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Was ich nicht seh, gibt’s nicht

Wenn die Folgen für die einzelnen Mädchen nicht so gravierend wären, müsste man über die folgende Geschichte eigentlich lachen: Eine Highschool in Canton im US-Bundesstaat Ohio hat sich nun doch entschlossen, wenigstens eine grundlegende Version von Sexualerziehung in ihren Lehrplan aufzunehmen. Der Grund? Im vergangenen Jahr wurden 65 von 490 Schülerinnen schwanger.

In den USA wird ja in einigen Städten/Bundesstaaten/Schulen seit Jahren versucht, Jugendliche durch Propagierung von Enthaltsamkeit vor sexuell übertragbaren Krankheiten, ungewollten Schwangerschaften sowie vermutlich dem Fegefeuer zu schützen. „Just Say No“ oder auch „True Love Waits“ heißt das dann. Laut einigen Studien brechen allerdings zwischen 60 und 80 Prozent derjenigen, die einen Enthaltsamkeitsschwur geleistet haben, diesen wieder – und verwenden dann im Vergleich seltener Verhütungsmittel als ihre nichtschwörenden Kollegen. (Einen etwas älteren Artikel darüber gibt es bei BBC online.)

In der Timken High School in Canton werde laut neuestem Beschluss zwar nach wie vor Abstinenz gepredigt, aber immerhin auch jenen Schülern, die trotzdem Sex haben wollen, das mit den Verhütungsmitteln erklärt.

Ein bisschen erinnert mich diese „Kein Sex!“-Haltung an jene streng gläubige Hamburger Familie, die ihre Kinder nicht mehr in die Schule schickt, weil sie Gewalt auf dem Schulhof erleben mussten sowie der Gesellschaft von Scheidungskindern ausgesetzt waren.

Das Problem ist: Nur, weil man die Augen vor etwas verschließt, ist es trotzdem immer noch da. Sex und Gewalt (und Scheidungen) gehören zu unserem Alltag – und am besten kommen jene damit zurecht, die entspannt, zwangfrei und eigenverantwortlich damit umzugehen lernen.

Vermutlich werden sich das 130 frisch gebackene Großelternpaare in Ohio auch gerade denken …

 

China: Polizei geht gegen Striptease bei Beerdigungen vor

Eigentlich eine nette Idee, anstatt – wie bei uns – bei Begräbnissen noch extra auf die Tränendrüse zu drücken, damit zum Schluss auch noch der Postbote des Verstorbenen wie ein Schlosshund heult:

Mit Striptease haben Bauern in Ostchina große Menschenmengen zu Beerdigungen angelockt, was dem Verstorbenen viel Ehre und den Hinterbliebenen Glück bringen soll.

Die Stripperinnen seien auch nackt mit Schlangen aufgetreten, hätten vor dem Publikum gebadet oder männlichen Zuschauern die Hosen heruntergezogen und sie zum Tanz aufgefordert, wie chinesische Medien heute berichteten.

Mehr darüber steht bei ORF.at.

 

Wieso Kinderporno? Die Kleine hat doch etwas an!

Noch einmal New York Times, diesmal nichts für schwache Mägen: Kurt Eichenwald beschreibt die 2. Generation von Kinderporno-Webseiten, als Modellagenturen getarnt, auf denen die Kleinen dann eben nicht mehr komplett nackt veröffentlicht werden.

Sondern mit G-Strings, nassen T-Shirts oder dünnen Strumpfhosen.

Und auch hier zieht sich wieder diese beängstigende Geisteshaltung durch die Köpfe dieser kranken Menschen, sie wären Revolutionäre im Dienste der Meinungsfreiheit.

Ein Zitat aus Eichenwalds zweitem Artikel über Pädophile:

In this online community, pedophiles view themselves as the vanguard of a nascent movement seeking legalization of child pornography and the loosening of age-of-consent laws. They portray themselves as battling for children’s rights to engage in sex with adults, a fight they liken to the civil rights movement.

Oder auch einfach:

Man möchte heulen vor Machtlosigkeit.

 

Frau? Mann? Dazwischen?

Bewegender, hochinteressanter Artikel in der New York Times (Registrierung notwendig) über die zunehmende Vermischung der Geschlechter grenzen in den USA und das Problem, das vor allem die lesbische Community mit „Überläufern“, also Frau-zu-Mann-Transgendern, hat.

In den kommenden Jahren wird es wohl auf die Gesellschaft (und die Gesetzgebung) zukommen, „Mann“ und „Frau“ neu zu definieren, beziehungsweise sich Gedanken über alles, was dazwischen liegt, zu machen: Frauen, die ohne Operation als Mann leben wollen; Transgenders, die ihre „Umwandlung“ nur zur Hälfte vollziehen; Intersexuelle, die sich nicht für ein Geschlecht entscheiden müssen wollen. Zu diesem Thema gibt es übrigens einen sicher hochinteressanten Film der österreichischen Filmemacherin Elisabeth Scharang, der hoffentlich auch irgendwann nach Deutschland kommt: Tintenfischalarm.

 

Wie, Sie werden bei Pornos geil? Huch!

Ja, schön, wieder einmal eine neue wissenschaftliche Studie – allerdings mit Schlussfolgerungen beziehungsweise Insinuationen, die im besten Fall banal, im schlechtesten bedenklich sind.

Aber von vorn: Das schwedische Karolinska Institutet führte eine Umfrage unter 2450 Männern und Frauen zwischen 18 und 60 Jahren durch und fand dabei heraus, dass 13 Prozent der Männer und 4 Prozent der Frauen erregt werden, wenn sie „heimlich andere Leute beim Sex beobachten.“

13 bzw. 4 Prozent? Vermutlich ist die Pornoindustrie deshalb ein so verschwindend kleiner Wirtschaftszweig.

Möglicherweise liegt die Betonung auch auf „heimlich“ – aber wo ist der Unterschied, ob man jemandem heimlich oder un-heimlich zusieht? Gibt es Menschen, die von Pornos erregt werden, aber nicht von Voyeurismus (so bezeichnet es die Studie zumindest). Oder umgekehrt: Wenn jemand im Swingerclub anderen zusieht, fährt das bei ihm erst dann, wenn er sich als Lampenständer tarnt?

Meine völlig unwissenschaftliche Schätzung besagt, dass sich so gut wie jeder und jede davon anregen lässt, wenn er/sie anderen zusieht. Klassisches Einsatzgebiet von Spiegelneuronen: Wenn jemand vor unserer Nase sein Essen genießt, läuft uns auch das Wasser im Mund zusammen. Und wenn jemand seinen Körper (oder den eines anderen) genießt, werden wir geil. So ist das eben.

Übrigens auch die, die glauben, es nicht zu werden, also meistens Frauen. Wie die niederländische Psychologin Ellen Laan festgestellt hat, geben Frauen in Labortests oft an, von erotischen Bildern nicht erregt zu werden, während ihre Körperreaktionen längst ganz anderer Meinung sind.

Gerade bei solchen Fragestellungen kommt es, tja, auf die Art der Fragestellung an. Ich habe die Studie gerade angefordert, mal sehen, wie die Erhebung durchgeführt wurde. Bleiben Sie dran!

Ha, aber es geht noch weiter! In der Zusammenfassung wurde weiters erwähnt, dass „4 Prozent der Männer und 2 Prozent der Frauen zugaben erregt zu werden, wenn sie ihre Geschlechtsteile vor Fremden entblößen.“ Die Schlussfolgerung (wieder aus der Zusammenfassung) zitiere ich jetzt sicherheitshalber wörtlich:

There is no single dominant risk factor for such sexual behaviours. Those who found themselves aroused by these, possibly criminal, exhibitionist or voyeuristic actions were otherwise mainly „normal“, well-adjusted citizens. It was, however, somewhat more common (except for the male gender) that they had mental problems and were big alcohol or drug users. They were also generally more sexually interested than the rest of the population and more experimental.

Risk? Otherwise mainly „normal“? Frauen, die sich dazu bekennen, voyeuristisch und/oder exhibitionistische Tendenzen zu haben, sind also solche, die gleichzeitig psychische Probleme haben, saufen und junken? Und was hat eine völlig normale, gesunde körperliche Reaktion in dieser Schlussfolgerung zu suchen?

Ja, Leute werden geil, wenn sie anderen beim Vögeln zuschauen. Und das ist auch gut so. Das bedeutet nämlich, dass sie (hoffentlich) auch traurig werden, wenn es anderen schlecht geht und dass sie sich freuen, wenn es anderen gut geht.

Und dass die Pornoindustrie weiter hunderte neue Filme pro Monat produzieren wird.

Fortsetzung folgt.

 

Wir basteln uns ein Baby

Das Ende des 20. und der Beginn des 21. Jahrhunderts werden wohl als jene Ära in die Geschichte der Sexualität eingehen, in der Kinder zunehmend nicht mehr mit Liebe, sondern mit Technik gezeugt wurden. Entsprechend haben sich die Ideen zur Geschäftemacherei weiterentwickelt. Und wenn das alles nicht so absurd (bis ärgerlich) wäre, müsste man vor soviel Kreativität eigentlich den Hut ziehen.

Dies hier ist das Conception Kit, ein Ding, das jene Aufgabe erledigt, die ich bislang eigentlich immer dem Penis zugeschrieben hatte.

Zuerst – ähm – gibt man das Sperma in ein spezielles Kondom und von dort aus in die „Conception Cap“, die sozusagen als gepanzertes Taxi für die Spermien dienen soll, damit sich die nicht den ganzen Weg durch die Vagina bis zum Muttermund durchkämpfen müssen.

Die Conception Cap wird in die Vagina bis zum Muttermund eingeführt, von wo die Spermien dann nur noch aussteigen und zur Eizelle spazieren müssen. Das soll vor allem den nicht so aktiven Samenzellen helfen, doch noch ans Ziel zu gelangen. Außerdem sei der manchmal „feindliche“ ph-Wert der Vagina kein Problem mehr. Oder wenn sie eine Kurve mache. Und wie wärs einfach mit Vögeln in der Missionarsstellung? Die Distanz bis zum Muttermund sollte eigentlich auch jeder durchschnittliche Penis großteils überbrücken können. So gebogen kann eine Vagina eigentlich gar nicht sein.

Wer von all dem verschont geblieben ist, kann sich dafür aussuchen, welches Geschlecht sein Baby haben soll. GenSelect ist ein sauteures Paket (199 US-Dollar für einen Monat!), in dem nichts anderes ist als ein Fieberthermometer (schon gesehen um 5,90 Euro), 5 Ovulations-Teststäbchen (7 Stück kosten ca. 30 Euro), ein Plastikfläschchen als Vaginaldusche und Nahrungsergänzungsmittel, über deren Zusammensetzung die Homepage sich ausschweigt.

Das Prinzip ist altbekannt: Je nach Ernährung, Säuremilieu der Vagina sowie Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs soll man die Wahrscheinlichkeit für das Geschlecht des zu zeugenden Kindes beeinflussen können. Diese Theorie ist allerdings durchaus noch umstritten. Besonders interessant ist, bei GenSelect das Kleingedruckte zu lesen. Die 96-prozentige „Garantie“, die sie geben, bezieht sich wohlweislich nicht auf ihr eigenes Angebot, sondern nur auf ähnliche „Prinzipien“.

Allmählich würde mich eine Langzeit-Studie interessieren, wie das Verhältnis von solchen „angestrengten“ Eltern später zu ihrem Kind ist. Sind das dann solche, die jedes Spielzeug desinfizieren und das Kind bei Regen nicht aus dem Haus lassen?

 

Auf die inneren Werte kommt’s an – auch bei Stieren

Ich muss jetzt einmal den Kollegen Urs und mich outen: Wir haben’s voll mit Kühen. Er kriegt von mir regelmäßig die neuesten Übergriffe von österreichischem Rindvieh auf deutsche Urlauber und schickt mir im Gegenzug die heißesten Nachrichten aus der Schweizer Zuchtszene. (Danke der Nachfrage, es geht uns hervorragend.)

Und wenn Sie zum Beispiel glauben, dass bei uns Menschen der Fortpflanzungswettbewerb einer der härtesten ist, bei dem ausschließlich die Fittesten, Aufgespritztesten, Silikonverstärktesten und Lendenstärksten reüssieren, dann werfen Sie einmal einen Blick auf die harten Kriterien, die so ein boviner Hecht erfüllen muss, bevor er zum Schuss Zug kommt. (Und selbst dann darf er nur auf die Attrappe.)

Braunvieh
AGENDA-ET *TM (Banker x Prophet Ashton): der Ausgeglichene
AGIO-ET *TM (Ace x Emerald Agassi): der Produktionsstarke
CAPRI-ET *TM (Chime x Gordon Experie): der Milchvererber Nr. 1
DENBUCK (Denmark x Starbuck Distel): der neue Bio-Stier
REPAC-ET *TM (Pacer x Relax Carmen): der Starke im Exterieur
SORRY-ET (Even x Lacher Sonne): der Gehaltsstarke
KONDOR-ET (Kantus x Medir Meta): der Format- und Eutervererber

Fleckvieh
NINERON SI (Fleuron x Fleuron Ninette): der Komplette mit guten Inhaltstoffen
PHILIPPO SI (Napoleon x Uran Palme): der Milchvererber mit viel Ausdruck
ARFLI SI (Flims x Farmer Arve): viel Milch
VILLOT FT (Sten x Aaron Valerie): guter Typ und guter Fettgehalt
BJOERN FT (Bosch x Pickel Urania): hohe Inhaltsstoffe und gute Zellzahlen
RINO RH (Sam x Hans Red-Rose): der Überflieger aus der August-Schätzung bei RH
RUBIS RH (Rubens x Milestone Kelly): ausgeglichen auf hohem Niveau mit starkem Euter
SILVESTER RH (Stadel x Hans Jasmin): der exterieurstarke STADEL-Sohn mit viel Milch
BADEL RH (Stadel x Bemol Babette): sehr hohe Fitnesswerte und sehr guter Gehalt
ALTIVO RH (Stadel x Troubadour Bogota): der Milchvererber mit guten Fitnessmerkmalen

Holstein
JAMFLOW (James x Lieutenant Flower): der JAMES-Sohn für leistungsstarke und funktionelle Kühe
GELFO (Gelpro x Mascot Operette): gute Leistung, erwünschtes Fett-/Eiweissverhältnis und viele positive Exterieurmerkmale
ISUE (Gibson x Benson Farandole): ein Exterieurspezialist – neue Nr. 2 im Exterieur im CH-Programm

In Klammern stehen die Namen der Eltern. Des Stiers!

Zum Geburtstag wünsche ich mir also eine funktionelle Kuh mit hohen Fitnesswerten und einem starken Exterieur.

Guten Fettgehalt hab ich selbst.

Quelle: Swissgenetics

 

Silikon kann Leben retten?

Ähm. Ich lass das mal so stehen …

Libanonkrieg: Silikon-Busen rettete Israelin das Leben

Eine junge Frau aus dem Norden Israels überlebte einen Raketenangriff der Hisbollah, weil sie sich kurz vor dem Krieg ihren Busen operativ vergrößern ließ. Wie aus dem Naharija-Krankenhaus verlautete, habe das Silikon-Implantat einen Splitter einer explodierten Rakete in ihrer Nähe abgebremst.

Ohne das Silikon in ihrer Brust hätte der Splitter ihr Herz durchbohrt. So blieb aber das lebensgefährliche Metallstück wenige Millimeter vor ihrem Herz stecken.

Üblicherweise findet man solche Meldungen ja nur bei ananova, aber die hier stammt von orf.at.

 

Tststs, diese Kirchenleut‘!

Schaun Sie, da geht man am Samstag ganz brav in die Kirche zu einer Taufe, und was muss man sich dann dort für Liedtexte anhören?

(…) Die Bächlein rauschen in dem Sand
und malen sich an ihrem Rand
mit schattenreichen Myrten;
die Wiesen liegen hart dabei
und klingen ganz vom Lustgeschrei
der Schaf und ihrer Hirten,
der Schaf und ihrer Hirten.
(„Geh aus, mein Herz“, Paul Gerhardt, 1653 oder 1656)

Harte Wiesen? Lustgeschrei? Kein Wunder, dass mich meine Mutter immer von den Evangelen fernhalten wollte …