Webvideopreis 2014: Viele Rapper, wenig Frauen

Die Außenseiter überreichen Moderator Klaas eine Wurst (C. Wolff/Flickr, CC BY 2.0)
„Die Außenseiter“ überreichen Moderator Klaas eine Wurst (C. Wolff/Flickr, CC BY 2.0)

Dieses Jahr kam dann also doch der rote Teppich raus, sorgfältig ausgerollt auf dem Vorhof des Düsseldorfer Capitol Theaters. Vergangenes Jahr wählten die Veranstalter des Deutschen Webvideopreises noch die blaue Variante. Doch da gab es auch noch weniger Kamerateams, die den geladenen Gästen auf Schritt und Tritt folgten.

Zum vierten Mal wurden am Samstagabend die „Oscars der Generation YouTube“ für die besten deutschsprachigen Webvideos des vergangenen Jahres verliehen. Die Gewinner in den insgesamt 14 netzaffinen Kategorien bestimmten zur Hälfte die Menschen im Netz, indem sie die nominierten Videos in den sozialen Netzwerken teilten. Die andere Hälfte der Stimmen kam von den Mitgliedern der European Web Video Academy, zu denen auch die Vorjahresgewinner zählten. 7.000 Videos wurden in diesem Jahr eingereicht, 78 schafften es in die Endauswahl.

Joko, Klaas und die Droge Internet

Dass der Preis von einem kleinen YouTuber-Klassentreffen zu einer der größten deutschen Webvideo-Veranstaltungen herangewachsen ist, zeigte sich schon vergangenes Jahr mit dem Umzug in das Düsseldorfer Capitol. Und auch diesmal präsentierte sich die deutsche Webvideoszene als eine Sammlung junger Menschen, die wahlweise in Anzug, Abendkleid oder auch im Bademantel durch die Menge flanierten, stets begleitet von Kameras in allen Formen und Größen.

Durch die Veranstaltung führten erstmals Joko und Klaas, das eingespielte Moderatoren-Team von Circus Halligalli. Ausgerechnet die vom Fernsehen, könnte man sagen. Doch die beiden spielten geschickt mit ihrer Rolle als Vertreter des „alten Mediums Fernsehen“ im Angesicht der „Droge Internet“, wie sie scherzhaft die Show eröffneten.

Dem Preis tat diese frische Moderation gut. Joko und Klaas feixten und witzelten kurz mit den Gewinnern jeder Kategorie auf der Bühne und nicht zuletzt auch mit sich gegenseitig. Überhaupt waren Bühnenbild und Ablauf in diesem Jahr dynamischer, die Gala wirkte insgesamt weniger gedrungen als noch bei der letzten Ausgabe.

Berliner YouTube-Stars und bayrische Obsthändler

Unter den Gewinnern fanden sich erneut eine bunte Mischung aus Musik, Games und auch den ein oder anderen kuriosen Beitrag, wie der des Hobbybastlers Jörg Sprave in der Kategorie OMG, in dem er eine nicht ganz ernst gemeinte Apparatur zum schmerzhaft-fachgerechten Anlegen von Kondomen vorstellte.

Auch die bekannten deutschen YouTuber durften nicht fehlen: Dr. Allwissend gewann in der Kategorie FAQ mit einer Erklärung, wieso die Menschen von Natur aus schüchtern sind. LeFloid, aktuell für den Grimme Online Award nominiert, war in der Kategorie VIP mit seiner kreativen Nachrichtensendung LeNews erfolgreich. Und auch der Videospieler Gronkh durfte sich nach einer Pause im vergangenen Jahr wieder freuen: Seine 1000. Episode des Spiels Minecraft wurde in der Kategorie Let’s Play nominiert – Gronkh bedankte sich stilecht per Videogruß aus Los Angeles.

In der Kategorie Action gewann Sebastian Linda. Den Leipziger Filmemacher und seinen Skateboard-Film The Revenge of the Beasts hatten wir auch auf ZEIT ONLINE bereits porträtiert. Sein Beitrag ist ebenso künstlerisch wertvoll wie der Song S.p.a.m. der beiden Berliner Musiker Fewjar, die in der Kategorie Now Playing gewannen – und dafür großen Applaus bekamen.

Und dann war da noch Didi, bürgerlich Dieter Schweiger. Seit 30 Jahren betreibt Didi einen Obststand an der LMU München und seit diesem Jahr ist er auch Webvideo-Star. Ein bewusst überdrehter Imagefilm für seinen Obststand gefiel dem Publikum so gut, dass es ihn in der Kategorie Win zum Sieger wählte. „Ich habe zwar eine Facebook-Seite“, sagt Didi, aber er selbst würde nur selten „ins Kastl gucken“, wie er den Computer nennt. Mit den jungen Menschen fühle er sich aber dennoch verbunden. Die seien schließlich seine besten Kunden.

Der Auftritt des Münchner Obsthändlers war eines von zwei großen Highlights. Das andere war ein Auftritt mehrerer YouTuber, die gemeinsam den Song Hey, Mr. Nazi coverten. Die Aktion gegen Fremdenhass war ein Erfolg auf YouTube und zeigte auch beim Deutschen Webvideopreis das Potenzial des Mediums für gesellschaftskritische Themen und gemeinschaftliche Aktionen – auch wenn der Rapper Simon Desue zwischendurch seinen Text vergaß. Doch ein bisschen Improvisation gehört eben auch zum Webvideopreis.

Rapper, Würste, Penisse

Gleich in drei Kategorien, Newbie, AAA und Epic, gewann der Rapper Kollegah. Kollegah hatte erst vor einem halben Jahr seinen YouTube-Kanal Bosshaft TV gestartet und bereits über 46 Millionen Abrufe gesammelt. Nicht überraschend, steht er doch aktuell ganz oben in den Charts und hat über 1,5 Millionen Facebook-Likes. Dass er dadurch einen kleinen Wettbewerbsvorteil im Beliebtheits-Voting hatte, kann wohl niemand abstreiten. Gleichzeitig zeigt es die Probleme eines Publikumspreises, wenn ein klassisches Musikvideo dadurch gleich dreimal YouTube-Formate aussticht.

Als Kollegah am Ende noch den Hauptpreis in der Kategorie Epic einheimste, kamen sogar vereinzelte Buh-Rufe auf. Diesen Erfolg gönnten die Webvideo-Fans im Saal dem Musiker dann offenbar doch nicht. Zumal dieser bereits bei der Annahme des Preises in der Kategorie Newbie für Unmut sorgte, als er einen Freund auf die Bühne bat, der prompt die Hose runterzog und anschließend zwei Biergläser auf die Bühne warf.

„Jetzt haben wir wohl unser eigenes Penisgate“, sagte der Veranstalter Markus Hündgen etwas zerknirscht. Besonders gefallen haben dürfte ihm der kleine Skandal nicht, denn die Gala wurde auch live auf YouTube ins Netz gestreamt und sollte eigentlich jugendfrei sein. Dass wenig später eine Düsseldorfer Metzgerei Würste an das Publikum verteilte, machte die Witze auf und abseits der Bühne nicht besser. Das offizielle Hashtag #wvp14 stünde in Wahrheit für „Webvideopenis“, twitterte der Journalist Daniel Fiene.

Wo waren die Frauen?

Insgesamt präsentierte sich der Deutsche Webvideopreis 2014 als eine testosterongeschwängerte Angelegenheit: Von den beiden männlichen Gastgebern hin zu den Nominierten gab es vor allem: viel Krawall, viel Geballer, viele Muskeln und viel Alltagssexismus in lustigen Reimen und bunten Bildchen verpackt. Etwas, das leider noch immer die Vorurteile gegenüber der YouTube-Szene in Deutschland bestätigt, obwohl diese längst mehr zu bieten hat.

Die größere Enttäuschung aber ist, dass der Preis die Frauen der Szene nahezu komplett ausblendete. Am Ende standen Gewinner in 14 Kategorien gemeinsam auf der Bühne – es war keine einzige Frau dabei. Zwar waren unter den Nominierten mehr Webvideomacherinnen als noch in den vergangenen Jahren, doch gegen die bekannten männlichen Stars konnten sie beim Publikum nicht bestehen.

Das hatte Marie Meimberg schon vor der Gala erwartet. Die Berlinerin war in der Kategorie Newbie mit einem Video nominiert, in dem sie zeichnet, wie ihr Opa Fahrrad fahren lernt. Dass sie gegen die Konkurrenz um Rapper Kollegah allenfalls eine Außenseiterchance hatte, war ihr klar: „Ich bin trotzdem froh, dass inzwischen mehrere Frauen nominiert waren, die nicht bloß Schmink-Videos drehen“, sagte Meimberg nach der Veranstaltung.

Auch der Veranstalter Markus Hündgen zeigte sich am Ende überrascht, dass es nicht eine Frau bis auf die Bühne schaffte. „Wir hoffen und arbeiten daran, dass der Anteil weiblicher Webvideomacher in den nächsten Jahren weiter steigt“, sagte Hündgen. Dem Deutschen Webvideopreis und der gesamten deutschen YouTube-Szene stünde das mindestens genauso gut wie die Abendgarderobe auf dem roten Teppich.

Alle Gewinner des Deutschen Webvideopreis gibt es hier in der Übersicht.

 

Webvideopreis 2014: Die Nominierten

Noch knappe vier Wochen, bis wieder der Deutsche Webvideopreis in Düsseldorf verliehen wird. Nicht mehr ganz so lange, aber immerhin noch bis zum 21. Mai darf auf der Website für die potenziellen Gewinner abgestimmt werden. Denn inzwischen sind auch die endgültig Nominierten bekannt. Aus mehr als 7.000 Vorschlägen haben sie sich durchgesetzt. Die Gewinner bestimmen sowohl die Nutzer im Netz, als auch eine Fachjury zu je 50 Prozent.

In den 14 Kategorien geht es auch in diesem Jahr wieder bunt zu: So finden sich natürlich einmal mehr bekannte deutsche Webvideostars unter den Nominierten: Die Lochmann-Zwillinge etwa sind ebenso wie die Aussenseiter sowohl in der Kategorie „Epic“ als auch „NowPlaying“ nominiert. Auch die Let’s Player von PietSmiet und der smarte LeFloid sind dabei.

Der Cartoonist Manniac konnte sich mit seinem Video über den Überwachungsstaat sowohl in „FYI“ als auch in „Epic“ einen Platz sichern. Überhaupt gibt es eine ganze Menge doppelter Nominierungen, wie ein Blick auf die komplette Liste beweist.

Für noch nicht ganz so bekannte Namen gibt es die Kategorie „Newbie“: Hier dürfen Nachwuchsstars und Aufsteiger wie Joyce Ilg und Bosshaft zeigen, was sie können.

In den Kategorien „FYI“ und „FAQ“ geht es meist informativer zu: Hier werden die besten Informationsvideos gekürt, zum Beispiel wie man ein Kondom anzieht oder Spieleredakteur wird. Das zu wissen kann ja prinzipiell nicht schaden.

Ein Klassiker ist inzwischen auch der Preis für die „Silberne Sellerie“: Gesucht wird das schlechteste Webvideo des Jahres und der Polizei-Rap aus NRW hat definitiv Potenzial.

Und auch der Kurzfilm Wind von Robert Löbel, ein Beitrag in unserer „Netzfilm der Woche“ Reihe, hat es in der Kategorie „AAA“ in die Endauswahl geschafft. Wir als Kurzfilm-Fans drücken ihm natürlich insgeheim die Daumen.

Übrigens nicht dabei: Friedrich Liechtenstein mit Supergeil. Für das obige Video konnten die Verantwortlichen des Webvideopreis ihn aber trotzdem überreden.

 

Deutscher Webvideopreis: Jetzt Videos einreichen

wvp

Es ist wieder soweit: Der Deutsche Webvideopreis hat seine Einreichungsphase gestartet. Ab sofort und bis zum 16. März dürfen Webvideomacher ihre Werke über die Homepage einreichen. Im April findet dann die Nomierungsphase statt, bevor am 24. Mai die Gewinner bei der alljährlichen Gala im Düsseldorfer Capitol verkündet werden. Hier sind die wichtigsten Regeln, um Videos einzureichen:

  • Das Video muss zwischen 01.01.2013 und 31.12.2013 im Internet veröffentlicht worden sein.
  • Das Produktionsland muss Deutschland, Österreich oder Schweiz sein.
  • Teilnehmen dürfen nur Videos, die zuerst im Internet veröffentlicht wurden.
  • Die Inhalte müssen jugendfrei sein und dürfen nicht gegen geltendes Recht verstoßen.

Auch in diesem Jahr stehen 13 netzaffine Kategorieren zur Auswahl. Über die Gewinner stimmen sowohl das Publikum als auch die Mitglieder der European Web Video Academy gleichberechtigt ab. Durch die Preisverleihung führen in diesem Jahr die beiden bekannten TV-Moderatoren Joko und Klaas.

 

Von Hunden und Helden: Der Webvideopreis 2013

Die Gewinner des Webvideopreis 2013 (Bild:  Christof Wolff / CC BY 2.0)
Die Gewinner des Webvideopreis 2013 (Bild: Christof Wolff / CC BY 2.0)

Der Teppich vor der Tür war nicht rot, sondern blau. Die Stars des Abends störte das nicht. Sie standen auch so im Mittelpunkt des Geschehens. Dafür sorgten allein die zahlreichen Kameras um sie herum. Zum dritten Mal wurde am Samstagabend der Deutsche Webvideopreis für die besten Onlineclips des vergangenen Jahres verliehen. Die Gala aus dem Düsseldorfer Capitol zeigte: Auf YouTube wächst keine neue Generation an Comedians und Filmemachern, an Popstars und Persönlichkeiten mehr heran. Sie ist längst unter uns.

Nirgends zeigte sich das deutlicher als in den Stunden vor der Verleihung. Schon ab 14 Uhr, rund vier Stunden vor Beginn, luden die Veranstalter und die prominenten YouTuber ihre Fans ein. Die kamen zahlreich. Bis zur Verleihung verwandelten sich der Hof und das Foyer des Capitols zur Fanmeile, die ausgelassene Stimmung erinnerte an eine Klassenfahrt. Jugendliche und Junggebliebene ließen sich mit ihren Lieblingsfilmern fotografieren, holten sich Autogramme und plauderten.

Für einige war das eine ungewohnte Situation. „Das hätte ich nicht erwartet, ich war noch nie bei so etwas“, sagt der als Dner bekannte Gamer. Dabei gehört er mit knapp 100.000 Abonnenten nicht zu den Unbekannten der Szene. Er war mit einem Video in der Kategorie Let’s Play nominiert, in der YouTuber sich selbst beim Zocken kommentieren. Dass ihn so viele junge Menschen erkennen, ansprechen und um Autogramme bitten würden, überraschte den Nominierten.

Die Szene kennt und schätzt sich

Rund 1.000 Gäste waren an diesem Abend geladen, deutlich mehr als noch im vergangenen Jahr. Viele von ihnen gehörten zu den Machern und nutzen die Gelegenheit, um neue Videos zu drehen. Etwa thePort. Der Wiesbadener hat sich auf YouTube auf Reviews und Interviews spezialisiert. Den Webvideopreis hält er für eine gute Gelegenheit um Kontakte zu knüpfen und neue Episoden zu drehen. In drei Jahren auf YouTube hat er es auf 3.500 Abonnenten und eine knappe halbe Million Abrufe gebracht. Das ist ausbaufähig, aber „einige schaffen es eben schneller, einige langsamer“, sagt der 25-Jährige, reicht flink seine Visitenkarte und huscht mit seiner Kamera weiter.

Definitiv geschafft haben es Persönlichkeiten wie der Kölner Let’s Player Sarazar oder die Jungs von Y-Titty, die zu den bekanntesten deutschen Webvideomachern gehören. Als sie das Capitol betreten, werden sie von Menschen umringt, Kameras und Smartphones blitzen. Geduldig kritzeln sie Autogramme in mitgebrachte Poesiealben, auf Mützen und aufblasbare Bälle. Einige Meter weiter sitzen die Gebrüder Lochmann, bekannt als Die Lochis und Preisträger des vergangenen Jahres, bei einer Live-Aufzeichnung der Sendung YouTalk am runden Tisch und diskutieren mit Gleichgesinnten.

4.000 Einsendungen in 13 Kategorien

Preise gab es an diesem Abend in 13 Kategorien. Die hießen wie schon im vergangenen Jahr LOL und FYI, Cute, Epic oder OMG. Videos einreichen durfte jeder. Über 4.000 waren es am Ende. Anhand ihrer Verbreitung in sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook wurden schließlich sechs Nominierte in jeder Kategorie ermittelt. Anschließend ging es erneut im Netz um die finale Abstimmung. Gab es im vergangenen Jahr noch getrennte Jury- und Publikumspreise, hatten die beiden Parteien in diesem Jahr gleiches Stimmrecht. Durch die Gala führte die TV-Moderatorin Miriam Pielhau.

Ganz dem Medium Internet entsprechend, ging es in der Kategorie Cute zu. Die Gewinnerin lief auf vier Beinen auf die Bühne: Die Weimeranerin Maya setzte sich mit ihrem Versuch, eine Frisbee aus dem Pool zu holen durch und verlieh dem Webvideopreis die fast schon obligatorische tierische Note.

Besonders viele Lacher ernteten auch die Filme der Kategorie Fail. Darunter fallen die schlimmsten Imagefilme und gut gemeinte, aber schlecht gemachte Tutorials des Jahres. Während die Sparda Bank eine Ausstrahlung ihres Werbevideos untersagte, konnten andere mit ihrem Fremdschämfaktor glänzen. Am Ende gewann der schon mehrfach nominierte Wolfgang Rademacher. Er kam leider nicht, um den Preis anzunehmen, obwohl er sich bestimmt einige Tipps hätte abholen können.

Natürlich aber ging es an diesem Abend nicht nur um die witzigsten Videos. Es gab auch ernste und aktuelle Themen, etwa aus dem Bereich der Medien- und Gesellschaftskritik. Die Satireseite Der Postillon konnte sich in der Kategorie LOL mit ihrer Nachrichtensendung Postillon24 durchsetzen. In der allein von der Jury bestimmten Kategorie Academy Approved Art gewann Ken Ottman mit Paper Age, einer Animation zum Thema Leistungsschutzrecht.

Nicht nur Favoritensiege

Die größte Überraschung des Abends aber war, dass nicht in allen Kategorien die vermeintlichen Favoriten gewannen. So gingen etwa die bekannten YouTuber iBlali, die Space Frogs und Doktor Allwissend trotz großem Beifall im Saal leer aus. Stattdessen gewannen Clips, die durchaus professionell daherkamen. So die Internationale Filmschule Köln in der Kategorie Win oder die Hochschule Ostwestfalen-Lippe mit einem 15-minütigen Film über Kindesmissbrauch in der Kategorie OMG, einem unbequemen, aufrüttelnden Beitrag.

Auch in anderen Kategorien gab es Überraschungen. Der Preis in der Kategorie Epic für das beste Webvideo des Jahres ging an den Schweizer Opernsänger August Schram, dessen bizarre Adaption von Habanera aus der Oper Carmen offenbar den (Hör-)Nerv der Zuschauer traf, im Saal aber für zweifelnde Blicke sorgte. Und auch der Sieg von Stefans Musikworkshop in der Kategorie FYI, der den Erfolg von Adeles Skyfall-Soundtrack erklärte, erntete einige spöttische Kommentare im Publikum.

Großen Applaus gab es dagegen für die Sieger in den Kategorien VIP. Der Berliner LeFloid überzeugte mit seinem Appell an die Zivilcourage im Alltag. Mit 660.000 Abonnenten gehört er dank seiner wöchentlichen Nachrichten LeNews zu den größten Namen der Szene. Wie auch Y-Titty: Die Vorjahresgewinner erhielten zum Abschluss der Gala von Cherno Jobatey den Ehrenpreis für besondere Leistungen in der Webvideoszene. Um die Reichweite von Y-Titty zu bekommen, müsste „Markus Lanz noch neun Jahre senden“, sagte Jobatey. Das Publikum johlte. Sticheleien gegen das lineare Fernsehen sind bei YouTubern beliebt.

Der Webvideopreis ist erwachsen

So bunt das Rahmenprogramm und die nominierten Videos waren, so klassisch präsentierte sich die tatsächliche Gala. Anders als im vergangenen Jahr, in dem sich die Sieger und Jury gemütlich auf einer Couch auf der Bühne fläzten und alberten, wirkte die Veranstaltung in diesem Jahr geradezu bieder. Moderatorin Pielhau bemühte sich zwar redlich, schien sich auf der großen Bühne aber oft verloren zu fühlen.

Mit lediglich zwei Punkten im Rahmenprogramm, einem Eröffnungssong der YouTube-Kombo Die Außenseiter und einem Nachruf auf den Filmkritiker Franc Tausch, wirkte die Veranstaltung in ihren 90 Minuten unnötig gedrängt. Auflockernde Momente, kreative Einspieler, Interaktion mit den Gästen im Saal und den Zuschauern im Stream gab es bestenfalls im Ansatz, etwa als Pielhau einige Tweets vorlas.

Am Ende bleibt der Eindruck, dass der Deutsche Webvideopreis gemeinsam mit der Szene gewachsen ist und sich in Sachen Gästezahl, Umsetzung und Anspruch mit den anderen großen deutschen Medienpreisen messen kann. Das ist erfreulich für die deutschen Webvideo-Macher, die nun eine Veranstaltung haben, die sie angemessen ehrt. Aber auch irritierend: etablierte Filmemacher mit einer gewöhnlichen Preisverleihung wollten diese eigentlich nie werden. Etwas mehr des Esprits, den die jungen Macher vor Beginn der Gala an den Tag legten, hätte auch der eigentlichen Verleihung gut getan.

(Auf der Seite des Webvideopreis finden Sie die Übersicht mit allen Gewinnern.)

 

Webvideopreis 2013: Die Nominierten

Der Deutsche Webvideopreis 2013 geht in die entscheidende Phase. Noch bis zum 23. Mai kann für die Nominierten abgestimmt werden. Zur Auswahl gibt es jeweils sechs Videos in insgesamt elf Kategorien, in denen sowohl Zuschauer als auch die Jury gleichberechtigt abstimmen und zwei zusätzliche Kategorien, die allein der Jury vorbehalten sind. Gezählt werden Verlinkungen, Shares, Likes und Tweets zu den Videos.

Mit dabei sind erwartungsgemäß einige bekannte deutsche Webvideostars wie der Gamer Gronkh, die durch ihre Popsong-Parodien bekannten Brüder Die Lochis und das YouTube-Allstar-Projekt Krieg Spielen! der Space Frogs.

Es geht aber nicht immer nur um Spaß: In der Kategorie FYI sind etwa auch die Reise des Münchner Kammerorchesters nach Nordkorea sowie eine 30-minütige Syrien-Dokumentation nominiert. Und auch die Webserie Shore, Stein, Papier, die wir hier kürzlich präsentierten, hat es in die Endrunde geschafft.

Auch schön: In der Kategorie Fail (aka der „Silberne Sellerie“) findet sich mit Edeka, McDonalds und den „Movie Stars“ der Sparda Bank ein Best-of peinlicher Imagefilme aus dem vergangenen Jahr.

Die Preisverleihung findet am 25. Mai in Düsseldorf statt und wird live im Netz gestreamt.

 

Nominierungsphase für den Webvideopreis 2013 gestartet

Seit gestern können Webvideo-Produzenten ihre Inhalte für den Deutschen Webvideopreis einreichen. Neu ist in diesem Jahr, dass die Einsendungen nicht mehr alle von einer Jury gesichtet und nominiert werden, sondern die Verbreitung in sozialen Netzwerken gemessen wird: Jedes Video kann auf der Website des Webvideopreises angesehen und anschließend per Twitter, Facebook oder Google+ weiter verbreitet werden. Daraus ergibt sich anschließend eine Nominiertenliste aus insgesamt 13 Kategorien. Einsendungen werden bis zum 28. April akzeptiert, die Teilnahmekriterien stehen auf der Website.

In der zweiten Abstimmungsphase bis zum 25. Mai entscheiden dann erneut die Internetnutzer über die Gewinner. Dazu wird auch die Verbreitung der jeweiligen Videos in Blogs und Foren untersucht und in die Bewertung mit einbezogen. „Heutzutage ist jeder Zuschauer auch Produzent – und bei uns dementsprechend auch Teil der Jury“, sagt Markus Hündgen, Geschäftsführer des Veranstalters EWVA. Damit bei diesem Format aber nicht bloß bekannte Namen eine Chance haben, vergibt die Jury in jeder Kategorie noch eine zusätzliche Wildcard.

Der Deutsche Webvideopreis wird am 25. Mai in Düsseldorf verliehen und natürlich live auf YouTube übertragen. Hier unser Bericht aus dem vergangenen Jahr.

 

Deutscher Webvideopreis 2012

Zum zweiten Mal wird am 31. März 2012 der Deutsche Webvideopreis verliehen. Ab sofort und bis zum 31. Januar können Macher und Zuschauer Vorschläge einreichen, aus denen die Jury dann jeweils die drei besten Inhalte aus jeder Kategorie zur öffentlichen Wahl stellt. Die Kategorien wurden noch einmal ausgebaut und heißen, getreu dem Medium, unter anderem LOL (für Comedy), FYI (für informative Inhalte) oder Newbie (für Nachwuchs-Produktionen). Das von Markus Hündgen initierte Projekt möchte gezielt Inhalte vorstellen, die sich an ein deutsches Publikum richten und jeweils nicht älter sind als ein Jahr. Gemessen an der stetig wachsenden deutschen Webvideoszene sollte das kein allzu großes Problem darstellen.