Kanzlerkandidatenkür nicht leicht gemacht. Die Grünen hatten die Wahl zwischen dem hartnäckigen Dauerblüher Gänseblümchen und dem vergleichsweise kurzblühenden Krokus und haben sich für das Gänseblümchen entschieden. CDU und CSU dagegen mussten zwischen heimeliger Bescheidenheit und polternder Wichtigtuerei, zwischen friedlichem Teddybär und sich aufplusterndem Puter wählen. Wie wir wissen, fiel die Wahl nach langem Zögern auf das weiche Kuscheltier. Für die CDU war es eine irrationale „Entscheidung der Herzen“, bei den Grünen dagegen eiskaltes populistisches Kalkül. – Dr. Claus Doenecke

 

Zu Ihren (Titel-) Berichten über die Kanzlerkandidaturen: Just an diesem Sonntag wurde in den katholischen Gottesdiensten „der gute Hirte“ thematisiert, der uns Menschen beruft; Berufungen sind nicht deckungsgleich mit Berufen, sondern weiten den Blick um die transzendente Bedeutung eines Engagements. Wer seine errungene Macht als demütige Antwort auf die Berufung eines liebenden Schöpfers deutet, wird wider jeden Machtmissbrauch (Raubbau) der Biophilie die Ehre geben: Handle so, dass Du Dein eigenes und das fremde Leben eher förderst denn minderst. – Felix Evers

 

Einfach daneben und absolut unangemessen. Manche Bilder aus Filmszenen prägen sich dauerhaft ins Gedächtnis ein. War es Unwissen, Ignoranz oder ???, dass Sie das Bild von Armin Laschet prominent auf der Seite 2 einsetzten? In einer täuschend ähnlichen Pose wie der Kindsmörder Schrott in der Schlüsselszene des Films „ Es geschah am helllichten Tag“, den 1958 Gert Fröbe unglaublich eindringlich darstellte? Am 19. April 2021lief dieser Film (zum wiederholten Male) auf arte. Sehr irritiert! – Walter Götzger

 

Irgendwie suchen sich die beiden nicht, die beiden haben sich längst gefunden, und tun nur so, als ob! Uns droht hier eine ganz, ganz ausgebuffte konzertierte Aktion! Fällt Armin L. doch noch um und wirft sein Handtuch ins Monopoly-Spielfeld, dann würde sofort ein gewisser Markus S., genau der mit seiner bayerischen FFP2-Maske, die Regie übernehmen, und diese Gefahr ist mehr als permanent akut. Egal; denn wer jetzt noch „grün“ wählen sollte, der muss sich bewusst sein, dass er mit seinem grünen Kreuzchen, gleichzeitig auch das „Schwarze“ ankreuzt. In Deutschland könnte es bald noch zappenduster werden, von wegen, dass beide Klima-Fetischisten auch das Klima retten wollen! Diese „Neu-GroKo“ wird nur die eigene Haut retten wollen, um einigermaßen gut auszusehen! Ob schwarz oder grün, uns dürfte da noch einiges erwarten und blüh´n! – Klaus P. Jaworek

 

Hat der Armin Böses getan? Ich war doch sehr erstaunt über das Bild auf S. 2, auf dem Laschet die Haltung des von Gert Fröbe gespielten Kindermörders einnimmt, wenn auch ohne Puppe. Selbst wenn es eine Fotomontage wäre, würde ich es als Karikatur nicht so berechtigt finden. Hat er diesem Foto etwa selber zugestimmt? Na ja, ein tüchtiger Politiker muss ja nicht alle – schon sehr – alten Filme kennen. – Ilse Behrens

 

Es ist schon eine ziemliche Chuzpe, wenn Norbert Lammert den brutalen Machtkampf von Armin Laschet und Markus Söder um die Kanzlerkandidatur in ein „Muster innerparteilicher Demokratie“ umzudeuten versucht. Denn die innere Spaltung der CDU und die tiefen Gräben zur CSU werden nicht so schnell zu überwinden sein. Beide Schwesterparteien gehen daraus mit schmerzhaften Blessuren hervor, und der „Sieger“ Armin Laschet zieht unter der Last einer großen Hypothek in den kommenden Bundestagswahlkampf. Der Franke Markus Söder folgt nach der nächtlichen Entscheidung des CDU-Bundesvorstands seinen bayrischen Vorgängern Franz-Josef Strauß und Edmund Steuber, die sich ebenfalls nach dem ablehnenden Wählervotum erfolglos um die Kanzlerschaft beworben hatten. Erst am Ende der Schlammschlacht war Söder bereit, den Beschluss des CDU-Bundesvorstands zu akzeptieren, nachdem er anfangs die obersten Parteigremien, Bundesvorstand und Präsidium der CDU, als „kleine Hinterzimmer“ abtat und mit der Devise „Macht geht vor Moral“ an den Grundfesten der repräsentativen Demokratie rüttelte.

Ein Wortbrüchiger als Kanzlerkandidat wäre für den Wahlkampf der Unionsparteien eine noch schwerere Belastung gewesen, denn der entstandene Schaden hat nicht nur Ärger, Ungeduld und Wut bei den Bürgern ausgelöst, sondern auch das Ansehen unserer Demokratie schwer beschädigt. Schon der Modus der Kandidatenbestimmung ohne klare Spielregeln für die Lösung der Kandidatenfrage hat die Schwäche unseres Parlamentarismus deutlich werden lassen. Die kommende Bundestagswahl am 26. September und die Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt, Berlin, Mecklenburg-Pommern und Thüringen werden nur ein erstes Indiz für dieses traurige Ränkespiel sein, das schon in der gescheiterten Wahlrechtsreform mit einem im Vergleich zu anderen Volksvertretungen weit überdimensionierten und einem enorme Steuergelder schluckenden Deutschen Bundestag einen ebenso skandalösen Vorläufer hatte.

Die erst jetzt von CDU/CSU und SPD viel zu spät eingesetzte Wahlreformkommission kann ihre Vorschläge erst nach der Bundestagswahl vorlegen. Die Verdrossenheit der Wähler an Politik und Politikern nimmt auch in der größten Krise der Nachkriegszeit bei der Bewältigung der Corona-Pandemie weiter zu. Denn nach dem Chaos der eitlen Hahnenkämpfe und des puren Machtstrebens sollte die Rückkehr zu einer gemeinwohlorientierten Sachpolitik, insbesondere auch im Hinblick auf die Stabilität der Außenpolitik, trotz der bevorstehenden „Wahlkriege“ oberste Priorität haben! Die ständigen nachkartenden Sticheleien von Söder gegen Laschet lassen Söder als schlechten Verlierer dastehen, sodass von einem „strategisch klugen Rückzug“ Söders kaum noch gesprochen werden kann. Die von ihm favorisierten Umfragewerte signalisieren nicht nur für die CDU bei den Wählern starke Einbußen, sondern trotz der nachgefragten „Online-Mitgliedschaft“ auch bei der CSU, die in Wahrheit den Spaltpils für beide Schwesterparteien in sich trägt. – Hans-Henning Koch

 

Dass Armin laschet nicht über jedes „Stöckchen springt, das ihm die hrünen hinhalten“ wie Sie schreiben , zeit dass er der eigentliche Konservative ist: Wirtschaft vor grün und sozial, und damit inhaftlich ganz bei Fridrich Merz. Dass die ehemaligen Merz-Fans jetzt für Söder sind zeigt: wenn’s um die Macht geht sind Sie dem Populismus durchaus zugeneigt und glauben dem „grünen“ Söder sowieso kein Wort. – CDU pur! – Dieter Herrmann

 

Armin Laschet hat keine Zeit mehr zu zögern und er hat keine Zeit mehr für weitere parteiinterne Grabenkämpfe. Denn alles andere als proaktive, klare Ansagen für die Bundes-CDU und die Union würden seinen Ruf weiter unterminieren. Zumal sich Laschet regelmäßig für Glaub- und Vertrauenswürdigkeit in unserer politischen Kultur starkzumachen erklärt. Er sollte also als der Kanzlerkandidat der Union sehr bald deutlich machen, mit welcher Programmatik und mit welchem Personal (Schattenkabinett) er den angetretenen Weg fortzusetzen gedenkt. Nicht zuletzt käme er damit endlich aus seiner Rolle des „nachgerückten Gewinners“ heraus. Es ist dabei gewiss kein selbstgefälliger Populismus angesagt (dafür ist vernehmlich – indes nicht einvernehmlich – nach wie vor CSU-Chef Söder „zuständig“), aber doch eine kontrollierte Offensive, um endlich mal gänzlich unbestritten als Erster „an den Ball“ zu kommen. – Ira Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „DIE ÜBERLEGENE“ von Robert Pausch

 

Wenn die moralischen Sehnsüchte der Deutschen die Grünen zur stärksten Regierungspartei machen und Baerbock ins Kanzlermat befördern sollten, wird die Attitüde einer hochgeschraubten Moralität nicht nur, wie schon jetzt zu erleben, die öffentlichen Debatten, sondern zudem auch die Staatsräson unserer Republik prägen. Wir erleben dann eine Art matriarchalisches Kalifat, dessen liturgische Sprache Gender-bereinigt sein wird, das quasi ritualisiert eine von Individualrechten unbefleckte quoten- und identitätsorientierte Gleichstellungspolitik durchsetzen wird und in dem das wissenschaftsferne Narrativ einer Umweltapokalypse biblisch- religiösen Stellenwert erlangen und jeden moralischen Rigorismus legitimieren wird.

Dieses ‚grüne‘ Gefühl der moralischen Hegemonie wird nicht vor der Außenpolitik, der Verteigungspolitik, der Bildungs-, Wirtschafts- und Finanzpolitik und auch dort nicht halt machen, wo es um unseren Alltag und unser privates Leben geht. Moral gibt es dann nicht mehr im Plural, sondern nur noch im Singular und die grüne Regierungspartei wird sich im Besitz dieser einzigen, dieser singulären Moral wähnen. Das ist, zugegeben, eine recht kulturpessimistische Sicht der Dinge, aber leider auch eine mit gewissen Realisierungschancen. – Dr. Martin Wachtel

 

Danke für den sehr informativen Bericht über Frau Baerbock. Ich hoffe, dass ihre Überlegenheit nicht in „Überheblichkeit“ umschlägt. Wer früh hoch steigt, kann schnell tief fallen (Martin Schulz). Viele GRÜNE glauben jetzt, dass sie die Heilsbringerin ist für unser Land. Gut dass der erste Warner (Anton Hofreiter) ein wenig bremst. Schade das Robert Habeck für seine Gutmütigkeit so enttäuscht wurde. Nun, die Bundestagswahl holt vielleicht alle wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. – Ute Koch

 

Robert Habeck wäre u.a. aufgrund seiner langjährigen Erfahrung geeigneter für diese Position. Dass Fr. Baerbock ihm nicht den Vortritt gelassen hat, legt den Verdacht nahe, dass sie von Narzissmus und Machtstreben getrieben ist, anstatt von der Sache. Keine kluge Entscheidung der Grünen. Und „Unerschrockenheit“ allein wird für diesen Job nicht reichen. Sie dürfen mich jetzt gern für „geringqualifiziert“ und „grünenfern“ halten….. – Eva Gruber

 

Seltsamerweise scheint es in der ganzen polit-schreibenden Zunft nicht EINEN Journalisten zu geben, der die bündnisgrüne Partei von innen kennt. Diese Partei hat nicht nur, sondern sie lebt auch ein STRIKTES Quotierungssystem („Frauenstatut“) auf ALLEN Ebenen des Parteilebens nicht nur in der Personalauswahl, sondern auch in der Abfolge der Redebeiträge. Noch in der kleinsten Ortsgruppe mit zwei Anwesenden Frauen und sieben sonstigen (meist: Männern) spricht noch zum unbedeutendsten Thema: Frau – offen (KANN auch die 2. Frau sein!) – Frau – offen, und die anwesenden Frauen müssen sogar zustimmen, wenn nur noch nicht-Frauen da sind, dass diese auch noch weiter sprechen sollen. Bei jeder Liste: ganz genau so. Frau – offen – Frau – offen – …

Was glauben denn alle, was in dieser Partei LOS gewesen wäre, wenn in der Konstellation eines gleichstarken Duos an der Spitze der MANN nach vorn gegangen wäre? Es ist das absolut unvorstellbar! Gegen DEN Shitstorm, nebst Austrittswelle, die sich dann erhoben hätte, wäre die Kandidatenkür der beiden C-Parteien der vielzitierte Kindergeburtstag gewesen – laut, aber völlig friedlich. Die ganzen Exegeten und Ausdeuter und Diskussion-der-beiden-untereinander-Nachzeichner verkennen die für jeden Insider völlig offensichtliche Banalität: es KONNTE nur Frau Baerbock werden, oder es hätte die komplette Selbstzerlegung von Bündnis90-Die Grünen bedeutet. Offensichtlich! Ts, ts. Beschäftigen Sie sich doch mal ein bißchen mit den Gegenständen Ihrer Berichterstattung … rät – Christian Naundorf

 

Vielen Dank für Ihre Analyse. Mir stellt sich folgende Frage. Ist das wirklich so ein großer Erfolg, wenn ein Beweber per Statut sowieso die bessere Ausgangslage hat? Mir wäre eine echte Abstimmung bei komplett gleichen Ausgangschancen viel lieber. Ich verstehe die scheu vor sogenannten Kampfabstimmungen generell nur bedingt. Ich finde den demokratischen Wettbewerb sehr wichtig. Von daher verstehe ich das Vorgehen bei der CDU / CSU auch nicht. Auch hier wäre eine breitere Entscheidungsbasis bei der Bestimmung des Kanzlerkanditen deutlich besser gewesen. In diesem Zusammenhang finde ich den Willen von Herrn Merz sich Wahlen zu stellen sehr gut. – Marko Becker

 

Als er sah, dass sie erwachsen war, führte er sie zum Altar. Nun ist sie da. Sie hat ihn überdauert. Er trauert. Das Amt ist offen für jeden, der blenden kann und reden: wohlige Sentenzen ohne Konsequenzen. Kanzlerschaft ist keine Kunst; es reicht dazu der Wähler Gunst. Wird er sie überdauern und sie trauern? – Johannes Kettlack

 

„Am Ende hat Annalena Baerbock gewonnen, ohne zu besiegen“. Diesen Satz muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen: Es soll wohl der Eindruck erweckt werden, dass es letzten Endes Frau Bearbocks unwiderstehliche Kompetenz und Ausstrahlung waren, die die Entscheidung um die Kanzlerkandidatur zu ihren Gunsten herbeiführten. Aber Herr Pausch hat ein wichtiges Detail unterschlagen: Frau Baerbock hat nicht „gewonnen“, sondern sie hat nach den Statuten der „GRÜNEN“ bei einer parteiinternen Auseinandersetzung um einen Posten – theoretisch völlig ungeachtet ihrer Kompetenz oder Inkompetenz – als Frau immer das sog. Erstzugriffsrecht, wenn sie nur will.

Ich bin mir sicher, dass dieses sexistische Faktum in der Öffentlichkeit nicht ausreichend bekannt ist. Es hätte aber in einem ganzseitigen Artikel über den Machtkampf zwischen Baerbock und Habeck um die Kanzlerkandidatur meines Erachtens unbedingt erwähnt werden müssen. Dass Herr Pausch in seinem Text nicht darauf eingeht, welche Rolle dieses Erstzugriffsrecht bei dem Duell zwischen Frau Baerbock und Herrn Habeck spielte, ist schon schlimm genug. Es jedoch nicht einmal zu erwähnen zeugt von journalistischer Oberflächlichkeit oder bewusster Leserlenkung gepaart mit einer unerträglichen Anbiederung an eine Partei und ihre Wählerschaft. – Manfred Herrle

 

„Doch wer sich mit 40 Jahren zutraut, die größte Volkswirtschaft Europas zu regieren…“ Gemeint ist die Kanzlerkandidatur von Annalena Baerbock, und zwar ganz allgemein, nicht in Hinblick auf die ökonomische Kompetenz der Kandidatin. Politik ist aber auch in Deutschland nicht prioritär Wirtschaftspolitik, wie es hier suggeriert wird. Das Bündnis 90 steht bis heute im Namen der Partei, die die besten Traditionen der Friedlichen Revolution geerbt hat, eines Widerstandes, der in gewaltfreien Umwelt- und Friedensgruppen heranreifen konnte, soweit das in der DDR überhaupt möglich war. Auch aus dieser Tradition ragt eine ganz andere als die im obigen Zitat insinuierte politische Priorisierung in die Gegenwart der Grünen Partei hinein. – Martin Ahrends

 

Sind die Grünen eigentlich schon zu perfekt, um wahr zu sein? Die absehbare Beteiligung an der nächsten Bundesregierung jedenfalls wird zeigen, was von ihren bemerkenswerten Ambitionen auf den Ebenen der Lebensrealitäten übrigbleibt. Die Ausgangslage scheint indes nunmehr klar: Trotz Selbstschrumpfung der Union, trotz Höhenflug der Grünen, dürften Laschet und Co. das Ringen um das Kanzleramt relativ deutlich (fünf Prozent plus X) für sich entscheiden. Weil Annalena Baerbock eben noch keine Regierungserfahrung hat und wir Deutsche, zumal in unsicheren Zeiten, im Zweifel auf Nummer sicher gehen, also auf Erfahrung setzen.

Eines jedoch möchte ich den Grünen nicht absprechen und überdies unserer Demokratie sehr wünschen: Eine fairere und vertrauenswürdigere politische Kultur, die die notwendigen Diskurse respektvoll und sachlich führt, die einbezieht denn ausschließt. Robert Habeck jedenfalls hat einen der eigenen Integrität und der eigenen Partei überaus gewinnenden, wohltuenden Kontrapunkt zum derzeitigen Habitus der Union gesetzt. Manch populäre Lichtgestalt darf sich daran gerne ein Beispiel nehmen. – Ira Bartsch

 

Als Wähler bei der nächsten Wahl zum Deutschen Bundestag habe ich diesen Beitrag mit Interesse gelesen. Ich beobachte die Bewerber um einen Platz im Bundestag mit besonderem Interesse. Dabei fiel mir Frau Baerbock dadurch auf, dass sie mit einem unaufhörlichen Schwall der Worte spricht, der kaum Zeit zum Luftholen oder zum Nachdenken lässt. Neugierig geworden, habe ich mir ihren Lebenslauf angesehen. Vier Jahre bis zum Bachelor der Politikwissenschaften und des öffentlichen Rechts in Hamburg und ein Jahr an einer privaten Hochschule in London zum Master of public international Law.

Danach Anstellung bei der EU-Abgeordneten Schroeder, Eintritt in die Partei der Grünen und dort Karriere bis in die Gegenwart. Die berufliche Erfahrung der Frau Baerbock ist durch den Hörsaal der Universität und durch ihre Karriere in der Partei geprägt („Kreissaal – Hörsaal – Plenarsaal“). Sie ist ohne jeden Zweifel ein willensstarker, kluger Kopf. Ihre ausschliessliche Lebenserfahrung als Parteifunktionärin ist m. E. für die Richtlinienkompetenz als Bundeskanzlerin zu eng und nicht ausreichend. – R. Renaux

 

Wo liegt denn da die Überraschung? Es war bei dem Selbstverständnis der GRÜNEN doch nie eine Frage, wer die Kandidatur übernehmen würde. Robert Habeck hatte nie eine echte Chance – einfach auf Grund der Tatsache, dass er ein Mann ist. Dies hat er auch schon vor Wochen ganz klar eingestanden; dass nämlich die liebe Annalena auf jeden Fall das erste Zugriffsrecht habe, wenn sie es denn will. Also warum jetzt so ein Hype um das ganze Thema? – Thomas Geiger

 

Am 19.4.2021 wurde Frau Annalena Baerbock, Vorsitzende von der Partei Bündnis 90/Die Grünen durch ihren Co-Vorsitzenden und Unterlegenen in der Bewerbung um die Kanzlerkandidatur, Herrn Robert Habeck, in einem freundlichen Statement . der Öffentlichkeit vorgestellt. In einer anschließenden Rede wurde Herrn Habeck weder gedankt noch wurde er überhaupt erwähnt. Offenbar ist es zwischen den Vorsitzenden der Grünen zu einem Zerwürfnis gekommen und das gemeinsame Auftreten sollte dieses nur verdecken. Hierfür spricht auch, dass in dem neu erstellten Curriculum vitae von Frau B. Herr H. als Vorsitzender der Partei überhaupt nicht erwähnt wird. Sie erscheint dort nur als alleinige Vorsitzende.

Die Rede von Frau B. war schlecht. Das Motto stand unter dem Titel „ Die Welt ist nicht mehr zu retten, aber wir und vor allem ich werden sie schon noch retten.“ Es wurde alles Mögliche in Aussicht gestellt , zum Beispiel ein neues Politikverständnis. Vielleicht hat sie ja schon mit Frau Weidel von der AfD gesprochen wie so etwas funktionieren kann.. An der Politik der GROKO jedenfalls ließ sie kein gutes Haar. Wie ihre Vorstellungen realisiert werden sollen blieb unerwähnt. Als ehemalige Trampolinspringerin schaffte sie es aber von einem Thema zum anderen zu springen. Sie blieb wie immer an der Oberfläche. Obwohl Herr Habeck von Beginn ihres gemeinsamen Vorsitzes bei den Grünen in den Meinungsumfragen immer eindeutig geführt hatte, löste Frau Baerbock trotzdem jetzt ein Hype aus. Grund genug einmal in ihr Curriculum zu schauen.

Frau B hat nach dem Abitur ein 3 (4?) jähriges Bachelor Studium für Politikwissenschaft und öffentliches Recht in Hamburg sowie anschließend ein 1 jähriges Masterstudium für Internationales Recht in London absolviert. Anschließend hat sie als Assistentin einige Zeit bei einer Abgeordneten der Grünen Fraktion im Europaparlament in Brüssel gearbeitet In ihrem CV betont sie, dass eine Promotionsarbeit gegenwärtig auf Eis liege. Nichts Besonderes also bis dahin. Sie wurde dann Mitglied der Partei Die Grünen in Deutschland und gelangte nach der Bundestagswahl 2013 als Abgeordnete in den Bundestag , dem sie bis jetzt angehört.

Laut Internet ist sie dort in 8 Jahren- mit 6 Redebeiträgen und einer Gesamtredezeit von etwa 30 Minuten aufgefallen. Sie ist Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren , Frauen und Jugend. In 2 weiteren Ausschüssen ist sie stellvertretendes Mitglied. Den Vorsitz in einem Ausschuss kann sie nicht vorweisen. Als leitende Mitarbeiterin in einer Landes- oder Bundesbehörde hat sie bisher zu keinem Zeitpunkt gearbeitet.. Frau B. ist Mitglied in vielen Parteigremien der Grünen, in einigen Stiftungen sowie in gemeinnützigen Organisationen.

Aufmerksamkeit hat sie in den letzten eineinhalb Jahren vor allem in politischen Talkshows erhalten , in denen sie munter und emotionsgeladen agiert. Was nun aber ihre Kandidatur für das Amt der Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland angeht, so bleiben ihre Befähigungen dafür völlig verschlossen. Man denke nur an diejenigen ihres Partners im Vorsitz der Grünen sowie an Politiker von anderen Parteien. In einer Talkshow hat einmal ein Journalist als ihre Stärken- bei aller Kritik an ihren fachlichen Befähigungen-für das angestrebte Amt einige „Stärken“ erwähnt: sie sei jung (40 J) und nett, eine Frau und Mutter und schließlich immer präsent. Er hat vergessen zu sagen und sie hat einen Politikberater und einen Lobbyisten der Post geheiratet ./Das soll es sein??/Armes Deutschland!!!/Schließlich zum Schuss ein Reim von Wilhelm Busch aus dem Internet/Wenn einer, der mit Mühe kaum gekrochen ist auf einen Baum, schon meint, dass er ein Vogel wär, so irrt sich der. – Prof. Dr. Dr. h.c. D. Reinhardt

 

U.E. sollte die Sprache der Redakteure einer Zeitung so klar sein, dass sie die Mehrheit der Leser verstehen kann. Uns scheint zweifelhaft, ob das insbesondere mit dem drittletzten und vorletzten Absatz des Berichts von Herrn R: Pausch gelingen kann. Jedenfalls können wir leider die Quintessenz dieses Berichts daraus nicht erschließen. – Irene und Horst Klingsöhr

 


 

 

Leserbriefe zu „Viel Lärm um nichts“ von Susanne Götze und Annika Joeres

 

Selbst wenn Windkraftanlagen nur 50 dB verursachten, sprächen energiewirtschaftliche Gründe gegen deren zügigen Weiterbau: Ohne riesige komplementäre Wasserstoff-Speicher sind diese volatilen Anlagen nicht für die Deckung der Spitzen-Lasten von bald über 90 GW geeignet, welche ab 2030 dank E-Mobilität und Wärmepumpen regelmäßig ab 17 Uhr im Winter (PV = 0) auftreten. Bei (empirisch wiederholt auftretendem) „Schlechtwetter“ mit Dunkelheit, Kälte, fast Windstille gilt: PV ≈ 0 und von WKA mit stundenlanger Kapazitätsver¬fügbarkeit unter 2,5 % wären selbst von 140 GW nur ≤ 3,5 GW verfügbar und die restlichen EE-Stromerzeuger brächten optimistisch 14,5 GW. Es bliebe ein Defizit von 72 GW! Welche konventionellen Gas- und Kohlekraftwerke sind 2030 – 2038 noch am Netz? Selbst bei (teuer zu bezahlendem) Lastabwurf von 3 GW droht der Black-Out.

Im Sommerhalbjahr bezahlen wir gern Millionen € fürs Abregeln von nicht benötigtem Windstrom. In den vier Energie-Wintermonaten November – Februar gibt es regelmäßig teils sogar über 1,5 – 2,5 Tage derart „schlechtes Wetter“ für erneuerbare Stromerzeugung. Und das wiederholt in der Zeit, wo die nötige Stromerzeugung um 20 % höher liegt als in den Monaten Mai – August. – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Vielen Dank für diesen Artikel. Wenn die Darlegungen in diesem Kapitel so stimmen, dann gilt es vielleicht mit Herr Altmaier zu diskutieren, inwieweit eine ihm unterstellte Behörde aktiv den Klimaschutz verhindert. Mir scheint, dass der deutsche Beamte hier das Problem hat, einen Fehler einzusehen. Und zum Sachverhalt an sich. Weltweit werden Windräder aufgestellt und die Sorgen der Bürger sind vermutlich überall ähnlich. Somit wird auf diesem Gebiet intensiv geforscht werden. Und da es es bei diesen Messungen am Ende um Fakten handelt, kann es sich, zumindest was die Zahlen anbelangt, nur um ein richtig oder falsch handeln. Inwieweit es Auswirkungen auf den Menschen hat, ist sicherlich nicht ganz so einfach zu beantworten.

Und zudem sollten die deutschen Behörden auch endlich dazulernen, wie Studien heutzutage missbraucht werden (umsachgerechtes Einbringen). Für öffentliche Debatten hilft es nicht, die Ingenieure (zumindest wenn Sie einer Behörde unterstellt sind) und ihre Analysen ungefiltert nach außen kommunizieren zu lassen. Da gilt es zu sensibilisieren, was Aussagen auf emotionalisierten Themengebieten auslösen können. Aber dies ist schließlich nicht die Aussage des BGR. – Kai Stremme

 

Ich bin kein Akustiker, aber ich verstehe genügend, um zu erkennen, dass in ihrem Beitrag Vieles durcheinander geworfen wird. Psychoakustische Begriffe wie Lautstärke und Lautheit werden nicht klar von physikalischen Größen wie Schalldruckpegel und Schallleistungspegel unterschieden. Die Aussage 10 dB mehr bedeuten ein zehnmal so lautes Geräusch, ist schlicht falsch. Eine Erhöhung des Schallleistungspegels um 10 dB entsprecht ungefähr der Verdoppelung der empfundenen Lautheit, aber einer Verzehnfachung der Schallleistung. Und einer Lautstärke von 60 Phon bei 20 Hz (fast Infraschall) entspricht einem Schallleistungspegel von 100 dB. Um einen Ton bei 1 kHz genau so laut wahrzunehmen, wäre lediglich ein Schallleistungspegel von 60 dB notwendig. Eine Dauerberieselung mit 100 dB Schallpegel im hörbaren Bereich macht auf jeden Fall krank, das ist unstrittig. Wie es sich damit im Infraschallbereich verhält, weiß ich nicht.

Warum lasse Sie einen solchen Beitrag nicht von kundigen Mitarbeiter in Ihrem Ressort Wissen überprüfen. Oder geben ihn an ein Ingenieurbüro, welches sich sich beruflich mit dem Thema Schall und Akustik beschäftigt? So bleibt bei mir der Eindruck, dass mit ein paar nicht belastbaren technischen Aussagen, einfach ein „Meinung“ gemacht wird. Ich verstehe auch nicht, warum zur Klärung strittiger Fragen nicht einfach gemessen wird. Modelle sind gut, aber es gibt jede Menge Windkraftanlagen, an deren Umfeld Messungen durchgeführt werden können. Optisch gehören Windkraftanlagen m.E. in die Kategorie Industrieanlagen. Sie verschandeln das Landschaftsbild. Aber das ist ein ganz anderes Thema. – Dietmar Baier

Es ist erschreckend zu lesen, dass eine Bundesanstalt (BGR) nicht Hinweisen von fehlerhaften Berechnungen in so einer Größenordnung gründlich nachgeht. Eigentlich sollten Mitarbeiter froh sein, wenn Ergebnisse „umsonst“ von Bürgern kontrolliert werden. Was sind die Ursachen? Ein „Wir sind unfehlbar“ Denken? Gerade wenn es um einen Faktor von 10.000 (!) geht sollte es doch einem Mitarbeiter auffallen und es sollte ein Interesse bestehen die Diskrepanz zu erklären. Bei einer Firma würde man sagen, dass die Firmenkultur nicht stimmt. Auch bei der Bafin wurden viele Hinweise bez. Wirecard von aussen ignoriert. Eine Idee wäre eine unabhängige Instanz, die Hinweise von Bürgern nachgeht und Revisionen der Bundesanstalten initiiert. – Oliver Wedlich

 

Ein interessanter Nebenaspekt dieses Artikels, zu dem eine aktuelle Recherche interessant wäre: Die Uni Auckland hat Testgruppen analysiert, die zur Hälfte alarmierende Berichte gelesen hat und zur anderen Hälfte nicht. Die alarmierte Gruppe zeigte Symptome, die andere nicht. Das wird in anderen Gefahrenlagen nicht anders sein. Man könnte es auch erforschen, denn interessant wäre zu wissen, wie es sich mit Angst- und anderen psychosozialen Symptomen verhält bei einer Testgruppe, die sich dem medialen Dauerfeuer von Corona-Protagonisten bzw. Alarmisten wie Karl Lauterbach u.a. aussetzen und einer anderen, die das vermeidet.

Die Dauerfolgen kann man allerdings wahrscheinlich erst nach einigen Monaten oder Jahren genauer beobachten. Nur wird dann die Korrelation bzw. Kausalität immer unschärfer und schwer nachweisbar sein. Ich denke vor allem an Kinder im Zusammenhang mit deren mehr oder weniger angstgetriebenen Eltern. Ich musste neulich auf dem Spielplatz beobachten, wie ein Kleinkind (mit Maske) auf der Schaukel in lautes Weinen ausbrach, als es hinter sich ein wartendes Kind ohne Maske sah und artikulierte, dass dieses Kind den Schaukelnden gefährde. Hinterhergeschoben sei der inzwischen obligatorische Disclaimer: Ich bin weder Verharmloser, Leugner, Reichsbürger, rechtsoffen, AfD-nahe, Verschwörungstheoretiker (bzw. -schwurbler oder -ideologe genannt) noch sonst etwas in dieser Richtung. Es ist schade, dass man das in diesem verengten und vergifteten Diskursgeschehen ausdrücklich erwähnen muss. – Markus Schilling

 

Wie viel Dezibel eine Windkraftanlage abgibt, soll sicherlich richtig gemessen werden und die vorgeschriebene Abstände zu den Ortschaften eingehalten werden. Typisch deutsche Kleinstaaterei: Jedes Bundesland hat andere Abstände. Was sie richtig erwähnen, aber falsch bewerten, ist das Problem des Infraschalls, für den ca. 10% der Bevölkerung sehr sensibel sind und gegen den man sich nur sehr schwer schützen kann. Der Vergleich des Infraschalls beim Auto fahren, mit dem Schlafen ist primitiv. Wer schläft beim Auto fahren?? Also stört im Auto der Infraschall nicht, aber sehr stark im Schlafzimmer. Sie publizieren 29.600 Windräder auf Feldern und Weiden. Wie viele stehen im Meer, im Wald, …? Warum müssen robuste Windkraftanlagen, mit TÜV, nach 20 Jahren abgerissen werden?? – Klaus Rozinat

 

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe sollte umbenannt werden in BAfaWuagS, Bundesanstalt für alternative Wahrheiten und anderen gesellschaftsschädlichen Schwachsinn. – H. Giller

 

Sie schreiben, daß zehn Dezibel mehr ein zehnmal so lautes Geräusch bedeuten. Würden Sie darauf wetten? Ich denke, Sie würden verlieren! Zehn dB mehr werden etwa als doppelt so laut empfunden. Davon abgesehen finde ich ihren Vergleich zwischen einem Vieraugengespräch und einem in zehn Meter Entfernung vorbeifahrenden Auto auch nicht sehr präzise. Aber das kann ja an mir liegen… – Thomas Weiße

 


 

 

Leserbriefe zu „Klassik zum Abholen“ von Ronald Düker

 

WDR3 ist dabei sich als ensthafter Sender der Kultur zu verabschieden. Was Sie hier in der Klassikprogramm schildern, ist beim Jazz schon längst passiert, es steckt System dahiner nach dem Motto „Wie zerstöre ich einen Sender“. Die Jazzredaktion gibt es nicht mehr, die langjährigen erfahrenen Redakteure sind gegangen worden und ersetzt durch neue Leute, die keine oder nur sehr wenig Erfahrung im Jazz hatten, die Sparte heisst jetzt Jazz and World. Ein Sammelsurium von Musik mit derart seichten Moderationen, dass es unerträglich geworden ist, den Newsletter habe ich abbestellt. Erstaunlich, dass es die Big Band noch gibt. Was hier in dem Sender geschieht, ist eine Missachtung des Kulturauftrages, es ist eine Schande. Ich hoffe nicht, dass es beim Deutschlandfunk ähnliche Bestrebungen gibt. – Harald Poth

 

Die Beschreibung dessen, was WDR3 werden soll, liest sich wie das, was NDR -Kultur bereits, seit längerem ist: „klassischer“ Dudelfunk zum Abkotzen … – Michael Koehn

 

Der Öffentlich-rechtliche Rundfunk steckt in einer veritablen Krise, wenn man sieht, wie Sender ohne Not versuchen, ihre Kulturprogamme zu säubern und so für den Massengeschmack tauglich zu machen. Beim HR hatte der damals neue Intendant Reitze das gerade vom Vorgänger eingeführte HR-Klassikprogramm sofort wieder abgeschafft. Nun glauben die Hörfunk-Verantwortlichen von WDR und RBB , dass die Klassik-Musikprogramme „überraschend anders“ werden müssten, um nicht nur der Stammhörerschaft zu gefallen, sondern damit auch die „Menschen auf der Kölner Domplatte“ abholen zu können. Da schreckt man nicht einmal mehr davor zurück, langjährige erfahrene Moderatoren mit Moderationssprachregelungen a la Orwell auf Kurs zu bringen. So gewinnt man keine neuen Hörer, verprellt eher die treuen Stammhörer und wird zudem dem Sendeauftrag nicht gerecht. Am Ende bleibt ein Hörerquotenradio, das die Kultur in Ohrschmeicheleien abgleiten lässt. Die RTLisierung des Radios nimmt ihren Lauf. – Stefan Kaisers

 

Wenn ich mich als Kultur-affin bezeichnen müsste, würde ich sagen: Meine Vorlieben für die sogenannte klassische Musik im Radio kann ich nicht benennen, weil ich das hören will, was mich überrascht. Was mir eh schon gefällt, kann ich gut auf einer Playlist zusammenstellen, streamen oder, hierbei muss ich mich als nicht junger Mensch outen, auf Platte hören. Nicht das Suchen, sondern das Finden bereitet eine gewisse ästhetische Lust – vorausgesetzt es gibt etwas zu entdecken. Deswegen vielen Dank für den Artikel, der eine ausgezeichnete Werbung für das Klassik Forum im alten Stil ist. – Dr. Andreas Nießeler

 

Vielen Dank für diesen Artikel. Als eher Rock- und Bluesmusik Hörender, dessen Interesse an klassischer Musik als höchstens „mittel“ einzustufen ist, bewegt mich doch die Zukunft des Klassik Forums. Ich höre WDR3 seit vielen Jahren wenn auch nicht regelmäßig, so doch intensiv, wenn z. B. Götz Alsmann oder eben das Klassik Forum interessante und anregende Beiträge liefern. Der Stil der Klassik Forum-Moderatoren ist einzigartig in der heutigen Medienlandschaft. Unabhängigkeit, Charakter, Vorlieben – alles getragen von profunder Sachkenntnis – weckte einige Male mein Interesse für bis dahin unbekannte Musik bzw. unbekannte Komponisten.

Der unnachahmliche Stil und die gelassene Atmosphäre dieses Formats dem vermeintlichen mainstream anzupassen kommt einer Abschaffung dieses Freiraums gleich, den wir uns mit unseren Gebühren sowohl leisten als auch zumuten sollten. Ansonsten hört am Ende jeder das, was er bereits kennt, wird von Werbung erschlagen und schlägt bei Bedarf den Vornamen von Mozart bei Google nach. Ps: Gab es nicht mal einen hierzu passenden Fall der damaligen WDR3-Moderatorin und heutigen ZEIT-Redakteurin Christine Lemke-Matwey, die einen kritischen Artikel über den Bob-Dylan-Fan Tom Buhrow verfasste ? – Thomas Schulte

 

Vielen Dank für diesen dringend notwendigen Artikel. Bleiben Sie bitte am Thema. Was machen eigentlich die Rundfunkräte? – Albrecht Geuther

 

Als Stammhörer des „Klassik Forums“ war ich entsetzt über die Nachricht, dass die mir so vertrauten Moderatoren Kalle Burmester und Michael Stegemann nun nicht mehr dabei sind. Ich habe von ihnen und den anderen Moderatorer/innen nicht nur viel über die Geschichte/n und die Liebe zur Klassischen Musik gelernt. Sie legten mir die Welt der Klassischen Musik ins Ohr. Und wenn ein mir fremdes Wort wie „fakultativ“ fällt, dann greif ich zum Wörterbuch. So hat der öffentlich rechtliche Rundfunk bei mir mal wieder den Bildungsauftrag erfüllt. Übrigens: Eine wunderschöne „Domplatten-Klassik-Sendung“ hat doch WDR4 mit „Klassik Populär“. – Karlheinz Rentschler

 

Öffentlich-rechtliche Sender, Radio wie Fernsehen, haben einen Kulturauftrag, für den ich gerne Gebühren zahle, um Neues zu hören und zu sehen und mich damit auseinanderzusetzen. Auch wenn es mir nicht gefällt. Auf mich zugeschnittene Playlists, von Algorithmen zusammengestellt, gibt es genug. Ich will von Fachleuten, Journalisten, Redakteuren recherchierte und kuratierte Sendungen hören, um Neues kennenzulernen. Das ist Kultur, das ist Bildung.Ich will nicht Inhalte hören oder sehen, „die mir gefallen könnten“. Man stelle sich vor, Nachrichtensendungen enthielten nur Meldungen, die gefallen könnten. Als Kulturschaffender, Musiker und Musikpädagoge, freue ich mich auch immer, wenn Kolleginnen und Kollegen, Schülerinnen und Studenten Musik nahebringen, die ich nicht kenne, auf die ich selbst nicht gekommen wäre. Auch wenn sie mir nicht gefällt, so ist es doch immer eine Bereicherung, eine Erweiterung des eigenen Horizonts. – Michael Reithmeier

 


 

 

Leserbriefe zu „Nichts für Betonköpfe“ von Uwe Jean Heuser

 

Mit Interesse habe ich Ihren Bericht über „Nichts für Betonköpfe“ gelesen. Diese Informationen sollten einer breiteren Öffentlichkeit kundgetan werden, wie auch Nachstehendes. Gerade hier in Hamburg soll gerade neben dem erwähnten 65 Meter höchsten deutschen Holzhaus der Elbtower (245 m hoch – 75 m tief) am Rande der HafenCity in verglasten Beton entstehen!!! Dieses Prestigeobjekt muss mit schlagkräftigen Argumenten (siehe auch ihren Artikel) gestoppt werden.

Wünschenswert wäre eine „Fortsetzung“ der Wohnbaukultur in Hamburg. Ein Bericht vom Hamburger Abendblatt (Magazin) „Hamburg kratzt an den Wolken“ vom 17/18.4. spiegelt doch eine einseitige Interessenlage wider. Ökologische (Holz, Energie) wirtschaftliche (Großkapital) und gesellschaftliche (Homeoffice, breite Bevölkerung) Belange werden nicht angemessen berücksichtigt. So ein „Klotz“ (architektonisch wohl interessant) passt nicht in die heutige Zeit und ein kritischer Bericht von Ihnen (der ZEIT) wäre die richtige Antwort. Sehen Sie Kontaktmöglichkeiten für mich zu Herrn Schellnhuber? – Klaus Huck

 

Die positiven Auswirkungen des Bauens mit Holz berücksichtigen m.E. einige wichtige Aspekte nicht.. Das Holz eines Baumes bindet zwar während seiner gesamten Wachstumszeit Kohlenstoff , der aus dem CO2 der Atmosphäre gebildet wurde, für Jahrzehnte. Das Bauen mit Holz wirkt sich aber nicht positiv auf die CO2-Bilanz aus, weil dafür ein Baum gefällt werden muss, der als lebendiger Baum permanent weiter CO2 einfangen würde. Selbst ein ersatzweise gepflanzter neuer Baum braucht Jahrzehnte, bis er eine vergleichbare Photosynthese-Leistung erreicht.

Ob das Haus dann noch steht, ist fraglich. Solange Bauen mit Holz die Wälder schrumpfen lässt, wird also ein entscheidender Anteil an der Bilanz vernachlässigt. Ich vermute, dass man mit Bruchholz und nachhaltiger Forstwirtschaft den Bedarf der Bauindustrie nicht wird decken können. Vielleicht könnten schnell wachsende Pflanzenplantagen wie Bambus hier weiterhelfen, sofern die Anbaufläche dann nicht wieder zu Lasten der Nahrungsmittelversorgung und -preise geht. Es ist sicherlich komplizierter, als Sie es dargestellt haben. – Dr. Rolf Walther

 

Ein genialer Vorschlag. Ich hoffe, der polarisierende Einwand „Geht nicht“ unterbleibt. Die Minderung des Einflusses des Menschen auf die Veränderung des Klimas ist so gewaltig, dass keine Alternative in Sicht ist. Es handelt sich hierbei um ein strategisches Ziel, das über einen längeren Zeitraum stabsmässig angegangen und begleitet werden sollte.

Aus meiner Sicht setzt der breite Einsatz der Holzbauweise voraus, dass der Befall der Holzkonstruktion durch holzzerstörende Insekten und Pilzen ausgeschlossen werden kann. Ebenso sollten für Brände durch schadhafte Elektroinstallation, Unfälle mit offener Feuer u. ä. mindestens die gleichen Feuerwiderstandsklassen erreicht werden, wie bei Massivbauten. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die „Scheunenviertel.“ Als Konsequenz verheerenden Stadtbränden im Mittelalter wurden diese an den Rand der Städte verbannt. Sie waren verheerende Brandbeschleuniger. – R. Renaux

 

Jahrtausende wurde mit Stein, Lehm, Holz und begrenztem Mörteleinsatz gebaut – lobbiisten- und kapitalistenfrei. Bauen war arbeitsintensiv, materialsparend und umweltfreundlich. Die Bauwerke überdauerten Jahrhunderte bis Jahrtausende. Wasser und CO2, übliche und unvermeidbare Umgebungsbedingungen, ergeben Kohlensäure die unweigerlich und unaufhaltsam in kurzer Zeit Beton zerstört. Die Stahlbetonbauwerke überdauern max. 4-6 Jahrzehnte. Das steigert das BSP, auf das wir so unsagbar stolz sind, aber es taugt eben nichts. Den Baufachleuten ist das lange bekannt, aber es profitieren zu viele Konzerne davon und deren Lobbyisten sind unermüdlich und da werden Fachleute taub. Ich bin auch so ein Baufachmann, leider erst spät kommt die Altersweisheit. – H. Giller

 

Holz statt Beton: eine hervorragende Idee, die sich in die lange Liste der Möglichkeiten und Technologien einreiht, die es heute schon gibt, um den Klimawandel nachhaltig zu beenden. Allein sie werden nicht genutzt. Herr Schellnhuber hat nämlich vergessen, die Vertreter der Zement- Stahl- und Bauindustrie auf der ganzen Welt für sein Projekt zu gewinnen (von der Sandmafia ganz zu schweigen). Es geht um Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze und um ein Weiterso.

Politiker, die versuchen daran etwas zu ändern, werden nicht wiedergewählt. Wenn ein Land wie Deutschland, das eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz einnehmen will, es nicht einmal schafft den Braunkohletagebau zu beenden, dann habe ich wirklich keine Hoffnung mehr. Beim Klimawandel sind wir Eunuchen: wir wissen wie es geht, aber wir können es nicht. – Uwe Dieckmann

 

Was im Artikel als neue Erkenntnis verkauft wird ist ein alter, wenn auch richtiger Hut. Architekt Rolf Disch aus Freiburg weiss, publiziert und praktiziert das schon seit 20 Jahren erfolgreich. – Willi Krebser

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „SIE ODER ER?“ von Mariam Lau et al.

 

Die Zeit vom 22.4. titelt: Sie oder er. Das heißt also: um Scholz geht es schon gar nicht mehr? – Dr. Joachim Welz

 

Hat es bei der Schlußredaktion wegen der Titelseite „breite“ Übereinstimmung gegeben, zwischen den schreibenden und illustrierenden Redakteuren , wie die beiden Köpfe plaziert werden sollen ? Bei der Präsentation der Zeitung am Kiosk oder zu Hause auf dem Tisch, wird man von der lächelnden Annalena Baerbock angesehen. Man muß die Zeitung dann aber drehen, um den mißmutig, verkrampften Armin Laschet zu sehen. – Hartmut Wagener

 

Als langjähriger Leser bin ich irritiert über die grafische Aufmachung und Überschrift. Wenngleich es angesichts der Ereignisse der letzten Wochen und Tage angebracht ist, sich schwerpunktmäßig Armin Laschet und Annalena Baerbock zu widmen, wirken Titel „SIE oder ER“ mit Grafik und die Beiträge „Der Überlebende“ und „Die Überlegende“ wie eine, nicht nur optische Parteinahme. Und: Gibt es da nicht noch einen Kandidaten Olaf Scholz mit Zeug zum Kanzler mit bereits konkretem Programm und weitere? Sowohl bei Armin Laschet als auch Annalena Baerbock ist programmatisch noch vieles blumig und floskelhaft. Auch wird interessant sein, welche Bündnisvorstellungen „Wer will, kann mit wem?“ wechselseitig bestehen als Entscheidungshilfe zur Wahl. Würde mich freuen, wenn Sie sich diesbezüglich mal allen KandidatInnen mit dem Titel „ Farbe bekennen“ widmen würden. Ihr weiterhin aufmerksamer Leser. – Jürgen Niebuhr

 

Der Zweikampf ist immer noch ein Dreikampf. Aber schon im Titel wird suggeriert, es gäbe nur zwei Kanzlerkandidat*innen, die dieses Jahr das Rennen unter sich ausmachen. Wobei die mehr als wohlwollende Darstellung der Grünen und ihrer Kanzlerkandidatin, die bereits in der Artikelüberschrift bewusst mehrdeutig als „Überlegene“ bezeichnet wird und das wenig rühmliche Bild, das von Armin Laschet entworfen wird, der Geschichte eine klare Richtung geben. Es liegt mir hier fern, die einzelnen Kandidierenden zu bewerten, meine Kritik gilt allein der unausgewogenen Darstellung. Dass die SPD lediglich in den Torten der Wahrheitpolemisch als Faktor, der „bislang keine große Rolle spielte“ vorkommt und der sozialdemokratische Kanzlerkandidat nur in einem Teilsatz überhaupt genannt wird, setzt dem Ganzen die Krone auf.

In der süffisanten Randnotiz von Katja Berlin beißt sich die Katze schließlich selbst in den Schwanz. Über wen nicht berichtet wird, der kann nämlich auch keine Rolle spielen. Die Sozialdemokraten als zweitgrößte Fraktion im Bundestag und ihren Kanzlerkandidaten, der zufällig sogar amtierender Vizekanzler ist, mit Verachtung zu strafen, ist nicht nur ignorant und kurzsichtig, sondern zudem antipluralistisch. Es stünde der ZEITals intellektuellem Qualitätsblatt gut zu Gesicht, allen Kandidierenden für das Kanzleramt Aufmerksamkeit zu schenken und die Wahl nicht schon im Voraus zum Zweikampf zu stilisieren, dessen Ausgang man bereits herbeizuschreiben versucht. – Max Diehm

 

Fünf Monate trennen uns noch von der Bundestagswahl. Nie zuvor war die Lage so wenig einschätzbar, so wechselhaft wie dieses Mal. Bündniskonstellationen sind im selben Maße realistisch, wie sie denkbar sind. Drei Parteien haben sich mehr – oder im Fall der Union weniger – klar entschieden, wer das höchste Regierungsamt übernehmen soll. Und deshalb sollte bis auf Weiteres die Frage lauten: „SIE oder ER oder ER?“ – Gertrud Kirf

 

Man hat in Zukunft bei der Kanzlerwahl, überpointiert und allegorisch formuliert, die berühmt-berüchtigte sprichwörtliche Wahl zwischen „Pest und Cholera“. Armin Laschet, auch als „Herr Merkel“ tituliert, wird die Politik seiner Vorgängerin mit allen Problemen bei Migration, Energiewende oder Corona-Politik nahtlos fortsetzen. Der politisch schwergewichtigere und mit mehr Hausverstand ausgestattete Kandidat Söder wurde in die zweite Reihe versetzt, womit sich die CDU/CSU selbst abschafft. Und die grüne Kandidatin Baerbock tritt für „Erneuerung“ an, quasi weg mit dem Alten und her mit dem Neuen, was nicht wirklich gut klingt.

Sie strebt nach eigenen Worten anscheinend eine Art „Ökologische Transformationsgesellschaft“ an, was übersetzt nichts anderes bedeutet als klimaschutzbedingte Restriktionen für die Wirtschaft, steigende Energiekosten für alle und grenzenlose Zuwanderung, alles in ihrer Systematik erhebliche Behinderungen für die Entwicklung eines Landes. Noch ist man in Österreich zu solch Unsinn nur ansatzweise bereit und aus dieser Perspektive lebt man dort,, trotz aller Unpässlichkeiten, noch in einem politischen Paradies. – Martin Behrens

 


 

 

Leserbriefe zu „Neue Bäume braucht das Land“ von Christiane Grefe

 

Mit diesem Thema kommen Sie leider sehr spät. Bereits vor 5 Jahren hat Peter Wohlleben das aktuelle Waldsterben ausführlich dargestellt und ist dabei zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. Eine Auseinandersetzung mit seiner Expertise vermisse ich bei Ihnen. – Michael Heyrath

 

In Ihrem Artikel vom 22.04. thematisieren Sie die aktuellen Handlungsstränge und Akteure im Zusammenhang mit dem Zustand des Waldes. Die wiederholte Nennung des Thünen-Instituts ist sicherlich berechtigt, allerdings fehlt hier die Einordnung, dass dieses Institut dem Bundeslandwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Dass dies erheblichen Einfluss auf Studienergebnisse bzw. vor allem deren Veröffentlichung hat, sollte nicht unterschlagen werden. Insbesondere dann nicht, wenn sich Frau Klöckner in den vergangenen Jahren als nicht besonders hilfreich im Kampf für eine robustere und ökologischer Forst- und Landwirtschaft gezeigt hat.

Die Begleitgrafik über die Kronenverlichtung deutscher Wälder, die ebenfalls auf Daten des Thünen-Instituts basiert, ist an dieser Stelle leider auch nicht differenziert, da zur Beurteilung des Waldzustandes weit mehr gehört, als sich das Blätterdach anzusehen. So haben Menschen wie beispielsweise Peter Wohlleben bereits darauf hingewiesen, dass insbesondere bei vielen Eichen die Verlichtung auf die Blüte im Vorjahr zurückzuführen war und kein bzw. kaum Zusammenhang mit dem Zustand der Bäume besteht. Dass diese Blüte allerdings erst nach Jahrzehnten eines Eichenlebens erstmalig auftritt und die Bäume somit in den vorherigen Jahren mehr Laub trugen, wurde in den Studien des Thünen-Instituts nicht benannt. Ich würde mich freuen, wenn solche Sachverhalte etwas differenzierter beleuchtet werden, wenn Sie sich schon die sicherlich mühevolle Arbeit machen, sich dem Thema zu widmen. Das ist Ihren Lesern zuzutrauen. – Martin Brandt

 

Der Wälder sind sicherlich ein unverzichtbarer Bestandteil des Ökosystems Erde, die auch dann erhalten werden müssten, wenn wir sie aus wirtschaftlichen Gründen nicht benötigen würden! Aber für zwei Funktionen sind Wälder kaum nutzbar: 1) Als Sauerstoffproduzent spielen lebende Wälder nur dann eine Rolle, wenn das Holz der Bäume auf Dauer dem Stoffkreislauf entzogen würde, denn sonst würde das sog. Sauerstoffäquivalent aus der Wachstumsphase bei der Zersetzung – ob in der Verbrennung oder Humifizierung/Minereralisierung – wieder verbraucht. 2) Als CO2-Speicher kann der Wald auch nur dann dienen, wenn die Biomasse dem Stoffkreislauf dauerhaft entzogen würde, also müsste das gesamte nachwachsende Holz unter Sauerstoffausschluss verkohlt oder die Zersetzung auf andere Weise verhindert werden. – Dr. Artur Behr

 

Das Titelbild zu besagtem Artikel zeigt keine Fichte wie sie irrtümlich schreiben, sondern eine junge Tanne . – Mayrhofer Herbert

 

Wo er sonst fröhlich auf steilen Pfaden über Felsen und Wurzeln stolperte, kraxelt der Wanderer nach Baumfällungen im Wald mißmutig über Äste und watet durch Schlamm und Pfützen! Am Ende des Holzeinschlags wird der schmale Weg zu einer breiten Piste planiert, damit auch zukünftig jederzeit große LKWs und monströse Harvester bequem darüberrollen können! Rechts und links des ehemaligen markierten Wanderweges blickt er auf die Kollateralschäden der Forstwirtschaft: alle paar Meter eine breite, häßliche Schneise, die tief in den Wald führt, mit Reifenrinnen, in denen kein Hälmchen mehr grünt!

Kreuz und quer über den Waldboden verstreute Astabfallshaufen, durch die sich keine Anemone mehr zum Licht durchschlängeln, unter denen kein Pilz mehr aus dem Boden schießen kann! Müßten Wald und Wege nach Ende der Fällungen wieder in den status ante renaturiert werden, schlüge sich das massiv auf den Holzpreis nieder; in einer „Geiz ist geil“-Zeit offenbar nicht hinnehmbar! So überläßt man die Reparatur der Natur und hofft, daß sie Gras darüber wachsen läßt! Jedem gestandenen Forstarbeiter müßte doch das Herz bluten, wenn er abends seinen luftigen Arbeitsplatz verläßt, der eher einem Schlachtfeld gleicht!

Der Wald wird von zwei Seiten attackiert: von der „menschengemachten“ Natur, die Baumkronen verdorren und Fichten vertrocknen läßt – den Rest besorgen Borkenkäfer und Stürme -; die Forstwirtschaft schließlich versetzt ihm den Todesstoß! Auf der Strecke bleiben neben dem Wald der erholungssuchende Mensch; statt auf einer Bank im Schatten einer alten Buche die Stille zu genießen, murmelt er melancholisch auf einem Baumstumpf neben einer Harvesterschneise „Wanderers Nachtlied“, aus dessen Versen er nicht nur sein eigenes, sondern auch das Ende des Waldes heraushört: „…Die Vögelein schweigen im Walde. Warte nur, balde Ruhest du auch!“ – Dr. med. Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Verlierer der Herzen“ von Stefan Willeke

 

Schalke 04 ist es seit der Gründung der Bundesliga wie vielen anderen, inzwischen in der Bedeutungslosigkeit verschwundenen Vereinen nie gelungen, sich dem Fußball-Barock mit seinen Überschätzungen und Überschuldungen a’la Super-League zu entziehen und sich stattdessen mit ökonomischer Vernunft einen nachhaltigen und auch von Fans anerkannten Erfolg zu sichern. Die Genetik dieses Vereins erlaubt aber keine Zukunft. – Jürgen Dressler

 

Von 1948 bis 1985 habe ich in Essen gewohnt und während dieser Zeit bin ich auch Bernie Klodt begegnet, der zeitweise für die Essener Stern-Brauerei gearbeitet hat. Das war natürlich eine Überraschung, ihn heute in der ZEIT zu entdecken. Einmal im Jahr traf sich die 54er WM-Mannschaft bei Sepp Herberger. Von einem dieser Treffen hat mir Bernie Klodt ein Autogramm von Fritz Walter mitgebracht, das ich immer noch in Ehren halte. Bei dem WM-Endspiel 1954 saß Bernie Klodt allerdings auf der Bank und wenn demnächst Hannover 96 gegen Schalke spielt, wird er vielleicht sogar zusehen …..! – Ruth Kirchstein

 

Seit Jahren „Zeit“leserin. In letzter Zeit den guten alten Journalismus von ihren manchmal scheuen , freundlichen Jung- Autoren vermisst. Klasse , Sie beziehen Stellung. Ich bin kein Fussballfan , das Dossier über Schalke 04 aber einfach grossartig. – Izabella Eli

 

Gabs kein wichtigeres Thema um drei Seiten zu füllen als den Abstieg eines Fußball Vereins z.B. die Reisernte in China? – Michael Großmann

 

Ob der FC Schalke wirklich der Verlierer der Herzen ist, das mag sein, aber jetzt ist Schalke 04 endgültig weg vom Fenster, der Abstieg ist jedenfalls besiegelt! Trotzdem kicken alle Profi-Kicker weiterhin so, als wäre die Fußball-Welt noch immer so kugelrund, wie vor der Pandemie? Vielleicht, weil niemand das Kicken so einfach verbieten kann? Aber einige verschärfte AHA-Corona-Regeln, sollten dann doch sein, bevor das große „Aus und Vorbei“, wie bei den däumchendrehenden Amatuer-Kicker, droht? Hier kommt der maximale Minimal-Vorschlag: – eine FFP2-Masken-Trage-Pflicht für alle Spieler, – der Mindestabstand von mindestens 2 Metern ist immer einzuhalten, – ein generelles Spuck- und Torjubelschrei-Verbot…

Der Fußball muss nach einem Körperkontakt (während des Spiels) sofort desinfiziert werden. Ab einer Inzidenz von 100, darf die eigene Spielplatzhälfte nur noch aus einem dringenden Grund verlassen werden! Pro Spiel werden nur noch maximal zwei Punkte verteilt, zwei Punkte erhält der Sieger, Null Punkte der Verlierer! Wieviele Punkte könnten bei einem Remis verteilt werden, und welche Mannschaft erhält dann jeweils einen Punkt? „Lustig, lustig, tralera-lera, endlich ist die Notbrems´da!“ (kapejott) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Alle unter Beobachtung“ von Peter Kümmel

 

Ein Zitat aus dem Text Bernd stegemanns lässt mich besonders aufhorchen: „im Zwischenbereich von Probe und Pause“. Ein Beleg dafür, dass Stegemann zu den Theatermenschen zählt, die befinden, dass das ganze Leben aus Theater zu bestehen hat, wenn man dort arbeiten will. Dass es kein vor und nach der Probe gibt, dass Zusammenarbeit bis spät nachts bei Getränken zu geschehen habe und man alles zwischenmenschliche für die Arbeit benutzen kann. Diese Einstellung hat schon zu vielen Problemen geführt, das Spiel mit Emotionen auch im privaten ermöglicht und sie schließt viele Menschen aus dem scheinbar „wirklichen“ Theaterleben aus, nämlich all jene, die noch ein Leben abseits haben, zb in Form einer Familie. Es entstehen viele gute Arbeiten, die auf diesen Zwischenbereich verzichten können.

Ich habe selbst lange am Theater gearbeitet, auch als Regisseurin. Und wenn Probe ist, wird gearbeitet und dazwischen ist man privat. Selbst das ansprechen mit einem Rollennamen käme mir in der Pause widersinnig und absurd vor. Die Ansprache mit der Funktion der Rolle ist schlicht und einfach denunzierend. Aber besonders schlimm daran ist, dass in solchen Situationen der Raum voller Menschen ist, Schauspieler, Schauspielerinnen, Dramaturginnen, Souffleure, Assistenten, Techniker und kein einziger dem Regisseur vermittelt, dass er eine Grenze überschreitet und zu nachlässig und dumm ist, es selbst zu bemerken.. – Johanna Ullmann

 

Gut gebrüllt! Es ist ein Jammer, daß dieses Thema immer wieder für Debatten und vor allem für Verletzungen sorgt. Einige, wie Herr Stegmann, werden wohl nie verstehen, wie „andersartige“ Menschen in Deutschland offen, verhalten oder indirekt diskriminiert, schikaniert und beleidigt werden. Ein wichtiges Detail hätte ich mir in Ihrem Artikel noch ergänzend gewünscht, weil es zur Einordnung von „Dantons Tod“ und der Rolle von Rob Iyamu als Toussaint Louverture unbedingt erforderlich ist. Denn Toussaint Louverture ist nicht irgendwer, er ist eine historische Figur und als Anführer der haitianischen Revolutionäre gegen Napoleons Armee ein Nationalheld Haitis, der ersten schwarzen Republik in den Amerikas. Toussaint Louverture wurde übrigens gefangen genommen, nach Frankreich deportiert und ist im Fort Joux 1803, ein Jahr vor Haitis Unabhängigkeit, gestorben. Diese Informationen hat sicher mancher Zeit-Leser vermißt. – Dr. Peter KLAUS

 

Wann schneiden wir dem N-Wort eigentlich die Eier ab? Diese Frage soll ein Zitat sein und ist damit eher ehrenwert als ehrenrührig. Ich vermute aber, dass die Zeit hier beim Versuch, ein Tabu aus den USA zu importieren, gescheitert ist. Warum schreiben Sie nicht einfach Neger? Zum einen wird keine Person damit bezeichnet, der Begriff wird also nicht herabwürdigend verwendet, zum anderen könnte N-Wort ja auch Nazi bedeuten. Also, scneiden Sie dem N-Wort die Eier ab! Anderenfalls sollten Sie den der Gossensprache entliehenen Begriff Eier für Hoden auch E-Wort nennen. – Bernd Lange

 

Als ich vor über 40 Jahren Assistenzarzt an einem hessischen Krankenhaus war, arbeitete ich auch mit Ärzten und Ärztinnen zusammen, die aus arabischen, afrikanischen und fernöstlichen Ländern kamen. Unser Chef war Jugoslawe, ein Oberarzt Syrer. Wenn wir miteinander sprachen, rangen wir gemeinsam um die beste Medizin und die wirksamste Behandlung. Nie hörte ich einen fremdenfeindlichen Zungenschlag! Hitziger wurde es nur dann, wenn das Gespräch auf den israelisch-palästinensischen Konflikt kam, der mehr als 40 Jahre später ja immer noch schwelt! Ein tiefer Riß zog sich durch unsere Gesellschaft erst 2015, als Frau Merkel eine Masseneinwanderung aus asiatischen und afrikanischen Ländern zuließ!

Kein anderes Land hätte einer solchen Grenzöffnung zugestimmt! Ein Teil unserer Bevölkerung pflegte damals eine fast enthusiastische Willkommenskultur, ein anderer protestierte heftig dagegen, und in seine Ablehnung mischten sich gelegentlich rassistische Töne! In diesem gesellschaftlichen Brodeln erstarkte einerseits die AfD, andererseits die aus den USA herübergeschwappte identitätspolitische Ideologie. In ihr geht es weniger um gut oder schlecht (wie etwa bei dem beschriebenen Schauspieler), wahr oder falsch, sondern vorzugsweise um die Herkunft, die geschichtliche Bürde, die ein jeder mit sich schleppt – der dunkelhäutige seine angebliche Opferlast, der hellhäutige seine Täterschuld! Ein künstlich ausgehobener, immer breiter werdender Graben läßt kaum noch einen überbrückenden Dialog zwischen beiden Seiten zu!

Werte Identitätspolitiker, euer Intimfeind, die „alten weißen Männer“, zu denen auch ich mittlerweile gehöre, reden manchmal dummes Zeug! Und trotzdem werden wir, schon wegen der Kürze der uns verbleibenden Zeit, kein Blatt mehr vor den Mund nehmen, gelegentlich sogar einen Mohrenkopf in denselben stecken – nicht, weil wir weiße Kannibalen sind, sondern weil er unter diesem alten Namen ein sehr schmackhaftes Gebäck ist (selbst ein schwarzer Gastronom hat sein Lokal danach benannt und damit dem verordneten Wahnsinn mit Augenzwinkern und Selbstironie ein Schnippchen geschlagen)! Es wäre mir doch wurscht, wenn man eine Meringue „Weißkopfperücke“ nennen würde; entscheidend ist doch nur: “ ’s muß schmecke!“ (posthumer Gruß an Dieter Krebs!)

Wir müssen keine Karriereleiter mehr erklimmen, die durch ein unbedachtes, nicht mainstreamaffines Wort einen tiefen Knick bekäme, von der wir gar abstürzen könnten! Wertes people of colour (m,w,d), habt doch einfach noch ein wenig Geduld! Unsere Zahl wird weiter schrumpfen, denn, je älter wir werden, desto höher steigt unser Sterberisiko! Gleiches gilt auch für die „jungen weißen Männer“, bei ihnen jedoch aus demografischen und vererbungsbiologischen Gründen! Eines Tages werdet ihr die Mehrheit sein; bin gespannt, wie ihr dann mit der andersfarbigen Minderheit umgehen werdet? – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

„Man nennt mich einen Spötter. Es ist wahr, ich lache oft, aber ich lache nicht darüber, wie Jemand ein Mensch, sondern nur darüber, dass er ein Mensch ist, wofür er ohnehin nichts kann, und lache dabei über mich selbst, der ich sein Schicksal teile.“ Georg Büchner, (1813-1837), deutscher Anatom, Dramatiker, Lustrspielautor und Novellist (Quelle: G.Büchner, Briefe an seine Eltern, nach Mitte Februar 1834) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Eltern? Stören den Betrieb!“ von Sandra Runge

 

Frau Runge fordert, dass der Schutz vor Diskriminierung auch für Eltern ins AGG geschrieben wird. Daran kann man sich verkämpfen und es in Jahren oder Jahrzehnten vielleicht sogar erreichen. Aber nützen wird es nichts. Im AGG steht heute schon, dass niemand wegen seines Alters diskriminiert werden darf. Und doch geschieht das ständig. Und ganz offen. Die Firma, bei der ich angestellt bin, veranstaltet alle paar Jahre „Umorganisationen“. Die gehen regelmäßig mit Personalabbau einher. Und jedes Mal sind am Ende – oh Wunder – alle über 58 weg. Danach wird – Überraschung – festgestellt, dass man den Abbau wohl etwas übertrieben habe, und es kommen neu, junge Leute an Bord.

Das AGG ist eine Lachnummer. Aber die Diskriminierung von Eltern hat ja Folgen. Der „demographische Wandel“ mag viele Wurzeln haben, die Behandlung von vor allem Müttern ist nicht die dünnste davon. Wirksamer als alle Gesetze, die von Arbeitgebern doch nur als Gängelung begriffen werden, wäre es, das Thema in den Köpfen der Menschen zu verankern. So, wie man heute täglich mit Gender-Sternchen bombardiert wird, müssen die Leute hirngewaschen werden mit den Formen und Folgen der Elterndiskriminierung.

In ein paar Jahren muss es jungen Leuten selbstverständlich sein, als erstes bei einer Bewerbung zu fragen, wie Elternschaft gehandhabt wird. Und wenn der Chef in spe auch nur eine zehntel Sekunde zu lang zögert, müssen die jungen Bewerber auf dem Absatz kehrt machen und zur Konkurrenz gehen. Die Beschaffung von Humankapital* muss direkt unter den Folgen von Elterndiskriminierung leiden. Indirekt tut sie es heute schon, weil das Menschenmaterial* knapp wird, aber das wirkt zu spät. Mit generationenübergreifenden Zeithorizonten ist die westliche Wirtschaft generell überfordert. Die Arbeitgeber müssen es zeitnah vom Markt gesagt bekommen, nicht vom Gesetzgeber. Die Sprache verstehen sie. – Hans List

 

Ein wesentlicher Aspekt fehlt mir aber: Mütter und/oder Väter sichern durch ihre familiäre Erziehungs- und Betreuungsarbeit die Zukunft unseres Staates, die Innovationskraft der Wirtschaft und die Funktionsfähigkeit des umlagefinanzierten Renten- und Pflegesystems. Aber die Gesellschaft honoriert diese Leistung nicht. Im Gegenteil: Eltern werden durch Einkommenslücken und Altersarmut bestraft.

Das elterliche Engagement muss finanziell und sozial so abgesichert werden! So, dass auch in Zeiten wie jetzt (mit Schul- und Kitaschließungen) die Care-Arbeit ohne Überforderung, Stress und finanzielle Nöte geleistet werden kann. Und ohne dass z.B. Scheidung oder der frühe Tod des/r Alleinverdienenden ein untragbares Risiko mehr sind. Entscheidend ist also ebenso zu fordern, dass Familienarbeit entlohnt werden muss. Ich würde mich freuen, wenn Sie diesen Aspekt mit aufnehmen würden. – Bonita Waldenmeyer

 

Mehr als alles andere benachteiligt ein Fehler in der Rentenversicherung die Familien und Alleinerziehenden mit Kindern: Vor 64 Jahren, am 21. Januar 1957, wurde die Rentenversicherung auf Umlagefinanzierung umgestellt, das alte „Äquivalenzprinzip“ aber beibehalten. Man hat damals – aus Unkenntnis, Konfliktscheu oder Opportunismus – das sogenannte Äquivalenzprinzip aus der alten kapitalgedeckten Rentenversicherung übernommen, obwohl es mit der Umlagefinanzierung absolut nicht vereinbar ist.

Schon vor mehr als 40 Jahren hat Oswald von Nell-Breuning eine Korrektur gefordert, Kurt Biedenkopf hat diese Kritik übernommen, und Hans-Werner Sinn hat 2013 und 2015 (Die demographische Zeitbombe, herausgegeben von der Nordrhein-westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste) eine scharfe Analyse dieses Problems geliefert. Zu nennen wäre auch Professor Martin Werding von der Ruhruniversität Bochum.

Bei der Umlagefinanzierung werden die Renten ausschließlich über die Beiträge und die Steuern der Kinder der Rentner finanziert. Der mit dem Äquivalenzprinzip postulierte Zusammenhang zwischen früheren Beiträgen des Rentners und seinen Rentenansprüchen ist schon deshalb eine unhaltbare Fiktion, weil es bei der Rentenversicherung die dafür notwendigen Rücklagen nicht gibt (Zitat aus Deutsche Rentenversicherung: Unsere Sozialversicherung, Ausgabe 2020, Seite 45: was heute als Beitrag von den Versicherten und den Arbeitgebern eingezahlt wird, wird sogleich als Rente an die Rentner ausgezahlt (umgelegt). Die Beiträge werden nicht für den Einzelnen als Rücklage gesammelt, sondern sofort für die laufenden Ausgaben wieder ausgegeben.

Das Ergebnis ist eine schreiende Ungerechtigkeit: je mehr eine Mutter an unbezahlter Arbeit in ihre Kinder und damit in die Zukunft der Rente investiert, desto geringer ist ihr Einkommen und die Rente, obwohl niemand so viel für die Rente leistet wie die Mütter! (Wie groß der Verlust ist, haben Timm Bönke und Mitarbeiterinnen vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in einer Langzeitstudie ermittelt: Bertelsmann-Stiftung März 2020). Die sogenannte Mütterrente gleicht von dem Gesamtverlust nur einen lächerlichen Bruchteil aus. Und für die Gesamtgesellschaft hat dieser Missstand ebenfalls eine schlimme Konsequenz: wer clever ist, spart sich all die Mühen und Kosten mit eigenen Kindern und lässt sich später die Rente von den Kindern anderer Leute finanzieren.

Deshalb haben wir ein demographisches Defizit von ca. 30 %, d. h. Arbeitskräftemangel, Mangel an Beitragszahlern, sinkendes Rentenniveau und steigende Beitragssätze. Die sogenannten Haltelinien können das Problem nur vertuschen und die Last des finanziellen Defizits auf die Steuerzahler bzw. auf die Zukunft verlagern. Eine Lösung könnte so aussehen: für alle eine einheitliche Rente, von der jede und jeder leben kann. Wer einen höheren Lebensstandard gewohnt ist und diesen für sich erhalten möchte, sollte in der Regel in der Lage sein, dieses Ziel durch eine ergänzende private Vorsorge zu sichern. (Auch das war schon eine Forderung von Oswald von Nell-Breuning).

Wenn die Rente dann durch Steuern finanziert wird, kommt mit der Steuerprogression eine soziale Komponente in das System. Außerdem werden alle Einkünfte an der Finanzierung der Altersvorsorge beteiligt, insbesondere auch Kapitaleinkünfte. Was ganz wichtig ist: wir brauchen so etwas wie ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle Kinder (dreimal so viel wie das Kindergeld). Das wäre die bei weitem wichtigste Vorsorge für die Zukunft. – Dr. Jürgen Schröder

 

Der Artikel über die Eltern im Weg ist lächerlich. Sicher kommt es ab und zu vor, dass jemand nicht befördert wird, weil er oder sie Kinder hat, genau wie es passiert, dass jemand nicht befördert wird, weil er oder sie schwarz ist, dick ist, Ausländer ist…Das kann man nicht durch noch mehr Gesetze in diesem überbürokratisierten Land verhindern. Man muss Menschen überzeugen und die innere Einstellung ändern. Genau wie bei den Corona Massnahmen.

Davon abgesehen habe ich und auch bekannte kinderlose Frauen die Erfahrung gemacht, dass wir nachteilig behandelt werden gegenüber Müttern. Ich darf z.B. nicht in den Ferien Urlaub nehmen, weil ich keine Kinder habe. Dass mein Lebensgefährte aus betriebsbedingten Gründen in den Ferien Urlaub nehmen muss interessiert niemanden. Die meisten Mütter, die ich als Kolleginnen hatte, hatten durch Krankheiten der Kinder viel mehr Fehltage als ich. Mütter müssen keine Überstunden machen, werden bei Schichteiteilung bevorzugt und und und…. – Yvonne Scheuring

 

Mit Ihrem obigen Artikel bin ich inhaltlich voll einverstanden. Ich wundere mich allerdings schon seit Jahren, warum niemand darauf kommt, auf die Familienunterstützung während regulärer Arbeitstätigkeit einen ähnlich sinnvollen Mechanismus wie die Schwerbehindertenausgleichsabgabe anzuwenden. Diese wurde bereits 1953 eingeführt und ist bis heute im SGB IX (nach einigen Revisionen) voll funktionsfähig, sinnvoll und voll akzeptiert.

Nun sollen pflegende oder großziehende Kinder/Eltern nicht mit gehandicapten Menschen verglichen werden, allerdings werden diese Angehörigen zusätzlichen Belastungen ausgesetzt, die sich zumindest zeitweise mit dem Arbeitsleben nicht oder nur schwer vereinbaren lassen. Auch für die Betriebe sind Familienangehörige, die zu diesem Zweck zu Recht Auszeiten nehmen, ein organisatorisches Problem für die Arbeits- und Einsatzplanung, was zu zusätzlichen Kosten führt. Warum zahlen nicht alle Betriebe korrespondierend zur Schwerbehindertenausgleichsabgabe eine Abgabe für pflegende oder großziehende Kinder/Eltern, die den Betrieben zugute kommt, die aus diesem Personenkreis Menschen beschäftigen? Dann hätten die Arbeitnehmer*innen sehr wahrscheinlich keine Nachteile mehr zu befürchten. – Dietrich Junker

 


 

 

Leserbriefe zu „Hört! Uns! Zu!“ von Jeannette Otto

 

Ein Kernsatz Ihres umfänglichen Artikels ist mir in besonderer Erinnerung geblieben: „Wer die Bedürfnisse der Kinder nicht kennt, kann sie nicht schützen.“ Gut zwanzig Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter in Deutschland haben keine Kinder. Rund dreißig Prozent der Bundestagsabgeordne/ten/tinnen sind kinderlos und im Bundeskabinett sind es sogar vierzig Prozent. Die Kinderlosen sind also deutlich überrepräsentiert. Dass das Familiensplitting z. B. immer noch nicht eingeführt wurde, verwundert also nicht. Es verwundert auch nicht, dass man über mehr Rechte für Kinder seit Jahren nur diskutiert.

Geht es den Kindern gut, geht es dem Staat gut. Was für die Kinder gut ist, wissen ihre Eltern am besten. In unserer Demokratie entscheiden Mehrheiten. Deshalb wird sich die Situation der Kinder erst verbessern, wenn es Mehrheiten jenseits der heutigen gibt. Mit jeder Geburt kommt ein neues Wahlrecht auf die Welt. Dies sollte bis zum 14. Lebensjahr von der Mutter, danach von dem Kind wahrgenommen werden. Diese Wahlrechtsänderung würde die Repräsentation im Bundestag so verändern, dass Parteien zum Zuge kämen, die das Wohl der Kinder nicht nur vor Wahlen im Munde führen. Sapere aude! – Johannes Kettlack

 

Jeder Konflikt mit Kinderrechten ist ein Indiz dafür, dass wir an dieser Stelle nicht wirklich gut zu uns selbst sind. –Andreas Kiene

 

„Gute Zeiten schaffen schwache Menschen“ – dieses Zitat aus dem ZEIT-Interview mit Ulrich Tukur vor wenigen Wochen scheint mir auf die Bemühungen zuzutreffen, Kinderrechte ins Grundgesetz aufnehmen zu wollen. Das ist Aktionismus pur, ohne umsetzbare Folgen. Niemand wird bestreiten, dass Kinder teilhaben an der unantastbaren Würde jedes Menschen, die das Grundgesetz gewährleistet! Und dass die Entwicklung zu eigenverantwortlichen Persönlichkeiten immanenter Bestandteil dieser Würde ist! Und dass das Wohl des Kindes zu beachten ist, von Eltern und Einrichtungen jeder Art! Und nicht nur „angemessen“ zu berücksichtigen!

Das alles steht im GG schon drin, in Art. 1. Was fehlt ist einerseits die Teilhabe der Menschenkinder an der politischen Willensbildung, so wie sie Eigentum und Vermögen besitzen. Der Entzug des aktiven Wahlrechts in Art. 38 GG ist nicht mehr zeitgemäß. Vor allem aber fehlen die Mittel zur Durchsetzung der Menschenwürde für Kinder. Der Deutsche Bundestag sollte über geeignete Mittel beraten und beschließen, so wie er es bei Umweltfragen im Umweltrechtsgesetz 2017 bestimmt hat. – Dr. Franz-Friedrich Rohmer

 

Bei Generelles Wahlrecht ab 14 habe ich den Artikel zur Seite gelegt. So viel Unsinn ist schwer erträglich. Kinder mitten in der Pubertät, leicht manipulierbar, meistens ganz sicher nicht in der Lage die Tragweite ihrer Entscheidungen abzuschätzen, sollen den Landtag oder Bundestag wählen. Es gibt ein Jugendstrafrecht und ein Jugenschutzgesetz, aus gutem Grund. Kinder die mit Hilfe von Anwälten den Urlaub am Meer einklagen, ist es das was die Kindertechte-Fans wollen? Oder wollen sie sich nur selbst gut fühlen? Modern, aufgeschlossen, tolerant. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Das hatten wir doch in den 70er und 80erJahren bei der anti-autoritären Sex mit Kindern Diskussion schon einmal. – Dietmar Baier

 


 

 

Leserbriefe zu „Wo ist Merkel?“ von Alice Bota

 

Das wird nicht verraten. Scherz bei Seite. Sie sollten aber schon wissen, das Frau Merkel die Freundin von Herrn Putin ist. Die beiden werden sich kein Auge auskratzen. Frau Merkel wird auch nach ihrer Amtszeit Putin besuchen oder umgedreht. Putin wird sich nicht von Deutschland oder insgesamt vom Westen beeinflussen lassen. Der Mann zieht sein Ding durch. Außerdem ist der Westen mit seinem Latein betreffend Demokratie am Ende. Oder fast vor dem Ende. Diese Ideologie hat Risse bekommen. Das geht auch zu lasten von Frau Merkel. – Gunter Knauer

 

Die Deutschen sind froh,denke ich,dass wir von Russland den Impfstoff Sputnik V bekommen.Oder? Man soll nicht auf der einen Seite hetzen und auf der anderen Seite den Impfstoff gerne annehmen,oder Erdöl,oder Erdgas! Ist das OK? Und im Übrigen in den USA wurden und werden bestimmt wieder Farbige US-Amerikaner von Polizisten erschossen,auch ein Verbrechen. Die Politik die Putin macht ist auch nicht richtig, aber ist es gut immer weiter zu hetzen? Der Frieden ist immer besser als ein Krieg, Krieg ist schnell aber Frieden nicht. Außerdem wissen Sie auf wieviel die Weltuntergangs Uhr (Doomsday Clock ) steht? – B.Schuler

 

Wo Frau Merkel ist? Das ist doch egal.Aber warum sie die Authorität hätte, Putin entgegen zu treten,weil der Kreml die Konflikte mit dem Westen eskaliert,das ist lächerlich.Wo soll sie ihm denn entgegen treten? Am besten auf dem Alexanderplatz.Da kennen die Russen sich aus. – Hans-Emil Schuster

 

Ich bin da ganz bei Ihnen: Frau Merkel sollte Alexej Nawalny endlich aus russischer Lagerhaft befreien! Und wenn sie schon dabei ist, dann sollte sie auch gleich Julian Assange aus englischer Haft befreien, denn dem Mann wird dort ganz übel mitgespielt. Schließlich hat er der internationalen Gemeinschaft einen großen Dienst erwiesen indem er amerikanische Kriegsverbrechen öffentlich gemacht hat. Mein Lieblingsprojekt ist ja: unschuldig zum Tode verurteilte Amerikaner – in dem Fall alles hauptsächlich Schwarze und Latinos – aus amerikanischen Todeszellen zu holen, aber ich fürchte, dass sich das schwierig gestaltet, denn obwohl Joe Biden ein großer Verfechter der Menschenrechte ist, halte ich es für wahrscheinlich, dass er sich in dem Fall eine Einmischung in inneramerikanische Angelegenheiten verbitten wird.

Da die Amerikaner den größten Teil der Nato stellen, wird es dann auch schwierig werden, ihnen mit der Nato zu drohen. Vielleicht sollten wir dieses Projekt noch etwas zurückstellen und hoffen, dass Armin Laschet da einen Weg aus der Sackgasse findet. Lassen Sie uns weiter gemeinsam für die Menschenrechte kämpfen! Nur gemeinsam können wir das gesamte Spektrum abdecken. – birgit moeller

 


 

 

Leserbriefe zu „Zurück in keine Heimat“ von Paul Middelhoff et al.

 

Seit Jahren bin ich als Deutschlehrer in der Flüchtlingshilfe aktiv. Im Jahre 2016 habe ich viele Flüchtlinge und Migranten kennen gelernt. Auf der Grundlage gegenseitigen Vertrauens entwickelten sich Freundschaften. Diese halten bis heute. In den vergangenen fünf Jahren habe ich jedoch auch das Gegenteil erfahren, Ablehnung, Provokation, Aggression, Überfall auf eine Gaststätte und Bedrohung der Gäste, Ablehnung des Hausrechts der Veranstalter. Vor diesem Hintergrund interessiere ich mich für die Gründe der Ablehnung unserer Gesellschaft. Diese Ablehnung ist so fundamentalistisch, dass eine Änderung nur durch Bereitschaft und Offenheit zur Erklärung der hier geltenden Werte möglich ist. Toleranz gegenüber anderen Weltanschauungen, Ethnien, zur Stellung der Geschlechter in der Gesellschaft ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration.

Die Genfer Flüchtlingskonvention befasst sich meines Erachtens nur mit den Ansprüchen der Flüchtlinge. Sie geht davon aus, dass Flüchtlinge in Not sind und einer Gefahr entfliehen. Die Pflichten der Geflüchteten werden durch das im Aufnahmeland geltende Recht geregelt. Wenn dieses geltende Recht missachtet wird und schwere Straftaten begangen, sogar Bürger gefährdet werden, hat nicht nur in meinen Augen, sondern auch in den Augen meiner Freunde sein Bleiberecht verwirkt. Eine landesweite Regelung kann nicht sämtliche Einzelfälle erfassen. Das wird stets einer Prüfung des Einzelfalls überlassen bleiben. – R. Renaux

 

Es fällt mir immer wieder auf, dass in der Presse, wenn es um Abschiebungen geht, in der Überschrift die Vorhaben der Bundesregierung immer pauschal angegeben werden, als ob Flüchtlinge generell nach Syrien oder Afghanistan abgeschoben werden sollten. Beim genauen Lesen stellt sich gegen Ende des Artikels in der Regel raus, dass es immer nur um die Abschiebung von islamistischen Gefährdern und straffällig gewordenen Flüchtlingen geht. So auch in ihrem Artikel. Wenn jemand aus Angst, sein Leben zu verlieren flüchtet, um dort, wo er Schutz findet , zur Bedrohung für Leib und Leben anderer Menschen wird, der kann sich nicht als schutzbedürftig betrachten. Alle anderen Flüchtlinge sind nicht betroffen, es wird aber ein anderer Eindruck erweckt. Das ist nicht redlich. – Andrea Beck

 

In dem Artikel wird über Pläne Dänemarks berichtet, syrische Flüchtlinge nach Syrien zurück abzuschieben, wobei Familien betroffen wären, die auseinander gerissen würden, indem ein Teil der Familie bleiben darf, während ein anderer Teil abgeschoben würde. Eine furchtbare Vorstellung. Dies wird im Artikel dann gleichgesetzt mit Plänen Deutschlands, einzelne Syrer, die straffällig geworden sind und als Gefährder gelten, abzuschieben. Nicht daß ich dies ausdrücklich unterstützen möchte, aber man sollte doch hier unterscheiden und nicht Beides gleichsetzen. Ich fürchte, daß ein Gleichsetzen letztlich Gleichgültigkeit fördert.

Wenn dann tatsächlich vielleicht irgendwann auch in Deutschland ähnlich verfahren werden würde – leider hat es ja ähnliche Fälle in der Vergangenheit auch tatsächlich schon gegeben – dann wird das vielleicht gar nicht mehr angemessen zur Kenntnis genommen, denn ‚wir haben es ja immer schon gewußt, wir machen es auch nicht besser‘. Wenn man jedoch unterscheidet, wenn man bereit ist, sich mit einzelnen Schicksalen zu befassen, dann wird man vielleicht auch bereit sein zu weitergehenden Fragen wie z.B.: wie kam es dazu, daß Flüchtlinge straffällig geworden sind?

Liegt es an den Umständen, unter denen sie hier gelebt haben, oder sind sie gar schon mit schlechten Absichten eingereist? Worin liegt unsere Verantwortung, außer in den formalen Asylverfahren? Nur mit einem differenzierten Blick kann Gerechtigkeit geschehen. Und es liegt auch in der Verantwortung der Medien, zu diesen Themen ausgewogen zu berichten. – Helga Nitsche

 

Sie schilderten in oben genanntem Artikel die Situation der Familie Al-Ata in Dänemark: Eine syrische Witwe lebt mit ihren vier Kindern seit 2016 in Dänemark. Nun droht die dänische Regierung, den weiblichen Teil der Familie nach Syrien zurückzuschicken. Dieser Sachverhalt ist es Wert, darüber zu berichten. Was mich allerdings entsetzt, ist Ihre Gleichsetzung dieses Falles mit Überlegungen Deutschlands, syrische Straftäter oder Gefährder auszuweisen. Tun Sie der Familie Al-Ata damit nicht grob Unrecht? Anders gefragt: wie kommen wir in Deutschland dazu, syrische Mörder, denn um diese handelt es sich hier, bei uns zu behalten? Bitte überdenken Sie Ihre Haltung noch einmal. – Karin Schwarze

 


 

 

Leserbriefe zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Als Mitglied der Generation Granu Fink (74) und zudem auch noch ersatzweise mit einer Alditüte für meine Blase ausgestattet erkläre ich trotz des Besitzes eines neuen Minis ( sportliches Weiterso) meine Solidarität mit einer verschärften Handhabung gegen geriatrische Borniertheit. Eine sportliche Betätigungsmöglichkeit mit gleichzeitiger unmittelbaren Anfahrungsmöglichkeit einzufordern, darf als diese Borniertheit angesehen werden. – Jürgen Dressler

 

Wenn die Berliner polizei halten, dass einen strafzettel fuer falschparker koennte……die allgemeine ruhe stoeren !!!!! imagine ! oder wenn die Berliner polizei sagen dass,… die toleranz die autofahrer gegeueber zeigen muessen oder wenn die Berliner polizei sagen dass das falschparken fuer s ordnungsamt ist….auch als ich zuletz die angesprochen habe um 1 30 in der nacht oder wenn die Berliner polizei sagen dass…hey wir leben in eine gross stadt !!! oder wenn die Berliner polizei sagen ..in diesem fall zufuss und tagsueber…dass die/er in diesem fall, was wichtiger zu tun hatte oder wenn die Berliner polizei sagen …wir standen zusammen 2 meter entfernt von 4 autos …..sind sie im parkverbot fragte ich?….Ja.. haben die beide polizisten geantwortet…..aber es ist fuer s ordnugsamt sagte ich!……..nein….WENN wir die autos im parkverbot sehen KOENNEN wir einen strafzettel ausschreiben…….11 00 morgens Ich wohne in eine strasse mit 24 stunde park verbot in Berlin was ein totaler witz ist 15 oder 55 eu straffe. – Brian Agro

 

Man steigt niemals in denselben Fluss und auch das Image von Gazetten unterliegt dem Wandel. Die Zeit galt für mich als Zeitung mit hohem Selbstanspruch sowie Seriosität, ja als Garant für eine vorurteilslose und diffamierungsfreie Presse. Doch das Bild wankt. Weshalb? Auf Seite 11 Ihrer Ausgabe 17 vom 22. April ereifert sich Herr Dausend über „Falschparken“ bzw. eines von ihm empfundenen fehlenden Verständnisses für Verschärfungen des Bußgeldes der -von ihm so titulierten- „Generation Granu Fink“. Dieses Thema hat ihn offenbar aus der Fassung gebracht. Wie sagte Helmut Schmidt so richtig: „Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine“! Dem ist nichts hinzuzufügen.

Eine Demokratie, in der die ältere Bevölkerung in einer Zeitung, die mit hohem Anspruch auf moralische Integrität auftritt diffamiert wird, kann in Gefahr geraten. Die Gefahr einer wachsenden Polarisierung und eines Verlusts des Respekts der Generationen untereinander. Es ist eine Notwendigkeit, dass Journalisten uneingeschränkt ihre Meinung sagen. Es ist ihre primäre Pflicht. Eine Bevölkerungsgruppe mit möglichen altersbedingten Beschwerden zu titulieren, „Stichwort Granu Fink“ hat nichts mit freier Meinungsäußerung zu tun. Es ist gezielte Diskriminierung. Der Autor hat sich Dausendprozentig als Schmier-Fink zu erkennen gegeben. – PETER KRÄUTER

 

Der Staat gibt viel Geld aus, das er gar nicht hat, drum braucht der Staat Geld, viel Geld, egal woher und wohin dieser Geldstrom gerade so fließt; dieser Geldstrom muss unter allen Umständen an- und leergezapft werden. Diese Impferei von gesunden Menschen, die kostet dem Staat ein Heidengeld, und neben dieser Geldstromanzapferei, ist der Staat ständig auf der Suche nach irgendwelchen Geldquellen, und an einer diesen neu entdeckten Geldquellen, da stehen auch schon die Melkkühe der Nation herum, um sich die Birnen dumm zu saufen. Eine „Perpetuum-mobile-Maschinerie“ der Corona-Sonderklasse zapft ab und schüttet im Gießkannenprinzip, gleich wieder alles ganz großzügig aus! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Macht unter Mächten“ von Luuk van Middelaar

 

Luuk van Middelaar führt aus, dass Europa von China das ganzheitliche und integrierende Denken lernen sollte, um sich als ernst zu nehmender Player in der multipolaren Welt besser positionieren zu können. Wo China entlang langfristig angelegter Strategien agiert, steht Europa weitgehend ohne Strategien (und entsprechende Narrative) da. Warum ist das so? Hier ein Erklärungsversuch, der nicht nur für die Politik, sondern auch für große Teile der Wirtschaft gilt: Selbst wenn es in Europa tatsächlich einmal gelingt, eine Strategie zu entwickeln, dann werden aus ihr Ziele und Teilziele abgeleitet und diese je eigenen Organisationseinheiten zugeordnet, die sehr eigenständig arbeiten. Der Erfolg dieser Einheiten wird an ihrer Zielerreichung gemessen. Die meist quantitativen Messgrößen für die einzelnen Ziele lassen sich den Kategorien Steigerung (z.B. Umsatz, Leistung) und Einsparung (z.B. Kosten, Personal) zuordnen.

Um erfolgreich zu sein, steigen die Organisationseinheiten in einen Wettbewerb gegeneinander ein und blockieren sich wechselseitig. Mit einer solchen Steuerungslogik werden in Europa regelmäßig die Strategien geschreddert. Die Ergebnisse dieses Handelns sind Verschlimmbesserungen von Zuständen, die im Sinne der ursprünglichen Strategie eigentlich in eine neue Qualität gebracht werden sollten. Aus diesem Scheitern lernend, lässt man Strategien einfach weg und subsumiert ersatzweise das strategiefreie Agieren unter schönende und überhöhende allgemeine Prinzipien (z.B.: wertebasierte Politik) oder auch unter eine verselbständigte Sparpolitik. Erfolge können gefeiert werden, während sich im Grunde alles verschlechtert und die anderen Großmächte davoneilen. Richtig: Europa muss strategisch „aufrüsten“ und Narrative schaffen, die ein integrierendes Denken ermöglichen. – Reinhard Koine

 

Nach einem langen Tag habe ich mir heute noch einen Kuchen und einen spannenden Artikel aus der Zeit gegönnt. Und was sehe ich: das Layout ist absolut kuchentauglich (Teller passt genau in die Mitte, d. Red.). Bravo, weiter so! Der Artikel war übrigens auch sehr gut. – Peter Pfeifhofer

 

Meine Beobachtung stammt von einem Urlaubsbesuch in Minsk vor zwei Jahren. Am Flughafen östlich der Stadt haben die Chinesen ein Territorium von etwa 80 km² erworben und entwickeln dort aus meiner Sicht eine verlängerte Werkbank Chinas in Europa (https://en.industrialpark.by). Die Beschilderungen an Autobahn und Flughafen waren schon 2019 viersprachig (by, ru, en, cn). Ich schätze ein, dass schon in wenigen Jahren viele der europäischen nicht-EU-Staaten mehr oder weniger zu chinesischen Kolonien werden, wenn die EU nicht umgehend handelt. Ich wünschte mir, dass die politischen und wirtschaftlichen Bedenken gegen die Aufnahme vieler der Beitrittskandidaten hintangestellt werden und die EU erweitert wird, um eine Teilung Europas in die heutige EU und einen chinesischen Teil zu vermeiden. Die Beobachtung in Minsk war für mich kein singuläres Ereignis, denn ich kenne China von mehreren Geschäftsreisen dorthin in den letzten 20 Jahren. – Wolfgang Kresse

 

Wenn wir aufgrund unserer kulturellen Identität in Europa eines gelernt haben, dann doch, dass universelle Menschenrechte nicht verhandelbar sein sollten. Wir zahlen einen hohen Preis, wenn wir glauben, sie gegen wirtschaftliche Interessen abwägen zu können. Eine selbstbewusste Haltung zu entwicklen, die politisch deutlich und wirtschaftlich umsetzbar wird, ist die zentrale Herausforderung der Europäischen Union. Nur wenn das gelingt, werden wir uns nicht zerreißen, sondern handlungsfähig in die Zukunft gehen. – Anna Kebe

 


 

 

Leserbriefe zu „Cheers! Nein, prost!“ Streit von John Kampfner und Jan Roß

 

Sehr geehrter Herr Roß, ich habe nur eine Frage? Warum wandern sie nicht aus, wenn es in Deutschland nach ihrer Meinung so schlecht ist. Ich bin froh, dass ich 78 Jahre hier lebe. – Arnold Dreyer

 

In der Diskussion mit seinem englischen Kollegen John Kampfner sagt Jan Roß: „Ihr habt eine robuste, antagonistische Streitkultur bewahrt. Die Sicherung der politischen Gesundheit ist in einer solchen Krise genauso wichtig wie die Sicherung der öffentlichen Gesundheit. Und da wart ihr besser als wir“. Angesichts der über 127.000 in Großbritannien am Corona- Virus Gestorbenen, im Vergleich zu etwa 82.000 in Deutschland, bei einer in GB um 20% geringere Bevölkerungszahl ist das eine ebenso gewagte wie zynische Bemerkung.

Das gilt im Hinblick auf die vielen Opfer auch für seine bewundernde Fesstellung: „Und trotzdem kommt ihr am Ende meist ganz gut raus“. Es fällt auf, dass Jan Roß die vielen durch überhebliches Regierungsversagen verursachten „Toten“ lieber unerwähnt lässt. Als Halbengländer (mit einer bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgten englischen Verwandtschaft mütterlicherseits) erkläre ich John Kampfner zum eindeutigen Punktsieger in diesem „Streit“. – Sven Herfurth

 

Die etwas naive Britannia-Philie von Herrn Roß, geschenkt. Das übliche Brüssel-Bashing, geschenkt. Nicht geschenkt allerdings, wenn er uns Johnsons egomanischen Impfnationalismus als Vorbild andient. Hätte Deutschland also auf seine europäischen, weniger zahlungskräftigen und einflussreichen Nachbarn pfeifen sollen, Exporte von Biontec-Impfstoff so lange verhindern sollen, bis nicht alle Deutschen zumindest zweimal geimpft sind und möglichst auch noch den Astra-Zeneca-Impfstoff, der innerhalb der EU produziert wird, bunkern etc.?

Manches spricht dafür, dass dies nach diversen Finanz/Bankkrisen und der Flüchtlingskrise der Todesstoß für die Union gewesen wäre. Als wäre das nicht schlimm genug, verkennt Herr Roß offensichtlich auch, wie eine Pandemie abläuft. Sie kommt nicht zum Erliegen, wenn einzelne Länder mehr oder weniger vollständig geimpft sind, ringsherum aber das Virus freie Bahn hat. Wir werden die Pandemie nur gemeinsam besiegen oder daran scheitern. Starke-Mann-Fantasien sind in der Not zwar verständlich, aber irreführend. – Prof. Dr. Stefan Müller

 


 

 

Leserbriefe zu „Rätselhaft. Oder doch genial?“ von Matthias Geis

 

Im Berufsleben wie auch in der Politik geht es um Teamarbeit. So, wenn man ein gemeinsames Ziel erreichen, ein gutes Produkt auf den Markt platzieren oder eine gute Entscheidung treffen will. Jedes Team mit männlicher Führung hat einen Chef/Bestimmer/Alphatier. Frauen holen da natürlich quotengerecht auf. Je nachdem in welchem beruflichen Kontext das Team agiert, ist diese Position mit unterschiedlich viel Macht verbunden. Daher sind ganze Heerscharen von Betriebspsychologen, Coaches u. Kommunikationsberatern von Nöten, die dann intern oder extern, die verbale oder nonverbale Kommunikation u. Interaktion erklären müssen, denn „Team“ scheint sich nicht von selbst zu erklären. Team bedeutet eben für Jeden/Jede etwas Anderes.

Trotz all der dann, oft mühsam, erarbeiteten „best practis tools“, findet sich immer wieder ein Teamleader der, fortwährend, jüngstes Beispiel, M. Söder (laut Presseberichten), ein „Klima der Angst“ um sich erzeugt. Wie wir wissen kein Einzelfall, was es aber nicht besser macht. Es darf vermutet werden, dass die Fortbildung „Führungsqualitäten oder wie Kritik gut ankommt usw.“ wohl geschwänzt wurde. Aber, wer hat schon Zeit für solchen Firlefanz. Die Lösung für diejenigen, die in der „Angstecke“ verharren liegt da auf der Hand; selbst Chef werden, denn dann kann man endlich mit Narrenfreiheit tun und lassen wie es einem gefällt. Schlussendlich ist man nicht selten unkündbar oder wird mit reichlich Schmerzensgeld verabschiedet. Alternativ wird man soloselbständig, aber sind die nicht systhemirrelavant? – Dr. C. Schmidt-Siegmann

 

Es waren wohl vor allem die alten Herren der CDU Schäuble und Bouffier (der nicht mehr antritt), dir den Ausschlag für Laschet gegeben haben. Das passt zur rückwärts gewandten Politik des Herrn Laschet in NRW. Erinnert sei an Datteln 4 und an Hambacher Forst. Erinnert sei auch daran, dass Vereinbarungen unter den Ministerpräsidenten dank Laschet wiederholt ein Verfallsdatum von weniger als 48 Stunden hatten. Was soll man dann wählen? Die CDU will alle Strömungen auf sich vereinigen, nicht nur Konservative, Liberale, Christsoziale (Miriam Lau), sondern auch die Wirtschaft, die Arbeitnehmer und die Rechten. So definiert sich die alte Volkspartei.

Man vergisst dabei, dass wir heute ein etabliertes Mehrparteien-System haben, in dem widerspruchsfrei Interessen auf jeweilige Parteien vereinigen kann. Laschet hat, wie er selbst sagt, „seinen eigenen Kompass“. Die „Basis“ interessiert nicht. Und Söder, rätselhaft oder genial? Sein Ansatz, die Abgeordneten, die für ihren Platz im nächsten Parlament kämpfen sollten, zu fragen, ist schon deshalb richtig.Wer kämpft schon für einen Mann, von dem man nicht überzeugt ist? Wir kennen das Drehbuch von Söder nicht.

Er wird sich in der Bundestagswahl nichts zu schulden kommen lassen. Aber danach muss er sich auf die Landtagswahl in Bayern kümmern. Spätestens dann kommt es zur deutlichen Trennung von CDU und CSU. Aber schon jetzt wird er ein eigenes Wahlprogramm präsentieren. Schließlich ist er auch nicht gefragt worden, als es um einen gemeinsamen Spitzenkandidaten ging, für mich ein bezeichneter Fehler. Wir, Präsidium und Co der CDU, haben die Macht … Vregessen, die Macht geht vom Volke aus. – Johannes Barth

 

Bei der Kandidatenkür in der Union versuchte Markus Söder, CSU-Chef mit großem Talent zum Showmaster, den Eindruck zu erwecken, die Demokratie neu erfunden zu haben. Er, der fränkische Protestant, werde gerufen von einer Erweckungsbewegung mit der Kraft der Jugend und der Straße. Die Demoskopie und der Populismus waren sein Argument. Als Chef der konservativen CSU hätte er wissen können, manches von gestern taugt durchaus für die Zukunft. Aus opportunistischen, ich-bezogenen Gründen zog er es aber vor, eine Kampagne zu führen, mit der er die Axt an die Wurzel der „repräsentativen Demokratie“ legte.

Das war nicht nur töricht, sondern es steht auch diametral gegen die bayerische Tradition. Wie sehr sein Fehlverhalten eine Ur-Katastrophe der bayerischen Politik darstellt, erahnen momentan noch die wenigsten. Auch die CSU scheint nicht mehr das zu sein, was sie mal war. Das ehrwürdige Bayern mit einer Verfassungstradition bis ins frühe 19. Jh., das Land, welches früher in Deutschland auf Demokratie setzte als die meisten anderen, ausgerechnet dort ist es nun passiert. In den 20er Jahren begehrte Heinrich Himmler für sich und seine Mordgesellen Fleischwaren im Metzgerladen von Franz Josef Strauß sr.

Dieser verweigerte ihn zu bedienen. Konrad Adenauer gab Adolf Hitler bei dessen Besuch in Köln nicht die Hand. Franz Josef Strauß führte 1945 unsinnige Befehle nicht mehr aus. Der demokratische Charakter verweigert intuitiv, sich dem Zeitgeist anzubiedern. Unterm Strich bleibt übrig, die CSU hat Markus Söder auf den Schild gehoben. Die Schuhe von Adenauer und Strauß waren ihm einige Nummern zu groß. Er war sich nicht zu schade, aus eigennützigen Gründen sich an der „repräsentativen Demokratie zu vergehen, was gegen die bayerische Tradition steht. – Lüder Stipulkowski

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Klima-Idee: Pflanzenreste zu verkohlen schont die Atmosphäre – und düngt“ von Stefan Schmitt

 

Ich verstehe nicht, warum es besser sein soll die Pflanzenreste erst umweltbelastend und energieintensiv zu verkohlen, statt sie direkt unterzupflügen, wie es Jahrtausende günstig war. – Iman Schwäbe

 

Gutes Thema, schlecht recherchiert. Leider wurde hier einiges viel zu knapp und deswegen verstümmelt wiedergegeben. Wie kommt der Autor darauf, dass an den Ufern des Amazonas, wo die meiste Terra Preta gefunden wird, Kohle „untergepflügt“ wurde. Ganz im Gegenteil: sie wurde mit Haushaltsresten und Fäkalien vermischt, wahrscheinlich oft sogar in Behältern fermentiert und dann in den von Haus aus ziemlich unfruchtbaren Boden eingegraben – nicht gepflügt.

Dieses Verfahren ist auch notwendig, um exzellente Resultate zu erzielen. Die Kohle muss vor dem Einbringen in den Boden mit Nährstoffen aufgeladen werden, möglichst gleichzeitig mit nützlichen Mikroorganismen, die sich daraufhin in und an der Kohle vermehren. Erst dann kann sie ihre in den Jahrhunderte alten Terra Preta Böden Südamerikas nachgewiesene Fruchtbarkeit auch bei uns entfalten. Beispielsweise mit dem einfachen Bokashi-System für zu Hause. Allerdings sind unser klimatischen Bedingungen ganz anders. Hier werden wir diesen natürlichen Prozessen mehr Zeit gegen müssen. – Pit Mau

 

Die Klima-idee: Pflanzenreste zu verkohlen schont die Atmosphäre – und düngt. Dazu folgende Fragen: 1) Woher sollen die Pflanzenreste stammen, wenn man größere Mengen zu Vewrkohlung einsetzen wollte? Wie soll der Verdrängung von Nahrungsmittelanbau begegnet werden, wie es beim Biogas durch Maisanbau geschieht? 2) Wo bleiben bei der Verkohlung die mineralischen Nährelemte, die in den Pflanzenresten gespeichert sind? 3) Wenn bei der Verkohlung fast reiner Kohlenstoff übrig bleibt, wie kann dann im Ackerboden durch Zusatz von reinem Kohlenstoff der Nährstoffreichtum gesteigert werden? 4) Worin liegt der Vorteil gegenüber der Nutzung von Pflanzen(resten) in der Biogasanlage? In der Biogasanlage bleiben im Gärsubstrat alle in den Pflanzen enthaltenen mineralischen Nährelemnte erhalten und können mit dem Substrat auf den Acker zurückkehren? – Dr. Artur Behr

 


 

 

Leserbriefe zu „Trau dich, Staat!“ von Uwe Jean Heuser

 

Ich stimme Ihnen zu. Allerdings ist nicht nur die feige Politik das Problem, sondern die generelle Feigheit Deutschlands mit dem immer präsenten Blick auf unsere Geschichte. Da ist Zukunft oft gar nicht möglich. Und zum Thema boomende Stadt Vancouver : die trauen es sich einfach, die tun es einfach, die Kanadier. Und auch Kanada hat eine Geschichte mit sehr dunklen und traurigen Kapiteln – wie soviele Staaten. Aber : sie gingen und gehen damit eben anders um. – Annette Haagen

 

Der Bürger liest ständig von Mietpreisexplosionen. Dann wird’s auch wohl so sein. Folgerichtig fordern 60 % der Bundesbürger ein Gesetz, das Mietendeckel ermöglicht. Aber stimmt das mit den Mietenexplosionen überhaupt? Klar gibt es die dort, wo alle wohnen wollen: In der Großstadt und dann auch in den richtigen Kiezen. Aber allgemein? Hier ein Online-Artikel aus der FAZ, der den allgemein erweckten Eindruck richtigstellt: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wohnen/homeoffice-und-wohnkosten-anteil-der-mieten-am-einkommen-schrumpft-17301669.html Nicht allgemein bekannt ist auch, dass der Index der Nettokaltmiete (und damit also die Entwicklung der Mietenhöhe) sich nicht wesentlich vom Verbraucherpreisindex insgesamt unterscheidet: https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?sequenz=tabelleErgebnis&selectionname=61111-0021&leerzeilen=false#abreadcrumb

Ich habe das jetzt nur für die einzelnen Bundesländer, ich nehme aber mal an, dass der Wert für Gesamtdeutschland (2015=100) für März 2021 etwa bei 107,5 liegt. Der Gesamtindex (ebenfalls 2015=100) liegt per Monat März 2021 ebenfalls bei 107,5: https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Preise/Verbraucherpreisindex/Publikationen/Downloads-Verbraucherpreise/verbraucherpreisindex-jahresbericht-pdf-5611104.pdf?__blob=publicationFile Der Mietendeckel in Berlin war keinesfalls eine Verzweiflungstat. Er war eine rein politische Tat nach dem Motto „Seht her, wir tun was“, anstatt wirklich etwas zu tun wie etwa die Stadt Hamburg nach dem Motto: BAUEN, BAUEN, BAUEN. Aber Berlin ist halt Berlin. Auf dem großen Tempelhover Feld soll auch in Zukunft lieber Gras wachsen, anstatt dort tausende Wohnungen zu errichten. Richtig wäre es sicherlich, Ausländern den Bau oder den Kauf von Wohnungen zu verbieten, wenn sie überhaupt nicht dort wohnen wollen und leer stehen lassen. – Arnold Staggenborg

 

In Ihrem Artikel klingt es so, als hätten die Investoren die großen Wohnungsbestände von privaten Eigentümern übernommen. Tatsächlich wurden Wohnungsbaugesellschaften von der Post (staatlich), von der Bahn (staatlich) und von Gemeinden (zum Beispiel Berlin) gekauft. Ich finde, in einen Artikel zum Angebot an Wohnungen in Deutschland, hätten Sie diese Tatsache ruhig erwähnen können. – Heinrich Vierhaus

 


 

 

Leserbriefe zum Politischen Fragebogen „»»Der ist nett. Der Seggl««“. Gespräch mit Christine Strobl geführt von Stefan Schirmer und Hannah Knuth

 

Hallo Frau Strobl, ich habe Klärungs- bzw. Meinungsäußerungsbedarf zu folgenden Antworten: Frage 7: Warum sind Sie der Meinung, dass es sich so gehörte, in 2019 auf Ihre Bewerbung um die Intendanz beim SWR in Stuttgart zu verzichten, weil Ihr Mann stellvertretender MP ist? Frage 17: Mir hat Frau Merkel auch „irgendwie“ leidgetan. Allerdings war es wieder einmal eine Frau, die, sich in herausragender Position befindet, eingesteht, einen Fehler gemacht zu haben (wie seinerzeit Frau Käsmann bspw.). Ihr Mitleid kann ich allerdings nicht nachvollziehen, denn würden Politiker, die schlechte – oder auch gar keine… – Entscheidungen getroffen und Dinge, die zu erledigen gewesen wären, so an die Wand gefahren haben wie bspw. Herr Spahn, sich einfach mal entschuldigen, wäre allen geholfen.

Man gewinnt doch den Eindruck, dass dort kaum noch jemand Verantwortung für seine Taten übernimmt. Mit Herrn Scheuer will ich erst gar nicht anfangen, dann ist mein Sonntag völlig verdorben. Frage 21: Vielleicht wäre nicht wieder ein Mann Nachfolger von Jan Hofer geworden, wenn Sie vor dem 1. Mai Ihr Amt übernommen haben. Wollten die kompetenten Damen nicht oder wurden sie vielleicht gar nicht gefragt oder in Betracht gezogen? Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und ein so unpolitisches Handeln wie nur möglich. – Annette Haagen

 

Hört man Menschen in höheren Positionen in Interviews sprechen, klingen sie nicht, wie ihre Position es erwarten lässt, sie klingen wie Menschen, wie Du und ich. Zwischen den Positionen der ARD-Programmchefin und der Du-und-ich-Realität, so stellt sich jedoch bei genauerer Lektüre heraus, klafft eine tiefer Graben. Frage 5: Man könne hierzulande offen seine Meinung sagen, so Frau Strobl. Als ich meinen Protest gegen den Zwang zur Zahlung der Fernsehgebühr und dabei noch lückenhaftem Streaming formulierte (ich besitze keinen Fernseher), erhielt ich als Antwort ein Standardschreiben und eine Mahnung über eine ausstehende Zahlung (ich hatte es gewagt, die Gebühr entsprechend zu reduzieren) zzgl. einer Mahngebühr von 8 Euro. Aber immerhin: für diesen Preis durfte ich offen meine Meinung sagen.

Frage 9, eher dafür oder dagegen: „Dagegen ist mir zu einfach.“ Mit dem besagten Schreiben habe ich mein Dagegen-sein sehr dezidiert begründet. Die Antwort hingegen – nun ja, war sehr „einfach“. Wohlstands-Deutschland, das merkt man doch immer wieder, ist ein Land der Ja-Sager. Für die staatlich oktroyierte Volksverdummung – welches Unternehmen kann sich eine derartige Frechheit herausnehmen? – fällt, sofern man den Gebühren-Überweisungstermin versäumt hat, eine Mahngebühr von ebenfalls 8 Euro an.

Und so eine Ja-Sagernin, eine Mitmacherin wie Frau Strobl findet es natürlich auch ziemlich peinlich, wenn Papa Wolfgang Schäuble einst als einer der letzten in der Straße einen Farbfernseher anschafft, weil er fand, dass Fernsehen nicht wichtig ist. Auf Frage 25, ob sie sich als Teil eines politischen Problems sehe, kommt, sinngemäß: Nö – und glücklicherweise die Nachfrage, dass ein guter Teil der zum Zahlen gezwungenen mit Fernsehen nichts am Hut hat. Nun ja, so Frau Strobl, da gebe es Verbesserungsbedarf – inhaltlich. Aber angesichts eines Volks, das aus Ja-Sagern besteht und bestenfalls mal nörgelt – und das sollte es (Frage 23) doch am bessten auch noch sein lassen -, muss man sich mit einer Überarbeitung des Programms auch nicht beeilen. Vielen Dank, Frau Strobl, für das aufschlussreiche Gespräch! – Christian Schlender

 

Bei der Antwort zur Frage 29 ist mir wirklich sauer aufgestoßen und konnte es fast nicht glauben. Mit unseren Gebühreneinnahmen kann man wohl locker umgehen. Hat die künftige ARD-Programmdirektorin ihre neue Aufgabe noch nicht verinnerlicht? Aufgabe der „sogenannten“ öffentlich-rechtlichen Sender ist ein festgelegter Bildungsauftrag für die Bürger – diese Unterstützung haben einige Menschen sicherlich sehr nötig – und nicht mit amerikanischen oder anderen Unterhaltungsproduzenten in einen teuren globalen Wettstreit einzutreten. Es ist immer wieder ärgerlich zu erfahren, wie mit „unserem Geld“ umgegangen wird. Das haben wir in der gleichen Ausgabe schon über den WDR mit seinem Hörfunk-Kulturkanal erfahren. – Klaus Prinz

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wir wollen derer gedenken, die in dieser dunklen Zeit einen einsamen und qualvollen Tod gestorben sind«“. Aufgezeichnet von Evelyn Finger

 

Es war wichtig, den Toten ein Gesicht zu geben und den Hinterbliebenen nicht nur ein Gesicht, sondern auch eine Stimme. Die Gedenkfeier am 18. April hat dafür, stellvertretend für alle, einen würdevollen Rahmen geschaffen. Ich habe diese Gedenkfeier mitverfolgt und war so ergriffen, dass mir ständig Tränen übers Gesicht liefen. Ganz besonders beeindruckt war ich von den Ansprachen der Hinterbliebenen, denn die anonymen Zahlen der Toten können nun einmal nicht das menschliche Leid abbilden, nur die Betroffenen selbst.

Bewundernswert, mit wieviel Stärke die Hinterbliebenen über das Leben der Verstorbenen und auch über Ihren eigenen Verlust sprechen konnten. Wie schön, dass Sie der Leserschaft noch einmal die Gelegenheit geben, die Reden von Frau Korff-Avunc und Frau Schedel nachzulesen und die beiden darüber berichten lassen, wie sie selbst die Gedenkfeier empfunden haben. Ja, noch einmal das Gesagte nachlesen, es wirklich verinnerlichen. Nicht gleich wieder zur Tagesordnung übergehen und erkennen, dass vielen von uns gerade jetzt ein wenig mehr Demut gut zu Gesicht stünde. – Regina Stock

 

Es ist immer schwer, wenn ein Mensch für immer gehen muss, diesen Schmerz als Hinterbliebener, den musste ich in meinem Leben schon öfters erfahren und durchleben. Was bleibt denn dann noch von dem Menschen, der nicht mehr da ist, der einfach fortgegangen ist? Die Erinnerung an diesen Menschen, die bleibt mir, und diese Erinnerung, die kann mir keiner nehmen, so lange ich lebe. Der Glaube an Gott, der kann mir dabei helfen, dieser Glaube, der kann mir Trost und Hoffnung geben, das ist eben der Glaube, mein Glaube, der mich aber auch immer wieder zweifeln lässt.

Ein Warum wird immer bleiben? Gott sei Dank habe ich jetzt einen Menschen an meiner Seite, dem ich vertrauen kann, der mir vertrauen kann, und das ist sehr viel wert. Irgendwann wird es trotzdem so weit sein, dass einer von uns beiden alleine zurück bleiben muss. Für den, der zurückbleiben wird, wird dieser Zustand, wie ein Hammerschlag sein, denn für den letzten großen Abschied, ist jeder Zeitpunkt unrichtig! Wenn ein Mensch stirbt, egal an was dieser Mensch gestorben ist, dann reißt sein Tod eine große Lücke in das Leben des Hinterbliebenen, das war vor den Corona-Zeiten so, das ist während der Corona-Zeiten so und das wird vielleicht auch nach einer Zeit mit Corona so sein. Ich werde für meine Trauer jedenfalls keinen Bundespräsidenten brauchen, der mit mir offiziell um einen verstorbene Menschen trauern soll, der nur mir sehr sehr nahegestanden ist. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Montenegros chinesische Autobahn“ von Ulrich Ladurner

 

Eine Anmerkung zu den China-Investitionen in Griechenland (Hafen von Piräus, Bahngesellschaft Pearl) durch Cosco. Wenn man Griechenland im Rahmen der Euro-Rettungsmaßnahmen verpflichtet, sein „Tafelsilber zu verscherbeln“, braucht man sich nicht zu wundern, dass die Volkrepublik China zugreift. Dies hätten Frau Dr. Merkel und dem „Großpolitiker“ Dr. Schäuble („Dann isch over!“) bewusst sein müssen.

Zu Dr. Schäuble: Bei der vorgezogenen Bundestagswahl im November 1972 war – wegen der Herabsetzung des Wahlalters – der Jahrgang 1954 größtenteils wahlberechtigt. Am Oken-Gymnasium in Offenburg organisierten wir eine Podiumsdiskussion mit den Kandidaten der drei im Bundestag vertreten Parteien. Unser Rektor war auch CDU-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, aber sehr liberal und sozial, mehr als so mancher „Radieschen-Kommunist“ (bei Kritik an der Katholischen Kirche war aber dann „Schluss mit lustig!“). Außerdem hatte er ein Lehrerzimmer mit Dreiviertel „Willy wählen“-Anhängern (Ergebnis einer Befragung durch unserer Schülerzeitschrift).

Es erschienen für MdB Spitzmüller für die FDP, Harald B. Schäfer für die SPD und Dr. Wolfgang Schäuble für die CDU, Finanzassessor seit Jahresbeginn. Dietmar (Juso), unser „Politruk“, gab die Devise aus, Dr. Schäuble bei Fragen immer mit „Doktor SCHÄUBELE“ anzusprechen. Beim ca. zehnten Mal „explodierte“ dieser, was uns mit „postpubertärer“ Freude erfüllte.. – Walter Funk

 

Ist es noch clever oder schon dreist, sich die eigenen überteuerten Infrastrukturprojekte der Seidenstraße, in der Regel am örtlichen Bedarf vorbei geplant, von armen meist korrupten Staaten finanzieren zu lassen. Das könnte ins Auge gehen und einen Dominoeffekt auslösen, wenn ein Staat zahlungsunfähig ist und eine nachfolgende Regierung die alten Knebelverträge nicht anerkennt. Unterstützung würde China auf dem regulären internationalen Finanzmarkt nicht bekommen. – H. Giller

 


 

 

Leserbriefe zu „»Tue etwas, was andere nicht tun!«“ Gespräch mit Yorn geführt von Gisela Steinhauer

 

Es ist in der Tat eine dumme Entwicklung in der heutigen Mode. Ich nenne sie „Kellermode“. Es scheint das Stilvermögen bei den Menschen verloren gegangen zu sein. Besonders in Deutschland. Der Deutsche konnte sich eigentlich noch nie gut kleiden. Anders als in Frankreich oder Italien. Ich kleide mich wie mein Wohnzimmer; warm, elegant und geschmackvoll. Jürgen Michaelis alias Yorn hat es gesagt: Deutschland hat nur einen wirklichen Modeschöpfer namens „Oestergard“. Und ich behaupte: das war schon zu viel. – Gunter Knauer

 

Als Wähler bei der nächsten Wahl zum Deutschen Bundestag habe ich diesen Beitrag mit Interesse gelesen. Ich beobachte die Bewerber um einen Platz im Bundestag mit besonderem Interesse. Dabei fiel mir Frau Baerbock dadurch auf, dass sie mit einem unaufhörlichen Schwall der Worte spricht, der kaum Zeit zum Luftholen oder zum Nachdenken lässt. Neugierig geworden, habe ich mir ihren Lebenslauf angesehen. Vier Jahre bis zum Bachelor der Politikwissenschaften und des öffentlichen Rechts in Hamburg und ein Jahr an einer privaten Hochschule in London zum Master of public international Law.

Danach Anstellung bei der EU-Abgeordneten Schroeder, Eintritt in die Partei der Grünen und dort Karriere bis in die Gegenwart. Die berufliche Erfahrung der Frau Baerbock ist durch den Hörsaal der Universität und durch ihre Karriere in der Partei geprägt („Kreissaal – Hörsaal – Plenarsaal“). Sie ist ohne jeden Zweifel ein willensstarker, kluger Kopf. Ihre ausschliessliche Lebenserfahrung als Parteifunktionärin ist m. E. für die Richtlinienkompetenz als Bundeskanzlerin zu eng und nicht ausreichend. – R. Renaux

 


 

 

Leserbriefe zu „Am Image schrauben“ von Andreas Sentker

 

Stefan Schmitts „News? Nur Chimären“ war wirklich einmal als Info Ihrer „einfacheren“ Leser fällig. Ich möchte in diesem Zusammenhang das Manko in vielen Reportagen ansprechen, durch ungenaue, oberflächliche Angaben in den Artikeln, dem Leser ein zweifelhaftes Bild zu vermitteln, obwohl die weiter reichenden Daten dem Berichter offensichtlich vorliegen, aber durch Flüchtigkeit nicht angegeben werden.

Ein sehr einfaches Beispiel: Im Artikel „Am Image schrauben“ auf der gleichen Seite heißt es u.a., dass Tönnies jetzt an seine ausländischen Arbeiter 2-Bett-Zimmer zum Preis von 190 Euro vermietet. Ja, was denn nun? Pro Bett oder tatsächlich pro Zimmer? Doch ein maßgeblicher Unterschied für die Meinungsbildung des Lesers, dessen Aufklärung nur den Zusatz von zwei Wörtern bedürft hätte. Ich wäre Ihnen auch schon für eine individuelle Stellungnahme verbunden, wenn Sie eine Veröffentlichung nicht für geboten halten. – Joachim Kramer

 

Wie Herr Tönnies die Arbeiter*innen behandelt, ist zweifellos berichtenswert. Aber bei einem Schlachthof halte ich auch die Frage, ob die Tiere schnell und schmerzlos getötet werden, für sehr wichtig. Bei der Entfernung des lügnerischen Logos geht es schließlich um die Unsichtbarmachung der Tiere, nicht der Arbeiter*innen. Die Tiere werden mit Kohlendioxid betäubt. Das ist keine leidfreie Methode (vgl. https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Betaeubung-beim-Schlachten-Wie-Schweine-leiden,schweine650.htmloder https://provieh.de/schweine/schlachtung/co2-betaeubungoder https://www.topagrar.com/schwein/news/tierschuetzer-fordern-ende-der-co2-betaeubung-in-schlachthoefen-11889569.html) und es gibt Alternativen, die freilich etwas mehr kosten.

Was auf https://www.toennies.de/verantwortung/nachhaltigkeitsthemen/tierschutz-beim-schlachten/zu lesen ist, entspricht wohl nicht ganz der Wahrheit. Und dass ein Transport von maximal acht Stunden zum Schlachthof für die Tiere nicht vergnüglich ist, dürfte auch klar sein. Eine professionelle Schlachtung vor Ort durch einen gelernten Metzger wäre wohl in den meisten Fällen deutlich tierfreundlicher – aber natürlich wiederum etwas teurer. – Dr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbriefe zu „Eine Verirrung des Geistes?“ von Thomas Biebricher

 

Thomas Bierbricher sieht das postmoderne Denken von liberalen, konservativen und modernen Kräften bedrängt und existenziell bedroht und fordert die der rechtskonservativen Kritik ausgesetzte Moderne auf, vermeintliche Vorurteile gegen die Postmoderne aufzugeben und diese gleich mit zu verteidigen. Wie das gehen soll, bleibt offen. Sein Plädoyer für die aktuelle Relevanz des postmodernen Denkens im Hinblick auf Corona und Identitätspolitik liefert selbst logische Gründe gegen eine solche Verteidigung.

So gibt seine Fundamentalkritik an der Relevanz von Wissenschaft in der Corona-Pandemie den Verschwörungstheoretikern reichlich Nahrung, während er der Identitätspolitik kurzerhand die poststrukturalistische Nahrung entzieht und die Postmoderne gegen eine Inanspruchnahme von identitätspolitischer Seite pauschal immunisiert. Statt die postmoderne Lanze für den „Kampf“ der sozialen Bereich zu brechen und heftig auszuteilen, nur um dann – sich selbst „angegriffen“ fühlend – Solidarität von den Vertretern der Moderne einzufordern, bietet es sich an, im Sinne der Aufklärung es selbst einmal mit einer rationalen Argumentation zu versuchen. – Reinhard Koine

 

Ja – in welcher Zeit leben wir denn nun? In der Moderne, der Postmoderne, der Postpostmoderne, der Postpostpostmoderne, …? Tatsächlich, eine Verirrung des Geistes! Wie kann man nur glauben, einer historisch abzugrenzenden Epoche das Etikett „Moderne“ aufkleben zu können? Gab es jemals eine Zeit, die sich nicht selbst als (hoch)modern empfunden hat? Platon dürfte sich kaum als klassischen Philosophen gesehen haben, Nikolaus von Kues nicht als spätmittelalterliches Gegenstück. Überlassen wir den höchst kontingenten und theoretisch unfruchtbaren Begriff doch bitte der jeweiligen Zeitdiagnose und warten wir gelassen ab, unter welcher Überschrift künftige Generationen unsere derzeitige Moderne dereinst fassen werden. – Udo Kroschewski

 


 

 

Leserbriefe zu „»Bald sprechen nur noch die Quellen«“. Gespräch mit Susanne Heim geführt von Christian Staas

 

Die Edition „Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden“ ist zweifelsohne ein großer Wurf. Ob die darin enthaltenen Schriftquellen auch jenseits des akademischen und fachwissenschaftlichen Diskurses breit rezipiert werden, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht abschließend beantwortbar. Gerade für den Einsatz im kompetenz- und problemorientierten Geschichtsunterricht warten sie noch immer – abgesehen von einem Aufsatz aus der Feder der Koordinatorin selbst (Heim 2019) – auf didaktische Perspektivierungen für die Verwendung in der unterrichtlichen Praxis.

Dass die einzelnen Bände mit knapp 60 Euro bepreist sind, erleichtert leider nicht die Anschaffung für den schulischen Gebrauch. Dass dieses editorische Opus Magnum aufgrund der zugrunde liegenden Auswahl der Quellen auch prädestiniert dafür ist, den multiperspektivischen Blick zu schärfen und „Geschichte lebendig zu machen“, ist äußerst begrüßenswert. Bleibt mit Nachdruck zu hoffen, dass diese exzellente Quellensammlung möglichst rasch auch in der Geschichtskultur zum Sprechen gebracht wird. – Florian Hellberg

 

Eine notwendige Arbeit. Es würde etwas fehlen, wenn es die nun vollständig vorliegende Dokumentation „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 – 1945“ nicht geben würde. Das Ergebnis dieser wissenschaftlichen Arbeit ist ein wichtiger Bestandteil unserer Erinnerungskultur: Eine nach Ländern strukturierte Zusammenstellung von Dokumenten, mit denen die Perspektive der jüdischen Opfer im Kontext der im Nazideutschland kollabierenden Humanität und Rechtsstaatlichkeit zum Ausdruck kommt. Ein erschreckendes Nebeneinander von Fragmenten menschlicher Regung bei den verzweifelten Opfern und von sich fortschreitend etablierender gesellschaftlicher und staatlicher Gewalt.

Es entsteht ein Bild, in dem auch die scheinbar Unbeteiligten als Beteiligte sichtbar werden, die in gegebenen Spielräumen durchaus individuell agieren. Angesichts dieser Spielräume stellt sich die Schuldfrage auch noch einmal geschärft für die Handlungsräume der nationalsozialistischen Alltagswelt und Öffentlichkeit. Gerade dieser Aspekt macht zugleich die besondere Aktualität der Dokumentation aus, wo auch heute wieder Spielräume des Sag- und Machbaren ins Inhumane erweitert werden. – Übrigens sehr zu empfehlen die dokumentarische Höredition „Die Quellen sprechen“ des Bayerischen Rundfunks im Internet. – Reinhard Koine

 


 

 

Leserbrief zu „Ein Stern verblasst“ von Ann-Kathrin Nezik

 

Apple hat in diesen Tagen eine grandiose Sache vorgestellt: einen Gegenentwurf zum Establishment der Computerwelt, zu Intel und Microsoft, wobei Apple für das Schöne und Gute steht: der Energie- und Ressourcenschonung, dem Umweltschutz. Apple hat einen eigenen Prozessor entwickelt, den M1, in RISC-Technologie, mit einem Energieverbrauch von 5 (fünf) Watt. Zu den Stromfressern von Intel ist das der Unterschied wie eine alte 100W Glühbirne zu einer modernen LED-Lampe, das neue MacBook kommt schlicht ohne Lüfter aus, ist leistungsfähiger, dünner, billiger und umweltschonender. Apple ist allemal für eine Überraschung gut. Gut zu wissen. Liebe ZEIT-Redakteure: alle Intel- und Microsoft-Aktien schnellstmöglich entsorgen. https://de.wikipedia.org/wiki/Apple_M1 https://de.wikipedia.org/wiki/Frank_Riemenschneider (lebt in München) https://de.wikipedia.org/wiki/Reduced_Instruction_Set_Computer Selten so gelacht! – Ulrich Bosshammer

 


 

 

Leserbrief zu „Liga der Milliardäre“ von Oliver Fritsch

 

Die Gedankenspiele der vermeintlichen, europäischen Großvereine bestätigen eindrucksvoll alles, was wir ja eigentlich schon wissen. Im Fußball geht es schon lange nicht mehr um den Sport, sondern nur noch um Kohle! Auf dem Platz laufen lediglich Marionetten herum, die nur dort kicken, wo das Geld stimmt. Und wenn diese Pandemie irgendwann mal vorbei ist, werde ich nicht sofort wieder ins Stadion rennen. Nein, ich schaue mit lieber ein Jugendfspiel auf dem Bolzplatz an. Dort wird nämlich noch mit Herz gespielt! – Achim Bothmann

 


 

 

Leserbrief zu „Einer von Tausenden“ von Stephan Speicher

 

Ob die Editionen der Tagebücher von Hermann Stresau wirklich „eine große Sache sind“, wie Stephan Speicher seine Rezension vom 22.4. plakatiert, wird sich noch zeigen müssen. Spätestens nach den Erinnerungen von Christabel Bielenberg „Als ich Deutsche war 1934-1945: Eine Engländerin erzählt“ und nach Victor Klemperers Tagebüchern „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten 1933-1945“ kennen wir Nachgeborenen nicht nur die Geschichte, sondern auch den Alltag dieser Zeit bestens. Ist das Buch wirklich auch noch notwendig?

Dieser „Eine von Tausenden“ entlarvt sich nämlich bei der Lektüre sehr schnell als verkappter Antisemit. Entsprechende Formulierungen schockieren wie die vom Pfingstsonntag 1933: „…gestern ein Zahlungsbefehl, den der edle Herr Valentin erwirkt hatte, ….(m)an kommt von der Gemeinheit dieses Gesindels nicht los. Gegen Bauschwindler, Wucherjuden und diese ganze tief eingefressene Entartung gibt es nur ein Mittel: Aufhebung des Privateigentums…….“ Oder die Begegnung mit einem Herrn Dr. C., der auch in einer Fußnote nicht näher benannt werden kann, erinnert den Autor „…an gewisse Bilder von George Grosz, das Gesicht der herrschenden Klasse (die freilich nicht mehr die herrschende ist) ist ihm aufgeprägt; nur gutmütiger. Der Mann ist an sich widerlich, den Juden sieht man ihm auf zehn Schritt Entfernung an, vom unangenehmen Typus mit feisten Wangen und Specknacken.“

Spätestens bei dem Eintrag vom „30.9. 33 Preußens Entwurf zum neuen Strafgesetzbuch sieht Bestimmungen zum Schutz der Rasse vor, die den Juden mit Negern und anderen Farbigen gleichstellen….“ musste ich innehalten und diesen Brief an Sie schreiben. Hier spricht „Einer von Tausenden“ könnte ich meinen, so sprach man halt damals, vor der Shoa, die noch keiner kannte, nur wenige ahnten. Das mag ja sein! Aber heute sprechen und denken wir anders. Herausgeber und auch der Rezensent hätten dem Rechnung tragen und den Leser vorbereiten müssen. In einer kritischen Ausgabe, die diese sein will, müssen solche Formulierungen eingeordnet und bewertet werden. Die kann man nicht einfach so stehen lassen. Die weitere Lektüre besänftigte doch ein wenig. Unreflektierte antisemitische Ausbrüche tauchten nicht mehr auf zumindest nicht in diesem ersten Teil. Hoffentlich bleibt es so, wenn der zweite erscheint. – Dr. med. Werner Loock

 


 

 

Leserbrief zu „Das Wunder des Rucks“ von Iris Radisch

 

Peter Handke ein Grüner und/oder ein Obstbauer? Nein! Denn schon „Die Wiederholung“ ist auch ein Buch über den Obstanbau in Slowenien. Das brüderliche Wörterbuch, des Verschollenen, ein „Werkheft“ hat zur Anlage eines Obstgartens im südlichen Kärnten geführt. Im Roman „Der Bildverlust oder durch die Sierra de Gredos“ gibt es „Apfelbäume hinter dem Haus“ und eine „Apfelsortenlitanei“ des kleinen Bruders (sowie ein „Rabenchortoben“ als klarste „Tageswirklichkeit“). In „Die Obstdiebin“ wird die Mutter in Nordfrankreich gesucht und ebenso Obstbäume auch im urbanen Umfeld. Die drei genannten Bücher sind Beschreibungen des Verlustes und der Suche, denke ich, „Vorläufer“ oder „längere Gedankenspiele“ (im Sinne Arno Schmidts) zum neuen Buch von Peter Handke. Nach dem Pilznarren und den Pilzdrucken (natürlich auch „Das zweite Schwert“ und „Zdenek Adamec“) jetzt: „Mein Tag im anderen Land“.

Für mich eine Fortschreibung oder zwangsläufige Ergänzung der „Wiederholung“ des „Bildverlustes“ und der „Obstdiebin“. Nun also ein Obstbauer mit einer „Broschüre“ über die drei Arten Spalierbäume zu ziehen, im Dorf als ein Buch verstanden. Wenn man Peter Handke in seinem Garten sieht und über diesen Garten reden hört (Wie im Film: „Peter Handke Bin im Wald, kann sein, daß ich mich verspäte“), dann kann man verstehen, dass die Natur ein Antrieb für sein Zeichnen und vor allem Schreiben ist. Nun also eine Dämonengeschichte. „Dämonen, weiß ich, wird man schwerlich los.“ (Johann Wolfgang von Goethe). Peter Handke erhebt im neuen Werk seine poetische Stimme und beschreibt ein Verhängnisvolles Dasein und eine österlich anmutende Verwandlung von der Dämonisierung zum viel Besseren Dasein des Protagonisten.

Vom Dorf hinüber in ein anderes Land. Er findet dort auch die „Frau fürs Leben“; als eine allegorische Prophezeiung? Der „dämonische Ruck“ wie Peter Handke selbst schreibt, statt Aufschreie nun „Inschreie“. Wir Leser sind die „guten Zuschauer“. In diesem kurzen Text hat Peter Handke Luftschlösser beschrieben und einen Wortschatz geschaffen der nicht zu „eräugen“ war. Auch nicht in den Träumen der Autonomie der zehn antiken Städte unweit des See Genezareth oder im Zehnstädtebund im Elsass. Deshalb kann die letzte Frage in diesem Buch: „Seid ihr alle da?“ nur mit einem = „Ja“! beantwortet werden, verbunden mit der Hoffnung, dass die „Beschreibungspotenz“ des Peter Handke uns Lesern noch lange erhalten bleibt. – Felix Bicker

 


 

 

Leserbrief zu „Geht’s hier zum Impfen?“ von Michael Allmaier

 

9:00 Uhr , „DIE ZEiT“ aus dem Briefkasten geholt. Unser DonnerstagsFühstücksritual beginnt: Jeder sucht sich einen Teil aus der druckfrischen Wochenzeitung! Ich nehme den Teil ENTDECKEN, Klasse Foto im Großformat : „Hier geht’s zum Impfen“. Gestern haben wir grad unsere Visa Und die Sehnsucht ist wieder da. Nach einem Land, in dem wir immer noch Freunde besuchen, die wir seit 1990 aus der Sowjetarmee kennen. Das ist für uns ROSSIJA, ja fast Heimat! Das Foto gesehen, Bericht gelesen…herzhaft gelacht, ja so geht’s lang in Moskau! Aber so herzerfrischend geschrieben, das hat uns sehr gefallen! Wir fliegen im September. Vielen Dank der Touristengruppe, wär n wir nicht schon geimpft, wir wären auch dabei! – Wolfgang und Sabine Drabsch

 


 

 

Leserbrief zu „Die Spritze im Werk“ von Lisa Nienhaus und Melanie Raidl

 

Wieso kann die BASF in Impfgruppe 2 4000 Mitarbeiter über 70 Jahre (und solche mit Vorerkrankungen) verimpfen? Arbeitet bei der BASF eine derartige Zahl im höheren Rentenalter? – Joachim Kramer

 


 

 

Leserbrief zu „Die Gesundmacher aus dem Großkapital“. Gespräch mit Andrew Lo geführt von Thomas Fischermann

 

Herr Lo beschreibt im Interview, dass Forscher konzentriert (und zeitaufwendig) mit Forschungen dran sind. Dass diese Arbeitshandhabe für Investoren problematisch ist, kann ich nachvollziehen. Dass Herr Lo das mit einer ausgefeilten Risikostreuung begegnet, ist sein gutes Recht. Gleichwohl ist es so, dass alle nicht erfolgreiche Forschungen letztlich von den Gewinnen der gelungenen Forschungen bis hin zu erfolgreichen Anwendungen finanziert werden. Denn nur so macht sich die Risikostreung bezahlt. In diesem Abschnitt des Interviews ist faktisch die Rede von Grundlagenforschung. Die Wissenschaftler forschen „einfach drauf los“. Zitat: „… dann will er immer weiter damit herumexperimentieren“.

Wie im Nebensatz erwähnt er, dass die Oxford-Universität wesentlich bei der Forschung für einen Vektorimpfstoff gegen Covid-19 beteiligt war. Als ob Grundlagenforschung ansonsten die Domäne der Pharmakonzernen ist. Er verschweigt, dass der Impfstoff von Moderna und BioNTech/Pfizer auch an einer universitären Einrichtung entwickelt wurde – zumindest in der Phase der Grundlagenforschung. Insofern war der von ihm genannte Durchbruch bloß Anwendungsentwicklung. Die Frau hinter der Forschung, Katalin Karikó, arbeitete schon seit 30 Jahren unter anderem an das Problem, wie man mRNA „unbeschadet“ in den Körper einschleusen und aktivieren kann. Aus einem Interview in der Volkskrant¹ wurde deutlich, dass sie von rund 1985 bis 2013 an der Universtität Pennsylvania forschte, bevor sie zu BioNTech wechselte (weil ihre Forschung gestoppt wurde).

Dass Moderna auch ein mRNA-basiertes Vakzin entwickelt hat, liegt bloß daran, dass diese Firma auf ihre Weise die Arbeit Karikós fortsetzte (gemäß des Interviews über eine Lizenz von der o.g. Uni). Was ich nur sagen will: Das neue mRNA-Vakzin, und alle ähnliche mRNA-Anwendungen die es geben wird, basieren letztlich auf klassische Grundlagenforschung einer öffentlichen Einrichtung. Was Herr Lo praktisiert, kann man genausogut über Steuergelder mit Hilfe der klassischen Grundlagenforschung an Unis realisieren. In früheren Jahrzehnten war das ja üblich. Im klassischen Fall kommt der Steuerzahler für die Grundlagenforschung auf. Das Risiko für jeden einzelnen Steuerzahler ist aufgrund der schieren Anzahl der Steuerpflichtigen sehr gering.

In der heutigen Konstellation kommen nur wenige Akteure (die „Investoren“) für die Aufwendungen der risikoreichen Grundlagenforschung auf. Wegen den höheren Risikos wollen sie entsprechend im Erfolgsfall mehr Ausschüttungen haben. Im ersten Fall wären diese revolutionären Impfstoffe bestimmt preiswerter. Vor allen Dingen hätten Lizenzen praktisch unbegrenzt an Pharmaunternehmen vergeben werden können. Die Verfügbarkeit der Impfstoffe wäre sehr wahrscheinlich deutlich schneller hochskaliert als bisher der Fall ist. Wieso Gesundmacher aus dem Großkapital? Ich halte das für eine Anmaßung. – Rob Maris

 


 

 

Leserbrief zu „Als habe dieser Mensch nie existiert“ von Thomas Assheuer

 

In der Nr. 17 vom 22.4.21 bringen Sie einen Artikel über die Ermordung des Journalisten Khashoggi, das war und ist ein furchtbares Verbrechen und sollte auch aufgeklärt werden, denn so einen Tod hat niemand vedient. Andrerseits war Khashoggi aber nicht der heldenhafte freie unabhängige Journalist, wie er dargestellt wird. Er war ein Unterstützer und Bejubler der Muslimbrüder in Ägypten, nicht unwahrscheinlich sogar selbst ein Mitglied dieser islamistischen Terrororganisation, die in Ägypten für Attentate und Mordanschläge auf koptische Kirchen und koptische Christen verantwortlich ist, diese erreichen die westliche Presse nur, wenn es wieder größere Anschläge sind, über kleine wird ja gar nicht hier berichtet, auch wenn sie ja stattfinden. Dann war Khashoggi in Istanbul ein Bejubler von Erdogan, er hieß Erdogans Politik gut, da also von Menschenrechtler zu sprechen ist ja wohl etwas gewagt. Er hat auch den Einmarsch der Türken in Afrin in Artikeln bejubelt und unterstützt.

Das sehen ja wohl alle Kurden aber etwas anders, sowohl die in Syrien wie viele hier in der BRD. Wir haben hier nun seit kurzem jesidische Kurden aus dem Irak oder Syrien in der BRD, es gibt aber schon lange Jesiden hier, die stammen dann fast alle aus der Türkei und können schon aus der osmanischen Geschichte über viele Pogrome gegen sie berichten, darum verließen sie ja die Türkei. Das gilt auch für die alevitischen Kurden, die in der Türkei ja heute noch ständig unterdrückt werden und denen Khashoggi in seinen Artikeln ja auch feindlich eingestellt war. Diese Kehrseite des Herrn sollte nicht übersehen werden auch wenn seine Ermorddung selbstverständlich ein großes verbrechen war und bleibt. Über den 2. kleineren Völkermord neben dem an den Armeniern im Gebiet von Dersim 1938 an den alevitischen Kurden ist ja hier in Deutschland kaum jemand informiert, obwohl dieser von Atatürk planmäßig verübte Mord das direkte organisatorischen Vorbild für die Nazis darstellte für die geplante Ermordung der Juden. – Ulrich Keck

 


 

 

Leserbrief zu „Nicht drängeln, bitte!“ von Jan Schweitzer

 

Nur so könnten wir unsere Grundrechte wieder zurückerhalten: als Geimpfte, als an“Corona-Erkrankte“ und wieder Genesene, oder vielleicht auch als „Testpersonen“, die sich ständig einem Corona-Test unterziehen; am besten man erfüllt gleich alle drei Kriterien. Die beliebten Corona-Hygieneregeln sollen aber ein fester Bestand des täglichen Lebens bleiben, die FFP2-Maskenpflicht (zumindest hier in Bayern), der Mindestabstand, und das ständige Händedesinfizieren (diese Art der Infiziererei scheint erlaubt zu sein, aber nur, wenn ein „Des“ vorausgeht).

Wir bekommen demnach unsere Grundrechte wieder retour, die laut der Präambel im Grundgesetz, irgendwie immer noch für das gesamte Deutsche Volk gelten sollen, oder hab´ ich da irgendetwas falsch gelesen. Auf die Plätze, fertig, los! Die (Über)Dosis ist bereit; bitte nicht drängeln, jeder dürfte gleich, als nächster an der Nadel hängen! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Stimmt’s? Denken verbraucht nur drei Kalorien pro Stunde“ von Christoph Drösser

 

„Kalorien sind die fiesen kleinen Männchen, die nachts die Hosen enger näher.“ (Sprichwort) Klingt alles glaubhaft schön und gut, trotzdem ist denken, auch pandemiemäßig nicht ganz verboten, wenn die Richtung stimmt? Wer hingegen querdenken sollte, der sollte sich auch dessen bewusst sein, das er vielleicht, wenn nicht gerade zu hundert Prozent, aber doch zu „neunundneunzigkommaneunundneunzig“ Prozent damit anecken könnte! „Ein Schelm auch wer sich nie etwas denkt!“ (Martin Gerhard Reisenberg, *1949, deutscher Autor) – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbrief zu „Waren Sie gut in Religion, Herr Khorchide? »Dem Lehrer gefiel meine Koranrezitation«“. Gespräch mit Mouhanad Khorchide geführt von Viola Kiel und Arnfrid Schenk

 

Seit fünf Jahren vermittle ich die deutsche Sprache an Flüchtlinge und Migranten. Ein großer Teil unter den Lernwilligen sind die Muslime. Auf der Grundlage gegenseitigen Vertrauens haben sich in dieser Zeit zwei dauerhafte Freundschaften entwickelt. Mit den Sprachschülern wurde über sämtliche Fragen des Alltagslebens in Deutschland gesprochen. Selbst meine Freunde weichen aus und schweigen, wenn es um ihre Religion geht. Der jüngere meint, alle Menschen werden zum Islam übertreten und zeigt mit Videos von inszenierten Veranstaltungen mit Konvertiten in Afrika. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich zum Islam übertrete, meint er, sei sehr gering (etwa fünf Prozent).

Allerdings habe ich im Unterricht erlebt, dass ein junger syrischer Englisch-Lehrer im Unterricht sein Telefon mit maximaler Lautstärke zum Gebet rufen liess. Ein Landsmann (Handwerker) wies ihn zurecht, „er wisse doch, dass er sich im Unterricht befinde und deshalb sein Telefon leise stellen könne“. Der Lehrer fühlte sich als Missionar ertappt und durchschaut. Er wurde im Gesicht rot bis unter die Haarwurzeln. Vor diesem Hintergrund danke ich Herrn Khorchide für den offenen und ehrlichen Einblick in sein Leben. – R. Renaux

 


 

 

Leserbriefe zur Infografik „Aufholjagd“ von Matthias Schütte (Infografik) und Louisa Reichstetter (Recherche)

 

Sehr informative Grafik zu einem wichtigen Thema. Und jetzt bitte das Gleiche nochmal zu Studenten (m/w/d) aus Arbeiterfamilien! Oder müssen wir darauf warten, bis auch der Klassismus endlich eine ausreichend große Twitter-Lobby hat? – Samuel Feuerstein

 


 

 

Leserbrief zu „PROMINENT IGNORIERT. Lebenskunst“ von GRN.

 

Das Schicksal einer versklavten Schwarzen, die sicher nicht freiwillig als Kind geschwängert wurde als „Lebenkunst“ zu bezeichnen: zynischer geht’s kaum. – Nina Anderl

 


 

 

Leserbriefe zu „Über neue Lockdown-Arten und die Hoffnung, die zuletzt gestorben ist“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Danke Herr Martenstein, als ich heute morgen erneut aus unruhigen Schlaf erwachte, fand ich mich vor Ihrem Artikel wieder und verstanden. Ich teile Ihren Schmerz und Ihre Hoffnungslosigkeit. Sie sprechen mir aus der Seele, sind ergo nicht allein. Unrealistische Ziele erzwingen unmenschliche Massnahmen. Oder mit Ihren Worten: der Wunsch, virenfrei zu leben, führt zu einem Existieren in endloser Sorge. – Ingo Klamann

 

1. M. schreibt: „Leute wie ich haben, um dem Leben etwas abzugewinnen, hin und wieder kleine Freuden gebraucht…“. Da steht Martenstein (als Zugehöriger einer besonderen Spezies) wahrscheinlich ziemlich allein da. Den meisten Leuten genügt wohl ein voller Kühlschrank für ein freudvolles Leben. Wie oft muss jemand eigentlich die Wörter „ich“ und „mich“ in einer Meinungsäußerung benutzen, damit ein Psychologe ihn als Egozentriker identifizieren kann? Ich weiß, es handelt sich um Satire und alles ist im Zweifel nicht so gemeint. Das gilt allerdings auch für diese Zeilen. „Zuweilen les‘ ich den Alten gern“. – Sven Herfurth

 

Besten Dank für diesen tollen Text. Jede Zeile hätte von mir selbst sein können. Ohne, dass ich mir jetzt Ihre Lorbeeren klauen möchte. Aber beim Lesen, habe ich bestimmt zehn Mal zu meiner Frau gesagt. „Was ich immer sage.“ Die Woche startet durch diesen Text besser als die letzte endete (wg. Umgang mit kritischen Künstlern). – Christian Fahn

 

Mit Genuss habe ich den o.g. Beitrag gelesen,auch über die diversen „Lockdowns“ ! Ich hätte noch eine weitere Variante,die ich auf Paul McCartneys neuester CD gefunden habe. Diese CD hat er in seinem Studio aufgenommen und wohl alle(?) Instrumente selbst gespielt! Egal, ob es stimmt,er nennt es jedenfalls : Aufgenommen im „ ROCKDOWN“ ! Das find ich einfach gut! Sie auch? – Dr.Erhard Büsselberg

 


 

 

Leserbriefezum Wochenmarkt „HUHN MIT HUNGER“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Elisabeth Raether beschreibt in Ihrem Rezept des aktuellen Zeit Magazins ihren Hunger und diesen gelingendermaßen mit Hühnchensalat zu stillen. Ehrlich? Ist das Zeit-gemäß? Klimawandel, Wasserverbrauch, Regenwaldabholzung stehen in direktem Zusammenhang zum Fleischkonsum – eine ganze Generation ist in Sorge und macht sich auf den Weg und sie empfiehlt Hühnchensalat. Den politischen Zusammenhang brauche ich wohl kaum zu erläutern Ich bin nachhaltig verärgert, man kann es nicht allen Lesern recht machen, weiß ich. Man muss auch nicht allen gefallen, aber den Lesern gefällt auch nicht alles was da geschrieben steht. Ihre Zeitabonnentin erhofft auch weiterhin ZEIT-gemäße Berichterstattung. – Gabriela Crisand

 

Ein interessantes Rezept, aber mit Mängeln. Versuchen Sie „Einen Liter Wasser 3 El Salz zum Kochbringen bringen, Topf vom Herd nehmen, in das heiße, aber nicht kochende Wasser die Hühnerbrust legen. Das Fleisch etwa 10-15 Minuten darin ziehen lassen, bis es ganz durchgegart ist,…“ Ich habe es versucht. Bei mir war die Hühnerbrust versalzen und das Fleisch auch bei 30 Minuten nicht durchgegart, also musste ich Ihre Empfehlung nachbessern. – Werner Buschke

 


 

 

Leserbriefe zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Liebe vier Töchter von Tillmann Prüfer, um es vorweg zu sagen ich lese die Kolumne von Eurem Vater wirklich sehr gerne. Ich habe selber vier Kinder (wobei einer ein Junge ist) und finde viele Dinge in den Texten Eures Vaters, die ich nur bestätigen kann. Außerdem habe ich mich auch einmal als Schreibenden durchgeschlagen und weiß auch, wie wichtig da eine feste Einnahmequelle ist. Aber gleichzeitig muss ich auch sagen Ihr vier tut mir echt leid. Ich stelle mir das ganz peinlich vor, wenn man von den eigenen Freundinnen und Freunden angesprochen wird: „Du ich habe jetzt gerade in der Kolumne von deinem Vater gelesen wie sieht denn dieser alte Teppich eigentlich aus?“ Oder: Du sag mal ist das wirklich die skinny Jeans die du jetzt unbedingt haben wolltest?“

Ich weiß nicht wie Ihr das in Eurer Familie geregelt habt? Das würde mich aber sehr interessieren? Ich hoffe, dass Euer Vater mit Euch die Texte abspricht und Ihr sozusagen Euer okay gebt. Sonst würde ich Euch vorschlagen, schlagt ihm doch mal vor, dass er vielleicht über seine Sammelleidenschaft oder seine eigenen Einkaufs-Probleme schreibt und nicht über die von Euch vier Kinder. Für mich gehört das in die Kategorie ‚Fremdschämen beim Lesen‘. So, wie die Eltern, die in den sozialen Netzen Fotos von ihren lieben Kleinen posten: beim ersten Banane essen, beim ersten Bäuerchen, beim sich erschrecken, beim Schlafen. Das sind Momente die nur etwas in der Familie zu suchen haben. Und nicht mit einer großen Gemeinschaft geteilt werden sollten. Das ist zumindest meine Meinung.

Und lieber Herr Prüfer, vielleicht erinnern Sie sich noch an die Zeiten als Sie Persönliches mit ihren Eltern besprochen haben, wie Sie z.b. gesagt haben, dass Sie die Unterhosen zu eng finden oder andere intime Sachen. (Das war zumindest ein Thema meiner Kindheit) Ich weiß nicht, wie Sie sich damals gefühlt hätten, wenn Sie das dann in irgendeiner Zeitung gelesen hätten. Mir wäre es oberpeinlich gewesen und ich hätte meinen Eltern immer weniger erzählt. Ich hoffe sehr, dass Ihnen das nicht so ergeht. – Christoph Arndt

 

Meinen Meinung zu wunsch der tochter für skinnyjeans Sohn 14 Tochter 11. selbst Informatiker :-) => rechtschreibung ist mir wurscht. Beide Kinder kein Smartphone / Tablett gesperrt nur für Onleinleihe und Whatsap. (Achtug bei Tic Toc) Beide Kinder vollausstatung für Homeschooling (Monitor 32′, Headset, Maus, Tastatur, Notebook, höhenverstellbarer Tisch) Dateiserver im Haus etc. Sohn: Programmierumgebung + Lego Eve jetzt Raspery :-) Und beide Kinder laut „anderen Eltern“ Technisch zurückgeblieben da sie nicht mit 6 ein Smartphone hatten. Wobei.. jetzt haben sie beim Landeswettbewerb Jugend Experimentiert einen Sonderpreis geholt… und alles selbst gemacht.. SOOO falsch können wir da nicht gelegen haben

Gründe für „Wunsch“ Ihrer Tochter könnte sein Internet. Internet manipuliert gezielt besonders Kinder aber vor allem Mädchen. Influecer und so Mist. Ein Beispiel (von vielen) Viktoria und Sarina … Youtube einfach mal anschauen… aber vorsicht keinen Augenkrebs kriegen :-) was ich feststellen durfte. Corona Homeschooling => VIEL mehr unkontrollierte Zeit am Rechner. => mehr möglichkeiten im Internet „rumzugurken“ => durch freundinen und Klassenkameraden viel mehr Links zu diversem „Zeug“ da sie sich über Whatsapp und Schulchat darüber austauschen können. => Kinder müssen vermehrt daran teilhaben sonst „gehört man nicht dazu“ und sonst wird massiv gemobbt was online viel schwieriger zu kontrollieren ist.

Ergebniss Änderungen in der Sprache und Aussprache… „so cute“ Mutterpsrache (niederbayrisch) wird ersetzt durch Pseudo Hochdeutsch. Änderungen am Geschmack etc. teilweise Essen vor allem aber Kleidung und Schminke Werden Ideologisiert (wo man sich fragt wo hat sie denn diese Meinung (Corona) aufgeschnappt???) Werden vom Denken abgehalten bzw. das denken in gewisse Bahnen gelenkt. Auf einmal werden Statussymbole wichtig. Wir sind extrem vorsichtig in der Hinsicht da ich Informatiker bin und weis was wo wie benutzt wird um die Kinder zu manipulieren besonders um ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen.

LEIDER durften wir festsellen sind Mädchen anfälliger weil sie besser „gefallen und dazugehören“ wollen oder warum auch immer. Auserdem ist unseres gerade „in einem schwierigen Alter“ laut Sohn. :-) Auf dem Land ist es glaube ich noch „ein wenig“ besser. Trotzdem durften wir (Frau, Kinder und ich) vor 3 Wochen trotzdem auf dem Bewegungsparcour zwei 10 Jährige Mädchen beobachten (bekannt da eine klasse in der Grundschule unter unserer Tochter gewesen). Vollständig geschminkt, mit bling bling legins, + Smartphone mit „täschchen“, + Stylisch mit cappy und hochgesteckter sonnenbrille + Markenklamotten etc. etc. etc. Die haben sich über „cute Boys“ unterhalten und wie das erste mal so sein wird bzw ist…

Sowie das die xyz doch so uncool und „arm“ ist zudem noch hässlich und doof. und das sie die jetzt „Pranken“ da sie die „fette dumpfbacke“ per whatsapp herbestellt haben und wenn die dann kommt werden sie sich verstecken und pranken damit sie sieht was für eine looserin sie doch ist. Unser Sohn wurde übrigens als cute eingestuft weil cool, sexy body, geiles Carbon-Rennrad … auserdem haben die ja so viel „Kohle“ laut deren Eltern :-) Dumm nur wenn man so laut ist das die Eltern alles mitbekommen. Wir sind dann länger geblieben weil unsere Tochter und unser Sohn mit dem „Geprankten Girl“ gespielt haben und sie getröstet haben als sie geheult hat weil die anderen sich versteckt haben und sie als Fette dumme Kuh bezeichnet haben. – Robert Praxl

 


 

 

Leserbriefe zu „CHINA UND ICH. Die Fotografin Peng Ke zeigt uns ihre Heimat (16)“

 

Im Zeit Magazin lese ich jede Woche die Seite „CHINA UND ICH“. Diese Woche haben Sie das Bild von dem Sittich in dem winzigen Käfig gezeigt. Allein die Vorstellung, in einem so engen Käfig zu sitzen und nie mehr rauszukommen, ist schrecklich! Können Sie bitte bitte etwas tun? Und was kann ich vom fernen Deutschland tun? – Sabine Kiermaier

 

Ich möchte nie wieder ein Foto von dieser Peng Ke in der ZEIT abgedruckt sehen, die an einem gequälten Vogel vorbeigeht, ihn ablichtet, um das Honorar zu kassieren, aber keinen Finger rührt, um diese Quälerei zu beenden. Was Menschen – besonders auch in Asien – mit Tieren anstellen, ist so widerlich. Und genauso widerlich sind die, die das ablichten und davon profitieren statt einzuschreiten. Leiten Sie meine Mail gerne an diese unsägliche Chinesin weiter. Ich finde die bisher gedruckten Bilder aus ihrem Alltag eher belanglos und uninteressant und fragte mich schon, warum sie es überhaupt ins Zeit-Magazin geschafft haben. – Marta Engel

 


 

 

Leserbriefzur Deutschlandkarte „ORTE, DIE WIE TIERE HEISSEN“ von Matthias Stolz im ZEIT Magazin

 

Sie haben Essen vergessen, der Ortsteil Kupferdreh hätte, ein wenig Konzilanz in Sachen Orthographie vorausgesetzt, gleich drei Säugetiere zu bieten. – Johannes Steffens