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10. März 2022 – Ausgabe 11

 

Leserbriefe zum Titelthema „»Die Drohung mit dem Atomkrieg ist ein Bluff«“ von Cathrin Gilbert et al.

 

„Bietet es eine Gewähr dafür, dass der Sowjetmensch… seiner Regierung in den Arm fällt, wenn diese … absichtlich oder fahrlässig in eine kriegsgefährliche Situation hineinsteuert? Sicherlich nicht. Der Gehorsam der Bevölkerung gegenüber der Führung, die Bereitschaft, sich mit deren Beschlüssen abzufinden, ist…heute und bis auf weiteres weit stärker als die Abneigung gegen den Krieg“ – diese Einschätzung dämpft die Erwartungen, dass die russischen BürgerInnen es seien, die den Kriegsverbrecher Putin stoppen könnten.

Das ist keine Analyse von Heute, sondern vor rund einem halben Jahrhundert, als der Journalist und Russlandkenner Klaus Mehnert in dem 1958 erschienenem Buch „Der Sowjetmensch“ den Mentalitäten der Russen auf die Spur kommen wollte. Was tun? Nicht Aufrüstung, sondern Interkulturelles Lernen und realistischer Umgang mit den Vielfalten in der Welt ist gefragt! – Dr. Jos Schnurer

 

Viele, viele Menschen – sicherlich der Großteil Ihrer LeserInnen, bemüht sich um Differenzierung. Denkt und spricht GEGEN VERALLGEMEINERUNGEN und PAUSCHALE ZUWEISUNGEN etc. Weil wir wis-sen, welche furchtbare Folgen all dies hat, bemühen wir uns im achtsame und exakte Ssprache, um päzise Beschreibungen und Aussagen. Bisher hatte ich das auch in der ZEIT so wahrgenommen. Umso entsetzter war ich als ich gestern in der mail- Bewerbung der aktuellen Ausgabe lesen musste: ‚Präsi-dent W Selensky spricht …und darüber, dass er den Russen alles zutraut…‘ Hat er das wirklich gesagt ? (ich habe das Interview noch nicht gelesen)

Und wenn doch: es ist ja kein Zitat, das sie hier verbreitet haben. Die Verantwortung kann also nicht auf Herrn Selensky geschoben werden. Mir ist natürlich klar, dass dies und jenes passieren kann. Wir sind alle Menschen. In dieser Angelegenheit – die ja nun wahrlich auch ein sehr besonderes – und gleichzeitig ein altesThema ist (nämlich die Differenzierung von Menschen – gruppen) – darf aber so etwas nicht in die Welt geschickt werden. (Wenn ‚Die Welt‘ so was schreiben würde: na ja, die…. Aber: die ZEIT ???)

Bitte NIE wieder. Danke Es sei noch gesagt, dass ich im Grundsatz mit den Berichten/Artikeln etc zum Ukraine-Krieg sehr zufrieden/beeindruckt/erfreut über die intellektuelle Schärfe bin, besonders auch die vieler GastAutoren !! Freue mich schon auf die ak-tuelle Ausgabe. – Heiner Schalück

 

Aufschrei: Als Menschen, Christen, Bürger, Lehrer der Nachkriegsgeneration haben wir zunächst – im Rahmen unserer Möglichkeiten – zur Versöhnung in West und Ost beigetragen. Europa war uns wichtig und, dass dort dauerhaft ein Raum des Friedens sei. So entstand eine europäische Friedensarchitektur, die in der Wiederherstellung der deutschen Einheit ihren Höhepunkt fand.

Später – im Maße der Entwicklung unseres Wohlstands – wurde uns die ungerechte Verteilung der Güter unserer Erde, dass wir auf Kosten anderer und der Zukunft leben, bewusst. Dies spornte unser Denken und Handeln zum Engagement für den ‚Süden‘ unseres Planeten an. Zunehmend drängte sich ein Bewusstsein für die ‚Grenzen des Wachstums‘, für die Gefährdung einer global zu denkenden Umwelt auf. So lernten wir, im Horizont der Einen Welt wahrzunehmen und versuchten, unser Leben am Dreiklang: Gerechtigkeit – Frieden – Bewahrung der Schöpfung auszurichten, und bemühten uns um Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit.

Bei all dem gab es Hindernisse, Rückschläge, neue Probleme im Wettlauf mit der Zeit. Aber es gab auch Fortschritte… Der nun aufgezwungene Krieg in Europa, verbunden mit viel sinnlosem Leid, Tod, Zerstörung von Natur und Kultur, macht auch vieles von dem zunichte, was ‚viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun‘, geschaffen haben, um das Angesicht der Erde menschlicher zu machen. So ist die eindringliche Botschaft dieser kleinen Leute, die nicht wollen, dass ihr Lebenswerk zynisch zerstört wird: ‚Beendet umgehend diesen Krieg! Er darf um Gottes, der Menschen, der Welt und ihrer Zukunft willen nicht sein!!! Es gibt wahrhaftig anderes zu tun!‘ – Wilhelm Steinmann

 

Putin scheint vergessen zu haben, was Krieg ist. Vielleicht sollten die Kinder der Erde – auch die russischen – ihm noch mal erklären, was Krieg ist. – Karlheinz Rentschler

 

Wie kann Russland da wieder rauskommen? Russland ist mit Abstand das größte Land dieser Erde. Es ist ein an Bodenschätzen unermesslich reiches, militärisch übermächtiges und daher stolzes und nationalbewusstes Land. Daher fordert es – aus seiner Sicht zu Recht – von anderen Ländern Respekt, Anerkennung und Entgegenkom-men bis zur Unterwürfigkeit ein – notfalls auf Angst begründet. Dieser Eigensicht steht derzeit die Einschätzung fast der ganzen übrigen Welt entgegen, bei der nur noch Furcht, Verachtung, Wut und Hass einem menschenverachtenden Regime gegenüber übrig geblieben sind. Meiner Meinung nach gibt es für Russland nur einen einzigen erfolgver-sprechenden Ausweg aus diesem Dilemma, mit dem es sich wieder die Achtung der übrigen Welt erringen könnte.

1. Sofortige Einstellung sämtlicher Kriegshandlungen in der Ukraine und vollständiger Abzug aller russischen Truppen, Freischärler und Untergrundkämpfer aus der gesamten Ukraine einschließlich der Krim. 2.Friedensschluss mit der Ukraine und Hilfe bei der Beseitigung der Kriegsschäden und beim Wiederaufbau des Landes einschließlich der Zahlung von Reparationen. 3.          Gegenseitige Vereinbarungen mit der Ukraine über gleichberechtige nachbarschaftliche Beziehungen auf politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet zum Nutzen bei-der Seiten.

So absurd und utopisch dieser Vorschlag auf den ersten Blick klingen mag, wage ich zu behaup-ten, dass er auf lange Sicht für Russland sogar Schadensbegrenzung bedeuten könnte. Billiger kommt Russland auf dem jetzt eingeschlagenen Wege nicht davon. Daher würde es sich lohnen zumindest einmal über einen solchen Weg nachzudenken, vor allem in Russland. Sein wahnsin-niger Präsident wird dazu allerdings nicht mehr in der Lage sein.

Eine weitere Utopie zu denken ist möglicherweise schon vermessen: Russland schafft sein Mili-tär ab – es gibt niemand auf der Welt, der Russland anzugreifen droht – und nutzt den dadurch gewonnenen Reichtum zusammen mit seinem ungeheuren Reichtum an Bodenschätzen zur Ver-besserung seiner Infrastruktur, der wirtschaftlichen Lage eines Großteils der Bevölkerung und zu Hilfen für notleidende Menschen überall auf der Welt. Welches andere Land könnte einem sol-chen Staat Achtung, Respekt und Anerkennung versagen? – Siegfried Krauter

 

Wer stoppt Wladimir Putin bei seinem Höllenritt? Der testasterongesteuerte Männerzirkel von Ge-heimdienstleuten und hochrangigen Militärs in seinem engsten Umfeld ganz sicher nicht. Auf die li-beralen und eher gemäßigten Ratgeber hört Putin bereits seit Jahren nicht mehr. Es ist das Undenk-bare zu befürchten. Putin ist derzeit in die Enge getrieben weil seine militärische Strategie eines Blitzkrieges nicht aufgeht. Die Ukraine leistet eine tapfere und gut organisierte Gegenwehr. Deshalb wird Putin die ukrainischen Großstädte durch Flächenbombardements dem Erdboden gleichmachen und dabei notfalls auch vor dem Einsatz von taktischen Nuklearwaffen oder Chemiewaffen nicht zu-rückschrecken.

Putin dürfte sein Leben dafür geben sein Ziel, ein grossrussisches Reich zu installieren, zu realisieren. Mittels der riesigen Fluchtbewegungen, die er dabei auslöst, versucht er gleichzeitig, Europa zu destabilisieren. Ein teuflischer Plan. Putin kann darauf vertrauen, dass sein Volk, teils ver-blendet durch die russische Propagandamaschinerie, hinter ihm steht. Eine deutliche Mehrheit der russischen Bevölkerung befürwortet diesen Krieg und ist bereit, für den Sieg grosse Entbehrungen auf sich zu nehmen. Das tapfere ukrainische Volk verteidigt unter Einsatz seines Lebens europäische frei-heitliche Werte.

Ganz Im Gegensatz zum feigen Deutschland. Lieber finanziert man hierzulande mittels Erdgasimporten Putins Krieg weiter als vom eigenen Wohlstandsanspruch im Sinne der Solidarität mit einem überfallenen Volk abzurücken. Stattdessen wird tagtäglich im Elfenbeinturm diskutiert. Man mag sich nicht vorstellen was in Deutschland los ist, wenn hier die erste russische Rakete ein-schlägt. Dieses Szenario ist angesichts der Eskalation des Krieges keineswegs abstrakt. Ein Jahr nach dem russischen Überfall auf die Krim im Jahr 2014 hat die Merkel-Regierung mit Russland Nordstream 2 vereinbart. Wen sollte es da noch wundern, dass Putin Europa und seine politischen Vertreter schon lange nicht mehr ernst nimmt.

P.S.: Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat Joe Biden empfohlen, Putin mit Atomwaffen zu drohen. Ich bin ganz sicher kein Anhänger von Trump. Aber so absurd dieser Vorschlag klingt, es ist die einzige Sprache die Putin versteht. Das ist die schreckliche Erkenntnis dieser Tage. Das letzte Jahrzehnt rückblickend betrachtend lässt sich, so widersinnig es klingen mag, konstatieren, dass die Ära Trump mit dessen ständigen Drohungen noch die verhältnismäßig friedlichste Zeit war. Die Erde war, seit es den Menschen gibt, noch nie ein friedlicher Ort.

Krieg und Frieden dominieren die Menschheit. Eine der längsten Friedensphasen in Europa haben wir dem Gleichgewicht des Schreckens zu verdanken. Putin liebt sein Land auf narzistische Weise. Wenn er dessen atomare Vernichtung billigend in Kauf nehmen würde, dann müssen wir, mit oder ohne Drohung, ohnehin mit allem rechnen. Putin verachtet Schwächlinge, die vor den Kameras fast zu weinen beginnen, weil sie der Bevölkerung eingestehen müssen, dass wir energiepolitisch viel zu stark von ihm abhängig geworden sind. Putin war immer Putin.

Er hat aus seinen wahren Absichten nie einen Hehl gemacht. Wie konnte es passieren, dass EU-Politiker wie Merkel, Gabriel, Sarkozy oder Macron ihm auf eine derart naive Weise ins offene Messer gelaufen sind. Haben wirtschaftliche Interessen ihnen vollständig die Sinne und das politische Gespür vernebelt? Insbesondere Merkel, aus meiner Sicht die Hauptverantwortliche dieser Misere, wird von den meisten Medien, aber auch von den Politikern, die ihre Suppe auslöffeln müssen, auf auffällige Weise einmal mehr geschont. – Alfred Kastner

 

Warum zögert der Westen, die Ukraine mit allen Mitteln – auch militärisch – zu unterstützen? Erstes Argument: man will Putin nicht provozieren. – Das ist dumm, denn Putin wird immer alles tun, um seine Ziele zu erreichen. Wenn es dafür keinen Anlass gibt, wird er sich einfach einen Vorwand konstruieren.

Zweites Argument: man will den Krieg nicht noch mehr eskalieren lassen. – Sind bombardierte Krankenhäuser, Streubomben und Millionen Menschen ohne Wasser, Strom und Heizung nicht Eskalation genug? Bei ausbleibendem Fortschritt wird Putin allerdings nicht vor dem Einsatz geächteter Waffen (Gas, Isobaren-Bombe) zurückschrecken, weil er genau weiß, dass dies ohne Folgen für ihn bleiben wird, solange er mit der Atombombe droht. Warum versteht das keiner – sind unsere Politiker alle blind und taub? Warum haben sie Angst vor Putin? Jedes Zögern, jedes Zuwarten betrachtet Putin als Ermutigung, weiterzumachen. Nur dass er beim nächsten Land versuchen wird, die Fehler zu vermeiden, die er diesmal gemacht hat.

Putin ist nicht verrückt. Er ist nur in gewissenloser Atheist, frei von Skrupeln oder Empathie, getrieben allein von seinem Ziel, die Ukraine unter seine Herrschaft zu bringen. Dieses Ziel verfolgt er beharrlich. Er ist dabei eiskalt berechnend und lässt sich dabei von Rückschlägen, Sanktionen und internen Widerständen nicht abbringen. Man darf sich da keine Illusionen machen. Sein Ziel ist aber nicht die atomare Vernichtung Europas, daher wird er auch nicht die Bombe einsetzen.

Hier hat Selenskij vollkommen recht, so wie er bisher immer Recht behalten hat. Vermutlich werden unsere Politiker in 10 Jahren voller Überzeugung sagen, sie hätten alles versucht. Haben sie nicht: den Einsatz von NATO-Truppen in der Ukraine. Und diese Schuld am Leid von 44 Millionen Menschen wird ihnen dann nicht zu nehmen sein. – Ulrich Goede

 

Danke für die ausführlichen Berichte über den Unseligen Krieg in der Ukraine. Ich vermisse allerdings in Ihrer Berichterstattung einen Blick auf die faschistischen, rechtsradikalen Schlägertruppen innerhalb der Ukrainischen Streitkräfte. Einer dieser Militärischen Formationen, bei weitem nicht die einzige, ist das Asow’sche Bataillon , das in Mariupol stationiert ist und dort eine Schreckensherrschaft ausübt. So sollen die vielen griechischstämmigen Einwohner Mariupol mit brutaler Gewalt an der Ausreise gehindert werden.

Bei aller Sympathie für die ukrainischen Menschen sehe ich dennoch in unserem Land eine sehr eindimensionale Berichterstattung. Ein Grundpfeiler unseres Rechtsempfindens basiert auf dem im Römischen Recht verankerten “ audiatur et altera Pars” . Dieser Grundsatz scheint mir, auch in Ihrer Berichterstattung , verletzt. – Dr. Klaus Milde

 

Danke für Ihre Arbeit und Ihr Bemühen authentisch und differenziert zu informieren. Ich vermisse in der Ukraine Berichterstattung eine Perspektive, die aufrichtig über den Kriegsschauplatz hinausschaut und die Dynamik der Machtverhältnisse zwischen allen Beteiligten zur Kenntnis nimmt. So schlimm die Kriegsbilder sind, es nützt den Opfern nicht, wenn wir uns daran festbeissen anstatt realistische Lösungsperspektiven zu suchen und uns für sie einzusetzen.

Ich halte es für wichtig zu erkennen, dass wir sehr wohl Russlands Krieg gegen die Ukraine aufs Schärfste verurteilen und gleichzeitig unseren eigenen Anteil an der Verantwortung für die Eskalation dieses Konflikts annehmen können. Nur wenn wir dazu bereit sind, können wir einen Beitrag zur Lösung leisten. Zwei kluge Beiträge zur Einschätzung sind hier zu finden:

https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3DppD_bhWODDc&data=04%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C608fd9172c22425d2b8608da04104017%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C637826765089574640%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000&sdata=X0aqCJBcpc%2B%2BrZJQZdvobWkAc3SfJkPrlxALxgOg2t4%3D&reserved=0John Mearsheimer und Ray Mc Govern sprechen im Committee for the republic

https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.europematters.com%2Fpodcast%2FNoam-Chomsky-on-the-pandemic-Ukraine-crisis-climate-change&data=04%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C608fd9172c22425d2b8608da04104017%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C637826765089574640%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000&sdata=CPmVsMuB8%2F1z688xZYnXpznl1IcomyaXmHLZvdLEFhg%3D&reserved=0Noam Chomsky im Interview zur Ukraine-Krise 4 Wochen vor der Invasion. – Nina Zhao-Seiler

 

Zeitenwende, aber in Gänze ! Scheinbar haben wir die imperialen globalen militärischen wie wirtschaftlichen Machtgelüste Russlands und Chinas noch immer nicht verstanden. Der brutale Freiheit vernichtende russische Angriffskrieg sollte uns wachrütteln.Wenn wir unsere freiheitlichen demokratischen Demokratien in der Zukunft sichern wollen, reicht es nicht nach Gas, Öl, Weizen zu jammern.

Zeitenwende in Gänze heißt eine moralische Stärkung der Demokratie, Schluss mit der „Ich Welt“,mehr Gemeinsinn, 18 Monate Dienst beim Militär oder im Sozialen Bereich, Staatsfeinde wie die Reichsbürger und die AFD sind einer Demokratie nicht würdig und gehören verboten, Grenzen setzen für Klein um Groß, Freiheit ja , aber nicht grenzenlos! Und die Versicherung „Demokratie und Freiheit „ kostet Geld und vor allem europäische Anstrengung! – Dr. Wolfgang Adam

 

Corona und Putin haben uns gezeigt, dass nichts bleibt, wie es ist. Die Pandemie verliert langsam ihren Schrecken, jetzt überfällt ein irrer Autokrat einen souveränen Staat. Dinge, die wir vielleicht irgendwann mal überdenken wollten, verlangen nun kurzfristige Entscheidungen. Wir erhöhen Militärausgaben, kündigen (vielleicht) Lieferverträge für Öl und Gas und suchen Alternativen dazu. Wir verhängen gemeinschaftlich Sanktionen, nehmen Einschränkungen und Preisanstiege in Kauf.

Wir kümmern uns um zigtausend Flüchtlinge. Die Weltgemeinschaft ächtet nahezu gemeinschaftlich einen schrecklichen Autokraten. Und nebenbei bemerken wir, dass wir in einem fragilen System leben, in dem viele voneinander abhängig sind. Durch das Drehen weniger Stellschrauben, ändert sich nun alles! Eine ziemlich schmerzhafte Erkenntnis… – Achim Bothmann

 

Zu Putins Vernichtungskrieg (en): Deutschland zählt mit zu den Hauptschuldigen, die ermöglichten dass Putin seinen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine beginnen konnte. Deutschland wurde seit dem ersten Kabinett Schröder faktisch zum Steigbügelhalter für Putins geostrategische Ambitionen. Dabei blockierte die deutsche Regierung 2008 (AA-Chef Steinmeier, SPD) die Aufnahme der Ukraine in die Nato. Finanzminister Steinbrück (SPD) zwang zeitgleich den Verteidigungsminister zum „Kaputtsparen“ der Bundeswehr.

Danach trieb die Bundesregierung die strategische Abhängigkeit Deutschlands von Putins Öl, Gas und Kohle massiv voran. Und dies, obwohl die Kriegsbrutalität Putins in Grosny, Georgien oder Syrien bereits offen zutage lag. Auch die Annektion des Donbas und der Krim hielt die deutsche Regierung nach 2014 (AA-Chef Steinmeier!) nicht davon ab, „Business as usual“ zu betreiben. Dies führt in der aktuellen Situation dazu, dass Deutschland sich nur sehr eingeschränkt an einer völligen Blockade des russischen Wirtschafts- und Finanzsystem beteiligen kann.

Und selbst als Putin bereits seine Kriegsmaschinerie gegen die Ukraine in Stellung brachte, verweigerte Deutschland dem sichtbar bedrohten Nachbarland Waffen zur Selbstverteidigung. Die von Kanzler Schröder (Die Zeit: „System Schröder“) eingeleitete „Finnlandisierung“ Deutschlands war zum vollen Erfolg geworden. Und noch immer leiten zwei „Genossen“ des „Systems Schröder“ die deutsche Politik: Frank Walter Steinmeier, einst Schröders Kanzleramtschef und Außenminister, sowie Olaf Scholz, ehemals Generalsekretär und Schröders Statthalter der SPD.

Und nun? Scheißen sich die Politiker wegen der atomaren Drohung Putins ins Hemd, anstatt sich für eine Flugverbotszone zumindest über den westlichen Teil der souveränen Ukraine einzusetzen. Aber wir SIND bereits im Krieg, Leute! Zur ewigen Schande der Shoa kommt nun die Mitschuld Deutschlands an der bevorstehenden Vernichtung der Ukraine. Aber wo bleiben die Medien und/oder Journalist*innen, die diese unsägliche Rolle Deutschlands klar und deutlich benennen? – karl heinz stoll

 

Die Feigheit Deutschlands und Europas: Putin und seine Handlanger in Russland, nicht das russische Volk selbst, hat einen Vernichtungskrieg gegen ein europäisches Land begonnen. Das Ziel ist die vollständige Vernichtung der Ukraine, die Ausweitung des totalitären russischen Regimes sowie die Verfolgung und Vernichtung aller demokratischen Personen und Strukturen. Welch traurige Rolle nimmt Deutschland und Europa in diesem Krieg ein. Wir alle verkriechen uns Feige in unserem Bau und sehen zu wie ein Diktator ein demokratisches, aufopferungsvoll kämpfendes Land überfällt, zerstört und Menschen abschlachtet. Die Ukrainer flehen uns an zu helfen aber wir sagen: NEIN.

Wir alle sitzen in unserer Komfortzone und hoffen, dass unsere Politiker Rechtfertigungen finden damit wir nicht betroffen sind. Damit wir nicht frieren müssen. Damit wir nicht unter hohen Preisen leiden müssen oder gar die Wirtschaft Schaden nimmt. Unser Schamgefühl gegenüber den Ukrainern versuchen wir dabei mit einer nie dagewesenen Solidarität zu überdecken. Einer Pseudosolidarität die niemandem wehtut. Wir spenden den Mantel den wir nicht mehr tragen wollen, wir geben Geld was wir erübrigen können, wir nehmen Flüchtlinge in leerstehende Wohnungen auf. Was für eine Solidarität die niemandem wehtut. Trotzdem Danke.

Was erreichen wir mit dem Nichtangriffspakt auf Putin? Ein bisschen Zeit in der Komfortzone? Noch ein paar Tage in Frieden leben mit dem schlechten Gefühl den Nachbarn im Stich gelassen zu haben? Aber die Angst wird bleiben. Wer ist der nächste? Kann sich der nächste auf seine Nachbarn verlassen? Steht dann die NATO zu ihren Beteuerungen? Wer will sich darauf verlassen? Vielleicht gibt es dann neue Ausreden um nicht einzugreifen.

Nein. Wenn wir jetzt und heute nicht eingreifen werden wir nie mehr in Frieden leben. Der Krieg hat bereits begonnen. Es fallen nur noch nicht überall Bomben. Dies ist kein Krieg Russland gegen Ukraine dies ist ein Krieg Diktatur gegen Demokratie. Wenn die demokratischen Länder, unabhängig ihrer Bündniszugehörigkeit, nicht mit allen zur Verfügung stehenden militärischen Mitteln den Diktator ohne Rücksicht auf eigene Verluste stoppen, werden wir nur noch Frieden auf Zeit von Putins Gnaden bekommen.

Eine diplomatische Lösung ist nicht in Sicht. Der Diktator verachtet den Westen und verfolgt eine Hinhaltetaktik mit Pseudoverhandlungen. Er will nicht verhandeln. Er will die Ukraine um jeden Preis zerstören um sich dann den nächsten Kandidaten einzuverleiben. Wir haben jetzt die Wahl. Wir können uns verkriechen und noch ein paar Tage schön leben oder das Momentum nutzen und den Konflikt beenden. Ehre den einzig wahren Europäern. Den Ukrainern. – Markus Komm

 

Was strebt Putin wirklich an? Meine Hypothese darüber! Ich hoffe wirklich, dass ich mich irre… Die Ukraine, nur Bauernfigur des politischen Schachspiels? Sie aufzuopfern ist ein Schachzug seitens Putins, dass scheinbar keinem logischen Denken folgt. Der Westen scheint mit diesem Spielzug nicht gerechnet zu haben. Kurz- und mittelfristig trägt die Ukraine das Gros der Verluste. Auf lange Sicht verliert dem Anscheinen nach Putin alles.

Die Frage: Warum? Weshalb hat Putin diesen Angriff gestartet? Die nun sichtbaren Konsequenzen moralisch und finanziell, muss ihm und seinen Beratern bekannt gewesen sein. Putin muss es gewusst haben und dennoch setzte er seine Macht und gar sein Leben aufs Spiel. Verbirgt sich dahinter möglicherweise ein Kalkül, dessen Rechenweg noch verborgen ist und bis auf Putin und den Seinen, noch keiner kennt?

Die Welt ist nicht nur von Putins fossilen Energieträgern abhängig, sondern auch von seinem Brot. Russland war 2020 bis 2021 weltweit führender Exporteur für Weizen und Weizenprodukte, mit einem Weltmarktanteil von rund 20%. Mit der Ukraine unter Putins Kontrolle, würde Russland Herr über fast 30% der Weizenexporte. Numero zwei, die Europäische Union und Numero drei, Kanada, exportieren 28 % zusammengerechnet.

Sprich, mit einem Anteil von beinah ein Drittel des verkauften Brots auf der Welt ist Putin, insbesondere in Entwicklungsländer Herr über Sättigung oder Hunger und somit mächtiger als Gott. Ist es das, was Putin langfristig plant? Strebt er die Herrschaft über die Kornkammer der Menschheit an? Einer der bedeutendsten Agrarwissenschaftler aller Zeiten, der Nobelpreisträger Norman Borlaug hat einst gesagt: „Mit leeren Mägen und menschlichem Elend kann man keine friedliche Welt aufbauen“. Ergo, mit leeren Mägen und menschlichem Elend sorgt man für eine feindliche Welt!

Ist das, dass Rechenergebnis des putinischen Kalküls? Es ist nicht von ungefähr, dass viele Völker der Welt unabhängig ihres herrschenden Regimes, nur so lange friedlich bleiben, solange das Brot erschwinglich ist. Damit will ich sagen, sobald Milliarden Menschen das Brot nicht mehr bezahlen können, weil ihre Regimes es nicht mehr subventionieren, werde ein Flächenbrand der Unruhe und Unordnung die Städte der Welt heimsuchen mit unvorhersehbaren Folgen und massiver Hungerflucht. Der Westen, könnte von einer Fluchtwelle biblischen Ausmaßes überrollt werden.

Bis dato solide Demokratien, könnten durch nationalistische und faschistische Strebungen ins Schwanken geraten. Neue Allianzen würden die Weltordnung zugunsten Putins geschmiedet werden und das machtpolitische Zügel in Händen von Despotismus und Faschismus legen. Nicht Öl, Gas oder Kohle sind Putins Schwerpunkte. Er weiß, dass sie obsolete machtpolitische Hebel sind. Vielmehr sind sie sein Ablenkungsköder. Die Macht über das Brot ist sein Ziel und nur unter diesem Blickwinkel bekommt der ukrainische Schachzug Putins einen logischen Sinn. Nicht leeren Autotanks zwingen die Massen in die Knie. Leere Mägen schon! – Hicham Lemssiah

 

Wo bleibt die hohe Kunst der Diplomatie in Krisen? Wo sind die psychologischen Berater unserer aktuell agierenden Politiker, die die grundlegenden Techniken vertrauensbildender Maßnahmen vermitteln können, damit überhaupt Verhandlungsbereitschaft bei Konfliktparteien entstehen kann?

In den Medien, v.a. den zahlreichen Talkshows, wird zwar hin und wieder erwähnt, dass man Putin eine Möglichkeit bieten müsse, das Gesicht zu wahren, aber die dann folgenden Ideen sind wenig überzeugend. Jeder Psychologe weiß, dass es bei Konflikten in erster Linie darauf ankommt, Verletzungen sowie die zugrunde liegenden Bedürfnisse aller Beteiligten anzusprechen. Egal, wie berechtigt diese aus westlicher Perspektive sein mögen, sie sind real und bestimmen Putins Fühlen, Denken und Handeln.

Wenn man die – auf beiden Seiten in ausschlaggebenden Teilen durch Auslassungen verschiedenen – Protokolle der Verhandlungen zur deutschen Wiedervereinigung zur Kenntnis nimmt, kann von Mediatoren schnell wahrgenommen werden, welche Missverständnisse, Lücken in den Verhandlungen und Taktiken dazu geführt haben, dass existenzielle Forderungen und Bedürfnisse der damaligen sowjetischen Regierung übergangen wurden. Das macht Putins heutige Lageeinschätzung zumindest theoretisch nachvollziehbar.

Offenbar geht es ihm vorrangig um den eingeforderten und mehrmals mündlich bestätigten Verzicht auf jegliche Nato-Ost-Erweiterung in den Gesprächen zwischen Kohl, Genscher und Gorbatschow, die die Sicherheitsbedürfnisse des Kremls berühren. Auch das Ausnutzen der geschwächten Position von M. Gorbatschow könnte dort den Eindruck entstehen lassen, dass die damaligen Verhandler eine gewisse Schuld auf sich geladen haben. Wenn Putin diese Protokolle studiert hat, werden die heutigen unfassbaren Reaktionen nachvollziehbar, auch wenn sie in keiner Weise zu rechtfertigen sind.

Vielleicht wäre es in der aktuellen Situation der verhärteten Fronten eine Option, dass jemand mit einem fundierten Geschichtsbewusstsein, Feingefühl und (Weiter-) Bildung in Mediation die Initiative ergreift und der russischen Regierung gegenüber ein angemessenes Verständnis zum Ausdruck bringt. Noch hilfreicher könnte das Zugeständnis von Fehlern der westlichen Politik sein, um wieder ins Gespräch zu kommen.

Ein Auftrag zum Beispiel für Angela Merkel, die kluge und eigentlich bestens informierte Nachfolgerin von Helmut Kohl, die diese Voraussetzungen dazu mitbringen könnte. Vielleicht sogar in Kombination mit einer Person, die den emotionalen Zugang zu Putin nutzen kann (notfalls sogar G. Schröder), um einen mit dem Rücken zur Wand Stehenden wieder in Richtung Verhandlungsmitte zu bewegen. – Barbara Rogge und Nicola Weber

 

Erst waren wir alle Nationaltrainer. Dann Virologen.Jetzt Militärexperten. Informationen werden aus allen Richtungen verbreitet. Talkshows glühen vor Kampfbereitschaft. Experten mit sattem Monatseinkommen besprechen die Weltlage, fordern Verzicht und die Bereitschaft zum Frieren. Auch der Zorn über das Unrecht verzerrt die Züge, schrieb einst Brecht. Wir folgen anscheinend begeistert dem ukrainischen Präsidenten, Herrn Klischko und weiteren Menschen, die vom Heldentod für die Freiheit sprechen. Was mir fehlt, ist die Frage, ob es auch andere Möglichkeiten geben könnte, als ein ganzes Land in Schutt und Asche legen zu lassen.

Auch wenn ich es mir anders wünsche, die Ukraine hat auf Dauer keine Chance gegen eine skrupellose Militärmacht wie Russland. Warum also keine militärische Kapitulation und den Weg in eine kampfbereite Gesellschaft des zivilen Widerstands? Vorteil: Infrastrukturen und Leben bleiben mehr erhalten. Die Bedingungen dafür sind günstig, ein mutiges Volk, weltweit durch wirtschaftliche Sanktionen unterstützt. Wie will Putin denn langfristig dort regieren? Klar, mit Marionetten und Gewalt- doch genau das wird auch passieren , wenn die Ukraine verloren hat. Dann allerdings fast ohne kampfbereite Menschen. – Frank Tofern

 

ZEITENWENDE. Die von Bundeskanzler Scholz verkündete Zeitenwende bedeutet für uns Bürger eine Bewusstseins Klarmachung in dreifacher Weise. Erstens ist es, insbesondere für uns Deutschen, der Kampf der westlichen Welt mit ihren liberalen Demokratien gegen die beiden autoritären aggressiven Systeme Russland und China, der mit hohen Investitionen in Militärausgaben verbunden sein wird. Ein gefälliges Schönreden seitens bestimmter Teile der Politik und auch der Wirtschaft ist vorbei.

Zweitens muß sich die westliche Welt wirtschaftlich deutlich unabhängiger machen, sowohl von Rußland (Energien) als auch von China (Erpressungs Momente). Die bequemen und preisgünstigen Lieferketten, von denen auch wieder Deutschland besonders profitiert, sind zu überdenken mit Veränderungen, die nicht umsonst sein werden. Drittens ist deutlich geworden, dass das gewaltige wirtschaftliche und militärische Potenzial der Vereinigten Staaten nach wie vor eine immense Bedeutung für die sogenannte freie Welt hat. Die USA wird uns klar machen, dass sie als Weltmacht die enormen Aufwendungen nicht mehr alleine tragen will.

Gleichwohl muß allerdings auch klar sein, dass uns in der (politischen) Zeitenwende das Aufhalten der Klimaveränderung nur mit dem System-Rivalen Russland und China zu erzielen ist. Und auch das ist mit hohen Investitionskosten verbunden. Im Klartext heißt das: Wir werden davon ausgehen müssen, dass die proklamierte Zeitenwende in den kommenden Jahrzehnten mit immensen finanziellen Einbußen für alle Bürger zu tun haben wird. Und wir müssen aufpassen, dass uns in diesem Zusammenhang der Rechtsextrenmismus nicht überrollt. – Folkert Bildhauer

 

Die ganze Ukraine befindet sich im Krieg, nicht nur Kiew und es geht einfach weiter. Täglich reden weltweit viele Politiker dem Wladimir Putin gut zu, dass er endlich diesen Wahnsinn beenden soll(te), aber er lässt sich nicht beirren und macht weiter. Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die gesamt Ukraine total zerbombt und völlig entvölkert ist. Was dann und danach kommen soll, das möchte ich auch mal ganz gerne wissen! – Klaus P. Jaworek

 

Auf Grund meines Wohnorts erreicht mich die „ZEIT“ immer erst Wochen nach ihrem Erscheinen. Im Moment lese ich die Ausgabe vom 10. Februar. Es ist wie eine Reise in eine lange vergangene Zeit. Was hat uns „damals“, also vor vier Wochen, beschäftigt? Vier Prozent mögliche Inflation, selbstfahrende Autos, bald nicht mehr nötiges Maskentragen … Nun sehen wir fassungslos den von einem verirrten, besessenen Individuum geführten grausamen Krieg in der Ukraine und realisieren – egal welche vernünftigen oder kruden Lebenstheorien und Ideologien wir verfolgen – dass unser aller Existenz bedroht sein könnte.

Plötzlich ist die Menschheit wieder auf ihre ureigensten Bedürfnisse zurückgeworfen: Alle wollen leben, und wenn es geht, dann gut. Alle wollen körperliche Unversehrtheit, Nahrung und Wärme haben, nicht nur wir in Europa. Alle wollen wir unsere Kinder aufwachsen und glücklich sehen. Warum nur begreifen wir das immer erst, wenn uns selbst das Wasser in Höhe Oberkante Unterkiefer steht?

Wenn wir als Menschheit das alles überleben sollten, MUSS ein absolutes Umdenken in fast allen Bereichen einsetzen. Mein Gefühl, meine Trauer, Tränen und Bewunderung gelten derweil den beispiellos tapferen und leidensfähigen Ukrainerinnen und Ukrainern, und allen, die in der Lage sind zu helfen – und dies auch tun. – Marina Müller McKenna

 

Die Bundesregierung und der soziale Friede. In Ihrer Ausgabe 11/22, in der die neue Regierung recht viel Lob erhält (Artikel What a Day) wurde jedoch vollkommen vergessen, dass unser Bundeskabinett in diesen unruhigen Zeiten dem sozia-len Friedens das alles entscheidende Gewicht gibt. Daran darf auch der Krieg in der Ukraine nichts ändern. Allerdings gibt es gleich eine Reihe von Möglichkeiten, denselben, ähnlich wie wäh-rend der Regierungszeit von Angela Merkel in große Gefahr zu bringen:

1. Etwa durch einen stark ansteigenden Energiepreis. War der Energiepreis in der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik nicht schon häufig Sprengstoff Nr. 1 für jede Form des Protestes und der inneren Unruhe: Kohlepfennig, Ölkrise, Irakkrieg und die Abgaben auf CO2-Emissionen? Dabei spielt es doch gar keine Rolle, wo die Primärenergie herkommt – solange die Preissteigerungen nur im Rahmen bleiben. Saudi Arabien steht ebenso wenig wie der Iran, Irak und andere Ölexportländer für Demokratie und Menschenrechte. Wichti-ger ist, dass das Heizen mit und ohne Auto in Deutschland noch bezahlbar bleibt.

Zur Reduktion von Energieimporten aus Russland wäre die Verlängerung der Laufzeit der letzten drei AKWs denkbar: So etwas können aber nur Ignoranten vorbringen, denen der soziale Frieden innerhalb der Grünen Partei vollkommen gleichgültig ist. Diese Haltung kann somit das Bundeskabinett unter keinen Umständen teilen. Wie soll man das der jun-gen Bewegung „Fridays for Future“ erklären, die nun gleich ein doppeltes Interesse an der Laufzeitverlängerung hat? Die werden schon auch noch von der Realpolitik eingeholt, die uns lehrt, kleinliche Sorgen nicht über Parteidogmen zu stellen: alles in tiefer Ehrfurcht vor dem „sozialen Frieden“ innerhalb der Grünen Partei.

2. Ausschluss Gerhard Schröders aus der SPD. Mit Olaf Scholz ebenfalls Fehlanzeige: Das würde Schröders Bedeutung für die Völkerverständigung unter Oligarchen auf beiden Seiten nicht gerecht. Und leistet er damit nicht einen wichtigen Beitrag zum sozialen Frieden? Außerdem kann er ja in vier Jahren hilfreich sein, wenn es mit der Wiederwahl von Olaf doch nicht klappt, sollte der es in diesen vier Jahren nicht schaffen, die Karten bedeckt zu halten (wobei er allerdings bisher sein größtes Talent beweist.) Immerhin hat er es gewagt, über die Amtsniederlegung seines sozialdemokratischen Amtsvorgängers bei einigen wichtigen Gremien ausländischer Firmen nachzudenken.

3. Sperrung des Zahlungssystems Swift. Das stand zur Diskussion und wurde ja auch mit Hinweis auf russische Austauschstudenten und Hilfsorganisationen, die in Russland tätig sind auch auf das dringende Betreiben von Annalena Baerbock für die russische Zentral-bank und ein paar russische Institute – stark eingeschränkt – durchgesetzt. Also eine Art Teilswift-Bann für die russische Föderation, was ungefähr so wirksam ist, als würde einem Alkoholiker zu seiner Genesung verboten, ein paar Whiskymarken zu kaufen.

Denn Studentenproteste wegen ausbleibendem Bafög sollen laut Annalena Baerbock angesichts des Ukrainekonflikts nicht provoziert werden. Ebenwenig möchte die Bundesregierung offenbar den Ausfall russisch-deutscher Kulturveranstaltungen wegen der hohen sozialisierenden Effekte riskieren – alles dem sozialen Frieden zuliebe. Das gleichzeitig so auch die russischen Energierechnungen weiterhin bezahlt werden können, ist ein angenehmer Seiteneffekt.

Bei allen diesen Themen zeigt sich das Bundeskabinett gleichsam als Garant und Keimzelle des sozialen Friedens und damit als entscheidender Gegenpol zur Regierung von Angela Merkel, die quasi jede Gelegenheit ergriffen hatte, ihn aufs Spiel zu setzen: während der Finanzkrise bei der Rettung der HRE und Griechenlands, während der Flüchtlingskrise mit der Öffnung der Grenzen und nicht zuletzt mit der Durchsetzung restriktiver Maßnahmen während der Coronazeit. Gott bewahre, dass sich so viel politischer Leichtsinn wiederholen möge.

Und wie ist es mit dem sozialen Frieden in der Ukraine: Ebenfalls auf dem besten Wege, dank der Umsicht der Bundesregierung wird es dort bald eine Pax Romana… Verzeihung Pax Russa geben, ohne Unruhen oder Proteste, also sozialer Frieden für alle Ewigkeit. – Dr. Sebastian Sachse

 

Das Entsetzliche ist passiert: Russland führt Krieg gegen die Ukraine. Überall nun Berichte von Tra-gödien unschuldiger Menschen. Dazu schrille Parolen der Gegner, auch hierzulande. In dieser Lage darf die Vernunft den Emotionen nicht erliegen.

Politiker behaupten, Putin habe sie jahrelang getäuscht. Vielleicht weil sie im Umgang mit Russland ein Prinzip umsichtiger Diplomatie nicht anwenden. Demnach ist die Welt auch mit den Augen der anderen Seite zu sehen. Statt rational wird ideologisch agiert und geschichtsvergessen. Wie bewerten Russen zum Beispiel folgende Ereignisse? 1999: Kosovokrieg der NATO gegen Serbien. 2008: NATO-Staaten erkennen Kosovo an nach selbsterklärter Unabhängigkeit und die USA drängen ohne Not die Ukraine zum NATO-Beitritt. 2013: Die EU fordert tiefe Einschnitte in die Souveränität der Ukraine und eine betont antirussische Politik. 2019: Die Regierung der Ukraine schreibt das Ziel NATO- und EU-Beitritt in die Verfassung.

Politiker betonen das Recht der Staaten, NATO und EU in freier Wahl beizutreten. Dazu gehört auch die Pflicht der Staaten zum Respekt gegenseitiger Sicherheitsinteressen. Dem entspricht eine neutrale Ukraine, faire Regeln für deren Wirtschaft und soziale Maßnahmen zum Schutz der Bürger. Die Uk-raine wird zum Brückenbauer in Europa. Hingegen verbietet es sich, mit Benzin Feuer zu löschen. Warum gilt das plötzlich nicht mehr, wenn es vor der eigenen Haustür brennt? Das Leiden unschuldiger Menschen muss sofort enden. Statt Brandbeschleuniger braucht es vernünftige Gespräche. – Dr. Joachim Fröhlich

 

Ist es nicht langsam an der Zeit, die Bezeichnung Präsident vor dem Namen Putin zu ersetzen? Irgend jemand muss doch damit beginnen. Vielen Dank für die tolle Berichterstattung auf allen Ihren Kanälen. – Patric Rosada

 

Während die Ukraine planmäßig zerstört wird und die Ukrainer um ihe Selbständogkeit und Freiheit in bewundernswürdiger Weise kämpfen und sterben, lamentieren bei uns Medien und Verbände über Inflation, insbesondere über „überhöhte“ Energiekosten. Wenn wir schon aus berechtigter Furcht vor einem 3. Weltkrieg dem Nachbarn Ukraine direkte mlitärische Hilfe verweigern müssen, so sollten wir doch unbedingt – auch aus Sorge um unsere eigene Freiheit und Unabhängigkeit, allle – wirklich alle! – wirtschaftlichen Sanktionen sofort und absolut konsequent einsetzen, auch wenn das bei uns zu wirt-schaftlichen Einbußen und Schwierigkeiten führt.

Es geht nämlich jetzt um wesentlich mehr als um um ein paar Prozent unseres Sozialprodukts und unseren kuscheligen Wohlstand. Wenn wir jetzt alle Im-porte aus Russland stoppen, wird es sicherlich Wirkung zeigen. Je härter die Wirkungen jetzt ausfallen, je kürzer wird Putin politisch überleben, und je früher können wir wieder Energie aus Russland ohne Putins Gnaden beziehen. Oder glaubt etwa jemand, dass Putin sich im nächsten Winter an seine Lie-ferzusagen für Gas hält, wenn er es aus politischen und/oder militärischen Gründen für notwendig erachtet, uns den Gashahn zuzudrehen? – Dr. Artur Behr

 

Jetzt zeichnet sich immer deutlicher ab, wer die Gewinner im Ukrainekrieg sind ohne eigene Schäden und Verluste: Die westlichen Rüstungsfirmen, Waffen- und Gaslieferanten, allen voran unsere Führungsmacht. Nach dem Krieg gibt es Großaufträge für internationale Baufirmen. Klima- und Umweltschutz spielen keine Rolle mehr. – Dr. Eugen Vogt

 

Es macht keinen Sinn, den Bomben- und Raketenterror in Kiew, Charkiw, Mariupol und Odessa weiter zu finanzieren. Es macht auch keinen Sinn, die europäische Solidarität nach jahrelangem Streit um Nord stream II erneut zu belasten, wie es sich jetzt beim Minderheitsvotum für weitere Gas- und Öl-Lieferungen zeigte. Deutschland votierte Seite an Seite mit Ungarn und setzte dabei die Prioritäten falsch: die Wiederherstellung des Friedens ist ein höheres Ziel als der wirtschaftliche Eigennutz.

Die Ostpolitik von Willy Brandt und Walter Scheel folgte dem Leitmotiv „Wandel durch Handel“. Spätestens seit dem 24.02.2022 dürfte klar sein, die Rechnung geht nicht auf. Russland finanziert durch den Handel seine Hochrüstung, bleibt aber wie es immer war: autokratisch, antidemokratisch und brutal. Auf dem Boden der Tatsachen angekommen, bleibt jetzt nur zu wünschen, dass das Realitätsprinzip gegenüber dem pazifistischen und friedensbewegten Lustprinzip einen gleichberechtigten Platz einnehmen darf. Eine Stimme der Realisten war die von Zbigniew Brzeziński.

Der 1928 in Warschau geborene, teilweise in Charkiw/Ukraine aufgewachsene Zbigniew Brzeziński war polnischer-US-amerikanischer Staatsbürger, Politikwissenschaftler und Berater der demokratischen Präsidenten Lyndon B. Johnson und Jimmy Carter. Die außergewöhnliche Brutalität der Russen gegenüber Polen im zweiten Weltkrieg habe sein Denken stark beeinflusst. Er setzte sich für Menschenrechte und die Steigerung der militärischen Stärke ein. Die Entspannungspolitik des Republikaners Richard Nixon und seines Sicherheitsberaters Henry Kissinger wurde von ihm als zu sehr den sowjetischen Interessen entgegenkommend abgelehnt.

1989 besuchte er die Gedenkstätte Katyn zu einer Zeit, als die sowjetische Regierung die 1940 begangenen Massaker noch leugnete. 2014 vertrat er die Auffassung, dass Putins Aggression in der Ukraine eine Antwort braucht. Im gleichen Jahr äußerte er sich wie folgt: „Ohne die Ukraine könne Russland nie wieder Supermacht werden. Erst in diesem Kontext wird der erbitterte politische Kampf um die Ukraine verständlich.“ Einen NATO-Beitritt der Ukraine hat er nicht empfohlen. Er starb 2017.

Nach dem Angriff auf die Ukraine am 24. Februar wurde schnell eine Formel gefunden: Es ist Putins Krieg. Diese personalisierte und verkürzte Darstellung übersieht, dass die Mehrheit des Landes hinter Putin steht, und sie übersieht die Kontinuität der Gewalt durch die Sowjetunion bis zum heutigen Russland. Oppositionelle gibt es, was Sympathie und höchsten Respekt verdient. Zu überschätzen sind sie nicht. Die Regierung und die Mehrheit der Bevölkerung denken und handeln anders. Deshalb sollte nicht nur von Putin gesprochen werden, sondern genauer formuliert werden:

Russland ist brutal. Der Archipel Gulag wie ihn Alexander Solschenizyn beschrieb, der Überfall auf Polen 1939, Katyn 1940, 17. Juni 1953 Ost-Berlin, 1956 Budapest, 1968 Prag, Grosny, Aleppo, Mariupol, Michail Chodorkowski, Anna Politkowskaja, Viktor Juschtschenko, Alexander Litwinenko, Sergej und Julia Skripal, Alexej Nawalny, es ist nichts Anderes zu erkennen als brutale Gewalt. Es reicht! Mit denen ist nicht gut Kirschen essen, sagt der Volksmund. Zbigniew Brzeziński sagt es mit anderen Worten. Die Nachbarn Russlands und Weißrusslands wissen es. Ihr Erfahrungswissen und ein Blick auf die Geschichte des 20. Jhd. bis in die Gegenwart kann in der Aussage zusammengefasst werden: Russland hat eine Neigung zu menschenverachtender Brutalität.

Gleiches ist von Nazi-Deutschland auch zu sagen. Erst die Kapitulation und das Geschenk der Demokratie veränderte Deutschland. Vielleicht ist es die Ähnlichkeit unserer Geschichte mit der russischen, weshalb Deutschland merkwürdig gehemmt bleibt, den Wahrheiten ins Gesicht zu schauen. Sich von der Gewalt loszusagen, hat Russland bis auf den heutigen Tag verweigert. Von den 193 Staaten der UN sind noch vier auf Russlands Seite. Syrien mit Baschar al-Assad und Nordkorea mit Kim Jong-un gehören dazu. Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir wer du bist.

Die Welt nach dem 24.02.2014 braucht eine neue Sicherheitsarchitektur. Wir stehen vor einem Paradigmenwechsel. Die Positionen Jimmy Carters und Zbigniew Brzezińskis haben dabei gute Aussichten, die inzwischen überholte Entspannungspolitik der Ära Nixon/Kissinger bzw. Brand/Scheel abzulösen. Dafür spricht, dass in den USA und in den osteuropäischen Ländern der Realitätssinn bezüglich Russland ausgeprägter ist. Die deutsche Politik hat demgegenüber Schwachstellen. Die nationalen Wirtschaftsinteressen und Reminiszenzen an die Ostpolitik von Brandt und Scheel stehen gelegentlich dabei im Weg, sich der europäischen Solidarität ohne Wenn und Aber anzuschließen. – Lüder Stipulkowski

 

Was am Dnipro verteidigt wird. Bemerkungen für Deutsche: Unsere Sicherheit wird auch am Hindukusch verteidigt – das hat vor ungefähr 20 Jahren der deutsche Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) gesagt. Der Hindukusch ist ein im mittleren Asien gelegenes Hochgebirge, in Afghanistan, also weit weg. Der Satz drückt so knapp wie möglich aus, dass der bewaffnete Kampf gegen Terroristen weit weg von Deutschland zur Erhaltung unserer Souveränität notwendig sei. Außerdem ist seinerzeit mitgemeint gewesen, ein bewaffnetes Nein! zu islamistischem Terror komme auch den Ortsansässigen zugute, Menschen, die teils unter den eigenen Landsleuten, teils unter ins Land gesickerten Fremden zu leiden hatten.

Der Satz als solcher bleibt auch nach einer wechselvollen Geschichte gut und nützlich – wegen seines Satzbaus: Er geht davon aus, dass überall auf der Welt Freiheitsrechte gelten und er rechnet zugleich damit, dass die Welt von verschiedensten Lebensformen mit Einflusszonen und Kampfzonen zerrissen ist. Soll heißen: Es kann kompliziert sein, Freiheitsrechte umzusetzen und ferne Orte können uns dabei überraschend nahekommen. Somit ist der Satzbau weiterverwertbar.

Jetzt, im März 2022, muss ein ähnlicher Satz gesagt werden. Er drückt allerdings etwas anderes aus. Damals hatte ein militärischer Einsatz fern, fern von Deutschland trotzdem mit uns zu tun. Diesmal ist es anders. Diesmal ist der Kampf für Freiheit und Rechte uns nah, rein räumlich, zwei Flugstunden von Berlin. Und diesmal zerstören staatsterroristische Machtfanatiker die Lebensgrundlagen eines ganzen Volkes. Sie zielen mit ihrer Mordmaschine auf dieses Volk, und sie entblöden sich nicht zu behaupten, sie seien mit den Ermordeten nahe verwandt, nämlich so gut wie dasselbe Volk. Auch heute lässt sich ein Ort nennen, der beispielhaft für den Kampf und sein Worumwillen steht. Der Ort ist diesmal ist kein Gebirge, sondern ein Fluss, und zwar der Dnipro, genauer: sein unterer Lauf, sein ukrainischer Teil.

Unsere Freiheit, sage ich daher versuchsweise, wird heute am Dnipro verteidigt. Es klingt – irgendwie. Wie kommt es aber, dass ich das bisher in Deutschland nicht höre? Ich höre und lese Sätze, die ähnlich klingen. Sie lauten aber doch anders – vorsichtiger, diplomatischer, auch unbehaglicher. Gern werden zum Beispiel gemeinsame Werte beschworen: Die Ukrainer, heißt es dann, verteidigen Werte, die sie mit uns gemeinsam haben. Ich widerspreche, und zwar wegen der Wortwahl. Das Wort Werte ist viel zu unverbindlich. Unter Werten verstehen Menschen Unterschiedliches.

Von Werten zu reden, ist ethisch ungenau. Und genau darum kostet es nichts zu sagen, die Ukraine verteidige unsere Werte. Darum ist es so leicht, das zu sagen. Auf der scheinbar soliden, eigentlich aber verwaschenen Wertebasis lässt sich alles Mögliche zusagen – und diese Zusagen sind dann so ungenau und so unpünktlich wie das Wertegerede. Mit der Freiheit verhält es sich anders. Sie bedarf pünktlicher Zusagen.

Den Menschen der Ukraine wird im Westen, wird auch in unserem Land niemand absprechen, dass sie für ihre Freiheit und ihre Rechte kämpfen, die sie in dem brutalen Überfall des Putin- Regimes auf ihr Land zu verlieren drohen. Man versichert in Europa häufig, wie tapfer und erfolgreich die ukrainische Armee kämpft – für Freiheit und Freiheitsrechte und für das Überleben der Menschen, die diese Freiheiten genießen wollen. Nur kommt bei uns Deutschen die eine Gedankenverbindung nicht zustande, die zustande kommen muss, wenn wir wirklich verstehen wollen, worum es geht: Am Dnipro geht es auch um unsere Freiheit. Der Satz wird, glaube ich, schon hier und da ausprobiert, ich habe aber den verschämten Eindruck, dass der Westen und dass vor allem wir Deutschen auf diesen Satz die fällige Antwort schuldig bleiben.

Ich will es meinen Landsleuten – Ihnen, Euch paar Lesenden – erleichtern zuzustimmen. Das tue ich, indem ich etwas zugebe. Ich gebe zu, dass mir selbst der Satz nicht sofort eingefallen ist. Er ist mir nicht leicht- sondern schwergefallen. Er ist mir nicht am Morgen des 24. Februar eingefallen oder gar 2014. Erst nach einer Zeit am liveblog und über Zeitungen und, am wichtigsten, nach Gesprächen mit Ukrainern hat der Satz das Licht meiner kleinen Welt erblickt, am Tag einer erstaunlichen Bundestagsdebatte, von der ich erst gehört habe, nachdem mir jener Satz eingefallen ist. Und nun denke ich seit dem 26. Februar über ihn nach. Und ich übe ihn immer noch ein.

Wie viele andere auch wollte ich den Freiheitszusammenhang zwischen unseren eigenen Flüssen und dem Dnipro nicht wahrhaben. Wie viele andere hier im Land habe ich nach einer Lücke gesucht, die es uns Deutschen erlauben möchte, die alte Scheckbuchdiplomatie aufzugreifen, nach einer Lücke, die uns erlaubt, vornehm friedensbewegt still zu halten, und von Freunden umzingelt unsere Freiheit als etwas Gegebenes misszuverstehen. Aber in meinem von Frieden und Wohlstand verwöhnten Luxusgewissen hat sich ein Widerstand geregt.

Das war etwas verräterisch: Vielleicht ist mein Gewissen nur der Vorwand gewesen, eine schwierige Variante von Moral auszublenden, vielleicht hat mein Gewissen eine andere Stimme, die ebenfalls aus dem Gewissen ruft, mit scheinbar edlen Motiven übertönt. Vielleicht ist das auch anderen so ergangen, zum Beispiel denen, die, ungefähr meine Generation, heute Deutschland regieren. Auch sie scheint eine Einsicht überfallen zu haben, auch hier scheint es nach langem Widerstand und zähem Zögern plötzlich eine Wendung zu geben.

Wir liefern jetzt tödliche Waffen an ein Land, das Freiheit und Rechte verteidigt. Wir liefern auch sonst viel tödliche Waffen, am viertmeisten in der Welt. Wir liefern die tödlichen Waffen oft an Länder, die nicht Freiheit und Freiheitsrechte verteidigen, eher im Gegenteil, und schon deshalb sind die Lieferungen zum Dnipro eine Art nationaler Premiere.

Selbstverständlich sind sie aber vor allem eines: das Richtige. Dabei hat sich auch unser ausgeprägter und vielleicht ganz sympathischer Sinn für unsere eigene nationale Gewaltgeschichte gemeldet: Wir haben 1941 die Sowjetunion verbrecherisch überfallen, die Sowjetunion war aber nicht nur das Gebiet der heutigen Russischen Föderation. Verantwortung für jenes alte Verbrechen ist Verantwortung für alle Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Und damals haben wir besonders in der Ukraine gewütet, mit vielen Millionen ukrainischen Kriegstoten. Wir haben dort die gewaltigste Verwüstung von den dreien angerichtet, die dieses arme Land innerhalb von 25 Jahren erlitten hat – jetzt erleidet es die vierte.

Kurz: Wir bringen auch die historische Abteilung unseres Gewissens auf den richtigen Kurs, indem wir unsere Verantwortung für die Ukraine erkennen und ihr Waffen liefern. Die Sichtweisen und die Ereignisse haben sich für Deutschland in den letzten Tagen gedrängt und gestoßen und überschlagen, und auf einmal scheint alles neu – und wirklich, „Deutschland,“ rufe ich erstaunt, „wirklich alles ist drin!“ Alles – auch Riskantes, Hochgefährliches.

Trotz all der inneren und äußeren moves fehlt mir aber, dass der Freiheitssatz öffentlich verwendet wird. Falls er in einer Zeitung steht oder in einer talkshow ausgesprochen worden ist, hätte ich ihn überlesen oder überhört. Aber selbst wenn er ausgesprochen worden sein sollte, hat er nicht die Runde gemacht, er ist nicht zum politischen Hit geworden und er ist noch kein Hauptsatz in unserer Gegenwart. Daher schreibe ich ihn noch einmal hin: Unsere Freiheit wird am Dnipro verteidigt.

Ich weiß noch immer nicht genau, was der Satz bedeutet. Dabei tun wir schon Manches, als hätten wir die Bedeutung des Satzes begriffen. Und doch ist da immer noch dieses große Zögern. Die Politik zögert, die deutschen Oligarchen und ihre Lobbyisten zerren an ihr, und es gibt mit Sicherheit Gründe für ein Zögern, politische (außen und innen), militärische, aber mich interessiert für jetzt nur, was der Freiheitssatz bedeuten will.

Vorhin habe ich mein eigenes Zögern benannt, um meinen Landsleuten – Ihnen, Euch paar Lesenden – sozusagen stellvertretend den Zugang zu erleichtern. Ich habe um die Ecke denken müssen, und ich habe um Ecken horchen müssen, nämlich in mir drinnen. Ich habe mein Gewissen belauscht und habe die Stimmen darin sorgsam unterschieden, damit mein Gewissen mich nicht mit einer Pseudomoral überlistet, mit einer Moral, die bloß meinem Komfort dient.

Ich weiß, der Anweg ist lang, und zu Ukrainerinnen und Ukrainern würde ich anders sprechen. Weiß Gott, ganz anders. Aber zu ihnen zu sprechen, maße ich mir nicht an. Vielmehr höre ich ihnen zu und lerne ich von ihnen. Ich schreibe nur an Deutsche, und wir Deutschen haben im Augenblick ja noch immer Zeit zu lesen und nachzudenken, wir stapeln keine Sandsäcke, trösten keine Sterbenden in Kellern, beruhigen nicht unsere Kinder, springen nicht in Deckung, und wir richten auch nicht ein paar Panzerfäuste gegen eine Übermacht von Panzern, um unsere Freiheit zu verteidigen. Wir müssen all das nicht, und deshalb können wir ein paar Seiten mehr schreiben und ein paar Seiten mehr lesen, aber vielleicht lohnt sich das am Ende. Vielleicht erkennen wir unsere Freiheit wieder, vielleicht erkennen wir ihren Ort.

Also, reden wir vom Dnipro. Der Dnipro – man wird das dank der Landkarten in Zeitungen und Nachrichtensendungen zur Kenntnis genommen haben – er ist ein ungeheuer breiter Fluss, quellend aus Russland und gespeist in Weißrussland, ein wahrer Strom bereits bei Eintritt in die Ukraine, in Kiew ist er breiter als jeder unserer Flüsse, wie sie durch deutsche Städte fließen. Vor und nach Kiew zerfließt der Dnipro in spindelförmige Stauseen, um später bei Cherson ins Schwarze Meer zu münden.

Vielleicht interessiert es Deutsche, die gern in ihren Stadtparks spazieren gehen, in Parks, die sich an die Flüsse ihrer Stadt schmiegen: Am Dnipro in Kiew spielt sich auf ähnliche Art das Leben ab – oder hat es das zumindest bis vor Kurzem. Heute, an einem zweistelligen Tag eines überall hin fauchenden und krachenden und wütenden Krieges, spielt sich dort nicht mehr das Leben ab, sondern der Tod. Gewaltsam. An beiden Ufern Mord. Im Norden und tief im Süden von Kiew Mord, und der gewaltsame Tod erntet wie mit Dreschmaschinen in Mariupol.

Und er wütet auch dort, wo der Dnipro fern ist wie eine schräge, breite Mittellinie des Landes, eine Art fließendes Band an gelben Feldern unterm weiten Blau. Heute, jetzt gerade, wird dort für die Freiheit lebendiger Menschen gestorben – so viel ist gewiss. Wir Deutschen sollten uns in diesen Tagen wenigstens mit einer Schweigeminute pro Stunde an den Kampf am Dnipro erinnern, um unser bis eben noch so komfortables deutsches Nachkriegsdenken angemessen durchzuschütteln: Die Ukrainer kämpfen um etwas, das seit Langem den politischen Komfort bei uns bestimmt.

Das sind mehrere theoretisch klingende Dinge, die aber große praktische Bedeutung haben: die Souveränität des Staates (wir Deutschen haben sie nun alle seit über dreißig Jahren zurück), die Unversehrtheit der Grenzen (haben wir um die gleiche Zeit glücklich geregelt), und jene Art Freiheit, die durch Menschenrechte und durch Freiheitsrechte bestimmt wird (hat der deutsche Westen dank den Siegermächten 1949 unverdient aufschreiben dürfen). Die Ukraine – wie auch andere Gebiete in Osteuropa – hat all das erst kürzer, die Menschen dort haben es sich mühsam angeeignet, beschwert von altsozialistischen Gewohnheiten und verfinstert vom Schatten des mächtigen Nachbarn. Doch es ist da. Es bewohnt die Köpfe und beseelt die Herzen. Seit 2014 mehr als zuvor, und heute mehr als je: Freiheit und Freiheitsrechte.

Die anderen, die Räuber und Mörder, kämpfen – wofür? Sie kämpfen, weil man es ihnen befohlen hat. Für sich gewinnen sie nichts dabei – nicht einmal das! Ihr erbittertes Ziel heißt Zerstörung und ihre pompös geschminkte Ehre besteht darin, möglichst viel von der Ukraine in Schutt und Asche zu legen. Immerhin mögen da russische Wehrpflichtige sein, die ungern kämpfen, die nur aus Angst weitermachen. Und doch sind dort nicht nur sie.

Die sogenannten kampferprobten Truppen sind auch aufgestellt, und nun Söldner: Alles ein Personal, das am Auslöschen Aleppos und mit der Nichtung Grosnys seine hervorragende Eignung für die ‚Neutralisierung‘ ganzer Länder bewiesen hat. Das ist eine destruktive Menschenzüchtung, die nicht einmal am Versklaven ihre perverse Freude hat, sondern nur an der Produktion von Kadavern. Kenne ich das aus der deutschen Geschichte? Ich erkenne diese absolute, ungehemmte, industrialisierte Mordmaschinerie wieder, und gerade deshalb muss ich sie, liebe Landsleute, deutlich benennen.

Vielleicht haben die Räuber aber doch ein Motiv. Vielleicht wollen sie den Teil des Dnipro, der ihnen nicht gehört, stehlen, weil sie beneiden, was an seinen Ufern geschieht. Vielleicht ist ihre Menschlichkeit noch greifbar, zusammengeballt im Laster des Neides. Das Laster des Neides ist wenigstens ein Gefühl und es wäre ein menschlicher Ansatzpunkt. Vielleicht sind sie wütend, weil an den städtischen Ufern ihrer eigenen Flüsse nicht möglich ist, was die Ufer des südlichen Dnipro schmückt, und was sozusagen über seine Ufer tritt, um das ganze Land der Ukraine zu bewohnen: Freiheit und Rechte in alle Himmelsrichtungen.

Im Neid glauben die Räuber, den breiten, schönen Strom an sich zu bringen. Da ist ein noch immer menschlicher Wunsch, aber er bleibt doch Ausflucht. Denn was sie tatsächlich tun, ist, die Ufer des Flusses von den Menschen zu befreien, die dort leben und denen der Fluss gehört. Sie löschen das Leben aus, das sich von dem fließenden Band des Dnipro in die Weite streckt, und sie schwafeln von Befreiung und schwitzen Adrenalin oder auch kalte paranoide Angst.

Manche haben heute Sorgen, wenn große Worte gebraucht werden. Man könnte denken, das Wort Freiheit werde von Lüge, Gemeinheit und Bosheit hinabgezogen wie in einem Sumpf. Das wird es nicht. Die Wahrung der Freiheit und ihrer Rechte wird von der feindlichen Befreiungslüge nicht kontaminiert. Die Freiheit hält sich aufrecht, zusammen mit der Souveränität und dem Anspruch auf unversehrte Grenzen, und so glänzen diese Drei hell und leise über Kiew und Charkiw und über Mariupol.

Freiheit und Souveränität schicken ein schwaches, aber vernehmbares Gegenlicht in die Explosionsblitze über Städten und Dörfern. Und es ist der Charakter der Freiheit selbst, den die Menschen der Ukraine uns Deutschen zeigen. Ob sie in Kellern Kinder gebären oder mit der Panzerfaust hinter Sandsäcken kauern, ob sie ihre Häuser zu Stätten des Kampfes machen oder zu Orten der Rast, ob sie aushalten oder ob sie fliehen, zeigen sie uns den Charakter der Freiheit. Und noch auf der Flucht für die Ihren betend strafen die Ukrainerinnen und Ukrainer den Missbrauch Lügen, den ihr Feind mit dem Freiheitswort treibt.

Nicht Menschenrechte und Freiheitsrechte sind schlecht und missraten, sondern die Lüge ist es, die sich das Freiheitswort aneignet und es verdreht, die aus Schwarz Weiß macht und aus Weiß Schwarz. Manche sorgen sich, wenn große Worte gebraucht werden. Machen wir aber bei den unvermeidlichen großen Worten die Probe aufs Exempel, dann lässt sich überraschend einfach sagen, inwiefern in der Ukraine um Freiheit gekämpft wird: Es ist das Freiheitsrecht, an den Ufern des heimatlichen Flusses, den man liebt, zu spazieren, dieses einen, gewissen Flusses, wie er in wechselnden Gestalten durch so viele europäische Städte fließt.

Es ist das Recht, unbehelligt den Blick über den Fluss gerichtet, Meinungen auszutauschen, und es ist das Recht, von einer unauffälligen Regierung toleriert zu werden, während man etwas gegen diese Regierung sagt. Und frei sind wir, wenn wir am Fluss spazierend oder im Promenadencafé sitzend lachen, froh lachen, weil wir einander die Meinungen sagen dürfen, ohne nach Mithörern über die Schulter zu schauen.

Und dann stellen wir uns zum Fluss, dorthin, wo unsere Schuhe gerade noch trocken bleiben, und schnippen mit unseren Kindern Steine über die Wasserfläche. Oder wir sehen zwei Menschen, die einander küssen, unter Bäumen – am Dnipro und seinen Hügeln wären es dichte Nadelbäume und Kastanien und Weiden, und manchmal ein verirrter Apfelbaum. Und vielleicht sehen wir an unserem Fluss eine Frau und einen Mann, oder auch zwei Männer oder zwei Frauen, und sie küssen einander, ohne zwischendurch über die Schulter schauen zu müssen, ohne Angst haben zu müssen, dass küssende Männer von regierungseigenen Schlägerbanden totgeprügelt werden und küssende Frauen ins Arbeitslager geschickt.

So viel zur Freiheit am Fluss, zum großen Wort, und was es in der Praxis bedeutet: Küssende Paare, fröhlich diskutierende Passanten und die kleinen Läden und Cafés, die an der Uferpromenade ihre kleinen Angebote machen, ohne einer finsteren Bruderschaft Schutzgeld zahlen zu müssen. All das ist Freiheit an unseren Flüssen, in unseren Städten, und so auch am breiten, ruhig und zuverlässig strömenden Fluss, dem Dnipro. Wo heute die Freiheit verteidigt wird. Wie kommt es, dass ein Land einem anderen Land den Fluss stehlen will? das Leben an diesem Fluss stehlen und den Gischt der Lebendigkeit?

Ich glaube nicht an die Zerstörungswut des russischen Volkes. Das Volk dort ist irregeleitet, und etliche widersprechen auch den Lügen. Deshalb müssen wir in die Lügen des Kremls hineingreifen. Wir müssen sie umdrehen und die Gewalt, welche von der Lüge ausgeht, gegen die Lüge wenden und sie so umstülpen, dass ihr schleimiges Innere an der klaren Luft der Wahrheit vertrocknet und ihr Gift unschädlich wird. Wir müssen das – wir Danebenstehenden, wir daneben Lebenden müssen uns darum mühen. Die Menschen der Ukraine fegen diese Lügen sowieso schon hinweg. Sie fegen sie hinweg, indem sie am Dnipro für unsere Freiheit mitkämpfen – auch für die Freiheit von Lügen.

Ein gewisser Präsident glaubt nun aber, er sei ein Historiker, wenn er ein phantastisches Lügengespinst zum Besten gibt. Da greife ich hinein. Ich drehe die Lüge um, stülpe sie um, lasse sie vertrocknen und mache sie unschädlich. Ich bin kein Historiker von Beruf, aber ich weiß von Berufs wegen, was Historiker tun, und was sie zu Historikern macht. Historie, ein griechisches Wort, kommt vom ‚Herausfinden‘. Es heißt nicht ‚erfinden‘ und es heißt nicht ‚erzählen‘. Deshalb, bitte, sollte niemand die Erfindungen und Erzählungen aus dem Kreml ‚historisch‘ nennen, nicht einmal in Anführungszeichen, wie ich es jetzt gerade ausnahmsweise getan habe. Bleiben wir beim Dnipro auch, was die Geschichte betrifft.

Entlang dieses Stroms haben in früheren Zeiten Leute gewohnt, die viel später den Nachfolgestaaten der maroden Sowjetunion Namen gegeben haben, Namen wie Russische Föderation oder auch Weißrussland. In den slawischen Sprachen gibt es verschiedene Worte, um ‚russisch‘ zu sagen. Das Stammwort und das älteste Wort kommt von den Kiewer Rūs. Sie haben entlang dem fruchtbaren Dnipro gesiedelt. Man kann aus den vielfältigen Ufern dieses Flusses etwas machen, und das haben die Rūs getan.

Sie haben etwas aus dem Dnipro gemacht. Jahrhunderte lang haben Nachbarn versucht, den Kiewer Rūs den Dnipro zu stehlen – aus Neid, aus Gier, aus Zerstörungswut, manchmal auch aus Not. Sie haben es nicht geschafft. Die Leute in und um Kiew haben sich behauptet. Durch kluge Bündnisse. In siegreichen Kriegen, oder trotz Niederlagen. Durch Handel und mithilfe von Verträgen. Sie haben sich mit anderen vermischt, haben Neues zugelassen, und mit dem Neuen sind die Ufer des Dnipro fruchtbarer und vielfältiger geworden.

Als vor Jahrhunderten am heutigen Staatsgebiet der Russischen Föderation wilde Völker Moskau brandschatzen und Rjasan berauben, als sie Kasan knechten und Jaroslawl erpressen und eine blutige Spur bis zum großen Nowgorod ziehen – da haben die Kiewer Lauren errichtet und Ikonen gemalt, sie haben Handel getrieben und dicke Mauern gebaut und zwischendurch in die Steppen geschaut. Langsam aber sicher haben sie ihre Plätze befestigt und klug Brücken in alle Himmelsrichtungen geschlagen; auch nach Süden und weit nach Westen, zu den Tataren, nach Polen, auf den Balkan und bis ins Heilige Römische Reich deutscher Nation.

Und dann? In einem fein gesponnenen Netz von Bündnissen, mit ebenso fein gefilterten Feindschaften, kriegen die Kiewer Rūs die Leere in den Griff! Die große Leere der Steppe. Die Dependancen der Mongolei und ihrer Nachfolgerinnen fallen an Kiew. Und Kiew beglückt Moskau mit seiner Herrlichkeit. Man hat dort Eigenes und Gutes zuzusetzen, aber die Macht der Kiewer Rūs und der Anfang der dreigestaltigen russländischen Völker oder modern: der Anfang der vielfältigen, freien Rūs-Völker geht von Kiew aus – von der Mutter aller russischen Städte. Und über Kiew entbreiten sich die Schwingen des Erzengels Michael, der mit einer bloßen Feder Satan aus dem Himmel stürzt.

Satan, mein Stichwort für einen neuen Adressaten: „Was ist Geschichte, Herr Präsident?“ – Ich meine damit natürlich den Präsidenten, der sich in seinem Bunker versteckt und der den Kopf nicht hinaussteckt zu seinem Volk, weil sein Volk ihn einen Dreck schert, andernfalls würde er es ja nicht in Kriegen verheizen und zum Hassfanal seiner Nachbarn machen und zum Stinktier unter den Nationen. Von dieser Sorte ‚historischer‘ Mission kann ich als deutsches Stinktier ein trauriges Lied singen – wir Deutschen waschen uns dank des Herrschaftswahns unserer Voreltern noch immer und noch immer sind Flecken auf Pelz und Seele. Nein, ich möchte von der Mission, sich selbst gewaltsam zu isolieren und von Gewalt zu stinken, dringend abraten.

Geschichte also. Das Ziel der Geschichte und das Ende der Geschichte, manche glauben das zu kennen. Meine Antwort darauf lautet anders als die der Gelehrten. Mein Ziel der Geschichte ist eine Kultur der Freiheit und Gerechtigkeit, überall, wo es lebendige Städte an Flüssen gibt. Mein Ziel der Geschichte sind die küssenden Paare am Ufer, die fröhlich streitenden Passanten und die Schimpfredner auf die Regierung, und nicht zu vergessen die freien kleinen Lädchen auf der Uferpromenade.

Das Ziel der Geschichte aber ist sicher nicht die Klopapierrolle voll kolonialer und imperialer Sklavenhalterdelirien, die der Herr Präsident im ABC-waffensicheren Bunker unter sibirischen Steppenrosen zusammenschmiert. Und das Ziel der Geschichte ist ganz sicher nicht er selbst. Er ist schlimmstenfalls das Ende unserer Geschichte auf diesem Planeten.

Wenn dagegen ein Präsident das Ziel der Geschichte ist, oder besser: das Gesicht der Freiheit in diesem Weltaugenblick, dann ist es der tapfere, freiheits- und gerechtigkeitsliebende und sogar unter Raketenbeschuss charmante Mensch, der den Tyrannen mit fast unglaublichem Witz eingeladen hat, sich zu ihm aufs Sofa zu setzen – um am Sofa von seinen Nachtängsten und Umzingelungsträumen zu erzählen. Ich stelle mir dazu ein Glas georgischen Rotweins vor.

Auch wenn der Präsident der Russischen Föderation georgischen Wein so wenig verdient hat wie er die Gesellschaft Präsident Wolodymyrs des Hochherzigen verdient, wäre es mir doch lieb, er würde sich selbst entwaffnen, die Einladung aufs Sofa annehmen und seine Paranoia still werden lassen. Nein, ich habe den Faden nicht verloren. Am Dnipro der Ukraine wird auch unsere Freiheit verteidigt, liebe Landsleute. Und den Herrn Geschichtswissenschaftler, der das lichte Geheimnis der Kremlmauern mit den unterirdischen Mauern einer Bunkerhölle vertauscht, sollte niemand von uns verstehen wollen.

Manchmal ist Verstehen unangebracht und nur Missbilligung ist angemessen. Denn der Herr Doktor der Imperialgeschichte will den Flusslauf und den Gang der Freiheit stehlen. Er will sie stehlen, obwohl er mit beiden nichts anzufangen weiß. Aber lassen wir ihn. Er ist ein König, das ist nicht zu leugnen, doch ist er ein König in jener großen Schachpartie, deren Figuren von der unsichtbaren Hand der Vergeltung gezogen werden. In diesem Spiel, zwischen den goldenen Rändern der Ewigkeit, mag jeder Bauer einen diebischen, mörderischen König dahinraffen.

Die Straßen von Kiew sind nicht unsere Straßen, aber längst treiben bis auf unsere Straßen die Federn des gezausten Engels, der Kiew bewacht. Der Dnipro ist nicht unser Fluss, aber der Fluss in unserer Stadt, wo immer in Deutschland sie liegt, könnte ein Dnipro werden. Was wird am Dnipro verteidigt?

Im Augenblick verteidigen die Ukrainer und Ukrainerinnen ihr Leben und das Leben ihrer Liebsten und des ganzen Volkes. Aber sie verteidigen mehr, wenn von Freiheit die Rede ist: Verteidigt werden die politisch Streitenden, die gerade im Streit zeigen, wie sehr sie ihr Land lieben. Verteidigt wird das grantig-nölige Schimpfen auf die Regierung, das ungestraft bleibt, weil es ein Geräusch der Freiheit ist. Verteidigt werden die Familien, die am Ufer spielen möchten, und die Küssenden aller Geschlechter. Und auch die kleinen, selbständigen Lädchen an den Uferpromenaden werden verteidigt.

Wir müssen uns, liebe Landsleute, an gewisse Gedanken gewöhnen. Deshalb habe ich mir Zeit genommen, und Sie haben sich und Ihr habt Euch, falls die Kraft zu lesen bis hier gereicht hat, auch Zeit genommen. Es fehlt nicht mehr viel, um den Freiheitssatz vom Dnipro auszusprechen. Versuchen wir es gemeinsam:

Die Grenzen der Ukraine sind in dieser Zeit die Grenzen aller souveränen Staaten, deren Völker aus Freiheitsrechten leben. Und der Dnipro ist uns näher als der Hindukusch. Viel näher. Und wir, liebe Landsleute, können auf einfache Art zum Freiheitskampf am Dnipro beitragen: Selbstverständlich helfen wir Flüchtlingen, selbstverständlich schicken wir Hilfsmittel in die Ukraine. Aber es ist mehr drin, viel mehr:

Zeigen wir den Unwilligen in unserem Land, was möglich ist. Erweitern wir das Embargo! Ziehen wir Pullover an, statt Heizenergie zu verschwenden. Was für ein lächerlicher Beitrag ist das, im Zimmer Pullover tragen, während andere für die Freiheit und für Ihre Liebsten sterben! Schaffen wir das etwa nicht? Lassen wir die Autos sonntags stehen – wir haben Füße und Fahrräder und wir haben die Parks an den Flüssen unserer Städte. Und wer nicht mehr laufen kann, wird im Rollstuhl spazieren gefahren.

Eins vor allem ist nötig: Bringen wir unsere deutschen Oligarchen und ihre Lobbyisten mit Herzenshöflichkeit zum Schweigen. Wie? Einfach so: Wir hören weg, wenn sie reden. Unsere Mundwinkel zucken künftig nur noch, wenn sie losschwafeln, weil sie ihre Gewinne in Sicherheit bringen wollen und Druck auf die Regierung ausüben. Erweitern wir das Embargo!

Schreiben wir Petitionen für eine sofortige Aufnahme der Ukraine in die EU! In die NATO wird das Land nicht aufgenommen, aber wir können etwas für die Souveränität der Ukraine tun: Legen wir unsere wohlstandshörigen Krämerseelen ab und werden echte europäische Seelen. Sorgen wir dafür, dass der EU-Beitritt der Ukraine Verhandlungsmasse in Friedensverhandlungen wird. Und: spenden wir – spenden wir auf allen legal möglichen Wegen der ukrainischen Armee für die Verteidigung unserer Freiheit am Dnipro. – apl. Prof. Dr. Christian W. Senkel

 

Im Grunde hat Putin mit dem Einmarsch in die Ukraine seinen eigenen Niedergang eingeläutet. Und nicht nur seinen, auch den Russlands. Er hat sich mit seinem Handeln selbst isoliert, der russischen Wirtschaft schwersten Schaden zugefügt. Alle wichtigen Abnehmer seiner Rohstoffe sehen sich nach Alternativen um.

Selbst wenn er die Ukraine militärisch besiegt, ist er dann Sieger über ein zerbombtes Land, dazu eine Bevölkerung, die ihn und seine Militärs in ständige Partisanenkämpfe verwickeln wird. Das wird so viel Geld und Besetzer brauchen, dass darüber die russische Wirtschaft in schwerste Turbulenzen geraten wird, unter denen sie ja jetzt schon leidet. Er wird auch in Russland selbst immer mehr in die Kritik geraten. Sollte er von China „gerettet“ werden, wäre er maximal ein Juniorpartner von Chinas Gnaden. Außerdem waren die Reden, die er im TV gehalten hat, so abwegig, dass ihn etwaige Gesprächspartner, zumal aus dem Westen, hinter vorgehaltener Hand kaum noch ernst nehmen werden.

Das einzige, was ihm noch bleibt, ist das russische Arsenal an Atomwaffen. Das macht die Situation gleichzeitig so gefährlich. Auch die totale Isolation, in der er sich persönlich befindet. Es gibt, bei Licht betrachtet, für ihn nur ein Schrecken ohne Ende, eine völlige Pleite, ein langsames Dahinsiechen, seine Reputation zerstört oder er versucht alle mit in den Abgrund zu reißen. Ich hoffe nur, es bleibt ein Rest von Vernunft und kommt zu einem irgendwie gearteten Kompromiss, der das Blutvergiessen beendet. – Hans Goedde

 

Wir sind Getriebene eines Getriebenen. Tod und Zerstörung durch Putins Truppen sind nun auch direkt an der EU-Außengrenze angekommen. Der „Getriebene“ im Kreml gewährt Europa keine Atempause und führt -mit seinem typischen Spottgrinsen im Gesicht- insbesondere uns Deutschen ein ums andere Mal die eigene Hilflosigkeit (und Scheinmoral) vor.

In den Dauer-Talkrunden wird sich hier über Putins Psyche und Pläne der Mund faselig geredet, während die Opferzahlen ein paar Kilometer weiter im Osten exponentiell steigen (wobei es sich hier um tote Menschen und nicht um Infektionszahlen handelt!). Die deutsche Politik der letzten Jahrzehnte mit Wandel durch Handel und günstiger Energieversorgung mit dem Premiumpartner Russland kracht gerade in sich zusammen – und so sitzen wir weiter an letzter Stelle im Europa-Bob, die Bremsen -im Gegensatz zu unseren erfolgreichen Olympiabobs- aber immer angezogen.

Die „so noch nie dagewesenen“ Sanktionen enthalten zahlreiche Schlupflöcher, damit -angeblich- unserem und dem russischen Volk nicht geschadet wird – nutzen kann diese wohl nur das Putin-Regime!? Die wichtigsten Deviseneinnahmen des Kreml fließen wegen unseres unersättlichen Energiehungers sowieso unverändert weiter. Nun versucht Putin vor unserer Nase die letzte Hoffnung auf Menschlichkeit durch die Bombardierung des Gebiets um Lemberg zu zerstören.

Und Europa hält weiter den Atem an – und schaut -betroffen- zu. Und alle hoffen, dass wir nicht selbst betroffen sein werden – und lenken sich ab mit den vertrauten Beschäftigungen, Nebensächlichkeiten und kleinen Alltagssorgen. Die Zeitenwende ist nicht mit einer einmaligen Bundestagsrede in den Köpfen angekommen!

Ein Masterplan ist vonnöten, den die Regierung zusammen mit der demokratischen Opposition schnellst- möglich ausarbeitet und laut und unisono unters Volk bringt! Man könnte dies auch „Antikriegswirtschaft“ nennen – Ein Klein-Klein gewürzt mit etwas partei-politischem Populismus (die Spritpreise sind unser kleinstes Problem!) schwächt und spaltet uns als Gesellschaft!

Gegenüber steht uns eine über Jahrzehnte patriotisch indoktrinierte geschlossene Gesellschaft, deren Leidensfähigkeit im Kampf für ihre „Überzeugungen“ wir im Westen nicht annähernd begreifen können. Die einzige europäische Gesellschaft, die dem ebenbürtig ist, ist das ukrainische Volk. Wenn die Ukrainer in der Diaspora oder in den Lagern nach einem russischen Friedensdiktat verschwinden, sind wir Wohlstands- Europäer absolut blank gegenüber kaltblütigen Aggressoren aus den östlichen Weiten.

Wir müssen (und können) als Gesellschaft jetzt gemeinsam dagegen halten – es kommt auf jede*n Einzelne*n an, das muss immer wieder kommuniziert werden, das muss auch geregelt werden: Energiesparmaßnahmen, Tempolimit, Fahrverbote, Veggiedays undundund – die ganze Palette muss „auf den Tisch“, um daraus einhellige Beschlüsse zu treffen! Es muss ein regelrechter Wettbewerb im Land entstehen, was kann ich als Individuum beitragen, um aus unserem Dilemma so schnell wie möglich raus zu kommen. Auch wenn es nur jeweils kleinste Beiträge sind, sie sind ein Zeichen nationaler gemeinsamer Kraftanstrengung und immens wichtig für unseren Zusammenhalt als Gesellschaft (was Putin den individualistischen Europäern keinesfalls zutraut) und in der Summe auch wirksam.

Die große Politik muss parallel den Druck auf Putin und sein Regime weiter Schritt für Schritt erhöhen. Die Konsequenzen werden auch sein Volk tragen müssen, das sich -bis auf einige Tausend Studenten und Intellektueller- zu Millionen seiner Verblendung nationaler Größe und Weltbestimmung hingibt (ich bin -und bleibe- mit meiner russischen Frau verheiratet:). Wenn es geostrategisch Sinn macht, dann schließen wir (agierend!) Nord Stream 1 und belassen für ́s erste nur die Leitungen durch Polen und die Ukraine. Öl und Kohle kann doch hoffentlich kurz- und mittelfristig anderweitig ersetzt werden!?

Und auch harte Fragen von militärischen Konfrontationen müssen konkret gedacht werden. Den kompletten Luftraum der Ukraine zu „sperren“ ist sicher illusorisch, aber zumindest das ukrainische Grenzgebiet von Polen bis Rumänien muss geschützt werden – als einzige Verbindung der Ukraine zum Westen! Noch stehen wohl ukrainische Piloten zur Verfügung, die das mit polnischen MIGs selbst versuchen würden – noch muss sich kein Westeuropäer selbst in Lebensgefahr begeben!

Beim Anblick des Schreckens der russischen Invasion in der ganzen Ukraine sind das bestenfalls kleine Nadelstiche – die atomare Gefahr durch die laufenden ukrainischen Kernkraftwerke ist derzeit wesentlich realer als durch russische Raketen. Bestimmte Tiere sind ja in allen Gesellschaften charakterbildend – Tiger und Drachen in Asien, der Bär in Russland. Gibt es eigentlich ein europäisches Tierbild, das uns in Stärke vereinen könnte? Wir Deutsche sind wohl eher ein Kaninchen, das ängstlich auf den kreisenden Adler hochblickt. – Robert Stein

 

Den Aufmacher der heutigen Ausgabe empfinde ich als marktschreierisch und leichtfertig, ich habe kein Boulevardblatt abonniert. Auch wenn es sich „nur“ um ein Zitat handelt, sollte man doch bedenken, welche Folgen Bilder und Sprache in dieser Situation haben können, es ist nicht die Zeit für Profilierung.

General Vad warnte vor einigen Tagen im TV sinngemäß vor überspitzter Sprache und Denkspielen, die im schlechten Fall zu ungewollter Realität führen können, dies sage er als Militär. Mein Anliegen: seid bei allem berechtigten Willen, den Ukrainern beizustehen, noch besonnener und verantwortungsvoller als gemeinhin. – Margret Berendt

 

Ihre Überschrift „ Die Drohung mit dem Atomkrieg ist ein Bluff“ könnte in dieser Situation nicht dümmer sein! Zum einen kann sich dessen niemand sicher sein. Zum anderen stellt diese Überschrift eine- weitere- Kränkung Putins dar. Einen so krankhaft narzisstischen Menschen in seinem Wahn zu kränken ist unklug. Es könnte ihn provozieren, das Gegenteil zu beweisen. Schlagzeilen heißen nicht ohne Grund Schlagzeilen. Und so gering an Bedeutung ist „Die Zeit“ nicht, dass sie auf der Titelseite in der aktuellen Situation so etwas zitieren könnte. – K. Eberhardt-Rittmann

 

Den Aufmacher diese Woche (Der Atomrieg ist Bluff) finde ich grob fahrlässig gewählt und gefährlich provokativ. Der Satz stellt die Meinung von Selensky dar und sollte nicht von der Zeit als Aufmacher – nur um die Auflage zu steiger – direkt übernommen werden. – Gabriele Nordmann

 

Die Großmächte würden einen kollektiven Suizid verursachen. USA, Europa, Russland wären dann unbewohnbar. Die Geschichte zeigt, dass auch beispielsweise A. Hitler dachte: top oder flop. – Roland Besendorfer

 

Bei der allergrößten Sympathie mit den Menschen in der Ukraine, und der klaren Verurteilung der Kriegsverbrechen und des Angriffes auf die Ukraine, können wir die Haltung der Zeit Redaktion nicht verstehen. Ist Ihnen bewusst, welchen Aufforderungscharakter Ihr Titel „die Drohung mit dem Atomkrieg ist ein Bluff“ für einen vermeintlich gekränkten, sich nach den besseren Zeiten der Sowjetunion sehnenden Weltmacht-Herrscher hat?

Sie unterstellen Putin – mit den Worten des ehrenwerten Präsidenten Selenskjy – dass er nicht die Macht, die Stärke hat – die Atombombe zu zünden! Oder ist Putin Ihnen und dem Präsidenten der Ukraine immer noch nicht fuchsteufelswild und verrückt genug? Wir hingegen sind froh, dass Putin hoffentlich blufft. Jeder weiß, er könnte. Wir möchten es nicht heraufbeschwören.

Ist Ihnen die Provokation nicht bewusst? Politik und Presse pokern gerade sehr hoch, man könnte es auch russisch Roulette nennen. Und zwar in einem Zeitalter, in dem sich der vermeintliche Held nicht mehr nur mit dem entfesselten, von der Boulevardpresse so genannten, Bösewicht duelliert, sondern ein ganzes Land oder ein Kontinent damit in den Krieg zieht. Mit Stärke hat das nicht viel zu tun, mit Machtstreben und Ego schon. Die mentale Stärke zu vermitteln und zu verhandeln fehlt leider bei so viel Testosteron. Stark waren Mahatma Gandhi, Martín Luther King oder Nelson Mandela, sie konnten sich zurückhalten und mit ihrem Geist entwaffnen.

In Krisenzeiten neigen wir leider eher zu Vereinfachungen und Polarisierung. Es braucht starke Persönlichkeiten um zu vermitteln und nicht zu Spalten. „Die Diplomatie ist nie am Ende“ wir nehmen Sie beim Wort, Frau Baerbock. Oder wir haben einfach Chuzpe?! Viel Glück! – Petra Biehler

 

Ihre Headline in der Zeit v. 10.3.22 Zitat von Selensky „ Die Drohung mit Atomkrieg ist ein Bluff“ entbehrt jeder Realität. Zwar hat Putin nicht direkt mit Atomwaffen gedroht, sondern mit Zerstörung von unvorstellbarem Ausmaß. Damit sind seine Hyperschallwaffen gemeint, gegen die wir hier nichts, aber auch gar nichts entgegen zu setzen haben und aufgrund ihrer Schnelligkeit keine Abwehr haben.

Mit diesen Waffen kann er jeden Punkt der Erde zerstören. Von Moskau bis Hamburg sind es nur 5 Minuten Flugzeit. Diese Tatsache sollten Sie Ihren Lesern klarmachen. Von der Politik werden wir darüber nicht informiert. Der launische Spruch von Selensky in Gottes Ohren, aber nicht auf die Titelseite Ihres Blattes. Sie haben eine Informationsverantwortung.

Ich empfinde die Berichterstattung über die Keller vom umkämpften Kiew langsam als zynisch und voyeuristisch: und abends nach dem Abendessen etwas Grusel in der Zeit und der Tagesschau. Einerseits bin ich froh über die freie Berichterstattung andererseits kann ich die Berichte über den Krieg nur schwer ertragen. Ich habe auch keine Antwort. Geben Sie diese: Z.B. mit der Analyse der Struktur von Putins Handeln. Die Taz hat dazu unlängst einen Bericht aus der Spieltherorie erstellt. Diese erklärt einiges. Geben Sie nicht auf und bleiben weiter für uns Leser unabhängig und frei. Danke. Und Gott segne Sie. – H.-G. Rehberg-Pawlowski

 

WIR BRAUCHEN DIPLOMATIE UND BESONNENHEIT AUF DER TITELSEITE UNSERER ZEIT. Bei der allergrößten Sympathie mit den Menschen in der Ukraine, und der klaren Verurteilung der Kriegsverbrechen und des Angriffes auf die Ukraine, können wir die Haltung der Zeit Redaktion nicht verstehen.

Ist Ihnen bewusst, welchen Aufforderungscharakter Ihr Titel „die Drohung mit dem Atomkrieg ist ein Bluff“ für einen vermeintlich gekränkten, sich möglicherweise nach den besseren Zeiten der Sowjetunion sehnenden Weltmacht-Herrscher hat? Sie fordern Putin – mit den Worten des ehrenwerten Präsidenten Selenskjy – heraus, ob er die Macht und ‚Stärke‘ hat – die Atombombe zu zünden! Ist Putin Ihnen und dem Präsidenten der Ukraine nicht fuchsteufelswild und wütend genug?

Wir hingegen sind froh, dass Putin hoffentlich blufft. Jeder weiß, er könnte. Wir möchten es nicht heraufbeschwören. Wir brauchen mehr Diplomatie und Besonnenheit in der Weltpolitik und weniger russisches Roulette und Chuzpe. In Krisenzeiten neigen wir leider zu Vereinfachungen und Polarisierung. Wir wünschen uns von der ZEIT die gewohnte ‚weltverstehende‘ Komplexität. Besonders im Krieg. – Raluca Negulescu

 

Zum Geschichtsverständnis des russischen Präsidenten: Immer beruft sich dieser auf das Reich der Kiewer Rus. Dieses politische Gebilde, das nach dem sog. Mongolensturm in den Jahren 1238 – 1240 unterging und in Einzelreiche zerfiel, war in der flächenmäßigen Ausdehnung eher klein, wenn es in Relation zum heutigen Russland gesetzt wird, das in Jahrhunderten von Kriegen und Eroberungen entstand und dadurch größtes Land der Erde wurde. Wenn Menschen heute auf den Potentaten im Kreml schauen, fühlen sie sich u. a. an die Gewaltherrschaft römischer Cäsaren erinnert. Hier muss zuvorderst z. B. Caligula (12 – 41 n. Chr.) genannt werden.

Seinem hoffnungsvollen Regierungsantritt folgte eine Zeit brutaler, rücksichtsloser Macht mit Unterdrückung und Gewalt. Bereits damali-ge Historiker bezeichneten ihn — ohne seinen Namen zu nennen – als Tyrannen, als wahnsinniges Scheusal mit psycho-pathologischen Defekten. Der Philosoph Seneca definierte diesen Wahnsinn als Entartung eines Despoten, dessen Verurteilung in allen historischen Quellen einhellig ist. Zuletzt weigerte sich das Militär, dem Verrückten zu folgen. Nach Protesten und Aufständen setzten die Prä-torianer der Schreckensherrschaft und der ruinösen Politik dieses Mannes ein Ende. – Josef Draxinger

 

Seit dem 24. Februar schäme ich mich zutiefst •  Deutsche zu sein •         Europäerin zu sein •      Bewohnerin eines Landes zu sein, das Mitglied in der Nato ist. Im 2. Weltkrieg ist Deutschland in der Ukraine eingefallen und hat dort für unsagbares Leid gesorgt. 2008 haben wir den Beitritt zur Nato vereitelt und waren mitverantwortlich dafür, dass sich die Ukraine selbst entwaffnet hat. 2022 machen wir uns wieder schuldig, durch unterlassene Hilfeleistungen (siehe auch die unter-lassene Hilfe 2021 für die einheimischen Helfer in Afghanistan). Jedem Land, dem Deutschland verkündet, es stehe fest an seiner Seite, müssen zwischenzeitlich vor Angst die Knie schlottern. Konsequenterweise kann sich auch kein Bündnispartner inzwi-schen mehr auf Deutschland verlassen.

Wir schauen zu, wie ein Land und seine Bewohner systematisch dem Untergang preisgegeben werden und tolerieren damit die russischen Kriegsverbrecher, wie schon 2014 bei der Annexion der Krim, in Tschetschenien, Georgien und Syrien, statt militärische Präsenz zu zeigen. Dies aus Trägheit, Angst vor wirtschaftlichen Folgen (die Ukrainer verlieren gerade alles) und man-gelnder Zivilcourage. Ist es wirklich so schlimm, sich bei der Energie und Wirtschaftswachstum einschränken zu müssen, wenn in der Ukraine die Menschen ihre komplette Existenzen verlie-ren und froh sein können, ihr Leben zu retten? Gleichzeitig bringen wir es fertig, uns Paragrafen zu bedienen, die es uns ermöglichen, den Flüchtlingen das letzte, das sie noch haben, zu neh-men, indem wir ihnen ihre Haustiere, die sie mitnehmen konnten, wegnehmen und monatelang in Quarantäne halten.

Unser Recht auf Freiheit und Demokratie haben wir verwirkt, wohl aber verdienen wir inzwi-schen für das Zusehen der Kriegsverbrechen und die mangelnde Bereitschaft, bei Verbrechen gegen die Menschheit effizient einzugreifen, die Höchststrafe. Und last but not least: Indem wir die Kriegsverbrechen nicht verhindern, machen wir uns selbst zu Kriegsverbrechern und gehören ebenso nach Den Haag. – Gabi Weber

 

Wie können wir helfen? In dem, wir helfen! Was soll der Artikel, frag ich mich. Auf dem alten Palast der Republik stand eine Zeit lang in riesigen metallenen Buchstaben ZWEIFEL. Vom Brandenburger Tor aus nachts beleuchtet gut zu sehen. Zweifel könnte ein Wesenszug der deutschen Seele sein. Nur manchmal tut auch der deutscheste Deutsche gut daran, den Zweifel Zweifel sein zu lassen und zu tun, was die Stunde gebietet: zu helfen.

Am 2.März bekam ich eine Nachricht von Freunden, mit der Bitte um eine Spende und Verbreitung. Geld, was Warmes anzuziehen, eine kleine Liste mit dem Notwendigsten. Ich rief meinen Freund an und bot mich als Mitfahrer an. Ohne jede Überlegung. Die Sammlung ergab beides, wärmende Kleidung die 5 Autos füllte und genug Geld um die Spritkosten zu bezahlen. Wir verabredeten uns morgens um vier am 7.3., fuhren 8 Stunden bis Lublin nahe der Ukrainischen Grenze in Polen.

Freunde geleiteten uns zum Roten Kreuz, wir gaben unsere Sachen ab. Inzwischen hatten wir den Link unterkunft-ukraine.de, später dann auf telegram die Gruppe PL-DE transport. Da waren 4-6000 Leute verlinkt, die einfach nur helfen wollten. Innerhalb einer sehr kurzen Zeit hatten sich 4 Frauen und zwei Kinder gemeldet, die nach Berlin wollten. Insgesamt waren es dann an die 8 Personen, die wir mitnehmen konnten nach Berlin. Die meisten hat Bekannte oder Verwandte in der Stadt. Andere sind eine Nacht geblieben und weiter gereist. In meiner direkten Umgebung, bei Freunden, sind nochmal 5 Menschen unter gekommen. Alle wollen möglichst schnell zurück in die Heimat.

Vor während und nach dieser wirklich sehr außergewöhnlichen Reise haben wir viele Stimmen gehört die von Benzinbeschränkungen, Geldautomaten gehen nicht, Sachen werden nicht richtig verteilt, berichtet haben. Wir haben gehört daß es viel klüger wäre dies und das und jenes zu tun nur eben das nicht was wir getan haben: follow your heart and you can’t be wrong!! Wir waren auf nichts vorbereitet und somit frei von Vermutungen, Hörensagen etc. Es hat sich gelohnt! Wir haben ein gut organisiertes Land, eine wohlwollende freundliche Bevölkerung, hilfsbereite Menschen vorgefunden. Im Moment, denke ich persönlich, ist jede, aber auch wirklich jede Hilfe von Nöten.

Es wäre natürlich gut, wenn ihr nicht eure alten Socken und den Kram den ihr immer schon mal loswerden wolltet, in Plastiktüten verpackt und bei ner Sammelstelle abgebt. Macht die Augen und Ohren auf, verlasst eure Wohlfühlebene und öffnet eure Herzen, dann wird das!! Wäre ich diese 24 Stunden zu Hause geblieben hätte ich schon nächstes Wochenende nicht mehr gewußt was ich da gemacht habe. Diese Reise werde ich nicht vergessen und da weiter machen. Und ich lass es gehen, alles wie es will. – Peter Behne

 

Schon Ihr Schweigen zur Regierungspropaganda während der Corona-Pandemie war schwer erträglich. Dass Sie sich nun aber so vollständig auf die Seite der Kriegstreiber im Westen schlagen, ist zu viel. Daher kündige ich mein Zeit-Abonnement – schweren Herzens nach ca. 40 Jahren – zum nächstmögli-chen Zeitpunkt. – Frank Hrebabetzky

 

Vorschlag für Friedensplan zu Ost-West-Konflikt Ausgangssituation: Durch die gegenseitigen Aufrüstun-gen standen und stehen sich die USA mit ihren NATO- Verbündeten und Russland nicht nur jetzt und in den früheren Zeiten des Kalten Krieges gefährlich gegenüber, sondern tun dies kontinuierlich seit Jahrzehnten. Die mit Ende der UDSSR und auch im Zuge der deutschen Wiedervereinigung vorliegen-den Dokumente geschlossener beiderseitiger Vereinbarungen sowie verschiedener nur als Notiz fest-gehaltenen Gespräche zu den künftigen Ost-West-Beziehungen einschließlich militärischer Regelungen werden von beiden Seiten unterschiedlich interpretiert. Offensichtlich werden sie nicht den Sicher-heitsbedürfnissen beider Seiten gerecht.

Vom Westen wird die Eigenständigkeit jedes Landes betont. Dies schließt ein, dass sich jedes Land selbst entscheiden kann, ob und welchem Bündnis es beitreten möchte, sofern sich Bündnisse und Partner dafür offen zeigen. Das bereits vorhandene und positio-nierte Waffenarsenal ist zu Zeiten des Kalten Krieges für beide Seiten als zu gefährlich einzustufen gewesen. Die gegenseitige Bedrohung hat sich auch in den letzten Jahren durch die quantitative und insbesondere auch qualitative Entwicklung des Waffenarsenals wieder erhöht. Besonders schwierig ist es, wenn Bündnisse wie die NATO erweitert werden und auf das erweiterte Territorium wiederum weitere moderne Waffen zur Verteidigung und im Bedarfsfall letztlich auch zum Angriff positioniert werden.

Der gesunde Menschenverstand sagt uns doch allen, dass jeder verständlicherweise darauf achtet, möglichst wenige oder keine Bedrohungen insbesondere aus seinem näheren Umfeld vorzu-finden. Die USA hat hier auch geschichtlich betrachtet keine andere Haltung wie Russland und ist ganz grundsätzlich auch ein vollkommen nachvollziehbares Anliegen aller. Außerdem gibt es weltweit und auch in Europa in einzelnen Ländern fortlaufend politische und religiöse/ideologische interne Span-nungen. Zudem gibt es Länder, die von geopolitischer Bedeutung sind und/oder über wichtige Roh-stoffe verfügen.

Je nach Nutzen engagieren sich deshalb insbesondere der Westen, Russland, China, asiatische oder arabische Länder in diesen Ländern mehr oder weniger stark. Durch die kollidierenden geopolitischen und wirtschaftlichen Interessen entstehen weltweit Spannungen zwischen allen Kon-fliktparteien. Häufig wird dann von den insbesondere mächtigen Ländern der Welt von extern auf solche vermeintlich gewinnbringenden Länder in mannigfaltiger Art und Weise eingegriffen. Häufig geschieht dies auch militärisch und es kommt sogar zu Stellvertreterkriegen. Fast immer hinterlassen diese Auseinandersetzungen viel menschliches Leid und wirtschaftlichen Schaden. Die externen Länder ziehen häufig nach langer Zeit des Konfliktes als gescheitert ab.

Grundsätzlich gilt es immer zu klären, ob ein Land mit internen Problemen damit allein zurechtkommen sollte und kann oder ob es aus übergeordneter Sicht außergewöhnliche Umstände gibt, die ein externen Eingreifen rechtferti-gen. Sollte ein Eingreifen unumgänglich sein, darf nicht der Egoismus und das Machtstreben des ein-greifenden Lands, sondern die aufrichtige Hilfe für das betroffene Land im Vordergrund stehen. Im Fall der Ukraine spielen viele Aspekte eine Rolle, die geopolitischen/ militärstrategischen Aspekte stehen hier aber im Vordergrund und werden von den am Konflikt Beteiligten unterschiedlich bewertet.

Un-abhängig von den einzelnen Argumentationen und Bewertungen zur Ukraine sollte als gemeinsamer Nenner der gegenseitige Respekt für legitime Sicherheitsinteressen stehen! Jeweilige Machtinteres-sen, die diese legitimen Sicherheitsinteressen konterkarieren, müssen diesen untergeordnet werden, um eine nachhaltige Lösung zu finden. Die letzten Tage zeigen, dass es zu keiner Deeskalation kommt. Täglich wird stattdessen die Eskalation immer größer, da niemanden wirklich deeskalierende Schritte gelingen. Auch die Rhetorik beider Seiten unterstützt eher die Eskalation als die Deeskalation. Aktuell habe ich den Eindruck, als wenn es fast nur noch um die Frage geht, wie der Westen den Druck auf Herrn Putin weiter erhöhen kann.

Die emotionalen Befindlichkeiten aus den jeweiligen verletzten Sicherheitsbedürfnissen werden auf beiden Seiten ersichtlich und der jeweils anderen Seite immer wieder stark vorgehalten. Von beiden Seiten vermisse ich schmerzlich praktikable Vorschläge zu Zuge-ständnissen zum Beispiel zur Abrüstung, verbunden mit der Aufforderung an die Gegenseite darauf aufbauend dann ebenfalls Deeskalationsschritte vorzuschlagen (Die Kunst der kleinen Schritte). Es geht also nicht um eine spiegelbildliche, symmetrische oder asymmetrische Reaktion im Sinne der Eskala-tion und Vergeltung, sondern es geht darum selbst einen deeskalierenden Schritt anzubieten und dann um eine darauf angemessene (spiegelbildliche, symmetrische, asymmetrischer oder wie auch immer benannt) deeskalierenden Vorschlag der Gegenseite zu bitten.

Es wird meist so dargestellt, als wenn alle Maßnahmen zur Deeskalation schon ergriffen worden wären. Als Bürger, der ich mich dazu fast ausschließlich nur über die Medien informieren kann, bekomme ich in kleinster Weise den Ein-druck, dass hierzu bereits alles ausgeschöpft ist. Ganz im Gegenteil erwecken die gewählte Rhetorik, inhaltlichen Formulierungen sowie auch Kommentierungen und Berichterstattungen auf mich den Eindruck des permanenten Vorwurfes sowie der sich wiederholender Forderungen an die Gegenseite und stellt für mich damit keinen konstruktiven Ansatz dar. So entstehen keine Lösungen!

Einige Aussa-gen insbesondere der NATO-Führung in den Wochen vor dem 24. Februar 2022 haben deshalb seltsam angemutet, da gebetsmühlenartig an Präsident Putin adressiert wurde, dass es immer noch nicht zu spät sei. Das klang immer so als würde der Westen das Geschehen in aktiver Rolle diktieren und Russland wäre in der Defensive und hätte den Druck sich entscheiden zu müssen. Wir hätten spätestens zu dieser Zeit noch das eine oder andere Angebot unterbreiten müssen. Auffällig ist auch, dass zu den Gesprächen der Konfliktparteien sehr wenig zur Bewertung der Sicherheitsinteressen Russlands zu hören ist.

Sinngemäß lapidar zu sagen, dass wir ja jetzt nicht alle Grenzen in Europa mit Verweis auf die Geschichte zurückführen können, ist in dieser welthistorischen Gefahrensituation doch eindeutig zu kurz gesprungen! Es muss sich doch nur jede Partei fragen, zu welchen handfesten Angeboten zur Deeskalation sie selbst bereit ist, sodass die Gegenseite auch wirklich den Eindruck einer „ausge-streckten Hand“ bekommt! Wer streckte denn eine Hand aus? Es geht doch schon lange nicht mehr darum ständig zu sagen, was die eine über die andere Seite denkt, sondern gerade, weil es ist, wie es ist dennoch brauchbare Vorschläge für ein Entgegenkommen zu machen. Es gibt darüber hinaus welt-weit erdrückende Herausforderungen zur Energieversorgung, zum Klima- und Umweltschutz, verschie-denen Rohstoffen und zur Ernährungssituation.

Durch den aktuellen Ost-West-Konflikt sehen wir über-deutlich das Dilemma, in das wir uns über Jahrzehnte zu diesen Bereichen hineinmanövriert haben. Die unterschiedlichen Handlungsbedarfe hierzu werden hoffentlich durch die aktuellen Lehren auch endlich konsequenter verfolgt. Friedenplan: Wie könnte nun aber ein konstruktiver grober Hand-lungsplan zu Beendigung der Auseinandersetzung in der Ukraine aussehen und wodurch könnten die gegenseitigen Sicherheitsbedürfnisse für die Zukunft gewahrt werden? 1. Sofortige Waffenruhe in der Ukraine vorschlagen, mit dem verbindlichen Hinweis, dass die Sicherheitsbedürfnisse der Gegenseite gewissenhaft neu überprüft und gemeinsam abgestimmt werden sollen. Dies sollte seitens der NATO an Herrn Putin herangetragen werden und er sollte dazu respektvoll um gemeinsame Abstimmung gebeten werden.

Das ist einer der entscheidenden Schritte! Der Westen sollte hier nicht bestim-mend und natürlich nur von höchsten offiziellen Seiten tätig werden und Russland dann etwas Zeit geben und nicht gleich mit Fristen zu kommen. Aufrichtige Diplomatie ist gefordert! 2. Bei Zustimmung der Gegenseite unmittelbares beiderseitiges Aussetzen von Maßnahmen zur weiteren Verstär-kung der beiden Kampfverbände festlegen und auf Einhaltung achten. 3. Ungewollte ggf. von den Re-gierenden nicht vermeidbare „kleinere“ Eskalationen nicht gleich als Scheitern ansehen, sondern so-fort gemeinsam in einem Notfallgremium behandeln und versuchen einvernehmlich zu lösen, da viel zu viel auf dem Spiel steht.

4. Formale Aufnahme von Friedensgesprächen 5. Abgleich der jeweiligen Sicherheitsanforderungen und Festlegung ausreichender Abrüstungen auf beiden Seiten. Dies darf nicht im Sinne der Durchsetzung von Maximalforderungen geschehen, sondern durch eine möglichst neutrale Bewertung der Sicherheitssorgen der Gegenseite. Dies setzt Kompromissbereitschaft auf bei-den Seiten voraus! 6. Zur Vermeidung von ungewollten situativen Zuspitzungen in den Grenzgebieten werden auf beiden Seiten Waffen stark reduziert bzw. deaktiviert und der Soldateneinsatz verringert (Schaffung einer demilitarisierten Zone – DMZ).

7. Unabhängig von weiteren EU-Bündnisbeitritten die DMZ dauerhaft mindestens so belassen oder weiter entschärfen, wie unter Pkt. 5 festgehalten. 8. Weitere NATO – Beitritte überhaupt nicht auf die Tagesordnung setzen und zur NATO-Ostgrenze eine für beide Seiten zweifelsfreie und verbindliche akzeptable territoriale und militärische Vereinbarung für die Zukunft treffen (…kein cm weiter…wo genau!). Die NATO ist ein Verteidigungspakt und sollte somit von sich aus auf territorialen Ausdehnungen verzichten.

9. Die Ukraine sollte dann weiterhin ein eigenständiges Land sein und sich in einer zumindest deutlich beruhigteren Konfliktlage zwischen Ost und West wiederfinden als es derzeit der Fall ist. Ein neutraler Status wäre für die Ukraine sinnvoll. 10. Moderation dieses Friedensplanes durch eine überparteiliche und von beiden Seiten akzeptierte Institution oder Person/Personenkreis. Fazit: Müssten wir noch einmal eine solche – sich für die Zu-kunft zumindest einzukalkulierende – Situation mit den Erkenntnissen und der Faktenlage der letzten Tage bewerten, würden wir uns gegenseitig und die gesamte Situation sicher früher noch ernster nehmen und würden dann hoffentlich auch früher deeskalierende Schritte einleiten und versuchen zu vereinbaren. Da wir dies nicht getan haben, hat sich die Situation so entwickelt wie sie ist.

Ich halte nicht nur Russland, sondern auch den Westen in der Gesamtschau dazu für zu einseitig geprägt. Es gibt kaum noch differenzierte Betrachtungen dazu. Verantwortlich für die Situation sind aber beide Seiten! Dennoch haben wir auch jetzt noch einmal die Möglichkeit eine ernsthafte Bewertung der jeweiligen Sicherheitsbedürfnisse vorzunehmen und gemeinsam deeskalierenden Schritte wie beschrieben vor-zunehmen. Das sind wir allen beteiligten Menschen und uns allen schuldig! Gott hilf uns! Das ist zu schaffen! – Jörg Ziegler

 

In der derzeitigen Berichterstattung der öffentlich rechtlichen Medien vermisse ich einen in meinen Augen wesentlichen Aspekt: Warum nicht mal einen Beitrag machen über die Hintergründe, wieso Putin unter anderem mit dem Begriff „Entnazifizierung“ seinen Angriffskrieg rechtfertigt. Anstatt dieses Wort immer nur mit Kopfschütteln und Achselzucken wegzureden und zu -schreiben könnte eine gründliche Recherche zu folgenden Stichworten ganz aufschlussreich sein:

Stepan Badera, Ukrainischer Nationalismus, OUN-B, Swoboda Partei, Azov Regiment, Euromaidan Scharfschützen. Wer, wenn nicht Sie könnten aus diesen paar Begriffen sicher einen guten Hintergrundbericht über die innenpolitischen und historischen Schwierigkeiten der Ukraine mit dem Thema „Verhältnis zum Nationalsozialismus im 2WK“ zeichnen und zumindest den sachlichen Versuch wagen, nachzuvollziehen, auf welcher Grundlage Putin es schafft, die Angst vor Nazismus als Mittel seiner Propaganda zu verwenden.

Ausgedacht hat er sich das nicht, er verwendet diesen Aspekt seit vielen Jahren, hat das Thema aber revisionistisch aufgebauscht und hochgeschaukelt, um im Donbass, auf der Krim und in Russland das Vertrauen und das Zugehörigkeitsgefühl zur Ukraine und ihrer – letztlich immer noch anfälligen – Demokratie zu untergraben. Das Problem: es sit wirklich ein Problem. Die BlauGelben Farben, die von heute auf morgen weltweit als Zeichen für Frieden von jedem Kind gemalt und von jeder öffentlichen Einrichtung geschwenkt werden, haben ihre Wurzeln in viel Kriegshistorie und werden und wurden seit jeher von ukrainischen Ultranationalisten vor sich her getragen.

Nicht zuletzt saßen Faschisten der Swobodapartei nach 2014 im Parlament und Ofen rechtsradikale Truppen kämpften in öffentlichem Auftrag im Donbass gegen prorussiche Separatisten. Soweit konnte ich es im Internet aus verschiedenen diversen Quellen selbst herausfinden. Sie können das sicher viel besser als ich! Bis 2014 und kurz danach gab es dazu auch im deutschen Fernsehen öffentlich rechtliche Beiträge und Sendungen, z.B. Monitor, Panorama, andere Dokus und Politikerinterviews und Bundestagsreden. Jetzt kann man, wie es häufig als einzige Reaktion von Journalisten vorkommt, sagen: Aber der jetzige Präsident der Ukraine ist doch selber Jude und seine Partei eine demokratische und fortschrittliche Partei mit einer breiten Zustimmung in der Bevölkerung.

Ja, stimmt, aber das sit ja erst seit 2019 so, wir haben uns nur seit Jahren alle nicht mehr wirklich mit der Ukraine und dem Donbasskrieg beschäftigt. Und die Nationalisten in der Ukraine haben sich ja nicht einfach so in Luft aufgelöst. Genauso wenig, wie sich der russische Nationalismus auflöst Oder der deutsche, der ungarische, der polnische, der österreichischem der französische, der US- Amerikanische, … Ebensowenig sind wir „westlichen Länder“ vor unserer eigenen Propaganda, Weltsicht, Voreingenommenheit gefeit.

Wie groß war und ist der Wunsch „der Ukrainer“, der EU beizutreten statistisch gesehen wirklich? Wieviel projiziert „der Westen“ in „das ukrainische Volk“ hinein? Wieso wird das Thema „Ukrainischer“ Nationalismus als Teil des ganzen Bildes denn von niemandem mehr öffentlich wahrgenommen. Wenn man Putins Begriff „Entnazifizierung“ entkräften und widerlegen möchte, das kann das doch nur auf stabilem Faktenwissen geschehen. Oder nicht? – Richard Haus

 

100 Milliarden Sondervermögen Militärausgaben zusätzlich steigende Rüstungsaugaben auf 53,03 Mil-liarden. Das ist unser Geld und keiner fragt uns Bürger. Gehts noch? Wie wärs wenn diese 153,03 Mil-liarden in den Ausbau, Entwicklung etc von erneuerbaren Energien gesteckt würden und wir in der Folge kein Gas und Öl mehr aus Rußland kauften…. Hallo hat uns jemand gefragt was mit UNSEREM Geld gemacht wird? Diese Regierung ist NICHT gewählt worden um Feuer ins Öl zu gießen. Solche Beträge in Militärausgaben setzen das falsche Signal und stehen kontra jeglicher Friedensdiplomatie. Wir wollen auch keine neuen Flugzeuge aus Amerika die atomare Waffen transportieren können. Wir wollen gar keine Atomwaffen. Was soll ein Aggressor denken wenn die Gegenseite, wie nie in der Geschichte zuvor aufrüstet. Deeskalation sieht anders aus Hier läuft was grundsätzlich schief. – Eva Traumann

 

Ich wende mich an Sie mit einem Beitrag zur gegenwärtigen Diskussion um die Auslotung eines Friedensvertrages zwischen der Ukraine und Russland. Diese ist verbunden mit einer Frage. Über eine Antwort oder einen Hinweis Ihrerseits würde ich mich also sehr freuen:

Ich halte die Kompromisssuche und -fähigkeit berechtigterweise – wie so viele – für die einzige Chance, einen Friedensvertrag zu entwerfen. Bei der gesamten Debatte fehlt mir jedoch der Aspekt der „Bestrafung“ oder „Abrechnung“ mit Putin, immerhin hat er einen illegalen Angriffskrieg vom Zaun gebrochen. Stattdessen wird stets der Hinweis gegeben, man müsse Putin die Chance bieten, „gesichtswahrend“ aus dem Krieg herauszukommen. Als Geschichtslehrer ist mir bewusst, das Siegerjustiz noch selten zu einem stabilen und langfristigen Frieden geführt hat. Der Vergleich des Wiener Kongresses mit Versailles wird in den Schulen gelehrt.

Dennoch kann und will ich mich nicht damit abfinden, einen solchen illegitimen Krieg einfach mit einem Kompromiss beizulegen und damit Putin letztlich seinen Willen (jedenfalls zum Teil) zu erfüllen. Denn dieser Krieg hat doch gezeigt, dass Putin internationale Vereinbarungen letztlich völlig egal sind. Sich dann naiverweise auf einen neuen Vertrag einzulassen und womöglich nach einer gewissen Karenzzeit der Ächtung zum Status Quo zurückzukehren (wenn auch vielleicht unter einer gewissen Reduzierung der Rohstoffimporte), fühlt sich falsch an. Ein Verweis auf die kürzlich aufgenommenen Untersuchungen des internationalen Gerichtshofes scheint mir hier auch recht kurzsichtig (oder anders formuliert: zu langatmig), denn diese führen ja nur im Falle eines Machtverlustes Putins ggf. zu einer Anklage und dieses Szenario ist ja nicht gerade wahrscheinlich.

Kurzum: Putin wird mit einem Friedensvertrag mehr oder weniger ungeschoren davonkommen – den Preis für den Krieg zahlt in erster Linie das ukrainische Volk, in zweiter Linie das russische Volk und in dritter Linie die an den Sanktionen beteiligten Gesellschaften. Das mag das Wesen der Diplomatie sein – ich halte es dennoch in einem solch eklatanten Fall für eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, der man zwingend begegnen müsste. Ich würde mich freuen, wenn jemand aus Ihrer Redaktion hier vielleicht Stellung beziehen könnte. Vielleicht habe ich in der aktuellen Debatte ja auch etwas übersehen und man diskutiert sehr wohl über Konsequenzen für Putin? – Florian Kleyboldt

 

„Nachhaltigkeit statt Krieg!“ Corona verdrängt Klimaschutz und Nachhaltigkeit aus den Medien. Ukraine verdrängt Corona. Aber: Die Menschheit befindet sich eigentlich auf dem Weg in eine nachhaltige Welt. Krieg und Nachhaltigkeit passen jedoch nicht zusammen! Über einen Krieg freuen sich die Falken unter uns, die Waffenlobby, die Waffenhändler und die Waffenhersteller. Grundsätzlich, aber ganz besonders unter dem Nachhaltigkeitsaspekt ist in diesem Fall weniger klar mehr.

Die UN-Nachhaltigkeitsziele werden wir nur im Frieden erreichen – vgl. SDG 16. Es gibt viel zu tun: die 100 Milliarden Euro sollten wir lieber für die globale Nachhaltigkeitstransformation ausgeben. Ein riesiges Dilemma – wir müssen uns entscheiden! Kein Mensch braucht Krieg, es gibt keine Gewinner. Nichts ist hinterher besser als vorher – nur anders. Menschen brauchen Frieden! Wir müssen wieder mehr über Frieden und Nachhaltigkeit sprechen. – Prof. Dr. Wolfgang Vieweg

 

Der einzigen Gewinner dieses sinnlosen Krieges sind die USA. Sie werden lukrative Gewinne aus ihren Gaslieferungen und milliardenschweren Waffenlieferungen ( z.B. Stealth-Bomber ) an die EU generieren können. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. – Ellen Smith

 

Dies ist nicht wirklich ein Leserbrief, nur eine Ansammlung unrecherchierter Fragen, zu denen ich mir ein besseres Fundament wünsche. Ich weiß nichts wirklich, weder zu Russland noch zu Militär-fragen, Hacking oder digitaler Sicherheit, aber Sie wissen doch, wen und wie man fragt, Sie wissen doch, wie man ein Thema zum Thema macht.

Die Frage ist: Gibt es wirklich keine echte Alternative? Ich frage mich wieder und wieder, ob wir im 21. Jahrhundert nicht eine bessere Antwort als Waffen haben müssen und diese bisher nur übersehen – Maschinengewehre, Panzer, Raketen, ist das nicht alles eine Lösung der vorherigen Jahrtausende, eine langwierige, blutige, traumatisierende Lösung, deren Langzeitfolgen wir alle kennen, und die eigentlich mehr Probleme schafft als löst? Wer will schon täglich um sein Leben, seine Heimat, seine Famillie, seine Nahrungsaufnahme bangen? Verges-sen wir mal all die anderen Annehmlichkeiten, an die wir inzwischen gewöhnt sind.

Niemand, nicht wirklich, wenn man ihn fragt. Die Welt hat sich sehr verändert seit den letzten globalen Kriegen. Wir sind digital, virtuell. Vernetzt. Mobil. Auch in Russland muss das doch bis zu einem gewissen Grad so sein. Die Sanktionen versuchen das, sie reichen (momentan) nicht aus. Aber können wir statt mit Waffen nicht anders angreifen, wo es wirklich weh tut? Gibt es nicht einen virtuellen Weg in Putins Herz (oder was auch immer an dessen Stelle sitzt)? Immerhin wissen wir, was er nicht mag: Er ist ein Kontroll-Freak. Sobald irgendwer ihm reinpfuscht, kann er das nicht abhaben.

Er mag nicht, wenn andere einen Hebel in der Hand haben, vor allen Dingen nicht einen längeren. Und er mag auch nur, wenn Leute nach Russland kommen, nicht, wenn sie gehen. Vielleicht sollten wir alle statt auf Friedensdemos zu gehen probehalber einen Tag lang Strom-Pause machen? Auf Energie verzichten? Wäre das wirklich so teuer, verglichen mit einem Krieg, auf lange Sicht? Können wir nicht digi-tal antworten? Uns in die Medien einhacken? Unzensierte Nachrichten aussenden? Bilder vom Krieg an alle Mobiltelefone senden? Einen Virus in die Staatscomputer setzen? Russische Soldaten abwer-ben? Befehle an die Armeen verändern? Raketen umsteuern?

Leute aus Russland ausschleusen? Pu-tin muss doch auf eine andere Art und Weise zu (be)kriegen sein, als dass wir seine komplette Armee mit Waffen ausschalten. Denn einer wie er, der wider alle Vernunft agiert, gibt nicht auf, bis er schachmatt ist. Ein hässliches Spiel, wenn einer sich nicht an die Regeln hält. Ich würde mich freuen, wenn ich dazu etwas lesen könnte. Herzliche Grüße aus einem journalistisch sehr dürftigen Neusee-land. Sie, liebe ZEIT-Journalisten, sind hochgeschätzt! Vielen Dank für all die hervorragenden Beiträge, die wöchentlich zu lesen sind. – Ruth Helmling

 

Die Ukraine ist von Putin dazu verdammt worden, sich unverschuldet und unfreiwillig zu opfern. Das mutige ukrainische Volk verteidigt nicht nur seine eigene Freiheit und Demokratie, sondern auch unseren Frieden. Hätte Merkel 2008 nicht Putin völlig falsch eingeschätzt und ihr Veto gegen die Natobeitrittsverhandlungen der Ukraine eingelegt, um ihn nicht zu verärgern, wäre es vielleicht nicht zum Krieg gekommen. Und vor diesem Hintergrund wird dem ukrainischen Botschafter tatsäch-lich mangelnde Dankbarkeit vorgeworfen? Wenn wir davon ausgehen, dass Putin seine Großmachts-wünsche weiter ausbauen wird, dann stehen wir tief in der Schuld der Ukraine, die uns jetzt einen Aufschub verschafft.

Umso schneller müssen wir Putin mit aller Entschlossenheit stoppen. Ich schäme mich für das Zögern und Zaudern meines Landes beim Beschließen des Gas- und Ölembargos gegen Russland. Natürlich werden die Folgen für uns alle sehr hart, aber sie werden das kleinere Übel sein im Vergleich zu dem, was uns bevorsteht, wenn Putin mit der Ukraine nicht genug hat und anfängt, Natostaaten anzugreifen. Können wir so sicher sein, dass er das nicht wagen wird? Kein Gas und Öl und Geld sind es wert, noch mehr unschuldige Völker und unseren Frieden auf’s Spiel zu setzen! – Lene Braun

 

Grund des Schreibens ‚Krieg Ukraine vs, Russland‘ Hier bleibt nur ein geflügeltes Wort von Georg Büchmann übrig: ‚und willst Du nicht mein Bruder sein, so schlag ich Dir den Schädel ein‘ – Reinhard Liebmann

 

Wenn die westliche Welt nicht in der Ukraine eingreift (vergl. Irak Beistandsklausel des Völker-rechts) aufgrund der Drohung (möglicher Bluff) eines Weltkrieges (Atomkrieges), wird dann die westliche Welt dann eingreifen, wenn es um einen Teil des Nato-gebietes geht. Rechtlich wäre ein Eingreifen in der Ukraine möglich, entsprechend dem Eingreifen von Russland im Irak hinsichtlich der völkerrechtlichen Beistandsklausel. So könnten die Demokraten der Ukraine beistehen. Wenn die westliche Welt, die freien Demokratien, sich aufgrund eines Weltkriegsszenario erpressen las-sen, dann wird dies bei jeder zukünftigen Drohung (Welt- Atomkrieg) auf ihr demokratisches Gebiet, erfolgen.

Diese Drohungen werden dann weltweit die demokratischen Territorien betreffen. Ob ein solcher Beistand für die Ukraine der Nato Vertrag zulässt, wäre völkerrechtlich zu prüfen im Hinblick auf die ehemalige Situation im Irak. Die Frage wäre dann, ob das Völkerrecht oder der Nato- Vertrag für die Demokratien gelten soll und für was wir eintreten auch für die Zukunft. Eine demokratisch legitimierte rechtlich festgeschriebene globale Freiheit oder eine Freiheit die durch einen Herr-scher nach Gutdünken eingeschränkt wird. Das ist die Frage die sich die Demokraten beantworten müssen. – Thomas Hettich

 

Der Krieg wäre morgen vorbei… Oder: Das größere Heldentum.. 1. Das größere, weil notwendige Heldentum Silenzky wäre es, wenn er die Ukraine zum Einlenken führen könnte, anstatt bei der USA um Waffen zu rufen und den Krieg zu verlängern. Der Krieg wäre morgen vorbei, wenn die Ukraine auf die Forderungen Putins eingeht: Ein neutrales Ukraine ohne Krim und die russlandfreundliche Ostukraine.

Ich sehe daher spätestens von jetzt an Silensky als verantwortlich für jeden weiteren gefallenen Sohn der Ukraine und die zu erwartenden Zerstörungen. 2. Die Selbstherrlichkeit, mit der von „unseren Werten“ geredet wird, entwertet diese Werte zu bloßen Etiketten . Als ob das moralische und spirituelle Niveau der Völker Europas und Amerikas über dem der russischen Seele stünde. – Peter Mathei

 

Mit dem groß inszenierten Truppenaufmarsch an der ukrainischen Grenze hat Herr Putin die Reaktion der NATO getestet. Und der Test war für ihn äusserst positiv, die NATO hat prompt erklärt in einen Krieg nicht einzugreifen. Das war genau die von Putin gewünschte Reaktion und die beste Einladung zum Einmarsch in die Ukraine !

Die Strategen der NATO mit ihrer ÖFFENTLICH GEÄUSSERTEN Angst vor einem dritten Weltkrieg machen mir Angst. Das ist doch die Einladung an Putin so weiterzumachen wie bisher ! Ich kann nur hoffen die Politiker sind bereit aus ihren Fehlern zu lernen. Wir alle wollen unseren Kindern eine bessere, menschlichere Welt hinterlassen. Das sollte das oberste Ziel der Politiker sein ! Wer mit Verbrechern Geschäfte macht ist selbst ein Verbrecher, aber für Politiker und Wirtschaftsbosse scheint das nicht zu gelten ! Und den Grundsatz Menschen nach ihren Taten und nicht nach ihren Worten zu beurteilen scheinen Politiker und Wirtschaftsbosse auch nicht zu kennen !

Die arme Bevölkerung in der Ukraine und die armen Soldaten auf beiden Seiten müssen für diese Fehler jetzt büßen ! Im Hinblick auf eine bessere Welt, in der nicht das Recht des stärkeren gilt, müssen wir den Gürtel enger schnallen und dürfen mit den totalitären Regimen dieser Welt keine Geschäfte machen ! Die Menschenrechte dürfen nicht dem Wirtschaftsboom geopfert werden ! Wenn dem so wäre, dann sind wir Menschen leider doch keine Geistwesen…… – Ernst Lampersberger

 

Russland zählt zu den Ländern mit den reichsten und wichtigsten Rohstoffvorkommen. Die Wirtschaft im Land könnte blühen, der für alle Seiten gedeihliche Handel und Austausch florieren. Die Bürger könnten verbreitet in Wohlstand leben. Die Realität ist niederschmetternd. In dem Land profitiert finanziell nur eine kleine Clique von Eliten, deren Shoppingtouren auch vor deutschen Städten nicht halt gemacht haben. Mancherorts sind die Immobilienfiletstücke fest in russischer Hand. Die Naivität der letzten Jahre beschränkte sich nicht nur auf die Spitzenpolitik. Die breite Masse der russischen Bevölkerung, insbesondere auf dem Land, lebt in ärmlichen Verhältnissen.

Trotzdem kann Putin ins-besondere bei der Landbevölkerung auf die größte Zustimmung bauen. Wenn es den Menschen wirt-schaftlich schlecht geht, möchten sie wenigstens auf einen „starken Führer“ vertrauen können, der ihnen trotz der eigenen Armut das Gefühl vermittelt, einem starken Land zugehörig zu sein. Das war in Deutschland Anfang der 1930er Jahre nicht viel anders. Selbst wenn Putin einen Rückzug aus der Ukraine in Erwägung ziehen würde, was ich nicht glaube, er muss seiner Bevölkerung die Ukraine als „Trophäe“ liefern.

Ansonsten verliert er die Reputation bei einem großen Teil seiner Landsleute. Putin hat es bisher verstanden, das grosse und vielschichtige Russland, wenn auch teilweise gewalt-sam, einigermaßen zusammen zu halten. Dies konnte ihm nur gelingen, weil er als „grosser Führer der russischen Nation“ in seiner Bevölkerung verbreitet akzeptiert ist. Ein Rückzug aus der Ukraine, ohne das Land vereinnahmt zu haben, würde für Putin einen erheblichen Gesichtsverlust bedeuten und seine Autorität unterminieren. Nationalisten, noch schlimmer als Putin, könnten sich ermutigt füh-len, in dem Riesenreich einen spalterischen Bürgerkrieg mit unabsehbaren Folgen anzuzetteln. Die Weltgemeinschaft steht vor einem furchtbaren Dilemma.

Opfert sie die Ukraine, wird sich Putin-Russland ermutigt fühlen, sich der nächsten Kriegsbeute zuzuwenden. Selbst Finnland und Schweden wären als „Dessert“ vor seinem Zugriff nicht mehr sicher. Greift die NATO ein riskiert sie den Dritten Weltkrieg. Der übersteigerte Nationalismus ist das Grundübel der Menschheit. Hunderte Millionen Menschen sind ihm bereits zum Opfer gefallen. Die Menschen begreifen einfach nicht, dass wir mit unserer begrenzten Lebenszeit weltweit in einem Boot sitzen.

Es gibt keine Hoffnung, dass sich dies irgendwann einmal ändern wird, solange die Gier und falscher Nationalstolz das Handeln der Men-schen dirigieren und die weltweite Armut nicht entschieden genug bekämpft wird. Im Grunde ist auf globaler Ebene genug Vermögen vorhanden, damit niemand Hunger leiden müsste. Es ist nur sehr ungerecht verteilt. Während sich die „Putins“ dieser Welt milliardenschwere Paläste bauen, soll das gemeine Volk „Kuchen essen wenn kein Brot mehr da ist“. – Alfred Kastner

 

Lieber tot als rot? In der allgemeinen Empörung über Putins fraglos verbrecherischen Einmarsch in die Ukraine geht ein wichtiger Gedanke unter: Ist es sinnvoll, sich einem übermächtigen Aggressor entgegenzustellen und damit das Leid von Millionen Menschen und die Zerstörung des Landes in Kauf zu nehmen? Mit anderen Worten: Wäre es nicht besser gewesen, wenn die Ukraine gleich zu Beginn die weiße Fahne gehisst hätte?

Die Ukraine wird am Ende sowieso verlieren. Ist es also sinnvoll, Tausende von Menschenleben zu opfern? Steckt dahinter nicht die vorwiegend männliche Fantasie, immer siegen zu müssen, koste es, was es wolle? Ist diese aus der Steinzeit (oder lange davor) stammende Haltung im Zeitalter von Atomwaffen noch zu rechtfertigen? Ist die territoriale Integrität wichtiger als mein Leben? Ist es nicht besser, unter erschwerten Besatzungsbedingungen zu leben als überhaupt nicht zu leben? Ich finde, es ist an der Zeit, dass wir uns solche Fragen stellen. – Wolf Bruns

 

ich habe vorhin den Aufruf von Herrn Präsident Selensky gehört. Sie haben schon vor Tagen in Ihrer Zeitung gefordert, eine Luftbrücke zu errichten. Ich möchte diesen Aufruf nicht nur unterstützen – ich habe den Vorschlag, dass Sie diesen Aufruf noch einmal online stellen. Jeder, der auch dafür ist, könnte sich quasi online melden und Sie geben dann nach ein oder zwei Tagen die Liste an den Bundestag weiter, damit der Druck erhöht wird.

Es ist so wichtig! Früher haben die USA uns geholfen, nun sind wir an der Reihe. Wir dürfen die Menschen in der Ukraine nicht alleine lassen. Es gibt bestimmt eine Möglichkeit, auch wenn das Unternehmen riskant ist. Vielleicht braucht ja auch unser Bundeskanzler unser aller Unterstützung. – Sr. Emmanuela Köhler OCist.

 

Putin die rote Linie aufzeigen! Diesem Kriegsverbrecher Putin muss man endlich die rote Linie aufzeigen! Der Westen darf nicht tatenlos dem Abschlachten des ukrainischen Volkes mehr zu-schauen! Dem Massenmörder Putin muss jetzt ein Ultimatum gestellt werden! Entweder zieht Putin all seine Soldaten und Söldner aus der Ukraine sofort ab und verzichtet auf weitere Luftangriffe auf die Ukraine und ermöglicht so freie Wahlen in der ganzen Ukraine, betreffend der Zugehörigkeit der Krim und der Region Don-bas beziehungsweise deren gewünschter Sonderstatus sowie die freie Wahl der Ukra-ine, ob sie neutral oder sich einem Bündnis anschliessen möchte.

Andernfalls werden die NATO-Länder, nach dem ergebnislosen Verstreichen dieses Ultimatums, nach Rücksprache mit dem ukrainischen Präsidenten, die Ukraine sofort in das NATO-Bündnis integrieren und den Bündnisfall gemäss Artikel 5 erklären und somit als Erstes eine Flugverbotszone über die Ukraine einrichten und weitere Massnahmen einleiten, damit die Soldaten und Söldner Russlands gezwungen sind die Ukraine zu verlassen.

Seit dem Überfall und der Annektierung der Krim durch Russland, im Jahre 2014, hatte Putin im Donbas, durch russische Soldaten beziehungsweise Söldner, dafür ge-sorgt, dass dieser Konflikt in diesem Gebiet nicht beendet werden kann. Denn Putin will nicht nur die Krim und die Donbas-Region «sich einverleiben», sondern die ge-samte Ukraine und später auch noch weitere (europäische) Staaten. Dies ist klar und Putin hatte dies auch selber schon angekündigt durch seine «geplante Auferstehung der früheren UdSSR beziehungsweise der früheren Sowjetunion».

Putin hatte also schon seit 2014 daraufhin gearbeitet, die Ukraine irgendwann mal wieder zu über-fallen und in irgendeiner Weise zu annektieren. Sein plumpes Vorgehen ist völlig durchschaubar. Auch nach der Einvernahme der Ukraine wird Putin seinen «Feld-zug» irgendwann fortsetzen – wahrscheinlich schon sehr bald. Darum: Putin jetzt stoppen!

Wäre dieser Ukraine-Krieg möglicherweise zu verhindern gewesen? Ich glaube ja. Spätestens beim massiven Aufmarsch der russischen Truppen an der ukrainischen Grenze hätten die NATO-Mitglieder-Staaten die Ukraine sofort in die NATO integ-rieren sollen. Der NATO-Antrag der Ukraine lag ja schon lange «auf Tisch» bezie-hungsweise war der NATO- und der EU-Beitritt der Ukraine in deren Verfassung seit 7.2.2019 gesetzlich verankert! Jetzt möchte Putin, drei Jahre später, dass die Ukraine neutral bleibt. Dies aber erst, nachdem seine Armeen und Söldnertruppen in der Uk-raine massive Verluste erlitten hatten. Beim russischen Einmarsch hiess es noch, dass «Putin der Ukraine jede Daseinsberechtigung aberkenne» (also Putin die Ukraine «ausradieren werde»).

Der weitere und sehr schwerwiegende Fehler der NATO und der EU war, dass sie schon vor dem russischen Einmarsch deutlich erklärt hatten, «dass ausgeschlossen sei, dass die NATO militärisch eingreifen würde, in dem Konflikt zwischen Russland und der Ukraine». Dies war geradezu die Einladungskarte an Putin weiteres Territorium in der Ukraine sich anzueignen und/oder eine russischhörige Regierung in der Ukraine zu installieren.

Weiter kann Putin jetzt noch versuchen seine frühere Anne-xion der Krim und die kürzliche einseitige «Unabhängigkeitserklärung der zwei Sonderstaaten» im Donbas, durch Putin, nachträglich durch die Ukraine für «rechts-gültig erklären zu lassen». Die Amerikaner und die EU-Staaten sind da strategisch völlig falsch vorgegangen und müssen dies jetzt schnell und bestimmt korrigieren! Entweder akzeptiert Putin dieses Ultimatum und zieht seine Truppen aus der Ukraine ab und ermöglicht so faire und freie Wahlen in der Ukraine oder die NATO greift militärisch durch. Die NATO müsste fürs Erste die Flugverbotszone über der Ukrai-ne dann durchsetzen.

Im Weiteren müssten der Westen und weitere Staaten dann noch weitere massive Sanktionen gegen Russland und Belarus ergreifen, damit die beiden Diktatoren end-lich begreifen, dass die NATO, die EU und weitere Staaten, es wirklich ernst meinen mit ihren Forderungen. Sollte dies noch nicht reichen, sollte man in Russland zuerst dann «militärische Nadelstiche durchführen», bevor man militärisch massiv vorgeht.

Natürlich sollten bei der diplomatischen Variante (Abzug aller Besatzertruppen) die Wahlen durch ukrainische, russische und neutrale Wahlbeobachter überwacht werden, damit später nicht behauptet werden kann, dass da Wahlfälschungen stattgefunden hätten. Beide Parteien verpflichten sich, das Wahlergebnis bezüglich der Krim, der Donbas-Region und die jeweilige Wahl betreffend Neutralität, allfälligem EU- und NATO-Beitritt anzuerkennen und es dann auch schnell umzusetzen.

Auf welche Art auch immer dieser Krieg beendet wird, müssten danach die finanziellen Entschädigungsforderungen, durch diese verbrecherische Invasion, behandelt werden. Zurzeit wären dies: die direkten Schäden in der Ukraine, den Personenschäden durch die Kriegshandlungen (Invalidität, Tod/Wegfall des Ernährers bei den Familien), den wirtschaftlichen Schäden an der Ukraine, Beseitigung der verursachten Umweltschäden.

Des Weiteren müsste, meiner Meinung nach, Russland auch allen Staaten Entschädigungen zahlen für deren Hilfsgüter-Lieferungen an die Ukraine sowie für die Aufnahme, Versorgung und Betreuung der ukrainischen Flüchtlinge in ihren Staaten. Putins «Friedensmission beziehungsweise ¬Spezial-Operation» dürfte somit für Russland sehr teuer zu stehen kommen!

Ebenso müsste dann die russische Duma (die diese Spezial-Operation abgesegnet hat-te und später Putin nicht entmachtet hatte), das Militär und Putin (für die begangenen beziehungsweise befohlenen Kriegsverbrechen) und alle anderen Personen, die diesen Krieg ermöglicht und unterstützt haben, zur Rechenschaft gezogen werden. Staaten, Firmen und Personen, die Putins Russland weiterhin in ihrer Aggressor-Rolle unterstützen, in jeder Art, sollten dementsprechend massiv sanktioniert werden, eventuell nach vorheriger Verwarnung. – Robert Weber

 


 

 

Leserbriefe zu „Frieden ist teuer“ von Roman Pletter

 

Wie der Autor richtigerweise anmerkt, steigen die Rohstoffexporteinnahmen Russlands seit Kriegsbeginn bisher (sogar aus Europa), weil die Preise derart in die Höhe gestiegen sind. Auch wenn dieser Geldfluss nicht in unserem Sinne sein kann, direkt auf ein komplettes Handelsembargo zurückzugreifen, sollte zumindest genauer überdacht werden. Wir müssen endlich zu dem Punkt kommen, ehrlich zu analysieren, was Sanktionen über ihren Symbolgehalt hinaus wirklich Entscheidendes leisten können.

Bislang werden ebendiese nämlich ständig auf allen Kanälen diskutiert oder gefordert; ein Sanktionspaket nach dem anderen wird dann stets mit einer Ukraine-Flagge im Hintergrund medienwirksam auf den Weg gebracht. Dabei sollte es doch um solchen Symbolismus gar nicht gehen. Wenn es danach ginge, dass sich alle im Minutentakt mit der Ukraine solidarisieren, hätten wir bereits mehr als genug getan. Unser aller Ziel ist es doch aber, Putins Krieg zu stoppen.

Daher gilt es zu diskutieren, ob unsere Handelssanktionen dieses Ziel erreichen können. Wenn wir wüssten, dass das Leid der Ukrainer dadurch beendet würde, dass wir ein Handelsembargo gegen Russlands Gas und Öl beschließen, wäre sicherlich die Mehrheit der Deutschen dazu bereit, dafür auch massive Anstiege der Heiz- und Spritkosten in Kauf zu nehmen. Wir müssen uns jedoch eingestehen, dass die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass sowohl die deutsche als auch die russische Bevölkerung durch die Sanktionen stark betroffen sein werden, Putin seine Landsleute jedoch eher verhungern lassen würde, als sich die Blöße zu geben, seine Truppen einfach zurückzuziehen.

Dazu kommt, dass die Sanktionen ihm eine Möglichkeit geben, seine Bevölkerung gegen den Westen einzuschwören, der für das wirtschaftliche Desaster verantwortlich gemacht werden wird. Dann können wir uns von unserem moralisch noch so richtigen Standpunkt gar nichts kaufen (zumal die Kaufkraft der Deutschen durch Inflation einzubrechen droht). Wir müssen also zielorientierter mit stetigem Blick auf eine realistische Beendigung des Krieges agieren, wenngleich die diplomatische Lösung ob Putins aktueller Einstellung noch so unwahrscheinlich sein mag. – Yannick Rinne

 

Frieden ist teuer, wenn die Fehler der Vergangenheit,in der heutigen Gegenwart bezahlt werden muss. Die sind gleich mehrfach schwerwiegend, für die EU und Deutschland, der Krieg selbst in der Ukraine, die Abhängigkeit von Russlands Öl , Gas, Kohle und die Ersatzbeschaffung zu erhöhten Preisen auf dem Weltmarkt. Die 16 Jahre Sparpolitik der Bundesregierung an einer notwendigen umfassenden Ausstattung der Bundeswehr haben SPD und CDU zu verantworten und der gesamte gewählte Bundestag.

Auslandseinsätze statt den Schutz der Landesverteidigung und Schuldenbremse, haben die Bundeswehr erheblich geschwächt. Da muss man sich schon öffentlich eingestehen, was natürlich schwer fällt als ehemalige Kanzlerin und Vize Kanzler, heute als Kanzler über Nacht eine 360Grad Kehrtwende vollzogen. Erst ein Krieg von Russland machte die Umkehr möglich, das ist Zynismus im Angesicht, der vielen Toten und das Leid in der Ukraine. – Thomas Bartsch Hauschild

 

In der Ausgabe des englischen „Guardian“ vom 9.3. bezeichnet der Universitätsdozent, Jounalist und Autor George Monbiot die deusche Energiepolitik als „national self harm“ ,vergleichbar nur mit dem des Brexit in seinem Land : laut Monbiot besitzt Deutschland unter der niedersächsischen Stadt Rehden ein massives Gas Reservoir, die größte strategische Reserve in Westeuropa, mit der 2 Millionen Haushalte für ein Jahr versorgt werden könnten. Die Sache hat nur einen Haken: Eigentümerin der Anlage ist eine Gesellschaft namens „Astora“, eine Tochtergesellschaft von Gazprom.

Astora besitzt ein Viertel aller deutschen Gasbehälter; alle sind beinahe leer, alle sind auf unter 10% ihrer Kapazität geleert worden. Deutschland hat privaten Firmen erlaubt, seine strategischen Rerven zu kontrollieren, hat keine gesetzlichen Vorschriften erlassen, wieviel Gas die Behälter enthalten müssen und ausländischen Firmen wurde ihr Besitz erlaubt, Wesentliche Sicherheitsbedürfnisse wurden auf dem Altar des „Marktes“ geopfert. Gleichzeitig wurde aber auch nach Fukushima eine mögliche alternative Energiequelle, die Atomkraftwerke, geschlossen. „Idiocy is nested within idiocy like a stack of Russian dolls..“ Dem ist nichts hinzuzufügen. – Dr. Barbara Marshall

 

Die dreiste Gefährdung des Friedens durch Putin ist das Ergebnis der bisherigen konzeptionslosen Politik des „demokratischen Westens“. Diese ist meines Erachtens der tendenziellen „Polemokratie“ und dem unversöhnlich wiederkehrenden Austausch von unverrückbaren Meinungen Ihr schuldet. Es fehlt eine aufgeklärte, gewaltfreien Kultur des Miteinanders, eine offene, unvoreingenommene, sachliche Debatte anstelle endlosen Meinungsaustauschs in unserer Gesellschaft.

Wie ein roter Faden ziehen sich immer wieder tabusdurch den politischen Diskurs. Mit dem Aktionismus ersticken Schlagworte wie z. B. Globalisierung jede Debatte. Die politischen Konsequenzen wurden völlig ausgeblendet. Einige bequeme, jedoch politisch „Funktionierende“ haben diese Situation erkannt. Ich hoffe, dass die Politik, insbesondere jedoch die Medien in der Lage sein werden, die entstandene Situation diskursiv aufzubereiten, eine wirkliche offene Debatte darüber zu führen und “zu Ende zu denken“. – R. Renaux

 

Wirtschaftsminister Robert Habeck hat angekündigt, angesichts der Energiekrise in Deutschland not-falls autofreie Sonntage einführen zu wollen. Wenn die Benzinpreise weiterhin so drastisch steigen, wovon derzeit auszugehen ist, benötigt es hierzu keiner gesetzlichen Regelung. Denn dann können sich die Normalverdiener ohnehin kaum noch einen längeren Sonntagsausflug mit dem Auto leisten. Die Bürger haben in den vergangenen zwei Jahren wegen der Corona-Pandemie geduldig viele Ein-schränkungen auf sich genommen.

Jetzt da die Politik beschlossen hat, dass Corona trotz extrem ho-her Infektionszahlen vorbei ist, dürfen sie ihre wiedergewonnene Freiheit möglicherweise nicht ge-nießen. Angesichts des furchtbaren Krieges in der Ukraine ist dies jedoch lediglich ein sekundäres Problem. Die Energiekrise hierzulande ist zu einem großen Teil hausgemacht. Der CDU-Politiker Norbert Röttgen hat es zutreffend formuliert. Die Bundesregierung unter der Führung von Angela Merkel hat sich wissentlich von Putin-Russland energiepolitisch abhängig gemacht. Politische Konse-quenzen muss Frau Merkel jedoch nicht mehr befürchten.

Es hilft nicht weiter wenn dieser Befund ausgiebig diskutiert wird. Die neue Bundesregierung muss die politischen Fehler der vergangenen Jahre so schnell wie möglich korrigieren. In dieser historischen Krise besteht jedoch auch die Chance, dass eine weitere Hinterlassenschaft Merkels, die gesellschaftspolitische Spaltung Deutschlands und Europas, aufgehoben wird und sich Europa wieder darauf besinnt, dass man nur gemeinsam stark ist. Dies erfordert ein hohes Maß an Disziplin und Durchhaltevermögen. Denn die fetten Jahre sind vor-erst vorbei – Alfred Kastner

 

Mit dem ungnädigen Rückblick der Nachwelt zu drohen, ist äußerst spekulativ. Die unerwartete Geschlossenheit der EU ist dagegen ein echtes Pfund in der Waagschale. Dieses Einigkeit durch heldenhaften Verzicht zu riskieren, könnte die EU und damit die Demokratie im Kampf der konkurrierenden Systeme entscheidend schwächen. Wir werden alles, was wir tun, lange aushalten müssen. Besser, wir können in Ruhe effektiv den Ersatz für russisches Gas organisieren als dass wir uns freiwillig in die Rolle des Getriebenen begeben. Mit Weile zu eilen ist für manch einen schwer auszuhalten, aber oft dem kühnen Affekt überlegen. – Dr. Christian Voll

 

Was hilft, die russischen Truppen aus der Ukraine zu drängen und das Leid der Bevölkerung zu beenden, also z. B. die Bewohner*innen von Mariupol vor dem Verdursten, Erfrieren und Verhungern zu bewahren, sollte meines Erachtens getan werden, auch wenn es den Demokratien selbst wirtschaftlich schadet. Wenn der sofortige Stopp des Importes von Erdöl und Erdgas aus Russland der Ukraine wirklich hilft, sollte die Bundesrepublik sich daran beteiligen und dabei auf den sozialen Ausgleich für die ärmeren Bürger*innen achten. Wenn ein solcher Importstopp dagegen nicht wirklich kurzfristig hilft, sollte man ihn auch nicht kurzfristig vollziehen, sondern „nur“ sobald als möglich von russischem Erdöl und Erdgas unabhängig werden.

Wenn die Ukraine militärische Unterstützung benötigt, sollte sie diese von den Demokratien erhalten, denn Putin greift nicht nur die Ukraine an, sondern mit der Ukraine alle liberalen Demokratien und sogar alle Staaten, die sich ans Völkerrecht halten. Deutschland verteidigt in der Ukraine bei einer militärischen Unterstützung auch sich selbst und alle Staaten, die andere Staaten nicht grundlos überfallen. Wollen sich die Demokratien wirklich die militärische Unterstützung der Ukraine von Putin verbieten lassen, während der Diktator Putin selbst die Diktatoren in Belarus, in Syrien und in Kasachstan durch militärische Unterstützung an der Macht hält?

Was die Unabhängigkeit von Diktatoren anbelangt: Auch die wirtschaftlichen Beziehungen zu China, Saudi-Arabien und sonstigen Diktaturen sollten meines Erachtens so gestaltet werden, dass Deutschland hinsichtlich lebenswichtiger Güter nicht von solchen Herrschern abhängig ist. Und gegen die Propagandalügen von Diktatoren, Möchtegern-Diktatoren und Diktatoren-Freund*innen in den sogenannten sozialen Medien und anderen Medien sollten Gesetzgeber und Regierung endlich beherzt vorgehen:

In den USA glauben trotz aller gegenteiligen Beweise und Gerichtsurteile nach wie vor sehr viele Republikaner*innen, dass Donald Trump der Wahlsieg gestohlen wurde, und in Deutschland dürfen sogenannte Querdenker*innen und diese benutzende rechtsradikale Politiker*innen ungestraft tödlichen Blödsinn behaupten und verbreiten. Es reicht nicht aus, Fake News zu korrigieren, sondern man muss die Urheber*innen und Verbreiter*innen gemeingefährlicher und demokratiegefährdender Lügen vor Gericht stellen und verurteilen. Lügen sind keine Meinungen und es gibt objektiv feststellbare Fakten. – Dr. Ulrich Willmes

 

Die Überschrift ist sicherlich richtig, die zusätzlichen Aufwendungen für die Bundeswehr von 100 Milliarden € sind notwendig, um nicht erpressbar auf dem Niveau der konventionellen Rüstung zu werden. Diese Erkenntnis hat sehr wohl Bundeskanzler Scholz uns allen zugemutet. Ein totaler Verzicht auf russische Energielieferungen würde mit Sicherheit den aktuellen Krieg nicht beenden (siehe Artikel auf S. 21). Auf S. 22 sind die Auswirkungen eines Verzichtes sehr gut geschildert, die Herr Pletter auch nicht leugnet.

Ich frage mich aber, ob die schon jetzt mit Coronafolgen, sehr hohen Investitionen für Umwelt, Wohnungsbau etc., sozialem Ausgleich für dann noch mehr explodierenden Energiekosten, Lebenshaltungskosten und neuerdings zusätzlichen Flüchtlingen strapazierte „Solidargemeinschaft“ nicht schon jetzt überfordert ist. Noch wird vieles auf Pump finanziert, was auf Dauer nicht gut gehen wird. Massive Steuererhöhungen und/oder massive Kürzungen werden dann nötig werden. Die jetzige Willkommenskultur wäre schnell dahin, die AfD kann sich dann freuen. – Roland Wildner

 

Es fällt offenbar leicht, den Hardliner zu geben und einen Boykott von Öl- und Gasimporten zu fordern, wenn man in der warmen Redaktionsstube sitzt und die Folgen selbst kaum zu spüren bekommen würde. Ich weiß, das ist polemisch, aber Roman Pletter schont Olaf Scholz auch nicht gerade.

Mark Schieritz und Petra Pinzler haben in ihrem Beitrag 3 Seiten weiter angedeutet, nicht beschrieben, welche massiven unkalkulierbaren Auswirkungen wir ohne russisches Gas zu befürchten hätten. Mit einer Aussage liegen auch sie falsch. Die Folgen von Betriebsschließungen (weite Teile der Industrie) lassen sich mit ökonomischen Modellen nicht nur schwer, sondern gar nicht darstellen.

Öllieferungen lassen sich mittelfristig ersetzen, indem die OPEC-Staaten den „Hahn aufdrehen“. Beim verflüssigten Erdgas fehlt es jedoch nicht nur an Terminals (Bauzeit 5 Jahre) sondern am Produkt, um die Ausfälle zu ersetzen. Ein Vergleich mit anderen Ländern und ihrer „Opferbereitschaft“ ist „unfair“, weil ihre Abhängigkeit vom Gas gering ist. Man könnte sagen: „Die haben gut reden“. Ich würde einige von ihnen an ihre „Opferwilligkeit“ in der Flüchtlingskrise erinnern, als es um Kriegsflüchtlinge aus SYRIEN ging. Aber das ist ein anderes heikles Thema. – Sven Herfurth

 

Zwar gut, auf Ihrer Titelseite die zwei Grunderkenntnisse des Aktuellen thematisiert zu sehen: dass XiJinping sich bald wie Putin kriegerisch betätigen wird UND dass wir sofort die Energiezahlungen an (Bela-) Russland einstellen müssen. Nur fehlt beiden Artikeln das wesentliche, die benennende Schlagkraft eines Fazits: Ein sofortiger Energiezahlungsstop (Swift) soll schnell und heftig erschüttern – Längerfristiges hat da nix zu suchen, denn Putin ist ja dadurch zum Sturz fällig, und dann wird die Situation anders sein! Dringlichkeit ist durch den Preisertraganstieg noch klarer.

Und Chinesen müssen ebenso lernen, dass Sie von den Honigtöpfen europäisch freien Lebens gestossen werden, wenn sie Kriege führen und KZs betreiben. Jetzt, wie nie, können wir das klar machen. „Sozialen Frieden“ sieht Minister Habeck durch Energieverzicht gefährdet und verkennt, dass wir gerade unsere Selbstachtung retten müssen. – Hans-Jörg von Lücken

 

Ist nicht ein Krieg teuer? Er kostet Menschenleben. Er vernichtet Wohnungen Häuser und Infrastruktur. Vertreibung und Flüchtlingsströme durch Krieg verursacht viel Leid und kostet ehrlicherweise auch viel Geld. Aber Frieden muss man sich leisten können oder wollen. Dieser Krieg Russlands gegen die Ukraine in Europas Mitte setzt nun in jeder Hinsicht neue Maßstäbe. Nüchtern betrachtet sollte Deutschland ein Embargo gegen russisches Gas und Öl starten. Aber bedarf es nicht einer umfassenden Abwägung? Wer will eine kränkelnde Wirtschaft, nach leichter Erholung durch die Corona-Pandemie?

Wer will zusammenbrechende Lieferketten durch stark ansteigende Diesel -und Benzinpreise mit voraussichtlich exorbitanten Preissteigerungen? Wer will, dass vor allem arme Kinder, Rentnerinnen und Rentner sowie „Aufstocker“ in kalten Wohnungen sitzen und die Tafeln in Deutschland überrannt werden? Was wäre eine Lösung ohne Putins Kriegsmaschinerie weiter zu finanzieren? Im Übrigen darf bei all diesen Überlegungen nicht vergessen werden, dass seit den vielen Jahren in denen Gas und Öl aus Russland importiert wurde auch niemand eruiert hat was der russische Staat mit den Einnahmen aus seinen Energiegeschäften gemacht hat.

Sich „Sehenden Auges“ in eine solche Abhängigkeit zu begeben war sicherlich falsch, wurde aber in der Vergangenheit hingenommen. Die Ausstiegs-Szenarien aus fossilen Brennstoffen und der Ausbau regenerativer Energien haben doch auch langfristige Perspektiven: 2030, 2035 und 2040. Was und Wer soll bis dahin unseren enormen Energieverbrauch gewährleisten? Selbst E-Autos fahren nicht ohne Strom. Die Solidargemeinschaft der Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik Deutschland ist keine „Eierlegende Wollmilchsau“.

Ein derzeitiges Unterlassen das geforderte Embargo gegen Russland umzusetzen hat auch mit Rücksicht auf den großen Teil der Bevölkerung zu tun. Hier hat Olaf Scholz meine volle Unterstützung. Meines Wissens ist die Quadratur des Kreises bisher weder Joe Biden noch Emmanuel Macron gelungen. Ganz zu schweigen vom „Lügenbaron“ aus England: Boris Johnson. „Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht“ (Papst Gregor der Große, 6. Jahrhundert). – Felix Bicker

 

Ein Importstopp von russischem Gas ist abzulehnen. Es viele Menschen im Lande, die schon jetzt unter den erhöhten Lebenshaltungskosten extrem leiden. Da geht es nicht um ein bisschen weniger im Portemonnaie, sondern um die Existenz von Betrieben, den dort arbeitenden Menschen und um die Angst, ob die Energieversorgung gesichert und bezahlbar bleibt. Engpässe bei der Versorgung mit lebenswichtigen Konsumgütern würden in unseren Supermärkten drohen. Die Inflation, die die wenig und normal verdienenden Menschen verarmen lässt, würde in die Höhe schnellen. Ich empfinde es als arrogant, so kalt, wie Sie es tun, über die Bedrängnisse der Menschen hierzulande hinwegzusehen und abgehoben von der Wirtschaftskraft Deutschland zu schreiben.

Würde ein solcher Einfuhrstopp den Krieg beenden, könnte man einen Importstopp erwägen. Bisher haben aber weder die Sanktionen nach der Krim-Annexion noch die Sanktionen der letzten Tage den Angriffskrieg Russlands verhindern oder stoppen können. Russlands Präsident handelt mit diesem Krieg nicht nur verantwortungslos, sondern auch irrational. Kosten und Nutzen seiner Politik klaffen grotesk auseinander. Wir können vermuten, dass seine von ihm so empfundenen verletzten nationalen Eitelkeiten und seine völkisch-historische Gedankenwelt die Basis dieser Irrationalität darstellen. Woher stammt die Überzeugung, dass er auf einen Importstopp anders, rationaler reagieren würde?

Ein Energieimportstopp würde die russische Wirtschaft und die Regierung noch härter als alle bisherigen Strafmaßnahmen treffen, heißt es, aber doch auch zunehmend die Menschen in Russland leiden lassen, die keine Chance haben, ihre Regierung zur Verantwortung zu ziehen. Im Gegenteil: So wie sich die Deutschen im Zweiten Weltkrieg nicht durch die alliierten Bombenangriffe auf die Städte zum Widerstand entschlossen, sondern bis zum Untergang weiter gekämpft haben, werden sich die Russen um ihre Führung scharen, weil sie keine alternative Organisation haben, die ihr Leben regeln kann.

Ein weiter in die Enge getriebener, nicht rational agierender Präsident könnte den Krieg ausweiten und ein unermessliches Eskalationsrisiko auslösen. Aus der Forschung zur Doktrin der Abschreckung im Kalten Krieg wissen wir, dass dem Gegner immer ein Ausweg aus einem Konflikt gelassen werden muss, um dessen schlimmste Handlungsoptionen zu vermeiden. Auch muss auch der sich im Recht Glaubende etwas anbieten, wie etwa die sich mit Recht bedroht fühlenden USA in der Kuba-Raketenkrise ihre (veralteten) Raketen aus der Türkei abzogen.

Das Risiko besteht, dass ein gewissenloser Entscheider, der sowieso schon mit dem Rücken zur Wand steht und sein Ende vor Augen hat, sonst keine Grenzen mehr kennt. Denken Sie an Hitlers letzten Monate und Wochen, als im Angesicht der sicheren Niederlage Millionen Kämpfende und Zivilisten auf allen Seiten sinnlos in den Tod geschickt wurden. Sie kennen den Mechanismus aus der Psychologie, die den Begriff des „erweiterten Suizids“ geprägt hat.

Die deutsche Regierung muss „Schaden von (dem deutschen Volk) wenden“. Aus dem bisher Gesagten wird klar: Der Importstopp von Gas und dessen Folgen würde dem deutschen Volk, ich formuliere lieber, den allermeisten Menschen in Deutschland erheblich schaden, bei Weitem nicht nur wirtschaftlich, und uns alle einem drastischen, nicht verantwortbaren Risiko aussetzen. Daher verbietet sich eine solche Eskalation mit nicht kalkulierbaren Weiterungen. Nichts in diesem Krieg, auch nicht das Leiden der Menschen in der Ukraine, rechtfertigt Entscheidungen, die Europa und die Welt an die Schwelle zu einem Nuklearkrieg bringen. – Klaus Keßler

 

Der Auffasssung von Roman Pletter muss ich leider deutlich widersprechen. Wer meint, Deutschland solle sofortige Sanktionen gegen den Bezug von Gas und Öl aussprechen, überschätzt unsere Mitbürger. Die Mehrheit der Deutschen mag zwar im Augenblick (von einem warmen Wohn-zimmer aus, mit einem etwas teureren, aber weitgehend benutzbaren PKW, und einem Arbeitsplatz mit ordentlichem Einkommen) in Umfragen einen sofortigen Lieferstopp befürworten. Diese Einstellung ist aber mit Sicherheit sehr fragil.

Sie dürfte sich schnell ändern, wenn der Wegfall der o.g. Annehmlichkeiten nachhaltig zu spüren ist und die Suche nach Schuldigen beginnt. Man hätte dann schnell nur die eigene Regierung im Visier. Das Ergebnis wäre womöglich ein Rückzug von die-sen Sanktionen und ein fatales Schwächezeichen mit entsprechender Blamage. Für die gesamte Republik wäre es daher deutlich besser und für viele eher zu ertragen, mit einem sofortigen Boykott etwas zu zuwarten, bis jedenfalls teilweise für Er-satz gesorgt ist.

Bei einem Lieferstopp seitens Russlands sähe die Sache ganz anders aus. Hier könnte und würde die Bevölkerung die dann notwendigen Einschränkungen und Entbehrungen sicher eher verkraften und ertragen! Sie wüsste dann, es gäbe keine Alternative! Die Linie der Regierung scheint mir daher genau richtig zu sein. – Peter Fischer

 

Da muss man schon im warmen Büro der ZEIT sitzen, um sich „in allen Belangen überlegen“ zu fühlen. Solche Texte illustrieren geradezu paradigmatisch, warum das russische (und auch chinesische) Führungpersonal sich nicht ernst genommen fühlt und dem „Westen“ zeigt und noch weiter zeigen wird, wie weit seine „politische Anziehungskraft“ und „kulturelle Ausstrahlung“ wirklich reichen.

Hat uns nicht gerade eben Afghanistan die Grenzen unserer „militärischen Überlegenheit“ gezeigt, von Anziehungskraft und kultureller Ausstrahlung ganz zu schweigen. Und dann noch dieses unerträgliche Kleinreden der Wirtschaftskrise, die bei einem sofortigen Ausstieg aus der Lieferung energetischer Rohstoffe aus Russland hier ausbrechen würde; die „Solidargemeinschaft“ hilft dem bisschen „Chemie- und Stahlbranche“ locker darüber hinweg. Ist DIE ZEIT langsam von allen guten Geistern verlassen? Ziehen wir wieder wie 1914 mit Blumen und Jubel in den Krieg? – Udo Kroschewski

 

Europa im Allgemeinen und Deutschland im Speziellen sollten gegen den Krieg Zeichen setzen, aber die richtigen Signale und Maßnahmen setzen und keinesfalls roten Linien zur Selbstschädigung überschreiten. Wenn man die Energieimporte aus Russland abdreht und eine massive Beeinträchtigung von Industrie, Mobilität und Privathaushalte riskiert, ist das mehr Masochismus und Inkontinenz gegenüber dem eigenen Kontinent als Sanktion gegen Russland, die Putin bestenfalls ein kaltes Lächeln abgewinnt. Frieren für die Ukraine ist genauso sinnbefreit und wirkungslos wie singen oder tanzen gegen den Krieg. – Martin Behrens

 

Die Unentschlossenheit der EU und besonders die Bremserfunktion der deutschen Bundesregierung im Hinblick auf wirklich harte Sanktionen gegen Russland sind nicht zu ertragen und senden ein ver-heerendes Signal an die große Zahl von Firmen, die ihre Geschäftsbeziehungen mit Russland einstel-len, also keine Waren mehr liefern und keine Waren von dort beziehen. Volkswagen, Mercedes, BMW, Toyota, Siemens, Continental, Adidas, McDonalds, Ikea oder Apple nehmen geschäftliche Nach-teile in Kauf, während der Bezug von Öl, Kohle und Gas weiterläuft, weil Scholz und Habeck Ein-schränkungen für unser starkes Land für unzumutbar halten.

Wie mutig und entschlossen ist dagegen Joe Biden mit seinem Energieimportverbot. Putin ist durch maximalen internationalen Druck zu stoppen. Dabei hilft nur ein sofortiger Stopp, beim geplanten Schritt-für-Schritt-Abbau der Ener-gieabhängigkeit verpufft die Druckwirkung komplett. Ein langandauernder Krieg mit seinen abermil-lionen Flüchtlingen wird für die Bürger der EU weit teurer als ein sofortiger Importstopp für russische Energie. – Rudi Thurn

 

Die NATO / EU kann froh sein, dass sie militärisch nicht wirklich in den von Herrn Putin begonnen Ukraine-Krieg eingreifen muss. Denn dann würde es längst nicht mehr um kalte Wohnungen und mögliche Einschränkungen im Autoverkehr gehen. Es gäbe dann nämlich keine Häuser und Autos mehr; ganz zu schweigen von den dafür vorhandenen Millionen Toten (auf beiden Seiten).

Aber es ist Krieg, und um dem Angreifer wirtschaftlich in voller Stärke entgegen zu treten, müssen sämtliche Geschäfte, die dem Aggressor noch finanziellen Nutzen bringen, beendet werden. Das heißt dann eben auch keinerlei Importe von Gas und Öl aus Russland. Dies muss uns allen zuzu-muten sein dafür, dass wir am Leben bleiben können; im Gegensatz zu den Menschen in der Uk-raine und den sinnlos von ihren Befehlshabern in den Tod geschickten Soldaten. – Ulrich Hungar

 


 

 

Leserbriefe zu „Lernt die Linke aus diesem Krieg?“ Streit von Gregor Gysi und Bodo Ramelow

 

Ich bin geradezu erschüttert über einige Aussagen von Gregor Gysi zum Ukraine-Krieg. Wie kann man ernsthaft die zweifelsfrei vorhandene deutsche, historische Schuld als Argument anführen, eine Ex-Sowjetrepublik dürfe man nicht gegen eine andere aufrüsten. Im Gegenteil. Wenn die eine, größere und stärkere Ex-Sowjetrepublik die andere brutal überfällt, ist es geradezu eine Pflicht dem Schwächeren zu helfen. Eben genau aus dieser Historie heraus. Und wie blauäugig kann man sein, zu glauben, Geheimdiplomatie würde zum Erfolg führen?

Dazu müsste man mit Putin überhaupt erst mal reden können. Und was wird er wohl wollen, Herr Gysi? Ich glaube ich kann Ihnen helfen: Sich die Ukraine als Vasallenstaat einverleiben und einen Despoten ähnlich seinem Schoßhündchen Lukaschenko einsetzen. Eigentlich ganz einfach. Bei aller verbalen Verurteilung dieses barbarischen Krieges ihrerseits, man kriegt das Gefühl nicht los, dass Sie irgendwie trotzdem ein Fünkchen Verständnis für den Genossen Putin haben. Denn letztlich landen Sie immer wieder bei der Konklusio: Der Westen hat aber auch ein Stückchen Schuld. Nee, hat er nicht, Punkt. – Thomas Klementz

 

Im Interview mit Gysi/Ramelow merken Sie an: „… dass es ein Versprechen gab, ist hochumstritten.“ (NATO-Erweiterung) Aufklärend könnte die unten verlinkte Panorama-Sendung aus 2015 (?) wirken, in der Aussagen der damals beteiligten Akteure zu hören sind. – Klaus Wagner

 

Bitte gestatten Sie mir als einem Ihrer Abonnenten eine Rückmeldung. Ich bin angesichts der Seite 1 oben kaum in der Lage gewesen, die heutige Ausgabe auch nur in die Hand zu nehmen, und ich habe es nicht über mich gebracht, das dort angekündigte Interview zu lesen; der Ekel ist zu groß gewesen. Dieser Präsident ist offenbar zu allem bereit und gibt deshalb jetzt sogar die Parole „Die Drohung mit dem Atomkrieg ist ein Bluff“ aus, um die NATO in den Krieg zu ziehen, den er selbst in Gang hält, obwohl sein Land den Krieg offensichtlich letztlich nicht gewinnen kann.

Für die Toten ist es ohne Belang, ob ein Durchhalteparolen verbreitender Staatschef ein Staatschef der Art Selenskyj oder einer der Art Hitler ist. Falls dieser Präsident tatsächlich denkt, die NATO müsse die Probe machen, ob die Einschätzung „Die Drohung mit dem Atomkrieg ist ein Bluff“ zutrifft, kann man ihm nur attestieren, dass er, sehr milde ausgedrückt, gänzlich verantwortungslos agiert.

Bitte erlauben Sie mir auch, die offenbar in Vergessenheit geratene Aussage Hajo Friedrichs‘ in Erinnerung zu bringen: „Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein.“ Guter Journalismus im Sinne Friedrichs‘ findet in der ZEIT kaum noch statt. Nun ist es nur noch ein kleiner Schritt, bis hierzulande wieder hoffähig ist, was der Autor, der nicht zitiert werden, dessen Namen aber jetzt offenbar als Synonym für Putin verwendet werden darf, 1927 in Kapitel 14 des Bandes 2 seines Buches schrieb:

„Man vergesse weiter nicht, dass diese (russischen) Machthaber einem Volk angehören, das in seltener Mischung bestialische Grausamkeit mit unfasslicher Lügenkunst verbindet und sich heute mehr denn je berufen glaubt, seine blutige Unterdrückung der ganzen Welt aufbürden zu müssen.“

Als Klappentext im heute erworbenen Taschenbuch „Leben und Schicksal“ von Wassili Grossman habe ich einen Auszug aus einer in der ZEIT erschienenen Rezension von Oleg Jurjew gefunden. Höchstwahrscheinlich hat Herr Jurjew auch Grossmans Roman „Stalingrad“, der die Vorgeschichte zu „Leben und Schickal“ enthält, gelesen, wie ich es gerade tue. Hätte Herr Jurjew doch für eine Verbreitung von „Stalingrad“ in der Redaktion gesorgt!

Bei der Schilderung der unendlichen Traurigkeit bei dem von der deutschen Wehrmacht erzwungenen Rückzug der Roten Armee aus Kiew, der Schilderung der existenziellen Angst vor den immer wieder durchgeführten Zangenbewegungen der auf den sowjetischen Karten blau (wie jetzt die NATO auf Karten in den Medien) eingezeichneten Wehrmachtsteile und der Schilderung der Erkenntnis, wie gravierend es sich negativ auswirkte, die Verteidigung erst auf eigenem Boden stattfinden lassen zu können, also keine Vorwärtsverteidigung vornehmen zu können, bei all diesen und weiteren Schilderungen wäre den Redaktionsmitgliedern vielleicht vieles klar(er) geworden.

Die Russinen und Russen, wie auch immer jede(r) einzelne zu Putin steht, werden es nie vergessen, dass Deutschland Waffen geliefert hat, mit denen auf russische Soldaten geschossen worden ist. An sowjetischen, jetzt russischen Mahnmalen, die sich auf den Krieg Deutschlands gegen die Sowjetunion beziehen, brauchen sich deutsche Politiker(innen) nie wieder blicken zu lassen. Warum fällt mir erst jetzt auf, wie „schräg“ es ist, dass die Sicherheit Israels zum Teil der deutschen Staatsraison erklärt worden ist und erklärt wird, nicht aber die Sicherheit des Landes, das mit Abstand die meisten Opfer deutschen Handelns zu beklagen hat? – Martin Weise

 

Auch in der aktuellen Ausgabe wieder. Von Separatisten besetzte Gebiete in der ‚Westukraine‘. Seite 12. Donezk/Voroshilovgrad sind im tiefsten Osten- Donbass. San Diego – Ostküste USA. North Virginia – Bundesstaat ebd. Kleine Auswahl ihrer Irrtümer. Norden ist idR oben, Osten rechts, rechts da, wo der Daumen links ist. Ich vertraue auf Ihre Lernfähigkeit. – Berthold Merkt

 

Herr Gysi hat offensichtlich den Einmarsch der Russischen Armee in Afghanistan und den totalen Krieg der Russen in tschetschenien verschlafen. Als Rechtsanwalt ist ihm sicherlich bekannt, dass in der Klarheit der Worte die Wahrheit zu finden ist. Hier ergibt sich die Frage, wer hat die NATO in Richtung Osten erweitert? Die freien Nationen in Osteuropa hatten ihre bitteren historischen Erfahrungen mit Russland nach dem Fall des eisernen Vorhangs nicht vergessen. Weder Putin noch Herr Gysi können einem freien Land vorschreiben, wem sie mehr trauen.

Ware voreingenommen Einer bestimmten Linie oder einer Ideologie folgt, betrachtet die Welt durch einen Filter mit einer Interessen geleiteten Einschränkung seiner Perspektive. Wer offen für alle Fakten ist, konnte erkennen, dass Putin “ zurück in die historische Zukunft“ Russlands will. Ein Geheimdienstler bleibt ein Geheimdienstler. Ich frage mich, wer den einstigen Atheisten zum Glauben bekehrt hat. Hier zeigt sich Sein Schauspieltalent ebenso wie als Reiter, Angela, Wanderer, Judoka und Eishockeyspieler. Lediglich die Rolle als Friedensstifter liegt ihm überhaupt nicht. – R. Renaux

 

Die Antwort auf diese Frage muss man nach dem Interview klar mit „Nein“ beantworten. Die Abgründe, die sich selbst angesichts dieser Lage bei den beiden Herren auftun, verschlagen mir schlicht die Sprache. Hr. Gysi heuchelt Überraschung über den russischen Angriffskrieg und den damit einhergehenden Bruch des Völkerrechts, so als wären die Krim-Annexion, der Georgien- und der Tschetschnienkrieg sowie die Flächenbombardments in Syrien nie passiert. Hr. Ramelow fordert, man müsse „Putins Sichtweise durchdenken“, so als hätte Putin nicht mehrfach öffentlich klargemacht, dass er die Ukraine schlicht als russisches Territorium betrachtet (ebenso wie den Norden Kasachstans oder Estlands, Abchasien und Südossetien etc.).

Hr. Gysi hält es für eine normale anwaltliche Aufgabe, sich mögliche „false flag“-Motive für einen Mordanschlag mit einem chemischen Kampfmittel auszudenken, so als wäre dies ein Knobelfall in einer Vorabendserie und reihe sich nicht in eine endlose Serie von hochriskanten Anschlägen auf Gegner des Putin-Regimes ein, teils auf EU-Boden (Litwinenko, Skripal, Changoschwili…). Man muss es so hart sagen: Das Retten ihrer Lebenslügen und des eigenen kruden Weltbilds ist diesen beiden Herren wichtiger, als die Blutspur, die das Putin-Regime seit Beginn(!) seiner Amtszeit quer über den eurasischen Kontinent zieht.

Und das ist noch die harmloseste Erklärung für diese Art der Realitätsverleugnung, von der sie glauben, sich mit einer „klaren Verurteilung“ der zweiten(!) Invasion der Ukraine freikaufen zu können. Leider konfrontieren Ihre Redakteure die beiden nur versuchsweise mit dem „track record“ Putins. Im Streit-Ressort ist das Gespräch daher fehlplatziert. – Adrian Schröder

 

Als parteiloser deutscher Staatsbürger, 87 Jahre, habe ich immer Herrn Gregor Gysi, wegen seiner rhetorischen Begabung und seiner Kenntnisse der Gesetzeslagen, bewundert! Nach der Lektüre obigen Artikels müsste ich ihn eigentlich noch mehr bewundern, weil er ja auch taub und blind ist! – Horst Köppl

 

Ich frage mich ernsthaft, ob sich Gregor Gysi und Bodo Ramelow in irgendeiner Zeitschleife befinden. Beide sind intelligente Männer und Herrn Ramelow halte ich auch für einen guten Ministerpräsidenten. Sie verurteilen ganz klar Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine, das hätte ich von ihnen auch nicht anders erwartet. Dennoch können sie nicht wirklich einsehen, dass Wladimir Putin nicht mehr der nette Genosse von nebenan ist. „Verhandeln“ kann man mit ihm anscheinend nur noch, wenn man sich seinen Interessen unterwirft.

Durch Putins Angriff auf die Ukraine sollte die Linke ihre eigene Haltung Putin gegenüber kritischer hinterfragen. Das Russland, das sich die Linke vorstellt, gibt es so nicht mehr. Putin hat es verändert und zu einem Gegner des Westens und freiheitlicher Demokratien gemacht. Das ist eine furchtbar bittere Erkenntnis aus diesem Krieg, dies muss auch die Linke jetzt lernen. – Regina Stock

 

Was für eine intellektuell beschämende Leistung der beiden Interviewer. Der kümmerliche, plumpe und vollkommen unangebrachte Versuch Gysi und Ramelow auf Biegen und Brechen in eine Unterstützerrolle Putins zu bugsieren. Vielleicht sollten Martin und August zukünftig für das Ressort „Entdecken“ schreiben – das thematisch überaus flache Bällebad für Praktikanten in der Zeit-Redaktion. Das Interview ist ein guter Grund das frisch abgeschlossene Probeabo direkt wieder zu kündigen. Und nein, ich bin nicht bei „die Linke“ engagiert oder aktiv. – Simon Beuse

 

Ich danke Ihnen für das Interview mit Gregor Gysi und Bodo Ramelow, auch wenn diese inhaltlich nichts Neues zu sagen hatten. Einen Pudding kann man halt nicht an die Wand nageln und zum Ministerpräsidenten von Merkels Gnaden fällt mir überhaupt nichts mehr ein. – Rolf Schikorr

 

Danke für das Streitgespräch, dass einen instruktiven Einblick in die Weltsicht zweier Gallionsfiguren der politischen Linken in Deutschland ermöglicht. Sofern hier die Möglichkeit bestand, politische – oder wohl treffender: ideologische – Überzeugungen an den Realitäten zu messen und gegebenenfalls zu verwerfen, so darf die Frage des Titel wohl getrost mit „Kaum“ beantwortet werden: Da rechtfertigt sich Bodo Ramelow für seine Entscheidungen mit dem Verweis auf die Anderen – als ob Ministerpräsidenten Lemminge seien.

Dass es politisch im höchsten Maße naiv und moralisch sehr fragwürdig ist, mit dem Herrn im Kreml neue Energie- oder eben auch Imstoffgeschäfte zu forcieren, der doch mit der Besetzung der Krim oder dem Umgang mit Nawalny und anderen Kritikern eine mehr als deutliche Kostprobe seiner menschenverachtenden Politik gezeigt hatte, scheint ihm nicht in den Sinn zu kommen – und wird leider auch nur halbherzig nachgefragt. Stattdessen der rührende Verweis auf die russische Polioimpfung in der DDR – war eben nicht alles schlecht! – und den Verweis auf die juristische Unvereingenommenheit beim Anwalt Gysi.

Lieber redet man über die vermeintlichen Fehler der NATO. Im richtigen Denken kann es offensichtlich keine falschen Realitäten geben. Dass es keine naturgemäße russische Interessenssphäre in Osteuropa geben könnte, die da nach 1990 aggressiv verletzt worden wäre – es sei denn, man wollte den „Eisernen Vorhang“ Stalins so betrachten -, dass freie Nationen sich ihre Partner selbst suchen dürfen, ohne im Kreml nachzufragen, wird nicht in Erwägung gezogen. Ganz flüssig hingegen der Verweis auf die – unbestrittene – deutsche Schuld im Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion. Aber was haben deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine – und eben nicht mehr Sowjetrepublik! – damit zu tun?

Oder führen 500 Panzerfäuste zur Verteidigung gegen einen Überfall zur Relativierung dieser historischen Verbrechen? Im Umkehrschluss kann aber aus Moral ein Verbrechen werden, umso leichter, wenn jene so plakativ daherkommt wie in der Aussage von Herrn Gysi. Moral sollte sich in Empathie äussern. Vom Mitgefühl für die Ukrainer ist so gut wie nichts zu lesen in den Aussagen von Ramelow und Gysi. Es scheint nur billige Münze in der innerparteilichen Auseinandersetzung mit Sarah Wagenknecht zu sein.

So ist auch die Zeit nach dem Krieg klar bestimmt: Abrüstung muss sein – natürlich, alles andere wäre mit der eigenen Weltsicht auch kaum vereinbar. Man muss es den beiden Herren schriftlich geben: Die Zeit nach dem russischen Angriffskrieg wird (hoffentlich) zuvörderst von drei Maßnahmen geprägt sein: dem Wiederaufbau des geschundenen Landes, der Unterstützung der Geflohenen bei ihrer Rückkehr und der Bewältigung ihrer Traumata und schließlich der juristischen Aufarbeitung. Putin sollte sich in Den Haag verantworten müssen. So viel sollte die Völkergemeinschaft gelernt haben. – Jörg Heger

 

Lernt die Linke aus diesem Krieg? Sieht nicht so aus. – Willi Krebser

 

Gysi – Unbelehrbar. Herr Gysi gehört offenkundig zu den Unbelehrbaren. Jedes Argument gegen Putins Krieg wird relativiert: „Die Nato hat doch auch …“ oder „Der Westen hat doch auch …“ Der bizarre Höhepunkt dann: „… sollten auf Geheimdiplomatie setzen. Wir müssen herausfinden, was Putin wirklich will.“ Dieser Mann versteht gar nichts – und lernt seit Jahren nichts mehr dazu. – Raimund Helbrich

 

Im Interview mit den beiden Linkenpolitkern Gysi und Ramelow über Ihre – m. E. immer noch wackelige Haltung in der Russlandfrage – suggerieren Sie (M. Machowecz und A. Modersohn) einen – wenn er denn stimmen würde – ungeheuren, zum Glück aber nicht gegebenen Sachverhalt. Zitat: „… Ihrer beider Partei, die Linke, war sogar in einer Zeit noch Russland zugewandt, als die Annexion der Krim geschehen war, die Westukraine [????] von prorussischen Kämpfern besetzt oder …. Nawalny vergiftet worden war. … .“

Da hätten die Wackelkandidaten aber auftrumpfen können. Taten es aber nicht. Muss man alles nicht so genau nehmen? Westukraine, Ostukraine? Liegt weit weg? Mit stellt sich die Frage, wie man zu viert im Expertengestus über einen Sachverhalt diskutieren kann, bei dem den Beteiligten die gerade bei einem tatsächlichen oder vorgeblichen Ost-West-Konflikt wichtigen Himmelsrichtungen entgleiten. – Norbert Ortgies

 


 

 

Leserbriefe zu „Putins Komplize“ von Matthias Naß

 

In der Verachtung gegenüber Demokratien mögen Putin und Xi sich absolut einig sein. Diktatoren sind sich aber zuallererst selbst am nächsten und halten sich im Vergleich zu allen anderen Staaten und Systemen für überlegen, auch gegenüber“grenzenlos befreundeten“ Diktatoren. Angesichts Putins Überfalls taktiert China. Diese Taktik lässt Xi als Komplizen erscheinen. Eine stabile Partnerschaft und die Perspektive einer neuen Weltordnung entstehen so aber noch nicht. Seine „Überlegenheit“ beweist Putin mit einer beispiellosen Brutalität, Rücksichtslosigkeit und Ignoranz.

Bei der Verletzung von humanitären und rechtlichen Standards kennt Putin keine Grenzen. Und Putin ist bereit, die Kuh, von der er lebt, zu schlachten. Die Chinesen nicht. Mit einem so geprägten Überlegenheitswillen kann Putin auch für Xi kein Partner sein. So wirtschaftlich überlegen China auch sein mag, Putin ist auch für Xi eine echte Gefahr. Die taktischen Möglichkeiten, die diese Konstellation bietet, sollten wir geschickt nutzen, um Friedensoptionen zu fördern. – Reinhard Koine

 

In Russland und in China bestimmen allein die Präsidenten nicht nur in den eigenen Ländern über das Schicksal der Menschen. Sie streben die “ Neuverteilung der Macht“ an. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der UNO wird als „vom Westen gesetzte demokratische Standards“ betrachtet. Bei ihrer Neuverteilung der Macht wollen Russland und China keine Einmischung von außen dulden. Deutlicher können die Ziele dieser Mächte nicht bekannt gegeben werden. Hier gilt kein Philosophireren und kein endloser Diskurs weiter. Diese Tatsache verlangt nach Konzepten für konsequentes Handeln. – R. Renaux

 

Der seit über 10 Jahre tobende, genozidale Krieg der Han-Chinesen gegen – vormals Tibeter – jetzt Uiguren brauchte nicht Putins Ukraine Krieg, um das wahre Gesicht der KP China als volksverachtende Autokratie und Völkermörder zu zeigen! Nichtsdestotrotz haben und hatten Deutschlands Politiker und Wirtschaft keine Skrupel unser technisches Knowhow und Waren dorthin zu liefern oder gar zu verkaufen(s. Kuka)!

Warum also sollten wir jetzt auf Putins Rohstoffe verzichten?! Was soll`s? Schließlich haben wir ja das Zeitmagazin Nr.11, das uns in “Heiter bis glücklich” empfiehlt: “Das neue Album von Big Thief anzuhören. Es klingt nach Lagerfeuer, Abendwind und Sommerregen im Cabrio – bitte anhören, tut grad sehr gut”!!!! – Dr. Robert Biekarck

 

Beim Lesen des Leitartikels gestern Abend habe ich einen Moment lange geblaubt, ich hätte mich in der Zeitung geirrt – trotz Die Zeit app und iPAd. Die Plattheit, mit der Herr Nass die Überlegenheit des Westens zelebriert ist völlig “un-Zeit-gemäss” und ich frage mich, wovon er sie ableitet. Wo hat sich die zitierte politische Anziehungskraft versteckt??? Aus der Ferne, in der ich lebe (Indien) ist es manchmal erschreckend, wie bedeutungslos Deutschland ist – meist noch nichteinmal eine Zeile im Auslandsteil der hiesigen Zeitungen wert.

Die kulturelle Ausstrahlung ja, aber was nützt uns die in einer Situation wie jetzt? Diese Selbstbeweihräucherung bringt in der momentanen Situation rein gar nichts ausser einem unangebrachten Wohl-Gefühl und sich in einer Sicherheit wähnen, die es längst nicht mehr gibt. Mehr Kritik stünde der Titelseite der Zeit besser. – Antje Bauer

 

Es ist eine allgemeine Naivität, dass Xi Jinping eine Wankelmütigkeit aus politischen und moralischen Erwägungen zeigen wird. Dieses würde bedeuten, dass der von Putin initiierte, ein auf die Ukraine beschränkter Konflikt ist. Mitnichten! Er ist zwischen China und Russland verabredet, tarnt sich jedoch lediglich mit hegemonialen Ansprüchen.

Der radikale Wechsel in der chinesischen Politik resultiert aus ihrer nüchternen Einschätzung, dass Ihr jahrzehntelanger ökonomischer Erfolg seinen Zenit überschritten hat und daraus resultierende gesellschaftliche Verwerfungen im Land längst erkennbar sind. Alle politischen Handlungen des Regimes in Peking in den letzten Jahren bezeugen dieses.

Gleiches gilt für die russische Gesellschaft nach der ausschließlich auf Verkauf von Rohstoffen ausgerichteten Wirtschaftspolitik des Kremls und seiner Banditen. Beide ökonomischen Dramen weisen zudem eine unvermutete Dynamik auf, für die derzeit keine Lösungen in China und Russland bereitstehen. Deshalb sind Aggressionen und scheinbar hegemoniale Ansprüche Zeichen von Befriedigung nach innen und einen beide Länder in ihrer Verzweiflung.

Die durch den Ukraine-Konflikt erzeugte große Geschlossenheit stellt eine neue Weltordnung und Weltgemeinschaft dar, welche – ähnlich wie zu Zeiten des 3.Reiches – nicht nur signifikant und ökonomisches Konsequenzen aufzeigt. Auch die militärische Überlegenheit der Mehrheit aller Staaten in der UNO muss unmissverständlich Konsequenzen für ihre „Brüderlichkeit“ verdeutlichen, bevor weitere Staaten geopfert werden und der Größenwahn beider Staaten ins das Unvorstellbare rückt.

Wer aus dem größten Drama der menschlichen Geschichte – der 2.Weltkrieg – nichts gelernt hat, die wirklich notwendige Solidarität aus Feigheit verneint und meint, die Geisteskrankheit von Völkern und der von ihnen gewählten oder bestimmten Führern regelt sich therapeutisch, trägt Mitverantwortung für eine, dann selbstbestimmte Apokalypse. – Jürgen Dressler

 

Die Wortwahl ‚Komplize‘ verharmlost den Charakter von Putin und Xi. Beide sind Banditen und Verbrecher, die ihre Claims abstecken und beide stehen in direkter Linie mit Hitler. Man muss sogar noch weiter gehen, sie haben sich eigentlich ausserhalb des Menschengeschlechtes katapultiert. – W. Scheer

 

Ich widerspreche Ihnen nicht, möchte aber ergänzen, dass für mich noch weitaus schwerer zu begrei-fen ist, warum RUSSLAND diesen Weg geht (2. Spalte, 2. Absatz), als warum China es tut. Es liegt doch auf der Hand, dass das trotz der enormen Ausdehnung der russischen Landmasse keine „Partnerschaft auf Augenhöhe“ ist, sondern angesichts der massiven Disparität der Wirtschaftskraft Russland sehen-den Auges zum Vasallenstaat Chinas mutiert, Nuklearwaffen hin oder her. Putin denkt in Jahrhunder-ten, die Chinesen in Jahrtausenden – über die meiste Zeit der Geschichte der letzten mehreren Tau-send Jahre war China die zivilisatorische Speerspitze der Welt und benahm sich auch so.

Da hat-ten wir jetzt ca. 100 Jahre historische Ausnahmesituation, die Xi zu revidieren entschlossen ist – „all under heaven“ mit Peking im Zentrum und Russland als nördliche/westliche Peripherie. Und Putin LIEFERT ihm das … ich bin sicher, das Politbüro des ZK der KPCh kann sein Glück kaum fassen. – der Mann ist gerissen, aber nicht klug; schlau, aber nicht weise. Von der Wiege der Kiewer Rus und vom Slavenglück schwadronieren, genau damit aber im Ergebnis die Slawischen Völker dem Pekinger Oberkönig unterstellen ist … einfach merkwürdig.

Also ich begreifs nicht, wie man SO dumm sein kann, das sieht man doch mit Geschichts- und Kulturkenntnis für 5 ct … Andersrum ist leicht: Sie sagen es doch, Russland IST als Rohstofflieferant interessant und i. ü. rückständig – also ein wunderba-rer Vasall. Und die Zukunftstechnologien liefert der Westen gratis und franko und auch unabsehbar bis auf weiteres frei Haus, die Brüskierung der politischen Führungen des Westens ist unserer wun-derbaren Wirtschaftselite doch vollkommen schnuppe und das WISSEN die Chinesen auch.

Also win-win Situation. Dass „Werte“ ein „Wert“ (an sich) sein könnten, DAS haben die nicht verstanden, das wollen sie nicht und das werden sie auch nicht verstehen, das ist nicht einmal Zynismus, das ist ein-fach ein blinder Fleck. Die sehen, die Russen haben das Material, der Westen liefert die Technolo-gien, und wir werden wieder was wir die meiste Zeit der postbronzezeitlichen Menschheitsgeschich-te waren: unangefochtene Weltführungsmacht. Läuft. – Christian Naundorf

 

Das könnte Wladimir Putin und Xi Jinping so passen, eine neue wirtschaftliche und militärische Weltordnung, in der westliche Demokratien nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Kein Wunder, sie sind beiden Autokraten und ticken im Umgang mit der eigenen Bevölkerung und dem Westen gleich. Demokratien sind für sie die schwächere Herrschaftsform, dennoch fürchten sie sie, würden sie sonst nicht so demonstrativ den Schulterschluss wagen?

Im Moment scheint Xi Jinping noch fest an Putins Seite zu stehen, denn er weiß auch, dass der Westen (noch) auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China und Russland angewiesen ist. Aber ist es umgekehrt nicht auch so? Xi Jinping wird bekannt sein, welche Länder die wichtigsten Handelspartner für sein Land sind und ihm wird auch nicht entgehen, dass der Ukraine – Krieg jetzt schon den globalen Handel erheblich beeinträchtigt.

Laut Herrn Nass formieren sich jetzt viele Länder, die auch wichtige Handelspartner für China sind, zu einem „neuen Westen“. Das ist gut, denn allein mit Russland und gleichgesonnenen Handelspartnern wird auch China in Zukunft nicht „glücklich“ werden. Zudem sieht es so aus, dass die Anhängigkeit Russlands von China viel größer ist, als umgekehrt. Ganz richtig, der Westen hat gute wirtschaftliche Gründe, China viel selbstbewusster entgegenzutreten und genau jetzt zu signalisieren, dass er in Zukunft nicht mehr so anhängig vom und interessiert am Handel mit China sein muss.

Xi Jinping ist nicht dumm , er ist ein eiskalter Kalkulator und wird diese Signale entsprechend zu werten wissen. Es ist nun die Aufgabe des Westens, ihn auf diplomatischen Weg auch davon zu überzeugen, dass sein Festhalten an Putin und seine Ignoranz, was den Krieg in der Ukraine anbetrifft, China wirtschaftlich so treffen wird, wie er es sich nicht wünschen kann. Ich stimme Herrn Nass zu, Xi Jinping ist wohl der Einzige auf dieser Welt, der Wladimir Putin noch stoppen kann. Dies ist nicht aussichtslos, er wird es tun, wenn seine Rechnung mit Russland gegen den Westen nicht mehr aufgeht. – Regina Stock

 

Ihren o.g. Artikel habe ich sehr interessiert gelesen. Leider fehlt mir in ihren Argumenten eine zweite Sicht. Durch dieses Ignorieren der anderen Sicht werden meines Erachtens die „westlichen Werte“, so wie ich sie immer verstanden habe und noch verstehen will, diskriminiert. Nämlich z.B. Moral ohne Doppelmoral, Achtung des Lebens anderer Menschen und anderer Kulturen, das Wichtigste ist nicht das Geld sondern der Mensch, Freiheit der Meinung und der Presse, freie und geheime Wahlen u.a.. Leider sind diese unsere Werte schon lange dem Geld anheim gefallen.

Putin kann man ohne Frage einen despotischen Alleinherrscher nennen, dem ein Menschenleben wohl nicht viel zählt. Aber: ist eine Wahl frei, wenn ein Kandidat – wie in den USA – nur mit hunderten Millionen Dollar einen Wahlkampf bestreiten kann? Ist dieser dann nicht seinen Geldgebern und damit „Mandatsermöglichern“ verpflichtet? Ist das Demokratie?

Herr Selenskyj hat „Off-shore-Gelder“ angelegt. Woher kommt dieses Geld? Wem ist er verpflichtet? 2014: Herr Klitschko ist erst nach seiner Reise in die USA am Maidan als „Einpeitscher“ aufgetreten. Von wem hat er sich seine Direktiven abgeholt? Wo waren die westlichen Regierungen als Herr George W. Bush mit Lügen den Irak überfallen hat? Hat der Irak eine Südgrenze, die vom Ontario-See bis Vancouver reicht? Wo blieben hier die Sanktionen gegen die USA? Als Libyen bombardiert und ins Chaos gestürzt wurde von dem Friedensnobelpreisträger Obama?

Schon nach dem ersten Irakkrieg musste die kuwaitische Prinzessin ihre Lügen hinsichtlich der angeblichen Gräueltaten der irakischen Soldaten an den Babys im Krankenhaus zugeben. Dieses Muster wiederholt sich leider jetzt wieder (angeblich Bombardierung der Geburtsklinik in der Ukraine. Tatsächlich: Video von Bloggerin). Welchen Nachrichten kann man noch Glauben schenken? Warum wird immer nur von der „Söldnergruppe Wagner“ gesprochen? Warum werden die Söldnergruppen „Blackwater“ von Eric Prince oder KBR (Tochterunternehmen von Halliburton/Dick Cheney), Mr.McKeon mit Dyncorp in der ZEIT nicht auch genannt?

Warum spricht keiner mehr von den Leiden der Menschen in Afghanistan? Man hat ihnen einige Jahre „die Demokratie gebracht“, die in einem solchen Land mit einer Landschaft, wie sie Afghanistan ausweist, nicht durchzuführen ist. Man hat diesem Land dem Westen genehme Regierungen aufgezwungen (Fall Abdullah Abdullah, der die Wahl wohl gewonnen hat und Aschraf Ghani). Dieses Land wurde mit Krieg überzogen, obwohl Osama bin Laden sich in Pakistan aufgehalten hat, nicht in Afghanistan. Osama bin Laden und die Terroristen vom 11. September 2001 waren Bürger Saudi-Arabiens. Warum wurden weder Pakistan noch Saudi-Arabien mit Krieg überzogen? (Vgl. Fall des Journalisten Jamal Kashoggi).

Die USA haben in den 1980er Jahren die Taliban unterstützt und so groß gemacht, danach wurden sie bekämpft. Das Gleiche hat Saddam Hussein (Krieg gegen den Iran) erfahren. Braucht jemand noch Feinde, der solche Freunde hat? Alexei Nawalny ist wohl ein Oppositioneller, der Korruption aufdeckt, Aber: wie geht der Westen mit Menschen um, die ebenso Korruption – allerdings der Gegenseite – aufdecken, z.B. Edward Snowdon und Julian Assange.

Die Nicht-Einhaltung der Menschenrechte wird Russland und China vorgeworfen. Wie kann man Guantanamo und Abu-Ghraib einordnen? Als Aufenthalt in einem Wellness-Hotel? Katar hält die Menschenrechte ebenfalls nicht ein. Jedoch wird von dieser Herrscherfamilie nunmehr Kohle und Gas eingekauft. Jetzt sind die Menschenrechte gleichgültig. Wer hat China mit der Globalisierung sein jetziges Verhalten ermöglicht? Die Geldgier einiger in der westlichen Welt (Stichwort: Geiz ist geil).

Sind durch dieses Gebaren die USA nicht an den Rand des wirtschaftlichen Kollapses gelangt (fast 34 Bill. Dollar Schulden) und haben die westliche Welt ebenso in die Null-Zinspolitik getrieben? Um die Welt kreiselt derzeit ein – angebliches – Vermögen, das das mindestens 4-fache der tatsächlichen Werte der gesamten Welt ausmacht. Das muss wohl in einem Krieg in Europa, Afrika und Asien – ohne Nordamerika – enden, damit – wie immer – die USA durch ihre Rüstungsindustrie eine Staatspleite verhindern können. Können Sie mir, Herr Nass, erklären wie man durch diese Erfahrungen der vergangenen 20 Jahre noch an den Westen und die westlichen Werte glauben kann?

Man kann nur eine Doppelmoral sehen, die von allen Medien leider sehr unterstützt wird. Einen objektiven Blick der ZEIT muss man hier leider vermissen. Kann das ev. ebenfalls an „Mainstreaming“ liegen, um nicht bei wichtigen Leuten anzuecken und um negative Folgen zu verhindern? Ich bin mir sicher, dass meine Fragen nicht beantwortet werden; nicht können, nicht dürfen oder nicht wollen. – Rosemarie Hofmann

 

In Ihrem Leitartikel „Putins Komplize“ schreiben Sie: „Xi Jinping dürfte der Einzige sein, der Putin stoppen kann.“ Ich halte diesen Mann ist dafür absolut nicht geeignet. Ich meine, der Dalai Lama ist zur Zeit der einzige Mensch, der die ethische und moralische Autorität hat, in einem direkten Gespräch Putin von seinem Irrweg abzubringen. – Ingo Rentzsch-Holm

 

Die Augen zu schauen. Doch in Gestalt des Klimawandels, des Artensterbens, der Resourcenverknappung und eines – trotz weltweiten Hochrüstens – permanent zerbrechlichen Friedens, ist sie längst bedrohliche Realität und fordert ein vereintes Welthandeln geradezu heraus. Über „universelle Werte“ mag noch Verhandlungsbedarf bestehen, die universellen Probleme sind Fakt und nicht verhandelbar. Um der universellen Ohnmacht zu begegnen, werden Komplizenschaft und Sympathisantentum – in welcher Konstellation auch immer (!) – nicht ausreichen. Es braucht echte Kooperation, von allen und mit allen, die diesen Planeten bewohnen.

Die Machtfrage zu stellen, und die Welt teilen zu wollen, verblendet. Für eine Person mag ein Zugewinn an Macht auch ein mehr an Gestaltungsmöglichkeit bedeuten. Aber für einen Staat im 21. Jahrhundert? Auch wenn der Gedanke nur schwer zu ertragen ist, mit dem Menschen Putin zu sympathisieren, kann als menschliche Regung verstanden werden, aber jegliche Komplizenschaft mit einem Staat, der heute noch einen Eroberungs- und Vernichtungskrieg führt, ist wie ein sicherer „Fahrschein“ in den Abgrund. So klug wie die Chinesen sind, können sie das verstehen. Aber auch für alle anderen lohnt ein Blick auf die Ohnmacht, statt sich von Machtphantasien blenden zu lassen. – Jürgen Pilz

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Angst vor dem nächsten Winter“ von Roman Pletter und Marc Widmann

 

Wirtschaftsminister Robert Habeck möchte angesichts der Energiekrise in Deutschland autofreie Sonn-tage einführen. Wenn die Benzinpreise weiterhin so drastisch steigen, wovon derzeit auszugehen ist, benötigt es hierzu keiner gesetzlichen Regelung. Denn dann können sich die Normalbürger ohnehin kaum noch einen längeren Sonntagsausflug mit dem Auto mehr leisten. Die Bürger haben in den ver-gangenen zwei Jahren wegen der Corona-Pandemie geduldig viele Einschränkungen auf sich genom-men.

Jetzt da die Politik beschlossen hat, dass Corona trotz extrem hoher Infektionszahlen vorbei ist, dürfen sie ihre wiedergewonnene Freiheit nicht genießen. Dabei ist die Energiekrise hierzulande zum großen Teil hausgemacht. Der CDU-Politiker Norbert Röntgen hat es zutreffend formuliert. Die Bun-desregierung unter der Führung von Angela Merkel hat sich wissentlich von Putin-Russland energiepo-litisch abhängig gemacht. Konsequenzen muss Frau Merkel jedoch nicht befürchten. Es hilft nicht weiter wenn dieser Befund ausgiebig in Talkshows diskutiert wird. In der Ukraine wird geschossen und es sterben täglich viele Menschen. In Deutschland wird jeden Tag aufs Neue debattiert.

P.S.: Sie wissen noch nicht, was Sie Ihrem Mann bzw. Ihrer Frau zum Geburtstag schenken möchten? Dann hätte ich einen guten Tipp für Sie. Schenken Sie ihm bzw. ihr doch einen 5 Liter Kanister vollgefüllt mit Benzin. Ihre Frau bzw. Ihr Mann wird sich über dieses besonders wertvolle Geschenk bestimmt sehr freuen. Viele arbeitswillige Arbeitnehmer haben derzeit das Gefühl, dass sie nur noch arbeiten, um zur Arbeit fahren zu können und zu Hause nicht frieren zu müssen. Es ist keineswegs so, dass die Mehrheit der Bürger im Luxus schwelgt und derart drastische Preiserhöhungen leicht wegstecken könnte.

Nicht jeder hat sein Schäfchen im Trockenen wie manche Politiker. Der Bundesfinanzminister Christian Lindner hat sich jüngst selbst diskreditiert indem er Steuerentlastungen für die Bürger kategorisch ablehnt. Diese Verweigerungshaltung kommt ausgerechnet von einem Mitglied einer Partei, die sich Steuerentlastungen auf die eigene Fahne geschrieben hat. Vermutlich aber nur für die eigene Wählerklientel. Gelb hat auch bei der realen Ampel die kürzeste Verweildauer. Die Ampel zeigt auf Grün für ein neues Geschäftsmodell der Bundesrepublik Deutschland. Eine „New Order“. Es ist beruhigend zu realisieren, dass die Grünen bzw. deren Spitzenvertreter in der Realität angekommen sind.

Die Grünen sind die treibende Kraft dieser Regierung. Die unerschrockene und realitätsbewusste Außenministerin Anna-Lena Baerbock nötigt meinen Respekt ab, was ich bis vor kurzer Zeit nicht für möglich gehalten hätte. Wirtschaftsminister Robert Habeck war einer der ersten, der darauf hingewiesen hat, dass man sich von Merkel-Deutschland verabschieden müsse. Angela Merkel war nach meiner Auffassung eine Fehlbesetzung in ihrem Amt. Ausgerechnet der Grünen-Politiker Habeck wird es sein, der Merkels Fehler des Atomausstiegs korrigieren und die Laufzeiten der letzten drei Kernkraftwerke um ein paar Jahre verlängern wird. Das Ziel des Atomausstiegs und der CO2-Neutralität darf nicht zur Disposition stehen.

Aber manchmal erfordert es zur Erreichung des eigentlichen Ziels Umwege. Ein kurzfristiges weltweites Ziel muss es sein, sich von Putin energiepolitisch unabhängig zu machen und mit Russland auch darüber hinaus keine wirtschaftlichen Beziehungen mehr einzugehen. Dieses Land hat sich von der Weltgemeinschaft endgültig verabschiedet. Ich befürchte, selbst wenn Putin der Kopf abgeschlagen werden würde, wächst ein neuer Putin-Kopf nach. Michail Gorbatschow war der größte russische Staatsführer aller Zeiten. In Russland wird er bis heute als „Schwächling“ und „Verräter“ verachtet.

P.P.S.: viele arbeitswillige Arbeitnehmer haben derzeit das Gefühl, dass sie angesichts der explodierenden Energiepreise nur noch arbeiten, um zur Arbeit fahren zu können und zu Hause nicht frieren zu müssen. Es ist keineswegs so, dass die Mehrheit der Bürger im Luxus schwelgt und derart drastische Preiserhöhungen leicht wegstecken könnte. Die Landbevölkerung, die die Berliner Republik in den vergangenen Jahren komplett vernachlässigt hat, ist auf das Auto als Verkehrsmittel angewiesen. Die arbeitende Mittelschicht ist unter den Regierungen Merkel zur Melkkuh der Nation degradiert worden.

In Merkel-Deutschland gilt das Motto „Schaff und erwirbt, zahl Steuern und stirb“. Zumal sich die frühere Bundeskanzlerin der Rentenproblematik ebenfalls nie wirklich angenommen hat. Zur Entlastung der Arbeitnehmer muss der völlig aufgeblähte Sozialetat deutlich reduziert werden. Diesen können wir uns derzeit nicht mehr leisten. Es kann nicht sein, dass Arbeitsunwilligen am Ende des Monats mehr „Netto vom Brutto“ bleibt als denjenigen, die den Betrieb Bundesrepublik am Laufen halten.

Eine Verlängerung der Homeoffice Pflicht ist zur Energieeinsparung unumgänglich. Ausgerechnet der Grünen-Politiker Habeck wird es sein, der Merkels Fehler des Atomausstiegs korrigieren und die Laufzeiten der letzten drei Kernkraftwerke um ein paar Jahre verlängern wird. Das Ziel des Atomausstiegs und der CO2-Neutralität darf nicht zur Disposition stehen. Aber manchmal erfordert es zur Erreichung des eigentlichen Ziels Umwege. Ein kurzfristiges weltweites Ziel muss es sein, sich von Putin energiepolitisch unabhängig zu machen. – Alfred Kastner

 

Natürlich trifft unsere Regierung wahrlich nicht die Hauptschuld der hohen Energiekosten, wie sie sagt und uns weismachen will. Doch das stimmt nur bedingt, denn 19 % MwSt. von 2.30 Euro für einen Liter Super bedeuten fast 44 Ct. Bei Heizöl ist es anteilmäßig ähnlich. Insofern trifft unsere Regierung einen massiven Anteil von Mitschuld, und die Tatsache, dass an den hohen Preisen steuermäßig noch ordentlich mitverdient wird, gipfelt in Unverschämtheit. Doch wenn man mit dem Dienstwagen durch die Gegend kutschiert wird, fällt Heuchelei anscheinend leichter! – Kurt (Curd) Nickel

 

Der Ernst der Stunde gebietet uns alle verfügbaren Kohle- und Atomkraftwerke sofort wieder ans Netz zu koppeln und dann mit allen vorhandenen – und mit voller Kraft – Strom zu produzieren. Nur dann kann etwas Erdgas gespart werden um die Lager – so lange es noch geht – wieder aufzufüllen. Wer diese vorausschauende Energiepolitik nicht unterstützt ist ein grüner Saboteur unserer Stromversorgung – und Saboteure werden noch immer auf irgendeine Weise drakonisch bestraft. Ich bin kein Prophet aber kann – im Gegensatz zu den GRÜNEN – logisch denken ! ! – Klaus Mertz

 

Die schwäbische Hausfrau und Putin – oder 40% Einsparung sind machbar. Sparsamkeit ist der schwäbischen Hausfrau ins Blut gelegt, extreme Sparsamkeit mag auch sie nicht. Was die schwäbische Hausfrau gar nicht mag ist Erpressung. Tief im Bauch macht sich das Gefühl „so nicht“ breit und sie sucht Lösungen nach ihren 3Ks, kleinlich, klug, konsequent. Und so wird der „sparsame Blick“ auf den eigenen Energieverbrauch gerichtet – für die Menschlichkeit.

Europa importiert 40% Gas und Öl aus Russland – es gilt also, 40% der benötigten Energie einzusparen. Eine Herausforderung, jedoch nicht für den Rest unseres Lebens, sondern bis tragfähige Alternativen gefunden sind. Betrachten wir also unsere Energiefresser und suchen dafür Lösungen: Heizung: Wenn wir die Heizung runterdrehen auf 19 Grad, sparen wir 3 Grad ein, das sind 18% der erforderlichen Energie. Wenn zusätzlich weniger Räume beheizt werden lassen sich weitere Prozentpunkte einsparen zwischen 20% und 50%. Das macht alleine bei der Heizung mindestens 38% Einsparung.

Ich, schwäbische Hausfrau, 61 Jahre alt, bin in einem Haus groß geworden, in dem nur ein kleiner Raum beheizt wurde für die ganze Familie. Nur zu Weihnachten das Wohnzimmer. Es war nervig, eng, laut, wenn während der Heizperiode alle 2-6 Personen in einem Raum ihren Interessen nachgingen, hat auf der anderen Seite zusammengeschweißt und hatte durchaus spaßige Momente. Mit meinen Flötenübungen konnte ich mich an meinem Bruder rächen für seine Späße auf meine Kosten. Durch „am Tisch“ durchgeführten Reparaturen von Kleingeräten habe ich selbstverständlich gelernt, dass Reparaturen möglich sind und die Lebensdauer von Elektrogeräten um ein Vielfaches verlängern. Durch „am Tisch“ erledigte Näharbeiten weiß ich, dass man alles, aber auch wirklich alles selbst nähen kann.

Familienleben in einem Raum entspricht nicht den heutigen Gepflogenheiten, ist aber möglich und nicht schlechter als das Leben heute, es ist anders. Nicht schlechter, nicht besser, nur anders. In einem ungeheizten Raum zu schlafen ist gesünder als in einem geheizten Raum zu schlafen. Bei 19 Grad zu leben ist nicht eben entspannt, aber mit warmer Kleidung machbar. Für die Menschlichkeit… Warmwasser: Nur jeden 2. Tag duschen, sehr kurz duschen, kalt duschen, waschen als Alternative zum heutigen Hygieneverhalten, die Kleider einen Tag länger tragen bevor sie in die Wäsche kommen – da lassen sich locker die 40% Energie einsparen, die Europa aus Russland bezieht.

Hier noch ein Spruch meiner Großmutter, die 2 Weltkriege er- und überlebt hat, als eine Dusche ins Haus eingebaut wurde: „Das fange ich in meinem Leben nicht mehr an“. Sie war eine Schönheit – die schöne Lene – und immer gepflegt. Eine gepflegte, schöne, alte Frau hat sich also ein Leben lang nur täglich gewaschen und nie!!! geduscht… Für die Menschlichkeit!

Mobilität: Öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrgemeinschaften sind hier die Lösung. Ich habe lange Zeit in einer 50 km entfernten Stadt gearbeitet, die Fahrten ins Büro waren immer eine Qual. Ich bin oft früh morgens um 5:30 Uhr losgefahren um dem Stau zu entgehen oder nach 9:00 Uhr. Dennoch war ich je Tag nie weniger als 3 Stunden unterwegs, denn irgendwo auf der Strecke war immer ein Problem. Wenn nicht auf der Hinfahrt, dann beim Zurück.

Irgendwann habe ich mich dann mit Fahrgemeinschaften organisiert, damit musste ich zumindest nicht selbst fahren. Es hatte ein „Geschmäckle“, denn ich war die älteste und bin dennoch m i t gefahren, das für viele auf den ersten Blick befremdlich, aber nur auf den ersten Blick. Die Fahrten waren fortan eine Bereicherung, ich habe Menschen kennengelernt, die ich ansonsten nie getroffen hätte und viele neue Eindrücke gewonnen. Die Fahrten wurden nicht kürzer, aber sie wurden kürzer erlebt.

Im durchschnittlichen Auto fahren heute 1,3 Personen, wenn dies auf durchschnittlich 2,6 erhöht wird, liegen die Einsparungen der benötigten Energie bei 50%… Für die Menschlichkeit! IT und Medien: Das allumfassende Online-sein hat sich zu einem großen Energiefresser in allen Haushalten entwickelt. Hier ist „Medienfasten“ eine Lösung: nicht alles Streamen, nicht den ganzen Tag im TV die neuesten Entwicklungen des Ukrainekrieges verfolgen, nicht stundenlang twittern oder whatappen. Eine Begrenzung auf 1-2 Stunden je Tag reduzieren sicherlich den Energieverbrauch für Medien um mehr als 50% und ist Erholung für die Seele.

Die Fastenzeit hat begonnen – starten Sie Medienfasten und reduzieren Sie Ihren Energieverbrauch… für die Menschlichkeit. Bleiben noch die restlichen Bereiche im täglichen Leben, Kochen, Abwaschen…Bereiten Sie Gerichte auf dem Herd, nicht im Backofen, kochen wir jeweils für 2 Tage und wärmen am 2. Tag nur auf… Holen wir die gute alte Thermoskanne aus dem Keller. Die schwäbische Hausfrau sieht überall Einsparpotentiale. Keine 40% in diesem Bereich, aber wir haben ja auch in der Mobilität, den Medien und dem Hygienebereich einen Puffer erarbeitet… Für die Menschlichkeit

Im Supermarkt, jede Kaufentscheidung ist eine Meinungsäußerung. Es gilt, bewusst keine Produkte aus Ländern zu kaufen, die sich nicht aktiv gegen den Krieg stellen. Keine Produkte aus Russland kaufen, das fällt leicht, denn es gibt ja kaum Produkte aus Russland. Der Verzicht auf Produkte aus Ländern, die gemeinsam mit Russland ein Veto gegen die Resolution eingelegt haben, ist einfach, es sind ja nur wenige Länder. Keine Produkte aus Ländern zu kaufen, die sich in der Abstimmung enthalten haben, es sind 35, ist schon schwieriger. Aber möglich!

Zuerst muss man sich die Länder verdeutlichen. Dann gilt es, beim Kauf eines jeden Produktes den Produktionsort und die Herstellerfirma zu prüfen. Das ist zeitaufwendig, aber es geht aktuell um höhere Werte, Menschlichkeit und Freiheit. Wirklich relevant für den deutschen Konsum sind China und Indien. Es ist nervig, bei jedem Produkt, sei es Ingwer, Dosentomaten, Pilze, Jeans oder ein Smartphone zu schauen oder zu recherchieren, aus welchem Land das Produkt kommt. Stammt der Ingwer aus Peru oder aus China oder Indien?

Peru – Ingwer in den Einkaufwagen – Indien oder China – heute keinen Ingwer. Kommen die Dosentomaten aus Italien oder stammen sie aus China und haben nur ein „italienisches Design“? Same procedure… Die Jeans kommt aus Indien? Ich habe ohnehin genügend Kleider, also kein Kauf. Und bitte immer eine Info an das Verkaufspersonal, dass man sich Alternativprodukte aus anderen Regionen der Welt wünscht.

Urlaub mit dem Flugzeug? Eine lange Autoreise? Auf gar keinen Fall in diesem Jahr. Für die Menschlichkeit… Alles nicht optimal, alles nicht schön, alles nicht einfach und schon gar nicht lässig. Aber wir sind leben in schwierigen Zeiten und wir sind nicht erpressbar. Wir handeln. Die schwäbische Hausfrau war immer ein Anhänger des Welthandels – alles so schön billig – und macht außerdem das Wertvollste, den Frieden, noch wertvoller und zwar für alle Bewohner der Erde gemeinsam.

Wenn einer ausschert und ein Land okkupiert, unschuldige Menschen bombardiert und die anderen Länder mit Energie erpresst, muss man mit Kreativität und Leidensbereitschaft antworten. Alle Menschen weltweit, dann hat der Spuk schnell ein Ende und alle Menschen können wieder in Frieden leben. Wenn es so weit ist, packt die schwäbische Hausfrau das Extremsparen wieder als Kompetenz für Notzeiten ein und hofft, dass es nie wieder benötigt wird.

Die Ukraine hat 40 Mio Einwohner, Deutschland 80 Millionen, die EU 450 Millionen Einwohner. 40 Millionen Menschen wird aktuell größtes Leid angetan. Wenn die 80 Millionen in unserem Land alle kleine Einschränkungen auf sich nehmen, steigern wir den Druck auf Russland und sind weniger erpressbar. Das liegt in der Waagschale: auf der einen Seite unendliches Leid von 40 Millionen, auf der anderen Seite „kleines Leid“ wegen unbequemer Befindlichkeiten durch das energiearme Leben bei 80 Millionen oder 450 Millionen.

Meine Entscheidung ist klar, ich könnte nicht mehr in den Spiegel sehen, wenn ich nicht durch Handeln, das über Spenden und Demos hinausgeht einen alltäglichen Beitrag leisten würde in diesen Kriegszeiten zur Schwächung von Russland, denn die Schwächung von Russland ist die Stärkung der Ukraine. Der Beitrag der schwäbischen Hausfrau ist ökonomischer Druck durch reflektiertes Verhalten! Auch wenn es aufwändig ist. Wenn es alle umsetzen, ist Konsum seine starke Macht.

Wir schaffen das! Im privaten Sektor sind 40% Einsparung möglich! Sollten sich die Einwohner der USA am Energiesparen beteiligen, können sogar der EU-Verbrauch der Industrie ausgeglichen werden – welch eine bezaubernde Vorstellung. Menschliches Leid verhindern, einem Aggressor kraftvoll entgegentreten. Übrigens: sollten Sie einen Shitstorm lostreten wollen weil Ihnen meine Thesen nicht gefallen. Nur zu – ich bekomme das nicht mit, denn ich Medienfaste seit Kriegsbeginn! – Gudrun Zwick

 

Als Ingenieur und Unternehmensberater hatte ich bei Fabrikenplanungen, bei Energiesanierungsprojekten kurz nach der Ölkrise am Anfang der 70er Jahre, und als Kernkraftgegner sogar bei Beratungsprojekten in der Kernkraftbranche viele Gelegenheiten mich mit den Themen Energieeffizienz, Wege zu energieautarken Gebäuden, dezentrale Erneuerbare und ähnliche praktisch zu beschäftigen. Über meine Analysen informierte ich Medien, Politiker, Unternehmer, ohne daß ich Gelegenheit bekam sie näher zu erläutern und/oder zu verteidigen. Das größte Interesse zeigten dabei die Unternehmer, wollten oder konnten nicht ohne stabile Rahmenbedingungen in Energie-Einspar-Projekte investieren.

Bei den Solarfreunden Moosburg und im Gedankenaustausch mit ideenreichen Einzelkämpfern gewann ich die Überzeugung, daß wir in Deutschland und in der EU genügend kurzfristig, mittelfristig und langfristig realisierbare Projekte aktivieren könnten, um die Abhängigkeit von fossiler Energie, von ihren Lobbyisten und Followern, schneller als bisher geplant, stark zu reduzieren. Bei Firmensanierungen hatte ich oft durch Einbeziehung fast aller Mitarbeiter mit einer anonymen Klagemauer und breit angelegtem Brainstorming sehr gute Erfolge.

Diese fielen dann besonders gut aus, wenn jene Führungskräfte und/oder Teams volle Verantwortung für den Schaden durch nicht durchgeführte Verbesserungsvorschläge tragen mußten. Was spräche gegen bundesweite Brainstormings auf allen möglichen Ebenen. Auf kommunaler Ebene könnte dies in meiner Heimatstadt Moosburg/Isar ein Team der Stadtverwaltung unter Einbeziehung aller Medien und Vereine organisieren. Die sytematische Beurteilung der Vorschläge könnten die besten Experten unter den Solarfreunden vornehmen, wobei schwierige Fälle an Hochschulen, Institute usw. weitergegeben werden könnten.

Um keine Zeit zu verlieren müßten Test-Projekte sofort in Angriff genommen werden. Für diese Start-Arbeit kann m.E. auf das Methodenrepertoire des Industrial Engineering zurückgegriffen werden. Dazu ein Beispiel die Excel-Datei der REFA 6 Stufen-Methode. (siehe MAIL1575)* Auf Basis der ersten Ergebnisse (Hits und Flops; Hürden) könnte dann systematischer und noch zielorientierter gearbeitet werden. *Erläuterung zu MAIL1575 am Ende dieser Mail Im Folgenden spontan zusammengestellte, noch nicht systematisch geordnete Ideen aus meinem Erfahrungsschatz und aus öffentlichen Anregungen, die ich für wichtig halte :

1. In den 70er Jahren, kurz nach der damaligen Ölkrise mit gesperrten Autobahnen usw. konnte ich in Bayern in ca. 10 Mittelstand-Firmen Analysen zur Ermittlung des Energie-Einspar-Potentials dieser Firmen durchführen. Die Ermittlung der Energieverbraucher konnte mit Hilfe der Abteilungsleiter, des Betriebs-Elektrikers, des Einkaufs und der Personal-Abteilung relativ kurzfristig vorgenommen werden und füllte div. Leitzordner. Anschließend wurde in Teams für jeden Verbraucher, oder jede Verbrauchergruppe nach Maßnahmen gesucht, um den Verbrauch zu senken. Fast immer gab es eine Bandbreite von Low-Cost-Möglichkeiten bis zu teuren High-Tech-Optimierungen.

Die Amortisationszeiten streuten zwischen wenigen Monaten und max. 26 Jahren. Im Durchschnitt waren damals 60% Einsparungen nach damaligem Stand der Technik möglich. Wir leiteten aus diesen Ergebnissen die Möglichkeit ab „virtuelle Kraftwerke“ zu gestalten, mit Amortisationszeiten, die weit unter jenen für herkömmliche Kraftwerke lagen. Hauptproblem damals „die Finanzierung aus Eigenmitteln dieser Mittelständler“, Nur die Monopolisten hatten wenig Probleme Geld für ihre Kraftwerke zu bekommen, selbst als bekannt wurde, daß die Kostenschätzungen immer, bei Kernkraftwerken oft um das Mehrfache der Erst-Schätzung übertroffen wurden.

Heute wäre ein Hauptproblem der Fachkräfte- und Facharbeitermangel. Auf jeden Fall sollte getestet werden zu welchen Einsparungen man heute nach neuestem Stand der Technik kommt. 2. Um zu Punkt 1. ein praktisches Beispiel zu zeigen: Die schlecht gedämmten Werkhallen eines Stahlbaubetriebs wurden mit Ölbrennern beheizt. Fußbodentemperatur 16°C, Lufttemperatur im Firstbereich der Halle 26°C Viele Mitarbeiter standen auf Wellpappe-Polstern an ihren Werkbänken.

Wir schlugen Infrarot- Deckenheizung vor. Die bestrahlten Flächen konnten auf fast 20°C gebracht werden, selbst wenn die Luft-Temperatur in der Halle nur bei 10°C lag. Die Leistung der Mitarbeiter stieg unerwartet schnell und gut an. Amortisation in 9 Monaten. 3. Ein riesiges Potential für Öl-, Gas-, und Stromeinsparungen liegt in der raschen Optimierung bestehender Heizungen, wobei einerseits bei der Überprüfung von Einstellungen alter Heizungen durch einen Experten der Solarfreunde Moosburg eklatante Fehler bei fast allen untersuchten Heizkesseln festgestellt wurden, ohne Verbrauchsmessungen durch den Hausbesitzer, und andererseits auf freiwilliger Basis vorübergehend bis zur Lösung der Ukraine-Probleme durch Absenken der Raumtemperaturen auf 16° von vorher 21°C 5 mal 6% = 30% einsparbar wären, wenn man sich warm anzieht.

Dazu käme noch eine stärkere Nachtabsenkung, was angeblich für die Stärkung des Immunsystems besser wäre, als gleichbleibende 21°C über den ganzen Tag hinweg. 4. Bei 3. muß ergänzt werden, daß zu einer Zeit, wo in Dänemark Ölheizungen längst verboten waren, bei uns Öl-Brennwertheizungen mit dem Versprechen 30% Einsparung, vorsichtiger „bis 30%“ Einsparung in div Medien, aus div. Quellen hochgelobt wurden. Wer sich zu einem Kauf entschloß und Fördermittel beantragen wollte, dem wurde eingeredet, daß dafür eine teure bürokratische Energieberatung nötig wäre, sodaß gewünschte Termine nicht einzuhalten wären.

Schriftlich wollte kein Heizungs-Installateur die „bis 30%“ Einsparungen bestätigen, weil dies ja vom Verhalten der Hausbewohner/ Mieter abhinge. Mündlich hieß es meist ca 15% würden es schon werden. Die Energieberater der Verbraucherzentralen sprachen von max. 6%, wobei davon noch die Temperaturerhöhung durch Klimaveränderungen über Heizgradtage bereinigt , abgezogen werden müßte. Viele Lieferanten nahmen sich nach Bezahlung des neuen Heizkessels nicht die Zeit (Personalmangel;am Klein, Klein nichts zu verdienen) die Kesseleinstellung zu optimieren.

Wenn dies über Richtlinien oder ein Gesetz nachgeholt würde, müßte dadurch auch ein guter Beitrag zur Senkung des Ölverbrauchs abzuleiten sein. Die Käufer von neuen Heizungsanlagen wurden zwar laufend mit Info-Broschüren überschüttet, aber über eine erfolgversprechende Abwicklung nicht zielführend informiert. 5. Wer beim Kauf einer neuen Heizungsanlage einen Energieberater in Anspruch nahm, konnte Pech haben und bei einer extrem teuren Pelletanlage landen, die zwar subventioniert wurde, aber keinen Beitrag zur Klimawende lieferte, weil seit Jahren durch Holzraubbau, Waldbrände, Wassermangel in Waldgebieten weltweit der Holz-Zuwachs niedriger lag, als der CO2-Ausstoß durch Holzverbrennungen aller Art.

Trotzdem wird weiterhin in div. Medien für Pelletheizungen, Hackschnitzelheizungen, Scheitholzheizungen mit Fördermitteln subventioniert, geworben,. Eigentlich nur noch als kurzzeitige Brücke wegen dem Ukraine-Krieg zu tolerieren. 6. Über die Möglichkeiten von schnellen und kostengünstigen Zwischenlösungen, die wir bei Klienten einsetzten, die geringen finanziellen Spielraum hatten, wird kaum noch in Fachmedien berichtet. Bei einer Werkhalle mit Einfachverglasung von raumhohen Fenstern, konnten wir mit doppelter Luftpolsterfolie und Propellern, um die Warmluft aus dem Firstbereich nach unten zu drücken, sehr rasch die Heizkosten merkbar senken.

Es dürfte für viele energieverbrauchende Elemente in Produktion, Lager, Logistik, Verwaltung hunderte von kostengünstigen und schnellen Zwischenlösungen geben. 7. Beim Beton gibt es Ansätze durch neue Zementarten den CO2-Ausstoß zu sparen. Besonders interessant ein neuer Ansatz aus Wüstensand, der für Beton unbrauchbar wäre und Plastikabfall, eine besonders kostengünstige Art von Polymerbeton herzustellen. Hier könnte durch unbürokratische Zulassungsbedingungen in Stufen Transformation beschleunigt werden. Gefahr: Bremsmanöver der Zement-Branche !

8. Etwa 1996 hatte ich Gelegenheit über Prof. H. Morinaga (Kernphysiker TU-München) in Japan einige moderne Fabriken zu besuchen und mit den Managern über Finanzierungsfragen bei Neuentwicklungen zu diskutieren. Damals hatte einer unserer Klienten, die Firma ENNA, Hersteller von Optiken, Diaprojektoren usw. die Produktion ihrer wertvollsten Produkte an die Japaner abgeben müssen, da von uns empfohlene Produktverbesserungen nicht mit Hilfe der Banken zu finanzieren waren. Parallel dazu scheiterte SIEMENS mit dem Hellschreiber.(Faxgerät)

Meine Gesprächspartner waren sehr gut über die Fehler, die in Deutschland von Managern, Banken und Politik informiert. „Ihr fangt mit kleinen Stückzahlen und hohen Preisen an, was den Erfolg eines Produktes erschwert. Wir entwickeln sofort für eine hohe Stückzahl auf dem Weltmarkt und können sofort mit Niedrigpreisen punkten!. Wir kalkulierten für 2 Mio Stück und setzten bis jetzt mehr al 20 Mio ab.“ Es gibt viele Beispiele dafür, wie bei uns Chancen vergeben wurden, weil man die Lernkurven nicht ins Spiel brachte. 9. Beispiel 8. brachte mich auf folgende Idee:

Wenn man bei einem neuen Produkt, z.B. ein Elektroauto den ersten Käufern, also den Versuchskaninchen, für die Anfangspreise der sogenannten „Skimming-Phase“ vertraglich eine stufenweise Rückerstattung von Anteilen des hohen Einstiegspreises zusichert, sobald durch Lernkurveneffekte der Preis gesunken ist, und von späteren Käufen einen Anteil für diese Rückerstattungen zurücklegt, könnte bei guter Gestaltung dieses Modells auf staatliche Förderung verzichtet werden. Kein einfaches Konzept, aber m.E. eines gut und groß angelegten Denkversuchs wert.

10. Tempolimit 80 bis 110 km/h (wie Schweden) vorübergehend, mit Aufzeichnung der Folgen für Kraftstoff-Verbrauch, Luftverschmutzung, Unfälle. Alternativ oder nach Bewältigung der Ukraine-Krise freie Fahrt, jedoch mit Aufzeichnung der Geschwindigkeit , Beteiligung an Unfällen und des Fahrverhaltens (Bremsen/-Beschleunigen usw.), sodaß daraus Zusatzeinnahmen für die Staatskasse abgeleitet werden können. Das Fahren-Dürfen + Folgewirkungen müssen teuer werden.

11. Mittel- bis langfristig Fehlentwicklungen im Autoland Deutschland über Einpreisung der Umwelt-Folgekosten ahnden. Auf die Reaktion eines Dialog-Partners, daß wir mit unseren tonnenschweren Brummern gigantische Erträge z.B. in China erzielen, reagierte ich wie folgt. „Das bedeutet aber nicht, daß wir mit unseren Importen und Exporten die militärische Hochrüstung von unberechenbaren Diktatoren finanzieren müssen, um gleichzeitig mit dem Export von 2,5 Tonnen schweren Autos mit Verbrennungsmotoren das Klimarisiko zu vergrößern.“ Wie das gigantische Umsatzplus von beispielweise BMW zu beurteilen ist, kann man in ZÉIT v.2.3.22 Seite 36 im Berichtsteil „Klimalügen“ mit dem Titel „Elektrisch in die Vergangenheit“ von Markus Rohwetter lesen.

Von meinem Kolloquium „Automobil-Leichtbau“ bei Prof Endres und Prof Kraus 1957/58 (TH-München) bis jetzt Fehlentwicklungen ohne Ende bei denen alle Medien mitmachten, weil es um Geld aus dem Anzeigengeschäft und um Prestige+Protz-Produkte, nicht um die Zukunft des blauen Planeten ging. Bis heute hat man die Beispiele Wildpoldsried und Schönau und viele andere nicht verinnerlicht, die uns zeigen, daß auch bei uns Energie-Autarkie möglich ist, aber nicht mit 10H-Regeln, Ästhetikvorbehalten zur Rettung roter Dachlandschaften und ständigem Bremsen der Erneuerbaren.

„Also Freiheit für die Unternehmer, jedoch nur bei Kostenübernahme der Folgeschäden für Umwelt und Klima“. 12. Photovoltaik auf alle geeigneten Dächer, nicht nur bei Neubauten. Dachflächen und sogar Wandflächen die von Sonne bestrahlt werden voll nutzen. Rahmenbedingen schaffen, daß alle Hindernisse für Private am Spotmarkt teilzunehmen wegfallen. Rahmenbedingungen schaffen, damit Stromüberschüsse durch Power to Gas in Methan oder Wasserstoff umgewandelt und gespeichert werden können. usw. usw. usw. 13. Fehlleitung von Kapitalströmen in unsichere zentrale Energieprojekte (Neue Atomkraftwerke; Fusionsforschung) vermeiden.

Dieses Kapital und das Brainkapital der dafür Beschäftigten in sichere dezentral einzusetzende Erneuerbare umsetzen. Und bei dezentralen Lösungen einen angemessenen Anteil zur Finanzierung der gesamten Energie-Infrastruktur einbauen, je nach Leistungsvermögen, nicht mit dem Rasenmäher. 14. Abbau aller direkten und indirekten Subventionen veralteter klimaschädigender Anlagen und Brennstoffe. 15. Rahmenbedingungen für Energie-Whistleblower schaffen, um an bisher noch nicht entdeckte Möglichkeiten heranzukommen.

16. Bei alten Fenstern gibt es bezogen auf Verluste im Winter und Sommer nicht nur teuren Ersatz durch Kunststoffrahmen plus Dreifachverglasung. Dort wo Geld fehlt kann man im Winter mit Mehrfach-Luftpolsterfolie, Makrolon-Zusatzscheiben, Winterfenstern, wie zu Zeiten der Großeltern usw, sowie Dichtungen für Rahmen und Rolladen als Zwischenlösung beginnen. Vorhänge innen bringen auch etwas. Bei den leider erst sehr spät nach den schnelleren Japanern (1996 in Japan erlebt) in Europa entwickelten Vakuumfenstern gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten nur eine dünne Vakuumscheibe auf vorhandene Fenster innen oder außen aufzukleben.

Dabei kann der Rahmen auch überdeckt werden, „eine Kältebrücke weniger“. Sobald die Skimmingphase vorbei ist , könnte entsprechend den Lernkurvenvorteilen das Vekuumfenster hybrid oder einfach eine bezahlbare Lösung auch ohne Fördermittel werden. 17. In den neuesten VDI-Nachrichten gibt es zum Thema Biogas einen Bericht, wie diese zusätzliche Gasquelle mit Standard-Gasflaschen den Diesel-Verbrauch bei Landwirten ersetzen kann, wobei Spielregeln auf Basis bisheriger Erfahrungen mit Biogas nötig sind, um Fehlentwicklungen zu vermeiden.

Ein gutes Beispiel besichtigten wir vor vielen Jahren mit den Solarfreunden. Gras, welches aus div. Gründen nicht als Tierfutter genutzt werden konnte (Straßennähe; Stadtrandflächen voller Hundekot usw) konnten zu Biogas fermentiert werden, wobei es Zeit brauchte, bis der Fermentationsprozess optimiert war. Hier fehlen Mutltiplikatoren. 18. Biogas-Erzeugung durch Trockenfermentation aus Abfällen, die in der Biotonne landen könnte noch viel Zusatzpotential für Strom- und Gaserzeugung bieten, wobei Grenzen zu ziehen wären, wenn man dafür Ackerflächen und Mais nutzt. Schon vor vielen Jahren, als in Fröttmaning vor den Toren von München eine erste Testanlage gebaut wurde, gab es Hochrechnungen über das Potential, wenn in allen Städten Anlagen dieser Art gebaut und Lernkurveneffekte genutz würden.

Mit skalierbaren Anlagen für alle Ortsgrößen ließe sich sehr viel erreichen. 19. Bei zu vielen Projekten toben sich Architekten und Ingenieure mit teuren smarten Hightech-Lösungen aus, für die man jahrelang für Wartung, Instandhaltung usw.teure Fachkräfte benötigt. Besser wären kostengünstige LowTech-Lösungen, die man extrem wartungsarm gestalten kann. 1971 plante ich mein eigenes Haus (als Dipl.Ing. Maschinenbau A, Spezialisierung in Kraftfahrzeugbau und Flugzeugbau, ohne Architekt) mit 2,5 m Vordach im Süden, dem Hauptziel soviel Fläche wie möglich für so wenig Geld wie vorhanden, zu erreichen..

Es entstand ein Doppelhaus (2.Hälfte für einen Partner) mit vielen damals in Moosburg neuen Details, aus besseren Materialien, mit mehr Fläche, großen Balkon- und Terrassenflächen (am Doppelgaragendach), ohne tragende Stützwände, also flexibel umplanbar usw. Kostengünstiger als die gleichzeitig entstandénen 26 Wohnhäuser der gemeinnützigen Münchner Wohnungsbaugesellschaft aus schlechteren Materialien und rascher sanierungsbedürftig, wegen fehlendem´Dachüberstand usw.

Selbst bei 40°C Außentemperatur im Sommer durch Nutzung der Nachtkühle blieben die Räume kühl. Im Winter durch die schräg stehende Sonne Wärmezugewinn trotz großem Dachüberstand. Bei der Beschäftigung mit neuesten Formen von in der Region gebauten sog. Passivhäusern, die wir mit den Solarfreunden besuchten, gewann ich den Eindruck, daß fast bei allen Projekten überteuert und zu kompliziert gebaut wurde,.(Beispiele können geliefert werden:) 20. Bauordnungen verhinderten oft größere Dämmstärken, weil die Abstände zur Grundstücksgrenze einzuhalten waren, sodaß man Flächenverluste im Haus in Kauf nehmen mußte. Vakuum-Dämmelemente waren zu teuer und verloren ihre Dämmwirkung bei Verletzungen.

Hier könnte man sehr schnell die Vorschriften großzügiger auslegen. Mittel bis langfristig könnten Vakuumelemente aus Glas dieses Problem lösen helfen. An der Fassade würden solche Platten kaum auftragen, könnten evtl aus Altglas undurchsichtig in gewünschten Farbtönen herstellbar sein, und sogar als PV-Module angeboten werden. Eine Reihe von Aufgaben mit so guten Zielen, daß sich hier Anschubfinanzierung lohnen würde.. 21. Viele Start-Ups mit guten Klimazielen scheitern, weil es an Geld fehlt, weil es Differenzen zwischen Erfindern und Geldgebern gibt, weil für wichtige Funktionen geeignete Partner fehlen, weil für Absicherung durch Schutzrechte Geld und Know-How fehlt usw. .

Hier könnte Anschubfinanzierung durch den Staat, kombiniert mit Beratung in Richtung „Open Source“ ein Weg sein, bei dem viele Ideengeber zum Zug kommen. 22. In ähnliche Richtung könnte Unterstützung für eine Kombination von Crowd-Design, Crowd-Sourcing, Crowd-Funding usw. gehen. Größte Gefahr dabei „Viele Köche verderben den Brei!“ . Team-Leiter mit Fähigkeiten interdisziplinäre Zusammenarbeit erfolgreich zu führen, könnten diese Gefahr vermeiden helfen.

23. Schritte in Richtung 21. und 22. könnten auch in Form von Vereinen oder Genossenschaften auf den Weg gebracht werden. Viele Energie-Bürger-Genossenschaften laufen schon erfolgreich, aber aus div. Gründen noch zu langsam. Hier müßte man jene Hindernisse, die beschleunigtes Arbeiten abbremsen, schnell und unbürokratisch aus dem Weg räumen. 24. Wenn man mit Algerien über Erdgaslieferungen als Zwischenlösung verhandelte, dies durch Investitionen in PV, Solarthermie- ,Windkraft-Anlagen zur Erzeugung von Gas durch Sonnenstrom in geeigneten Regionen ergänzte, und mit Verträgen absichern würde, die dort demokratischen Entwicklungen bessere Chancen böten, könnte man gleichzeitig Menschen helfen, Stabilität erhöhen und dem Klimawandel schneller Einhalt gebieten.

24. Ausgaben für Weltraumforschung verantwortungsvoll übergangsweise herunterfahren, bis dieser Angriffskrieg und seine Folgen bewältigt wurden. Frei werdendes Brain-Kapital für Klimaforschung und Forschung in Erneuerbare (ohne Fusion) einsetzen. 26. Vor vielen Jahren beriet ich Start-Ups u.a. auf den Gebieten „Wärmepumpen“ und „Fertighausbau“. Dabei stellte ich fest, daß es in beiden Branchen bei uns in D und Österreich fast 200 Mitbewerber gab, wodurch die Stückzahlen nicht sehr hoch werden konnten und Schutzrechte bei vielen dieser Mitbewerber die Optimierung der Produkte erschwerten. Dies empfand ich als gewaltigen Nachteil der Marktwirtschaft und hätte mir ein wenig Planwirtschaft durch den Staat, jedoch mit Bürger-Controlling gewünscht.

Letzteres mit Unterstützung von neutralen Experten. Da ich als Trainee bei BOSCH auch eine Ausbildung zum Patentingenieur erhielt und diesen Berufszweig immer wieder in seiner Entwicklung verfolgte, sind mir die jetzt schon möglichen Eingriffe des Staates in Notsituationen zur Beschleunigung des technischen Fortschritts bekannt. Klimawende in Kombination mit Pandemie, Ukrainekrieg und Destabilisierungsversuche unserer demokrastischen Gsellschaften durch autoritäre Regime, zwingen m.E. zu solchen Maßnahmen. 27. Wird in nächster zeit von mir fortgesetzt.

*Erläuterungen zu Anlage MAIL1575.JPG: Diese Excel-Datei wurde für das systematische Abarbeiten von großen Aufgaben- oder Maßnahmenbündeln nach der REFA-6Stufenmethode von mir entwickelt. Das Beispiel betrifft die Reorganisation eines Lagers. Für Maßnahmen zum Einsparen von Energie könnte man nach der Spontan-Bewertung der einzelnen Maßnahmen (Spalte 3= Realisierungszeit; Spalte 4= Kosten; Spalte 5= Durchführungsrisiko; Spalte 6.1.Priorität auf Basis der Spontanbewertung; Spalte 6.2 = Einsparpotential ) noch eine genauere Abschätzung mit konkreten Zeit-, Kosten-, und Einsparpotentialen folgen lassen.

Die Arbeitsfortschritte können in den 6 Stufenbereichen der Statusspalte 7 wie folgt markiert werden: „/“= Stufe begonnen; „X“= Stufe abgeschlossen. Für komplexe und größere Einzelmaßnahmen können Einzelblätter angelegt werden. Von der Verwendung von Projektmanagement-Software raten wir ab, wenn das Durchführungsteam nicht schon lange damit vertraut und gut eingearbeitet ist. – Diether Sieghart

 

Die deutsche Schwerindustrie verdankt ihre Existenz der Verfügbarkeit von Kohle, Öl und Gas. Wenn Deutschland in Zukunft ausschließlich grüne Energie auf heimischem Terrain produzieren will, wenn wir uns also als autarker Vorreiter der tatsächlich unausweichlichen Energiewende präsentieren wollen, wie die Grünen es anstreben, so müssen wir mit unseren begrenzten nationalen grünen Ressourcen haushalten.

In diesem Fall können wir uns getrost schon jetzt von der deutschen Schwerindustrie verabschieden. 2% der Landesfläche für teils ineffektive Windräder werden nicht ausreichen, zumal wenn ganz nebenbei noch der Verkehr elektrifiziert werden soll. So viel Ehrlichkeit muss sein.

Wenn ab jetzt jedes Land seine Energie selbst produzieren soll, so wird die Schwerindustrie den natürlichen Ressourcen folgen müssen. Stahl sollte man künftig am besten in der glühenden Sahara produzieren, oder auf dem Hotspot Island, oder an den windigen Küsten Schottlands und Norwegens. Denn dort findet sich die Energie der Zukunft. Es gibt derzeit wenig Signale, dass Deutschland an diesen Ressourcen teilhaben will. – Dr. Christian Voll

 

Der Ernst der Stunde gebietet uns alle verfügbaren Kohle- und Atomkraftwerke sofort wieder ans Netz zu koppeln und dann mit allen vorhandenen – und mit voller Kraft – Strom zu produzieren. Nur dann kann etwas Erdgas gespart werden um die Lager – so lange es noch geht – wieder aufzufüllen. Wer diese vorausschauende Energiepolitik nicht unterstützt ist ein grüner Saboteur unserer Stromversorgung – und Saboteure werden noch immer auf irgendeine Weise drakonisch bestraft. Ich bin kein Prophet aber kann – im Gegensatz zu den GRÜNEN – logisch denken ! ! – Klaus Mertz

 

Es ist schmerzhaft! Aber wir können nicht so weitermachen, wie bisher. Vor dem Hintergrund, dass unser CO2-Verbrauch 2021 sogar gestiegen ist, müssen wir wegen der daraus resultierenden Probleme, so schnell wie möglich die Kehrtwende schaffen! Putins schlimme Aggression beschleunigt diesen Vorgang nur. Und mal ehrlich, eine von WissenschaftlerInnen schon seit Langem geforderte Reduktion des Energieverbrauchs, geht nur über den Preis. Billiges Gas, billiger Sprit (…) regt nicht zum Sparen an. Das sehen wir doch seit Jahren. Je länger wir warten, umso schwieriger und teurer (!) wird es für uns, die selbst verursachte Misere in den Griff zubekommen. Wir müssen langsam verinnerlichen, dass wir diese Welt nur von unseren Kindern geliehen haben und keine Raubbau an ihr treiben! – Achim Bothmann

 

Der Preis von Öl und Gas. Zwanzig Jahre lang waren die wirtschaftlichen und politischen Eliten Europas der Auffassung, man müsse Putin einbinden, dürfe ihn nicht diabolisieren, er sei im Grunde vernünftig und berechenbar, habe ja auch „berechtigte Sicherheitsinteressen“, durch den Handel käme der Wandel, etc.

Durch diesen gutgläubigen oder blinden Opportunismus konnte ein Diktator groß werden und wir wurden von seinem Gas und Öl immer abhängiger. Allen Putin-Verharmlosern sei die Lektüre von Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ nahegelegt. Dabei hätte man es seit 1999 wissen können, als in Moskau Wohnblocks in die Luft gesprengt wurden, angeblich von Tschetschenen. Putin nahm dieses Massaker an Zivilisten als Anlass für den Tschetschenien-Krieg, ließ Grosny in Trümmer schießen, installierte sich als Kriegsherr und Retter Russlands, hinter dem sich seither eine verängstigte und manipulierte Bevölkerung schart.

Die verwüsteten Wohnblocks von Moskau, Grosny, Aleppo, Charkiv und Mariupol sehen alle gleich aus. Sie tragen alle Putins Handschrift. Er nimmt für seine Ziele keine Rücksicht auf das zivile Leben, auf Kinder, Frauen und alte Menschen, auf Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und auf die Wohnungen der Menschen. Er ist im Grunde ein Terrorist und ein Massenmörder. Gerne ließ man sich täuschen. Rote Teppiche wurden ausgerollt, Sektkorken knallten. Man glaubte, besonders schlau zu sein, wenn man billiges Gas bekam, Putin aber baute mit dem Geld seine Kriegsmaschinerie aus. Putin hat jetzt für alle deutlich sichtbar sein wahres Gesicht gezeigt. Nun verurteilen alle den Angriff auf die Ukraine. Ende gut, alles gut? Leider nicht.

Seit Beginn des Krieges am 24.2.2022 hat Putin von der EU schon 14 Milliarden Euro für Gas und Öl bekommen. Damit kann er seinen Krieg in der Ukraine fortsetzen. Jeden Tag bekommt er weitere 600 Millionen Euro. Das muss abgestellt werden. Sofort. Europa will die Zahlungen beenden. Die Politiker in Deutschland und Österreich zögern. Ein Boykott würde uns selbst schaden. Es wäre peinlich, wenn man ihn wieder zurücknehmen müsste. Dabei gibt es eine einfache Lösung, um das zu verhindern:

Die EU erklärt einen Boykott für drei Monate, mit der Option, ihn zu verlängern, wenn russische Truppen dann noch immer in der Ukraine stehen. Ein Boykott auf Zeit, der beendet werden kann, wenn sich die Situation in der Ukraine verbessert. Niemand würde sein Gesicht verlieren. Und das wichtigste Ziel wäre erreicht: dass Putin JETZT kein Geld aus Europa erhält, um diesen Krieg fortzusetzen.

Wenn Putin den Krieg in der Ukraine gewinnt, dann werden wir in einem Europa aufwachen, wie wir es nie haben wollten: Ein Leben in Angst, mit ständiger Aufrüstung, in einem neuen kalten Krieg. Ganz zu Schweigen von den Menschen, die dann unter ihm weiterleben müssten. Putin muss JETZT gestoppt werden, und dafür müssen WIR ALLE Opfer bringen, nicht nur die Ukrainer und Ukrainerinnen. WIR ALLE heißt: Konsumenten, die höhere Preise durchaus stemmen können, ein Staat, der den Bedürftigen unter die Arme greifen kann, eine Wirtschaft, die trotz Einbußen und verlorener Investitionen nicht untergeht, ein Europa, das solidarisch ist mit jenen, die ein Boykott besonders hart träfe.

Drehen wir Putin jetzt den Geldhahn zu. Zusammen mit den anderen Sanktionen, dem anhaltenden Widerstand der ukrainischen Armee und Bevölkerung, mit vielleicht eines Tages meuternden russischen Militärs und Massendemonstrationen in Russlands Städten könnte das System Putin fallen. Es könnte schneller wieder Öl und Gas aus Russland geben, als manche denken: dann aber unvermischt mit Blut. Die Politiker sollten aus ihrer Trance aufwachen. Es geht um schnelle Entscheidungen. JETZT. – Dr. Bernhard Handlbauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Dämonen besiegen!“ von Bernd Ulrich

 

Nun kommt neben Klimakrise und Pandemie auch noch der Krieg als weiterer apkalyptischer Reiter hinzu und reißt den Schleier von unserer Schönwetterwelt. Unerträgliche Kausalitäten werden sichtbar: Uns geht es so gut, weil es anderen schlecht geht. Wir leben in Freiheit, weil andere unfrei sind. Wir haben Frieden, weil woanders Krieg ist. Wir haben die Wahl, weil andere keine Wahl haben. Für den kleinen Wohlstandsvorteil akzeptieren wir das Fortbestehen von Unrecht, Ungleichheit und Ausbeutung.

Wir sind Nutznießer von Verträgen zulasten Dritter, die wir möglichst intensiv und lange ausschöpfen wollen. Es wird Zeit, dass wir in unseren Demokratien den inneren Dämonen der Destruktion besiegen und uns in erster Linie als Träger von Verantwortung und nicht als Anspruchsträger auf Wohlstand verstehen. Auf jenen Wohlstand, der im Verhältnis zum größten Teil der Menschheit, zu künftigen Generationen und zur Natur ein Skandal ist. Die beschworene Zeitenwende beginnt erst, wenn wir die Kraft aufbringen, alle Verträge zulasten Dritter zu kündigen. – Reinhard Koine

 

Ihr Artikel ist das Beste was ich seit langem gelesen habe, umfassend und doch kompakt, bedeutungsvoll und doch leicht. Sie erzeugen beim lesen ein Lachen – das einen sogleich im Halse stecken bleibt. Die Klarheit der Katharsis, Erkenntnis durch Rausch und Schmerz, dass trifft nicht nur auf unsere aktuelle Lebenssituation zu, sondern auch auf Ihren Artikel. Chapeau! – Dr. Martin Gimnich

 

Dem Artikel von Herrn Ulrich ist inhaltlich nichts hinzu zu fügen. Ich frage mich allerdings, warum dieser Artikel im Feuilleton versteckt wird. Unberechtigte Berücksichtigung von Partikularinteressen würde doch eher in den Politik- oder in den Wirtschaftsbereich gehören. Weiterhin gestatten Sie mir die Anregung, die Verantwortlichen für die treffend geschilderte Gesamtsituation und deren (Zusammen-)Wirken aufzubereiten.

Die Äußerungen von Herrn Söder „die Bundeswehr innerhalb eines Jahres in allen Waffengattungen und Bereichen handlungsfähig zu machen“, ist ein erstes Indiz, mit welcher Geschwindigkeit abstruse Forderungen von Politikern geäußert werden – insbesondere von solchen Politikern, die bis vor kurzem mit verantwortlich für die heutige Situation sind. Von November 2005 bis Dezember 2021 wurde der Verteidigungsminister von der CDU gestellt. – Axel Felsch

 

Feuilleton, S. 51 „Unsere Ohren waren verstopft“, S. 52 „Die Dämonen besiegen!“, S. 57, „Wie langfristig sollten wir denken?“ der ersten beiden o.g. Artikel beschreibt sehr gut die ganze Tragik der Geschichte und der menschli-chen Natur, die sich wieder und wieder neu zeigt: Wir Menschen orientieren uns viel zu sehr nach fragwürdigen Prioritäten, Zeithorizonten, Modellen und Ratgebern: Zu kurzfristig, zu sehr nach Wunschdenken, zu sehr nach der sozialen „Herden-„Umgebung, zu sehr nach der Gewinnung ange-nehmer und Vermeidung unangenehmer Emotionen statt nach Verantwortung und Vorsorge.

Wir fallen zu schnell herein auf die zu einfachen, aber falschen Schlussfolgerungen selbst bei zutreffenden Fakten. Damit war es weniger das Problem, dass wir nicht hören oder sehen konnten, was drohte, sondern dass allzu viele es nicht wahrnehmen oder wahrhaben wollten. Die Ohren hattten wir selbst verstopft! In den letzten Tagen, am 12.03.22 kam in ARTE eine Doku-Sendung „Klimawandel und Vo-gel-Strauß-Taktik — wie wir uns selbst betrügen“.

In dieser wurden Parallelen dargestellt, zum Verhal-ten von Menschen in Notsituationen anderer, wo die Menschen umso passiver und untätiger blei-ben, je mehr andere in der Nähe sind, die zum einen ja „genauso gut oder besser“ halfen könn-ten, und die zum anderen eine Art Vorbild abgeben, weil auch sie erstmal abwarten. Dass einer auf den anderen wartet und dessen Untätigkeit als Orientierung sieht, führt nicht selten dazu, dass am Ende niemand hilft und das nötige tut.

Noch viel schlimmer ist es naturgemäß, wenn die Not der hil-febedürftigen noch gar nicht klar zu sehen ist, weil zu weit entfernt oder erst in der Zukunft, sondern nur aus den wissenschaftlichen oder nachrichtlichen Fakten ableitbar ist. Die „Herde“ um uns her-um zeigt ja, dass Nichtstun der Normalfall ist, und gleichzeitig gibt es ja so viele andere, die man ver-antwortlich machen kann: Regierung, reichere, Kapitalismus, etc.. etc.

Und es gibt ja die „Hoff-nung“ — schwer von Illusion zu unterscheiden — auf technologische, billige und bequeme Lösungen, mit denen man sich beruhigen und rechtfertigen kann, weiter zu handeln — und zu wählen — wie bis-her, und lieber nicht so viele beunruhigende Nachrichten oder gar Hintergründe und Prognosen zu lesen, zu hören oder zu sehen. Im Moment scheinen viele heilsam „aufgewacht“, aber was wird sein, wenn es wieder einen „Frieden“ gibt, aber keinen in Freiheit und Selbstbestimmung und mit Achtung der Menschenrechte, sondern einen Friedhofsfrieden, nur dadurch erreicht und aufrechterrhalten, dass alle, die nicht bereit sind Putins Untertanen zu sein, vertrieben, verhaftet oder getötet sind?

Wird die demokratische Welt dann ihre Maßnahmen fortsetzen, die bewirken sollen, dass sich Aggression und Gewalt nicht lohnen dürfen? Oder werden wieder zu viele sagen, „hat ja nichts ge-bracht, wir müssen uns mit den Realitäten arrangieren und dürfen den erreichten Frieden durch kei-ne Provokationen mehr stören“? Dann wäre es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis wir erneut aus allen Wolken fallen und bei einem weiteren Überfall auf Taiwan oder Georgien oder das Baltikum sagen „dass konnten wir uns ja nicht vorstellen!“ Schon beim ersten Artikel habe ich gedacht „Alles wie bei der Klima-Problematik“, z.B. wurde auch Greta Thunberg viel beklatscht und hofiert, um dann doch ihre Warnungen und Forderungen weitestgehend in den Wind zu schlagen, von ihrem Vorbild-Verhalten ganz zu schweigen.

Es ist ein großes Verdienst, dass Sie im 2. o.g. Artikel diese Parallele beleuchtet haben, dass wir mit dem Fossil-Leben sowohl die Feinde der Freiheit und Menschlichkeit finanzieren, als auch die Lebensgrundlagen zerstören und damit, vielleicht mit beidem, wohl große Teile unserer Kinder und Enkel umbringen. Und selbst mit diesen beiden Zukunftsgefahren ist die Liste ja noch lange nicht vollständig:

Es drohen weitere Zukunfts-Gefahren, z.B. durch mangelnde Vorbereitung auf irgendwann innerhalb 100 Jahren kommenden großen Sonnensturm, der große Teile der Zivilisation für Monate mit Stromausfall katastrophal lahmlegen kann; dann durch Züchtung von immer mehr Antibiotika-resistenten Keimen, mit der Gefahr künftiger Pandemie durch als überwun-den geglaubte bakterielle Krankheiten, durch Überlastung der kommenden Generation über Demo-graphie und ausufernde Staatsschulden und durch Ausbreitung von verschwörungsmythischen, popu-listischen, narzistischen, nationalistischen und paranoiden Ideen besonders in den (a-)sozialen Medien.

Ich verstehe die Verzweiflung der Gruppe „letzte Generation“ sehr gut. Ich selbst war vor dem Auf-tauchen der FFF schon so resigniert angesichts der Ignoranz und Verdrängungsfähigkeit und vielfach Kurzsichtigkeit oder Egoismus so vieler in der Menschheit, dass ich bei gleichzeitiger persönlicher Belastung praktisch nichts mehr dagegen unternommen hatte außer in gelegentlichen privaten Ge-sprächen. Inzwischen bin ich manchmal wieder nahe daran, wenn ich sehe, wie inkonsequent und „bescheiden“ und „Zumutungen“ oder „Verzichte“ vermeidend selbst die engagierten vielfach in ih-ren praktischen Forderungen sind, wie sehr selbst viele Grüne Kraft, Zeit und Geld einem Dutzend anderer Prioritäten fast ebenso widmen wie der Vermeidung des schlimmsten noch kommenden der Klimakatastrophe. Und bei den Wahlen waren selbst die grünen für Bürger und Steuerzahler super-milden Programmziele schon zu große „Zumutungen“.

Dabei ist es bei Ländern, die über 90% der Menschheit repräsentieren, noch viel schlimmer, selbst unter Biden in den USA, der kaum mehr Kli-maschutz durchsetzen kann, erst recht in Russland, wo der Klimaschutz schon länger praktisch aufge-geben wurde, und China, dessen Regierung ja sogar offen sagt bis 2030 die Emissionen noch steigern zu wollen, in Australien, wo (immer noch, selbst angesichts der aktuellen Flutkatastrophe im Osten des Landes) die Kohlelobby mitregiert, in Indonesien und Brasilien, wo ständig neue Waldflächen für Palmöl, Soja und Rinderhaltung etc. vernichtet werden, von vielerorts weiterem Bevölkerungswachs-tum ganz zu schweigen wie auch von der Verweigerung fast aller wohlhabenderen Staaten, Mittel bereitzustellen um dem globalen Süden überhaupt zu ermöglichen klimaneutral zu werden. Also fast überall eher das Gegenteil des Notwendigen.

Nirgendwo eine — ausreichende — Bereitschaft oder ein Regierungs-Mandat seitens Wählern, sofort bzw jetzt mit der nötigen drastischen Wende zu be-ginnen. Für mich persönlich habe ich nicht viel Angst, angesichts meiner bei Jahrgang 1952 begrenz-ten restlichen Lebenserwartung und angesichts des nur schleichenden Einsetzens der Auswirkungen der drohenden Katastrophe, wohl aber um meinen Sohn und ggf. erst recht seine ggf. kommenden Kinder und auch um alle unter dreißig Jahren heute lebenden, je jünger, desto mehr.

Es ist eine große Ironie, dass ich mir um diese scheinbar mehr Sorgen mache und vielleicht opferbereiter bin als die meisten von diesen selbst. Das nötige Verhalten ist m. E. weit, weit mehr als nur an Demonstrati-onen teilzunehmen oder im Bioladen einzukaufen, selbst mehr als ökologisch orientiert zu wäh-len.

Aber bekanntlich haben auch die grünen Führungsmitglieder sich selbst einem Gespräch mit den Hungerstreikenden der „Letzten Generation“ verweigert, und Herr Scholz, der wenigstens hinging, hatte nur ein paar billige, beschwichtigende Worte, aber nichts substanzielles zu sagen. Was auch meine Sorgen noch befeuert, sind Erlebnisse wie der kürzliche Besuch von Verwandten, wo ich erst am Schluss dazukam und das Gespräch bald auf Ukraine und dann das Klima kam.

Nach kurzem Ge-spräch wurde deutlich, dass sie nur kleine, eher symbolische Beiträge zum Klimaschutz leisten woll-ten, ansonsten aber zu keinerlei Änderungen ihres Lebensstils bereit waren, mindestens nicht freiwillig und vermutlich auch nicht so zu wählen, dass diese vom Staat für alle gesetzlich vorgegeben werden. Sie bezeichneten meine Positionen und Meinungen (dass sich viell mehr ändern müsse als gegenwärtig) als „extrem“ und einer sagte, so wie ich zu leben mit Sorgen um die Zukunft und Verbrin-gen meiner Rentenzeit mit so viel Engagements und Informieren über die Krisen, das sei ja „kein (er-trägliches) Leben“ mehr, sie haben den Anspruch auf „Spaß“ im Leben und weitgehende Verschonung vom Betrachten der drohenden Folgen für die nächsten Generationen, deren Dramatik sie naturge-mäß auch nicht so glauben wollten.

Sie wollten sich offensichtlich ihr gewohntes Leben mit viel Un-terhaltung und langen (nicht beruflichen) Autofahrten erhalten. Am Schlusss meinte derselbe noch, meine diesbzgl. Ansprachen an andere seien nicht nur nervig, sondern „Egoismus“. Das alles, obwohl sie noch kleine Enkel haben. Nach diesem Gespräch ging es mir erstmal bis zum Folgetag ziemlich schlecht. Das alles zeigt, dass die Beschäftigung mit einer Zukunft von künftigen Jahrmillionen zwar im Prinzip okay ist, aber auch in Gefahr eine luxuriöse Ablenkung oder Verweigerung der derzeit viel größeren Gefahren und Verantwortungen zu sein.

Wenn die Welt unserer Zivilisation untergehen sollte, liegt es an sehr vielen großen und kleinen, klugen wie weniger klugen, Individuen wie Medien wie Regierungen. Aber mit am wenigsten an Ihrem Blatt und insbesondere an denen unter Ihnen, die nicht nur von der Regierung, sondern von allen Bereitschaft zu Veränderung gefordert habenn, selbst auf Kosten eigener Wohlstands- und Bequemlichkeits-Einbußen. Es ist sehr schade, dass Ihre Artikel nur von einer Minderheit gelesen werden, schlimmstenfalls von weniger als die russischen Trolle und Verschwörungs-Theoretiker in den „(a-)sozialen Medien“.

Aber sei die Chance auch noch so klein, noch rechtzeitig die nötige Wende zu erreichen, wir dürfen nicht aufgeben! DAzu zum Abschluss nochmal eine kleine Passage aus meinem Gedicht „Traum oder Zu-kunft . . . „: „Ich weiß, die Chance ist klein, wenn wir bedenken / wie viel verlor’ne Jahr‘ zum Abgrund lenken, / wie viele Chancen, die man wollt‘ verschenken. Doch kann ich, dürfen alle nicht aufgeben, / die auch voraussehn künftiges Erleben, nicht „Greta“ und die vielen im Stich lassen, / nichts tun, als ob wir ihre Zukunft hassen:

die jetzt und künftig leben, sind betrof-fen, / selbst handeln und auf Fairness, Hilfe hoffen, dass wir doch noch die Chance halten of-fen, / nicht länger weitermachen wie besoffen, / doch noch die Kurve zu guter Zukunft krie-gen / System und inn‘re Schweinehunde, Ignoranz besiegen Wir all‘ entscheiden, ob das bleibt ein Wunsch-Traum, ob Wende dieser Welt hat zeitnah, Raum, / ob Zivilisation soll länger leben auf der Erde, / ob unser Planen, Handeln, sie retten werde.“ – Dr. Peter Selmke

 

…Ihr Appell um die Dämonen zu besiegen, denen wir uns in unserem Konsumismus so bräsig ausgelie-fert haben, ist aus Ihrer Feder ja weder neu noch kurzfristig wirkmächtig, da Sie ja selbst attestieren: ..ohne ständigen Stroms wachsenden Woh-stands nicht zivil und demokratisch bleiben zu können. Wie wahr und auf den argumentativen Punkt gebracht, dass einem klammheimlich restliche Zuversicht abhanden kommt. Denn das destruktive Erbe ist uns wohl schon epigenetisch in die Wiege gelegt und eben mit Verlustängsten so dominat, dass die inneren Dämonen sich munter etablieren können.

Ergo werden Sie wohl auch fürderhin mit konsequentem Journalismus die sattsam bekannten Ursa-chen zu analysieren haben – wir amüsieren uns derweil lieber zu Tode. Der Club of Rome hatte 1972 schon die Impulse geliefert, die uns hätten nachdenklich stimmen müssen – dem war ehedem nur kurzweilig so. Wetten, der Kampf um Freiheit und Würde, wird à la Niel Postmans Prognose ( auch so ein Besserwisser von damals ) bestenfalls ein Remis der Systeme erlauben? Bleiben Sie mutig auch wenn Sie sich dabei immer wiederholen müssen, Destruktivismus ist nur durch stete Tropfen zu besiegen. – peter schrader

 

Bernd Ulrich versucht sehr zu Recht, sich der Ebene zu nähern, die hinter den aktuellen Krisen liegt. Unser Lebensmodell und unsere Rechtfertigungsysteme stehen momentan gleichzeitig zur Disposition. Man könnte sagen, alles bebt inmitten der herrschenden Ruhe. Auf abnehmende Akzeptanz der Demokratien im Inneren, begründete Skepsis dem Westen gegenüber in vielen Teilen der Welt, dem nun tatsächlich drohenden Ende des Wachstums wie wir es kennen, zunehmender wirtschaftlicher Konkurrenz durch China, folgt nun auch noch ein Krieg.

Nicht an den Grenzen, sondern mitten in Europa. Wenn es einen Zeitpunkt für reinigendes Denken und eine Neuorientierung geben könnte, dann jetzt. Aber vieles steht dem entgegen. 90 % der Rede über die Ukraine dient momentan dem Muster: Putin ist der Böse, also sind wir die Guten. Aber wer außer uns selbst will das glauben? Allein in der gelebten Solidarität der Menschen, die auch nun wieder helfen, besteht ein großer Anlass zur Hoffnung, die zum Optimismus würde, wenn sich diese mit einer langfristigen politischen Bewegung verbinden ließe. – Dieter Schöneborn

 

Eine kleine Anmerkung zu Ihrem Artikel, mit dem ich weitgehend übereinstimme, wenngleich mir seine Zuordnung zum Feuilleton etwas rätselhaft bleibt. Das Manhattan Projekt wurde nicht „nach dem letzten Weltkrieg“ gestartet sondern 1942 nach dem Eintritt der USA in denselben. Zweck war nicht die Energiewende, sondern die Entwicklung einer Superwaffe, zunächst wohl wegen des Verdachts, dass das Deutsche Reich entsprechende Vorbereitungen träfe, dann aber eher unter der Prämisse, der Sowjetunion die völlige Überlegenheit der USA zu demonstrieren. Noch ein Satz zu den „Dämonen“: Aus Ihrer Darstellung destilliert sich für mich letztlich nur ein Dämon heraus – das Gespenst des Kapitalismus. – Udo Kroschewski

 

Die Artikel von Schlögel, Weidermann, Ulrich und weiteren gehören zu den intensivsten und aufrüttelsten, die ich je gelesen habe. Wir müssen dringend unsere Blase des Wohlbefindens verlassen, dürfen nicht mehr nur an uns, unsere Kinder und Enkel denken. Es ist Zeit, Opfer zu bringen, Opfer, die richtig wehtun, nicht nur dem Einzelnen, sondern auch der Industrie, dem Handel, unserer gesamten Volksgemeinschaft mit all ihren verschiedenen Interessengruppen.

Anderenfalls machen wir uns mitschuldig an Mord, sinnloser Zerstörung, möglicherweise gar einer atomaren Katastrophe im Rahmen eines 3. Weltkrieges. Viel zu lange haben wie Augen und Ohren verschlossen, Fingerzeige missachtet. Jetzt ist ein solches Verhalten nicht mehr vertretbar, ohne große Schuld auf sich zu laden. Keiner darf mehr wegsehen und weghören! – Christa Lütkenhaus

 

Wir ( selbst Journalisten und Leser seit 30 Jahren) haben den Eindruck, dass es bei ihnen gerade einen konservativen backlash gibt. Haben sie einen Teil ihrer Klienten überfordert? Wo bleibt Ihr Blick nach vorn? Was hat der hervorragende Artikel von Bernd Ulrich « Die Dämonen besiegen » im Feuilleton auf den hinteren Seiten zu tun!?! Das wäre DER Leitartikel gewesen. So gut , so klar, so auf den Punkt! Was ist nur in Sie gefahren? Statt dessen berichten Sie erstaunlich undistanziert über Herrn Selenskyj, der sein eigenes Volk als Geisel für seinen Kampf gegen Putin genommen hat und es in Kauf nähme, für seine Zwecke Europa in einen Atomkrieg zu treiben. Nur weil er auf der Opferseite steht, ist er noch lange kein vertrauenswürdiger Partner für Europa. Autoren, die wir schätzen, tauchen seltener auf oder an hinterer Position. Andere, die zum Zündeln neigen, kommen plötzlich deutlich gehäufter vor. Wenn das so weiter geht, kündigen wir. Uns reichts: – Dr. Sabine Korsukėwitz, Bernd Albrecht

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wenn die Ukraine bei dir ist, fühlst du dich sicher«“ von Cathrin Gilbert

 

Wie instinktlos, diesen Teil aus dem ganzen Interview dies herauszugreifen. Auch in der ZEIT wurde immer wieder das problematische Obama-Zitat von der „Regionalmacht“ kritisiert. Sensationsgier? Weil man ein Exklusiv-Interview hatte. Journalistische Verantwortung sieht anders aus. – Peter Krauss

 

Die Redaktion der „Zeit“ sollte sich fragen, ob sie nicht durch die Art ihrer Bericherstattung und Kommentare, natürlich ungewollt und unreflektiert, die kriegerischen Handlungen Putins befeuert. Giovanni di Lorenzo schrieb in der vorletzten Ausgabe auf der ersten Seite, dass die NATO auf den Einsatz einer „kleinen“ taktischen Atombombe durch Russland vermutlich nicht symmetrisch reagieren würde. Putin dürfte gern gehört haben, dass der Chefredakteur der bedeutendsten deutschen Zeitung mutmaßt, dass er straflos Atomwaffen einsetzen könnte.

In der letzten Ausgabe wird Selenskyjs Einschätzung, dass die Drohung mit Atomwaffen durch Russland nur ein „Bluff“ sei, ebenfalls plakativ auf die erste Seite gesetzt. Dabei dürfte mittlerweile jedem bekannt sein, dass Putin nichts weniger verträgt, als wenn man ihn nicht ernstnimmt. Vor einigen Wochen schon konnte man in der „Zeit“ lesen, dass Putin nicht nur davon ausgeht, dass er den Ukrainekrieg gewinnen wird, sondern dass auch eine atomare Auseinandersetzung mit der NATO gewinnbar ist.

Von daher braucht er nicht unbedingt jener „nihilistische Desperado“ zu sein, den Heinrich August Winkler in seinem Vergleich Putins mit Hitler befürchtet, obgleich es auch Hinweise in diese Richtung gibt(vergleiche seine wehmütige Äußerung „Was brauchen wir noch die Welt, wenn es kein Russland mehr gibt?) Das Gefährliche ist, dass er glaubt, kriegerische Auseinandersetzungen, ganz gleich ob konventionell oder atomar, gewinnen zu können. Das muss man unbedingt ernstnehmen. – Dr. Günter Baumann

 

Unter Interview verstehe ich ein dialogisches Gespräch. Das konnte mit Selenskyj nicht erfolgen. Und doch machen Sie in Ihrer Ausgabe mit dem Begriff ‚Interview‘ auf. Ist das redlich? Beeindruckt von ihrer Spendenaktion. – Helmut Brutscher

 

Am Ende des Interviews beantwortet Präsident Selenskyj die Frage: „Glauben Sie, dass Putin auch andere Länder wie Moldawien im Visier haben könnte?“ mit Gegenfragen, die den Westen erschaudern lassen müssen und ihm gleichermaßen vor Auge führen, wie blauäugig und naiv er Putin hat gewähren lassen.

Die Ohren waren verschlossen, die Provokationen Putins wurden ignoriert, um den Handel mit seinem Land nicht zu gefährden, was speziell für Deutschland wegen der Abhängigkeit von russischen Gas- und Öllieferungen überaus wichtig war und noch ist. Diese Fahrlässigkeit rächt sich nun auf eine fürchterliche Weise, die Ukraine blutet dafür. Es stimmt, wenn Präsident Selenskyj bemerkt, Putin habe überhaupt keinen Respekt vor Europa und westlichen Politikern. Die Vorlagen dafür haben sie ihm selbst geliefert.

Der Krieg in der Ukraine ist auch eine Schlacht in den Medien, das zeigt dieses Interview. Wolodymyr Selenskyj verteidigt sein Land mit Herzblut. Seine Hilferufe in Richtung Westen und Nato sind echt und ergreifend. Es bricht auch mir das Herz, denn wir alle wissen doch auch, dass der Westen und die Nato ihm nicht die militärische Hilfe gewähren können, die er eigentlich zur Verteidigung seines Landes braucht. Dafür ist die Gefahr, dass sich der Krieg in Europa ausbreitet oder gar zu einem Weltkrieg führt, zu groß.

Die russische Propagandamaschine widert mich mit ihren gewohnten und durchschaubaren Lügen förmlich an. Sie diffamiert ständig die Ukraine und ihren Präsidenten. Nein, die Ukraine muss nicht entnazifiziert werden und hat auch keine biologischen Waffen. Das ist wohl eher umgekehrt so. Der Westen sollte nicht eine Sekunde Zeit damit vergeuden, diese „Pseudo-Argumente“, die den Angriff auf die Ukraine und Putins Amoklauf irgendwie rechtfertigen sollen, widerlegen zu wollen. Er muss sich vielmehr sich darauf konzentrieren, wie der Ukraine in dieser Lage noch effektiver geholfen werden kann.

Putin spuckt auf die Menschlichkeit, er lässt gezielt auf Krankenhäuser und Zivilisten schießen. Die Sanktionen des Westens reichen noch nicht aus. Es ist an der Zeit, dass auch Deutschland kein Öl und Gas mehr aus Russland kauft. Das wird auch für uns hart und teuer werden. Wir sind es aber den Menschen in der Ukraine und ihrem Präsidenten schuldig. – Regina Stock

 

An der Seite von Kriegsgott Mars findet sich immer der Teufel, beide unzertrennliche Kumpel seit Menschengedenken. Mit Putin haben sie einen neuen Handlanger der uns die Fratze des Krieges zeigt. Ein Angriffskrieg, wie Putin ihn gegen die Ukraine vom Zaun brach, ist in der jüngeren Geschichte nicht ohne Vorbild. Von ihm selbst in Tschetschenien praktiziert oder von Hitler-Deutschland vor über 80 Jahren. Unvorstellbar grausam für die betroffenen Menschen in der überfallenen Ukraine und wie alle Kriege dieser Art das Produkt entartetem menschlichen Machtstrebens.

Das schreckliche Dilemma für die Ukraine ist, dass sie der NATO nicht angehört und deswegen militärisch keinen Anspruch auf Verteidigung erwarten kann. Man kann ihr nur in einem gewissen Umfang Waffen liefern. Putin beobachtet Europa und die USA mit Argusaugen und spielt hier ein grausames Spiel mit der Bevölkerung der Ukraine.

Bombardierungen von Wohngebieten und Fluchtkorridoren sollen die Bevölkerung weiter zermürben und sollen wohl auch als Ersatz für die mageren militärischen Erfolge herhalten. Putins Kalkül kann der Westen zur Zeit nur mit der Sanktionswaffe durchkreuzen. Nur dabei verstreicht wertvolle Zeit da der Vernichtungsfeldzug nahezu ungestört weiter läuft !

Enttäuschend der Schulterschluss Chinas mit dem militarisierten Russland unter Putin. Glauben die beiden Machthaber Putin und Xi Jinping wirklich, dass ihre wirtschaftlich so völlig verschiedenen, aber diktatorisch beherrschten Länder gemeinsam die demokratischen Staaten des Westens in die Knie zwingen können ? Aus seiner Rolle als tragische Figur wächst der ukrainische Präsidenten Seleskyj langsam aber sicher hinaus.

Sollte Putin es fertig bringen ihn durch seine Mordgesellen auszuschalten müsste der Westen doch in irgend einer Form eingreifen um ein Mindestmass an humanitärer Verantwortung zu zeigen. Die ist aber auf jeden Fall heute schon dringend gefragt um der schwer kriegsversehrten Bevölkerung zu helfen. Und bei uns sollten wir uns von der Illusion befreien, dass in Mitteleuropa alles bleiben kann wie es war und wir es liebgewonnen haben. – Klaus Reisdorf

 

Ein bedrückendes Titelthema, mit unterschiedlichen Aspekten, durchweg lesenswert! Besonders beeindruckt hat mich der Bericht über die Menschen im Keller eines Hochhauses am Stadtrand von Kiew, ihr „Tagesablauf“, die Enge, ihre Ängste, aber auch ihr Durchhaltewille und Humor, trotz ih-rer nahezu aussichtslosen Lage! Und natürlich das Interview mit Selenskyj, dessen Lebenslauf einer Haarnadelkurve gleicht: vom Komiker und Satiriker, der seine Landsleute nur gut unterhalten wollte, zum ernsten Präsidenten, Vorbild für alle Ukrainer und moralischer Rückhalt der Landesverteidiger!

Hart geht er ins Gericht mit Putin, der in seinem Größenwahn Verträge nach Belieben bricht und einen erbarmungslosen „Bruderkrieg“ führt, nicht mit dem Ziel der Befreiung von angeblichen Na-zis, sondern der Vernichtung und Einverleibung der Ukraine! Aber auch dem „Westen“ liest er die Leviten: halbherzige Sanktionen, zu späte und völlig unzureichende Waffenlieferungen! Könnte Westeuropa sich doch zu einem Totalboykott aller Öl-, Gas-, Kohlelieferungen aus Rußland durchrin-gen! Wir würden halt öfter vor lediglich tröpfelnden Tanksäulen stehen, in kühlen Zimmern sitzen und nicht mehr alle Güter des vermeintlich „täglichen Bedarfs“ erhalten!

Dieses klare Zeichen ge-samteuropäischer Solidarität würde den Ukrainern nachhaltig den Rücken stärken, auch wenn es ihnen dann immer noch um ein Vielfaches schlechter ginge als uns! Sie wäre die einzige Haltung, die Putin überraschen und beeindrucken würde! Zugleich stärken wir auch, paradoxerweise, den Wi-derstand des russischen Volkes, das allein unter unseren Sanktionen leidet, bis es Putin und seine Altherrenclique nach Sibirien verbannt! Diese gesamteuropäische Solidarität wird wohl so lange nur ein Traum bleiben – bis wir uns eines Tages in der gleichen Lage befinden wie die Ukraine jetzt? – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Hiermit kündige ich mein Abonnement. Meine Frau und ich sind jahrzehntelange Zeit-LeserInnen und möchten den Grund unserer Kündigung Ihnen mitteilen. Das Interview Ausgabe Nr.11 vom 10.3.22 mit Selensky geführt von Catrin Gilbert ist in seiner naiven Ahnungslosigkeit so beschämend, unerträglich beschämend, dass wir uns zu diesem Schritt entschlossen haben. Wenn Sie in der Redaktion nicht in der Lage sind, vielleicht noch unerfahrenen Kolleginnen Unterstützung zukommen zu lassen und ein solch unerträgliches Interview veröffentlichen, sehen wir die Zeit nicht mehr als „unsere“ Zeitung an.

Wie kann jemand Selensky in so einer Situation! solch ungefilterte, subjektivistisch ausgerichtete, individualistische Fragen stellen?? Damit nähert sich die Zeit dem Niveau von social media und modernisierter Bild Zeitung. Wir werden den Fortgang der Zeit sicher verfolgen, aber hier ist für uns ein Schlussstrich. – Achim Haid-Loh, Dr.Anna Gätjen

 

Respekt für Wolodymyr Selenskyi. Seine Aussagen offenbaren nicht nur den Mut und die Entschlossenheit eines Präsidenten, dessen Land dazu gezwungen ist, sich gegen einen perfiden und übermächtigen Kriegsführer zu verteidigen. Dem ukrainischen Staat steht mit Selenskyi ein kluger Kopf und Rhetoriker vor, zu dem gerade in dieser absoluten Ausnahmesituation das Volk aufblicken kann. Und auch wenn es nun überaus müßig ist, so stelle ich mir die Frage, ob es zu diesem Krieg gekommen wäre, wenn Wladimir Putin (noch) über die gleiche Kraft verfügt hätte wie der von ihm gesichtete Widersacher. – Matthias Bartsch

 

Die von Ihnen als Titel-Zeile veröffentlichte Aussage ‚Putins Drohung … Bluff‘ aus einem Interview mit Herrn Selenskyj halte ich für leichtfertig und fahrlässig. Dahinter lässt sich auch die Absicht vermuten, dass er die Gefahr herabspielen möchte – z.B. als Argument dafür, dass die Nato ihm zu Hilfe kommen möge (aus seiner Sicht ist das durchaus nachvollziehbar). Es ist aber genau diese Leichtfertigkeit, mit der er, nach meiner Ansicht, auch die Menschen in der Ukraine dazu anhält, sich für diesen Kampf einzusetzen, ‚zu opfern‘ möchte ich eher formulieren. Die Skrupel, die dieser Mensch hat oder nicht hat, kann ich nicht mehr einschätzen.

Und eben auch die nicht, ganz Europa in den Krieg hinein zu ziehen. Ich bezweifle inzwischen auch, dass es für ihn ein Limit an Blutzoll in seinem Land gibt, die ihn einlenken lassen. (Über die Skrupel bzw. Skrupellosigkeit eines Herrn Putin müssen wir an dieser Stelle nicht sprechen). Auch wenn das für Selenskyj und sein Land mit ‚Aufgabe‘ verbunden wäre: Dinge und Zeiten ändern sich schnell, ein Menschenleben allerdings ist nicht mehr zurückzugewinnen. Derjenige der sein Leben lässt, hat mehr als den Krieg verloren.

Seine Angehörigen und die, die ihn lieben, auch. Seit dem 2.Weltkrieg, also seit den irrsinnigen Möglichkeiten an Zerstörung von Land und Leben, gilt da nicht der Satz „Alles ist besser als Krieg“? Im Kontext eines längeren Interviews, halte ich den Satz von Selenskyj schon für gefährlich genug. Dass Sie ihn allerdings als Titel-Schlagzeile benutzt haben, halte ich für verantwortungslos! Es kommt hinzu dass dieser Titel eine Woche lang bei jedem Kiosk aushängt! Ich bitte hier in Zukunft um mehr Fingerspitzengefühl. – Yörk Löffler

 


 

 

Leserbriefe zu „Die neuen Stufen der Eskalation“ von Jörg Lau et al.

 

Ihrem o.g. Bericht kann ich nicht andres als voll und ganz zustimmen und dazu kann jeder von uns seinen eigenen Beitrag leisten. Ich schlage vor das wir wir alle „ Spaziergänger „ werden und zu Hause einen Pullover anziehen, die Temperatur in unseren Wohnräumen um 1 Grad C senken, und schon bestrafen wir Vladimir Putin für seinen schändlichen Krieg. – Gert Besner

 

Auf Seite 4 steht unter rüstungshilfe, die EUhabe 450 Milliarden für Waffen zur Verfügung gestellt. Sollten das nicht Millionen sein? – Robert Brunner

 

Ja, und so schnell wie möglich, bevor wir die russische Kriegsmaschine weiter finanzieren, sollten wir lieber Einschränkungen und höhere Preise in Kauf nehmen. Wir könnten ja versuchen diejenigen die bisher am Russlandgeschäft kräftig verdient haben an den erhöhten Kosten zu massgeblich zu beteiligen. – Willi Krebser

 

„Die Europäische Union stellt 450 Milliarden Euro zur Finanzierung von Waffenkäufen bereit.“ Ihnen brauche ich nicht zu erklären, welchen grundsätzlichen Wandel es bei der Lieferung von Rüstungsgütern durch die EU gibt. Trotzdem sollte man auf die Nullen achten und richtige Zahlen publizieren! – Klaus Rozinat

 

Es gibt offenbar eine „gute“ BDS-Bewegung, nämlich die gegen das aggressive Russland, welches seinem Nachbarland Ukraine nicht nur ein wichtiges Stück Land gestohlen und es annektiert hat und deswegen (mit Recht!) mit einem wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Boykott umfassendsten Umfangs belegt wird, und eine „schlechte“ BDS-Bewegung gegen Israel, welches seinem Nachbarland Syrien ein wichtiges, da wasserreiches Stück Land (die syrischen Golanhöhen und noch dazu Ostjerusalem!) gestohlen und es annektiert hat und nebenbei die palästinensische Westbank seit über 50 Jahren militärisch besetzt und völkerrechtswidrig mit israelischen Bürgern auf geraubtem Land besiedelt. Der letztgenannten BDS-Bewegung wird „Antisemitismus“ vorgeworfen.

Hat in den letzten beiden Wochen irgendjemand der o.a. „guten“ BDS-Bewegung „Russenhass“ oder Animosität gegenüber der russisch-orthodoxen Kirche vorgeworfen? Irgendetwas läuft da doch falsch, wenn weiss einmal weiss, und ein anderes Mal schwarz sein soll?! – Björn Luley

 

Frau Baerbocks Äußerung :“Ein Importstop für russisches Öl und Gas stopt nicht den Krieg.“ würde ich sehr anzweifeln. Außerdem nach einer Reduzierung der Abhängigkeit zum Ende dieses Jahres (oder erst in 2 – 3 Jahren?) ist wohl zumindest dieser Krieg gar nicht mehr da! Außerdem, wo ist denn das Ende von Putins altrussischen Großmachtphantasien? Immerhin war Katharina die Große auch Regen-tin von Jever, was bekanntlich in Ostfriesland liegt… – Wolfgang Gienke

 

Auf Seite 4 in der aktuellen Ausgabe steht, dass die EU der Ukraine 450 Mrd. für Waffenkäufe zur Verfügung stellt. Es sind aber „nur“ 450 Mio. – Christoph Steffen

 


 

 

Leserbriefe zu „Was Putin mit Hitler verbindet“ von Heinrich August Winkler

 

Diese unvoreingenommene Betrachtung habe ich mit Interesse gelesen. Wer den Osten kennt, weiß welcher Gehirnwäsche Funktionäre des politischen Systems im Machtbereich der Sowjetunion unterlagen wurden. Das Ergebnis ist die bedingungslose Hingabe, der Macht zu dienen. In diesem Geist wurde Putin erzogen und ausgebildet. Es geht ihm einzig und allein um Macht. Selbstreflexion und geschichtliche Zusammenhänge sind ihm fremd. Er stellt die Geschichte als Russlands Zukunft dar, als Mittel für den Zugewinn an Macht.

Die Parallelen zu Hitler, Stalin und die von ihm kritisierten Balschewiki sind unverkennbar: Kukturchauvinismus, Nutzung von Ethnien als seine fünfte Kolle, Missachtung von selbst unterschriebenen völkerrechtlichen Verträgen, Dolchstoß der Bolschewiki, Berufung auf die Geschichte. Seiner Logik folgend, müsste Ostpreu0wn (Gebiet Kaliningrad) an Polen oder Deutschland zurückgegeben werden. Im Gegensatz dazu wird er eines Tages die Situation der Exklave dieses Gebietes einfordern. – R. Renaux

 

Eine wichtige Paralelle solltenoch benannt werden: Beide sind inDemokratien zur Macht gekommen und haben dann auf unterschiedliche Weise, zugunsten des eigenen Machterhaltes die Demokratie auser Kraft gesetzt um danach mi nationaler Ideologie einen großen Rückhalt in der Bevölkerung erreicht. Nationalismus ist das idenditätsstiftende, positiv – Unterscheidungsmerkmal für die „kleinen Leute“ Sie sind nicht toll weil sie viel leisten, viel Macht haben oder ausergewöhnlich begabt sind sondern weil sie deutsch, russisch, amerikanisch oder chinesisch sind.

Für den „Führer Putin gild,dass alle Ideologie, Religion, Geisteshaltung und Geschichtserzählung allein dem eigenen Machterhalt dient, ein unbwusster Selekzionsprozess. „Der Mensch ist nicht Herr im eigenen Haus“ Sigmund Freud. Doch Vorsicht! Dies gilt auch für unsere Erzählungen. Übrigens, ein wichtiger Unterscied: Hitler hatte Ziele und strebte nach Macht um sie zu verwirklichen. Putin hatte erst Macht (aufgrund diverser, fast zufälliger Ereignisse) und suchte sich dann die Ziele die seinem Machterhalt dienen. – Dieter Herrmann

 

Vielen Dank für den treffenden Artikel. Die Analogien zwischen Putin und Hitler sind tatsächlich bestechend. Beider Narzissmus, beide angeblich Opfer höherer Mächte, beider Behauptung, sie würden sich nur verteidigen. Putin führt jetzt den Krieg, den die Sowjetunion vor dreißig Jahren (zum Glück) nicht führte. Wo es 1939 hinführte, wissen wir. Wo aber führt es jetzt hin? Sie schreiben richtig, dass die Westmächte Hitler vor 1939 unterschätzt hatten, dito die Westeuropäer, zumal die Deutschen, jetzt. Der Frage aber, ob Hitler 1939 von den Westmächte hätte gestoppt werden können, gehen Sie nicht nach.

Tatsächlich haben sie dem Deutschen Reich zwar den Krieg erklärt, sich ansonsten aber passiv verhalten. Ich halte daher die Absage der NATO ein eine Intervention in die Ukraine für einen strategischen Fehler, gibt sie Putin doch auf der einen Seite freie Hand und nimmt der NATO auf der anderen Seite jegliche Chance, weitere Übergriffe Russlands frühzeitig zu unterbinden. Geschichte muss sich nicht wiederholen, Frankreich hat 1940 seine Passivität jedoch bitter zu spüren bekommen. – Till Borchert

 

Der Historiker H. A. Winkler vergleicht in seinem Beitrag „was Putin mit Hitler verbindet“ den Krieg in der Ukraine mit dem Überfall Nazideutschlands auf Polen und dem Beginn des 2. Weltkrieges. In der Tat sind die historischen Parallelen unverkennbar. Das Drehbuch für die Aggression in der Ukraine könnte von Hitler und Goebbels stammen.

Damals waren es die Henlein-Faschisten im Sudetenland und die Nazis in Österreich, heute sind es die Kettenhunde des Kreml in der Ostukraine, die die Aktion ‚“Heim ins Reich“ durch Volksverhetzung vorbereitet haben. Auch die Ansprache Putins vor dem Einmarsch in die Ukraine erinnert an den Auftritt Hitlers zum Kriegsbeginn („ab heute wird zurückgeschossen“).

Es wäre ein wichtiger symbolischer Akt, die Führer im Kreml so schnell wie möglich als Kriegsverbrecher offiziell anzuklagen, auch wenn sie derzeit nicht oder noch nicht zur Verantwortung gezogen werden können. Damit würde dem russischen Volk, das in der Mehrheit an die Lügenpropaganda seiner Regierung glaubt, deutlich gemacht, dass es sich bei Putin und seinen Gefolgsleuten um Verbrecher handelt, die auf einer Stufe mit Hitler und Goebbels stehen. Vielleicht werden auch die Särge mit den in der Ukraine gefallenen russischen Soldaten, die in ihre Heimat gebracht werden, einige ihrer Landsleute zum Nachdenken bringen.

Sollte es in der russischen Armeeführung nicht doch patriotisch gesinnte Kräfte geben, die den Verbrechern im Kreml in den Arm fallen, um den immensen politischen, moralischen und wirtschaftlichen Schaden vom russischen Volk abzuwenden, den dieser Krieg mit sich bringt. – Prof. em. Dr. med. Dietmar Kunze

 

Erst Herr Joffe in No 3 und jetzt Herr Winkler in No 11. Was soll dieser Vergleich von Putin mit Hitler? Ja, ja, „vergleichen heißt nicht gleichsetzen“ – geschenkt. Wenn man etwas oder jemand mit Hitler vergleicht ziseliert man nicht oberseminarmäßig fein, sondern man holt den politisch gröbsten Hammer heraus und erweckt in jeder historisch einigermaßen bewanderten Leserin Gedanken an ein Geschehen, das nur durch Tötung der Verantwortlichen und gegebenenfalls mit einem Weltkrieg gestoppt werden kann. Wenn man dieser Meinung ist, so sollte man’s auch klar sagen und sich nicht hinter wohlfeilem Wortgeklingel verstecken. – Udo Kroschewski

 

Professor Heinrich August Winkler sagt zu Recht: «Wie viel Autokraten und Diktatoren vor ihm hat sich auch der russische Präsident zum Ultranationalisten entwickelt». Aber woran liegt diese Entwicklung? Woran liegt es, dass Politiker durch zunächst vernünftig erscheinende Programme und Versprechungen an die Macht kommen und danach in einen Extremismus verfallen, der nicht dem Wunsch der Mehrheit entspricht? Da wäre es besser, die Diktatoren würden sich nach dem Aufstieg zur Macht darauf beschränken, ihren politischen Erfolg zu geniessen und sich ein schönes Leben leisten. Was macht diese Option unattraktiv? Welche Mechanismen sind da wirksam, die zum Ultranationalismus führen? Es dürften mehrere sein.

Einmal erfolgte der politische Aufstieg durch Erfolge in schwierigen Zeiten. Die Scheu der Diktatoren vor einem risikoreichen Krieg wird reduziert durch den Wunsch, sich erneut in schwierigen Zeiten bewähren zu können. Zweitens ist das Militär ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und ein wichtiges Mittel, die eigene Bevölkerung zu kontrollieren und sich in der Weltpolitik zu positionieren. Der Zweck der Streitkräfte wird dann letztlich auch darin gesehen, auch eingesetzt zu werden.

Drittens, die bisherigen Erfolge und das Leben in einer Blase von Abhängigen vernebelt die Wahrnehmung. Und Viertens wäre da der Wunsch, sein Lebenswerk zu krönen und mit wichtigen Entscheidungen in die Geschichte einzugehen. Fünftens spielen auch persönlich empfundene Kränkungen eine Rolle. Dazu zählt bei Putin die Hinwendung der Ukraine zum Westen. Daher entsteht vielleicht auch der Wunsch, zu demonstrieren, wie abhängig die Welt von Russland ist (Öl, Gas, Getreide).

Der Ultranationalismus dient dann vor allem zur Rechtfertigung nach Innen und Aussen. Besonders dann, wenn er von einem – wenn auch kleinem – radikalen und daher besonders aktiven Teil der Bevölkerung geteilt wird. Daraus ergeben sich schwierig zu beantwortende Fragen. Insbesondere geht es ja darum, im Interesse der tragisch betroffenen Bevölkerung Lösungen zu finden, die die jetzt schon katastrophalen Folgen minimieren. Was die Person des Verantwortlichen betrifft stellt sich die Frage, welche Folgerungen aus zwei Mechanismen zu ziehen wären. Den einen beschreibt Willhelm Busch mit «Ist der Ruf mal ruiniert, lebt man gänzlich ungeniert.» Den anderen Mechanismus formulierten schon die alten Römer so: «Wenn Du Deinen Feind nicht besiegen kannst, mach ihn zum Freund.» Was die Person Hitlers betrifft war nur die totale Ablehnung zu rechtfertigen. Was Putin betrifft so ist vermutlich eine Lösung zur Gesichtswahrung nötig, um die katastrophale Entwicklung zu beenden.

Darüber hinaus stellen sich noch einige Frage: Was wäre sinnvoll oder aber kontraproduktiv gewesen? Vermehrtes Investieren des Westens ins Militär (Aufrüstungsspirale). Vermehrtes Streben nach Autarkie ( sinnvoll bezüglich weniger Nutzung von Öl und Gas, andererseits erhoffte man von engen Handelsbeziehungen auch eine politische Stabilisierung). Heben des Selbstwertgefühls von Diktatoren (z.B. positives Bewerten der Rolle im Bergkarabach-Krieg). Stärken der russischen Mittelschicht auch durch Technologietransfer.

Der Klimawandel und andere globale Probleme wurden auch als Chance gesehen, gemeinsam zu handeln und Brücken zu bilden. Vielleicht wurde diese Chance zu wenig genutzt. Andererseits die Bemühungen, den Verbrauch von Gas und Öl zu reduzieren, wurden vermutlich auch als Bedrohung für Russlands Finanzen gesehen. Nach wie vor entscheidend für eine gute Zukunft ist das Entwickeln eines gemeinsamen Weltbilds, das darauf ausgelegt ist, eine gute Zukunft für alle zu ermöglichen. Dieses muss mit allen anderen einschlägigen Weltsichten abgestimmt werden. Insbesondere geht es darum die Rolle des Militärs zu reduzieren. Allerdings sagten schon die alten Römer «Si vis pacem, para bellum». Es bleibt die Frage: Kann ein gemeinsames Weltbild zu den notwendigen besseren Lösungen führen? – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Bereits in den ersten Tagen der russischen Invasion fand man in deutschen Lokalzeitungen auffällig viele Leserbriefe, die die russische Sicht des gebrochenen Versprechens hinsichtlich der Nato-Mitgliedschaft ehemaliger Ostblock-Staaten wiedergaben. Schwer zu sagen, ob es sich bei den Schreibern um Putin-Trolle oder einfach Russophile handelte, auch ehrbare (Ex-) Politiker wie Klaus von Dohnanyi scheuen sich ja nicht, dieses Versprechen als vermeintliche Tatsache in Diskussionen einzuwerfen. Ich vermag nicht zu sagen, ob Herr Winkler Recht hat, der in der letzten ZEIT ein eindeutiges Statement – „Ein solches Versprechen gibt es nicht“ – abgab, oder nicht ich hoffe es aber sehr.

Denn sollte dieses Versprechen tatsächlich in irgendeiner Form gegeben worden sein, so wäre das ja wohl der größte Skandal in Zusammenhang mit der Wiedervereinigung und Deutsche müssten dazu heute beschämt schweigen. Alle, die sich aber jetzt darauf berufen, müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie im Geiste von Ribbentrop und Molotow argumentieren, bzw., sagen wir es direkter, im Geiste von Hitler und Stalin. So wie diese Tyrannen den Staaten Zentraleuropas keine Souveränität zugestanden und Einflusssphären unter sich aufteilten, sollten also die baltischen Staaten, Polen, Tschechien, die Slowakei wieder schutzlose Pufferstaaten werden, ihre Freiheit (die beinhaltet, sich einem Verteidigungsbündnis anzuschließen) quasi der deutschen Wiedervereinigung geopfert werden?

Denn es ist ja wohl klar, dass diese Länder einer permanenten Destabilisierung durch Russland ausgesetzt gewesen wären und sich heute im Würgegriff von Putin befänden. Es ist für mich unerklärlich, wie Menschen in diesem Land, das so viel Leid über Osteuropa gebracht hat und das seine Wiedervereinigung ja letztlich sogar dem Mut der Menschen in Polen verdankt, derart argumentieren können. – Hans-Georg Rhein

 


 

 

Leserbriefe zu „»Den Krieg als heilig überhöhen«“. Gespräch mit Johann Schneider geführt von Evelyn Finger

 

„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Guten.“ (Römerbrief 12.21) Alleine die Bezeichnungen „Heiligkeit“ und „Patriarch“ für einen einzigen Menschen, das ist schon mehr als absurd. Sollte sich das eigentlich nicht ausschließen? Mich wundert da längst nichts mehr, wenn dann der Herr „Heiligkeit Patriarch Kyrill“ diesen Krieg in der Ukraine sogar zum „heiligen Krieg“ hochstilisieren würde.

Ob Wladimir Putin mittlerweile auch schon von einen Krieg spricht, was er bisher nicht tat, das weiß ich nicht, ist aber auch egal, wie man dies Art von Gewaltanwendung nennt! Die vielen toten und (schwer)verletzten Menschen sprechen ihre eigene Gewaltsprache! Mittlerweile sind sogar die deutschen Bischöfe für Waffenlieferungen in die Ukraine! Vielleicht bekommen die gelieferten Waffen auch noch einen katholischen Segen mit auf ihren Weg in die Schlacht! „Waffen gegen den Krieg ist wie Schnaps gegen den Alkoholismus.“ (William Booth, 1829-1912, britischer Prediger und Gründer der Heilsarmee). – Riggi Schwarz

 

Am selben Tag, als in der Zeit ein Artikel über ihn erschien, sandte der Chef der russisch-orthodoxen Kirche einen Brief an den Weltkirchenrat (s. www.oikoumene.org). Es ist müßig, hier den ganzen Inhalt zu wiederholen. Aber, wenn selbst Seine Heiligkeit Patriarch Kyrill I verbreitet, die NATO sei gegenüber Russland zunehmend bedrohlich aufgetreten, der Westen habe (nicht nur) bei den Ukrainern Hass gegen die Russen geschürt, hätte Tausende russische Opfer im Donbas totgeschwie-gen, nutze den aktuellen „tragischen Konflikt“, um Russland zu schwächen und verfälsche den historischen Fakt, dass die Ukrai-ner eine gemeinsame Geschichte mit den Russen teilen, dann muss an all dem doch was dran sein, was aus dem Kreml zu hören ist, oder? Man darf gespannt sein, welchen Empfang die Kirchenoberen dem Herrn aus Moskau bei ihrer Vollversammlung in diesem Jahr in Karlsruhe bereiten. – Prof. Werner Warmbier

 

Die Rubrik in „DIE ZEIT“ sollte nicht überschriftlich: GLAUBEN&ZWEIFELN, sondern VERZWEIFELN am GLAUBEN lauten – mit welcher Infamie sich der Staatschef Wladimir Putin des russisch- orthodoxen Moskauer Patriarchen Kyrill I. bedient, der dem religiösen anteiligen Volk den Krieg gegen die Ukraine als heilig zu überhöhen, darbietet…

Wir dürfen uns nicht verwundern – hat noch mein Großvater (Jahrgang 1889) im Wilhelminischen Kaiserreich für Kaiser, Gott und Vaterland als Leutnant der Ulanen mit der Lanze gegen den russischen Feind gekämpft: und vor den Kavallerie-Angriffen – der Pfarrer: die preußischen Ulanen und die Waffen gesegnet im Namen Gottes! Danach durfte dann dem Feind die Lanze in den Leib gerammt werden oder man verreckte selbst an einem gegnerischen Säbelhieb oder Lanzenstich. Das war anno 1914, zu Beginn des I. Weltkriegs.

Auch hatte mein Großvater das Abschlachten in Verdun als Offizier an der vordersten Front mitmachen müssen – war selbst zweimal durch Granateneinschläge verschüttet worden. Bei der Erstürmung eines Festungsgrabens, kam ein französischer Offizier mit Soldaten plötzlich ins feindliche Gegenüber und warf eine Handgranate – die mein Großvater als Leutnant blitzschnell aufhob und zurückwarf: wobei dann diese uniformierten Franzosen tot und schwerverletzt wurden… Immer auf beiden Seiten durch die Kirchen mit Gottes Segen zusätzlich“ bewaffnet“ – jeweils auf den Koppelschlössern der Soldaten: „Gott mit uns!“

Kommen wir zu Putin, der als eiskalter, jahrelang (auch psychologisch) trainierter NKDW- Geheimdienstmann im Sowjetsystem sicherlich keine Skrupel haben durfte und diese Mentalität mit ins höchste Amt als Russischer Staatspräsident, übernahm: und dieses Machtzentrum zu seiner unumschränkten Diktatur umfunktionierte…

Gleichzeitig ist es absolut unvorstellbar, dass ein deutscher Ex-Bundeskanzler als (ehemaliger) größter Geheimnisträger des Staates: mit all dem mitgenommenen Wissen und Geheimwissen sich dann einem russischen Autokraten „anbietet“, diese Zweisamkeit zwar eine Freundschaft sei – doch dadurch gleichwohl auch dieser Wladimir Putin in seinem autokratischen Bewusstsein sich bestätigt findet: war doch jener Gerhard Schröder der auch international vernetzte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland…

Und damit färbt diese Verbindung auch international auf Putin ab, der sich dadurch in seiner Person und seinem diktatorischen Verhalten, ebenso bestätigt fühlt… Mehr benutzbare und ausnutzbare (gegenseitige) Nähe geht nicht – man kann da aus dem deutschen Volk heraus nur staunen! Und viele der russischen Menschen im Volk aber werden diese Männerfreundschaft als eine Garantie der Größe und verlässlichen Glaubwürdigkeit Putins, empfinden… Wie sonst könnte ein demokratischer Ex- Bundeskanzler diesen (im Ausland angeblich so besichtigbaren Autokraten) Putin in Freundschaft und als Menschenfreund vertrauen können?

Man könnte diesen Krieg Russlands gegen die Ukraine als einen slawischen Bruderkrieg sich vorstellen – wie es von „importierten“ Russen hier in Deutschland auch so gesehen wird; und hierzu die Historie des 20. Jahrhunderts mit zur Besichtigung kommt… Gibt es denn überhaupt noch eine nationale Identität bzw. national verwurzelte Emotionen – die uns ja als Bio-Deutsche ununterbrochen abtrainiert werden, wir damit „entgermanisiert“ uns in dem gewordenen Dschungel an Mentalitäten, nivellierend verundeutlichen sollen.

Gleichzeitig aber wird der Machtwille des russischen Nationalisten Wladimir Putin (der auch als einer der geldreichsten Männer der Welt gilt) längst schon den Platz in der Weltgeschichte sich vorbedacht haben, wenn er durch Krieg sich Gebiete eines anderen Staates (ohne Rücksicht auf politische Gegebenheiten) für Russland okkupiert…
In der Rückschau: Hat denn der Westen konsequent reagiert, als Putin die Krim „heim ins russische Reich“ holte… – und diese erkennbare Schwäche des Westens benutzt selbstverständlich ein Diktator, um weitere Gebiete sich mit Gewalt anzueignen, diesmal nicht mehr durch das fait accompli der durch Drohungen „eingenommen Krim“, sondern nunmehr durch den Versuch der militärischen Eroberung der Ukraine. Der Westen, die Nato und die USA werden militärisch nicht eingreifen – dass könnte den Dritten Weltkrieg bedeuten mit der Konsequenz der gegenseitigen atomaren Vernichtung: und das weiß ein Diktator wie Wladimir Putin sehr genau! Im Westen nichts Neues!?

Man schaut ja kapitalistisch-interessiert gerne zu, wie Putin und seine Oligarchen die Weiten Russlands und das Volk ausbeuten, die russischen Milliardäre im kapitalistischen Westen ihre Berge von Geld bunkern auf den Geheimkonten irgendwo da und dort aufhäufend – und ein Leben in Saus und Braus führen: immer auch an der Kandare des Wladimir Putin, der sicherlich seine finanziellen Vorteile (angeordnet) zugereicht bekommt. Ohne den Chef des Kremls geht nämlich garnix bei der hemmungslosen Ausbeutung Russlands durch die Oligarchen, die durch den Zaren Putin in der

russischen und weltweiten Manege, an den Nasenringen geführt werden. Diese Oligarchen haben sicherlich keine Freude an den Auswirkungen des Krieges gegen die Ukraine, geht es doch an die eigene finanzielle Substanz und der Reichtumsanhäufung… Aber es ist wahrscheinlich, dass Putin für sich alles stoisch ausblendet, wie dies bei dem Diktator Hitler auch so sich auswirkte, der stets anmerkte: „…dass er in seinem Leben immer schon va Banque spielte“ – als ihn Göring zu dem Ultimatum der Engländer und Franzosen zum Krieg gegen Polen, doch fast bat: mit den gegebenen Erfolgen zufrieden zu sein, keinen europäischen Krieg zu riskieren…

Und hier sind wir bei dem „Peace for our Time“, als Chamberlain (und Daladier) nach den Münchner Verhandlungen mit Hitler und Mussolini: diesen Diktatoren vertrauten und quasi den Weltfrieden verkündeten… Nein, die westlichen Demokraten ließen viel zu lange diese Hasardeure schalten und walten mit ihren menschenverachtenden Auswirkungen, ließen zu: dass ein Gebiet nach dem anderen, faschistisch einkassiert wurde – und dann: das furchtbare Erwachen und keine Möglichkeit mehr: dem Krieg gegen diese Diktaturen auszuweichen. Nun war da die „Conditio sine qua non!“ – und das schreckliche Endergebnis zählte an die 60 Millionen Menschenopfer und Verwüstungen der Länder und Städte, Dörfer, den Absturz der kulturellen Werte…

Das Endergebnis kennen wir Deutschen nur zu genau – und wir sind in diesem Russland-Ukraine-Krieg auch in der Situation, keine blutige (?) Farbe bekennen zu müssen: einen Diktator mit zu bremsen bzw. ihn in die Schranken seiner russischen Grenzen zu kontrollieren. Doch auch der deutschen Politik fehlen die Machtinstrumente, sprich: die militärische Stärke… Eine andere Sprache aber versteht solch ein Diktator nicht – er wirkt auf die Menschen wie eine Maske des Krieges, ohne Gefühle und Empfindungen… Wie kann ein Mensch in dieser Position (in der Moderne dieser Welt) so gefährlich werden und warum sind keine Abwehrmechanismen in seiner Umgebung möglich, dass man ihn ausschalten könnte…

Hat die militärische Gewalt soviel Machtmöglichkeiten, sich so zu verhalten! Und es wäre in etwa so, wie wenn das deutsche Militär mit dem Schwert gegen Atomraketen ankämpfen wollte – und damit sind wir bei der Bewaffnung eines Staates, der sich nur stets zu ducken hat und sich im Ernstfall verkriechen muss… Nicht aus Feigheit des deutschen Militärs, sondern aus der Schwäche des Waffenarsenals heraus: die deutsche Bundeswehr bedeutet doch „Peanuts“ für den Diktator Putin, der die stärkste Atombewaffnung der Welt dirigiert und kontrolliert.

Nehmen wir es wie es ist: es wird keinen Krieg des Westens gegen Russland geben können – die anteilige Vernichtung der Menschenwelt (und der Tierwelt) wäre das Risiko und zudem der Untergang aller Systeme… Und dann kann ja der Moskauer Patriarch Kyrill I. und alle anderen göttlichen Religions- Verwahrer uns glauben machen, dass wir insgesamt in den Himmel oder in die verschiedenen Himmel auferstehen werden: zuvor aber haben die Atombomben uns Lebewesen atomisiert. Gedenken wir hierbei an die Opfer und Nachwirkungen der Atombombenabwürfe der USA-Politik auf Hiroshima und Nagasaki.

Wie aber kann der Ukraine von der (pseudo-)solidarischen Welt geholfen werden, wenn Putin weiterhin sein russisches Militär in diesen Krieg befiehlt. Alle Regierungen dieser Menschenwelt müssten sofort ihre Verbindungen und diplomatischen Beziehungen zu Putin abbrechen, nicht um das russische Volk zu bestrafen, sondern ausschließlich diesen Machtmenschen im Kreml zu isolieren – der sofort (demokratisch: durch das russische Volk) ersetzbar wäre mit einem friedvollen Staatspräsidenten. Und besonders auch das russische Volk müsste auf die Straßen gehen und für den Frieden demonstrieren!

Das ist das Gebot der Stunde – und nicht noch Warten und Erwarten, was sich positiv von selbst, oder noch Negativer ereignen könnte… Denn ein diktatorischer Zar Wladimir Putin ist nicht kalkulierbar für den Rest der vernünftigen Menschenwelt! Und wo bleibt da ein Gott – wenn man „diese Illusion“ bräuchte, egal mit welchem verinnerlichten Gottesnamen man „ihn“ – über alle Grenzen hinweg – anbetet… Oder heißt es wieder einmal in Kriegszeiten: Deus lo vult! Es ist zum Verzweifeln am Glauben, auch wenn man Atheist bleibt und stets lernen muss: menschenwürdig Mensch zu sein… – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 

Man muss jetzt doch wieder die katholische Kirche als Vorbild hervorkramen – ein Zeichen für den Ernst der Lage – und eine Lanze brechen für den zuletzt viel gescholtenen Kardial Marx, und zwar für seinen Satz: „Nationalist sein und katholisch sein, das geht nicht.“ (Viel zu selten zitiert!) Wir wol-len den Satz etwas ausweiten: „Nationalist sein und Christ sein, das geht nicht.“ und ihn in das Stammbuch von Kyrill I. schreiben, dem Oberhaupt der Russich-Orthodoxen Kirche, diesem kor-rupten ultranationalistischen Kriegstreiber. Jetzt müssen die Russen nicht nur ihren Diktator los wer-den, sondern auch noch das Oberhaupt ihrer Kirche. Sie sind wahrlich nicht zu beneiden. – Dr. Christoph Spagl

 

Der Geist von Putin und seine Handlungs – Logik ist längst überall in Russland angekommen.Propaganda der Staatsmedien und die Verleugnung der Wahrheit,endet nicht mit dem Verrat der orthodoxen russischen Kirche an Putins Großmacht – Phantasien. Heilige Kriege hat es in der Geschichte des Christentums schon immer gegeben. – Thomas Bartsch-Hauschild

 

Putin als tiefgläubiger orthodoxer Christ:Vom Saulus zu Paulus? Oder nur der beste Weg zur Macht? – K. Göggel

 


 

 

Leserbriefe zu „Was einem passiert, passiert uns allen“ von Susi Döring Preston

 

Der Artikel von Susi Döring Preston „Was einem passiert, passiert uns allen“ in der Zeit Nr. 11 vom 10.03.2022 hat mich sehr berührt. Darüber hinaus lenkt sie den Blick auf das nach meiner Wahrnehmung sehr wichtige, aber bisher in Deutschland gerne in seiner vollen Komplexität ignorierte Thema: Wie stellen wir uns zukünftig unsere Verteidigung vor?

Bisher wird von 100 Mrd. EURO und Re-Organisation der ineffizienten Struktur gesprochen. Dass es eine 3. Komponente gibt, wurde mir erst richtig bewusst, als ich im Streitgespräch „Frieden schaffen doch mit Waffen?“ (Zeit Nr. Nr. 10 vom 02.03.2022) von Frau Neukam (Stabsfeldwebel der Reserve) ihre Sicht als Soldatin wahrnahm. Und das, obwohl ich selbst genug Erfahrung mit Hierarchien – auch in der Bundeswehr – habe.

Auch wenn aufgrund der immer angespannten Sicherheitslage in Israel das Militär grundsätzlich eine andere gesellschaftliche Anerkennung erfahren muss als bei uns, sind die von Frau Döring Preston beschriebenen positiven Einflüsse der Wehrpflicht für die jungen Menschen (Diversität, temporäre gesellschaftliche Gleichheit, Einstehen füreinander aka Kameradschaft) auch für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt bedenkens- und wünschenswert. Es muss ja nicht die Wehrpflicht sein, eine allgemeine Dienstpflicht mit der Wahl im sozialen, militärischen, ökologischen und kulturellen Bereich wäre bei uns eine gute Option, um damit auch die 3. Komponente, die ich als gesellschaftliche Anerkennung der Bundeswehr bezeichne, zu erreichen.

Ohne diese Komponente werden die rein technischen und finanziellen Anstrengungen ins Leere laufen. Wie wir in der Ukraine sehen, wird die Aussicht, einen militärischen Angriff abzuwehren, zu einem erheblichen Teil von der Motivation der Soldat*innen bestimmt. Wenn die Gesellschaft hier aber nicht zusammenhält, klappt noch nicht mal die technische Funktionsfähigkeit, denn es wird nur Dienst nach Vorschrift gemacht, siehe der aktuelle Stand unserer Bundeswehr.

Ein weiterer gesellschaftlich sehr wichtiger Punkt kommt dazu: Eine Armee funktioniert nur hierarchisch, hat also strukturimmanent eine Nähe zu autoritäten Strukturen. Wie gefährlich dies für eine Gesellschaft werden kann, zeigt ein Blick auf die Rolle der Reichswehr in der Weimarer Republik, die als Staat im Staate und engen Verbindungen zu rechtsradikalen Gruppen m. E. die wesentliche Voraussetzung für das Scheitern der 1. deutschen Demokratie war.

Wenn junge Menschen aber standardmäßig Zeit in der Armee verbringen, die Struktur kennenlernen und auch im demokratischen Sinne beeinflussen, ist der Grundstein für die gesellschaftliche Kontrolle und Akzeptanz gelegt. Dann ist die Bundeswehr in der liberalen Wahrnehmung nicht mehr ein Hort von Rechtsradikalen und Waffennarren, sondern wird automatisch durch die Rekruten ein Teil aller Gesellschaftsschichten. Das ist keine Utopie, sondern schlichte Notwendigkeit.

Was jugendliche Unbekümmertheit und Hitzköpfigkeit manchmal positiv ausmachen könnte, kann ich am eigenen Beispiel schildern: Ich kam als Wehrpflichtiger – aber aus eigener Entscheidung – zu den Heeresfliegern der Bundeswehr. In dem pflichtgemäßen Termin „Politische Bildung“ referierte ein Unteroffizier über das Verhalten von uns als Soldaten, wenn Demonstrationen vor der Kaserne gegen die Bundeswehr gewalttätig ausarten würden, also Steine gegen unsere Truppe geworfen würden. Er sagte „Ich würde mit der Maschinenpistole auf die gewaltbereite Menge schießen. Das ist eine Notwehr-Situation.“.

Darauf sagte ich spontan zu ihm „In diesem Fall würde ich SIE erschießen aufgrund der entstandenen Nothilfe-Situation für Demonstranten, die ihr verfassungsmäßiges Recht wahrnehmen und nicht mit ihrem Leben für einzelne Steinewerfer haften müssen. Sie verstoßen im übrigen gegen Ihren Fahneneid ‚Recht und Freiheit des deutschen Volkes‘ zu schützen.“ Das hat ihn offenbar so beeindruckt, dass er dies als meine Meinungsäußerung akzeptierte.

Mich wiederum hat beeindruckt, dass es in der Bundeswehr möglich war, eine solch doch ziemlich grundsätzliche, konträre Diskussion zu führen. In einer Berufsarmee glaube ich nicht, dass solche Diskussionen überhaupt gedacht geschweige denn geführt werden. Das meine ich mit einem automatischen gesellschaftlichen Regulativ der Bundeswehr durch eine Dienst-/Wehrpflicht, was wiederum die gesellschaftliche Akzeptanz der Bundeswehr erheblich fördern und rechtsradikalen Strukturen entgegen wirken würde. – Martin Rümelin

 

Persönliche Erfahrungen in den Vereinigten Staaten und Israel in Bezug auf die Bedeutung des Militärs sind ungeeignet, um eine Wehrpflicht in Deutschland zu empfehlen. Insbesondere die gesellschaftliche Akzeptanz des öffentlichen Auftretens von Militär bzw. von staatlich legitimierten Uniform- und Waffenträgern, also auch von Polizistinnen und Polizisten, ist nicht vergleichbar. Es ist ein großes Privileg, den Dienst an der Waffe nicht leisten zu müssen bzw. ihn ohne Furcht vor Verfolgung verweigern zu können.

Das entbindet aber nicht davon, jenen, die diesen Dienst leisten, die entsprechende Wertschätzung zukommen zu lassen. Sie sind es, die in einem demokratischen Staat auch für dieses Privileg einstehen. Dass zu dieser Wertschätzung auch Transparenz und Kontrolle zählen ist unbestritten und notwendig, verpflichtet aber auch zu optimaler Ausrüstung und Unterstützung. Pazifismus ist viel mehr als das bewusste Vernachlässigen der Exekutive.

Die Aufforderung zu einer (Wieder-) Einführung der allgemeinen Wehrpflicht kann die Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte in der Bundesrepublik nicht rückgängig machen. Der Blick zurück offenbart auch die großen Unterschiede zwischen unserem Land und den beiden zum Vergleich herangezogenen und geht eben nicht eindeutig zu Ungunsten der Bundesrepublik aus. – Thomas Wartusch

 

Mit dieser unkommentierten Veröffentlichung des Artikels „Was einem passiert, passiert uns allen“ von Susi Döring Preston wird aufzeigt, zu welch grauenhafter Propaganda für das Kriegsmorden es inzwischen gekommen ist. – Ulrich Berns

 

Da war ein Gefühl nach dem 24.2. das ich mir nicht erklären konnte. Krieg? Ich,Jahrgang 1939, hatte eigentlich keine traumatischen Erinnerungen, wir wurden nicht ausgebombt, vertrieben und der Va-ter kam zurück. So what? Erst allmählich wurde mir deutlich: Die Sirenen damals, das nächtliche Aufgewecktwerden, die Fahrt auf dem Rad der Mutter. Die Atmosphäre im Bunker, die spürbare Angst der Großen, das Sammeln der Splitter am nächsten Morgen. Nichts verstand ich damals – bis ich die Bilder aus der Ukraine sah.

Jetzt erst – nach 70 Jahren – begriff ich, was ich mir damals nicht erklä-ren konnte. Schauerlich. Das Schlimmste: die vielen Kinder, die mitbekommen, was in der Ukraine passiert. Sie werden es nie wieder los, ein Leben lang. Und meine Erfahrung als Lehrer: Ich forderte Schüler auf, ihre Großväter zu fragen, was damals war. Eisiges Schweigen. Erst Mitte der 90er Jahre waren die Großväter bereit zu erzählen, Gutes und Schlechtes. – Lutz Caspers

 

Als Junglehrer hörte ich vor 1970 im Kreise Hersfeld folgendes Gespräch eines Pärchens der Klasse 12 – Er: „Ihr Mädchen habt es gut und seid fertig ausgebildete Zahnärztinnen, während wir Jungen manchmal eine Klasse wiederholen müssen, dann Zeit durch den Wehrdienst verlieren und mit der Ausbildung zum Zahnarzt noch längst nicht fertig sind, und dann werden auch die Frauen noch älter als die Männer; das finde ich ungerecht!“ Statt zu antworten hat die Schülerin den protestierenden Schulfreund später geheiratet, als er Zahnarzt war und sie Zahnärztin.

Nach Autorin Susi Döring Preston wäre obiger Fall für Israel untypisch, da dort beide Geschlechter der Wehrpflicht unterliegen mit ähnlichem Sterbe-Risiko und eine zahnmedizinische Ausbildung parallel absolvieren könnten. Wenn die Autorin aber unserer Bundes-Republik die Wieder-Einführung der Wehrpflicht empfiehlt, denke ich daran, dass Hitler erst mit der Einführung der Wehrpflicht zur Zeit meiner Geburt 1936 das Mas-sen-Heer zur Verfügung hatte, mit dem er Polen und dann die Sowjet-Union glaubte erfolgreich an-greifen zu können, wobei damit verbunden werden sollte die Umzingelung und Aushungerung der Stadt Leningrad/St.Petersburg, Heimat von Schostakowitsch und Putin mit 3 Millionen Einwohnern. – Dietrich Bauer

 


 

 

Leserbriefe zu „»What a day«“ von Peter Dausend et al.

 

„What a day“ – das klingt nach Heldensage. Da werden die Macher, die bis spät in die Nacht um das Schicksal des Landes ringen, romantisch verklärt. In Wahrheit geht es um das Eingeständnis von Fehleinschätzungen und Untätigkeit. Ein Fall von Politikversagen. Dass wir daran auch in anderen Bereichen mittlerweile gewöhnt sind, macht die Sache nicht erträglicher.

Beispiele? Der desolate Zustand des Bildungssystems und der Bildungseinrichtungen. Die Flüchtlingskrise und das Fehlen einer gemeinsamen Migrationspolitik. Die Digitalisierung, oder besser: die Nicht-Digitalisierung, speziell auf dem Land. Und wenn wir schon auf dem Land sind: dort führt die sogenannte Verkehrswende ins Nichts, mit einer Busverbindung am Tag.

Dann wären da noch der Wohnungsbau, das Gesundheitswesen, das Rentensystem und der Pflegenotstand. Noch was? Windräder, Ladeinfrastruktur…und so weiter. Da passt die schlecht ausgerüstete Bundeswehr doch perfekt dazu! Über alles wird seit Jahren viel geredet und geschrieben. Die Probleme sind bekannt. Geschehen ist wenig. Oder nichts. Die Überschrift müsste eigentlich heißen: „What a Länd“! (Adaptiert nach dem neuen Slogan für Baden Württemberg.) – Thomas Meichle

 

Zweifelfrei werden Sie gut recherchiert haben. Wenn dem aber tatsächlich so sein sollte, dass die „Scholz-Doktrin“ zur kompletten Neuausrichung der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik, so ablief, wie Sie es zumindest amüsant zu lesen, beschreiben, dann stellt sich zweifelsfrei die Frage nach der Nachhaltigkeit der 100 Milliarden – Entscheidung, denn wozu sonst Gedankenfabrikationen ganzer Universitäten herange-zogen werden, das wird hier von einem „Küchenkabinett“ im Morgengrauen vollzogen. Nicht das auch in solchen mehr oder minder illustren Runden auch Vernünftiges entschieden werden könnte. Doch, um nachhaltige Wirkung in Staat und Gesellschaft eu entfalten, muss doch ein breiter Konsens in Staat und Gesellschaft erreicht werden.

Wenn sich alsbald der „Nebel über dem Schlachtfeld Ukraine“ lichtet und die täglichen Meinungsumfragen nicht mehr die „Verteidigungs- und Schlachtbereitschaft“ und die neu aus dem Nichts ins Fernsehen katapultierten Militär- experten ihre „Battle-News“ dem staunenden Fernsehpubli-kum allabendlich coram publico zum Abendbrot servieren, dann wird sich herausstellen, was die Menschen in diesem Land zur Sicherung ihres Friedens und nota bene ihres Wohlstandes ( wozu auch die warme Stube gehört) bereit sind auszugeben. An Geld, Spirit und Engagement. Oder ob sie den Hape Kerkeling „Ich bin dann mal weg“ vorziehen. Warten wir es ab. – Dr. Detlef Rilling

 

Mit den vielfältigen Informationen und Stellungnahmen, ganz besonders mit „What a day“, habt Ihr ganz Großartiges geleistet. Ich gratuliere und danke sehr dafür. Alles in allem aber fehhlt mir etwas in den laufenden Medienbetrieb zum Ukrainekrieg. Es wird zu viel in Freund-Feind-Kategorien gedacht. Der Gegner soll besiegt, zum Frieden gezwungen werden.Aber Deutschland und Russland sollten aus Brest-Litowsk 1918 und Berlin 1945 gerlernt haben:

Mit Gewalt ist Frieden nicht zu schaffen. Das geht nur mit einander, nicht gegen einander. Was kann oder müsste da heute geschehen? Einige in Hitze des Kampfes schnell vergessene Fakten müssen bewusst bleiben: 1. Russland ist auch Europa, wenigstens zu einem erheblichen Teil. 2. Russen sind auch Europäer, zumindest mehrheitlich. 3. Putin ist Russe, also auch Europäer. 4. Der von ihm befohlene Krieg ist ein Verbrechen. 5. Also ist Putin ein Verbrecher. 6. Aber: Auch Verbrecher sind Menschen. 7. Also ist auch Psutin immer noch ein Mensch und zu einem „christlichen Menschenbild“ gehört vor allem: Jeder Mensch kann sich ändern.

8. Infolge dessen verbietet es sich, in maßlosem Hass auf ihn zu schimpfen. denn: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“- auch wenn er Putin heißt! 9. Sein Tun ist das, was zu verurteilen ist. Mein Wunsch: Sein verbrecherisches Handeln sollte nach Möglichkeit gestoppt werden. Aber wie? 10. Heldenhafter, bewunderungswürdiger Widerstand der Ukraine hat bis jetzt nicht geholfen. 11. Schöne Worte aus allen Himmelsrichtungen haben bis jetzt nicht geholfen. 12. Sanktionen, Drohungen und Waffenlieferungen haben bis jetzt nicht geholfen.

12. All das hat bis jetzt nur die Gewalttaten vermehrt, Zerstörung und Leiden auf beiden Seiten vergrößert. Vermutung: Jedes „Weiter so“ wird auch all das Elend für Beteiligte und Unbeteiligte weiter wachsen lassen. 14. Daher mein Wunsch: Mögliche Kursänderungen versuchen! Welche? Dafür Beispiele: 15. Grundsätzlich Gesprächen mehr zutrauen als Waffen, ohne die es allerdings auch nicht geht. 16. Praktisch bedeutet das: Neutralität gegenüber Russland , gar Nähe zu Putin, darf nicht schon als Kumpanei mit seinen Taten verstanden werden. 17. Von und mit Putin ist mit dem gleichen Respekt zu sprechen, der jedem Menschen zusteht. 18. Er sollte anerkannt werden, als Präsident des größten Staates und der mächtigsten Armee Europas.

19. Er sollte anerkannt werden als Regent eines Volkes, das ihn gewählt (???), getragen (?) und zumindest zwei Jahrzehnte lang ertragen hat und noch erträgt. 20. Die Sorgen Putins um die Sicherheit Russlands vor der Nato sollten ernst genommen werden. Sie sind ja im Kern ein Kompliment für die Wirksamkeit dieses Bündnisses. 21. Überraschende, freundliche aber ernst gemeinte Angebote könnten gemacht werden. Z.B.: a) gleichzeitige Aufnahme von Russland und Ukraine in die Nato – mehr an garantierter Sicherheit ginge doch in dieser Welt für keine der beiden Konfliktparteien!

b) Schaffung eines besonderen Nato-Befehlsbereichs „Europa – Ost“ mit dem höchst ehrenvollen, aber möglichst machtlosen Amt eines „Generalsekretärs“ (o.ä.) namens Putin. c) Wink mit der Möglichkeit eines Friedensnobelpreises. Putin wäre nicht der erste Terrorist mit solcher Karriere (vgl. Arafat , Begin). 22. Der Raum für weitere Phantasie ist unbegrenzt! Mein Wunsch: Diesen unbegrenzten Raum intensiv nutzen, um Frieden zu fördern und zu schaffen! – Helmut Steiner

 

Obwohl russische Truppen in Stellung gingen und laut Selenskyj-Interview „jeder sah, dass eine Invasion bevorstand“ bekam die Ukraine keine Defensivwaffen aus Deutschland geliefert. Begründung: Keine Waffenlieferungen in Krisengebiete. Scholz hat, wie in der Zeit dargelegt, nach der Invasion nur einen Tag gebraucht um umzusteuern: Jetzt werden Waffen sogar in ein Kriegsgebiet geliefert. Vielleicht hätte sich Putin, der durch Worte offenbar nicht zu beeindrucken war, durch eine frühere Zusage von Waffenlieferungen von einer Invasion abschrecken lassen.

Wie dem auch sei, müssen wir uns fragen, warum die Ukraine eigentlich zum Krisengebiet erklärt wurde und wer das zu verantworten hat. Krisengebiete waren Russland und Belarus, aber nicht die Ukraine. In derselben Logik müsste man Politikern, die bedroht werden, den Personenschutz verweigern. Denn sie sind ja Krisenbeteiligte und bei Personenschützern besteht die Gefahr, dass sie ihre Waffen auch anwenden. Hoffentlich lernt man daraus. – Benno Blessenohl

 

In dem sehr anschaulichen Bericht über die bundespolitische Zeitenwende findet sich der Hinweis, Wirtschaftsminister Habeck habe “ seit Monaten für Waffen für Kiew “ geworben. Dies bedarf der Klarstellung: Richtig ist, dass Herr Habeck anläßlich seines Besuchs in der Ostukraine für eine Unterstützung der Ukraine mit Defensivwaffen warb, dann aber im Hinblick auf die verbreitete Ablehnung in seiner Partei kalte Füße bekam und diesen Ansatz nicht weiter verfolgte, ihn vielmehr konsequent aus dem Wahlkampfgeschehen heraushielt.

Seine mangelhafte Prinzipientreue und Standhaftigkeit wurden anläßlich des Parteitags der Grünen deutlich. Zusammen mit seiner Co – Vorsitzenden ließ es zu diesem Thema nicht einmal eine Diskussion zu; ein entsprechender Antrag auf Erörterung wurde bereits im Vorfeld abgebürstet. Im übrigen: Ein interessanter Einblick in die ansonsten von den Grünen gern hochgehaltene Debattenkultur. – Ulf Doepner

 


 

 

Leserbriefe zu „Russlands letzter Kaufrausch“ von Lisa Nienhaus et al.

 

Es tat gut, im Artikel die nüchterne Analyse von Seiten des angesehenen Ökonomen Jens Südekum zur Kenntnis zu nehmen. Denn sollte es tatsächlich so kommen, dass Sanktionen nicht den gewünschten Effekt haben, so wäre das im Grunde genommen als (verhängnisvolle?) Fehlkalkulation des Westens zu werten, so wie der tapfere ukrainische Widerstand als Fehleinschätzung Putins zu werten ist. Wir sollten diese Errungenschaft der Ukrainer nicht aufs Spiel setzen. Lassen wir die Wirkung der Sanktionen also bitte nicht überbewerten!

Erstens: Putin hat vorgesorgt. Die Sanktionen seit 2014 waren in diesem Sinne bereits eine gute Übung. Und zweitens: in Anlehnung an der Analyse Winklers in der gleichen Ausgabe der Zeit muss man festhalten: Putin ist auch in anderer Hinsicht als das National-Extremistische als „Schüler“ Hitlers anzusehen. Nämlich ökonomisch. Hitler wusste, dass er – angesichts der Reparationsverpflichtungen, die den Deutschen nach dem Ersten Weltkrieg auferlegt wurden – zu Autarkie verdammt war.

– Daher zum Beispiel die Anstrengungen, prozesstechnisch im großen Stil Flüssigkraftstoffe aus Steinkohle zu gewinnen. Putin braucht das nicht. – Daher auch die Anstrengung, eine mehr oder weniger geheime Parallelwährung (MEFO-Wechsel) zu etablieren, um – in enger Zusammenarbeit mit den Industriellen Deutschlands – die Kriegswirtschaft führen zu können, (Südekum zu den Russen: „sie arbeiten eng zusammen“ – das ist genau das Gleiche!). Putin braucht keine Parallelwährung (aber die enge Zusammenarbeit hat er abgekupfert).

Schließlich war es für Hitler gut, dass er mit Italien und Japan Verbündete hatte. Mittlerweile steht auch für uns Westler fest: Putin hat China. Zusammen können sie locker eine geschlossene Volkswirtschaft bilden – ohne Abhängigkeit von Dollar und Euro. Sanktionen? Juckt nicht (vorübergehend schon, aber auf Dauer eher nicht). In sofern bin ich für die nächste Zukunft ziemlich pessimistisch. Eigentlich mehr als ziemlich. – Rob Maris

 

Es ist zu hoffen, dass die bisherigen Sanktionen Wirkung zeigen und mit dazu beitragen, den brutalen, völkerechtswidrigen Krieg in der Ukraine zu beenden. Was ich bisher unter den Sanktionen vermisse, ist ein Programm der deutschen Regierung oder der EU, das den erstklassigen, ausreisebereiten und putinkrischen Wissenschaftler in Russland ein Angebot zur Fortsetzung ihrer Forschung in Deutschland oder Europa macht. Überschlagsweise könnte man mit 1 Milliarde Euro pro Jahr 1000 Wissenschaftlern ein Angebot macht. – Prof. Dr. Dietmar Kröner

 

Wir, also die von uns gewählten und beauftragten Politiker und eine auf ständiges Wachstum angewiesene Wirtschaft, wollten es. Wir sind bequem und haben verdrängt, dass man seinen ungehemmten Konsumhunger nicht auf Dauer ungestraft befriedigen lassen kann. Dabei liegen die Lösungen auf der Hand:

Ein Ansatz dabei wäre jetzt endlich eine Landwirtschaft zu beginnen, die nicht auf Überproduktion mit anschließender Lebensmittelvernichtung, Pestiziden, Kunstdünger und genmanipulierten Tieren und Pflanzen ausgerichtet ist. Produziert wird künftig nur noch das, was der Verbraucher wirklich benötigt und bezahlt. Eine kleinteiligere Nahrungserzeugung, die den Landwirten genügend Einkommen ermöglicht. Nennen wir es ,,Food on demand“; die KI macht es sicher möglich.

Energietechnisch wäre es jetzt an der Zeit, die jahrzehntealte Idee von Desertec neu zu beleben. Wollte man bisher nicht, weil fossile Energie zu billig war und die Erwärmung der Erde nicht wirklich ernst genommen wurde. Die Produktion von Wasserstoff und Strom auf dem afrikanischen Kontinent würde den Menschen vor Ort Wohlstand und Demokratie ermöglichen, Abhängigkeiten von China beenden und die Flüchtlingsfrage für alle ganz nebenbei lösen. Wer riskiert schon Tod und Leid, wenn alle Völker der Erde an der jeweiligen Wertschöpfung beteiligt sind und nicht mehr nur einige wenige. Wir sollten überlegen, was uns mehr belastet oder erschreckt: Das Problem oder die Lösung. – Thomas Behrens

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich bin ein Beispiel für gar nichts«“. 118 Minuten mit Christoph Waltz von Moritz von Uslar

 

Wie schön, dass Christoph Waltz in seinen Filmen unterhaltsam ist. – Beate Knecht

 

Inmitten der erdrückenden aktuellen Berichterstattung des entsetzlichen Krieges in der Ukraine tat das Interview mit dem großartigen Christoph Waltz richtig gut. Seine Antworten und Argumentationen sind wirklich überzeugend. Nur: Hollywoods Industrie kann man als 95%igen Schrott bezeichnen, aber darf er dies auch für „…jede andere Industrie“ in Anspruch nehmen? Hier scheint Christoph Waltz etwas über das Ziel hinaus geschossen haben. – Udo KLinner

 

Zunächst finde ich es lobenswert, dass Sie das Interview mit Christoph Waltz nicht als solches bezeichnen. Es handelt sich dann aber auch nicht um ein Gespräch. Es ist vielmehr eine Aneinanderreihung von Fragen, an denen sich Herr von Uslar abarbeitet. Er geht auf Aussagen nicht ein, nimmt keine Bälle auf und wechselt oft sehr abrupt das Thema. Herr Waltz sagt am Schluss, dass er das Gefühl hätte, sie wären nicht auf den Punkt gekommen. Ich muss ihm da zustimmen. Den gesamten Beitrag lang habe ich darauf gewartet, ob dieser Punkt noch kommt. Leider vergebens. – Florian Bauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Es werde nass!“ von Swantje Furtak

 

Vermutlich würde es sich lohnen, wenn die EU/Deutschland den Landwirten mit potentiell naturierbaren Mooren ein Einkommen zahlt, wenn sie die Moore wieder wachsen lassen. Die Kosten für das Entfernen von CO2 und die Schäden durch Klimawandel sind sicher höher. Rohstoffe, die die Moore zusätzlich liefern können, würde die Landwirten motivieren. Die Idee im Bekanntenkreis erwähnt, rief so etwas wie Neidgefühle gegenüber den Landbesitzern hervor. Vielleicht lässt sich das mit dem Jargon Förderung ausschließen. – Axel Wingerath

 

Danke für den wegweisenden Artikel über mögliche landwirtschaftliche Nutzung von wiedervernässten Böden. Allerdings werden durch Vernässung erst sehr langfristig Hochmoore geschaffen. Torfmoose wachsen nur etwa 1 mm je Jahr bei günstigen Verhältnissen. Leider haben die ansteigenden Temperaturen in Verbindung mit geringeren und unregelmäßig verteilten Niederschlägen dazu geführt, dass z.B. in der Rhön die oberen Moorschichten austrocknen und zu Torf werden.

Die Vernässung von möglichst vielen Mooren sollte trotzdem angestrebt werden. Den größten Effekt zur Bindung von CO2 in Mooren würde allerdings das Verbot von Torf erzielen, denn Torf ist abgebautes Moor. Es wird vor allem Hochmoortorf verwendet, der nährstoffarm ist und einen niedrigen pH-Wert hat. Laut Industrieverband Garten e. V. (IVG) wurden 2018 in Deutschland etwa 3,7 Millionen Kubikmeter Torf pro Jahr auf früheren Mooren abgebaut.

Rund 4,1 Millionen Kubikmeter wurden importiert, davon allein 3,5 Millionen aus dem Baltikum- aus entwässerten Mooren. Die Vernässung ehemaliger Moore kommt in Deutschland nur sehr schleppend voran und wegen des zu erwartenden Protestes der Gartenbaubetriebe und Gärtner hat sich die Politik noch nicht an das heiße Eisen „Verbot von Torf“ gewagt. – Adalbert Fischer

 

Wenn es so einfach wäre: ehemalige Sümpfe und Moore fluten und schon löst sich der Klimawandel in Wohlgefallen auf. Sümpfe und Moore sind mit Sicherheit große CO2-Speicher. Schließlich sind die Stein- und Braunkohlelagerstätten daraus entstanden. Doch leider ist die Sache nicht so eindeutig. Pflanzliche Materie wird auch unter anaeroben Bedingungen abgebaut. Dabei entsteht zwar kein CO2, wohl aber Methan, mit einem pro Molekül deutlich höheren Beitrag zur Erwärmung der Atmosphäre, der wiederum durch den schnelleren Abbau kompensiert wird. Wie der Gesamteffekt ausfällt ist umstritten. Jedenfalls sind Sümpfe gewaltige Methanschleudern (o.k., das ist etwas reißerisch).

Exkurs: Meiner Meinung nach ist dies ein gutes Beispiel dafür, dass viele Dinge deutlich komplexer sind, als Menschen es gemeinhin gerne hätten. Wir dürfen nicht aufhören zu denken, sobald wir einen Punkt erreicht haben der unserer Vorstellung entgegen kommt. „Hinterm Horizont gehts weiter“ – Dirk Hoppe

 


 

 

Leserbriefe zu „Brot und Kriege“ von Andrea Böhm et al.

 

Bezugnehmend auf ihre Berichterstattung über die Preissteigerung von Erdöl und Erdölproduktemöchte ich folgende Gedanken entgegenstellen: Es ist weltweit genug Erdöl vorhanden, zumindest noch für viele Jahre. Das Angebot ist noch nicht eingeschränkt, alle Staaten liefern, vor allem Russland, es braucht ja für seinen Eroberungskrieg Geld und bekommt es auch. Für Gas und Öl zusammen hunderte Millionen Dollar oder Euro pro Tag ! Schon aus der Antike haben wir Berichte, wie Spekulanten mit ihren Machenschaften ganze Völker verhungern ließen und so die Geschichte beeinflussten.

Die Preissteigerungen bisher sind reine Spekulation, gründend auf Hysterie und haben als Nutznießer Erdölfirmen, die zwar weniger Umsatz haben aber mehr Gewinn, die Regierungen, die sich über sprudelnde Steuereinnahmen freuen, die Grünen, die in ihrem Kampf gegen die Selbstbestimmung der Bevölkerung ( Autofahrer ) einen großen Schritt weiterkommen und schließlich staatliche Erdölfirmen in Russland, China, Venezuela usw., die so einen Schlag gegen die freie Welt führen können.

Die russischen Ölquellen können nicht wie in Saudi Arabien auf- und zugedreht werden wie ein Wasserhahn. Ein Stopp der Förderung brächte langfristige bis irreparable Schäden mit sich und würde Wirkung zeigen. Putin hat dem gesamten Westen und vor allem Europa den Krieg erklärt, man muss daher der europäischen Bevölkerung erklären, dass erforderliche Maßnahmen auch weh tun können, da wir uns in Wirklichkeit mitten in einem Krieg befinden. – Manfred Köppl

 

Ich würde es sehr begrüßen, wenn sich die Zeit mit dem Thema Getreidepreise, drohendem Hunger und unseren Ernährungsgewohnheiten beschäftigen würde. Ganz akut könnten wir ja relativ kurzfristig den Bedarf an Getreide senken, indem wir auf Fleisch verzichten und damit Getreide als Futtermittel überflüssig machen. Dass das zusätzlich gut für’s Klima wäre – prima Nebeneffekt. Das gilt natürlich auch für andere Fehlnutzungen von Pflanzen, z.B. für Treibstoffherstellung oder Biogasanlagen. Würde Deutschland stattdessen Getreide für den Verzehr produzieren, könnte es was Gutes bewirken. – F. Möckel

 

Diese Hinweise können nicht oft genug veröffentlicht werden, denn gestern waren in einem Netto-Markt in Hillesheim/Eifel sämtliche Toilettenpapiere, Mehl und Speiseöle restlos ausverkauft. Eine einfach unfassbare Dummheit/Hysterie der Bevölkerung. – Wolfgang Kreuss

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Rache der Berggeister“ von Anika Freier et al.

 

Wie gut, dass Sie sich der Sauerei am Lago Izabal annehmen! Der See ist ein einzigartiges Biotop und jede Unterstützung wert. – Ralf Peter Wormsbächer

 

Es tut gut, dass die ZEIT sich des bitteren Unrechts annimmt, das sowohl den Menschen als auch der Natur durch die gnadenlose Ausbeutung der Rohstoffe – hier in Guatemala – zugefügt wird. Endlich ist es einer Initiative gelungen, das Unrecht ans Licht zu bringen. Es geschieht an vielen Stellen täglich im Sinne des Profits: In den Minen in Peru und Bolivien, in Afrika, in Asien. Wir wissen das alles, es ist nur den Konzernen schwer nachzuweisen. Die Machthaber werden bestochen, und wenn sie nicht mitmachen, durch das Militär weggeputscht. Da wir in den Industrienationen Teil des Komplexen sind, muss viel mehr Aufklärung sein. Bitte mehr solcher Artikel, mehr Unterstützung für die kritischen Stimmen.

Es gibt Bücher dazu: „Gold, Öl, Avocados. Die neuen offenen Adern Lateinamerikas“ von Andy Robinson. Über die Verquickung von Konzern und Regierung: „Harte Zeiten“ von Mario Vargas Llosa. Jede soziale Bewegung wird als kommunistisch diskreditiert, mit Korruption und Militär werden die Länder als Hinterhof der USA im Mittelalter gehalten. – Dr. phil. Hannelore Besser

 

Dieser gewagte ZEIT-Artikel bei „WIRTSCHAFT“ hätte auch im Teil „WISSEN“ platziert werden können , denn WISSEN sieht der Soziologe D. Bell als wesentlichen Faktor zur Bewältigung gesellschaftspolitischer und ökonomischer Fragestellungen, z. B. Hierarchie der Vernetzung, herrschaftsorientierte Kommunikation u.a..

Dass die mutigen Redakteurinnen den milliardenschweren „Schweizer“ Bergbau-Giganten Solway als russisch-estnischen Konzern entschlüsseln, ist bemerkenswert aktuell und erschütternd. Wem dieser Artikel unter die Haut geht, dem sei das berührende Buch „Geflochtenes Süßgras“ der US-Schriftstellerin Robin Wall Kimmerer, Wissenschaftlerin, Professorin für Umweltbiologie und Mitglied der Citizen-Potawatami Nation dringend ans Herz gelegt.

Weit über 1 Million Leser haben darin bereits den Namen des Solvay-Konzerns gelesen (im Kapitel „Das Heilige und der Superfund“), der als „Kollateralschaden“ durch Abfallbetten den einst reinen Onondaga See der Indigenen im Bundesstaat New York zu den heute am stärksten verseuchten Gewässern der USA verwandelt hat. Sollte sich aufgrund der großen öffentlichen Aufmerksamkeit der Konzern nun weiter in südamerikanische indigene Orte verlagert haben, an den Izabal, den heiligen See Guatemalas? – Gerda Maria Engert

 


 

 

Leserbriefe zu „»Bild ist nicht der Sündenpfuhl«“. Gespräch mit Johannes Boie geführt von Hannah Knuth und Martin Machowecz

 

Zunächst bin ich der ZEIT unendlich Dankbar, dass das Interview mit Herrn Johannes Boie im Wirtschaftsteil abgedruckt wurde und nicht im Feuilleton. Der Erkenntnisgewinn etwas über Journalismus (und somit im weitesten Sinne über ein Kulturgut) zu erfahren, war ja doch recht überschaubar. – Martin Czajka

 

Jedes Mal, wenn ich Bild-Zeitung höre, verliere ich die Selbstkontrolle, und frage die ganze Welt, WIE KANN MAN SOLCHEN SCHEIS* lesen!!! T’schuldigung, war vielleicht zu heftig, aber jetzt geht mir besser! – Thomas Walter

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer spricht da noch Russisch?“ von Dimitrij Kapitelman und Nikita Teroshin (Fotos)

 

Wie kann es sein, dass die ZEIT im Angesicht einer epochalen Tragödie, die nicht nur die Ukraine, sondern Europa zu überrollen droht, Herrn Kapitelman eine ganze Seite für einen selbstbezogenen und vollkommen nichtssagenden Artikel über das “russische Berlin” zur Verfügung stellt? Was soll die Beschreibung unzusammenhängender Episoden, bei denen der Autor auch noch krampfhaft bemüht ist, ihnen eine amüsante Seite abzugewinnen? Es ist schade um das Papier, das gerade heute seriösen Beträgen, Analysen und Diskussionen vorbehalten bleiben sollte. – Prof. Michaela Böhmig

 

Das „Edelkaufhaus“ liegt an der Tauentzienstraße und nicht am Kurfürstendamm, Herr Kapitelman. – Detlef Rein

 


 

 

Leserbriefe zu „Es ist Krieg. Was tut die Kultur?“ Zusammengestellt von Gerrit Schlaf

 

Nun machen Sie es doch dem Leser nicht so schwer: So klein gedruckt in so langen Zeilen. Das kann man ja nur mit einem Lineal lesen. – Anne Wolff

 

Das ist jetzt ganz dünnes Eis, auf dem einige Kulturchefs da wandeln! Ich bin entsetzt über diese Welle von cancel-culture, über die mutwillige, moralisierende Auflösung langjähriger kultureller Verbindungen. Wie kann man eine KünstlerIn dafür abstrafen, dass sie sich nicht „genügend“ von Putin distanziert? Dostojewski posthum für Putins Krieg büßen lassen zu wollen, welche Anmaßung ; Verbindungen unter Museen zu kappen… sind jetzt alle verrückt geworden?

Es ist eine Sache, selbst auf Geschäfte mit Russland zu verzichten (bravo Chanel, bravo Ikea, bravo Björg), aber eine ganz andere, Künstler erpressen zu wollen, sich von ihrer Heimat abzuwenden. Wenn rusische Künstler sich offen gegen Putin stellen, sind sie zu bewundern. Aber nicht jeder ist gleichermaßen mutig. Wer meint, es selbst in einer ähnlichen Situation zu sein, der werfe den ersten Stein. – Dr. Sabine Korsukéwitz

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Zweifel. Genie und Geschlecht“ von Katharina Menne

 

Ich lese immer gern Ihre Zeitung! Der obige sehr gute Artikel hat mich schmunzeln lassen. Es ist von Erziehern! und Lehrerinnen die Rede, aber die Wissenschaftler konnten (wie im wahren Leben) nur männlich sein! – Liesel Polinski

 

Sie schreiben „obwohl auch Pädagogen längst bemerkt haben müssten, wie sehr die Mädchen aufholen und in Fächern wie Physik, Mathe und Informatik sogar dabei sind, die Jungen zu überholen“. Woher nehmen Sie diese Informationen? Mädchen sind und waren im schulischen Vergleich schon immer (seit Mädchen auf Schulen gehen und es verlässliche Aufzeichnungen zu den Leistungen in historischen Klassenbüchern gibt) „besser“. Nicht bessere Menschen, aber im Leistungsvergleich. Das geht weiter bis in die Unis, auch quantitativ: mehr Mädchen machen Abitur und gehen auf Universitäten oder Hochschulen – nur bei den Doktorand:innen gibt es immer noch mehr Männer als Frauen.

Woran das liegt? Es gibt dazu verschiedene Theorien – hormonell, mehr Bewegungsdrang bei den Jungs oder (was dem Autor meiner Quelle plausibler erscheint): Jungs haben mehr Gelegenheiten sich zu messen – auf dem Bolzplatz, in anderen Sportarten usw. Mädchen hingegen sollen/sollten sich eher zurückhalten, treiben/trieben Hobbys, in denen es um Zusammenhalt geht, weniger um Konkurrenz. Also nutzen sie die Schule, um zu zeigen, was sie können und sich zu messen. Hören Sie doch mal hier rein: https://open.spotify.com/episode/0C0DqrNbxkvoHsteqLZ0AW?si=oYN4MlflSWaNl8IVvV0m3QPaula Oster

 


 

 

Leserbrief zu „»Man denkt in kleinen Schritten«“. Gespräch mit Annaliesa Anderson von Edda Grabar

 

Kommt ein neues Medikament auf den Markt, dann geht immer eine sehr lange Entwicklungsphase voraus, meistens können das bis zu zehn Jahren oder mehr werden. Eigenartig ist nun für mich, dass die Entwicklung des Corona-Impfstoffes in ganz kurzer Zeit geschah, ruckzuck eben mal so ganz nebenbei. Nun frage ich mich, wie das möglich sein kann? Ich bin da echt erstaunt? Ging hier wirklich alles mit rechten Dingen zu? Wir haben mittlerweile ca. 80% der Bevölkerung in Deutsch-land, die geimpft sind. Diese „Impflinge“ sind somit zwischen Tür und Angel zu Pharma-Probanden geworden, ohne dass ihnen das offiziell mitgeteilt wurde. Für mich ist das ein handfester, neuer Missbrauchsskandal? – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Freiraum für Windhunde“ von Amrei Bahr et al.

 

Erst experimentieren, dann auswerten. Um es gleich vorweg zu sagen: Als ich vom Windhundverfahren der Förderung „Freiraum 2022“ gelesen hatte, fand ich das ebenfalls ungewöhnlich, ja vielleicht auch etwas fragwürdig. Aber ich habe gelernt, dass ich nicht alles weiß. Ich habe keine Ahnung, ob das Windhundverfahren funktioniert und nachhaltige Impulse für die Verbesserung der Lehre liefert. Aber ich weiß, wie man es herausbekommt. Indem man es ausprobiert.

Ich war Teilnehmer bei zwei Think Tanks der Stiftung Innovation in der Hochschullehre und dort wurden mehrfach angeregt, kleine, dynamische Förderungen zu ermöglichen. Mut zum Ausprobieren, Mut zum Scheitern, Agile Förderung. Bedenke was Du wünscht, aber diesen Wunsch sehe ich hier erfüllt. Und da es verschiedene Förderformate gibt, ist es immer die Aufgabe bei Antragstellung auf die Passung mit den eigenen Vorstellungen und Möglichkeiten zu achten.

Es gibt Ausschreibungen, die große, gut geölte Organisationen mit etablierten Partnern für Verbünde bevorzugen. Bei „Freiraum“ sind statt der Tanker vielleicht die Schnellboote im Vorteil? Oder werden die Tanker doch erfolgreich sein? Wo gehen die Fördergelder hin und passt das zu den Studierendenzahlen? Diskutieren wir doch darüber und zwar anhand von Zahlen. Für die Förderlinie „Hochschullehre durch Digitalisierung stärken“ hat die Stiftung eine statistische Auswertung der Förderentscheidung veröffentlicht und ich bin sicher, das wird es für „Freiraum“ auch geben. – Prof. Dr. Marco Winzker

 


 

 

Leserbrief zu „Und nun zum Sport“ von Matthias Krupa

 

Macrons bisherige Handeln nun als persönliche Niederlage wegen der Aggression Russlands zu titulieren, kann sogar als Zweifler seiner Politik nur als journalistische Dummheit erklärt werden. Keiner, wirklich keiner, aber am allerwenigsten Journalisten mit ihrer teilweisen geringen Sachtiefe haben dieses Kriegsverbrechen kommen sehen oder sehen wollen. Geradezu putzig ist dann der krupaische Widerspruch, dass sich Macron durch den russischen Angriff bestätigt sieht. Oder verlangt Krupa posthum eine vorauseilende militärische Intervention Macrons? – Jürgen Dressler

 


 

 

Leserbrief zu „Unsere Ohren waren verstopft“ von Volker Weidermann

 

Ich muss gestehen, dass ich die genannten Bücher nicht kenne, aber aus Ihrem Artikel, aus der Rede von Prof. Schlögel und aus den Interviews mit Wolodymyr Selenskyj und Swetlana Tichanowskaja geht jedenfalls meines Erachtens klar hervor, was jetzt zu tun ist: Nicht nur Wirtschaftssanktionen und humanitäre Hilfe sind nötig, sondern auch eine militärische Unterstützung, die dazu führt, dass Putins Truppen die Ukraine wieder verlassen. Wenn dazu Flugzeuge und Bodentruppen notwendig sind, sollten sie zur Verfügung gestellt werden.

Es ist legitim und meiner Meinung nach zur Verhinderung weiterer Angriffskriege sogar geboten, Putins Truppen auch unter Einsatz von Truppen anderer demokratischer Staaten aus der Ukraine zu drängen. Was die Furcht vor dem Einsatz von Atomwaffen betrifft: Wenn Putin rational handelt, wird er keine Atomwaffen einsetzen; wenn er aber nicht mehr zurechnungsfähig ist, können nur seine eigenen Leute ihn stoppen, nicht Appeasement seitens der Demokratien. – Dr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbrief zu „ZEIT für Geld“ von Mona Linke

 

Vielen Dank für Ihre Ausführungen. Ich finde es toll, dass Sie diese Rubrik aufgemacht haben. Gemessen daran, dass ich die Zeit abonniert habe und nicht irgendein anderes Blatt, würde ich mir etwas mehr Weitsicht bzw. Differenzierung wünschen. Dies hatte ich bereits in Ihrem Artikel zur Nachhaltigen Geldanlage vor ein paar Wochen angemerkt. Lassen Sie uns inhaltlich werden: Die angeführte Argumentation hinsichtlich ETFs ist vollkommen richtig. Kostenoptimierte Geldanlage ist die richtige Konsequenz einer Geldanlage in Deutschland, die im wesentlichen von bankeninduzierten Fonds geprägt war (DWS, Deka, Union usw.).

Woher allerdings die Mär kommt, dass ein aktiver Fonds zehn Jahre in Folge den Markt zu schlagen hat, erschließt sich nicht. Mal werden aktive besser sein; mal passive. Das ist doch eher ein Philosophiefrage. Möchten Sie Chancen suchen oder einfach nur die Marktrendite mitnehmen. Möchten Sie nachhaltig Geld anlegen oder einfach nur die Marktrendite mitnehmen. Möchten Sie nicht nur langfristig Geld anlegen, sondern gern auch mittelfristig. Aktive Fonds setzen in dem Fall nicht zur selben Zeit auf steigende und fallende Kurse, sondern mischen Anleihen, Rohstoffe oder Cash-Positionen bei. Von sogenannte Mischstrategien gibt es im passiven Segment nur zwei sinnige. Da kann ein Blick auf die aktive Seite Vielfalt bringen.

Aktive Mandate sind teurer. Vollkommen richtig beschrieben. Die TER ist dabei bereits von den ausgewiesenen Renditen abgezogen. In der Folge dieser Logik würden aktive Fonds weniger Rendite machen. Das führt dann zu verschiedenen Endbeträgen. Wenn beide Fonds fünf Prozent erwirtschaften, ist das Ergebnis gleich groß. (Stichwort: BVI Methode) Bei den Ausgabeaufschlägen wirkt es dann polemisch. Würde Sie einen ETF in einer der deutschen Hausbanken kaufen, würden ebenso Ausgabeaufschläge anfallen. Genauso könnten Sie einen aktiven Fonds bei einen Onlineanbieter erwerben und keine AA schlagen.

Auch eine comdirect zum Beispiel rabattiert nicht über alle ETFs die Ausgabeaufschläge, sondern immer nur über eine bestimmte Auswahl. Das ist bei anderen Onlineplattformen ähnlich. Abschließend: Wenn Sie Sekundärliteratur bemühen, werden Sie ein paar Argumente finden, die ETF in einem kritischeres Licht rücken. Im Sinne der beiseitigen Meinungsbildung könnten Sie die auch gern anführen. Denn Sie wissen ja: einseitige Meinungsbilder sind nicht nur bei der Geldanlage als schwierig zu bewerten. Vielen Dank für Ihre Mühen. – Robert Seifert

 


 

 

Leserbrief zu „Die Russen kommen“ von Christine Lemke-Matwey

 

.. ein Schlüsselsatz, an dem ich mich seit 15 Jahren mit einem Projekt ab arbeitee; die letzten Korrekturen am Morgen des 24.2.22, als mich die Nachrichten aufschrecken ließen…

2007, im Kultursommer Rheinland-Pfalz: GemeinschaftsKunst/Ausstellung/Aktionen mit Stipendiaten aus der ExUdSSR und der Künstlergemeinschaft Neuwagenmühle: mein Beitrag „Wege einer deutschen Familie nach und in Russland und wieder zurück“. Transportable Installation, in Bad Ems, Kördorf und Ergeshausen, dazu Texte.

Meine Vorfahren sind „nach den napoleonischen Kriegen“ vom dänischen Schleswig übers Meer nach Livland ausgewandert, als Schiffbauer…als Handwerker weiter über Riga nach Pleskau, dann nach Samara zum Bau der TrabsSib, zurück nach Pskov über Byalistock –bis zur Flucht 1917/19. In der mecklenbg.Heimat meiner Großmutter (sie war nur 4 Jahre von dort weg) wurde ihr und den kleinen Kindern dieser Satz entgegenge- schleudert, die Kinder wegen der fremden Kleidung verspottet. Mein Großvater, mit urdeutschem Namen und perfekten Sprachkennt- nissen, war 50 Jahre nach seinem Tod bei den Einheimischen noch als „der Russe“ bekannt, als ich nach ihm fragte.

Mein Vater blieb nach der amerik.KriegsGefangenschaft im Westen. Ich bin hier Ende der ’40er geboren und aufgewachsen. Ein Heimatgefühl (mit dem ich mich seit 2015 auseinandersetze) ist mir fremd, zumal Mutter und Großmutter aus Schlesien stammten, Besucher kamen u.a. aus dem Baltikum…bei meiner weiteren Recherche fand ich Vorfahren, die von der Steiermark über Polen nach Estland ausgewandert waren- eine Kette von Emigrationen. Ich bin die erste seit 200 Jahren, die (wieder) in ihrer Geburtsstadt lebt.

Mein Russlandbild war positiv geprägt, es war und wurde ein Sehn- suchtsland, eine Reise immer wieder unmöglich, der letzte Anlauf 2020 durch die Pandemie zunichte gemacht. Auch mein Vater konnte seine Geburtsstadt nicht besuchen, im Gegensatz zu seinem Halbbruder, der bei der estnischen Mutter aufwuchs und nach Canada emigrierte.

Die vielen Geschichten, Aufzeichnungen, Chroniken und Daten sind bei mir als letzte ‚Hinterbliebene‘ von beiden Seiten zusammengekommen, ich habe sie für meine Kinder sortiert und zusammengefasst, z.Zt.über 40 Porträts gemalt und eine LandKarte mit den Spuren entworfen ….ei- gentlich sollte eine Bildergeschichte daraus werden… Und jetzt hat dieser Projekttitel wieder denselben erschreckenden Klang wie in meiner Kindheit und Jugend im kalten Krieg und meine Hoffnung, daß sich alles „zum Guten“ entwickelt, wird zunichte gemacht. In Kultur- Künstlerkreisen wurde seit Jahren an der ‚Völkerverständigung‘ gearbei- tet- alles umsonst? – Gudrun Marie Schecker

 


 

 

Leserbrief zu „Das blasse Leuchten“ von Antonia Baum

 

Wie schön, Frau Baum, dass an jenem Morgen Ihre Kunstfigur streikte! Und wie schön, dass ich so die nicht erdachte, die ganz real mitfühlende Antonia Baum kennen lernen durfte, die sich in den Widersprüchen menschlichen Fühlens und Denkens auskennt, weil sie sich mit diesen persönlich auseinandersetzt. Vielen Dank dafür! – Eckhard Heumann

 


 

 

Leserbrief zu „Rückkehr ins Hirn“ von Thomas E. Schmidt

 

„Das Haupt ist seinem Platze nach immer vorn, ist der Versammlungsort der abgesonderten Sinne und enthält die regierenden Sinneswerkzeuge in einem oder mehreren Nervenknoten, die wir Ge-hirn zu nennen pflegen.“ (Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter) Wer im „Dritten Reich“ als Künstler nicht auf Schmusekurs mit der NS-Ideologie war, der hatte ausgepin-selt, der wurde mit einem Berufsverbot belegt, der durfte nicht mehr ausstellen, der wurde bedroht oder auch auf Nimmerwiedersehen „abgeholt“!

Diese Hitler-Regierung ging damals mit allen Men-schen ziemlich brutal um und wer trotzem nicht hören wollte, der wurde brutal umgebracht! Jetzt in den Pandemiejahren, da hatten wir es, speziell die Künstler, auch nicht gerade einfach, vielen blieb nur die Möglichkeit sich umzuorientieren, so dieses auch möglich war! Wir versuchten das beste draus zu machen und bieten seither unsere Schaufenster-Ausstellungen im KM15 in Aben-berg an. Geld ist damit leider nicht zu verdienen! „Manche Köpfe sind so klein, dass nur ordentlich gefaltete Gedanken darin Platz haben.“ (Sonja M. Grass, *1959, österreichische Schriftstellerin & Aphoristikerin) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Männer, die auf Jachten starren“ von Ingo Malcher

 

Die russischen Oligarchen profitieren von einem Rechtssystem, dass es den Reichen ermöglicht, ihr Eigentum zu verschleiern und dem staatlichen Zugriff – z.B. durch Besteuerung – zu entziehen. Wirklich treffen wird man sie nicht können, höchstens ein wenig symbolisch. Im Gegenteil ist davon auszugehen, dass sie, zusammen mit anderen Investoren an den beschlossenen Rüstungsausgaben den Grundstock für weitere Jachten „verdienen“ werden. Zahlen werden das die Normalbürger und vor allem die Ärmeren, für die halt dann an staatlichen Leistungen weniger übrig bleibt, denn eine angemessene Beteiligung der Reichen wird nicht nur die FDP zu verhindern wissen.

Natürlich könnte man vieles anders regeln und für mehr Transparenz bei Firmenbeteiligungen und ganz leicht bei Grundeigentum sorgen, was im Übrigen auch das organisierte Verbrechen treffen würde. Aber man müsste es auch wollen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich halte die Ertüchtigung der Bundeswehr für erforderlich. Ich halte diese allerdings auch für eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, für die nicht die einen zahlen und an der die anderen verdienen sollten. – Kurt Geischberg

 


 

 

Leserbrief zur Infografik „Auf die Schnelle“ von Cyprian Lothringer (Infografik) und Julia Nolte (Recherche)

 

In obiger Ausgabe berichten Sie im Wissen-Teil über Formel-1-Fahrzeuge. Unter „Sicherer“ steht, dass der Überrollbügel einem Druck von 12t widerstehen muss. Frage: Ist das viel oder wenig? Antwort: Es ist Blödsinn. Die Einheit Tonne ist eine Masse-Einheit. Da drückt gar nichts. Selbst wenn man diese Masse mit der Erdbeschleunigung 9,81 m/s^2 multipliziert, ist das eine Kraft und kein Druck. Druck ist Kraft durch Fläche. Einheit: N/m^2

Als ich in der Berufsschule für Augenoptiker lernen musste, dass das Nahteil eines Bifokal-Glases mit einem Druck von 6t verschmolzen wird, hat mich das damals schon aufgeregt. Leider hat sich in den letzten 40 Jahren nichts gebessert. Wenn so ein Einheiten-Schwachsinn in einer Boulevardzeitung steht, erwarte ich nichts Besseres. Von dem Zeit-Wissen-Teil allerdings hätte ich mehr erwartet. – Reinhard Lehmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Heiter bis glücklich“ von Claire Beermann im ZEIT Magazin

 

Ich bin mir sicher, dass Sie in Ihrer Kolumne „Heiter bis glücklich“ bei der Abfassung des Artikels über die Smartphone“verweigerung“ von Anke Engelke wahrscheinlich durch Hämmern an Ihrer Wohnungstür zu dem mehr als unverschämten Begriff „leicht behämmert“ veranlasst wurden. Wenn das nicht der Fall war, kann ich Ihre Verspottung der Smartphone“enthaltsamkeit“ von Anke Engelke nur für „schwer behämmert“ bezeichnen. Heiter und glücklich waren wahrscheinlich nur Sie. – Hans-Dieter Seibel

 

Ich beziehe mich auf Ihren Satz zum Outing von Anke Engelke im ZEIT.MAGAZIN No. 11 Seite 6: „Aber auch harmlose Radikalität hat leider immer etwas leicht Behämmertes“. Diese Einschätzung der Vorliebe einer anderen Person hat allerdings „etwas schwer Überhebliches“ an sich! Vermutlich gehören Sie zu den Menschen, die ihr gehobenes Selbstwertgefühl vom Smartphone ableiten, vermutlich einem iphone (d’runter geht’s ja gar nicht)!

Zu denen, die sich ausgestoßen vorkommen, wenn sie nicht alle 5 Minuten irgendeine „behämmerte“ Nachricht (alternativ auch „lustige“ Bilder) oder wenigstens eine überflüssige Werbung erhalten. Ist Ihnen eigentlich klar, dass das Smartphone entwickelt wurde, damit die Wirtschaft noch tiefer in das Privatleben des Einzelnen eindringen kann? Jeder darf, anders als in Russland zurzeit, auf seine Weise selig werden. Aber Personen, die kein Smartphone wollen, in der ZEIT (also öffentlich) als „behämmert“ hinzustellen geht eindeutig zu weit. Das sollten Sie sich einmal genau überlegen. – DI Günther Lettau

 

Sie schreiben auf Ihrer Seite 6 des Magazins eine kurze Notiz zu einem sehr schönen Foto von Anke Engelke: BLa, bla bla …“Mann kann das süß und achtsam finden, wie Flaschenpost oder Kutschefah-ren. Aber auch harmlose Radikalität hat leider immer etwas leicht Behämmertes.“ Wie borniert und beleidigend, mal eben so. Was für ein schnöseliger Kommentar unter einem so wunderbaren Foto einer intelligenten Frau, die einfach nicht in Ihr Weltbild passt. Ich finde Ihren Kommentar behäm-mert. – Jutta Esser

 

Im neuesten Zeit Magazin schreiben Sie auf S. 6 über Anke Engelke, die kein Smartphone besitzt. Ich selbst habe ebenfalls kein Smartphone und empfinde das keinesfalls als Mangel. Ihre Aussage, dass so etwas „etwas leicht Behämmertes“ hätte, empfinde ich als übergriffig und nicht akzeptabel! Achten Sie bitte auf Ihre Wortwahl! – Dr. Jürgen Hagemeyer

 

Ich finde Ihre Seite oft amüsant, aber diesmal habe ich mich ein bisschen geärgert. Anke Engelke, eine der witzigsten, klügsten und vielseitigsten Frauen, die in der Unterhaltungsbranche unterwegs sind, abzumeiern, weil sie – shocking! – kein Smartphone benutzt, erscheint mir leicht behämmert. Finden Sie das echt so ungewöhnlich? Vielleicht weise ich ja auch Züge harmloser Radikalität auf: Aber ich habe jetzt extra in alte Hefte geschaut und keines gefunden, wo die vorgestellten Personen so kritisch dargestellt wurden, auch wenn sie deutlich bizarrere Verhaltensweisen zeigen. Anke Engelke wird es verkraften. War aber trotzdem unnötig. Bleiben Sie heiter bis glücklich! – Andrea Teupke

 

Durch sie habe ich nun erfahren, dass mein Leben ohne Smartphone eine „harmlose Radikalität“ sei, diese harmlose Radikalität aber „immer etwas leicht Behämmertes“ habe. Es freut mich, dass Die Schauspielerin Anke Engelke ebenfalls kein Smartphone hat. Dass sie ebenso notiert, „wo sie aus- und umsteigen muss.“ Genau das hat meine Frau Gestern auch gemacht, weil wir mit dem Zug von Passau nach Nantes möchten um zu dem in der Bretagne gemieteten Ferienhaus zu kommen. Bisher wusste ich nicht, dass es etwas Radikales hat kein Smartphone zu besitzen. Für mich stand von jeher im Mittelpunkt mit anderen Menschen zu sprechen.

Wenn der unmittelbare Kontakt nicht möglich ist, reicht mir bis heute ein Festnetzanschluss. In einem der Marseille Krimis von Jean Claude Izzo lehnt ein alter Araber sogar die Anschaffung eines Telefons ab, weil er befürchtet, dass seine Kinder ihn dann nicht mehr so oft besuchen. Soweit kann man also auch gehen. Und die Aussage hat durchaus Gehalt. Mit dem Siegeszug des Smartphone begann der Niedergang menschlicher Kommunikationskultur.

Diese Technik führt nicht zu mehr Kommunikation, sondern zu weniger. Etwas zutiefst Privates, das Gespräch mit einem anderen Menschen, wird laufend in der Öffentlichkeit prostituiert, ohne dass dies im Geringsten wahrgenommen oder reflektiert wird. Ich bin ein alter Caféhaus Besucher und beobachte seit Jahren, dass die Menschen ohne die Hilfe einer Plastikschachtel nicht mehr dazu in der Lage sind ein Gespräch zu führen.

Nicht selten wird intensiv die Schachtel mehr oder minder zärtlich verwöhnt, aber nicht der Mensch, der dabei ist. Schweigen zwischen den Menschen, die an einem Tisch sitzen. Wieso bitte dann eine Verabredung zum Café? Gibt die Schachtel gar ein Geräusch von sich, hat der Mensch, der mit am Tisch sitzt erst recht ausgedient, denn dann ist ein nicht anwesender Mensch plötzlich ein ausführliches Gespräch wert. Sehr geehrte Frau Beermann, ich habe da ganz andere Wertvorstellungen von menschlicher Kommunikation.

Sollte irgendjemand auf die Idee kommen und mir ein Smartphone schenken, werde ich diesen Gegenstand auf den Boden legen und ein Tänzchen darauf aufführen. Sie werden es nicht glauben, aber ich vermisse diese Technik nicht im Geringsten. Es wirkt sich nicht negativ auf meinen Gemütszustand aus. Übrigens, sollten sie mal Probleme mit dem Smartphone bekommen, die Kurklinik der Barmherzigen Brüder in Schärding bietet Entzugskuren für Smartphone Besitzer an. Sie haben mit ihren flapsigen Bemerkungen Menschen, die nicht mit dem Mainstream schwimmen, in grober Weise verunglimpft. In einer Publikation wie der Zeit hat diese Art Journalismus eigentlich keinen Platz. – Eduard Kelsch

 

Wie immer eröffne ich die Lektüre Ihrer Zeitung mit dem Magazin. (Zeit Magazin No 11 vom 10.3.2022, Seite 6 – Heiter bis glücklich) Hier wird thematisiert, dass die Schauspielerin Anke Engelke kein Smart-phone besitze. Mich konsterniert in diesem Text der letzte Satz: „Aber auch harmlose Radikalität hat leider immer etwas leicht Behämmertes.“ Ihm geht das Harmlose völlig ab. In anderen Kontexten weht vergleichbaren Verlautbarungen schnell ein ordentlicher Shitstorm ins Gesicht. Vielleicht bleibt er Frau Beermann erspart, weil alle außer mir ihre Ironie erkannt haben. – Dietrich Heuer

 

Nachvollziehbar kann man die Frau Engelke in ihrer harmlosen Radikalität in Sachen Flaschenpost usw.“etwas leicht Behämmertes“ zuordnen, aber mehr noch finde ich das zutreffend für die unbrauchbare Gabel von Frau Kamprani. Auch Kunst oder was man dafür hält kann behämmert sein, nur traut sich das kaum jemand sagen und ich wage mich da aus dem Busch und bin auch gleich wieder da drin. Der begleitenden Notiz entnehme ich, dass Frau Kamprani eine Serie zu dem Thema“ unbrauchbare Gegenstände“ entworfen hat. Eine gute Steigerung von behämmert fällt mir leider nicht ein. – Hans-Georg v.Bechtolsheim

 

Ja , es gibt sie noch, die Smartphone-losen Menschen, Ü-60, Ü70, die sich lieber ein Zeit-Abo leisten als ein teures Smartphone + Vertrag. Ich dachte, ich lese nicht richtig: Ihr Kommentar zu Anke Engelke. Was ist denn daran behämmert, wenn man sich Aus-und Umsteigezeiten notiert, mit Pfeilen , Plänen etc. ? Geht doch viel besser in den Kopf, was man mit der Hand schreibt. Wissen Sie das denn nicht? Kann Ihnen jede Grundschullehrerin erzählen.

Ich hab’s schon selber erlebt, dass Menschen mit Smartphone in der Hand, Zugpläne oder Wagenstandsanzeiger nicht mehr lesen konnten, und dann statt in Binz sonst wo gelandet sind. Das passiert mir mit meinen behämmerten Zetteln nicht. Jeder blöde Cappuccino wird fotografiert, aber Atlanten zu „lesen“ oder im Printlexikon etwas nachzuschlagen – Fehlanzeige. Zudem ist Anke Engelke, so lustig sie auch vor der Kamera sein mag, eine sozial engagierte Person und weit davon entfernt, sich aus lauter Koketterie als Nicht-Smartphone Besitzerin zu outen. Ihre Überlegung, kein Smartphone besitzen zu wollen, ist sicher eine reflektierte Entscheidung.

Ich meine, Ihr Kommentar, Frau Beermann, geht zu weit und liegt im Ton völlig daneben (und in der Sache auch). Sie verunglimpfen damit den Teil der Bevölkerung, der sich noch immer ohne Smartphone durchs Leben schlägt. Übrigens, haben manche auch kein Geld dafür. Behämmert, weil sie arm sind? – Olivia Kelsch

 

Leicht behämmert ist nicht die „harmlose Radikalität“ von Anke Engelke, sondern Ihr einfältiger Kommentar. „Harmose Radikalität“? Das Aufzeichnen von nützlicher Information mit Hilfe von Stift und Papier ist heutzutage radikal? Du meine Güte, wie sind Sie denn drauf, Frau Beermann? P.s. Ich habe immer meinen Taschenkalender bei mir und einen Stift. Ich schreibe alles – heute zu tun, Telefonnummern und wo ich umsteigen muss – mit dem Stift in das Buch.

Ich zeichne sogar meine Eindrücke in Form von Skizzen in ein Skizzenbuch, wenn ich reise. (fotografiere nicht). Besitze ein antiquarisches iPhone 10.3.4. Vor einigen Jahren habe ich das allererste iPhone meiner Tochter übernommen. Funktioniert noch prima. Süss, achtsam (???), harmlos aber dermassen radikal! – Barbara Hasenmüller

 

Drei Viertel dieser Seite sind entbehrlich, es ist schade um den Platz und der ZEIT nicht würdig, dass hier so ein Unsinn offenbart wird! Zudem wird hier noch die Schauspielerin Anke Engelke ob Ihrer Art der Reiseplanung und -Orientierung beleidigt, das zeigt den schlichten Geist der Verfasserin. – Dr. Gert Schutovits

 

Vielen Dank, dass ich durch Sie endlich weiß, in welche Kategorie ich gehöre, nämlich, „leicht be-hämmert“. Ich gehöre auch zu diesen Smartphone-Verweigerern, aus verschiedenen, für mich sehr stichhaltigen Gründen. Haben Sie sonst keine interessanten Themen für Ihre Kolumne, als dass Sie dieses Thema in Zusammenhang mit Anke Engelke verhöhnend aufgreifen müssen? – Johanna Rödiger

 

Im Zeitmagazin vom 10.03.2022 wird in der Rubrik „Heiter bis glücklich“ berichtet, dass die Schauspielerin Anke Engelke in der Vogue angegeben habe, kein Smartphone zu besitzen. Kommentar der Autorin: „Man kann das süß und achtsam finden, wie Flaschenpost oder Kut-schefahren. Aber auch harmlose Radikalität hat leider immer etwas leicht Behämmertes.“ Wenn Frau Engelke laut ZEIT in der Vogue angibt, sich ohne Smartphone mit selbst hergestell-ten Skizzen und Plänen gründlich auf Reisen vorzubereiten, statt im Vertrauen auf das Smart-phone drauflos zu fahren, halte ich das für ein durchaus inspirierendes Vorbild. Wer ist also hier „behämmert“?

Mich stimmt es gar nicht „heiter bis glücklich“, dass im Zeitmagazin jetzt zur Publikumsbe-schimpfung gegen Menschen übergegangen wird, die sich bewusst gegen das Smartphone ent-schieden haben. Schließlich gibt es dafür sehr nachvollziehbare ethische, datenschutztechnische und pragmati-sche Gründe. Abgesehen davon, dass nicht jede Innovation Fortschritt bedeutet und Kritik an den Auswüchsen unserer Mainstream – Netzgesellschaft pauschal in die Ecke der Fortschritts-verweigerung einzuordnen, einfach zu billig ist. Übrigens ist Kutschefahren ein sehr schönes Hobby! – Dr. Regine Köhler

 

Anke Engelke fand ich schon immer schlagfertig, klug, witzig – und nun, da sich sich geoutet hat, kein Smartphone zu besitzen, ist sie mir noch ein Stück mehr ans Herz gewachsen. Ich habe nämlich auch keins. Ganz schön behämmert, oder, Frau Beermann? Sie, die Sie uns Woche für Woche unter der Rubrik „Heiter bis glücklich“ Modelabels, neue Platten oder Deko-Ideen weit entfernt vom Mainstream empfehlen, machen sich lustig über Menschen, die sich gegen den Mainstream und aus guten Gründen für ein Leben ohne Smartphone entscheiden?

Logisch ist das nicht. Dave Egger, berühmter Schriftsteller, und Yuval Noah Harari, Historiker und Philosoph, haben auch beide, unabhängig voneinander, vor einigen Monaten der ZEIT erzählt, kein Smartphone zu besitzen. Einfach mal nachlesen, lohnt sich! Ich jedenfalls lebe gut „ohne“ und fahre trotzdem nicht – wie Sie nun sicherlich annehmen – mit der Pferdekutsche zur Arbeit! – Doris Heid

 

Nachvollziehbar kann man die Frau Engelke in ihrer harmlosen Radikalität in Sachen Flaschenpost usw.“etwas leicht Behämmertes“ zuordnen, aber mehr noch finde ich das zutreffend für die unbrauchbare Gabel von Frau Kamprani. Auch Kunst oder was man dafür hält kann behämmert sein, nur traut sich das kaum jemand sagen und ich wage mich da aus dem Busch und bin auch gleich wieder da drin. Der begleitenden Notiz entnehme ich, dass Frau Kamprani eine Serie zu dem Thema“ unbrauchbare Gegenstände“ entworfen hat. Eine gute Steigerung von behämmert fällt mir leider nicht ein. Ihnen ein schöner Gruss und meine Hoffnung, dass Sie „subversivem Design“ dieser Art auch nicht viel abgewöhnen können. – Hans-Georg v.Bechtolsheim

 

Im Magazin Nr. 11 (10.3.2022) fand sich auf der normalweise heiteren Seite „Heiter bis glücklich“ ein bemerkenswerter Seitenhieb. Anke Engelke wurde dort mal eben als „behämmert“ bezeichnet, ein-fach nur weil sie kein Smartphone nutzen möchte. Abgesehen davon, dass unterschiedliche Ansichten eher selten das Recht geben, andere zu beleidigen, scheint mir der unkritische Glaube an moderne Digital-Technologie mittlerweile befremdlich aus der Zeit gefallen.

Digitale Nativität für sich zu bean-spruchen funktioniert eigentlich schon seit Edward Snowden, spätestens aber seit Diagnosen wie „In-fokratie“ (Byung-Chul Han) oder „Digitaler Kapitalismus“ (Philipp Staab) nicht mehr gut. Natürlich ge-hören derart düstere Gedanken nicht auf die Seite „Heiter bis glücklich“, aber vielleicht finden sich zum Ausgleich ein paar versöhnliche Worte Frau Engelke betreffend? – Andreas Leue

 

Für den Satz „Aber auch harmlose Radikalität hat leider immer etwas leicht Behämmertes“ über Anke Engelke entschuldigen Sie sich bitte bei der nächsten Gelegenheit an der gleichen Stelle klar und deutlich. – Klaus Werner

 

In Zeit Magazin Nr. 11 habe ich Ihre Seite „Heiter bis glücklich“ überflogen. Ich verstehe: Die Seite muss irgendwie voll werden. Nur leider zeugt es nicht gerade von Intellekt und Toleranz, Frau Engelke ob ihrer „harmlosen Radikalität“ etwas „leicht Behämmertes“ zu unterstellen. Sie sagte: „Ich weiß einfach, was für mich besser ist.“ Kann man ihr das zugestehen? Oder geht man so mit SpielverderberInnen um, die den eigenen, evtl. unreflektierten Umgang mit den Wundern der modernen Technik scheinbar in Frage stellen? Was alle tun, kann ja schließlich nicht verkehrt sein.

Ich (51) hab auch kein Smartphone. Ich stehe nicht in der Vogue und nicht vor der Fernsehkamera, insofern interessiert das keinen. Aber dass der Besitz und die Nutzung von Smartphones nicht nur Vorteile hat, das wissen Sie auch. Nur ein Stichwort: Einsatz von Kindersklaven, um die Zutaten wie „Seltene Erden“ zutage zu fördern. Bravo, Anke Engelke! Hat die Radikalität eines Muhammad Ali, der während des Vietnamkriegs den Wehrdienst verweigerte und deswegen vom Boxverband gesperrt wurde und damit seine besten Jahre als Boxer opferte, auch etwas „leicht Behämmertes“? Ich glaube, dass die leicht Behämmerten mehr für die Menschheit geleistet haben und leisten als diejenigen, die mit immer mit dem Strom schwimmen. – Konrad Riedl

 

Ich empöre mich maßlos über Frau Claire Beermann, die der Ausgabe 11 des ZEITMAGAZINs über Anke Engelke herzieht wegen ihrer Smartphoneverweigerung. Es ist eine bodenlose Frechheit von einer wahrscheinlichen digital native, eine Frau, die sich offenbar auf ihre Weise im Leben und in der Geographie zurechtfindet – die im übrigen auch die meine ist – , als „harmlose Radikale“ zu bezeichnen und ihr Vorgehen als „leicht behämmert“ zu empfinden. Daraus spricht dümmliche Arroganz einer Jüngeren. (Das Werk der Frau Engelke ist mir gänzlich unbekannt.) – Andreas Berthoud

 


 

 

Leserbriefe zu „Über eine grenzwertige Fernsehdiskussion und die eigene Verortung im politischen Spektrum“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Dieses mal haben Sie sich leider als eher nur vom Hörensagen informiert gezeigt, anders als sonst. Beispiel 1: „Dort [in Russland, RWD] müssen Journalisten allerdings um ihr Leben fürchten“. Aha. Schauen Sie doch einmal einfach nach, in welchem Land am häufigsten Morde an oder Gewalttaten gegen Journalisten verübt werden. Absolute Zahlen bei Morden: Führend Mexiko, Russland abgeschlagen (Wikipedia); in Relation zur Bevölkerungszahl noch abgeschlagener.

Beispiel 2: Inflationäre Nazi-Vorwürfe: Da haben Sie sicherlich recht. Nur lesen Sie Ihre „Zeit“ anscheinend nicht aufmerksam genug, dann wäre Ihnen folgende nette Vervollständigung und Stützung Ihrer These zugefallen: „Der derzeit größte faschistische Staat Europas, der für sich einen exklusiven Siegerstatus im Zweiten Weltkrieg beansprucht, klagt die Ukraine des Neonazitums an“ (Ivanna Klympush-Tsintsadze und Oleksandr Merezhko [führende ukrainische Abgeordnete]:

Wladimir Putin und die Ukraine: Ein Volk? Zeit Nr. 7, https://www.zeit.de/2022/07/wladimir-putin-russland-ukraine-aufsatz). Ich hätte übrigens niemals gedacht, dass ein Beitrag dieser Primitivität und dieses Stils – „Stürmer“-Niveau – in meiner, der anspruchsvollen „Zeit“ jemals erscheinen könnte. Mit Schmidt wäre das kaum durchgegangen. Verzeihen Sie meinen polemischen Unterton. Wo alle einer Meinung sind, werde ich misstrauisch … Insofern bleibt Ihr Fan – Dr. habil. Roland Wagner-Döbler

 

Ihre Kolumnen finde ich gut. Ich bin Putin-Versteher. Das klingt jetzt sehr kompakt, aber daran sind Sie schuld. Man solle beim Schreiben auf unnötige Füllsel und Überleitungen verzichten – das stammt doch von Ihnen. Ich folge dem Meister. Ich will Putin-Versteher sein. Manche in unserer westlichen Kultur meinen ja, dass Verstehen etwas Negatives sei. Forensiker gehören nicht dazu. Sie freuen sich, wenn sie Motive von Frauenmördern oder Pädophilen verstehen. Warum sollte man dies nicht auch mal bei Putin probieren? Vielleicht scheut man sich ja, weil vorgefertigte Narrative weniger Arbeit machen. Man nennt dies dann „Aufklärung“. Aber das ist nur eine Vermutung.

Bekanntlich hat man ja bei der Wiedervereinigung eine Ausweitung der NATO auf die ehemaligen DDR-Gebiete ausgeschlossen. Damit die NATO bleibt, wo sie ist. Irgendwie hat sie sich dann rechts und links davon um über 1000 km nach Osten erweitert. Aus Platzgründen. Die Ukraine fand das irgendwann gut. Russland hat es eher gestört. Man nennt dies „unterschiedliche Interessen“. Im Westen nennt man eigene Interessen gut und andere Interessen schlecht. Man meint dies nicht nur egoistisch, sondern auch moralisch. Homoehen, Abtreibung und Radfahren sind dann moralisch gut, Gegenteiliges moralisch schlecht. Vielleicht hat das Ihr Gesprächspartner beim Tierfilmsender mit „Herrenmenschenmentalität“ gemeint.

Unterschiede zwischen den Medienlandschaften in Ost und West gibt es sehr wohl. Im Osten sagt der Staat, was die Medien sagen dürfen. Bei uns sagen die Medien, was die Leute sagen dürfen. Das ist ein großer Unterschied. Im Osten darf man zu einem Krieg nicht „Krieg“ sagen, im Westen darf man zu einem Zigeunerschnitzel nicht „Zigeunerschnitzel“ sagen. Also auch die Themen sind unterschiedlich.

George Orwell hat gelegentlich den Begriff „Neusprech“ erfunden. Wikipedia ist zwar keine Quelle, wie man mir sagt, aber manchmal steht Vernünftiges drin. Zu „Neusprech“ steht da, dass „Neusprech“ eine sprachpolitisch umgestaltete Sprache sei, durch die Ausdrucksmöglichkeiten beschränkt und damit die Freiheit des Denkens aufgehoben werden sollen. Das wiederum klingt ziemlich paneuropäisch.

Der Gebrauch der Nazi-Keule bietet sich eigentlich an. Da kommt man schwer drum rum, wenn man gewohnt ist, Diskurse über Narrative zu definieren. Wahrscheinlich glauben die Russen aus denselben Gründen mehrheitlich, dass Putins Narrativ stimmt, wie Hitlers Narrativ zu seiner Zeit mehrheitlich geglaubt wurde. Bei uns glaubt ja inzwischen auch die Mehrheit, dass es in Kirchen mehr Pädophile gäbe als in der übrigen Bevölkerung. Man muss nur lang genug narrativ hämmern. Beim einen tut es der Staat, beim anderen tun es die Medien. Beim einen verstößt es gegen die Pressefreiheit, beim anderen nicht. Pressefreiheit ist ein hohes moralisches Gut, vielleicht sogar das höchste.

Der paneuropäische Traum, der von der Igreja Matriz de Sao Sebastiao auf den Azoren bis zur orthodoxen Fürbittenkirche in Wladiwostok reichte, scheint also ausgeträumt zu sein. Vielleicht hat dies wirklich etwas damit zu tun, dass auf dem Weg nach Waldiwostok Homoehen, Abtreibung und Radfahren nicht so gut ankommen. Man will sich dort vielleicht gar nicht missionieren lassen. Ob da die Amerikaner mehr mitziehen werden? Eine Ihrer Aussagen trifft es derart gut auf den Punkt, dass ich sie wörtlich wiederhole: „Offenbar stehe ich in der Mitte. Leider holt mich niemand dort ab“. – Kurt Schäfer

 


 

 

Leserbrief zu „»Ich stand da komplett betrunken und dachte: Die ärmste Sau hier in dem Theater bist du selber«“ von Jana Simon im ZEIT Magazin

 

Den Artikel von Jana Simon über die Depression von Herrn Krömer fand ich ausgezeichnet. Ich werde ihn einigen Patienten mit Deprssionen zu lesen geben. Besonders auch dieses Gefühl, nicht zu wissen, was mit einem los ist, wenn man depressiv ist, kennen viele meiner Patienten, bevor sie eine Diagnose erhalten. Durch den Artikel ergibt sich ein Einblick in das Erleben einer Depression, eine der häufigsten psychischen Erkrankungen unter Erwachsenen. Aber die Fotos von Tobias Kruse sind einfach wunderbar. Sie sind gleichzeitig poetisch und melancholisch. Jedes für sich ein Kunstwerk. – Dipl.-Psych. Christine Degler

 


 

 

Leserbriefe zu „Obsession in Blau“ von Stefanie Flamm in der Beilage Z Entdecken. Am Pool

 

Sie wissen ja, die Landkarte an Seite 10 völlig falsch ist, oder? Sie zeigt Marseille an der spanischen Grenze zu liegen, mitten in den bergen und ziemlich weit vom Meer entfernt. – Anthony Patt

 

Ich schnökere immer gerne in Ihren Reise- und Entdecken-Magazinen. Das ist immer schon wie ein Kurzurlaub. Wo wir nun gerade eine Osterreise nach Marseille planen, hat mir die Kartenskizze auf S. 10 des aktuellen Entdecken-Magazins einen Schrecken eingejagt: Liegt die Mittelmeermetropole wirklich an der spanischen Grenze? Der alte Andresen-Atlas von 1906, den ich von meiner Großmutter geerbt habe, gibt mir wieder Sicherheit. Marseille liegt am Golfe du Lion, einige hundert Kilometer östlich von der Stelle, an der sie in Ihrem Heft platziert wurde. Macht nichts. Der Artikel über den Luberon entschädigt für den Schreck. Auch wenn er woanders liegt. – Kai Sauer

 

Interessante Karte, bisher hatte ich die Orte woanders in Frankreich vermutet… – Christoph Klein