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2. September 2021 – Ausgabe 36

 

Leserbriefe zu „Doch, wir schaffen das!“ von Thekla Walker

 

Mit großem Interesse habe ich die Erwiderung auf Herrn Bittners Beitrag von letzter Woche gelesen. Leider überzeugt mich Ihre Argumentation nicht. Auf die größte Herausforderung der Energiewende, nämlich der Speicherung für den Fall einer Dunkelflaute, antworteten Sie mit zwei Sätzen. „Wind- und Sonnenenergie können gemeinsam zu jeder Jahres- und Tageszeit genügend Strom erzeugen. Und im Bedarfsfall gibt es noch wirksame Speichertechnologien.“ Diese Aussage ist von genau der Naivität und Verbohrtheit, die Ihnen Herr Bittner vorwirft. Wie soll Wind- und Sonnenenergie erzeugt werden, wenn kein Wind weht und die Sonne nicht scheint?

Wie soll dann genügend Strom erzeugt werden, um sogar den Bedarf an Primärenergie zu decken? (Aktuell nur gut 4% aus Erneuerbaren) Den Speichertechnologien, die Sie in nur einem Satz erwähnen, kommt dabei die zentrale Bedeutung zu. Gerne würde ich von Ihnen erfahren, was diese „wirksamen Speichertechnologien“ sind. Es mag ja ein schönes Bild sein, dass an dem ehemaligen Atomkraftwerk ein Konverter für erneuerbaren Strom steht. Aber abgesehen davon hätte das AKW doch einen erheblich größeren Beitrag zur CO2 armen Energiegewinnung und zur Versorgungssicherheit beigetragen.

Es werden immer neue Ziele aus der Luft gegriffen, zu denen Deutschland klimaneutral sein soll. Wie das realisiert werden soll und was die Konsequenzen sind, wird erstaunlicherweise nicht diskutiert und in zwei Sätzen abgehakt. Daher wäre eine Bitte und Anregung an Sie, liebes Team der ZEIT, dass Sie einmal konkret die Energiewende thematisieren, vor allem die Frage, wie die Energie erzeugt und gespeichert werden soll um den Energiebedarf Deutschlands versorgungssicher zu gewährleisten. – Rolf Wiemann

 

Prima, Frau Walker! Nur so geht es. Die ewige „Madigmacherei“ des Herrn Bittner geht mir schon lange auf die Nerven! Lassen Sie sich nicht verunsichern. Vielen Dank für Ihre Haltung und Ihren Artikel. PS: Da ich in der Kurpfalz lebe, bin ich froh, Sie gewählt zu haben. – Dr. Erhard Heisel

 

Wenn wir den Anstieg der Durchschnittstemperatur auf der Erde verlangsamen möchten, dann wäre ein großer Beitrag dazu, weniger Wärme zu erzeugen. Wir in der „westlichen Welt“ und an einigen anderen Orten leben in einem Überfluss von Waren, die nicht nötig, überflüssig oder sogar schädlich sind. Bei jedem Produktionsprozess entsteht aus thermodynamischen Gründen Abwärme, die nicht weiter genutzt werden kann. Außerdem entstehen Abgase und Abfälle und für den Prozess werden Rohstoffe und Energie benötigt, die nur mit weiterer Wärmebildung gewonnen werden können. Deshalb wäre es wohl klug, so wenig Produkte wie möglich, aber nötig zu erzeugen.

Was nutzen uns 100 Shampoosorten im Supermarktregal? Könnte man nicht die Anwendung der Leitfäden DIN ISO 26000 (Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen) und DIN ISO 20400 (Nachhaltiges Beschaffungswesen) so stark fördern, dass hauptsächlich nachhaltige Produkte hergestellt und gehandelt werden? Die Folgen für den Arbeits- und den Kapitalmarkt stelle ich mir als lösbar vor. Das Dogma des Wachstums könnte doch auch die Richtung der Nachhaltigkeit einschlagen. – Dipl.-Ing. Georg-W. Geckler

 

In der Ausgabe vom 2. September 20121 beschreibt Frau Thekla Walker, wie die Energiewende in Baden-Württemberg gelingt. Nun ist es aber so, dass dort ein gewisser Nachholbedarf besteht. Im Jahr 2019 wurden in diesem Bundesland 31 % des Stroms regenerativ erzeugt, der Anteil von Kernkraft und Kohle lag bei 37 bzw. 21 % (Daten des Statistischen Landesamtes B-W). Bundesweit lag der Anteil des regenerativ erzeugten Stroms bei ca. 50 %. Falls es nach Ausstieg aus Kohle und Kernkraft zu Engpässen bei der Stromversorgung kommt, stehen auf der anderen Rheinseite die frnzösischen AKW bereit! – Dirk Hoppe

 

„Wir schaffen das“, das hat schon einmal irgendjemand gesagt, aber irgendwie schafft uns zur Zeit nur dieses „Corona-Ding“, und das macht uns alle sehr stark zu schaffen. Die GroKo macht lieber „auf Pandemie“ und tut dabei so, als hätten sie die „Vollahnung“ davon, aber außer diese Einhaltung der 3G-Regel rigoros kontrollieren zu lassen, fällt diesen Regierungs-Herrschaften nicht viel ein, doch eines schon noch, wie könnte man die 3G-Regel schnellstens in eine 2G-Regel umzaubern. Dieses Vorhaben könnte/wird/dürfte ihnen bald gelingen, denn dafür verschwenden sie unnötig viel Energie; da bleibt dann, um auch noch gegen den Klimawandel anzukämpfen, nicht einmal der mickrigste Rest von Restenergie mehr übrig. – Riggi Schwarz

 

Eigentlich wollte ich die Grünen wählen, aber beim Lesen des obigen Beitrags einer grünen Umweltministerin sind mir doch Zweifel gekommen. Formulierungen wie: „…ein beherzter Aufbruch in eine neue Welt“ klingen mir zu sehr nach dem Anfang des Märchens vom Hans in Glück. Und wer behauptet, dass „Wind-“ , und und Sonnenenergie zu jeder Jahres- und Tageszeit genügend Strom erzeugen“, dass es „wirksame Speicherkapazität gibt“ und im Zusammenhang mit der Herstellung von grünem Wasserstoff von „schwarzen Zahlen“ spricht, ist unredlich oder hat wenig Ahnung. Ansonsten bleibt das „Plädoyer“ im Vagen: „müssen, wollen, sollen, könnten, versuchen“ oder „es wird daran gearbeitet“. Das ist zu wenig. – Sven Herfurth

 

Für mich ist es geradezu erschreckend zu sehen, mit welcher Unkenntnis eine Umweltministerin sich zu Umweltproblemen äußert: * „Und im Bedarfsfall gibt es noch wirksame Speichertechnologien.“: Prof. Schwarz von der BTU Cottbus-Senftenberg führt dazu aus, dass die in Deutschland vorhandenen Stromspeicher für gerade mal 30-60 Minuten Strom zu liefern in der Lage sind, je nach anliegender Last.

Nachzuhören unter https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fvimeo.com%2F442952964&data=04%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7Cadf580fbe3344b2ab18d08d9712e5679%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C637665266211299486%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C1000&sdata=ceFo8RkCs72QG22ESHLiSRTfesf77MyjGQZ7dT%2Fj59Y%3D&reserved=0, ab Minute 2:00.

* „Dazu gehört auch die Biochemie. Hier versuchen wir unter anderem, CO2 aus Abgasen von Zementwerken zu recyceln und daraus synthetische Kraftstoffe für Flugzeuge herzustellen.“ Da ist zunächst einmal sehr zweifelhaft, dass Zementwerke überhaupt etwas mit Biochemie zu tun haben. Und die Herstellung von synthetischen Kraftstoffen aus CO2 ist absoluter Unsinn. – Dieter Schuster

 

Die Erwiderung von Thekla Walker unterstützt eigentlich nur den Beitrag von Jochen Bittners Text „Land der Amateure“. Der Text ist engagiert und motiviert geschrieben, liest sich aber wie die Predigt von einer Kanzel. Es geht hier aber nicht um Glauben, sondern um eine technische Aufgabe. 100 Mio € für Wasserstoff ist die einzige Zahl die ich gefunden habe. Und diese 100 Mio € sind nur ein Tropfen auf den heissen Stein für ein Industrieland wie Baden-Würrtemberg und das weiss sicher auch Frau Walker.

„Um den Strom eines einzelnen AKW durch Windräder zu ersetzen, wären folglich knapp 4.400 durchschnittlich große Windräder nötig.“ (Quelle: tagesschau.de). Zur Zeit gibt es 715 WKA in B-W (Quelle: energieatlas-bw.de). Die PV Anlagen in BW haben 2020 ca. 5 TWh Strom erzeugt. Das AKW Philipsburg hat jährlich ca. 18 TWh erzeugt. Es gibt also mehr zu tun, als mit Biomining (was hat das mit CO2 zu tun?) und mit Speiseabfällen die Energiewende zu beschreiten. – Markus Süßmann

 

Die Antwort von Frau Thekla Walker in der Zeit Nr. 36 zeigt einmal mehr, in welcher „Blase“ sie und ihre Anhänger leben. Dass die „Grüne Wirklichkeit“ vor Ort den Ausbau der Erneuerbaren bekämpft, scheint der Ministerin nicht bekannt zu sein. Sie freut sich, dass zum 31.12.2022 die Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden, verliert aber kein Wort darüber, woher die dann fehlende Energie kommen soll. Unredlich (verlogen) ist es zudem, mit keinem Wort den künftigen Strompreis zu erwähnen der fällig wird, wenn die Energiewende im Sinne der Frau Walker Realität wird. – Hubertus Fehring

 

„Mama, auf diesem Planeten werde ich nicht alt“. Zitat meiner 13-jährigen Tochter Adelia, als wir auf einem Hundespaziergang mal wieder über den Klimawandel sprachen. Ich fürchte, sie hat recht. – Monika Riehn

 

Ich habe als Bergmann im Ruhrgebiet gearbeitet und nach meinem 2. Studium als Betriebswirt auch bei „URENCO“, einer trinationalen Firma zur Entwicklung und Nutzung von Kernenergie. Die bereits seit 70 Jahren betehende innere Verbindung zur Energieversorgung treibt mich Sie zu bitten, die nachstehende Leserzuschrift zu veröffentlichen: „Hier irrt Thekla Walker Die Bemühungen in Baden Württemberg um eine CO2-freie Energie-Erzeugung sind notwendig, aber nicht hinreichend im Wettlauf mit dem Klimawandel.

Infolgedessen erscheint der Verzicht auf eine zeitlich begrenzte Nutzung bei uns noch vorhandener Kernkraftwerke unverantwortlich. Übrigens: Durch das „gefährliche Auslaufmodell Kernenergie“sind in Tschernobyl und Fukushima insgesamt Menschen in zweistelliger Zahl ums Leben gekommen, als Folge des Klimawandel ( Flächenbrände, Überflutungen ) aber jetzt schon Tausende.“ – Joachim Meier-Schellersheim

 

Was für eine Fallhöhe auf wenigen Seiten: „Die nächsten Jahre werden über die nächsten Jahrhunderte entscheiden“, bringt Robert Pausch die Herausforderung der Klimakrise auf den Punkt. Wenige Seiten hat ausgerechnet Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker den Schuss nicht gehört: In einer Replik auf einen Beitrag weist sie entschieden dessen Forderungen zurück, um im Kampf gegen die Erderwärmung auf viele Technologien gleichzeitig zu setzen. Sie möchte gar nicht verstehen, warum Schieritz verschmitzt von einer „dunkelromantischen Metaphysik“ spricht. Alle rationalen Argumente wischt Walker beiseite und beharrt darauf, der Erderwärmung allein mit den beiden von den Grünen akzeptierten Technologien zu begegnen, Erneuerbare und, unausgesprochen, Carbon Leakage, also die Abwanderung CO2-intensiver Betriebe ins Ausland.

Mit ihrer Reduktion bestätigt Walker Schieritz Analyse: Ideologisch, weil die binäre Argumentation der Grünen, Klimarettung sei wichtiger als alle anderen politischen Entscheidungen – für unliebsame Technologien dann doch nicht gilt. Touché Schieritz. Zur Verfügung stehende Übergangstechnologien wie die verbliebenen Kernkraftwerke oder CO2-Speicherung bleiben zum Schaden des Klimas ungenutzt. Stattdessen die Erhöhung des CO2-Fußabdrucks durch mehr Windkraftanlagen als eigentlich – zum Schaden der Natur. Die Wasserstoff-Pipeline für eine CO2-neutrale Stahlproduktion kann Walker sich übrigens sparen: das erste deutsche Stahlwerk beginnt, die Vorteile französischen Atomstroms zu entdecken – letzten akzeptiert die grün-schwarze Landesregierung übrigens als Back-up für Stromspitzen, die Walkers Totalmobilmachung per Windkraft dann doch nicht abdecken kann. –

Dominik Strube

 


 

 

Leserbriefe zu „Die neuen Relativierer“ von Maxim Biller

 

Der alte Herr Biller. „Eigentlich wollte ich…“, schreibt Herr Biller, mich nicht an dieser Debatte beteiligen. Aber das glaubt ihm kein Mensch, der auch nur einen Text von ihm gelesen hat. Mehrere Texte lohnen sich übrigens nicht – es steht mehr oder weniger immer das gleiche drin. Die konstitutive Funktion des Holocaust für den Herrn Biller ist offensichtlich und jegliche Relativierung deshalb natürlich existenzbedrohend. Soweit zu ihm. Dass der staatsoffizielle Hohepriester und Deutungsbevollmächtigte in Sachen Antisemitismus, Herr Klein, ihm da beispringt, verwundert nicht: der Holocaust entbindet die Bundesrepublik moralisch seit jeher auf billigste Weise davon, sich materiell zu sehr um historisches und aktuelles Leid und Ungerechtigkeiten kümmern zu müssen. – Achim Hauck

 

Wie kann man Verbrechen an Menschen überhaupt relativieren? Unabhängig davon: Ich vermute, dass viele Deutsche einfach satt davon sind, ständig auf die Gräueltaten des Holocaust reduziert zu werden. Ich bin 57 und frage mich auch seit langem: was soll ich tun, welche Verantwortung trage ich? Mich gegen Antisemitismus und generell gegen Anti-Menschlichkeit stellen.

Klar. Dafür trage ich Verantwortung. Für meine Gegenwart und daraus resultierend für meine Zukunft. Aber sonst? Wird irgendetwas besser, wenn ich nicht sage: ich bin stolz darauf, eine Deutsche zu sein? Wird irgendetwas besser, wenn ich nicht die Siedlungspolitik Israels kritisiere? Warum wird mir dann sooft unterstellt, ich sehe damit nicht mehr – oder noch schlimmer, ich würde leugnen, was in der Vergangenheit leider geschehen ist? – Annette Haagen

 

Wem oder was hilft diese unsägliche Debatte um die Kategorisierung , den Vergleich , die Zulässigkeit und Erfordernis des Gedenkens von Ausrottungsverbrechen, die so destruktiv mittels Polemik, Fremdwörterbehaftung, Beleidigung daherkommt, eigentlich weiter ? Geschichte ist keine deutende Wissenschaft sondern der fortdauernde Versuch einer maximal faktenbasierte Chronik.

Die Dimensionen von Gruppenverbrechen bis hin zu Völkermorden lassen sich allenfalls durch Opferzahlen,Grausamkeit, Täterprofite,Dauer, Fortwirkungen verzeichnen; die nachträgliche Beanspruchung/Instrumentalisierung “als besondere Qualität” von Politik und Kunst kann damit nicht gemeint sein und wird zynisch.Die an der Diskussion beteiligten sind Nachkommen, Davongekommene,Überlebende oder deren Nachfahren, auch als Wissenschaftler oder Betrachtende : diese Verbrechen haben sie in sich nicht persönlich als direkte, ermordete Opfer erfahren.

Die Zeit ist eine Dimension,die davon trennt und Abstand schafft und damit sind auch die Nachkommensgesellschaften nicht mehr nur als Opfer-, nur als Tätergruppen zu identifizieren sondern oftmals – so wirkt die evolutionäre Natur der Fortpflanzung – in verschiedenen Anteilen vermischt auch zwischen Täter- und Opferverwandten – es sei denn, die Ausrottung war total oder ist fortdauernd in Gange gehalten. Was bleibt, ist die Betroffenheit aus vorausgegangenem/bleibendem Leid, Verlust, Schuld und belastetem Gewinn.

Darum sollte es gehen und damit um Abstand, Respekt, Verstehen und einer individuellen Moral zum Guten aus Erkenntnis und in gegenseitiger Anerkennung der Würde und des Daseinsrechts des Anderen, des Du, des Gegenübers – auch dessen kollektives Leid, das nicht von aussen zu ermessen ist – hier ist das Tabu einer Abwertung angebracht, aber die Pflicht zu Verantwortung und Ausgleich bleibt auf Dauer bestehen. – Gertrud Tammena

 

Sie schreiben, dass Sie mit dem Bewusstsein zweier Volksmorde aufgewachsen sind. Offenbar aber nicht mit der jüdischen Tradition, d.h. Tora. Die ist voller Volksmorde: Num. 31, Deut. 3, Josua 6, 8, usw. Und die im Auftrag Gottes. Das kann man als unhistorisch abtun oder als Lagerfeuererzählung während der babylonischen Gefangenschaft. Aber das wird ja im Bewusstsein durch die jährliche Verlesung im Gottesdienst lebendig gehalten. Man könnte sagen, die gesamte Landnahme nach dem Auszug aus Ägypten beruht auf Volksmorden. Also doch wohl weniger Aufregung.

Ich halte viel vom Judentum. Nach der Lektüre von Leo Baeck Das Wesen des Juentums habe ich gesagt: Wo kann man da eintreten? Halten wir fest: alle Menschen, auch Judensind in bestimmten Situationen zu Grausamkeiten fähig, die gewiss nicht dem Willen Gottes entspreche n (es gibt nur einen). – Martin Müller

 

Welchen Sinn hat es, von der „Singularität“ der Shoah zu sprechen? Micha Brumlik hat auf diese Frage auf knappem Raum eine schlüssige Antwort gegeben (ZEIT 15/18). Er sieht die Besonderheit in der „Konstellation einander in ihren Effekten multiplizierender bildungsbürgerlicher Haltungen, autoritärer Charakterprägungen sowie gedankenlosen bürokratischen Selbstläufertums“, wie sie das nationalsozialistische Deutschland (schließlich eine „der entwickeltesten und  ̶ ja  ̶ gebildetsten Gesellschaften“) charakterisieren. Diese Definition schließt von vornherein aus, die zahllosen Menschheitsverbrechen in der Menschheitsgeschichte als „Wettbewerb“ des Bösen darzustellen. Vielmehr hält das „singuläre“ Beispiel dazu an, jeglichen Rassismus als Lehre von höher- und minderwertigen Leben wahrzunehmen und zu bekämpfen.

Durchaus in diesem Sinn nimmt Maxim Biller überzeugend gegen „Opferkonkurrenz“ Stellung. Leider wird dies durch eine mythisierende Geschichtssicht wieder in Frage gestellt, wenn er von der „moralischen und geistigen Auseinandersetzung zwischen Juden und dem Rest der Welt“ spricht und in diesen Rahmen die „deutsche Erbschuld“ einordnet. PS.: Bei Billers Formulierung vom „großen polnischen Massaker“ wäre ein redaktioneller Eingriff wünschenswert gewesen. – Jürgen Engler

 

Es waren nicht DIE DEUTSCHEN! Es war eine Horde deutscher Verbrecher, die das Furchtbare angerichtet haben. ICH WAR ES NICHT! Mein Vater und meine Mutter waren es auch nicht. In unserem Dorf haben es vielleicht 5 gewusst, 50 vielleicht etwas geahnt, (aber 200 sind im Krieg gefallen.) 5 Deutsche haben versucht Hitler zu töten, leider erfolglos. Kollektivverurteilung ist nicht zulässig! – Rolf Wittig

 

Nein, ein Beitrag zur Versachlichung der Debatte um Moses/Zimmerer war von Maxim Biller nicht zu erhoffen. Bemüht um Bestätigung seines journalistischen Markenkerns geht er noch über die Erwartungen des Lesers hinaus und liefert eine wüste Polemik mit einstudierten Beschimpfungsfiguren, pennälerhaft provokativ in Sprache und Gestus. Ernst ist so etwas nicht zu nehmen.

Das hat sich spätestens mit der Etikettierung als „Holocaustleugner light“ erledigt, den …. „herrenmenschelnde Postkolonialisten“ für Biller auf sich ziehen , eine Aussage, die wohl eher dem Schielen auf den Peak der gewünschten Empörungskurve als seiner eigenen Überzeugung geschuldet sein dürfte. Und nebenbei: Sharon Otoos Roman hat Biller zwar verrissen, aber ganz offensichtlich gar nicht erst gelesen. Wen schert´s, wenn nur die Wellen hoch genug schlagen … – G. Kramann

 

Bereits im April (Die Zeit Nr. 16 vom 15.4.) hat Maxim Biller in seinem typisch gestalteten, schwer lesbaren Durs-Grünbein-Beitrag, den Ton gesetzt: „Seit Monaten waren die Zeitungen und das Internet mal wieder voll mit Erklärungen und Artikeln von Künstlern, Intellektuellen und Schriftstellern, die auf ihr Recht auf Antisemitismus pochten, getarnt als BDS-Romantik“. Einige Beiträge von Dirk Moses & Co. und ein Buch von Per Leo später, die mich ratlos und verärgert zurückließen war es Zeit für den Kontrapunkt.

Und Maxim Biller löst die Hoffnung ein. Hier schreibt einer, was ist und was seiner Meinung nach die Gründe sind. Dass diese auch „intellektuelle Tat“ wie ein „schwarzer Fels“ monolithisch vor uns steht, lässt sich eben doch nicht wegvergleichen. Dass dies keinesfalls die Empathie mit anderen Opfern in Vergangenheit und Gegenwart beeinträchtigt, zeigt Biller deutlich auf. Der Angriff auf „Adas Raum“ am Ende ist natürlich bitterböse und auch ungerecht, aber messerscharf beobachtet. Oft finde ich seine Texte grausig, seine Auftritte im literarischen Quartett waren an der Grenze des Erträglichen, aber hier wird mit großer Geste vielen scheinbar leuchtenden Ballons die Luft gründlich abgelassen – Chapeau! – Dr. Gebhard Mehrle

 

Herr Billner schreibt „Nicht einmal Hitler wollte, daß die Weltvon seinem Versuch etwas weiß, es gibt keine Unterschrift von ihm, die seine Schuld beweisen würde“. Es gibt sie doch, die Unterschrift. Hannah Arendt weist in ihrem Essay „Die Geschichte des großen Verbrechens von 1952 auf Leon Poliakovs „Untersuchung über das Dritte Reichn und die Juden“ hin, in der es heißt …..“aber wir wissen nun mit Sicherheit, dass Hitler …… den Befehl zum organisierten Massenmord entweder im Herbst 1940 ….. oder Anfang 1941 erteilte. Und „Entgegen heutigen Vorstellungen war es Hitler, dessen Befehle den systemathischen Vernichtungsprozeß in Gang setzten. (Zitiert nach „Die literarische WELT“ Die Welt vom 4. September 2021 Seite 25.) – Alfred Höfert

 

Maxim Billers „Erklärungsversuch“ ist aus seiner Sicht und Befindlichkeit durchaus zu verstehen. Zu Recht geißelt er „sprachgewaltig“ alle meist beschämenden Relativierungversuche des Holocausts in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Doch der Versuch einer fast mythisch-religiösen Überhöhung der Einmaligkeit dieses deutschen Verbrechens an seinem Volk macht ihn nahezu blind für die menschlich-universelle Seite aller „Einmaligkeiten“ in diesem Zusammenhang, die der Täter wie der Opfer.

Die haben alle ihre jeweils individuelle Geschichte mit all ihren jeweiligen Bedingtheiten („Relationen“, zu denen auch die „Religionen“ mit ihren „Rückbindungen“ gehören). Die sieht und diskutiert z. T. auch Herr Biller, aber eben leider nur einseitig: Nicht bloß „das Gespenst des Holocaust erschreckt jeden“, sondern alle Gespenster, die seit und mit der Menschwerdung verbunden sind, mit der evolutionär erworbenen Fähigkeit, Zukunft bewusst zu planen, um so Überlebensvorteile zu erreichen. So konnte die soziale Kooperation und die Vermehrung des homo sapiens fast exponentiell gesteigert werden.

Aber auf Kosten aller anderen Lebewesen und Ressourcen, um die nun ein Streit entbrannte. Zunächt unter Einzelnen, wie die mythische Beispielserzählung im Alten Testament, die Brudermordgeschichte von Kain und Abel universell-warnend erzählt. Dann unter immer größer werdenden Menschengruppen. Heute droht dieser Streit zu einem Überlebenskampf aller Lebewesen gegen alle Lebewesen auf dieser Erde zu werden, wie die Corona-Pandemie aufzeigt. Denn die verbleibenden Lebensräume werden immer kleiner und die Ressourcen immer weniger.

Zur Schuldfrage für diese „Evolution“ fixierte wieder das AT das damals geglaubte Menschheitswissen in einem heiligen Buch: Weil es für die Entstehung der Erde noch keine wissenschaftliche Erklärung gab, wurde sie einem Schöpfergott zugeschrieben, der allmächtig und als Lebensspender letztlich notwendig positiv gedacht werden musste. Er konnte deshalb keine anderen Götter neben sich dulden. So übernahmen die Israeliten von Vorläuferreligionen den Glauben an einen Gott, damals schon fortschrittlicher als fast alle Nachbarvölker, die der Vielgötterei huldigten, woraus der Glaube erwuchs, ein von ihrem Gott auserwähltes Volk zu sein.

Nun konnte ein allmächtiger und guter Gott nicht für das BÖSE verantwortlich sein, das es ja nun leider auch gab. Dafür kam nur der Mensch in Frage, wie es die Sündenfallgeschichte mit der damit verbundenen „Erkenntnis von GUT und BÖSE“ und der anschließenden Vertreibung aus dem Paradies im AT nicht minder mythisch-religiös und universell-warnend erzählt. Diese Überzeugung wurde zwar auch damals schon angezweifelt, sogar im AT (z. B. im “ Buch Hiob“, ‚versteckt‘ in einem nicht kanonischen „poetischen“ Teil), setzte sich aber durch und wurde daher für alle zur Orientierung schriftlich festgehalten. Sie reicht über den christlichen Glauben und das NT bis in unsere Gegenwart.

Zutreffend schreibt Maxim Biller von einem „urtümlichen Erschrecken“ sogar der „Täter und ihrer willfährigen Augenzeugen“, was offenkundig universell gemeint ist. Eben deshalb kann es nicht allein auf den Holocaust bezogen werden: Dies Erschrecken gilt für alle Menschheitsverbrechen seit unserer Menschwerdung, unter denen die rassistischen des alten und neuen „Kolonialismus“ und die des Holocaust nur durch ihre Monströsität herausragen, die sich auch in der Entwicklung von Kriegen mit ihren immer tödlicheren Massenvernichtungsmitteln zeigt:

Im „Schatten“ eines solchen „Weltkriegs“ nahm der Holocaust seine fürchterliche Gestalt an. All dies sollte daher als besondere Warnzeichen für Gegenwart und Zukunft in Erinnerung bleiben. Der Streit über „Singularitäten“ lenkt von solcher Einsicht ab und mindert so die kaum vorstellbare Wiederholungsgefahr derartiger Menschheitsverbrechen. – Eckhard Heumann

 

Auch dieser Artikel kommt in meinen Augen sehr aufgeregt daher und hat durchaus das Potential, einen relevanten Beitrag zur weitergehenden Erschöpfung des Feuilleton-Lesers zu leisten. Ich kann nicht wirklich herauslesen, welche Art des Umgangs mit der Shoa sich Herr Biller von Menschen wie mir erhofft. – Dr. Christian Voll

 

Ich bin eine deutsche, weiße Goj und fühle mich mit meinen 57 Jahren nicht von einer Erbsünde belastet. Ich halte mich nicht für eine Antisemitin, auch nicht für eine Unbewusste, wobei ich das natürlich nicht wissen kann, da wenn doch, ja unbewusst. Und ich verstehe diese ganze Diskussion nicht. Bis zur Gründung des Staates Israel war die Glaubensgemeinschaft des Judentums überall auf der Welt verteilt. Die Einzigartigkeit des Holocaust und damit der Hauptunterschied zum Kolonialismus liegt für mich als Laien in der Art der Verfolgung.

Die einzelnen Kolonialmächte sind nicht gezielt und staatenübergreifend umhergezogen und haben die gleiche Bevölkerungsgruppe außerhalb ihres Bereiches gesucht, bei Auffindung gleich an Ort und Stelle hingeschlachtet und für eine vollständige Vernichtung Millonen in eigens dafür eingerichtete Lager deportiert. Oder? Ich selbst bin nie direkter Zeuge oder Betroffener eines Mordkomplottes gegen eine Bevölkerungsgruppe gewesen. Kann man Grauen über das, was Menschen Menschen antun können überhaupt in unterschiedliche Schweregrade aufteilen? Und kann man nicht für mehrere Greultaten verantwortlich sein, ohne sie miteinander zu vergleichen?

Und was genau hat diese Debatte mit dem Staat Israel zu tun, oder gar mit seiner Existenz? Niemand spricht in Europa darüber, die Grenzen von z.B. 1720 wieder einführen zu wollen, oder? Die Bürger des Staates Israel diskutieren ihre Staatsangelegenheiten, wie in jeder Demokratie, kontrovers, und Bürger anderer demokratischer Staaten haben dazu eine Meinung. Was ist daran falsch? – Anke Fige-Meyer

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Methode Merkel“ von Stephan Lebert

 

Für diesen Artikel, sehr geehrter Herr Lebert, möchte ich mich bei Ihnen ganz persönlich bedanken: Großartig, wie Sie eine subjektive Erfahrung, Ihr ganz individuelles „Schlüsselerlebnis“, das Ihnen die Augen geöffnet hat, offen, ehrlich und ohne Sorge vor dem öffentlichen „Mainstream“, der sich – vorgeblich in Ehrfurcht vor einer Lebensleistung, doch meist eher aus Angst vor dem Machtverlust, oft dem eigenen (selbst wenn es sich bei dem womöglich nur um einen Prestigeverlust im Kampf um mehr als 16jährige Deutungshoheiten handelt) – in dieser „Abschiedsphase“ vor Lobeshymnen und Auszeichnungen nahezu überschlägt.

Doch gerade bei der Klarheit Ihrer Formulierungen bleibt eine Frage: Warum hatten Sie Ihr umgekehrtes „Damaskuserlebnis“ (bei dem ein gläubiger Paulus zu einem zweifelnden Saulus wird) nicht schon viel früher? Besonders z. B. bei dem „Wir schaffen das!“ von 2015, das schuldhaftes Politikerverhalten und dessen Folgen bis heute so „vergemeinschaftet“ hat, dass sich Fragen nach der persönlichen Verantwortung von Entscheidungsträgern erübrigt und Frau Merkel, mehrheitlich bestätigt, ja bejubelt, sogar vom Ausland (wieso wohl?), weiter gern in dem Land leben kann, in dem sie eigentlich nicht mehr leben wollte, wenn dessen Menschen das anders sehen als sie?

Für solche Fragen müssten „wir“ wohl alle weiter in die Vergangenheit der Kanzlerin zurückgehen – und in die eigene. Ob da ein Gespräch mit Herrn Ullrich, der in der letzten ZEIT als ausgewiesener Merkelkenner ein interessantes „Dossier“ geschrieben hat, mehr Klarheit bringen kann? – Eckhard Heumann

 

Ich bin Zeitleser seit vermutlich 40 Jahren – Nr. 0073 004 2901 3255 0278 und wollte per Internet eine Stellungnahme loswerden. Die Schrittfolge zu den „privacy Einstellungen“ sind so komplex, daß ich sie nicht nutzen konnte. Ich habe daher das Impressum der Druckausgabe heranziehen müssen, um meinen Leserbrief loswerden zu wollen. Wenn die Digitalisierung so vorteilhaft ist, wie überall und auch von Ihnen propagiert wird, warum wird die Nutzung so schwer gemacht.

Mir hat der Artikel über „die Methode Merkel“ von Hrn Lebert gut gefallen. Er gibt mir das Vertrauen zurück, daß Menschen in der Bundesrepublik lernen können, sogar Journalisten. Als ich den Artikel gelesen hatte, dachte ich, ja, es ist schön, daß junge Menschen auch nach ihrer Ausbildung noch lernen können und habe mich über einen vorzeigbaren Nachweis gefreut. Dann habe ich im Wiki gelesen, daß Hr Lebert bereits die 60 überschritten hat. Schade, denn damit degeneriert das so froh empfangene Lernen zu einer kleinen Episode, wie gewinnt man Altersweisheit. Was irritiert mich so an diesem Betrag des erfahrenen Hrn Lebert.

Die zitierte Aussage eines Wissenschaftlers zu Fr Merkel wohl schon ein paar Jahre alt: „Ich habe früh in diesem Amt eine Grundsatzentscheidung getroffen, ich gebe alles, was ich kann. Aber nicht mehr!“ Anhänger des geschliffenen Wortes wie Journalisten sind wohl schnell von der Eleganz der Formulierung geblendet. Die Kürze und die vermutete Tragweite dieses fundamentalen Satzes sind auch atemraubend. Beides hat wohl auch den Autor des Beitrags fasziniert. Ich denke aber, daß ein kritischer Journalist zwischen Inhalt und Form unterscheiden sollte und muß, will er tatsächlich kritisch die Äußerungen eines Politikers analysieren.

Formal ist diese Satzfolge eine sprachliche Offenbarung, inhaltlich sehe ich nur eine Plattitüde. Bernhard Schlink hat sich in seinem Buch „Der Vorleser“ mit der Kunst perfekter, faszinierender Formulierungen auseinander gesetzt und festgestellt, daß diese kunstvollen Formulierungen keinen Rückschluß auf moralisches Verhalten und damit auch politisches Handeln erlauben. Soviel sollten Journalisten wissen, die sich kritisch nennen. Mensch mit 60 sollten sich diese Erkenntnis im Studium erarbeitet und in den folgenden Jahren vertieft haben. Warum äußern sich die arrivierten Journalisten erst jetzt zur Methode Merkel, als die Götterdämmerung dieser hoch intelligenten Frau längst eingeleitet ist?

Warum haben diese Journalisten es zugelassen, daß seit sicherlich 10 Jahren über „alternativlose Lösungen“ hoch abstrakt und bisweilen sogar kunstvoll, aber ohne inhaltlichen Tiefsinn öffentlich diskutiert worden ist? Ein Wahlkampf zwischen Kandidaten, wo es nur um das kleinere Übel gehen kann und eine Republik ohne Visionen prägen unseren heutigen Alltag, der sicherlich nicht eingetreten wäre, hätten die arrivierten Journalisten ihre kritische Position nicht erst für die Götterdämmerung aufgehoben. – Wolfgang Gossen

 

Der Artikel von Stephan Lebert hat mir in Teilen aus der Seele gesprochen. Aber er geht nicht weit genug. Seit langem wundere ich mich, warum Frau Merkel als Kanzlerin über Parteigrenzen hinweg so hoch geschätzt wird. Natürlich, auch ich schätze sehr ihre unprätentiöse Art, ihre hochintelligente Sachlichkeit, mit der sie Politik betrieben hat, mit der sie den G20-Alphatieren begegnet ist. Sie hat in schweren internationale Krisen bestehen müssen, hat in der Flüchtlingskrise Herz bewiesen. Und dennoch sage ich, für eine Kanzlerin eines Landes wie der Bundesrepublik ist das als Bilanz nach 16 Jahren erschütternd wenig.

Denn darüber hinaus ist so ziemlich jede etwas größere politische Herausforderung liegengeblieben, umgesetzt wurden nur Petitessen. Ein Partner Frankreich, der seit Jahren mit hohem Recht auf mehr strategische Autonomie Europas drängt, dessen Vorschläge unbeantwortet bleiben – weil Frau Merkel glaubt, unserem Land die Debatte nicht zumuten zu können. Eine Bundeswehr, die, nur ein Schatten ihrer selbst, nicht einmal einen Flughafen sichern kann.

Eine dramatische verschleppte Klimapolitik. Rentenfinanzen, die auf den Zusammenbruch zu steuern. Eine immer kritischere Reichtumsverteilung, die allmählich den Zusammenhalt der Gesellschaft gefährdet. Eine dramatisch verschleppte Digitalisierung, die das Industrieland Deutschland in der G20 mittlerweile auf den letzten Plätzen sieht, obwohl Angela Merkel seit mehr als 10 Jahren verspricht, dieses Thema endlich anzupacken (die heuteshow hat die entsprechenden Redeausschnitte mal wunderbar hintereinander geschnitten).

Firmen, die CAD-Daten auf dem USB-Stick per Post verschicken (!!!), weil sie im ländlichen Raum keine Breitband-Anbindung haben. Landwirte, die ihre Fläche längst per SW, GPS und Internettechnologie managen möchten, aber verwundert von ihrer Ministerin Klöckner hören, das „wir 5G nicht an jeder Milchkanne“ brauchen. Hat Frau Merkel offenbar verschlafen, sonst hätte sie Frau Klöckner spätestens da ausgetauscht. Wer mit ansieht, wie die deutschen Verwaltungen und Behörden mit Fax, Papier und Arbeitsprozessen aus Kaisers Zeiten auf den Ruhestand von rd. 30% ihrer Mitarbeiter, der starken Jahrgänge, zu schlittern, dem wird Angst und Bange um dieses Land (die Bundesagentur für Arbeit ist eine rühmliche Ausnahme in punkto Digitalisierung – Herrn Schröder sei Dank).

Herr Lebert schreibt, es hätte unter Merkel keinen Plan gegeben, es „gab professionelles Management“. Irrtum Herr Lebert: professionelles Management hat einen Plan – sonst ist es Murks. Und es hat vor allem auch eine Vision und eine Strategie, wie diese zu erreichen ist. Fragen Sie mal deutsche Konzernverstände. Frau Merkel hat verwaltet und reagiert, und das nur, wenn es gar nicht mehr anders ging.

Wer sich wie Frau Merkel nur am augenscheinlich Machbaren ausrichtet, der treibt meilenweit zurück. Wer nie ein „Big Picture“ entwirft, es erklärt und es verfolgt, der legt seine Zukunft in die Hand anderer. Kanzler Schröder hat seinerzeit bewiesen, dass es anders auch geht. Zukunftsweisende Konzepte für das Land erarbeiten und auch gegen Widerstände durch- und umsetzen, auch wenn es am Ende die Macht kostet, das ist das Mindeste was ich aus dem Kanzleramt an Führung erwarte. Für Frau Merkel war der Machterhalt wichtiger als die Zukunft des Landes. Ihr Abgang kommt 8 Jahre zu spät. – Gernod Laufkötter

 

Treffender und präziser hätten Sie Frau Merkel nicht beschreiben können. Scheinbar täuscht mich mein eigener Eindruck nicht, denn er deckt sich absolut mit dem Ihren. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Nur Reaktion nie Aktion, eine sehr treffend Beschreibung der 16 Jahre. – Wolfgang Kupski-Emonds

 

Nein, Herr Lebert, es ist nicht Ihr Problem, dass Sie die Bilanz von Angela Merkel „gerade angesichts ihrer Fähigkeiten“ für enttäuschend halten. Mir geht es genauso, vor allem seit der großen Flüchtlingswelle von 2015. Ihr „wir schaffen das“ war nie von Leidenschaft unterfüttert, und als der Widerstand gegen die anfangs vielleicht etwas naive Willkommenskultur zu krass wurde, hat sie einfach die Segel gestrichen. Ich bin sogar überzeugt, dass ihre Weigerung, wirkliche Veränderungen anzustoßen, das Problem des Populismus in Deutschland verschärft hat.

Ich bin nämlich immer noch fest davon überzeugt, dass am Anfang der Hinwendung zu populisischen Strömungen bei vielen Menschen, die sich vom demokratischen Mainstream losgesagt haben, ein ungestilltes Bedürfnis nach Aufbruch, nach Veränderung angesichts großer Herausforderungen bestand. Viel mehr Menschen als nur diejenigen, die jetzt grün wählen oder sich in Bürgerbewegungen engagieren, ahnen schon seit langem, dass es so wie es jetzt läuft, nicht immer weitergehen kann, allen Beschwichtigungen zum trotz. Und manche von diesen Zweiflern stellen nun die die Systemfrage von rechts oder von quer.

Natürlich kann dies nicht allein Angela Merkel zur Last gelegt werden, der Populismus hat sich tief in die politische Kultur fast aller westlichen Demokratien gefressen, in manchen (siehe USA) in viel verheerenderem Ausmaß als in Deutschland. Frau Merkel hatte aber viel mehr Möglichkeiten und Zeit als andere Regierungschefs, durch eine gut durchdachte und transparent kommunizierte Politik dem Populismus den Wind aus den Segeln zu nehmen, aber das lag anscheinend außerhalb dessen, was sie selbst für möglich hielt. – Dr. Dirk Kerber

 

In Reaktion zu Stephen Lebert‘s „Methode Merkel“: Die Kritik an Angela Merkel erscheint einem Erstwähler wie mir ähnlich irritierend, wie das Bedürfnis die erste Kanzlerschaft meines jungen Lebens zu verteidigen. Help! – Jan Husack

 

In 16 Jahren Kanzlerschaft habe ich noch nie einen „Glauben an die Kanzlerin“ gehabt. Wenn den Stephan Lebert erst in der Corona-Krise verlor, ist das in der Tat sein Problem. – Axel Spellenberg

 

Vielen Dank für diesen Artikel. Er spricht mir aus der Seele und findet Worte, nach denen ich gesucht hatte. Es ist grundsätzlich frustrierend bis beängstigend, wenn eine derart begnadete Politiker-Persönlichkeit wie Frau Merkel nach 16 Jahren ein so mageres und letztlich ideenloses Vermächtnis hinterlässt. – Dr. Christian Voll

 

Ich glaube, dass Frau Merkel die Krisen während ihrer Amtszeit sehr gut bewältigt hat. Mir als Wähler und Bürger stellt sich dennoch die Frage, warum Deutschland so bereitwillig so viel Verantwortung übernommen hat. Die Bankenkrise wurde von amerikanischen Banken verursacht, die mit ihren Derivaten den ganzen Kapitalmarkt verseucht haben. Die Euro-Krise wurde durch eine Bilanzfälschung verursacht, an der Griechenland und eine amerikanische Bank beteiligt waren. Die Flüchtlingskrise wurde zum größten Teil von Assad und Putin verursacht, neben anderen verantwortungslosen Akteuren. Warum sollen also die Deutschen immer mehr Verantwortung übernehmen für Krisen, die von außen kommen?

Frau Merkel konnte ihre Wähler immer mit einer Mischung aus Moral und Sachzwängen überzeugen. – Dennoch besteht das Risiko, dass diese Verantwortungsbereitschaft das Staatssystem irgendwann vollkommen überdehnt und die Bürger überfordert. Solange die Staatsbanken immer mehr Geld in die Kapitalmärkte pumpen, mag diese Moral-Politik noch gut gehen. – Dennoch werden immer mehr Kapitalblasen entstehen und auch das sogenannte Kapital wird immer irrationaler. Die Frage an die nächste Regierung sollte also lauten: Wie viel Moral können wir uns noch leisten? – Harm von Lintig

 


 

 

Leserbriefe zu „»Vielleicht war man sich zu sicher«“. Gespräch mit Melanie Brinkmann geführt von Marc Brost

 

Sie haben mit Ihren Fragen an Frau Prof. Brinkmann sehr ausführlich die potentiellen Todeszahlen bei Erwachsenen und Kindern in der kommenden Saison erläutert. Es ist in Ihrem Artikel so wie in den meisten zu diesem Thema. Man muss eigentlich Angst bekommen. Es wird von mehreren Hundert toten Kindern gesprochen, wenn man eine sog. Durchseuchung zulässt. Allein dieses Wort ist schon schlimm genug. Ich frage mich, warum nach offiziellen Angaben vier bis dahin gesunde Kinder bis jetzt gestorben sind, obwohl wir lange Zeit keine Impfung hatten, und in Zukunft Hunderte sterben sollen. Solche Horrorprognosen kann selbst eine Expertin kaum erklären.

Dann frage ich mich, warum Sie nicht eine einzige Frage zur Sicherheit der Impfung gestellt haben. Laut PEI, wenn Sie die Sicherheitsberichte verfolgen, kommen die Covid-Impfstoffe einfach nicht an die Sicherheit der bisherigen Impfstoffe heran! Allein die Wahrscheinlichkeit an den Folgen der Covid-Impfung zu sterben ist 20mal höher als bisher. Natürlich trifft das v.a. auf die alten Menschen zu. Aber es verdeutlicht doch, dass man dieses Thema ernst nehmen sollte. Leider hat man das völlig ausgeblendet. Man spricht nur noch von der Impfung, und wirft alle Impfstoffe in einen Topf.

Stichwort „harmloser Piks“. Jede Medaille hat immer zwei Seiten. Ich sehe, dass die Politik und die Medien stets nur die eine Seite beleuchten. So gesehen, könnte man meinen, die Lösung ist ganz einfach. Alle, auch die Kleinen, müssen nur den Ärmel hochkrempeln, und dann bleiben wir alle gesund. Ob das nicht ein Trugschluss ist? – Dr. med. Martin Krivacek

 

Es hat mich (63, m, vw) erschüttert, zusammengefasst zu lesen, wie rücksichtslos mir mit den Kindern umgegangen sind und noch umgehen. Zuerst wurde die Alten geimpft – Risikogruppe – und dann weigern wir uns, eine Impfpflicht bei Eltern und Betreuern zu verordnen (Freiheit, Selbstbestimmung). Die Kinder tragen alle Lasten: Freiheiteinschränkungen ohne Schulbesuch und Kontakt nur zu wenigen Freunden über mehr als 1 Jahr, und heute werden sie durch mangelnde Schulausstattung und Impfverweigerung einige Erwachsener krank und sterben. Welch eine Selbstgefälligkeit der Erwachsenen.

In 30 Jahren werde sich die Kinder erinnern, wie wir mit Ihnen in der Corona-Pandemie umgegangen sind: wenn sie als Dienstleister, Krankenhausmitarbeiter und Pfleger tätig sind. Wie selbstlos und engagiert werden sie uns Alten helfen und uns versorgen? Werden sie Rache nehmen? Werden sie uns in unserer Selbstgefälligkeit verrecken lassen, ….oder jagen sie uns nur ihre Pflegeroboter auf den Hals? – E. Goette

 

Das ist wieder einmal unterste Schublade! Die Ungeimpften sollen die Blitzableiter einer frustrierten Nation spielen, mit einem „Querdenker-Güte-Siegel“ gutsichtbar auf der Stirn. Ab mit ihnen in die Ecke, mit diesen uneinsichtigen und egoistischen „Kinderschändern“! Damit wären dann auch schon sämtliche Argumente ausgetauscht, in einer Pandemie, die nur auf Vermutungen und Nichtwissen, trotz aller vermeindlichen Expertenmeinungen, fußt. Diese aufoktroyierte Rolle, in die die Ungeimpften gedrängt werden sollen, die finde ich zum Erbrechen grottenschlecht! – Klaus P. Jaworek

 

aus meiner Sicht dürfen Sie Frau Brinkmann keinen weiteren Raum in Ihrer Zeitung einräumen, um ihre kruden Gedankengänge zu verbreiten. Heute gibt es diejenigen wie Frau Brinkmann, die glauben, daß die Gesellschaft nicht mehr auf politischen Erzählungen, sondern auf wissenschaftlichen Fakten und Zahlen beruhen sollte, und damit den roten Teppich für die Herrschaft der Technokratie ausrollen. Ihrer Meinung nach ist im Rahmen einer biologisch-reduktionistischen, virologischen Ideologie eine kontinuierliche biometrische Überwachung angezeigt, und die Menschen werden ständigen präventiven medizinischen Eingriffen wie Impfkampagnen unterworfen. All dies, um angeblich die öffentliche Gesundheit zu optimieren. Außerdem muß eine ganze Reihe medizinischer Hygienemaßnahmen ergriffen werden: Vermeiden von Berührungen, Tragen von Gesichtsmasken, ständiges Desinfizieren der Hände, Impfungen, usw. Für die Verfechter dieser Ideologie kann man nie genug tun, um das Ideal der größtmöglichen “Gesundheit” zu erreichen. Um dieses Ziel zu erreichen muß man der Bevölkerung noch mehr Angst einjagen. Nur dann wird sie sich an die von den Virologen empfohlenen Maßnahmen halten. Das Schüren von Ängsten soll ihrer Meinung nach Gutes – „vollkommene Gesundheit“ – bewirken.

Bei der Ausarbeitung all dieser drakonischen Maßnahmen vergessen diese ideologischen Virologen jedoch, daß die Menschen weder körperlich noch geistig gesund sein können, wenn sie nicht über genügend Freiheit, Privatsphäre und das Recht auf Selbstbestimmung verfügen. Wichtige Werte, die in dieser technokratischen, totalitären Sichtweise völlig außer Acht gelassen werden. Obwohl die Regierung eine enorme Verbesserung der Gesundheit ihrer Gesellschaft anstrebt, wird ihr Handeln die Gesundheit der Gesellschaft ruinieren. Das ist übrigens ein Grundmerkmal totalitären Denkens nach Hannah Arendt: Es endet im genauen Gegenteil dessen, was es ursprünglich anstrebt.

Zur Erreichung der Ziele scheuen weder Frau Brinkmann noch Herr Lauterbach nicht vor offensichtlich falschen Aussagen wie der Behauptung, daß die Hälfte der Menschen, die auf Intensivstationen liegen, beatmet werden müssten. Es werden auch wieder Schreckensszenarien für die nächsten Monate entworfen, obschon die Vorhersagen der beiden im Frühjahr diesen Jahres sich bereits als völlig unzutreffend erwiesen haben. Im Wesentlichen gehen die ideologischen Virologen davon aus, dass die Bevölkerung diese Fehleinschätzungen der Vergangenheit vergessen haben. – Volker v. Moers

 

Frau Brinkmann betont zu Recht die Verantwortung der Erwachsenen, durch die Entscheidung für eine Corona-Impfung auch den Schutz derer zu erhöhen, die (noch) nicht geimpft werden können, weil es für die Jüngsten bisher keinen Impfstoff gibt. Darüber hinaus können jedoch auch die 12-18-Jährigen durch eine Impfung etwas für den Infektionsschutz ihrer jüngeren Geschwister, Mitschüler und anderer Kinder in ihrer Umgebung tun. – Bettina Ziegler

 

In der Ausgabe N°36 ist ein Interview von Marc Brost mit Frau Brinkmann erschienen. Dieser Artikel hat mich bewogen, nein buchstäblich gezwungen, mich zum Thema zu äußern. Im Anhang finden sie einen Text, der sich mit der Problematik, um die das Interview kreist, auseinandersetzt. Für einen klassischen Leserbrief ist die A4-Seite natürlich zu lang, aber dennoch hoffe ich, dass sie Herrn Brost und Frau Brinkmann zur Kenntnis kommt. – Monika Fath-Kelling

 

Es ist schon traurig, wie omnipräsente Wissenschaftler(innen) wie Melanie Brinkmann oder Karl Lauterbach immer wieder die gleichen Statements bemühen um ihren Hardlinerkurs in der Coronapolitik zu rechtfertigen. „Die Wissenschaft“ (so auch Angela Merkel) scheint alternativlos und ist nicht zu hinterfragen (L.Wieler). Was für ein Unsinn! Wissenschaft wird so zum Dogma und dient nicht der Wahrheitsfindung. Schon am Anfang des Interviews spricht Frau Brinkmann wie schon zu Beginn der Pandemie gebetsmühlenhaft vom exponentiellen Wachstum, dass das Infektionsgeschehen außer Kontrolle geraten lasse und viele Tote produziere und rechtfertigt damit die Massnahmen der Bundesregierung.

Der Philosoph Markus Gabriel sagte letzte Woche im WDR :“ Wer immer noch glaube die Pandemie ließe sich berechnen, war in den letzten anderthalb Jahren nicht online‘. Wissenschaftler vom Schlage Lauterbach, Brinkmann, Wieler scheinen diese Unwägbarkeiten des menschlichen Lebens nicht zu verstehen oder machen sich selbst zu Wissebschaftsleugnern. Eine Pandemie lässt sich nicht berechnen! Zudem sollte die Regierung eine Impfpflicht einführen, wenn sie wie Brinkmann das Virus eliminieren will. Doch da scheint das Haftungsrisiko zu gross.

Schlimm und „menschenverachtend“ ist die Aussage Brinkmanns, wieviele tote Kinder lasse ich (die Gesellschaft) zu. Jeder einzelne wird moralisch für das Volksganze und für den Tod (diesmal nicht der Alten) verantwortlich gemacht. Die Rhethorik bleibt trotz besseren Wissens die gleiche. Was ist mit der indischen Variante ( heute Delta) in Indien passiert? Wenn es irgendwo ungebremstes exponentielles Wachstum geben könnte , dann sicherlich in Indien. Von AHA Regeln können wir dort angesichts der Hygienestandards sicher nicht reden.

Die Inzidenz liegt aber seit Monaten bei 20.. Holland zeigt zudem, dass ein Leben ohne Masken und 3 G nicht zwangsläufig zu höheren Inzidenzen und Hospitalisierungen führt…. Und nochmal zur panikmachenden No-Covid Strategin Melanie Brinkmsnn und ihren Vorhersagen zur Durchseuchung und Kindersterblichkeit. Wenn sie abschliessend sagt, keiner würde die Gurtpflicht abschaffen wollen, nur weil die Krankenhäuser leer stehen,,kann ich ihr nur antworten: „Wenn Sie die Kindersterblichkeit gering halten wollen, dann schaffen Sie sofort den Straßenverkehr ab. Da gibt es jährlich mehr tote Kinder als in Ihrem schlimmen Szenario zu Covid 19“.

Brinkmanns Annahmen dienen dazu, einen fehl- geleiteten Kurs zu rechtfertigen. Ein Fehler wird erst dann zum Fehler, wenn man auf ihm beharrt ( Ernst Jünger). Es ist Zeit, gegen diesen unwissenschaftluchen Diskurs anzuschreiben und mehr von diesen angeblich „menschenverachtenden“ (Böhmermann) Wissenschaftlern wie A. Kekulé und besonders H. Streeck (von zahlreichen anderen renommierten Kritikern ganz zu schweigen) zu hören. Diese Bitte richtet sich ganz besonders an Ihren geschätzten Chefredakteur Giovanni di Lorenzo. – Thomas J Birgel

 


 

 

Leserbriefe zu „Keiner Zukunft zugewandt!“ Streit von Miriam Meckel und Kevin Kühnert

 

Jedes Wort ist zuviel, was man über die Totengräber der SPD verliert. Kevin Kühnert ist ein dummes, blasiertes Parteimitglied der SPD, der seine Partei in den Abgrund manövriert hat. Mehr gibt es nicht zu sagen. – Gunter Knauer

 

Die drei SPD-Vorsitzenden sind schlau genug, sich nicht in Olaf Scholzs Wahlkampf einzumischen. Würden diese Drei im Wahlkampf das Sagen haben, wäre die SPD immer noch eine 15%-Partei. Allein dem Pragmatiger Olaf Scholz, den die eigenen Mitglieder nicht als Vorsitzenden wollten, verdankt die SPD den derzeitigen Aufstieg. Sollte Scholz- und danach sieht es aus- Kanzler werden, wird er mit der derzeitigen SPD-Führung noch seine „Freude“ bekommen. Was Kevin Kühnert alles als SPD-Pluspunkte aufzählt, hat schon in der Vergangenheit keinen Erfolg gehabt. – Bernhard Sauerwein

 

Wenn man aus medialer Geilheit einen hohlschwätzenden Politpopanzen wie u.a. Kühnert hofiert, muss man sich nicht über dessen verquerstes Rollenverständnis wundern und eigentlich auch nicht auf seinen, von Eigennutz geprägten Opportunismus reagieren. Er hat wie so viele Bundestagskandidaten die notwendige Beliebigkeit, an jeder Ecke der Republik aufgestellt zu werden. Als Entsandter von lokalen und regionalen, auch politischen Belangen völlig untauglich, weil mit journalistischer Unterstützung entrückt. – Jürgen Dressler

 

Ich war kurz davor meine Stimme wieder der SPD zu geben. Aber nachdem Frau Schwesig meinte die DDR war kein Unrechtsstaat nur um ein Paar Stimmen von Altkommunisten in MV zu bekommen werde ich davon angeeckelt Abstandt nehmen. – Frank Tünnemann

 

Die Anrede: „ Liebe Miriam Meckel“ soll offensichtlich dem Leser eine Vertrautheit und Nähe suggerieren, die, dem Inhalt des Briefes nach nicht anzunehmen ist. Das macht es eher ärgerlich. Den Grund für seine Ratlosigkeit sollte Her Kühnast zuerst einmal bei sich selbst suchen. – Klaus Grasenick

 

In Wahlzeiten hat das Thema „soziale Gerechtigkeit“ erneut Hochkonjunktur. So wie sie derzeit noch betrieben wird, halte ich den Ansatz für falsch und nicht zielführend. Man beschäftigt sich in aller Regel nicht mit Ursachen der Problematik sondern mit Symptomen, das Problem besteht weiter, wird in die Zukunft geschoben, erfordert dann „kräftige“ Maßnahmen, die teilweise nicht mehr demokratisch erscheinen.

In den meisten Fällen wird lediglich Geld umverteilt. Es kommt viel zu spät, da gebrochene Lebensbiographien meist am Anfang bis Mitte des Lebens entstehen. Es ist effektiver und gerechter, sich mit der Gerechtigkeit am Lebensanfang zu beschäftigen! Anmerkung: Könnten Ihre Experten zu dieser Problematik eine etwas tiefere bzw. breitere Recherche bringen? – Bernd Müller

 

„Verflossene Liebe“ Auch Miriam Meckel weiß sicher, dass die Haltung einer verflossenen Liebe gegenüber zumindest zeitweise eine der absoluten Negierung ist. Das ist allein schon deshalb so, um von ihr wegzukommen. So werden, wie auch in der „Anklage“ Frau Meckel’s gegenüber der SPD, alle kleinen Erfolge, alle mühsamen Errungenschaften klein geredet oder gar negiert.Pauschale Vorwürfe („krampfhaft am Alten festgehalten“) sollen kleine Anerkennungen des Machbaren ersetzen.Ideale („soziale Gerechtigkeit“) werden gnadenlos nur als ganze gefordert, kleine Brötchen verachtet. Leider schaut man bei dieser Schwarz-Malerei auch immer in den eigenen Spiegel, den schließlich war man ja an dieser Gestaltung der Liebe zur Hälfte mitbeteiligt.

Mal angenommen, ich hätte Frau Meckel ein Buch von mir geschenkt und sie hätte sich brav bedankt, wäre aber danach für Feedback nicht mehr erreichbar gewesen.Wäre es naiv von mir, zu hoffen, dass das Buch doch „irgendwie“ gefruchtet habe? Je milder wir in den Spiegel schauen, desto milder und menschlicher schaut das Gegenüber zurück.So werden wir selbst zu „Treiberinnen eines Kulturwandels“ und erwarten dies nicht mehr ansprüchlich von der, die wir angeblich- geliebt haben? – Ingrid J. Dautel

 


 

 

Leserbriefe zu „Nein“ von Peter Dausend

 

Der Autor sieht (oder befürchtet?) das Potential einer Roten Socken Kampagne. Doch verglüht sie angeblich wie eine Sternschnuppe, sofern Scholz kurz vor dem Wahltermin einen Rückzieher macht. Dabei wird übersehen, dass viele, vielleicht über fünfzig Prozent, zu dem Zeitpunkt bereits ihre Stimme per Briefwahl abgegeben haben. Und Scholz figuriert anschließend wie der Superopportunist, der seine Haut retten will. Glaubwürdigkeit indes wird auch in der Wahlkabine honoriert. – Christoph Schönberger

 

Ein toller Griff in die Klamottenkiste der Wahlvorbereitungsberichte mit einer Drohkulisse eines, eher unwahrscheinlichen, Linksbündnisses im Bund. Ein Leitartikel den ich eher im „Vorwärts“ verortet hätte. Wieder alle alten Feindbilder gegen die SPD, durch die CSU/CDU, heraufbeschworen und den Lagerwahlkampf eröffnet. Die „Rote-Socken- Kampagne „nach vielen Jahren aus der Mottenkiste geholt. Gibt es heutzutage keine wichtigeren Wahlkampfthemen? Dann die Beweihräucherung und die Lobhudelei des Mannes der die SPD bereits im Alleingang an die Macht und ins Kanzleramt gehievt hat: Olaf Scholz! Geht´s noch?

Olaf Scholz mit Versprechungen, ohne erkennbar für deren Einhaltung zu sorgen. Vergesslichkeit bei Cum-Ex Geschäften, beim Wirecard Skandal im Untersuchungsausschuss und beim Steuer-Zahlungserlass für die Warburg-Bank, die uns Steuerzahler jeweils viele Millionen Euro gekostet haben. Aber bei Herrn Scholz ist dies mittlerweile ein roter Strick, kein Faden mehr. Trotzdem (oder deshalb?) ist Olaf Scholz derzeit der beliebteste Kanzlerkandidat. Da zeigt sich überdeutlich die Macht der Medien und das kurze Gedächtnis des Wahlvolkes.

Im Übrigen war in diesem Bundestagswahlkampf 2021, und das betrifft alle „großen“ Parteien, bisher noch kein Drive, kein Verve und schon gar nicht die Einbeziehung und Berücksichtigung der Fragen der Deutschen Marianne und des Deutschen Michel mit der Beantwortung wichtiger Fragen, z.B.: Bekämpfung der Alters -und Kinderarmut, Steuer -und Lohngerechtigkeit, bezahlbarer Wohnraum für alle etc. Da schweigt auch Olaf die Lichtgestalt. Wie die beiden anderen im Dunkeln, Annalena und Armin, auch. – Felix Bicker

 

Recht nicht ausgeschlossen. Wenn es für Rot- Grün nicht reicht, wäre die FDP als Koalitionspartner verheerend. Denn dann hätten die Kräfte die Oberhand, die der bisherigen liberalen Wirtschaftspolitik nahe stehen. Diese Politik stellt den Markt über alles, hat aber sozial und ökologisch versagt und das Vertrauen in die Politik untergraben. Nun stehen in Deutschland die Wähler ratlos vor dem Phänomen, dass von den eher linken Kräften gefordert wird, die Reichen und Super-Reichen, die immer mehr werden, zwecks sozialem Ausgleich und wegen der großen Löcher in der Staatskasse höher zu besteuern.

Diametral entgegen dazu steht die ‚konservative‘ Truppe, hinter der mächtige Interessen stehen, und die in fast allen Parteien Anhänger hat. Sie fordert und plant sogar eine Entlastung des großen Geldes, damit die Wirtschaft die Corona- Delle überwinden und die Energiewende stemmen könne. Stolz weist man darauf hin, dass Deutschland diese Politik zur wirtschaftlichen Großmacht gemacht hat, mit einem Exportüberschuss von jährlich gut 200 Milliarden Euro und niedriger Arbeitslosigkeit. Wir sind aber dabei, die Lebensgrundlagen zu zerstören.

Und Deutschland exportiert mit seinem Exportüberschuss zugleich Arbeitslosigkeit, Verschuldung und Chaos und erzeugt damit Flüchtlingsströme. Weltweite Wetter- Extreme liefern einen Vorgeschmack darauf, was uns erwartet, wenn diese Politik fortgeführt wird. Es müssen nun Vernunft, Brüderlichkeit und Völkerverständigung über Konkurrenz, Egoismus, Konfrontation und Hochrüstung gestellt werden. – Hans Oette

 

Olaf Scholz liegt ganz vorn, da sind alle Spekulationen und Bündnis Phantasien viel zu früh.Das taktische und strategische Kalkül hilft noch mehr Stimmen ein zu sammeln bis zum 26.September um die CDU auf Abstand zu halten. Nur der Wahlsieger wird Kanzler, was danach kommt wird sich noch zeigen,klar ist, regieren geht ohne Links oder Rechts, die goldene Mitte mit grüner Farbe ist klar im Vorteil. – Thomas Bartsch Hauschild

 

Es ist schon fast erbärmlich, dass CDU/CSU den „Trumpf“ eines drohenden Linksbündnisses aus dem Ärmel ziehen muss, um den Wahlkampf noch zu ihren Gunsten zu drehen. Nach einem regierungsfähigen Linksbündnis sieht es nicht wirklich aus. Allerdings glaube ich nicht, dass Olaf Scholz im Alleingang die SPD aus dem 15 % Tief geholt hat. Er profitiert ganz besonders von der Schwäche seines Kontrahenten Armin Laschet. Armin Laschet versucht verzweifelt, jetzt angriffslustiger und frischer aufzutreten. Trotzdem kann er nicht überzeugen, er wirkt großväterlich und von vorgestern, muss nun auch noch ein „Zukunftsteam“ einsetzen . Das spricht nicht für ihn.

Olaf Scholz selbst ist auch kein großer Charismatiker, seine Chancen, der nächste Bundeskanzler zu werden, stehen trotzdem so gut wie nie. Ein klares „Nein“ zu einem Linksbündnis hat er gar nicht nötig. CDU/CSU haben mit Armin Laschet auf das falsche Pferd gesetzt, die SPD darf sich freuen, dass sie sich für Olaf Scholz entschieden hat. Die Ära Merkel ist vorbei und die Luft bei CDU/CSU ist raus. Interessant ist jetzt eigentlich nur noch die Frage, welche Parteien in der nächsten Regierungskoalition vertreten sein werden. – Regina Stock

 

Vielen Dank für den „Nein“-Artikel von Peter Dausend (DIE ZEIT 36, 2.9.21) auf der Seite 1. Dausend erinnert sachlich und informativ an die vielfältigen abstrusen Propaganda- und Rufmordkampagnen der Union gegen die SPD und ihre Führung in der Nachkriegszeit. Die zum Teil tiefbraunen „Elemente“ in den eigenen Reihen der Union, auch in höheren Rängen, verschwieg man natürlich geflissentlich. Die Hölle sind ja immer die anderen. Die abenteuerlich-haarsträubende These von der SPD als fünfter Kolonne Moskaus war ja nur ein , wenn auch wesentlicher, Aspekt der jahrelangen Attacken. In dem Zusammenhang erinnert man sich aber -nach wie vor- auch an das Urteil von Kurt Schumacher über (die ostdeutschen) Kommunisten, mit denen die SPD ja dann , wenn die CDU-Hetze denn stimmen sollte, hätte (eng) zusammenarbeiten und -wirken müssen:

Schumacher bezeichnete Kommunisten klar und eindeutig als „rotlackierte Nazis“ (etwa nachzulesen in der Schumacher-Biographie von P. Merseburger, S.307). Das schloß doch schon jegliche politische Kumpanei mit der SED und auch der KPdSU von vornherein aus. Die CDU verbandelte sich im Osten Deutschland dagegen viel willfähriger mit dem Blockflötenreigen der „Nationalen Front“. In dieser Situation reagierte Herbert Wehner auch klar und eindeutig – als sozialer und demokratischer Humanist:

„Innenpolitische Gegnerschaft belebt die Demokratie. Aber ein Feindverhältnis, wie es von manchen gesucht und angestrebt wird, tötet schließlich die Demokratie, so harmlos das auch anfangen mag. Das geteilte Deutschland – meine Damen und Herren, ich will Sie damit nicht belehren; Sie wissen das wahrscheinlich zum größten Teil selbst – kann nicht unheilbar miteinander verfeindete christliche Demokraten und Sozialdemokraten ertragen.“ (Herbert Wehner) (Quelle: https://beruhmte-zitate.de/autoren/herbert-wehner/)

Auch ein Wiederaufleben der „Rote-Socken-Kampagne“ sollte sich die Union vor dem Hintergrund des Wehner-Zitats verkneifen. In einer liberalen, streitbaren, lebendigen Demokratie gibt es Grenzen des politischen Geschmacks und des politischen Anstands. – Hans-Joachim Engler

 

Der Union schwimmen nun ihre Felle davon! Wer hätte das noch bis vor kurzem gedacht. Die beleidigte und ungenießbare „Leberwurst aus Bayern“ lässt schließlich auch keine Gelegenheit aus, um der CDU zu schaden. Seine abgeschossenenen giftiggrünen CSU-Boomerang-Pfeile fliegen aber dummerweise wieder zu ihm zurück und richten hier im Freistaat auch gewaltige politische „Flurschäden“ an. Der stete Machtverlust macht ohnmächtig, aber wer nicht hören kann und will, der muss halt fühlen! Wer da jetzt ohne die Union regieren sollte, das treibt die Union um, aber darauf hat sie keinerlei Einfuß mehr, und das ist sehr, sehr gut so! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Was Guantánamo aus ihnen machte“ von Bastian Berbner und John Goetz

 

Vielen Dank für diese Reportage! Ich freue mich, dass Sie ein solch heißes Eisen angefasst habe. Das ist für mich der Beweis, dass es in Deutschland noch freie, kritische und unbestechliche Journalisten gibt. Gerüchten zufolge, gibt es neben Slahi aber noch eine weitere Person, die ebenfalls gefoltert wurde und zwar nicht nur, indem man ihr „wildschreiend Papier ins Gesicht geworfen“ hat, sondern mit Water-Boarding, 182-mal: ein gewisser Khalid Scheich Mohamed.

Die Informationen, die dieser dann preisgegeben haben soll, bildeten eine wesentliche Grundlage für den offiziellen 9/11-Abschlussreport der von der US-Regierung eingesetzten Untersuchungskommission. Stimmt das wirklich, oder handelt es sich hier um Fake-News? Vielleicht könnten Sie in diese Richtung ebenfalls recherchieren! – Manfred Marggraf

 

Ein interessanter Text ist Ihnen da gelungen. Allerdings befremden mich trotz mehrfacher Lektüre schon ein paar Dinge sehr: – wieso heben Sie so darauf ab, ob Mohamedou Slahi nun „schuldig“ ist oder nicht? Auch wenn er persönlich der Drahtzieher gewesen wäre rechtfertigte das in keiner Weise den Einsatz von Folter! Wir haben uns Staaten und Verfassungen und Gesetze etc gegeben damit der einzelne nicht blindwütig Rache übt. Der Staat als Rächer der sich um Menschenrechte und Justiz nicht schert ist das noch größere Schreckgespenst.

– auch für mutmaßliche Terroristen gilt die Unschuldsvermutung und wenn wir keine Beweise haben heißt das : frei lassen. Ganz gleich bei welchen Hunden jemand liegt und mit wem er befreundet ist. Selbst sogenannte Indizien(prozesse) sind oft schon sehr dünnes Eis. -warum nennen Sie die Dinge nicht einmal beim Namen: was die USA in Guantanamo und nicht nur dort veranstaltet haben und immer noch veranstalten sind schwere Menschenrechtsverletzungen. Und das auch wir in Deutschland in dieser Sache nicht ganz unbeteiligt waren wurde in der Vergangenheit bereits aufgedeckt. Es kommt lediglich nicht zu einer Verfolgung weil die USA den internationalen Strafgerichtshof nicht anerkennen. – Gunnar Bischof

 

In Tat und Wahrheit, diese Geschichte gehört auf Seie 1! Was hätte Herr Sahi gesagt, wenn die USA tatsächlich seine Mutter vergewaltigt hätten? (Gibt es einen point of no return auf dem Weg zur Vergebung?) Immer ist die Endstation der Geschichten und der Geschichte Hollywood. Alle Wege unserer Welt führen nach Hollywood. Sie haben so ausgezeicnnete Beziehugen in alle Richtungen: Können Sie vielleicht von der US-Behörden einen der Käfige aus Guantánamo beschaffen?

In Erinnerung an den Fall des „Bremer Taliban“ Murat Kurnaz hat ein Unbekannter vor Jahren vorgeschlagen, einen solchen Käfig in Bremen vor der Hochschule für Künste nachzubauen. Kurnaz´ Fall ist ein besonderer, weil nach seinen Aussagen auch deusche Ermittler ihn in Guantánamo mißhandelt haben, und weil die deutschen Behörden mit unlauteren Mitteln versucht haben, seine Rückkehr nach Deutschland zu verhindern. Der Worte sind inzwischen viele gewechsel – Reportagen, Filme, Talkshows …. Daneben bedarf es m.E. unbedingt der direkten und unkoimmentierten Begegnung mit den Werken, insbesondere dem Käfig. – Klaus E. Margraf

 

Vielen Dank für den überaus interessanten Artikel. Ich komme beim Lesen des Artikels nicht umhin und trotz der aktuellen Bilder zum wiederholten Male festzustellen, dass der Westen nicht in Afghanistan gescheitert ist, sondern bereits in Guantánomo. So wie dort agiert wurde, kann man seine Werte einfach nicht glaubhaft vertreten. An Herrn Mister X hätte ich die Frage, warum er sich nicht selbst anzeigt und sich der illegalen Folter bezichtigt? Das würde die amerikanische Justiz zwingen, sich endlich mit den Menschenrechtsverletzungen, die dort geschehen sind, auseinandersetzen, und es würde Mister X vielleicht ein wenig Frieden bringen. – Till Borchert

 

2 Leben in Guantanamo! Eindrucksvoll beschrieben geht es hier scheinbar um ein Opfer-Taeter, Taeter – Opfer Verhaeltnis, das die ZEIT natürlich nicht auflösen kann. Geschweige denn die beiden Betroffenen selbst. Beide wurden durch Religion- bzw. Staatsautoritarismus zu Opfern. Spannend werden die beiden „Biografien“ bzw. „Begegnungen“ aber dann, wenn man sich selbst „sehr ehrlich“ fragt, wie man in derartigen Extremsituationen handeln wuerde. Vor allem wenn man sich selbst in den Betroffen wieder erkennt.

Insofern mag das Kontaktende für die beiden Menschen unbefriedigend sein (wenn auch nicht verwunderlich), für ihre LeserInnen ergibt sich aber eine eindrucksvolle (Selbst)Reflexions- und Erkenntnisebene. Nicht unbedingt bequem, aber wichtig und noetiger den je! – Kay Wittenberg

 

Bemerkenswert ist die Ansicht des Verhörspezialisten Mister X über die Intelligenz des Folteropfers Mohamedou Slahi. Er «hält Slahi noch immer für einen Terroristen. Und zwar für einen der genialsten der jüngeren Geschichte….Man müsse sich nur anschauen, wie Slahi kommuniziere. Er spiele Spielchen – das macht kein Unschuldiger.»

Zweifellos hat die Intelligenz Slahi geholfen, die Folter und die lange Haft einigermassen gut zu überstehen. Doch daraus auf seine Schuld zu schliessen ist nicht gerechtfertigt. Hingegen sollten seine Intelligenz und sein Bemühen um Versöhnung genutzt werden für eine Versöhnung im breiteren Ausmass. Ursache von Guantanamo war der 9.11.2001. Letztlich ist Mister X auch ein Opfer dieses Ereignisses bei dem ca. 3000 Menschen ihr Leben und noch mehr ihre Angehörigen verloren. Slahi sagt zu Mister X: «Ich vergebe Ihnen, so wie ich allen vergebe, die mir Schmerz zugefügt haben. Ich vergebe den Amerikanern…»

Er vergibt also auch den Opfern der Ereignisse vom 9.11.2001, er vergibt einem Kollektiv, aus dem sicher nicht alle mit der Reaktion der USA einverstanden waren. Eine verwirrende Situation. «Die Liste seiner Freunde und Bekannten liest sich wie ein Ausschnitt aus dem Who’s who von Al-Kaida.» Slahi ist also auch Teil eines Kollektivs, nämlich desjenigen, das für den 9.11.2011 verantwortlich war (auch wenn er selbst nicht mit dem 9.11. einverstanden war). Wenn Slahi dem einen Kollektiv vergibt, wäre auch eine Bitte um Vergebung für 9.11. angemessen, Vergebung zwar nicht für ihn selbst, sondern für das Kollektiv, dem er angehört. Slahi wäre zu einer entsprechenden Aussage in keiner Weise verpflichtet. Doch es würde sein Bemühen um Versöhnung glaubhafter machen.

Versöhnung ist wichtig, vor allem auch, um den Weg in eine gute gemeinsame Zukunft zu finden. Teil und Folge einer Versöhnung sollte daher auch sein, sich um diesen Weg zu bemühen. Da die Beziehung zwischen Slahi und den USA immer noch massiv belastet ist (man kann’s verstehen) müsste die Suche nach diesem Weg etwas weiter weg angesetzt werden, etwa bei den grundlegenden Problemen der Menschheit, die die Hindernisse auf genanntem Weg bilden. Es geht letztlich um die verknüpften Probleme auf den Gebieten der Demographie, Ökologie und Ökonomie, es geht um die demograpischen und ökonomischen Gräben innerhalb der Menschheit.

Slahi ist gut vertraut mit beiden Seiten der Gräben. So hatte er in Mauretanien 12 Geschwister und Mauretanien hat (ähnlich wie Afghanistan) immer noch eine Geburtenrate von ca 5 (mehr als Verdoppeln der Kopfzahl pro Generation). Auf der anderen Seite hatte Slahi einen gut bezahlten Job in Deutschland, das seinen Wohlstand auch dem Umstand verdankt, dass es keine demographischen Probleme hat. Langfristige Versöhnung ist nur denkbar, wenn es gelingt die demographischen Probleme zu lösen. Eine entsprechende Aussage, bzw. Stellungsnahme des intelligenten und um Versöhnung bemühten Slahi wäre äusserst hlfreich. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Danke für diesen mehr als bewegenden Beitrag – herausragend in mehrerlei Hinsicht. – Jörg Matschullat

 


 

 

Leserbriefe zu „Blond, deutsch, Stierkämpferin“ von Francesco Giammarco

 

Wir sind offensichtlich in Spanien. Blond zieht da immer. Deutsch auch, allein wegen der Touristen.Stierkämpferin ? Da kpmmt Verwunderung auf.Es ist hier die Rede von einer Dame, die wohl als Ziel hat,oder es schon ist,als Matadora aufzutreten. Das heisst dem reletiv wehrlosen Bullen den Rest zu geben.Ein männlicher Matador wird dabei unterstützt von Picadores.Hilfskräfte, die dem Bullen mit Lanzen pieken, um ihn zu reizen.Bei einer Matadora müssten das dann konsequent Picadoras sein,also weibliche Bullenreizerinnen. Wie das die spanische Machowelt findet ist kein Thema. Thema ist ,diese Schande Sterkampf,ob männlixh oder weiblich, gehört verboten. – Hans-Emil Schuster

 

Egal, ob blond, deutsch oder dunkelhaarig und egal woher: Stierkampf ist Tierquälerei und verabscheuungswürdig, versteckt sich unter dem Deckmantel der Tradition und jeder Mensch, der dies gut findet oder gar ausübt, sollte sich schämen. – Annette Haagen

 

Na und? Eine blonde, deutsche Stierkämpferin, das ist natürlich spektakulär, aber abgesehen davon, ist der Stierkampf ein Anachronismus. Anscheinend findet sich, zumindest in Portugal, immer weniger Stierkampfnachwuchs. Selbst wenn Frau Kreutter hier in die Bresche springt, wird es hoffentlich irgendwann gar keinen Stierkampf mehr geben.

Es mag ja stimmen, dass ein Stier ein besseres Leben als ein Nutztier gehabt hat, bevor er in der Arena abgemetzelt wird. Ein „Argument“ für den Stierkampf, das mich nicht überzeugen kann. Der Stierkampf bleibt eine inszenierte, blutige Quälerei und der Stier dient nur als Mittel zum Zweck. Da spielt es dann auch keine Rolle mehr, ob der Stier später verspeist wird oder von einer blonden, deutschen Frau zu Tode gebracht worden ist. – Regina Stock

 

„Bullfighting is art with the bull“ – ein sehr bescheidener Anspruch an den Begriff Kunst auf dem Hintergrund eines durchchoreografierten Schlachtfestes, aus dem wohl Teile der spanischen Bevölkerung ihre Identität beziehen. Stierkampf, zum kulturellen Erbe des spanischen Volkes stilisiert, demaskiert sich spätestens da als oberflächliches sadistisches Spektakel, wo es lediglich einer blond-gefärbten jungen Deutschen bedarf, um in dieses nationale Macho-Areal einzudringen. Die verbalen Absonderungen unserer“blonden „Torera zeigen, dass man diesen Job nur im Zustand einer mentalen und emotionalen Beschränktheit betreiben kann. – Claus Boesser-Ferrari

 

Um so um die Ecke zu denken wie die Stierkämpferin Clara Kreutter – das ist anstrengend und verursacht regelrecht Kopfschmerzen. Die Freude und den Kick beim blutigen Töten eines Stiers in einer Kulisse wie im alten Rom als „existentielle Erfahrung“ zu betrachten, lässt jeden engagierten Tierfreund nach Luft schnappen.

Und darüber hinaus den Stierkampfgegnern zu unterstellen, es gehe ihnen nicht um das Tierwohl, sondern um angstbehaftete Schuldumkehr – diese Äußerungen schnüren dann so richtig die Kehle zu. Um diese Philosophien von Clara Kreutter dann richtig zu verstehen, sieht man sich am besten ein entsprechendes YouTube-Video an. Dann gesellt zu den Kopfschmerzen auch noch eine anhaltende Übelkeit. – Monika Schulte

 

Im vorigen Jahrhundert sah ich in Spanien öfters Stierkämpfe. Der erste Stierkampf irrie-tierte und faszinierte mich gleichermassen. Danach informierte ich mich, las Hemingway und Fachliteratur und unterhielt mich mit Aficionades. Ich begriff, dass es für die Spanier ein ernstzunehmendes Ritual ist, welches unsere Mitteleuropäische Mentalität nicht begrei-fen kann. Deshalb sollten Stierkämpfe Touristen gar nicht zugänglich sein. Leider verkam der Stierkampf in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts zum Touristenzirkus der viel Geld einbrachte, den Stierkampf aber in Verruf brachte. In den Arenen hüpften Matadore herum, die vom Stierkampf keine Ahnung hatten, Mätzchen machten und nicht töten konnten. Allen voran „El Cordobes“,ein Clown in der Arena, dem die Massen, die kei-ne Ahnung vom Stierkampf hatten, zujubelten, und der Millionen verdiente.

Ich sah Cordobes in einer kleinen Arena vor Aficionados kämpfen, er wurde gnadenlos ausgebuht. Ein guter Stierkämpfer macht keine Mätzchen!Er achtet den Stier, und ein guter Kampf ist eine ruhige Angelegenheit, in der eine innere Spannung herrscht, und Stier und Stierkämp-fer ihr Können zeigen. Ein sehr guter Stierkämpfer schickt sogar die Picadores raus! Am Schluß ist der Todesstoß so schnell, dass der Stier zusammenbricht, bevor er Schmer-zen empfindet. Man sollte bedenken, dass Kampfstiere 6 Jahre lang ein unbeschwer-tes Leben auf endlosen Weiden führen, bevor die, die kämpfen sollen, ausgesucht werden. Das wird genau geprüft.In der Herde ist der Stier (und auch die Kühe) relativ friedlich, er greift erst an, wenn er vereinzelt wird.Die zum Kampf ausgewählten Tiere werden dann isoliert, um ihre Kampfbereitschaft herauszuforden.

Übrigens werden die nicht ausgesuch-ten Tiere ganz normal geschlachtet, das ist dann hochwertiges Biofleisch. Der ausgesuchte Kampfstier muss dann 20 Minuten in der Arena seinen Mut zeigen, bevor er getötet wird. Ein Kampf mit einem Stier darf nicht länger als 20 Minuten dauern, danach hätte der Tore-ro keine Chance mehr, den Kampf zu gewinnen. Der Stier hätte dann soviel gelernt, dass er dann weiß, die Gefahr geht nicht von dem Tuch aus sondern von dem bunten Mann, der das Tuch hält, und dann greift er sofort den Mann an. Bei uns in Deutschland werden Schlachtrinder in Massentierhaltungen gehalten, sie werden mit Kraftfutter gemästet , und dann in Schlachthöfen unter unmöglichen Bedingungen geschlachtet. Sie riechen das Blut des Vorgängers und haben Todesangst. Und der gute Deutsche isst mit Behagen sein T-Bone Steak von in diesen Schlachthäusern geschlachteten Tieren und wettert gegen Stier-kämpfe. Ich begreife es nicht! – Ingrid Grenzmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Unseriöse Versprechen“ von Kolja Rudzio

 

„… kommt es bei dieser Diskussion darauf an, dass alle Fakten und Argumente stimmen.“ Wer möchte da widersprechen? Aber stimmt denn Herrn Rudzios Argumentation? Ich meine, in einem entscheidenden Punkt nicht. Denn nicht nur die Grünen müssten, wie von ihm gefordert, erklären, wo denn die 10 Mrd. (für die Beseitigung der Kinderarmut) herkommen sollen, da man den Soli ja nicht zwei Mal ausgeben kann.

Das gilt jedoch auch für die Union, plant sie doch, den Soli für Besserverdienende ganz abzuschaffen. Auch sie müsste seriöserweise erklären, an welchen Stellen sie denn die 10 Mrd. zur Gegenfinanzierung einzusparen gedenkt. Aber halt. Die Union hat ja – zusammen mit der FDP – ein Patentrezept. Steuersenkungen finanzieren sich, oh Wunder, selbst – durch den dadurch ausgelösten Wirtschaftsaufschwung. – Prof. Dr. Stefan Müller

 

Das Herumhacken auf Annalena Baerbock in den beiden Artikeln von Robert Pausch und Kolja Rudzio ist unberechtigt und unfair. Herr Pausch bemängelt, dass sich Frau Baerbock im Kleinge-druckten verliere. Damit fehle ihr, was die Grünen einst großgemacht habe. Frau Baerbock un-termauert z,B ihre Kritik an der Klimapolitik von CDU und SPD mit konkreten Beispielen. Damit will sie die Defizite der Klimapolitik der beiden anderen Parteien aufdecken, die sicherlich nicht jedem klar sind. Wieso dies eine Abkehr von dem darstellt, was die Grünen einst groß gemacht hat, ist nicht ersichtlich.

Im Übrigen unterschlägt Herr Pausch eine Reihe wichtiger Argumente, die Frau Baerbock im „Triell“ ins Feld geführt hat, nämlich die Notwendigkeit eines früheren Ausstiegs aus der Kohle, als von der Bundesregierung geplant, und eines Tempolimits von 130 kmh sowie die un-berechtigten Steuervorteile bei der Anschaffung von Dienstwagen unabhängig von ihrem CO2-Ausstoß. Bei dem Artikel von Herrn Rudzio ist schon die Überschrift „Unseriöse Versprechen“ ärgerlich, obwohl nur ein einziges angeblich unseriöses Versprechen erwähnt wird. Es wird sugge-riert, Frau Baerbock sei prinzipiell unseriös.

In der Sache behauptet Herr Rudzio, der angeblich seriöse Vorschlag zur Gegenfinanzierung einer Kindergrundsicherung durch Verwendung des Soli für diesen Zweck sei Humbug. Zur Begründung weist er darauf hin, dass, wer eine neue Sozialleis-tung finanzieren wolle, nur drei Möglichkeiten hat: neue Steuern, neue Schulden oder Kürzungen an anderer Stelle. Wenn Frau Baerbock aber 10 Milliarden mehr als bisher für Kinder ausgeben könne, müsse sie sagen, was sie an anderer Stelle kürzen wolle, da der Soli keine neue Steuer darstelle. Herr Rudzio übersieht dabei, dass eine Abschaffung des Soli, wie sie die Union vorschlägt, bereits ein nicht gegenfinanziertes Haushaltsloch verursachen würde.

Durch eine neue Zweckbestimmung eines Teils des Soli, wie sie Frau Baerbock vorschlägt, nämlich nur des Soli, den die besonders Reichen derzeit zu zahlen haben, und nicht, wovon Herr Rudzio ausgeht, des gesamten Soli, bleibt die Gesamtbelastung des Haushalts im Vergleich zum Vorschlag der Union gleich. Übrigens soll die Finanzierung der Kindergrundsicherung nach dem Vorschlag von Frau Baerbock auch aus der Streichung des Kinderfreibetrags resultieren. Die Sache ist also vielschichtiger, als von Herrn Rudzio dargestellt, und keinesfalls geeignet, den Vorwurf einer Unseriosität von Frau Baerbock zu rechfertigen. Mit ihren auf Fakten gestützten Angriffen belebt Frau Baerbock den Wahlkampf. Per-sönlich hat sie sich nichts Gravierendes zuschulden kommen lassen. – Dr. Hans-Peter Rosenberger

 

Annalena Baerbock will mithilfe des Solis die Kinderarmut verringern. Gegenfinanziert werden die Kosten nach ihrer Aussage durch eine Neuauflage des Solidaritätszuschlags, was der Autor als „Humbug“ bezeichnet. „Über ihn [Soli] kommt kein zusätzliches Geld in die Kasse“, so seine sachlich falsche Begründung.

Laut Bundesfinanzministerium ist ab dem Fiskaljahr 2021 der Soli „für rund 90% derer, die ihn bisher … zahlen“ abgeschafft, was zu Mindereinnahmen von „voraussichtlich 10,9 Mrd. Euro“ führt. Indem die Grünen den Soli nach der Wahl wieder erheben, können zukünftige Haushalte mit entsprechenden Mehreinnahmen rechnen. Verglichen mit dem Status Quo an Haushaltsmitteln in 2021, führt die Wiedereinführung des Solis nach den Bundestagswahlen durchaus zu Mehreinnahmen. Ob die ausreichen, Kinderarmut signifikant zu verringern, ist eine andere Frage. – Wolfgang Schmitz

 

Man hätte sich gewünscht, dass Herr Laschet in der Kandidatendebatte Frau Baerbock in Sinne des Artikels von Herrn Rudzio geantwortet hätte. Es wäre klar geworden, dass dies und so manches andere von ihren Einlassungen nichts ist, als populistisches Geschwätz, geprägt von Unwissenheit und Halbwahrheiten.

Und doch geht Herr Rudzio Herrn Scholz auf den Leim, wenn er dessen Behauptung übernimmt, den Soli zahlten nur Spitzenverdiener. Jeder, der ernsthaft für eine Zusatzrente im Alter spart, zahlt den Soli ebenfalls, sobald seine Kapitaleinkünfte den Freibertrag von 801 € pro Jahr übersteigen. Je nach Rendite der Anlage ist dieser Punkt bereits bei einer Summe von etwa 20.000 € erreicht. Das reicht natürlich den allermeisten bei weitem nicht, für eine zusätzliche private Altersicherung. Den Soli zahlen also nicht nur die Topverdiener, sondern ein sehr großer Teil der Bevölkerung mit normalem Einkommen.

Herr Scholz ist ein hinterlistiger Meister der Halbwahrheiten. Das zeigen nicht nur seine Aussagen über seine Kungeleien mit den Privatbankern im Cum-ex-Skandal oder seine Gedächtnislücken bei der Wirecard-Anhörung. Es zieht sich als roter Faden durch seine gesamte Finanz- und Steuerpolitik. Es sei daran erinnert, dass er behauptete, aber dann auch wieder nicht so ganz, die exorbitante Zunahme der Staatsverschuldung ohne Steuererhöhungen bewältigen zu können.

Die Steuererhöhungsorgien, die uns bei einem Wahlsieg der SPD drohen, wird Herr Scholz immer mit den Forderungen seiner Parteilinken und der Grünen begründen. Und sein Herumlarvieren bei der Frage nach einer Koalition mit der Linkspartei passt exakt in dieses Bild. Wenn unter 83 Mio. Bürgerinnen und Bürgern die drei das Beste sind, was wir für eine Kanzlerschaft finden konnten, sage ich: armes Deutschland! Aber bekanntlich bekommt jedes Volk die Regierung, die es verdient. – Dr. Rainer Götz

 

Herr Rudzio kritisiert das Versprechen von Annelena Baerbock als unseriös, die Kinderarmut dadurch zu bekämpfen, dass man den Solidaritätszuschlag nicht abschafft . Warum kritisiert er statt dessen nicht die CDU, die für Abschaffung eintritt? Ausgaben für sozial Schwache bedürfen offenbar immer einer Rechtfertigung und einer perfekt durchkalkulierten Finanzierung, eine Entlastung für Wohlhabende aber anscheinend nicht. Dabei müsste doch die CDU erklären, wo sie die zehn Milliarden einsparen möchte, die der Staat dadurch weniger einnimmt. – Dr. Dirk Kerber

 


 

 

Leserbriefe zu „»Sie hatte so ein kraftvolles Gesicht«“. Gespräch mit Victor Kossakovsky geführt von Jörg Kramer

 

Warum glauben wir, wir stünden zu Recht an der Spitze der Pyramide?“ Diese Bestätigung durch Viktor Kossakovsky für eine von mir schon lange gehegte Frage lässt mich seit Jahren als geneigter Leser der Zeit alle Artikel über Umwelt- und Zukunftsbelange überspringen, langweilen sie mich zutiefst wegen ihres einzigen und völlig falschen Bezugs. Der religiös geprägte Unsinn von der Menschheit. – Jürgen Dressler

 

Ich habe gespannt und fasst andächtig den Kinofilm „Gunda“ gesehen. Endlich konnten Tiere für eine gewisse Zeit fast artgerecht leben, ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen und die ihrer Kinder. Die Stallanlage von Gunda und ihren Kindern ist eigens für den Film gebaut worden. Aber mindestens so sollte jeder Schweinestall mit genügend Freilauf aussehen und den Tieren so viele artgerechte Beschäftigungsmöglichkeiten und Lebenseindrücke (Regen z.B.) geben. Anhand der Hühner aus der widerwärtigen Massentierhaltung konnte man sehr gut erkennen, dass ihnen bisher ihr angeborener Lebensraum und damit Bewegungsmöglichkeiten vorenthalten worden sind.

Schweinemütter brauchen keine Stahlgestelle, um ihre Kinder nicht aus Versehen zu erdrücken. Sie wissen von Natur aus, was gut und richtig ist. Der Film ist äußerst berührend und beschämend, wenn man an die Milliarden in Stahlrohrgestellen gequälten Schweine denkt. Man erlebt in dem Film geradezu mit, was Gunda und die anderen Tiere lieben und was ihnen Leid verursacht. Es wäre gut gewesen, Gunda ihre Kinder noch eine Zeit zu lassen und den Abschied weniger hart zu gestalten. Ich wünsche mir für Gunda ein artgerechtes Leben auf einem Lebenshof und den Menschen, dass sie endlich von der Tierquälerei Massentierhaltung Abstand nehmen. Ein jedes Lebewesen hat ein Recht auf ein artgerechtes Leben. Toller Film. – Gabriele H. Steinbach

 

Vielen Dank für die Dokumentation des Gesprächs mit Herrn Kossakovsky. Wohltuend zu lesen, dass ich nicht alleine schon lange daran glaube, dass wir Menschen viel sind, aber ganz gewiss nicht die Krone der Schöpfung….. Saumäßig herzliche Grüße von einer, bei der Tierliebe nicht beim eigenen Haustier aufhört. – Annette Haagen

 

Es braucht eben ein Schlüsselerlebnis, wie bei Victor Kossakovsky. Bei dem Regisseur, der damals vier Jahre alt war, da war es „Vasya“ das Schweinchen, das in der Familie gelebt hat, und nach ein paar Wochen als ein Stück Schnitzel auf seinem Teller lag. Eine Bekannte von mir, so hatte sie es mir selbst berichtet, sie war damals fünf Jahren alt, da hatten die Eltern einen Stallhasen names „Bobby“, der auch zu einem Familienmitglied geworden war. Irgendwann war sein Stall plötzlich leer, und zu Mittag wurde Hasenbraten gereicht.

Auf Nachfrage stellte sich dann heraus, dass es ein Teil von diesem besagten Bobby ist, der auf ihrem Teller lag. Mit diesem Wissen war ihr Hunger ohne Nahrungsaufnahme plötzlich gestillt. Etwas später wurde meine Bekannte auch zur Vegetarierin. – Klaus P. Jaworek

 

Mit Interesse habe ich Ihren Bericht über die Sau „Gunda“ in der ZEIT (02.09.21) gelesen. Ich danke Ihnen dafür. Eine ähnliche „Schweine-Weisheit“ wird auch in dem Buch geschildert: „Die Schweinekomödie“ von Curt Strohmeyer, Verlag A. Sponholz, Hannover 1959. „Stohmeyer hat sie lachend und weinend im geteilten Deutschland erlebt“. Die Schweine in dem Zuchthaus Bautzen (damals DDR) halfen den Gefangenen. Vielleicht finden Sie auch Interesse an dieser politisch-unpolitischen Geschichte. Unser Verständnis für die Tierwelt ist noch sehr begrenzt – danke für Ihren Einsatz. – Elke E. von Laue

 


 

 

Leserbriefe zu „Im Schwitzkasten“ von Katja Trippel

 

Ich wusste bis ich den Artikel gelesen hatte gar nicht, dass es eine Empfehlung der WHO für Hitzeaktionspläne gibt. Frankreich und andere haben aus der Lektion 2003 wohl schnell gelernt und sind besser vorbereitet. Warum schaffen wir in Deutschland es nicht, aus Lektionen anderer zu lernen? Warum reagieren wir so „wahnsinnig schnell“, 2017 und delegieren das Problem dann so in die Breite, dass wenn das Vorhersehbare passiert, keiner mehr verantwortlich gemacht werden kann. Letzteres könnte natürlich auch ein Regierungsgrundprinzip der letzte 16 Jahre gewesen sein. – Willi Krebser

 

Ihre Autorin Katja Trippel schreibt in dem Artikel (oder sollte man ihn „Anzeige“ nennen?): „Nicht zuletzt sorgt Hitze für mehr Frühgeburten und höher Säuglingssterblichkeit – die Ursachen sind noch ungeklärt. Frage an Sie: Was stimmt an dem Satz inhaltlich nicht? Genau, das Wort „wahrscheinlich“ fehlt. Wenn Ursachen ungeklärt sind, dann kann Hitze nur wahrscheinlich für etwas sorgen. In der allgemeinen Klima-Hysterie, die sich auch gut zum Geld verdienen nutzen lässt, ist den Zweifel zu unterbinden sehr wahrscheinlich wohlfeil. – Berend Detsch

 

Vielen Dank für diese Beiträge. Ich werde sie für meine Enkel aufbewahren. In den Vereinigten Staaten fiel kürzlich im Staat Louisiana nach dem Hurricane Ida für eine Million Einwohner die Stromversorgung aus. Dort war man der Meinung, daß dies zum großen Teil mit der veralteten Infrastruktur zusammenhing (oft konnte man Bilder von umgestürzten Leitungsmasten sehen). Es wurde sehr heiß. Die Klimaanlagen gingen nicht mehr. Die Einwohner wurden mit Stangeneis versorgt, kühle Schutzräume wurden angeboten.

Wenn man die Prognosekarten ansieht, wird man auf den Gedanken kommen, daß es hierzulande wohl in den nächsten Jahren zu einer starken Nachfrage nach Klimaanlagen kommen könnte. Entsprechend würde der Stromverbrauch- also auch die Umweltbelastung- ansteigen. Spätestens nach den Erfahrungen mit dem Juli- Hochwasser erkannte man ja auch, daß die Infrastruktur, unter anderem die Stromversorgung, für die kommende Entwicklung angepaßt werden muß. – Dr. Michael Woernle

 

In der aktuellen Ausgabe der ZEIT berichten Sie in der Rubrik „Wissen“, S. 29, über die tödlichen Risiken von zukünftig vermehrt auftretenden Hitzewellen. In der Bildunterschrift zu diesem Artikel heißt es: „Mehr als 4.000 Hitzetote gab es im Sommer 2020 – doppelt so viele wie Unfallopfer im Jahr“. Zu diesem Vergleich möchte ich die folgende Anmerkung machen. Sie fußt auf unserer jährlichen Auswertung der Zahlen des Statistischen Bundesamtes:

Ihre Bildunterschrift lässt vermuten, dass es in der Bundesrepublik Deutschland (?, es wird kein Land genannt) rund 2.000 Unfalltote im Jahr gibt. Doch das stimmt nicht. Richtig ist vielmehr, dass im Jahr 2019 in Deutschland 27.326 Menschen durch einen Unfall ums Leben kamen. Knapp die Hälfte dieser Männer und Frauen, 12.436 Personen, starben in der Folge eines Haushaltsunfalls. Das sind, und dies mag überraschen, knapp viermal so viele tödliche Unfälle wie im Straßenverkehr (3.161 Unfalltote).

Die Zahlen bewegen sich seit vielen Jahren auf diesem hohen Niveau und werden aufgrund der demografischen Entwicklung in den kommenden Jahren weiter steigen. Ich hoffe, dass ich Ihnen mit diesen Hinweis einen Eindruck von dem tatsächlichen Unfallgeschehen in Deutschland geben konnte. Die meisten Unfälle passieren im Haushalt und in der Freizeit. Statistiken und Grafiken zu dem Thema finden Sie hier: https://das-sichere-haus.de/presse/statistiken-und-grafiken. – Dr. Susanne Woelk

 


 

 

Leserbriefe zu „Toll – solange der Akku hält“ von Maja Beckers

 

Das zum Artikel gehörige Foto kann den Betrachter dazu verleiten, hier wird Reklame gemacht für Bananen. Ist aber nicht so. Hier ist von einer neuen Kunstrichtung die Rede. Oder von was, was die Künstler für Kunst halten. Was ein Akku damit zu tun hat,bleibt diffus.Macht nichts,etwas Surreales macht sich immer gut. – Hans-Emil Schuster

 

Vielen Dank für den schönen Einblick (auch in Hinblick auf das bevorstehende Rosch ha-Schana 5782 – 2021/22), verbunden mit einer kleinen Korrektur: Rabbiner Alexander Nachamas Großvater trug den Vornamen Estrongo, nicht Estongo. – Dr. J. Wachten

 

Der englische Dichter und Freigeist Richard Jefferies (1847 – 1987) hatte bereits erkannt: „Never, never rest contented with any circle of perspectives, but always be certain that a wider one is still possible.“ Die Iranerin, Chardortt Djavann, flüchtete mit 22 Jahren aus ihrem Land nach Frankreich. Sie wies 2017 in einem Pressebeitrag darauf hin, was sie an der europäischen Kultur schätzt. Sinngemäß führte sie aus:

Jedermann hat in Frankreich das Recht, sich Im öffentlichen Raum frei und anonym zu bewegen. Seine Privatsphäre und seine Anonymität sind zu respektieren. Selbst unbegründete Ausweiskontrollen werden als Einschränkung dieser Freiheit, als Gewalt und als Aggression empfunden. Wo beginnt der Missbrauch des öffentlichen Raumes, die Verletzung der Anonymität des Aufenthalts darin? Wo beginnt die Verletzung des sozialen Friedens im öffentlichen Raum? Dieser Frieden hängt von der Einhaltung dieser Regeln des Zusammenlebens in der Öffentlichkeit durch alle Beteiligten ab.

Durch das zu Schau tragen der persönlichen religiösen Identität wollen sich einige Mitbürger von den anderen unterscheiden. Das steht im Widerspruch zu dem Grundsatz, dass man Religion nicht auf der Strasse auslebt. Glaube und Sexualität sind intime Angelegenheiten und gehören ins Privatleben. Es wird endlich Zeit, allen Bürgern unabhängig von ihrer Religiosität klarzumachen, dass man seine Religion weder auf der Straße noch bei der Arbeit ausübt. An Fest- und Gedenktagen ist es durchaus legitim, religiöse Riten gemeinschaftlich zu feiern. Es geht aber nicht, dass das öffentliche soziale Leben morgens, mittags abends von Religion heimgesucht wird.

Wir sollten diese Betrachtungsweise nicht leichtfertig abtun. Frau Chahdortt Djavann sieht richtigerweise in der Störung der Anonymität und der Ungestörtheit im öffentlichen Raum Ursachen für die Spaltung der Gesellschaft. Die Betrachtung von Frau Chardortt Djavann trifft m. E. Ebenso für Deutschland zu. Ein unvoreingenommener Blick in die Geschichte bestätigt diese Feststellung. – R. Renaux

 

In der ausgabe vom 26.august hat sich der fehlerteufel eingeschlichen – jedenfalls fehlt in meiner ausgabe beim großvater des rabiners in erfurt ein R, er hieß estrongo und nicht estongo (s. 58, glauben und zweifeln). – katja bergmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Dummes Geld“ von Roman Pletter

 

Dummes Geld – oder dummer Redakteur? Der Artikel „Dummes Geld“ stellt den Leser und insbesondere den Aktien oder ETFs handelnden Leser und „Deutschen“, der ja extra erwähnte wird, mal wieder als unverantwortlich handelnden Finanzidioten dar. Interessanterweise wird als Beispiel dann , ausgerechnet, Black Rock, in diesen Zusammenhang gebracht.

Was genau soll „den Deutschen“ dieser Artikel eigentlich sagen? Das jeder, der sich aktiv um seine Finanzen kümmert, irgendwie automatisch dumm ist? Klar, sein Geld einfach einer Bank zu geben, dann ggfs. Strafzinsen zu zahlen und dem Wertverlust zuzuschauen, ist irgendwie vermutlich „deutscher“ als Geld irgendwo anzulegen. Dass es neben Black Rock unzählige andere Investmentfirmen gibt, die auch diverse „faire“, nachhaltige und vielfältige Finanzprodukte anbieten, wen kümmerts? Das lässt der Redakteur mal lieber unerwähnt.

Das Deutschland Anlegerfeindlich ist, ist nichts Neues. Grundsätzlich werden Anleger irgendwie als „das Böse“ identifiziert. Dass sie jedoch genau auch solche Firmen erhalten, die angeblich durch das „dumme Geld“ in Gefahr geraten, auch diese Tatsache lässt man lieber unter den Tisch fallen. sondern doziert dogmatisch kompletten Bullshit daher.

Ich weiß nicht warum es solche Artikel auf die Titelseite schaffen, und wen genau man damit eigentlich ansprechen möchte. Die Saskia Eskens dieser Zeit? Ich denke dann immer, wenn ich mein Abo kündige, weil ich irgendwie keine Lust habe , mich für stolze 5,90 € pro Woche auch noch beleidigen zu lassen, und genau dieses Geld in einen nachhaltigen ETF investiere, ist das dann „schlaues Geld“? – Christian Scherney

 

Roman Pletter hat Recht: «Die Deutschen nehmen gerade gern die Gewinne an der Börse mit. Verantwortung dafür können sie kaum übernehmen.» Doch der folgende Vorschlag von Pletter geht ebenfalls an der Realität vorbei. Er fordert, die Fondsmanager etwa von Index-Fonds sollten «Tausende Leute» einstellen, welche die Konzerne in die Pflicht nehmen sollen. Denn diese spielten eine «entscheidende Rolle» beim Lösen der grossen Probleme der Menschheit, etwa beim Klimawandel oder der Pandemie.

Was Plettner fordert, ist Aufgabe der Regierungen, die dafür von der Wissenschaft die nötigen Informationen einfordern muss. Dies muss in Form von Gesetzten und Regelungen gehen, die alle Konzerne in gleicher Weise in die Pflicht nehmen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass entsprechende Regelungen weltweit wirksam sind (etwa auch durch kompensierende Zölle) um gleiche Belastungen zu garantieren. Fonds-Mitarbeiter können dies nicht leisten.

Im Übrigen ist es sicher auch sinnvoll, dass Kleinanleger auf Hauptversammlungen zu Wort kommen. Plettners Meinung kann ich nicht teilen: «Wer dort jemals die Kleinanleger-Reden durchlitten hat, fragt sich ohnehin, wie die Ökonomen noch an das rationale Individuum glauben können.» Wenn man sieht, wie wenig es den Ökonomen gelingt, tragfähige Lösungen für die verknüpften Probleme auf den Gebieten der Ökonomie, Ökologie und Demographie anzubieten, fragt man sich eher, wie das rationale Individuum an die Ökologen glauben kann.

Im Übrigen ist es für alle von Vorteil, wenn Kleinanleger «Gewinne an der Börse mitnehmen.» Das ist Grundlage für Eigenverantwortung, die den Staat in vielerlei Hinsicht entlastet. Es kann auch den Arbeitsmarkt entlasten, wenn mehr Menschen ganz oder teilweise nicht auf Einnahmen durch Arbeit angewiesen sind. Im Artikel ist übrigens ein kleiner Fehler enthalten. Sinngemäss steht da: heute würden 20 Prozent der Anteile … in der Hand passiver Investoren liegen, «2020 könnten es …gut 40 Prozent sein.» Da müsste statt 2020 z.B. 2050 stehen. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

In dem Artikel von Roman Pletter „Dummes Geld“ wird dem Kleinanleger die Verantwortung für die Fahrlässigkeit der Unternehmen zugeschrieben. Verschiedene Sachverhalte werden meines Erachtens in Zusammenhang gebracht, die überhaupt nicht zusammengehören. Wenn ich als Kleinanleger in einen ETF investiere, muss der Herausgeber noch nicht einmal das Geld in die in den Index aufgelisteten Unternehmen investieren. Von daher dienen diese Anlagen häufig einfach nur der Geldvermehrung und das Risiko sowie auch die Anteile an den jeweiligen Unternehmen sind erstmal gering.

Des Weiteren werden Fehltritte einiger weniger Unternehmen als Beispiel genommen um ETFs und die Anleger nieder zu reden, um stattdessen in aktiv gemanagte Fonds zu investieren. Dass diese Fondsmanager sich erheblich an den Provisionen bereichern und überdurchschnittlich gegenüber normalen Berufen verdienen, ist in Zeiten von Corona sicherlich fragwürdig, dass gleichzeitig die Performance häufig nicht besser ist als bei Index geführten Fonds, zeigen regelmäßig die Vergleiche der Stiftung Warentest. Was mich am meisten ärgert, ist, dass die angeführten Beispiele Fehltritte einiger weniger waren. Darf jetzt keiner mehr VW fahren? Was ist mit den 50 000 Beschäftigten bei VW und Wire Card, sind die alle mitschuldig?

Natürlich können die Verbraucher und auch die Kleinanleger durch ihr Investment und ihr Verhalten die Geschicke der Wirtschaft und auch der Umwelt steuern. Gegen Fehltritte einiger weniger Betrüger ist man deshalb trotzdem nicht gefeit, im Gegenteil, viele Betrügereien beginnen ganz legal mit einer Investition in undurchschaubare Anlageempfehlungen von so genannten Managern. Von daher sehe ich den Artikel als eine falsche Empfehlung an den Verbraucher. – man könnte schon fast das Gefühl haben, dass der Autor von entsprechenden Vertretern Zuwendungen bekommen hat, um sich für gemanagte Fonds auszusprechen, was ein Skandal wäre.

Ähnliches gibt es heutzutage bei der Washington Post durch die Übernahme von Jeff Bezos, in der die Vermögenssteuer verteufelt und Reisen ins Weltall für sinnvoll erachtet werden. Ich hoffe, ihr Autor ist mit seinem Gewissen im Reinen. Vielleicht möchte er mir ja seine eigentliche Intention mitteilen, ich würde mich freuen. – Felix Bollmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Das große Zittern“ von Tina Hildebrandt und Mariam Lau

 

Der lange Schatten von Angela Merkel: Angela Merkel hat mit ihrem Parteipräsidium die Wahl von Friedrich Merz zum neuen CDU-Vorsitzenden, Kanzlerkandidaten und…erfolgreich verhindert. Die CDU wird nach der Wahlniederlage noch lange an den Folgen dieser destruktiven, persönlich motivierten Entscheidung zu tragen haben. Leider werden auch bei der Aufarbeitung nur die Halbwahrheiten ausgetauscht. Die persönlichen Karrieren zu vieler Betroffener kommen ins Spiel. – Dr. Erken Schmidt

 

Tina Hildebrand und Mariam Lau ist für ihren Beitrag zu danken. Wenngleich wir deren Aussage nicht folgen wollen, dass die Noch-Kanzlerin der letzte Trumpf der CDU sei. Überrwiegend war sie eine Bürde, bestens geschult aus der sozialistischen SED stammend. Der Linksruck mit atheistischer Richtung war damit programmiert. An der politischen Spitze 16 Jahre lang vertreten. Spatestens 2015 dürfte die CDU einen Großteil von möglichen Wählern verloren haben. Kaum einer versteht, was die CDU dazu trieb, diese politische Spitze 16 Jahre lang zu halten.

Denn die Kanzlerin hat auch das bewusst nicht gepflegt, was die CDU einst prägte: Das große C. Konrad Adenauer und seine unmittelbaren Nachfolger haben es noch gewusst: Die CDU war verbunden mit dem Christentum, von der prägenden Religion und Weltanschauung der letzen tausend Jahre. In einem ernst genommenen Christus-Glauben sind postiive Kräfte verborgen, die jedes Land benötigt, um sich für die Zukunft zu entwickeln. – Peter Götz

 

Die CDU-Granden haben nach dem ersten TV-Triell um das KanzlerInnenamt ihren Chef Armin Laschet als klaren Sieger ausmachen können. Trotzdem scheint die Union derart schwarzzusehen, dass nun noch auf die schon beim ersten Mal recht abgeschmackte „Rote-Socken-Kampagne“ zurückgegriffen werden muss. Dieser Verzweiflungsaktionismus dürfte selbst gegen eingeschlafene Füße kein probates Mittel (mehr) sein.

Zu konstatieren ist, dass die Union in den letzten langen Jahren ihrer Regentschaft mit dem Blick auf die Zukunft weder überzeugende Politik gemacht hat, noch, dass ihre aktuelle, wahlprogrammatische Ausrichtung eine notwendigerweise ökonomisch-ökologisch-sozial neu, mithin besser austarierte ist. Zudem sind freilich die Stärken und Schwächen des Armin Laschet bekannt und erinnerlich, nicht zuletzt dank der Kakophonie aus den eigenen Reihen. Und jedweder Angriff auf die politische Konkurrenz ist nur dann ein sinnvolles Mittel für Verteidigung und Stimmungswechsel, wenn man(n) dazu auch gute Argumente hat. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, über eine wohlwollende Berücksichtigung meiner Meinung würde ich mich sehr freuen. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „»Mieter brauchen keine Angst zu haben«“. Gespräch mit Rolf Buch geführt von Jurik Caspar Iser und Marcus Rohwetter

 

Vonovia-Chef Buch sollte bei der Wahrheit bleiben! Im Interview des Vonovia-Chefs Rolf Buch sagte er: „Das deutsche Mietrecht schützt vor starken Mietsteigerungen.“ Tatsache ist, nach § 558 BGB darf die Miete in drei Jahren darf nicht stärker als 20 Prozent steigen. Ist das kein starker Anstieg ? Dann meint Buch, wir bräuchten eine stabile Gesellschaft, die aber zugleich unser Geschäftsmodell als Wohnungsunternehmen akzeptiert. Das Geschäftsmodell der Vonovia ist auf Profite ausgelegt. Die holt man sich bei den Mietern – mit oft überzogenen Modernisierungsumlagen, vielfach falschen Betriebskostenabrechnungen und mit deutlichen Mietsteigerungen.

Und Herr Buch behauptet : „Mit Ausnahme von Düsseldorf und Köln hat es die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen geschafft, die Wohnungsnot zu beenden.“ Das stimmt auch nicht : Drastisch ist der Wohnungsmangel immer noch in der Rheinschiene, auch in den Uni-Städten Aachen, Münster, Dortmund und Siegen. Aber auch in der Region zwischen Bielefeld, Paderborn und Lippstadt, sowie in zahlreichen münsterländischen Gemeinden, gibt es keinen ausgeglichenen Wohnungsmarkt. – Stefan Kaisers

 

Haben Sie besten Dank für den interessanten Artikel. Ein Absatz irritiert mich allerdings gewaltig: Deutschland braucht jedes Jahr 400.000 Zuwanderer aus dem Ausland, um den Mangel an Fachkräften auszugleichen (laut Bundesagentur für Arbeit).

Über 5 Jahre gerechnet wäre dies ein Zuwachs von 2 Millionen (+/- Kern-/Großfamilie?), vermutlich zu Konditionen wie Leiharbeiter aus Osteuropa, die in der Fleischindustrie, als Erntehelfer uä, zu mäßig sozialen Bedingungen schuften. Die Bevölkerungsdichte in BRD ist bereits hoch – nun noch mehr Menschen, Häuser, Autobahnen, Bodenversiegelungen, Waldrodungen. Die Erde ist von Homo sapiens bereits massiv übervölkert, leider verhalten wir Kapitalisten uns gegenüber Mitmenschen wie der Umwelt nicht mehr „sapient“, vielmehr egoistisch, zerstörerisch, gar grausam (Kriege, Tierhaltung).

Wir haben doch reichlich Arbeitslose, zudem Jugendliche mit geringem Schulabschluss, sind diese nicht belastbar, oder haben sie keinen Bock, wollen lieber chillen, sollen doch die Fremden malochen? Mir scheint unsere kapitalistische Gesellschaft ist mittlerweile so snobby, dass sich etliche unserer Leute für eine Facharbeiter-Ausbildung zu schade sind. Dabei kann man mit guter Ausbildung + Fleiss seinen Meister machen und über die Lebenszeit gerechnet teils mehr verdienen als ein schöngeistiger Akademiker. – Dr. R. Kerler

 

Was soll ich davon halten? dass der Sprecher einer Firma ausführlich zu Wort kommt, die sich am Betrieb von Wohnungen bereichert. Und das im heißen (Wahl-)Kampf auch um die Ideen einer Vergesellschaftung von Wohnungen! Davon haben Sie ja bestimmt gehört: wann also kommen die Promotoren des entsprechenden Berliner Volksentscheids bei Ihnen zu Wort? ansonsten wäre das hier ziemlich einseitig. – Prof. Dr. Klaus Brake

 


 

 

Leserbriefe zu „Macht euch ehrlich!“ von Petra Pinzler

 

Im Wahlkampf geht um das Kanzleramt, jede einzelne Stimme die zählt, vergessen wird, daß die klimaschädlichen Milliarden Euro keinen Beitrag leisten zum erreichen der Pariser Klimaziele beitragen. Das gehört zur Ehrlichkeit dazu, die CO2 Moleküle kennen keinen richtigen Preis, alles wird noch teurer, die Flutschäden zu beseitigen kosten bereits 30 Milliarden Euro im Ahrtal und noch mehr.

Vorsorge ist gut- Nachsorge wird teuer, eine längst Bekannte Erkenntnis, die nach der Bundestagswahl am 26.9.2021 im Regierungsprogramm für die nächsten 4 Jahre und darüber hinaus einen herausragenden Platz für die Zukunft einnehmen sollte. – Thomas Bartsch-Hauschild

 

Gilt Ihr Satz “ Macht euch ehrlich!“ auch für Ihren Artikel in der Nr. 36 ? Bei den Kosten für den Klimaschutz attestieren Sie der SPD und CDU zu Recht Unehrlichkeit. Die Grünen sind von den Unehrlichen dann noch die ehrlichsten, so Ihre Definition. Auch Sie verschweigen Ihren Lesern das gesamte Ausmaß der künftigen Energiekosten und beschwichtigen mit dem Hinweis, dass die Grünen den Menschen mit niedrigem Einkommen Geld aus der CO2 – Steuer zurückerstatten und natürlich „die Reichen“ zur Kasse gebeten werden. Gänzlich unerwähnt lassen Sie allerdings, dass neben dem Haushaltsstrom ebenso die Stromkosten für alle Wirtschaftsbereiche steigen werden und sich dies natürlich in den Verbraucherpreisen niederschlagen wird. – Hubertus Fehring

 

Als Physiotherapeut, Karatetrainer und stolzer Vater von zwei wunderbaren Kindern mache ich mir Sorgen um die Zukunft meiner Kinder und den folgenden Generationen. Die Sorge nimmt täglich zu, je mehr ich über die Themen Klimaveränderungen, Energieverbrauch, CO2 Ausstoß, usw. lese. Ich bin an einem Punkt angekommen an dem ich nicht mehr nichts machen möchte, denn warum müssen Kinder auf die Straße gehen um uns Erwachsenen aufzuzeigen was wir seit mehreren Jahrzehnten zu unserem eigenen Schaden hinnehmen. Obwohl uns unser klimaschädliche Verhalten eindrücklich, wissenschaftlich immer wieder belegt wird. Die Kinder dieser Welt kämpfen gerade für eine bessere Zukunft, allerdings ist das doch genau unsere Aufgabe als Erwachsene für unsere Kinder zu sorgen.

Ich bin ein positiv denkender Mensch und glaube an die Möglichkeiten die wir haben. In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen den folgenden 6-teiligen Artikel wärmstens empfehlen: https://graslutscher.de/how-to-energiewende-in-10-jahren-teil-1-wo-soll-denn-die-ganze-energie-herkommen/ Der Graslutscher beschreibt hier sehr eindrucksvoll was für die Energiewende in den nächsten 10 Jahren notwendig ist und vor allem, das es möglich ist dieses Ziel zu erreichen.

Es ist mir zwar nicht egal welche Partei bei der Wahl die meisten Stimmen bekommt, allerdings ist es das was in den Taten der nächsten Regierung Priorität haben sollte. Ich denke wir alle haben ein großes Interesse daran unseren nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen und schlimmere Katastrophen einzudämmen und im besten Fall zu verhindern. – T. Kanitz

 


 

 

Leserbriefe zu „Beste Feinde“ von Yassin Musharbash

 

Gerne lese ich Ihre Zeitung. Die sorgfältige Recherche ist ein Markenzeichen Ihres Blattes. Seit gestern aber quäle ich mich mit dem Artikel auf Seite 2 „Beste Feinde“, weil ein wichtiges Sprichwort ständig falsch gebraucht wird. Es heißt im Text dreimal „Der Feind meines Feindes ist mein Feind“ Korrekt muss es heißen – und nur so gibt es Sinn: „Der Feind meines Feindes ist mein FREUND!“ Unter dieser Doktrin haben in den Jahren des kalten Krieges USA und UdSSR ihre Außenpolitik ausgerichtet. Die Taliban wurden von den USA im Kampf gegen die Sowjetunion in diesem Sinn ausgerüstet und unterstützt. – Florian Thurmair

 

«Der Feind meines Feindes ist mein Feind;» das erscheint widersprüchlich. Gewohnter ist: «Der Feind meines Feindes ist mein Freund». Allerdings gibt’s Situationen, in denen sich zwei Feinde derselben Bedrohung gegenüber sehen, wie im Falle der Bedrohung durch den IS. Zudem, wenn die Taliban denn schon mal an der Macht sind, dann muss man wohl auch mit ihnen in gewissen Bereichen zusammenarbeiten. Der eingangs genannte Spruch muss allerdings auch für andere gemeinsame Feinde gelten, etwa für Covid-19 oder den Klimawandel. Letzteres auch angesichts der aktuellen Dürreperiode in Afghanistan was auch eine Ursache ist, dass Afghanistans Haushalt zu 40 Prozent durch Hilfe von Aussen gedeckt werden muss.

Daher ist es wichtig zufragen, wie soll die Zusammenarbeit im Falle der Bedrohung durch den Klimawandel aussehen und wie funktionieren? Dazu folgendes: In vielen Ländern, insbesondere in Entwicklungsländern beginnt ein Gespräch unter bisher Fremden mit der höflichen Frage nach der Zahl der Kinder (oft auch nur der Söhne). Die zweite Antwort lautet dann vielleicht: Schön, dass du sechs Kinder hast, ich habe nur vier. Wenn es sich nicht nur um Höflichkeitsfragen handelt, kann es ja sein, dass man auch fragt, wie das den weitergehen soll, wenn sich die Kopfzahl Afghanistans im einer Generation wieder mal mehr als verdoppeln wird.

Dies angesichts der Tatsache, dass Afghanistan schon heute auf massive Unterstützung von aussen angewiesen ist. Kann die Hilfe von aussen ebenfalls verdoppelt werden? In Afghanistan wäre das vermutlich kein Anlass zur Besorgnis. Die Hilfe würde kommen, denn der Westen will ja nicht, dass der Einfluss radikaler Gruppen (wie beispielsweise der IS) zunimmt. In diesem Sinne könnte der IS doch eine positive Rolle für die Taliban spielen.

Plettner fragt: «Sind die Taliban im Kampf gegen den internationalen Terrorismus unsere neuen Verbündeten?» Genauso wichtig wäre die Frage: «Sind die Taliban unsere Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel?» Diesbezüglich müsste der Westen klare Position beziehen. Die Machthaber in Afghanistan sind verantwortlich für eine gute Zukunft des Landes. Und das ist nur möglich, wenn das demographische Problem gelöst wird.

Es war vielleicht ein Fehler von Anfang an, dass folgendes zu wenig kommuniziert wurde: Nachhaltige Perspektiven (durch Emanzipation, Bildung, Ersatz Perspektiven für Ansehen durch hohe Kinderzahl) sind vor allem im Eigeninteresse Afghanistans und nicht Mittel, die westliche Kultur den Afghanen aufzuzwingen. Der Westen kann dabei Hilfe leisten, aber seine Mittel sind begrenzt und müssen gezielt eingesetzt werden. – Dr. Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Mayday“ von Claas Tatje

 

Dieser unter die Haut gehende Artikel sollte zur Pflichtlektüre all derjeniger werden, die bei Ryanair buchen und keinen Gedanken daran verschwenden, warum die angebotenen Flüge so preiswert sind. Von den Sicherheitsrisiken, die von gestressten und ausgebeuteten Piloten bei Ryanair ausgehen, ganz zu schweigen. Ryanair ist der Sklavenhalter und Ausbeuter der Flugbranche par excellence; dagegen ist die Fleischbranche ja fast schon ein Wohltätigkeitsverein. Mal ehrlich: will man wirklich mit gutem Gewissen von Sklaven in den Urlaub für 14,99€ geflogen werden? – Peter Brünker

 

All die, die weiterhin mit RyanAir fliegen, unterstützen das verabscheuungswürdige O’Leary-System. Ich habe vielleicht noch Verständnis für die Reisenden, die sich nur RA leisten können, aber ganz sicher nicht für die, die ganz locker mit renommierten Airlines in den Urlaub starten könnten. Natürlich steht es allen frei, diese Billigheimer zu nutzen; generell sollten wir alle aber einmal unser Anspruchsdenken überprüfen. Flüge mit RA sind aus meiner Sicht wie Ritte auf der Rasierklinge. Wenn der erste Flieger vom Himmel fällt (zu wenig Kerosin an Bord, völlig übermüdete Piloten etc.), wird das Geschrei groß sein, wie denn so ein System überhaupt hat existieren können. Hoffentlich wird es nie zu einer solche Katastrophe kommen. – Annette Haagen

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie hilflos sind wir?“ von Jörg Lau

 

Die Auslandseinsätze der NATO und Amerika um die Weltordnung in westlicher Demokratien zu schützen und dem Terrorismus zu bekämpfen in Afghanistan die Alkaida Organisation und Ausbildungs Camp zu zerschlagen.Das ist nach der Tötung von Bin-Laden gelungen.Ein wichtiges Ziel haben die Amerikaner erreicht und der Abzug hätte gut vorbereitet vor 10 Jahren durchaus durchgeführt werden können.

Die Taliban haben strategisches Geschickt ihre Macht zurück gewonnen, der Westen war überrascht und hatte keinen Rückzugs- Plan. Das war ziemlich kopflos, aber nicht hilflos gegenüber den Taliban. Der 11.September von 2001 ist Geschichte, die Zukunft nach dem Abzug aus Afghanistan ist für die EU sich in der Aussenpolitik neu aufzustellen. – Thomas Bartsch Hauschild

 

Afghanistanabzug – Das Debakel! „Wir haben das Ziel erreicht, das 2001 am Anfang des Einsatzes stand”, sagte Kanzlerin Merkel in ihrer Regierungserklärung zu Afghanistan. Dieses Ausmaß der Realitätsverleugnung macht mich wirklich sprachlos. Die Taliban sind zurück an der Macht und sie haben mehr Rückhalt und vor allem mehr Waffen und Ausrüstung als je zuvor. Daran ist die Bundesregierung nicht unschuldig: Allein in dieser Legislaturperiode hat Deutschland Waffen im Wert von mehr als 300 Millionen Euro an Pakistan geliefert – ein Großteil davon dürfte in die Hände der Taliban gelangt sein.

Inzwischen verfügen die islamistischen Gotteskrieger auch über das gesamte Waffenarsenal der über Jahrzehnte hochgerüsteten afghanischen Armee: Panzer, Granaten, Hubschrauber, sogar eine ganze Drohnenflotte. Frau Merkel erfolgreich war, dass die amerikanische und die alliierte Rüstungsindustrien viel Geld gemacht haben. Vom Steuerzahler bezahlt. Frau Merkel und die Bundesregierung müssen folgendes Fazit ziehen: „20 Jahre Krieg gegen den Terror sind gescheitert. Der Versuch, Demokratie zu exportieren, ist gescheitert. Die Bilder aus Afghanistan bringen das Desaster zum Ausdruck, dass Deutschland in Afghanistan mit angerichtet hat. Für 420 Millionen Euro hat Deutschland in den letzten Jahren Waffen und Material nach Afghanistan exportiert.

Die Taliban haben durch erbeutete Waffen eine Armee auf Nato-Niveau. Der gescheiterte Afghanistaneinsatz ist der schwärzeste Punkt in der 16-jährigen Kanzlerschaft von Angela Merkel. Die Folgen der Fehler der Minister Maas, Kramp-Karrenbauer und Seehofer gefährden Menschenleben.“ Das Versagen der Bundesregierung sollte der Bürger bei der Wahl am 26. September berücksichtigen und die Richtigen – die gegen den Krieg gestimmt haben – wählen! – Ernst H. Brink

 


 

 

Leserbriefe zu „Nichts zu erzählen“ von Robert Pausch

 

Ist es zielführend, dass ihre Journalisten/Schreiber immer wieder auf die Feixerei von Laschet während der Trauerfeier zur Flutkatastrophe hinweisen? Ich kann es bald nicht mehr lesen, es ist ein Armutszeugnis, wenn einem nicht Besseres und Interessanteres einfällt. – Meinrad Weskamp

 

Im Endspurt fällt die Kanzler Kandidatin der Grünen Annalena Baerbock weit in der Wählergunst zurück. Das Zugpferd der Grünen mit dem Thema „Klimawandel“ Kanzlerin zu werden, scheint nicht allein zu überzeugen. Das reicht nicht aus, denn ohne persönliche Erfahrung in einem bereits ausgeübten Regierungsamt in einem Bundesland bringt sie nicht mit, als Eintrittskarte fürs Kanzleramt.

Es fehlt der Mann an ihrer Seite – denn zu zweit geht alles besser und leichter, eben nur bis in die Parteiführung der Grünen war alles reibungslos und voller Hoffnung. Die persönliche journalistische Reifeprüfung in der persönlichen Biografie und Selbstdarstellung gab es Ungereimtheiten, die guten Umfragewerte tief in den Keller gerutscht sind. Der Grüne Aufbruch ins Kanzleramt hatte einen guten Anfang genommen, das Ende wird am 26 September ausgezählt, dann findet jede Erzählung sein natürliches Ende. – Thomas Bartsch Hauschild

 


 

 

Leserbriefe zu „WORTSCHATZ. Minkelcher“ von Peter Zweigel

 

Mein sudetendeutscher Großvater bekam 1956, auf dem Bänkchen vor der Holzbaracke des Flüchtlingslagers sitzend, auf einem Brettchen eine Zwischendurchjause durchs Fenster gereicht. Das war ein Butter- oder Schmalzbrot, in Streifen geschnitten. Schmunzelnd ließ er sich von mir, der Dreijährigen, einige Großpapa-Ranftln mausen (stibitzen) und tat so, als habe er es nicht gemerkt. – Dr. Aide Rehbaum

 

Die in Ihrer Rubrik: Wortschatz erwähnten Minkelcher für mundgerecht zugeschnittene Brotstücke haben eine mittelhessische Entsprechung: Müffelchen, einer Verkleinerung von Moffel = Mundvoll, Bissen. Moffel* findet sich in einer Redewendung wieder: „Dewenn* `s Schoof* plätt, schoadts* em en Moffel.“ (Während das Schaf blökt, schadet es Ihm einen Bissen.), die Kinder oder auch Erwachsene davon abhalten soll, während des Essens zu sprechen. *) gesammelt in Kunz, Bangel, „Mittelhessisches Wörterbuch. – Karl-Heinz Bernhardt

 


 

 

Leserbrief zu „Hühner“ von Stefanie Flamm

 

„Enten legen ihre Eier in aller Stille. Hühner gackern dabei wie verrückt. Was ist die Folge? Alle Welt isst Hühnereier. (Henry Ford, 1863-1947, US-amerikanischer Industrieller) Ein gute Freundin von uns züchtet seit ein paar Monaten in ihrem Garter selbst einige Hühner. Das macht ihr viel Freude, bedingt aber auch einen großen Arbeitsaufwand.

Hühnerställe mussten gebaut werden, hohe Zähne mussten gezogen werden, Futter muss ständig gekauft werden und das allerschönste ist dann, dass dieses „undankbare“ Federvieh auch noch ständig ausbüchsen muss! Wie gesagt, es gibt zwar täglich ganz frische Eier, aber auch ganz viel Arbeit mit diesem gefederten Getier. „Kluge Sieger essen Eier, dumme Sieger die Hühner.“ (Hans Kasper, 1916-1990, deutscher Schriftsteller). – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbrief zu „Unseriöse Versprechen“ von Kolja Rudzio

 

„… kommt es bei dieser Diskussion darauf an, dass alle Fakten und Argumente stimmen.“ Wer möchte da widersprechen? Aber stimmt denn Herrn Rudzios Argumentation? Ich meine, in einem entscheidenden Punkt nicht. Denn nicht nur die Grünen müssten, wie von ihm gefordert, erklären, wo denn die 10 Mrd. (für die Beseitigung der Kinderarmut) herkommen sollen, da man den Soli ja nicht zwei Mal ausgeben kann. Das gilt jedoch auch für die Union, plant sie doch, den Soli für Besserverdienende ganz abzuschaffen. Auch sie müsste seriöserweise erklären, an welchen Stellen sie denn die 10 Mrd. zur Gegenfinanzierung einzusparen gedenkt. Aber halt. Die Union hat ja – zusammen mit der FDP – ein Patentrezept. Steuersenkungen finanzieren sich, oh Wunder, selbst – durch den dadurch ausgelösten Wirtschaftsaufschwung. – Prof. Dr. Stefan Müller

 


 

 

Leserbrief zu „Einübung in die Faulheit“ von Jens Jessen

 

Vielleicht ist ja die Einstellung des Autors ein Teil des Dilemmas um die Verkehrswende in Deutschland. Straßen und Autobahnen sind Verkehrswege, Teil der für unsere Mobilität erforderlichen Infrastruktur, es sind keine Sport- oder Spielplätze, auch wenn sie leider vielfach als solche genutzt werden. Verkehrssicherheit und ein möglichst reibungslos fließender Verkehr haben Priorität.

Mit 40 Jahren Fahrpraxis, mit Schaltgetriebe und Automatik, im In- und Ausland, im Rechts- und Linksverkehr kann ich konstatieren, dass Automatikgetriebe weniger der Faulheit dienen als der Verkehrsberuhigung und der Risikominderung. Vielleicht sollte es einfach in Zukunft eigene Parcours für Motorsportler geben, genauso wie es Skipisten, Reitplätze, Golfplätze, etc.. gibt. Im Straßenverkehr jedenfalls hat der Motorsport nichts zu suchen. – Marianne Sammann

 


 

 

Leserbrief zu „Nah am Wasser“. Gespräch mit Sebastian Seebauer geführt von Fabian Franke

 

Wie Sie vermutlich wissen, ist die Aufgabe von Siedlungen – auch nach der Phase des Wander-Landbaus – kein neues Phänomen. Wie der Agrarhistoriker Prof. W. Abel („Agrarkonjunktur und Agrarkrisen“) ermittelte, sind im 14.Jahrhundert ein Drittel der Dörfer, in manchen Gegenden die Hälfte aufgegeben worden. Zunächst nahm man, dass dies an dem Pest-Seuchenzug 1348-50 lag. Aber es gibt auch einige Hinweise, dass Extremwetter durch Klimaveränderungen dazu führten. Genannt wird die „Katharinenflut 1342“ (25.11. war Tag der Heiligen Katharina).

In einem Dokument aus dem Pfarrarchiv Wiedensahl (dem Geburtsort von Wilhelm Busch) heißt es, dass „…die Einwohner des Dorfes Wagenrodt so bei dero Zeit ihre Häuser abgebrochen und ihre Wohnungen nach Wiedensahl transferiret…“. Aus dem nahen Kloster Loccum ist überliefert, dass das Wasser bis zum Altar stand. In beide Fällen ist allerdings der genaue Zeitpunkt nicht klar. Nach meinen Siedlungsforschungen lag der neue Standort des Hallenhauses kaum 5m höher als vorher, der Acker zu einem Teil genauso niedrig. Wie dies in Zeiten der Leibeigenschaft und Grundherrschaft ablief, in der Holzmarke (= Allmende) zu siedeln und zu ackern, ist nicht überliefert. – Adolf Ronnenberg

 


 

 

Leserbrief zu „Was lernt man im Hotel für die Politik, Serap Güler?“ Gespräch mit Serap Güler geführt von Lisa Caspari

 

Ich wollte mich bei Ihnen bedanken. Sie haben mir bei der Wahl geholfen. In der Hoffnung, dass diese großartige Vorzeigefrau in Sachen Integration Ministerin wird, werde ich am 26. 9. die Partei und den Kanditaten wählen, der „über Wasser geht und dem man dennoch vorwirft, nicht schwimmen zu können.“ Ich habe jahrzehntelang anders gewählt, aber jetzt geht mir diese arrogante Kampagne gegen den Lächler zu weit. Und die Alternative, ein Grinser und eine SchreihälsIn, sind kein besseres Angebot. – Wolfgang Frings

 


 

 

Leserbrief zu „SPEEDPILGERN“ von Arno Frank

 

Genauso ist das. Gut, optisch spricht die Norge nicht gerade für Guzzi. Aber das tut eine BMW GS ja auch nicht. Darüber hinaus hat eine Guzzi mehr zu bieten. Ein Motorrad, dass den Namen noch verdient und eine Geschichte, der sich am Produktionsort nachspühren lässt. – Astrid Körner

 


 

 

Leserbrief zur Infografik „Verwurzelt“ von Christoph Drösser (Recherche) und Maren Amini (Illustration)

 

Insbesondere die erste Dimension der von der Jacobs University identifizierten „acht Dimensionen von Heimat“, nämlich die Dimension „Geborgenheit“ (inklusive Entspanntheit, Vertrautheit, Wohlgefühl), kann ich mit meinem über Jahrzehnte herangereiften und täglich sich verdichtenden Heimatverständnis nachdrücklich bestätigen.

Die überaus zutreffende Formulierung dieses meines Heimatverständnisses entdeckte ich in einem kanadischen Souvenir-Laden: Home is where you poop most comfortably. Diesem Heimatverständnis entsprechend könnte Frau Amini ihre dem ZEIT-Beitrag unterlegte Illustration noch durch ein kleines Häuschen mit Herz-Fensterchen in der Tür ergänzen … – Dr. F. Klaus Koopmann

 


 

 

Leserbrief zu „Wie der Deuter zum Herrscher wurde“ von Oliver Weber

 

Danke für die kommentierte Übermittlung dieses tatsächlich ´erstaunlich(st)en‘ Fundstücks in der „jüngsten Ausgabe der Zeitschrift für Ideengeschichte“: Dass ein junger Student schon in den ersten Semestern darüber nachdachte, wie er „eher Resonanz“ finden kann – offenbar aus der Erfahrung heraus, (noch) nicht gehört zu werden, und wie diese Erfahrung zum Antrieb für sein gesamtes philosophisches Nachdenken wird, um nun „die Öffentlichkeit, die ihm inzwischen zuteil wurde,“ für eine „kommunikative Herrschaft“ zu nutzen, die „nicht mehr bloß ihrer Kritik“ diente.

Schade, daß nur der Beitrag von Alexander Cammann als Mitarbeiter der ZEIT hier erwähnt wird, nicht aber der keineswegs völlig unwesentliche Beitrag der ZEIT, den diese besonders mit ihrer „legendären“ Ausgabe zum 80. Geburtstag von Jürgen Habermas, bei dieser „ambivalenten“ Entwicklung leistete (obwohl es schon damals auch in der ZEIT vorsichtig kritische Einwände gab). Mit der Überschrift auf der Titelseite „Weltmacht Habermas“, die etwas feinsinniger womöglich mit der „genialen“ BILD-Zeitungs-Schlagzeile „Wir sind Papst!“ von 2005 konkurrieren wollte, mag sie glänzende PR-Dienste erbracht haben.

Verband sie doch mit der Fremd- eine wunderbare Selbstüberhöhung und konnte so zu einer doppelten Selbstüberschätzung beitragen. Doch hat sie damit dem eigentlichen Anliegen der „Kommunikativen Theorie“, dem „zwanglosen Zwang des besseren Arguments“ nicht eher einen Bärendienst erwiesen, der allenfalls im „Elfenbeinturm“ der Theorie zu weltweiter „kommunikativer Herrschaft“ geführt hat (oder – wie es Wikipedia ausdrückt: zu Habermas als einem „der weltweit meistrezipierten Philosophen und Soziologen der Gegenwart“)? Und erleben wir nicht gerade eine beschämende Wirkungslosigkeit dieser Theorie in der globalen Praxis des politischen „kommunikativen Handelns“ der „Weltgemeinschaft“ auf all ihren Ebenen – so wie wir schon zuvor das unrühmliche Ende „unserer“ Papstherrschaft erlebt haben?

Hatte vielleicht die „Theorie“ zu wenig berücksichtigt, was Medien im Übermaß einsetzen: dass nämlich „der zwanglose Zwang des besseren Arguments“ auf rein rationaler Ebene einfach nicht funktioniert, weil der Mensch ein „ambivalentes“ Wesen ist, das primär von „Gefühlen“ gesteuert wird, die selbst seinem Verstand zu oft so überlebenswichtig erscheinen, dass der seine Kontrollfunktion aufgibt, die eine Menschwerdung doch erst ermöglicht hat? – Eckhard Heumann

 


 

 

Leserbrief zu „Tage des Gemetzels“ von Susanne Mayer

 

Die Rezension der Doku von Thorsten Körner von Susanne Mayer ist in ihrer Unbedarftheit für mich ein echtes Ärgernis! Schon der ausufernde Einstieg zu Modefragen geht am Thema des Films völlig vorbei und scheint nur Zeilen zu schinden. Das Anliegen des Films, das mit den Aussagen und Reden der verschiedenen Politikerinnen vorgeführt wird, ist offensichtlich nicht in seiner Dimension erfasst worden. Frau Mayer zeigt sogar Mitleid mit heutigen Männern! („Den Film möchte ich nicht als Mann sehen“).

Was der Film leistet: die großen Persönlichkeiten der Frauen aus unterschiedlichen Parteien zu zeigen, ihren unglaublichen Mut, ihre enorme Kompetenz, ihre grandiose Rhetorik, ihre Ironie, Schlagfertigkeit, äußere Gelassenheit – all das lässt der Artikel unerwähnt. Ja, er diffamiert sogar das Anliegen dieser Frauen, indem er es als „Gemetzel“ bezeichnet! Die Ungeheuerlichkeiten, die diese Frauen sich gefallen lassen mussten, also die Frechheiten und Übergriffigkeiten, die Männer sich ihnen gegenüber herausnehmen konnten (z.B. die manuelle BH Kontrolle von Herrn Stücklen bei Frau Schuchardt, inklusive Wette der CDU Kollegen.

Die ZEIT hat hierzu am 13. August 1976 einen hervorragenden Kommentar geschrieben! Nachzulesen im Buch zum Film, S. 137), die Phrasen, Klischees, das Rollenverhalten, das Macho Gehabe, das permanente Herabsetzen und Kleinmachen der Frauen – all das bringt der Film zutage. Der Artikel erwähnt es höchstens verschlüsselt und abgeschwächt. Es scheint mit Susanne Mayer eine Frau zu schreiben, die die Situation der Frauen in den 70er Jahren nicht nachvollziehen kann, die einfach zu geringe Kenntnisse hat. (Vielleicht sollte sie zur Einführung „Die schwarze Botin“, hrsg. von Vojin Sasa Vukadinovic lesen und Romane wie „Die Liebhaberinnen“ von Elfriede Jelinek) Die vorliegende Rezension ist eine vertane Chance! Schade!!- Dr. Margarete Sander

 


 

 

Leserbrief zu „Einmal Türke, immer Türke?“ Gespräch mit Bülent Ceylan geführt von Giovanni di Lorenzo

 

„Die Kindheit läuft uns lebenslang nach. Wehe, wenn sie uns einholt!“ (Emil Baschnonga, *1941, schweizer Schriftsteller) Ich kenne diesen Comedian Bülent Ceylan nur vom Fernsehen her; eine ganze Bühnenschau von und mit ihm habe ich nicht gesehen. Trotzdem habe ich das Interview mit Giovanni do Lorenzo mit großem Interesse gelesen.

Es stellte sich auch hier erneut für mich heraus, wie prägend die Kindheit für den weiteren Lebensweg ist. „Es zeugt schon immer von ausgesuchter Heuchelei so oft die Kindheit zu verklären, die fast immer ein Ort der Angst und des Ausgeliefertseins ist.“ (Peter Rudi, *1966, deutscher Aphoristiker) – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „STIL OHNE SÜNDE“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Ich bin eine treue Leserin der ZEIT und schnappe mir im Sommer zuerst das ZEIT MAGAZIN, um es mit in den Strandkorb am Deich zu nehmen. Das Format passt gut in die Tasche, und die Kolumne von Harald Martenstein ist immer ein Genuss. Aber der Rest läßt mich oftmals – wie zum Beispiel beim Vintage Modeheft – sprachlos zurück. Das Thema interessierte mich durchaus, aber wurde das nur für Berlin Mitte geschrieben? Abgehoben und aufgesetzt. Sehr schade! – Heinke Hansen

 

Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte. Das Titelbild dieses Magazins erschließt sich mir indes nicht, berührt mich eher unangenehm. Bitte, seien Sie so freundlich, mir einige erhellende Worte zu senden. – Dr. Gernot Henseler

 

Vorweg das Lob: Ich LIEBE das Zeit-Magazin! Für mich die beste Zeitschrift in Deutschland. Punkt. ABER: In der Ausgabe vom 2.9. schreiben Sie: „In diesem Heft ist keine aktuelle Mode zu sehen, sondern ausschließlich gebrauchte Kleidung. Weil es nichts Zeitgemäßeres gibt als Secondhand“ Im Gegenteil! – Das ganze Heft ist voll von aktueller Mode in Form von Werbung. Ich würde behaupten wollen, sogar mehr als in anderen Ausgaben ohne Mode-Themen! Wenn schon, denn schon – da hätten Sie auch auf die Werbeeinnahmen verzichten und eher von den in den Artikeln genannten Anbietern von sog. Vintage-Mode Werbung abdrucken müssen. Sehr inkonsequent. – Bettina S. Dörr

 


 

 

Leserbriefe zu „»Für mich gehört Zucker zum Speiseplan dazu«“. Gespräch mit Elisabeth Raether geführt von Christoph Amend im ZEIT Magazin

 

Jetzt bin ich sehr gespannt. Im aktuellen Zeit Magazin haben Sie von einem Kuchen erzählt, der mit gekochten Orangen gemacht wird. In der Live Sendung mit ihrem Fotografen wurde davon auch gesprochen. Ich bin total neugierig – wie komme ich an das Rezept? Wie heißt der Kuchen? Nur Mandeln – kein Mehl? Perfekt! Ich muss es ausprobieren! Vielen Dank, ich würde mich über eine Antwort sehr freuen. – Karin Erbacher

 

Ich freu mich immer über Ihr Rezept und Ihre Geschichte dazu. Unser Dauerfavorit ist die einfache Obsttarte mit Mürbeteig, die uns seit Jahren mit diversen Obstsorten durch Sommer und Herbst begleitet. Nun habe ich im Interview im letzten Magazin gesehen worauf Sie Ihre Zutaten schneiden … vielleicht wäre eines meiner Hirnholzschneidbretter eine Bereicherung – zusätzlich zu den guten Dingen vom Wochenmarkt? Mir selber bereitet das Komponieren der Bretter große Freude und das Zwiebelschneiden auf so einer Unterlage ist für mich ein feiner zusätzlicher Genuss. Hier finden Sie eine Auswahl meiner Kompositionen: www.brettle-komponist.de – Benedikt Schalk

 


 

 

Leserbrief zu „Über gerechtes Buchstabieren und neue Namen für Currywurst und Pizza Hawaii“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Für alle, die der Ansicht sind, dass Martenstein, der alte Polemiker, in seiner Kolumne über die geplante Neufassung des Buchstabieralphabets mal wieder maßlos übertrieben oder das Thema gar zu sehr durch den cacahuatl (Achtung: kulturelle Aneignung) gezogen habe, hier ein Buchtipp: „GENERATION BELEIDIGT“ von Caroline Fourest. Die Begebenheiten, Fakten etc., die Fourest auf rund zweihundert Buchseiten schildert und analysiert, könnte man als Eulenspiegeleien oder absurdes Theater abtun, würde man die nahezu täglichen Hinweise auf diese real existierenden Horrorszenarien ignorieren.

Wie ermutigend, dass eine Journalistin und Schriftstellerin, die man wahrhaftig nicht mit einem „alten weißen Mann“ verwechseln kann, so deutliche Worte über die „Inflation von Empörungsreflexen in Zeiten politischer Hypersensibilisierung“ (Hannah Bethke/FAZ) findet und die darüber hinaus eindringlich vor der stetig wachsenden Zahl selbsternannter und -gefälliger Sprach- und Gedankenpolizisten warnt. Also leset, staunet und wehret euch gegen identitäre Moralapostel – ganz gleich, ob politisch links oder rechts (der Unterschied ist nahezu marginal)! Und was das Buchstabieren angeht, habe ich mich längst für „H wie Harald“ und „M wie Martenstein“ entschieden. – Peter Johne