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16. November 2017 – Ausgabe 47

Leserbrief zu „Kann er Gedanken lesen?“ von Moritz Aisslinger

Ich hoffe der letzte Wunsch des Herrn Professore Birbaumer möge als solcher unerfüllt bleiben, denn schon mit dem Einstellen der künstlichen Ernährung unweigerlich Fabio von sich aus nach „Hunger“ schreien würde! So sympathisch Niels Birbaumer uns auch erscheinen mag: Die Antwort auf die Frage, woher die Stimme kommt und wozu diese uns dienlich sein kann, sucht er im Gehirn. Ich danke für die neugewonnenen Erfahrungswerte. – Michael Reisner


Leserbrief zum Titelthema „Wie aufklären?“

Sie fragen, ob ich mich an den Sexualunterricht erinnern kann. Aber das ist ja keine Frage. Sie haben ja schon eine Antwort. Als ehemalige Lehrerin könnte ich Ihnen schon ein Beispiel schildern, nicht aus dem Biologie-Unterricht, sondern aus dem Deutsch-Unterricht einer Realschulklasse. Es war eine meiner wichtigsten Erfahrungen als Lehrerin …. – Marlies Buchholz


Leserbrief zum Titelthema „Wie aufklären?“

Vielen Dank! Ich möchte gern mich über das Thema äussern. Als ich neugierig war,habe ich meine Eltern gefragt und richtige Antworten bekommen. Ich habe auch ein Buch gelesen. In der Pubertät bin ich ein Mal pro Woche zu einer kleinen Mädchen Gruppe gegangen,die von einer Gynäkologin geleitet würde. Dort hat die Ärztin über alles was wir wissen wollte und Medizin gesprochen. Als mein Sohn seinen ersten  Sexualkundeunterricht bekommen sollte, habe ich mit ihm vorher gesprochen. Obwohl er noch nicht soweit war,habe ich es getan. Dann hat er von der Lehrerin was gehört und Filme gesehen, die ihm teilweise schockiert hat. „Aber er war schön von der Mama aufgeklärt worden. „Bei meiner Tochter habe ich auf ihre Frage antwortet, und ein Gespräch mit ihr über das Thema durchgeführt. Es geschah vor dem Unterricht in der Schule. Sie war in der Schule auch schockiert, „aber sie wusste alles schön. „ In der Pubertät fragte und frage ich häufig über ihre Erfahrungen und ob sie einen Freund oder eine Freundin haben. Ich bin für Gesundheitszentrumsaufklärungskurse, als Ergänzung der Aufklärung der Eltern. Entschuldigung für die Meinungsäußerung, aber dieses Thema ist mir wichtig. Vielen Dank. – Arlete von Kries


Leserbrief zum Titelthema „Wie aufklären?“

Das Thema Sexualkunde-Unterricht wurde bereits 1968 in der kath. Akademie mit später so bekannten Teilnehmern wie Helmut Kohl und Referentin Hanna Renate Lauren, damals Oberstudiendirektorin, behandelt. Die Einladung begann mit „anders als bei Schmetterlingen“ …. Dieses Feld wird immer heikel sein, denn es ist der Intimbereich, der  grundsätzlich von der Familie zu klären wäre; bare da streiten Privatheit und Schutz des Kindes bei Nicht- oder Falschaufklärung miteinander. Heute geht man damit anders um, aber ist da alles besser?  – Hubertus Plenk


Leserbrief zum Titelthema „Wie aufklären?“

Als Stuttgarter ist mir der ehemalige Kultusminister Stoch ein Begriff. Die Diskussion um den Sexualkundeunterricht ebenfalls. Allerdings ist die Fragestellung allein bezogen den Sexualkundeunterricht zu kurz gegriffen. Natürlich bleibt „die Aufklärung“ Erziehungsaufgabe des Elternhauses. Allerdings haben wir in den vergangenen Jahrzehnten erlebt, dass Erziehungsaufgaben qua Politik immer mehr auf die Schule verlagert werden, die insgesamt nicht in der Lage ist, diese Aufgabe zu bewältigen. Kurz gesagt:  weniger Eltern, mehr Staat. Mehr Erziehung durch den Staat ist eigentlich Kennzeichen von Staaten, die eher entfernt von demokratischen Staatsformen liegen. Ist die Fragestellung nicht Anlass genug, darüber nachzudenken, den Anspruch der Kinder und Jugendlichen auf elterliche Zuwendung zu diskutieren und nicht erneut den staatlichen Ersatzlösungen das Wort zu reden? Genderproblematik ist hier eigentlich nur der Auslöser, sich – wenn man will – mit der tieferen Problematik auseinander zu setzen, die Flucht der Eltern aus den Erziehungsaufgaben und der Versuch des Staates Eltern zu spielen. – Ulrich Cronmüller


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Kann einer von Ihnen mir freundlicherweise erklären, welchen intellektuellen Gewinn ich beim Lesen der Dialoge von Larissa und Thomas oder welche ästhetische Freude beim Anblick von deren Fotos empfinden sollte? Alleine komme ich nicht weiter. Besten Dank für die Lebenshilfe. – Klaus Grieshaber


Leserbrief zum Titelthema „Wie aufklären?“

Wie klärt man richtig auf und was ist das richtige Maß für eine gelungene Sexualaufklärung? Daran scheiden sich seit Jahrzehnten die Geister. Ein Thema um das Eltern, aber auch Pädagogen gerne einen Bogen herum machen. Vielleicht fehlt es auch an verbindlichen Hilfestellungen/Lehrplänen. Aus Erfahrung weiß ich: Gibt es in ländlichen Gebieten in Oberbayern, man mag es nicht glauben, noch Mädchen, die auf die erste Periode völlig verstört reagieren, weil sie nie aufgeklärt wurden, werden in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen Kinder mit nicht kindgerechten Themen konfrontiert. Es ist wie in anderen Bereichen in unserem Land, es fehlt am richtigen Maß. – Dasch


Leserbrief zu „Armes Wolfsburg“ von GRN.

„Zum sechsten Male fuhr ICE in Wolfsburg durch, der hätte halten müssen“, das finde ich eine sehr einseitige Betrachtungsweise. Man muß doch auch die Züge gegenrechnen, die dort gehalten haben, obwohl sie eigentlich durchfahren sollten !  ;-) – R. Wittig


Leserbrief zu „Lesen, nur lesen!“ von Manuel J. Hartung

Das Ausrufezeichen in Ihrer Titelzeile erscheint mit bedeutend. Das „nur“ würde ich je nach gemeinter Bedeutung hinterfragen. Insbesondere, was DIE ZEIT und ihr Format und Ihren Umfang betrifft. Aber auch der Spruch, den mir meine Großmutter mahnend mitgegeben hat: „Lesen bildet“ passt zu Ihrem Text!

Der Artikel von Manuel J. Hartung führt diesen „Spruch“ logisch weiter: Lesen regt mich dazu an, selber individuell Bilder im Kopf zu formen!  Meine Bilder! Und nicht einfach extern vorgeformte zu konsumieren.  Aus diesem Lesen folgt Sprechen, denn, so Ihr Autor, vielleicht etwas provokativ: „Sprechen ohne Lesen ist Gelaber.“ Deswegen sollte das Lesen gefördert werden, und dies sollte nicht nur Bücher und Wochenzeitung, sondern auch die Lokalpresse betreffen. Denn ich denke, die Beschäftigung mit der Printversion der Information entschleunigt auch unser Gehirn, formt behutsam Bilder und damit Denken. In der Tat sollten wir daher, wie Herr Hartung schreibt, das Lesen feiern. Dann ist die „schönste aller Kulturtechniken“ sicher nicht gefährdet! – Reinhard Kniepkamp


Leserbrief zu „Der doppelte Kubicki“ von Felix Rohrbeck et al.

Dieser Artikel bedient typischerweise die Anmaßungen der „Political Correctness“! Soll es für die Ernennung von Ministern tatsächlich Berufsverbote geben? Was halten Sie von einem Strafverteidiger, der nun Justizminister oder Innenminister wird? Beispiele gibt es auch in der Vergangenheit, wie z.B. Otto Schily. – Hans Hardenberg


Leserbrief zu „»Verglichen mit Trump können wir froh sein, einen Putin zu haben«“ von Josef Joffe

Nicht nur wir, sondern in einem besonderen Maße Russland, denn gäbe es dort noch einen Boris Jelzin oder einen M. Gorbatschow, gäbe es Russland schon lange nicht mehr. Zumindest hätten dann die Amis hinsichtlich der Rohstoffe über die Russland verfügt. Jelzin & Co hätten Russland an den Ami verraten und verkauft. Und nicht nur hinsichtlich der Rohstoffe! Was Russland braucht, das ist Mann wie Putin der entschlossen seine Nuklearwaffen ausbaut bzw. bereit hält und somit dem Ami seine Grenzen aufzeigt.

Keinesfalls kann Russland Typen gebrauchen, wie wir – Deutschland – sie beispielsweise haben; Schwätzer und Weicheier, die oftmals nicht mal richtig sprechen können (Seehofer)  und sich weltweit anbiedern, Duckmäuser und Vaterlandsverräter die heute noch glauben, sich und die autochthone deutsche Bevölkerung wegen der Vorkommnisse im sog. Dritten Reich  permanent geiseln zu müssen, Typen, von denen man seit Jahrzehnten den Eindruck hat das sie annehmen, eigentlich ist der autochthone Deutsche ein Arschloch, aber die Ausländer sind ganz große Klasse und unverzichtbar. Das wurde ja auch besonders krass deutlich, als eine gewisse Frau Böhmer meinte: „…diese Menschen mit ihrer vielfältigen Kultur….die Herzlichkeit und deren Lebensfreude sind eine Bereicherung…“  Klar, manchmal wird uns der Arsch weggebomt, aber das ist ja nicht mein Arsch und außerdem sind das gerade mal weniger als 1 Prozent die das machen….  Den anderen fehlt es am technischen/organisatorischen kow how…. Aber das hatte ja bekanntlich auch schon O.v. Bismrack erkannt: „Die Neigung sich fremde Nationalitäten zu begeistern, selbst dann, wenn diese Begeisterung zu Lasten des eigenen Vaterlandes geht, ist eine politische Krankheitsform, deren geografische Verbreitung leider auf Deutschland begrenzt ist“. Oder auch nur kurz gesagt: „Das Ausland hat für den Deutschen immer einen besonderen Anstrich“! – Heinz Weweler


Leserbrief zu „»Verglichen mit Trump können wir froh sein, einen Putin zu haben«“ von Josef Joffe

Ich möchte Ihnen vorab sagen, dass ich Sie von Ihrem Beginn an bei der Zeit nicht als Gewinn dieser Zeitung  betrachtet habe. Sie erschienen mir nie als zeitangemessener Intellektueller, vielmehr als stümperhaft und vor allem nicht als „unparteiich “ oder gar „objektiv“, sondern vielmehr als USA-orientiert/festgelegt, als ob sie einen Festvertrag mit irgendeiner USA-Institution zur Vertretung deren Interessen in Deutschland hätten. Und Ihr Interview mit Gehard Schröder bestätigt mich in dieser Annahme. Allein der Untertitel, „seinen Umgang mit Autokraten“, geschweige denn seiner Ansichten zu den „irrlichternden USA – vor allem deren Präsidenten – interessierten Sie nicht. Ich bin seit mehr als 50 Jahren Zeitleser; soviel an „armseligen“ Eindrücken wie in Ihrer Zeit als Herausgeber und „Schreiber“ – als mehr kann ich das nicht beschreiben – ist mir nicht erinnerlich. Ich hatte zwar auch Probleme mit dem Show-Star Schmidt,  aber der hatte wenigstens noch Nieveau.

Zur Sache: In Ihrer Befragung zur Bundespolitik sahen Sie echt ärmlich aus, als ob sie keine Geschichtskenntnisse zum USA – Russland-Verhältnis hätten.  Lesen Sie mal „Die Weltbeherrscher, Armin Wertz, Westend, Ffm 2025“ und „Dir Eroberung Europas durch die USA, Wolfgang Bittner, Westend, 2015“.  Sie hatten nur Phrasen-Fragen – der Zeit unwürdig und gegenüber Schröder diskriminierend. Hätten Sie Schmidt jemals solche Banalitäten und zu Floskeln befragt? Er hätte Ihnen den Zigaretten-Rauch mitten ins Gesicht geblasen. Zum Kernpunkt – Ihrer USA- Liebhaberei: Sind Sie nicht von Ihrer Herkunft her antideutsch und pro USA eingetacktet? Ich unterstelle Ihnen, dass Sie  die israelischen Übergriffe auf Palästinenser verharmlosen und – in Ihrem Sinne – „Auge um Auge“ – darstellen, so wie sie auch die bilateralen Beziehungen zwischen „Ost und West“ einseitig bewerten.Und so schrauben Sie auch das Ansehen und die Leistungen von Schröder als Kanzler und seine jetzigen Tätigkeiten herunter. Ich empfinde Sie als Denunziant – weil er Ihnen mißliebig erscheint, wird er diffamiert – als unehrenhaft, der Geldsucht verfallen – dargestellt.

Beschäment, Ihre Machenschaften – aber typisch –  und Sie wollen ein Intellektueller sein? Schröder war ein Bundeskanzler, der nach dem Stillstand der Aera Kohl die deutsche Politik belebt und klare – notwendige Entscheidungen – getroffen hat (Sozialreform – die heute jeder lobt, Verweigerung gegenüber Bush am Irakkrieg), worin  „plan- und ideenlos die umarmungsgeile Merkel gegenüber Bush jr. hineingestolpert wäre). Ich gebe Ihnen ein Empfehlung, wenn Sie Rückgrad haben: Treten Sie von Ihrem Herausgeberposten der Zeit zurück und Empfehlen Schröder als Ihren Nachfolger. Das wäre der größte Dienst, den Sie der BRD leisten könnten. Schröder leistet jetzt Deutschland noch größere Dienste, als alle vorherigen Bundeskanzler, trotz seiner Diskriminierungen. Er ist, bleibt und lebt klare Kante – mit klarem Verstand und Souveränität, ungeachtet von Anfeindungen. Der Pöbel – Herr Joffe – hat ihn noch nie beeindruckt.   Und Sie ihn gewiss niemals. – Nikolaus Krost


Leserbrief zu „Geschlecht ist keine Krankheit“ von Silke Weber

Die besondere Brisanz ergibt sich aus dem Zusammenwirken des BVG-Urteils mit dem Antidiskriminierungsgesetz und der zu erwartenden Neigung vieler der 160.000  „Inter“-Personen (und von deren Beratern und Rechtsvertretern), die daraus ent- stehenden Ansprüche konsequent zu erheben und durchzufechten. Die Konsequenzen werden alle Institutionen, die bisher bzgl. Terminologie, Faszilitäten, Leistungen und Kosten (nur) zwischen Männern und Frauen unterschieden haben, tragen müssen. Ein gewaltiges Arbeitsbeschaffungsprogramm für Gesetzgeber, Gerichte, Juristen, Mediziner und Psychologen, insbesondere Gutachter aller Couleur, inbegriffen. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zum Titelthema „Wie aufklären?“

Ihre Eingangsfrage hat mich amüsiert; denn weder die Schule noch die Eltern haben dies getan; es geschah in unserer Generation noch mehr oder weeniger unter der Hand und schrittweise, indem man im Biologie-Unterricht etwas über die Fortpflanzung der Säugetiere erfuhr und sich seinen Reim darauf machte oder dies und das aufschnappte. Sexualität war vor Oswald Kolle ein Tabu-Thema. Anwürfe und Unterschriftaktionen gegen den einstigen Baden-Württembergischen Kultusminister Stoch haben hier ihren Ursprung, vor allem aber darin, dass auch über Homoseualität und Bi-Sexualität gesprochen werden sollte – als ob man durch Verschweigen einen Sachverhalt aus der Welt schaffen könnte. Es geht eben nicht so, wie in der sog. „Nonnenarithmetik“: eins, zwei, drei, vier, fünf, pfui, sieben …“ – Maaß


Leserbrief zu „»Verglichen mit Trump können wir froh sein, einen Putin zu haben«“ von Josef Joffe

Gerhard Schröder, der „Totengräber“ der SPD ,lobt heute noch die Agenda 2010. Die gesammte SPD Führung müsste sagen das diese Agenda falsch war und zurückgenommen werden sollte. Was hat die SPD zu verlieren? Das sie unter 20% fällt?. Unwahrscheinlich. Aber sie kann die Stammwähler, so wie ich auch einer war, zurückholen. Die Wahrscheinlichkeit das sie deutlich wieder zulegt bei den Wählern ist sehr groß. Aber wer traut sich das bei den heutigen Spitzen der SPD. So wird diese Partei in den nächsten 20 Jahren weiter um die 20% dahinvegetatieren. – Siegfried Jostes


Leserbrief zu „Sie haben es in der Hand“ von Matthias Geis et al.

Es fällt auf, dass in Ihrem sehr instruktiven Artikel Frau Merkel so gut wie gar nicht als sachlich führende oder steuernde Kraft erscheint. Das korrespondiert mit einer Aussage des FDP-Geschäftsführers Marco Buschmann, der ihre Rolle in den Sondierungsgesprächen folgendermaßen charakterisiert: „…, dass niemand genau weiss, welche inhaltlichen Prioritäten sie hat, wofür sie wirklich brennt.“ In der Tat: Es gab noch nie einen Kanzler (und CDU-Vorsitzenden), der, abgesehen von der reinen Machtfrage, so unambitioniert, so ambivalent, so profil- und prinzipienlos agierte wie die amtierende Bundeskanzlerin. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Sie haben es in der Hand“ von Matthias Geis et al.

Unser Geschäftsmodell ist verbraucht.  Egal wer regiert, die Probleme sind nicht mehr in den Griff  zu bekommen. Die Politik will davon nichts wissen. Viele Köche verderben den Brei. Das lässt sich auch auf die Politik übertragen. Die Globalisierung ist zu umfassend um auf den alten Pfaden weiterzumachen. Sollte sich die Jamaika-Parteien doch noch einigen, wäre das ein Schritt zurück. Das würde ohnehin nicht lange halten. Es gäbe ehemalige Politiker und Wissenschaftler die dazu in der Lage wären ein neues Geschäftsmodell zu placieren. Das will aber kaum jemand. Also was tun.? Es wird nur über eine spürbare Verschlechterung unserer Lebensqualität gehen. Das hat die Geschichte in allen Staaten der Welt, nicht nur in Deutschland, uns gelehrt. Wir werden uns noch gedulden müssen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „»Im Südsudan kostet schon ein Bohneneintopf viel mehr, als ein einfacher Mann im Schnitt am Tag verdient. Das ist so, als müsste ein New Yorker 321 Dollar für sein Mittagessen ausgeben.«“ von Mark Schieritz

Die Interview-Fragen sind gut, die Antworten vom Herrn der Welthungerhilfe fragwürdig. Da das Medianeinkommen im Sudan wohl unter 2 USD/Tag liegt, sind 2-3 Dollar für einen Bohneneintopf wohl nicht so falsch – vielleicht doch eher hoch – mit dem «sehr viel mehr – gemessen am dortigen Einkommen» dramatisiert er irgendwie in inkompetenter Weise. Hunger ist nicht das Resultat von Knappheit, sondern das Resultat riesiger Kaufkraft-Unterschiede. Dass Trump lieber etwas Überproduktion spendet als die Einkommensungleichheit zu hinterfragen, ist verständlich. Womit sonst als über Waffenlieferungen können die USA die Dollars zurück gewinnen, welche fürs Erdöl an Saudi Arabien fliessen? Ach, und es gibt also tatsächlich Klimawandel, aber das Ölgeschäft ist unabhängig davon? Diese Hungerhilfe bei gleichzeitiger Verteidigung der Einkommensungleichheit ist widerlich.  – Heinrich Lüthi


Leserbrief zu „»Ab 60 wird es peinlich, sich adoleszent zu geben. Manche erwecken den Eindruck, als wollten sie die Zeit zwischen Tretroller und Rollator auf null verringern«“ von Gero von Randow

Meine seit Jahrzehnten sehr geschätzte ZEIT wird doch hoffentlich nicht nur für Akademiker geschrieben. Ich bin 82, deutschsprachig aufgewachsen und habe Real- sowie Fachhochschulabschluss. Traurig bin ich, wenn ich bereits zum Verstehen der Überschrift „Ab 60 wird es peinlich, sich adoleszent zu geben…“ im Duden nachschlagen muss. Frei übersetzt hätte der ebenfalls geschätzte Autor, Herr von Randow, doch auch „spätjugendlich“ formulieren können. – Dieter Reinharz


Leserbrief zu „Zurück ins Kaiserreich“ von Mariam Lau

Bei der Lektüre ihres Beitrages beschlich mich das Gefühl, dass da nicht mit der nötigen journalistischen Distanz gearbeitet wurde. Sie können offenbar nicht ganz verbergen, dass der Gegenüber von der AFD nicht ihrem Vorurteil entsprach. Soweit, so gut. Warum passen Ihnen die Menschen schlechthin nicht, die nicht ihrem Meinungsbild von den Dingen entsprechen ? Es ist eher der Ausdruck von Ratlosigkeit der da von Ihnen gepflegt wird. Wenn Sie in Zukunft nicht noch herbere Endtäuschungen erleben wollen auf diesem weiten Feld, dann sollten Sie sich ziemlich schnell von liebgewonnen Gewohnheiten trennen, zu denen ich auch die Demontage von Menschen in unterschwelliger Form zähle, die nicht ihrem Ideal entsprechen. Die Geschichte dieses MdB ist für Nachkriegsdeutschland doch nichts seltenes. Ich pers. kenne einige Leute auch aus dem “einfachen”Stand, die genau das gleiche Schicksal hatten wie das von Ihnen zu Papier gebrachte. Bei einer Person ging das soweit, dass man auf eine Nachkommenschaft verzichtete, weil man den Kindern das eigene Erlebte, die Diskriminierung, ersparen wollte.

Der letzte, kurze Abschnitt über die Historie seitens der Herkunft ihres Interviewten wurde von Ihnen sehr seltsam in den Raum gestellt. Durften denn unter den Deutschen im Tausendjährigen Reich, nach ihrem Gusto, gar keine “Guten” sein? Sie haben das nicht ausdrücklich getan, sicher, aber man kann solche Dinge insinuieren. Deshalb berichte ich Ihnen den genau gleichen Sachverhalt auch von unserem Bauernhof von 1940 – 1945. Auch bei uns aßen die Gefangenen mit am Tisch. Das Hoftor wurde verriegelt zu den Mahlzeiten.  Es waren zwei, einer ein Lehrer aus Paris der unbedingt beweisen wollte, dass nicht alle Franzosen , nach landläufiger deutscher Meinung , faul seien und der zweite ein Pole. Nach der Entlassung in die Heimat war der Pole innerhalb von 3 Monaten wieder bei uns, und er blieb bis zu seinem Tod 1956 hier. Er ist auf unserem Friedhof begraben. Er bastelte mir als kleines Kind einen Anhänger für meinen Holztraktor aus einer Zigarrenkiste und einem alten Besenstiel für die Räder. Tut das ein Mensch dem die Heimat genommen wurde wirklich in einem fremden Land unter der Prämisse der ehemaligen Zwangsarbeiterknute ?   Der Andere, er hieß André mit Vornamen, verabschiedete sich am Abend vor seiner Flucht zurück nach Frankreich, ganz förmlich. Da war die Invasion der Amerikaner schon bis weit über Paris nach Osten vorangetragen worden .

Nach der Besetzung Rheinhessens im April 1945 durch französische Truppen im Gefolge der Amerikaner, fuhr ein Jeep mit französischen Offizieren aus der Kommandantur Wöllstein bei uns am Hof vor. Der Bruder von André , wie sich schnell herausstellte, bot sich als schutzgebender Offizier, als Dank für die korrekte Behandlung seines Bruders  an, sollten Schwierigkeiten mit den Besatzungsbehörden entstehen. Ich glaube nicht, dass dem etwas hinzugefügt werden muss. André selbst besuchte uns im 64er Jahr selbst mit Frau und Kind. Die Freude war groß. Also, werte Frau Lau, machen Sie sich los von Schwarz-Weißmalerei mit solch subtilen Mitteln. Lassen Sie auch uns”weißen” Deutschen unsere Ehre. Letztendlich sitzen wir alle im selben Boot.  Ja, und zum Schluss möchte ich schon feststellen, dass die allermeisten heute lebenden Personen mit”urdeutschem”, in Bezug auf die Etnie, Hintergrund, zu Zeiten des Hitlerregimes noch gar nicht geboren waren. Ich möchte Sie deshalb sehr ernsthaft darum bitten, dass Sie dieses Deutschland mit den Augen eines unvoreingenommen, hier lebenden Bürgers, wahrnehmen möchten. Ihr Artikel hat mich als Zeit-Abonnent leicht verärgert. – Wolfgang Schuckmann


Leserbrief zu „»Verglichen mit Trump können wir froh sein, einen Putin zu haben«“ von Josef Joffe

Es ist nicht überraschend aber doch immer wieder empörend und zugleich bezeichnend, mit welcher Arroganz und Kaltschnäuzigkeit dieser Totengräber der Sozialdemokratie seine Ratschläge an die Handelnden seiner Partei abgibt, vor allem bezüglich der Haltung zur Agenda 2010. Jawohl, sie hat den Staat nach vorne gebracht, sie war auch „gewinnbringend“ für die damals Handelnden: Schröder, Eichel, Fischer, Clement, Steinmeier, Tacke etc. Aber wer bitte interviewt die von der damals vorherrschenden neoliberalen Wirtschafts- und Sozialpolitik Geschädigten, die Hartz IV Empfänger, die 450 € Mini-Jobber, die 1 € Jobber, die Armuts Rentner, die Rentner mit 67 und die ehemals Beschäftigten, die auf ihre Betriebsrente 10 Jahre lang Krankenkassenbeiträge entrichten müssen. Welche Regierung hat dafür georgt, dass deutsche Unternehmen ihre Inlandsgewinne bei der Steuerberechnung mit Verlusten im Ausland schönrechnen können? Alles vergessen? Nein, im Gegensatz zu Helmut Schmidt hat dieser Mann den Bürgern dieses Landes nichts mehr zu sagen -auch nicht außenpolitisch – und er sollte sich nach seiner eigenen Forderung richten: „Schnauze halten“. – Hans-Gerd Benninghoven


Leserbrief zu „Bibi und die Viecher“ von Susan Schädlich

Sie haben in der aktuellen Ausgabe einen sehr schönen, langen (!) Beitrag zu den Sachbüchern der Niederländerin Bibi Dumon Tak veröffentlicht, was mich freut, nicht nur weil ich in den Niederlanden lebe,  Naturbücher liebe und die Originale kenne. Danke. Als Leserin und Übersetzerin fiel mir allerdings auf und freut mich so gar nicht, dass weder Übersetzer/in noch Illustrator/in genannt werden. Wie kann das sein? Niederländische Bücher sind ohne Übersetzung für das deutsche Publikum ja gar nicht lesbar! Nur durch diese anspruchsvolle Arbeit der Übertragung in die andere Sprache erschließt sich der Inhalt. Übersetzer/innen sind Urheber dieser Texte, das ist nicht Nichts. Ich dachte, dass „Die Zeit“ da bereits weiter wäre und die Übersetzernennung als selbstverständlich betrachtet? Oder irre ich? Das Argument des fehlenden Platzes funktioniert nicht, denn es geht in der Regel nur um wenige Worte und sogar der Fotograf des Portraits wurde selbstverständlich angegeben.

Ein weiterer Aspekt im Zusammenhang mit Zeitleo: Gerade für Kinder und Jugendliche ist es sicher nicht uninteressant, zu erfahren, dass an der konkreten Umsetzung von Büchern neben dem/der Autor/in oft weitere Urheber mitwirken. So werden sie vielleicht auf ihren späteren Wunschberuf aufmerksam? Es geht mir nicht darum, dass mein Schreiben an Sie veröffentlicht wird, im Gegenteil, das möchte ich nicht. Was ich mir hingegen wünsche, ist ein durch alle Redaktionsmitglieder getragenes Bewusstsein, dass Übersetzer/in (und gegebenenfalls Illustrator/in) bei Buchbesprechungen oder Buch relatierten Artikeln (Interviews etc.) ausländischer Bücher aller Genres in allen Teilen der Zeitung, also nicht nur im Literaturteil, zumindest zu nennen sind. Siehe auch die Handreichung des VDÜ zur Übersetzernennung im Anhang. Über eine Rückmeldung würde ich mich natürlich freuen. Und ich würde mich auch freuen, wenn Sie weiterhin so schöne Artikel über gute Bücher schreiben, nur vergessen Sie bitte die Übersetzerzunft nicht. – Dr. Ingrid Ostermann


Leserbrief zu „Kann er Gedanken lesen?“ von Moritz Aisslinger

Oh ja, er kann. Welch ein Durchbruch! Und zu welchen noch gar nicht vorstellbaren Ufern! Da gewinnt auch die alte Weisheit „Des Menschen    Wille ist sein Himmelreich.“ völlig neue Dimensionen: ein von seinem Körper und damit seinen Ängsten  gänzlich (?) „befreites“ Ichbewusstsein kann noch  „glücklich“ sein! Zumindest kann es ihm „gut“ gehen. Es muss dazu bloß rechtzeitig über Computer und entsprechende Programme befragt werden. Sollte der Wille dafür wegen eines fehlenden Ansprechpartners bereits eingeschlafen sein, lässt der sich auf gleiche Weise wieder wecken und für weit mehr trainieren.

Sofern natürlich der Computer, die Herz-Lungenmaschine, die künstliche Ernährungstechnologie, die Finanzierer von all dem und die vielen lieben Menschen bis zur Selbstaufgabe mitspielen, die das unbedingt wollen. Um endlich zu erfahren, was der „completely-locked- in“-Patient noch denkt und in seiner  neuen „Welt als Wille und Vorstellung“zu sagen hat. Vielleicht sollte Herr Birbaumer, bevor er sich „friedlich ins Grab“ legt, bei der nächsten Testreihe nicht vergessen, Fabio zu fragen, ob er auch im nächsten Jahr noch    und all den folgenden mit der Familie wie jedes Jahr in den Wallfahrtsort Medugorje fahren will. Das würde doch dem Glück der ganzen Familie dienen und bis zu seinem 75. Lebensjahr möglich sein – mindestens, wenn sein Krankheitsverlauf dem von Stephen Hawking ähneln sollte oder dem von Kevin, der bei entsprechender Pflege sogar „uralt“ werden kann. – Eckhard Heumann


Leserbrief zu „Lieber mal irren“ von Andreas Sentker

Ihrem Artikel ist wenig hinzuzufügen. Wichtig erscheint mir, daß in einem komplexen System wie der heutigen Welt jede Aktivität ein Versuch ist, der, per definitionem, gelingen oder fehlschlagen kann, wobei das Ziel bekannt sein muß, weil sonst ein Erfolg oder Mißerfolg nicht feststellbar ist. Betrachtet man die Merkelsche Politik der letzten 12 Jahre, so ist oft kein klares Ziel erkennbar, und da, wo Ziele klar definiert sind wie in der Klima- und Energiepolitik, mangelt es an der von Ihnen zu Recht geforderten Zielfestigkeit. – Dr. Walter Engel


Leserbrief zu „»Verglichen mit Trump können wir froh sein, einen Putin zu haben«“ von Josef Joffe

Schröder wird nicht müde, seinen Freund Putin immer wieder in die Nähe eines Demokraten zu stellen. Besser als Trump zu sein, ist kein Lob. Europa muss beide fürchten, jedoch aus unterschiedlichen Gründen. Trump sucht nur seinen wirtschaftlichen Vorteil. Er will sein Ego befriedigen, er hat keine revolutionäre Absichten. Putin, dessen gesamtes Leben auf Macht(missbrauch) und Lügen aufgebaut ist, handelt nicht rational, also vernünftig, sondern imperialistisch. Putin, Erdogan, Kaczynski und Orban sind einfach nur gefährliche, krankhafte Dämagogen. Von ihnen kann selbst ein Trump noch viel lernen. Wer fühlt sich in der SPD berufen, nach diesem Angriff eine Klarstellung zu formulieren? Gabriel, Schulz etc…, nur kein weiterer Teilnehmer aus der Männersauna wie zB. Platzeck. – Wolfgang Scheer


Leserbrief zu „Zurück ins Kaiserreich“ von Mariam Lau

Gestatten Sie mir, dass ich Ihnen zu diesem “hervorragenden Artikel” von Mariam Lau  meine gutmenschlichen Glückwünsche ausspreche. Ist es denn nicht mehr als verwunderlich, dass ein “Farbiger”, Verzeihung:  es muss natürlich politisch korrekt heißen eine mit einer anderweitig ausgestatteten Hautfarbe Person für das Kaiserreich  schwärmt und AfD Mitglied ist? Der Stil und die Diktion muss sich natürlich dem bescheidenen Niveau der AfD anpassen! Die Redakteure der ZEIT hatten bereits im Fall von Frau von Storch schon wieder das Prinzip der Sippenhaftung eingeführt: sie sei deswegen auch rechtsradikal, weil ihr Großvater von Krosigk  Wirtschaftsminister unter Hitler gewesen war. Das konnte Frau Lau jetzt mit Ihrem Artikel noch überbieten.  Besonders schäbig finde ich es, sich über Herrn Weyel lustig zu machen, weil er stolz auf seine Großeltern ist. Sie wagten es einen französischen  Kriegsgefangenen trotz der mörderischen Maßnahmen  dieses Schweineregimes  als Menschen zu behandeln! Es waren die kleinen Leute, die mehr Menschlichkeit  bewiesen haben, als die edlen und so verehrten Widerständler.

Nur, von diesen Tapferen  wird heute fast nicht mehr gesprochen Wie wäre es, wenn Frau Lau mal einen Besen nehmen und beginnen würde, vor der ZEIT Tür zu kehren? Hat denn Herr Bucerius die in seinem Unternehmen eingesetzten jüdischen KZ Häftlinge als Menschen behandelt?  Nur weil ihr erster Chefredakteur  Samhaber die ZEIT auf einen proamerikanischen Fundamentalismus festlegte- der  gilt bis heute noch- und sie teilweise nach der TIME gestaltet hatte, konnte es sich die ZEIT leisten, seine Tätigkeit  u.a. für Das Reich, für die Deutsche  Allgemeine Zeitung und für das Hakenkreuzbanner als Journalist zu vergessen! Sein Nachfolger Josef Müller – Marein-  für das “Das Reich und für den   Völkischen Beobachter journalistisch Tätig, konnte unbesorgt Herrn Samhaber als Chefredakteur folgen. Die Ikone des deutschen Nachkriegsjournalismus, Gräfin Dönhoff, polemisierte gegen die Strafen für  NS –Wirtschaftsführer, wozu im Falle Flick Senior sicherlich schon eine gewisse Chuzpe gehörte! – Ulf Hanel


Leserbrief zu „Der doppelte Kubicki“ von Felix Rohrbeck et al.

Mit schwammigen Begriffen wie „…Ausplündern des Staates….“ wollen die Verfasser des Artikels offensichtlich moralisch untadeliges Verhalten zum Maßstab von Rechtsstaatlichkeit machen. Dies ist aber eher ein Merkmal vorwiegend  totalitärer Gesellschaften! Maßstab für gesetzestreues Verhaltens kann hingegen nicht  der „einfache ehrliche Steuerzahler“ sein, sondern nur das Gesetz selbst! Wenn das Gesetz Lücken oder andere begriffliche Unschärfen aufweist, müssen diese eben durch Rechtsprechung bzw. vom Gesetzgeber selbst korrigiert werden. Mit  Par. 42 der Abgabenordnung (AO) bieten sich dem Rechtsstaat im übrigen genügend Möglichkeiten, sich gegen Steuergestaltungen, die einzig und allein die Vermeidung von Steuern zum Ziel haben, zu wehren. Mit Herrn Kubicki wird jedoch der Falsche zum Sündenbock für die fehlerhafte Gesetzgebung gemacht. – Hans Hardenberg


Leserbrief zu „Denunziatorischer Ton“ von Evelyn Finger

Die Doktorarbeit von Frau Schavan 1981 über „Person und Gewissen“ lag, als sie 2014 vom Verwaltungsgericht in Düsseldorf  bewertet wurde, über 30 Jahre zurück. „Copy & Pace“ war noch nicht verfügbar. Ich vermute, daß damals in philosophischen Fächer es gern gesehen wurde, daß Thesen des Doktorvaters mit eigenen Worten wiedergegeben werden sollten – natürlich ohne ihn dann formal zu zitieren. Vielleicht war der Text in einem Seminar „erarbeitet“ worden – so entstanden Bücher! Wie auch immer, das Gericht hätte auch Verjährung (im Gegensatz zur Arbeit von Guttembergs) gelten lassen können, zumal die Lebensleistung gerade auch auf akademischen Gebiet die Arbeit längst übertroffen hatte. Ich empfand das Urteil als ungerecht. Frau Schavan wäre besser beraten gewesen, sich von der Arbeit und den Gepflogenheiten etwas zu distanzieren. Nun hat Frau Merkel Annette Schavan als noch nicht einmal angetretene (aber gewünschte) Kandidatin für den Vorsitz der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) fallen gelassen und ihren „Gegner“ Norbert Lammert vorgeschlagen. Das zeigt nur einmal mehr wie Frau Merkel taktiert.

Das ist der Fluch der sogenannten „sozialen“ Medien, dass Attacken aus dem anonymen Hinterhalt erfolgreich geführt werden können. Ich fand es richtig, Frau Schavan eine angemessene Position zu verschaffen. Botschafterin beim Vatikan hätte es nicht unbedingt sein müssen, zumal bisher ungeschrieben galt, das der Botschafter dort evangelisch sein sollte, um sozusagen nicht zwei Herren dienen zu müssen. Abwegig ist die Sicht der Vatikan-Botschaft als ökumenischer „Hot-Spot“, auch der Kommentar des EKD-Theologen Thies Gundlach. Der Vatikan ist ein Drehpunkt der globalen Diplomatie. Darin läge die Ausgabe unserer Botschaft. – Gerhard Schroeder


Leserbrief zu „»Verglichen mit Trump können wir froh sein, einen Putin zu haben«“ von Josef Joffe

Wir können nicht das Asylrecht und die Genfer Flüchtlingskonventioin außer Kraft setzen, sagt Gerhard Schröder. Wie schafften es dann die Franzosen und die Briten, dass sie in den letzten drei Jahren fast keine Flüchtlinge aufnahmen. Macron will auch künftig höchstens 10000 pro Jahr aufnehmen. – Klaus Scheffler


Leserbrief zu „Wohin fließt deutsches Steuergeld?“ von Ronen Bergman und Holger Stark

Das Geld regiert die Welt. Das ist so alt wie unser Planet. Was die Medien entdecken sind nur Peanuts. Kaufen und Verkaufen beinhalten fast immer persönliche Belohnung. Sie sprechen von „Schmiergeldern.“ Eine Maschine oder ein beweglicher Gegenstand wird geschmiert. Bei einem Menschen spricht man von Belohnung. Das ist das System nicht nur in einer Marktwirtschaft. So ist das auch mit den militärischen Auseinandersetzungen die es immer geben wird. Der Staat belohnt sich gleich doppelt. Er vergeudet fremdes Geld und gleichzeitig belohnt er sich auch selbst. Ich hoffe, Ihre Autoren können mir folgen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Darf Kirche teuer sein?“ von Wolfgang Thielmann

In 40 Jahren ZEIT-Lektüre ist mir ein so (in der Sache) blasphemischer und (im Ton) zynischer Artikel wie das Votum des Herrn Thielmann noch nicht untergekommen. Blasphemisch deshalb, weil er versucht, mit dem Vers Joh 12,8 / Mt 26,11 („Arme habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit“) Kritik am Finanzgebaren des partygeilen Event-Protestantismus abzuschmettern. Er instrumentalisiert schamlos eine ipsissima vox Christi zur Verteidigung der Kosten des Jubeljahrs. Aber das protestantische Festkommittee ist nicht Jesus Christus! Und zynisch nenne ich Sätze wie „Wenn sie (scil. die feiernden Christen) bei solchen Feiern ein paar Millionen Euro weit über die Stränge schlagen – so what! Nur Krämerseelen verderben uns feiertags die Laune. Seelische Erhebung darf auch etwas kosten.“ In wessen Namen spricht Herr Thielmann („uns“)? Offensichtlich zählt er sich zu den von ihm gefeierten Legionen derer, „die genießen, daß sie viele sind“. Das war freilich ein teurer Spaß! 12 Millionen Miese für „seelische Erhebung“? Ist das die Botschaft der Reformation, Luthers „Laßt uns fröhlich springen“ im Sinne von Thielmann: „Laßt Millionen springen!“) Dabei sieht er das Problem durchaus: „Wie vielen Armen hätte sie (scil.die Kirche) dafür helfen können! Wie viel Gutes tun! Was würde Jesus dazu sagen?“ Was für ein Hohn, was für eine scheinheilige Selbstkritik!

Jesus hat dazu gesagt (Matth.26,45): Was ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.“ Ich kenne keinen richtigeren (!) Maßstab für das Handeln des Einzelnen wie auch der Kirche. Aber heute muß es ja der Pfarrplan richten. Es geht doch um Verhältnismäßigkeit, um Augenmaß. Der reiche Protestantismus gibt immer mehr Geld aus, und die Kirchen werden immer leerer. Gleichzeitig jammern die Landeskirchen – zumindest die Württembergische (vgl. Ev. Gemeindeblatt f.Wttbg. Nr 7/2017, S.4-7) – daß immer weniger Geld da sei, so daß Planstellen abgebaut und Kirchengemeinden zusammengelegt werden müssen. So what? Dann stehen beim nächsten Jubiläum in 500 Jahren halt für die 1000-Jahr-Sause ein paar Millionen Euro weniger zur Verfügung! Der letzte protestantische Genießer macht dann das Licht aus. Für das Heulen und Zähneklappern reicht die Finsternis. – Martin Hummel


Leserbrief zu „Zurück ins Kaiserreich“ von Mariam Lau

Verlässliche und ordnungsliebende Menschen scheint Ihre Autorin Mariam Lau gar nicht zu kennen. Wie kann man einen Staat akzeptieren, in dem nur Mord und Totschlag zur Tagesordnung gehört. Eine Generation die ausser Rand und Band gerät, die keine Versprechen mehr einhält und keinen Anstand kennt. Wo die Rohheit regiert und der Egoismus keine Grenzen kennt. Ihre Autorin will Harald Weyel gar nicht verstehen. Sie behauptet etwas, was er so gar nicht gesagt hat. Es ging um die Tugenden, die das Kaiserreich ausgezeichnet hat trotz aller Diktatur. Preußisch wäre in dem Zusammengang die richtige Interpretation. Eine typische Gesinnung der heutigen Generation. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Lesen, nur lesen!“ von Manuel J. Hartung

Ich habe gelesen ! Aber Sie nervten mich auch: 1) Die Aussage, dass Lesen die wichtigste Kulturtechnik der Menschen sei, lehne ich ab. Ich meine, dass das falsch ist. Ich behaupte, dass Zuhören und Antworten die erste und wichtigste Kulturtechnik der Menschen ist und die Kultur der Menschheit über Tausende von Jahren vorangebracht und verbessert hat (ohne dass die Menschen eine Schrift kannten). Sie sollten auf der Titelseite der ZEIT präziser sein. 2) „So schnell wie nie ändert sich, wie Menschen kommunizieren“ halte ich auch für falsch. Was sich geändert hat seit der Briefeschreiberei in Goethes Zeiten ist die Geschwindigkeit, wie Texte oder Bilder oder akustische oder Bildsequenzen von Person A zur Person B gelangen. Ob Person B diese bemerkt, aufnimmt, darauf reagiert, steht völlig auf einem anderen Blatt. Was soll also kommunikativ da anders sein, wie wenn Goethe den Brief von Schiller erhielt und ihn ignorierte/ las/ wegwarf / darauf reagierte?

Wie Sie richtig schreiben, geschieht die Rezeption der aufgenommenen Worte und Bilder doch erst im Hirn des Empfängers.  Dass Menschen zunehmend bequem werden und keine Selbstreflexion mehr machen wollen, begann schon bald nach dem Kriege, als es uns allen „zu gut“ ging und Nachdenken immer mehr abgelehnt wurde. Man floh die Stellen (Kirchen) , die einen ans Nachdenken erinnern wollten, man floh die politischen Ebenen und zog sich ins Genießen und die Privatsphäre zurück. Vereine, in denen man kommunizieren und mit anderen einen Weg suchen musste , klagen über das Engagement. Bücher verändern die Welt ?  Nein, diese Zeit ist vorbei ! Aber es wird immer Leser geben, denn Lesen ist eine Droge und verspricht ein Abtauchen in eine eigens gestaltete Welt, zu der das Buch oder der Text Hilfestellung liefert, aber ausbauen dieser Welt muss man selbst, im eigenen Hirn. Und das ist so schön! – Alois Lienhard


Leserbrief zum Titelthema „Wie aufklären?“

Jetzt drehen die Deutschen völlig durch. Ich würde meine Kinder sofort von der Schule nehmen. Bis in die Eingeweide einer Vulva zu schauen ist für Kinder eine Zumutung. Die Pädagogen haben alle einen Vogel. Die lassen sonst die Kinder verblöden und da wo anständige Aufklärung notwendig wäre fühlen sie sich besonders engagiert und übertreiben maßlos. Ich höre lieber auf zu schreiben um nicht die Fassung zu verlieren. In Deutschland scheint alles möglich zu sein. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „»Verglichen mit Trump können wir froh sein, einen Putin zu haben«“ von Josef Joffe

Fragen, geprägt von Vorurteilen und vorgefasster nicht hinterfragter Meinung, dagegen Antworten klar und überzeugend, ohne das für Politiker typische Ausweichen und Herumeiern. Herr Joffe, dieses Duell haben Sie eindeutig verloren. – Dr. Wilfried Kurz


Leserbrief zu „Ein Hype aus dem Nichts“ von Friedemann Brenneis

Bitcoins haben noch ein kleines anderes Problem: ihre Sicherheit beruht auf einem immensen Stromverbrauch (kein Scherz, ist so: hinter der Blockchain stecken Rechenvorgänge, die Zeit benötigen). Für jeden Taktzyklus = Bestätigung von Zahlungsvorgängen erhält das Rechenzentrum, dem es gelingt, den nächsten Eintrag in der Blickchain zu erzeugen, einen kleinen Anteil, der bei der Transaktion als Bruchteil vom Betrag anzugeben ist, sowie eine neue Bitcoineinheit, die vom RZ in die Blockchain eingearbeitet wird und ihr gehört. Das Schema ist so angelegt, dass der Aufwand und damit der Stromverbrauch im Laufe der Zeit immer mehr steigt. Das hat zwei Folgen:

  1. Die Gruppe der Blockchain-Erzeuger wird im Lauf der der Zeit kleiner und konzentriert sich auf entsprechend leistungsfähige Rechenzentren, was den verbleibenden eine ziemliche Macht verleiht.
  2. Kann es bei fallenden Preisen passieren, dass der Aufwand für den nächsten Blockchain-Punkt größer ist als der Gewinn aus Transaktionskosten und neuer Bitcoin. In dem Augenblick wird das RZ abschalten, und der Wert der Bitcoins fällt schlagartig auf Null, weil es keine weiteren Transaktionen mehr gibt.

Es wird gemunkelt, dass sich Chinesen und NSA den RZ-Markt derzeit teilen. Bliebe nur noch einer, könnte der jederzeit aus irgendwelchen politischen Gründen den Stecker ziehen.  – Gilbert Brands


Leserbrief zu „»Verglichen mit Trump können wir froh sein, einen Putin zu haben«“ von Josef Joffe

Grundsätzlich lese ich gerne, was Sie sagen, weil es meist interessant ist. Aber die Grünen als Altpartei, noch hinter der CSU…? Wohl dem, der erkennt, wo die eigentlichen Herausforderungen der Zukunft liegen, zumal wenn die Zukunft unserer Kinder mit einbezieht. – Dr. Christian Voll


Leserbrief zu „Geschlecht ist keine Krankheit“ von Silke Weber

Es ist absehbar, dass drei Geschlechtsbezeichnungen nicht lange ausreichen werden. Es wird irgendwann das Recht auf eine frei gewählte Geschlechtsbezeichnung geben, erst dann wird Frieden in diese Debatte einkehren. Es ist auch offensichtlich, dass es keinen wirklichen Grund dafür gibt, die Ehe auf 2 Personen zu beschränken. Warum nicht drei oder mehr Menschen helfen, die in Liebe Verantwortung füreinander übernehmen wollen? Wem schadet das? Um allen gerecht zu werden, werden wir noch sehr viele Regeln auflösen müssen und unsere Sprache wird sich erheblich verändern. Wohin dieser Weg führen wird, wissen weder Sie noch Frau Weidel noch ich noch sonstwer. Aber es sollte jeder die Freiheit haben, sein Unbehagen über diese rasante experimentelle, nicht zu Ende gedachte gesellschaftliche Umstrukturierung  zu äußern. – Dr. Christian Voll


Leserbrief zu „Dein Feind und Helfer“ von Oliver Hollenstein

Es ist nur eine Kleinigkeit, aber sie stach mir sehr ins Auge: Der Autor bezeichnet Polizeianwärter als „Rekruten“. Vielleicht die eigene Wortwahl, vielleicht die von Gesprächspartnern übernommene, aber so oder so – lohnend, dem einmal nachzuspüren, wie dieses Wort in diesen Kontext gelangte. Möglicherweise verbirgt sich dahinter ein nennenswerter Teil des Problems, das der Autor schildert – das Rollenbild. – Dr. Christian Naundorf


Leserbrief zu „Der Sexismus-Talk“ von Sabine Rückert

Schon Nestroy hat erkannt: „Es wurde schon alles gesagt, aber noch nicht von allen.“ Wann hören endlich seitenweise Artikel zum Thema Sexismus auf und das Feuilleton wendet sich wieder der Kultur zu? – Ulla Ertl


Leserbrief zu „Verdammtes Schicksal, so gemein!“ von Giovanni Di Lorenzo

Die Analyse von Giovanni di Lorenzo spielt den Ball in die richtige Richtung. Denn gerade in einem Land wie Italien stellt die Krise des Fußballs auch sehr deutlich ein Spiegelbild der entscheidenden Defizite der Gesellschaft dar. Schließlich findet sich das Problem einer unzureichenden Talentförderung nicht nur im Sport, sondern ebenfalls der Wirtschaft, da selbst etliche Tochterfirmen bekannter deutscher Konzerne zum Beispiel in Mailand häufig jungen, gut qualifizierten Menschen lediglich prekäre Arbeitsverträge ohne jegliche Aufstiegschancen anbieten. Deshalb benötigt das „Bel Paese“ vor allem einen radikalen Mentalitätswechsel, zumal mit Silvio Berlusconi wieder ein Stehauf-Männchen sein Comeback plant, der den Bürgern erneut sehr populistische Versprechen wie etwa eine Mindestrente von 1000 Euro pro Monat macht und die Schuld für die gegenwärtige Misere primär auf den Euro schiebt! – Rasmus Ph. Helt


Leserbrief zu „Achtung, hier ist Schluss!“ von Susan Djahangard

Ich habe Sozialwissenschaften studiert und Ende der 80er Jahre meine Diplomarbeit zum Thema „Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz als Ausdruck des sexistischen Frauenbildes in unserer kapitalistisch-patriarchalischen Gesellschaft“ geschrieben. Bezeichnenderweise gab es damals so gut wie keine deutschsprachige Literatur zum Thema sexuelle Belästigung, so dass ich fast ausschließlich nur englischsprachige aus Australien und den USA zugrunde legen konnte. Es war einfach (noch) kein Thema in Deutschland, obwohl ich, aus eigener Erfahrung und Erzählungen betroffener Frauen wusste, dass es das selbstverständlich gab, und nicht nur als Ausnahme.

Immerhin 85 Seiten war mir dieses Thema wert und die Literaturliste dann doch noch 14 Seiten lang. Dass noch heute in manchen Unternehmen kein Handlungsbedarf gesehen wird, ist ein Armutszeugnis. Bei der augenblicklichen Diskussion, nicht in diesem Artikel,  stört mich, dass häufig verschiedene Begriffe durcheinander geworfen werden,. Dabei gibt es mittlerweile allgemeingültige Definitionen von Sexismus, sexueller Belästigung, sexueller Gewalt etc. Es sollte also möglichst immer erst einmal definiert werden, worüber gerade gesprochen wird, um die Debatte nicht ungerechtfertigter Kritik auszusetzen. Der neueste Trend, sexuelle Belästigung als eine Unterform von Mobbing zu betrachten, geht mir besonders gegen den Strich. Mobbing ist auch eine häufig traumatische Erfahrung, hat aber dennoch einen anderen Charakter als sexuelle Belästigung. – Marita Kruckewitt


Leserbrief zu „Sie haben es in der Hand“ von Matthias Geis et al.

Zum unverhandelbaren Fundament der Politik jeder denkbaren deutschen  Regierungskoalition sollte gehören:
das gemeinsame Erfüllen des Amtseids des Bundeskanzlers;
der umfassende Schutz der deutschen Bevölkerung;
das Festhalten an der zeitlosen Richtschnur allen (politischen) Handelns: quidquid agis, prudenter agas, e t r e s p i c e f i n e m ! Finis  liegt in der Zukunft, und die beginnt erst jenseits der neuen  Legislaturperiode! In meinem Sprüchekalender las ich gestern folgenden Satz für den 17.  11.: Es gibt Menschen, bei denen man fühlt: es liegt ein Stück Zukunft  in ihrer Hand (Eleonore van der Straten-Ponthoz). Mögen diejenigen Politiker, auf die der Satz  zutreffen könnte, diese Verantwortung für unsere Zukunft spüren und  endlich übernehmen! – Dr. med. Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Als ich zwölf war, fing meine Mutter an zu trinken. Bis heute spricht sie nicht darüber.“ von Lisa Wolff

Ich bin in einer scheinbar intakten Familie mit trinkendem Vater und nicht-trinkender Mutter aufgewachsen, erinnere mich lebhaft an Streit, Tränen, Zerwürfnisse und Bedrohung. Damit einhergehend erwuchs meine Geringschätzung beider Elternteile: ihm gegenüber, weil er trank und trinkt; ihr gegenüber, wie sie zu ihm hielt und hält. Mit meiner Schwester beharkte ich mich, unsere gegenseitige Eifersucht und der Kampf um die Zuwendung der Eltern hielt 38 Jahre. Erst dann ging ich – vor jetzt zwei Jahren – zum ersten Mal in eine Gruppe für Angehörige von Alkoholikern. Heute besuche ich fast jede Woche eine Gruppe für Erwachsene Kinder aus alkoholerkrankten Familien. Erst hier begann ich, mich zu verstehen und zu fühlen. Ich berichtete und erzählte über mich, hörte die Lebensgeschichten anderer Erwachsener Kinder, manche begannen selbst zu trinken. Ich hörte auf, verstehen zu wollen, wie es dem Alkoholiker ging. Es ging um mich. Und erst mit dem Wechsel des Augenmerks auf mich wurde es möglich, dass auch mein Verständnis um Vater und Mutter langsam weicher wurde. Unsere Beziehungen, auch zwischen meiner Schwester und mir, heilen seitdem. Ich wünsche Lisa Wolff diese Erfahrung. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „»Ich bin nicht dein Schatz«“ von Lisa Nienhaus

Carolin Kebekus ist ein typische Frau, die ständig sexistische Vorträge hält und das damit rechtfertigt, daß es halt ihre Kunst sei. Damit hat sie sich selbst angreifbar gemacht. Das Problem ist unsere Staatsräson. Nichts mehr führt zu Konsequenzen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „»Verglichen mit Trump können wir froh sein, einen Putin zu haben«“ von Josef Joffe

Wie aus dem Nichts taucht dieses Interview mit Schröder aus einer fast vergessenen politischen Vergangenheit auf. Ich darf mich äußern zu einem bestimmten Problem: Es ist ein gewaltiger Irrtum, wenn Entwicklungspolitik „nur“ gesehen wird als Auf-Pumpen für unsere Wirtschaft. Wir brauchen mehr Anreize für die Menschen aus den Ländern wie Afrika…., daß sie gar kein Bedürfnis mehr haben zu uns zu fliehen. Deutschland (Europa) hat eine Überkapazität von Produktion und damit einhergehend von Umwelt-Belastungen. Warum sollte „hier“ mit den technisch ausgefeilten Methoden noch mehr produziert werden? Zurück zu den armen Ländern: Dort muß das Geschehen gefördert werden. Es dürfen fürderhin keine Ärzte ins wirtschaftlich floriende Land geholt werden und damit ein Ärzte-Mangel vor Ort geschaffen. Es ist wie ein Ballon, der hier bis zum Platzen aufgeblasen wird. Es werden immer mehr Menschen hierher gelockt und damit ein Defizit in den Herkunftsländern erzeugt, sodaß sie immer weniger zur Wirtschaft daheim beitragen können. Es ist höchste Zeit, die Zuwachstaten hier zu minimieren zugunsten der unterentwickelten Länder. Sollte Schröder wirklich ein Türöffner für eine gerechtere Zeit wrden, dann muß die Möglichkeit eröffnete werden, daß die Produkte der armen Ländern verkauft werden können. Das wäre dann echte Entwicklungs-Politik. – Pater Matthias Doll


Leserbrief zu „Der Sexismus-Talk“ von Sabine Rückert

Es freut mich ganz besonders, das Ihre Autorin Sabine Rückert über eine Sendung berichtet hat, die sich im öffentlich-rechtlichen Sender abgespielt hat. Die Talk-Sendung von Anne Will habe ich selbst nicht gesehen. Alle politischen Sendungen dieser Anstalten schaue ich mir schon lange nicht mehr an. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie die Männer beurteilt worden sind. Die sind von einem differenzierenden Journalismus meilenweit entfernt. Es wäre längst überfällig die politischen Redaktionen interdisziplinär zu besetzen. Dafür sollte auch Ihre Redaktion eintreten. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Lesen, nur lesen!“ von Manuel J. Hartung

Herr Hartung schreibt: “Da Sie diesen Text aber lesen, beginnen Sie zwei Gespräche: eines mit mir, eines mit Ihnen selbst.” Ist das grammatikalisch richtig? Muss es nicht vielmehr heißen: “…. eines mit sich selbst”? Ich hoffe, das ich unrecht habe. Andernfalls wäre dass schon ein wenig pikant. – Sven Herfurth


Leserbrief zu „Der Sexismus-Talk“ von Sabine Rückert

Bezüglich der besagten ARD-Sendereihe habe ich ohnehin schon seit langem den Eindruck, dass der Titel „Anne will, kann ’s aber nicht“ wesentlich angemessener wäre. Normalerweise gerate ich beim Anschauen der Will-Sendungen ins Kopfschütteln und Ärgern, war mir aber besonders nach einem Blick auf den Kalender bei der Sexismus-Sendung alles andere als sicher, ob es sich nicht um eine der Karnevalseröffnungssitzungen handelt, so erheiternd lächerlich empfand ich das Getue. Anscheinend sind Sie auch nicht weit von dem Eindruck entfernt; jedenfalls habe ich für Ihren Artikel mehrere Minuten länger zum Lesen gebraucht als üblich, da ich mir des Öfteren die Lachtränen aus den Augen wischen musste. Herzlichen Dank dafür! – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Nicht so Schüchtern“ von Rudi Novotny

Der Beitrag stellt das Thema Sexualerziehung informativ und vielseitig dar. Das ist keine leichte Aufgabe und vielleicht auch deswegen an manchen Punkten etwas zu kurz gedacht und ergänzungsbedürftig. Plädiert wird für eine Aufklärung ohne Prüderie, Schule sollte lernen, tabulos über Sexualität zu reden. Von stolzen Pädagogen wird berichtet, die bei ihrer Aufklärungsarbeit „weder rot noch blass wurden“. Über Sexualität zu reden bringt der Scham wegen mit sich, dass Menschen gelegentlich erröten oder die Worte ins Stocken geraten. Was ist daran schlimm, wenn Sexualität, wie die Autorin und Autoren richtig schreiben, zum Innersten des Menschen gehört? Es darf meines Erachtens nicht nur darum gehen, Scham anzuerkennen, falscher Scham auch die Maske zu nehmen, sondern es muss auch darum gehen, jemandem seine Scham als zutiefst menschliche Reaktion zu lassen. Ansonsten fällt man auf der anderen Seite vom Pferd herunter und verunsichert diejenigen (noch mehr), die schambehaftet sind und eben nicht schamlos oder tabulos sein können. Bei einem Kind respektiert man die Abgrenzung, wenn es ab einem bestimmten Zeitpunkt alleine in der Toilette sein Geschäft verrichten möchte. Beim Thema Sexualität wird zuweilen so getan, als ließen sich Unsicherheit, Intimität, Scham beiseiteschieben, wenn man nur will und obendrein, als sei das das beste Ziel. Im Artikel heißt es, dass es Schüler und Lehrer gibt, die mit dem Sexualkundeunterricht hadern. Man sollte sich also fragen, warum das so ist, diesen Widerstand wertschätzend ernst nehmen, ihn nicht per se als prüde einordnen.

Die Studentin, die den Aufklärungsunterricht erteilt, habe von Eltern noch nie Reaktionen bekommen. Sie wertet das positiv und vermutet, dass die Schüler die 180 Minuten als eine Art geschützten Raum wahrnähmen. Eher dürfte es so sein, dass sich Schüler im Unterricht durch gewisse Zurückhaltung selbst schützen, denn Unterricht ist immer nur begrenzt ein geschützter Raum. Das passt zu dem Verhalten einiger Schüler, die sich mit Fragen zum Thema an die Studentin wenden, und zwar eben nicht im Unterricht, sondern in den Pausen. Und es passt zu dazu, dass Schüler „zu Hause (nicht) viel darüber reden“. Scham will nicht noch mehr Scham.

Wenn die Studentin zu den Schülern sagt, es gebe keine Tabus, dann arbeitet sie mit der – wenn auch gut gemeinten – Brechstange. Damit überfordert sie manche Schüler und Erwachsene und informiert schlicht falsch. Überdies sind Tabus nicht per se etwas Schlechtes, weil sie eine orientierende und schützende Funktion haben. Das Maß macht das Gift. Besser wäre es, den Schülern zu sagen, dass es Tabus gibt und dass es um den Versuch geht, diese behutsam auszusprechen.

Hilfreich ist der Satz der Studentin: „Ich bin gut so, wie ich bin“, hingegen stimmt der Satz „ich darf, was ich will“ nicht! Man denke zum Beispiel an die Pädophilie. Ich darf die Integrität anderer nicht verletzen. Das Thema ist hoch sensibel. Auch Positionen, die „von Menschen mit grauen Haaren, empörten Großeltern“ und egal welcher Richtung diese angehören, sollten wertschätzend diskutiert und nicht mit dem Verweis auf die Haarfarbe oder das Alter kommentiert werden. Darin lese ich eine kaum verhohlene Bewertung. Hier hätte ich mir von den Autoren etwas mehr Schamgefühl gewünscht und eine Argumentation. Diese benötigen wir zusammen mit Wertschätzung, nämlich so wie es für die sexuelle Bildung gefordert wird. Ihr Ziel sei, dass Menschen selbstbewusst ihre Wünsche äußern und die Grenzen ihres Partners respektieren. Gegenseitiges Anerkennen von Grenzen und Positionen sollte bei der Diskussion des Themas leitend sein. – Dr. Christine Meinhardt-Remy


Leserbrief zu „Der Sexismus-Talk“ von Sabine Rückert

Ihrem sehr gelungenen Beitrag zum obigen „Sexismus-Talk“ bei Anne Will mit Ihrer klaren Analyse ist nichts hinzuzufügen. Herzlichen Dank dafür. Schade und jetzt? MeNot. Man(n) verhält sich ruhig, stellt die teilweise hysterische Meinungsmache für sich ab und hofft auf eine Versachlichung des Themas. – Markus Rupp


Leserbrief zu „Kann er Gedanken lesen?“ von Moritz Aisslinger

Die wissenschaftlichen Leistungen von Niels Bierbaumer sind beeindruckend – noch beeindruckender ist für mich aber, dass er allen – Erkrankten, Angehörigen, Mitarbeitern, Journalisten – unprätentiös, warmherzig und einfach „auf Augenhöhe“ gegenübertritt. Da sind Veröffentlichungen und Ausszeichnungen nur Mittel zum Zweck, solch komplexe Krankheiten zu verstehen und die Situation der Betroffenen zu verbessern. Sein Ärger über Unternehmen, die nur bei ‚relevanten Märkten‘ in die Erforschung solcher Krankheiten einsteigen, ist absolut nachvollziehbar. Ich wünsche ihm noch viel Erfolg. Kurt Thome


Leserbrief zu „Der Sexismus-Talk“ von Sabine Rückert

Vielen Dank für Ihren Artikel, der mir ganz aus der Seele spricht. Diese Talk-Runde konnte ich nur zehn Minuten ertragen, dann habe ich weggeschaltet. Ich kann dieses Jammern, Klagen und diese heuchlerische BetroffenheitsUnkultur von Frauen, die  in etlichen Talk-Shows eine Plattform finden, nicht mehr ertragen. Die mit Beifall bedacht werden, wenn sie, wie im Fall Himmelreich/Brüderle, nach einem Jahr in die Öffentlichkeit gehen und die moralische Keule schwingen, statt in der Situation verbal auszuteilen.

Mich dauern  all die Frauen, die nicht imstande sind, konsequent und sofort gegen alltäglichen Sexismus aufzustehen, die scheinbar nicht gelernt haben, sich zu wehren. Die nicht gelernt haben, sich zu emanzipieren vom Elternhaus, von patriarchalischem Getue, von Menschen, die im schlechtesten Sinne Macht ausüben wollen. Die keine Haltung haben, die nicht aufrecht und gerade ihren Weg im Leben finden und gehen. Aber es gibt auch die, die stark, mutig und klug sind und die, davon bin ich zutiefst überzeugt, ist die Mehrheit. – Helga Tillmann


Leserbrief zu „Als ich zwölf war, fing meine Mutter an zu trinken. Bis heute spricht sie nicht darüber.“ von Lisa Wolff

Es wird so viel über Entzug und über die geringe Erfolgsquote geschrieben? Warum wird dann diesen Alkohlkranken nicht mit Baclofen geholfen? http://www.zeit.de/online/2009/36/alkoholismus-sucht/seite-2 Nutzen Sie Ihre Möglichkeiten und helfen Sie so vielen Kranken und deren Familien! – Elfie Wurm


Leserbrief zu „Geschlecht ist keine Krankheit“ von Silke Weber

Zuerst habe ich mich sehr gefreut, als ich gesehen habe, dass es einen Artikel über „Transgender“ gab, so wie es mich grundsätzlich immer freut, wenn ich einen Artikel über Menschen mit transsexuellen Körpern sehe. Mehr Repräsentation ist immer gut, gerade in den Medien, die auch von vielen Menschen konsumiert werden. Aber dennoch werden auch in diesem Artikel wieder die eher klassischen „Fehler“ gemacht beim Umgang mit diesem Thema. Das fängt damit an, dass Transsexualität als „der Wunsch, als Angehöriger des anderen Geschlechts zu leben“ definiert wird. Erst einmal unabhängig davon, dass „des anderen Geschlechts“ binäre Geschlechternormen reproduziert, ist diese Aussage nicht korrekt. Denn Menschen „fühlen“ sich nicht wie das „andere Geschlecht“, sie „sind“ es. Sie mögen vielleicht eine körperliche Varianz haben, aber dennoch sind diese Menschen ihr Geschlecht.

Dann ist es natürlich positiv zu bewerten, dass das ICD-11 diese Menschen nicht mehr pathologisiert und das ganze jetzt unter „sexual health“ eingetragen hat und vor allem auch nicht mehr den Begriff „gender identity disorder“ (diese ganze „Geschlechtsidentität“ ist nicht wirklich hilfreich) verwendet. Aber leider ist das eben nur das ICD-11. Worauf Sie sich vielleicht eher beziehen sollten, ist die Tatsache, dass sich dadurch rein gar nichts ändern wird. Das wird, wahrscheinlich, nichts an der gesellschaftlichen Akzeptanz von nicht norm-konformen Körpern ändern. Denn das diskriminiernde, übergriffige und in Teilen verfassungswidrige Transsexuellengesetz (TSG) bleibt ja bestehen. Die Diskriminierung und Pathologisierung geht ja nicht einfach weg und das TSG verlangt immer noch zwei ausführliche und sehr teure Gutachten, um den Vornamen und den Personenstand vor Gerich ändern zu können. Und genau das nimmt Menschen ihr Recht auf Selbstbestimmung. Und Sie selbst „reduzieren“ das Thema auf „das Niveau der persönlichen Befindlichkeit“, in dem Sie von „Gefühl“ sprechen. Genauso problematisch ist es von „Transpersonen“ zu sprechen. Denn damit wird der Körper mit geschlechtlicher Varianz als einzig identitätsstiftendes Merkmal bezeichnet, damit werden Identitäten erst geschaffen.

Und Identitäten sind etwas trennendes, etwas das Menschen in Gruppen einteilt und das sollten wir um jeden Preis vermeiden. Diese Personen sind in erster Linie Personen, Menschen, sie haben einen nicht norm-konformen Körper mit einer geschlechtlichen Varianz, aber das rechtfertigt, nicht sie nicht mehr als „Personen“, sondern als „Transpersonen“ zu bezeichnen. Also alles in allem, bin ich wie gesagt dankbar für solche Artikel, es ist wichtig, dass sie geschrieben werden und dieses Thema stärker in den gesellschaftlichen Diskurs bringen. Aber wie gesagt, man sollte dabei nicht selbst diese Identitätsbegriffe verwenden und verstärken, die auch von rechten Parteien genutzt werden und vor allem sollte man diese Menschen nicht auf ein „Gefühl“ reduzieren. Hoffen wir, dass sich die Berichterstattung dahingehend verbessert. – Julius Nebel


Leserbrief zu „Sie haben es in der Hand“ von Matthias Geis et al.

Die meisten Artikel über die Sondierungen, besonders die von Matthias Geis, erwecken den Eindruck, es wäre nicht schlimm oder gar wünschenswert, wenn keine Jamaika-Koalition zustande kommt. Es wäre aber doch schlimm. Viel zu lange sind wir daran gewöhnt, dass die Politik sich auf die Suche nach pragmatischen und kurzfristigen Lösungen beschränkt. Dabei wird es höchste Zeit, dass endlich wieder über Werte, Interessen und langfristige Perspektiven gestritten wird. Dazu böte eine Koalition aus so unterschiedlichen Parteien eine Chance. Geis sieht darin nur eine Zwangsgemeinschaft, die Unwillen und Überdruss erzeugt und Gegensätze verschleiern oder negieren muss. Der bisherige Verlauf der Sondierungen mag diesen Eindruck bestätigen. Dabei könnte es auch ganz anders laufen: Gerade die Verbindung gegensätzlicher Politikansätze könnte zu ganz neuen Ideen führen und eine neue politische Dynamik auslösen. Nicht die konsensuale Politik der Vergangenheit hat der Glaubwürdigkeit der Parteien geschadet, wie Geis behauptet, sondern das Fehlen von Transparenz und tiefgreifender Diskussion, die Verbarrikadierung hinter erstarrten Formulierungen und Prinzipien.

Konkreter: Wachstum und Nachhaltigkeit müssen nicht unvereinbar sein, wie Geis meint. Wachstum ist längst nicht mehr mit erhöhtem Verbrauch von Ressourcen und gesteigerter Güterproduktion gleichzusetzen, es kann auch qualitativ sein oder sich auf Dienstleistungen und den IT-Sektor konzentrieren. Auch das Vertrauen auf die Kräfte des Marktes und Klimapolitik sind durchaus vereinbar. Der europäische Emissionshandel könnte als Modell dafür dienen. Eine Steuerpolitik, die konsequent das Verursacherprinzip verwirklicht und auf das Vorsorgeprinzip setzt, anstatt veraltete und umweltschädliche Technologien zu subventionieren, würde die Kräfte des Marktes etwa in der Landwirtschaft oder der Energieerzeugung und selbst in der Automobilproduktion ganz schnell in eine umweltfreundliche Richtung lenken, z.B. durch flächendeckende Besteuerung von CO2 oder auch Gülle.

Selbst in der Flüchtlingspolitik könnten sich neue Perspektiven ergeben, wenn man nicht an Formeln wie „Obergrenze“ klebt und ängstlich auf die AfD starrt, sondern endlich mutig und tiefgreifend über globale und langfristige Perspektiven diskutiert. Kein Parteiprogramm verbietet Weitsicht, selbst das der CSU nicht.

Unterdessen vergeht immer mehr Zeit. Inzwischen ist in Bonn die Umweltkonferenz zu Ende gegangen. Deutschland hatte großspurig eingeladen und dann fast nichts zu bieten außer Heuchelei und gebrochenen Versprechen. Für die kriselnde EU haben sich durch die Wahl Macrons unerwartet neue Chancen ergeben. Zu seinen Ideen und Vorschlägen ist der deutschen Politik bisher außer engstirnigen Bedenken nichts eingefallen. Am Sozialgipfel der EU in Göteborg hat Deutschland gar nicht erst teilgenommen. Das alles ist peinlich und verantwortungslos. Jetzt vom Wähler etwas Neues zu erwarten, ohne ihm neue Ideen und Programme anzubieten, wäre unsinnig und unredlich. Das könnte nur zu verstärkter Politikverdrossenheit und auch zu Demokratieverdrossenheit führen. Meine Hoffnungen setze ich immer noch auf Jamaika, allerdings ungeduldig. – Friedrich Thimme


Leserbrief zu „»Verglichen mit Trump können wir froh sein, einen Putin zu haben«“ von Josef Joffe

Man muss fair bleiben. Wie können Sie so einfach von Raub sprechen, wenn Sie im Interview mit Herrn Schröder indirekt auf das Ergebnis eines russisch-türkischen Krieges aufmerksam machen ?. Die Krim wurde von den Tataren (man versteht darunter im Wesentlichen Nachkommen der „Goldenen Horde“, die mehr als 250 Jahre tributfordernd über Russen die Oberherrschaft ausübten und ihr Unwesen trieben) im 15. Jhdt. besiedelt( von Kumanen,Krimgoten u.a., wenn Sie so wollen, „geraubt“.) Mit Moskau durch die Jahrhunderte immer wieder in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt – 1589 wurde M. zuletzt gestürmt und geplündert – haben sich die Krimtataren auf der Halbinsel gut eingerichtet.sind  nicht, wie auch ihre Verwandten der von Moskau niedergerungenen Chanate Kasan,Astrachan (1552 und 1554), nach Mittelasien zurückgekehrt. Übereifrig, scheint mir manchmal, wird nach Belegen für den angeblichen Expansionsdrang und die Raubgier der Russen gesucht. Haben sie sich häufig nicht nur  gewehrt ? Müsste nicht die Presse auf Grund mangelhafter Geschichtskenntnisse- als Pädagoge weiß ich wovon ich rede- besser, „unverkürzt“, aufklären. Kaum ein jüngerer Mitbürger kann doch etwas mit Borodino, Poltawa, Sewastopol, Stallingrad oder Belagerung von Leningrad verbinden.   Zwei alte russische Sprichwörter sollten uns nachdenklich machen: „Der Dumme verurteilt gern, der Kluge beurteilt (erwägt,erörtert).“ „Lezhjatshevo nje bjut“ – „Den Liegenden schlägt man nicht“. – H. Koop


Leserbrief zu „Achtung, hier ist Schluss!“ von Susan Djahangard

Beim Lesen Ihres Artikels bin ich irritiert. Geht es im Artikel ausschließlich um sexuelle Belästigungen von Männern gegenüber Frauen?! In den beiden Grafiken zum Artikel wird das männliche und das weibliche Geschlecht noch kenntlich gemacht. In der Grafik über die Vorgehensweise bei Bekanntwerden gibt es sowohl „Verursacher“ als auch „Verursacherin“. Allerdings nur „die Betroffene“ oder „die Betroffenen“, also keinen Betroffenen ( zumindest nicht im Singular)… Im Text Ihrer Autorin kommen dann die Frauen plötzlich nicht mehr vor ( Ausnahme: „Leiterin“ der Diskriminierungsstelle).

Es wird da immer „ein Mitarbeiter“ von „einem Mitarbeiter“ belästigt. .. Wie kann ich das dann verstehen? Sind in der maskulinen Form die Frauen mitgemeint? Also Frauen ebenfalls Verursacher, sowie Männer ebenfalls Betroffene? Oder ist der Leser hier angehalten beim  Verusacher immer den Mann und bei der Betroffenenen immer die Frau zu denken? Warum wird dann nicht einfach gesagt „die betroffene Mitarbeiterin“, wenn es sich doch wahrscheinlicherweise ausschließlich um Frauen handelt? Oder sind die Statistiken und Umfragen und der Text eben doch geschlechtsunspezifisch gemeint? Interessant und vorstellbar ist es ja…. Gewalt , auch sexuelle, gegen männliche Kinder und  Männer gibt es ja ebenfalls… – Bernhard Pusch


Leserbrief zu „»Verglichen mit Trump können wir froh sein, einen Putin zu haben«“ von Josef Joffe

„Verglichen mit Trump können wir froh sein, einen Putin zu haben“, meint der Herr Schröder und könnte damit sogar recht haben. Beruhigend ist diese Einschätzung, oder soll es tatsächlich ein Lob sein, dennoch bei weitem nicht. Denn beide, Putin wie Trump, wollen ihr Volk jeweils mit allen Mitteln zu „alter“ Macht und Stärke führen, das kann weder einem Elder Statesman, noch einem politisch talentierten Privatmann Gerhard Schröder entgangen sein. Beweise dafür gibt es freilich genug wie deutliche.

Allerdings vollzieht sich Schröders Analyse über Putins Interessen und Vorgehen in diametral anderer Weise als etwa die vor kurzem veröffentliche Beurteilung durch BND-Chef Kahl, der nachdrücklich vor machtpolitischen Ambitionen Russlands gewarnt hat. Kurzum, dass von Josef Joffe mit Gerhard Schröder geführte Gespräch habe ich mit sehr großem Interesse gelesen, mehr Gelassenheit in der Sache konnte es mir jedoch kaum vermitteln. – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Nicht so Schüchtern“ von Rudi Novotny

Vielen Dank für ihren insgesamt guten Artikel! Ich selbst bin seit über 20 Jahren sexualpädagogisch in Schulen unterwegs. Ich bin fest davon überzeugt, dass Sexualkunde Kindern und Jugendlichen hilft, eine selbstbestimmte Sexualität aufzubauen und sich vor Gefahren wie Erkrankungen, verfrühter Schwangerschaft und sexueller Gewalt zu schützen. Kinder und Jugendliche suchen sich Informationsquellen bei Älteren, im Internet… Die Schule muss dabei sein – als seriöse Quelle.

Sexualkunde sollte immer im geschlossenen und vertrauensvollen Rahmen stattfinden („Ihr dürft Alles zum Thema sagen und fragen, Ihr müsst aber nicht! Was Ihr sagt, bleibt im Raum, was ich Euch sage, dürft Ihr weitererzählen!“). Ich will nicht über Sexstellungen referieren, denn das können die Kinder und Jugendlichen im gegebenen Alter selbst herausfinden. Ich möchte durch Wissensvermittlung und offene Gespräche versuchen, den Kindern und Jugendlichen ihre Ängste und Unsicherheiten bezüglich ihrer körperlichen Entwicklung und des 1. Mals zu nehmen. Sexualkunde soll helfen, sich selbst, den eigenen Körper und die eigenen Wünsche mitsamt deren Widersprüchen zu akzeptieren.

Ich wünsche mir öfter bedarfsgerechte Sexualkunde in den verschiedenen Altersphasen, mal von Lehrkräften, mal von externen Experten gestaltet. Ich wünsche mir Vor- und Nachgespräche mit den Lehrkräften und Gespräche mit den Eltern.

Noch kurz zu Frau von Beverfoerde, die ich zweimal auf Veranstaltungen erlebte: Mein Eindruck ist, sie und ihre Anhänger wünschen sich die 50er Jahre zurück. Eine Zeit, in der Ehefrauen immer zur sexuellen Verfügung stehen mussten; eine Zeit, in der zwei Männer schon wegen eines gemeinsamen Kusses verhaftet werden durften; und eine Zeit, in der Kinder nichts über Sexualität wussten und damit auch ganz einfach zu sexuellen Handlungen überredet werden konnten. Die 50er waren keine Zeit der sexuellen Selbstbestimmung. – Lutz Hermanns


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Heiliger Strohsack !! Ein ganzes  Magazin nur mit Rezepten. Ich sehe sie mir gar nicht mehr an, auch keine gegenwärtigen Kochbücher, weil . . . . . ich darin ein lesbares Deutsch vermisse !!   Wie ist es nur möglich, daß man Anweisungen oder Anleitungen in der Grundform des Verbs  „formuliert“. Das heißt, man formuliert ja gar nicht, sondern stellt völlig unverbundene Wörter in eine fast schon obskure Reihenfolge, (es sind nicht einmal Sätze gemäß  Subjekt – Prädikat –  Objekt, das hat man mal gelernt) die, wenn man sie liest, zuerst versuchen muß, in ihnen einen Sinn zu erkennen. Sodann muß man diese Wortansammlungen vor dem geistigen Auge mit zutreffend und richtig konjugierten Verben versehen, um sich überhaupt vorstellen zu können, worum es geht. Diese Mühe ist mir zu groß. Holprige Texte liest man nicht gerne.  Sie tauchen sonst in der ZEIT ja auch nicht auf. — Rainer Sass im NDR ist in meinen Augen der wohl einzige Fernsehkoch, dessen Rezepte man sich auf Anhieb merken kann, WEIL er richtig formuliert !! Das sollte ein Vorbild sein für sämtliche schriftlichen Rezepte. Noch etwas: Stellen Sie sich vor, Sie sollten Rezepte, bzw. Anleitungen in Englisch verfassen. Ich bin sicher, Sie werden auf Anhieb in den richtigen Imperativ verfallen. Ich habe noch keinen englischen Text gesehen, in dem die Grundform des Verbs mit „to“ vorkam. Warum also dieses unmögliche, unlesbare Kuriosum im Deutschen ?? Es ist für mich ein Rätsel, das mich seit Jahren umtreibt.

Wenn also eines Tages auch in der ZEIT Koch- und andere Rezepte in richtigem Deutsch stehen sollten, dann werde ich sie nicht mehr unbesehen ignorieren. Wenn Sie mir nicht glauben: Bauen Sie selber richtige Sätze mit konjugierten Verben aus Ihren Wortansammlungen und Sie werden merken, wie leicht Sie sich selber die besagten Rezepte merken können und wieviel mehr Spaß es macht, kreativ den dann leicht nachvollziehbaren Anleitungen zu folgen. (Dieser Satz steht schon im Imperativ) Vergleichen Sie dazu auch Uralt – Kochbücher. Sie werden sehen, wie leicht man danach kochen kann.  –  Diese meine Abhandlung soll Ihnen auch zeigen, wie sehr ich Leser, um nicht zu sagen, Intensiv-Leser bin, der nicht nur Grammatik, sondern auch Stilfragen der deutschen Sprache einigermaßen gut beherrscht. – Michael Horstmann


Leserbrief zu „Kann er Gedanken lesen?“ von Moritz Aisslinger

Wer, etwa an ALS erkrankt, durchhält bis in den Zustand von completely locked-in, muss schon über ein hohes Maß an Resilienz und wohl noch mehr über ein so vertrautes wie verlässliches familiäres Umfeld verfügen. Wie viele sind das am Ende? Weniger als zehn Prozent der Erkrankten entscheiden sich überhaupt für eine invasive Beatmung. Davon lässt sich wohl ausgehen, dass alle, die es bis dahin geschafft haben, mithin schaffen wollten, nicht so ganz unglücklich oder gar depressiv sein können. Bei ihnen muss noch ein nicht unerheblicher Wunsch nach Leben vorhanden sein. Wie viele oder wenige es letztlich auch sind, es ist eine großartige Leistung von Niels Birbaumer und seinem Team, diesen Übriggebliebenen zu ihrer Stimme zu verhelfen. Zu wünschen bleibt, dass die Forschung schnell weitergeht und irgendwann mehr als „ja“ und „nein“ möglich ist. – Dr. Claudia Toll


Leserbrief zu „»Verglichen mit Trump können wir froh sein, einen Putin zu haben«“ von Josef Joffe

Schröder vorne, von der Seite oder auch von hinten durch die Brust in’s Auge. Möglichkeiten für sich egoistisch, bei sich jeder bietenden Gelegenheit zu nutzen, ist sein gebetsmühlenartiges Schröder first again! Wer braucht Schröder? Die ZEIT? Nun, ich hatte noch nie Freunde oder Bekannte von denen man wusste, daß sie dazu bereit sind Menschen mit Gas zu töten, im Wege Stehende wegzusperren, gar zu foltern. Ich bin auch nicht zum xxl-male verheiratet und moralisiere, belehre den Rest der Welt. Ich beteilige mich auch nicht an Verhandlungen und Vetragsabschlüssen die einen Abnehmer in die Abhängigkeit führen kann. Was also soll ich bitteschön mit einem Schröder? Warum muss ich dessen Geplappere in der Zeit auch lesen? – Harald Krings


Leserbrief zu „Er kann begeistern“ von Christine Prussky

Das liest man gern. Ausgerechnet in NRW, das sonst mit ihren Hochschulen nicht gut bewertet wird. Auch die hohe Zahl der Abbrecher hat die journalistische Runde gemacht. Wenn Sie mich fragen: Sie ist immer noch zu hoch. Wer die Grundschulen gut kennt, der kennt auch die Ursachen. In NRW legte man keinen Wert darauf, daß die Kinder etwas lernen. Das ist eigentlich verrückt – ist aber so. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Lieber mal irren“ von Andreas Sentker

„Hat leider nichts genutzt“ Der Leitartikel von Herrn Senkter hat mir gut gefallen, weil mir sein Plädoyer sehr vernünftig erscheint. Allerdings wird die Vernunft nicht selten von gefährlichen Gefühlen an die Wand gedrückt, die dann das Geschehen vorantreiben, so etwa von beklemmender Hilflosigkeit und lähmender Angst bei Politikern und von tiefer Enttäuschung und blinder Wut bei Wählern. Hinzu kommt im Übrigen: Es genügt nicht, richtig handeln zu wollen, sondern man muss es auch können. Allein die Art und Weise, wie die nun abgebrochenen Sondierungsgespräche geführt wurden, lässt insoweit erhebliche Zweifel aufkommen. Zudem gehört es nicht gerade zu den politischen Stärken, hinsichtlich der Ziele klare Prioritäten zu setzen. Schade, dass auch im vorliegenden Fall der gute Ratschlag nichts genutzt hat. – Udo Wolter


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Es gibt für mich fast nix besseres, als eine ruhige Stunde mit Zeit und Zeit magazin auf dem Sofa. Wirklich! Einen Wunsch hätte ich bitte: statt Larissa und Thomas bitte mehr Uhren und Sofa Werbung. Dies hätte einen deutlich höheren unterhaltungs- und Informationsgehalt. Vielen dank! – Martin Hein


Leserbrief zu „Der doppelte Kubicki“ von Felix Rohrbeck et al.

Mit Ihren Zeilen zu diesem Fall kann ich nur feststellen, die FDP hat am 18.11.2107 ab 20.10 Uhr einen Wähler verloren. Unglaublich, diese „Selbstgerechtigkeit“ im Namen des Volkes. Bleiben Sie auf der Spur. – Gerd Hummert 


Leserbrief zu „Der doppelte Kubicki“ von Felix Rohrbeck et al.

Der Artikel gibt Anlass, über das Rechtsstaatsverständnis Ihrer Autoren zu reflektieren: Zunächst einmal unterliegen Anwälte und insbesondere auch Strafverteidiger der Verschwiegenheitspflicht. Die dortige Verwunderung sollte sich in Grenzen halten, wenn Herr Kubicki auf gezielte Anfragen, die das Mandatsverhältnis betreffen, sich nicht äußert. Zudem  haben Strafverteidiger im Wesentlichen zwei Aufgaben, nämlich
1. dafür Sorge zu tragen, dass dem Mandanten ein faires und prozessual korrektes Verfahren zuteil wird und
2. alles das vorzutragen, was den Mandanten entlastet oder/und zu seinen Gunsten berücksichtigt werden sollte.
Sie können dem Strafverteidiger doch nicht unterstellen, dass er sich mit der Straftat seines Mandanten identifiziert. Wenn dem so wäre, könnte kein Verteidiger mehr einen Betrüger, Mörder etc. vertreten. Eigentlich unterstellen Sie Herrn Kubicki, dass er sich professionell verhält. Ihn wird es freuen. – H. Schade


Leserbrief zu „»Verglichen mit Trump können wir froh sein, einen Putin zu haben«“ von Josef Joffe

Warum gibt „Die Zeit“ ausgerechnet dem Totengräber der Sozialdemokratie Schröder so viel Raum zur Selbstdarstellung, während die SPD sich auf den mühsamen Weg einer neuen Selbstfindung macht ? Hat es nicht gereicht, dass dieser Herr Schröder durch seinen Auftritt auf dem SPD Parteitag in Dortmund dem Kanzlerkandidaten Schulz den politischen K.O.-Schlag versetzt hat ? Muss er jetzt auch noch auf den am Boden liegenden Genossen eintreten, während dieser versucht, mühsam wieder aufzustehen ? Nein, die SPD braucht weder einen Herrn Schröder noch einen Olaf Scholz, der wie ein kleines Kind vor dem Weihnachtsbaum mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen dasteht, wenn sich die aufgestaute, sozialpolitische Wut in bürgerkriegsähnlichen Zuständen in seiner Stadt entlädt. Die SPD braucht keinen weiteren neoliberalen Genossen, mit einer scheinbaren „ökonomischen Kompetenz“, sondern Personen mit volkswirtschaftlichem Sachverstand, die darauf achten, dass es allen Bürgern dieses Staates gut geht und nicht nur der Wirtschaft.

Der letzte Sozialdemokrat, der diese volkswirtschaftlichen, insbesondere auch internationalen Zusammenhänge verstanden hat, war Helmut Schmidt. Er hat zu Recht den neuen, auch von Herrn Schröder und seinen neoliberalen Gefolgsgenossen mit geschaffenen Kapitalismus als „Raubtierkapitalismus“ bezeichnet. Die SPD braucht wieder Genossen an der Spitze, die die soziale Schicht aus der sie kommen nicht verraten. Schröders Mutter war bekanntlich Putzfrau und konnte von ihrer Rente nach den alten Regeln noch ordentlich leben. Wäre sie in den „Genuss“ von Schröders Rentenkürzungen gekommen, sie hätte ihrem eigenen Sohn eine Ohrfeige verpasst und ihn mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt. Eine Putzfrau, die heute 1.500,– € im Monat verdient, erhält nach 45 Jahren ununterbrochener Tätigkeit eine Rente von 675,– € brutto und 600,– € netto nach Abzug von Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen. Davon kann kein alter Mensch in Würde leben.

Die SPD braucht wieder Genossen, die nicht das Merkelsche Geschwätz: „Es geht uns gut !“ gedankenlos nachplappern, sondern mal genauer hinschauen. Dann würden sie z.B. in einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung sehen, dass die untere Schicht, die weniger als 70% des Durchnittseinkommens verdient ( gegenwärtig also weniger als 1.250,– € netto ) in der Zeit von 1991 bis 2014 von 37% auf 44% der Erwerbstätigen angewachsen ist. Zählt man noch die reale Zahl der Arbeitslosen von 3,5 Millionen hinzu, dann gehören ca. 50% zu dieser unteren Schicht. Deren Realeinkommen ist in diesen 23 Jahren um weniger als 2% gestiegen, während Wohnkosten, Energiekosten, Gesundheitskosten etc. drastisch, häufig um 50% und mehr gestiegen sind. Das bedeutet, dass wir bei 50% der Erwerbstätigen eine zunehmende, dramatische Verschlechterung ihrer Situation bis zur Verelendung seit 1991 haben, während gleichzeitig der Reichtum auf der anderen Seite der sozialen Skala exorbitant gestiegen ist, eindrucksvoll abzulesen an der Entwicklung des DAX oder Dow Jones, die in demselben Zeitraum um mehr als 700% gestiegen sind. Merken die „Genossen mit der ökonomischen Kompetenz“ endlich was ?

Wenn die SPD nicht bald anfängt, für deutlich höhere Löhne zu kämpfen, auch außerhalb der Tarifbindung durch eine Anhebung des Mindestlohns auf 12,– € und durch eine Allgemeinverbindlichkeitserklärung der Tarifverträge und weiterhin für eine Wiedereinführung der Lebensstandard sichernden Rente und für die Erzwingung fairer Steuerzahlungen der Reichen und Konzerneund Steuerentlastungen der unteren und mittleren Einkommen etc., wird uns diese Gesellschaft bald um die Ohren fliegen und die AfD wird die SPD überholen, die ihrerseits in der Bedeutungslosigkeit verschwinden wird. Wer von den gegenwärtigen Spitzengenossen könnte den notwendigen Erneuerungsprozess einleiten ? Keiner ! Aber Martin Schulz ist der Einzige, dem man zutrauen könnte, dass er es lernt.

In diesem Genossen könnte noch ein alter, sozialdemokratischer Kern stecken, der diesen neoliberalen Saulus zu einem sozialdemokratischen Paulus machen könnte. Es wäre ein harter und mühsamer Weg, den er über weite Strecken als Einzelkämpfer gehen müsste. Aber um mal die erfolgreichste Karrieristin unserer Tage zu zitieren: Er ist alternativlos. Wenn der Parteitag der SPD im Dezember es nicht schafft, deutliche Zeichen der Erneuerung in personeller, organisatorischer und inhaltlicher Hinsicht zu setzen, sondern weiter den Weg gehen wird, den Schröder, Gabriel etc. ihr gewiesen haben, wird sie wie ihre europäischen Schwesterparteien – mit Ausnahme von Labour und den portugiesischen, echten Sozialdemokraten – in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Dabei wollen die Bürger dieser Welt ein neues soziales, ökologisches und solidarisches Zeitalter, ein sozialdemokratisches Zeitalter eigentlich. Der Herr Schröder mag auf den Malediven gemeinsam mit seiner neuen, jungen und schönen Lebensgefährtin seine Millionen genießen, solange der durch die Herren mit der „ökonomischen Kompetenz“ geförderte Klimawandel diese herrliche Inselwelt noch nicht überschwemmt hat. – Hans-Georg Tillmann


Leserbrief zu „Nicht so Schüchtern“ von Rudi Novotny

Pardon, aber Sexualaufklärung soll biologische und gegebenenfalls gesellschaftliche Zusammenhänge im Hinblick auf Partnerschaft und Familie darstellen, sich aber nicht in sexuelle Randbereiche oder auf Nebenschauplätze begeben.  In diesem Konnex ist Verantwortlichkeit angesagt und die ist mit Jugendlichen, nicht aber bei Kindern umsetzbar. Der Frühsexualisungswahn erweckt den Eindruck, dass man unter dem Tarnmantel seriösen Sexualunterrichts und „sexueller Vielfalt“schon Kinder mit Inhalten wie Homosexualität, Ehe Gleichgeschlechtlicher, Sadomasochismus oder Pornographie konfrontiert, das als völlig normal darstellt und sie nicht nur überfordert, sondern letztlich in die falsche Richtung prägt. Die Reduzierung des Menschen auf seine Sexualität mit all seinen Ausprägungen steht im krassen Widerspruch zu ethisch-moralischen Werten und zum Leitbild „Familie“. – Martin Behrens


Leserbrief zu „Kann er Gedanken lesen?“ von Moritz Aisslinger

Der Artikel handelt von “ Lock in“-Patienten, deren Gehirnaktivität am Computer dargestellt werden kann-( durch einen Apparat u.a., der die Hirnsignale in digitale Einheiten umwandelt)- , wenn sie zuvor zu starker Gedankenkonzentration angeregt wurden. Die Frage stellt sich nun: Wer bringt die starke Konzentration für die Gedanken auf ?  Was sind Gedanken, dass sie die Macht haben, das Gehirn in Aktivität zu versetzen und sogar hirnelektrische Aktivitäten zu steuern? Wer wach ist und nachdenkt ,wird an diesen Fragen nicht vorbeikommen. – D. Sandritter


Leserbrief zu „Wie ein Land zur Geisel wurde“ von Andrea Böhm

Natürlich kann man nur hoffen, dass es nicht auch noch im Libanon zu Krieg kommt. Das Geschachere um Einflusszonen wird trotzdem leider erst mal weitergehen, denn „die Kriegherren der unterschiedlichen konfessionellen Fraktionen wollen weiterhin die Macht im Staat im Auftrag ihrer Hintermänner aufteilen wie Vasallen die Lehen ihrer Feudalherren.“ Das ist symtomatisch für den ganzen Nahen Osten. Wenn es aber zu Lösungen kommen soll, dürfte es gar nicht darum gehen, wer wo und wann mit Hilfe von Intrigen und Waffen als Sieger dasteht, sondern darum, die religiösen und ethnischen Legitimierungsversuche ihrer Ansprüche aufzugeben. Solange es aber beispielsweise der „Partei Gottes“, also der Hisbollah, „nur ein müdes Lächeln entlockt“, wenn UN-Resolutionen deren Entwaffnung fordern, muss wohl gesagt werden: Die Religionsverständnisse der Beteiligten lassen sehr zu wünschen übrig, wenn sie ausschließlich der Selbstbestätigung und der Formulierung von Überlegenheitsansprüchen über andere dienen. Mit dieser Instrumentalisierung muss Schluss sein, wenn die Berufung auf Religion berechtigt sein soll. Dann wäre der Weg zu Erfolgen für alle frei und die Kategorie „Kriegsherren der unterschiedlichen konfessionellen Fraktionen“ würde verschwinden. Daran zu arbeiten und das zu unterstützen ist eine globale Aufgabe – unabhängig von allen Zugehörigkeiten und Prägungen. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „»Verglichen mit Trump können wir froh sein, einen Putin zu haben«“ von Josef Joffe

„Genosse“ Gerhard, hast du nicht genug Schaden angerichtet? An Hartz-IV-Empfängern und deren Kindern, an Leiharbeitern, an Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen? Am Allgemeinwohl und nicht zuletzt an der Partei? Was hat dich geritten, der SPD die menschenverachtenden, umweltzerstörenden, nur auf Ausbeutung abzielen-den Maximen des Neoliberalismus überzustülpen und ihr damit die Seele zu rauben? Die Partei hat sich verhalten wie eine Hure; hier ging es um die Machtoption, welche so lange unerreichbar war. Sie hat nicht bedacht, dass sie tatsächlich ihre Seele und ihre Glaubwürdigkeit an einen charakterlich derart dubiosen Windbeutel verkauft, einen frühen Egomanen ohne Anstand! Die SPD als Partei der „sozialen Gerechtig-keit“ – da lachen die Leute ja nur! Unter deiner Knute hat sie die angebotsorientierte Deregulierung des Arbeitsmarktes und der Finanzmärkte mitgetragen.

Wer soll der SPD nach der Agenda 2010, bei der es im Kern bloß darum geht, die Kosten des Sozialstaats für die Staatskasse und die Arbeitgeber zu senken und die Arbeitslosen zu disziplinieren, noch glauben? Als mein Urururgroßvater für August Bebel Anlaufstelle der SPD in Stettin war, wegen des Sozialistengesetzes des reaktionären Herrn Bismarck sein Amt als Stau-ermeister im Hafen verlor, war die Partei der politische Arm der Arbeiterklasse und hat deren Interessen, so gut es ging, vertreten. Du und deine „Hannover-Mafia“, ihr habt es euch zur Gewohnheit gemacht, mit Spitzenvertretern der Wirtschaft zu schäkern. Nicht umsonst hast du den fürchterlichen und entlarvenden Beinamen erhalten: Genosse der Bosse. Neulich formulierte ich: „Die SPD hat die Drecksarbeit für die Schwarz-Gelben und die Unternehmer gemacht; die hätten sich das in dieser neoliberalen Radikalität eines Gerhard Schröder und seines britischen Alter ego Tony Blair vermutlich nie getraut.“ Dank dir ist die SPD in die politische Marginalität abgesunken, dümpelt bei zwanzig Prozent und wird auf absehbare und lange Zeit keine Chance mehr haben, für soziale und gerechte Verhältnisse in diesem Land zu sorgen.

Und jetzt die Kumpanei mit Putin, ein korrupter Autokrat, der seine mediokren Geistesgaben durch eine nur peinlich wirkende Selbstinszenierung als „Modellathlet“ mit nacktem Oberkörper oder als Judokämp-fer zu kompensieren versucht. Er schikaniert die Opposition durch seine gelenkte Justiz oder lässt ihre füh-renden Köpfe gleich erschießen. Er persönlich steckt hinter den Morden an Anna Politkowskaja und Boris Nemzow, niemand sonst; dessen bin ich sicher! Und mit solch einem Tyrannen lässt du dich ein? Das dis-kreditiert nicht nur dich moralisch und charakterlich, sondern fällt eben auch auf die Partei zurück! Die Präsidentin von „Transparency international Deutschland“, Edda Müller, sagte neulich in einem Fernseh-interview, du habest nicht verstanden, dass du auch nach dem Ausscheiden aus dem Amt (bis zu deinem Lebensende) eine besondere öffentliche Verantwortung für dein Tun und Handeln trägst.

Du bist keine Pri-vatperson, die tun und lassen kann, was sie will. Dass du dich von russischen Staatskonzernen bezahlen lässt, ist widerwärtig. Du wirst vom deutschen Steuerzahler fürstlich alimentiert: Kennt deine Raffgier kei-ne Grenzen, dass du dich von denen schmieren lässt, um Lobbyarbeit für russische Energieunternehmen zu treiben? Ach, ich vergaß, dir ist es ja bloß um die deutsch-russische Verständigung zu tun. Mit einem süffi-santen Lächeln, das ausgesprochen arrogant wirkt, mokiertest du dich vor ein paar Tagen über die Be-zeichnung „Putin-Versteher“: Einander zu verstehen sei doch schließlich die Voraussetzung für gute Be-ziehungen. Der Begriff hat eine Konnotation, welche über die denotative Bedeutung des Verbs „verstehen“ deutlich hinausgeht: Er bezeichnet jemanden, der die fragwürdige Handlungsweise eines anderen zu des-sen Gunsten auslegt und Fehlverhalten bagatellisiert. Entweder fehlt es dir an der nötigen Sprachkompe-tenz oder du willst die Leute für dumm verkaufen. Das ist entweder peinlich oder ein weiterer Beleg für deinen unangemessenen Umgang mit anderen.

Nun ist Letzteres ja keineswegs neu. Schon als Minister-präsident des Landes Niedersachsen hast du Lehrer pauschal in einem Interview als „faule Säcke“ verun-glimpft. Mich hat gewundert, dass du dafür nie zur Rechenschaft gezogen worden bist. Der mehrheitlichen Zustimmung des Plebs konntest du gewiss sein – billig und abstoßend nenne ich so ein Verhalten. Zumal es ja wohl auch maßgeblich Lehrer waren, welche dir geholfen haben, den sozialen Aufstieg zu schaffen. Oder hast du das ganz aus eigener Vollkommenheit heraus bewältigt? Hybris und Alphamännchengehabe hast du in deinem Leben zu Genüge zur Schau gestellt; wie wäre es zur Abwechslung einmal mit Reflexion, Einsicht in die eigenen Fehler und Schwächen, mit ein wenig Demut und Respekt gegenüber anderen? Freundschaft? – Da müsste sich einiges bei dir ändern! – Wolfgang Beu


Leserbrief zu „Kann er Gedanken lesen?“ von Moritz Aisslinger

„Hans“ sei dank gab es einmal ein Pferd, welches man solange gefragt hat, ob es rechnen kann, bis es mit den Hufen klopfen konnte. – Wolfgang Burkhardt


Leserbrief zu „»Verglichen mit Trump können wir froh sein, einen Putin zu haben«“ von Josef Joffe

Die innenpolitischen Aussagen von Herrn Schröder, insbesondere in Bezug auf die SPD im Zusammenhang auf deren ökonomischen Unwillen und Unfähigkeit kann man teilen. Bestes aktuelles Beispiel ist das Ergebnis der Koalitionsverhandlungen in Niedersachsen: Die CDU bekommt u.a. das Wirtschaftsministerium(Wirtschaft, Verkehr, Arbeit,Digitales) und obendrauf als Sahnehäubchen noch das Finanzministerium, das sagt über den ökonomischen Gestaltungswillen von Sozialdemokraten eigentlich alles.

Die außenpolitischen Aussagen Schröders, insbesondere zu Rußland sollten keinesfalls so stehen bleiben. Seit wann bitte sind die Russen unsere Nachbarn? Wie sehr muß Herr Schröder Rußland verstehen, um mal eben schlicht und einfach Polen zu übersehen? Was ist das von einem ehemaligen Bundeskanzler für ein Geschichtsverständnis von Deutsch-Russischen Beziehungen? Wenn die deutsch-russischen Beziehungen besonders gut waren, ging das immer zu Lasten Osteuropas, insbesondere Polen, das von Hitler und Stalin mal eben von der Landkarte getilgt wurde.

Eine gehörige Portion Sensibilität für polnische und baltische Interessen wäre da ganz hilfreich. Herr Schröder könnte außerdem für das Selbstbestimmungsrecht der Völker und die Unverrückbarkeit der Grenzen in Europa eintreten, die russische Besatzung der Ostukraine und der Krim geißeln. Einem Revisionismus hier das Wort zu reden, Chruschtschow hätte die Krim nur aus Versehen verschenkt ist unverantwortlich. Haben wir dann  irrtümlicherweise auch die Oder-Neiße als dtsch. Ostgrenze anerkannt? Wenn ja, was würde denn daraus folgen?

Wie die wenigen Panzer noch weniger Bataillönchen Russlands Panzerarmeen ernsthaft bedrohen könnten, bleibt Schröder´s Geheimnis. Wer sein Geld von Putin bekommt, sollte nicht unwidersprochen in einer deutschen Qualitätszeitung sein Russland-Verständnis zum Besten geben dürfen, sehr geehrter Herr Joffe. Da hätte ich von Ihnen mehr Engagement erwartet. Übrigens ist Trump immerhin demokratisch legitimiert, ob manchem auch bei uns das paßt oder nicht, was man von Putin nicht sagen kann es sei denn, man hält ihn für einen „lupenreinen Demokraten“! Ist so eine abstruse Sichtweise nun auch „salonfähig“? – Axel Jeske


Leserbrief zu „Der Sexismus-Talk“ von Sabine Rückert

Erbärmlich – Billig – Unerträglich. So empfand ich die im Artikel besprochene „Anne Will – Sendung“. Aber ich bin ein Mann. Der denkt natürlich nur an das Eine und kann somit eine solche Sendung nicht beurteilen. Also bin ich Frau! Rückert sehr dankbar für ihren Artikel. Ich musste nach der Hälfte der Sendung abschalten, weil ich es unerträglich fand, wie angetrieben von der Dame vom Frauennotruf und von Frau Will, Vergewaltigungen, Belästigungen und Anmache von Männern in einen Topf geworfen wurden. Differenzierungen, wie sie Frau Fendel versuchte, waren nicht erwünscht. Das hatte mit einer seriösen Auseinandersetzung mit dem Thema nichts zu tun. Deshalb nochmal: Danke Frau Rückert für Ihren Artikel. – Raimund Helbrich


Leserbrief zu „Lieber mal irren“ von Andreas Sentker

Die Dinge sind viel einfacher und klarer als Herr Sentker uns glauben machen will.
1. Die „Vermaisung der Landschaft“ steht nicht im Zusammenhang mit Biogas (das auch gut mit anderen Substraten betrieben werden kann). In der Bretagne gibt es mindestens so viel Mais wie in Deutschland, aber praktisch keine Biogasanlagen. Der Zusammenhang ist konstruiert. Richtig ist, dass die Vermaisung eine Konsequenz einer verfehlten Agrarpolitik ist.
2. Es ist trivial, das Braunkohlestom im E-Mobil keinen Umweltvorteil bringt. Wie auch? Drecksstrom wird im E-Auto ja nicht gewaschen. Allerdings kann ich als E-Mobil Fahrer meinen Treibstoff selbst erzeugen. Nur 5 kWp Solar auf meinem Hausdach reichen für rund 30.000 km im Jahr – und das über die Lebensdauer der Solaranlage (ca 25-30 Jahre). Das macht auch dann keinen Unterschied, wenn ich nicht allen Strom selbst tanken kann, sondern ihn ins Netz verkaufe – und mir anderswo dafür Ökostrom kaufe. Und gerade im ländlichen Raum kann das E-Mobil seine Vorteile voll ausspielen, denn hier hat praktisch jeder eine Garage und ein Dach. Erzeugen und laden sind vergleichsweise einfach. Zudem ist es eine Illusion, dass der ländliche Raum mit ÖPNV wirklich erschlossen werden kann, dafür ist die Nutzungsdichte meist viel zu gering. In Städte ist das völlig anders, da kann ÖPNV seine ganz Stärke ausspielen.
Eigentlich kennen wir die Lösungen – und die sind erstaunlich einfach. Wenn allerdings die Werbeabteilungen der Konzerne alles tun, damit auch weiterhin schmutziger Strom und stinkende Autos verkauft werden können (weil es dazu ja angeblich keine Alternative gibt), dann trübt sich die Luft so stark ein, dass diese einfachen Lösungen kaum noch erkennbar sind. – Josef Pesch


Leserbrief zu „Der Sexismus-Talk“ von Sabine Rückert

Aus dem Text von Frau Rückert entnehme ich, dass sie offenbar nur Frauen gut kennt, an die sich niemals ein Grabscher herantraute, die jeden schmierigen Sprücheklopfer mit ihrer Schlagfertigkeit als begossenen Pudel dastehen ließen, der sogar von seinen Geschlechtsgenossen ausgelacht wurde – und all das bereits mit 13 Jahren, denn sie waren nie weiblich-pubertäre unsichere Mädchen, die Betatscher unwissentlich herbeilockten, testeten niemals ihren Marktwert, indem sie sich näher als Armlänge an Männer herantrauten, änderten im Lauf eines Flirts/ Abends/ Dates niemals ihre Meinung, und wenn doch, gerieten sie niemals an einen Mann, der ein solches spätes „Nein“ nicht akzeptierte. Glück gehabt, starke Frauen. Ich freue mich aufrichtig für sie, und je mehr es von ihnen gibt, desto besser für uns alle.

Wenn jetzt jedoch Frauen die Widerwärtigkeiten sichtbar machen, die sich teils jahrzehntelang als Unvermeidlichkeit über sie ergossen, auch weil sie zum Beispiel einer älteren Generation angehören als Frau Rückert, dann finde ich es schade, wenn sie diesen Frauen − die nicht mal vergewaltigt wurden, also was wollen die eigentlich? − wenn sie uns allen ihre Solidarität entzieht. – Claudia Stursberg


Leserbrief zu „»Ab 60 wird es peinlich, sich adoleszent zu geben. Manche erwecken den Eindruck, als wollten sie die Zeit zwischen Tretroller und Rollator auf null verringern«“ von Gero von Randow

Bisher dachte ich, dass der Teil Z ein Übungsfeld für Anfänger sei. Jetzt scheinen auch ältere Herren das Feld nutzen zu wollen, um plaudern zu können. Herr von Randow fühlt sich mit noch nicht ganz 65 Jahren alt. Das ist sein gutes Recht. Dass er damit die große Mehrheit der Menschen nicht trifft, sei „geschenkt“. Also die Sicht eines kleinen Gruppe. Er möge sich einmal bei Wikipedia unter „drittes Lebensalter“ informieren. Stattdessen beruft er sich auf Cicero. Der war zu seiner Zeit mit 60 Jahren nun wirklich alt. 60 Jahre sei ein guter Einschnitt, man ist dann „peinlich (Word) sich adoleszent zu geben. “So wird laut Wikipedia „der Zeitraum von der späten Kindheit über die Pubertät bis hin zum vollen Erwachsensein bezeichnet.“ Na, ich hätte es schon mit 50 Jahren peinlich gefunden, mich adoleszent zu geben. – Christoph Zahrnt


Leserbrief zum Titelthema „Wie aufklären?“

Bock zum Gärtner. Kindlicher und jugendlicher Pornokonsum bedarf dringend schulischer Prävention und Aufklärung! Vor allem auch deshalb, weil früher Pornografiekonsum häufigster Auslöser und stärkster Prädiktor für sexuelle Übergriffe unter Kindern und Jugendlichen ist. Zudem hat Pornografiekonsum ein hohes Suchtpotential. Wenn diese „Aufklärung“ aber gerade durch diejenigen erfolgt, die Sexualität auf den Lustaspekt und die Vielfalt von Optionen reduzieren – dies entspricht exakt dem pornografischen Paradigma – wird der Bock zum Gärtner gemacht. Wenn sexualpädagogische Ausbildung (wie u.a. im Institut für Sexualpädagogik Dortmund) durch diejenigen erfolgt, die seit Jahren die Harmlosigkeit und Nützlichkeit von Pornografie betonen und Erkenntnisse aus Entwicklungspsychologie, Trauma- und Bindungsforschung systematisch ausklammern, dann verstärkt diese „Ist doch nur Sex“-Pädagogik, die Sexbegriffe „wie auf dem Schulhof“ sammelt und Dildos verteilt, genau diese Haltung, die sexuelle Grenzverletzungen erleichtert: Ist doch nur Sex! Heranwachsende haben ein Recht auf eine wirkliche inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Wesen pornografischer Sexualität wie auch mit der körperlichen, psychischer und Bindungsdimension von Sexualität. Nur dann sind sie ermutigt, sich ihre ganz eigene individuelle Entdeckungsreise zu Liebe und Sexualität weder durch pornografische noch durch ideologisch gefärbte Normen stehlen zu lassen. – Dipl. Psych. Tabea Freitag


Leserbrief zu „Achtung, hier ist Schluss!“ von Susan Djahangard

Wenn „Tatbestände“ wie Verbalismen, Witze, Komplimente, harmlose Berührungen oder Pin-up-Kalender schon zu sexuellen Belästigungen zählen und geahndet werden, gleitet die Diskussion über ein ernstes Thema in die Niederungen der Skurrilität ab. Es geht um echten Missbrauch und das sollte thematisiert werden, anstatt über Nebenschauplätze, Randnotizen und Fußnoten zu diskutieren. Oder, um es mit Bert Brecht in Abwandlung eines Zitats zu sagen: Was ist eine Belästigung gegen eine Vergewaltigung? – Martin Behrens


Leserbrief zu „Der Sexismus-Talk“ von Sabine Rückert

Zunächst einmal meinen Glückwunsch zum Beitrag von Sabine Rückert. Als Psychotherapeut habe ich mit allen Spielarten von Beteiligt-Sein an den Missbrauch-Dramen zu tun. Unter meinen Patientinnen und Patienten finden sich Täter wie Opfer, zu Unrecht und zu Recht Beschuldigte, sowie Menschen, die hinter Missbrauchsvorwüfen andere Interessen verfolgen, alte Rechnungen begleichen oder alte Verfehlungen ungeschehen machen wollen, und ich weiß wie schwierig und manchmal unmöglich es ist, „die Wahrheit“ herauszufinden. Immer dann, wenn in Deutschland  in öffentlichen Diskursen heftige Emotionen im Spiel sind, bleiben Sachlichkeit und Differenzierungen auf der Strecke, alle Jahre mal wieder. Wobei die Emotionen, die die Beteiligten der Debatte leiten, oft mehr mit Wunden der Vergangenheit zu tun haben als mit den konkreten Fällen, die gerade verhandelt werden. Die schwer traumatisierten Opfer leiden oft stiller. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Als ich zwölf war, fing meine Mutter an zu trinken. Bis heute spricht sie nicht darüber.“ von Lisa Wolff

Sie schildern in Ihrem Artikel sehr eindrucksvoll Ihre eigene Betroffenheit, die Sie durch die Alkoholsucht Ihrer Mutter erleben. Wie sehr Ihre eigenen Mangelempfindungen in der Mitte Ihres Denkens und Fühlens stehen, zeigt sich eindrucksvoll darin, dass Sie in Ihrer Schilderung etwa 140 mal die Begriffe „Ich – Mein- Meine -Mich“ verwenden. Ich möchte Sie gerne an einer kleinen gedanklichen Fortsetzung zu Ihrer Schilderung teilhaben lassen, falls Sie Interesse daran haben. Vermutlich sind Ihnen die meisten nachfolgenden Gedanken nicht unbekannt. Zwanghafte Sucht in Familien Neben der Alkoholsucht gibt es eine Reihe anderer zwanghafter Suchtvarianten, wie zum Beispiel die Sucht der Workaholiker, die Spielsucht oder die übermäßige Selbstversunkenheit des Narzissmus. Besonders in Familien, wo der Wunsch nach Nähe und Miteinander, nach einfühlsamer Zuwendung und Zuneigung, nach Innigkeit und gelingender Verbundenheit besonders groß ist, hinterlässt das Zwangsverhalten süchtiger Menschen tiefe verstörende und zerstörende Spuren.

Das Erleben von Verschlossenheit, Unerreichbarkeit, Verleugnung und Kälte macht nicht nur tieftraurig sondern immer wieder auch ungehalten und wütend, weil man auch die unabänderliche eigene Machtlosigkeit erlebt. Sie schildern Ihre Wut auf die beteiligte Apothekerin und Sie schildern, dass Sie mit einem „Ultimatum“ sehr massiv eine Änderung ihres Verhaltens von Ihrer Mutter eingefordert haben. Einfluss nehmen auf die Sucht und die Süchtigen In Ihren Kontakten mit den trockenen Alkoholkranken haben Sie erfahren, dass Suchtverhalten keine Frage des Wollens ist sondern eine Frage des Könnens oder Nichtkönnens, der vorhandenen oder nicht vorhandenen Fähigkeiten. Suchtkranke Menschen sind eben nicht nur bösartige rücksichtlose Täter, die sich schuldig machen, sondern sie sind selbst auch Betroffene als Gefangene ihres zwanghaften Verhaltens, unterwegs in einer massiven Zwangsjacke, die kein anderes Denken und Handeln zulässt. Die Selbstwahrnehmung und Selbstbetrachtung eines Suchtkranken kann sich nur durch ihn selbst und nur durch seine eigenen Entscheidungen verändern.

Nur auf diesem Weg kann es zu einer anderen Selbsterkenntnis, zu einem Selbstbekenntnis und zur Auflösung des Zwangsverhaltens kommen. Eine maßgebliche Einflussnahme auf die Entwicklung der Suchtkrankheit ist für Familienangehörige meistens nicht möglich. Was kann ich für mich selbst tun? „Jeder kann jederzeit aus dem etwas machen, was das Leben aus ihm gemacht hat.“ Das ist die eigene Chance in einer solchen Situation. Aber wie kann das gehen? Im ersten Schritt kann ich versuchen, meine eigene Rolle des betroffenen Opfers für einen Augenblick aus der Mitte meines Denkens und Fühlens zu nehme und für meine Betrachtung eine andere Perspektive mit etwas mehr Abstand zu wählen. So habe ich eine Chance, mir die Situation mit allen Gegebenheiten bewusst zu machen und mich dieser Tatsache anzunähern.

So kann ich vielleicht auch erkennen, dass ich mich selbst nicht nur als machtloses Opfer erleben muss, sondern dass ich aktiv nachsehen kann, was ich selbst zu einem sinnvollen Umgang mit der Situation und als Hilfe für mein eigenes Befinden beisteuern kann. Das kann ein großer Schritt sein zu einem besseren Verstehen und zu einem erträglichen eigenen Umgang mit der Situation. Für Kinder suchtkranker Eltern kann es notwendig sein, sich von einem überhöhten Idealbild zu lösen, das sie vielleicht von ihren Eltern haben.

Es kann nötig sein, den Eltern zuzugestehen, dass auch sie als ganz „normale“ Menschen mit allen menschlichen Unzulänglichkeiten und Fehlerhaftigkeiten zu tun haben. Die Vorstellung, dass die suchtkranke Mutter „ihr Bestes gegeben hat“, weil sie als Gefangene ihrer Sucht keine Alternative hatte, kann hilfreich sein, um die Dominanz der eigenen Wut zu lindern nd zu einem klareren Blick zu gelangen. Diesen Weg zu versuchen, liegt in meiner eigenen Entscheidung. Den Tiger zähmen Ich kann versuchen, mir die Situation und meine eigene Betroffenheit, Scham, Angst und Wut als einen Tiger vorstellen, der versucht, mich zu seiner Beute zu machen. Und ich kann mir vorstellen, dass ich die Fähigkeit besitze, den Tiger zu dressieren, zu zähmen und vielleicht sogar zu reiten, anstatt mich ihm auszuliefern. So kann ich versuchen, mich nicht selbst vom eigenen Fremdschämen für den Makel der Sucht und von der eigenen Trauer und Einsamkeit bis auf den Grund beherrschen lassen. So kann ich mir bewusst machen, dass meine eigenen Füße mich tragen und voranbringen. So kann es mir gelingen, die Nichterfüllung meiner eigenen Wünsche zu ertragen und meine eigenen Erwartungen den Gegebenheiten anzupassen. So kann ich mir bewusst machen, dass Innigkeit, Zuwendung und Einfühlsamkeit nicht eingefordert werden können, weil sie Geschenke sind, die aus dem eigenen bereitwilligen Streben des Gebers entstehen.

So kann ich mir vielleicht meine eigene Bereitschaft bewahren, mich einzulassen, falls die Suchtblockade einmal überwunden wird. Noch ein paar Gedanken, die zum Verstehen süchtigen Zwangsverhaltens beitragen können: Drinnen und Draußen Suchtkranken fehlt oft der freie Zugang zu ihrer persönlichen Innenwelt. Sie ist zugehängt und weggesperrt. Ihr Selbstverständnis, Streben und Handeln ist fast ausschließlich auf Ziele in der Außenwelt gerichtet: die gesellschaftliche Position, die materielle Basis, der Werdegang der Kinder, Zufriedenheit durch Resonanz und Anerkennung in der Außenwelt. Sie haben keine Vorstellung davon, welche Bedeutung die Innenwelt als Basis für einen guten Umgang mit der Außenwelt hat. Die Elemente der Innenwelt – Gefühle, Sehnsucht, das Sein, das innere Wesen, Einfühlsamkeit und emotionale Zuwendung, der eigene kostbare Wert, und zwar unabhängig von den Erfolgen in der Außenwelt – diese Elemente sind für sie nicht verfügbar. So wird ein ausgewogener Austausch zwischen ihrer Innenwelt und Außenwelt blockiert.

Mehr noch: Sich der Innenwelt zu nähern bedeutet für Sie Bedrohung, Gefahr und Kontrollverlust, weil dadurch ein verheerendes persönliches Scheitern droht, verbunden mit Vernichtung und Untergang. Diese unbeschreibliche Angst ist das Instrument, mit welchem sich die Sucht gegen eine Auflösung verteidigt. Das Uhrwerk – die Uhr Auch eine Uhr hat ein Drinnen und ein Draußen. Das innere Uhrwerk mit seinen vielen Rädchen und Verschachtelungen ist der Ursprung dessen, was draußen auf dem Zifferblatt über die Uhrzeiger gezeigt und dargestellt wird. Der freie gesunde Menschengeist weiß, dass die Uhr ein kleines Stellrad hat, mit dem ich ein kleines Stück weit Einfluss nehmen kann auf das innere Uhrwerk – also einen sinnvollen Austausch zwischen Drinnen und Draußen vornehmen kann. Der zwanghafte Suchtmensch lebt in der Überzeugung, dass das Stellrad festgelötet ist, weil der Eingriff in das innere Uhrwerk nicht sein darf.

Er hat keinerlei Zugang zu seinem inneren Uhrwerk. Sein Streben ist einzig darauf gerichtet, das Zifferblatt und die Zeiger der Uhr zu hegen und zu pflegen. Eine kleine Parabel zur Herkunft der tiefen Angst und Lähmung suchtkranker Menschen: Die „Mantelboten“ In frühen Kindertagen nähern sich die „Mantelboten“ den neuen Erdenbürgern, um ihre Hilfe anzubieten. Sie erzählen den Kindern, dass sie nun nicht mehr in der Welt der früheren vollkommenen Geborgenheit und WIR-Gemeinsamkeit des Mutterleibes leben sondern in der Außenwelt, in der es ICH und DU gibt und wo das ICH sich durchsetzen muss, um Glück und Zufriedenheit zu finden. Sie erzählen den Kindern, dass ihre Wünsche und Sehnsüchte nach Nähe, Wärme, Zuwendung und Gemeinsamkeit ihrer früheren WIR- Welt angehören und dass man sie in der Welt des ICH und DU verstecken muss, weil sie eine große Gefahr darstellen bei der Suche nach Erfolg und Glück in der neuen Außenwelt. Sie erzählen den Kindern, dass sie alle Kraft und Energie darauf richten müssen, sich selbst mit ihrem eigene Können und Wissen zu zeigen, um Anerkennung und Bestätigung zu erreichen. Sie bieten den Kindern Mäntel mit vielen Knöpfen, Schnallen und Gürteln an, hinter denen die störenden Elemente der alten WIR-Welt versteckt werden müssen. Und sie nehmen den Kindern das große Versprechen ab, dass sie den Mantel für alle Zeit als ihre eigene Haut bezeichnen müssen, hinter dem nichts weiter ist als ihr Körper. Auf den Schnallen und Knöpfen der Mäntel sind viele Glitzerlichter angebracht, die blinken und leuchten, wenn die Kinder ihre Energie darauf richten, sich mit ihrem Wissen und Können zu zeigen.

So erleben sie erste „versprochene“ ICH-Erfolge, wenn die Eltern ihre Begeisterung über das Können ihrer Kinder zeigen. Und etwas später, in der Phase der Allmachts- und Allwissenheitsphantasien erreicht dieses kindliche Streben seine erste große Übertreibung. Zum Glück erleben die meisten Kinder, dass sie auch ohne Allmächtigkeit und Allwissenheit von Herzen geliebt werden, und zwar so wie sie sind. Sie erleben dass ihre inneren Wünsche aus ihrer früheren WIRWelt auch in ihrer neuen Welt wichtig sind und Erfüllung finden. So können sie sich aus dem Versprechen gegenüber den Mantelboten lösen, den Mantel öffnen und Zugang finden zu ihrer Innenwelt und zu einem ausgewogenen Wechselspiel zwischen Drinnen und Draußen.

Wenn dieser Entwicklungsschritt aber nicht gelingt, können Menschen in der Zwangsjacke, die ihnen die Mantelboten angetragen haben, steckenbleiben. Dann haben sie keinen Zugang zu ihrer Innenwelt und sie geraten auf der Flucht vor der eigenen Einsamkeit, Verlassenheit und Angst in ein zwanghaftes Selbstverständnis, das sie schnell in die Überforderung und in den betäubenden Nebel durch Sucht treibt. Sehr geehrte Frau Wolff, herzlichen Dank für die wirkungsvollen Impulse Ihres ZEIT-Artikels. Ich wünsche Ihnen für den Weg, er vor Ihnen liegt, jederzeit einen zuversichtlichen Mut und einen guten Zugang zu den Fähigkeiten und Kraftquellen, die Sie besitzen. – Hermann Meiners


Leserbrief zu „Darf Kirche teuer sein?“ von Wolfgang Thielmann und Hannes Leitlein

Was die Kirche mit ihren Kirchensteuern macht, könnte uns Nichtmitgliedern ja egal sein. Aber meine atheistische „Krämerseele“ empfindet es als einen Skandal, dass die Kirche sich ihre „seelischen Erhebungen“ bei der Feier eines Hasspredigers („Verbrennt die Synagogen!“) von staatlicher Seite mit 200 Millionen Euro bezuschussen lässt. – M. Neuser


Leserbrief zu „Stalin im Studio“ von Josef Joffe

Ihre Kolumne hat mich in den letzten Wochen zutiefst enttäuscht. Beim Lesen entstand der Eindruck, im Zuge der aktuellen Debatte über sexuelle Gewalt würden Männer zunehmend zu Opfern, da sie entweder ohne fairen Prozess verurteilt („Schuldig! Sofort!“, Ausgabe 45) oder wie die Opfer des stalinistischen Terrors aus der Geschichte „wegradiert“ werden („Stalin im Studio“, Ausgabe 47).

Die Reduzierung einer längst überfälligen Debatte auf diese zwei Aspekte halte ich für verantwortungslos und schlichtweg falsch. Ihr Vergleich Kevin Spaceys mit Leon Trotski ist in diesem Zusammenhang geschmacklos. Des Weiteren stellen sexuelle Gewalt gegenüber Frauen und die geringe Aufklärungsquote weitaus gravierendere Missstände in unserer Gesellschaft dar als die Zahl falscher Bezichtigungen dieser Straftat. Laut einer Studie aus dem Jahr 2004 haben 13 Prozent der Frauen in Deutschland strafrechtlich relevante Formen sexueller Gewalt erlebt, doch nur 5 Prozent der Straftaten werden jemals angezeigt. Dagegen liegt die Quote der Falschanschuldigungen, auch wenn sie nicht zu entschuldigen und für den Einzelnen gewiss existenzbedrohend sind, bei gerade 3 Prozent. Ich hoffe, Sie werden Ihre Plattform künftig für eine differenziertere Debatte über das Ausmaß und den Umgang mit sexueller Gewalt nutzen, anstatt zu polemisieren und die Opfer weiter zu marginalisieren. – Maja Sojref


Leserbrief zu „Sie haben es in der Hand“ von Matthias Geis et al.

Ich schätze Ihre meist sehr tiefschürfenden, durchdachten Artikel in unserer ZEIT sehr. Umso mehr enttäuscht war ich über ihr gedankenloses, die Realität ignorierendes „SPD-Bashing“ in Ihrer oben genannten Stellungnahme. Angesichts des anhängenden Berichts über die „Dialogveranstaltung“ in Berlin mit der Parteibasis aus M-V, Brandenburg und Berlin lässt sich ihre Meinung: „Von alledem könnte die SPD profitieren, die sich jedoch in einem desolaten Zustand befindet; bislang war sie noch nicht mal ansatzweise in der Lage, eine Debatte über ihre Niederlagen bei den letzten vier Bundestagswahlen zu führen, die Partei hat die Sprache verloren. Im Falle von Neuwahlen ….. voll ausbrechen.“ Schauen Sie sich die desolate, sprachlose SPD doch bitte einmal unvoreingenommen an. Erstaunlich auch, dass ein Bernd Ulrich, als einer der führenden Köpfe der ZEIT, erhebliche Spannungen zwischen Links und Rechts in der SPD brandmarkt. Glücklicherweise ist die SPD eine vitale und demokratische Partei und lebt, ebenso wie die ZEIT, von Spannungen ihrer Mitglieder. (bzw. Redakteure in der ZEIT) – Gerd Löffler


Leserbrief zu „Einschneidende Erfahrung“ von Bernadette Schmidt und Lena Trautmann

Herzlichen Dank liebe Frau Schmidt und liebe Frau Trautmann für den informativen Artikel. Ich bin als Hausgeburtshebamme tätig und hätte gerne noch die Quellenangabe zu „wobei auch Geburtskomplikationen im Schnitt häufiger vorkommen“. Auf welche Studie beziehen Sie sich hier? Ist das eine reine Hausgeburtsstudie oder ein Vergleich aus klinischen und außerklinischen Geburten in den Niederlanden? Das würde mich noch interessieren. Danke. – Martina Eirich


Leserbrief zu „Achtung, hier ist Schluss!“ von Susan Djahangard

Der Artikel will Zahlenmaterial zu Sexismus liefern, nachdem auch in Talkshows mit Prozentangaben um sich geworfen wurde, die nirgendwo zu bestätigen sind. Die Verfasserin gesteht gleich zu Anfang ein, dass die Umfrage nicht repräsentativ sei, aber sie doch einen richtigen Einblick geben würde. Leider ist es dieser Widerspruch in sich, der die ganze Kampagne durchzieht. Das hier höchst tendenziös gearbeitet wird, zeigt schon die Aufstellung der „Tatbestände“ in dem Artikel: Da gibt es nur Witze über FRAUEN; es gibt nur Schulterberührungen bei FRAUEN; es gibt nur Lücken füllende Aufgaben für FRAUEN. Die umgekehrte Realität kommt vorsichtshalber erst gar nicht vor. Dabei kann fast jeder davon, der in einem größeren Unternehmen mit unterschiedlichen Arbeitsbereichen tätig ist, wohl ganz zwanglos berichten. Natürlich sind da auch die Witze von Frauen über Männer – einschließlich solcher, bei denen manchem die Haare zu Berge stehen – ; natürlich gibt es die „Berührungen“ von Männern mit „Nun mach` mal, Du schaffst das schon“ oder beliebige billig herbeigeführte Transportarbeiten. Und all das ist im Berufsalltag gar nicht zu zählen. Ich kenne keinen Mann, der dabei an „Machtstrukturen“ gedacht hätte.

Auch hat es mit sachlicher Bearbeitung der Umfragezahlen wenig zu tun, wenn die Autorin durchblicken lässt, dass sie sich andere Zahlen wünscht und den Unternehmen anrät, mehr gegen den so definierten Sexismus zu tun, wobei die Kriterien in der Mehrzahl einen freundlichen und zwanglosen Umgang miteinander betreffen.
Dass diese Sexismus-Welle nicht mehr die eigentlich bewiesenen Gewaltanwendungen betrifft, sondern zunehmend zu einem feministischen Instrument verkommt, unverfängliche von allen akzeptierte Umgangsformen dazu zu benutzen, diese beliebig neu zu definieren und den Geschlechterkampf der Aktivistinnen – mit durchaus vernichtenden Konsequenzen für die unschuldigen Opfer- weiter zu totalisieren, scheint durchaus in das Konzept der Autorin zu passen. – Bernd Hauser


Leserbrief zu „Darf Kirche teuer sein?“ von Wolfgang Thielmann und Hannes Leitlein

Das Reformationsjubiläeum sollte 30 Millionen Euro kosten. Nun sind es 42 Millionen geworden. Wie gut, daß ich das aus der ZEIT erfahre. „Wir haben ganz viel bewegt „. sagte danach Ratsmitglied Andreas Barner vor der EKD Synode in Bonn. Damit war das Defizit von 12 Millionen Euro erklärt und entschuldigt. Schon das ist ein Skandal. Noch schlimmer ist , daß so viel Geld für „billige Gnade “ ausgegeben wurde. „Lasst uns fröhlich springen !“ so wurde Martin Luther mit recht von Wolfgang Thielmann zitiert nach dem Lied EG 341 ,“ Nun freut euch lieben Christen g´mein.“ Das Lied beginnt mit der Freude über die erfahrene Gnade und dann folgen 9 Strophen , in denen Luther erzählt , wie er sich in der Sünde verstrickt hat . Gott erbarmt sich und schickt seinen Sohn .Jesus erlöst ihn und gibt ihm den Auftrag , das Reich Gottes zu mehren und fortzuführen , was er begonnen hat.

Wäre das Reformationsjubiläum auch nur diesem Lied gefolgt, hätte die Welt  Gesetz und Evangelium erkennen können. Wir leben zwischen Gottes Anspreuch und Gottes Zuspruch. So sind wir Sünder und Gerechte zugleich und leben von der Gnade allein. Das ist die Pointe der Reformation. Das kam aber so nur selten zur Sprache. Kuscheltheologie wurde bei den Events betrieben. Gott ist lieb und nett.  Und Sünde ? “ Na ja,  wir machen alle mal Fehler “ , hieß es. Immerhin wurde auf der Synode empfohlen , “ die Kirche müsse auch am wieder mutig zu dem Wort „Sünde “ greifen „. So berichtet Hannes Leitlein, der auch die “ billige Gnade “ zitiert und befürchtet. „Ecclesia semper reformanda est !“  hatte Luther schon vor 500 Jahren gesagt.. Immer wieder muß die Kirche reformiert werden .Das ist nicht ein für alle Mal getan. Das Reformationsjubiläum hat diese Notwendigkeit bestätigt.

Luther hat vor 500 Jahren die Gemeinde vor Ort mit Wort und Sakrament als Kirche bestätigt.( Daher ist noch heute in Deutschland die Ortsgemeinde eine  Körperschaft öffentlichen Rechts , der die Kirchensteuer zusteht.) Damals brauchte man den Apparat von Kirchenfunktionären bis nach Rom hin nicht mehr . „Zukunftsfreudig und innovativ“ wäre es, wenn wir die Kirche auch nach 500 Jahren in diesem Sinne wieder reformieren würden. Umfragen haben ergeben, daß Mitglieder der Kirche nur selten austreten, wenn sie vor Ort eine Gemeinde haben.

Von den Kirchensteuern und anderen Einnahmen der Kirche kommen weniger als ein Drittel der Mittel in den Ortsgemeinden an. Eine Reformation könnte das ändern , wenn auch „die Kirche mal wieder mutig zum Wort „Sünde“ greift “ und dann die Gnade erfährt durch Wort und Sakrament. Das Lokale hat dann auch globale Wirkung , so wie es Jesus verheißen hat. Darf Kirche teuer sein ? Ja, vor Ort, und das zahlt sich dann aus. – Christian Schnabel


Leserbrief zu „»Verglichen mit Trump können wir froh sein, einen Putin zu haben«“ von Josef Joffe

Das Schröder-Interview  stellte ich, ziemllch genervt von diesem eitlen Typen, zurück. So begann ich mit Gabriel und dem Bernd Ulrich- Interview. Ich konnte es entspannt lesen, denn Herr Gabriel kam sympathisch und glaubhaft „rüber“. Im Staunen wurde mir klar, dass er, Gabriel, in der Schröder- Mannschaft geprägt wurde. Bewußt versuchte ich mich zurück zu nehmen und näherte mich -tief atmend- dem Schröder-Interview. DOCH triefende Arroganz in widerlichster Form , Elogen auf einen KGB- Mann PUTIN, der für zahlreiche Morde letztlich die Verantwortung trägt= Herr B.Nemzow, Frau Politkowskaja usw,usw. Inhaltlich war Schröder an anderen Stellen nicht ganz daneben, aber die Art und Weise – höchst widerlich. Alle anders meinenden sind doof- oder. ER ALLEIN kann es beurteilen. KEIN Nachdenken, keine Einsicht, so stellt sich ein selbtgefälliges Arschloch dar. Mein Dank und Respekt gilt „in dieser Tateinheit“ Herrn J.Joffe und -s.o.-  Herrn B. Ullrich. – P.W. Anders


Leserbrief zu „Einschneidende Erfahrung“ von Bernadette Schmidt und Lena Trautmann

Es wird von den Autorinnen so dargestellt, als sein ein Kaiserschnitt tatsächlich etwas Normales, was aus sehr vielen Gründen durchgeführt wird. Nichts ist normal, neben der natürlichen Geburt aus eigener Kraft. Jeder weibliche Körper ist dazu gemacht, zu gebären. Eine Kaiserschnittrate von ungefähr 30 % in Deutschland ist nicht rechtzufertigen und ist unnormal. Ist es etwa so, dass noch vor einigen Jahrhunderten diese 30 % unter der Geburt gestorben sind, weil es eben noch nicht den rettenden Kaiserschnitt gab? Die hohe Kaiserschnittrate hat weitläufige negative Folgen für die heranwachsenden Generationen, die so in die Welt geschnitten werden müssen. Es liegt meistens nicht an der Frau, dass sie einen Kaiserschnitt erleben muss. Sondern an den falschen Ansichten und Ängsten der Ärzte, Hebammen und sonstigem medizinischen Personal. Die gute Kust der Hebamme ist uns weitläufig verlohren gegangen. Die moderne Medizin hat Überhand genommen. Die Geburt eines jeden Menschen ist jedoch ein natürlicher Prozess, auf den Mutter und Kind perfekt abgestimmt sind. Wird dieser von außen gestört, so kommt es zu Komplikationen. Frauen, die jedoch einen Kaiserschnitt erleben mussten sollten immer psychologisch unterstützt werden nach der Geburt, da dies immer für Mutter und Kind ein traumatisches Erlebnis darstellt, was von der Natur ganz anders vorgesehen war. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Volle Kraft zurück“ von Claas Tatje

In dem Artikel wird der Eindruck erweckt, ein Gutachten von DNV GL fuße auf zweifelhaften Angaben. Zitat: „Ein Gutachten, dass Volkswagen vom Schifffahrtsberater DNV GL anfertigen ließ und auf das sich die Logistiker in der Präsentation berufen, fußt jedoch auf zweifelhaften Angaben. Die Segelroute nach Veracruz bezifferte Volkswagen auf 6750 Seemeilen, Sailing Cargo hingegen kommuniziert 5800.“ Dazu folgende Bemerkungen:

  1. Die heute projektierten Segel-Frachtschiffe sind keine reinen Segelfahrzeuge. Man geht davon aus, dass man bei Gegenwinden oder Flauten einen Motor zur Unterstützung verwendet um beispielsweise eine Mindestgeschwindigkeit und/oder einen Fahrplan einzuhalten.
  2. Die direkte Strecke von Emden nach Veracruz beträgt etwa 5300 Seemeilen.
  3. Seit jeher nutzen Segelschiffe nicht den kürzesten Weg über den Nordatlantik, sondern weichen auf dem Weg nach Westen zum Teil weit nach Süden auf die sogenannte „Passatroute“ aus, und auf dem Rückweg nach Norden in die sogenannte „Westwinddrift“. Dies wurde (und wird) gemacht, um die Zonen der wechselnden Winde und Flauten auf der direkten Route zu umgehen und bessere Segelbedingungen zu haben. Die nördliche Route in der „Westwinddrift“ ist kaum länger als der direkte Weg (etwa 5350 Seemeilen), wohl aber die maximal südliche Passatroute (bis zu etwa 6750 Seemeilen).
  4. Die Windsysteme auf der Passatroute und in der Westwinddrift verändern und verlagern sich mit den Jahreszeiten. Sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg muss ein Segelschiff seine geplante Route den zu erwartenden Wind- und Wetterbedingungen anpassen, wenn man optimale Einsparungen erzielen will.
  5. Auf der „Passatroute“ wird ein Segelschiff In den Monaten mit den günstigsten Segelbedingungen (trotz der zum Teil deutlich längeren Seestrecke) bis zu 30% weniger Brennstoff verbrauchen, als ein Segelschiff auf der direkten Route. In Monaten mit ungünstigen Segelbedingungen ist die direkte Route wegen der kürzeren Strecke günstiger. Auf der Rückreise ist die Route in der „Westwinddrift“ fast immer von Vorteil.
  6. Gemittelt über das Jahr und gemittelt zwischen Hin- und Rückweg beträgt die zurückgelegte Strecke zwischen Emden und Veracruz etwa 5650-5800 Seemeilen. – Uwe Hollenbach

Leserbrief zu „»Ab 60 wird es peinlich, sich adoleszent zu geben. Manche erwecken den Eindruck, als wollten sie die Zeit zwischen Tretroller und Rollator auf null verringern«“ von Gero von Randow

Im Beitrag findet sich ein Nietzsche -Zitat und dessen totale Fehlinterpretation. Alter ist keine Frage der Identität, sondern der Rolle. Die von Nietzsche genannte Uniformität bezieht sich auf die INDIVIDUALITÄT, die nach den Vorstellungen des Autors G.v.Randow zurücktreten soll zugunsten einer Rollenuniformität, die unsere Zeit zum Glück überwunden hat.
So lächerlich Angepaßtheit an die Jugend bei Alten aus ästhetischen Gründen wirken kann, so bedauernswert erscheint Angepaßtheit an eine vermeintliche Rolle. Früher trug man ab einem gewissen Alter nur noch schwarz, eine Farbe, die inzwischen von den „Grufties“ übernommen wurde, einer speziellen Sparte der Jugendkultur.
Identität und Rolle haben nur wenig miteinander gemeinsam. Das Alter könnte als Reise in ein unbekanntes Land verstanden werden, solange es, angereichert mit den Erkenntnissen und Erfahrungen aus dem Vorausgegangenen mit neugieriger Aufmerksamkeit erlebt werden kann. Die „Rolle“ des Alters kann der flexiblen Identität absolut gleichgültig sein.
Und der Alte, der aufs Skateboard steigt, dieses „Symbol der Jugend“ ? Wenn er es elegant hinkriegt, kann ich nur sagen: chapeau !
Mit der Verwechslung von Identität und Rolle bietet das Alter nur negative Aspekte. Der eigenen Identität hingegen, früher „Persönlichkeit“ genannt, kann kein Alter und keine Rolle etwas anhaben. – Eva-Maria Wallas


Leserbrief zu „Links sein Rechts sein Dazwischen sein“ von Heinz Bude

Die Jamaika-Diskussion ist vorbei, aber Ihren Artikel finde ich immer noch gut. Im Anfang geben Sie auch meine Meinung wieder, und danach habe ich von Ihrer Beschreibung der Parteien profitiert. – Dr. Walter Engel


Leserbrief zu „Links sein Rechts sein Dazwischen sein“ von Heinz Bude

Im Text von Heinz Bude ist in Bezug auf liberale Ideale die Entscheidung zu treffen, sich als „teilhabender Staatsbürger“ oder als „zuschauender Konsumbürger“ zu begreifen. Ich fürchte, in allen deutschen Gesellschaftsströmungen hat sich letztendlich seid Langem der zuschauende, träge -nur bisweilen hochschauende- Konsumbürger durchgesetzt. Um es mit Herfried Münklers Begriff „der postheroischen Gesellschaft“ zu verdeutlichen: Wie gut, das wir in den letzten sieben Jahrzehnten so friedliebend  geformt werden konnten!  Gefahren scheinen zwar „gefühlt“ vorhanden, jedoch real weit weg… Aber können wir aus dieser defensiven Position heraus und im Angesicht der Bedrohung der Demokratie ein (wenig?) dieser Trägheit ablegen und uns zu dieser Rolle des reifen, aktiv teilhabenden Staatsbürgers hinwenden? Dieses sich Einbringen würde sicherlich auch zu einem Mehr des Verstehens -einer meiner Meinung nach oftmals übersteigerten Erwartungshaltung- an politische Entscheidungsträger beitragen. – Bernd Frömberg


Leserbrief zu „Das fremde Element“ von Ulrich Schnabel

Wasser ist eine Verbindung, ist ein Molekül und kein Element, schon  gar nicht ein „Allerweltselement“! (zweiter Absatz, erste Zeile). Auch für eine populär-wissenschaftliche Abhandlung sollte sprachliche Einheitlichkeit gelten. Der Begriff  „Element“ sollte in diesem Zusammenhang weder in der Überschrift noch im Text vorkommen (auch wenn „Element“ sprachlich anders  verwendet wird, z.B Jemand ist in seinem Element).– Aber auch ein positiver Aspekt: gut recherchiert! – Wolfgang Ritter


Leserbrief zu „Der Sexismus-Talk“ von Sabine Rückert

Schön, dass eine Autorin, Sabine Rückert, in ihrem Artikel zum „Sexismus-Talk“ von Anne Will (12.11.) dem Gefühl Ausdruck verleiht, das wohl die allermeisten bei den angeblichen sexistischen Angriffen auf Schritt und Tritt und dem so einmütigen #MeToo-Geschrei beschleicht.
Mal geht es darum, dass wohl die meisten Filmproduzenten Schauspielerinnen vergewaltigen, dann war es aber doch nicht so und insgesamt für die Karriere wohl doch ganz wohltuend (.. wie denn auch Frau Himmelreich – nun da sie Herrn Brüderle ausgeknockt und die ersehnte Aufmerksamkeit hat, von einer Anmache Brüderles nichts mehr wissen will). Dann sind so gut wie alle Chefs dran, die nichts mehr mit Leistung am Hut haben, sondern ständig weibliche Angestellte attackieren und eine angebliche Machtstruktur zu Vergnügungszwecken eingerichtet haben. Aber auch für den ansonsten Ahnungslosen ist jetzt genug dabei. Weil er mal was von Höflichkeit mitbekommen hatte und einer Frau einen Platz anbietet, die Tür aufhält, in den Mantel helfen will oder – als Horrorszenario mittlerweile – ein Kompliment zu ihrem Aussehen oder der Kleidung macht.
Es wird also wunderbar unklar, was alles in dem neuen Sündenkatalog schon drin ist und was noch reinkommen wird, doch am besten das, was frau gerade so denkt oder was ihr günstig erscheint.
Das eigentlich Haarsträubende und unser Rechtsempfinden auf den Kopf Stellende ist, das es seit geraumer Zeit eine öffentliche feministische Stimmungsmache gibt, die eine allgegenwärtige Ober-Justiz geschaffen hat, welche bereit ist, jeden gesellschaftlich zu vernichten, dem frau auch nur die absurdeste Beschuldigung hinterherrufen kann und sich über jede Rechtstaatlichkeit hinwegsetzt.
Zu dieser Stimmungsmache trägt die Talk-Show von Anne Will mit ihrer launigen Einseitigkeit und gefährlichen Selbstgerechtigkeit bei. Sie sollte offenbar auch ein Warnsignal an jenen Teil der Männer sein, die im Beruf in Konkurrenz zu einer Frau geraten, denn ein Wort von ihr wird genügen und er ist fertig – meist nicht nur beruflich. Mit anderen Worten: Weder Leistung, noch Quote sind so wirksam wie Diffamierung! Schöne neue Welt! – Alfred Walter


Leserbrief zu „Der Mann für die großen Pleiten“ von Heike Buchter

Man muss sich schon fragen, wieviel Leute Trump noch heuern und feuern will, bis die Mannschaft passt. Das ganze Weisse Haus wird sich fragen, für was und wen arbeite ich eigentlich. Offensichtlich leidet er unter Verfolgungswahn. Armer Donald!! Armes Amerika! – Josef Fehle


Leserbrief zu „Lesen, nur lesen!“ von Manuel J. Hartung

Die Hommage  des Autors Manuel Hartung auf das „echte“  Lesen von Texten auf Papier spricht mir aus der Seele. In der Tat beginnt die Nutzung digitaler Geräte das ganz ursprüngliche Lesen, die ganz besondere Kulturtechnik  des Lesens, zu verdrängen. Das mag in vielerlei Hinsicht  praktisch  und bequemer sein. Es verleitet aber doch zunehmend zur oberflächlichen und hektischen Aufnahme von Informationen. Schulen  können viel tun, das Lesen zu fördern, zum Beispiel durch die Vermittlung  einer guten Lesetechnik und  -fertigkeit,  die Einrichtung von Leseecken, durch Vorlesen und das Angebot spannender Bücher  oder auch Projektwochen zum Thema „Zum Lesen verlocken“.

Bezieht  man  die Eltern ein, gelingt es am ehesten, das Vorlesen und  Lesen zuhause zu fördern. Lesende Eltern haben häufig lesende Kinder, vorausgesetzt, man versorgt sie mit Lesestoff, der die Kinder wirklich  interessiert und nicht nur von den Eltern für wertvoll  gehalten wird. Etliche wurden durch damals so genannte „Schundliteratur“ ans leidenschaftliche Lesen anspruchsvoller Stoffe herangeführt. – Gabriele Gottbrath


Leserbrief zu „»Verglichen mit Trump können wir froh sein, einen Putin zu haben«“ von Josef Joffe

Schröder wie er leibt und lebt. Hätte man etwas anderes erwarten können? Etwas mehr Nachdenklichkeit über sich selbst und darüber, welchen Anteil er selbst maßgeblich am Vertrauensverlust und damit einhergehend dem Niedergang seiner Partei, der SPD, zu verantworten hat? Etwas weniger Großspurigkeit und „kalte Schnauze“? Wohl kaum. Millionen Hartz-IV-Empfänger und Mehrfachbeschäftigte in prekären Arbeitsverhältnissen, mit Einkommen, die zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel sind, werden ihrem Altbundeskanzler „das bisschen Geld“, das er zusätzlich zu seinem Ruhegehalt als Bundesdeskanzler a.D. bei Gazprom und Rosneft dank seiner speziellen russischen Verbindungen einstreicht, sicher nachsehen. Das soll es ja in anderen Bereichen auch geben. Sic! Was ist das Ganze? Eine Un-Verschämtheit! – Armin Brost


Leserbrief zu „Kann er Gedanken lesen?“ von Moritz Aisslinger

Brain-Computer-Interfaces sind keine Spezialität von Hr. Birbäumer, sondern werden weltweit von verschiedenen Projektgruppen entwickelt. Die von Hr. Birbäumer hier vorgestellte NIRS-Methode wird zwar immer wieder mit der Aussage beworben, die Durchblutung des Hirngewebes mit einer einfachen, nicht-invasiven Methode an der Haut des Schädels zu messen, die Beweise dafür ist die Methode aber bis heute schuldig geblieben. Es gibt keine einzige ernstzunehmende Studie, die eine Korrelation zwischen Hirndurchblutung und NIRS-Resultaten aufzeigt. Auch in der von uns vorgelegten Studie gab es keine Korrelation zwischen der Sauerstoffspannung im Gehirn und den Resultaten der NIRS (1). Vielmehr fand unsere Studie, dass sogar im Hirntod die NIRS-Werte unverändert sind, die Methode somit die dabei nicht mehr vorhandene Hirndurchblutung nicht detektieren konnte. Dies wurde durch andere Studien mehrfach bestätigt. Insgesamt bestehen deshalb für mich erhebliche Zweifel an der Validität der Methode.

1: Kerz T, Beyer C, Huthmann A, Kalasauskas D, Amr AN, Boor S, Welschehold S. Continuous-wave near-infrared spectroscopy is not related to brain tissue oxygen tension. J Clin Monit Comput. 2016;30(5):641–647. doi: 10.1007/s10877-015-9755-y – Thomas Kerz


Leserbrief zu „Volle Kraft zurück“ von Claas Tatje

Dass segelnde Frachtschiffe gegen die „Dampfgetriebene“ Konkurenz ankommt, sieht man an der Geschichte der Passat und der Flying P-Liner, man sieht allerdings auch, dass das nur auf kosten der Besatzung möglich ist, wo heute Frachtschiffe meist sowieso mit Ausländischer Besatzung fahren, die ohne Mindestlohn und Arbeitsrecht ausgebeutet werden, ob es nun wünschenswert ist, das bis zur Sklaverei zu treiben, um dem Image gutes zu tun ist sehr fraglich.

PS: Der Hybrid Antrieb bedeutet bei Schiffen übrigens ein dauerhaft laufender Dieselmotor, der Akkus aufläd, die Elektromotoren antreiben, der Vorteil ist, dass der Diesel bei gleichbleibender Drehzahl läuft, dadurch weniger verschleißt und im Schiff frei platziert werden kann, die Elektromotoren auch sehr Wartungsfrei laufen können, dadurch spart man am Ende Wartung, die ja auch immer Emmision bedeutet, und ist so auch Nachhaltig, an die Wartungsemmission von Segelschiffen möchte ich gar nicht denken, wenn man sich den heutigen Regattasport zum Vorbild nimmt. – Hans Bier


Leserbrief zu „»Und die Lawine ging ab«“ von Rudi Novotny

Die Möglichkeit, sich zu sexuellen Orientierungen bekennen und sie ausleben zu können, ist eine große Errungenschaft unserer Gesellschaft. Dennoch sehe ich Probleme in der Art und Weise, wie den Menschen in unserer Gesellschaft Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt heute nahe gebracht wird.

Als Kind einer liberalen Familie – im Jahr 1 nach dem WWII geboren – war für mich der in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts begonnene gesellschaftliche Wandel überfällig. Toleranz war die Maxime der Zeit. Als Jugendliche in Schwabing lebten wir unsere Sexualität aus. Man lernte Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen kennen, Diskriminierung Fehlanzeige. Der Spaß an der Freude war entscheidend. Sexualität hatte ihre Unschuld noch nicht verloren, sexuelle Übergriffe waren kein Thema, wir waren jung! Was damals eine Minderheitenbewegung war, die außerparlamentarisch bis in die siebziger Jahre hinein langsam den Zug zur Toleranz gegenüber unterschiedlichen sexuellen Orientierungen in Fahrt brachte, hat nach dem Marsch durch die Institutionen politisch und medial gefördert an Fahrt gewonnen.

Der rasante Wertewandel der westlichen Welt seit dem WWII ist für mich erfreulich. Er hat aber nicht alle in unserer Gesellschaft mitgenommen, nur die Mehrheit (meine Vermutung). Die Menschen, die ihm nicht gefolgt sind – man mag das bedauern – pochen auf ihre tradierten Werte und möchten sie auch ihren Kindern mitgeben. Es ist zu verstehen, dass Eltern insbesondere mit Blick auf die Sexualerziehung auf ihr Primat pochen, ihren Kindern die ihnen wichtigen Werte hochhalten. In einer pluralistischen Gesellschaft, in der jeder nach seiner Façon selig werden kann, sollte dies kein Problem sein. Es entsteht aber der Eindruck, dass der LGBT-Community und ihrer Lobby mit wachsendem Erfolg die notwendige Demut vor den Werten anderer abhandengekommen ist. Mit dem Begriff „homophob“ werden Menschen diffamiert, die Homosexualität ablehnen. Aus einer Position göttlicher Allwissenheit wird diesen Menschen unterstellt, Angst zu haben. Die Werte, die sie für sich geltend machen, sind keine, Punkt!

Die Diktion des ehemalige Bildungsminister Stoch zeigt, dass auch er über die Forderung nach Toleranz gegenüber sexueller Vielfalt hinausgeht. Er verlangt darüber hinaus Akzeptanz, was nichts anderes ist, als dass die „rückständigen“ Teile der Gesellschaft, die aus Sicht der Eliten einzig richtigen Werte zu übernehmen haben. Die Art und Weise, wie diese Diskussion geführt wird, und ein entsprechend weit getriebener Bildungsauftrag für öffentliche Schulen verfolgt wird, leisten einer Spaltung der Gesellschaft Vorschub. Eine pluralistische Gesellschaft basiert – um Funktionieren zu können – auf ein Minimum unverzichtbarer gemeinsamer Werte. Zu einer pluralistischen Gesellschaft gehört nicht nur die Vielfalt sexueller Orientierungen, sondern auch eine Vielfalt von Werten und Meinungen zu erkennen. – Dr. Hans-Günther Vieweg


Leserbrief zu „Einschneidende Erfahrung“ von Bernadette Schmidt und Lena Trautmann

Mit großer Enttäuschung habe ich den Artikel „Einschneidende Erfahrungen“ gelesen. Die Autoren thematisieren die psychischen Folgen für Mütter, die eine Geburt per Kaiserschnitt erlebt haben, erwähnen die erhöhte Rate von postnatalen Depressionen und schlussfolgern einzig, dass Frauen sich nicht aufgrund „idealisierter Geburtsvorstellungen“ zu sehr unter Druck setzen sollten, um „Enttäuschungen“ zu vermeiden. Damit schieben sie den Frauen den Schwarzen Peter zu und gehen leider an keiner Stelle darauf ein, dass die Interventionsraten bei klinischen Geburten in Deutschland längst absurde Zahlen erreicht haben (weniger als zehn Prozent aller Frauen gebären in der Klinik ohne medizinische Eingriffe) und gerade die Kaiserschnittrate mehr als doppelt so hoch ist wie von der WHO im Allgemeinen für nötig befunden und medizinisch zu rechtfertigen. Kaiserschnitte und operative Entbindungen im Allgemeinen sind häufig Folgen vorangegangener Interventionen, die oft mehr aus Angst, Zeitdruck oder Personalmangel statt tatsächlicher medizinischer Notwendigkeit durchgeführt werden. Längst ist bekannt, dass gerade deswegen außerklinische Geburten genauso sicher oder sogar sicherer für Mutter und Kind sind. Statt dieses Argument zu erwähnen, wird eine erhöhte Komplikationsrate bei Hausgeburten in den Niederlanden genannt, welche im Übrigen auf mehr Faktoren als den gewählten Geburtsort zurückzuführen ist.

Das eigentliche Problem der Geburtshilfe in Deutschland wird dabei maximal gestreift: der Beruf der Hebamme stirbt aufgrund unzumutbarer Arbeitsbedingungen aus, das Wissen um den natürlichen Vorgang der Geburt geht verloren. Eine optimale Betreuung von Frauen unter der Geburt ist längst nicht mehr gewährleistet.  Als Ärztin kenne und schätze ich die Errungenschaften der modernen Medizinan vielen Stellen, aber die aktuelle Entwicklung in der Geburtsmedizin schießt weit über das Ziel hinaus. Das Recht auf eine natürliche Geburt wird vielen Frauen ohne jede Not verwehrt. Vor allem sollte man die Folgen für Mutter und Kind einer traumatisierenden Geburt nicht unter der Überschrift „Enttäuschung“ subsummieren- hier geht es letztendlich um den Start in das Leben, um den Beginn der Mutterschaft für dieses Kind, um körperliche Unversehrtheit und das Selbstbestimmungsrecht der Frau in ihrer ursprünglichsten Aufgabe- Kinder auf die Welt zu bringen. – Anna Paeschke