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24. Juni 2021 – Ausgabe 26

 

Leserbriefe zu „Offen sein, trotz der Vergangenheit“ von Wladimir Putin

 

Sehr geehrter Herr Präsident, in der Zeit werden Sie von Menschen gelesen, die die Freiheit lieben. Ich schlage Ihnen vor: Gewähren Sie Presse- und Meinungs- und Demonstrationsfreiheit, hören Sie auf, oppositionelle Bürgerinnen und Bürger zu peinigen, sorgen Sie für menschenwürdige Verhältnisse in Ihren Gefängnissen, lassen Sie in Kriegen keine zivilen Einrichtungen mehr bombardieren, entziehen Sie menschenverachtenden Diktatoren Ihre Unterstützung, manipulieren Sie nicht demokratische Wahlen durch Desinformationskampagnen. Und dann schreiben Sie noch mal einen Artikel in der Zeit. Ich garantiere Ihnen: Sie werden dann freundlichere Reaktionen erhalten als diesmal. – Gregor Bauer

 

Das sie aus profitgier populistische beiträge bsp putin und wohl demnächst trump ohne sachlich kritisch aufklärenden kommentar abdrucken zeigt ihre zustimmung und ist für mich unentschuldbar sie haben viele verletzt inkompetenten jounalismus gezeigt und einen leser verloren so sie sich nicht bei der öffentlichkeit für das fehlverhalten entschuldigen. Propakanda support wird in deutschland nicht unterstützt und abgestraft. Sie haben einmalig eine hohe auflage die nicht nachhaltig ist. – Sven-Holger Behnke

 

Dass Putin in der ZEIT seine Sicht veröffentlichen darf, ist großartig, denn Sie führen ihm und den Lesern dadurch exemplarisch vor Augen, was Presse- und Meinungsfreiheit ist. Viele der Kommentare im Netz zu seinem Beitrag zeigen, dass die von ihm verbreitete Darstellung leider auch bei uns viele Anhänger hat, aus den verschiedensten Gründen – schlichte Unwissenheit, Russlandhörigkeit bis zu offener Gegnerschaft zur liberalen Demokratie. Deswegen gehörte eigentlich eine sehr konkrete, detaillierte Gegendarstellung nach Art einer „pro und contra“-Übersicht zu jeder seiner Aussagen, die in vielen Fällen Lügen sind, also wissentliche und willentliche Falschdarstellungen.

So hätten die Leser die Chance gehabt unmittelbar zu erkennen, wo Putins Text irreführend bis haarsträubend falsch ist. Allein schon die Behauptung, die EU habe „den Austritt der Krim aus der Ukraine provoziert“, ist eine so irre Verdrehung des tatsächlichen Geschehens, dass so etwas zwar im Rahmen des Gastbeitrags geschrieben werden darf, natürlich – aber unbedingt eine direkte Richtigstellung unmittelbar daneben erfordert hätte.

Eins der Probleme bei solchen Märchen ist, dass sie sich in Köpfen festsetzen und über die Zeit als „Wahrheit“ wahrgenommen werden können. Eine Synopsis „Putins Behauptung vs. Tatsache“ hätte deshalb unbedingt dazu gehört. Bitte also möglichst sofort nachreichen! Sicher hätte es ihm nicht gefallen – und wenn er sich ausbedungen hätte, unwidersprochen Propaganda machen zu dürfen, hätte das für sich selbst gesprochen. – Friedrich-Karl Bruhns

 

Von der ZEIT finde ich es äußerst aufrichtig, ein derartiges Schreiben von Wladimir Putin zu veröffentlichen. Im Grossen und Ganzen liegt der Tenor dieses Anliegens darin, aufzuhören mit Schuldzuweisungen und anderen missverständlichen Hick-Hack, sondern wieder ein Stück näher zu einer geeinten und friedlichen Welt zu gelangen, statt kriegsrhetorischen Geschrei nachzulaufen. Grundsätzlich sollten die einzelnen Positionen und Interessen klar und eindeutig benannt werden.

Auch die Vereinnahmung der Krim, die aus geostrategischem Interesse geschah und sich aus dem Vorwärtstreiben der Nato ergeben hat, muss auf die Tagesordnung. Und eins sollte sich der Westen, also wir, verkneifen, dem jeweiligen Land vorzuschreiben, welchen gesellschaftspolitischen Weg diese gedenken einzuschlagen. Die Stärke der Macht Russlands sollte nicht unterschätzt werden. Ein neues Wettrüsten, wenn es nicht schon im Gange ist, würde die Gefahr kriegerischer Auseinandersetzungen reeller werden lassen. – Dietmar Friedo

 

Es ist interessant, dass Sie diesen Text von Putin veröffentlichen. Danke. Mich stört dabei aber ungemein die Art der Präsentation. Der deutlich in der Mitte eingefügte redaktionelle Begleittext, der zuerst ins Auge fällt, ist in seiner Aussage und Tonlage darauf angelegt, den Leser von vorneherein manipulativ auf die Auffassung der Redaktion hinsichtlich der angesprochenenThemen einzustimmen, statt ihm die Freiheit zu lassen, sich unbeeinflusst dem Haupttext zuzuwenden, um sich erst einmal sein eigenes Urteil zu bilden.

Der Standpunkt der Redaktion kann danach ja dann immer noch seinen Platz erhalten. Aber so läuft es, wie meistens in der deutschen Presse, darauf hinaus, Themen, die Russland betreffen, von vorneherein in eine ganz bestimmte kritische Ecke zu stellen. Dass solche Haltung der Verständigung und im Idealfall einer Kooperation keinen Dienst erweist, versteht sich von selbst. – Anna-Barbara Geck

 

Sie haben den Text „Offen sein, trotz der Vergangenheit“ von Wladimir Putin jetzt auch in der gedruckten Ausgabe vom 24.6.2021 ohne hinreichende Richtigstellung der Falschbehauptungen und ohne angemessene Einordnung der Person des (offiziellen) Autors veröffentlicht. Insbesondere angesichts des in der gleichen Ausgabe erschienenen Artikels von Ondřej Kundra und Martin Nejezchleba „Haben diese beiden Menschen Waffenlager in Tschechien gesprengt und dabei Menschen getötet? Man kennt die Russen:

Von der Vergiftung des Doppelagenten Sergej Skripal“ und angesichts der zahlreichen Kommentare von Putins Troll-Armee zum Online-Text (https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-06/ueberfall-auf-die-sowjetunion-1941-europa-russland-geschichte-wladimir-putin) wundert mich das: Russlands Machthaber Putin ist offensichtlich kein ehrbarer Staatsmann, sondern eher ein Vollblutverbrecher, und das sollten Politiker*innen und Journalist*innen meines Erachtens immer angemessen berücksichtigen, wenn sie mit ihm sprechen oder über ihn schreiben oder einen Text, der offiziell von ihm stammt, veröffentlichen. – Dr. Ulrich Willmes

 

Wieder Schalmeientöne aus Moskau. Putin hat Kreide gefressen! Erst kürzlich sagte er, dass, wenn er gewisse Leute töten wollte, „wir das auch sicher schaffen würden“. So spricht ein Mafia-Pate, aber kein Staatsoberhaupt! All das, was er anbietet, kann er sofort haben. Unter der Bedingung, dass er und seine Regierung sich an demokratische Spielregeln hält. Mehr muss man dazu nicht ausführen. – H. Schuster

 

Eine ausgestreckte Hand schlägt man nicht aus, wenn man sich derart ins Unrecht gesetzt hat wie Deutschland mit dem verheerenden Vernichtungsfeldzug gegen die Völker der ehemaligen Sowjetunion. Wen aber versucht diese Hand zu erreichen? Warum wendet sich Wladimir Putin mit seinem Angebot eines fairen und kreativen Zusammenwirkens nicht direkt an unsere demokratisch legitimierte Regierung? Ist diese Unterlassung schon die ganze Botschaft? Ein Artikel in der ZEIT spricht jedenfalls nur einen kleinen Teil der Öffentlichkeit in Deutschland an. Die ZEIT ist kein Staatsmedium, sondern Teil unserer freien Presse.

In welcher Rolle schreibt Wladimir Putin? Als Privatperson oder als Präsident Russlands? Sicherlich weiß Wladimir Putin, dass seine und unsere Deutungen der jüngeren Vergangenheit weit auseinanderliegen. Wenn er schreibt, dass wir alle diese Fehler einzuräumen und zu korrigieren haben, sieht er dann auch seine Anteile? Es lohnt sich immer, eine Dynamik zuzulassen, die in Annährung und letztendlich in Partnerschaft münden kann. Der Weg dorthin dürfte allerdings steinig und weit sein. Gemeinsame europäische Werte und Interessen sind nicht der Ausgangspunkt dieses Weges, sondern das Ziel eines Großen Europas.

Wichtig ist, wenn wir uns dabei nicht mit Einflussnahmen auf unsere Wahlen, mit Destabilisierungsaktionen und mit Cyberattacken auseinandersetzen müssen. Und richtig ist, wenn wir auf diesem Weg nicht die Last früherer Missverständnisse, Kränkungen, Konflikte und Fehler mit uns herumzuschleppen haben. Richtig: Wir können es uns einfach nicht (mehr) leisten. – Reinhard Koine

 

Ich muss Wladimir Putin Recht geben, wir sollten, nein wir müssen Russland eine Chance geben. Wir dürfen nicht mir zweierlei Maß messen: Rechtsstaatlichkeit und Meinungsfreiheit wird auch in einigen EU Ländern eingeschränkt und selbst in den USA ist das Wahlverfahren zumindest zweifelhaft, Sanktionen gegen China oder die Türkei: undenkbar. Der Westen inkl. Deutschland verhält sich extrem ungerecht gegenüber Russland. Wer hat je die USA für den Krieg gegen den Irak verurteilt? Wir müssen Russland unendlich dankbar sein für die enormen Opfer, die der Krieg gegen Nazideutschland gekostet hat. Wieviel Leid haben wir diesem Volk angetan? Nein, Wladimir Putin hat Recht, wir sollten die alten Vorurteile vergessen und einen Neuanfang wagen. – Uwe Dieckmann

 

Für den Gastbeitrag von Wladimir Putin wollte ich Ihnen herzlich danken und meinen großen Respekt aussprechen. Meiner Meinung nach haben Sie es genau richtig gemacht, den Artikel in voller Länge ab zu drucken und ihn für sich stehen zu lassen. Natürlich mit der völlig berechtigten Kritik an den Aussagen, denen sie in den Antwortbeiträgen Raum gegeben haben. Das war ein großer Beitrag für den demokratischen Diskurs und den Wettstreit der Ideen. Lassen Sie sich nicht darauf ein, wenn wieder betreutes Zeitunglesen gefordert wird.

Ihre Leser sind im Stande sich selbst eine Meinung zu bilden. Aus meinem eigenen Umfeld kann ich Ihnen sagen, dass Sie viele, schon tief im Sumpf der „Alternativmedien“ versunkene Leute, wieder davon überzeugt haben, dass in ihrer Zeitung Diskurs frei von Zensur stattfindet. Immer wieder lese ich bei ihnen Artikel, die mich richtig ärgern und dann wieder welche, die ich nur grandios nennen kann. Genau so sollte es sein. – Pablo Toussaint

 

Mich würde die Motivation von Wladimir Putin interessieren, einen solchen Artikel in der ZEIT zu „lancieren“. Der Anlass ist klar: Der Jahrestag des Überfalls Nazi-Deutschlands auf Russland. Aber welche Absicht oder Botschaft stecken dahinter? Soll hier die Öffentlichkeit in Deutschland beeinflusst werden? Wenn ja, welche? Wird hier eine Hand ausgestreckt? Darüber würde ich gerne mehr lesen in der ZEIT. Schade eigentlich, dass auf dem jüngsten EU-Gipfel die Tür zu Russland gerade zugeschlagen wurde. Das erinnert mich daran: „Du hast mir mein Schäufelchen geklaut, jetzt spiele ich nicht mehr mit dir“. Ob das Weltall unendlich ist, weiß man nicht. Bei der Borniertheit der Mehrheit führender Politiker kann man sich sicher sein (in Anlehnung an Albert Einstein). – Bernd Riegsinger

 

Bei Putins Artikel komme ich mir vor wie im Märchen beim Wolf und den sieben Geißlein. Stimme mit Kreide gefressen! Ich hoffe wir sind nicht die dummen Geißlein, die ihm das abnehmen und die Tür sperrangelweit öffnen. Trotzdem halte ich es mit Angela Merkel, eine Spalt sollten wir riskieren. – Angela Laschinger

 

Schwächlicher Versuch die Tatsachen zu verdrehen. Hätte man nicht drucken müssen. Dass die Osteuropäer reihenweise zur Nato übergelaufen sind lag wohl eher daran, dass sie nach Ende der UdSSR sicher keine Lust mehr auf eine neue russische Knute hatten. Nix wie weg. Und dem Westen die Schuld dafür zuzuschreiben, dass er sich die Krim einverleiben musste ist auch ziemlich weit hergeholt und nicht überzeugend. Im übrigen wären wir trotz der Vergangenheit sicher offen dafür, wenn er aufhören würde zu versuchen unsere freiheitlich demokratische Grundordnung mit Geheimdienst und Trollen anzugreifen. – Willi Krebser

 

Vielleicht finden Sie es spannend, zu recherchieren, wer den von Putin zitierten “ Deal des Jahrhunderts“ initiierte und warum er das tat? Es war Herbert Schelberger, Unternehmer wie er sein sollte: Mit Mut, Weitsicht und dem unbedingten Willen, seine Idee Wirklichkeit werden zu lassen. – Dr. Ursula Augener

 

Auch wenn alle Kommentatorinnen und Kommentatoren der ZEIT von „Annexion“ der Krim im Jahr 2014 sprechen, findet der Leser in seinem Geschichtsbuch unter „Annexion der Krim“ das Jahr 1783 – durch Katharina die Große, einst norddeutsche Prinzessin, von Zar Peter dem Dritten geehelicht, auf Empfehlung Friedrich des Großen. Müsste es dann nicht korrekt „Wieder-Annexion“ heißen? Nahezu 80 Prozent der Krimbevölkerung sprechen Russisch als Muttersprache und haben deshalb – neben anderen Gründen – im Referendum vom 16. 4. 2014 diese „Annexion“ bzw. den „Austritt aus der Ukraine“ bestätigt.

Ähnlich wie die Bevölkerung des Saarlandes am 23.10.1955 die „Annexion“ durch die BRD forderte. Seit 1919 spricht man auch vom Selbstbestimmungsrecht der Völker. Viele Schotten und Katalanen träumen davon. In einem halben Dutzend osteuropäischer Länder konnte nach dem Abzug der sowjetischen Truppen vor zwei Jahrzehnten dieses Recht Wirklichkeit werden. Heute sind fast alle diese neu entstandenen Staaten NATO-Mitglieder. – Norbert Kneib

 

Wladimirs Märchenstunde. Reine Selbstbestätigung und Bigotterie, der Westen hat alles falsch gemacht und Russland ist der Gute. Keine Zweifel über die Krim, die Ostukraine und die massive Unterstütung von Diktatoren wie Weissrussland und Syrien etc. Selbst Nordstream 2 lobt Putin als großartiges Projekt. Wahrscheinlich sieht er auch die Annexion der Krim als Befreiungsaktion wie im 2.Weltkrieg. Welch eine Ironie und Scheinheiligkeit. Kann Wladimir Putin wirklich ein Partner für gleichberechtigte Kooperation und kollektive Entwicklung sein? – W. Scheer

 

Nicht ohne Grund erwähnt Putin in seinem Brief Egon Bahr dessen Maxime „Wandlung durch Annäherung“ auch heute für die Politik der EU eine massgebliche Leitlinie sein sollte. Wie anders sollte man die bestehenden Probleme und Befürchtungen lösen als durch Dialog und nicht wie leider wieder jetzt von der EU beschlossen , durch Sanktionen und stures Bestehen auf Vorrausbedingungen von denen jeder weiss, dass man sie nicht durchsetzten kann. Der Brief , geschrieben wohl auch unter dem Eindruck des Gesprächs mit Biden, ist ein Angebot in Gesprächen offene Fragen zu klären und Ängste abzubauen, der einzige Weg Sicherheit zu schaffen für die vielleicht verständlichen Ängste der Baltischen Staaten und Polen.

Aufrüstung zum vermeintlichen Schutz dieser Länder führt nur zu einem Wettrüsten, da sich auch Russland auch die verstärkte Präsenz der Nato verunsichert fühlt. Das Thema Menschenrechte in Russland sollte keine Hinderungsgrund sein für Gespräche, spricht die EU und Nato doch auch mit Polen, Ungarn, Türkei, China Saudi Arabien etc etc wo es leider auch nicht besser aussieht mit den Menschenrechten .

Putin hat vor der unglücklichen Politik der EU mit der Ukraine 2014 wiederholt seine Bereitschaft zu Gesprächen und sein Interesse an einer engeren Zusammenarbeit mit der EU erklärt, die leider immer wieder zurückgewiesen wurde, es ist für ihn auch noch heute wichtig ohne Gesichtsverlust zu einem Dialog und zur Klärung offener Fragen zu kommen. Denkt man denn in der EU dass man mit Konfrontation und Sanktionen Russland dazu bringen kann sich den Vorstellungen von EU und Nato zu unterwerfen. Wer Russland kennt , und hier ist nicht nur Putin gemeint, wird wissen, dass dies so nie geschehen wird. – Dirk Braun

 

Das ist eine Sensation! Der russische Präsident Putin bietet der ZEIT seinen Artikel an; zu gerne hätte ich die Redaktionen darauf in Ihrer Redaktion live gesehen. Sicherlich weiß Putin ganz genau, dass Sie kritisch über ihn und seine Politik berichten, um so mehr kann man sein Angebot als Wertschätzung Ihrer Arbeit einordnen. Ich bin nun wirklich kein „Putin-Fan“, er ist ein Autokrat und sein politisches Handeln kann nur kritisch betrachtet werden. Man darf ihn nie unterschätzen und er weiß, wie man sich Vorteile verschafft. Dennoch ist es sehr interessant, seine Sichtweisen, z.B. bezüglich der Krim und der Erweiterung der NATO nach Osten hin zu lesen.

Die Deutschen haben der sowjet. Bevölkerung im 2. Weltkrieg unendliches Leid zugefügt. Dass die Aussöhnung unserer Völker überhaupt gelungen ist, ist eine große Leistung und hat ganz bestimmt auch eine Rolle in der Gestaltung des heutigen Europas eingenommen. Ich verstehe Putins Beitrag nun als Handreichung, als ein Angebot an Europa, speziell an die EU. Sie sollte diese Hand nicht vorschnell ausschlagen.

Ich halte es übrigens für einen Fehler, wenn die EU nicht auch eine eigenständige Russlandpolitik betreibt, die sich unabhängig von us-amerikanischen Interessen macht. Denn Wladimir Putin hat recht, wenn er schreibt, dass Europa gemeinsame kulturelle und geschichtliche Wurzeln hat. Diese Wurzeln könnten eine Basis für eine partnerschaftliche Politik mit Russland bilden, ohne dabei die eigenen Interessen aufzugeben. – Regina Stock

 

Sie geben dem russischen Präsidenten eine Bühne? Zu Recht. Ein Teil Ihrer Leserschaft wird schäumen. Aber es gibt wohl nur wenige Politiker, deren Äußerungen in den letzten Jahren so oft verzerrt, aus dem Zusammenhang gerissen, oder sogar erkennbar tendenziös und verfälschend wiedergegeben wurden; dies geht, leider, bis in die Reihen der Zeit-RedakteurInnen. Bei Bedarf sende ich Ihnen Beispiele. Deshalb: Ich gratuliere Ihnen und Herrn DiLorenzo für Ihren Mut, Putin einmal selbst zu Wort kommen zu lassen. – Dr. habil. Roland Wagner-Döbler

 

Ralf Fücks ist Direktor des Zentrums Liberale Moderne in Berlin, einer Denkwerkstatt und internationalen Dialogplattform zur Erneuerung der liberalen Demokratie. Schwerpunkte sind die Ukraine und Russland. Die Grundmelodie des Putin-Texts ist fein auf Deutschland abgestimmt. Sei Plädoyer für ein „Europa von Lissabon bis Wladiwostok“ zielt darauf ab, uns endlich von den USA abzukoppeln und die Westbindung gegen eine Allianz mit Moskau einzutauschen. Dafür gibt es in Deutschland seit jeher einen fruchtbaren Boden, von ganz links bis ganz rechts. Teile der deutschen Wirtschaft hängen noch immer an der Idee einer strategischen Allianz, in der Russland die Rohstoffe und Deutschland die Hochtechnologie liefert. Nord Stream 2 steht in dieser Tradition. Auch politisch gibt es in konservativen wie linken Milieus viel Sympathie für eine Berlin-Moskau-Achse als geopolitisches Gegengewicht zu Amerika und China.

https://taz.de/Gruene-Ex-Politiker-gruenden-Think-Tank/!5463620/ International setzen sie dafür auf die transatlantische Achse. „Nato-Freunde gründen Think-Tank“, titelte vorab das Neue Deutschland. Das klang erst unfair, weil das Blatt sein Urteil ausschließlich auf Grundlage der Mitstreiter zog. Auf der Gesellschafterliste des Zentrums stehen neben Beck (im Bundestag zuletzt die größte Streiterin für die Belange der Ukraine) und Fücks (erst im Oktober Unterzeichner eines „transatlantischen Manifest in Zeiten von Donald Trump“) unter anderem John Kornblum (ehemaliger US-Botschafter und Talkshow-Dauergast) sowie Eckart von Klaeden (Daimler-Lobbyist und Vorstand der Atlantik-Brücke).

Ganz falsch lag das Neue Deutschland mit seinem Urteil dann aber doch nicht. Während der Eröffnungsfeier im Telefonladen schalten Beck und Fücks ihre Internetseite frei. Dort dreht sich der Schwerpunkt der bisherigen Beiträge um die Beziehungen nach Osten und Westen. Gegen die „Russland-Lobby“ in Deutschland. Fücks fordert die Jamaika-Sondierer auf, der „Russland-Lobby in Deutschland“ zu trotzen und an den Sanktionen festzuhalten. Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations verteidigt die „defensiven Manöver der Nato an der Ostflanke“ und kritisiert die „offensive, auf territoriale Eroberung ausgerichtete Militärstrategie“ Russlands. Und Jan Techau von der American Academy in Berlin warnt davor, aus „Unkenntnis über die strategische Bedeutung der deutschen Westbindung“ die transatlantischen Beziehungen in Frage zu stellen – Trump hin oder her.

Dazu kommt als erstes ausgegliedertes Projekt des Think-Tanks die Internetseite Ukraine Verstehen. Beck sagt am Mittwoch auf ihrer Feier, sie wundere sich manchmal, warum die Deutschen so „verhaltene Sympathie für die Freiheitsbewegung in der Ukraine“ pflegten. Im Falle Nicaraguas sei das vor ein paar Jahrzehnten ganz anders gewesen. Mit ihrer neuen Website will sie daher das „mühsame Ringen um eine demokratische Ukraine kritisch und solidarisch begleiten“.

Spender gesucht. Als Unterstützer ist auf der Ukraine-Seite die „International Renaissance Foundation“ angegeben – eine Organisation, die Aktionen der ukrainischen Zivilgesellschaft unterstützt. Sie bekommt ihr Geld wiederum vom US-Investor und Milliardär George Soros, einem Feindbild der internationalen Rechten. Weitere große Sponsoren listen Beck und Fücks ansonsten aber noch nicht auf. – Georg Haase

 

Wenn ein Staatsoberhaupt bei einer ausländischen Wochenzeitung anfragen lässt, ob sie zu einem bedeutsamen Anlass einen Artikel von ihm bringen wolle, wird das gemeinhin als eine Ehre empfunden. Anders bei Präsident Putin und der ZEIT. Da muss die Redaktion in ihrem Begleittext auf derselben Seite das „tumbe Lesepublikum“ davon in Kenntnis setzen, dass sie nicht einverstanden ist mit ihrem Autor und auch gleich – noch gar nicht geschriebene, aber offenbar schon bestellte – „Entgegnungen“ ankündigen.

Zur gefälligen Erinnerung: Auf der Konferenz der kommunistischen und Arbeiterparteien Europas, die im Juni 1976 in der DDR-Hauptstadt Berlin stattfand, erklärte der damalige Generalsekretär der KP Spaniens, Santiago Carrillo, seine Partei werde nicht „nach der Pfeife der stärksten hier anwesenden Partei tanzen“ – gemeint war natürlich die KPdSU. Das „Neue Deutschland“, damals Zentralorgan der SED, hat diese Rede, wie auch alle andern auf der Konferenz gehaltenen, kommentarlos abgedruckt; sie erschien auch in einem Sammelband, in dem die Reden und die verabschiedeten Dokumente sämtlich publiziert wurden. Das geschah unter der SED-Herrschaft. Heute ist das dank der FDGO ganz anders. – Prof. Dr. Th. Kuczynski

 

Kann man einen bemerkenswert versöhnlichen Artikel des russischen Staatsoberhauptes in der meinungsfreundlichen ZEIT nicht einfach abdrucken? Muss man diesen Artikel einhegen, indem man ein „Hinter der Geschichte“ hinzufügt? Muss man darin anmerken, dass ALLE Kommentatoren der ZEIT ein anderes Narrativ zur Ukraine vertreten als Putin? Ich will nicht hoffen, dass jemals in einer Frage wirklich ALLE Kommentatoren der ZEIT dieselbe Sicht vertreten, auch hier nicht. – Peter Hellwig

 

Eigentlich bin ich ja als Abonnentin der SZ auf diese Tageszeitung fixiert. Bleibe das auch, obwohl ich mich teils sehr ärgere über meines Erachtens parteischen Journalismus. Diesmal geht es um eine SZ -Polemik ‚Heuler. „Zeit“-Gastbeitrag‘. Meinem Verdruss machte ich durch einen Leserbrief an die SZ Luft. Ich leite ihn nun an Ihre Redaktion weiter, weil ich damit bekunden will, wie toll ich es finde, dass Putins Beitrag bei Ihnen veröffentlicht wurde. Und wie katastrophal ich es finde, dass ihn die SZ NICHT veröffentlichte. Statt dessen machte sie in einer Art Hetzartikel kurzen Prozess; indem sie völlig verantwortungslos und unfundiert für eine Meinung Werbung machte, die wohl so übernommen werden sollte, weil ja dem Leser die Chance versagt blieb, das Original zu verfolgen. So etwas nennt man eigentlich manipulative demagogische Schreibe. Immerhin wurde ja die ZEIT erwähnt, so dass man sie sich ja kaufen konnte. Super!!!

Außerdem wollte ich auf diesem Weg mitteilen, wie elementar wichtig es ist, sachorientiert Meinungen auszutauschen. Und wie begeistert ich bin, dass ich diese Position in der ZEIT vertreten finde. Das Motto „Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine“(H.Schmidt), ist genau das, was in heutigen Zeiten als Kulturgut gespflegt werden muss, und das mehr denn je. Allzu viel plattes Gerede und Nachgeplappper ist doch generell an der Tagesordnung.

Genau deshalb bin ich so froh und dankbar,dass in Ihrer Zeitung diesem Ziel nachgegangen wird. Hier wird nicht ÜBER ETWAS gequasselt, sondern dem Leser quasi vertraut. Und das finde ich super, dass der nicht für zu doof gehalten wird, sich selbst eine Meinung zu bilden. Statt eine vorgefertigte Ansicht dummdreist zu übernehmen, wie es die SZ im Angebot hatte. – elke funke

 

Mich überzeugt mit Abstand am meisten die Sichtweise von Herrn Platzeck, zumal diese sich gut mit persönlichen Beobachtungen zur Deckung bringen lässt. Die tiefe Enttäuschung, dass der Geist der Gespräche um die Deutsche Wiedervereinigung, allem voran der Verzicht auf Osterweiterung der Nato und EU, schnöde nicht eingehalten wurde. Dann westliche Überheblichkeit nach dem Motto „ Wir haben gewonnen – Ihr habt verloren „ . Und auch die Bemerkung von Expräsident Obama, dass Russland nicht mehr sei als eine Regionalmacht und im Innern ein Entwicklungsland. Das alles hat eine Führung und ein Volk gekränkt, zu deren nationaler Identität der Sieg über Hitlerdeutschland im Großen Vaterländischen Krieg gehört , zumal vor dem Hintergrund der geradezu unvorstellbaren Opferzahl, die dafür erbracht wurde.

Nach meiner Einschätzung hat anfangs ( als Gradmesser nicht nur Putin’s Rede im Bundestag! ) eine durchaus realistische Chance bestanden gedeihlicher zueinander zu finden. Dies hat aus meiner Sicht im wesentlichen der Westen hochmütig vermasselt. Vermisst habe ich auch immer, dass man nie nach einem gemeinsamen Format gesucht hat, in dem auftretende Probleme mit den Zerfallsprodukten der ehem. Sowjetunion und der Umgang damit beraten werden. Wenn man Politik und Diplomatie von Beruf betreibt, war von Anfang an absehbar, dass es da politische Flöhe und Läuse zu Hauf gibt – zumal angesichts von 25 Mio Auslandsrussen, die durch den Zerfall der SU entstanden sind.

Dass Russland heute ein so schwieriger Partner ist, ein Aggressor an seinen Grenzen und ein rücksichtsloser Unterdrücker im Inneren, der auch vor Morden nicht zurückschreckt, ist unentschuldbar. Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass es elegantere Formen der Zusammenarbeit hätte geben können und daraus vielleicht auch ein besseres politisches Binnenklima im Lande selbst hätte entstehen können. – Joachim Menzel

 

Herr Putin bekommt in der freien Presse ein Forum. Eine bemerkenswerte Stärke der ZEIT. Im eigenen Land gibt es fast nur mehr ihn, der vorgibt, was die wahre und falsche Lesart ist, was sich gehört und nicht gehört. „Wir sind für ein faires und kreatives Zusammenarbeiten“, schreibt Putin. Sehr zynisch! Und Europa hätte gemeinsam mit den USA die Spaltung innerhalb der Ukraine provoziert, noch zynischer. Der Austritt der Krim aus dem ukrainischen Staat sei die Folge davon. Ich weiß nicht, ob das zum Lachen oder zum Weinen ist.

Was wird die nächste Provokation sein, die er entdecken will, um seine Lesart der Welt zu verkaufen? Ich bin froh und glücklich, in der freien Welt leben zu können und nicht unter der Lesart eines Mannes, der die demokratischen Regeln dreht und wendet, wie sie ihm gerade passen. Die Umarmung der Herren in Syrien und Belarus? Auch aufgrund einer Provokation Europas? Und der Abschuss des Flugzeuges über der Ostukraine? Auch das als Folge einer Provokation des Westens? Und die Giftanschläge? Bedauernswerter Herr Putin. – Hans-Jörg Rogger

 

Die westlichen Politiker sollten die offene Hand von Präsident Putin umgehend zu Gesprächen ergreifen! Seine unverhofften Sätze „Wir lassen uns enorme Möglichkeiten entgehen, die uns die Kooperation bietet“ und “ Wir spüren unsere untrennbare kulturellen und geschichtlichen Bande zu Europa“ sollten aufgegriffen werden. Vielleicht kann dann u.a. in behutsamen Schritten auch für Beachtung von Menschenrechten geworben werden, die unseres Erachtens zur Zeit in Russland nicht gewährleistet werden – Präsident Putin ist ja an „kreativem Zusammenwirken“ interessiert!

Im Hinterkopf sollten westliche Politiker vielleicht behalten, dass, wenn grundsätzlich bestimmte Werte von Gesprächs-Partnern geteilt werden, nicht alle Konkretisierungen und Ausformungen, die man sich im Westen darunter vorstellt, auch die andere Seite teilt. – Walther Moser

 

Welch ein Angebot! Wladimir Putin wirbt um Verständnis für seine Sicht auf die letzten Jahrzehnte, und um eine Zusammenarbeit in der Zukunft. Als Angehörige der Generation des Kalten Krieges ist mir unvergesslich, wie Gorbatschow den Knoten gelöst hat mit einseitigen Abrüstungsangeboten, und der Ermöglichung der deutschen Wiedervereinigung. Es waren damals die einzigen Hoffnungsschimmer in einem scheinbar unauflösbaren Albtraum der Hochrüstung und des Overkills.

Von russischer Seite wurde damals die Welt verändert, in einer Dimension, die kein kriegerischer Akt jemals vermocht hat. Diese neue Art, zu denken, kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Die Initiative, über den eigenen Schatten zu springen, gab es tatsächlich nur dort, während man sich im Westen verwundert die Augen gerieben hat. Wo bleibt die Dankbarkeit und Anerkennung dieser historischen Tatsache?

Wie leichtfertig haben wir im Westen diese Weichenstellung verspielt. Der Westen hat sich einfach im Nachhinein zum Sieger erklärt. Was hat uns bewogen, den ständig wiederholenden NATO-Osterweiterungen zuzustimmen? Wohl wissend, dass Russland das als Konfrontation empfinden muss. Wie konnte es dazu kommen, dass ein deutscher Außenminister bei Separationsdemonstrationen in der Ukraine auf dem Maidan erscheint? Geradezu zynisch werden die derzeitigen Manöver der NATO zusammen mit der Ukraine an der russischen Grenze als „Friedensakt“ bezeichnet. Man muss kein Stratege sein, um sich die Wirkung auf Russland auszumalen.

Ich stimme Herrn Putin voll zu, dass die Aggressionen von westlicher Seite ausgehen. Es scheint für uns im Westen nur eine Richtung zu geben, nämlich ein Land nach dem anderen in die NATO zu holen. Welchem Interesse dient das? Wie weit sind wir wieder gekommen, dass wir sogar vor den Wahlen über deutsche Waffenlieferungen in die Ukraine nachdenken! Dass wir darüber diskutieren, jahrzehntelange zuverlässige Handelsbeziehungen einfach über zu Bord werfen (North Stream II). Westliche Medien überbieten sich gegenseitig im Schlechtreden von Putin und allem, was aus Russland kommt. Die Fakten sprechen eine andere Sprache: allein die Steigerung der deutschen Militärausgaben ist höher als die der russischen.

Wo bleibt unsere Generation, die damals zu Hunderttausenden gegen die Aufrüstung demonstriert hat. Was sind das für angebliche „Gesprächsangebote“ die von politischer Seite nach jeweils Verschärfungen der Sanktionen an Russland gemacht werden (Sanktionen, mit denen wir nichts bewirken, sondern unsere eigene Wirtschaft im Gegenteil sogar selbst schädigen). Brauchen wir dieses Feindbild wirklich?

Was würden wir dagegen gewinnen, wenn wir anstelle des neuen Kalten Krieges auf Diplomatie und Zusammenarbeit setzten! Alleine mit einem Teil der horrenden Summen für die Verteidigung könnten wir die Bevölkerung (ja, auch und vor allem die russische) massiv humanitär unterstützen. Wäre eine friedliche Lösung und Zusammenarbeit nicht in unser aller Interesse? Und dazu noch nachhaltiger für den Frieden! Ein echter Wechsel der Perspektive und ein Umdenken wäre vonnöten. Putins Vision ist ein wunderbarer Ansatz. – Melitta Schuler

 

Weniger gut, dass alle sog. Politikwissenschaftler sich sogleich an „Widerlegungen“ versuchen. Wäre es nicht besser, erstmal die Botschaft zu ergründen, die wir aus Moskau erhalten? Es ist eine Botschaft der Aussöhnung. Es waren doch nicht die Deutschen, die vor 80 Jahren den schrecklichsten Krieg aller Zeiten, einen Vernichtungs- und Ausrottungskrieg (das Wort vermeidet der russische Präsident) begannen – nein, meint Putin, „die Nationalsozialisten“ überfielen die UdSSR – hält das der Wahrheit stand? Eher nicht – es war die deutsche Wehrmacht, also die Armee Deutschlands, die diese schlimmen Verbrechen beging oder – wie bei den Massakern an Juden und Kommunisten, die z.T. durch baltische und ukrainische Nationalisten begangen wurden – deckte.

Unter ihren 3 Millionen Soldaten und Offizieren (am 22.Juni 1941) befanden sich die Söhne von früheren KPD-, SPD- und Zentrums-Wählern – und nur eine Handvoll lief über. Es war dann die deutsche Wehrmacht, die diesen Krieg formal beendete, durch die Unterzeichnung der Akte über die bedingungslose Kapitulation in Berlin-Karlshorst beenden musste, niedergerungen durch eine große Koalition der Sowjets und der Alliierten. Die NSDAP wurde von den vier Siegermächten verboten, aber streckte letztlich nie die Waffen – wie man heute wieder spürt. „Ganz Europa“, wie Putin schreibt, sei von der Hitlerwehrmacht erobert worden, also den „Nationalsozialisten“, aber das stimmt ja nicht – nicht erobert worden war vor allem Großbritannien!

er (relativ) zuverlässige Verbündete gegen die Deutschen. Und die UdSSR gehörte ja wohl auch zu Europa, zumindest bis zum Ural. Von neutralen Ländern wie Irland, Portugal, Schweden und der Schweiz sowie der Türkei mal abgesehen. Hitler war noch lange nicht der Herr Europas. Und dann, 1941, musste „das Sowjetvolk“ kämpfen. Schreibt Putin. Aber das gab es so („leider“) nicht. Von Anfang an waren im Baltikum, in der westlichen Ukraine und im Kaukasus antikommunistische Nationalisten mit dabei beim Kampf gegen den „jüdisch-bolschewistischen“ Sowjetstaat.

„Gegen die Russen“. Hitler tat sich aber schwer, solche nationalistischen Bewegungen zu akzeptieren; den judenmordenden OUN-Leuten unter Bandera enthielt er Ostgalizien vor, das von ihm dem Generalgouvernement, also gewissermaßen Polen, angeschlossen wurde, und man akzptierte sie nur als „Hilfswillige“ oder „Hiwis“. (Das ist heute einigermaßen anders…) Juden, Russen und Belorussen dagegen trugen die volle Last der faschistischen „Bandenbekämpfung“ bzw. „Säuberung“. „Dutzende Millionen Menschen starben“ gerade bei ihnen. Der russische Präsident erwähnt lobend die deutschen Antifaschisten – doch ihr Beitrag zum Sieg über Hitler war (leider) beschämend gering, alle vier Mächte waren – wahrscheinlich wegen ihrer Pläne für die Nachkriegszeit in Deutschland – dagegen, antifaschistische deutsche Militäreinheiten aufzubauen und einzusetzen, wie es das NKFD (Nationalkomitee Freies Deutschland) hätte tun können.

Alte „eurasische“ Ideen wie die der Integration „vom Atlantik bis zum Ural“ und später „von Lissabon bis Wladiwostok“ scheiterten am NATO-Gegenkonzept „vom Pazifik bis zum Bug“, d.h. den USA (und Kanada), den „Europäern h.c.“. Auch Deutschland beteiligte sich aktiv an der „Erzeugung“ von Kleinstaaten in Ost- und Südosteuropa und deren anschließender Integration in den westlichen Block. So dass die NATO immer weiter auf Russland zu vorrückte. Das ist einfach unbestreitbar. Streiten kann man nur darum, ob das die Völker, die breiten Massen so wollten oder lediglich die die allgemeine Apathie ausnutzenden kleinen prowestlichen Eliten. De facto wurde die Trennlinie Ost-West nicht aufgehoben, sondern nur Hunderte von Kilometern nach Osten verschoben.

Als die russische Schwarzmeerflotte mit ihrem wichtigsten Stützunkt auf der Krim „heimatlos zu werden drohte“, war für den Kreml die rote Linie erreicht. Das mag manch einem nicht gefallen, man muss es aber endlich, nach 7 Jahren, mal akzeptieren. Mit „Aggressivität“ oder „Lügen“ hat das nichts zu tun. Auf größte Empörung stoßen Putins Ausführungen zu 2014. Dass Janukowitsch, so wie Putin es beschrieben hat, „alle Forderungen der Opposition akzeptiert“ hatte (und es nur noch um den zeitlichen Übergang ging) und dass seine Amtsenthebung dann nicht mit der vorgeschriebenen Stimmenzahl erfolgte, sind doch einfach Tatsachen.

Dann wurde die unter „Garantien“ des deutschen Außenministers Steinmeier und des französischen Außenministers getroffenen Übergangsregelungen „vom Maidan“ mit US-Rückendeckung nicht akzeptiert, die beiden Vermittler also grob desavouiert, und alle hielten schön den Mund! Weil es die USA anders wollten! In den russischsprachigen 8 südöstlichen Oblasti kam es zu keiner wirksamen Gegenkraft, abre das bedeutet längst nicht, dass man die nationalistische Regierung akzeptierte. Daherdann derAufruhr in Slawjansk und Kramatorsk sowie Mariupol (wo er vom „Freiwilligenbattaillon Asow“ niedergeschlagen wurde) aber auch Donezk und Lugansk, wo das mit russischer Unterstützung verhindert wurde.

Klar, das war und ist eine Einmischung in die bürgerkriegsartigen Auseinandersetzungen – war die des Westens in Kiew und bis heute etwa keine? Die Frage „Wozu war das nötig?“ klingt da etwas kindlich. Es war der Weg, den NATO- und EU-Einfluss auf die Schwarzmeerregion auszudehnen. Auch wenn dabei die guten Beziehungen der EU zu Russland zu Bruch gingen. Ist das reparabel? Ja, Putin will sich mit EU-Europa, also meinetwegen „D-Europa“ bzw. „D+F-Europa“, „gut“ und besser „vertragen“. Ein einseitiges Bemühen, seit 20 Jahren. Weil es große Widerstände gibt – inner- wie außerhalb der Union. Letzteres vor allem.

Putin ist ein „bonapartistischer “ Staatschef, der nicht direkt einer sozialen Klasse oder einer Gruppe von Oligarchen dient, sondern sich zwischen diese und das Volk stellt (und so über beide, herrscht) . Mit einzelnen proatlantischen Oligarchen (Beresowski, Abramowitsch, vor allem aber Chodorkowski) musste er also in den Clinch gehen, ebenso wie mit Demagogen wie Nawalny. Aber jenseits des puren Ausverkauf der nationalen Reichtümer Russlands hält er an dem Konzept des Austauschs russischer Rohstoffe und Energieträger gegen westliche Industriewaren fest. (Mit dem übrigens, wie er in seinem Artikel schreibt, die Kommunisten begonnen haben!

Und zwar mit deutschen Firmen!) Dass es in der Vergangenheit in Russland zu Anfällen der „holländischen Krankheit“ kam (eigentlich unnötige Importe auf Kosten einheimischer Hersteller, die so ruiniert wurden, wegen des „besseren Rufs“, also v.a. der wirkungsvolleren Werbung für erstere) konnte und kann er nicht billigen. Womit er die prowestliche bzw. kosmopolitische jeunesse dorée von Moskau, St. Petersburg und Wladiwostok gegen sich hat. Gut angesehen sind aber in Putins Russland Firmen (v. a. des Anlagenbaus), die in Russland Fertigungskapazitäten aufbauen. Bezahlt wird mit den Erlösen der Rohstoff- und Energieträgerausfuhren.

Wer die industrielle Entwicklung Russlands verhindern will, muss diesen Ausfuhren natürlich Knüppel zwischen die Speichen stecken – siehe das Ringen um NordStream II. Maschinen- und Anlagenexportlaender haben da an Konflikten kein Interesse – wie Deutschland. Insofern ist es „normal“, dass der Kurs von Deutschland und Frankreich auf Dialog mit Moskau in der EU keine Begeisterung weckt, dessen mehrheitliche Ablehnung umgekehrt in Berlin und Paris keinen Beifall erntet. Es ist doch Nonsens, dass Putin die EU spalten will – es gibt in ihren Mitgliedslaendern einfach verschiedene dominante Interessen!

Und dann gibt es da die USA plus Kanada! „Die Störfaktoren“, vom Integrationsprozess aus gesehen. Wie nun die privaten wie die öffentlich-rechtlichen Medien auf den Beitrag reagieren, macht sprachlos. Es zeigt (mir jedenfalls), dass von einer eigenständigen europäischen bzw. nationalen Information und Interessenvertretung leider gar keine Rede sein kann – mit Ausnahme der ZEIT. Dass sie dann aber „mit den Wölfen heulen“ zu muessen glaubt in nachgeschalteten Stellungnahmen bzw. Kommentaren, bestätigt nur die vorangestelltee Feststellung: Keine Rede von der sachlichen Wahrnehmung der eigenen Interessen, wenn sie gegen die der USA verstoßen!

Das ist eine Neuauflage des „Rheinbundes“ unter Napoleons I. Herrschaft zur Durchsetzung der Interessen der damaligen Moechtegern-„Supermacht“. Damals ging es gegen Großbritannien, und als Russland sich dem Boykott (der „Kontinentalsperre“) verweigerte, sah Bonaparte 1812 keinen anderen Weg mehr als Russland zu überfallen, allen Friedensappellen von Zar Alexander zum Trotz. Und auch Hitler fürchtete, dass die UdSSR mit ihrem Rüstungsprogramm letztlich erfolgreicher sein könnte als Großdeutschland mit den unterworfenen Ländern zusammen, und legte bereits im Dezember 1940 den Mai 1941 als Angriffszeitpunkt fest – durch den „Balkanfeldzug“ gegen das (damals schon) renitente Jugoslawien verschob er diesen Zeitpunkt um 5 Wochen…

Womit wir beim nächsten grossen Krieg wären. US-Fachleute sahen ihn erst fuer 2036, dann für 2026, und nun sehen swie ihn für 2024 voraus. Gegen China. Möglicherweise beobachtet man in den USA nun gegenüber dem gesamten Westen, was dieser ja gegenüber der Sowjetunion erfolgreich praktizierte: die „Totrüstung“ des potenziellen Gegners durch China, und will dieses „präventiv“, vorher noch, niederwerfen. Denn es ist strategische Doktrin Washingtons, dass kein Land je militärisch stärker sein darf als die USA. Auf welcher Seite bzw. wo überhaupt Russland dabei steht, wenn der Krieg nicht vermieden werden kann, ist ungeachtet sich intensivierender Beziehungen zur Volksrepublik m.E. noch gar nicht klar. Denn letztere ergeben sich ja vor allem aus der westlichen Missachtung der russischen Interessen seit etwa 2000 – 2002.

Der Kreml hat mindestens genauso wenig Interesse an der Stationierung von US-Raketen mit wenigen Minuten Flugzeit in Polen und Rumänien oder gar der Ukraine wie Washington 1962 an der von sowjetischen Mittelstreckenraketen auf Kuba hatte. Dass man sich weder auf verbale Versicherungen teilweise sogar clownesker Art (gerade unter Obama!) noch auf Verträge ohne Verifizierungsmechanismen verlassen kann, hat Moskau gelernt. 1939-41 und wieder bei der fortlaufenden NATO-Ostausdehnung in 5 Etappen nach dem wirklich dummen einseitigen Verzicht Gorbatschows auf die Neutralität des wiedervereinigten Deutschlands a la Schweiz, Österreich oder Schweden. Eins der wichtigsten Propagandamittel der Nazifuehrung in der Vorbereitung des II. Weltkrieges war:

„Durch das Genie des Führers vermeiden wir diesmal einen Zweifrontenkrieg.“ Das deutsche Volk war dennoch niemals wieder etwa so kriegsbegeistert wie 1914 – es hatte etwas zugelernt. Aber doch nicht genug! 1941 brach der „größte Feldherr aller Zeiten“ dieses Prinzip gleich zweinal: mit dem Überfall und Vernichtungskrieg gegen die UdSSR ab Juni und mit der Kriegserklärung an die USA im Dezember, gerade mitten in der ersten Katastrophe des „Blitzkrieges“ vor Moskau. Dass nun, 2021 oder meinetwegen erst 2026, eine Koalition von NATO plus Quad, also v.a. in der Allianz mit dem chauvinistisch-kommunalistischen Modi-Regime Indiens (Japan ist von geringerem, Australien von fast gar keinem militärischem Gewicht) von Anfang an gleichermaßen Russland und die Volksrepublik China „in einem raschen Feldzug niederwerfen“ will, ist für mich einfach unglaublich.

Es wird also nicht einmal, wie unter „tricky Dicky“ Nixon nach 1970, der Versuch unternommen, beide Gegner erneut gegeneinander auszuspielen – ist das nun Hybris hitlerscher Art oder schlichtweg Dummheit? Freilich würde das die zumindest zeitweilige Berücksichtigung russischer Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen erfordern. (Hitler überließ Stalin 1939 bekanntlich das Baltikum, Westbelorussland bis zum Bug und die westliche Ukraine bis zum San, beides aus der polnischen „Erbmasse“, sowie Bessarabien, letzteres seit 1920 rumänisch. 1941 war das dann alles „Vorfeld“ und musste erst wieder erobert werden.)

In dieser Hinsicht ist der Westen aber intransigent – die EU wie die NATO müssen expandieren und expandieren, ob demokratisch oder undemokratisch legitimiert, per „farbige Revolution“ oder nationalistische Putsch. Insbesondere von Washington und London sowohl dem schon (wieder) traditionellen „cordon sanitaire“ aus Kleinstaaten zwischen Ostsee und Schwarzem Meer gibt es – natürlich – keine Kompromissbereitschaft. Aber müssen Deutschland und Frankreich diesen Spuk mitmachen? Unter diesen Umständen schreibt Putin zwar etwas von gemeinsam „Fehler einzuräumen und zu korrigieren“ – doch das wird wohl nur als Eingeständnis gewertet werden, dass Russland sich bei der Krim und in der Ostukraine falsch verhalten habe (und diese russisch besiedelten Gebiete räumen müsse). Weil sonst ein großer Kriegt drohe.

Aber er droht dann erst recht! Dass ein solcher III. Weltkrieg Verwüstungen und allseitige, nicht zuletzt Umwelt- und auch massive genetische Schaden weltweit verursachen würde, egal wer letztlich siegt, bestreitet kaum jemand. Aber wenn es (angeblich) um das WWS (westliche Wertesystem) geht, muss es wohl wieder heißen : „Sieg oder Sibirien“. Obwohl doch die Völker des Westens überhaupt nicht kriegsbereit sind – wie Generale und hohe Offiziere überall feststellen; Individualismus, Hedonismus und Egoismus haben auch etwas Gutes! Deshalb muss aus vollem Rohr gehetzt werden gegen Russland und China. Dass Russland wie auch China in der Exportwirtschaft heute total nach kapitalistischen Prinzipien wirtschaften – geschenkt.

Dass Marktmechanismen wirken, wenn russisches Erdgas billiger als USA-Frackinggas und chinesische Computer billiger sind als japanische oder USA-PCs – geschenkt. Dass im Zeitalter der Nuklearraketen Kriege eigentlich nicht mehr geführt werden können ohne inakzeptable Verwüstungen bis in die Erbmasse (DNS) der Bevölkerung hinein – nicht geschenkt! Gegen diesen heraufziehenden größten Krieg aller Zeiten mit den fürchterlichsten Waffen aller Zeiten müssen wir uns wenden und noch viel, viel stärker engagieren. Damit auch gegen die Verteufelung Russlands bzw. Putins und Chinas bzw. Xi Jinpings. Weder die Krim noch die gesamte Ukraine, weder Abchasien noch Südossetien, ja ganz Georgien sind einen Krieg mit Kernwaffen wert!

Wenn Putin über „kollektive Entwicklung im Sinne der Prosperität Europas und der ganzen Welt“ schreibt, ist dass ein Verständigungsangebot; wir sollten es nicht wieder von den washington-affinen, zum Teil direkt aus den USA geförderten und bezahlten Medien kaputt machen lassen. Doch sollte es dazu kommen, dass man ihn nur mit Häme und Vorwürfen überschüttet, werden die Folgen schlimm sein. In diesem Sinne nochmals Dank für die Veröffentlichung – und hören sie endlich auf, sich dafür zu rechtfertigen!

P.S.: Das muss mal gesagt werden! Deutschland muss, wie 1812/13 in Tauroggen und 1921 in Rapallo, im Interesse des eigenen Überlebens aus dem verderblichen westlich-atlantischen Bündnissystem unter einem fremden Hegemon (damals in Paris, dann in London, nun in Washington), das nun den „ganz großen letzten Krieg“ vorbereitet, zumindest militärisch aussteigen wie seinerzeit Charles de Gaulle – und ihn damit in Europa unführbar machen. Denn es geht nicht ohne uns – Deutschland ist als „Rollbahn gen Osten“ viel zu wichtig, wir Deutschen müssen uns nur von der Illusion befreien, dass wir zusammen mit den USA „zu den Siegern der Geschichte“ gehören werden, nachdem die Weltherrschaftspläne „im Alleingang“ (bzw. mit schwächeren Verbündeten) zweimal blutig gescheitert sind! – Volker Wirth

 

In einem denkwürdigen Schreiben hat Putin dem Westen nochmals wie seinerzeit Gorbatschow ein Kooperationsangebot gemacht, das die jetzige konfrontative Politik beider Seiten beenden soll. Er hat seine durchaus nachvollziehbare Sicht der politischen Entwicklung nach dem Ende des Sowjetsystems dargelegt. Warum hat der Westen so ablehnend reagiert und nicht wie so anders gegenüber Gorbatschow das Kooperationsangebot wenigstens auf seine Ernsthaftigkeit geprüft?

Und das, obwohl der Westen gegenüber Russland in der Bringschuld ist, nachdem er die Zusage, von einer Osterweiterung der Nato abzusehen, gebrochen hatte. Durch das Vordringen in die engste Nachbarschaft Russlands mit dem Angebot an die Ukraine, sich dem Westbündnis anzuschließen, hat der Westen die von ihm so scharf verurteilte Reaktion Russlands provoziert, den Erhalt seiner strategisch eminent bedeutsamen Marinebasis auf der Krim zu sichern und durch die Unterstützung der separatistischen Bewegung der überwiegend russisch-stämmigen Ostgebiete eine weitere Annäherung der Ukraine zu verhindern.

Es ist zu vermuten, dass die USA in der gleichen Lage nicht anders reagiert hätte, war sie doch auch bereit, für die Sicherung des arabischen Öls Krieg zu führen. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die NATO regelrecht nach einer Legitimation ihres Weiterbestehens sucht, indem sie den alten Ost-West-Gegensatz anheizt. Der Westen wurde nach Fall des eisernen Vorhangs durch Russland jedenfalls nicht militärisch bedroht.

Die NATO befand sich ja tatsächlich in einer Existenzkrise nach dem Zusammenbruch des Sowjetsystems und suchte daher ein neues Betätigungsfeld und eine neue Legitimation, indem sich sich in regionale Konflikte außerhalb ihres unmittelbaren Umfelds einmischte. Die NATO wandelte sich damit von einem reinen Verteidigungsbündnis in eine global und teils aggressiv agierende Interventions-Allianz. Diese nicht miteinander zu vereinbarende Verbindung zwischen Verteidigungsbündnis und international agierender Allianz trug in sich das Risiko, dass als Folge eines Krieges einzelner Mitglieder außerhalb des NATO-Gebietes der Bündnisfall eintreten könnte, wie gerade das Beispiel der Türkei mit seinem Abenteuer in Syrien zeigte, in dem sie sich plötzlich mit Russland in einem militärischen Konflikt sah.

Eine Ausweitung der Konfrontation und eine militärische Eskalation hätte ganz schnell den Bündnisfall bedeutet. Putin hat recht, wenn er nach Auflösung des Warschauer Pakts auch die Auflösung der NATO fordert, die ja gegen die Bedrohung seitens der Sowjetunion gerichtet war. Stattdessen hält die NATO an der Strategie der militärischen und politischen Konfrontation fest, indem sie militärisch im Osten aufrüstet und weiterhin sich in der Ukraine militärisch einmischt.

Die NATO hat tatsächlich ihre historische Mission der Verteidigung ihrer Mitglieder gegenüber dem Hegemonialstreben der Sowjetunion erfüllt. Sie Sollte sich auf ihre Kernaufgabe als Verteidigungsbündnis rückbesinnen. Nur dann besteht eine reale Chance für den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses und zu einem entspannteren nachbarlichen Miteinander. Dann könnte die Vision von Gorbatschow von einem gemeinsamen Haus Europa wiederbelebt werden. Auch damals war die Sowjetunion keine Demokratie und immer noch eine kommunistische Diktatur.

Ein friedliches Europa kann es nur geben, wenn gegenseitiges Misstrauen abgebaut wird, so wie es Willy Brandt erfolgreich eingeleitet hat. Es war nicht der einzige, aber ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur deutschen Wiedervereinigung. Die anschließende expansive Politik der NATO hat dieses Vertrauen weitgehend zerstört. Russland war damals bereit zur Aussöhnung mit dem Westen. – Dr. Ekkehard Mißelbeck

 

Herr Putin, statt dem Westen nur Aggression zu unterstellen, sollten Sie sich ehrlich fragen,warum so viele osteuropäische Länder die NATO nach dem Zusammenbruch der UdSSR geradezu ’stürmten‘. Der Grund waren doch wohl negative Erfahrungen mit dem Regime der UdSSR. Und die halten bis heute an – warum wohl? Die „ukrainische Tragödie“ haben Sie ganz allein verursacht,ebenso die illegale Annexion der Krim und damit in beiden Fällen das Völkerrecht gebrochen.

Der Vorwurf eines von USA unterstützten und von EU gebilligten Staatsstreichs in der Ukraine ist Ihre typische Art der Desinformation zur Ablenkung von Ihrer Aggression. Solange Sie mit Desinformation,Cyberangriffen arbeiten,solange Sie Ihre demokratische Opposition im Innern mit Mord und Straflager verfolgen, solange Ihr Volk auf dem Land trotz harter Arbeit Mangel und Hunger erleidet- Sie dagegen leben in Palästen: solange ist eine konstruktive Zusammenarbeit im Sinne einer europäischen Partnerschaft vom Atlantik bis zum Ural bedauerlicherweise eine ferne Utopie. – Dr. Ilse Karius

 

Es ist eine Sache, ob man die Staatsform und Gepflogenheiten Russlands für richtig erachtet und eine andere, wie man die Handlungsweisen der USA, der EU und Russlands nach dem Ende des Kalten Krieges bewertet und welche Wege einer gemeinsamen Zukunft gefunden werden können. Putin hat Recht, wenn er feststellt, dass die Nordatlantische Allianz und seine Militärbündnisse ostwärts erweitert wurden. All das entspricht nicht dem Geist einer Neugestaltung eines großen Europa, das auf intensiven wirtschaftlichen Beziehungen fußen könnte.

Ob er bzgl. der Ukraine von einem europäisch unterstützten Staatsstreich sprechen kann, ist eine Definitionsfrage. Richtig ist zumindest, dass die westliche Allianz einer Verbindung mit der Ukraine und Abwendung von Russland sehr entgegenkam. Damit ist angelegt, dass Russland dazu bestärkt wurde, die Ukraine, zumindest den ihr positiv gestimmten Teil, zu unterstützen. Und der ständige Vorwurf völkerrechtswidrig zu handeln, ist unter diesen Aspekten und in Anbetracht der völkerrechtswidrigen Handlungsweise der USA unter teilweiser Mitwirkung Westeuropas (z.B. Vietnam und Irak) einfach nicht glaubwürdig.

Wir können an Russland keine ethischen Maßstäbe anlegen, die wir selbst missachten und andererseits, von Appellen abgesehen, gute Geschäfte mit Staaten wie China, der Türkei oder Saudi-Arabien machen. Russland mag aus seiner Vergangenheit seinen Weg finden, und das wird eher mit uns wie gegen uns gelingen.

Der von Putin angezeigte Weg einer gemeinsamen Zukunft in einer Europäischen/Eurasischen Wirtschaftsunion könnte durchaus ein überlegenswertes Ziel sein. Das ist vielleicht der einzig vernünftige Weg, der zwischen einer weltpolitisch eher an Bedeutung verlierenden USA und einer aufsteigenden Großmacht China für Europa bleibt, wenn wir nicht zum Drittland degenerieren wollen. Man muss nur den Mut haben, das Undenkbare zu denken. – Wolfgang Clausmeyer

 


 

 

Leserbriefe zu „Verloren am Hindukusch“ von Jens Jessen

 

Jens Jessen legt zurecht den Finger in die Wunde des auch deutschen Afghanistan-Desasters. Seinen analytischen Betrachtungen fehlen jedoch zwei ganz entscheidende Faktoren für eine präzisere Antwort. Woher sollte, so die erste Frage, in einer Kultur des absoluten Wert des Singulums die Bereitschaft kommen, für westliche Werte der Aufklärung das eigene Leben aufs Spiel zu setzen? Woher, so die zweite Frage, die Entschlossenheit, die eigene Moral bzw. die eigenen Werte auch gewaltsam und unter Inkaufnahme von Opfern der Gegenseite durchzusetzen?

Solange es hierauf keine schlüssige Antwort gibt, bleibt festzuhalten, dass der Einsatz von vornherein scheitern musste, da weder eine solche Bereitschaft noch eine solche Entschlossenheit den Bürgern und Wählern gegenüber vermittelbar waren. Insofern ist der Abzug die tatsächlich alternativlose logische Konsequenz der beiden vorherrschenden Weltbilder Relativismus und Universalismus sowie die Einsicht in die Sinnlosigkeit eines auf entsprechenden Prämissen fußenden Unternehmens. – Uwe Kaiser

 

Danke, Jens Jessen, für die klaren Worte! Ich finde es auch skandalös, dass man die Menschen in Afghanistan mit den Taliban einfach ihrem Schicksal überlässt. Für Männer ist es schon nicht leicht, wie mir viele meiner Schüler erzählt haben, die als Geflüchtete nach Deutschland kamen, aber für die Frauen und Mädchen dort ist es die reinste Katastrophe! Alle Frauen und Mädchen aus Afghanistan sollten bei uns Asyl bekommen, ebenso die Übersetzer, die jetzt um ihr Leben fürchten müssen, nachdem man zuvor gern ihre Hilfe in Anspruch genommen hat. Schlimm!!!

Auch wie mit den Staaten wie Saudi-Arabien und China umgegangen wird, kann ich Ihnen nur beipflichten. Am Beispiel Südafrika und Apartheid sieht man ja, wie gut Wirtschaftssanktionen und politische Isolation wirken können, aber man will ja, wie Sie ganz richtig sagen, nicht auf die „guten“ Geschäfte verzichten. Da kommt Scham auf! Ich versuche schon länger auf „Made in China“ zu verzichten, was immer schwieriger wird, da die Herstellerländer oft verschleiert werden und bald fast alle Produkte aus China zu kommen scheinen. – Hajnalka Kovac

 

Ist es mangelnde Konsequenz, die zum Scheitern führte, oder war die Mission in Afghanistan von vornherein zum Scheitern verurteilt? Ein Scheitern ist es allemal. Selbstzweifel im Westen sind also durchaus angebracht. Es gibt keine interessenlose bzw. rein wertebasierte und per se „gute“ Außenpolitik. Es gibt keine außenpolitischen Masterpläne, die nur der konsequenten Umsetzung bedürften, um zum gewünschten Ergebnis zu führen. Die westliche Kultur erschöpft sich nicht in einer Identität mit den universellen Menschenrechten.

Aber selbst wenn wirtschaftliche Interessen völlig fehlen sollten, wäre es immer noch übergriffig, wenn der Westen aus dem Gefühl moralischer Überlegenheit heraus als Agent der Geschichte in fremde Länder eingreift. Das stellt nicht die Universalität der Menschenrechte in Frage, sondern nur ein Eingriffs-Mandat, das aus einem Überlegenheitsgefühl abgeleitet wird. Jens Jessen hat gleichwohl Recht, wenn er im Falle der Afghanistan-Mission den Kolonialismus-Vorwurf der Kulturrelativisten klar zurückweist.

Dagegen ist eine Außenpolitik kolonialistisch, die Unterdrückung fördert, Ressourcen ausbeutet, lokale Märkte zerstört und Abhängigkeiten schafft oder vergrößert. Eine interessengeleitete Außenpolitik, die Kooperation, Partnerschaft und Entwicklung fördert, ist durchaus möglich. Es geht darum, den Hindukusch in Deutschland zu verteidigen. – Reinhard Koine

 

In seinem Artikel „Verloren am Hindukusch“ schreibt Jens Jessen über den Abzug der deutschen und US-Truppen aus Afghanistan: „Insofern ist an dem Kolonialismusvorwurf nur so viel wahr, dass es zur Politik konkurrierender Mächte gehörte, auch ihre jeweilige Kultur und Staatsform durchsetzen zu wollen.“ Er räumt also ein, dass es dabei nie bloß um ein „Eintreten für Demokratie und Menschenrechte“ ging, sondern vor allem „nicht zu viel kosten“ solle.

Schon vor fünfzig Jahren zeigte der Vietnamkrieg die gleiche Dynamik: Während es dem Westen um die Verteidigung der Demokratie ginge, war es den Vietnamesen bloß noch eine Besatzung, die sie mit brutalen Mitteln niederwarf und vom Traum der Unabhängigkeit fernhielt. Solange die hohen Ideale des Westens weiter zweite Geige gegenüber wirtschaftlichen Interessen spielen, kann man sich so ernst gebärden, wie man will – wirklich ändern tut es nichts. – Maximilian Mitchell Pitner

 

Schlimm, dieser Kulturrelativismus. Aber was wäre richtig? Kulturabsolutismus? Nehmen wir mal an, Wilhelm Zwo hätte rechtgehabt: „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen.“ Dafür müssten wir die Mittel haben. Wir müssten unsere universellen Werte auch gegen gewaltsamen Widerstand durchdrücken können – langfristig. Mit einer Bundeswehr jedoch, deren Flugzeuge nicht fliegen, deren Gewehre nicht treffen, deren U-Boote nicht wieder auftauchen würden, ist das nicht zu machen. Herr Jessen wäre aber wohl der erste, der schon die massive Aufrüstung, die dafür notwendig wäre, als Perversion eben der Werte geißelte, die der Welt da draußen aufzuzwingen er uns verpflichten will.

Mit der tatsächlichen Unterwerfung der Welt unter unsere Universalwerte hätten wir da noch gar nicht angefangen. Der innere Widerspruch zwischen dem postulierten Recht auf individuelle Freiheit und seiner Erzwingung gegen den Widerstand anderer Kulturen ist nicht aufzulösen. Bleibt also nur die Selbstisolation. Kein Handel mit Leuten, die unsere als universell erkannten Werte nicht teilen, achten und mustergültig leben. Schluss mit Globalisierung. Kein Profit mit Chinesen, kein Gas von Russen, auch kein Handel mit US-Amerikanern, die bis heute ihre Version von Konzentrationslager in Guantanamo betreiben. Mit den islamischen Ländern schon gar nicht, wo die Scharia höher geachtet wird als die unveräußerlichen Menschenrechte.

Genaugenommen dürften wir nicht mal mit uns selber Geschäfte machen, denn auch bei uns setzen wir immer wieder unsere eigenen Ansprüche nicht in Reinform um. Wir müssten uns einigeln wie Nordkorea und in Sack und Asche gehen ob unserer Verfehlungen. Was nicht schwerfallen würde, zurückgeworfen auf die Ressourcen unseres Landes. Und wir müssten unsere Kopfzahl auf die reduzieren, die das Land aus sich heraus ernähren kann. Was wohl nicht ohne massive Verstöße gegen Artikel 1 des Grundgesetzes zu erreichen ist.

Fazit: Moralabsolutismus kann nur an seinen selbstgemachten Widersprüchen scheitern. In Afghanistan ist das gerade geschehen, in Mali steht es unmittelbar bevor. Und das nächste Abenteuer, in das wir uns mit Feuer und Schwert (eher Kerze und Obstmesser, siehe Bundeswehr) stürzen im Auftrag der universellen Werte, wird genauso enden. – Hans List

 

Ja, Jens Jessen ist zuzustimmen. Der moralische Verfall des Westens geht jetzt schon so weit, daß das moralische Versagen nicht einmal mehr Bestandteil des politischen Diskurses ist. Stattdessen Schulterzucken, Hilflosigkeit, Resignation. Und die vom Autor noch freundlich umschriebene „Halbherzigkeit“ des Westens, vulgo unerträgliche Doppelmoral, im Verhältnis der westlichen Wirtschaftsbeziehungen zu Saudi-Arabien, Pakistan, China, bestätigt erneut: Zuerst kommt das Fressen, dann die Moral (Berthold Brecht)

Der Glaubwürdigkeitsverlust des Westens in der nicht-westlichen Welt wird nur noch übertroffen von den tiefgreifenden Spaltungstendenzen in den noch bestehenden westlichen Demokratien selbst, incl. der EU. Mit Heinrich-August Winkler muß man bange fragen „Zerbricht der Westen“. Zumindest die USA entfernen sich täglich weiter von den grundlegenden Werten der Aufklärung. Gesellschaftliche Werte wie Verantwortung, Gleichberechtigung und politische Partizipation sind in der Republikanischen Partei defacto längst abgeschafft.

Eine eiskalte, raffgierige Finanzelite, politisch in der Republikanischen Partei vertreten und geführt durch Mitch Connell, schließen nicht nur gezielt immer mehr US-Bürger von der wirtschaftlichen Teilhabe aus, sondern durch fortgesetztes Gerrymandering und durch Gesetze zum Ausschluß an der Teilnahme an politischen Wahlen auch von der politischen Teilhabe aus. Es ist traurig und desillusionierend mit anzusehen, wie dieses wunderbare Land, der Staat und die Mehrheit seiner Bürger immer weiter von einer kleinen, gierigen, unersättlichen, feudalen Elite ausgebeutet wird. Nein, auch das ist kein Gewinn für eine offene, liberale Gesellschaft, kein Gewinn für die Welt, sondern einer für die Feinde der Freiheit. – Hans-Jörg Glaß

 

Die richtige Lektion aus dem desaströsen Bundeswehreinsatz in Afghanistan ist nicht Kulturrelativismus, sondern die Erkenntnis, dass Militäreinsätze nicht geeignet sind, Demokratie und Menschenrechte zu fördern. Wie im Kosovo oder in Mali zeigt sich, dass die Konflikte allenfalls vorübergehend unterdrückt werden können, aber eine Lösung nicht von außen aufgezwungen werden kann.

Dass keine deutsche Partei je ernsthaft einen Militäreinsatz in Syrien erwogen hat, wo es Hunderttausende Tote und Millionen Vertriebene gab, zeigt auf der anderen Seite, dass die Verhinderung von Menschenrechtsverletzungen nie das primäre Ziel der deutschen Außenpolitik war. Das einzige, was seit 1998 gelungen ist, ist die Diskreditierung des Pazifismus in der öffentlichen Meinung. – Dr. Thomas Groß

 

Der deutsche Militäreinsatz begann im Oktober 2001. 2009 schrieb Martin Walser einen offenen Brief an die Kanzlerin, betitelt „Unser Irrtum“, den die ZEIT veröffentlichte. Deutschland solle seine Truppen so bald wie möglich aus Afghanistan abziehen. 2014 hat der Asienkenner Peter Scholl-Latour, damals 90jährig, im Bundestag den Krieg in Afghanistan für verloren erklärt. 20 Jahre später haben wir immer noch dieselbe Kanzlerin und führen immer noch Krieg in Afghanistan.

Erst im Mai dieses Jahres, da der Abzug aus Afghanistan endlich beschlossene Sache ist, kommentiert die ZEIT: „Die deutsche Afghanistan-Debatte war unehrlich.“ Auch in der ZEIT, oder? Im Juni wird Carlo Masala interviewt: „Die Intervention war ein Fehler.“ Dann aber spricht Jens Jessen tatsächlich immer noch von einer „Afghanistan-Mission“ und über Mädchen-Orchester. Mission? Herr Jessen: Afghanistan: It’s a war and it’s about oil. – Wolfgang Butzkamm

 

Danke für Ihre herausfordernde Analyse des Afghanistan-Debakels. Als Betroffener Vernunftmensch darf ich bitte noch zwei Überlegungen zu den Fakten ergänzen. Die Einsicht in die Begrenztheit unseres Handelns machte mich dabei nicht fröhlicher: Die gelungene Analyse muss um zwei Gedanken ergänzt werden: •          Der emotionale Reflex auf das Attentat 9/11 hat aus den Gedanken der nationalgeprägten Rache, des politischen Gegenschlages oder der ‚Verteidigung gegen die islamisch terroristische Bedrohung‘ einen unüberlegten, sogar international gestützten Krieg verursacht.

Die damaligen Politiker hätten trotz des Schocks und der berechtigten öffentlichen Empörung mit größerem Abstand die politischen und militärischen Optionen nüchterner prüfen und bewerten müssen. Die Reihe derartiger, übereilter Reaktionen vom Golf von Tonking bis zum Irakkrieg ist viel zu lang. Ein Grund dafür ist die einseitige Überschätzung militärischer Macht ohne angemessene Einschätzung der Fähigkeiten von nationalen Guerilla- und Terrorkampforganisationen. Die Einsicht zur asymmetrischen Kriegsführung ist im Grundsatz da, aber die Umsetzung in einer technisch orientierten Armee nicht adäquat.

Das bedeutet, dass ein Scheitern der ‚Mission‘ in Afghanistan schon lange absehbar war aber politisch nicht gewollt werden durfte. Die alte Lehre, dass bei der Eröffnung einer Auseinandersetzung man auch wissen muss wie man wieder rauskommt, ist ein weiteres Mal vernachlässigt worden. Warum jetzt nach 20 Jahren der große Katzenjammer, wenn das aufgeklärte Publikum das Ergebnis schon länger kennt ? Wirklich leid tun mir die NGOs, die dort mit gutem Willen helfen wollten.

Und aktuell: Ein ähnliches Desaster droht zur Zeit in der südlichen Sahara (nicht nur in Mali). •  Ein weiteres bekanntes Manko ist die Tatsache. dass die Größe des Landes und seine angestammte Kultur mit militärischen Mitteln längerfristig nicht beherrscht werden kann. Man schaue auf die Stammesvertretung Jorga – das ‚Regieren‘ ist landesweit disparat . Da es nicht gelingt. die Bevölkerung in der Mehrheit zu gewinnen, ist das Ziel ‚nation building‘ nicht realisierbar, erst recht nicht nach unseren kulturellen Wissen.

Man kann das als ‚zynischen Kulturrelativismus‘ anprangern, aber wir können es schlicht nicht besser – unabhängig von verheerenden ‚halbherzigen‘ Entscheidungen. In aller Bescheidenheit: Auch Deutschland hat zweihundert Jahre gebraucht von der Aufklärung zu einer relativ stabilen Demokratie. Nicht so sehr die ‚moralische Überlegenheit‘ scheint mir das Problem sondern der immer notwendige Versuch kluger Politik bei allen Emotionen des Volks. Das ist schwer – national und international. – Detlef Geisendörfer

 

Ihre politisch-moralische Haltung zum aktuellen Thema Bürgerkrieg am Hindukusch ist schlüssig – unbenommen ! Jedoch , indem Sie den Begriff Kulturrelativismus bemühen , provozieren Sie eine entschiedene Position im Sinne von GUT und BÖSE .; und müßten sich fragen was gilt denn in einer Gesellschaft an gut oder böse speziell . Globale Weltwerte sind Fakt unbestritten , doch immerhin regioal relativ … Man vermute , diese Begriffe werden in einer Gesellschaft schlicht nach ihrer Nützlichkeit verstanden um eine Ordnung wie auch immer zu gewährleisten.

In Gesellschaften mit äussersten Knappheiten gilt etwa der Diebstahl als Kapitalverbrechen und ergo erfordert die größtmögliche Sanktion ; in einem andern Fall etwa hat Totschlag oder Mord schon lange nicht den Stellenwert und jene radikale Ordnungsfolge – hier werden als Stafe oder Wiedergutmachens halt 50 Rinder eingefordert – ein kopfloser Bestrafter hat wenig Nutzen – lässt man ihn laufen , kann er immerhin wieder 50 Rinder züchten ; unbestritten ein Nutzen für die Gesellschaft ! Für Sie Kulturrevisionismus –OK.! Jedoch , will man mit den moralischen Argument eine archaische Gesellschaft nach unserm Verständnis ändern , mit Ziel des hochgeschraubten „ Nation-Building“ – dann muß man auch von Anbeginn die Machtmittel dazu haben und diese auch konsequent anwenden !

Wie das zu bewerkstelligen ist eine andere Frage , muß es aber tun und wie bei jeder Gewaltanwendung den Preis dafür in Kauf nehmen ! Mit gut gemeinter von westlich bestiimmter Propaganda und auch nicht mit dosiertem militärischen Druck war dem Problem seit 20 Jahren nicht beizukomen. Versuchte man es doch bereits seit Zeiten des britischen Imperialismus ; die nachfolgenden Ereignisse hatten Sie ja ausführlich angesprochen. In einem Punkt stimme ich Ihnen zu : Nach dem Attentat in NY war es eine reine amerikanische Agelegenheit und diese nur mit begrenzter Aktion durch zu führen – die NATO zu mobilisieren , eine völlig politisch/ strategische Stümperei !

Nach 20 Jahren vergeblichen NATION-BUILDING glaube ich kaum, daß hier in Deutschland die Bereitschaft oder auch nur das Risiko für einen toten deutschen Soldaten vorhanden und ergo auf NULL gesunken ! Da kann man noch soviel vom Kulturrelativismus faseln , oder die Vergeblichkeit des Bemühens bejammern ! Oder nun mal persönlich : Wollen Sie Herr Jessen das Risiko mit der Waffe in der Hand am Hindukusch für eine „bessere“ Gesllschaft Ihr Leben riskieren ?? Man bleib Realist , diese pastunische Gesellschaften der Region sind leider noch im 21 .JHDT eine auf Stammestradition getrimmte Kultur und lassen sich und ließen sich nicht seit Generationen von aussen her beeinflussen .

In wenigen Monaten werden dort die Frauen wieder eingesperrt , verhüllt in schwarzen Klamotten ; und den Missetätern die Hände abgehackt –wie das ändern , also mein Job gewiss nicht und wir Deutshe allgemein – auch nicht ! Die Weltgemeinschaft moblisieren – die NATO Truppe hat versagt – vielleicht versucht man es mit 5 Millionen Besatzungssoldaten ; 1945 hat das ja schon mal geklappt –totaler SIEG —- alles umerziehen – ist leider zu TEUER — Ihr Artikel Herr Jessen , gut gemeint – leider ins Leere gelaufen – die Menschheit zu beglücken ist ein zweifelhaftes Unterfangen ! – Klaus Schindler

 

Ich weiß zwar nicht, ob Sie die Zeit haben, ein paar Augenzeugen-Bemerkungen aus den Jahren 1968/69 aus Afghanistan zu lesen. Bei Ihrem o.a. Artikel kam bei mir natürlich wieder alles hoch. Ich war mit meinem damaligen Mann auf dem Weg zu und später wieder zurück von einer Expedition in die Chittagong Hill Tracts (damals East-Pakistan). Hinwärts waren wir etwa eine Woche in Kabul und rückwärts sechs Wochen in und um Kabul sowie in Bamian und Band-i-Amir.

Die Studenten und vor allem Studentinnen, die wir damals in Kabul kennenlernten, waren äußerst modern – vor drei Jahren war der Schleierzwang abgeschafft worden – , und wir erhielten den im Nachhinein falschen Eindruck, Afghanistan befände sich auf dem Weg zu einem relativ modernen Staat. Niemand wird mir heute noch glauben, dass ich im Juli 1969 im Minirock 20 Minuten allein durch Kabul zur Post gelaufen bin. Das war damals ungefährlich. Sonst hätten die afghanischen Bekannten mich davor gewarnt und mein Mann hätte mich auch nicht allein gehen lassen.

In der Woche in Bamian sind wir auf den riesigen Buddha-Statuen herumgeklettert, und nach Band-i-Amir gab es keinerlei Busverbindung. Wir sind dorthin auf einem LKW, der Salzsteine geladen hatte, auf den Steinen stehend gefahren. An den fünf Naturstauseen in Band-i-Amir gab es damals nur ein im Bau befindliches Tea-House, und die einzigen Besucher, die außer uns da waren, waren zwei Studenten aus Paris, die von der dortigen Studenten-Revolution und ihren Auswirkungen gefrustet waren.

Fast zehn Jahre später, als ich im Völkerkundemuseum Dahlem in der Abteilung Westasien arbeitete, unternahm ich mit meiner Chefin eine Dienstreise nach Dänemark. Dort trafen wir eine Ethnologin, die den Einmarsch der Russen in Afghanistan erlebt hatte. Sie berichtete uns, dass es den Russen anfangs hauptsächlich um die Frauenbildung gegangen sei, dass die Mädchen endlich lesen und schreiben lernen sollten und dass das die Mullahs aufgebracht habe. Vieles, was sie noch erzählte, war anders als das, was man in unserer Presse las. Ich erinnere mich im übrigen noch, dass man uns in Afghanistan stolz erzählt hätte, dass noch nie ein anderes Volk die Afghanen besiegt habe. Dazu sollte man von Theodor Fontane „Das Trauerspiel von Afghanistan“ lesen, besonders die letzte Zeile:

Die hören sollen, sie hören nicht mehr,/Vernichtet ist das ganze Heer,/Mit dreizehntausend der Zug begann,/Einer kam heim aus Afghanistan.//Ich bin einfach nur traurig, wenn ich an das denke, was nun auf die Frauen zukommt und was Sie ja auch schon angedeutet haben. Hat man ihnen wirklich einen Gefallen getan, den Geruch von Freiheit zu riechen und nun wieder in das Höllenreich der Taliban zurückgestoßen zu werden? – Dr. Almut Mey

 

Ich finde es schade, dass der Artikel im Feuilleton platziert wurde und nicht auf einer der ersten Seiten der ZEIT. Der Artikel. der in deutlicher Sprache den moralischen Bankrott des Westens beschreibt – man könnte meinen, fast mit einem resignativen Unterton – hätte eine bessere Platzierung verdient, angesichts dieses himmelschreienden Versagens des Westens, immer voran natürlich die USA, die nach dem Zweiten Weltkrieg von einem außenpolitischen Desaster in das nächste gestolpert sind wie ein betrunkener Cowboy, wild um sich schießend und dann verkatert nach einem ausgeschlafenen Vollrausch.

Wie können Politiker und Militärs, die vielen Menschen und vor allem Frauen in Afghanistan Hoffnung auf mehr Freiheit und ein besseres Leben gegeben haben, ruhig schlafen angesichts der Totalkapitulation vor den Taliban und der damit verbundenen Enttäuschung und Resignation bei den Betroffenen. Was sind schon Werte gegen Öl, Gas und Rohstoffe. Werte bringen keinen Profit. Wen juckt es eigentlich, dass die Afghanen, die in bestem Glauben die westlichen Streitkräfte z.B. als Übersetzer unterstützt haben, nun von den Taliban umgebracht, Mädchen und Frauen wieder in die Burka geprügelt und gerade erst errichtete Schulen zerstört werden.

Der Westen ist in seiner moralischen Substanz einfach kaputt. Ich breche hier nicht die Lanze für „let´s save the world for democracy“. Nicht jede (Stammes-)Kultur ist reif dafür. Aber ich plädiere dafür, dass man bei solchen Interventionen die Dinge vom Ende her denkt und dann aber die Dinge konsequent durchzieht und ein verlässlicher Partner bleibt. – Bernd Riegsinger

 

Ja, die Amerikaner und in deren Gefolge die Deutschen lassen die Frauen und alle freiheitlich denkenden Menschen in Afghanistan im Stich – aber das Projekt „Demokratie, Bildung und Freiheit für Afghanistan“ war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, weil nämlich die meisten Männer dort keine Demokraten und keine Feministen sind und auch in zwanzig Jahren nicht zu solchen geworden sind und sich in ihren Ansichten nur graduell, nicht prinzipiell von den Taliban unterscheiden. Man muss sich doch nur anschauen, mit welchen landeseigenen Politikern – Politikerinnen gab und gibt es dort kaum – die Amerikaner und die Deutschen dort paktiert haben und paktieren mussten.

Die Menschenrechte gelten auch meiner Meinung nach überall, aber wenn es im jeweiligen Land selbst nicht genug Männer gibt, die das auch so sehen und auf ihre Macht verzichten und Freiheit und Demokratie zu mehren und zu verteidigen bereit sind, kann man die Menschenrechte nicht auf Dauer von außen durchsetzen. Oder wie lange sollen die Amerikaner und die Deutschen dort bleiben, die Taliban in Schach halten und Aufbau- und Bildungsarbeit zu leisten versuchen? Das Problem der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Diktaturen gibt es übrigens nicht nur bezüglich der islamischen und asiatischen Diktaturen:

Wir kaufen Erdöl und Erdgas auch von Russland und finanzieren und stabilisieren damit ein System, das eindeutig keine Demokratie und kein Rechtsstaat mehr ist und Europa militärisch bedroht bzw. die Ukraine bereits angegriffen und zum Teil okkupiert hat. Ich denke, dass diese wirtschaftliche Zusammenarbeit, die die betreffenden westlichen Staaten zudem erpressbar macht, überdacht und eventuell beendet werden muss. – Dr. Ulrich Willmes

 

Vielen Dank für den 1. o.g. Artikel, der endlich einmal die ganze Heuchelei, Denkfehler und Verdrehtheit vieler üblicher Argumente aufdeckt, insbesondere bei dem von Ihnen so genannten Kultur-Relativismus. Dessen Anhänger stellen es ja regelmäßig so dar, als habe das ferne Volk oder seine Mehrheit sich für die (bald wieder) dortige „Kultur“ entschieden, die wir sie zwingen wollen durch unsere eigene „Kultur“ zu ersetzen, während in Wirklichkeit gerade ohne unsere Hilfe ein Aufzwingen einer mehrheitlich nicht gewollten Herrschaft droht. Sie tun so, als repräsentieren die Taliban — oder andere mit Gewalt zur Herrschaft strebende — den Willen der dortigen Menschen und nicht einfach den (ohne unsere Hilfe) mitlitärisch und brutal stärkeren, der nicht die Herzen, bald aber die Angst der Mehrheit auf seiner Seite hat.

Als ob die Taliban (oder andere mit Gewalt um Macht kämpfende) demokratisch gewählt oder ohne Wahl mehrheitlich gewollt wären, statt dass sie ihre „Kultur und Staatsform“ mit Drohung und Gewalt durchsetzen, eben „Barbarei.“ Der ganze Irrsinn dieser Argumentation wird deutlich, wo immer Menschen massenhaft vor solcher „Kultur und Staatsform“ fliehen. In der Logik des Kultur-Relativismus könnte man selbst so bedrohte/ verfolgte zurückschicken, weil sie ja eben kein Anrecht auf „unsere“ Werte haben, die ja nicht „universal“ seien und eben mit der dortigen „Kultur“ zufrieden zu sein haben. Denkbar wäre noch das Argument, die Diktatur der stärkeren sei für „das Volk“ vielleicht das geringere Übel im Vergleich zu fortdauerndem Krieg.

Meines Wissens hat es aber dort keine Abstimmung, Umfrage oder Wahl gegeben, die das bestätigen würde, erst recht nicht eine, die eine Vorliebe (der Mehrheit) für die Herrschaft der Taliban oder des IS belegen würde. Die gleichen Verfechter eines Laissez–faire bei fremden Kulturen sind ja oft nicht faul, wenn es um Kritik und „Änderung“ unserer Kultur und Staatsform geht, die ja durchaus auch etliche Mängel, Skandale und Missbräuche hat, aber die „Abstimmung mit den Füßen“ noch immer regelmäßig gewinnt. Wie Sie schreiben, ist der Sinn der ganzen Argumente eher die Beruhigung des eigenen Gewissens, Begrenzung der eigenen finanziellen und sonstigen Kosten und oft Sicherung der eigenen Geschäfte, ohne Störung durch evtl. universelle Menschenrechte.

Meines Wissens gibt es ja auch nicht nur vom „Westen“ deklarierte, sondern auch von den UN erklärte Menschenrechte. Natürlich gibt es etliche Mängel wie Korruption und Uneinigkeit auch im gegenwärtigen afghanischen (wie sicherlich auch fast aller anderen unterstützten) Regierungssystem, aber dieses wurde dennoch als das geringere der real möglichen Übel von der dortigen Mehrheit gewählt.

Man stelle sich einmal vor, was passiert wäre, wenn Churchill und Roosevelt mit ihren Ländern gegenüber der Nazi-Barbarei so argumentiert und entschieden hätten, da man ja dem europläischen Kontinent keine „westlichen “ Kulturinhalte aufzwingen dürfe, zumal Hitler sogar durch einen oberflächlich gesehen demokratischen Prozess an die Macht gekommen war. Es hätte 3 Möglichkeiten gegeben: 1. Europa wäre für lange Zeit den Nazis in die Hände gefallen. 2. Europa wäre der anderen barbarischen Diktatur Stalins erlegen. 3. Zwischen diesen beiden Gegnern hätte es einen noch viel längeren Krieg gegeben als den bek. 2. Weltkrieg, der am Schluss vielleicht sogar mit Atomwaffen ausgefochten worden wäre, an denen ja die Nazis bereits gearbeitet haben und die vielleicht Stalin von diesen genauso ausspioniert hätte wie von den USA.

Auch der 2. o.g. Artikel setzt sich dankenswerter Weise mit etlichen üblichen Denkfehlern auseinander, diesmal im Bereich Finanzen und Ökonomie. So wird aus den Nachteilen ener Strategie geschlossen, dass sie insgesamt schlecht und abzulehnen sei, ohne dabei überprüft zu haben, ob die Alternativen vielleicht genau so große und viele oder gar schlimmere Nachteile haben. Implizit wird vorausgesetzt, es „MÜSSE“ doch einen Weg geben, der alle Nachteile zumindest für die Mehrheit und alle ärmeren oder sonstig benachteiligten ausschließt.

Die Realität, die auch im Verlauf des Bürgerrats Klima zum Ausdruck kam, ist aber leider, dass jeder Weg, jede Strategie irgendwo nachteilig ist, dass es die „eierlegende Wollmilchsau“ eben nicht gibt, auch nicht in Politik oder ökonomischen Systemen. Ein weiterer Denk- oder Logik-Fehler ist, aus schlimmen Folgen von Übertreibungen oder Missbräuchen einer Lehre bzw eines Systems auf die Lehre/das System und ihre Unbrauchbarkeit insgesamt zu schließen, und daraus auf die Notwendigkeit einer konkurrrierenden Alternative zu schließen, ohne diese auf gleiche oder schlimmere Mängel zu überprüfen oder diese oder das bisherige gegen Übertreibungen und Missbräuche zu sichern.

Aus der Tatsache, dass bei einer Strategie bisher nichts schlimmes bekannt geworden ist, wird sowohl geschlossen, dass es dann auch nichts gebe als auch dass es dann auch weiterhin nicht passieren werde. Bei der immer neuen „Geldschöpfung“ sieht man ein drastisches Beispiel: Die bisher noch selektive Inflation bei Immobilien, Mieten und Aktien wird nicht wahrgenommen oder auf nur andere Ursachen weg-erklärt. Es gibt tatsächlich vermeintliche „Experten“, die glauben, Schulden durch „einfach“ immer neue nicht nur zurückzahlen, sondern damit auch immer neue Ausgaben finanzieren zu können, ein klassisches Beispiel für ein Schneeballsystem oder eine Blase.

Wenn das so einfach funktionieren würde, hätte man ja im Bereich Wirtschaft und Finanzen endlich das „Perpetuum mobile“ entdeckt, das sich in Physik und Chemie ja längst als unmöglich erwiesen hat. Die andere „geniale“ Geldschöpfung liegt darin, die Schulden „für immer“ durch die Zentralbank aufkaufen und nie zurückfordern zu lassen, nur eine Variante des klassischen Geld Druckens. Das kann ja unter ganz besimmten Bedingungen und Begrenzungen gut gehen, die Versuchungen sind aber regelmäßig übermächtig, diese Bedingungen und Begrenzungen nicht einzuhalten. Das wird auch gut verdeutlicht im Interview mit Larry Summers auf Seite 23.

Und immer wieder werden aus den Fehlern und Katastrophen ideologischer Gegner die Hochwertigkeit der eigenen Lehren geschlussfolgert, wobei deren eigene schon geschehene oder unausweichliche Fehler und Katastrophen wieder ignoriert oder weg erklärt werden. Wie Sie schreiben, gilt das für Linke wie für Liberale, für Kapitalisten wie Staatswirtschafts-Befürworter. – Peter Selmke

 

Sie müssen unbedingt noch eine Fortsetzung zu Ihrem Artikel schreiben. Denn es muss ja auch gesagt werden, dass in Kundus vielleicht mehr afghanische Kinder gestorben sind, als deutsche Soldaten während der ganzen 20 Jahre Afghanistan-Einsatz. Auch die Kriegsverbrechen der USA und Australiens dürfen nicht unter den Tisch fallen, stellen sie doch den Wert solcher Interventionen in Frage.

Man muss nicht bestreiten, dass die BW in Afghanistan viel Gutes getan hat. Aber lag es nicht nahe, erst einmal einem Land zu helfen, dass durch Deutschland furchtbar gelitten hat – ich meine Namibia? Und schließlich: Ist der weltweite Einsatz von Friedenskräften nicht nur ein Feigenblatt vor dem weltweiten Amoklauf gegen die indigenen Völker? PS: „Auch der BW-Einsatz in Afghanistan ist nur eine Erscheinungsform des universalen Scheiterns.“ – Frei nach Jens Jessen. (Aber wieso macht Kunst es erträglich?) – Klaus E. Margraf

 

Es stimmt mich einfach nur traurig, wenn ich daran denken muss, wie Frauen und Mädchen zukünftig unter einem Regime der Taliban behandelt werden. Gleichwohl darf die Erfolglosigkeit der Afghanistan-Mission nicht zu einer falschen Einordnung führen. So ist seit langem aus der Soziologie bekannt, dass Interventionen in Gesellschaftssysteme zwar grundsätzlich möglich sind, jedoch ist eine wirkungssichere Steuerung von Veränderungsprozessen aufgrund rekursiver Beziehungsgeflechte innerhalb dieser Systeme wiederum unmöglich.

Dieser Erkenntnis folgend ist ein Wechsel der Perspektive von allein wertgetriebenen Überlegungen, wie der militärischen Befreiung eines Volkes von Willkürherrschaft, hin zu einem verantwortungsethischen Fokus auf realistische Veränderungspotentiale nötig. Denn erfahrungsgemäß behalten sich die vormodernen Gesellschaften im vorderen und mittleren Orient oder auch in Afrika die Entscheidung legitimerweise vor, eine andere Staatsform als die Demokratie für ihr gesellschaftliches Leben zu wählen. Tatsächlich ist die Demokratie auch nicht die absolut beste Verfassung für jede Gesellschaft. Sie ist immer nur relativ gut, weil der primäre Zweck einer gesellschaftlichen Verfasstheit nicht zwingend die Freiheit des Menschen sein muss, sondern paradigmatisch auch seine soziale Sicherheit sein kann.

Für diesen Fall ermöglichen tradierte Stammesstrukturen und abgeleitete Polithierarchien eine Absicherung für Viele und bieten gleichzeitig Privilegien für Einzelne. Idealerweise rechtfertigt eine geeignete Religion mit ihrem doktrinären Überbau die machterhaltenden Repressionen gegenüber der Bevölkerung. Voilà, der autoritäre Staat erschafft und erhält sich selbst – Einmischung von außen unerwünscht! Und was macht der Westen? Das einzig Richtige: Er übernimmt Verantwortung für seine Soldaten und zieht sich zurück! Immerhin hinterlässt das westliche Bündnis keine verbrannte Erde, sondern Brunnen und Schulgebäude. Dennoch ist dieser zweifellos rationale Schritt nur zum Weinen! – Christian F. Olejnik

 

Der Westen scheitert vor allem an seiner Unfähigkeit, andere Kulturen zu verstehen. Neben den Taliban und der westlich orientierten Schicht gab es in Afghanistan den in der Bevölkerung sehr beliebten mystischen Islam, den toleranten Sufismus, der von den Taliban erbittert bekämpft und ausgelöscht wurde. Wer im Westen hat von diesem innerislamischen Kulturkampf etwas wahrgenommen und in seine Strategie einbezogen? – Wolfgang-Andreas Schultz

 

Ich bin Kulturrelativist, als Ethnologe von Berufs her, und ich bin aktiv daran beteiligt, einen afghanischen Wissenschaftler vor der Barbarei der Taliban zu beschützen. Kulturrelativismus bedeutet nicht moralische Indifferenz. Es bedeutet nicht, jede Verletzung der Menschenrechte, die irgendeine Regierung oder Bewegung mit Kultur begründet, gut zu finden. Ich kenne auch unter den Kolleg*innen in meinem Fach niemanden, der dieser Meinung ist. Dabei halten die meisten von uns Kulturrelativismus für grundsätzlich richtig und gut.

Ich bin offen gestanden empört davon, dass Kulturrelativismus in Ihrem Blatt zunehmend zum Schimpfwort wird. Sie identifizieren den Begriff mit einem starken Werterelativismus, aber im breiten Feld des Kulturrelativismus ist das eine extreme Randerscheinung. Wissen Sie das wirklich nicht? Oder haben Sie sich selbst ausgedacht, dass das Wort diese Bedeutung haben soll? Wenn Sie den Standpunkt kritisieren wollen, den Sie kritisieren – und zwar zu Recht, da sind wir uns einig – dann sagen Sie bitte, wen Sie genau meinen. Nennen diese Leute sich Kulturrelativisten? Haben sie eine Ahnung, was das bedeutet? Das Etikett Kulturrelativist für die Apologeten fremder Regierungen zu nehmen, trifft die Falschen.

Als professioneller Kulturrelativist fühle ich mich jedenfalls beleidigt und ich sehe auch das moralische Projekt des Kulturrelativismus gefährdet. Kulturrelativismus ist unerlässlich, um kulturell fremdes Denken und Kommunizieren zu verstehen. Er dient dazu, das Zusammenleben zu fördern, nicht dazu, Gesellschaften künstlich zu trennen. Nichts brauchen wir dringender in der Gegenwart als das. Aber verstehen heißt nicht legitimieren, und Relativieren heißt nicht moralische Indifferenz.

Wenn es um Klimawandel oder Corona geht, zeigt sich die „Zeit“ als Verteidigerin der Wissenschaft. Wenn es um Kulturrelativismus geht, tut sie hingegen so, als wäre das kein wissenschaftlicher Begriff und als gäbe es dazu keine wissenschaftlichen Erkenntnisse. Bitte schreiben Sie künftig etwas informierter und genauer über das Thema, als diffuse Polemik zu verbreiten. – Prof. Dr. Guido Sprenger

 


 

 

Leserbriefe zu „Zu bunt geworden“ von Peter Kümmel

 

Derzeit wird in allen Nachrichtenformaten und Medienformen viel über das Verbot der UEFA diskutiert, die Münchner Allianz Arena für das bevorstehende Fußballländerspiel gegen Ungarn in Regenbogenfarben anzustrahlen. Auch „DIE ZEIT“ veröffentlicht dazu aktuelle Berichte über Stellungnahmen, Hintergründe und Auswirkungen. Das möchte ich zunächst einmal positiv hervorheben.

Und dennoch: Die Art und Weise wie diese Diskussion von Politikern, Funktionären des DFB und Privatpersonen ausgeführt wird, nimmt meiner Meinung nach etwas skurrile Züge an. Alle sind empört, alle lieben plötzlich die Homosexualität und die Minderheiten und ich habe das Gefühl, dass es im Grunde oft und meist und viel darum geht selbst in einem moralisch tadellosen Licht dazustehen. Der Rest wird dann zur Nebensache.

Ich finde, man könnte doch einfach ALLE kommenden Spiele mit Stadien in Regenbogenfarben spielen lassen. Dann ist der politische Kontext und der ausschließliche Bezug auf Ungarn nicht mehr als Argument gegen diese Aktion wirksam. Und es würde dann auch wirklich um Weltoffenheit, Toleranz und Gleichstellung gehen, wie diverse verantwortliche Personen in den Interviews immer wieder unterstreichen.

Und ja, ich finde trotz allem muss man sich auch Argumente dagegen anhören, die Diskussion und der faire Austausch sind doch die Grundlagen der Demokratie. Die ungarische Nationalmannschaft sollte auch mit Respekt in München empfangen werden und nicht als Sündenbock für die Politik in ihrem Land herhalten müssen. Auch das gehört zum Fair Play mit dazu. Sport sollte nicht als Bühne für Politik und Religion dienen. Und gleichzeitig sind Fußballnationalspieler einflussreiche Vorbilder in der Gesellschaft und haben deswegen auch eine Verantwortung, die über die sportliche Leistung hinaus geht.

Es ist, wie so sehr deutlich wird, eine zu emotionale Debatte, mit zu vielen einzelnen Interessen, Ängsten und Blickwinkeln, mit zu viel Machtpositionen, die gegeneinander ausgespielt werden und auch mit zu viel Angst davor solche durch unbedachte Positionierungen auf der „falschen“ Seite verlieren zu können.

Es geht mir in diesem Text ausdrücklich um die Art und Weise, wie dieser Streit ausgetragen wird und nicht darum, welche Seite „recht hat“. Natürlich habe auch ich meine Meinung und die ist zu sehr mit eigenen Emotionen durchwurzelt, um objektiv zu sein ( wobei ich denke, dass ein subjektiver Mensch ohnehin nicht objektiv sein kann, aber das ist eine andere philosophische Frage). Auf jeden Fall bleibt diese ganze Empörung eher eine Satireveranstaltung, solange im Profifußball die Homosexualität derart tabuisiert wird. Auf weitere Buchstaben des LGBTQ*- Alphabets möchte ich gar nicht erst eingehen. – Leon Bahé

 

Deutschlands Stadien leuchteten am Fußballmittwoch gegen die ungarische Nationalelf in den Farben des Regenbogens, wenn man einmal von der Münchner Arena absieht. Hier hatte das ja die UEFA verhindert. Viele Menschen zeigten außerdem, dass sie für das Zusammenleben der Kulturen, weltweiten Aufbruch, Veränderung und Frieden, Toleranz und Akzeptanz und der Vielfalt von Lebensformen stehen, in dem sie in den sozialen Medien auch noch die Regenbogenflagge posteten und der Welt so mitteilten, dass sie ein friedliches Miteinander möchten.

Auch wenn das Geschehen die ungarische Gesetzgebung auslöste war das ein bisher einmaliges und tolles Ereignis. Wir sollten daher nicht stehenbleiben und nur noch auf den 23.6.2021 zurückblicken. Ein wichtiges Signal an die Welt wäre zum Beispiel, wenn auch die Moscheen in unserem Land mitziehen und ihre Gotteshäuser einmal eine Nacht in den Farben des Regenbogens anstrahlen. Und das möglichst ohne Ausnahmen. Das täte unserer bunten Gesellschaft mehr als gut. – Claus Reis

 

„Der deutsche Torhüter… – als Zeichen dafür, dass der deutsche Fußball Diversität fördern und Toleranz vorleben will.“ Ich habe nur zwei Fragen: Wird der DFB nach der EM das große Outing-Förderungsprogramm für die deutschen homosexuellen Fußballer starten? Werden in Katar dann auch bunte moralische Zeichen gesetzt? Es lebe (natürlich nicht) die Doppelmoral! – Ihnen ein schönes Wochenende! – Klaus Busch

 

Was für eine Heuchelei! Die Uefa und die Fifa sind weder politisch noch gesellschaftlich Neutral. Es geht doch, leicht durschaubar, um Geld, sehr viel Geld. Die EM 2020, die derzeit im Jahr 2021 stattfindet, war wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden. Sie findet nun trotz der Pandemie in 11 europäischen Ländern statt. Die Spieler mit dem ganzen Tross und die Zuschauer reisen durch Europa als ob nichts gewesen wäre. Zudem sitzt wieder mehr oder weniger Publikum in den Stadien. Die Uefa ist und bleibt Geldgierig ohne auf gesellschaftliche Werte wie Gesundheit der Zuschauer und das Wohlergehen der Spieler Wert zu legen. Das ist in höchstem Maße schäbig. Der Hype des bezahlten Fußballs auf der Länderspielebene wird angeheizt ohne Rücksicht auf Verluste.

Da kommt zur Abwechslung so ein Nebenkriegsschauplatz wie die Regenbogenfarben an der Allianz-Arena zum Spiel gegen Ungarn nicht zuzulassen der Uefa gerade recht. Dies geschah um einen Kotau vor dem Ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban zu machen. Dieser hat mit dem Gesetz zur Einschränkung von Informationen über Homosexualität und Transsexualität, die dann auch noch mit Pädophilen gleichgesetzt bzw. in einen Topf geworfen werden, ein dem europäischen Recht widersprechendes Gesetz und fundamentalen Werten der EU zuwiderlaufen durchgesetzt.

Frau von der Leyen nannte das Gesetz „eine Schande“. Eine solche Vorgehensweise ist zutiefst unmoralisch und hat Züge von mittelalterlicher Hexenverfolgung und muss von allen demokratischen Kräften verurteilt werden. Das ficht die Uefa nicht an. Die Sichtweise und der Umgang mit Herrn Orban durch die Uefa zeigt welcher Geist bei den dortigen Funktionären herrscht. Toleranz und Menschlichkeit sind dort Fremdworte. Gleichwohl liebäugelt die Uefa wegen der Corona-Pandemie und vor allem wegen der Delta-Variante das Endspiel der EM 2020 am 11. Juli 2021 von London nach Budapest zu verlegen. Damit in ein Stadion das dann voll besetzt sein wird mit Zuschauern. Die Uefa hofiert Diktatoren und Potentaten, siehe Ungarn und demnächst Katar. Ein Schelm wer Schlechtes dabei denkt. Pecunia non olet.

Da nimmt sich das Wegstellen von Coca-Cola Flaschen durch einen Multimillionär, der sein Geld bei Vereinen verdient hat und verdient, respektive bekommt, die für Geld für fast alles werben, einschließlich der genannten Marke von Kaltgetränken, wie ein Kindergeburtstag aus. Im Übrigen hatte der Kursverlust an der Börse ganz andere Gründe. – Felix Bicker

 

Chapeau Manuel Neuer – ein Zeichen von Zivilcourage und Charakter! Ronaldo räumt zwei Colaflaschen aus seinem Blickfeld und der Autor schreibt, dass es so einfach nicht wäre, wenn ein Star ein Zeichen setze und die Welt besser würde. Träumen sei aber schon erlaubt: Man stelle sich vor, Goretzka, Kane, Immobile, Messi, Neymar, Lewandowski, Thiago und viele andere bekannte Fussballer würden ihre Teilnahme in Qatar absagen! Nadal, Zverev, Federer, Halep, Williams, Osaka, würden sich weigern, in Ländern, die von Despoten und Diktatoren regiert werden und jegliche Menschenrechte mit Füßen treten, aufzuschlagen!

Rydzek, Eisenbichler, Klaebo, Johaug, Lundby, Kraft, Riiber, Eckhoff, Wierer, Hauser und viele andere würden die Olympischen Winterspiele in China boykottieren! Dass Politiker derart mit ganzen Mannschaften so verfahren sind, war bei Olympia 1980 und 1984 schon zu erleben. Der jahrelange Olympiaausschluss von Südafrika wegen seiner Apartheitpolitik ist hinlänglich bekannt. Von wegen, der Sport ist nicht politisch!

Man stelle sich vor, Hamilton, Bottas, Verstappen, Vettel würden nicht mehr in Bahrein oder in Sotschi starten! Garcia, Kaymer, Rahm, Johnson, Wiesberger würden ihre Golfschläger nicht mehr auf Golfplätzen in verschiedenen Ländern des Nahen Ostens schwingen! Finanziell unabhängig sind sie alle. Sie müssten sich nur moralisch und ethisch den Werten der Aufklärung verpflichtet fühlen. Viele andere Beispiele aus anderen Sportarten ließen sich anfügen. Möge das Tragen einer Regenbogenarmbinde, das Wegräumen von Colaflaschen, der Kniefall auf dem Platz nur ein hoffnungsvoller Anfang sein.

Auch und gerade Spitzensportler haben dank ihrer Vorbild- und Medienwirkung eine ungeahnte Macht – sie müssen sich ihrer nur bewusst werden und Zivilcourage beweisen… Aber vielleicht bleibt alles nur ein naiver Traum? Ob B. Brecht oder R. Gosens – dem Sinn nach hat sich nichts geändert: Erst das Geld (Fressen), dann die Moral (Gesundheit)! – Dr. Bernhard Genzel

 

Holla, das hat aber gesessen, Deutschland hat es ganz bunt getrieben und darf als Belohnung noch eine weitere Runde weiterzittern; Toleranz ist nämlich wieder in! Nun ist aber vorerst alles wieder gut, „der Mohr und die Mohrin“ haben ihre Schuldigkeit getan, beiden können wieder gehen. Aber halt, ganz so einfach geht auch nicht, von wegen Mohr/in (immer diese „Schwarzseherei“)! Wie soll es aber jetzt mit und in Deutschland eigentlich weitergehen? – Riggi Schwarz

 

Es ist ja nicht neu, dass es gerade beim Fußball um das ganz große Geld geht. Besonders offensichtlich ist das geworden, als die WM 2022 nach Katar verkauft wurde. Den Funktionären der Fifa schien es egal zu sein, wie es dort mit den Menschenrechten aussieht und welchen Bezug Katar überhaupt zum Fußball hat. Gibt man solche Turniere in Länder wie Katar, hat das natürlich eine politische Wirkung. Da stimme ich Herrn Kümmel zu.

Und auch die Funktionäre der Uefa müssen nicht so scheinheilig daher kommen, sie wissen genau, dass der internationale Sport seit je her auch politisch ist. Mit ihrem Verbot hat sich die Uefa nun selbst ein dickes Eigentor geschossen. Zwar durfte das Münchener Stadion nicht regebogenfarben leuchten, dafür konnte man am Spieltag überall und an ungewohnter Stelle die Regenbogenfarben sehen. Ein Effekt, der auch jetzt noch anhält. Die Uefa müsste nun die eigenen Statuten überprüfen und darüber nachdenken, dass sie sich nicht allzu willfährig den Orbans dieser Welt andienen sollte. Einfluss auf die Fifa und die Uefa können Fans und Spieler mit ihren Verbänden nur bedingt nehmen, die Werbepartner hingegen schon eher. Beim Achtelfinalspiel Dänemark gegen Wales war die VW Werbung regenbogenfarben unterlegt. Hoffentlich haben das auch die „richtigen“ Leute gesehen. – Regina Stock

 

Ich widerspreche Peter Kümmel ausdrücklich und begrüße die Entscheidung der UEFA dezidiert! Auch in meiner Heimatstadt, der durch viele Freikirchen und erweckte Landeskirchler geprägten Kleinstadt Hückeswagen – unser Bürgermeister dürfte Ihnen bekannt sein, ist er doch Mitglied im „Zeit“-Leserbeirat –, wurde anlässlich des UEFA-Verbots auf dem als Rathaus fungierenden altehrwürdigen Schloss die Regenbogen-Flagge gehisst. Das halte ich für einen echten Skandal, und ich möchte ausführen, warum!

Als Christ bin ich davon überzeugt, dass Jesus hetero- wie homosexuell e m p f i n d e n d e Menschen gleichermaßen liebt. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass die Bibel durchweg p r a k t i z i e r t e Homosexualität missbilligt, sofern man diese „unzeitgemäßen“ Bibelpassagen nicht, wie heute bei den liberalen und mit dem Wind des Zeitgeistes segelnden Theologen üblich, „wegkontextualisiert“.

Um nicht missverstanden zu werden: Dass gelebte Homosexualität Sünde ist, ist meine persönliche Gewissensbindung, und ich spreche mich ausdrücklich dafür aus, dass den Staat nicht angeht, wer mit wem zusammenlebt. Mit anderen Worten: Ich erwarte vom säkularen Staat (anders als von meiner christlichen Ortsgemeinde) keine christliche Sittenzucht. Meine Kritik an der Beflaggung begründe ich nicht spezifisch christlich, sondern sie ist meinem Staatsverständnis geschuldet. Ich erwarte von einem säkularen Staat, dass er sich nicht von Identitätspolitik vereinnahmen lässt und sich in Bezug auf Gesinnung zurücknimmt.

Von dem aus gutem Grund säkularen Staat, d. h. auch von meiner Stadtverwaltung, erwarte ich, dass er sich in weltanschaulichen Fragen zurückhält und mich ideologisch nicht überwältigt und indoktriniert. Ein Staat, der (aus nachvollziehbaren Gründen) Kreuze abhängt, kann nicht gleichzeitig Regenbogenflaggen hissen. Ich lehne jede Art von Fundamentalismus ab, d. h. auch den „Aufklärungsfundamentalismus“ und „Tugendterror“ im Namen von Toleranz.

Schade, dass so viele Politiker sich anlässlich der vernünftigen UEFA-Entscheidung als derart opportunistisch zu erkennen geben und evangelikale Wähler wie mich derart brüskieren! Wer heute konservativ ist, aber niemals AFD wählen könnte, u. a. weil diese Partei das Ressentiment schürt, fühlt sich heute selbst bei der CSU unbehaust. Ich beneide meinen Bürgermeister Dietmar Persian nicht um seine exponierte Position. Die Beflaggung machte m. E. erneut deutlich: Aufrechter Christ sein zu wollen und gleichzeitig als Politiker um die Gunst einer breiten Wählerschaft zu buhlen – dieses Spagat muss scheitern. Wenn ich sehe, dass sogar Söder bei dieser „Gratismut“-Aktion mitmacht, ist es offenbar die Stunde der „Männer ohne Eigenschaften“ … – Marcel Haldenwang

 

Was für eine Überraschung! Deutschland – oder zumindest die deutschen Leitmedien – haben die Leitkultur entdeckt! Herr Seehofer wird sich verwundert die Augen reiben! Aber hier liegt der Schwerpunkt selbstverständlich ganz woanders. Es geht nicht um Werte, die wir im Rahmen der Integration Migranten vermitteln möchten, die vielfach aus Gesellschaften stammen, in denen alles, was mit LGBTQI zu tun hat, eine Todsünde ist (und nicht selten zum Tod führt), in denen Frauen nach unseren Maßstäben rechtlos sind, in denen extreme religiöse Auslegungen über jedem Gesetz stehen (und damit mit unserem Rechtsstaat und unserer Demokratie nicht kompatibel sind) und in denen Juden sowie die westliche Kultur Feindbilder sind. Nein, diese Leitkultur ist hier nicht gemeint!

Das wäre von uns intolerant und rassistisch! Wir müssen schließlich die kulturelle Identität der Migranten respektieren! Aber Ungarn, ein mit uns freundschaftlich verbundenes Land und sein demokratisch gewählter Ministerpräsident, die müssen wir unbedingt belehren, was die korrekte Leitkultur in Ungarn zu sein hat! Endlich steht Deutschland auf der einzig richtigen Seite! Deutschland, der Lehrmeister Europas! Das teuflische ungarische Gesetz sieht vor, dass die Eltern minderjähriger Kinder allein über die Sexualerziehung ihrer Kinder entscheiden sollen!

Die sofortige Bestrafung Ungarns durch Sperrung von EU-Mitteln, Rauswurf Ungarns aus der EU oder noch besser die Erklärung des totalen Kriegs sind zwingend notwendig! Jetzt mal im Ernst. Ich bin kein Fan von Orban oder der UEFA, aber was um das Spiel Deutschland gegen Ungarn für ein Aufhebens gemacht wurde, war deutsche Selbstgerechtigkeit und Scheinheiligkeit erster Güte. Diese Haltung hilft den Betroffenen nicht und verstärkt die gesellschaftliche Spaltung in Deutschland und in der EU zum Schaden von uns allen. – Rainer Funke

 

In Ihrem Artikel “Zu bunt geworden” lassen Sie die Frage offen, ob Ronaldo einen Kurssturz der Coca-Cola Aktie ausgelöst hat. Den Faktencheck können Sie in einem interessanten Artikel von Forbes nachholen: der Kurssturz der Coca-Cola Aktie am 14. Juni erfolgte bereits vor Ronaldos Wegschieben der Flaschen. Zwischen Ronaldos “Agua” und dem Schliessen der Börse stieg der Kurs sogar. https://www.forbes.com/sites/iese/2021/06/19/a-post-truth-world-why-ronaldo-did-not-move-coca-cola-share-price/Pierre Nilles

 


 

 

Leserbriefe zu „Wovor genau haben Sie Angst?“ von Anna Mayr

 

Mir ist ein Rätsel, wie die Autorin darauf kommt, die Umfrage des Allensbach-Instituts habe ergeben, dass weniger als die Hälfte der Deutschen sich trauten, frei ihre Meinung zu sagen. Die Frage lautete: »Haben Sie das Gefühl, dass man heute in Deutschland seine politische Meinung frei sagen kann, oder ist es besser, vorsichtig zu sein?« Diese Frage kann ich mit „ja“ beantworten, sobald ich überzeugt bin, dass es viele Menschen gibt, die ihre Meinung nicht frei sagen können – auch wenn ich selbst gar nicht betroffen bin.

Und selbst wenn ich betroffen wäre, würde ich die Frage, ob ich mich selbst davor fürchte, meine Meinung zu sagen, nicht unbedingt mit „ja“ beantworten, denn dann würde ich möglicherweise mit einer Situation konfrontiert, in der ich gedrängt werde, etwas zu sagen, das zu sagen ich mich fürchte – da ist es leichter, mit „nein“ zu antworten. Es ist also aus verschiedenen Gründen völlig erwartbar, dass auf die von der ZEIT gestellte Frage viel weniger Menschen mit „ja“ antworten als auf die Allensbach-Frage. – Jörg Eisfeld

 

Doch, doch, es stimmt das nicht mehr alles gesagt werden darf. Wir im Osten haben gelernt wenn man aufhören muss alles zu sagen um unbeschwert leben zu können. Diese Zeit ist längst gekommen und Ihre Bemühungen daran etwas zu ändern kommen viel zu spät. Schuld sind hauptsächlich die Medien. Was nutzt es, wenn einseitige Reden zur Aufklärung gehalten werden und keiner hört mehr zu? Ich finde es schon komisch das unsere Politiker ständig die Welt retten wollen und nicht wissen was im eigenem Land passiert. – L. Hampel

 

Dieser Artikel von Frau Mayr wirkt, wie so oft, seltsam substanzlos. Es wird ein gewichtiges Thema belanglos beleuchtet, Befragungen auf der Straße im luftleeren Raum, ohne Deutung oder Kontext, hängen gelassen. Was sollte dieser Text aussagen? Alles nicht so schlimm? Die Meinungsfreiheit ist nicht in Gefahr? Kein Wort, dass Menschen Ihren Job verlieren, weil sie in der Öffentlichkeit politisch unkorrekte Dinge sagen oder die falsche Sprache wählen?

Da kann kein Zusammenhang bestehen, dass viele Menschen Angst haben, wenn Herr Aogo seinen Job verliert, Herr Nuhr gecancelt werden soll, Herr Sonneborn einen shitstorm erhält wegen eines T-Shirt? Es werden Menschen auf der Straße befragt und die Autorin sieht ihre Weltsicht bestätigt, egal was Umfragen für Ergebnisse bringen? Es stellt sich die Frage, was die Texte von Frau Mayr im Ressort Politik suchen. Das scheint keine politische Berichterstattung zu sein, sondern „Ausschnitte aus dem Leben“, oder „Meinung“. Wo ist hier der Rechercheansatz, ist das der neue Qualitätsanspruch der Zeit? – Walter Horms

 

Ich verstehe die Allensbach-Frage nicht: Politische Meinung frei sagen oder „vorsichtig sein“? Bedeutet Letzteres, erst die Meinung der Anderen zu sondieren und dann ggf. seine Meinung zu sagen? Oder sie nie zu sagen? Oder etwas dazwischen? Wussten die Befragten, was gemeint war? Wie ist vor diesem Hintergrund der Anteil von 55 % zu werten, die angaben, Vorsicht sei besser? Ist die Auffassung der Autorin richtig, dass es um Meinungen geht, „die nicht gesagt werden können“? Warum geht die Autorin im weiteren Verlauf auf die Vorsicht ein, ohne sie wenigstens dann zu definieren? Ich las zwar interessante Ansichten einzelner Personen, entwickelte aber viele Fragen, die leider unbeantwortet blieben. – Dr. Peter Scheibl

 

Allein mit der Frage ob jede und jeder in Deutschland frei seine Meinung äußern könne, wird schon unterstellt, dass es in Deutschland eine Zensur der Meinungsäußerung gäbe. Was ja tatsächlich nicht zutrifft. Dieser Satz: „ Das darf ich ja nicht sagen!“, entlarvt eher Konfliktvermeidung oder sogar die Angst vor Konflikten. Wenn ich eine Meinung frei äußere muss ich auch mit Reaktionen rechnen. Das ist ja auch gut so, da unsere Demokratie von der Diskussion lebt. Es geht nicht darum was ich sage, sondern vielmehr wie. Ich wünsche mir Mut zu einer konstruktiven Streitkultur, wie z.B. Zuhören, Verstandenes wiedergeben, nachfragen, Perspektive wechseln, eigene Position respektvoll einbringen und nicht immer nur Recht haben zu wollen. – Claudia Hirschler

 

Es stellt sich die Frage, was die Intention von Frau Mayr war. Es wurden wahllos Menschen befragt, subjektive Schlussfolgerungen gezogen und daraus die Behauptung aufgestellt, alles gut, keine Gefahr für die Meinungsfreiheit. Verzweifelt sucht man nach Argumenten, findet jedoch keine. Nach den vielen sehr guten und differenzierten Artikeln zu dem Thema in der Zeit, muss man sich schon fragen, ob nun auch hier die Geschichte erzählt werden soll, dass cancle culture nicht existiert? Die junge Garde scheint dieser These anzuhängen, auch Herr Schneider veröffentlichte auf Zeit Online seltsam anmutende, nach meinem Gefühl herablassende Kommentare zu dem Thema. Stirbt die letzte liberale Zeitschrift Deutschlands und passt sich dem derzeit so beliebtem linken Zeitgeist an? – Daniel Scheffler

 

Die von mir sehr geschätzte Anna Mayr hat in ihrem Artikel einen Aspekt nicht berücksichtigt, der leider oft außen vor gelassen wird, wenn es um die Meinungsfreiheit geht: Diese ist auch hierzulande ganz real gefährdet durch Hatespeech und Gewalt- bis hin zu Morddrohungen. Menschen, die öffentlich eine Meinung äußern, die bestimmten Leuten nicht passt, müssen um ihr Leben fürchten: Kommunalpolitiker, Publizisten, Kabarettisten und viele andere. Ich erinnere hier nur an Walter Lübcke.

„Das darf man ja nicht mehr sagen“ gilt auch für diese Menschen im rechtlichen Sinne natürlich nicht – aber auch nicht nur in dem Sinne, dass sie mit Gegenargumenten rechnen müssen wie all jene, die diesen Spruch gern gebrauchen. Es gilt für sie im wörtlich existenziellen Sinne, denn für sie besteht Gefahr für Leib und Leben. Das ist es, was der ganzen Gesellschaft wirklich Sorgen machen sollte. Anna Mayr hat zwar nur Passanten nach ihren persönlichen Erfahrungen gefragt, und es war keiner dabei, der mal Grund zur Furcht gehabt hätte. Gut. Aber ich hatte gehofft, dass sie die wirkliche Gefahr für die Meinungsfreiheit vielleicht am Schluss noch erwähnt hätte, um die Thematik in die richtige Relation zu setzen. – Ruth Gelfert

 

Die letzten Sätze des Artikels bringen es auf den Punkt: Angst muss man spätestens dann haben, wenn man nicht nur verletzende Worte, sondern physische Gewalt befürchten muss. Es gibt in Deutschland Rechtsextremisten, Linksextremisten, Islamisten, sonstige Faschisten und überdies auch noch Geheimdienstler oder einfach Anhänger*innen mehr oder weniger diktatorisch regierter Staaten, und wer sich mit diesen Leuten mit Worten anlegt, muss mit physischer Gewalt als Antwort rechnen – und Polizei oder Staatsschutz kümmern sich leider ziemlich regelmäßig erst dann darum, wenn es zu spät ist und der Angriff oder Anschlag bereits erfolgt ist. Da verwundert es dann meines Erachtens nicht mehr, wenn viele Menschen Angst haben, ihre Meinung zu sagen. Einschüchterung ist ein bewährtes Mittel, um unliebsame Meinungsäußerungen zu verhindern. – Dr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Suche nach dem rechten Phantom“ von Christian Fuchs et al.

 

Ich bitte sie, was soll das. Wer mit offenen Augen unser Land betrachtet, dann muß man zu dem Ergebnis kommen; so kann es nicht weitergehen. Die AfD ist durch Abwanderte der CDU und auch SPD entstanden. Und das waren alles Wissenschaftler. Also keine Dummköpfe. Deutschland haben die Medien und einige Politiker auf dem Gewissen. Allen voran die Bundeskanzlerin. Gottseidank naht ihr Ende. Die Linken konnten noch nie vernünftig regieren. Jetzt hat der Bürger die Faxen dicke. Ich kann nur hoffen, daß die Bürger bei der kommenden Wahl entsprechend mit ihrem Stimmzettel es zum Ausdruck bringen. – Gunter Knauer

 

Es ist unglaublich, was sie erarbeitet haben. Es ist nicht die Story über Herrn Röhrbeck , sondern es sind viel mehr die Fotos, Aufzeichnungen, Gespräche, Rechnungen und E-mails die sie zusammengetragen haben. Ein Meisterwerk guter Recherche. In einer Welt, in der fast täglich von Skandalen die Rede ist, – gefälschter Lebenslauf, Bereicherung am Maskenverkauf, nicht gemeldete „Nebeneinkünfte“, Spendengelder, Steuerverschwendung in Millionenhöhe, Verletzung der Aufsichtspflicht bei Wirescard, Dr-Titel Inflation usw, hat man sich langsam an den Verfall der politischen Kultur gewöhnt. Ich bin gespannt, was alles noch an unterhaltsamen und zerstörerischen Geschichten kommt. – Reinhard Schmitz

 

Unsere Abgeordneten sindals Vertreter des ganzen Volkesan Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen. Das Dossier der ZEIT zeigt, wie ein rechtes finanzstarkes Netzwerk massiv dieses Prinzip unterläuft und gezielt Abhängigkeiten schafft. Es gehören aber immer zwei dazu: Nämlich neben den Einflussnehmern auch diejenigen, die sich als Abgeordnete beeinflussen lassen und sich in Abhängigkeiten begeben. Es kommt eben doch sehr auf Charakter an. Transparenz schützt unsere Demokratie, hilft den Wählern und fördert den Charakter. – Reinhard Koine

 

Wieder muss ich mich bedanken für Ihre sehr gute Darstellung was in unserem Land haarsträubendes abläuft. Angeregt durch Ihren Bericht habe ich hier und da im Internet recherchiert. U. a. stolperte ich auf https://belomor999.livejournal.com/42047.html. Alles zusammen, es bleibt einem die Spucke im Hals stecken. Unfassbar. Machen Sie bitte weiter so. Wühlen Sie bitte weiter, in der Hoffnung darauf, dass diese Verbrecher, Handlanger, Mitläufer in die Öffentlichkeit gezerrt werden. Es gab eine kurze Zeit, da wollte ich die ZEIT stornieren, aber mit solchen Arbeiten bin ich zufrieden eine gute Zeitung lesen zu können. – Harald Krings

 

Drei Seiten ihrer wertvollen Zeitung haben sie für diese substanzlose Recherche verbraucht. Keine Belege, keine strafrelevanten Fakten, nichts außer konstruierten möglichen Zusammenhängen. Und für was? Da ist manche Einflussnahme durch NGO‘s, die auch zweifelhafte Geldzuwendungen haben ehr verdächtig und staatsgefährdend. – Peter Knappmann

 

Vielen Dank für diese sehr aufschlussreichen Nachrichten, auch wenn sie erschreckend an die Legenden (oder waren es wirkliche Ereignisse) der Harzburger Front und Hugenberg oder an sonstige Szenen eines Gruselkabinetts erinnern. Ich gehe davon aus, dass dieser Artikel und die Recherchen dafür zum Gegenstand von Prozessen werden denn zumindest Frau Weidel wird ihm geharnischt widersprechen müssen. Bitte berichten Sie dann auch über diese Auseinandersetzungen mit gleicher Akribie.

Noch ein anderer Gedanke drängt sich auf: sind die Finanzen der anderen Parteien und die Einflussnahmen dort völlig anders? Kurz wird ja auf gewisse personenbezogene Verwandtschaft zum Vorgehen von Kohl hingewiesen, ich fände es sehr aufschlussreich, auch andere Influencer mit dem Bankkonto (zB in der FDP) zu untersuchen. Werden dortige Spenden nicht oft über willige Freunde usw. aufgeteilt und damit unter die Grenze der Veröffentlichung gedrückt? Ich möchte auf keinen Fall insinuieren, dass die AfD nur ein bisschen übertreibt und das sonst übliche verlängert, aber ich denke doch, dass es ähnliche Vorgänge auch bei anderen Parteien gegeben hat. – Immanuel Stauch

 

Mit der geballten Faust in der Tasche lese ich diesen Artikel, denn was Herr Rohrböck da so treibt wird von sicher mehr als 100 weiteren Lobbyisten genau so auch betrieben. Diesen Strippenzieher als „genial“ zu bezeichnen geht mir gehörig gegen den Strich: Geld um sich werfend sein Ego aufzuputzen, bescheißen was unsere Gesetze hergeben, ist ehr ein Merkmal von mangelnder Empathie, einer ganz und gar nicht reifen Persönlichkeit. Kern der Masche ist, aufstrebenden Politikern Zeit ( = Geld) für den Weg als Berufspolitiker zu verschaffen .

Jeder der 7000€ monatlich für einen Job als Geschäftsführer bekommt und dann halbjählich ein paar Unterschriften leistet, ist sich klar darüber: ich begehe Betrug. Unsere Gesetzgebung wird sich extrem schwer tun diese Praxis in den Griff zu bekommen, denn von aufstrebenden Lokalpolitiker der im Vorstand der Sparkasse sitzt bis zu Ex-Ministern die im Aufsichtsrat von Dax-Konzernen die sich dem Sog des Geldes hingeben kann man nicht erwarten, dass sie sich selbst den Geldhahn abdrehen. Die Frage ist schlicht: Ab welchem Stundenlohn beginnt Betrug!

Wir müssen für das Finanzamt ein Fahrtenbuch führen, jede einzelne Fahrt nachweisen, aber für die Tätigkeit im Aufsichtsrat nicht nachweisen wie viel Zeit dafür aufgewendet wurde. Ich schlage vor 1000€/h, wer die nimmt, begibt sich in eine Position, die nichts mehr mit Volksvertretung zu tun hat. Nicht nur die Disskusion über Mindestlöhne ist wichtig für eine Demokratie, sondern auch die über Abhängigkeiten durch zu viel Geld. – Klaus Hartmann

 

Dank für Ihre Recherche in der Zeit vom 24.6.21.! Ich gab diese einem Nachbarn, der früher Links wählte und heute bekennender Anhänger der AFD ist. Dies unter Bezug auf ein Gespräche über den Gartenzaun, wo es neben der AFD auch um die Verbrechen in der Kolonialzeit des Kaisereichs Deutschland ging, passend dazu Ihre nächste Seite über das Schicksal der Hereros. Deutsche mit rechtsradikaler Ideologie rechnen bekanntlich die Sünden von Völkervernichtung gern auf mit den Sünden anderer europäischer Völker, als ob das eine Rechtfertigung für Massenmord sei.

Ebenso automatisch werden Inhalte wie der Ihres Artikels pauschal als Fake News vom Tisch gefegt. Für mich ein Beweis mangelnder Bereitschaft aber auch mangelnder Diskussionsfähigkeit zu vorliegenden Fakten, die nicht in`s Weltbild dieser Leute passen. Ich bin immer wieder fassungslos über ein solches Verhalten. – Welchen Terminus haben Sie für diesen Personenkreis? Dumm, arrogant, aggressiv? – Gerhard Regener

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich sitze hier nicht, um Mitleid zu erheischen«“. Gespräch mit Jens Lehmann geführt von Henning Sußebach

 

Die sprachliche Weiterentwicklung des Herrn Lehmann. Das -für mich völlig überflüssige- Interview mit Jens Lehmann zeigt, dass er bis heute nichts mit den Worten Toleranz & Respekt anfangen kann. Seine Aussage, dass „Menschen, die spachlich nicht ganz auf der Linie liegen, von einer relativ kleinen Gruppe quasi ausgelöscht werden sollen“, lässt vermuten, dass er seit seinem Kommentar über die Homosexualität von Thomas Hitzlsperger (2014) doch noch nicht so viel dazugelernt hat, wie er behauptet. Denn, „Sprache ist Ausgangspunkt und Fluchtpunkt all dessen, was wir sind. Das heisst, sie drückt aus, wer wir sind[…]. Sprache ist unsere Persönlichkeit“. (Grochowksi, Philipp, in: DLF Kultur, 21.06.2018) – Bettina Störmer

 

Dieses Interview mit Jens Lehmann hat mich geradezu erschüttert, weil es so deutlich zeigt, wie gespalten Deutschland ist. Trägt man kein Regenbogenfähnchen, stellt man sich auf die Seite von Viktor Orban. Ausdrücke wie Toleranz, Homophobie, Antisemitismus oder Rassismus werden mittlerweile völlig inflationär benutzt. Macht man einen „Fehler“ in dieser Richtung, ist man weg vom Fenster. Meine Güte, haben wir in der heutigen Zeit keine anderen Probleme? Ich bin frei, ich sage -Gott-sei’s-gedankt- das, was ich denke. Wäre ich noch berufstätig, würde ich mir überlegen, ob irgendeine Vokabel vielleicht von der Mehrheit falsch verstanden werden könnte. Das ist keine gute Entwicklung. – Linde Schütte

 

Culpo, ergo sum … … scheint das Motto in den unsozialen Auskotzmedien zu sein! Wir machen sogar (endlich) ein Gesetz für (wenigstens Vorstands-)Quoten-Frauen, dagegen schreit kein echter deutscher Gockel. Aber wenn ihn der Neid erfasst (auf klügere, hübschere, (erfolg-)reichere, berühmtere MitmenschInnen … Was geht uns eine Mail eines Mannes an einen anderen Mann, der den gleichen Beruf hat, an? Es ist erschütternd, was aus ursprünglich ehrenwerten Motiven werden kann, wenn die Deppen sich ihrer bemächtigen! Und welche Gratwanderung, dem eine ganze Seite in der ZEIT zu widmen. Mir schwölle gewaltig der Kamm, hätte ich einen. So kann ich aber zum Glück Jens Lehmann nur unbekannter Weise herzlich grüßen und bewundern für die Zurückhaltung gegenüber den Fragen! – Gudrun von Felde

 

Es fehlt die Information, warum Herr Lehman die ganze Aktion überhaupt gestartet hat. Waren die Kommentare von Herrn Aogo so schlecht? Ich kenne den Ausdruck Quoten…………. hauptsächlich als persönliche Kritik an einer Person, die wegen einer Quote auf einem Posten sitzt, auf den sie ohne Quote niemals gekommen wäre und dort schlechte Leistungen abliefert. Dazu gehören z. B. auch unsere Verkehrsminister. – Willi Krebser

 

Als Frau kann ich die Aufregung um das Wort „Quotenschwarzer“ ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Frauen auf exponierten und gut dotierten Posten, die lange Zeit exklusiv Männern vorbehalten waren, müssen sich schon lange anhören, Quotenfrauen zu sein, ohne dass dies von höchstoffizieller Stelle als sexistisch gebrandmarkt würde. Natürlich ist so ein Begriff diffamierend gemeint. Aber müssen wir uns diesen Schuh anziehen? Irgendwer muss doch VorreiterIn sein. Also, Quotenschwarzer und stolz darauf! – Prof. Dr. Claudia Reuter

 

Ihr Interview mit Jens Lehmann verschlug mir die Sprache. Nur weil er von dem Wort „Quotenschwarzer“ Gebrauch machte, widmeten Sie ihm eine Seite. Dieses zusammengesetzte Substantiv enthält meines Erachtens weder Schimpf noch Schande, sondern ist einfach Bezeichnung für einen Fakt. Wie oft ist in der Vergangenheit das Wort „Quotenfrau“ verwendet worden. Gab es Reaktionen der Betroffenen?

Es scheint heute Mode zu sein, alte deutsche Worte, zum Beispiel „Mohr“, negativ zu belegen. Dabei sind sie als natürliche Bezeichnungen entstanden und genutzt worden bis neue zeitgemäßere Bezeichnungen das Volk „ins Maul nahm“. Halten Sie sich an Luther! Gendern etc. soll, wer will. Die Sprache sollte einfach und klar sein und bleiben und so genutzt werden. Das meint Anti-Gender-Quotient – Gerhard Morgenroth

 

Die Rassismus-Diskussion ist verlogen. Heute gilt es den Eindruck erwecken, Diversity ganz selbstverständlich zu berücksichtigen und wertzuschätzen. Denn Diversity ist hipp und schützt (nur scheinbar) vor Rassismus-Verdacht. Für die Wahl von Dennis Aogo als Sky-Experte waren sicherlich nicht nur Fachkompetenz, Sprachgewandtheit und Unterhaltungswert ausschlaggebend, Dass er den hippen Diversity-Faktor mitbringt, hat ihn vielleicht sogar das Rennen unter mehreren Kandidaten machen lassen. Insofern hätte der Lehmann-Tweet, gerichtet an die Sky-Redaktion, kritisch-ironisch ins Schwarze (hier keine Diskriminierung!) getroffen. – Kai Diekelmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Was wollen die Bürger sich zumuten?“ von Merlind Theile

 

Woher wissen „die beratenden Wissenschaftler“ des Bürgerrats Klima (die üblichen unterschiedlich grünen Verdächtigen sind ja weitestgehend dabei) , dass ein nationales Maßnahmenbündel x im Jahr 2050 ein bestimmtes Temperatur-Ziel erreicht, ein anderes Bündel y hingegen nicht? Die Herleitung wäre interessant: Welche Weltbevölkerung mit massivem „Changed land use“ wird unterstellt , wie viele Kohlekraftwerke laufen bis 2050 in Süd-Ost-Asien und hat Herr apl. Prof. Dr. Fischediek die oberen oder un¬teren Wasserstoff-Werte der FFF-Studie seines Wuppertaler Instituts benutzt? Woher kommen diese Riesenmengen Wasserstoff bis 2040 , etc.? Die gutwilligen Bürger wurden von 27 „Wissenschaftlern“ des Kuratoriums derart „an die Hand genommen“, dass es gruselig ist! Durch eine derartige Infantilisierung der realen Probleme könnte sich jeder Bürger veräppelt fühlen. Aber DIE ZEIT berichtet über diese merkwürdige Inszenierung! – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Der Berichterstattung vom neulich von Statten gegangen “Bürger-Rat “ und dessen Fazit ,kann ich nur mein größtes Befremden äussern ; abgesehen davon, daß die Teilnehmerauswahl explizit breit angelegt , war dieses Gremium gewiss nicht repräsentativ für einen großen Bevölkerungsschnitt in Deutschland . Der Konsens über die zitierten 8 Punkte und deren gewünschte Verwirklichung zeigt eine unfassbare Naivität dieser Leute . All die 160 Teilnehmer samt wissenschaftlicher Beratung und Unterstützung sind bereits vom ersten Tag ihrer Auswahl und Information zur Thematik befangen – befangen, weil dieses Thema Klimakrise in der gesamten Diskussion seit Jahren den Leuten hier im Lande seitens der Grünen und deren Medienpropagandisten eingehämmert wird. Die Klimahysterie , vor allem hier in Deutschland virulent , treibt immer groteskere Volten !

Selbst Ihre Zeitung entblödet sich nicht ( der/die Autor*in) im Berichttext von immer “wieder, häufigen Hitzewellen “ zu reden – als hätte es in der Vergangenheit nie irgendwelche Hitzewellen (Sommerwetter) gegeben ; schon seit Ende der letzten Eiszeit ! Politisch hat die Umsetzung dieser 8 Punkte Null Chance . Abgesehen davon auch nicht ökonomisch-. wirtschaftlich-finanziell . Es ist doch offensichtlich, daß diese Leute und deren Hintermänner ihr Hauptziel auf den Individualverkehr richten ,diesen egal wie verändern wollen und damit glauben der Welt das +1,5 ° C Ziel bescheren zu können , und das in Deutschland dessen CO 2 Anteil weltweit gerade 2% beträgt —- ! ?? Wer angesichts dieser lapidaren Feststellung immer noch glaube die Welt vor dem drohende Kollaps zu bewahren , muß vollends von Traumwelten befangen sein – oder unter Paranoika leiden !

Die eigentlich Verantwortlichen die seit Jahren die Thematik anfachen sind etwa einige 1000 sogenannter Wissenschaftler – angeführt von den Demagogen vom “Potsdam Institut für Klimaforschung “ : Schellenhuber – Rahmstorf u.a. – nebst den Leuten aus Kiel / Latif ! Das Tollste ist , daß diese Herrschaften munter von unseren Steuergeldern leben und selbstverständlich von den Windkraftanlagenbauern alimentiert werden — was die Industrie angeht – die wird , wenn`s denn gewünscht , auch Atomaggregate in die PKW montieren — Und im Übrigen : was geschieht künftig mit all den ausgemusterten Verbrennern hier im Lande – ich sage es Ihnen , die werden nach Afrika verscherbelt -das bleibt dann übrig von all den Strategien die sich 160 aussortierte Leute eines Bürgerrates phantasieren !

Wie vernagelt muß man sein um diese GRÜNE Partei zu wählen ! Ihre Zeitung bietet nur diesen Leuten und Protagonisten ständig Ihre Plattform , ohne auch nur einmal eine andere Sicht der Dinge von kompetenter Seite zu veröffentlichen —- und man vergesse nicht : In weiteren 2- 4 Generationen werden ca. 12-13 Milliarden Menschen diesen Planeten ausrauben …so oder so ! – Klaus Schindler

 

„Um den heißen Brei herum diskutiert“ Ich habe mit Verzichtsdebatten immer ein Grundproblem. Stellen wir uns kurz vor, alle Forderungen (zumindest die die im Artikel benannt wurden) des BürgerInnenrats würden politisch umgesetzt. Großer Jubel wäre aus Sicht der KlimaschützerInnen zu erwarten, denn klimaschädliche Verhaltensweisen wären stark reguliert. Doch wenn uns der ressourcenintensive Kapitalismus eines bewiesen hat, dann das: Er findet immer einen Weg neue Märkte zu erschließen, neue Innovationen zu entwickeln, welche keiner Regulierung unterworfen sind. Sind es heute Inlandsflüge die als klimaschädlich gelten und als regulierungsbedürftig gelten, sind es morgen andere Konsumgüter.

Solche Debatten kreisen stets um ein systemisches Grundproblem, welches wie ein Damoklesschwert über der Menschheit schwebt. Stellen wir uns kurz vor, wir würden regionaler denken. Wir würden regionale Wertschöpfungskreisläufe befördern, z.B. durch regionale Währungen. Wir würden die Digitalisierung so verstehen, dass pro Siedlung ein Rasenmäher zur Verfügung stünde, welcher online stundenweise gebucht werden könnte. Wir bräuchten weniger individuellen Konsum, hätten mehr Geld zur Verfügung oder -und das kann sich ein Neoliberaler kaum vorstellen- mehr Zeit. – Simon Hentschel

 

Vielen Dank für den sehr erhellenden Artikel über den „Bürgerrat Klima“, aus dem man sehr viel lernen, viel Hoffnung schöpfen, aber auch Skepsis entwickeln kann, ob eine Klima-Katastrophe überhaupt noch abgewendet werden kann, wenn selbst bei so einer interessierten, zu Zeit- und Müheopfern bereiten und so gut informierten Gruppe ohne Ängste bzgl. Ab- oder Wiederwahl noch derartige Schwierigkeiten bestehen, sich auf einen für 1,5 Grad ausreichenden Weg zu einigen, vor allem, wenn der auch noch sozial und gerecht sein soll.

Es ist eine sehr wertvolle Leistung, dies alles zu organisieren, wofür sicher auch die Fachleute einiges ehrenamtlich beigetragen haben. Die Repräsentativität der Ergebnisse ist aber wohl trotzdem eingeschränkt, da notgedrungen eine Auswahl der Teilnehmer nach der Bereitschaft bestand, die eben auch ein gewisses Maß an Zeit, Interesse und/oder Verantwortungs- oder Pflicht-Bewusstsein voraussetzt, vermutlich deutlich mehr als für die Teilnahme an einer Wahl schon erforderlich ist. Daraus folgt eine gewisse Verzerrung der Ergebnisse zu eher konstruktiven Ergebnissen als bei einer wirklich repräsentativen Stichprobe. Das soll aber keine Minderung der verdienten Wertschätzung dieser Arbeit -einschließlich Ihres Berichts – bedeuten.

Einige Male habe ich mich gefragt, ob die Begleitung der Maßnahmen durch ein Energiegeld vorausgesetzt wurde oder eher nicht, was eher zu etlichen Äußerungen passen würde. In jedem Fall ist es bedeutsam und lehrsam, dass selbst hier die „soziale Frage“ letztendlich nicht gelöst wurde. Dies und etliche anderen Beobachtungen zeigen frapperende Parallelen zu den politischen Prozessen: Die Probleme der Zeitdauern, der Vermittlung der Ergebnisse an „die Gesellschaft“, der Bezahlung von allem Maßnahmen, der Freiheits-einschränkungen durch große Teile der Maßnahmen, der Angst vor den Maßnahmen oder gar Aufklärungsresistenz selbst bei Teilnehmern, des Dilemmas z.B. zwischen lieb gewordenen Gewohnheiten/Ansprüchen und Notwendigkeiten, und schließlich auch die (wohl daraus resultierende) Vagheit einiger Empfehlungen.

Sehr gut verständlich gemacht haben Sie auch die Angst der Politiker*Innen, von denen vieles — mit Recht — gefordert wird, die aber dann oft für die Kosten, Nebenwirkungen und Risiken gerade des geforderten abgestraft werden, von denen allzu oft eine Art Quadratur des Kreises oder ein Waschen, ohne jemand nass zu machen, gefordert wird: Die Lösung der Probleme und drohenden Gefahren, ohne dass jemand dabei verliert. Dieses Dilemma wurde ja auch im „Rat“ als Problem genannt, das auch dort kaum ganz ausgeräumt werden kann: „. . . immer ein Kontra, irgendeiner verliert bei der Sache.“ Am deutlichsten wurde dies Dilemma wohl bei der Ablehnung der für den 1,5 Grad-Pfad notwendigen Fleischkonsum-Reduktion durch die Hälfte der Teilnehmer, was erst in der zehnten Sitzung deutlich wurde, so dass schließlich die Bereitschaft dieser äußerst gut informierten Gruppe nur für 1,7 Grad reichte.

Angesichts dieser Dilemmas und Problemlösungshindernisse auch in der menschlichen Natur habe ich bis vor 3 Jahren praktisch resigniert, da in einer normalen, weit weniger interessierten motivierten und informierten Gesellschaft diese Hindernisse wohl noch weit größer sind, in Deutschland und erst recht weltweit. Jetzt aber sehe ich eine größere Verpflichtung und eine größere Hoffnung, um sich dennoch weiter einzusetzen: Zum einen dürfen wir die FFF und etliche andere, die z.T. mit gutem Vorbild und großen Opfern an der „Klimarettung“ arbeiten, nicht im Stich lassen. Zum anderen haben Sie mit Recht festgestellt, dass die Vorschläge weit über das hinausgehen, was die gegenwärtige Politik tut.

Und wer weiß, ob mit weiteren Aufklärungs-Arbeiten, Gewöhnung an die bisher empfohlenen vorläufigen Maßnahmen und vielleicht weiteren „Hinweis-Schlägen“ des schon (obgleich bisher nur moderat) begonnenen Klimawandels sich die Einsichten und Bereitschaften nicht doch noch weiter entwickeln. Dafür trägt sicher fast jeder Verantwortung, vor allem, wer irgendeinen Einfluss auch auf andere hat, neben Politik und Wissenschaft insbesondere auch die Medien, von denen hoffentlich viele noch Ihrem positiven, aber auch noch lange nicht vollendeten Beispiel folgen. – Peter Selmke

 

Die Bürger zu beteidigen ist eine tolle Idee. Ich möchte hier der Zeit nahe legen, darauf zurück zu greifen; Ihre Leser zu befragen. In den einzelnen Berufen sind etliche Sünden zu finden, wie die beschriebenen Löcher in Gasanlagen. Mit wenig Aufwand zu beheben. Für mich ist es z.B. nicht nach vollziehenbar, warum wir Aussenanlagen beheizen. Nicht nur mit Heizpilz, sondern auch mit Fussbodenheizungen auf Terrassen. Jegliche Beteuerung, das Verbote nicht schön sind und wir die Entwicklungen der Wissenschaft abwarten sollen geht hart an der Realität vorbei. – Nina Weingaertener

 

Ich bin enttäuscht. Von diesem Artikel oder vom Bürgerrat Klima? Oder von beiden? Die Idee eines Bürgerrates Klima hatte ich mit der Gruppe Scientists for Future unterstützt. Ich hatte davon erwartet, daß da Handlungsalternativen diskutiert würden, Perspektiven, wie mit den Folgen des Klimawandels umgegangen werden kann, welche Möglichkeiten es gibt, die Folgen zu mindern usw. Der Bericht in der ZEIT jedoch vermittelt den Eindruck, daß lediglich Stimmungsbilder und Befindlichkeiten zur Sprache kamen.

Belanglose Gesprächsfetzen werden zitiert. Und die kurze Zusammenfassung der erarbeiteten Empfehlungen liest sich wie eine Wiederholung der längst schon überall kursierenden Forderungen nach Maßnahmen zum Erreichen eines 1,xx-Grad-Zieles. Ist es wirklich so schlimm oder hat die Autorin dieses Artikels etwas nicht verstanden? – Helga Nitsche

 


 

 

Leserbriefe zu „Nehmt ihr unseren Dank an?“ von Henning Sußebach

 

Ihr Idee finde ich großartig. Aber: warum kommt niemand bei mir vorbei, um sich zu bedanken?!?!? Ich bin 57, hätte zu Beginn der Pandemie fast meinen Arbeitsplatz verloren und habe mir Sorgen um meine 84jährige Mutter gemacht. Will sagen: Ich habe natürlich nicht nur Verständnis und Mitgefühl für die sehr jungen bis jungen Leute, die ggf. den ihnen zugesagten Ausbildungsplatz verloren oder keinen Studienplatz bekommen haben und somit mit Bedenken in die Zukunft sehen.

Aber das ganze – Entschuldigung – Geschisse um die lieben Kleinen, Mittelkleinen und großen Kleinen geht mir zunehmend auf den Geist. Wir alle haben Federn gelassen. Und wir alle werden irgendwie damit klarkommen. Wir mussten ja keinen Krieg erleben! Irgendwann ist es mal gut mit diesem Gejammere. – Annette Haagen

 

Einfühlsamer, gefühlig und dennoch kitschfrei hätte die Situation der Jugendlichen in der Pandemie nicht geschildert werden können. Ich habe beim Schmunzeln feuchte Augen bekommen. Die jungen Menschen haben Anspruch auf sämtliche Boni aller Bonusempfänger/innen der nächsten 10 Jahre. Meine uneingeschränkte Hochachtung haben sie ohnehin. – Dodie Volkersen

 

Den Dank, den Bundespräsident, Bundeskanzlerin und Familienministerin denJugendlichen für ihre Haltung in der Coronapandemie entgegenbringen, ist Ihrem Autor Hennig Sussebach wohl nicht ausreichend, sonst hätte er diesen Artikel nicht geschrieben. Als langjähriger Leser der ZEIT kann ich mich nicht erinnern jemals einen Beitrag in Ihrem Blatt gelesen zu haben, der mit seiner Redundanz und Gefühlsduselei so beklagenswert gewesen ist. Natürlich verdienen Jugendliche, übrigens auch Kinder, Lob und Anerkennung für ihre durchweg gezeigte Haltung. Aber, bedarf es einer solchen Dankestirade? Wie werden Kinder und Jugendliche der Kriegs und Nachkriegszeit diesen Artikel lesen? Wirklich ähnliche Probleme, keine Befindlich- keitsstörungen, kann man heute auch noch erfahren, nicht auf idyllischen Parkwiesen, sondern u.a. in Altenheimen und Krankenhäusern. – Horst Zerfas

 

Ich zumindest bin dankbar für diesen Artikel. Als ich ihn gelesen habe, war ich ziemlich froh darüber, die ähnlichen Erfahrungen ähnlicher Leute mal in so einer detaillierten Ausführung zu lesen. Denn da ist etwas, was uns jetzt fehlt, ein Loch, in das wir gefallen sind. Und das sollte nicht vergessen werden. Ich bin zwar etwas jünger und habe noch die hoffnungsvolle Aussicht, dass mein Abitur mehr als ein feuchter Händedruck sein wird – aber ich merke, wie das, was eigentlich der Anfang von etwas sein sollte, ein tauber Stillstand geworden ist. Ich habe Angst um mich und meine Freunde, dass wir nie lernen werden, diese jugendliche Ausgelassenheit auszuleben, die einem jeden Menschen innewohnt, und dadurch unser Leben lang von einer unterbewussten Unruhe geplagt werden.

Dass uns die Ausgeglichenheit fehlen wird, die damit einhergeht, sich ausprobiert zu haben. Denn diese Jahre sind weg, und das Studium drängt, die Erwartungen des Umfelds drängen, sie drängen sich in den Vordergrund. Vielleicht bewirkt ein Artikel wie dieser ein grundlegenderes Verständnis von dem Rest der Welt. Die Entscheidungen, die getroffen wurden, mussten getroffen werden. Aber es ist wichtig, dass die Entscheidenden das vollkommene Ausmaß ihrer Entscheidungen kennen. Ein solcher Artikel könnte Verständnis und Beachtung fördern, für eine Gruppe von Menschen, die man aus peinlicher Berührtheit sonst lieber wegblinzelt. Also ich nehme den Dank an. Und ich hoffe andere den Gedankenanstoß. – Josefine Horz

 

Bin durch den Artikel ‚ Nehmt Ihr unseren Dank an?‘ über die Jugendlichen und die Corona- Zeit zu Tränen gerührt. Habe dann doch dem knapp erwachsenen Sohn den Trip mit der Freundin liebevoll gestattet und leicht gesponsert, obwohl ich ihn eigentlich richtig bei der Familienreise im Inland dabei gehabt hätte. Das grosse Kind ist sehr glücklich und beabsichtigt, als künftiger Student Die Zeit zu abonnieren. – Karin Heffter

 

Danke für diesen Artikel! Die Lektüre hat mich sehr bewegt. Ja, genau so habe ich das als Mutter eines 16-jährigen auch erlebt: ein stilles, verantwortungsvolles „Sich-Zurücknehmen“, klaglos und nur selten aufbegehrend. Und jetzt ein vorsichtiges „Sich-ins-Leben-Zurücktasten“. Verständnis, Vernunft, Verantwortung. Ich habe Hochachtung vor den Jugendlichen und finde es längst überfällig, ihnen unseren Dank auszusprechen, vor allem aber auch unseren Respekt entgegen zu bringen. Wenn ein Jahr im Leben eines Teenagers einfach „ausfällt“, wie ist das eigentlich? Können wir das wirklich nachempfinden? Zumindest versuchen sollten wir es. Und anerkennen. Und es nicht vergessen! – Ulrike Mauder

 


 

 

Leserbriefe zu „Alles neu! Alles bleibt!“ von Matthias Geis

 

Den Wechsel wählen.Gern. Aber wie? Die aktuell verabschiedeten Wahlprogramme interessieren mich, in Hinblick auf meine Wahlentscheidung nur am Rand. Ich schau mir vielmehr an, was hat die Regierung geleistet. Finde ich das in Ordnung, wähle ich diese Partei wieder, wenn nicht, wähle ich eine oppositionelle Partei. Mit der Leistung der CDU in den letzten 16 Jahren bin ich nicht zufrieden. Aktuell ist unser Land auf die anstehenden Aufgaben nur unzureichend vorbereitet, hinzu kommen Vetternwirtschaft und eine innerlich zerrissene Partei, die Zeit zur Neufindung in der Opposition bekommen sollte. Stellt sich die schwer zu beantwortende Frage, wem gebe ich meine Stimme, damit ich dazu beitrage, dass die CDU in der Opposition landet?

Die AFD war mal als bürgerlich konservative Alternative angetreten, befindet sich aber derzeit voll auf der abschüssigen Bahn ins rassistische „Höcke-Lager“. Wer noch mit ein bisschen Selbstachtung in den Spiegel schauen will, kann dieser Partei seine Stimme nicht geben. „Die Linke“ zerlegt sich gerade selber und wird wohl unter der 5%-Hürde bleiben, um in der politischen Bedeutungslosigkeit zu versacken. Also keine Option, da ich meine Stimme nicht verschenken möchte. Verbleibt als einzige einigermaßen realistischer Hoffnung, um die CDU auf die Oppositionsbänke zu verweisen, eine „Ampel-Koalition“ (rot-gelb-grün). Das wird nur klappen, wenn eine kleine Koalition aus CDU/FDP nicht über die nötige Mehrheit verfügt.

Ansonsten sehen sich die beiden Parteien ja als natürliche Partner. Deshalb wird die FDP auf meine Stimme verzichten müssen. Die Grüne Vision einer eigenen Kanzlerin kann ja mittlerweile, ob der peinlichen Unprofessionalität von Kandidatin und Partei, als Lachnummer zu den Akten gelegt werden. Und solange Annalena gewillt ist mit dem tapferen Ritter Armin das Bett zu teilen, sind die Grünen nicht wählbar, um der Union das harte Brot der Opposition zu kredenzen. Bleibt noch die „Nie wieder Groko-Partei“, die sich dann schnell staatstragend geriert, um sich doch noch ein paar Posten zu sichern. In der „Groko“ haben die SPD und ihre Minister aber die deutliche bessere Arbeit abgeliefert.

Aber es war jetzt auch nicht die große Herausforderung, mit dem Amt überforderte Minister, wie Scheuer und Spahn, hinter sich zu lassen. Scholz schien als gediegener Kanzler denkbar, aber aktuell ist er angeknockt wegen seines Verhaltens als 1.Bürgermeister in Hamburg beim Cum-Ex-Skandal. Was also soll der geneigte, den Wechsel wählen wollende, Wähler denn jetzt machen? Hoffen. Worauf? Auf ein Wunder, nämlich darauf, dass der sich abzeichnende biedermeierliche Mehltau-Wahlkampf an Fahrt aufnimmt und den Namen Kampf alle Ehre macht. Dazu ist es notwendig, dass SPD und Grüne erklären, und diese Versprechen nach der Wahl auch halten, diesmal nach der Wahl nicht als Koalitionspartner der CDU zur Verfügung zu stehen.

Dann wären Grüne und SPD wählbar, um das Ziel zu erreichen. Wen ich dann wähle, fällt unter das Wahl-geheimnis. Wenn es dann für CDU und FDP nicht reicht, wird Herr Lindner diesmal, das lassen seine ministergeilen Augen erkennen, lieber schlecht regieren als nicht regieren. Mithin: Lang lebe die „Ampel“. Die wird es aber nur geben, wenn man sich im Wahlkampf zu ihr bekennt und um sie kämpft. – Jürgen P.K. Grunau

 

Wir schreiben das Jahr 2021, und wir fliegen mit pandemischer Geschwindigkeit durch die Welt des griechischen Alphabets. Genau vor uns liegt der hochansteckende Buchstabe „Delta“, auch genannt, „Delta Nr. 4“. Die Reise wird uns über „Epsilon“ nach „Zeta“ weiterführen, bis wir irgendwann einmal bei dem letzten Buchstaben, dem „Omega“, der Nummer 24 angekommen sein werden; das kann natürlich noch ein paar Jährchen dauern. Wir leidgeprüften (Corona) Menschen kippen aber nicht so schnell aus den Latschen, Hauptsache unsere FFP2-Maske sitzt richtig. Ob Grün mit Schwarz, ob Schwarz mit Grün, ob Grün + Schwarz + Gelb, oder wie auch immer; alles bleibt alt, alles bleibt wie es ist, wir haben uns an diese Lockdown-Politik dieser Lockdown-Politiker schon längst gewöhnt! – Klaus P. Jaworek

 

Ihrem Artikel auf Seite 3 stimme ich weitestgehend zu. Aber über den Satz „Dagegen haben ein paar unbedeutende biografische Holpereien der grünen Kandidatin mächtig Wirkung entfaltet“ war ich mehr als befremdet. In meinen Augen hat sich eine Kandidatin für das Bundeskanzleramt disqualifiziert, wenn sie es nötig hat, ihren Lebenslauf aufzubessern. Und bekanntlich gab es weitere Ungereimtheiten. Die Verbreitung von Unwahrheiten ist für mich nicht entschuldbar. Das bedeutet für mich einen immensen Vertrauensverlust. Frau Baerbock ist damit nicht mehr wählbar. Dass diese „Holpereien mächtig Wirkung entfaltet haben“ , darüber brauchen Sie sich also nicht zu wundern, da ich mir sicher bin, dass ein Großteil der Bundesbürger ähnlich wie ich denkt. – Joachim Keller

 

Mit zunehmendem Alter und Lebenserfahrung frustriert mich das Verhalten von uns Wählern und infolgedessen jenes der Politiker, und zwar durchweg aller Couleur. So auch das Wahlprogramm der Union. Lange hat es gedauert, nun liegt es vor. Die überwiegende Mehrheit der interessierten Fachleute und geneigten Leser hat darin einmal mehr eine große Unverbindlichkeit ausgemacht. Alles kann, nichts muss. Wo bleibt das Statement: Mehr klare Politik wagen?!

Derweil wird unsere ewige Bundeskanzlerin Angela Merkel hinsichtlich des Tempos des internationalen Klimaschutzes sinngemäß zitiert, dass die Zeit wahnsinnig drängt, und dass sie die Ungeduld der jungen Leute verstehen kann. Was soll mir das als Wähler über eine seit 2005 im Amt stehende Regierungschefin sagen, die überdies in Europa und weltweit außerordentlich hohe Anerkennung, ein sehr hohes Renommee, genießt. Konnte sie nicht, oder wollte sie nicht? Und, wenn sogar eine Angela Merkel „schon wollen gemocht hätte, aber sie sich nicht getraut hat zu dürfen“ (frei nach Karl Valentin), was dürfen wir von der nächsten Bundesregierung erwarten. Nichts außer Mehrheiten für ein weiteres selbstgerechtes Regierungsbündnis, fürchte ich.

Dabei steht uns das Hals in vielen Bereichen, nicht zuletzt Corona hat es offengelegt, bis zum Hals. Klimawandel, Rente- und Gesundheitsreform, Bildung und sozial gerechte Integration, Digitalisierung. Für mich steht fest: Das Verhältnis zwischen dem aktiven und dem passiven Wähler muss endlich redlicher, transparenter und verbindlicher, dafür weniger selbstgerecht werden. Wenn die Pandemie als vorbei erachtet wird, müssen wir unbedingt auf allen Ebenen diese Krise aufarbeiten, ohne Wenn und Aber. Wir müssen die Fehler klar benennen – und übrigens nicht die, die sie gemacht haben, als sie nach bestem Wissen und Gewissen für uns gehandelt haben/handeln wollten. Es geht also mitnichten um Schuldzuweisung oder Applaus aus Billigkeitsgründen.

Denn, wir Menschen können (und sollten) gewiss vieles entbehren; aber auf ganzheitliche Aufklärung, die uns zukünftig ein gesünderes Leben und Überleben ermöglicht, dürfen keinesfalls verzichten. Daran müssen nicht zuletzt unsere Medien sehr gerne breit aufgestellt und intensiv mitwirken. Und ja, wir sollten nach dieser Pandemie – und vor der nächsten – die Vielen nicht vergessen, die durch die mannigfaltigen Maßnahmen bei der Bekämpfung von COVID-19 sehr zurückstehen mussten, sei es etwa im sozialen, medizinischen und/oder wirtschaftlichen Bereich. Pandemisch bedeutet gesamtgesellschaftlich.

Sehen wir, sieht das die kommende Bundesregierung anders, sollten wir uns demnächst über deutlich mehr Querdenker nicht wirklich wundern. Und, um keinerlei Zweifel aufkommen zu lassen, meine Lebensqualität aufgrund Corona hat, bis hierhin zumindest, allenfalls unter dem nervigen Maskentragen gelitten. Im Gegenzug habe ich in vielen Bereichen des Lebens menschliche Stärken und Schwächen beobachten und nachvollziehen können. Erfahrungen, die meinen eigenen Horizont bestätigt, korrigiert, erweitert haben und für die ich dankbar bin. – Matthias Bartsch

 

Ich habe eine Frage: in den vergangenen Monaten lese und höre ich zunehmend von der „Klimakrise„. Auch jetzt wieder ZEIT Nr 26, S. 3 „Alles neu! Alles bleibt“. Im Zusammenhang mit dem Klimawandel löst die Bezeichnung „Krise“ bei mir eine, vielleicht eher intuitive Irritation aus. Suggeriert das Wort „Krise“ nicht, dass es Lösungen – die buchstäblichen „Wege aus der Krise“ – geben kann, um eben diese zu überwinden? Es gibt eine Zeit nach der Krise, in der alles wieder „normal“ ist?

Der Wandel des uns bislang vertrauten Klimas lässt sich doch allenfalls verlangsamen und vielleicht abmildern, aber die Erde wird wohl nie zu einem Klima zurückkehren, wie es in der vorindustriellen Zeit herrschte. Macht aber dann die Bezeichnung „Krise“ die Dinge nicht kleiner als sie tatsächlich sind? Eine Krise zieht im besten Fall vorüber und ist wieder vorbei. Würden wir uns mit der Bezeichnung „Klimawandel“ nicht eher den Dingen stellen, wie sie eben sind?

Das Klima hat doch keine Krise, die vorbergeht. Es wandelt sich. Und die Frage an uns alle ist, wie wir in dem sich wandelnden Klima leben können und werden. In meiner Wahrnehmung war das Wort „Klimakrise“ plötzlich da. Sie haben in der Redaktion doch sicherlich diskutiert, ob und wie es verwendet wird. Das würde mich interessieren. – Antje Tillmann

 


 

 

Leserbriefe zu „WORTSCHATZ“

 

In Ihrem Artikel „Wortschatz“ schreiben Sie, dass die Bezeichnung „iwwazwersch“ im Hochdeutschen „überzwergig“ bedeuten würde. Diese Erklärung überzeugt mich nicht. „Zwerch“ oder „zwersch“ ist eine alte Form von „quer“ (siehe die (nur mitteldeutsche?) Bezeichnung „Zwerchgiebel“ für einen (Fenster-) Giebel quer zum Satteldach). p.s.: danke für Ihre tolle Zeitschrift, die ich schon länger als ein halbes Jahrhundert lese – von der Gräfin bis zu den jetzigen Herausgebern. – Hanno Lülwes

 

Über den Beitrag zum Saarländischen habe ich mich gefreut – selbst als Kind zugezogener Eltern in der Pfalz aufgewachsen, habe ich mir das Pfälzische dann einigermaßen angeeignet, das ja große Ähnlichkeiten mit dem Saarländischen hat. „Brutzen“ kannte ich aber noch nicht – wohl aber „überzwerch“ (so die hochdeutsche Schreibung), und hier muss Herr Lorson leider korrigiert werden. Das Wort hat mit „Zwerg“ nichts zu tun, sondern mit dem alten „zwerch“, was „quer“ bedeutet (das niederländische Wort für „quer“ ist „dwars“, da erkennt man es deutlich wieder) und im Hochdeutschen noch in dem Wort „Zwerchfell“ erhalten geblieben ist.

Quellen: „mittelhochdeutsch twerch, althochdeutsch twerah, dwerah = schräg, verkehrt, quer, Herkunft ungeklärt, wahrscheinlich eigentlich = verdreht und verwandt mit drechseln“ (aus https://www.duden.de/rechtschreibung/zwerch) sowie https://www.duden.de/rechtschreibung/ueberzwerch_muerrisch_ausgelassenCorinna Friesen

 

Zum Bericht Rainer Lorsons: „Iwwerzwersch“ ist überquer, keineswegs zwergig. Weiß man in der saarverwandten Pfalz. – Ulrich J.Heinz

 

Der nette Beitrag “ Brutzen“ enthält eine Wortdeutung für iwwazwersch, auf bayrisch übrigens überzwerch gesprochen, die mit dem Verhalten von Kindern meistens gar nichts zu tun hat. Auf Google findet sich jede Menge , meiner Ansicht nach richtige Auslegungen im Sinne von verdreht, über Kreuz , usw. Beispiele finden Sie im Anhang. Nix für ungut! – Johann Baptist Schneiderbauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie politisch sollten Topmanager sein?“ Gespräch mit Joe Kaeser geführt von Marc Brost

 

Herr Kaeser hat mich enttäuscht. Nachdem ich in der ZEIT gelesen hatte, dass er die Handynummer des saudischen Kronprinzen gespeichert habe, schrieb ich ihm im Namen der Mahnwache zweimal einen Einschreibbrief. Leider kam nicht einmal eine Empfangsbestätigung zurück. Silentio. – Max Steinacher

 

Solche Beiträge, wie das Interview mit dem früheren Siemens-Chef, ist typisch für unser Land. Der Chef von Siemens ist seinem Unternehmen verantwortlich und sonst niemanden. Das ist leider heute fast Normal, seine Aufgaben mit der Politik zu verbinden. Ein schlimmer Zustand. Selbst der Sport ist davor nicht gefeit. Eine dämliche Entwicklung kann man da nur sagen. Genau diese Zustände haben mich aus dem Land gejagt. – Gunter Knauer

 

Es ist wohltuend, dieses Interview zu lesen. Hier repräsentiert Joe Kaeser die Eigenschaften, für die Deutsche im Ausland lange Zeit geachtet wurden: Anstand, Ehrlichkeit, Kompetenz, Zuverlässigkeit. Wie schön wäre es, wenn sich mehr Führungspersönlichkeiten weg vom nur persönlichen Gewinnstreben mehr auf ihre Verantwortung für unsere Gesellschaft, aber auch auf die für die Welt besinnen würden. Es muss nicht jeder Hahn jeden Morgen krähen, doch einen gelegentlichen Weckruf können wir schon gebrauchen. – Dr. Ursula Augener

 

Große Veränderungen. Die Ehrlichkeit und Weitsicht mit der sich der frühere Siemens-Chef Joe Kaeser im Interview in Ihrer Zeitung zu Fragen der bevorstehenden Veränderungen geäußert hat imponiert mich sehr. Allerdings habe ich eine etwas abweichende Meinung zu seiner These „diese drei Dinge -Sozialstaat, Ökologie und Marktwirtschaft -zusammenhängen und nicht einzeln für sich isoliert zu betrachten sind.“

Seit Anfang der Industrierevolution hat man hier im Westen die Natur so ausgebeutet nach dem Prinzip „Natur ist dem Mensch untertan“, um menschlichen Wohlstand zu vermehren. Die sogenannten Fortschritte wurden durch sträfliche Vernachlässigung der Ökologie erzielt. Es geht heute um grundlegende Transformation unserer Lebensweise, damit das Planet bewohnbar bleibt, für heutige und zukünftige Generationen. Hierzu gehört eine radikale Veränderung des Lebensstils, die Zäumung der Marktwirtschaft, die die Konsumsteigerung als das höchst erstrebenswerte Ziel unserer Existenz auf der Fahne geschrieben hat.

Der Verlust der der Sozialstaat durch Zurückrudern der Marktwirtschaft hinnehmen muss, kann man teilweise kompensieren, in dem man durch Maßnahmen wie Vermögenssteuer Teil des akkumulierten Reichtums dem Sozialstaat verfügbar macht. Es ist längst Zeit, dass der Ökologie die aller höchste Priorität in unseren Handlungen und Überlegungen eingeräumt wird. Marktwirtschaft muss jetzt Ökologie in den Vordergrund stellen. – Jose Punnamparambil

 


 

 

Leserbriefe zu „Schützt die Patente!“ von Helge Braun

 

Ich habe mich über diesen Text von Helge Braun sehr gefreut. Herrn Stiglitz zum Lesen empfohlen! Dessen ursprünglichen Artikel habe ich als polemisch empfunden. Warum greift er nur BionTech und die deutsche Regierung, insbesondere Frauz Merkel, an? Es gibt noch einige andere Firmen, und vor allem gibt es Impfstoffe, die besser geeignet sind für Länder ohne ausreichende Infrastruktur. Wie sollte wohl ein mRNA-Impfstoff, selbst wenn er an Ort und Stelle hergestellt werden könnte, fachgerecht verteilt werden, wenn es keine zuverlässige Stromversorgung gibt? Bei AstraZeneca z.B. genügt Kühlschranktemperatur zur Lagerung, und der Impfstoff muss nach meiner Kenntnis auch nicht vor Erschütterungen geschützt werden. – Waltraud Helmers

 

Nicht der Schutz der Impfstoff-Patente ist für mich wirklich wichtig, viel, viel schützenswerter ist für mich das „gute, alte“ Grundgesetz, wo einst vor über 70 Jahren unsere Grundrechte niedergeschrieben worden sind. Diese Impfstoff-Hersteller sind „pillendrehende, milliardenschwere“ und aktionennotierte Pharmaunternehmungen, denen es meist nur um eine langanhaltende und wundervolle Geldvermehrung geht. – Riggi Schwarz

 

Auch wenn es zu den 2 Artikeln schon jede Menge Leserbriefe gibt, scheint mir, dass einige wesentliche Punkte bisher übersehen wurden. Der wohl berühmteste Fall eines Patenverzichts war die Herstellung von Radium, bei der das Ehepaar Curie darauf verzichtete, Patente dafür anzumelden, um die Verbreitung der Herstellung zu beschleunigen. Die Folge war jedoch dass die Hersteller des Radiums exorbitante Gewinnmargen erwirtschafteten und das Radium so teuer war, dass Marie Curie es sich selbst für ihre Forschung nicht mehr leisten konnte.

Ihr wurde mehrfach vorgeworfen, dass sie, hätte sie die Patente angemeldet, bei der Lizenzvergabe den Verkaufspreis festlegen hätte können. Genauso gibt es keinen Zusammenhang zwischen dem Preis der Impfstoffe mit Lizenzkosten und ohne Patenschutz. Er hängt im Wesentlichen von der Menschenfreundlichkeit oder Gier der Produzenten ab. Auch hier könnten die Lizenzgeber die Abgabepreise der Impfstoffe von neuen Lieferanten beeinflussen, bei Aussetzen des Patenschutzes wäre ein Preis der Impfstoffe nicht prognostizierbar.

Es wäre sehr viel einfacher, eine globale Allianz zur Versorgung der Welt mit Corona-Impfstoffen zu erreichen, wenn man dabei nicht auf einem bestimmten Weg dahin bestehen würde. Warum wird eine Diskussion über den richtigen Weg unterdrückt, und nur der Weg Aufhebung des Patentschutzes diskutiert? Das Argument, dass es zu lange dauern würde, hunderte von Lizenzabkommen zu verhandeln, ist offensichtlich nicht belegt, ein Totschlagargument. Wenn es in einer globalen Krise gelang, zehntausende von Ärzten zu mobilisieren um zu impfen, wäre es leicht möglich, ein paar tausend Anwälte zusammenzubringen, um in 2 Wochen alle Lizenzabkommen zu verhandeln, wenn die Welt das wollte. Diese Diskussion erinnert sehr an die dogmatische Forderung nach Coronabonds, die erst gelöst werden konnte, als die Partner sich auf das zu lösende Problem besonnen haben, und nicht publikumswirksam auf einem Weg dahin bestanden haben.

Ein technisches Argument, das weniger wichtig ist aber auch als Kollateralschaden mit bedacht werden sollte: Wenn der Patenschutz der Impfstoffe aufgehoben würde, würde der Aktienkurs der betroffenen Firmen ins Bodenlose fallen. Es ist davon auszugehen, dass dann Investmentfirmen zu geringen Kosten diese Firmen aufkaufen würden, und wenn finanziell interessant in kleine Teile zerschlagen und teuer weiter verkaufen, mit dem Risiko, dass die Impfstoffentwicklungsteams zerstört werden könnten; genau der gegenteilige Effekt von dem, was erreicht werden soll. Und hier ist mir unbegreiflich wie ein wirtschaftliches Schwergewicht wie Professor Stiglitz, der diese Zusammenhänge 100 mal besser versteht als ich, sie billigend in Kauf nimmt und nicht einmal erwähnt. – Thomas Koch

 

Als 87jähriger Ingenieur, der als erster Trainee im Hause BOSCH auf Grund von Sprachkenntnissen zum Patentingenieur ausgebildet wurde, mit Zusatzausbildung beim sogenannten grünen Verein, habe ich neben meiner Arbeit als beratender Ingenieur (Industrial Engineering) immer wieder eigene Erfindungen und Erfindungen meiner Klienten und Freunde angemeldet, Dadurch konnte ich positive und negative Entwicklungen auf diesem Gebiet zwar nicht vollständig, aber doch einigermaßen gründlich mitverfolgen.

Zur Zeit arbeite ich an einer provisor. Anmeldung von Schutzrechten für „bezahlbare, energieautarke Häuser“. Erfahrungen in der Chemie- und Pharmabranche liegen auch vor. Über die Kompetenzgrenzen von Nobelpreisträgern, konnte ich mich beim Jubiläum eines Kernphysikers an der TU in Garching vor einigen Jahrzehnten mit mehreren Nobelpreisträgern austauschen. Bei Prof. Stiglitz stellte ich bei der Lektüre seiner Bücher über die Risiken und Chancen der Globalisierung fest, daß er nicht nur tief, sondern auch breit angelegt forscht, denkt und handelt.

Deshalb wäre es interessant den Dialog zwischen ihm und Herrn Braun in der ZEIT noch ein wenig weiter zu führen. Helge Braun ist als Arzt und Politiker bei seiner Argumentation sicher auf interessengeleitete Informationen von Schutzrechtsexperten und von Impfstoffexperten angewiesen. Als ich vor vielen Jahren das Streit-Buch des Astrophysikers Peter Kafka mit Prof. Maier-Leibniz las, stellte ich fest, daß beide in ihrer Argumentation oft falsch lagen, wobei ich Kafka näher bei der Realität sah. Ich hatte damals einige Jahre als Kernkraftgegner beratend in einem deutschen Kernkraftwerk gearbeitet, weil dort der Vorstand von einem Kritiker eher umfassende Schwachstellenermittlung, als von einem Befürworter erwartete.

Vielen Streit-Dialogen fehlt oft Ergänzung von Praktikern, die nicht ideologie- und interessengeleitet sind. Die Leser der ZEIT sind sicher daran interessiert bei diesem Thema näher an die Realität herangeführt zu werden, selbst wenn daraus nur eine Erzählung wird, die gleichzeitig beide Positionen würdigt und Deutschland international nicht schlecht aussehen läßt. – Diether Sieghart

 


 

 

Leserbriefe zu „SCHÖN IST DIE WELT!“ von Dimitrij Kapitelman

 

Wow, welch geniales Feuerwerk der Worte, Honigtopf für die Seele, Brandbeschleuniger der Sehnsucht. Da kann jemand fabulieren und verbreitet Freude ! Ganz Deutschland braucht dringend Auszeiten und Zustände „idyllischer Verblödung“. Bitte mehr ! Sich noch ans „Lenkrad“ klammernd dankt – Beate Lemmer

 

Herr Kapitelman, was für eine Ode! Es war zum Niederknien. – Viola Wallbaum

 

Vorhin wollte ich bei einer kurzen Frühstückspause ein wenig in der Zeit blättern. Mir quasi kleine Informationsschnipsel abholen. Ich begann mitten im Artikel von „Wie schön ist die Welt“, um dann zu entscheiden, das muss ich von Anfang an lesen. „Endlich aber hat die Erde einen Dreh gefunden, um den Winter für ein paar Monate abzulenken.“ Was? Wer hat das denn geschrieben? Meine Augen wandern zu dem mir unbekannten Autor, dann wieder zum Artikel: “ Daher der vernünftige Vorschlag, wie folgt auszurasten:“ Wie schön ist das geschrieben. Das hebe ich mir für später auf, das möchte ich in Ruhe lesen. Ein Geschenk, Vielen Dank! – Sabine Svitak

 


 

 

Leserbriefe zu „Streit mit Lust“ von Elisabeth Raether

 

Für mich ist das alles nichts. Ihre Autorin will mehr Streit in der Politik. Es reicht mir schon, was durch Frau Merkel unser Land mit seinen Bürgern ertragen muß. Viele Bürger sind froh wenn sie weg ist. Frau Merkel hat aber auch gute Seiten. Sie legt sich nicht mit anderen Staatsfrauen oder -männern an. Zu Putin soll sie ein gutes gar freundliches Verhältnis pflegen. Helmut Schmidt mit seinem Spruch wird genüsslich jede Woche von ihnen den Lesern vorgeführt. Vertragt euch, wäre für mich die bessere Variante. Das habe ich immer meinen Kindern empfohlen. Für mich lebt eine Demokratie nicht vom Streit, sondern vom Miteinander und nicht vom Auseinander.

Natürlich gibt es verschiedene Ansichten, die kann man aber auch im Guten austragen. Wenn dabei nichts rauskommt, dafür gibt es die Wahlen. Und Länder, die mehr für eine stringente Politik sind, sollten deswegen von anderen Länder nicht ständig bevormundet werden. Die Medien können das ja machen. Aber für die Politiker gälten andere Regeln. Die Diplomatie ist die beste Einrichtung, die jemals erschaffen wurde. Alles andere führt irgendwann zum Krieg. – Gunter Knauer

 

Wir lesen seit Langem jede Woche „Die Zeit“ und damit auch Ihre Artikel. Dies tun wir sicherlich auch, weil „Die Zeit“ mehrheitlich unsere politische und gesellschaftliche Einstellung bedient. Anderseits aber, wenn auch seltener, konträr zu dieser steht und zum Nachdenken anregt. Es kommt nicht oft vor, aber der Leitartikel zum Thema „Streit mit Lust“ hat sowohl bei meinem Mann, als auch bei mir Unmut hervorgerufen. Nicht wegen der Grundaussage zum Umgang der Franzosen mit konträren Meinungen. Sehr verwundert waren wir über den einleitenden Absatz, in dem Bezug auf Annalena Baerbock genommen wird. Es ist uns völlig unverständlich, wie Sie die Vorsitzende der Grünen mit Marine Le Pen in einem Atemzug nennen können. Die Formulierung „..immerhin will Baerbock nicht die EU in den Abgrund führen, das muss man ihr einfach zugutehalten….“ suggeriert, dass Frau Baerbock durch Ihrer Einstellung zu anderen Themen mit Marine Le Pen vergleichbar ist. Unglaublich! – Gabriele Lutz

 

Nein , dem Artikel von E.Raether kann niemand zustimmen, der in Frankreich lebt , politisch engagiert ist , politische Debatten verfolgt und beobachtet ! Das hat leider nichts mehr mit Streit mit Lust zu tun , wie man es vor Jahren mit dem kommunistischen Politiker Georges Marchais kannte : Es werden mehr und mehr Hasstiraden , grobe Beschuldigungen , und unflätige Angriffe losgelassen ,Unwahrheiten verbreitet, die keine politischen Debatten mehr zulassen ! Umfragen bezeugen , wie enttäuscht und beunruhigt viele Franzosen über diesen Zustand sind ! Wie oberflächlich ist Artikel , und ein Jammer , dass auf der ersten Seite der Zeit erscheint , wo ein normal interessierter Leser wichtige , bedeutende Information erwarten darf und kein Sammelsurium von Halbwahrheit ! – Katherina Marang

 


 

 

Leserbriefe zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Nicht nur Politiker, wissen nicht, was alltägliche Dinge kosten. Ich weiss z.B nicht, und will auch nicht wissen, wieviel Bild- Zeitung kostet! – Tomek Walter

 

Peter Dausend schreibt über die Alltags-Ahnungslosigkeit unserer vielbeschäftigten Politiker. Es überrascht mich schon sehr, wenn gequälte Politiker keine Ahnung über Preise im Großmärkten haben und trotzdem täglich Entscheidungen und Gesetze veröffentlichen, die das breite Volk zu ertragen hat. Alles nicht so schlimm, sage ich, denn die Journalisten werden uns sicher aufklären. Worüber ich mir aber heftige Gedanken mache, ist die Frage, ob die Politiker denn wissen, wie Klima funktioniert.

Ich empfehle dem Rat der Philosophen zu folgen. Sie sagen, die Gegenwart und die Zukunft zu meistern gelingt, wenn man den Blick in die Vergangenheit wagt. Das Klima ist zwar in diesen Tagen von Menschen gründlich beobachtet, hat aber über Veränderungen in den Jahrtausenden nie Einfluss nehmen können. Es gehört zur Wahrhaftigkeit, alle Merkmale der Klimaveränderungen zu ergründen. Der Co-2-Wert ist nur ein Fakt unter vielen anderen. – Gotthard Ludwig

 


 

 

Leserbriefe zu „Segen oder Sünde?“ von Jonas Weyrosta

 

Ob Segen oder Sünde – ob ich Homo, Lesbe oder Diverse bin, ich verzichte auf die mir bei meiner Geburt verliehene Macht, selber Gott zu sein, nämlich Schöpfer des Lebens. – Henning Gloege

 

Wenn man den Sinn einer Ehe nicht ausschließlich darin sieht, Nachwuchs zu zeugen und aufzuziehen, kann man vernünftigerweise nichts gegen eine Ehe zwischen zwei Lesben oder zwei Schwulen einwenden, sondern müsste sie befürworten und segnen, weil es für den Menschen in der Regel besser ist, in einer guten Partnerschaft als allein zu leben. Dass die wenigen Bibelstellen, die überhaupt Homosexualität thematisieren, sich nicht auf eine lebenslange Veranlagung beziehen, haben die Kirchen inzwischen eingesehen.

Insofern fehlen mir in dem Artikel die theologischen Argumente: Herr Roth bringt kein einziges theologisches Argument für seine ablehnende Haltung vor und Herr Huber spricht nicht die Naturrechtslehre der katholischen Kirche an, die nicht nur für die Verurteilung von homosexuellen Handlungen, sondern auch für die Verurteilung der Anwendung von Pille und Kondom die Grundlage bildet. Meines Erachtens sollte Religion den Menschen helfen, ihr Leben und ihr Sterben zu bewältigen, sonst ist sie überflüssig bzw. sogar schädlich. Mein Mann und meine Wenigkeit kommen übrigens auch ohne kirchlichen Segen klar, aber allen, denen er wichtig ist, würden wir ihn gerne gönnen. – Dr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Haufen Zunder“ von Christian Staas

 

Singularität ist in Deutschland ein politischer Kampfbegriff gegen geschichtsrevisionistische Bestrebungen, die den Nationalsozialismus relativiert und geglättet als anschlussfähige Tradition etablieren wollen. Keinesfalls soll der Begriff Singularität andere Opfererfahrungen relativieren. Aus der Sicht von Opfern ist jedes Leid singulär. In dem Maße, in dem Deutschland sich nicht nur abstrakt zur Verantwortung für die Opfer deutscher Gewalt bekennt, sondern sich mit deren Perspektiven identifiziert, verliert der Kampfbegriff an Bedeutung. Ein dogmatisches Festhalten an dem Begriff Singularität unterstützt am Ende noch ungewollt das Anliegen der Geschichtsrevisionisten und liefert denen, die in der Täterperspektive aufgehen, Zunder. – Reinhard Koine

 

Im Vordergrund muss die Frage stehen: Was müssen wir aus der Geschichte lernen, um als Menschheit einen guten gemeinsamen Weg in die Zukunft zu finden. Dazu stellt sich eine andere Frage: Wie weit ist es Angehörigen des „Tätervolkes“ gestattet, bezüglich des Holocaust Überlegungen anzustellen, die über Schuldanerkennung und Scham hinausgehen?

Im Interesse des ersten Auftrags ist es wohl notwendig, Schuldanerkennung und Weg-Suche soweit sinnvoll, getrennt zu behandeln. Das gilt für jede Schuldanerkennung also auch bezüglich der Belege von Sven Beckert und anderen für die Aussage: «Die westliche Zivilisation ruht …. auf einem Fundament aus Schädeln und Knochen, auf Raub, Massenmord und Sklaverei.»

Es ist also sinnvoll, zunächst den genannten Weg zu suchen und für diese Wegsuche Erfahrungen aus der Vergangenheit quasi als Steinbruch zu verwenden, um Hinweise auf Vorbilder aber auch auf Ursachen von Fehlentwicklungen zu finden. Bei genauer Hinsicht wird man finden, dass dabei das Thema Demographie eine wichtige Rolle spielt. Beispiele gibt es jede Menge: Die Besiedlung Amerikas und Australiens, die Verdrängung der Buschmänner (Sams) aus grossen Gebieten im Süden Afrikas, die Ausdehnung arabischer und türkischer Volksgruppen nach Kleinasien und bis nach Marokko. Dazu kommen die Krisen im Nahen Osten und in Afrika durch zu hohes Bevölkerungswachstum.

Dann wären da aber auch noch die Beispiele, wo es (oft eher kleinen) Gesellschaften gelang, langfristig ihr Bevölkerungswachstum zu stoppen und so an die verfügbaren Ressourcen anzupassen. Dies geschah etwa dadurch, dass bestimmte Teile der Bevölkerung keine Familien gründen konnten. Beispiele liefern die Insel Tikopia, das Mönchswesen in Europa und im Buddhismus, die Enterbung nachgeborener Kinder von Bauernfamilien in Europa. Schliesslich sei noch erwähnt, dass das zu hohe Bevölkerungswachstum in vielen Entwicklungsländern erst durch den technischen und medizinischen Fortschritt ermöglicht wurde. Hier liegt die Schuld der «westlichen Zivilisation» darin, dass sie unrealistische Erwartungen an die Möglichkeit ewigen Wachstums und an Selbstregulierung durch Fortschritt setzte.

Was den Holocaust betrifft so kann man ihn teilweise auch interpretieren als die Rache eines Grössenwahnsinnigen bzw. einer grössenwahnsinnigen Ideologie im Zusammenhang mit dem Scheitern eines kriminellen Versuchs dem angeblichen „Volk ohne Raum“ mehr Raum zu schaffen. Darüber hinaus gibt es, was die Singularität des Holocausts betrifft, ein ganzes Bündel von Themen, die eine Rolle spielen. Jedes dieser Themen muss analysiert werden, weil diese nach wie vor bedeutsam sind. Das darf jedoch nicht die Berechtigung der Schuldanerkennung in Frage stellen. – Dr. Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie schnell vergeht die Zeit?“ Gespräch mit Isabell Winkler geführt von Henning Sußebach

 

Die Autorin sollte DIE ZEIT lesen. In der gleichen Ausgabe,wo sie diese Frage stellt ,ist ein Artikel unter „Stimmt’s?“ DIe Erde dreht sich immer langsamer“ Facit, die Zeit vergeht weniger schnell. Da ist nichts zu machen. – Hans-Emil Schuster

 

„Der Mensch opfert seine Gesundheit, um Geld zu machen. Dann opfert er sein Geld, um seine Gesundheit wieder zu erlangen. Und dann ist er so ängstlich wegen der Zukunft, dass er die Gegenwart nicht genießt; das Resultat ist, dass er nicht in der Gegenwart lebt; er lebt, als würde er nie sterben, und dann stirbt er und hat nie wirklich gelebt.“ (Dalai Lama „Tenzin Gyatso“, *1935, buddhistischer Mönch aus Tibet)

Die Zeit ist eine menschengemachte Erfindung mit all den menschlich hausgemachten Schwächen, die sich ein Mensch nur einfallen lassen kann, um das menschliche Leben in einen überschaubaren Weg zu zwingen, was aber immer voll in die Hose gehen muss(te). Ein intelligenter Mann ist manchmal dazu gezwungen betrunken zu sein, um Zeit mit Idioten zu verbringen.“ (Ernest Miller Hemingway, 1899-1961, Us-amerikanischer Schriftsteller) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Alternativlos“ von Kerstin Krieglstein

 

Als langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter eines großen deutschen Forschungszentrums, habilitiert, aber nicht berufen, entfristet und in leitender Funktion tätig, muss ich Frau Krieglstein entschieden widersprechen, dass es keine Alternative zu der großen Zahl an befristeten Verträgen für Wissenschaftler gibt. Vor allem der Satz „wenn ein Projekt nur fünf Jahre läuft, kann man keine Lebenszeitstellen anbieten“ geht an der Realität der Forschung in vielen Bereichen vorbei. Doch: es gibt die Alternative, aber ihre Ausgestaltung ist sicher nicht einfach.

Aber hier werden einfach die alten Argumente wiederholt, die bereits vor 15 Jahren ausgetauscht wurden. Es wird Zeit, die Vielfalt wissenschaftlicher Karrieren anzuerkennen und vom Stereotyp des Doktoranden, der nach zwei oder drei Forschungsprojekten Professor wird, wegzukommen. Moderne Wissenschaft ist immer mehr Teamwork, und solche Teams können nicht nur aus Professorinnen bestehen – das gäbe nur Chaos. Die Alternative lautet Entfristung, aber mit klar umrissener Kündigungsmöglichkeit, z.B. bei Wegfall von Drittmitteln oder Abweichung von getroffenen Zielvereinbarungen.

Nähere Ausführung: Erstens gibt es kaum noch Projekte mit einer Laufzeit von mehr als 3 Jahren und es kommt vor allem bei Förderung durch deutsche Ministerien oder die EU immer häufiger vor, dass einzelnen Projektpartnern gar keine Vollzeitstellen finanziert werden. Um dann einen Mitarbeiterin einzustellen, müssen Mittel aus verschiedenen Projekten gepoolt werden, denn man kann schlecht als Institut die Mitarbeit an einem Projekt nach der Hälfte der Laufzeit beenden. Außerdem bauen sehr viele Forschungsprojekte aufeinander auf und man beschäftigt dann Mitarbeiter, die sich bewährt haben, auch gerne weiter.

Schließlich sind die im Projekt zugesagten Aufgaben manchmal so komplex, dass mehrere Mitarbeiter zur Erfüllung der Aufgaben herangezogen werden müssen. Ich gebe Frau Krieglstein Recht, dass Wissenschaft Flexibilität braucht und ständigen Nachschub an neuen Köpfen. Und so hart das klingt: das bedeutet auch, dass man sich von manchen Mitarbeitern trennen muss bzw. dass eben nicht jeder die oberen Stufen der akademischen Leiter erreichen kann und sich irgendwann aus dem Wissenschaftsbetrieb verabschieden muss. Wissenschaftliches Arbeiten ist eben keine normale Arbeit im öffentlichen Dienst.

Gerade wenn sich die inhaltliche Ausrichtung eines Institutes ändert, dann kann es passieren, dass man nicht alle vorhandenen Forscher mitnehmen kann oder will. Es muss also möglich sein, sich von Mitarbeitern zu trennen – gerade so, wie ein Industrieunternehmen Leute entlassen kann, wenn ein bestimmter Markt (ein Forschungsthema) wegfällt und die Expertise nicht mehr benötigt wird. Trotzdem gibt es eine Alternative zu dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz, nämlich die unbefristete Einstellung mit Kündigungsmöglichkeit.

Der entscheidende Punkt ist, dass den jungen Menschen hiermit angezeigt wird: ich vertraue dir und möchte mit dir mittel- bis langfristig zusammenarbeiten, auch wenn das an bestimmte Bedingungen geknüpft ist. Konkrete Zielvereinbarungen, wie etwa das Einwerben von Drittmitteln oder eine festgelegte Zahl an publizierten Papern, Datensätzen oder Softwarecodes, müssen dann genutzt werden können, um bei Nichterfüllung auch kündigen zu können. Da diese Argumentation von deutschen Gerichten nicht akzeptiert wird, führt die an sich gute Absicht des Zeitvertragsgesetzes leider in der Praxis zu mehr Problemen als Lösungen. Hier ist ein dickes Brett zu bohren. Das geht aber nicht mit dem Hammer, den Frau Krieglstein hier bemüht. – PD Dr. Martin Schultz

 

Respekt für Forscherinnen und Forscher fordert Kerstin Krieglstein und bietet nicht mehr als Selbstverständlichkeiten. Respekt sei, transparent über Vertragssituation und Karrierechancen zu informieren. Selbstverändlich ist Transparenz wichtig und doch kennen die meisten Doktorandinnen und promovierten Forscher die Arbeitswelt an Universitäten sehr gut. Das Wissen über schlechte Arbeitsbedingungen ist nicht das Problem, die Bedingungen selbst sind es. In aller Regel erhalten Promovierende eine halbe Stelle und doch arbeiten sie Vollzeit – ein Missstand, der inzwischen in manchen europäischen Ländern behoben ist, in Deutschland nicht.

Promovierte Forscherinnen und Forscher, die wohlgemerkt ihre Ausbildung abgeschlossen haben, hangeln sich von einem befristeten Vertrag zum nächsten, denn unbefristete Stellen gibt es kaum, erst recht nicht im akademischen Mittelbau. Während Gleichaltrige Familien gründen, Eigenheime bauen und Hobbys pflegen, müssen Forscherinnen und Forscher stets damit rechnen, dass ihr Vertrag nicht verlängert wird; dass wieder einmal berufsbedingt ein Umzug in eine andere Stadt, ein anderes Land ansteht; dass sie weitere Jahre der Fernbeziehung ertragen müssen, noch ein paar Jahre Schwebezustand; wieder die günstigste Ikeaeinrichtung, Zoomtreffen mit dem Partner oder der Partnerin, Wochenenden im Labor.

Flexibilität im Interesse der Wissenschaft muss Grenzen haben, wo sie das Privatleben bedroht. Kein Wunder, dass viele Promovierte der Wissenschaft den Rücken kehren und in der freien Wirtschaft Anstellungen finden, die unbefristet und besser bezahlt sind. Die Universitäten befinden sich im Wettbewerb um kluge Köpfe und merken es scheinbar nicht einmal. Respekt, ja, aber bitte aufrichtig und nicht zum Schein. – Jobst Liebau

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Angst der Schürfer“ von Xifan Yang

 

Ich habe bei diesen ganzen Server-Farm-, Regulierungs-, Verbots-Diskussions-Berichten immer ein grundsätzliches Verständnis-Problem. Es heißt immer, der Bitcoin sei vom Algorithmus her – unverrückbar – auf eine Maximalzahl von 21 Mio. (minus 1) festgelegt. Davon sind rd. 90 % „schon da“ und es wird asymptotisch schwieriger, anders gesagt: exponentiell (!) steigen Zeit UND Aufwand, neue (aus dem schäbigen Rest-Pool) zu schaffen. Wobei noch zu bedenken ist, dass verlorene Schlüssel zu einem irreversiblen Verschwinden der Coins aus dem Pool führen, realistisch sind wir also schon bei rd. 95 % von allen „theoretisch überhaupt möglichen“. Das heißt doch aber, dass die Neu-Erzeugung OHNEHIN an ihr Ende kommt.

Der Aufwand explodiert mit mathematischer Zwangsläufigkeit über den Wert hinaus, den der erschaffene Bitcoin hat, sehr schnell auch über ein Mehrfaches dessen (wenn man noch weitere Kurs-Steigerung antizipiert). Das heißt, die „Erschaffung“ läuft sich doch SOWIESO ganz schnell tot. Von selbst und ohne dass irgendwer da „einschreiten“ müsste. Wenn man die Zahl durch Erschaffung beliebig (oder immerhin von heute aus gesehen noch sehr stark) vermehren könnte, OK, dann wäre vielleicht ein gefährlicher Fehlanreiz da (wie wenn man unbemerkt neue Euro-Scheine in den Geldkreislauf einschleust – dann würde man reich, wenn man die wie echt aussehend drucken könnte). Aber so ist es doch nicht.

Wenn ein Gelddrucker 1.000 € pro gedruckten 100-€-Schein aufwenden müsste, wird er’s lassen – das ist doch klar, oder? Ja, schon ab 100 €. Warum ist das beim Bitcoin denn nicht genauso? Wenn ich Rechner und Strom im anteiligen Wert von z. B. 60.000 € aufwenden muss, um ein Bitcoin von 25.000 € zu erschaffen, ist das ein sinnloses Unterfangen. Das macht doch niemand, auch ohne Verbot. Oder wo ist mein Denkfehler? – Dr. Christian Naundorf

 

Über Sinn oder Unsinn von Bitcoins möchte ich mich nicht äussern, aber was die Umweltverträglichkeit betrifft, sollte man bedenken, dass Gold kein bisschen besser ist. Um Gold zu schürfen, benötigt man nicht nur Maschinen und Arbeiter sondern auch enorme Mengen an Energie. Ausserdem muss man das Erz mit Chemikalien aufbereiten, die äusserst umweltschädlich sind. Das gilt natürlich auch für Diamanten u.Ä. – Peter Pielmeier

 


 

 

Leserbriefe zu „»Das ist die Schuld des Westens«“. Gespräch mit Carlo Masala geführt von Jörg Lau und Özlem Topçu

 

Der Westen muß für vieles herhalten. Das zeigt das Interview mit dem Wissenschaftler Carlo Masala. Deutschland ist das größte politische Problemland von den über 190 Staaten auf unserem Globus. Besonders auf den militärischen Sektor. Das sind alles Friedensengel, die, wenn es knallt, nach Russland auswandern. Dort sind sie sicher. Wer über die meisten Atomwaffen verfügt, ist dagegen Immun. – Gunter Knauer

 

Welch eine Wohltat! Statt Schönrednerei und Worthülsengeklapper aus Politikermund die einfachen, klaren Sätze von Herrn Masala! Zähne zeigen, aber nicht die eines „Papiertigers“; Sanktionen nicht nur dort, wo’s nicht wehtut; Interventionen, aber nicht, um in außereuropäischen Staaten das Banner westlicher Demokratie zu hissen; hinter unseren Soldaten und ihrem Auftrag zu stehen und ihnen „taugliche“ Waffen zu geben; am Verhandlungstisch keine Konfliktpartei ausschließen, denn zu Beginn eines Bürgerkriegs war wohl jede überzeugt, einen triftigen Grund für ihr Eingreifen zuhaben! Er bekennt sich ehrlich zum Dilemma Leid – Instabilität.

Ist es denn Aufgabe der Europäer, diesen Zwiespalt aufzulösen; nicht eher der OAU oder der Arabischen Liga? Schon Helmut Schmidt hat es abgelehnt, sich in (außereuropäische) Konflikte einzumischen! Es ist auch kein „Kulturrelativismus“, wie Jens Jessen später schreibt, wenn wir Europäer, ohne einzugreifen, Völker anderer Kontinente sich ihre Freiheit selbst erkämpfen und eine Staatsform wählen lassen, die von einer großen Mehrheit getragen wird! Das muß nicht Demokratie nach westlichem Vorbild sein! Ein hellsichtiger Geist wie Herr Masala sollte uns auch zu anderen Großthemen wie Asyl- und Klimapolitik seine klare Meinung nicht vorenthalten! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbrief zu „Einer gegen Biden“ von Samiha Shafy

 

Und dieses Amerika will anderen Ländern und Völkern sagen was falsch und richtig ist, was sie zu tun und zu lassen haben! – Friedrich Küspert

 


 

 

Leserbrief zu „Löcher in der Leitung“ von Susanne Götze und Annika Joeres

 

Zum zweiten Mal in kurzer Zeit formuliert die ZEIT hier einen derartigen Vergleich wenn nicht falsch, so doch äußerst missverständlich: Ein Ausstoß von 3000t CO2-Äquivalenten entspreche, schreiben Sie, „der Klimaschädlichkeit von tausend Flügen von Berlin nach New York.“ Gemeint ist damit sicher, dass 1000 Leute, die diese Strecke fliegen, dabei zusammen einen Ausstoß von ca. 3000t CO2-Äquivalenten verursachen. Wenn man lediglich von 200 Passagieren in einem Flugzeug ausgeht, entspricht das also bloß fünf Flügen Berlin-New York und nicht tausend. Die Missverständlichkeit des Vergleichs verharmlost die Klimaschädlichkeit des Fliegens also in extremem Maß – ob das damit zu tun hat, dass von vielen Mitarbeitern der ZEIT die Fliegerei immer noch maximal als Kavaliersdelikt angesehen wird? – Andreas Obrecht

 


 

 

Leserbrief zu „Zahn um Zahn“ von Jonas Schulze Pals

 

Im Untertitel heisst es:“Start-ups versprechen ein schönes Gebiss für wenig Geld“ Da zeigen also die Start-ups ihre Zähne und wollen den Kieferorthopäden die Gewinne wegbeissen. Wenn ich dieses Wort Start-up schon höre.Überall und mit allem wird up-gestartet.Nun also auch noch mit Zähnen.Nun denn, muss jeder wissen,was er mit seinen Beisserchen machen will. Klassisch wie bisher oder mal mit up-Startern. Letztere für Vampyre mit Extrakonditionen. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Keine Selbstbedienung, bitte!“ von Uwe Jean Heuser

 

Möge in der CO2-Steuer-Debatte für alle Heuchler, Falschspieler und Ignoranten, die immer noch den Klimawandel leugnen oder schönreden, der Schuss nach hinten losgehen!! – Walter Moritz

 


 

 

Leserbrief zu „Berufsrisiko Spuckattacke“ von Anne Kunze et al.

 

Am o.g. Artikel ist beispielhaft zu sehen, wie alles, was mit Corona zu tun hat, mittlerweile der Wirklichkeit und Rationalität fern ist. Erstens: Die Überschrift passt doch überhaupt nicht zum Thema. Eine Spuckattacke ist der Versuch einer Körperverletzung, also eine Straftat. Zweitens: Wie kann eine Infektionserkankung mit einem so hoch ansteckenden Virus überhaupt als Berufskrankheit eingestuft werden? Auch im Krankenhaus werden die Masken beim gemeinsamen Mittagessen abgelegt! Drittens: Die meisten Ansteckungen passieren im privaten Bereich.

Viertens: Warum kam im Frühjahr 2018 niemand auf die Idee, die Grippe als Berufskrankheit einzustufen? Fehlte es am medialen Interesse? Fünftens: Was verstehen die Antragsteller einer Berufskrankheit unter Covid 19? Einen Schnupfen oder einen wochenlangen Intensivaufenthalt? Nicht Corona ist das Hauptproblem, sondern der Umgang damit. Aus einer Infektionserkrankung ist ein Politikum geworden, das sich in krankhaften Weise verselbständigt hat. Es ist zu befürchten, dass wir es nicht so schnell in den Griff bekommen. – Dr. med. Martin Krivacek

 


 

 

Leserbrief zu „Der große Etikettenschwindel“ von Christiane Grefe

 

Gütesiegel auf Lebensmittel-Verpackungen sind sehr oft nichts anderes, als ein riesengroßer Edikettenschwindel. Und auf diesen Ediketten, da wird schwindelerregend geschwindelt, da wird gelogen wie gedruckt, da wird gedichtet, verfälscht, vorgetäuscht, verdreht, geprahlt, fingiert, geschauspielert, simuliert, geblendet, vorgegaukelt, geheuchelt, verballhornt, fantasiert, geschummelt, und, und, und! Alles weiter so, wie bisher, das ist ein Weg, den man auch weiter gehen kann, aber irgendwann, und dieses „igendwann“, das dürfte ziemlich bald sein, dann ist „sense“ mit jedweden Edikettenschwindel, dann zeigt der Zeiger der Uhr bereits weit nach 12 Uhr! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Stimmt’s? Die Erde dreht sich immer langsamer“ von Christoph Drösser

 

Aber klar stimmt’s. Unser Planet wird auch älter. Und da geht einem schon mal die Puste aus im Alter und eines Tages steht sie still ,unsere Erde. Aber dann bin ich nicht mehr da ud tot. Vielleicht erlaubt mein Karma mir,auf einer anderen Kugel, die sich noch fleissig dreht,mein Glück zu versuchen. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Der Traum vom wilden Leben“ von Hanno Rauterberg

 

Landschaftsarchitektur und Gartengestaltung ist gemeinhin davon geprägt, Natur in den Dienst übergeordneter Konzeptionen zu nehmen. Natur als Gestaltungselement kann Bestandteil von Kunst sein. Piet Oudulf zeigt, dass Kunst Natur sein kann, indem er wie die Natur arbeitet. Er lässt sich weder von äußlichen Ideen noch von den äußeren Merkmalen der Pflanzen leiten, sondern von ihren inneren Prinzipien. So wird Gestaltung quasi zu einem natürlichen Prozess. Indem der Künstler sich von äußeren Konzepten löst, kommt die Natur im Gestaltungsprozess zu sich selbst. Mit der Befreiung von der Zweckmäßigkeit wird die Natur im Ergebnis der Gestaltung sich selbst ähnlich. Natur als Steigerung ihrer selbst ist Kunst. – Reinhard Koine

 


 

 

Leserbrief zu „Mussten wir da einsteigen?“ von Ingo Malcher und Lisa Nienhaus

 

Wer ist Bitteschön wir ? Die Überschrift ist eine Frechheit. Sie will nur von der Dummheit und der Verantwortung der Entscheidungsträger ablenken. – Reinhard Schmitz

 


 

 

Leserbrief zu „PROMINENT IGNORIERT. Sekt für alle!“ von GRN.

 

Ich wage mich mal ganz weit raus, aus meinem kleinen Fenster. Die Einführung der Sektsteuer steht meines Wissens im Zusammenhang mit dem Kiel-Kanal. Oder dem NOK. Oder dem KWK. Ganz nach Geschmack ob trocken oder lieblich. – Lars Thomsen

 


 

 

Leserbriefe zu „Unsere Lust“ von Anne Backhaus im ZEIT Magazin

 

Wir leben ja nun alle in der „Regenbogenzeit“, aber muss das sein:das Titelfoto auf dem Zeit Magazin? Was soll das? Und dann der Hauptbeitrag.Sind Frau Backhaus keine anderen Themen eingefallen.Wer soll mit diesem Unsinn bedient werden? Wie erkläre ich Schülerinnen und Schülern einen „Analtag“? Zum Glück bekommt Helmut Schmidt diesen journalistischen Absturz nicht mehr mit! Bei „Was mein Leben reicher macht“ tuntig und kitschig ohne Ende und an anderer Stelle Leserwerbung (?) mit Softporno. – Wolfgang Engels

 

Seit über 50 Jahren lese ich DIE ZEIT und kann verstehen, dass angesichts einer schwindenen Leserschaft Werbung für Sie eine Geldquelle ist. In den letzten Jahren stelle ich fest, dass z.B. das ZEITMAGZIN und auch einige Artikel (z.B. über deutsche Rapper) immer mehr das Niveau der Zeitung senken. Auch das ZEIT-MAGAZIN wird immer öder! Neben der fürchterlichen Werbung für teure Schicki-Micki-Sachen jetzt auch noch das Sexleben in Corona-Zeiten. Wen interessiert das eigentlich? Das ist doch einfach nur noch fade und langweilig und unter Ihrem Niveau. Ich trage mich erneut mit dem Gedanken mein langjähriges Abonnement zu kündigen. Aber noch gebe ich die Hoffnung nicht auf. Allein die Spalte WAS MEIN LEBEN REICHER MACHT reisst Einiges heraus. – Carola Picard

 

Arlarm für die Voyeuere.Mal sehen, was die Leute da so treiben während der Pandemie. Auf jeden Fall alles mit Maske.Aber wer will das eigentlich wissen? ZEIT-Leser? Ich jedenfalls nicht. – Hans-Emil Schuster

 

Ich bin ein normaler “Heteromann” der mit einer Regenbogenfahne am Auto durch die Gegend fährt und dafür auch teilweise angepflaumt wird. Kein Problem! Ich finde es wunderbar wenn erwachsene Menschen sich liebhaben- egal in welcher Konstellation- und ein schönes Sexleben haben! Sie hatten im letzten ZEITMAGAZIN als großes Thema:”Was lief als nichts mehr ging” und beschäftigten sich mit dem Sexleben von Paaren und Singles während der Pandemie.

Sex sells haben sie sich wohl gedacht und dann was zusammengeschustert! Zunächst berichteten Sie über ein nettes Heteropärchen welches mit ihren Kindern in Flensburg lebt und auch etwas über Corana berichten konnte und danach über ein ebenfalls sympathisches Schwulenpaar aus Hannover was auch eine Veränderung während der Pandemie beobachtete und davon berichtete.

Danach kommt eine junge Frau die mit ihrem Freund aufs Land zieht und dort mit ihm wohl zu wenig Sex hat- sie schlägt ihm vor die Beziehung zu öffnen- also jeder kann fremdvögeln – was ihr Freund aber doof findet. Sie trennen sich und sie hat danach superintensiven Sex mit einer Kneipenbekanntschaft – es wird sogar ein Analtag eingerichtet- toll – Was hat das mit Corona zu tuen und die junge Frau braucht glaube ich einen Gesprächspartner. Danach kommt eine Krankenschwester die sich selbst als morbid adipös beschreibt und mit 41 Jahren das erste Mal Sex hatte. Sie schreibt ein wenig über Sexspielzeug und Masturbation und ihrem Wunsch abzunehmen um dann auch einen netten Mann kennenzulernen. Das ist ein schöner Plan und ich wünsche ihr alles Gute und einen starken Willen! Aber mit Corona hat das nix zu tuen.

Dann kommt Nadine Primo die in Berlin als Influencerin damit Geld verdient das sie den Leuten was über ihr buntes Sexleben erzählt. Sie darf also einfach bei Ihnen Werbung machen und bestimmt sind ihre Zahlen auch nach oben gegangen. Mit Corona hat das auch nix zu tuen und mit Journalismus schon gar nicht.

In der Mitte ihrer “Recherche” befindet sich auch längenmäßig ihre große Story. Es geht um eine polyamoröse Dreierbeziehung. Auch hier verdienen die Personen wieder Geld damit, mit ihrer “sexualität” an die Öffentlichkeit zu gehen- was ich aus journalistischer Perspektive fragwürdig finde. Die eine Frau möchte in ihrer Sexualität verachtet und unterdrückt werden und sie schreibt sie braucht schon einen Mann der ihr extrem seinen Willen zeigt. Was das heißt darf sich der Leser ausmalen. Schlagen, Würgen, einsperren oder anpinkeln egal.

Fast immer haben solche Menschen einen Trauma Hintergrund und man sollte ihnen helfen! Man sollte über solche Schicksalsverläufe schreiben und aufklären. Ihre Jounalisten sollten sich mit dem Buch “Sexsucht” von Kornelius Roth beschäftigen. Sie sollten darauf hinweisen das manche Menschen durch ein oder mehrere Traumaerlebnisse glauben nur noch durch Stress Sex erleben zu können und in einen schrecklichen Kreislauf geraten. Die Frau aus ihrem Artikel bezeichnet sich selbst natürlich auch als depressiv was die Zeit aber nicht davon abhält über ihre” bunte” Sexualität zu schreiben.

Sie rücken damit etwas in die “gesellschaftliche Mitte” was dort nicht hingehört und es hat auch sicherlich nichts mit einem gesellschaftlichem Querschnitt oder gar Corona zu tuen. Es ist ja schön wenn Sie sich als liberal und bunt darstellen möchten aber besser wäre es wenn Sie z.B die Arbeiten von Theresa E. Senn “ Child Maltreatment and Woman`s Sexual Risk Behavior”lesen würden.

Dann kommt noch ein Sadist zum Zuge der die verbliebende Frau aus der Dreierbeziehung fesselt und damit öffentlich auftritt- toll. Er sagt als Sadist quäle ich Leute denen das Freude bereitet wirklich gerne- auch toll. Ein Sadist ist ein Mensch der Lust oder Befriedigung dadurch erlebt das er andere Menschen unterdrückt, demütigt oder ihnen Schmerzen zufügt. Sadismus kann sich auch in tierquälerischen Handlungen ausdrücken. Er sagt das er nur Spass daran hat wenn die Menschen sich ihm freiwillig ausliefern. Das stimmt natürlich nur zum Teil.

Er findet es einerseits stimulierend wenn sich ihm Menschen ausliefern ihm also sagen “ Mach mit mir was du willst du toller Typ” Aber natürlich loten Sadisten auch immer Grenzen aus und wollen eigentlich die Panik in den Augen ihrer Gegenüber sehen und dann noch ein kleines Stückchen weiter gehen. Sadisten gehören auf einen Index um andere vor ihnen zu schützen. Ob jemand schwul, hetero,lesbisch oder trans ist mir total egal aber die Information das mein Gegenüber ein Sadist fänd ich schon interessant! Und sie schreiben über ihn als wenn er ein netter Teil einer bunten Welt ist- unglaublich.

Man kann und sollte über diese traurigen Phänomene berichten und auch über die BDSM “Scene” die eine Welt voller Opfer und Täter ist und die viel zu sehr durch das Internet normalisiert wird. Jedes Kind hat Zugang zu grausamen Videos im Internet. Aber es gehört sicher nicht in Ihrem Zusammenhang ins ZEITMAGAZIN. Es hat nichts mit normal und bunt zu tuen und das sie Werbung für Menschen machen die mit der BDSM Welt Geld verdienen indem sie den Namen des Magazins und eines Erotik Verlages und Sexspielzeug- Versands nennen ist dann noch das Sahnehäubchen. Ich lese “ Die Zeit” sehr gerne aber was sie da zusammengeschrieben haben ist nicht nur schlecht sondern schädlich- sehr schade. – Dirk Lange

 

In meinem Umkreis gelte ich nicht als prüde, dennoch packte mich ziemliches Entsetzen beim Lesen des Traktats „Unsere Lust“ im Zeitmagazin Nr. 6 vom 24.06.2021. Ich hoffe, ich bin nicht allein. Ich denke in der sonst so seriösen ZEIT hat dieser Sermon nichts zu suchen. Wollten Sie mal die Toleranz ihrer Leserschaft testen. Bei mir misslungen. Seit über 50 Jahren bin ich ihr Leser und fast genau so lange Abonnent. Es ist mir ein Bedürfnis, mein Missfallen kundzutun. – Horst Nattkamp

 


 

 

Leserbriefe zu „Über gute Texte, letzte Mails und die Angst, dass einem das Schreiben irgendwann entgleitet“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Eigentlich schreibe ich keine Leserbriefe und habe es tatsächlich auch noch nie getan. Nur einmal habe ich jemandem geschrieben, nachdem ich sein Buch gelesen hatte, aber das war ein ehemaliger Kollege, also zählt das irgendwie nicht. Mir fehlt die Zeit, Leserbriefe zu schreiben, und außerdem bin ich auch ziemlich schüchtern und möchte mich nicht aufdrängen. Wenn ich aber Ihre Kolumnen lese, dann denke ich oft: Ach, dem Herrn Martenstein müsste ich doch eigentlich mal mitteilen, wie gut ich ihn finde. Dabei würde ich gar nicht sagen, dass ich in allem, was Sie schreiben, mit Ihnen übereinstimme. Aber Sie beherrschen diese Darstellungsform einfach dermaßen gut, dass ich mir gern mindestens ein Scheibchen davon abschneiden würde.

Ich trage mich also schon länger mit dem Gedanken, einen Fan-Brief zu schreiben, und dass ich es jetzt tue, hat mit Ihrer Kolumne aus dem ZEITmagazin vom 24. Juni zu tun, in der Sie von George Orwell, dem Schreiben und Ihrer Mutter sprechen. Die Kolumne hat mich wirklich sehr berührt. Bei dem, was Sie schreiben, weiß ich ganz oft nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Nicht nur bei dieser Kolumne, sondern insgesamt. Sie können das halt einfach: bei Menschen diese Gefühlspalette bedienen. Besonders berührt hat mich der Satz, dass das Schreiben nur Sinn macht, wenn man bereit ist, sich angreifbar zu machen. Und dass Sie, wenn Sie Ihre Brille im Kühlschrank in der Butter steckend wiederfinden, nicht selbstironisch darüber berichten würden.

Ich kann Ihre Sorge verstehen, im Alter dement zu werden (wer teilt diese Sorge nicht?). Und dazu wollte ich Ihnen gern sagen, dass es wahnsinnig viele Leser geben wird, die sich an das erinnern, was Sie geschrieben haben, falls Sie es eines Tages vielleicht nicht mehr können. Aber ich hoffe natürlich das Allerbeste für Sie. Und für den Moment würde ich mich freuen, wenn Sie ganz unverdrossen weiterschreiben, damit ich mich Woche für Woche auf Ihre Kolumne stürzen kann, die ich – ungelogen! – immer zuerst lese. – Sophie Mecchia

 

Die stunde der wahren empfindung ist das grauen am morgen im morgengrauen. doch ab und an kommt martenstein. oh, heiteres glück! 100000000 dank für ihre texturen ***** – elisabeth schnürer

 


 

 

Leserbrief zu „Ist es okay, aus unromantischen Gründen zu heiraten?“ Gespräch mit Tara Christopeit geführt von Francesco Giammarco im ZEIT Magazin

 

Man muss ja nicht gleich heiraten,aber wenn schon,dann lieber nicht aus romantischen Gründen.Diese zarte Flamme der Romantik ist schnell erloschen, wenn sie der brutalen täglichen Wirklichkeit ausgesetzt ist. – Hans-Emil Schuster