Heidi Fleiss, berühmt-berüchtigte Ex-Betreiberin eines amerikanischen Callgirl-Ringes, der einige Hollywood-Showgrößen schwer ins Schwitzen gebracht hat (vermutlich nicht erst, als er ausgehoben wurde, höhö), will also ein Bordell für Frauen eröffnen, schreibt die „Los Angeles Times“ und lese ich bei Regina Lynn.
Frauen seien heutzutage schließlich unabhängiger, würden mehr Geld verdienen und außerdem „ist es ja so schwierig, neue Leute kennenzulernen“, sagt Fleiss. Und dass schon ganz viele Frauen versprochen hätten, in Nevada, wo das Haus bald eröffnet werden soll, vorbeizuschauen. Für 250 US-Dollar pro Stunde.
Das ist wohl der Vorteil des Alters, wenn man angesichts solcher Nachrichten nur milde lächelt und die Kinderleins um sich schart, um ihnen eine kleine Geschichte aus der Vergangenheit zu erzählen.
Es muss wohl so Anfang 2002 gewesen sein, da eröffnete – ausgerechnet! – in der Schweiz das letzte Frauenbordell, von dem ich gehört habe. Irgendwas mit „Angel“ im Namen, aber sparen Sie sich das Googlen. Ich war dort, und es wäre um ein Haar schon wieder geschlossen gewesen, als ich noch im Zug zurück nach Hamburg saß.
Der Betreiber vulgo „Puffvater“ nannte sich Calvin (wie in „Klein“), hieß aber in Wirklichkeit Clemens oder Claus oder ähnlich unspektakulär. Das Haus war ein vermutlich zweistöckiges Einfamilienhaus (es war dunkel, und ich kann verdammt gut verdrängen) in einem kleinen Nest in der Nähe der Grenze zu Deutschland. Als ich dort war, herrschte tote Hose – um mal einen Begriff zu verwenden, der noch nicht total abgegriffen ist.
Calvin ging mir bis zur Nasenwurzel, und woran ich mich noch erinnern kann, war, dass er wohl etwas zu oft im Fitnessstudio war. Ich quälte mich (und vermutlich auch ihn) eine Stunde lang damit, halbwegs angeregt über Frauen, Erotik und Sex sprechen zu wollen. Wenn man jemals jemandem ansehen konnte, dass er schlecht im Bett ist, dann Calvin.
Am Schluss bot er mir halb im Spaß an, mir eine Runde „auf Haus“ zu gönnen. (Lehnen Sie DAS einmal höflich ab!) Und als sich meine Begeisterung in Grenzen hielt, meinte er: „Ich kann dir auch einen Ernährungsplan erstellen.“
Der Mann wusste eindeutig, wie man eine Frau rumkriegt.
Knapp drei Wochen nach meiner Flucht las ich in der Zeitung, dass Calvin im Knast sitzt. Er hatte ein deutsches Pensionistenpärchen ausgeraubt, weil er die Reparatur für seinen Opel nicht mehr zahlen konnte.
Die Moral von der Geschicht? Bordelle für Frauen funktionieren einfach nicht, wenigstens nicht in unseren Breitengraden. Frauen wollen nicht einfach nur gevögelt werden, das bekommen sie in jeder Dorfdisco. Und schon gar nicht von jemandem, den sie vorher dafür bezahlen, dass er das tut. Frauen wollen – gähnen Sie nicht, da hinten! – begehrt werden. Sie wollen sich wenigstens vorübergehend in der Illusion verkriechen, dass der Typ gerade jetzt scharf auf gerade SIE ist. Und wenn’s nur für die eine Nacht ist. Oder den einen Quickie.
Ein Bordell für Frauen ist wie sich selbst kitzeln. (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.) Sollte eine Frau tatsächlich irgendwann so gamsig sein, dann greift sie zum Vibrator, nicht zum Callboy. Denn wie gut der auch immer sein mag, er kann ihr nie was vortäuschen.
Darin sind wir nämlich ungeschlagen.