Überblick: Die Literatur der Weimarer Republik sollte erstmals eine breite Öffentlichkeit ansprechen. Dazu wählten die Schriftsteller eine allgemein verständliche Sprache und realitätsbezogene Darstellungen. Die wichtigste literarische Strömung war dabei die sogenannte Neue Sachlichkeit. Weitere Strömungen, die häufig auch als eigene Epochen oder Stile gelten, fielen zugleich in die Zeit zwischen 1919 und 1932: Naturalismus, die literarische Moderne und Expressionismus.
Viele Schriftsteller litten unter der Zensur in der Weimarer Republik. Zwar war die Freiheit von Wort und Schrift verfassungsmäßig garantiert, doch bereits 1922 wurde nach dem Mord an Walter Rathenau das Republikschutzgesetz erlassen, das diese Freiheit wieder einschränkte. In der Praxis wurde dieses Gesetz nur gegen „linke“ Autoren angewandt, nicht aber gegen „rechte“, die zum Beispiel in Freicorpsromanen offen Gewalt verherrlichten. Das 1926 erlassene „Schund- und Schmutzgesetz“ verstärkte die Zensur. 1931 trat eine Pressenotverordnung in Kraft, die die Beschlagnahmung von Schriften und das Verbot von Zeitungen über mehrere Monate ermöglichte. Carl von Ossietzky wurde als Hochverräter angeklagt, weil er über heimliche Aufrüstung im Luftwaffenbereich geschrieben hatte.
Inhaltlich wurden in der Literatur der Weimarer Republik häufig die Ereignisse des Ersten Weltkriegs verarbeitet. Beispiele dafür sind Thomas Manns Der Zauberberg sowie Hermann Hesses Der Steppenwolf. Die Neue Sachlichkeit grenzte sich nüchtern und realistisch vom Pathos des Expressionismus ab. An die Stelle emphatischer und romantischer Bilder trat eine ernüchterte, oft distanzierte Haltung, die dokumentarisch und scheinbar gefühllos die moderne Gesellschaft darstellte.
Wichtige Autoren waren neben Bertolt Brecht unter anderem Alfred Döblin, Hermann Hesse, Franz Kafka, Erich Maria Remarque, Joseph Roth und Kurt Tucholsky.
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Ausgewählte Artikel und Materialien über die Epoche und ihre Merkmale
Literaturwissenschaftliche Grundbegriffe Online (LiGo.de)
LiGo ist ein Selbstlernkurs zu literaturwissenschaftlichen Grundbegriffen. Die Analyseformen für Erzähltexte (z.B. Romane) und Lyrik werden im Detail erläutert und die Kunst der Rhetorik erklärt. Was ist ein Akt, was eine Szene? Welche Erzählformen gibt es und was ist die Erzählstimme? Was ist die semantische Ebene eines Gedichts und was die narrative Struktur? Was bedeuten Alliteration, Anapher, Parallelismus und Klimax in Texten?
Literatur des 20. Jahrhunderts (Universität Kiel, Vorlesung)
Die Vorlesungen behandeln einige Autoren aus der Zeit der Weimarer Republik und stellen jeweils ihr bekanntestes Werk vor: Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Franz Kafka, Ernst Toller und Gottfried Benn. Zu jeder Sitzung gibt es die Folien, ein Protokoll und sogar eine Videoaufzeichnung.
Merkmale des modernen Romans (deutsch-digital.de)
Das revolutionäre Arbeitertheater der Weimarer Zeit (Universität Konstanz)
Literaten wie Bertolt Brecht wollten mit ihrer Kunst vor allem eines: in der Wirklichkeit etwas erreichen. Sie wollten die Arbeiter mit Literatur und Theater zur Revolution bewegen. Mehr darüber erfahren Schüler in dieser Arbeit über Piscators „Proletarisches Theater“. Im Jahr 1927 hat Brecht übrigens bei Piscator gearbeitet.
Die Manns
http://www.youtube.com/watch?v=9NI3qqa3mqQ
Die Manns – Verfall einer Familie
(Dokumentarfilm Bayerischer Rundfunk, Youtube)
Thomas Mann-Figurenlexikon (Literaturlexikon, Universität Saarland)
Das Thomas Mann-Figurenlexikon enthält Kurzporträts von 449 Figuren aus fünf Romanen und dreißig Erzählungen Thomas Manns. Die Kurzporträts fassen die Charakteristika der Figuren und ihrer Geschichten zusammen und verweisen auf die einschlägigen Kapitel oder Erzählabschnitte der Werke.
Thomas Mann: Zauberberg (Deutsches Historisches Museum)
Auf dieser Seite finden Schüler Informationen, die ihnen helfen Thomas Manns Zauberberg zu interpretieren.
Thomas Mann: Krieg veredelt den Menschen (DIE ZEIT Nr. 10/2010)
Alles nur ein Spiel mit Worten? Thomas Manns berüchtigte „Betrachtungen eines Unpolitischen“ in einer Neuausgabe.
Naphta in Thomas Manns Zauberberg (deutsch-digital.de)
In Thomas Manns Zauberberg steht die Figur Naphta für Zerstörung. Diese graphische Darstellung zeigt auf welche Strömungen der Weimarer Republik Thomas Mann damit verarbeitete. Schüler erfahren außerdem, wie Naphta im Roman dargestellt wird, welche Funktion er erfüllt und was Thomas Mann selbst über Naphta dachte.
Ein Bruderzwist im Hause Mann (DIE ZEIT Nr. 23/2000)
Wenn einer an den andern denkt, geht es nicht immer fein zu. „Haß“ – das notiert Thomas Mann im Tagebuch, wenn er an den Bruder denkt.
Bertolt Brecht
Brecht, Bertolt (exil-archiv.de)
Auf dieser Seite finden Schüler eine ausführliche Biografie Bertolt Brechts.
Bert Brecht: Mutter Courage (radioWissen, BR)
Mutter Courage soll dem Leser zeigen, wie unmenschlich die Welt ist, weil alle so sehr damit beschäftigt sind, Profit zu machen – sogar im Krieg. Dieser Radiobeitrag erzählt über Brechts Kritik an Kriegstreiberei und Profitgier.
Bertolt Brecht – Dreigroschenoper (Zentrale für Unterrichtsmedien)
Auf dieser Seite finden Schüler umfassende Informationen über die Dreigroschenoper: Woher hatte Brecht die Idee zu dem Stück? Worum geht es? Wer sind die Protagonisten und wie soll das Stück aufgeführt werden?
Eine neue Welt: Bertolt Brecht (DIE ZEIT Nr. 47/2009)
Einst berühmt geworden mit Liebeslyrik, heute berühmt für seine Dramatheorie, bleibt Brecht als frecher, scharfsinniger, rigoroser Gesellschaftskritiker weiterhin unser Begleiter.
Dem Räuber, dem Spötter Berthold Brecht zum Hundertsten (DIE ZEIT Nr. 7/1998) Er war Dissident, Räuber, Liebender. Bertold Brecht portraitiert von Fritz J. Raddatz
Alfred Döblin
Wer war Alfred Döblin? (ZEITmagazin Nr. 22/2008)
Er schrieb „Berlin Alexanderplatz“, doch wer war eigentlich Alfred Döblin, fragte sich das ZEITmagazin am 26. Mai 1978.
Alfred Döblin – Zurück ins trächtige Chaos (DIE ZEIT Nr. 27/1957)
Im Jahr 2008 starb in Emmendingen, 79 Jahre alt, Alfred Döblin. Er litt sehr viel, starb sehr langsam, durch viele Jahre – und nicht ohne Bitterkeit.
Franz Kafka
Kafka ganz nah (DIE ZEIT Nr. 28/2008)
Franz Kafka setzt in seinen Werken die Regeln der Logik außer Kraft – und schafft damit neue Welten.
Franz Kafka: „Man las ihn oder wurde Islamist“ (DIE ZEIT Nr. 5/2005)
In der arabischen Welt ist Franz Kafka eine Identifikationsfigur, sagt Atef Botros. Der Wissenschaftler erklärt, warum Kafka die Menschen dort fasziniert und entzweit.
Joseph Roth
Joseph Roth: Die verlorene Seele (DIE ZEIT Nr. 18/2008)
In Wien zeigen bisher unbekannte Dokumente den Schriftsteller Joseph Roth, der 1933 im Pariser Exil strandete und dort elendiglich endete.
http://www.youtube.com/watch?v=LkrZQIlpgkQ
Jospeh Roth: Eine Biografie (3sat, Youtube)
Welch ein Leben: Vom jüdischen Außenseiter aus Ostgalizien zum Wiener Studenten und Weltkriegssoldaten, vom Starjournalisten der Weimarer Republik zum österreichischen Literaten mit Weltruhm, der als verlorener Trinker im Pariser Exil stirbt.
Kurt Tucholsky
Biographie und Werk von Kurt Tucholsky (Kurt Tucholsky Gesellschaft)
Hier finden Schüler eine ausführliche Biographie des Publizisten und Pazifisten Kurt Tucholsky. Neben den einzelnen Lebensstationen führen Links zu berühmten Werken Tucholskys: zu Artikeln aus der Weltbühne, Rezensionen und Gedichten. Der Abschnitt „Tucholsky in Zeitzeugnissen“ verdeutlicht, wie präsent seine Schriften noch heute sind. Die Option „Lehrmaterial“ sind Texte zu finden, mit denen Schüler erarbeiten können, was Tucholsky über die Themen Krieg, Pazifismus, Liebe und Kommunikation schrieb.
Kurt Tucholsky: Kurzer Abriß der Nationalökonomie
„Nationalökonomie ist, wenn die Leute sich wundern, warum sie kein Geld haben“, schreibt Tucholsky 1987 in einem ZEIT-Artikel. Hier der Originaltext des Schriftstellers.
Carl Zuckmayer
Carl Zuckmayer – Die Nachsicht des Emigranten (DIE ZEIT Nr. 51/2004)
Carl Zuckmayer warb für eine Politik des Herzens gegenüber den Nachkriegsdeutschen – und bewies wenig Geduld mit den Amerikanern.
Carl Zuckmayer – Erfülltes Leben (DIE ZEIT Nr. 5/1977)
Der Schrifsteller starb im Jahr 1977. Der original Nachruf aus der ZEIT aus diesem Jahr.
Weitere Autoren
Erich Maria Remarque – Politisch wider Willen (DIE ZEIT Nr. 25/1988)
Sein erster Roman war ein vollendeter Flop, sein zweiter eine Sensation, ein gesellschaftliches, politisches Ereignis, der deutsche Welterfolg der Zwanziger Jahre – bis heute in zig Sprachen an die zehn Millionen Mal verkauft.
Zettel aus der Kiste (DIE ZEIT Nr. 26/1992)
Anfang der Neunziger wurden die Tagebücher Lion Feuchtwangers aus den Jahren 1906 bis 1940 in der Wohnung seiner Sekretärin entdeckt. Zugleich werden Feuchtwangers Tagebuchnotizen aus dem französischen Internierungslager zum ersten Mal veröffentlicht.
Robert Walsers Schreibtisch privat (DIE ZEIT Nr. 4/2001)
Kaum ein deutschsprachiger Autor des frühen 20. Jahrhunderts hat in den letzten Jahrzehnten solche Aufmerksamkeit unter europäischen und amerikanischen Intellektuellen erregt wie Robert Walser.
Hinein ins Musil-Gebirge (DIE ZEIT Nr. 51/2003)
Sechzig Jahre nach Musils Tod gab es keine Lebensbeschreibung des zweiten Dichters deutscher Zunge von weltliterarischem Rang: von Thomas Manns Zeitgenossen, fernem Gefährten und stillem Konkurrenten Robert Musil – und nun liegen, seltsam genug, zwei davon auf dem Tisch.
Hermann Hesse: Im Gemüsegarten (DER SPIEGEL Nr. 28/1958)
„Morgens so gegen die sieben“ verläßt ein alter Mann seine Stube und tritt, wie er es schildert, „erst auf die lichte Terrasse“. Er nimmt sich den „runden Korb für das Unkraut …, Hacke und Spaten“ und der „Gießkannen zwei, gefüllt mit sonnegewärmtem Wasser“. Was immer der menschenscheue Hesse tut, um sich dem öffentlichen Kulturbetrieb zu entziehen: die Gesten und Gebärden der Weltabgeschiedenheit führen um so sicherer dazu, daß ihm von eben jenem öffentlichen Kulturbetrieb gehuldigt wird. Ein Text aus den Lebzeiten Hesses.
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