Lesezeichen
 

8. April 2020 – Ausgabe 16

Leserbriefe zu „Angesteckt“ von Marc Brost und Bernhard Pörksen

 

Dass wir unsere Lebensweise ändern müssen, zeigte jahrzehntelang schon der Klimawandel. Nun wird dies durch die Pandemie noch deutlicher: Die Auswirkungen des Klimawandels liegen auf einer mittel- und langfristigen Zeitskala und erst seit einigen Jahren sind sie auch auf einer kurzfristigen Skala spürbar. Dagegen liegen die Effekte der Pandemie per se schon auf einer kurzfristigen und tagesaktuellen Zeitskala. Wenn es Tag für Tag um Leben und Tod geht, lassen sich Menschen stärker durch die Politik restringieren, jedenfalls in einem stärkeren Maße als im Fall unverbindlicher Klimahandlungsempfehlungen für die nächsten Jahre. Wobei die Politik durch die Wissenschaft Virologie direkt angewiesen wird. Ein solch starker Einfluss der Wissenschaft auf die Politik ist neu und war in der Vergangenheit eher die Ausnahme als die Regel. Die Effekte der Pandemie auf den Klimawandel sind noch nicht abzusehen. Die Emissionen sind seit dem, leider durch die WHO zu spät erklärten, offiziellen Beginn der Pandemie am 11.3. stark zurückgegangen.

Allerdings ist aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage damit zu rechnen, dass kein Geld mehr für Investitionen in Emissionsreduktionen vorhanden sein wird und infolgedessen nicht in Klimaprojekte investiert wird. Projekte, die auf der Tagesordnung gestanden hätten, wenn es die Pandemie nicht gegeben hätte. Die Präsenz des Klimawandels in den Medien hat sich in Zeiten der Pandemie stark reduziert. Die Freitagsdemonstrationen der Bewegung Fridays for Future finden wie andere Großveranstaltungen auch nicht mehr statt. Die Pandemie ist das in den Medien bei weitem überragende Thema. Die Situation bietet aber auch Chancen: Da kulturelle Angebote nicht mehr angeboten werden, allenfalls noch digital, bleibt den Menschen das Naturerlebnis, etwa auf Spaziergängen und Wanderungen, die heimatnah sind, sein müssen, da Reisen in ferne Länder nicht mehr möglich sind. Möglich sein müssen? – Ja, wir müssen unsere Lebensweise ändern. – Jörg Middendorf

 

Und trotz der vielfältigen Aspekte und des Drucks, den Corona schafft, finde ich es sehr wichtig und erwarte auch (in der Hoffnung, dass es keine Überforderung ist), dass Journalisten auch weiterhin die anderen wichtigen Themen im Blick haben. Die alten (Klima, Rechtsradikale) und die neuen (Werden wirklich alle Freiheitsbeschränkungen aufgehoben? Werden unter dem Deckmantel Corona unliebsame Gesetze zu anderen Themen erlasse, ohne dass die Bevölkerung es mitbekommt?). – Iman Schwäbe

 

Herzlichen Dank für diesen Artikel, dessentwegen allein es sich schon gelohnt hat, die ZEIT zu kaufen. War es nur SARS-CoV-2 mit seiner uns alle zum Nachdenken über Sinn und Unsinn unseres Handelns zwingenden Bedrohung oder sollte tatsächlich auch ein Nachhall christlicher Selbstreflexion mit den bevorstehenden Festtagen eine Rolle gespielt haben, als Sie auf die Idee kamen, sich ernsthaft mit den ethischen Grundlagen Ihres journalistischen Auftrags zu befassen? Bedenklich ist allerdings, dass das ohne die Unterstützung eines renommierten Medienwissenschaftlers offenbar nicht möglich war. Doch das Ergebnis allein zählt und gibt Hoffnung, dass Sie damit – um beim Bild zu bleiben – nicht nur die Kollegen in den Printmedien insgesamt sondern vor allem auch die bei Hörfunk und Fernsehen infizieren mögen. – Dr. Claus Doenecke

 

Eine obermutige Entscheidung, schließlich soll es sie noch geben (zur Zeit irgendwie unter Verschluß), unsere Grundrechte! Das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Greifswald hat die Oster-Reisebeschränkungen in Mecklenburg-Vorpommern (MV) der Landesregierung MV gekippt, und einen Umweg heraus, aus dieser sinnbefreiten „Corona-Sackgasse“ aufgezeigt. Dennoch sollten wir uns nicht zu früh freuen, diese „Dauer-Beschneidungen“, die werden weitergehen, und dafür soll sogar eine „Super-Armada“ von „Überwachungs-Drohnen“, demnächst startklar gemacht werden! Ach ja, der Punkt: „Diätenerhöhung“, der würde noch auf der „Corona-Krisen-Plan-Liste“ abzuarbeiten sein. Fröhliche „Diäten-Oster-Eier-Suche“; Achtung, Achtung: „Der Mindestabstand ist dabei einzuhalten“! – Riggi Schwarz

 

Der Zeitpunkt für meine generelle Anmerkung zu Ihrer Wochenzeitschrift ist nicht sehr glücklich. Dennoch möchte ich die aktuelle Visualisierung von Christian Laesser zum Anlass nehmen und die Verteilung des redaktionellen Inhalts auf die vielen großformatigen Papierseiten kommentieren. Der beigefügten Grafik mit den grün markierten Flächen können Sie grobentnehmen, wie das optische Verhältnis zwischen informativen Inhalten (also dem geistigen Nährwert) und sonstigen Flächen (grün) aussieht. Mir ist klar, dass eine Zeitung stark vom Anzeigengeschäft abhängt und somit dafür Platz bereitstellen muss. Aber müssen Überschriften, Fotos und Grafiken übermäßig groß sein? Es führt offensichtlich zum Großformat der Zeitung und macht sie dadurch unhandlich. Ein anderes Blatt meinte einst, „hinter einer großen Zeitung stecke auch ein großer Kopf“. Dieser Meinung würde ich jedoch nicht unbedingt folgen. Zu leicht kommt der Eindruck von einer gewissenGroßspurigkeit auf. Nur damit ich richtig verstanden werde: Ich halte große Stücke von Ihrer Zeitung, von der Qualität der Beiträge und von der Kompetenz der Autoren sowie derHerausgeber. Gelegentlich lese ich DIE ZEIT mit großem Interesse, aber auf Dauer (als Abo) ist mir der Umfang und das Format zu unhandlich. Über den unzeitgemäßen Papierverbrauch könnte man auch nachdenken. – Gerhard Hahm

 

Die Datenlage zur Corona-Krise lt. RKI vom 14.404.20: 125.000 Infizierte/2.969 Tote scheint klar, aber in den Medien werden verschiedene Zahlenlieferanten (JHU,…) mit abweichenden/nicht zu vergleichenden Daten zitiert, diese verunsichern neben den Unbekannten die Bevölkerung und sorgen trotz der Informationsflut – für offene Fragen. Wie viele Erkrankte werden auf der Intensivstation intubiert, obwohl sie als Risikogruppe in der Regel eine Patienten-/Betreuungsverfügung haben, die eine derartige Behandlung ausschließt? Welche Langzeitschäden bleiben der Lunge nach „Genesung“ mit welchen Einschränkungen erhalten? Wenn man die aktuelle Pandemie mit der Grippewelle 2017/18 (334.000 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle, 9 Mio Arzbesuche, 40.000 influenza-indizierte Krankenhauseinweisungen, 25.100 Todesfälle) vergleicht, erscheinen die aktuellen lockdown-Maßnahmen unverhältnismäßig restriktiv.

Diese rief nur geringes mediales Interesse hervor, es wurden keine apokalyptischen Warnungen ausgesprochen und zog sich über die samte Wintersaison – daher kam unser Gesundheitssystem ohne Kollaps durch. Das lag sicher auch an der Immunisierung (Impfung, Genesene) großer Bevölkerungsteile, was in der aktuellen Krise noch! fehlt. Trotzdem sollte unser Land (auch Europa) zügig in den Normalbetrieb überführt werden, da die Kosten unseren Kontinent schon jetzt überfordern und im internationalen Wettbewerb weiter zurückwerfen und den erarbeiteten Wohlstand gefährden werden. Das Risiko der Ansteckung und deren Tempo kann durch beachten der empfohlenen Hygieniemaßnahmen, Apps und Ausgabe von FFP2-Masken an Risikopersonen (Senioren, Multimorbide) in vertretbarem Rahmen gehalten werden. – M. Linder

 

Ihr obengenannte Artikel in Zusammenarbeit mit dem Medienwissenschaftler Hr. B. Pörksen ist hoch interessant. Aus meiner Sicht beschreibt er das Problem, des derzeitigen Journalismus sehr genau. Verzeihen Sie die Pauschalisierung, doch zurzeit wüsste ich hier keine Ausnahme in den Medien. Zwar ist es in den letzten 18 Monaten in der Berichterstattung der ZEIT besser geworden, doch allzu oft enthalten viele Artikel der ZEIT Meinungen, persönliche Interpretation, persönliche Ziele und nebenbei Fakten. Daher finde ich gerade die Anregung, dass Journalisten ihre persönliche Wirklichkeit hinterfragen sollten und dazu der Hinweis, gewohnte Konstellationen, wie z.B. die der Machtpolitik, zu analysieren und nicht zwingend auf alle und besonders neue Situationen zu übertragen. Ich hoffe sehr, dass obiger Artikel in Ihren Redaktionen intensiv und mit der Bereitschaft sich der Botschaft dieses Artikels zu öffnen diskutiert wird. Als Leser möchte von Journalisten Fakten und Hintergründe erfahren, um mir meine persönliche Meinung bilden zu können und nicht einem vorgefertigten Meanstreem folgen zu müssen. Vielen Dank für den genannten Artikel, welcher allerdings auch persönlich Nuancen aufweist. – Ellen Rublé

 

Ich habe in der aktuellen „Zeit“ den Artikel von Marc Prost und Bernhard Pörksen gelesen und ein Satz hat mich besonders elektrisiert: Der Satz „wir reden wie Kantianer und handeln wie Utilitaristen“. Das trifft unsere Lebenslüge sehr gut und lässt sich noch ergänzen. Der Utilitarismus hat den Wohlstand der größten möglichen Anzahl von Menschen, vielleicht sogar von Lebewesen, im Blick. Der Blick der Regierung heute geht aber primär auf eine wohlhabende Gruppe, denen die Politik die Interessen und den Wohlstand der Bevölkerung anvertraut. Die Wirtschaft, in Form von Teilen der Unternehmen, wird gestützt und geschützt in der Hoffnung, dass diese den Wohlstand aller befördern würde. Frei nach dem uralten Prinzip: Wachstum rekrutiert Wohlstand und zwar für alle. Das ist aber nur bedingt richtig.Zuerst einmal fördert es den Wohlstand und Reichtum derjenigen, denen politisch einflussreiche Akteure, die Entscheidungen über unser wirtschaftliches Handeln überlassen haben, bzw. an deren Wünschen sich die politischen Entscheidungen orientieren.

Wie kommen wir aber auf die Idee, dass Unternehmen das Wohlergehen der Gesellschaft befördern wollen und ist es nicht die Aufgabe der Regierung, das Wohlergehen aller zu fördern. Unsere Lebens- und Gesellschaftslüge ist die, dass wirtschaftlich gutes Handeln am Profit gemessen werden kann. Das ist so nicht korrekt und führt zu Fehlschlüssen, die ein großes Maß an Ungerechtigkeit produziert. Und, aufgrund der Unfähigkeit vieler Ökonomen sich endlich von einem veralteten und längst ad absurdum geführten Wirtschaftsprinzip zu verabschieden, machen alle weiter und streben in eine unmenschliche und ungerechte, aber auch tödliche (für Mensch und Natur) Zukunft. Unsere momentan einflussreichen Wirtschaftswissenschaftler haben sich geirrt und zwar fundamental: nicht Wirtschaftswachstum muss das Ziel sein, sondern Humanismus und Rücksichtnahme auf Mensch und Natur, ganz besonders auf die Natur. Vielleicht hilft die Pandemie uns, das zu erkennen.

Das würde dem Leid und der Angst, welche diese Krankheit gerade verbreitet einen Sinn geben. Sind wir in der Lage diesen Sinn zu erkennen, zu verstehen und unser zukünftiges Handeln daran zu orientieren? Hans Jonas fordert, 1979 in seinem Buch „Das Prinzip der Verantwortung / Versuch einer Ethin für die technologische Zivilisation“, eine „Heuristik der Furcht“. Diese soll uns zwingen, nur das zu realisieren, von dem wir annehmen oder lieber wissen können, dass es die Welt in einem lebenswerten Zustand weiter existieren lässt (S. 36). Solange wir die mögliche Fernwirkungen unserer Handlungen nicht definieren können, muss sich unser Handeln an dem orientieren, was als die schlimmste Situation prognostiziert /vorgestellt werden kann. So diagnostiziert er schon 1979 die katastrophalen Folgen von Monokultur, Massentierhaltung und „Brut- und Eierfabriken“ (S. 371/372), deren Katastrophen / Folgen wir inzwischen mehrfach erfahren haben, ohne dass sich ein Umdenken etabliert hätte. Weder BSE, noch Schweinepest oder Vogelgrippe haben ein politisches Umdenken erreicht, aber vielleicht ist diese Pandemie die letzte Warnung, bevor unser wirtschaftliches Denken und Handeln unsere Welt, wie wir sie kennen unwiederbringlich zerstört hat. – Petra Bienert

 

Überfällig!!!- ein vielfach bemerkenswerter, notwendiger Text, kritisch und selbstkritisch, diffenziert und den spezifischen kontext reflektierend, verantwortungsvoll, systemrelevant!!! Dieser Text sollte in jeder Zeitung/Zeitschrift erscheinen, am Schwarzen Brett jeder Redaktion hängen! Dass Journalismus hochgradig ’systemrelevant‘ ist- im guten wie im schlechten sinn1-ist in den ‚C-Zeiten‘ unübersehbar und wird hier sehr einsichtig; H.J. Friedrichs wäre angetan, sicher! – Bernd Otto Müller

 


 

 

Leserbriefe zu „»Es führt kein Weg zurück«“. Gespräch mit Ursula von der Leyen geführt von Bernd Ulrich

 

Auf Ihre Frage nach dem durch die EU auferlegtem Sparzwang im öffentlichen Sektor der südlichen Länder, erklärt Frau von der Leyen den Unterschied zwischen den Gesundheitssystemen der USA und Europa. Wenn Sie das mit, interessante Antwort, aber keine auf meine Frage, kommentiert hätten, dann hätte das Interview vielleicht richtig Fahrt aufgenommen. Und wenn Sie anstatt nach der Osterfeier gefragt hätten, wie denn die Politik eines Viktor Orban noch mit den Grundprinzipien der EU zu vereinbaren ist, dann wäre das Gespräch rund gewesen. – Rüdiger Weigel

 

Europa steht am Scheideweg: Entweder zeigt es sich solidarisch und geschlossen mit einer gemeinsamen Vision oder es ist das Ende des europäischen Traums. Wir befinden uns in einer noch nie dagewesenen Krise mit einem unsichtbaren Feind, dem Coronavirus, der verantwortlich ist für tausende von Toten, und die Europäische Union kehrt, ausgerechnet in dieser prekären Notlage, wegen der unnachgiebigen Haltung einiger Staaten wie Die Niederlande und Deutschland, Italien den Rücken. Welch schöne Solidarität, für die so oft in schönen Worten plädiert wurde, die aber tatsächlich nie konkret umgesetzt wird. Ich bin Deutsche, lebe und arbeite seit ungefähr 20 Jahren in Italien, in der Toskana, und ich kann Ihnen versichern, dass die Leiden des italienischen Volkes vielfältig sind, und nicht nur die der Italiener. Italien ist, neben Spanien und Frankreich, am schwersten von der Coronakrise betroffen und ist das Land, das von seiner Bevölkerung die härtesten Entbehrungen abverlangt, um die Coronakrise einzudämmen und das, ab heute, dem 09. April, gerechnet, mittlerweile über einen Zeitraum von mehr als 4 Wochen.

Nach heutigem Stand sollen die Maßnahmen bis Ende April verlängert werden, d. h. quasi 2 Monate absoluter Stillstand für Italien. Darüberhinaus hat sich das Land nie richtig von der Bankenkrise 2008/2009 erholt. Jetzt soll es das „Sehnsuchts-Land der Deutschen“ noch härter treffen und zusätzlich „bestraft“ werden, indem Deutschland Italien wie eine heiße Kartoffel fallen läßt. Nationaler Egoismus und rein wirtschaftliche Interessen lassen den Traum von einem vereinten Europa letztendlich platzen. Was mich vor allem überrascht, ist das Verhalten deutscher Politiker, bei denen ich u. a. eine starke Führungspersönlichkeit vermisse. Es scheint, dass sich Angela Merkel momentan in einer schwierigen politischen Lage befindet, aber sie hat noch die Chance, am Ende ihrer langen politischen Laufbahn Europa den Rücken zu stärken, so, wie sie und die Altkanzler es immer praktiziert haben.

Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass kein anderer Politiker kompetent genug wäre, diese herausfordernde Situation jetzt zu meistern. Es fehlt eine wegweisende Figur wie Konrad Adenauer, der in den sechsziger Jahren zusammen mit dem italienischen Ministerpräsidenten de Gasperi die Geburt und das Wachstum eines neuen Europas erheblich fördern und die Zusammenarbeit mit Italien stärken konnte. Ich habe mich noch vor kurzem darüber geäußert, daß das italienische Volk mit Europa und insbesondere mit der deutschen Führungsschicht, die als die einflussreichste angesehen wird, sich aber den Wünschen anderer sogenannter nördlicher Nationen beugt, sehr unzufrieden ist. Ich bin überzeugte Europäerin und rufe dazu auf, dieses europäische Projekt zu unterstützen. Angesichts dieser globalen Epidemie sind Solidarität, Mut und Brüderlichkeit unabdingbar und dürfen nicht politischen Taktiken zum Opfer fallen. Es ist ein außergewöhnlicher, ja historischer Moment, der außergewöhnliche Maßnahmen erfordert. Ich hoffe, dass die am besten geeignete Formel gefunden wird, die keinen Staat bestraft, sondern auf solidarischem Verantwortungsbewußtsein fußt. Bleibt sehr zu hoffen, dass Europa den Corona-Stresstest besteht. Europa braucht Italien und Italien braucht Europa. Mit solidarischen Grüßen einer deutschen Staatsbürgerin, die Italien sehr liebt, aber ihre Herkunft und Wurzeln nie vergisst. – Gabriele Corsten

 

In dem Interview mit Ursula von der Leyen sagt Bernd Ulrich einen Satz, den man so nicht stehen lassen kann: „Da werden die Autoritären gleich begeistert rufen: die Nation!“ – Wenn das stimmte, wären 90 Prozent der Deutschen „autoritär“, weil sie sich auf die Regierung unseres Landes mehr verlassen als auf die Brüsseler Kommission. Diese Wahl hat sich durchaus als weise erwiesen. Deutschland meistert die Corona-Krise im Vergleich zu anderen Ländern relativ gut. Jeder Politologe weiß, dass sich Menschen, wenn es hart auf hart kommt, immer zuerst auf die Instanz verlassen, die ihnen vertrauenswürdig erscheint und die sie kennen. Das sind nun mal die nationalen Regierungen. Sie sind im Unterschied zu den Brüsseler Kommissaren vom Volk gewählt und können bei Wahlen wieder abgewählt werden. Die Kommissare in Brüssel werden in einem komplizierten Verfahren ernannt, das in Europa nur Experten verstehen.

Kein Mensch in Deutschland kennt die europäische Kommissarin, die für Gesundheit zuständig ist. Jens Spahn kennen inzwischen über 80 Prozent der Bürger. Und sie schätzen sein Krisenmanagement. Es ist bedauerlich, dass die Freunde der „Vereinigten Staaten von Europa“ den gravierenden Legitimationsunterschied zwischen nationaler Regierung und Europäischer Kommission nicht sehen wollen. Die gegenwärtige Gesundheitskrise hat ihn noch einmal in aller Deutlichkeit offen gelegt. Der Rückgriff auf die Nation gewährt den Bürgern die Sicherheit und Verlässlichkeit, die ihnen Europa nicht bieten kann. Insofern kann man sich freuen, dass der Gedanke von einem „Europa der Vaterländer“ einen deutlichen Schub bekommen hat. Realitätssinn setzt sich letztlich immer gegen utopisches Wunschdenken durch. – Rainer Werner

 

„Wir merken jetzt, dass die Gesundheit genauso ein öffentliches Gut ist wie ein verträgliches Klima“. So Frau von der Leyen im ZEIT-Interview vom 8. April. Ja mein Gott, was denn sonst? Was hat Frau von der Leyen vorher gedacht? Dass das Gesundheitssystem ein privater Tummelplatz für schnelles Geld sei? Wenn denn jetzt die Einsicht gekommen ist, dass es das gerade nicht sein darf, dann ist es gut – besser spät als nie! Oder ist es so, wie schon öfter? Wenn das Kind Privater Profit bei seinem munteren Spiel in den Brunnen gefallen ist, holt es die freiwillige Bürgerfeuerwehr, die ihre Rettungsaktion auch noch selbst bezahlt, wieder aus dem dunklen Schacht heraus. Und das nur, damit der hyperaktive Fratz Profitstreben erneut sein Unwesen im Gesundheitssystem treiben kann, nachdem seine Blessuren abgeheilt sind. Es bleibt die Hoffnung, dass es nicht so kommt und dass auch Frau von der Leyen und andere aus der europäischen Coronakrise gelernt haben – und wichtiger noch: das Gelernte nicht wieder flugs im Schönwettermodus vergessen werden. – Olaf Mörke

 

Sanfte Fragen – staatstragende Antworten: wenn nicht jetzt, wann sonst ist die richtige Zeit für „strategische Gedanken“? Beispielhaft hierfür und mit weitreichenden Folgen wäre der in einem kurzen Absatz des Interviews angesprochene Umgang mit „unbegleiteten Jugendlichen“: acht „willige“ Länder – der Rest ist „unwillig“? Soll das auch weiterhin europäische Solidarität sein? Wenn wir nicht einmal in Europa solidarisch handeln, wie können wir da Solidarität von Ländern anderer Kontinente einfordern? Die zur Flucht getriebenen Kinder dienen oft als Brückenkopf für den späteren (Groß)Familiennachzug. In Zukunft muß sich die Richtung umkehren: Kinder zurück zu ihren Angehörigen – der ethisch einzig vertretbare Weg – in zwischenzeitlich befriedete Länder. Dies zu erreichen ist unsere vordringliche strategische Aufgabe; die kriegführenden Gruppen, Nationen, die Konfliktschürer und Terrorexporteure Iran und Saudi-Arabien müssen endlich erkennen, daß es jetzt nicht mehr um ethnische oder religiöse Kriege geht, sondern um einen weltweiten Kampf, den alle Nationen gemeinsam führen müssen gegen einen unsichtbaren Gegner, der nicht unterscheidet zwischen alt und jung, arm und reich, Muslim, Christ, Buddhist, Atheist!

In Afrika muß Europa erreichen, daß die Menschen nicht ihre Heimat verlassen, weil – bildlich gesprochen – ihre Hütten brennen, sondern daß sie sie löschen und wiederaufbauen! Dabei müssen sie auf die Hilfe der wohlhabenderen Nationen zur Selbsthilfe vertrauen können – doch dafür muß eine Grundbedingung erfüllt werden -: eine wirksame Geburtenkontrolle! Die Zahl der Menschen in den Entwicklungsländern muß sinken! Auch die restliche Fauna unserer Erde hat Anspruch auf einen angemessenen Raum, natürlich auch in Europa! Der „Raubbau an der Natur“, besonders die Vernichtung der Urwälder, muß beendet werden! Sie sind die Räume der größten Artenvielfalt und lebenswichtige grüne Lunge für alle atmenden Wesen! Die Vermüllung der Flüsse und Meere muß gestoppt werden! Schwer abbaubare Rückstände landen über die Nahrungskette wieder auf unseren Tellern und vergiften uns schleichend! Cui bono? Corona und seinen Epigonen! Jetzt – ist die Zeit zur strategischen Umkehr! Frau von der Leyen, übernehmen sie Verantwortung! Packen sie Europa bei seiner Ehre, Intelligenz, Solidarität! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Es gibt Politiker, bei denen schalte ich den Ton auch bei Nachrichtensendungen stumm. Es hat also Überwindung gekostet, dieses Interview überhaupt zu lesen, den von der Leyen gehört zu diesen Politiker (inen). Ihr Unvermögen als Verteidigungsministerin und vor allem die Art und Weise, wie sie zum Posten der Kommissionchefin gekommen ist, machen sie für mich politisch völlig unglaubwürdig. Noch schlimmer finde ich die Machtfülle, die sie mit diesem Posten bekommen hat. Das Konkrete in dem Interview ist die Konstanz zum Unkonkreten. Frage: „Wieso gelingt es in der EU nicht, ein Promille der Solidarität auch auf die Flüchtlinge auf den griechischen Inseln anzuwenden?“ 8 (von 28) Mitgliedsstaaten erklären sich bereit, und außerdem helfen die NGO’s rastlos und außerdem, wir arbeiten mit Athen und weiteren Mitgliedsstaaten daran. – Wie lange denn noch, und was haben NGO‘ mit der Verteilung von Flüchtlinge in der EU zu tun? – „Der Green Deal ist die neue Wachstumsstrategie“. Wie weit sie sich diese ideologische Strategie ihrer Berater zu eigen macht, bleibt abzuwarten. Die Waschmaschine als Dienstleistung wie im Interview beschrieben ist schon abenteuerlich. Die „Brücke“ von der Corona Krise zum Klimawandel auch. Es tut mir leid. Ernsthaftigkeit kommt bei Frau von der Leyen bei mir nicht auf. – Walter Schroiff

 

Das Interview endet mit von der Leyens Satz „Man bekommt nicht mehr auf die Schultern gelegt, als man tragen kann.“ Meint die Frau das ernst? Wie kann sie im Angesicht der bitteren Not derjenigen, die in Spanien, Italien, Frankreich und im gesamten Rest der Welt um Leben kämpfen, so etwas sagen? Wie kann sie am Ende des ansonsten von ihrer Seite aus völlig inhaltsleeren Gesprächs so etwas sagen? Zynismus bekommt eine neue Dimension. – Corinna Petersen

 

Das solidarische „grüne und weiße“ Ansinnen der EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen in der Völker Ohren. In den vergangenen Jahren hat sich die EU zunehmend ressentimentsbeladen und würdelos mehr schlecht als recht von Krise zu Krise geschleppt, sie ist gestrauchelt, sie kann durchaus fallen. Klar ist auch, nach der Corona-Krise wird es einen Aufschwung geben und, wenn wir gesamtgesellschaftlich nicht umgehend wieder alle Erfahrungen, Lehren und Alltagshelden (designiertes „Wort des Jahres“?!) beiseite schieben – wie allzu oft in der Menschheitsgeschichte-, kann es sogar global ein besonders avancierter werden. Indes, nach den diversen nationalen Abschottungen, die zuweilen sehr entsolidarisierend und rezidiv gewirkt haben, sollten wir Europa besuchen, solange es noch steht. So viel Zynismus als Katharsis muss an dieser Stelle einfach mal sein. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „»In der Luft gibt es keine Hindernisse«“. Gespräch mit Sebastian Thrun geführt von Katharina Menne und Stefan Schmitt

 

Die Künstliche Intelligenz von Sebastian Thrun wird uns weder von globalen Katastrophen wie Donald Trump oder dem Corona-Virus erlösen, noch solche oder ganz andere, ungedachte, zukünftig verhindern. Vielleicht kann das ein Himmel, den wir nicht kennen, denn der jetzt aktive trägt mit Drohnen, Lufttaxis, Raketen und Clouds zu den Problemen unsere Gegenwart schon unübersehbar bei. Eher setze ich meine Rest-Hoffnung auf Menschlichkeit und ihren gesunden Verstand: Vielleicht gibt es noch eine kleine Kolonie davon, die durch eine unerwartete Mutation virulent wird und sich unbremsbar ausbreitet und uns vor dem schlimmsten bewahrt. Thruns Feststellung „In der Luft gibt es fast keine Hindernisse“ ist einen Dreistigkeit – er will uns doch gerade auch noch die Luft über uns nehmen. – Leo Voss

 

In Ihrem Artikel „In der Luft gibt es keine Hindernisse“ aus der Zeit Nr. 16 vom 08. April 2020 plant Sebastian Thrun (ehemaliger Google-Vizepräsident) eine Zukunft, in der statt Autos Lufttaxis (Drohnen) die Menschen von A nach B befördern. Er möchte die Menschen vom Straßenverkehr und Verkehrsunfällen befreien. Außerdem sei Fliegen „supercool“. Den freiwerdenden Platz am Boden möchte er dann z.B. in schöne Parks verwandeln. Eine Kreuzung in einer mittelgroßen Innenstadt zählte ca. 15.000 Autos am Tag. Würden Flugtaxis diesen Weg nehmen, würden 14 Flugtaxis jede Minute über dieses Gebiet fliegen. Ca. alle 3 Sekunden eines! Und die würden natürlich nicht geräuschlos fliegen. Der Himmel der Städte wäre mit schwarzen künstlichen metergroßen Rieseninsekten übersäht, die wie fliegende Rasenmäher vor sich hinbrummen. Das wäre supercool für die, die in den Drohnen sitzen.

Für die Menschen auf der Erde, die gerade nicht fliegen, wäre es die Hölle auf Erden. Man könnte nicht mehr, wie bei Straßen, in eine Nebenstraße gehen, wo es ruhiger ist. Der Hölle über uns könnte man nicht mehr entfliehen. Eine großartige Idee! Intelligent! Aber eine kalte Intelligenz, keine humane, warme, weise Intelligenz. Insofern ist die künstliche Intelligenz tatsächlich schon auf dem Vormarsch, und zwar in den technokratischen Plänen dieser großartigen Zukunftsplaner. – Dr. med. Martin Jentzsch

 

Welch schreckliche Vision! Die masslosen Übertreibungen, die wir im Individualverkehr auf den Strassen in den letzten Jahrzehnten vollzogen haben, jetzt noch in der Luft zu vervielfachen! „Platz ist genug“ – vielleicht im Silicon Valley, sicher nicht in unseren Städten, wo Landeflächen die letzten Grünanlagen bedrohen würden. „landet so leise, dass es keinen stört“ – schon Drohnen mit kleiner Nutzlast erzeugen Geräusche, ein Gerät, das 100 kg Nutzlast in die Luft heben kann erzeugt definitiv wahrnehmbaren Schall, und wenn diese dann zu Hunderten fliegen würden, wäre das weiterer Stress für Grossstadtbewohner. Ich fände es wünschenswert , wenn Herr Thrun seine aussergewöhnlichen Talente auf die Entwicklung und groß angelegte Einführung computergesteuerten Fahrens konzentrieren würde. Das würde uns deutliche Effizienzgewinne bringen, ohne dem nächsten „alles ist machbar“-Alptraum hinterher zu jagen. –Christoph Hausmann

 

Froschgehirn aus Hildesheim. Wahrscheinlich werden menschenfeindliche Projektionen in Zeiten wie dieser schneller und deutlicher sichtbar. Sebastian Truhn gehört zu den alten weißen Männern, die mit ihren antiquierten und an Jules Verne orientiertem Zielsetzungen die Welt endgültig in den Abgrund steuern wollen. In seinem Denken und Fühlen kommt Natur nicht vor, einmal spricht er von schönen Parks, die er anlegen will. Dafür ist sein Himmel voller Flugmaschinen. Demokratie wird ersetzt durch die wunderbaren Ideen des Multimilliardärs Larry Page, alle Entscheidungen der Zukunft kommen aus den Forschungslabors des Professors und seiner Zuträger. Sie werden so genial sein, dass sie niemand infrage stellen kann. Der Bericht ist ein Totalversagen journalistischer Arbeit. Es gibt keine kritischen Fragen, nur dumpfe Bewunderung. Der Beitrag wirkt geradezu obszön. – Willi Kemper

 

Danke für Ihre gute und ausführliche Darstellung der aktuellen Situation auf den Intensivstationen in Ihrem Artikel „Noch warten Sie nur“ in der ZEIT vom 08.04.2020. Hoffentlich bleibt es beim Warten und die Zahl derer, die beatmet werden müssen, steigt nicht an. Mir als Palliativmedizininerin und Medizinethikerin stellt sich seit Wochen die Frage, wie sich das Gesundheitssystem auf die Begleitung schwerst Kranker und Sterbender vorbereitet, die nicht auf der Intensivstation behandelt werden. Patienten, die entweder nicht beatmet werden möchten oder die so schwer (vor-)erkrankt sind, dass sie auch mit Hilfe von Intensivmedizin nicht überleben können, brauchen fachkundige Versorgung: Symptomkontrolle, Linderung von Atemnot, spirituelle Begleitung der Patienten und Angehörigen ermöglichen ein Sterben in Würde.

Die Palliativmedizin sieht sich durch Corona genau solchen Hürden gegenüber wie die Intensivmedizin – Schutzkleidung und Personal fehlen! Die aufsuchende Betreuung im Rahmen der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung ist durch die Massnahmen zur Eindämmung des Virus erheblich erschwert, ebenso die Begleitung in Pflegeheimen. Dabei könnte die Palliativmedizin dort die schwer belasteten Pflegekräfte unterstützen. Deshalb meine Frage an Sie: welche Massnahmen werden zur Aufstockung der palliativmedizinischen Versorgung getroffen? Wie bereiten sich die Krankenhäuser auf den möglicherweise auch in diesem Bereich steigenden Bedarf vor? Werden Möglichkeiten zur Sterbebegleitung zu Hause oder im Pflegeheim geschaffen? Über einen Bericht mit diesem Schwerpunkt würde ich mich sehr freuen. – Anna Wachter

 

Ich empfinde den o.g. Artikel nur als nette Plauderei, in dem Hr. Thrun sich selbst darstellen darf. Das Bild auf Seite 14 erweckt bei mir den Eindruck, als ob Fr. Menne (noch sehr jung), sehr stolz darauf ist, den u.a. ehem. Vizepräsidenten von Google interwiet haben zu dürfen. Aber, wo bleiben die kritischen Fragen zum Unternehmen Google als Datenkrake, dessen Ziel es ist immer mehr Informationen über die Nutzer zu sammeln und entsprechend zu vermarkten? Was bringt autonomes Fahren für Vorteile bei der Entlastung des städtischen Verkehrs? Und was heißt autonom? Unabhängig, selbstständig. Von wem denn? Wohl nicht von Google. Der immer weiter zunehmende Individualverkehr ist das Problem, nicht der Fahrer als möglicher Verursacher eines Verkehrsunfalls. Und in der Luft gibt es nur keine Hindernisse, solange der Luftraum nur von wenigen genutzt wird. Und wenn viele mit Flugtaxis unterwegs wären, würde auch das nicht zur Entlastung der Städte vom Individualverkehr führen. Warum wird hier nicht nachgehakt? „Ja, der Sebastian“ – Dirk Engelke

 

Aber was geschieht wenn diese Gefährte zum Beispiel vor einem großen Verwaltungsgebäude die oder den Insassen entladen sollen und dafür einfach nicht genug Platz ist denn dafür braucht es einen vielfach größeren Platz als einen Pkw? Müssen sich diese Insassen dann abseilen? Antworten dazu habe ich in ihrem großartigen. Bericht nicht gelesen. – Michael Schulcz

 


 

 

Leserbriefe zu „Hilft beten?“ Streit von Rainer Haseloff et al.

 

Mechthild von Magdeburg schrieb vor fast 800 Jahren: „Das Gebet macht ein bitteres Herz süß, ein trauriges Herz froh, ein armes Herz reich, ein törichtes Herz weise, ein ängstliches Herz kühn, ein schwaches Herz stark, ein blindes Herz sehend. Es zieht den großen Gott in ein kleines Herz. Es treibt die hungrige Seele hinauf zu dem Gott der Vollkommenheit.“Dem ist bis heute nichts hinzu zu fügen, außer vielleicht das ausgerechnet Berthold Brecht zugeschriebene Diktum: „Niemand unter den Menschen ist so groß, dass er nicht ein Gebet eingeschlossen werden könnte.“ – Peter Oberthür

 

Das Virus scheint ja doch viel schlimmere Folgen (siehe Clopapier-Hortung) zu haben als man bisher befürchten musste: Da verschwendet Die Zeit echt ganze zwei Seiten für das Thema ‚Beten‘! Warum nicht mal zwei Seiten über die Freude am Erkenntnisgewinn, den Sinn des Reflektierens, die Kraft des Meditierens oder über den Spass beim Vögeln ……? – Prof. Helmut M. Schmitt-Siegel

 

Eine ganz andere Ostermär:Es soll einmal Menschen gegeben haben, die einfach nicht mehr nach draußen gehen wollten, und so beschlossen sie, ihr „Heim und Büro“ zur Einheit „Homeoffice“ zu verschmelzen! Sie lebten, liebten und leideten daher von Geburt ab bis zum ewigen Abschied, nur noch in ihren eigenen „Vier Wänden“! Beliefert wurden sie mit den (lebens)notwenigen Dingen ausschließlich von „Drohnen“, und bespaßt wurden sie mit hanebüchenen „Brechreiz-Nonsens-Storys“ von einem außerirdischen Wesen namens „Alexa“! Diese Menschen haben sich alles Überflüssige, wie z.B. Konzert-, Kino- oder Theaterbesuche abgewöhnt, wollten nicht mehr freiwillig ins Fußballstadion pilgern und irgendwie auch keine E-Autos zwangsfahren. Niemand kam mehr mit dem Gesetz in Konflikt, da der oberlästigen Mindestabstand abgeschafft worden war, aber über das Smartphone, da gab es täglich eine extra Portion vom päpstlichen Segen, live vom Petersplatz, frei Homeoffice. Der Mundschutz musste allerdings weiter getragen werden, durfte aber beim Essen und Trinken und natürlich beim Zähneputzen, ganz kurz abgenommen werden. Die „Virologen-Experten-und-Politiker-Runde“, so munkelte man, die tage weiterhin aus dem „(N)Irgendwo-Off“, allerdings mit der Auflage, dass der Allerletzte aus der Runde, dann ganz am Schluss, das Licht auszumachen hatte. Corona, das Lieblingsvirus, das konnte jedoch nicht ausgeschaltet werden, und mußte daher lebenslänglich im „Spamverdachts-Trakt des PC´s“ gefangen bleiben! – Klaus P. Jaworek

 

„Die Zeit“ hat sich in der letzten Ausgabe vor dem Osterfest mit dessen theologischem Inhalt auseinandersetzt und sich nicht gescheut, Prominente nach der Bedeutung des Gebetes für sie zu fragen. Das fand ich bemerkens- und lesenswert. Allerdings sind im „Zeit-Magazin“ aus meiner Sicht zu dem Thema einige inhaltliche Schwächen durchgegangen: Auf S. 10 in der „Deutschlandkarte Osterfeuer“ hat sich einer der populärsten Fehler eingeschlichen: Der Sonnabend vor Ostern heißt nicht „Ostersamstag“, sondern „Karsamstag“. Er steht am Ende der „Karwoche“, einen Tag nach dem Karfreitag, der ja auch nicht „Osterfreitag“ heißt. Zwischen Freitag und Sonnabend findet aber noch kein Wochenwechsel statt! Der „Ostersamstag“ beschließt dann erst die folgende Woche nach Ostern – man buchstabiere einfach den „Ostermontag“ durch diese „Osterwoche“ weiter!

Bei Menschen, die die christliche Bedeutung der Feiertage nicht mehr kennen, wird das zunehmend verwechselt, aber in einer Zeitung für ein anspruchsvolles Publikum halte ich das für einen theologischen Fauxpas. Im Beitrag „Auferstanden“ von Johanna Haberer und Sabine Rückert lese ich dann zu meinem Erstaunen auf S. 16 „zwischen den Jahren 30 und 35 unserer Zeitrechnung“ – für mich ein ähnlicher theologischer Fauxpas. Im christlichen Kulturkreis werden die Jahre „nach Christi Geburt“ gezählt (es ist dabei unerheblich, ob diese Zählung eine Unschärfe hat) – denn welches andere Ereignis läge sonst „unserer Zeitrechnung“ zugrunde? Ich wüsste keines… Die kommunistische Ideologie der DDR hat den sinnlosen Begriff „unserer Zeitrechnung“ eingeführt, um christliche Inhalte aus dem öffentlichen Leben zu verbannen. In welchem Münchener Pfarrhaus haben die Pfarrerstöchter-Verfasserinnen des Artikels diese Ideologie kennengelernt? Auf S. 22 wird Thomas als „der Empiriker unter den Jüngern“ bezeichnet, weil er „nichts für wahr hält, was er nicht selbst gesehen und angefasst hat“ und damit „gut ins 21. Jahrhundert gepasst“ hätte. Die Redaktion streicht das auch noch einmal auf S. 21 als Merksatz heraus. Wie bitte? Unser Leben im 21. Jahrhundert ist doch voller Realitäten, die kein Mensch sehen und anfassen kann – vom Corona-Virus über Funkwellen und das Internet bis zu den schwarzen Löchern!

Solcher „empirischer“ Glaube allein an das Sichtbare passt vielleicht in die Frühaufklärung des 18. Jahrhunderts – oder in die primitive Religionskritik der stalinistischen Zeit, die etwa argumentierte, es gäbe keinen Gott, weil Gagarin ihn bei seiner Erdumrundung nicht gesehen habe! Auf S. 23 wird das nachträgliche Ende des Markusevangeliums als „liebloses Sammelsurium einiger Wunderlegenden“ bezeichnet. In diesem „Sammelsurium“ befindet sich allerdings mit dem Missions-, Bildungs- und Taufauftrag Jesu („Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur…“) auch einer der bis heute wirkmächtigsten Kerntexte des Christentums, den Matthäus dann übernommen und in bekannterer Form etwas anders formuliert hat. Haben das die Autorinnen vielleicht überlesen? Schließlich werden in dem genannnten Artikel die vier Evangelien mehrfach „Jesus-Biografien“ genannt. Die neutestamentliche Forschung hat aber bereits vor Jahrzehnten herausgearbeitet, dass es sich bei den Evangelien nicht um Biografien Jesu handelt!

Die völlig unterschiedlichen Geburtsgeschichten im Matthäus- und Lukasevangelium, ihr gänzliches Fehlen im Markus- und Johannesevangelium sowie das fast völlige Schweigen über den weiteren Werdegang Jesu bis zu seinem 30. Lebensjahr widersprechen dem Genre von Biografien. Vielmehr sind die Evangelien Glaubenszeugnisse ihrer Zeit mit bestimmten theologischen Absichten, die man herausschälen und deuten muss. Wissen das die sachkundigen Verfasserinnen nicht? Der Artikel ist natürlich streitlustig geschrieben, das darf auch sein, und ich war nicht verletzt davon, aber das Geschriebene muss schon stimmen. – Dr. Arndt Haubold

 

Es fehlte das – meiner Meinung nach – wichtigste Zitat. Es stammt von Albert Schweitzer: Beten verändert nicht die Welt, aber Beten verändert Menschen, und Menschen verändern die Welt. Oder Dorothee Sölle: Gott hat ja nur unsere Hände. – Dr. Jürgen Schnakenberg

 

Ich glaube nicht an Gott und auch nicht an seinen, wie es heißt, eingeborenen Sohn. Aber dass die Menschen Christus überhaupt denken können und die Lehre Christi (nicht zu verwechseln mit der christlichen Lehre), empfinde ich trotz der überhand nehmenden Destruktionstriebe der Menschen, für einen Trost. Es könnte in etwas auf das Wehen des Heiligen Geiste hindeuten, den wir Pfingsten feiern werden. Ich bete dafür, dass sich zwischen Auferstehung und Untergang immer die Waage hält. Wenn ich bete, dann bete ich, nicht abergläubisch und heuchlerisch zu werden. – Heinz Brennenstuhl

 

In typischem Lutherdeutsch heißt es bei Paulus (1. Thessalonicher 5, 17): „Betet ohne Unterlass!“. Ich verstehe das so, dass wir uns nicht nur in guten Zeiten, sondern stets, bemühen sollen, dass unser Tun und Lassen mit allem schöpferisch Lebendigen in Einklang steht. Das entspricht auch dem Kategorischen Imperativ. In der sprachlichen Form des Betens sehe ich außerdem eine Verwandschaft zum Neurolinguistischen Programmieren (NLP), wobei es auch darum geht, sich positiv auf die Herausforderungen des Lebens einzustimmen. Jedenfalls praktiziere ich die klassische Form des Betens , wie sie mir vor vielen Jahrzehnten nahegelegt wurde, nicht mehr – höchstens mal ein kurzes Stoßgebet. In diesem Zusammenhang noch zwei Anmerkungen zu Aussagen in dieser ZEIT: Auf der Titelseite wird erwähnt, dass Abraham mit 99 Jahren einen Sohn zeugte. Das kann man natürlich im oben erwähnten, also allumfassenden Sinn als Gebetserhörung verstehen. Allerdings hat diese Zahl symbolischen Charakter – übrigens weder spektakulär noch biologisch. Und dass die Bedeutung dieser Zahl in diesem Zusammenhang so wenig – offiziell vielleicht auch gar nicht – bekannt ist … na ja, an mir liegt es jedenfalls nicht. Zweitens: in dem Artikel „Perfekt für die Pandemie“ über „Die Heilsgeschichte von Ostern und Pessach“ schreibt Josef Joffe: „Beim Abendmahl feierten Jesus und seine zwölf Jünger die Erlösung von der pharaonischen Knechtschaft.“

Das ist die traditionelle Sichtweise. Nur, die 40-jährige Wüstenwanderung hat so, wie beschrieben, gar nicht stattgefunden, und die geografische Bezeichnung „Ägypten“ kommt im Urtext der Thora auch nicht vor. Das heißt alledings nicht, dass man Ostern und Pessach ignorieren sollte. Nur feiert man eigentlich das Pessachfest nicht als Erinnerung an ein historische Ereignis, sondern als Würdigung einer sehr komplexen, wunderbaren literarischen Erzählung, in die wesentliche, auf Erfahrungen basierende Empfehlungen für menschheitsgeschichtliches Miteinander eingebaut sind. Und Ostern stellt die mögliche Transformation dieser Erzählung in alltäglich gelebtes Leben dar. Also, da können alle Gläubigen (Betenden) bei ihrer Version bleiben, allerdings sollten sie sich auch der Gefahr der Standardisierung traditoneller Sichtweisen bewusst sein. – Christoph Müller-Luckwald

 


 

 

Leserbriefe zu „Glaube, Liebe, …“ von Evelyn Finger

 

Evelyn Finger ist in ihrem ansonsten wirklich ansprechenden und bezüglich verschlossener Kirchentüren auch scharfsichtigen Artikel ein Lapsus unterlaufen; er läuft ihrer eigenen Darstellungsabsicht eigentlich entgegen. Der zitierte Paul Gerhardt-Vers entstammt nämlich nicht einem Osterlied, sondern dem Karfreitagslied „O Haupt voll Blut und Wunden“. Auch in diesem Falle gilt die Mahnung, nicht zu schnell „zum Osterspaziergang“ überzugehen. Die manchmal allgemein gesetzte Zeitbestimmung „an Ostern“ führt in der Tat in sehr unterschiedliche Erfahrungsräume. – Pfr. Dr.Ulrich Löffler

 

Ja, lasst uns angenehmere Töne anstimmen und freudenvollere. – Konrad Reichle

 

Ich möchte niemandes Glauben in Frage stellen. Man kann auch nicht erwarten, dass die Osterausgabe der ZEIT christlichen Glauben nicht thematisiert. Fragwürdig ist allerdings eine billige Koppelung mit der Covid-19 Pandemie. Noch fragwürdiger ist es, wenn dies auf der Titelseite geschieht, schließlich ist die ZEIT kein Konfessionsorgan. Und mehr als fragwürdig ist es, wenn die Autorin gönnerhaft davon spricht, dass für die, die nicht glauben, der Glaubende selbst ein Halt sein kann. Das ist unreflektiert, selbstbezüglich und übergriffig. Man kann auch mit ganz anderen Haltungen, wie stoischer Ruhe, solidarischem Verhalten und Vernunftorientierung gut durch Krisen gehen. Das Virus breitet sich bekanntlich global aus, sollten andere Regionen der Welt jetzt auch das biblische Trostkonzept übernehmen? Oder sollten wir gemeinsam einen Impfstoff finden? – Dr. Heiko Reisch

 

Danke für Ihren schönen Leitartikel in Zeit Nr. 16. Leider ist Ihnen beim Bibelzitat ein Fehler unterlaufen, der mir aufgefallen ist, weil wir 1.Korinther 13,13 auch bei meiner kürzlich verstorbenen Mutter sowohl für die Traueranzeige als auch für die Trauerfeier gewählt haben und der Bestatterin der gleiche Fehler unterlaufen ist wie Ihnen. Der Bibelvers heißt korrekt: „Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen“. Mag sein, dass für viele in dieser Zeit Hoffnung noch vor Liebe steht …. – Ulrike Mattke

 

Stell dir vor wir beachten diesen ganzen „Corona-Hype“ einfach nicht mehr, und sehen weder „fern noch nah“. Wir machen unser „Sabbatjahr“ an einen Tag, rennen uns zum Entlüften die Lunge aus dem Leib, und lassen unseren Herrgott einen guten Mann sein. „Jedes Modell ist falsch, aber es ist nützlich.“ (aus einem Interview mit Andreas Zapf; Leiter des Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen, veröffentlich in der Nürnberger Zeitung (NZ) am 11. April 2020.) – Klaus P. Jaworek

 

„Es hilft, jetzt auf den Karfreitag zu schauen, denn da geht Jesus durch den Tod ins Leben.“ – Ein korrekter Satz des christlichen Glaubens. Doch ob er den vom Virus-Tod direkt Betroffenen wirklich helfen kann? Zweifel sind angebracht. – Aber auch die Theologie hat mit der Pandemie ihre Probleme. Sie steckt in Erklärungsnot gegenüber einer aufgeklärten Welt, die weniger denn je von herkömmlichen Deutungen überzeugt ist. Wo bleiben göttliche Güte und Barmherzigkeit beim Massensterben in dieser globalen Katastrophe? Was helfen Hinweise auf Karma und Wiedergeburt beim Ersticken ohne Beatmung? Die Religionen sollten ihre tiefe Ratlosigkeit mit einem Bußschweigen gestehen. So empfahl es bereits Deutschlands bedeutendster Theologe im 20. Jahrhundert, Dietrich Bonhoeffer, aus der Nazihaft. Sein Rat gilt auch heute. – Ludger Gaillard

 


 

 

Leserbriefe zu „Was ist menschlich?“ von Sudhir Kakar

 

In seinem grundsätzlich sehr überzeugenden Plädoyer für das Mitgefühl schreibt Sudhir Kakar einen Satz, der ihn bedauerlicherweise als Heuchler entlarvt: „Ich sage angehenden Psychotherapeuten oft, dass sie einen Beruf ergreifen, der sich finanziell zwar nicht lohnt, der aber zu den besten Antidepressiva gehört.“ Wie verkümmert muss das Mitgefühl einem sehr großen Teil der arbeitenden Bevölkerung gegenüber von jemandem sein, der in geradezu arroganter Ignoranz das Verdienst von Psychotherapeuten als finanziell nicht lohnend ansieht? – Alexandra Maier

 

In der Ausgabe vom 8. April 2020 schreibt Sudhir Kakar auf Seite 49: Im indischen Denken ist Mitgefühl das höchste Gut. Auf Seite 4 Spalte 4 schreibt Arundhati Roy von der Gefühllosigkeit und Gleichgüligkeit Indiens gegenüber dem Leid. Möchte die Zeit damit den Unterschied zwischen Ideologie und Realität erläutern? – Otto Hartwig

 

Hilfe, 2 Artikel in Ihrer Ausgabe Nr. 16 kriege ich einfach nicht zusammen. Arundhati Roys über den Umgang der indischen Gesellschaftuntereinander mit dem Coronavirus und die philosophische Seite :im indischen Denken ist Mitgefühl das höchste Gut. Vielleicht könnten Sie in einer Ihrer nächsten Ausgaben dazu Stellung nehmen, das fände ich sehr interessant. – Veronika Barta

 

Sehr gut gefällt mir die Abgrenzung des Begriffs der Empathie von der Gerechtigkeit, die die Fähigkeit des Mitgefühls nicht trüben sollte und die echte Liebe zwischen Menschen wegen nicht mehr lösbarer Missstände der Vergangenheit so oft blockiert. Genau darin liegt die Chance der echten Verbindung zwischen Menschen, nämlich im Wachstum von Verbindung in der Gegenwart für die Zukunft, die Ungerechtigkeiten der Vergangenheit überwinden kann. Nicht einverstanden hingegen bin ich mit der 2. Stufe der Menschwerdung, die der Autor beschreibt, mit der des Mitleidens. Als Psychotherapeutin weiß ich, dass Mitleiden nicht sinnvoll ist, weil es die eigene Abgrenzung erschwert und damit riskiert, die eigene Stabilität und damit die Fähigkeit Mut und Mitgefühl zu geben, zu verlieren. Nur die Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse und der Kontakt zu sich selbst vermag aus meiner Sicht echtes Mitgefühl für den anderen zu ermöglichen. ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst‘, nicht weniger, aber auch nicht mehr, gerade das Zusammenspiel von meinem und deinem Fühlen ist doch der Weg zu einem echten Miteinander. Dann wird der Beruf des Psychotherapeuten tatsächlich zu einem echten Antidepressiva, der zumindest in unserem Land auch zu wirtschaftlichem Wohlbefinden führen kann. – Anke von Skerst

 

Folgendes wird behauptet: Große indische Ikonen waren der Ansicht, dass das Mitgefühl der höchste Wert unserer (also indischen) Zivilisation ist. Die Aussage des Nebensatzes fühlt sich sehr weltfremd an für mich, da ich diese Zivilisation auf meinen Reisen als zutiefst mitleidlos, hart und mitgefühllos erfahren habe. Welch eine Blindheit für reale gesellschaftliche Missstände. – Pool

 


 

 

Leserbriefe zu „»Niemand wird aus der Wohnung geworfen«“. Gespräch mit Daniel Günther geführt von Mariam Lau und Holger Stark

 

Herr Günther behauptet in der Zeit vom 7.April: Niemand wird aus seiner Wohnung geworfen. Das ist falsch. Meine Frau und ich wurden am 22.März von Polizeibeamten aufgefordert, unser Haus (als Zweitwohnsitz angemeldet) in Brodersby-Golthoft noch am selben Tag zu verlassen. Die genauen Ereignisse und die Gefühle, die das ganze Vorgehen bei uns auslösten, habe ich in dem folgenden Text beschrieben: Wohnen in Corona-Country.Es klingelt an der Tür. Seltsam, wer kann das sein? Vielleicht unser Nachbar von gegenüber? Aber in diesen ansteckenden Zeiten meiden wir den Kontakt. Wenn wir uns draußen im Garten sehen, sprechen wir aus sicherer Distanz. Ich lege mein Buch beiseite und betrete den kleinen Flur. Durch die Glasscheibe in der Haustür sehe ich zwei Polizeibeamte. Das ist das erste Mal in den bald sechzig Jahren meines Lebens, dass die Polizei bei mir klingelt. Ich ahne, worum es sich handeln könnte und öffne die Tür.

Ein Beamter steht etwa zwei Meter von mir entfernt, sein Kollege hält noch größeren Abstand. Wirken sie verlegen, oder kommt mir das nur so vor? Höfliche Begrüßung, wir nicken uns zu. Ob wir aus Wiesbaden kämen, fragt der mir Näherstehende und zuckt mit seinem Kopf in Richtung unseres Wagens, der unter dem Carport abgestellt ist. Das sei nur ein Mietwagen, wir kämen aus Dortmund, erwidere ich. Aber wir seien hier mit Nebenwohnsitz gemeldet. Wir seien keine Touristen, beeile ich mich zu versichern. Touristen sind nämlich seit ein paar Tagen nicht mehr erwünscht. Man will sie nicht mehr haben in Schleswig-Holstein. Sie sind von Bringern des Geldes und zu Bringern von Viren mutiert, von geschätzten Kunden zu gefährlichen Infektionsträgern. Aber wir sind hier gemeldet mit Nebenwohnsitz, das ist unser Haus. Wir haben ein Recht, hier zu sein, denke ich. Ich habe vor ein paar Tagen, als die Sache mit den Touristen durch das Internet geisterte, beim Einwohnermeldeamt nachgefragt und mir eine „erweiterte Meldebescheinigung“ zuschicken lassen. Ich bin ein bisschen stolz auf meine Umsicht und freue mich schon darauf, gleich die Bescheinigung aus dem Sekretär zu holen und damit unser Aufenthaltsrecht nachzuweisen.

Der Beamte schüttelt den Kopf. Es gäbe jetzt eine neue Verordnung, die die Nutzung von Zweitwohnungen untersage und reicht mir ein Schreiben. „Allgemeinverfügung des Kreises Schleswig-Flensburg über das Verbot der Nutzung von Nebenwohnungen“, lese ich. Kann das wahr sein? Werden wir gerade aufgefordert, unser eigenes Haus zu verlassen? Er bedauere das, sagte der Beamte, aber wir müssten den Kreis Schleswig-Flensburg bis Null Uhr des heutigen Tages in Richtung unseres Erstwohnsitzes verlassen. Das ist mal ein ordentlicher Satz, denke ich, dringlich und präzise. Nichts Schwammiges, wie fahren Sie nach Hause. Nein, verlassen Sie die Gegend in Richtung ihres Erstwohnsitzes. Ich versuche eine Argumentation, will mich nicht fügen. Warum das denn? Wir säßen hier in unserem eigenen Haus, auf unserem eigenen Grundstück, in ländlicher Umgebung. Eine perfekte Isolation. In Dortmund wohnten wir in einem Haus mit zwei anderen Mietparteien. Ich spreche von einem deutlich erhöhten Infektionsrisiko. Ich bemühe mich um einen Tonfall der Vernunft. Jeder, der um diesen Sachverhalt weiß, muss doch die Sinnlosigkeit dieser Verfügung erkennen.

Der Beamte spricht von der Anzahl der Krankenhausbetten, die auf die Anzahl der Einwohner abgestimmt sei. Falls wir krank würden, könnten wir einem Einheimischen die Versorgung streitig machen. In Dortmund gebe es mehr Krankenhauskapazitäten als hier und deshalb müssten wir zurück. Na klar denke ich, man will nur unser Bestes. So ist das jetzt in Deutschland. Der Staat weiß wieder am besten, was gut ist für seine Bürger. Aber wenigstens erklärt er uns unsere Dummheit noch. Ich habe eine andere Idee. Was denn geschehe, wenn ich die Anordnung ignoriere, will ich wissen. Ich versuche ein schelmisches Grinsen. Dann befände ich mich im Bereich des Strafrechts, erklärt der Beamte streng. Er spricht von Geldstrafen bis 25.000 Euro. Mein lieber Scholli, denke ich, noch nie war es so teuer, sich in seiner eigenen Wohnung aufzuhalten.

Zum Abschied bittet der Beamte noch darum, nicht auf sie zu schimpfen. Sie würden nur ihre Arbeit machen, sie seien nur die Boten. Es ist ihm unangenehm, er weiß, wie unsinnig diese Verordnung ist. Kurz nachdem die Polizisten gegangen sind, kommt meine Frau von einem Spaziergang zurück. Ich erkläre ihr die Situation und wir empören uns gemeinsam. Dennoch packen wir unsere Sachen und fahren los. Die Autobahn ist leergefegt, der Himmel blau und wolkenlos. Wir besprechen die Lage. Meine Frau hatte bei ihrem Spaziergang ein Ehepaar getroffen, deren Tochter als Ärztin in einem Krankenhaus in Schleswig arbeitet. Dort gebe es noch keinen einzigen Corona-Patienten. Am Abend bei Anne Will berichtet der Ministerpräsident des Saarlandes, dass sie dort natürlich auch Franzosen behandeln würden, wenn die Kapazitäten es zuließen, das gebiete die Menschlichkeit. Stimmt, denke ich. Aber warum sind Franzosen in Deutschland behandlungswürdiger als Dortmunder in Schleswig?

Schon seit vierzig Jahren fahren wir in diese Gegend. Wir lieben die Schlei, dieses eiszeitalte Gewässer, die sanften Hügel, die vom Wind schief gedrückten Bäume. Früher waren wir Touristen, aber seit zwölf Jahren besitzen wir dieses Haus. Ein Haus, das wir jetzt nicht mehr nutzen dürfen. Vor vier Tagen kam die Meldung, dass Touristen das Land verlassen sollten. Dann tauchten am Strand Schilder auf mit entsprechenden Hinweisen. Kein Wort des Bedauerns, keine Bitte um Verständnis. Noch nie hat sich Land so viel Mühe gemacht, seine Freunde und Besucher zu verscheuchen. Die Menschen im Dorf, hätten sie in den letzten Tagen etwas merkwürdig angesehen, meint meine Frau. Der Dienstleister, der regelmäßig für uns arbeitet, habe sie nicht gegrüßt. Wir mochten immer die knorrige, wortkarge Art der Leute hier. Hart aber herzlich! Von herzlich ist nicht mehr viel übrig. – Jochen Witte

 

Der Föderalismus gehört dringend auf den Prüfstand. Er ist für die Bewältigung der Krise ungeeignet. Die Länder hüten ihre „Pfründe“ anstatt einheitliche Vorgehensweisen abzustimmen und zu verwirklichen. Das ist im Interesse aller Betroffenen, also uns allen, unverantwortlich. – Bernhard Mückain

 

Daniel Günter, der “Orban“ aus Kiel, verdient eine Ohrfeige des Bundesverfassungsgerichts wegen Missachtung der Grundrechte und Volksverhetzung. Ich wundere mich, dass noch keiner der Betroffenen einen Eilantrag in Karlsruhe gestellt hat. Wolfgang Kubicki hat mit seiner Bewertung völlig Recht. Es gibt keinen vernünftigen Grund dem Bürger die Reise im PKW zu seiner (Zweit-) Wohnung in Schleswig-Holstein zu verbieten. Es gibt noch nicht einmal einen Grund zwei Personen das Spazierengehen am Strand unter Beachtung der Abstandsregeln zu verbieten, egal wo deren Wohnsitz ist. Kein Fußweg in den Städten ist so breit wie der Strand. Dies erlaubt die Einhaltung des Abstands weit sicherer als in den Straßen. Daniel Günther impliziert mit seinem Dekret, dass die Nicht-Schleswig-Holsteiner den Virus in dieses Bundesland einschleppen. Das damit erzeugte Verhalten der Anwohner spricht Bände. Autofahrer mit fremden KFZ-Kennzeichen werden anspuckt und anpöbelt. Die Bereitschaft der Bürger die Einschränkungen hinzunehmen, wird in Gegenteil verkehrt. Solange dieser Anti-Demokrat etwas in Kiel zu sagen hat, werde ich die Partei, die ihn stützt, nicht wählen. – Bernhard Murra

 

Mit großem Interesse habe ich Ihr Interview mit dem schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther zum Umgang des Landes mit den Nebenwohnungsinhabern gelesen. Auf ihre treffend und punktgenau gestellten Fragen ist der „nette Herr Günther“ weitgehend ausgewichen. Vor allem trifft seine Aussage, niemand werde aus der Wohnung geworfen, nur für die Gegenwart und – hoffentlich – für die Zukunft zu. Denn meine Familie und ich sind am 21. März 2020 auf Grundlage einer offensichtlich rechtswidrigen, aber bestandkräftigen und daher verbindlichen Allgemeinverfügung des Kreises Rendsburg-Eckernförde genötigt worden, aus unserer Nebenwohnung in Eckernförde abzureisen. Und dass es vielen Nebenwohnungsinhabern so ergangen ist, weiß Herr Günther natürlich. Die Ausweisungsverfügung war schon deshalb rechtswidrig, weil eine Ermächtigungsgrundlage fehlte. Jedenfalls war sie unverhältnismäßig, wie sich nach ihrem Auslaufen aus einem Schreiben des Innenministers an die Kreise und kreisfreien Städte ergibt und wie auch der Landrat des Kreises Rendsburg-Eckernförde mittelbar selbst zugegeben hat. Land und Kreise haben in arbeitsteiligem Handeln das Land von den unerwünschten Nebenwohnungsinhabern „befreit“:

Wer (wie wir) der mit einer Strafandrohung verbundenen Allgemeinverfügung rechtstreu gefolgt ist, darf nicht zurückkehren, wer nicht abgereist ist, darf dagegen bleiben. Das widerspricht nicht nur jedem Rechtsempfinden. Das Vorgehen gegen die Nebenwohnungsinhaber erfüllt vermutlich sogar den Straftatbestand der Nötigung in einem besonders schweren Fall („im Amt“): Die Amtsträger in Regierung und Kreisen haben die verwaltungsrechtliche Verbindlichkeit auch rechtswidriger Verfügungen bewusst eingesetzt, um die Nebenwohnungsinhaber durch Drohung mit einem empfindlichen Übel (Strafverfolgung) aus ihren Wohnungen zu nötigen und dadurch vollendete Tatsachen zu schaffen. Dadurch hat man die Nebenwohnungsinhaber zu bloßen Objekten staatlichen Handelns gemacht. Seit dem Ende der DDR hätte ich eine derartige staatliche Willkür auf deutschem Boden nicht für möglich gehalten. Ich schäme mich für mein Heimatland Schleswig-Holstein. – Prof. Dr. iur. Christian Hattenhauer

 

Die Bürger der Bundesrepublik – auch ich – haben zum größten Teil zustimmend die Einschränkungen wegen der corona-virusbedrohung hingenommen und deren Regeln, vor allem Hygiene und sozialen Abstand, befolgt.Wie sich allerdings ein Ausstieg und eine Rückkehr in gewohntes Leben gestalten soll, ist bereits jetzt umstritten. Auf einen Punkt hat Günther eher beiläufig als auf eine Maßnahme hingewiesen, die seiner Meinung nach in die Betrachtung einbezogen werden müsse, die „starken Eingriffe in Grundrechte“,seien „zuzumuten“, und zu akzeptiren und für die Bewohner (der Inseln) doch „einfach nachzuvollziehen“. Damit meint Günther offensichtlich auch die gravierenden Einschränkungen der grundgesetzlich garantierten Freiheitsrechte, Sie dürfen zwar nach unserem Rechtsverständnis in ihrem Kern nicht angetastet werden, dies scheinen aber viele Politiker nicht begriffen zu haben. Mindestens als Manövriermasse wollen sie ggf. eine Teilung herbeiführen und Gruppen bilden, z.B. Menschen über 60 oder kranke Menschen, denen weniger Rechte als den Gesunden und Jungen zustehen sollen – sog. „Umkehrisolation“.

Man könne diese Gruppe nach Bedarf vom sozialen Leben ausschließen, sie für Monate (oder Jahre?) zu ihrem eigenen Schutz in ihre Wohnung verbannen und ihre Versorgung gemeinnützigen Personen oder Vereinigungen überlassen. Im Klartexr also: die Landesregierungen wollen notfalls Bürger auch gegen ihren Willen zwangsweise „schützen“ und zu diesem Zweck wie Straftäter behandeln und ihnen Freiheitsstrafen auferlegen dürfen, die Monate dauern können, Schließlich wissen die Ministerpräsidenten besser als die Betroffenen, was diesen gut tut. Einen Straftäter kann man zwar nur auf Grund seiner Schuld bestrafen, die braucht man nicht bei Menschen, die sträflicherweise über 60 Jahre alt geworden sind. Und Bewährung wie ein Straftäter sie erhaltem kann, gibt es für alte „Mitbürger“ natürlich nicht. – E.H.

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Was jetzt Hoffnung gibt“ von Rainer Haseloff et al.

 

Es langweilt einfach, immer wieder – wie in Zeitschriften schon seit Jahrzehnten – vor allem zu Ostern die Frage zu erörtern, ob Jesus auferstanden ist oder nicht. 500 Menschen haben ihn – laut Evangelium 1.Korinther 15, 3 – 8 danach noch zu seinen Lebzeiten auf der Erde gesehen – sollen die alle weiter gelogen oder Lügen verbreitet haben ?! Uabhängig davon und darüber hinaus hat Victor von Scheffel (Angelus Silesius) zurecht gesagt: „Wär Christus tausend Mal geboren und nicht in Dir, Du wärst doch ewiglich verloren.“ So ist es auch mit der Auferstehung. Wollen wir, wollen Sie wirklich ein neuer Mensch werden ? Sie, wir können nicht Jesus tat-sächlich erleben, wenn Sie nicht den haben und nützen, welchen er uns als seinen Nachfolger hinterlassen hat: Den heiligen Geist. Die Gründe für die Corona-Krise liegen auch darin begründet, daß die Menschheit zwar nicht entgeistigt (zwar könnte man dies manchmal denken) doch auf jeden Fall entgeistlicht handelt. Sie vertraut nur sich selbst, alles muß gemacht und erfunden werden, um die Corona-Epidemie zu stoppen – nur kein Vertrauen in göttliche Kraft ! Gott befohlen – Michael Hakenmüller

 

Wenn Ihr jetzt den Tisch sehen würdet! Die Zeitung ausgebreitet und die wichtigsten Stellen markiert. Seit genau zwei Ausgaben lese ich Euch und es macht einfach nur Spaß und Freude. Der interessanteste Artikel ist „Angesteckt“ von Bernhard Pörksen. Ich möchte Euch einmal ein dickes Dankeschön sagen, für eine tolle Zeit. Ihr macht einen super Job, man kann die Freude am Schreiben als Leser spüren. Danke. – Markus Schaper

 

Der Artikel zum „Corona-Journalismus“ hat mir aus der Seele gesprochen. Die Unart, in Talkshows weniger auf Information des Zuschauers als auf Krawall zu setzen, hat mich schon vor der aktuellen Krise gestört. Natürlich ist es die Aufgabe eines guten Journalisten, bei ausweichenden Antworten, vor allem von Politikern, nachzuhaken, aber es sollte immer um die Sache gehen. Leider werden Aussagen von Experten in Talkshows oft abgebügelt, weil das angeblich den Zuschauer nicht interessiert. Ich glaube, dass es eher den/die Moderator(in) nicht interessiert, weil das Krawallpotential zu gering ist. Oberstes Ziel der Moderatoren(innen) scheint zu sein: „in MEINER Sendung der Skandal/die Sensation wurde aufgedeckt!“ – Klaus Liphard

 

Vom Umgang mit Älteren in Coronazeiten Die Entscheider – Politiker beraten von Ärzten und Virologen – haben für richtig befunden, ältere Menschen zu isolieren, um sie zu schützen. Großeltern dürfen von Kindern und Enkeln nicht besucht werden und sie nicht besuchen. Heimbewohner dürfen keinen Besuch empfangen oder das Heim nicht verlassen – alles zum vermeintlichen Schutz einer Risikogruppe. Am Ende des Lebens wird den Älteren das genommen, was ihnen am liebsten und am nächsten ist, der Kontakt zur eigenen Familie, zu Freunden und Bekannten. Ist die Isolation für diese Zielgruppe überhaupt geeignet, den beabsichtigten Schutzzweck zu erreichen? Immer öfter hören wir von betroffenen Heimen, die dann nach Auftreten einer Infektion sogar geräumt werden müssen. Der Erreger schafft es in die Schutzzone, sei es durch Pflegepersonal, durch Lieferanten oder wie auch immer. Zuzugestehen ist allenfalls, dass die Isolation geeignet ist, die Infektion von Heimbewohnern und die Durchseuchung der Belegschaft zu verlangsamen, was aber noch zu beweisen wäre.

Steht schon die Eignung der Maßnahmen gegenüber älteren Mitbürgern zur Erreichung des beabsichtigten Schutzzweckes in Frage, so muss um so schärfer die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der Freiheits- und persönlichkeitsbeschränkenden Maßnahmen gestellt werden, und damit die Frage nach der Erforderlichkeit der Maßnahmen und der Zumutbarkeit der durch die Maßnahmen verursachten Folgebeeinträchtigungen, insbesondere für die Grundrechte. Erforderlich sind Maßnahmen nur, wenn das Ziel nicht durch mildere Mittel erreicht werden kann. Als milderes Mittel im Bereich der Heime ist doch zu erwägen, feste Besuchszeiten für Heimbewohner festzulegen, vielleicht sogar mit Terminsvereinbarung oder –vergabe. Milderes Mittel wäre doch auch, Besucherzimmer einzurichten. So könnten die in Heimen vorhandenen Cafeterien entsprechend umfunktioniert werden. Unter Beachtung der Abstandsregeln könnten Trennscheiben aufgestellt werden, die einen Austausch von Viren verhindern, flankiert von der Pflicht zum Tragen von Nase-Mundschutz und Einmal-Handschuhen.

Eine totale Kontaktsperre ist also nicht erforderlich und damit unverhältnismäßig und unzumutbar. Was hält den Lebenswillen älterer Menschen besser aufrecht als der Kontakt zu ihren Familien? Wird er unterbunden, werden die Älteren quasi isoliert, werden sie von einer entscheidenden Energiequelle abgeschnitten, dem menschlichen Kontakt. Der persönliche Kontakt von Angesicht zu Angesicht kann von smart-phones oder anderer Bildtechnik nicht ersetzt werden, abgesehen davon, dass diese Altersgruppe unterdurchschnittlich gut mit der Technik umgehen kann. Diese Menschen haben Krieg und Nachkriegszeit durchgemacht und Schlimmes und schlechte Zeiten gesehen. Wie würden sich diese Menschen wohl entscheiden, wenn sie vor der Wahl stünden, entweder die beschlossenen und weiter zu befürchtenden Isolationsmaßnahmen zu ertragen, dafür aber (vielleicht) länger zu leben, oder Kontakt zu Ihren Vertrauten zu behalten, auf die Gefahr hin, sich leichter zu infizieren mit schlimmen, vielleicht sogar tödlichen Folgen? Warum fragt man die Leute nicht und bildet je nach Entscheidung zwei Gruppen, die unterschiedlich behandelt und vielleicht sogar unterschiedlich untergebracht werden? Wie steht es denn eigentlich um das Selbstbestimmungsrecht und das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit? Sind diese Rechte bei Alten weniger wert als bei Jüngeren?

Hier kann doch auch das Instrument der Einwilligung helfen. Betroffene, die Kontakte gegen ärztlichen Rat wünschen, werden über mögliche Risiken aufgeklärt. Bleiben sie bei ihrem Wunsch, muss Kontakt gewährt werden, ebenso wie ein Patient nach Aufklärung gegen ärztlichen Rat ein Krankenhaus verlassen oder eine Therapie abbrechen darf. Das fordert der Schutz der Grundrechte. Grundrechte sind ein Abwehrrecht des Einzelnen gegen staatliches Handeln. Erst in dieser Situation widerstreitender Ziele und Ansichten muss sich ihr Wert beweisen. Einen alten Baum verpflanzt man nicht, heißt die Regel, weil er entwurzelt wird und keine neuen Wurzeln schlägt, er geht ein. Viele Heimbewohner haben genau das überstehen müssen, das Aufgeben ihrer alten vertrauten Umgebung. Was sie am Leben hält sind die Kontakte zu Familie und vertrauten Menschen. Nimmt man ihnen auch das, stirbt der Lebenswille. Es ist als würde der verpflanzte alte Baum kein Wasser bekommen.

Noch schärfer muss das Kontaktverbot zu Menschen auf dem Sterbebett oder auf der Palliativstation allgemein kritisiert werden. Bei Sterbenden fehlt schon die Eignung der Kontaktsperre zur Lebens- und Gesundheitsrettung angesichts des unmittelbar bevorstehenden und zu erwartenden Todes. Die Frage nach der Erforderlichkeit von Kontaktverboten zum Schutz von Leben und Gesundheit bei Sterbenden stellt sich erst gar nicht. Eine Güterabwägung zwischen dem allgemeinen Schutz des Lebens und der Gesundheit und den Individualrechten muss in diesen speziellen Fällen eindeutig zugunsten der Sterbenden ausfallen. Dem Sterbenden oder dem Todgeweihten die letzte Begleitung, den Abschied von den Liebsten zu verweigern, den Beistand und das Handhalten in der schwersten und letzten Stunde des Lebens, ist nicht nur unverhältnismäßig und unzumutbar, er ist auch unchristlich und unmenschlich, also ethisch schlicht unvertretbar. Ein Kontaktverbot Sterbender mit den Angehörigen dürfte den Grundsätzen des Urteils des Bundesverfassungsgerichtes vom 26.02.2020 zu Az.: 2 BvR 2347/15 u.a. widersprechen. Schon im ersten Leitsatz heißt es: Das allgemeine Persönlichkeitsrecht (Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG) umfasst als Ausdruck persönlicher Autonomie ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Im Ergebnis kassierte das Gericht § 217 Abs. 1 StGB, der die geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung unter Strafe stellte. Um wie viel mehr muss dann das Persönlichkeitsrecht Vorrang haben, wenn es gar nicht um Selbsttötung geht, sondern nur um die Begleitumstände des natürlichen Ablebens.

Auch darüber hinaus besteht kein berechtigtes Interesse, Großeltern von Kindern und Enkeln fernzuhalten. Dass Großeltern die Enkelbetreuung statt der Kitas für die Eltern nicht übernehmen sollen, ist ja noch nachzuvollziehen, aber warum gegenseitige Besuche nicht möglich sein sollen, wenn Abstandsregeln, Hygiene- und Niesetikette eingehalten werden, ist nicht verständlich und weder verhältnismäßig noch zumutbar. Großeltern dürfen einkaufen. Sie begegnen Menschen – auch Kindern – beim Bäcker, beim Fleischer, im Blumenladen, im Baumarkt, in der Bank, in der Post, am Spargelstand, beim Spaziergang im Park und vielen weiteren Gelegenheiten mehr. Durch solche Kontaktverbote wird die Familie als Kernbereich unserer Gesellschaft unverhältnismäßig eingeschränkt. – Dr. Wilhelm Haubrock

 

Grenzschließungen: Die Grenzen zu schließen, nachdem sich das Virus bereits verbreitet hat, ist nach meiner Ansicht unsinnig und kontraproduktiv, vor allem für diejenigen Länder die bereits Ausgangsbeschränkungen eingeführt haben und somit nur Personen mit begründeten Motiven zirkulieren dürfen. Die EU hat in dieser Angelegenheit kläglich versagt und es versäumt zumindest einige Richtlinien für die Staaten vorzugeben. Weiters möchte ich noch anmerken, dass die deutsche Bundeskanzlerin entgegen ihren pro europäischen Beteuerungen mit Ihrer strikten Ablehnung der Eurobonds die Einheit Europas abermals gefährdet, so wie bereits mit ihrer eigenmächtigen Flüchtlingspolitik. – Erich Holzner

 


 

 

Leserbriefe zu „Vom guten Recht zu überleben“ von Elisabeth von Thadden

 

Zwischen all den aktuellen Schreckens- und Katastrophenmeldungen zur Corona-Krise zeigt der tiefsinnige und hellsichtige Artikel von Elisabeth von Thadden eine Mut machende generelle Entwicklung zu fortschreitender Menschlichkeit auf. Es ist eine wunderbare Vorstellung, dass sich die gegenwärtige Welt mit ihren vielfachen lebensmiss- und verachtenden individuellen und kollektiven Egoismen angesichts der Viren-Apokalypse zu einer umfassenden humanen Gemeinschaft mit kreatürlicher Verbundenheit und fürsorglicher Zuwendung wandeln könnte, die allen menschenrechtswidrigen Handlungen und Bestrebungen die rote Karte zeigt. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Ein sehr guter Beitrag zum Thema und eine wertvolle Bereicherung für eine Diskussion, in der fast ausschließlich von Infektions- und Sterberaten, den überlasteten Gesundheitssystemen, davon, wie man eine Infektion möglichst vermeidet. Dass jeder von uns diese Infektion auf die eine oder andere Art bekommen muss scheint den allerwenigsten bewusst zu sein. Darüber, dass Epidemien ein nicht ungewöhnlicher Vorgang in einer Natur sind, die uns Zivilisationsmenschen fremd geworden ist, wird nicht gesprochen. Auch davon woher diese und ähnlichen Infektionen wie Mers, Sars, HIV und Schweinegrippe Pandemie kommen und was unser Umgang mit der Natur, der verantwortungslosen Zerstörung von Lebensräumen damit zu tun hat, spricht man lieber nicht, wenn man die Zusammenhänge überhaupt sieht. Erst wenn jeder selbst und direkt betroffen ist wird man aufmerksam, in diesem Falle gerne auch panisch. Das Warum und die Frage was jeder Einzelne tun könnte, damit so etwas nicht wiederholt wird von der breiten Masse fast nicht besprochen. So sind wir Menschen und deshalb wird sich diese Welt wohl nicht zum besseren verändern solange wir in dieser eine so große Rolle spielen. – Dietmar Finger

 

Woraus leitet sich das „gute Recht zu überleben“ ab? Gar bis zur Unsterblichkeit !? Wissenschaftler, Mediziner, Pharmazeuten arbeiten heftig daran. Und jeder von uns will alt werden – auch alt sein? Die Natur hat etwas anderes vorgesehen: für alles biologische Leben auf dieser Erde gilt der Auftrag: Erhaltung der Art. Danach wird gestorben. Erhalt des Lebens um des Lebenswillen gibt es nur bei Menschen. Tut das dem Erdenleben in seiner Gesamtheit gut? Abzusehende Klimakatastrophe, erschreckende Reduktion der Artenvielfalt sind Zeugen, dass nur menschliche Interessen durchgesetzt werden sollen und das Gemeinwohl von Tieren,Pflanzen und Umwelt nicht wertgeschätzt werden. Menschen werden immer älter und begründen damit eine weltweiten Bevölkerungszuwachs. Wozu?

Es beinhaltet gesellschaftliche und finanzielle Explositionsgefahr bei Renten, medizinischer Versorgung, Pflege, sinnvoller Lebensgestaltung, Arbeitsfähigkeit etc. Wer soll das alles leisten? Da wird den nachfolgenden Generationen Ungeheures zugemutet. Und wie soll die zu erwartende Überbevölkerung verhindert werden? Durch Verzicht auf Kinder? Nach erfülltem Leben lasst uns ruhen….. für immer……Geben wir unseren materiellen Körper in den Kreislauf der Natur zurück, wie es auch die Naturvölker getan haben und auch unsere Beerdigungsriten dieser Einsicht genügen. Aber, wenn schon durch so ein Virus gestorben werden muss, dann bitte wir Alten. So schwer das auch für den jeweils betroffenen Menschen ist, mich eingeschlossen (Jahrgang 1936). – Udo H. Bauer

 

Warum gilt es plötzlich, alle Menschenleben retten zu wollen? Von Thadden beschreibt die Bereitschaft, die es vor Covid19 in der Welt gab, vorzeitiges Sterben zu tolerieren. Auf eine Dimension, die bisher in dem Artikel fehlt, möchte ich hiermit noch einmal hinweisen. Die meisten der tödlichen Krankheiten, die genannt wurden, können vorgebeugt werden. Fast alle „vorzeitigen“ Todesfälle können verhindert werden. Und dies durch eine einfache Maßnahme: Gesunde Ernährung. Wer sich davon überzeugen möchte, sollte einfach mal einen Blick in das Buch „How not to die“ von Michael Gregor werfen, oder sich die Dokumentation „What the health“ anschauen. Wie kann es sein, dass viele Familien immernoch ungeahnt die mit Zucker vollgepackte fertig Tomatensauce mit Hack auf den Tisch stellen und dabei nicht einmal wissen, dass sie damit die Krebszellen zum Wachsen anregen. Warum wird es also in dieser Hinsicht toleriert, dass sich die (Lebensmittel-) Industrie über die Gesundheit der Menschen stellt? Wo es doch so einfach wäre, die Menschen wenigstens aufzuklären, angefangen bei Ernährungsunterricht in der Schule, über eine Lebensmittelampel und Zuckersteuer. Vielleicht lernen Wir durch die Krise dazu, dass Menschenleben doch wichtiger sind als die Wirtschaft und eine Julia Klöckner lässt sich dann vielleicht doch dazu überzeugen, dass richtige für eine gesunde Bevölkerung zu tun. – Frigga Franke

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Krisen-Manager“ von Thomas E. Schmidt

 

In der 4. Spalte , 1. Absatz erratum: LOTHAR de Maizère war letzter Ministerpräsident der DDR THOMAS de Maizière war 2015 Innenminister der BRD. Im TV-Film wird er sicher benannt werden. – Hartmut Wagener

 

War es wirklich Lothar und nicht Thomas de Maizière, der 2015 als grippekranker und unglücklicher BMI agierte? – Uwe Schmelzeis

 

In Ihrem Artikel „Die Krisen-Manager“ im Feuilleton, Seite 45 musste ich leider über eine Namens- bzw. Personenverwechslung stolpern: Es ist die Rede, dass der Schauspieler Wolfgang Pregler im ARD-Film „Die Getriebenen“ Lothar de Maizière spiele, dabei verkörpert er den damaligen Bundesminister des Inneren, Thomas de Maizière. Dieser Fauxpas ist zwar nahe liegend und menschlich, wirkt jedoch angesichts der Tatsache, dass Sie den selben Vornamen teilen, äußerst amüsant. Ich habe den Film vor Ausstrahlung in der Mediathek gesehen und kann Ihren Ausführungen folgen, insbesondere Ihr Shakespeare-Vergleich im letzten Absatz war recht unoriginell aber überraschend zutreffend. – Janik Weiß

 


 

 

Leserbriefe zu „Alter Mann am Meer“ von Christoph Dieckmann

 

Indem im Betreff genannten Artikel verweisen Sie auf die Stalin-Note vom 10. März 1952. Hierzu schreiben Sie: “ Die ‚Stalin-Note‘ wurde von US-Präsident Dwight D. Eisenhower abgelehnt.“Dies ist falsch. Im genannten Zeitraum, Frühjahr 1952, war Harry S. Truman Präsident der Vereinigten Staaten. Eisenhower übernahm das Amt des Präsidenten am 20. Januar 1953. – Dr. Thomas Sarholz

 

Die ZEIT, eine linksliberale Wochenzeitung, bietet einem bis heute wenig einsichtigen, alten Mann ein Podium. Das ist eine Demütigung für die Opfer und unerträglich. Seine Aussagen und seine „Betroffenheit“ über die Opfer sind an Scheinheiligkeit kaum zu überbieten. Wenn er die Mauertoten mit den im Mittelmeer Ertrunkenen vergleicht, ist dies zynisch. Der EU mag man unterlassene Hilfeleistung vorwerfen, nicht aber die bewusste Tötung von Menschen. Herr Krenz ist ein aufgrund des Schießbefehls an der innerdeutschen Grenze verurteilter Totschläger. – Henning Becker

 

Egon Krenz zeigt eine Perspektive auf die ehemalige DDR, wie ich sie in den Medien bisher nicht zur Kenntnis genommen habe. Ich frage mich: wie haben die wirtschaftliche Übermacht des Westens, Selbstgefälligkeit und Arroganz die politischen Abwehrmechnismen der DDR erst provoziert und zum Leid ihrer BürgerInnen mit beigetragen? Ein Blickwinkel, den die deutsche Geschichtsschreibung nicht übergehen sollte. – Walter Moritz

 


 

 

Leserbriefe zu „Tödliche Fehler“ von Kerstin Kohlenberg und Jörg Lau

 

Ich las den Beitrag „Tödliche Fehler“ mit großem Interesse. Und ich war während des Lesens geneigt, das Ganze für bare Münze zu nehmen, wirklich. Aber ein Satz am Ende deckte es dann doch auf: Weil er 25 Bücher zum Thema Nahost-Konflikt gelesen habe und daraufhin im Auftrag des US-Präsidenten jahrelang an einem Friedensplan für diese Region arbeitete, solle Trumps Schwiedersohn Kushner nun auch für die Katatstrophenschutzbehörde FEMA die Beschaffung und Verteilung medizinischen Materials in den Vereinigten Staaten organisieren. Tolle Idee. Ich wusste gar nicht, dass sich die Zeit nun auch mit Satire beschäftigt. Das haben Ihre Autoren richtig gut gemacht! – Achim Bothmann

 

Donald Trumps absolute Unfähigkeit ist lange genug unfassbar und gefährlich gewesen. Jetzt ist sie in der Tat bitterernst und tödlich, für das eigene Volk. Die Causa Trump zeigt auch, wie widerwärtig demokratische Macht – in diesem besonderen Fall durchaus eine pathologische Ohnmacht – missbraucht werden kann. Zumal dann, wenn allzu viele Politiker in den Reihen einer Regierung aus politisch niederen Gründen wie etwa dem rang- und geltungssüchtigen Eigennutz auf sachliche Auseinandersetzungen und Kontrolle der (eigenen) Exekutive verzichten. Die Demokratie stellt als Staatsform die Unverletzlichkeit der Würde des Menschen, die Achtung und den Respekt vor dem Einzelnen, in den Mittelpunkt ihrer Verfasstheit. Ebendas ist den US-Amerikanern und Amerikanerinnen nunmehr von Herzen zu wünschen, nicht nur, aber vor allem zwecks besserer Corona-Genesung. Denn eine Demokratie, in der permanent die normative Kraftentfaltung des Faktischen ohne die Gegenwehr eines vernunftgeleiteten Korrektivs unterdrückt wird, stumpft ab und zerfällt. – Matthias Bartsch

 

Eine Frage des Charakters.Arrogant, boshaft, egoistisch, eingebildet, eitel, falsch, heuchlerisch, larmoyant, nachtragend, neidisch, rachsüchtig, rechthaberisch, rücksichtslos, schamlos, selbstgerecht, selbstverliebt, skrupellos, überheblich, vulgär, zynisch – unter der Vielzahl an negativen menschlichen Charaktereigenschaften sollte es doch zumindest ein oder zwei Eigenschaften geben, die auf Donald Trump nicht zutreffen. Wer sich bislang dieser Hoffnung hingegeben hat, den belehrt das Coronavirus gerade eines Besseren. Und das Coronavirus hat eine weitere Lehre parat: In Krisenzeiten laufen die negativen Charaktereigenschaften von Donald Trump zur Hochform auf. – Roland Sommer

 


 

 

Leserbriefe zu „Noch warten sie nur“ von Christian Heinrich, Katharina Menne und Friederike Oertel

 

Leider hinterfragen Sie immer noch nicht die Statistiken vom RKI und ignorieren auch die Kritik des Herrn Prof. Püschel. Sie als Journalisten haben die Aufgabe der Wahrheit nachzudpuren, solange noch freie Meinungsäußerung gestattet ist in diesem Land. Ich bin enttäuscht von der Zeit die ständig ins gleiche Horn bläst WIE die Wissenschaftler des RKI. Ich höre keine öffentliche andere Meinung zu diesem Thema. Wir haben keine Meinungsvielfalt mehr. Die Morgenpost ist da kritischer. – Dagmar Glass

 

Ich lese Ihre Artikel gerne, nicht zuletzt wegen des Sprachniveaus und ich bin kein Freund dieser unseligen Sprachregelung wie zum Beispiel BürgerInnen, WählerInnen ect…. Was mich beim Lesen aber doch sehr gestört hat, ist, dass in mehreren Artikeln in denen Pflegepersonal erwähnt wurde, plötzlich mehrfach der Begriff „Pfleger“ benutzt wurde. In einem Beruf, der bekanntermaßen überproportional viel von Frauen ausgeübt wird, sollte doch der geschlechtsneutrale Begriff Pflegepersonals oder Pflegende gebraucht werden, denn Pfleger, also männliches Pflegepersonal, ist ja immer noch einen verschwindend geringer Anteil meiner Berufsgruppe. – Christel Bormann

 

im Fernsehen war die von Ihnen erwähnte Ärztin auch zu sehen. Auch dort erschien sie gehetzt und sehr angespannt. Damals konnte ich es schon nicht verstehen, warum nicht Hilfe vom Esslinger Klinikum erfragt wurde, in dem ich selbst als Krankenschwester arbeite. Und nun Ihr Artikel. In Esslingen ist die Lage entspannt. Kapazität für ca. 50 Beatmungsbetten und in Nürtingen eine völlige Auslastung der Klinik. Warum wird nicht zusammen gearbeitet? 20 km sind keine große Strecke. Ist es Stolz, der verhindert Hilfe anzunehmen oder geht es um Geld, auf Kosten von Patienten und Mitarbeiter? Mit diesen Meldungen wird unnötig Hysterie und Angst entfacht. Dies alles macht mich sehr nachdenklich. – Ute Pachner

 


 

 

Leserbriefe zu „Helfen wir den Richtigen?“ von Kolja Rudzio und Claas Tatje

 

Viel zu wenig Reaktion erlebe ich auf die Situation, dass der öffentliche Dienst die Kurzarbeitergehälter auf 95% (große Einkommen 90%) aufgestockt bekommt, während viele Arbeiter und Angestellte mit 60% klarkommen müssen. Solange das so ist, ist es wohlfeil, sich über ängstliche Bürger zu erheben, die Klopapier hamstern oder Unternehmer, die die Hilfen aus der „Bazooka“ zu ihren Gunsten ausnutzen. – Michael Schmelzle

 

Wie beschämend für unser politisches System: Es ist die Arroganz des Großkapitals, die nie genug bekommt und die Grundlagen der Demokratie zerstört. – Walter Moritz

 

Ja, sie haben natürlich recht, wenn Sie hinterfragen, ob die Hilfen auch die Richtigen erreichen. Aber was soll die Alternative sein? Und was soll die Warnung vor einem großen Schuldenberg bezwecken? Man wird sowohl Unternehmen „retten“, die es nicht nötig haben als auch solche, die kein tragfähiges Geschäftsmodell haben. Es ist eine Binsenweisheit, dass das teuer wird, aber wer sagt denn, dass das die Erholung nach der Krise erschweren wird? Wenn Sie so etwas behaupten, kann es nicht schaden, dass Sie das auch begründen. Das Beispiel Condor taugt nun überhaupt nicht um aufzuzeigen, wie problematisch die staatlichen Hilfen sind. Entweder war Condor profitabel oder nicht. Offensichtlich sind die staatlichen Prüfer zu dem Schluss gekommen, dass sie es war. Und dann ist die Unterstützung durch den Staat gerechtfertigt. Auch das Beispiel der Commerzbank für die Beteiligung des Staates erklärt wenig. Die Beteiligung hat damals 5 Mrd EUR gekostet und ist jetzt nur noch 1 Mrd EUR wert. Aus welchem Grund sollte die Beteiligung mit Verlust verkauft werden?

Gerade der Staat kann unendlich lange warten, bis der Einstandskurs erreicht wird. In der Zwischenzeit erzielt er Dividendengewinne, so welche anfallen. Und was soll an den Hundert-Prozent-Krediten fragwürdig sein? Die Banken können in der Regel doch nur gegen die eigene Vergabe von Krediten voltieren, da im Augenblick die Geschäftsaussichten für die meisten Unternehmen äußerst mager sind. Sollen diese Firmen nicht den Bach hinunter gehen, weil die Hausbank den Eigenanteil am Kredit verständlicherweise ablehnt, welche andere Option hätte denn der Staat? Nach der Krise werden noch genug der Unternehmen in die Insolvenz gehen, die schon vor Corona schwächelten. Die staatlichen Hilfen werden diesen Prozess lediglich hinausgezögern. Und langfristig Arbeitsplätze in den Unternehmen retten, die normalerweise profitabel sind.

Dass das nicht umsonst zu haben ist, dafür brauchten Sie diesen Artikel nicht zu schreiben. Besser wäre es gewesen, Sie hätten sich Gedanken darüber gemacht, bei welchen Unternehmen und Unternehmer die Gefahr besteht, dass sie (eher ungewollt) durch das Rettungsraster fallen. Z.B. weil sie vor dem Stichtag bereits coronabedingte Umsatzeinbußen verzeichneten, etc. Um das alles besser einordnen zu können, wäre es hilfreich gewesen, wenn Sie recherchiert hätten, welche Kapazitäten zur Verfügung stehen um alle Anträge auf Hilfszahlungen innerhalb kürzester Frist bearbeiten zu können. Das wäre ein Maßstab, an denen die Hilfen gemessen werden können. – Rüdiger Weigel

 


 

 

Leserbriefe zu „Prinz Prospero im Weißen Haus“ von Peter Kümmel

 

Ich möchte Peter Kümmel gratulieren. In den vielen Jahren ZEIT-Lektüre habe ich selten eine so brillante Beschreibung eines psychotische Menschen gelesen. Jedes Wort dieser Analyse des Trumpschen Verhaltens ist richtig gewählt. Der Gedanke, dass Trump, dieser „ahnungslose Narr“, „Dämon“ und „Schamane“ in dieser größten Herausforderung seit dem 2. Weltkrieg hauptveranwortlich für das Schicksal von Millionen Menschen ist, treibt mir den Angstschweiß auf die Stirn und Entsetzen verdunkelt mein Gemüt. Dass die Mehrzahl der Amerikaner den Geisteszustand ihres Präsidenten nicht erkennen, seine „Show“ nicht durchschauen steigert mein Unbehagen ins Unermässliche. – Sven Herfurth

 

Nicht oft wird mit so scharfer Klarheit über den amerikanischen Präsidenten geschrieben, wie es in diesem kurzen Text geschehen ist. Man muss das nicht nochmals zitieren, sondern nur möglichst viele Menschen dazu einladen, diese Analyse des agierens von Trump in der Coronakrise zu lesen. Das ist ein erhellend wahrer Blick auf seine Persönlichkeit und die ihn treibenden Motive. Knapp zusammengefasst: Egomanie dort, wo Verantwortungsbewusstsein so ungeheuer wichtig wäre. Die Vernunft und der liebe Gott schütze uns vor einer zweiten Amtszeit. – Thomas Oesterle

 

Ich bin einerseits erstaunt über ihre einseitig und durchweg negative Meinungsmache was Donald Trump angeht…. Andererseits lese ich aus ihren Artikeln heraus, das sie sich entweder der Wahrheit oder den Fakten verschließen, oder kein Geld haben einen fähigen Reporter in die USA schicken können um selbst zu recherchieren. Oder sie haben sich bereits den Staatsmedien hier im Lande angeschlossen und müssen das berichten was vorgegeben wird…? Da ein enges Familienmitglied seit mehr als 25 Jahren in den USA lebt, habe ich zum Glück Zugriff auf die wahren Fakten und bin über die Primitivität und Naivität der Medien in DEUTSCHLAND sehr erstaunt. Unter Trump gab es vor der Coronakrise die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 50 Jahren. Trump ist der bisher einzigste Präsident der USA der sich nicht bezahlen lässt…( wussten sie das eigentlich?) Clinton , Bush und auch Obama wollten bereits eine Mauer bauen, wenn Trump eine bauen will, wird ihm Rassismus vorgeworfen…weil sie aus seinen Reden nur die Passagen herausnehmen die ihrer Meinungsmache in die Hände spielt. Sie können mit Aussagen Trumps wie zum Beispiel „ den Sumpf trocken legen „ überhaupt nichts anfangen und deuten es daher völlig falsch. Aber es wäre in meinen Augen auch sinnlos sie über die wahre Bedeutung dieses Ausspruchs aufzuklären. Aber sie werden spätestens in der nächsten Amtszeit Trumps sehen, was es bedeutet…obwohl ich jetzt schon weiß das sie darüber gar nichts oder nur negativ berichten werden. Habe in der Vergangenheit sehr viel von Ihrer Redaktion gehalten, doch nun muss ich feststellen, das nun auch sie zu denen gehören , von denen Trump spricht wenn es um Fake News geht… Schade…. – Grubentaler

 


 

 

Leserbriefe zu „Solidarität ja, aber bitte keine Eurobonds!“ von Uwe Jean Heuser

 

Herr Heuser, Ihr Argument gegen Eurobonds wiederholt im Grunde nur die Skepsis der Euro-Gegner, welche eine gemeinsame Finanz- und Wirtschaftsunion als Voraussetzung – und nicht als Ergebnis – einer Währungsunion sahen (bzw. in Gestalt mancher stramm Konservativer immer noch sehen). Ökonomisch ist dieses Argument durchaus valide und hätte vielleicht bei Einführung des Euros mehr Beachtung verdient gehabt – nun ist es dafür aber zu spät. Mit Einführung des Euros haben sich die beteiligten Länder faktisch ein gegenseitiges Solidaritätsversprechen gegeben, allen Bekundungen gegen eine „Transfer-Union“ zum Trotz. Denn mit der Währungsunion gibt es ja keine wirklich souveränen nationalen Finanz- und Wirtschaftspolitiken mehr. In den USA hat jeder Bundesstaat, ja jede Gemeinde, eigene Steuersätze, ohne dass es deshalb regional unterschiedliche Zinssätze bei der Aufnahme von Schulden gäbe.

Und wie unsolidarisch Ihre Argumentation in Wahrheit ist, enthüllt sich, wenn man sich mal auf ein Gedankenexperiment einlässt: Hätte etwa die Bundesrepublik 1990 bei Eingliederung der DDR ähnlich argumentiert, hätte sie zur Steigerung der „Leistungsbereitschaft“ die Wirtschaftsreformen mit Krediten und hohen Zinsen für die abgewirtschafteten Ost-Länder verknüpft. Schließlich hatten die Westdeutschen doch nichts mit der SED-Misswirtschaft zu tun. Die neuen Bundesländer hätten dann nicht nur die Härten des Zusammenbruchs der DDR-Wirtschaft erlebt, sondern wären wohl noch heute bis über beide Ohren verschuldet!

Leider verkörpert jedoch Ihre Ansicht, Herr Heuser, den deutschen Mainstream: Die Einsicht, dass der ökonomische Wiederaufbau nach der Corona-Krise eine gemeinsame europäische Aufgabe ist, hat sich in bei den Regierenden immer noch nicht durchgesetzt. Jetzt in Zeiten nationaler Seuchenbekämpfung gilt vielmehr auch die Wirtschaftspolitik wieder als nationale Aufgabe. Nie war das Fehlen wirklich europäisch denkender Politiker*innen schmerzhafter als gerade in dieser Krise, die so sehr nach europäischer Gemeinsamkeit schreit. – Dr. Dirk Kerber

 

Wie anders als kaltschnäuzig ist Ihre Ablehnung von Corona-Bonds zu bewerten? Um ihrer Meinung Nachdruck zu verleihen, operieren Sie mit Unterstellungen („… würde den europäischen Zusammenhalt in Wahrheit gar nicht stärken, …“, „ … wenig durchdacht …“, „… wahrscheinlich hinterher zum Normalfall würden.“), beziehen anderen Themen ein (Grundeinkommen, Einkommenssteuer, Vermögenssteuer, Verstaatlichung), die nichts mit dem Thema Corona-Bonds zu tun haben, unterschlagen, dass der ESM nur gegen strenge Sparauflagen Kredite vergeben darf und zu guter Letzt lassen Sie einfach die Tatsache außer Acht, dass wir eine gemeinsame Währung haben. Auch bei Ihnen sollte es sich mittlerweile herumgesprochen haben, dass es damit unterschiedlichen Volkswirtschaften nicht mehr möglich ist, ihre Wettbewerbsfähigkeit durch Wechselkursanpassungen aufrechtzuerhalten. Höhere Zinsen denen Sie das Feld reden, werden das Gegenteil erreichen und in der jetzigen Situation dafür sorgen, dass unsere südeuropäischen Exportmärkte mit gravierenden Auswirkungen auf unsere eigene Volkswirtschaft einbrechen. Und das sind nur die wirtschaftlichen Auswirkungen. Und noch eins: Populisten wird damit nur Vorschub geleistet, wenn Meinungen wie Ihre weiterhin den politischen Raum beherrschen. – Rüdiger Weigel

 

Auf Seite 21 lese ich bei Herrn Uwe Jean Heuser: „Tatsächlich werden wir die soziale Marktwirtschaft, die sich auf privates Eigentum und die dezentralen Entscheidungen stützt, noch brauchen, um die Herausforderungen nach Corona zu bewältigen: Auf der selben Seite lese ich bei Herrn Ingo Malcher: „ In China, wo mehr als die Hälfte dieser Produkte hergestellt wird, zählt für den Zuschlag nur noch eins: das schnelle Geld. Wer bei Bestellung alles vorab bezahlen kann, der wird bevorzugt beliefert. Es ist ein zynisches Geld oder Leben, dass in Markt bestimmt“. Die soziale Marktwirtschaft, von der Herr Heuser schreibt, scheint seine persönliche Vermutung oder Hoffnung darzustellen. Herr Malcher hingegen beschreibt die Fakten, und diese scheinen nicht sehr sozial, dafür aber marktwirtschaftlich, zu sein. Da ist es nicht wirklich überraschend, wenn einige Kapitalismusgegner Hoffnungen für eine sozialistische Ära zu sehen meinen. – Bernhard Frischhut

 


 

 

Leserbriefe zu „Hoffen auf den Crash“ von Heike Buchter

 

Ich liebe Ihre Beiträge. Auch den oben genannten über short sales. Ein wichtiges Merkmal von Leerverkäufen haben Sie jedoch nicht berücksichtigt: Jeder Leerverkauf ist mit einem Datum versehen, zu dem die verkauften Papiere zurückgekauft, „eingedeckt“, werden müssen. Der Termin stimmt oft mit dem Tag überein, zu dem der Verleiher seine Aktien zurückverlangt. Dieses Datum ist oft der Grund für den „short squeeze“, den Sie bei TESLA-Aktien beschrieben haben. – Ralf Peter Wormsbächer

 

Sie fragen die Frösche, ob der Sumpf trockengelegt werden soll. Kritische Stimmen wie der des Vereins „Finanzwende“ – dessen Vorsitzendem die ZEIT vor zwei Ausgaben ein Dossier gewidmet hat – lassen Sie nicht zu Wort kommen. Was meinen Sie mit „weniger Aktienkäufe“? Wenn Sie damit weniger Transaktionen meinen, warum sollte auch das Angebot bei einem Leerverkaufsverbot geringer sein, wenn Investoren weniger kaufen? Ansonsten sinkt der Kurs, bis Angebot und Nachfrage wieder ausgeglichen sind. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass weniger Transaktionen durchgeführt werden. Ja, es stimmt, dass höhere Kursausschläge zu einem höherem Verlustrisiko führen. Bemerkbar wird sich das aber bei den großen Indizes wie S&P 500, DAX, Nikkei, etc. eher nicht machen. Und es realisiert sich sowieso erst dann, wenn eine Position im Minus geschlossen wird. Sie führen eine Studie ins Feld, nach der Banken in Ländern mit Leerverkaufsverbot von Bank-Aktien mit höherer Wahrscheinlichkeit insolvent wurden, als Banken in Ländern ohne Leerverkaufsverbot. Erst einmal stellt sich die Frage, inwiefern es einer Bank nutzt, wenn ihr Aktienkurs nicht stark fallen kann. Doch nur, dass sie dann eher gegen eine feindliche Übernahme geschützt ist. Auf die eigentliche Geschäftstätigkeit wirkt sich der Kurs aber nicht aus. Das Gegenteil ist der Fall. Und die Länder mit dem Leerverkaufsverbot waren die Länder, die am meisten mit der Euro- und Bankenkrise zu kämpfen hatten.

Da liegt es auf der Hand, das dort letztlich mehr Banken als in den anderen Ländern insolvent wurden. Entscheidend ist aber die verstärkende Wirkung in Crash-Situationen, wie wir sie jüngst gesehen haben. In steigenden Märkten und/oder mit sinkenden Zinssätzen werden vermehrt Wertpapiergeschäfte auf Kredit getätigt. Als Sicherheit erhalten die Kreditgeber Wertpapiere. Sinken die Kurse dieser Wertpapiere, müssen weitere Sicherheiten gestellt oder die Kredite abgelöst werden. Dazu ist Liquidität erforderlich, die durch den unfreiwilligen Verkauf weiterer Wertpapiere erfolgt, wenn die beliehenen Wertpapiere zu weit im Kurs gefallen sind. Es muss verkauft werden. Deshalb sind Staatsanleihen und auch Gold, das doch als sicherer Hafen gilt, gefallen. Das hier etwas schief läuft ist offensichtlich und wird durch Leerverkäufe verstärkt. Unternehmen, die von den Kursverlusten betroffene Aktiva in ihren Bilanzen halten, können damit zusätzlich in Schieflage geraten. Leerverkäufe in Crash-Situationen sind also eher destabilisierend für die gesamte Volkswirtschaft und gehören – zumindest bei einem marktweiten Kursverfall – verboten. – Rüdiger Weigel

 


 

 

Leserbriefe zu „Test, Test, Test …“ von Harro Albrecht

 

Stimmt die Kernaussage dieses Artikels, wenn, wie in Südkorea festgestellt, genesene Covid-19-Fälle erneut positiv getestet werden. Muss man damit nicht davon ausgehen, dass es vielleicht bei dieser Epidemie gar keine Herdenimmunität gibt? Was ist, wenn das Virus sich reaktivieren kann ähnlich wie Herpes? – Christian Cramer

 

Schön, das gut gemachte Aprilscherze noch überzeugen können. Im insgesamt sehr gut recherchieren Beitrag von Harro Albrecht: Test, Test, Test über die Diagnostik von Corona hat sich der gut gemachte Aprilscherz der Uni Frankfurt (?) des Roten Kreuz (?) oder des Analytica Newsletter (?) mit Erscheinungsdatum vom 01.04!!, (siehe Anlage) in den Artikel eingeschmuggelt. „Eine raffinierte Idee wird der Aprilscherz eingeleitet. In der Tat ist diese Idee schon sehr lange bekannt, denn im Labor findet das „Poolen“ öfters statt, wobei die diagnostische Sensitivität gewährt bleiben muss. Auch ein Blick in die angebotene Originalliteratur hätte Aufklärung gebracht. Ob der Redakteur nur oberflächlich recherchiert hat oder einem raffinierten Aprilscherz aufgesessen ist, kann ich leider nicht beurteilen. – Dr. Ulrich Busch

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Tag, zwei Leben“. Gespräch mit Theo Sommer und Saul Friedländer geführt von Norbert Frei und Christian Staas

 

Wahrheit, zumal historische, heißt es in der Geschichtsdidaktik, sei perspektivisch. Liest man das Interview mit Saul Friedländer und Theo Sommer über ihre Erinnerungen an den 8. Mai 1945, springt einem das Perspektivische historischer Wahrheit geradezu entgegen. Die beiden Interviewten ,die 1945 jugendliche Zeitzeugen waren kommen aus völlig unterschiedlichen Milieus – das Erleben des Kriegsendes spiegelt diese Dissonanz. Bei Theo Sommer steht zuerst das schicksalhafte Glück im Vordergrund der Gefangennahme durch eine französische Einheit entkommen zu sein – einfach weil er mit Kameraden bereits früh morgens zu einer Bergtour aufgebrochen war, als die Franzosen kamen, um die jungen Leute – Schüler der NS-Ordensburg Sonthofen – als Bestrafung in Elsässischen Bergwerken zu verbringen. Ganz anders bei Saul Friedländer. Der wechselte von einem streng katholischen Internat in Paris zu einer jüdischen Familie in der Stadt. Unterschiedlichere Ausgangsbedingungen, als die Interviewten als Jugendliche hatten, kann man sich kaum vorstellen – im Mai 1945. Interessant sind in diesem Zusammenhang natürlich auch die Interviewfragen, die das Erkenntnisinteresse des 21. Jahrhunderts spiegeln – hinsichtlich der sog. Erinnerungskultur in Deutschland.

Dafür stehen der Zeithistoriker Norbert Frei und der ZEIT – Journalist Christian Staas. An einem Punkt des Interviews wird der Zusammenprall der verschiedenen Horizonte (1945/ 2020) besonders greifbar, als Theo Sommer gegenüber den Interviewern fragend bemerkt: “ Höre ich da einen leisen Vorwurf, dass wir nicht alle unsere Doktorarbeiten über den Holocaust geschrieben haben”? Und Saul Friedländer sekundiert ihm quasi, indem er auf die Verschiedenheit zwischen “intellektuellem Verstehen und dem emotionalen Umgang mit einem Trauma” hinweist. Bei ihm, Saul Friedländer, habe ein tieferes Verständnis “sich nur langsam eingestellt (Achtzigerjahre)”. Und natürlich stoßen die Unterschiede im Erleben von 1945 bei einem Jungen, der in Deutschland aufwächst und einem bald von Paris nach Israel emigrierten jungen Mann hart aufeinander. Während der eine sich an ein Normalitätsgefühl im Alltag – nicht erst nach 1945 – erinnert, ist für den anderen seit 1938 nichts mehr normal, auch als er später jüdisch sozialisiert wurde, aber eine eher zionistische Position vertrat. Die beiden Interviewten sind historisch ausgewiesen, haben historisch gearbeitet, um so überraschender mag ihr Fazit zu ihrer Erinnerung an diese Zeit klingen: “Sie ist mir wieder nah, weil ich gerade meine Memoiren schreibe” (Theo Sommer).

“Ich wollte ein Ende machen mit diesem Thema, obwohl ich wusste, dass es kein Ende gibt. Auf diesen Jungen zurückzublicken, der ich war am 8. Mai 1945, auf diesen Jungen, der überwältigt worden war von den Ereignissen – das ist heute schwieriger für mich als je zuvor” (Saul Friedländer). Was ist nun das Fazit, wie es sich dem aufmerksamen Leser aufdrängen mag? Natürlich, Wahrheit ist perspektivisch. Aber zugleich – mit Blick auf unsere heutige Geschichtsdidaktik hinsichtlich “Erinnerungskultur” : Was mag dieses Interview zweier damals jugendlicher Zeitzeugen zum Kriegsende über die heute proklamierte Erinnerungskultur in Deutschland aussagen? Wenn zwei renommierte alte Männer – historisch gebildet – die 1945 Jugendliche waren – sich in dieser Weise an den Holocaust, an Flucht und Vertreibung, an den 8. Mai 1945 erinnern: Was sagt das über unsere politische und geschichtsdidaktisch vertretene Erinnerungskultur in Deutschland aus? – Klaus D. Lubjuhn

 

Ich finde die Antwort des ehemaligen ZEIT Chefredakteurs Sommer, der zudem noch Politik und Geschichte studierte, auf die Fragen: „Wie haben Sie die deutsche Nachkriegsgesellschaft erlebt? Wo sind die NS Jahre geblieben?“ skandalös, beschämend und schlichtweg falsch! Wenn es so gewesen wäre (wie er behauptet) hätten wir heute mit Sicherheit nicht mehr so viele Nazis unter uns und rechtsextreme Verbrechen in Deutschland wären fast undenkbar!! – Inge Braconnier

 


 

 

Leserbriefe zu „Kampf um die Masken“ von Ingo Malcher

 

Diese aktuelle Krise hält Deutschland aber auch sehr vielen anderen Ländern vor allem eines mehr als deutlich vor Augen und Ihr Beispiel der Masken zeigt dies auf anschauliche Weise. Früher war nur ein Land wie Indien die Kornkammer des Empires und heute ist ganz China die Produktionsstätte der Welt. Mit fatalen Folgen im Zuge dieser Krise. China hatte nicht nur einen Schnupfen sondern eine waschechte Lungenentzündung. Die ganze westliche Welt hat sich angesteckt was die Weltwirtschaft in die Knie gezwungen hat. Ich hoffe doch, dass sowohl die Bundesrepublik als auch unsere Großunternehmen und Mittelständer dazu gelernt haben und die Produktion relevanter und wichtiger Artikel und Produkte ins Inland verlagern. Vielleicht ist hier auch eine staatliche Förderung möglich um die doch preisintensivere Herstellung zu unterstützen und auszugleichen. – Yves Pulst

 

Das Virus bleibt im Frühling der Sommerzeit weiter aktiv, und die politische Führung im Lande, die fühlt sich sichtlich wohl im Krisenmodus und sie kosten dieses Machtgefühl weidlich aus, und wir die „Mägde und die Knechte“ im Land, wir tun einfach weiter so, als würden wir all das glauben, was da so von „oben herab“, auf uns herniederprasselt. – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wir werden bereit sein!«“ Gespräch mit Christian Seifert geführt von Cathrin Gilbert und Moritz Müller-Wirth

 

Auch Konzertsäle, Theaterhäuser und Kabarettbühnen müssen wegen der anhaltenden Corona-Pandemie bedauerlicherweise, aber dennoch richtig weiter geschlossen bleiben. Wahrscheinlich auch noch bis Ende Mai und womöglich länger. Was aber nimmt sich Herr Seifert da heraus, für den Fussball eine Sonderbehandlung zu fordern und den Ball wieder bereits Ende April rollen lassen zu wollen? Dann fällt eben auch die Saison 2019/20 für die Profifussballer aus, ebenso wie auch die Olympiade 2020 und die Saison für viele andere Sportligen auch. – Thomas Lüllwitz

 

Herr Seifert gibt durchweg überlegte und zurückhaltende Antworten und Einschätzungen. Trotzdem, scheint mir, versuchen die Interviewer ihn in eine Ecke zu stellen. Die Maßregelung: „Wir stellen die Fragen, Sie antworten“ auf eine Bemerkung Herrn Seiferts, dass er eine Frage für nicht angemessen hält, empfand ich als eine oberlehrerhafte Zurechtweisung und entbehrt überdies jedem sachlichen Anlass. Später wird die rhetorische Frage gestellt: „Sollte man angesichts der vielen zu erwartenden Corona-Toten das wirtschaftliche Überleben von Fußballproficlubs in die Waagschale werfen?“ Warum, bitte, sollte ein Fußballclub nicht genauso wie ein Friseur oder der Inhaber einer Kneipe oder ein Theater darauf hoffen dürfen, dass bald die eine oder andere Tätigkeit wieder aufgenommen werden kann? Natürlich immer unter Wahrung geeigneter Vorsichtsmaßnahmen?

Er muss meiner Meinung nach auch nicht in einer Art „vorauseilendem Gehorsam“ sämtliche Spiele bis Jahresende absagen. Er wird sich, und daran lässt er keinen Zweifel, an die gesetzlichen Vorgaben halten. Und ansonsten versucht er, wie alle anderen auch, für eine ungewisse Zukunft zu planen. Und schließlich wird noch die Aussage, dass einem Drittel der Profivereine bei Absage der Saison die Insolvenz droht, als Zeichen eklatanter Misswirtschaft bezeichnet. Da verschlägt es mir schon die Sprache. Mir scheint, die dann möglicherweise insolventen Vereine werden sich in guter Gesellschaft vieler kleiner, mittlerer und großer Unternehmen finden, denen man weiß Gott nicht durchweg Misswirtschaft unterstellen kann, weil ihnen über Monate die Einnahmen weggebrochen sind. Die Interviewer machen es sich schon sehr einfach und sprechen vom hohen Ross herunter ihre Urteile. – Henrik Rentz-Reichert

 


 

 

Leserbriefe zu „Zahlen lesen“ von KAA/STX

 

Die Zeit will „Zahlen lesen“, durchschaut den Verdopplungsunsinn aber selbst nicht. Je höher die Anzahl der Tage bis zur Verdopplung, so schreibt sie, „desto langsamer war die Ausbreitung“. Das mag für exponentielles Wachstum gelten, nicht jedoch für lineare Ausbreitung. Angenommen, es infizieren sich, so wie es zur Zeit der Fall ist, konstant jeden Tag etwa 5.000 Personen neu. Bei 10.000 hat’s einen Tag gedauert, bei 20.000 zwei Tage, bei 40.000 vier, bei 80.000 acht, bei 160.000 sechzehn usw. Die Anzahl der Tage nimmt ständig zu, aber die Ausbreitung verlangsamt sich nicht, sondern bleibt konstant. Das scheint sogar das Kanzleramt gemerkt zu haben, das von Verdopplung inzwischen nicht mehr reden möchte. – Dr. Wilhelm Büttemeyer

 

Danke für die übersichtliche Aufklärung. Die Erklärungen sollten bei Nachrichtensendungen bei ihrer Nennung stets unübersehbar mit eingeblendet werden, um von der Magie großer Zahlen nicht verblendet zu werden. – Volker Homann

 


 

 

Leserbrief zu „Kleines Übel“ von Gero von Randow

 

Gerne würde ich Ihnen in bezug zu Ihrem Artikel „Kleines Übel“, der in der Zeit vom 8.April 2020 erschienen ist, einige ergänzende Fragen zur sog. Corona-App stellen. Dazu muss ich zunächst ein wenig ausholen. Im Zusammenhang mit der zur Diskussion stehenden Corona-App ist es m.E. nach zunächst noch erwähnenswert, dass auch Google Standortdaten (der Nutzer seiner Dienste) gegen Covid-19 zur Verfügung stellt. [Quelle: https://www.blog.google/technology/health/covid-19-community-mobility-reports] Google betont, dass lediglich anonymisierte Daten bereitgestellt werden. Dass Google auch über nicht-anonymisierte Standort-Daten der Nutzer seiner Dienste verfügt, erklärt Google insbesondere in seiner Datenschutzerklärung. Zur Erhebung und Verwendung personenbezogener Daten heißt es dort: „Wenn Sie unsere Dienste [u.a. Android-Betriebssystem] nutzen, erheben wir Daten zu Ihrem Standort. Dadurch können wir Ihnen Funktionen wie Wegbeschreibungen für Ihren Wochenendausflug oder Spielzeiten von Kinofilmen in Ihrer Nähe anbieten. Ihr Standort kann mit unterschiedlicher Genauigkeit bestimmt werden.

Dazu verwenden wir: – GPS – IP-Adresse – Sensordaten von Ihrem Gerät – Informationen über Objekte in der Nähe Ihres Geräts, wie etwa WLAN-Zugriffspunkte, Funkmasten und Bluetoothfähige Geräte Die durch uns erhobenen Typen von Standortdaten hängen zum Teil von Ihren Geräte- und Kontoeinstellungen ab. Zum Beispiel können Sie mit der App „Einstellungen“ in Ihrem Android-Gerät die Standorterfassung Ihres Geräts aktivieren oder deaktivieren. Wenn Sie eine private Karte mit Orten erstellen möchten, die Sie mit Ihren angemeldeten Geräten besuchen, können Sie auch den Standortverlauf aktivieren.“ [Quelle: google Datenschutzerklärung ab 31.03.2020] Interessant ist in diesem Zusammenhang die Einstellung der Deutschen zu einer nicht näher-spezifizierten Corona-App, wie es der DeutschlandTrend vom 2.April 2020 widerspiegelt: 45 % der Befragten würden eine solche App nicht nutzen, davon wiederum 41 % (d.h. 18,45 % der Gesamtmenge) aus Gründen des „Datenschutz/Überwachung/Persönlichkeitsrechte“ [Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend-2171.pdf]

Losgelöst von der technischen Umsetzung werden hier vor dem Hintergrund der Abwendung einer gesamtgesellschaftlichen Bedrohung die o.g. Bedenken (Datenschutz/Überwachung/Persönlichkeitsrechte) von den Betroffenen gehegt und als Gegenargument angeführt. Und es ist begrüßenswert, dass von den Betroffenen Überlegungen in diese Richtung angestellt werden. Es stellt sich aber die Frage, ob sich die Nutzer immer so kritisch mit dieser Thematik – inwiefern werden Persönlichkeitsrechte durch die Nutzung einer App (oder allgemeiner eines Dienstes) beeinflusst und möchte der Nutzer seine Einwilligung dazu erteilen – auseinandersetzen. Nun zu den eigentlichen Fragen: – Gibt es Ihres Wissens nach Untersuchungen darüber, warum der Nutzer in Deutschland einer (vermeintlichen) Verwendung seiner Daten durch staatliche, oder mit diesem assoziierte Einrichtungen anscheinend skeptischer gegenübersteht, als wenn er diese Daten einem Konzern gegenüber offenbart, bei dem die Datenverarbeitung vermutlich in einem größeren Umfang und über einen längeren (unbegrenzten?) Zeitraum erfolgt? – Sind Ihnen Zahlen oder Untersuchungen darüber bekannt, ob sich die User der o.g. Google Dienste der beschriebenen Datenerhebung durch den Anbieter wirklich bewusst sind? Insbesondere vor dem Hintergrund, dass der damit einhergehende Eingriff in die persönliche Selbstbestimmung doch viel tiefergreifender erscheint als der einer derzeit zur Diskussion stehenden Corona-App? Ich freue mich über eine Rückmeldung. – Sascha Todt

 


 

 

Leserbrief zu „Der Zweifel. Richtig prüfen!“ von Manuel J. Hartung

 

CoronABI? Die Osterferien sind bald rum und dann soll es wieder in die Schule gehen. Zumindest ist dies der jetzige Standpunkt. Ein großes Thema wird sein, was ist mit den Abiturprüfungen? Verschoben wurden sie ja schon und es wird immer wieder von „fairen Bedingungen“ gesprochen. Aber davon kann schon lange nicht mehr die Rede sein. Wer fragt uns Schüler denn mal, was wir von dem Ganzem halten? Ob wir diese „Bedingungen“ fair finden? Die Rede von einem Durchschnittsabitur ist schon lange in aller Munde. Nur, was spricht dagegen? Es scheint so – mal wieder – dass über unseren Köpfen hinweg entschieden wird „was das Beste“ für uns sei. Lassen Sie mich es kurzfassen. Ich denke es liegt auf der Hand, dass die ganze Situation auch einen enormen psychischen Druck auf Jüngere hat (auch ohne anstehende Prüfungen). Nur, weil wir nicht zur Risikogruppe gehören. Heißt es noch lange nicht, dass wir nach den Osterferien unbedenklich wieder zurück zur Schule können. Was ist mit unseren Eltern? Was ist mit den älteren Lehrern? Wäre die Ganze Quarantäne nicht umsonst gewesen, wenn wir jetzt wieder den Betrieb hochfahren?

Ist es nicht besser für eine kürzere Zeit konsequent zu bleiben und den Virus zu besiegen? Statt nur halbe Dinge zu machen? Immerhin sind es nicht diejenigen vom Kulturministerium die letztendlich in einem Klassenraum sitzen werden. Eins steht fest, der Wunsch der meisten Schüler ist ein Durchschnittsabitur. Was man an vielen Petitionen sehen kann. Immerhin werden wir schon seit Jahren geprüft, so beharrlich auf eine Abiturprüfung zu bestehen obwohl die Umstände alles andere als optimal sind, ist demnach fragwürdig. Besondere Zeiten erfordern nun mal besondere Maßnahmen. Würde man sich für ein Durchschnittsabitur entscheiden, würden endlich die Unklarheiten beiseite geräumt sein. Immerhin könne man nie wissen, wie sich die Sachen entwickeln. Was ist, wenn die Situation sich verschlechtert und die jetzigen Abiturtermine ebenfalls nicht eingehalten werden können? Ein Durchschnittsabitur wäre also eine vernünftige Entscheidung, wo sich Schüler und Lehrer ohne Bedenken und realistisch darauf vorbereiten können. – Mei Jiang

 


 

 

Leserbrief zu „Muss ich diesen Apfel waschen?“ von Corinna Schöps

 

Ich hätte mal zwei Fragen 2 zum Artikel auf Seite 32 „Muss ich diesen Apfel waschen?“. In der Mitte des Artikels heißt es, indirekt würden Arbeiten die Vermutung stützen, dass bei der Übertragung von SARS-Cov-2 die ausgeatmete Luft eine große Rolle spielen würde. Wieso lässt man es bei der Vermutung? Wenn man Türklinken ecc. als potentielle Übertragungswege testen kann, wieso dann nicht ausgeatmete Luft? Warum lässt man einen Infizierten nicht einfach ausatmen und testet, ob eine relevante Menge an Viren bei einem potentiellen Gegenüber, der einen Mundschutz trägt, ankommt? Und was soll es bewirken, Lebensmittel auf dem Balkon stehen zu lassen? Soll vorbeiwehende Luft mit Viren behaftete Partikel ablösen? – Giorgio Zankl

 


 

 

Leserbrief zu „Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin

 

Die Ostertorten der Wahrheit sind (wieder) eine absolute Delikatesse. Vielen Dank! – Ulrich Flörke

 

 


 

 

Leserbrief zu „»Für Übertreibungen ist kein Platz mehr«“ Gespräch mit Peter Sloterdijk geführt von Adam Soboczynski

 

Ich wundere mich doch sehr über die Antwort Peter Sloterdijks auf die Frage, ob sich derzeit die Lektüre von Camus‘ Roman Die Pestlohne. Hat der Mann das Buch nicht gelesen, über das er spricht? Oder vielleicht was verwechselt? Möglicherweise Camus‘ Roman Die Pestmit seinem Theaterstück Der Belagerungszustand? – Mit dem Roman hat das, was Sloterdijk darüber sagt („… handelt von Feigheit und Konformismus in diktatorischen Zeiten – das passt nicht zur Situation“) jedenfalls nichts zu tun. – Josef Krug

 


 

 

Leserbrief zu „Jein und Amen“ von Ulrich Schnabel

 

Beten, das ist Reden mit Gott. Allerdings, wenn sich Beten aufs Bitten beschänkt, dann kam mir das schon als Kind ein wenig suspekt vor. Das begann damit, dass uns der Katechet von einem Heiligen erzählte, der eine wüste Jugend durchlebte, aber dann die Richtung änderte, weil seine Mutter darum gebetet habe. Ich fand eine solche Funktion des Betens als ungerecht, denjenigen gegenüber, die keine fromme Mutter haben. Gott hat uns den Verstand gegeben, unsere Probleme zu lösen. Wir sollen keine Wunder erwarten, wie ein Kind, das nach verpatzter Mathe-Schularbeit betet: „Lieber Gott mach, dass 9 mal 9 99 gibt“. Aber das Reden mit Gott sollte uns helfen, den Verstand richtig zu nutzen. Beten hat eine zu wenig genutzte Funktion: Beten, also das Reden mit Gott, sollte die Gemeinschaft unter den Religionen bestärken.

Wir alle sind (unabhängig von der Religion aber auch als Atheisten) nur Gäste auf dieser schönen Erde und sollten uns wie gute Gäste aufführen. Der barmherzige Gott will, dass die Menschheit noch lange gut überleben kann. Gott will also auch, dass die Menschheit gemeinsam ihr demographisches und ökologisches Problem löst. Er will, dass wir dazu Lösungen finden, die sich moralisch und von der Wirksamkeit her rechtfertigen lassen (gegenüber Gott und gegenüber den Mitmenschen). Gerade auch die Corona-Pandemie zeigt, wie wichtig das weltweite Lösen des demographischen Problems ist. Ausreichender Abstand verringert die Gefahr einer Pandemie. Im Idealfall wird das Überstehen einer Pandemie erleichtert durch eine Rückzugsmöglichkeit in den eigenen Garten oder in ein Heimatdorf, weg vom Trubel der Grossstädte. Diese Möglichkeit wird aber für immer mehr Menschen verbaut durch zu hohes Bevölkerungswachstum. – Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbrief zu „Was mein Leben reicher macht“ von ZEIT-Leser*Innen

 

Was (m)ein Leben reicher macht – Toilettenpapier! Endlich weiß ich, wozu die Leute Toilettenpapier gehamstert haben – niemand konnte mir bisher diese Frage beantworten. Toilettenpapier als Kinderspielzeug, zum Basteln und kreativ werden im Wohnzimmer, ein Zelt aus Toilettenpapier – einfach toll! – Ilse Vogel

 


 

 

Leserbrief zu „Ostern fällt nicht aus!“ von Lea Frehse et al.

 

Papst Franziskus allein zuhause! Das Oberhaupt der Katholischen Kirche im menschenleeren Petersdom. Irgendwie, so hatte ich das Gefühl, fühlte sich der Pontifex heuer an Ostern, in dieser „Eremitage“, gar nicht so wohl in seiner Haut. Es war für ihn sicherlich auch sehr ungewöhnlich, den Segen „urbi at orbi“, nach so kurzer Zeit, erneut wieder spenden zu dürfen. Was will Papst Franziskus eigentlich so ganz alleine in diesem riesengroßen Haus, vielleicht denkt er schon darüber nach, den Dom zu veräußern, oder noch besser, er könnte ihn als eine Art „Corona-Spital“, den katholischen Coronainfizierten, nicht nur in Italien, zur Verfügung zu stellen! – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbriefe zu „Auferstanden“ von Johanna Haberer und Sabine Rückert im ZEIT Magazin

 

Ihre gründliche Darstellung „Auferstanden“ kommentiere ich: Es freut mich, dass Sie die Evangelien so gründlich vergleichen und außerbiblische Belege wie Tacitus heranziehen. Sehr gut finde ich zum Beispiel diese Sätze: Jesus ist also derselbe – und doch äußerlich nicht wiederzuerkennen. Allein an der liebevollen Art, in der er Marias Namen ausspricht, ist er identifizierbar.“ Einiges sehe ich anders: 1) Nach Reimarus‘ Schrift über Jesu Lebenslauf haben die meisten Theolog*innen Folgendes entdeckt: Einen Lebenslauf Jesu wollten die Evangelisten nicht schreiben, das Historische ist für sie die Grundlage. Wichtig ist nicht, Jesu Leben neutral zu wissen, sondern zu überlegen, was man von Jesus und Gott hält: Braucht man Gott und möchte mit ihm leben oder nicht? Die Bibel enthält zwar Texte, die teils als Berichte geschrieben wurden, als sachliche, neutrale Angaben. Viel wichtiger ist aber, dass die meisten oder alle ihre Texte als Bekenntnisse gemeint sind, als Zeugnisse: Ihre Schriftsteller stellen dar, warum und wie sie Gott vertrauen und laden zum Mitmachen ein.

Sie weisen auf Gott hin durch Gebete (Psalmen), Geschichten, Abstammungsregister, Gebote und anderes. Weder können noch wollen sie etwas beweisen. 2) „[…] dass sie sich für einen angeblich von den Toten Zurückgekehrten […] zerreißen ließen?“ Jesus ist nach christlicher Auffassung nicht aus dem Tod zurückgekehrt, er starb kein zweites Mal. Sondern er bekam ein ganz neuartiges, endgültig gutes Leben von Gott. Jede/r kann sehr stark hoffen, es ebenso zu bekommen, wenn sie/er ihm vertraut, ihn um Rettung bittet,. 3) Übrig bleibt nicht nur das An-Gebot der Nächsten- und Selbstliebe, sondern auch die Begründung davon, das erste der zehn Gebote, in meiner Formulierung: Ich bin dein Gott, ich habe dich gerettet vom ewigen Tod und auch im Leben bis dahin. Daher wirst doch niemanden wichtiger finden (mehr lieben) als mich. Weil Gott durch Menschen hindurch die Menschen liebt, können Menschen einander lieben und auch sich selbst. 4) „Der Jünger Thomas hätte gut ins 21. Jahrhundert gepasst:

Er hält nichts für wahr, was er nicht selbst gesehen hat“: 4a) Religion, jedenfalls die christliche, will nicht, dass man etwas für wahr hält, etwas als Wissen anerkennt, nur sagt: Aha, das gibt es. Es geht nur darum, worauf man sich im Leben und Sterben verlassen kann, das man also sagt: Aha, das (er)hält mich. 4b) Zu allen Zeiten, nicht nur im 21. Jahrhundert, ist es wichtig, nur aus guten Gründen zu vertrauen, niemandem blind zu folgen. 4c) Gott kann man nicht sehen oder wahrnehmen, wie man ein Ding, einen Klang oder einen Geruch wahrnimmt. Doch durch alles kann man Gott spüren, kann etwas einen Menschen so treffen, dass er merkt: Ja, hier geht es um mein Leben. So kann Gott einem Menschen Vertrauen anbieten. Durch Konzerte, Natur, Menschen… – Johannes Müller

 

Vorweg frohe Ostern – und danke für Ihre redaktionelle Arbeit, gerade in dieser Zeit, wir fühlen uns Woche für Woche gut informiert. Zu dem o.g. Artikel: Ich habe mich gefreut, im aktuellen Magazin gleich so ausführlich über das Thema Auferstehung zu lesen. Noch dazu mit dem spannenden Hinweis vorab, dass dazu die Meinungen auseinander gingen. Das versprach ein anspruchsvolles Abwägen verschiedener Positionen. Beim Lesen war ich allerdings zunehmend enttäuscht. Mich hat zwar nicht überrascht, dass die traditionell liberale Lesart vertreten wird. Die lautet kurz gefasst: „Natürlich“ sei Jesu nicht leiblich auferstanden, was wirklich geschehen ist, sei allenfalls geheimnisvoll, jedenfalls gehe es irgendwie um Nächstenliebe. Ich hätte aber erwartet, dass davon abweichende Lesarten zumindest zu Wort kommen. Denn das Neue Testament beharrt eben darauf, dass Jesus leiblich auferstanden ist, nicht nur als Gespenst oder Idee. Sein erster Satz an die Jünger in Lk 24 lautet zB: „Habt ihr etwas zu essen?“

Das mögen wir bleichgesichtigen Mitteleuropäer taktlos finden, aber eben darin sind sich alle Texte im NT einig. Und sie sprechen davon gerade nicht in der Sprache der Legende, dazu sind sie historisch auch viel zu nah dran am Geschehen, sondern in der Sprache antiker Geschichtsschreiber. Man lese den Prolog des Lukasevangeliums, oder die ersten Verse von 1Kor 15, wo wohl eine noch ältere Tradition zitiert wird. Die ältesten Zeugnisse zur Auferstehung sind demnach deutlich unter 20 Jahre nach dem Geschehen selbst belegt, ein im antiken Vergleich extrem kurzer Zeitraum. Warum kommt all das im Artikel nirgends vor? Es ist übrigens auch keine Minderheitenposition in der Forschung, sondern wird zB von N.T. Wright vertreten, einem der international renommiertesten Neutestamentler zur Zeit, oder von dem vor wenigen Jahren verstorbenen großen Systematischen Theologen Wolfhart Pannenberg. Und von zahlreichen anderen. Seit J. S. Reimarus (und übrigens auch seit R. Bultmann) ist eben viel Zeit vergangen…

Das soll kein Theologengezänk sein. Sondern es geht darum, dass Gott in Jesus an Ostern tatsächlich den Tod überwunden hat. Nicht so, dass der Auferstandene einfach in das alte, sterbliche Leben zurückgekehrt wäre (auch wenn „Zombie“ dafür als Ausdruck daneben ist). Aber doch so, dass der Auferstandene real war, anfassbar, robust. Unglaublich? Aber wahr :) Das Versprechen von Jesus: „Wer an mich glaubt, wird leben, selbst wenn er stirbt“, bekommt so im Wortsinne Hand und Fuß. So eine robuste Hoffnung brauchen wir auch, gerade heute. – Prof. Dr. theol. Matthias Clausen

 

Sie leiten Ihre Ausführungen mit dem Beginn der Aufklärung Mitte des 18. Jahrhunderts damit ein, dass G.E. Lessing Thesen von H. S. Reimarus stückweise und anonym veröffentlichte : „Und erst ein halbes Jahrhundert später war den frommen intellektuellen Kreisen die Brisanz der rationalistischen Bibelauslegung bewusst, die Reimarus vorgenommen hatte.“ (Seite 16). ……… „Die übliche Todesstrafe für aufständische Nichtrömer war der langsame Erstickungstod am Kreuz.. Den starb auch Jesus. ………….. Der angeklagte Jesus wurde am Tag nach dem Passahfest (dieses fand an einem Donnerstag statt) im Schnellverfahren verurteilt und starb noch am Nachmittag des Freitags nach 6 Stunden der Qual. Der Tod am Kreuz könnte durch das Bersten des überlasteten Herzens eingetreten sein, vermuten Mediziner heute.“ (Seite 17 f.) In diesem Zusammenhang mache ich sie auf eine Neuinterpretation des Kreuzigungsgeschehens aufmerksam , die vor einem Jahr im C. H. Beck-Verlag durch den emeritierten Professor für Mediävistik herausgegeben wurde:

Johannes Fried: „Kein Tod auf Golgatha“ – Auf der Suche nach dem überlebenden Jesus. In dieser Publikation wird die These aufgestellt, dass, entsprechend dem Ablauf der Kreuzigung nach dem Johannesevangelium, Kap. 19, unter Berücksichtigung der Forschungsergebnisse, fortlaufenden Erfahrungen in der gegenwärtigen Intensivmedizin und Unfallchirurgie, in Verbindung mit Befunden der neutestamentarischen Theologie, , Orientalistik und Antike, Jesus wegen der Kürze der Kreuzigungszeit (max. 6 Std.) sowie der raschen Kreuzabnahme und Grablegung durch seine Freunde nach jüdischem Ritus vor Beginn des Sabbaths (18.00 h), die Kreuzigung in Form einer Bewusstlosigkeit durch C0²-Intoxikation überlebt hat und im Grab wieder aufgewacht ist. Wir müssen uns also mit der Möglichkeit bzw. Wahrscheinlichkeit auseinandersetzen, dass die damals Beteiligten einem Irrtum bzw. Schein- und Nichtwissen sowie einer Fehlinterpretation erlegen sind, um dem Geschehen dann Bedeutung und Legitimation zu verleihen. Der Autor stellte in seinem Buch einen widerspruchsfreien Ablauf des Kreuzigungsgeschehens dar, sodass die nachfolgenden Begegnungen der Jünger mit dem überlebenden Jesus ganz natürlich erklärbar erscheinen. – Dr. med. Heinz Kempf

 

Die Autoren zeigen, wie die historisch kritische Forschung die Zeugnisse vom Glauben der frühen Christenheit heute einordnet. Ob Jesus leiblich oder nur bildlich auferstanden ist, ob die Auferstehung Vision oder historischer Fakt ist, ist bis heute umstritten. M. E. kann man die Frage auf der Grundlage unserer heutigen psychologischen und theologischen Forschung jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit beantworten: Der Auferstehungsglaube ist ein Trauerreaktion. Jesus glaubte, der Anbruch eines Königreichs Gottes stehe unmittelbar bevor. Er stellte sich gegen die Priester, die im Tempel Tauben für die Sünder opferten und daran verdienten. Er betete direkt zu Gott, „vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben …“. Seine Anhänger müssen einen Schock erlebt haben, als nicht das Königreich Gottes anbrach, sondern Jesus brutal gefoltert und ermordet wurde.

Sie haben in ihrer Trauer ihre Hoffnung auf das Reiches Gottes modifiziert, glaubten nun, Jesus käme bald wieder. 20 – 50 Jahre bevor die Legenden von den Begegnungen mit dem Auferstandenen in den Evangelien niedergeschrieben wurden, schrieb Paulus im Brief an die Tessalonicher, im 4. Kapitel: „Wir, die wir leben und bis zur Wiederkunft des Herrn übrig bleiben, werden den Entschlafenen nicht zuvorkommen; denn der Herr selbst wird, … vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zusammen mit ihnen entrückt werden in Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in die Luft, und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit.“ Paulus selbst glaubte demnach, er würde die Wiederkunft Jesu als Lebender erleben. Der menschliche Glaube ist unglaublich gut darin, seine von der Geschichte widerlegte Hoffnung immer wieder neu zu formulieren. Heute glauben viele Menschen, sie würden einander im Himmel wiedersehen. Davon steht nichts in der Bibel. – Christian Heinemann

 

Die Beantwortung der Frage der Auferstehung Jesu ist für einen Christen von grundlegender Bedeutung, denn wenn Jesus nicht auferstanden wäre, dann sind nach den Worten des Apostel Paulus die Christen die bemitleidenswertesten Menschen und hätten auch keine Grundlage für ihre Zukunftshoffnung. Nun ist die Auferstehung Jesu keine Erfindung der Jünger Jesu, sondern die Erfüllung früher geäußerter Aussagen des israelitischen Königs David, die schon im Bibelbuch Psalm Kapitel 10, 16a vorhergesagt wurden und sich an Jesus bewahrheitet haben. Die von vier verschiedenen Jüngern Jesu niedergeschriebenen Evangelien berichten von ihren Ereignissen in ihrem Leben mit Jesus, die sich z.T. ähneln oder aber insgesamt ein vollständigeres Bild von Jesu Leben und Wirken zeigen. Dabei ist bemerkenswert, dass sie selbst Situationen erwähnen, in denen sie Fehler begingen, z.B. Petrus, der Jesus 3x verleugnete, und das unterstreicht ihre Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit. Sie waren Zeitgenossen und Augenzeugen der Auferstehung Jesu, nach der er ihnen mehrmals erschien, damit sie seine Auferstehung begreifen konnten, wobei sie ihn an seinem Verhalten erkannten.

Zu Pfingsten empfingen sie den ihnen von Jesus versprochenen heiligen Geist, sichtbar für andere als Zungen wie von Feuer über ihrem Haupt und die Fähigkeit, auch noch in anderen Sprachen den verschiedenen Menschengruppen zu deren Verwunderung zu predigen. Auch das beweist die Auferstehung Jesu, und dafür gab es nun sogar tausende Zeugen. Aber es gab auch genug einflussreiche Gegner, die Jesu Auferstehung, wenn sich das nicht alles wahrheitsgemäß ereignet hätte, unbedingt widerlegen wollten und es auch sofort getan hätten. Da sie das nicht konnten, gingen sie mit Gewalt gegen die Nachfolger Jesu vor, warfen sie in Gefängnisse, verfolgten und folterten sie und töteten manche sogar. Um das alles ertragen zu können, mussten sie sich ihrer Überzeugung völlig sicher sein. Damals zweifelte man die Auferstehung nicht an, warum also erst soviel später? Man musste dann kaum noch oder gar nicht mehr mit Augenzeugen rechnen. Jesus äußerte zu seinen Lebzeiten noch viel mehr Vorhersagen, die sich erst später, nach seinem Tode, oder sogar noch heute in unserer Zeit durch ihn erfüllen, was ohne seine Auferstehung nicht möglich wäre.

Auch dem Apostel Paulus, dem er nach seiner Auferstehung erschien, sagte er Ereignisse vorher, nachlesbar in verschiedenen Briefen von Paulus, die sich erst heute vor unseren Augen erfüllen durch die Hilfe und Macht vom auferstandenen Herrn Jesus, z.B. 2. Timotheus Kapitel 3,1-5, oder auch Erfüllungen der Prophezeiungen, die der Apostel Johannes in der Offenbarung niederschrieb, wo Jesus als König auf dem weißen Pferd die apokalyptischen Reiter anführt und aktiv mitkämpft oder die Erfüllung der Aussage Jesu aus Matthäus Kapitel 24,14. Natürlich ist eine Auferstehung für uns vom heutigen, Stand der Wissenschaft noch nicht zu erklären und deshalb ein Wunder. Denken wir an das Mittelalter, als Menschen für ihre von den damals vorherrschenden Meinungen und Dogmen abweichenden Ansichten widerrufen mussten, um ihr Leben zu retten oder dafür in Gefängnisse kamen, gefoltert oder sogar getötet wurden, und doch bestätigten spätere Erkenntnisse der Wissenschaft die Richtigkeit ihrer Ansichten. Wer weiß denn, ob auch das Wunder der Auferstehung entsprechend dem Motto“ weil nicht sein kann, was nicht sein darf “ erklärt und nicht mehr geleugnet werden kann. Und wenn die Bibel das Wort Gottes für uns ist, welcher Mensch hätte dann das Recht, Teile davon als Lüge oder Märchen zu erklären?! Gibt es einen Gott, dann sind wir von ihm abhängig und nicht er von uns, und dann wird jeder Mensch sich vor ihm verantworten müssen, unabhängig davon, wie er sich auch entschieden hat, ob er an die Auferstehung glaubt oder nicht.- S. Kühn

 

Zur Klärung der Frage, ob Auferstehung ja oder nein, könnten die geschichtlichen Schauungen der Therese Neumann aus Konnersreuth Erhellendes beitragen. Über 700 mal soll sie von 1926 bis zu ihrem Tod 1962 den Ablauf der gesamten Passion bis hin zur Auferstehung detailliert und plausibel miterlebt und durchgelitten haben (Johannes Steiner: Visionen der Therese Neumann). Augen- und Ohrenzeuge war u.a. der protestantische Historiker und Publizist Dr. Fritz Gerlich, der dem Schwindel Konnersreuth auf die Spur kommen wollte, dann aber vor Ort wochenlang die sich dort zugetragenen Phänomene beobachten konnte. Seine Beobachtungen fasste er 1929 in einem zweibändigen Werk, das sich mit der Lebensgeschichte und der Glaubwürdigkeit der Therese Neumann befasste, zusammen. Er erklärte abschließend, „dass die Angaben, die er in der Lebensbeschreibung der Therese Neumann vereinigt habe, historisch und kritisch zureichend beglaubigte Tatsachen sind und daraus sich für ihn die Überzeugung ergebe, dass der Gesamtfall Therese Neumann nicht natürlich erklärbar ist“ (2. Band S. 406). Gerlich gilt zugleich als einer der wichtigsten Vertreter des publizistischen Widerstands gegen Adolf Hitler und den Nationalsozialismus. 1934 wurde er im KZ Dachau ermordet. – Hartmut Auinger

 

Es darf wohl als gesichert angesehen werden, dass die Macht aller Religionen, die sich auf den Glauben stützen, ohne das Faktum des Todes undenkbar wäre. Offensichtlich erträgt es der Mensch nicht, dass es den Tod gibt; und der Glaube an einen imaginären, vermeintlich weisen, gütigen und allmächtigen Gott ist in meinen Augen nur wenig mehr als ein Schatten, den unsere Hoffnung auf ein besseres und ewiges Leben jenseits des Grabes wirft. Ein Gott, der sich uns Menschen gegenüber ausgerechnet die Erde, einen eigentlich unbedeutenden Himmelskörper angesichts eines in Millionen Jahren zu messenden Universums, als den Ort für seine Demonstration von letztlich misslungener (!) Allmacht, Weisheit, Güte und Gerechtigkeit ausgesucht hat, ist den Vernunftwesen eines aufgeklärten 21. Jahrhundert nur schwer begreifbar zu machen. – Hans-Jürgen Ferdinand

 

Wenn mehrere Geschichten (Evangelien) über einen bestimmten Sachverhalt bestehen, kann nur eine oder alternativ gar keine Erzählung richtig sein. Da jede Religion den Glauben zur Wahrhaftigkeit erklärt, ergibt sich bei einer Aufklärung ein Identitäts- oder sogar Existenzproblem. Es ist schade, dass dem Bericht im Zeit-Magazin der Hinweis auf eine weitere Geschichte fehlte, die ich für etwas plausibler halte: Der Kaufmann Joseph von Arimathia hat die Henker und die Entscheidungsträger bestochen, Jesus wurde frühzeitig bewusstlos vom Kreuz genommen und in eine von Arimathia gekauften Gruft gelegt. Dann wurde Jesus aus der Gruft verlegt und unter dem Schutz des Kaufmanns gesund gepflegt, der ihn dann mit seiner Handelskarawane mit nach Indien nahm.

Unter „Auferstehung“ verstand Jesus vermutlich die Inkarnation, also die Seelenübertragung nach dem Tod zu einem anderen neu geborenen Menschen. Dadurch erklärt sich die Empfehlung von Jesus, seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst, denn jeder von uns kann im neuen Leben der „Nächste“ sein. Wer diesen Glauben hat, der kann sich vorstellen, z. B. in Afrika die Kriege und den Klimawandel einerseits und die Geld- und Machtgier andererseits auf der Welt zukünftig noch erleben zu müssen, wenn er sich nicht in seinem heutigen Leben im Rahmen seiner Möglichkeiten für Flüchtlinge und Bedürftige und für das Gemeinwohl aller Menschen einsetzt. – Helmut Kähler

 

Ein Kompliment für den Versuch, die Auferstehung Jesuzu hinterfragen und deren Genesis kritisch zu durchleuchten. Immerhin geht es um das hoffnungsträchtigste Fundament, den „Dreh- und Angelpunkt“, des christlichen Glaubens. Eingebettet in wunderschöne österliche Bilder wird mit der historisch nach und nach immer weiter ausgeschmückten Legende ins Gericht gegangen. Dabei bleibt offen, ob und wie es nach dem Tod eines Menschen mit ihm überhaupt und in welch religiös verklärter Vorstellung auch immer weiter geht. Weil nicht beweisbar, ist dies keine Frage des Wissens, sondern allein des Glaubens, der seinerseits allemal eine wirkungsmächtige Realität ist. Zu dem im Text erwähnten rätselhaften, im leeren Grab mit einem langen weißen Kleid sitzenden Jüngling gehört, dass Markus ihn schon in einer Gethsemane-Szene erwähnt. Dort lässt ihn der Evangelist in einem merkwürdigen, um nicht zu sagen eindeutigen, jedenfalls nicht „engelhaften“ Licht erscheinen.

Ergänzend auch noch zur Rolle von Pilatus. Bis heute ist es gang und gäbe, den römischen Statthalter für den Tod Jesu am Kreuz verantwortlich zu machen. So heißt es auch im Text, Pilatus habe den im „Schnellverfahren“ verurteilten, radikal pazifistischen Wanderprediger Jesus „unverzüglich“ hingerichtet. Die Evangelisten erzählen anderes. Nicht Pilatus („Ich finde keine Schuld an ihm“) war derjenige, der den Tod Jesu wollte. Im Gegenteil. Lange versuchte er, die Vollstreckung des vom Volk auf Betreiben der jüdischen Orthodoxie („Er hat Gott gelästert… Er ist des Todes schuldig“)gefällten Urteils („Der ganze Haufe schrie und sprach: Hinweg mit diesem und gib uns Barabbas los“) zu verhindern. Pilatus, dem die Hohenpriester Jesu, gewiss ein Aufrührer, wenn auch kein politischer, sondern ein religiöser, überantwortet hatten, da sie selbst niemand töten durften, vollstreckte schließlich ein Urteil, das andere zu verantworten hatten. – Dr. Eugen Schmid

 

Der Artikel „Das leere Grab“, Zeit-Magazin No. 16 vom 8.4.2020 fordert zur Anmahnung einer journalistischen Redlichkeit heraus: Es wundert mich immer wieder, mit welchem Verständnismangel und Nicht-Wissen-Wollen mit Glaubens- und Wissenschaftsfragen auch in “ Die Zeit“ umgegangen wird. In dem Artikel wird zu vermitteln versucht, dass eine Auferstehung für einen rationalen und wissenschaftlich denkenden Zeitgenossen nicht denkbar ist. Meines Erachtens ist der Knackpunkt bei diesem Problem die Jordantaufe, bei der Jesus zu Christus getauft wurde und damit eine Gottheit in einen menschlichen Leib eingezogen ist (Markus 1, 9-11). Damit ist es nicht der Wanderprediger Jesus, sondern Jesus-Christus,der durch göttliche Kraft seine Wundertaten vollbrachte. Dass zum Ende der drei Jahre des Christuslebens die Kreuzigung sein musste, ergibt sich aus seinem göttlichen Auftrag, menschliches Leid bis in die tiefsten Schrecknisse durchzumachen, damit er den Menschen in ihrem Leid immer beistehen kann, weil er das Tiefste erlitten und überwunden hat.

Und wie das Wunder der Auferstehung verstanden werden kann, können 27 Millionen Deutsche erklären, die laut Umfragen an eine Wiedergeburt glauben. Das ist plausibel, weil eine Seele sicherlich mehrere Leben als Reifestufen braucht. Dass es eine Wiedergeburt tatsächlich gibt, dafür findet sich inzwischen ein dringender Hinweis in dem Buch „Seelenvermächtnis“ von Udo Wieczorek (Gmeiner Verlag, 2015), wo er beschreibt, dass er im 1. Weltkrieg sterbend (sich) einen Brief schrieb, den er 1997 als Wiedergeborener findet. Weiterhin, nicht einmal die Möglichkeitin Betracht zu ziehen, dass Saulus vor Damaskus tatsächlich eine Christusbegegnung hatte, zeugt von einer Deutungsnot, die in Verflachung einen Ausweg sucht. Was nach dem eigenen Weltbild nicht sein kann, dazu dürfen sich nicht einmal Fragen ergeben. Die im Artikel dargelegte Umdeutung der Ereignisse in Palästina mit Hilfe des landläufigen Verständnisses von „Naturwissenschaft“, zeigt, dass die naturwissenschaftliche Erkenntnismöglichkeit hier sehr eng verstanden wird. Die Erkenntnisse der Physik des 20. Jahrhunderts mit dem mehrdimensionalen Raum, der Relativitäts- und Quantentheorie finden keinen Eingang. Die Physik macht doch gerade vor, dass unterschiedliche Zugänge zu einem Phänomen notwendig sind, um z.B. die Doppeldeutigkeit des Lichtes entweder als elektromagnetische Welle oder als Korpuskularstrahlung zu verstehen.

Wenn man zur Erfassung eines Phänomens die falsche Betrachtungsweise (in der Physik Messmethode) wählt, kommt man nicht zu einer angemessenen Erkenntnis. So werden in dem vorliegenden Artikel die geschichtlichen Tatsachen mit reduktionistischen Vorstellungen gedeutet, was dem Ganzen nicht gerecht wird. Daran darf jeder gern aufwachen, dass geisteswissenschaftliche Fragestellungen nicht naturwissenschaftlich erklärt werden können. Denn in welcher Einheit wollte man Liebe messen? Dass aber liebende Zuwendung zu einer Person enorme Lebensenergie freisetzen kann, wissen wir hoffentlich alle. Und dass eine Person wie Paulus seine Schaffensenergie aus Liebe zur Tat geschöpft haben kann, lässt sich in der Geschichte oftmals verfolgen. – Dr.med. Dipl.phys. Claus-Carsten Geck

 

Bei der historischen Frage nach der Auferstehung Jesu müssen drei Ebenen unterschieden werden: 1. Die historischen Ereignisse („Was geschah wirklich?“); 2. die Darstellungen in den Evangelien und bei Paulus und deren Selbstverständnis; außerdem 3. die heutige Interpretation und Beurteilung. Zur ersten Ebene können oder wollen die Verfasserinnen nichts sagen, die zweite und dritte Ebene werden im Blick auf die Evangelien in problematischer Weise vermischt. Nicht nur Paulus, auch die vier Evangelisten gehen klar von der Auferstehung als historischem Ereignis aus, anders ist das durchgehende Bemühen, Zeugen dafür zu benennen, nicht sinnvoll erklärbar. Nicht in legendenhaften „Trostgeschichten“, sondern in der für die Betroffenen selbst überraschenden Erfahrung eines Handelns Gottes in Raum und Zeit liegt die Provokation des Ostergeschehens – und auch das eigentliche Trostpotenzial: Der Tod hat nicht das letzte Wort.

Dass in den Osterberichten der Evangelien nur „Nebelschwaden“ zu finden sein sollen, entspricht nicht deren Selbstverständnis und ist klar der dritten Ebene zuzuordnen – eine Position, die man vertreten kann, aber nicht vertreten muss. Dass schließlich Markus Jesus nicht als „Sohn Gottes“, sondern nur als „Menschen-Sohn“ bezeichnet haben soll, ist schlicht falsch: Schon die Überschrift am Beginn ist vom „Evangelium von Jesus Christus, dem Sohn Gottes“ die Rede, danach kommt die Bezeichnung an Höhepunkten im Evangelium vor (Kap 1,11; 9,7; 14,61; 15,39). Hier und an anderen Stellen sind die Ausführungen der Verfasserinnen leider nicht auf dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Exegese. – Prof. Dr. theol. habil. Johannes Zimmermann

 

Allerlei Mythen ranken sich um das Leben von Jesus. Für seine „Auferstehung“ möchte ich eine weitere Version hinzufügen. Dabei gibt es keinen Beweis für seine Existenz. Kein Chronist jener Zeit liefert irgendeinen Hinweis für Leben und Wirken von Jesus. Die Evangelisten wurden erst Jahrzehnte später aktiv und es ist unklar, was bei ihnen Dichtung und was Tatsache ist. Nun ist aber anzunehmen, dass vor 2000 Jahren Gurus ihrer Anhängerschaft neue Heilslehren verkündeten. Die hohe jüdische Priesterschaft wird diese Entwicklung aufs Heftigste abgelehnt haben. Um solche Abweichler auszuschalten, zeigte man sie bei den Römern an, deren Interesse darin bestand, Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten. Also übernahmen die Römer die Bestrafung von Unruhestiftern. So kam es zur Hinrichtung von Jesus am Kreuz.

Eine grausame Prozedur, wobei Gekreuzigte nicht immer schnell starben, sondern bis zu 3 Tage litten (Quelle: Wikipedia). Vorstellbar ist, dass am Ende des ersten Tages Angehörige kamen, die Wachen bestachen und den noch lebenden Verurteilten mitnahmen und gesund pflegten. So wäre zu erklären, warum er nach seiner Kreuzigung wieder gesehen wurde. Natürlich war es für ihn besser, in dieser Situation zu verschwinden und sich nicht mehr zu zeigen. Das leere Grab ist auch nicht verwunderlich, denn die Kirche wurde seit ihren Anfängen mehrfach zerstört, und zwar besonders gründlich im Jahre 1009 unter dem Fatimiden-Kalifen al-Hakim. Später bauten die Kreuzfahrer sie nach 1160 neu auf. – Heinz Ritter

 

Wozu die häßliche und obendrein historisch unhaltbare Attacke gegen Paulus ? Ohne Paulus gäbe es nicht die Evangelien und die weiteren Zeugen des Neuen Testamentes. Ohne Paulus würden wir heute nicht Karfreitag und Ostern feiern als das Fest des Lebens und der Liebe Gottes ( Röm. 5, 1-11. und 8, 31-39). So wie die Evangelisten keine Biographen sind ( siehe Albert Schweitzer : Geschichte der Leben Jesu Forschung ) so ist auch Paulus kein „Erfinder des Christentums“. Ihm verdanken wir die Universalisierung des biblischen Glaubens an den einen Gott, den Vater Jesu Christi, der auch unser Vater ist: “ Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus “ ( 1.Korinther 3,11 siehe Eberhard Jüngel “ Paulus und Jesus “ ). Wenn einer erkannt hat und davon ergriffen ist, daß Jesus der gekreuzigte und auferstandene Christus ist, und sich dessen bewußt und gewiß ist, daß es nicht um eine Tatsache geht, sondern um eine geheimnisvolle Tat, dann ist es der Apostel Paulus ( 1.Korinther 15 ) mit seinen zutreffenden “ Neuformatierungen aller gesellschaftlichen und religiösen Regeln“ , mit seiner befreienden Ermutigung zur Nächsten- , Fremden- und Feindesliebe und nicht zuletzt zur Selbstliebe ( Römer 12, 1 ff, Galater 3,26 f und 5,1 -15) . – Helmer-Christoph Lehmann

 

Dass die Auflage vor christlichen Feiertagen, wie jetzt zu Ostern, mit einer reißerischen Schlagzeile wie: „Auferstanden- oder doch nicht?“ erhöht werden soll, wurde schon von Giovanni di Lorenzo bestätigt. Sei es drum. Aber dass die Auferstehung und die damit verbundene Hoffnung von einer Theologin und Pfarrerin in Frage gestellt wird, sprengt alle Grenzen. Selbstverständlich darf jeder seine Meinung äußern, aber in Zeiten der Krise, wo mehr Menschen als sonst, im Glauben Trost, Hoffnung und Kraft suchen und sogar finden, ist es unverantwortlich mit Mutmaßungen zu spekulieren. Mit Argumentationen, die ihnen höchstwahrscheinlich den letzten Strohhalm nehmen, , dass „das Original“ mit Entsetzen endet und dabei nicht die anderen drei Evangelien ausreichend berücksichtigt bzw. durch ihre Abfassungszeit in Bezug zur Kreuzigung in Frage stellt, greift zu kurz. Menschen den Boden in dieser Zeit vielleicht unter ihren Füßen wegzureißen, weil suggeriert wird, es wäre nicht vorstellbar, dass es nach vielen Jahren der Auferstehung möglich ist, den Vorgang richtig wiederzugeben, sollte eine Pfarrerin daran erinnern, dass alle Schrift von Gott eingegeben ist und nicht vom Menschen. – Danny Schmidt

 

Amüsiert und irritiert. Als Philosoph bin ich jedes Mal neu amüsiert und irritiert zugleich über manche Kommentare zum Ostergeschehen. Amüsiert bin ich, weil jedes Jahr darauf hingewiesen wird, dass diese ganze Ostergeschichte der Bibel doch eigentlich eine riesige Erfindung sei – man sich aber jedes Jahr immer wieder neu dessen versichern muss. So ganz kaufen sich diese Leute ihre feste Überzeugung offenbar selbst nicht ab. Irritiert bin ich, weil etliche der Argumente reichlich verquer sind und trotzdem immer wieder hinter dem Ofen hervorgeholt werden. Da ist z.B. die Unsicherheit in den Evangelien. Im ZEIT-Magazin findet sich die Aussage, dass nach deren Darstellung des Ostergeschehens niemand „Jesus nach seiner Hinrichtung zweifelsfrei identifiziert“ habe. Wie bitte? Schon eine einfache Hermeneutik zeigt das Gegenteil. Maria Magdalena, der Kern der Jünger um Petrus, die Emmausjünger – alle identifizieren Jesus ganz sicher, auch wenn sie es zunächst nicht recht glauben wollen. Genau das ist die Absicht von Matthäus und Konsorten. Ach ja, und der „ungläubige“ Thomas legt trotz der Aufforderung keineswegs die Finger in die Wundmale Jesu, sondern bekennt den vor ihm Stehenden als seinen Herrn und Gott.

Auch die Spätdatierung der Evangelien hat weniger mit historischen Fakten, denn vielmehr mit persönlichen Vorurteilen zu tun, wie man in der Geschichte nachvollziehen kann. Je weiter man die Evangelien nach hinten datiert, umso eher ließe sich ihre Erfindung behaupten. Das ist ja, mindestens seit Reimarus, auch das Ziel solcher Spekulationen. Philosophisch scheint der Punkt ein ganz anderer zu sein, nämlich der, ob man den Evangelien glaubt oder nicht. Gläubige Christen können ohne weiteres an ihrem Inhalt festhalten, der durchaus logisch stimmig darstellbar ist. Darauf wurde im ZEIT-Magazin hingewiesen. Auf der anderen Seite stehen Atheisten und Nicht-Gläubige, die ihrerseits Argumentationslinien konstruieren, um ihre Sicht der Dinge zu etablieren. Es bleibt spannend, ob im nächsten Jahr endlich etwas Neues in diesem Spannungsverhältnis angeboten wird. Ohne pseudotheologisches Geschwurbel, wie es der Rentner Lothar Dombrowski vermutlich formulieren würde. – Michael Kämpfer

 

Ich beziehe mich auf Ihren Artikel „Auferstanden“ aus dem Magazin Nr. 16 und möchte es an einer Stelle präzisieren. Es heißt bei Ihnen: „Der angeklagte Jesus wurde am Tag nach dem Passahfest (dieses fand an einem Donnerstag statt) im Schnellverfahren verurteilt und starb noch am Nachmittag des Freitags…“ Richtiger wäre: Für Markus und nachfolgend die anderen Synoptiker wurde Jesus nach dem Seder-Mahl, während des Passahfestes, gefangengenommen und starb am 1. Feiertag des Passah. Begründung: Das Fest der Ungesäuerten Brote beginnt am Vorabend (das wäre nach Markus´Wochenschema der Donnerstagabend) zum Freitag. Jesus wäre demnach an einem der höchsten Feiertage gestorben, und nicht danach. Wie das historisch zu bewerten ist, steht allerdings auf einem anderen Blatt. – Frauke Dolder

 

„Auferstanden“ im Zeit-Magazin vom 08.04.20 habe ich mit großem Interesse und Gewinn gelesen, herzlichen Dank! Sie habe den richtigen „Ton“ zur richtigen Zeit „verstörend“ (im Sinne von Navid Kermani) getroffen. Nun geht die Geschichte ja weiter und mein Wunsch wäre, dass Sie beide deshalb noch eine Brücke über Himmelfahrt bis Pfingsten schlagen: ebenso fundiert, kritisch, ruhig etwas „feministisch“, d. h. mit dem nötigen Salz in der Suppe, damit sie schmackhaft wird! Es sind nur sechs Wochen…Wenn Sie länger brauchen sollten, kann ich auch ein Jahr warten, was macht das schon im Vergleich zu 2000 Jahren…? – Dr. Eberhard Seitz

 

Ich möchte Ihnen meine Anerkennung ausdrücken dafür, wie Sie die Ostergeschichten nacherzählt haben. Man folgt Ihrer Erzählung gern, die historischen Erläuterungen fügen sich harmonisch ein. Mir wird bleiben, wie Sie die Ostergeschichte nach Lukas und die nach Johannes mit Gesten charakterisieren: Jesus reicht in Emmaus das Brot, Jesus wendet sich Maria Magdalena zu und ruft: Maria! Thomas nennen Sie einen Empiriker, aber er greift nicht bloss in die Wunde, damit er einen Beweis hat, sondern spürt die Verletzlichkeit. Diese Deutung spricht mich an. Schön ist auch, dass Sie Paulus das grosse Gebot der Nächstenliebe zitieren lassen, es war gewiss vielen Lesern nicht gegenwärtig, dass auch Paulus diesen Satz lehrt. Eher noch als Zustimmung macht einen Widerspruch zum Leserbriefschreiber! So geht es mir auch. Das betrifft vor allem Paulus. Ich war viele Jahre Pfarrer an der Pauluskirche in Basel. Deswegen fühlte ich mich verpflichtet, die New Perspective on Paul zur Kenntnis zu nehmen. Sie vertreten dagegen eine traditionelle Sicht, was ich schade finde; sie ist ja nicht falsch, aber einseitig.

Ich kann Ihnen nicht zustimmen, dass er als einziger ‚auf der bewiesenen Tatsache einer Auferstehung Jesu beharrte’ (S. 22); ich finde seine Auffassung nicht buchstäblicher, quasi fundamentalistischer als die der Evangelisten. ‚Die Aufhebung der naturwissenschaftlichen Gesetze durch die Auferstehung eines Toten zieht in den Augen des Apostels Paulus zwangsläufig auch eine Neuformatierung aller gesellschaftlichen und religiösen Regeln nach sich.’ (S. 23) So kann ich Paulus nicht verstehen. Paulus sieht in der Auferstehung die messianische Hoffnung erfüllt – oder er sieht sie als Anfang der Erfüllung. Der neuen Zeit entsprechen die Gesetze der bestehenden Welt nicht mehr. Die Anziehungskraft der entstehenden Gemeinden gründet doch nicht einfch darauf, dass die Christen ‚sich für ihren Glauben… foltern, kreuzigen, verbrennen und im Circus Maximus… zum Gaudium des Pöbels von Löwen zerreissen liessen’. (S. 17) Das ist so etwas wie die Bestätigung, dass die entstehenden Gemeinden neue Lebensformen aufbauen. Sieziehen die Benachteiligten im Imperium an. (Ich finde das am anschaulichsten im Kommentar von Luise Schottroff zum 1. Korintherbrief dargestellt.) – H.A. Ritter

 

Vier Aussagen, die sich nicht nur gegenseitig, sondern auch den Naturgesetzen widersprechen, die zudem erst Jahrzehnte nach dem angeblichen Ereignis aufgeschrieben wurden und auf Hörensagen beruhen … und von Panik erfasste Zeuginnen, die niemandem etwas von dem Geschehen berichteten, von dem nun die ganze Welt weiß. Offensichtlich wurde hier nicht der Tod, sondern die Vernunft besiegt. – M. Neuser

 

Mit viel Interesse habe ich den Osterartikel in dem dieswöchigen Zeitmagazin zur Auferstehung (Nr. 16, S. 14-23) gelesen und mich über die kritische Auseinadersetzung sehr gefreut. Hängen geblieben bin ich aber am letzten Abschnitt der linken Spalte auf S 14: „Soviel dürfte feststehen, …“ Jesu sei eine historische Figur. Gibt es mittlerweile klare historische Dokumente aus der Lebenszeit Jesu, z. B. den Eintrag von Maria und Josef in das römische Register mit dem zusätzlichen Eintrag der Geburt Jesu oder ähnliches oder bleibt es doch bei der „biblischen“ Erwähnung durch Flavius ca 40 – 70 Jahre nach der fraglichen Geburt Jesu. Es würde mich freuen, wenn das wohl im Konjunktiv formulierte historische Datum eine festere Grundlage hätte. – Dr. Dr. Wilhelm Classen

 


 

 

Leserbriefe zu „Ich habe einen Traum “ mit Rutger Bregmann im ZEIT Magazin

 

Wird hier von einem ’neuen‘, „realistischeren“ Menschenbild nur „geträumt“? Nein, es wird dies zugleich ‚erhofft‘ und ‚geglaubt‘. (Fast so, wie der Apostel Paulus „mit allen Fasern seines Herzens“ an die Auferstehung Jesu glaubte. So formuliert es der vorausgegangenen Artikel der Schwestern Johanna Haberer und Sabine Rückert.) Doch damit begnügt sich Rutger Bregman nicht. Er behauptet, dass dies „realistischere“ Menschenbild „auf neuesten Forschungen beruht“, und verweist dabei auf sein Buch „Im Grunde gut. Eine neue Geschichte der Menschheit“. Dort träumt, hofft und glaubt er nicht nur, er weiß sogar: „… die Evolution des Menschen basiert tatsächlich auf Kooperation und Freundlichkeit.“ In Krisenzeiten wie heute (oder damals zur Zeit des Paulus) werden solche Botschaften gern gehört und weitergesagt. Und je mehr Menschen dies glauben, hoffen oder erträumen, desto größer kann ihre helfende, ermutigende und tröstende Wirkung sein. Sogar unabhängig vom Wahrheitsgehalt jener Botschaften.

Allerdings wächst damit auch die Gefahr bitterer Enttäuschung, wenn sich herausstellt, dass weder unser neues Menschenbild noch dessen Begründung „realistisch“ ist. Nach 1. Mose 8,21 befand Gott selbst schon: Der Mensch „ist böse von Jugend auf.“ Und die „neuesten Forschungen“ ergeben, die Evolution allen Lebens basiert auf den zwei Überlebensprinzipien Kooperation und Konkurrenz, die sich wechselseitig steigern, aber auch auslöschen können: Ohne härteste Auslese würde es den heutigen Menschen nicht geben, dem sogar ermöglicht wurde, seine kooperativen Fähigkeiten mit Hilfe bewusster Entscheidungsvorgänge zu steigern. Mit deren Hilfe hat dann allerdings dieser heutige Mensch alle übrigen, darin unterlegenen Menschenarten ausgeschaltet. Dieser Gefahr jedoch bleibt er selbst unterworfen, wie gerade die gegenwärtige Coronakrise zeigt: Ein winziges, für unsere Augen unsichtbares Virus, das ohne fremde Hilfe weder überleben noch überhaupt selbständig leben kann, ist durch seine exponentielles Vermehrungsfähigkeit in der Lage, sogar das einzige Lebewesen auszulöschen, das sich bewusst gegen unfreiwillige Kooperation wehren kann. – Eckhard Heumann

 

Rutger Bregman schreibt: «Wir sollten aber nicht die Gelegenheit verschwenden , die sich jetzt bietet: grundsätzliche Fragen zu unserem Zusammenleben zu stellen. Viele tun das gerade. Und ich glaube, dass es …gute Antworten gibt, zum Beispiel die Idee des garantierten Mindesteinkommens für alle, bessere Arbeitsbedingungen und Institutionen, die auf das Gute im Menschen setzen.» Doch leider ist unsere Zukunft nicht deshalb bedroht, weil die Menschen nicht «gut» sind. Denn leider sind Einschränkungen nötig für eine gute Zukunft, und es wird nicht als gut angesehen wird, Einschränkungen zu fordern. „Gute“ Verhaltensweisen können zu Zukunftsbedrohungen führen, wenn sie von Millionen Menschen ausgeübt werden. Das betrifft insbesondere zwei Fälle. Zum ersten Fall. In vielen Ländern gibt eine grosse Familie den Eltern Ansehen und Wohlwollen. Zu Recht ist die Mutter, die für viele Kinder sorgt, ein Vorbild der Selbstlosigkeit. Allerdings eines der wesentlichen Ereignisse der letzten hundert Jahre war, dass sich die Zahl der Menschen um den Faktor vier erhöht hat und dass diese Entwicklung zu tiefen demografischen Gräben geführt hat. Zum Beispiel: Nach einer UN-Prognose wird Nigeria im Jahre 2100 mehr Einwohner haben als Europa (794 gegenüber 645 Millionen). Zum zweiten Fall: Grossartige technische Erfindungen, etwa der Verbrennungsmotor, die Plastikproduktion oder die moderne Landwirtschaft haben der Menschheit enorme Vorteile gebracht. Sie haben aber auch ermöglicht, die Ressourcen der Erde zu plündern und letztlich auch den Klimawandel auszulösen.

Bregman hat recht: «…die Evolution des Menschen basiert tatsächlich auf Kooperation und Freundlichkeit.» Allerdings hat die Evolution noch anderes parat, um trotz begrenzter Ressourcen gutes Fortbestehen zu sichern. Ein Beispiel: In einem Wolfsrudel darf nur das Alphamännchen Nachwuchs zeugen. Ähnliches hat sich auch in verschiedenen Gesellschaften bewährt. Auf der Südsee-Insel Tikopia konnte die Kopfzahl der Bevölkerung über Jahrhunderte bei einem Wert von ca. 1000 konstant gehalten werden: Nur der älteste Sohn durfte Kinder haben (vgl. Wikipedia: «Wenn dennoch ein ungewolltes Kind geboren wurde, dann war dieses unweigerlich dem Tod geweiht.»). Humaner funktionierte es in abgelegenen Fluss-Oasen im West-Himalaja, wo die überzähligen Kinder Mönche wurden (siehe Film und Buch „Das alte Ladakh“). Aber auch in Mitteleuropa war es üblich, dass ein Bauern-Hof an genau einen Sohn vererbt wurde. Die übrigen Geschwister waren gezwungen (falls Alternativen fehlten, was oft der Fall war), ihr Leben als Dienstboten zu verbringen. In mittelalterlichen Herrscherhäusern war es üblich, dass Überzählige einen geistlichen Beruf wählten. Ab der Regierungszeit von Mehmed III (1595) wurden in der Türkei die überzähligen Prinzen nicht mehr beim Herrschaftsantritt des jeweiligen Regenten getötet, sondern unter anderem auch auf den Prinzeninseln (bei Istanbul) lebenslang unter strengen Hausarrest gestellt.

Derartige Lösungen wurden nicht angewandt, dort wo es sich lohnte Kriege zu führen. Denn dann bot sich die Gelegenheit, die „überschüssigen“ jungen Männer für Eroberungszüge einzusetzen. Es konnten auch Eroberungszüge gegen die Natur sein, oder es ging darum, die Möglichkeiten und Ressourcen der Menschheit zu vergrössern oder Märkte zu erobern. Letztere Lösungen nutzten auch der Natur, wenn besagter Einsatz soviel Anstrengungen benötigte, dass fürs Gründen einer Familie (insbesondere einer grösseren) kein Freiraum mehr vorhanden war. Beispiel: Südkorea mit einer Geburtenrate unter 1. Schön wäre, wenn letztere Möglichkeit weltweit anwendbar wäre. Denn wenn sich – wie – in Südkorea – die Bevölkerung pro Generation halbierte, wäre der Klima-Wandel beherrschbar. Nicht tragbar wäre es – wenn sich Afrikas Bevölkerung – entsprechend von UN-Prognosen bis 2050 verdoppelte und dieser Trend sich noch fortsetzte.

Der technische Fortschritt weckte die Vorstellung, dass es möglich sei, ein (abgeleitetes) Menschenrecht auf Vermehrung (unabhängig von den langfristig vorhandenen Ressourcen) zu garantieren. Es erweist sich jedoch, dass dadurch unlösbare Zielkonflikte zwischen dem Recht auf Eigentum und anderen Menschen-Rechten entstehen. Gewiss Eigentum verpflichtet. Dies kann jedoch nicht verhindern, dass durch das Recht auf Vermehrung auf mehreren Ebenen Effekte entstehen, die man mit dem Begriff «Tragik der Allmend» charakterisieren kann. Die wirksamen Lösungen für dieses Phänomen wären aber das durchgesetzte Recht auf Eigentum oder ähnlich wirksame staatliche Massnahmen. Entsprechende Lösungen müssten natürlich ausdiskutiert werden unter Einbezug aller möglichen Alternativen und langfristigen Wirkungen. Es geht also nicht nur darum, dass die Menschen im herkömmlichen Sinn besser werden, sondern es geht auch darum, klarzumachen, was nötig ist, damit die Menschheit gut überleben kann und die Akzeptanz für eine entsprechende Verhaltensweise zu wecken. – Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbrief zu „Über Themenfindung und Humor in der Krise“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Als langjähriger Fan (die weiblich-korrekte Form gibt’s dafür wohl nicht!?!) Ihrer Kolumnen habe ich mich sehr darüber amüsiert, dass Gott offenbar ein Single sein könnte. Wenn Sie da mal nicht mit den christlichen Theologen in Konflikt geraten. Gott hat doch ’nen Sohn, und was ist mit dem Heiligen Geist? Für mich ist das immer eine Drei-Männer-Wirtschaft gewesen. Insofern würde die Aussage besser auf den jüdischen Gott oder Allah passen, meinen Sie nicht? – Dr. Almut Mey

 


 

 

Leserbrief zu „Die Gärten der anderen (34). RANUNKELSTRAUCH“ von Anne Schwalbe im ZEIT Magazin

 

Moin, die Töpfermeisterin sollte beim töpfern bleiben und Frau Schwalbe nicht alles glauben, was auf Ton gebaut ist: ein Ranunkelstrauch ist sehr wohl für Bienen und Insekten wertvoll, es müssen aber ungefüllte Blüten sein – steht in jedem Gartenführer… – H. Feilhauer

 


 

 

Leserbrief zu „In guten wie in schlechten Zeiten“. Fotostrecke von Yana Wernicke und Jonas Feige und Gespräch mit Shiri Lavy geführt von Heike Faller im ZEIT Magazin

 

Sowohl den Resilienz-Artikel als auch die Fotostrecke finde ich sehr hoffnungsstark – wie passend zu Ostern! Vielleicht passend dazu anbei ein Foto, welches Sie gerne abdrucken dürfen, gemacht von mir gestern, am Ostermontag in der Nähe von Dahme/Ostsee. Zeigt es doch in im wahrsten Sinne des Wortes natürlicher Weise (von Links nach Rechts) Hoffnung, Durchhalten, Leben. – Dirk-Andrew Heil