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16. Mai 2014 – Ausgabe Nr. 22

 

Leserbriefe zu „Aber was heißt schon rechtsextrem?“. Gespräch mit Gloria von Thun und Taxis geführt von Elisabeth Raether

Wie gnädige Frau bin ich inzwischen gelangweilt von den scheinbar uferlosen Möglichkeiten, in diesem Land allein wegen dauerhafter und nerviger Präsenz ernst genommen zu werden. Was bitte berechtigt die Annahme von Elisabeth Raether, eine im Kreis vornehmlicher und vernehmlicher Dekadenz des deutschen Adels wandelnde Person mit diesem Interview seriös erscheinen zu lassen, als den, sich nur im Handeln unterscheidenden Reichsbürger Reuß? Rechtsextremismus als Zeitgeist zu bewerten, reicht auch in einer freiheitlichen Demokratie zumindest für eine politische Ächtung dieser Person.
Jürgen Dressler

Wem konservative Weltanschauung fremd ist, ist nach diesem Gespräch klüger, klüger jedenfalls als nach Lektüre des CDU-Parteiprogramms. Bei der Fürstin gibt keine rassistischen Wendungen, sondern z. B. eine klare Aussage zur Abtreibung, die Friedrich Merz kaum über die Lippen kommen würde. Dass sie sich als Ewiggestrige profiliert, ist Absicht. Echte konservative Politik muss sich dem Mainstream widersetzen. Das genau war übrigens auch das Erfolgsrezept von Donald Trump. Hierzulande verpönt, aber darauf gründet die Erfolgssträhne der AfD. Mit demokratischer Tinktur, im linksgrünen Lager dämonisiert. Deren Meinungsführerschaft schwindet aber nicht zuletzt durch TikTok & Co.
Christoph Schönberger

Als langjähriger und treuer ZEIT-Leser hat man eine gewisse Erwartungshaltung an die Beiträge und Artikel, die donnerstags im Briefkasten landen. Das Interview mit Frau von Thurn und Taxis in der jüngsten Ausgabe rangiert leider deutlich unter dem Niveau, das für Ihr Blatt gelten sollte. Was hat Sie veranlasst, diese Dame zu befragen? Und sind Sie dafür extra nach Rom geflogen? Ich hoffe nicht. Aber auch, wenn Sie sowieso schon in der italienischen Metropole unterwegs waren – den Abstecher zur Fürstin hätten Sie sich sparen können. Sie hat nichts gesagt. Gar nichts. Maaßen, Krah, AfD und Abtreibung. Das ist. – ich muss es leider sagen – noch nicht einmal Stammtisch-Niveau. Nach zweit sehr guten und informativen Leitartikeln bin ich auf Seite drei gelandet und war fassungslos. Natürlich werde ich mein Abo nicht kündigen, DIE ZEIT ist mir viel zu sehr ans Herz gewachsen. Ich hake das jetzt mal als „Ausrutscher“ ab und hoffe, dass in Zukunft wieder „Die Bunte“ oder „Bild“ für derartige Beiträge zuständig sein werden.
Thomas Meichle

Genau wie das Interview „Lasst sie mal machen“ (Nr. 06/2024) hat mich auch dieses fassungslos über die Verantwortungslosigkeit der Berichterstattung zurückgelassen. Interviewt wird eine selbsternannte Fürstin, die in beinahe jedem Satz eine Verharmlosung rechten Gedankengutes und rechter Poltiker*innen ausspricht oder sich einfach selbst sämtlichen rechten und menschenverachtenden Narrativen bedient. Dass eine reiche Frau, die aus einer ehemals adeligen Familie stammt und schon in der Vergangenheit durch rassistische Äußerungen aufgefallen ist, solche Sachen äußert, überrascht mich wenig. Entsetzlich bleibt es natürlich trotzdem. Was ich allerdings nicht verstehen kann, ist wie sämtliche dieser Aussagen quasi widerspruchslos stehengelassen werden. In Zeiten, in denen die AfD in Thüringen oder Sachsen bei knapp 30% der Umfragewerte liegt, antisemitische Vorfälle steigen, Politiker*innen demokratischer Parteien auf offener Straße angegriffen werden, hält es die Redaktion einer der meistgelesenen Zeitungen anscheinend nicht von Belangen, Kontext zu liefern, in ein Streitgespräch zu gehen. „Ich glaube nicht, dass Globalist ein antisemitischer Ausdruck ist“, sagt Gloria Thurn und Taxis, und damit hat es sich offenbar erledigt, denn das nächste Thema wird angesprochen. „Höcke ist ein deutscher Idealist, ein Träumer“, sagt Gloria Thurn und Taxis, gefragt wird als Antwort nur, woher sie denn wisse, dass die Bezeichnung „rechtsextrem“ für den als gerichtlich bestätigten Faschisten Höcke übertrieben sei.
Ich verstehe das Argument des Dialoges, ich verstehe das Argument, dass diese Meinungen eben nun mal existieren und wir uns mit ihnen auseinandersetzen müssen. Müssen wir unbedingt, dringend, sofort. Sonst wird das Problem, das wir mit Rechtsextremismus haben, nur noch größer, nur noch bedrohlicher. Aber nicht so. Was soll diese Art der Berichterstattung denn bezwecken (und das meine ich nicht als rhetorische Frage, es interessiert mich wirklich)? Inhaltliche Entlarvung? Das geht auch, ohne dass man sich mit einer „Gallionsfigur der Neuen Rechten“ in Rom zum Mittagessen treffen muss und dabei nicht einmal den Anstand hat, ihr in diesem Interview tatsächlich etwas Gehaltvolleres als ein müdes „Aber“ entgegenzusetzen. Was in diesem Interview passiert, ist das, was gerade überall passiert, in der Medienlandschaft, im gesellschaftlichen Diskurs. Offensichtlich rechte, offensichtlich menschenfeindliche Argumentationen werden unter dem Motto „Aber wir sind doch Demokrat*innen, wir müssen einander zuhören, einander ausreden lassen“ reproduziert, geduldet, langsam und schleichend legitimiert. Aber wir müssen einer Person, die einen Spendenabend für den rechtsextremen Politiker Maßen veranstaltet, keine Bühne geben. Wir müssen eine Person, die uns erzählt, dass eine Debatte über „Remigration“ Teil von Demokratie ist, nicht ausreden lassen. Das zu tun, ist nicht demokratisch. Es ist eine gefährliche Fehlinterpretation von Demokratie. Wir haben die Pflicht, solchen Menschen den Zugang zu Bühnen zu verbauen. Wir haben die Pflicht, solche Menschen zu unterbrechen, ihnen laut und deutlich zu widersprechen. Sie als Journalist*innen haben diese Pflicht, weil sie diese Pflicht als Bürger*innen haben.
Anne Vielhauer

Gloria von Thurn und Taxis ist zum Verlieben. Hier kann man vernünftigen, selbstbewussten, liberalen Konservatismus erleben, der die Bundesrepublik einstprägte. Und man versteht aus welch kunstgewerblichen Biedermeier die heutigen Eliten gemacht sind. Was uns heute aus Politik, Kultur und Medien begegnet, ist kleinbürgerlicher Opportunismus, für den man sich nur schämen kann. Jene, die heute die Bundesrepublik Deutschland dominieren und regieren, wird man in einigen Jahrzehnten nur erinnern, weil sie das Land gründlich ruinierten. Und sie sind auch keine Bewahrer der Lehren aus der Geschichte. Ihr feiger Opportunismus ist schon dabei, das jüdische Leben in Deutschland zu verraten. Da können sie noch so viel auf die AfD zeigen und „rechtsextrem“ rufen. Nein-nein, Sie sind es, die es vermasseln!
Fred Klemm

Eigentlich halte ich nichts vom Adel und von Adelshäusern, aber das Interview mit Gloria von Thurn und Taxis zeigte, dass es dort auch sehr vernünftige Menschen gibt. Ich danke für dieses Interview.
Rolf Schikorr

Danke für das Augen öffnende Interview mit dieser komplett abgedrifteten und aus der Zeit gefallenen Frau, die sich selbst wahrscheinlich nach wie vor als Grande Dame betrachtet. Wenn es noch einer Begründung bedürfe, warum die Abschaffung aller Adelsprivilegien in Deutschland eine gute Sache ist – voilà.
Christian Behrens

Selten habe ich einen Artikel in der Zeit mit derart wachsendem Entsetzen und ansteigender Verärgerung gelesen. Welchem Zweck diente das Gespräch von Frau Raether mit Gloria von Thurn und Taxis? Es hatte weder entlarvenden Charakter noch ist diese Person und ihr persönliches Anliegen von Relevanz. Trotz einzelner Versuche „kritische“ Fragen zu stellen, blieben stets Behauptungen und Thesen unwidersprochen im Text übrig, die die Bedingungen von Trumps „alternative facts“ erfüllen. Welchen Positionen will Die Zeit noch Raum geben? Welchen Anspruch an kritischen Journalismus geben Sie in Zukunft noch auf? Welchen erkenntniskritischen Mehrwert sollte der Text haben!? Oder – sehr böse gesprochen- war Frau Raether so dankbar, in einem „Fürsten-Club“ speisen zu dürfen, dass dafür einfach unsinnige Thesen im Interview stehen bleiben durften? Ich wünsche als langjähriger Abonnent kritische Recherche und keine yellow press.
Arne Wolter

Wer hat Sie denn nach Rom geschickt oder was hat Sie selbst dazu bewogen, ein unerträgliches Interview mit Frau von Thurn und Taxis zu führen und damit eine ganze Seite zu verplempern? Sind die Zeiten der Hofberichterstattung nicht passé? Hat diese edle Dame tatsächlich soviel Einfluss, dass uns ihr wirres rechtes Gedankenunwesen nahe gebracht werden muss?
J. Aschenbach

Warum führt Elisabeth Ritter ein Interview mit der deutschen Vorzeigeintellektuellen Gloria von Thurn Taxis? Zweitens: Warum veröffentlicht die Zeit das Interview mit Gloria von Thurn Taxis? Drittens: Warum reiht sich die Zeit ein in die Reihe jener, die indirekt für die Neue Rechte werben?
Uwe Ladwig

Da hätten Sie auch Pippi Langstrumpf interviewen können: „Da mach ich mir die Welt wie sie mir gefällt!“ Sie haben sich von einer exaltierten Persönlichkeit vorführen lassen und nur eloquentes Geschwurbel eingesammelt. In anderen Medien wie etwa nius von Julian Reichelt legt sich die Dame richtig ins Zeug, nennt vermeintlich Ross und Reiter von Verschwörungsmythen und ist sich für keine noch so unhaltbare steile These zu schade. Warum diese Dame noch interviewen, sie stellt sich doch ständig unlauteren und populistischen Medien zur Verfügung. Da braucht die gute alte Dame Zeit nicht noch unnötig Kosten und Mühen aufwenden. „Reinwaschen“ sollte man diese Frau nicht mehr!
Thomas Tschöke

Ich dachte der Adel wäre in Deutschland 1918 abgeschafft worden? Warum geben sie einer „katholischen Fürstin“ unwidersprochen eine ganze Seite, um ihre Gedanken kundzutun, wenn sie dich angeblich keine politischen Ambitionen hat?
Michael Großmann

Ich möchte mich im Folgenden auf das Interview mit Gloria von Thurn und Taxis in der Ausgabe Nr.22/2024 beziehen. Ich finde es unglaublich, dass so eine fortschrittliche Zeitung wie Ihre, solche politischen Meinungen abdruckt. Wie kann man dieser Person eine Stimme geben. Gerade auf das Thema Abtreibung bezogen werden deutliche Falschaussagen verbreitet. Diese fördern die Stigmatisierung und Diskriminierung, die Betroffene erfahren extrem. Dass man bei einer Abtreibung „mit einer Klammer rein gehe und das Kind auseinander reiße“ ist medizinisch komplett falsch. Bei der Vakuumaspiration werden die Zellen aus der Gebärmutter gesaugt, das hat nichts „Brutales“. Sie sollten dringend eine Richtigstellung dieser infamen Lügen veröffentlichen. Gloria von Thurn und Taxis spricht den Betroffenen einen eigenen Willen komplett ab. Viele Personen mit Gebärmutter entscheiden sich für eine Abtreibung, ohne dass sie „in einer schrecklichen Situation sind“. Abtreibungen werden nicht „subventioniert“. Betroffene müssen den Eingriff oft selber, je nach ihrem Einkommen, teuer bezahlen. Ich bitte Sie eindringlich eine Gegendarstellung zu veröffentlichen und die wahren Informationen zu Abtreibungen den Lesern zur Verfügung zu stellen. DoctorsforChoice macht tolle Aufklärungsarbeit zum Thema Abtreibungen.
Hannah Franke

Entwickeln Sie, Frau Raether, sich jetzt zur weitgereisten Sonderberichterstatterin, was herumbramasierende (schönes Wort, was Herr Thumann auf Seite 1 verwendet, die Rechtschreibung stimmt auch, das wäre mal ein Wort für WWM, ich hätte das mit Doppel-S geschrieben) Rechts(dr)außen angeht? Erst der wohlstandsverwahrloste Rechtsanwalt auf Mallorca, der beabsichtigt, die AfD zu wählen und jetzt eine ebenso vom Geld moralisch korrumpierte und dazu vermutlich chronisch unterschnackselte (ich gehe davon aus, dass das Wort im Blog drinbleibt, bei den Kalifat-Idioten habe ich kürzlich ein noch stärkeres Wort verwendet) Adelige in Rom, von wo Sie hoffentlich wieder ein paar nette Rezepte mitgebracht haben, damit sich der ganze Aufwand wenigstens halbwegs gelohnt hat. Natürlich überschneiden sich (pseudo)linke und rechte Antisemiten in ihren Ansichten. Das hat niemand bestritten. Es gab ausreichend Dokus dazu bei 3sat und Arte. Dass das Geld regiert(e), sieht man doch aber auch an den Thurn und Taxis selbst!
Es wundert mich ein bisschen, dass sie für ein bisschen mediale Aufmerksamkeit nicht gleich die Ölschinken des jungen Künstlers aufgekauft (und direkt danach wieder weiterverkauft) hat, wie sie das mal bei „Durch die Nacht“ für Arte gemacht hat. Was für einen Unterschied macht das eigentlich, ob man in eine Synagoge zum Beten geht (wobei natürlich nicht jeder Jude reich ist, schon gar nicht so reich wie Gloria und schon überhaupt nicht so hässlich wie diese, außerdem gibt es auch säkulare Juden – und mit Robert Habeck sogar einen säkularen Christen) oder immer schön brav wie die Fürstin in eine Kapelle? Möchte nicht wissen, wofür (oder wogegen) sie da „betet“ … Ich hoffe, Gott hört da weg! Aber eines muss man ihr lassen: Genau wie die AfD selbst disst sie Maximilian Krah als „intellektuell“. Für Glorias erz“konservative“ / erz“katholische“ Ansichten (die aus meiner Sicht weder konservativ noch katholisch sind, sondern einfach nur reaktionär) haben Sie nur als Stichwortgeberin fungiert, aber diese sind ja eh bekannt, insofern kann man noch nicht einmal behaupten, sie hätte sich selbst demaskiert. Ich freue mich schon auf Ihre neuen Pasta-Rezepte! Vielleicht lasse ich die Angie McMahon zukommen, aber die isst nach eigenen Angaben schon zuviel davon.
Thomas Manthey

Elisabeth Raether fliegt zum wiederholten Male deutschen Rechten ins europäische Ausland hinterher, um ihnen dann auf Seite drei ein ganzseitiges Forum für ihren dekadenten Lebensstil und ihre rückwärts gewandten Ansichten zu bieten – diesmal Gloria von Thurn und Taxis. Eine halbe Seite und ein kleines Foto wären immer noch zu viel der Aufmerksamkeit.
Tina Dorner

über dieses Interview kann ich nur den Kopf schütteln. Ich verstehe weder den Sinn noch die Notwendigkeit davon. Es regt mich auf und lässt mich schaudern. Ein bisschen von allem darf es wohl immer sein und zum Schluss noch eine gute Portion erzkonservativer Katholizismus obendrauf. Dieses Menu schmeckt mir nicht.
Miriam Lenz

Figuren wie Frau von Thurn und Taxis sollte man nicht noch eine Bühne bieten. In der derzeitigen Situation führt der Artikel der Neuen Rechten eher noch mehr Anhänger zu – egal wie vermeintlich „schlau“ die Interviewfragen sind.
Susanne Roether

Manche Menschen oder Gruppen zeichnen sich dadurch aus, dass sie wichtige Knotenpunkte eines internationalen Wirtschaftsnetzes beherrschen oder zumindest so effektiv nutzen und beeinflussen, dass ihnen Macht und Geld zuwächst. Mir war bislang tatsächlich nicht bekannt, dass der „Globalist“ als antisemitische Chiffre gesehen wird. Aber offensichtlich macht man sich verdächtig, wenn man es ausspricht. Das wäre mir unangenehm. Können Sie mir ein anderes griffiges Wort nennen, dass einen solchen Menschen oder eine solche Gruppe beschreibt? Das ist eine unzynische, ernstgemeinte Frage.
Christian Voll

Dieses Interview ähnelt dem Versuch, blauen Dunst an eine Wand zu nageln. Aber die Nebelwerfertaktik der Frau Fürstin geht nicht ganz auf: ihre Relativierungen, Verharmlosungen und Leugnungen rechtsextremer Erscheinungen lassen durchaus auf eine politische Affinität schließen. Äußerst vage bleibt die Fürstin selbst dort, wo sie eindeutig ist: bei der strikten Ablehnung von Abtreibungen. Geht es ihr wirklich um eine ethisch-christlich-konservativ begründete „Rettung von Leben“? Oder wird sie hier in Wahrheit getrieben von einer ethnisch-nationalistisch motivierten Sorge um die Bestände biodeutschen Menschenmaterials (um es mal krass in der Denke rechtsextremer Ideologen zu formulieren)? Zugegeben, diese letzte Lesart, dieser starke Verdacht, verdankt sich einem Lesen zwischen den Zeilen. Aber was soll man tun, wenn in den Zeilen selbst nichts zu lesen ist?
Joachim Strelis

Diese Schlagfertigkeit von Gloria von Thurn und Taxi (*1960) im Gespräch mit Elisabeth Raether, die imponiert mir sehr. Wer nur das Kürzel „AfD“ in den Mund nimmt, der scheint schon rechts, rechtsradikal, rechtsextrem zu sein! Ich frage mich warum, nur warum? „Aber was heißt schon rechtsextrem?“ fragt die Fürstin!? Die alten Kamellen von Potsdam und vom sogenannten Prinz Reuß, dem „Reichsbürger“ werden ihr versucht unter die Nase zu reiben, aber denkste, die Fürstin ist nicht auf den Mund gefallen! „Ich bin erst mit Dreißig erwachsen geworden“, das sagte die Fürstin, zwar nicht in diesem Gespräch, aber schon eine geraume Zeit vorher. So ist sie halt so und so „frech“ sollte sie auch bleiben.
Klaus P. Jaworek

Eine Wiederholung der Geschichte? Wie die Zeiten sich doch ähneln. Schon einmal vor fast 100 Jahren gab es nationalistische, rechtskonservative Tendenzen in der Gesellschaft, die aus einer Frustration über den Niedergang des Deutschen Kaiserreichs und dem damit verbundenen Bedeutungsverlust herrührten. Initiiert von einer anfänglich kleinen Schar Nationalsozialisten und ihren rauen Straßensympathisanten, im Weiteren dann getragen von dem verbliebenen, aber ebenfalls frustrierten Hoch- und industriellen Geldadel. Was daraus wurde, ist wahrlich kein Ruhmesblatt und erst recht kein Vogelschiss in der langen deutschen Geschichte. Und heute? Es sind wieder frustrierte Mitmenschen, denen die Bedrohung ihrer kulturellen und materiellen Basis durch die Migrantenströme zu groß erscheint. Und alles gepaart mit einem gefühlten Bedeutungsverlust im Zusammenspiel mit den anderen europäischen Ländern. Die teilweise korrupten und offen rechtsradikalen Vordenker dieser neuen nationalistischen Bewegung können dabei auf Zustimmung eines Teils der Gesellschaft hoffen. Wie groß dieser Anteil bereits ist, werden die Wahlen in diesem Jahr zeigen. Und wie groß die Unterstützung einzelner vermögender in- und ausländischer Mitmenschen für diese Gedankenspiele ist, wird man vielleicht über die teils offene, aber auch verborgene Wahlkampfunterstützung erfahren. Und der Adel? Auch der möchte seine Position, die in den vergangenen Jahrzehnten mehr auf den Klatschspalten der Bunten Presse abgebildet war, wieder mehr ins rechte Licht rücken.
Das Interview mit Fürstin Gloria liest sich wie eine Bestätigung dieser Vermutung. Nach ihrer Auffassung sei längst nicht alles rechtsextremistisch, auch wenn es möglicherweise so klingen mag. Das dürfe man nicht so eng sehen, getreu dem Motto: die Gedanken sind frei. Zumindest solche. Und zur Not sind es die Medien, welche die ganze Diskussion in einem verzerrten Licht darstellen. So viel Kritik dürfe doch wohl erlaubt sein. Doch anders als noch vor 100 Jahren gibt es heute eine tragende Säule in der Gesellschaft, die sogenannte Mittelschicht. Deren Angehörige haben kein Interesse mehr an nationalistischen Alleingängen populistischer Politiker und völkischem Brauchtum. Aufgewachsen mit einem international ausgerichteten Kulturverständnis und einer ausreichenden Intelligenz wird die Mittelschicht den Nationalisten dieses Mal keinen Durchmarsch ermöglichen. Voraussetzung hierfür wäre allerdings, dass sie den Gang zur Wahlurne nicht zwischen all den digitalen Freizeitangeboten wieder vergisst. Fragt sich nur, was am Ende mit dem Adel in Person der Fürstin und ihren antiquierten Denkansätzen geschieht. Im für sie ungünstigsten Fall wird sich die größte private Waldbesitzerin Deutschlands räumlich und intellektuell verlaufen und aus dem ganzen Gestrüpp und Unterholz nicht wieder herausfinden. Dann wäre ihr mindestens eine Schlagzeile in den Boulevardblättern und der BUNTEN-Klatschpresse oder sogar eine Reportage in der ZEIT sicher. Und Frau von Schmettow, die selbsternannte mediale Adelsexpertin, dürfte einen letzten Abgesang auf ihresgleichen von sich geben. Das macht irgendwie Hoffnung.
Rainer Wagener

Es ist schon ein wenig peinlich, wie bemüht Frau Raether ist Frau von Thurn und Taxis eine Nähe zur AFD zu unterstellen und wiederholt entsprechende Fragen an sie richtet, die diese allerdings geduldig beantwortet und ihre Haltung klarstellt. Anstatt das Bildungsbürgertum zu schützen, wie es noch in der Sonderausgabe zu 75 Jahren Grundgesetz gefordert wird, versucht Die Zeit stattdessen das Bildungsbürgertum zu diskreditieren und es in die Nähe der AFD zu rücken bzw. ihm Verfassungsfeindlichkeit zu unterstellen. In derselben Ausgabe ruft Die Zeit aber selber ungeniert zum Verfassungsbruch auf Seite 1 auf, wenn es dort heißt, dass die Schuldenbremse perdu sei. Die steht aber nun mal im Grundgesetz, dessen 75-jähriges Bestehen vorige Woche noch gefeiert wurde. Diese bigotte Vorgehensweise ist mir unverständlich. Während man im Umgang mit vermeintlichen Antisemiten oder Homophoben gerne die Moral für sich pachtet, wird sie an anderer Stelle (Schuldenbremse) einfach über Bord geworfen und offen zum Verfassungsbruch aufgerufen. Frau Raether und der Redaktion stünden ein wenig Lektüre von Dr. Michael Andrick gut zu Gesicht, der sehr deutlich gemacht hat, wie man mit entsprechenden Adjektiven den Diskurs vergiften kann, wie es hier geschieht. Wenn man Sachfragen unnötig und in manipulativer Absicht moralisch auflädt, leidet das Diskussions- und politische Klima. Kompromisse können wir in Deutschland als Bürger nur finden, in dem jeder seine Überzeugungen, soweit aufgibt, wie es für einen friedlichen Kompromiss notwendig ist. Das kann aber nur geschehen, ohne eine Debatte moralisch aufzuladen. Die Moralisierung gefährdet den friedlichen Interessenausgleich, weil man dadurch Menschen mit anderen Ansichten als böse kennzeichnet. Wer vorgibt, die Wahrheit zu kennen, kann logischerweise keinen Kompromiss mehr eingehen, weil die Wahrheit ja für alle Bürger in Deutschland gelten muss und ein Kompromiss ein Verrat an der Wahrheit wäre. Damit befinden wir uns aber dann in einem totalitären Regime.
Volker v. Moers

Mit Bestürzung habe ich wahrgenommen, dass DIE ZEIT der Fürstin von Thun und Taxis in Ihrer letzten Ausgabe eine Seite schenkt, um deren kruden Ansichten kund zu tun einerseits und andererseits hierdurch der Fürstin massiv hilft, ihr schlechtes Image aufzupolieren in Bezug auf Queere-, als auch auf rechte Politthemen, die alles relativiert. Geht’s noch??? Das hat einen Stil einer Jasmin Kosubek (früher Russia Today), die übrigens auch mit Ehrfurcht die Fürstin befragt!
Marc Reseg

So ein Interview kann man schon führen und in Rom war es sicher auch sehr angenehm und vielleicht sind ja auch ein paar neue Rezeptideen dabei rausgekommen. Aber wenn dann nach vermutlich mehreren Stunden immer noch nur inhaltsleeres Geblubber rauskommt und dem adligen Gehirn partout nichts Substantielles oder anderweitig Erhellendes zu entlocken ist, dann sollte man es auch gut sein lassen und lieber in die nächste Trattoria gehen. Vor allem sollte man einsehen, dass außer Spesen nichts gewesen ist und die so wertvolle Seite 3 für inhaltsvollere Beiträge freiräumen. Gäb´s da nicht genug zurzeit?
Herbert Koller

Der Beitrag, das Interview gibt Rätsel auf. Wie kann die Redaktion der ZEIT eine unbedarfte, stuhlkreiserprobte Aktivistin woker Provenienz zu einer lebenserfahren Persönlichkeit mit klarem Weltbild und starkem Selbstbewusstsein losschicken? Was motiviert Frau Raether, Frau v. Thurn und Taxis penetrant und permanent in die Nähe zur AfD zu drängeln? Soll auf diese Weise die Interviewte in der heute üblichen Form „geschlachtet“ werden? Welcher Volontär hat sich die diffamierende Formel von der „Gallionsfigur der neuen Rechten“ einfallen lassen? Das überlassen Sie doch bitte besser der BILD-Zeitung. Warum werden die gesellschaftspolitischen Fragen quasi als Verhöre gestaltet, die vom Verhörten Schuldbekenntnisse erheischen (aber in diesem Fall nicht bekommen). Warum schwurbelt in dem Beitrag das Ambiente der Gesprächsumgebung (edelst, exotisch, exklusiv, elitär) herum? Soll damit ein Vorurteil gegen die Reichen und ihre falschen Meinungen gefüttert werden? Ein Interview sollte Meinungen zu Wort kommen lassen und nicht versuchen, eigene Meinungen durchzudrücken. Ich bleibe der ZEIT gleichwohl seit 65 Jahren treu; auch wenn‘s manchmal schwerfällt.
Lutz Bauermeister

Gloria von Thurn und Taxis‘ seinerzeitige Illustrierten-Prominenz als schrille Partyqueen ist längst dahin. Sie ist inzwischen eine ältere, bieder gewandete Frau. Bleibt also der illustre Titel einer Fürstin. Da fragt sich die Leserin, ob heutzutage ein Adelstitel als Qualifikation ausreicht, um in einem Interview in der „Zeit“ rechtsradikale Ansichten („Höcke ist ein…deutscher Idealist“) Verfälschungen und Verharmlosungen zu verbreiten?  Und wo ist der Erkenntniswert dieses Interviews, was die so genannte Neue Rechte angeht? Nichts ist neu daran, aber als „Galionsfigur“ aufgrund ihres -erheirateten- Adelstitels bekommt die Interviewte in einem seriösen Medium wie der Zeit eine breite Öffentlichkeit, rechtsradikales Gedankengut zu verbreiten.
Tilli Isemann

Das Interview mit Gloria von Thurn und Taxis weckte mein Interesse, stellte sich jedoch als kläglich langweilig heraus. Aus Mangel eines langen Gesprächs ist eine Szenenbeschreibung ihres demonstrativ luxuriösen Lebensstils eingefügt und verglichen mit dem „STREIT“ auf Seite 9 fällt auf, wie kurz ihre Antworten ausfallen. Gloria von Thurn und Taxis erzählt nicht nur knapp, sie navigiert so sehr um die Fragen und Themen herum, dass diese Passagen nichts verdeutlichen, außer ihren Unwillen, auf die kritischen Anmerkungen zu reagieren. Dass Frau Raethers Vorschlag eines Porträts abgelehnt wurde sowie Gloria von Thurn und Taxis’ ausweichende und uninteressierte Art im Interview offenbaren zusammengenommen dennoch einiges über diese Frau der Neuen Rechten. Dafür danke ich Frau Raether und der Redaktion, die dieses Interview, trotz der unverschuldeten qualitativen Mängel als solches, haben drucken lassen.
Max Stridde

Seit Jahren überzeugte ZEIT-Leserin lässt mich Ihr Interview mit Gloria von Thurn und Taxis fassungslos zurück. Warum bieten Sie der „Galionsfigur der Neuen Rechten“ ein derartiges Forum für ihre hinlänglich bekannten kruden, reaktionären, verschwörungstheoretischen, menschenverachtenden und rassistischen Ansichten? Man kann – wie es derzeit geschieht – trefflich darüber streiten, ob gewählte AfD-Vertreter in Talkshows oder zu Interviews gebeten werden. Die Ansicht, man müsse ihnen mit Argumenten und besseren Programmen begegnen, ist ebenso anzuerkennen wie die Gegenrede, wonach man der Lüge und Hetze keine zusätzliche Plattform geben dürfe, zumal den AfD-Mandatsträgern ohnehin das Rederecht in den jeweiligen Parlamenten zusteht. Nun handelt es sich aber bei Gloria von Thurn und Taxis nicht um eine demokratisch gewählte Mandatsträgerin, bestenfalls um eine Person von öffentlichem Interesse. Diesem Umstand tragen der Boulevard und die Talkshowproduzenten seit Jahren über Gebühr Rechnung. Dass auch ein ernst zu nehmendes Blatt wie die ZEIT diese zweifelhafte Person des Zeitgeschehens porträtieren möchte, ist vielleicht vertretbar. In jedem Fall nachvollziehbar ist, dass „die Fürstin“ eine objektive Darstellung ihrer Person verweigert, würde sie auf diese Weise doch die Hoheit über ihr Geschwurbel verlieren, welche sie qua Autorisierung des von ihr präferierten Interviews weitgehend behält. Statt der AfD-Unterstützerin diesen wohlkalkulierten Wunsch zu verweigern, bietet die ZEIT ihr völlig überdimensionierten Raum für ihr beängstigendes Gedankengut – noch dazu an prominenter Stelle im Blatt. Was für eine Verschwendung in Zeiten, in denen seriöse Medien Fehlinformationen, Hass und Hetze entgegenwirken und den Menschen stattdessen Orientierung und Einordnung geben müssten! Diese Verschwendung ist umso negativer zu bewerten, als sie ohne Not und ohne jeglichen Erkenntnisgewinn erfolgt ist.
Andrea Winkler-Mayerhöfer

Mit Begeisterung habe ich ihr Interview mit „der Fürstin“ gelesen und mich gefragt, was es wohl zum Mittagessen gab.
Ines Espanion

Ich war doch sehr verwundert und verärgert, dass Sie ein Interview mit der Fürstin Gloria von Turn&Taxis auf Seite 3(!) in der Ausgabe der ZEIT Nr. 22 veröffentlicht haben. Gloria von Turn&Taxis ist für mich eine schillernde, erzkonservative Person, die auch in diesem Interview ehrlichen Antworten aus dem Weg geht und sich alle Optionen offen hält. Warum geben Sie dieser Frau eine so große Plattform in Ihrer Zeitung? Passt das zum Stil und zum Selbstverständnis der ZEIT? Ich habe es immer begrüßt, wenn DIE ZEIT die verschiedensten Positionen zu politischen und gesellschaftlichen Fragen zu Wort kommen lässt. Oberflächliche Antworten, wie z. B. auf die Frage nach Björn Höcke gehören m. E. nicht dazu.
Jürgen Nikolay

Wenn eine geschätzte Kochkolumnistin im Politikteil der ZEIT auf Seite 3 mit einer unreflektierten, adligen Skandalnudel ein so unkritisches und devotes Interview veröffentlichen kann, stellt sich für mich die Frage nach der Seriosität der Redaktion. Nur ein Beispiel: die Behauptung der Interviewten, der Ex-Verfassungsschutzpräsident sei ein ganz normaler CDU-Mann, hätte, weil faktisch falsch, von der Interviewerin hinterfragt werden müssen. Falls ich weiterhin den Eindruck habe, dass die Redaktion am rechten Rand Freunde sucht statt kritisch nachfragt (so auch bei dem Bericht über die wohlhabenden AFD-Protestwähler auf Mallorca von Mariam Lau vor einigen Wochen ebenfalls vorne im Politikteil) werden meine Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit der ZEIT wachsen, was das Ende einer langjährigen Freundschaft bedeuten würde.
Maria Faltermaier-Temizel

Und wieder gibt man in der ZEIT dem Hause Thurn und Taxis eine Bühne. In den 1980er Jahren Berichte über die ausgeflippte Fürstin, die in der New Yorker Partyszene nichts ausließ. Dann immer wieder – vor allem im ZEITmagazin – Berichte über den Werdegang einer Tochter. Wenn ich das wissen will, kaufe ich mir die Gala.  Und nun wieder über die sehr geschäftstüchtige Gloria, die plötzlich die Religion entdeckt hat, geläutert ist und Rechtsextremisten, die von einem anderen Deutschland träumen, unterstützt. Ich frage mich, welchen besonderen Draht das Haus Thurn und Taxis zu Ihrer Zeitung hat. Warum gibt man dieser Frau die Möglichkeit, ihre abstrusen Ansichten auf einer ganzen Seite!!, Seite 3 !!, unter das Volk zu bringen? Wen interessiert die Meinung dieser unwichtigen Person, die persönlich noch nichts für dieses Land geleistet hat? Ich bin empört und enttäuscht, überlege, das Abo zu kündigen.
Margit Hein-Rösch

Über mein Unverständnis als Abonnent: Es ist Elisabeth Raethers mittlerweile zweiter irritierender Beitrag aus der neurechten deutschen high-society. Mit Spesengeldern der Redaktion reist Frau Raether extra nach Mallorca (06/2024) und Rom (22/2024), lässt sich von einer Schickeria in ihre Clubs einladen, um dieser Szene dann eine Plattform zu geben. Das ist schon Edel-Journalismus über Edel-Rechte und deren Befindlichkeiten. Aber in der seriösen ZEIT?
Gabbo Mateen

 


 

Leserbriefe zu „Die Verwandlung“ von Luisa Hommerich et al.

Die AfD ist für mich als politisch Liberal-Konservativer keine Alternative für Deutschland. Geheimnisverrat deutscher Interessen ist kein Kavaliersdelikt. Das offizielle Parteiprogramm der AfD spricht mich zugegebenermaßen in Teilen an. Aber dagegen stehen Björn Höcke und Konsorten, die offensichtlich in einer Epoche hängengeblieben sind, die man sich nicht zurückwünscht. Die AfD ist durch eigenes Unvermögen leider auch zu einem Sammelbecken von Rechtsnationalen geworden. Diese Partei hat sich dadurch ihre Zukunft selbst verbaut. Wenn die EU und insbesondere Deutschland das Asyl (bzw. durch Merkel hauptsächlich verursachte) -problem endlich auf gesellschaftsverträgliche Weise in den Griff bekommen, ist die AfD vermutlich kaum mehr ein Thema. Wie andere rechtspopulistische Parteien in Europa auch. Die künftige Asylpolitik ist die alles entscheidende politische Weichenstellung in Europa. Die linksgrüne Merkel hat die Rechtspopulisten aufgrund ihrer historisch katastrophalen Politik „an ihrer Brust gesäugt“ und sie erst stark gemacht. Nichtsdestotrotz ist die AfD eine demokratisch legitimierte Partei, die an den Europawahlen teilnimmt. Daher stelle ich mit Unverständnis fest, dass in meinem Wohnort nahezu alle Wahlplakate der AfD zerstört werden. In anderen Städten und Orten verhält es sich nicht anders. Auffällig ist, dass die Plakate der Grünen und Linken regelmäßig gänzlich unbehelligt bleiben. Man benötigt nicht viel Phantasie, um zu realisieren, welcher zerstörerischer und intoleranter Mob hier unterwegs ist. Das besagt aus meiner Sicht alles über das Demokratieverständnis der Links-Grünen. Mit politisch überzeugenden Argumenten können sie nicht gegenhalten.
Alfred Kastner

Die Radikalisierung der Partei erfolgte zwar in Schüben. Doch stärkster Treiber war die Migration, angefangen mit den Kölner Ereignissen. Das ist die eigentliche Lebensader der Partei. Und je länger die Misere anhielt, desto rabiater die Sprüche. Fragt man nach den Schuldigen, trifft es vor allem die Indolenz Merkels, die die Probleme systematisch bagatellisierte. Rechtsaußen bot dann den passenden Resonanzboden. In dieser Kausalkette wird der Spuk erst mit Lösung dieses Phänomens vorbei sein. Brandmauern sind dagegen hilflose Versuche, die vermutlich im Osten der Republik obendrein in Sackgassen münden werden. Aufschlussreich, wie Italien vorgeht: Dort gibt es keine Berührungsängste mit Meloni. Entdämonisierung durch Einbindung lautet die Formel. Und es funktioniert.
Christoph Schönberger

Das Dossier zeigt, wie die AfD als Partei sich fortgesetzt häutet und damit ihren wahren rechtsextremen Kern immer klarer freilegt. Zugleich findet dieser Prozess in Teilen der Bevölkerung statt: Bei Menschen, die keine oder nur eine lose Verbindung zu unserer Demokratie haben (z.B. Nichtwähler; Wähler, die bisher nicht aus tieferer Überzeugung eine demokratische Partei gewählt haben; junge Wähler, die darin ihren Eltern folgen oder auch genau in der entgegengesetzten Absicht, sich möglichst krass von ihnen abzusetzen). Das schlichte Bestehen der AfD in ihrem Prozess der Radikalisierung wirkt als Katalysator für diese parallele Entwicklungen in der Bevölkerung. Mir hat einmal ein nach rechts abdriftender Erwachsener gesagt: „Ihr glaubt ja noch an den Weihnachtsmann. Wir sind da schon viel weiter.“ Es ist dieses Selbstwahrnehmung, Avantgarde zu sein, Teil einer Bewegung zu sein, die von Wahrheit getragen sich mutig vorwagt. Die Moderne hat sich die Avantgarderolle abnehmen lassen von denen, die die Zukunft in der Vergangenheit finden wollen. Während die demokratischen Parteien sich streiten, freut sich die AfD. Die demokratischen Parteien sollten sich auf ihren gemeinsamen unstreitigen Kern besinnen und ihre jeweiligen Zukunftsversprechen erneuern. „Fortschrittskoalition“, das wäre etwas gewesen. Es scheitert an einigen Weihnachtsmännern, die nur an sich glauben.
Reinhard Koine

Was in diesem Dossier fehlt, ist die Frage welche Funktion die AfD im Parteienspektrum erfüllt. Es ist dies die Einbindung der national-konservativen Wähler die früher ihre Heimat in der CDU hatten und repräsentiert wurden durch Personen wie Alfred Dregger, Günter Filbinger, Franz-Josef Strauß, Walter Wallmann usw. Diese Strömung der CDU ist in der Ära Merkel heimatlos geworden und hat sich in der AfD eine Alternative geschaffen; und es ist die Vereinigung der Parteien rechts von der Merkel CDU. Mit der Gründung der AfD gingen viele ehemalige Akteure von NPD, Republikanern usw. zur AfD, weil dies mehr Erfolg versprach. Schließlich konnte man zusammen mit den National-konservativen aus der CDU bis in das Bürgertum gelangen. Der AfD ist es nicht gelungen diese Unterwanderung durch ehemalige Rechte zu verhindern, wollte es vielleicht auch gar nicht, weil diejenigen, die sich einer Unterwanderung entgegen stellten, indem z. B. die Auflösung des saarländischen Landesverbands durch den Bundesverband betrieben wurde, abgewählt wurden. Dadurch, dass viele national-konservativen Mitglieder heute ausgetreten und die verbliebenen jetzt in der Minderheit sind, hat sich die AfD zu einer reinen Rechtspartei gewandelt und sollte für bürgerliche Wähler nicht mehr wählbar sein.
Christoph Meißner

Eine lesenswerte 3 DIE ZEIT-Seiten lange Chronik der Radikalisierung der AfD. Es wäre wünschenswert, wenn bis zum Wahlmarathon ähnlich ausführliche Beiträge über alle anderen Parteien erschienen! Das Thema ist ernst, dennoch sollte es erlaubt sein, es mit ein paar ironisch-sarkastischen Bemerkungen aufzulockern! Wenn Höcke sagt: alles für Deutschland!, dann meint er, seine Alternativpartei solle Alles für Deutschland tun – AfD! Diese Demaskierung des Parteinamens könnte das Tüpfelchen auf dem „i“ des „Verbietens“ der Partei werden! Ein Hundefreund kann 99 Dalmatiner halten, doch er hüte sich geflissentlich, sich 88 Hirten-Hunde zu ihnen gesellen zu lassen! Das könnte verdammt teuer werden – nicht nur fürs Futter (s. Hallenser Höcke-Urteil)! Vielleicht gibt es inzwischen, beauftragt vom Verfassungsschutz, eine „VroniDenunz“-Gruppe, die alle Äußerungen Rechtskonservativer akribisch seziert, bis sie in ihnen (Halb)Sätze entdeckt, die auch in „Mein Kampf“ stehen? Da droht ein Super-GAU für unsere Gerichte! Am einfachsten wäre es, die deutsche Sprache abzuschaffen und durch z. B. Englisch zu ersetzen. Dann käme niemand mehr in Verlegenheit, unbewusst ein Zitat mit braunen Flecken zu verwenden! Unsere Gerichte würden entlastet und könnten sich drängenderen Aufgaben widmen! Die Verfahren verkürzten sich, müssten sie nicht in behäbiger deutscher Sprache geführt werden. Und Gender-Hickhack würde sich nebenbei erübrigen! Um noch einmal auf den Ernst des Themas zurückzukommen: solange sich unsere Regierung auf Nebenschauplätzen austobt, die Mammutaufgabe Dauerimmigration und Abschiebung Nicht-Asylberechtigter nur mit spitzen Fingern anpackt und von einer Lösung weit entfernt ist, wird ein Großteil der Wahlbürger weiterhin AfD wählen, selbst wenn diese Partei sich weiter radikalisiert! Ein Blick ins demokratische Nachbarland Holland genügt!
Ulrich Pietsch

Gleich 9 Autoren tun sich für den Artikel „Die Verwandlung“ zusammen. Vielleicht liegt es daran, dass der Text so unterkomplex geblieben ist. Der Untertitel verspricht die Frage zu klären, warum die AfD trotz Radikalisierung so hohen Zuspruch hat. Circa 90% der Textmenge gehen dann dafür drauf, die Radikalisierung über den Wandel in der Parteistruktur zu erklären. Am Ende kommt doch noch was: Thilo Sarrazin habe mit seinem Spruch über Kopftuchmädchen und seinen Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ schon 2009 viel Zustimmung nach dem Motto „Endlich sagt es mal einer“ erhalten. Und diese Zustimmung käme von Leuten -vornehmlich in der Provinz-, die jetzt der AfD auf den Leim gehen, weil die sich dort mit freundlicher Geste den Problemen der weißen einheimischen Bevölkerung zuwendet. Sowas hört und liest man auf allen Kanälen. Die AfD sei nur was für die Abgehängten und die Doofen. Das greift aber ganz sicher viel zu kurz. Mein Erkenntnisgewinn: Null. Rechtsextremismus ist ein beunruhigendes Thema,- aber ich hätte mir etwas mehr Tiefgang bei der Recherche zum „Soziotop Deutschland“ gewünscht.
Stefan Schuster

Woran liegt es, dass man das Dossier nach der (ersten) Lektüre nicht aus der Hand legen mag, kann? Liegt es an der Überschrift, die unwillkürlich eine Konnotation mit dem „ungeheuren Ungeziefer“ hervorruft, an dem spätestens jetzt alarmierenden, scheinbaren Detail im Text, dass für die AfD-Fraktion inzwischen mehr als 100 Rechtsextreme im Bundestag arbeiten, oder an der Kombination mit dem folgenden, bewegenden Beitrag über eine Schulklasse jüdischer Kinder aus dem Jahr 1937. Oder an der Tatsache, dass beides in der Tat zusammengehört. Wie in einem richtigen Dossier halt. Das Foto der Schulkinder jedenfalls strahlt eine seltsame Magie aus, es lässt einen in der Tat nicht los. Immer wieder wandert der Blick zu den einzelnen Gesichtern, die fast ausnahmslos eines eint: die Neugierde auf das Leben. Oder ist es der Umstand, dass der Großneffe des Lehrers zu einem der mächtigsten Männer der Welt wurde, oder die erstaunliche Geschichte davon, dass es ausgerechnet eine Abordnung australischer Aborigines war, die 1938 die weltweit einzige Petition gegen die Pogrome in Deutschland einzureichen versuchte – oder die Tatsache, dass diese erst oder nun doch noch 2018 vom deutschen Konsul angenommen wurde? Zuviel jedenfalls, um das Dossier zu den Akten zu legen. Ein hervorragendes Stück ZEIT-Geschichte. Dank an alle Beteiligten.
Hans-Dieter Schabram

Ich wüsste gern, warum der Begriff ANZEIGE auf der oberen Hälfte der v.g. Seite gedruckt wurde…?
Joachim Desczyk

Das von Götz Kubitschek gegründete und vom Bundesamt für Verfassungsschutz bereits 2019 als gesichert rechtsextrem eingestufte „Institut für Staatspolitik“ wurde nun von Kubitschek aufgelöst. Vermutlich aus Sorge, dass dies schlussendlich verboten würde, denn dann hätte auch keine daraus folgende Institution mehr geschaffen werden dürfen. Dem hat er nun also vorgegriffen und bereits den neuen Verein „Menschenpark“ gegründet, der ebenfalls Tagungen und Schulungen anbieten wird. Ein Schelm, der Böses dabei denkt
Stephanie König

Ihr Erkenntnis leitendes Interesse war also nachzuweisen, dass die AfD immer extremer geworden ist. Ein Hinweis darauf soll die hohe Anzahl von Parteiführern und -führerinnen sein. Die SPD brachte es auf sieben im selben Zeitraum. Ihre Schlussfolgerung? Dann versuchen sie es mit den Aussteigern, die alle Ihre Ansicht bestätigen, dass die AfD zu radikal geworden sei. Mit Hilfe von Google hätten Sie zu einer differenzierteren Betrachtung kommen können: Keiner der Genannten war ein anpassungsfähiger Parteisoldat, der zur Einordnung bereit war. Einige waren Parteihopper, deren narzisstische Individualität sich mit den Ansprüchen einer Gruppe oder Gemeinschaft nicht verträgt. Andere Alphatiere, die zur Diskussion auf Augenhöhe grundsätzlich nicht fähig sind. Für alle gilt – wahrscheinlich – die geringe Aussicht auf einen Listenplatz. Sie hätten ja mall nachfragen können! Die Sie so verwundernde Einsicht, dass die AfD wächst, obwohl sie so „rassistisch und rechtsextrem“ geworden ist, kann man Ihrer Meinung nach wohl nur mit der Naivität und/oder negativen Gesinnung ihrer Anhänger erklären. Wie wäre es mit folgender Annahme: Die Bedeutung des Euro für Deutschland – Fremdschulden, Target2 – ist nach wie vor nicht geklärt. Die lange geleugneten negativen Konsequenzen der Flüchtlingspolitik sind bei den Deutschen angekommen. Und die Demokratiemängel – fehlende Gewaltenteilung in Berlin und Brüssel z.B. – werden von immer mehr Bürgern durchschaut. Ob auch ein gewisser Trotz angesichts der Missachtung demokratischer Spielregeln im Miteinander der Parteien eine Rolle spielt, kann man nicht ausschließen.
Johannes Kettlack

Die einen zeihen die anderen des Rassismus und des Rechtsextremismus, die anderen umgekehrt einer medial unterstützten woken Orbanisierung der Gesellschaft von links. Interessanterweise verstehen sich beide Seiten als Vertreter der Mitte, was zumindest in Bezug auf die überwiegende jeweilige Wählerschaft stimmig erscheint. Wir haben also einen Kulturkampf um das, was Mitte ist. Das Schlimmste, was jetzt passieren könnte, wäre eine Parteilichkeit der Ämter und Behörden, da der Eindruck, der linke Marsch durch die Institutionen hätte nun auch Verfassungsschutz und Gerichte erreicht, die Bevölkerung noch weiter spalten würde.
Kurt Schäfer

In ihrem Dossier beschreiben sie detailliert die Verwandlung der AfD von einer verfassungstreuen Partei zu einer in weiten Teilen rassistischen und rechtsextremen Partei. Sie blenden allerdings einen gravierenden Punkt aus, der viele Bürger veranlasst, diese Partei zu wählen. Rückblickend haben 16 Jahre Merkel dieses Land gelähmt und die Grundlagen für den bedauernswerten Zustand gelegt. Mit Regierungsübernahme durch die Ampel im September 2021 erreicht der Dilettantismus in der Regierung noch nicht erreichte “Höhen“. Inzwischen regiert die Ampel gegen die Mehrheit der eigenen Bevölkerung. Parteiinteressen stehen im Vordergrund, die ideologisch geprägt sind. Ein Beispiel ist das hanebüchene Projekt der Kindergrundsicherung. Ein anderes das orientierungslose Projekt der Energiewende. Wer soll die absurden Kosten dafür stemmen, wenn ganze Industriezweige aus Deutschland abwandern? Warum muss Deutschland bis 2045 klimaneutral sein? Und was haben die bisherigen Investitionen in dieses Projekt bisher erbracht, welches die ökonomischen Grundlagen gefährdet? Ein weiteres großes Ärgernis sind die CumEx-Geschäfte. Banken und kriminelle Helfer betrügen den Staat um Milliarden und die politische und juristische Aufarbeitung wird behindert. Ich könnte weitere Beispiele aufzählen, die mich persönlich aufbringen und daran zweifeln lassen, dass die gewählten Volksvertreter zum Wohle des deutschen Volkes regieren. Hinzu kommen die mangelhafte fachliche Kompetenz und Orientierungslosigkeit, die uns täglich zu den grundlegenden Themen Bürokratieabbau, Asyl und Migration vor Augen geführt wird. Und nun wundern sich Politiker über einen Rechtsruck in der Gesellschaft. Wie weit muss die Politikerblase von der normalen Lebenswirklichkeit eines Bürgers, wie ich einer bin, entfernt sein? Die Entfernung Mülheim an der Ruhr nach Berlin reicht hierfür nicht aus. Abschließend ist die Alternative einer CDU/CSU-geführten Bundesregierung nicht angenehmer, aber aktuell wohl das geringste Übel. Für die Zukunft der Demokratie ist mir angst und bange.
Norbert Lietzau

«Als sich die AfD vor elf Jahren gründete, war sie eine verfassungstreue Partei. Heute ist sie in weiten Teilen rassistisch und rechtsextrem – und hat trotzdem Erfolg.» Und das ist nicht gut für Deutschland. Denn Deutschland kann die Probleme der Welt nicht allein lösen, schon gar nicht mit Rassismus und Rechtsextremismus. Warum das so ist, dazu folgendes: Am vergangenen Dienstag (4.5.2024) wurde Björn Höcke vom Landesgericht Halle zu einer Geldstrafe verurteilt, weil der die nationalsozialistische Losung „Alles für Deutschland“ verwendet hatte. Höcke sagte «Alles für unsere Heimat, alles für Sachsen-Anhalt, alles für Deutschland». Im Gegensatz zum Symbol des Hackenkreuzes ist der Spruch «Alles für Deutschland» wohl eher unbekannt und entspricht in etwa dem Spruch «Amerika first». Letzteres lässt allerdings noch was übrig für den Rest der Welt, der sich hinten anstellen darf. Allerdings ist der Höcke-Spruch in seiner ganzen Länge auch ähnlich zu deuten, sonst enthält er ja einen Widerspruch. Denn wenn alles an Sachsen-Anhalt geht, dann bleibt ja für den Rest von Deutschland nichts mehr übrig. Aber es geht hier nicht um Logik. Der Spruch müsste, wenn er denn hilfreich sein sollte für das Lösen der Probleme unserer Welt, fortgesetzt werden «…Alles für die Menschheit». Denn heute im Zeichen der Globalisierung gilt: Alles was für die Menschheit gut ist, ist auch für Deutschland gut und umgekehrt was für die Menschheit schlecht ist, ist auch für Deutschland schlecht.
Wenn nicht kurzfristig dann doch langfristig, ja sogar mittelfristig. Klima und Co2 kennen keine Grenzen und die Folgen des exponentiellen Wachstums von Kopfzahl und Konsum der Menschheit kennen ebenfalls keine. Deutschland kann die globalen Probleme nicht allein lösen. Diese beruhen auf einer Art «Tragik der Allmend» wobei die Allmend die Tragfähigkeit der Erde für Konsum und Kopfzahl ist. Das Mittel für die Beseitigung der Tragik ist das Menschenrecht auf Eigentum. Dieses ist, wenn richtig und auch massvoll angewandt ein Mittel, die Eigenverantwortung einzufordern, insbesondere auch die demographische Eigenverantwortung. Wenn es heisst, es gäbe keine Obergrenze beim Asylrecht, dann heisst das gleichzeitig, es gibt keine Grenze fürs Missachten des Menschenrechts auf Eigentum. Es ist aber dennoch enorm kontraproduktiv für das Lösen der genannten Problematik, wenn argumentiert wird, die Migration sei zu reduzieren, weil unsere Bevölkerung höherwertig sei. Dies gilt insbesondere, wenn dabei auch noch Rhetorik der Nationalsozialisten verwendet wird. Der Spruch «Alles für Deutschland» ist allerdings eher harmlos, da sagen wir mal 99 Prozent der Bevölkerung (Tendenz zunehmend) dabei nicht an die SA denken.
Gernot Gwehenberger

Nicht per Zufall haben Sie mit der Überschrift „Die Verwandlung“ den Titel von Franz Kafka’s Erzählung gewählt. Wer das Stück kennt, weiss, wass Sie damit meinen. Deutlich, aber indirekt – Chapeau !
Volker Ollesch

 


 

Leserbriefe zu „Aufblühen“ von Annette Schavan

Gerade las ich Ihren ZEIT-Artikel „Aufblühen“ und möchte Ihnen von Herzen für diesen Pfingstbeitrag danken. Er macht mir Mut gegen die vielen Entmutigungen, die ich seit langer Zeit schon der Institution Kirche „verdanke“. Sie ermöglichen mir mit Ihren Gedanken weiterzumachen, wo ich nur noch Bruch und Verlust empfunden habe.
Herma Brandenburger

Annette Schavan, die ihre weltliche Karriere der Emanzipation der Frau aus der Knechtschaft kirchlicher Obrigkeiten verdankt, erwünscht sich die Rückbesinnung auf ein Gedankengut, das nach den Errungenschaften des evolutionären Humanismus als überwunden galt. Welchen nachhaltigen Schaden Frau Schavan als Bundesministerin für Bildung und Forschung in den Jahren 2005-2013 den aktuellen Frauenbewegungen in Staat und Kirche zugefügt hat, lässt sich anhand ihres Beitrages zwar erahnen, wäre aber ein interessantes Dissertationsthema.
Manfred Mutter

Hoffentlich haben Sie niemanden in unserem kapitalistischen System auf die Idee gebracht, Pfingsten jetzt auch noch durchzukommerzialisieren. Die universellen Menschenrechte und die Menschenwürde mögen vom Christentum geprägt worden sein, meines Wissens ist das aber nicht die einzige Quelle. Die Kirche hat sich übrigens nicht immer konsequent für diese Werte eingesetzt. Kirchenaustritte sind nicht nur in Deutschland möglich, lesen Sie dazu bitte den entsprechenden Wikipedia-Artikel. Zu der verlorenen Fähigkeit, biblische Bilder zu verstehen (Sie sprechen da von der Kunstgeschichte, einen so hohen Anspruch würde ich gar nicht stellen.): Ob der jüngste Kandidat bei „Wer wird Millionär?“, der mit „Altem Testament“, „Lot“ und „Salzsäule“ nichts anzufangen wusste, mir eher Hoffnung oder eher Angst macht, ist noch nicht entschieden, noch tendiere ich mehr zu Letzterem. Eine Welt“gemeinschaft“ mit Diktatoren und Terrorstaaten lehne ich entschieden ab!
Thomas Manthey

Trotz einiger Kritik am Christentum und speziell an der katholischen Kirche herrscht in dem Artikel meines Erachtens eine verklärte Sicht auf das Christentum und seine Geschichte vor, die nicht ganz vom Geist der Wahrheit geleitet wird, u. a. hinsichtlich der Geschichte der Menschenrechte und der Idee der gleichen unveräußerlichen Würde aller Menschen (siehe u. a. https://www.bpb.de/themen/recht-justiz/dossier-menschenrechte/38704/idee-der-menschenrechte/ oder https://www.giordano-bruno-stiftung.de/sites/gbs/files/download/menschenrechte_gbs.pdf oder https://de.wikipedia.org/wiki/Menschenrechte). Tatsächlich haben die Kirchen – und hier wieder ganz besonders die katholische Kirche – in der Praxis sehr lange die allgemeine Geltung der Menschenrechte bestritten und bekämpft. Noch heute plädieren Bischöfe und Kardinäle u. a. in Afrika z. B. dafür, Homosexuelle ins Gefängnis zu werfen – oder sogar zu töten. Aber die Probleme des Christentums reichen noch viel tiefer: Wesentliche Inhalte der christlichen Lehre selbst werden nicht mehr geglaubt. Oder glauben Sie z. B. noch daran, dass alle Menschen – oder zumindest jene „guten Willens“ – durch das „Sühneopfer Christi“ vom Tod erlöst worden sind? Andere Religionen kommen ohne ein solches Sühneopfer aus. Die christlichen Kirchen müssen meiner Meinung nach nicht nur ihr Verhalten, sondern ihre sämtlichen Glaubensinhalte auf den Prüfstand stellen.
Ulrich Willmes

Annette Schavan hat in ihrem Artikel zu Pfingsten viele wertvolle Impulse gegeben, doch als gläubiger Christ möchte ich einige ergänzende Gedanken und biblische Perspektiven hinzufügen. Der Heilige Geist wird meiner Meinung nach im Artikel etwas abstrakt dargestellt. Dabei ist seine Rolle im christlichen Glauben sehr konkret und lebensverändernd. Jesus Christus sagt: „Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Joh 14,26, ZB). Der Geist Gottes kommt also von Gott, unserem Vater, im Namen unseres HERRN Jesus Christus, was auch die Dreieinigkeit Gottes nochmal deutlich unterstreicht. Es ist wichtig zu betonen, dass der Heilige Geist nicht aus sich selbst heraus spricht, sondern auf das hört, was der HERR ihm sagt: „Doch wenn jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird reden, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird“ (Joh 16,13, ZB). Die Kritik an einigen christlichen Gemeinden, besonders den großen Volkskirchen, ist berechtigt, aber entmutigen sollte sie uns nicht. Vielmehr sollten wir ermutigt werden, aktiv zur Erneuerung beizutragen. Die Schrift sagt: „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ (2 Tim 1,7, ZB). Mit diesem Geist ausgestattet, können wir als Gläubige die gesellschaftliche Gemeinschaft positiv verändern.
Ein weiterer Punkt ist der starke Fokus auf die kulturelle und soziale Relevanz des Christentums, während die spirituelle Dimension oft zu kurz kommt. Doch die Bibel lehrt uns, dass der Glaube mehr ist als Tradition: „Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“ (Joh 11,25, ZB). Es geht um die lebendige Beziehung zu Jesus Christus, die unser Leben bereits hier auf Erden verändert und uns ewiges Leben und damit ewige Gemeinschaft mit Gott zusichert. Schavan erwähnt auch den Rückgang der Mitgliedschaft in vielen christlichen Gemeinden in Europa, besonders hier in Deutschland wieder bei den Volkskirchen, doch die tiefere spirituelle Krise bleibt unerwähnt. Jesus ruft uns auf: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung!“ (Mk 16,15, ZB). Es ist eine Einladung, den Glauben aktiv zu leben und weiterzugeben, um so die christliche und gesellschaftliche Gemeinschaft zu erneuern. Zum Abschluss: Der Heilige Geist kommt zu uns durch den Glauben an den HERRN Jesus Christus. „Petrus aber sprach zu ihnen: Kehrt um, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden! Und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen“ (Apg 2,38, ZB). Pfingsten erinnert uns daran, dass Gläubige diesen Geist empfangen und mit seiner Hilfe sich und die Welt verändern können. Es ist auch wichtig zu erkennen, dass der HERR Jesus Christus die Vollmacht über den Heiligen Geist hat, wie es ihm von Gott, dem Vater, gegeben wurde: „Alles ist mir übergeben von meinem Vater. Und niemand kennt den Sohn als nur der Vater, und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und der, dem der Sohn es offenbaren will“ (Mt 11,27, ZB). Ich lade jeden ein, den lebensverändernden, lebendigen Glauben an den HERRN Jesus Christus anzunehmen. Jesus streckt uns förmlich seine Hand aus. Greifen Sie zu und erfahren Sie die Kraft des Geistes Gottes!
Daniel Mayer

Aufschlussreich wendet sich Annette Schavan dem Thema Pfingsten zu und der daraus resultierenden Geschichte des Christentums. Lesenswerter Artikel, denn er bleibt u.a. nicht in der Beschreibung gegenwärtiger Kirchensituation stecken. Vielmehr inspiriert er zu einer Haltung, die Energien freisetzt und sich der Unverfügbarkeit stellt. Ganz im Sinne dieses Festes.
Leona Poruba

„Die entscheidende Frage für einen Christen lautet also nicht: Habe ich den Heiligen Geist?, sondern: Hat der Heilige Geist mich?“ (Zitat von Peter Strauch, *1943, deutscher Theologe) Pfingsten ist ein christliches Fest, der Heilige Geist kam damals auf die Jünger Jesu hernieder. Ob die Jünger danach wohl klüger und weiser waren? Wer weiß!? Pfingstsonntag ist 50 Tage nach dem Ostersonntag. „Komm, Heiliger Geist heile uns. Erfülle unsere Herzen mit brennender Sehnsucht nach der Wahrheit, dem Weg und dem vollen Leben. Entzünde in uns dein Feuer, dass wir selber davon zum Lichte werden, das leuchtet und wärmt und tröstet. Lass unsere schwerfälligen Zungen Wort finden, die von deiner Liebe und Schönheit sprechen. Schaffe uns neu, dass wir Menschen der Liebe werden, deine Heiligen, sichtbare Worte Gottes, dann werden wir das Antlitz der Erde erneuern und alles wird neu geschaffen. Komm, Heiliger Geist, heilige uns, stärke uns, bleibe bei uns.“ (Russisches Gebet)
Klaus P. Jaworek

Pfingstsonntag. Statt in die Kirche zu gehen, sitze ich in einem Paradiesgarten und lese DIE ZEIT, Glauben und Zweifeln wie immer am Sonntagmorgen. Ein erfreulicher Artikel von A. Schavan. Ich gehe schon lang nicht mehr in die Kirche. Letztens sagte mir eine Frau mittleren Alters „Ich bin Christin, aber aus der Kirche bin ich ausgetreten.“ Ich denke ähnlich. Vor 20-30 Jahren habe ich in der evangelischen Akademie in Tutzing ein Seminar besucht mit dem Titel „Die Weiblichkeit in der Liturgie“. Es wurde von einer jungen Pfarrerin geleitet (Jutta H.?). Wir- vorwiegend Frauen- haben in einer wunderbar frühlingshaften Umgebung die evangelische Liturgie; Lieder und Gedichte unter dem Aspekt „Weiblichkeit“ umgestaltet und gefeiert. Mir wurde bewusst, wie stark männlich unsere Kirche geprägt ist. Auch heute noch ist der Begriff „Herr“ eine Selbstverständlichkeit. Voller Ideen und Elan sprach ich anschließend mit unserem Pfarrer, der dann auch wirklich in seinem Gottesdienst weibliche Elemente übernahm (z.B. „Vater und Mutter unser….“)aber auf Proteste hin nur ein einziges Mal. Die Zeit war wohl noch nicht reif dafür. Ich hätte mit dem Begriff „Gott“ leben können, aber nicht mit dem „Herrn“. Der ist nun einmal männlich, „Gott“ kann beides sein und noch viel mehr. A.Schavan spricht von „Aufbruch“. Veränderung ist nötig, auch oder gerade in der Sprache. Unsere Lieder und Gebete, die Liturgie und Bilder sind ganz stark patriarchal geprägt. Die Pfarrerinnen sind auch nicht anders. Liegt das am Studium? An der Gewohnheit? Das gilt es zu ändern! Viele Frauen und auch Männer fühlen sich in dieser Kirche unwohl und laufen davon. Ich bin eine von ihnen, bleibe trotzdem Christin, gehe aber nicht mehr zu diesem Gottesdienst in die Kirche.
Monika Propach-Voeste

Eine schöne Idee: Sich zu Pfingsten an einem Blumenstrauß erfreuen und es als Frühlingsfest zu feiern. Aber es geht ja der Autorin um die Bedeutung von Pfingsten als einem christlichen Fest, und dazu habe ich einige Anmerkungen/Fragen. Z.B. ob es nicht angemessen gewesen wäre, in einem Beitrag für DIE ZEIT und unter der Rubrik „Glauben & Zweifeln“ zumindest anklingen zu lassen, dass die historisch theologische Forschung selbst an der Auferstehung Jesu zweifelt, wie überhaupt der historische Jesus wohl ganz anders gesehen werden muss als der von den Kirchen offiziell gefeierte, nämlich als ein tragisch gescheiterter jüdischer Wanderprediger, dessen frohe Botschaft von Nächstenliebe und unmittelbar bevorstehendem Kommen eines Gottesreiches von Gerechtigkeit und Frieden ein bis heute uneingelöstes Versprechen geblieben ist. Weil wenig erbaulich, bleibt die unfrohe Kehrseite seiner Botschaft meist unerwähnt: Die Androhung von Höllenfeuer und ewiger Verdammnis für Andersgläubige!
Ärgerlich ist die Behauptung der Autorin, dass die Idee der Menschenrechte und der unveräußerlichen Würde des Menschen auf das Christentum zurückgeht! Auf eine Religion, in deren Namen mit Andersdenkenden, Andersgläubigen ausgesucht grausam verfahren wurde (Inquisition, Missionierung) ? Auf eine Religion, die eine „Erbsünde erfunden hat, die Sklavenhaltung, Judenverfolgung, jedwede Obrigkeit legitimiert hat? Die ein bis in die Gegenwart wirkendes abwertendes Frauenbild etablierte: Die Frau ist ein Missgriff der Natur ….. körperlich und geistig minderwertiger … eine Art verstümmelter, verfehlter, misslungener Mann… (so der „heilige“ Thomas von Aquin) ? Der Autoritätsverlust der Kirchen ist offensichtlich, ihre Schäfchen lassen sich nicht mehr bevormunden. Ein Brausen am Himmel wird heute als Wetterphänomen gedeutet, sprechende brennende Dornbüsche und Feuerzungen haben an Überzeugungskraft verloren, bei Sprachproblemen hilft die KI. Der Mensch hat sich schon viele Götter und Göttinnen geschaffen und wieder vergessen, warum sollte ausgerechnet der christliche Gott eine Ausnahme sein?
Ulrich Müschen

 


 

Leserbriefe zu „Das falsche Pedal“ von Mark Schieritz

Bereits Wolfgang Schäuble hatte seine Fraktion gewarnt vor dem Bumerangeffekt im Falle des Regierungswechsels. Ordnungspolitisch lässt sich die Schuldenbremse sauber vertreten vor allem mit Rücksicht auf die junge Generation, die die Rechnung dereinst bezahlen müsste, ohne gefragt worden zu sein. Doch das internationale Umfeld tickt anders. Ist Deutschland mit seinem Schuldentabu gut beraten, wenn gleichzeitig in Brüssel erhebliche Lockerungsübungen stattfinden? In den USA sind ohnehin fast alle Hemmungen gefallen. Und die nächste Eurokrise kommt bestimmt, und dann richten sich begierige Blicke nach Berlin, dem “ Krösus“. Solide Finanzen wecken bekanntlich Begehrlichkeiten. Vor dem Kollaps käme es vermutlich zu Eurobonds, und Deutschland wäre Zahlmeister. Primus zu sein, birgt also Risiken. Am Ende stellt sich die Frage, ob ein fiskalisch und ordnungspolitisch konsequenter Alleingang nicht kontraproduktiv ist. Etwas mehr Flexibilität würde das Land vermutlich weniger angreifbar machen.
Christoph Schönberger

Es ist so öde. Schon hundertmal wurden die Argumente ins Feld geführt. Warum 64,3% Schuldenquote nur ein kleiner Teil der ganzen Wahrheit ist. Warum Vergleiche mit USA und Briten so nicht gehen. Und wer soll nach den vergangenen 60 Jahren noch glauben, dass neue Schulden für Investitionen und nicht für konsumtive Wohltaten genutzt werden. Ja gewiss! Die Schuldenbremse wird fallen. Viel helfen wird das aber nicht. Was mich wirklich interessiert ist aber, was das für ambitionslose Menschen sind, die immer nur neue Schulden für gute Politik halten. Es stört sie nicht wirklich, dass der Topf ein Loch hat. Das Loch zu schließen, kommt ihnen nicht wirklich in den Sinn. Sie glauben auch nicht, dass dafür irgendwer irgendwann eine Rechnung zu zahlen hat. Jedenfalls nicht sie selbst. Wie das ganze System, so kann man auch diese Politik mit „Freiheit ohne Verantwortung“ bezeichnen. Das ist das Gegenteil von Bürgerlichkeit. Es ist verkommener, verantwortungsloser Sozialismus. Schuld(en) haben immer nur die anderen.
Fred Klemm

Herr Schieritz argumentiert einleuchtend, weshalb die Schuldenbremse ohnehin schon so gut wie abgeschafft ist. Also, warum sich weiterhin streiten? In Anbetracht des weltwirtschaftlichen Umfelds, hier sind insbesondere die USA und China gemeint, die sich einen feuchten Kehricht um die Regeln der Welthandelsorganisation scheren, eigene Unternehmen mehr als großzügig subventionieren und Handelsbarrieren durch hohe Zölle aufbauen, bedarf es für unsere Wirtschaft mehr als eines Doppel-Wumms um nicht als Agrarstaat zu enden, der aufgrund der globalen Erwärmung ohnehin keine Zukunft hätte. Die Schuldenbremse erweist sich einmal mehr als Zukunftsbremse. Auch für unsere Wirtschaft. Das sollte sogar der FDP einleuchten.
Reiner Gorning

Es fehlt kein Geld. Die Steuereinnahmen des Bundes „sprudeln“. Wegen der schwächelnden Wirtschaft rund 21.9 Milliarden weniger. Aber immer noch um eine Billion Euro. Was fehlt ist die politische Einsicht und die wirtschaftliche Weitsicht, um mit dem Geld der Bürger („Bürgergeld“) sinnvoll und nachhaltig umzugehen. Die Schuldenbremse ist „der Elefant im Raum“. Sie ist für die FDP „der Tanz um das goldene Kalb“. Das Hauptproblem ist die Ausgabenseite. Steuerprivilegien (Dienstwagen, Flugbenzin, Diesel, Erbschaftssteuer, Vermögenssteuer usw.) gehören endlich mal auf den Prüfstand. Die FDP steht auf dem Bremspedal, die SPD kann nicht richtig kuppeln und die Grünen wissen nicht mit dem Gas (pedal) umzugehen. Jede Ampelpartei muss das Klienteldenken, die Befriedigung der Lobbyisten, die Ideologien und das ständige Verweisen auf die Vergangenheit unterlassen. Normale Arbeit in den Ministerien und dem Bundeskanzleramt würde dann schon ausreichen zielorientierte Gesetze und Verordnungen auf den Weg zu bringen. Kontroverse Diskussionen sollten in den Kabinettssitzungen stattfinden und nicht „coram publico“ ausgetragen werden.
So könnten große und kleine Probleme „zum Wohle des Volkes“, wenn nicht gelöst, zumindest mit der besten Absicht einer guten Lösung angegangen werden. Der Bundeskanzler, Olaf Scholz, als Angela Merkel 2.0, sitzt zu viel aus und kommuniziert zu wenig mit seinem Volk. Zudem hat er die „Richtlinienkompetenz“. „Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar“ (Ingeborg Bachmann). Die öffentliche Hand, allen voran der Bund, muss mehr, sehr viel mehr, in die Infrastruktur investieren, endlich wirklich die Bürokratie abbauen und die Digitalisierung vorantreiben. Denn außer Lippenbekenntnissen aller Ampelparteien und Absichtserklärungen im Koalitionsvertrag („Mehr Fortschritt wagen“), ist in Wirklichkeit auf den drei Feldern im Wesentlichen nichts passiert. Das Schreiben von Punkteplänen als „Letter of Intent“ bringt zwei von drei Parteien keinen Schritt weiter, da vorsätzlich und absichtlich die verschiedenen Pläne sich fundamental widersprechen. Die Zeit zum Handeln drängt. Die Aufstellung des Haushaltes für 2025 wird zum Dreh -und Angelpunkt für die Stabilität des Landes; abhängig vom „Zusammenraufen“ der Ampelregierung auf den kleinsten monetären Nenner. „Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen.“ (F. Nietzsche)
Felix Bicker

Im Untertitel steht, …denn die Schuldenbremse ist eh perdu. Der Artikel wirkt auf mich ambivalent. Es heißt, „ohne Kreditobergrenze sollte man sich eigentlich auf einen Deal verständigen können. Schulden hoch, Steuern runter. Rüstung statt Rente. So etwas“. Dazu müssten aber erst mal Prioritäten gesetzt werden. Die handelnden Personen sind aber nicht mal mit der Schuldenbremse fähig dies zu tun. Ohne Schuldenbremse würde jeder nur seine Wunschtraumblase aufblasen. Was am Ende nur Inflation und hohe Schuldenlast für die nachfolgenden Generationen bedeutet. Am Ende des Artikels wird generell uber Schuldenquote im internationalen Vergleich gesprochen und dass Wissenschaftler, den für die Modernisierung des Landes nötigen öffentlichen Investitionsbearf auf 600 Milliarden Euro taxiere. Dazu den süffisanten Nachsatz „Abgehängt, aber schuldenfrei? Lieber nicht!“ Zurzeit können Firmen den Bedarf an Fachkräften nicht decken und haben keine schnell realisierbaren freien Kapazitäten. Mehr Geld bedeutet in so einer Situation nur mehr Inflation. In was sollen diese 600 Milliarden den fließen? Erneuerbare Energie, Infrastruktur, Rüstung, …? Es ist auch möglich, zu ermitteln welche Kapazitäten (Fachkräfte, Maschinen. etc.) in welchen Bereichen dazu erforderlich ist. Es geht nicht alles auf einmal. Wieder ist Setzung von Prioritäten gefragt aber unsere handelnden Minister/innen zeigen nur Realitätsverlust.
Reimer Clausen

Gut, den Krieg in der Ukraine kann man dieser Ampel nicht anlasten, aber diese ständige Kriegstreiberei. Sonstigen Probleme, die sie jetzt lösen wollen, die haben sie entweder selbst erzeugt oder noch weiter verschärft. Kanzler Scholz glaubt immer noch selbst, dass er das Land vorangebracht hat. Das sehe ich komplett anders, denn alles, was er und diese Regierung anpacken, das geht zu Lasten der Bevölkerung im Lande. Was mich jedoch total nervt, das ist diese ständige Ausgrenzerei von Andersdenkenden!
Riggi Schwarz

Die suggerierte Alternative am Schluss des o.g. Artikels oder eher Kommentars halte ich für eine falsche oder Schein-Alternative: Es gibt durchaus Möglichkeiten beides zu vermeiden: Sowohl die — bisherige — Vernachlässigung der Zukunftsinvestitionen als auch einen noch viel größeren Schuldenberg als wir jetzt schon haben, insbesondere die noch jungen künftigen Tilgungszahler oder Inflationsopfer oder Kürzungsopfer: Nämlich mehr Steuern und/oder weniger Subventionen auf fossiles, Verschwendung, Luxus, mehr Bescheidenheit und Rücksichtnahme bei Tarifkämpfen, mehr Eigenverantwortung vieler bei Bildung und sozialem, und weniger Ausgaben für Prestige- oder Luxusprojekte. Dass die USA und Britannien mit doppelt so hohen Schuldenquoten „gut klar“ kämen, gilt selbst derzeit schon nur eingeschränkt (angesichts Inflation und Mangelversorgungen) und für die weitere Zukunft nur fraglich, wie ein kürzlicher Artikel der ZEIT selbst belegte. Es gibt bekanntlich sehr viel ungenutztes Potential in den fossilen Subventionen, was ja schon das Umweltbundesamt angemahnt hat, und in der stärkeren Besteuerung von Vielverdienern und Reichen, solange man diese damit nicht ganz aus dem Land vertreibt, um in Niedrigsteuerländern Zuflucht zu suchen, die es — ein Skandal für sich — sogar in der EU gibt. Hier ist also auch viel außenpolitischer internationaler Einsatz nötig, damit die verschiedenen Länder sich gegenüber den großen Steuerzahlern nicht mehr gegeneinander ausspielen lassen. Das so beliebte und bequeme an mehr „Krediten“ für alle gegenwärtigen betroffenen, z.B. als Zahler oder „Sparopfer“ an der Abschaffung der Schuldenbremse ist nicht die völlige Vermeidung von Belastungen, sondern nur deren Verschiebung auf die Zukunft und damit Verschleierung und Offenlassen der dann künftig betroffenen, z.B. künftige Tilgungs-Verantwortliche und Steuerzahler oder leer ausgehende Kreditgeber und/oder Inflationsopfer, die absolut nicht immer reich sind. Das alles sind absolut keine gerecht gewählten Lastenträger. Die moderate Lockerung, wie von den Wirtschaftsweisen vorgeschlagen, würde auch nur für einen ganz kleinen Teil aller neuen oder bisher verschleppten Aufgaben unseres Staates reichen.
Die verschiedenen Subventionskürzungen sind allerdings leider teils sehr unpopulär und würden, wie bei der Pendlerpauschale, auch breitere Kreise treffen. Und die Wähler haben mit einer Mehrheit für Mehr-Steuer-Gegner leider der FDP in der Ampel eine Art Unentbehrlichkeits-Status verliehen, so dass die Vorschläge wohl leider erst nach der nächsten Wahl eine reale Chance haben, falls die Mehrheitsverhältnisse dann nicht noch schlimmer werden. Selbst wenn alle Vorschläge an Subventionsabbau und mehr Steuern verwirklicht wären und noch einige Milliarden durch — moderate — Lockerung der Schuldenbremse dazukommen, reicht es angesichts der schweren Zeiten mit gleich mehrfachen Krisen nicht aus, wenn wir nicht zusätzlich priorisieren, im Durchschnitt mehr arbeiten, etwas bescheidener in den Erwartungen werden und auf einige Wunschträume vorerst verzichten.
Überschüssiges Geld herumliegen oder die Möglichkeit zu dessen leichter verantwortbarer Aufbringung hat gar keine Ebene des Staates, weder Kommunen noch Länder noch Bund. Es geht also bei allen Finanzierungen nur darum, wer die „Sündenbock-rolle“ erhält „schuldig“ zu sein an Steuererhöhungen, Kürzungen, „Brechen“ von Wahlgeschenkversprechungen, Härte bei Tarifverhandlungen oder Streiks oder noch mehr Schulden auf Kosten der o.g. zukünftigen betroffenen. Letztlich ist der Staat kein zauberkräftiger wunscherfüllender Geist aus der Märchenflasche, sondern nur zu dem fähig, was Menschen unseres Landes erarbeiten und/oder bezahlen oder durch Verzicht auf anderes ermöglichen. Es läuft also darauf hinaus, welche Menschen jeweils bezahlen oder mehr arbeiten. Wenn alle sich da verweigern (dürfen), zahlen die künftigen Menschen, unsere Kinder und Enkel, entweder für die Schuldenberge oder in Form des Lebens mit kaputter Infrastruktur, Klimakatastrophe, späteren Renteneintritten, Bildungsmängeln, Pflege- und Gesundheits-Systemmängeln etc. etc.
Peter Selmke

 


 

Leserbriefe zu „Die Position“ Uni-Profs an die Schulen!“ von Klaus Zierer

Als langjähriger Lehrer für Englisch, Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, Lehrerfortbilder, Schulaufsichtsbeamter und zeitweiliger Betreuer eines wissenschaftlichen Fachbeirates kann ich nur unterstreichen, dass an den Universitäten in der Lehrerausbildung manche Professoren und Dozenten, die selbst keinen Einblick in die Schulpraxis haben, angehende Lehrer unterrichten. Das führt unter anderem zu der selbst erlebten absurden Situation, dass Hochschullehrer aus einer Arbeitsgruppe zur Materialentwicklung ausscheiden müssen, weil sie keine entsprechende Praxiserfahrung haben. Sieht man sich die erwähnten Publikationen in Fachzeitschriften an, so befassen sich die meisten der dortigen Artikel mit Vorschlägen, wie entwickelte theoretische Modelle eventuell in der Praxis funktionieren könnten; Berichte über erprobte Projekte, die zum Nachvollzug motivieren, sind eher selten. Fachzeitschriften werden immer mehr zu einem Publikationsorgan für Assistenten und Doktoranden und nicht für Schulpraktiker. In den Zeiten, in denen die Schulpraxis zur wissenschaftlichen Theoriebildung beigetragen hat, wurden theoretische Konzepte in der Schule erprobt, und die Erprobung zur Modifikation der Konzepte herangezogen. Mancher heutiger Experten mit realitätsfernen speziellen Forschungsschwerpunkten entlässt Lehrer an die Schulen, die – das erkenne ich an dem Fremdsprachenunterricht meiner Enkel – noch den Unterricht erteilen, unter dem ich vor langer Zeit als Schüler gelitten habe.
Rainer E. Wicke

Es scheint, als wären Klaus Zierer und mir dieselben Gedanken durch den Kopf geschossen bei der Lektüre von Frau Sliwkas wohlfeilen Einlassungen zum Thema “Lernen und ‘Wellbeing’”. Meine Pädagogik-Profs waren vor 20 Jahren gottlob noch solche “Dinosaurier”, die selbst vor der Klasse hatte bestehen müssen. Vor allem aber habe ich noch Vertretern der hermeneutischen Pädagogik wie Professor Günter Scholz zuhören dürfen, die uns mit der geistesgeschichtlichen Tiefenschärfe ihres Faches bekannt gemacht haben. Das hilft mir bis heute, mich nicht von jeder Mode beeindrucken zu lassen, und gibt mir die Gelassenheit, mich nicht von jeder neuen Idee der Ministerialbürokratie und Schulaufsicht treiben zu lassen. Auch angesichts des akuten Lehrermangels und der Überlastung des gesamten Systems „Schule“ durch Superdiversität der Schüler, digitale Transformation u. v. a. m. ist es m. E. mehr als legitim, über eine drastische Reduktion der Lehrstühle für “Schulpädagogik” und v. a. Didaktik nachzudenken. Erinnert sei an Konrad Paul Liessmanns Einsicht, wonach Unterricht u. U. etwas relativ Statisches ist, was man nicht alle paar Jahre neu erfinden muss. Diese Erkenntnis ernst zu nehmen, würde so manchen Lehrstuhl für „Schulpädagogik“ und Didaktik überflüssig machen. Die frei werdenden und für Schule bestens qualifizierten Arbeitskräfte könnten wir in der Hauptschule hervorragend gebrauchen. Schon nach wenigen Unterrichtsstunden würden sich so manche in Studien und Metastudien teuer gewonnenen Einsichten wie die nach dem Zusammenhang von Lernen und “Wellbeing” bestätigt finden und würde Frau Sliwka erfahren, dass sie gnadenlos mit ihrem Unterricht „baden geht“, wenn es ihr nicht gelingt, ihre Schüler zu allererst auch emotional zu erreichen.
Marcel Haldenwang

Ein ausgezeichneter Artikel von Hans Zierer! Professoren lehren und fördern heutzutage Lernmethoden, die an Realschulen und Gymnasien angebracht sind, nicht jedoch an Mittelschulen. Schüler sollen selbstständig lernen, indem sie Texte bearbeiten und dadurch den Stoff besser verstehen. Schöne Theorie von Leuten, die aber nie selbst unterrichtet haben! Leider hat man bei 20 Mittelschülern 4 bis 5 Kinder mit anerkannter Lese-Rechtschreibschwäche, dazu noch ein paar Schüler, die zwar schön vorlesen können, aber nur wenig vom Text erfassen. Dann kommen noch die Kinder von Migranten dazu, die entweder noch sehr wenig Deutsch können und solche, die zwar gut Deutsch sprechen und lesen, deren Wortschatz aber zu begrenzt ist, um Texte aus Schulbüchern richtig zu verstehen. Ach ja, man hat ja auch noch den einen oder anderen ADHS-Schüler, dessen Konzentration schnell abdriften kann. All diese brauchen den Lehrer, der ihnen mündlich erklärt, worum es in den Texten geht. Alle paar Jahre selbst vor der Klasse stehen, und zwar durchgehend, Tag für Tag, als Klassenlehrer und die Damen und Herren Professoren würden schnell von ihrem Olymp der Wissenschaft herunter auf den Boden der Realität kommen. In diesem Sinne kann ich dem Artikel nur zustimmen.
Hartmut Wagner

Aufwertung der Lehre in der Universitären Lehrer*innenbildung -ein Dauerthema“- Ja, ich schreibe hier als erfahrene Lehrerin in Schule, Studienseminar und als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität emotional. Der Artikel spricht mir aus der Seele. Es geht immer noch darum Lehramtsstudierende an den Universitäten auf ihren Beruf besser vorzubereiten. Ja, ich kenne das Argument, dass ein Lehramtsstudium nicht unbedingt auf den Lehrberuf vorbereitet. Ich stimme dem Autor zu: Die Qualität von Lehrveranstaltungen für künftige Lehrer*innen an der Universität lässt vielfach zu wünschen übrig. Schulpädagogische Lehrverpflichtungen werden gerne an schlecht bezahlte, zeitlich befristete Lehrbeauftragte delegiert. Professor*innen sehen Schulpädagogik, die komplexe Schulwirklichkeit im gesellschaftspolitisch Demokratischen Kontext repräsentiert, eher als unterbewertetes Randthema. Warum? Wollen sie nicht lehren, weil es an Wertschätzung der Forschungskolleginnen mangelt, weil Zeit für Veröffentlichungen, das Einwerben von Drittmitteln für Forschungsprojekte, Karriereplanung und Präsens in der Öffentlichkeit fehlt? Oder weil sie nicht können mangels Erfahrung als verantwortliche Lehrer*innen im Unterricht mit Schüler*innen? Die universitäre Lehrerinnenausbildung muss aufgewertet werden. Daran besteht kein Zweifel.
Erfolgreiche Schulen und Schüler*innen brauchen kompetente Lehrer*innen in sicheren, vertrauensvollen Beziehungen. Studierende brauchen Lehrende, die Theoriewissen und Können mit Studierenden transferieren, so dass die zukünftigen Lehrer*innen in der Lage sind, Anschlüsse von Lehrinhalten für ihre Unterrichtstätigkeit herzustellen. Der Vorschlag ein „Schulpraxissemester für Professor*innen“ einzurichten, damit sie Schule konkret verantwortlich wechselseitig aus der Lehrer- und Schüler*innenperspektive erleben können, ist vorstellbar. Zu hoffen bleibt, dass Erkenntnisgewinn und Erfahrung authentisch in die Lehre-Arbeit mit den Studierenden eingebracht werden. Umdenken ist angesagt. Ohne sehr gute Lehre, Forschungs- und Beziehungsarbeit in jeweiliger Anerkennung der Tätigkeit des Anderen sind weder gute Hochschullehrer*innen, Lehrer*innen in der Schule noch lernbewusste Schüler*Innen zu haben. Es sind wir Menschen, die unsere Demokratische Gesellschaft zu dem machen, was sie ist. Ändern wir, was zu ändern ist. Der Platzwechsel von Professor*innen der Hochschule zur Schule sollte starten. Wir dürfen gespannt sein.
Dagmar Sommerfeld

Ich kann mich dieser Forderung nur anschließen. Mit meinen fast 75 Jahren erlebe ich immer wieder, dass ich es mit Absolventen jeglicher Fakultät (nicht nur der Pädagogik)zu tun habe, die reine Theoretiker sind. Die Praxis spielt in ihrem Leben keine Rolle und alles soll nach den Lehrbüchern ausgerichtet sein. Aber das Leben ist anders! Deshalb ist meine Forderung seit Langem: Nur derjenige darf zum Studium oder einen Lehrberuf ausüben, der einen Beruf in dieser Fachrichtung erlernt hat oder/und die nötige Erfahrung aus der Praxis mitbringt. In Deutschland müssen die Zahlen der Gymnasiasten und der Studenten erheblich gesenkt werden, sonst haben wir nur noch Theoretiker mit fünf linken Daumen und keiner macht mehr die notwendigen Arbeiten. Mein Lebensweg war: Schulanschluss 10. Klasse, Berufsabschluss, praktische Arbeit, 1. Studium direkt, 2. und 3. Studium extern neben der praktischen Arbeit. Das hat mich lebenstauglich gemacht!
Rolf Geyer

 


 

Leserbriefe zu Titelthema „Die Botschaft der Träume“ „Das Abenteuer im Schlaf“ div. Autoren

Die Welt ist alles, was der Fall ist. Dazu gehören auch Träume. In Träumen zeigt sich eine eigene Wirklichkeit, die die tatsachenbasierte Wirklichkeit übersteigt oder unterläuft. Träume sind immer subjektiv, da sie an das je eigene Gehirn gebunden sind. Für das Subjekt sind Träume immer objektiv. Träume können nicht allgemeingültig sein. Eine aus der Wirklichkeit eines Traums abgeleitete Botschaft ist immer eine dritte Wirklichkeit, die sowohl die geträumte als auch die tatsachenbasierte Wirklichkeit beeinflussen kann. Dies gilt um so mehr, wenn eine abgeleitete Botschaft allgemeine Gültigkeit erlangt, was eher selten vorkommt. Träumen ist eine besondere Form des Denkens. Denken ist eine besondere Form des Träumens (Tagträumen). Auch der Tractatus Logico-Philosophicus ist ein Tagtraum, ein logischer Tagtraum. Alles ist Traum. Ich träume, also bin ich ein Traum. Wenn man nicht über Irrtümer reden dürfte, gäbe es nur Schweigen.
Reinhard Koine

Ich bleibe dabei, für den Genuss der ZEIT braucht man 2 Sachen: Zeit und Platz. Im Urlaub hat man Beides, übrigens; es ist kein Geheimnis, das neurologisch der Mensch das tagsüber Erlebte nachts verarbeitet. Prüfen Sie es nach. Weiterhin stimme ich Ihrem Fazit zur Ampel nicht zu. Schlimmer geht immer.
Bernd Ritter

Vielen Dank und Lob, dass Sie sich und uns dem Thema Traum und chinesischer DAO-Philosophie mit Meister Zhuang gewidmet haben. Das Traumdilemma Zhuangs könnte ja wohl nur aus  außerirdischer Sicht objektiv gelöst werden. Viel entscheidender für unsere tägliche Lebensführung ist doch, dass wir – jeder für sich – uns unsere individuelle Traumwelt selbst erschaffen: Wir bauen sie auf aus einem Gespinst unserer Erfahrungen, Vorlieben, Abneigungen, Selbstsucht  zu perspektivisch verkürzter Weltsicht : jeder blickt  wie  durch  einen Strohhalm auf den weiten klaren Himmel der Wirklichkeit ,und verstellt damit häufig  seine Tür zu glücklichem Leben.  Sich dessen bewusst zu werden bedeutet:  Aufwachen aus einem Traum
Nikolaus Kirchhoff Hiddenhausen

Liebe Leute, das glaube ich nicht! Jeder von uns will doch wissen, was unsere Träume sagen wollen. Wir wissen es aber nicht. Wir wollen es schon unser gesamtes Leben lang wissen. Und dann das Titelthema der Zeit! Endlich wird das Rätsel gelöst! Aber nach dem Lesen des Artikels Enttäuschung und die Erkenntnis: „Ihr wisst es auch nicht“.
Lutz Liewert

TRAUM oder Wirklichkeit?: Zwei Irre werden im Jahr 1962 in Heidelberg in ein Irrenhaus eingeliefert – „Napoleon“ begegnet hierbei „Jesus“. Der verrückte Napoleon-Plagiator sagt alsbald zu dem verrückten Jesus-Imitator: „Dass Du hier reingekommen bist, um mich aufzusuchen: war mir von Anfang an schon klar!“ Woraufhin jener „Jesus“ ihm antwortete: „Ich wusste bereits nach der Schlacht von Austerlitz, dass Dein Stern sinken würde! Warum hast Du da nicht strategischen Kontakt mit mir aufgenommen, ich saß zur Rechten meines Vaters im Himmel.“  „Napoleon“ rückantwortete: „Mein Pferd hätte diese Strecke zu Dir in den Himmel nicht geschafft. Ich bin ja doch nur bis Moskau gekommen!“ Und „Jesus“ antwortete ihm: „Was Mohammeds Schimmel angeblich konnte, müsste doch auch Dein Schimmel fertiggebracht haben!“ Daraufhin jener „Napoleon“ zu „Jesus“: „Dieser Mohammed ist doch nur bis ins Paradies geritten. Ich aber bin kein Prophet und auch kein Sohn Gottes! Ich bin Napoleon mit versuchten irdisch erreichbar-machbaren Träumen! Aber warum bist Du eigentlich aus dem Himmel wieder hierher unter uns zu den Menschen zurückgekommen?“ „Jesus“ ihn fast schon mahnend erinnernd: „Wir wären uns doch sonst nie begegnet! Und außerdem soll ich Dich von meinem Vater und Alexander grüßen! Wenn es wieder soweit sein möge, werde ich Dich mit zu ihnen hinaufnehmen in unser allmächtiges Reich!“ „Napoleon“ zu „Jesus“: „Gib mir zuvor meinen Thron zurück!“
Schon die alten Griechen kannten unter dem Begriff Oneirologie zudem die Traumdeutungen: man erzählte sich seine Träume der (damals noch nicht zentripetal oder zentrifugal) un/zeitgemäßen Deutungen – und ab Freud nunmehr die abgestufte sich vertiefende Moderne des philosophisch/psychologisch definierten Unterbewussten, wenngleich der Atheist Sigmund Freud zu seinen Traumanalysen (in der Praxis seiner Psychosomatik) nicht diese Träume-Erinnerungen der Patienten den göttlichen oder dämonischen Quellen zuerkannte – wie es die Menschen nicht nur der griechischen Antike irgendwie verinnerlichten… Traumdeutungen sind uns aus der Zeit des Mittleren Reiches des alten Ägypten schriftlich überliefert oder auch aus dem „Assyrischen Traumbuch“ erhalten geblieben… Angebliche Träume bedeutender machtvoller Menschen wurden von jenen benutzt, um die repräsentative Umgebung des Machtzentrums zu beeindrucken wie auch diese (ausgewählten oder erfundenen) Träume dem schlichten Volk mitzuteilen – und Priester tarnten sich in ihrer „Götternähe-Gottesnähe“ bezüglich der Traumdeutungen zudem als die Vermittler zum Göttlichen gegenüber den zu erniedrigenden Menschen… Alles Scharlatanerie – wie auch Sigmund Freud in seinen persönlich sexuellen Verklemmungen die Träume-Besessenheiten dem Ursprung der sexuellen Lust-Verluste meistanteilig zuordnete… Unerfüllte Sexualität bedeutet für beide Geschlechter die Unauslebbarkeit ihrer Triebhaftigkeiten und ihrer körperlichen Gier nach totaler sexueller Erschöpfung – wirkt sich jene Unausgeglichenheit zumeist in den Traum-Phantasien im Schlaf aus, eindeutige Verlustoffenbarungen der begehrlichen Lust im diesbezüglichen Lustverlust… Hierzu muss keine Seelenforschung betrieben werden – das Tier in uns Menschen will sich austoben ohne die Deklarationen der gesellschaftlichen offiziellen Prüderie und vor allem ist die erlahmende Ehe: die Vermittlung zu diesen personifizierten Träumekonspirationen…  Deutlicher ausgesprochen im tierhaften Menschenbild: gibt es keine autarke Seele im Menschen und somit auch keine prophetische Psyche – alles wird vom manipulierten Gehirn her gesteuert bzw. sind dessen („kultur“-bedingten) Programmierungen entscheidend für die Lebensbeinhaltungen und auch dadurch für die Aufarbeitungen innerhalb und außerhalb dieser jeweiligen menschlichen Gefangenschaften! Die sogenannten Seelenlandschaften sind doch absolut zugemüllt von unseren zivilisatorischen Errungenschaften, die uns aus all den wahnsinnigen Vergangenheiten in der kaum aushaltbaren Gegenwart zutiefst bedrängen und uns Menschen in einem Sklaventum anfesseln. Freigeistige Menschen mit gegenwärtigem Verstand und Vernunft sind doch nurmehr rar aufzufinden wie 20-karätige Diamanten – gleichwohl der Verfallsbestand einer Plastikflasche ein Menschenleben überdauern kann.
Zwar ist es vielleicht verständlich, dass unser auffindbares (?) Bewusstsein (wenn es dies individuell im Gesamten des Überlebens tatsächlich freiheitlich gäbe) auch durch unterbewusste Verdrängungen nicht aktiv sich ausleben wird – gleichwohl sind diese nächtlichen, vermeintlichen Traumaktivitäten wohl inhaltlich nichts anderes als u.a. verdrängte Wunschbebilderungen und Ängste-Auswerfungen zu dem alltäglichen persönlichen programmierten Leben!? In dem scheinbar „realen Traum“ (denn: was bedeutet „Wirklichkeit“ und „Wahrhaftigkeit“?) unserer jeweiligen Existenz: ob nun hochindustriell irgendwo eingesperrt in den Funktionen oder sonstwo zu irgendwelchen primitiven Lebensbedingungen näher mit der Natur als anteilig besichtigbarere Natürlichkeit des Daseins – ist die Lebensangst hin zum Tode die maßgebliche „Innenangst“ des persönlichen Verfalls und verursacht unausweichliche Alpträume… Adolf Hitlers Suizid war zwar theoretisch von ihm längst „vorgeplant“ – doch in seinen verrücktesten Alpträumen hätte er sich sein Ende plus Eva und Schäferhund Blondie niemals erträumen wollen – und auch noch mit dem raren Benzin seines Fuhrparks überschüttet zu werden und unvollständig abzufackeln…
Iris Radisch benötigt sehr wenig Zeilenplatz für ihre mitbeteiligte Rubrik „DAS ABENTEUER IM SCHLAF – Was passiert beim Träumen? Und was hat es zu bedeuten? Wie die Beschäftigung mit diesem Rätsel den Menschen je beherrscht. Und seine Welt verändert…“ Und dabei verschwendet dieses Titelthema im Feuilleton einen riesigen Platzanteil für das Bild des Künstlers Paul Rosteau – letztlich eine völlig sinnlose deplatzierte Veräußerung von einem kopflastigen, gelbummantelten vernebelten bedeutungslosen Dahinschweben! Viel deutlicher hätte man ein Träumedeutungsbild von Salvador Dali ablichten mögen: immerhin sind dessen Träume-„Abbildungen“ seine persönlichen sexuellen Phantasien: er, der impotent war, mit ansehen wollte und auch voyeuristisch es sich abverlangte: wenn seine Frau Gala z.B. von eingefangenen Fischern oder anderen fremden Männern: gefickt wurde, Dali der (hierzu körperlich ausgesperrte sich hassende) Voyeur nurmehr war…  In seinem Gemälde/ Bild: „Traum, verursacht durch den Flug einer Biene…“:  wird metaphorisch die nackte Gala von Tigern „angegriffen“ – Dali selbst deutete diesen Traum (in gemalter Traum-Erinnerung) als seinen Verlust an lebenslänglicher Potenz, dass diese beiden aggressiven Tiger seine niemals vorhandene Erektion verdeutlichen… Überdeutlich sind seine beiden extrem hochgezwirbelten Schnurrbart-Haarspitzen: eine weitere tragische Offenbarung seiner körperlichen Impotenz… Iris Radisch zitiert Walther von der Vogelweide: „Ist mir min leben getroumet, oder ist ez wahr?“ oder Novalis (Georg Phillip Friedrich von Hardenberg – 1772-1801): „Die Welt wird Traum, der Traum wird Welt“, oder hin zu Friedrich Schlegel: für den Romantiker „…war der Traum ein dem Verstand weit überlegenes Erkenntnismittel, der Faden eines anderen dunklen Bewusstseins, das nicht der logischen Ordnung und den durch Tradition und Vorurteil vorgebildeten Begriffen, sondern nur dem „inneren Gefühl folgt“ – und gar den Altkanzler Helmut Schmidt zitierend – „jenem entsprach der Rangunterschied zwischen Traum und Wirklichkeit schließlich in etwa dem zwischen einer leichten Sommergrippe und dem Nato-Doppelbeschluss“. Was soll dieses Potpourri in der Aufzählung hinein in unser scheinbares Seelenmeer an Unüberschaubarkeiten – wenn doch schon die nicht vorhandene Drachme für den Toten ihn nicht von dem Fährmann über den Styx in den Hades befördern würde, jene als Untote am anderen Ufer herumgeistern müssten… All dieser Schwachsinn wurde von den antiken Griechen und ihren Philosophen so lange Zeiten geglaubt – und wir Nachfolgenden wollen uns fortschrittlicher wissen, indem wir die Götter der Antike verachten und auch verlachen: und uns dafür als sogenannte Christen einen einzigen vorgegaukelten Gott plus Sohn dafür in die (unfassbare) Abhängigkeit vermitteln ließen  – nur weil wir nicht das eine einzige Leben loslassen können!
Da kann Iris Radisch noch so berühmte Namen wie zudem Kant, Schopenhauer, Mallarmé, Baudelaire, Trakl oder Rilke geltungsbedürftig herbeizitieren – Tatsache verbleibt: dass hinter oder vor den „Käfigstäben der Vernunft“ jedwede Poesie in ihrer oder der „Wirklichkeit“ verfällt und Iris Radisch sicherlich diese miterlebbare Welt-Wahrnehmung zwar relativiert und dennoch hoffnungsvoll verdeutlicht : „…weder in Verklärung noch Wunschbild, sondern (dies) sei ein eigener Beitrag zur Wiederverzauberung der Welt in ihrer namenlosen Schönheit.“ Leider wenig, was uns weiterbrächte in unserer „seelischen“ Verletzbarkeit als Menschen – und sobald ein Schräubchen im Gehirnchen locker wäre, fällt sowieso jedwedes Träumedeuten aus dem Rahmen, wird die scheinbare Wirklichkeit zu einer ent-rückten oder ver-rückten Vorstellung zur eigenen Person bzw. nehmen wir angeblichen Normalstrukturierten nurmehr dieses andere Verrückt-Sein außerhalb des Verständlichen, als womöglich irre, wahr, und sind selbst doch hinter den Gitterstäben unserer Gefangenheiten ohne wahrnehmbare Identität und Authentizität und einer bewussten Vernunftfähigkeit… Letztlich doch nurmehr programmierte Marionetten der Funktionen, die noch nicht einmal in ihren vermeintlichen Träumen zu sich selbst finden können – auch wenn banal erkennbar wäre: „Träume nicht Dein Leben – sondern lebe Deinen Traum oder Deine Träume!“
Ja, was denn nun – von was träumen wir eigentlich so lebenswert in den Nächten der inneren Einsamkeiten, dass es sich lohne dies zu veralltäglichen? Und außerdem: Der Kapitalismus verlangt andere Träume als der Kommunismus oder der Faschismus, die Monarchie oder Demokratie – und glaube doch niemand: dass besonders im Kapitalismus das Träumen am Tage sich vom Träumen bei Nacht unterscheide – wenn der Reichtum des Menschen nur im monetären Reichsein sich veräußere… Krieg den Hütten, Frieden den Palästen. Andererseits hat auch Ijoma Mangold voll in die Wissenskanonkiste gegriffen – erzählt uns von dem Traumgesicht des Agamemnon (kennt Ijoma seine Odyssee und die Ilias) – und erkennt bei aller aufgezäumter Heldenhaftigkeit in der griechischen Antike: „Die Willensfreiheit allein hat den alten Griechen offenbar nicht gereicht, für eine echte Zäsur mussten wenigsten die Götter ihre Hände im Spiel haben.“ In Delphi hatten die Priester ein Versteck in der Decke des Apollon-Tempels, um darin Gespräche der devoten Wartenden zu belauschen: diese Belauschungen dann zu benutzen, um sich scheinbar allwissend aufzuzeigen – Betrug an den Menschen, Betrug an den Kunden dort am geheiligten Ort in den heiligen Hallen, des Apollon Heiligtums… Und angeblich leitet sich das Wort Delphi von „Gebärmutter“ ab: fast zwangsläufig also ein Ort der absolut gebärenden Verlogenheit der Priesterschaft bis hin zur abstrusen Verehrung der Erdgöttin Gaia… All diese antiken Götter sind zu Marmorstaub zerfallen – um einem imaginierten Sohn eines illusorischen Gottes weichen zu müssen, diesem Jesus von Nazareth: dessen Lehre vom positiven Menschsein durch die nachfolgende Kirche so sehr verraten und veruntreut wurde… Übrigens: ein Alexander sah sich als den Sohn des Zeus/Ammon, wollte göttlich verehrt sein – was ihm die mitkriegerischen Makedonen (auch die allermeisten Mitkämpfer) aber nicht beglaubigen wollten: auch wenn der sogenannte „Aléxandros ho Mégas“ immer wieder erzählte, dass ihm dieser Gott im Traum zu seiner Menschenüberhöhung erschienen wäre und besonders auch dessen Mutter Olympias (von Epirus) ihn in dieser Verrücktheit beständig euphorisierte…  Aber auch diese Sprüche kennen wir zu jenem Jesus von Nazareth aus unserer katholischen und protestantischen sogenannten christlichen Religion – und wer´s glaubt wird dennoch nicht selig, selbst wenn die ebenso fanatisch angebetete Maria und alle Heiligen einem im eiligen Traum der Nacht so real erscheinen sollten… Warum gibt es in den Gesetzen unseres Staates eigentlich keinen eindeutigen Betrugsparagraphen bezüglich der manipulierenden Pfaffen und Priester in unserem Deutschland – wo doch ansonsten jeder kleine Betrug eines Betrügers schon vor Gericht kommt…
Martin Luther King (1929-1968) hatte eine Vision: „I had a Dream“ – und hat für diese Mitmenschlichkeit sein Leben geopfert! In einem anderen Blues-Song heißt es: „Everybody wants to go to heaven, but nobody wants to die…“ Also ist immer der letzte Weg das Ziel – unser aller Ziel der Tod! Ijoma Mangold hat uns leider nur zu wissensverhaftet textlich schlauer werden lassen, die Träume selbst aber aus seiner Sicht als Analyse uns möglichst wahrhaftig zu präsentieren, ist ihm ebenso wenig (aus Platzgründen?) gelungen, und übersteigt wohl sowieso unser aller Anwesenheitsunvermögen… Schlussendlich lautet Ijoma Mangolds ZEIT-Überlegung ohne Überlegenheitsdeutung: „Im Traum meldet sich eine numinose Macht zu Wort, ob wir sie Götter nennen oder das Unbewusste, macht keinen Unterschied. Aber das Traumzeichen ist wie jedes Zeichen dunkel und in höchstem Maß auslegungsbedürftig. Die Frage, ob Träume „etwas bedeuten“, ist so gesehen eigentlich unwichtig, denn nicht die Träume entscheiden über das Schicksal der Menschen, sondern ihre Auslegung.“ Werter gebildeter Ijoma Mangold – da haben Sie sich wie Ihre ebenso diesbezüglich geschätzte Kollegin Iris Radisch: weise und leise zwischen alle Stühle gesetzt und von der „Reise nach Jerusalem“ sich zurückgehalten – ebenso wie Lars Weisbrod literarisch-philosophisch den Schmetterlingstraum des chinesischen Meisters Zhuang (vor zweitausend Jahren) als den schönsten und den klügsten dieser Traumdeutungsanfänge uns in DIE ZEIT zelebrierte… „Ich träume, also bin ich!“ Und dann (vor dem eigenen Tod) noch einmal kurz erwachend in die irreale Wirklichkeit von Raum und Zeit mit der Erkennbarkeit: Aus der Traum – war alles nur Schaum! Aber manchmal und öfter hat es doch schön geschäumt!
Ach ja – ganz nebenbei hierzu: Der RvM träumte letztlich von dem Wort „Jiaogulan“, dachte es sei eine ganz persönliche Wahrnehmung einer übersetzbaren Inspiration, suchte im Duden nach und stellte fest? „Jiaogulan“ bezeichnet floristisch das „Kraut der Unsterblichkeit“. Ich weiß zwar traumhaft nicht, was soll es bedeuten…? – wenn ich dies wortwörtlich auf mich 75jährigen bezogen erträumte, so unsterblich deuten wollte in meinem alten Rumpf ohne Kopf. Seis drum: „Mene mene tekel upharsin.“ Keiner jedoch kommt hier lebend raus! Ich jedenfalls träume zumeist lebensnah in den Alltag hinein ohne die unnötigen Nachtträume… Carpe diem – wegen des unausweichlichen: Aus die Maus! PS zum Nachtrag ganz bewusst: Wer regelmäßig guten Sex hat, schläft danach wie ein Murmeltier und hat daher gar keine innere negative Träume-Zeit vor lauter positiver Erschlaffung – sich auch noch Alpträumen auszuliefern… Andererseits sind ja die körperlichen sexuellen Träume real erfüllt – und mann sowie frau mögen schließlich wieder seelisch und körperlich fit sein für den nächsten neuen Tag voller Lust und zufriedener Laune! Obwohl der geile Bock Bertolt Brecht verlautbarte: Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral! Und eines noch zum Abschluss: Wenn Kinder träumen, wollen sie darin nicht erwachsen werden! Wenn Erwachsene träumen, wird darin deren Kindheit oft zum bespiegelbaren Trauma!
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 


 

Leserbriefe zu „Rechtlich gesehen darf man in Deutschland sehr viel sagen“. Gespräch mit Stephan Harbarth geführt von Heinrich Wefing

Rein rechtlich gesehen sind Frauen in Deutschland vollständig gleichberechtigt, und das seit Jahrzehnten. Das Ausmaß der Immigration hat direkten und gewichtigen Einfluss auf das Vertrauen in den Staat, nicht nur in Deutschland, sondern ganz allgemein. Für Soziologen ist das mittlerweile eine Binsenweisheit. Ich stimme Herrn Harbarth zu, wenn er betont, dass die Demokratie die besten Ergebnisse produziert – oder produziert hat? Ohne vorzeigbare Erfolge wird die Demokratie verschwinden. Wir brauchen wieder ein Klima des Vertrauens, aus dem Kooperation auf breiter gesellschaftlicher Ebene erwächst, und wir brauchen wieder den Willen des Einzelnen, etwas zu leisten. Wenn Bürger nur noch Ansprüche geltend machen, ohne sich für die Gemeinschaft zu engagieren, und sei es nur durch eine produktive und konstruktive Erwerbsarbeit, so wird das Erfolgsmodell der Demokratie als eine kurze Episode der Neuzeit enden.
Christian Voll

Dieses Interview ist in mancher Hinsicht enttäuschend und ein schlagender Beweis dafür, dass die juristische Betrachtungsweise die gesellschaftlichen und politischen Probleme dieses Landes nicht wirklich erfassen kann und eine juristische Herangehensweise entsprechend nur sehr bedingt dazu in der Lage ist, sie zu lösen. Warum? Da heißt es, dass in den Gesellschaften Kräfte und Mechanismen wirken würden, die man nicht vollständig verstände, eine Blackbox. Meint er das ernst? Er gibt doch selber genug Hinweise auf die zugrundeliegende Problematik (Hass, Ehrverletzungen=Kränkung=Wut, Bedrohungspotenzial=Aggression). Keine Blackbox, Emotionen. Stichwort Parteienverbot: Erstens, beantwortet er die Frage nicht wirklich und zweitens, warum haben Parteien in den genannten Ländern weniger Bedeutung bzw. umgekehrt, haben sie bei uns zu viel, müsste man das dann nicht ändern und wenn ja, wie (sie sollen ja auch nur an der Willensbildung mitwirken, Art. 21 GG)? Der Staat bliebe hinter seinen Möglichkeiten zurück. Eine juristische Person bleibt zurück, das ist nicht möglich. Es sind Menschen, die handeln oder eben auch nicht (dito der Gesetzgeber). Staatliche Maßnahmen (dito) seien zu komplex. Ja, weil die handelnden Menschen bzw. die von ihnen geleitenden Bürokratien eierlegende Wollmilchsäue versuchen zu produzieren. Jede Verfassungsänderung sollte genau überlegt werden. Wie wahr, wie wahr. Nur, erstens, haben wir keine Verfassung, sondern ein Grundgesetz. Und zweitens, die Verfassung der USA wurde seit 1788 18mal geändert (27 Zusatzartikel) (236 Jahre:18 Änderungen= 13,11 J/A), die Zahlen für das Grundgesetz: 54mal seit 1949 (75 Jahre: 54 Änderungen= 1,4 J/A). Genau überlegt oder Aktionismus oder „mangelhafte“ Grundlage? Wird „verfassungsfeindlichen“ Parteien nicht aufgezeigt, wie man es machen muss? Lösungen (Parteienverbot, gesetzliche Absicherung des BVG), juristisch, „wie auch sonst“, noch mehr Gesetze, Paragrafen, die man wieder ändern kann, da es sich um positives Recht handelt (s. Polen, Ungarn).
Gerd-Rüdiger Erdmann

Welche Kräfte und Mechanismen bewirken, dass in Deutschland das Vertrauen in die Demokratie auf unter 60 Prozent gesunken ist? Hier ein Erklärungsversuch: Ein sehr unkluger Umgang mit den demokratischen Machtablösungsmechanismen ist eine wesentliche Ursache dafür, dass Probleme in unserer Demokratie nicht mehr gelöst werden. Die große Problemdichte als solche ist nicht die Ursache, lediglich der verschärfende Hintergrund. Jeder Lösungsansatz wird durch die Koalitionsregierung selbst und durch die Opposition bis hin zur Unwirksamkeit geschwächt. Die Notwendigkeit oder der Umfang einer Lösung wird in Frage gestellt, indem öffentlichkeitswirksam sachliche Gründe vorgeschoben werden, nur um die jeweils eigene Machtperspektive zu verbessern. Am Ende dieses Prozesses erscheint im öffentlichen Bewusstsein jeder Problemlösungsansatz als undemokratisch, weil er sich gegen die Menschen in unserem Land richten würde. In der fortgesetzten Anwendung dieser Logik erodiert das Vertrauen, auch weil die Probleme faktisch nicht mehr gelöst werden. Es ist nicht klug, vor allem die Schwächen im Demokratieverständnis der Bürgerinnen und Bürger zu kultivieren, wo angesichts der großen Probleme doch ein gestärktes politisches Bewusstsein benötigt wird. Es ist der unverantwortliche Umgang mit den demokratischen Machablösungsmechanismen, der zurzeit die demokratische Substanz so schnell aufzehrt. Auch die grundsätzliche Diskussion über Meinungsfreiheit ist nur vorgeschoben (denn rechtlich gesehen darf man in Deutschland viel sagen). Fatal: Für die Perspektive eines kleinen Machtvorteils wird am Ende die ganze Demokratie geopfert. Mehr Demokratie wagen heißt heute: Mehr Repräsentativität wagen.
Reinhard Koine

In drei Wochen ist Europawahl. Vielen ist die Bedeutung dieser Wahl nicht bewusst. Dabei ist unser nationales Recht mittlerweile in vielen Teilen vom europäischen Recht beeinflusst. Die Politik, die auf europäischer Ebene, insbesondere im Europäischen Parlament, gemacht wird, betrifft uns in Deutschland somit unmittelbar. Deswegen ist es so wichtig, bei der Europawahl (demokratisch und proeuropäisch) zu wählen. Mit großem Bedauern (und auch Ärger) habe ich beim Lesen des Interviews mit Stephan Harbarth festgestellt, dass die Zeit durch ihre Fragestellung suggeriert, die EU sei ein bürokratischer Apparat, der komplett abgekoppelt von nationaler Politik ist und auf den man als Bürger keinen Einfluss hat. Dies wird besonders in der Formulierung der Aussage „In einigen Bereichen kann man schon den Eindruck gewinnen, der Gestaltungsspielraum für die Politik nationaler Politik habe sich dramatisch verringert […]“ deutlich. Über den Rat prägt die nationale Politik die europäische Gesetzgebung. Und warum muss es überhaupt die nationale Politik sein, die entscheidet? Auch die europäische Politik repräsentiert deutsche Bürger. Leider verpasst auch Herr Harbarth die Chance, den Lesern die Funktionsweise der Europäischen Union und den Einfluss der Deutschen auf deren Politik zu vermitteln. Auf die Frage der Zeit „Simpel gefragt: Wenn ich als Bürger oder Bürgerin sage, ich möchte eine andere Asylpolitik, wie kann ich dann mit meiner Stimme etwas bewegen, wenn die Asylpolitik europäisch geregelt und von europäischen Gerichten geprägt ist?“ hätte seine Antworten lauten müssen: Bei der Europawahl am 9. Juni (und auch bei der nächsten Bundestagswahl) wählen gehen! Und zwar eine Partei, die die gewünschte Asylpolitik vertritt. Ich würde mir wünschen, dass die Zeit gerade in den aktuellen Zeiten die Europawahlen stärker in den Fokus rückt. Natürlich kann die EU noch demokratischer werden, z.B. durch ein echtes Initiativrecht des Parlamentes. Solche Veränderungen können aber nur angestoßen werden, wenn die Bedeutsamkeit der Gesellschaft bewusst ist und ein breiter Rückhalt für die europäische Idee besteht. Hier tragen Sie als Teil einer europäischen Öffentlichkeit erhebliche Mitverantwortung.
Pia Wirtz

Herr Harbarth hat mich mit seinen teils weisen, auch von Verständnis für die Verantwortlichen geprägten Äußerungen incl. Zugeben von Nichtwissen auf die auch guten Fragen stark beeindruckt, im Gegensatz zu etlichen anderen, die allzu schnell mit Schuldzuweisungen allein für die jetzigen Verantwortlichen in den Regierungen oder vermeintlichen Patentlösungen als Alternativen vorpreschen. Große Teile der „außergewöhnlichen Verdichtung von Herausforderungen und Problemen“ sind ja selbst gemacht, aber nicht oder weniger von den jetzt regierenden, sondern von früheren Regierungen oder auch zu großen Teilen von Medien, Gewerkschaften und Wählern gewollt und beeinflusst. Andere wie die Pandemie aber schicksalsmäßig oder kriminell verursacht wie der Angriffskrieg gegen die Ukraine oder dem Massaker vom 7.Oktober.  Dass man in Deutschland angeblich “ nicht mehr alles sagen“ dürfe, greift auch Sarah Wagenknecht in einem ihrer simplifizierenden und verdrehenden Plakate auf mit dem Text „Maulkorb oder Meinung“ und kleiner „Sie haben die Wahl“. ich bin sicher, dass viele es schon als Maulkorb empfinden, wenn ihrer Meinung energisch widersprochen wird, oder sie keine große Bühne für ihre „Meinung“ erhalten, oder wenn juristische Maßnahmen ergriffen werden wegen Verleumdung, Hass, Hetze, Drohungen, Antisemitismus oder Beleidigungen. Ich bezweifle auch ob jede Verschwörungserzählung und jede paranoide Idee das Recht auf ausführlichen Diskurs erhalten sollten oder gar das Recht auf unkritisierte Darstellung in einem ZEIT-Artikel oder einer TV-Doku. Dann wäre für konstruktive realistische und wahrheitsgemäße Informationen bald kein Platz mehr.
Es ist schon ein Drahtseilakt zwischen zu viel und zu wenig „Meinungsfreiheit“ mit vorhandener oder mangelnder Rücksichtnahme auf die Rechte jeweils anderer Menschen als des Meinungsäußerers. Sehr Recht hat Herr Harbarth auch mit der Forderung, die Justiz als Hüterin des Rechtsstaats nicht nur mit Lippenbekenntnissen, sondern auch mit ausreichendem Personal und sonstigen Mitteln und Befugnissen zu unterstützen oder ihre ausreichende Arbeit überhaupt zu ermöglichen. Nicht nur die Straftaten gegen politisch und anderweitig tätige sind unsäglich, sondern auch die teils indirekten Rechtfertigungen oder Verharmlosungen, die es auf Rechter wie auf linker Seite gibt: Die einen geben angegriffenen Politikern eine Mitschuld, weil sie die Erwartungen der Menschen nicht ausreichend erfüllt hätten, ohne zu fragen, welche Quadratur der kreise oder Zaubermittel diese oft widersprüchlichen oder unvereinbaren Wunscherfüllungen erfordert hätten.  Natürlich bleibt „der Staat“ in vielen Bereichen hinter sein en Möglichkeiten zurück, wie Herr H. sagt. Die Frage ist allerdings, ob mehr Ausschöpfung von Möglichkeiten nicht genauso auf Vorwürfe und Unzufriedenheiten gestoßen wären, nur bei anderen Interessengruppen, weil bekanntlich alles seinen Preis und seine Bedingungen und Voraussetzungen hat: An Geld, an Arbeit, an Verzichten auf sonstige Annehmlichkeiten oder Besitzstände. Vielfach machen Regierungsparteien im Rahmen des koalitionär Möglichen das, wofür sie von der eigenen Klientel gewählt wurden, und vermeiden das, was zu verhindern sie gewählt wurden. Wenn nun der Wunsch und Auftrag eines Teils der Wählerschaft auch nur teilweise erfüllt wird, wird ein jeweils anderer unzufrieden, teils gar aggressiv vorwurfsvoll.
Für alle Widersprüche zwischen verschiedenen Wünschen und zwischen Wünschen und Realitäten oder der Bereitschaft, dafür mehr zu arbeiten oder zu zahlen, für alles wird „der Staat“, „die Politik“ oder gar die Demokratie überhaupt allzu gern zum Sündenbock gemacht, bei einem jeweils eigenen Unwillen sogar von Demokraten zur Verantwortungsübernahme für die Fehler und Erwartungen der Vergangenheit und für den Preis und die teuren oder anstrengenden oder frustrierenden Voraussetzungen von Krisenbewältigung und Abwendung von Mängeln und Zukunftsgefahren. Wenn jede Ablehnung von all dem eine Blockademacht erhält, kann die beste mögliche Regierung gelähmt und ohnmächtig sein. Das gilt besonders in der EU, wo bei vielen wichtigen Fragen jede Regierung ein Vetorecht hat, egal wie korrupt, egoistisch oder gegen Rechte und Verträge verstoßend sie auch ist.
Peter Selmke

 


 

Leserbriefe zu „Gehen die Uni-Proteste zu weit?“ Streit von Manuela Bojadzijev und Markus Blume, moderiert von Mark Schieritz und Anna-Lena Scholz

Ein medialer Sieg für die Hamas auf ganzer Linie. Die Proteste – nicht nur an Universitäten, richten sich zunächst gegen das Vorgehen Israels in Gaza und letztlich gegen Israel und sein Existenzrecht. Dessen Bekämpfung und Vernichtung ist laut Charta der Hamas das erklärte Ziel. Aber was hätte die israelische Regierung nach dem Massaker vom 07.Okt. denn tun sollen? Die harte militärische Reaktion hatte die Hamas offenbar einkalkuliert. Was dann weltweit geschah muss man als klaren medialen Sieg der Hamas bezeichnen. Solidarität mit Palästina und Vernichtung Israels in einem Atemzuge. Ein klarer Fall von Täter-Opfer-Umkehr! Die Protestierenden besorgen das Geschäft der Hamas.
Bruno Fey

Manuela Bojadzijew vertritt in diesem Zeit -Interview die Meinung, dass die propalästinensischen Proteste vieler Studierender an Berliner Universitäten trotz ihres „rauen Tons“ von den Lehrenden ausgehalten werden müssen. Es müsse ein demokratischer Dialog versucht werden und die Inhalte im Sinne einer Deeskalierung mit den Protestierenden besprochen werden. Auf dieser Basis sei der offene Brief, den sie mit anderen Lehrenden unterzeichnet habe, zu verstehen. Markus Blume hält dagegen, dass die Proteste aufgrund ihrer einseitigen Parteinahme gegen Israel und der fehlenden Differenzierungen unerträglich seien an Universitäten, die sich der Freiheit der Wissenschaften verpflichtet fühlten. Dass Manuela B. diese Veranstaltungen als „Kontroverse Debatte“ bezeichne, sei eine verachtende Verharmlosung. Es handle sich um organisierte extremistische Protestformen bis hin zu Gewaltaufrufen. Es wurde nach meinem Eindruck in diesem Interview zu wenig gesprochen über den Einfluss der Masse auf das Individuum, (z.B. Elias Canetti, „Masse und Macht“), über das Aufgehen des Einzelnen in einer emotional bestimmten Großveranstaltung. Über die Einsichtsfähigkeit von Einzelnen innerhalb emotionalisierten Großgruppen. Über das von daher grenzüberschreitende Potential solcher Gruppen. Wahrscheinlich auch deshalb fiel mir beim Lesen des Interviews mein früherer Lehrer Peter Szondi ein, der in den späten 60- er Jahren des letzten Jahrhunderts von Zürich an die FU Berlin wechselte. Szondi hatte als Jude die Erfahrungen im KZ Bergen- Belsen hinter sich. Als Lehrer war er vollkommen undogmatisch, unparteiisch, hoch gebildet mit feinem Verständnis für unsere Einfälle als Schülerinnen. Er hatte die Menschenrechte nicht im Programm, er lebte sie. In Berlin widerfuhren ihm als Hochschullehrer die Studentenunruhen der 68-er Jahre. Wie ich hörte, setzte er sich sehr für die protestierenden Studenten und Studentinnen ein. Er sprach und diskutierte mit ihnen. Als es dennoch zu gewaltsamen Ausschreitungen kam, resignierte er offenbar. Die Wiederkehr des Alten im neuen Gewand war ihm unerträglich. Der Suizid 1971 im Halensee aus vielschichtigen Gründen ist bekannt. Ich bin jetzt 81 Jahre alt und trauere noch immer um Peter Szondi.
Ursula Bück Vischer

Sich Gehör zu verschaffen ist eine Sache, Sprecher niederzubrüllen eine andere. Wer es unerträglich findet, was jemand zu sagen hat, der kann weggehen und den Sprecher alleine zurücklassen. Aber darum geht es den „Protestierenden“ nicht. Es geht ihnen darum, Dritten zu verwehren, sich anzuhören, was der Sprecher zu sagen hat. Das Auditorium soll die Meinung der „Protestierenden“ unhinterfragt übernehmen. Eine zweite, oder gar dritte Ansicht sollen sie nicht zur Kenntnis nehmen dürfen, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Solche Übergriffe sind kein legitimer Protest innerhalb einer Demokratie, die sich dieser Bezeichnung als würdig erweist. Leider greift diese Art, Demokratie zu unterbinden, rasant um sich.
Hans List

Herr Blume wäre etwas glaubwürdiger, wenn er nicht mit Herrn Aiwanger, den man durchaus auch als Feind der offenen Gesellschaft bezeichnen kann, an einem Kabinettstisch sitzen würde.
Thomas Manthey

 


 

Leserbriefe zu „Zum ewigen Krieg“ von Michael Thumann

Die Lage auf dem Gefechtsfeld verschlechtert sich für die Ukraine. Das Mantra von Scholz, keine Kriegspartei zu werden, ist eher ein billiges Alibi aus der Vorstellungswelt des ewigen Friedensapostels Mützenich. Der völkerrechtswidrige Überfall erlaubt alle denkbaren Reaktionen, selbst den Einsatz von Verbündeten. Da hat Macron Recht. Falls dem geschundenen Land ein Diktatfrieden auferlegt würde, wären die Folgekosten für den Westen ungleich höher. Der Taurus steht deshalb sinnbildlich für das Versagen Deutschlands unter der Regie von Scholz. Aber auch die Opposition ist merkwürdig zaghaft. Warum geht Friedrich Merz nicht aufs Ganze und stellt einen Misstrauensantrag? Die Ampel befindet sich ohnehin in Endzeitstimmung, das Aus, je früher, desto besser.
Christoph Schönberger

Diese weinerliche Herausrederei “ Putin hat keine Wahlkämpfe, keinen Trump, keine Le Pen und Ampeleien“ ist unerträglich. Wenn Putin diesen Leitartikelliest, könnte ihm das Schenkelklopfen und der Lachkrampf gefährlich werden. Michael Thumann sollte sich in der Welt umschauen. Eine Demokratie muss nicht ineffizient und wehrlos sein, wie in Deutschland und Europa. Die USA sind bei weitem das stärkste Land in der Welt und noch unter Trump wären sie eine bessere, effizienterer und stärkere Demokratie als diese Gutwetterveranstaltung, die wir bei uns Demokratie nennen. Was uns schwach macht, sind nicht Wahlen; Trump, Le Pen und Ampel. Offenbar hat unsere Republik einige richtig große Webfehler, die uns schon ohne rechte Wahlerfolge zum Übernahmekandidaten machen. Das wäre ein Leitartikel. Aber um den zu schreiben, müsste man in den Kampf ziehen, statt die Schuld feige bei anderen zu suchen. Auch Journalismus muss nicht feige, schwach und opportunistisch sein! Sie dürfen es ruhig persönlich nehmen.
Fred Klemm

Warum so pessimistisch, Herr Thumann? Ist Wladimir Putins Reorganisation seiner militärischen Führung eine richtig schlechte Nachricht, wie es der Untertitel zu dem Leitartikel in der „ZEIT“ meint? Auch wenn die empirischen Aussagen alle zutreffen, Putin sein Militär und ganz Russland auf Effizienz in einem langen Krieg hin organisieren will und eine noch engere Anbindung an Xi Jinpings China sucht. Das muss keine schlechte Nachricht sein, insbesondere dann nicht, wenn auch die im Beitrag geäußerte Putin-Psychologie (oder Kreml-Astrologie) zutrifft und „Putin keine Putins neben sich haben“ will. Für mich weist es eher darauf hin, dass Putin den Weg weitergeht, den so viele Diktatoren gehen, immer mehr Entscheidungen auf sich selbst zu konzentrieren. Auch Deutschland hatte vor geraumer Zeit einen Diktator, der sich für den größten Feldherrn aller Zeiten hielt. Das schreckliche ist nicht dieses Verhalten, sondern die Folgen an Blutzoll nicht nur für Menschen in der russischen Konföderation, sondern auch für Dritte, z.Z. vor allem für die Bevölkerung in der Ukraine, bei einem Sieg Putins oder auch nur hinreichend großen Geländegewinn möglicherweise für weitere Staaten. Irgendwann wird Putin scheitern, alleine geht es nicht, und andere Diktatoren sind eher unzuverlässige Freunde. Wenn wir diesen Blutzoll reduzieren wollen, scheint es mir trotzdem sinnvoll, die Ukraine weiterhin militärisch zu unterstützen, möglicherweise auch mit Waffen, die russisches Aufmarschgebiet und militärische Infrastruktur treffen dürfen. Die größere Gefahr, die ich sehe, ist, dass die Bevölkerung in demokratischen Staaten willentlich oder unwillentlich die Demokratie abwählt, bei uns oder anderswo.
Steffen Kühnel

 


 

Leserbriefe zu „Hart am Wind“ von Max Hägler und Jens Mühling

Die Abwehrstrategie der EU hat es vor allem auf staatliche Subventionen in Peking abgesehen, die den Markt verfälschen und Europa benachteiligen. Die wird es sicher geben. Doch die chinesische Volkswirtschaft hat schon allein aufgrund ihrer Größe gigantische Skalenvorteile und obendrein Arbeitskosten, die bei 1/3 unseres Niveaus liegen. Wenn das zu akzeptieren ist, wird die Argumentationsbasis dünn. Denn auch das hiesige Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit hatte ähnliche Voraussetzungen. Kritikwürdiger am Verhalten Chinas sind die unfairen, einseitigen Marktzugangsbeschränkungen und das immer noch verbreitete Plagiatsunwesen. Dort wäre der Hebel anzusetzen, mit mehr Berechtigung.
Christoph Schönberger

Würde uns China nur eine knappe Woche nicht mit Waren „Made in China“ versorgen, dann könnten wir hier in Deutschland die Schotten dicht machen. „Ich stimme zu, wenn Leute sagen, den Chinesen geht es viel besser als uns Deutschen. Denn sie haben all das, was wir gern hätten: eine boomende Wirtschaft, genug Kinder, und ihre Mauer steht noch.“ (Zitat von Thomas Gottschalk, *1950, deutscher Fernseh-Moderator) In Deutschland steht auch eine Mauer, denn die Altparteien haben eine Brandmauer gegen die AfD hoch gemauert!
Klaus P. Jaworek

Eigentlich sollte angesichts der Unterstützung der russischen Armee und Kriegswirtschaft durch das chinesische Regime klar sein, was politisch geboten wäre: der Abbruch der Wirtschaftsbeziehungen nicht nur zu Russland, sondern auch zu China und allen Staaten, die Russland unterstützen. Das wird aber nicht geschehen, weil der Mehrheit der Deutschen offenbar der Wohlstand in der Gegenwart wichtiger ist als die Freiheit auch in der Zukunft. Es ist wie bei der Klimakatastrophe: Die Deutschen – und überhaupt die meisten (noch) nicht massiv von der Katastrophe betroffenen Staaten – ignorieren die Gefahr und die beginnende Katastrophe oder reden sie zumindest klein, bis es für ausreichende Gegenmaßnahmen zu spät ist. Selbstverständlich sollten auch Beteiligungen chinesischer Firmen an deutschen Unternehmen untersagt werden.
Ulrich Willmes

 


 

Leserbriefe zu „Kommentar: Mehr Unruhe bitte“ von Carla Neuhaus

Was für eine heuchlerische Debatte, die da mal wieder aus der FDP-Schublade gezogen wird. Die erbärmliche Diskussion um die Rente ist doch seit Jahrzehnten nicht mehr zu ertragen. Um einigermaßen das Niveau halten zu können und das nicht nur über die Dauer der nächsten Legislaturperiode muss das System geändert werden und endlich allumfassend solidarisch werden: Beamte und Selbstständige müssen sowohl in die Rentenkasse als auch in die Kranken-und Pflegekassen einbezahlen. Schluss aus fertig. Das ist noch nicht mal eine zeitraubende Diskussion wert – das gebietet die Logik! Die Mutlosigkeit sämtlicher Regierungen in diesem Punkt macht schlicht fassungs- und hoffnungslos. Unser Nachbar Österreich macht’s vor. Sind wir wirklich nicht lernfähig?
Angelique Piazza

Beim Lesen Ihres Artikels kam mir der Gedanke, warum niemand von den riesigen Pensionslasten spricht, sondern dass immer nur die Renten im Fokus stehen. Und dann – am Ende des Artikels – der erlösende Hinweis, endlich einmal Beamte und Selbständige zur Einzahlung in Rentenkassen zu bitten, damit deren Ruhegeld nicht länger durch Steuergelder finanziert werden. Das wäre eines Sozialstaates würdig. Und würde vermutlich auch dazu beitragen, dass sich nicht immer mehr Menschen von „der Politik“ abwenden.
Jutta Bautz

Einige Monate sind vergangen, und die „Zeit“ spielt wieder die alte Schallplatte: Erhöht das Renteneintrittsalter! Dieses Mal werden 69 Jahre ins Spiel gebracht, also immerhin ein Jahr weniger als früher. Aber auch ich muss wieder meine Schallplatte spielen und erneut fragen: Wo sind die Massen an Firmen, die tatsächlich ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab 65 Jahren noch beschäftigen wollen? Ausnahmen bestätigen hier die Regel, aber es wäre schon interessant zu wissen, wo Frau Neuhaus entsprechende umfassende Initiativen für diejenigen Menschen sieht, die noch arbeiten können und wollen.
Eberhard Fritz

 


 

Leserbriefe zu „Die Jury“ von Juliane Liebert und Ronya Othmann

Man glaubt, man lese über eine Diskussion in einem germanistischen Proseminar, wo sich „woke“ Studierende verbal austoben. Wenn Kriterien für auszuzeichnende Literatur wie nationale, ethnische Herkunft und Geschlecht (die sexuelle Orientierung fehlte noch) ausschlaggebend werden („zwar weißer Mann, aber immerhin Jude“), ist Tor und Tür für identitätsideologischen Irrsinn aufgestoßen. Aber es war die Jury des internationalen Literaturpreises des Hauses der Weltkulturen, in der tatsächlich in Frage gestellt wurde, ob ein senegalesischer Autor den Preis auch bekommen dürfe, wenn zwei weiße Deutsche die Übersetzung vollbracht und – oh Graus! – das „N-Wort“ (im historischen Kontext, ebenso wie der Autor) benutzten. Man glaubt sich in einem Kultur-Schilda oder wahlweise in Huxleys Schöner neuer Welt zu befinden, aber es ist eine der renommiertesten Kulturinstitutionen unserer Republik – armes Deutschland! Großen Respekt für die Autorinnen, diesen Skandal zu veröffentlichen!
Hans-Hermann Büchsel

Es ist gut zu wissen, wie korrupt eine Jury bei der Beurteilung zeitgenössischer Literatur sein kann! Bei der Auswahl meiner Bücher greife ich daher lieber zur „ZEIT-Bibliothek der Weltliteratur“. Sie hat mich dazu gebracht, z. B. den „Radetzky-Marsch“ von Joseph Roth und die Erzählungen von Kleist mit Begeisterung zu lesen.
Klaus Bernhardt

Vielen Dank für den aufschlussreichen Artikel. Interessanterweise passt das ganz gut mit meiner fast zeitgleichen Äußerung zum Ausgang des ESC zusammen, bei der ich allerdings den Artikel noch nicht kannte. Zum Jury-Ergebnis des ESC hatte ich kommentiert, dass man halt heutzutage schon non-binär sein muss, um einen solchen Wettbewerb zu gewinnen.  Obschon der Gewinner ja so non-binär nicht sein kann, wie er vorgibt.  Immerhin wohnt er in Berlin seit einigen Jahren mit einer Freundin zusammen. Wie dem auch sei, Diskriminierung bleibt das trotzdem nur diesmal halt gegen heterosexuelle Weise und Männer. Merkwürdig ist nur, dass eine bestimmte Gruppe damit dann kein Problem hat.
Volker v. Moers

 


 

Leserbriefe zu „Wir müssen an unsere Kinder denken“. Gespräch mit Veronika Grimm geführt von Roman Pletter

Es mag alles richtig sein, was Frau Grimm sagt und schreibt, aber die Frage der Unabhängigkeit aufgrund Ihres AR-Mandats steht überlebensgroß im Raum- unabhängig davon, ob es früher schon solche Mandate gab. Und dann stellt die Zeit die einfache Frage nach der Präferenz bei den Sitzungen und die Antwort ist so entlarvend (In wessen Auftrag fragen Sie das?). Nein, Frau Grimm, hier geht es um das Interesse aller Bürger an Ihren Prioritäten. Zusammengefasst: Gewogen und für zu leicht befunden.
Jürgen Sievert

An wen auch immer Sie denken, an Ihre oder anderer Leute Kinder ganz sicher nicht. Schön, dass Sie die einfache Frage nach Problemen mit Ihrer Doppelrolle im Sachverständigenrat und bei Siemens Energy so souverän mit „nein“ beantwortet haben. Sie nicht – aber Rentner sollten sparen. Einfache Frage: Wieviel beträgt Ihre Vergütung im Sachverständigenrat und bei Siemens Energy? – Transparente Antwort wäre toll, wird aber leider nicht ernsthaft erwartet. Ich bin keine Professorin, aber immerhin auch promoviert. Nach akademischen Maßstäben – und auch hoffentlich sonst – nicht total verblödet. Es geht doch immer nur um die Kohle, aber als supergebildete Frau kann man das so toll verpacken. Ihre Aussagen zur wirtschaftlichen Situation waren nicht wirklich weiterführend, innovativ und/oder interessant: So ähnlich schon x-mal gelesen. Aber kürzt mal was bei den Rentnern – aber mir bitte nicht. Wahrscheinlich ist Ihnen das noch nicht mal peinlich.
Sabrina Hausdörfer

Vielen Dank für dieses aufschlussreiche Interview – es gibt darin ja nicht nur Hinweise auf eine problematische Verflechtung von Wirtschaftsinteressen mit Regierungsberatung. Wobei, die Wirtschafts-Nähe mancher Regierungsberater ist manchmal verschleierter als hier. Es wurde von Herrn Pletter nach der aktuellen wirtschaftlichen Lage gefragt und nach Gründen für die Verzögerung der wirtschaftlichen Erholung bzw. des Wirtschaftswachstums und von Frau Grimm die Energiepreiskrise, mit aktuell allerdings stark gesunkenen Energiepreisen, und verschiedene andere Ursachen angegeben. Dabei fällt auf, dass die Zinserhöhungen der Zentralbanken mit keinem Wort erwähnt werden, aber entscheidenden Einfluss auf die Hemmung des Wirtschaftswachstums haben. Die EZB hat ja mehrfach erklärt, dass sie die Inflation durch eine durch Zinserhöhungen erzeugte Hemmung des Wirtschaftswachstums bekämpfen möchte, und dass ihr eine Inflation von aktuell 2,2% noch zu hoch sei, um die Zinsen zu senken. Die dazugehörige Wirtschaftstheorie basiert auf Expertenwissen, das immer dann notwendig ist, wenn eine wissenschaftliche Untermauerung der Theorie noch nicht möglich ist. Inzwischen können Wirtschaftswissenschaftler die wirtschaftliche Situation besser untersuchen, als noch vor z.B. 10 Jahren, – bessere Computer, mehr objektivierbare Daten wie Quartalsberichte der Aktiengesellschaften – und Wirtschaftsentwicklungen wie Inflationen (und Maßnahmen dagegen), Wirtschaftswachstum und Rezession besser verstehen.
Die EZB- Chefin und einer ihrer Vizepräsidenten haben in den letzten Monaten in Interviews in ihrer Zeitung (oder war es die SZ?) angegeben, dass sie überrascht waren, wie schnell sich die Inflation reduzierte, nachdem sie die Zinserhöhungen eingeleitet hatten, weil das nach ihrem Wirtschaftsmodell noch gar nicht hätte eintreten können – die Wirtschaft war noch gar nicht so gebremst durch die Zinserhöhungen. Und sie erklärten später, sie würden die Zinsen jetzt nicht senken, weil sie nichts falsch machen wollten und fürchten, dass die Inflation wieder steige, wenn sie die Zinsen senken würden. Diese Äußerungen sprechen sehr dafür, dass das Wirtschaftsmodell der EZB, gestützt durch viele Wirtschaftsexperten, die aktuelle Wirtschaftsentwicklung nicht gut abbildet. Warum gibt es keine In-Frage-Stellung der Zinspolitik der EZB? Wer könnte hier veranlassen, dass diese Thematik breit diskutiert würde und die aktuelle Theorie mit einer moderneren, wissenschaftlich gestützten Theorie verglichen wird. Isabelle Weber (siehe hierzu den Wikipedia-Eintrag zu ihr, der fast schon ein Wirtschaftskrimi ist) hat ja in ihren Veröffentlichungen Einiges erläutert. Auch von den Wirtschafts-Experten wird ja anerkannt, dass die Energiepreiserhöhungen die Inflation erzeugten und jetzt bei wieder ziemlich niedrigen Energiepreisen die Inflation erheblich zurückgegangen ist. Sollten die Energiepreise wieder steigen (wegen relativen Energieengpasses bei Krieg in Westeuropa oder so), würde auch die Inflation wieder ansteigen.
Eine Inflation von 2,0 % – der von der EZB angestrebte Wert – ist rein fiktiv ohne wissenschaftlichen Hintergrund, er ist nur eine frühere Vereinbarung der Wirtschafts-Experten. Es wird der EZB wahrscheinlich schwerfallen, zuzugeben, dass die Zinserhöhungen unnötig waren. Sie haben die Wirtschaft geschwächt, und das viel stärker, als es ein Wirtschaftswachstum von 0,2% angibt. Diese Zinserhöhung führt ja bei allen, die Darlehen (bzw. Schulden) haben, zu erheblichen Problemen und bringt vielfach notwendige Investitionen zum Erliegen. Verschuldete Städte haben riesige Probleme und steigern ihre Schulden trotz all ihrer Sparmaßnahmen. Der Staat – die Regierung – haben eine höhere Schuldenlast und verschieben notwendige Investitionen, das Bau-Gewerbe ist weitgehend eingebrochen, Insolvenzen kleiner und mittlerer Unternehmen steigen. Lediglich die großen, teils supranationalen Unternehmen kommen einigermaßen unbeschadet durch diese Zeit. Und natürlich: die Banken profitieren, und auch die Unternehmen, die eigene Hausbanken haben. Liebes Wirtschafts-Redaktions-Team, vielleicht sehen Sie eine Möglichkeit zu einem Interview mit einer modernen Wirtschafts-Wissenschaftlerin zu dieser Thematik, vielleicht mit dem Titel „Wir müssen immer wieder an unsere Kinder denken „?
Cornelius Pabst

 


 

Leserbriefe zu „Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin

Ihre Torten der Wahrheit, immer wieder einfach, köstlich zubereitet, zartbitter und für alle Geschmäcker geeignet.
Karin und Siegfried Ohst 

Die ständigen dummen und inhaltslosen Behauptungen zum Ehegattensplitting gehen auf die Nerven eines Abonnenten, der schon über 40 Jahre „Die Zeit“ liest. Zu Zeiten von Gräfin Maria von Dönhoff oder Helmut Schmidt hätte dieser Beitrag die Redaktions-Sitzung nicht überlebt! Die Überschrift: Warum sich in Deutschland die Erwerbsarbeit nicht rechnet – ist eine Aussage, die Sie nicht begründen können. Das passt zum Artikel in dem beschrieben wurde, welche Spannungen in einer Ehe herrschen, wenn der eine Ehegatte von seinem Ehepartner nicht weiß, was er verdient. Um beiden Berufstätigen gerecht zu werden gibt es die Steuerklasse IV. Wer damit noch nicht zufrieden ist, kann mit Frei-bzw. Belastungsbeträgen den von ihm gewünschten Steuereffekt erzielen. Und jetzt noch zum Bürgergeld: Inzwischen ist von den Verwaltungen der Arbeitsämter bekannt, dass Bürgergeld auch denjenigen begünstigt, der nicht arbeiten will. Wer z.B. 1949 geboren wurde und bis zum heutigen Tag berufstätig ist, der wird für diesen Teil der schmarotzenden Bürger kein Verständnis aufbringen. Ich werde den Verdacht nicht los, dass Sie eine Sympathisantin der New Balance oder Live Balance sind.
Ferdinand Thalhammer

 


 

Leserbriefe zu „Aus dem System gestürzt“ von Bastian Hauser

Im Artikel heißt es über Selbstständige: „Auch wenn sie nur sehr wenig verdienen, müssen sie sich privat versichern.“ Diese Aussage ist falsch. Kein Selbstständiger kann in Deutschland gezwungen werden, die gesetzliche Krankenversicherung zu verlassen. Vielmehr bekommen Selbstständige per Gesetz ein Mindesteinkommen für die Berechnung des Kassenbeitrags (Mindestbeitrag) zugrunde gelegt, das durchaus höher sein kann als das tatsächliche Einkommen. Da ist ein Wechsel in die private Krankenversicherung nicht selten billiger und daher entsteht wohl die verbreitete Meinung, als Selbständiger müsse man sich grundsätzlich privat versichern. Der Staat müsste aus Gründen der Logik dieses Gesetz ändern, da Beiträge auf nicht vorhandene Einnahmen erhoben werden. Darüber hinaus nehmen private Krankenkassen niemanden mit Vorerkrankungen auf. Würde die Aussage des Autors, Selbstständige müssten sich privat versichern, stimmen, könnte sich kein chronisch Kranker selbstständig machen, weil ihn die private Krankenversicherung ablehnt.
Christian Müller

Es geht um Mitbürger, die nicht in der Krankenversicherung sind. Gibt es die überhaupt? Wer einen Arbeitsplatz hat ist automatisch krankenversichert. Gebühren halbe/halbe vom Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Von der Steuer absetzbar. Bei Arbeitslosen zahlt wahrscheinlich das Sozialamt. Irgendwie Freischaffende glauben, dass sie nie krank werden. Also versichern sie sich nicht. Und wenn sie doch krank werden, dann wird sich schon eine Lösung finden. Eben, die Hoffnung stirbt zuletzt.
Hans-Emil Schuster

 


 

Leserbriefe zu „Enthemmt“ von Anna-Lena Scholz

Zu meiner Studentenzeit mischten die Anhänger des linksextremen SDS die Hörsäle auf und brüllten Andersdenkende nieder. Despoten wie Mao, Ho Chi Minh und dem Schlächter Pol Pot setzten sie sogar einen Heiligenschein auf! Sprach man mit einem einzelnen Sympathisanten, gelang ein halbwegs vernünftiges Gespräch. Kaum in ihrer Gruppe angekommen, setzte der Verstand aus, und nur noch der Kehlkopf dröhnte autonom! Erst nach den Terroranschlägen der Baader-Meinhof-Bande flaute das linksextremistische Treiben ab. Zurzeit toben sich erneut radikale Gruppen in unseren Universitäten aus: Hamas-Sympathisanten, Antiisraeliten, Ideologen der Identitätspolitik und kulturellen Aneignung, Geschlechterleugner. Andersdenkenden gegenüber sind sie intolerant und neigen zu Gewalt in Wort und Tat. Die Universitätshierarchie begegnet ihnen mit als Toleranz kaschierter Feigheit. Warum ist sie nicht in der Lage oder willens, Intoleranz und Ausschreitungen zu verurteilen und sich klar zu Wissenschaft und Wahrheit zu bekennen? Erst, wenn sie plötzlich vor Kreuzen oder Scheiterhaufen stehen, kommen Extremisten zur Besinnung! Allerdings nur kurz, denn schon bald wird wieder ein neues heiliges, goldenes Kalb geboren, dem sie wie hirnlose Hornochsen hinterherrennen können!
Ulrich Pietsch

Wenn Forscher*innen (aus der zweiten oder dritten Liga) in Medien „fundierte Einordnungen abgeben“, welche faktisch fachlich unsinnig sind, dann ist es ja Pflicht der etwas besser informierten Gruppe, derartiges öffentlich zu korrigieren. Wie kann jetzt diese Korrektur pädagogisch so geschickt erfolgen, damit niemand als „dumm“ oder „Propagandist für politische Gruppe X“ dasteht? Da bspw. das „Klimageld“ aus dem CO2-Steueraufkommen die weniger wohlhabende Hälfte der Bevölkerung besserstellen soll: Was passiert bei Emissionen von 50 Mill. t CO2-Äquivalenten jährlich mit einem CO2-Preis von 400 €/t CO2? Das CO2-Steueraufkommen ist dann nur noch 20 Mrd. € jährlich, was rund 500 € pro Kopf für die „ärmeren“ 40 Millionen der Bevölkerung ergäbe. Wenn ich die Jubiläumsausgabe der ZEIT lese, wo schon per se der „Kohleausstieg“ als gut beurteilt wird, frage ich mich, wie viel Strom wir 2035 benötigen bei dann 15 Millionen E-Autos und 12 Millionen Wärmepumpen. Absehbar könnte unser Stromsystem dann ohne große Backup-Systeme (wie Kohle- oder Kernkraftwerke) bei „Dunkelflaute“ in Bedrängnis kommen: Diese kann ja empirisch belegt mehrere Tage dauern. Welche „grünen“ Menschen wissen um das Gutachten für FFF vom Wuppertal-Institut von Oktober 2020 – Seite 15 mit „irre hohem“ Wasserstoffbedarf? Haben einige genügend H2 schon längst im Petto, verschweigen das aber?
Wolfgang Ströbele

 


 

Leserbriefe zu „Kommentar“ „Die Macht der Eltern“ von Jeannette Otto

Bayern hat mal wieder den schlechtesten Wert aller Bundesländer. Diesmal sind es die Prozent (20,1) der Kinder aus benachteiligten Verhältnissen, die es auf ein Gymnasium schaffen. Berlin kommt auf 37 %. So weit so gut oder so schlecht. Sie sollten allerdings berücksichtigen, dass in Bayern 22,1 % der Schüler die Allgemeine Hochschulreife erlagen, in Berlin hingegen 36,9 %. Und schon sieht man, dass der Unterschied darin begründet ist, dass in Bayern prozentual gesehen schlicht weniger Kinder eines Jahrgangs das Gymnasium besuchen. Ob das positiv oder negativ ist, darüber können wir trefflich streiten. Meiner Meinung nach gehört es zu einem seriösen Journalismus auch die Bezugsgrößen zu berücksichtigen. Und nicht gerade die Zahlen zu nehmen, die ins politische Kalkül passen. Ich gebe zu, dass auch mein Vergleich hinken könnte. Ich stelle den Gymnasiasten allgemein (Ihre Version), die Absolventen gegenüber, die in Ihrer Darstellung keine Rolle spielen. Man könnte auch die Schüler, die die Fachhochschulreife erlangen hinzuzählen, und Vieles mehr. Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast.
Dirk Hoppe

Mit Interesse habe ich Ihren Kommentar im Wissensteil gelesen. Mich stört dabei der reine Fokus auf das Gymnasium. Leider wie so oft in Ihrer Zeitung, die ich mit Begeisterung seit 1988 lese. Ich stamme aus NRW, habe dort 1989 Abitur gemacht, lebe aber seit 1997 in Bayern und habe zwei Kinder durch Realschule und G8 begleitet. Der vermeintliche „Grundschul- Abitur- Stress“ ist aus meiner Sicht dem Ehrgeiz mancher Eltern geschuldet, die nicht wissen, wie vielfältig hier die Möglichkeiten sind, auch später im Leben zu einer Fachhochschulreife /Abitur zu gelangen bzw. wie gut auch eine Facharbeiter Ausbildung ist und was man dabei verdienen kann. Der Realschuldirektor hier in unserer Kleinstadt Friedberg bei Augsburg erzählte mir vor einigen Jahren, dass 50% der Schüler Abitur machen, nur eben nicht nur über das Gymnasium. Hier gibt es die FOS / BOS, die Technikerschule etc. Bitte berichten Sie doch auch mal über Biographien mit Mittelschul-/Realschulabschluss. Es gibt ein Leben ohne Abitur, das gelingt! Leider tragen auch Artikel wie der Ihre dazu bei, das Abitur als das wichtigste im Schülerleben anzusehen. Andere Schulabgänger fühlen sich dann als Menschen zweiter Klasse. Und dem möchte ich vehement widersprechen: Eine Ausbildung ist ebenso wertvoll wie ein Abitur. Über den zweiten Bildungsweg kann man sicher nicht nur in Bayern sich vielfältig weiterbilden. Bitte berichtigen Sie doch einmal darüber.
Andrea Kelka

 


 

Leserbriefe zu „Womit keiner rechnet: Eine Studie ergab, dass die AfD bei Jungwählern die beliebteste Partei ist…“ von Mark Schieritz

Zweifellos ein lohnenswerter Artikel zum Umgang mit Meinungsumfragen im öffentlichen Raum. Leider ist der Beitrag aber einseitig: Auch sog. Zufallsstichproben haben methodisch ihre Tücken. Das müsste auch Forsa wissen. Vor allem die Ausschöpfungsquote (Non response bias) spielt für die Verzerrungsgefahr von Antwortverteilungen eine erhebliche Rolle. Und das Ganze lässt sich auch durch „Nachgewichtungen“ nicht befriedigend lösen. Nur weitere Primärerhebungen können mehr Sicherheit schaffen, egal ob Panel-Befragungen aus einem Selbstrekrutierungspool oder frisch gezogene Zufallsstichproben aus Telefonverzeichnissen und Onlinegeneratoren. Ergo: Auch Forsa-Erhebungen können hier also ziemlich danebenliegen, da würden nur Non Response-Analysen zur Einschätzung der „Ergebnisgüte“ helfen.
Wolfgang Micheelis

„Um die Menschen zu verstehen, muss man ihre Jugend kennen.“ (Zitat von Joseph Stanislaus Zauper, geboren 1784 in Dux, verstorben 1850 in Pilsen, Schriftsteller & Lehrer) Ich bin nun auch schon einige Jährchen auf der Welt, aber was da gerade so in Deutschland abgeht, das sucht wahrlich seinesgleichen! Das, was diese Ampel so abliefert, das ist für mich gelinde gesagt sehr fragwürdig! Ich habe einfach nur die „Schnauze“ voll von dieser ampel-grünen Verbots- und Bevormundungs-Politik, für die es anscheinend das größte Problem der Welt ist, endlich die AfD aus dem Feld katapultieren zu können. Können vor Lachen! Daher wundert es mich nicht die Bohne, dass die AfD bei Jungwählern die beliebteste Partei sein soll, obwohl es eine andere Studie geben soll, die sagt, dass das die Grünen sein sollen. Wer eine Studie in Auftrag gibt, der will bestimmt, dass nur das dabei herauskommen soll, was sich der Auftraggeber schon immer sehnlichst wünscht!
Klaus P. Jaworek

 


 

Leserbriefe zu „Es geht mehr um Identität als um Spiritualität“. Gespräch mit Mouhanad Khorchide geführt von Arnfried Schenk

Herzlichen Dank für das aufschlussreiche Interview mit Mouhanad Khorchide. Vielleicht können auch Sie als ZEIT künftig einen kleinen Beitrag in diesen geistfernen Zeiten leisten, wenn Sie der Aktivistin und „Spoken Word Künstlerin“ Khola Maryam Hübsch künftig weniger Raum im Blatt einräumten. Hübschs permanente Rechtfertigungstexterei gegenüber islamischem Fundamentalismus und konservativer Lebenspraxis scheint mir auch eher im Dienste ihrer persönlichen Influencer-Identität zu stehen denn hilfreich dabei zu sein, gesellschaftlichen Spaltungstendenzen entgegenzuwirken.
Michael Neuner

Für mich bleibt nicht erklärbar, dass man in Deutschland für ein Kalifat auf deutschem Boden demonstrieren darf aber nicht für einen palästinensischen Staat bzw. Frieden im Gazastreifen. Die Forderung nach einem Kalifat auf deutschem Boden ist kriminell, da sie eine Auflösung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung bedeutet. Sie hat auf der Straße und in Demonstrationen erstens nichts zu suchen und zweitens wären entsprechende Aufmärsche, in denen diese Forderung erhoben wird, aufzulösen. Khorchide spricht selber von ´Wachrütteln`. Das sollte nun auch endlich geschehen. Gruppierungen wie Muslim Interaktiv oder Generation Islam sind aus meiner Sicht aufzulösen und zu verbieten. Ein kriegerischer Islam darf in Deutschland keinen Platz erhalten.
Volker v. Moers

 


 

Leserbrief zu „In fremder Erde“ von Jolinde Hüchtker

Auf Lesbos erhalten tote Flüchtlinge eine Marmorplatte mit bekannten Daten. In Deutschland erhalten in der eigenen Wohnung Verstorbene, mit Vermieter, Hausarzt und Pflegedienst, also mit allen den Behörden bekannten Informationen: Nichts. Sie werden anonym beerdigt. Keine Grabplatte, nicht einmal ein Holzkreuz, also Nichts. Ich konnte von meiner Jugendfreundin nach Zahlung einer Summe den Todestag, den Friedhof und die Grabstelle erfahren.
Ursula Bloch

 


 

Leserbrief zu „Wie sollen die das nur bezahlen?“ von Heike Buchter

Es geht um die Studiengebühren an Universitäten in den USA. Um diese aufzubringen, werden immer mehr junge Menschen in den Ruin getrieben. Das ist gelinde gesagt falsch. Sicher sind die beiden Ikonen Harvard und Yale sehr teuer. Aber die USA sind ein großes Land und da gibt es mehr Universitäten. Und alle vergeben auch Stipendien. Und viele Studenten haben auch reiche Eltern, die locker die Unkosten aufbringen. Also nicht jammern. Herein in den Hörsaal und die Seminare und einen PhD erbeuten, natürlich summa cum laude.
Hans-Emil Schuster

 


 

Leserbrief zu „Außerirdische Boten“ von Sibylle Anderl

Es wird berichtet, dass ein norwegischer Jazzmusiker vom Jazz erstmal pausieren möchte und stattdessen kosmischem Staub/Mikrometeoriten sammelt. Das klappt am besten auf Flachdächern. Und dann? Das ist nicht ganz klar. Er hat dann eine schöne Sammlung und kann erstaunten Bürgern zeigen, was sich so auf ihren Dächern tummelt. Außer Vogelmist.
Hans-Emil Schuster

 


 

Leserbrief zu „Achtung, Brot!“ von Jana Gioia Baurmann

Gerade habe ich Ihren Artikel “ Achtung Brot“ gelesen. Ich kann alles nachfühlen, habe manchmal gehört, meine Zöliakie sei nur psychosomatisch. Mittlerweile bin ich 70 Jahre alt, lebe seit ca. 35 Jahren glutenfrei. Leider gesellten sich noch eine Laktoseintoleranz und seit ca. 8 Jahren eine Histaminintoleranz dazu. Manchmal bin ich sehr deprimiert, da ich v.a. Tomaten in jeder Zubereitungsart liebte, auch Auberginen, Avocados, Hülsenfrüchte, Schokolade, Cocktails – alles tabu. Aber- und deshalb schreibe ich Ihnen – Alexandra Skotschilenko, die in einem russischen Gefängnis sitzt, (ZEIT vom 27.7.23), hat auch Zöliakie, und bekommt KEINE angepasste Nahrung. Was sie über ihren Leidensweg, den Tagesablauf im Gefängnis schreibt, mit all den schlimmen Beschwerden, das ist unvorstellbar. Ich muss sehr viel an sie denken, ihr Bild steht auf meinem Schreibtisch, und dann werde ich schnell wieder sehr zufrieden mit den Lebensmitteln, die ich essen darf, und einem schmerzfreien Leben. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sehr viel mehr leckere Lebensmittel zu sich nehmen können, und sie für mich mit genießen. Auch für Ihr Kind alle guten Wünsche.
Inge Hey

 


 

Leserbrief zu „Ich mag Sie, Herr Olaf“ von Hannah Knuth

Der scharfzüngige ehemalige Kabarettist, Georg Schramm, hat vor ca. 15 Jahren vor der „Volksverblödung“ gewarnt. Sie ist da. Die AfD ist auf den TikTok- Zug aufgesprungen mit Verbreitung von Verschwörungstheorien. Markus Söder präsentiert sich auf einer Plattform mit Elch-Pullover zu Weihnachten und an Ostern mit einem riesigen Ei samt Selbstportrait. Zum Fremdschämen. Herr Scholz ist nun Konkurrenz. Man darf seine Aktentasche bestaunen und fragen, wann der Döner billiger wird. Niveauloser geht es nicht. Anscheinend muss unsere verkommene Gesellschaft auch noch politisch „bespaßt“ werden, damit Politik interessiert. Herr Scholz, bitte klare, innenpolitische Kommunikation (siehe Pistorius), kein öffentlicher Streit und weniger Aktentasche. Dieser digitale Irrsinn auf dieser globalen Palliativstation ist nicht mehr zu stoppen. Ich bereue es keine Sekunde, nicht einen sinnfreien Kommentar in den sogenannten „sozialen Medien“ zu inhalieren, sondern Ihren wertvollen Journalismus.
Claudia Körner

 


 

Leserbrief zu „Las Presidentas“ von Amrai Coen und Samiha Shafy

Es ist gut, wenn Lateinamerika, in diesem Fall Mexiko, Interesse weckt. Vor allem in einem entscheidenden Moment der politischen Entwicklung des Landes, das die Wunden einer katastrophalen Regierungspolitik in den Sparten Sicherheit, Gesundheit, Energie, Wirtschaft und Beziehung zu den wichtigsten Handelspartnern zeigt. Der oben genannte Artikel verbreitet die offizielle Tendenz der Regierung. Wenn man ihn liest, gewinnt man den Eindruck, dass die von López Obrador erwählte Kandidatin ohne Mühe ihr Ziel erreichen wird. Gewiss hat sie die ganze Unterstützung der jetzigen Regierung, mit allem, was das bedeuten kann. Den Umfragen nach, wie ihr Artikel erwähnt, zwei Drittel der Wählerschaft ist auf ihrer Seite. Bloß, wer hat diese Meinungsinstitute beauftragt? Wenn die Idee dieser Aufträge ist, die Opposition zum Wahlgang zu entmutigen, sollten trotzdem die Urnen die endgültige Antwort geben. Ihr Artikel unterschlägt vollständig die Sicht der Opposition, die sich mit großer Anstrengung der drei etablierten politischen Parteien und einer unerwarteten Bürgerbewegung (Marea Rosa) formiert hat, um contra zu bieten. Vertrauenswürdige Quellen wie zum Beispiel DW, NY Times, El País, Reforma (Mexiko)haben sich mit diesem Thema beschäftigt. Dort kann man über die vier großen Demonstrationen lesen, die nicht nur in Mexiko City stattgefunden haben, sondern simultan in allen Hauptstädten des Landes. Hier die Daten, Teilnehmerzahl und Themen:
– 27.11.2022, 400 000 Demonstranten. Verteidigung des Wahlinstituts, das die Korrektheit des Wahlgeschehens bewacht. „El INE no se toca“. Der INE tastet man nicht an.
– 26.02.2023, geschätzt 500 000 Demonstranten, aber der Präsident hat die Zahl auf 90 000 unterschlagen. Gegen die Wahlreform bzw. Justizreform von López Obrador. „Mi voto no se toca“. Meine Stimme tastet niemand an.
– 18.02.2024, 700 000 Demonstranten. Gegen die Beeinflussung der Wahl durch falsche Informationen und Drohgebärden seitens der Regierung.“Voto libre“,“Narcopresidente“. Freie Stimme, Drogenhandelpräsident.
– 19.05.2024. 95 000 Demonstranten in Mexico City, Monterrey 30 000, Puebla 30 000, Guadalajara 50 000, San Luis 8 000, Xalapa 7 000. In insgesamt 63 Städten gab es eine Demonstration von der sog. Marea Rosa. Für die freie Stimme. „Defendamos la República“. Verteidigen wir die Republik.
– Bei der zweiten Debatte der drei Kandidaten verlor die offizielle Kandidatin an Ansehen; den politischen Kommentatoren nach.
– Bei der dritten Debatte der drei Kandidaten hat die Opposition bessere Meinungen geerntet, auch wenn niemand von den dreien eine überzeugende Antwort in Bezug auf Immigrationspolitik, Sicherheit, soziale Programme und Erziehung geben konnte. Klarheit über dem Wahlausgang gibt es keine. Eine ehrliche Betrachtung des Panoramas ist ratsam. Wir sind alle sehr gespannt.
Luisa Malagamba de Stüber

 


 

Leserbrief zu „Auch ich bin nicht perfekt“ von Cathrin Gilbert

Eine wichtige Antwort auf die Frage: Was ist es 2024, was die Führungsriege der Menschheit empowert und inspiriert? 1,7 Milliarden Dollar schwer, mit und durch Instagram geschaffen durch 364 Millionen „Follower“ und nun füllt sie z.B. in Hamburg eine 7000 Menschen fassende Halle und wer keinen Platz ergattern oder kaufen konnte klebt digital an ihren Lippen. Kim Kardashian, die neue Päpstin? Oder die Ausgeburt der Ehe der Kehrseiten von Kapitalismus und sozialen Netzwerken. Ein Monster, das unseren Irrweg auf den Punkt bringt. Was kann sie? Was erschafft sie? Wer macht mit? Und warum? Und wer wird ausgeschlossen? Päpstin oder goldenes Kalb des 21.Jahrhunderts. Man bekommt doch eine Gänsehaut?
Uwe-Carsten Edeler

 


 

Leserbrief zu „Viel versprochen, und dann?“ von Fritz Habekuß

Leider zeigt der – ansonsten sehr informative – Artikel das eigentliche Problem nicht auf: Nämlich, dass wir alle es sind, jeder einzelne von uns, der durch sein Verhalten zum Elend unseres Erdballs und zur extrem ungleichen Verteilung der Lasten beiträgt. Die, die die Folgen der Erderwärmung am härtesten trifft, haben meist am wenigstens dazu beigetragen. Woher kommt es denn, dass Malawi im Jahr 2022 soviel Schadstoffe emittierte wie wir an einem Tag? Zum größten Teil doch durch das ganz persönliche Verhalten eines jeden einzelnen von uns! Durch unser Reiseverhalten (dreimal im Jahr und möglichst jedes Wochenende ab durch die Mitte ist heute normal), durch unser Kaufverhalten in Sachen Auto, Handy, Klamotten und vieles mehr; grob gesagt: Durch unser rücksichtsloses Verhalten nach dem Motto: Ich kann das, also mach ich’s! Wenn man jeder Erdenbürgerin und jedem Erdenbürger ein Verbrauchskonto zubilligen würde, das man mit jeder Reise, jedem Kauf, jeder baulichen Maßnahme „abfeiern“ kann, hätten die jetzt benachteiligten Erdenbürger endlich ganz schön wertvolle „Handelsware“.
Jutta Lange

 


 

Leserbrief zu „Weniger Kuschelfaktor, bitte!“ von Florian Zinnecker

Mit zunehmendem Unverständnis las ich an einem wunderschönen Pfingstmorgen bei Vogelgezwitscher den ganzseitigen, nach meinem Eindruck verunglimpfenden Artikel des noch jungen Journalisten Florian Zinnecker 3rd (LinkedIn), von ihm dort als ‚mein Porträt des Julius Asal‘ beschrieben, und dachte „ZEIT – quo vadis?“. Ich habe in den Jahrzehnten der ZEIT-Lektüre nie einen Leserbrief verfasst, heute scheint mir eine Apologie für den mir nicht persönlich bekannten und von mir nie im Konzert erlebten jungen Pianisten Julius Asal aber unerlässlich. Vorweg genommen: der den Erwägungen des Pianisten (!) entlehnte Titel und dessen am Ende des Artikels wörtlich widergegebenen Überlegungen sind lesenswert und zeugen von Reflektion und kritischer Analyse des aktuellen Musikbetriebs. Der vom Autor gewählte Untertitel des Artikels ‚Der 27-jährige Julius Asal gilt als der neue Stern am Pianistenhimmel. Warum ausgerechnet er?‘ weisen auf den tendenziösen und zum Teil persönlich herabsetzenden Inhalt. Natürlich ist reflektierte Kritik an der Musikauswahl des Pianisten und des Herausgebers Deutsche Grammophon bei dieser Erstlings-CD willkommen. Auch ist verständlich, dass der junge Mann (noch) nicht das atemberaubende Niveau eines Grigory Sokolow und die Klarheit eines Igor Levit zeigen kann. Am Ende frage ich mich als Leser aber nach der wiederholten Lektüre: was für ein Problem hat der Autor Florian Zinnecker 3rd? Muss er sich als ernstzunehmender ‚Musikkritiker‘ etablieren mit einem emotionalen Verriss (‚Speckgürtel‘, ‚Es ist ein billiger Trick. Aber er klappt.‘ ‚…zieht man den Stöpsel, und alles fließt ab, ohne Schlieren zu hinterlassen‘) eines reflektierten, bescheiden erscheinenden und dazu noch nett aussehenden jungen Mannes (Kuschelfaktor?)? Der junge Pianist wird sich zurecht fragen, ob er nochmals eine Einladung zum Gespräch mit Herrn Florian Zinnecker 3rd annimmt. Sigmund Freud hätte seine Freude.
Ulrich Beuers

 


 

Leserbrief zu „Alles, was seetüchtig ist, fährt gerade“. Gespräch mit Vincent Clerc geführt von Max Hägler und Marc Widmann

Vielen Dank für Ihr sehr interessantes Interview mit Vincent Clerc: „Alles, was seetüchtig ist, fährt gerade“ vom 16. Mai 2024. Ähnlich wie die Seefahrt macht auch die Luftfahrt nur 3% der weltweiten CO2-Emissionen aus. Beide boomen. Beide haben Probleme, klimaneutral zu werden und sind ähnlich international. Beide entscheiden, ob wir unser bisheriges Leben mit reichlichen Angeboten für billige Luxus-Produkte sowie Urlaube aus bzw. in fernste Länder behalten können. Der Unterschied, die Schifffahrt nutzen wir, außer bei Kreuzfahrten, nicht als Endverbraucher, die Luftfahrt aber schon. Letztere wollen wir auf keinen Fall aufgeben. Führt dieses Festhalten dazu, dass sich die Luftfahrt selbst, ähnlich wie der Dieselantrieb bei Autos, ins Abseits manövriert? 1.) Erfolgsaussichten des ZEROe-Wasserstoffflugzeugs von Airbus. Bis heute bekundet keine einzige Fluggesellschaft Interesse. Die Flüssigwasserstoff-Technologie ist bei Produktion, Transport und Lagerung sehr anspruchsvoll, denn es müssen ständig Temperaturunterschiede von ca. 300 Grad Celsius zur Umgebungstemperatur aufrechterhalten werden. Das stellt ihre Wirtschaftlichkeit in Frage. Vor allem, weil sie wegen ihrer viel geringere Energiedichte, 35 MJ/Liter zu 8,5 MJ/Liter, https://demaco-cryogenics.com/de/blog/die-energiedichte-von-wasserstoff-eine-einzigartige-eigenschaft/) nur für Kurz- und Mittelstreckenflüge geeignet ist. Diese Reisen werden aber immer mehr mit elektrischen Autos, Busse und Zügen durchgeführt. Wasserstoffflugzeuge werden höchstens 20% des weltweiten Kerosinverbrauchs ersetzen und nur Airbus setzt auf diese Technologie! Lohnen sich da die außerordentlich hohen Investitionskosten in die Flüssigwasserstoff-Technologie, oder scheitert das Wasserstoffprojekt ähnlich wie die Concorde oder die Airbus A380?
2.) Nach Einführung der neuesten Airbus- und Boeing-Langstrecken-Modelle bleibt der Kerosinverbrauch pro Passagier für die kommenden Jahrzehnte unverändert, denn abgesehen vom Airbus ZEROe-Wasserstoffflugzeug kommen vor 2050 keine neuen Langstrecken-Modelle auf dem Markt. Die EU schreibt ab 2050 nur eine Sustainable Air Fuel (SAF) Quote von 70% vor https://www.consilium.europa.eu/en/press/press-releases/2023/10/09/refueleu-aviation-initiative-council-adopts-new-law-to-decarbonise-the-aviation-sector/ Bis dahin vervierfacht sich aber die Anzahl der Passagierkilometer! Also verringert sich der Verbrauch an fossilem Kerosin nicht, sondern er nimmt sogar um 20% (30% x 4 = 120%) zu! Stößt die Luftfahrt 2050 mehr CO2 aus als heute, könnte bei der jetzt schon absehbaren Verschärfung der Klimakatastrophe die gesellschaftliche Akzeptanz für sie wegbrechen, da alle anderen Bereiche klimaneutral sind. Setzt sich dann die reiche Erdbevölkerung gegen die ärmere durch und fliegt, trotz der immensen Schäden, die das Fliegen verursacht, einfach immer weiter und immer mehr, so wie bisher? 3.) Eine CO2- und Energiesteuer gibt es in Zukunft nur für Flüge innerhalb Europas und Mehrwertsteuer auf Tickets nur auf Inlandsflügen. Verbraucher*innen haben also einen enormen Steuervorteil, wenn sie vom Auto, Bus oder Zug ins Flugzeug umsteigen und Flüge in Nicht-EU-Staaten buchen. Steuerfreie Flüge in die Türkei sind z.B. deutlich billiger als nach Griechenland. Wer fliegt noch innerhalb der EU, wenn der viel weitere Flug in die billigeren Nicht-EU-Länder so viel günstiger ist? Ganz nach dem Motto: „Wieso mit Steuern ins teure Spanien fliegen, wenn ich steuerfrei in die Billigländer ganz weit weg fliegen kann?“ Schon heute gibt es einen Trend zu längeren Flügen. Setzt sich der fort, dann werden immer mehr EU-Bürger*innen auf die längeren und somit viel klimaschädlicheren Langstreckenflüge umsteigen?
4.) Nur 1% der Weltbevölkerung verursacht 50% der Emissionen der Luftfahrt und 4% verursacht 80%. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0959378020307779 Fliegen ist also nach wie vor ein relativ luxuriöses Produkt, das sich nur eine kleine, aber sehr reiche Minderheit öfter leistet und dabei keine verbrauchsabhängigen Steuern zahlt egal wie teuer das luxuriöse Business- oder First-Class-Langstreckenticket ist. Dabei ist der CO2-Ausstoß in der Luft dreimal so schädlich wie der am Boden! Ärmere Nutzer*innen von Auto und Öffis zahlen aber sehr wohl bei jeder Fahrt die volle CO2- und Energiesteuer und darauf auch noch Mehrwertsteuer. Führt diese Steuerungerechtigkeit dazu, dass relativ reiche Menschen immer öfter und auch immer weiter weg, also klimaschädlicher fliegen, und damit alle anderen Anstrengungen für mehr Klimaschutz zunichtemachen? Rechnet die Luftfahrt damit, dass diese Steuerprivilegien erhalten bleiben, bzw. müsste es nicht eine 3 mal höhere Steuer für den CO2-Ausstoß in der Luft geben als am Boden? 5.) Die zunehmende Anzahl der Flugbewegungen führt dazu, dass immer mehr Flugzeuge, Umwege oder Warteschleifen fliegen, bzw. ungünstigere Flughöhen ausweichen oder mit laufenden Motoren am Boden warten müssen. Das erwartete Wachstum der Luftfahrt verhindert also das Erreichen wichtiger Klimaschutzziele durch z.B. optimale, kurze Flugrouten oder solche, die keine Kondensstreifen entstehen lassen.
6.) Die Menge an Energie, welche die Luftfahrt braucht, steht in Konkurrenz zu Wohnen, Beton, Chemie, Stahl, Schifffahrt, usw. Für die Produktion von grünem Wasserstoff ist ca. die 3-fache, für SAF ist sogar die 7-fache elektrische Energie nötig als für die E-Mobilität von Auto, Bus und Zug! Die Luxus-Luftfahrt konkurriert also mit unseren tagtäglichen systemrelevanten Energiebedürfnissen. Es gibt begründete Zweifel, ob es überhaupt möglich ist, SAF in ausreichender Menge herzustellen, um den erwarteten Bedarf zu decken. Denn laut ICAO (Die Weltluftfahrt Organisation der UNO) nimmt die Anzahl der Passagierkilometer pro Jahr um 5,5% zu. Das entspricht einer Verdopplungsrate von 13 Jahre! Es werden also 2050 viermal so viele Passagierkilometer zurückgelegt wie heute und 2063 acht, 2076 16-mal so viele, usw. Dieses exponentielle Wachstum müssen die Flughäfen, Flugzeugfabriken, die Infrastruktur um die Flughäfen herum und die Bereitstellung der Energie mittragen. Es ist jetzt schon sicher, dass dieses Wachstum bis 2050 nicht nachhaltig zu stemmen ist und die Luftfahrt also auf den erheblichen Einsatz von fossilem Kerosin angewiesen bleibt! CO2-Capture und Kompensation können die damit verbundene Klimaschädlichkeit nicht ausgleichen. Es stellt sich also die Frage, ob es nicht an der Zeit ist, dieses unendliche Wachstum zumindest abzuflachen. Bitte sehen Sie dazu https://www.iea.org/energy-system/transport/aviation und vor allem: https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2023/Klimaneutrales-Fliegen-eine-Illusion,klima574.htmlhttps://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/13683500.2024.2337281
7.) Wenn die Luftfahrt weiterhin so wächst, wo baut der Frankfurter Flughafen dann seine 5. und 6. Start- und Landebahn? Um wieviel müssen die Verkehrstrassen, die Gewerbegebiete und Hotels rund um die Flughäfen größer werden? Generiert dieser Ausbau der Flugzeug-Infrastruktur nicht auch eine weitere Nachfrage nach Flügen, weil die Menschen in den Ballungsgebieten rund um die Flughäfen nur noch eins wollen: „Immer öfter und immer weiter weg!“ Nach dem Motto: „In Spessart und Taunus finde ich keine Ruhe mehr, zum Entspannen steig ich lieber in den Flieger!“ 8.) Bitte nicht vergessen! Auf einem Kurzstreckenflug verbrauchen moderne Flugzeuge je Passagier 5,89 Liter pro 100 km. Aber zu dem entsprechenden Ausstoß an CO2, kommen in der großen Höhe noch die sogenannten NICHT-CO2-Effekte. https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/mobilitaet/flugreisen#wie-sie-flugreisen-vermeiden-konnen Diese führen dazu, dass ein Passagier in einem Kerosin-Flugzeug dreimal klimaschädlicher ist als Autofahrer*innen, die alleine in einem 5,89 Liter pro 100 km Auto fahren! 9.) Das größte Flugaufkommen entsteht heute durch die ca. 0,5 Mrd. Menschen in den entwickelten Ländern. Diese werden aber schon bald eingeholt von den 3.5 Mrd. Menschen aus den aufstrebenden Nationen Indien und China. Dort wächst die Luftfahrt mit zweistelligen Prozentzahlen! Wie wird eine Erde aussehen, auf der 7-mal mehr Menschen ähnlich viel und immer mehr fliegen wie wir es heute tun und es auch in Zukunft tun wollen?
Klaus Siersch

 


 

Leserbrief zu Titelthema „Die Botschaft der Träume“ „Albträume“ Gespräch mit Reinhard Pietrowsky geführt von Sina Metz und Tanja Stelzer

„Träume auch sehr vom körperlichen Zustand abhängig. Zugegeben – ich habe nur einen Teil der Artikel über Albträume gelesen – und kann auch sicher nicht eine zufriedenstellende Antwort auf Entstehung von Träumen geben; für mich ist aber klar, dass man in Träumen selbst Erlebtes oder auch nur z.B. in Filmen oder Nachrichten etc. Wahrgenommenes verarbeitet. Was meine Albträume, die ich auch gelegentlich habe, anbelangt, so sind die doch jedenfalls zum Teil auch auf das eigene körperliche Befinden zurückzuführen: Wenn ich z.B. Blähendes gegessen habe oder es im Bauchraum aus anderen Gründen rumort, dann habe ich nicht selten Albträume in der Richtung, dass ich z.B. unkontrolliert in der Öffentlichkeit den Darm entleert hätte oder ähnlich Peinliches. Dabei gibt es aber auch angenehmere Träume, z.B. sexueller Art – die leider mit zunehmendem Alter seltener werden: Ich nehme an, dass diese Folge von nächtlichen, unbewussten Erektionen sein dürften – und nicht umgekehrt, also körperlich ausgelöst sind. Fieberträume sind ja jedenfalls körperlich bedingt. Über körperliche Bedingtheit zumindest eines Teils von Albträumen habe ich aber noch nirgendwo etwas lesen können…“
Rainer Niemann

 


 

Leserbrief zu „Über das Lesen beim Sport“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Vielleicht lesen Sie auch mal während Ihrer Hantelstemmpausen das DIE ZEIT-Leserbriefblog und freuen oder ärgern sich über die Kommentare zu Ihren Kolumnen? Je nach der Stimmung, die Sie dann ergreift, können Sie das Hantelgewicht verringern oder erhöhen. Mich Uralt-DIE ZEIT-Leser würde brennend interessieren, welche Autoren (m,w,d) Sie „gut“ und welche Sie „extrem grauenhaft“ finden? Ich gehe mal mutig voran und nenne Bittner gut und Biller extrem grauenhaft. Natürlich gäbe es noch viele weitere Kollegen, von denen die meisten in die „gut“-Rubrik gehören; mich hat hier einfach die Namensähnlichkeit gereizt! In einer Ihrer nächsten Kolumnen könnten Sie sich doch mal Namen nennen! Es genügte ja schon der Anfangsbuchstabe; bei gleichen (wie bei Bittner/Biller oder bei Martenstein/Machowecz/Mayr) bitte auch den Anfangsbuchstaben des Vornamens hinzufügen! Der neugierige DIE ZEIT-Leser könnte so erfahren, ob er einen ähnlichen Qualitätsmaßstab an die Beiträge anlegt wie ein beliebter langjähriger Kolumnenschreiber – oder einen völlig anderen?
Ulrich Pietsch

 


 

Leserbrief zum Wochenmarkt „Heute Fisch?“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

Das richtet sich eigentlich mehr an das Korrektorat: Das Genus von „Kurkuma“ scheint mir das Femininum zu sein, wenn es sich um die Pflanze handelt. Steht jedenfalls in meinem Duden. Beim Gewürz hingegen scheint auch das Neutrum möglich zu sein (https://de.m.wiktionary.org/wiki/Kurkuma). Für das im Artikel verwendete Maskulinum finde ich keine Belege. Ich persönlich hätte zwischen der oder das Kurkuma geschwankt.
Thomas Manthey

 


 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

Wir Männer können einander gar nicht unsere Gefühle verletzen, weil Männer grundsätzlich keine Gefühle haben. Ich glaube, dass Juli da irgendetwas im Fernsehen (einen Spruch aus einer Soap?) aufgeschnappt hat, dennoch schön, dass sie so viel Empathie zeigt. (Ich weiß, dass ich mir gerade selbst widerspreche, weil ich jetzt doch eine Art Gefühl gezeigt habe.)
Thomas Manthey

 


 

Leserbrief zu „Liebe Leute“ von Claire Beermann im ZEIT Magazin

Herzliches Beileid zum 30. Geburtstag! Mir ging es damals ähnlich, nur geheult habe ich nicht und allzu viel hat sich in den 23 Jahren danach auch nicht geändert. Eine Generation vor mir hatten die Menschen ihre Midlifecrisis erst mit 40. 27 ist im Übrigen ein gefährliches Alter, aber eher für Rockstars. Bei Wikipedia ist jetzt auch der Geburtstag von Angie McMahon verzeichnet. Die Arme hat, wenn die Angabe stimmt, in drei Tagen auch ihren 30. Geburtstag …
Thomas Manthey

 


 

Leserbrief zu „Ärger im Paradies“ von Leander Haußmann im ZEIT Magazin

Die Angst vor Urlaubsreisen kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich war bisher zweimal im Ausland. Das erste Mal war eine Butterfahrt mit meinen Eltern, wo das Schiff, soweit ich mich erinnere, aus steuerlichen Gründen für etwa 15 oder 30 Minuten in Dänemark anlegte. Und das andere Mal war 1989 kurz vor der sogenannten „Wende“ (für die Ereignisse in der DDR interessierte sich die Familie, bei der wir zu Gast waren, allerdings nicht, das starke Erdbeben in den USA war wichtiger) mit meinem Englisch-LK eine Woche Margate (siehe den Artikel zu Tracey Emin) samt Ausflügen u. a. natürlich nach London. Auf dem Weg nach Margate sind wir auch durch Belgien und Frankreich gefahren (schummrig-gelbes Licht auf den Autobahnen, den Eurotunnel haben wir auch besichtigt), aber das war es dann mit meinen Auslandserfahrungen. Richtig schlimm war das alles nicht, eigentlich sogar ganz nett (nicht im Sinne von „Nett ist die kleine Schwester von scheiße.“), aber mir würde in meinem Leben ohne diese Reisen auch nichts Elementares fehlen. Margate kann ich Ihnen als Regisseur empfehlen. Wie ich später erfuhr, hat dort Hitchcock gerne seine Urlaube mit seiner Familie verbracht, dort kann man also am Strand in seinen Spuren wandeln. Paris wäre vielleicht mal eine Reise wert, gerade zu den Spielen, aber dann denke ich mir wieder, dass das alles viel zu teuer ist, selbst wenn man nicht die gehobene Klasse oder gar all inclusive bucht und man im Fernsehen viel mehr mitbekommt (nämlich ALLES und das können Sie ruhig wörtlich nehmen, was sind schon Andrea Petković‘ mickrige 8 Stunden Wagner am Stück gegen meine täglichen 16 Stunden Olympia vor dem Fernseher?!) und die Terrorgefahr sollte man auch nicht unterschätzen. Außerdem befürchte ich, dass der Sommer wieder sehr heiß werden könnte.
Um mir einen Sonnenbrand oder andere Malaisen einzuhandeln, muss ich nicht extra ins Ausland fahren, dafür reicht das hiesige Mera-Luna-Festival oder ein Public Viewing bei der EM völlig aus (immerhin habe ich mir mittlerweile einen Sonnenhut zugelegt). Vor einem Konzertbesuch (Inchtabokatables) in Braunschweig habe ich mir mal ziemlich übel den Ellenbogen aufgeschlagen, weil ich im Dunkeln einen Fahrradständer übersehen hatte, aber den Konzertveranstalter kann man für seine eigene Ungeschicklichkeit natürlich nicht verklagen. Sehr amüsante Skizzen übrigens. Irgendwo zwischen Sempé, Deix oder Haderer und der Karikatur von Musikern auf der letzten Seite im „Folker“. Von Haderer gibt es auf der Seite des Wilhelm-Busch-Museums in Hannover auch einen Hai, aus dessen Maul eine menschliche Hand ragt, die sich mit einem Selfiestick selbst fotografiert. In Margate dürfte die Haigefahr auch kleiner sein.
Thomas Manthey