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Nachtrag: Bordell für Frauen

Vor einiger Zeit haben wir doch das Thema „Würden Frauen in ein Bordell gehen?“ durchgenommen. Die „New York Times“ hat sich jetzt noch einmal intensiver mit diesem Thema beschäftigt.

Und das hier sind genau die Punkte, die ich damals meinte:

But some researchers say it takes more than feeling safe for women to shop for sex. Amalia Cabezas, an assistant professor of women’s studies at the University of California, Riverside, who has studied sex tourism in the Caribbean, said that female tourists interested in sex tend to shy away from straightforward cash-for-sex transactions.

INSTEAD, she said, they look for a holiday romance, for a companion who not only provides sex but affection, who will wine and dine them. If the woman is footing the bill and the man is a hustler, that fact is obscured by the ambiguous nature of their alliance.

„It doesn’t normally come off as a commercial transaction,“ Ms. Cabezas said. „It’s more about friendship and developing relationships, so there’s multiple possibilities for these relationships. Women don’t want to see themselves as prostitute-users.“

Mr. Kinkaid said that a brothel for women would need to incorporate an element of seduction to draw customers. „Women wouldn’t feel an immediate connection with the men they’ll be hiring,“ he said. „They want someone who’s charming and attentive. It would require significantly more time.“

Der ganze Artikel steht hier.

 

Lieber Liebe oder lieber Sex?

Hach, ich liebe Umfragen! Zum Beispiel diese hier: Die Briten wurden unlängst gefragt, ob sie lieber eine fantastische Beziehung und Naja-Sex haben oder umgekehrt. 29,21 Prozent entschieden sich für den Sex, 70,79 Prozent für die Beziehung.

Interessant auch die Aufteilung nach Geschlechtern: 80 Prozent der Frauen und 64 Prozent der Männer könnten auf heißen Sex verzichten, wenn die Beziehung perfekt ist.

Nicht unwichtiges Detail am Rande: Die Befragung (oder eher Online-Abstimmung) wurde von der Partnersuche-Seite Make Friends Online unter ihren Mitgliedern durchgeführt. Und was suchen die dort alle? Eben.

 

Das leidige Thema Hygiene

Weil wir gerade darüber reden: Hier gibt es ganz viele fürchterliche Erzählungen von Tätowierern und Piercern darüber, in welchem hygienischen Zustand so einige ihrer Kunden zu ihnen kommen. (Vorsicht, dabei vergeht einem wirklich alles!) Und dabei geht es sehr paritätisch zu: verdammt viele Schilderungen von Kundinnen, die erst von ihrem Piercer auf eine massive, bereits eindeutig sichtbare Pilzinfektion aufmerksam gemacht werden …

Man muss sich nur vorstellen: Wenn sich diese Leute schon einem Fremden in dieser Verfassung zeigen, wie laufen die erst zuhause herum? Das ist doch wohl das Mindeste an Höflichkeit, sowohl einem Dienstleister als auch seinem Liebhaber gegenüber, dass man sich von Zeit zu Zeit reinigt!

„Das versteht sich doch von selbst!“, höre ich Sie sagen? „Da muss man jetzt echt nicht so ein Fass darüber aufmachen, das sind doch alles Einzelfälle!“, sehe ich Sie tippen?

Ok, dann also: Ich kann mich an einen legendären Fußballtrainer erinnern, der von seinen Spielern verlangte, dass sie „ohne Beistrich (österr. für Komma) in der Hose“ erscheinen mögen. Er meinte damit das, was hierzulande als „Bremsspur“ bezeichnet wird. Weiters die Erzählung eines Freundes, der einen Massagekurs absolvierte, bei dem ein Kollege zu einem anderen, den er gerade massierte, sagte: „Mann, du stinkst total aus dem A….!“ Und nicht umsonst gibt es für die Substanz, die sich unter der Vorhaut eines Mannes sammelt, sogar eine eigene Bezeichnung. (Das sind jetzt nur durch Zufall lauter männliche Verfehlungen, ich schwöre!)

Manchmal muss man sich echt Sorgen um uns machen, wenn viele Menschen ihren Körper so schlecht kennen, dass sie derartige Veränderung offensichtlich gar nicht bemerken. Und dass sie so wenig Respekt vor anderen zeigen. (An diesen Satz erinnern wir uns wieder nächsten Sommer in einer vollen U-Bahn.)

Das andere Extrem ist natürlich die Überhygienisierung von Frauen, die ja, wenn es nach der Industrie geht, eigentlich ihr ganzes Leben lang Windeln tragen sollten und sich mit all den Intimwaschlotionen erst recht wieder den natürlichen Säureschutzmantel ihres Genitalbereiches zerstören.

Manchmal wäre „normal“ wirklich gar nicht so übel.

 

Mehr Schein als Sein

So, Verzeihung, musste erst fertig kichern.

Dies hier ist eine neue Kondommarke namens – schwer zu übersehen – HUGE. Mangels Vergleichsmöglichkeit ist leider nicht zu erkennen, dass HUGE seinem Namen mittels einer „etwas größeren Verpackung“ alle Ehre macht, ein Slogan übrigens, den sich HU… nein, jetzt reicht’s, Huge sogar als Trademark schützen ließ. (Das mit der „etwas größeren Verpackung“.)

Die Gummis selbst sind normal groß, es geht also nur um den äußeren Anschein. Allerdings – wenn man schon mal so weit ist, die Kondome auszupacken, befindet man sich doch ohnehin bereits auf der Zielgeraden und muss nicht mehr einen auf dicke Hose machen.

Ach, Romantik im 21. Jahrhundert! Mann trifft Frau, sie gehen zum ersten Mal zuihm oder zuihr. Dann steigt er aus seinen Schuhen mit erhöhten Sohlen, sie legt den Push-Up ab, er schlüpft aus der vorne und hinten gepolsterten Unterhose, sie nimmt die gefärbten Kontaktlinsen raus, schält sich aus dem Miederhöschen (die Hair-Extensions und die falschen Fingernägel gehen ja nicht so leicht ab), und er hofft, dass die Bräune aus der Flasche nicht abfärbt.

Und geliebt werden wollen sie dann beide für ihre inneren Werte.

 

Ein Wunschzettel – ans Christkind?

Immer wieder gern erfragt: Die Kopulationsfrequenz der Deutschen (Amis/Franzosen/Timbuktuianer). Die aktuellste Erhebung:

Wer mit seinem Partner schon vier Wochen lang keinen Sex mehr hatte, ist in Deutschland in „guter Gesellschaft“: 17 Prozent der deutschen Paare geht es ebenso. Das ist das Ergebnis einer Studie, die am Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie der Georg-August-Universität durchgeführt wurde. Die Göttinger Psychologen Dr. Peter Breuer und Dr. Ragnar Beer werteten dazu die Aussagen von 13.483 Männern und Frauen aus. Auskunft gaben dabei ebenso frisch Verliebte wie Ehepaare, die bereits die Goldene Hochzeit gefeiert haben. Die Untersuchung ist Teil des Online-Projekts Theratalk, das mit einem speziellen Angebot im Internet Hilfestellung bei Beziehungsproblemen bietet.

Dr. Breuer: „Wir haben als Bezugsgröße den Zeitraum vier Wochen gewählt, weil viele Paare deutlich weniger als ein Mal in der Woche sexuell miteinander verkehren, wie auch die neue Studie belegt.“ Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) hat maximal einmal pro Woche sexuellen Kontakt mit dem Partner. „Der immer wieder gern angegebene Mittelwert liegt zwar bei 5,6 Mal innerhalb von vier Wochen. Allerdings haben 63 Prozent der Paare seltener Sex, als es dieser Wert nahelegt“, erläutert Dr. Beer. Lediglich 28 Prozent der Partner leben mindestens zwei Mal in der Woche ihre Sexualität miteinander aus.

Für diese Studie, die im Rahmen des Online-Projekts Theratalk durchgeführt wurde, hat man man auch die sexuelle „Wunschliste“ erhoben, bzw. deren Länge.

Die Autoren schreiben: Weitere 36% der sexuellen Wünsche der Männer und weitere 40% der sexuellen Wünsche der Frauen würden von deren Partnerinnen oder Partnern zusätzlich gern erfüllt werden, wenn diese sie nur kennen würden. (…) Lediglich 44% der Männer, gefragt ob sie die sexuellen Wünsche Ihrer Partnerinnen kennen, stimmen zu. Bei den Frauen stimmen sogar nur 32% zu, die sexuellen Wünsche ihrer Partner zu kennen.

Man muss ja nicht immer reden – aber manchmal hilft das schon ungemein.

 

Ein Puff für Frauen?

Heidi Fleiss, berühmt-berüchtigte Ex-Betreiberin eines amerikanischen Callgirl-Ringes, der einige Hollywood-Showgrößen schwer ins Schwitzen gebracht hat (vermutlich nicht erst, als er ausgehoben wurde, höhö), will also ein Bordell für Frauen eröffnen, schreibt die „Los Angeles Times“ und lese ich bei Regina Lynn.

Frauen seien heutzutage schließlich unabhängiger, würden mehr Geld verdienen und außerdem „ist es ja so schwierig, neue Leute kennenzulernen“, sagt Fleiss. Und dass schon ganz viele Frauen versprochen hätten, in Nevada, wo das Haus bald eröffnet werden soll, vorbeizuschauen. Für 250 US-Dollar pro Stunde.

Das ist wohl der Vorteil des Alters, wenn man angesichts solcher Nachrichten nur milde lächelt und die Kinderleins um sich schart, um ihnen eine kleine Geschichte aus der Vergangenheit zu erzählen.

Es muss wohl so Anfang 2002 gewesen sein, da eröffnete – ausgerechnet! – in der Schweiz das letzte Frauenbordell, von dem ich gehört habe. Irgendwas mit „Angel“ im Namen, aber sparen Sie sich das Googlen. Ich war dort, und es wäre um ein Haar schon wieder geschlossen gewesen, als ich noch im Zug zurück nach Hamburg saß.

Der Betreiber vulgo „Puffvater“ nannte sich Calvin (wie in „Klein“), hieß aber in Wirklichkeit Clemens oder Claus oder ähnlich unspektakulär. Das Haus war ein vermutlich zweistöckiges Einfamilienhaus (es war dunkel, und ich kann verdammt gut verdrängen) in einem kleinen Nest in der Nähe der Grenze zu Deutschland. Als ich dort war, herrschte tote Hose – um mal einen Begriff zu verwenden, der noch nicht total abgegriffen ist.

Calvin ging mir bis zur Nasenwurzel, und woran ich mich noch erinnern kann, war, dass er wohl etwas zu oft im Fitnessstudio war. Ich quälte mich (und vermutlich auch ihn) eine Stunde lang damit, halbwegs angeregt über Frauen, Erotik und Sex sprechen zu wollen. Wenn man jemals jemandem ansehen konnte, dass er schlecht im Bett ist, dann Calvin.

Am Schluss bot er mir halb im Spaß an, mir eine Runde „auf Haus“ zu gönnen. (Lehnen Sie DAS einmal höflich ab!) Und als sich meine Begeisterung in Grenzen hielt, meinte er: „Ich kann dir auch einen Ernährungsplan erstellen.“

Der Mann wusste eindeutig, wie man eine Frau rumkriegt.

Knapp drei Wochen nach meiner Flucht las ich in der Zeitung, dass Calvin im Knast sitzt. Er hatte ein deutsches Pensionistenpärchen ausgeraubt, weil er die Reparatur für seinen Opel nicht mehr zahlen konnte.

Die Moral von der Geschicht? Bordelle für Frauen funktionieren einfach nicht, wenigstens nicht in unseren Breitengraden. Frauen wollen nicht einfach nur gevögelt werden, das bekommen sie in jeder Dorfdisco. Und schon gar nicht von jemandem, den sie vorher dafür bezahlen, dass er das tut. Frauen wollen – gähnen Sie nicht, da hinten! – begehrt werden. Sie wollen sich wenigstens vorübergehend in der Illusion verkriechen, dass der Typ gerade jetzt scharf auf gerade SIE ist. Und wenn’s nur für die eine Nacht ist. Oder den einen Quickie.

Ein Bordell für Frauen ist wie sich selbst kitzeln. (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.) Sollte eine Frau tatsächlich irgendwann so gamsig sein, dann greift sie zum Vibrator, nicht zum Callboy. Denn wie gut der auch immer sein mag, er kann ihr nie was vortäuschen.

Darin sind wir nämlich ungeschlagen.