Überblick: Die deutsche Literatur nach 1950 ist von einer Vielzahl von Autoren und Strömungen geprägt. Nachdem in den fünfziger Jahren in Deutschland das Wirtschaftswunder begann, konzentrierten sich die Schriftsteller auf die Gegenwart, etwa in den Romanen von Siegfried Lenz und Martin Walser. Ein wichtiger Lyriker der Zeit war Günter Eich, der auch Hörspiele schrieb. Günter Grass, Literaturnobelpreisträger des Jahres 1999, schrieb 1959 Die Blechtrommel. In dem Werk behandelt er die jüngere deutsche Geschichte und erlangte damit international hohes Ansehen.
Autoren, die sich nur schwer einer bestimmten Richtung zuordnen lassen, sind unter anderem Arno Schmidt und Uwe Johnson. Mit dem Vietnamkrieg und der 68er-Bewegung besannen sich viele Schriftsteller auf das politische Gedicht (Hans Magnus Enzensberger) und das politische Drama (Peter Weiss) – oder reagieren ganz im Gegenteil mit einer zunehmenden Abwendung von politischen und zeitgeschichtlichen Themen und konzentrieren sich stattdessen auf individuelle Erfahrungen und Erlebnisse, was als „neue Subjektivität“ bezeichnet wird. Herausragender deutschsprachiger Pop- und Underground-Lyriker der siebziger Jahre war Rolf Dieter Brinkmann. Einer der wichtigsten Dramatiker der achtziger Jahre ist Botho Strauß.
Johannes R. Becher, Dichter und Kulturminister der DDR, definierte sein Land als „Literaturgesellschaft“, das gegen „Poesiefeindlichkeit“ des Westens kämpfe. Er wollte eine „Demokratisierung“ der Literatur in allen Bereichen, der Produktion, der Verteilung und der Deutung. Allerdings wurde durch die Zensur der Begriff der Demokratisierung ad absurdum geführt, da der Staat versuchte, die Literatur zu instrumentalisieren und für seine Zwecke, also für das Propagieren des Realsozialismus, zu verwenden. Viele Autoren mussten oder durften die DDR verlassen, etwa Wolf Biermann, Reiner Kunze, Günter Kunert, Sarah Kirsch und schon früher Peter Huchel und Uwe Johnson.
Zum Artikel springen
Ausgewählte Artikel und Materialien zum Thema:
Literaturwissenschaftliche Grundbegriffe Online (LiGo.de)
LiGo ist ein Selbstlernkurs zu literaturwissenschaftlichen Grundbegriffen. Die Analyseformen für Erzähltexte (z.B. Romane) und Lyrik werden im Detail erläutert und die Kunst der Rhetorik erklärt. Was ist ein Akt, was eine Szene? Welche Erzählformen gibt es und was ist die Erzählstimme? Was ist die semantische Ebene eines Gedichts und was die narrative Struktur? Was bedeuten Alliteration, Anapher, Parallelismus und Klimax in Texten?
Literatur des 20. Jahrhunderts (Universität Kiel, Vorlesung)
Die Vorlesungen behandeln einige zeitgenössische Autoren und stellen jeweils ihr bekanntestes Werk vor: Wolfgang Koeppen, Christa Wolf, Rolf Dieter Brinkmann, Heiner Müller, Peter Handke, Christoph Ransmayr, Thomas Brussig und Rainald Goetz. Zu jeder Sitzung gibt es die Folien, ein Protokoll und sogar eine Videoaufzeichnung.
Seit 1949 gab es zwei deutsche Staaten mit verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Systemen. Das hat auch zwei unterschiedliche Literaturszenen hervorgebracht. Ein Epochenüberblick DDR-Literatur und ein Epochenüberblick BRD-Literatur erklären die Eigenarten der deutsch-deutschen Nachrkiegsliteratur.
Botho Strauß – Am Rand. Wo sonst (DIE ZEIT Nr. 6/2003)
Botho Strauß, Jahrgang 1944, ist einer der brillantesten Intellektuellen und Schriftsteller dieses Landes. Mit Theaterstücken und Prosabänden, die geflügelte Titel wurden, erweiterte er den Spielraum der Literatur, mit kritischen Interventionen stellte er sich gegen den Zeitgeist. Ein Interview.
Nelly Sachs im Interview (Deutsche Welle)
„Im letzten Augenblick hierher gekommen“ – Die Schriftstellerin Nelly Sachs erinnert sich an ihre Flucht aus Deutschland. In dem Interview mit der Deutschen Welle spricht sie über ihre Flucht aus Nazi-Deutschland, ihr Leben und ihr Werk.
Günter Grass – „Leisetreter gab es genug“ (DIE ZEIT Nr. 10/2010)
Günter Grass wurde von 1961 bis 1989 von der Stasi überwacht. Ein Gespräch mit dem Literaturnobelpreisträger über die Grenzen der Bespitzelung und die Freiheit der Kunst.
50 Jahre „Blechtrommel“ – Die Mörder von Danzig (DIE ZEIT Nr. 38/2009)
Nach dem Sturm auf die Polnische Post am 1. September 1939 sprach die deutsche Justiz blutig Recht. Die Dokumentation eines Dramas, das Günter Grass in seiner „Blechtrommel“ beschrieb.
Das Erbe der Spaltung ist das Prinzip Hoffnung (tagesspiegel.de, 22.11.2008)
Das P.E.N.-Zentrum Deutschland ist ein Zusammenschluss von Schriftstellern der Nachkriegszeit. Der Autor dieses Artikels berichtet über 60 Jahre P.E.N.-Geschichte, prägende Autoren und Themen der deutschen Nachkriegsliteratur.
Siegfried Lenz: Deutschstunde – Ein Interpretationsansatz von Tina Rausch (dtv.de)
Dieser Text gibt den Inhalt von Siegfried Lenz Deutschstunde wieder, charakterisiert die Hauptfiguren und bietet einen Interpretationsansatz für den Roman an.
Am Rand. Wo sonst. (DIE ZEIT, 06/2003)
Aus diesem Interview erfahren Schüler mehr über den umstrittenen Nachkriegsliteraten Botho Strauss, was ihn beschäftigt und warum er keine Schwalben mag.
Solve et coagula (Deutschlandradio)
Michaela Schmitz rezensiert Botho Strauß Vom Aufenthalt. Eine weitere Rezension finden Schüler hier.
Hans Magnus Enzensberger – Keiner von uns (DIE ZEIT Nr. 46/2009)
Wie soll man mit Deutschland zurande kommen? Fragen wir Hans Magnus Enzensberger! Immer wenn Deutschland zu träumen begann, dann war Hans Magnus Enzensberger bereits wieder aufgewacht.
Wolfgang Hildesheimer – Spiel und Vernichtung (DIE ZEIT Nr. 52/1996)
Eine Erinnerung an Wolfgang Hildesheimer, den melancholischen Dichter der Hoffnung.
Paul Celan – Nimmergesänge und Zwitscherhymmnen (Die ZEIT Nr. 21/1997)
Die Verse aus Paul Celans Nachlaß, unveröffentlichte Gedichte der Jahre 1944 bis zum Tod des Dichters in der Seine im April 1970, waschen uns die Augen, schärfen das Gefühl für deutsche Sprache, machen den Kopf hell und traurig das Herz.
Günter Eich – „Absicht des Anarchischen“ (DIE ZEIT Nr. 6/2007)
Mit Günter Eich ist die deutsche Literatur aus den Ruinen des „Dritten Reiches“ wiederauferstanden, hat nüchtern, sachlich und bescheiden, wie das sonst nicht ihre Art ist, ihre vier Sachen zusammengesucht und noch einmal von vorn angefangen.
Der kesse Herr Arno Schmidt (DIE ZEIT Nr. 7/1957)
Als 1949 der Novellenband „Leviathan“ von Arno Schmidt erschien, durfte man annehmen, ein drahtiges Erzählertalent mit unüberblickbaren Entwicklungsmöglichkeiten sei in die deutsche Literatur eingetreten.
Günter Kunert – Der heitere Melancholiker (DIE ZEIT Nr. 53/1998)
Die DDR war für ihn ganz einfach schlimm – Schleswig-Holstein ist nicht zur Heimat geworden, aber hier fühlt er sich zu Hause. Ein Portrait.
Sarah Kirsch – Mir geht es Glenn Gould (DIE ZEIT Nr. 41/2007)
Wer je sich mit der Arbeit von Sarah Kirsch beschäftigt hat, bekommt den Ton ihrer Gedichte nicht mehr aus dem Ohr. Rezension ihres politisch-poetisches Tagebuch aus der Landeinsamkeit.
Heinrich Böll – Eine Stimme für das Hier und Heute (Der Tagesspiegel, 16.7.2010)
Vor 25 Jahren starb der Schriftsteller Heinrich Böll. Die Radikalität, Bitterkeit und Schärfe waren Teil seiner demokratischen Mission.
Bölls Vermächtnis (DIE ZEIT Nr. 2/2003)
Warum man den wunderbaren Moralapostel der Nation dringend wieder lesen sollte.
Der Fall Uwe Johnson (DIE ZEIT Nr. 50/1984)
Einbruch, krimminelle Recherchemethoden: Dokumentation eines literarischen Nachlaß-Streits.
Reiner Kunze – Die innere Entfernung (DIE ZEIT Nr. 9/1973)
Er sei „eingesperrt in dieses Land“, das er wieder und wieder wählen würde, vermerkte der DDR-Bürger Reiner Kunze 1965 in einem Gedicht. Eine Rezension seines Bandes „Zimmerlautstärke“.
Peter Huchel – Schwermut und Seelenstau (DIE ZEIT Nr. 15/2003)
Der einen war er „Magier“, „Wegschnur“, „Zauberbild“, der andere beschreibt ihn in jungen Jahren als „oft verschuldet, liebenswürdig, zu Trägheit neigend und laisser faire“. Neue Publikationen zu Peter Huchels 100. Geburtstag.
Rolf Dieter Brinkmann – Rowdy, Dichter, großes Vorbild (ZEIT ONLINE, 7.11.2008)
Rolf Dieter Brinkmann war einer der einflussreichsten und umstrittensten Dichter Deutschlands. Nun erzählen Schriftsteller von ihren Erfahrungen mit dem früh verstorbenen Autor.
Siegfried Lenz – Erzähl es, damit du es besser verstehst! (DIE ZEIT Nr. 20/2008)
Ein Gespräch mit Siegfried Lenz über seine neue Erzählung, über die Notwendigkeit der Literatur und über die Kunst, Lachse zu fangen.
Ingeborg-Bachmann-Preis – Die Vermessung der Literatur (DIE ZEIT Nr. 6/2010)
Zu welchem Messwerkzeug soll man greifen, wenn es um Literatur geht? Verkaufszahlen lassen sich angenehm eindeutig ermitteln. Unpraktischerweise messen sie aber nicht die Qualität des Buchs, sondern die Qualität der Werbung.
Deutscher Buchpreis: Nutzt der Deutsche Buchpreis den Schriftstellern und ihren Werken, oder schadet er, weil er den vielen nicht prämierten die Aufmerksamkeit entzieht? ZEIT-Autoren argumentieren in einem Pro und einem Contra. (ZEIT ONLINE, 16.9.2009)
Sie möchten noch mehr Lesestoff? Hier können Sie das Archiv von ZEIT und ZEIT ONLINE durchsuchen