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Tiefe Einblicke

Hatte ich hier schon jemals bemerkt, dass ich mich nun über nichts mehr wundern würde? Ok, JETZT wundere ich mich über nichts mehr. Und sobald meine erste Konsternation vorüber ist, werde ich das Projekt auch offiziell gut finden.

Versprochen.

Also: Es gibt da eine Frau, die gerade zur Hebamme ausgebildet wird. Sie kam auf die Idee, ihren Gebärmutterhals (Zervix) im Lauf eines Menstruationszyklusses zu beobachten und die Veränderungen fotografisch festzuhalten.

Und dann stellte sie das Ganze ins Netz.

Gut, Annie Sprinkle macht das sogar live, auf Bühnen, und so, dass man weiß, zu wem die Zervix gehört, die man sich da gerade ansieht.

Aber … ein bisschen dran gewöhnen muss ich mich doch noch erst. Aber ich gehör‘ ja auch nicht zu den Menschen, die jeden Tag ihren Organen für klaglose Diensterfüllung danken. (Bei dieser Gelegenheit: Danke, liebe Leber! Bitte halte noch ein wenig durch! Nach Silvester hast du Urlaub, versprochen!)

Aber sagen (und sehen) Sie selbst: Beautifulcervix.com. Und für die mit schwachem Magen: Nicht während des Essens ansehen.

 

Was macht das Weewee vor dem Pipi?

Interessant, was kleine, mit Puppen spielende Mädchen da über männliche Anatomie und Hydraulik lernen.

Dass die Ladung der „ahnungslose“ Vater abbekommen hat, hat wohl den Jugendschutz in Zaum gehalten.

 

Edit: Gleiches Recht für alle Kinderpornobesitzer?

Puh, das ist ein schwieriger:

Ein schwer querschnittgelähmter Mann wurde in den USA soeben von einem Staatsanwalt vor einer langjährigen Freiheitsstrafe wegen Besitzes von Kinderpornografie bewahrt, weil er aufgrund seiner Behinderung „sozusagen bereits lebenslang im Gefängnis“ sei, wie der Staatsanwalt argumentiert.

Cory Silverberg regt sich darüber ordentlich auf. Und eigentlich zu Recht, nicht? Dürfte der Typ dann auch straffrei jemanden umbringen? Weil „eh schon lebenslang“?

Und jein: Er kann selbst keine Kinder belästigen. (Er kann maximal den linken Arm sehr eingeschränkt bewegen, wie die Buffalo News berichten.) Aber in vielen Missbrauchsfällen berühren die Missbraucher nicht, sondern lassen sich berühren. Und ein Kind mit der Mitleidsmasche dazu zu bringen, „ein bisschen nett zu dem Onkel“ zu sein, stelle ich mir jetzt auch nicht wirklich unmöglich vor.

Vor allem: Die wenigsten Konsumenten von Kinderpornografie missbrauchen selbst. Aber sie unterstützen einen Markt, der Kindesmissbrauch fördert und antreibt.

Und weil das grad überhaupt nix damit zu tun hat:
Ebenfalls in den USA entging ein 15jähriges Mädchen soeben gerade noch einer Gefängnisstrafe sowie der Registrierung als Sex-Offender, weil sie … Klassenkameraden Nacktfotos geschickt hat.

Von sich selbst.

Um einer härteren Strafe zu entgehen, ging man eine Art Vergleich ein, der vorschreibt, dass sie unter anderem nun kein Mobiltelefon mehr besitzen und nicht mehr unbeaufsichtigt im Internet surfen darf. (Von einer ähnlichen Auflage ist im obigen Fall nichts bekannt.)

Eine Strafe wegen galoppierender Dummheit wäre wohl noch angebrachter, aber was soll’s.

 

„Ihr Gesicht hatte ihre Nacktheit angenommen“

»Sie stand im Nachmittagslicht, als ob das Licht aus ihrem eigenen Körper käme, aus ihren Brüsten und Augen und von da, wo sie angezogen gewesen war. (…) Seine Arme und Beine waren so leblos wie abgefallene Äste. Er verstand, dass die Liebe eine Kraft anderer Ordnung war, anders als irgendetwas sonst unter dem Himmel, und dass sie nicht nur Familien zerstören konnte oder das Gefühl für richtig und falsch, sondern auch das Gefühl für das, was wirklich war, und das, was nicht. (…) Sie wandte sich ihm zu. Ihr Gesicht hatte ihre Nacktheit angenommen oder, mehr noch, hatte einen Schleier abgeworfen, den es für die Welt trug. Sie sagte: ›Vielleicht magst du deine Shorts ausziehen.‹«

Lust auf mehr? Kollege Jungclaussen war bei der diesjährigen Verleihung des Bad Sex Award. Lucky bastard.

PS: Schade, dass es Lyssas PussyProsaPreis nicht mehr gibt.

 

Seit wann ist es eine schlechte Idee, im Bett „Yabba Dabba Doo“ zu rufen?

Dies ist ein kleiner Ausschnitt einer beinahe erschöpfenden Grafik von der Comedian-Webseite Comic vs. Audience: „Things to Say During Sex“.

Klicken Sie auf das Bild und erklären Sie mir, wieso es „good“ ist, „I’m going to nail your ass“ zu sagen, aber „bad“, „I’m going to kiss your lips off“ anzukündigen.

Und wirklich, seit wann darf man nicht mehr „Yabba Dabba Doo“ rufen?!

Danke an Christine M.!

Edit: Comic vs. Audience hat die Grafik irgendwo anders versteckt. Aber unter diesem Link ist sie noch in voller Größe zu sehen. Danke, Olaf!

 

Welt-Aids-Tag … gähn!

Ha, erbost haben Sie jetzt auf diesen Link geklickt, die strengen Fingerchen bereit für eine Wortsalve in den Kommentaren.

Aber ganz ehrlich: Hätten Sie auf einen Link geklickt, der nur „Welt-Aids-Tag“ als Titel hätte? Nein, Sie hätten sich „gähn“ gedacht und weitergeblättert.

Und genau das ist das Problem, das die Aidsaufklärung mittlerweile hat. Berichte über antiretrovirale Medikamente, die den Ausbruch des Virus verhindern oder über neue Pillen, die angeblich vor einer Ansteckung schützen, locken eben immer noch mehr Hunde hinter dem Ofen hervor als das Mantra „Zieht Gummis über, zum Henker!“

Der Effekt: Die Ansteckungsfälle nehmen wieder zu, auch in Europa – was irgendwie wieder in die Köpfe all jener gehämmert werden muss, die sich selbst damit belügen, dass Aids „ja in Afrika mittlerweile echt schlimm ist, aber hier in Europa haben wir das doch schon im Griff“.

Mitnichten.

Absurd, wenn man bedenkt, dass man diese Krankheit eigentlich ausrotten könnte. Dass wir diese Krankheit ausrotten könnten.

In diesem Sinne: Alles Gute zum 20. Welt-Aids-Tag!

Lesestoff gibt’s zum Beispiel hier. Und – mit Verlaub – ganz schlimme Kondomwerbungen gibt’s hier.

 

Berlusconi.

Der italienische Premier Silvio Berlusconi hat es laut orf.at nun geschafft, eine 25prozentige Steuer auf Pornografie durchzukriegen.

Also auf – ich zitiere – alle Werke „die ,nicht simulierte‘ Sexszenen enthalten“, vor allem „Bilder in diversen Zeitschriften, DVDs, Kinofilme und alle audiovisuellen Medien, (…) aber auch Theater und Literatur“.

Was wäre ich gern Mäuschen bei den Meetings gewesen, in denen dieses Gesetz entworfen wurde! „Ma che cosa, Softporno schauen sich heute doch nicht einmal mehr die Jugendlichen an! Da brauchen wir keine Steuer! (Vor allem könnten wir sie nicht begründen.)“

orf.at spekuliert schon, ob jetzt auch die Romane von Michel Houellebecq um ein Viertel teurer werden. Was würde gar aus der italienischen Version von „Feuchtgebiete“! Und müssen Schriftsteller ab sofort zu solchen Formulierungen greifen:

„… Francois wollte ihr seine Liebe nun auch endlich körperlich beweisen, aber Celestine war so eng gebaut, dass er es lieber bei einer Andeutung beließ.“

Ka-tsching! Nicht steuerpflichtig!

Die neue Pornosteuer wurde im Rahmen eines „Anti-Krisen-Pakets zur Unterstützung von Familien und Unternehmen“ beschlossen. Was einen daran erinnert, dass man als Regierungschef praktischerweise die Lizenz zum Gelddrucken hat: Brauchen Sie Kohle? Erfinden Sie eine neue Steuer! In Teilen von Österreich und Teilen Bayern gibt es gar eine Luftsteuer! Sobald jemand etwas baut/montiert, das in den öffentlichen Luftraum ragt, klingelt die Kasse. (Lottospielen heißt in Österreich übrigens „Deppensteuer zahlen“.)

Wir wünschen den italienischen Beamten hiermit viel Spaß dabei, zwischen simulierten und nicht-simulierten Sexszenen zu unterscheiden. Am besten abonnieren sie schon einmal die einschlägigen US-Klatschmagazine, in denen dann steht ob es A und B in Film C nun tatsächlich getan haben. (Diese geplante Neuverfilmung wäre wohl aus dem Schneider.)

Und sind dann SM-Szenen eigentlich simuliert oder nicht-simuliert? Beziehungsweise Sex- oder Nicht-Sexszenen? Und was wird aus DVDs von David Attenborough?

Und müssen wir ab sofort in den Italien-Urlaub Gastgeschenke mitbringen?