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Männer lieben Cumshots?

Ts ts, wie konnte ich Ihnen DEN vorenthalten?

Das Männermagazin GQ hat eine Online-Sexumfrage durchgeführt, an der – angeblich – 4200 Männer teilgenommen haben.

Nun sind solche Online-Umfragen immer sehr mit Vorsicht zu genießen. Ich konnte an dieser Umfrage zum Beispiel auch teilnehmen, und meines Wissens nach bin ich kein Mann. Man kann dort auch nach Jux und Gaude den größten Schwachsinn ankreuzen, weil ja ohnehin niemand nachfragen kann.

Wie auch immer. Eines der Ergebnisse klingt dann doch ein wenig überraschend:

Explizit nach ihren bevorzugten Sexualpraktiken befragt waren der Spitzenreiter der Cumshot und Analverkehr. Beides Praktiken, die in Pornos sehr verbreitet sind.

Der Cumshot?

Zu meiner Zeit nannte man das eigentlich noch Interruptus, und praktizierte es eher zwangsläufig und widerstrebend, von wegen Empfängnisverhütung und so.

Und heute stehen Männer drauf, sich im entscheidenden Moment, wo man eigentlich gern an gar nix denken will, so zu konzentrieren, dass sie ihn rechtzeitig wieder rausziehen können?! Nur, um sich selber beim Spritzen zuschauen zu können?

Wenn man einen letzten Beweis brauchte, dass es a) nicht nur schwachsinnig ist, sich von Pornos was fürs eigene Bett abzuschauen, sondern auch b) tatsächlich gemacht wird, dann haben ihn die GQ-Leser wohl erbracht. Wie gesagt, falls das stimmt. Aber vielleicht ist hier ja jemand, der uns das Geile am Cumshot erklären kann?

Stimmt, und wenn ich jetzt noch das Wort Titten tippe, hat dieses Posting Google-Hits wie Sau! 😉

 

Warum manchmal das Gehirn schon unterversorgt ist, BEVOR mehr Blut in den Penis geflossen ist

Wenn man nicht wüsste, dass gerade irgendwo jemand sitzt, der mit männlicher Unsicherheit Kohle macht und sich dabei vermutlich scheckig lacht, könnte man das hier ja sogar amüsant finden.

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Das ist der Peloop. Den schnallt man sich um den Penis, um ihn – Sie haben’s erraten – größer und härter zu machen. Im Peloop ist nämlich ein Magnet, der „ein magnetisches Feld rund um die Peniswurzel bildet, dort wo das Blut in den Penis fließt.“

Dann ist darin noch „Turmalin und Germanium“ enthalten (öh, sagt der Hersteller), die „negative Ionen absondern“, und „ferne Infrarotstrahlen“ gibt das Ding auch noch ab. Ja, klar.

Was all das bewirken soll? Es verbessert „das Blut im Inneren des Penis“. Weil: „Die Gesundheit Ihres Penis ist nur so gut wie das Blut darin. Wenn Sie krankes Blut in Ihrem Penis haben, haben Sie einen schwachen, kranken Penis. Doch wenn Sie gesundes Blut in Ihrem Penis haben, haben Sie einen großen, starken, gesunden Penis. So einfach ist das.“

Und sobald das Blut wieder in den Restkörper zurückfließt, ist es dann wieder krank? Oder müsste nicht innerhalb kurzer Zeit das gesamte Blut durch“gefilter“ sein? Wir gehen doch wohl hoffentlich von einem BlutKREISLAUF aus …?

Jedenfalls geht es dann noch fünf Seiten lang über irgendwelchen völlig quacksalberischen Eigenschaften dieses 50-Cent-Plastikteils, das um knapp 40 US-Dollar (aber kostenloser Versand, ey!) verkauft wird. Und selbstverständlich werden Anwender dieses Dings eine Veränderung bemerken. Ist ja schließlich auch nichts anderes als ein Penisring.

Den gibt es allerdings sogar bei Beate Uhse schon um 9,99 Euro. Ebenfalls mit schwachsinnigen „magnetischen Scheiben“, die „auf den Eisengehalt im Blut“ einwirken und so dem Penis „gleichsam einen regelrechten Energie-Schub“ geben.

Und ich denke mir wieder einmal, dass ich eindeutig den falschen Beruf habe. Oder zu viele Skrupel, je nachdem.

 

Worauf’s bei der Partnersuche wirklich ankommt

Brustvergrößerung ohne OP?

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Schnelle Hilfe gegen Haarausfall?

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Bauch weg in 5 Tagen?

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Hm, die Idee zu dieser Kampagne mag ja ganz witzig sein. Aber ob bei neu.de tatsächlich nur dickbusige Frauen und vollbehaarte schlanke Männer nach Partnern suchen?

Ganz abgesehen davon, dass die mit dieser Kampagne so richtig das Prinzip „Was mir an einem Partner wichtig ist“ kapiert haben. Aber man will ja nicht moralisieren.

Ein NACHTRAG zu diesem Posting ist hier.

 

Spät, aber doch: Feuchtgebiete oder „Pipi, Muschi, Kacka, Sperma“

Ich gebe es ja zu: Ich wollte das Buch nicht lesen. Vielleicht, weil ich ohnehin vorab schon so viel darüber lesen konnte, dass ich das Gefühl hatte, es bereits gelesen zu haben. Vielleicht, weil sich ein erstes Vorurteil allzu schnell gebildet hat: Effekthascherei, im nachhinein noch schnell mit ein paar ideologischen Masken behängt. Vielleicht, weil zwei Freunde unabhängig voneinander die ersten 60 Seiten (mehr brachten sie nicht über sich) mit den Worten „Pipi, Muschi, Kacka, Sperma“ zusammenfassten.

Vielleicht war ich, als „Feuchtgebiete“ herauskam, aber auch schon auf einem sachten „Nicht alles, was Charlotte macht, ist super“-Trip. Vermutlich habe ich kurz zuvor zum ersten Mal auf youtube die Pilotsendung von ihrer Pennälerhumor-Show „Wahrheit oder Pflicht“ gesehen und mir gedacht: Nee, Mädel, jetzt is dann mal gut.

Um das vorauszuschicken: Ich finde, hm, fand Charlotte Roche als Interviewerin unglaublich schlagfertig und witzig. Und ich habe ihrem eigenen Sinn für Humor ja auch hier Raum gegeben. Bei den Penisverletzungen durch Staubsauger habe ich wie alle anderen Anwesenden Tränen gelacht.

Aber jetzt „Feuchtgebiete“ und „Wahrheit oder Pflicht“? Sorry.

Ich habe gefühlte 20 Talkshows mit ihr über das Buch gesehen, in denen sie im Prinzip immer das gleiche sagt: Das Buch soll ein Gegenschlag gegen den Sauberkeits- und Rasurzwang, den wir Frauen uns heutzutage (selbst) auferlegen, sein. Es habe ihr gestunken, dass in den Drogeriemärkten die Regale mit Intimwaschlotionen immer mehr geworden seien. Und eine Frau habe ihr einmal gesagt, sie würde sich mit ihrem Mann schon gar nicht mehr ins Bett trauen, wenn ihre Beine auch nur einen Tag unrasiert seien.

Vor allem die parfümierten Slipeinlagen seien Roche ein Dorn im Auge, weil sie implizieren, dass Frauen im Laufe eines Tages untenrum so riechen würden, dass sie eigentlich duschen müssten, bevor sie sich ihrem Manne auch nur nähern.

Und um ein Zeichen gegen all das zu setzen, kreiert sie eine Romanfigur, die sich einen Spaß daraus macht, ihre Bakterien allüberall zu verbreiten. Noch dazu am sterilsten aller Orte, in einem Krankenhaus.

Nur: Die Romanfigur rasiert sich selbst wöchentlich überall dort, wo es „sich gehört“: Achseln, Beine, Intimbereich. Oder sie lässt sich rasieren und findet das immer ziemlich geil.

Vielleicht habe ich noch nicht alle 200 Rezensionen gelesen, aber dieses Detail wird nirgends angesprochen und wurde in keiner Talkshow gefragt. Ich wehre mich gegen den Rasurzwang, indem ich meine Figur vom Rasiertwerden schwärmen lasse? Kapier ich jedenfalls nicht. Und wann wurde eigentlich hierzulande die letzte Frau gelyncht, weil sie unrasierte Beine hatte?

Slipeinlagen: Ja, stimmt. Frauen werden heute von der Hygieneindustrie gern als erwachsene Babys behandelt, die auch tagsüber Windeln tragen sollten. Doch dienen die nicht in erster Linie dem Wäscheschutz und dazu, dass man nicht unbedingt den ganzen Tag im Feuchten sitzen will?

Aber Intimwaschlotionen? Ist die Ära nicht längst vorbei? Ich wüsste bei meinen Drogeriemärkten jedenfalls nicht einmal, wo ich die Dinger suchen sollte. Ganz zu schweigen von: werden immer mehr!

Ganz abgesehen davon: Wenn Roche sich aufregt, dass Frauen auch nach einem Arbeitstag frisch geduscht riechen sollen, weil sich ihre Typen sonst nicht zwischen ihre Beine trauen würden, dann würde ich das Szenario gern einmal umdrehen: Würde sie ihrem Mann gern am Ende eines langen, heißen Tages einen blasen, ohne dass der vorher wenigstens kurz seinen Schniedel unter fließend Wasser gehalten hat?

Ich bin sogar der Meinung, dass die deutsche Intelligenzija, die in diesem Buch Parallelen zu allen möglichen großen Literaten und Philosophen erkennt, lieber frisch geduschte Sexpartner hat.

Hygiene ist eine Frage der Höflichkeit. Und wir Frauen sind es meistens, die sich über riechende Kerle in der U-Bahn aufregen, die noch nie ein Deo benützt haben. Und hey, es gibt sogar parfümiertes Klopapier, das verwenden auch Männer!

Ich weiß, man soll ein Buch nicht 1:1 lesen. Trotzdem habe ich Bauchweh, wenn ich mir vorstelle, dass 14jährige Mädchen eine Romanfigur gut finden (ich wage nicht zu hoffen: sich zum Vorbild nehmen) könnten, die ein reichlich asoziales Verhalten an den Tag legt.

Damit meine ich nicht die wahrlich selbstbestimmte Sexualität der Helen Memel, die von ihren Liebhabern verlangt, keine Scheu vor ihren normalen Körperfunktionen zu haben. Sondern ihren Drang, Bazillen-Kettenbriefe in die Welt zu schicken. Sie legt einen gebrauchten (selbstgebastelten) Tampon auf der Haltestange des Krankenhausfahrstuhls ab. Sie schmiert ein wenig Menstruationsblut auf einen Geldschein, bevor sie zahlt. Sie legt gebrauchte Hygieneartikel in eine Box mit frischen, in der Hoffnung, dass der nächste Patient, der in ihrem Zimmer liegt, die verwendet. (Sie liegt, übrigens, auf einer proktologischen Abteilung. Gab immer viel Gelächter in den Talkshows, weil man das so schön mit „Das ist die Abteilung der Arschologen“ übersetzen konnte.)

Sie rutscht, bevor sie öffentliche Toiletten benützt, gern mit der Vulva einmal über die Klobrille, ha ha. Da stellen sich mir alle Haare auf! Jahrelang versucht man, Mädchen beizubringen, dass sie ein bisschen auf ihre Geschlechtsteile achten sollen, Motto: Steck nichts in deine Vagina, was du nicht auch in den Mund stecken würdest! Kein Vaginalverkehr direkt nach Analverkehr, etc.

Und auch wenn jetzt gleich kluge Menschen hier kundgeben werden, dass Klobrillen hygienischer sind, als man allgemein glaubt, und vielleicht auch noch ein bisschen was von vaginaler Selbstreinigungskraft: Das ist mir, mit Verlaub, egal. Ich würde mir eher wünschen, dass gerade junge Mädchen etwas sorgsamer mit ihrer Vagina umgehen als Helen Memel.

Und ganz objektiv: Das Buch hat einige richtig ekelhafte Szenen, die meines Erachtens lediglich der Provokation dienen. Und über die Roche in einer Talkshow sagte, sie wäre dabei vor sich selbst erschrocken. Sie sagte: „Huch, kann man das so schreiben?!“ Sie sagte nicht: „Puh, das ist heftig, aber das muss jetzt mal gesagt werden.“

Aber wenn man das Buch nur ekelhaft findet, ohne sofort eine intellektuelle Verbrämung dranzuhängen, fühlt man sich heute ja gleich als Spießer mit Waschzwang. Ganz abgesehen davon ist es einfach wirklich simpel geschrieben und schlecht lektoriert. Es hat ein Happyend, auf das selbst Ildiko von Kürthy neidisch wäre, und flicht noch ein paar hobbyfreudianische Scheidungskind-Analysen ein, die so klingen, als ob sie im Nachhinein noch schnell reingebastelt worden wären.

Kiepenheuer und Witsch hat das Manuskript „in einem frühen Stadium“, wie der Verlagsleiter Helge Malchow sagte, abgelehnt. Angeblich, weil es zu pornografisch sei, wie Charlotte Roche gern erzählt. Es ist zu hoffen, dass sie es abgelehnt haben, weil es ein schlechtes Buch ist, das einfach nur stumpf auf die Kacke haut. Auch wenn sie jetzt vermutlich mit Wehmut auf die Verkaufszahlen blicken.

Aber die verdankt man ja, wie der Stern schrieb, „vor allem Männer(n) ab 50“. Aber das wäre dem Buch und der Autorin nur vorzuwerfen, wenn es auf diese Käuferschicht bewusst mit abgezielt hätte. Und das will ich Charlotte Roche ja nun wirklich nicht unterstellen.

Sie kommt im Herbst übrigens mit einem sehr lustigen Format auf 3sat: „Charlotte Roche unter …“, wo sie jeweils ein paar Tage mit einer Berufsgruppe verbringt, von der sie keine Ahnung hat. Mit einem Jäger, zum Beispiel. Da finde ich sie wieder super.

Aber vielleicht ist es langsam Zeit, nicht mehr alles, was sie macht, unbedingt auf jeden Fall immer automatisch super zu finden.

 

Hat sie’s oder nicht?

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Es soll ja immer noch Menschen geben, die glauben, erkennen zu können, ob jemand HIV-positiv oder -negativ ist. (Fragen Sie mal Prostituierte, die von ihren Freiern gern hören: „Ach, wir brauchen keinen Gummi. Du schaust ja nicht krank aus.“)

Aber auch für alle anderen ist diese Webseite ein guter Augenöffner gegen Selbsttäuschung.

Und großen Respekt an alle, die sich für den Kampf gegen Aids dort „geoutet“ haben.

Via adverblog.

 

V wie Variationsreichtum & Vielfalt

Weil ich gerade am Thema genitale Schönheitsoperationen sitze, wollte ich einfach nur einmal dieses Kunstwerk vorstellen:

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(Klick verlinkt auf Großversion.)

Es heißt V und stammt von dem Künstler Gene Creger, der damit wunderbar zeigt, dass es eben mehr als eine allgemein gültige Form der Vulva gibt.

Gefunden habe ich es während einer virtuellen Tour durch eine Ausstellung des Kinsey Institute, wo mittlerweile rund 100.000 Exponate angesammelt wurden.