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Amazon testet 14 exklusive Streaming-Serien

Netflix hat es mit House of Cards vorgemacht, und wie die jüngsten Quartalszahlen zeigen, hat sich das Risiko gelohnt. Der Streaming-Dienst verbuchte einen Rekordumsatz im ersten Quartal des Jahres, den viele auch auf Neukunden dank der Serie mit Kevin Spacey zurückführen. Zwar dauert es noch, bis House of Cards die Produktionskosten von geschätzten 100 Millionen US-Dollar eingespielt hat. Doch die Entwicklung ist ein positives Zeichen für den gesamtem Streaming-Markt.

Längst investieren nämlich auch andere Plattformen in Eigenproduktionen, um sich in einem immer umkämpfteren Markt den nötigen Vorsprung zu sichern. Denn nur wer mit möglichst guten, exklusiven Inhalten punkten kann, hat langfristig eine Chance. Für dieses Jahr plant Netflix noch neue Folgen der Kult-Comedy Arrested Development (hier gibt es die tollen Promoposter zu bestaunen) im Mai, und hat mit Hemlock Grove gerade eine Mysterieserie veröffentlicht.

Der Konkurrent Hulu schickt unter anderem die animierte Serie The Awesomes, den Thriller The Wrong Mans und die Doku-Serie Behind the Masks über Sportmaskottchen ins Rennen.

Auch Amazon und sein Streaming-Portal Lovefilm möchten in diesen Markt einsteigen. Dafür fragen sie von vornerein nach den Wünschen ihrer Kunden. Denn statt einzelne Serien gleich komplett zu finanzieren und produzieren, hat Amazon zunächst nur 14 Pilotfilme gedreht, darunter acht Comedy-Formate, die die Zuschauer nun vorab angucken können. Die Serien mit den besten Bewertungen werden anschließend für zunächst 13 Folgen in das Programm aufgenommen. Das Erfreuliche: Alle Pilotfolgen können auch in Deutchland angesehen werden. (Update: Offenbar doch nicht, was verwundert: Denn Lovefilm gibt es im Gegensatz zu Netflix schließlich auch in Deutschland.)

Wie bei Netflix, setzt man auch bei Amazon auf den ein oder anderen bekannten Namen: In der Serie Alpha House etwa spielt John Goodman die Hauptrolle, Bill Murray tritt als Cameo auf. Goodman zeigte sich eigenen Aussagen zufolge zunächst skeptisch über Online-exklusive Serien, war dann aber schnell von der Produktionsqualität überzeugt.

(via)

 

Wer ist hier der Promi?

Gemeinhin denkt man ja, dass man den ein oder anderen Stargast benötigt, um seine Inhalte an ein größeres Publikum zu bringen. „Promi-Bonus“ nennt man das, wenn etwa Helene Fischer auch in der beklopptesten Show der Öffentlich-Rechtlichen auftritt, um noch ein paar Fans mehr vor die Glotze zu locken (bei Pro7 übernimmt diese Rolle inzwischen durch die Bank weg Helena Meyer-Schlandrut).

Auf YouTube funktioniert es anders, jedenfalls wenn man Ray William Johnson heißt und eines der bekanntesten Gesichter der Plattform ist. Für seine Show =3 hat „RWJ“ vor zwei Wochen als Co-Moderatorin die Komikerin und Schauspielerin Sarah Silverman eingeladen, die mit JASH ebenfalls seit kurzem an einem neuen YouTube-Kanal beteiligt ist.

Bloß ein netter Promocoup für Johnson? Mitnichten: Wie Tubefilter berichtet, hat von dieser Aktion nicht etwa der olle YouTuber, sondern vor allem die bekannte TV-Persönlichkeit profitiert: Innerhalb von einem Tag hatte Silvermans eigener Kanal über 20.000 neue Abonennten, und die positive Entwicklung wirkt noch immer nach.

Also: Wenn das ZDF demnächst einen neuen YouTube-Kanal starten möchte, einfach Helene Fischer bei Y-Titty vorbeischicken. Für den „YouTube-Bonus“, quasi.

Bild: Tubefilter/VidstatX
Bild: Tubefilter / Daten: VidStatsX

 

 

Drei Lehren aus YouTubes Originalkanälen

Hank Green ist der Gründer von zwei YouTube Originalkanälen, SciShow und Crash Course. Seine anfängliche Euphorie vor zwei Jahren, von YouTube das Startkapital für einen eigenen Kanal zu bekommen, ist inzwischen verflogen. Wie Green in einem Blogeintrag schreibt, benötigt er wohl gut drei Jahre, um seinen Anteil in Form von Werbeeinnahmen zurück an die Plattform zu zahlen. Und er glaubt, damit nicht der einzige zu sein. Insgesamt sei er dankbar für die Erfahrung und das Vertrauen YouTube, gleichzeitig sei die Idee aber auch „etwas bekloppt“ gewesen.

YouTube begann seine „Original Channels“ im Herbst 2011, als Teil des Plans, mehr professionalisierte Inhalte anzubieten. Knapp 100 Millionen US-Dollar investierte das Unternehmen in 100 Kanäle, die teilweise von bekannten Persönlichkeiten wie Fernsehkoch Jamie Oliver gehostet wurden, aber auch viele junge YouTube-Nachwuchsproduzenten wie Phil deFranco und Sourcefed ins Boot holte.

Vergangenen November zog YouTube dann erstmals Bilanz – und entschied sich, die Finanzierung von rund 60 Prozent der Kanäle zu stoppen. Sie wurden nicht oft genug geklickt. Zwar investiert YouTube auch weiterhin eifrig in neue Kanäle, doch die Auswahl ist spezieller geworden.

Drei Thesen für YouTube

Hank Green glaubt (und er ist nicht der einzige), dass der Erfolg auf YouTube vor allem damit zusammenhängt, wie gut die Macher sich mit der Plattform auskennen. Viele der erfolglosen Formate seien in Zusammenarbeit mit großen Unternehmen entstanden, die vor allem versuchten, TV-Inhalte aufs Web zu übertragen. Green zieht aus dieser Erkenntnis drei Lehren:

  • 1. Mehr Geld für die gleiche Anzahl an Minuten zu investieren funktioniert nicht. Bei Webvideo geht es nicht darum, wie gut es aussieht, sondern wie gut es ist.
  • 2. Leute, die Webvideo machen, sind besser darin als Leute, die TV-Video machen.
  • 3. Es ist nicht die Aufgabe der Macher, die inhaltlichen Wünsche der Werbeagenturen zu befriedigen. In einem Angebot, in dem die Zuschauer die Wahl haben, entscheidet immer der Inhalt.

Am Beispiel der deutschen Originalkanäle lassen sich Greens Thesen ganz gut belegen. Seit die zwölf Kanäle im November an den Start gingen, sind erste Tendenzen erkennbar. Der erfolgreichste Kanal ist mit Abstand Ponk, der Ableger der erfolgreichsten deutschen YouTube-SHow Y-Titty, und damit ein Produkt von echten „nativen YouTubern“. 325.000 Abonennten zählt der Kanal zurzeit. An zweiter Stelle steht High5 aus dem Verlagshaus IDG mit 85.000 Abonennten. Ein Kanal, der sich vor allem mit Games- und Memekultur beschäftigt, also ein klassisches YouTube-Thema aufgreift.

Alles andere als erfolgreich sind dagegen die Produktionen der TV-Firmen. Die Kochshow What’s for (b)eats? bringt es auf 14.000 Subscriber, der Kurzfilmkanal Shortcuts auf 10.000, der Survival Guide for Parents nur auf klägliche 5.000. Alle drei werden von Endemol beyond produziert. Auch bei der Konkurrenz aus dem Hause Ufa sieht es nicht viel besser aus: eNtR Berlin kommt auf 7.000, TriggerTV bloß auf 13.000 regelmäßige Zuschauer. Nach fünf Monaten haben sie es noch nicht über die Millionenmarke bei den Views geschafft (zum Vergleich: High5 hat inzwischen 7,8 Millionen).

Die Zahlen sind sicherlich keine Bankrotterklärung, handelt es sich doch um einen ersten Versuch, mit professionellen deutschen Kanälen auf YouTube Fuß zu fassen. Aber sie zeigen, dass auch die etablierten TV-Produktionsfirmen nicht einfach ihr Programm und bekannte Strukturen auf YouTube übertragen können. Stattdessen müssen sie versuchen, dem Medium angemessene Inhalte produzieren. Und das geht vielleicht am Besten mit Leuten, die in diesem Medium groß geworden sind, und die sich bereits auf der Plattform einen Namen machen konnten.

 

Zum Tod von Rogert Ebert: „Remaking my Voice“

Der legendäre US-Filmkritiker Roger Ebert ist gestern im Alter von 70 Jahren verstorben. Er war unter anderem der erste Filmkritiker, der mit einem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde. 2002 erkrankte Ebert an Schilddrüsenkrebs und musste sich infolgedessen zahlreichen Operationen unterwerfen. Sein Tod kam dennoch überraschend. Noch vor noch drei Tagen schrieb er in einem Blogeintrag, das er künftig weniger arbeiten wolle und sich stattdessen anderen Themen widmen möchte, etwa seinem Leben mit der Krankheit.

Obwohl Ebert im Rahmen seiner Krebsbehandlung seinen Unterkiefer sowie Teile des Rachens und damit die Fähigkeit zum Sprechen verlor, blieb Ebert alles andere als sprachlos. In seinem Blog besprach er in den vergangenen Jahren mehr Filme denn je und zeichnete sich vor allem durch seine Nähe und der persönlichen Korrespondenz mit seinen Fans und Lesern aus. Obwohl er einst das Internet als einen Hort der Einsamkeit sah, fand er ausgerechnet dort eine Stimme, der er abseits des Bildschirms nicht mehr hatte.

In einem TED-Talk aus dem Jahr 2011 erzählte Ebert mit der Hilfe seiner Frau Chez und einer Computerstimme genau diese Geschichte. Beeindruckend und inspirierend ist dabei, mit welchem Humor Ebert trotz allem seine Situation nahm. Vielleicht sagen diese zwanzig Minuten mehr über den „bekanntesten Filmkritiker Amerikas“ aus als jeder Nachruf.

(via)

 

Durchblick in den Mediatheken: Fernsehsuche.de

Ich wurde zuletzt gefragt, wieso ich hier keine Inhalte der TV-Sender vorstelle, sprich mehr auf Sendungen in den Mediatheken eingehe. Die Antwort ist relativ einfach: Wie der Name des Blogs verrät, soll es hier gerade im Inhalte gehen, die entweder im Netz entstanden sind und für den Online-Konsum gedacht sind (etwa Webserien oder Webdokus), oder die es im klassischen Fernsehen einfach nicht oder nur selten zu sehen gibt (etwa Kurzfilme). Die Inhalte in den Mediatheken sind dagegen größtenteils TV-Material, das im Netz lediglich einen zusätzlichen Ausspielungskanal erfährt, aber eben kein „natives“ Webvideo darstellt. Zugegeben, das sind die meisten Kurzfilme genau genommen auch nicht, die häufig primär für Festivals gedreht werden. Aber immer mehr Produzenten merken, dass im Netz ein großes Publikum und neue Vertriebsformen schlummern, und entscheiden sich für eine „online first“ Strategie.

Es gibt aber noch einen zweiten Grund. Ich habe persönlich mit den Mediatheken so meine Probleme. Etwa, weil die Bildqualität teilweise an Omas Röhrenfernseher anno ’87 erinnert, wo doch YouTube und Vimeo längst Streaming in HD anbieten. Etwa, weil es oft keine Möglichkeit zum Einbetten auf Websites gibt oder wenn, dann ohne brauchbare Einstellungen. Etwa, weil die Darstellung auf mobilen Geräten in vielen Fällen immer noch mangelhaft ist. Etwa, weil eine 30-minütige Sendung in drei Teile gepackt ist und ich alle zehn Minuten die gleiche, penetrante Werbung vorgesetzt bekomme.

Und vor allem: Weil ich mich ärgere, wie jeder Blogger, dass wenn ich über etwas schreibe, die Inhalte wenig später nicht mehr verfügbar sind. Dank der Vorgabe zu Depublizierung vom Inhalten der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten passiert aber genau das. Oft sind Sendungen schon nach sieben Tagen nicht mehr verfügbar, einige nach einem Monat, manche dürfen offenbar auch unbegrenzt online bleiben. Kurz: Die deutsche Mediathekenlandschaft ist und bleibt mühsam.

Personalisierte Mediathekensuche

Trotzdem kenne ich viele Menschen, die sie trotzdem regelmäßig nutzen. Für sie empfiehlt sich ein Projekt, das ich an dieser Stelle kurz vorstellen möchte: Fernsehsuche.de, eine Suchmaschine für Inhalte aus den Mediatheken der Fernsehanstalten. Dabei lassen sich nach Datum, Sendezeit oder Sender (momentan werden rund 20 Mediatheken erfasst) die jeweiligen Inhalte anzeigen, ohne dass man sich durch die einzelnen Angebote klicken muss. Das Berliner Start-up ist nicht ganz neu, ging die Seite doch schon vergangenen Sommer online. Aber seit drei Wochen bietet Fernsehuche auch die Möglichkeit, per eigenem Profil die Lieblingssendungen zu filtern, die Suche also zu personalisieren. Das hilft, um sich im Mediathekendschungel noch besser und vor allem schnell zurecht zu finden.

Und weil wir gerade beim Thema sind: Gestern Abend lief auf Arte die Dokumentation Google und die Macht des Wissens, die sich mit Googles Versuch, die Bücher der Welt zu digitalisieren – und dem Widerstand dagegen – beschäftigt. Der Film ist empfehlenswert – und auf Fernsehsuche leider nicht zu finden, denn er läuft offenbar nicht in der „normalen“ Mediathek von Arte, sondern nur unter Arte+7. Und zwar nur für, genau, die nächsten sieben Tage. Womit wir wieder beim oben genannten Problem wären. Also: schnell anschauen. Oder warten, bis ihn jemand unerlaubt auf YouTube lädt.

 

Der erste ehrliche Internetprovider

Wunderbar auf den Punkt gebrachte Parodie eines typischen Internetproviders, die wie die Faust auf’s Auge passt. Es scheint fast, als hätten die Macher die jüngsten Nachrichten von der Deutschen Telekom mitbekommen.

(via)

 

Quentin Tarantino wird 50

Quentin Tarantino wird heute 50 Jahre alt. Die beste Gelegenheit, noch einmal diesen Supercut von The Eclectic Method zu zeigen. Alles Gute, Quentin!

 

Ambitionierte Studentenfilme: Die unicato Awards

unicato heißt das studentische Filmmagazin des MDR. Einmal pro Monat zeigt der Sender Kurzfilme von Studenten aus Mitteldeutschland, die von einer Jury der Bauhaus-Universität Weimar vorab gesichtet und ausgewählt werden. Neben Studenten dürfen inzwischen aber auch andere Filmemacher ihre Filme online einreichen und auf eine Ausstrahlung hoffen.

Einmal im Jahr werden die besten Einsendungen mit dem unicato Award ausgezeichnet. Vor einigen Wochen schrieb mir Jury-Mitglied Wolfgang Kissel von der BauhausUni mit dem Hinweis auf die Preisträger-Filme des vergangenen Jahres, die dankenswerterweise noch etwas länger online gezeigt werden dürfen, als es für die Öffentlich-Rechtlichen Sender die Norm ist.

Überzeugt hat mich dabei vor allem der Gewinner der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“: In Testfahrer liefern Arvid Neid und Florian Arndt von der Filmfabrik Mühlhausen ein 20-minütiges Porträt des im Rollstuhl sitzenden Volkmar Kirschbaum. Was zunächst banal klingt, ist tatsächlich eine tragisch-komische Geschichte eines unermüdlichen Menschen, dessen Krankheit ihn im Laufe seines Lebens zwar immer wieder zurückwarf, aber nie gebrochen hat. Da der Player des MDR keine Einbettung unterstützt hier nur der Trailer, den kompletten Film gibt es hier und es lohnt sich.

Ambitioniert ist auch Trigger von Till Krücken, Maximilian König und Christian Fleischer. Die Nachwuchsfilmer verarbeiten in dem kurzen Spielfilm eine wahre Begebenheit: Jonas wird Opfer eines Angriffs dreier Jugendlicher. Infolgedessen entwickelt er zunehmend Angstzustände und grenzt sich von seiner Familie ab, die nach den Gründen sucht und dabei nur langsam den wahren Gründen auf die Spur kommt. Den Film gibt es hier in voller Länge.

Auch die restlichen Filme der unicato Awards 2012 lassen sich – auf jeden Fall noch bis Ende März – auf der Website des MDR anschauen.