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Webvideopreis 2014: Die Nominierten

Noch knappe vier Wochen, bis wieder der Deutsche Webvideopreis in Düsseldorf verliehen wird. Nicht mehr ganz so lange, aber immerhin noch bis zum 21. Mai darf auf der Website für die potenziellen Gewinner abgestimmt werden. Denn inzwischen sind auch die endgültig Nominierten bekannt. Aus mehr als 7.000 Vorschlägen haben sie sich durchgesetzt. Die Gewinner bestimmen sowohl die Nutzer im Netz, als auch eine Fachjury zu je 50 Prozent.

In den 14 Kategorien geht es auch in diesem Jahr wieder bunt zu: So finden sich natürlich einmal mehr bekannte deutsche Webvideostars unter den Nominierten: Die Lochmann-Zwillinge etwa sind ebenso wie die Aussenseiter sowohl in der Kategorie „Epic“ als auch „NowPlaying“ nominiert. Auch die Let’s Player von PietSmiet und der smarte LeFloid sind dabei.

Der Cartoonist Manniac konnte sich mit seinem Video über den Überwachungsstaat sowohl in „FYI“ als auch in „Epic“ einen Platz sichern. Überhaupt gibt es eine ganze Menge doppelter Nominierungen, wie ein Blick auf die komplette Liste beweist.

Für noch nicht ganz so bekannte Namen gibt es die Kategorie „Newbie“: Hier dürfen Nachwuchsstars und Aufsteiger wie Joyce Ilg und Bosshaft zeigen, was sie können.

In den Kategorien „FYI“ und „FAQ“ geht es meist informativer zu: Hier werden die besten Informationsvideos gekürt, zum Beispiel wie man ein Kondom anzieht oder Spieleredakteur wird. Das zu wissen kann ja prinzipiell nicht schaden.

Ein Klassiker ist inzwischen auch der Preis für die „Silberne Sellerie“: Gesucht wird das schlechteste Webvideo des Jahres und der Polizei-Rap aus NRW hat definitiv Potenzial.

Und auch der Kurzfilm Wind von Robert Löbel, ein Beitrag in unserer „Netzfilm der Woche“ Reihe, hat es in der Kategorie „AAA“ in die Endauswahl geschafft. Wir als Kurzfilm-Fans drücken ihm natürlich insgeheim die Daumen.

Übrigens nicht dabei: Friedrich Liechtenstein mit Supergeil. Für das obige Video konnten die Verantwortlichen des Webvideopreis ihn aber trotzdem überreden.

 

Netzfilm der Woche: „Foureyes“

Ein Schlag auf den Hinterkopf und Bobby Bowersox sieht die Welt mit anderen Augen. Oder sagen wir mit besseren Augen: Erst nach diesem kleinen Unfall mit einem Baseball erfährt Bobby, dass er blind wie eine Fledermaus ist und ab sofort eine Brille braucht.

Die besagte Brille bildet nicht bloß die Grundlage für den Titel des Kurzfilms Foureyes (Vierauge), sondern ist vor allem eine Metapher der Pubertät: Erst mit seiner neuen Brille kann Bobby wirklich „sehen“, was um ihn herum und mit seinem eigenen Körper geschieht. Und das ist zu Beginn alles andere als erfreulich, schließlich kann so eine Pubertät ja ziemlich gruselig sein – jedenfalls solange man nicht weiß, wo genau man eigentlich hinschauen soll.

Der US- Filmemacher Conor Byrne lässt in Foureyes kein ungemütliches Thema aus: Es geht nebenbei um Menstruation, um Masturbation, um Sexualkunde und das merkwürdige Paarungsverhalten von Eltern um die 40. Das alles ist für Bobby unbequem, nicht aber für die Zuschauer. Zu verdanken ist das der bunten Mischung aus Slapstick, amerikanischem Familienfilm und Horrorelementen. Wiederkehrende Kameraeinstellungen, absurde Dialoge und die trotzig-komische Darbietung des Hauptdarstellers Jake Ryan (Moonrise Kingdom) machen Foureyes zu einer herrlich schrulligen Angelegenheit.

 

Amazon streamt bald auch (alte) HBO-Serien

amazon-prime-tv

Ältere Serien und Filme des amerikanischen Kabelsenders HBO gibt es künftig auch im Angebot von Amazons Prime Instant Video. Was wenig spektakulär klingt, ist tatsächlich ein Novum. Es ist das erste Mal, dass HBO seine Inhalte einem US-Streaming-Portal lizensiert.

Denn während es in Deutschland etwa The Wire oder Boardwalk Empire bereits auf Watchever gibt, waren HBO-Serien in den USA bis dato auf die eigenen Angebote des Kabelsenders beschränkt: Mit HBO GO unterhält HBO seit 2010 einen eigenen Video-on-Demand-Service, der allerdings, wie etwa auch das deutsche Sky Go, eine Kabel- und HBO-Mitgliedschaft voraussetzt.

Wie beide Unternehmen am Mittwoch verkündeten, wird Amazon mit seinem Videoservice exklusiv die Rechte an Serien wie den Sopranos oder True Blood bekommen. Neuere Serien wie Girls soll es dagegen erst nach einem dreijährigen Fenster geben, populäre Serien wie Game of Thrones werden gar nicht erwähnt. Etwas Exklusivität hält sich HBO also offen.

Dennoch öffnet sich HBO damit einem Markt, von dem immer noch nicht klar ist, ob er tatsächlich in Konkurrenz zu den Kabelanbietern steht. Viele Experten glauben, dass sich Kabelsender wie HBO und On-Demand-Portale wie Netflix vielmehr ergänzen, was die relativ beständigen Mitgliederzahlen von HBO bestätigt.

Der Gewinner heißt Amazon

Gleichzeitig aber erkennt HBO offenbar, dass das sogenannte „Cord-Cutting“, die Abkehr der Zuschauer vom klassischen Fernsehen hin zu Onlineportalen, durchaus real ist. Erst gestern wurde berichtet, dass die Anzahl der Menschen in den USA, die dem klassischen Fernsehen den Rücken gekehrt haben, in den vergangenen vier Jahren um 44 Prozent auf 7,6 Millionen Haushalte gewachsen ist.

Der Gewinner heißt natürlich Amazon – auch wenn der Deal mit Sicherheit nicht günstig für den Konzern ist. Doch gerade im Duell mit dem Branchenführer Netflix setzt Amazon damit ein großes Zeichen. Netflix hatte in dieser Woche einmal mehr neue Rekordzahlen vermeldet, und gleichzeitig die Preise für Neukunden angehoben. Amazon holt zwar langsam auf und streamt inzwischen mehr als Hulu oder Apple, ist aber immer noch weit entfernt von den Zahlen Netflixs.

Auch für die deutschen Nutzer könnte der neue Deal möglicherweise Folgen haben. Bis jetzt gibt es nämlich bei dem erst kürzlich gestarteten deutschen Ableger von Prime Instant Video noch keine HBO-Inhalte. Sollte die Abmachung international gelten, könnte sich das bald ändern. Für den spekulierten deutschen Start von Netflix im Herbst sind das dagegen schlechte Nachrichten: Wer gehofft hatte, dort dann endlich die HBO-Klassiker zu bekommen, dürfte wohl enttäuscht werden.

 

The Tower of David: Der höchste Slum der Welt

In der dritten Staffel der US-Serie Homeland landet die Hauptfigur Nicholas Brody nach einer Flucht aus den Vereinigten Staaten in einem heruntergekommenen Hochhaus in Caracas. Drogenbanden regieren das Gebäude, bei dem es sich offenbar um einen Slum handelt. Was ich nicht wusste: Diesen Ort in Venezuelas Hauptstadt gibt es tatsächlich.

Der El Torre de David, der Turm Davids, ist ein 45-geschössiges Gebäude in Caracas, das im Rahmen der Bankenkrise in den Neunziger Jahren nicht fertiggestellt wurde, und seit nunmehr 20 Jahren leer steht. Nun ja, jedenfalls offiziell. Denn natürlich haben die Bewohner der Stadt das Hochhaus längst eingenommen – es ist der wohl „höchste“ Slum der Welt.

Vocativ hat den Ort vergangenes Jahr besucht, auf den Seiten des Guardian und TED gibt es außerdem Fotostrecken.

(via)

 

Joss Whedon zeigt neuen Film auf Vimeo

Wir ich schon zu Beginn des Jahres geschrieben hatte, sind alternative Vertriebswege im Netz auch für immer mehr bekannte Filmemacher im Kommen. Auch Joss Whedon (Buffy, Firefly, The Cabin in the Woods) versucht es mit seinem neusten Film diesmal auch abseits der Kinoleinwand: In Your Eyes debütierte erst vor wenigen Tagen auf dem Tribeca-Filmfestival, und ist nun bereits für eine 5$-Leihgebühr bei Vimeo on Demand verfügbar.

Wie häufig in Whedons Filmen geht es auch hier um übernatürliche Phänomene, um die seltsam-spirituelle Verbindung einer reichen Frau an der US-Okstküste und einem früheren Häftling in New Mexico. Eine „paranormale Romcom“ nennt io9 das Ganze, und auch wenn die Autorin nicht ganz so überzeugt von dem Film ist, ist Vimeo mit Whedon in jedem Fall ein Clou gelungen. Interessant dürfte sein, wie viele Menschen den Film am Ende tatsächlich „kaufen“.

 

25 Jahre Game Boy

Heute vor 25 Jahren kam ein nicht unbeliebtes kleines Gerät namens Game Boy heraus. Sowohl für die Entwickler, als auch für die Spieler bedeutete die kleine portable Spielkonsole einen Umbruch: Videospiele waren nicht mehr auf das Wohnzimmer beschränkt, sondern konnten plötzlich überall erlebt werden. Passend zum Jubiläum empfiehlt sich die kleine Dokumentation History of the Game Boy aus dem Hause IGN. Die wurde zwar schon zum 20. Geburtstag erstellt, hat aber natürlich nichts an ihrer Aktualität eingebüßt. Game on!

 

Netzfilm der Woche: „Lila“

Carlos Lascano ist ein Romantiker. Wenn der gebürtige Argentinier nicht gerade Werbespots für bekannte Namen wie Amnesty International oder Coca Cola dreht, widmet er sich den wirklich wichtigen Themen: Der Liebe, der Familie und vor allem der Kraft der Fantasie. Darum ging es in seinem Kurzfilm A Short Love Story in Stop Motion aus dem Jahr 2008, sowie in A Shadow of Blue, den wir vor knapp zwei Jahren in diesem Blog bereits vorgestellt haben.

Lila heißt der neuste und abschließende Teil einer losen Trilogie. Lila heißt auch die Hauptfigur; eine junge Frau, die die Realität nicht einfach so akzeptieren möchte. Mit Block und Buntstiften verschönert sie sich ihren Alltag einfach selbst – den fragenden Blicken ihrer Mitmenschen zum Trotz.

Wie bereits in A Shadow of Blue, experimentiert Lascano in Lila mit verschiedenen Techniken: Lilas Vorstellungen und Träume springen von ihrem Zeichenblock in Form von Animationen in die echte Welt über. Je länger der Film dauert, desto ausgefeilter und umfassender werden sie, Realität und Fantasie verschmelzen.

Gefilmt in sonnigen, farbenfrohen Bildern und hinterlegt mit einem emotionalen Soundtrack mit opulenten Streichern, ist es leicht, Lila als kitschig abzustempeln. Doch im Verlauf der acht Minuten wird deutlich, dass hinter der träumerischen Fassade der Protagonistin ein persönlicher Verlust steht. Lila zeigt einen Weg, damit umzugehen: „Die Art, wie wir die Welt wahrnehmen, ist für mich das Ergebnis unserer Vorstellungskraft, mit dessen Hilfe kleine Details das Gesamtbild verändern können“, sagt Lascano.

 

Das Leben eines Sammlers: „Music Man Murray“

Heute ist Record Store Day, an dem traditionell der gute alte Plattenladen und natürlich die Musik gefeiert wird. Passend dazu, wenn auch schon etwas älter, ist die Dokumentation Music Man Murray von Richard Parks. Sie erzählt die Geschichte des 90-jährigen Murray Gershenz, der sein Leben lang Platten sammelte, und seit den Sechziger Jahren einen Laden in Hollywood betrieb.

Murrays Sammlung bezifferte sich am Ende auf rund 300.000 Platten mit einem geschätzten Wert von 1,5 Millionen US-Dollar. Doch als sich Murray seinem letzten Lebensabschnitt nähert, muss auch seine geliebte Sammlung einen neuen Besitzer finden – leichter gesagt, als getan. Music Man Murray gibt einen wunderbaren Einblick in das Leben eines Musikliebhabers und ist gleichzeitig eine Ode an die Kraft der Musik. Vor allem lebt in ihr die Leidenschaft von Murray Gershenz weiter: Er verstarb vergangenen Sommer im Alter von 91 Jahren.