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20. Mai 2021 – Ausgabe 21

 

Leserbriefe zu „Die Energiewendebremser” von Susanne Götze et al.

 

Es gibt zahlreiche Lobbyisten – auch „tief-grüne“. Eine Regierung, die in der Sache einen Wildwuchs an geradezu schrägen Regelungen zuließ, um jeder Klientel ein Bonbon zu geben, verdient es nicht anders. Ich frage mich nur, wie sie auftretende reale Probleme der „Energiewende“ dann noch beheben will? Zum Anwachsen des EEG von fünf auf 154 Seiten haben hunderte von Lobbyisten jeder Couleur beigetragen. What’s new? Sollten die Autoren die nächsten Jahre alle 27 Sonderregelungen für jeden Bereich durchforsten, werden sie noch ganz andere Gruppen – auch „grüne“ – entdecken, die unter dem Deckmantel „der guten Sache“ ihr spezielles Subventionssüppchen kochen.

Wozu brauchen wir überhaupt noch ein „EEG“, wo Frau Kemfert vom DIW erzählt, dass die Wind- und Photovoltaik schon heute wirtschaftlich gegenüber fossilen Kraftwerken sind? Nur hat leider niemand darauf geachtet, dass das ganze Gestrüpp hinreichend Anreize für einen noch funktionsfähigen Strommarkt mit jederzeit gesicherter Leistung (Winterabende bald dank E-Mobilität + Wärmepumpen über 95.000 MW) beinhaltet: Organisierte Verantwortungslosigkeit! Für den bei dummerweise „schlechtem Wetter“ entstehenden Black-Out ist halt niemand verantwortlich. Das macht doch nichts, das merkt doch keiner. – Wolfgang Ströbele  

 

Ein Beitrag gewohnt detailliert und kenntnisreich, wie man ihn von der ZEIT kennt und erwartet. Allein es erstaunt, dass die Recherche dünn und einseitig bleibt, sobald es um das Thema „Vernunftkraft“ geht. So bleiben die über 1.000 Bürgerinitiativen unerwähnt, die sich qualifiziert und kritisch mit der Windkraft auseinandersetzen und Mitglied bei Vernunftkraft sind. Unerwähnt bleiben auch die vielen Wissenschaftler der unterschiedlichsten Disziplinen, die dem Jubelgeschrei um die sogenannte Grüne Energie etwas entgegensetzen. Diese Bürgerinitiativen und Wissenschaftler haben es gleichermaßen schwer, Gehör zu finden. Sie werden als Lobbyisten dargestellt, denen die Natur egal ist.

Unerwähnt bleibt dabei, dass es die Lobbyisten der Windkraftenergie geschafft hat, in nun über 20 Jahren. In den Köpfen ein Dogma so scheint es felsenfest zu implementieren: Windkraft ist gut für die Umwelt. Punkt. Was ich mir von der ZEIT (die wertschätze) wünsche: zwei Beiträge. Einer über die erwähnten Bürgerinitiativen und eine Serie über Wissenschaftler, die sich kritisch mit der Windkraft auseinandersetzen: vom Physiker, über Humanmediziner bis hin zu Ökonomen. Ein Mangel an derartigen Wissenschaftlern herrscht wahrlich nicht. – Dr. Ruth Marcus 

 

Jean-Jacques Rousseau schrieb 1762 in „Vom Gesellschaftsvertrag“: „Sobald der Dienst am Staat aufhört, die hauptsächlichste Angelegenheit der Bürger zu sein, und diese vorziehen, mit der Geldbörse statt mit ihrer Person zu dienen, ist der Staat seinem Zerfall schon nahe.“ Der Leser ersetze„Bürger“ durch die im Artikel dargestellten Politiker und es resultiert ein Typus, der sich Demokrat nennt, aber im Verein mit „Unternehmern, Beamten und Lobbyisten“ den Staat als Selbstbedienungsladen missbraucht. Dieses rein der Befriedigung von Sonderinteressen dienende Verhalten ist, gerade was die Energiepolitik angeht, seit vielen Jahren wahrzunehmen und hat mit den Verpflichtungen den Bürgern gegenüber nichts zu tun.

Die unnötige Höhe des Strompreises zeigt dies dauerhaft. Die Demokratie stirbt nicht wegen ihrer äußeren Feinde, sondern wegen ihrer inneren, die lediglich ihren Egoismus im Blick haben. Wenn allerdings in der gleichen Ausgabe im Leserbrief eines ehemaligen Anlageberaters gesagt wird, Jens Spahn habe mit seiner „Kapitalanlage“ in Sachen Wohneigentum alles richtig gemacht, dann brauchen die Zweifel am Modell Demokratie niemanden zu wundern. Armes, reiches Deutschland! – Gerhard Ferenschild 

 

Liest man den Artikel kann einem ob der Machenschaften der honorigen Herren nur speiübel werden! Da wird ohne Rücksicht auf Verluste die Energiewende auf dem Altar der Profitgier geopfert. Mit dabei, wen wundert es, die Strategen der Maskenaffäre! Und im Reigen der christdemokratischen Herren findet sich der lupenreine Sozialdemokrat Gerhard Schröder. Wie schon gesagt, es kann einem nur schlecht werden. Hoffentlich lesen diesen Artikel möglichst viele Wechselwähler! – Dr. Lothar Müller 

 

Danke für die vorbildliche Recherche zur Lobby gegen die Energiewende! – W. Gaede 

 

Den von ehrenamtlichen Idealisten gegründeten Verein „Vernunftkraft“, dem es bei den Windrädern um den Schutz der Natur und die gesundheitliche Unversehrtheit von Menschen geht, mit den schmierigen Machenschaften von einigen Politikern und Unternehmern in einen Topf zu werfen, ist schlechter Stil und einer seriösen Zeitung unwürdig. Shame on you! – Sven Herfurth 

 

Meine Hochachtung für den gut recherchierten Artikel über das üble Netzwerk das die regenerativen Energien bremst und deckelt. Aus süddeutscher Sicht noch drei Ergänzungen. Der Multifunktionär Pfeiffer wollte als Vorsitzender der CDU-Fraktion im Stuttgarter Regionalparlament die von der Regionalverwaltung vorgeschlagenen 77 Standorte für Windkraftanlagen auf höchstens 21 begrenzen. Bei den jüngsten grün-schwarzen Koalitionsverhandlungen für Baden-Württemberg wurde vereinbart, dass zukünftig in den Landesforsten Standorte für Windkraftanlagen zugelassen werden können. Damit wird ein teuflisches Tabu beerdigt. Am Ende der Ära des Oberinspektors Teufel (Begriffsprägung von Mayer-Vorfelder) betrug der Windstromanteil in Baden-Württemberg 0,8%. Im topografisch ähnlichen Rheinland-Pfalz gab es da bereits 10% Windstrom. Ohne einen Regierungswechsel und einen Personalwechsel in den mit Bremsern besetzten Bundesministerien für Wirtschaft, Landwirtschaft, Verkehr und dem Wohnbaubereich ist die anstehende große Transformation zur Klimaneutralität bis 2050 nicht zu schaffen. – Ulrich Soller 

 

Vielen Dank für diese Darstellung. Was man in anderen Branchen „Korruption“ nennen und als Straftat verfolgen würde, wird wohl in der Politik als besondere Fachkompetenz verhandelt. Bitte recherchieren Sie weiter über die Landwirtschaft (Julia Klöckner et al), die Finanzwirtschaft (wie unabhängig wird Friedrich Merz von Black Rock sein? / Olaf Scholz von der Warburg Bank), die Religionswirtschaft (Opus Dei und Arnim Laschet) usw., nicht zu vergessen all die Abgeordneten, die sich mehr als Interessenverwalter von Putin, Erdogan u.a. verstehen denn als verantwortlich für das Wohl der deutschen Bevölkerung. – Karlheinz Martin 

 

Schade, dass Sie sich andererseits wohl häufiger an der raunenden Spekulationslust des Spiegels orientieren und diese auch umsetzen: aus einem Nichts mit vielen beteiligten Redakteuren eine ganze Seite mit Spekulationen und Hörensagen zu gestalten („… Spitznamen Bermudadreieck der Energiewende …“). Das war doch sehr viel heißer Wind unter einer reißerischen Titelzeile. Schade! – Thilo Lambracht

 

Ich vermute mal, beim Flächennutzungsplan ging es nicht nur um Windräder “auf einigen entfernten Gipfeln”. Von den privaten Interessen eines Herrn Herrenknecht mal abgesehen, warum kann man nicht unsere wenigen intakten Naturgebiete unangetastet lassen, z.B. den Schwarzwald, den Spessart, die Eifel? Dabei geht es ja nur um wenige Prozent der Fläche Deutschlands. Ohne die Möglichkeit, die Schönheit einer ungestörten Natur zu erleben, ginge doch ein wesentlicher Teil unserer Lebensqualität verloren. Man kann ja Windräder setzen in Gewerbegebieten oder entlang der Autobahnen, da herrscht sowieso Lärm und Hässlichkeit, da machen Windräder nichts mehr aus. Macht die Autobahnen zu Windrad-Alleen! Es kommt doch nicht häufig vor, dass auf dem Schwarzwald Windstärke 8 herrscht, und im Rest des Landes Windstille. – Hermann Weigmann 

 

Zum Beitrag Ihrer Autoren zum Thema Energiewende darf ich bemerken : Sich ums Klima zu kümmern ist die eine Sache, die andere was das alles kostet und kosten wird  ! Die Leute im Schwarzwald begreifen langsam , dass diese Art  „Weltenrettung“ jedem an den Geldbeutel kratzen wird , ganz abgesehen davon wie die Landschaft – nicht nur im Schwarzwald – mit diesen Windmühlen verschandelt wird ! Ihre Autoren müssen ja vollends von Zukunfts- und Klimaängsten beseelt sein , und überdies ein intellektuelles Defizit aufweisen , weil , wenn selbst ganz Deutschland mit Windrädern und Solarpaneelen verrammelt , alle PKW still gelegt , die Kühe abgeschlachtet und selbst 50% der Bevölkerung auf den Mars umgesiedelt, sich nichts an der Tendenz des Klimawandels ändern wird – Unbestreitbar es wird wärmer auf dem Planeten , jedoch ist dieser Prozess wie erwiesen , bereits seit ca. 20/30000 Jahren am Gange !

Man glaube doch nicht, dass mit solchen Windmühlen und dergl. irgendein messbarer Effekt binnen 30- 40 Jahren zu erzielen wäre !  Eiskernbohrungen in Grönland bis auf den Basisgrund haben Reste von einstiger Vegetation ,sogar die von ehemaligen Baumbewuchs nachgewiesen — Abgesehen von dieser Tatsache , die rezente Klimaänderungen beweist , sind das Vorhandensein der weltweiten Kohlelagerstätten – entstanden im Paläozoikum / Karbon – der Beweis einer weitaus wärmeren Epoche , als diese die Ihre Autoren so befürchten und schon im Jahr 2055  die Menschheit bedrohen soll ! Man rede nicht von all diesen Spekulationen wie von steigendem Meeresspiegel , irgendwelchen Megastürmen , oder Hitzewellen –vor allem nicht jene , wie  in Deutschland in jüngster Zeit , die nur 5 –8 Tage dauerten …  diese (Wetter)-Phänomene gab es auch zu Zeiten ohne erhöhten CO 2 Anteil  — P.p M. von 400 — Im Karbon wie gesagt, betrug dieser Anteil  ca. 2000 P.p.M  — die Welt war damals schön grün ; und diesen Zustand ersehnen sich doch unsere GRÜNEN Weltverbesserer  — warum nun das Getöse ?

Eines ist gewiss , der Homosapiens ist in der Evolution nur eine Randerscheinung – ein Marginalie – ein Alien zu Besuch auf Erden würde ihn als befähigten Parasiten im Kontext der Evolution einstufen !  Ich bin Abonnent Ihrer Zeitung und schätze dieses Blatt , akzeptiere und schätze die freie Berichterstattung jedweder Meinung – dennoch vermisse ich im Kontext der Klimadebatte(n) eine gewisse Objektivität , weil Ihre Beiträge die Sicht anderer Experten zum Thema ignorieren . Lassen Sie bitte auch einmal die Experten von „EIKE „ zu Wort kommen ….. deren Verlautbarungen haben mindestens solch ein Gewicht wie jener von Ihnen veröffentlichter Beitrag in dieser Ausgabe – Thema „Klimafolgen“  , wobei ich diese Darstellungen ins Reich der Fabeln verstehen möchte. – Klaus Schindler 

 

Vielen Dank für Ihr Engagement, diesen Artikel zu recherchieren und diesem Thema den richtigen Stellenwert einzuräumen. Der Lobbyismus und die Verflechtung zwischen Politik (insbesondere CDU/CSU) und Wirtschaft hat Ausmaße angenommen, in denen ich mich als Wähler nicht mehr als Volk vertreten fühle, sondern nur noch als dummer Wähler ausgenutzt. In der Demokratie, in der wir angeblich leben, erwarte ich einen neutralen Volks(!)vertreter, der nach bestem Wissen und Gewissen (sollte er keins haben, ist er fehl am Platz) seinen Job macht und unser Land nach vorn bringt. Was wir in den letzten Jahrzehnten beobachten ist eine kurzsichtige Interessenpolitik, die auf nahezu kriminelle Weise Wirtschaftsinteressen in den Mittelpunkt stellt, allerdings so perfide verschleiert, dass viele das noch nicht durchschaut haben und sich vor deren Karren spannen lassen.

Daher bin ich auch für ein Ende der „Neben“jobs unserer Abgeordneter: Ein Volksvertreter wird äußerst gut bezahlt. Das beinhaltet dann bitte auch die Verpflichtung, 100% seiner Zeit und Energie in diesen Posten einzubringen und sich nicht in diversen Nebenjobs in Interessenkonflikte zu bringen und dort mehr Zeit zu verbringen als im Bundestag. Lobbyismus hat voll transparent zu sein, dann geht auch dem Dümmsten ein Licht auf, wo die finanzstarken Branchen und Unternehmen ihre Finger drin haben. Selten zum Wohl der Bürger (Gesundheit/Umwelt/Zukunft) und der nachkommenden Generationen. Als überzeugte Grünen-Wählerin setze ich alles in den Sieg dieser Partei verbunden mit der hoffentlich nicht naiven Hoffnung, mit diesem gierigen, eitlen Filz endlich ein Ende zu machen. Weiter so, ZEIT! – Julia Berghoff 

 

Diese Leute stützen mit aller Kraft die Kohlenstoffindustrie von der sie offensichtlich leben oder sich direkt oder indirekt Vorteile verschaffen. Dabei begreifen sie nicht wie sie unsere und ihre eigene Zukunft sabotieren. Armselige alte weiße Männer, proben den Aufstand gegen die Vernunft, auch um ihren Bedeutungsverlust zu kaschieren. – H. Giller 

 

Für mich ist DIE ZEIT jede Woche ein Glück und eine Fundgrube. Diese Woche besonderen Dank für die Einschätzung des Konflikts in Palästina und „Die Energiewendebremser“, namentlich genannt. Finden die 10h von Herrn Seehofer darin auch einen Zusammenhang? Noch ein Wunsch: Die Aufmerksamkeit des Zusammenlebens mit Juden wird fast immer unter der Überschrift Antisemitismus behandelt. So erhalten gerade die Antisemiten wieder Aufmerksamkeit und „ihre“ Bestätigung. Was gibt es Positives zu berichten? Zum Beispiel, dass Deutschland vor der Ausgrenzung der Juden weltweit die meisten Patente entwickelte. Vielfalt kann doch so produktiv sein. Nochmals danke. – Helmut Schmidt 

 

Es sind nicht immer Querdenker u.a., welche die Grundfesten unseres Staates und unserer Demokratie gefährden. Die als Demokraten getarnten Parteilinge, insbesondere aus CDU und SPD, mit ihren ausschließlich von eigenem wirtschaftlichem Interesse getriebenen Unternehmern müssen als Gefahrenquelle gleichgestellt werden. Insbesondere der politisch „durchröhrte“ Unternehmer weist ähnliche Einflussansprüche auf, wie sie zu Zeiten von IG Farben gängig waren. Deshalb vielen Dank für diese Aufklärung. – Jürgen Dressler 

 

Natürliche Ressourcen sind ungleich verteilt. Bei Bananen und Palmöl, beim Bergwandern und im Tauchsport wird dies als selbstverständlich hingenommen. Bei der Energieversorgung mit regenerierbaren Energien scheint dagegen nationale oder gar regionale Autarkie das oberste Gebot zu sein. Anständige Bürger machen ihren Strom selbst, koste es, was es wolle! Europa ist reich gesegnet mit Sonne und Wind. Gerade in strukturschwachen Gegenden gibt´s oft genug davon. Halb so hohe Windräder machen dort deutlich billigeren Strom, Sonnenstrom gibt´s noch günstiger. Viel Potential für´s Erblühen abseitiger Regionen. Warum berichtet die Zeit nicht über europäische Konzepte, sondern klammert sich hartnäckig an die zermürbenden und wenig erfolgversprechenden Kleinkriege im dichtbesiedelten süddeutschen Schwachwindraum? – Dr. Christian Voll 

 

Der Artikel „Die Energiewendebremser“ schafft mit der Offenlegung eines Netzwerks ein kleines Stück Transparenz und lässt auf ein allgemeines Problem schließen. Es liegt auf der Hand, dass solche Netzwerke nicht nur in der Energiepolitik tätig sind, sondern z.B. auch in den Politikfeldern Verkehr, Landwirtschaft, Bauen, Gesundheit. Warum sind CDU und CSU so anfällig für die unheilige Allianz von wirtschaftlichen Interessen, Politik, Verwaltung und Verbänden? Hier ein Antwortversuch: Die Union ist in Deutschland die einzige Plattform, die machtpolitisch auf allen Ebenen tief und breit verankert ist und zugleich hinter der schönenden Volkspartei-Kulisse interessenpolitisch höchst wirksam sein kann.

Wer sich als Unternehmer bekannt machen will, tritt in die CDU oder CSU ein und startet auf kommunaler Ebene eine politische Karriere. Mit diesem Schritt wird man automatisch Teil eines Netzwerks, das immer auch den eigenen Interessen dienen kann. Die Netzwerke sind geübt, Wege zu ebnen, Kampagnen zu fahren und konkurrierende Themen und Politikansätze zu blockieren, zu schreddern oder sogar ins Gegenteil zu verkehren. Dieses langjährig gewachsene Netzwerk ist die größte Altlast für die Union, wenn sie es mit Themen wie Energie-, Klima-, Agrar- und Mobilitätswende tatsächlich ernst meinen möchte. – Reinhard Koine 

 


 

 

Leserbriefe zu „Als ob sie keine Deutsche wären” von Richard C. Schneider 

 

Es ist in der Tat schier unglaublich: Wir ach so aufgeklärten Menschen des 21. Jahrhunderts vernichten weiterhin Wahrheit, Gerechtigkeit, Frieden und Leben mit der Niedertracht von archaistischer Diskriminierung und Ignoranz. Wann immer wir Antisemitismus, zumal in Deutschland, erleben und nicht verhindern, verkommen unsere rechtsstaatliche Demokratie, Staatsräson und Gedenken zu nichtswürdigen Lippenbekenntnissen. Überdies ist eindimensionale Kritik allenthalben entweder maßlos dumm oder opportunistisch. Wenn sie öffentlich geäußert bestenfalls inkonsequent widersprochen bleibt, kann sie lebensgefährdend und mörderisch sein. Weil damit weiterhin Öl in züngelndes Feuer gegossen wird.

Es ist daher ganz gleich, zu welcher Person, zu welchem Thema, ich mir erlaube, eine Meinung bilden und diese kundzutun – wenn ich vor Wissensbildung und Reflexion bereits „weiß“, wer oder was gut oder böse, schuldig oder unschuldig ist, handele ich wider die Bedingungen der Vernunft. Es geht (auch) bei dem Nahostkonflikt um nicht mehr und nicht weniger als um die Wahrung der Menschenrechte, um das Existenzrecht aller Menschen auf Schutz von Leib und Leben. Die Völkergemeinschaft versagt wiederholt, wenn sie dafür nicht mit aller Kraft und Gerechtigkeit eintreten. – Matthias Bartsch 

 

Die Sicherheit Israels gehört zur sogenannten deutschen Staatsräson. Wie diese Staatsräson in der Praxis „gelebt“ wird, kann jedermann in unserem Land sehen oder eben auch nicht sehen. Es ist also dringend erforderlich, die oben genannte Staatsräson endlich einmal mit Leben zu erfüllen. Dazu gehört zwingend die Aufgabe jeglicher berechtigten Kritiklosigkeit und Unterwürfigkeit der Bundesregierung gegenüber Israel, und stattdessen das knallharte Einfordern der sogenannten Zwei-Staaten Lösung für ganz Palästina und u.a. das schonungslose Benennen von Diskriminierung der immerhin 20% arabischen Bevölkerung Israels. Eine solche Haltung unserer Regierung sollte unter unseren israelischen Freunden Verständnis finden, unter Freunden muss und kann auch einmal Klartext gesprochen werden. Was ist diese Freundschaft sonst wert? Das wäre einmal ein fundamentaler Beitrag Deutschlands zur Sicherheit Israels, Palästinas und natürlich der in Deutschland lebenden jüdischen Bürger, die selbstverständlich auch ihren Beitrag durch Kritik an ihren Brüdern im Geiste zu leisten im Stande sein sollten. Leider ist davon zurzeit absolut nichts zu hören, geschweige denn in der ZEIT zu lesen. – A.Jeske 

 

Die Bundesregierung und fast alle Medien fördern mit ihren Verlautbarungen m. E. einen wachsenden Antisemitismus, anstatt ihn erfolgreich zu bekämpfen. In dem Maße, in dem die deutsche Regierung Israel anders behandelt als andere Staaten, fördert sie in einem Teil der Gesellschaft die Wut auf Israel: Staatsterrorismus, wie die Ermordung iranischer Atomwissenschaftler, völkerrechtswidrige Siedlungspolitik, Apartheit, wo sind die klaren Worte und Sanktionen? Bei Russland z. B. verhält sich die Regierung anders, wie der Fall Navalny zeigt. Ist es nicht etwas naiv zu glauben, alle Menschen differenzierten zwischen den in Deutschland lebende Individuen und dem Staate Israel?

Der Staat Israel wird, vielleicht fälschlicherweise, als Symbol des Judentums wahrgenommen, nicht zuletzt durch unsere Israelpolitik. Der „alte weiße Mann“ wird in Sippenhaft genommen für viele Verbrechen auf dieser Erde, auch ungerecht. Es lässt sich in der Realität nicht einfach differenzieren zwischen Identitäten und Individuen. Deshalb ist das beste Mittel, den Antisemitismus zu bekämpfen, Israel normal zu behandeln. Ein Schritt weiter wäre es, keinen Unterschied zu machen zwischen Juden, Christen, Moslems und anderen Religionsgemeinschaften. Man kann sie mögen, tolerieren oder ablehnen, solange man sich an die Gesetze hält. – Dr.-Ing Friedrich Curtius 

 

Zwei Drittel des Artikels waren schon durch, zwei längere Absätze hatte sich Herr Schneider an Herrn Maaßen abgearbeitet. Dann kommen ein paar Zeilen, in den Herr Schneider, eher milde, darauf hinweist, dass „auch“ ein paar Muslime die Demonstration „besucht“ hätten. Klingt nach Anstandsbesuch, ohne böse Absichten. Und dann sind da die vielen radikalen, rassistischen Deutschen, die lautstark („skandieren“) die Vernichtung und Zerstörung Israels fordern. Ganz irritiert über so viel Judenhass sind die Muslime wieder friedlich nach Hause. Herr Schneider weist dann noch auf den originär deutschen Antisemitismus hin, diesen stellt er den „importierten Antisemitismus“ gegenüber. Tatsächlich in dieser Form. Den einen mit, den anderen ohne Anführungszeichen. Das soll wohl heißen, der eine echt der andere nur eingebildet. Ich will Journalismus nicht Artikel für Artikel Meinung, Haltung und Gesinnung in der ZEIT. – Dietmar Baier 

 

Man hat die Bilder aus vielen deutschen Großstädten noch vor Augen. Die palästinensischen, syrischen und türkischen Flaggen, die offen gewaltbereiten, euphorisierten und hasserfüllten Sprechchöre, über deren Inhalt – für die Jüdinnen und Juden auf jeden Fall nichts Gutes – im Untertitel informiert werden muss. Auf den Aufnahmen war die ethnische Zusammensetzung der Demonstranten recht eindeutig zu erkennen. Anscheinend nicht für jeden, denn für Richard C. Schneider waren es „protestierende Menschenmengen“. Aber dann will er sich doch nicht nachsagen lassen, vollkommen blind und taub zu sein und schreibt „viele der antiisraelischen Demonstrationen (…) wurden unter anderem auch von muslimischen Teilnehmern besucht“. „BESUCHT“ Was bewegt einen dazu, angesichts der Bilder in den Tagesthemen oder auf Twitter, die wir Alle gesehen haben, das, was ist, so zu beschreiben?

Immerhin konzediert Schneider, dass auch die Muslime „erkennen (müssen), wieviel Antisemitismus in ihnen steckt“. Konsequenzen müssen sie daraus aber nicht ziehen. Denn die eigentliche Frage muss man an alle „nichtmuslimischen Deutsche (stellen), die etwa an der Nakba Demonstration teilgenommen haben“: „Wie können sie das eigentlich verantworten, wenn Sprüche skandiert werden, die die Vernichtung von rund sieben Millionen jüdischen Israelis fordern“. Ja der typische, nichtmuslimische Deutsche, der am Nakba-Tag und sicher auch am Al-Quuds Tag die Fahnen schwenkt. Wie kann er verantworten, dass eine „protestierende Menschenmenge“ die Vernichtung der Juden fordert? Den muslimischen Deutschen und den Migranten spricht Richard Schneider ja jede Verantwortung für das, was sie da tun, ab. Die nichtmuslimischen Deutschen nutzen ihre Liebe zu Israel ja sowieso nur als „selbst ausgestellten Persilschein, um den eigenen Antisemitismus zu leugnen“. Das muss man echt dreimal lesen.

Und ist versucht zu überprüfen, ob man Schneider nicht wegen Volksverhetzung anzeigen soll. Eine Welle von antijüdischen und antisemitischen Vorfällen schwappt über das Land und wir wollen nicht begreifen, was da geschieht. Da hat er Recht. Aber mit „Vorfälle, die sich seit Jahren regelmäßig wiederholen“, insinuiert Schneider, dass zwei Millionen muslimische Migranten in den letzten Jahren mit dem heutigen Antisemitismus eigentlich nichts zu tun haben. Sondern, es sei das taktische Verhalten Laschets, Maaßen nicht zu kritisieren, dass bei vielen Juden Unsicherheit und Angst auslöst. Maßen, dem man immerhin vorwerfen könne, dass einige seiner Freunde in der rechten Ecke zu verorten sind. „Wie der Spiegel aufgedeckt hat.“ Huiuiui! Der Spiegel! Ich bin ganz sicher kein Freund von Herrn Maaßen.

Aber ist es wirklich Hans Georg Maaßen, der Juden die Kippa runterreißt, vor ihnen ausspuckt, sie mit seinem Gürtel verprügelt, in Frankreich eine ältere jüdische Frau massakriert und aus dem Fenster wirft, in den USA 10 Menschen in einem koscheren Supermarkt erschießt und wegen dem sich Juden in Deutschland nicht mehr trauen, sich auf der Straße als Jude erkennen zu geben? In der Jüdischen Allgemeinen lesen wir dazu etwas ganz anderes. Ein Autor der ZEIT schreibt im zentralen Artikel zu dieser Frage der deutschen Staatsräson nicht nur gerade nicht, was ist, sondern er darf dafür sogar vollkommen blind sein. Unfassbar. Den Rest der Zeitung werfe ich ungelesen weg. Ich habe heute zum letzten Mal Geld für DIE ZEIT ausgegeben, die ich seit fast 40 Jahren lese. Irgendwann ist auch mal gut. – Wendelin Mueller

 

Danke, dass Sie mich oftmals tollen Artikeln bereichern. Zurzeit beschleicht mich leider ein sehr unangenehmes Gefühl, wenn ich über die derzeitigen Demos von deutschen Palästinensern und deren Unterstützern in deutschen Medien lese und das Narrativ, das dort wiedergegeben wird. 

Die Bezeichnung „Pro-palästinensisch“ suggeriert, dass es in diesem Land auch „Anti-Palästinensische“ Demos oder Kräfte gibt. Das stimmt nicht. Auch richten sich die Demos nicht gegen die Hamas, den palästinensischen Jihad, den Libanon, das den Gaza-Streifen ebenfalls blockierende Ägypten oder die UNRWA*, sondern nur gegen Israel – hier wäre der Titel „Anti-Israel“-Demo der richtige. Sich in Deutschland offen „Anti-Israel“ zu nennen ist für die meisten Vorhaben jedoch sicher nicht förderlich. Aus Sicht der Zivilgesellschaft sind aber Demonstrationen, die in keine andere Kategorie fallen, so zu nennen. 



Mit Übernahme dieser wahrscheinlich sehr bewusst gewählten, positiven Formulierung der nicht zu unterschätzenden antisemitischen Propagandamaschinerie der arabischen Nationalisten gießen deutsche Medien (hoffentlich ungewollt) Öl in ein Feuer, das hier bis 1945 sehr hell gelodert hat und 1972 unter den Flaggen erneut brannte, die jetzt wieder grölend durch unsere Fußgängerzonen ziehen. Die Staaten, die den Palästinensern am meisten im Weg standen, sind historisch gesehen die arabischen Anrainerstaaten ohne Jordanien, was auf diesen Demonstrationen auch nicht thematisiert wird und eine geschichtsverzerrende Grundhaltung unterstellen lässt. Zwei weitere Bitten: Gehen Sie bei Darstellungen des Konflikts auf die ganze Geschichte ein, die vor ca. 120 Jahren beginnt, und die mit einigermaßen friedlichem Zusammenleben beginnt. Der große Hass begann unter anderem mit Mohammed Amin al-Husseini, der sich im Judenhass mit dem NS-Regime verbündete; nicht erst 1946.

Auch bitte ich Sie, nicht unkritisch die Nakba-Darstellung arabischer Nationalisten und deren Sympathisanten zu übernehmen: Historiker sprechen von einer Flucht, die vor allem durch arabische Kräfte versursacht wurde, zum einen durch anti-israelische Propaganda und zum anderen wegen der Hoffnung auf einen schnellen Sieg, der nie kam. * UNRWA: Anstatt wie alle Menschen bei einer Flucht der UNHCR unterteilt zu sein, haben die Palästinenser ihr eigene UN-Flüchtlingsorganisation, weswegen auch aus den 700.000 Flüchtlingen heute oft nicht mehr geredet wird, sondern von über 4 Millionen. Das ist ungerecht gegenüber allen anderen Menschen, die fliehen müssen und dient Staaten wie dem Libanon, Nachkommen der Palästinenser keine Pässe zu geben (anders als Jordanien). Zudem steht die UNRWA, welche für die Bildung in den Flüchtlingslagern verantwortlich ist, in der Kritik, antisemitische Hetze zu verbreiten. In Gaza hat sie auch Hamas-Angehörige beschäftigt. Machen Sie weiter guten Journalismus. – Rudolf Kazincski 

 

So stelle man sich einen hervorragenden Artikel vor. Besser kann man es nicht verdeutlichen. Diese Zeilen sollten sich jeder vergegenwärtigen, der sich zum Thema äußern möchte. – Simon Wölfelschneider 

 

Ich war bislang immer der Überzeugung, dass Gastbeiträge wie der von Herrn Schneider (lt. Wikipedia ist er Editor-at-large der ARD in Tel Aviv) entsprechend gekennzeichnet, denn sie muss natürlich nicht die objektive Haltung eines festangestellten Redakteures ausdrücken. So atmet der ganze Artikel eine sehr persönliche Beurteilung eines Deutschen jüdischen Glaubens und gehörte daher mehr als Kommentar gekennzeichnet, da er inhaltlich sehr einseitig ist. Andererseits fand ich die Ausgabe der ZEIT in vielen Artikeln auch sehr inspirierend und informativ. – Thilo Lambracht 

 

Es ist mittlerweile geboten, den Begriff ‚Antisemitismus‘ abzuklären. Meines Erachtens wird er immer mehr zu einer Pauschalwaffe gegen unliebsame Kritik an Israel. Deswegen in Kürze: ICH BIN KEIN ANTISEMIT! Mir ist es egal ob jemand an Jesus, Allah, JHWH, Buddha, Vishnu oder Dao glaubt. Völlig egal. Ich empfinde die Vielfalt schön und bewusstseinserweiternd. Aber mir geht es nahe, wie die Palästinenser systematisch in Israel entrechtet werden. Was alle Völker dieser Welt aus der Shoa lernen sollten ist, dass jeder Mensch einen Anspruch auf ein glückliches und erfülltes Leben hat. Jeder Mensch, dazu gehören auch die Palästinenser! – Dr. Bernd Langer 

 

Ich möchte folgende Anmerkungen zu dem großen Thema Eskalation im Nahen Nahost und Antisemitismus machen: Seit Jahrzehnten müssen die Palästinenser in Israel unter schwierigsten Verhältnissen leben. Anscheinend gibt es keine andere Möglichkeit auf dieses Elend aufmerksam zu machen, als Bombenhagel. Auch diese Menschen haben im heutigen Israel eine Daseinsberechtigung. So lange die Israelis das nicht akzeptieren, kann es keinen Frieden geben. Wenn der militärisch Unterlegene die Zivilbevölkerung als „Schutzschild“ einsetzt, wirft das eine andere Frage auf. Wer ist der moralisch Bessere oder Schlechtere? Derjenige, der diese Stellungen gezielt bombardiert und bewusst massive Opfer unter Kindern, Frauen und Älteren in Kauf nimmt oder derjenige, der eine solche Taktik wählt. Es wäre an der Zeit, dass Israel mit sich selbst kritischer umgeht und eigenes Fehlverhalten eingesteht und korrigiert und vor allem berechtigte Kritik von Anderen zulässt und nicht unter dem Deckmantel von Antisemitismus anprangert. Wer hat eigentlich das Recht, das Land Israel aufzuteilen? Die Palästinenser scheinen rechtlos zu sein. – Doris Steuer 

 

Möglicherweise wird es Zeit (ZEIT) für eine grundsätzliche Erörterung des Zusammenhangs von Individuum und Gruppenzugehörigkeit. Z.B. Zwischen Staatsangehörigkeit und dem was die Regierung macht, zwischen „Zivilisten und dem was die Armee macht, zwischen Religionszugehörigkeit und dem was die Kirche (Prediger) macht und dem was einige im Namen dieser Religion machen usw. usw. Jedenfalls scheint mir die derzeit gängige Betrachtung: Hier das unschuldige Individuum (Zivilist), dort der böse Staat (Arme) oder die bösen Terroristen, die für „meine Freiheit“ andere ermorden nicht so ganz die Wirklichkeit und die ihr zu Grunde liegenden Kräfte zu beschreiben. Vielleicht müssen wir ja von der vielumjubelten Eigenverantwortung wieder mehr in Richtung einer Gruppenverantwortung bzw. einer Verantwortung für das „Ganze“ denken. P.S. Sie haben ja jede Menge Philosophen, Sozial – und Politikwissenschaftler zur Verfügung (?) – Dieter Herrnann 

 

Mit Interesse habe ich Ihre Betrachtung gelesen. Aus meiner Sicht gelingt es nur, das Verhältnis zwischen den Palästinensern und Israel umfassend und damit realistisch zu betrachten, wenn dabei alle Aspekte, Geschichte und Gegenwart, Ursache und Wirkung in die Betrachtung einbezogen werden. Die Wirkung halber Wahrheiten ist weithin bekannt. Wer die Geschichte des Staates Israel ausgeklammert und die Erziehung der Palästinenser zum Judenhass nicht zur Kenntnis nehmen will, fördert ungewollt den Hass auf Juden und die Doktrin von der Notwendigkeit der Zerstörung Israels (Vertreibung der 7 Millionen Juden ins Mittelmeer).

Westliche Demokratien unterstützen die Palästinenser, finanzieren die Herstellung von Schulbüchern in den arabischen Anliegerstaaten Israels. Wer nicht hinschaut, welches Gedankengut in diesen Büchern verbreitet wird, fördert auf diese Weise den Terror der Palästinenser gegen Juden. Das trifft ebenso zu, was Imame in arabischer Sprache in den Moscheen predigen. Ein Schelm, wer sich über den Antisemitismus muslimischer Migranten noch wundert. Für mich gilt die Erkenntnis: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ (Immanuel Kant, ein Philosoph der Aufklärung). – R. Renaux 

 

Es ist egal, ob die hier lebenden Juden Deutsche sind oder nicht. Die massiv judenfeindlichen Gewaltaktionen sind zu verurteilen. Ich darf die Politik der Bundesregierung kritisieren aber nicht den Reichstag stürmen, Gebäude beschädigen oder gar Personen dieser Regierung angreifen. Ich darf die Politik Israels kritisieren aber nicht Synagogen beschädigen, Flaggen verbrennen oder gar Juden und Jüdinnen angreifen und verletzen. Ich darf die Hamas kritisieren, ich darf auch deren islamistische Gesinnung in Frage stellen aber nicht palästinensische Einrichtungen beschädigen, Steine auf Moscheen werfen oder gar die hier lebenden Palästinenser und Palästinenserinnen bedrohen oder verletzten. Usw. Das gehört zu einer freiheitlichen Demokratie, die sich selbstverständlich Regeln geben muss. Es ist erschreckend, dass nicht mal hier im fernen Deutschland es möglich zu sein scheint zwischen Kritik und gewalttätigem Handeln zu unterscheiden.

Dabei leben wir hier in relativer Sicherheit und eben ganz anders als die direkt betroffenen Palästinenser und Juden in Israel, im Westjordanland und im Gaza Streifen. Leider halte ich den Nah-Ost-Konflikt für nicht mehr lösbar. Zu tief und zu existenziell sind die Wunden, die von beiden Seiten über Jahrzehnte geschlagen wurden. Hoffentlich täusche ich mich. Ich wünsche den Friedensbewegungen, die es ja sowohl auf jüdischer wie auf palästinensischer Seite gibt, alles Gute und mehr Erfolg. Und ich hoffe sehr, dass in den Städten und Gemeinden, in denen Juden und Araber bisher friedlich zusammengelebt haben, nicht der Mob siegt, sondern ein nachbarschaftliches Zusammenleben zum Modell werden kann. Die Hoffnung stirbt zuletzt. – Petra Harink 

 

Ihr Autor schreibt in der Unterzeile „Es ist erschreckend, wie Juden hierzulande für die Politik Israels verantwortlich gemacht und gehasst werden.“ Hmm…Genauso erschreckend ist die zurzeit grassierende Sprachhysterie. Was soll bitte an Rolf Mützenichs Äußerung, dass es „möglicherweise gut wäre, ein Angebot der Waffenruhe anzunehmen“, irritierend sein? Was bitte ist an dem Wort „Globalist“, dass es im Duden noch nicht mal gibt, antisemitisch? Ich glaube, man kann aus allem ein Ding machen – mit genug Hysterie und vielleicht auch Verschlagenheit, mit der man sich wichtigmacht und die Zeilen füllt.

Wäre ich sprachhysterisch, würde ich dem Autor Richard C. Schneider aufgrund der Unterzeile Antizionismus vorwerfen! Begründung: Wie können denn „hierzulande“ Juden für die „Politik Israels“ verantwortlich gemacht werden, wenn diese Politik nicht per se falsch wäre? Und damit rechtfertigt er auch noch die Raketenangriffe auf Israelis, denn – Umkehrschluss – wenn man Juden „hierzulande“ nicht verantwortlich machen kann, dann doch die Juden in Israel. Oder nicht, Herr Schneider? Mein Rat an alle selbsternannten Sprachwächter: Einfach mal Abrüsten, Ihr tappt selbst in die Fallen, die Ihr anderen stellt! – Berend Detsch 

 


 

 

Leserbriefe zu „Guten Flug!” von Mark Schieritz 

 

«Grün und gerecht passen doch zusammen» und stellt am Schluss seines Artikels fest «Wie auch immer die Sache im Detail organisiert wird: Wenn weniger geflogen werden soll, dann muss irgendjemand weniger fliegen.» Letzter Forderung sollte auf jedes Konsumieren hin verallgemeinert werden, welches das Klima belastet. Dabei wäre folgendes Verfahren sinnvoll. Das Angebot wird soweit begrenzt, wie es die Nachhaltigkeit erfordert und versteigert. Die Versteigerung erfolgt direkt oder indirekt indem die Kosten soweit erhöht werden, dass die Nachfrage durchs Angebot gedeckt werden kann. Das würde sich so auswirken: Wenn z.B. alle Urlaub am Meer wollten, dann wäre man gut beraten, in die Berge zu fahren, weil man dort mit seinen Mitteln länger Urlaub machen kann.

Diese Lösung wäre «grün und gerecht», wenn alle Menschen etwa gleich viel Geld hätten. Nun ist es leider nicht so, dass alle Menschen etwa gleich viel Geld haben. Daher muss man zwischen zwei Bereichen unterscheiden. Es gibt Bereiche, in denen das genannte Verfahren vertretbar ist, weil es nicht um unbedingt nötigen Konsum geht. Und es gibt Bereiche, wo das Angebot soweit erhöht werden muss, dass jeder die nötigen Leistungen bekommen kann. Letzteres gilt zum Beispiel in Teilen von Medizin und Bildung. Das oben genannte Verfahren könnte erweitert werden, indem man eine weitere Wahlmöglichkeit einbezieht. Jeder sollte entscheiden können, ob er lieber viel arbeitet und sich daher mehr leisten kann oder ob er lieber weniger arbeitet und dafür mehr Freizeit genießt.

Genauso könnte man auch die Entscheidung berücksichtigen ob jemand eine Tätigkeit wählt bei der die Erfolgsaussichten vom Prinzip «The winner takes it all» bestimmt sind. Das geht in Richtung Lotterie: Wenn man Glück hat und viel Lebenszeit investiert kann man reich werden. Es kann aber auch sein, dass man trotz hoher Investition nicht viel erreicht. Damit wären wir ja schon fast wieder in der heutigen Situation. Was nicht berücksichtigt ist, dass ist die ungleiche Verteilung der Chancen etwa nach dem Sprichwort: «Wer nichts erheiratet und nichts erwirbt, bleibt ein armer Tropf, bis er stirbt.» Daneben gibt’s natürlich auch die Ungleichheiten verursacht durch Glücksfälle, ererbte Fähigkeiten, Protektion, usw. Diese sind wohl auch nicht in ein System zu bringen. Bei Licht besehen wäre das auch nicht wünschbar. Das Leben wäre dann zum Teil vergleichbar mit dem Leben eines Zoo-Tieres. Schließlich ist auch noch zu bedenken: Die Spielräume und die Perspektiven, die den Menschen so im Durchschnitt offenstehen, hängen auch davon ab, wie viele Menschen auf diesem Planeten leben.

Je mehr Menschen es sind, umso größere Einschränkungen sind nötig. Zum Beispiel China hat den Aufstieg aus der Armut nur geschafft durch Einflussnahme auf die Geburtenrate. Man könnte eine Variation des Schlusssatzes des Artikels daher auch so formulieren: Wenn das Wachstum der Menschheit den langfristig verfügbaren Ressourcen angepasst werden soll, dann muss irgendjemand weniger …. Ich hab jetzt den Satz nicht vollendet. Klar ist, dass das entsprechende Problem nicht gelöst ist. Klar ist auch, dass die Zukunfts-Probleme der Menschheit fast gelöst wären, wenn jeder nur zwei Kinder hätte. Klar ist auch: Wir sind nur Gäste auf diesem Planeten und haben uns so aufzuführen, dass auch die folgenden Generationen dort gut leben können. Auch dadurch ließe sich erreichen, dass «Grün und gerecht» zusammenpassen. – Dr. Gernot Gwehenberger 

 

Pragmatische Ideen, die in ihrer Findungsphase zunächst die Detailfragen zur Machbarkeit völlig ausblenden, finde ich spitze. Die Idee, das als Folge aus dem Pariser Klimaschutzabkommen begrenzte CO2-Budget auf ein begrenztes Budget aus Flügen zu übertragen, fällt in diese Kategorie. Sie ließe sich sogar übertragen auf viele andere Bereiche des Lebens, wie z.B. ein begrenztes Budget zum Konsum von Fleisch- und Milchprodukten (zur Erinnerung: Rinder stoßen Methan aus, welches neben CO2 als starkes Treibhausgaserheblich zur Klimaerhitzung beiträgt). Wie gesagt – Fragen der Machbarkeit seien hier einmal ausgeblendet. Ein Weg zur Umsetzung wäre steinig und holprig. Beim Lesen hatte ich noch einen weiteren Gedanken.

Die Befürchtung, eine „ambitionierte Klimapolitik [könne] die Welt in Klimapolitikgewinner und Klimapolitikverlierer teilen“, bezieht sich lediglich auf die kurzfristigen hedonistischen und ökonomischen Ziele, blendet aber die mittelfristigen Folgen der Klimakrise völlig aus. Wenn in den nächsten Jahrzehnten bis zu zwei Milliarden Menschen klimabedingt ihre Heimat verlieren (Spratt & Dunlop „Existential climate-related security risk“) und damit potenziell in den reichen und sicheren Ländern unterwegs sein werden, von den lokalen Folgen von Hitze, Trockenheit und Überschwemmungen ganz zu schweigen („Bundesrepublik Heißland“ in derselben Ausgabe Nr. 21), dann werden wir alle Klimapolitikverlierer sein.

Deshalb gilt: Ambitionierte Klimapolitik wird nur Gewinner haben. Sie kann fast nicht ambitioniert genug sein. Sie muss aber natürlich auch die Bedenken, Ängste und realen Nöte der heutigen Bevölkerung berücksichtigen. Und das wird unsere nächste Bundeskanzlerin auch tun. Es gibt einige Instrumente zur Umverteilung, wie z.B. eine Klimadividende, welche eine hohe CO2-Steuersozial verträglich bzw. Geringverdiener sogar zu Gewinnern machen würde. Nur scheint das Vertrauen in solche Transformationsmaßnahmen bei vielen Menschen noch nicht angekommen zu sein (siehe z.B. „Union und FDP kritisieren Baerbocks Pläne für Kurzstreckenflüge“, Zeit online vom16.05.2021).

Es liegt deshalb nun an uns, in diesem Sommer bis zur Bundestagswahl so viel wie möglich darüber zu sprechen mit Freunden und Verwandten, Mitbürgern und Kollegen. Lassen Sie uns alle zusammen bei der nächsten Fridays for Future Demonstration mitmachen, Initiativen wie German Zero und Petitionen von z.B. Campact und anderen unterstützen und ein positives Bild von einer neuen Zukunft zeichnen. Es geht darum, eine Stimmung des Aufbruchs zu schaffen und damit eine Partei zu unterstützen, die zum ersten Mal in der deutschen Geschichte das Potenzial hat, ernsthafte sozial verträgliche Klimapolitik zu machen. Im Weitermachen wie bisher hat sich die Menschheit lange genug geübt. – Dr. Martin Mühlegger 

 

Es beeindruckt mich, wieviel unausgegorene Ideen und widersprüchliche Aussagen in einen doch kompakten Artikel gepackt werden können. Vorschlag: Das Geld aus den Aufpreisen für Kurzstreckenflüge bei der UNO sammeln damit sich die Menschheit eine neue Erde kaufen kann wenn’s soweit ist. Wie schafft es ein so mieser Artikel auf Seite 1 der ZEIT? – Erwin Schneider 

 

Wenn ich all die Artikel in Sachen Flugpreise lese, dann kommen mir ernsthafte Bedenken für die Zukunft. Flugpreise in die Höhe, und das Problem ist gelöst. Mit anderen Worten, nicht jeder kann mehr fliegen, weil der Preis zu hoch ist. Dazu folgendes es gibt grundsätzlich bei den billigen Flügen nur ein geringes Kontingent von Sitzen pro Flug, sind die verkauft, gibt es eben keine mehr. Das ist so. Ich habe jedoch die Sorge, dass bei all diesen Diskussionen die Neiddiskussionen vergessen werden. Wenn in Zukunft nur die Mittel- oder Oberschicht fliegen darf oder kann, weil es die billigen Plätze nicht mehr gibt, werden caritative Einrichtungen und Linke und Grüne eine Diskussion anfachen, die zum Ziel hat, das auch Geringverdiener fliegen bezahlen können. Aus Gründen der  Gerechtigkeit, sollte man dann für diese Klientel Tickets subventionieren Klingt zu lächerlich um wahr zu sein?  Nicht bei unseren Gutmenschen. – Manfred Mengewein 

 

In seinem Artikel auf der ersten Seite zitiert Mark Schieritz Annalena Baerbock, dass es Kurzstreckenflüge „perspektivisch nicht mehr geben soll“. Weiter unten träumt er davon, dass die Bahn vielleicht 2030 in vier Stunden von Berlin nach Wien fährt. Warum so bescheiden? Warum nicht in zwei Stunden und nicht erst 2030, sondern heute? Man muss sich erinnern, dass die Grünen damals kräftig halfen, den Transrapid zu verhindern, der angeblich die Landschaft verschandelte. Tun das Windräder etwa nicht? Das war dieselbe Partei, für die Annalena Baerbock jetzt Werbung macht. Wie passt das zusammen? Wir könnten heute ein Problem weniger haben. – Wilhelm Schmits 

 

Wie schön, dass meine seit Jahrzehnten propagierte Idee auf der ersten Seite der Zeit erscheint. Mark Schieritz hat völlig Recht. Es geht um Klimapolitik und das Klima lässt leider nicht mit sich verhandeln. Und genauso wie es ein Jahresbudget für Flüge geben müsste, sollte das für sämtliche Energieformen gelten. Es ist doch völlig absurd, dass ich weniger pro KWh für mein Erdgas zahle, wenn ich mehr davon verbrauche. Sparsamkeit wird so bestraft. Es müsste genau umgekehrt sein. Pro-Kopf-Budgets für jede Art von Energie könnten eine gute Lösung sein. Früher haben nur die Reichen Flüge und Kreuzfahrten gemacht, das war zwar ungerecht, aber wie bei allen Dingen wird es eine Plage, wenn zu viele Menschen dasselbe machen wollen und können. Wer sein Budget aus welchen Gründen auch immer nicht ausnutzt, profitiert finanziell vom Mehrverbrauch der anderen. Ein kleiner Schritt in Richtung Gerechtigkeit. – Joachim Pabst 

 

Das Hauptproblem scheint mir eine Kombination aus immer größer werdendem Anspruchsdenken und immer kleiner werdender Demut zu sein. Man kann eben nicht alles haben. Und – bevor jetzt die Redaktion über mich herfällt: ich finde es politikseitig unerträglich und asozial, dass Menschen in Not, die Hartz IV beziehen, noch weniger Geld bekommen, also dafür bestraft werden, dass sie eigenverantwortlich und sozial-beiträglich handeln, wenn sie wieder ins Arbeitsleben einsteigen. Andererseits kann ich aber nicht nachvollziehen, wenn gejammert wird, dass alles so viel teurer wird, aber nach wie vor Geld für künstliche Fingernägel und Wimpern und/oder Zigaretten da ist. Aber: es ist doch kein Grundrecht, in den Urlaub zu fliegen. Die Billig-Airlines sollten abgeschafft und innerdeutsche Flüge auf Strecken à la Frankfurt-Nürnberg auch.

Allerdings müsste die Bahn da schon ein bisschen besser werden….. – streiche „ein bisschen“ 😊 Und generell sollten Flüge teurer werden. Ich spare auf meinen Urlaub, der mich oft weit weg führt (und hoffentlich wieder führen wird!!! Ich sehne mich nach einem Jetlag!!) und Flugscham empfinde ich nicht. Ich setze vorher eben Prioritäten und würde nie mit einer Billig-Airline reisen. Ist das old fashioned? Langweilig? Unverständlich? Das, was Herr Laschet – vermutlich im Wahlkampfmodus – da von sich gegeben hat, ist traurig. Wie wäre es mit einem Aufruf zu selbstverantwortlichem Handeln? Das hätte doch mal was. – Annette Haagen 

 

Wie Mark Schieritz schreibt, verteilt man endliche Güter – hier Umweltverbrauch – nur über den Preis, können sich diesen nur Reichere leisten. Eine Binsenweisheit, denn dies trifft auf Immobilien, Luxussportwagen, Kunstwerke ebenso zu. Das Fliegen ist aber in unserer Gesellschaft schon lange vom Luxusgut zum gefühlten Grundversorgungsanspruch geworden und da geht die Betrachtung fehl. Der Flugverkehr ist bis zur Covid Krise kontinuierlich gewachsen und da wir hier deutsche Themen diskutieren, alle Deutschen über, sagen wir 25Jahre, haben dank unseres Lebensstandards bereits ein solches CO2 Deputat verkonsumiert, dass es global gerecht nur noch mit CO2 freien Flügen überhaupt eine Legitimation gäbe. Die wird es aber im nächsten Jahrzehnt, dem Jahrzehnt, in dem sich die Klimafrage entscheidet, nicht geben. Wer hier Hoffnungen auf alternative Kraftstoffe schürt täuscht die Öffentlichkeit, die werden für die Transformation ganz anderer Bereiche gebraucht. Im Ergebnis, ja, was zu verteilen ist, gerne nicht nach den finanziellen Möglichkeiten, aber, es ist viel weniger zu verteilen, nicht nur bei Inlandsflügen. – Sascha Gajewski 

 

Bedenkliches musste ich von Mark Schieritz lesen:„Grün und gerecht passt doch zusammen“, obwohl gelte: „Das Ziel des Klimaschutzes ist nicht eine gerechte Gesellschaft, sondern der Schutz des Klimas. Dazu braucht es keine höhere Moral, es reicht die Marktwirtschaft.“ Hat das Bundesverfassungsgericht nicht gerade festgestellt, dass es der Artikel 20a des Grundgesetzes ist, der zum Klimaschutz verpflichtet, weil sonst die Gerechtigkeit zwischen den Generationen nicht gewahrt und die Gesellschaft den natürlichen Lebensgrundlagen und Tieren nicht gerecht, mithin die Würde des Menschen nicht geachtet und geschützt wird? Bedeutet das nicht, dass die staatliche Gemeinschaft auf bestimmte Weise in das Marktgeschehen und Wirtschaftsleben eingreifen muss, damit die Verfassung und ihr Regierungsprinzip, die Gerechtigkeit, sprich die erste Tugend gesellschaftlicher Institutionen nicht verletzt wird?

Ist also nicht jede Politik eine Form von Moral, insofern sie sich mit Bezug auf das Grundgesetz und damit als applizierte Gerechtigkeit versteht? Jedenfalls ist nicht zu verstehen, was an der Tatsache so schwer zu begreifen ist, dass wir uns mit der Gerechtigkeit regieren und eine Politik nur dann zulässig ist, wenn sie der gerechten Gesellschaft dient, die in ihrer Grundstruktur vom Grundgesetz sprachlich repräsentiert wird. Die Grünen applizieren also in ihrer Klimapolitik keine höhere Moral, sondern Verfassungs-grundsätze, die sich aus der Gerechtigkeit, einem der zentralen Themen der Moralphilosophie, ergeben. Mithin ist die Frage nicht, ob die Grünen moralisch sind, sondern ob sie die Moral der Gesellschaft in politischen Prozessen besser interpretieren als andere Parteien. Hierzu habe ich womöglich eine Meinung, die nicht von allen Bürger:innen unseres Landes geteilt wird und behalte sie daher für mich.

Doch angesichts der Tatsache, dass die beiden zitierten Sätze von Herrn Schieritz für sich genommen im Grunde an sich und überhaupt falsch sind – um das sehr unhöfliche Wort doof zu vermeiden und nicht Gefahr zu laufen, nur von den Philosoph:innen unter uns verstanden zu werden -, muss man wohl nach dem Kontext fragen, um zu begreifen, warum sie in der ZEIT auf Seite 1 abgedruckt worden sind. Wie wäre es mit der Formel, dass der Kontext der dogmatische Glaube an die unsichtbare Hand des Marktes, sprich: der Glaube an den Gott des Neoliberalismus ist, wie er von den Wirtschaftsliberalen von CDU und FDP verehrt wird, auch wenn das dazu führt, dass man sich von der Vernunft darauf hinweisen lassen muss, nichts anderes zu tun, als eine säkularisierte Variante des christlichen Fundamentalismus zu reproduzieren, anstatt die vernünftige Freiheit zu unterstützen und zu bestärken, die von der freiheitlich-demomenschenrechtlichen demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland verlangt wird. – Dr. Berno Hoffmann 

 

„Grün und gerecht passt doch zusammen, wenn die Fakten einmal mehr unterschlagen werden. Sollte man einem Jeden ein gewisses Kontingent an Flugreisen zuschreiben, hätten die Grünen im Übrigen als Vielfliegerpartei das größte Problem. Nichtsdestotrotz gibt es ein viel sinnvolleres Instrument, welches im Übrigen schon längst greift, denn der Luftverkehr ist im Gegensatz zu den anderen Fortbewegungsmitteln bereits im EU-Emissionshandel einbezogen. Das ist bereits ein harter CO2-Deckel, dazu kommt noch CORSIA auf internationaler Ebene hinzu. Bei Flugreisen unter 50 Euro handelt es sich indes um reine Lockangebote, bei denen man zu Marketingzwecken bestimmte Sitzplätze sehr günstig bewirbt. Die Luftverkehrsunternehmen haben ihr Yield-Management dermaßen perfektioniert, dass sie in Gänze Gewinne erzielen.

Es sollte der Fakt nicht unterschlagen werden, dass auf einen Flugpreis Luftverkehrssteuer, Servicepauschale, Zahlungsentgelt, Gepäckentgeld, Steuern und Gebühren u.a. für die Nutzung der Infrastrukturen anfallen. Sollte man den Luftverkehrsunternehmen die Preise diktieren, würde das lediglich dafür sorgen, dass die Margen der Unternehmen steigen oder die Nachfrage ausbleibt und Luftverkehrsunternehmen an andere Standorte abwandern. Es darf hier nicht außer Acht bleiben, dass die einzelnen Flughäfen im internationalen Wettbewerb zueinanderstehen, denn im Hub-Verkehr ist es ziemlich gleich, ob man über München, Amsterdam oder Paris fliegt, ebenso dem Klima, denn das kennt keine administrativen Grenzen. Das Augenmerkmal sollte auf Innovation und Forschung stehen und nicht auf Verbote und Bevormundungen.“ – Daniel Zeilinger 

 

Ich halte das Thema „Jahresbudget“ für eine gute Idee, wenn jedem Menschen auf der Erde ein Budget zusteht. Mit welchem Recht nehmen wir uns heraus, dass wir selbstverständlich fliegen dürfen und die Verteilung nur unter den Einwohnern der reichen Länder erfolgt? Sprich: Das Thema erübrigt sich sofort, wenn man es auf eine andere Gesamtheit bezieht, was mal wieder zeigt, wie generös die reichen Länder in der Zuteilung von Gütern ist zu Lasten der gesamten Welt sind. – E.Würth 

 


 

 

Leserbriefe zu „Männer, geht da nicht mehr? Von Clara Hellner und Jana Luck 

 

Ich stimme mit den beiden Autorinnen überein, dass viele Männer die Verhütung nicht als ihre Aufgabe ansehen und sich daran etwas ändern muss. Die schiere Anzahl an meist hormonellen Verhütungsmethoden für Frauen und das Inkaufnehmen der Nebenwirkungen ist nur ein weiteres Indiz für das patriarchale System, in dem wir leben. Allerdings halte ich es auch nicht für die Lösung, nun im Gegenzug hormonelle Verhütungsmittel für Männer mit ähnlichen Verhütungsmethoden zu propagieren. Was mir in dem Artikel zu kurz kommt, ist die Betonung desjenigen Verhütungsmittels, das neben einer Empfängnis (oder aus Sicht des Mannes wohl besser: einer Befruchtung) auch sexuell übertragbare Krankheiten verhindert: das Kondom. Hier sollte man meiner Meinung nach ansetzen, denn es gibt immer noch Männer, die sich weigern, ein solches zu tragen. Erst heute habe ich von einer über einige Ecken Bekannten erfahren, deren Freund sich trennen will, wenn er ein Kondom tragen muss. Willkommen im Jahr 2021! – Alexander Gebhard 

 

Als mit meiner Frau einige Jahre in der Erwachsenenbildung zum Thema NFP (Natürliche Familienplanung) bzw. STM (Sympto – Thermale Methode) engagiert Vortragender und selbst seit 1980 bis zu den Wechseljahren „Praktizierender“, bin ich einigermaßen erstaunt, dass in Ihrem sonst ja sehr ausführlichen Artikel weder zu NFP noch zu STM irgendein Hinweis vorgekommen ist. Natürlich ist diese Methode zu erlernen etwas zeitaufwendiger, als sich irgendwelche Pillen „einzuwerfen“ (sei es nun als Frau oder Mann), Gels zu schmieren oder skurrile Unterhosen an- und auszuziehen, aber: „es zahlt sich aus“ und ist wirklich die einzige Methode gemeinsam Verantwortung zu übernehmen, wobei dabei garantiert ist, dass man/ frau eine ganz neue Qualität auch im Sexualleben erreichen kann, einfach weil man/ frau „im Dialog“ bleibt. Besuchen Sie einen Ausbildungskurs; aber nicht allein, sondern mit ihrem Mann. Der schreibt dann vielleicht auch einen qualifizierten Bericht nach dem ersten – für beide Partner – anders lust- und verantwortungsvollem Erfahrungsjahr. – Gerhard Scholz 

 

Wunderbar, dass dieses Thema eine ganze Seite Text bekommen hat! Ich erinnere mich an eine Kolumne in der ZEIT, lange her, in den siebziger oder sogar achtziger Jahren, als Carl Djerassi, dem wir die Verhütungspille zu verdanken haben, zum Thema Pille für den Mann schrieb und wohl bereits forschte. Der empörte Aufschrei – wohl weltweit – kam damals extrem zornig auch aus der Chefredaktion Ihrer Zeitung. Das hat mich seinerzeit amüsiert, aber auch deprimiert. Djerassi wohl auch, denn er beendete nach den ersten Veröffentlichungen anscheinend alle weitere Forschung zu dem Thema. Fünfzig Jahre später wird es hoffentlich nicht wieder fallengelassen! – Anne Geipel 

 

Mit großem Enthusiasmus haben Sie eine instruktive und umfangreich und aufwendig recherchierte Übersicht zu unzureichenden männlichen Verhütungsmöglichkeiten geschrieben, die ich als schon alter Mann dennoch interessiert gelesen habe. Insbesondere die schäbig wirkende Einstellung der Forschungen Prof. Nieschlags nach seiner Emeritierung, genau wie das gleiche für die Neuropädiatrische Abteilung des überall hochgeschätzten Prof. Gerd Kurlemann, durch die Leitungen ist für die Excellenz-Uni Münster kein Ruhmesblatt.

Dabei ist mir eine kleine Ungenauigkeit aufgefallen: Zu Thomas Boulou schreiben Sie, die Hoden würden durch diese Buxen „in den Bauchraum geschoben und dort 15 h gehalten“. Erhöhte Temperatur (wie im Leistenhoden) macht infertil, lange bekannt. Aber, meine Lieben, wie soll ein männlicher Hoden durch engen Leistenkanal in den Bauchraum und zurück gelangen? (Reine optische Vorstellung hätte Ihnen das schon vermittelt.) Später wurde das klargestellt, dass die Hoden „sanft an die Leistengegend …aus dem Hodensack hochgezogen“ würden. Abgesehen davon, dass ich mir das als doch recht unbequem vorstelle und daher die anderen erwähnten Möglichkeiten eher nutzen würde. – Dr. med. Ernst Iffland 

 

Als Vater zweier Töchter in erster Ehe und zweier Söhne in zweiter Ehe entschloss ich mich nach Hausgeburt des Jüngsten (am 21.März 1982) zu einer Sterilisation (am 31.März1982) und verzichtete in der Folgewoche auf die angebotenen Schmerzmittel aus medizinischer Neugier, machte aber in dieser Zeit keinen Dienst als Musik- und Deutschlehrer. Während des Germanistik-Studiums an der Freien Universität Berlin hatte ich zum Thema „Literatur zur Kindsmörderin der Goethezeit“ sogar die forensische Literatur durchgearbeitet und erfahren, dass massenhaft ledige Frauen bei der Geburt des eigenen Kindes zur Mörderin wurden, während die Liebhaber ihrer Wege gingen. Einzig Friedrich der Große soll bedauert haben, dass anschließend die Mütter wegen Mordes der Todesstrafe unterworfen waren. Für die Sterilisation des Mannes wurde im Jahr 1982 nicht öffentlich geworben, aber ich dachte als Arzt-Sohn, es sei für den Mann einfacher als für die Frau, die Verantwortung für die Verhütung zu übernehmen. Habe ich Recht? – Dietrich Bauer 

 

Die Anti-Baby-Pille und diverse andere Hormonpräparate, bei denen wir von Frauen allzu oft erwarten, dass die Frauen sie nehmen sollen, haben eine ganze Liste von Nebenwirkungen, die teilweise sehr drastisch ausfallen können! Stichwort Thrombose (AstraZeneca verursacht deutlich weniger Thrombosen als die Pille). Meine Freundin hat mit einem Hormonring verhütet und wurde davon fortschreitend blind. Ja, blind. Auf dem rechten Auge hat sie wegen einer Thrombose am Auge nur noch 20% Sehkraft, das linke Auge hat auch schon angefangen schlechter zu werden, als sie diesen Ring abgesetzt hat. Sämtliche andere Ursachen wurden von diversen Augenärzten ausgeschlossen. Frauenärzte klären in der Regel darüber nicht ausreichend auf. Jetzt verhüten wir hormonfrei, richten uns nach dem natürlichen Zyklus und benutzen Kondome, denn es gibt nur einige Tage im Monatszyklus, während denen die Frau überhaupt wirklich schwanger werden kann.

Frauen bringen ihren natürlichen Zyklus mit der Pille vollkommen durcheinander und schlucken jeden Tag ein Medikament (!), obwohl sie nicht krank sind. Man muss kein Arzt sein, um sich zu erschließen, dass das dem Körper nicht guttut. Das geht sogar so weit, dass der Körper nach dem Absetzen erst wieder lernen muss, diese Hormone eigenständig herzustellen und der Zyklus, die Stimmung und das Körpergefühl der Frau dann monatelang vollkommen durcheinander sind. Wir muten unseren Frauen und unseren Körpern allgemein zu viel zu und sollten wieder lernen, mit ihm zu leben und ihm nicht unseren Willen aufzwingen. Jetzt soll es eine Pille für Männer geben. Aus Sicht der Gleichberechtigung längst überfällig, aber meiner Meinung nach der gänzlich falschen Richtung. – Tobias Obijon 

 

Ich finde es befremdlich, dass immer nach der Pharma- oder anderer Industrie gerufen wird. Viele sinnvoller wäre es, den Männern die Methode der Ejakulationskontrolle, wie sie das Tao lehrt, beizubringen. – Manfred Schwartz 

 

Vor vielen Jahren habe ich in Wien einen Vortrag von Carl Djerassi gehört. Er meinte, eine Pille für den Mann oder Ähnliches werde es nie geben. Der Grund: Bei allen Männern lässt mit zunehmendem Alter die Erektionsfähigkeit nach. Und es kann keine Studie geben, die nachweist, dass dieses NICHT an dem eingesetzten Produkt liegt. Auf solche absehbaren Klagen wird sich kein Pharmaunternehmen einlassen. – Vera Herbst 

 

Die Autorinnen des Artikels beschreiben schön verschiedene Möglichkeiten der männlichen Verhütung und warum diese zum Teil noch nicht zugelassen sind. Einen Aspekt vergessen sie aber. Ein großer Vorteil des Kondoms, welcher von keinem anderen Verhütungsmittel abgedeckt wird, ist auch ein gewisser Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Tatsächlich wird dieser Aspekt öffentlich nicht mehr so groß diskutiert, ein großer Treiber der Benutzung von Kondomen war HIV. Da HIV aber aktuell kein Thema mehr ist und gut behandelbar, wenngleich nicht heilbar, ist, geht auch die Verwendung von Kondomen zurück und man kann beobachten, dass die Rate der sexuell übertragbaren Krankheiten wieder zunimmt (vgl. Bremer et al.; Sexuell übertragbare Infektionen in Deutschland; Bundesgesundheitsblatt 2017; 60; 948-957; DOI 10.1007/s00103-017-2590-1). – Dr. Richard Bolek 

 


 

 

Leserbriefe zu „Bundesrepublik Heißland” von Toralf Staud und Nick Reimer 

 

Also verändert sich alles zum Schlechten. Daraus folgere ich, bis vor kurzem hatten wie ein Klimaoptimum, jede Abweichung davon führt in die Katastrophe. Zwar geben die Autoren zu, dass das Klima komplex und von sehr vielen Faktoren abhängig ist. Trotzdem kein Problem, das globale und lokale Klima für die nächsten 80 Jahre als Funktion all dieser Faktoren zu berechnen. Und, wie gesagt, es kann nur angeblich nur schlechter werden … Dieses Apokalypse-Narrativ überzeugt mich nicht. Selbst wenn es annähernd stimmen sollte, werden wir mit unseren Maßnahmen in Europa nichts daran ändern. Lediglich ca. 10% der CO2 Emissionen gehen auf die Rechnung Europas. Seit Jahrzehnten mit leicht negativer 1. Ableitung. Selbst der Großemittent USA wächst nicht mehr. Wenn die Modelle stimmen, die zwar nur Treibhausgase zu berücksichtigen scheinen, obwohl es, wie Sie selbst schreiben, viele andere Faktoren gibt, sind es China, Indien, Afrika, Indonesien, Brasilien, Russland,  ….., die die CO2 Gleichung bestimmen werden. Einer Milliarde Menschen in Europe, Nordamerika, Japan und Australien stehen 2050 9 Milliarden (!) in ROW gegenüber. – Dietmar Baier 

 

Wir Menschen leben nicht mehr im Einklang mit der Natur! Im Gegensatz zu den Tieren erkennen wir Naturkatastrophen erst, wenn sie bereits über uns hereingebrochen sind: Vulkanausbrüche, Erdbeben, Tsunamis. Aber auch solche, für die wir selbst verantwortlich sind, wie die Überhitzung der Atmosphäre, Artenschwund, Überbevölkerung, erkennen wir erst dann, wenn es (meist) schon zu spät ist! Uns ist der Instinkt, auf Gefahren rechtzeitig und richtig zu reagieren, im Laufe unserer Evolution abhandengekommen; also müssen wir endlich das einsetzen, was uns als Menschen „auszeichnet“: unseren Verstand! Wir müssen eine globale Menschheitsaufgabe bewältigen; auf jedem Kontinent mit unterschiedlichen Schritten!

Der Norden muss die Treibhausgase, Abfallprodukte der Erhaltung seines Wohlstandswohlgefühls, die nicht nur seine Atemluft, sondern die Atmosphäre der gesamten Erde verändern, drastisch senken; während der Pandemie haben wir ja schon ein bisschen Bescheidenheit gelernt! Der Süden muss gleichzeitig die Geburtenrate ebenso drastisch senken; es muss die Regel sein, dass in einem Staat nur so viele Menschen leben können wie der Boden ernähren kann, ohne dass ständig in bis dahin unberührte Natur vorgedrungen wird; ohne dass verantwortungslose Regierungen Einwohner, für die sie keine Verwendung zu haben glauben, fortwährend nach Europa ziehen lassen! Soll sich doch der reiche Kontinent um sie kümmern! Natürlich muss der Norden diesen Ländern helfen, mit Investitionen, Infrastruktur, (Aus)Bildung und Beschäftigung; diese Hilfe sollte aber sofort enden, wenn er mit immer neuen Völkerwanderungen erpresst wird!

Eine weitere globale Aufgabe müssen wir lösen, wenn unsere Umwelt nicht an Gift und Müll ersticken soll; wir müssen den rückstandsfreien Naturkreislauf zur verbindlichen Verpflichtung für die Weltwirtschaft erheben! Keine Substanzen, weder bei Herstellung noch bei Gebrauch noch bei Entsorgung, die nicht vollständig recycelt werden können! Wenn wir all diese Herkulesaufgaben schaffen (sollten), dann wird es uns auch gelingen, extraterrestrische Gefahren für das irdische Überleben zu bannen: Asteroiden, die unsere Erde dauerhaft wie Damoklesschwerter bedrohen! Wir müssen sie von ihrer Bahn zur Erde ablenken, in die Weiten des Alls oder zu anderen Himmelskörpern (sorry!), wo sie zwar gewaltige Zerstörung anrichten, aber kein Leben (?) vernichten können! Wenn man all dies bedenkt: wofür können dann Kriege auf unserer Erde noch irgendeine Lösung sein? – Dr. med. Ulrich Pietsch 

 

Der Artikel behandelt in zehn Kapiteln Themen, die bei den Klimafolgen eine Rolle spielen: Tropische Städte, Landwirtschaft, Wassermangel, Waldsterben, Überschwemmungen, Tourismus, Energieversorgung, Verkehr, Gesundheit und Demokratie. Das wichtigste Thema fehlt allerdings: das Thema Demographie. Dieses ist mit allen anderen Themen verbundene und daher wäre es notwendig, gelegentlich die genannten Themen unterm Aspekt der demographischen Entwicklung (global und lokal) zu behandeln. Wie aktuell das Thema ist, zeigen zwei fast gleichzeitige Meldungen betreffend den Gazastreifen und Italien. Vor wenigen Tagen folgte in der Tagesschau (vom 14.5.2021) auf den alarmierenden Bericht aus Israel ein Bericht aus Italien: «Papst Franziskus und Ministerpräsident Draghi zeigen sich alarmiert angesichts der sinkenden Geburtenrate in Italien.»

Diese liegt bei 1,27 pro Frau (=Schrumpfen der Bevölkerung mit dem Faktor 0.4 in zwei Generationen). Im Gazastreifen liegt die Rate aktuell bei 4,5 (=Wachstum der Bevölkerung um den Faktor 5 in zwei Generationen). In der EU liegt die Geburtenrate nur wenig höher als in Italien und zwar bei 1,53. Wäre die Geburtenrate weltweit ähnlich wie in der EU, dann wäre damit langfristig das Klima-Problem lösbar. Es bräuchte weniger Wirtschaftswachstum für Nahrung, Wohnungen, Infrastruktur, Medizin, Arbeitsplätze, etc. Es gäbe Perspektiven, die nicht auf Wirtschafts- und Bevölkerungs-Wachstum angewiesen sind. Das zu hohe Bevölkerungswachstum in vielen Staaten bewirkt das Gegenteil. Bei jedem der aufgeführten Themen bewirkt dieses Wachstum eine negative Entwicklung. Gerade in den Entwicklungsländern wachsen die „Tropischen Städte“ weiter, Grund sind neben der Demographie auch negative Entwicklungen in den genannten Bereichen Landwirtschaft, Wassermangel, Waldsterben, Überschwemmungen.

Die Einnahmen aus dem Tourismus werden zurückgehen, insbesondere in den von den von der Klima-Krise am meisten betroffenen Staaten. Auch die Bereiche Gesundheit und vor allem Demokratie werden stark betroffen sein, wie die Situationen etwa in Indien oder in der Sahelzone zeigen. Typisch sind auch jüngste Ereignisse in Marokko, wo beim Wegschauen der marokkanischen Grenzwächter innerhalb eines Tages über 8000 Migranten ins spanische Ceuta flüchteten. Laut einer UN-Prognose wird sich Afrikas Bevölkerung bis 2050 verdoppeln. Direkte und indirekte Wirkungen des Bevölkerungswachstums werden hohen Migrationsdruck auslösen. Heute schon ist die EU erpressbar durch Staaten, die mit EU-Geldern die Migration begrenzen. Das Verteilen von Opfer- und Täterrollen darf nicht unsere gemeinsame Zukunft bedrohen. Gesucht ist eine Vision, die nicht nur auf die lokalen Folgen der Erderwärmung eingeht, sondern auch auf die tieferen Ursachen. Es ist notwendig die Verantwortung für eine gute gemeinsame Zukunft ausreichend breit zu verteilen. – Dr. Gernot Gwehenberger 

 

Sehr geehrte Damen und Herren, die beschriebene Entwicklung wird sicher nicht in 1 Schub von 2049 auf 2050 passieren. Deshalb sollte man mit denselben Methoden und Parametern die Situation für 2035 simulieren und dann s o f o r t  Maßnahmen der Anpassung entwickeln. Z.B. könnte man
größere Wasserbehälter zum Auffangen der Sturzregen für die Trinkwasser- Versorgung bauen, die dann auch noch zur Stromerzeugung benutzt werden könnten. Die Ernsthaftigkeit der Schilderung der Entwicklung müsste eigentlich wie ein Schock wirken. Am 23.5.21 sagte Dr. von Hirschhausen in Phönix: „Wir haben nur noch 10 Jahre, um das Leben der Menschheit zu sichern.“ Und das sagte er nicht als Kabarettist, sondern in vollem Ernst. Gibt es Politiker, die darauf ansprechbar sind? – Heinz-Dieter Busch 

 

Die Autoren behaupten, dass die Forschung „dank präziser Klimamodelle heute ziemlich genau voraussagen kann wie das Klima im Jahr 2050 aussehen wird.“ Einen Absatz weiter behaupten sie dann, dass es keine Garantie gibt und jedes Modell mit Unsicherheiten behaftet ist. Meine Frage wäre: „Sind die Modelle nun präzise oder sind sie mit Unsicherheiten behaftet?“. Beides geht wohl nicht. Des weiteren wird behauptet die Klimamodelle skizieren Prognosen. Das aber tun sie aber gerade nicht, sondern sie modellieren Szenarien. Vielleicht ist dem ein oder andern der Unterschied nicht ganz klar. Eine Prognose ist eine Voraussage, ein Szenario ist beliebig.

Ob es in Deutschland im Jahre 2050 rund zwei Grad wärmer ist kann heute niemand voraussagen. Der schwedische Klimawissenschaftler und ehemaliger Max-Planck-Direktor Lennart Bengtsson formuliert das so: „Als Folge der Chaos-Theorie kann man Wetter und Klima nicht vorhersagen, und wie sich das zukünftige Klima entwickelt, werden wir nicht wissen, bis diese Zukunft gekommen ist.“ Der Schutz unserer Umwelt ist wichtig, keine Frage. Der Blick in die Klimazukunft bleibt größtenteils ungewiss. – Michael Hackl 

 

Richtig müsste der Titel heißen „Folgen der Veränderung“, denn nach dem einen Klima folgt ein anderes Klima. Dem Klima können wir nicht entweichen, ob passend oder unpassend. Kernfrage ist immer „Menschengemacht“ oder „natürlich“, wie seit Milliarden Jahren. Für die Pessimisten werden „Experten“ unbekannter Art zu den weissagenden Sehern der Weltgeschicke erhoben.  Wenn wir uns nun in der Wonne unserer Schuldgefühle auf „Menschengemacht“ kaprizieren, stellt sich die Frage nach den Quantitäten, will sagen, was können wir paar People in Deutschland oder Europa bewirken? Nichts, ist die mathematische Antwort. Denn selbst wenn wir ab morgen kein CO2 mehr produzieren, selbst wenn wir nicht mehr ausatmen, wachsen in Afrika jährlich 8o Mio Menschen nach, die nur eines im Sinne haben, nämlich Konsum, Mobilität und Luxus, so wie sie es aus dem Fernsehen gelernt haben, jährlich! Also Deiche, wenn das Wasser steigt, Bewässerung, falls es trocken wird und luftige Kleidung wie zur Badesaison. Geht doch! Mensch Leute, optimistisch bleiben! – Lutz Bauermeister 

 

Die Autoren wagen einen Blick voraus in das Jahr 2050, wie der Klimawandel unser Leben tiefgreifend verändert hat. Mal abgesehen vom Klimawandel, wie wollen die Autoren wissen, was 2050 hier so abgeht? Von jetzt 30 Jahre in die Zukunft schauen? Ziemlich verwegen. Vor etlichen Jahrhunderten hat sich eine Dame in Delphi damit beschäftigt. Ihre Vorausblicke blieben immer reichlich diffus. Im alten Rom machten Auguren viel TamTam mit Vogelflug- und Eingeweide Schau. Das haute auch nie so richtig hin. Unseren beiden Autoren ist zu raten, lasst die Finger von der Wahrsagerei. DIE ZEIT bietet Platz und Raum für viele andere Themen. – Hans-Emil Schuster 

 

Seit 65 Jahren lese ich mit Interesse die Zeit. Allerdings mit einer 11-jährigen Unterbrechung, weil ich in Südafrika in Johannesburg arbeitete. Dort herrscht das Klima, das mit unserer Klimaschutzpolitik vermieden werden soll. Das Klima aber in Johannesburg ist wunderbar, im Durchschnitt 6° C wärmer als in Deutschland und Regen in Wolkenbrüchen. Es gibt keine graues Novemberwetter. Nach unserer Rückkehr nach Deutschland haben wir hier unser Haus in ein großes Gewächshaus bauen lassen, um weiter in einem wärmeren Klima leben zu können. Die Südafrikaner haben Staudämme gebaut; die Landwirtschaft dem Klima angepasst, und Eukalyptus als Wald angepflanzt. Das Grillen (brai) im Garten ist Nationalsport. Die meisten Wohnungen haben keine Klima-Anlagen und in den Hotels gab es die Aufforderung zum Wassersparen: Duschen Sie einmal zu zweit und genießen Sie ein völlig neues Gefühl. Die positiven Seiten des Klimawandels sollten bei der Diskussion der Klimafolgen auch erwähnt werden. – Dietrich von Saldern 

 


 

 

Leserbriefe zu „Feind im eigenen Bett” von Josef Joffe 

 

Wenn es zu einem erträglichen Mit- und Nebeneinander von Israel und Palästina kommen soll, dann müssen die Bemühungen über pragmatische Lösungen hinausgehen. Dazu müssen die als Berechtigung für das jeweils eigene Verhalten geltenden Motive auf die Agenda. Bewegung in festgezurrte Identitätsmuster zu bringen, würde beiden Seiten helfen. Also müssen alle standardisierten Darstellungen eigener Geschichtsdeutungen, Traditionen und Religionen auf den Prüfstand – und zwar ergebnisoffen, um die oft so vehement in Anspruch genommene Berufung auf das Ursprüngliche als Ausdruck des Gegenwärtigen verstehen zu können. – Christoph Müller-Luckwald 

 

Der Artikel blickt hinter die „probaten Deutungen“ wie „Spirale der Gewalt“ – die den Israelis die gleiche Schuld am Konflikt zuweisen wie den Palästinensern, was einer Betrachtung der historischen Fakten kaum standhält -, und kommt nach einer nüchternen Analyse der Anlässe, wie dem Immobilienstreit in Ostjerusalem (diese entscheidenden Details habe ich nirgendwo sonst gehört, vielen Dank dafür!) auf eine wesentliche Ursache zu sprechen: die Absage der Wahl in den Palästinensergebieten durch Mahmud Abbas, der eine erneute Wahlniederlage gegen die Hamas befürchten musste, denn der hatte sich mitnichten, wie geschrieben „zuletzt 2006 wählen lassen“.

Fakt ist dagegen, dass die Hamas diese ersten und letzten Wahlen in den palästinensisch kontrollierten Gebieten gewonnen hatte, von den USA und der EU aber in eine Einheitsregierung mit der unterlegenen PLO gezwungen wurde, die kurz darauf zerbrach. Im anschließenden Bürgerkrieg errangen die Hamas Gaza und die PLO die Westbank für sich, die Raketenangriffe aus Gaza auf Israel gingen und gehen weiter. Der Fatah-Mann war 2006 also abgewählt worden. Weil dieses Regime dem Westen aber das verspricht, was dieser gerne hören möchte, nämlich irgendwann das Existenzrecht Israels anzuerkennen, konnte es sich an der Macht halten. Die Mehrheit der Bevölkerung hatte sich allerdings für eine militante islamistische Gruppe entschieden, die Terroranschläge auf Israels Zivilbevölkerung befürwortet und durchführt.

Mich macht es sehr unruhig, dass der Wunsch nach Frieden hier die Augen vor den Fakten verschließt und ihr Gegenteil berichtet, denn auf Grundlage solches wishful thinking wird Israel dann zu Schritten gedrängt, die der Realität nicht entsprechen, und seine Sicherheit bedrohen. Es ist mein Bedürfnis, auf Grundlage der Fakten die berechtigten Anliegen von Israelis wie Palästinenser*Innen zu unterstützen und unberechtigten Hass zurückzuweisen. Ich bitte daher in Zukunft bei diesem extrem wichtigen, sensiblen Thema um noch genauere Berichterstattung, und möchte noch einmal betonen, dass die Analyse des Artikels abgesehen von diesem einen Punkt, sowohl was Faktenkenntnis als auch was klare, vorurteilsfreie Schlussfolgerungen angeht, aus allem anderen, was dazu in den letzten Tagen und Wochen veröffentlicht wurde, deutlich positiv heraussticht. – Eberhard Schmiedeke 

 

Es ist bemerkenswert, wie Josef Joffe es schafft, einen Leitartikel über die Situation im Nahostkonflikt zu schreiben, ohne mit einem einzigen Wort auf die eigentliche Ursache, die seit über 70 Jahren andauernde Besatzung, verbunden mit der systematischen Drangsalierung der Bevölkerung in den besetzten Gebieten sowie der Diskriminierung der arabischen Bevölkerung im Kernland, einzugehen. Diese hat in Israel sogar Gesetzesstatus: Das 2018 unter der Regierung Netanjahu – der Joffe zufolge „diesen Krieg nicht angezettelt hat“ – verabschiedete verfassungsähnliche Nationalstaatsgesetz legt fest, dass „die Realisierung des Rechts auf nationale Selbstbestimmung in Israel allein dem jüdischen Volk vorbehalten ist.“

Demokratie, Gleichheit aller Bürger unabhängig von Religion und Herkunft, die in der Unabhängigkeitserklärung von 1948 noch Grundlage für die Gründung Israels waren, kommen in diesem Gesetz nicht mehr vor. Vorgänge wie die drohende Zwangsräumung arabisch bewohnter Häuser sind Teil dieser Politik, die – ebenfalls gesetzlich festgeschrieben – „die Entwicklung jüdischer Gemeinden als nationalen Wert“ ansieht. Man stelle sich bitte einmal kurz vor, der Deutsche Bundestag verabschiedete eine Grundgesetzänderung, die festlegt, dass die nationale Selbstbestimmung in Deutschland ausschließlich der christlichen Bevölkerung zukommt.

Oder die deutsche Polizei stürmte am Jom Kippur eine Synagoge und würfe Rauchbomben auf die betenden jüdischen Mitbürger. Man würde hoffen, dass diese Vorgänge in einem Leitartikel auf der ersten Seite der „Zeit“ nicht unerwähnt blieben und auch von Herrn Dr. Joffe als das gebrandmarkt würden, was sie sind: eine inakzeptable, diskriminierende Ausübung von Staatsgewalt. Zum Glück gibt es noch die differenziertere Berichterstattung von Lea Frehse, dank derer die Lektüre der „Zeit“ sich trotzdem noch lohnt. – Dr. Diban und Cornelia Daragmeh 

 

Es hat mich gewundert, auf der ersten Seite der ZEIT eine derart einseitige und undifferenzierte Analyse der Ursachen der jüngsten kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Palästinensern und Israelis zu lesen. Wenn jemand, wie der Verfasser Josef Joffe, uneingeschränkt auf Seiten Israels steht, ist das ein akzeptabler Standpunkt. Aber in einer renommierten Wochenzeitung sollte ein Artikel auf Seite eins ein solches Ereignis wie diesen Gazakrieg in einen größeren Zusammenhang stellen. Sicher, die ersten Raketen feuerten die Hamas und ihre Terrortruppen auf Israel ab. Israel hat das uneingeschränkte Recht, dagegen vorzugehen und seine jüdische Bevölkerung zu verteidigen und zu schützen. So weit so einfach.

Dass es der Hamas mit ihren Raketenangriffen in erster Linie nicht um die vier palästinensischen Familien in Ostjerusalem ging, denen die Zwangsräumung droht, ist wohl auch keine Frage. Denn dann hätten sie doch jedes Mal, wenn in Ostjerusalem oder im Westjordanland wieder einmal Palästinenser enteignet wurden für die Erweiterung oder den Neubau jüdischer Siedlungen, Raketen auf israelische Städte abschießen müssen. Es geht der Hamas also wohl eher um Machterhalt, wenn sie die Wut und Ohnmacht der Palästinenser über ihre hoffnungslosen Lebensumstände ausnutzen. Aber warum zählt Josef Joffe für den israelisch-palästinensischen Konflikt nur Stereotype auf, „Spirale der Gewalt“, „Siedlungen“ und „Glaubenskrieg“, als würden diese Begriffe die eigentlichen Ursachen gar nicht treffen?

Vom „Glaubenskrieg“ mag man das sagen, sicher aber nicht vom Bau jüdischer Siedlungen auf palästinensischem Gebiet. Stattdessen versucht er, die Zwangsräumung in Ostjerusalem mit beinahe 150 Jahre alten jüdischen Ansprüchen zu rechtfertigen. Es geht doch ausschließlich um Land, um Vertreibung und Landnahme durch jüdische Siedler. Da Benjamin Netanjahu und alle Regierungen zuvor die Gründung eines palästinensischen Staates immer verhindert haben, (und wenn nicht diese, dann haben die ignoranten palästinensischen Führer die Gründung eines eigenen Staates durch unerfüllbare Forderungen zunichte gemacht) spielen die Raketen aus Gaza dem jetzigen Regierungschef in die Hände.

Wenn es um die Schwächung der Hamas ginge und in der Vergangenheit gegangen wäre, hätte Israel den Siedlungsbau stoppen, besser noch zurückbauen müssen, (es werden ja nicht einmal die selbst nach israelischem Recht illegalen Siedlungen im Westjordanland aufgelöst) und die Lebensverhältnisse der Palästinenser im Westjordanland massiv verbessern müssen. Vielleicht wüsste König Salomo eine gerechte Lösung, Netanjahu hat jedenfalls keine. – Dr. Uwe Cardaun 

 

Kein Krieg und keine Intifada konnten die fragile Existenz Israels so erkennbar werden lassen wie die Auseinandersetzungen zwischen arabischen und jüdischen Israelis. Jetzt könnte es für Israel ganz schlimm werden. Die rassistischen Geister der nationalreligiösen Siedler, die die Politik Netanjahus, insbesondere in den letzten 15 Jahren gehegt und gepflegt hat, bestimmen immer mehr das innenpolitische Klima, nicht nur in der Westbank, sondern auch im Land Israel selbst. Nur eine radikale Kurskorrektur dieser Politik könnte Israel vor einer Katastrophe bewahren. Anzeichen eines Bürgerkriegs zeigten sich in den Ausschreitungen im Kernland. Netanjahu und die Hamas können sich zwar als Sieger nach dem Raketenkrieg fühlen, der eine muss das Gefängnis nicht mehr fürchten und die Hamas ist in den Augen der Palästinenser die bessere Vertreterin der Interessen der Palästinenser. Von Frieden und Sicherheit für die Menschen in Israel, Gaza und der Westbank ist man jedoch weiter entfernt als je zuvor. – Helmut Schmitz 

 

Vielen Dank für die Einordnung der jüngsten Ereignisse in Israel und Gaza. Sie haben mit Netanjahu den Sieger benannt. Ich denke, dass aber auch Hamas innenpolitisch davon profitieren wird. Damit sind auch die Motive sichtbar, warum die Eskalation zugelassen wurde. Netanjahu ließ die Bilder aus der Al Aksa Moschee zu und Hanija sprang bereitwillig über das hingehaltene Stöckchen. Der Konflikt zwischen jüdischen und arabischen Israelis war wohl ein eher ungeplanter Kollateralschaden, aber wurde ja auch dementsprechend schnell eingehegt. – Gunnar Millow 

 

Ihren Beitrag habe ich mit Interesse gelesen. Er veranlasste mich zu folgenden Überlegungen: die tatsächlichen Ursachen des aktuellen Konflikts zwischen den Palästinensern und den Israelis werden oft aus der Betrachtung der Entwicklung der aktuellen Probleme ausgeklammert. Solange das geschieht, kann und wird es keinen Frieden zwischen den Beteiligten geben. Grundlage des Staates Israel ist der Beschluss der Völkergemeinschaft dieser Erde zur Staatsgründung in Palästina. Das ist eine Tatsache und jeder, der diese nicht wahrhaben will, stellt sich außerhalb der Völkergemeinschaft. Er verliert jeden Anspruch auf Hilfe und Unterstützung.

Mitleid und Hilfe bestärkten de facto die Palästinenser in ihrer Überzeugung von der Notwendigkeit der Vernichtung Israels. Deshalb sind diese nur vertretbar, wenn die Beschlüsse der Völkergemeinschaft anerkannt werden. In der Kultur arabischer Familien und in den arabischen Schulbüchern wird den Kindern beständig das Feindbild „des Juden“ und des jüdischen Staates vermittelt und religiös begründet.  Das geschieht von der Wiege bis in den Hörsaal, ähnlich einer Gehirnwäsche. Jeder kann diese Tatsache sehen, wenn er dazu bereit ist.

Das vergleichbare Verhalten in anderen Teilen der Welt wurde eindeutig als das bezeichnet, was es ist – nicht so im Konflikt zwischen den Palästinensern und Israel. Wer heute nicht die Wahrheit sagt, Ross und Reiter benennt und die eigene Vernunft zur Geltung bringt, ist m. E. mitschuldig an dem Elend und dem Leiden des Individuums Mensch in Palästina. Für den Fall, dass meine Betrachtungsweise ein Irrtum ist, warte ich bereits seit langer Zeit auf eine andere Betrachtungsweise, die vorurteilsfrei Ursachen, Wirkung und Auswege aufzeigt. – R. Renaux 

 


 

  

Leserbriefe zu „Eine Vergangenheit, die kommen soll” von Florian Illies 

 

Da ist die Preußen-Begeisterung mit Florian Illies wohl zu heftig durchgegangen: dieser Tempel Apollos konnte von Königin Luise offensichtlich nicht mehr geliebt werden, da sie bereits 1810 verstarb! – Hans-Peter Lochocki 

 

Als langjährige überzeugte Leserin Der Zeit staune ich über F. Illies Aussage, dass das von Schinkel erbaute Kgl. Schauspielhaus am Gendarmenmarkt in Berlin von Königin Luise geliebt worden sei. Wie kann Luise ein 1821 errichtetes Gebäude geschätzt haben, da sie bereits 1810 verstorben ist? Man mag dem Autor diesen Lapsus in einem sehr interessanten und informativen Artikel gewiss nachsehen. Dennoch sollte – auch vor dem Hintergrund einer aktuellen Debatte über die Glaubwürdigkeit von Medien – eine leichtfertige Behauptung nicht an die Stelle einer sorgfältig recherchierten und faktisch gesicherten Aussage treten. Ich jedenfalls werde demnächst Texte von Florian Illies mit vorsichtiger Skepsis lesen. – Gisela Grünich-Vitz 

 

Mit Erstaunen habe ich den reizenden Artikel von Florian Illies zum Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt gelesen. Was für eine wundersame Geschichte, wenn man sich allein auf ihre guten, lichten und netten Momente fokussiert, um sie gegen eine vermeintliche Berliner Geschichtsphobie zu wenden. Herr Illies möchte nicht nur diese, sondern »die Vergangenheit in unsere Gegenwart lassen, damit sie endlich auch unsere Zukunft bestimmt«, … »um im Gestern auszuruhen.« Wurden vor dem Eingang zum Konzerthaus nicht auch jahrgangsweise die »Hilterjungen« auf ihren Führer eingeschworen? Hat der Gröfaz hier nicht noch im Juni 1944 Generäle und Offiziere für »Endlösung« und »Endsieg« umworben?

Was dabei herauskommt, wenn die Verschränkung von widersprüchlicher Geschichtslehre und Zukunftsvision zugunsten einer gesäuberten Vergangenheitsfeier hintangestellt bleibt, ist ein paar hundert Meter weiter am neuen Berliner Schloss zu besichtigen. Das steht auf der Museumsinsel wie aus einem 3D-Drucker gespritzt, bekrönt mit einer Kuppel, der 2020 exakt der Spruch von 1854 eingeschrieben wurde:  »dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind«. Und als wäre das nicht genug Vergangenheitsbestimmtheit und Ausruhen, sollen just unter diesem Sinnspruch die imperial zusammengetragenen »Kulturen der Welt« ihren musealen Berliner Ort finden. Ekelhaft! – Reinhard Matz 

 

Der Gott der Geschichte hat Humor, wie Sie treffend formulieren, es bedarf auch einigen Humors, dass Sie die Uraufführung von Webers „Freischütz“ verschweigen (21.6.1821 im Schauspielhaus), den Carl von Brühl als Gegengewicht zu Spontinis großen Spektakeln in der Lindenoper ansetzte: eine Nationaloper ohne Nationalismus, wo gibt es das in Deutschland noch? – Dr. Reiner Zimmermann 

 

Möglicherweise wollte Herr Illies ja nur die Erinnerungslosigkeit vorführen, die er als Berliner (Un-) Tradition herausstellt, aber ein Ding der Unmöglichkeit bleibt es doch: Königin Luise starb schon 1810, elf Jahre vor der Einweihung. Das prächtige Schauspielhaus hätte ihr zweifellos sehr gefallen, aber lieben konnte sie höchstens den Entwurf! – Lucie Schweighöfer 

 

In Ihrem schönen und zum Nachdenken anregenden Beitrag ist Ihnen leider ein Fehler unterlaufen. Sie schreiben: „Dieser Tempel Apollos, errichtet von König Friedrich Wilhelm III. und geliebt von seiner Frau, der Königin Luise…“ Königin Luise ist 1810 gestorben, ca. 11 Jahre vor der Eröffnung des Schauspielhauses, dessen Vorgängerbau 1817 abgebrannt war. Ich darf Sie bei dieser Gelegenheit auf mein Buch „Schloss am Strom. Die Geschichte vom Leben und Sterben des Baumeisters Karl Friedrich Schinkel. Roman“, Weimar: 2004, Bertuch Verlag, aufmerksam machen, in dem der Bau des Schauspielhauses eine Rolle spielt. – Christoph Werner 

 

Die Behauptung, in Berlin zähle immer nur das Neue und Traditionslosigkeit sei hier die einzige akzeptierte Tradition, kann einfach nicht mehr aufrecht erhalten werden angesichts der stadtbildprägenden Architekturgroteske des wiederaufgebauten barocken Stadtschlosses. – Ludwig Engstler-Barocco 

 


 

 

Leserbriefe zu „Wünsche für eine bessere Zukunft” von Axel Honneth 

 

Vielen Dank für diesen Artikel, der meiner Meinung nach viele richtige Aussagen enthält. Es ist wieder einer der vielen Artikel der ZEIT, den man hierzulande so manchem Politiker täglich um die Ohren hauen könnte. – S. Heintze 

 

Ja, das wünsche ich mir auch. Ihr Autor hat in seinem Beitrag, etwas Wesentliches vermerkt, was bisher völlig von den Medien verdrängt worden ist – bis auf wenige Ausnahmen. Zuhauf gibt es Ratschläge aber nie die Frage, ob die Krise nicht auch der Anlass sein könnte, über die jetzige Demokratie nachzudenken. Für mein Dafürhalten wäre das für das jetzige Zusammenleben, die alles entscheidende Frage. – Gunter Knauer 

 

Axel Honneth macht mit den drei sozialen Aspekten (systemrelevante Beruf, wechselseitige individuelle Verantwortung und Sozialbindung des Privateigentums) die durch die Pandemie als bedeutsam kurzzeitig aufpoppten, aber dann schnell wieder aus dem Blick der Öffentlichkeit verschwanden, auf etwas Grundlegendes aufmerksam, das auch diesen Aspekten vorausgeht: unsere wechselseitige Abhängigkeit, die wir in Regel vergessen, weil sie uns so selbstverständlich ist. Deutlich wird das auch darin, dass eine Covid-Erkrankung uns das Selbstverständliche nimmt und von dem unser Leben absolut abhängig ist: den Sauerstoff. Bilder aus Indien haben uns das drastisch vor Augen geführt.

Einerseits ist es ja gut das Vertrauen zu haben, dass an jedem Morgen uns das ausreichend zur Verfügung steht, was wir zum Leben brauchen, aber andererseits lässt uns diese, mittlerweile nur noch vermeintliche, Sicherheit diese Abhängigkeit vergessen. Eine individuelle Krise, wie eine plötzlich eintretende tödliche Erkrankung, oder wie jetzt durch die Pandemie hervorgerufene soziale Krise, lässt uns dann diese Abhängigkeit spüren. Verborgen bleibt aber vor solchen Krisen, dass die Selbstverständlichkeit, mit der wir in der Regel jeden Tag wieder von Neuem beginnen, eine hochentwickelt soziale Organisation voraussetzt.

Die Pandemie hat uns diese unbewusst gemachte Abhängigkeit wieder spüren lassen und uns in der vertrauten Selbstverständlichkeit aufgeschreckt, sodass wir tatsächlich ein neues Gleichgewicht finden müssen. Es kann uns nur gelingen, wenn wir uns dieser Abhängigkeit bewusst bleiben und so eine neue Werteordnung entwickeln, die wie Honneth am Schluss betont, den Vorrang des Gemeinwohls vor den individualistischen Interessen im Blick behält. – Werner Pohlmann 

 

Sie schreiben, was ich bislang angesichts der vorherrschenden gedanklichen und faktischen Fixierung auf Markt, Privateigentum und individuellen Egoismus kaum zu denken gewagt habe, dass nämlich das Gemeinwohl Vorrang vor dem individuellen Egoismus haben sollte und dass der – möglichst unregulierte – Markt keineswegs in allen Bereichen – z. B. Erziehung, Bildung, Gesundheit, Arbeit, Wohnen, Energie, Verkehr, Ernährung usw. – die alleinseligmachende Lösung sein kann. Jetzt müssen nur noch die Politiker*innen von FDP, CDU/CSU, großen Teilen der SPD und sogar Teilen der Grünen davon überzeugt werden. Ihr Artikel hätte übrigens meines Erachtens eine Platzierung auf den vorderen Seiten der ZEIT und nicht versteckt im Feuilleton verdient gehabt. – Ulrich Willmes 

 

Der kluge Beitrag führt dem Leser klar vor Augen, welche Möglichkeiten die Pandemie uns an die Hand gibt, einmal grundsätzlich über unsere „Formen demokratischen Zusammenlebens nachzudenken“ und Möglichkeiten zu ersinnen, das Gemeinwohl gegenüber den Partikularinteressen zu stärken. Leider räumt der Autor den Hoffnungen auf gesellschaftliche Transformationen in diese Richtung im Allgemeinen „back to normal“ wenig Chancen ein. Ich denke, hier schätzt Honneth die Lage viel zu pessimistisch ein, nie waren die Chancen so gut wie zurzeit und selten war die Anzahl der Menschen, die solche Veränderungen wünschen, so groß wie zurzeit. Der Reichtum an Möglichkeiten unseres Landes, hier aktiv zu werden, wird sehr gut gezeigt in Robert Habecks Buch „Von hier an anders“. – Claus Peter Freitag 

 

Der Autor nimmt die Pandemie zum Anlass und plädiert für die Abschaffung oder Zurückdrängung des Marktes und möglichst auch des Privateigentums um an deren Stelle „gemischte Wirtschaftsformen“ zu setzten „in denen je nach Art und Dringlichkeit … ganz andere Methoden der effizienten Versorgung zum Einsatz kommen“. Er denkt dabei in Richtung staatlicher Lenkung. Die Vorteile der sozialen Marktwirtschaft sollen hier nicht diskutiert werden. Darauf hinzuweisen ist aber, dass bisher alle nicht marktkonformen Wirtschaftsordnungen grandios gescheitert sind, siehe Ostblock, Venezuela, Nord-Korea usw. Erst mit der Marktwirtschaft konnte China seine Menschen von bitterster Armut befreien. Bevor idealistische Vorstellungen in die Welt gesetzt werden sollte man sich in dieser umsehen. – Ernst Lothar Helwig 

 

Der Zwischenruf von Axel Honneth droht verschluckt zu werden vom sich ausbreitenden Lärm der alten Normalität. So gehen wir aus der Gesundheitskrise eher geschwächt hervor, statt die möglichen Lernchancen zu nutzen. Dabei wäre es sehr klug, mit Blick auf die viel größere Klimakrise und die zu erwartenden transformationsbedingten Gesellschaftskrisen eine grundlegende gesellschaftliche Diskussion über die existenziellen, normativen und strukturellen Voraussetzungen unseres Zusammenlebens zu beginnen. „Die Politik“ hat in der Coronakrise die zivilgesellschaftliche Mitwirkung der Bürger gebraucht wie noch nie. Es lohnt sich, hier anzuknüpfen und dieses Potenzial – gerade auch im internationalen Rahmen – weiterzuentwickeln. – Reinhard Koine 

 


 

 

Leserbriefe zu „Es gab nicht die Kraft, strenger zu sein”, Gespräch mit Thomas de Maizière geführt von Tina Hildebrandt und Heinrich Wefing 

 

Bei so ernsten politischen Themen ist es tröstlich, dass der Kleine Prinz zum Nachdenken / Innehalten anregt. – Cornelia Kosubek 

 

Frau Merkel, sind Sie noch da??? Das Interview mit Thomas de Maizière zeigt in bedrückender Weise die Kraftlosigkeit (und auch die Verantwortungslosigkeit) der Regierenden. Ein Katastrophenschutzgesetz ist dringend geboten, um Verantwortung zu definieren und zu vereinheitlichen. Warum hatte keiner „die Kraft, strenger zu sein“? Vermutlich, weil die MPK-Runde ein Diskussionskreis ohne verfassungsmäßige Legitimation und ohne direkte Verantwortlichkeiten ist, und man es dann um so leichter den Gerichten überlassen kann, Politikversagen zu korrigieren. Spätestens seit Anfang März, als entgegen den dringenden Warnungen der Wissenschaft nichts getan wurde, um die dritte Welle zu brechen, hat diese Runde angesichts von hunderttausenden vermeidbaren Neuinfizierten und tausenden unnötigen Todesopfern ihre politische und vor allem ihre moralische Legitimation verloren.

Derzeit bleibt  – ohne gesetzliche Regelungen – nur die Richtlinienkompetenz der Bundekanzlerin. Aber ausgerechnet ihr fehlte zunächst die Kraft, diese Kompetenz auch auszuüben. Sie erkannte schon im Herbst(!), dass „es so nicht weitergeht“. Nach dem gescheiterten Osterlockdown musste sie sich öffentlich (für die Ministerpräsident*innen gleich mit…) entschuldigen, mochte sich „dies nicht mehr lange anschauen“ und brachte nach weiteren „Tagen des Nachdenkens“ endlich mit der Bundesnotbremse die einzige nachhaltig effektive Verbesserung der letzten Monate auf den Weg. Auf einmal ging, was Monate unmöglich schien. Seitdem hüllt sie sich aber wieder in Schweigen. Einmal kurz re(a)gieren und dann wieder den Dingen ihren Lauf lassen? Frau Merkel, sind Sie noch da???

Es gibt noch Regelungsbedarf im förderalismusgelähmten und wahlkampfgeprägten Corona-Land! Regelbetrieb in den Schulen/Impfung von Schülern ohne vollständige Impfung der Lehrer? Aufhebung der Impfpriorisierung ohne genügend Impfstoff? Digitale Impfpässe bis zum Sommer? Einen Schülerjahrgang verloren geben? Einheitliche Regelungen oder Öffnungsüberbietungswettbewerbe mit falschen Hoffnungen auf einen entspannten Sommer trotz Mutationen und Infektionszahlen, die über denen vom letzten Jahr liegen? Frau Merkel: Haben Sie noch die „Kraft, strenger zu sein“? Wer, wenn nicht Sie könnte auch jetzt noch etwas verbessern. Sie haben doch noch vier Monate! Was haben Sie zu verlieren? – Kai-Uwe Schütz 

 

Nachdem ich das Interview gelesen habe, empfehle ich letzterem das Dossier aus fast zehnjähriger Vergangenheit (DIE ZEIT Nr. 1 vom 29. Dezember 2011) zu übermitteln. Damals schrieb Harald Martenstein unter der Überschrift „Das Evangelium nach Saint-Exupéry“ derart über den kleinen Prinzen, dass ich mich endlich und nachhaltig in meinem tiefen Unbehagen gegenüber diesem schmalen Buchkoloss verstanden fühlte. Allerdings sind mir seither immer wieder Menschen begegnet, die von diesem Werk begeistert sind und wie magisch angezogen wirken. Mir wie gesagt völlig unerklärlich. Daher zwar reichlich spät, dafür aus aktuellem Anlass des Interviews, meinen allerherzlichsten Dank an Harald Martenstein! – Martina Sickel 

 

Die Geschichte geht weiter: Der Kleine Prinz will sehr bald auf seinen Planeten zurückkehren, weil er sich verantwortlich fühlt für seine Rose, die er umhegen und vor rauen Winden schützen will – die Rose, die so schön und so verletzlich ist. Wer fühlt sich verantwortlich für unsere wunderschöne, verletzliche Rose, die Demokratie? Frau Merkel vielleicht. Ansonsten rutscht die Politik zunehmend ins Populistische. Die Bürger fühlen sich zum Teil noch verantwortlich für ihre Familie, sind häufig damit überfordert, sehnen sich nach Spaß und Konsum. Und wer trägt die Verantwortung für unsere schöne, verletzliche Rose? – Dr. Ursula Augener 

 

Ich pendle 5 Tage die Woche täglich 160 km mit dem Regionalexpress. Ich war nie „der Einzige […], der eine Maske in der Bahn trägt“, das Szenario, das Frau Hildebrandt und Herr Wefing eröffnen, ist mir unbekannt. Ich würde auch Herrn Maizière in der Hinsicht widersprechen, dass „die Bürger so ungeduldig geworden sind, dass sie die Regeln nicht mehr uneingeschränkt akzeptieren“. Meiner Erfahrung nach – immerhin passiere ich pro Tag zweimal den Kölner Hauptbahnhof – ist das Tragen der Masken (jetzt FFP2-Masken) selbstverständlicher als noch im ersten Lockdown. 

 Warum akzeptiert man Regeln? Gebetsmühlenartig werden hier zwei begriffliche Flanken eröffnet: auf der einen Seite „Einsicht und Vernunft“, auf der anderen Seite „Angst“. Das ist nicht nur Tenor in der ZEIT, sondern auch in anderen Medien. Aber es geht nur ausnahmsweise um Angst – ein seelischer Spezialfall, der auch vorkommen kann, den ich aber im Zusammenhang mit Corona für marginal halte. Es geht meines Erachtens um VORSICHT, eine Vorsicht in Bezug auf mich und auf die anderen, denen ich begegne. „Angst“ wäre ein irrationales Gefühl, das ich nicht beherrschen kann. Dann schon eher „Furcht“ – aber auch das ist wenig hilfreich in einer Situation, der wir alle mit Besonnenheit begegnen sollten. So kommt „Vorsicht“ ins Spiel: „Vorsicht“ ist emotiv und kognitiv und damit an den Verstand gekoppelt. Von hier aus führt der direkte Weg zu Einsicht und Vernunft. –  Volker Klein 

 

In ihrer Redaktion muss doch auch die Einsicht bestehen, dass so wie es ist, nicht weitergehen kann. Die Aussagen von Herrn Thomas de Maízière kann ich auch unterschreiben. Ich formuliere es noch drastischer, Deutschland ist gerade dabei, sich selbst aufzugeben. – Gunter Knauer 

 

Neue Notstandsgesetzgebung; Ausnahmezustand für Pandemien, Stromausfall, Cyberangriffe und Waldbrände; Verzicht auf Mikrosteuerung; Befehl und Gehorsam, Strenge. Hübsche Idee, solche machiavellistisch anmutenden Anwandlungen im Stile des Nudging in die sanfte Watte der berühmten Geschichte von Saint-Exupéry zu verpacken. Der ehemalige Herr Innenminister scheint neuerdings gerne lau zu baden. Aber de facto ist es ja wie mit dem leckeren Streuselkuchen, in den man freudig hineinbeißt und dann Reißnägel mitschluckt. Als Pfälzer habe ich die passende Dialekt-Ausgabe der Erzählung. An einer Stelle im „De Kläne Prinz“ heißt es: „Ma risgiert, dass ma e bissel heile muss, wamma sisch hot zähme losse…“ – Fritz Feder 

 


 

 

Leserbriefe zu „Können sie den Fußball retten?” Gespräch mit Katja Kraus und Gaby Papenburg geführt von Anna Kemper und Moritz Müller-Wirth 

 

Das wäre Überforderung! Diese verkrusteten Männerstrukturen aufzubrechen wird auch nicht mit einer 30%-Quote erreichbar sein. Es blieben dann ja noch 70% Männer, die nichts ändern wollen. Um die Vorstellungen von Frauenfußball zu realisieren, braucht es die 100 %-Quote! Das heißt: einen eigenen Frauen-Fußball-Verband gründen und entsprechende Strukturen aufbauen. Im Damen-Tennis hat es sich bewährt. Dann können Frauen den Männern zeigen, wie Fußball in der Zukunft gelebt werden soll, besonders, wenn der Frauen-Verband intern offen, geschlossen und im gegenseitigen Vertrauen miteinander umgeht und damit Krisen vermeidet und Frauen und Mädchen für den Fußball-Vereinssport begeistert. – Udo Bauer 

 

Zunächst einmal ist m.E. nicht der Fußballsport an sich in der Krise, sondern sein Verband, der DFB. Dieser weltgrößte Einzelsportverband schreit geradezu nach Erneuerung, denn die Fortsetzung des jetzigen DFB- Führungsmodells nach dem Vorbild eines Kegelvereins wäre fatal. Ich stimme zu, dass die Erneuerung niemals durch die jetzt noch handelnden Personen erfolgen kann. Sie muss von außen kommen und professionell realisiert werden. Ein Modell nach dem Vorbild börsennotierter Unternehmen, also mit verantwortlich handelnden Vorständen und klar strukturierten Ressorts (u.a. Nachwuchs, Profiligen, Frauenfußball, Nationalelf, EM / WM, Öffentlichkeitsarbeit, Rechtswesen usw.) wäre eine brauchbare Vorlage. Allerdings erschließt sich mir in keiner Weise, wie eine in drei Jahren angestrebte Frauenquote von 30% den Zerfall des DFB zukünftig aufhalten soll. Kann es sein, dass hier ‚der Fußball‘ eher als Vehikel benutzt wird um feministische Visionen wie die 30%- Quote auf allen Ebenen im Fußball durchzusetzen?

Ist nicht für die Besetzung einer anspruchsvollen Position immer noch zu prüfen ob das Kandidatenprofil dem Anforderungsprofil entspricht? Mit der Forderung nach einer generellen 30%-Frauenquote ist diese Bedingung nicht zu erfüllen und so wird die Quote zu etwas, was sie nicht sein sollte: Zur Diskriminierung der Frau. Frau Kraus war von 2003 bis 2011 im Vorstand des HSV um u.a. „Sexismus und archaische Symbolik und Sprache im Fußball zu sanktionieren sowie den Sport insgesamt nach vorne zu bringen.“ Wenn 8 Jahre im Vorstand für die Realisierung dieser Ziele nicht ausreichen, wie soll es dann eine 30%- Frauenquote schaffen? – Michael Deil 

 

Keine Frage – es ist inzwischen vieles peinlich beim DFB. Noch peinlicher ist es allerdings, zu glauben, dass – kraft Geschlecht – Frau Kraus und Co. die besseren Krisenmanager wären. Nur, um über die Frauenkarte an Posten zu gelangen. Ein Blick nach Brüssel hätte gereicht, um zu wissen, dass Frauen wie Männer sich auch beim Thema Missmanagement wunderbar die Hand geben können. – Michael Kempter 

 

Transformation durch Quote? Corona scheint auch im Sport extrem verkrustete Strukturen und Mentalitäten immer sichtbarer zu machen. Männerbünde, die sich hinter hierarchisch geschützten Machtmauern Hahnenkämpfe liefern, darum gebildete Organisationen, die ohne effiziente Prozesse zeitgemäße Anforderungen weder identifizieren, geschweige denn in wertschöpfende Entscheidungen umwandeln können. Führungspersonal, welches primär nach Passform und nicht nach zeitgemäßen Qualifikationen ausgewählt wird. Der unterstellbare Impuls der Findungskommission, mit H. Keller ein Gegenmodell als Präsident zu etablieren, war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Und: der DOSB und seine Verbände gliedern sich in diese Beschreibungen nahtlos ein. Hier sind soziale Konstruktionen aus dem letzten Jahrhundert mitsamt der sie tragenden Mentalitäten schon längst an ihre Grenzen gekommen. Bleibt abschließend zu fragen, ob und wie die anspruchsvolle Transformation nahezu aller Sportverbände und ihrer Organisationen primär über die Etablierung kompetenter Frauen gelingen kann? – Dr. Wolfgang Klöckner 

 

Nein, können sie nicht. Jedenfalls in Deutschland nicht. Und eine Quote hilft dagegen auch nicht. Sie schadet mehr. Schauen sie auf Bayern, dort gibt es all diese Querelen nicht – bis auf die üblichen kleinen Streitereien was die Mannschaftsaufstellung betrifft. Der ganze Zustand von Deutschland hat sich ständig verschlechtert. Das ist ja nicht nur im Fußball so. Die Medien tragen dafür schon Sorge, dass es kracht im Gebälk. Hinzu kommt, wo viel Geld im Spiel ist, gibt es immer irgendwo Ärger und Streitereien.  Das bringt der politische Zustand mit sich. Es ist einfach verrückt was dafür Geld fließt. – Gunter Knauer 

 

Katja Kraus und Gaby Papenburg fordern also eine Frauenquote von mindestens 30 %“auf allen Ebenen im Fußball“. Dies ist ein sehr ambitioniertes Vorhaben bei einem Anteil von Mädchen und Frauen im DFB von knapp 15 Prozent. Kommt noch eine Quote von Ausländerinnen und Ausländern sowie von Schwulen, Lesben und Diversen dazu, wird es für die alten weißen Männer langsam sehr schwierig, Führungspositionen im DFB zu erlangen. – Rolf Schikorr 

 


 

 

Leserbriefe zu „Alles erlaubt” von Jens Balzer 

 

Was bleibt von Kunst und Wissenschaft, wenn wir als Gesellschaft nicht einsehen und dafür einstehen, dass geistiges Eigentum geschützt werden muss? Die Antwort auf diese rhetorische Frage ist klar: Wir ruinieren nicht allein die Lebens- und Arbeitsbasis vieler Mitmenschen, wir unterminieren unsere eigene Kultur, die so oft und für so viele geistig-seelische Heimat, Sinngebung und Ablenkung ist. Wir negieren einen essentiellen Teil unseres menschlichen Daseins, schaffen innere Leere und Dissonanz. Das geistige Eigentum, die Kreativität zu schützen gleicht für mich dem notwendigen Schutz der Bienen für unsere Umwelt.

Was würde es bedeuten, wenn menschliche Geistesstärke, Begabung und Inspiration fruchtlos blieben, wenn menschliches Denken und Fühlen nicht mehr zugänglich mitgeteilt Freude, Trost und Kraft spenden würde? Kurzum, eine Welt ohne kulturelle Errungenschaften aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft will ich mir nicht vorstellen; mehr noch, halte Zivilisation und Zivilität ohne diese Achtbarkeiten schlichtweg für nicht möglich. Der Wert des geistigen Eigentums kann nach meiner Wahrnehmung daher kaum überschätzt werden.  – Matthias Bartsch 

 

Nichts anders als dies Ergebnis war zu erwarten. Warum? Der Natur und dem Nutztier werden letztendlich auch keine Rechte wirklich zugestanden. Warum bitte den menschlichen Schöpfern? –  Die Ausbeuter in der Finanzindustrie erhalten natürlich immer alle Nutzungsrechte. Das Wirtschaftsrad läuft zum Niedrigpreis wieder weiter. Bravo! – U.-Bernhard 

 

Meines Erachtens stellt ein Kunstwerk einen zur Diskussion gestellten Beitrag zur Kultur dar. Jemand anderem die freie künstlerische Nutzung eines Werkes zu verweigern, welches eben erst auf dem Grund dieser Freiheit geschaffen werden konnte, kann ich mir bloß mit der Furcht vor dem Hoheitsverlust über das eigene Werk und der damit verletzten Eitelkeit erklären. Schon die Begriffe Kunst und Eigentum stehen im Widerspruch zueinander, Urheberschaft steht hier hingegen nicht zur Debatte. Faktisch ist ohnehin nichts gänzlich abgeschirmt, gänzlich sicher, gänzlich unantastbar. Gestünde sich der Kulturschaffende dies ein, könnte unter dem aufgewühlten Staub dieser kleingeistigen Zankereien der allzu oft vergessene Gemeinsinn wieder zum Vorschein kommen, an den zwei Seiten weiter Axel Honneth mit dem Hinweis auf Artikel 14 des Grundgesetzes erinnert. In diesem kontextuellen Forum, in dem sich Kultur bewegt, ließe sich ein Frieden finden, nach dem sich Kunstwerke als Kommunikationsakte verstehen ließen und wahrlich kann sich kein freier Künstler aufrichtig wünschen, dass man ihm den Mund verbietet. – Dennis Igelbrink 

 

Schon Albrecht Dürer („Ich bin mein Urheber“, DIE ZEIT vom 16. Mai 2012) machte vor mehr als 500 Jahren im Zusammenhang mit der Durchsetzung seines Copyrights eines klar: Er war weniger an der Verbreitung seiner Kunst interessiert, als am Geld das er damit machen konnte. Vielleicht war es bei Dürer auch die verletzte Eitelkeit die ihn trieb, seine Reise nach Italien, zur Unterbindung von „Nachahmungen“, zu unternehmen. Der von Jens Balzer angeführte Streit zwischen „Kraftwerk“ und „Moses Pelham“ ist so betrachtet auch nur ein Plagiat an Dürer. Jedenfalls kostet so ein langwieriger Prozess auch jede Menge Geld.

Geld, das Dürer hatte und Kraftwerk und Moses Pelham eben offensichtlich auch. Geld, das aber die meisten „Urheber“, egal ob Musiker, Maler, Dichter oder andere Kreative bekanntermaßen meist nicht haben. Sie frönen der Kunst nur zu oft „dank“ eines Nebenberufs oder mittels Subvention durch Eltern, Freunde oder Lebenspartner… Der Artikel von Jens Balzer „Alles erlaubt“ gehört also vielleicht gar nicht ins Feuilleton, sondern in die Rubrik „Wirtschaft“. Dort könnte man über Begriffe wie „Copyright“ oder „geistiges Eigentum“ oder den Hochgesang der Kunstakademien und unserer Verwertungsgesellschaft(en) auf den Kapitalismus zweifellos streiten. Kein Künstler wird aber gezwungen, sich oder seine Werke im „Digitalkapitalismus“ durch Plagiate demütigen zu lassen.

Aus meiner Sicht ist es so: Wer Kunst zu Geld macht ist Verkäufer. Wer Geld zu Kunst macht ist Künstler. Geht es aber um geistige, künstlerische Schöpfungsakte ist der Urheberrechtsgedanke fehl am Platz. Ein Schöpfungsakt besteht ja immer darin, aus einer, heute dank Internet nun endlich allen zugänglichen (und vermutlich unerschöpflichen) Quelle von Ideen, sich selbst etwas ganz legitim herauszunehmen, mehr oder weniger zu bearbeiten und wieder aller Welt vorzuhalten. Sind wir denn nicht alle, dank Joseph Beuys, „Künstler“ und dank Mark Zuckerberg „User“? Und ist nicht jede Kunst ein Plagiat, eine uralte Kulturtechnik, die durch „alle Welt“ und sogar schon durch Albrecht Dürer angewandt wurde und nun eben auch mühelos, weil digital, angewandt wird?

Ich bin zuversichtlich, dass, genau wie andere Plagiatsereignisse, z. B. „mein ungeheuerlicher Fehler“ (K. T. zu Guttenberg, DIE ZEIT vom 24.11.2011), Software hervorgebracht haben, die ziemlich erfolgreich darin ist, Plagiate in wissenschaftlichen Arbeiten zu entdecken, ähnliche Software auch in künstlerischen Arbeiten Plagiate entdecken wird. Wenn die Überschrift von Jens Balzer „Alles erlaubt“, muss vielleicht auch diese Frage erlaubt bleiben: „Wer hat so viel Pinkepinke, wer hat so viel Geld“ solche Werke zu entdecken, sie als Plagiate und damit als vermeintliches Unrecht zu bezeichnen und am Ende deren Schöpfer zu bestrafen? Eine Antwort darauf wäre vielleicht ein Abgesang auf bisher gängiges kapitalistisches Kunst- und Kulturverständnis in der weiten Welt der „großen“ Kunst… – Armin Fischer 

 

Es ist natürlich bedauerlich, dass alle diejenigen, die wie, Jens Balzer schreibt, ernsthaft Kunstwerke erschaffen, d.h. damit ihren Lebensunterhalt verdienen sollten, nicht dafür entlohnt werden, wenn Ausschnitte ihrer Werke auf Plattformen karikiert, parodiert, oder, als bloßes Zeichen neben anderen, als Ausdrucksmittel verwendet werden. Auf der anderen Seite erkennt das neue Gesetz zur Anpassung des Urheberrechts, wenn auch nur implizit, eine Realität an, die, wenn ihre Anerkennung durch das Gesetz von den Bürgern eingefordert werden würde, viel weitreichendere Folgen nach sich ziehen würde als dieses Gesetz. Die Realität, die ich meine ist, dass ein gros der auf den Plattformen konsumierten Inhalten von Menschen produziert, wird, die keine professionellen “Content Creators” oder Kulturschaffende sind, sondern einfach nur ihr Leben und ihre Meinung mit anderen teilen.

Wie in der ZEIT vom 25. Februar (N°5 2021) zu lesen war, verweist Facebook, wenn Nachrichtenportale für die Inhalte, die sie auf der Plattform zur Verfügung stellen, Bezahlung fordern, darauf, dass nur 4% der Inhalte auf Facebook Nachrichten seien. »Der große Rest seien Posts von Bekannten und Freunden.« Warum soll diesen nicht gebühren, was Nachrichtenportale verlangen? Die Anpassung des Urheberrechts rückt Teile der normalen Kommunikation, die im Social Web stattfindet in die Nähe geschaffener Kulturgüter, indem es den künstlerischen Wert, den eine Parodie oder ein Kommentar auf ein anders Werk hat, anerkennt. Dass solche Inhalte, wie auch ganz normale Posts, egal auf welcher Plattform, nicht mit der Intention erstellt werden, für sie bezahlt zu werden, sondern bloß zum Spaß oder warum auch immer, ändert nichts am Wert den sie für das Unternehmen, das die jeweilige Plattform betreibt, haben. – Felix Mair 

 


 

 

Leserbriefe zu „Töten, um zu schützen?” von Fritz Habekuss 

 

Sie schieben eine Randerscheinung bei der afrikanischen Jagd in den Vordergrund, nämlich die „Trophäenjagd“ und vernachlässigen das Wesentliche: die Wilderei, die Korruption und die Bestandsregulierung. Auch, dass durch die Erbeutung der Tiere den ortsansässigen Menschen ein hochwertiges Nahrungsmittel zur Verfügung gestellt wird, ist Ihnen nebensächlich. In Ihrem Artikel haben sie zweifelsohne weit ausgeholt ( NOG, WWF, Conservancy, IUCN, IPBES ) um Ihre Stimmungsmache gegen die sogenannte „Trophäenjagd“ differenziert zu untermauern. Auch die Graphik über die importierten Trophäen deutscher Jäger ist imposant dargestellt, nämlich ohne Bezug auf die Schäden, die die Tiere im jeweiligen Land anrichten.

Zu Ihrer Information: In Kenia gibt es zurzeit ca. 130 000 Elefanten, die das Land, insbesondere die Bäume, täglich, nachhaltig und unwiederbringlich zerstören. Durch das Streicheln der Stoßzähne wird man sicherlich das Problem nicht lösen können und nicht jeder Elefant trägt ein Schild um den Hals, auf dem das Alter, das Problem (–elefant) und die Vermehrungsrate angegeben ist, um zum Trophäenelefanten zu werden. Der Ruf nach Verboten und Reformen ist immer beliebt, auch wenn es auf dem großen afrikanischen Kontinent keine Kontrollmöglichkeiten über „Trophäenabschüsse“ und den Geldfluss geben kann und geben wird. Warum jetzt die Trophäenjagd zur Ausrottung von Breitmaulnashorn, Löwe, Elefant und Bergzebra beiträgt ist mir immer noch nicht ganz klar. Übrigens: Auch in Deutschland wird in großen Jagdgattern gejagt. Die Zäune bilden hier Autobahnen, Bundesstraßen, Städte und Kanäle mit Steilufern. – Reinhard Schmitz 

 

Was sind das eigentlich für Menschen, denen es Freude bereitet, reihenweise imposante, vom Aussterben bedrohte Säugetiere mit großkalibrigen Waffen grundlos abzuknallen, um dann Teile der Kadaver abzutrennen und als Trophäen für solcherlei heimtückische Morde bei sich zu Hause auszustellen? Und was sagt die Tatsache, dass diese Leute imstande sind, für dieses abartige, kranke „Vergnügen“ jeweils mehrere zehntausende Euro auszugeben (mithin mehr, als Durchschnittsverdienende in den Ländern, in denen derlei Safaris stattfinden, in ihren ganzen Leben erwirtschaften), eigentlich über unsere postkoloniale kapitalistische Weltwirtschafts-“Ordnung“ aus? – Thomas Movtchaniouk 

 

Den Artikel habe ich mit Interesse gelesen – Danke, dass darin die Thematik von unterschiedlicher Perspektive aufgegriffen wird. Leider ist zu bemängeln, dass der Bericht viel zu kurz greift: es bleibt für mich in der Information unbefriedigend, zu erfahren, wie viele Trophäen aus nur einem afrikanischen Land nur nach Deutschland importiert werden. Wichtig wäre es, wenn diese Zahlen in ein Verhältnis zu allen exportierten Trophäen aus allen afrikanischen Staaten gesetzt würden. Meine Empfehlung daher: auf diesen kleinen „Appetizer“ einen umfassenderen Bericht aufsetzen, der über die Thematik in angemessener Gesamtheit informiert.

Geärgert hat mich noch folgendes Detail im Artikel – dort heißt es: ein Elefanten-Abschuss kostet 40- bis 50.000€ – davon gehen 14.000 € an die Conservancy. Kein Wort, wohin die restliche Summe geht – alles an den Jagd“unternehmer“? Die Frage stellt sich sofort bei jedem / jeder Leser / in. Solche „Info-Löcher“ darf es m.E. bei einer solchen Berichterstattung nicht geben – zumal davon ausgegangen werden kann, dass der Autor darüber Kenntnis hat! Also: vielleicht dürfen ihre Leser*innen auf eine Fortsetzung hoffen, damit „die Sache“ rund wird!? – Markus Stranzenbach 

 

Fritz Habekuss nimmt in seinem Artikel die Leser mit auf einen Weg durch die Realität des Jagens von wilden Tieren in Namibia. Mäandernd führt er in verschiedene Sichtweisen ein, öffnet den Raum von relevanten Aspekten und Argumenten und ermöglicht die Begegnungen mit eigenen Werten und Einschätzungen. Sicherlich ist ein reguliertes und auflagenbewehrtes Jagen besser als Wilderei. Es hat aber doch etwas Obszönes an sich, wenn Menschen seltene Tiere töten dürfen, weil sie das Geld dazu haben, und wenn das Anbieten von exklusiven Jagderlebnissen ein Geschäftsmodell ist, mit dem man richtig gut Geld verdienen kann.

Noch obszöner wäre es, wenn der Wettbewerb in diesem Bereich dazu führte, mit Billigangeboten ein Massenpublikum anzuziehen und den diskriminierungsfreien Zugang zum Töten zu bieten. Notwendig ist doch ein weiterer Schritt, der ermöglicht, die Natur zu schützen, ohne zu töten, und zugleich die Lebensverhältnisse in Namibia zu verbessern. Was aber haben wir für ein Mandat, um Forderungen zu erheben? Wir, die wir aktuell auf höchstem Wohlstandssättigungsniveau lebend in der eigenen Sphäre ein nie dagewesenes Artensterben zu verantworten haben. – Fatalismus hilft nicht. Das Überleben der Arten muss überall verteidigt werden. – Reinhard Koine 

 


 

 

Leserbriefe zu „Rettung oder Rückschritt?” Streit von Tilman von Samson und Beate Kasch 

 

Es ist immer wieder erstaunlich mit welchen Argumenten die Seite von Herr von Samson um sich schlägt, die bringt er völlig kompromisslos hervor. Ich hätte mir gewünscht, dass Die ZEIT ihm folgende Frage gestellt hätte (in Sachen Rück-Gewinnung der More): Herr von Samson wenn Sie diese neue Bewässerung der More so vehement fordern, und das auch großflächig, dann möchten wir von Ihnen wissen, wie das dann mit dem Anbau von Getreiden gehen soll, denn immer mehr Menschen leben vegan, das ist im Trend. Wo sollen denn dann die notwendigen Anbauflächen herkommen?? Diese Frage wird mal wieder bei allen ökologischen Forderungen gar nicht erst gestellt. – Manfred Mengewein 

 

Frau Kasch sagt in dem Gespräch: „Und bei allem Umwelt- und Klimaschutz muss die Landwirtschaft auch noch die Ernährung sichern.“ Offenbar hat sie noch nicht verstanden, dass die deutsche  Landwirtschaft schon heute wegen der Vorboten des Klimawandels zunehmend Probleme hat, ihre Ernährungsfunktion zu erfüllen. Denn es gibt bei uns bereits hohe Ernteausfälle, bis zu 90 Prozent und das nicht nur wegen Trockenheit oder Überschwemmungen.  Schädlinge aus dem Süden wie die Schilf-Glasflügelzikaden und Saatschnellkäfer breiten sich aus, die die Ernte bedrohen. Selbst Pestizide können ihnen oft nichts mehr anhaben. Schadinsekten, Viren und Bakterien werden bald zusammen als Bedrohung auftreten und die Feldkulturen vernichten. So, wie die Bauern heute arbeiten, können sie der fortschreitenden Klimaveränderung kaum standhalten. Es braucht mehr Umwelt- und Klimaschutz und weniger GAP-Subventionen nach dem Gießkannenprinzip. – Peter Achsner 

 

Zwei Welten treffen aufeinander. Die Gemeinsame Agrarpolitik ist für die Staatssekretärin Frau Kasch Teil der Lösung, für den Studenten Herrn von Samson Teil des Problems. Was nach Ansicht der Staatssekretärin viele Teilschritte und viel Zeit braucht, hat nach Ansicht des Studenten angesichts der Klimakrise keine Zeit mehr. Wo sich die Staatssekretärin abstrakt zu den Klimazielen bekennt, vermisst der Student konkrete Maßnahmen. Wo der EU-Green-Deal ehrgeizige Ziele vorgibt, vermisst die Staatsekretärin konkrete Ableitungen (für die sie doch selbst zuständig ist). Nachdem sich im Gespräch keine Annäherung ergibt, sollen am Ende die Gesprächspartner einander etwas aus der je eigenen Welt zeigen: Herr von Samson verweist auf einen real existierenden Betrieb aus seinem Praktikum als einen konkreten Teil der Lösung, Frau Kasch verweist abstrakt auf die EU-Verhandlungsrunden als Teil des Problems. War es nicht immer wieder die deutsche Seite, die sich als Lobby der landwirtschaftlichen Großbetriebe in diesen Runden auf Zeit spielte, um den Status Quo möglichst lange zu erhalten und Transformationsschritte zu blockieren? – Reinhard Koine 

 

Das GAP-Reförmchen ist nicht der Rede wert und dennoch spricht die Agrar-Staatssekretärin Kasch keck von einem „Systemwechsel“. Und sie verteidigt die uneffektive Subventionspolitik der EU nach der Devise:  man kann mit großen Worten auch Mist als etwas Wohlriechendes verkaufen. Darin zeigt die politische Führung des CDU geführten Landwirtschaftsministeriums ja ohnehin große Meisterschaft. Zweimal lässt sie durchblicken, warum es keine durchgreifenden Veränderungen gibt. Man müsse die Landwirte mitnehmen. Weil sich in dem trägen EU-Geleitzug die Langsamsten das Tempo des Fortschritts bestimmen und die überaus einflussreiche Lobby aus strukturkonservativen Bauernverbänden und Agrarindustrie wirksam die Fäden ziehen, an denen die Politik zappelt, kommt keine klimagerechte Agrarreform in der EU in der nur noch knappen Zeit voran. Die EU-Landwirtschaft stiehlt damit der Jugend die Zukunft. So wird sie die CO2-Emissionen nicht in dem notwendigen Umfang reduzieren können. – Stefan Kaisers 

 


 

 

Leserbriefe zu „Es gibt Menschen, die reisen ständig, …” von Merthen Worthmann und Isabelle Zeiher 

 

Viele ZEIT-Leser haben es in der Vergangenheit mit leisem – und manchmal auch lauterem – Grummeln hingenommen, dass das ZEIT Magazin – von wenigen Ausgaben abgesehen – zu einem Werbeblättchen für Luxus-Mode/Uhren/Möbel/Accessoires degeneriert ist. Vermutlich sind diese Werbekunden besonders relevant für den finanziellen Erfolg der Verlagsgruppe. Der Artikel „Es gibt Menschen, die reisen ständig…“ könnte von ZEIT Reisen initiiert worden sein, das dann gleich zwei Seiten weiter u.a. eine Atlantik-Überquerung mit der Queen Mary 2 anpreist. Die Zeugnisse der Mehrzahl der acht Autoren sollen wohl Sehnsüchte nach Fernreisen wecken durch ihren Ehrgeiz, alle „193 anerkannte UN-Länder“ zu bereisen, bzw. „abzuhaken“ oder doch zumindest „Nummer eins der Most Travelled People“ zu werden. In derselben Ausgabe werden im Ressort „Wissen“ wirklich ausgezeichnet und eindrucksvoll die Klimaschäden dargestellt, die aus Emissionen besonders des reicheren Teils der Erdbevölkerung resultieren. Ich würde mir von der ZEIT eine verantwortungsvollere Textauswahl wünschen. – Klaus Wenzel 

 

Auf Weltreise zu gehen, bloß um Länder und Regionen „abhaken“ zu können…?!? Reisen waren früher m.o.w. unvermeidliche Ortsveränderungen aus ökonomischer Not (zum Zwecke der Auswanderung, des Eroberungskrieges oder des Handels). Später wurden sie für eine kleine (aber stetig wachsende) Klientel das (relativ seltene) Vergnügen (oder Abenteuer), fremde Orte, Kulturen und Menschen kennenzulernen; mit dem Massentourismus à la Neckermann & Co. Ging es dann Vielen vor allem darum, sich bei exzessivem Sonnenbaden und/oder Fress- und Sauf-Orgien vom alltäglichen Arbeitstrott zu „erholen“.

Nun ist es offenbar schick, möglichst viele Destinationen „gesehen zu haben“ – für zwei Stunden durch Venedig, Barcelona, Dubrovnik, Rio, Tokio laufen und möglichst viele Selfies an den richtigen Stellen schießen. Die Schattenseiten dieses Binge-Tourismus v.a. für die Bewohner dieser (inzwischen kaum noch) attraktiven Reiseziele sollten sich inzwischen herumgesprochen haben. Aber der massive ökologische Schaden, den dieses teure Hobby der (immer noch) oberen Zehntausend unserer aller Umwelt antut, scheint noch nicht ganz im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit (oder aber der ZEIT-Leserschaft und ZEIT-Reise-Redaktion) angekommen zu sein. – Thomas Movtchaniouk 

 

Unser Mitbürger Harry Mitsidis begreift nicht, dass er nicht der einzige Mensch auf Erden ist und sicher auch nicht, dass er ein finanziell privilegierter Mensch ist, der sein Geld nicht mit analoger Arbeit verdient. Er begreift sicher auch nicht, dass sein Recht dort endet wo er anderen schadet, ich nehme an er macht sich darüber keine Gedanken. Leider ist unser Recht zu langsam um ihm zum Nachdenken zu verhelfen. Er sollte sich mal ausrechnen, oder ausrechnen lassen, was ihn die Kompensation seiner Schäden kosten würde und wie er das zu bezahlen gedenkt oder überhaupt könnte. Es würde mich tatsächlich persönlich interessieren, ob er bereit ist überhaupt ernsthaft darüber nachzudenken. – H. Giller 

 


 

 

Leserbriefe zum Politischen Fragebogen „Alle drehen durch”. Gespräch mit Jasna Fritzi Bauer geführt von Jörg Böckem 

 

Das Frage- und Antwortspiel ist immer wieder witzig, interessant und manchmal einfach nur saublöd, dazu gehört Frage 11. Meist umschiffen die Befragten diese Klippe einigermaßen elegant, i.d.R. mit dem Hinweis, Meinung und verliebter Zungenkuss seien inkompatible Ebenen. So auch Fritzi Bauer im ersten Anlauf. Dem um politisch Korrektheit und Saubermann -Image bemühten Fragesteller, Herrn Böckem, reicht das natürlich nicht, er stellt die Fragen aller Fragen in unserer meinungstoleranten Demokratie: „Heinrich, wie hältst Du es mit der AfD?“ Da knickt beflissen die Befragte ein und verweigert Liebesbezeugungen. Korrekt gemacht! Weiß die Redaktion der Zeit eigentlich, was Meinungsfreiheit und was Liebe sind?

Die Verlegung von politischer Überzeugung in ein Liebesnest macht Liebe politisch und höchstpersönliche Überzeugung in Angelegenheiten der Gesellschaft zum Schmusefaktor oder eben nicht. Wenn es nur leichtfertiger Blödsinn wäre, hätte die Rückfrage auch lauten können: Wenn er Islamist ist? Oder wenn er zum „Schwarzen Block gehört?“. Oder wenn er Vorsitzender des Vereins zum Schutze der Hautflügler wäre. Aber nein, die demokratische Keule muss her:AfD! Und damit billig, billig und letztlich nur doof wird der Befragte auf Linie gezwungen. Sie sollten sich schämen für einen Beitrag zur blinden Ausgrenzung, der rechten Szene, die natürlich, wie hier Empörung der Demokraten erzeugt, wenn nicht Schlimmeres. Die Meinung ist frei! – Lutz Bauermeister 

 

„Nicht alle, die bei Demonstrationen gegen die Corona-Politik mitlaufen, sind eine Gefahr für die Demokratie“, das sagte Altbundespräsident Joachim Gauck über sogenannte Querdenker und Impfgegner, jetzt in der E-Paper-Ausgabe DIE WELT. Die Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer hingegen fühlt sich ob dieser Querdenker, Verschwörungstheoretiker und Co. ohnmächtig, ohne dabei wirklich zu differenzieren, wie es Joachim Gauck tut. Da kann ich nur dem Maler und Grafiker Max Liebermann (1847-1935) zustimmen, der da einst sagte: „Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte!“ – Klaus P. Jaworek 

 

Ich lese die Rubrik „Der politische Fragebogen“ immer mit Interesse, so auch das Interview mit Frau Bauer. In einem Punkt möchte ich als Sprachwissenschaftlerin Respekt einfordern: Das „Hamburger Sie“ ist keine gesellschaftliche Konvention, die „wahnsinnig auf die Nerven geht“, sondern eine Kommunikationsform, die vor allem im beruflichen Leben einen vertrauten, aber Raum gebenden Umgang ermöglicht. Mehrere Untersuchungen haben sich damit auseinandergesetzt. – Denise Menting 

 


 

 

Leserbriefe zu „Afghanische Verantwortung” von Ulrich Ladurner 

 

Nach dem Lesen Ihres Beitrages hat sich bei mir so ein schaler Geschmack gebildet, dass da ein ziemlich pflichtschuldiger Text geschrieben wurde. Wenn die deutschen Soldaten jetzt dort aus dem Land flüchten müssen, weil auch die US-Soldaten das Experiment abbrechen, sollte man zuerst an die Verantwortung derer erinnern, deren Kastanien die damalige Rot-Grüne Regierung meinte, aus dem Feuer holen zu müssen. Gleiches verweigerte unsere Regierung später, als es um das Beseitigen vermeintlichen ABC-Waffen im Irak ging. Man hat versucht, in Afghanistan Elemente eines demokratischen Rechtsstaates zu installieren. Ging es jemals im Ernst darum, oder war das nur Fassade? Worum ging es denn unserm großen Bruder?

Und was haben US-Soldaten denn da Beispielhaftes geleistet – mit Funksignalen via Ramstein? Ok, „unsere afghanischen Helfer*innen wurden durch unsere (vermeintlich) hehren Absichten kompromittiert und haben Nöte, in ihrem Land zu überleben. Aber dieser Kategorie gehören eigentlich alle an, die in diesem Land gerne „westlich“ leben wollen. Nun schreiben Sie: „es handelt sich um ein paar Tausend Menschen, das ist zu verkraften.“ Und dann geben Sie dem ganzen noch so ein Art Zweck: das Asyl, die „Daseinsberechtigung“ der Afghanen könnte der Aufarbeitung des 20-Jahre-Einsatzes dienen. Dazu ein paar Kommentare: Was können diese Afghaner*innen anderes sein, als Asylbewerber*innen, denen man den Fluchtweg erspart?

Wer bezahlt für ihre Integration? Wäre es nicht mal ein idealer Präzedenzfall, diese aus dem Verteidigungs-Etat zu bezahlen, der gerade erhöht werden soll? Schließlich sind es die Folgen eines Verteidigungs- bzw. Kriegseinsatzes. Also 100.000 Euro je Nase, also mal ein paar Tausend. Da sind wir bei einer halben Milliarde Euro. Wie sieht es eigentlich mit der Aufarbeitung des Einsatzes der anderen Verbündeten aus? Je weniger afghanische Flüchtlinge diese aufnehmen, desto höher sollte der Anteil unseres Verteidigungs-Etats sein, der dafür dem kriegerischen Element entzogen werden sollte. Das Grundgesetz in diesem Fall der Aufarbeitung heißt nämlich: Kriegsfolgen sind nicht nur Verletzte, Tote, kaputte Infrastruktur, sondern fast regelmäßig: wieder Krieg.

Bürgerkriege in einem Land sind, wenn sie denn kriegerisch befriedet werden sollen, wenn überhaupt, eine Angelegenheit der Nachbarländer, inclusive Einsetzung einer Interimsregierung und Aufnahme von Asylbewerbern. Der Ausspruch von Müntefering: „Unsere Demokratie wird am Hindukusch verteidigt“ klang sehr ehrenvoll, war aber blanker Irrsinn. Krieg ist zu 99% ein Geschäft; man sollte nicht über das Verbot der Ausfuhr von Kriegsgerät nachdenken, sondern über deren höhere Besteuerung, weil sie Folgekosten hat. – Uwe Mannke 

 

In der Tat muss die Bundesrepublik alles tun, um die Menschen zu schützen, die für uns gearbeitet haben und dadurch heute in Gefahr sind. Aber eine ehrliche Bilanz des deutschen, bzw. internationalen Engagements in Afghanistan steht aus. Die angeblichen Ziele, was man erreichen wollte, was dann geschah und wie es heute in Afghanistan aussieht, all das passt nicht zusammen. Menschen sind dafür gestorben, Milliarden sind versenkt worden und niemand spricht darüber. Was wenn man vor zwanzig Jahren einfach jedem Afghanen persönlich 10.000 € in die Hand gerückt hätte?

Eine schlechtere Strategie wäre es vielleicht nicht gewesen. Das Schweigen ist umso schlimmer, weil das deutsche Engagement in Mali dem gleichen Muster folgt. Obwohl dort das größte Kontingent bundesrepublikanischer Soldaten aller Zeiten steht, gibt es keinerlei Berichterstattung über Mali, weder über die militärische Situation, die neue Regierung, die malische Zivilgesellschaft, die Korruption, die Rolle Frankreichs, nichts. Selbst als Demonstranten gegen die inzwischen gestürzte Regierung erschossen wurden, war das nur eine Randnotiz, während gleichzeitig die Tageschau voll war mit Bildern aus Belarus.

Warum scheint es, als wenn das alles gar nicht geschehen würde. Während sonst tagelang analysiert wird, ob Geld verschleudert wurde, wenn ein Rüstungsauftrag nicht korrekt ausgeschrieben wurde, wird an der grundsätzlichen Sinnhaftigkeit auch dieser Militärmission, die auch wieder keins der Probleme im Lande löst, sondern teilweise eher verschärft nicht gerüttelt. Ist das die Basis für Verschwörungstheorien oder wissen wir einfach wirklich nicht, was wir tun? – Dieter Schöneborn 

 

Wir dürfen unsere Helfer In Afghanistan auf gar keinen den Taliban ausliefern. Das diese nach Abzug der westlichen Truppen das Land übernehmen werden, steht für mich außer Frage.  Diese Menschen müssen schnell und unbürokratisch in Sicherheit gebracht, heißt nach Deutschland geholt und hier entsprechend unterstützt werden. Ich würde allerdings heute schon darauf wetten, dass es Bürokraten geben wird, die das zu verhindern wissen werden. Nicht weil es in der Sache nicht richtig wäre, sondern weil dazu erst alles sauber, einwandfrei und unangreifbar, vielleicht sogar gesetzlich, geregelt werden muss. Bis wir damit so weit sind, wird es niemanden mehr geben der in Sicherheit gebracht werden muss. – Willi Krebser 

 


 

 

Leserbriefe zu „Und jetzt alle!” von Caterina Lobenstein 

 

Nach dem ich beim fünften Abschnitt angekommen war, habe ich den Artikel verärgert auf die Seite gelegt. Es wird darüber spekuliert, ob die Steinzeitmenschen am Hohlen Fels auf der Schwäbischen Alb (heutiges Baden-Württemberg) gegen Säbelzahntiger kämpften. Das taten sie wohl nicht. Säbelzahntiger hat es in Europa nie gegeben. Diese Tiere lebten auf dem amerikanischen Kontinent. Ein zu der Zeit lebendes und für die Steinzeitmenschen wohl gefährliches Tier wäre der Höhlenbär gewesen. Den können Sie sich im Museum in Tübingen und auf Wikipedia anschauen. Ärgerlich, wenn Sie so schlecht recherchierte Artikel veröffentlichen. Ein kleiner Blick in Wikipedia hätte genügt. – Angelika Bernard 

 

Ein Hohelied auf die Musik, ein wunderbarer Beitrag. Obwohl ich selbst nur ein mäßiger Flötenspieler bin, hat mich die Notenschrift mit ihrer einfachen, weltweit verbreiteten Symbolik schon immer fasziniert. Mit wenigen Linien, Strichen, Kreisen, Fähnchen und Punkten werden wunderbare Melodien und Harmonien gezaubert. Dieses abstrakte Wunderwerk wird überall verstanden; wer hat es eigentlich entwickelt? Auf ein Symphoniekonzert in der Semperoper warte ich sehnsüchtig. – Dr. Dietmar Kasprick 

 

Ein fantastischer Artikel, vielen Dank! Doch schon zuvor haben unzählige Studien, Artikel und Bücher darauf hingewiesen, dass Musik ein Alleskönner ist. Sie fördert die Bildung und das Gemeinschaftsgefühl, kennt keine Grenzen und trägt überhaupt stark zum Wohlbefinden bei. Sie ist absolut essentiell für unser Überleben. Musik tröstet und gibt Halt in schwierigen Zeiten, siehe Singen auf Balkonen usw. Wer sich heute wundert, wenn eine Gesellschaft auseinanderdriftet, der muss sich nur einmal den Lehrplan der Schulen anschauen – Musik als Fach wird immer seltener. In Familien wird kaum mehr gesungen, Musikschulen führen fast nur noch finanzielle Überlebenskämpfe, Kultur ist kaum mehr als eine Randnotiz. Sie möchten sehen, dass es auch anders geht? Ich empfehle Ihnen einen Beitrag in der arte-Mediathek: „Eine Reise zur Musik im Baltikum“. Es wäre so einfach: Gemeinsam singen, musizieren, fertig ist das Rezept für eine friedliche, freie und offene Gesellschaft. Alle wissen’s, keiner tut’s. – Felix Hirn 

 


 

 

Leserbriefe zu „Wir wehren uns jetzt” von Avi Bolotinsky et al. 

 

Neben differenzierter aktueller Berichterstattung wird in diesem Artikel leider kritiklos an vielen Stellen das Narrativ der palästinensischen Aktivist*Innen aus Ostjerusalem und sogar das der Hamas übernommen. Die Journalistin aus Gaza findet es merkwürdig gefragt zu werden, ob sie sich von der Hamas repräsentiert fühle. Bei den letzten allgemeinen Wahlen in den Palästinensergebieten 2006 hat die Hamas immerhin die absolute Mehrheit errungen, und die Macht im Westjordanland nur durch einen Bürgerkrieg mit der Fatah verloren. Die jetzt von Abbas abgesagten Wahlen hätte Hamas möglicherweise wieder gewonnen. Da darf man als Freund der Demokratie doch schon mal die Palästinenser fragen, was sie von dieser Organisation halten, oder?

Weiter führt sie aus, die „Menschen in Gaza unterstützten alle, die sie vor den israelischen Luftangriffen beschützten“, dabei ist doch sonnenklar, dass die israelischen Militäraktionen in dem Moment aufhören würden, wo die Hamas aus Gaza keine Raketen mehr schießt. Vollkommen absurd ist dann die Behauptung, „unter Palästinensern gebe es ein Gefühl der Ohnmacht, dass der Gazastreifen so lange schon besetzt sei, alle redeten, aber niemand täte etwas, außer der Hamas“. Besetzt von wem? Seit 15 Jahren von der Hamas!  Auch klingt es in Ihrem Artikel so, als würden junge, fortschrittliche israelische Araber*Innen sich notwendigerweise als „Palästinenser mit israelischem Pass“ sehen, und gemeinsam mit ihren palästinensischen Brüdern und Schwestern in Gaza und Westbank „für Bürgerrechte und ein Ende der Ungleichbehandlung“ kämpfen.

Nun haben die Araber*Innen in Israel volle Bürgerrechte, auch was die von Frauen, Christen, Homosexuellen etc. angeht, wovon die in Gaza und Westbank nur träumen können. Deswegen gibt es israelische Araber*Innen bei israelischer Polizei und Militär, die den Staat nicht nur wegen ihrem „moderaten Wohlstand“, sondern bewusst auch deswegen verteidigen, weil sie nicht unter einem autokratischen Regime wie in den Palästinensergebieten, Syrien, Libanon, Ägypten etc. leben wollen. Sicher sind die Araber im jüdischen Staat eine Minderheit, und häufig sozial unterprivilegiert. Das teilen sie aber mit anderen Minderheiten, wie den russischen Juden.

Die gemeinsame palästinensische Identität der Araber*Innen von Gaza, Westbank und Israel, die hier beschworen wird, und ihr gemeinsamer „Kampf um Menschenrechte“ scheint angesichts dieser Fakten mehr floskelhafter Wunsch als Wirklichkeit zu sein. Und was ist das Ziel dieses Wunsches, wenn „nicht mehr zuerst der Kampf für den eigenen Staat“? Womöglich doch immer noch die Zerstörung des Staates Israel? „Wir wehren uns jetzt“: gegen Menschenrechtsverletzungen und Gewalt, egal ob sie von Arabern oder Juden begangen werden, und egal in welchem Land, und „wir wehren uns jetzt“ gegen tief verwurzelte Reflexe des Judenhasses – das wäre ein Fortschritt für beide Seiten. Der von Ihnen geschilderte palästinensische Aktivismus ist es offensichtlich nicht. – Eberhard Schmiedeke 

 

Mal angenommen, es gäbe da ein Land, in dem die Staats-Doktrin behauptet, die Erde sei flach. Auch in diesem Land weiß zwar jeder, dass dies nicht stimmt, aber gerade darum ist jemand, der behauptet, die Erde sei eine Kugel ein Versager, da er ja nichts Neues behauptet und mit seiner Aussage die Fundamente des Staates untergräbt. Eine vergleichbare Situation existiert im Gazastreifen in Bezug auf das Thema Demographie. Auch da geht es um Zusammenhänge, die jedem bekannt sein müssten, die aber mit katastrophalen Folgen von allen Beteiligten ignoriert werden. Dabei müsste allen klar sein, dass die aktuelle Situation direkt oder indirekt (demographisches Wettrüsten) vor allem auch durch die demographische Entwicklung verursacht ist.

Aber auch weltweit müsste klar sein, dass der demographische Graben innerhalb der Menschheit die tiefere Ursache für die aktuellen unlösbar scheinenden Krisen ist. Dies macht ein aktueller Vergleich einmal mehr deutlich. Vor wenigen Tagen folgte in der Tagesschau (vom 14.5.2021) auf den alarmierenden Bericht aus Israel ein Bericht aus Italien: «Papst Franziskus und Ministerpräsident Draghi zeigen sich alarmiert angesichts der sinkenden Geburtenrate in Italien.» Diese liegt bei 1,27 pro Frau (Schrumpfen der Bevölkerung mit dem Faktor 0.4 in zwei Generationen). Im Gazastreifen liegt die Rate aktuell bei 4,5 (Wachstum der Bevölkerung um den Faktor 5 in zwei Generationen). Im Gazastreifen ergeben dies Überbevölkerung und Jugendarbeitslosigkeit.

Der Mangel an den Perspektiven, die erfolgreiches Erwerbsarbeit liefert, führt zum Nutzen der übrigbleibenden Perspektiven, welche mit hoher Geburtenrate und mit Verleitung zu Militanz verbunden sind. In Industrieländern wie Italien oder Japan hat Jugendarbeitslosigkeit die gegenteilige Wirkung auf die Geburtenrate. Wäre dies weltweit der Fall, entfiele der Hauptgrund für Konflikte und das Klimaproblem wäre lösbar. Eine Ursache des Unterschieds ist, dass Kinderreichtum im Gazastreifen (wegen UN-Hilfe) kaum Einschränkungen fordert und Ansehen verschafft. In Industrieländern hingegen ist beides nicht der Fall. Die unterschiedlichen Auswirkungen der genannten doppelten Perspektivlosigkeit sind in den letzten Jahrzehnten ständig gewachsen, mit potentiell dramatischen Folgen, wie das Beispiel des Gazastreifens zeigt.

Eine dauerhafte Lösung für die Krisen im Gazastreifen und in Israel ist wohl nur möglich, wenn es gelingt, das Bevölkerungswachstum den verfügbaren Ressourcen anzupassen. Das gemeinsame Reagieren auf diese Sachlage wäre die einzige tragfähige Grundlage für einen dauerhaften Frieden. Im Artikel kommt Amira Haruda, eine freie Journalistin zu Wort. Sie ist Mutter von vier Kindern und berichtet aus Gaza «Diesem schmalen Streifen Land, dicht besiedelt von zwei Millionen Menschen, seit fast anderthalb Jahrzehnten abgeschnitten vom Rest der Welt.» Natürlich ist die Situation dieser Frau und ihrer vier Kinder zu bedauern und natürlich sind Hilfeleistungen nötig. Aber ebenso nötig ist das Thematisieren der tieferen Ursachen der Misere. Aber es wäre dazu auch nötig, dass Menschen wie Amira Haruda sehen, dass Menschen wie sie zu einer weiteren Verdoppelung der Bevölkerung des Gazastreifens beitragen. – Dr. Gernot Gwehenberger 

 

Ihren Bericht habe ich mit Interesse gelesen. Ich habe jede Hoffnung verloren, dass sich auch nur ein Mitglied des Bundestages oder einer ihrer 2.800 Mitarbeiter diesen Bericht lesen wird. Wird er dennoch gelesen, gibt es keine Debatte darüber. Daher kann ich erst recht nicht mehr erwarten, dass Ursache und Wirkung klar benannt werden. Die verantwortlichen Politiker wollen sich nicht informieren, was den Palästinensern und den übrigen Arabern beginnend in den Koran-Schulen, in den Schulen und in den Moscheen immer wieder über die Juden und den Staat Israel „eingetrichtert“ wird. Dennoch sind die Informationen darüber jedermann zugänglich. Es ist nur eine Frage der Zeit, dann verfügt Hamas über „intelligente“ Waffen, um den Todfeind in noch stärkeren Umfang und mit größerer Wirksamkeit anzugreifen. – R. Renaux 

 


 

 

Leserbriefe zu „Eine goldene Nase getestet” von Jonas Schulze Pals 

 

Der Artikel im Ansatz richtig – Corona, der Testwahnsinn und die sinnlos verpulverten Milliarden hätten aufwendiger recherchiert Seite 1 verdient! Aber für den Untertitel “ Ein gutes Geschäft, denn der Bund zahlt“ gibt’s die rote Karte! Dieser Begriff hat sich inzwischen in allen Medien so verselbstständigt, dass ein fetter Einwand angebracht erscheint….die Regierung oder der Bund (Frau Merkel und Kolleginnen/Kollegen) zahlen erstmal gar nichts! Nur evtl. insoweit, wie sie als steuerpflichtige Bürger auch zur Kasse gebeten werden. Man kann aber davon ausgehen, dass diese Herrschaften das deutlich lockerer wegstecken werden, als Millionen Steuerzahler mit geringem oder mittlerem Einkommen! Und darum, macht die Corona Ab – Rechnung auf, aber bitte nicht verstecken hinter dem Anonymus „Bund“! – Reinhard Mayer 

 

Die Redensart: „Sich eine goldene Nase verdienen“ ist schon recht alt. Sie hängt direkt mit einem anderen, sehr bekannten Sprichwort zusammen: „Den richtigen Riecher haben“. Letzteres beschreibt indirekt einen erfolgreichen Menschen. Einen Menschen, der nicht nur viel Geld angesammelt hat, sondern dieses auch ständig vermehrt, der die richtige Gelegenheit nutzt, um das Vermögen permanent zu vermehren. Die richtigen Gelegenheiten findet er wie ein Spürhund, der genau weiß, wie die gefundene „Beute“ in bare Münze umgewandelt werden kann. Der Gewinn, der hier gemacht wird, ist mehr als verdient.

„Eine goldene Nase verdienen“ bezieht sich insoweit darauf, dass hier von jemanden gesprochen wird, der auch einen Gewinn erzielt. Diesen Gewinn verdient er aber nicht in dieser Höhe, da sein Aufwand nicht so groß wie der Gewinn war. Oftmals wird diese Redensart dann angewandt, wenn man einen Menschen vor sich hat, dem scheinbar alles zufällt und der – um einmal mit einer weiteren Redensart zu sprechen – „aus Nichts Geld machen“ kann. Die Redensart „eine goldene Nase verdienen“ ist daher wenig schmeichelhaft und beschreibt das unendliche Glück eines Menschen, wenn es um das Geld verdienen geht. (Quelle: BTN Münzen) – Klaus P. Jaworek 

 

Eine goldene Nase getestet? Sehr anschaulich, Wattestäbchen in die Nase. und schon fließt Gold/Geld und kein Rotz. Und der Bund zahlt auch. Mit Bund ist wohl Berlin gemeint und nicht die Bundeswehr oder? Ein gutes Geschäft? Na was denn, die Wattestab- Experten machen das doch nicht umsonst. Umsonst ist der Tod, mit Wattestab oder ohne. – Hans-Emil Schuster 

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Schwanz beißt sich in die Katze” von Lars Weisbrod 

 

Vielen Dank für die konsequent gute journalistische Arbeit! In seinem Artikel offenbart Lars Weisbrod statt eines „Paradoxons“ eher eine altbekannte Erkenntnis. Im Arbeitsschutz und der Produktsicherheit kennt man den Effekt gut. Sicherheitsmaßnahmen tendieren dazu ihre eigene Notwendigkeit zu falsifizieren. Denkt man die Sache aber fertig, ist das weder überraschend noch paradox. Statt ihn als Problem zu verstehen, sollte man den Effekt bewusst nutzen; denn was könnte besser sein als eine Sicherheitsmaßnahme, die tatsächlich funktioniert? Man kann sie als Erreichung eines zuvor gesetzten Zieles „feiern“ und ihre weitere Aufrechterhaltung damit begründen, wenn nicht einfordern.

Wir haben folglich nicht unnötig strenge Sicherheitsregeln, obwohl es gar keine entsprechenden Unfälle gibt, sondern wir haben keine Unfälle, weil wir angemessene Sicherheitsregeln einhalten. Diese Denkweise kann man Menschen jedoch nur vermitteln und einprägen, wenn man die Ursache-Wirkungszusammenhänge immer wieder überzeugend darstellt und hinreichend detailliert erläutert. Darauf basierend kann man Menschen „drillen“ Maßnahmen konsequent und dauerhaft umzusetzen. Es ist ein bisschen wie beim Erlernen einer neuen Sprache: Erst wenn man mit Hilfe eines Lehrers zig Male das eine Wort wiederholt hat, das man immer falsch ausspricht, prägt sich die richtige Aussprache ein. Man nennt das auch „Lernen“ oder auch „Prägung“.

Und hier zeigt sich auch das ganze Problem der Coronabekämpfung hierzulande: Ohne ein Ziel zu definieren, kann man weder den richtigen Weg festlegen noch ihn konsequent einhalten. Im Arbeitsschutz definieren viele Firmen ein Null-Unfälle-Ziel, ob das nun zu Beginn realistisch erscheint oder nicht. Dann analysiert man die Probleme, legt technische, organisatorische und personelle Maßnahmen fest und beginnt die Mitarbeiter zu schulen (in der Sprache des Arbeitsschutzes: zu „unterweisen“). All das würde auch bei der Seuchenbekämpfung funktionieren und funktioniert längst in bestimmten Gesellschaften und Gruppen. Es mangelt nicht nur an Konsequenz, sondern vor allem am Ziel und der passenden Schulung.

Man hat für emotionalisierte „Gemeinsam schaffen wir das“-Videos wahrscheinlich Millionen ausgegeben, aber die Möglichkeit zu konsequenter Schulung, zum sachlichen Erklären des Problems und der notwendigen Maßnahmen – zum „Drill“ – nicht genutzt. Man wundert sich, dass wir nicht auf allen Kanälen, vor jeder Nachrichtensendung Erklärvideos der Bundesregierung zu sehen bekommen, die wirksames Verhalten einprägen. Was hätte man mit einem schlüssigen, didaktisch durchdachten „Schulungsprogramm“ alles erreichen können. Stattdessen diskutieren wir in Talk-Shows den richtigen Weg zu Tode. Diskussion ist gut, aber irgendwann muss man ein Ziel setzen, die Maßnahmen festlegen, kommunizieren und konsequent umsetzen. Das Wertesystem auf dessen Grundlage wir handeln können, ist vorhanden.

Viel wurde und wird über die „Verhältnismäßigkeit“ von Einschränkungen diskutiert und inzwischen auch prozessiert. Wie aber will man darüber ohne ein klar definiertes Ziel sinnvoll diskutieren und entscheiden? Verhältnismäßigkeit muss sich am Ziel und dessen Wert messen. Ohne klare Ziele kann die Diskussion nur in der Beliebigkeit von Entscheidungen über die Interessen einzelner enden. Besonders erstaunlich: Das Ziel ist im Grunde die ganze Zeit vor Augen und sogar schriftlich fixiert. Das Grundgesetz definiert in Artikel 2 als zweithöchstes Rechtsgut Leben und Gesundheit. Nur die Würde des Menschen steht darüber (das ergibt tatsächlich eine interessante Diskussion zur Verhältnismäßigkeit bestimmter Maßnahmen in Abgrenzung zum Artikel 1). Alles andere aber ist unterzuordnen: vor allem materielle Interessen (ein „Pfui!“ an die Materialisten und ein „Extra-Pfui!“ an die Spaßgesellschaft). Heißt: Das Ziel muss sein, die Zahl der Menschen, die an Corona sterben, möglichst gering zu halten.

Weil Leben außer unserer Würde das wertvollste ist, was wir haben. (Für gläubige Menschen, zumal echte Christen, sind noch andere Werte höherwertig als ihr eigenes Leben: ihr Verhältnis zu Gott, ihre Integrität und das Leben anderer). Aus dem Ziel folgt alles andere. Daraus begründet sich jede Verhältnismäßigkeit. Was nützen Freiheitsrechte, wenn man selbst an den Folgen ihrer Ausübung stirbt oder anderen dieses Schicksal um der eigenen Befindlichkeiten Willen zumutet? Die Self-Fulfilling-Prophecy und ihr Gegenpart die Self-Destroying-Prophecy sind nicht paradox, sondern Ausdruck der Fähigkeit von Menschen, das Geschehen (begrenzt) zu beeinflussen. Dazu müssen wir uns sinnvolle, gut begründbare Ziele setzen und sie konsequent verfolgen. – Matthias Schulz 

 

Überlasst das Modellieren den Modellierern, die wissen in den meisten Fällen was sie tun oder tun müssen. Viele Jahre meines Berufslebens habe ich an Prognosemodellen gebastelt und als Merksatz blieb mir der Folgende: „Das schwierige an der Prognose, ist der Blick in die Zukunft.“ Der Satz stammt nicht von mir, aber er trifft zu. Im Übrigen muss der zur Reflexion fähige Mensch schlicht feststellen, die Modellrechnungen vom März waren hochwirksam, sie haben uns alle vor ungesunder Ansteckung geschützt. Dank an Lars Weisbrod. – Peter Schröder 

 

Modellrechnungen gehen üblicherweise von Prämissen aus. Wenn sich das angenommene! Verhalten ändern, weil die Ergebnisse der Modelle bedrohlich erscheinen und drastische Maßnahmen verordnet werden, dann wird die Realität (hoffentlich) nicht mehr den Prognosen entsprechen. Es gilt auch hier der Satz: „Verhütetes Unheil lässt sich nicht beweisen“. – Sven Herfurth 

 


 

 

Leserbriefe zu „Aufstand der Boheme” von Maxim Biller 

 

Da freut man sich über ein viel zu seltenes Plädoyer zur Erinnerung an „Harro und Libertas“ und dann der absolut überflüssige eine Satz von der zerschossenen Kriegerfratze und der BDM-Frisur und Greta-Stirn. Abgesehen davon, dass mir an Stauffenberg noch keine Narben aufgefallen sind, Libertas vermutlich die schickere Frisur trug und Sophies Frisur damals wohl nicht nur beim BDM getragen wurde: Welche Rolle spielt das für die Würdigung und Beurteilung des jeweiligen Widerstands? Schade um diese sprachlich-intellektuelle Entgleisung kurz vor hate speech – wie viele Leser haben hier abgebrochen? Ich habe mir „Harro & Libertas“ übrigens bei Erscheinen gekauft und auch verschenkt; als alter weißer Beamter unverdächtig der Verehrung der Boheme, ebenso wenig der von Kriegsnarben und Frisuren aller Art. Der zudem weiß, warum Gretas Stirn so ausschaut. – Günter vom Stein 

 

Beim Lesen des Artikels fragte ich mich, was wohl Harro und Libertas, Arvid und Mildred fühlen würden, wenn diese Sicht auf die hohe ästhetische Qualität ihres eigenen Aufstands im Vergleich zu der wohl niederen Güteklasse eines Gewissenskampfes gegen die Nazis („zerschossene Kriegerfratze von Graf Stauffenberg“) und („Sophie Scholls BDM-Frisur und ihre ewig gerunzelte Greta-Stirn“) noch erfahren könnten. Ich selber konnte nur weinen. – Rosmarie Chandra 

 


 

 

 Leserbriefe zu „Schlachtrufe” von Hamed Abdel-Samad 

 

Hamed Abdel-Samad beschreibt sehr gut die religiösen Hintergründe der Gewalt im Nahen Osten und der Probleme, die wir bei und im Lande haben. Er endet mit der Frage Warum? und er gibt auch die Antwort:  Weil der deutsche Staat es aus falscher Toleranz zugelassen hat, dass Islamisten hier ihre Infrastrukturen aufbauen konnten. Dieser Fehler sollte jetzt mit aller Härte beseitigt werden. Notfalls mit einer Änderung des Grundgesetzes. In jedem Falle muss einer Unterwanderung unserer freiheitlichen Demokratie Einhalt geboten werden. – Immo Richter 

 

Es gibt eine grundlegende Prophetie zu dem von menschlicher Seite nie zu beruhigendem und geschweige denn zu lösendem Konflikt „Jude vs Moslem“. Nachzulesen im 1. Mose, Kap. 16, Vers 12: „Ungezügelt wie ein Wildesel würde erleben (Ismael). Er wird gegen jeden kämpfen und jeder gegen ihn. Erlebt getrennt von seinen Brüdern und fordert sie alle heraus.“ Das war es schon. –  U. Bernhard Elsasser 

 

Der jüdische Autor beschreibt die religiöse Verwandtschaft zwischen Arabern und Juden leider nur sehr oberflächlich. Er erwähnt nicht Abraham mit seinen beiden Frauen Sara und Haga. Letztere ist die ägyptische Magd von Sara und Mutter des Erstgeborenen Ismael -der die arabische Linie begründet. Isaak, sein Halbbruder, ist der Sohn von Sara und begründet die jüdische Linie. Die abrahamitischen Religionsgründungen beginnen also mit der jüdischen und der arabischen Linie -die Christen kamen bekanntlich erst nach dem Leben Jesu dazu. Erst 600 Jahre nach Jesus lebte Mohammed und begründete den Islam.

Unerwähnt bleibt auch, dass Jesus von den beiden Religionen Judentum und Islam nicht als Sohn Gottes angesehen wird, sondern (nur) den Status eines Propheten hat. Die abrahamitische Verwandtschaft von Islam und Judentum lässt deren religiösen Konflikte gering erscheinen, wird aber von der Hamas politisch ausgeschlachtet um dem politischen Islam eine Grundlage zu geben. -die aber fadenscheinig bleibt. Der arabische Autor zeigt auf, wie die Hamas denkt und zum Handeln verdammt ist.

Wenn in ihrer Charta die Prophezeiung Mohammeds vom Endsieg steht muss man starke Zweifel haben, ob der damit die Vernichtung der Juden meinte ist oder ob es sich hier nur um reines Wunschdenken der Muslimbruderschaft handelt, dass die Hamas gerne übernahm und zu ihrem Gründungsmythos machte. Die Muslimbrüder reden sogar von einem Endkampf. Dazu sagt der arabische Autor zu dem Konflikt zwischen Juden und Palästinensern etwas fundamental Richtiges: Die Sache der Palästinenser ist gerecht, doch ihre Anwälte sind es nicht. – Klaus Reisdorf 

 


 

 

Leserbriefe zu „Mit der Stimme eines Grabräubers” von Peter Kümmel 

 

Die verstimmte Gitarre auf „Queen Jane Approximately“ von der LP „Highway 61 Revisited“ (angeblich ein Dylan-Meisterwerk) legt die Vermutung nahe, dass Bob Dylan – vielleicht – der größte Musik-Scharlatan aller Zeiten sein könnte. – Ulrich Poser 

 

Ist über Bob Dylan den Sänger, den Verfasser von Texten, dem Nobelpreisträger für Literatur, dem Maler und dem Erschaffer von bildender Kunst nicht längst alles gesagt, alles geschrieben, alle Konzerte der Never Ending Tour (trotz Verbot durch den „Meister“) mitgeschnitten in Ton und Bild? Es gibt unzählige Bücher. Gerade jetzt zu seinem 80.Geburtstag am 24. Mai 2021 erscheinen wieder, allein auf Deutsch, eine Menge neuer Bücher. Obwohl man denken könnte es sei nunmehr alles durchleuchtet (aber offensichtlich noch nicht von jedem) = Sein Leben, Seine Alben, Seine Texte und Interpretationen von jedem Song und jedem Songtext. Wenn jemand alle Platten (oder heute CDs) kennt und alle, auch die Bootlegs, gehört hat und einige Konzerte live erleben durfte ist die einzige Frage = Wann geht die Never Ending Tour weiter? Gibt es nochmal ein weiteres musikalisches Alterswerk? Haben die Chronicles noch einen zweiten Teil?

Am wichtigsten zum 80. Geburtstag also die Frage: Bleibt Bob Dylan Gesund (von Corona verschont) und reicht seine Kraft die drei Fragen mit „Yes“ zu beantworten. Happy Birthday Mr. Bob Dylan and Forever Young! Muss den jeder Interpret seiner eigenen Lieder wie Orpheus singen? Mir sind die Lieder von Bob Dylan, die andere Bands und Sängerinnen und Sänger, teilweise weichgespült oder über Gebühr verfremdet, zu Gehör gebracht haben bekannt. Aber das jeweilige Original von Bob Dylan ist mir immer und in jedem Fall lieber, weil seine Stimme keine Grabräuberstimme (oder wie einige meinen eine „Nichtstimme“) ist, sondern eine im Laufe der vielen Jahre zurechtgeschliffene Modulation seiner eigenen Menschenstimme an der sich sein musikalisches und textliches Schaffen und sein vergangenes Leben widerspiegelt.

Es ist aber viel wichtiger was Dylan sagt, singt und meint und nicht mit welcher Stimme (nölend, schnodderig etc.) das Werk (der Song, das Lied) vorgetragen wird. Bob Dylan erfindet seine Songs in Konzerten teilweise neu und überrascht seine Fans und wohl auch sich selber mit einer Fortschreibung des Great American Songbooks und zwar ungekünstelt und ganz direkt. Wie sagte Bruce Springsteen: “Elvis hat den Körper befreit, Dylan den Geist.“ Genauso! Ich warte mit Spannung und Vorfreude auf neue Konzerte von Bob Dylan in Nordrhein-Westfalen. – Felix Bicker 

 


 

 

Leserbriefe zu „Auf Droge im OP” von Viola Kiel 

 

Möglicherweise ist es in diesem Fall zwingend geboten, derart ruppig mit den Betroffenen umzugehen. Vielleicht haben aus der Sicht der Beteiligten sogar die Würde der Betroffenen und ein selbstbestimmtes Leben von Kammermitgliedern in solchen Fällen zurückzustehen. Die Approbation entfaltet in diesem Zusammenhang bestimmt eine enorme motivationale Kraft. Aus der Sicht der Betroffenen lautet der Deal: Du unterwirfst Dich den Forderungen der Kammer oder die Kammer verpfeift Dich beim Sozialministerium, dem Approbationsgeber. Für die Kammer werden Fürsorgegedanken, das Ansehen der Kammermitglieder und die Verantwortung der Kammer für die Berufsausübung respektable Motive sein.

In der Psychotherapie von Abhängigen und Gefährdeten weiß man seit Jahrzehnten, dass über Sanktionen, erzieherische Maßnahmen und/oder Moralisieren keine Einstellungsänderungen zu erzwingen sind. Erst Einstellungsänderungen ermöglichen es, unter großen Mühen dysfunktionale Muster im Erleben und Verhalten zu identifizieren und zu bearbeiten. Diese Muster betreffen den gesamten Menschen in seiner individuellen Ausprägung – sie sind nicht beschränkt auf den Teilaspekt der Berufsausübung. Ich vermute, Kammermitgliedern werden zunehmend häufiger auch Angebote im Rahmen einer modernen ambulanten Psychotherapie der Abhängigkeit und/oder des schädlichen Gebrauchs von zustandsverändernden Mitteln (ICD10 F1x.2 oder F1x.1) gemacht, bevor in Aussicht gestellt wird, sie mit den „Eiern an die Decke“ zu nageln.

Im Artikel wird beschrieben, dass der Betroffene einen langen Weg ging, bevor die Kammer in dieser Weise interveniert hatte. Wenn der Betroffene auf diesem langen Weg seiner Entwicklung ausschließlich die Möglichkeiten gesehen hatte, entweder seine Probleme ohne Hilfe von Fachleuten alleine zu lösen oder sich der Kammer zu unterwerfen, wird er das erwartete rigorose Vorgehen der Kammer natürlich so lange wie möglich vermieden haben. (Der Besuch einer Selbsthilfegruppe oder einer Beratungsstelle vor Ort wird manchem Arzt als sozialer Suizid gelten.) Seit einigen Jahren können die Moritz Frankes dieser Welt dem Fortschritt ihres Leidens auch in ambulanter Psychotherapie bei niedergelassenen Psychotherapeuten entgegenwirken.,Durch den Hinweis auf diese Interventionsmöglichkeit ließe sich möglicherweise einiges Leiden Betroffener vermeiden. – Peter Sadowski 

 

Dass ein Arzt in Deutschland mit seinem Arztausweis Fentanyl kauft, ist absolut ausgeschlossen. Bitte um Korrektur. – Ela Jakob 

 


 

 

Leserbriefe zu „Im Jahr der Säge” von Marcus Rohwetter 

 

In dem interessanten Artikel zur Holzwirtschaft wurde die englische Bezeichnung des amerikanisch-kanadischen Handelsstreits benutzt (als Übersetzerin frage ich mich ja immer, ob man auf solche Rückgriffe wirklich angewiesen ist – vielleicht hätte man hier einfach eine deutsche Bezeichnung verwenden sollen). Dabei ist eine hübsche Mischung aus (dem eher britischen) „timber“ und (dem eher amerikanischen) „lumber“ entstanden – der „soft wood limber dispute“. Ich habe extra gegoogelt, weil ich mich fragte, ob hier womöglich wirklich „limber“ (geschmeidig, gelenkig) gemeint war, aber es sollte natürlich „lumber“ heißen: https://en.wikipedia.org/wiki/Canada%E2%80%93United_States_softwood_lumber_dispute
Weiß nicht, ob das einen Korrekturhinweis in der nächsten Ausgabe wert ist, wollte nur darauf hinweisen. – Corinna Friesen 

 

Wenn von Schadholz geredet wird, ist in der Regel die Fichte und Kiefer gemeint. Das Holz dieser beiden wichtigsten „Brotbaumarten“ wird nahezu ausschließlich als Bau- bzw. Baukonstruktionsholz verwendet. Allenthalben und überall wird von großen Schäden durch Käferbefall berichtet. Sie schreiben, dass der Holzpreis auf das ca. Dreifache gestiegen ist, … und … „weil der Borkenkäfer nur knapp unter der Rinde seine Gänge frisst, tauge es noch zum Bauen“. Als des Lesens kundiger Bürger frage ich mich dann, was ist denn dann der große Schaden? Ich kann nur Gewinner erkennen, selbst der Borkenkäfer gewinnt. Jahrelang erklärte uns die Holzlobby, auch in Artikeln der ZEIT, den privaten Schaden des Holzbauers durch Käferfraß zum öffentlichen (grüne Lunge, CO2-Bindung, usw) zwecks Abgreifens von Steuergeldern.

Die seit langem gesicherte Erkenntnis, dass der gewinnsüchtige Holzbauer einfach nur die Natur ignorierte und die für unsere Breiten ungeeigneten und damit krankheitsanfälligen Baummonokulturen anlegte wurde eifrig beschwiegen. Dumm, dass die Klimaerwärmung dazu kam und dieses Framing (lügen) nicht mehr funktionierte. Im Internet einschließlich Wikipedia gibt es tausendfach Infos zu Totholz. Nur über dessen Eignung als Bauholz herrscht wieder Totenstille, da finde ich nichts. Vielleicht beschäftigt sich die ZEIT mal etwas näher damit. Ich als erfahrener Bauingenieur auch im Umgang mit Holz möchte folgende Punkte dazu beisteuern: 1. Der Borkenkäfer tötet i. d. Regel keine Bäume, er ist deren Totengräber. Er erkennt kranke Bäume am Geruch, ich vermute Fäulnisgeruch und Harzmangel, und fliegt diese deshalb gezielt an. 2. Gesunde Bäume wehren sich gg. den Käfer mit Harzfluss. Dies würde den Käfer töten.

3. Angegriffene Bäume haben zu jedem Zeitpunkt des Verfalls zu wenig Harz. Ausreichend Harz ist Voraussetzung für die Baumgesundheit. Es ist biologischer Holzrundumschutz, mechanisch gg. Nässe und chemisch gg. alle tierischen Schädlinge samt Pilzen. 4. Frisches Bauholz aus gesunden Bäumen hat ebenso viel Harz wie der lebende Baum. Dauerhaft trocken eingebaut mit mechanischem Insektenschutz, braucht es keinen technischen „Holzschutz“. 5. Wie kann man ohne schlechtes Gewissen dann erzählen Totholz tauge als Bauholz? Es würde mich sehr interessieren, was die ZEIT selbst dazu denkt und sich künftig dazu positionieren will. Richtig gut fände ich eine ergänzende kritische Berichterstattung zu diesem Thema, welches auch das genauso wichtige Thema der Artenvielfalt von Fauna und Flora im Wald gestern und heute betrifft. – H. Giller 

 


 

 

Leserbriefe zu „Dausend Prozent” von Peter Dausend 

 

Ich liebe eigentlich alles, was Sie so schreiben. Ganz vorn beim wöchentlichen Lesen steht dabei Ihre Kolumne. Und mit dem „Niki-Lauda-Gedächtnisfuß“ und meinem Freund Eddy haben Sie mir ein Highlight beschert. – Sven Herfurth 

 

Ihre wöchentliche Kolumne ist immer einer der ersten Artikel, die ich lese. Eine kleine Anmerkung: „Freiheit ist nur ein anderes Wort…“ wusste nicht Janis Joplin, sondern Kris Kristofferson, den der hat den Song geschrieben. Janis Joplin hat ihn nur nachgesungen. – Manfred Ceriatke 

 


 

 

Leserbriefe zu „Mein nächstes Auto fährt elektrisch”. Gespräch mit Christian Reinicke geführt von Claas Tatje 

 

Der neue ADAC-Präsident Christian Reinicke klingt so, als wolle er mit Zirkel und Lineal einen vorgefundenen Kreis in ein flächengleiches Quadrat verwandeln, Stichwort(e): „die Quadratur des Kreises“. Der Mathematiker Carl Louis Ferdinand Ritter von Lindemann lieferte im Jahr 1882 den Beweis, dass die Quadratur des Kreises unmöglich ist. Gut, vielleicht schafft es ja Herre Reinicke; aller guten Dinge sind drei, auf los geht´s los! – Klaus P. Jaworek 

 

Der Dinosaurier sucht noch seinen Weg und weicht guten Fragen lieber aus. Die Automobilclubs stehen in der Verantwortung sich an der Lösung der wesentlichen Fragen zu beteiligen: Wieviel Mobilität brauchen wir wann und wie tatsächlich? Damit ist dann auch die Emanzipation von den Fahrzeugherstellern bewiesen. Das nächste E-Auto ist da doch etwas einfach gedacht. Was alles ohne Mobilität geht, wissen wir doch jetzt alle. – Steffen Becker 

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Zweifel: Streit um Intensivstationen” von Martin Machowecz 

  

Weltweit findet man eine steigende Tendenz in der Corona-Krise, auch unterschiedliche Aspekte zuzulassen und Zahlen in die notwendigen Zusammenhänge zu stellen.Bereits 24 US-Bundesstaaten ohne Maskenzwang und 12 mit Verbot vom Impfpass – In Deutschland tut man sich da immer noch ziemlich schwer. #DIVI #RESEARCH SPEZIAL – Die #Wahrheit über die #Intensivstationen – #ABRECHNUNGSSKANDAL? 3.Welle? – YouTube  / #Sterbezahlen #DEUTSCHLAND – #Update April 2021 – plötzliche #Untersterblichkeit? – YouTube Einige Staaten in Afrika und Ostasien hatten auch nach mehr als einem Jahr bis zu TAUSEND MAL WENIGER PCR-positiv-getestete Tote pro MIO Einwohner im Vergleich zu Industrienationen Europas und Nordamerikas mit langen und massiven Lockdowns (siehe About Worldometer COVID-19 data – Worldometer).

Allerdings kommt jetzt eine neue Gefahr hinzu: Covid Todesfälle durch Impfungen nun auch in Thailand und Kambodscha – Es wird oft völlig anders gezählt und gemessen. Der PCR-Test ist ja nicht weltweit standardisiert. Natürliche, aktivierte und gestärkte zelluläre Immunität ist eine weitere plausible Erklärung für solche Unterschiede. Stress, Panik und Kontaktarmut gehören zu den wissenschaftlich nachgewiesenen Immunitätskillern. Strategiewechsel nötig: Testen auf T-Zellen-Immunität statt wenig aussagekräftige massenhafte PCR- und Antikörper-Tests Die Angelegenheit ist sehr komplex, und man sollte keine der vielen potentiell relevanten Komponenten dieser Krise unberücksichtigt lassen und keine wissenschaftliche Expertise aus einem relevanten Fachgebiet (auch aus der weltweiten Geld-, Finanz- und Schuldensituation seit der Weltfinanzkrise ab 2007) von vornherein ausschließen.

Vielmehr müssen alle Fakten in ihrer komplexen gegenseitigen Beeinflussung gesehen werden. Wenn eine Expertise nicht in ARD oder ZDF veröffentlich wird, muss sie ja in anderen Medien publik gemacht werden, damit sie bekannt wird. Auf den Inhalt allein kommt es an. Kontroverser, komplexer Disput unter unabhängigen Experten ist die Basis der Wissenschaft. Konnte man es nicht wissen im März 2020? Oh doch, man konnte! – – Gerhard Jahnke 

 

Sie bezeichnen in der Rubrik „Der Zweifel“ die DIVI, die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung der Intensiv- und Notfallmedizin, als Lobbyverband der Intensivmediziner. Das ist eine Unfreundlichkeit. Die DIVI ist eine Fachgesellschaft, der unter anderem der im Namen erkennbare Verdienst zukommt, fachübergreifend zu wirken und die z.B. vor Jahrzehnten einheitliche Notarzt- und Rettungsdienstprotokolle entwickelt hat. Es ist zweifellos richtig, dass eine Fachgesellschaft damit auch die Interessen ihrer Mitglieder vertritt, was als Lobbyismus bezeichnet werden kann.

Der in diesem Begriff aber mitschwingende Vorwurf einer politischen Einflussnahme gegen die Bedürfnisse anderer, wird der DIVI gerade in der Pandemie nicht gerecht: Denn es ist der DIVI gelungen, in kürzester Zeit eine einheitliche und fachübergreifende Datenerfassung mit Nutzen für die gesamte Gesellschaft zu entwickeln. Und immerhin eine von vielen Antworten auf Ihre Frage, warum „es im deutschen Krankenhaus eigentlich hakt in der Corona-Zeit“ ist schnell gegeben: Der eigentlich gute Gedanke, die Finanzierung der Krankenhäuser aus tatsächlichen Patientendaten abzuleiten, scheitert bei einer neu auftretenden Erkrankung.

Die Berechnungen nehmen Zeit in Anspruch, so dass eine Verzögerung von zwei Jahren entsteht: In den Daten von 2018 gab es keine Covid-Erkrankungen, also wurde diesen Patienten letztes Jahr die Fallpauschale einer einfachen Virusinfektion zugeordnet. Das ist kein Vorwurf gegen die für die Krankenhausfinanzierung Verantwortlichen, sie haben auf diese Unzulänglichkeit ebenso zügig reagiert wie auf das Problem, dass bisher keine Finanzierung für die Behandlungsbereitschaft bestand. Erstmalig bekamen die Krankenhäuser letztes Jahr Geld dafür, auch dann für die Menschen da zu sein, wenn sie das Krankenhaus nicht brauchen – so wie es bei der Feuerwehr schon immer selbstverständlich war. – Dr. med. Dietrich Tamm 

 


 

 

Leserbriefe zu „Was zum Knuddeln” von Marie-Charlotte Maas 

 

Ich finde den obigen Beitrag in Zeit-Leo erstaunlich oberflächlich und undifferenziert geschrieben. Oder soll er etwa Kinder an die Coronaimpfung heranführen? Das Thema ist wesentlich komplizierter als hier dargestellt. Es gibt sehr starke Argumente gegen eine breit angelegte Impfung mit den neuen Impfstoffen bei Kindern, die hier völlig ausgeblendet werden. Etwas, das man unüberlegt und überstürzt als heilsbringend an Kindern anwenden will, kann auch viel Leid hervorrufen! – Dr. med. Martin Krivacek 

 

Nachdem in Deutschland die Kinder und Jugendlichen fremdnützig zum Schutz der Erwachsenen die größten Opfer bringen mussten, sogar trotz geringem Nutzen, allen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Empfehlungen zum Trotz, gibt es den politischen Wunsch, sie nun auch noch flächendeckend zu impfen. Die Regierung schämt sich noch nicht einmal, zum Erreichen ihres zweifelhaften Zieles die soziale Teilhabe der Kinder als Druckmittel zu benutzen. Und Frau Oertel macht mit. Kein kritisches Wort über die Sinnhaftigkeit einer Impfung. Aber vielleicht weiß sie auch einfach nicht genug? Oder macht man sich mit solchen Beiträgen aktuell einflussreiche Freunde?

Wir wissen es nicht. Ich hatte eigentlich die naive Vorstellung, zu einem guten Beitrag gehöre auch eine gute Recherche und das setzt immer auch voraus: einen kritischen Blick aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Daher kann ich Frau Oertel nur die Stellungnahme der Pädiatrischen Fachgesellschaften ans Herz legen, die eine flächendeckende Impfung von Kindern grundsätzlich kritisch sehen. 1. sind Kinder durch COVID kaum gefährdet, sodass das Risiko einer Impfung größer sein könnte als das einer Infektion. 2. tragen Kinder nur in sehr geringem Maße zur Infektionsdynamik bei. 3. Wenn gefährdete Erwachsenen geimpft sind, gibt es keinen Grund, die Kinder weiter zu beschränken.

4. eine Herdenimmunität ist nicht realistisch. Es handelt sich (im Gegensatz zum Beispiel zum Masern-Virus) um ein stark mutierendes Virus, ähnlich dem Grippevirus. Es wird immer in der Welt bleiben. Es ist nicht möglich, es auszutrocknen. Es ist schier fassungslos, dass die Erwachsenen den Kindern immer mehr abverlangen, anstatt endlich mal für sie die Verantwortung zu übernehmen. Was ist das für ein Land? https://dgpi.de/stellungnahme-dgpi-dgkh-hospitalisierung-und-sterblichkeit-von-covid-19-bei-kindern-in-deutschland-18-04-2021/ – Katja Wirfler 

 


 

 

Leserbriefe zu „Ich finde selber grauenhaft, was wir rappen!” Gespräch mit K.I.Z geführt von Martin Eimermacher und Lars Weisbrod 

 

Ich lese die Zeit regelmäßig mit Genuss. Was ich an Ihrer Zeitung besonders genieße, ist, dass Ihre Beitrag-Autor*innen und Gesprächspartner*innen in der Regel belesene, hochgebildete und eloquente Menschen sind. Dadurch fühle ich mich nach jeder gelesenen Ausgabe etwas schlauer und intellektuell „gewachsener“. Wenn ich dann aber so ein Gespräch wie neulich mit K.I.Z lese, frage ich mich fast, ob ich die falsche Zeitung gekauft habe. Wenn ich mich für solche Menschen interessieren würde, würde ich ja die „Bild“-Zeitung oder etwas Ähnliches kaufen. Solche Inhalte liegen m.E. deutlich unter dem Niveau, auf dem sich sonst Ihr Lesestoff befindet. Das finde ich schade und ein bisschen enttäuschend auch. – Mila Sachs 

 

Zustimmung und Widerspruch.  Zustimmung dazu, dass man, etwas moderater formuliert, nicht wissen muss, wie man eine Suppe kocht, aber trotzdem sagen darf, dass diese hier versalzen ist.  Widerspruch zu der Aussage, dass man Hass nicht rechtfertigen muss.  Doch, meine Herren, das muss man. Hass kann verletzen, kann töten, Hass ist schlicht überhaupt keine Kategorie.  Es gibt überhaupt keinen Grund, einen Menschen zu hassen. Auch wenn das Euer Geschäftsmodell in Frage stellt: wenn ich einen Menschen oder eine Situation nicht mag, entziehe ich mich ihm oder ihr.  So einfach ist das. Schwierig wird es, wenn man sich selber hasst. Aber dann helfen keine Raps sondern vielleicht der Psychiater. – Hendrik Takes 

 


 

 

Leserbriefe zu „Grüner fliegen” von Tin Fischer 

 

Fast alles Hokuspokus. Die Wald- und Herdtechnikprojekte zur CO2 Einsparung kommen mir sehr fragwürdig vor. Besonders nachdem ich bei einer Flugbuchung über 3.630 km mit LH Tochter Eurowings bei einem Flugpreis von 160 Euro folgende Wahl für die Kompensation meines Fluges hatte: +5 Euro für ein Baumprojekt oder +195 Euro für den garantierten Einsatz von synthetischem Kerosin (80% weniger CO2 Ausstoß als normales Kerosin), das in der für mich notwendigen Menge auf diesem Flug getankt werden soll. Das Kerosin und die mehr als Verdoppelung des Flugpreises scheint mir die ehrliche Rechnung zu sein. Ein vielleicht gepflanzter oder möglicherweise nicht abgeholzter Baum oder ein subventionierter Holzherd, die alle ihre CO2 Einsparungen in den nächsten 10 – 15 Jahren erarbeiten sollen, scheinen mir doch nur Greenwashing zu sein. – Tim Böger 

 

Ihr o.g. Artikel hat einige „Haken“ der sogenannten Kompensationen nicht nur im Flugbereich wieder einmal gut beleuchtet, aus denen schon ersichtlich ist, dass oft oder meist nicht einmal woanders nennenswert Schäden für das Klima vermieden werden.   Die Fa. „Green Airlines“ sollte besser „greenwashed Airlines“ oder „green painted“ Airlines hießen. Man könnte auch auf Deutsch sagen „Airline mit Betäubungs-Pillen für grüne Gewissen“.   Ihre „Versprechen“ einer „Kompensation“ sind Rosstäuscherei oder Schönfärberei bzw. Greenwashing, wie die allermeisten sogenannten Kompensationen.   Viele Kritik-Argumente wurden in Ihrer Ausgabe wie auch andernorts ja bereits schön dargestellt, welche auch für viele andere „Kompensationen“ und Baumpflanz-Projekte gelten.

Die Botschaft dahinter reiht sich ein in die noch umfangreicheren Erzählungen, durch „Klugheit“ allein sei es möglich, eine billige, bequeme und/oder schmerzlose Nachhaltigkeit zu schaffen. Dieses größere Märchen würde aber den erlaubten Umfang dieses Statements sprengen. Ich sehe allerdings noch ein größeres grundsätzliches Problem, das ich im Folgenden darstellen möchte und mit dem inclusive ich die Betrachtungen erst für vollständig halte: Was ist das Problem, wenn ein Flieger tatsächlich woanders so viel CO² vermeiden würde, wie er selbst verursacht?  Das wäre nur dann verträglich für das Klima, wenn alle kompensierten Emissionen die einzigen wären, die über die schadlose Aufnahmekapazität des Ökosystems hinausgingen und gleichzeitig die vermiedenen Emissionen solche wären, die bisher innerhalb der Aufnahmekraft der Ökosysteme lagen. 

Nur dann würde ich nach der Kompensation wie vor meiner Emission die gleiche im verträglichen Rahmen liegende Emissionsmenge haben. Davon sind wir bzw. ist die Menschheit aber sehr, sehr weit entfernt. Die vermiedenen Emissionen sind in aller Regel solche, die sowieso vermieden werden müssen, ohne als Absolution/Freibrief für zusätzliche Emissionen andernorts herzuhalten. Anders ausgedrückt:  jede Tonne, jedes Kilo Treibhausgase ist z.Zt. ein Schlag gegen die Atmosphäre und damit gegen die Menschen der Zukunft.  Darf ich jemanden vielleicht 10mal schlagen, wenn ich woanders dafür Sorge, dass jemand Mitmenschen 10mal weniger schlägt? 

Die Antwort ist klar:  Das Ziel muss sein, dass gar nicht mehr geschlagen wird.  Wieder anders ausgedrückt:  Wir müssen  derzeit überall auf der Welt Sorge tragen, dass die menschlichen Emissionen auf nahe Null vermindert werden, bei uns, in Europa, der „3. Welt“ und überall, ganz besonders wenn die Emissionen nicht überlebenswichtig sind wie bei Nahrung oder Fahrten zur ihrerseits fürs Klima akzeptablen Arbeit oder ins Krankenhaus, sondern einem Vergnügen dienen, das nicht zu den Grund-Menschenrechten gehört.  Eine wahre Kompensation wäre es höchstens, die emittierte Emission rechtzeitig – vor Erreichen der Kippunkte – woanders wieder aus der Atmosphäre herauszuholen. Dafür bräuchten selbst neue Bäume viel zu lange angesichts der nur noch unter 10 Jahre entfernten Kippunkte.

Und das kostete ohne Bäume derzeit ca. 600 – 900 Euro, vom Zeitbedarf für größere Mengen ganz zu schweigen, also weit, weit mehr als fast alle Methoden, die Emissionen gar nicht erst zu verursachen, und die ohnehin knappen Ressourcen Geld und Arbeitskraft dafür werden bereits dringend für Vermeidung von Emissionen gebraucht. Die Menschheit ist inzwischen so nahe am Klima-Abgrund, dass es überhaupt nicht mehr reicht, das eine ODER das andere zu tun, sondern wir brauchen alle Strategien, die uns überhaupt möglich sind:   Sowohl selbst keine THG emittieren als auch ärmeren zu dem Ziel zu helfen als auch Bäume zu erhalten und neu zu pflanzen, wo immer möglich.  Und dabei können wir uns gar nicht mehr leisten, nur das bequeme und Besitzstände erhaltende als möglich zu akzeptieren. – Peter Selmke 

 


 

 

Leserbrief zu „Meine Jagd auf Bagsu” von Eva Wolfangel 

 

Die Autorin schreibt: „Auch meine Bank ist mehrfach vertreten. Mir fällt ein, dass sie mir häufig E-Mails mit Anhängen schickt. Ich schreibe wütend zurück, dass sie ihr Anliegen doch bitte in den Nachrichtentext schreiben soll. Soll man sich vor E-Mails mit Anhängen nicht hüten, wegen der wachsenden Hackergefahr?“ Doch Bagsu war auf so etwas vorbereitet. Einmal lockte er sein Opfer auf eine Website, die wie jene von M.s Bank aussah. Dort gab M. arglos jene Daten ein, die Bagsu brauchte, um eigene Handynummern bei der Bank zu hinterlegen. „Die Website war nicht vom Original zu unterscheiden“, sagt M. In Bagsus Dokumenten finde ich Screenshots von allerlei falschen Sparkassen- und Volksbank-Websites, der ING DiBa, der Fidor-Bank und vielen mehr. Bagsus Fakes sehen aus wie echt.“  

Wenn die Hacker in der Lage sind, Websites der Banken so gut zu fälschen, dass man als Kunde das Fake gar nicht bemerkt, ist der Schutz von Trojanern, die an Mail-Anhängen kleben, auch nur ein unzureichend, wenn man solche Mails nicht öffnet. Dann nützt auch der Rat der Autorin nichts, dass Banken ihr Anliegen im Nachrichtentext formulieren sollen. Was sagt denn das Bundesamt für Informationssicherheit dazu?? – Stefan Kaisers 

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie sehr schadet der Bitcoin dem Klima?” von Jens Tönnesmann 

 

Vielen Dank für den guten Artikel. Folgende Punkte möchte ich noch anbringen. 1. Bitcoin ist keine Währung, da sie keine einzige Funktion von einer Währung erfüllt und ausschließlich für spekulative Zwecke und Kriminalität verwendet wird. 2. Der Vergleich mit Gold ist nicht richtig. Gold wird seit Tausenden Jahren zur Wertbewahrung verwendet und hat im Gegensatz zu Bitcoin auch praktische nützen in der Industrie und Herstellung von Schmuck. 3.  Das gefährlichste an Bitcoin ist die dahintersteckende Ideologie des „Anarcho-Kapitalismus”. Die Ideologie steht für eine Wirtschaftliche Ordnung ohne jegliche staatliche Regelung, ohne Steuern und Sozialabgaben die zum Ende von unserem Sozialstaat führen wird. Wollen wir es wirklich? Es gibt daher also sehr viele gute Gründe, neben das Klima Bitcoin und andere „Kryptowährungen“ zu verbieten. Und das sollte bald passieren, bevor diese sich noch weiterverbreiten und irgendwann als „Too big to fail“ gelten. – Venkat Rao 

 

In Ihrem Beitrag vom 19.05.21 “Wie sehr schadet der Bitcoin dem Klima,“ schrieben Sie über die Auswirkung des „mining“ von Kryptowährung und Bitcoin an der Klima. Sie zeigen, dass es schlecht für die Klima ist, und dass der hohe Verbrauch für Kryptowährung erforderlich nicht ist. Sie zeigen Reservewährung Gold eine gute Alternative auch nicht ist. In meiner Meinung, ist diese ein sehr guter Beitrag, aber ich denke, dass ein grösser Schwerpunkt am Energieverbrauch erforderlich für diese Thema ist. Ich glaube, dass sie mehr über erneuerbare Energie haben, weil ich denke, dass diese der Kern des diesen Streit ist. Ich weiß in Amerika mehr Energy wurde für Kryptowährung benutzt, weil das Land erneuerbare Energie produziert, und diese ist ein größerer Rückschlag für Klimawandelaktivisten. Während Sie „ein Viertel des deutschen Stromverbrauchs” haben gesagt, nutzen Computer „ein Viertel des deutschen Stromverbrauchs” für Kryptowährung, mehr Zusammenhang ist gut für die Leser Dringlichkeit zu zeigen.

Eine andere Frage ich habe für Sie, die sie über Gold und seiner Meinung über es ist. Wenn ich diesen Beitrag gelesen habe, war es mir nicht klar ob sie denken, dass Gold schlechter für die Klima als Kryptowährung ist, oder nicht. Es kann mir Missverständnis sein, ich bin ein Student der deutschen Sprache, aber in meiner Meinung ist Gold nicht schlechter für die Klima als Bitcoin, denn die Energieverbrauch des Bitcoins schafft mehr Schäden. Danke für Ihrer Zeit und seiner Arbeit. Ihr Begriff ist gutgeschrieben und durchdacht, aber mehr Schwerpunkt an erneuerbare Energie und verständlich Erklärung der Alternativen sind sehr wichtig für den Zusammenhang der Leser neue zu diesem Thema. – Jack Mahoney

 


 

 

Leserbrief zu „Kein Steuergeld für Antisemiten!” von Remko Leemhuis 

 

Kann es sein, dass es DITIB und ähnlichen Organisationen tatsächlich gelingt, durch gemäßigtes, seriöses Auftreten konservative Politiker*innen zu täuschen? Einen sachlichen Grund, demokratie- und judenfeindliche Islamvertreter gegenüber liberalen, weltoffenen, die Demokratie bejahenden und nicht judenfeindlichen Islamvertreter*innen, die es in Deutschland durchaus auch gibt, zu bevorzugen, sehe ich jedenfalls nicht: Zwar vertreten DITIB und ähnliche Organisationen wohl mehr Muslime als die liberalen Islamvertreter*innen, aber repräsentativ für die deutschen Muslime insgesamt sind sie sicherlich ebenfalls nicht.

Ich jedenfalls empfinde es als heuchlerisch, wenn Politiker wie der NRW-Ministerpräsident und CDU/CSU-Kanzlerkandidat Armin Laschet einerseits antisemitische Ausschreitungen in Deutschland verurteilen, andererseits aber DITIB und ähnlichen Organisationen z. B. die Möglichkeit geben, den Islamunterricht in NRW mitzubestimmen (vgl. u. a. https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_90086350/ditib-kooperation-in-nrw-cem-oezdemir-kritisiert-armin-laschet.html). Damit wird doch der Bock zum Gärtner gemacht und eine Hinwendung der jungen Muslime zu Demokratie, Pluralismus und Menschenrechten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verhindert! – Ulrich Willmes 

 


 

 

Leserbrief zu „An die falsche Stelle geklebt”. Gespräch mit Idan Dershowitz geführt von Max Rauner 

 

Die Sub-Überschrift ist frag-würdig. Als heilig bezeichnen alle Religionsstifter ihre Schriften, von den alten Ägyptern über die antiken Reiche in aller Welt. Die Schriftrollen wurden nicht redigiert. Ihr Inhalt waren keine Reportagen, sondern der Versuch, Ereignisse zu deuten. So auch die Sintflut, eigentlich „Sündflut“, denn das Ereignis wurde als Strafe Gottes verstanden, und zwar nicht nur am Fuße des Ararat, sondern rund um das Mittelmeer. Es ist anzunehmen, dass die Senke zwischen Europa und Afrika vom Atlantik her überflutet wurde, als der natürliche Damm am heutigen Gibraltar brach. Geschichten darüber finden sich bei allen Anrainern. Daher fließen in den biblischen Texten mehrere Berichte darüber zu- und ineinander, und zwar unabhängig von Schnipsel-Korrekturen. 

Es gibt ja auch nicht die eine Schöpfungsgeschichte. Der Genesis lagen mindestens vier Urschriften zugrunde. Keine davon ist historisch, sondern stets der Versuch einer Erklärung mit dem Anspruch, Wahrheit zu vermitteln und nicht Wirklichkeit. Ganz ohne Geschwätzigkeit wird da z.B. ein Jahrhundert dauernde Epoche in einem einzigen Vers formuliert: „Abel war ein Schäfer, (noch Nomade), Kain aber war ein Ackermann“ (also schon sesshaft). Bibel bedeutet ja nicht Buch, sondern Bibliothek. „Redakteure“? Die Kanonisierung der „Schriften“ erfolgte erst Jahrhunderte später, und das durch Theologen und z. T. Historiker, welche die „Apokryphen“ aussonderten. Aber vieles, was sehr wohl in der Bibel steht, ist alles andere als heilig. Insofern hätten die „Redakteure“ sehr wohl geschlampt. Das „Wort Gottes“ ist allemal Menschenwort. Rousseau: Wären die Menschen nicht darauf verfallen, Gott sprechen zu lassen, wie es ihnen gefiel, hätte es immer nur eine Religion gegeben auf Erden.“ – Christine Preyer 

 


 

 

Leserbrief zu „Hier schmeißt Amazon neue Ware in den Müll” von Sebastian Friedrich et al. 

 

Mein Vorschlag, der vom Gesetzgeber leicht und schnell umgesetzt werden kann, lautet, für Retouren (Rücksendungen von Kunden) dürfen höchstens 50% des Kaufpreises vergütet werden. – Dieter Jöckel 

 


 

 

Leserbrief zu „Der polnische Dissident Rafał Gaweł …” von Paul J. Hildebrandt 

 

Es ist schon interessant die Arbeit der Rechtsbiegemaschine des EU-Mitglieds Polen anhand eines Falls aus der Praxis zu sehen. EU-Gerichte, sonstige Institution und Norwegen sprechen einhellig ein vernichtendes Urteil über Polen. Die privaten Scherereien und eventuell teils unsauberes Geschäftsgebaren von Hr. Gawel sind Peanuts. Deutsche Spitzenpolitiker unter diesem Blickwinkel besehen müssten großenteils ihre Posten räumen. – H. Giller 

 


 

 

Leserbrief zu „Fischers Fritz” von GRN 

 

Fischers Fritz fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritz. Vegane Fischstäbchen werden auf Basis von Sojaprotein, paniert, vorfrittiert und gegart, angeboten. Inhaltstoffe (beispielsweise): Trinkwasser, texturiertes Sojaproteinkonzentrat, Weizenmehl, Rapsöl, Kartoffelstärke, Aromen, Meersalz, Leinsamenöl, Maismehl, Leinsamenmehl, Gewürze, Dextrose, Speisesalz, Hefe, Verdickungsmittel: Methylcellulose. Vegane Fischstäbchen schmecken nicht nur wie Fischstäbchen aus Fisch, sondern riechen beim Braten auch stark nach Fisch! Wer keine Tiere verzehren möchte, der kann vegane Fischstäbchen verzehren; es geht aber auch anders! Guten Appetit! – Riggi Schwarz 

 


 

 

Leserbrief zu „Wer könnte jetzt vermitteln?” von Evelyn Finger 

 

Im Artikel haben Sie den Pabst kritisiert, weil auf der Titelseite der Osservatore Romano ein Foto schwerst verletzter, womöglich toter palästinensischer Kinder gedrückt wurde. Um das Leid den beiden Seiten zu zeigen, sollte den Blatt zwei hundert Fotos von toten Palästinenser und von zwölf Israelis in Titelseite drücken? Ich glaube, um gerecht zu sein, vielleicht sollte Die Zeit auch ein von einem Palästinenser geschriebene Artikel publizieren, nicht nur eins von einem Israeli. – Mário F de Oliveira 

 


 

 

Leserbrief zu „Mehr ist mehr” von Marvin Ku

 

Marvin Kus Liebeserklärung ans Buffet: ein typischer Fall von all you can read. Kurt Eimers 

 


 

 

Leserbrief zu „Totaloperation” von Friederike Naroska 

 

Der Zeitsprung in der aktuellen Ausgabe hat mich erschüttert, denn er berührt ein Thema, das mich schon länger beschäftigt und das ich seit den 90er Jahren als überwunden geglaubt hatte: Sanierungen ohne jeden Respekt vor Baukultur – und dazu ohne Rücksicht auf die Tatsache, dass Gründerzeitler energetisch vergleichsweise gut aufgestellt sind, erst recht wenn sie in eine Häuserzeile eingebaut sind. Es wird viel zu wenig gefragt, wie wir Baukultur und energetische Sanierung sinnvoll miteinander verknüpfen können, auch und gerade außerhalb des oft auf die wenigen herausragenden Beispiele fokussierten Denkmalschutzes.

Letztlich wäre das auch mal ein Thema für das Feuilleton der ZEIT. Energie kann man bei so einem, in seinem Jugendstil einzigartigen Gebäude auch mit weniger brachialen Möglichkeiten einsparen. Man fragt sich, wo der Denkmalschutz bleibt, oder alternativ die Stadt mit Erhaltungssatzungen. Wollen wir wirklich in gestalterisch verarmten Städten leben, mit fragwürdigen Sanierungen, die für das, was sie zerstören, weniger bringen als man glaubt, und die zudem meist wegen der verwendeten Materialien weder langlebig noch ökologisch nachhaltig sind? – Nikolaus Tarwit 

 


 

 

Leserbrief zu „Immer noch dreistellig” von Anne Hähnig et al. 

 

Langsam gewinne ich den Eindruck, dass niemand mehr bewusst den Wald vor lauter Bäumen erkennen soll! Tag für Tag bekommen wir nur noch sinkende Inzidenzwerte vor den Latz geknallt, wo ich mich als „Inzidenzwerte-Laie“ fragen muss; „Denk/Fragblase“: „Ja, gibt´s denn sowas!“ Noch vor ein paar Wochen, da drohte unsere „globale Arche“ völlig abzusaufen, und jetzt sinken diese „Igittigitt-Werte“ so rasend schnell ab, dass es mir dabei ganz schwindelig wird. Hoffentlich laufen wir nicht auf Grund! Wer will wohl hier wen auf den Arm nehmen, und das unter Einhaltung des Mindestabstands; „Denk/Fragblase“: „Ja, da komm´ste nie drauf!“ Hierauf hat unser fränkischer Landesvater in München, bestimmt schon längst seine kluge Antwort in seinem Oberstübchen parat. Lass sie raus und spann uns bitte bitte nicht gar so lange auf die Folter damit! – Klaus P. Jaworek 

 


 

 

Leserbrief zu „Genozid an Herero und Nama. Übernimmt Deutschland Verantwortung?” von Andrea Böhm 

 

Andrea Böhms zuverlässig moralisierenden Beiträge sind nicht selten unfair, wie ich nachfolgend aufzuzeigen versuche.  So wie in englischen Krimis der Mörder immer derjenige ist, der ein deutsches Premiumauto fährt, ist für Frau Böhm der politische Bösewicht stets der hellhäutige Mensch. Von dem sie ohne verdächtig rassistische Hintergedanken trotzdem die Rettung der Welt einfordert – und nur von ihm! Aus ihrer Sicht ist es darum folgerichtig, den Grund des Rachefeldzuges der deutschen Truppen – ein unbestreitbar verabscheuungswürdiges Verbrechen – als Marginalie zu unterschlagen (hundertfacher Mord an deutschen Siedlern). 

Dabei war die Motivation der Kolonialtruppe die gleiche, mit der die USA nach 9/11 Afghanistan mit einem Krieg überzogen.  Ganz zu schweigen von den blutigen Strafaktionen, die alle Kolonialherren in ihren Mandatsbereichen veranstalteten (Algerien, Kongo, Indien, Süd- und Nordamerika während der Conquista und … und …). Dem gutmenschlichen Gestus der Autorin wäre es deshalb abträglich, zu erwähnen, dass die Kolonialherren Krankenhäuser und Schulen bauten, die den sogenannten jungen Völkern die Möglichkeit erschloss, sich einmal selbstständig entwickeln zu können wie die alten Nationen in Europa.  Was bei gleich niedrigem Entwicklungsstand mehreren außerafrikanischen Ländern auch gelang (Singapur, Südkorea etc.).

Selbstverständlich darf man Verbrechen nicht gegeneinander aufrechnen, aber “gute“ Völker waren nur diejenigen, die militärisch zu schwach waren, die anderen zu drangsalieren.  Und deshalb hatten auch die lieben Herero dereinst die Ureinwohner Namibias, die San (Buschmänner) aus ihren Heimatregionen vertrieben.  Es gibt keine Aufzeichnungen darüber, außer den Jahrtausende alten Felszeichnungen der San-Besiedlung, doch widerspricht es der menschlichen Natur, dass dieser stattgefundene Bevölkerungsaustausch per liebevoller Überredungskunst erfolgt sein sollte. Die Herero sind im Vielvölkerstaat Namibia etwa so beliebt, wie die Deutschen in Europa, wenn man deren Transferleistungen an Europa herausrechnen würde. – Ernst Kaffanke 

 


 

 

Leserbrief zu „Ermittlungen in Österreich. Hat der Kanzler gelogen?” von Florian Gasser 

 

Ihr Autor Florian Gasser muss schlecht geschlafen haben. Was er alles dem Kanzler Kurz andichtet, kann nur mit zu wenig Schlaf erklärt werden. Kanzler Kurz lässt sich nicht unter Druck bringen, er wankt auch nicht. Ich lebe oft in Salzburg, auch jetzt, die Bürger stehen wie eine Eins hinter Kurz. Der könnte sich schlafen legen und würde trotzdem wiedergewählt werden. Das ist so wie mit Frau Merkel, nur mit dem kleinen Unterschied, in Deutschland wird fast alles falsch gemacht. – Gunter Knauer 

 


 

 

Leserbriefe zu „Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich ein Genie war”. Gespräch mit Sarah Darwin geführt von Heike Faller im ZEIT Magazin 

 

Das Interview ist ein großes Loblied auf Charles Darwin, und was er alles erreicht und bewirkt und herausgefunden habe. Dabei sind seine Erkenntnisse praktisch gesehen sehr mager, da er weder die Zufallsentstehung, die Evolution noch die Entstehung von Arten belegen konnte, und was bis heute auch noch nicht belegt werden konnte. Es wird aber Selektion und Mutation mit der Entstehung von neuen Arten verwechselt. Eine neue Art ist ein ganz neuer Bauplan während Mutation nur eine Veränderung innerhalb einer Art ist. Deshalb ist Covid mit Sars verwandt, aber nicht mit anderen Viren.

Durch Selektion entstehen keine neuen Arten, sondern die Art, welche mit einer gegebenen Situation klar kommt überlebt, die andere nicht. Dagegen hat Gregor Mendel zur gleichen Zeit wie Darwin anhand seiner Erbsenversuche praktisch nachgewiesen wie Arten entstehen und so eigentlich Darwin nur wenige Jahre nach dessen Veröffentlichung widerlegt. Auch ist es ein Missverständnis, wenn gesagt wird Gott habe alle Arten erschaffen. Genau heißt es, dass er jedes Tier und jede Pflanze nach seiner Art erschaffen hat. Also eine Urform der Katzenartigen etwa.

Aus diesem Genpool haben sich dann die verschiedenen Katzenarten in Anpassung an die Umwelt entwickelt, wobei sie dabei aus einem Anpassungsrepertoire schöpfen können, das sie bei Bedarf ein- oder abschalten können. Aber Katzen können niemals die Artgrenze etwa zu den Hundeartigen überschreiten. Und ob die von Darwin benötigten langen Zeiträume wirklich existieren, ist noch ein nicht abschließend geklärtes Problem, da es für die verschiedenen Mess- bzw. Berechnungsarten bislang keine Eichung gibt. Auch gibt es für längere Zeiträume, wie etwa die Steinzeit, gewichtige Gründe diese von ca. 2 Mio. auf maximal etwa 10.000 Jahre zu reduzieren. – Wolfgang Hartmann 

 

Als Ergänzung zu diesem Gespräch ist vielleicht interessant zu erwähnen, dass schon acht Jahrhunderte vor Charles Darwin Mitglieder einer aufklärerischen, von den Orthodoxen verfolgten, muslimischen Geheimsekte, Ikhwan as-safa (die „Brüder der Reinheit“ oder die „Lauteren Brüder“) im 10. und 11. Jahrhundert die Evolutionstheorie vertraten. Sie kamen nicht über naturwissenschaftliche Forschung, sondern durch philosophische Überlegungen zu der Einsicht, dass alle Prozesse des Lebens auf eine fortwährende Evolution zurück-geführt werden, und das Leben sich von einfachsten zu komplexesten Formen fortbildet. Frau Darwin würde zu den Nachtigallen vielleicht noch interessieren, dass diese im Orient unter den Singvögeln eine hervorgehobene Stellung genießen, und dass die Araber nicht sagen, dass sie singen, sondern dass sie lesen oder rezitieren, in ähnlicher Weise, wie der Muezzin die Gläubigen in gesungener Rezitation zum Gebet ruft. – Ernst Günther Weber 

 


 

 

Leserbriefe zur Deutschlandkarte „Topologie der Bundesländer” von Matthias Stolz (Recherche) und Peter Staub (Infografik) im ZEIT Magazin 

 

Ich als altes Nordlicht lege Wert auf den Hinweis, dass Hamburg selbstverständlich mit seinem Stadtteil „Neuwerk“ an die Nordsee grenzt. Ansonsten ein großes Lob für diese wie auch viele andere interessante Kartendarstellungen bisher. – Christof Buettner von Meding 

 

Bei der topologischen Deutschlandkarte ist Ihnen ein haarsträubender Fehler unterlaufen: Niedersachsen grenzt nicht an Brandenburg, sondern Sachsen-Anhalt an Mecklenburg-Vorpommern. – Borchert Haake 

 


 

 

Leserbriefe zu „Über die Begegnung mit einem Knacki, echte Nazis in der Familie und Kontakt zu den falschen Leuten” von Harald Martenstein im ZEIT Magazin 

 

Danke für Ihre tolle Kolumne über die sogenannte Kontaktschuld. Hat sich Doc Esser schon bei Ihnen gemeldet, damit Sie eine Schicht auf der Intensivstation machen? Wurden Ihnen schon Beziehungen zur Querdenkerszene, Rechtsextremisten, anthroposophischen Verschwörungstheoretikern und Impfgegnern unterstellt? Denn diese müssen doch hinter Ihren Gedanken stehen.  Oder gibt es vielleicht auch Autoren und Journalisten, die frei ihre Meinung sagen und über den politischen Lagern stehen?  Zur Aktion #allesdichtmachen äußerte sich Armin Laschet mit den Worten: „Keiner von denen ist rechts…“. Eigentlich dachte ich immer, die CDU wäre rechts. Wenn aber schon der Parteivorsitzende und Kanzlerkandidat rechts als Synonym für böse ansieht, wird es schwer für die CDU, sich als konservativ zu behaupten. Und Ihr Eid trifft den Kern der Sache. Bleiben wir Demokraten und reden miteinander, egal wer wir sind und woher wir kommen. Nur die Denunzianten und Diffamierer können uns gestohlen bleiben! – Thomas J. Birgel 

 

Auch das noch! Es wird immer irrsinniger. Dass sich Leute, die so aktiv „Cancel Culture“ betreiben und andere zu „Kontaktschuldigen“ erklären mögen, noch als „links“ bezeichnen, ist ein schlechter Witz. Nachhilfeunterricht, wie es sich in einer freien Gesellschaft und freiheitlichen Demokratie mit Meinungsfreiheit usw. verhält und wie man dort mit Andersdenkenden umgeht, hilft hier vermutlich auch längst nicht mehr. Vielleicht haben es diese Leute einfach lieber autoritär. Wie Herr Martenstein suche ich mir auch immer noch selbst aus, mit wem ich rede oder Kontakt haben möchte.

Niemand aus meiner Familie, meinem Freundeskreis und Umfeld könnte oder wollte mir einen Kontakt verbieten und mich bei „Nichtbeachtung“ aus ihren Kreisen ausschließen. Übrigens auch nicht bei Kontakt zu „linken Moralwächtern“, die in solch überheblicher und selbstgerechter Art jeden offenen Diskurs verweigern und sich hinter einer verengten Ideologie verstecken, die es sie nötig macht, mit Mitteln wie Cancel Culture und Kontaktschuld zu arbeiten. Was tun? Immer Redebereitschaft, aber weniger Opportunismus und mehr Rückgrat. Es gibt viel zu verlieren. Harald Martenstein macht es vor, er lässt nicht unterkriegen. Und das ist gut so! – Regina Stock 

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter” von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin 

 

Ein unaufgeregter und umso berührender, bedrückenderer Text über die derzeitige Lage von Kindern und ihren Eltern. Mit herzlichem Dank an Tillmann Prüfer. – Günter Grzondziel 

 


 

 

Leserbrief zu „Hilfe! Fehlt einer Beziehung, in der es viel um Essen geht, die Leidenschaft?” von Wolfgang Schmidbauer im ZEIT Magazin 

 

„Der Geschmack ändert sich oft, die Neigung selten.“ (Francois de la Rochefoucauld, 1613-1680, französischer Diplomat & Schriftsteller) Von Frankreich geht es jetzt ins „Frankenreich“, das in Bayern liegt, und das vor langer, langer Zeit in die Regierungsbezirke: Unter-, Mittel- und Oberfranken zerteilt worden ist: Ist dort der Franke mit dem Sex sehr zufrieden, dann sagt der Franke ganz kurz und bündig zur Fränkin, mit der er gerade Sex hatte: „Und wäi wohr I?“ Die Fränkin antwortet zum Franken mit dem sie gerade „tollen“ Sex hatte, ohne lange zu überlegen: „Bassed sho!“ („Und wäi wohr I“ = Das war toll, und bei Dir?///“Bassd scho!“ = einfach toll) Jetzt zum noch ein kurzer Abstecher nach Italien: „Ich liebe das gute Essen. Und je älter man wird, umso mehr spürt man, dass Essen wie Sex ist, ein körperliches Lustgefühl, das mitunter zu einer Art Orgasmus führt.“(Carlo Pedersoli alias Bud Spencer, 1929-2016 Italienischer Schauspieler, Musiker, Komponist, Politiker & Erfinder) So die Kurve zum Paartherapeuten Wolfgang Schmidbauer, die habe ich gerade nochmal kratzen können! – Klaus P. Jaworek