Überblick: Man muss kein Rechenkünstler sein, um zu erkennen, was mit der deutschen Bevölkerung passiert: Sie schrumpft und die Menschen werden im Durchschnitt immer älter. In keinem anderen Land der EU bekommen Paare so wenig Kinder wie in Deutschland, im Jahr 2060 wird bereits jeder dritte Deutsche über 65 sein, heute ist es gerade mal jeder Fünfte. Gleichzeitig wächst der Anteil der Einwanderer, die teilweise noch nicht gut in das gesellschaftliche Leben integriert sind. Dass dieser Wandel nicht spurlos an der Gesellschaft vorbeigeht, zeichnet sich schon jetzt ab: Zunehmend fehlen den Unternehmen junge Fachkräfte, und weil es immer mehr Pflegebedürftige gibt, wird es immer schwierierger, genügend Altenpfleger zu finden.
Die Entwicklung trifft auch den Sozialstaat, der die Menschen vor Lebensrisiken wie Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Pflegebedürftigkeit schützen soll. Weil der Anteil der Rentner im Vergleich zu den Erwerbstätigen steigt, wird es künftig kaum noch möglich sein, dass die gesetzliche Rente einen hohen Lebensstandard sichert. Schon heute ist die Angst in der Gesellschaft groß, im Alter arm zu werden. Viele fürchten sich zudem, aus der so genannten Mittelschicht abzustürzen: War es früher die Regel, seinen Arbeitsplatz ein Leben lang zu behalten, ist es heute üblich, kurzfristig den Job zu wechseln und mobil zu sein. Gerade von jüngeren Arbeitnehmern verlangen Unternehmen immer mehr Flexibilität, Anstellungen sind oft befristet, die Rede ist von einer “Generation Praktikum”. Die sogenannten Hartz-Reformen haben zwar dazu beigetragen, dass die Arbeitslosigkeit in den vergangenen Jahren gesunken ist – wer jedoch arbeitslos wird, fällt heute sehr schnell auf ein niedriges Einkommensniveau zurück. Darüber, wie hoch dieses Einkommen sein soll, wird lebhaft diskutiert.
Ausgewählte Artikel und Materialien zum Thema:
Sozialstruktur Deutschlands
Deutsche mit wenig Lust aufs Kinderkriegen (DIE ZEIT Nr. 7/2010)
Deutschland ist Schlusslicht in puncto Geburtenrate: In keinem europäischen Land wurden 2009 so wenig Kinder geboren. Die EU-Bevölkerung wächst nur durch Zuwanderung.
Rentner schlagen zurück (DIE ZEIT Nr. 3/2007)
Der Anteil der Senioren wird unaufhaltsam größer. In einer fiktionalen Dokumentation zeigt das ZDF, wie Deutschland in 20 Jahren aussehen könnte. Die Befürchtung: Ein „Aufstand der Alten“ und der Kollaps des Sozialstaats.
http://www.youtube.com/watch?v=YaiRYRUst6c&feature=related
Bevölkerungsrückgang (YouTube, ZDF, 23.2.2010)
Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes, die das ZDF in diesem „Heute-Journal“-Beitrag präsentierte, sind alamierend: Bis ins Jahr 2060 wird die Bevölkerung in Ostdeutschland um mehr als ein Drittel schrumpfen.
Die guten Nachrichten vom Arbeitsmarkt sind echt (ZEIT ONLINE, 31.3.2010)
Dass in Deutschland Millionen Menschen keine Arbeit haben, ist ein gesellschaftliches Dauerproblem. Doch es ist Besserung in Sicht: Anfang 2005 durchbrach die Arbeitslosenzahl die Fünf-Millionen-Grenze – nur fünf Jahre später liegt die Zahl weit unter vier Millionen. Der Trend ist trotz Wirtschaftskrise überraschend positiv – auch im internationalen Vergleich. Ein Kommentar.
Internet und Jugend: Netzgeborene können’s besser (ZEIT ONLINE, 27.2.2009)
Das Internet und die Technisierung verändern die Gesellschaft: Die heutige Jugend ist schlauer und sozialer als ihre Eltern – nur durch das Internet. Das schreibt Dan Tapscott in seinem Buch „Grown up Digital“.
Arm und Reich: Vermögen in Deutschland zunehmend ungleich verteilt (ZEIT ONLINE, 18.1.2010)
Viele haben nur wenig – einige wenige haben sehr viel: Der Reichtum in Deutschland bleibt laut einer Studie ungleich verteilt. Das Armutsrisiko ist in Berlin am größten.
Die Angst der Mittelschicht (DIE ZEIT Nr. 8/2007)
Risiken im Job, mehr Konkurrenzdruck und neue Ungleichheit: Im Zentrum der Gesellschaft grassiert die Furcht vor dem Abstieg.
Milieus und Migration
Wunderbare Welt der Lohas (taz, 22.09.2007)
Ein neues Öko-Milieu namens Lohas will mittels bewussten Konsums die Welt und die Rendite retten. Wer sind diese Lohas überhaupt?
Generation Praktikum (DIE ZEIT Nr. 14/2005)
Früher sollten Praktikanten bloß Erfahrungen für ihr künftiges Berufsleben sammeln. Heute werden sie als billige Arbeitskräfte eingesetzt, schrieb Matthias Stolz in der ZEIT bereits im Jahr 2005. Das war die Geburtsstunde der Debatte um die „Generation Praktikum“.
Von der Boheme zur Unterschicht (DIE ZEIT Nr. 18/2006)
Job, Geld, Leben – nichts ist mehr sicher. Eine neue Klasse der Ausgebeuteten begehrt auf: Das Prekariat.
Jeder Fünfte in Deutschland hat ausländische Wurzeln (ZEIT ONLINE, 26.1.2010)
Der Anteil von Menschen mit ausländischer Herkunft steigt – und so der Bedarf für mehr Geld für Bildung. Denn Migranten sind schlechter gebildet und häufiger arbeitslos.
Sarrazin schrammt knapp an der Lüge vorbei (ZEIT ONLINE, 27.8.2010)
Der ehemalige Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin hat mit seinen umstrittenen Thesen zur Integration für großen Wirbel gesorgt. Er vermischt Wahrheiten mit Halbwahrheiten und Unsinn. Gerade auf dem Feld der Bildung halten seine Thesen dem Faktencheck nicht stand, kommentiert M. Spiewak.
http://www.youtube.com/watch?v=p6qcpiRnFOk
Migranten in Deutschland – Integration oder Kapitulation? (YouTube, Phoenix, 2009)
Bereits 2009 sorgte Thilo Sarrazin mit provokativen Äußerungen zur Migration zur Aufruhr. In dieser Phoenix-Sendung streiten der ehemalige nordrhein-westfälischen Integrationsminister Armin Laschet (CDU) und der Journalist Henryk M. Broder über die richtige Migrationspolitik.
Sozialpolitik und soziale Ordnung
Das deutsche Sozialversicherungssystem (Bundeszentrale für politische Bildung)
Arbeitslosigkeit, Alter, Krankheit: Menschen in Notlagen helfen, das ist das Prinzip des Sozialstaats. Durch Sozialversicherungen sichert der Sozialstaat seine Bürger gegen existenzgefährdende Risiken ab. Hier ein Überblick über die gesetzlichen Versicherungen.
Rente: Nur die Alten im Sinn (DIE ZEIT Nr. 29/2009)
Der ehemalige Arbeitsminister Norbert Blüm verkündete einst: „Die Rente ist sicher“. Heute ist klar, dass dieses Versprechen wegen des demographischen Wandels nicht einzuhalten ist. Eine Debatte über die Generationengerechtigkeit ist längst im Gang.
Von der Leyen dämpft Hoffnung auf mehr Hartz IV (ZEIT ONLINE, 2.8.2010
Die Regelsätze für Hartz-IV-Empfänger sind umstritten. Jetzt sollen sie an die Lohn- und Inflationsentwicklung angepasst werden. Was dabei rauskommt, ist offen.
Wie gut kennen Sie Hartz IV? (ZEIT ONLINE, 2010)
Die sogenannten Hartz-Gesetze sollten die Arbeitsmarktpolitik in Deutschland effizienter machen. Bis heute sind die Reformen umstritten: Befürworter sagen, sie hätten zu weniger Arbeitslosigkeit geführt, Kritiker halten die Hartz IV-Sätze für zu niedrig. In diesem Quiz kann jeder sein Hartz IV-Wissen testen.
Gerechte Steuern für Durchschnittsverdiener (ARD Plusminus, 22.6.2010)
Die Erhöhung des Spitzensteuersatzes wird diskutiert. Doch schafft das wirklich mehr Steuergerechtigkeit oder führt das zu einer noch stärkeren Belastung der Mittelschicht?
Sozialstaat: Anarchismus der Barmherzigkeit (DIE ZEIT Nr. 1/2010)
Der Sozialstaat soll für Sicherheit sorgen – und für Gerechtigkeit. Aber kann er das überhaupt? Nein, sagt Martin Mosebach in diesem Beitrag.
Armutsatlas: Zerrissenes Deutschland (ZEIT ONLINE, 11.6.2009)
Eine Studie zeigt, wo in Deutschland Armut herrscht. Die regionalen Unterschiede sind dramatisch – vor allem zwischen Nord- und Süddeutschland.
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