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10. Februar 2022 – Ausgabe 7

 

Leserbriefe zu „Wenn der Gasmann zweimal klingelt“ von Peter Dausend et al.

 

Dieser haltungsschwere Artikel kommt etwas unausgeglichen daher, weil er erstens den zutreffenden Eindruck zu vermeiden sucht, dass Nordstream2 die Abhängigkeit vom russischen Gas überhaupt nicht erhöht, weil der deutsche Bedarf ist, wie er ist. Ganz im Gegenteil sorgt Nordstream2 für eine größere Versorgungssicherheit Deutschlands für den Fall, dass Jamal oder die ukrainische Leitung mal ausfallen sollten.

Zweitens hätte es einem abwägenden Artikel gut angestanden, einmal die Frage aufzuwerfen, ob sinnvolle Sanktionen nicht vorwiegend dem Sanktionierten statt dem Sanktionierenden schaden sollten. Und drittens, vor dem Hintergrund, dass ein Ausfall russischer Lieferungen in den nächsten ein, zwei drei Jahren nicht voll kompensiert werden kann, gibt dieser Artikel ein schwaches Bild. – Dr. Hergen Heinemann

 

Der Ukraine-konflikt Illustriert wie in einem Brennglas den Dilettantismus der Deutschen Energiepolitik. Plötzlich könnte Gas zur Waffe werden. Wer freilich Atom und bald Kohle abschaltet quasi ohne Netz und doppelten Boden , muss wohl an überirdische Kräfte glauben. Selbst wenn Putin besänftigt werden kann, sind die unvorstellbaren Mengen an zusätzlichem Gas als Brückentechnologie Gift für das eigentliche Ziel. Noch dazu verbunden mit dem Aufbau dutzender neuer Kraftwerke , die zwar Wasserstoff kompatibel sein sollen , dessen Herkunft aber allenfalls ein Hoffnungswert ist. Kurios, dass keine der staatstragenden Strömungen diese Widersprüche zur Münze macht. Vermutlich folgt ein jähes Erwachen erst nach einem ernsten Blackout. – Christoph Schönberger

 

Mit Interesse habe ich Ihren Artikel über die Russischen Gaslieferungen und die damit verbundenen Verflechtungen von Politik und Wirtschaft gelesen. Bei mir entsteht dabei der Eindruck, daß die Beziehungen zwischen deutschen Politikern und den russischen Vertretern negativ zu beurteilen sind. Sie stellen die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen negativ dar, was man durchaus so sehen kann. Allerdings wird auch in vielen Konzerten eine Einlieferantenstrategie durchaus erfolgreich umgesetzt.

Was mich jedoch sehr interessieren würde und wozu ich Sie ermuntern möchte, ist eine objektive Gegenüberstellung von Alternativen. Und zwar auf Basis der Preise, der Kosten für Transport und Logistik und nicht zu vergessen der Umwelteinflüsse. Zuletzt könnte man auch noch vergleichen, wie die Abhängigkeit von USA und vielleicht Katar mittel und langfristig zu beurteilen ist. Und welches Interesse haben wir, wenn die Ukraine keine Gebühren für den Transport von russischen Gas erhält. Das sind einige Fragen, aber die Erzählung von dem ach so bösen russischen Gas ist mir leider zu einseitig. – Dr. Wolfgang Schlosser

 

Die verkaufte Repuplik hätte als Titelel auch gepasst. Und wie war das mit dem Amtseid der meisten Akteure, Schaden vom deutschen Volke fernzuhalten? Und wie sagten die Alten, dessen Brot ich esse dessen Lied ich singe. Und zu guten Schluss lese ich, selbst die letzten Gasspeicher wurden in die Obhut unserer Freunde gelegt. Und unser Exkanzler, ein echter Patriot, kann wegen der dicken Geldtaschen kaum noch aufrecht gehen – ich schäme mich nachträglich, diesen Mann einmal gewählt zu haben. – M. Förste

 

Nur wenige Tage nach seiner Kanzlerschaft verkaufte Gerhard Schröder sein Wissen und, noch schlimmer, sein Gewissen an Putin, den er sich in der Folge nicht entblödete, einen lupenreinen Demokraten zu nennen. Ungeachtet der Fehler Vieler in allen Parteien bei der Frage Nordstream 2 spielt Schröder, auch nach den gewaltigen putinschen Provokationen, im Gewande des seriösen „elder statesman“ die russische Desinformationskarte aus und rügt mit der Ukraine ein Land, das bereits Opfer von Putins Annexionsgebaren geworden ist und weiterhin voll Sorge um seine territoriale Unversehrtheit bangen muss. Tatsächlich ist G.S. ein eitler alter Mann, dem der politisch-moralische Kompass völlig abhanden gekommen ist. Schwiege er endlich, wäre allen gedient! – Peter Schiel

 

Seit einigen Monaten beziehe ich DIE ZEIT im Abo und ich fühle mich in meiner Entscheidung bestätigt, nachdem ich diese Woche wieder zwei exzellente Hintergrundberichte gelesen habe, die ich woanders kaum so gefunden hätte – gut recherchiert und deshalb sehr informativ! Ich beziehe mich hier auf die Beiträge: „Wenn der Gasmann zweimal klingelt“ und „Ein Freispruch, der nicht befreit“. Danke auch für den Mut! – Anne Lee

 

Ihre Darstellung der Öllieferungen aus Russland ist stark auf den Einfluss von H. Schröder abgestellt. Das ist wichtig, damit die Entstehung verstanden werden kann. Die Diskussion über die Gaslieferung wurde aus meiner Sicht von den Gasverteilfirmen ausgenutzt um schon mal die Preise hochzudrehen. Ob wirklich ein Engpass bei der Versorgung vorliegt kann zumindest bezweifelt werden. Mir geht es aber um die vertraglichen Aspekt der Lieferungen. 1. Mit wem sind die Verträge zwischen Russland und Deutschalnd abgeschlossen? Welche Firmen sind beteiligt? Welche Gasmengen sind über Ukraine und über Nordstream 1 zugesichert.

Wie hoch ist der Lieferpreis /kWh? Welchen Einfliuss auf Liefermengen und -Preise hat die Bundesregierung? 2. Welche Mengen werden derzeit geliefert über die 2 Leitungen? Wie ist die Mengenverteilung für 2021 und 2022 3. Wie groß ist der Gasverbrauch in Deutschland 2020 und 2021 4. Die Gaslieferung wird zunächst in Speicher deponiert. Wie groß sind die Spreicher? Welche Firmen sind mit der Einlagerung beteiligt? Ich freue mich auf die o.g. Fragen eine Antwort zu bekommen. – Christian Schmid

 

Als ehemaliger Wintershall Mitarbeiter habe ich nie verstanden, wieso der deutsche Staat zugelassen hat, daß Wintershall peu a peu mehrere wichtige große Gasleitungen (MIDAL, STEGAL und andere) und den größten Gasspeicher Deutschlands (Rehden) an die russische Gazprom verkauft hat (Astora). Durch den Zugriff auf das innerdeutsche Leitungssystem hat Gazprom über den allgemeinen nationalen Hebel hinaus auch einen direkten, dosierbaren Einfluß auf einige regionale und kommunale Versorger sowie einige Direktkunden aus der Industrie.

Rein privatwirtschaftlich für Wintershall hat die Abgabe der Gasversorgungsaktivitäten gewiss Sinn gemacht, aber einen so großen Anteil an der nationalen Energieinfrastruktur und versorgung an eine praktisch in russischem Staatbesitz befindliche Firma abzugeben hielt ich für grob fahrlässing um nicht zu sagen idiotisch. – Otto Wilhelm

 

Es ist leider (zu) selten, dass man mit so gründlichen und aufwendigen (7 Zeit-Journalisten) Recherchen die politischen Hintergründe zu wichtigen aktuellen politischen Entwicklungen kennen lernt. Die Frage ist: warum erfahren wir hierzu absolut nichts von unserer Regierung? Eine gut funktionierende Demokratie braucht Bürger mit fundiertem Wissen um politische Zusammenhänge. Wenn die Regierung nicht transparenter über ihre eigene Politik informiert (und sich hinter der angeblich vereinbarten Vertraulichkeit von Gesprächen versteckt), darf sie sich auch nicht beschweren über zunehmende Verschwörungstheorien, welche die Grundlagen unserer Gesellschaft unterminieren. – Dr. Klaus Matthes

 

Ich verstehe nicht, warum die Energiewende stets ausschließlich aus dem Blickwinkel des Klimaschutzes betrachtet wird. Inzwischen kann fast jedes Haus genügend gedämmt sein und zusätzlich Strom über eine Photovoltaik- Anlage für den Rest der Heizung/ Kühlung, sonstige Geräte und zusätzlich das Laden des Autos … produzieren. Dies bedeutet, dass wir als Land dann nicht mehr abhängig und somit erpressbar von Autokraten wie Putin oder Al-Saud wären. Zusätzlich wären die Strukturen kleinteiliger und zumindest in gewissem Rahmen autarker, so dass auch terroristische Anschläge auf Infrastruktur-Objekte wie Kraftwerke eine weitaus geringere Gefahr bedeuteten. Die Energiewende ist also dringend auch aus sicherheitspolitischen Erwägungen heraus um zu setzen. – Friedemann Scheffler

 

Die Intention des Beitrages von Peter Dausend und Kollegen habe ich nicht ganz begriffen. Geht es um die Offenlegung von Interessen-Verquickungen zwischen Gerhard Schröder, der SPD und Putin (im Zusammenhang mit dem „Nord Stream 2“-Projekt)? Geht es um die Enttarnung geheimer Zusammenhänge? – Das gelingt dann eher doch nicht.

Unterlegt ist der Artikel mit vielen Fakten, die leider nichts anderes belegen als Selbstverständlichkeiten: Politiker arbeiten auch nach ihrer politischen Karriere mit Menschen zusammen, die sie kennen und einschätzen können. Und sie verfolgen Projekte, die sie für richtig halten. Dass Politiker dabei auch eigene Interessen nicht vergessen, ist klar. Das ist aber nichts sensationell neues und nicht von vornherein illegitim. Und den aktiven Politkern, wie z.B. Manuela Schwesig, darf man honorige Motive bei ihrem Eintreten für „Nord Stream 2“ durchaus unterstellen.

Parteilich und auch falsch ist im Artikel die Deutung der Vorgänge um „Nord Stream 2“ als verschwörungshaftes Geschehen: Die naiven deutschen Sozialdemokraten ließen sich einspannen für eine russlandfreundliche Politik etc. Ich bin kein SPD-Mitglied, aber das geht mir dann doch etwas sehr zu weit!

Die Energiepolitik Deutschlands sollte den Interessen Deutschlands, den hier lebenden Menschen, der Wirtschaft und dem Weltklima nützen. Die Autoren erwecken den Anschein, dass uns Russland vor allem erpressbar machen will (obwohl der Handel zum beidseitigen Vorteil gereicht), während die US-Amerikaner uns nur beschützen wollen. Das ist mir zu naiv. Die USA möchten ihr umweltschädliches und teures Fracking-Gas verkaufen und ihre Konkurrenten, wie Putin-Russland, kleinhalten. Die USA agieren dabei mit Sanktionen und Propaganda. In dieses Horn sollte die ZEIT nicht auch noch pusten. – Klaus Wagner

 

Im vorletzten Absatz wird angegeben, dass „die LNG Lieferungen nach Europa verglichen mit dem Vorjahr sich verdoppelt haben. Doch weitere Steigerungen sind kaum möglich.“ Worauf basiert diese Behauptung? Laut Statista ist liegt die Auslastung bei nur ca 40%! Gibt es evtl. aktuellere Zahlen? – Dietmar Kallfaß

 

Beängstigend ! Ein Ex-Kanzler Schröder, der Deutschland den geopolitischen Interessen ausgeliefert – oder besser „verkauft“? – hat; noch immer die Privilegien eines Altkanzlers genießt; von der SPD als „Ehren“-Vorsitzenden hofiert und von den deutschen Medien weiterhin eine Plattform für seine Putinesken Elogen erhält. Ein Bundesdpräsident, der als damaliger Kanzleramtschef Schröders Mitaktivist für Nordstream war und sich gerade um eine Wiederwahl bewirbt. Eine „Gang“ von SPD- Politikern, die bis heute Putins Interessen vertritt. Business as usual? Oder Beleg für das von zwei „lupenreinen Demokraten“ von Moskau nach Deutschland importierte Maffia-Modell des Kreml? – karl heinz stoll

 

Als bisheriger Verfechter von Gas- und Nuklearenergie als Übergangstechnologie habe ich NordStream 2 immer unterstützt. Als politisches Druckmittel gegen die Expansionstendenzen Putins sollte dieses Projekt durchaus eingesetzt werden; Gerhard Schröder als Lobbyist ….ist nun mal so, unter Freunden. Nun habe ich aus Ihrem Artikel die weiteren Hintergründe über die Beziehung zwischen SPD-Politikern und der Gasversorgung durch Russland erfahren und bin entsetzt!

Ein Geflecht aus persönlichen Vorteilen und bewussten Abhängigkeiten durch verantworliche (!?) SPD-Politiker verbunden mit alten Ideologien gefährden den Wirtschafts- und Lebensstandort Deutschland. Somit ein klares NEIN zu NordStream 2. Meinen Holzvorrat für den Ofen habe ich schon überprüft und mein Strom kommt aus der Steckdose. – E. Goette

 

Der Artikel beschreibt das deutsche „Erdgasgate“ und und ist ein Skandal. Er liest sich, wie von langer Hand vorbereitet, die Strippenzieher sitzen in Moskau, SPD-Politiker sind die Marionetten unterstützt von Frau Merkel (CDU), die für ihren überhasteten Atomausstieg dringend eine Ernergieversorgungsalternative brauchte. Ich denke da sofort an SED-Seilschaften. Schröder, Platzeck, Gabriel, Sellering, Schwesig, und andere sind Putins Lobbyisten und haben Deutschland in die Abhängigkeit von Erdgas aus Russland getrieben.

Die SPD sollte sich ehrlich machen und umbenennen in RSPD- Russische Sozialistische Partei Deutschland. Naive Politiker glauben doch tatsächlich, Putin ist ihr Freund. Autokraten wie Putin haben keine Freunde, sonder benutzen Menschen nur, um ihre Machtinteressen durchzusetzen. Wer mit Kriegsverbrechern und Kriegstreibern Geschäfte macht, muß sich nicht wundern, wenn man dann vereinnahmt wird. Deutschland, zieh dich warm an, es wird kalt. – H-J Suhr

 

Vielen Dank für diesen gründlich recherchierten und erschütternden Artikel. Gerhard Schröders unseliges Wirken in diesem Zusammenhang wusste man ja schon, aber dass so viele SPD’ler im old-boys-network das Geschäft der russischen Gaspläne unterstützen, war mir neu. Ich versteh nicht, wie man die Interessen der deutschen Energieversorgug dermaßen skrupellos den eigenen wirtschaftlichen Interessen und jenen eines menschenrechtsfeindlichen Regimes unterordnen kann und jegliches Gerede der SPD-Politiker über Umweltschutz , Menschenrechte etc pp wird doch als unglaubwürdig entlarvt. Bis heute schafft es diese Partei nicht, sich vom unseligen Handeln dieser Leute zu distanzieren, also scheint sie kein Problem damit zu haben.

Und wie kurz ist doch das Gedächtnis der deutschen Öffentlichkeit – gestern wurde Herr Steinmeier mit großer Mehrheit wieder zum Bundespräsidenten gewählt, der das ganze unterstützt hat. Niemand stellt an ihn noch kritische Fragen ; das gleiche Muster sehen wir mit dem Wirken von Olaf Scholz in der Hamburger Cum-Ex-Affäre. Es ist höchst verdienstvoll von Ihnen, an prominenter Stelle und so gründlich diese Verstrickungen darzustellen. Hoffentlich lernen wir irgendetwas daraus. – Carola v. Paczensky

 

„Kurz: Das Land hat mit russischem Geld eine Stiftung errichtet, die dazu dient, die US-Sanktionen gegen eine russische Pipeline zu umgehen.“ Was wäre daran schlimm, wenn man das „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ doch sonst so hoch hält. Die Bundesrepublik entscheidet souverän über ihre Verträge, Russland hat ebenfalls Interesse – aber den USA passt das nicht. Klaus von Dohnanyi hat erst kürzlich auf solch Grundwissen hingewiesen.

Es sollte der Zeit doch nicht so schwer fallen, mit 11 (!) Artikel-Autor:innen eine tiefer recherchierte Story zu präsentieren als diese platte Nummer. Oder fällt das so schwer, weil die Biographien so viel „Westliches“ aufweisen: Journalistenschulen-Besuch, Tätigkeiten in den USA (oder England), Stipendien ebendort etc. Ach, Verzeihung: 2 haben (nach der Wende) im Osten Deutschlands gearbeitet, und einer (M. Thumann) kennt sich wirklich aus mit Russland. – Wolfgang Schwibbe

 

Wir sind doch erst am Anfang. Die unvermeidlichen Grausamkeiten, wie es vor der Bundestagswahl von den Grünen hieß, kommen doch erst noch. Das Hauptübel zur Zeit sind die explodierenden Energiepreise, die die Inflation maßgeblich in die Höhe treiben. Die CO2-Bepreisung spielt für die Zukunft eine immer größer werdende Rolle. Die Grünen wollten schon mal einen Spritpreis von 5 DM. Ich weiß, ich sollte mir ein E-Auto, ein Lastenrad kaufen und mit dem Bus fahren. Da ich auf dem Land wohne, empfinde ich dieses als Zumutung.

Auch das Gerede von Nachdämmen und der Einbau von Wärmepumpen im Bestand birgt gravierende technische Probleme. Stichwort Taupunktunterscheitungen in den Wänden, Heizflächenvergrößerungen, Rohrnetzerneuerung etc., d.h, hohe 4-stellige Kosten stehen an. Alle angedachten staatlichen Unterstützungen sind im Grunde Augenwischerei. Alles was bei der Energiewende angedacht ist, ignoriert die Tatsache , das ein riesiger Bestand, seien es die 40 Millionen Verbrenner, sei es der riesige Altbaubestand nicht kurzfristig CO2 neutral werden kann. Wenn A. Baerbock meint, Deutschland sei im Konflikt mit der Ukraine bereit, einen hohen wirtschaftlichen Preis zu bezahlen, bei der Energiewende ebenso, könnte es nach dem Ende der Pandemie politisch sehr turbulent werden. – Walter Schroiff

 

Hier wird dem Feindbild Russland in einem unerträglichen Maß gehuldigt, aber fast alle Argumente lassen sich auch in die Gegenrichtung bürsten. Natürlich sind wir abhängig und erpressbar von Russland, China und den USA. Da braucht es kein militärisches Angriffszenario, da reichen Hackerattacken. Souveränität ist relativ. Was hat unsere Regierung zum Schutz der Firmen unternommen, die wegen ihrer Mitwirkung an Nordstream 2 von den USA mit Sanktionen bestraft wurden? Der Kapitalismus ist ein Haifischbecken. Wer die Welt zu sehr in Freunde und Feinde einteilt, verkennt die Mechanismen der Macht. Es geht um Einfluss und Interessen, nicht um gut und böse. – Christa Proissl

 

Der Artikel ist eine exzellente, detaillierte Recherche aber leider verschweigt sie die andere Seite der Medaille. Es steht doch außer Zweifel, dass die USA seit Jahren mit ihrer Kampagne gegen die Nordstream Gasleitung, eigene wirtschaftliche Interessen verfolgen. Die USA scheuen, wie so oft, nicht vor Sanktionen gegen deutsche Unternehmen zurück wie man sie nicht dem ärgsten Feind wünscht. In diesem Zusammenhang ist auch nicht zu übersehen, das eine Eskalation in der Ukraine den amerikanischen Interessen behilflich ist. Es ist schade, dass der Artikel durch die Methode des Weglassens an Qualität leidet. – Juergen K. von der Lippe

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Volk?“ Streit von Oleksandr Merezhko und Ivanna Klympush-Tsintsadze

 

Auch wenn Putins Absichten klar sein sollten, ist ein Blick auf die eigenen Konfliktlinien der Ukraine geboten. Seit ihrer Abspaltung von der ehemaligen Sowjetunion fehlt diesem Staat und seiner Gesellschaft eine eigene Identität. Ein Anschein davon bildet sich stets während eigener oder von außen herangetragener Konflikte. Sie dienen jedoch fragwürdigen Personen und Prozessen und führen zu keiner ukrainischen Identität. Zwischen Borke und Rinde lebend sucht man „Geborgenheiten“ bei Nachbarn oder bei benachbarten Verbünde. Diese Zerrissenheit fördert den politischen Missbrauch Dritter und lässt eine Einheit unwahrscheinlich werden. Althergebrachtes in der Ukraine gilt ebenso so wenig tragfähig wie in Deutschland nach über vierzig Jahre währender Teilung.

Das diplomatisch zu erreichende Ziel muss eine international gestärkte, von äußeren Einflüssen garantierte unabhängige Ukraine sein, welche sich nicht als „Looser zwischen den Welten“, sondern als anerkannter und hoch geschätzter Vermittler zwischen den europäischen Staaten wirkt. Wird diese Notwendigkeit weder von der USA noch von Russland anerkannt und stringent verfolgt, muss man beide Mächte mit dem Verdacht der Kriegstreiberei versehen. Die Ukraine ist so lange kein Volk, solange sie unbeeinflusst ihre eigene Identität nicht finden kann und findet. – Jürgen Dressler

 

Als Historiker wundert es mich, dass die Redaktion den beiden ukrainischen Autoren des Artikels ein paar Sachen durchgehen lassen, die keinem Faktencheck standhalten können: Die Autoren zitieren Zbigniew Brzezínski als „großen Analytiker des Kalten Krieges“. Mit Verlaub, Brzezínskis Buch „Amerika, die einzige Weltmacht“ ist 1997, also lange nach dem Fall des Eisernen Vorhangs erschienen und ist mitnichten eine Analyse des Kalten Krieges, sondern ein Drehbuch für die künftige US-Politik, um ihren Anspruch als einzige verbliebene Weltmacht zu bewahren. Dazu gehört es auch, die Ukraine an die Nato zu binden.

Die USA haben es sich viele Milliarden kosten lassen, diesen Plan zu realisieren – und es gibt keine Anzeichen, dass sie ihn aufgegeben haben. Wenn die ukrainischen Autoren gegen Ende ihres Beitrags behaupten, ihr Staat existiere schon viel länger als Russland, ist das purer Nonsens. Diese Behauptung ist genau so polemisch wie Putins These, Russen und Ukrainer seien ein Volk. Tatsache ist, dass Nowgorod im Jahr 862 das Zentrum einer Reichsbildung der ostslawischen Völker wurde, zwanzig Jahre später verlegte Fürst Oleg den Herrschaftssitz nach Kiew. Olegs Nachkommen regierten im Großfürstentum Moskau bis 1598, seit 1547 als „Zaren von Russland“.

Die Ukraine entstand nach dem ersten Weltkrieg, – nach den kurzlebigen Volksrepubliken West- bzw. Ostukraine – 1922 als Teilrepublik der Sowjetunion und 1991 als selbständiger Staat. Es wird einige Zeit vergehen, bis die ukrainische Nation, die ukrainische Sprache und Kultur von Russland akzeptiert und anerkannt werden. Bis die Österreicher als eigene Nation gesehen wurden, hat es auch in Deutschland Jahrzehnte gedauert. Dass Putin sich einem lautstarken russischen Nationalismus zugewandt hat, um die Probleme in seinem Land zu übertünchen, sollte für die junge Ukraine kein Grund sein, es ihm gleich zu tun. Wenn die Autoren behaupten, für Putin sei die Geschichte keine Wissenschaft, sondern ein Instrument der Propaganda, dann sollten sie Geschichte nicht verfälschen und sich so als verwandten Geistes zeigen. – Norbert Schulz-Bruhdoel

 

Putin als einen gefährlichen Mann zu erleben ist verständlich, um so mehr, je näher man Russland als Nachbarstaat liegt. Es ist aber auch gefährlich, Putin psychologisierend zu einem obsessiven Diktator zu stilisieren, der den Dritten Weltkrieg riskieren würde oder gar im Kalkül hat. Aus meiner Sicht ist Putin ein Diktator, der seine Macht erhalten will. Da autokratische Macht per se instabil ist, lebt Putin in der ständigen Furcht, seine Macht zu verlieren. Um seine Macht zu sichern, wendet er verschiedene machiavellistische Herrschaftstechniken an. Dazu gehören diese ganzen unhaltbaren Narrative, die nach innen stabilisieren und einigen und nach außen destabilisieren und trennen sollen.

Putin ist kein Hitler 2.0, der in seinem obsessiven Handeln den Keim des zwangsläufigen Untergangs in sich trägt. Ein Risiko, das seinen Machtverlust bedeuten könnte, geht er nicht ein. So ist es richtig, wenn der Westen geeint auftritt und das Risiko hinreichend groß macht. Es ist richtig, wenn die freien Nachbarstaaten von Russland alle Anstrengungen unternehmen, um sich zu stärken. Und es ist richtig, wenn Deutschland keine Waffen an die Ukraine liefert, um seine Sonderrolle für die Deeskalation nutzen zu können und den Raum für Gespräche offen zu halten. Es ist aber auch an der Zeit, zu beginnen, den Schröder-Sumpf auszutrocknen. – Reinhard Koine

 

Der Pandämon, seine sechs schmutzigen Hände und wir. Der Rattenscheich aus dem Schattenreich, der Pandämon Ras Putin, hält eine seiner sechs schmutzigen Hände über Lukarschenkos Wahlbetrug, über die Folterung aller Nichtvasallen (wir nennen solche: ‘Opposition‘, er: ‘Terroristen‘ – wie doch Sprache trennen kann!). Eine andere hält er auf für Nord-Stream-2-Gelder zum Vergolden seines Palastes, eine dritte segnet die Nawalni-Folterer, die vierte gibt das Signal zum Abschlachten in der Ostukraine. Mit der fünften wirft er Schatten über Kiew, Nur-Sultan und andere Zentren keimender Eigenständigkeit ringsherum.

Und seine sechste – es sind hier Hände, bei Insekten Füße – salutiert gen Osten zur aufgehenden Pekinger Sonnenfinsternis, während wir mit servilem Fleiß das gegen die Nachhaltigkeitsvernunft, gegen die westlichen politischen und die vitalen Interessen der Ukraine betriebene Röhrenprojekt in Gang bringen – zu spät um diese Summe von Fehlern jetzt schamhaft einzuräumen! Wir schicken 5000 Helme ins bedrohte, um Hilfe rufende Kiew. Die werden sich gewiss dekorativ ausmachen auf ukrainischen Soldatengräbern. Vielleicht erdreisten wir uns aber noch, den französischen, britischen und dänischen Unterstützern der Selbstbestimmung europäischer Staaten am Saum von Putinistan Geleit durch unser Land zu gewähren! Welch eindrucksvolle Solidarität!

Ist die Dekade dekadent? Ist der Kontinent inkontinent?! Statt zum Attentat auf solchen Putintäter sind wir unterwegs in sein Schattenreich. Muss der sich nicht längst schon, als erstes, fragen, warum alle raus wollen aus diesem Schattendasein?! Doch nicht, weil die NATO sie dazu drängt oder auch nur gebeten hätte! Die wollen ins 21. Jahrhundert – im Interesse der ihnen anvertrauten Menschen in eine, ihnen ja per Netz erfahrbare, menschenmöglich erhellte Welt. – Rolf Mohr

 

Erst einmal: danke für die gute Berichterstattung und die aufschlussreichen Artikel ihrer Zeitung! Das Puzzelbildnis des russischen Machthabers Putin setzt sich dank ihrer Artikel immer immer weiter zusammen. Herr Putin träumt von einer anderen Welt, von einer vergangenen Realität, in der Russland ein bedeutender Vielvölkerstaat war. „Was neu ist, wird alt, und was gestern noch galt, stimmt schon heute nicht mehr. So vergeht Jahr um Jahr und es ist mir längst klar, dass nichts bleibt, dass nichts bleibt, wie es war“ (Hannes Wader) Diese simple Wahrheit erkennt Herr Putin nicht. Die Zeiten haben eine neue Welt erschaffen, mit der jeder Staat umgehen muss. In seiner „Argumentation“ hebt er vom Boden ab und wird irrational.

Aber auch Deutschland darf nicht moralisch argumentieren sondern sollte sich darum kümmern, vor was sich Deutschland bedroht fühlt und dies in die Waagschale werfen. Sollte Deutschland, in die Enge gedrängt, erwägen, der Ukraine Waffen zu liefern, so sollten wir aber gründliche überlegen, was passiert, wenn diese Waffen in die Hände von Ostukrainern gelangen, die für Russland kämpfen. Kennen wir die gesamte Ukraine wirklich so gut, als dass wir einfach Waffen dahinschickten? Wenn Herr Merezhko am Ende schreibt „Dran glauben wir. Das ist unser Ziel. Das sind unsere Werte“ bringt das auch nichts in der zerfahrenen Situation.

Es geht nicht um Glauben und Werte, es geht einfach darum, dass jeder Staat das Recht hat, sich um sich selbst zu sorgen und zu äußern, worin er sich konkret bedroht fühlt. Die USA unterhalten ihre geschäftlichen Beziehungen mit Saudi Arabien auch nicht wertebasiert. Es geht also nicht um Werte. Es geht schlicht darum, dass jeder Staat für sich sorgt. – Christine Eisenacher

 

Für den Hinweis der Autoren auf die selbständige Mitgliedschaft der Ukraine bei der Gründung der Vereinten Nationen ist auf alle Fälle zu danken. Dieser Aspekt -der im Selbstverständnis aller Ukrainer, auch der ethnischen Russen, durchaus präsent ist- wird in der Medien-Debatte über den Ukraine-Konflikt so gut wie thematisiert. Allerdings greift der Hinweis zu kurz, denn er erwähnt nicht, dass auch Weißrussland UN-Gründungsmitglied war. Im Kontext der Putin-Thesen, auf die sich der Artikel bezieht, durchaus von Bedeutung, denn auch da wird Weißrussland als drittes Element des nationalen Rus-Gründungsmythos mit einbezogen.

Allerdings war es nicht die Anerkennung der ukrainischen Verluste im „Großen Vaterländischen Krieg“, die zur Anerkennung als eigenständiges Gründungsmitglied geführt hatte. Vielmehr wollte Stalin nicht akzeptieren, dass nach dem UN-Motto „We, all Nations, large and small…“ die große Sowjetunion auf eine Stufe mit Albanien gestellt werden sollte. Insbesondere hinsichtlich der Abstimmungen in der UN-Vollversammlung sollte damit die Sowjetunion über drei statt nur eine Stimme verfügen. – Bernd Leber

 

Ich habe einen Vorschlag zur Lösung der Ukrainekrise: Es haben sich in der Vergangenheit schon mehrfach Menschenketten für einen guten Zweck gebildet. Wie wäre es, wenn sich Zehntausende für jeweils ein paar Tage zu einer mehrreihigen Menschenkette als Urlauber an die ukrainisch-russische Grenze stellten und den russischen Soldaten friedlich Blumen und nette Worte überreichten? Man könnte sich immer so ablösen, dass die Kette der Zivilisten bis zum Frühjahr nicht unterbrochen wäre. Oder auch länger, wenn das nötig wäre, um die Kriegstreiber zur Einsicht um Umkehr zu bewegen. Menschenkette for future – für ein friedliches Miteinander der Völker in Europa. – Carla Gödel

 

Ausgabe vom 10.02.22, Artikel „ein Volk?“, S. 12, Leserbriefe „verbale Abrüstung …“, S. 18, „Die Wiederkehr der Einflusszonen“, S. 58; der erste der o.g. Artikel ist schon eine gute Antwort auf einige der Leserbriefe und den letzten o.g. Artikel Seite 58; wie dort geschehen, kann man viele der Argumente auch schon aus einer kritischen realistischen Betrachtung des „Traktats“ von Herrn Putin ableiten. Der Artkel nennt einige Beobachtungen ungeschminkt und ohne Schönreden beim Namen: „Greift Putin, wie stets zu Lügen und Manipulationen“. Noch mehr dürfte dies für seine Mitarbeiter im Geheindienst gelten.

Sie stellen sehr deutlich heraus, wie in diesen Manipulationen Dinge verdreht und geradezu auf den Kopf gestellt werden, und wie in der Ukraine wie überall vorkommende Übel wie eine unbekannte Zahl von „Neonazis“ oder Korruption mit der Unabhängigkeit und Demokratie dieses Landes gleichgesetzt werden, von einem Ankläger, der davon im Fall der Korruption ein vielfaches im eigenen Machtbereich zu verantworten hat und wahrscheinlich lt. verschiedenen Enthüllungen sogar selbst betrieben hat. Zu dieser Manipulation gehört auch, Freiheits- und Demokratie- und Antikorruptions-Bewegungen wie auch deren auch nur moralische Unterstützung mit „westlichen“ Machenschaften und Einflüssen, wenn nicht Abhängig machen und „Russland-Feindlichkeit“ gleichzusetzen.

Als ob die vom Maidan und ihren eigenen Abgeordneten wegen seiner Brutalität und Korruption gestürzte alte ukrainische Regierung nicht durch demokratische Prozesse, sondern nur durch „westliche Einmischung“ entmachtet worden wäre, eine „Einmischung“, die auch nicht einmal genauer erklärt, geschweige denn belegt wäre, es sei denn, man würde sympathisierende Presse-Berichte und Politiker-Kommentare und dann gute wirtschaftlich-politische Beziehungen mit der neuen Regierung als unzulässige Einmischung ansehen. Ein paar Dinge, die die alte Regierung mit Putins System „vereinte“, gerieten tatsächlich „unter Attacke“, nämlich in Form von Enthüllungen und Kritiken der alten Machtmissbräuche und Korruption.

Dass letztere nach wie vor auch nach Janukovitsch nicht völlig beseitigt ist, dürfte wohl eher trotz als wegen der Demokratie-Bewegung zu beobachten sein. In Putins Erzählungen fällt auch immer wieder auf, dass er seine persönlichen Interessen und die seiner stützenden Macht-Elite mit den Interessen seines Landes gleichsetzt; damit kann er jeden Kritiker der Korruption und sonstigen Machtmissbräuche seines Regimes als „russlandfeindlich“ oder kalt-kriegerisch denunzieren, was leider auch von manchen westlichen Kommentatoren übernommen wird, aus welchen Einstellungen oder Motiven heraus auch immer.

So hat er seine überlange Machtausübung weniger einem demokratischen Volkswillen zu verdanken, als dem schrittweisen Abbau der Demokratie, beginnend mit der Pressefreiheit, von der nur noch jämmerliche Reste übriggeblieben sind, und selbst für diese restlichen freien Berichterstatter mit Gefahr für Freiheit und Leben, falls sie nicht die Flucht ins Ausland ergreifen. Ein Teil der Leserbriefe zeigt leider auch, wie erfolgreich die genannten Maniulationen und Verdrehungen und künstlich inszenierten Zusammmenhänge und Vergleiche geworden sind. Wie Sorge vor Aggressionen und Vorbereitungen zu deren Abwehr bzw. Maßnahmen, die Aggression bzw. Angriffskrieg unvorteilhaft machen sollen, zur eigentlichen Ursache der Sannungen verdreht werden, oder aber als zumindest gleich schlimm.

Als ob laut formulierte Sorge vor einem Angriff gleichbedeutend mit „Kriegsgeschrei“, also Anstachelung zu eigener Aggression sei. Als ob die geforderten Verhandlungen nicht lange schon und immer wieder versucht würden. Als ob in der Geschichte nur bewaffnete und abwehrfähige Nachbarn überfallen worden wären und nie solche, die ohne wesentliche eigene Verteidigungswaffen dastanden.

Der Artikel „Die Wiederkehr der Einflusszonen“ scheint mir eine sehr einseitige Tunnelblick-sichtweise der Geschichte der Ost-West- Beziehungen zu sein, mit einer weitgehenden Gleichsetzung der westlichen und östlichen Bündnisse und Verhaltensweisen. Es ist wohl wahr, dass es auch seitens der USA Aggressionen und Verbrechen in der Geschichte gegeben hat, am schlimmsten wohl die nahezu Aurottung der indigenen Ureinwohner und die Versklavung und teils Tötung von Millionen Schwarzafrikanern. Selbst in den schlimmsten Zeiten konnte aber über diese Dinge in der Presse und Büchern auch kritisch berichtet werden, und so schließlich auch Änderungen der Poitik erreicht werden, während in den totalitären Regimen und seit Jahren erneut in Russland Kritiker im Gulag oder Gefängnissen oder im Sarg landeten.

Es erscheint unfair und auch nicht korrekt, die freiwilligen selbstbestimmten und aus Sorge und geschichtlichen Erahrungen motivierten Beteiligungen am Nato-Bündnis mit den erzwungenen Mitgliedschaften im Warschauer Pakt und anderen Bündnissen von Diktatoren fast gleichzusetzen; natürlich hatten auch die USA Einfluss auf viele Länder, und in der Vergangenheit gab es auch durch dunkle und auch gewalttätige Geheimdienst-Operationen herbeigeführte Regime-Wechsel. Aber die demokratischen Nato-Länder waren durch Angst vor Stalin und seinen Nachfolgern motiviert und nicht durch Unterjochung oder Druck seitens der USA.

Die damaligen Einfluss-Sphären waren auch keineswegs immer und überall stabil, wie der Überfall auf Südkorea in den 50er Jahren und der Krieg Nord-Vietmams gegen den südlichen Landesteil zeigte. Die im letzteren sicher auch — wie in vielen Ländern — vorhandene Korruption war für die Bevölkerung kein Grund, ein kommunistisches Regime als besser vorzuziehen, allenfalls waren sie am Ende lieber rot als tot. Eine kommunistische diktatorische Partei hat auch keine Notwendigkeit von Korruption, da sie ohnehin die Verfügungsgewalt über alle Güter wie auch Freiheiten in ihrem Land hat.

Auch zwischen Nato und Sowjetunion war der Frieden nie ungefährdet: Mindestens dreimal war die Welt haarscharf am Rande eines Atomkriegs, einmal in der Kuba-Krise durch ein sich angegriffenfühlendes U-Boot und zweimal in den 80er Jahren durch Missdeutung von Beobachtungen der Nato seitens der Sowjetunion. In 2 der Fälle hatten viele der Völker beider Bündnisse ihr Überleben nur mutigen Entscheidungen von Soldaten in Schlüsselpositionen zu verdanken, im dritten Fall der diplomatischen und deeskalierenden Reaktion der Nato.

Ansonsten war dieser „stabile“ Frieden nur der Angst beider Seiten zu verdanken, selbst bei einem „Sieg“ in einem Krieg auch selbst unterzugehen. Dennoch gab es in der Sowjetunion Planspiele, wie ein Atomkrieg gewonnen werden könnte, was dann unter Gorbatschov endlich endgültig als „Wahnsinn“ abgelehnt wurde. Diese damalige „Stabilität erscheint also nicht als so sehr erstrebenswert, allenfalls als das geringere Übel zur weltweiten Ausbreitung des diktatorischen Totalitarismus.

Die neue Ordnung der Regel- und Werte-Basiertheit erschien dann eine Zeit lang als nicht aussichtslose Vision, als mit Gorbatschow ein Präsident wie durch ein Wunder zunindest teilweise demokratische Werte samt Gewaltverzicht selbst bei Unabhängigkeits-Bewegungen einführte, gefolgt vom bekannten Putschversuch der alten Mächte dort und dem Zusammenbruch des alten Systems unter Yeltsin; leider war auch die vom letzteren geführte Demokratie alles andere als fehlerfrei mit den massiven sozialen Ungerechtigkeiten samt Korruption, die aber damals wenigsten von Medien berichtet und kritisiert werden konnten, mit der Chance einer Besserung durch Wahlen.

Damals wurde die von Ihnen vorgeschlagene Einbeziehung von Russland ja durchaus versucht. Ob damit auf jeglichen „Einfluss“ verzichtet werden sollte, kann wohl bezweifelt werden, jedenfalls nicht, was Einflüsse durch Geschäfte und Beziehungen auf Gegenseitigkeit angeht. Wohl aber sollte es keine aufgezwungenen Einflüsse bzw. Abhängigkeiten mehr geben. Die den Artikel durchziehende wiederholte Gleichsetzung von Einflüssen durch freundschaftliche Beziehungen und gemeinsame Werte mit Einflüssen durch Einschüchterung, Unterstützung von Diktatoren und Korruption ist weder fair noch wird es den Fakten gerecht, ebenso wenig wie die Unterstellung, dass „der“ Westen auf gleiche Weise wie Diktatoren und Macht-süchtige Verluste an Einfluss „mit allen Mitteln“ zu verhindern suchte.

Es ist leider wahr, dass auch von westlichen Demokratien unfaire Handelspraktiken gepflegt und gelegentlich auch militärisch interveniert wurde, in jüngeren Jahren aber auf Hilfeersuchen einer Regierung oder nach massiven Menschenrechtsverletzungen wie beim 11. September oder im Jugoslawien-Krieg. Das ist nicht gleichzusetzen mit nur machtpolitisch oder durch imperiale Ansprüche motivierten Interventionen wie bei den interventionen in Georgien oder auf der Krim oder im Donbas.

Es ist auch nicht einzusehen, warum eine Art moralischer, rechtlicher oder geschichtlich begründeter Anspruch auf Wiederherstellung eines früheren Staatsgebiets oder Imperiums bestehen sollte, insbesondere, wenn dieses von innen heraus zerbrochen ist und nicht durch äußeren Zwang. Das gilt für die frühere Sowjetunion wie für das alte chinesische Reichsgebiet wie auch viele sonstige alte Imperien, es sei denn jemand wollte sich diesen freiwillig wieder anschließen. Sie selbst haben ja hingewiesen, dass ansonsten viele Länder viele alte Herrschaftsgebiete beanspruchen könnten, mit absolut chaotischen Folgen.

Warum sich durch demokratische Bürgerentscheidungen ändernde Einflusszonen heikel sein sollen und einer Einladung zu Interventionen gleichkommen sollen, z.B. durch Desinformaiton oder Lügenverbreitung, ist nur insoweit richtig, dass die zu Frustration in und Nachteilen für andere Länder führen können und damit zu einer Art Versuchung für illegitime Intervention oder Einflussnahme. Aber sollen wir alle deshalb den Völern sagen, dass sie in Zukunft sich nicht mehr selbst bestimmen dürfen, wenn dies irgendeine Macht mit irgendwelchen Imperiums-Nostalgien frustriert?

Es ist nicht grundsätzlich die „je unterlegene Seite“, die Wahlen infrage stellen, sondern nur Seiten, die nicht akzeptieren können zu verlieren, auch nicht durch legitime Prozesse zu verlieren. Wenn man darauf immer Rücksicht nehmen müsste, hätten die Demokratien der Welt seinerzeit Hitler den größten Teil Europas überlassen müssen, zumindest die von ihm als minderwertig bevölkert angesehenen Teile, weil die Alternative ja nur Krieg oder zumindest eine glaubwürdige Drohung damit war.

Bekanntlich hat damals alles Entgegenkommen und alle Gespräche und alles Verständnis für deutsche Versaille-Frustrationen den krieg am Ende nicht verhindert. Stattdessen wurde mit den diplomatischen und grenzverletzenden Erfolgen der Nazis Oppositionellen der Boden und fast alle Unterstützungsaussicht im Volk und Militär entzogen.

Die „Vorgaben der alten Weltordnung“ sind bisher — noch — nicht wieder in Kraft, allerdings drohen sie das zu werden, wenn diejenigen, die das wollen, den Eindruck haben, dass sich das Risiko seiner für andere unfreiwilligen Herbeiführung lohnt. Wie man einem solchen Eindruck entgegenwirkt, dazu gibt es verschiedene Wege, aber freundliche Worte, Verständnis und Appelle für sich allein dürften nur bei solchen Gegnern ausreichen, die ohnehin keine militärische oder desinformative Bedrohung darstellen. – Dr. Peter Selmke

 

Bei den Gedanken der Autoren Ihres Artikels fehlt die Erfahrung, die Westeuropa im 20.Jahrhundert bei der Lösung von Minderheitenproblemen von Südtirol bis Nordschleswig erworben hat. Autonomiestatute können Rechte festschreiben und mit Wahlergebnissen und Parlamentssitzen kann in jeder Legislaturperiode neu nachgewiesen werden, wie stark welche Minderheit wirklich ist. Im Ergebnis werden die Minderheitenfraktionen dann ja oft sogar als Mehrheitsbeschaffer umworben !

Die Abschaffung der russischen Sprache in der Ukraine (könnte sich heute jemand vorstellen, dass Deutschland in Nordschleswig die dänische Sprache verbietet ?) erscheint vor diesem Hintergrund als untauglicher Schritt in die falsche Richtung, mit der prompten genau so hilflosen Reaktion: Besetzung der Krim durch Russland und das Ausrufen der „Separatistenrepubliken“. Wann werden die dort Verantwortlichen endlich erkennen, dass es diesen Bruderkrieg nicht braucht, weil in Demokratien Minderheiten undehelligt leben können solange sie nur ihre Steuern zahlen ? – Dr. Dirk Bade

 

Vermutlich haben Sie, Herr Bittner, die Auszüge aus Putins „Essay“ vom 12.7.2021 nicht ausgewählt, sondern dies geschah durch die ukrainischen Autoren des daneben stehenden Artikels. Die Auszüge, wie auch der Artikel selbst und der des von mir geschätzten Prof. Münkler auf S. 58/59 sind m.E. recht schwach. Gerade vor dem Hintergrund des „Essays“ vom Juli 2021 und der mehr und mehr zunehmenden Zündelei. Ich erlaube mir daher, hier die offiziellen Links des Kremls http://en.kremlin.ru/events/president/news/66181 – Putins „Essay“ vom 12.7.2021 und die Kommentare Putins vom 13.7.21 http://en.kremlin.ru/events/president/news/66191 (Kein Interviewer benannt!) zu ergänzen, für die daran Interessierten. Ohne en bietet der Kreml die Texte sowohl auf russisch als auch ukrainisch.

Denn dieser Putin-„Essay“ vom 12.7.2021 liest sich wie eine fürchterliche Geschichtsklitterung, mit dem einzigen Zweck, die Ukraine „heim ins Putinsche Zarenreich“ zu holen. Leider geht auch Herr Münkler in seiner „Wiederkehr der Einflusszonen“, die Ukraine sonst nicht benennend, darauf nur andeutungsweise ein: „Der zentrale Gegensatz bei der Legitimation von Einflusszonen ist der zwischen geschichtlicher Tradition und gegenwärtiger Bürgerentscheidung. Wenn die Russen mit Blick auf die Ukraine und das Baltikum von sicherheitspolitischen Interessen sprechen, steht dahinter die Erinnerung daran, dass beide Räume früher zum eigenen Raum gehörten. Doch die Geschichte ist eine Abfolge wechselnder Machtkonstellationen.

So könnte Schweden das Baltikum als seine Einflusszone reklamieren, und die Türkei könnte es unter Verweis auf das Osmanische Reich bei großen Teilen der Ukraine tun. Gilt Geschichte immer nur für deren jüngsten Zeitabschnitt? Wann verliert frühere Zugehörigkeit ihre Geltung?“ Ganz offfensichtlich hat er den Putin-„Essay“ gelesen, auch wenn der viel stärkere Passagen zu „Heim ins Reich“ – Drohungen basierend auf einem extrem einseitigen Geschichtsverständnis enthält: „In 1939, the USSR regained the lands earlier seized by Poland. A major portion of these became part of the Soviet Ukraine. In 1940, the Ukrainian SSR incorporated part of Bessarabia, which had been occupied by Romania since 1918, as well as Northern Bukovina. In 1948, Zmeyiniy Island (Snake Island) in the Black Sea became part of Ukraine.

In 1954, the Crimean Region of the RSFSR was given to the Ukrainian SSR, in gross violation of legal norms that were in force at the time.“ Tja – „rückgewonnen“ dank Molotow und Ribbentropp, das ist doch mal eine feststehende geschichtliche Tatsache, oder? Schloss die damals nicht auch das Baltikum ein? Sollten die Balten deshalb etwa heute noch Angst haben? Und zu Krim, Donbass (Luhansk und Donetsk) und dem Volkswillen geht es dann weiter: „The anti-Russia project has been rejected by millions of Ukrainians. The people of Crimea and residents of Sevastopol made their historic choice. And people in the southeast peacefully tried to defend their stance. Yet, all of them, including children, were labeled as separatists and terrorists.

They were threatened with ethnic cleansing and the use of military force. And the residents of Donetsk and Lugansk took up arms to defend their home,their language and their lives. Were they left any other choice after the riots that swept through the cities of Ukraine, after the horror and tragedy of 2 May 2014 in Odessa where Ukrainian neo-Nazis burned people alive making a new Khatyn out of it? The same massacre was ready to be carried out by the followers of Bandera in Crimea, Sevastopol, Donetsk and Lugansk. Even now they do not abandon such plans. They are biding their time. But their time will not come.“ Alles ukrainische Neofaschisten, die bei ihren Plänen bleiben, die auf ihre Zeit warten, deren Zeit aber nicht kommen wird. So Putin.

Hier muss man die Ereignisse etwas genauer betrachten: Khatyn (nicht die Ermordung polnischer Offiziere bei Katyn!) benennt eine terroristische SS-Strafaktion 1943 in der Nähe von MInsk, unter starker Beteiligung von Ukrainern. Die Ereignisse in Odessa sind bis heute nicht vollständig geklärt, es gab eine Eskalation zwischen Anti-mit Maidan-Leuten (letztere gemeisam mit an sich friedlich gemeinsam auftretenden Fußballfans aus Donetsk und Odessa). Putin hat diesbezüglich beim Chef der Duma-Komission für Angelegenheiten der GUS-Länder Leonid Slutzki abgeschrieben. Lt. ria.ru schrieb der bereits am Folgetag noch grober:

„Произошедшее, особенно пожар в Доме профсоюзов, напоминает преступления нацистов в годы Второй мировой войны. Это новая Хатынь и Освенцим“ „Die Vorgänge, besonders das Feuer im Gewerkschaftshaus*, erinnern an die Verbrechen der Faschisten zur Zeit des 2.Weltkriegs. Das ist ein neues Khatyn und Ausschwitz“! Hören Sie Schröders Säbelrassler? * Die AntiMaidan-Leute hatten sich im Gewerkschaftshaus verbarrikadiert, Scharfschützen waren auf dem Dach, Molotow-Cocktails flogen in beide Richtungen… Hoffentlich hört die Hysterie bald auf, der Forderung und dem Wunsch unseres Bundespräsidenten ist nichts hinzuzusetzen! – Fred Frome

 

Ukrainekonflikt – und welche Lösungen? Um diese zu finden muss man die Ursachen erkennen. Die Ukraine, von 1991 bis 2018, Mitgliedstaat der GUS (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten), gebildet aus den Staaten der früheren UdSSR, zur Bildung eines gemeinsamen Wirtschafts- und Sicherheitsraums. In den letzten Jahren hat man sich in der Ukraine jedoch Immer stärker am Westen orientiert und will den Einfluss und die Fremdbestimmung von Russland loswerden. Für eine Demokratisierung im eigenen Land muss die Ukraine das allerdings selbst und von innen heraus, entscheidend mehrheitlich wollen und erarbeiten; von außen hat das keine nachhaltige Erfolgsaussichten.

Dass dabei die russische Gas-Pipeline durch ihr Land störend wirkt, obwohl sie selber auch Nutznießer dieser Energieversorgung sind, findet keine Zufriedenheit mit dem Lieferanten. Zuviel Manipulationen daran von Seiten der Ukraine will Russland nicht hinnehmen. Dass die Ukraine damit doch ein Druckmittel hat und dies so bleibt, wehrt sich die Ukraine besonders gegen den Bau einer alternativen Lösung, eine zweite Gaspipeline wie Northstream2. Es würde der Entspannung guttun und sollte möglichst schnell realisiert werden. Eine befürchtete Abhängigkeit in der Energieversorgung von Russland ist wirklich Unsinn, denn das ist ein Geschäft: Wir brauchen das Gas und Russland Devisen bzw. das Geld.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind Waffenlieferungen. Es wäre der absolute Fehler mit fatalen Folgen für alle Beteiligten. Sollte Deutschland der Ukraine Waffen liefern, gegen Russland gerichtet, bedeutet das ja eine Kriegserklärung gegen Russland. Sind wir schon wieder so wahnsinnig unvernünftig? Europa, oder die Region, die man dann früher mal so nannte wäre kaum noch auffindbar bzw. existenzfähig. Staaten, die viel miteinander handeln bzw. austauschen, bekriegen sich, so kann man in der Geschichte immer erleben, meist gar nicht, denn der friedliche Zustand ist für alle Beteiligten der beste. Damit braucht man nicht zu erklären, dass Sanktionen wirklich nur Blödsinn darstellen, der Konflikte oder gar Kriege fördert.

Die Amerikaner sehen in militärischen Aktionen leider immer ein Riesengeschäft. Ihre Rüstungsunternehmen wie Lockheed Martin, Boeing, Raytheon, Northrop Grumman, General Dynamics und United Technologies verdienen im Kriegsfalle mehr Milliarden und das auch bedeutend schneller. Ein amerikanischer Präsident kann sich diesem Druck nicht entgegenstellen, sonst war er mal Präsident. Was einen Krieg verhindern kann: Die Ukraine darf auf keinen Fall in die NATO gelangen, eher in die GUS zurück oder wenigstens neutral werden. Russland braucht diese Garantie genauso wie die USA 1962 russische Raketen auf Kuba zu Recht nicht akzeptieren konnte. Und noch etwas: Wer einen Krieg verhindern könnte und es nicht tut, macht sich mitschuldig – und dafür gibt es keine Ausreden. – Rolf Hiller

 

Wir sollten Herrn Putin entgegenkommen, a)aus“historischen Gründen“ (zieht IMMER!!!) b)sofern seine Panzer emissionsfrei fahren b)deren Besatzungen eine verpflichtende Einweisung in „woke“-Weltsichten erhalten c)unter denselben eine queere Quote garantiert ist. Noch Fragen? – E. Kaletsch

 

Es gab mal vor ca. 30 Jahren ein ziemlich beliebtes Spiel “ Risiko“. Es wurde bei uns mit Freunden , aber ausgeliehen häufig gespielt, allerdings ohne michh weil ich mich weigerte Länder zu “ besetzen“ ,wenn auch nur Spiel. Um der ausleihe ein Ende zu bereuten kauften wir das Spiel blad darauf und noch im Bus mit derSpielalnleitung beschäftigt, ein freudestrahlender Ausruf meines Sohnes. Warum: plötzlich wurden die Länder “ befreit“. Fazit: Jetzt kannst Du mitspielen. Vielleicht könnte man Putin und allen Mitgenossen und Kriegstreibern das Spiel schenken. Leider nur ein Scherz ohne Zukunft!! – Geelke Braun

 

Zum Essay der beiden ukrainischen Abgeordneten Ivanna Klympush-Tsintsadze und Oleksandr Merezhko möchte ich nur anmerken, dass sie – ebenso wie Wladimir Wladimirowitsch Putin – Partei sind. Der Putin von 2001 (Rede im Bundestag) war ein anderer als der Putin von 2007 (Münchener Sicherheitskonferenz). Ich habe immer noch keine Erklärung dafür, was ihn zu seinem Meinungs- und Haltungswechsel bewogen hat. Bei Maischberger vor einer Woche (9. Februar) führte Wolfgang Ischinger aus, dass natürlich auch der Westen Fehler gemacht habe, „worauf wir noch eingehen können“. Hierzu ist es aber (meiner Erinnerung nach) nicht gekommen.

Vielleicht könnte DIE ZEIT in einem Beitrag den Zeitraum 2001 bis 2007 analysieren, am besten in einer Synopse, d. h. einer dreispaltigen Übersicht, Spalte 1 „Datum“, Spalte 2 „Ereignis-West“, Spalte 3 „Ereignis/Reaktion Putin“. In diesem Zeitraum waren in den USA Präsident George W. Bush und die „Neocons“ an der Macht. Die Analyse kann gerne auch den weiteren Zeitraum 2008-2022 umfassen. Vor dem Südossetien-Konflikt im August 2008 wurde Saakaschwili „heavily supported by US NGOs“ (vgl. ARTE, 15. Februar, 22.00 Uhr: „Putin – Die Rückkehr des russischen Bären“). Dass der Untergang der UdSSR insoweit eine Tragödie war, als das 25 Millionen Russen sich nun im Ausland befanden, darin stimme ich Putin zu.

Putin müsste sich aber diesbezüglich folgendes vergegenwärtigen. Wenn dem Westen der Untergang der UdSSR auch nicht, wie der Schwabe sagt, „ohahngnehm“ (unangenehm) war, so hat er ihn nicht betrieben. Die Auflösung der UdSSR ist dadurch erfolgt, dass Gorbatschow durch die Auflösung der beiden Organisationen, deren Vorsteher er war, d. h. KPdSU und UdSSR, durch Jelzin und Kollegen den „politischen Tod“ erlitt. Die Leiter der jeweiligen KPdSU- und/oder Unionsrepublik-Filialen, Jelzin, Schewardnadze, Alijew Senior, Nasarbajew, etc., machten ihren „eigenen Laden“ auf.

Etwas anders verlief es in den baltischen Sowjetrepubliken. Dort kamen neue, demokratisch legitimierte Kräfte an Macht. Hat aber z. B. die EU bei der Aufnahme der drei baltischen Staaten in die EU im Jahre 2004 Vorgeben für den Schutz der russischen Minderheiten in diesen Ländern gefordert/-macht (27 % der Gesamtbevölkerung in Lettland, 25 % in Estland, unter 10 % in Litauen)? Kurz vor der EU-Aufnahme 2004 war ich anlässlich einer Konferenz in Vilnius. Ich wartete an einer Bushaltestelle als drei russischsprechende Personen dazukamen. Ich hatte Anfang der 1970er Jahre drei Jahre fakultativ Russisch. Eine Person, den Fahrplan studierend, sagt „Pjat Minut“, Bus in fünf Minuten, worauf ich „Da – Pjat Minut“ entgegnete.

Die sehr gut gekleidete Frau äußerte dann in Russisch, dass sie „seit zig Jahren in Vilnius lebe, aber auf Litauen sch…“, wozu eine abfällige Geste machte. Ich dachte mir nur, dass sie sich diese „exquisite“ Haltung vielleicht leisten könnte, was aber nicht für viele andere Russen in Litauen gelte. Ich will Putin nicht verteidigen, vielleicht verstehen, sofern möglich. Die Lage ist jedoch nicht so „schwarz-weiß“, wie sie gezeichnet wird, sondern mit – auf beiden Seiten – sehr, sehr vielen Grautönen behaftet. – Walter Funk

 

Eine Zeitung wie die ZEIT müsste schon garantieren, dass ein “Streit”, der aus gegensätzlichen Meinungen entsteht, nicht zu einseitig tendenziöser Propaganda missbraucht wird. Die Thesen Putins, die in einer einigermaßen versöhnlichen Tonalge vorgebracht werden, geben nicht nur eine persönliche Meinung wider, sondern fussen auf objektiven historischen (und auch politischen) Fakten. Um das zu verifizieren, reicht eine elementare Kenntnis der Rus’ und eine sachliche Bestandsaufnahme der Lage in der heutigen Ukraine.

Die Thesen der ukrainischen Kontrahenten zeichnen sich hingegen dadurch aus, dass sie den Konterpart durch Verleumdung abwerten und abenteuerliche Argumente vorbringen: 1. Es gab keinen “Kiever Staat”, sondern eventuell ein „Kiever Reich“, keinen ukrainischen oder russischen Nationalstaat, sondern ein Vielvölkerreich, das nicht nur von (Ost)-Slawen, umfassend Ukrainer, Russen und Belarussen soweit man das unterscheiden konnte, sondern auch von finnisch-, baltisch- und turksprachigen Stämmen bewohnt war.

2. Das heutige Russland, besser die Russische Föderation, als “grössten faschistischen Staat in Europa” oder als “autokratischen Gulag” zu bezeichnen, ist nicht nur Unfug, sondern eine grobe Fälschung. 3. Dass Putin einen dritten Weltkrieg vom Zaun bricht, nur um in die Geschichte einzugehen, ist ein vielleicht noch grösserer Unsinn. 4. Und die Deutschen (bei allen Widersprüchen) als “nützliche Idioten Moskaus in Europa“ zu bezeichnen, ist eine Unverfrorenheit. Wann rafft sich die ZEIT endlich einmal dazu auf, eine unparteiische Berichterstattung zum Ukraine-Russland-Konflikt zu veröffentlichen, in dem auch die tieferliegenden Gründe dieser Spannungen (und die Fehler des Westens) kritisch unter die Lupe genommen werden? – Prof. Michaela Böhmig

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Alleine leben“ von Karin Ceballos Betancur

 

Wenn ein Berliner sagt „Ik jeh lieba alleene“ und der andere antwortet „Aba jerne, meen Sterne“, dann heißt das auf Hochdeutsch: „Ich gehe lieber allein“ und „Aber gern, mein Stern“. Obwohl eine Zeitung, selbst ein Wochenblatt, wegen des Zeitdrucks nicht jeden Artikel auf korrektes und fehlerfreies Deutsch überprüfen kann, kann man einem Schüler (oder einem Deutsch lernenden Ausländer) die ZEIT unbedenklich zu lesen geben. Wenn Sie diesen Ruf aufrechterhalten wollen, dann müssen Sie allerdings Patzer in dem Blickfang auf der Titelseite vermeiden. Gerade weil das schludrige „Alleine“ so verbreitet ist, hätten Sie hier mit einem Titel „Allein leben“ sprachpädagogisch wirksam sein können. – Dr. Hans Heller

 

Diese Ausgabe kaufte ich ausschliesslich wegen der ersten Seite mit der Überschrift „Alleine leben Seit mehr als 5 Jahren lebe ich alleine und erhoffe mir, wie immer bei solchen Überschriften, neue Erkenntnisse oder einen mir noch verborgenen Tipp um Einsamkeitsattacken besser zu ertragen. Schade, daß hat leider nicht geklappt. Die Schilderungen auf gerade mal zwei Seiten, habe ich schon oft gelesen. Die Bücher des Psychotherapeuten Irvin Yalom gehören jedoch zu meiner bedeutendsten Hilfe nach meiner Trennung.

Ich habe alle seine Bücher mehrfach gelesen und sehr viel Anregung, Trost und wirklich neue Erkenntnisse herausziehen können. Dafür vielen Dank, der Artikel hat mich daran erinnert mal wieder eines seiner Bücher mit ins Bett zu nehmen. Mein Wunsch ist nach wie vor einen Partner auf Augenhöhe zu finden. Ich kann mir jedoch auch vorstellen, weiterhin alleine zu leben. Denn alleine war ich auch in meiner fast 25 jährigen Ehe. Es fühlt sich sehr viel besser und ehrlicher an alleine allein zu sein. – Daniela Schäfer

 

Sie war keine 17, wir waren beide 24, ich sehr verliebt und wollte sie fürs Leben! Den ersten Kuss gab ich ihr bewußt auf dem Turm des Freiburger Münsters. Ich stellte mir das Leben vor: zusammen lieben, leben, arbeiten. Von Platon wußte ich noch nichts, aber seine Vorstellungen von den beiden Halbkugeln erlebte ich selber sehr intensiv und dachte, das sei meine Entdeckung. Ich war überzeugt, erst zusammen sind wir komplett! Platon entdeckte ich erst später (schlechte, fehlende Bildung?). Nun das Leben, die Arbeitswelt hat uns zerrieben, bis zur Scheidung.

Es folgte eine „wilde Zeit“. Danach gab es noch einmal die große Liebe. Sie rodelte mit meinen beiden Söhnen, wir machten gemeinsame Sommer- und Winterurlaube, es lief alles gut, ich dachte, ich hätte die richtige Mutter und Familie gefunden. Jedoch bemerkte ich nicht, dass ihr Umgang mit meinen Kindern nur ein Übungsfeld für ihre eigene Familiengründung war.

Der Wunsch nach einer festen Beziehung mit Verantwortung für die guten und die schlechten Zeiten, setzte sich wieder durch. Eine Beziehung dauerte sogar 23 Jahre, mit allen Aufs und Abs. Sie strebte immer nach „ihrem eigenen Ding“. Sie war oft eine Woche lang weg, ohne es richtig zu erklären. Um sie zu „bestrafen“, hatte ich sieben Jahre lang eine Affäre, wie man so sagt. Auch das fand sein Ende. Von da an war alles nur noch „locker“ anzugehen. Ich lebte allein, eine Freundin mit eigener Wohnung gesellte sich für zehn Jahre dazu, eher eine Vater-Tochter-Beziehung. Auch das mußte scheitern.

Nun lebe ich seid fünf Jahren allein. Keiner quatscht mir dazwischen, ich muß keine Rücksichten nehmen, mein Lebensrhythmus hat sich verschoben. Und alles gut? Nein, mit Nichten! Die größte Liebe ist vor vier Jahren aufgetaucht! Bei mir, im Internet! Wir planten einen tollen gemeinsamen Lebensstil und sie ist dreiundzwanzig Jahre jünger, für mich inzwischen eine Selbstverständlichkeit! Wir haben in vielen Telefonaten alles akribisch bedacht. Aber sie ist bis jetzt nicht bei mir aufgetaucht sondern untergetaucht. Wahrscheinlich pflegt sie irgendwo im Ausland ihre Eltern. Außer ihrer Telefonnummer hat sie bisher nichts von ihrer Identität preisgegeben. Auch so kann man zum Idioten werden. Dennoch, ich suche, nicht irgend eine – dann bleibe ich lieber allein – noch und wieder die andere Hälfte der Kugel! – BURKHARD KUNZE

 

Mir geht es wie Sigrid (manchmal ist es halt blöd…), aber ansonsten? Das einzige, das mich wirklich nervt: der Einzelzimmerzuschlag! – Annette Haagen

 

Das Zusammenleben der Menschen hat sich nicht nur über die Jahrhunderte verändert, es war auch in den verschiedenen Kulturen stets unterschiedlich ausgeprägt. Dass die Vielfalt der Lebensformen und insbesondere die Anzahl der Single-Haushalte in westlichen Gesellschaften zunehmen, ist längstens bekannt. Trotzdem ist das Klischee der Kleinfamilie und des lebenslang glücklichen Paares immer noch das dominante Ideal in unserer Gesellschaft. Der Artikel von Frau Betancur entzaubert diese Mähr und beleuchtet die Entwicklung unaufgeregt, faktenbasiert und aus verschiedenen Perspektiven. Großes Kompliment! – Heide Trautwein

 

Das Beziehungsproblem lautet nicht Allein oder zu zweit. Es besteht vielmehr im Gegensatz zwischen Allein zu zweit und Zu zweit nicht allein. Karl Ove Knausgard beschreibt diesen Konflikt mustergültig in seinem Werk Lieben. Es geht dabei darum, Liebe und Beziehung mit individuellen Bedürfnissen in Einklang zu bringen, wozu viele Kompromisse erforderlich sind, wenn das Unterfangen gelingen soll.

Dem Honeymoon, wo alle Sterne funkeln und zwei Liebende nur Augen füreinander haben, keinen Augenblick ohne einander sein zu können glauben, folgt gewöhnlich der Absturz in ein Alltagsleben, in dem jener Mensch, der daran gewöhnt ist, mit sich selbst als einziger Gesellschaft etwas zu schaffen, daran verzweifelt, plötzlich dazu gezwungen zu werden, seine individuelle Kreativität einer ständigen Gemeinschaft zu opfern, die ihm seine Produktivität verwehrt, obwohl diese ausschließlich auf dem Boden seiner Unabhängigkeit gedeihen kann.

Jener Mensch hingegen, der zur Entfaltung seiner schöpferischen Fähigkeiten gerade eines möglichst umfassenden Gemeinschaftslebens bedarf, das idealerweise alle Bereiche dieser Beziehung durchdringt, verzweifelt an den Fluchttendenzen des Partners, der sich zu befreien sucht aus der Umklammerung durch eine ihm übermächtig erscheinende Person, deren Forderungen er für unzumutbar halten muss, insofern sie ihn an der Realisierung seiner eigenen Projekte zu hindern drohen. – Stephan Kowarik

 

Langjährige Ehe/ Partnerschaft ist mehr als Sex, Kuscheln und Nähe. Nach 52 Jahre andauernder Ehe (und gut ein Jahr längerer Partnerschaft) sage ich: Durch Dauer-Ehe/-Partnerschaft entsteht etwas Neues. Eins plus eins ist nicht gleich zwei, sonders etwas Größeres. Wie durch die Ansammlung verschiedener Zelltypen ein (zum Beispiel menschliches) Organ, durch die Anordnung verschiedener Organe ein Organismus entstehen kann, so entsteht durch das Zusammenwirken zweier sich teils nahestehender, teils andersartiger Menschen ein Paar, das mehr ist als die Summe der Einzelteile.

„Das Leben gemeinsam meistern“ ist neben der Hineinführung von Kindern in das Erwachsenenleben, der Schaffung eines „Nestes“ (Wohnung, Haus …), der gegenseitigen Hilfe bei der Gestaltung des beruflichen Weges auch die gegeseitige Befruchtung in der Weiterentwicklung der jeweils eigenen Individualität. … – Adolf Ronnenberg

 

Die Frage: „Braucht es zum Glück die feste Partnerschaft“ hat uns Karin Kiwus poetisch beantwortet.In ihrem Gedicht „so oder so“ schreibt sie: Schön geduldig miteinander langsam alt und verrückt werden andererseits allein geht es natürlich viel schneller Und auch Samuel Beckett schreibt kurz und schmerzlos: „Wo zwei sind, da ist auch schon der Zweifel.“ – Winfried Kretschmer

 

Dauerhaft glückliche Partnerschaften sind nicht die Regel. Problembeladene, oft in ihrer Haltbarkeit nur auf einen Abschnitt des Lebens beschränkte, schon eher. Um Letztere zu vermeiden, schlägt Frau Ceballos Betancur am Ende Ihres Artikels als mögliche Alternative zu einer Partnerschaft mit einem Menschen eine Teamlösung vor: Geborgenheitsspender*in, Tröster*in, Diskussionspartnerin*, Berührer*in und Freizeitpartner*in könnten mit vereinten Kräften die Aufgabe stemmen, zu deren Lösung sich ein Einzelner oder eine Einzelne nicht fand.

Könnte das die Lösung aller, oder jedenfalls vieler, Partnerschaftsprobleme sein? Was würde ich (Hetero-Mann) denken, wenn meine Berührerin zur Erörterung aktueller politischer Fragen ihren dafür zuständigen Diskussionspartner aufsuchte, und später mit ihrer Freizeitpartnerin eine Bergtour machte? Fände ich Trost bei dem Gedanken in ihren Augen zwar intellektuell minderbemittelt und unsportlich, dafür aber ein Sexgott zu sein? Netzwerkprobleme kämen hinzu, die jedenfalls außerhalb von Großstädten unausweichlich wären, wenn jeder fünf Menschen im Partnerteam hat.

Wie würde ich reagieren, wenn der Tröster meiner Berührerin meine Diskussionspartnerin (wie bereits festgestellt würden wir weniger anspruchsvolle Themen erörtern, z. B. die Besetzung des Dschungelcamps) berührt? Die Einbeziehung von Kindern in diese Teamgeflechte überfordert meine Vorstellungskraft. Ich fürchte, es bleibt schwierig, auch im Team. – Dr. Andreas Gittinger

 

Vllt bin ich jetzt ungerecht und sehr subjektiv. Ich will es dennoch mit Dank an euch mitteilen. 15 Jahre lang habe ich die Süddeutsche Zeitung abonniert und in den letzten 2 Jahren mich sehr oft beim Lesen geärgert. Ich merke mir meinen Ärger nicht lange, ich vergesse den Grund und mache meinen Tag weiter. Ich habe nun kürzlich die SZ gekündigt und die Zeit abonniert. Ich lege Wert auf guten, sachlichen und fundierten Journalismus. Und sicher trifft das auch auf die SZ zu. Leider kann ich bis heute nicht artikulieren, was genau mich an der SZ ärgert.

Heute lese ich den Artikel bei euch über das Allein Leben. Und schon hier möchte ich euch danken, weil der Artikel einfühlsam und vorallem jenseits von mainstream Vorurteilen den Befindlichkeiten von Menschen nachspürt, deren Leben nicht den normierten Ansprüchen genügt. Als Single mit 3 Kindern und einer Reihe von destruktiven Liebesbeziehungen (Stichwort toxische Beziehung ) habe ich mich nun gut in ein alleine Leben mit guten Freundschaften eingefunden. Ich fühle mich und meine Lebenserfahrung sehr gut in eurem Artikel wiedergegeben. Ich freue mich auf die Lektüre eurer Zeitung! – Roswitha Beger

 

„Braucht der Mensch einen Partner?“ Ja, wenn der Mensch dem biologisch-evolutionsgeschichtlichen Sinn des Lebens, nämlich „Erhaltung der Art“, genügen will. Um die Aufzucht sicherzustellen, muss bei Menschen die Paarbindung über einen langen Zeitraum aufrecht erhalten werden. Dazu trägt „sich ineinander verlieben“ und Spass am Paarungsgeschehen bei. Bei allen Lebewesen auf der Erde wird nach gesicherter Aufzucht der Nachkommen gestorben.

Aber die Spezies Mensch hat Gehirn entwickelt, und damit gelingt es, die Lebenserwartung darüberhinaus erheblich zu verlängern. Aber, ist der Nachwuchs eigenständig, wozu dann noch Paarbindung der Eltern? Dann reicht es, sich selbst zu genügen und damit höchstmögliche Unabhängigkeit zu erlangen. Das kann gelingen, wenn man seine Lebensvorstellung in Einklang mit seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten bringt. Paarbindung kann, muss aber nicht dazugehören. – Udo Bauer

 

Den Kauf der ZEIT der vergangenen Woche habe ich nicht bereut. Die Artikel „Wenn der Gasmann.. “ und der Aufsatz von Herfried Münkler waren allemal sehr lesenswert. Interessiert hatte mich – als allein Lebende – das Titelthema. Das war enttäuschend. Bis auf den Artikel im Entdecken-Teil (das ist der Teil der ZEIT, den ich sowieso immer zuerst durchblättere, um ihn dann schleunigst zu entsorgen) gab es nichts zu lesen zum Titelthema. Stutzig hätte ich schon beim Titelbild werden müssen: das Foto sieht aus wie Parship-Werbung. Was hätte man alles aus dem Thema machen können: – genauere Betrachtung des Vorhabens der Regierungskoalition, das Institut einer Verantwortungsgemeinschaft einzuführen,

– Darstellung der steuerlichen Situation allein Lebender, die durchweg höhere Lebenshaltungskosten haben und gleichwohl im Vergleich zu Paaren steuerlich stärker zur Kasse gebeten werden – das ist gewollt, aber ist es gerecht? – traditionelles Paarungsverhalten, wonach Männer mit durchschnittlich geringerer Lebenserwartung immer noch nach jüngeren Frauen Ausschau halten – Alterseinsamkeit der meist hinterbleibenden Frauen ist programmiert, – bis hin zur Problematik des Wohnungsmarktes: steigende Durchschnittswohnfläche pro Person in Deutschland bei gleichzeitig immer enger werdenden Märkten – was ist die Lösung? Ich denke, es braucht dazu intelligente Umverteilungsmechanismen,

– und noch ein den Wohnungsmarkt belastendes Thema: Transfereinkommensbezieher erhalten einen niedrigeren Regelsatz, wenn sie sich zu Partnerschaft und Zusammenleben bekennen; sie werden im Gegensatz zu Ehepaaren nicht für das Zusammenleben finanziell belohnt (hm. Ist das verfassungskonform?). Also werden vom Steuerzahler finanzierte „Zweitwohnungen“ beibehalten als Quasi-Leerstand oder schwarz untervermietet. Nur so ein paar Anregungen, falls Sie das Thema gelegentlich etwas gründlicher behandeln wollen. – Sabine Hübner

 


 

 

Leserbriefe zu „CDU“ von Mariam Lau

 

Zunächst humoristisch: Wenn der Kollege Rödder nur solche Freunde hat, dann tut er mir leid. Ich lebe schon über dreißig Jahre ohne die FAZ sehr gut. Bin auch kein CDU-Mitglied und evangelisch. Was die Beißhemmungen betrifft, so verstehe ich die ganze Aufregung über den alten Joseph Ratzinger sowieso nicht. Also sympathisch ist er mir zunächst einmal auf Grund seines Geburtstages. Er hat am gleichen Tag Geburtstag wie mein Vater. Dann war er mir sympathisch als Günter Grass darüber berichtete,wie er mit ihm gemeinsam im Kriegs- gefangenenlager bei den Amerikanerin in Bayern einsaß.

Ich verstehe auch, dass manche Leute über seine „Laudatio“ in diesen Tagen bekümmert sind. Gibt es etwas zu seiner Entschuldigung vorzutragen? Hm, vielleicht, dass sein Schreibstil in seinem Schreiben in den letzten Tagen, einzigartig ist.Er schreibt wie sein eigener Biograph über sich selbst, genau so wie er es lesen möchte. Stlistisch sauber, das sucht seinesgleichen. Besonders zum Schluss, als er ausführt, dass der Herr sein Freund, sein Richter und auch noch sein Rechts- anwalt ist. Was will man mehr erwarten? Die Gläubigen und zu vielen Leidtragenden in den Mißbrauchstaten kommen da zweifelsfrei nicht zu Wort, aber sie sollen in seiner Sicht der Dinge auch nicht zu Wort kommen. Sie sollen sich in das große Ganze seiner Welt- und Glaubenssicht einfügen.

Einzig die Freunde werden in einem herrlichen Licht dargestellt. Also, wer viele Freunde hat, der muss sich in dieser Welt um nichts sorgen. „Ein herzliches Vergelt`sGott“, so schließt der alte Ratzinger gern seine Briefe. Warum wollen so viele ihn nicht verstehen? Ich verstehe das zwar, er aber scheinbar nicht.Ähnlichkeiten, die Welt so zu sehen, gab es bei Armin Laschet in seiner Phraselogie. FM ist nicht so. Er braucht auch diesen „Barockplunder“ nicht. Aber er braucht Gläubige in seiner Partei, die an Ihn glauben. Das christliche Menschenbild steht dem nicht entgegen. – Dr. Detlef Rilling

 

Mariam Lau zitiert in Ihrem Artikel“ CDU“ Herrn Rödder, der da sagt: „wenn ich aus der Kirche austrete, aus der CDU austrete und die FAZ abbestelle- was bleibt mir dann noch?“ Dazu möchte ich anmerken, dass in die CDU jeder Erwachsene Mensch aus Überzeugung eintreten kann oder auch austreten kann. Die FAZ jeder Erwachsene Mensch abonnieren kann oder auch nicht. In die katholische Kirche sind die Menschen in aller Regel nicht selbstbestimmt eingetreten sondern seit Säuglingstagen in einer „Zwangsmitgliedschaft“. Mehr oder weniger aktiv. Erst die skandalösen und menschenverachtenden Vorgänge der katholischen FührungsMannschaft ermöglichen jetzt vielen Gläubigen ihre Kirche nicht weiter zu unterstützen und ihr das Vertrauen zu entziehen. – Anna-Angelika Dibbern

 

Christdemokraten nennen sich die Parteimitglieder von CDU und CSU gerne da ihr christlicher Wählerstamm damit angesprochen wird. In Wirklichkeit agieren die beiden Schwesterparteien auf dem weiten Feld der Politik häufiger unchristlich da dort das Handwerkliche eher brutal und rücksichtslos betrieben wird. In Italien verschwand die dortige christliche Partei schon vor langer Zeit. Die Gegensätze zwischen christlichem Anspruch und politischem Alltag waren zu offensichtlich. Das Schicksal droht der CDU/CSU nicht schon jetzt aber ihre momentane Schwäche fällt zufällig zusammen mit der Unglaubwürdigkeit der skandalbelasteten katholischen Kirche.

Geistliche Fürsprache, besonders der katholischen, half jahrzehntelang vielen christlichen Wählern ihr Kreuz bei CDU oder CSU zu machen. Es verwundert einen deswegen nicht, wenn die Parteiprominenz zu den Skandalen der Kirche schweigt obwohl es sich hier um einen Skandal parallel zum anderen Skandal handelt. Für Politiker von CDU und CSU, die über Kreuz mit katholischen Gremien verbunden sind und dort Funktionen ausüben, ist das besonders peinlich. Die römisch-katholische Kirche hat wie ein x-beliebiger Konzern seine Lobbyisten die dafür Sorge tragen, dass Gesetzentwürfe in ihrem Sinne umformuliert werden.

Das hat sich leider immer noch nicht geändert -siehe Abtreibungsgesetzgebung. Typisch deutsch die Bedenken von Amt- und Posteninhabern, die von Verjährung reden und nicht müde werde die Unschuldsvermutung anzumahnen. Fast könnte man hier von einer Komplizenschaft reden. Im Nachbarland Frankreich herrschen andere Gesetzmäßigkeiten im Umgang mit einer Kirche die versucht, kriminelle Täter in ihren Reihen decken. Laizistisch verfasst, gestattet das Land seinen religiösen Gemeinschaften keine Sonderrechte, obwohl gerade die Katholiken eine deutliche Mehrheit darstellen. Dort wäre ein Reichskonkordat wie in Deutschland, das 1933 zwischen Hitler und dem Heiligen Stuhl verhandelt wurde und heute noch gültig ist, undenkbar ! – Klaus Reisdorf

 

Mit der „Beißhemmung gegenüber der katholischen Kirche“, die „viele in der Union haben“ (also der CDU und CSU), ist hier wohl nicht der „angeborene Schutzmechanismus“ gemeint, wie ihn Konrad Lorenz 1949 bei Tier und Mensch beschrieben hat. Doch auch wenn dieser Schutzmechanismus nicht in die biologische DNA der meisten Unionspolitiker eingeschrieben sein mag, in der machtpolitisch-kulturellen DNA beider C-Parteien ist sie tief verankert. Sie geht zurück auf jene „guten alten Zeiten“, in denen die (un-)“heilige Allianz von Thron und Altar“ ein Welt- und Menschenbild vermittelte, das den „Untertanen“ von der Wiege bis zur Bahre ein absolut gesichertes Leben unter dem Schutz des Allerhöchsten und dessen irdischer Stellvertreter versprachen:

„Wir von Gottes Gnaden…“ Noch heute bezieht die Behauptung der „C-Union“, „einzige Volkspartei“ zu sein aus solchen Glaubensvorstellungen bei sich selbst und ihren Wählern die irdische Macht, um sie wechselseitig für das jeweils eigene Überleben zu nutzen. Denn selbst als der Absolutheitsanspruch der weltlichen Macht schon nach dem 1. Weltkriegen verglühte, sollte sie in demokratischen Zeiten mit Hilfe gläubiger Wähler soweit wie irgend möglich erhalten bleiben. Im Zusammenspiel mit einer immer noch überwiegend gläubigen Mehrheitsgesellschaft kam es so selbst nach 1945 zu einer sehr engen Verflechtung von Staat und Kirche, die bis heute nicht dem verfassungsmäßigen Auftrag von 1949 zur Trennung beider Machtzentren entspricht.

Erst jetzt nachdem die Unantastbarkeit heiliger Institutionen bei einer Wählermehrheit fragwürdig zu werden beginnt, scheint eine Entflechtung möglich zu werden. Denn hiervon sind vor allem die C-Parteien betroffen. Wie ein „Parteifreund aus dem Bundestag“ in schöner Offenheit feststellt: „Im Moment fällt die Kirche als unser Bündnispartner bei gesellschaftspolitischen Themen aus.“ Allerdings teile ich die Sorge, dass dieser Moment kurz ausfallen könnte. Weil die Sehnsucht nach rundum gesicherten Welt- und Menschenvorstellungen keineswegs nur „christlich“ geprägte Machtpolitiker umtreibt. – Eckhard Heumann

 

„Wer ist denn noch heutzutage ein Christ, wie Christus ihn haben wollte?“ (Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter) Warum sollte die CDU das „C“ streichen, dann bliebe nur das „DU“ übrig, aber was dann? Peter Maffay, der Schmuserocker sang mal von „DU“, das war wohl auch sein größter Hit, und das ist lang, lang her; genau 1970 war das: „DU bist alles, was ich habe auf der Welt“, so textete Bernd Meinunger für den „Steppenwolf Maffay“. Ich denke der Friedrich Merz sieht diese „Streichaktion“ um das „C“ mehr gelassen und überflüssig! Und ob diese CSU wirklich sein ein und alles ist?

Wer ist denn wirklich so christlich, wie Christus ihn haben wollte? Wahrscheinlich war Christus selbst in diesem Sinne auch eher unchristlich, aber was soll´s! Jesus Christus spricht: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ (Johannes 6.37) Diesen Satz sollte sich die Damen und Herren aller Parteien auf der Zunge zergehen lassen, und dann mal speziell, in diesen Pandemietagen, um zu erforschen, was sie mit ihren oft lächerlichen bis unsinnigen Maßnahmen so alles angerichtet haben.

Liebe CDU lässt bitte euer „C“ dort stehen, wo es gerade steht, und klärt euere (un)christliche Position zur Katholischen Kirche! Die „Neverendingstory“ Missbrauchsskandal bleibt vorerst weitgehend unaufgeklärt, und das Damoklesschwert hängt weiterhin an einem Pferdehaar über der Katholischen Kirche! Die christliche Religion fing mit einem Traum an und endete mit einem Mord.“ (Thomas Paine, 1737-1809, US-amerikanischer Publizist, Politiker & Lehrer) – Klaus P. Jaworek

 

Es ist Sonntag. Vor drei Tagen ist die Zeit erschienen, und er ist noch nicht zurückgetreten! Hat denn niemand die ungeheuerlichen Äußerungen des Thüringischen Innenministers Georg Maier gelesen: „Und wenn man sieht, dass sich jede Woche 30.000 Menschen allein in Thüringen an Corona-Protesten beteiligen, muss man davon ausgehen, dass unter ihnen auch viele sind, die im Staatsdienst tätig sind. Dem müssen wir einen Riegel vorschieben.“ – „Im Rahmen der Einzelfallprüfung müssen wir belastende und entlastende Umstände wie zum Beispiel auch einen behaupteten Sinneswandel prüfen.

Bei so schwerwiegenden Vorwürfen wie einem Verstoß gegen die Verfassungstreue sollten wir dem aber nicht zu viel Gewicht geben.“ Dem Grundtenor Maiers, dass radikale Hetzer in Schuldienst oder Richteramt nichts verloren haben, stimme ich voll zu. Aber die zitierten Äußerungen des Innenministers lassen jedes Maß, jedes Differenzierungsvermögen vermissen. Sicher kein Beispiel für „demokratische Grundfestigkeit.“ – Wolfgang Coy

 

Die Frage nach dem C stelle ich mir schon lange und dazu noch andere Fragen wie z.b. Ist es christlich andere zu unterjochen (Missionarseifer)? Ist es christlich im Krieg Seelsorger einzusetzen? Ist es christlich, reich zu sein, seinen Reichtum zu behalten und Ärmer zu Spenden aufzurufen? Ist es christlich, was all den Kindern von den Geistlichen angetan wurde? Und natürlich auch in den kirchlichen Kinderheimen? Das C könnte man evtl. dort lassen, CDU wenn, ja wenn sich alle dort und nicht nur dort endlich ehrlich machten und sich für die Abschaffung der Verjährung von Verbrechen an Kindern einsetzen. – Manfred Mengewein

 

Zu der von Ihnen hier wieder aufgeworfenen Frage: Was wird aus den Tätern, was wird aus den Opfern? Ganz einfach: Die Kirche zahlt den Opfern eine Versehrtenrente. Ich wiederhole: Eine monatliche Rente! Und die Täter schickt sie ins Kloster! Ansonsten hält sich jeder anständige Bürger von solchen anrüchigen Organisationen fern. Denn: Wo zwei in meinem Namen beten, da bin ich mitten unter ihnen. Beten! Nicht onanieren. – Harald Bost

 

Auch in diesem Artikel lese ich immer wieder von Entschädigung. Ja, wer legt die fest und wann? Wenn ein Urteil gesprochen ist. Und das braucht Anklage vor der Stastsanwaltschaft. Wer hat nicht angeklagt? Jeder hätte das tun können ( in unserem Staat nicht „müssen“) , der Kenntnis von vermuteten oder erfahrenen Taten gehabt hat. Bis zum Urteil gilt die Unschuldsvermutung? Nicht die „Kirche“ hat die Tat begangen, es waren Personen ! Es war nicht die Mehrheit , der zur Kirche gehörenden. Diese hätten oder sollten angeklagt werden. Und die vielen vielen anderen, die auch christlicher Überzeugung Gutes tun , nichtbin Sippenhaft genommen werden, auch wenn sie CDU- Mitglieder sind. Niemand wirft auch nicht alle Trainer raus, wenn ein paar wenige sich schuldig gemacht haben. – Alois Lienhard

 

Komisch, dass viele in der Union nach 21 Jahren, in denen Angela Merkel den CDU-Vorsitz innehatte, noch eine Beißhemmung gegenüber der katholischen Kirche haben sollen. Bisher hieß es auch in der ZEIT, die ostdeutsche Protestantin habe kein Verständnis für die konservativ-katholische Welt unter Kohl gehabt. Hat Merkel die CDU doch nicht so weit nach links gerückt, dass „Seenotrettung, Kirchenasyl, Greta Thunberg“ immer noch ein Problem für ihre Mitglieder sind?

Andreas Rödder, der damit ein Problem hat, müsste erst mal erklären, was christliche Humanität von „allgemeine(r) Humanität“ unterscheidet, auf die er das C reduziert sieht. Ich als Theologe kann keinen Unterschied ausmachen. Zum Glück waren CDU und CSU nie die Fortsetzung der Zentrumspartei der Weimarer Republik, in der katholische Kleriker das Sagen hatten. Ich hoffe, dass jetzt nicht fundamentalistische Gotteskrieger in ihr das Sagen bekommen. – Jürgen Thiede

 


 

 

Leserbriefe zu „Wumms und Würde“ von Tina Hildebrandt

 

Sie üben eine sehr vorsichtige Kritik am Bundespräsidenten. Ich finde, diese Kritik hätte durchaus etwas schärfer ausfallen können. Herr Steinmeier ist die meiste Zeit fast unsichtbar. Er möchte nirgends anecken. Gerade in den letzten zwei Jahren hätte er genügend Gelegenheit gehabt Präsenz zu zeigen und einer „Spaltung der Gesellschaft“ entgegenzuwirken. Der größte Teil der Politikerelite wirkte wie ein wildgewordener Hühnerhaufen, den er er als ein mit „Würde“ ausgestatteter Bundespräsident zur Ordnung hätte rufen müssen und können. Statt dessen schien er sich hinter Floskeln zu verstecken und seine zweite Amtszeit vorzubereiten. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Gerade Ihnen als erfahrene Politprofin sollte bewußt sein, dass die letzte Wahl des Bundespräsidenten durchaus politische „Verhandlungsmasse“ war und leider auch für die Besetzung des Amtes bleiben wird, kaschiert mit der Bezeichnung Wahl. Ihre Darstellung ist in der vollendeten Zukunft verfasst – ist die Wahl bereits erfolgt ? Gab es personelle Alternativen oder Konkurrenzen? Meine Wahrnehmung ist, dass die gesellschaftliche Mehrheit schweigt.

Auch ein Zeichen des öffentlichen Desinteresses an einer Postenbesetzung die parteipolitisches Kalkül mit sich bringt. Wünschenswert wäre eine Würde mit Wumms. Ich bewundere Ihren Weit- und Tiefblick zur Wahlentscheidung von 1472 Wahlberechtigten. Bleiben wir ehrlich, dieser Wumms ist eher würdelos. Eine andere Wahloption, als Politiker wählen einen Politiker, ist sinnvoller Viele Grüße aus Bonn und bleiben Sie alle gesund. – Bernd Ritter

 

Mein Gott Frank-Walter. Nun also auf ein zweites, gutes Gelingen. Wenn die Queen ihr siebzigjähriges Thronjubiläum feiert, dann kann unser „Detmolder Jung“ zumindest auf 10 Jahre im Amt kommen. Ob er sich und uns damit einen Gefallen tun wird? Es ist zu bezweifeln. Frank-Walther fällt ein wenig ab. Er ist kein „Papa Heuss“. Er schwäbelt auch nicht. Er ist kein Wandersmann, wie der Carstens. er ist keine Frohnatur, wie der singende Walter – hoch auf dem gelben Wagen. Er ist kein Skatbruder wie „Justaff Heinemann.“ Hat auch nicht die intellektuelle Rabaukenhaftigkeit wie dessen Tochter, die Kirchenrebellin Uta Ranke-Heinemann.

Bei Reden muss Frank-Walter aufpassen, nicht dass er beliebig wird wie teils Heinrich der Lübcke. Er verschafft dem Land auch keinen „Ruck“ von dem Roman Herzog sprach. Er ist auch kein Bruder Johannes, wie der „Hackepeter-Philosoph Johannes Rau“. Er ist auch kein Kanzelpräsident wie die „Instanz Joachim Gauck“. er hat aber auch keine Probleme mit dem Bobby Car, wie der unglückselige Christian Wulff. Er hat also alle Chancen, aber er muss was draus machen. Wenn er weiter so macht, dann wird das im zweiten Anlauf nichts.

Dabei wollen es ihm alle so leicht, wie möglich machen. Seine nominierten „Gegenkandidaten“ bei der nun anstehenden Wahl – Nun, teils haben Sie Würde, aber einen rechten Wumms haben sie alle nicht.Deutschland hat nicht die Qual der Wahl. – Dr. Detlef Rilling

 

„Es klafft eine Begründungs- und Politiklücke, die Olaf Scholz in seinen 60 Tagen eher noch vergrößert hat.“ schreiben Sie. Aber was meint dieses Bild? Eine Begründung für was fehlt? Ich nehme an, dass damit keine Werbespüche, Parolen oder „Zeichen“ gemeint sind, die der Autorin fehlen. Ihr dürfte nicht unbekannt sein dass die großen religiösen, weltanschaulichen, ideologischen usw. Heilsversprechen sich fast immer als Seifenblasen und sehr oft als viel Schlimmeres erwiesen haben. Also welche Begründung fehlt? Und wieso ist im Politischen

eine Lücke? Es raufen sich gerade Vertreter unterschiedlicher Interessengruppen zusammen, um die Bundesrepublik möglichst gut durch die ökonomischen, ökologischen, sozialen Herausforderungen zu bringen. Und zu allem trifft eine Pandemie auf eine Gesellschaft, die eine auf Kante genähte Linie gefahren ist, so dass nun überall Risse zu sehen sind (Gesundheitsämter, Straßenbau, Militär, Kitaversorgung, Bildungsniveau, Finanzkontrolle, Lobbykontrolle usw.usf.) Und dann haben Sie anscheinend mit Olaf Scholz noch einen gefunden, dem Sie ein Teil der Schuld an diesen Problemen aufladen können. Bitte werden Sie etwas konkreter, wie das in manchen ZEIT-Artikeln seit Jahren der Fall ist. Nicht’s für ungut. – Klaus Timmerbeil

 

Wer sich selbst erhöht…oder doch nur Eigenwerbung für eine zweite Amtszeit. Erneut wird durch diesen „Schachzug“ keine Frau dieses Staatsamt bekleiden. Frank-Walter Steinmeier ist der 12. Mann seit 1949 im Amt des Bundespräsidenten. Daran wird sich voraussichtlich bis zum Jahr 2027 auch nichts ändern. Zumindest geht Frank-Walter Steinmeier als Bundespräsident mit gutem Beispiel voran und arbeitet bis zum 70. Lebensjahr. Die Risikobereitschaft des derzeitigen und wohl auch künftigen Bundespräsidenten ist an Harmlosigkeit nicht zu unterbieten.

Aber wenn wir ehrlich sind passt dieses Verhalten zum Zeitgeist. Unverbindlichkeit und ja nicht anecken sind augenblicklich Grundtugenden die in der Politik, vor allem in der Ampelkoalition, zu bestaunen sind und um sich greifen. Hier wäre es wünschenswert, dass der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, in seiner zweiten und letzten Amtszeit, aus der Tiefe des Raums kommt, in die Box eindringt und ein wichtiges Tor macht. Ohne Fußballmetaphern:

Es gilt mit einem Ruck überparteilich allen Zögerern und Zauderern ins Gewissen zu reden und markante Merksätze in die Stammbücher der Politikerinnen und Politiker zu schreiben um den Stillstand zu beflügeln. Dies alles kann leise aber bestimmt erfolgen. Nur nicht ganz so leise und unbestimmt wie beim Bundeskanzler Olaf Scholz. Dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier ist das zuzutrauen. Glück auf. „Man muss sich Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen“ (Albert Camus). – Felix Bicker

 

Die Lücke füllen. Ich wünschte mir einen Präsidenten, dessen Antrieb es ist, das Gute zum Vorschein zu bringen und sich für Benachteiligte einzusetzen. Natürlich tut das der amtierende Präsident, ja er arbeitet sich geradezu ab an seinen Aufgaben. Aber manche seiner öffentlichen Äusserungen empfinde auch ich als wenig kraftvoll, fast schon weinerlich im Ton, und damit leider weit entfernt von der erfrischenden Klarheit und Mut machenden Zuversicht der früheren Präsidenten Gauck und von Weizsäcker oder, ganz erfreulicher Weise, auch des neuen Bundeskanzlers Scholz. Der Bundespräsident ist das gute Gewissen der Nation, eine hoch angesehene Instanz, die unabhängig von der Politik, Gegenwart und Zukunft des Landes im Auge hat, und den Menschen Rückhalt und Zuversicht gibt.

Eine grössere Risikobereitschaft in der zweiten Amtszeit, die Sie zu Recht anregen, könnte beweisen, dass der Präsident die Politik, die sein gesamtes früheres Berufsleben prägte, endlich komplett hinter sich gelassen hat. Ich finde nämlich nicht, dass ihm das bisher besonders gut gelungen ist. Seine Reden scheinen manchmal für Politiker gemacht, nicht für normale Bürger; auch hätte er sich sonst wohl kaum selbst für eine zweite Amtszeit ins Spiel gebracht. Anders als Sie glaube ich nicht, dass er damit dem Amt des Bundespräsidenten einen Gefallen getan hat.

Vielmehr denke ich, es wäre besser gewesen, er hätte abgewartet, ähnlich wie Präsident Mattarella in Italien, und wäre dann gewählt worden. Aber natürlich wünsche ich unserem Präsidenten zusammen mit Ihnen für seine zweite Amtszeit grössere Risikobereitschaft – und kürzere, zuversichtlichere und engagiertere Botschaften an uns alle. – Bernd Röben

 

„Immer freuen sich alle, wenn man kommt. Das ist das Schöne am Amt des Bundespräsidenten. Man muss nie jemanden wehtun.“ (Roman Herzog, 1934-2017, Jurist & Politiker; von 1994-1999 der siebte Bundespräsident von Deutschland) Das sagt für mich schon alles über die Institution des „Bundespräsidenten“ aus; ob der eine dieser Männer, dann besser oder schlechter ist, das ist wiederum eine reine Geschmackssache, für 2022 macht der Frank-Walter Steinmeier (SPD) erneut das Rennen! Mich interessiert da eher das Verfassungsorgan „Bundesversammlung“, das laut Grundgesetz Art. 54, „Der Bundespräsident“, diesen wählt!

Der aktuelle Bundestag besteht aus 736 Bundestagsabgeordnete, die gleiche Anzahl kommt aus nomminierten Vertretern der Bundesländer dazu, macht summasummarum1472 Wähler. Wer wählt denn nun diese Menschen aus, wie z.B. den Sänger Roland Kaiser, den Kabarettisten Dieter Nuhr, den Virologen Christian Drosten, den Bundestrainer Hansi Flick, den Schauspieler Leonard „Wilsberg“ Lansink oder unsere Alt-Kanzlerin Angela Merkel. Ich habe da irgendwie den Verdacht, dass man dafür nur einen gewissen Promi-Status haben muss! – Klaus P. Jaworek

 

Stimme unserem Herrn Bundespräsidenten, einer ohne Frage zu recht hoch angesehenen Persönlichkeit, zuvorderst hinsichtlich seiner grundsätzlichen Aussagen über Demokratie, durchweg zu. Gleichwohl ist festzustellen, dass (auch) Frank-Walter Steinmeier oftmals in der Rhetorik von Sonntagsreden zu verharren sucht. Er schreibt den Bürgerinnen und Bürgern dieses Landes regelmäßig nichts in das Stammbuch, was nicht bereits vorher recht klar und deutlich dringestanden hat; was mithin als „risikolose“ Repetition der Mehrheitsmeinung betrachtet werden müsste.

Vor einer intellektuellen Ansprache oder einer Ruckrede könnte das deutsche Volk also nach der erfolgreichen Wiederwahl unseres Staatsoberhauptes weiterhin „verschont“ bleiben. Leider! Eine Frau im höchsten Amt der Nation hätte nicht zuletzt insoweit eine besondere Aufbruchstimmung, der es unbestritten bedarf, vermitteln können. Denn in der Tat, Tina Hildebrandt hat es in ihrem überaus bedenkenswerten Leitartikel beschrieben und zusammengefasst: Nichts ist (in der Politik) so aufregend wie ein neuer (kluger) Gedanke, ein neuer Blickwinkel. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Wiederkehr der Einflusszonen“ von Herfried Münkler

 

Ein Artikel über Geopolitik, der durch distanzierte Betrachtung, profunde Sachkenntnis, mutiges Abweichen vom Strom der üblichen Meinungen hervorsticht. Schade, dass die Empfehlung, die Hauptakteure möchten sich über ihre Einflusszonen im Interesse des Friedens einigen, wohl keine Chance auf Realisierung hat; nicht zuletzt, weil es die vom stärkeren Akteur so gesehenen eigenen Interessen typischerweise verhindern. – Dr. Hergen Heinemann

 

Der provokanten These von Herrn Münkler „Stabilität und Frieden gibt es nur, wenn die Bündnisfreiheit der Völker eingeschränkt wird“ kann ich vollends zustimmen. Ob die Einflusszonen wiedergekehrt sind oder m.E. nie vollends weg waren – mag mal dahingestellt bleiben. Gerade der aktuelle Ukraine Konflikt führt einem dies wieder vor Augen. Vor allem wenn man bedenkt dass die USA die Maidan Unruhen in der Ukraine 2014 mit mehreren Mrd. $ unterstützt haben. Ergänzend anmerken möchte ich noch, dass die westliche Welt durch den Ukraine Konflikt in zwei gefährliche Minenfelder hineinschlittern könnte:

Parallelen zur Kuba-Krise 1962. In 1962 benutzte die damalige UdSSR Kuba als Vehikel um dort Atomraketen zu stationieren, welche auf Städte der USA hätten ausgerichtet werden können. Nur durch geschicktes Verhandeln von Kennedy und Chruschtschow konnte ein dritter Weltkrieg abgewandt werden. Durch die seit Mitte der 90er Jahre schleichende NATO Osterweiterung, verbunden mit dortigen Waffenstationierungen fühlt sich Russland verraten, da es 1990 als Gegenleistung für die Auflösung des Warschauer Pakts zugesagt bekam, dass eine Ostverschiebung der NATO – sei es direkt oder indirekt – nicht in Erwägung gezogen wird. Gerade im Rückblick auf die Geschichte – durch den Überfall Nazi Deutschlands auf die Sowjetunion waren rund 27 Mio. sowjetische Opfer zu beklagen – fühlt sich Russland zunehmend eingeengt und bedroht.

Wenn in der Ukraine (womöglich als nächstes in Georgien und Kasachstan) nach einer NATO Mitgliedschaft Atomraketen installiert werden sollten, welche russische Städte in weniger als 10 min erreichen und auslöschen könnten kann dies Russland – wie 1962 auch die USA in Kuba – unmöglich hinnehmen und wird, wenn diese Raketensysteme dort installiert werden sollten, diese vsl. mit Bombardierungen zerstören (müssen). Das war ja auch in 1962 von den damaligen US Militärstrategen empfohlen worden, was zum Glück nicht umgesetzt wurde.

Schwächung der EU und Verschiebung der neuen Weltordnung hin zu China. China versucht seit geraumer Zeit seine wirtschaftlichen Verbindungen mit Russland enorm zu verstärken. Aus keinem anderen Land importiert China so viel Energie und Rohstoffe (z.B. Erdgas). Russland orientiert sich v.a. deshalb wirtschaftlich stark an China, da es – sollte der Ukraine Konflikt weiter eskalieren – Sanktionen von der EU befürchten muss. Ob die Öllieferungen an die USA auch betroffen sein werden; darüber kann man nur spekulieren. Da die EU in den nächsten Jahrzehnten weiterhin vom russischen Gas abhängig sein wird – sofern man diesen Bedarf nicht mit Fracking Gas aus den USA substituieren will – würde ein Konflikt mit Russland zu erheblichen wirtschaftlichen Problemen in der EU führen. Lachender Dritter dieses Spiels wäre dann China.

Nach Auflösung des Warschauer Pakts Anfang der 1990er Jahre wäre es geschickt gewesen, mit Russland und allen damaligen Ostblockstaaten ein gemeinsames Militärbündnis zu organisieren. Da dies versäumt wurde, sollte man nunmehr sofort erklären, dass die Ukraine (vorerst) nicht der NATO beitreten werden und in gleichem Zuge Russland als vollwertiges NATO Mitgliedsland aufzunehmen versuchen. Zum einen um nicht den Ukraine Konflikt zu einem Flächenbrand werden zu lassen und zum anderen um der Machtausdehnung Chinas entgegenzutreten. – Claus-Dieter Dölle

 

……ja, das ist die deprimierende Analyse aus berufenen Mund. Die Frage bleibt, ob das Zeitfenster zwischen 1989 und 1991 nicht intelligent genutzt wurde. Und zwar zu aller Vorteil. Und wenn, die Voraussetzungen der Protagonisten USA, Russland und China waren und sind zu unterschiedlich. Folglich gibt es zur Neuordnung der Einflusszonen keine Alternative. Nicht heute, nicht morgen und nicht übermorgen. Traurig aber wahr. – Bernd Estermann

 

Sind Geopolitik und die einflusszonenorientierte Machtpolitik tatsächlich die passende realpolitische Antwort auf die Fragen unsere Zeit? Aus einem unterstellten Scheitern der regel- und wertegebundenen Politik, die sich nach dem Zusammenbruch der alten Weltordnung etablierte, leitet Herfried Münkler genau dies ab. Zähneknirschend müssten wir wieder zurück auf Anfang und uns mit einer Bündnispolitik anfreunden, in der der Stärkere den Schwächeren durchaus auch mit Gewalt sagt, wo es lang geht.

Gescheitert ist allerdings nicht die regel- und wertegebundene Politik als solche, sondern vielmehr die Idee, die Globalisierung ungesteuert als Triebkraft für die Umsetzung dieser Politik erfolgreich nutzen zu können, um eine befriedete Weltordnung entstehen zu lassen. Im Globalisierungs-Setting lösten sich die alten Einflusszonen in Handelszonen auf. Nun fallen uns die unreifen Früchte der Globalisierung mit ihren unerwünschten Rückkopplungseffekten, sich vertiefenden Abhängigkeiten, dem alles erfassenden Klimawandel und den zunehmenden multipolaren Fliehkräften auf die Füße.

Hinzu kommt der vermeintliche Systemwettbewerb (so als wenn Demokratie und staatskapitalistische Diktatur tatsächlich echte Optionen wären, um zu entscheiden, wie wir leben und wirtschaften wollen). Weder eine ungesteuerte Globalisierung noch eine Bündnispolitik alten Stils vermag die globalen Probleme zu lösen. Vielleicht ist ja der wachsende Problemdruck aus den zunehmenden Widersprüchen der Globalisierung die neue Triebkraft für die Regel- und wertegebundene Politik. – Reinhard Koine

 

Klar und klug hat Muenkler fuer realpolitisches Handeln aller ¨grossen Akteure¨, also auch des ¨Westens¨ und damit Deutschland, argumentiert. Der Bezug zum antiken Griechenland hat mir sehr eingeleuchtet. Wir sollten uns nicht vormachen, dass Alles heutzutage so anders wäre. Aussenpolitik ist ein sehr altes Geschäft; Demut – oder eine solide Selbsteinschätzung der eigenen, bzw. gemeinsamen Einflussmöglichkeiten – immer angebracht.

Allerdings: Nicht nur die Buendnisfreiheit eines Volkes, oder von Bürgern in einem Nationalstaat, ´geht drauf´. Und etwas Anderes hat mir gefehlt: Die verbindenden Gemeinsamkeiten ueber Einflusszonen hinweg im ´Kampf´ gegen den Klimawandel stellt eine bisher nicht dagewesene Chance auch fuer die westliche Aussenpolitik dar. Da geht es auch um Regeln. PS: Sowohl fuer diesen Artikel, als auch denjenigen ueber Marcel Bohnert bin ich Ihnen sehr dankbar. Deswegen abonniere ich sehr gerne weiterhin die ZEIT. – Victor Kommerell

 

Jedenfalls lässt sich die Geschichte in ein Vor und Nach der Erfindung der Atombombe einteilen und Tukykidites war eindeutig vorher. Das Stillhalten bei der Durchsetzung von Einflußzonen der jeweiligen Gegenseite ist dem Damoiklesschwert der totale Vernichtung zu verdanken. Vergessen wir nicht, dass Putin ein „lupenreiner Demokrat“ war, also schon so gut wie eingebunden in das westliche Demokratieprojekt, bis er merkte, dass man in einer Demokratie die Macht auch wieder verlieren kann und sich des Geheimdienstes bediente um sie zu erhalten (siehe Konflikt mit den anderen Oligarchen insbesondere mit Chodorowski)..

Dies vorauszusehen hätte schon hellseherische Fähigkeiten vorausgesetzt oder eine Supermenschenkenntnis. Jedenfalls ist so gesehen die Nicht-Auflösung der NATO eine weise Vorsichtsmaßnahme gewesen. Was bleibt ist der Untergang des „Kommunismus“ auch wenn sich die chinesischen Machteliten immer noch so nennen. – Dieter Herrmann

 

Ich vermisse in dem Artikel einen Hinweis auf das Budapester Memorandum (https://de.wikipedia.org/wiki/Budapester_Memorandum), in dem sich u. a. Russland gegenüber der Ukraine verpflichtet hat, als Gegenleistung für einen Nuklearwaffenverzicht die Souveränität und die bestehenden Grenzen zu achten. Da Russland sich spätestens seit 2014 nicht mehr an den Vertrag hält, wäre es meines Erachtens gerecht gewesen, die Ukraine ab diesem Zeitpunkt mit Atomwaffen auszurüsten, damit sich das Land gegenüber Russland verteidigen kann bzw. um Russland von weiteren Eroberungskriegen abzuschrecken.

Jetzt ist es dafür wohl zu spät. Man kann leider nur allen Staaten, die an ein militärisch wesentlich stärkeres Land grenzen, raten, sich Atomwaffen zuzulegen, u. a. auch den baltischen Staaten. Oder glaubt jemand im Ernst, dass die übrigen Länder der NATO Estland, Lettland und Litauen verteidigen werden, wenn Herr Putin sie angreifen lässt? Übrigens: Warum steht der Artikel im Feuilleton, nicht im Politikteil? – Dr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbriefe zu „Braucht der Staat schärfere Mittel gegen Extremisten im öffentlichen Dienst?“ Streit von Georg Maier und Sahra Wagenknecht

 

Ich störe mich bei der Positionierung gegen eine solche Verschärfung an dem Begriff „Gesinnungsschnüffelei“. Denn erschnüffeln tut man etwas Verborgenes. Wenn aber rassistische, nationalistische oder unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung widersprechende Einstellungen so drastisch und über Jahre hinweg öffentlich in deutschen Parlamenten, auf Marktplätzen oder in den Medien artikuliert werden, dann liegt doch das Wertekorsett eines Menschen so nackt vor uns, wie Adam und Eva einender nach dem Biss in den Apfel gesehen haben. Deshalb würde ich dieses Argument nicht gelten lassen.

Was die Einstellung oder mögliche Rückkehr eines Menschen, bei dem offenkundige Zweifel an seiner persönlichen Verfassungstreue bestehen, in den deutschen Schuldienst anbetrifft, bis ich ganz klar: Jemand, der allein hinter verschlossenen Türen Menschen Bildung und Werte vermittelt, sollte in der Vergangenheit nicht durch öffentliche Äußerungen oben genannten Kalibers aufgefallen sein. Beim Personal in Kinder- und Jugendeinrichtungen wird ja mittlerweile auch mit einem erweiterten polizeilichen Führungszeugnis überprüft, ob der beabsichtigte berufliche Einsatz dem Wohl der dort betreuten jungen Menschen zumindest nicht abträglich ist.

Ich weiß nur nicht, ob es für einen Eintrag in das Führungszeugnis einer rechtskräftigen Verurteilung bedarf und ob eine solche bei der in Bezug genommenen Lehrer-Schüler-Konstellation vorliegt. Was einen Richter anbetrifft, so wäre meine naive Vorstellung, dass er in einer Kammer am besten aufgehoben wäre, in der seine politischen Überzeugungen für die Rechtsfindung irrelevant sind. Als Einzelrichter hätte er – anders als ein Lehrer – zudem bei seiner Berufsausübung die Staatsanwaltschaft und die rechtsanwaltliche Vertretung der streitenden Parteien als Korrektiv im Raum. Hier muss man wohl aufpassen, Äpfel nicht mit Birnen zu vergleichen.

Ebenso sollte eine differenzierte Bewertung von Fallkonstellationen bspw. in Finanzbehörden, Polizei und Justizvollzug möglich sein. Vielleicht liegt das Grundproblem auch darin, dass gegen den Missbrauch der Meinungsfreiheit als hohes verfassungsrechtliches Gut auch dann zu selten erfolgreich gerichtlich vorgegangen wird, wenn in der öffentlich geäußerten Meinung nachweislich und vorsätzlich Grundrechte anders denkender, anders aussehender oder anders glaubender Menschen verbal mit Füßen getreten werden. – A. Richter

 

Wagenknecht hat mit ihrer Selbstisolierung zunehmend zu einem kurzatmigen Empörungsstil gefunden, mit dem sie auch u. a. in großen Teilen der Querdenkerszene Applaus einheimst. Hier spricht sie von Gesinnungsschnüffelei und bringt die Notwendigkeit, sich gegen erklärte „System“gegner im Staatsdienst zu wehren, in die Nähe der Scheinheiligkeit, mit der der Staat in den 60er Jahren die ehemaligen Nazis verschont hat. Mit diesem Vergleich läuft sie selber bei denen mit, die das heutige demokratische System pauschal denunzieren und verachten. – Hjalmar Kause

 

Verfassungsfeinde und Extremisten haben im öffentlichen Dienst nichts verloren, denn sie würden staatliche Aufgaben wahrnehmen und damit in einem ganz besonderen Arbeits-bzw. Dienstverhältnis stehen. Aufgaben, die zu einem großen Teil systemrelevant sind, wie man es heute so sagt. Sahra Wagenknechts Exkurs zur Cancel-Culture und Wokeness ist unverständlich und geht an diesem Thema vorbei.

Natürlich hat Frau Wagenknecht recht damit, dass es mit Disziplinarmaßnahmen bis hin zur Amtsenthebung oder der Kündigung von Arbeitsverträgen bereits Möglichkeiten gibt, um Verfassungsfeinde aus dem öffentlichen Dienst zu entfernen. Ich halte es aber für erstaunlich naiv zu glauben, dass gerade verbeamtete Extremisten oder auch extremistische Richter sich so einfach aus ihrem Dienstverhältnis entlassen lassen und nicht jeden juristischen Weg gehen würden, um dieses zu verhindern. Das kann Jahre dauern.

Georg Maier liegt völlig richtig damit, schon in der Bewerberauslese die Bewerberinnen und Bewerber für die Tätigkeit im öffentlichen Dienst auf ihre verfassungstreue hin zu prüfen. Wie dies allerdings effektiv und sicher vonstatten gehen soll, ist tatsächlich eine schwierige Frage. Niemand kann schließlich in die Köpfe anderer hineinsehen.

Ich bin sehr dafür, Extremisten und Verfassungsfeinden schärfere und vor allem schnellere staatliche Mittel entgegen zu setzen, das muss auch in einem Rechtsstaat möglich sein, ohne die Wiederbelebung eines Radikalenerlasses nach der „Bauart“ von 1972. Eine Unterwanderung von Extremisten und Verfassungsfeinden im öffentlichen Dienst bedeutet nichts weniger als eine ernsthafte Gefährdung unserer freiheitlichen Demokratie. – Regina Stock

 

Es ist Sonntag. Vor drei Tagen ist die Zeit erschienen, und er ist noch nicht zurückgetreten! Hat denn niemand die ungeheuerlichen Äußerungen des Thüringischen Innenministers Georg Maier gelesen: „Und wenn man sieht, dass sich jede Woche 30.000 Menschen allein in Thüringen an Corona-Protesten beteiligen, muss man davon ausgehen, dass unter ihnen auch viele sind, die im Staatsdienst tätig sind. Dem müssen wir einen Riegel vorschieben.“ – „Im Rahmen der Einzelfallprüfung müssen wir belastende und entlastende Umstände wie zum Beispiel auch einen behaupteten Sinneswandel prüfen. Bei so schwerwiegenden Vorwürfen wie einem Verstoß gegen die Verfassungstreue sollten wir dem aber nicht zu viel Gewicht geben.“

Dem Grundtenor Maiers, dass radikale Hetzer in Schuldienst oder Richteramt nichts verloren haben, stimme ich voll zu. Aber die zitierten Äußerungen des Innenministers lassen jedes Maß, jedes Differenzierungsvermögen vermissen. Sicher kein Beispiel für „demokratische Grundfestigkeit.“ Es würde mich freuen, wenn Sie dies abdrucken könnten (sofern nicht bis Redaktionsschluss der Rücktritt erfolgt ist). – Wolfgang Coy

 

Bei der Lektüre Ihrer Pro-und-Contra-Kolumne zu der Frage „Braucht der Staat schärfere Mittel gegen Extremisten im öffentlichen Dienst?“ habe ich mich gefragt, wie „demokratiefest“ der thüringische Innenminister Georg Maier eigentlich ist. Bei Politikern wie Björn Höcke oder Jens Maier dürfte es nicht schwerfallen, Belege ihrer Verfassungsfeindschaft vorzulegen, die eine Entlassung aus dem Beamtenverhältnis rechtfertigen. Aber wenn die AfD-Mitgliedschaft eines Beamten oder Beamtenanwärters schon reicht für ein Verfahren der Gesinnungsüberprüfung, dann wird die Demokratie gefährdet durch diejenigen, die sie schützen wollen.

Ich hoffe, dass dies nicht geschieht, solange wenigstens Sahra Wagenknecht die Werte der Demokratie hochhält – auch wenn in der Partei, der sie noch angehört, so scharf argumentierende Demokratiefestigkeit nicht wohlgelitten ist. Natürlich muss ein demokratischer Staat entschieden gegen seine Feinde vorgehen – aber bitte mit rechtsstaatlichem Augenmaß. – Sulamith Samuleit

 

Sie schaffen es überzeugend, in Ihrem Plädoyer aus Ihrer Grundorientierung keinen Hehl zu machen, und die geht hier glasklar in die Richtung „freiheitliche demokratische Grundordnung“ und daraus abgeleitet Rechte und Freiheiten – für alle! Davon könnten sich sehr viele Zeitgenossen, auch Politiker, eine Scheibe abschneiden, die aus offensichtlich politischen und teils ideologischen Begründungen heraus in die gegenteilige Richtung argumentieren. Herrn Maiers Beitrag in der Spalte links daneben ist nur eines von vielen Zeugnissen dafür. Ihnen sei für diesen mutigen Artikel sehr gedankt; mutig, weil er sogar dem politischen Gegner im ganz anderen Lager (hier: AfD) dasselbe Recht zuspricht wie allen Bürgerinnen und Bürgern dieses Landes- eine Selbstverständlichkeit sollte dies eigentlich sein, ist es aber eben nur selten! – Karl-Heinz Grau

 

Diesen Brief an den amtierenden Innenminister des Landes Thüringen möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, da er sich auf seinen o.a. Beitrag in der Zeit bezieht: Sehr geehrter Herr Maier, In Ihrem Beitrag in der ZEIT von vergangener Woche gelangen Sie in fünf Absätzen von der Verfassungsfeindlichkeit bekennender Rechtsradikaler wie Björn Höcke und Jens Meier zur Forderung, dass „die 30.000 Men­schen, die sich al­lein in Thü­rin­gen wöchentlich an Co­ro­na-Pro­tes­ten be­tei­li­gen“, nicht im Staatsdienst sein dürften und wir dem ei­nen Rie­gel vor­schie­ben müssten. Damit erklären Sie missliebige Proteste zum staatsfeindlichen Akt. Ein höchst verfassungsfeindlicher Einwurf aus dem Mund eines amtierenden Innenminister eines Bundeslandes. Selbst ein Franz-Josef Strauß sprach den von ihm als „Ratten und Schmeißfliegen“ beschimpften Gegnern nicht die Freiheit ab, Ungeziefer zu sein. – Ingo Klamann

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Freispruch, der nicht befreit“ von Peter Dausend

 

Das ist ein großartiger Artikel. Mir geht es immer zuerst um die Würde der Menschen und hier wurde die Würde von Herrn Bohnert massiv verletzt. Das ist in jedem Fall zu verurteilen. Es ist aber dann für uns Menschen besonders zerstörerisch, wenn wir uns gar nichts haben zu schulden kommen lassen. Ihr Artikel ist geeignet, diesen Menschen wieder aufzurichten. Man könnte sagen, ein Artikel, der befreit… Vielen Dank dafür. – Dr. med. Sibylle Riffel

 

Vielen Dank. Ich empfand den Artikel beklemmend aber auch lehrreich. Dieser wichtige Beitrag zur Rehabilitation eines Soldaten sollte auch als Weckruf an uns alle verstanden werden, unser Verhältnis zur Armee zu überdenken. In einer Welt, die so ist wie sie nun einmal ist, und in der es Vernunft, wie sie uns in der Schule gelehrt wurde, gar nicht wirklich gibt, brauchen wir eine funktionierende und schlagkräftige Armee. Hierfür benötigt man Menschen, die bereit sind im Zweifelsfall einen hochriskanten Job zu machen. Im Ernstfall sollen diese Personen mutig, selbstlos, einsatzbereit und für alles fähig sein und dabei ständig die demokratische Verfassung, die Menschenrechte usw. im Kopf haben.

Dieser Anforderung wird schon im normalen Leben kaum jemand gerecht. Das Mindeste aber, was man tun kann ist, den Soldatinnen und Soldaten Respekt zu zollen für das, wofür sie sich einsetzen und der Armee einen angemessenen Platz in Politik und Gesellschaft einzuräumen, was meiner Meinung nach leider zu wenig der Fall ist. Nicht nur bei Soldatinnen und Soldaten muss gewissenhaft ermittelt werden, bevor man Personen etwas (öffentlich) vorwirft. Das steht natürlich im Widerspruch zu der Angst des einen oder anderen Journalisten, mit der Schlagzeile zu spät oder gar nicht auf den Markt zu kommen. – Karlheinz Martín

 

Ich folge Marcel Bohnert seit einigen Monaten auf Instagram, ohne ihn persönlich zu kennen oder Teil der Streitkräfte zu sein. Über die Unterstellungen und das Verfahren habe ich erst aus dem ausgezeichneten Artikel erfahren, der nicht nur den Fall aufarbeitet, sondern auch die großen dahinterstehenden Fragen anschneidet. Zum Fall an sich gibt es nicht viel zu sagen, was für eine Schande wenn öffentlich finanzierte Medien schlecht recherchierten Boulevardjournalismus betreiben. Noch schändlicher finde ich allerdings die „verbale Fahnenflucht“ vieler Politiker, die ja nicht nur in diesem Fall zu beobachten war.

Jeder Angestellte darf von seinem Chef Rückendeckung erwarten – bis etwaige Vergehen bewiesen sind. Für Menschen, die bereit sind ihr Leben für die Verteidigung unseres Landes einzusetzen, sollte das gleich dreimal gelten. Schließlich zum Thema „Staatsbürger in Uniform“, ein Begriff der mich schmunzeln lässt, weil er deutscher nicht sein könnte und auch ziemlich naiv klingt. Der Hintergrund dieses Leitsatzes ist verständlich und lobenswert. Es sollte allerdings jedem klar sein, dass ohne Pathos und ohne Heldengeschichten sich keine Kreisligameisterschaft gewinnen lässt, geschweige denn von einem bewaffneten Konflikt. – Julian Kugoth

 

In dem o.a. Artikel aus Ihrer aktuellen Ausgabe haben Sie über den merkwürdigen Umgang des Verteidigungsministeriums mit Oberstleutnant i.G. Bohnert berichtet. U.a. wurde ihm von „Panorama“, aber auch im Rahmen der disziplinarischen Untersuchungen durch den MAD seine Kritik am Leitbild des „Staatsbürgers in Uniform“ vorgehalten. Ich habe meinen Wehrdienst von 1974 bis 1975 absolviert. Verteidigungsminister war damals der Sozialdemokrat und Gewerkschafter Georg Leber. (Als nicht anerkannter Kriegsdienstverweigerer stand ich der Institution Bundeswehr ohnehin kritisch gegenüber.)

Im Rahmen des politischen Unterrichts habe ich zwar von diesem Leitbild gehört; im Zentrum meiner Erfahrungen stehen aber bis heute die Demütigungen und Drangsalierungen, die wir Soldaten durch unsere Vorgesetzten erfuhren und die sich vermutlich nur geringfügig von den Praktiken anderer Armeen in Vergangenheit und Gegenwart unterschieden. „Maskenball“, „Gewehr in Vorhalte“, „Marsch, Marsch“ sind einige Stichwörter aus dieser Zeit.

Natürlich gab es auch Vorgesetzte, die uns „anständig“ behandelten, auch wenn sie ziemliche „Kommissköppe“ waren. Aber dass wir „Staatsbürger“ waren, habe ich in diesen 15 Monaten nicht erlebt. Insofern hat Oberstleutnant Bohnert hier einfach nur darauf aufmerksam gemacht, dass Militär und Demokratie nicht wirklich zusammenpassen. Das hat ihn zur Persona non grata in seiner Zunft werden lassen. Vielen Dank dafür, dass Sie diesen Fall aufgegriffen haben. – Holger Breme

 

„Ideologie ist für einen Journalisten immer der faulste Weg.“ Interview mit Klaus Kleber (Zeit 01, 29.12.2021) Danke, dass Sie diesen faulen und manipuliereden Journalismus zur Sprache bringen. Zum Wesen guter journalistischer Arbeit gehört die klare Trennung zwischen Meldung und Meinung. In diesem Fall wäre der Inhalt einer Meldung etwa folgendes gewesen: Ein Offizier der Bundeswehr hat als alleiniger bzw als Coautor 7 Bücher über die Bundeswehr betreffende Themen veröffentlicht. Er betätigt sich zu diesen Themen auch auf Einladung und gegen Honorar als Referent. In diesem Zusammenhang hat er vor 2 Auditorien gesprochen, die ein geschlossenes Weltbild vertreten. Als Beauftragter für Social Media war er auch auf Instagram unterwegs, dort hat er auf einem rechtslastigen Account mehrere Likes (2-7) gesetzt.

Die sachliche Bilanz fällt so aus: 2 Vorträge von mehreren im zweistelligen Zahlenbereich und mehrere Likes auf einem einzelnen Account im einstelligen Zahlenbereich zu sehr vielen auf verschiedenen Accounts im zwei bis dreistelligen Zahlenbereich. Zu dieser Meldung kann man durchaus unterschiedliche Meinungen haben. Zum einen die Meinung der Journalistinnen des Panoramaberichtes.

Man könnte jedoch auch meinen da hält jemand Vorträge vor wem auch immer, Hauptsache die Kasse stimmt. Diese Meinung könnte man auch zum Vorgehen der beiden Journalistinnen haben, in etwa so: zur Zeit verkaufen sich Meldungen über rechte Umtriebe in der Bundeswehr gut, machen wir doch aus einer dünn begründeten Meinung eine dicke, skandalträchtige Meldung. Das bringt Geld in die Kasse und steigert unser Image als investigative Journalistinnen, Kollateralschäden interessieren uns nicht. Diese Kollateralschäden umfassen mehr als die persönliche Schädigung des an den Pranger gestellten, sie bestätigen den Verdacht Journalisten nehmen es mit der Wahrheit nicht so genau.

Für eine weitere Stellungnahme hätte man der Frage nachgehen können, was bezweckt derjenige mit seinen Aktionen. Das hätte allerdings Arbeit bedeutet. In ihrer Stellungnahme (von Panorama im Internet veröffentlicht 6.8.2020) zu Kritik an ihrem Vorgehen legt eine der beiden Journalistinnen dar, dass sie in ihrem persönlichen Bekanntenkreis nur Menschen mit unzweifelhaften Weltanschauungen hat. Das ist eine positive Umschreibung dafür, dass sie in einer Blase gleicher Vorstellungen lebt und es nicht nötig hat sich mit anderen Gesichtspunkten auseinander zu setzen.

Die persönliche Meinung einer Journalistin, eines Journalisten ist absolut berechtigt, sollte jedoch nicht als Meldung verkauft werden. Vor allem die öffentlich – rechtlichen Medien sollten hier sehr achtsam sein und eventuell bei solchen Ausgangslagen einen Anwalt der Gegenargumente beschäftigen, der über die Ausgangssituation in gleichem Umfang im direkten Anschluss von der anderen Seite her berichtet. Schließlich bezahle ich meine Rundfunkgebühren für eine gründliche, durchaus unterschiedliche, jedoch klar Meldung und Meinung trennende Berichterstattung. Auf dieser Basis kann ich mir dann eine gute,fundierte eigene Meinung bilden. – Claudia Strauss-Haubert

 

Gestutzt habe ich bei dem interessanten Artikel, als ich über die „lieb gewonnene Vorstellung vom deutschen Soldaten als globalem Sozialarbeiter“, vom weltweiten Retter, Beschützer und Konfliktbeender las und danach von der „Berufsidentität des Kämpfers“, in dessem „sozialem Kosmos“ Begriffe wie Tapferkeit, Pflichterfüllung und Kameradschaft herrschten. Diese beiden „konträren Bilder“ prallen nach Ansicht des Autors aufeinander.

Darf ein Beschützer nichts von Tapferkeit halten, ein Retter nichts von Pflichterfüllung? Braucht ein Sozialarbeiter keine Kameraden, selbst wenn er in den übelsten Gegenden der Welt zu arbeiten hat? Kurz: Wo liegt eigentlich der Gegensatz zwischen all diesen Begriffen? Wenn die vorherrschende Ansicht der Deutschen über ihre Armee wirklich von diesem Gegensatz geprägt ist, dann brauchen wir keine veränderten Staatsbürger in Uniform, sondern solche ohne Uniform. – Wolfgang Bohnhardt

 


 

 

Leserbriefe zu „Fragile Mehrheit“ von Mariam Lau

 

Der eigene Beschluss einer Teilimpfpflicht wird von der Union einkassiert. Eine Partei, die sich noch nicht einmal an ihre eigenen Beschlüsse halten will, nur, um politische Vorteile zu erhaschen, unterstreicht die These, dass man ihr kein Wort glauben soll, was sie heute sagt. Deshalb geschah die Abwahl der Union im vergangenen September völlig zu Recht! Erschütternd ist zudem, dass Merz bereit zu sein scheint, die Rolle von Söders Kasper anzunehmen, wenn er sich Söder anschließt. – Kurt (Curd) Nickel

 

Ich persönlich hoffe sehr, dass sich die „noch existierende Mehrheit im Bundestag für die Impfpflicht“ doch „noch selbst zerlegt“. Ihrem Kommentar ist sehr schön zu entnehmen, wie ein eigentlich in erster Linie medizinisches, ethisches und juristisches Thema zu einem reinen Politikum verkommen ist und damit zum Spielball politischer Interessen. Den Befürwortern der Impfpflicht geht es scheinbar gar nicht mehr um die Sinnhaftigkeit einer solchen Maßnahme. Bevor die Impfpflichtbefürworter ihre Waffen (Spritzen) geladen haben, ist der Feind (das Virus) schon weg.

Die rasante Entwicklung und Veränderung des Coronavirus führt zu einer Situation, in der es sich rasant ausbreitet und keinerlei Rücksicht auf den Immunstatus seines Wirtes nimmt, egal ob geimpft, geboostert, genesen oder nicht. Der einzig sinnvolle Schutz der sog. vulnerablen Gruppen vor Ansteckung sind Hygienemaßnahmen und nicht eine ineffektive Impfpflicht. Diese Missachtet lediglich die Grundrechte und die Würde derer, die sich täglich beim Umgang mit Pflegebedürftigen und Kranken aufopfern. Bei der politischen Debatte um die Impfpflicht sollte es um die Gesundheit der Bevölkerung und um den Erhalt der Rechtstaatlichkeit gehen und nicht um die Impfung als Selbstzweck zum Schutz vor Gesichtsverlust einer ganzen Politikelite. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Ich – 84 Jahre alt – schlage die Impfpflicht für alle über 60jährigen vor! Dann sind wir Alten geschützt! – Sonja Bankwitz

 

Vielleicht wäre die Mehrheit für die Impfpflicht weniger fragil, wenn wenigstens in einer Gesetzesvorlage auch an einen fairen Umgang mit den Opfern der massenhaft vorzunehmenden Impfungen gedacht wäre. Immerhin führt eine Impfpflicht dazu, dass Millionen Menschen gegen ihren Willen einer medizinischen Behandlung unterzogen und viele tausend einen Schaden davontragen werden; soviel ist aus den Statistiken zu ersehen. Im Einzelfall ist die Verursachung eines Gesundheitsschadens durch die Impfung schwer nachzuweisen. Die Zwangsgeimpften auf der Beweislast für einen Impfschaden hocken zu lassen, sollte niemand akzeptieren, der sich auf Ethik beruft. – Jörg Neubauer

 

Der Kommentar von Frau Lau hat die Zeit verpasst. Ihr Vorschlag, „den Bürgern einen Deal antragen“ … „Ihr lasst Euch impfen und dann machen wir alles auf!“ ist ein perfider Erpressungsvorschlag mit eindeutiger Schuldzuweisung gegenüber den die unerprobten Impfstoffe verweigernden Bürgern und lässt dabei die gravierenden Einschränkungen der Grundrechte außen vor. Als Begründung werden dann längst obsolete, angstverbreitende Schlagworte wie „Triage“, „zwingende medizinische Notwendigkeit“, „die ungeschützten Alten“ herangezogen um die Durchsetzung der Impfpflicht zu bewerben. – Eckhard Adler

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Glück fürs Repertoire“ von Hannah Schmidt

 

Vielen Dank für Ihren wichtigen Beitrag und ein Kompliment an Wikipedia: In Ihrer Rezension heißt es noch, dass es nicht einmal einen Wikipedia-Eintrag gebe. Nun, ich lese den Artikel heute, 3 Tage nach dem Erscheinen Ihrer Ausgabe und am Tag nach der Premiere der Oper – und da ist er, der Wikipedia-Eintrag. Er beruht offenbar zu großen Teil auf Ihrer Rezension – oder auch umgekehrt! Noch einmal: Dank an die Magdeburger Oper, an Sie und an Wikipedia! – Dr. Norbert Berger

 

Zum Artikel „Alleine Leben“ bzw „Braucht der Mensch einen Partner?“ 1. Nur Männer haben Probleme mit dem Single sein, da 200 mal mehr Männer nach Frauen suchen als vice versa, source: Dating apps, Erfahrung der letzten 3 Jahre 2. Manche brauchen einen Partner, manche nicht, ich hab die ersten 24 Jahre keinen gebraucht, jetzt habe ich aber das Verlangen danach, da ich endlich finanziell unabhängig bin. – Julius Auerbach

 

Dieser Kindesmissbrauch, speziell, der in der Katholischen Kirche, der ist nun einmal Fakt. Ob es diesen Missbrauch auch ohne Zölibat gegeben hätte, diese Diskussion ist für mich eher müßig, denn was geschehen ist, das lässt sich einfach nicht mehr ungeschehen machen. Diese Missbrauchstäter, die haben alle ein großes Verbrechen an jungen Menschen verübt, die voll unter ihrem Schutz gestanden haben, und das ist zu hart zu bestrafen, aber nicht durch die Kirche, sondern durch den Staat und ihren Organen. Auch sollte der Missbrauch nicht verjähren dürfen; Gesetze kann man schließlich (ver)ändern; siehe diese ständigen Änderungen an dem Infektionsschutzgesetz!

Irgendetwas haben diese angeblichen „Gottesmänner“, einschließlich dieser Papst „Joseph Ratzinger“, in ihrer katholischen Männerwelt wohl total missverstanden, als da Jesus Christus einst gesagt haben soll, dass er „ein Freund der Sünder sei“! Ich personlich habe nie verstanden, wieso es ein Zölibat gibt, und weiterhin geben muss, und wozu das wirklich gut sein soll, das ist mir schon immer mehr als schleierhaft! Verstößt eigentlich ein katholischer Priester auch gegen das Zölibat, wenn er (heimlich) mit einem Mann ein Verhältnis hat? – Klaus P. Jaworek

 

Sie hätten besser die Überschrift wählen sollen „Ein alter Mann hofft auf Gerechtigkeit“. Sie schreiben „…weil die Gutachter der Kanzlei Westphal Spilker Wastl (WSW) anhand von Akten belegen, dass Joseph Ratzinger vor vier Jahrzehnten, in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising, wissentlich einen Missbrauchstäter geschützt habe.“

Diese Darstellung ist nicht richtig. In ihrer Gesamtstellungnahme bringen die Gutachter klar zum Ausdruck, dass sie keine Belege für die Anschuldigung, Ratzinger habe – sei es wissentlich oder auch nur unwissentlich- einen Missbrauchstäter geschützt, in den Akten gefunden haben. Die Gutachter lassen diese Beschuldigung dann auch fallen; um jedoch ihre Verdächtigungen („nach Überzeugung der Gutachter/nach Einschätzung der Gutachter/nach Dafürhalten der Gutachter“) aufrecht erhalten zu können, behelfen sie sich in ihrer Gesamtstellungnahme mit der windigen Konstruktion von Schein-Indizien. Dafür führen sie u.a. „ Zeitzeugen“ an: einer wüsste etwas vom „Hörensagen“, ein anderer habe ein diesbezügliches Gespräch von Dritten belauscht.(!?)

Zur Information noch eine Anmerkung zu der „nicht überzeugenden“ 82-seitigen Stellungnahme Ratzingers. Die 82 Seiten kamen dadurch zustande, dass Ratzinger einen Fragenkatalog der Gutachter beantwortet hat, der aus Dutzenden von hypothetischen, in Fragen gekleideten Anschuldigen bestand. (Die Gutachter nennen das „Konfrontationsstrategie“). Eines muss man den Herren Juristen konstatieren: sie haben geliefert – wie es sich bei einem Millionenauftrag ja auch gehört. – Elmar Hümmer

 


 

 

Leserbriefe zu „Asoziale Kälte“ von Mark Schieritz

 

Ihr o.g. Artikel zeigt im Prinzip eine wohltuende Kombination aus Realismus einerseits und sozialer Verantwortung andererseits: Es kann nicht darum gehen, dass die höheren Preise zu bezahlen sind, sondern darum wer das muss. Wenn Sie aber sagen „die Staatskasse“, lasssen Sie offen, woher der Staat, der ja keine Überschüsse, sondern immer mehr Schulden hat, dieses dann entstehende Loch wieder auffüllt. Bekanntlich sind wir alle der Staat.

Letztlich bedeutet also, wenn die Staatskasse die ärmeren Energie-Verbraucher entlastet, dass indirekt alle anderen Menschen dies tun müssen, sei es jetzt oder verzögert in der Zukunft. Wenn aber der Staat einfach mehr Geld ausgibt, ohne die Steuern zu erhöhen, (wie gegenwärtig von der FDP erzwungen) sei es auf Konsum oder auf Einkommen oder Gewinne, nimmt er Schulden auf, die er wiederum ohne zusätzliche Einnahmen oder Ausgaben-Kürzungen nie zurückzahlen kann.

Die Ausgabe steigen ja in der Regel mit den immer wachsenden Anforderungen — Klimaschutz, Klimaanpassung, Hilfen für Klimawandel-Opfer-Länder, Corona, Inclusion, Gehalts- und Lohnerhöhungen im öffentl. dienst, durch Demographie immer höhere Rentenzuschüsse und Gesundheitskosten etc. etc. — immer weiter an. Die mit den Preisen steigenden Mehrwertsteuer-einnahmen dürften dafür kaum ausreichen. Auch erhoffte Mehreinnahmen durch Wirtschaftswachstum sind mit Demographie, Fachkräfte-Mangel, immer kürzere Wochen- und Lebens-Arbeitszeiten und Wirtschafts-Bremsen wie Corona, Konflikte mit Russland und China, Klimawandel und Rücksichten auf Klimaschutz wohl wesentlich begrenzter als in der Vergangenheit.

Eine Zeit lang kann man ja Schulden immer wieder durch Aufnahme neuer und weiterer zurückzahlen, wie das ja von ganz schlauen „Experten“ vorgeschlagen und auch vielerorts praktiziert wird. Auf Dauer ist das aber offensichtlich ein Schneeball-System, das irgendwann platzen muss. Und wen dann die Verluste treffen, dürfte wesentlich chaotischer und/oder ungerechter sein, als bei ordentlich frühzeitig beschlossenen gezielten und abgewogenen Steuererhöhungen. Die müssen ja nicht so hoch sein, dass alles in einem Jahr bezahlt wird, wohl aber ehe eine künftige Generation, die ohnehin schon im Vergleich zu uns heutigen gebeutelt ist, für alles haftbar gemacht wird. – Peter Selmke

 

Im Grunde eine politische Wahl; entweder sind wir asozial gegenüber Menschen im irdischen Ökosystem oder „ärmeren“ Menschen in Deutschland. M. E. sind auch die Handlungsoptionen von „Betroffenen“ unterschiedlich. … Was kann ein afrikanischer Bauer gegen Dürre tun? Was kann ein Bewohner gegen Kälte tun? … Was können Staaten tun? … Wüsten begrünen? … Setzt der Staat mit mehr Wohngeld falsche Anreize?

Ist Inflation asozial? Oder ist ein Wirtschaftssystem, was die Leistungsfähigkeit vom irdischen Ökosystem sinken lässt, asozial? … Wir können die Natur monetarisieren; wir sollten nicht die Wirkungsweise chemisch- und biophysikalischer Transfers weiter leugnen. … – Matthias Losert

 

Nach längerer Zeit mal wieder die ZEIT …., aber ich komme nicht über die Titelseite hinaus. Mark Schieritz schreibt, dass 90 € 15% des verfügbaren Einkommens der ärmsten zehn Prozent der Haushalte in Deutschland entspräche. Nach Dreisatz wären das 600 € (!). Von welchem verfügbaren Einkommen ist hier die Rede? Das erscheint mir unrealistisch. https://www.destatis.de/DE/Service/Statistik-Campus/Datenreport/Downloads/datenreport-2021-kap-6.pdf?__blob=publicationFile Seite 207, Abb. 4: 13,3% aller Haushalte hatten 2018 weniger als 1300 € verfügbares Nettoeinkommen. Das passt in keinster Weise zu Ihren Zahlen. Und natürlich darf der Hinweise auf das Elektroauto als Klimaretter nicht fehlen. Hier ein paar Fakten zu diesem Thema: Nach aktuellem GEG (Gebäudeenergiegesetz) wird einer 1 kWh verbrauchtem Strom eine CO2 Emission von 560 g zugeschrieben.

Fließt die gleiche kWh Strom aus der Steckdose ein BEV, steht in der CO2 Bilanz eine Null. Einfach auf wundersame Weise eine Null. Es muss sich um Quantenstrom handeln. Erst die Verwendung (Beobachtung) entscheidet über die CO2 Belastung. Mit den Regeln des GEG gerechnet, beliefen sich die CO2 Emissionen eines BEV auf 180 – 200 g pro km. Da sind die allermeisten Verbrenner deutlich besser. Der aktuelle Strommix in Deutschland schlägt mit ca. 350 g pro kWh produziertem Strom zu buche. Aber das wissen Sie sicher. Zu dieser Stunde, 13.2.2022 um 8. 00 Uhr, mit 290 g. https://app.electricitymap.org/zone/DE – Dietmar Baier

 

Auf die Weltmarktpreise und die Verfügbarkeit von Gas und Rohöl hat die Bundesregierung keinen Einfluss. Einen großen Anteil an den Energie- und Kraftstoffpreisen machen bekannterweise Steuern und Abgaben aus. Ein ganzer Strauß könnte man sagen, Stromsteuer, CO2 – Steuer, EEG-Umlage, Energiesteuer (früher Mineralölsteuer) und natürlich die 19 % Umsatzsteuer. Gut zwei Drittel von dem Betrag, der für einen Liter Benzin an der Tankstelle gezahlt werden muss, geht beispielsweise an den Staat in Form von Steuern.

Die explodierenden Heizkosten will die Bundesregierung jetzt mit einem einmaligen Heizkostenzuschuss abfangen. Das wirkt hilflos. Abgesehen davon, dass nicht wirklich alle Bedürftigen (z.B. Geringverdiener und Rentner mit kleinen Renten) diesen Zuschuss erhalten werden, ist er doch nur der berühmte „Tropfen auf den heißen Stein“ und sorgt mehr für Verärgerung unter der Bevölkerung, als dass er hilft.

Vor allem Stromsteuer, EEG-Umlage, CO2- Steuer und Energiesteuer sollen den Ausbau der erneuerbaren Energien subventionieren und die Elektromobilität fördern. Nur hier hat die Bundesregierung momentan die Möglichkeit, durch Steuersenkungen die Energiepreise auf ein erträglichen Maß zu drücken und die Ungleichgewichtung zu mildern. Die Akzeptanz für die Finanzierung der Energiewende und den Ausbau der Erneuerbaren ist in Deutschland schon so nicht immer selbstverständlich und trifft nicht überall auf Begeisterung. Je höher jetzt die Energiepreisen steigen, desto niedriger kann auch die Akzeptanz für die Energiewende werden. Herr Schieritz hat recht, am Ende ist es die Politik, die entscheidet, wer den wirtschaftlichen Preis zahlen wird; und ist damit auch verantwortlich dafür. – Regina Stock

 


 

 

Leserbriefe zu „Kann das weg?“ von Jan Schweitzer

 

Es gab einmal ein Land, da waren alle ungeimpft! Dann wurde ganz plötzlich die Pandemie ausgerufen, und große eine Angst machte sich im Lande breit. Die 7-Tage-Inzidenz wurde eingeführt, ohne Erklärung, was uns dieser Wert überhaupt vermitteln soll! Ständig wurde von infizierten Menschen geredet, und von Menschen, die angeblich an oder mit Corona, so heißt das Virus, gestorben sein sollen. Die Menschen mussten auf einmal Masken tragen, Abstand halten und ständig Oberflächen aller Art desinfizieren. Begriffe wie Pandemie, Hotspot, Shutdown, Lockdown, Superspreader, Homeoffice, Homeschooling und andere merkwürdige Wortschöpfungen wurden aus dem Boden gestampft, dazu kamen skurrile Kürzel, wie 3G, 2G oder 2G plus.

Was nun? Rasch musste ein Impfstoff aus dem Ärmel geschüttelt (nicht gerüht) werden, der Dde Menschheit gegen dieses Virus schützen sollte. Viele Menschen ließen sich mehrfach impfen (und „boostern), andere Menschen wollten sich nichts in den Oberarm pi(e)ksen lassen. Zwischen geimpften und ungeimpften Menschen teilte sich dann die Erde, und ein ein großer Graben tat sich auf. Die Impfstoffe konnten allerdings nie, die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen, viele geimpfte Menschen infizierten sich erneut. Viele Politiker und ihre merkwürdigen Berater wollten trotzdem noch mehr, sie wollen im Lande die totale Impfpflicht einführen, die es im Nachbarland bereits schon gab. Das soll auch groß gefeiert werden, denn Deutschland könnte das zweite Land weltweit mit einer Impfpflicht sein.

Wann diese Party erst richtig losgehen wird, das weiß bisher keiner genau, ebenso wie und wo diese Party steigen könnte! Das Omikronvirus ist indes zum einfachen Grippevirus mutiert, aber fast alle Politike tun so, als sei es gefährlicher als alle Vorgängervarianten! Die impfstoffherstellende Pharma-Industrie, die reibt sich alle zur Verfüfung stehenden Hände, ob ihrer Milliardengewinne. Da kann man doch nicht von heute auf morgen mit all diesen Maßnahmen einfach so aufhören. Das geht nicht, wir haben uns doch so daran gewöhnen müssen! – Klaus P. Jaworek

 

Was aus epidemiologischer Sicht für die Corona-Bekämpfung sinnvoll ist und was weniger, sollten wir eigentlich spätestens seit den beiden großen Infektionswellen des vorletzten Winters wissen. Umso unverständlicher, dass große Teile der Politik viel zu lange an unwirksamen Maßnahmen wie der Nachverfolgung per App oder pauschalen Reisebeschränkungen festgehalten haben. In dieser Hinsicht war ihr Artikel ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Debatte um mögliche Lockerungen. Trotzdem geht er am Kern der Sache vorbei.

Ungleich relevanter als die mittlerweile recht einfach zu beantwortende Frage nach den wirksamsten Instrumenten zur Eindämmung von Ansteckungen ist angesichts zunehmend milder Krankheitsverläufe die Frage: Welche der beschlossenen Maßnahmen sind wirtschafts- und gesellschaftspolitisch noch gerechtfertigt? Wollen wir weiterhin vollständig symptomlose Kinder aufgrund positiver Testergebnisse vom Schulunterricht ausschließen? Und wie lange ist ein faktisches Berufsverbot für viele Künstler und Club-Betreiber noch vertretbar? Die rein medizinische Sicht auf die Dinge liefert dafür meist eindeutige Antworten – und greift dennoch in der Gesamtbetrachtung unglaublich viel zu kurz. – Matthias Adrion

 

Die Corona-Beschränkungen müssen für Geimpfte sofort und umfassend aufgehoben werden. Für alle willentlich Ungeimpften sind diese beizubehalten, bis endlich eine hinreichend hohe Impfquote in der Bevölkerung erreicht ist. Wir stehen andernfalls im nächsten Herbst vor den gleichen Problemen wie im letzten Jahr. Eine weitgehende Lockerung für alle ist meines Erachtens nach die Kapitulation der Politik vor einer braun-gesprenkeltem und zutiefst unsolidarischen Minderheit. Ich erwarte, dass die solidarische und vernünftige Mehrheit vom Staat vor dieser Minderheit geschützt wird und genau das lässt sich mit der Impfpflicht und mit einer Aufrechterhaltung der Beschränkungen für Ungeimpfte auch erreichen. – Priv.-Doz. Dr.-Ing. Dipl.-Inform. Andreas Zabel

 

Mit der Feststellung, dass „die Boos­te­rung … da­für sorgt, dass ein In­fi­zier­ter we­ni­ger Vi­ren aus­schei­det als ein Nicht­ge­impf­ter“ ist dem Autor ein Fehler passiert, der vielen Lesern nicht einmal auffallen dürfte. Denn es scheint mittlerweile Usus zu sein, Nichtgeimpfte für das Virus zu halten. Zur Richtigstellung: ein geboosteter Infizierter ist zu 100% infiziert, ein Ungeimpfter zu weniger als 2% bei der durchschnittlichen Inzidenz der letzten Monate und der vom RKI angenommenen Infizierten-Dunkelziffer. Ob ein ungeimpfter Infizierter in der Praxis sehr viel ansteckender ist als ein geboosteter Infizierter ist m. E. auch fraglich. Schließlich lässt die als Begründung angeführte höhere Virenlast den Ungeimpften vielleicht eher das Krankenbett aufsuchen als das Einkaufscenter. – Jeanette Klein

 


 

 

Leserbriefe zu „Wir hätten da noch Fragen“ von Peter Neumann

 

Bisher habe ich mich mit Kommentaren zur Corona-Lage zurückgehalten. Und auch dies ist ein Kommentar zur Wahrnehmung der Corona-Lage. Es muss eine Exit-Strategie in den Köpfen geben, nämlich wie wir nach der Pandemie wieder zusammen leben können- Geimpfte und Ungeimpfte, Verharmloser und Dramatisierer, also all die Menschen, die entweder die Daten unterschiedlich interpretiert haben, oder aber nur bestimmte Daten wahrgenommen haben, während sie andere Daten ausgeblendet haben. Die selektive Wahrnehmung der Daten hat auch damit zu tun, aus welchen Quellen man sich informiert hat, welche Medien man konsumiert hat. Ein Glück, dass ich Zeit-Abonnentin bin!

Eine nüchterne Betrachtung der Realität zeigt mir folgendes: Viele haben die Erfahrung gemacht, dass nahestehende und geschätzte Menschen in der Bewertung der Corona-Maßnahmen ganz anders liegen als man selbst. Dieses Gefühl wird auch im Artikel „Wir hätten da noch Fragen“ thematisiert, geprägt von dem Wunsch, die Widersprüche aufzulösen, eine Einigung zu erwirken. Meine Empfehlung dazu: registrieren, dass es diese anderen Positionen gibt und diese Positionen nebeneinander stehen lassen. Sich bewusst machen, dass im Laufe der Zeit sich die Positionen annähern werden, wenn im Lauf der Zeit mehr Fakten zu mehr Klarheit führen werden.

Und dass die Tatsache, dass es zur Zeit noch verschiedene Positionen gibt nur aufzeigt, dass es eben noch Unklarheiten gibt; mehr noch ‚ dass es sogar unausweichlich ist, dass sich verschiedene Positionen gebildet haben. Das darf uns nicht irritieren, es bedeutet nur, dass noch nicht genügend Daten da sind, darum herrscht (noch) kein Konsens. Die Positionen werden sich annähern, irgendwann wird in den Geschichtsbüchern klar stehen, was passiert ist. Die Geschichte guckt nämlich „von oben“ auf die Ereignisse wie auf eine Berglandschaft, während wir Bergsteiger sind, die einen unbekannten Berg erkunden, und uns immer wieder irren in der Beurteilung dessen, wie hoch der Gipfel, den wir gerade erklimmen, ist, ob der benachbarte Gipfel höher ist oder nicht etc.

Daher: es liegt in der Natur der Sache, die Lage aktuell unterschiedlich zu bewerten. Die einzige entscheidende Bedingung, um als Gesellschaft wieder einen Zusammenhalt zu erreichen, ist, dass jede:r berücksichtigt, dass er/sie sich irren könnte. Natürlich ist genau das eine riesige Herausforderung, denn bei der Wahrnehmung der Corona-Lage war der Kampf um die Deutungshoheit der unerbitterlichste. M.E. passierte dies nicht aus Boshaftigkeit, sondern aus psychologischen Gründen: je größer die Angst durch die Bedrohung von außen, desto mehr hat jede:r eine innere Sicherheit gebraucht und hat sich nicht leisten können, zu zweifeln, war nicht bereit, andere Positionen als „möglich“ zu betrachten, sondern musste sich vergewissern, richtig zu liegen.

Das hat den Mittelweg und die Kommmunikation untereinander verbaut, hat also zur Polarisierung geführt. Es gibt in der Psychologie einen Fachbegriff für diesen Zustand, der die Gesellschaft erfasst hat: der Einbruch der Mentalisierungsfähigkeit. Die Gesellschaft befand sich lange Zeit im sogenannten Zustand der psychischen Äquivalenz, dh verwechselte die eigene Sichtweise mit der objektiven Wirklichkeit, dh jede:r einzelne konnte überhaupt nicht mehr erkennen, dass er/sie sich theoretisch irren könnte. Erfreulicherweise beginnt genau das sich zu ändern, so dass gute Chancen bestehen, dass die Wiederherstellung der Mentalisierungsfähigkeit eintreten wird.

Spätestens dann, wenn sich die Angst legt, wird einiges anders erscheinen als jetzt.

Und jetzt lassen Sie uns versuchen, zu antizipieren, wie die Geschichtsbücher die Lage bewerten werden, wenn die Angst nicht mehr die Wahrnehmung diktieren wird. Im Moment können wir natürlich nur Prognosen erstellen, und nur die Zeit wird zeigen, was die Realität daraus macht. (Immer daran denken, dass man sich selbst irren könnte).

Ich bin der Meinung, dass die retrospektive Wahrnehmung dieser Zeit der Position von Giorgio Agamben ziemlich nahe kommen wird. Wenn die Angst vor der realen Bedrohung durch das Corona-Virus wegfällt, wird die Diskriminierung der Ungeimpften deutlich erkennbar werden, und die nächsten Generationen werden nicht mehr verstehen, warum diese Diskriminierung zB durch 2G stattgefunden hat, warum Aussagen wie „den Druck auf Ungeimpfte erhöhen“ oder „es muss für Ungeimpfte ungemütlich werden“ gesellschaftsfähig wurden. Auch über Begriffe wie „Lockerungen“, „freitesten“ werden sich möglicherweise künftige Generationen wundern, wer weiß das schon?

Lassen wir offen, was in den Geschichtsbüchern stehen wird. Für mich ist es durchaus möglich, dass da stehen wird: „Jemand, der die totalitären Entwicklungstendenzen früh gesehen und thematisiert wird, ist der brillante Denker Giorgio Agamben“. (Damit meine ich ausdrücklich nicht, dass wir eine Diktatur haben) Natürlich kann ich mich mit dieser Meinung irren. Ich hoffe, dass Ihnen die Lektüre dieses Leserbriefes Spaß gemacht hat, dass Sie ein bisschen mit den Gedankengängen mitgehen konnten, auch wenn Sie selbstverständlich Ihre Meinung behalten werden. Denn bei der Wiederherstellung der Mentalisierungsfähigkeit geht es nicht darum, jemanden zu überzeugen, sondern lediglich, die eigene Sichtweise nicht mehr als einzig mögliche Position wahrzunehmen – und das hat eine richtig befreiende Wirkung! – Carmen Hegger

 

„Santo Giorgio, prega per noi, und erleuchte uns weiterhin mit deinen Gedanken, bitte! Nun hat es auch den Meisterdenker Giorgio Agamben erwischt. Wegen seiner kritischen Äußerungen zu dem chaotischen Herumgewurschtle seitens der Corona-Politiker findet er sich und sein Denken plötzlich in der schlappen Mittelmäßigkeit wieder. Gestern jedoch war er noch einer der brillantesten Denker unserer Zeit. Wie geht denn das zusammen?

Nach meiner bescheidenen Logik muss die conclusio eine völlig andere sein, und zwar: Wenn viele meisterhafte Denker unserer Zeit zuerst erschrocken, mittlerweile aber entsetzt darüber sind , was das kleine Virus mit den rechtsstaatlichen Grundsätzen, denen der Logik und unserem, meist freundlich-aufgeschlossenen Zusammenleben angestellt hat, dann wird wohl etwas dran sein, an der Skepsis, den Zweifeln, der Empörung über das menschliche Krisen-management. Machen wir es also den Philosophen nach, und denken auch wir nach, a bissl nur. Wir haben jetzt genug Zeit dafür.“ – Birgit Schatz

 

Giorgio Agamben gibt keine Antworten mehr, Julie Zeh schreibt keine politischen Essays mehr! Liegt das vielleicht an einer infiltrierten Trägheit des Denkens der Mehrheit zum Thema Impfpflicht und der Corona Maßnahmen? Giovanni di Lorenzo wirbt für die Zeit : ‚weil wir skeptisch werden, wenn alle einer Meinung sind‘. Das wäre sehr zu begrüßen. – Achim Tress

 

Ich teile nicht alle Positionen Agambens. Gern hätte ich jedoch Agamben im Originalton gehört, aber das haben Sie verhindert. Der Skandal ist nicht, dass Agamben Sie vor die Tür gestellt hat, sondern dass Ihr Artikel in der ZEIT so erscheint. Warum fragen Sie sich nicht, was an Ihren Fragen so provokativ ist, dass ein Gespräch mit Ihnen zu nichts führt? Ihre Fragen sind so gesättigt mit Unterstellungen, dass einem die Klappe zufällt. Selbstverständlich ist es richtig, dass Staaten ihre Bürger vor Krankheit und Tod schützen. Aber das haben sie nicht getan, sondern sie vor Ansteckung geschützt, damit der Betrieb weiterläuft.

Die Todeszahlen waren zu keinem Zeitpunkt Gradmesser für die Massnahmen. Es wurde nicht einmal gesagt, dass Häufungen in den Elendsgürteln um die Metropolen auftraten, weil dort schlechte Lebensverhältnisse (Wohnbedingungen, Ernährung, Vorerkrankungen, schlechte Luft…) Erkrankung und Tod begünstigen. Mailand mit Bergamo war das erste Beispiel. Paris konnte verheimlichen, dass die Hälfte aller Covid-Toten Frankreichs in 2020 in seinen Elendsvierteln auftrat. Wenn Sie hätten wissen wollen, was Agamben denkt, hätten Sie ihm respektvoll begegnen müssen. Sie tun, als wären Sie aus linken Kreisen, aber das scheinen mir falsche Federn. – Gerd Stange

 


 

 

Leserbriefe zu „Erst mal abwarten“ von Hanna Grabbe

 

Dieser Artikel spricht mir so aus der Seele! Nach meiner Pensionierung als Hausarzt arbeite ich aktuell in Marangu/ Tansania. Im Krankenhaus wie auf Hausbesuchen bei Betagten ist das Thema Hochdruck oder Rückenleiden kaum existent, ebensowenig Corona. Was brauchen wir wirklich statt unserer Überbehandlung? Simplify the medicine… – Dr. Michael von Hobe

 

Während seiner langjährigen chirurgischen Tätigkeit hat Prof. Kußmann erkannt, daß nicht jede Gewebeveränderung, die man mit bildgebenden Verfahren entdeckt, die dem Patienten aber keinerlei Beschwerden bereitet, (operativ) behandelt werden muß! Die Tugend des „abwartenden Offenlassens“, des Nicht-Behandelns, der Verlaufsbeobachtung erfordert oft genausoviel Mut und Erfahrung wie das Stellen der korrekten Indikation für eine Operation! Warum fragt nicht jeder Patient seinen behandelnden Arzt/Operateur: wenn Sie die gleiche Krankheit hätten wie ich, würden Sie sich der gleichen Behandlung/Operation unterziehen, die Sie mir gerade vorgeschlagen haben? Allein an der Mimik des Arztes kann ein waches Patientenauge ein „Ja“ oder „Nein“ ablesen!

Falls „nein“, muß er eine Alternative anbieten; nur unsere Altkanzlerin war alternativlos! Neben der Über- gibt es, wie im Beitrag geschildert, auch die Unterversorgung! Dazu zwei Beispiele aus meiner Praxis: – wegen nicht abklingender Lumbalgie (Kreuzschmerz) ließ sich eine Patientin nacheinander von zwei Orthopäden behandeln. Keiner von beiden kann sie jemals untersucht haben! Bevor ich an mir selbst zu zweifeln begann, stellte ich sie einem Orthopädieprofessor in Rente vor, der Zweitmeinungen abgeben durfte. Er bestätigte lediglich meine Vermutung: schwere Hüftarthrose bds.!

Nachdem ihr zwei Hüftendoprothesen eingesetzt worden waren, klangen ihre Schmerzen endlich – fast – ab! – ein Patient, der zu einem bauchchirurgischen Eingriff stationär aufgenommen wurde, klagte dort über rechtsseitige ischialgiforme Schmerzen. Das sogleich angefertigte MRT zeigte eine lumbale Bandscheibenvorwölbung bzw. einen -vorfall. Da man heute offenbar mehr der Bildgebung als der körperlichen Untersuchung traut, erhielt der Patient Schmerzmittel, Stufenbett und Krankengymnastik. Weil seine Schmerzen nach Entlassung fortbestanden, tastete ich nur ein einziges Mal mit meinen Fingerspitzen seinen rechten Fußrücken ab und fühlte dort – nichts! Keinen Puls! Er litt an einer (arteriosklerotischen) Beckenarterienverengung, die durch einen Bypass überbrückt wurde! Seitdem war er schmerzfrei!

Für solche Basisdiagnostik reicht ein kleiner Raum mit einer Untersuchungsliege, eine ausführliche Anamnese, offene Augen und Ohren bei der Schilderung der Beschwerden und zwei halbwegs geschickte Hände für die körperliche Untersuchung! Ihr folgt ein Behandlungsversuch und eine Verlaufsbeobachtung. Ein Technikpark ist nicht erforderlich! Dieses ärztliche Basisprogramm jedoch, das in den meisten Fällen ausreicht, wird nicht angemessen honoriert!

Deshalb läßt sich mancher Mediziner schon einmal zu einer aufwendigen Diagnostik verleiten, die immer die Gefahr in sich birgt, daß er nur den „objektiv“ erkennbaren Befund behandelt, der nicht immer den „subjektiven“ Beschwerden des Betroffenen entspricht! Eine solche Therapie muß schiefgehen! Und die Indikation zur Operation, nach Prof. Kußmann die Königsdisziplin des Chirurgen, stellt er großzügig! Wieviel unnötige und oft belastende Eingriffe könnten den Patienten, wieviel Ausgaben den Krankenkassen erspart werden! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Ihren Artikel mag ich nicht kommentarlos hinnehmen. Dass in deutschen Krankenhäusern zuviel operiert wird, ist eine seit langem bekannteTatsache. Dass Herr Kollege Kussmann dagegen am Ende seiner beruflichen Laufbahn dagegen angeht, ist eher befremdlich, aber besser spät als nie. Mich stört an Ihrem Artikel die tendenziöse Interpretation der Studie der Bertelsmannstiftung. In der Studie werden 90% der Erkrankungen als gutartig gelistet, wobei es sich um Strumen handelt, die in der Regel auch operiert werden müssen, sei es aus kosmetischen oder medizinischen Gründen.

Diese Form der Schilddrüsenerkrankung beruht in der Regel auf Jodmangel im Trinkwasser, daher auch die regionalen Unterschiede. Der Zusatz von Jod im Speisesalz konnte dieses Vorkommnis sicher verbessern, siehe Schweiz, früher das Land mit der größten Strumainzidenz. Ihr Vergleich mit den Niederlanden ist daher besonders schräg, da die Niederländer bekannt als Fischesser mehr Jod zu sich nehmen. Daher ist hier auch die Erkrankungsrate und damit die Operationsrate aus diesem Grund viel niedriger. – Dr.med.H.Garritzmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Rosa Finanzen“ von Fabienne Hurst

 

Im Artikel wird von Rendite bei Goldanlagen geschrieben. Es gibt keine Rendite bei Goldanlagen – nur eine Differenz/Wertsteigerung zwischen An- und Verkauf. Das ist ja gerade das Besondere bei Goldanlagen. Insofern ist der Begriff irreführend und es wird um Berichtigung in einer der nächsten Ausgaben der ZEIT gebeten. Definition: Die Rendite ist der Ertrag einer Geldanlage, der innerhalb eines Jahres erzielt wird, in Bezug auf den Kapitaleinsatz des Anlegers. Somit ist die Rendite ein wichtiger Aspekt zur Erfolgsmessung von Kapitalanlagen. Sie kann sich sowohl auf dien Zinsertrag einer Sparanlage als auch auf die laufende Verzinsung von festverzinslichen Wertpapieren oder auf die Dividendenzahlungen aus Aktien beziehen. – Jan Jäger

 

Ich möchte Sie auf einen inhaltlichen Fehler aufmerksam machen. Sie behaupten, dass “ Bis 1958 brauchten sie in Deutschland…“! Das ist sachlich falsch, denn es betrifft ausschließlich die Bundesrepublik Deutschland! Ich bitte um Richtigstellung! – C. Ober

 

Danke für diesen kritischen Blick auf die konfettibunten Angebote der dubiosen Beraterinnen zum Thema „Geld für Määädels“! Dass es (endlich) etwas gibt, dass das Thema Anlagen und finanzielle Sicherheit auf die vermeintlich „besonderen Bedürfnisse“ der Frauen zuschneidet, soll nicht automatisch heißen, dass diese Dienstleistungen den Frauen was nützen. – Polina Dekarz

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Rückkehr der Ölmultis“ von Heike Buchter

 

Vielen Dank für den o.g. Artikel, der wieder einmal wichtige Fakten darstellt, wobei die von Öl-Industrie und Öl-Inverstoren zitierten Aussagen allerdings gruselig oder bis zum Verzweifeln erschreckend sind. Halbrichtig ist allerdings die Aussage, es sei falsch, den Öl-Unternehmen das Kapital zu entziehen, wenn man hier das Wörtchen „nur“ ergänzt: Es ist falsch nur das Kapital zu entziehen ohne auf verschiedene, besser alle erdenklichen Arten den Verbrauch zu reduzieren: Sei es durch fossil-freie neue Antriebe, fossil-freie Heizungen und Dämmungen, weniger Fleischkonsum, weniger Lebensmittel-Versschwendung, mehr Ersatz von Autos und Flügen durch ÖPNV, mehr Regionalität und Saisonalität etc. etc.

Der prognostizierte weitere Anstieg des Ölverbrauchs bis Mitte der 30er Jahre entspricht leider dem jetzigen Kurs der Menschheit, ist aber bei weiterer Fortsetzung ein selbstmörderischer Kurs, der mit allen bekannten schon jetzt zu beobachtenden und noch drastisch steigerbaren Folgen große Teile der jetzigen und künftigen Kinder und Enkel das Leben, zumindest aber die Lebensqualität kosten wird, wo die bisher im Gegensatz zu vielen im globalen Süden überhaupt eine Lebensqualität haben.

Dass die grünen Technologien die Versorgungslücke nicht schließen können, ist auch halbrichtig, wenn man unterstellt, dass deren Ausbau lediglich mit den jetzigen Anstrengungen fortgesetzt wird und der Anspruch an Energie sich durch steigende Menschenzahlen und steigenden Konsum ohne Bereitschaft zu irgendeinem Verzicht noch steigern wird. Besonders wenn der Anstieg des Ölverbrauchs nur ein Teil des Anstiegs aller fossilen Energien sein wird, steht dieser in krassem Gegensatz und krasser Ignoranz der Berechnung des IPCC, dass beim jetzigen Kurs der Menschheit die 1,5 Grad Marke der Erderhitzung bereits ca. 2030 droht überschritten zu werden.

Diese wurde ja auch deshalb zum verpflichtenden Ziel erklärt, weil darüber eine hohe Wahrscheinlichkeit der Irreversibilität der noch weiteren Verschlimmerung besteht, angesichts der dann vollen Überschreitung der Kipppunkte, der sich selbst verstärkenden Prozesse, mit denen es dann bis zu mehreren Grad Erhitzung kein Halten mehr gibt, selbst im Fall menschlicher Null-Emissionen. Der Beginn dieser Prozesse und Kipppunkte ist ja bereits vielerorts zu beobachten: immer mehr Methanfreisetzungen in den bisherigen Permafrost-Gebieten, immer mehr Waldbrände als sowohl Folge wie auch wieder Ursache von weiteren Verschlimmerungen, immer mehr künstliche Wald-vernichtungen, nicht nur, aber auch um die Agrarflächen-Verluste durch Dürren und Überschwemmungen zu kompensieren, immer weniger Eisflächen und somit auch immer weniger Reflexion der Sonnen-Einstrahlung auf die Erde, etc. etc.

Das Ziel der Pariser Klima-Konferenz, „nach Möglichkeit“ die 1,5 Grad nicht zu überschreiten, kann nach all dem nur noch bedeuten „wenn mit den allergrößten Anstrengungen und notfalls Verzichten auf nicht für Leben und Menschenwürde unentbehrliches möglich“, und nicht, wie wohl immer noch von vielen geglaubt, „wenn es bequem und ohne jegliche Einschränkung von Erträumtem und sonst gefordertem möglich ist“.

Das ist alles nur noch zu erreichen, wenn wir die bestehenden Anstrengungen vervielfachen, also nicht nur etwas mehr, sondern ausreichenden Klimaschutz betreiben, und nicht nur auf einem Sektor der THG-Emissionen, sondern auf (fast) allen: In der Landwirtschaft/Ernährung, im Mobilitätsbereich, in der Industrie, in der Gebäude-Heizung, der Wieder-Vernässung von Mooren, dem Schutz der Wälder der Welt etc. etc., und nicht nur mit einer Strategie, sondern mit (fast) allen verfügbaren, nicht nur mit den technologischen, deren ausreichender Durchbruch offensichtlich noch viel zu lange dauert, falls überhaupt so wie erhofft möglich. Darüber hinaus bedarf es auch massiver Hilfen für den globalen Süden, was noch einmal in Frage stellt, ob für erträumte weitere Konsum-Steigerungen noch genügend Kapital und Fachleute übrig sind.

Viele Menschen scheinen heute zu glauben, dass ein Leben nur dann gut sein kann, man nur dann zufrieden oder gar glücklich sein kann, wenn man mindestens im bisherigen Maße konsumiert, ohne irgendwelche Einschränkungen von Flugreisen, dicken Autos, großen Fleischportionen, und wohl auch ohne den lästigen Anblick von Windrädern in der näheren Umgebung. Es gibt aber bereits viele Menschen, die uns zeigen, dass sie es nicht nur schaffen, ein weitgehend mit dem Klima verträgliches Leben zu führen, sondern dabei auch zufrieden und oft sogar glücklich sein können. Dafür braucht es kein Wunder, sondern nur eine andere Lebens-Philosophie und das „Wagnis“ von Lernen, neuen Erfahrungen und Verhaltensweisen. – Dr. Peter Selmke

 

Die Autorin schreibt: ….”sind die Kurse der Öl-und Gasunternehmen zuletzt gestiegen, was bedeutet, dass Anleger ihre Aktien kaufen.” Man sollte doch vermuten, dass sie weiss, dass Anleger auch Aktien kaufen, wenn diese fallen. Vermutlich meint sie, dass die Aktiennachfrage nur ueber steigende Preise zu befriedigen war. Das sollte dann aber fairerweise auch so ausgedrückt werden. – H. Peter Krebs

 

Wer engagiert sich für den Ausstieg aus der Finanzierung fossiler Energien, dem Hedgefondsmanager Young zufolge? „Eliten, die mit dem Flieger zum Klimagipfel jetten und den Ärmsten der Welt Verzicht predigen“. Ach die sind das Problem? Während Personen wie Herr Young und seine millionenschweren Auftraggeber keine „Eliten“ sind und das Wohl der Ärmsten auf diesem Planeten im Sinne haben? Danke für diesen Artikel der den – mit Verlaub – widerlichen und heuchlerischen Zynismus von Managern wie Herrn Young zeigt. Die Ärmsten werden unter den künftigen klimatischen Bedingungen am meisten leiden (und tun es jetzt schon). Young &Co tragen dazu fleißig bei und loben sich auch noch für ihr Tun. Wir haben noch einen sehr weiten Weg in erschreckend kurzer Zeit zu gehen. – Peter Löffelbein

 


 

 

Leserbriefe zu „Ihr Hobby: Boxen“ von Matthias Krupa

 

„Leben mit Privilegien“ „Ihre Eltern – Russisch und Japanisch – Klassische Laufbahn – Im Élysée – Ministerin und Präsidentin“ sind keine Privilegien. Es sind Vorteile. Privilegien sind Sonderrechte, die Einzelnen/ Gruppen vorbehalten sind. Hätte sie z.B. die Sprachen nur erlernen können, weil sie weiß ist, dann handelte es sich um ein Privileg. – Annette Schwoll

 

Zu Valérie Pécresse – Russischkurs im Sommercamp der Jungen Kommunisten! Mein Wohnort Offenburg ist ein Vorort von Strasbourg, zumindest betrachte ich ihn als solchen. Ich (Beamter im Ruhestand) halte mich deshalb oft dort auf. Neben meiner Anhängerschaft für den Fußballverein Racing Club Strasbourg Alsace sind – in kultureller Hinsicht – die Conférences in der Librairie Kleber (hochrangige Persönlichkeiten: u. a. Hollande, Cazeneuve, Ganzer, Viliani; sehr gutes Französisch) fester Bestandteil meines Kalenders.

Das Programm für den 12. Februar 2020 lautete: „17h00 : Valérie Pécresse – Et c’est cela qui changea tout – livre-interview avec Marion Van Renterghem“. Zu Hause habe ich „Valérie Pécresse“ gegoogelt und insbesondere von ihrem Russischkurs im Sommercamp der Jungen Kommunisten erfahren. Auch ich lernte in den letzten drei Jahren vor dem Abitur (1973) etwas Russisch.

Als ich im Salle Blanche der Librairie Kleber ankam, war Mme. Pécresse und ihre „Entourage“ schon anwesend. Ihr Aufenthalt in Strasbourg diente insbesondere dazu, den LR-Spitzen-Kandidaten für die Kommunalwahlen, Jean-Pierre Vetter, zu unterstützen. Kurz vor 17.00 Uhr stand Mme. Pécresse auf und begrüßte sämtliche Anwesenden mit Handschlag und „Bon Jour“. Bei der Fragerunde meldete auch ich mich zu Wort mit „Gaspascha Pécresse gawarit pa-russki!“, was ihr ein Lächeln entlockte. Ich brachte dann mein Erstaunen zum Ausdruck, dass „Sie in einem von der PCF vermittelten Russisch-Sprachkurs waren“.

Hierauf entgegnete sie mir, dass dies damals nur über die PCF gegangen sei. Dies kam mir seltsam vor, denn ich war mit unserem Russisch-Kurs bereits zu Pfingsten 1972 in Moskau (während des Besuchs von US-Präsident Nixon!), nicht vermittelt von der DKP bzw. KPD, sondern vom CVJM (Christlicher Verein Junger Männer). Als Gast wollte ich aber nicht weiter darauf bestehen. Kürzlich bestätigte mir der Leiter der VHS Krutenau (Université Populaire du Krutenau), dass solche Kurse in der UdSSR nur über die PCF möglich waren. Begriffen habe ich es immer noch nicht, dass dies noch in den 1980er Jahren der Fall gewesen sein soll.

Scherzhaft habe ich schon zu Freunden gesagt: „Wenn Pécresse die Wahl gewinnt, dann wasche ich meine rechte Hand nicht mehr!“. Ausgeschlossen erscheint mir dies nicht. Wenn sie in den zweiten Wahlgang gegen Macron kommen sollte, dann stellt sich insbesondere die Frage, was die Wähler von Le Pen und Zemmour (derzeit zusammen 30 %) machen werden.

Zwar hat sie „den Kärcher“ herausgeholt, aber bei aller Brillanz (bac avec 16 ans, ENA, russe et japonais) des Deutschen scheint sie nicht mächtig zu sein, so wie sie den Hochdruckreiniger ausgesprochen hatte, „Kärschäär“ – schrecklich! Da lobe ich mir Bruno Le Maire. Spricht eigentlich ein deutscher Bundesminister ein einigermaßen akzeptables Französisch? Es stellt sich auch die Frage, ob die Russischkenntnisse von Mme. Pécresse noch aktiv sind, oder nur dazu dienen, ihren Lebenslauf „aufzuhübschen“ (vgl. ANHANG).

ANHANG: Nach Erlangung des Zweiten Juristischen Staatsexamens – am Tag der „Schande von Gijon“, dem WM-Gruppenspiel Deutschland gegen Österreich – bewarb ich mich bei der damaligen Deutschen Bundespost. Bei der Angabe der Fremdsprachenkenntnisse überlegte ich lange, wie ich mein Russisch aufführen sollte. Vorsichtig offensiv, „russisch: elementare Grundkenntnisse“, zwar wohl eine Tautologie, aber ich wollte mir den Vorwurf ersparen, „aufzuhübschen“. Beim Einstellungsgespräch im „Postministerium“ wandte sich dann ein Interviewer auch – unvermittelt – auf Russisch mit „Der Herr spricht russisch?“ am mich, worauf ich mein Russisch-Standardmodul „Ja, ein wenig, aber nur schlecht!“ abspulte.

Die „Warum“-Frage lavierend beantwortend entgegnete der Interviewer, dass ich bei wahrem Interesse an der russischen Sprache „die Prawda über den Postzeitungsdienst hätte beziehen können!“. Ich konnte nur das „Was-wäre-wenn“-Argument ziehen: „Bei einem Prawda-Abo würden Sie mir jetzt entgegen, dass dies doch ‚erhebliche Zweifel an der Verfassungstreue‘ begründe!“. Dann war Ruhe, dieser Interviewer war bedient. Aber aus zwei weiteren Interviewern platze – auf-die-Schenkel-klopfend – eine Lachsalve heraus.

Am 1. Oktober 1982 wurde ich als Postrat zur Anstellung vereidigt, einige Stunden vor der erstmaligen Vereidigung von Dr. Helmut Kohl zum Bundeskanzler und drei Tage vor der von Dr. Christan Schwarz-Schilling zum „Postminister“. Nach der Einigung wurde im Ministerium gemunkelt, dass der Interviewer mit der an mich gerichteten „Prawda-Abo“-Frage ein Mitarbeiter von „Horch und Guck“, vulgo: Stasi, gewesen sei. – Walter Funk

 

Wahrscheinlich reagiere ich zu spät. Ich bin erst heute dazu gekommen, Ihren Artikel zu lesen. Sie zitieren darin eine Aussage, die Valerie Prècesse gemacht haben soll: „den Kärcher aus dem Keller zu holen, um mit dem Hochdruckreiniger …Problemviertel zu säubern.“ Diese Aussage stammt meines Wissens aber originär von Nicolas Sarkozy und sorgte seinerzeit für einige Aufregung. Der Begriff „kärchern“ hat es seitdem jedoch geschafft, in den französichen Wortschatz aufgenommen zu werden… – Monika Sander

 


 

 

Leserbriefe zu „Was ist Sex?“ Gespräch mit Amia Srinivasan von Elisabeth von Thadden

 

„Sie sagte sich: Mit ihm schlafen ja – aber nur keine Intimität!“ (Karl Kraus, 1874-1936, österreichischer Schriftsteller, Publizist, Satiriker, Lyriker & Dramatiker) Alles klar, jetzt kenne ich endlich den Sex aus der Sicht einer Philosophin! Nun weiß ich, was ich beim „Sex treiben“ bisher immer so schrecklich vermißt habe! „Sex ist in Bewegung umgesetztes Gefühl.“ (Mae West, 1893-1980, US-amerikanische Schauspielerin, Sängerin & Autorin) – Klaus P. Jaworek

 

Ohne Hinweis auf die Schrift von Alenka Zupancic „Was ist Sex? Psychoanalyse und Ontologie“, die Sexualität in Verbindung mit dem Unbewussten zum Begriff einer unschliessbaren Lücke und damit zu einer lückenhaften Ontologie, also einem Denken des Seins in seiner Inkonsistenz, führt, trägt das Gespräch der Zeit mit Amia Srinivasan den Titel „Was ist Sex?“. Dies bleibt unerwähnt. Erwähnung findet etwas anderes: das Freud das sexuelle Begehren für einen natürlichen Instinkt hielt. Das ist so nicht richtig. Freud hat den Trieb, der im Englischen fälschlicherweise als instinct übersetzt wurde, als Grenze zwischen dem Körper und der Seele angesetzt. Er ist also eine Art Übergang. Das sexuelle Begehren entspringt eben nicht ausschließlich dem Körperlichen, sondern den Orten der Berührung von Körper und Seele. – dr. med. m.a. ralph weber

 


 

 

Leserbriefe zu „Und zwischen ihnen steht ihr achtjähriges Kind, das nicht weiß, wem es glauben soll“ von Daniel Müller und Alexander Rupflin

 

Meine Familie hat versucht, mich zu einer Rücknahme der Abo-Kündigung zu bewegen. Das habe ich ernsthaft bedacht. Nun erscheint aber in der Zeit von heute ab Seite 15 im Dossier ein ähnlich bizarr kumpeliger Text, diesmal zu einem Sorgerechtsstreit. Wieder sind die Namen der Personen durch die vielen Kontexthinweise durch kurze Recherche zu dechiffrieren, wieder wird im Blick auf die Frau und den Mann eine klare Parteinahme deutlich, obwohl der Text offensichtlich antäuscht, beide Perspektiven beleuchten zu wollen.

Abgesehen von der Frage, was die Inhalte eines (um die entsprechende Passage auch noch korrigierten) Arztbriefes in einem Artikel zu suchen haben, wird in der Beschreibung eines komplexen, sicherlich mit hoher Emotionalität geführten Sorgerechtskonflikts durchgängig die Perspektive des (zu diesem Zeitpunkts im Verfahren erfolgreichen) Mannes eingenommen: Er wird mit seinen Sorgen und Ängsten teilweise wörtlich zitiert, die Entschuldigung der Tochter wird In der Beschreibung der Frau wird alles Mögliche insinuiert:

Von einer Eifersucht auf die Tochter über die Rachsucht und das (hoch komplexe und in seiner diagnostische Schärfe) strittige Münchhausen-by-Proxy-Syndrom bis hin zum Behalten des Überwachungsmonitors (das auch Ausdruck von Sorge sein könnte, hier aber als Indiz für die Krankheit der Mutter nahe gelegt wird. Das wird dann abgerundet durch die in der ersten Spalte auf Seite 17 eingespielte, im Text unbelegte Behauptung ideologisch verblendeter Mutterschutzorganisationen – der elegant auf den Punkt bringt, dass die Autoren des Textes die hier beschriebene Frau offenbar für eine dieser Mütter halten, die den Vorwurf sexueller Gewalt als Waffe benutzen würden.

Fakt ist: Die Autoren wissen das alles nicht, sondern sie deuten es in ein (in Teilen ja auch immer noch laufendes) Verfahren hinein. So könnte es gut auch auf der Seite einer Väterrechtsorganisation stehen, mit den misogynen Untertönen würde es sich auch gut in der Boulevardpresse machen (dann wären nur die Sätze vielleicht etwas kürzer, aber der ankumpelnde Tonfall zum Mann würde sich da prima einpassen). Fakt ist: Wir als Leser*innen, ich als Leserin wissen es auch nicht. Nach diesem Text auch nicht im Ansatz genauer, nur eine diffuse Wolke von mütterlicher Schuld und väterlicher Sorge bleibt hängen.

Das kann natürlich auch alles ganz genau so sein – es ist bloß nicht belegbar und dann in seiner Wirkung in meinen Augen fatal. Natürlich haben alle Menschen immer eine Idee dazu, wer wohl recht hat, in Familiengerichtsverfahren bringen sicher alle immer auch ihre eigene Biografie und politischen Überzeugungen ein. Das ist in vielen Fällen auch schon im Alltag unangemessen. Es ist aber sicherlich nicht die Aufgabe einer Zeitung mit redaktionellem Qualitätsanspruch, diese Problematik mit ihrem Megafon zu verstärken. – Susanne Offen

 

Den Autoren ist für ihre beharrliche Recherche und anschauliche Berichterstattung aufrichtiger Respekt zu zollen. Trotz zurückhaltenden Formulierungen lassen sie am tatsächlichen Geschehensablauf keinen Zweifel. Im Zuge beruflicher Fortbildung wurden und werden Familienrichter/innen (auch ich war ein solcher) schon seit Jahrzehnten unter anderem darüber unterrichtet, dass sie bei derartigen Konfliktlagen auch mit dem „Mißbrauch mit dem Mißbrauch“ zu rechnen haben und wie sie damit umgehen sollten. Es wäre unentschuldbar, wenn dennoch Jugendamtsmitarbeiterinnen der Ideologie „Gute Mutter, böser Mann“ verhaftet wären (der beschriebene Geschehensablauf weckt diesen Verdacht).

Freilich ist es für Menschen mit „gutbürgerlicher Sozialisation“ schwer, nicht der Suggestionskraft von Soziopathen*innen zu erliegen, die in ihrem Innersten zutiefst davon überzeugt sind, dass die Verfolgung ihrer Interessen buchstäblich jedes Mittel „heiligt“ und die deshalb nicht das geringste Problem damit haben, „im Brustton der Überzeugung“ ihre „subjektive Wahrheit“ vorzutragen – und danach zu handeln. Die Übergänge zur psychischen Erkrankung, z. B. einer paranoiden Schizophrenie, sind fließend. Das kann die im Dossier beschriebene Tragik bewirken oder gar Schlimmeres (beispielsweise den „erweiterten Selbstmord). Merle und ihrem Vater ist zu wünschen, dass sie möglichst gut mit ihrem Schicksal zurechtkommen. – Friedrich Schweikert

 


 

 

Leserbriefe zu „Skurriler Auftritt“ von Evelyn Finger und Hannah Knuth

 

Jetzt lese ich sogar im Wirtschaftsteil (!) NOCH einen Artikel zum Missbrauchsskandal. Der Inhalt erhärtet meinen Eindruck, dass sich die Medien als Parallel-Justiz verstehen, deren Aufgabe es sei, etwas zu tun, was die ordentliche Justiz nicht hinkriege. Man interpretiert Gutachten, als seien sie unhinterfragbare Wahrheits-Quellen, auf Basis derer man ein verbindliches Urteil nach eigenem Geschmack fällen und flächendeckend publizieren dürfe.

Davon abgesehen, dass bereits das Gercke-Gutachten gezeigt hat, wie wenig das mediale Urteil mit dem zu tun haben muss, was da drin steht, ist dies in Sachen Rechtskultur und Verfassungsverständnis aus meiner Sicht höchst bedenklich. Da werden plebiszitäre Parallel-Instanzen installiert, die ihre Berechtigung erhalten sollen über gesellschaftliche Emotionen, die man selber erzeugt hat. Mir scheint, dass der Jagdtrieb momentan derart stark ist, dass man sich des damit verbundenen kulturellen Kollateralschadens überhaupt nicht bewusst ist. Im übrigen: Zur Corporate Identity der ZEIT passt dies ohnehin ganz und gar nicht – bisher. – Kurt Schäfer

 

Immer wenn´s um Eingemachte geht, dann blocken diese katholischen Kirchenmänner kategorisch alles ab, und breiten lieber den ganz großen Schweigemantel über das leidvolle Geschehen und somit auch über die Täterschaft. Jeder katholische Kirchenmann zeigt sich erschüttert ob der Schandtaten und bittet gleichzeitig aus tiefstem Herzen um Verzeihung; ich krieg´da einen Hals! Irgendwie versucht jeder seinen Kopf mit Hals nur aus der Schlinge zu ziehen.

Die toten Täter sind tot, aber was ist mit den noch lebenden Tätern? Wo sind die eigentlich abgeblieben? Sind die vielleicht auch erschüttert und bitten aus tiefstem Herzen um Verzeihung. Aber was ist eigentlich mit den Missbrauchsopfern? Wer frägt da schon nach, wie es denen wohl so geht! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein alter Mann hofft auf Gnade“ von Evelyn Finger

 

Ich versthe Ihren Kummer und Ihre Bekümmertheit über die katholische Kirche und auch über den alten Joseph Ratzinger. Aber wenn Sie glauben, dass er „auf Gnade hofft“, dann kennen sie ihn schlecht. Er ist ein streng gläubiger Katholik für den gilt: „Ob right or wrong, it is my country“. Sein Schreibstil, sichtbar in seinem jüngsten Schreiben, ist für ihn meisterhaft. Er schreibt wie sein eigener Biograph über sich selbst, wie er es lesen möchte. Stlistisch sauber, das sucht seines- gleichen. Besonders zum Schluss, als er ausführt, dass der Herr sein Freund, sein Richter und auch noch sein Rechtsanwalt ist. Was will man mehr erwarten?

Die Gläubigen und zu vielen Leitragenden in den Mißbrauchstaten kommen da zweifelsfrei nicht zu Wort, aber sie sollen in seiner Sicht der Dinge auch nicht zu Wort kommen. Sie sollen sich in das große Ganze seiner Welt- und Glaubenssicht einfügen. Denn dort ist ihr Platz. Aus seiner Warte. Einzig die Freunde werden in einem herrlichen Licht dargestellt. Also, wer viele Freunde hat, der muss sich in dieser Welt um nichst sorgen. „Ein herzliches Vergelt´s“ Gott, so schließt der alte Ratzinger gern seine Briefe. Warum nur wollen so viele ihn nicht verstehen? Er versteht es nicht. Ich verstehe das zwar, er aber offensichtlich nicht. Er betet, dass den Anderen die Gnade der Erleuchtung kommt. – Dr. Detlef Rilling

 

Eines hat der vorläufige Höhepunkt in der Causa Joseph Ratzinger/ Benedikt XVI. überdeutlich aufgezeigt, das Eingeständnis von Schuld erfolgt erst dann, wenn es kein Entkommen vor den Fakten mehr gibt. Fakt ist, dass der emeritierte Papst ein Verschleierungskünstler ist und es mit der Wahrheit nicht so genau genommen hat. Fakt ist, dass er sich in seinem “Entschuldigungsbrief” zuvorderst bei einer kleinen Gruppe von Freunden bedankte und erst dann kommen die Opfer sexuellen Missbrauchs. “Cooperator veritas” , Mitarbeiter der Wahrheit, stand im Wappen des seinerzeitigen Münchner Erzbischofs. Was für eine Ironie! – Franz Josef Dorn

 


 

 

Leserbriefe zu „Gärtnern für die Revolution“ von Christiane Grefe

 

Ich lese Ihre Artikel immer sehr gerne, finde sie informativ und gut lesbar. Leserbriefe schreibe ich so gut wie nie, aber zu Ihrem letzten Artikel in der ZEIT vom 10. Februar 2022 mit der Überschrift Gärtnern für die Revolution möchte ich gerne folgendes anmerken: ganz am Ende schreiben Sie, daß sich die zahlreichen Gartenbewegungen eine Förderung vom Staat wünschen und führen Hamburg als vermeintlich gutes Beispiel mit dem Vertrag zum Erhalt des Stadtgrüns an. Natürlich klingt das auf den ersten Blick toll und nachhaltig, aber an einigen Beispielen, so finde ich, ist deutlich zu sehen, daß Hamburg bzw. die Behörden diesen Vertrag nicht konsequent umsetzt.

Allen voran die Fällung von 27 Bäumen (zwischen 50 und 70 Jahren alt) auf dem Alsenplatz in Altona-Nord, um dort ein Azubiheim für die HASPA zu errichten. https://greenalsenplatz.jimdosite.com/ https://www.abendblatt.de/hamburg/article234330607/haspa-neubau-alsenplatz-umwelt-aktivisten-besetzen-baeume-in-hamburg-altona.html Leider haben hier alle Argumente und Verweise auf den Vertrag zum Erhalt des Stadtgrüns und das Grüne Netz nicht geholfen, die Bäume und damit auch eine der letzten wenigen zusammenhängenden Baumansammlungen im Viertel sind inzwischen Geschichte. Ähnliches ist den Bäumen am Neuen Pferdemarkt zum Eingang der Budapester Straße passiert.

Die Stadtentwicklungsgesellschaft spendiert sich hier ein neues Bürohaus, auch hier sind Bäume im Weg gewesen. Nachdem die dortige Initiative einen Aufschub der Fällung erwirken konnte, wurden die Bäume nun doch zur gleichen Zeit wie am Alsenplatz gefällt (Mitte Januar 2022). https://www.zeit.de/hamburg/2022-01/baumbesetzer-hamburg-gruenflaechen-leerstaende-stadt Meiner Meinung nach ist in Hamburg seit vielen Jahren eine für mich schizophrene Haltung zu beobachten: Themen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit bekommen vermeintlich mehr Bedeutung, aber auf der anderen Seite wird immer wieder wertvolles Stadtgrün vernichtet. Schon beim Umbau der Alsenstraße vor ca. 4 Jahren mußten ca. 7 Bäume entlang der Straße weichen, nur weil die Parkplätze dort neu gepflastert wurden.

In Wellingsbüttel wurde in diesem Januar ein kleines Wäldchen gerodet. Über die vielen Schrebergärten, die zu Bauland umgewandelt wurden, möchte ich lieber nicht nachdenken. Das mögen Entwicklungen vor dem Vertrag zum Erhalt des Stadtgrüns gewesen sein, die Fällungen in Wellingsbüttel, Altona-Nord und Sternschanze/Karoviertel sind es nicht. Insofern finde ich, daß es Hamburg bzw. die Hamburger Behörden in Anbetracht dieser Vorgehensweisen nicht verdient haben, als gutes Beispiel für die Erhaltung von Stadtgrün angeführt zu werden, insbesondere nicht in einer so renommierten Zeitung wie der ZEIT. Ich freue mich aber natürlich auf weitere informative Artikel zum Klimaschutz u.a. von Ihnen. – Renuka Jain

 

In Ihrem Beitrag werden viele Behauptungen in den Raum gestellt ohne sie zu hinterfragen. Da sterben die Bienen und die verdrängten Insekten finden eine neue Heimat. Das ganze Thema wird sehr wichtig genommen und die gewonnenen Erkenntnisse sollen die Landwirtschaft revolutionieren und ökologisch machen .Wie das Thema einzuschätzen ist sagt ein Zitat in Ihrem Artikel: „Die suchen heute nicht mehr Versorgungssicherheit, sondern jeder seinen kleinen Frieden.“ Das ist auch gut so. Die Probleme liegen aber woanders.

Die deutschen verkaufen von der Öffentlichkeit fast unbemerkt ihre Gasspeicher an einen russischen Staatskonzern. Die Gasspeicher sind mitten im Winter nur minimal gefüllt. Europa muss in der Situation den Einmarsch der Russen in die Ukraine befürchten. Die deutsche Landwirtschaft wurde von der nationalen Regierung und durch Europa extrem reglementiert und eingeschränkt durch den Wettstreit zwischen CDU und Grünen. Jetzt soll von der EU nochmals kurzfristig ein Kürzung der Pflanzenschutzmittel um 50% gesetzlich angeordnet werden. Gleichzeitig findet ein extremes Höfesterben statt. Ganz zu schweigen von Marktabhängigkeiten von totalitären Regimen, von Inflation und Preissteigerungen. Unsere Lebensgrundlagen geraten ins Wanken. – Rainer Heukamp

 


 

 

Leserbrief zur Grafik „Wenn Sie eine psychische Erkrankung hätten, würden Sie es Ihrem Chef sagen?“

 

Ich bin in der Rubrik Wissen/Psychologie über die Umfrage der Zeit gestolpert. Ob man den Vorgesetzten davon erzählen würde hängt u.a. vom Geschlecht ab, steht am Ende. Wie sähen die Ergebnisse aus wenn die Frage wie folgt gewesen wäre? Wenn Sie eine psychische Erkrankung hätten, würden Sie es Ihrer Chefin sagen? Das würde mich jetzt mal interessieren. – Stephan Klevenz

 


 

 

Leserbrief zu „Autopiloten werden immer besser … Chauffeure für alle“ von Heike Buchter und Claas Tatje

 

Beide Aussagen sind relativ; auf jeden Fall sollten Fahrer-Innen genug „Kohle“ haben, um das „ganze Zeug“ kaufen zu können. Wir kennen ja das „ganze Spiel des Abzockens“ schon mittlerweile seit Jahrzehnten und nicht nur erst seit den Tagen z.B. des Herrn Piech u.a.m. :“Wir wollen die Nummer 1 werden in der Welt!“ Das massive Werben (und Autobauen) bzgl. des immensen Verkaufes von Autos in China (und anderswo) hat ja bekanntlich seit einiger Zeit einen herben Beigeschmack bekommen, nicht zuletzt durch den irren Verlauf während des sog. „Diesel-Skandals“, bei dem es um manipulierte Software ging, um den „Stinkern“ ein gutes Image zu verpassen und den Käufern „problemlose Autos“ vorzugaukeln.

Nicht zuletzt durch die irre Verschwendung an Rohstoffen bzgl. des Baues von SUV-Autos hat einerseits die Branche ein massives Problem bekommen (Wozu braucht man die „Karren“, wenn Tempolimite die Diskussion beherrschen?), um durch immer mehr „intelligente Technik“ diese teueren Gefährte an den Mann bzw. Frau zu bringen. M.E. Alles ein gewaltiger Querschuß bzgl. einer sauberen Umwelt und an die „Seltenen Erden“ zur Herstellung von Technikteilen führt anscheinend kein Weg an China vorbei, wobei sich hier wieder „die Katze in den Schwanz beißt“, wenn es darum geht, China-unabhängiger zu werden – und das aus gut bekannten Gründen. Nichts gegen intelligenten Einsatz von Assistenzsystemen zum Führen eines Fahrzeuges, aber dabei sollte man es bewenden lassen – das ist die Welt zum Status Quo.

Was in der Zukunft passiert, auch z.B. zur Nutzung von Flugautos o.ä. , wird davon abhängen, inwieweit sich die Nutzer „verschaukeln“ lassen wg. deren „unheimlichen“ Individualisierungsansprüchen. Ich denke, hier sind weltweite Verbote angebracht, um den Allgemeinanspruch in sichere Bahnen zu wissen. Dies ist, um mit Theodor Fontanes „Effi Briest“ zu sprechen, ein „Weites Feld“ … – Rainer Rehfeldt

 


 

 

Leserbrief zu „Die Wirtschaft in einem Satz“

 

Kellerbahnhof ist ein Millardengrab – zur fortwährenden Kostensteigerung von Stuttgart 21. Kostensteigerungen und Verzögerungen beim „bestgeplantesten Projekt Deutschlands“ sind seit vielen Jahrzehnten normal und kümmern im Grunde niemand mehr. Gerne zahlen die Steuerzahler für dieses häufig kritisierte Milliardenprojekt, das als grob unwirtschaftlich und verkehrspolitisch als untauglich eingestuft wird.

Das Projekt aus dem Jahr 1994 sollte ursprünglich 2,6 Milliarden Euro kosten und ist jetzt bei 9,2 Milliarden angelangt. Dies ist die achte Kostensteigerung seit Beginn. Experten schätzen, dass die Baukosten nochmals bis auf über 10 Milliarden Euro steigen werden. Das ist eine Vervierfachung der einst veranschlagten Summe. Es droht die sechste Terminverschiebung bis zu einer möglichen Fertig-stellung.

Wie die Kritiker immer wieder betonten, war Stuttgart 21 von Anfang an ein Immobilienprojekt mit welchem man nur an die Bauflächen der Bahn kommen wollte. Ein Infrastrukturprojekt, wie behaup-tet, war es nie. Bei Insidern werden keine verkehrspolitischen Vorteile gesehen. Im Gegenteil wird diesbezüglich das Scheitern prophezeit.

Skeptiker schlugen schon vor, den Kellerbahnhof und das Tunnelsystem für Pilzzuchten zu nutzen. Dass dies funktionieren könnte, wir an neuesten Fotos deutlich, welche den unterirdischen Bahnhof als finsteres Loch darstellen. Die viel gelobten „Lichtaugen“ tragen kaum zur Helligkeit im Untergrund bei. In den gefakten Werbebroschüren wurde der unterirdische Bahnhof immer als lichtdurchflutetes Sonnenbad dargestellt. Viele Befürworter haben sich dadurch an der Nase herumführen lassen und sind auch heute noch begeistert. – Conrad Fink

 


 

 

Leserbrief zu „Darf man das noch?“ von Uwe Jean Heuser

 

Geht´s noch? Den Freeridern wird vorgehalten, dass ihre „Argumentation schon egoistisch“ sei. Und Herrn Heusers eigene Aussagen als – wie er selbst nicht zu erwähnen vergisst – Leiter des (meist peinlich wirtschaftsoptimistischen) Nachhaltigkeitsressorts GREEN, wie steht es damit? Nur zwei Aspekte, auf die er eigentlich auch selbst hätte kommen können: Schön, so ein nachhaltiges 4-Sterne Superior Hotel wie der Leitlhof, der mit seinem eigenen Kraftwerk „gespeist aus dem Familienwald und anderem lokalen Holz“ nicht einmal den nötigen Strom für die Hochsaison erzeugt.

Sind das wirklich nur Holzabfälle, die da zum Einsatz kommen? Nur dann ist eine Pelletsheizung nämlich ökologisch vertretbar. Wie lange würde es dauern, die Alpen komplett zu entwalden, wenn alle Beherbergungsbetriebe auf so eine umweltfreundliche Energieversorgung umstellten? Und eigentlich könnte man mit den Pellets auch gleich noch Lifte und Schneekanonen betreiben. Da gibt es für den ohnehin knappen Rohstoff Holz deutlich bessere Konzepte einer nachhaltigen Nutzung!

Apropos Holz, wahrscheinlich fährt Herr Heuser natürlich Retro-Bretter aus heimischem Ahorn, präpariert mit den Bienenwachsresten vom Weihnachtsbaum. Gestiefelt in stabilen Lederschuhen, von Kopf bis Fuß in wärmende Schafwollklamotten gehüllt. Oder könnte es sein, dass auch die Beläge seiner hochmodernen Carver etwas Mikroplastik auf der Kunstschneepiste hinterlassen, genauso wie die Skistiefel bei jedem Schritt und die tolle Plastik-Funktionsbekleidung bei jeder Bewegung? Aber wer wollte so etwas denn dem Skifahren als Umweltbelastung anlasten? Etwas ganzheitlicher wäre so eine Betrachtung vielleicht schon. Und ob man das dann noch darf, muss natürlich jeder selbst entscheiden.. – Peter Kleinknecht

 


 

 

Leserbrief zu „Die vielen Farben des Eigensinns“ von Jürgen Habermas

 

„Das stereotyp wiederholte, halb fragende >ja<“ des Herrn Kluge bezeichnet eine wesentliche Grenze. – Paul Zwirchmayr

 


 

 

Leserbrief zu „Politik im Visier“ von Anne Hähnig et al.

 

Aktivitäten und Methoden der Querdenker-Szene zu bekämpfen ist die eine Sache. Zu verstehen, wie es zu der von denen ausgehenden Gewalt kommt, die dazugehörige andere. Durch die Bündelung ihrer Ansinnen meinen alle sich auf der Ebene der Querdenker befindenden, stark zu sein, also ihre Kräfte effizient auf ausgewählte Ziele richten zu können. Aber das ist ein Trugschluss, der den Protagonisten nur dadurch plausibel erscheint, weil sie nur das als gültige Wirklichkeit anerkennen, was sie selbst bestätigt. Damit reduzieren sie sich selbst auf standardisierte Flecken innerhalb funktionaler Weltbilder und verhindern damit die eigentliche Herausforderung:

Ihr Wirklichkeitsverständnis über die Funktionalität der alltäglichen Existenzsicherung hinausgehen zu lassen. Sie meinen, soziale Beziehungen und Strukturen als kontrollierbare Systeme etablieren zu können – punktuell darstellbar und mit Totalitätsanspruch. Das nenne ich vorsätzlichen Wirklichkeitsverlust. Übrig können da nur noch Illusionen bleiben. Und wer die mit Gewalt verteidigt, schadet sich selbst, weil sein Wirklichkeitsverständnis immer geringer und demzufolge sein Unzufriedenheit immer größer wird. – Christoph Müller-Luckwald

 


 

 

Leserbrief zu „Bald, aber nicht jetzt“ von Andreas Sentker

 

Warum wird in Deutschland die letzte Covimo-Studie des RKI nicht zur Kennntnis genommen? Das RKI mißtraut den eigenen Tahlen und führ regelmäßig Befragung zur Impfqute durch. In der letzten Auswertung (Zeitraum 04.11-18.12. 21): gaben 90 % an, einfach-, und 85 % doppelt geimpft zu sein. Seither sind die damals einfach Geimpften alle zweifach geimpft, es sind also 90 % der Deutschen doppelt geimpft. Auch wenn man die Unsicherheiten einer Umfrage berücksichtigt, sind wir auf dem gleichen Stand wie Dänemark, wo am 16.02.22: 83.4 % einfach- und 81.5 % doppelt geimpft sind.

Boosterimpfungen: Dänemark aktuell bei 62.6 %, Deutschland bei 55.7 % (auch diese Zahl ist mit hoher Wahrscheinlichkeit höher. Trotzdem wiederholt auch die Zeit wie ein Mantra den Satz: „Wir können nicht wie die Dänen öffen, weil wir eine deutlich niedrigere Impfquote haben“. Die Dänen, Schweden und Briten haben die Chance ergriffen, durch Omikron eine weitgehende Immunsierung ihrer Bevölkerung zu erreichen. Bis Deutschland richtig öffnet, ist Frühjahr und die Infektionszahlen sinken. Ich befüchte, daß sich unsere nördlichen Nachbarn im nächsten Winter ins Fäustchen lachen, wenn Deutschland unter einer erneuten Covid-Welle leidet.. – Dr. Matthias Staiger

 


 

 

Leserbrief zu „WIE WIR REDEN: Mit 35“ von Dimitrij Kapitelman

 

Ich weiß, auch in der besten Zeitschrift gibt es mitunter Artikel ,welche nicht jedem zusagen. Nachdem wir als ungeimpfte(ja es gibt noch ein paar davon),durchaus an Corona glaubende Menschen ohne jegliche radikale Gesinnung ,mit Hang zur Bodenständigkeit, die letzten beiden Coronajahre mit ihrer Zeitung gesund durchschifft haben,stelle ich mir mal wieder die Sinnfrage ,ob ich mir die wöchentliche, unterschwellige Impfpropaganda antun soll.Ich finde langsam, dass 2 Jahre genug sind .

In der letzten Ausgabe der Kommentar von Mariam Lau über Söders Wendehalsigkeit S.23 S.schlussatz. Unter anderem gipfelt es im völlig sinnlosen Artikel aufS70/ mit 35, bei dem wenigstens trotz Nullaussage( komischer Kaviarkauf )auch das böse Wort Spaziernazis fällt(alle Spaziergänger werden also mit Nazis gleichgestellt.Danke! Die Pressefreiheit sorgt unter anderem dafür ,daß unser ,aus diversen Talkshows bekannter Gesundheitsminister es in ihren Livestream geschafft hat.“Zeit meets Impfkampagne“.

Herr di Lorenzo,wir sind nicht immer einer Meinung und ich bin auch skeptisch.Warum man heute noch Schiffsreisen anbietet,wie unwahrhaftig sich das in der heutigen Zeit anfühlt.Ökologisch aktive Unternehmen schalten i.d.R.keine grossen Werbeanzeigen und kümmern sich lieber um eine gute Qualität ihrer Produkte.Eine weitere Frage wäre, warum man so vehement seit 2 Jahren Impformationen(mein eigen Wort) streut.Mündige Bürger verfügen doch über genügend Geistesgegenwart ,selbst einschätzen zu können ,was gut für sie ist und benötigen keine medialen Zuträger,oder?

Irgendwann sollten wir aus dieser Haltung einen Weg herausfinden und wieder zum Tagesgeschehen übergehen.Das wäre neben dem Ende aller ,auch vieler sinnloser Massnahmen sehr befreiend. Bis dahin rühme ich mich ,als Leser nicht zu ihrer Hauptzielgruppe zu gehören.Schiffsreisender mit Professur, 3 x geimpft und 1 x geboostert,damit man weiterhin alles machen kann in der Welt.(zum Beispiel Schiffsreisen) Mein einzig Trost liegt wohl in Harald Martensteins wöchentlicher Seite.Das hat Stil!. – Hans Rauch

 


 

 

Leserbriefe zu „Über einen Brief vom Gesundheitsamt und die Frage, ob Deutschland einer Impfpflicht gewachsen ist“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Ein wunderbarer Text, der einen lachen und weinen läßt. Vielen Dank! – Jürgen Sievert

 

Unsägliche Kolumne Wieder zeigt Martenstein in seinem Beitrag, sein seriöses Halb- bzw. Unwissen. Ich bin trotz Boosterimpfung mit COVID infiziert. Probenentmahme war am 4.2., am Samstag dem 5. kam der Bescheid, am Montag 7. schreibt das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf und am 10. war das Schreiben gemeinsam mit der ZEIT im Briefkasten. Bereits im Bescheid zum PCR-Test wird auf die Seite infektionsschutz.de hingewiesen, und es werden Kontaktbeschränkungen empfohlen.

Das gleiche Bezirksamt, das gleiche Procedere und nur viel schneller als beim Kumpel von Martenstein? Hier wollte er polemisieren und Menschen an den Pranger stellen. Nur soviel am Rande, der besagte Bezirk ist zurzeit der am stärksten betroffene Bereich in der Pandemie, die Inzidenz liegt über 2.500. Den Vogel schießt Herr Martenstein mit seinem Vergleich ab. Fremdwortfeindlichkeit! Hier muss die unsägliche Nazikeule raus. Das ist geschichtlicher Blödsinn und in der heutigen Zeit, in der Diktaturvergleiche gern gebraucht werden, in der ZEIT völlig unangebracht. Aber eigentlich brauchte er es nur um mal wieder gegen das Gendersternchen zu polemisieren. Das ist erbärmlich. – Roger Kutschki

 

Danke für Ihre Kolumne; wiedermal ein gelungener „Martenstein“, der die Unmöglichkeit der Umsetzung der Impfpflicht (leider) realistisch beschreibt, aber dafür die Bedeutsamkeit eines Faxgerätes hervorhebt. Da war doch mal ein Koffer in Berlin; warum nicht öffnen, vielleicht findet man die oftmals prognostizierte digitale Zukunft darin. – Bernd Ritter

 

„Leider ist es eine typisch deutsche Eigenschaft, den Gehorsam schlechthin für eine Tugend zu halten. Wir brauchen die Zivilcourage, „NEIN“ zu sagen.“ (Fritz Bauer, 1903-1968, deutscher Jurist) Das ist reines Kabarett-Programm, das aber kein Kabarettist erfinden konnte. Nein, das ist nur typisch deutscher Gehorsam. Was da mal gesetzlich beschlossen wurde, da muss auch umgesetzt werden; eigenständiges Denken ist weiterhin verboten, denn die Gefahr zum Querdenker zu werden, die ist einfach riesengroß!

„Die Lage ist ernst, aber weitgehend unbekannt“, dieser Satz sagt alles aus über uns Deutsche und über unsere reindeutsche Pandemie, die in Deutschland weiterhin sehr fröhliche Urständ feiert und nur von den Politikern befeuert wird. Der Rest der Welt hat diese Pandemie längst schon abgehakt, oder diese im Tal der Vergessenheit vergraben. Prosit, daraufhin noch ein Glas im Stehen mit einem Absonderungsunterbrechungsantragsablehnungsbescheid in der Hand! „Auch blinder Gehorsam wird mit offenen Augen gegangen.“ (Erhard Blanck, *1942, deutscher Schriftsteller, Maler & Heilpraktiker) – Klaus P. Jaworek

 

Die „Absonderung“ des Berliner Gesundheitsamtes „mittels Verknastung“, um es digital aufzurüsten – genialer Glossen-Gedanke! Wenn sich dort noch Karl Lauterbach samt einem grünen und gelben Ampelmännchen einfinden würde, um in Knastklausur ein Impfpflichtgesetz zu basteln, dann könnte vielleicht tatsächlich schon 2025 weißer Rauch aufsteigen, der dem völlig überraschten Volk kundtut: habemus legem! Wäre natürlich denkbar, daß zu diesem Zeitpunkt ein solches Gesetz schon wieder überflüssig ist, ähnlich wie die derzeitigen, mit der Postkutsche gelieferten „amtlichen Absonderungsbescheide“! Doch, solange der Amtsschimmel mit Rauchzeichen, Briefpost und Fax wiehert, werden die hochmodernen Coronaviren einen weiten Bogen um Good Old Germany machen! Welcome now to England and Denmark! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Wie JADEN SMITH, der Sohn von Will Smith, zum Jugendidol wurde. Ein Männermode-Heft“ von Johannes Dudziak im ZEIT Magazin

 

Bislang habe ich mich doch häufiger an einigermaßen interessanten Artikeln in ihrem Magazin erfreuen können aber dieses letzte empfinde ich gelinde gesagt als Zumutung . Wen soll denn bitte ein Jaden Smith und diese untragbare Mode tatsächlich interessieren oder meinen Sie Ihr Leserkreis ist bei den unter20 jährigen anzusiedeln??????Glaube Sie verwechseln da Ihre Zielgruppe, ich finde dieses Heft absolut daneben und nur für Altpapier geeignet ! ,,, mit frdl. Gruß und absolutem Unverständnis für diesen Müll. – Dr. Inge HÜBENER

 

Seit vielen Jahren bin ich Abonnentin der Zeit und habe meist auch mit Interesse das „bunte“ Zeit-Magazin gelesen. Ich stelle nun seit längerem fest, dass es sich beim Zeit-Magazin zunehmend um ein schrilles Mode-Lifestyle-Magazin handelt, das den Luxusmarken als Werbe-Tummelplatz dient. Klar müssen Ausgaben auch durch Werbeeinnahmen finanziert werden, ich frage mich jedoch immer irritierter, wer/was die Leserzielgruppe sein soll: die Handvoll Menschen, die sich Versace, Gucci, Louis Vuitton etc. leisten können/wollen?

Überkandidelte Modelabels, Uhren, Möbeldesign, besteht daraus die Wahrnehmungswelt der Zeit-Magazin-Redaktion? Mir scheint, Sie konzipieren die Ausgaben mit der Zielsetzung, möglichst viele exklusive Werbekunden zu akquirieren. Inhaltlich wird als Alibi ab und zu EIN „lesbarer“ Artikel bzw. Interview in das Heft gepackt. Ich wünsche mir (auch Abonnenten tragen zum Bestand von Printmedien bei) wahlweise aktuelle, gehaltvolle, differenzierte Texte und/oder Bildbeiträge und denke mit Wehmut an die profilierten Beiträge von Wolfgang Bauer und etlichen anderen Journalist/innen. – Kathrin Goddemeyer

 

Ehrlich gesagt : ich ertrage dieses extravagante ZEIT MAGAZIN nicht mehr. Mich stört nicht nur das umweltschädliche Hochglanz – Format, sondern genauso der Inhalt. Abgesehen von der oft lesenswerten Kolumne von Martenstein gibt es fast nichts, was mein Interesse weckt.,sodass ich dieses Magazin jedes Mal ungelesen in die „Tonne kloppe“.

Ich muss nicht unbedingt wissen, wieviele Hühnerställe es wo in Deutschland gibt oder wie Herr Borsche irgendeinen Apparat ausprobiert. Und erst recht geht mir auf den Senkel, wenn gefühlt jeden Monat aus dem MAGAZIN ein extravagantes Modejournal wird. Man verschone mich bitte mit dieser Zeitschrift. Kann ich die ZEIT nicht auch ohne diese Beilage bekommen? – Holger Breede

 

Ich bin seit vielen Jahrzehnten Leser der Zeit und das sehr gerne ! Das Zeit Magazin in jeder Ausgabe enttäuscht mich aber seit geraumer Zeit immer mehr. Mode von der ersten Seite an mit Marken wie Versace, Dior und ähnliche Firmen sind nicht mein Thema. Ich glaube auch, dass ein großer Teil der Zeitleser sich nicht mit diesen Marken identifizieren kann bzw. hierfür das Publikum ist ! Vielleicht erlebe ich es noch das Zeit Magazin wieder mit Freude zu lesen bzw. interessante Berichte darin zu finden. Übrigens, ich bin im Entstehungsjahr der Zeit im Jahre 1946 geboren. – Erich Jordan

 


 

 

Leserbrief zu „SCHACH“ von Helmut Pfleger im ZEIT Magazin

 

Die von Ihnen im heutigen ZM Nr. 7 vorgestellte Lösung zum Wanderkönig-Rätsel hat mich überrascht und ich begann an meiner eigenen zu zweifeln. Meine Lösung lautet nämlich: 1. Kf2 … ; Wenn Schwarz jetzt das drohende h3 matt verhindern will, gibt es m.E. nur die Optionen, Läufer b7 und Turm e8 einzusetzen. Am Ende wäre beides zwecklos: 1. … Lxg2; 2. Kxg2 Te2+; 3. Lxe2+ Habe ich beim eigenen Tüfteln vielleicht etwas übersehen? Wie auch immer: Herzlichen Dank für die nunmehr ca. 4 Jahrzehnte, in denen ich mich an Ihren Rätseln, launigen TV-Kommentaren und spannenden Schach-Geschichten Freude erfreuen durfte! – Thomas Diekhaus