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Europas Energiepolitik verständlich dargestellt

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"Spielerische Auseinandersetzung" - Die Daten zur Energiepolitik in Europa

Den Spieltrieb wecken – auch das ist ein Weg, um komplexe Informationen zu vermitteln. Ein Beispiel, dass es ein guter Weg ist, zeigt die NGO Open Knowledge Foundation (OKFN). Sie hatte anlässlich des Treffens des Europäischen Rates die Energiepolitik der EU-Länder aufbereitet. Das Ergebnis ist eine eindrucksvolle interaktive Visualisierung der Energiedaten. Sie erlaubt, Energieerzeugung, -verbrauch, -exporte und -importe der Mitgliedsstaaten zu vergleichen.

Die Grafik wurde auf  der Sitzung des Rates präsentiert, deren Ergebnisse bereits vorliegen (pdf).

Zahlreiche Leute haben bei der Umsetzung der Grafik geholfen. So wurde sie beispielsweise von Helfern in 16 Sprachen übersetzt. Jonathan Gray, Mitarbeiter der OKFN, erklärt die Motiviation: „Es ging uns darum, die Daten in einen Kontext zu setzen und verständlich zu machen.“ Ähnlich wie bei einem anderen Projekt der Stiftung – Where does my money go –  sei es das Ziel gewesen, dass Potential von Datenvisualisierung deutlich zu machen. Und auch darum, zu zeigen, was mit Open Data aus den Datenbeständen von Eurostat, dem statistischen Amt der EU, möglich ist. Die Visualisierung ist Teil des Vorhabens, einen pan-europäischen Datenkatalog aufzubauen: publicdata.eu.

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Britischer Kriminalitätsatlas in der Kritik

Die britische Polizei veröffentlicht seit Dienstag ihre Kriminalitätsstatistiken in Open-Data-Formaten, die auch über eine Schnittstelle abgefragt werden können. Das dazu gehörende Portal www.police.uk brach kurz darauf unter dem Ansturm zusammen. Offenbar wollte jedermann wissen, wie kriminell es in seiner Nachbarschaft zugeht. Bis zu 300.000 Anfragen pro Minute habe es geben, hieß es. Das konnte die Infrastruktur wohl nicht verkraften. Mittlerweile ist die Karte allerdings wieder nutzbar.

Die Darstellung von Kriminalität in dieser Form ist umstritten, da sie nach Meinung von Kritikern zu Panikmache sowie zu Stigmatisierung von Regionen führen könne. Eine Diskussion über interaktive Kriminalitätskarten gibt es seit 2009, als eine Crime Map für Los Angeles veröffentlicht wurde.

Die britische Innenministerin Theresa May ließ gestern verlauten: „Wir wollen, dass die Menschen sehen können, welche Verbrechen in ihrer Straße geschehen. Und dass sie die Möglichkeit haben, ihrer lokalen Polizeidienststelle ihre Bedenken mitzuteilen. Und sie damit zu konfrontieren, wie mit der Problematik umgegangen wird.“

Die 300.000 Pfund teure Website sei erst der Anfang, sagte May. Die Regierung wolle die Arbeit fortsetzen und noch mehr Transparenz in die Bereiche Kriminalität, Polizeiarbeit und Justiz bringen. Die Kriminalitätskarte ist Teil der Open-Government-Initiative der konservativ-liberalen Regierung in Großbritannien.

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Die CSU erklärt sich zur Internetpartei

CSU-Parteivorsitzender Horst Seehofer hält heute die Rede: "Mein Internet"

Die Netzpolitik sei noch immer „ein weitgehend weißer Fleck in der deutschen Parteienlandschaft“, findet die CSU und will daher bei diesem Thema „eine Vorreiterrolle“ übernehmen. Ausgerechnet die, könnte der überraschte Beobachter denken, ist die Partei bislang doch eher damit aufgefallen, das Netz als Bedrohung zu sehen.

Das soll sich offensichtlich ändern. Am heutigen Montag veranstaltet die CSU einen „Netzkongress“ und zuvor zirkulierte bereits ein Positionspapier namens „Für Freiheit und Fairness“ des neu gegründeten „Netzrates“ mit überraschendem Inhalt.

Das Erstaunliche: der „Beitrag zur Meinungsfindung“ weicht von der bisherigen Position der CDU/CSU-Fraktion ab: In dem Papier werden die so genannten Netzsperren als untaugliches Instrument bezeichnet (S. 16f.) und die CSU schließt sich darin der Position der außerparlamentarischen netzpolitischen Szene an und fordert nun: Löschen statt sperren.

Ebenso unerwartet: Ein Abschnitt des Diskussionspapiers widmet sich dem Komplex Open Government und Open Data (S. 15) und fordert richtigerweise, „Verwaltungsinformationen sollen strukturiert online verfügbar gemacht werden“.

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„Was wollen wir von der Digitalisierung?“

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Eine digitale Denkerin: Mercedes Bunz (Foto: Thomas Lohr)

Mercedes Bunz bezeichnet sich selbst als „Digital Thinker“. Die Journalistin arbeitete zuletzt beim Guardian in London als Technologieredakteurin. Ein Gespräch über die Rolle von Daten und Suchalgorithmen in unserer Gesellschaft.

Frau Bunz, im Herbst soll Ihr Buch über Algorithmen erscheinen. Worum wird es darin gehen?

Mercedes Bunz: Man sagt ja immer, dass die Digitalisierung so große Auswirkungen hat wie die Industrialisierung. Aber was heißt das? Ich glaube, wenn Industrialisierung und Automatisierung unsere Arbeitsabläufe verändert haben, dann verschieben Digitialisierung und Algorithmen, wie wir mit Wissen umgehen.

Mich interessiert vor allem, dass wir digitalisierten Menschen uns anders orientieren als früher. Dank Google beispielsweise ist eine neue Form von Wahrheit dazugekommen: Nicht mehr der wissenschaftliche Fakt, sondern die ’statistische Wahrheit‘ ist ausschlaggebend. Wenn ich nicht weiß, ob ‚Sauerstoffflasche‘ mit drei F geschrieben wird oder nicht, kann ich es googeln. Für das Ergebnis spielen Algorithmen eine essenzielle Rolle. Es ist nicht mehr nur der authentische Experte, der garantiert, dass etwas wahr ist, sondern eine Vielzahl von Quellen. Erst dank Algorithmen können wir uns über diese eine Übersicht verschaffen.

Was verstehen Sie unter Quelle?

Bunz: Zum Beispiel die Plattform Twitter. Sie ist bei einem Großereignis sehr nützlich. Aus journalistischer Perspektive wird Twitter häufig mit dem Argument angegriffen, es gäbe keine Quelle, man wüsste nicht, was echt ist. Das stimmt, doch dem kann man entgegnen, es ist wie bei einem Chor: Wenn einer falsch singt, ist die Melodie noch immer erkennbar. Twitter ist ein gewaltiger Chor an Stimmen und damit eine Quelle – die man, wie alle Quellen, mit Vorsicht genießen muss.

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München will seinen Datenschatz heben

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Ausschnitt aus einem der ersten Werke mit Open Data aus München

Ende vergangener Woche gab es eine Premiere: 50 Teilnehmer aus Verwaltung und Zivilgesellschaft waren zwei Tage lang zum Münchener Open Government Day (MOGD)y zusammengekommen. Die Münchener Verwaltung hatte als eine der ersten Stadtverwaltungen in Deutschland dazu aufgerufen, Anwendungen und Dienstleistungen vorzuschlagen, um die Idee des Open Government umzusetzen. 130 Vorschläge kamen zusammen und wurden online debattiert und bewertet.

„Eine Stadtverwaltung hat eine Unmenge an Infrasturkturdaten, die sie bearbeitet und nutzt – danach aber nichts mehr damit tut“, sagt Marcus Dapp, der den MOGDy vorbereitete. „Es ist anzunehmen, dass viele dieser Daten für andere Dinge sinnvoll nutzbar wären. Die Stadt tut das aber nicht, weil es nicht ihr Auftrag ist, weil sie es nicht muss, weil sie nicht auf die Idee kommt oder weil ihr die Ressourcen fehlen.“

Ganz so unkreativ ist man in München dann doch nicht, zwei zusätzliche Vorschläge stammen von der Stadtvewaltung selbst, sodass derzeit insgesamt sieben Projekte geprüft werden.

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US-Gesetze unter der Lupe

logo opengovernment org

Die Gesetzgebung in fünf amerikanischen Bundesstaaten kann seit Neuestem genauer unter die Lupe genommen werden. Anfang dieser Woche startete das Portal opengovernment.org. Dessen Angebot soll auf alle Bundesstaaten ausgeweitetet werden; mit Kalifornien und Texas sind von Beginn an gleich die beiden bevölkerungsreichsten Staaten dabei, dazu gesellen sich Wisconsin, Maryland und Louisiana.

Dank opengovernment.org lässt sich der aktuelle Stand der Gesetzgebung nachvollziehen und in verschiedene Zusammenhänge setzen. So können Gesetzentwürfe chronologisch oder nach Themen durchsucht werden. Angezeigt werden auch Informationen über die daran beteiligten Politiker: Neben deren Biographien und ihrem bisherigen Abstimmungsverhalten findet die Suche ihre Namen auch in sozialen Netzwerken, Blogs et cetera. Gleichzeitig ist sichtbar, wer Geld an die Mandatsträger spendete – etwa die Tabaklobby in Texas.

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Britische Open-Data-Aktivisten fürchten Ausverkauf

skyline Finanzenter Hauptstadt UK
Daten könnten auch den Finanzplatz London als Ressource interessieren

In Großbritannien rüsten Open-Data-Aktivisten für den Kampf. Denn die konservativ-liberale Regierung hat angekündigt, eine Public Data Corporation zu gründen. Das sorgt für Unruhe, denn bislang ist unklar, welche Rolle diese Gesellschaft genau spielen soll. Mindestens ebenso unklar ist, wie der freie kostenlose Zugang zu öffentlichen Datensätzen gewährleistet bleiben kann, wenn das staatliche Unternehmen „value for the taxpayers money“ erwirtschaften soll, wie es in der Ankündigung hieß. Mit anderen Worten: Geld verdienen. In der Erklärung ist überhaupt viel von Gebühren, Investitionen und Unternehmertum die Rede, aber wenig von Transparenz und Offenheit.

Tom Steinberg, Mitglied des Transparency Boards der Regierung, schreibt: „Wenn du ein geborener Zyniker bist, wirst du sagen, die Regierung hat bereits beschlossen, alles an den Höchstbietenden zu verscherbeln.“ Aber, so fährt der Gründer der NGO mySociety fort, noch sei nichts entschieden. Druck von außen könnte den Unterschied machen; die nächsten Monate seien dafür entscheidend.

Schon jetzt betreibt die britische Regierung diverse „Trading Funds„, die wertvolle Datensätze erheben und verwalten. Kartenmaterial etwa, oder Wetterdaten und Patentinformationen. Diese Gesellschaften sollen offenbar in besagter Corporation zusammengefasst werden.

Die britische Nichtregierungsorganisation Open Rights Group hat den verantwortlichen Minister für Kabinettsangelegenheiten, Francis Maude, am Montag um eine Stellungnahme gebeten. Auch schlug sie ein öffentliches Beratungsverfahren vor. Eine Reaktion darauf gibt es bislang nicht.

 

BBC schließt „Backstage“ – wegen des großen Erfolges

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Zum Abschluss erschien ein Buch: Hacking the BBC

Ein fünfjähriges Experiment ist zu Ende gegangen. Anfang des Jahres schloss die BBC den Vorhang für ihr Projekt Backstage BBC. Der Blick hinter die Kulissen hat etliche Projekte und Ideen rund um Open Data des britischen öffentlich-rechtlichen Senders hervorgebracht. Eine Retrospektive liegt nun in Form eines kostenlosen eBooks vor.

BBC Backstage war als Sandkasten gedacht, um Ideen rund um die digitale Verarbeitung von Informationen zu testen. So sind etliche Visualisierungen, Services und Schnittstellen entstanden. Dass nun Schluss ist, hat nicht zuletzt mit dem Erfolg des Projektes zu tun. Viele Ideen sind schlicht zur Norm geworden. Vor drei Jahren war es noch eine Innovation, automatisch die neuesten Nachrichten an Twitter schicken zu lassen – heute ist es für die meisten Websites selbstverständlich.

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Bundestag reloaded

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Durchsuchbar: Bundestube zeigt die Debatten zusammen mit den Protokolltexten

Der Informatiker Christian Kohlschütter hat vor kurzem das Angebot bundestube.de gestartet. Jetzt ist er gespannt, ob alles so klappt wie er es sich vorstellt. Wenn kommende Woche der Bundestag wieder tagt, sollen die neuen Reden und vorläufigen Protokolle direkt nach Veröffentlichung in dem System angezeigt werden. Die Feuerprobe steht aber noch aus, sagt Kohlschütter.

Bundestube zeigt die Videos aller Parlamentsdebatten mit den dazugehörigen Redetexten. Vor allem aber macht der Service die Protokolle nach Personen oder Themen durchsuchbar. Dabei werden auch Suchvorschläge angeboten und die Inhalte nach statistischen Häufigkeiten gewichtet.

Das Videosystem des Bundestags selbst sei recht kompliziert zu bedienen, sagt Kohlschütter. Und es biete nur ellenlange Links zu den Videos an, die nach einer gewissen Zeit auch noch ungültig werden könnten. Sein Angebot dagegen mache es einfach, auf interessante Debattenbeiträge zu verweisen. So ließen sich Diskussionen in einen anderen Kontext einbinden. Noch ein Vorteil: Da die Protokolle gleichzeitig in Schriftform gezeigt, sind beispielsweise auch Zwischenrufe zu verstehen. Erste Politiker hätten bereits damit begonnen, auf ihre eigenen Reden zu verweisen, sagt Kohlschütter.

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Informationen zu Dioxin sind gut versteckt

Wie so oft entpuppt sich ein vermeintlich kleiner Vorfall nur als Spitze eines Eisbergs: Was mit einigen Bauernhöfen begann, ist inzwischen ein landesweiter Dioxin-Skandal . Trotzdem ist der Versuch, offene Daten zu diesem Themenkomplex zu finden, nahezu vergeblich.

Dabei wäre es im Fall des mit Dioxin verseuchten Futters von großem Interesse, eine Liste aller betroffenen Betriebe zu bekommen. Für Journalisten, NGO, Vereine oder Verbraucher könnten solche automatisch zu verarbeitenen Informationen hilfreich sein. Etwa um Karten zu erstellen und Zusammenhänge zu verstehen.

Die Frage nach so einer Liste der über 4000 Betriebe wurde offensichtlich auch oft an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit gestellt. Von dort wird auf die Zuständigkeit der Länder verwiesen. Auf den jeweiligen Websites der Landesministerien könnte ggf. so eine Liste zu finden sein, heißt es.

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